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Full text of "Neue Jahrbücher für Philologie und Paedogogik"

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JAHNSCHER 
JAHRBÜCHER  FÜR 
PHILOLOGIE  UND 
PAEDAGOGIK 


HP 

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Haxv^ixd  College 
Library 


FROM IHB  FUND  GIVEN  BT 

Stepken  Salisbury 

Cbnof  1S17 
OF  WORCBtTBR.  MAMAClfDIim 


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NEUE  JAHRBÜCHER 


PHILOLOGIE  UND  PAEMGOGIK. 


OEGENWlBTIG  HERAüBOEOEBEM 


yOK 


ALFRED  FLECEEISEN  u»»  HERHANN  MASIUS 


KfilXNUKDVISBZIG8TS&  JABBJf^ASa. 
EINHUNDEBTÜKDZWANZI08TEB  BAND. 


LEIPZIG 

DBUCK  UND  YEBLAG  VON  B.  G.  TEUBNEB« 

1879. 


...    '  f 


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JAHRBUCHER 

FÜR 

PHILOLOGIE  MD  PAEDAGOGIK. 


ZWEITE  ABTEILUNG. 


HERAUSGEGEBEN 
VON 

HEBHANN  MASIUS. 


FÜNFÜNDZWANZIQSTEB  JAHBCFANG  1879 

oosa 

DBB  JAHN8CHEN  JAHRBÜCHER  FÜR  PHILOLOGIE  UND  PAEDAQOQIK 
BINHOMDUBTUNDZWANZIOSTBR  BAHD. 


LEIPZIG 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  B.  G.  TEÜBNEB. 


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ZWEITE  ABTEILUNG 

FOB  öYMNAälALPÄDAGOGIK  Ü£(D  DI£  ÜBBIäEN 

LEHBFiCHEß 

MIT  AOffCHI^D«!  DBS  OLASfltOBB«  PSUiOIiOOIB 
UEKALSGEGEDEN  VO^  PBOF.  DR.  UBSlIAIiW  MASIUS. 


L 

ÜBEK  DIE  VERWEBTÖNG  DER  RESULTATE  DER  VER- 

GLEICHENDEN  SPRACHFORSCHUNG  FÜU  DIE  IMUSTEL- 
LONG  DER  GKIECHISCHEN  CASÜSSYNTAX,  NAMENTLICH 
FÜR  DIB  PARALLELE  BEHANDLUNG  DER  GRIECHISCHEN 
UND  LATEINISCHEN  OASUSLSHRE. 

Für  die  grammatik  ist  der  standpnnct  der  bloszen  empirie,  Meli 
welchem  «Ue  thatBadiea  der  spraelie  iniierlich  besiehungslos  zum 
teil  «l8  ngelmäszig,  zum  teil  als  aoomal  neben  einander  gestellt 
werden,  so  gut  wie  überwunden,  an  stelle  des  mechanischen  Sche- 
matismus und  dürren  regelwerks  mit  seinen  lang  ausgedehnten  aus- 
nahmeverzeicbnissen  ist  für  die  wissenschaftliehe  behandlung  der 
grammatik  das  verlangen  nach  organischer  auffassung  der  spräche 
getreten,  sogar  in  unseren  s-ehulgramniatiken  macht  sich  ausgo- 
sprochenermaszen  das  streben  kund,  wortform  und  formbedeutimg 
zu  erklären,  die  verschiedenen  arten  der  anwendung  der  einzelnen 
formen  zu  erläutern  und  von  einer  grundbedeutung  aus  zu  bestim- 
men, seltene  Verbindungen  als  naturgemäszen  ausdruck  besonderer 
nüancierungen  des  gedankens  aufzufassen,  seit  Gottfried  Hermann 
ist  begriffliches  Verständnis  der  sprachlichen  tliatsachen  als  die 
höchste  aufgäbe  der  grammatik  hingestellt  und  betrachtet;  seitdem 
geht  das  hauptstreben  der  grammatiker  besonders  der  griechischen 
spräche  auf  erklärung  und  deutung,  nicht  blosz  auf  ansammlung 
und  Zusammenordnung  der  thatsachen  der  spräche.  » 

Allein  die  von  dem  groszen  begründer  der  wissenschaftlichen 
behandlung  der  grammatik  gestellte  aufgäbe  ist  weder  für  die  wissen- 

N.  i«hrb.  r.  phiU  n.  päd.  Ii.  abU  im,  hfU  1.  i 


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2  *  Yerwwtimg  der  resultate  der  vergleichenden  Sprachforschung 

tdnlUiebe  noch  für  die  elementare  darstellung  der  griechischen  casiiR. 
Syntax  gelöst,  wir  gebrauchen  ftir  die  formen  der  casus  die  von 
griechiechMi  gfammatilEwm  eniigeetellten ,  von  lateinischen  gramma- 
tikem  ▼ielfimli  autvefifamtowB  md  faltitli  übertragenen  gramma- 
ti84dieB  tenDioi;  aber  dieee  tennuii  beniehMi  mcht  das  wesen  der 
formen,  ee  mag  iiiici  soll  freiKeh  cKe  einmal  tecnpierte  imd  weit  ver- 
Iveitata  kminolii^a  aieht  getodert  wardtn,  aseh  w«tt  sie  niebt 
biiureicbeiid  beieiebBeBd  kt;  sie  kam  ebne  irgend  welcben  sdUKien 
ftr  die  erfcenntnia  des  risbt%en  beibebsltMi  md  im  sime  des  rieb- 
tigra  umgedeatet  werden,  sobald  das  wesen  xiob^  erkamt  ist;  allein 
gmde  das  wesen  der  in  rede  stebendsn  spmddielten  formen  ist  weder 
durch  die  grieebiscben  noeb  dmreb  die  lateinissben  gnonnatiker, 
auch  nicht  durch  die  verdiensUiebsten  arbeiten  ai^  dem  gebiete  der 
griechischen  und  lateinischen  Specialgrammatik  richtig  eikamt.  die 
einfachsten  und  naheliegendsten  h'agen  entbehren  der  nOtigen  ant- 
wort.  wie  kommt  es,  dasz  im  lateinischen  nie  eine  eigentliche  prft- 
position  mit  dem  genitiv  oder  mit  dem  dativ  verbrnden  wird ,  wäh- 
rend wir  im  griechischen  den  genitiy  nnd  datiy  regelmftszig  in  Ver- 
bindung mit  Präpositionen  finden?  wie  kommt  es,  dasz  lateinischem 
ablativ  bald  genitiv  bald  dativ  im  grie^uscben  entspricht?  wie,  dass 
der  lateinische  ablativ  so  disparate  Verhältnisse,  wie  wir  sie  mit  den 
namen  ablativusloci,  teraporis;  ablativns  separationis,  comparationis, 
causae,  pretii;  ablativus  modi,  qualitatis,  instrunienti,  monsnrae  be- 
zeichnen, auszudrücken  vermag?  wie,  dasz  der  griechische  dativ 
nicht  blosz  die  functionen  des  lateinischen  dativ  bezeichnet,  sondern 
auch  teils  mit,  teils  ohne  präposition  das  wo-  und  wann- Verhältnis, 
ebenso  aber  auch  begleitende  umstände ,  das  mittel  und  Werkzeug, 
den  maszstab,  —  Verhältnisse,  welche  der  dativnatur  doch  auf  den 
ersten  blick  ganz  fremd  sind?  wir  meinen,  das  sind  fragen  der  ein- 
fachsten und  naheliegendsten  art,  fragen,  welche  selbst  dem  schüler, 
der  zum  denken  und  nachdenken  erzogen  ist,  sich  aufdrängen:  und 
wir  müssen  gestehen,  die  vulgärgrammatik  sowol  in  ihrer  wissen- 
schaftlichen als  in  ihrer  elementaren  darstellung  gibt  auf  diese  fragen 
keine  antwort  oder  wo  sie  eine  gibt,  keine  hinreichende  antwort. 
wir  müssen  gestehen,  dasz  nicht  einmal  die  grundbedeutung  der 
casus  in  der  bisherigen  darstellung  der  grammatik  richtig  erfaszt  ist. 
wir  könnten  die  thatsächlichkeit  der  aufgestellten  behaoptnng  an 
der  ganzen  reihe  von  definitionen,  die  wir  in  wissensebaftlkfaen  md 
elementaren  darstellungen  der  griediiseben  easnssyntaz  finden,  er- 
weisen; es  wird  genügen,  daranf  binsnweisen,  dasz  selbst  Cortios 
vaf  der  Msistener  philologenversammlung  erklirte:  die  esfocsdimg 
der  gnindbedeatung  des  ossnssjstems  mnsa  der  snknnft  Über- 
lassen bleiben  und  weiter  eingehender  pr&fung.  wir  verkennen  da- 
mit keineswegs  die  grossen  Verdienste,  welobe  die  forsebnngen  auf 
dem  gebiet  der  griecfattoben  nnd  lateiniscben  qweia^grammatik  be* 
anqniMdisii  kOnnen:  wir  erkennen  im  gegenteil  dankte  an,  was  auf 
diesem  gebiet  fttr  die  erkemtnis  der  casnsqfntaz  mit  wisssnsebaft^ 


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für  die  dacstelluDg  der  griechisckeu  casufts^utax  uew.  3 


liebem  ernst,  ausdauerndem  fleisz,  eindringendem  Scharfsinn  gelei:^t6t 
ist;  aber  wir  constatieren,  dasz  trotzdem  die  darstelluiif,' der  griechi- 
schen casussyntax  weit  entfernt  ist  von  durchsichtiger  klarbeit,  dasz 
namentlich  die  rechte  erkenntnis  und  ein  wirkliches  Verständnis  der 
Terhältnisse  der  griechischen  casus  auf  dem  boden  der  griechischen 
spräche  zur  zeit  ihres  eigenen  bestehens  nicht  gewonnen  ist  und  — * 
fügen  wir  hinzu  —  nicht  gewonnen  werdeft.koiwii.  deatn  vor  der 
speciell  griechischen  spmMah  liegt  eint  witlldi  ireitaii^gedeluito 
imd  ftr  die  griechiaohtt  qindie  iuigeiiMi&  militige,  ja  im  eigent- 
Meboi  tume  gnmdkgmde  «ntwiekolungsstufe,  wekA»  die  griadiiMbe 
q^inelie  mit  unrarwiadtea  tpracben  gemeniBohaftlifili  dnroUebt  luil» 
und  gerade  die  griednsche  spraohe  h»t  aehr  durdigreifeBde 
Sadeirangeii,  weläe  die  ursprünglich  Idar  und  ttberaklhtlicb  n  tage 
liegenden  verliftUauase  trttbten,  erütten  aait  nnd  in  dar  seit  Ibrer  i£« 
treommg  von  dem  gemeinaamen  aprachatamm ,  erat  die  Teiglmchende 
q>raohfOTidinng  bat  durah  genane  erforachnng  und  Teigleicbimg  dar 
aeii  jebrtoaaenden  Ton  einander  getrountan,  aber  noeh  nnwhenn« 
bare  familiensllge  an  sieh  tragenden  achwesterqxracben  eine  eiracht 
in  die  Sltaate  sprachstufe  der  indogennanischen  einzelsprachen  mud 
damit  eine  neue  baaia  und  eine  aiflhere  grondlage  itlr  die  erkauntiiia 
dieser  einzelsprachen  geschaffen« 

Trotzdem  bat  bis  jetzt  TOlzugs weise  mir  die  formenlehre  die 
fördenmg  der  yergleichenden  spraehfocaabong  erfahren:  durch  diese 
erlEannte  man  den  natürlichen  lebensprocess  der  spräche  in  der  bie- 
gung  und  bildung  der  Wörter:  dadurch  kam  klarheit,  Ordnung,  ver* 
ständnis  in  diesen  teil  der  grammatik.  selbst  die  elementargramma- 
tik  hat  sich  der  umgestaltenden  kraft  der  Sprachwissenschaft  nicht 
entziehen  können.  —  Gegen  diesen  fortschritt  der  formenlehre  ist 
der  der  syntax  gering ;  selbst  von  nicht  gerade  sachunkundiger  seite 
werden  die  resultate  der  vergleichenden  Sprachforschung  für  die 
syntax  noch  unerheblich  genannt;  häufig  genug  meint  man,  die  aus- 
bildung  syntaktischer  Verhältnisse  gehöre  ganz  dem  einzelleben  der 
sprachen  an  und  es  sei  daher  von  der  Sprachvergleichung  überhaupt 
kein  erhebliches  resultat  für  die  syntax  zu  erwarten,  nichts  desto 
weniger  kann  es  für  den  wirklich  sachkundigen  keinem  zweifei  uiittn  - 
liegen,  dasz  auch  tür  die  syntax  aller  indogermanischen  einzelsprachen 
aus  den  ergebnissen  der  Sprachvergleichung,  namentlich  aus  einer 
sorgföltigen  durchforschung  der  syntax  der  ältesten  Schwestersprache 
eine  fülle  höchst  wichtiger,  ja  geradezu  grundlegender  gesichtspuncte 
sich  ergeben,  dasz  bei  dem  engen  Zusammenhang  von  formbildung 
und  forman Wendung  —  die  formen  sind  ja  doch  nur  im  satze ,  also 
in  syntaktischer  fügung,  nicht  am  einzelnen  worte  entstanden  — > 
deraelbe  gewinn  wie  für  die  formenlehre  auch  für  die  syntax  aus 
der  apraohTergleichung  erwachsen  musz,  dasz  demn«di  die  griecbi- 
ache  syntax  ihren  wirhiiehen  ebaddnaz  nmr  darch  berOolDBii^tigung 
der  tltesian  spracbetofe,  vekbe  daa  griednaehe  mit  mrverwaäten 
TÖlkem  gemmaam  don^lebte,  aUo  doreb  bemitan^g  der  reaaltate 


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4     VecwertuAg  der  resultate  der  Tergleicbeoden  spracbforachung 

der  gemeiniüdogermauischen  Syntax  ei  langen  kann,  der  verwertuu;^' 
dieser  resultate  für  die  darstellung  der  griechischen  casussyntav 
könnte  unseres  erachtens  von  wissenschaftlicher  seite  nur  enttreireu- 
gehalten  werden :  'für  eine  durchgreifende  neugestaltung  fehlen  noch 
die  wissenschaftlichen  vorarbeiten'  —  wie  die  gewichtige  stimme 
des  verehrten  Vermittlers  der  resultate  der  Sprachvergleichung  für 
die  griechische  formenlehre  erklärt,  allerdings  mit  dem  zusatz:  'dasz 
aber  mit  der  zukunft  von  dieser  seite  auch  der  praktische  unterriebt 
gewinn  ziehen  kann  und  wird,  i,-t  unzweifelhaft.* 

Allein  die  grundzUge  der  gemeinindogermanischen  casussyutav 
wenigstens  stehen  fest.  Curtius  selbst  hat  auf  der  Meiszener  philo- 
logenversammlung  in  seinem  Vortrag  gegen  die  (Hartungsche)  loca- 
liatische  casustheorie  den  rechten. aosgangspunct  für  die  behandlung 
der  frage  angegeben ;  er  wffrde  ncber  den  damals  verhandelten,  aber 
nicht  sor  entsoheidnng  geführten  gegensta&d  e&toehiadeii  hahen, 
hiite  er  seihst  den  hmiehneten  weg  betreten,  hStte  er  nicht  hlosz 
▼OB  der  form  der  casos  ans,  sondern  nach  vom  gebrnnoh  der 
oftsos  ans  axgnmentieri  es  steht  nnnrdfelhalt  fest,  £»z  das  gemein- 
indogennanisehe  —  also  auch  die  Slteste  stufe  des  griechischen  — 
im  singnlar  wenigstens  für  7  —  mit  aasschlnsi  des  voc.  —  casus  be* 
sondere  formen  ausgeprSgt  hatte,  also  7  rersdiiedene  grandbedehnn- 
gen  der  nomina  unterschied,  es  st^t  nnsweifelhaft  fest,  dasz 

der  nominativ  caens  des  snbjeots, 

der  aocnsatir  casus  der  determination  des  prftdicats, 

der  genitiv      casus  der  determination  des  nomens, 
also  rein  formale,  grammatische  casus  sind;  dasz  dagegen 

der  eigentliche  ablativ  als  woheroasus, 

der  eigentliche  locativ  als  wo  casus, 

der  eigentliche,  sogenannte  instrnmentalis,  der  richtiger  so- 
ciativus  genannt  würde,  als  casus  des  mit  Verhältnisses 
oder  des  Zusammenseins, 

der  eigratliche  dativ  als  (freilich  meist  in  abertragenem  sinne 

gebrauchter)  wohincasus 

auf  eine  räumliche  grundbedeutnng  zurückgehen,  es  steht  fest,  dasz 
in  folge  lautlichen  Verfalls  der  endungen,  der  natürlich  in  verschie- 
denen sprachen  in  verschiedener  weise  eintrat,  anähnlichung  und  zu- 
letzt gänzliches  zusammenfallen  ursprünglich  verschiedener  formen 
zu  einer  form  eintrat  und  dasz  dadurch  die  Übertragung  ver- 
schiedener functionen  auf  eine  form  erfolgt  ist.  es  bteht 
fest,  dasz  auf  diese  weise  der  lateinische  ablativ,  an  dem  wir  sogar 
dieses  zusammenflieszen  der  verschiedenen  formen  zu  einer  form, 
welche  nun  die  functionen  der  ursprünglich  verschiedenen  formen 
natürlich  zugleich  ausdrückte,  beobachten  können,  —  der  archaisti- 
sche ablativ  auf  d  nemlich  erscheint  in  wirklich  alten  denkmälern 
nur  als  wohercasus,  nicht  als  wocasus  oder  als  casus  des  mitverhält- 
nisses,  wie  der  spätere  lateinische  ablativ,  der  alle  diese  functionen 
ausdrückt,  —  eine  dreifache  function  erhalten  hat:  ' 


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für  die  dargtellung  der  griechischen  casaaayntax  u&w.  5 

1)  die  des  wohercasQB  (eigentlicben  ablativ) 

im  sogenannten  ablatifus  separationis, 

ablativQS  comparationis, 
ablatiyas  eansae, 
ablatim  pretü; 

2)  die  des  woeasus  (eigentlicben  Ipcativ) 

im  sogenannten  ablativus  loci  und 

ablativus  temporis ; 

3)  die  des  casus  des  mitTerb&ltDisses  (eigentlicben  ^instrumen- 

talis',  richtiger  sociatifus] 
im  sogenannten  ablativus  quaUtatis, 

ablativas  instramenti, 
ablativus  mensnrae, 
ablativus  modi. 

es  steht  fest,  dasz  auf  diese  weise  der  grieohiscbe  genitiv  eine  zwei- 
fache fonction  erhalten  hat: 

1)  die  des  eigentlichen  genitiv  ^ 

entsprechend  lateinischem  genitiT,  wie  sanskritischem 
genitiy; 

2)  die  des  wohercasus  (eigentlichen  ablativ)  — 

entsprechend  lateinischem  ablativ,  sofern  dieser  die  func  tio- 
nen  des  eigentlichen  ablativ  (wohereasns)  ausdrackt, 
also  dem  abl.  sep.,  comp.,  causae  nnd  pretii*,  ganz  dem 

sanskritischen  ablativ. 

es  steht  fest,  dasz  auf  diese  weise  der  griechische  dativ  eine  dreifache 
fonction  erhalten  hat: 

1)  die  des  eigentlichen  dativ  — 

entsprechend  lateinischem  dativ,  sowie  sanskritischem  dativ, 

2)  die  des  wocasns  (eigentlichen  locativ)  auf  die  fragen:  wo?  und 
wann?  — 

entsprechend  dem  lateinischen  'ablativus'  loci  und  tem- 
pCHris,  weil  der  lat.  abl.  die  functionen  des  locativ  mit 
Übernommen  hat,  sowie  dem  sanskritischen  locativ. 

3)  die  des  casus  des  mitverhältnisses (eigentlicben 'instrumentalis', 
richtiger  sociativus)  zur  bezeichnung  begleitender  umständCi 
des  mittels ,  der  mitwirkenden  Ursache,  des  maszstabes  — 

also  entsprechend  dem  lat.  ablativus,  sofern  dieser  die 
functionen  des  eigentlichen  sociativus  ausdrückt,  also 
lat.  abl.  instr. ,  modi,  mensurac,  sowie  dem  sanskriti- 
schen ^Instrumentalis'  d.  i.  sociativus. 

es  steht  fest,  dasz  nur  die  auf  eine  räumliche  grundbedeutung 
zurückgehenden  oder  in  räumlicher  bedeutung  gebrauchten  casus  in 
Verbindung  mit  eigentlichen  präpositionen  treten,  nie  eigentlicher 
genitiv,  nie  eigentlicher  dativ,  also  auch  nie  im  lateinischen  genitiv 
oder  dativ,  da  sich  diese  casus  rein  erhalten  haben;  wol  aber  ver- 
binden sich  mit  präpositionen 


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6     Verwertung  der  resultate  der  vergleichenden  Sprachforschung 

der  wobercftsus  (eig.  ablativ)  ^ 

also  im  lateiniBohen  der  ablativ ,  sofern  er  wobercasus  ist , 
im  griechisohen  Um  den  wohereasns  vertretende  genitiv; 
der  wooasns  (eig.  looatiy)  — 

also  im  lateinischen  der  ablativ,  sofern  er  den  locativ  in 

sich  aufgenommen  hat, 
im  griechischen  der  datir,  weil  nnd  sofbm  er  die  locativ- 
fonctionen  ausdrQckt; 
der  casus  des  mitverhsltnisses  (eig.  sociativ)  — 

also  im  lateinischen  der  ablativ,  sofern  er  den  sedativ  in 

sieb  aufgenommen  hat, 
im  griechischen  der  dativ,  weil  und  sofern  er  die  sociativ- 
functionen  ausdrückt; 
endlich  allmählich  der  zum  wohincasus  gewordene  accuaativ. 

Es  steht  unzweifelhaft  fest,  dasz  der  griechische  genitiv  bei 
eigentlichen  präpositionen  z.  b.  bei  diTTÖ  TTpÖ  uttÖ  usw.  ursprüng- 
licher wobercasus  (und  vom  eigentlichen  genitiv  durchaus  verschieden) 
ist,  gerade  wie  der  ablativ  bei  ab,  ex  usw.  es  steht  unzweifelhaft 
fest,  dasz  der  griechische  dativ  bei  präpositionen  vom  eigentlichen 
dativ  durchaus  verschieden  ist,  dasz  der  lateinische  ablativ  bei  in, 
sub,  super,  sowie  bei  cum  mit  dem  eigentlichen  ablativ  (dem  woher- 
casub j  gar  nichts  als  die  form  gemein  hat ;  dasz  der  griechische  dativ 
bei  dv  UTTÖ  UTiep  u.  ä.  ebenso  wie  der  lateinische  ablativ  bei  in,  sub, 
super  entweder  wirkliche  locative  sind  oder  locative  function  haben ; 
dass  der  griechische  dativ  bei  cuv  ebenso  wie  der  lateinische  ablativ 
bei  cum,  von  jenem  wiederum  versdueden,  ursprllngliche  sociative 
sind,  wie  ja  auch  im  althochdeulsdien  bei  Otfried,  Tatian  usw.  regel- 
mSszig  bei  der  präposition  mit  die  form  des  sociativus  (neben  der 
des  dativus)  erscheint. 

Kurz:  die  gmndztige  der  griechischen  casussyntax  sind  durch 
die  Tergleichende  sprachforsi^ung  unsweilelhaft  fes%;e8teBI$  was 
auf  dieser  grundlage  sich' ausgebildet  und  festgesetzt  hat,  ftllt  zu^i 
groszen  teilindiegeschichtedes  einzellebens  der  griechischen  spräche. 

Zweifelhaft  bleibt  nur  vielfach  die  entscheidung  dartlber,  wel- 
cher function  die  vorliegende  Verbindung  bei  den  mischcasus  (latei- 
nischem ablativ,  griechischem  genitiv,  griechischem  dativ)  zuzu- 
rechnen sei 

Biese  zweifelhaftigkeit  ist  sogar  eine  innerliche ,  im  wesen  der 
Sache  begründete,  sie  erklärt  sich  zunächst  aus  dem  flieszenden  Cha- 
rakter der  casusunterschiede,  ein  und  dasselbe  objectiv  vorliegende 
Verhältnis  kann  nemlich  leicht  von  verschiedenen  gesichtspuncten 
aus  aufgefaszt  nnd  darum  verschieden  ausgedrückt  werden,  der 
kaufpreis  z.  b.  kann  angesehen  werden  als  ausgangspunct  für  die 
handlung  des  kaufens  und  verkaufens;  nicht  minder  richtig  aber 
auch  als  mitwirkende  Ursache,  als  mittel  der  handlung.  die  ver- 
schiedenen constructionen  eines  desselben  verbums  sind  der  sprach- 
liche ausdruck  dieser  verschiedenen  anschauungsweisen  desselben 


Diyilizea  by  VoüOgl( 


für  die  dantellung  der  griechischen  casussyntax  Usw. 


7 


ihatbestandes.  in  jenem  falle  wird  bei  tef  enteil  aasdiAaung  der 
kao^reis  dank  den  eigentliehen  «XiialiT  (den  woberwns),  bei  der 
letitmn  aasoluuiniig  dnvoh  den  kttinimeatalis  ausgedruckt,  so  wird 
bei  denverbis  feiek  freneB*  m.  I.  der  gegenetaad,  deeeeii  man  sieh  freut, 
Uber  de&  maa  etlreitt  ist,  bald  dnräi  den  loeatitr  anagedradkt  —  wir 
wnrfllmfiinii  das  auf  dereelben  ansohamug  bernhende  griechische  T^p- 
iT€c6at  iy  SoXiqc,  lateinisohe  gloriari  in  aliqoa  re,  an^ä  das  hebrftische 
S|  Tiniar,  bald  dureh  den  ablativ  —  wir  wgleiehen  das  lateinische 
gloriari  de  aliqna  auch  das  bebräiscbe  73.n72tD~,  bald  durch  den 
instnimentalie  —  wir  Yergleiohen  die  gewöhnliche  dentung  des  im 
^rieebieohen  zur  regel  gewordenen  TdpiT€cOai  Tivt  — .  wo  nur  eine 
form  lom  ausdruck  des  locativ  und  Instrumentalis'  geworden  ist, 
wie  im  griechischen  dativ,  oder  gar  eine  form  zum  ausdruck  des 
locativ,  inst r\] mentalis  und  ablativus  dient,  wird  es  oft  zweifelhaft 
sein,  welche  grundanschauung  vorliegt,  es  kann  nicht  hinreichend 
festgestellt  werden,  ob  der  griechische  dativ  bei  T€pTT€cOai  auf  loca- 
tive  oder  sociativ  -  instrumentale  oder  gar  auf  ablativische  grundan- 
schauung zurückgeht,  nur  bis  zur  wolbegründeten  Wahrscheinlichkeit 
kann  diese  frage  entschieden  werden  durch  genaue  beobachtung  des 
sonstigen  Sprachgebrauchs,  in  einzelnen  fällen  wird  nicht  einmal 
eine  wolbegründete  Wahrscheinlichkeit  erreicht  werden  können, 
nämlich  da,  wo  nicht  sichere  Zeugnisse,  z.  b.  parallele  präpositionale 
Wendungen  oder  der  einstimmende  gebrauch  der  verwandten  sprachen 
durch  einstimmigen  oder  wenigstens  überwiegenden  gebrauch  die 
«nteeheidniig  kerbeiltthren. 

Diese  sweilisUiaftigkmt  aber  erldirt  siok  aacb  daraas,  dasz  im 
spraekbewnsiteein  allmtkUek  die  misdusasue  da  wirUioke  «nkeiten 
empfanden  wurden«  im  lateiaiecken  ist  dae  bewntitsein  von  der  nr* 
sprttttglieken  gescbiedenkeit  des  woker-  nnd  wo-casas  in  dem  grade 
gesekwmideBidaBKdasekarakteristiaohekeBnseiebendeBWoker-casas  d 
als  beliebig  angebraektes  nnd  anzubringendes  anhftngsel  (z.  b.  von 
<)aintilian  I  7,  12)  aufgefaszt  nnd  in  archaistisch  sein  sollender 
Schreibweise ,  namentlich  bei  reconstruction  alter  inschriften  sogar 
dem  locativen  ablativ  beigefügt  wurde,  so  ist  auch  dem  griechischen 
spracbbewuestsein  der  unterschied  zwischen  eigentlichem  genitiv  und 
woker-casas,  zwisdien  dativ,  locativ  und  sociativns  allmählich  ge- 
schwanden;  der  Sprachgebrauch  bot  die  übliche  Verbindung,  ohne 
dasz  der  einzelne ,  welcher  sie  gebrauchte ,  über  die  entstehung  der- 
selben rechenschaft  zu  geben  brauchte  oder  auch  vermochte;  darum 
ist  es  nicht  immer  leicht  zu  entscheiden,  ob  eine  gebrauchsweise  des 
betreffenden  casus  zum  eigentlichen  gebrauch  desselben  oder  zu  dem 
mitübernommenen  gebrauch  zu  zählen  ist. 

Allein  dennoch  giebt  es  wege,  in  den  meisten  fällen  eine  ent- 
scheidung  wenigstens  bis  zur  wolbegründeten  Wahrscheinlichkeit, 
wenn  nicht  zur  evidenz  herbeizuführen,  es  ist  selten  nötig,  über  das 
gebiet  des  griechischen  binaubzugehen;  innerhalb  des  griechischen 
liefert  der  gebrauch  präpositionaler  Wendungen,  namentlich  im  Homer 


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8    yerweriang  der  muliaie  der  vergldchenden  spradhfarschtmg 

der  gebrauch  des  ablativischen  6ev  und  des  rein  rttomlichen  casna 
9ly  der  durchaus  keine  gemeinschaft  mit  den  formalen  casus  (accu- 
satir,  eigentlichem  genitiy)  zeigte  mittelgenng,  um  die  im  griechischen 
zu  gründe  liegende  anscbauung  erkennen  zn  lehren,  jedenfalls  ist 
die  zweifelhaft igkeit  dieser  entscheidung  nicht  gröszer  als  die  der 
entscheidung  Über  die  Zusammenordnung  der  zusammengehörigen 
Spracherscheinungen  in  der  bisher  üblichen  darstellungdergrammatik, 
die  aufgäbe,  entscheidung  darüber  zu  treffen,  ob  ein  griechischer 
dativ  eigentlicher  dativ  oder  eigentlicher  locativ  oder  eigentlicher 
sociativ  sei,  ist  doch  keine  andre  aufgäbe,  als  entscheiden,  ob  ein 
dativ  ein  dativ  des  entfernten  objects  oder  dativ  temporis  oder  datiy 
instrumenti,  resp.  modi  ist.  jene  aufgäbe  ist  zwar  nicht  mit  absoluter 
Sicherheit  zu  lösen;  diese  aber  ist  ebenso  wenig  sicher  gelöst:  der 
unterschied  in  beiden  fällen  ist  nur  der,  dasz  dort  auf  die  Unsicherheit 
ausdrücklich  aufmerksam  gemacht  wird,  während  hier  der  schein  der 
Sicherheit  erzeugt  wird;  oder  jeder  erklärungsversuch  aufgegeben 
ist.  wo  aber  dort  eine  entscheidung  gegeben  wird,  ist  bei  sorgftl- 
iiger  beobacbtung  dw  verwandten  präpositionalen  wendnngen,  der 
grundbedeotnng  der  casus  und  ihres  gebranches,  ancb  der  analogie 
der  nrverwandten  sinadien  die  au&tellnng  sq  onlogiscber  behäng« 
tnngen,  wie  sie  in  der  vnlgSrgrammatikgaasgang  nnd  gSbe  geworden 
sind,  so  dasz  am  ihrer  älgemeinheit  willen  kaum  anstoss  an  ihnen 
genommen  wird,  als  ob  z.b.  der  lateinische  ablativ  in  redewendnngen 
wie  exercitu  profectns  est,  der  griecbiM^e  dativ  indenentspreebenden 
griechischen  Wendungen  iioXXok  OtpaTiuiTaic  iTOp€0€c6iii  n.  S.  das 
mittel  bezeichnet y  geradezu  eine  Unmöglichkeit. 

Für  die  wissenschaftliche  darstellung  der  griechischen  (latei- 
nischen, deutschen)  casussjtttax  erscheint  uns  als  absolute  not  wendig- 
keit, dasz  dieselbe  auf  die  resultate  der  Sprachvergleichung  basiert 
wird,  nur  so  kommt  klarheit  und  Ordnung  und  Verständnis  in  die 
griechische  (lateinische,  deutsche)  casussyn tax :  der  wissenschaftlichen 
darstellung  bleibt  die  aufgäbe,  ausgehend  von  den  ergebnissen  der 
Sprachvergleichung  für  die  älteste  sprachstufe  des  griechischen, 
welche  diese  spräche  gemeinsam  mit  andern  urverwandten  durchlebt 
hat,  im  griechischen  selbst  den  gebrauch  der  einzelnen  casus  historisch 
genau  und  mit  statistischer  Vollständigkeit  zu  verfolgen. 

Es  fragt  sich,  ob  auch  die  elementare  darstellung  der  griechischen 
(lateinischen)  casnssyntax  auf  diese  durchaus  gesicherten  resultate 
der  Sprachvergleichung  basiert  werden  darf  oder  basiert  werden  muss. 

Trotz  des  tiefgreifenden  Unterschieds  zwischen  wissenschaftliebcir 
nnd  elementar -grammatik  wird  ein  normales  Terbiltnis  zwischen 
beiden  nnr  da  stattfinden,  wo  die  elementargrammatik  die  resoltate 
der  wissensdiafUicben  forscbnng  sieb  aneignet  und,  soweit  tnnlieh, 
verwertet.*  allerdings  erUfirte  prol  Lange  auf  der  M eiszener  philo- 
logen*versammlang:  *ftlr  die  sdiulgrammatik  kommt  sehr  wenig 
darauf  an,  ob  man  miscbeasns  annimmt,  oder  ob  man  nach  der  (er- 
Wiesenermassen  falschen  nnd  auch  von  Lange  ausdrftddicb  für  &lsoh 


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erkürten)  HartioigtdMiiiheorie  die  eaias  zerlegt  oder  ob  man  endlich 
dui  ttbmicht  ihres  gebranchfl  ganz  ftuszerlich  nach  verben  und  adjee- 
ÜTen  anordiet«'  imein  ist  wäit  wahrbeit  und  wissenschaftlicbkeit 
in  gleicbem  masze  oberstes  geseiz  für  die  scbalpnais  wie  fdr  die 
ihtttigkeit  des  «aireveiÜUel^rers  ?  wir  ktenen  der  «itenuilive 
swiaiäeK  miiohMMWtt  und  enpiriaeher  aaerdming  eine  gewisse  be- 
reehligsBg  geai  i^gesteheii;  aber  es  kann  nnmQgiioh  gleichgültig 
sein,  ob  man  yon  anerkAuniennaezen  falsehen  theorien  ausgeht,  die 
denteUnng  der  spracherscheinnngen  auch  in  der  elementarsten  form 
OMiee  wissenschaftlich  richtig  und  auch  da,  wo  im  pädagogischen 
interesse  der  scbüler  zunächst  nur  mit  den  thatsachen  der  spräche 
bekannt  gemacht,  die  erklärung  derselben  einer  gereifteren  alters- 
stufe  vorbehalten  wird,  so  beschaffen  sein,  dasz  durch  dieselbe  die 
richtige  erklärung  vorbereitet,  jedenfalls  nicht  gehindert  wird. 

Uns  will  die  basierung  auch  der  elementaren  darstellung  der 
casussyntax  auf  die  gesichertes  resuUate  der  sprachvergleichang  als 
notwendig  erscheinen. 

Zunächst  um  der  aufgäbe  des  grammatischen  Unterrichts —  wir 
beschränken  uns  auf  das  griechische  —  willen,  die  aufgäbe  des 
griechischen  Unterrichts  auf  unseni  gyranasienistja  erkanntermaszen, 
den  scbüler  durch  die  kenntnis  der  spräche  in  das  Verständnis  der 
classischen  litteratur  Griechenlands  einzuftihren.  griechische  gram- 
matik  wird  aufunserngymnasien  nicht  um  ihrer  .selbst  willen  gelehrt, 
sondern  zum  zweck  der  lectüre.  der  besondere  Unterricht  in  der 
griechischen  grammatik,  der  um  jenes  Zweckes  willen  notwendig 
ist,  hat  die  aufgäbe,  die  sprachlichen  thatsachen  dem  Verständnis 
nahe  zu  bringen  und  dadarebdea  aohtUer  zu  befthigen,  die  einzelnen 
spraefaliebett  eitwheinnngen  an«  den  erkaaBten  gmodaneehaavagen 
der  apnMilia  htraas  riehtig  anffiMaeet  «sd  ae  Itta  fafufiadiiia  der 
aohiiflatcUer eiadriiigeitso kOraeB«  erniiiBalaoatatadaijgenolita- 
puaet  tet  ifli  auge  tHtellett»  daaa  efoa  wiiUiohe  kraatiila  viid  ein 
wirUidiea  TenttadBie  der  aiwaidM  TeimitUlt,  sieht  Uoe  aeUag* 
fertigkieit  rad  gedftdiftiiianiieBiga  aiehgriwiit  in  au&agMi  md  iu  der 
aawendiing  gramnatiaeher  regala«  wekbe  angeblleli  die  -thataaebeiA 
dar  MpmBi»  xegiatrianii,  eraielt  wird*  wattadiiia  ate  kommt  mr 
diircii..die  wwectoag  der  xeaaltate  dar  vorgleiolieBdeB  aptwli 
lioaraeiMg  in  die  gneekiaAe  mnwpkUai  \  wir  haken  aehoanaairiNB 
erÜBhrenen  schnlmaiui  Idagea  kaven,  daaa  eia  wirktickea  vecattedaiia 
derselben  nicht  erzielt  saL 

Sodann  aber  auch  um  der  gesamtaufgabe  unserer  gymaaaial* 
büdmig  wiUan«  die  ynlgärgrammatik  stellt  die  verschiedenen  ge- 
branöheweieen  des  griechischen  genitiv  nnd  grieehiscben  dativ  im 
günstigsten  £iUe  ohne  iigend  welche  ▼ermittelHag.eoordiiiiart  Beben 
eiaander;  aie  vermag  nicht  die  ▼emekiedenea  gakraaekaweiaen  die^ 
aer  easna  ant  eiaander  in  innm  beziehnng  sn  aetien,  zn  erklftrea 
nad  Ton  einer  grandbedeutnng  abzuleiten,  auf  grund  der  ergeh* 
aiaae  der  Teigleidieadett  apraohfocaeknag  iat  eiae  darateUuag  der 


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1 


10  Venmiaag  dir  wwdirt»  dm  vitylrtehtadtn  q^widdtowhimg 

griteMttlWi  Mmqntes  «mflgliiht,  wMU  di»  mitkkdiaga  «a*> 
WMiduiigBweisem  dir  griwldwhia  omi  «fUlrt  tuid  iwliifunlti 

entwickelt,  die  grundbedeutoog  dm  tum  MrtsUi  Oftd  to  «iaaii 

einbliok  tind  ftteblick  über  das  gesamte  gebiet  ihres  gebratudw  ge- 
währt, voft  dem  M»  di»  «hnImii  falle  des  gebraacha  aieh  leidit  er- 
klSren.  es  erhellt,  Toa  mMi  weitgtiaifHudar  MMlH|f  Ar  di»  lo- 
giaefat  biklung  des  sohülers  es  ist,  dm  ir  dim  wesen  eines  ajatenH 
auffassen  und  beherrschen  lemt»  dm  er  das  einteilongspriasp  he- 
greift, dasz  er  die  einzelerseheinnngen  stets  nach  besümmteii  m«rk* 
malen  unter  kategorien  unterordnet ,  seiae  kttmtBMte  ai  «iaer  he- 
wntat  gewordenen  Ordnung  in  sich  trägt. 

