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Full text of "Das goldene spiel von Meister Ingold"

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DAS GOLDENE 

SPIEL 



Meister Ingolt 



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HARVARD COLLEGE 
LIBRARY 




FROM THE FUND SUBSCRIBED 
FOR THE PURCHASE OF BOOKS 
AND OTHER MATERIAL FOR 
PURPOSES OF INSTRUCTION 
IN GERMAN 



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ELSÄSSISOHE LITTEKATÜTtDENKMÄLEB 

aus dem XIV— XVII Jahrhundert^ 
herausgegeben von 

ERNST MARTIN cnd ERICH SCHMIDT 

MIT UNTERSTÜTZUNG DER LANDES VERWALTUNO VON EL8A88-LOTHRINGEN. 

III. Band. 



DAS 



GOLDENE SPIEL 



VON 



MEISTER INGOLD. 



HERAUSGEGEBEN 

VON 



EDWARD SCHRÖDER. 




STR ASSBURG. 
KARL J. TRÜB NBR. 



LONDON. 
TRÜBNEU & COMP. 
1882. 



Verlag von KARL J. TRÜBNER in Strassburg. 
QUELLEN UND FORSCHUNGEN 

ZUR 

SPRACH- UND OULT URGES CHICHTE 

DER GERMANISCHEN VÖLKER. 

HKItAUBüKOKIIKN 
VON 

BERNH. TEN BRINK, ERNST MARTIN, WILHELM SCHERER. 

In dieser Sammlung sollen zunächst die an der Strassburger 
Hochschule unternommenen Arbeiten, welche «ich auf die Erforschung 
dos weiten Sprach- und Litternturgebictes der germanischen Völker be- 
ziehen, zusammengefasst werden.. 

Die Ho f te 3, 12, 2ü u. 32 sind mit Ausnalimo der für co m- 
ploto Serien reservirten Exemplare vergriffen und da- 
her nicht mehr einzeln verkäuflich. 

Bis jetzt sind die folgenden Heft« erschienen: 
I, Geistliche Poeten der deutschen Kaiserzeit. Studien von 
Willi. Sc her er. I Zu Genesis und Exodus. M. 2. — 

II. Ungedruekte Briefs von und an Johann Georg Jacobi, mit 
einem Abrisse seines Lebens und seiner Dichtung heraus- 
gegeben von Ernst Martin. M. 2. 40. 

III. Debet die Sanctgallisehen Sprachdenkmäler bis zum Tode 
Kurls des Grossen. Von R Henning. M. 4. — 

IV. Reinnmr von Hagenau und Heinrich von Rugge. Eine literar- 
historische Untersuchung v. Erich Schmidt. M. 3. b'O. 

V. Die Vorreden Friedrichs des Grossen zur Histoire de mo$ 
temps. Von Wilhelm Wiegand. (M. 2. — ) 

nicht mehr einzeln verkäuflich. 
VI. Strassburjrs Blüte und die volkswirthschaftlicho Rovolu.'iou im 
XIII. Jahrhundert. Rede, gehalten bei Uebernahme <les Rec- 
torats der Universität Strassburg am 31. October 1874 von 
Gustav Schmoller. M 1- — 

VII. Geistliche Poeten der deutschen Kaiserzoit. Studien von 
Wilhelm Sc her er. II. Heft. Drei Sammlungen geistlicher 
Gedichte. M. 2. 40. 

VIII. Ecbasis captivi, das älteste Thierepos des Mittelalters. Herauf 
gegeben von Ernst Voigt. M. 4 — 

IX. Heber Ulrich von Liohtenttein. Historische und litterarische 
Untersuchun?en von Karl Knorr. M. 2 40. 

X. Ueber den Stil der altgermanischen Poesie von Richard 
Heinzel. M. 1. GO. 

XL Strassburg zur Zeit der Zunftkiimpfe und die Reform seiner 
Verfassung und Verwaltung im XV. Jahrhundert. Rede, ge- 
halten zur Feier des Stiftungsfestes der Universität Strassburg 
am 1. Mai 187Ö von Gustav Schmoll er. Mit einem An- 
hang: enthaltend die Reformation der Stadtordnung von 1405. 
und die Ordnung der Fünfeehner von 1433. M. 3. — 

XII. Geschichte der deutschen Dichtung im XL und XII. Jahr- 
hundert. Von Wilhelm Sonorer. (M. 3 50.J 

nicht mehr einzoln verkäuflich. 

XIII. Die Nominalsuffixo a und ä in den germanischen Sprachen. 
Von Heinrich Zimmer. Eine von der philosophischen 
Facultät der Universität Strasburg gekrönte Preisschrift. 

XIV. Der Harner. Herausgegeb. v. Philipp Strauch. M. 7. — 

M. 4. — 

XV. Ueber den Mönch von Heilsbronn. Von Albrocht Wagner. 

M. 2 — 

XVI. King Horn. Untersuchungen zur mittclcnglischon Sprach- und 
Litteraturgeschichto von Theodor Wissmann. M. 3. — 
XVII. Karl Ruckstuhl. Ein Beitrag zur Goothe-Litteratur von Lud- 
wig H i r i e 1. M. 1. — 



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ELSÄSSISOHE 

LITERATURDENKMÄLER 



AUS DKM 



XIV— XVII JAIIHHUNDKKT. 



i 

HER AUSGEGEBEN 



VON' 



ERNST MARTIN und ERICH SCHMIDT. 



III. HAND. 

DAS ÜOI.DKNE Sl'IEL VON MK.STKH iNGOI.D. 



MIT UNTERSTÜTZUNG DER LANDES VERWALTUNG VON 

E LSASS-LOTHRINGEN. 



STRASSRURG. 
KARL J. T R Ü II N E R. 

LONDON. 
TRÜRNRTI & COM I*. 

tsus. 



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DAS 

GOLDENE SPIEL 



MEISTER INGOLD. 



HERAUSGEGEBEN 



EDWARD SCHRÖDER. 



STRASSBURG. 
KARL J. TRÜBNER. 

LONDON, 
TRÜBNKR &, COMP. 
1882. 




<+ 7 5" 2 5~. 6 7 



i 11:1922 

GERMAN UtrAfUHtHf tUhJ 



Bucl.dtuckcrei von Ü. Otto in Darmata-It. 



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INHALT. 






EINLEITUNG . . . 




Soitc. 
III 


k-Ai'iTvi, i iiiü ftnKni.iiSftc.RiT vii 




IV 


1. HANDSCHRIFTEN UND DRUCKE. 




IV 


2. MB RII.DF.R ...... 




X 


H. DER rMAI.RKT 




XI 


KAPITEL II DER VERFASSER .... 


• • ■ • • 


XIV 


KAPITEL III DIE QUELLEN UND DIE STELLUNG DES GOLDENEN SPIELS 


XIX 






1 


SCHACHSNKL 




2 


DER K O M < . . .... 




5 


DIE KÖNIGIN . .. 




15 


DIE ALTEN 




21 


niE HiTTi-n 




27 


tue Rom 




33 


DIE VENDEX 




37 


RRETTRPIEI 




47 


WÜRFELSPIEL . 




52 


KARTENSPIEL 




Ol 






fit) 


S( 'HIKSSEN ... 


■ ■ • * • 


74 


HAITENfiPIEI 




78 


\NMKRKUNOEN 




8ft 


WOUTKliVKKZKIi HMs . . 




5)7 



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Die Ausgabe des Goldenen Spiels für die Elsässischeu 
Litteratur- Denkmäler wurde von Herrn Professor Martin 
gewünscht, dessen fördernde Theilnahme mir bei den Vor- 
arbeiten dazu im Strassburger Seminar nicht gefehlt hat. 
Das Werk ist nicht seines innern Werthes halber ausgewählt 
worden, sondern weil es, weniger umfangreich, wol geeignet 
ist, eine breite Litteraturgattung des ausgehenden Mittelalters 
zu veranschaulichen, deren übrige Repräsentanten endlos lang 
und fast ungeniessbar, auch den meisten gänzlich unzugäng- 
lich sind. Dazu hofte ich in der Einleitung doch einiges bei- 
gebracht zu haben, was zur Kenntnis dieser Periode und be- 
sonders der elsässischen Litteratur wichtig ist. Für das 
historische Verständnis einer ihrer hervorragendsten Er- 
scheinungen, Geilers von Kaisersberg, ist auch das Goldene 
Spiel nicht ohne Bedeutung. Seine Persönlichkeit und seine 
Leistungen werden durch eine bessere Kenntnis der Strass- 
burger Predigt vor ihm richtiger und doch nicht gering- 
schätziger beurtheilt werden können. 

Meine Arbeit habe ich mir nicht ganz leicht gemacht 
und bin mir doch bewusst, namentlich in dem Text und in 
den Anmerkungen hinter dem erstrebten Ziele weit zurück- 
geblieben zu sein. Aber ich hoffe, dass man an einen An- 
fänger, der das fast unbekannte Litteraturgebiet dieser Zeit 
betritt, nicht die schwere Anforderung stellen wird, einen 
solchen Autor durchaus zum Mittelpunkt seiner Studien zu 
machen, wenn ernstere und dringendere Aufgaben die Zeit 
einschränken. Dass ich im einzelnen den Werken von Gö- 
deke, Lexer, van der Linde und Zarncke manchen werth- 

ElB. Lit.-DenkitiÄler IIS. 



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— IV — 



vollen Hinweis verdanke, erwähne ich gern ausdrücklich. 
Mein besonderer Dank aber gebührt den Bibliotheken von 
Strassburg, Berlin, München, Giesscn, Heidelberg und Zürich. 

KAPITEL I. 
DIE ÜBERLIEFERUNG. 

1. Handschriften und Drucke. 

Von dem Goldenen Spiel sind mir folgende Handschriften 
und Drucke bekannt geworden: 

1. G, die Giessener Hs. Nr. 813, Papier, folio, 289 Bll. 
mit alter Paginierung, vorher 9 Bll., die z. Th. ein ausführ- 
liches Register enthalten, am Schluss 4 leere Bll. Inhalt der 
Hs. : Bl. 1— 166a Ottos von Passau Buch von den 24 Alten; 
Bl. 168a-208a das Goldene Spiel; Bl. 209a— 289b drei Trac- 
tate : von den zehn Geboten, vom Auszug der Kinder Israel 
aus Aegypten, Beschreibung des heiligen Landes. Die Hand- 
schrift hat eine grössere Anzahl Bilder, von denen' 12 auf 
das Goldene Spiel kommen, sie ist zweispaltig und von 
einem Schreiber (doch s. S. VII) geschrieben, der sich mehr- 
mals am Schlüsse der einzelnen Werke nennt; dass er in 
Augsburg schrieb, erfahren wir Bl. 166a, am Ende des G. 
Sp. meldet er : aber ich Jorg mülich hau ditz buch geschribn 

> vnd volbrach 1405 an saut marx tag (25. Ajyril)^ got behüt 
V7is vor dem gehen tod. Amen. — Adrian Cat. Codd. Mss. 
Bibl. Acad. Gissensis S. 245. 

2. Z, die Züricher Hs. C. 28, Papier, folio, 405 Bll., 
die bis auf ein paar Zwischenblätter sämmtlich beschrieben 
sind. Die reichhaltige und interessante Sammelhs. ist zuletzt 
von Suchier Germ. 17, 355 besprochen worden, das dort 
(nach Mittheilungen Gröbers) gegebene Inhaltsverzeichnis 
wird durch das nachfolgende in einigen Punkten berichtigt. 
Bl. la— 47a Prosaroman von Karl d. Gr. Die von Mone 
Quellen und Forschungen S. 177 und nach ihm von Wacker- 
nagel ausgesprochene Vermuthung, es liege eine französische 
Quelle zu Grunde, ist irrig. Ausser andern deutschon 
Gedichten ist des Strickers Karl benutzt, dessen Verse 



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— V — 



oft noch dutzendweise durchschimmern; Bl. 49a— 101b Wil- 
lehalm in Prosa, s. Suchier a. a. 0.; Bl. 107a— 212b die 
Sieben weisen Meister erweitert durch die Gesta Romanorum; 
Bl. 215a— 221b Buch von den sieben Laden, ein mystischer 
Tractat nach bekannter Schablone; Bl. 228a— 254b Prosa 
von S. Georg; Bl. 259a— 261b Prosa von der Königin Hester; 
Bl. 261b— 264b Prosa von König Albrecht von Hispanien 
und seiner Gattin Anastasia; Bl. 265a— 269b das Goldene 
Spiel; Bl. 299a— 402a Konrads von Ammenhausen Schach- 
zabelbuch; Bl. 402b— 405a Schluss des Evangelium Nicodemi 
in deutscher Prosa. — Das Manuscript scheint erst nachträg- 
lich zusammengestellt zu sein, obwol es in gleicher "Weise von 
drei verschiedenen Schreibern: Georg Hohenmüt von Werd, 
Ulrich Heidenreich und Klewi Keller zu Zürich geschrieben 
ward. Das erste und zweite Stück sind 1475, das dritte 
1478, die drei letzten schon 1474 geschrieben; bei den andern 
fehlt das Datum. Das Goldene Spiel schliesst Bl. 296b: 

Also das buch ein ent hat 

das vlrich heidenrich geschriben hat 

nach cristus yeburt vierzechen hundert jar 

vtid vier und sybenczige das ist war. 

3. D, der Augsburger Druck Günther Zeiners von 1472, 
kl. folio, 48 unpaginierte Blätter (48b leer); s. Panzer I 65. 
12 Bilder, welche denen in G entsprechen auf Bl. la, 8b, 
12b, 16a, 19b, 22a, 28a, 31a, 35b, 40a, 43a, 45a. Statt 
eines Titelblatts findet sich auf Bl. la eine längere Ueber- 
schriit; am Schlüsse steht: 

Getruckt von ginthero seiner gehont miß reutlingen an 
dem achten tag sant Jacobs des merern als man zalt von der 
gehurt cristi M\ CCCC\ LXXIP. iar. 

Exemplare dieses Druckes befinden sich in München, in 
Augsburg, im Britischen Museum, im Berliner Kupferstich- 
kabinet. Ich benutzte dasjenige der Münchener Hof- und 
Staatsbibliothek. 

Die Angabe eines zweiten Druckes, Frankfurt Egenolff 
1536, in der Zeitschr. f. d. Alt. 14, 189 beruht auf einer 
Yerwechselung mit der dritten Ausgabe von Jac. Mennels 



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— VI 



Schachgedicht, wie schon van der Linde Geschichte und 
Litteratur des Schachspiels I 307 erkannt hat. 

4. Die Münchener Hs., cgm. 311, Papier, folio, 6+ 155 
zweispaltig beschriebene Blätter, das Goldene Spiel (Bl. 
1— 72a) Albrechts von Eyb Ehebüchlein und die Griseldis ent- 
haltend. Als Schreiber nennt sich Jac. Walck von Buchen 
1474. Die Eintragungen des ersten Besitzers (Hauschronik, 
Recepte und (iebcte), beginnend mit dem Jahre 1476, be- 
rühren zum Theil Angelegenheiten der Taubergegend, in der 
auch Buchen liegt, und zeigen genau denselben Dialekt wie 
die Hs. selbst. 

5. Die Raudnitzer Hs., von Petters im Anz. f. Kde. 
d. d. Vorz. N. F. 4, 7 ff. u. 77 ff. beschrieben. Papier, folio, 
261 Bll. Das (1. Sp. steht, auf Bl. 69-126, als Schreiber 
nennt sich Leonardus Niess. Jahreszahlen finden sich mehr- 
fach, so 1464 und 1467, aber nicht beim Ingold. 

6. Die bei Lambeccius II 720 beschriebene Wiener Hs. 
246, philos. 12, jetzt 3049, aus dem Jahre 1479, welche hinter 
dem lateinischen und deutschen Jacobus de Cessolis das Goldene 
Spiel enthält. Schreiber Gabriel Sattler von Pfullendorf. 

Nr. 4 erweist sich als eine wörtliche Abschrift des 
Druckes, ja der gesammte Inhalt dieser 1474 hergestellten 
Iis. besteht aus Zeinerschen Verlagsartikeln des Jahres 1472. 
Im G. Sp. scheint der Schreiber selbständig nichts geändert 
zu haben, als 37, 19 pjister in berker. — Auch Nr, 6 kann 
nach den mir von Joseph Seemüller mitgethcilten Proben 
nur eine solche Abschrift sein. Warum ich das gleiche 
schliesslich auch für Nr. 5, die Raudnitzer Iis., annehme, 
sage ich S. IX f. 

Wir haben mithin nur die Handschriften G und Z und 
den Druck (D) eingehend zu besprechen. Diese Gruppe 
scheidet sich wiederum leicht, denn D ist weiter nichts als 
ein Abdruck von G. Die nahe Verwandtschaft beider er- 
gibt sich schon aus zahlreichen Fehlern, die sie gemeinsam 
haben, ich verweise nur auf die Lesarten zu 2, 29. 3. 7, 17, 
28. 4, 6. 5, 7. 6, 1. 7, 6, 9, 32 f. 8, 22, 33. 11, 4. 12, 25, 27. 
13,5. 14,20. 15,34. 16,21. 17,30. 20, 14. 21, 28 f.. 29. 22, 29. 
23, 13. 24, 29 u. s. w. Aber der Setzer hat nicht nur die 



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— VII — 

unsinnigsten Schnitzer des Manuscripts G in seinen Druck 
hinübergenommen, er hat ihnen noch eine Reihe weiterer 
Fehler und Flüchtigkeiten hinzugefügt, die sich zum Theil 
nur aus der äussern Beschaffenheit der Vorlage erklären 
lassen. So hat er wiederholt übersehen, dass Wörter im 
Mscr. durchstrichen waren. 33, 26 schrieb Ö gar veind, 
durchstrich dann veind und schrieb gar gefär daneben, D 
setzte gar veind vnd gar gefär. 51, 34 hat D ein der, 62, 
13 karten, das in G am Rande nachgetragen ist, übersehen. 
67, 25 hat D nur deshalb eine abweichende Ueborschrift. weil 
es die in G über der Seite stehende übersah, 78, 15 fällt 
sie in D aus dem gleichen Grunde ganz aus. 81, 11 er- 
klärt sich eine Auslassung in D einfach aus dem Ueber- 
springen einer ganzen Zeile vou G. 

Nur in einem kurzen Abschnitt scheint das Verhältniss 
von G und D ein anderes zu sein. Bl. 195 und 196 der 
Giessener Hs. (56, 6 Zu dem — 60, 29 im) nämlich sind 
von einem andern Schreiber als das übrige geschrieben, der 
sich nicht nur durch andere Tinte und Buchstabenformen, 
sondern auch durch eine abweichende Orthographie kenntlich 
macht. Weil hier D mehrfach von G abweicht und Z näher 
stehend eine bessere Lesart bietet (so besouders 59, 15), 
auch von der barocken Orthographie dieses zweiten Schreibers 
nicht beeinflusst ist, so vermuthe ich, dass die beiden Blätter 
in der ursprünglichem Fassung des Schreibers Jorg Millich 
zur Zeit des Druckes noch vorhanden waren, später verloren 
oder verdorben wurden und einen Ersatz erhielten, dem eine 
andere nahestehende Iis. zu Grunde lag. Wenn nicht der 
Druck selbst hier etwas ungenau benutzt wurde. 

Die Handschrift U nun, die im übrigen die Grundlage des 
gedruckten Textes bildet, ist, wie schon angedeutet wurde, 
nichts weniger als zuverlässig. Um ihre Fehler zu über- 
wachen, haben wir leider nur eine unabhängige Handschrift, 
die Züricher (Z). Und diese ist für die textkritische Be- 
nutzung von sehr zweifelhaftem Werthe, denn die Nachlässig- 
keit ihres Schreibers ist eine solche, dass sie sich kaum be- 
schreiben lässt. Hin und wieder glaubt man, dass ihm der 
Inhalt des geschriebenen durchaus gleichgültig gewesen sein 



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— VIII — 

müsse: lange wolgefügte Sätze hat er in ein wüstes Wort- 
conglomerat aufgelöst, ja ich möchte mir die Vermuthung 
erlauben, dass er zeitweise bei seiner Arbeit nicht ganz 
nüchtern gewesen sei. Dass Herr Ulrich Heidenreich ein 
lustiger Bruder gewesen, scheint mir schon der Zecherspruch 
zu beweisen, den er sich nicht scheut, gerade an den Schluss 
einer ernsten Strafpredigt gegen das Trinken anzuhängen: 
52, 24 trinck tranck vnd gilt tranck öder gang da die ganß 
trank. Ihm verdanken wir ferner auch ein interessantes 
Verzeichnis grösserer Quanta zum Vorkommen: 49, 20 den 
gantzen f die Uoffter vnd die spertrüncke. 

Bei dieser Beschaffenheit der Züricher Hs. ist die Mög- 
lichkeit, einen kritischen Text herzustellen, ausgeschlossen. 
Ein vollständiges Verzeichnis ihrer Lesarten zu geben, würde 
eine arge Raumverschwendung sein. Ich habe mich also 
darauf beschränkt, eine Auswahl der beachtenswerthern 
Varianten unter den Text zu setzen und in diesen selbst alle 
Besserungen einzutragen, die sich aus Z mit absoluter Sicher- 
heit ergeben. Die Grundlage dieses Textes bildet natur- 
gemäss G, das als Vorlage des Druckes von zahlreichen 
Fehlern noch frei ist, die allein der Setzer verschuldet hat, 
und ausserdem den Vorzug einer weit consequentern Ortho- 
graphie und Interpunktion besitzt. Die Notierung der Ab- 
weichungen des Druckes rechtfertigt sich durch die Ver- 
breitung, welche dieser dem Werke gegeben hat, sie wird 
es jedem ermöglichen, neu auftauchende Hss. an richtiger 
Stelle einzuordnen. 

Ich verhehle mir durchaus nicht, dass das Ziel dieser 
Ausgabe recht niedrig gesteckt ist, ein höheres zu erreichen 
war indessen schon darum unmöglich, weil auch Z eine An- 
zahl Verderbnisse mit G gemeinsam hat, und an vielen Stellen, 
wo wir unsere Zuflucht bei dieser Hs. suchen, der Leicht- 
sinn des Schreibers uns in Stich setzt. Die nächste Vorlage 
von Z freilich kann mit keiner Vorstufe von G identisch ge- 
wesen sein: 73, 11 fehlt in Z in einer Aufzählung zwischen 
dem 9ten und Ilten der 10 te Gang, und der Schreiber, 
der dafür eine Zeile frei lässt, bemerkt am Rande ausdrück- 
lich, dass er ihn in seiner Vorlage nicht gefunden habe (s. 



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— IX — 

die Lesarten). Die Art, wie er 30, 18 u. 26 lateinische 
Glossen (rdches-vindicte, kindkasttzan-nmndtbiilum) in den 
Text setzt, scheint auf gedankenlose Eintragung von Rand- 
glossen seiner Vorlage hinzudeuten. 

Dagegen habe ich in den Anmerkungen wiederholt auf 
Stellen hingewiesen, wo mit dem vorhandenen Material nicht 
auszukommen ist, so 3, 6, so 6, 30. Die Vorlage von G 
nahm hier einen Vordersatz, dem der Nachsatz fehlte, aus 
X gedankenlos auf, die von Z Hess ihn ganz fort; 10, 30: 
X enthielt einen Fehler, den Z nachschrieb: weißhayt, wäh- 
rend G ihn erkannte und dann das richtige warhayt noch 
daneben setzte (D fällt in den Fehler von X zurück); sonder- 
bar ist 19, 10 ersach sich statt erstach sich in GDZ; ver- 
derbt sind ferner 20, 27 ff. 26, 12 f. 34, 15, 74. 7.! 78, 26. 
— 35, 5 und 47, 6 fehlen in GZ die Ueberschriften, was 
gewiss nicht im Original der Fall war. 

In dem Texte, den ich den Lesern vorlege, glaube ich 
nicht mehr zu bieten als die von den gröbsten Fehlern be- 
freite Hs. G, die später durch den Druck die verbreitetste 
Version ward. Denn es ist nicht zu leugnen, dass sich selbst 
aus den Lesarten von Z, die ich unter dem Texte gebe, 
noch mehr hätte in diesen selbst übertragen lassen, als ich 
gewagt habe. Was mich zu dieser Zurückhaltung bewogen 
hat, war hauptsächlich die Unmöglichkeit, das Goldene Spiel 
in dem Dialekte zu geben, in dem es geschrieben ist, im 
elsässischen. Musste ich bei dem Stande der Ueberlieferung 
auf diese Aussicht verzichten, so war mit einer versuchs- 
weisen Entfernung von den sichersten Grundlagen der Kritik 
wenig gewonnen. Der Schreiber von G hat seine Vorlage 
wol nirgends erweitert, aber er bat sie mehrfach gekürzt; 
das beweisen eine ganze Reihe Stellen in Z, die aus dem 
Grunde schon nicht von dem Schreiber dieser Hs. herrühren 
können, weil sie bereits stark verderbt sind. Man findet sie 
bei mir in den Lesarten; und zwar habe ich zur bessern 
Hervorhebung die sonst nicht verwertheten eckigen Klammern 
benutzt: ] bedeutet einen folgenden, f einen vorausgehen- 
den Zusatz. 

Dass ich die Raudnitzer Hs. nicht weiter berücksichtigt 



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— X — 



habe, muss ich damit rechtfertigen, dass dieselbe das erst in 
I) hinzugekommene Titel-Vorwort enthält, mithin nicht älter 
als der Druck und wahrscheinlich eine Abschrift desselben 
ist. Es führen freilich einzelne Stücke dieser Hs. die Jahres- 
zahlen 1464 und 1467, aber erstens scheint mir die letztere 
Jahreszahl schon an und für sich für Eybs Ehebüchlein ver- 
dächtig, und zweitens könnten jene Stücke immerhin später 
angebunden sein, wie es ähnlich mit der Züricher Hs. steht. 

2. Die Bilder. 

Ich habe bisher nur obenhin der Bilder Erwähnung 
gethan, die sich in D wie in G finden. Dass es schon früher 
illustrierte Hss. des G. Sp. gab, ersieht man aus der unten 
zu erwähnenden Anzeige des Hagenauer Schreibers Diebold 
Lauber, der die Hs. dieses Werkes ausdrücklich als 'gemalt' 
bezeichnet. Es sind ihrer 12, zu jedem Tractat eines. Die 
Malerei in G und die colorierten Holzschnitte in D stimmen 
in allen Hauptpunkten, ja oft selbst in den Gewandfarben 
und in Einzelheiten des Hintergrundes überein, nur hat der 
Holzschneider hier und da eine Figur gespart, in Nr. 9 eine 
zugesetzt, und mehrfach ist im Abdruck die Anordnung der 
Gruppe verschoben, weil er beim Uebertragen der Zeichnung 
auf den Holzstock darauf nicht Rücksicht nahm. Im all- 
gemeinen kann man sagen, dass in den Illustrationen der 
Hs. bereits neben der Conventionellen Art der ältern Minia- 
turen (besonders Nr. 4) und der ausdruckslosen Flachheit 
der spätmittelalterlichen Handschriftenillustration ein Zug 
genrehafter Auffassung durchbricht. Es ist charakteristisch, 
dass gerade die Bilder dieser letztern Art, besonders Nr. 8 
und 9, im Holzschnitt noch gewonnen haben, während die- 
jenigen, für welche man ältere Miniaturen als Vorbilder vor- 
aussetzen darf, plumper geworden sind. Da ich eine frucht- 
bare Vergleichung der beiden Fassungen den Kunsthistorikern 
von Fach überlassen zu müssen glaube, so gebe ich im Nach- 
folgenden lediglich ein Verzeichnis der dargestellten Scenen 
und Figuren, 



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XI — 



1. Mann und Frau Schach spielend in einem Zimmer; 
dabei ein in D fehlender Diener. In G ein volles Blatt, in 
D kaum ein halbes, wie die übrigen. 

2. Die Königin, welcher Frauen folgen, überreicht dem 
König eine Blume. Hinter dem König Schwertträger. Die 
Bedeutung ist unklar, das Bild wol entlehnt. 

3. Zwei alte Männer (mit Papierrollen G), im Hinter- 
grunde ein Thurm. 

4. Zwei Ritter in heller Rüstung mit Lanzenfähnlein, 
ohne Helm; zwischen ihnen ein Baum. 

5. Der König auf dem Thron, vor ihm die Königin 
gefesselt und von Leuten umgeben. Auch dies Bild passt 
zu keiner Geschichte des G. Sp. und muss anderswoher 
herübergenommen sein. 

6. Zwei entgegenkommende Gruppen, der Führer einer 
jeden trägt einen Becher in der Hand. Wie 2 und 5. 

7. Zwei Brettspieler, einer eben würfelnd. Ein dritter, 
der zuschaut, fehlt in D. 

8. Würfelspieler um einen runden Tisch; dies Bild in 
G und D am meisten verschieden. 

9. Kartenspieler an einem viereckigen Tisch, in G 3, 
in D 4 Personen. 

10. Der Tanz ums goldene Kalb, das wie in einem 
andern Bild der Giessener Hs. hoch auf einer Säule steht. 

11. Bild zu der 75, 28 ff. erzählten Geschichte: die 
drei Söhne vor dem Leichnam, neben ihnen der König. 

12. Die im Eingange des letzten Tractats geschilderte 
Scene: Davids Empfang durch die Frauen Israels. 

3. Der Dialekt. 

• 

Der bis auf einige Kleinigkeiten in G und D völlig 
gleiche Dialekt ist der schwäbische der Stadt Augsburg, wie 
er ebenso derb auch in vielen Drucken anderer "Werke vor- 
liegt. Die Umschreibung aus der elsässischen in diese Mund- 
art ist eine so gründliche gewesen, dass wir keine Eigentüm- 
lichkeit erhalten finden, die sich nur oder doch vorzugsweise 
aus der ursprünglichen Sprachform des Werkes erklären 



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— XII — 



Hesse. Ich stello im nachfolgenden die wichtigsten und 
interessantesten Erscheinungen der Iis. G zusammen, ohne 
den Leser mit zu viel Beispielen zu quälen, die sich ihm 
ohnehin auf jeder Seite des Textes darbieten. 

Die Diphthongierung von l zu ei, von ü zu au ist voll- 
ständig durchgeführt; s. Weinhold Alem. Gramm. § 90 und 
§ 93. Widerstand scheint der erstem nur in den Ableitungs- 
silben -in, -lin, -lieh, und im Compositum ertrich geleistet, 
wo eine theilweise Verkürzung eingetreten ist. Der alte und 
der neue Diphthong sind als ai (ay) und ei (ey) ziemlich 
consequent unterschieden; vielleicht hätte ich die Scheidung 
vollständig durchführen sollen. — ü findet sich noch hin und 
wieder in Stammsilben erhalten, so tusend 8, 31. 70, 17. 
mulmilich 10, 15. truter 54, 29. Altes tu erscheint noch 
meist als ü (u), weit seltener kommt eu vor, besonders in 
feur 7, 2, 27 u. ö. ; neben fründ und freund haben wir fraind 
26, 19. fraintschaß 12, 29 u. ö.; ebenso neben criitz und 
creutz auch creitz. Weinhold Alem. Gramm. § 103 schejnt 
über schwäb. in anders zu urtheilen. 

Für ä finden wir fast durchgehends au, also gaube, 
strauff, schlau ff, außen, f rangen, staun, haun, planst u. s. w., 
s. Alem. Gramm. § 96. Die Ausbreitung dieses Lautes in 
der Augsburger Stadtsprache lässt sich sehr hübsch in den 
Urkunden verfolgen, welche Chr. Meyer seiner Ausgabe des 
Stadtbuchs (Augsburg 1872) beigegeben hat. Sie wird am 
grössten kurz vor der Mitte des 15. Jhs. 

Die Schreibung o für d ist weit seltener, sie findet sich 
in noch 16, 8, nomen 25, 15. 38, 17 u. ö. spot 54, 28. 

Altes ou ist in einer Reihe von Fällen über au zu d 
monophthongiert worden, s. Alem. Gramm. § 87. Beispiele 
weyrach 29, 5. rab 27, 19. gelaffen 43, 30. laß 72, 18. be- 
stabent 67, 8. — Dem entsprechend lautet der Umlaut öu 
jetzt ä (e), so in ungeldblich 25, 20, 30. ungelebig 22, 20. 
Idffel 37, 26. tdppeliveib 63, 33. 

uo ist in der Schreibung ü noch durchweg erhalten, 
nur in schwachen Silben wie reichtum gekürzt. 

üe wird oft ie geschrieben: fiert 6, 18. gietig 59, 11. 



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XIII — 



kienlich 27, 17. mied 55, 6. Hemer 59, 9. kriegen 43, 21. 
Messen 66, 20. 

Aehnlich hat ö vereinzelt die- Schreibung e: nasleeher 
12, 22. recken 67, 30; ü häufig die Schreibung t: king 7, 21. 
42, 19 u. ö., kingin 47, 1. 69, 6. spring 46, 8, winde 60 ? 
29, /rrjrf 43, *3, glikrad 13, 9. wir/e/ 58, 30. — Umgekehrt 
dann auch schauffhürt 5, 30. stümen 72, 4. Aehnlich Wappen» 
klaüd neben wappenklayd 29, 27 u. 26. 

Die merkwürdigste Erscheinung in unserer Hs. ist aber 
die Vertauschung von 6 und ai. frain für fron 52, 8. tayr- 
hayt für törheit 54, 20. raych für roc/t (Vow; 63, 2., und 
umgekehrt f rodig für fraidig 71, 30, ja sogar geleichot für 
geleichayt 15, 10, wo ich es nicht in den Text zu setzen 
wagte. Weinhold Alem. Gramm. § 49 belegt ai für o nur in 
wenigen Beispielen bei einem der vier Schreiber der Con- 
stanzer Chronik (1459. 1464), aus dem Schwäbischen gar 
nicht. Für das Bairische dagegen ist ei für 6 (m) im Suffix 
öti charakteristisch (Bair. Gramm. § 80). 

Im Consonantismus ist das anlautende p fast Regel: 
pin, pru8t, pain, pret, pogen, s. Alem. Gramm. S. 114. st 
und seht wechseln im Silbenauslaut, sw und schio im Silben- 
anlaut: schweren, schwert neben sweren, swert; anderschwa 
58, 23; mischt neben mist (40, 29), umgekehrt Part, gemist 
(mixtus) 52, 12. vertuscht 50, 25; ja ersch = er ez 53, 33. dirsch 
= dir ez 68, 23. — In dem Worte schachzabel wechselt 
das ch mit /, das b mit w und g, sodass letztlich die Volks- 
etymologie „Schafschwanz" statt „Königstafel 14 herauskommt. 

In der EMexion haben die Superlativa sowie die schwachen 
Verba im Praes. und Part. Praet. das o bewahrt: reichost 
getrüost, hoftichost; betrachtost, -ot (3, 2G. 4, 21), machot, 
schweigot, tobot; geordnot, verdampnot, geivitzgot u. s. w. 
S. Alem. Gramm. § 284 u. § 357. 

In der 3. Pers. Plur. ist bereits eine starke Verwirrung 
eingetreten: das t des Ind. Praes. wird nicht durchweg mehr 
gebraucht und kann auch an das Praet, ja selbst an den 
Conj. antreten. — So scheint es auch, jedesfalls in der Ortho- 
graphie unseres Schreibers, mit der Endung des Adj. im 
Nom. S. Fem. zu stehen, die ebenso nach dem bestimmten wie 



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— XIV — 



nach dem unbestimmten Artikel als u erscheint. Ich habe 
dieses m, das alte im, durchweg als ü wiedergegeben, weil 
die Bezeichnung des Umlauts überhaupt eine recht schwankende 
ist und selbst da meist fehlt, wo er durch die sporadische 
hellere Schreibung » garantiert wird. Andere Unregelmässig- 
keiten der Flexion übergehe ich. 

Der Lechgegend besonders eigentümlich ist das Collcc- 
tivsuffix -lach in der Function des Plurals zum Deminutivum 
-/im: scheiblach 1,14. 3,20 u. ö. glöglach 6,23. hütlach 30,30. 
kdplach 67,29. schüchlach 72.21. S. Weinhold Mhd. Gramm. 
§ 262, AI. Gramm. § 263 (8. 227 f.), Bair. Gramm. § 245. 

Die Züricher Ks. zeigt einen durchaus andern Dialekt, 
den ihres Entstehungs- und Aufbewahrungsortes, i und ü 
sind erhalten, auch im (als m) noch mehr als in G, statt des 
o der Ableitung und Flexion findet sich a (lachati, gelemat). 
au statt ä ist auch hier sehr verbreitet (vgl. Alem. Gramm. 
§ 52), aber man trifft doch viele Beispiele für o. 

In der Ausgabe des G. Sp. habe ich die gute Ortho- 
graphie der Iis. G. ziemlich genau beibehalten und nur die 
Abkürzungen aufgelöst und eine regelmässigere Bezeichnung 
des Umlauts, in deren Wahl ich mich aber gleichfalls der 
Hs. anschloss, durchgeführt, ferner Trennung und Zusammen- 
schreibung in der Weise geregelt, wie man es bei mhd. 
Denkmälern zu thun pflegt. Vereinfacht w T urde ferner die 
öfter vorkommende Doppelung fpeh und fß. Die grosse 
Schreibung der Hauptwörter und der Satzanfänge ist gleich- 
falls consequenter geworden, die Interpunktion der Hs. bei- 
zubehalten war nicht möglich, ich habe mich jedoch im 
Princip durchaus nach ihr gerichtet, und man möge damit 
manche Abweichungen von unserer nhd. Gewohnheit er- 
klären. — 

KAPITEL IL 
DER VERFASSER. 

Als Verfasser des Goldenen Spiels nennt sich am Schlüsse 
von G (D) ain priester frediger ordern hieß mayster Ingold. 



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XV — 



In Z fehlt der letzte Absatz des Werkes und damit auch 
der Autorname; wir werden mithin auch dem, was der Ver- 
fasser in der Einleitung von G über sich mittheilt, mehr 
Glauben schenken, als dem, was in Z an dieser Stelle steht, 
zumal die Fassung von G eine entschieden individuellere 
Farbe trägt. Der Geistliche erzählt hier, dass er als 'Beich- 
tiger und Seelwärter' bei einer Herschaft' gewesen sei, die 
seine Predigten flcissig nachgeschrieben habe: da habe er 
denn den Entschluss gefasst, zu Ehren Gottes, Marias und 
der Heiligen und seiner lierschaft zu einem geistlichen Dienst 
dies Büchlein zu schreiben, d. h. wol eine Reihe von 
Predigten in Tractatform zu einem einheitlichen Buche zu- 
sammenzustellen, wie das damals vielfach geschah. In Z 
spricht er nur von seiner Thätigkeit als Lesemeister' im 
Orden, und es scheint, als ob der Schreiber der nächsten 
Vorlage von Z diese Darstellung eingesetzt und am Schlüsse 
den Namen Ingold ausgemerzt habe, um selbst als der Autor 
zu erscheinen. Dem Schreiber von Z selbst, wie ich ihn 
oben charakterisiert habe, traue ich eine solche Selbständigkeit 
gar nicht zu. 

Über seine Heimath sagt Ingold uns nichts, und wir 
würden nach der Sprache der Handschriften gewiss nicht 
auf das Elsass schliessen, wenn uns nicht andere Anzeigen 
dahin wiesen. Die jetzt nicht mehr vorhandene Strassburger 
Hs. B 146 enthielt auf Bl. 57b eine Predigt über Matth. 
22,42 mit der Ueberschrift: Vis noch gonde materie hat 
gebrediet meister lngolt b rediger Ordens, die nach Wacker- 
nagel Litt. -Gesch. § 90 Anm. 74 'ähnliche Haltung' wie 
das Goldene Spiel zeigte. Es war dies offenbar dieselbe 
Predigt, welche uns in der Berliner Hs. Ms. germ. 4° Nr. 
35 theil weise erhalten ist. Ueber diese Sammelhandschrift 
welche lauter Stücke der Strassburger Prediger Behtolt 
Filinger, Heinrich von Offenburg, Hugo von Ehenheim, und 
Meister Ingold, Oswald, Leutpriester zum Münster enthält, 
hat Cruel in seinem schönen Buche Geschichte der deutschen 
Predigt im Mittelalter S. 523 — 529 ausführlich gehandelt, 
über Ingold S. ">2G. Rechnen wir das Bruchstück einer 
vielleicht taulerischen Predigt das der Hs. vorgeheftet ist, 



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— XVI — 



nicht mit, so entfallen auf Ingold Nr. 3 und Nr. 5 der 
Sammlung, Bl. 22a— 36b und Bl. 45b— 58a (eigener Zählung, 
die Hs. ist nicht paginiert). Die erste Predigt, Diz het 
gebrediget meister jngolt jn der krvtze woche jn dein 
XXXV jor überschrieben, knüpft, eine Homilie Bedas be- 
nutzend, an Luc. 11,5-13 an und gipfelt in einer Erörterung 
über drei Arten der Liebe: zwischen Vater und Kind, zwischen 
Eheleuten, zwischen Leih und Seele; daran schliesst sich 
eine ganze Kette der üblichen Betrachtungen. Die zweite 
(Bl. 45b), Dis het gebrediget meister jngolt, handelt über 
Matth. 22,42, geht aber schon auf Bl. 47b in eine Predigt 
von den 10 Jungfrauen über. Dass diese letztere dem 
Tauler gehöre, ist wol ein Irrthum Cruels, sie hat nicht nur 
mit der Predigt Taulers über dasselbe Thema (Ausgabe von 
1521 S. 231b) gar nichts gemein, sondern weist überhaupt 
nichts von dem Stile dieses grossen Predigers auf. 

Auf den wenigen Blättern der Berliner Iis. finden sich 
nun so viele Stellen, die an das Goldene Spiel erinnern, dass 
man an der Identität des Verfassers nicht zweifeln kann. 
Wie G. Sp. 19, 27 und 46,2 wird auch in der ersten 
Predigt Dina als warnendes Beispiel angeführt. Apoc. 6,2 
wird Bl. 31b und G. Sp. 76, 24 ff. gedeutet. Bl. 86a ist 
von den rnerwundern die Rede, Vgl. die Sirenen G. Sp. 80,20. 
Die sieben Bitten und die sieben Worte am Kreuz stellt 
der Prediger wie der Tractatschreibor 82,31 ff. gegenüber; 
und zu G. Sp. 63,21 ff. Der boß gayst lebt noch, er fiert 
den menschen ze dem ersten an ainem seiden faden, dar nach 
so wirt dar auß ain starcks sagt stelle ich Bl. 33a die füret 
der böse geist an einem siden vaden vnd nement sy des mit 
war do wärt ein karchseil dar vß. 

Ausser der Apokalypse wird Bl. 47a noch das buch 
der minnenden seien, das Hohelied angeführt, vgl. G. Sp. 
73,20. Auch die in den Predigten Ingolds citierten Patres: 
Augustin, Gregor, Beda, Johannes Damascenus, Albertus 
Magnus treffen wir bis aus Beda im Goldenen Spiel wieder. 

In der Kreuz woche des Jahres 1435 ist der Berliner 
Hs. zufolge die Predigt über Matth. 22,42 gehalten worden. 
Das Goldene Spiel pflegt man auf Grund der in GD 



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— XVII — 

(8. Lesarten zu 8,31 und 68,1) enthaltenen Angaben ins 
Jahr 1450 zu setzen (so J. Grimm, lloffmann von Fallers- 
leben, Massmann, Wackernagel, van der Linde). Die 
Züricher Hs. bietet an der letzteren Stelle gar keine Zahl, 
an der ersteren die Zahl 1432. Nun ist die Hs. G frühsten 3 
im März 1450 (s. La. zu 33,4) begonnen, am 25. April 
bereits vollendet worden, und zwar in Augsburg. Das 
Werk müsste sonach, falls es in demselben Jahr in Strass- 
burg geschrieben sein soll, dort im Januar oder Februar 
verfasst und unmittelbar nachher von da nach Augsburg 
gesandt sein. Der Annahme einer Abschrift nach dem 
Original widerspricht aber die oben mit Notwendigkeit er- 
schlossene Ueberlieferung durch mindestens eine stark fehler- 
hafte Zwischenhandschrift. Wir werden also der Hs. Z in 
ihrer Zeitangabe 1432 um so mehr Glauben schenken, als 
der Schreiber, der sie im Jahre 1474 anfertigte, zur Fälschung 
keinen ersichtlichen Grund gehabt hätte. Dazu treten aber 
noch zwei weitere Kriterien. Der bekannte Ilagenauer Lehrer, 
Schreiber und Buchhändler Diebold Lauber (s. Sommer, 
Flore S. XXXVI, Zeitschr. f. d. Alt. 3,191) führt in einem 
seiner Bücherverzeichnisse, das die Heidelberger Iis. 314 
enthält (s. Wilken, Geschichte und Beschreibung der Heidel- 
berger Büchersammlung S. 406) neben Flore, Morolf, Gesta 
Romanorum, Parzival, Tristram, Graurock, W T ilhelm von 
Orlens u. s. w. auch auf Hern daz yuldin spil vnd von allen 
spilen gemalt. Da nun das letzte Gedicht dieser Hs. 1447 
geschrieben ist, so müssen schon in diesem Jahre Bilder- 
handschriften des G. Sp. existiert haben, und die vornehme 
Umgebung und elegante Ausstattung, in der das Werk hier 
erscheint, lässt mit einiger Bestimmtheit schon eine etwas 
längere Tradition auf Grund dieser Beliebtheit vermuthen. 
Ferner spricht gegen das Jahr 1450 noch eine Stelle in dem 
Tractat über das Würfelspiel 57,8. Von einem geistlichen 
Würfeln mit dem Christuskind heisst es dort: und das ist 
uns yetz zu den tv eihendchten erlaupt. Ich schliesse 
daraus, dass der Tractat oder die zu Grunde liegende Predigt 
in der Weihnachtszeit verfasst wurde, und zwar um so eher, 
als auch Nr. 12 unter den Sermones discipuli des Johannes 



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— XVIII — 

* 

Ilerolt von Basel eine Weihnachtspredigt gegen das Würfel- 
spiel ist. 