Endlich  auch  aus  didaktischen  grUnden.  es  kann  ja  keinem 
zweifei  unterliegen ,  dasz  durch  die  erkenntnis  und  auffindung  der 
regel  auch  die  gedächtnismäszige  aneignung  wesentlich  erleichtert 
wird;  ist  in  der  menge  der  einzelheiten  die  regel  nachgewiesen  ,  so 
wird  dadurch  der  gedächtnismäszigen  aneignung  vorgearbeitet  und 
zugleich  eine  sichere  stütze  geboten,  die  klarheit  und  Übersichtlich- 
keit, welche  allein  auf  grund  der  resultate  der  vergleichenden 
Sprachforschung  für  die  griechische  casussyntax  gewonnen  werden 
kann,  musz  wesentlich  auch  die  gedächtnism&saige  aneignung^  deren 
man  nicht  entrathen  kann,  fördern. 

Ein  doppelter  einwand,  scheint  uns,  kann  auf  den  ersten  blick 
mit  gutem  grnnd  gegen  die  befürwortete  basierung  der  elementaren 
darstellung  der  griechischen  casussyntax  auf  die  ergebnisse  der  ver- 
gleichenden Sprachforschung  erhoben  werden:  es  werde  die  geistes- 
thätigkeit  des  schalers  auf  ein  neues  gebiet  gelenkt,  der  an  sich 
sd&on  ttberbttrdete  schttler  werde  dadurch  mit  neuer  arbeit  belastet, 
die  mhD  aber  ttbemsteige  die  fassungskraft  des  sohtQers. 

Alleia  dien  eiawmdoagea  elad  am:  begrttadel  hü  äam  na- 
pädagogieebea  tft  der  belMHidlung.  diese  warn  «Aüa  to  gesobeliea, 
de»  der  edittler  gw  aleht  aierkt,  dees  die  kitendea  gmäiBhiMpmakkB 
ecfi  Toa  sdtea  der  «pmekvergleichung  ihre  aötige  klarlegung  ge* 
Ibadca  habsa.  der  gianuaaitbehe  aaAeRulit  amat  ja  ftete  km  eng- 
Üea  enschlttsa  uad  im  ianigelea  soetmaisabang  mit  der  leetttre  «r* 
IMgia.  die  epradiUekea  tiMtsaektu  widmm  hm.  der  leettve  mbr- 
gmommm  werdea;  eae  dieser  aasdauiaag  auu»  aaek  die  sjatek- 
tieehe  eaflusaag  hiwfttuiirMSMea.  der  giammatigqbe  nateniolit  bat 
die  wabrgeaommeaea  epraoblichen  tbitiailna  fnwamawawwwfdaeo 
uad  nater  analogiea  an  sammeln ;  das  geschieht  an  der  gnecbieohea 
Sprache  selbst;  es  brauobt  «ad  eoU  dabei  mit  keinem  wort  dee 
sanskrit  erwähnt  werdea.  ganz  von  salbet  fHlkrt  den  eacbkundigea 
auch  der  griechische  Sprachgebrauch  im  genitiy  zu  einer  soheidung 
der  eigentlich  genitivischen  und  der  ablativisohea  foa<^onen,  im 
dativ  zu  einer  aebetdoag  der  fonotionen  des  eigentlichen  .dativ,  des 
eigentlichen  wooasns,  des  casus  des  mitverbttltniseesj  denen  die  ein- 
zelnen gebrauchsweisen  sich  subordinieren,  den  weg,  auf  welchem 
wisseaachaftliche  arbeit  endlioh  au  wirklieber  etnaobt  ia  die  caaoa- 


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9 


fatt  die  dttiftelluog  der  grieddieliiB  «mqrAttt  QW*  11 

syntax  gelangt  ist,  brMNht  die  Jugend  nidil  in  gete;  di«  nwultM» 
wissensidiaftlielier  fbrsdiiiiig,  efiiunil  kkrgMtaÜt,  8oO«b  ihr  aber  m 
gttto  komme»,  dtfum,  «bo  w  «kie  erieiektenmg  M  gi^Mwet 
fiMeniBg  hndelt  es  Mt^  wen  wir  die  beirinmg  der  daretelhuig 
der  gtieehieifteii  eoevujottt  auf  die  msHrte  dsr  mnebverglei- 
olraiig  beflirwcvteii* 

Den  B^ittkr  mit  neaer  uMt  belaetai  aa  weilM«  ämA  wir  Witt 
enCÜBnit.  wir  meiiien  aogar,  daaa  die  autlAMiebkeiti  iä  welker  die 
grammatik  rifllfiMk  behimdelt  wird,  mOglieket  n  besehrftnken  ist 
grieefaiaelie  gnauMtik  wird  je  aiebt  gelehrt,  um  griechieeb  eafatei* 
ben  ZQ  lehren ,  sondern  um  das  yerständnis  der  classiker  aa  MiiVg- 
lichen.  damit  ist  einer  oberflftchlichen  behandleng  der  grammatik 
keineswegs  das  wort  geredet;  alleia  die  conseqoenz  deTon  iat|  daaa 
auf  wirkUehes  verstftndnis  der  sprachlichen  thatsaehen  gedmogen 
werden  mnsz  nnd  dasz  der  sckfiler  zu  befldiigeB  iil|  Mit  den  erkann- 
ten gnindanschaunngen  der  spräche  heraus  die  gerade  vorliegenden 
sprachlichen  erscheinungen  richtig  aufzufassen;  dasz  es  also  der 
aiifzSblung  der  einzelnen  sprachlichen  erscheinungen  in  bestimmten 
regel-  und  ausnahme-columnen  nicht  bedarf,  die  aufzählung  aller 
einzelheiten ,  wie  sie  die  vulgärgrammatik  geben  musz,  ist  nicht 
minder  unwissenschaftlich  als  unpädagogisch,  ein  solches  verfahren 
verkennt  ganz  das  freie  schaffen  der  spräche ;  es  beeinträchtigt  ge- 
radezu  die  aneignung  besonders  der  griechischen  spräche:  gerade 
die  vielgestaltigkeit  der  griechischen  ausdrucksweise,  ein  abbild  imd 
Zeugnis  der  l^eweglichkeit  des  giiechischen  geistes ,  kann  nicht  ver- 
standen und  gewtlrdigt  werden,  wenn  alle  einzelnheiten  in  das  enge 
fach  werk  von  regeln  und  ausnahmen  gebracht  werden,  gerade  von 
einer  in  der  rechten  weise  gehandhabten  benutzung  der  resultate 
der  irergleichenden  Sprachforschung  erwarten  wir,  weil  einführung 
in  das  Verständnis  der  grundanschauungen  der  spräche,  eine  be- 
scbrftnkung  der  im  systematischen  grammatischen  Unterricht  zu 
b^iandelnden  einzelheiten.  jedenfalls  aber  bedingt  die  basierung  der 
elementeen  darstellung  der  griechischen  eatossyotax  kmneewega 
eine  -rennelirang  dee  letotdft. 

*  Wohl- aller  dne  gtOeaere  gai<t%e  anetrengung*,  riditiger  eine 
energisctee  anregung  ztt  etetem  naabdeakan,  aber  keiaeawega  eiM 
aoleke ,  welehe  die  ftaaongskrsft  dea  ackOlera  Ikberaleigt  geihtige 
MfMt  beboi  wir  in  nneera  gyninaiiin,  dm  rtuggehnkw  dea  gaiatea, 
in  IMem  und  an  fordern,  nnaeie  eokllkr  eottan  je  doidi  den  daa'- 
aieoheii  imterriolit  female  Irildang  erreMshen,  edlen  denken  nnd  ' 
denken  leinen;  aie  haben  in  der  thet  bei  normalen  yeriiittniaaan 
eine  wafaro  fteade  daran,  an  der  tbntMMihe  den  grond  IfaMton  nnd  er- 
kennen in  kttanan.  gerade  darin  sehen  wir  ömt  wmag  dar  ekaii« 
aehen  sprachen  und  ihrer  grammatik  tot  den  aaodemen,  daaa  ikre 
▼erkftllniase  so  kkur  nnd  libersichtlich  gemacht  werden  können,  daes 
ihr  erlernen  für  oauere  jngend  eineeohule  dea  elementaren  logischen 
denkena  aein  kann.«  tegän  hr  apraeUiehe  timtaaeken  heben  die 


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12  Yerwertang  der  maltate  der  Tergleichenden  Bprachfortehang 

modernen  spraolien  auch ,  die  feinheit  iiyntaktischer  unterschiede  in 
denselben  steht  der  in  den  dassischen  sprachen  durchaus  nicht  nadi : 
aber  der  weg,  wie  sie  diese  regeln  geschaffen  haben,  ist  so  weit  und 
Tcrwickelt,  dasz  er  von  der  jugend  nicht  übersehen ,  oft  selbst  Tom 
spiachforsolier  nicht  nachgewiesen  werden  kann,  besonders  bei  dem 
eingetretenen  verfall  der  sprachlichen  formen,  in  den  classischen 
sprachen  hat  die  spräche  noch  nicht  eine  so  verwickelte  geschichte 
durchlaufen;  daher  sind  ihre  Verhältnisse  so  übersichtlich  und  klar, 
dasz  sie  bei  richtiger  anleitiing  auch  von  der  jugend  übersehen  wer- 
den können,  wer  aber  möchte  behaupten,  dasz  es  einem  schüler  zu 
viel  zugemutet  sei,  wenn  man  ihn  anleitet  zu  fragen:  weshalb  dient 
im  griechischen  der  genitiv,  im  lateinischen  der  ablativ,  also  der 
woher-casus  zum  ausdruck  der  vergleichung?  dem  denkenden  schüler 
kommt  die  frage  ganz  von  selbst;  der  zum  nachdenken  zu  erzie- 
hende schüler  soll  zur  Stellung  solcher  fragen  angehalten  werden, 
wer  wollte  behaupten ,  es  übersteige  die  fassungskraft  eines  Schü- 
lers, wenn  man  ihn  lehrt,  den  lat.  abl.  =  griech.  gen.  separationis, 
comparationis,  causae,  pretii  aU  abarteu  des  woher-casus;  den  lat. 
abl.  *»  griech.  dat.  loci  und  temporis  als  arten  des  wo  casus;  den 
laL  abl.  griech.  dat.  modi,  instrumenti,  mensune  als  arten  des 
mitTerhfiltnis-easus  m  fassen. 

Aus  dem  gesagten  ergibt  sich,  inwiewdt  wir  die  Verwertung 
der  .ergebnisse  der  vergleiclienden  spraobforsdiung  fUr  die  elemen- 
tare darstellnng  der  grieehisofaen  und  lateinischen  casussynta^c  be- 
fürworten. 

Die  erkenntnis,  dasz  der  griechische  genitiT  und  der  griecbische 
dativ  eine  reihe  Ton  fonctionai  tlbt,  welche  im  lateinischen  der  ab- 
lativ hat,  ist  längst  im  Unterricht  verwertet  allein  die  Verwertung 
dieser  erkenntnis  ist  immer  nur  eine  gelegentliche  geblieben,  erst 
die  Untersuchungen  der  vergleichenden  Sprachforschung  haben  das 
gebiet,  innerhalb  dessen  eine  Vertretung  des  ablativ  durch  den  geni- 
tiv oder  dativ  stattfindet,  begrenzt  und  den  grund,  weshalb  diese 
Vertretung  statthaben  kann,  klargelegt,  wir  meinen,  die  elementare 
darstellung  der  griechischen  casussyntax  sollte  davon  gewinn  ziehen 
und  zwar  in  dem  sinne,  dasz  die  parallele  der  griecliischen  und  latei- 
nischen casussyntax  so  klar  und  so  bestimmt  hervortrete,  wie  sie 
thatsächlich  ist. 

Das  würde  erfordern,  dasz  der  lateinische  ablativ  zunächst 
in  seine  drei  functionen  zerlegt  werde  —  wie  es  Müller-Lattmann 
gethan  haben,  doch  wünschten  wir  eine  klarere,  übersichtlichere  dar- 
stellung. 

Das  würde  erfordern,  dasz  im  griechischen  beim  genitiv  scharf 
und  bestimmt  die  functionen  dvi.  eigentlichen  genitiv,  der  ganz 
zum  lateinischen  genitiv  stimmt,  getrennt  würden  von  den  functionen 
des  wohercasus,  d.  h.  des  eigentlichen  ablativs,  der  gans  zum  lat^* 
nisclien  ablativ  stimmt,  soweit  dieser  urspriingliclier  woher-casus  ist. 
der  woher-casus  aber  (cig.  abl.,  lat  abl.,  giicch.  gen.)  steht 


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für  die  dargtellung  der  griecbiscben  caeusä^utax  ubw.  13 

1)  in  rein  localem  binne  die  richtung  woher  bezeicbueml 

bei  ortsaDgabeu  mit  und  ohne  näher  determinierende  prä- 

poaiti(  n , 
bei  verbis  und  adjectivis 

der  trennung  und  entfernung, 

des  binderns  und  weicliens, 

des  anfangens  und  ablaüsens, 

des  beraubens: 

bereits  in  übertragenem  sinne,  doch  so ,  dasz  die  locale  grund« 
bedeutung  noch  dentlich  flinpftmdea  w^eii  Itann, 
bei  verbis  des  eiitetelvBiii  mid  geboranwefdene, 
bei  Terbis  und  a^j^ttvis  des  mangels  (und  der  fdlle), 
bei  den  verbis  der  WBhmebmnng ,  denn  der  griech.  genitiT 
bei  diesen  werben  bezeichnet  die  wabmelmiung  als  aus- 
gehend, gewitU  Ton  einer  person  oder  aneh  yon  einer 
saehe. 

^)  zur  bexeiehnnng  des  gegenständes,  mit  welehem  tin,  anderer 
vergleichen  wird,  da  dieser  als  aosgangspnnct  fSr  die  Terglei- 
dbende  betrachtnng,  als  standpunct,  von  dem  ans  der  sn  rer- 
gleichende  gegenständ  angesehen  ist  oder  werden  soll,  anfge- 
£Mst  nnd  bezeichnet  ist  (abl.  ==  gen.  comparationis). 

SymT  bezexehnnng  der  Ursache,  insofern  die  Ursache  einer  band- 
lung  als  ausgangspunct  fSr  ^eselbe  anfgefasit  und  beaeicbnet 
ißt  (abl.  ==  gen.  causae). 

4)  zur  bezeichnung  des  preises,  insofern  der  preis  als  gegenständ 
gedacht  ist,  auf  grund  dessen  die  handlung  des  kaufens  und 
Terkaufens  sich  vollzieht  (abl.  =  gen.  pret.). 
Der  griechische  dativ  würde  auf  drei  functionen  zurttchzuftthren 
sein,  er  ist 

I)  eigentlicher  dativ  —  durchaus  entsprechend  lat.  dativ , 

a)  wo  er  die  richtung  oder  neigung  nach  einem  ort  bin  aus- 
drückt, 

6)  wo  er  zum  ausdruck  von  Verhältnissen  gebraucht  wird, 
welche  aus  der  Übertragung  dieser  räumlichen  beziehung 
auf  geibtigo  Verhältnisse  sich  erklären  lassen, 
als  sog.  dativ  der  beteiligten  person ;  dat.  commodi  und  in- 
commodi;  utbicus;  relationis;  dativ  des  entfernten  objects. 
"2)  Stellvertreter  des  wo -casus  —  entsprechend  durchaus  lat.  ab- 
lativ,  sofern  dieser  die  functionen  des  locativ  erhalten  hat, 
a)  des  orts  )  mit  und  ohne  näher  determinierende  präposition; 
h)  der  zeit  f  abl.  =  dat.  loci  u.  temp. 
3)  Stellvertreter  des  casus  des  mitverhältnisses  —  entsprechend 
durchaus  lateinischem  ablativ,  sofern  dieser  die  function  des 
'instrumentalis'  —  sociativus  erhalten  hat, 
a)  als  casus  der  gemeinschaft,  zar  bezeichnung  der  person 
oder  Sache,  mit  welcher  eine  gemeinschaft,  ein  Zusammen- 
sein irgend  welcher  art  stattfindet  —  daher 


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14  Noctes  scholaaticae» 

griech.  dat.  bei  lat«  abL  bei  cum 

^€T<üX(|j  CTpaTeufiaTt  ingentt  escfircitn  profeotns  e«t 

iTopeOccOat 

XpQcÖai  Tivt  (qpiXtfi)  nti  aüquo  (amieo) 

Q«  S.  n»  S*  . 

b)  ab  easQs  der  art  und  weise,  snr  bezeichnniig  der  begleiten- 
den umstände  —  mit  und  ohne  pripodtion  — 

(abl.  »  dat.  modi); 

c)  als  casus  des  mittels 

o)  zur  bezeicbnung  des  mittels,  in  Terbindang  mit  wel- 
chem eine  handlung  voUfttbrt  wird 
(abl.  =  dat.  instr.); 
5)  zur  bezeichnung  der  mitwirkenden  Ursache 

(abl.  =  dat.  causae); 
c)  zur  bezeicbnung  des  maszstabes 
(abl.  =  dat.  mensurae). 
Wir  meinen,  erst  durch  eine  darstellung  der  griechischen  casus- 
syntax,  welche  auf  dieser  grundlage  ausgeführt  wird,  wird  die  Uber- 
einstimmung der  griechischen  und  lateinischen  casussyntax  in  das 
rechte  licht  gestellt,  anderseits  wird  durch  dieselbe  ein  wirkliches 
Verständnis  des  wesens  der  griechischen  casus  dem  schtiler  in  leicht 
verständlicher  weise  geboten,   wir  meinen,  durch  eine  solche  be- 
handlung  wird  die  formale  bildung  des  schülers  in  wesentlich  höhe- 
rem grade  als  dnreli  die  darstellnng  der  vulgärgrammatik  gefSrdert; 
dnreli  dieselbe  wird  die  mechaniscbe  gedttcbtnisarbeit  erleichtert  nnd 
verringert.  . 

BiXLBFBXJO.  HOLEWBIflSIG. 


2. 

NOCTES  SCHOLASTICAE.  ' 

(eiue  schulrede.) 

Es  ist,  geehrte  herrn  collegen  und  liebe  schüler,  für  uns  abermal 
ein  moment  gekommen,  in  welchem  wir  einen  lieben  amtsgenossen 
und  mitarbeiter,  Sie  einen  Ihrer  lehrer  aus  Ihrer  mitte  scheiden  sehen ; 
ein  zweiter,  ein  ehemaliger  zögling  dieser  schule,  wird  uns  in  einigen 
tagen  gleichfalls  verlassen,  nachdem  er  bei  uns  die  ersten  rudimenta 
seines  zukünftigen  berufes  abgelegt  hat,  um  in  eine  voraussichtliche 
feste  und  dauernde  thätigkeit  einzutreten,  was  liegt  uns  näher,  als 
dasz  wir  an  einem  solchen  tage  und  in  einem  solchen  moment  zurück- 
blicken auf  die  strecke  weges ,  die  wir  mit  einander  gegangen  sind, 
und  dasz  wir  hinausblickeq  auf  die  weiteren  wege,  die  wir  und  diese 
uns  befreundeten  collegen  nun  weiter  für  sich  allein  gehen  werden, 
wShrend  wir  hier  zurückbleiben  in  unserm  alten  lieben  banse,  nnd 


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NocteB  scbolasticae. 


15 


ihnen  nur  aus  der  ferne  nachblicken  und  ihnen  unsre .  herzlichsten 
wünsche  zum  geleite  mitgeben  können? 

Und  indem  wir  so  zurückblicken  auf  die  Jahre,  welche  Sie,  als 
Sie  aus  dem  groszen  kriege  eben  heimgekehrt,  bei  uns  nun  verlebt 
haben,  mein  hr.  College,  so  gedenken  wir  mit  dimk,  sowol  der  treuen 
arbeit,  die  Sie  hier  geübt,  als  auoh  der  eoll^gSalSeehwi  geaiimnng, 
welche  Siemi«  bemesenhetaii.  Sie  haben  der  sänle  in  ▼enchiedenen 
stellQngen,  und  wie  et  dae  jedeemalige  bedfirfiiiB  heieobte,  äle  Ordi- 
narius Terscbiedener  classen,  Ihre  d^eoste  gewidmet,  nnd  in  jeder 
dieser  stellnngen  mit  liebe  mid  trene  gewirkt.  Sie  haben  sich  gans 
der  anfgabe,  wdehe  Ihnen  oblag,  hingegeben,  die  Ihnen  anTcrtraaten 
Böhmer  mit  liebe  und  sorge  geleitet,  and  Dir  ihre  ansbildnng  wie  fllr 
ihre  erziehung  sn  sittlicher  gesinnnng  gesorgt,  oft  genug  mit  der 
schmerzlichen  sorge,  mit  der  eine  mntter  am  ein  krankes  und  ihr 
doch  liebes,  ja  gerade  dämm  liebes  Idnd  sorgt  und  bangt  ich  fUhle 
mich  gedrungen,  Ihnen  hier  im  namen  der  anstalt,  im  namen  Ihrer 
ooUegen  und  im  namen  der  schüler,  denen  Sie  in  dieser  weise  lehrer 
und  erzieher  gewesen  sind,  meinen  dank  auszusprechen,  eben  so  aber 
auch  für  die  collegialische  gesinnnng,  welche  Sie  uns  bewährt  haben, 
diese  collegialitätist  überhaupt  eine  des  mannes,  der  in  einem  solchen 
Verhältnis  steht,  würdige  gesinnung,  und  gereicht  dem,  der  diese 
gesinnnng  hegt,  zu  groszer  ehre  und  sichert  ihm  die  achtung  aller, 
die  ihm  nahe  stehen,  auch  derer,  die  nicht  amtlich  mit  ihm  verbunden 
sind ,  wie  der  mangel  dieser  gesinnung  zur  Unehre  gereicht,  denn, 
was  soll  denn  menschen  enger  mit  einander  verbinden,  als  die  thätigkeit, 
zu  der  alle  berufen  sind,  das  arat,  welches  sie  eben  so  erhebt,  wie  es 
achtung  erfordert,  das  bewusztsein,  in  dieser  thähigkeit,  in  diesem 
amte,  sich  andere  männer  von  gleicher  gesinnung  zur  seite  zu  haben  V 
ganz  besonders  ist  diese  coUegialität  aber  für  das  schulamt  und  für 
die  mit|^ieder  dnes  ocUeginms,  wie  es  das  nnsrige  ist,  eine  wichtige 
Sache«  deim,  Sie  wissen  es  ja  selbst,  mein  lieber  hx«  eeUege,  wia 
nötiges  ist,  dasz  ein  coUegimn  fest  geschlossen  sei,  nach  wie  vielen 
Seiten  hin  es  front  za  masheti  hat,  um  dem,  was  in  seine  kreise  sich 
eindrSngen  aMte,  zu  wehren  und  es  von  mtUi  fem  zu  halten,  das 
pBhüemn  ist  überall  geneigt,  sich  in  sohulsachen  einsnmischen,  und 
wenn  es  das  nicht  Imnn,  drein  zu  reden,  von  allen  selten  richten 
sich  neugierige  oder  böse  blicke  auf  diesen  kreis,  um  eine  schadhafte 
stelle  zu  entdecken,  einen  miszgri ff  aufzufinden.  Sie  haben  es  hier 
selbst  erlebt,  und  diese  unsren  lieben  schfller,  so  gut  sie  es  meinen, 
liefen  doch  auch,  so  zu  ssgen,  auf  der  lauer,  um  eine  etwaige  differenz 
in  unsren  ansichten  auszubeuten  und  freuen  sich ,  irgend  eine  ver- 
meinte schwäche  an  uns  zu  entdecken,  sie  haben  hierfür  und  ähn- 
liche dinge  oft  ein  schärferes  auge,  als  für  Schäden  in  den  texten  des 
Horaz  oder  Sophokles,  das  liegt  der  jugend  so  nahe,  dasz  wir  ihr 
kaum  darüber  zu  zürnen  wagen,  ja  selbst  nach  oben  hinauf  gilt  es, 
wie  ein  mann  zusammenzustehen  für  eine  wolbegründete  Überzeugung 
und  einen  posten  nicht,  eher  aufzugeben,  als  bis  die  höhere  pflicht  es 


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16 


Noctes  scholasticae. 


uns  gebietet,  dies  ist  denn  auch  von  jeher  deutsche  gesinnung  ge- 
wesen, lieber  daheim  schuhe  putzen,  als  einem  fremden  dienen, 
lautete  ein  altes  und  gutes  wort,  lieber  in  einem  collegium  fest  zu 
seines  gleichen  stehen,  selbst  auf  kosten  einer  scheinbaren  Über- 
zeugung, als  selbst  dem  bestell  nnd  wolilwollencisten  fremden  einen 
ihm  nicht  von  rechts  wegen  gebtthrenden  einfloss  tu  gestatten,  das 
ist  TOB  jeher  bei  nns  prindp  gewesen,  nnd  ieh  erkenne  es  hoch  an, 
dasa  Sie  anoh  in  dieser  beslehiing  stets  einer  der  nnsren  gewesen 
sind  und  su  uns  gehalten  haben,  audi  dalttr  danke  ich  Ihnen  von 
hersen. 

Ich  mOchte  nicht  wieder  den  passenden  augenblick  finden ,  mn 
auch  Dir,  mein  lieber  junger  freund ,  hier  offen  ansnisprechen,  dasz 
ich  Deine  treue  und  gewissenhafte  arbeit  stets  mit  herzlicher  freude 
beobachtet  habe,  ebenso  dasz  ich  mich  stets  der  gesinnung  gefreut 
habe,  mit  der  Du  als  an  angehender  lehrer,  Deine  Stellung  wahrge- 
nommen,  und  was  Dir,  dem  zukünftigen  erzieher  der  jugend  ge- 
ziemte, zur  geltung  gebracht  hast.  Du  hast,  ohne  das  masz  zu  tiber- 
schreiten, mit  energie  und  strenge  gefordert,  was  Du  im  interesse 
einer  amtlichen  Stellung  fordern  durftest,  und  wenn  Du  einmal 
Deinen  eifer  mir  zu  hoch  zu  steigern,  den  bogen  zu  scharf  zu  spannen 
schienst,  bist  Du  gern  auf  wohlwollende  winke  eingegangen,  und 
hast  Dich  in  Deinem  rühmlichen  eifer  gemäszigt,  und  die  mannhaftig- 
keit  Deines  willens  gemildert,  diese  tapferkeit  der  gesinnung,  diese 
festigkeit  des  Charakters  ist  die  zierde  eines  jeden  manns,  sie  ist  bei 
einem  lehrer  aber  eine  ganz  unentbehrliche  qualität.  alle  kenntnisse 
haben  erst  dann  einen  wert  für  die  schule,  wenn  sie  mit  dieser 
energie  der  gesinnung  sich  verbinden,  sie  ist  nicht  blos  erforderlich, 
um  mit  den  mitzuteilenden  kenntnissen  in  die  seele  des  schÜlers  ein- 
sndringen,  um  ihn  zur  aufmerksamkeit  nnd  zum  fleisze,  sur  eigenen 
mitarbeit  zu  zwingen,  mit  gewalt  zu  zwingen;  sie  ist  es  auch,  was 
die  jugend  zur  aehtung  und  ehrfurcht  vor  dem  lehrer  selbst  führt, 
ich  kann  kenntnisse  und  talente  bewundem  nnd  beneiden;  aber 
aehtung  flOszen  dieselben  nicht  ein.  die  aehtung,  die  ehrfurcht  ist 
eine  eigenschaft  der  gesinnung,  und  kann  auch  nur  auf  gesinnung 
beruhen  y  auf  der  sittlichen  strenge  und  der  festen  und  tapfem  ge- 
sinnung,  welche  an  recht,  pflicht  und  ehre  festhält. 

Ich  wünsche  indesz,  liebe  schüler,  dasz  diese  stunde  auch  Ihnen 
in  der  erinnerung  bliebe,  und  dasz  Sie,  die  Sie  zumal  dem  scheidenden 
lehrer  näher  gestanden  haben,  sein  bild  in  Ihrem  gedächtnis  fest- 
hielten, es  ist  viel  wert,  ein  liebes  und  teures  bild  mit  ins  leben 
hinanszunehmen.  mich  haben  bis  auf  diesen  tag  die  bilder  meiner 
lehrer  durch  das  ganze  leben  begleitet,  und  ich  frage  mich,  bei  ernsten 
fragen,  gern,  was  würde  dieser  und  jener  Deiner  lieben,  längst  dahin- 
geschiedenen lehrer  hierzu  gesagt  haben?  damit  nun  eine  solche 
erinnerung  bei  Ihnen,  liebe  schüler,  fester  hafte,  will  ich,  wie  die 
männer  alter  Zeiten  an  der  stelle,  wo  fremde  von  einander  schieden, 
einen  steinhUgel  errichteten,  so  versuchen,  in  Ihrer  seele  ein  solches 


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'Noctes  »oholaatkaa. 


17 


denkmal  zu  emchten,  und  wie  die  homenscben  holden  sieb  beim. 
^  scheiden  ein  gaetgescbenk  gaben,  auch  Ihnen,  namens  Ihres  scheiden- 
'  den  lehrers  ein  gastgeschenk  überreichen,  des  freilich  nur  in  einem 
'  gnten  worte  bestehen  kann,  to  oft  Sie  nnn  des  feinen  gedenken, 

lassen  sie  dies  wort  durch  Ihre  seele  tOnen ,  und  so  oft  Sie  dieses 

*  wertes  sich  erinnern,  gedenken  Sie  deslehxerSf  der  Ihnen  so  viel  sorge 
'*  und  liebe  dargeboten  hat. 

Ich  habe  eben  der  tapferkeit  der  gesinnung  gedacht;  lassen  Sie 
mich  dieses  wort  festhalten  und  dabei  verweilen,  nicht  blosz  im  feld 
der  ehren  bewährt  sich  die  tapferkeit;  es  gibt  keine  Sphäre  des  sitt- 

■  liehen  lebens,  in  der  diese  tapferkeit  nicht  ebenso  erfordert  würde, 
'  als  dort.  Sokrates  war,  als  er  vor  den  richtern  in  der  entscheidenden 

*  stunde  seine  Überzeugung  vertrat,  eben  so  tapfer  wie  Decius,  als 

■  er  für  das  Vaterland  sich  in  den  tod  stürzte,  der  gelehrte,  der  in 
tiefer  nacht  an  seinem  tische  arbeitet,  ist  ebenso  tapfer,  wie  der 

:  Soldat,  der  dem  kämpfe  freien,  frohen  herzens  entgegengeht,  diese 
^  tapferkeit  ist  vor  allen  nationen  der  deutschen  eigen;  denn  sie 

*  ist  nicht  blosz  der  kühne  glänzende  mut,  der  auch  andere  nationen 
t  schmückt,  der  mut,  den  der  fatalistische  Türke,  den  der  von  rühm  und 
^  ehre  begeisterte  Franzose,  der  von  leiJenschaft  durchglühte  Spanier 

und  Italiener,  besitzt,  sondern  die  dauernde  entschlossenheit,  an  dem 
:  fest  zu  halten,  was  recht  und  pflicht  ist,  sich  durch  keine  macht,  weder 
^  durch  furcht  noch  durch  begierde,  weder  durch  liebe  noch  durch  hasz, 
^  von  dem  als  wehr  nnd  redhi  erkannten  abbringen  zu  lassen,  diese 
^  tapferkeit  der  seele  ist  nim  allerdings  mehr  eine  tugend  des  mSnn- 
'  liehen  alters,  aber  sie  kann  doch  imd  mnsz  docK  schon  in  der  Jugend 

*  anheben,  wenn  sie  spftter  kraft  nnd  stttrke  gewinnen  soll,  der  alte 
^  Wandsbeeker  bete  s^^ :  serbrioh  den  köpf  dir  nicht  an  sehr,  zerbrich 
'  den  willea,  dasistm^.  nnd  damit  können  auch  Sie  schon  beginnen; 
i  denn  in  dem  serbrechen  des  willens  offenbart  sich  die  tapferkeit 

*  der  seele. 

'        Doch  von  dieser  tapferkeit  der  seele,  die  sich  im  willen  und  in 
^  der  gesinnung  zeigt,  wdlteich  hente  nicht  zu  Ihnen  sprechen,  sondern 
s  von  der  tapferkeit  Ihrer  Studien,  obwol  auch  diese  in  dem  sittlichen 
ihren  grund  hat,  von  der  tapferkeit,  die  sich  in  Ihren  Studien  offen* 
hart ,  will  ich  daher  lieber  sagen. 

Diese  tapferkeit  zeigt  sich  nnn,  geliebteste  jBchüler,  dari%  dasz 
^  man  in  seinen  Studien  das  angenehme  dem  gnten  hintenansetzt* 

Es  gibt  ja  in  den  Studien  so  viel  schtaes  und  angenehmes,  so 
i  viel  anziehendes  und  lockendes,  dasz  es  kaum  mit  werten  zu  sagen 
ist.  die  litteratur  ist  so  geschäftig,  Ihnen  das  angenehme  zn  bieten, 
und  Sie  auf  dem  wege  des  angenehmen  in  die  Wissenschaft  hinein- 
,  zulocken.  man  bestreut  den  weg  mit  blumen,  der  zur  höhe  hinan- 
I  führt,  dies  mag  auch  eine  zeit  lang  geben,  aber  es  kommt  doch  der 
moment,  wo  man  das  angenehme  aufgeben,  und  an  das  sehr  wenig  an* 
genehme  heran  musz.  ein  lateinisches  exercitium  ist  keine  angenehme 
arbeit,  und  doch  ist  dies  der  entscheidende  punkt  schon  im  knaben** 

ICi«lu>b. f. pUl. päd.  ILabt.  1S79.  lilt  1.  .  2 


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i 


18 


HooIM  MholMttQMk 


■Iftar:  tdum  Ufr  iti  wo  et  tlöb  mMbM&n,  nmn,  ob  aiu  ämn 
InalMiiiomiiuamoteflbselniidli^  onchi»wait«rm 
▼erUaf  bleibt  dieselbe  fage:  dae  mgenebtne  oder  dee  gute,  jeden 

tag  tritt  sie  an  Sie  hemi,  lieben  freunde,  mitten  bi  fiie  itedien 
tritt  sie  hiaeia.  Sie  können  den  Sopbokles  Toa  der  leite  des  ange- 
nebmen  ber  ngreifen,  oder  von  der  seite  des  guten,  es  hat  eine  zeit 
gegeben,  wo  man  diese  art,  die  alten  zu  behandeln,  ftir  die  rechte  and 
wahre  hielt ;  ich  habe  diese  zeit  noch  miterlebt  und  mit  dnrehgemacht ; 
ich  habe  Sie  daher  stets  gelehrt,  diesereise  der  lectflre  zn  yerschmfihen,  ' 
nnd  vielmehr  mit  der  arbeü  «nisten  und  angeetmigten  denkene  daran 
zn  gehen ,  so  trocken  diese  arbeit  auch  sein  mag.  Sie  sollen  einen 
schätz  ewiger  gedanken  heben,  aber  diese  erwerbung  soll  nicht  in 
leichtem  spiel,  sondern  in  sauerstem  schweisz geschehen,  und  in  dieser 
arbeit  soll  Ihnen  die  innere  kraft  des  denktns  gestärkt  und  erhöht 
werden,  das  geistreiche  wesen  in  den  Studien  ist  üben  das  der  tapferen 
gesinnung  widersprechende,  ja  selbst  die  Wahrheit  hätte  für  Sie, 
mit  Lessing  zu  sprechen,  keinen  wert,  wenn  sie  nicht  die  Frucht  und 
der  gewinn  einer  nach  dem  guten,  und  die  Wahrheit  ist  ein  teil  dieses 
guten,  ringenden  arbet  wäre,  und  Sie  sollen  das  angenehme  nicht 
entbehren,  liebe  scbUler,  aber  dies  angenehme  soll  eben  die  frucht 
der  arbeit  sein,  ihr  nachfolgen,  wie  angenehm  ist  es  Ihnen,  sich  im 
besitz  eigner  kraft  zu  fühlen;  vvie  angenehm  istdie  freude  am  eigenen 
erwerb,  an  selbstgewonnenem  besitz;  wie  angenehm  ist  der  gedanke, 
eine  wolbegründete  Überzeugung  zu  besitzen,  statt  wechselnder 
meiniiDgen;  wie  angenehm  ist  die  gewonnene  tiefere  einsieht  in  das 
Yerständnis  einer  schwierigen  stelle;  wie  angenehm  ist  der  anblick 
der  Wahrheit,  wo  sie  uns  irgend  entgegentritt,  eine  tapfere  seele 
strebt  naefa  dem  guten ,  nicht  nach  dem  angenehmen. 

Bme  tapfere  sede  begehrt  nicht  bloss  das  gote,  sondern  will  es 
mit  festem^  beharrUebea  winen.  ee  gibt  viele,  reiobt  Tide  leote,  Hebe 
sebQler,  welohe  das  gute  wollen,  wenn  man  das  wollen  nennen 
kenn,  sis  geben  mit  frlsobem  mute  daran;  es  ist  eine  freade,  sie 
streben  zn  seben;  aber  die  scbwierigkmt  kommt;  die  erbest  will  ibnen 
nidit  gelingen;  sie  seben  ibren  fldsz  nieht  mit  erfolg  gekrOnt;  die 
frendigkeit  der  seele  erbleiebt,  der  mnt  zeninnt;  sie  werden  sdien, 
▼ersnebea  es  wol  noeh  einmal;  denn  geben  sie  die  aeebe  auf,  und 
geben  tnrarig  znrOek.  das  ist  nickt  die  itaglMoBik  der  Stadien,  es 
gibt  keine  iwissensdieft,  in  der  nicht  solche  Schwierigkeiten  wSren, 
an  denen  der  beste  wille  zu  zerschellen  drohte,  bier  beisst  es 
1)  fest  bleiben  und  einmal  seine  kraft,  jede  kraft  anspannen,  dem- 
nftchst  aber  2)  sieb  nacb  den  mitteln  umtnn,  wie  diese  hindemisse 
zn  besiegen  seien,  denn  das  nicht  gelingen  wollen  liegt  nicht  sowol 
in  der  sache,  als  in  der  art  und  weise,  wie  man  die  sache  angegriffen 
hat.  es  scheint  dem  knaben  unmöglich,  zahlen  zu  behalten,  und  er 
klagt  Aber  schwttcbe  des  gcdächtnisses.  beharrt  er  nnr  dabei ,  diese 
lernen  in  wollen ,  es  wird  ihm  nicht  an  mitteln  fehlen ,  sie  wirklich 
ra  lernen,  das  knabenalter  ist  so  erfinderisch  in  allen  guten  und 


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NocteB  scholasticae. 


19 


schlechten  dingen,  wenn  es  nur  hierin  auch  diese  seine  natur  beweisen 
wollte !  Sie  klagen ,  ein  lat.  aufsatz  sei  Ihnen  zu  schwer :  sind  Sie 
fiberzengt,  in  dem  rechten  simie  imd  geist  darflber  nachgedacht,  Ihre 
gedanken  dmiif  gerichtet,  das  mateiial  mit  allem  fldsz  gesammelt, 
geor<biet,  geformt  snliabeii?  und  haben  Sie  nicht  Uoss  ad  hoc^  sondern 
in  Ihrem  studinm  Torher  nnd  stets  dahin  gestrebt ,  den  geist  der 
apisehe  ixl  er&ssen?  es  gibt  kein  hindemis,  was  nicht  yon  einer 
iii|»liBren  und  mannhaften  seele  flbenrenden  werden  konnte,  es  ist 
aiefat  immer  unf&bigkdt,  sondern  Tielmehr  weicUichkeit,  nnkralt 
midftigheit  der  seele,  was  so  viele  unter  Ihnen  hindert,  bis  inm  siel 
der  gymnasialen  bildung  vorzudringen. 

Und  wie  das  gute  eine  reiche  und  edle  saat  des  angenehmen  er- 
zeugt, so  ist  es  die  beharrlicbkeit  der  seele ,  welche  die  kraft,  ja  alle 
kräfte  der  seele  stärkt  und  erhöht,  der  wiUe  selbst  wird  durch  das 
wollen  fest,  stark,  männlich,  er  weist  unwillig  zurUck,  was  ihm  in 
den  weg  treten  und  ablenken  möchte;  er  ruft  alle  geistigen  kräfte 
auf,  ihm  behilflich  zu  sein ;  er  schärft  die  beobachtung,  übt  das  nach- 
denken, leitet  zu  combinationen  und  versuchen ;  die  tapfere  seele  ist 
auch  die  denkende,  in  der  dvbpeia  darf  die  qppövr|Cic  nicht  fehlen. 

Und  wie  überhaupt  in  der  heldennatur  eine  edle  einfachheit  der 
seele  enthalten  ist,  so  ist  auch  darin  die  tapferkeit  der  seele  zu  er- 
kennen,  dasz  sie  sich  nicht  auf  vieles  richtet,  in  vieles  sich  zersplittert, 
sondern  gesammelte  thätigkeit  der  an  vieles  gewendeten  vorzieht, 
wenn  tapferkeit,  meine  lieben,  das  beharrliche  wollen  des  guten  ist, 
und  wenn  in  den  Studien  dieses  gute  das  wahre,  die  Wahrheit  ist,  so 
ist  zu  dem  beharrlichen  wollen  von  dem  wahren  durchaus  die  ein- 
fMhheit  der  Studien  notwendig,  im  vielen  ist  es  nicht  mQglieh  inm 
wshren  za  gelangen  j  in  vielem  ist  es  selbst  nidht  möglich  nadh  Wahr- 
heit zu  streben;  denn  die  seele  wird  dmek  diese  richtong  anf  das 
viele  verhindert,  auf  einen  punot  die  volle  arbeit  zu  richten,  wir 
taddndai  gesdiSftsmann,  der  tausenderlei  unternimmt;  in  derwissen« 
Bchaft  ist  es  ebenso,  nun  ist  dies  der  natürliche  gang  der  gesftnden 
entwicUnng  der  seele :  vnr  fangen  mit  vielem  an,  und  hOrenmit  dem 
emfachen  auf.  wir  glauben ,  das  ganze  gebiet  des  Wissens  umfassen 
und  beherrschen  zu  können,  von  Jahrzehnt  zu  Jahrzehnt  wird  dieser 
kreis  enger  und  enger;  wir  geben  ein  gebiet  des  wissens  nach  dem 
andern  auf.  so  habe  ich  selbst  ein  gebiet  nach  dem  andern,  nnd  nicht 
ohne  schmerzen  aufgeben  müssen;  noch  in  diesem  jähre  ein  letztes, 
das  leben,  auch  das  der  seele,  wird  stiller  und  stiller,  auch  Sie,  so 
jung  Sie  noch  sind,  können  schon  gegen  das  viele  ankämpfen,  in  dem 
Sie  sich  beschränken  auf  das  für  Ihre  junge  seele  gute,  die  deutsche 
litteratur  z.  b.  bietet  Ihnen  die  groszen  genien  unserer  poesie;  halten 
Sie  sich  an  diese,  und  machen  Sie  sich  ühland,  Schiller,  Goethe, 
Lessing  zu  eigen,  Sie  brauchen  die  neueren  nicht;  zu  Heine,  Freilig- 
rath, Geibel  usw.  bleibt  Ihnen  immer  noch  zeit,  die  seele  wird  nicht 
stark  an  vielem,  auch  unter  den  alten  haben  wir  das  einfache,  wir 
leigen Ihnen  in  derprosa  der  griechen  nur  wenige:  Plato,  Thucydidea 

2* 


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Nocte«  tcbolMiicae. 


und  Oemostbenes ,  Herodot;  unter  den  dicbtern  nur  Homer  und 
^  Sophokles,  sie  bnuichen  nichtdas  viele,  umsich  zu  bilden;  die  tapfere 
Seele  wird  sich  nicht  zu  dem  vielen  wenden ;  nur  hier  kann  sie  diMi 
gutO;  was  sie  in  den  Studien  sucht,  wahres  wissen,  erwerben. 

Endlich,  liebe  schüler,  die  tapferkeit  schmtickt  sich  nicht  mit 
lorbeeren ,  die  sie  nicht  erworben  hat ;  die  tapferkeit  in  den  studien 
verlangt  ein  in  sich  wolbegründetes  wissen,  ein  durch  eigne  arbeit 
erworbenes  wissen,  wollen  Sie  ein  wissen  haben,  das  reich,  glän- 
zend usw.  sei,  es  gibt  ja  dazu  mittel:  Zeitungen,  Journale  mit  ihren 
nippsachen,  conversationslexikon ,  dann  encjklopädien  usw.  damit 
läszL  sich  in  der  weit  glänzen ,  damit  kann  man  der  weit  die  äugen 
blenden,  wenn  sie  überhaupt  äugen  hat;  aber  sich  selbst  kann  man 
damit,  wenn  man  einen  antiug  von  ti^pferkeit  der  seele  hat,  nicht 
genügen;  die  tapfere  seele  schämt  sich  dieses  gestohlenen  oder  ge- 
borgten gutes,  sie  wül  eigenen  arwerb ,  eigene  loirbawFm,  mkra 
Terdiei»t.  der  mkMtälSm»  gelehrte  wird,  wo  eitte  aeae  erkli- 
miig  einer  eehwiengeii  eteUe,  eme  glllekliehe  omd  MhOiie  oo^feotar 
eiaer  verdorbten  stelle  Hobt  und  Tenttadiiis  bringt,  stete  eiaes 
Ifeineke,  Laehmeim,  Lehre  gedeaken,  and  dieeea  die  TevdieaBt  ra- 
erkeaaea.  ist  dee  Tersiladais  eohoa  doreh  jehrhoaderte  gegangen 
aadgenMiagiitdergelehrteaweltgewordea,  eohOrtdieee  Tsri^iehtaBg 
aof.  wir  sind,  g.  e.,  oft  aidit  im  etaade,  groeie  tbetea  fii  titaa«  mid 
eigne  eatdecknagea  zu  machen,  aber  das  können  wir  als  tapfere 
mSnaer  doch,  ia  dem,  was  wir  wiseea  and  lehren,  aaeer  wieeen  fest 
begründen,  uns  zu  einem  wahren  wiseea  d.  h,  einem  wiseea  ans 
grttadea,  and  auf  gründen,  hiadnrehtneefalagea,  aadaiehi  eheraMiaea 
sa  wissen,  ehe  wir  dies  mit  unserm  eigenen  schweisze  erworben  und 
erkauft  haben,  die  tapfere  seele  ist,  wie  ich  schon  sagte,  die  denkende; 
im  denken  selbst  ist  andrerseits  wieder  eiahanoh  von  edler  oad  tapferer 
gesinnung  zn  Terspllren. 

Dies  sei  aoa  das  erinneroagsieiehen  für  Sie,  1.  aa  einen  lehrer, 
der  heute  von  uns  scheidet,  so  wie  an  unsem  jungen  freund  und 
schüler,  der  in  wenig  tagen  gleichfalls  scheiden  wird,  wenn  Sie  in 
tapferen  studienihr  inneres  glück  und  tiefe  freude  finden,  so  gedenken 
Sie  auch  der  scheidenden,  und  Ihnen  beiden  möge  gott  auf  Ihrem 
weg  in  die  ferne  hinaus  begleiter  und  führer  sein. 


Zok  LeMing-litteratnr.  2i 

a. 

ZUB  Llj^SSmO-LITTEKATÜB. 

L 

LBBSIMGS  HAMBUB6I80HB  DKASATOKOIB.  fOb  DUM  QBBBSTE  CLA88B 

Mßmaa»  xAnuiavALTn  ina>  vmh  witrssur  suut  dm  ob- 

BII.I>aT«  BBLAUVBBT  YO»  ML  VftlBDBIOB  BOBBÖTBB  imi> 

DB«  BIOBABD  THiBLB.  BBlIe,  Tfilag  der  BwhhMidhuig  dM 
WttMUliMtee»  1977« 

Lessing  bemerkte  einst,  Klopstock  werde  viel  bewundert,  aber 
wenig  gelesen;  er  wolle  lieber  weniger  bewundert  und  mehr  gelegen 
sein,  heute  liest  man  ihn  jedenfalls  mehr  als  Klopstock.  und  den- 
noch, manche  seiner  bewunderer  dürften  ihn  nur  wenig  gelesen 
haben. 

Man  feiert  ihn  vor  allem  als  kritiker:  besonders  wegen  des 
Laokoon  und  der  Hamburger  draraaturgie.  und  das  letztere  werk 
ist  es,  was  die  litterarhistoriker  am  meisten  im  munde  führen,  leider 
scheinen  manchem,  der  mit  citaten  aus  der  dramaturgie  um  üich 
wirft,  dieselben  erst  aus  zweiter  band  zugegangen  zu  sein. 

Lessing  stellte  sich  in  der  Hamburger  dramaturgie  die  aufgäbe, 
unsere  btthne  Yon  dem  joche  der  Franzosen  zu  befreien,  zu  diesem 
zwecke  moste  er  sdiarf  gegen  letstere  ins  gesehirr  gehen,  ibre  Tor- 
zttge  wurden  avr  xa  flehr  gefeiert,  anf  sie  brancbte  man  nidit  auf- 
nerksam  gemaeht  zo  werden,  ihre  Mhwachen  Seiten  hingegen  galt  es 
hervor  za  heben,  ja  sdbet  von  mnselnen  ihrer  Yonflge  muste  ge- 
zeigt  werden,  daaz  dieselben  nicht  so  viel  zn  bedeuten  hatten,  wie 
man  damals  zu  glanben  geneigt  war.  dies  hat  Lessing  redlidi  ge* 
thaa.  nnd  dennoch  ist  das  resnltat  der  dramatoigie  im  groszen  und 
ganzen  günstig  für  die  Fhoizosen.  im  Instspiel  flberragen  sie  alle 
neueren  yOlker.  nur  ihre  tragiker  werden  Ton  dm  6hien  Shakespeare 
fibemtgt.  wo  sind  aber  die  tragischen  dichter  der  neuzeit,  welche 
dieses  loos  sidht  mit  ihnen  theilen?  und  welefaem  dramatiker,  ausser 
HoHtee,  hat  Lessing  die  ehre  angethan,  ihn  mit  Shakespeare  in  ^em 
athem  zu  nennen. 

Lessing  hat  das  unglück,  gehabt  schule  zu  bilden,  nnd,  wie  ge- 
wöhnlich, sehen  auch  hier  die  schüler  ihrem  meister  wenig  ähnlich, 
mehr  als  alles  andere  haszte  er  das  iurare  in  verba  magistri.  diejeni* 
gen,  welche  sich  als  seine  schttler  zn  betrachten  seheinen,  schwören 
auf  seinen  namen.  * 

Doch  nein!  ich  thne  ihnen  unrecht,  sie  schwören  nur  auf  den 
halben  Lessing,  die  eine  hftlite  ist  fttr  sie  nicht  yorhanden.  das 
böse ,  was  er  von  den  Franzosen  aussagt ,  beten  sie  nach ;  das  gute 
wird  nicht  beachtet,  während  er  den  Molii^re  neben  Shakespeare 
stellt  und  sich  selber  die  dichterische  begabung  abspricht,  stellen 
sie  ihn  wo  möglich. Uber  Moli^e.  auch  fahren  sie  nur  diejenigen 


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22 


Zar  Lesnng-litteratur. 


stellen  im  munde,  wo  Frankreich  hart  mitgenommen  wird,  und  solche, 
deren  eine  hälfte  gttnstig  für  dasselbe  lautet,  nur  halb,  so  hat  denn 
die  Verachtung  der  französischen  lltteratur  allmählich  eine  solche 
höhe  erreicht,  dasz  sie  durch  ein  gründliches  Studium  der  dra- 
maturgie  nur  herabgestimmt  werden  kann*  TOr  allem  können  die 
komödie  und  Möllere  nur  dabei  gewinnen. 

Einem  freunde  jener  litteratar  —  and  zugleich  Lessings  — 
kann  es  daher  nur  lieb  sein,  wenn  das  yolk  nnd  die  jugend  sich  mit 
dem  wirklichen  und  ganzen  Inhalt  der  dramaturgie  bekannt  maehen 

und  sich  mit  dem  geiste  des  Verfassers  durchdringen,  so  ist  es  mir 
denn  ein  groszes  vergnügen,  auf  eine  ausgezeichnete  neue  biographie 
unseres  groszen  kritikers  aufmerksam  machen  zu  dürfen,  und  auf 
eine  ausgäbe  der  Hamburger  dramaturgie,  welche  sich  das  ziel  ge- 
steckt hat,  dieselbe  unseren  schulen  und  dem  weiteren  kreis  der  ge- 
bildeten zugänglich  zu  machen  und  die  Schwierigkeiten,  welche  einemi 
vollen  Verständnis  im  wege  stehen,  zu  ebnen. 

Zu  diesem  zweck  haben  die  herausgeber  den  text  der  drama- 
turgie mit  einem  fortlaufenden  commentar  und  mit  einer  einleitung 
versehen,  dem  text  selber  ist  die  ausgäbe  von  Maitzahn  zu  gründe 
gelegt,  nur  ist  die  alte  Orthographie  und  die  Lessingsche  interpunction 
in  die  jetzt  gebräuchliche  umgewandelt  worden,  weil  das  buch  auch 
für  schulen  bestimmt  ist.  die  eigentliche  spräche  Lessings  ist  un- 
verändert geblieben,  einige  gelehrte  anmerkungen,  welche  nicht  zur 
Sache  gehören,  hat  man  als  excurso  ohne  commentar  ans  ende  ver- 
wiesen, andere,  in  denen  z.  b.  ein  citat  weiter  geht  als  die  stelle  im 
text  es  erforderte,  abgebrochen,  wo  ihr  wert  aufhört,  alles  fremd- 
sprachliche ist  getilgt  und  so  an  den  stellen,  wo  Lessing  neben  seiner 
Übersetzung  zugleich  das  original  anführt,  für  anmerkungen  räum 
gewonnen  worden. 

Die  anmerkungen  legen  von  der  gewissenhaftigkeit  und  dem 
fleisz  der  Verfasser  das  rühmlichste  Zeugnis  ab ,  beziehen  sich  jedoch 
nur  auf  einzelbeiten  (wo  es  sich  um  allgemeines  handelt ,  ist  auf  die 
bezüglichen  stellen  der  einleitung  verwieaen  worden),  erstens  geben 
sie  eine  kurze  biographie  der  im  text  erwSlinten  kritiker,  kOnatler, 
Schauspieler,  Schriftsteller,  eine  Inhaltsangabe  der  daselbst  bespro- 
chenen nnd  beurteilten  werke  nnd  erklSrongen  einielner,  dem  leser 
vielleicht-nnverstlindliehen  «asdrttoke  nnd  anspielungen.  an  einseinen 
stellen  dürfte  es  dem  einen,  an  andern  wieder  dem  andern  scheinen, 
als  hfttten  die  TorfMser  des  guten  zu  viel  geüian.  dies  gilt  wol  am 
meisten  von  den  biographien  und  von  den  erklärungen  fremdsprach- 
licher Wörter,  da  das  buch  jedodi  Schülern  und  solchen,  die  keine 
höhere  sdinle  besucht,  zugleich  gjmnasiasten  und  realschülem  dienen 
soll,  so  war  es  unmöglich,  alle  zu  befriedigen,  ohne  hie  und  da  dem 
einen  oder  andern  zu  viel  zu  thnn. 

Die  einleitung  besteht  aus  zwei  hauptteilen  und  einem  anhange, 
der  erste  teil  enthSlt  die  ftuszere  geschiofate  (p.  1—62),  der  zweite 


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I 


Znr  LMuiig-littoratar.  23 

den  inlialt  dir  diftnuainigie  (p.  52-^130) ,  der  anlwng  ist  «nugen 
weniger  wichtigen  einieUKaiten  gewidmet. 

Die  dnleitiuig  beginnt  mit  einer  geedubhte  des  deutschen 
I     thettters  bei  Gottsched,  hieran  knüpfen  sich  Gottseheds  bemllhangen 

'  am  die  weitere  entwickehing  durch  nacbahmung  der  Rrenzosen,  die 
notwendigkeit  einer  reform  und  die  bembnigische  untemehmung, 
welche  dieselbe  zu  bewerkstelligen  suchte,  nach  einer  schüderong 
der  Persönlichkeiten«  welche  anfangs  bei  dmelben  thfttig  waren  und 
der  art  und  weise,  wie  die  reform  ins  werk  gesetzt  werden sdUlei 
wird  der  leser  auf  Lessing  selber  geführt»  auf  seine  berufung  als 
dxsmaturg,  seine  damaligen  Verhältnisse  und  seine  Qbersiedelang 

!  nach  Hamburg.  Lessings  leben  in  Hamburg,  der  verlauf  des  nnter- 
nehmens  und  das  repertoir  werden  ausführlicher  behandelt,  ebenso 

I     Lessings  tbätigkeit  als  dramaturg  im  allgemeinen  und  die  scbau- 

I  Spieler  und  achaaspieiennnen,  welche  sich  an  dem  unternehmen  be: 
teiUgt. 

j  Der  zweite  abschnitt  beschäftigt  sich  mit  dem  inhalt  der 

dramaturgie  selber,  nach  einigen  werten  über  Lessing  als  refonnator 

j      der  deutschen  litteratur  im  allgemeinen  und  über  seine  früheren  be- 

'  strebungen  kommen  die  Verfasser  auf  die  dramaturgie.  diese  habe 
einen  negativen  und  einen  positiven  teil. 

Negativ  suche  sie  zuerst  den  zustand  der  deutschen  bühne  zu 
beleuchten:  dichter,  kritiker,  publicum,  Schauspieler,  original-lust- 

'  spiele  und  trauerspiele ,  wie  Übersetzungen,  sie  zeige,  dasz  die 
deutsche  bühne  auf  Irrwegen  wandele,  und  nicht  so,  wie  sie  begonnen, 
vollendet  werden  könne,  dasz  aber  auch  die  so  viel  bewunderte  frun- 
zSsische  bühne  durchaus  nach  praxis  und  tbeorie  als  auf  nicht  rich- 
tigen principien  beruhend  angesehen  werden  müsse,  an  die  be- 
sprechung  (Üeser  zwei  puncte  knüpfen  die  Verfasser  in  passender 
weise  Leasings  urteile  über  die  dramatischen  dichter  und  werke, 

I  Ober  den  instand  der  bllhne  imd  der  kritik  in  Dentsohlaad  und 
Frankreichs 

I  Der  positiTO  teil  snohe  die  regeln  des  dramas  festansteUsn,  na- 

menüicib  mit  anldmnng  an  Aristoteles  nnd  mit  hinweis  auf  das 
master  Shakespeares»  hier  hatten  die  heransgeber  die  aufgäbe,  die 
sa  so  vielen  stallen  der  dranmturgie  aerstrenten  bemerkongen  zu 
einem  ganzen  zn  ordnen  und  sie  haben  dieselbe  mit  geschicUiohkeit 
gelöst. 

Dieser  schwierigate  teil  der  arbeit  enthalt: 

L  allgemeine  gedanken:  über  das  drama  im  allgameine^• 
über  die  griechische  bühne.  über  die  römische  komOdie.  unterschied 
zwischen  tragödie  und  komödie,  hinsichtlich  des  Schauplatzes  wie 
des  Schlusses«  einteilung  des  stofiiB»*  definiti<m  der  tragödie. 

IL  gegenständ  des  trauerspieles;  nacbahmung«  band* 
lang,  und  zwar  nach  Stoffgebiet  und  behandiung.  Charaktere,  arten 
des  trauerspieles.  Verhältnis  der  jtragödie  und  komddie  an  moral  und 
geschichte.  historisches  drama. 


L 


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24 


Zur  Lenittg-Utterator. 


in.  form  des  trauer Spieles:  bindung  und  lösimg  de» 
la^otens.  die  drei  einheiteii.  Chor«  musik  (überhaupt  beim  drama)«. 

Schauspielkunst,  scenerie.  spraehe. 

IV.  wirknng  des  trauerspieles:  allgemeiner  standpunct 
Lessings  Aristoteles  gegenüber.  Aristoteles'  ansieht  nach  Lessing» 

wie  stellt  sieb  Lessing  zu  ihr? 

V.  hin  weis  auf  das  britische  theater  und  Shakespeare. 

Der  anbang  beschäftigt  sich  mit  'einzelnen  erkenntnissen'  als 
da  sind :  harlekin ,  hinweis  auf  das  spanische  theater ,  Vermischung- 
des  tragischen  und  komischen,  dichter  und  publicum,  titel  der  stücke, 
nachdruck.  imd  endlich  faszt  ein  kurzes  schluszwort  das  resultat  der 
ganzen  arbeit  zusammen. 

Folgende  bemerkungen,  berichtigungen  oder  zusätze  mögen  von. 
der  aufmerksamkeit  und  dem  interesse  zeugen,  womit  ich  die  an- 
merkungen  der  berausgeber  und  bei  dieser  gelegenheit  auch  dia 
dramaturgie  selber  wieder  durchgelesen,  damit  meine  bemerkungen 
auch  solchen  verständlich  sein  mögen,  welchen  die  ausgäbe  nicht 
Torliegt,  eitlere  ich  die  stellen,  auf  welche  sie  sich  beziehen,  nach  der 
von  Lessing  selbst  gewühlten  eintolung  des  ganzen  in  stücke. 

Stück  Tin.  den  hier  und  an  mehreren  anderen  stellen  von 
Leasing  angewandten  ansdmck  brasz  oder  prasz,  von  den  heraus- 
gebern  richtig  umsdirieben  als  ein  häufe  unbraudibarer  und  abge- 
nutzter dinge,  möchte  ich  nidit  (wie  im  Chrimmschen  Wörterbuch  ge- 
schieht) von  prassen  ableiten,  sondern  von  dem  französischen  sub- 
stantivum  brass^e  ^ein  armyoll\ 

Stück  X.  Moli<!!re  ward  nicht  1620,  sondern  1622  geboren,  er 
zeigte  sich  so  selbständig  in  seinen  charakterlustspielen,  dasz  von 
*einer  «nlebnung  an  die  alten'  nur  in  einzelnen  scenen  die  rede 
sein  kann. 

Stück  XIV.  der  marquis  ward  zur  zeit  Ludwigs  XIV  vor  allem 
von  MolitH'e  auf  die  bühne  gebracht,  er  nennt  ihn  einmal  den  hans- 
wurst  der  komödie.  bei  ihm  zeigt  derselbe  wol  eitelkeit  und  be- 
bchränktheit ,  aber  kaum  blasirtheit;  feigheit  gar  nicht. 

Stück  XXI.  zu  der  bemerkung  über  den  Amphitryo  'eines  der 
besten  stücke  des  Plautus'  musz  hinzugefügt  werden :  'und  Moli^re*» 
die  Worte  im  text  sind  von  Voltaire,  der  gewis  nicht  an  das  lateini- 
sche stück  dachte,  sondern  an  das  französische. 

Stück  XXIII.  unter  den  historischen  werken  Voltaires  wird  da- 
selbst angeführt  das  Jahrhundert  Ludwigs  XV.  ist  wol  ein  druck- 
fehler  für  XIY.  der  hisioiiker  Voltaire  ist  übrigens  zu  andern  zeiten 
von  Lessing  sehr  gepriesen  worden,  so  sein  *e8sai  sur  les  moeurs 
des  national  der  erste  versuch  einer  aUgemeinen  culturgeschichte. 
Voltaire  hat  als  hietoriker  ausser  dem  vorzog  der  darstellnng  noch 
den,  dasz  er  überall  das  allgemein  menschlich  bedentende  und 
interessante  herausflihlt  und  hervorhebt,  es  wird  hier  (p.  144)  auf 
eine  andere  anmerkung  hingewiesen:  stück  XXXIX  a.  9.  daselbet 
ist  aber  von  dem  historiker  Voltaire  nicht  die  rede,  druckfefaler? 


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Zxat  Leniag-litteniliir. 


35 


8ill(AmiI.  derroiMndesWal|MlewMkier,  wiegewShiilich 
gesehklit,  geschildeit  alt  'grausenvoU,  Tdl  aerreneraehfltteradgr 
seeneiL^  ich  habe  ihn  nur  langweilig  gefandeii. 

Stück  XXYI.  der  soba  dM  M<^te60dMn  geiilialtes  Itelisi  nioht 

Clement,  sondern  Cleant. 

Stück  XXXVI.  LeBtiBg  wundert  Bkb,  daez  die  Pariser  nach  der 
Vorstellung  der  Merope  den  dichter  in  sehen  verlangten  und  dasz 
Voltaire  dem  publicum  willfahrte;  ebenso daez andere Fmsosen die- 
selbe eitelkeit  gezeigt,  hier  möchte  ich  zweierlei  hinzusetzen,  erstens, 
(lasz  man  es  jetzt  in  Deutschland  nicht  besser  macht,  zweitens  eine 
bemerkung  des  geschichtschreibcrs  Beeker  in  einem  heutzutage  von 
niemand  gelesenen  werke:  *es  ist  mir  unbegreiflicb,  wie  Lessing  sich 
über  das  Pariser  publicum  wundem  konnte,  das  nach  einer  sehr  ge- 
lungenen Vorstellung  eines  Voltaireschen  stücks  den  Verfasser  zu 
sehen  verlangte,  kann  wol  eine  empfindung  natürlicher  sein  als  die, 
nach  einem  herrlichen  genusse  nach  dem  wohlthäter  zu  fragen,  der 
uns  denselben  verschatfte  und  ihm  aus  voller  brüst  unsern  dank  zu- 
zurufen? aber  man  sieht,  wozu  die  Parteilichkeit  gegen  Voltaire 
den  sonst  so  richtig  sehenden  kritiker  verleiten  konnte,  da  er  sich 
einmal  vorgenommen  hat  zu  beweisen,  dasz  das  herausrufen  gerade 
ein  beweis  von  der  schwäche  der  täuschung  gewesen  sei,  da  man 
nach  dem  künstler  so  neugierig  habe  fragen  können;  so  fügt  er, 
bophiütisch  genug,  noch  folgendes  hinzu:  «ich  vermute,  die  wahre 
Ursache,  warum  wir  so  wenig  zuverlässiges  von  der  person  und  den 
lebensmnstSnden  Homers  wissen,  ist  die  vortrefflichkeit  seiner  ge- 
dielile  selbst  •  •  •  er  bringt  uns  unter  gOtter  und  beiden;  wir  nllsten 
in  dteser  geseBsdnft  vkl  langeweOe  baben,  um  uns  nadi  dem  tbllr- 
littter  so  genau  sa  eilniBdigen ,  der  tas  berehigelaasent^. 

Diete  stelle,  bemerkt  Bedter,  wSre  ein  gutes  tHrnngsstOek  flir 
junge  lente,  um  das  sehiefo  mid  unpassende  in  doi  büdbrn  berans- 
msodien,  norm  die  ssklane  sopbistik  gewlAmlkb  ibrs  eontrebaade 
sa  wiekeiB  pflegt,  wenn  iob  zu  Bapbaels  selten  gelebt  Mttte  imd 
mich  an  dem  nimlicfaett  tage,  da  dieser  kOnstler  seüie  nnsteriblielien 
arbeiten  in  den  kgen  des  Tatikaas  ceendSgi,  an' dem  anbliek  der^ 
selben  bitte  ergetsen  kfiDBen,  und  der  benrlicbe  mann  wttrs  nocb 
zugegen  gewesen :  wie  bStt'  ich  ihn  nicht  mit  dem  gr6sten  interesse  • 
betrachtoi  nnd  ein  verlangen  ftlblen  sollen,  ihm  meine  bewundorung 
mit  ein  paar  herzlichen  werten  auszudrücken?  der  thürsteher  frei- 
lich, was  geht  mich  der  an  ?  aber  ist  denn  Homer  nichts  weiter  als 
thürsteher?  ich  dSchte,  der  thürsteher  verhielte  sich  zu  Raphaels 
gemSlden,  wie  der  anliqnar,  von  dem  ieh  meine  ausgäbe  kaufte,  sar 
lliade  und  Odyssee,  so  weit  Becker. 

Am  scblnsz  dieses  Stückes  bemerkt  Lessing,  ein  junger  fran- 
zösischer Schriftsteller  hätte  neulich  das  parterre  vergebens  nach  sich 
rufen  lassen;  er  möchte  lieber  durch  sein  beispiel  einen  solchen  übel- 
stand abgeschafft  als  durch  zehn  Meropen  ihn  veranlaszt  haben,  wir 
bedauern  mit  den  herausgebeni,  dass  Lessing  nicht  auch  den  namen 


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26 


Zur  Lessrng-litteratur. 


dieses  jungen  mannes  uns  überliefert  derselbe  schemt  weder 
in  Frankreich  noch  in  Deutschland  nachahmer  gefunden  zu  haben. 

Zu  stück  LXXXVn  und  LXXXVIII  heiszt  es  von  den  in  der 
dramaturgie  gebrauchten  bildern  und  gleichnissen :  *ein  jedes  ist  so 
fest  auf  logischer  basis  begründet,  so  meisterhaft  durchgeführt,  dasz 
man  auch  nicht  von  einem  einzigen  sagen  kann,  es  hinke',  das 
von  dem  thürhüter  Homer  bildet  wol  eine  ausnähme,  nur  dürfen  wir 
dasselbe  Lessiug  nicht  besonders  übel  nehmen,  ebenso  wenig  den 
Herausgebern,  dasz  ihnen  dies  entgangen. 

Stück  XL  VI  in  der  anmerkung  heiszt  es:  'Corneille  sah  nicht, 
welche  drückende  fesseln  er  seinem  genie  auferlegte  (durch  die  regel 
der  drei  einheiten)'.  nicht  Corneille  selbst,  die  not  legte  ihm  diese 
fesseln  auf.  und  dasz  er  sich  der  not  fügte,  darf  man  ihm  nicht  Übel 
nehmen.  Leasing  bemerkt  in  sttlck  XI  gelegentlich  des  gespenstes 
in  Sendrunis:  'das  altertom  hat  gespenster  geglaubt  die  drama- 
tischen dichter  des  altertnms  hatten  also  rechti  diesen  glanhen  zu 
nützen;  es  w8re  nnbilligi  ihnen  nach  unseren  besseren  ein* 
siebten  den  process  zu  machen',  um  so  weniger  dttrfbn  wir 
Corneille  tadeln,  wenn  die  ritcksicht  auf  seine  seitgenossen  ihn 
zwang,  sich  fesseln  anzulegen*  wir  mflssen  es  femer  als  einen  be- 
weis seines  freiheitsbedürftigen  genies  loben,  wenn  er  sich  und  seinen 
nachfblgem  durch  eine  möglichst  freie  erklfirung  diese  fesseln  leichter 
zu  machen  suchte,  wie  ich  neulich  aus  der  saturday  review  ersehen, 
ist  dies  auch  in  der  neuesten  ausgäbe  der  encydopaedia  britannica 
{in  Edinburgh)  von  einem  Engländer  ausgesprochen  worden.  Cor- 
neille suchte  einerseits  durch  die  befolgung  der  regeln  den  besten 
seiner  zeit  genug  zu  thim,  was  ja  auch  Schiller  von  dem  künstler  ver- 
langt, anderseits  die  freibeiten,  welche  er  wahren  zu  müssen  glaubte 
durch  seine  erklttrung  des  Aristoteles  jenen  besten  gegenüber  zu 
rechtfertigen. 

Zu  demselben  stück  heiszt  es  in  der  anmerkung  4 :  'Comeilles 
epochemachendes  trauerspiel  'Der  Cid'  und  sein  bestes  lustspiel  *Der 
Lügner',  die  Moli^reschen  stücke  'Der  steinerne  Gast',  die  'Männer- 
schule',  'Der  Arzt  wider  Willen',  'Die  Liebe  als  Arzt'  und  zahllose- 
andre  französische  dramen  beruhen  entweder  ganz  oder  doch  zum 
teil  auf  der  grundlage  spanischer  dramen,  sind  zum  teil  sogar  nui* 
Verschlechterungen  und  Veranstaltungen  ihrer  originale,  wiewol  sich 
ihre  T^rCuser  oft  nicht  entblOdeten,  sie  als  vervollk<nnmnungen  ihrer 
Vorbilder  anzupreisen.  Badne  ma^t  eine  ehrenvolle  ausnähme', 
diese  bemerhungen  sind  ihrem  inhalte  nach  dem  franzosenfiresaer 
Schack  entnommen,  siehe  hierflber  mein  buch:  *Molidre,  Shakeepeare 
und  die  deutsche  kritik*  und  eine  abhandlnng  ttber  Söhack  und  die 
femmes  savantes  in  Horrigs  arohiv.  hier  genttge  die  bemerkung, 
dasz  im  'Cid'  und  in  dem  ^Steinernen  Gast'  nur  der  stoff  spanisch  ist, 
die  behandlung  hingegen  originell  fran28sisch.  Übrigens  ist  meiner 
Überzeugung  nach,  die  ich  aber  niemand  aufdrängen  will,  der  'Stei- 
nerne Qast'  ein  meisterwerk,  die  spaniscbe  behandlung  desselben 


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Zur  XieMing-littenitiir, 


27 


gegensUades  em  aonlieb  mitidbnllsziges  prodnet.  die  tfbrigen  von 
Holidre  angaflttirtai  stlUike  vM  endlich  dem  stoff  nad  der  befautdlung 
naeh  fran^siseh.  den  stolF  des  'Antes  wider  Willen'  gab  ein  altes 
iiantfcisclMB  fkblisa.  ebenso  wenig  paest  der  sonstige  inhfdt  obiger 
bemerknng  anf  CSoxneille  und  Molidre.  in  anmerkung  5  sind  Voltaires 
Terdienste  um  die  Verbreitung  Sliakespearee  nieht  blosz  in  Frank- 
reiofa,  sondern  auch  in  Deutschland  nicht  genug  gewürdigt.  Yoltaii» 
fUhlte  wahrlich  nicht  weniger  echte  bewondmng  fttr  den  grossen 
Briten  als  irgend  einer  nnserer  Shakespearomanen«  nnd  dies  war 
ihm  um  so  höher  anzurechnen  als  der  alte  Fritz  und  andere  der  be- 
deutendsten Zeitgenossen  den  Shakespeare  verachteten,  was  Vol- 
taire tadelte,  muste  er  von  seinem  standpuncte  aus  tadeln,  der 
hedeutendste  schauspieldichter  Deutschlands  vor  Lessing,  Elias 
Schlegel,  stellte  Shakespeare  nicht  einmal  mit  Andreas  Grypbius 
in  6ine  linie,  Voltaire  nannte  ihn  das  gröste  dichterische  genie  aller 
Seiten. 