Ich setze mithin die Entstehung des Goldenen Spiels auf 
die Grenze der Jahre 1432/33. Ist jene Predigt nur 2 1 /-» Jahre 
später entstanden, so sind die zahlreichen Uebereinstimmungen 
auf so engem Räume leicht begreiflich. Bei einem Zwischen- 
raum von 15 Jahren würden sie selbst bei einem Autor von 
der geringen Begabung und dem engen Gesichtskreis des 
unsrigen auffallend sein. Denn Ingold unterscheidet sich 
sehr wenig von der grossen Schaar unbedeutender schola- 
stischer Prediger, welche das ausgehende Mittelalter hervor- 
gebracht hat. Das Interesse, das uns sein W T erk erregt, 
wird hauptsächlich durch die Wahl des Stoffes und der 
Quellen sowie durch seine Stellung speciell innerhalb der 
elsässischen Litteratur veranlasst, die ich im nächsten Kapitel 
beleuchten werde. Der Autor selbst thut sich viel auf seine 
Belesenheit zu Gute, er citiert viel und gern und berichtet 
(24.8) mit Behagen, wie er einen alten Ritter abgetrumpft 
habe, der ihm gegenüber den Nutzen seiner grossen Bücher- 
sammlung bezweifelte. Es war damals nicht selten, dass ein- 
zelstehende Kleriker über eine grössere Bibliothek verfügten. 
So vermachte ein zeitgenössischer Prediger, der Dominikaner 
Peter von Gengenbach, von dem sich eine Predigt aus dem 
Jahre 1436 in jener Strassburger He, B. 146 vor der Predigt 
Ingolds befand, schon im Jahre 1420 dem Kloster alle seine 
Bücher, qui sunt in presentt numero centnm et ultra (Revue 
d'Alsace 1876 S. 453). 

Der Name Ingold ist als Familienname im Elsass ver- 
breitet: im 17 Jh. gab es einen Strassburger Professor 
Fr. Rud. Ingold (f 1642), und noch heute sind Träger dieses 
Namens diesseits und jenseits der Vogesen schriftstellerisch 
thätig. Von unserm Autor vermag ich nur vermuthungs- 
weise einen urkundlichen Nachweis beizubringen, und zwar 
sein Todesjahr. In Bernhard Hertzogs Edelsasser Chronik 
Buch III S. 61 findet sich unter den Epitaphien des Stiftes 
Surburg (zwischen Hagenau und Weissenburg) das folgende: 

Anno Domini 1465. 8. Mus Iiiiii obiit Honorabilis vir 
Dominus Ioannes Ingolt, Canonicus hujus Ecclesiae. 



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— XIX — 

Bezieht sich diese Grabschrift, was nach dem Zeitpunkt recht 
wol möglich ist, auf den Verfasser des Goldenen Spiels, so 
dürften wir uns das Leben desselben etwa so vorstellen: im 
letzten Viertel des 14. Jhs. geboren — denn er war bei Ab- 
fassung des G. Sp. nicht mehr jung — trat er in das Strass- 
burger Dominikanerkloster ein und erwarb sich den gelehrten 
Meistertitel, war dann Beichtvater bei einer vornehmen 
elsässischen Adelsfamilie, schrieb 1432 sein Hauptwerk, 
predigte noch längere Zeit in Strassburg und zog sich zu- 
letzt als Kanonikus in das Stift an der Sauer zurück, wo er 
hochbetagt starb. Seine Lebenszeit fällt unter die Bischöfe 
Wilhelm IL von Diest, Konrad V. von Busnang, Ruprecht 
von Baiern. 

Das Strassburger Dominikanerkloster, aus dem er her- 
vorgegangen ist, befand sich an der hovestat (Closener, 
Deutsche Städtechroniken 8,131), an der Stelle des Prote- 
stantischen Gymnasiums. Mit seinen Insassen haben die 
Bürger, seit dieselben im Jahre 1251 in die Mauern Strass- 
burgs selbst eingezogen waren (der Bau des Klosters begann 
erst 1255), manchen harten Strauss zu bestehen gehabt, so 
1277- 1280, 1331 , 1385; aber vieles verdankt ihnen die 
Stadt ohne Zweifel, denn in den letzten Jahrhunderten des 
Mittelalters sind sie es gewesen, die hier jede Art von 
theologischer Gelehrsamkeit pflegten, insbesondere aber der 
Predigt sich mit Eifer widmeten. Dass gerade hier im Aus- 
gange des 15. Jahrhunderts ein Prediger von der Bedeutung 
Geilers auftaucht, hat gewiss zum Theil in der ununter- 
brochenen Tradition seinen Grund, deren Träger eben die 
Dominikaner waren. 

KAPITEL III. 

DIE QUELLEN UND DIE STELLUNG DES GOLDENEN 

SPIELS. 

Das Goldene Spiel ist eines der letzten Glieder in einer 
langen Kette mittelalterlicher Litteraturerzeugnisse , welche 
an ein Spiel symbolische, moralisierende Betrachtungen an- 

EK Lit.-l)ei.kt..Äli.r. III. II 



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— XX 



knüpfen. Sein Verfasser nimmt eine Reihe von Einzel- 
versuchen dieser Art aus früherer Zeit wieder auf und 
ergänzt seine Tractatsaramlung durch Hinzufügung einiger 
neuen Themata zu einem Cyklus gegen d e sieben Tod- 
sünden. 

Die Idee, welche der Spielsymbolik des Mittelalters 
zu Grunde Hegt, ist nicht lediglich ein Ausfluss der weit- 
* gehenden Neigung der Geistlichen, weltliche Gegenstände 
und Handlungen in den Bereich moralisierender Darstellung 
zu ziehen, wie sie zuletzt selbst das Recept zu einem Spick- 
hasen oder einem Fastnachtskuchen nicht verschmäht, es 
kommt ihr vielmehr jene durchaus volksthümliche und viel- 
leicht in hervorragendem Maasse germanische Anschauung 
entgegen, die in den einzelnen Acten des Spiels das mensch- 
liche Leben sich wiederspiegelu sieht, ja am Ende geneigt 
ist, dieses selbst als ein Spiel, mit Einsatz. Gewinn und 
Verlust zu betrachten. Diese Anschauung mag uralt sein, 
und sie ist besonders leicht begreiflich bei einem Volke, das 
wie die Germanen dem Würfelspiel leidenschaftlich ergeben 
war und das Leben, auch im Kampfe, leicht aufs Spiel 
setzte. Unter eben dieser Voraussetzung hat es Scherer 
Zeitschr. f. d. Alt. 22,322 ff. versucht, die dunkele Etymo- 
logie des germ. plegan aufzuhellen. Dem Ritterthum dann 
waren diese Vergleiche durchaus geläufig, zunächst für Kampf 
und Turnier (ttitspü), wie die Anmerkungen Haupts zu 
Erec V. 867. 869, 872, 875 reichlich belegen. Wolframs 
oft wiederholtes riter schaß ist topelspil ist der prägnanteste 
Ausdruck dafür. Die Vergleiche aus dem Würfelspiel bleiben, 
vielfach nicht mehr als solche gefühlt, auch als das höfischere 
Schach eine Menge neuer hinzufügt (s. Wackernagel Kleine 
Schriften l 119 f.) ; eine reiche Ausbeute hat dann der 
bildliche Ausdruck aus dem Kartenspiel gewonnen (s. Hilde- 
brand im DWB. V 235 f. unter 'Karte'), und wie rasch der- 
artige Metaphern aufkommen, zeigt die Mörin Hermanns von 
Sachsenheim (V. 2888, 4862, 5434), die geschrieben ist, als 
das Spiel noch gar nicht lange bei uns heimisch war. Am 
unempfindlichsten sind wir gegenüber den zahllosen Wen- 
dungen geworden, welche der Ausübung des Wurfes und 



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— XXI — 



Schusses entnommen sind, obwol eine grosse Anzahl der- 
selben erst in der Zeit aufgekommen sein mag, wo diese 
Spiele den Mittelpunkt der bürgerlichen Volksfeste bildeten, 
im 15. und 16. Jh. (s. Gustav Freytags Bilder aus der 
deutschen Vergangenheit II. 2, 304). Wettlauf und Tanz 
haben am wenigsten und meist nur durchsichtige Ausdrücke 
hergeliehen. Die Vergleiche aus der Musik sind wesentlich 
anderer Art l . 

Die Geistlichkeit machte sich die Popularität dieser 
Spielvergleiche frühzeitig zu Nutze, indem sie ihnen eine 
ethische Wendung zu geben, ja nicht selten kirchlich dog- 
matische Sätze in sie einzukleiden suchte. Als das Würfel- 
spielen unter den Mönchen der Diöcese Cambrai zu arg 
wurde, erfand der nachmalige Bischof Wibold für sie eine 
Alea regularis, ein geistliches Würfelspiel mit den Namen der 
christlichen Haupttugenden für die Würfel (Gesta episcoporum 
Cameracensium, Mon. Germ. SS. VII 434 — 437). Wie man, 
in verschiedener W r eise, das Würfelspiel auch in Deutschland 
geistlich ausdeutete, ersehen wir aus den Stellen des Wart- 
burgkriegs und Reinmars von Zweter, die W'ackernagcl Kl. 
Sehr. I 122 anführt. In origineller Weise vergleicht ein 
deutscher Didaktiker aus dem Anfange des 13. Jhs., der 
Dichter der Warnung V. 1285 — 1414, das Leben eines 
leidenschaftlichen Wurfzabelspielers, dem die Freunde die 
Schulden bezahlen müssen, mit dem des Sünders, den schliess- 
lich nach wiederholten Rückfällen nur der Priester retten 
kann. Umfangreiche Moralisationen anderer Spiele hat das 
spätere Mittelalter noch manche hervorgebracht, in den Nieder- 
landen sogar eine solche des Ballspiels (gedruckt Löwen 1477, 
Delft 1498). 

Besonders nahe lag es, die Andeutungen, welche das 
damals überaus verbreitete Schachspiel schon in den Formen 
und Namen der Steine enthielt, weiter auszuspinnen und so 



1 Der Verfasser hofft die Sammlungen, die er wahrend dieser 
Arbeit begonnen hat, später einmal in einer eigenen Schrift vorzulegen, 
dio auch zur Geschichte der Spiele selbst mehr beitragen wird, als er 
jetzt zu geben vermag. 

II* 



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— XXII 



ein Bild der damaligen Gesellschaft und ihres Treibens zu 
schaffen, an das sich in der beliebtesten Form der mittel- 
alterlichen Satire eine Kritik der Fehler aller Stände und 
Berufsarten anknüpfen Hess. Anfänge dazu sind bereits im 
12. Jh. gemacht durch Alexander von Neckam, ihm schliesst 
sich im 13. Jh. Johannes Oallensis an (s. van der Linde 
Geschichte und Litteratur des Schachspiels I 14G ff.), das 
classische Werk dieser Art aber ist das um das Jahr 1300 
entstandene Buch des Lombardischen Predigermönchs Jacobus 
de Cessolis De inoribus hominum et de officiis nobilium super 
ludo scacorum (hrsg. von Röpke im Programm der Ritter- 
akademie zu Brandenburg a. d. H. 1877; vortreffliche Bib- 
liographie bei van der Linde I. Beilage S. 20-34, 105 — 
152). Dieses Buch, nach der Aussage des Autors aus 
Predigten über das Schachspiel hervorgegangen, enthält zu- 
nächst eine Charakteristik der einzelnen Stände nach den 
Schachfiguren mit Aufzählung ihrer Sitten und Pflichten und 
dann eine gleichfalls moralisierende Darstellung der Haupt- 
schachzüge. Eingestreut und meist recht lose angeknüpft 
sind zahlreiche Beispiele und Geschichten, zumeist aus der 
spätrömischen Litteratur und der Historia Romana des 
Paulus Diaconus. Das Werk hatte einen grossartigen Erfolg, 
der sich annähernd dem der Gesta Romanorum vergleichen 
lässt, für die es auch eine nicht unwichtige Quelle gebildet 
hat. Es wurde in zahlreichen lat. Hss. verbreitet und in alle 
wichtigen Literatursprachen übertragen, vielfach ausgezogen 
und poetisch bearbeitet. Den weitesten Leserkreis erwarb 
es sich aber in Deutschland. Hier gibt es ausser den in 
vielen Hss. vorhandenen und mehrfach gedruckten Prosa- 
übersetzungen nicht weniger als vier poetische Umwandlungen : 
zwei alemannische, von Heinrich von Berngen (kurz nach 
1300) und von Konrad von Ammenhausen, Leutpriester zu 
Stein am Rhein (1337), eine ostmitteldeutsche von dem 
Pfarrer zu dem Hechte (1355) und eine niederdeutsche von 
Meister Stephan (zwischen 1357 und 1376). Das zweite 
dieser Gedichte ist wiederum von Jacob Mennel (1507) aus- 
gebeutet worden. 

Auch unser Ingold hat, wie er 1, 18 behauptet, das 



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XXIII — 



Buch des Bruder Jacob Tessali d. i. de Cessolis über das 
Schachspiel gelesen und 'viel daraus genommen'. Wider- 
legen lässt sich diese Aussage nicht, aber ich glaube, dass 
sie nur eine ungenaue ist, und der Autor nicht das Original, 
sondern das Gedicht des Konrad von Ammenhausen gekannt 
hat. Dieses umfangreiche und wenig poetische, aber cultur- 
historisch sehr interessante Product ist bis jetzt nicht voll- 
ständig gedruckt grössere Proben daraus geben Wackernagel 
in Kurz und Weissenbachs Beiträgen zur Geschichte und 
Litteratur Bd. I (Aarau 1846) S. 46- 77. 158-222. 314—373 
(voran ein schöner Aufsatz über das Schachspiel im Mittelalter, 
jetzt Kl. Sehr. I 107-127) und Vetter Neue Mittheilungen 
aus Konrads von Ammenhausen Schachzabelbuch, Aarau 1877. 
Ich konnte in Strassburg die beste Iis., die Heidelberger 
Nr. 398, einsehen und habe so eine Reihe von Ueberein- 
stimmungen Ingolds mit solchen Stellen des Schachzabel- 
buchs gefunden, die theils von dem eitlen und pedantischen 
Bearbeiter ausdrücklich als eigene Zusätze bezeichnet werden, 
theils sich durch Vergleich mit der lateinischen Quelle als solche 
ergeben. Aus den Anmerkungen sind die genauem Citate 
nach der Heidelberger Tis. ersichtlich, ich begnüge mich da- 
her hier mit der blossen Anführung der wichtigern Vergleiche 
und Historien, die dem deutschen Gedichte entstammen. Ein 
Zusatz Konrads sind z. B. die 37, 3 und 5 angewandten 
Vergleiche bestechlicher Richter mit Spinnweben und Sack- 
pfeifen, er führt ausdrücklich an, woher er den letztern habe: 
Heid. Hs. 398 Bl. 41 c. 

Ich kan hie nüt gesagen tue 

wenne einen spruch den ich vant 

ouch geschriben an einer wttnt 

an zwein versen die ich do las. 

der rerse betätunge was 

das den fürsprechen und dem spil 

des wen im höret harte eil 

ich meine sagpfiffen, den zwein 

ist ein sitte gemein, 

das en weders lere enfeit : 

wer dem sacke nüt engit 

Mastes gn&g, die pfiffe sprichet niht. 

an symelichen fürsprechen tuen ouch siht 

das su den sagpfiffen sint glich. 



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- XXIV 



Ihm eigen sind ferner die 24, 20 f., 60, 20 ff. und 67, 

4 ff. erzählten Anekdoten. Die erste derselben leitet er mit 

den Worten ein (Bl. 125c): 

eines ich hie künde, 
' . <itts stuont mit an dem büchelin 

und muos es werffen doch her in u. s. w. 

Er hat die Leute selbst gekannt: 

wie ich sy wol geturnten kan y 
so wil ich ir doch nennen niht. 

Und indem er, wie das Ingold 60,20 thut, an die Er- 
zählung von S. Bernhard und dem Spieler, die auch in der 
Quelle steht, noch die von dem Heiligen und einem seiner 
Mönche anschliesst, äussert er selbstgefällig, dass er sie aus 
eigener Belesenheit dem Bericht seiner Vorlage hinzufüge, 
s. Vetter S. 34, V. 2190 ff. Uebrigens zeigt auch die vor- 
angehende wie fast sämmtliche dem Schachbuche entnommene 
Historien gemeinsame Züge mit Konrads von Ammenhausen 
Darstellung, während ich nirgends ein Anzeichen gefunden 
habe, das auf directe Kenntnis des Jacobus de Cessolis 
nebenher schlieasen Hesse. Dass ihm der Name des deutschen 
Autors entgangen ist, erklärt sich leicht daraus, dass dieser 
in einer YsBtersche, einem Akrostichon, am Schlüsse ent- 
halten ist, während gleich die Einleitung den Lombarden 
neunt. 

Es trifft sich hübsch, dass wir die Verbreitung von 
Konrads Schachgedicht im Elsass noch besonders nachweisen 
können. Nicht nur jene Heidelberger Hs. ist hier, in Schlett- 
stadt durch Reubolt Suesse aus Strassburg im Jahre 1365 
geschrieben, sondern auch die Hs. der Arsenalbibliothek zu 
Paris (Mss. all. 6, s. Germ. 21, 338), welche Michael Scherer 
zu Strassburg am Stephansplatz 1418 vollendete. Und ausser- 
dem wissen wir von einer dritten, in Rappoltstein ange- 
fertigten elsässischen Hs. des Schachzabelbuchs, welche der 
Herzog August von Braunschweig (Oustavus Selenus) in 
seinem Schach- oder Königsspiel von 1616 S. 425 anführt 
(8. Massmann Geschichte des mittelalterlichen, vorzugsweise 
des deutschen Schachspiels S. 155). 

Der grosse Umfang dieser Hauptquelle und die gute 



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— XXV — 

Vorarbeit, die er in ihr fand, mag für [ngold neben der 
Bequemlichkeit der Eintheilung in sechs Tractate (König, 
Königin, Alte, Ritter, Roch, Venden) der Hauptgrund ge- 
wesen sein, dem Schachspiel mehr als die Hälfte seines 
Werkes zu widmen. Wenn er nicht überhaupt von Predigten 
über das Schachspiel ausgegangen und erst später darauf 
verfallen ist, die andern Spiele heranzuziehen. Die Benutzung 
Konrads ist eine durchaus freie, was er ihm an Erzählungen 
entnimmt, hat er zum Theil auch in den spätem Tractaten 
untergebracht, wo andere Quellen und eigene Arbeit die 
Grundlage bilden. 

Diese Quellen glaube ich wenigstens für drei weitere 
Spiele gefunden zu haben. Zunächst für das Kartenspiel. 
Als im Jahre 1377 das Kartenspiel von Frankreich hernach 
Basel gelangte, schrieb ein dortiger Dominikaner Johannes 
einen Ludus' cartularum moralisatus, aus dessen Prolog ich 
einige Stellen mittheile, zugleich um Wackernagels Ver- 
muthung über die Heimath noch mehr zu befestigen: Hinc 
est quod quidam ludus qui ludus cartarum appellatur hoc 
anno ad nos pervenit, seil, anno domini 1377. — Nam in 
Alamania bis terrae motum nostris temporibm habuimus, 
pestilentiam frequenter passi sutnus. Nee est angulus in mundo 
in quo ipsa pestilentia non fuerit, quod quidetn pro magna 

parte constellatiom celi ascribo salvo iudicio meliori 

Unde e<jo frattr Johannes in online praedieatorum minimus 
natione theuthonicus sedens quadam vice in mensa 1 abstractus 
reoolvens in corde meo hunc inde statum mundi nunc curren- 
tjs et ex abrupto mihi ludus cartularum- et quomodo ad statum 

mundi posset aptari cepi imaginär i decrevi de huius- 

modi materia compilari quae die crastina ineepi et cum dei 
adiutorio proper ans ipsum perßeere seu ßnire. si autem 
continget aliquem passum non omnibus esse intelUgibilem sed 
cdiquürus obscurum et difficilem , tales exeant in Buckhem et 
Herum in Ritweiden revertantur et procedant ulterius hunc 

tractatum legendo Seine Absicht bei diesem Werke, 

das in 3 Theile zu Ü, 5 und 12 Kapiteln zerfällt, ist 1, ludum 

• Soeniüller las <[itondam vitae immens«. 
« Ergänze in mentem venit? 



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— XXVI — 

cartularum in se describere qnoad muten am et modum 
ludendi ; 2, ipsum ludum ad mores frohere seit nobilibus dare 
normam vivendi; 3, ipsos populäres instruere seu eos infor- 
mare de modo virtuose operandi. (Zum Thoil nach Abschrift 
J. Seemüllers aus der Wiener Hs. 4143 (fol. 88—165); 
vgl. Denis Codd. mscr. theol. bibl. pal. vind. lat. I 2, 
1234 ff.) 

Die Art der Moralisation in Ingolds Tractat über das 
Kartenspiel lässt ein fremdes Vorbild entschieden vermuthen, 
weil sie viel geschickter ist als z. 13. in dem Abschnitt über das 
Brottspiel, und wir dürfen die Bekanntschaft mit dem Ludus 
cartularum um so eher voraussetzen, als er nachweislich 
ziemlich verbreitet war. Ausser der oben benutzten Wiener 
Hs. 4143 aus dem Jahre 1472, in welcher für Bilder Raum 
gelassen ist, wissen wir noch von zwei weitern Manusciipten, 
die ihn enthielten, das eine, in Basel 1429 von Petrus Huller 
alias de Wiscellach geschrieben, kannte Peter Ochs (Ge- 
schichte von Basel 2, 450), das andere befand sich auf der 
Strassburger Bibliothek: Cod. chart. D 44,10 Ludus Char- 
tarum moralisatus (Massmann 8. 109 Anm. 13). 

In dem Abschnitt über das Tanzen benutzt Ingold 
einen Tractat Was schaden tantzen bringt, der aus einer 
Wiener Hs. in den Altdeutschen Blättern I 52 ff. abgedruckt 
ist; eine abweichende Redaction desselben enthält die Hs. 
der Wasserkirche zu Zürich B 223 /730 (Pap. 4°) Bl. 96 a— 
99 b, s. Wackernagel Altdeutsche Predigten und Gebete 
S. 259 f. Ich habe in den Anmerkungen auf mehrere zum 
Theil wörtliche Uebereinstimmungen kurz hingewiesen. — 
Es tritt aber hier noch eine weitere Quelle hinzu, die wie 
für diesen so für sämmtliche Tractate von 7 — 12 von Wichtig- 
keit ist , das Werk des Johannes Herolt, Discipulus de 
eruditione christifidelium cum thematibus sermonum domini- 
calium (von mir in dem Strassburger Druck des Johannes 
Prüss von 1490 benutzt). Herolt, wiederum ein Baseler 
Dominikaner, ist am bekanntesten durch seine Sermones 
diseipuli, ein Predigtmagazin in lateinischer Sprache, das in 
dem predigtreichen, aber trägen und bequemen 15. Jh. über- 
aus häufig abgeschrieben und benutzt, dann noch vor 1500 



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— XXVII — 

36 mal gedruckt ist Cruel Gesch. d. d. Predigt in MA. 
S. 480 setzt das Erscheinen dieses Buchs in die Jahre 
1435—1440, wie ich jetzt glaube ohne stichhaltigen Grund. 
Denn dass der Tod Procops im Druck vorausgesetzt scheint 
kann recht wol auf einer kleinen Aenderung der ihm zu 
Grunde liegenden Hs. beruhen. Jedcsfalls ist schon einige 
Jahre vor den Sermones der Discipulus de eruditione ehristi- 
tidelium erschienen, der bereits für zwei Drittel der dort 
gebotenen Predigten die ausführlichen Dispositionen enthält 
mit jedesmaligem Hinweis auf das nachfolgende Compendium, 
wo der Stoff unter den Rubriken der 10 Gebote, der fremden 
Sünden, Todsünden, Sacramente u. s. w. untergebracht ist 
(s. Anz. f. d. Alt 7, 188). So finden wir den Inhalt des 
Sermo Nr. 37, der gegen den Tanz gerichtet ist, bereits 
im Discipulus Do prec. III J, und diese Abhandlung De 
Chorea, welche, wie die Predigt und G. Sp. 70,9 auf Exod. 
32 Bezug nimmt, hat Ingold fleissig ausgeschrieben, ja zum 
Theil wörtlich übertragen, so namentlich 72,1 ff. Ich wundere 
mich nur, dass er nicht auch Herolts Teufel Schickendanz mit 
aufgenommen hat. 

Auch in dem Tractat über das Würfelspiel (Schanzen) 
knüpft er an eine Predigt resp. Abhandlung Herolts an 
Es ist das die Erörterung in Discipulus D VII über den 
Ludus alearum et taxillorum, als Weihnachtspredigt in Nr. 
12 der Sermones wiederkehrend (vgl. 57,8 und oben S. XVII f.). 
Von einer allgemeinen Betrachtung über die Habsucht, die 
immer mit im Spiele sei , geht Herolt zur Aufzählung von 
18 Sünden über, die dem Würfelspiel entsprechen: Ingold 
macht daraus 21, um die Zahl der Augen voll zu haben. 

Wie wir Züge aus Herolts De chorea auch in dem 
Kartenspiel Ingolds wiederfinden, wo die Kleiderpracht be- 
sprochen wird, so auch solche aus dem letztgenanntem Ab- 
schnitt in dem Brettspiel. Hier glaube ich nicht an eine 
besondere Quelle für das ganze, weil das Spiel zu unge- 
schickt rein als Würfelspiel aufgefasst wird. Das Brett 
selbst wird fast ausser Acht gelassen. 

Ausser dem, was diese wichtigsten Vorbilder boten, hat 
Ingold nach dem Brauche der damaligen Prediger noch eine 



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— XXVIII 



Fülle weltlicher und geistlicher Gelehrsamkeit iu sein Goldenes 
Spiel hineingesteckt, deren Quellen ich, wo ich sie auffinden 
konnte, in den Anmerkungen verzeichnet habe. Es ist das 
typische Bild des scholastischen Wissens jener Zeit, das sich 
uns bietet. In der Bibel ist er überaus belesen, dazu tritt 
die Historia scholastica und mancherlei Kram aus den Werken 
patristischer Commentatoren. Aus der antiken Litteratur 
wird die Ethik des Aristoteles am meisten erwähnt, dann 
kommen Ovid, Lucan, Seneca. Weltliches und geistliches 
Recht finden wir in pedantischer Weise mehrfach angezogen. 
Von mittelalterlichen Schriftstellern nennt er Hieronymus, 
Augustinus, Johannes Chrysostomus , (iregorius, Albertus 
Magnus, Thomas von Aquino, Petrus Aureolus, Alexander 
de Villa Dei, die Historia Barlaam des Johannes Damas- 
cenus; dazu die Disticha Catonis und den arabischen Arzt 
Avicenna (Ebn Sina). Wer der Meister von den Gewichten 
ist, aus dem er die Natur des Magneten kennt (35,8), weiss 
ich nicht anzugeben, auch das Buch der Römer, aus dem 
er 23,16 und 26,13 erzählt, habe ich unter den mittelalter- 
lichen Kaiserchroniken und Fabelbüchern nicht finden können. 
Die Sieben weisen Meister sind es ebensowenig wie die Gesta 
Romanorurn, obwol die letzteren sonst vielfach benutzt sind. 
Auch der Physiologus und spätere Naturbücher haben manches 
hergegeben, ebenso volksthümliche Tradition und besonders 
das Sprichwort. Vielleicht kannte Ingold auch den Edel- 
stein des Ulrich Boner: wenigstens ist für die 81,16 ff. 
erzählte Anekdote eine andere Quelle oder Parallele nicht 
nachzuweisen, als Boner Nr. 53. Eigentümlich berührt uns 
gerade in Strassburg die geistliche Ausdeutung der Garten- 
scene aus dem Tristan (68,30 ff.), doch steht auch derartiges 
in der zeitgenössischen Litteratur nicht vereinzelt da: der 
Meissner Prediger Meffreth legt in seinem Hortulus reginae 
Sermo m auch der Schwanrittersage eine geistliche Deutung 
unter (Cruel S. 491). 

Ueberblicken wir die Leistung als Ganzes, so lässt sich 
zunächst nicht sagen, dass die Moralisation der Spiele selbst 
mit Geschick durchgeführt sei. Noch mehr als Jacobus de 
Cessolis irrt Ingold von dem Wege ab, den er sich vor- 



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XXIX 



gezeichnet hat: er vermengt durchweg den Zweck der geist- 
lichen Auslegung weltlicher Spiele und den, diese Spiele 
selbst zu bekämpfen, und kommt so zu vielen Unklarheiten 
und Widersprüchen. Die Sucht für alles einen biblischen 
Gegenzug zu finden, und die Neigung, den Stoff in weit- 
läufige Dispositionen und Subdispositionen einzuschachteln, 
haben den Rahmen des Spiels an vielen Punkten gesprengt. 
Wesentlichen Einfluss auf Ingold wie auf seinen Baseler Zeit- 
genossen und Ordensbruder Johannes Nider, den Verfasser 
dor Viernndzwanzig goldenen Harfen hat das 1386 entstan- 
dene Buch des Otto von Passau Die vierundzwanzig Alten 
oder der goldene Thron der minnenden Seele geübt, wie 
mich die Einsicht der Giessener Hs. 813 überzeugt hat. Von 
den Nachwirkungen der Mystik aber, die Wackernagel Litt.- 
Gesch. 2. A. S. 433 f. annimmt, ist ausser dem herkömmlichen 
Spiel mit dem Hohenlied wenig zu spüren. Der Grundstock 
und Grundton seines Werkes ist dürre Scholastik, und seine 
ansprechende Seite bilden die schlicht und oft recht hübsch 
erzählten Historien und der derbe Humor, der besonders 
in den Tractaten über Kartenspiel und Tanz durchbricht. 
Beides Züge, die für die elsässische Litteratur der Folgezeit 
in hervorragendem Maasse charakteristisch sind. 

Aber es ziehen sich von Ingold zu seinen berühmtem 
Landsleuten auch noch andere Fäden. Er ist der erste, der 
ein grösseres deutsches Lehrgedicht seinen Kanzelvorträgen 
zu Grunde gelegt hat: seinem Beispiele folgen Geiler von 
Kaisersberg, wenn er über das Narrenschiff seines Freundes 
Sebastian Brant predigt, und Thomas Murner, wenn er seine 
eigenen Dichtungen, wie die Narrenbeschwörung, zum Gegen- 
stand von Predigten macht l . Vnd auch die moralische Be- 
trachtung der Spiele hat im Elsass noch mehr als einen 
Nachfolger gefunden. Der Gegenstand lag freilich damals 
überhaupt nahe. Das fünfzehnte Jahrhundert war ja so 
spiellustig, wie kaum das sechzehnte, und dass man nament- 
lich im Elsass recht viele Spiele kannte, beweist eine fast 



1 Schluss dor Narrenbeschwörun:: : Zu Frankfurt hab ich an dem 
Mein Dis buch beschriben zü latein Und zu Witsch darzu yeprediget. 



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— XXX — 



endlose Aufzählung in dem Tugendschatz Meister Altwerts 
S. M> f. Als moralisierende Auffassung eines Spiels im Sinne 
Ingokls kann man füglich auch die poetischen und bildlichen 
Darstellungen des Todtentanzes bezeichnen. Beides, Schach- 
moral und Todtentanz, scheint in einem Gemälde vereint ge- 
wesen zu sein, das sich im Kreuzgange des Strassburgcr 
Münsters befand (s. Edel Die neue Kirche in Strassburg, 
Strassburg 1825 S. 88 ff.) und durch welches nach Zarnckes 
ansprechender Vermuthung Sebastian Brant zu seinem Ge- 
dicht De periculoso scacorum ludo inter mortem et huma- 
nam conditionem in lateinischer und deutscher Sprache 
(Zarncke, Narrenschiff S. 153 f.) veranlasst wurde. Ihm 
reiht sich Geiler an, der nicht nur über das Kinderspiel 
'Herr König, ich diente gern eine Reihe von 15 Predigten 
gehalten, sondern auch in seinem Buch Arbore humana Von 
dem menschlichen Baum eine sociale und ethische Deutung 
des Kartenspiels gegeben hat. Ich darf sie als ein recht 
charakteristisches Stück wol um so eher hierher setzen, als 
den wenigsten ein alter Druck zugänglich sein dürfte. Der 
Teufel tritt als Wannenkrämer, als Hausierer mit siebenerlei 
Waaren auf, deutsche Uebersetzung von 1521: 

139d Die sibent war ist kartenspil, bedüt gwalt, add, eer etc. 

Der kremer gibt dir yn, o wie gut ist es gwalt zu haben zü 
irntzgen oder lassen gon, glaub int aber tut, bring es für 
den dorffmeier, für den tod, heiß in mit eleu vß messen, so 
siehst u wie kurtz aller gewalt ist. (Vidi impium exaltutum 
etc.) Aller gewalt diser weit ist wie ein kartenspil, vff der 
carten sein vil bletter, das ein heisset ein kimig, das ander 

140a der ober, der vnder. Also, \ in dem weltlichen regiment ist 
einer ein künig, der ist ein burgermeister, der ein Schultheiß, 
der hat ein andern namen vff vnd ab, etc. Item vff der karten, 
so sticht eins das ander, der künig sticht die fraw, die frauw 
den obern, der ober den vnderu. etc. Also einer in dem ge- 
walt auch ein künig vberwint ein fürsten, ein fürst ein grafen, 
vnd wer baß mag, der thät baß. Item vff der karten sein 
alle bletter vß bapeier gemacht, vnd vß bappen, vnd wiewol 
eins hübscher gemalt ist dan das ander. Also alle die in 
dem gewalt sein, wan schon einer den andern vbertrifft in 



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— XXXI — 



der würde^ so sein doch alle, der her vnd der knecht, von 
einer matery tödlich vnd eilen, vor zeiten was es yar ein 
schlecht diny züspilen vf der karten, der küniy stach den 
obern, vnd ie das nierer das vnder, zwei stachen nie ein küniy. 
Aber ietz, so hat man ein spil, heisset der karnijf'el spil, kar- 
niffeliüs, da seint alle diny verkert, die drü stechen ein ober, 
die ßer den vndern, zwei vnd serhß stechen ein küniy, vnd so 
schlecht man vmb, ietz so ist einerlei keiser, darnach so wärt 
ein anderer lei keiser, wie das ylück gilt. Also in dem ye- 
walt ist es auch vmbkert, for zeiten was yar ein schlecht 
ding zu erwölen Herren zu dein yewalt, wan man ericölt al- 
wegen die fürsichtiyen, die yuten, die yotz/örchtiyen die waren 
küniy, vnd hatten allen yewalt zu alten zeiten, da waren 
priester vnd philosophi, die waren küniy, die waren, als si 
Jethro beschriebe dem Moisi, denen waren die andern gehorsam, 
die minder waren in weißheit. 

Aber ietz so ist ein ander spil fanden in dem reyiment, 
auf der kartten, das der vnderbüb sticht den Künniy, die 
zwei vnd sechß ein Künniy, die drü den obern, vnd der 
minder den merern, wan si von dem keiser spil sein. Ach 
wie dick kumpt es, das die frumen, \ ersamen, fürsichtiyen MOb 
werden vnder yetrnckt in raten, in den erwölunyen, so man 
küniy vnd bischqff erwölen sol, so man inen fürsetzt frum 
ersam sein, die nit yehört vnd erhöret werden in iren ersamen 
heilsamen raten, vnd ander die vrteilen nach dem fleisch vnd 
der sinlicheit die werden erfiort. 

Sie haben die hart mit betruy vnd falschheit yemißt, 
also zu mischen das derlei sie beyert liaben, keiser zu werden, 
sie künnen es also practicieren vnd zu rüsten, das der erwölt 
wärt, dan sie wenen es sei durch ßllerlei bullen vnd bitbrieff, 
wie yat es aber zu dein leisten, wan das spil vß ist, so würfet 
man alle bletter, küniy vnd keiser mit allem hoffyesind in 
das Jener. Also die in dem spil des yeu altz sein, wärfft man 
in das ewiy feuer. 

In eigenartiger Weise übertrug Murner die traditionelle 
Spielauslegung von der Kanzel aufs Katheder und verwerthete 
sie hier praktisch zur Einprägung von Kenntnissen in der 
Philosophie, Metrik und Rechtwisaenschaft. Aus diesen Be- 



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— XXXII — 



strebungen, welche von seinen Zeitgenossen wiederholt als 
erfolgreich gepriesen werden, sind drei seiner lateinischen 
Werke hervorgegangen: 1) Logica memorativa, chartiludium 
logice, zuerst Cracov. 1507 gedruckt und oft aufgelegt (Gö- 
deke § 133 Nr. 9). 2) Scaccus infallibilis quantitatis sylla- 
barum. auch als Praxis carminandi und als Ludus studentum 
Priburgensium Francof. 1511 gedruckt (Gödeke Nr. 12 und 
13); 3) Chartiludium institute, Arg. 1518 (Gödeke Nr. 27). 
Ueber alle diese Schriften handelt jetzt ausführlich Gödeke 
in der Yorrede zu seiner Ausgabe der Narrenbeschwörung 
S. XVI, XIX, XL ff., vgl. auch Stintzing Geschichte der 
populären Litteratur des römischen Rechts in Deutschland 
S. 432 ff., Sieber in den (Baseler) Beiträgen zur vaterlän- 
dischen Geschichte 10, 273 ff. und Prantl Geschichte der 
Logik IY 294 ff. ; doch irrt der letztere, wenn er glaubt, dass 
Murner mit seinem logischen Kartenspiel wirklich habe 
spielen lassen. Diese Karten, in die alles mögliche an Zeichen 
und Bildern hineingedrängt ist, haben mit wirklichen Spiel- 
karten kaum noch etwas zu thun. 

Die alte Art der Spielauslegung scheint nunmehr im 
Elsass abzubrechen. Wol aber bezeugen noch mehrere in 
Strassburg erschienene Schach- und Würfelbücher die an- 
dauernde Spielfreudigkeit, und namentlich wird hier die aus 
Italien eingeführte Gattung der Loßbücher heimisch, harmlose 
Orakelspiele, in denen meist durch Umdrehung einer Scheibe 
das Loo8 bezeichnet wird, zu welchem ein bald ernstes, bald 
scherzhaftes Bild mit Yersen gehört. Fast sämmtliche von Gö- 
deke § 159 Nr. 5 namhaft gemachte Werke dieser Art gehören 
dem Elsass an, oder sind doch zu Strassburg und Mülhausen 
gedruckt. Da treffen wir neben dem Weltlichen Loßbuch 
Jörg Wickrams von Colmar das Geistliche Loßbuch des 
Heinrich Vogtherr, beide 1539 zuerst erschienen, und wenige 
Jahre später, 1543, auch ein Karten-Loßbuch. Und um der 
langen Reihe bekannter und berühmter elsässischer Namen 
einen würdigen Abschluss zu geben, nenne ich Fischart, der 
zwar über die Loßbücher (mit Ausnahme der Wickramschen) 
in der Daemonomania 1 herzieht, aber doch auch durch sein 

' (1581. S. 181 f.). 



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— XXXIII — 

überreiches Spielverzeichnis im Gargantua unwillkürlich an 
eine ähnliche Aufzählung bei seinem 150 Jahre altern Lands- 
mann Meister Altswert erinnert. 

Diesseits des Rheins Hessen sich noch manche Beispiele 
für Einkleidung moralischer und politischer Tendenzen in 
die Form eines Spieles anführen. Ich will hier nur erwähnen, 
dass, wie wir früher nach einander ein moralisierte« Würfel- 
spiel, Schachspiel, Kartenspiel, Ballspiel auftreten sahen, jetzt 
der Richtung der Zeit entsprechend das Kegelschiebon heran- 
gezogen wird. So in einem niederdeutschen politischen Fast- 
nachtsspiel De Schevekloth, das bei Lüntzel Die hildesheimische 
Stiftsfehde S. 220—230 abgedruckt ist, und namentlich in 
einem vortrefflichen gereimten Dialog, der den Nürnberger 
Buchdrucker Lenhard zti der Aych zum Verfasser hat: 
Kogel spil gebraettiziert auß dem yotzigen zwytracht des 
glaubens u. s. w. (2 Drucke aus d. J. 1522, s. Gödeko $ 134 
Nr. 7 und Weller Annahm II 335). Luther tritt dfirin als 
Vorkegler der Reformatoren auf, besonders Hutten zeigt sich 
zu stürmischem Werfen geneigt. Als abwartende Zuseher 
unterhalten sich über daa Spiel und die Spieler der Pabst 
und der Kaiser, während andere heftig auf die jungen Loll- 
fetzen schimpfen. Das Stück ist ganz in Murners Ton und 
Sprache geschrieben und auch in der Tendenz einigen seiner 
Schriften verwandt. 



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Do ich bey meiner herschafft was ain peichtiger und la 
ain selwarter, und marckt da pey wie das sy so gar zu guten 
sitten genaygt waren, die sy von got hetent und von iren 
ältern her pracht, als ich wol han gemerkt, und geren vil 
predig horten, und die an tün und schreyben, als sy von mir 5 
manig predig geschriben hand, do han ich gedacht das ich 
got dem obrosten herren und der edlen hochgelobten mfiter 
Marien und den hailigen zü eren, und meiner genädiger her- 
schafft zu ainem gaystlichen dienst, und allen den die es 
lessend zü ainer manung zü tugenden, das ich wil machen 10 
ain büchlin das ich nennen wil das guldin spil, und das wil 
ich taylen in siben spil wider die siben haubttodsünd, und 
das sind syben guldin spil, schaffzagel wider horffart, pret- 
spil mit den scheiblachen wider frausshayt, | kartenspil wider lb 
unkeusch, würfelspil wider geitikayt, schiessen wider zoren, lö 
tantzen wider trauckayt, saytenspil wider neid und hass. Von 
dem ersten schaffzawelspil lass ich wissen das ein prediger 
was der hieß prüder Jacob Tessali, der hat dar über ge- 
schriben, dar auss ich vil han genomen, auch han ich vil 
genomen auß der geschrift und vil auß meinem aygen sinn 20 
und auch von sagen, wie ain haidnischer mayster was in 
Caldia der hieß Xeraes oder Philometus, der hat das spil 

Ueberschri/t: Hie hebt sich das buch an | das man nent das guldin 
spil | vnder dem begriffen seind siben spil | durch welche die houbtsünd 
der auch an der ezal siben seynd [ kuroz vnd meisterlich zu bestraff ung 
der irrenden erclart werden D 1 Da ich nach den gewonlichen rechten 
vnd vffgesetzter alter ordung der brftder predier ordens ein vnwirdiger 
lesmeister was und mir von desselben amts wege die vslegung des gott- 
lichen worts geburt vnd zugehört da marckte ich da by das etlich geistlich 
kinder Z. 4 die — 6 hand, dafür grossen drost vnd geistlichen froid 
da von enphahen Z. 15 die Reihenfolge richtig in Z. 18 tesseli Z 
von tessalis D. 22 philomater Z. 

Eis. Lit. Denkmäler III. 1 



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— 2 — 

gedichtod von dreyer lay Sachen. Der erst ist das ain küng 
was ze Babiloni der was Nabuchodonosors sun, und der hies 
Emordach und was zemal ein untugendhafter her, als auch 
sein vater was; über den verhangt got das er siben raonat 
5 aß als ain vich und gieng auf henden und auff füssen als 
ain tier. Der selb jung küng wolt von nieman strauff leiden 
umb seiner misstat, und da in sein vater strauft und in 
fieng, do erhü er in ze stüken nach seim tod und gab in den 
foglen zü essen, dar umb das er nit wider lebcntig würd und 

10 in mer strauffte, und wer in strauft den tod er zehand. Und 
also gedacht der vor genant mayster das spil, da mit er den 
küng pracht zü guten sitten und das er sich Hess strauffen, 
und das was die erst sach. Die ander ursach dar umb das 
spil erdacht ward das ist für müssig gan, und das man da 

15 bey leret streiten und fehten und alle klückayt, da von fil 
ze sagen war. Die dritt sach ist das man da bey lernot tugend 
und güt sitten und manig groß klüghait, und also hayßt ain 
ieglich spil das auff tugent weißt eutropolia, als Aristotiles 
spricht. Und dar umb will ich von disem spil ze dem ersten sagen 

20 wie es gezogen ist auf güt siten und auf den menschen gaystlich, 
ze dem andern mal von dem gestain, wie es geschikt ist, und 
was es bedüt, und wie man es zücht, und wie ir geng sind. 

DAS ERST IST SCHAFFZAWELSPIL. 

!a Ego pauper ludo dum tu dives mediteris. Ita scribit 

Alexander de Villa Dei in secunda parte libelli puerorum, 

25 ich armer spile, so du reicher betrachtest. Ich han gedacht 
got dem almächtigen herren ze eren, und allen den die es 
lessend zu bessrung, und zü ainem gaystlichen trost allen 
müssigen menschen dis büchlin ze machen von dem spil, und dar 
zü han ich gedacht fier sach. Die erst was da bey die materlich 

30 sach des spils, das ist armüt, armüt an güt und an gnaden und an 
tugenden. Dar umb ist geschriben: ich armer, wan sunder on 
zweifei aller spil materi ist armüt und nit reichtum, das merkt 
man da bey : was ainer hat darumb spilt er nit, er spilt aber 

3 elmordacha Z oiulmaradach D. 12 brächt D. 18 das fehlt G. 
24 deuila G. 29 was da sey G. sy D. 32 zwofel G. 



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- 3 — 



dar umb das er nit hat und es geren gewünn, und ist nieman so 
reich er spil dar umb das er noch reicher werd. Wann es 
spricht Seneea: der ist nit arm der wenig hat, aber der vil 
begert dem geprist. Das er hat das getar er nit prauchen 
noch den eren gotz, und im gepristet auch das er nit hat, 5 
und dar umb so spilt er. Die andern sach ist die bewegung 
werklicher sach, das ist die person der speler, der muotwiller. 
Dar umb stat geschriben: ich, als ob er Sprech: ich pin 
meines rechtens, als der verloren sun sprach: vater, gib 
mir mein güt, und das verspilt er mit frawen. Also spricht jo 
auch der spiler: ich verspil mein gfit, dar zü ich recht han, 
es ist mein und han taylt mit meim vatter. Die drit sach 
ist ain endsach war umb allü spil erdacht sind, das ist umb 
dreyer lay sach, als Aristoteles erzelt. Es ist umb gewin 
leiplichs gelusts, als essen und trinken und kürtzweil ze 15 
treiben, oder zeitlich er, und umb überwinden und ertzaygung 
der sterk. Die fiert sach ist ain formlichü sach des spils, 
wie das spil geschaffen sey. Und also ist ze wisen das ich 
sagen wil von siben spilen, da alle spil in begriffen sind : das 
erst ist schaffzawelspil, das ander pretspil mit den scheiblachen 20 
umb die ürten, das drit kartenspil, das fiert ist würfelspil auf 
dem pret, das fünft ist walgen mit den kuglen, oder durch 
den ring | küglen, schiessen und des geleich was mit dem 2b 
klotz zu gat, das sechst ist lauffen und sterk erzaygen und 
tantzen, das sibent ist saytenspil. Nun sprich ich in dem 25 
ersten wort: ich armer spil, so du reichei betrachtost. Der 
arm ist der besunder mit dem spil vil verlürt tugend, der 
sei güt und der edlen zeit, umb die üppigen wort die da 
gesprochen werdent, umb ergerung die da beschehent, umb 
gütü werck die man versaumpt und verlürt. Der ist billich 30 
arm der vil schuldig ist und wenig hat, aber der ist reich 

6 beweglich werklich Z. Die Stelle ist verderbt, ob werltlich? 
7 der die p. GD. 12 und han taylt doppelt G. 14 zerzolt G. 15 luata D. 
zitlioha gutta oder luata Z. 15 zitt verdriben oder vmb Z. 17 frö- 
liche Z. frümglich D. 17 des (der D) speis GD. fehlt Z. 21 itt/ehlt 
D. 21 kartenapil vff dem bret Z. 22 ballen achlachen durch den 
ring keglen vnd waß Z. 24 kotz G. cloß Z. louffen dantzon apringen 
vnd at. Z. 24 vnd die ü. w. GD. 30 die ist G. 