Weiterhin  heiszt  es :  'Sganarelle  kann  sich  kaum  des  mitleids 
erwehren,  als  Valer  sich  mit  der  Versicherung  entfernt,  dasz  er  vor 
ab  lauf  von  drei  tagen  auf  immer  ihr  antlitz  meiden  werde',  de 
werte  Vor  ablauf  von  drei  tagen'  werden  dem  leser,  der  das  original 
nicht  kennt,  als  ein  zusatz  erscheinen,  der  dem  satz  ein  schiefes, 
wanderliehes  ansehen  gibt,  nnd  dennoch  stehen  die  werte  in  Moliöre ; 
nor  lantet  daselbst  der  sehlnsz  anders.  Valer  yersprieht,  die  Isabelle 
in  drei  tagen  von  dengenigen  in  befreien^  der  ihr  Terhasst  ist  dieser 
▼eihasste  ist  aber  nicht  Valer  selber,  sendem  Sganarelle.  letiterer 
msint  freilieh,  es  sei  Valer.  selbst  von  seinem  standpnncte  die 
Sache  anfbeaend,  durfte  man  also  höchstens  sagen,  ^dasa  er  sie  in 
dm  tagen  von  seinem  anblick  befreien  werde'. 

Weiter,  zu  demselben  stück,  in  der  hiographie  Scarrons  ist  von 
dessen  ^om ischem  Boman'  die  rede,  der  roman  hat  seinen  namen 
Bicht  von  seinem  komischen  Inhalt,  er  heiszt  'Roman  comiqne* 
weil  darin  das  leben  der  kojnödianten  geschildert  wird ;  mnsz  also 
'Komödianten-'  oder  'Schauspielerroman'  benannt  werden. 

Stück  LVI  in  der  anmerkung  2  heiszt  es :  'in  der  komödie  sind 
wir  ktinstlerisch  keinen  schritt  weiter  gekommen  als  die  alten  ('in 
der  tragödie  wol',  scheint  zu  ergänzen)',  ich  glaube,  wir,  d.  h.  wir 
Deutschen  sind  in  der  komödie  nicht  einmal  so  weit  gekommen, 
soll  aber  das  wir,  wie  wahrscheinlich,  bedeuten  'wir  modernen*, 
80  ist  die  behauptung  nicht  richtig,  der  Franzose  Moliöre  ist  künst- 
lerisch weiter  gekommen,  dies  ist  wenigstens  das  urteil  aller  be- 
deutenden Engländer,  denen  man  schwerlich  gallomanie  vorwerfen 
wird,  in  derselben  anmerkung  spukt  das  gespenst  der  tragischen 
flohuld,  welches  schon  lange  das  gebäude  der  deutschen  ästhetik  un- 
Bieber macht,  es  verdankt  dem  moralisierenden  standpuncte  unserer 
Ssthetiker  seine  cntstehung.  die  kontt  steht  aber  meines  eraohtens 
auf  einem  andern  boden  als  dem  der  moral.  Isidor  steht  sie  der 
•Iststeien  manchmal  gar  leindlieh  gegentlber.  deijenige  soll  noch  ge- 


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28 


Zar  Letiing-littwatur, 


boren  werden,  der  mir  beweise,  dasz  Körnerci  Zriny,  Shakespeares 
Deßdemona,  Cordelia,  Lear,  Othello,  König  Duncan,  die  Opfer 
Richards  III  und  so  viele  andere  ihr  Schicksal  verdient  haben, 
wollte  man  die  tragödie  vom  standpunet  der  gerechtigkeit  betrach- 
ten, 80  könnte  höchstens  von  einer  tragischen  Ungerechtigkeit  die 
rede  sein,  man  sehe  hierüber  mein  buch  'Molitre,  Shakespeare  und 
die  deutsche  kritik'  in  dem  paragrapben :  *der.  wahre  standpunet 
der  idee*. 

In  demselben  stück  p.  334  ist  zeile  3  «ia  kleiner  druckfehler 
'hatten'  statt  hätte. 

Stück  LIX  in  anm.  ü  ist  von  der  abhängigkeit  der  französischen 
tragödie  von  Seneca  die  rede,  bis  auf  Corneille  galt  Seueca  etwas, 
aber  nicht  mehr  als  die  Griechen.  Racine,  Boileau  und  die 
späteren  haben  ihn  als  einen  rhetor  und  Schwätzer  angesehen,  sie 
betrachteten  die  Griechen  als  die  einsig  richtigen  muster.  Bacine 
ottd  Boüeati  steadflii  auf  dtm  itenclpiuiefc,  wekiimi  später  Lessing, 
Goetiie  und  Sehfller  eni  »Mb  »»molieii  irrifta«rii  «mkbten. 
Molitee  eisad  Mif  eisem  Memi  ttandpciiot  «fai  sie  aOe.  «r  kaante 

SüldtU  äi  «uiMilraiig  4Mist«i:  *Oanpistnm  ist  nur  lelir- 
Hng,  der  das  gemMde  eines  meislers  usw.'  miui  hoisaan  eis  lehzUag, 
weü  ein  rela&fpronomeik  sieh  auf  das  wort  snrOekbeiMht  ÜrnHcibe 
fehler  triffi  man  bentsatage  fksl  in  allen  deoMian  MdMin.  mn  so 
mehr  tbot  es  not,  darauf  anfineitaan  so  mafllMn. 

Za  stadfc  Lin  anm.  0.  der  sweek  des  ftansOsisehea  wsbanes 
ist  der  woUklaag,  xmA  dieser  beruht  auf  dem  weehsd  der  Monten 
nnd  unbetonten  sÜben,  ganz  wie  im  deotsohen.  nnr  hersolit  in  diesem 
Wechsel  im  französischen  eine  gröszere  freiheit  als  bei  uns.  obeiK 
deshalb  ist  z.  b.  der  Alexandriner  im  deatschen  steif  und  langweil^, 
im  französischen  zeigt  er  die  gröste  raannichfaltigkeit. 

Zn  demselben  stück  heiszt  es  in  der  inhaltsangabe  der  6oole  des 
femmes  (acte  lY,  sc^ne  6):  'Horaee  enfthlt  dem  Amolphey  er  habe 
mit  der  Agnes  ein  Stelldichein  im  garten  gehabt',  es  war  nicht  im 
garten,  sondern  auf  ihrem  ximmer;  nur  hatte  Agnes  den  liebhaber 
durch  diegartenthürherein  gelassen,  der  ausdmek  Stelldichein 
passt  auch  nicht,  weil  das  zusammentreffen  mehr  zufällig  war. 

Weiterhin :  'beim  abendessen  ist  Amolphe  seinem  freunde 
Chrjsalde  gegenüber  sehr  ungeduldig,  als  dieser  in  fast  cynischer 
weise  auch  die  lockersten  eheverhältnisse  entschuldigt*,  ein  abend- 
essen findet  nicht  statt,  da  Amolphe  fasten  will,  in  seinem  verdrusz 
hat  er  den  appetit  verloren,  übrigens  entschuldigt  Chrysalde  nicht 
im  geringsten  die  lockersten  eheverhältnisse.  zuerst  sagt  er  nur,  ein 
mann  solle  sich  nicht  von  der  tugend  oder  Untugend  seiner  frau 
seine  ehre  abhängig  denken,  wie  jedes  andere  Unglück  müsse  man 
auch  das  eheliche  in  richtiger  weise  und  mit  fassung  zu  ertragen 
suchen,  und  als  Arnolphe  durchaus  keine  yemnnft  annehmen  will, 
macht  er  sich  über  ihn  lustig. 

In  der  hierauf  folgenden  inhaltsangabe  der  ecole  des  maris  be- 


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Znr  Lessing-litterator. 


29 


findet  fiich  em  grösserer  irrtum.  es  heisst  daaelbet  in  beziehang  auf 
acte  n,  sodnelll:  *da8  mttdchen  ge  siebt  ihm,  dan  während  seiner 
abwesenheit  ein  junger  mann  ihr  in  einer  dose  einen  brief  von 
Taler  dnrelis  fenster  geworfen  habe,  den  sie  ihn  bitten  müsse,  nn- 
eröffiiet  letzterem  wieder  inzostellen.  mit  freoden  vollzieht  Sgana- 
relle  auch  diesen  aoftrag  und  übersieht  dabei  vollständig,  dasz  der 
brief,  den  er  zurückbringt,  bereits  eine  antwort  Isa- 
bellens enthält',  das  mädchen  hat  keinen  brief  erhalten;  sie 
macht  nur  dem  Sganarelle  weiss,  dasz  sie  soeben  einen  erhalten 
habe,  sie  hat  nur  selber  einen  an  Valer  geschrieben,  in  welchem  sie 
deutlich  und  bestimmt  sagt,  was  sie  von  ihm  erwarte,  von  einer 
antwort  auf  einen  erhaltenen  brief  kann  also  nicht  die  rede  sein, 
sie  glaubte,  schreiben  zu  müssen,  weil  sie  fürchtet,  die  mündlich  von 
Sganarelle  überbrachte  botschaft  möchte  vielleicht  nicht  verstanden 
worden  sein,  sie  thut,  als  hätte  sie  einen  brief  erhalten,  den  sie 
Sganarelle  zurückzugeben  bittet,  weil  es  kein  anderes  mittel  gibt, 
ihr  schreiben  an  seine  adresse  gelangen  zu  lassen,  sie  wUnscht,  dasz 
dasselbe  uneröffnet  bleibe,  damit  Sganarelle  nicht  ihre  list  merke, 
sie  spricht  aber  diesen  wünsch  erst  aus,  nachdem  Sganarelle  last  be- 
zeigt, es  zu  öffnen. 

keine  auctorität  als  sein  eigenes  genie.  dies  ist  um  so  mehr  hervor- 
taheben,  je  weiter  die  anch  von  den  herausgebem  geteilten  irrtüm- 
Hehen  anaiehiNi  in  Deutaehland  verbreitnng  gefunden  haben. 

Stttck  LXX  anm.  3.  znr  erklftmng  Leasings  wird  hier  eine 
stsUe  ans  Oervinus  angefahrt,  in  welcher  es  unter  andern,  heiszt: 
*Goethe  trat  in  G(ttz  dem  Shakespeare  nahe,  in  der  Iphigenie  den 
sltsn'.  das  erstere  würde  wenigstens  Leasing  nicht  zugegeben 
haben,  er  wollte  ja  von  dem  Qötz  nichts  wissen,  höchstens  er- 
innert dies  stück  an  einige  der  historischen  tragödien  Shakespeares, 
anch  der  Goethebiograpb  Lewes,  ein  Engländer,  meint,  Götz  habe 
mit  Shakespeare  nichts  gemein,  was  endlich  die  Griechen  betrifft, 
so  meint  derselbe,  die  stücke  Rae  in  es  seien  in  griechischem  geiste 
gedichtet  und  nicht  die  Goethcsche  Iphigenie,  ich  bemerke  übrigens, 
dasz  mir  diese  frage  sehr  gleichgültig  scheint,  die  hauptfrage  ist, 
ob  jene  stücke  gut  sind  und  zwar  für  das  volk,  für  welches  sie  ge- 
ßchrieben.  und  das  sind  in  ihrer  weise  sowol  Goethes  Iphigenie  wie 
die  tragödien  von  Racine,  den  Gütz  freilich  habe  ich  nie  mehr  als 
einmal  lesen  können. 

Stück  LXXIII.  in  anm.  13  wird  hier  Shakespeares  Richard  III 
in  einer  solchen  weise  verherrlicht,  dasz  man  den  tadel  von  anm.  24 
nicht  begreift  Lessing,  der  von  einer  tragödie  nicht  blosz  furcht, 
sondern  auch  mitleid  und  vor  allem  mitleid  verlangte,  muste 
Shakespeares  Richard  III  ebenso  gebr  verurteilen  wie  die  C16opatre 
(Rodogune)  von  Corneille. 

Stock  LXXXIV  anm  20.  'seit  Charles  Perrault  (aus  Paris) 
xoerst  die  Ukherliebe  bebanptung  aufgestellt,  dasz  die  neueren  (d.  h. 
die  Fransoien !)  erst  die  kunst  und  Wissenschaft  zur  höchsten  voU- 


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30 


Icommenheit  emporgehoben  und  die  alten  weit  übertrofi'en  hätten, 
war  dieser  streit  von  sehr  verschiedenartigen  Persönlichkeiten  und 
von  den  verschiedenartigsten  standpuncten  aus  mit  der  leidenschaft- 
lichsten erbitterung  geführt  worden,  denn  was  war  derselbe  anders 
als  ein  kämpf  um  das  recht  und  das  dasein  des  fralizösischen. 
classicismus  selbst?  Diderot  tritt  auf  die  seite  der  gegner  des 
classicismus  und  nimmt  somit  den  kämpf  wieder  auf,  den  vor 
ihm  schon  Fontenelle ,  La  Motte ,  Louis  Racine  (der  söhn  des  tra< 
gikers)  u.  a.  gegen  Boileau  namentlich  unternommen  hatten', 
nichts  ist  klarer  als  «Heses  —  für  denjenigen,  der  von  der  sache  nichts 
versteht;  nichts  unklarer  für  denjenigen,  der  mit  der  geschieht» 
jenes  kampfes  bekannt  ist.  die  Wahrheit  ist  hier  auf  den  köpf  ge- 
stellt.  Charles  Perranlt  erscheint  als  der  Vertreter  der  modernen, 
fteiUeli  ist  riehtig.  der  kämpf,  den  er  fahrte,  erscheint  aber 
sQglekh  als  d«?  de»  olMiioiwBiia  «m  taine  aodilaix,  and  so  MtOrlieb 
Bdlesn,  der  prügelkaalM  der  deoteebiii  Igfbetik,  als  Fammlt» 
bnadesgenosse ,  als  der  hamptlAlui  diaaaa  UramSaiaebaii  fiaaairiapfwiB 
m  aeineaa  kämpfe  gegen  die  QnoebaB.  mm  war  aiber  gerade  Boilaatt 
Porravlta  erbittirtefter  gegner  «nd  der  bagaiaiarUla  Terieidigar  der 
Orieohan.  dar  kämpf  fiuid  aigctttlieb  aar  swiacban  dieaan  baMan 
statt  dar  swaita  hanptrarlratar  das  teiaOaiBdNii  claaBimama  ea^ 
lieh,  der  tragikar  Badna,  »khi  der  aolm,  aondarndar  ?«tar,  atand 
auoh  anf  aeiteii  Boilema  und  der  OrieohaB»  in  dieaaai  kwiqilB  wm 
ihre  ezistenz  waren  aonii  jene  twci  famiffMBekan  daaaikar,  wie  aa 
aebeint ,  ihre  eigenen  gegner. 

Der  irrtam  rührt  daher,  dasz  wir  ea  gawduit  aad,  den  Fran- 
zosen -eine  grosze  eitelkeit  ansudiobten,  von  der  wir  nattlrlicb  frei 
sind,  man  glaubt,  Winckelmann,  Leasing  und  Goethe,  überhaupt  wir 
Dentsehe,  hätten  erst  das  altertum  entdeckt,  die  wahxiieit  aber  ist, 
daaa  Baeine  (und  wabrseheiBlieh  ancb  Boileau)  nicht  weniger  bei  den 
Chriechen  zu  hause  war  als  wir,  dasz  sie  kein  höheres  ideal  kannten 
als  Sophokles  und  Homer,  und  dasz  sie  z.  b.  den  Seneca,  welcbea 
sogar  Lessing  anfangs  noch  bewunderte  und  zu  welchem  (nach  Ger- 
vinus)  Shakespeare  als  zu  Feinem  ideal  hinaufschaute,  dasz  sie  diesen 
Seneca  für  eineu  schwätzer  hielten,  anstatt  also  bei  dieser  gelegen- 
heit  den  classikern  der  Franzosen,  wie  oben  geschehen,  durch  den 
Zusatz  'Franzosen'  und  ein  ausmfungszeichen  ihre  eitelkeit  vorzu- 
halten, hätte  man  es  als  einen  beweis  von  bescheidenheit  preisen 
sollen,  dasz  sie  sich  gegen  ihre  meister  herabsetzten,  f  ül*  jene  gegen 
sich  selber  in  die  schranken  traten,  als  quelle  ist  hier  Hettner  an- 
geführt; freilich  wo  es  sich  um  die  beurteilung  von  Franzosen  han- 
delt, eine  zweifelhafte  quelle,  man  vergleiche  darüber  mein  buch: 
'Englands  urteil  über  Moliöre,  Bielefeld  bei  Gülker  1878'. 

XCI  anm.  5.  druckfehler:  Aristoteles  statt  Aristophanes. 

XCVI  anm.  4.  hier  wird  als  selbstverständlich  von  der  Minna 
yon  Barnhelm  gesagt,  Lessing  habe  in  diesem  stück  die  höhe  classi- 
scher  Vollendung  erreicht,   dies  kann  man  in  deutschen  büchem 


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Z«r  LewiBg-liMtnitor. 


31 


hftufig  lesen.  Molitoe  UngegeB  «mklit  diese  höbe  nicht ;  GoxMÜl«, 
Bacine  tmd  Voltaire  lioA  weniger.  LessiBg  daebte  bescheidener  von 
sich  selber  —  wie  schon  seine  dramatargie  zeigt,  die  ich  schliesz- 
lieh  nochmals  jedem  Deutschen  zur  aufmerksamen  lectüre  empfehle. 

Aus  diesen  einzelbemerkungen  wird  man  schlieszen  können, 
dasz  ich  auch  mit  den  in  der  allgemeinen  einleitung  ausgesprochenen 
ansichten  nicht  immer  einverstanden  sein  werde,  ich  stelle  die  fran- 
zösischen dichter,  komiker  wie  tragiker,  höher  als  es  die  herausgeber 
thun.  dann  bin  ich  der  Überzeugung,  dasz  auch  Lessing  sie  höher 
stellte,  als  die  herausgeber  glauben,  endlich  galtÄeiner  Überzeugung 
nach  Lessings  bewunderung  für  Shakespeare  nur  dem  tragiker  und 
bei  weitem  nicht  allen  seinen  tragödien.  die  meisten  historischen 
leiden  an  demselben  fehler,  den  er  am  Götz  tadelte,  es  sind  nicht 
Schauspiele,  sondern  an  einander  gereihte  scenen.  und  die  rührung, 
welche  er  vor  allem  vom  trauerspiel  fordert,  findet  sich  nur  in  Romeo 
und  Julie,  in  Othello  und  Lear,  auch  ist  bei  Lessing  von  andern 
stücken  kaum  die  rede,  über  diese  puncto,  die  ich  schon  früher  ein- 
mal selber  besprochen,  will  ich  diesmal  lieber  einen  Engländer  reden 
lassen,  sein  urteil  ist  am  wenigsten  verdächtig,  wo  es  zu  gunsten 
der  IVanaosen,  zu  Ungunsten  seines  landsmannes  laniet.  derEng- 
liiKlw,  den  kih  meine,  iai  te  Tarfasser  einer  ansgezeidmeten  bto- 
graphie  TOn  Leasing^  den  «r  dia  hMiafea  bawmitonng  zoUt.  dia 
sMlen,  weldie  idi  waMbam  waida,  aiad  aban  diaaar  biographie  ani- 
Aomman.  aein  nrMl  wird  dahar  ebenso  wenig  ala  Tarttobtig  ar- 
sdieiiiaii,  wo  aa  dia  Ffamaean  gegen  LaaaiBg  aalbar  im  adwrti  nimmt, 
adar  im  obiTantBiidBia  mit  toat  dia  tiMnangnng  ausspricht,  im 
liantigeii  Danfaddaad  wfiida  Laaring  watodMialieb  ala  TOiiaidigar 
der  TanMihtateii  Vranioaeii  anflraten« 

(seUaaa  Iblgt.) 

BiBUrBLD.  C«  HUMMUIT» 


4. 

AU8  D£B  OKOGßAPHISCHJSN  SGHULLITTEaATUJEL 


1)  B«  DBBSa»  KLBIHBB  aOBULATLAB  »  HSUBZBBB  KABTBH.  fOB 
DIB  BBflTBH  OTTfiBBlOBTaSTDraB  BBABBBITBT  UBTBB  lOTWIBKDlIO 

aBBTOBBAGBBDBB  sohqliiIbbbb.  Iiei|»sig.  Wagner  o.  Debee.  1877. 

Es  könnte  wirklich  überflüssig  erscheinen,  wenn  noch  immer 
wieder  daran  erinnert  wird,  wie  jefler  geographische  Unterricht  ohne 
benutzung  eines  brauchbaren  atlas  resultatlos  verlaufen  musz.  das 
ist  in  der  that  recht  oft  gesagt,  so  oft,  dasz  man  füglich  annehmen 
könnte ,  diese  wolfeile  Wahrheit  sei  nun  endlich  zu  aller  obren  hin- 


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82 


Au»  der  geogra|^luMihen  »obuUitteratur. 


durcbgeilrungen.  aber  gewisse  saclRU  können  gewissen  leuten  nichi 
oft  genug  vorgehalten  werden;  es  gibt  eben  auch  erwachsene,  bei 
denen  das  noch  so  oft  wiederholte  doch  wirkungslos  zu  verhallen 
•pflegt,  gibt  es  ja  noch  immer  schulen,  auf  denen  eler  geographische 
Unterricht  gerade  in  den  schwierigsten,  d.  h.  den  untersten  clasöen 
in  den  möglichst  schlechten  bänden  liegt,  da  ist  es  bald  der  erste 
beste,  d.  h.  schlechtcbte  elementarlehrer,  bald  wul  ein  studierter  und 
graduierter,  der  aber  in  der  geographie  und  geschichte  noch  nicht 
einmal  der  allgemeinen  bildung,  die  im  Staatsexamen  gefordert  zu 
werden  pflegt,  gei|#gen  konnte!  ist  doch  am  ende  die  geographii 
in  den  unteren  classen  ein  object,  dem  jeder  gewachsen  ist!  und  in 
der  thai!  den  'kleinen  Daniel'  mit  'aaswaU'  answendig  lernen  zu 
Umat  vmd  watk  in  übertiOren;  oder,  w«iuui  koeh  kommt,  den  amen 
kindeni  eintn  aUas,  ohne  jede  adtoiMnuig,  der  dkmt  dook  so  aekr 
bedarf,  um  Tentaaden  m  wardaa,  wewigatans  pro  fonna  indie  kand 
an  gaben  —  daaa  ziiokt  aehliaailiok  j^lieka  wiaaanaekaftliaha  mid 
pädagogiaohe  Inldimg  anal  —  Glaabe  man  niokt,  JUaa  aaien  be- 
willige pkantaaiagilnlda»  nein  I  aa  gibt  wiridiok  »odi  danviiga  kOhare 
aoknloi  —  koffsntliok  xaakt  waniga. 

Als  eina  art  Ton  aniackoldigiuiig  das  nntanriakta  okna  bmndi- 
bava  karlaa  konnta  wol  Mkar  dia  antackiedana  koatapieligkeit  der 
sobnlaÜanten  gelten,  gewis  waren  fOx  volka-  und  auttaUeholen  (ich 
bediene  mick  diaaes  anadmakaa  ohne  prägnanz)  wie  auch  fUr  die 
Schüler  unserer  untersten  gymnasial-  und  realscholdlassen,  die  5 — 8 
Mark ,  welche  solch  ein  atlaa  kostete ,  eine  starke  ausgäbe,  sie  flcl 
manchen  altem  doippelt  schwer,  weil  der  atlaa  doch  oft  recht  schnell 
wieder  ersetzt  werden  sollte,  da  erschtanan  jene  kleinen  (volksschul)* 
atlanten  von  Kiepert,  Lange,  Andree  u.  a.,  leistuoigan,  die  mit  her- 
▼orstechender  güte,  deren  grad  ich  hier  nicht  abmessen  wül,  eine  er- 
atannliche  billigkeit  verbanden,  auch  der  ärmste  schüler  konnte  sich 
nun  einen  atlas  anschaffen,  wurde  dieser  dann  auch  bald  das  opfer 
schmutziger  finger  und  zerstörungs wütiger  bände,  so  war  die  an- 
schaffung  eines  neuen  keine  allzu  drückende  ausgäbe;  ja  dieselbe 
hatte  bei  der  steten  Veränderungsbedürftigkeit  unserer  karten  ihre 
positiven  vorteile. 

Aber  die  wünsche  verständiger  schulmänner  konnten  bei  aller 
warmen  anerkennung  des  gebotenen  nicht  völlig  zufrieden  gestellt 
werden,  jene  atlanten,  wol  durchweg  nach  den  gröszeren  karten- 
werken  der  Verfasser  bearbeitet,  enthielten  für  die  unteren  und  raitt- 
'  leren  classen  unserer  höheren  lehranstalten  (geschweige  denn  für  die 
Volksschule!)  entschieden  zu  viel  des  stofFes.  sah  und  sieht  man  doch 
denselben  billigen  atlas  in  der  band  des  sextaners  und  primaners. 
80  wenig  er  für  den  letzteren  aus  anderen  gründen  passt,  so  ge- 
wis enthalt  er  auch  für  ihn  des  ftofles  vollauf;  denn  es  möchte  wol 
keinen  primaner  geben,  der  besonders  das  material  der  politischen 
geographie,  das  diese  karten  bieten,  bewältigt  hätten.  —  Man  wird 
mir  hofifentlich  nicht  einwenden,  dasz  der  atlas  aneh  ein  nachschlage- 


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Ans  der  geographiiofaen  tehnllitteratar.  3S 

badi  ft&r  cUu»  priTste  leben  des  scfalllen  sem  aoU ;  dann  kt  er  eben 
kein  sehnlatlae  mehr,  dessen  aa%abe  es  ist,  mir  daSi  aber  dies  auch 
aosniehend,  riditig  und  Uar  m  geben,  was  eben  die  sclinle  bedarf* 
dass  nur  lesnohmnende  karten  sich  dem  gedSohtnis  einprftgen,  ist 
eine  ebenso  unbeetraitbare  Wahrheit,  als  die,  dasz  eines  sich  niobt 
für  alle  schicke,  es  war  daher  das  bedärfnis  naoh  einem  attas,  der 
eben  nnr  das  darstellte,  was  in  den  unteren  classen  anoh  gelernt 
werden  kann,  entschieden  vorhanden,  ihm  ist  nnn  doreh  den 
Debesschen  kleinen  schulatlas  abgeholfen. 

Er  besteht  aus  19  karten,  von  denen  eine  (Norddeutschland 
und  die  angrenzenden  länder)  eine  doppelseite,  5  (Europa  und 
Deutschland  je  zweimal,  und  Süddeutschland)  eine  ganze  seite  fllllen. 
die  karte  'Europa'  dient  zugleich  zur  darstellung  von  Ruszland  und 
Skandinavien,  die  übrigen  länder  müssen  sich  mit  verhältnismäszig 
geringem  platz  begnügen,  dasz  astronomische  karten  fehlen,  ist 
gut;  die  kleinen  verstehen  die  abbildungen  doch  nicht. 

Vielleicht  hätte  einer  oder  der  andere  auszusetzen,  dasz  beson- 
ders die  auszerdeutschen  länder  Europas  allzuklein  ausgefallen  seien, 
befinden  sich  doch  die  britischen  inseln,  Pyrenäen-,  Apenin-  und 
Balkanhalbinsel,  Frankreich  und  Oesterreich-Ungarn  auf  einer  doppel- 
ssite  TOB  nur  38  om.  Iflnge  mid  22  cm.  höhe,  aber  einerseits  ent- 
halten diese  kBrtdien  a&s,  was  IHr  unsere  quintaner  sa  wissen 
nötig  ist,  in  klarer,-  flbenriebtlieher  weise,  so  dass  jeder  name  dent- 
Utk  lesbar  ist,  andererseits  sind  alle  in  dem  gleichen  massetab  Ton 
1 : 12,000,000  ansgeftünrt.  das  ist  ein  nieht  za  nntersehfttsender 
vorsog!  wie  sehr  wird  dem  kindlichen  geiet  durch  einen  ungleichen, 
wechselnden  mnssslnb  das  doch  so  notwendige  Tergleichen  ersdiwert. 
in  dem  Langeschen  ▼olksscfanlatlas  ist  s.  b.  jedes  der  6  iSnder  nebst 
Skandinavien  nach  anderen  yerhältnissen  gezeichnet.  —  Dasz  Rusz- 
land in  halb  so  groszem  maszstabe,  Deutschland ,  Süddentschland, 
Norddeutschland  in  steigend  grtaerem  (bis  1 : 4,000,000)  entworfen 
sind,  ist  natürlich. 

Wird  durch  solche  einheitlichkeit,  soweit  sie  wünschenswert  und 
durchführbar  erschien,  dem  schtiler  das  vergleichen  erleichtert,  so 
verschmäht  der  verf.  auch  andere  mittel  nicht,  denselben  zweck  zu 
erreichen,  wie  angenehm  ist  es  z.  b.,  dasz  auf  den  weitkarten  (nr.  1 
und  2)  Deutschland  durch  Schraffierung  hervorgehoben  ist! 

Ueber  die  mittel,  welche  sonst,  um  rechte  anschaulichkeit  zu 
erzielen,  angewendet  sind,  darf  ich  wol  füglich  mit  meinem  urteil 
zurückhalten,  da  der  competenteste  richter,  hr.  prof.  Kirchhoflf,  in 
der  Zeitschrift  für  g.-w.  sie  seines  vollsten  lobes  gewürdigt  hat. 
jeder,  der  z.  b.  die  feine  Verwendung  des  rothdruckes  für  gewisse 
namenkategorien  und  zur  bezeichnung  der  politischen  grenzen  inner- 
halb physikalischer  karten  gesehen  hat,  wird  ihm  freudig  beistimmen, 
wann  idi  mm  trotzdem  einzelnbeiten  auszusetzen  habe ,  so  geschieht 
es  nnr  im  intstesse  des  atlas  selbst,  am  bequemsten  wird  es  sein^ 
wann  ich  meine  kleinen  notisan  ein&oh  nach  den  kartennnmmem 

ir.jahrb.r  |»lia.«.pid.  II.«bt  1879.  hft.  1.  8 


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S4  Aot  der  geograpbiedieii  BchulUiteratar.  ^ 

ordne,  eie  machen  natllrlieh  weder  anspmeh  anf  volletändigkait, 
noch  werden  &ie  durchweg  auf  die  Zustimmung  des  geehrtm»  hrn» 
yerf.  rechnen  dürfen,  denn  gerade  in  hinsieht  dessen,  welche  geo» 
graphische  namen  pädagogisch  notwendig  und  welche  Überflüssig 
sind,  werden  die  ansichten  sehr  leicht  auseinandergehen;  ich  be- 
scheide  mich  daher  gern,  meine  aus  mehrjähriger  praxis  und  reif- 
lichem nachdenken  hervorgegangene  individuelle  meinung  dem  ur- 
teil  des  verf.  zu  unterbreiten. 

Karte  nr.  1.  die  rothgedruckte  bezeichnung  des  nördlichen 
Polarkreises  ist  recht  wenig  deutlich  lesbar,  sie  hätte,  wie  sonst, 
nicht  i  n ,  sondern  unter  oder  über  die  punctierte  linie  gesetzt  wer- 
den sollen,  dasselbe  ist  auf  der  östlichen  hemisphäre  bei  dem  Wende- 
kreis des  krebses  der  fall. 

Nr.  2.  die  buchstaben  C  und  G  bind  bei  der  rothen  schrift 
YöUig  imunterscheidbar. 

Während  das  nördliche  eismeer  benannt  ist,  fehlt  das  sfldliehe. 
swar  reieht  die  karte  nur  bis  zum  70®  b.  br.,  was  ioh  d«r  Sym- 
metrie wegen  bedanre,  was  aber  TieUeicht  schwer  m  Indem  war,  e& 
liegt  jedodh  aneh  gar  kein  gmnd  tot,  die  'eismeere',  wie  beim  nörd- 
lichen geschieht,  nur  auf  die  stredEe  vom  80®  bis  za  den  polen  za 
beschränken.  Gnthe  (4e  anfl.  s.  44)  meint  mit  recht,  man  aolle  daa 
sttdli^e  eismeer  wenigstens  bis  zum  60'  s.  br.  ausdehnen! 

Becht  habsch  ist  es,  dass  auf  der  erdkarte  in  Merkators  pro- 
jection  am  unteren  rand  die  Zeitunterschiede  mit  dem  mittleren 
Deutschland  angegeben  sind,  ob  sich  aber  nicht  für  die  meridiane 
die  rechnung  nach  Green  wich  empfohlen  hätte?  ich  wage  ee  mit 
Sicherheit  nicht  zu  entscheiden!  hat  aber  prof.  H.  Wagner,  der 
heransgeber  der  4n  aufl.  von  Guthes  erdkunde,  recht  mit  seiner  ein- 
führung  der  rechnung  nach  Greenwich,  so  ist  es  jedenfalls  am  ge- 
eignetsten, unseren  schülern  schon  von  sexta  an  die  neue  Zählung 
anzugewöhnen,  denn  —  was  Häuschen  nicht  lernt,  lernt  Hana 
nimmermehr,  oder  doch  wenigstens  mit  viel  gröszerer  Schwierigkeit. 

Nr.  3.  wunderbarer  weise  ist  die  insel  Portorico  als  'englisch' 
bezeichnet.  —  Mir  scheint  die  insel  Southampton  am  eingang  der 
Hudsonbai  hätte  fehlen  sollen,  weder  Guthe,  und  der  ist  doch  für 
die  allerobersten  classen  berechnet,  noch  der  'mittlere'  Daniel  hat 
sie;  dagegen  finde  ich  sie  allerdings  im  gröszern  Seydlitz  und  auch 
bei  dem  neuen  leitfaden  Drenkes,  der  aber  überhaupt  viel,  wenn 
nicht  z  u  viel  des  Stoffes  bietet.  —  Statt  Bermuda-  möchte  ich  Ber- 
mudasinseln empfehlen. 

Nr.  4.  such  hier  ist  Portorico  mit  £.  bezmehnet.  die  insel 
Chiloe  durfte  unter  keinen  umständen  fehlen;  dagegen  wflste  iöh 
nidit,  was  fär  die  aufnähme  Sfidgeorgiens  spräche  (bei  Quthe,  Seyd- 
litz, Drenke  —  nicht;  dagegen  bei  Daniel!). 

Nr.  5.  das  zeichen  für  die  städte  Aber  600000  einw.  ist  Ton 
dem  für  die  Aber  100000  fi»t  nur  mit  der  Inpe  unterscheidbar. 
Berlin  und  Wien  hätten  aber  doch  eher  als  Constantinopel  zu  den 


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Aus  der  geographibchexi  bchullitteratur. 


35 


Städten  mit  mehr  als  einer  million  einw.  gerechnet  werden  sollen, 
da  der  Dwina  der  name  beigeschrieben  ist,  so  bfttte  der  Petsehora 
wol  dasselbe  reeht  snerkaant  werden  kOnnen. 

Statt  Candia  (so  avcb  anf  nr.  8)  sollte  besser  Kreta  steben 
(anf  nr.  15  beides!),  da  Candia  nnr  kartenname  ist;  der  Grieobe 
nennt  die  insel  Eriti,  der  Türke  Sind. 

Für  balbinsel  (?)  Sierra  Leone  besser  S.-L.-kflste.  neben  dem 
ükeiewe  ist  der  Baringo  mit  unrecht  als  selbständiger  see  ge- 
zeichnet. 

Die  insel  Sokötra  mag  man  (vergL  Petermanns  erg.  heft  49 
8.  56)  als  englisch  bezeichnen,  musz  aber  dann  ebenso  die  Gesell* 
Schaftsinseln  (Tahiti)  franaOeisch  nennen,  was  auf  nr.  7  nicht  ge- 
schehen ist. 

Nr.  6.  Asien  scheint  mir  im  allgemeinen  etwas  dürftig  fort* 
gekommen  zu  sein,  da  z.  b.  C.  Tscheljuskin  angegeben  ist,  hätten 
auch  Ostcap,  C.  Büro,  C.  Baba  nicht  fehlen  sollen,  ebenso  vermiszt 
man  ungern  Macao,  Kangun,  Yokohama,  den  Küenlün;  hätte  aber 
Mandela  entbehren  können,  da  Irtiych  und  Tobol  gezeichnet  sind, 
sollten  auch  ihre  n^en  stehen,  die  man  den  schttlem  doch  nicht  gut 
wird  vorenthalten. 

Der  name  Nipal  ist  kaum  zu  lesen ! 

Nr.  7.  der  name  der  Australalpen  durfte  um  so  weniger  fehlen, 
als  er  auf  der  ^gebirgshöhen'-karte  steht.  —  Statt  C.  Byron  besser 
Sandy  C.  unter  den  inseln  erscheinen  als  unnötiger  ballast :  Lagunen - 
insel ,  Fhoenixinsel ,  Tubuaiinsel  und  Kermadecinsel  (die  letztere  in 
keinem  der  oben  genannten  Schulbücher),  dafttr  hätten  uns  lieber 
die  P&laninsel  und  yor  allen  M dyllleinsel  geboten  werden  sollen. 

Hr.  8.  an  dieser  sebSnen,  anscbanHdien  karte  hätte  ich  nichts 
ansrasetaen.  der  stoff  ist  pBdagogisch  gat  ansgewShlt;  Tielleicht 
konnte  die  insel  Eolgujew  fehlen,  (von  den  citierten«  wol  gebrSnch- 
liohsten  vier  scbnlbflchem  bat  sie  nnr  Seydlits  in  seiner  grosseren 
ausgäbe.)  —  Weshalb  ist  der  snfluss  des  Easinsees,  an  dem  Tiflis 
liegt,  Enra  geschrieben?  (so  auch  nr.  9.) 