!• 



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— 4. — 



in tilgenden und in gnaden der da betrachtet den schaden 
des spils, und hüt sich da vor und legt sein zeit bas an. Und 
dar umb so wil ich sagen wie die Untugend spilend, die tugend 
betrachtend, was dem spil nach volget, des spils armüt und 
5 schaden. Zu dem ersten so spilt hoffart die erst haubtsünd 
schachzawelspil. und ir sieht zü und betrachtet die reich tugend 
der demütikayt. Zü dem andern mal so spilt die arm frauß- 
hayt pretspil umb die ürten in essen und trinken, so sy zert 
und zechet on noturft, und sieht ir zü und betrachtet die 

10 reich tugend der m&ssikayt. Zü dem driten mal so spilt die 
armüt der unküsch mit den karten , und sieht ir zü und 
betrachtet die reich küschhayt. Zü dem fierten mal so spilt 
die arm geitikayt das würfelspil auf dem pret, und sieht ir 
zü und betrachtet die reich miltikayt oder die reich armüt 

15 Cristi. Zü dem fünfften mal so spilt die arm neidikayt und 
hass das saytenspil, und sieht ir zü und betrachtet die reich 
minn und lieb gotz und des menschen. Zü dem sechsten mal 
so spilt die arm zornikayt des schiessens, Stechens, prechens, 
tiirnierons, und das betrachtet die reich senfftmütikayt. Zü 

20 dem sibenden mal so spilt die arm faul traukayt das spil 
des tantz, und das betrachtot reichü andacht und heilikayt 
und süssikayt Jhesu Cristi. 

Nun von dem ersten das ist schachzawelspil ist ze 
wissen das es vor der stat ze Troye erfunden ward | von 
3a 25 ainern mayster der hies Xerses, von ains küngs willen den 
nieman torst straffen umb sein hoffart und umb sein groß 
unrecht, weder sein fraw noch sein gesind ; und der mayster 
strafft in gar redlichen mit dem spil, und erbot im so vil 
schach und mat und tet im schmaebayt und nam im alles 

30 sein gestain, wann er was unwissend und unbehüt auff dem 
spil. Das markt der küng vil wol uud bessert sich gar fast. 
Als vil nun ain ieglich spil zü güten siten geordnet wirt, so 
ist es ain tugend und hayßt eutropolya von Aristotiles, als 
vil aber ain ieglich spil weist auff Untugend, so ist es sünd 



6 sehend zü vnd betrachtend QD. 9 in noturft GD. 11 arm 
vnkuach Z. mit der k. D. 13 auf — 14 zü fehlt Z. 14 die armüt Z. 
22 und s&ssikayt fehlt Z. 33 eythropholia D. 



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- 5 - 



und verpoten. Nun ist das erst spil dar umb ordacht das der 
mensch gestraufft werd umb sein hoffart, und ist das schach- 
zawelspil also geordnet das zfl dem spil gehörend xvi stain 
von der ainen partey und xvi von der andern, das alles 
sind xxxn stain ; der bedütet acht stain den adel und acht 5 
sein dienstlüt. Der erst ist der küng, der ander die küngin, 
der drit die alten, und der sind zwen, an ietweder seiten 
ainer, und der fiert sind ritter, auch an ietweder seiten 
einer, der fünfft sind die roch. Also bedüt der küng die 
Vernunft in dem reich der sei, die küngin den willen, die 10 
alten gedächtnüß die rät wol gedenkend, die riter sind die 
vechter, die roch sind die richter; der küng die Vernunft in 
der sei das gftt erwelen, die küngin den freyen willen, die 
alten die rät der Vernunft, die riter die krafft ze streiten 
wider das p6s zü dem güten, die roch die richter oder die iö 
vögt, das sind die krefft die da volgend dem rechten urtayl 
der sei. Also sind der gestain vm: der küng, die küngin, 
zwen alten, zwen riter und zway roch. 

VON DEM KÜNG IM SCHACH. 

Rectorem te posuerunt, noli extolli, sed esto unus ex 20 
illis. Das ist so vil gesprochen: sy hand dich gesetzt ainen 
küng | über sy, des solt du dich nit überheben, aber du solt 3b 
sein als ainer under in. Es ist ze wissen das ain küng wirt 
in dreyer lay weis. Ze dem ersten von gepurt; also sprachen 
die küng von Orient: wa ist der geporen ist ain küng der 25 
Juden? das ist Christus, der allain ain geporen küng ist. Ze 
dem andern mal ain gemachter küng, der erweit und ge- 
ordnet dar zft ist von got, als Saul und David, die von got 
erweit wurden zü küngen. Saul was ain esseltreiber und 
David ain schauffhürt. Ze dem driten mal so hayßt der 30 
ain küng den das volk auß erweit und auf würft zü ainem 
küng, als dise vor gesprochen wort sprechend. Ze dem 
fierten mal so ist der ain küng der sich selber auf wirft für 
ain küng und herren, als wir lessen von Nerarot, der der erst 

7 den alten OD. 9 die fünffton Z. 12 In Z nur einmalige Auf- 
zählung , aber zum Theil mit den Ausdrücken der zweiten Reihe. 
17 der fehlt D. 18 Am Schlüsse 1450 G. 25 der der D. 33 *u 
einom k. D. nemort G. 



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küng auff ertrich was, und Julius der erst kaysser, der satzt 
ze Rom im selber mit gewalt die krön auf. Nun schreibt 
Aristotiles in dem püch von den siten das dreyer lay reichß- 
nung in den lüten ist. Das erst ist so ainer regniert der da 

5 gütt dar zü ist, und den gemainen nutz sücht mer den sein 
aygen nutz, und der hayßt ain küng. Aber wer da sücht 
nun sein nutz und nit den gemainen, der hayßt von recht 
nit ein küng, aber ein tyrann und ain wüthrich. Das ander 
da die gemain regnierend und etlich von der geraaind die 

10 da güt sind und süchend den gemainen nutz, das hayßt 
aristoeratia. Das dritt da die gemainen regnierend und übel, 
das ist das allerpöst, und hayßt olorgarcia. Also lesen wir in 
her Daniels püch das der küng sach in seim träum ain saul 
und ein abgot dar auf stan, des haupt war lüter vein gold, 

15 die arm silbrin, die prüst und der pauch waren erin, die 
füss "waren eysnin. Dar durch sind bezayehnet vier reich 
der weit. Das erst bey dem guldin haupt bedüt das küng- 
reich von Kaldea, von Babilonia, dar umb fiert der küng in 
4a seim wappen | ain guldins haubt ains menschen. Die silbrin 

20 arm und brüst bedütent das künkreich von Meda, und sind 
ir wappen zway silbrin arm und prüst. Der erin pauch be- 
zayehnot das künkreich von Kriechen, und dar umb so fürt 
ir künig in seim wappen drey erin schellen oder glöglach. 
Die eysnyn fuß bedütend das romisch reich, dar umb ist sein 

25 wappen ain schwartzer adler, des fuß seind eysinvarb. Nun 
ist ain adler ain küng über all vogel und aller sterkst, als 
das eysen under anderem geschmeid, also zwingt es und 
zamet alles geschmeid. Also tüt auch das romisch reich, 
das überwint und zamet allü reich disser weit nichtz auß 

30 genomen. [Dar umb, wan das römisch reich hat geherschot 
über all dis weit]. Und dar umb so hat Ovidius dis weit 
getaylt in vier zeit. Das erst was guldin, wan im anfang 
der weit do waren die menschen guldin in mynn und lieb 

1 erst fehlt GD. 4 der der G. 10 das — aristoeratia fehlt D. 
U dritt ist D. 12 und — ologarcia/eAÖ D. 14 vnd des D. 18 f&rentt 
ire küng in irem w. Z. 22 fftron ire küng — glocken in iren w. Z. 25 eysnin 
D. vard Gt. fehlt D. der ist isen frawglioh Z. 27ynd alle dem schmide Z. 
30 Darumb — weit fehlt Z. Verderbnis in GD. resp. der gemeinsamen 
Vorlage von GZ. 



I 



._ 7 - 



und in geduld. als sich das gold lat schlahen, und gepessert 
wirt in dem feur, wan vor zeiten warend allü ding gemain, 
und was kain gericht. Dar nach kam ain silbrin zeit, da 
ersprang der pfenning und das gericht. Zü dem pfenning 
vieng der kauf an mit aufsatz und mit untrüwe, und er- 5 
dachtend die lüt die mass und die zal und die gewicht, und 
velten päum nider, und taylten ertrich und wasser ze aygen, 
und machten schiff, mauren und graben, und zün und hüser 
und wonoten dar in. Do komen zway wort in die weit, das 
ist dein und mein. Die drit zeit des menschen und der weit 10 
das was messin, das was noch pöser, wan da stund auf list, 
falschayt, unwarhayt, krieg und unfrid, und als das erin ge- 
schmeid dont, also beschirmten sich die menschen mit Worten 
und stünden auf die gericht. Das fiert zeit da ward die weit 
eysnin, da ward es noch poser. Da wurden sich die lüt weren nit 16 
allain mit worten, besunder auch mit herten widerspanigen 
werken, und die | vor mit worten mochten überwinden, die wel- 4b 
lend aber nun mit eysnin schwerten, mit lantzen. mit spiessen, 
mit pantzer, mit eissenhüten, mit geschossen und mit manger lay 
waffen überwinden, und wollend kain strauff leiden als des 20 
kings Nabokodonosors sun, und lebte Ovidius noch, er sprach: 
die lüt sind nit allein eysnin, sy sind auch stainin worden; 
wan wir seyen in ainer posern stat denn das wir eysnyn 
weren. Also sprich ich: das guldin haubt an dem abgot, 
das der küng von Babiloni sach, bedüt götlich lieb der 25 
menschen, wan als sich das gold under dem hamer lat treiben 
on allen widerschall, und lat sich bewären in dem feur, also 
tät auch ein guter got lieb habender mensch, der lat sich 
üben on murmelen, und wirt bewärt in dem feur des leidens ; 
aber er wirt silbrin, so in im götlichü lieb erlischt. Do 30 
beleibt er an der warhayt, und hat ouch geren das man im 
die warhayt halt; und das ist das silber on gold, das ist 
warhayt on götlichü lieb. Dar nach so wirt der puch messin, 

4 der gitz zu dem pfennig vnd fing Z 6 gericht OD. 9 das 
ist dein das ist mein, dein vnd mein GD. das ist dein das ist mein Z. 
möschen Z. mossin das was fehlt GD. 13 bcschirment GD. behulffen Z. 
14 den gerichten GD. 18 lancen baner kesselhatten Z. 20 strauff 
doppelt G. 23 wann D. 25 sach] das D. 28 liebhabender mensch gots D. 
32 warhayt on gold das ist warhayt in götlichm (göttlicher D) lieb GD. 



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- 8 - 



das mess klingt und dönt, und ist dem gold geleich, das ist 
wenn dem menschen die warhayt ab gat, so nempt er sich 
an ainer geleichßnung und ainer falschen haylikayt, das er 
doch in warhayt nit enist, und betrügt die weit offenlichon 
5 mit dem schein der haylikayt und mit dem tün klüger wort, 
und er wirt auch selber betrogen. Dar nach so sind die 
payn eyssin. Das eysen ist hert und zamet alles geschmeid; 
also wen der mensch begriffen wirt in seinem unwarhafften 
leben, so wirt er hert und ungeschlacht und feit mit herti- 

10 kayt auf die lüt die in gemerkt hand, und kan nieman vor 
im genessen. Dar nach so werdent die f&ß scherbin von 
erden, und das pricht gieren. Also wirt der mensch krank 
und preathaft, unleidig und untuldig, und das er vormals 
5a gestraffet hat, das mag er nit leiden | das man in dar umb 

15 strauff, und der vor guldin was der wirt nun irrdin, und der 
vor berayt und willig was alle widerwärtikayt ze leiden, die 
weil er was guldin in götlicher lieb, der ist nun unleidig 
durch irdisch Ungeduld, und mag kain straufwort vertragen. 
Also bösert sich die weit, und also vindet man auch den 

20 menschen der sich geleichet den tieren, den Voglen, den 
vischen, den paumen, und sind geleich den stainen und der 
kranken erden. David spricht: der mensch da er was in 
eren, da verstund er es nit, er ist nu geleichet den tieren. 
Also geschach dem hochfertigen küng von Babilon, der ward 

25 siben jar als ain tier. Salomon geleichet den menschen dem 
vogel und spricht: als der vogel wirt mit dem strik gevangen, 
also werdent die menschen gevangen mit pösen listen in diser 
zeit. Abacuk geleicht sy den vischen und spricht : des menschen 
antlüt ist als ain visch. Und nach fünffhundert jaren do 

30 geleichet Cristus die menschen den paumen; aber nun so man 
zalt tusend und fier hundert dreißig und zway jar so seyen 
wir geleichet den stainen mit der hertikayt der ungehorsam, 
wan in dem stain ist hertikayt, kelt und schwäre. Also 

1 me89ing D. 3 ain g. G. 4 nit ist D. 4 und dem D. der tön G. 
sohall kl. w. Z. 11 in D. von in G. 21 den paumen fehlt D. vnd sein 
geleich wirt GD. 22 in fehlt GD. 23 nu fehlt GD. 24 vnvernufftig 
tier Z. 28 sich D. den mensohen Z. 31 vnd funffUig GD. 33 (swery 
Z) kelt vnd für GD. 



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9 - 



wurden die lüt nie herter in ungehorsam, nie kelter in g6t- 
licher liebe, schwärer und träger in götlichem dienst. Und 
als das wasser lauft über die stain und kumpt doch nit dar 
ein, also lauffend allü gütü ding obnen hin und körnend nit 
in den grund der hertzen, und wird das hertz unberürt; aber 5 
es kumpt bald die zeit das wir ze erden werden, als wir vom 
erdrich gemacht seyen, und das tüt der stain des tods, der 
velt auf den abgot, das ist der mensch, und pricht alles das 
wir gemacht haben und seyen. Und dar umb wenn hie vor 
zeiten die Romer ain küng machten, so pracht man im ain 16 
marmelstain, dar auß er im ein grab machte, dar umb das 
er gedächtnüss het seinstods; als Salomon spricht: gedenck 
dein lest zeit, so sündest du nymmer. | Und dar umb so ist 5b 
das spilpret des schachzawel schwartz und weis und vier- 
eggig, und wenn man das pret auf hebt, so ist das spil auß, 15 
und legt man das gestain alles in ain sak; so leit der küng 
als bald unden in dem sak als obnan, so sind sy denn al 
geleich. Also geschieht auch mit dem spil der hoffart. Das 
pret ist die zeit, gevärbt mit weis des tags liecht, mit schwartz 
der nacht. 80 nun die zeit auf gehaben wirt durch den tod, 20 
so hat das spil ain end, das man kain für den andern hat, 
das man ain her für ziech, den andern hin hinder stoß. So 
ist den kainer weder küng noch riter, noch vögt noch herren, 
sy sind all geleich in dem sack der erden. Wer denn hie 
wol het tan, der findet es. Nun sol der küng an im haben fier 25 
errzedel oder fürstentugend, das sind weyßhayt, mässikayt, ge- 
rechtikayt und sterk. Weyßhayt sol im vor gan; Aristotiles 
spricht : die klüg Vernunft hand die sind von natur der anderen 
küng und herren. Mässikayt zu der rechten seiten des gelüks, 
sterk zü der glingen seiten in der zeit des ungelüks. Gerech ti- 30 
kayt sol im nach gan. Die weißhayt gat im vor mit aim 
püch, die mässikayt mit aim muschgatlin, die sterk mit aim 
panner und mit aim schilt, und gerechtikayt gat im nach mit 
aim schwert. Durch die vier tugend wirt der küng geordnot 



2 nie schwürer D. und träger fehlt Z. 14 wis quartieret Z. 
21 das - hat fehlt Z. 22 ziech ] vnd D. 25 windet G. 29 gluck- 
rades Z. 31 sol in GD. 32 muschcl kemralin Z. 



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- 10 - 



in allem seim leben : mit der weißhayt gen seinen alten und 
raten, mit der mäasikayt gen seiner frawen und küngin, mit der 
sterk gen seinen riteren, mit der gerechtikayt zü den rochen und 
richtern. Zü dem ersten weißhayt ordnet den küng zfl seinen 

5 rätten den er weißhayt rat, und sy im auch. Nun ist ze merken 
das weißhayt füret alle tugend, weißhayt schweiget allem zoren, 
weißhayt überwindet allü ding, weißhayt macht got und der 
weit genäm. Ze dem ersten sprich ich das weißhayt fürt all 
6a tugend | , wan sy weißt den küng zü allen tugenden. Dar 

10 umb so hies got in alten zeiten saltz in alle opfer legen; 
das saltz bedüt weißhayt, dar umb sprach Paulus: ewer red 
sey mit saltz gesaltzen. Wir lessen das ain küng belag Rom, 
und begeret ir weißhayt und embot hin ein, das sy im rat 
gäben wie er sein saltz solt behalten, es wölt im faulen. Do 

15 emboten sy im hin wider auss, er solt es mit mulniilich 
sprengen; da bey verstünd er wol ir weißhayt, wann es ist 
unmüglich das ain maultier milich geb. Zü dem anderen mal 
so geschweiget weißhayt und stillet den zoren, besunder der 
küngin, wann Salomon spricht: es ist kain zoren über weib- 

20 zoren. Aber spricht er: der thor kriegt, der weis stilt den 
krieg, wann ain süss wort macht vil fründ. Ze dem driten 
mal weyßhayt überwint allü ding, wan also lißt man von 
dem küng Dario: der het drey kämerling, und ieglicher 
schrayb ain brief, und legten die dem küng under sein haupt- 

25 küssin. Der erst schraib: der küng ist stark, es ist war, 
mag er sich selber überwinden. Der ander sprach : der wein 
ist noch sterker, das ist auch war, er überwindet den küng 
und würft in nider auflf die erd, so er trunken ist. Der drit 
sprach: die weib sind allersterkest , aber allü überwindet 

30 warhayt. Zü dem fierden mal so macht weißhayt got genäm 
und den menschen gevellig, wan sy lert die gerechtikayt, 
die ieder man das sein gibt, got die er, dem menschen 
bessrung, im selber maysterschafft. Bey dem küng verstan 

4 zü sinen richtern Z. 5 in O. 10 aller 0. 16 f. vnd wen iß 
man vngolich ist das saltz ful werd als vnnglich ist kein mul milch 
geb Z. 25 ist es D. es fehlt Z. 26 schreib Z. 29 schreib Z. bryeff lautet 
also D. WS Anfang weißhayt durchstrichen, daneben warhayt G. weyß- 
heyt DZ. das echte ergibt sich aus der Deutung 11,4. 30 dye woißhoit D. 



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- 11 - 



wir sterk in geduld, und ist ain tilgend des küngs und seiner 
ritter, der wein bedüt massikayt des künigs und der küngin, 
die fraw bedütet gerech tikayt des künigs und seiner rochen, 
die warhayt die allü ding überwindet bedütet weißhayt des 
küngs und seiner alten und räte. Zü dem ersten mal so sol 5 
der küng haben sterk in geduld zü im selber, wan | es spricht 6b 
Seneca: wer sich selber überwiut, der ist sterker denn der 
land und lüt überwindet. Bist du nun ain küng und ain 
herr, so bis auch dein selbs künig nnd her, und zü ainem herren 
macht dich dein starkü geduld, die nieman überwinden mag. 10 
Ze dem anderen mal so sol er auch massig sein, und sol sich 
den wein und die frawen nit lassen überwinden gegen seiner 
küngin. Er sol ouch nit ain ebrecher sein, von dreyer lay 
sach wegen. Des ersten das er nit prech das pot gotz, als 
David tet mit Bersabo Urias des ritters frawen, darumb das 15 
er die und ander sünd müg straffen. Zü dem andern mal 
das er nit fal in die pein der ebrecher, als David der über 
sich selber ain rechtz urtayl gab. Zü dem driten mal das 
er nit verworffen werd von dem reich, als Salomon den ain 
weib darzü bracht das er ain abgot anbetet. Dar umb auff 20 
dem spil so sol die küngin mit dem küng ziehen und sich 
von im nit ferren. Zü dem fierden so sol er haben die tugend 
der gerechtikayt, die sol der küng üben in saim land durch 
sein vögt, vitztum und richter, das bedütet die roch der 
gerechtikayt, die sol ain küng an im han. Wir lessen das 25 
ains küngs sun het geschmächt ain erber witwen und het 
sy mit gewalt überwunden; das ward der küng gewar sein 
vater. Nun was dar umb recht, wer ein solichs tät, dem solt 
man seinü äugen auß stechen. Do stach der selb küng im 
selber ain aug auss und dem sun auch ains auss, das dem 30 
rechten gnüg geschäch, und gab der armen frawen den sun 
zü der e mit grossem güt. Die fiert tugend hayßt weißhayt, 
die sol der küng halten mit warhayt, die überwint allü ding. 
Nun komt die weißhayt von fünf sachen. Zü dem ersten 

1 sterk vnd geduld D. 2 der fehlt GD. 3 der kunig G. 4 die 
warhayt — 5 rate fehlt, dafür das sind rögt vnd die richter die in warhayt 
allü ding.überwindent GD. 5 alten rnder der ratten Z. 22 ferrern D. 
24 witztum G. vicarien Z. sun der het G. 25 der küng. 32 die heyst D. 



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— 12 - 



von ge8chrifft und lernung der püch. Ze dem andern mal 
von weisen raten, den man folgen sol und sy nit verschm&chen. 
7a Zü dem driten mal | von dem empfinden, wann es spricht 
Aristotiles: vil empfindens macht kunst. Dar umb sprach 

5 Vegecius in dem püch von der riterschafft : in dem streit ist 
ain gelertü krafft besser von wenig denn von vil ungelerten. 
Als wir lesen von aim alten riter, zü dem sein widertayl 
sprach: ich han vil Schwerter wider dich. Do sprach er: 
so han ich vil gelerter jar wider dich. Salomon spricht: 

10 wo dem ertrich des küng ain thor ist, und des fürsten frü 
essend. Also spricht auch Catho : sälig ist der der in fremdem 
schaden gewitzgot wird. Zü dem Herten mal das man weiß- 
hayt von got piten sol. Als man list von Salomon, dem 
geben ward von got erwelen weißhayt, gewalt, oder reichtum, 

15 da erweit er weißhayt, des gewert in got, und gab im nit 
allain weißhayt, er gab im auch dar zü reichtum und gewalt 
und frid, das im nieman mocht geleichen auf ertrich. Nun 
ist es also, wer den küng ansieht, der sieht an im alles sein 
künkreich. Das haupt des küngs in dem sieht man an sein 

20 alt rät, die sind sein ougen die fer sällend sehen in den 
sachen, sein oren sind sein rät die er hören sol und in 
volgen, sein naslecher sind sein rät die in süllend weissen 
underscheid ze vinden, der mund ist sein rat der für in reden 
sol, so seind sein arm und sein prust die ritter, die süllend 

25 beschirmen den küng und witwen und waysen. Sein hertz 
dar inn so sind zwo ädern, durch die ainen zücht das hertz 
den luft an sich, durch die andern so plaußt es den luft 
von im. Und das ist sein fraw, die sol er lieb han als sein 
aigen hertz, und sol sy zü im ziehen in lieb und in fraint- 

30 schaff. Er sol auch von ir lieb gehabt sein. Die fftss sind 
die richter die das künkreich tragend und laytend, der recht 
füss ist die parmhertzikayt die all richter haben süllend, der 
geling füss bedüt gerechtikayt. Des zü ainem zayehen so 
kerend die edlen tier als der leo den rechten füss für, und 
7b 35 sind 1 auch die gerechten gelider grosser und sterker den 

1 ron der g. D. 3 drüten G. 8 sprach der alt man D- 12 die 
w. D. 20ferre sechen in die Z. 21 er - 22 die fehlt D. 25 erst hertz OD. 
27 tust GD. den fehlt OD. lust GD. 



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— 13 - 



die glingen. Wir lesen von aim küng, der kund nichtz ver- 
gessen denn nun allain das das wider in geschach, des ver- 
gass er gar bald. Also so solt der küng gemalt han in sein 
sali ain ring. Ze obrost ist ain küng der sitzt in seiner 
majestat und spricht: ich reichsnun, zü der linggen hand 5 
ainer velt her ab und spricht: ich han gereichßnot ; und zü 
der rechten hand ainer der fert hin auff und spricht: ich wil 
reichsnen; so leit ainer unden an dem ruggen und spricht: 
ich bin on reich, und stat in dem glikrad geschriben obenan 
dar an demüt, darnach weißhayt in warhayt, dar nach frid, 10 
dar nach reichtum, dar nach hoffart ze untrost, dar nach wider 
umb diemüt, und lauft also umb und umb. Das ist der 
sin: noch diemuot volget weißhayt und bekantnüss sein selbs, 
wan kain aug das in dem nebel ist das sieht den nebel, wan 
es ist des nebels vol: also kan nieman in den sünden sich 15 
selbs erkennen. Also weishayt pringt demüt, demüt pringt 
frid, frid pringt reichtum, der reichturn pringt hoffart, hoffart 
pringt krieg und unfrid, krieg pringt armüt, armüt pringt wider 
umb demüt, und also lauft das glükrad umb und umb. Wir lesen 
in dem püch der richter in dem nünten capitel, das die höltzer 20 
im wald heten ain rat wie sy ain küng machten über sich, 
und komen zü dem ölpaum und paten den das er das reich 
auffnäme und künig über sy würd. Der sprach: nayn, ich 
mag meiner füchtikayt nit gelassen, wan da mit so dien ich 
got in dem tempel und den lüteu. Sy komen zü dem feygen- 25 
paum, der sprach: ich mag mein süssikayt nit gelassen. Sy 
komen zü dem Weinreben, der sprach: ich mag mein güt | t 
tranck nit gelassen da mit ich die lüt fr61ich mach. Sy komen 
zü dem hagdorn, und der nam das reich auf und ward küng. 
Nun hat er die art das er an dem ersten nit sticht, wan die 30 
doren sind noch ze weich, aber dar nach werdent sy fast 
hert, und denn so stechend sy gar übel. Auch so der wind 
dar ein wäget, so geit er sein feur, da von das holtz und die 
paum verprennt werdent, und das ist ain gaystlicher sin. Der 
ollpaum bedüt ain frumen küng der genaygt ist auf erpärm, 35 

3 bald ] der linck fuß bedeuttet gerechtikeit [ Der kung Z. 5 maje- 
stat ] Vnd der gelingg füss bedüt gcrechtikayt [ vnd GD. 16 diemüt ] vnd D. 
17 frid ] vnd D. 18 armüt ] vnd D. 19 demut | also. 21 in w. G. 32 vast vbel D. 



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— 14 — 



als Sant Ludwig ain king von Prankreich und Sant Elsbet 
die küngin von Ungern, So bedüt der feigenpaum die auff 
süssikayt gaystliches lebens genaygt sind. So bedüt der reb 
ain herren der bekert ist von weltlichen dingen zü dem 
5 frid des hiraelreichs, und die sind küng aussen und innan, 
und gaistlicher den münch oder pfaffen. Der hagdoren- 
paum bedüt die hoffertigen herren, und die sich am ersten 
senftmutig erzaygond, aber dar nach so werdent sy hert 
gen armen lütten und ungeschlacht von jar ze jar und 

10 verderbent arm leit. Item ain weisser her und küng sol die 
warhayt halten, und seinü wort süllend sein so stet als ain 
insigel. Wir lesen von küng Alexandro das er so warhaft 
was: er lag vor ainer stat, die wolt ererstören und gewinnen, 
nun mocht die stat seim zoren und gewalt nit widerstaun 

15 und sich sein erweren. Also santen sy zü im hin auss ain 
mayster der hieß Amaxenas, das er in gnad erwürb, wan er 
het in gar lieb. Und do in der küng Alexander ersach, do 
sprach er zü im: ich sprich und schwer das bey got das 
ich nit tün wil das du mich wirst biten, dar umb so bit nit 

20 und lass es varen. Do was der mayster nit unweis, er kniet 
für den küng und pat in das er die stat gewün und zerstört, 
8b und das er nieman i in der stat ze gnaden näm. Alexander 
bestund bey seinen worten und gab den kraft, und macht 
und tet dennichtz; also beleyb die stat bey frid. Es spricht 

25 Aristotiles: dis weit ist als ain gart, der garten sind die 
künkreich, die künkreich werden behalten mit der gesatzt 
die der küng hat gesetzt, der küng wirt enthalten durch 
sein riterschaft, und die riterschaft wirt enthalten durch iren 
sold, der sold wirt gesamnot von dem gemainen volck. Also 

30 ist das volk ain dienstman der gerechtikayt, mit der gerechri- 
kayt wirt die weit geregiert. Also spricht man auch: ain 
roßnagel halt auf ain eysen, ain eysen ain pferd, ain pferd 
ain man, ain man ain haus, ain haus ein land, ain land ain 
künkreich. 

3 leben G. 5 aber ynnan gynd sie Z. 8 f. ye herter vnd hertter 
den armen lütten von jar ze jar vnd schiessen füer vnd brennen und 
verderben arm lütd Z. 14 sein z. G. 17 do der GD. 18 dem al- 
mecht igen got D. SO bit oder lass GD. 25 karten G. sind des k. GD. 



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— 15 — 



HIE SAGTZ VON DER KÜNGIN. 
Non est bonura horainem esse solum, faciamus ei ad- 
jutorium simile sibi. Gen. primo. Es spricht got in dem püch 
der geschöpf : es ist nit güt das der | mensch allain sey, wir 9a 
süllen im machen ain hilf sein geleich. Do got die frawen 5 
Evara geschüf die ersten küngin, do macht er sy nit aus 
Adams haupt, noch auß den füssen, er macht sy aber auß 
der Seiten nach pey dem hertzen, dar umb das die fraw nit 
wär ob dem man; ob sy auch nit gesündet hat, so war sy 
gestanden in gleichayt zü dem man. Sy solt auch nit under 10 
im sein als ain füsstuch, aber in geleichayt, wann geleichayt 
ist ain sach der lieb, und lieb ist ain sach der geleichayt. 
Dar umb macht lieb geleich allü ding und ungeleichü ding 
geleich. Dar umb so solt Eva Adam geleich werden: sy ward 
gemacht das sy Adam geleich würd, das machot lieb, sy ward lö 
gemacht Adam zü ainem trost das er nit allein wär, sy ward 
gemacht Adam zü ainer hilff kind ze ziehen, und machen das 
er ir und sy im hülff die pot gotz behalten. Nun ist ze 
wissen in welchen Sachen ain man und ain fraw ainander 
geleich sind und auch ungeleich in der hayligen e. Zü dem 20 
ersten mal so sind sy geleich in der natur, wan sy sind baydü 
menschlicher art und natur, die Cristus an sich genomen hat. Sy 
sind auch geleich inn den sacramenten, wann ains empfacht nit 
mer denn das ander. Sy süllend baydü getauft und gefirmet sein 
und baydü cristen sein küng und kÜDgin. Sy süllend geleich reich 25 
sein an dem güt, wan die e macht ir güt gemain. Sy süllend auch 
geleichen tayl haben an den leiben, wan kains ist seins leibs 
gewaltig, wan ie ains ist des andern leibs gewaltig in der e. 
Sy sind auch gleich an den kinden: wie wol das ist das der 
vater das edler tayl und substantz gegeben I at. Sy süllend 3° 
han ain geleichü lieb, also das ains dem anderen mit antwert 
in lieb geleich sey. So sind sy auch ungeleich in drey 
dingen. Des ersten in der person: wan der küng ist ain 
man und ain herte person, die küngin ist ain weib und | 9b 

1 Hio sagtz fehlt Z. 7 fuaRen sunder nach by sinem hertzen vssen 
einem ripp Z. 10 geleichot O. 13 Dar umb — ding geleich fehlt Z 
17 machen ] nach der seien Z. 24 werden D 27 ir keynes D. 28 ir 
eynes D. 34 man - ain fehlt GD. 



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- 16 — 



ain weichü natur und zarter. Ze dem anderen mal in den 
wercken, wann der man sol regnieren und würken auß- 
wendige werk die zü dem haus gehörend, aber der frawen 
werk süllend sein inwendig in dem haus, als spinen, näen 
5 und solch ü leiblichü werk. Ze dem driten mal mit den 
ampten, wan die man habend ampt inn raten, in rechten, 
das den frawen nit zü gehört. Ze dem fierten mal in gayst- 
licher zükerung gen got in andacht, wan noch gewonlicher 
Ordnung so sind die frawen andächtiger und geschikter zü 

10 gotz dienst denn die man, doch vält das oft an manger 
frawen die vil minder andächtiger ist denn ain man. Nun 
wil ich sagen fünff stük von den frawen. Das erst wie man 
ain frawen sol erwerben. Das ander wie man ain frawen 
sol erkennen. Das drit wie man sy sol lieb haben. Das 

16 fiert wie man ain frawen sol behüten. Das fünfft wie man 
ain frawen sol regieren und erlich halten. Ze dem ersten 
ist ze wissen das etlich man nernend frawen von hübschayt und 
schön wegen, als die unküschen, etlich von reichtum wegen, 
etlich von weißhayt wegen. Und die da hübschayt süchend an 

20 frawen die sind unküsch und betrogen, wan die garten tragend 
nit alle zeit plümen. Es fraugt Aureolus der mayster, ob der weis 
man ain frawen sol nemen die schön sey oder ungeschaffen, 
und spricht: ist sy hübsch, so begert ir iederman, nun ist 
das gar hart ze behüten das iederman begert; ist sy aber 

25 ungestalt, so ist es auch nit güt, wan das ist schwär ze lieb 
haben das iederman hesslich und verschmächlich ist; doch 
so ist das ander besser den das erst. Die geitzigen süchend 
güt in weiben. Dar umb so spricht Crisostimus der guldin 
mund: du junger man, süch nit reichtum in den frawen, 
I0a30süch aber güt siteu, wan | güt sitten gewinend alzeit gütz 
genüg, aber reichtum gemachet nie güt sitten. dar umb ist 
armüt der heiligen erlicher den reichtum der sünder. Es 
fraugt ainer ain mayster, ob er sein tochter solt geben aim 

2 regieren von vßuen in das huß Z. 4 synd von innen in dem 
hußZ 4 f. spinnen vnd stricken noen vnd ander arbeit Z. 10 wann D. 
18 wegen vnd etlioh die vnhübschen ein tev] von richtom Z. 18 wegen 
fehlt OD 21 allain zeit plümen GD. 21 Areolus GD 25 lieb czü haben D. 
28 güt fehlt D. 32 a. erlich den hayligen denn (vnd D) r. den bünderen GD. 



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— 17 - 



armen weisen versuchten man oder ahn reichen unversuchten 
man. Der mayster sprach: ich wolt lieber mein tochter 
geben aim dem reichtum gebräst, denn aim der gut gnüg het 
und dem weyßhayt geprest. Und der sprach auch: ain arm 
frawen ze haben ist schw&r, ain reich frawen ze haben ö 
das ist peinlich, wau sy wil irs reichtums geniessen. Doch 
so spricht Salomon: es ist besser mit ainer armen frawen 
die fridlich ist in dem haus und in den winkelen des haus 
wonen, den mit ainer reichen und unfridlichen die da sitzt 
in vollem reichtum in dem haus. Der weis man nempt ain 10 
frawen nach der weißhayt, wan es spricht Salomon : ain weisse 
fraw paut das haus, ain thorochte fraw zerstört das haus, 
und die reichtum geben vater und müter und die fründ, aber 
weißhayt geit got. Salikait des mans ist weißhayt der 
frawen. Ze dem andern mal wie man ain frawen sol er- lö 
kennen, die man zü der haiigen e wil nemen. Es spricht 
Crisostimus der guldin mund: man sol war nemen ob 
vater und müter guter weißhayt und siten seyen und from, 
wan so ist die tochter on sorg ze nemen. "YVa aber vater 
und müter nit frum sind noch güter sitten, so ist es sorglich 20 
die tochter ze nemen. Ist aber der vater von güttem sitten 
und die müter von pössem, so ist es sorglich, wan die döchtern 
beleibent geren bey den müteren und lernend von in. Ist 
aber der vater von bössem sitten und die müter von gütem, 
so hab kain forcht die tochter ze nemen. Zü dem driten 25 
mal wie man sy lieb haben sol. Man sol | sich hüten vor iob 
übriger ungeordneter lieb, wan es ist dreyer lay lieb: aine 
ist ain ungeordnote lieb und ze vil, die ander ist ze lützel 
und ze kalt, die drit ist beschaiden geordnet. Die erst ist 
ain yferende lieb, da von spricht Salomon : es ist ain schmertz 
des hertzen ain yferende fraw in lieb. Es was ain Römer, 30 
der het ain frawen die was ussan gar sitig, aber in dem haus 
was sy ain yferin, und er strauft sy ; da gab man im unrecht, 

4 Und — auch fehlt GD. 7 vil besser D. 8 und — wonen fehlt 
Z. 9 vnfridlichen frouwen D. 10 eitzt in vollem haus OD. wies G. 
21 gütten D. 22 bösen D. ist es ze firchten GD. 26 von GD. 30 yserende G 
eusserende D. heisset ein yfferde 1. Z. 31 ifrende Z. GD wie oben. 
33 ysserin G. eusserin D. 

EU. Lit. Denkm&ler III. 2 



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— 18 — 

und er sprach: sehend an mein schäch, der ist uswendig 
schön und wol geschikt, aber inwendig trükt er mich gar 
ser. Die ander lieb ist kalt, und ist die so ain fraw wayss 
das ir man unrecht tüt, und das doch Übersicht und gutik- 

5 liehen schweigot. Augustinus spricht : die man geschweigend 
den frawen und sprechend drey ding. Wir seyen man, ir 
sind frawen, dar umb süllend ir leiden. Aber Augustinus 
spricht: sind ir mann, war umb ist euch so unleidlich das 
ewer frawen unrecht tfind? und wie sol es ewern frawen leid- 

10 liehen sein das ir unrecht tünd, die da bas möchten wider- 
stan den die frawen? Bist du ain man, so überwind du dein 
aügen argen list. Ze dem anderen mal so sprechent sy: wir 
seyen herren und ir sind kellerin, ir hand uns nit ze strauffen. 
Augustinus spricht: die fraw ist nit gemacht auß den f&ssen 

15 das sy sül dein kellerin sein, sy ist gemacht auß ainer ribb 
nach bey dem hertzen, das du sy als lieb solt haben als dein 
aygen leib, und die heiligü e macht euch bayd geleich. Und 
ist fraw Eva auss Adam gemacht, das doch kainer frawen nie 
ist geschehen. Es ist nieman entsprungsn aus aim stain. Ir 

20 süllend ainander helfen zü leib und zü sei, zü sei die pot gotz 
behalten, zü leib die kind ze ziehen. Das drit sy sprechend : wir 

ft seyen häupter und ir sind gelider. Augustinus spricht : | bist du 
ain haubt, so für das gelid den rechten weg. Ir allerliebsten 
frawen, nit volgend ewern mannen in der unküsch, aintweder 

9 5 ewer man süllend mit euch behalten werden, oder verdampnot. 
Die küschen rainen frawen die süllend Cristo allein trü und 
küschayt halten, ob villeicht die man got nnd euch frawen untrü 
sind. Die drit lieb ist ain geordnotü lieb mit beschaydenhayt, als 
äant Pauls spricht : ir man, habend ewer frawen lieb als 
Cristus die haiigen kirchen. Cristus hat die menschen also 
lieb, tüt er wider in, er empfacht in wider gütiklich. Also 
sol auch ain man sein frawen lieb haben. Zü dem Herten 
mal wie man ain frawen halten sol. Dar umb ist ze wissen 
das ain elich leben ist ain orden, und hat der frawen regel wol 



3 kalt vnd louw Z. und ist die fehlt Z. 12 f. deyner ougen D. 
14 vnder den fflsseu OD. 17 hailign G. 21 den leib GD. sy fehlt 
GD. 25 oder sond an vwer schuld verlorn werden Z. 



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- 19 - 



fünff capitel, und ist die regel genomen auß Thobias pfich 
an dem zehenden capitel. Das erst: sy sol nit allain sein 
noch ziehen auf dem spil, anders das spil wirt nit gewonnen ; 
und wär Eva bey Adam beliben, sy wär von der schlangen 
nit betrogen worden, wan sy sind bayde ainander ze hilf g 
geben. Das ander: sy süllend ainander lieb han lebent und 
tod, und sol kains an dem andern prechen. Es schreibt Sant 
Jeronimus das ain fraw hiess Lucrecia, die ward gewaldigot 
von des küngs sun ze Rom, die erstach sich selber, das kain 
fraw geren hernach det, das sy vil ungeren det. Wirt aber jq 
die küngin auf dem spil genomen, so mag der küng ain 
ander küngin machen auß aim fendliu, die macht er edel, 
und hat als vil gewaltz als die erst küngin. Es sind in den 
rechtpüchern geschriben drey sach die ain man irrend das 
er kain efrawen mag nemen. Die erst ist: hat er sein 15 
efrawen ertot oder ursach geben das sy ertöt würd, dar umb 
das er nach irem tod ain ander möcht nemen, das mag er 
nit tün mit recht. Die ander sach: hat er ainer frawen 
die e gelobt | bey seiner frawen leben, also wenn sy gesterb nb 
so wöll er sy haben zü der e, das mag auch mit recht nit 20 
gesein. Die drit sach : sitzt er offenlichen bey ainer andern 
frawen ze unstat die weil sein fraw lebt, die mag er auch 
mit recht nit nemen zü der e. Wen aber ain küng mer 
frawen nempt denn ain, das ist zemal unrecht und äussert 
von got; als Salomon det, der ward von weiben verkert von 25 
got zü der abgötterey. Das drit capitel : die frawen süllend 
weis sein, das sy nit verloren werdent als Dyna her Jacobs 
tochter des patriarchen. Die verlor ir er, wan sy was un- 
behüt, und von iren wegen wurden vil lüt erschlagen, als 
man lißt in dem püch von der gepurt. Das fiert capitel: 30 
die fraw sol trü sein. Es schreibt Vegccius von der riter- 
schafft, das tze aim mall die frawen von Rom so getrü waren 
den mannen, als die stat belegt ward, das sy ir har ab- 
schnitend das man sayl dar auß macht wider die veind. Item 
es süllend vier verainung geschehen in der e. Die erst ist 35 

9 ersaoh GDZ, vielleicht richtig, dann fehlt unt erstach sich. 
10 frow iez gern dette Z. 17 f. die sal er dar nach nit nemen Z. 22 by der 
vne Z. 

2' 



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- 20 - 

des gemütz und des willens, also das sich der frawen will 
ergeb des mans willen, und wider urab in rechten ordenlichen 
sachen. Die ander verainung ist des leibs, wan der frawen 
leib ist des mans leib, und wider umb ist des mans leib der 

5 frawen leib. Die drit verainung ist ain fruchtparlichü Ver- 
mischung des samens von kind und erben wegen. Die fiert 
verainung ist des lebens, wann ain sunderlichs leben das sol 
werden ain gemain leben. Hie ist ze mercken das Cristus 
gesprochen hat: es sind zway auf aim acker, der ain wirt 

10 genomen, der ander wirt gelassen; es sind zwen auf ainer 
mül, der ain wirt genomen, der ander wirt gelassen ; es sind 
zway in aim bett, das ain wirt genomen, das ander wirt ge- 
lassen; es sind zway in aim tempel, ains wirt genomen oder 
12a gehört, | das ander nit. Das bedüt fier fürstentugend die 

15 ain küng an im haben sol. Die erst ist weißhayt, und bedüt 
• die zwen auff dem aker da schön plomen sind auf gewachsen, 
das ist der küng und die küngin die da sprechend die 
schönen plümen weisser klüger wort von dem aker der weiß- 
hayt. Also wirt der behalten der sein weißhayt praucht nach 

20 dem lob gotz. Wer aber sein weißhayt praucht nach übi- 
kayt der weit und zu den sünden, der wirt verworffen. Das 
ander betüt die tugend der sterk und der geduld, das betüt 
die zway in der mül, der ainer wirt behalten, der sein sterk 
übet in gotz dienst und geduld hat in widerwärtikayt, und 

•25 der sein sterk praucht zü sünden, der wirt verlassen. Die 
drit ist mässikayt, und bedüt uns die zway in ainem pett, 
da wirt ains behalten, die in mässikayt by schlaffend und 



4 mans leib vnderworfen Z. 5 ist die vnfruchtbarkeit die sol sin 
verwandtet in fruchtbarkeit Üblichen zu den kinden vnd geistlichen zu 
glitten werckon wen die frow sol nun men betten vor wen nu so sol 
sy bitten vor dem man vnd für die kinder, des was sy vor nit schuldig 
vnd ouch der man Z. 7 sundlich D. 10 mal D. 13 oder gehört fehlt Z. 
14 fürsiehtig tugend OD. 19 prauoh G. 22 das betüt fehlt GD. bey den 
zw. GD. 23 mal D. 24 got dienst G. 27 die Stelle ist verderbt, der hier 
eingesetzten Lesart aus Z. geht vorher die messikeit ist kung und kungin. 
GD lautet: die in maasikayt mit essen vnd trincken schlauffen gotz er 
suchend in der haiigen e die werdent behalten aber die werdent 
verlau8sen die da mit vnkQsch vnordenliohen lebend als das vich wider 
natur vnd gesatzt der hailigen e. 



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- 21 — 



dar in sftchend die er gotz und kind, und meinend die heiligen 
e ; das ander sucht in dem bett unküschayt und lust, die werden 
verloren. Die vierd tugent ist gerechtikayt, und betüt die 
zway in dem tempel, der ains wirt behalten durch die tugend 
der gerechtikayt, das da petet und nieman verurtaylet, das 5 
ander wirt verloren, das mit dem geleichßner petot in dem 
tempel, das sind die die anderü lüt strauffend und sich selber 
nit erkennen wöllend. 

| DIE ALTEN. 12b 

Consilium custodiet te et prudentia servabit te. Pro- 10 
verbiorum secundo. Es sprach Salomon zfi seim sun: rat sol 
dich behüten, und weißhayt sol dich behalten. Es ist ze 
wissen, als Sanctus Thomas spricht und Aristotiles in dem 
driten päch der sitten, das kain rat ist noch sein sol von 
dem end, aber besunder so ist rat von dem mitelen das da 15 
weißt zu dem end. Kain artzit rat gesunthait, wan sy ist 
von im selber gemaint und beschlossen, er hart aber von den 
mitelen die zü dem end weisend, das ist zu der gesunthayt. 
So ist auch kain rat von ewigen dingen, die sich mit kaim 
rat mügend wandten. Es ist auch kain rat von notürftigen 20 
dingen die von not sind und müssen sein. Es ist auch kain 
rat von den dingen die von natur alzeit körnend, also das 
die sunn morgen schein, ob der wachter den tag nymmer 
kündet, dennocht wirt es tag, und ob die stundglogg nymmer 
schlecht, | dennocht wirt es nacht. Es ist auch kain rat von 25 13a 
den dingen die da nit sind in des menschen gewalt, besunder 
so ist rat in den dingen menschlicher werk, die auf unsicher- 
hayt stand. Dar inn so wirt rat genomen und gegeben, wen 
das zügat das der mensch sücht ain fund oder ain mitel wie 
er kum zu aim end das er begert. Und das ist ain tugend 30 



3 die iet D. 9 lieber »ehr ift fehlt D, weil oben am Bande in 
G. Von den alten Z. 11 primo OD. IdschribtZ. 14 ist noch fehlt Z. 
16 Kain — gesuntheit fehlt Z. 17 gemain OD. 20 kaim weg Z. 
26 nit fehlt GD. die da von vngenerd geschehen, eß ist ouch kein 
ratt von den dingen die da Z. 28. 29 den dar zu gut GD. 29fründ GD. 



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- 22 - 



die da hayßt in latein eubulia, das ist ain klügsücherin. Dar 
nach so der mensch wol ersücht, so erweit er das mitel als 
vil gut, dar zü das er den maint ze beschliessen, und das 
hayßt sinesis, ain urtailende kraft des erfunden mittels. 
5 Dar noch so beschlüßt der mensch das güt ist zü dem end 
das er zü dem ersten gemaint hat, und die tugend haißt 
prudentia preceptiva, ain gepietente weißhayt. Aber so die 
ding sind ob des menschen Vernunft, so wirt von got geraten, 
das hayßt ain gab des haiigen gaysts. Nun wil ich schreiben 

10 wer da raten sol, und wer dar zü güt ist, und was man auß 
schliessen sol. Es ist geschriben in den rechten, wer nit 
zücknüs mag geben, den sol man auch nit in rat nemen. 
Die ersten sind kind, den geprist zeit und weißhayt, als wir 
lessen von dem kind das mit seim vater in den rat gieng 

15 und der müter sagt, der rat war ob ain man zwo frawen 
solt han oder zwo frawen ain man. Die andern das sind 
frawen, den geprist kraft und sterk; frawen rat ist ^int- 
weders tür oder schwach. Die driten sind die von natur 
toren sind, den geprist gescheidikayt. Die fierden sind die 

20 in dem pann sind. Die fünfften sind die ungelebigen. Die 
sechsten sind die zü dem tod verurtaylet sind. Die sibenden 
die da rechtend mit tieren die zen habend von geltz wegen, 
das sind üppig arm verlaussen lütt. Man sol auß schliessen 
auß dem rat unweißhayt. Zü dem ersten sol weißhayt in 

25 dem rat sein, als Salomon sprach : ich weißhayt won in dem 
131, rat und bin bey den rechten gedenken. Zü dem andern | 
mal so sol man auß schliessen pÖßhayt, denn was pös ist das 
mag wol finden pösen fund. Man sol auch das pöß nit er- 
wellen weder durch sein selbs willen noch durch des güten 

30 willen das dar noch volgt noch durch ains grossem pßsern ze 
vermeiden, noch grössern schaden ze für komen, als man 



1 da fehlt D. erbulia G. eutropolia D. 4 sineresis D. verteilende D. 
5 beschlützt G. 7 prudentia fehlt GD. 10 was man raten GD. 14 den 
fehlt G. den rat. War (WieD) ob GD. 15 ain fraw zwen man solt han 
vnd ain man zwo frawen GD. 18 aintweders ze vil hertt oder zevil lind 
Z. 19 tob vnd toren Z. bescheidenheit Z. 23 verlaussen fehlt Z. 27 f. 
vnd was pös ist das man wol erfinden vnd erkennen (mag D) GD. 
28 mag man Z. 29 dein GD. 30 pösers G. böses D. besseren Z. 



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— 23 - 



gemainklich spricht, das under zwain bössen sol man das 
minder bös erwelen. Das ist ie da nit, wan man sol kain 
bös erwelen, man sol es auch nit raten. Dar umb spricht 
David: sälig ist der man der nit gangen ist in den rat der 
pößen. Das drit man sol auß schließen schnelikayt von dem 5 
rat, sprach Salomon : wer eylt der zerstösst geren die füss. Es 
spricht Socrates : ainem schnellen rat dem volgt rü nach. Es 
spricht auch Yarro der mayster: es ist ain zaychen der un- 
weißhayt von den behenden räten in schwären sachen. Der 
kayscr Octavianus sprach; es geschieht bald gnüg das da 10 
wol geschieht. Das fiert man sol auß schliessen von dem 
rat den zorn. In rat sol man zorn meiden, wan zoren maint 
vermügen das er doch nit vermag. Es sprach Jacob zü seinen 
8ünen Symeon und Levi, sy weren vässer der pößhayt und 
des kriegs: in ir rät sol mein sei nit eyn komen, wan sy hand 15 
in irem zorn ain man ertöt. Es stat geschriben in dem püch 
der Römer das drü ding sind die da habend Rom zerstört. 
Das erst ist junger rat, das ander aügner wil, das drit aygner 
nütz. Das geschach dem küng Roboam küng Salomons sun, 
der w T olt den alten seins vaters raten nit volgen, er volget 20 
aber den jungen die mit im erzogen waren, und dar umb so 
ward sein reich erstört. Nun sind zwen alten auf dem spil, 
das sind die rät, die der küng nit leichticlichen von im schiken 
sol, er sol zem mynsten ain bey im behalten, wil er das spil 
nit verlieren. Also lessen wir das ain küng lag vor ainer 25 
stat, und enbot hin ein | das sy im zehen der weissesten hin auß 14a 
santen, so weit er von der stat ziehen. Do antwert im ain 
weiser mayster her auss und sprach : die hirten und die wolf 
heten ain krieg mit ainander, und sprachen also die wolf: 
wir wöllen ain frid mit euch hirten machen, und wöllen euch 30 
kain schaff mer essen, also gebend uns nun die hund hin auß, 
wan so ain kantzer frid ist, so bedürfend ir kains hunds. 
Das teten die hirten und gaben den Wolfen die hund. Do 
nun die hund hin komen, da brachen die wolf den frid und 

5 anß schlahen GD. 6 zerstört D. 8 Varo G. 9 der behen- 
den räten Z. 13 seinem sun GD. 16 puch der fehlt G. dem geschieht 
der D. 21 der jungen G. waren worden D. 28 mayster fehlt D. 
31 nymmer mer D 33 hund all sarapt vnd D. 34 hund all sampt D« 
wolf tzu hannd D. 



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- 24 - 



fraussent die schaff. Die red markt der küng wol, und gab 
der stat frid von weißhayt wegen des maysters. Also sol 
der küng nit leichtiklichen von im geben sein alten und sein 
weis rät. Es kriegt ain junger man mit aim alten weisen 
5 man, der jung sprach : ich han gar vil Schwerter da mit ich 
dich ser schlahen will. Do antwert der alt und sprach: 
so han ich vil jar und sinn da mit ich dir widerstan wil. 
Mich fraugt ainest ain ritter, warumb ich so vil alter pücher 
het die ich doch nymmer auff tat, die würden doch staubig. 

10 Ich sprach : lieber W , varend ir nymmer über veld on 
schwort? Er sprach: nayn, das war nit riterlichen. Ich 
fraugt in, ob er nymmer über veld züg das er das swert nit 
auss züg und es prauchte. Er sprach : ja, ze hundert malen. 
Ich sprach : war urab ? Er sprach : dar umb, so es not tät, 

15 so brauchet ich mein swert. Also sprach ich: also ist es 
auch mit meinen püchern, die ligend da ze warten, wen ich 
ains weisen räts bedarf, so brauch ich sy. Ain tor ret mit 
dem herzogen von Osterreich und sprach : al dein rät ratend 
14b dir wie du in das land | körnest, hayss dir auch raten wie 

20 du her wider auß körnest. Ain nar sprach zü ainer frawen: 
ich gicng aim nach und bat in umb ain beltz, als bald er 
mir ward, do kom ich nymer zü im. Also rat ioh dir das 
du dein gut behaltest, und es nieman gebest;. Die zwen alten 
auf dem spil bedütend gaystlichen in der sei Vernunft und 

25 willen. Was der wil erweit, das sol die Vernunft mit rat 
volgen, und was die Vernunft erkent, das sol der wil volgen 
mit lieb. Und das sind die zway äugen und oren und der 
mund des küngs, und süllend zü in nemen wen sy wellend. 
Zü dem ersten die natur der vogel und tieren. Zü dem 

30 andern mal die geschrift der haiigen e. ZA dem driten mal 
süllend sy dar zü samnen und rüffen die samnung der tugend. 
Zü dem ersten mal süllend sy nemen rat von dem adel der 

5 jung man sprach zu dem alten D. 6 ser fehlt Z. alt man dem 
jungen vnd D. 14 wan es D. 16 ze warten D. 17 der riet eines 
mals dem h. Z. 18 hör ich dir ratten Z. land vnd in den saok Z. 
27 lieb J vnd wider umb war auf der wil feit das gut ist, das sol die 
Vernunft volgen GD. 27 der fehlt GD. 29 engel vnd tiereu GD. 
30 e fehlt GD. 



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- 25 - 

« 

natur. Von dem pfawen süllend sy rat nemen zü der demüt, 
wan er lat sein spegloten schwantz nider, so er sein fuss an 
sieht. Von dem vogel pellican nem rat wider neid und 
hass, wan der erpickt sein hertz und sein prust und lat sein 
plüt dar auß und das geplast von seim hertzen. Von der an- 5 
maysen spricht Salomon: du träger mensch, gang zü der 
anmayssen und leren von ir den weg. Also sol man auch 
fraugen die haiigen geschrift, wan durch die kau der hailig 
gayst wol raten. Man sol auch vorhin all rügend fragen, ob 
die sach nit sey wider die parmhertzikayt, oder wider die 10 
demütikayt, oder wider ander tugend. Und dar nach sol man 
den rat | beschliessen. Also spricht Salomon: der rat des 15a 
weissen hertzen ist als ain prunn darauss man schöpft. Also 
hatten auch die Römer zwen rät gesetzt über alles volk, und 
die nomen zü irem rat wer sy güt daucht. Man lißt in dem 15 
püch Balaam: ain vogler der veing ain nachtgallen, und die 
sprach: weitest du mich laussen fliegen, ich wölt dich drey 
weis rät leren, das du gar weis wurdest. Do gelobt der 
vogler, er wölt sy laussen fliegen. Und sy lert in das 
er kain ungeläblich ding solt glauben; das ander er solt 20 
umb kain verloren güt rü haben, das er mit rü nicht möcht 
her wider pringen; das drit er solt sich nit fleissen ze vahen 
das er nit möcht vahen. Do der vogler die nachtgallen Hess 
fliegen, do sass sy auf ain ast, und sang gar frölich und 
sprach: 0 du rechter narr, hetest du mich behalten, das het 20 
dich reich gemacht, wan ich han in meim pauch ain edlen 
stain, der ist als groß als ain straussenay, der ist als groß 
gold wert. Und der vogler gelaubt es pald, und het rü das 
er sy het laussen fliegen. Do sprach die nachtgal: du hast 
meiner 1er nit gevolget, wan du gelaubst ain ungläblich ding 30 
von dem stain. Ich bin doch selber nit als groß als ain 
straussenay, wie möcht ich denn ain su liehen stain in mir 
han? Das ander du hast rü umb das das dich nit hilft. Das 
drit du wilt vahen das unmüglich ist ze vahen. Ich bin 

2 sprecloten D. spigloten Z. 3 Und von D. vogel gamaliel Z. 
4 im selber das bös blüt von dem herezen Z. 7 die weg Z. ^og 
tzft gleicher weyß D. 8 durch die heyligen gosohrifft D. 10 Ende die 
fehlt G. 12 rat ist des weissen GD. hertzen fehlt GD. 27 der — wert 
fehlt Z. 28 golds D. 



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- 26 - 



nun gewarnot, ich kom nit mer zu deiner hand. Es ist 
grosser underschaid zwischen den weisen und den toren. Die 
erst ist: der thor sieht an den anvang, aber der weis sieht 
an den ausgang. Die ander : der thor sieht an die hübschayt 
5 der ding als sy erscheinend, der weis sieht an unstätikayt 
15b der ding und was sy da sind an in selber. Das drit: der 
tor tregt | das hertz in dem mund und wil nit beiten der 
fraug, aber der weis tregt den mund in dem hertzen und mag 
der fraug wol er beiten. Das fiert: der un weis wil lieber rat 

10 geben und sprechen, wan rat hören von andern, aber der 
weis wil lieber rat heren und von den andern underweißt 
werden. Das fünfft : dem thoren volget rü nach, dem weisen 
volget kain rü nach. Wir lessen in der Römer püch das die 
jungen ze Rom ze rat wurden, sy wölten die alten rät ze 

15 Rom all erschlagen und tötten, umb das das sy selber den 
rat besessen. Do das geschach, do hetten sy rat, welcher ir 
aller her würd, also funden sy under in ain fund: welcher 
under in drü ding betrachtete und pr&cht, den besten grösten 
fraind, den grösten veind und den grösten schätz, der solt 

20 ir aller her sein. Do was ainer under in der het gar ain 
alten weisen vater, den hat er behalten in ain keller, dar in 
behüt er seinen vater und speißt in dar in, der selb lert sein 
sun das er mit im näm sein weib, sein hund und sein jungs 
kind, und sprach vor dem rat, sein weib war sein gröster 

•25 veind, und das es war sey, do schlug er sy an ain baken, 
als bald do ward sy erzürnot und sagt von im, das er seinen 
vater verborgen het in aim keler, und möcht sy ain mord 
uff in erdacht han, sy het es geren taun. Er nam sein hund 
und hau im ain groß wunden und sprach : das ist mein ge- 

80 trüoster fründ, und lokot im zehand wider, do kam der hund 
gar früntlich zü im. Er nam sein kind für sain grösten 
schätz und das beweißt er auch, und ward durch die drü 
ding der obrost in dem rat. Also sprich ich auch: es ist 

1 in dorn hand Z. 2 toren ] vnd das iu zwen weg Z. 4 ander 
vndersoheid D. 6 Die drit vnderscheid die ist D. 11 den fehlt D. 
12 fünft thorhayt volget dem toren nach rew. (vnd der ruwe aber 
Z) dem w. GDZ. 17 ain fand G. 18 betrachtete und fehlt Z. 20 under 
fehlt G. 21 den — 22 darin fehlt Z. 22 dar ein ü. 25 das er G. 
mit letzer hand [ an Z. 32 sprechend sy GD. 



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- 27 - 



ain weiser rat das der mensch hat sein aygen flaysch für 
sein grösten (veind; wer sein leib zü der e hab genomen, 
der hat ain veintlich eweib. So ist es auch ain weiser rat wer die 
conscientz zü fründ hat, die bilt ze aller zeit als der hund, wie 
dik man sy schlecht, so mahn | sy uns doch mit trüwen. Es ist 5 16a 
auch «in weiser rat der sein lauter almäsen hat für sein rcichosten 
schätz der nit gemindert wirt; als Cristus sprach: sampnend 
euch den schätz in den himel den kain diep stilt und kain rost 
frißt und vererbt, und hat da ewig fröd imer ewiglichen. Amen. 

VON DEN RITTEREN. 10 

Nemo militans deo implicat sc negociis secularibus, ut 
placeat ei cui se probavit. Es spricht Sant Pauls in seiner epistel : 
nieman der got riterschaft fürt bekümert sich mit weltlichen 
Sachen, das er dem gevall dem er sich hat bewert. Nun sind zwen 
riter auf dem spil, ainer zü der rechten seiten, | der ander zü der 15 16b 
glingen seiten, und die springen gar ritcrlichen auß auf das drit 
veld. Der ain behütt dem küng sein hüt das sy nit geprochen 
werd, der ander behüd der küngin ir hüt das sy nit geprochen 
werd. Sy varend auß auf rab, sy ziehend wider hinder sich und 
beschirmend sich selber. Der küng und die küngin die süllend 20 
zem minsten zwen venden haben die auf sy warten, so stat 
das spil wol bewart. Also sprich ich gaystlichen: die riter 
sind des küngs arm vnd hend, da mit er sich und sein küngin 
und sein volk schirmen sol gegen seinen widersachen, und 
pey dem ritterspil ist uns bedüt die tugend der sterk. Nun 20 
hat die selb tugend zway werk: das ain ist manlich und 
kienlich an greiffen güter werk, das ander ist manlich und 
künlich leiden das übel und das widerwärtig. Das sind die 
zwen ritter, der ain hilft gütz tün und das manlich understan 
ze tün, der ander hilft das man sich gütlich und dulticlichen 30 
geb in leiden ; und das sind zway tayl der sterk, das sind die 
zwen riter gaystlich. Der erst tayl der sterk ist das man on 
sach und on undcrstaun künlich und manlich würk das güt, 
und das beschicht in zwayer lay weis. Zü dem ersten so ist 

1 fleisohlichheitZ. 2 sein lieb D. 4 beleibt (st. bilt) OD. 6 in schlecht 
OD. sy vewundet Z. [9 und hat bis Schluss fehlt Z. 9 ymer vnd e. D. 20 vnd 
suln G. 31 die fehlt G. gavstlich riter G. das — gaystlich fehlt D. 32 Der 
- ist fehlt D. 



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1 



- 28 - 

es ein beraytung des gemutz zü dem selben, und das hayßt 
fiducia, ain getrawen, ain hoffung das oder das ze tön. Zü 
dem anderen mal das der mensch darzü ain getrawen hat, er 
wol das gut tün und bestan, das er dar zü tü ain ervollung, 
5 und das hayßt magnificentia so der mensch alles sein güt 
dar auff kert, oder es hayßt magnanimitas so der mensch all 
sein kraft und er dar auff kert, das es volbracht werd dar zu 
der mensch ain getrawen und ain hoffung hat. Das ander 
tayl der tugend der sterk leit an leiden. In dem leiden 
I7ai0wirt gewirkt | die tugend, und das ist auch ze zwayer lay 
weis. Das erst so der mensch fürchtet das im geprest in 
dem werk, dar wider ist die tugend der geduld. Das ander 
ist das der mensch fürcht das im geprest an dem end, dar 
wider ist die tugend der geständikayt bis auf das end, und 

15 das ist die tugend der marter. Also sind die zwen ritter die 
zway tugend der sterk: die ain lert wie man das güt man- 
lich und kunlich unterstand, die ander lert wie man sich in 
dem leiden halt mit der erfollung der geduld. Nun ist ze 
wissen das die sterk der ritter stat auff drei dingen, dar 

20 wider sy streiten süllend. Das erst ist angreiffen grosser 
ding, als David spricht: übend euch manlich, so wirt ewer 
hertz 'gesterkt. Das ander ist in laiden und in vertragen 
grosser ding. Dar umb spricht Salomon: die lieb ist stark 
als der tod, und Paulus spricht: wer mag uns schaiden 

25 von der liebin Cristi. Das drit ist das man grossü ding ver- 
schmäch, als Cristus gesprochen hat: wer vatcr und müter 
nit lat durch meinen willen, der ist mein nit wirdig. Also 
sag ich das geduld ist zü der glingen seiten in der zeit der 
widerwärtikayt, und geduld oder sterk ist zü der rechten 

30 seiten in dem zeit des glüks. Das ist ain starke edle riter- 
schaft das der mensch in lieb und in layd stark und kün 
sey das güt ze tün und das arg ze meiden; dar auf so stat 
allü riterschafft und sterk. Und dar umb so ist ain fraug 
ob der sterker sey der das güt manlichen und künlichen tüt 

3 hab D. 5 hayßt zu Lateinischer Sprach D. ain m. O. 7 darzü 
denn D. 10 gewirk Q. 11 zü dem ersten das D. 16 die eyn tugent 
vnd die erst D. 17 vnd ouch D. ander tugent D. 18 ist ouch D. 19 die 
statD. 28 dem zeit G. 29 gerechten D. 



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- 29 - 



und volbringt, oder der der das p6ß dulticlichen leidet und 
überwindt. Ich sprich: der ander überwindt mit leiden, und 
der erst überwindt on leiden, und dar umb ist die ander 
stärker denn die erst. Man sieht das das kraut geit sein 
8chmak so es zerstossen wirt, und der weyrach | geyt sein 5 17b 
rauch so er in das für kompt. Also ist es auch von der 
geduld, die so stark ist das sy nieman überwinden mag, ie 
mer man sy peinget, ie mer ir kraft zu gat, als das gold, 
ie mer man dar auff schlecht, ie mynder es wider dönt. 
Also tüt auch der tultig. Und auch als ain schnegg, so man 10 
den anrurt, so zuckt er bald die oren hin ein und wil sich 
nit weren, aber er wil durch got leiden. Es ist ain ver- 
fluchtz eysen das von dem schleiffen rostig wirt ; also ist das 
auch ain pösser mensch der von der strauf gotz nit pessert 
sein leben, wan geduldikayt pricht das pand der sünden, als iö 
den drey kinden in dem pachofen das für nit schadet, nun 
das es in die pand auf ledigot da mit sy gepunden waren. 
Ich sprich das: und künd der kelch und die monstrantz in 
der kirchen reden, sy danckten dem goldschmid das er sy 
also kosparlichen gemacht hat und kain schlag auf sy gesparet 20 
het. Also sol der mensch got auch dancken das man leiden 
uff in schlecht, wan da von wirt er gar edel, als David 
spricht: es hand die sünder schmidet auf meim ruggen und 
hand ir boßhayt verlengert. Und wis: es ist ain erlicher 
ritter dem sein schwert pricht in dem streit und sein pfert 25 
tod beleibt, und das wappenklayd hehaltet. Das wappen- 
klaüd ist geduld. Der riter tregt gold, das gold ist geduld, 
ie mer man das gold in dem feur prennt, ie mer es sein 
gütikayt erzaygt, und ie mer es getriben wirt under dem 
hamer, ie minder es under dem hamer dönt. Also sol der 30 
geduldig riter tun. Die riter süllend in dem streit beschoren 
sein, das man sy bey dem har nit begreif. Der scherer ist 

1 böß manlich vnd knnlich Z. 10 gedultig mensch. Es ist war 
das ain sohnecke Z. 11 hin ein ] Also thut ouch der mensch der da 
gedultig ist. So der angerurt wirt so zucht er bald die werhorner 
in Z. 14 des almechtigen gotz D. 16 kalchoffen Z. 21 mensch ouch 
dem almechtigen g. D. 22 (so D) wirt es GD. 23 gesohmidet D. 
24 hand da D. 24 wifß ouch D. gar eyn D. 25 eynom str. D. 28 es 
da D. 32 dar umb das D. 



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— 30 — 

got der herr, der kan also sauberlichen scheren, wer sich 
18a stil j und eben under im heltt, und nit vicht hin und her 
under dem scherer, das ist under dem scharpfen scharsach 
des leidens in geduld sich güticlichen helt. Ain riter sol 
5 reich sein und grosen sold verdienen mit sehn leib. Ich 
sprich : als vil der mensch veind hat, als vil hat er Schuldner 
die im schuldig sind, ist er geduldig, so müssen sy all für in 
bezalen, und machend in reych. Ain riter sol edel und wappeu- 
genoss sein. Wan wiss: ain unedler stain der pricht pald, 
10 so man in übt, so pricht er in unduld, wär er aber edel, so 

, belib er gantz in geduld. Wer aber recht edel sey, das kent 
man bey sechs zeichen. Das erst zaychen ist geduld, da von 
ich gesaget han. Das ander ist miltikayt, da mit volgt man 
got nach dem aller miltesten. Das drit ist dankpärkayt und 
15 demüt. Salomon spricht: ie grösser du bist, ie mer du dich 
demütigen solt in allen dingen. Das vierd ist erbarm, dar 
umb wolt die natur der binen künig sich nit waffnen mit 
dem angel, wan er hat kain angel des rauchs als die anderen 
binen. Das fünfft ist manhayt wider die veind. Dar umb 
20 so schlecht man die riter und geit in ein neus schwert. Das 
sechst ist schäm, wan sy süllend fliehen und sich schämen 
aller unerlichen und schamlichen ding. Nun lessen wir von 
nun der aller sterksten riteren diser weit, der waren drey 
juden , drey hayden , und drey cristen. Die drey juden 
25 warend: der erst war Sampson, sein wappen ist ain esel- 
kinbakzan, da mit erschlüg er vil tusend man. Der ander 
was David, sein wappen was ain scharf saytenspil, der er- 
schlüg den rissen Golias, und zerzart ain beren und ain leo. 
Der drit was Judas Machabeus sun, sein wappen waren dreu 

18b3ojyden hütlach, der half seim volk, und floch inn die | wüstin 
das er nit äss haydnisch speis, und volbracht gross streit und 
vechten. Die drey hayden waren: der groß Alexander, der 
ander was Hector von Troy, der drit hies kayser Julius. Der 

1 sich da D. 7 all fehlt D. 9 sein fehlt D. Dann D. 10 vnge- 
duld D. man in wurckcn sol also geschieht ouch einem vnedeln menschen 
so Z. 11 rech G. reych D. -was aber rechter adel sey Z. G. 
13 ander tzeichen D. 14 dritt tzeychenD. 18räches. vindicte Z. 19f0nffG. 
fünfft tzeychen D. 22 schamlich G. 26 esel kindkasttzan. mandibulum. Z. 
27 harpfenseytten Z. 30 hfitlin Z. 



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- 31 - 



floch in ditz land uiid paut vilstet, bis das er sich gestärkt, 
do zoch er gen Rom, als Lueanus schreibt von im. Die drey 
cristan waren: der groß Karulus, der me lüt und lands hat 
gewunnen mit dem schwert den die zwelfpoten mit den 
zungen. Der ander was küng Artus von Engeland, der drit 5 
hieß Cristofferus. Also sprich ich gaystlichen : es sind dreu 
ding dar an der mensch sein sterk erzaygen sol. Das erst 
ist an seim flaysch, dar zü gehört gewalt. Das ander ist dis 
weit, dar zü gehört starke weißhayt. Das drit ist der tüfel, 
und den müß man überwinden mit gerechtikayt. Das erst 10 
ist macht oder gewalt, und ist zü gelegt dem almäehtigen 
vater. Das ander ist weißhayt, die ist zü gelegt got dem 
sun. Das drit ist gerechtikayt, die da zü gelegt wirt dem 
haylgen gayst. Nun was alles volk vor Cristus gepurt getaylt in 
in drü tayl. Es waren Römer lateinen, die heten den gewalt vor 15 
allen dingen. Es waren die Kriechen, die hetten die weißhayt. 
Es waren die Juden, die heten die hailikayt das got selber 
mit in redet, dar umb so was auch die übergeschrift an dem 
crütz ge8chriben in latein und in kriechen und in ebräyscher 
sprach. Nun lißt man in den alten püchern das sich die drü 20 
das ist gewalt, weißhayt und hailikayt auf erden hie nymmer 
schaydent, als wenig sy in der gothayt geschayden sind; 
wan wa der gewalt ist, da ist auch die weißhayt und haili- 
kayt. Also do der gewalt was in dem jüdischen land bey 
Salomonis zeitten, also was auch die weißhayt und die haili- 25 
kayt bey der judischhayt. Und do der gewalt was in kriechen- | 19a 
land, da was auch da bey die weißhayt und die hailikayt 
bey Alexanders zeiten. Und do der gewalt was bei den 
Römern, da was auch da weißhayt und hailikayt. Dar nach 
kom gewalt, weißhayt und haylikayt gen Frankreich gen 30 
Baryß. Nun han ich vor geschriben: allü sterk leit dar an 
das man drey veind überwind, sich selber mit gewalt, die 
weit mit weißhayt, den. tüfel mit hailikayt. Nun wirt es 
alles überwunden mit sterk. Zü dem ersten das man ge- 

1 tützsche lant Z. 2 als — im fehlt Z. 11 oder ist 0. 17 Es 
hetten die Juden D. heten hailikayt Q. 24 Alfo was der g. GD. jüdischen 
fehlt GD. 26 in den kriechen D. 33 f. Nun ist es alles vber wunden 
vnd alle Sterke ist zu dem 0. Z. 



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- 32 — 



waltiklichen an greif starke ding, und das ist unser flaysch. 
Ie mer wier das sterken, ie mer es wider uns gesterkt wird ; 
dar umb so süllen wir im gewaltiklichen ab prechen unmassi- 
kayt und übrig fül. Das ander das man sich gen der weit 
5 weislichen halt in geduld, wan die weissen haben nit alles 
das gerochen das wider sy geschehen ist. Also süllen wir 
auch mit weißhayt in gedultikayt die weit überwinden, als 
Jesus Christus uns gelert hat, so er spricht: in gedultikayt 
besitzend ir ewer sei. Zü dem driten mal das ist : wir süllen 

10 fliehen vnd verschmähen das gevächt des flaischs, wan es sind 
etlich flayschlich veind, die müss man überwinden mit fliehen 
und mit verschmähen, als unküschayt. Es ist nit güt vechten 
mit aim unflätigen und unsaubern menschen, man verunraint 
sich an im. Also under den Juden hatt Sampson erzaigt 

15 sein herschaft, der mit aim esselkinbakenzan vil taussend 
menschen erschlug, und trüg das tor der stat enweg, und 
zerrayss den leo und nam auss seim maul das honig, und 
zerrayß nüe sayl als ain spinnenwepp. Also erzaygt auch 
David sein sterk an seiner starken weißhayt und geduld, do 

20 er vil grosser schmachayt layd von küng Saul, und endwaich 
im auss der stat; und auch die schmachayt die er layd von 
seim sun Absolon. Judas Machabeus erzaygt sein sterk an 
19b der hailikayt, | das er in den wald fläch mit den seinen, und 
wolt sein sei nit vermalgen mit speis der hayden. Also hand 

25 auch die heiden ir sterk erzaygt, als Alexander mit seim 
gewalt, und Hector mit seiner weißhayt, und Julius mit seiner 
starken gerechtikayt. Auch hand die cristen erzaygt ir sterk, 
als der groß Karulus mit seinem gewalt, küng Artus mit 
seiner weisen geduld, undSanctus Cristoferus mit seiner haiigen 

3Q sterk, wan er belaib ain junkfraw, und ward ain martrer. 
Der ist nit weis der wol geseet hat und der nit schneidet, 
und schauff opfren on den schwantz das ist verpotten. Also 



12 alle vnkeuscheit D. ringen vnd fechten Z. 13 eynfeltigen vnd 
säubern D. 15 gar vil D. 17 ouch den 1. D. 18 ouch new 8. D. 
19 starker 0. 20 gar vil D. 21 die ander schmacheit D wißlich vnd 
dultigklich leid Z. 22 Machabeus sun Z. 22 an der hailikayt fehlt D. 
24 wolt nit schwinifleisch essen Z. 25 die fehlt D. 



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— 33 - 



ist gestAndikayt das pest in der sterck, das sind die marter 
durch gotz und durch des glauben willen. 

Hie endent die riter und vahend an die roch des schauf- 
zawelspils. 

VON DEN ROCHEN. 5 

J Juste judicate qui judicatis terram, ir süllend recht 2<>a 
richten die da richtend das ertrich. Zu ainem rechten gericht 
gehörend dreu ding. Das erst ist ain recht/, gemüt und 
mainung, das ander ain redlichü sach, das drit ain rechtü 
Ordnung. Dar umb wirt das gericht verkert, so man rechtet 10 
auß posser mainung und von gunst oder von Ungunst. 
Es spricht Seneca : alles recht zergat, wenn die sach körnend 
zü gunst. Das gericht wirt verkert von pößen sachen, als 
die zwen richter taten Susanna der unschuldigen frawen, als 
man lißt in dem püch Daniel an dem xm. capitel. Das 15 
gericht wird verkert von Unordnung wegen, als Cayphas tet; 
er gab von ersten urtayl und dar nach fraugt er erst umb, 
do er unseren herren verurtaylet zü dem tod. Py latus der 
erkant unseren herren unschuldig, und dar umb so wusch er 
sein heud, und über das alles do sass er nider ze gericht 20 
und urtaylet Jhesum Cristum zu dem tod: do ward die ord- 
nung des gerichtz verkert. Also geschiht es noch hüt bey 
tag. Nun sind auf dem spil zway roch, die gaud gar weit 
und fer auf aim schlechten ebneu weg, und sind dem küng 
gar nütz, und behütend und bewarnend das gantz spil. Und 25 
ist man in gar gefär, wie man sy und den küng gfieng auf 
aim veld, wan man mag nicht sprechen schach roch auf un- 
geleichen velden. Unde versus: disparibus campis nunquam 
schach roch tibi fiet. Ain richter sol den küng nit so lieb 
han noch in geleichhayt bey im stan , das er von seinen 30 

4 Am Schlüsse: got viegs zü (f&gs D) dem pesten GD 1450 marzo O. 

5 Ueberschri/t Jehlt GDZ. G terram summus auctor Z. 8 ist 
ain fehlt Z. gericht vnd mainung G. 23 sind ouch I). 23 gangend 
D. 25 bewarend DZ. 26 man ist D. gar | veind durchstrichen , gar 
gefftr G. gar veind vnd gar gefär D. 27 ainer feldunge Z. 28 vfi 
versus G. Darumb so ist ain Spruch zu latein Z. 29 fiat D. 

KU. LH. Denkmäler III. 3 



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— 84 — 



wegen unrecht rieht. Es spricht Aristotiles : Plato ist mein 
fründ, die warhayt ist mein fründ. Doch so sol die warhayt 
vor allen dingen geert werden. Die roch sind die richter 
des küngs, dar pey bedüt uns die gaystlich und die weltlich 

20b 5 gewalt. Das sind J zway schwort die das gantz reich be- 
hütent und beschirmend, und die zway schwert werdend uns 
bedüt bey den zwain sünen Zebedey, von den geschriben stat 
das ir mäter sprach zü unserem lierren : herr, sprich das die 
zwen mein sün sitzen ainer zü der gerechten hand, der ander 
10 zü der glingeu hand in dem reich des himels. Die richter 
und vögt der gerechtikayt sind des küngs füss, wau sy ent- 
halten den küng auf und das küngkreich. Sy gebend got er, 
dem menschen mitleiden und in selber aufenthaltung in natur. 
Und das ist : der erst gat schlechte wege weder zu der rechten 
15 noch zü der glingeu hand, und nit krumme weg, als etlich dyc 
naygeud sich zü dem swäreu tayl dein gelt nach und nit der ge- 
rechtikayt nach, so sy nemend schenk und miet. Wir lesen von 
aim küng von Frankreich, in des gegenwertikayt gab aiu 
richter urtail wider des küngs sach. Do sprach der küng: 
20 ich fröw mich von gantzem hertzen, das in meim reich noch 
so vil gerechtikayt ist in meiner angesicht. Wir lesen das 
der groß Alexander koni an ain gericht beklaydet als ain 
knecht unbekaut, und hört da zwen die kriegten mit ainander 
umb aiu schätz ze verlieren. Der erst sprach: ich hau das 
•25 haus kauft und nit den schätz , der schätz hört mir nit 
zü. Der ander sprach : ich hau das haus verkauft und was 
in dem haus was, und hau das main her auss genomen, der 
schätz ward nie mein und wil sein nit. Und also sprachen 
sy dem richter zü, er solt den schätz nemen und geben wem 

2la 30 er weit. Der richter sprach: ich wil sein auch nit, ir wol- 
tend mir die süud auff legen. Also nam Alexander den 
schätz und taylt den in drey tayl, und gab i dem richter ain 



1 Ar. vnd Plato D. ist — 2 warhayt fehlt Z. 10 Item die r. Z. 
10 f. Die gerechtikayt sind der richter vnd der vögt füss OD. 14 ist 
das D. 14 gat fehlt GD. ist die rechte schlechte wege weder Z. ge- 
rechten hannd D. 15 vnd krum ist als GD. verderbte Stelle. l(i sich 
als die wag Z. 16 sch warern D. 19 der k. von Frankreych. 21 meinem 
D. 22 der kom GD. 24 erst der sp. D. 31 küng A. D. 



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-. 35 - 



tayl und den zwayen auch yetwederm ain tnil. Ich furcht 
aber, gar übel gechäch ietzt ain sölichs, es würd anders ur- 
tayl dar umb gan. Es kom Alexander in ain land und fraugt 
nach dem richter. Sy sprachen: wir haben kaiu richter, ain 
ieglicher ist sein selbs richter; dar umb so bedurfFen wir 5 
kains richters. Der da nsmpt ain magnatenstain auf die 
wag, so zücht er die wag auff, und der in legt under die 
wog so zücht er sy her ab, als da spricht der mayster von 
den geweichten. Also tüt auch ain bosser richter, wan er legt 
gar ungleich auf die wag des rechten des armen und des 10 
reichen Bach. Wir lessen das ainer het grossü ding ze 
handien , und der schikt gen Koni groß miet und schenk, 
und die von Rom beschlüsseud die tor und wolteu des gütz 
nit. Ain küng der schand aineu falschen richter und beschlüg 
den richtstül mit der hut, und macht sein sun richter und 15 
satzt in auf den richtstül , das er gedacht das er recht richtet. 
Ain armü fraw het ain kü, und des richters kft sties der armen 
frawen kft, das sy in das waser viel und erdrank. Nun ward 
sy gelert das sy kom für den richter und sprach: mein kü 
hat die ewern gestossen in das Wasser das sy ist ertrunken. 20 
Do sprach der richter : icli gib aiu urtayl das du mir mein 
kü bezalen solt, wan dein kü hat mir die mein ertrenkt. 
Do sprach die fraw : mir gefeit das urtayl wol, aber ich haun 
missrett, wan ewer kü hat mir mein kü ertrenkt. Da sprach 
der richter: es sol nieman urtayl geben in aigner sach, ich 2."> 
widerrüff das urtayl. Es was aiu prüder in ahn wald, dem 
starb sein vater, und der richter urtaylet im sein väterlich 
erbtayl. Die fründ komen zu im und sprachen: nyin da 
taussend pfund, das ist | dein erbtayl und ist dir gefallen mit 21b 
urtayl; wan dein vater der ist tod, des sind acht tag das er 30 
starb. Der prüder sprach : ich wil des uuglikhaften gütz nit 
und wil auch unglik nit erben. Ist mein vater tod in acht 

1 tzwoyen sechern Z. 2 ain a. u. D. es 3 gan fehlt Z, dafür 
längerer Zusatz. 4 vnd sye sprachen zu im D. 8 er die wag D 
9 legt oucli D. 14 der fehlt D. sant O. 15 zfi richter D. 16 in da D. 
17 Es was e. n. f. die hett D. die stieß D. 19 und sprach fehlt G. 
sprach czu im D. gelert vnd sprach zu dem richter Z, 23 fraw czu 
dem Richter D. 24 die meinen ertrenkt D. der fehlt D. 

3* 



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— 36 - 



tagen, so bin ich vor hin tod es ist wol zwaintzig jar, kain 
toder sol nit erben. Es was ain küng, des künkreich gieng 
under und verdarb, und er fraugt die weissen mayster in 
den schulen, war umb das war. Da waren fier mayster, und 
ö ieglicher schraib ain spruch an die porten, und het die stat 
vier porten. Der erst schrayb: Cum nummus fit judex, fraus 
est mercator in urbe ; Nec lex est domini nec timor in pueris. 
Der ander schrayb : Ingenium dolus est, amor omnis ceca 
voluptas Ludus rusticitas, gulaque festa dies. Der drit schrayb : 

10 Etas ridetur, mulier pulsatur amore, Dives laudatur, pauper 
adheret humo. Der vierd schrayb: Prudentes ceci, nobiles 
de genere scandunt, Mortuus ignoratur, nullus amicus amat. 
Der erst sprach: der pfenning ist lichter worden, in der stat 
ist untrü der kaufman, die herren hand kain gesatzt, und 

15 ist kain vorcht in den kinden. Der ander sprach : klftg- 
hayt ist worden bößhavt, alle lieb ist ain blinder wollust, 
der schimpf ist worden pürisch und hochzeitliche tag frauß- 
hayt. Der drit sprach: alter wird verspotet, die weib werdent 
bewegt zu lieb, der reich wirt gelobt, der arm sitzt auf der 

20 erden. Der fiert sprach: die weissen sind blind, die edlen 
verlieren iren adel, man vergißt des tods, kain fründt hat 
lieb. Es ist ain fraug, ob gerechtikayt nottürftiger sey dem 
menschen oder fraintschafft, und sprechent die mayster: und 
wäre der mensch in Unschuld beliben, er het kainer gerechti- 

25 kayt bedurft, er het aber wol bedurft fraintschafft, wan allü 
22a ding waren woll bestanden in ainer geleichen | fraintschaft. 
Nun spricht Aristotiles in dem fünften püch der sitten : es 
sind zwü gerechtikayt, aine ist gemain und hayßt ain auß 
taylende gerechtikayt, die geit auß nach dem rechten, got 

30 die er und lob, dem nächsten das sein, und im selber auch 
das sein, aim me, dem andern minder, nach wirdikayt der 
menschen. Die ander hayßt ain verwandlende gerechtikayt, 

1 dar vmb so mag keyn toder nit erben D. 2 was eines mala 
ein KOnig vnd dem gyng sein k. vnder D. 6 schreib vnde versus Z. 
7 timor pueris GD. 8 Der — sohrayb fehlt Z. 9 Der — schrayb fehlt Z. 
10 deridetur D. 11 Der — schrayb fehlt Z. 12 aroicu9 ame G. amico 
amor D. 15 spruch spruch lautet also D. 19 arm mensch D. 20 spruch 
lautet also D. 22 dyo gerechtikeyt D. 23 meyster da D. 29. 30 gut Ere D. 



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— 37 - 



die gcit ains umb das ander in kaufs weis, dem küng als 
dem hirten, dem armen als dem reichen in geleichayt. Die 
gericht geleichend dem spinnenwepb, sy vahend aHain nit 
anders den klain flügen und lassen die grossen hin durch 
faren. Die richter und die sakpfeiffen sind geleich, wan die 5 
sakpfeiff müs allweg plaust haun und der richter allenfantz, 
anders ietweders dönt nit. 

Hie endend die roch und vahend an die venden. 

VON DEN VENDEN. 

Quis, putas, fidelis dispensator et prudens inveniatur? 10 
omnes sunt administratores. Ich han vor gesagt von dem 
adel und het geren da von noch mer geschriben. | So mist sich 22b 
der adel under die dienstlüt, dar umb so wil ich fürbas von den 
dienstlüten sagen die edel sind und doch dienstlüt. Und sind 
auf dem spil acht venden die uns bedütend die dienstlüt, also 15 
sind an des küngs hoff achter lay dienstlüt oder amptlüt, die 
all mit dem küng ze veld ziehend, und die züch ich auff gab 
des hayligen gaists gaystlich. Der erst ist der portner, 
der ander ist der arzat, und hat bey im jäger, pfister, koch 
und des geleich, vischer und appcteger; der drit ist der 20 
kantzier und mit im die Schreiber, der vierd ist der peich- 
tiger, der fünft ist der cappelan und der almüssner; der 
sechßt ist der panerher ; (der haubtmann ist der küng selber 
und der ritermeister ;) der sibend ist der weinschenck, der 
keller und der kredentzer, der achtend ist der marschalk und 25 
der wagenman und der läffel. Die all gehören dem küng 
zü, so er ze veld zücht, und sind all ander dienstlüt in den 
acht stüken begriffen. Bey den werden uns begriffen die 
siben gab des haiigen gaystz und des gepetz. Zü dem ersten 
die gab der götlichen vorcht bedüt uns den portner oder den 30 
kamrer die nieman ein lassend und wol hütend und wachend. 
Es sey den das du dich haltest in götlicher vorcht, so wirt 

1 hin fliegen D. 9 Überschrift fehlt GD. Von den vendeln 
vnd dinst lutten Z. 10 Putas quis fidelis dispensator inveniatur fidelis 
servus et prudons Z. 11 ministratores D. 12 gesagt D. 12 mischt 
D. 15 die — dienstlüt/eM* Z. 17 gaben D. 20 aptecker D. 26 louffer 
vnd der handtwerckman Z. 



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— 38 — 



dein haus bald umb kert, spricht Salomon. Wer got fürcht, 
der vcrsaumpt nichtz, wan vorcht ist ain anfang aller wciß- 
hayt, spricht Salomon und mit im David in dem psaltcr. 
Nun ist manger lay vorcht. Es ist ain naturlichü vorcht, die 
5 da kumpt von natur. Die ander ist ain menschlichü vorcht 
und kumpt von Vernunft. Die drit ist ain weltlichü vorcht, 
so man die weit fürcht. Die fiert ist ain knechrlichü vorcht, 
also der knecht fürcht sein her erschlag in, oder zürnet mit 
im, oder geb im sein Ion nit. Die fünft ist ain kintlichü 
23h 10 vorcht, also die kint fürchten iren vater von lieb wegen, | 
von eren wegen, das hayßt ain erlichü vorcht, dar umb so 
behalt sy wol. Es stat geschriben in der küng puch, das 
küng David mit Joab giengen bey nacht durch das volk in 
das zeit küngs 8aul seins veinds, da wolt Joab küng Saul 

15 mit aim spies haben erstochen han, da zucht in David da von 
und sprach : da sey got vor das Wir unser hend legen an ain 
gesalbeten küng. Aber sy nomcn im den köpf dar auss er 
trank und sein sper und giengen wider auss dem zeit uff ain 
berg und rüfFten des küngs portner, der hieß Abner : Abner, 

20 wie hütest du deins herren? Do das küng Saul gewar ward, 
da hielt er ain frid mit David. Nun ist das der geystlich 
sin: Abner was des küngs ritermayster oder hoffmayster, 
der was entschlaffen, dar umb so kom sein her in sorg. Saul 
ist der sünder der durchgeht David das ist Cristus. So nun der 

25 sünder nit stat inn seiner hüt sicher, und Abner entschlaffen 
ist, das ist so der mensch lebt in sünden und nit gotz 
vorcht hat, so wil Joab, das ist die gerechtikayt gotz, Saul, 
das ist den sünder, rotten. Dar wider ist David, der wil es 
nit verhengen; das ist die parmhertzikayt gotz, die nit wil 

30 des sünders tod, mer das er von den sünden ker und in des ge- 
salboten, das ist in dem plfttvergiessen Cristi wider kom und 
leb. Aber er nimpt im das trinkgeschir, das ist da er aller 
mayst trostz in hat, und das sper da er die allergrößten 

2 vorch, (auch sonst wechselnd mit vorchU 0. 8 schlag D. 8 czürne D. 
10 dio ist D. 14 geczolt D. küng D. 15 han fehlt I). zuckt D. I8guldin 
köpf Z. 18 paner sper OD. 21 mit dem David D. 24 Cristum Q. 
27 das ist fehlt D. 28 ertötten D. 80 er sich D. in dem D. 32 lob D. 
34 das er OD. 33 dye größt D. 