Nr.  9.  bei  den  FarÖer  ist  die  färbe,  ob  dänisch  oder  schwedisch, 
nicht  zu  unterscheiden,  besser  ists  ein  D.  unterzudrucken.  ich  Ter - 
misse:  Perm,  als  ausgangspnnct  für  die  sibirische  strasze,  nnd 
Wiborg,  das  neben  Helsingfors  wol  einen  platz  verdiente,  dagegen 
erscheinen  überflüssig:  Enaresee,  Ljusne-  und  Angermannelf  in 
Schweden ,  Tawda  und  Tschesskajabai  in  Buszland. 

Nr.  10.  es  fehlen:  Anglesea,  Canterbury  (York  ist  vorhanden) 
und  the  Wash.  —  Der  caledonische  canal  ist  nicht  erkennbar,  — 
die  bezeichnung  grampisches  gebirge  ist  ungewöhnlich  deutsch 
statt  Grampians,  während  in  Irland  doch  auch  das  einheimische 
L(ongh)  Neagb,  übrigens  recht  unnötig,  sich  findet. 

Nr.  11.  Frankreich  ist  wol  etwas  zu  dürftig  behandelt,  kein 
berg  ist  namhaft  gemacht,  der  Adour  und  Doubs  hätte  wenigstens 
den  flüssen  noch  beigegeben  werden  können,  Besani^on,  Yerdun, 

3* 


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36 


Aua  der  geogxapbuolieii  sohttUitieratnr. 


Clenaont  verdienten  erwäbnung  wol  eher  als  Limoges !  allerdings 
kommt  aus  dem  ösÜiehen  Frankreich  manches  genauer  auf  den  karten 
von  Deutschland  vor,  ab«r  es  hat  doch  viel  unbequemes  bei  der 

durchnähme  eines  landes  immer  auf  eine  karte  zu  yerweuMiiy  die 
doch  schlieszlich  direct  mit  jenem  nichts  zu  thun  hat. 

Nr.  12.  das  cisleithanische  Oesterreich  ist  natürlich  recht  un- 
genügend hei  der  Zusammenfassung  des  gesammten  kaiserstaates 
fortgekommen;  es  ist  auch  noch  mal  bei  den  karten  Deutschlands 
ausführlicher  berücksichtigt,  auf  nr.  12  aber  etwa,  wie  der  einwurf 
erhoben  ist ,  nur  Ungarn  nebst  zubehör  darzustellen ,  würe  pädago- 
gisch ganz  verkehrt:  der  schüler  musz  doch  eine  karte  haben,  auf 
der  er  die  ganze  Österreichische  monarchie  überblicken  kann.  — 
Statt  Sau  besser  Save!  und  für  oder  wenigstens  neben  Ofen-Pest 
auch  Budapest! 

Nr.  13.  hier  bin  ich  in  der  läge  nur  zu  zuwünschen.  der 
Molha^em,  als  höchste  erhebung  der  halbinsel,  ebenso  die  städte 
Xeres  und  Älieante,  vielleicht  auch  Maroia  und  Comna  sollten  ver- 
zeichnet  werden. 

Nr.  14.  die  namen  der  alpenberge  s.  b.  8.  B.  sind  mit  blossen 
ange  kaum  zn  lesen,  es  fehlen  die  namen  aller  Posiiflt&sse,  und 
wenn  auch  die  der  linken  auf  den  karten  von  Dentsohland  sich  &iden, 
so  müsten  doch  wenigstens  Tanaro  and  Trebia  auch  Vorhandensein, 
von  Städten  musten  wol  genannt  werden:  Bavenna,  Anco  na  und 
Brindisi;  auch  A^gio  eher  als  Foggia.  ebenso  gern  als  Pan- 
tellaria  stthe  ich  von  den  inseln  am  busen  von  Neapel  mindestMis 
Iscbia  angegeben. 

Nr.  15.  für  Schumiia  besser  Schum2a.  weshalb  steht  beim 
Struma  noch  der  altgriechische  name?  darauf  hätten  dann  Maritza 
u.  a.  ebenso  gut  ansprach,  von  den  Kykladen  ist  ohne  frage  Syra 
mit  Hermopolis  wichtiger  als  Naxos.  wo  bleibt  der  busen  von 
Patras?  dagegen  konnte  der  Sakariaüuäz  in  Kleinaaien  fehlen.  ~ 
Warna  ist  ebenso  gut  festung  als  Rustschuk. 

Nr.  16.  eine  sehr  schöne,  fast  plastisch  wirkende  karte,  un- 
nötig erscheinen  mir  die  Zug-  und  Wildspitze  und  Marmolata!  da- 
gegen konnten,  wenn  auch  auf  späteren  karten  verzeichnet,  auch  hier 
die  namen  einer  und  der  anderen  friesischen  inseln,  der  Schley,  der 
frischen  nehiung  btehen.  em  S  t.  Bernhardin  ist  wol  druckfehler. 

Neben  der  Eisack  hätte  die  Sill  wenigstens  eingezeichnet  wer- 
den können. 

Die  hOhenangaben  unter  einseinen  bergen  sind  fast  unlesbar, 
z.  b.  beim  M«  Bosa,  F.  Aarhoxnn*a.  ^  sw.-ende  des  sehwftbischen 
Jm»  ist  die  hOhenzahl  1010  m.  eingetragen,  ohne  dass  ein  name 
dabei  steht«  soll  sie  sich  auf  den  Hohenborg  beziehen? 

Yon  flflssen  halte  ich  für  Überflüssig:  Filitza  ond  Hemad«  da!> 
gegen  könnte  anch  hier  der  Queis  erwartet  werden.  * 

Nr.  17.  eine  so  klare  und  sorgfUtig  colorierte  karte,  wie  man 
sie  oft  selbst  in  grosseren  kartenwerken  nicht  findet. 


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Ans  der  geographischen  Bcbnllittoialiar. 


37 


Nr;  18.  es  konnten  fehlen:  die  jütischen  inseUi:  LSsS,  An- 
holt, SamsO,  Arrlt,  Axnager.  —  Die  Onden  Ao.  Ton  f Ifl s s en :  Wipper 
(in  Pommern),  Sehwarswasser,  Angerapp,  Weida,  Klodnits,  Barteefa, 
Ohre,  Oste,  Lesum.  —  Von  seen:  Lebasee,  Oeseriohsee,  Dnnsensee. 
T(m  bergen:  Erbeshopf,  Geiersbeig,  Wasserhnppe.  ron  stSdten: 
Langenbielsa ,  Oberstein  (dafOr  besser  Birhenfeld),  Sonneberg.  — 
Dafür  yermisse  ich  folgende  orte :  Husum  (sonst  an  der  westkOste 
Schleswigs  nichts),  Pasew&lk,  Cammin,  Braunsberg,  Oliva  —  da  sonst 
historisch  bemerkenswerte  orte  gern  verzeichnet  sind  — ,  Schwedt, 
Wernigerode,  Verden,  Iserlohn,  Duisburg,  Cleve,  ErenznaclL 

"Sr.  19.  znm  fortfallen  empfehle  ich:  Dachstein,  Hausmck, 
Steyer ,  Attersee ,  Schwabach  (dafür  Solnhofen) ,  Ellwangen.  —  Zur 
aufnähme  schlage  ich  vor:  Kissingen,  da  sonst  die  berühmteren  bade- 
örter  genannt  sind.  Freising,  Lindau,  als  bäurischer  besitz  am  Boden- 
see, Hof. 

Die  inneren  Seiten  des  Umschlages  enthalten  noch  eine  aus- 
sprachebezeichnung  der  fremden  namen.  wenn  ich  auch  bei  einzelnen 
zweifelhaft  bin,  ob  dieselbe  gut  gelungen  ist  —  es  ist  das  bekannt- 
lich sehr  schwer  — ,  so  unterdrücke  ich  doch  besser  raeine  bedenken, 
aber  ich  glaube,  es  hätten  auch  namen  aufgenommen  werden  sollen, 
bei  denen  im  ganzen  die  betonung  gewöhnlich  eine  verkehrte  ist, 
z.  b.  Caracas,  Galäpagos,  Bogota,  Sokotra,  Bömeo,  Cordoba,  Granadu 
u.  ä.  m. 

Der  geographische  zahlennachweis  bedarf,  soviel  ich  sehe,  einer 
sorgfältigen  eontzole,  so  sind  z.  b.  die  quadratmeilen  des  deutschen 
reidies  mmchttg  msammenaddirt!  ^  Doch  nun  genug  der  kleinig- 
keiten.  es  wSre  m  wünschen,  dasz  mehr  'geographen  miter  den 
Pädagogen'  der  *fordening'  der  yerleger  naohkftmen  nnd  die  pftda> 
gogische  Seite  der  «o^be  prflfken.  ich  habe  es  nach  krftften  ver- 
endet, aber  allen  solchen  urteilen  haftet  gar  viel  des  snbjeetiTen  an, 
um  so  nötiger  sind  erginzende  stimmen,  wenn  dann  axiih.  derartige 
besprechungen  nicht  angenehm  zu  lesen  sind  (zu  schreiben  sind  sie 
es  flbrigens  such  nicht!),  so,  scheint  mir,  ist  ihr  nutzen  dochgrOszer, 
als  wenn  man  sich  mit  einem  kurzen,  wenn  auch  lobenden  atisspruch 
begnügt.  —  Fasse  ich  zum  sdilusz  die  hauptyorzüge  des  unter  allen 
umstSnden  höchst  bemerkenswerten  Unternehmens  zusammen,  so 
sind  es  folgende  drei:  1)  die  richtige  und  saubere  ausfährung,  2)  der 
im  groszen  nnd  ganzen  durchaus  richtige  pädagogische  tact  in  der 
auswahl  des  gegebenen,  3)  die  enorme  billigkeit!  —  Jedenfalls 
macht  der  atlas  dem  Verfasser  wie  dem  Verleger  gleich  ehre  und  ist 
nur  zu  wttnächen,  dasz  unsere  schulen  beiden  auch  die  mühe  lohnen! 

2)    OBOOBAPHISOHB   TABBLLB   ZUM    OBBBAUOH   IH  DBN  UBTBBBK 
0LA8SBB   HÖBBBBB  LBBBAM8TALTBN  VOM  DB.  HAZ  BANDBB. 

Berlin.  Weidmann.  1878. 

Auf  der  ersten  folioseite  sind  für  die  fünf  weitteile  fünf  senk- 
rechte columnen  bestimmt,  diese  wieder  durch  zehn  horizontalen  ge- 


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«^S  Jlua  dar  geographischen  schaUitteratur. 

spalten,  die  dadurch  entstandenen  Parallelogramme  tragen  die  Über- 
schriften: 1)  grenzen.  2)  kaps.  3)  halbinseln.  4)  inseln.  5)  hoch- 
Ittnder.  6)  tiefländer.  7)  flüsse.  8)  seen.  9)  grösze.  10)  einwohner. 
dies  setzt  sich  auf  der  ersten  hälfte  der  rückseite  fort  als  11)  poli- 
tische einteilung.  die  zweite  bälfte  ist  für  Deutschland  bestimmt, 
im  ersten  horizontalen  teil  wird  in  obigen  zehn  teilen  die  physika- 
lische geographie  unseres  Vaterlandes,  im  zweiten  die  politische  ab- 
gehandelt. 

Druck  und  papier  ist,  wie  bei  der  berühmten  Verlagsbuchhand- 
lung natürlich,  gut.  —  Welchen  nutzen  hat  nun  aber  solch  eine 
tabelle?  der  herr  verf.  sagt  darüber  nichts,  denn  eine  vorrede  ist 
nicht  beigegeben,  ich  musz  gestehen,  dasz  ich  nicht  recht  weisz,  in 
welcher  weise  sie  pädagogisch  erfolgreich  angewendet  werden  soll, 
und  ich  fürchte,  es  geht  anderen  collegen  ähnlich!  —  Vielleicht  ist 
OS  denkbar,  dasz,  wo  kein  sonstiges  hilfsbuch  eingeführt  ist,  dem 
Schüler  das  nachsclireiliai  dererwittinten  namen,  zahlen  usw.  erspart 
werden  soll.  voBg  dm  mm  aeiii,  oder  mag  elii  andeiw  Awack  damit 
verfolgt  worden,  soviel  ist  klar,  zwei  forderuagen  mlisBen  an  ein 
sokbeB  hüftmittel  gestellt  werden:  1)  das  fttr  die  unteren  dassen 
unserer  höheren  anstalten  (YI — IT!)  notwendige  material  mass  in 
richtiger,  pSdagogisciher  answahl  geboten  werden,  2)  die  angaben 
und  auch  die  sokreibart  müssen  dorehaas  richtig  sein,  damit  die 
kinder  sich  nicht  fehler  einpxfigen!  —  Genfigt  nun  vorliegende 
tabelle  diesen  anforderungen?  die  antwort  kann  nur  lauten:  in 
keiner  weise !  —  Sehen  wir  zunftchst ,  wie  es  um  die  pädagogische 
brauchbarkeit  bestellt  ist!  wo  wäre  die  schnlbehörde,  die  sich  mit 
einem  derartig  dürftigen  resnltat  des  geographischen  Unterrichtes 
begnügen  könnte!  der  sextaner  soll  z.  b.  von  den  asiatischen  inseln 
nur  lernen  die  japanischen  (ohne  spesieUe  namen)  und  die  Philip- 
pinen (dito),  man  vergleiche  nur  dagegen,  was  z.  b.  Drenke,  aller- 
dings für  realsextaner,  verlangt,  ist  das  auch  wol  etwas  allzureich- 
lich, so  ist  das  andere  doch  eben  gleich  null,  für  die  anderen  classen 
(V  und  IV?)  fehlen  auch  die  namen  der  japanischen  inseln,  steht 
Ceylon  im  indischen  ocean  allein,  wo  Drenke  schon  für  VI  die  An- 
damanen  und  Nikobaren  hat.  —  Beim  hochland  Hintorasiens  wird 
der  sextaner  mit  dem  bloszen  namen  Himalaya  abgespeist:  einen 
bergnamen  bekommen  auch  die  schüler  der  anderen  classen  nicht  zu 
erfahren,  dagegen  werden  in  Amerika  zehn  berge  namhaft  gemacht, 
verstehe  das  ein  anderer!  —  Dasz  das  plateau  von  Dekhan  und  unter 
den  tiefländern  das  chinesische,  wie  so  manches  andere,  fehlt,  nimmt 
uns  nun  kein  wunder  mehr.  —  Das  pensum  der  VI  hinsichtlich  der 
kenntnisse  von  Africa  besteht  nach  dem  Verfasser  in:  1)  mittel- 
ländisches meer  und  strasze  von  Gibraltar.  2)  strasze  (!!)  von 
Suez  und  rothes  meer.  3)  strasze  von  Mozambique.  4)  atlanti- 
scher ocean.  5)  Madagaskar.  6)  Atlasgebirge.  7)  KU* 

Voili  tont!  die  glttckliohen  oder  besser  die  unglücklichen 
sextaner!  —  Ich  will  nur  noch  erwBhnen,  was  ttber  die  orographie 


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Ans  der  geograpUMhen  lehultitteraiar. 


39 


JBaropas  gesagt  wird  und  bis  IV  ausreichen  soll,  dann  wird  es  wol 
genügen,  a)  bamptgAbiige:  Alpen  mit  ihren  ausläufern  (!),  Kar- 
pittien,  Hibnos,  Apennin  wd  deatschen  Mittelgebirgen.  —  b)  ein- 
zelne gebirge:  Ünd,  KaukaaiUy  iberisches  hochland,  Pyrenäen,  fran- 
zösisches hochland,  skandinavisches  gebirge  mit  den  Kjölen.  —  Ich 
bitte  die  einteilung  und  die  o&nbar  nene  forschuig  ttber  die  ^ Alpen- 
Aosiäai'er'  zu  beachten! 

Mit  der  hydrograpbie  steht  es  nicht  besser,  der  sextaner  braucht 
auföer  sechs  deutschen  flüssen  nur  noch  Ural  und  Wolga  zu  lernen, 
ebenso  sollen  unsere  gymnasiasten  bis  IV  weiter  nichts  von  den 
Städten  des  auszerdeutschen  Europas  wissen  als  die  hauptstädte  der 
länder.  nur  bei  Italien  figuriert  neben  Rom  noch  Florenz,  und  man 
kommt  beinahe  auf  den  boshaften  gedanken,  der  verf.  habe  es  in 
suspenso  lassen  wollen,  welches  jetzt  die  hauptstadt  ist! 

Auch  von  der  geographie  Deutschlands  fehlt,  möchte  man 
sagen,  nicht  viel  weniger  als  alles!  —  Doch  sapienti  sat! 

Aber  anch  mit  der  richtigkeit  des  wenigen ,  was  gegeben  ist, 
nebt  ei  ItOohat  traurig  aus.  ron  einer  Orthographie  der  namen  scheint 
der  Terl  keine  rechte  ahnung  za  haben ,  ebenso  wenig  von  der  not- 
wendigkeit  fOr  die  schüler,  die  er  bedadit  hat,  die  betonnng  regel- 
mlBsig  ansogebeo.  — -  Doch  llbergehen  wir  das  nnd  heben  nur  noch 
sinige  fehler  hervor* 

Als  nordcap  Asiens  figuriert  Seyero- Wostoknoi,  was,  abgesehen 
von  dem  entsetzlich  geschriebenen  namen,  eben  nicht  nord-  (C. 
Tscheljnskin!),  sondern  nordostci^  ist  —  Von  dem  hochland  von 
Asien,  wie  es  der  verf.  gibt,  kann  man  fast  sagen  tot  yerba  tot  vitia! 
das  hochland  von  Hinterindien  soll  aus  ^fünf  zweigen  des  Himalaya' 
bestehen !  —  Nun  wissen  wir  es  doch !  —  Die  wüste  Gobi,  wie  selbst- 
verständlich die  Sahara,  paradiert  unter  den  tiefländern!  die  est- 
africanischen  seen  bringen  mich  in  einige  Verlegenheit;  der  üjigisee 
soll  otFenbar  der  Tanganika  sein ,  der  Nyandscha  ist  am  ende  gar 
der Mwutan  (Albert  Nyanza)?  —  Die  grenzen  Europas  sind :  canal, 
nordsee,  Skager  rack  usw. :  offenbar  gehören  also  die  britischen  inseln 
nicht  zu  Europa ! 

Die  Faröer  inseln  gehören  bei  dieser  arbeit  schon  zu  den  ver- 
leihlichen gedankenlosigkeiten. 

Die  nordeuropäische  tiefebene  'liegt  nördlich  von  einer 
linie,  die  man  sich  von  Minden  bis  nach  dem  Kaukasus  gezogen 
denkt',  wo  bleiben  die  Niederlande  usw. 

Das  nördliche  eismeer  im  norden  Amerikas  soll  das  'meer  der 
nördlichen  dnrchfahrten'  heiszen.  ist  Rocky  Mautains  ein  druck- 
IsUer? 

Die  einteflmig  des  britischen  Nordamerikas  ist  hdehst  wunder- 
Uofa,  s.  b.  Labrador  mit  Neufoundland.  —  Die  vereinigten  Staaten 
sollen  ans  49  *fireistaaten'  bestehen I  —  Wenn  man  die  namen  der 
^ier  groeiea  Antillen  nennt,  so  hat  man  damit  noch  keine  poli- 
tische einteilung  Mittelamerihas  gegeben,  die  preussische 


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40 


•Am  dir  »eograpldMhMi  iBiinHittMfiliUf. 


BlMmptoTint  ImI  B«r  nir  xigiinuigibti^^  rmdm 
stidtt»  IBttelfraiilwa»  wird  Awiharii  alMr  bmU  Himberg  geimt; 
und  wenn  Uk  aehlieiilieh'iiodi  «rwlhu,  daü  m  bei  dm  SlbsebMi* 
flfiBaen  hnuit  b)  lirnk«:  Mulde  mit  der  Seele  —  eo  -wird  am  nir 
wol  rortimwieiiy  wina  kk  beheaple;  die  «dfeMi,  ium  derartige 
tebelle  dar  adra^jngind,  Ahr  die  dee  beefce  gMde  gnl  gnmg  etin 
soÜte»  m  bieten,  iit  geredeen  nnbigraiflieh*  seit  M  der  Tetl  elkr> 
dings  nicht  viel  veilofeB,  wdl  eber  die  von  mir  beeondeni  geechitite 
bncbhandloBg,  die  nns  aehon  ee  vieL  dee  tvefflieken  gebetau,  pepi» 
nnd  dreokkeeUn« 

8)  BimiGB  SUB  XBTnODDC  DES  OBOC«APBI80llBN  UMTBRRIOHTe 

HAmnmioH  um  KABmnnssRS  mm  luxmetamcamm  nr 

eOmiliBR  TOH  DK.  OTTO  DBLTTSOH.    SSWEm  VSBBBSSBRTB 

UWD  ▼BMOiHRTB  AUWLAW,  Leipzig  IL  Wien.  J.  KUokheardt.  1878. 

So  sehr  es  zu  bedauern  ist,  dasz  der  um  die  wissenschaftliche 
und  pädagogische  behandlung  der  geographie  gleich  verdiente  verf. 
nicht  die  musze  gefunden  hat,  seine  auf  dem  boden  der  Schulpraxis 
gewonnenen  vielseitigen  erfahrungen  zu  einer  methodik  des  geo- 
graphischen Unterrichts  zusammenzustellen,  so  haben  wir  doch  allen 
grund ,  ihm  auch  für  die  gebotene  gäbe  dank  zu  wissen.  —  Irre  ich 
nicht,  so  erschien  die  erste  aufläge  der  schrift  vor  nunmehr  länger 
als  zehn  jähren  als  ein  teil  der  'pädagogischen  vortrage  und  abhand- 
lungen  in  zwanglosen  heften',  dieselbe  scheint  in  den  letzten  jähren 
vergriffen  zu  sein,  wenigstens  war  es  mir  nicht  gelungen,  trotz 
manigfachen  suchens  ein  exemplar  zu  erhalten,  um  so  erfreulicher 
ist  es,  dasz  der  verf.  nun  sich  zu  einer  auch  neueste  vorschlage  über 
Pädagogik  der  geographie  in  betracht  ziehenden  Umarbeitung  ent- 
schlossen hat.  —  Er  legt  den  hauptaccent  schon  im  titel  auf  die  ge- 
hörige benutzung  der  karte  und  des  Zeichnens,  daher  denn  auch  von 
den  15  paragraphen  seiner  schrift  die  letzten  11,  die  allerdings  nicht 
"ml  mehr  als  die  hälfte  des  ganzen  einnebmen,  uxk  ausschlieszlich 
mit  diesem  hilfsmittel  des  geographischen  nnterrieble  besohifiageD. 
wer  eine  abnnug  davon  bat,  wie  dürftig  es  dnmbidmittliflh  in  der 
aebnle  ntcbt  etwa  bloss  mit  einem  methodisohen  kartsnieiofanen,  son« 
dern  gar  mit  dem  Tenteben  der  karten  beeteilt  ist,  der  wird  das 
naobdrUckliebe  berrorbeben  dieser  seite  des  geographieehen  nnter- 
ricbts  nicht  wnnderbar  finden,  der  Texf.  spriobt  lonSdist  ▼<»  den 
sebwierigkeiten,  die  dem  erfolgreiebsn  geograpkdeelMSi  nntsrrieht 
sieb  entgegenstellen,  er  findet  sie  tot  allem  in  der  massenbaftig- 
keit  des  Stoffes,  der  sehwierigkeit,  immer  klar  die  grenaen 
inneznbalten,  wsidbe  dm  geograpbie  Ton  den  Terwandten  Wissen- 
schaften trennen,  und  in  der  oberflfteblioben  best,  mit  weleber 
moderne  Wissenschaft  nocb  problematische  Iqrpotbesen  in  denmrter* 
riebt  hineinträgt  und  damit  nnr  halbwissen  und  flachheit  erzeugt.  — 
Zwar  wird  mit  der  TorfUbning  dieeer  drei  nicbt  die  sahl  der  sdbwie- 


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Aua  der  geographis^en  schnllittentiir. 


41 


ngkeiten,  die  beiin  geograpbisohen  nntemeht  in  der  schale  und 
bcBonden  in  flbenroUen  elMm,  wie  eolohe  noch  immer  Torkommen, 
(idi  selbBi  habe  das  sweilelbafte  yergnUgen,  mehr  als  50  secnndaiier 
daim  sa  nntennditen  I),  erschöpft,  gerade  dem  methodischen  karten« 
zeichnen,  dem  anschauliolymacbeii  durch  Hiancherlei  hüfsmittel  stellt 
sieh  da  80  vielerlei  entgegen,- gans  abgesehen  von  jenen  hindemissen, 
die  noch  immer  geringachtttsimg  des  gegenständes  bei  manchen 
schulvorstilnden  und  mm  gar  übertriebene  Sparsamkeit,  um  kein 
härteres  wort  zu  brauchen,  der  finanziellen  besonders  städtischen 
behdrden  in  den  weg  legen. 

Man  kann  sicherlich  die  höheren  lehranstalten ,  welche  durch 
die  munificenz  der  behörde  im  besitz  der  Keilschen  oder  Paulinyschen 
alpenreliefs  oder  auch  nur  eines  teiles  der  von  0.  Schneider  so  drin- 
gend empfohlenen  schulsammlung  sich  befinden,  ohne  grosze  mühe 
zählen!  —  Aber  das  hat  der  Verfasser  sicher  besser  gewuszt  als  ich 
und  er  hat  uns  eben  nur  jene  Schwierigkeiten  ausführlicher  dar- 
legen wollen,  die  im  Unterrichtsgegenstande  selbst  liegen. 

Sehen  wir  uns  dieselben  etwas  genauer  an.  ohne  die  sorg- 
ftltigste  beschränkung  musz  der  immense  stoff  der  geographie  (der 
verf.  ftthrt  drastische  beispiele  an!)  erdrückend  aof  den  schttler,  ja 
soflh  auf  den  lehrer  wirken,  die  abschreeicende  sehSdernng ,  weldlie 
der  Terf.  nna  von  der  früheren  art  geographischen  nnterrichts  gibt 
imd  die  besonders  anf  den  ^lateinischen  schnlen'  die  vorhersehende 
gewesen  sei,  mag  für  viele  schalen  ihre  bereehtignng  haben,  ich 
selbst  kann  sie  nnn  allerdings  ans  meiner  eigenen  särabeit  anfeinem 
gymnasnm  nicht  bestfttigen,  denn  ich  habe  in  den  dessen  IV — IIP 
einen  ganz  vortrefflichen  und  höchst  anregenden  nnterricht  in  diesem 
fach  zu  genieszen  das  glück  gehabt,  der  gewis  aneh  prof.  Delitschens 
lob  errungen  haben  würde,  den  namen  des  einen  meiner  damaligen 
lehrer  kann  ich  um  so  ruhiger  nennen ^  als  ihn  leider  schon  seit 
mehreren  jähren  die  erde  deckt :  es  war  der  prof.  Walter  am  Friedr.- 
Wilhelms-gymnasimn  zu  Berlin,  aber  so  viel  ist  sicher,  dasz  wol  in 
keinem  Unterrichtsgegenstande,  auch  für  den  mit  tüchtigstem  wissen 
ausgestatteten  lehrer,  die  wamung  mehr  am  platz  ist:  versuche  nie- 
mals unvorbereitet  zu  lehren!  nirgend  ist  sorgfältige  auswahl, 
gruppierung  nach  allgemeinen  gesichtspuncten,  klarstes  *  selbst 
sehen  können'  und  vorbedachte,  methodische  anleitung  zum 
sehenlernen  dringendere  erfordernis.  diese  vorbereitende  thätig- 
keit  des  lehrers  können  unsere  besseren  hilfsbücher  wol  unterstützen 
und  erleichtem,  niemals  aber  ersetzen,  wie  verschieden,  um  ein  bei- 
spiel  anzuführen,  wird  der  lehrer  orographische  Verhältnisse  vor 
Schülern  der  küste  als  vor  denen  des  gebirges  vortragen,  wie  anders 
diesen  vom  meere  als  jenen  sprechen  müssen!  —  Da  es  kaum  eine 
schule  geben  wird,  an  welcher  der  lehrer  für  geographie  eben  nur 
geographisch  sa«^  ausgebildet  hat,  sondern  meist  wol  die  gesehichte» 
bitweOen  aneh  die  natorwissenechaften  als  sehi  ^hanptfa^*  ansieht, 
so  liegt  weiter  die  gefahr  immeriun  nicht  fem,  er  werde  die  geo- 


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42 


Aus  der  geogza{»luschen  •chi4Uitter«tur, 


graphie  nur  als  ein  anbiingsel  eines  dieser  beiden  fächer  ansehen 
und  bald  zuviel  geschichte,  bald  zuviel  naturvvirisenschaften  lehren, 
und  doch  hat  die  geographie  wedei:  blosz  das  natürliche  noch  das 
blos/.  geschichtliche  werden  oder  sein  eines  landes  zu  berücksichtigen, 
sondern  musz  sich  stets  ihrer  aufgäbe,  der  entwicklung  der  Wechsel- 
beziehungen zwischen  mensch  und  erde  bewuszt  bleiben  (s.  7).  — 
Im  allgemeinen  wird  das  erstere,  dasz  die  geographischen  stunden 
leicht  eine  zu  geschichÜicbe  förbung  annehmen,  mehr  zu  fürchten 
sein,  denn  bis  jetzt  haben  die  naturwissenschaftlich  gebildeten  lehrer 
Bidit  ^Ua  neigung  gezeigt,  den  geograpbiaolien  nnterricht  tu  über- 
neluMi»  Uk  tüviM  Ib  diüer  kiaMii  dnrohaos  d«r  nnM  bai,  die 
hr.  dinotor  Heü  in  B«ttdiburg  im  otterprogramn  1877  (k  4»  mm*  4 
aii8q[»racli.  atbenbelbemertl;  ee  iat  recht  bedanarnawwt,  daii  dwwen 
*I>robea  «w  «aem  geographisolien  leitfiideB'  Bichi  melir  beMbtitng 
giefimdeii  haben;  sie  htttm  diese  w<^  vcrdiaiit)  wenn  ne  aodi  ein 
wenig  za  yUH  des  aioiiM  dem  aflhiller  bietao» 

Der  drittem  geihhr  abart  tot  der  IMilaeh  waat,  aa&Udi  qh- 
erwiseena  prohleiBia  in  den  mlaRiebi  hineinnitcagen  and  ao«  atatt 
die  einfMohen  elemnitaren  hanntiiiieii  fiiMBarlmitflii  die  kteih  der 
jngend  mit  unfertigen  und  nnverstandenen  ideen  amnfiUka»  wird 
allerdings  der  ''naturwisasouebafter'  eher  ansgisetst  sein.  wShrend 
ieh  einen  solchen  kenne,  der,  vne  kaum  ein  zweiter,  den  tertianem 
positive  I  elementare  kenntnisse  beibringt  und  den  onlanaoht  lange 
und  geia  gibt,  iat  mir  ein  anderer  begegnet,  der  quartaner  in  den 
gegensata  der  neptunistischen  md  Tulkanisohen  weltan&channng  dn- 
anfOhrm  sieh  abmühte,  der  arme  hatte  keine  gslegeiiheit»  sein  wiaaen 
anderswo  abzulagern! 

Wie  sehr  auch  noch  in  manchen  compendien  solch  wissenschaft- 
lich sein  sollendes  zeug  heruraspukt,  davon  gibt  der  verf.  gar  ergötz- 
liche proben.  —  Im  folgenden  führt  er  uns  die  land  karte  vor,  be- 
spricht in  trefflicher  weise  die  notwendigen  ei  genschaften,  welche 
man  von  schulkarten  verlangen  musz  und  weist  an  gut  gewählten 
beispielen  dies  näher  nach,  möge  jeder  lehrer  diesen  abschnitt  um 
so  sorgfältiger  lesen,  als  noch  immer  karten  im  gebrauch  sind,  die  an 
richtigkeit  und  klarheit,  besonders  aber  an  pädagogischer  auswahl 
recht  sehr  viel  zu  wünschen  übrig  lassen,  ich  erlaube  mir  nebenbei 
die  collegen,  denen  er  nicht  zu  gesiebt  gekommen  ist,  aufmerksam  zu 
machen  auf  einen  Vortrag  von  Kaupert  über  den  gegenwärtigen  stand- 
punct  der  kartographie  usw. ,  der  als  Separatabdruck  aus  dem  deut- 
schen schulmuseum  erschienen  ist  (Preis  30  pf.)  und  in  klarer,  auch 
dem  laien  in  der  kartentechnik  verständlicherweise  belebrung  bietet. 

Die  geographische  anschauung  iiiu&z  mit  der  heiniat  beginnend 
des  ersten  elementarunterrichts  aufgäbe  sein,  die  kinder  können 
dabei  so  viel  selbst  sehen,  selbst  erleben,  in  welcher  weise  der  lehrer 
sie  anzuleiten  habe ,  zeigt  prof .  Delitsch  an  der  band  des  tralfliehen 
Fingerschen  werlm  über  die  heimatskande;  nnd  wann  «g  mm  aoUnaz 
hinsnfügt,  daaa  Einger  in  seiner  reisenden,  an  abwachalnng  xdeiien 


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i 


4S 


heimat  glttoUielMr  ftlr  solchen  miterricht  daran  sei ,  als  manch  «i- 
dmt  khier,  ao  howeist  er  selbst  auf  s.  29  Him&r  durchführung, 
wi»  man  anoh  i&  «Btr  TiKhiltnismäszig  reizlosen  gegend  viel  sehen 
kann,  woui  auui  «8  nur  so  gut  venAeht,  wi»  d«r  ?erf. !  —  Q«ww 
bieten  wanderuBgtt  mit  den  achlllefm  mtafibe  gelegenheit,  die  geo- 
graphische anschauiing  zu  steigern,  gewis  sind  leichte  geometriache 
aujODafamen  auch  für  12 — 14jährige  knaben  (s.  27)  nicht  zu  schwierig, 
und  noch  so  manches  mittel  ist  empfehlenswert  —  wenn  wir  auf  der 
schule  nur  die  zeit  dazu  hatten!  mit  einzelnen  scliülern,  die  der 
lehrer  an  sich  heranzieht  und  denen  er  auch  seine  schulfreie  zeit,  so 
weit  ihm  das  fortarbeiten  an  der  eigenen  ausbildung  es  erlaubt,  wid- 
met ,  läszt  sich  manches  leisten ,  so  wie  aber  im  allgemeinen  die  Ver- 
hältnisse einmal  liegen,  fürchte  ich  sehr,  dasz  solch  geographischer 
Unterricht  auszerhalb  der  Schulzeit  ins  gebiet  der  guten  aber  vor- 
läufig unerreichbaren  wünsche  gehört.  —  Dagegen  ist  es  sicher  sehr 
empfehlenswert  und  möglich ,  den  Schülern  gute  bücher  mit  natur- 
schilderungen  in  die  band  zu  geben,  es  wird  wol  noch  eine  weile 
dauern,  ehe  wir  auf  Sammlungen  von  abbildungen  besonders  kenn- 
zeichnender landschaften ,  von  botanischen  und  zoologischen  gegen- 
ständen in  geographischer  anordnung  rechnen  können,  aber 
'geographische  Charakterbilder'  u.  ä.  m.  sollte  jede  schülerbibliothek 
in  möglichst  reicher  fülle  besitzen,  wie  überall,  so  führt  der  verf. 
auch  hier  in  dankenswerter  weise  hervorragende  werke  mit  vollem 
titel  an.  ich  vermisse  darunter  die  von  Pütz  und  Masius,  wlhfiad 
ich,  trotz  aller  achtung  vor  dem  warte  dee  bnehes«  swviftiluit  bu, 
ob  sich  Kutzens  deutscbee  Imd  bei  aeiiier,  oliae  frage,  oft  wenig 
glatten  darstellnngsweise ,  eelir  fttr  die  jugend  empfieblt 

Bekonunt  die  eehuljugend  den  allM  in  die  liaadt  >o  nun  eie 
!  die  kirtai  leecn  lenm,  aAÜliüoh  »n  eiMn  wirklieb  bianobbttriB 
scbnlallae,  Ton  denen  der  Tert  einige  boeeore  lUflibvft  nftobi  dann 
I  »igt  er,  wie  me»  iimIi  miiig&eben  TmrttbwigMi,  yoa  Tom  beretn 
'  «De  mpweiidiii  «nsdittoke,  wie  *obeB%  ^imten*!  *Mebt8'  und  'liBke*, 
*  ontordrOokeBd,  den  BMkut  an  ein  vergleiebendie  Tertteboi  «Ad 
'  Um  beeduwibfltt  dv  kiite  gewOtnen  kMn.  das  letstere  bat  sieber 
i  Mok  weltbitig«D  esBÜm  mf  dm  richtigen,  scharfen  ausdruck  in  der 
deaMien  aimebe;  die  alte  wabrheit,  dies  alle  Unterrichtsstunden 
dem  deniaeben  in  die  band  arbeiten  mtoen,  zeigt  sich  aneb  bier 
'  wieder,  dmebie  proben  gar  wanderlieber  geographischer  fragen  ana 
Bohnlbftebeam  führt  der  verf.  an,  yen  denen  die  eine:  'was  für  wasser 
ist  anszer  den  teichen  bei  uns?  was  macht  dies  waseer?'  sehr  leb- 
I  h&  an  daa  schöne :  'was  lacht  über  Griechenland '? '  erinnert ! 
!      Der  Schüler  hat  aber  die  betreff^iide  karte  erst  völlig  verstanden , 
wenn  er  sie  fest  seinem  gedftchtnis  eingeprägt  hat.  dies  documen- 
^^ert  er  dadnrch,  dasz  er  sie  zeidinend  wiedergeben  kann,  gezeichnet 
sind  in  onaereB  schulen  karten  oft  und  viel,  aber  meist  ohne  jede 
Anleitung,  und  dies  beeeicbnet  Delitsch  mit  recht  als  völlig 
ver&hltl 

I 


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44 


Am  4er  gwogw^plittdua  ■dnütttterataur. 


Man  hat  wol  gemeint,  das  haupthindernis  für  solch  plaaBiKaagei 
zeichnen  in  der  tohnle  bilde  daa  'aidit  ttichnen  können'  der  meMn 
lehrer  der  geographie.  ich  stimme  ane  eigener  erfahrnng  dem  Tirf. 
nnd  dem  dr.  Schröer  (im  sehr  lesenswerten  progr.  des  gymn.  n 
Ostrowo  1876.  s.  18)  völlig  bei :  'dasz  jeder  die  fertigkeit  eine  karte 
in  wesentlich  richtigen  zügen  an  der  schultafel  zu  entwerfen  besitzen 
musz  und  bei  gutern  willen  auch  besitzen  kann'.  —  P^benso  wenig 
kann  ich  zugeben,  dasz  die  schwerer  zu  handhabende  disciplin  oder 
gar  die  kostspieligkeit  des  materials  gründe  seien,  sich  gegen  da> 
zeichnen  ablehnend  zu  verhalten,  ich  bin  auch  mit  den  Vorschlägen, 
welche  Delitsch  hinsichtlich  desselben  entwickelt,  ganz  einverstanden, 
zweifle  auch  durchaus  nicht,  dasz  man  damit  gute  icsultate  erzielen 
kann ,  aber  ich  bin  nicht  durch  seine  kurze  bemerkung ,  eine  zweck- 
müszige  inethode  des  Zeichnens  werde  auch  dem  mangel  an  zeit 
vorbeugen  können,  überzeugt  worden,  mir  scheint,  dies  ist  der 
wichtigste  und  schwerwiegendste  einwurf  gegen  das  methodische 
zeichnen  während  der  Schulstunde ,  wie  es  von  so  vielen  Seiten  em- 
pfohlen wird,  mir  ist  es  bis  heute  unmöglich  gewesen,  einzusehen, 
wie  auch  bei  der  besten  methode  das  pensum  z.  b.  von  quinta  (erst 
von  dieser  classe  an  will  Dronke  sein  planmäsziges  zeichnen  be- 
ginnen lassen),  d.  h.  die  Tier  auszereurop&ischen  wätteüe  zeichnend 
nnd  beschreibend  eingeübt  wefdra  kann,  ja!  darebieiefanen  kennen 
die  ieblllir  wol  in  ToMteisrntaig  tarwr  Mit  4km  teihraiat  dock 
reeht  sebwierigen  karten  lemen  —  und  DvUtseh  wwiift  dioa  aodi, 
wenigstens  fät  die  binslidie  repetition,  nJiiiit  yidleiebt  auch 
Booh  mh  bilfb  Ton  kartennetaeii  anf  papier  (oBtwr  dm  9*  90  genana- 
ten  Tenrnsse  ich  die  Ton  EUkton)  oder  »ock  besiir  auf  waehspapier 
etwas  inebr  selbBtliidigkeit  ei'weibeB}  aber  bei  dsr  giOne  des 
peBimms  seheliit  mir  weder  die  Lobseseie,  aoeh  Opperma— acht, 
weder  die  Dro&keeebe  nodi  BtSasnendM,  Ja  aoeb  Ae  Tom  yr&ct  m 
Terein  mit  Tb.  Tegel  empfoblene  methode  ia  aar  einigenoBaaBeii 
rnHkak  daasen  geiri^Mid  doxobfilMMir*  es  bitte  sebon  wSkr  groeae 
sebwierigkelt,  jedesmal  zn  oontroHersa,  ob  jeder  der  scbtQer  das  ge« 
geben  e  *commando'  richtig  ansgeftlhrt  hat  (s«  M  und  66). 

Alle  diese  methoden,  welche  der  verf.  von  s.  40 — 71  in  treff- 
lich klarer  weise  charakterisiert  und  woaiit  er  mir  und  vielen  anderen 
lehreni  reiehe  beldirung  und  anregung  verschafft  hat,  sobeinen,  trotz 
mancher  sinnreichen  bilfe,  die  sie  im  eiaadnen  leistea,  mir  für  den 
sdinlgebrauch  viel  zu  ooaipliciert,  um  mit  erfolg  aageswmdst  in 
werdea*  wol  aber  können  sie  dem  lehrer  zn  seiner  eigenen  ein- 
flbnng  nicht  dringend  genug  empfohlen  werden,  mir  selbst  haben 
besonders  die  wachspapiertafeln  sehr  gute  dienste  geleistet,   auch  j 
beim  Privatunterricht  wird  der  lehrer  die  eine  oder  die  andere  ! 
nicht  ohne  nutzen  anwenden  können,  für  die  schule  selbst  möchte 
ich  YorlSufig  bei  dem  durch-  oder  abzeichnen  (mit  hilfe  eine?  ^ 
netzes  auf  waehspapier)  eines  v  orbil  des  bleiben,  dies  musz  natür- 
lich ein  streng  pädagogisch  gehaltener,  in  der  onswahl  bescbrttnkter  | 


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Ant  dflr  jn*yrfj%w*lMm  johnllittof afair. 


46 


alias  seui  oder  noch  besser  die  Vom  lehrer  an  der  tafel  vorgezeicbnete 

karte,  es  ist  diese  aii.  und  weise  auch  ftli*  kleinere  schüler  bei  einiger 
Vorübung  durchführbar  und  gibt  vor  allem  von  dem  betreffenden 
land  ein,  trotz  mancher  iB&ng«l  xiobtigerM  bild,  ala  s.  b«  die  bü£i- 

construction  auf  s.  58 ! 

In  der  hauptsache  bin  ich  aber  mit  dem  verf.  völlig  einig,  die  er 
in  dem  schluszwort  seines  treflflichen  buches  schön  hervorhebt ,  dasz 
mch.  die  beste  methode  eine  tote  form  ohne  den  lehrer  bleibe; 
und  damit  recht  viele  jüngere  lehrer  immer  wachsendes  Verständ- 
nis und  neue  lust  und  liebe  für  ihren  schweren  geographischen 
imterricht  finden ,  empfehle  ich  allen  dj-ingend  die  lectüre  der  'bei- 
träge'  von  Delitsch!  sie  werden  ebenso  dankbar  von  ihnen,  wie 
ich,  scheiden  1 

4)  BIOBABD  TBAMPLSB,  DIB  CONSTRUCTIVE  METHODE  DEB  OEO- 

GBAPHisoHBN  UMTBBBIOHTBS.  Wien  1878.  bei  A.  Fiohlers  witwe 
md  sobn.  82  8« 

S&e  «iiileitung  über  den  geograpiuscben  nnteriolit  tot  und  aadi 
:  Bito  «BthKlt  für  te,  dtr  miSk  rnngmanma  nü  der  pädagogiadbCB 
litteatar  diem  mkmiM^  mtaat  gemaohi       büIiU  rnnm,  m 
I  Bi  BMh  dM  bfikunte  OberltediackMi  biMfei0  imd  mlki^  (?)  nooh 
r  wk  IMäm  g«Mb«  der  autibodokigM»  der  esdbnide  gearbeitel  und 
flieh  beaoiideraiad^oitatenM&al]^^      an  Ofoerlisder  «b* 
^  ymt  bItU  wenigelMu  anf    6  bianifligeB  kOanent  dai«  aneier 
Hlemlnt^yonBttlMnilebtByderBBfEdknder  weiie  bei  OberUlBder 
I  a.  33  BurciiiertiatiaBeb  der  Seteil  TOB  KtBBimlta^ 
er  erwefllcfc  80  äea  eehein«  ale  ob  ihm  selbst  das  werk  nicht  bekannt 
j  sei  und  er  sich  ganz  und  gar  auf  Oberländer  gtdtze  I  eo  ist  den  eratsB 
i  Mitea  des  büchleins  keine  bedentong  beizumessen. 

Wenn  der  verf.  in  der  TOrrade  meint,  er  bebe  seine  schrilt, 
so  weit  sie  nicht  schon  als  programm  der  Wiedner  commnnal-ober- 
realsehole  gedruckt  war,  deshalb  nicht  unveröffentlicht  lassen  wollen, 
^eil  er  gewusat  habe,  dasz  bisher  keine  die  historische  entwiektuBg 
der  constmetiven  methode  behandelnde  arbeit  erschienen  war,  so  ist 
das  wol  in  hinsieht -auf  die  voxarbeiten  besonders  von  Belitsch,  dem 
der  verf.  ein  und  den  anderen  paragraphen  fast  ganz  verdankt,  ein 
^enig  einzuschränken,  aber  nichts  destoweniger  haben  einzelne 
teile  der  arbeit  ihre  entschiedenen  Vorzüge  und  hoffe  ich  mit  dem 
^erf. ,  dasz  seine  arbeit  den  fachgenossen  nicht  unerwünscht  kom- 
men wird. 

j  Der  verf.  definiert  zunächst  das  wesen  der  constnictiven  methode 
'  ^in,  dass  nach  ihr  der  schüler  nicht  nur  dem  vortrage  des  lehrers 
folgt,  sondern  gleichzeitig  die  erde  oder  einen  teil  derselben  selbst 
zeichnet  oder  construirt ;  er  rechnet  auch ,  wol  nicht  mit  recht ,  das 
namen  -  eintragen  in  eine  leere  karte  dazu,  in  einem  sehr  citateu- 
reiehen  abschnitt  verteidige  er  diese  methode  scharf  gegen  ihre  feinde, 


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4G  Auti  der  geograpUiiKibeii  achullitteratar. 

besonders  Cortmann,  und  lubt  sie  vor  allen  mitKircbhotf.  von  s.  II' 
an  charakterisiert  er  dann  diese  hervorragendsten  versuche,  der  •con- 
stmetion'  auf  der  schule  ein  gang  zu  verschaffen,  es  sind,  incl.  seiner 
eignen,  dreisehn  methoden,  die  bald  mehr  bald  weniger  eingebend 
besproeben  werden,  viel  tu  weit  würde  es  führen ,  wenn  ich  auch 
mv  in  dift  kMppsten  nmrieMB  dim  inbalt  der  einzelnen  abschnitte 
nipndmBamm,  woUto;  ti»  woUm  eben  gelesen  sein,  von  blonderem 
interawe  ist  dk  dttrteHimg  derjenigen  oMittiodn,  die  DiÜieeh  nieht 
behandelt  haii,  vnd  die  ans  den  eff^^nalwerken  kennen  an  tenm,  so 
kieht  niahi  fiele  aoUegm  aett  imd  gelegenbeii  haben«  dahin  ge- 
hOnn  a.  b.  die  arbeiten  Bten  Agvana«  wakhe»  troia  BiMara  wamer 
empfehlnngbei  ihrer  anamotdantliehMiTerwickiltiMit  Ar  dlBaohale 
kein  braoäbarea  reaoltat  ergeben,  dahin  die  sehr  intersesanta  dar- 
l0giing  der  Toraehlige  Kna^a,  deren  hMat  peinlichen  mechanianms 
KlOden  mit  recht  angegiiffon  hat. 

Die  beiden,  aonat,  aoml  ich  weiss,  gar  nicht  beadiieten  methoden 
der  Oesterreicber  Eozenn  nnd  Matz  bleiben  leider  nicht  redit  ver- 
atindlich,  weil  an  dem  mitgeteilten  ^schlttsser  die  zur  besseren  be- 
leuchtang  notwendigen  kartenikizzen  nicht  haben  beigegeben  werden 
können,  dem,  was  der  verf.  (s.  65 — 69)  über  die  Dronkeschen  geogr. 
Zeichnungen  sagt ,  kann  iah  nur  beipflichten :  es  ist  in  der  tat  aoeh 
für  den  geübten  fachmann  nicht  Inoht,  noh  in  dem  labyrinth  Ton 
Knien  zu  orientieren;  dagegen  scheinen  mir  seine  beiden  einwürfe 
gegen  die  art  und  weise  Kirchhoffs  nicht  recht  stichhaltig  zu  sein, 
vor  einem  'beständigen  taxieren  und  berechnen'  sich  zu  hüten,  ist 
eben  die  pflicht  des  lehrers,  es  ist  aber  dies  abschätzen  von  wichtigen 
und  bestimmenden  entfernungen  ebenso  instructiv  für  denscbüler, 
als  es  selbst  für  die  jüngeren  unschwer  ist,  bis  zu  einem  gewissen 
grade  von  Sicherheit  darin  zu  gelangen:  ich  kann  versichern,  dasz 
gerade  dies  taxieren  den  schülem  sehr  interessant  ist  und  sie  erst 
mit  dem  kartenbild  recht  vertraut  macht,  ebenso  wenig  kann  ich 
es  nach  meiner  erfabrung,  allerdings  mit  schülem  von  durchschnitt- 
lich 14  jähren,  für  zu  schwer  halten,  nach  coordinaten  zu  zeichnen, 
die  hauptsacbe  bleibt  nur,  dass  der  lehrer  passende  coordinaten  auf-  i 
findet,  und  Kirchhoff  hat  ganz  recht,  dasz  man  solche  mühe  von  ihui  ; 
verlangen  müsse,  ich  habe  auf  diese  weise  jedoch  erst  nach  vollendeter  ; 
durchnähme  des  betreffenden  landes  als  repetition  zeichnen  lassen 
und  habe,  wenn  die  schüler  z.  b.  bei  Afrika  sich  ausser  dem  äquator 
den  40.  meridian  ö.  F.  gemerkt  hatten,  ganz  leidlich  richtige  karten 
von  ihnen  erhalten. 

Von  besonderem  interesse  ist  es  aber  zu  erfahren,  welehen  weg 
der  verf.  adbat  in  der  sdink  einsoschlagen  pflegt  (s.  76 — 82).  er 
gebt  davcn  ans,  daai  er  dia  finge  anMrft,  wie  ea  koamnie,  dasakoae 
dar  besprodienen  methodMt  irgend  wie  allgemahMrcn  mngang  in 
adralen  gefunden  habe,  trotadam  der  werth  der  ^eonstmetioB*  ttbar 
aUen  sweifel  eiiiaben  eeit  anch  er  meint,  eine  hanptschwierigkeit 
liogeandenlehrem,  die,meiatin  gynaiaeienTorg«lnldat,niehtaeUmen 


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47 


könnten,  das  ist  kein  stichhaltiger  grund  gegoi  die  metbode.  ick 
gprach  schon  oben  davon!  viel  wichtiger  ist,  was  auch  Trampte 
berrorhebt,  dasz  das  zeichnen  sehr  viel  zeitiB  der  schule  bean- 
spruche, mehr  als  dem  lehrer,  der  doch  sein  pessum  bewMltigeii  eoU, 
SQ geböte  steht;  daher  kSane  das  zeichnen  nur  in  dem  nnteren 
kUssen  stattfinden,  dasz  auch  hier  die  schwierigkeiteil  noch  sehr 
grosz  sind ,  habe  ich  bereits  heryorgehoben.  —  Der  yerl  gab  im 
jähre  1875  einen  kartennetz  atlas  der  österreichischen  monarchie 
lieraus,  ohne  die  arbeit  von  Vogel-Delitsch  zu  kennen,  er  wendet 
als  'Stützpunkte'  scharfe  oro-hydrographische  momente,  und  'hilfs- 
linien'  an,  dort  wo  bedeutende  Schwierigkeit^,  beecHiders  bei  den 
politischen  grenzen,  sich  boten. 

Daneben  hat  er  daran  gedacht,  kartennetze  auf  schwarzem  Wachs- 
tuch ZD  entwerfen  und  zwar  zunächst  wol  nur  zum  verübenden 
zeichnen  des  lehrers,  denn  zum  gebrauch  für  schüler  wären  sie  ent- 
schieden ZU  theuer.  in  der  schule  zeichnet  dann  der  lehrer  vor  und 
band  in  band  geht  damit  der  Vortrag,  die  schüler  zeichnen  nach,  erst 
die  umrisse,  dann  die  hydro-,  dann  die  orographischen  Verhältnisse, 
—  Fordert  man  aber  von  den  kleinen  schülern  in  sexta  nicht  zuviel, 
wenn  auge,  ohr  und  band  zugleich  in  thätigkeit  gesetzt  werden  sollen? 
das  möchte  ich  ohne  zweifei  bejahen  !  auch  geht  der  verf.  zu  sehr  ins 
detail:  die  'feinen,  diagonalen  stricbt'  zur  bezeichung  des  tieflands 
tt  B.  m.  werden  doch  —  man  sehe  bich  nur  die  Zeichenbücher  der 
kleinen  an  redii  dürftig  ausfallen  und  sind  am  ende  auch  nicht 
80  sehr  ttolweiidig.  noch  probiematiftclier  scheinen  mir  die  tot- 
sehlSge,  «neb  eämographie  Qttd  indostrie  graphisob  in  dieeea  Uusen 
dtfiDsMleml  ^  Leiehi  wird  m  fBr  den  lehzer  uoli  nkiit  ieia,  sn 
leickMn,  Tomiragen  imd  *ttrnigite  eontroUe*  sn  ttben,  dara  kein 
sdifiler  Ton  seinen  nachbam  abceichne  oder  gar  das  aeichnen  gsos 
VBkattai  Barnen  soll  der  sehttler  sieht  «ofiMsbreibeai.  so  hause  soll 
er  dagiBgett  mit  lifll»  des  «AIm  das  kartenbild  welter  ansfilhren  nad 
besenden  dia  orihogmphie  der  namen  sorgfUtig  bea^ten.  dies 
letsters  ist  ib  dir  tbat  sfänr  an  beherzigsn!  behn  examen  in  der  ehese 
leickne  ein  sohflkr  tot,  wilurend  die  anderen  den  atlas  tot  sieh  aizf- 
geschlagea  haben. 

IchmnsB  gasteben,  dasz  mir  dies  verfohren,  abgesriien  Ton  m* 
leinen  künsteleien,  anf  die  ich  anfmerksam  machte,  nm  so  mehr  an- 
sagt, als  ich  in  meiner  tertianerzett  bei  dem  schon  erwähnten  prof. 
Walter  den  Unterricht  in  Ittuüisher  und  mir  und  anderen  sehr  dien- 
licher weise  genossen  habe,  nur  trennte  dieser,  nnd  das  soheint  mir 
auch  empfehknswerth,  zeichnen  und  yortrag  ganz;  die  auszer  der 
schulzeichnung  yon  uns  als  häusliche  arbeit  entworfene  karte  sah  er 
nicht  blos  in  derklasse  durch,  sondern  unterwarf  sie  einer  sorgfältigen 
torrectur.  bei  der  repetition  von  stunde  zu  stunde  muszten  wir  an 
der  Wandtafelzeichnung  des  lehrers  das  durchgenommene  erläutern, 
bei  der  schluszrepetition  selbst  an  der  tafel  abschnittsweise  zeichnen, 
es  waren  gewis,^  so  w^t  mir  noch  erinnerlich|  wenige  von  uns,  welche 


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48 


AuB  der  geographiBchen  Bofaidlitteratar. 


die  verarbeiteten  länder  in  ihrer  gestalt  nicht  sidi  zum  geitiigra 
eigenthiun,  ja  (eilweis  zu  einem  KTf^Ma  elc  dei  gemacht  hätten. 

Allen  collegen  sei  aber  schUeezlich  die  kleiiie  eohrift  des  pcof. 
Trampler  bestens  empfohlen. 

5)  Q.  W£NZ,  DAS  KARTEN-ZBIOBNEN  IN  DER  SOBULB.  1CBTH0DI80B 
DABaBSTELLT.  MIT  BIMBM  IIUSTBBXIrTOHBH  UND  ZAHLRBIOHBN 

IM  DBNTBZTOBDRUOKTBN  FIOURBK.  Mfinchen  1878.  M.  Kellerer.  66». 

Nach  einer  bemerkung  Tramplers  in  der  eben  besprochenen 
Schrift  (s.  61)  scheint  der  hr.  verf.,  lehrer  an  der  höheren  töcbter- 
schule  in  München,  den  fachgenossen  eine  recht  vorteilhaft  bekannte 
persönlichkeit  zu  sein,  vielleicht  gilt  dies  mehr  für  Süddeutschland 
und  für  gewisse  schulen ,  denn  ich  musz  gestehen ,  obwol  ich  mich 
nach  kräften  in  der  geographischen  schullitteratur  umznsehn  versucht 
habe,  ist  mir  dername  bidier  entgangen,  um  es  gleich  ofiba  hacm- 
zusagen:  nach  der  lectttre  der  Jdeinen  schrift  bedanere  idi  diesen 
maiigel  an  kanntnis  meinerseits  nicht  sehr:  denn  ich  ksan  sie  nur 
für  YOUig  ihren  zweck  ▼erfshlend  halten,  als  ich  die  Torrede  las,  he- 
rtthrte  mich  die  auseinandersetzung,  dasz  man  die  karte  in  ihre 
demente  auflösen  und  diese  einzeln  dem  yerstSndnis  der  sdriller 
nahe  bringen  müsse,  nidit  unsympathisch,  gewis  lernt  nur  so  der 
schfller  die  karte  lesen,  imd  nur  so  kann  sie  zu  ihm  sprechen ,  nur 
so  mehr  als  eine  blosze  'hieroglyphe'  sein,  wie  es  H.Leo  in  einem  sehr 
hübschen  abschnitt  seiner  ^nominalistischen  gedankenspäne  usw.' 
(1864)  8.  113  nennt,  aber  der  verf.  scheint  es  bei  der  ausführnng 
dieses  gedankens  fast  darauf  angelegt  zu  haben,  seine  eigene  Über- 
zeugung, Masz  diese  elemente ,  so  wie  sie  die  schule  bed arf, 
unendlich  einfach  seien ,  zu  widerlegen,  es  ist  ja  selbstverständlich, 
dasz  diese  kartenleseübungen  und  zeichnenversuche  in  der  untersten 
classe  mit  den  jüngsten  schülern  stattfinden  müssen,  denn  in  den 
anderen  classen  müssen  sie  eben  die  karte  schon  verstehn  und  haben 
zu  derartigen  Übungen  keine  stunde  mehr  frei,  aber  wo  in  aller  weit! 
ist  die  schule,  welche  zeit  hätte,  nicht  etwa  die  sämmtlichen  Übungen 
des  buches  (der  verf.  selbst  meint,  man  könne  auswählen);  sondern 
auch  nur  den  zehnten  teil  derselben  den  schülern  fest  einzu- 
prägen? —  Der  hr.  verf.  sagt  selbst,  diese  Übungen  sollen  nie 
zweck,  sondern  nur  mittel  sein,  wenn  er  doch  nur  diesen  gnmd- 
satz  stets  vor  äugen  gehabt  hätte!  der  passus  in  seiner  vorrede j  in 
dem  er  sieh  über  die  benutimig  semes  budies,  das'ein  'nachschlage- 
buch*  für  den  schfller  seui  soll,  ausspricht,  scheint  doch  gar  zu  bedeä- 
lieh  an  pädagogischer  Unklarheit  zu  leiden,  von  einer  answahl  des 
materialsnachmaszgabe  des  'alters  und  der  f  assungskraf  t '  kann 
doch  nicht  wol  die  rede  sein  bei  der  einübung  eines  mittels,  vskhes 
den  zweck  erreichen  soll,  die  karte  zu  Ycrstdben.  das  lesen  kSanen 
musz  doch,  wie  gesagt,  schon  erreicht  sein,  ehe  man  den  wirUichen 
geographischen  Unterricht  b^gumen  kann,  natürlich  müssen  die 


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Aus  der  geographiechen  schullitteratar. 


49 


mittel  zur  erreichung  des  ziels  dem  kindlichen  fassungsvermögen  an- 
gepaszt,  also  höchst  einfach  sein,  auf  das,  durchaus  nötige  sich  be- 
schräDkend.  wenn  unsere  pädagogen  doch  'immer  nur  dasjenige 
streng  ins  auge  fassen  wollten,  was  nach  läge  der  dinge,  wie  sie  wirk* 
lieb  ist  niehi  wie  man  sie  in  einer  ▼oransgeeetzten  pädagogischen 
weit  fodk Eoiechldiehtet — sicherreiebenllBst  1*  diese  worteO. Jaegers 
in  seinen  bemerknngen  aber  den  gesohichtl.  nnterridit  (1877)  s.  4 
kommen  mir  doch  immer  beberzigenswertber  vor! 

Sehen  wir  uns  nun  aber  einmal  das  an,  was  der  Terf.  den  sebü- 
lern  bietet. 

Es  ist  nielft  blos,  wie  er  meint,  das  capitel  über  neizentwttrfe, 
das  *i8ieh  zur  nacbahmung  nicht  el^et*!  diese  5 — 6  seilen  wären 
im  gegenteil  gar  nicht  so  absolut  zu  verwerfen,  ja  teilweis  vielleicht 
ganz  unentbehrlich:  erst  hier  werden  z.  b.  parallel-  und  meridian- 
kreise  erwtthnt*  aberieb  frage;  welcher  lehrer  hat  den  muth,  seinen 
Schülern  einzupMgen  die zeidien  ftir :  ruine,kloster,  aufgelöstes  kloster 
(8.  9),  obst,  wein,  hopfen,  getreide,  gefecht,  schlacht,  flo^^zbar,  berg- 
werk,  saline,  eisen,  blei,kobalt,  quecksilber,  silber,  gold,  schwefelusw. 
(s.  10)  —  von  ihnen  zu  verlangen ,  sie  sollten  meinetwegen  tableau 
s.  11  oder  s.  33  lesen  können!  auf  welchen  karten,  die  in  ihre 
bände  während  der  Schulzeit  kommen,  finden  denn  die  kinder  der- 
artiges? ja,  ich  gestehe,  dasz  ich  selbst,  und  mit  mir  gewis  viele 
lehrer,  weder  diese  zeichen  alle  im  köpf  habe,  noch  ihm  die^e  unntltze 
last  aufzubürden  gedenke,  wenn  wir  nun  endlich,  gott  sei  dank,  auf 
dem  wege  sind,  den  geographischen  Unterricht  zu  vereinfachen, 
was  sollen  derartige  'schnurrpfeifereien',  möchte  ich  sagen! 

Daneben  ist  die  reihenfolge  der  Übungen  eine  pädagogisch  oft 
kdcbst  sonderbare,  nachdem  die  kleinen  schon  mit  jenen  wunder- 
samen zeichen  vertraut  gemacht  sind,  bei  denen  alle  mögliche  linien- 
sad  winkelarten  vorkommen,  nachdem  sie  hOcbst  seltsataie  gras- 
bttsebel  (6e  übg.)  kennen  gelernt  haben ,  h5ren  sie  erst  im  4n  cap. 
von  den  linien  etwas!  —  Doch  ich  würde  des  raumes  zu  viel  in  an- 
aprneb  nehmen,  wenn  ich  alle  Sonderbarkeiten  erwähnen  wollte, 
darum  noch  einige  werte  ttber  die  beigegebenen  erlSutemngen,  die 
oft  wirklieh  naiv  zu  nennen  sind,  greifen  wir  einige  zur  blumen- 
iese heraus!  8.  3.  der  stem  wird  zur  bezeichnung  eines  berges  an- 
gewendet. —  bei  Vulkanen  'erhftlt  der  stern  einen  punkt'.  das  soll 
heiszen:  jeder  strahl  des  stemes. 

'  S.  6.  ^sOmpfe  und  moose  sind  bleibende  mengungen  von  wasser 
und  erde'. 

S.9.  *ein  schlosz  ist  ein  stattliches  gebäude  vongrafen,  fürsten, 
königen  und  kaisem  bewohnt' ! !  'in  der  stadt  fahren  solche  gebSude 

den  namen  p  alai  s  * ! 

Ebenda  ist  die  definition  von  'fort'  auch  nicht  Übel! 

S.  10.  'gegenden,  die  sich  mit  obstbau  und  getreidebau 

abgeben,  werden  merklich  gemacht*,  'ist  eine  gegend  jedoch 

der  Schauplatz  eines  gefechtes  oder  einer  denkwürdigen  schlacht  ge- 
ll, jahrh.  f.  phiL  u.  |/id.  U.  abt.  1679.  hfU  1.  4 


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50 


Am  d«r  geogiaphiBeban  icbunittentar. 


worden,  so  kann  dies  ebenfalls  mit  sohwertern  . .  aiigeg«ibai 
werden'.  —  Brillante  satzbildung! 

S.  13.  zur  erklämng  des  begriffes:  Vagerecht'  heisztes  Vage- 
recht ist  der  tisch.*  (doch  wol  nur  die  platte.)  ebenda:  'schief  ist: 
der  Sonnenstrahl.*  auf  s.  20  'fallen  sie  zur  mittagszeit  senkrecht 
auf  die  erde*  (soviel  ich  weisz,  liegt  doch  München  nicht  innerhalb 
der  Wendekreise !),  und  ein  wenig  weiter  heiszt  es  von  diesen  strahlen, 
dasz  sie  im  winter  'meist'  schief  fallen ! 

S.  26.  woher  der  verf.  nur  weisz,  dasz  'unterm  pol'  die  sclrnee- 
grfinze  mit  der  meeres fläche  zusammenfalle? 

S.  29.  'den  täglichen  verkehr  in  cultivierten  ländem  ver- 
mitteln dieeisenbahnen*.  welch  schiefer  aasdruck !  was  v  ermitteln 
denn  wagen  usw.? 

S.  31.  'über  demselben  (dem  thalweg)  erkennt  man  in  der  regel 
einen  schnelleren  wasserzag' .  —  Dunkel  ist  der  rede  sinn! 

8.  85.  die  definitton  von  golf,  bai,  bösen,  bnolit,  fjord  ist 
aneh  bOehst  wimdenam! 

S.  42.  *die  yerbmdnng  mefarer  reebt-  oder  sohieMnUig  md 
in  beet^mmten  absStsen  nob  sehneidender  linien  enengt  ein  geo- 
grapbisebes  netz.*  so? 

8. 44.  was  soll  der  sebttler  mit  des  G.  Heroator  todeQabr,  der 
'sieb  die  erdkogel  von  einer  wilie  nmgeben  mstsUte*. 

Doch  gennjf,  wer  mdur  deigkiebmi  wttnsdit,  lese  nnr  ein  pasr 
Seiten  des  bncbes  und  er  findet  genng.  bei  den  7  beilagen,  (fiber 
wärme-  nnd  regenzonen,  Inftströmnngen  usw.)  die  reebt  bekannten 
bttohem  einfach  entnommen  sind,  £ragt  man  sieb  gans  «rstannt: 
eoi  bono? 

Das  gesamturtheil  kann  also  nur  lauten:  der  gedanke,  der 

dem  verf.  vorschwebte,  ist  richtig,  einzelnes  in  der  zeichendurch- 
führung  ist  brauchbar,  das  meiste  nebst  dem  text  völlig  verfehlt.  — 
In  unseren  schulen  (gjmnasien  und  realschulen)  ist  eine  ähnliche 
behandlung  des  gegenständes  unmöglich,  bofientlich  auch  in  höheren 
töchterschulen! 

BaAMDEHBUBa  A.  H.  Kbopatsohsgk* 


5. 

SCHRIFTEN,  DEN  RELIGIONSUNTERRICHT  AN  HÖHEREN 

SCHULEN  BETREFFEND. 


1)  DS.  X.  W.  MBTBB,  DBB  BVANOBLtSOBB  RBLIOIONSüNTERRIOHT 
.AUF  DEN  HÖHEREN  SCHULEN.  EIN  FREIES  WORT  ERN8TB&  KAHNUNO 
AN  BLTBBN  UND  LBHBBiu  Hannover  1878.  76  B.  8. 

Immer  nenescbriftenersebeuien,  welche  den  böbem  religions- 
nnterricbt  zum  gegenstände  baben;  dieser  will  sieb  eben  nicht  von 
der  tagesordnnng  absetsen  lassen.  angenblieUieb  fireUieb,  wo  das 


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Sdunften,  den  vdigiooBimteRioht  an  hOheitn  tchnlen  beMfend.  51 

pnaatM»  nnterridiiflgweti  wieder  in  imgemeseene  Hsrnen  gerüekt 
«sbeint,  nnd  wo  in  folge  der  sommemeignisse  der  wert  der  zeligloii 
mehr  geeciiSiit  wird,  echeiBt  nueh  diese  finge  iliveii  aknten  ebener 
fiilonii  TO  haben,  an  «ne  beeeitigiiBg  des  religionennterriehts  anf 
den  höheren  schnlen,  Uber  die  yor  einigen  jähren  doch  ematlidi  ge< 
redet  werden  konnte,  wird  jetzt  kaum  gedacht,  aber  die  andere 
frage  ist  geblieben  und  gerade  durch  die  neuesten  ereignisse  in  den 
Tordergrund  gerttekt :  die  nach  einer  reform  dieses  Unterrichts,  zeit- 
gemäsze  reformTonchlttge  können  nur  allmählich  in  die  praxia  über- 
gefdhrt  werden,  nnd  bis  das  geaehehen  ist,  mflaaen  sie  immer  neu 
ausgesprochen  werden,  wo  nun  Ton  pftdagogischer  seite  (von  kirch- 
licher Seite  wird  die  sacbe  zum  teil  anders  angesehen)  der  frage  des 
höheren  religionsunterrichts  nahe  getreten  ist,  ist  man  im  groszen 
und  ganzen  auch  einig  geworden  in  der  forderung,  die  sittlich-reli- 
giösen grundlagen  des  Christentums  vor  den  confessionellen  dilBfe- 
renzen  in  den  Vordergrund  zu  rtfcken.  im  einzelnen  gehen  die  an- 
sichten  natürlich  noch  vielfach  auseinander,  wenn  man  sich  in  der 
theorie  auch  immer  näher  kommt,  abgesehen  von  der  ausgestaltung 
der  Probleme  ist  nun  die  augenblickliche  aufgäbe  eine  doppelte:  vor 
allem  die,  dem  vielerwärts  noch  herschenden  schlendrian  ein  ende 
za  machen  und  zu  diesem  zwecke  für  die  praxis  bestimmtes  material 
zo  liefern ;  dann  aber  auch  die  frage  in  weitere  kreise  zu  tragen  und 
das  grdszere  publicum  für  die  sache  zu  interessieren. 

Letsteren  zweck  nun  verfolgt  die  obengenannte  sehrift.  in 
lewht  lesbarer  nnd  anaehanlieher  daratellnng,  die  nur  im  ganien 
aoeh  knapper  und  prieiaer  za  wflnaohen  wire,  werden  die  hanpi- 
ferdemngeii  dargestellt;  ftlr  den,  der  dch  Uber  alle  aeiten  der  frage 
orientienai  will,  ein  gutea  hilfinnittel,  da  die  weeentliebaten  aaer* 
bantoi  fordenuigen  nnd  aoldie  in  gemSeagter  form  graben  wer- 
den, wir  wflnaohen,  daaa  dieaea  ^freie  wort  ematermahnnng*  adnen 
meek  erfliUe  nnd  viele  für  die  firage  interessiere,  doch  fordert  eine 
nncige  in  dieser  Zeitschrift,  die  sehrift  auf  ihren  inhalt  nSher  anro« 
sehen,  aaohdem  auf  die  notwendigkeit  einer  religiösen  erziehung 
billgewiesen  und  die  zustände  in  bezog  auf  religionsunterricht  an 
manchen  höheren  schalen  geschildert,  wie  derselbe  in  den  angen 
vieler  noch  ein  noli  me  tangere  sei,  wird  derselbe  als  'herzpunct  der 
gesamten  schuldisciplinen'  hingestellt,  sofern  die  herausbildung 
sittlich  religiöser  persönlichkeiten  oberster  zweck  der  schule  sei.  das 
Verhältnis  zur  kirche  ist  das  friedlicher  ergänzung.  es  wird  gefordert 
♦iin  positiv-christlicher,  confessionell  bestimmter,  aber  weitherziger 
«nterricht.  er  soll  *die  erziehung  der  schüler  zu  sittlich  religiösen 
Persönlichkeiten  auf  grund  der  Urkunden,  thatsachen  und  Wahrheiten 
<ler  christlichen  religion  durch  belehrung,  zucht,  beispiel  und  er- 
banung  begründen  und  durchführen',  und  zwar  in  einklang  'mit  der 
nationalen  culturentwicklung ,  mit  der  freien  theologischen  wissen- 
tthaft,  mit  den  anerkannten  grundsätzen  der  pädagogik  und  mit  den 
^gen  schuldisciplinen'.  praktisch  ist  notwendig,  dasz  der  lehrer 

4* 


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52    Schriften,  den  religionsnnterrieht  an  höhnen  sothnlen  betreffend. 

mit  dem  religionsunterricbt  nicht  allein  in  der  classe  stehe,  wes- 
halb in  prima  der  director  selbst  den  Unterricht  erteilen  soll,  hier 
werden  anch  schulandachtea  erwähnt,  wobei  ohne  grond  wöchentliche 
mit  den  täglichen  zugleich  verworfen  werden.  —  Im  Unterricht  8|N:«ehe 
man  ^von  gottesliebe  und  nächstenliebe ,  von  Wahrheit,  treue  und 
glauben  oder  vom  falschen  götzendienst  und  von  Selbstsucht,  von 
trug  und  heucbelei,  und  greife  dabei  in  sein  eigen  herz  und  gewissen 
hinein',  im  mittelpunct  sollen  Jesu  person  und  worte,  besonders  die 
bergpredigt  stehen,  von  theologisch-liberalem  standpuncte  aus  wird 
hier  eine  einigung  mit  der  Orthodoxie  auf  diesem  gebiete  versucht, 
für  die  unteren  und  mittleren  classen  wird  eine  schulbibel  gefordert, 
statt  des  katechismusunterricbts,  der  sich  doch  hauptsächlich  auf  die 
drei  ersten  hauptütücke  des  Lutherischen  katechismus  beschränken 
müsse,  wird  vorgeschlagen,  Jesu  worte  verständlich  in  Übersicht  und 
faszlichen  Zusammenhang  gebracht^  den  kindern  zu  bieten,  ein  sicher 
beachtenswerter  gedanke.  hiervon  abgesehen  baut  sich  der  specielle 
lehrplan  im  ganzen  in  herkömmlicher  weise  auf,  wiederholt  wird 
dabei  ^Kari  Sehwartz'  gnmdriss  der  ohriatlieben  lehre'  empfohlen, 
der  lehrplan  ftlr  die  prima  bietet:  1  Jahr:  Matth&os  und  BOmerbrief; 
2  jähre:  geechichte  der  christlioben  lehre  nnd  glaabena-  nnd  Sitten- 
lehre, hierbei  seheint  jedoch  das  vielleiebt  nicht  ohne  absieht  fehlende 
JohanneseTangeliam,  das  doch  gtm  war  in  der  prima  gelesen  wer- 
den kann,  unentbehriidi.  der  Teriangte  dogmengesehichtliche  nnter- 
ridit  femer  würde  sich  hoffentlich  von  selbst  auf  einige  hanptpnncte 
concentrieren,  so  dasz  die  reformatorische  lehre ,  etwa  an  der  band 
der  Augustan«,  den  schwerpanct  bildete,  und  dann  scheint  eine 
nochmalige  aoseinandersetsnng  der  glaubenslehre  weniger  nötig  aU 
manches  andere.  —  üeberhaupt  ist  ja  manches  in  diesen  Vorschlägen 
disputabel.  indem  ref.  sich  im  allgemeinen  auf  frühere  auseinander- 
setzungen  in  dieser  Zeitschrift  beruft,  sollen  nur  zwei  puncte  hervor- 
gehoben werden,  bedenklich  scheint  die  eximierte  Stellung,  die  dem 
religionsunterricbt  doch  immer  gegeben  wird,  er  soll  nicht  allein 
lehren,  sondern  vor  allem  erziehen  und  auch  erbauen,  so  lautet  die 
forderung.  aber  diesen  zweck  soll  ja  aller  Unterricht  oder  richtiger 
das  gesamte  schulleben  verfolgen,  dagegen  in  jeder  einzelnen 
stunde,  auch  in  der  religionsstunde,  soll  in  erster  linie  unterrichtet 
und  gelernt  werden,  der  religionsunterricbt  ist  mit  schulandachten 
ebensowenig  zu  verwechseln  oder  auch  nur  auf  eine  stufe  zu  stellen, 
wie  jeder  andere  Unterricht,  in  diese  sache  muaz  durchaus  principielle 
klarheit  gebracht  werden.  —  Dann  musz  der  begriff  des  höheren 
religionsunterrichts  schärfer  gefaszt  werden,  die  gewöhnliche,  auch 
hier  reprodumerte  behauptung  vom  geschichtHdien  oharakter  des 
secunda-  und  dem  lehrhaäen  de^  primaunterrichts  genttgt  nicht,  um 
besonders  der  prima  den  religionsunterricht  zu  sichern,  auch  letaterer 
mnsz  unter  den  gesohichtli^en  gesiohtspnnct  gestellt  werdest  durch 
den  gerade  die  höhere  bildung  erzielt  wird,  mit  diesen  angedeuteten 
bedenken,  die  eine  tiefere  und  schärfere  fassung  der  proUeme  wün- 


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.  Sdniften,  den  leügioiuimtemoht  ah  höheren  Khulen  lietrefiend.  5^ 

sehen,  soll  der  wert  der  schrift,  die  erst  in  zweiter  linie  sich  an  fach- 
kreise  wendet,  nicht  herabgesetzt  werden,  mit  der  ernsten  forderuni^^ 
einer  sittlich-religiösen  rcf^eneratiou  unseres  Volkes,  diu  sich  hier 
ausspricht,  und  mit  einem  dieses  an  seinem  teil  bezweckenden  reli- 
gionsunterricht  nach  den  hier  vorgeschlafjenen  und  wurm  ausge- 
ilQhrten  grundsätzen  wird  man  gern  sympathiiiiercn,  und  wir  können 
nur  wünschen,  dasz  die  Schrift  UberaU  in  diesem  sinne  freundiidies 
entgegenkommen  finde. 