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30 — 



hoffnung in hat, das unzücht er im, also das der sünder von 
seinen sündcn ker und Cristum erkenn und frid mit im halt, 
als Saul mit David: und das ist der portner, der kamerling 
und der hoffmayster. Zä dem anderen mal so ist die gab 
der gütlichen miltikayt der artzit, der koch, der pfister und 5 
alle die da speis beraytend und pringend; | wan das ampt 28b 
sol haben miltikayt, wan ains hern speis süllend vil Kit 
gemessen. Der artzit der nie siech ward der ist hert und 
unmilt gen den siechen. Dar umb sprach Cristus : sälig sind 
die milten, wan sy werden das ertrich besitzen. Ain ieg- io 
lieber artzit der sol sich kaius siechen underwinden, er hab 
den vor gebeichtet und der sei ertzney genomen; das gepüt 
Tnnocencius der pabst bey dem pann. Es süllend auch die 
amptlüt nit karg sein, da der her milt ist, es wär denn des 
herren unwil und grosser schad. Das drit ist die gab der 15 
kunst, die da lert under den possen unstrauffperlichen wandlen, 
und das bedüt uns bey dem kantzlcr. Dem gehört zü das 
er dem herren bewär sein er, sein gut und alles das sein mit 
geschrifft , mit insigel , das sein herr und er unstrauffpar 
beliben. Also tet nit küngs David schreiber, der da schraib 20 
von Davids hayssen ain brief über Urias, wie in der haupt- 
man Joab solt schaffen vornan an den spitz des streitz, das er 
erschlagen würd, [und die brieff fürt Urias selber zü Joab. 
An des tod waren schuldig: der küng, der kantzier, der 
schreiber und der haubtman. Das vierd ist die gab der 25 
sterk, und das bedüt das ampt des hauptmans. Des haupt- 
mans ampt ist so der her nit selber ze veld ligt, wan so 
ist er selber hauptman (wan man nit zway häupter sol haben 
über ain volk) oder der panerher, wann an dem so leit die 
sterk des streitz. Man lißt von küng Karolus, do er 30 
het ain streit verlorn und vil ritte r, do machet er ander 
ritter, und nam anwerkslüt von schwären anwerken die 
macht er edel und schlug sy ze riter, als schmid, stain- 
metz, zümerlüt und maurer, und nit die leichte anwerk 

1 enezuckt D. 2 mit in Q. 3 kamerer D. 4 Darnach czu D. 
15 schaden D. 20 des küngs Dauid D. 21 küng Dauids D. 26 Des 
— 27 ist fehlt GD. 27 ze weld O. 31 ritter fehlt D. handtwercksleut 
immer D. 33 maurer vnd metzger Z. 



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- 40 



fürten, als schueider, Schreiber und der geleich; und also 
gewan er den streit. Das fünfft ist die gab des gütlichen 
24a ratz, und das | bedüt den beichtiger, den sol der küng mit 
im ze veld füren. Man sol ain peichtiger prauchen als ain 
5 besem, da mit man sol gar sauber keren, wenn man des 
bedarf, und den menschen wol übergan und kain staub der 
Sünden in im lassen. Und wenn man des bessems nit mer 
bedarf, so sol man in hinder dem offen lassen ligen, bis das 
man sein mer bedarff. Also main ich: der beichtiger sol 

10 auch nit gemain sein, aber man sol im nach senden, und er 
sol selber nit komen, dar umb das die schäm der beicht dem 
menschen nit engang. Es ist ain sprüchwort: ain han wär 
ain hübscher vogel, wär er nit als gemain. Das sechßt 
ist d?e gab der götlichen verstäntlichhayt, durch die man 

15 verstat die geschrift des haiigen gelaubens; und das ist der 
capplan. Wan der sol verstan was er betet, singt oder lißt. 
Es was ain herr, der sach zü ainem fenster auss wie frü ain 
weib gieng auss seins capplans kamer. Der herr hieß den 
capplan meß han, wan er wolt reitten. Der kapplan wolt kain 

20 mess lessen und vorcht got mer denn den herren ; dar an ward 
der her gebessert. Das sibent ist die gaub der fürschmecken- 
den weißhayt gotz, das ist der weinschenk, der virträger, 
der virschneider, der kredentzer. Da von spricht Salomon : die 
weißhayt hat gepawen ain haus und hat dar ein gemacht siben 

25 säul, das sind die siben gab des haiigen gaistz, und hat 
den wein gemischt und versücht, wie süss der herr ist. Nun 
lessen wir wer den wein des ersten funden hat, das was Noe. 
Und do er des weins kraft empfand, do legt er zü den reben 
fierley mischt, das was schnufmist, leomist, affenmist undschwein- 

90 mist, ze tungen. Wer wein messiklichen trinkt, der wirt 
senftmütig als ain schauf und beschayden, wan er kreftigot 
das hertz und hitzigot das plüt; wer aber trinkt über mass, 
24b der wirt schimpflich als | ain afF; wer sich aber übertrinkt, 
der wirt zornig als der leo ; wer auch den wein unbeschayden- 

1 schnider, weber, kürßner, watliit, appentegker, sohriber, peoker, 
scherer, badter u. d. g. Z. 3 und fehlt D. 16 betes OD. 1? auss wie 
• fehlt D. wol frtt D. 18 die gieng D. 27 wir noch raer der den w. 
D. 30 Welcher D. 34 eyn leo D. 



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- 41 - 



liehen trinkt, den macht er unsauber als ain schwein , und 
wirt dar auss ain grossü sau mit unsauberkayt, mit speien, 
mit unflat. Das achtend ist ain andächtigs gebet und ist 
uns bedüt bey dem lauffer und poten; wan es lauft bald 
zu got und zü seinen haiigen. Sy lauffend all, aber ainer 5 
nempt den laytstab. Ain pot oder ain lauffer sol haben ain 
zayehen des Wappens seins herren, also sol das gepet be- 
zayehnet sein mit dem wappen gotz, das ist götlichü minn 
und lieb, als Cristus sprach in dem ewangelio: in dem er- 
kennend allü menschen das ir mein junger sind, ob ir ain- 10 
ander lieb habent. Also wen das pet von dem mund gat 
auß lauterm hertzen, so ist es zehand vor got in dem himel, 
als David sprach: es sol mein pet gefiert werden für dein 
angesucht, das ist der schnell pot. Das geistlich dienstlüt die 
bedütent uns die acht venden auf dem spil, und die süllend 15 
all fürsich gan und nit hindersich in dem dienst gotz; wan 
Cristus spricht: wer sein hand legt an ain pflti? und hinder- 
sich sieht, der ist nit wirdig des reichs gotz. Also han ich 
gesagt von dem adel in den acht ersten stainen und von 
den dienstlüten in den acht andern stainen. Also sprich ich 20 
gaystlich : die hailig kirg ist ains und hat doch zwen namen, 
die ain hayßt ecclesia triumphans, die ist die überwindent 
kirch in dem himel, die ander hayßt ecclesia militans, das 
ist die vechtend kirch auff dem ertrich. In dem himel ist 
Jesus Cristus ain küng und her über all herren, der da über- 26 
wunden hat al dis weit. Des geleich ist auch die müter 
des küngs ain küngin der engel und alles himlischen hers. 
Maria die gewaltig kayserin die hat kain spil nie verloren 
und ist von I dem küng nie komen noch geschayden. Da 25a 
sind auch zwair lay rät, das sind die alten patriarchen und 30 
propheten, die ir weißhayt uns gelassen habent auf erden, 
und die haiigen engel, die ze allen zeiten von got zü uns 



1 er fehlt G. schwin ] Also nement seü ain schwein farlin In dem 
Ermel und ee dann es nacht wirt so ist ein grosse suw dar vi.» woden. 
So man den weg lernet an den hußern ald zunen heim gen Z. 7 ein 
bachsen oder ein wappen zaichen Z. 9 heiligen ew. D. 13 gebet D. 
14 Die geistlichen d. D. 19 acht stainen yon den ersten GD. 24 himel 
das ist D. 28 nye kein D. 80 soind ouch die czwen a. p. D. 



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— 42 — 



gesent werdend, uns das best ze raten und ein sprechen noch 
dem willen gotz, als sy es in got bekennend. Da sind auch 
die wirdig ritterschafft, das sind die haylgen martrer, und 
die sind zwayer lay : die ainen sind martrer des plütz, die ir 
5 plüt vergossen habend durch gotz willen, die andern die hie 
inzoit vil durch ach tikayt gelitten habent von der weit, als 
die lieben trächtiger. Da sind auch die roch, die richter, 
das sind die haiigen zwelfpoten; zü den werdent gesetzt 
all arm lüt den hie inzeit kain recht gan mag, die setzt got 

10 an dem jüngsten gericht zu den haiigen apostollen auff die 
stftl ze urtailen die zwelf geschlecht von Israhel; und das ist 
der adel in dem himlischen spil. Die dienstlüt gotz die sind 
auf der erden, und unser her Jhesus Cristus ist selber ain 
dienstman hie auf erden gewessen, als er gesprochen hat : 

15 des menschen kind ist nit komen auf die erden dar umb das 
man im diente, mer das er uns wolt dienen und sein sei 
setzen für vil menschen. Und mer spricht er : ich pin miten 
under euch als ain diener. Zü dem ersten so ist ze merken 
das die ampt alle ains kings dienstlüt werdent bezaychnot 

20 in unserem herren Jhesu Cristo. Des ersten so ist er ain 
portner und behnter aller weit, wan er spricht: ich bin die 
tür, wer durch mich ein gat, der wirt behalten. Es spricht 
David: es sey denn das der her die stat behut, so wachend 
die umb sunst die ir hütend. Zü dem anderen mal so ist er 

25 ain artzat der da spricht : ich bin nit komen von der gerechten 
wegen, mer von der sünder ze ruflfen zü der rü. Er ist auch 
25b der artzat der den wunden menschen ir Jericho | haut auf 
gehabt und hat im 611 und wein gegossen in sein wunden, 
und hat in gehailt, und hat die kranken al gesunt gemacht. 

30 Er ist auch der koch der all speis lustig macht und uns allü 
speisset mit seinen sacramenten und manigvältigen gnaden, 
besunder der fünftausend menschen gespeyßt hat von fünf 
proten und von zwain vischen. Zü dem driten mal so ist 
er der Schreiber und der kantzier, der mit seinen vingern 

35 geschriben hat in das ertrich der Juden sünd, der mit seinen 

20 ZÜ dem e D. 25 Ich bin komen das ich suchen will vnd be- 
halten daa verlorn was Z. 27 verwunten D. 31 seinem sacrament D. 
31 manigoaltiglichen D. 34 eygen vingern D. der ouch D. 



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- 43 — 



vingern gescbriben hat die zehen pot in ain stain, und die 
geschrift hat er gesiglet mit seinen haiigen fünff wunden. 
Zä dem fierten mal so ist er der hauptman und banerher, der 
da spricht: habend ain getrawen, ich haun die weit über- 
wunden. Der first diser weit ist auff geworffen, er hat sein 5 
sterk wol erzaygt daran das er auss trayb uss dem tempel 
kauffer und verkaufter. Er hat die hell erstört, und den tüffel 
dar ein gepunden. Er hat auch manig tüff wunden gelitten 
durch unseren willen. Er hat mit seim tod den ewigen tod 
überwunden. Zü dem fünfften mal so ist er ain weiser poicht- 10 
vater und geit güt rät, wan er mag allain die sünd vergeben, 
als er sprach zü Maria Magdalena uss dem rat seiner parm- 
hertzikayt: dir wcrdent dein sünd vergeben, gang hin in frid. 
Also hat er auch den andern sündern allen ir sünd vergeben 
die sich gen im mit rü gebeichtet habent, und noch allen 15 
sündern tät. Zä dem sechßten mal so ist er der weinschenk, 
und hat uns geladet zü der wirtschafft und zü seim aubent- 
essen, da er sein flaysch und plüt verwandlet in prot und 
wein, und uns das für setzt ze niessen als ain milter her und 
vater seinen lieben fründen und kinden. Er ist auch der 20 
woinschenk der uss sechß kriegen wassers wein gemacht hat 
zü der hochzeit, und sprach: | ist ieman da den turst, der 26a 
kom zä mir und trink. Ze dem sibenden mal so ist er unser 
capplan, der für uns gepetet hat auf dem berg, und mess 
gehalten an dem fronen crütz , do er sich selb seim vater auf 25 
geopfert hat für all menschen ain lebendigs opfer. Zä dem 
achtenden mal so ist er ain lauffer und ain pot von got ge- 
sant, als er sprach: der vater hat mich in die weit ge- 
saut, nun lauss ich die weit und far wider zü dem vater. Er 
ist in unserem dienst gelaffen drü und dreissig jar und ain 30 
halb jar, barfüss, hungrig, durstig, des dienstz aüllen wir im 
billich dancken mit im selber, wan unser dienst ist ze krank 
dar zü. Also beschlüss ich nun das spil wie hoffart spilt wider 
die junkfrawen der diemfttikayt, als der arm an tugenden mit 
dem reichen. Got geb das die deraüt der hoffart ob lig. Nun 35 

3 der banerffirer vnd her Z. 7 zerstört D. die teufel D. 8 ge- 
bunden daroyn D. 14 allen sampten D. 18 vnd ouch seyn blüt D. 21 
guten wein D. 25 vff dem altar des heiligon fron creutzs Z. 31 vnd durstig D. 



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- 44 - 



ist gesagt von dem spil: von dem küng, von der küngin, von 
iren raten und riteren; von den rochen und von den venden 
was das alles bedüt. Nun fürbas wil ich sagen wie das ge- 
zogen ist uff die hoffart, wie die da spilt und was sy her für 
5 zücht. Zü dem ersten mal so zücht die arm und schnöd 
hoffart her für den küng das ist iren adel : wie edel, wie wol 
geporen und wie sy mit eren her komen sey; und man solt 
sy billichen fürbasser eren und her für ziehen wenn man tüt, 
und des geleichen. Den adel zücht sy uff das pret, und in 

10 wil doch nieman kauften. Dar auf wil ich antwerten. Es ist 
war das die hoffart edel ist, wan sy nam iren Ursprung in 
dem himel und viel in abgrund der hell. Nun nimpt mich 
wunder wie sy her wider auss komen sey, sy leit aber hie 
zeveld. Sy zücht ze dem andern mal den küng her für, so 

15 sy für fasset iren reichtum, und maint sy sey dester besser 
von irs gütz wegen, oder went, het sy des schnöden gütz 
26b nit, sy war dester bösser, und schämet sich das J sy nit vil 
übrigs gütz hat. Und also wil sy allzeit her' für gezogen werden 
durch irs gütz wegen. Etwen zücht sy her für auf das pret 

'20 er, und also spilt hoffart und zücht auff den küng und ge- 
schieht im als dem hün. Wenn das ain ay legt, so schreit 
und gatzgot es gar lang, bis das es im genomen wirt. Also 
spricht Gregorius dem geleich: der begert beraubt werden, 
der sein schätz offenlichen ze weg tregt Dar noch so spilt 

25 die hoffart mit der küngin, so sy der küngin tugend her für 
zücht, das ist küschhayt : ich bin so küsch und so rain und 
so bederb und so trü, und des geleichen. Dar nach so spilt 
sy mit den alten, so sy der alten aygenschafft her für zücht 
und spricht: ich bin so weiß und so witzig, und kan ditz und 

30 das, und bin des herren rat und tut nichtz on mich, und des 
geleichen. Dar noch so spilt hoffart mit den riteren, und 
spricht: ich pin so stark, so geständig, so türstig, ich getar 
im sagen under sein antlütz was mir gen im geprist, und 
des geleichen. Dar nach so spilt sy mit den rochen, so sy 

35 überhebt ir gerechtikayt, als der geleichssner tet in dem 

7 grossen eren D. 8 billicher GD. fürbasser fehlt Z. 11 raä GL 
18 werden vnd geret Z. 21 schreit es vnd gaezgot D. 22 ir G. 
23 dem geleich fehlt Z. 32 vnd so geturstig D. 



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— 45 - 



tempel, der sich seiner gerechtikayt berümt und den offen 
sünder verwarff. An dem spil verlor er, wann er giong haim 
in sein haus ungerechter. Dar nach so spilt sy mit den venden, 
so sy sich überhebt und her für zücht ir ampt das ir emphol- 
hen ist und irs antwerks das sy treibt. Nun spricht Gregorius 6 
das fier lay hoffart sind. Die erst ist so der mensch sein ver- 
mügen zü zeit das das er den volbringt, als ob er das von im 
selbs hab. Die ander, ob er nun went das er es von got 
hab, so zeit er es doch sehn verdienen zü. Das drit, so der 
mensch sich rümet und güdet von dem das er doch nit ver- io 
mag und nit hat, und woll wais das es an im nit enist. Die 
üert, so sich der mensch auf hebt in hochmütikayt, und sich 
besser dunkt den andrü | menschen, und sy durch das ver- 27a 
schiuächt. Auch spricht Johannes der mit dem guldin mund, 
das hoffart dik kompt von guten werken, und denn sol man 15 
gütü werk underwegen lassen. Auch kumpt sy etwenn mit 
güten werken, und dann sol man gütü werck nit underwegen 
lassen , wan man hat sy nit durch hoffart angefangen. So 
kumpt hoffart etwen nach güten werckcn, und denn sol man 
der hoffart ab komen in der beicht. Und das ist gesagt von 20 
dem ersten sinn des spils, als ich verhayssen han am anfang 
ditz büchlins. Zü dem andern mal so ist ze wissen das der 
küng und auch der anderen gestain erster aussgang gat bis 
auf das drit feld, dar nach ho gat der küng fürsich, hinder- 
sich, nebensich auf das nächst veld , also der küng in seim 25 
reich; der mag faren wa er wil, so er aber auss dem reich 
kumpt, so sol er sich be waren, und seins volks eben war 
nemen. Wan welher herr sein volk lieb hat und es nit 
übergibt, dem gat es wol. Der küngin gang ist ze dem ersten 
auf das drit veld und nit fürbas, und dar nach nebensich und 30 
her wider. Das bedüt das die frawen da haim bas behüt sind 
denn anderswa an fremden steten. Zü gleicher weis: ain 
rech ist gar schnei, und hördt doch das bellen der hund geren, 
also das im der sprung dik ze kurtz wirt und gefangen wirdt. 

3 sy ouch D. 4 züch G. 10 doch fehlt D. 13 vnd ] das D, 
durchstrichen in G! 16 So kompt Z. kumpt man GD. 24 an das 
d. f. D. 24 hindersich fürsich D. 25 also sol d. k D. 27 volk G. 32 an 
anderen st. D. 33 ain roch G. euwer frag (!) D. 34 und — wirdt fehlt D. 



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- 46 — 



Also sol ain fraw uit ze fer springen uüd losscn fremder mer 
von der minn, wil sy nit gefangen werden, als Dina Jacobs 
tochter geschach. Also sprach ain mayster: und het ich ain 
frawen die da fareu wölt zu den haylgen, ich wölt ir mallen 
5 die haiigen in das haus, das sy da applas hollet. Des alteu 
gang ist an das drit veld und nit ferer, und das selb sol sein 
über die spitz. Er sol auch sein varb auf dem veld behalten 
die er des ersten het. Die drey spring bedütont drü ding. 
Das erst ist gottes er, das ander des küngs er, das drit ist 
*27blOsein | aygen er. Er sol auch die färb behalten, das ist die 
statikayt in der warhayt. Des ritters gang der ist gar eng. 
Zü dem ersten umb in, wenn er aber kumpt enmiten auff das 
pret, so sind sein geng frey, und hat acht veld bey im. Das 
ist, die weil er da haim ist in der künd, so ist er gar gemälich 

15 und stil, so er aber kumpt under die veind, so schlecht er 
umb sich hie und da und versorgt sich gar wol. Von des 
rochs gang: so müß das roch stil stau an dem ersten, so al 
stain gand her und dar. So es aber mag in die weit komen, 
so hat es gewalt verr und nach ze gan. Also das es bey 

20 dem küng in ainer färb nit stand, anders man gibt im schach 
roch, das ist, die weil der lichter und der landtvogt nit ist 
komen auß des küngs balast, so zaygt er nit sein gewalt. 
Der venden gang die mügend dos ersten auf das drit fehl 
gan und dar nach auf das nächst, und getürrend nit hindersich 

2.") ziehen. Das ist das die amptlüt da haimd gar wild und 
frevel sind, wenn sy aber komen von irem haus, so vergat 
in der unmüt, und gedenkend hindersich an weib und kind, 
sy türend aber nit fliehen hindersich. Er sol auch in der 
fremd nit fer gan, kumpt er aber mit seim rechten gang bis 

1 lessc-n? lauffen fremde reere zft hörende Z. 2 wil fehlt D. 
2 thina GD. ß vff dus d. v. Z. 8 wie er es D. 8 sp. die bed. D. 
10 sin velde nach sinen varben Z. 12 umb in fehlt D. wenn er ab 
her D. 13 weld G. 14 gemächlich D. 17 an dem ersten fehlt Gl). 
20 im fehlt D. bötet im Z. 21 roch fehlt D. der l itter Z 25 haim D. 
26 irli O. 27 hindersich fehlt 1). 28 hindersiel) fliehen D. 29 gan.] 
Kr komet ouch oben an die spangen vnd wirt der kungin genösse lisch 
dem vnd den das velde geuerbet LXIII ist nun so haut das Felde LXIII 
vol.le nun so das spil vli ist so spriohot demüt so sind sy alle glich 
in dem sack der kunig als bald zft vmlrest als zu obrest. In dem grabe 



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— 47 - 



zü der spang, so wirt er der kingin genoss, nach dem und 
das veld geniert ist. Item das schaufzawelpret hat lxiv 
veld. schwartz und weis sind sy am maysten. 

Hie endet sich der sehafzawel, und sagt dar nacli von 
dem pretspil. 5 

VON PRETSPIL. 

| Hie hebt pretspil an oder spilen mit den Scheiben. 
Postquam comederunt et biberunt, surrexerunt ludere. 
Dar nach als sy geaussen und trunkent, do stünden sy auf ze 
spilen. Es ist ze wissen das das pretspil erdacht ist worden 10 
in Kriechen vor ainer stat die hayßt Troya von kürtzweil 
und Übung willen, und ist in dem rechten erlaubt umb trincken 
und essen unt nit anders. Fnd das spil spilt der veind mit 
Eva unter dem paum, auch spilt es die arm fraußhayt mit 
Loth, do er truncken ward und bedü sein tochter beschlieff, 15 
auch spilt es die arm frässikayt mit der reichen massikayt, 
die kan gar wol betrachten den gewin und die Verlust des 
8pils. Und also des ersten wil ich sagen was den spiler dar zü 
pringt, uud wie manger lay es ist. Zü dem ersten ist ze wissen 
das ditz spil pringt vil abgotterey, das des menschen leib 20 
wirt sein abgot, als sant Paulus spricht. So ist die kirch 
die tabern, die küchin, der altar die tisch, das altartüch das 
tischlach, die speis das opfer, das | trinkgeschirr der kelch, 28b 
die paten das taler, die gloggen die weinrüffer. Der priester 
der das opfer nimpt das ist der wirt, der niemand lat auß gan 25 
unbezalt. Dar umb do das volk von Israhel geauß und ge- 

wa ist den adel ere riclitura Schönheit wa ist der gewaltig kung all- 
xander wa ist der veste kung dauid der starck Samson der schon ab- 
solon der wis aristoliles. Alle in der erden darumb sprach david in 
dem dritten buch der kunigen. Ich wil spilen das ich swerer werd 
wenn ich wil vnd wil werden demütig in minen -äugen vnd diß sy 
geseit von dem ganczen spil das genant ist das schaffzabel spil Z. 
2 schaffczapel stets D. 5 pretspil ] 1450 iar in dem mayen O ; es folgt 
ein Wappen mit einem umgestülpten rochus bifrons^ daneben eine Schleife 
mit den Buchstaben V. A. N. 7 fehlt GDZ. 8 scheiblachen D. Das 
ander ibt bretspil o.ler vrtin spil Z. 13 ebung O. 16 bedo 0. 17 
rechtem O. armen D. 18 den v. D. 19 Und — 20 es ist fehlt Z. 23 
tabern vnd D. 24 liachrüeh D. 25 patten« der toller Z. 



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- 48 — 



trank, do viengen sy an ze spilen und betend an das guldin 
kalb. Da von so stat geschriben in herr Daniels päch, das 
Daniel zerstört den abgot Bei und den gemachten tracken, 
und zaygt dem küng die verborgen weg die dar zü giengen, 

5 die besät er mit äschen, und darin sach man die füsstrit der 
dieb, die die speis und trank haimlich nacher beten tragen. 
Was ist disser abgot anders den der füll buch? wilt du 
wissen wen man an dem haiigen tag an betet? Das ist der 
selb abgot von frü an bis zü aubend. Wilt du auch wissen 

10 wa die speis allü hin kumpt, so betracht die äschen wa sy 
all vor uns komen sind. Wir seyen all von aschen komen, 
und werden auch das selb wider umb. Ze dem andern mal 
so verlürt ditz spil das gaystlich güt, als Esau verlor sein 
erb von essen. Dar umb müss der mensch got rechnung tün. 

15 Das erst ist die gnad die er versaumpt hat in der ürten, das 
ander ist zeit die er verlürt, das drit ist unnützü wort die da 
geschehend, das fiert unmässikayt der speis und des tranks 
das da on noturft verzert wirt. Zü dem driten mal so speißt 
der spiler sein veind, das ist sein aygen leichnam, wan es 

20 spricht Salomon: wer sein knecht zärtlichen speißt, der vint 
in her nach widerspenig. Es war ain altt vater den hungert 
gar übel, und er lief in die stat und ruft das man im ze hilf 
kam; er het drey veind, die zwcn het er überwunden, aber 
der drit lief im alzeit binden nach, des mocht er nit ledig 

25 werden. Der erst ist hoffart, der ander ist geitikayt, der 
drit ist der leib oder das flaysch , der hunger. Und do er 
gespeißt ward, do gieng er wider in den wald. Zü dem 
andern mal so wis das die fraushayt ist getaylt nach den 
29a punten und nach den äugen die au ff dem würffel stand, | 

30 da mit man in dem pret spilt umb die ürten. Wan auf dem 
würffel stat ain aug, das hayßt ain ess, das bedüt ain ürten 
in dem tag; und ist ain cristen wort, so man vastet, so sol 
man nun ain mal essen und nit raer, das ist gaystlich und 
cristenlich. Aber Cristus vastet on alles essen und trinken, 

35 das was nit menschlich , es was götlich. Ze dem anderen 
mal so sind zway auff dem würfel, hayßt ain dus, das bedüt 

II all hin D. vor uns fehlt D. Uvmbein voressen Z. 16 unQtzen 
G. 32 tag fehlt D. vasten O. vasten sol D. 36 dauß D. 



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- 49 



zwü ürten, zwen anbis, an dem tag und an dem aubend ; und 
also rastend die Juden bis aubend, bis das sy den steren sehend, 
wan sy fahend iren tag an an dem aubend bis an den andern 
aubend, und wir ze mitter nacht. Und also essen wir in der 
vasten am suntag zway mal, und nit mer. Ze dem driten 6 
mal ist auf dem würffei drü äugen, das hayßt ain drey, und 
bedüten drey ürten in dem tag, zwen anbis und ain morgen- 
prot, das gehört den arbaytern zü, aber sunst so hayßt es 
geselclichen. Das fiert auf dem würfel das sind fier äugen 
und hayßt ain quater, und bedüt fier ürten in dem tag, an 10 
dem morgen, an dem inbis, des aubends und des nachtz ; das 
ist vichlich. Ich han gehört das ain mensch was der hat die 
gewonhay t der fier ürten, dem gieng ain stim nach die sprach : 
vich, vich, vich, also lang bis er die selben bossen gewonhayt 
verließ, da hört er sy nit mer. Das fünft auf dem würfel 15 
sind fünf äugen und hayßt ain zingg, und bedüt fünf ürten 
in dem tag, die fier da von ietz gesagt ist und dar nach das 
schlafftrincklin , das wir nit 1er nider gangen schlaffen. Das 
sechst uff dem würfel sint sechß äugen und hayßt ain ses, 
und bedüt die ürten und die unmässikayt die die trincker den 20 
gantzen tag verfüllend ; und die ist tüflisch. Dar umb als ich 
han gesagt in dem schaufzabelspil, wie Noe der erst was der 
den wein flantzet, an dem auch der wein ze dem ersten sein 
kraft erzaygt. Und da er zü im selber kom, do mischt er 
den weinstok mit vier lay tierplüt und tiermist, das was mit 25 
schauffen, äffen, leon und sch weinen. Nun ist allü fraußhayt 
also, das sy geschieht zü dem ersten mal in lust | der speis 2i)b 
und des tranks, und das in treyer lay weis : in schmecken oder 
in versüchen wider der sei hayl, wider des leibs gesunthayt 
und wider des leibs und sei sälikeit, oder in neu der speis, 30 
wan das neu ist lustiger, oder so man das essen mit nüer 
kost sol beraiten, oder so man unzeitig frücht ißt durch lustz 
willen , oder so der speis ze vil ist noch der gewonhayt, noch 
der leichtvertikayt oder nach dem glust. Zü dem sündet man 

1 imbis Z. 5 an dem s. D. 6 ain tres Z. 7 in den t. G. inbis D» 
12 Vilich gelept Z. 14 bis das D. 20 vrten ] den gantzen die kloffter 
vnd die spertruncke vnd für vnnutz hinhin ferr in die nachte Z. 
2 1 das ist tüfenlich gelept Z. 23 wein beltzet D. 30 da* ernte und fehlt D. 

El«. Lii, Denkmäler III. 4 



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- 50 - 



in fraußhayt noch der zeit, so man joch zimlich speis nirapt, 
vor der stund, noch der stund, wider das pot gotz und der 
kirchen. Es ist auch sünd, so man ißt in der zeit so es ver- 
poten ist, und an der stat die da geweicht ist, oder die speis 
5 die da verpoten ist haimlich oder offeulich. Als Sanctus Gre- 
gorius spricht : fraußhayt ist sünd in fünferlay weis. Ze dem 
ersten so man die rechten zeit nit hält, ze dem andern so 
man ze vil berayt, das drit so es kostlich ist, das fiert zo vil 
geitziklicheu essen, das fünft ze vil fleiß auf die speis legen. 

10 Nun merck was schaden von dem spil komen. Der erst ist 
enteren der feirentag, wan die haiigen feirtag, die in götlichem 
dienst verzert süllend werden, die werdent da mit dem spil 
in des tüfels dienst verzert, da mit man got schwärlichen 
erzürnet. Das ander ist Verlust der zeit, die man in gotz 

15 dienst wol an legen solt, die wirt da durch das spil unnützlich 
zersträt und verloren; dar umb der mensch got ain rechnung 
tün muß an dem jüngsten tag. Das drit ist versäumen güter 
werck und manger lay gnad und tugend, die der mensch ver- 
saumpt und sich selb hyndert an vil gnaden, die im sunst 

20 besehenen mochten. Das vierd ist müssigü unnützü verlaussnü 
wort und das groß mißhandlen gotz das da bey dem spil be- 
schicht, durch das got hart erzürnet und geunert wirt. Das 
fünft ist pösü gewonhayt und verluscht der güten gewonhayt, 
wan ob spil werdent all gut siteu des menschen verkert in 
30a2öböß gewonhayt. Das sechßt | ist ergeruüß des nächsten, wan 
ob spil wirt nieman pessert. Das sibent Verlust des zeitlichen 
gütz und gesunthayt des leibs, wan mit spil verlürt der mensch 
leib und sei, und güt und er. Das achtend ist nachvolgung 
ewiger verdamuüs, und ander vil schaden die da von körnend. 

30 Und also ist würfelspil ain ursach der fraußney, und ist er- 
dacht und erfunden umb sölichß, als ich vor han gesprochen. 
Dar umb ain ieglich mensch fiüch spil und unmäsikayt, wan 
dar umb das Adam und Eva mit fraßhayt habend gesündet, 

l doch D. 7 andern mal D. 9 ze vil speis OD. 11 den feir- 
tag D. 11 in dem göttlichen il. D. 17 tag fehlt Q. 17 versaumung D. 
19 selber D. 19 hyndt O 20 die massigu O. massigen vnnützlichen 
verlaussen D. 24 ob dem sp. D. 26 ob dem sp. D. 26 verleuat D. 
30 fresserey D. 31 vor an G. 



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- 51 - 



dar urab wurden sy vertriben auß dem paradis, dar umb ward 
auch Sodoma und Gamorra versenkt. Dar umb ward Noe ver- 
spotet, dar umb kam Esau umb sein recht erbtayl, dar umb 
ward das volk von Israhel in der wüstin in dem land Madian 
erschlagen, dar umb ward der küng Baltasser geplagot ob seim 5 
tisch, do er sach ain band die schrayb an die wand: mane 
thechel phares, das ist so vil : dein reich ist gewegen , gezelt 
und getaylt. Dar umb ward der unschuldig Sant Johannes 
enthauptet in der ürten Herodis des küngs. Nun nemend 
war wie dy arm fraußhayt spilt das pretspil umb die ürten, 10 
und die reich mässikayt sieht ir zfi und betracht iren schaden 
an sei und an leib. Wann frasshayt hat mer lüt getöt denn 
das swert, spricht Avicenna der artzat. Dar umb hayßt frass- 
ney wol ain zerer, wan sy zerzert leib und sei, und güt und 
er. Aber die reych mässikayt die wil kain ürten verzeren 15 
mit der frässikayt, sy wil aber verzeren mit Cristo Maria 
kind. Der hat sein ürten gehapt ze dem ersten do er in 
dis weit kam : do nam er herberg bey Maria seiner tugent- 
reichen müter, und ward von ir getrenkt mit ir junkfräulichen 
milich, und doch nit genüg, wan er allen naturlichen gelüsten 20 
nie genüg tet. Er prach im selber vil mer ab in der kint- 
hayt den Sanctus Nycolaus, der in seiner kinthayt 1 zwen tag 30b 
in der wuchen seiner müter prust nit wolt sugen , an der 
mitwuchen und an dem freitag; und auch vil mer wen das 
kindlin Dominicus, der in der kinthayt nun wolt ligen auf der 25 
blossen kalten erd. Die ander ürten unsers herren Jhesu 
Cristi was in Symons haus, und da geprast im wassers, als 
er selber klagt : du haust mir nit wasser geben meinen füssen. 
In der driten ürten geprast im weins, das was auf der hoch- 
zeit Sant Johannis, do sprach sein müter: sy habent nit wein. 30 
Do macht er auß wasser wein den hochzeitlüten, und ist 
geläublichen das er desselben mauls zem ersten wein tranck. 
Es ist in der weit gar unerlich, so man in ainer ürten oder 
zech unbezalt auß gat; unser her Jhesus Cristus der bezalt 



2 versenk G. 5 Balthasar D. 7 dechel pares G. 9 Wirtschaft 
Herodis D. 12 und fehlt GD. hayßt es fresserey D. 27 was fehlt G. 
31 er wasser zü wein D. 34 der am Rande G. fehlt D. 

4* 



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- 52 - 



sein ürten wol und trank wenig, und Hess doch sechs gelten 
vol weins, die schanckt er den hochzeitlüten für sich und sein 
müter. Die fiert ürten was in der wiistung, do lüd in der 
tewfel und gab im stain vir prot ze essen, und er wolt im 
5 selb nit prot machen auß den stainen, der doch von fünf 
proten speißt fünf tausend menschen, und des vil übrig ward. 
Die fünft ürten was an dem aubendessen, do Cristus mit seinen 
jungern auss und trank und in sein frain leib gab ze niessen 
und sein plftt ze trinken. Und das was das schlafftrinklin, 

10 wan er gieng dar nach schlauffen in den menschlichen tod. 
Die sechßt ürten het unser her an dem fron creitz, do trank 
er essig und gallen, gemist mit mirrenwein, und an die sechsten 
ürten so sieht die reich massikayt und manet die armen spilerin 
die fraußhayt, das sy in ir sechs ürten gedenk unsers herren 

15 Jhesu Cristi. Aber nach seim tod so hat er noch mer ürten 
gehabt mit seinen jüngern uff der erden an dem haylgen 
ostertag, da er fürbas nit mer von dem Weinreben trank und 
kain flaysch auß. Aber er auß prot, honig und praten fisch, 
und die selb speis ward weder in sein leib noch in sein 
31a 20 flaysch verwandlet, ! es verschwand aber in seim leib in die 
materien, dar uss es denn komen was. Aber nun in dem himel 
so hat er die rechten ürten und wirtschafft, da von Johannes 
schreibt: sälig ist der mensch der da ißt das prot in dem 
reich gotz. Dar ein keif uns Jkesus Cristus Maria kind. Amen. 

25 DAS DRIT SPIL IST SCHANTZEN. 

Super vestem meam miserunt sortem. Auf meinü kleider 
habend sy das los geworfen. Hie ist geschriben wie die 
Juden habent gespilt umb die klayder unsers herren Jhesu 
Cristi, die doch nach der weit wenig wert warend. Und als 
30 der groß mayster Albrecht schreibt, so hat er her klayder 
gehabt: das erst ain mautel, der was vornan offen, der belayb 



3 wüstin D. 7 aubend essen ] vff den hochwirdigen donstag Z. 
8 fronen D. 10 de G. dem D. 14 her G. 17 nit mer fehlt GD. keinen 
wein me tranck Z. 21 martern D. 24 Maria — Amen fehlt D. Amen.] 
Ein Sprichwort von der vrten trinck tranck vnd gilt tranck oder gang 
da die ganli trank Z. 26 meinen kleidern D. 28 f. Jhesu Cristi fehlt D. 



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- 53 - 



in dein garten ; ain rok an blossem leib, und der belayb gantz 
und ward verspilt, ain weiß klayd das im Herodes an leit, und 
ain purpur klayd das im an gelegt ward nach der gayßlung. 
Nun sprich ich das die arm geitzikayt spilt umb zeitlich güt, 
und sieht ir zü und betrachtet die reich miltikayt, und nimpt 5 
irs gewinns und verlost war. Nun hörend zü dem spil | drü 31b 
ding. Das erst ist: die person sol nit gaystlich sein, weder 
priester noch kind das seins vaters prot ißt, noch kain fraw 
noch nieman der seins gewaltz nit ist, als wir das haben in 
decretis, distinetione xxxi capitulo l questione xiv ca. v 10 
non sane et xxxi ca : non debent ; extra de honestate et 
vita clericorum : cui officio et cetra. Das ander das das gelt 
dar umb man spilt nit sey über ain Schilling, so man umb die 
ürten spilt. Codice de censu alieno constitucione greca et in 
ff. de aleatoribus qui in convivio postulento et poculento ludunt. 15 
Das drit ist außschliessung der geitikait, dar umb allü spil die 
da stand auf dem glük ze wagen die sind verpoten. Nun ist 
ze wissen, als auf dem würffei sind xxi puneten und äugen, 
als manig sind ist auch auf dem würfelspil. Der erst punet 
auf dem Würfel ist die erst sünd, das ist geitikayt aller sünd 20 
ain wurtz, wan das spil ist genaygt auf gewin, und solt ainer 
mit seim vater spilen; und das erst aug hayßt ain eß. Der 
ander punet ist ain dus, und das ist die ander sünd, das ist 
raub, besunder des der mit im trinkt und ist auf dem selben 
tisch. Und der hayßt wol ain rauber, wan möcht er in be- 25 
rauben mit spil bis an das hemd, das tät er geren. Der drit 
punet hayßt ain tres oder ain drie, und ist wücher, nit allain 
ain jar oder ain monat, ja auch auf den selben tag und stund 
fier umb fünff leihen. Das viert ist ain quater, und ist manig- 
valtig liegen und üppigü wort die der spiler tät. Das fünft 30 
ist mainayd, schweren und versweren, er wol nit mer spilen 
bey got und bey allen seinen haylgen, bei Sant Anthoni rauch, 
und in manger lay weis, und doch so pricht ersch alles, und 
wirt mainayd und trülos und erlös, und bloßt ain spiler dem 

1 am blossen D. 5 vnbetrachtes GD. 8 in s. v. p. GD. ist 
D. 9 XXXV D. 10 clericorumqui G. -que D. et cetra fehlt GD. 
19 auch fehlt D. 19 punet fehlt D. punet vnd aug G. 23 tauß D. 
26 mit dem »p. D. 27 hayßt — und fehlt GD. 31 wölt D. 



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- 54 — 



andern den mainen ayd in sein vergiftigs maul. Die sechßt 
sünd ist das eilend fluchen got und den haylgen und der zeit, 
dem würfel, dem weter, und dem der mit im spilt, dick und 
vil on underlauß. Die sibent ist grossü untrü und betrogen- 
32a 5 hayt | mit valschen würfeilen, da ainer den andern betrügt 
und im die äugen verhebt mit falscher behendikayt. Das 
achtend ist neid und hass, Ungunst, ungeleichhayt, und des 
geleich vil. Das nünd ist todschleg und gewaltnüss, da ainer den 
andern zwingt wie er wil. Das zehend ist diebstal der fraind 

10 und der veind. Das aylft ist üppikayt der wort in schimpf und in 
ernst. Das zwelft ist fluchen und schelten und übel reden got und 
den haylgen. Das treyzehend Verlust der zait und versaumung 
güter werk in der zeit die er nit mer vindt. Das fiertzehend 
brechung der haiigen veirtag und der hochzeitlichen tag. Das 

15 fünftzehend ist ruffung des zorens und manger lay grossü Un- 
zucht die ob spil geschehent. Das sechszehend ist ergerung der 
menschen die da dem verfluchten spil zü sehend ; da wirt nie- 
mant pessert. Das sybentzehend ist unglaub und ketzrey, 
wan die spiler gelaubent, es sey ain stat, ain haus, ain würfel, 

20 ain zeit klückhaffter den die ander. Solicher tayrhayt und 
unglaub ist vil under den spileren. Das achtzehend ist kain 
widerkerung des unrechten gütz das da abgerissen und ge- 
wunen wirt, das doch gar schwär ist ; wann die sünd wirt nit 
vergeben, es wert den wider kert das unrecht gewunen wirt. 

25 Das nünzehend ist ain verschmächung der pot der haylgen 
cristenhayt und der rechten die das verpoten hand. Das 
zwaintzgost ist apgöterey, wan der würfel ist der spiler got, 
dem dienent sy frü und spot, tag und nacht, und liebend in: 
lieber würffei, truter würffei. Und wenn er nit feit nach 

30 irem willen, so flächend sy irem got und werffent in zem 
fenster aus. Und wissend das die spiler mer würffei ver- 
werffend und irem abgot mer gebent, denn Sant Martin gab 
durch gotz willen ; wan er gab nun ain halben mantel, aber 

1 meyneyd D. mauls G. 4 sibent sünd D. 6 mit vi) andern 
behondikeit Z. 8 gewalt D. 12 treyzehend ist D. 14 fünfizehen G. 
20 torheit D. 24 unrecht gut D. gewunen wirt fehlt D. 27 ap- 
götery G. 28 fro G. 28 und sprechen 1. w. D. 29 trurter G. trewer 
D. 29 würffei. J die taffei ist der alter vnd vnd sy vnder werffent 
sich dem toutenbein Z 



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- 55 - 



der spiler geit oft ain gantzen mantel, rock, girtel, wamiß und 
hossen, und was er hat, und oft mer wan er hat, das geit er 
alles seinem abgot dem würfFel und seim herren dem teufel. 32b 
Die ain und zwaintzgost sünd ist ain sünd in dem haiigen 
gayst, wan in ist laid das sy nit lenger türrcnd spilen, wie 5 
lang sy es treybent, so werdent sy nit mied und unwillig in 
irs abgotz dienst, und sündent vil mer leit mit in den die 
spiler mit in selber: die mit in gemein habend, die zu sehend, 
die würffelleger, die würfclmacher , die das haltend in iren 
hüssern und Hecht und wein und prot und essen und trinken 10 
in gebent, und ze gewin von in nemend, die dar zu verginnent, 
frawen, kinden und ehalten. Und in welcher lay sach das 
geschieht, die sind all in den swären sünden als die spiler 
selbert. Auch besunder die es nit verbieten und des doch 
gewalt habent. Auch ist ze wissen das unser her got hat 15 
geben xxi büchstaben , also sind auf dem würfel xxi äugen 
und puneten, davon ietzt gesagt ist, da mit sy kennend und 
Volbringen den willen irs gotz des würffels. Und also ver- 
dampnot sich der spiler selber mit seinen aygen henden, den 
got mit seinen henden an dem haylgen erütz erlößt hat. Als 20 
ich nun erzelt han das auf dem würffei sind xxi äugen und 
puneten , die xxi groß sünd bedütend , droy malen sübent, 
der sind siben wider got, siben wider den nächsten, siben 
wider sich selber. Das erst das wider got ist das ist ketzer- 
licher glaub, das ander zaubrey und kranker glaub, das drit 25 
abgöterey, das fiert got flüchen und den haiigen, das fünft 
ain irung der feirentag, das sechßt sweren und versweren, 
das sibent ist undanckparkayt. Das ander sibene sind wider 
den nächsten: das erst ist raub, das ander untrü, das drit 
geitikayt, das fiert diebstal, das fünft wücher, das sechßt krieg 30 
und mishelung, das sibent ist liegen und triegen. Die 
driten sibene sind wider den spiler selber: das erst ist neid 
und has, das ander zoren, das drit verschmähen der kirchen, 
das fiert sind die nün fremden sünd, das fünft ergerung des 
nächsten, das sechßt kain wider | kerung des bössen gütz, das 35 33* 

4 XXI OD. 4 in den h. g. OD. 6 sy es D. 9 würffelmeister 
Z. 10 wein prot D. 11 zü ziechend Z. 21 und puneten fehlt D. 
28 Die andern siben D. 34 der n. f. s. vil O. 35 funfft ist D. 