2)    A.  WlOBTBft,    LftBB*   VHD  IrBRHBTQrV  »Oft  DBR  QB8AMTBN 

EVANGELISCHEN  BELIQI0N8UNTKRHICHT  IN  DEUTSOSTBN  OTUNABISN 

inuD  ssALSCHüUiii.  Rudolstadt  l87d.  VI  u.  42  s. 

Bin  buch  aus  der  praxis  für  die  praxis!  mit  Zugrundelegung 
des  WieseBchen  lehrplans  wird  eine  genaue  Verteilung  des  unter- 
richtsstoflbs  anf  alle  dmen  gegeben,  die  zu  lernenden  sprüche  sind 
im  eztamso  mitgeteilt,  TOn  den  gesängen  dia  mfangsworte.  doch  bei 
den  sa  Imenden  stelkii  aas  dm  kstediiaMM«pcräDpeiii  für  m  wird 
nor  der  aafang  und  $m,  dm  ttolkn  eine  Qocrigierte  llbciMitiang  ge- 
geben. Är  die  oberen  ohsstn  £»lgfln  sock  kirohangeoddchtlkibe 

I  tabeDen  und  verseichnisse  der  in  Immukm  bibeUbtchniUe.  daaaa- 
ches  in  dem  hefte  entaehieden  nur  Ittr  d«n  lehror  btatininit  at,  so 
wlirde  man  in  den  binden  dea  sehttlera  aaparatabdrOeke  ainelnar 
teüe  wttnseben  mtlasen,  was  auch  die  memnng  dea  yeril  an  sein 
sebeint.  die  aoswabl  ist  durchweg  besonnen,  sie  gibt  praktisch  ba> 

I  wlAirtea,  deshalb  ist  das  heft  immer  mit  natzen  za  gebraoehen« 
einzelne  eigentllmlichkeiten  sollen  im  folgenden  hervorgehoben 
werden. 

Verschiedene  verse  4ine8  liedes  werden  zu  verschiedenen  Zeiten 
gelernt,  ein  durchaus  zu  rechtfertigendes  verfshren.  —  Das  kirch- 

i  Hebe  moment  tritt  verhältnismiaaig  stark  hervor  im  kateciüsmna- 
Unterricht  (in  III  auch  kateehismna-perikopen)  und  der  behandlung 
der  sonntigliriien  perikopen.  sehr  ansführlich  (in  17  abschnitten) 

i  wird  die  geograpbie  von  Palästina  angedeutet.  —  Die  synoptischen 
parabefai  werden  in  ansprechender  weise  als  lehre  vom  himmelreich 
disponiert  zusammengestellt.  —  Die  kirchengeschichtlichen  zahlen 
verteilen  sich  gleichmäszig  auf  die  ganze  kirchengeschlchte  (67  Pau- 
lus und  Petrus  f :  ist  doch  wol  bedenklich) ,  wobei  die  reformations- 
geschichte  zu  kurz  kommt.  —  Der  lescbtofF  aus  dem  a.  t.  für  II  läszt 

I  manche  ein  Wendung  zu.  wenn  auch  alle  geschichten  dagewesen,  ist 
es  doch  zu  wenig,  z.  b.  aus  der  Genesis  nur  c.  22  lesen  zu  lassen, 
wiederholte  lectüre  mancher  abschnitte,  besonders  der  ersten  capitel, 
die  in  ihrem  religiösen  gehalt  in  II  viel  besser  erkannt  werden 
können,  scheint  dringend  wünschenswert,  aus  dem  deuteronomium, 
von  dem  30,  11 — 14  und  c.  32  gefordert  werden,  musz  wenigstens 
das  schöne  6ecap.  hinzutreten,  wogegen  auf  das  Deborahlied  (rieht.  5), 
das  in  der  Luth.  Übersetzung  kaum  brauchbar  ist,  wol  zu  verzichten 


i 


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Mm  wivd*  —  Vom  Dtoierojesaias  mOBsen  aotfor  42 , 1 — 9  und  6S, 

18—53,  12  jedenfalls  noch  c.  40^  60^  61  gelesen  werden.  fM 
Jotl  1,4—12.  2,  1-^17.  3  ganz  gefordert  wird,  so  wird  man  besser 
das  gaaw  buch  laMO.  die  dadurch  mebr  gatonokle  s«it  kfc  kichfc 
■adin  «insnbringen.  noBÜioh  bti  den  psalmen  und  pronerintf  em- 
pfiehlt es  «eh«  in  II  im  kircheBgeechichtlichen  jähr  m  aafimg  der 
stunde  je  einen  abschnitt  zu  lesen,  dae  bietei  einen  defip^ten  Tor- 
teil :  einmal  bleibt  die  bibel  nicht  dn  ganzes  jähr  lang  unbenutzt, 
und  dann  ist  derartige  speise,  in  kleinen  quantitäten  genossen,  wirk- 
samer. —  Beim  neutestamentlicben  Unterricht  miisz  übrigens  in  den 
oberen  classen  das  loben  Jesu  nicbt  in  einzelnen  momenten,  sondern 
gerade  im  zusammenliang  vorgeführt  werden ,  etwa  an  der  band  des 
Marcusevangeliums  mit  ergänzungen  aus  Matthäus  und  Lucas.  — 
In  I  noch  einmal  alle  parabeln  und  die  bergpredigt  ausführlich  zu 
besprechen,  ist  ein  ganz  guter  Vorschlag,  doch  schwerlich  ausführ- 
bar. —  Für  die  glaubens-  und  Sittenlehre  werden  als  zu  beobachtende 
gosichtspuncte  aufgestellt,  bezug  zu  nehmen  1)  auf  das  classische 
altertum,  2)  auf  die  Symbole  unserer  kirche,  3)  auf  die  kirchen- 
geschichtlichen facta  und  die  wissenschaftlichen  resultate,  in  der 
real.  T  besonders  auch  auf  die  deutsche  litteratur  und  den  cultur 
geschichtlichen  wert  des  Christentums. 

Wir  schlieszen  hieran  noch  die  kurze  anzeige  einer  andern  kleinen 
echrift  desselben  Verfassers: 

3)  A.  WÄCHTER,  JOSEPHS  GESOHICfUTE  NACH  DEM  GENESISTEXT 
UND  DEM  TARGUM  DES  ONKKLOS  TJND  DER  YUSOP  -  SURE  DES 
KORAN.  SXBGBTISOH  -  HI6T0AIS0H&  STUDIE,  fiudolstadt  ISIS, 
44  8.  4. 

Znalfllist  ÜBT  den  lefam  des  bebfüsdieii  bestimmt,  heaMßi^ 
sie  sieh  nidit  eigentlicb  mit  den  kritisdieii  fragen  Aber  den  luston- 
sehen  kern  der  erztiihmg,  sondeni  Usst  in  der  vergleiehnng  die 
ganze  sehOi£heit  und  dsssioillt  des  geieslsberiehts  herrortreien«  « 
werden  zmilehst  die  swei,  lesp.  ini  velationeft  in  wortgetawner, 
eigener  ftbersefarang  mit  zaUxmdieii  enmecknngen  gegebeii,  dsas 
«ne  erOrtemtig  der  hanptoatersehiede,  iiameiitiieh,  was  den  gen^ 
üsehen*  Terlaaf  der  handlang  betrifft»  dwsof  eitte  beleoehtang  der 
hanptcbaraktere  in  beiden  erddünagen,  endlich  cultorgesebiditlioh 
und  religionsgeschichtlieli  meikwürdiges ,  sowie  eine  litterstur- 
gesohiditliöhe  beurteilnng.  die  sehrift  wird  manehem  eine  will- 
kommene  gebe  sein. 

Bbudsbueo.  Bisbubard  Pansob. 


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A.  KoieU:  ICgnel,  4e  la  t^oL  frauf.  depuk  1789  jniqu*  en  1814.  55 


1II0KBT,  HI8T.  DB  LA  bAvOL.  FBAB^*  DBPUU  1789  JUSav'  BH  1814, 
BBBAUSGBaBBBH  HMD  BBKZJLbT  TOM  DB«  ADOUP  KOBBLL,  OBBB- 
LBHBBB  AM  THOHAB-OTWIASIUM  2U  LBIPStG.  Leipdg,  B.  G.  Teub- 

ner.  1877. 

Es  musz  als  eine  durchaus  glückliche  wähl  bezeichnet  werden, 
dasz  hr.  K.  gerade  Mignets  geschichtswerk  für  geeignet  hielt  zu  einer 
bearbeitung  für  die  lernende  jugend.  denn  wahrlich,  es  gibt  keinen 
Zeitraum  in  der  geschichte  der  menschheit ,  der  reicheren  stoff  zum 
nachdenken,  prüfen  und  forschen  darbietet ,  als  jenes  glanzvolle  und 
schreckliche  ereignis,  das  alle  gesellschaftlichen  Verhältnisse  bewegt, 
viele  der  alten  einrichtungen  zertrümmert  und  neue  geschaffen  hat. 
aber  nicht  allein  ein  material  zum  nachdenken  bietet  Mignet,  sondern 
er  schafft  für  die  studierende  jagend  ein  enormes  gebiet,  eine  reiche 
ftUe  des  wissenswürdigstea  temstoff».  das  epoebttnacbendste  nnd 
wiobtigste  ereignis  fttr  die  gestaltung  der  nenestsn  staatsformen  in 
dem  originalkeBsen  sulemen,  istin  so  bobem  grade  bildend,  fesselnd 
md  anregend,  daas  iob  mir  keine  passendere  leetUre  ftr  die  jagend 
dsaksn  laaak^  als  dieses  bistorisebe  werk  Mignets.  es  ist  dabei  zu- 
glooh  OB  trafOieber  begleitar  desgesehiebtsimterriclits  ftr  jene  seit- 
^oebe,  nnd  ieb  mSobte  fest  sagen,  Mignet  würde,  felis  er  gans  ge- 
lesen werden  kOnnte,  eine  art  Surrogat  für  den  gescbicbtsnnterricbt 
der  Periode  Ton  1789— 1814  zu  bilden  im  stände  sein,  pragmatisober 
WiBigstena  würde  der  deutsche  geschichtslebrer  den  innemzusammen- 
"hang  jener  ereignisse  nicbt  darstellen  kennen,  als  es  Mignet  thut 
dazu  kommt  eine  reibe  von  nationnlCkonomiscben,  politischen  und 
cultarhistoiiseben  beziebungen,  die  in  dem  gescbicbtsonterricht  fUr 
die  früheren  zeitepoeben  weniger  berührt'  and  besprochen  werden 
konnten  j  weil  sie  noch  keine  durchgreifende  bedeutung  hatten ,  die 
aber  als  zeitfragen  ersten  rangs  nunmehr  —  von  1789  an  —  gewicht 
erlangen  und  unter  der  rasch  und  markig  skizzirenden  feder  Mignets 
die  hellste  beleuchtung  gewinnen,  ich  erwähne  beispielsweise  die  alten 
Wahlversammlungen  des  marsfeldes  (les  plaids),  die  gerichte  der 
grün dherr Schäften,  der  groszgrundbesitzer  (les  justices  seigneuriales), 
die  Parlamente  und  ihre  enregistrements  —  einrichtungen ,  welche 
etymologisch  -  genetisch  erklärt  sein  wollen  und  welche,  quellen- 
mäszig  erkannt,  erst  richtig  beurtheilt  und  verstanden  werden  können. 
br.K.hates  nicht  unterlassen,  für  derartige  rechtsalterthtlmer  zweck- 
mfiszige  noten  und  erklärungen  zu  geben ,  die  vielleicht  manchmal 
etwas  knapp  sind  und  die,  in  anbetracbt  der  sacblicben  Wichtigkeit, 
ftr  die  jugend  etwas  eingebender  gabotsn  wscdea  durften,  denn 
br.  E.  sagt  selbst  p.  IV  des  Yorwortes  mit  recbt:  *am  siobersten  ist 
SS  gewiss  immer,  keine  ttbennSezigen  ToranssetanngeB  bei  dem 
lemeiidfln  an  maeben  nnd  nicbt  ans  dem  ange  an  verlieren,  dasa 
scbnier  sieb  auf  die  leettti»  vorbereiten  sollen*,  mit  recht  nnd  sacb- 
sBtsprecbend  sindancb  sonst  von  nnserm  verf.etjmologie,  sowie  syno* 


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56   A.  &onU;  lligasi,  da  Iai^voL  fam^  dafoia  im  joft««*  en  1811 


nymischc  ausdrücke  berücksichtigt  worden,  sowie  er  es  nicht  unter 
lassen  bat,  für  die  au.svpra(he  gewisser  Wörter,  namentlich  der  eigen- 
nanien,  die  immer  mehr  oder  weniger  spröde  sind,  erörternde  winke 
zu  geben.  —  Mignet,  der  als  archivdirector  am  ministerium  der  aus 
wfirtigen  angelegenhriten ,  kurz  nach  1830,  vielfach  eindringendere 
historische  quellenstudien  zu  machen  gelegenheit  fand,  hat  in  den 
späteren  ausgaben  meiner  'histoire  de  la  revolution  frani,aise'  — 
zuerst  1824  veröffentlicht  —  seine  anschauungen  über  den  Charakter 
und  das  eigentlii  h>lc  wesen  dieser  revolution  hier  und  da  etwas 
modificiert,  worauf  hr.  Korell  in  seinen  noten  in  dank ens werther 
weise  hingewiesen  hat.  auch  hat  sich  derselbe  bemüht,  die  von 
Mignet  öfters  etwas  obei-flächlich  berührten  historischen  facta  nach 
den  foröcLungen  von  Sybei,  Häusser,  Wachsmuth  uud  Leo  iu  thun- 
iiuliüter  wei.-e  zu  ergänzen. 

Varnhagen  von  Ense  warf  Mignet  —-Berliner Jahrb.  für  wissen- 
schaftliche kritik  1827  —  besonders  vor,  dasz  er  eine  unvermeidlicbe 
natumotwendigkeit  für  das  eintreten  der  gewaltsamen  umatOne 
annehme ;  doeb  wurde  bierdureh  das  allgwMiiie  interMM  Ulr  IfigMlB 
werk  nicht  encbttiiert  weh  gehen  gewisse  hiatoriker  in  d«r  geiieigt- 
beit,  Mignet  des  ^fotalismns*  zu  zeiben  und  ibm  eine  gewiaae  *w- 
liebe  ftlr  den'national-convent*  vorsawerfon,  viel  xn  weü.  MigMt 
ist  allerdings  Yielfacb  geneigt,  die  blutige  entwkkkng  dee  imnerüi 
reTolatipnsdramasY  die  namentliob  fttr  den  feSnig  und  die  kOnigin  ßo 
verderblicb  ausfiel,  von  der  napolitiscbeii  ooalition  dea  «adhnd« 
berzuleiten^  mit  dem  leider  immer  noeb  an  dem  bofs  YerbiiulaBgeii 
zum  zweek  einer  reaction  onterbalteB  wirdan,  und  wenn  Mignet  mit 
dieser  anscbauung  einer  'unvermeidlieben  natumotweidigkffit*  w 
Varnbagen  getadelt  und  des  fotalismus  basebnidigt  wird,  aa  iafc  diese 
gattung  von  fatalismus  einigermasaen  zu  ertragen.  Mignet  ent-  J 
schuldigt  darum  noch  lauge  nicht  die  ausschweifungen  der  revolutiom 
sondern  er  erklärt  sie  nur.  sagt  ja  doch  selbst  Thiers  in  seiner 
'bist,  de  la  B6v.  fr.'  die  bezeichnenden  werte»  die  auch  Mignet  gesi^ 
haben  könnte:  Ue  peuple  ne  recouvre  pas  ses  drcitB  avec  la  möme 
modeiation  qa*on  met  4  les  lui  rendrc;  et  ceux  qui  ont  profiti^  poor  | 
Topprimer,  de  son  d^faut  de  raison,  doivent  souffrir  de  ce  möme  | 
defaut  quand  il  se  soulöve'.  hr.  K.  hätte  diese  seutenz  Thiers'  zur 
entschuldigung  seines  angegriffenen  autors,  den  wir  getrost  dsr 
lernenden  jugend  in  die  bände  geben  dürfieu,  anführen  können. 


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F.  T«Ubi«eUi  -wtetotboA  m  XtM^hon*  "«»*M«if  57 


7. 

"WÖRTERBUCH  ZU  XENOPHONS  ANABASlS.  FÜR  DEN  SCHULGEBRAUCH 
BEARBEITET  VON  FERD.  VOLLBRECHT,  RECTOR  ZU  OTTERN- 
DORF. DRITTE  VERBESSERTE  UND  VERMEHRTE  AUFLAGE.  MIT 
76  IN  DEN  TEXT  EINGEDRUCKTEN  HOLZSCHNITTEN,  DREI  LITHO- 
ORAPHIRTEM  TAFELN  UND  MIT  EINER  ÜBERSICUTSKAHTR.  Leipzig, 

druck  und  vorlag  TOn  B.  G.  Teubner.  1876.  Vil  a.  240  b.  8. 

Ref.  ist  kein  besonderer  freund  von  speciallexicis ,  namentiieh 
gar  nicht  für  die  von  obertertia  aufsteigenden  classen,  obschon  aucb 
für  diese  hölieren  stufen  der  altclassischen  gymnasialbildung  eine 
anzahl  derartiger  bücher  vorhanden  sind,  zwar  hat  er  nie  den  ge- 
brauch solcher  hülfsmittel  den  schillern  verboten ,  aber  immer  zu 
verstehen  gegeben,  dasz  er  es  viel  lieber  sehen  würde,  solche  ar- 
beiten nicht  benutzt  zu  wissen,  denn  durch  eine  anzahl  dieser  lexi- 
calischen  hülfsmittel  —  man  vgl.  Kai*  eHoxr|v  die  arbeiten  von 
Crusius  zu  Xenoph.  memor. ,  Kyrop.  und  anderen  Schriftstellern  in 
ihren  von  ihm  selbst  weiter  und  immer  weiter  besorgten  auflagen  — 
wird  doch  wol  eher  das  nachdenken  des  schulers  gehindert  und  ge- 
iMmmt,  als  gefördert  und  gehoben;  er  sieht  die  wölke  von  citaten 
doioli,  woldfoi,  da  ist  die  eben  vorliegende  stelle  citiert,  und  nun 
iciseh  weiter!  aber  das  ist  wahrlich  keine  gyomastik  des  geistes, 
sondern  ein  rohekissen  fttr  die  trSge  denkkraft.  von  ganz  anderer 
art  nad  gans  anders  zn  beurteilen  sind  die  angehängten  Wörter- 
Yorseiebnkse  bei  UbimgBbQehem  ftlr  die  unteren  und  untersten 
stoto,  z.  b»  bei  ßr«  Jacobe,  Gkyttsohick,  Quosseck,  Wesener  u.  a. 

Bef.  hat  es  im  folgenden  zwar  auch  mit  dnem  speeialhttl&mittel 
sn  thun,  aber  dasselbe  unterscheidet  sich  so  wesentlidi  vpn  anderen 
so  wol  in  der  anordnung  als  in  der  ausftthmng,  es  ist  so  durchweg 
geeignet,  das  nachdenken  des  schfilers  anzuregen ,  dasz  wir  nicht 
unterlassen  dürfen,  wenn  auch  nur  mehr  summarisch,  darttber  tu 
rslBrieren.  eitat^  finden  sich  in  demselben  nur  ausnahmsweise,  die 
entwioklung  der  grundbedeutung  eines  Wortes,  die  logische  folge 
und  der  ebenso  richtige  anschlusz  der  einzelnen  bedeutungen  eines 
wertes  ist  sehr  gelungen,  und  hat  gerade  deshalb  das  buch  schon 
eme  weite  Verbreitung  gefunden  und  steht  eine  noch  weitere  wol  in 
sicherer  aussieht,  zu  besonderer  zierde,  zu  erhöhter  brauchbarkeit 
vor  anderen  speciallexicis  und  zu  wohlverdienter  anerkennung  des 
gebotenen  gehören  (nach  dem  vorgange  Autenrieths  in  seinem 
schnlwörterbuche  zu  den  Homerischen  gedichten,  2e  aufl.),  die  auf 
eine  klare  und  deutliche  veranschaulich ung  zielenden,  in  den  text 
gedruckten  holzschnitte  —  75  an  der  zahl  —  antiker  persönlich- 
keiten und  Sachen,  in  eben  dem  masze  auch  die  drei  angehängten 
lithographierten  tafeln,  und  wenn  ref.  wiederholt,  dasz  er  kein 
lobredner  von  special  Wörterbücher  ist,  so  kann  er  doch  das  vor- 
liegende buch  Ton  Yoübrseht,  das  ja  schon  in  untertertia  zur  anwen- 
dttttg  kommen  kann,  nur  warm  empfehlen,  es  ist  eben  ein  buch  aus 


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58  F.  YoUbrecliI:  wOvtorbuob  su  Xenoplioiw  aiiabans. 

•der  schule  und  ftir  die  schule ,  ganz  praktisch ,  und  wie  gesagt ,  so 
eingerichteti  dasz  der  schüler  beim  nachdenken  die  nötige  bedeutuog 
findet,  es  wird  ja  nicht  fehlen ,  dasz  hin  und  wieder '  der  schüler 
in  der  auswahl  der  für  die  vorliegende  stelle  nötigen  bedeutung  einen 
fehlgriff  thut,  aber  das  schadet  nicht;  denn  ein  praktischer  lehrer 
wird  schon  bei  mäsziger  kenntnis  der  geistigen  befUhigung  seiner 
schüler  mit  leichter  mühe  den  irrtum  in  geistweckender  weise  zu 
verbessern  wissen,  ref.  mag  es  sich  nicht  versagen,  ein  treffendes 
Worte  Friedr.  Frankes  aus  der  vorrede  zu  seinen  mit  groszem  ge- 
schick  ausgearbeiteten  aufgaben  zum  übersetzen  ins  griechische 
cursus  I  und  II)  hier  anzuführen,  er  sagt  s.  XI  (5e  aufl.)  folgen- 
des; *aus  diesen  (eben  angegebenen)  gründen  fügte  ich  das  Wörter- 
verzeichnis bei.  in  demselben  soll  der  horizontale  strich  zwischen 
verschiedenen  Wörtern  den  schüler  auf  die  Verschiedenheit  der  be- 
deutung derselben  aufmerksam  machen  (also  zum  nachdenken  ge- 
wissermaszen  nötigen ,  bemerkung  dee  ref.).  zwar  wird  dar  oeblllar 
dadudli  nidit  TeriiiBderi  werden,  nanalMn  miagriff  an  begelien; 
«r  wird  s.  b.  cdpE  mit  Kp^c ,  ja  vielleieht  adbat  TCWfiv  mit  piap- 
TupeTv,  rväkax  mit  fmipöc,  KriCctv  mit  irpoc^civ  u.  a.  dgl.  Terwaeh- 
aetai;  iah  habe  dieaea  aber  abeielitlieh  nidit  verhindani  wollen,  weil 
ioh  lieber  aehe,  wenn  der  aefafller  mir  dnroh  einen  ^shlar,  den  ar 
maebtt  gal^xdieit  gibt,  ibn  au  belehren,  ala  wenn  er  gedankanloa 
daa  richSge  trifft.' 

Gehen  wir  nun  zur  angäbe  einiger  ergänzungen,  Verbesserungen 
und  nachträge  über,  ao  macht  sich  nach  des  ref.  ansieht  die  notwen- 
digkeit  geltend,  die  quantitftt  der  paenultima  öfter,  als  geschehen  iat, 
an  bezeichnen ,  z.  b.  bei  ^VTijyiOC,  npödufioc  u.  a.  denn  bedenkt  man, 
einmal  abgesehen  von  dem  richtigen  lesen  des  textes ,  dasz  mancher 
tertianer  in  ennangelung  eines  umfangreichem  lexicons  wol  oft  bei 
Anfertigung  seiner  Scripten  in  dem  speciallexicon  nachschlägt  und 
wirklich  auch  manchen  artikel  findet,  so  macht  sich  schon  deshalb 
jenes  bedürfnis  fühlbar,  was  die  öftere  heranziehung  des  adäquaten 
lateinischen  ausdrucks  anlangt,  so  ist  sie  ungezwungen  und  klar, 
und  diese  art  der  Sprachvergleichung  zwischen  griechischem  und 
lateinischem  ist  für  den  schüler  von  durchaus  nicht  zu  unter- 
schStzendem  werthe ,  z.  b.  ^aKpöv  t\y  longum  erat ,  und  noch  viele 
andere  stellen,  ref.  freut  sich,  in  der  syntax  des  hm.  Roth  (Leipzig 
1877,  Teubner)  s.  5  folgendes  zu  lesen,  gewissermaszen  zur  bestäti- 
gung  des  von  ihm  in  der  schule  hundertmal  gesagten  und  durch 
den  druck  fnnfzigmal  yertfffentlichten.  herm  Botha  urteil  lat  «in 
aiobaraa  oad  begrttndetea,  weil  durah  eine  längere  rohe  yon  jähren 
gewonnanea.  ea  heiazt  dort  a.  Y:  ^dasz  man  aber  die  zu  erlanunde 
apraehe  mit  der  eigenen  (oder  die  grieohiaohe  aueh  nat  der  lateini- 
adwn  Tergleicht)  und  die  untarachieda  der  ersefaainungen  in  dar- 
ariben  snm  bewuataein  Inringt,  diaa  iat  notwendig,  dann  erat  dnr«h 
daa  Tangleiclien  gewinnt  zieli  das  TevaMien,  und  Yon  dam  fludieni 
baaitz  eüier  apraoha  kann  keine  rede  sein,  wenii  aie  nicht  ?eratanden 


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E.  YoUbrecht:  wfeterbnoh  an  Xenopbons  anabaaia.  59 

ist'  wol  Utt»  r«f.  gewflatclit,  daai  bei  dm  fSnnialnen  auf  ti|C  (bl- 
«nötiic»  dvbp€t6n|c  «.  A.)  te  geniilr  auf  ti|TOC,  wie  et  bei  mCTÖ- 
ti|c  geftcheben  ist,  daneben  stibide;  dena  gerade  diese  femiii,  rofini 

selbst  bei  besseren  scbfllem,  namentlich  in  den  häuslichen  arbeiten 
Afters  fehler  herror.  unter  bupO^pa  btttte  ich  znnftshst  'thMr*  dnrob 
den  druck  hervorgehoben  gegenüber  dem  b^pfia  =  haut  von  men- 
schen und  thieren;  sodaam  hfttto  ich  den  unterschied  von  biq>d^pon 
und  b^^ßeic  dahin  angegeben,  der,  soviel  ref.  bekannt  ist,  in  den 
allermeisten  fällen  zutrifft,  dasz  sich  beide  Wörter  unterscheiden 
wie  ^ß^Slts  suhadae  und  peUes^  z.  b.  Caes.  b.  g.  3,  18.  unter  ouv 
steht:  '(vom  partic.  ujv?)'.  warum  denn  das  fragezeichen?  hat 
nicht  Rost  in  Gotha  in  einem  umfangreichern  programm  aus  den 
60er  jähren  mit  ebenso  viel  Scharfsinn  als  belesenheit  evident  nach- 
gewiesen, dasz  eine  andere  ableitung  nicht  möglich  sei,  und 
haben  doch  viele  der  feinsten  und  gründlichsten  kenner  der  grie- 
chischen spräche  in  ihrem  ausgedehnten  und  weit  verzweigten 
gebiete  obiger  ableitung  (vom  partic.  ujv)  ihre  volle,  bis  jetzt, 
so  viel  ref.  weisz,  nicht  widerlegte  Zustimmung  gegeben?  wol 
nicht  richtig  ist  die  Übersetzung  unter  biKii:  biKr\\  utt^X^^V  die 
verdiente  strafe  erdulden;  da  fehlt  ja  der  nöthige  artikel  wie 
aaab.  5,  6,  34  oi  crpaTiuiTai  i)ire(Xoiiv  aOrt^i,  öxi  -^v  btxnv  im- 
Sarnau  vnd  wenn  es  nnter  dEioc  beiast:  dBttV  ^ffym  ttvC » 
dea  gebQbrenden  lobn  oder  die  Terdienie  strafe  anerkennen,  so 
stimmt  das  niebt  mit:  T^v  dE(av  baSxxoic  V^MCtv  nnter  v^fiui;  vgl. 
«sdi  die  treffende  note  Ton  0.  Schneider  sn  Isokr.  I  s.  8S*  wegen 
|idka  aämoäum  wf^  die  grosseren  latein.  gnmmatiken^  a.  b.  Ton 
W.  Welsaenbom  s.  369.  nnter  fi^,  6,  kOnnte  vielleieht  toG  m*|v6c 
etwis  genauer  flbersetst  smn,  TgL  snab.  1, 3, 91  ömq(V€!Tm  tmcsw 
ToO  ^r|v6c  TiXi  crpanttrrr)  »  singuUs  mensüms  singulis  mtKItbiis,  so 
dsB  die  dislributire  bedeutung  des  artikels  mehr  in  den  Vorder- 
grund tritt,  bei  fiTixavT)  steht:  it&CQ  jyiiix.  auf  jede  mögliche  weise, 
bildet  mit  Torangehendem  t^x^XI  scäenne  formeL  mir  ist  jene 
Übersetzung  für  fiiixavfi  ohne  T^xvt)  etwas  zu  stark;  irre  ich  nicht, 
so  tibersetzt  Dissen  zu  Demosth.  de  cor.  diese  solenne  formel  (ob  er 
sie  so  nennt,  ist  mir  nicht  mehr  erinnerlich),  mit:  auf  jede  nur  aus- 
findig zu  machende  oder  erdenkliche  weise,  also  etwas  drastisober 
und  den  Wortlaut  erfassender  als  hr.  Vollbrecht. 

Nun  noch  einige  kleinigkeiten,  von  denen  eine  anzahl  wol  mehr 
als  druckfehler  anzusehen  sind:  s.  14  d)LUpOTepu)9ev ,  in  Verbindung 
mit  b^uj  an  beiden  ufern,  s.  16  dvaxaiu)  emporzünden,  wie?  s.  19 
dvcMoc  ßop^dc  wie  ventus  boreas  bei  Caes.,  s.  51  beEia  musz  wol 
das  versprechen  dem  vertrage  vorausgehen,  wie  im  folgenden  richtig 
steht,  55  CUV  TroXXijj  (pößtu  wol:  in  groszer  furcht,  die  anschauung 
des  Griechen  ist  eine  andere  als  die  unsrige  in  den  meisten  f&llen 
(vgl.  li^Y^tc);  56  bloX^YW  2)  i^  der  anab.;  nun  ja,  weiter  findet  in 
diswm  buch  keine  andere  sohrift  des  Xenophon  berttcksichtigung ; 
57  biapirdSu»  sdiwSsher  als  d|>iTd2!u),  ich  glaube  nicht,  denn  das  Ter^ 


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hftltnis  ist  geiiM  dwelbe  wie  bei  diriphxa^d  fßjf^^  Mdm  vir 
doch  auch  einen  xzntertefakd  twischen  eixMn  tpiUbaboi  «ad  cnuB 
iMDptspiUbuben,  153  p«Mt  wol  für  d(oc  unser:  krfitzer,  1660.1 
a.  lt.  ist  wol  die  häufang  Ton  objectsaotmtiTen  ttberflUssig,  räum* 
enpanus  für  anderes,  ebenda  tilge  unter  frapac.  die  aylbe  'len',  167 
irdpei^i,  dkwelbe  sehr  gute  b«fli«rkiiiig  ftbiw  «tte  Twtoidinig  nh 
de  htttte  TerweisuDg  finden  kdniMii  auf  frapariTvecOai»  da  wtedenm 
die  anschaunng  des  Griechen  eine  eodere  ist ,  168  irpdT>iaTa  trop* 
€X€iv  Tivi,  zwar  kommt  die  sonst  Öftere  vollständige  Verbindung  mit 
Ktti  ^X^iv  in  der  anab.  nicht  vor,  gleichwol  hätte  ich  negotia  habtrt 
eingeschoben,  vielleicht  in  klammem  et  ulirid  facfsscrc\  was  ebenda 
unter  Trapoixopai:  xd  TTapoi(iu)x6M€va  btebt,  verbtehe  ich  nicht, 
denn  dann  müste  es  la  TrapiuxTlMtva  beiszen ,  es  ist  also  das  uj  zu 
tilgen  und  wol  zu  schreiben:  laei  diesem  verb  steht  das  präsens  oft 
mit  pcrf'ectbedeiitung.  vgl.  anab.  2,  4,  1  und  Lobeck  ad  Soph.  Ajat 
s.  396  ed.  sec. ;  unter  näc  II  mit  dem  artikel  a)  ganz,  passt  weder 
*artikel',  noch  die  soubt  ganz  richtige  Übersetzung  mit  'lauter'  hier 
her  in  dem  angeführten  beispiele  Ttäciv  dqpBÖvoic,  ttÖc  ist  hier 
wie  öfter  =  omnis  z.  b.  Caes.  7,  29;  unter  Trauuj :  KuXivboviec,  wol 
0ÖVT€C,  in  der  anab.  nur  KuXivbtiu,  auszerdem  hätte  ich  oben  vor 
\j7T0i|iiac  'mit  dem  genit.'  eingeschoben,  sonst  wäre  leicht  ein 
misverstUndnis  möglich ;  unter  Tre^f]  opp.  KttTCt  GaXaiiav  kann  = 
pcdibus  stehen;  unter  Tievo^iai  schreibe:  durch  mühsame  Lande- 
arbeit usw.,  Tiepaiüuj  eic,  genug,  ebenso  unter  TT^pav  nur  eic: 
172  sich  etwas  auf  den  rücken  hiingcii,  ebenda  Tiepi^iYVO^ai 
lücbt  'd.  b.*,  sondern  'daher';  173  Trepiciepd:  war  bei  den  Syren 
imwletibar,  wol  nach  dem  constanteren  spracbgebrauche  unver- 
letsllch;  17S  iCCljiilveiv,  aOroO  isi  mir  «nbekumi,  wol  ht  töiku; 
unter  pdxofiai  wid  *mktt  bAbmb';  164  ndvu  •**  pUme^  wSo  0.  Kep 
«<r  pUm  mmeaiB ;  In  mandMii  «rtikefai  atebi  H,  o.*  etett  'd.  184, 
169  Q.  6.;  a.  176  wol:  an,  anf  die  linfeen  adten;  177  wo  stellt  dfln 
in  der  anab.  irXfv6oc  KCpafiivri,  dae  ist  ionlMh,  sadem  tat  Kepdfxivoc 
gar  nicbt ,  und  mit  reoht ,  recipiert ,  nnd  wae  sdl  icepa^o ?  nMiw 
•tait  *wird'  wol  *ward*;  woXvopxia,  unter  noXtk  Mit  oö  noUov 
Itiw öXItou  hiwi  ebenda;  mit  andenn  adjeot.  wird  woXik  meist 
dnrcb  KOt  osw.  Temmden,  ja;  ich  bitte  wol  noeb  bmcngeeetit: 
dann  ist  iroXik  ToUea  adfeelhnm;  nnter  nopclku  hmtet  ee:  1)  piss. 
(aor.)  oder  medium ;  abor  wo  steht  in  der  aAtieoben  proea  ein  beleg 
fttr  den  aor.  med.  4llOpevcd}if|V?  ich  benne  nur,  so  in  der  anab. 
und  ttberall,  einen  aor.  pass.  ^opcOOiiv;  184  itpoinXihiTin,  adireibe 
irpOKaXuipac  fiXioc. 