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— 56 - 



sibent versäumen vil gnaden und gütz. Es ist ain fraug 
wem man das spilgüt wider keren sol. So sprich ich: den 
armen lüten, doch so sol man es wider keren dem der es ver- 
loren hat in dreyer lay weis. Zum ersten ob ainer den andern 

5 zücht zum spil der nit wolt spilen, verlürt er , dem sol man 
es wider keren, und der mit gewalt dar zu zogen wirt. Zü dem 
andern mal so man gewinfc mit falschayt, so sol man es auch 
wider keren dem der es verloren hat. Die dritt weys, ob 
ainer verloren hat der seins gütz nit gewaltig ist, und der 

10 sind sibner lay menschen : die ersten sind kind , das ander 
toren und narren, das dritt sind knecht leybs und gütz, das 
fierd die da begriffen sind mit dem ewigen siechtagen, als die 
blinden, die fünfften gaystlich leut, als münich und nunnen, 
das sechst sind die priester die da verspilen der kirchen 

15 güt und pfründgüt, das sibend seind eweyb die irs mannes güt 
verspilen, den sol man es wider geben, wann sie mügen mit 
recht nichtz verspilen. Aber ist ain frag, gewint ainer zehen 
gülden, und kumpt gen marckt und legt die an und gewint 
mit den zehen hundert, ob er die hundert all sol wider keren 

20 dar umb das das hauptgät unrecht gät ist. Ich sprich mit 
Sant Thomas : er ist schuldig die zehen wider keren und nit 
die hundert, wann sie nit sind mit unrecht gewunnen, aber 
mit glück und kauffmanschaft ; doch so sol er dem keren 
den schaden umb den mangel der zehen gülden, und sol den 

25 armen dester mer almüsen geben. Nun habt ir gehört wie geyti- 
keit spilt, und sie so arm ist das ir als vil gebrist als sy hat, und 
sy nit hat. Aber die reich miltikayt will sich keren zü unserm 
herren, und will mit dem spilen ain spil das hayiit lüstlins, und 
das ist ain gar hitzigs reyßeuds spil, dar mit man vergißt trin- 

30 ckens und essens und schlauffens die nacht und den tag, 
und ist gar ain kurtzweiligs spil, und dar umb sol man 
mercken was zü dem spil gehört. Das erst das der spiler vor 

4 dem a. G. 6 und fehlt D. 6 Zu dem , von hier bim 60, 29 
die andere Hund G. 13 blinden vnd lamen Z. 15 der pfrtind gut 
G. 22 rit vnrechtiglich g. G. 23 vnd mit kouffmanschatz G. do 
so D. 24 schaden den er haut gehept in mangel Z. 25 Nun hund ir 
nun G. 27 vnd als vil als sie nit hatt G. 28 herfl Jhesu Cristo G. 
30 reichsends D. 30 f. essends vud tr. G. 31 den tag vnd d. u. G. 
32 f. sol fiel geltz vor im h. 1. G. 



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57 — 



im vil gütz und geltz sol haben ligen, j das ander das man 33b 
gcren da gilt und bezalt, das drit das man da nit topt und 
schilt und flucht, das fierd das man geren beyt oder borgt, 
das fünfft das mau niemant betreugt noch veruntreut, das 
sechst das man vil vortayls gibt und den vorwurff vor auß, 5 
das sibend so man geren halt was dar ein geschlagen wirt. Also 
sollen wir gaystlichen spilen mit dem kindlin Jhosus, und das 
ist uns yetz zü den weihenächten erlaupt: das hat zü mal 
vil geltz vor im und groß reichtum und schätz im hymel und 
auff erden. Er hat in gwalt sein väterlich und müterlich erb, 10 
als er gesprochen hat : mir ist geben aller gewalt im hymel und 
auff erden ; mit dem süllen wir spilen, wann er will auch in die 
schantz schlagen sein müterlich erb, das ist leyden, kummer, 
marter, armüt und hünger, als er sprach zü seiner mütter an 
dem creutz : sich au dein kind , als er sprach : was hastu 15 
geboren? Dar nach so will er wagen sein väterlich erb, das 
ist das himelreich, wann Sant Paulus spricht : durch vil trüb- 
sal müssen wir ein gan in das himelreich. Also süllen wir mit 
dem milten kindlein Jhesu Cristo spilen mit leiden und trüb- 
sal, dar mit wir im ab gewinnen seins vater reich und das güt 20 
das kain end hat. Zü dem andern mal sollen wir mit im spilen, 
wann er gilt zümal geren was er schuldig bleibt und gand uns des 
gewinß wol ; so zürnet er mit uns auch nit, so stelt er sich auch 
nit untultig gen uns, er will uns auch lang borgen und vil jar 
beyten, er wil auch niemant betrügen noch unrecht tün. So geyt 25 
er uns auch das groß vortayl auff dem bret, ob dem tisch, auff der 
Scheiben, an der stat und an der zeit, da mit man den vortayl süchen 
sol zü gewin, das will er uns alles stat thüu und Verheugen, das 
wir im wol mügent ab gewinnen sein reichtum mit dreyen würf- 
fein; das seind drey krefft der sei, | die süllen wir werfen auf 3034a 
sein schantz der bessrung, ob der tisch der zeit auf genomen 
werd. Er gibt uns auch dar zü das liecht des haylgen 
glaubens und essen und trincken das haylig sacrament seins 
fron leichnams. Er will uns auch übersehen unser torhait und 

3 sohilt oder fl. G. 3 beytet vud b. G. bargt D. 4 fünfft man D. 
7 mit Jhosus dem iungen apilkindlin Z. 12 lustlin spilen G. 14 und 
fehlt Ü. 15 als ob D. 18 f. wir gan zü dem milten Jh. Cr. spilen D. 
22 dar vmb wan G. 23 er auch mit vns G. 29 wol fehlt G. 



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kranckhait, ob wir nit wol spilen künden, und will uns halten 
was wir im in sein schantz schlagen. Nun sind etlich leut 
die nit gar wol geschickt sind zü dem spil. Die ersten die 
allzeit auff borg wollen spilen und auff schlahen. Nun kam nie 
5 kain aufschlag, es käm dar nach ain abschlag. Sag an, wie lang 
wiltu vertziehen? wenn wiltu nun den herren bezalen und 
im gelten? du wilt zo aller zeyt spilen auff die faust. So 
seind die andern die habent sich verspilt mit der weit und 
mit dem teufel, der hat sie beraubt und enplöst und ver- 

10 wundet bis auf den tod, als da geschach dem Samaritan auf 
dem weg zwischen Jherusalem und Jericho. So sind die dritten 
untultig und zornig, mit den spilt Jhesus nit geren, wann er 
ort die flüch nit geren. So seind die fierdeu zu forchtsam 
und verzagt, und thürend die schantz nit her für werffen der 

15 besscrung und der guten fürsätz, und wollen sie zu lang han 
und inn halten, ob sy es her wider würffen. Aber wirff es 
frischlich her auß und rittel es nit lang: so feit dein schantz 
dester ee, wann wer verzaglich spilt, der gewinnt nit. So 
sind die fünfften die wollen nit gern bezalen und schlahent 

20 vil auff; das seind die die got und den haiigen vil lobent und 
kains halten, und liegent in selber und triegent sich selber; 
und die mügen auff dem spil auch nichs gewinnen, wann man 
trauwet in nit. So seind die sechsten die verspilent anderschwa 
des herren güt, das er in mit trauwen gelihen hat; das seind 

25 die die zeit und weil unnützlichen vertreibent on gotz dienst. 
Die sibenden verlierent bald was sy gewunnen habend, die 
34 b da nit beleybent auff ainem güten fürsatz, | wann was sy 
vor gewunnen habend mit rechtem fürsatz, das verlieren 
sy bald. So sind die achteten etlich die falsch wirffei 

30 tragen. Die wirffei sind krefft der sei, das ist Vernunft, 
will und gedechtnüß, die seind also erblent und erblichen 
das niemant kain schantz dar auff werffen kan der bess- 



5 kain und ain fehlt O. 5 abschlagt G. 18 vertzagtlich G. 
20 vil in die schancze Z. vnd das aeind D. 22 auch fehlt D. 
nit D. 23 nichs D. 25 yertzerendt G. 26 die — 27 guten fehlt, 
dafür nur mit rechtem G. 29 tragent falsch wurffol G. 30 die 
Vernunft D. wil vngedechtnuß G. 31 verblichen vnd verblendet Z. 
31 verplichen G. 



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- 59 - 

■ 

rung. Aber Jhesus wirft drey ander wirffei dar, da mit 
du wol gewinnen magst, und die sind gerecht, das sind drey 
götlich tugent, der gelaub, die hoffnung, die lieb. Glaub er- 
leucht die Vernunft, lieb den willen, hoffnung die gedechtnüß. 
Es sind auch etlich , so sy gewinnen , das mügen sy nit ver- 5 
halten und verschweigen, und breiten das auß bis das es in 
verstolen wirt, und tönd recht als ain henn: wenn die ain 
ay legt, so hat sy ain groß geschrey, biß ir das ay geno- 
men wirt, das sind die geuder und die rümer ir guten 
werck. Nun spilend fast mit dem milten kind Jhesu, das da 10 
so vil gutz hat, und so gietig und so gerecht ist auff dem 
spil, und gen uns kains vortails begert. Und gand recht mit 
im umb, so gewinnt ir im ab alles das euch nott ist hie 
und dort, und dar zfi seins vatters reich. Und gebent mir 
auch des gewinns, als ir wol wissend das man den umbsässen 15 
und züsehern gern gewin gibt. Das bedeut besserung irs lebens 
mit guten ebenbilden gen dem nebenmenschen, als unser herr 
gesprochen hat : cuwer Hecht sol also leuchten vor den menschen, 
das sy euwer gütte werck also sehen und da von gebessert 
werden, das der vater im himel da von gelobt werd. Es sind 20 
aber etlich menschen die gern mit Jhesu spilten und im ab 
gewännen , sy wollen aber nit halten was er in ein schlecht 
inn ir schantz, das ist sie hetten gern vil gütheit von im, sie 
wollen aber nit leiden armüt , kranckheit , widerwertig- 
keit und Versuchung , recht als die katz die gern fisch aß, 25 
sye will aber nit in das wasser. Wir lesen von Sant Bcrn- 
harts, der rayt ainest auff ainem schönen pferd, | und im gegnet 35a 
ain nackender bfib ain spiler, der sprach wider sich selber: 
nun wölt got das ich dem münch das pfert het mit spilen 



2 das ist G. 5 f. behalten G. 6 breyten es auff G. 8 biß das 
ir G 9 wirt ] Es sind ouch etlich vff dem spile was sy gewinnend 
das verbergen* sy halbo gewinne vnd houpt gut [ nun so Z. 9 riemer 
G. Römer D. 11 so recht G. 12 spil gen vnß vnd k v. b. G. 
13 notorfftig ist G. 15 das ir wol wissend da wir D. wissend das 
sessen vnd zu soher gern zu gewin gilt G. gewinne geben (sonst ab' 
weichend) Z. neben dem D. ebenmenschen G. 18 vor dem m. D. 
19 denen (statt da von) G. 24 a. vnd k. vnd w. D. 28 ein bub ein 
nackender spiler G. 



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- 60 - 

ab gewunnen, und das erhört Sant Bernhart und sprach zü 
dem hüben: was wiltu mir dar an setzen? so will ich mit 
dir dar umb spilen. Der büb sprach: ich han nichs anders 
denn mein sei, wöllent ir, so will ich mein sei dar an setzen. 
5 Sant Bernhart was fro und sprach : ja gern , wo nemen 
wir würffel genüg? Der büb sprach: das spil sol nit zer- 
gan von wirffei wegen, ich han wirffei genüg, und warff 
auff drei scharpf wirffei Sant Bernhart gab dem büben 
den vorwurff , der büb warf dar xvm äugen , das was das 

10 mayst, und wischt auf und was fro und wolt das pfert 
bey dem zam nemen. Sant Bernhart sprach: beyt, du 
hast das pfert noch nit gewunnen, ob ich mer würff denn 
du, und warff dar xix äugen, ains augs mer denn der 
büb, und gewan des büben sei mit dem wurf. Der büb 

15 schray und kniet nider für in und bat umb gnad , das er 
in näm in sein orden. Also fürt er in mit im haim in 
das closter und machet auß im ainen münch, und ward ain 
hailiger mensch. Nun nempt war, wie wol het er gespilt, 
das er dem teufel ain sei ab gewunnen het die er got zü 

20 bracht hat. Man list mer von Sant Bernharts münch ainem 
wie das was, er wolt nit lenger in dem closter bleiben, und 
nam urlob von im. Sant Bernhart bat in fast das er blib. Er 
sprach: und stund alle weit dar an, so wolt er doch nit bleiben. 
Sant Bernhart sprach: sag an, wie wiltu dich in der weit 

25 began ? Er sprach : ich kan wol spilen, da mit^ will ich mir 
gnüg gewinnen. Sant Bernhart sprach : lieber, laß mich dein 
gesel sein, ich will ain pfunt pfennig zü dir legen, und glob 
mir das du wider zü mir wollest kummen und den gewin mit 
mir tailen. Der minch verhieß im das, und lief von im in 

30 die weit, und was fro das er ain pfund pfennig het, und bald 
kert er sich zü dem spil. und im geriet die kuust nit wol, 

4 wunn m. 8. G. dar an setzen an euch G. 6 würffel gung G. 
8 wirffei j vnd spilten der meisten ougen Gl). 9 den wurff G. 13 dar 
fehlt G. 14 me w. wen G. 18 mensch auß im G. 19 ab genomen G. 
20 hat fehlt G. von sant bernnhartenn wie das ein münch was der 
wolte Z. 21 bleiben, er nam G. 23 und fehlt G. alle die weit G. 
er wölt doch G. 24 was wilt du G. 25 f. sol ich gewinnen das vnser 
vier gnüg hettend Z. 28 kummen wollest G. 29 spilmünch Z. 29 im 
hier endet die andre Hand G. 



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- 61 - 



wan er verlor alles das er het, und dar zü sein klayder. Also 
gedacht er in seim layd | das er geren in das kloster wölt 35b 
komen, und het doch geren etwas mit im pracht, do het er 
nichtz. Also verlief sich die zeit das das jar schier auß was. 
Er gedacht wes er gelobt het, das er in jars frist solt wider umb 5 
zü im komen, und also kert er zu dem kloster und klopft 
an. Der portner sprach, was er wölt. Er sprach : gang mir 
nach Sant Bernhart, und sprich das er da her kom zü aim 
dem er ain pfunt pfenning geben hab, es ist schier ain jar. 
Do das Sant Bernhart hört, do kom er bald geloffen, und 10 
hüb auff den geren und sprach : bis wilkom , lieber gesell 
mein, zel bald her! wa ist dein gewin? unt tayl mit mir das 
du gewonen hast mit deiner kunst. Der arm spiler sprach: 
gnadiger herr, ich pring weder gewin noch hauptgüt, ich hau 
es alles verlorn, empfach mich wider in dein orden, ich wil if> 
wasser und prot all mein tag essen. Sant Bernhart was fro 
und sprach geren: es ist noch pesser ich empfach dich, denn 
das ich dich und das pfunt pfenning verlür. Und also enpfieng 
er in wider in den orden, und dar auß w T ard er ain haiiger 
mensch. Also gewan Sant Bernhard die sei wider. 20 

VOM KARTENSPIL. 

| Balaam dedit consilium, ut ülias Moabitarum, quarum 36a 
specie illudi possent filii Israhel, cum ornamentis ponerent 
ad tentoria Israhel. Numeri xxv. capitulo Balaam gab 
ain rat das man satzte an den weg die tochtern und junk- 25 
frawen wol geziert, der gestalt möcht wol betriegen die kind 
von Israhel und sy bringen zu an beten die abgöter, dar umb 
got erzürnet ward, und hieß vil der selben tötten, und hieß 
fünf fürsten gen der sunen aufgang henken. Bey dem ist uns 
ze merken das kartenspil, dar mit spilt die arm und unweis 30 
unküschayt, und ir sieht zü und betrachtet die lauter raini- 
kayt und küschhayt. Nun ist das spil vol untrü, und als ich 

3 etwea G. 5 was er g. D. 5 umb fehlt D. 9 pfunt dfl G. 11 
sein gern auffD. 18 Und fehlt D. 19 ward ainD. 21 Von dem k. D. 
nota enedicta , das vierd spil ist karten Z. 22 concilium G. 27 die 
abgötteroy D. 32 wol untrü G. 



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- 62 - 



gelegen han, so ist es komen in tüsche land des ersten do 
man zalt von Cristus geburt tusend drühundert jar, und das 
spil bedüt die untrü der betrogen lieb und unküschhayt, die 
uns der veind von der hell für setzt an den weg, die schonen 

6 frawenbild wol gezierd von dem haupt bis auf die fieß. Es 
ist gewonlich das ieglichs von seim geleich verkert wirt, ain 
edelman von ainer edlen frawen, ain purger von ainer pur- 
gerin, ain paur von ainer päurin, ain büb von ainer bübin. 
Das bedütet die gemalten karten mit den bilden. Es ist 

10 alles papeirin: das papeir in den stürtzen, in den schlayren, 
die glokschnür in dem har, die hütlach und die lumpen die 
sy ein pinden, und sich ferbent und auff mützend. Ich han ge- 
zelt das zwü und fünftzig karten sind auf dem kartenspil, 
das bedüt zwü und fünftzig wuchen in dem jar, dar in man 

15 die sünd volbringt. Nun ist ze wissen das in der figur Ba- 
laam uns wirt bezaychnet der böß gayst, der da rät, wie das 
volk gotz dar zü kom das es prech das pot gotz, und das sich 
got von im kert (wan all die weil und got bey in ist, so mag 
in nicht/ geschaden, und mag auch niemant wider sy tün), 

20 und ratet das man die schönen frawenbild wol geziert mit 
klainaten setz an den weg, das die kinder von Israhel mit 
36b in unküsch tribent | und mit in verpoten speis essen, und das 
sy durch sy gezogen werden das sy iren got Beelphagor an 
petent. Also ward ir got erzürnot, das er sy schlüg mit ainer 

25 blag, das die schuldigen all erschlagen wurden. Nun sind 
fier ursach an frawenbild die da raysend zü der unküsch. 
Das erst ist schönhayt der weiplichen pild, die pracht küng 
David dar zü das er ain ebrecher ward mit dem weib Ber- 
sabe, do er sy sach obnen von seim sal sich waschen. Da 

30 von spricht Salomon : es ist ain betrognü gnad ain schöns 
weib. Es sprach ain meisten ach heten wir ains luchsen 
äugen, so wir hübsch frawen an sehen; das maint er also, 
das wir sy durchsehen möchten wie sy innan ain gestalt heten, 

1 tuschzg? G. teutsch D. 8 bübin. ] ein münch von einer nun- 
nenZ. 9 gemalten pild GD. 10 paperin G. 11 hudeln Z. 12vffmiczen 
forwent vnd spieglent als ein diep vf einem jarmerk Z. 13 karten am Rand 
G. fehlt D. 15 baalam G. 19 geschehen D. 21 setz fehlt GD. 22 mit in 
aus im G. im D. 23 f. an petet GD. 27 brachten D. 29 er sich 
sach G. 29 sich fehlt D. 



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— 63 — 



under der helen haut recht als ain geschunden kautz, die da 
hat ain waich glat haut und ain raych flaysch dar under. Es 
spricht Ovidius : gelaubent mir das die nieder und die wisen 
nit alweg gronend und pluend. Die weib die in der jugend 
schone antlüt hand, die hand in dem alter gerüchtü und ge- 5 
rümpfen antlüt. Das ander das da rayßt zü unküsch an den 
weiben das ist zierd die man tüt auf die hübschayt, und die 
zücht vast zü unküsch, als ich her nach wirt sagen. Als David 
spricht : ir dochtern sind geziert als gleichhayt des tempels. 
Vor zeiten zü den hochzeiten da ziert man den tempel, die 10 
kirchen und die altar, aber nun so zierend die gaffelstirnen 
den tempel irs leibs mit den kalbskrössen auf dem haupt. 
Das dryt ist reichtum, das pietend sy her für, silber und gold, 
edel gestain an henden, an füssen, an haupt, an klaydern. 
Sy komen her als die kaufffrawen, sy tragend fayl ir güt; 15 
was? iren reichtum? nein, ain kospar sei, die mit dem kos- 
parn plüt Jhesu Cristi kauft ist, die verkaufent sy mit dem 
schnöden güt. Das vierd ist bekomlichhayt der stat; wan die 
haydnischen junkfrawen sassen an dem weg neben den zelten 
und heten manger lay schimpf und spil. Nun wissend | fürwar 20 37« 
das haimlichayt pringt müglichhayt. Der b6ß gayst lebt noch, 
er fiert den menschen ze dem ersten an ainem seiden faden, 
dar nach so wirt dar auß ain starcks sayl. Also erhebt sich 
die lieb gar hübschlichen und glimpflichen, sy endet sich aber 
gar ungelimpflichen, und das sind die karten gemalt. Nun 25 
sind auf dem kartenspil fier küng mit iren wauppen, und hat 
ieglicher under im xm karten, das macht an ainer sum m, 
und hat ieglichü das zaychen irs küngs. Etlich kartenspil 
hat dar zü fier küngin und fier junkfrawen, etlich haben den 
ackerman, den edelman, den wüchrer, den pfaffen, dio toypel. 30 
den riffian, den wirt; und gewint ie ains dem andern ab: 
dem edelman der wüchrer, dem wüchrer der pfaff, dem pfaffen 
das täppelweib, dem täppelweib der riffian, dem riffian der 
wirt, dem wirt der 'weinman , dem weinman wider umb der 

1 der kelen hat D. 2 ff lat har D. rauch D. ruch Z. 3 matten Z. 
6 das da — 7 woiben fehlt Z. 8würts. D. 11 gaffel stieren D. 14 haupt 
vnd mit den fürdeln Z. 15 kouffrowen ] die farendenn töchtern Z. 
28 ieglichfl G. 30 töppel Z. das toppelweib D. 



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- 04 - 



pauman der den wein pauwen sol, der nimpt das gelt wider 
von dem wirt. Nun hat das kartenspil der unküsch fier küng 
gemainclich, das sind die fier ursach der unlauterkayt. Die 
erst ist der küng von den rossen, das ist die unlauterkayt 

5 die da kumpt von hübschhayt des leibs, und die geleichet 
sich dem rossen, der sein hübsohhayt bald verlürt, und die 
pleder bald da von valend und dorent. Wa sind nun die 
schonen bittenden rossen ? Der küng mit seinem wauppen hat 
uuder im dreyzehen karten, das sind dreyzehen sünd, die da 

10 entspringend von den andern dreyen. Der ander küng ist 
von der krön, und das bedüt die unküschhayt die da kumpt 
vtm zierd der hübschhayt, die da zü gelegt wird . und under 
der so sind auch xm sünd. Der drit küng ist der küng 
von dem pfenning, und bedüt das drit das da pringt unküsch- 

15 hayt, das ist reichtum, und dar under sind auch die xm 
sünd da mit man sündet. Der fiert küng ist der küng von 
den ringen, und bedüt die fierden sach der unküsch, das ist 
haimlichayt der stat, oder der küng von dem tingerlin , das 
trägt nieman denn der | in besunderhayt und in haimlichhayt 

20 verbunden ist, und dar under sind auch xm sünd. Item von 
dem ersten küng der rosen, das ist hübschhayt von naturen, 
und die selb machet den küng David vellig mit fraw Beraabe 
Salomons müter. So sind die sünd in leiblicher schönhayt: 
die erst ist hoffart, die ander neid und hass in andern lüten, 

25 die des verdrüßt das ieman anders hibscher ist, die drit ist 
zoren und undultikayt, als mit krankhayt und siechtagen die 
hübschhayt ab gat, die vierd so die hübschhayt verkauft wirt 
und hinderredet wirt, die fünft ist geitzikayt, so man der 
hübschhayt geniessen wil, die sechßt ist fraßhayt, da der mensch 

30 wol ißt und trinkt das er lang hübsch beleih, das aibend ist 
unlauterkayt gemainclich und törlichü lieb, das achtend ist 
undankparkayt gen got, das nünt ist der lüt ergrung und be- 
korung, das zehend ist traugkayt, wenn der mensch geflisseu 
ist auf des leibs schönhayt und versaumpt die schönhayt der 

4 rosen immer D. 6 der r. die ir D. 7 abrisend Z. doret 
G. 12 hübhayt G. hibsche immer D. 14 pfeinig G. 15 die vordren 
xm Z. 17 von dem vingerlin Z. 17 ist der heimlicheit D. 19 triegt 
G. 29 so der m. Ü. 



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- 65 - 



sei, das aylft ist verschmächt der die ungeleich sind in der 
hübschayt, das zwelft ist unbenüglichayt, das dreyzehend ist das 
sy jedcrman wolten wol gevallen, dio doch nit mit jederman 
wolten verfallen. Und das ist war das die aller süberlichesten 
frawen band die unsüberlichsten, unlauterlicbsten gedenck. Nun 5 
lessen wir von vil schonen frawen. das die ain hat ir schön äugen 
aus geprochen und hat sy irem liebhaber gesendet, die ander 
hat begert das sy aussetzig würd, die drit das ir ain langer 
bart wuchß, das kain man ir begert. Der ander küng hayßt 
der küng von der krön, und bedüt die zierd. Also vielen 10 
die zwen alten richter an Susannan, do sy sich salbet und 
wusch, und verfiel Judas der patriarch an Thamar, do sy sich 
geziert het. Die erst sünd der frawen ist: sy verkerend die 
Ordnung gotes. Der her wil das in diser zeit die seien ge- 
ziert werdent, und nach dem jüngsten tag die leichnam denn 15 
erst geziert werden mit den gaben der sälikayt. Ho ver- 
kerend sy die Ordnung gotz und zierend den leib und lassend 
die sei ungeziert | mit gnaden und mit tilgenden. Es hat 38a 
auch got den kostlichen gayst verborgen in dem schwachen 
sak. Die ander sünd ist hoffart, die drit ist geitikayt, die wollend 20 
die zierd han, und solten die man ymmer dar umb stellen, 
wüchren und rauben. Die fiert : der man ist der frawen ge- 
geben und sy im, das sy ainander süllend helfen, das sy baydo 
behalten werdent. Aber nun in diser zeit so hilft ains dem 
andern das sy bayden verloren werdend , und ist nun die 25 
haylig e worden als ain thorenpürdin, da ain toren in dem 
andern hanget, bis das sy mit ainander verprinnend in dem 
feur, und als die lüt hangend an ainander in dem schiff, bis 
das sy ertrinkent. Die fraw solt dem man weren unrecht 
tün, und der man der frawen. Die fiert sünd ist ergernüß 30 
der lüt, das man sich gar kostlich ziert. Die fünft sünd ist 
nochvolgung boßer gewonhayt. Wer gesach ie das die kellerin 
kostlicher gieng denn die fraw ? Und in welchem land ist es 

9 ir kein man D. 11 alten zwen D. 13 het geeziort D. ver- 
kert GD. 15 werdent] mit den (+ gauben roth durchstrichen G) vml 
GD, in G denn braun durchstrichen. 16 gaben disor der seien GD. 
20 sack ] des fleisches in dem eschsack Z. 25 bayd D. baydn für 
baydu? G. 31 man kostlich sich ZD. sänii fehlt D. 

EU. LH. Denkmäler III. 5 



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— 66 — 



gewonlich das die frawen dienent der kellerin? Es ist wol 
gewonhayt an der faßnacht das sich die kellerill klaydet mit 
der frawen kleyder, das werot aber nit lang; aber das ist 
über jar gewonhayt das man den leib klaydet, das ist die 

5 kellerin, und lautt die frawen, das ist die sei, unbeklaydet. Es 
spricht Salonion: das ertrich wirt bewegt durch drü ding, 
und das vierd mag es nit geleiden: so der knecht reiehsnen 
will über sein herren. Die sechßt sünd ist ursach zü der be- 
korung in andern lüten, wan die frawen sind ain fürin und 

10 ain schneydend uud hauwend swert des veinds. Nun sprechen 
sy: wir tragen dise ding nit in bößer mainung. Ich glaub 
es wol, das swert hat auch kain bös mainung, wer aber das 
swert fiert in der hand, das ist der tüfel, der hat ain bös 
mainung, und der on bos mainung getöt wirt der ist als wol 

15 tod als ob er mit mainung ertöd würd. Die recht sagend: 
wer ursach zü dem schaden gibt der hat auch den schaden 
getan. Ain weib ist ain ertzney irs mans, und ursach zü dem 
38b tod gen ! ahn fremden man. In her Moyses püch stat ge- 
schriben: wer ain grüb macht und ain graben, velt yeman 

'20 dar ein, er sol es Wessen. Die sybent sünd ist so sy sich des 
zierens und der klayder überhebent und sich dester besser 
tunkend. Es ist der ain tor der ain pferd schätzt nach dem 
satel und noch dem zaum. Wer ist aber der der sich fröwet 
der steltzen und des hiltzin bains, so er nit mer denn ain 

25 bain hat? und wer fröwet sich des zaychens das die wund 
hat hinder ir gelaussen? und wer fröwet sich des pflasters 
das im über den presten gelegt ist? Also sind uns die klayder 
geben zü ahn verdecken unsers prestens der sünden, wan vor 
den sünden bedorft der mensch kains klayds, in benügt wol 

30 an seiner naturlichen hübschhayt. Also die sunnen beniegt 
wol an dem klayd des liechtz, so ir natur ist beklaydet, und 
das selb die schönen roseu und blümen; und doch Salomon 
in aller seiner glori nit als schön geziert was als der plüm 
auf dem veld. Die achtenden sünd das sy mer kostens dar auf 

9 schnoydßs G. 10 vigendes Z. neids OD. 18 das ist fehlt GD. 
14 und — mainung fehlt D. 15 golöt D. 17 ertzney vnd ursach irs 
mans zu dem tod gen GD. 19 grab macht D. 24 hiltzins G. 29 be- 
darff D. 32 rosen blumen D. 34 kostes Z. 



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— 67 - 



legend wie sy ander lüten die äugen speisen, denn auff iren 
aygen leib, dar umb so sind die äugen das kosparliehst das 
der mensch hat. Die nünd sünd : sy wollend all ding hübscher 
und schöner haben denn sy selber sind. Dar umb so lesen wir 
von ainem mayster der späwt dem küng in sein barfc. Die 5 
zehend sünd ist das die klayder sind überflissig, ze groß 
und ze lang, und klaydent da mit die erd, und samnend 
mit dem schwantz die fluch von der erden, und bestabent 
die haylgen in der kirchen. Got wolt das ir antlüt als ge- 
rumpfen wer als irü klayder gevalten und gerumpfen sind. 10 
Man lißt das ain tüfel ainest lachet, der wart gefraugt, wes 
er lachte, do sprach er : ich sach mein gesellen reiten hinden 
auf dem rokswantz durch die kirchen. Die natur hat den 
frawen kain schwantz geben, sy machend in aber ain swantz 
auß tüch, der in hinden nach gang. Die aylft sünd ist das 15 
die klayder werdend mit | unrechtem gütgewunnen, das den 3<Ja 
armen zügehört den es abgenomen ist. Die zwelft sünd ist: 
sy sind kauffrawen worden, und tragend die zaychen des 
kaufs. Der wirt der stekt hinden und vor auf sein zaychen, 
das man sech das er wein vayl hab. Also band sy sich ge- 20 
zaychnet hinden und vornan mit den vier antlüten von dem 
haupt biß auf die fuß. Sy lcgeut ir fuß in ain ring in die 
engen schüch, sy legend iren leib in ainen engen notstal des 
paumwollen rocks gepfrengt und geprissen, und der es in ze 
püß satzti, sy tiitend es nit. Die dreyzehend sünd ist fremdi- 25 
kayt der klayder und manigvaltikayt der klayder, die sy den 
würmen gebent ze essen, das sy Cristo solten geben in armen 
menschen. Nemend war wie die man, vor auß die jungen, 
ietzund tragend käplach mit läppen und werften die läppen 
auf dem köpf, und mit iren engen recken und mit irem har ; 30 
sy wissend nit wie sy das gewand an süllend schneiden das 

1 andern D. 3 ding fehlt OD. 5 spawt G. spcyt D. 6X0. 
7 groß oder D. 10 gerumpffon vnd gevalten D. 12 ich sieh 1). 
13 roekschwantz hinden D. 15 XI 0. das sy klayder Ö. 17 Xll 0. 
19 hinder 0. und fehlt Z. das zeichen sins reifte« Z. 22 in dio 
ringe Z. 24 bounwillcn D. 25 trftgent es D. XIII Gl). 27 in den a. 
m. Z. 28 war ] der mannen wie sy dio fülezinen hfitlin tragend ge- 
bunden mit den gurtelin vnd dio schliche hinden vff geprisen vnd die 
röcklin hinnan vff geron vff den nacken Z. 

5* 



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- 68 - 



wol berayt sey zü der hoffart, und mit sohneblen an den 
schüchen und holtzscliüchen, und gan ainher schnateren, man 
dorft kain schnatertafel an dem karfreitag, wen man sy bet 
an dem weg. Nemend war wie die junkfrawen fech und 
5 seydin tragend, und wie sy die hoffart hand gemert in die 
pater n oster, in das gaystlich, in die langen korcllen. Sag an, 
wayst du was das mitel ist in dem pater noster? Ja ich wil 
dirsch sagen, es ist die seydin schnür die inmiten dar durch 
gat. Die man tragend pater noster als ob es seyen gayslen, die 

10 frawen nemend totenhar und bindent es ein und tragend es 
mit in ze bet, und ir ainü getorst nit ains toten herad an 
legen. Es ist alles unrecht, es ist alles kartenspil und be 
trüknüss der weit und des tüfels. Der drit küng von den 
Pfenningen bedüt reichtum, da mit man zü pringt die unküsch. 

15 Da mit so gibt man der frawen, man geit der kellerin, man 
schenkt der kuplerin, und also bezalt man die ürten, und 
39b also wirt die minn kauft und die frawen, | sy bezalend es 
aber wol von irs emans güt. Der fiert küng ist von dem 
fingerlin, das bedüt haimlichhayt. Wir lessen das Sant Bern- 

20 hartz svvester gar wol geziert kam zü dem kloster, und wolt 
iren prüder sehen. Und er wolt nit zü ir, und sprach, sy 
war ain netz des tüfels. Also wainet sy uud sprach: ver- 
schmacht mein prüder mich ain sünderin, so empfach mich 
doch ain rüerin; und legt all ir hübsch zierd von ir; und ward 

25 dar nach ain haylge klosterfraw. Von der haimlichhayt lessen 
wir, das Joseph der küngin von Egyptenland so haimlich was 
das er von iren wegen umb Unschuld gefangen ward. Es 
ist ain kertzlin an ain er wand, und ob es die wand nit prennt, 
so machet es sy doch raumig und schwartz. Also haim- 

30 üchayt belaydiget den menschen. Es was ain küngin, die 



1 ietzund ] da man zalt nach cristus gebart M". CCCC. L. iar 
OD. 4 Nemen G. iunckfraw sydin faden da herkumt Z. 5 wie sieb 
Z. haut gemengt Z. 6 in den GD. krollin ring vnd der uil one zal 
vnd das statenklich durch dio hand zogen vnd doch nüczig dar an 
bettet Z. 9 als es D. also werent es geislen riemen vnd wedel da 
mit sy selten der flögen weren Z» 17 ürten ] vnd mit dem so koufft 
man klaniot[vnd also Z. vmb die fr. D. 29 es doch ein schwarcz 
flecklin an der wannd Z. 80 beluimet Z. 



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- 69 - 



het ain riter haimlich Hob, und die gieng haimlich zü im in 
ain garten, und sass zü im under ain paum bey aim prunnen. 
Des ward der küng gewar, und vorstal sich haimlich in den 
garten, und stayg auf den paum ob dem prunnen und ver- 
parg sich da in den paum, und wolt da sehen, was da be- 5 
schoben wölt. Und do die kingin kom zü dem prunnen, do 
sach sy in dem prunnen des küngs antlüt auff dem paum. 
Do winkt sy dem ritter das er auch in den prunnen säch, 
und also viengen sy an ze sagen gütü ding von dem küng, 
und warend da wol behftt und züchtig. Also süllend die lüt 10 
in güt hüt stan, und süllend sehen in den prunnen des haylgen 
glaubens, und süllend da sehen das antlüt des obrssten küngs, 
vor dem sich nieman verbergen mag; wan er sieht die mai- 
nung und willen in dem paum des hertzens, da spilt leib und 
sei mit ainander. Der leib ist der ritter, die sei ist die küngin. 15 
Das spil der karten da sol die sei für werffen die waffen 
Jhesu Cristi, die krön Cristi wider all hoffart, das sper wider 
allen | neid und hass, die gayßlen wider allen zoren, die 
klayder Cristi wider all geitikayt, das erütz Cristi und die 
nägel wider all traugkayt, den schwam dor gallen wider all 20 
fraußhayt, ain weiß swayßtüch wider all unlauterkavt. Also 
sprach Sant Pauls: ich trag in meinem hertzen die minnen- 
zayehen unsers herren Jhesu Cristi. Des helf uns die lauter- 
keit Jhesu Cristi. Amen. 

VON DANTZENSPIL. 25 

In cireuitu impii ambulant. Ps. xi. In dem umblauff 
wandlend die pössen. Die wort spricht David in dem psalter. 
Hie vacht an das tantzspil, und dar in so werdent begriffen allü 
andrü spil, als da ist: lauffen, springen, ringen, und andrü 
geradikayt da mit man des leibs krafft bewärt. Also spilt die yo 
arm traugkayt, und ir sieht zü und betrachtet die reich an- 

2 im nider D. 5 in dem D. 11 guter D. 12 und — sehen 
fehlt Z. 13 sieht durch die hertzen in die meinunge der menschen Z. 
19 klayder ynsers herren Jhesu P. 23 unten an der Seite (200 b) karten 
da sol die seel. 1450. I. M. 25 XJ eher schrift über der Seite, die mit 
karten da sol Z. 16 beginnt G. Von dem Tantz D. Das fünfft spil ist 
tanezen Z. 26 Ps. XI fehlt GD. 28 wirt G. 30 craffte übet | das spilt Z. 



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- 70 



d&chtikayt. Nun ist ze wissen das dos tantz Ursprung und 
anfang sind die haiden gewessen, die allü spil erfunden hand. 
40b Und die Juden hand es gelernet | von den hayden, und durch 
das tantzen so wirt got erzürnet, und wirt volbracht abgöterey, 

5 und die haylgen tag werdend geprochen, und die schar des 
tüffels wirt gesamnet, und werdend gilt lüt geergert, und 
fröd wirt bekert in betrübnüß, und die siben sacrament 
werdent endert. Von dem ersten so stat geschriben in 
Moyscs püch in dem xxxn capitel, do Moyses mit den 

10 sehen gepoten her ab dem perg kom, do sach er das 
das volk het auff geworffen ain guldin kalb, und tantzten 
dar umb und sungend. Und mainend da die lerer das da des 
ersten mals getantzt würd von den Juden umb das guldin 
kalb das sy auf geworffen beten, und das an beteten für got. 

15 Und also havßt es noch in tüsch tantz. Und do das Moyses 
sach, do ward er so zornig auf sy, und warf die stainin taffei 
auf die erd, das sy zebrachen , und schlüg drey tusend ze 
tod. Er wer vil minder bös der an dem suntag ze aker fier 
oder ander notürftie: und nütz arbayt tät den tantzen. Got 

20 hat verboten an dem feirtag werk die got unerlich sind und 
dem nächsten unnützlich. Zü dem andern mal so wirt vol- 
bracht abgöterey, wann da setzt ains auf das ander sein hertz 
und liebin, und wirt gotz vergessen und aller seiner gnaden. 
Zü dem driten mal so werdent geprochen die zehen gepot, 

2p w T an da petet man got nit an, man versaumpt vil mer 
das pet, die predig, die vesper, und allü gütü werk. Man 
redet da bey dem namen gotz vil üppiger, törlicher und 
schädlicher wort, man macht den feirtag nit hailig, mer man 
entert in mit dem tantz, wan als manig sprung als manig 

•30 todsünd. Dar zü auch so enterd man vater und müter lebent 
und tod. Da töd man die lüt gaystlich mit vil bösser nach- 
4ia red, und die es auch hörend, die dar von geergert | werden. 
Da wirt falsch zügnüß geben, wer der best, der hotiiehost 

1 und anfang fehlt Z. 3 es j ouch D. 12 da fehlt D. 14 vnd 
an b. D. 15 toutschen getantz D. 17 zerbrach D. 19 notüftig G. 
notdurfft D. 21 wirt ouch D. 23 und sin sinne vnd sich nach im ver- 
bildet das betütet das kalb was an dem danezo der mensch fürsetzet Z. 
24 werdent ouch D. 25 ain got GD. 



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- 71 - 



und der hübschest an dem tantz sey. So tantzet der wol, 
so tantzet der übel. Da wirt volbracht unküsch in manger lay 
weis und ursach dar zü geben. Da wirt volbracht diebstal, 
wan da stilt der mensch im selber die edlen zeit, die er nach 
gotz lob vertzeren sol; die verzert man üppiclichen mit tantzcn 5 
und springen und ander unfür, dar umb er got rechnung geben 
müß. Dar nach so begert ains des andern gemachelen, klayder, 
reichtum, zerung, glimpf und schimpf, krantz und schapel, 
und was zü dem tantz und üppikeit gehört. Zü dem fierten 
mal so samnend sich da all sünd: man sündet mit füssen, 10 
die unnützen füßtrit zeit got, mit den äugen, man sündet mit 
sehen, mit hören der pfeiffen und des saytenspils, mit dem 
mund mit singen und klaffen, mit allen gelidern und zierd 
des leibs, mit hertzen und willen. Das fünft ist das die 
guten menschen da von geergert werdent und an gevochten. 15 
Es was ain mal ain klains münchlin aus aim wald, das sach 
tantzen, und fraugt sein altvater, was das wär mit dem langen 
har, mit den langen klaydern , mit den weissen schlayren. 
Der vater sprach: es sind gens; ain ander sprach: es sind 
tüfel die die lüt verkerend. Das münchlin oder das kind 20 
über drey tag vieng an und wolt auch in dem wald tantzen. 
Die frawen an dem tantz sind blossü swert des veinds, wan 
so sy die mentel von in legend und sich zü dem tantz rüstent, 
so ist das swert auß gezogen. Do sind so vil blosser swerter 
die den menschen verschneident mit sündcn, so vil frawen 25 
und man tantzend; da ist ie ains dem andern ain swert. 
Wer ist der der under so vil blossen swertern unversert 
beleibt? Die kind die man dar zü vertiert und sy lert den 
tantz, die sind das münchlin das da verhawen ward in Ver- 
suchung. Das sechst sind die frodigen wortt die da ge- 30 
schehent, durch die manig zorn und gevächt und j todschlag 41b 



1 hübscher GD. 3 volbrach G. 6 f. r. muß tün D. 10 mal fehlt D. 
10 f. f&ssen mit vnnützen ffißdriten das tzelt got D. Mit den oren hörendo 
pfiffen, mit dem munde singend vnd klaffend vnd mit den henden 
zertennet Z. 16 klaines iunges m. in dem wald erzogen vnd das 
was mit dem altvatter vß gangen vnd das Z. 20 Das — oder fehlt Z. 
oder kind D. 21 an und sprach, ach gott möchto ich ein genßlin 
oder ein tüffelin han das mir hulffo tantzen Z. 30 freidigen D. 



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- 72 — 



geschehend. Das sibent das sy tünd wider allü sacrament; 
wider den tauf das sy widers&ten dem tüfel und allen seinen 
zierden, wider die firmung da mit sy das zaychen gotz, das ist 
das crütz an derstürnen, namen; wider die rü, wan sy solten 

5 nemen äschen auf iren köpf, und wider den orden mit ver- 
samen güter werk, wider die haylgen e und Ölung, wan wenn 
der mensch die emphacht, so sol er fürbas nymmer mer 
tantzen. Sy lauffent frölich tzü dem tod, und den gang mag 
nyeman gehindern. Von dem tantz schreibt Johannes in dem 

10 taugenpüch ain figur, und spricht: ich sach auss ainem loch 
springen matschreken oder höwschrikel, die heten menschen- 
häupter und langü hörner und krön auf den h&ubtern und 
heten schwäntz als die scorpion. Das alles bedüt die tantzer 
und tantzerin. Es ist auch ze merken das Sant Johannes 

15 der tauffer sein haupt verloß von ainer tantzerin. Die frawen 
und die hund sind geleich : wenn man ain hund fürt an aim 
sail, so wirt er bald müd, so man in aber ledig lat laffen, so 
wirt er nit als bald müd, und laft doch mangen unnützen 
gang. Also tünd die frawen, so sy süllend laffen umb ab- 

20 lauß ir sünd zü gotz dienst zü gotz hüsseren, so sind sy bald 
müd, so trukent sy die engen schüchlach, so ist in das ge- 
wand ze lang, und geprist in gar vil, und ist in ze hayß; 
wenn sy aber springen und tantzen süllend, so werdent sy 
nit müd, wan der tüffel geit in sterk, das sy oft die man 

25 auß tantzend. Nun wil die reich sälig andaclit auch tantzen 
zü der rechten hand mit unserem herren Jhesu Cristo an 
dem crütz in das ewig leben, und nit zü der glingen hand 
als die traug tantzerin, die da tantzend die schlauffenden 
täntz. Aber die andächtig sei sol tantzen mit irem gemachel 

30 Jhesu Cristo besunder xvn umbgeng die er hat getan. Der 
erst ist in mütorleib, do Maria mit im in irem junkfrawen- 
42a liehen leib gieng | gen Jerusalem in das haus Zacharie und 
grüßt Elisabet. Der ander do Maria gieng von Judea gen 

2 tauft G. 2 wider sagten D. 4 namen fehlt GD. ÖireköpfD. 
6 versamung D. 6 e ] vnd wider das sacramentt des heiligen altars Z. 
13 haben sohw. G. 17 lauften immer D. 22 und —vil fehlt Z. 26 ge- 
rechten D. 26 Cristi G. 27 nit fehlt D. 28 da fehlt D. den sohl, 
t. D. 30 Cristi G. 



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73 - 



Nazareth. Der drit do sy gieng von Nazareth gen Bethlahem 
und da gepar ir kind. Der vierd do sy mit im gieng von 
Bethlahem gen Jerusalem und in da in den terapel opfret. 
Der fünft gang do er ward gefiert in Egipptenland und von 
seiner zükunft die abgöter nider fielen. Der sechst do er 5 
wider kom von Egipptenland und kom in den tempel, do er 
zwelf jar alt was, und lert da das volk. Der sibent do er 
kom in den tempel und dar auß traib kauflüt. Der achtend 
gang do er kam in den tempel an dem palmtag. Der nünd 
gang do er aber in den tempel gieng, und da lert die ge- 10 
rechtikayt und strauft umb die unrecht. Der zehend gang 
do er gieng in den garten an seiu gepet. Der ölft do er in 
dem garten seinen veinden engegen gieng in ir hend. Der 
zwelft do er mit dem schwären erütz gieng an die stat, do 
er den pittern tod leiden wolt. Also söl ain ieglicher an- 15 
dächtiger mensch seim gemachel Jhcsu Cristo in den zwelf 
gengen nach tantzen und springen mit aller andacht seins 
hertzen, und sol sprechen zü im: züch mich her nach dir, 
das wir lauffen in dem süssen schmak deiner salb, als ge- 
schriben stat in der minnen püch; und das ist der sin: züch 20 
mich mit deiner 1er, wan ich bin swär, züch mich nach dir, 
wan ich pin krank in deinen gelüpten, als der ain kind zücht 
mit aim roten apfel den man im vor zaygt; züch mich nach 
dir, ich bin widerspenig, züch mich mi£ pein oder mit blaug, 
es sey mir lieb oder layd das ich nach dir gezogen werd in 25 
dein fusstrit. Züch mich nach dir, das ich dich äugenclichen 
lieb hab, züch mich nach dir, das zwischen mein und dein 
kain mittel sey. Züch mich nach dir, als der ain sak zücht 
das er vol werd, also das nichtz in mir müg denn götliche 
| gnad. Züch mich nach dir, das ich in nieman kleb und 30 42b 
haft denn in dir, underzüch mir all ursach die zü dir nit 

1 nazareoht immer G. do Maria D. 7 Das 8. GD. 10 
gieng ] zü lerende rnd zü vrtoilende das recht der ebrecherin Z. 
11 Der zehend — gepet fehlt, eine Reihe dafür frei, am Rande: x rß 
nit da wz Z. 14 xu GD. 19 rouch d. 8. Z. 20 innigen sei büch D. 
liebe büch Z. 23 dem man G. den — zaygt fehlt Z. 24 dir wan D. 
widerspenig vnd hinderzüggig Z. 27 mir vnd dir DZ. 28 wenig 
mittel Z. 28 zü zieht Z. 29 in mich DZ. 30 an nieman D. 
neman G. 



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- 74 - 



weissent. Und züch mir ab die alten bösen gewonhayt, und 
züch mich auß dem loch der verzaglichhayt, und züch mich 
auf den rechten weg, den du mir vor gegangen hast. Züch 
mich auß ainander, das ich deiner gnaden vi] vas und enpfenc- 

5 lech werd. Nun sol die andacht für den tantz applas hollen. 
Das erst: sy sol rü haben in gegenwertikayt undpeicht in willen. 
Das ander: sy sol aplas gelauben. Das drit: sy sol von der 
pein enbunden werden. Das fiert: sy sol das tun das der 
aplasbrieff sagt, es sey pet oder anders. Das fünft: sy sol 

10 auch nit anders tön denn aplas hollen. Das sechßt: sy sol 
den aplas holen mit gebet, dar zA sy nit gepunden sind, weder 
von gewonhayt, püß oder conscientz. Das sibent: sy sol sich 
auf den aplas also nit lassen das sy dester minder gAtz tü, 
oder dester mer sünd. Das achtend: sy sol den aplas taylen 

15 mit aller cristenhayt, dar umb das sy fremß aplas auch tayl- 
haftig werd. Das nünd: das sy den aplas von dem der sein 
gewalt hat nem, und der nit in dem pann sey. Das zehent: 
sy sol beten für den der den aplas hat geben. Das ölft: sy 
sol pitten für den der den aplas erworben hat. Sy sol sich 

20 versünt haben mit irem widertayl, als Jhesus Cristus gelert 
hat: wilt du dein opfer pringen, so versün dich vor mit deim 
prüder. Das zwelft: sy sol den aplas behalten, und den nit 
verlieren. 

Hie endet sich das tantzen, und vacht an das schiessen. 

25 DAS SECHST IST SCH1ESSENSPIL. 

43a | Sagitte in manu potentis, die geschoss in der hand 

des gewaltigen, spricht David. In dem spil des schiessens 
ist begriffen kuglen, walglen der büben, bolen, ballen, keglen 



7 süllent (söllend) GDZ. 7 f. von dem bände Z. 8 ver- 
bunden GD. 9 anders ] Sy 8ol sich ouch vorbin versinet hon 
als xps sprach willtu din opffer bringen. So solru dich vorhin mit 
dinen brudernn Versionen Z, vgl. unten zu 19. 12 süllent GD. 18 den 
der aplas D. 17 nemen GD. 18 süllent GD. 19 vorn süllent GD 19 
Sy — prüder fehlt Z, vgl. oben La. zu 9. 22 xn G. 25 Uebersehrift 
fehlt in GD. 26 potentis ] aoute et p"s. das scharpff geschiez Z. 
28 walen Z. der büben fehlt Z. der balle schlaohen Z. 



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- 75 — 



und alles das spil da mit man des zils war nempt. Und hie 
schüßt die arm zornmütikayt, und sieht ir zü und betrachtet 
die reich gedultig senfFtmütikayt. Nun ist dreier lay zoren 
der da schüßt: der ain ist schnell und vergat bald, der ander 
ist trag und beleibt lang, der drit ist gerecht und peingot ö 
das unrecht. Den ersten sol man entschuldigen, den andern 
sol man versmächen, den driten sol man fürchten. Item 
Theodosius der kayser verbüt, das nieman sol die urtayl der 
fürsten die in zoren sind gesprochen ervolgen vor dem dreyßgo- 
sten tag, als das recht sagt cap. x. q. m. Und wen das 10 
urtayl geben ist wider ain tragend frawen, so sol man das 
urtayl nit ervollen bis das sy des kinds genißt (de penis, lege : 
pregnantes). Wenn das urtail gesprochen ist wider ain knecht, 
so sol man es nit ervolgen biß das er gerechnet hat | mit seim 43b 
herren (C. de caus. presbiterorum lege ia). Der zornig spant 15 
den bogen, und schüßt zu dem ersten zü got in dem fluch, 
zü dem andern mal zü dem nächsten, zü dem driten mal 
sich selber; und mit solichem ungestömen zoron Übertrift er 
ain hund, wan kain hund beißt sein herren, er rayß in denn, 
oder er sey denn wütend. Aber der zornig mensch schüßt 20 
mit seim zoren gen got, der in nit rayßt und im nichtz args 
tüt. Der zornig übortrift den Juden; die Juden flüchten got 
auf erden do er tödlich was, so flücht im nun der zornig so 
er untötlich ist. Er entert got den heren on ursach, er geit 
böß umb gütz. Es ist nit güt sprentzen in den himel, wan 25 
es velt her wider ab in das antlüt. Und bey dem mund sind 
zway nasslocher, was fluch auß dem mund gand, die gand zü 
den na88löchern wider ein. Wir lessen das ain vater het 
drey sün, und die zwen warend nit sein sün, wan die müter 
het sy an der unstät und uner, des west der vater nit. Und 30 
die müter verjach an dem todpett das zwen basthart wären 
und ain ekind; und bat sy, welher ain elich kind war, 



1 des spils war nempt vud des zils OD. 2 ye zü D. 10 cap. fehlt 
GDZ. 12 eruolgen Z. 14 hat fehlt D. 15 pbror GZ. 16 bogen 
siner zungen Z. 21 gen vnserm herren D. reytzt D. 22 Also so 
übertrifft der kristen mentsch in soinem flachen d. J. Z. 28 zornig 
mentsch in dem himel, so er Z. 25 spoczen gen dem h. Z. 27 gat 
das gat Z. 30 une D. (Z weicht ganz ab). 30 das wißt D. 



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- 76 — 



das er diß lies mit im erben durch frids willen. Und sagt doch 
nit welher under in das recht ekind wär. Und also kriegten 
sy lang mit ainander umb das erb, und ieglicher wolt das ekind 
sein. Und do sprach der richter, sy sölten iren vater auß 

5 graben, und solten all drey zü im Schüssen , und welcher 
allernächst zü dem hertzen schösse, der wär das recht ekind. 
Die zwen schussen gar nach, der drit erschrack das im das 
armbrost empfiel, und kund nit schiessen. Da urtaylet der 
richter, der wär der recht sun der seinen totten vater nit 

10 wolt schiessen. Der vater ist Cristus unser her, ain vater 
der cristenhayt, die zwen sün sind Juden und Haiden, und 
sind nit elichü kind, wan sy sagend was sy wollend von 
Oisto, und sind ungläubig. Kain rechter cristen mensch 
44a | tl ucht seim vater Cristo, der von seinen wegen erstorben 

15 ist. Zü dem andern mal so schüßt der zornig zü seim eben- 
monschen. Wir lessen in der bibel das der erst schütz auff 
ertrich hiess Lamech, und der ward plind, und schoss in ain 
huret, und maint er wolt ain tier treffen, und schoss Kaym 
ze tod sein alt vater. Also schiessend die zornigen lüt und 

20 wenend sy strauffen sünd, sy treffent aber die natur. Zü 
dem driten mal so trift der der da schüßt sich selber, als 
ich vor gesagt han. Nun schüßt die senftmutikayt, und trift 
die sünd, und schonet des menschen. Sy ist zornig umb die 
sünd, und hat die menschen lieb. Wir haben ain figur in 

25 der taugen pfich, das ainer sass auf aim weisen pferdt , und 
der hat ain bogen in seiner hand, und gieng uss bis das er 
überwand. Das bedüt gaystlich Cristum gotes sun, der da 
sitzt in der krön seiner gütlichen er, das er geert sol sein, 
als got auß gefaren ist in die zeit und hat besessen ain weis 

30 pfert, das ist die unschuldig menschayt Jhesu Cristi, die er 
besessen hat in ainikayt der personen. Die weis menschhayt 
ist das pferd wol beschlagen mit her eyssen, das sind die 



1 mit im ließ D. 3 wol O. 6 sohusst OD. 9 vater totten G. 
13 und - ungläubig fehlt Z. 14 seinem w. G. l8huracheZ. forstD. 
18 f. K. s. altuater ze tod D. 19 fürschiessond Z. 20 straffend die lute 
Z. treffend sünd D. 22 trifft da D. 24 f. in — püch fehlt D. in 
appocalipsy Z. 29 als er Z. 31 ewikayt d. p. GD. 



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- 77 — 



vier ellement in der menschayt Jhesu Criati in geleichhayt 
wol beschlagen; wan er hat ain geleich natur von vier elle- 
monten : für, luft, wasser, ertrich. Der satel ist die sei Jhesu 
Cristi, die der sun gotz besessen hat mit der menschayt in 
ewikayt. Die person sind die gürt, das sind dreyer lay ver- 5 
ainung in Cristo. Die erst die verain ung der gothayt zü dem 
leib Cristi, und die verainung ist nie geprochen noch auf 
gangen, weder in leben noch in tod. Der ander gurt und 
verainung ist der gothayt und der sei Cristi, die auch nie 
auf getan ward noch zerprochen, wan die gothayt wart ze 10 
aller zeit veraint mit der sei Cristi in dem leib und auß- 
wendig des leibs. Der drit gurt und verainung in Cristo | 44b 
was zwischen leib und sei, und der gurt prach und tet sich 
auf, da sei und leib von ainander schied an dem crütz. Der 
zaum an dem pferd was die zucht, des mitels braucht er sich 15 
in allen dingen. Der pog in seiner hand ist der gewalt des 
vaters, als er spricht: mir ist geben aller gewalt in himel 
und auf erden; und schüßt all tag und trift die außerweiten 
menschen, als von David geschriben ist, das im all die nach 
volgeten der hertzen got berürt hat. Sälig ist der dem got 20 
sein hertz berurt und trift. Got spannt dick sein pogen, und 
schüßt und trift gar eben on feien, das güt, die kind, den 
leib, das hertz, die sei, die conscientz. Wir lessen das got 
zü ainer zeit die weit wolt lassen zergan, und wolt die ge- 
schossen haben mit drey stralen. Da pat Maria die muter 25 
gotz für die weit, das Sant Dominicus und Franciscus solten 
mit iren leren die weit bekeren. Der erst straul was wider 
zornig hoffärtig lüt, der ander wider unmilt und geitzig lüt, 
der drit wider die unküschen und unlautern lüt. Mit den 
sünden ist die weit begriffen , als Johannes schreibt in 30 
seiner epistel. Also sol auch die reich andacht Schüssen ir 
gepet zü dem zil, das got selber ist, das end und der anfang. 



1 vnsers herren ih. c. D. 2 natur fehlt GD. 4 f. in einikeit der 
personen Z. 6 in vnsern horren D. 6 erst ist r. D. 8 im 1. D. im 
t. D. 11 sei vnsers herren ihesu er. D. 15 die zucht cristus nach Z. 
zucht er sich GD. 18 f. der a. herezen Z. 19 stat (durchstrichen in Qt) D. 
25 han verschossen Z. 26 weit. J Da stand D. u. F. die solten GD. 
27 mit iren prüdem Z. 32 der ist das end Z. 



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- 78 



Und das pater noster sol man allain zü got schüssen, es sol 
auch allain in got enden, wau oa ist allain von got komen, 
wan kain hailig ist unser pater noater. Ea ist etlicher menschen 
hertz usawendig des gepetz, und da wirt das gepet geschossen 

5 her und dar, und kumpt nit zü dem zil das got ist. So ist 
etlicher menschen hertz under dem gepet, die da pitent daa 
in in aünden geling. So sind etlicher menschen hertzen in 
dem gepet, die tönd als die schützen, die das ain aug zü tünd, 
dar umb da8 8y mit dem andern da8 zil dester ee treffend. 

10 Also sol man in dem gepet das aug der weit und der crea- 
turen zü tün, das der mensch nichtz anders lieb hab denn 
45a got allain, und das recht zil treff, und sol also das gepet j 
auß lassen in ainem gfsamneten gemüt, als Crists spricht: 
schlüß dein kämerlin und sprich dein gepet. 

15 DAS SIBENT SPIL IST SAYTENSPIL. 

Cantabant in choro mulieres dicentes: Saul percussit 
mille, et David decem milia. Die frawen sungen in dem 
saytenspil: Saul hat tausend erschlagen, und David zehen 
taussent; also stat geschriben in der küng püch. Ditz ist 

20 das sibent spil, saytenspil. Das spilt die arm Untugend neid 
und hass, als uns die geachrift beweißt. Do David het gevelt 
den grossen rissen Goliam, und er sein swert und sein haubt 
pracht, do giengen im die frawen engegen und sungen in 
dem saytenspil die wort, und das verdroß Saul, und beneydet 

25 das und sprach: sy band mir zügeben taussent, und David 
zehen taussent, was hat er nun nit mer denn ain künkreich? 
Und fürbas sach er David nit mer an mit richtigen äugen. Es 
ist ze wissen das man lißt, das das erst saytenspil vand 
Orpheus, etlich sprechend, es fünd Tubalcayn ain schmid, 

30 etlich mainend, es fünd Pictagoras ain mayster. Der hört 
45b ain schmiten mit fier | hämeren, und bort das gedön; do hieß 
er die hämer wegen, da wag der ain als vil als zwelf pfund 

2 auch fehlt GD. 12 versaumpten gem. GD. Überschrift über 
der mit Dor erst straul (77, 27) beginnenden Seite (205 a) G. fehlt D. 
16 thoro D. 17 centum milia GD. 10 C. tausent D. 20 apil als s. D. 
21 beweiß G. 26 nit fehlt GDZ. 27 sichtigen GD. 30 Der hette Z. 
32 pfund fehlt GD., in Z meist lib. 



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- 79 



der ander als vil als acht, der drit als vil als sechß; und 
nach der zal ward das gcsang musica genant. Er Ines zwen 
hämer zesamen schlahen, den der da zwelf hat an dem ge- 
wicht und den der da hat sechs an dem gewicht; und die 
habent ain thon dyapason, ain octava. Es ist die achtost 5 
stim und der achtost sayt. Mit dem ersten dar nach schlug 
er zesamen den der da hat zwelf und den der da hat nun, 
und das tönd gar wol, und hayßt diapente, ain quintstim, 
und ist der fünft sayt mit dem ersten ; und der ist der aller 
süßest don den man hat. und spricht Aristotiles: man sol uff 10 
der quinten die kind undei weissen. Er schlug auch zesamen den 
hamer der sechß het und den der acht het, und die machten das 
selb undergeton, ain quint. Dar nach schlug er zesamen die zwen, 
der zwelf hat und der acht hat, und macht ain don dyatessaron, 
das hayßt ain quartstim; und den der da hat zwelf und den der 16 
da hat nun, das macht ain don, der haisset unus sonus, ainstimme. 
Also funden die alten vier concordantz, die nüen hand ir me 
funden: aiu tertz und ain duodetz. Und also ist das sayten- 
spil funden mit sechß stimmen und noten. Nun hat das 
saytenspil die art, zu dem ersten das man dar mit got lobet, 20 
als David spricht in dem psalter. Das ander: es macht güt 
gedenck in dem himel, als etlich sprechent, es wären die 
Scheiben der steren und der planeten, die lauffend umb und 
machend das süss gedön. Dar zu so wirt der mensch ver- 
manet von natur. Das drit: es machet flüchtig die pößen 25 
gayst, als wir lesen von Saul den der pöß gayst übt. Also 
wenn der gayst gedenckt an «die süssen dön in dem himel, so 
flücht der bos gayst von im. Das vierd : es vertreibt bos 
gedenk. Das fünft: es macht frölich lüt noch fr&licher. Das 
sechßt: es macht den menschen das er sein selber vergißt 30 
und im selber engaut, und gedenckt an das saytenspil der 
engel. Es machet andäehtikayt Sanctus Augustinus | in seiner 46a 

l sechßt G. 2 ward or d. g. G. 3 hat fehlt GD. XII lib het Z. 
4 an dem gewicht fehlt Z. 6 nach fehlt DG. 12 und fehlt D. 14 hat] 
zesamen GD. 15 xu GD. den fehlt D. 16 da fehlt D. ix GD. 
der — ainstimme fehlt GD . 17 drey c. GD. 24 ermanet D. 25 natur] 
Es sind ouch i\ sengerin in den IX himmeln vmb louifend die hand die 
beiden genant die nun müssend Z. 28 floch D. 30 macht das der 
mensch Z. 31 in s. GD. 32 and&chtig Sanctum A.Z. als S. Augustin D. 



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— 80 - 

ersten bekorung. Das sibent: es machet Schlaufen, als wir 
lessen in der poetrey von den syrenen, und auch von aim 
der hies Arguss, der het hundert äugen, und hüt ain kostlich 
hert kü, und wenn er schlauffen wolt, so ließ er zway äugen 

5 offen staun und wachen, das er die kü möcht behüten. 
Des kom Mercurius mit saytenspil, und sang so vil und süss, 
das er entschlief und im all sein äugen zü giengen. Und 
also uam er im die kü. Das hat ain gaystlichen sin; wan 
das saytenspil hat die siben güt weis, so es götlicher minn 

10 und lieb spilt. Es hat auch die siben bös weis, wann es neid 
und hass spilet. Es wirt zü dem ersten nit gespilt got ze lob 
und ze eren, und macht auch nit güt gedenk. Es vertreibt 
auch nit den bössen gayst, es rüft in mer her zü : do küng 
Saul das gesang hört, do kom neid und hass in sein hertz. 

15 Es macht den menschen mer betrübt und betrübt den men- 
schen vil mer, wan es ist ungeleich dem betrübten hertzen. 
Es macht den menschen wachend das er nit schlauffen kan, 
wan ain neydigs hertz mag kain rü haben noch rast. Als 
nun in dem saytenspil sind sechß stim und noten, also spilt 

20 der neidig mensch auch sechßer lay neydikayt und noten. Der 
erst ist so er hinderretet seinem nächsten, und das layder 
war ist, aber seinem nächsten zü laster und zü uneren. Das 
ander so er hinderretet seinem nächsten das er gehört hat, 
und mer ret und dar zü legt, und macht das grosser den es 

25 ist. Das drit so er seinen nächsten hinderklaffet, und lügt 
und slät auff in das nit war ist, und das er selber erdacht hat 
oder ander lüt. Das fiert so er mindert seins nächsten gelinpf, 
und wen man gütz von im ret, so widerspricht er es , und 
würft etwas dar ein das wider sein güt laym und er ist, und 

30 lachot oder schmotzot spotlichen, und hört nit geren wenn 
man gütz von im rett. Das fünft so er das güt in das bös 
verkert mit wissen und willen, und wil sich an den güten 



1 bekerung G. 3 einer köstlichen G. 5 staun fehlt D. wachten 
D. mäch G. behalten D. 6 Des so Z. Da D. 6 vil und fehlt D. 
11 gespilt fehlt D. 13 die b. g. GD. 15 und — 1B hertzen fehlt Z. 
17 wacker Z. 19 nun fehlt D. 21 das ] von im seit das da 1. Z. 25 so 
der D. seinem G. 26 und slät fehlt D. 28 und er wenn GD. 30 
schmieret sp. Z. 32 wi) fehlt D. 



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~ 8t - 

werken ergern. Das sechßt so der mensch geren nachred 
hört von seim | nächsten und sich des frot. Also wirt neidi- 46b 
kayt erfröwt, so sy also ir sayten rört, so fröwt sich das neidig 
hertz, so sy etwas wissend args von den lüten ze reden, es 
sey war oder nit. Und das ist des tüfels saytenspil, und 5 
das ist gemacht von aim holtz das hayßt puchßpaum; das 
hat die natur, das es alles das verderbt was es mit seim 
schaden deckt. Also tut auch neyd und hass. Es ßtat ge- 
schriben in dem decret ff. libro v: wa ain paum schedlich ist 
aim haus, aim garten, aim mad, aim aker, so mag der den 10 
paum wol abhawen dem er mit seim schatten schaden tftt, 
und mag den verprennen, wes er ist. Also werdent all die 
verprent in dem hellischen für die irem nächsten schedlich 
sind an seinen eren , und got der schneit in ab den paum 
irs lebens. Wir lessen von ainer edlen frawen, die was ge- 15 
sessen nachend bey ainer stat, und die was ain hübsche 
bülerin, und das weßt jedermau von ir. Und wenn ir ge- 
sindt us8 der stat kom, so fraugt sy: was sind nücr mär in 
der stat? So sprachen sy: wir hören nichtz frems, wenn das 
jederman nun von euch redet. Also nam die fraw ain 20 
esel und hieß den schinden, und hieß im die haut auf den 
ruggen legen und gen markt in die stat treiben. Do das 
geschach , do lof jederman zü und schaweten das wunder; 
do ward jedermenclich in der stat von dem geschunden esel 
sagen. Do nun ir hausgesind haim kom, da fragt die fraw 25 
aber, was der mer war in der stat. Die sprachen: es hat 
menclich ze sagen von dem geschunden essel auf dem marckt, 
das man ewer gentzlich geschwigen hat. Also tünd die 
neydigen menschen; dar umb das man ir boßhayt gesweig, so 
erdenkend sy lügin auf ander lüt, und sagend die uner von .TO 
in, als begein und die gaystlerin, und die gleissnerin die da 
havssend erabschnevderin ; die tragend den sravst in den naß- 
löchern, und den tüfel auf der zungen, und den neid in dem 

1 ergert D. 11 schatten fehlt G. dorn — tfa fehlt D. (in G. 
gerade eine Zeile!) 12 er sy ouch wes er welle Z. 1!) frends D. 25 
ir volck D. 20 Do sprachen sy D. 28 vergossen hat I). 29 sy erd. sy D. 
31 geistlichen I). also vnser geisterin die da den gnyst tragend in 
der nasen Z. 

El*. Ut. Denkmäler Hf. (] 



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— 82 — 



hertzen. Dar umb so wissend für war, es mfis under zwain 
47a ains sein, dar wider ist 1 nichtz. Das ain das sy ir tag selber 
groß pößhayt habend volbracht, und das selb redent sy auch 
von andern lüten, als sy sich selber schuldig wissend; wan 

f> man spricht: wes sich der bok fürwayß, des versieht er sich 
auf die gayß. Es sucht niemand den andern in dem sack, 
er sey denn vor dar in gewessen. Ob aber das nit ist, so 
müss von not das ander sein, das ist das got über sy kurtz- 
lichen verhengt, das auf sy schamlichen velt groß schand, 

10 laster und uner, das sy gedemütiget werdent, und das sy 
fürbas kennend der lüt schonen, Heschehent aber die zway 
nit, so muß on zweiffei das drit volgen, das der mensch 
dar umb verdampnot werd; und das ist ain sichers zayehen 
zu der hei, wenn got den menschen hie nit peingot und 

13 strauffet umb solich sünd ; und wein got sein sünd ze lieb 
lat werden, das er dar inn also reichsnot nach Wollust seins 
hertzens, das ist ain gewis zayehen das der mensch ewiclichen 
verdampnot muß werden mit allen tüffellcn. Dar umb sprach 
David: nütn war, in meinem frid han ich die grossen pitcr- 

20 kayt; das ist frid in den sünden, und besunder in nachreden, 
dar inn der mensch frit hat, das ist kain conscientz. Dar wider 
die tugend götlicher minn spilt auf dem saytenspil Cristi, 
das erdönt in den himel, und das ist gar frolich. Das sayten- 
spil Cristi ist nit anders den das leiden Jhcsu Cristi, wan als 

25 die sayten auf aim saytenspil gespannen und gedent sind über 
das holtz, also ist er gedent und gespanen an dem holtz des 
erütz, so vast das man im all sein rib gezelt mocht han. In 
dem selben spannen so dönt das selb saytenspil gar ain süssen 
dein, und der selb don hat siben süss stim und kleng. Das 

30 sind die siben wort des erütz, die da rürend die tugend göt- 
licher minn. Das erst was weiplicher nam : sich an fraw, das 

3 getan D. selb | trüwend sy ouch andern lüten vnnd sagend 
das ouch nach Z. 5 verweiß D. 8 über sich G. kurtzlichen über 
eye D. 9 auf sich 0. feit schamlich laster schand I). 13 werdn O. 
18 werden maß D. 19 in meinen fröwden OD. 21 da sy keinen frid 
noch noch conscientz hand Z. 24 Jhes» fehlt D. 25 gedfint corr. in 
gedent G. getünt D. 20 des heiligen er. D. 29 selbig D. 30 wort 
die cristus sprach an dorn heiligen fron erütz Z. die dar tzu tftnend 
D. 31 erst fehlt Gl). 



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— 83 



ist dein sun; das gehört die reich minnent tugent, und ant- 
wert im auf irem | saitenspil, das ist das götlich gepet, das 47b 
pater noster: gehailgot werd dein nam, das ist in deiner 
hailgon müter. Das ander wort was: hüt solt du bey mir 
sein in dem paradis. Des antwert die reich minnent tugend 5 
und spricht: zü kum uns dein reich; das uns Cristus ver- 
haissen hat an dem crütz. Das drit wort do er sprach : con- 
summatum est, es ist alles volbracht. Des andwert im die 
götlich minn und spricht: dein will der werd, als im himel 
und auf erd, und begert das der wil gotz volbracht werd. 10 
Das fiert wort do er sprach : mich dürst. Des antwert im 
die götlich minn und spricht; gib uns hüt unser täglich 
prot; als ob sy sprach: türst dich nach mir, so hungert 
mich noch dir. Das fünft wort do er sprach: vater, vergib 
in, sy wissent nit was sy tünd. Des antwert im die tugend 15 
der minn und spricht: vergib uns unser schuld, als wir ver- 
geben unsein schuldigeren. Das sechst wort er sprach und 
rürt des hertzen adren: mein got, mein her, war umb hast du 
mich verlassen? Dar über antwert im die tugend der minn 
und spricht: las uns nit verlayt werden in bekorun^; als ob 20 
sy sprach : gib das wir von dir nit golausson werden , noch 
du von uns gelassen werdest, als von deinen jungern. Das 
sibent wort da rürt er den lesten sayten in dem saytenspil, 
und sprach: vater in dein hend emphilch icli mein gayst. 
Das erhört die tugentrcich mynn, und sprach under dem crütz 23 
und rurt auch ir saytenspil: besunder erlös uns vor allem 
übel. Amen. Das ist das wir got dem vater empholhen 
werden, so seyen wir woll behöt vor allem übel. 

Das sind die rechten maysterlieder, der man ains umb 
das ander singt, und ains dem andern antwert. Cristus 30 
Marie sun singt an dem saytenspil j des haylgen crütz, und 48a 
die reich minnend tugend under dem crütz auf dem sayten- 
spil des haylgen pater noster. Als sprach David: ich wil 
got dem herren dienen und singen al mein tag. Und süllend 

1 erhört I). minnen t. D. 5 dein reich 0. 7 crütz ] das begert 
sy vnder den» erütze Z. 11 sprach J vnd rurtc sine« herlzen andren Z. 
13 recht als ob D. 17 schulden Z. 26 von Z. 30 und ie Z 33dauid 
sprach D. 

6* 



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- 84 - 



seinen namen loben in dem kor, in dem saytenspil der psal- 
terien und der harpfen, auf den sayten und auf den orgeln, 
in den zimbelgloggen die wol dönent. Wir lessen, als Avi- 
cenna schreibt, das saytenspil wider bringt krankhayt des 

5 haubtz Er sprach das ain prunn ist in Arabia, des wassers 
mag nieman haben den mit saytenspil; wenn man das treybt 
ob dem prunnen, so gat das wasser übersieh auf und wirt 
über fliessen. Das ist der götlich prunn der parrahertzikayt, 
der wirt über fliessend wen man dar auf wol spilt und singt 

10 in den siben sayten des haylgen pater nosters. Wir lessen 
das die vögel und die wilden tier gern hörend singen all 
mein lebtag. Sy süllent seinen namen loben in dem chor, 
in harpfen , in der psalterien , auf den sayten und auf den 
orglet), in den zimbelglögglin die wol dönend. Ain ieglicher 

15 gayst lob den herren. 

Nun han ich mit gotz hilf und der haiigen geschrift 
hilf ditz püchlin volpracht von dem guldin spil, als auch 
Sant Augustinus ainest macht ain büchlin von zehen sayten. 
Ich han das mein getan unverfenclichen , wer das lißt und 

20 hört pesser es, und bitte got auch fleissiclichen und ernst- 
lich für mich. Des beger ich ain priester prediger ordens, 
mayster Ingold. 

I 8iiyton8pil vnd psaltiern (psalter D) | in dem kor. des herfi 
vnd d. h. GD. 6 nyemants D. werden GD. 11 wilde G. 18 psaltiern 
und fehlt D. 14 tzimbelglocken D. zimraorglöcklin Z. 14 Ain — 
Sehluss rot unterstrichen G. 16 Nun — Sehluss fehlt Z. 20 bittfi G. 
ernstlichen D. 21 ordn G. 22 hieß mayster ingold hat disse spil 
gemacht GD. G. fügt noch hinzu : aber ich jorg mnlich han ditz buch 
gesehribn vnd volbrach 1450 an sant marx tag got behfit vns vor dem 
gehen tod. Amen. Sehluss von D und Z s. Einleitung. 



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ANMERKUNGEN. 



1, 18 Tessali (de Tessalis, do Tessalonia) ist eine der vielen 
Formen, in die Cessolis entstellt worden ist, b. Röpke in der Aus- 
gabe des lal. "Werkes. 1, 22 Xerses und Philometus, richtiger Hyer- 
808 und Philometro, s. Röpke S. 2 und 35. 2, 3 Emordach und 
Elroordacha entstellt aus dem biblischen Evilmoroda<*h (IV. Reg. 25, 27). 

2, 24 Alexander de Villa Dei, Minorit und Lehrer zu Paris im 
Anfange des 13. Jhs., schrieb ein Doctrinale puerorum in leoninischen 
Hexametern. 2, 31 sunder on Zweifel, vgl. sunder (ine mine schulde 
MS. I 39b. 3 Seneca Ep. 87 (Opera Arg. 1809 III 350 f.) 

3, 10. Dieser Zug, nicht bei Luc. C. 15, erinnert an die spätem drama- 
tischen Bearbeitungen der Parabel. 3, 14 Nach Ethica II 7, 11. 

4, 33 (umantXla Ethica II 7, 13. 

5, 20 Eccli 32, 1. 6, 2 S. Anm zu 31, l. 6, 3 Eth. VIII 10, 1. 
6, 13 Dan. 2, 31—35, vgl. Oesta Rom. ed. Österley Nr. 213 und die 
Nachweise des Herausgebers. 6, 31 Ovidius, im Eingang der Meta- 
morphosen (1 89 ff.). 7, 5 aufsatz Steuern, Zinsen, Betrug, Hinterlist. 
8, 22 Ps. 48 (49), 21. 8, 25 Eccli. 9, 12. 8, 28 Hab. 1, 14. 8, 30 
Marc. 8, 24 (rideo homines velut arbores ambidantes). 8, 31 8. Ein- 
leitung. 9, 12 Eccli. 28, 6. 9, 15 ff. Diese Deutung des Spielschlusses 
auf den Tod und seine ausgleichende Macht, von Ingold dem Ammen- 
hausen entlehnt, war weitverbreitet. Den Renner, Herman von Fritzlar 
und Seb. Brant führt Wackernagel Kl. Sehr. I 126 an. andere Beispiele bei 
van der Linde I 150 ff. 9, ,33. Die Muskatnuss oder Muskatblüthe als 
Sinnbild der Mässigkeit kennen weder Konrad von Megenberg (S. 371) 
noch die von Wackernagel Die Farben- und Blumeuspracho des Mittel- 
alters S. 35 f. benutzten Handschriften. 10, 10 Lev. 2, 13. 10, 11 
Col. 4, 6. 10, 19 Eccli. 25, 23. 10, 20 Aus Eccli. 5, 4 u. 5. 10, 22 
Vgl. Esra 3, 4 und Gesta Rom. Nr. 258. 11, 7 Es mag eine Stelle aus 
Seneca De ira gemeint sein. 11, 15 Die Verwechselung von Bethsabo 
mit Beraabe (wie hier auch 62, 28. 64, 22.) ist dem ganzen Mittelalter 
geläufig. 11, 26 Dio Geschichte von Zaleucus (aus Valerius Maximus 
VI 5, 3) haben Jac do Cessolis ed. Röpke S. 8 und nach ihm Konrad 
von Amraenhausen Heid. Hs. Nr. 398 Bl. 38 d ; vgl. Gesta Rom. Nr. 50 



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u. Anm. 12. 5 Vegetius Epitome rei militaris (im Mittelalter als 
De nobilitato oitiert) I 1. Ueber Benutzung des Vegetius im frühem M.-A. 
vgl. Zeitschr. f. d. Alt. 15, 443 ff. 12, 7 ff. Ausführlicher 24, 4 ff. 
12, 10 Disticha Catonis III 13 wird gemeint sein. 13, 3 Ueber bild- 
liche Darstellung des Rads der Fortuna mit der Umschrift regnabo, 
regnOy regnavU sum sine regno handelt Wackernagel Kl. Schriften 
I 251 ff. Die bekannteste findet sich im Hortus Deliciarum der El- 
sässerin Herrad von Landsberg (Engelhard Taf. V). 13, 20 Die Königs- 
wahl der Bäume aus Jud. 9, 8 ff. ist öfter moralisiert worden, vgl. Odo 
de Ciringtonia Jahrb. f. rom. und engl. Litt 9, 127 f., Zeitschr. f. d. 
Alt. 23, 283; Gerhard von Minden Nr. 102. 14, 12 Alexander vor 
Lampsacus und der Philosoph Auaxiraenes (aus Valerius Maximus VII 
3, 4) bei Jac. de Cossolis S. 4, Konrad H. Bl. 17a. 

15, 3 Eigentlich Gen. 2, 18. 15, 6 Nach 18, 14 stammt diese 
Deutung aus einer (falschen P) Schrift Augustins. 16, 21 Petrus Aureolus, 
Franci8kaner und Professor in Paris, später Erzbischof von Aix, gab im 
Jahre 1345 ein Compendium Bibliae heraus. 16, 28 Johannes Chry- 
sostomus De virginitate Opp. Par. 1614 V 573a. 16, 32 Gemeint ist 
wol die Erzählung aus den Gesta Rom. Nr. 60, welche den Philosophen 
Sokrates die Tochter des Kaisers Claudius heiraten lägst (vgl. Konrad 
H. Bl. 97 d). 17, 7 Prov. 21, 9 u. 25, 24, wo aber von Reichthum 
gar nicht die Rede ist. 17, 11 Prov. 14, 1. 17, 17 Die ganze Er- 
örterung stammt aus Konrad H. Bl. 28 d. (Jac. de Cess. S. 6 f.). 
17, 29 Eccli. 26, 8. 19, 7 prechen [die e] vielleicht nur in den 
Hss. ausgefallen. 19, 8 Richtiger Augustinus De civitate Dei I 19 
(Opera ed. Migne VII 32), der neben Ovid Fasti II 719 ff. im M.-A. 
die Hauptquelle für die weitverbreitete Erzählung von Lucret ia ist: 
Jac. de Cess. S. 6, Konrad H. Bl. 25 d., Massraann, Kaiserchronik III 
716 ff. 19, 24 äussern, entfernen, 19, 27 Jac. de Cess. S. 33, 
Konrad H. Bl. 131 f. Die Geschichte von Jacobs eitler und neugieriger 
Tochter wird im Mittelalter, im 16. und 17. Jh. überaus oft angeführt 
und erzählt, so auch 46, 2, in Iogolds erster Predigt (s. Einleitung), 
und im Renner V. 12587 ff. 19, 31 Vegetius Epitome rei mil. IV 9. 
20, 9 Luc. 17, 34 ff. (vgl. Honorius Spec. eccl. Sp. 834). 

21, 1 1 Prov. 2, IL 21, 13 Ethica III 3, 10 ff., (wo auch von der 
tvßovUa = ßovXtji otfoTiii ti{ die Rede ist). 22, 1 ff. Die Ausdrücke 
eubulia, sinesis und prudentta praeeeptiva (tpQorqois ßovlevnxij oder 
rqKoferix*) hat die scholastische Philosophie der Ethik ^es Aristoteles 
entlehnt. 22, 11 Ueber die Zeugnissunfähigkeit handelt das De- 
cretum Gratiani II 20. 22, 12 Gemeint ist die Geschichte von dem 
Knaben Papirius (aus Gellius und Maorobius) bei Jac. de Cess. S. 5, 
Konrad H. Bl. 22 d; vgl. Massmann Kaiserchronik IU 741 ff., Boner 
Nr. 97, Gest» Rom. Nr. 126. 22, 25 Prov. 8, 12. 23, 6 Prov. 
19, 2. 23, 28 Boner Nr. 93 (aus dem Anonymus Neveleti). 
24, 4 Vgl. 12, 7. 24, 20 Die Geschichte steht bei Konrad von 
Ammenhausen H. Bl. 125 o. 25, 1 Aehnlich Konrad von Megen- 



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87 - 



berg 8. 213. 25, 8 Uober den Peliean, der auf Christus gedeutet 
wird, handelt der Physiologus Fundgruben I 33 f.; vgl. auch Parz. 
482, 12, Honorius ExpoRitio in psalmos Sp. 300, W. Grimm Vorr. 
zur Gold. Schmiede S. L., Voigt Zcitschr. f. d. Alt. 23, ;.0L Eino Ab- 
bildung gibt die Milstätor Hs. (Taf. 25 bei Karajan Sprachdenkmale 
des 12. Jh8.)i wo er übrigens sisegoum heisst. 25, 6 Prov. 6, 6. 
25, 12 Prov. 13, 14. Eccli 21, 16. 25, 15 Das „püch Balaam tt meint 
den geistlichen Roman Barlaam et Josaphat (Historia Barlaam) des 
Johannes Damascenus (Opera Paris. 1619 8. 846), dessen parabolischo 
Erzählungen dio Prediger der späteren Zeit gern anführen, s. Cruel 
Gesell, der deutschen Predigt im M.-A. 8. 466. Die hier daraus mit- 
gotheilte Geschichte von dem Vogelsteller und der Nachtigall (Lerche 
u. s. w.) war im Mittelalter überaus beliebt. Ingold mag sie aus den 
ihm wolbekannten Gosta Roroanomra haben (Österley Nr. 167). Mhd. 
gereimte Fassungen bei Boner Nr. 92 und Zcitschr. f. d. Alt. 7 
343. Ueber die Verbreitung handeln Österley Gesta Rom. S. 739 und 
Dunlop-Liebrecht Gesch. der Prosadichtung S. 484 Anm. 74 In Rudolfs 
von Ems Bearbeitung des orientalischen Romans fehlt sie. 26, 13 
Eine im einzelnen stark abweichende Geschichte der gleichen Art findet 
sich in der deutschen Bearbeitung der Gesta Romanorum, die Keller 
aus einer Münohener Hs. herausgegeben hat (Gesta Romanorum das ist 
der Roemer Tat. Quedlinburg u Leipzig 1841 S. 40. Cap. 29: sein 
getvizzister freund, sein spilmttn, sein vngelrewester feint). 27, 7 
Matth. 6, 20. 

27, 12 II Tim. 2, 4. 28, 21 Ps. 26, 16. 28, 23 Cant. 8, 6. 

28, 24 Rom. 8, 35. 28, 26 Matth. 10, 37. 29, 10 Uober die Schnecke 
vgl. Odo de Ciringtonia 48a (Jahrb. f. rora. u. engl. Litt. 9 136, 
Zeitschr. f. d. Alt. 23, 299: aus einem erweiterten Physiologus.) 

29, 16 nun daz gleich niuwan daz, nur. 29, 22 Ps 129, 3. 30, 5 
Diese Anschauung ist für die Zeit doppelt charakteristisch, weil sie 
ein Prediger ausspricht. 30, 15 Eccli. 3, 20- 30, 17 Jac. de Cess. 
S. 14 und nach ihm Konrad. 30, 18 rauch wie 53, 32 = räch stm. 
neben dem stf. räche, räch. 30, 22 Ueber die Neunzahl der gi össten 
Helden handelt Liebrecht bei Dunlop 8. 476, der sie auf bretonischen 
Ursprung zurückführt. Ein letzter Rest der alten Zusammenstellung 
dieser neuf preux scheint sich in den Bezeichnungen unserer Spiel- 
kartenköoige (David, Alexander, Hector, Julius Caesar) erhalten zu 
haben. — Statt der Christopherus finden wir gewöhnlich Gotfried von 
Bouillon (in englischen Quellen auch Guy of Warwiek) ; die Einfügung 
dos Heiligen setzt schon die jüngere Erweiterung seiner Legende 
voraus, wonach er auszieht, sich den stärksten Herrn zu suchen. Das 9 
er 32, 30 ausdrücklich jungfräulich genannt wird, deutet auf den 
Widerstand hin, den er den Buhlerinnen Aquilina und Nicaea leistete 
(Acta Sanctorum Julii VI 147). 30, 30 Drei spitze „jyden htitlach" zeigt 
auch ein Züricher Judensiegel aus dem Jahre 1329, das in der Leipzige r 
Illustrierten Zeitung (1881) No. 1983 raitgetheilt ist. 31, l flf. Nach 



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— 88 - 

der mittelalterlichen Sage von Caesar, vgl. Annolied und Kaiserchronik 
ed. Massmann V. 455 ff. (Diemer 15, 6 ff.). Wosemann, Caesarfabeln 
des Mittelalters. Progr. d. höh. Bürgerschule zu Löwenberg i. Schi. 
1879. Als Quelle wird unnütz Lucanus hinzugefügt, über seine Kennt» 
ni8s im M.-A. vgl. Th. Creizenach Die Aeneis und dio Pharsalia im 
Mittelalter, Frankfurter Progr. 1864. 31, 21 potestas, sapientia, 
sanctitas, eine der vielen Formulierungen der Trinität. 31, 30 Hin- 
weis auf das grosse Ansehen der Pariser Universität. 32, 8 Luc 
21, 19. 32, 24 vermalgen für vermeiUgen (AI. Gr. § 87) findet sich 
fast durchweg in gleichzeitigen Ulmer und Augsburger Drucken. 32, 
32 Lev. 3, 9. 7, 3? 

33, 6 Kein biblisches Citat. 33, 12 Senoca De tranquillitate 
animi Cap. 1 (Opera Arg. 1809 I 251): semper judicio officit favor. 
34, 7 Matth. 20, 20. 35, 3 Es ist wol Alexanders Anwesenheit bei 
den Brachmanen, sein Gespräch mit Dandamis gemeint. 35, 14 Kon- 
rad H. BI. 38c (Jac. de Cess. S. 8); auch Gesta Rom. Nr. 29. Quelle 
ist Helinand. dessen Bericht auf eine Erzählung des Herodot von Kam- 
bysos zurückgeht. 36, 6 ff. Die Quelle dieser Erzählung wie der 
Verse vermag ich nicht nachzuweisen. Eine ähnliche Klage wie der 
erste Hexameter enthält ein im Anz. f. Kunde d. d. Vorzeit 8, 596 f. 
abgedrucktes Gedicht De numroo: In terra summus rex est hoc tem- 
pore nummus. 36, 27 Ethica V 2, 12 (Ethica Eudemia ed. Fritzsche 
93, 30). 37, 3 u. 5 Dio Vergleiche der Richter mit Spinnweben und 
mit Sackpfeifen sind beide aus Konrad von Ammenhausen H. ßl. 39c 
und 41c entlehnt, der den letzteren einer Wandinschrift entnommen 
hat. alletifantz, alefanz Schalk, Schalksstreich; dann: Bestechung. 

37, 10 Frei und sicher verderbt aus Luc. 12, 42. 37, 26 l&ffel 
= löufel, Laufer, Lexer I 1967. 38, 3 Eccli. 7, 16 und Ps. 1 10 (111), 9. 
38, 4 Gewöhnlich sprechen die Prediger nur von timor servilis und 
iimor Malis (7 u. 9). 38, 18 Da mir paner-sper GD unverständlich, 
paner und sper aber nach I Reg. 26, 11 u. 12 hasta et scyphus aquae 
uumöglich schien, habe ich die einfachere Lesart von Z eingesetzt. 
39,32 anwerk entstellt aus anticerk. 40, 17 Die Pointe dieser Geschichte 
scheint verwirrt; ihre Quelle ist mir nioht bekannt geworden. 40, 23 
Prov. 9, 1. 40, 28 Ebenso 49, 24, nach Jac. de Cess. S. 17, Konrad 
H. Bl. 77b. Aus Jacobus, der als seine Quelle Josophus Libcr do 
caus. nat. rer. angibt, schöpfen auch die Gesta Rom. Nr. 159. 41, 9 
Joann. 13, 35. 41, 12 Ps. 140 (141), 2. 41, 17 Luc. 9, 62. 42, 7 
beichtiger — confessores, im Gegensatz zu den martyres (3). 42, 15 
Matth. 20, 28. 42, 17 Luc. 22, 27. 42, 21 Joann. 10, 9. 42, 23 
Ps. 126 (127), 1. 42, 25 Matth. 9, 13. 43, 7 Beziehung auf das 
Evangelium Nicodomi. 43, 12 Diese Ausdeutung der magna peccatrix 
aus Luc. 7 gehört zum Grundstock der Magdalenenlegende, schon Grogor 
d. Gr. kennt sio: Horn, in evang. 25 u. 33 (Opera Ven. 1769 V 256 u. 
306). 43, 22 Joann. 7, 37. 43, 25 Das Kreuz als Altar, s. Denk- 
mäler - S. 379. 43, 28 Joann. 16, 28. 44, 20 Gleich 59, 7. Das 



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t 



— 89 — 

sprichwörtliche Beispiel belogt Zingorle Die deutschen Sprichwörter im 
Mittelalter S. 65 zweimal aus der Colmarer Hs. Das Verbura hat dort 
die gewöhnlichere Form gagzen. 46, 2 "Wie 19, 27. 

47, 6 Das Brettspiel mit den Scheiben, unser Damespiel, ist aus 
dem Schachspiel hervorgegangen, s. van der Linde II 392 ff. "Wie 
dioses galt es im frühern Mittelalter auch den strengen Sittenpredigern 
nicht für anstössig, weil es nicht um Qeld, sondern höchstens um die 
Zeche (ürte) gespielt ward. Die Brettspieler die nur durch kttrztcil 
spielen, nimmt Konrad von Haslau im Jüngling V. 373 f. ausdrücklich 
von seinem Tadel aus. Die Angriffe, welche Dichter und Prediger der 
spätem Zeit auch gegen das Brettspiel richten, scheinen meist das 
Wurfzabel oder Trictrac zu treffen, bei dem der Würfel die Züge ent- 
schied und das wohl mit Vorliebe von trank- und speiselustigen Mechern 
in den Doppelschulcn (s. Horae Belgicae VI 170 f., Bodman Rhein- 
gauische Alterthümer S. 674) gespielt wurde. Ingold scheint beide zu 
vermengen, er geht von den scheiblachon bald zu den Würfeln über. 
Wie jedes Hasardspiel hatte es Fluchen und Schwören unvermeidbar 
im Gefolge, daher die scharfon Ausfälle im Teufelsnetz V 4672 ff. 
(auch V. 1728 ff.), dessen Verfasser freilich auch das Schachzabel nicht 
verschont (V. 4688). — Abbildung bei Schulz Höfisches Leben I 414. 

47, 10 vgl. 4, 25. Vom Brettspiel specioll berichtet diese Sage 
auch Hugo von Trimberg im Renner V. 11402, wo ein Ritter Alco als 
Erfinder genannt wird. 47, 21 Phil. 3, 19. 47, 24 weinrttffer sind 
bis jetzt nicht nachgewiesen. Waren es Ausrufer, die mit einer Schelle 
oder Glocke den Ausschank des neuen Weins ankündigten? 48, 20 
Prov. 29, 21. 48, 30 ürte swstf. bezeichnet zunächst die Wirths- 
rechnung, Zeche, dann die Gesellschaft, das Gelage im Wirthshaus, 
schliesslich jede Mahlzeit, s. Zarncke z Narrenschiff 77, 87. 48, 30 ff. 
Die Bezeichnungen der Würfe als dus (daus, tüs), drey (tres), 

quater, zingg, aess (vgl. Roinmar von Zwetcr MSH. II 196b No. 109, Renner 
V. 11406 ff.) scheinen aus dem Französischen zu stammen und auf die 
Herkunft einer Art des Würfelspiels über den Rhein hinzuweisen. Einige 
davon haben wir noch heute im Kartenspiel. 49, 24 Vgl. 40, 28. 

50, 5 Gregorii Opera Ven. 1769 III 253. Aus dieser Stelle scheint auch 
Gesta Rom. Nr. 179 (3. 583) zu schöpfen, wo der Gula fünf Töchter 
gegeben werden. 50, 32 ff. Die Beispiele Bchon bei Gregor und 
Gesta Rom. a. a. 0. 51, 13 Avicenna (Ebn Sina), der berühmteste 
der arabischen Aerzte des M.-A.'s (978—1036), dessen Hauptwerk im 
12. Jh. von Gerhard von Carmona ins Lateinische übersetzt wurde und 
u. d. T. Canon sehr verbreitet war. 51, 22 S. Nicolaus, Legenda 
aurea S. 22. 51, 25 S. Dominicus, Acta SS. Aug. I 387 (nach Vincenz 
von Beauvais Spec. hist. Lib. 29, Cap. 94). 51, 28 Luc. 7, 44. 

51, 30 Die Hochzeit zu Cana, welche der Evangelist Johannes (2, 1 — 10) 
allein erzählt, wird später von Sage und Logende allgemein als seine 
eigene (nach einigen Versionen mit Maria Magdalena) aufgeführt. Hono- 
rius Spec. eccl. 8p. 834, Mones Anzeiger 8, 412, Kelle Speculum ecclesiae 



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S 32, Fundgruben I 86, Erlösung V. 3809 ff., Marionlied, Zeitschr. f. 
d. Alt. 3, 130. 52, 22 Luc. 14, 15 spricht Johannes diese Worte. — 
52, 25 „Schanzen", von fr. chance, bezeichnet zunächst jedes 
Hasard, dann spociell das Würfelspiel; andere Bezeichnungen sind 
rasseln und topein (doppeln = duplare). 52, 26 Matth. 28, 18. 

52, 30 Albertus Magnus, der als „grosser Meister" oft citiert wird. 

53, 10 8tcllen des Corpus juris canonici, non debent und cui officio 
bezeichnen den Anfang der betr. Erlasse, extra einen Zusatz (Decr. Greg. 
III. 1, 15). 53, 14 f. Diese Constiiucio greoa war nicht a-ifzufinden, 
de aleatoribus meint Dig. XI 5 (über die Bezeichnung ff vgl. Zeitsohr. 
für Rechtsgesch. 12, 300). 53, 18 Der folgenden Aufzählung liegt 
ein Predigtentwurf «loa Johannes Herolt von Basel zu Grunde, vgl. die 
Einleitoing. 54, 27 ff. Ganz ähnlich Konrad von Haslau im Jüngling 
V. 389 ff., auch Hugo von Trimberg im Renner V. 11278, wo die 
8pieler vor der beininen driveltikeit auf deu Knieen liegen. Als un- 
treuer Buhle erscheint der Würfel in einem Augsburger Loos- oder 
Würfelbüchlein (gedruckt bei Johann BUubirer um 1500), von dem es 
ein neueres Facsimilo gibt. 54, 32 8. Martin, s. Leg. aurea ed. Grässe 
8. 741. 55, 9 tcürf einlacher werden als tcürfeler erwähnt bei Berthold 
von Regensburg I 562, 18 (neben Messerschmieden und Sciinpelmachern), 
und im Renner V. 4453. Auch der Wiener Professor Thomas Ebendorfer 
von Haselbach wendet sich in einer Predigt gegen sie, s. Cruel Gesch. 
d. d. Predigt im M.-A. S. 497 — Der würfelleger (Teufels Netz V. 13323) 
erscheint hier von dem Wirthe unterschieden; er leiht gewiss nioht 
nur die Würfel, sondern muss noch auf andere Weise betheiligt nein. 
56, 28 lüstlins d. i. listelin (s. Lexer) ist die Bezeichnung eines Brett- 
spiels, sicher nicht des Würfeins, obwohl es Ingold hier einreiht. 57, 7 
yetz zu den weihenächten scheint darauf hinzuweisen, das« die Traotate 
in der Advents- oder Weihnachtszeit entstanden sind. 57, 11 Matth. 
28, 18. 58, 19 aufschlagen, aufschieben. 59, 7 Vgl. 44, 21. 59, 
26 8. Bernhard und der Spieler, aus Konrad von Ammenhausen H. 
Bl. 12« d = Cess. S. 29 f. 60, 20 S. Bernhard und der Mönch, 
nicht bei Jac. de Cossolis, sondern nur bei Konrad H. Bl. 127c, der 
ausdrücklich bemerkt, dass die Geschuhte von ihm ans anderer Quelle 
hinzugefügt sei. 

61, 21 Die — ziemlich ausgedehnte — Litteratur über da 8 
Kartenspiel ist, soweit sie die Erfindung oder Genesis des Spiel», seine 
Aufnahme in Deutschland und seine älteste Geschichte betrifft, fast 
werthlos, nachdem van der Linde II 375—391 die Unhaltbarkoit der 
Herleitung aus dem Schachspiel nachgewiesen und gezeigt hat, dass 
in ältern Urkunden, Verordnungen u s. w., die man chronologisch aus- 
beuten wollte, unser Spiel vielfach erst später interpoliert worden ist. 
Sicher ist soviel, dass die Spielkarten erat im 14. Jahrhundert und 
zwar nioht vor der zweiten Hälfte desselben aufgekommen sind, gleich- 
zeitig mit der Verallgemeinerung des Papiers. Hoffmann von Fallers- 
leben Horae Belgicae VI 174 f. und van der Linde a. a. O. verzeichnen 



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— 91 - 



die Litteratur wio die ältesten Belege für ihr Vorkommen, van der Linde 
geht indessen zu weit, wenn er (8. 382) keinen Beleg vor dem Jahre 
1392 als gesichert gelten lässt. Freilich, die Nachricht unseres Ingold 
((32, 2), das Spiel sei 1300 nach Deutschland gelangt, ist sicher un- 
richtig, ich vermuthe, dass der Autor oder eine alte Handschrift seines 
Werkes hier ein siben und sibenzig nur vergessen hat, das die wahrschein- 
liche Quelle, der Lndus oartularum moralisutus des Baseler Dominikaners 
Johannes bietet. Seiner Angabe dürfen wir gewiss Glauben schenken. 
Es stimmt mit d eser zeitlichen Fixierung vortrefflich überein, wenn wir 
in den St- Galler Rathssatzungen (hrsg. in den Mittheilungen zur vater- 
ländischen Geschichte IV. St. Gallen 1865) zum Jahre 1379 ein Verbot 
der Karten finden (Nr. 23h' S. 108). nachdem die Spielverbote der 
frühern Jahre : 1364, Nr. 153 u. 157 (S. 70), fast wörtlich wiederholt in 
Nr. 208 (S. 96) vom J. 1373 und in Nr. 222 (8. 101) vom J. 1377, immer 
nur das Würfelspiel erwähnt haben. Es scheint, dass das Kartenspiel 
welches von Anfang an in Deutschland um Geld gespielt wnrde, auch 
auf den Charakter der andern Spiele verderblich einwirkte oder doch 
dio Aufmerksamkeit der Obrigkeit mehr auf diese hinlenkte; wenigstens 
stellen sich in den St. Galler Satzungen jetzt schärfere Bestimmungen 
gegen alle Arten von Spiel ein, mit denen man den Pfenning gewinnen 
oder verlieren mag, Brett und Schach, Kegeln und Schiessen werden 
aber noch besonders ausgenommen. — Die Verbote des Kt»rtenspiels 
in Regensburg 1378, Nürnberg 1388, Ulm 1397, Augsburg 14O0 hat 
bereits Hoffmann a. a. 0. angeführt. — Das Kartenspiel hatte von 
Anfang an im Gegensatz zu dem aristokratischen Schach einen mehr 
demokratischen Anstrich, es war auch weniger conservativ als jenes, 
sondern nahm Bchon im 15. Jh. unter der Hand der Landsknechte, die 
seine Hauptgönner waren, eine Form an, die in socialironischer Kritik 
die Ansichten der niedern Kreise von der Hinfälligkeit der irdischen 
Grössen wiederspiegelt. Das zeigt deutlich die in der Einleitung aus- 
gehobene Stelle aus Geiler. — Das Aussehen der alten Karten ist in 
unsern „deutschen Karten" nicht ungetreu erhalten. Alte Abbildungen 
und Beschreibungen findet man bei (R. Merlin) Origine des cartes ä 
jouer, Paris 1869, und bei Willshire A descriptiye catalogue of playing 
and other cards in the British Museuro, London 1876. Von besonderer 
Wichtigkeit wird natürlich der lat. Ludus cartularum in Wien sein, 
aus dem ich einstweilen (durch J. Seemüllers Güte) nur dio Bezeich- 
nungen reges, reginae, ancillae, marschalei mitzutheilen vermag. 
Weniger Werth haben die Abbildungen in Murners Chartiludium in- 
stitute (Argentorati 1518), weil hier in den Rahmen der Karten um 
dos praktischen Zweckes willen alles mögliche hineingedrängt wird. 
Wichtig aber ist auch dies Werk, weil es für die Kartenzahl 52 spricht 
und weil wir unter den vielen Emblemen auch die wohlbekannten 
Eichel, Schelle, Grün (Blatt) Roth (Herz) wiederfinden. Die beiden 
letztern sind auch auf dem Bild im G. Sp. deutlich erkennbar. Eine 
ältere oder doch eine abweichende alte Zusammenstellung der „Farben" 



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- OS - 

scheint unser Text zu bieten (8. 64): Rose, Krone, Pfennig, Ring. Die 
Krone finden wir übrigens auch unter den 12 Emblemen Murners. — 
Der Umfang des Kartenspiels muss, wie im Goldenen Spiel, von An- 
fang an 52 Karten betragen haben, fflr gewisse Spiele brnuchte man 
indessen schon früh nur 36 Karten. Dass es schon damals verschiedene 
Arten des Spiels gab, deutet Ingold selbst 63, 28 an, ausser den 4 Konigen, 
sagt er, haben etlich kartenspil . . . ßer küttgin und ßer junkfrawen, 
das sind die retinae und ancillae des Ludus; ob die andern Bilder, die 
er nennt, nur den Zahlenkarton beigegeben waren, ist leider nicht 
ganz klar, es sind ihrer freilich auch in der vollständigem Aufzählung 
(63, 3*2 ff.) nur 8: Edelmann, Wucherer, Pfaff, Kupplerin, Hurenwirt 
Wirt, Küfer, Winzer. Dass der „Bube" als beständiger Trumpf aus 
der Zeit der Landsknechte herrührt, habe ich schon oben angedeutet. 
61, 21 Das Citat ist nicht der angeführton Bibelstelle, sondern der 
Hist. schol. Lib. Num. Oap. 34 entnommen: Balaam consilium dedit eis 
ut virgines, qua r um specie illudi posset castitas, circa tentoriu Israhel 
cum exeniis venalibus mitterent. 62, 2 S. Anm. zu 61, 21. 62, 10 
stürz stm. Schleier, bes. Trauerschleier. 62, 11 glokschnür im Haar, 
bisher unbelegt, aber leicht verständlich. 62, 12 Das Schminken war 
im M.-A. durchaus üblich, s. Schultz Höf. Leben I 187, im 15 Jh. auch 
in bürgerlichen Kreisen: Spiegel des Sünders bei Geffcken Bildorkatechis- 
mus S. 57 Hast du dich an dem suntag — auf gespränezt — mit gefärbtem 
antlitz, mit deim har und anderm u. s. w. 63, 3 Ovid, wo? 63, 22 Das 
selbe Bild hat J. in einer soinor Predigton, s. Ein]. 63, 11 Das unklaro 
gaffeist irnen ändere ich jetzt In gaffeldimen, zu gaffel stf., Zunft (Lexer 
Nachträge S. 170), also Zunftdirnen, Huren. 63, 12 Die „Kalbsmägcn** 
scheinen sich auf eine hässliche, in Frankreich als „Horner* 4 bezeichnete 
Art des Chignons zu beziehen, s. Schnitz I 181. 63, 27 Es muss statt 
XIII XII heisson, wenn nicht der König selbst mitgezählt soin soll. 
63, 30 die toypel = 33 das täppelweib, Hurenwirthin, Hure. Bei Lexer 
It 1483 (als töupel) nur aus dem Buch der Beispiele belegt, also wol 
speciell alemannisch. 63, 33 der riffiun, der Kuppler, Hnrenwirt. 
36, 34 der weinmann ist sonst der Weinbauer, Winzer, hier scheint es im 
Gegensatz zu dem pauman, der den wein pauwen sol, der Küfer oder 
Weinhändler zu sein. 65, 5 Die erste Geschichte findet sich bei 
Konrad H. Bl. 92 (= Jac. de Cessolis S. 21). Daneben hat Konrad 
noch eine Geschichte ähnlicher Art von einem, zwei oder drei Demotrii, 
aus der er selbst nicht klug geworden sein will. (Bl. 13b, Bl. 91b, 
vgl. Jac. de Cess. S. 21). 65, 26 thorenpiirdin stf. = ahd. -burdin, 
Graft" III 162. 66, 6 Prov. 30, 21. 66, 18 Exod. 21, 33. 66, 33 
Luc 12, 27. 67, 4 Die Geschichte von Arispus, der dem Herzog von 
Aachen in den Bart speit, bei Konrad H. Bl. lad. 67, 7 Gegen die 
Schleppen oder swenze ziehen Dichter und Prediger sehr oft zu Felde, 
vgl. Heinrichs von Melk Erinnerung V. 319 ff., Vintlers Plüeme der 
Tugent V. 9428 ff. und bes. die Stelle aus Etieune de Bourbon bei 
Schultz Höf. Leben I 199, die mit Ingold aus der gleichen Quelle 



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93 — 



stammt. 67, 11 Diesen Schwank erzählt Etienne de fiourbon a. a. 0. 
einem „Meister Jacobus" nach. Surgant im Manuale curatorum 8. 
XLI b führt ihn als „exemplum Caesarii" an, und in der Tat hat Cae- 
sarea von Heisteibach im Dialogus miraculurum V 7 eine ähnliche 
Geschichte, nur reitet dort „multitudo daemonum' 4 auf der Sohleppe. 
68, 3 Was die schnatertafel am Charfreitag ist, vermag ich nicht an- 
zugeben, vielleicht einer jener sonderbaren kirchlichen Schwftnko, dio 
die Strassburger Geistlichkeit im lf> Jh. dem Uebermut des Volkes zu- 
gestehen musste? 68, 5 Gegen das Prunken und Kokettieren mit der 
Paternostersehnur eifert auch Hugo von Trimberg V. 429 ff. gemert 
— hineingemengt, zu mern, eintauchen, nicht zu meren, vermehren. 
68, 10 Die ganze Stelle ist entlehnt aus Altd. Blätter I 60. 68, 19 
Das Wiedersehen des Heil. Bernhard und seiner Schwester Humbelina 
beschreibt die Vita Bornhardi (bei Mabillon, Opera S. Bernhardt Paris, 
1719 II 190). 68, 26 Irrthum, der^Frau Potiphars! 68, 27 Heroh 
Discipulua de eruditione christifidelium (De luxuria) XIX Q. : Item si 
mutus lapideus a candela juxta se posita non contburatur : tarnen deni- 
yratur: sie licet quod hämo quandocunque non cadat ex familiaritate 
mulier um in peccatum actuole: tarnen frequentius aliquantulttm inqui- 
natur ad minus per rogitationes et delectationes malas. 68, 30 ff. Die 
nachfolgende originell moralisierte Gartenscene aus dem Tristan (aus 
egm 311 bereits mitgetheilt von Birlinger Auz. f. Kde. d d. Vorz. N. F. 
10, 328) kann sowol auf Gottfried von Strassburg V. 14617—14910 
wie auf Eilhart von Oberge V. 3449—3625 zurückgehen; sie setzt 
indessen nicht nothwendig Bekanntachaft mit einer dieser Dichtungen 
selbst voraus, da gerado diese 8cone auch für bildliche Darstellungen 
beliebt war, s. Anz. f. Kde. d. d. Vorz. N. F. 13, 18. 

f>9, 26 Ps. 11, 9. 69, 29 Der Wettlauf gehörte im ausgehenden 
Mittelalter zu den beliebtesten Volksvergnügungen, vgl. über ihn und 
andere Leibesübungen Bintz Die Leibesübungen des Mittelalters, Güters- 
loh 1880, dessen künstlich construiertes altdeutsches Pentathlon jedoch 
Steinmeyer Anz. f. d. Alt. 6, 228 mit Recht zurückgewiesen hat. Man 
setzte nls Preis in wohlhabendem Kreisen ein Stück Soharlaohtuch, in 
ärinern ein Stück Barchent. 70, 3 Der Tanz uma goldene Kalb wird 
überall, wo gogen daa Tanzen gepredigt wird, ala der Anfang dieser 
Unsitto angesehen, vgl. bes. Renner V. 12374 ff., Altd. Bl. I 60, Zarncke 
zu Narrenschiff C. 61. 71, 12 Instrumentalmusik ala alleinige Be- 
gleitung des Tanzes kam allmälich immer mehr auf und verdrängte 
schliesslich ganz dio alten Lieder (reien uud tenze), die freilich schon 
längst zu Zotengesängen ausgeartet waren. 71, 16 Bezieht sich auf 
die gleiche Erzählung der Renner V. 12366? 

und sehe ein münch an einem tantze 
ein meit in einem gelben swantze 
und mit einem schoenen rosenkrantze, 
sin hertze viel vil lihte ein schantze. 
Ein mhd. gereimter Schwank von einem Mönchlein, das die Frauen- 



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— 94 — 

zimmer für Gänse hält und in die Einsamkeit zurückgekehrt sich nach 
den „Gänsen" sehnt, ist Zeitschr. f. d. Alt. 8, 95—106 abgedruckt. 
71, 22 Altd. Bl. I 5b' f. „aus Hieronymus**. 71, 30 f rodig = fraidiy 
leichtsinnig, übermütig; die umgekehrte Schreibung haben wir in frain 
für fron u. s. w , s. Einl. 72, 9 Das taugenpuch ist Apoc. 9, 3. 72, 
28 Ob släfende oder steifende (sldnfende) tetize gemeint sind, ist nicht 
ganz deutlich. Der sloufende tanz würde der Gegensatz zu dem 
springenden tanz Altd. Bl. I .*)6 sein 73, 20 der minnen püch: das 
Hohelied Salomonis (I, 3), dem die folgende Stelle nachgebildet isf, 
der liebe buch Z, der innigen (od. Winnenden) sei buch D. sind andere 
Bezeichnungen dafür. 

74, 26 Ps. 126, 4. 74, 28 Dio fünf Arten des Kugelspiels, 
welche hier aufgezählt zu werden scheinen, scharf zu scheiden ist mir 
nicht gelungon. Klar ist zunächst Nr. 4 ballen, von Z als der balle 
schlacken näher erläutert. Das Ballspiel, aus den inhd. Dichtern wol- 
bekannt (vgl. Schultz Höf. Leben 422 f.) erfreute sich auch noch im 
15. Jh. grosser Beliebtheit. Indessen scheint mir die Vergleich ung der 
Quellen (Predigten, Tractate, Stadtbücher, Polizeiordnungen) den 
Schluss zu gestatten, da.ss es zuerst in Oberdeutschland immer mehr 
von dem Kegelspiel verdrängt wurde und zu einer Belustigung der 
Knaben und Mädchen herabsank. Am Rhein, in Mittel- und Nieder- 
deutschland erhielt es sich weit länger, und gab besonders durch die 
enge Verbindung mit dem Tanz zu Rohheiton und Ausschreitungen 
Anlass, welche der Gegenstand geistlicher Ermahnungen und obrigkeit- 

lioher Vorbote wurden. S. hierüber Bintz a. a. 0. 8. 107, 8. 110 112, 

wo auch ein unsittliches Ballhaus in Köln erwähnt wird. Es ist nicht 
Zufall, dass gerade in den Niederlanden im 15. Jh. das Ballspiel mora- 
lisiert wurde (s. Einl.). Andere Angriffe richteten sich gegen hohen 
Einsatz beim Ballspiel. — Ist bei Nr. 2 der Zusatz „der buben" echt 
(in Z fehlt er), so ist auch dies Spiel nicht misszuverstehen : es wäre 
das Btckern oder Schussern unserer Jungen. Wir behielten so noch 
übrig Nr. 1 kuglen, Nr. 3 boten, Nr. 5 l-eglen. Hier müssen wir jedes- 
falls zwei Arten des Kugelspiels unterscheiden, die in andern Nach- 
richten klarer hervortreten, die eine, altertümlichere, welche auf den 
Steinwurf (vgl. Discus) zurückgeht und wobei die Kugel bald aus 
freier Haud oder an einem Seil geschleudert, bald ähnlich wie beim 
Ballspiel mit einem Knüttel auf oder über der Erde getrieben wurde, 
die andere, jüngere, wolche mit unserm Kegelspiel am nächsten ver- 
wandt ist. Die erstei l ist überall da gemeint, wo von bözen (pözen) 
die Rede ist; auf niederdeutschem Boden scheint der Schevekloth (vgl. 
Lüntzel Die hildesheimische Stiftsfehde 8. 230, und Über das Klotschieten 
der Jeverländer Bintz a a. 0. S. 108) die beliebteste Form gewesen zu 
sein. Das spil mit dem Mze indessen, das u. a. auch Kaiserchr. Diem 
401, 24 gespielt wird, war, wie sich aus der Schilderung im Athis C* 
87 zu ergeben scheint, das Ballspiel, und ebenso ist in lat. Stellen meist 
der ludus globorum aufzufassen. (Anders Schultz, Höf. Leben I 4J1) # 



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Das kuglen an unserer Stelle ist wol identisch mit durch den ring 
kiiglen 3, 22. — Unser Kegelspiel, Nr. 5 keglen, dürfen wir wol auch da 
vermutben, wo von waten, walgeln, wälzeln gesprochen wird. Es rauss 
schon frühzeitig um hohen Einsatz und mit grosser Leidenschaftlichkeit ge- 
spielt worden sein, nur so erklären sich die schworen Strafen, welche in den 
Nürnberger Polizeiordnungen (ed. Baader S. 65) gegen die 8pieler und 
besonders gegen den platzmeister festgesetzt werden. Das pozen wird 
in einer frühern Verordnung (Ebda S. 63) viel milder behandelt. — 
Aus den Nürnberger Verordnungen gegen das wälzein geht die 
Form des Ziels nieht ganz deutlich hervor: neben dem wdlzeln wird 
ein anderes Spiel im einen kreis schizzen mit der gleichen Strafe be- 
legt, das dem jetzigen Kegeln in dieser Beziehung noch näher zu stehen 
scheint. Leider lässt uns auch die köstliche Schilderung, welche Hugo 
von Trimberg im Renner V. 11364 ff. von aufgeregten Kugelspielern 
gibt, über einige Funkte im unklaren. Im Tugendschatz Meister Alt- 
werts S. 89: zwei spilten der boten, zwei walten zu dem zweck und im 
Teufelsnetz V. 13321 walar, bosar mit unrecht triben werden, wie ich 
glaube, die oben auseinandergchaltenen zwei Hauptarten unterschieden 
an der erstem Stelle ist indessen nicht an ein Kegelspiel auf Bohlen 
zu denken, wie Lexer andeutet, denn die gedielte Kegelbahn ist eine 
ziemlich junge Einrichtung: wie noch heute in vielen Gegenden schob 
man auf festgestampfter Erde. Das spil der boten ist vielmehr das- 
selbe wie frz. jeu de boule. — Ich erwähne zum Schluss noch den 
ältesten Boleg für dns Wort Kegel, weil diese Stelle, bisher kaum 
beachtet, zugleich auf eine eigentümliche alte Sitte hinweist: Fredigt 
auf Dom. IV aus Kuppitschs Summlung (ca. 1200) Mones Anz. 8, 
513 f. Swa der heiser hiute ist, daz ist sin reht, daz ouch er sich fre- 
uen sul unde sol der keglen spiln als ime gezetzet ist. Mine karissimi, 
daz bediutet alles die wunne die wir haben suln mit dem gotis dienste. 
Eine Reihe weiterer Belegstellen findet man bei Rothe Das Kegelspiel» 
Zeitz und Leipzig (1880) S. 6-15. 75, 12 Dig. XLVIII 19, 3. 75„ 
28 Diese Geschichte (in GD mit einem Bilde) entnimmt Ingold den 
Gesta Rom. Nr. 44 (deren Quelle Vincenz von Beauvais ist). 76, 16 
Die Erzählung vom Tode Kains durch den Pfeil seines Nachkommen 
Lantech bietet nach ältern Genesiscommentatoren Petrus Comestor Hist. 
»ehol. Lib. Gen. Cap. 28. 76, 25 Apoc. 6, 2, auch in Ingolds erster 
Predigt. 77, 20 I Reg. 10, 26. 77, 23 In keiner Vita der beiden 
Heiligen zu finden. 77, 30 I Joann. 5, 19. 78, 14 Matth. 6, & 

78, 16 Frei nach I Reg. 18, 6 u. 7. 78, 30 Boethius De in- 
stitutione musioa I 10 und danach bei den meisten mittelalterlichen 
Musikschriftstellern. 79, 32 Augustini Confessiones Lib. VIII Cap. 
12. 80, 2 Die Sirenen waren am besten aus dem Physiologus be- 
kannt (Fundgr. I 25, Bild bei Karajan Sprachdenkmale Taf. 7, Chaucer, 
Nunprests tale V. 450 f.), mit der „poetretf wird wohl Ovid ( Met am. V 
Ö55, XIV 88 ff.) gemeint sein. 80, 3 Argus, Gesta Rom. No. 111. 
80, 29 laym (leym D) — lium stm ? Ruf, Gerücht, bisher unbelegt. 



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80, 30 achmotzen — schmutzen, schmunzeln. 81, 6 Konrad von Meren- 
berg S. 316 hat davon nichts. 81, 9 Dass ff auch für „Decret" ange- 
wendet wird, vennuthoto Stolze), Zeitsclir. f. Reehtsgesch. 13, 399. 

81, 16 Boner Nr. 53. 81, 31 Uobor die Beginen lautet das ürtheil 
der Moralisten an den verschiedenen Orten recht verschieden. Sehr 
gelobt werden sie im Teufolsnotz V. 5988 ff., scharf getudelt von Hein- 
rioh von Neustadt Von Ootes Zuokunft V. 437 ff. Ueber die Strass- 
burger Beginen s. K. Schmidt Alsatia 1858—61 S. 149 ff., bes. 21« ff. 
und Zarncke zu Narrenschiff 102, 47. — gaystlerin, yeisterin, Schwester 
des freien Geistes, Beginc, s. Deutsche Städtechroniken X 310, 13 
(Königshofen). 82, f> Wander, Sprich wörterlexicon I 416, Nr. 56. 

82, 6 Ebda III 181, Nr. 65. 83, 29 die rechten mayaterlieder, vgl. 
Herolt Sormo 124: cantilenas atnatorins in entee altixone cantavit, ne 
unatn quidem aed septem. £4, 5 Von dieser Musikquelle handelt Gcsta 
Kom. Nr. 150, aber olino Avicenna und Arabia zu nennen ; andere 
ähnliche Naturerscheinungen bespricht K«.nrad von Mcgenberg S. 484. 
84, 18 Augustini Sermones Nr. 9 De decem chordis (Migne V. 1, 75 ff.), 
ziemlich umfangreich und daher hier als Trnctat angesehen. 84, 19 
unverfenclichen kann hier nicht wie sonst im mhd. 'unnütz, wirkungs- 
los' bedeuten, sondern wol 'ohne Nebenabsicht, Stolz'. 



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WÖRTERVERZEICHNIS. 



(Ein a neben der Zahl bezeichnet eine Anmerkung). 



abschlug »8^ f>. 

achtend ord. 37, 25. 54. I n. ö. 

äffen adj. 49, 2fL 

«ffenmist 40, 29. 

umstimme 49. 16. 

allenfantz 37, 6a. 

anwerk 39, 32a. 

appeteger 37, 20. 

aufmutzen 62, L2. 

aufsatz 7, 5a. 

aufschlug 58, a. 

aufschlagen 58, 19a. 

äugend ichen 73^ 26. 

äussern 19, 24a. 

außschliessung 53, liL 

beichtiger 41^ 9a. 

bekorung 8^ L 

bewarnen 33, 25. 

bolen 74, 28a. 

thorenpürdin 65, -26a. 

durchächtikayt 42^ ü. 

eysinvarb 6j 25. 

eissenhüt 7, liL 

endsnch 3, 13. 

erabschneyderin 81^ 32. 

ergernüß 50, 2ä. 

erpicken 2iL _L 

ertzadel 9, 26. 

eselkinbakzan 30, 2a. 32, L5_. 
gaffeldirne (sf.-stürne) 63, IIa. 
gaystlerin 8L, liL 
gatzgen 44, 22a. 59, L 
geläublichen 51^ 3jL 
geleich ßnung 8, 3* 
gewaltnöss 54^ 8i 



geling, gling adj. 12, 33. 13, L 27, 

16 u. ö. 

gesatzt stf. 14. 26. 36^ 14. 

glöglach 6, 23. 

glokschnur 62i LL 

güder (geuder) ÖQ, 9. TJL 10, 

hagdorenpaum 14j fi» 

harren von 2_L 16. 

hauptgut 61, LL 

hauptküssin 10, 24. 

höwschrikel stm. 2% LL 

hfttlach 3Ü 30. 

käplach 67, 29. 

kalbskrosse sin. 63j 12; 

Kugelspiehuimen 74j 28a. 

l&ffel 3L 26a. 

layin stm? 8^ 29a. 

leomist 40j 29. 

leon adj. 49, 26» 

lüstlin 56^ 28a. 

mad stm. 8L, IQ. 

matschrecko swm. 72^ LL 

meron 68, 5a. 

messin 7_, IL, 33. 

minnenpüch 73, 20a. 

mulmilich 10, 15. 

muotwiller & L 

paten stf. 47, 2L 

pfründgüt 5H, 15. 

psalterie swf 84, L Lü 

rayeh a-d;. = roch, rou 63, 111 

rauch stm. = räch, räch, 30, 18 u. 

53, 32, 
redlichen 4, 28. 

reichßnung 6. 3. 



- 98 — 



riffian 63, 33a. 


unntrauffperlichen 39, lfL 


roßnagcl 14, 32. 


unverfenclicben 84, 19a. 


schantzcn 52, 25a. 


ürte 48, 30a u. ö. 


scharsach 30, IL 


vercriftie 54, L 


sei aufmist 40, 2iL 


verginnen 55, LL 


scheiblach L 14, 3j 2Q u. ü. 


verheben §4, ß» 


acherbin udj. 8j 1 1. 


vermalgen 32, 24a. 


schlafftrincklin 49, 1& 52, iL 


verstäntlichhavt 40, LL 


schlauffender tantz 72, 28n. 


verzaglichhayt 14. 2. 


schmak 73, 1Q- 


virschneider 40, 2ß» 


schmotzen 80, 30a. 


virträger 40, 22. 


schnatertafel 68, 3a. 


förmlich 3i IL 


schüchlach 72, 21» 


frassney 50. 30. 51, 13 


schweinmist 40, 29. 


für stni tutend 9. 2fL 20, 


spaug stf. 47. L 


fürwissen, sich = sich verwizzen 


sueslot (tili 25. 2. 


82, 5, 


spflcrin Ö2j 111 


waeronman 37, 26. 


sprentzen 75, 25- 


walgen, walgeln 3, 22. 14 28a. 


straufwort 8. 18. 


wappeiigenoxs 3<), 8_. 


straussoilay 25, 32. 


weinnian 34a. 


Klint/ ({9 10a 


wcinr&ffcr 47 24n. 


täler sfn. 47, 24 


würfelleger 55, 9u. 


läppelweib ßjl 33. 


würfe] mach er 55, 9a. 


tappe] 63, 30n. 


Würfelnamen 48, 40n. 


taugen püch 72^ 10_ 


zimbelglogge 81, iL 


tiermist 49, 2iL 


zimbolglögglin 84, LL 


tierplät 49, 25. 


zornikayt 4, 18. 


umbsässe mm, 59, 15. 


zornmutikayt 75, 2. 


utidergetön IS, iE 


zukerung 16, 8. 



BERICHTIGUNGEN. 

Seite 1 Z. 3 v. u. lies 5—6 statt 4—5. 
„ 3, 3 lies Seneca statt Seneea. 
„ 6, 12 lies ologarcia statt olorgarcia. 
n 10, 32 lies iedennan statt tetter «w». 
„ 38, 24 setze ein Komma hinter stinder, 
, 47, I um Rande fehlt 2#a. 
„ 47, Zeile 4 v. u. lies G statt Z, 
„ 47, Zeile Ö v. u lies schaffezag. I statt schqffczapel. 
„ 59, 9 lies riemer statt rünier und tilge die Lesart von G. 
B 68, 1 die Lesart gehört zu 67, 2SL 

„ XIV Ein]. Zeile 10 v. u. lies Eigennamen statt Hauptwörter. 

Schliesslich bitte ich zu entschuldigen, wenn durch einen Irrthum 
die bei der Correctur von Bogen 1 u. 2 notierten Trennungen wie 
dar einige Male nicht ausgeführt worden sind. 



y Google 



Fragmente r»ines 



XVIII Flandrijs. 

gedieht es. Zum 
Franck. 

Eilhart von Oberge. Zum 
Franz Lichtenstein. 



ersten Male herausgegeben von 



XIX. 

XX. Englische Alexius- Legenden aus 



mittelnieder landischen Ritter- 
Johannes 
M. 4. — 

ersten Male herausgegeben von 

M 11 — 



XXI. 

XXII. 
XXI II 
XXIV. 

XXV. 
XXVI. 
XXVII. 

XXVIII 

XXIX. 



XXXI. 
XXXII 

XXXIII. 

XXXIV. 

XXXV. 

XXXVI. 

XXXVII. 

XXXVIII. 
XXXIX. 
XL 

XLI. 

XLII. 
XLIII. 

XLIV. 

XLV. 

XLIV. 



dem XIV. und XV. Jahrh. 
Herausgegeben von J. Schipper. I: Version L (M 2. f>0.)» 

nicht mehr einzeln verkäuflich. 
Die Anfänge des Prosaromani in Deutschland und Jörg Wick- 
ram von Colmar. Eino Kritik v. Wilh. Scher er M 2. ÖLL 
Ludwig Philipp Hahn. Ein Beitrag zur Charakteristik der 
Sturm und Drangzeit von Rieh. Maria Wornor. M. Ü — 
Leibnitz und Schottelius. Die Unvorgreiflichon Oedanken. 
Untersucht u. hrsgb. v. August Schmarsow. M. 2. — 
Die Handschriften und Quellen Willirams, von Josef See- 
müller. M. '2 DIL 
Kleinere lateinische Denkmäler der Thiersage aus dem XII. bis 
XIV. Jahrh. Herausgegeben von E. Voigt. M =L älL 
Die Offenbarungen der Adelheid Elingmann herausgegeben von 
I* h i I i p p S t r a u c h. M. 4. — 
Ueber einige Fälle des Conjuncti vs im Mittelhochdeutschen. 
Beitrag zur Syntax des zusammengesetzten Satzes. Von Lud. 
wiir Bock. M. L 50. 
Willirams deutsche Paraphrase des hohen Liedes. Mit Ein- 
leitung und Glossar herausgegeben von Joseph Seo- 
m ü 1 1 e r. M. iL — 
Die Quellen von Notkers Psalmen. Zusammengestellt von 
Ernst Henrici. M 8. — 
Joachim Wilhelm von Brawc. Der Schüler Lessings. Von 
August Sauer. M. il — 
Nibelungenstudien von R. Henning. (Umer der Presse:) 
Beiträge zur Geschichte der Germanischen Conjugation. Von 
Friedrich Kluge. (M.4. — ) nicht mohr einzeln verkäuflich. 
Wolframs von Eschenbach Bilder und Wörter für Freude 
und Leid. Von Ludwig Bock. M L '»(). 
Aus Goethes Frühzeit. Bruchstücke eines Commentars zum 
jungen Goethe. Von W. Scherer. M. 2 — 
Wigamur. Eine litterarhistorisehe Untersuchung von Gregor 
Sarrazin. Ml — 
Tuulers Bekehrung. Kritisch untersucht von Heinrich 
Beute Denifle. M. Ii, üiL 
Ueber den Kinfluss des Reimes auf die Sprache Otfrids. Mit 
einem Reimlexicon zu Otfrid. Von Theod. In gen bleck. 

M. i - 

Heinrich von Morungen und die Troubadours. Von Ferd. 
Michel. M. ti — 

Beiträge zur Kenutniss der Klopstockschon Jugendlyrik. Von 
Erich Schmidt. M , 2. — 

Das deutsche Ritterdrama de3 XVIII. Jahrhunderts. Studien 
über Jos. Aug. von Törring, seine Vorgänger und Nachfolger. 
Von Otto Brahm. M. iL — 

Die Stellung von Subject und Prädicatsverbum im Heiland. 
Nebst einem Anhang metrischer Excurso. Ein Beitrag zur 
germ. Wortstellungslehre. Von John Ries. M. iL — 

Zur Gralsage. Untersuchungen von Ernst Mnrtin. M. L 20. 
Die Kindheit Jesu von Konrad von Fussesbrunnen. Heraus- 
gegeben von KarlKochendörffor. iL M . A» — 
Das Anegenge. Eine litterar-historischc Untersuchung von 
Edw. Schröder. M. 2. — 
Das Lied von King Horn- Mit Einleitung, Anmerkuniren und 
Glossar von Theodor Wi SB mann* M. '){) 
Ueber die ältesten hochfränkischen Sprachdenkmäler. Ein 
Beitrag zur Grammatik des Althochdeutschen. Von Gust. 
Kossinua. M. iL — 



ALSATICA 

aus dem Verlage von Karl J. Trübner in Strassburg. 



Elsassische Litteratiirdenkmüler. aus dem XIV— XVII Jahrhundert 
Herausgegeben von Ernst 31 artin und Erich Schmidt. 

I. Band : Das heil. Namenbuch von Konrad Dangkrotzheira heraus- 
gegeben mit einer Untersuchung über die Cisio-Jani von Karl 
Pickel. 8°. (VI u. 124 8.) 1878. M 3. - 

II. Band: Joseph, Biblische Komödie von Thiebold Gart, heraus- 
gegeben von Erich Schmidt. 8°. (124 S.) 1880. 

III. Band: Das goldene Spiel von Meister Ingold herausg >g. von 
Edward Schröder. 

IV. it. V. Band: Claus Wisse und Philipp Colin, Fortsetzung des. 
Parzival, herausg. you Carl Schorbach. (In Vorbereitung.) 

Strassbnrger Studien. Zeitschrift für Geschichte, Sprache u. Lite- 
ratur des Elsasses hrsg. von Ernst Martin und Willi. Wie- 
gund. 1. Heft. 8. M. 2. - 

Urkundenbuch der Stadt Strassburg. Erster Band : Urkunden und 
Stedtrechto bi<* zum Jahre 12W5. Herausgegeben von Wilhelm 
Wienand. 4° (XV, 585 S.) 1879. M. 30, — 

Das Werk ist auf 3 Bände berechnet. 

Politische Correspondenz der Stadt Strassburg im Zeitalter 
der Reformation. I. Band. 1517 — 1530 bearbeitet von Hans 
Virck. 8. (XIII, 5 ( .»S SJ 1S8I. M. 14. — 

Baumgarten, Herrn., Jacob Sturm. Rede gehalten bei Uebernahrae 
des Reotorates der Universität Strassburg am 1. Mai 1876. 8. 
(34 S.) 1876. 80 Pf. 

Schmoller, Gnst. , Strassburgs Blüte und die volkswirt- 
schaftliche. Revolution im XIII Jahrliundert. Rede 
gehalten bei Uebernahrae des Rectorates der Universität Strassburg 
am 31. Oftober 1874. 8. (36 8.) 1875. M. L — 

— — StrassburgzurZoitderZunftkämpfeunddieReform 

seiner Verfassung und Verwaltung im XV. Jahrhun- 
dert. Rode gehalten zur Feier des Stiftungstages der Universität 
Strassburg am 1. Mai 1875 , mit einem Anhang, enthaltend die 
Reformation der Stadtordnung von 1405 und die Ordnung der 
Fünfzohner von 1433 8. (XI, 164 S.) 1875. M. 8- — 

— — die StrassburgerTucher - und Weberzunft. Urkunden 

und Darstellung. Nebst Regesten und Glossar. Ein Beitrag zur 
Geschichte der deutschon Weberei und des deutschen Gewerberechts 
vom 13. bis 17. Jahrhundert. 4. (XXI, 588 S.) 1870. M. 25. — 
Spach, Lndw., Moderne Culturzustände im Elsas s. 

1. Band: Die Reihenfolge der Pratecten des Niederrheiniachen Departemente. 
Die Reihenfolge der Mairen von Strassburg. — Eine Bilderreihe alsatischer deutscher 
Dirhter. — Moderne frenssösieehe Dichter im Elsass. — Die modernen aleatisehen 
Historiker. — Historisch - archeologische Gesellschaft im Eleaea. — Die literarische 
Gesellschaft von btrussburt:. — Die Conferences littdraires. — Die Revue catholiqtie. 

— Die bisherige Academie von Strassburg. — Die Gaxette medicale de. Strassbnurg. — Die 
naturwissenschaftliche Gesellschaft von Strassburg. — Die Ackerbaugeaellschaft des 
Niederrhein«. — Sociale industrielle de Mulhouse. 

2. Rand: Katholische Zustände im Elsass 1900 bis 1870 — Die protestantische 
Kirche im Elsass von 1800 bis 1870. — Die Israeliten im Elsass. — Das Theater in 
Strassburg. — Politische Journalistik im Elsasa von 18t0 bis 1870. — Die moderne 
Sculptur im Elsass. — Die Bculptur im Niederrhein. Departement. — Goethe iu Sirass- 
bure. Rede xur Festfeier des 9. August 1871. — Ein Salon in Birassburg unier der 
Restauration. — Erinnerungen an Johann Jacob Coulmann. — Slrassburger Gassen- 
und Jlauaernatnen im Mittelalter u. a. vv. 

3. Rand: Der Generalrath des Unter-Elsas*. Seine Anfange. — Ausserordent- 
liche Session im Mira 181a. — Unter der Restauration. — Unter der Juliregierung. — 
Unter der sweiten Republik. — Unter dem xweiten Kaiserreich, — Die Municipalität 
von Strassliurg. Geschichtlicher Ueberblick der inneren Verwaltung von 1MX) bis 18TU. 

— Der wissenschaftliche Kongress zu hlrassDurg im September und Oktober 1842. — 
Matter. Deutschland im Jahre 1 rt » 5. Von einem els&ssischen Franxosen beurtbeilt, — 
Aus den Tagen der Belagerung Strasburgs. — David Kicbard und das Irrenasyl von 
Stephansfcld u. s. w. 

3 Bände. 1873—1874. M 13. — 



Bachdrut-kerei von G. Otto in Darmstadt. 



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