Bebrgut  sind  beispielsweiee  die  artikel  brj,  TToieiUi  ^w,  be- 
sondere anch  die  präpositionen  und  so  die  allermeiiten  gearbeitet 
praktiscb  und  zugleich  belehrend  iet  das  verfahren»  nadi  welchem 
der  Terf.  zn  Wörtern,  deren  Stammformen  in  der  anab.  nicht  vor- 
kommen, in  klammem  dieselben  angibt,  zugleich  mit  der  deutschen 
bedeatung,  beispielsweise  vgl.  irX(n}ctoVt  icöpoc,  w^ioXov,  n^iav- 


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GmieB  Laorentü  Bbodomaiii  ineditiuD.  61 

VUfiii  ^TTiKOup^u»,  VOTOMÖC,  TTpocTTCpovdu),  iipö<poctc;  recht  an- 
sprechend und  Borgsam  dorcbgefttbrt  ist  die  gentoe  angäbe  der  Ter^ 
schiedenen  consiructionen  eines  wertes. 

Druckfehler  selten,  so:  cufiTiXeiüc,  TTpo^pxo|iai,  ^opaKÖiac, 
TTaprjXauvev  statt  des  plur.,  n^vTOC  €Ö  statt  €0.,  s.  184  nieht  öq^p., 

sondern  'Oq)puviov. 

Sonst  ist  der  druck  coiTecl  und  schön,  das  papier  untadelhaft. 

So  möge  denn  dieses  tüchtige  buch ,  ein  wirklich  mit  prakti- 
schem Verständnis  ausgearbeitetes  Schulbuch ,  auch  femer  eine 
immer  weitere  Verbreitung  finden.  H. 


8. 

GABMEN  LAüBENXn  BHODOMANI  INEDITÜM. 


De  Laurentii  Rhodomani  Yita  et  seriptis  quse  est  Perschmanni 
dissertatio  (Nordhusae  1864),  ea  cum  alia  omnia  luculenter  et  accu- 
rate  exhibeati  de  studiis  eins  pbUosophicis  mentionem  non  facit.  at- 
qui  Yiruni  graece  doctissimum  ne  philosopbos  quidem  Graecorum 
negleiisse  consentaneum  est  et  aperte  patet  ex  oratione  'de  vita 
philosophica'  con^cripta  (Perschm.  pag.  19),  nec  deest  testimonium 
ab  ip&o  profectum.  exstant  enim  in  codice  quodam  Cizen^i,  qui 
Plotini  enneades  manu  scripta^  continet,  versiculi  quidam  latini  ab 
ipsa  Rhodomani  manu  literis  mandati,  quibus  codicem  remittens  lo. 
Schroetero,  a  quo  mutuum  sumpserat,  gratias  agit.  quodsi  Persch- 
mannus  'nihil  fere'  de  tempore  illo,  quo  Rhod.  lenae  versabatur,  rela- 
tum  esse  iure  querilur  (pag.  8),  aliquantulum  ad  ea,  quae  ipse  soller- 
tisbime  bibliothecam  Guelferbytanam  perscrutatus  indagavit,  carmine 
a  me  casu  raagis  quam  consilio  invento  accedit.  quod  quidem  Car- 
men ut  publici  iuris  faciam  non  commoveor  versuum  elegantia  aut 
pondere  sententiarum ,  sed  eo  potissimum  adducor,  quod  Bhodoma^ 
anm,  natam  Sa'ssawerfoe  prope  Ilfeldam,  edneatam  a  Neandro, 
aehoUe  Ufeldenms  et  reetore  darissimo  et  altero  conditore,  enius 
«dmium  sibi  faYorem  amoremque  condliaTerat  dSligentiae  lande» 
irdere  stndü,  doetrinae  copia  et  elogantia,  ^nostnun*  nobis  videmnr 
yindicare  posse.  deniqne  futnram  esse  spero  nt  yiri  de  ia?entnte 
nistitnenda  et  bnmanitatis  stndiis  bene  meriti  taainoB  hciam  non  in- 
gratum,  legimtnr  antem  in  cod.  foL  III  pag.  alt.  baec: 


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63 


Lemnui  seqaeiititim  ▼•mmm. 
NobSianmo  Magnifico  et  amplinimo  viro,  deque  repnb.  ehxistiaaa' 
«^tnaa  nmilo  dr.  lohanni  SebrOftwo,  A.  Med.  Doctoii  ftl&M,  dn.  «e 

Deut  pift  fiilft,  aotui,  elaciBsiiiie  dooior,  vi  aaniis 

«oqiit  Qt  fit'  Mn,  «miy  oio,  tibi, 
adiid^iie  aliot,  ^ot  in  eo^,  ista  piorom 

8on  bona:  paroa  diu  «tanuaa  fftosta  tnhii 
pro  mihi  sQbmissis  nltram  quas ,  optime ,  graies 

Hbria?  certe  ingens  hoc  bonitatis  opus ! 
Zonaram  volfi:  facilis  non  littera  leoUi  eat, 

pnlcra  tarnen  miria  ductibus  illa  manas. 
o  benel  si  Graecum  portai  quis  denuo  in  anraa ! 

quam  dederas,  Wolfi,  eopia  nulla  aiipar.  • 
quid  de  Plotino  dieam?  lum axiit  nsquam 

Graecus^:  et  hlc  nunquam  sie  mihi  visus  adest» 
aoita  manuSf  facilisque  manus  ;  licet  obvia  toto 

librarii  subsint  menda  subinde  libro. 
Ficinus  quondam  Latios  induxit  amictus 

sie  tamen  ut  desint  pallia  Graeca  togae. 
ocia,  vita  mihi,  sumtus  (nam  promta  voluntaa) 

adsint,  et  forsan  vis,  mihi  curta  domi. 
prodibuntque  meo  studio  correcta,  iuventae 

ad  summum,  Graiis  iuncta  Latina,  bonum. 
sed  quid  agam?  quae  iam  mihi  condita  servat 

ingenium,  blattis,  praeda  voranda,  latent, 
ergo  vale  studiis  his  dixi:  neque  vetusta, 

ßint  modo  tres,  aliqua  fruge  docere  iuvat.  • 
tu  vero  Salici  salve  Schrote re  Lycaei 

0  pater;  utque  leves  nos  quoque  deinde,  vale. 
lenae  VII.  id.  Feb.  A.  1593.  . 

T.  Magnificentiae 
  diens  Laurent.  Rhodomauns. 

*  sie  voeota  eoupendiotfe  aeripto  band  daUe  lef  enda. 

'  8chroetero8  fuisse  gentem  medicöram  lenensiom  oompartttn  habeo 
•X  dispatatione  M.  Chr.  G.  Mueller  ^de  codice  Plotini  mscr.'  1789. 
Lipsiae.  fuisse  eorundem  Scbroeterorum  Codices  illot  XII  munascr., 
qal  iam  omnet  in  bibliotheea  episcopali  Ciiae  eiatare  dieaatar,  idem 
ex  epistula  ReinetQ  ad  B.  Nestenuii»  Pbjsieiiai  BoebUeiaiueniy  data 
tradit  (pag.  6). 

*  'sis'  vel  'his'  scriptum  est,  melius  fortasse  'sie'. 

*  exierat  sane  eo  tempore :  Basile&e  ap.  Petram  Pemam  anno  1580, 
graaee  com  rerfiome  Ficini.  aed  Bbod.  editionem  bane  prbieipem, 
qiiod  erat  commarciiim  Hteramm  pablicamia  iam  Tel  «xigiraBi  rel  plaae 
nnllam,  non  iam  novisse,  qnid  mimm? 

Ceterum  teztum  quem  vooant  ad.  verbum  ezoudendam  coraTi.  quae 
aifnat  perspicaa  Tidaaiatttr  tM  vldarint  earaia  remn  eaiiotl  atque  peritL 
Ilveldak  HB&onnoAB.  H.  F.  Mubujou 


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Penonaliiotiicn.  65 
PEBSONALNOnZEN. 

(Unter  mitbenatzong  des  'centralblattes*  Yon  Stiehl  und  der  'seit- 
fduraft  lilr  die  ditorr.  gymiiAti«!!'.) 


EraenaoBfen ,  befSrderan^ii,  TerfletsaBi^en «  aoaselehnangen« 

Adler,  dr. ,  rector  der  latein.  bauptscbule  zu  Halle,  zum  direcior  der 
ge samten  FralickeMlien  itiftaiigeii  eraamil 

Banerfeind,  hillilelmr  an  der  ritterakademie  in  1 

Brandenburg,  an  das  gymn.  in  Treptow  a.  d.  R.      I  als  oberlebrer 

Bertling,  dr.,  ord.  lebrer  am  gymu.  zu  Bonii)  an  das  |  berufen, 
gymn.  zu  Torgau  ) 

Bienart,  direcior  dei  gymn,  in  Ungariseb-Hradieeh,  «un  dlreetor  dee 
gymn.  in  Iglan  ernannt. 

Birk,  dr. ,  k.  k.  hofrath  und  vorstand  der  k.  k.  hofbibliothek,  ala  ritter 
des  österr.  Leopoldsordend  in  den  adelstand  erboben« 

Broeks,  dr.,  ord.  febrer  am  gymn.  in  Marienbnrg,  snm  oberlebrer  be- 
fördert. 

7.  Brücke,  dr.,  k.  k.  bofratb,  ord.  prof.  an  der  nniv.  Wien»  erhielt  den 
pr.  orden  pour  le  mdrite  für  konat  und  witsenschaft. 

Baebbinder,  dr.,  prof.  an  der  landeeidiiile  Pforta,  erhielt  den  pn 
rothen  adlerorden  IV  ei. 

De  icke,  dr.,  ober),  an  der  realechale  an  Mfilheim  a.  d.  S.,  als  'pro- 
feasor'  prädiciert. 

Eiselen,  dx.,  dlreetor  der  realschule  zu  Frankfurt  a.  M.,  erhielt  den 

pr.  rotben  adlerorden  IT  d. 
Elchler,  dr.,  ord.  lehrer  am  gymn.  in  Eatae- 

burg,  an  das  gymn.  in  Husum 
Fischer,  ord.  lehrer  am  gymn.  in  8chrimm, 

an  das  gymn»  Gneaen 
T.  Fischer-Banionf  dr«,  ober!«  am  gymn. 

in  Hosam,  an  das  gymn.  in  Kiel 
Fink,  oberl.  am  gymn.  in  Batzeburg,  an  das 

gymn.  in  Meldorf 
Fnnck,  ord.  lebrer  am  gymn.  in  Stolp,  zum  oberlebrer  befördert. 
Prick,  dr.,  director  des  gymn.  in  Rinteln,  zum  rector  der  latein.  haupt- 

schule  und  condirector  der  Franckeschen  Stiftungen  in  Halle  er- 
nannt. 

Gebhardt,  dr.,  oberl.  am  Nieolai^gymn.  in  Leipaig,  ala  'profeteor'' 

prädiciert. 

Genthe,  dr. ,  director  des  gymn.  in  Corbach,  in  gleicher  eigenschaft 
an  das  gymn.  zu  Duisburg  berufen. 

Beeke  1,  prof.  an  der  staatBrealiobnle  in  Lins,  anm  dlreetor  des  gymn. 
in  Freistadt  ernannt. 

Haase,  dr.,  ord.  lebrer  am  gymn.  in  Ctistrin  1  zu  oberlebreni 

Heldmann,  dr.,  ord.  lehrer  am  gymn.  in  Cassel  (  befördert. 

Hort,  stndienlelurer  am  gymn*  in  otranbing,  zum  gymnatialprofessor 
in  Landshut  ernannt. 

Jaworski,  dr.,  director  des  gymn.  §u  Lemberg,  in  den  adelstand  er- 
hoben. 

Ka]nsnia9ki,  ao.  prof.  der  vergl.  philologie  der  slav.  sprachen  an 

der  nniv.  Czemowits,  anm  ord.  prof.  ernannt. 
Kehrt,  ord.  lehrer  an  der  realschnlo  an  Tilsit,  erhielt  den  pr.  rothen 

adlerorden  IV  cl, 

Koenigboff,  dr.,  director  des  gyum.  zu  Trier,  in  gleicher  eigenschaft 
naeh  MQnatereifel  veraetst. 


ala  obeilebfer  bemfen, 
resp,  versetat» 


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64  PmonalitotiseiL 

Lange  dr.,  ord  lehrer  am  -ymn  in  Rriegj  oberlehwin  befördert. 
Meinecke,  ord.  lehrer  am  gymn.  in  Hamm ) 

MSIiring,  dr.,  aberl.  am  gyam. in  Krenuuieb,  als  'profeesor'  prildieiert. 
Kaisl,  direetor  de«  gymii.  in  ICies,  siim  director  des  gyna.  in  Eger 

ernannt. 

V.  Möllwald,  £gger  ritter,  Eum  director  des  Theresianischen  gjmn. 
in  Wien  ernannt. 

NSgelsbach,  pro  f.  an  der  atndienansiaU  in  Zweibrnoken,  an  die 

stndienanstalt  In  Erlangen  versetzt. 
Peyritsch,  dr.,  privatdoc.  in  Wien,  zum  ord.  prof.  der  botaoik  und 

director  des  botan.  gartens  in  Innsbrnek  ernannt.' 
Rapp,  stndienlehrer  in  Ingolstadt,  ak  piof.  an  das  gyan»  in  Bvrg» 

hausen  versetzt. 

Renvers,  dr. ,  director  des  gymo.  in  Münstereifel,  in  gleicher  eigea< 

Schaft  nach  Trier  versetzt. 
Bbode»  dr.,  oberl.  am  gymn.  in  Bnnslan,  als  reetor  an  die  hßih»  Bürg'er- 

scbnle  zu  Guhran  berufen. 
Kovenhagen,  dr.,  oberi.  an  der  realsolinie  suAacken,  als 'prof essor' 

prädiciert. 

Roenspiess,  ord.  lehrer  am  gymn.  inCnlml  „  «k«,1o1,,.o.«  v^^fiwA^^* 
Schaffet,  ord.  lehrer  am  gymiL  inPrenz!nuP*  Oberlehrern  befordert. 

JSchil Ibach,  dr.,  oberl.  am  gymn.  in  Potsdam  1  als  'profeseor' 

öieberger,  dr. ,  oberl.  an  der  realschule  zu  Aachen  $  prädiciert. 
Billdorf,  dr.,   i  ord,  lehrer  an  der  real8elra1e>  I  o..iv  Magdebnfg,  an 
Stephan,  dr.,  )  Oberlehrern  befördert. 

Strehlke,  dr  ,  gjmnasialdirector  in  Marienbni^,  in  gleicher  eigen- 

Schaft  nach  Thorn  versetzt. 
Strobl,  dr.,  ao.  prof.  der  deutschen  spraohe  und  litteratur  an  der  nniv. 

Czernowits,  sam  ord.  prof.  ernannt. 
Trntser,  dr.,  stndienlehrer  in  Bamberg,  swn  prof.  am  gymn.  in  Zwei- 

brücken  ernannt. 

Voechting,  dr.,  ao.  prof.  an  der  univ.  13onn,  als  ord.  prof.  der  botanik 

an  die  nnlr.  Basel  bemfen. 
Vollbrecht,  dr.,  ord.  lehrer  am  gymn.  in  Ratsebw^»  sna  Oberlehrer 

befördert. 

Vols,  dr.,  gymnasialdirector  io  Potsdam,  erhielt  den  pr.  rothen  adler- 
Orden  IV  oL 

In  ruhcHtand  getreten t 

Berndt,  prof.  am  gymn.  zu  Stolp  l  und  erhielten  dieselben  den 

Bleeh,  Oberlehrer  am  gymn.  za  CSstrin  |  pr.  rothen  adlerorden  IV  ol, 
Bnttmann,  oberl.  prol  am  gymn.  zu  Prenslan. 
QrUser,  oberU  am  gymn.  in  Marien-  | 

Werder  l  und  orliielten  dieselben  den 

Hahn,  dr.,  oberl.,  conrector  am  gymn.  |  pr.  rotheu  adlerorden  IV  cl. 

'  sn  Salswedei  I 
Kramer,  dr.,  prof.,  director  der  Franckeschen  Stiftungen  zu  Halle, 

und  ward  demselben  der  Charakter  eines  geheimen  regierangarathes 

verliehen. 

Roth,  dr.,  prof.  am  gymn.  in  Erlangen. 

Schartmann,  dr.,  oberl.  an  der  Friedrichs  realschale  an  Berlin,  nnd 

erhielt  derselbe  den  pr.  rothen  adlerorden  IV  cl. 
Stinner,  dr.,  director  des  gymn.  zu  Oppeln,  und  ward  demselben  der 
adler  der  ritter  des  pr.  Ilohenzollemordens  verüsken.  , 


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I 


ZWEIT£  ABTEILUKa 

m  aiMNASIALFlDAäOfilK  ÜIÜD  DIE  tSSIäM 

LEHEFÄCHEB 

HBRAusasoBBSir  voxr  PBor.  db.  HBBSAiar  Uun». 


10. 

^FLAVIO  BIONDO. 
Bmm  uam  xjkd  mtm  mn. 


Wenn  wir  die  groszen  männer  des  italischen  hnmanismus  ihrer 
litterarischen  bedeutung  nach  sondern,  so  finden  wir  leicht  zwei 
gröszere  gruppen  heraus,  die  einen  werden  wesentlich  von  ästheti- 
Bchen  interessen  geleitet;  ihre  hanptaufgabe  erkennen  sie  in  der  mög- 
lichst getreuen  nachbildung  und  aneignung  der  spräche  der  alten 
Börner,  insbesondere  Virgils  und  Ciceros;  sie  dichten,  schreiben 
briefe  und  halten  reden,  oder  sie  verwenden  ihre  kenntnisse  prak- 
tisch, indem  sie  als  lehrer  des  classischen  latein  und  etwa  auch  des 
griechischen  wirken,  die  hauptvertreter  dieser  richtung  sind  vor 
>Qim  der  geniale  begründer  des  humanismns,  Francesco  Petrarca, 
dnn  aber  auch  mSnner  wie  Füelfo,  Goarino,  Yittorino  Ycm  Fdtn 
vnd  andere,  den  Übergang  sa  der  iweitHi  olaase  Inldiii  liimianiflten 
VMBeeoaeoio  nadPoggio*  dieio  luibeii  sinrmiiidiiet  in  der  eeii9» 
M  Utteitttar  efam  gefeiertMi  nanuni  erlangt,  aber  Ove  Mtigkeit 
Wagt  aieh  nicht  emmehiwiToe  wa£  dieeem  gelbiete,  aie  widmen  eieh 
^  Moh  der  strengeren  wifBeneiiMiift.  eo  sdhiieb  Poggio  aebeii  dem 
kmjs^iriete  imd  in:?eetinn  eeine  'Bomae  nrbis  deeoriptio',  ^e  rein 
auüqnaiiflclie  eehxift,  und  —»mifli^  ineehiiften;  Boenocio  verteite 
aiKMr  dem  decamerone  das  gelehrte  werk  *de  genealogis  deomm', 
ßine  arfc  handbnch  der  mjChologie,  und  anderes  der  art  di^egen 
hatte  sidi  mm  ^  tweite  grappe  annoUiesslidier  wisBeneehaftlieiie 
ziele  gestedct;  ihre  glieder  waren  srnneistwirUieheg«!  hierher 
gehören  homanisten  wie  Lionardo  Bnmi,  Enea  Silvio  (der  spätere 
papst  Pins  II),  der  grammatiker  Valla,  Yor  allen  aber  Flavio  Biondo» 
dar  pftpstliohe  seereilr. 

V.JM.t9UL«.pM.n.aM.ltm.«Mk.t.        j  6 


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66 


Flftrio  Biondo. 


Im  folgenden  soll  der  yersnoli  einer  biographie  imd  chankte- 
lisiik  dieses  gelehrten  unternommen  werden,  nach  einer  kurzen 
Übersicht  über  die  quellen  und  hilfsmittel  gedenke  ich  in  einem  ersten 
abschnitt  die  eigentliche  lebensgeschicbte  zu  verfolgen  und  in  einem 
zweiten  über  seine  Utteravisdbe  inrkaamkeit  tmd  bedeutong  zu 

Die  quellen  für  jene  ^tere  flieszen  im  allgememen  nicht 
sehr  reichÜch,  dazu  ist  das  vorhandene  oft  in  der  unangenehmsten 
weise  zerstreut,  natürlich,  dasz  Biondos  eigene  mitteilungen  in  j 
erster  linie  stehen ,  und  kommen  hier  zunächst  seine  werke  in  be- 
tracht.  selbst  sie  enthalten  jedoch  nur  spärliche  beiträge  zu  seiner  bio- 
graphie, ein  umstand,  der  sich  eines  teils  aus  der  natur  ihres  inhalts, 
welche  die  berührung  persönlicher  angelegenheiten  nicht  gestattete, 
anderseits  aus  Biondos  bescheidener  Zurückhaltung  erklärt,  ungleich 
ergiebiger  und  weitaus  die  wertvollste  quelle  ist  dagegen  die  brief- 
liche litteratur,  besonders  Biondos  eigene  briefe.  leider  sind  die- 
selben weder  von  ihm  selbst  gesammelt,  wie  das  doch  die  meisten 
anderen  humanisten  getban,  noch  überhaupt  in  gr(5szerer  zahl  heraus- 
gegeben, daher  kommt  es  denn,  dasz  sie,  soweit  sie  überhaupt  noch 
vorhanden  sind,  an  den  yeraehiedensten  orten  mühsam  aufgesucht 
werden  mttssen.  viele  sind  oSmbst  ganz  verloren,  nnd  doch  scbeint 
mebrfiMhen  andentungen  zufolge  die  zahl  dieser  briefe  einst  eine  sehr 
bedentende  gewesen  zu  sein*  so  weiss,  broder  Jacopo  Filippo  von 
Bergamo  (^Bergomas')  in  seiner  cbnmik^  von  mizBbligen  biiefen  und 
reden,  die  Biondo  gesebriebenj  zn  berichten,  der  freilidi  unzuvev- 
ftssige  Trittiieini*  evwShnt  unter  Biondos  weriien  ein  gannes  budi 
biiefe  nnd  ebenso  ein  buch  reden',  .leider  ohne  jode  weitere  angäbe 
Uber  deren  inhalt  und  verbleib,  auch  von  anderer  seite  erfahren  wir 
von  einer  grOszeren  ftAmw^n-ng  ungedinickter  briefe  Biondos.  Mehns 
sagt  in  einer  anmerkung  zu  den  briefen  des  Lionardo  Bruni  \  dasz 
sich  in  semem  besitz  eine  menge  von  briefen  Biondos  befinde,  die 
er  herauszugeben  beabsichtige,  es  ist  dies  aber  nicht  geschehen  nnd 
die  Sammlung  seitdem  nicht  erwähnt  worden,  ich  selbst  war  in  der 
glücklichen  läge,  für  meine  zwecke  eine  kleine  auslese  bisher  noch 
ungedrucktef  und  unbenutzter  briefe ,  auf  welche  ich  durch  die  güte 
des  hm.  professor  Voigt,  meines  dankbar  verehrten  lehrers,  auf- 
merksam gemacht  wurde,  benutzen  zu  können,  diese  briefe  befinden 
sich  in  einem  codex  der  königlichen  öffentlichen  bibliothek  zu  Drea- 
4en^  und  enthalten  wichtige  au&chlüsse  namentlich  für  die  litterär- 

^  suppl.  8app1.  ehron.,  Venetüs  1613  fol.  284. 

*  B.  oessen  hnch  de  scriptorlbus  ecciesiasticis  p.  167. 

'  diese  nachricht  wird  wiederholt  von  Conrad  Gesner,  bibliotheca 
rndverfalis  etc.  Tiguri  1545  p.  147  und  vonBoissard,  Icones  qainqua- 
ginta  tiroT.   t.  I  p.  98^ 

*  L.  Bruni  Aretini  epistolarum  libii  VIII  recensente  Laureatio 
llehus,  Florentiae  1741  bd.  H  s.  103. 

*  der  codex  ist  bezeichnet  F66  und  enthalt  auszer  den  briefen 
•inen  teil  der  bekannten  werke  Biondos.  er  ist  Ton  mir  als  cod.  Dresd. 


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geeohiehte. 

brieftm  semes  freundes  Fnionco  Barbaro,  wie  sie  out  in  der  wb* 
gäbe  des  flardhrnl«  Qniriiii  TorlS^gen.  ttm  so  meiur  ist  stt  bedaaeni, 
dsss  diese  letattere  eben  nur  die  tnflül^  bekennten  briefe  OTsmiMwen« 
stellte,  wfibrend  sieh  eine  «rbebliche  lalil,  die  ohne  sweifel  siieh  Aber 
KondoTieles  beaehteitswflrdige  entinelt,  in  den  wietfsirischenbiMio* 
theken  bot{^  oder  Mch  sdion  Temusst  ifinde*  wn  mir  auf  eins  aaf- 
ineritsfl&i  zu  madieni  so  ftUen  mehrere  briefe  Bsrbeioe,  weli^ie  ttber 
die  so  dimklen  beiiehmigen  Kondos  za  Hieohnis  V  mntmasslidi  ein 
erwflnsdites  Hdii  Terbreiteten.* 

Üine  andere,  immerhin  nieht  sa  nntersehfttseiide  qnelle  büden 
einige  spfttere  iti^enisöhe  Schriftsteller,  Slgismondo  Marehesi  nnd 
Bonoli  Ton  Forli,  Ymano  Marohesis  Yitae  illnstriun  ForoliTiensiiim 
und  die  DissertaEiom'Tossiane  des  Teneüaners  Apostolo  Zeno,  sie 
schrieben  ihre  werke  erst  im  17n  und  18n  Jahrhundert,  haben  aber 
dadnroh,  dass  ihnen  zmn  teil  handsehriftliche  Chroniken  Yon  Eorli 
und  sonstige  nngedmckte  docnmente  su  geböte  standen,  Tollen  an* 
sprach  auf  unsere  beachtang.' 

Eine  monographisdie  behandlnng  hal  meines  Wissens  Biondos 
leben  mid  litterioische  Wirksamkeit  Uberhaapt  noch  nicht  erfiton« 
wd  fehlt  es  nicht  an  kttrseren  darstellimgen  in  Torschiedenen  bio- 
gn^hiachen  Sammelwerken  alter  nnd  neoer  seit,  dieselben  sind  aber 
Yon  sehr  Terschiedenem  werte,  yiele  bieten  nur  yereinselte  bemer- 
bugen,  die  sie  oft  nnd  lom  tdl  sogar  wQrtlich  yon  ihrem  nächsten 
Vorgänger  tbemomnen  haben,  das  grosse  yerdiensi  die  bedeutong 
Biondos  zuerst  klar  erkannt  nnd  allseitig  gtwUrdigt  zu  haben,  ge- 
bührt Voigt,  desasn  gUtozende  skisse  in  seinem  buche  über  'die 
wiederbelebong  des  cdassischen  altertmns'  unsweifBlhaft  das  beste 


citiert,  eine  eingehendere  bescLreibunf):  des  codex  gibt  Herschel  in 
K«iimaun&  Serapeum  15  Jahrg.  ur.  16,  Leipzig  1854.  drei  briefe  der 
btndBehciffe,  nv«  10^  tat*  8T  und  av.  SS  ncia«!  veneielnieeet  im  anhaag, 
liad  schon  an  den  dort  genannten  orten  gedruckt. 

•  aber  auch  sonst  sind  briefe,  auf  die  bezog  genommen  wird,  nicht 
mehr  yorbanden.  vergl.  z.  b.  Fr.  Barbari  epistolae  ed.  Quiriui,  Bresciae 
1743,  p.  126;  instanratianem  inbis  taadeai  balHil  post  l<mgoi  erroFM, 

qua  aliis  copioflina  soripsl,  quid  mihi  Tidaretar;  ebenda  p.  123: 
NndiuB  tcrtius  legi  literas  tuas  ad  Zacbaiiam  BOttnUD»  dit  hier  citier- 
tea  briefe  sind  nicht  zu  rinden. 

*  die  hauptmaese  ihrer  nachrichten  entnehmen  sie,  wie  es  scheint, 
swei  grösseren  ehroniken  von  Forii,  der  des  Bolognesen  Andrea  Ber- 
nard i,  welche  sioher  Tor  1484  geschrieben  ist,  und  der  des  ForliTesen 
Giovanni  Dipintori,  welche  bis  1462  reichte,  diese  letztere  scheint 
Qicht  veröffentlicht  worden  zu  sein,  dagegen  ist  nach  äig.  Marehesi, 
Benatdis  ckroidk  sa  Forli  gedruckt  worden,  and  ieh  liabe  aar  sa  be- 
hauen, dass  lie  oiir  nicht  sagiagUeh  gewesea  ist. 

6* 


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68 


iet,  das  biaher  Uber  den  bAllmEgaflMiieii  humanisteii  gradnialMB 
worden. 

loh  stelle  nun  die  littentnr  über  denselben,  soweit  sie  mir  be- 
kaimt  gewoiden  ist,  zusammen,  ndi  anasohlnas  solcher  werke,  die 
eben  nur  notizen  enthalten. 

Gobellinns,  Job.,  commentarii  Pii  II,  Fzanktot  1614,  s.  310. 
Bergomas ,  Jac.  Phil.,  supplementnm  anivplementi  chronicamm 

etc.  Venetiis  1513,  s.  284. 
Jovius,  Paulus,  Elogia  doctorum  virorum  1571,  s.  38  f. 
Boissard,  Icones  quinquaginta  virorum  1597.  t.  I  s.  93  f. 
Yossius,  Gerb.  J.,  de  bistoricis  latinis  libri  VU  editio  altera,  Lug- 

duni  Batav.  s.  585  f. 
Marchesi,  Giorgio  Yiviano,  yitae  virorum  illoatrium  Porolivien- 

sium,  Forolivii  1726,  s.  204  f. 
Zeno  Apostolo,  dissertazione  Yossiane.   t.  I.   Yenezia  1752. 

s.  224  f. 

Bonamicius,  Phil.,  de  claris  ponti£ciarum  epistolarum  scriptori- 

bus,  edit.  alt.,  Romae  1770,  s.  125  f. 
Fabricius,  bibliotheca  latina  mediae  et  infimae  aetatis,  ed.  Mansi, 

1. 1.  Patavii  1754.  s.  T.  Blondns. 
Barbiano  (der  hmnsgeber  und  dmote  des  Werkes;  der  Ter&sser 

ist  nnbekannt)  illnstri  antiohi  •  moderni  della  citta  di  Forli, 

ForK  1757,  s.  177—79. 
Tiraboschi,  GiroL,  stozia  dsüla  letteratora  lialiana.  t.  VI.  Mo- 

dena  1776, 8. 3 

Mensel,  Inbliotheea  bistorioa  yoL  IY  pars  II.  Lipdae  1790,  s.  105 1 

(bibliographisch). 
ainguen6,  histoirefitt^raire  dltalie.  t.  m.  Pasis  1811,  s.  400 f. 
Biographie  universelle,  t.  XY«  s.  t.  Fl.  Biondo.  Paris  1816, 

8.  29  f.  (von  Gingnen6). 
Ersch  und  Gruber,  allgemeine  encyklopädie  der  Wissenschaften 

nnd  kttnste.  erste  section,  zehnter  tdl,^  s.  216.  s.    Biondo  (von 

Baur). 

Bonoli,  P.,  storia  di  Forli,  seoonda  ediz.  yoL  II,  s.  166  f.  Forli 

1826. 

Hain,  L.,  repertorium  bibliographicum,  voL  I  pars  I^  8.  445  £. 

Stuttgart  und  Paris  1826. 
Nouvelle  biographie  g6n6rale  (Hoefer).  t.  XVII.  Paris  1856. 

s.  V.  Flavio  (Biondo)  s.  865  f. 
Eosetti,  Gaetano,  vite  degli  uomini  iilustri  Forli vesi,  Forli  1858, 

s.  143—152. 

Graes se,  G.  Tb.,  tr6sor  de  livres  rares  et  pr6cieux.  bd.  I,  s.  442. 
Dresden  1859. 

Yoigt,  Georg;  die  Wiederbelebung  des  classischen  altertums.  Berlin 

1959.  s.  284  f.  nnd  306  f. 
Brnnet,  mannel  du  Hbraire  et  de  ramatenr  de  livres.  i.  L  Paris 

1860.  8.    Blondns  (bibliographisch). 


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Ilttfio  BioDdo. 


69 


Potthast ,  A.f  bibliotheea  Idstorica  aadii  a«vi  s.  v.  Blondiu,  s.  170. 

1862  (bibHograpbisch). 
Oregoroyins,  F.,  gMöhlohie  dar  ttadi  Born*  bd.  VIL  Siattgart 

1870.  8«  571  f.  und  591  f. 

I.  Biondoi  leben tgang. 

Es  ist  eine  alte  streitfirage,  ob  der  uame  des  bertlbmten  huina- 
nisten  Biondo  Flavio^  oder  Flavio  Biondo  gelautet  habe, 
bdde  stellmigen  lassen  sich  begrdnden  und  beide  haben  ihre  yer- 
teidiger  gefünden. 

Biondo  Flavio  schreiben,  um  nur  einige  antoxitsten  sn  nen- 
nen, die  annal«nTonForli',  TiraboBdd^nndGxegoroyins''.  ebeuo 
die  grabsclixift''.  dagegen  ziehen  Bonamioiiu'',  Bm^\  Yoigt^  nnd 
andne  tot,  Flavio  Biondo  in  schreiben,  die  eaehe  ist  in  der  that 
nicht  leicht  in  entscheiden,  für  die  im  ganzen  flUichere  scfareibang 
Biondo  Flavio  spricht »  dasz  in  den  mir  bekannt  gewordenen  anf- 
Schriften  der  briefe,  wenn  beide  namen  zusammen  genannt  werden, 
sich  immer  die  Stellung  Blondne  Flayius,  nie  die  umgekehrte  findet, 
und  zwar  auch  in  der  directen  anrede  '^  wird  nur  ein  name  genannt^ 
dann  heiest  ee  allerdings  wechselnd  bald  Blondue,  bald  Flavius.  so 
nennen  ihn  Francesco  Barbaro  nnd  Lorenzo  VaUa  in  ihren  briefen*^ 
meist  nur  Flayius. 

Für  die  andere  folge  der  namen  FlavioBiondo  läszt  sich  aber 
anfuhren,  dasz,  wie  schon  Baur  bemerkt,  nicht  nur  der  bruder  und 
die  kinder  unseres  Biondo  sondern  auch  noch  die  späteren  nach- 
kommen desselben  sämtlich  Biondo  genannt  werden,  es  heiszt  immer 
Matteo ,  Gasparo ,  Francesco  Biondo ,  auch  einer  der  ferneren  nach- 
kommen nennt  sich  Michel  Angelo  Biondo.  der  wichtigste  und,  wie 
ich  meine,  der  entscheidende  grund  aber  ist,  dasz  Flavio  sich  selbst " 

*  dies  ist  di«  italienisehe  form  des  namens,  er  selbst  nnd  sehM 
bnmanistisclien  Zeitgenossen  gebfaaehen  naeh  dtr  bekanntea  Bitte  jener 
seit  immer  die  latinisierte  form  Blondas. 

'  bei  Maratori  Script,  rer.  Ital.  vol.  XXI  p.  226. 

1«  storia  della  letter.  ItaL  t.  VI  p.  8. 

"  geschichte  der  Stadt  Bom.   b.  VII  s.  671. 

dieselbe  findet  man  bei  Forcella  lacrizioni  della  chiese  di  Roma 
vol.  1.  Borna  1869,  auch  bei  Bonamicius  de  dar.  pontif.  op.  eio. 
p.  175  md  a&derwlits. 

^*  a.  a.  o.  p.  174. 

Ersch  nnd  Grnber,  encyclopädie  1  sect.  band  106  9, 

*^  Wiederbelebung  des  class.  altertums  a.  a.  o. 

s.  unter  anderen  Alberti  Sarthianensis  epist.  119.  er  redet 
ilui  Blonde  Flavie  (sie)  an. 

"  aber  anch  sonst;  vgl.  z.  b.  Laurentü  Vallae  opera  (Basileae 
1540)  p.  380,  382  und  612.  hier  wird  er  überall  nur  Flavius  genannt; 
s.  auch  noch  Fr.  Barbari  ep^p.  114.  ebenso  adressiert  Lionardo 
Brnni  seine  briefe  einfaeh  an  «SlaTins'. 

<*  s.  Bloadns,  Italia  illastrata  p.  79*  und  84. 

**  codex  diplomaticns  dominii  temporalis  s.  sedis  ed.  A.  Theiner, 
b.  III  p.  328.'  zum  jähre  1436:  et  ego  Blondue  quondam  Antonii 


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70 


FlftTio  Biondo, 


in  amtliobfliL  unterBofarifteii  als  aeorttlr  sohlocIitlriB  Blondu,  ob» 
binznfttgang  eines  andern  namens,  nennt. 

Die  Schreibung  Flav»)  Bioodo  scheint  mir  .deahalb  als  die  rkh- 
tigere  festgehalten  werden  zu  müssen  ^, 

Eine  ganz  andere  frage  ist,  ob  der  name  Biondo  von  jeher  der 
familienname  war.  bestimmt  wird  schon  Flavios  grossrater  (Gks- 
paro)  Biondo  genannt,  doch  soll  eben  er  nach  der  angäbe  des 
Viviano  Marcbesi**  zuerst  diesen  namen  angenommen  und  auf 
söhne  und  enkel  vererbt  haben:  eine  nachricht,  die  wir  trotz  des 
mangels  weiterer  bestätigung,  nicht  für  unrichtig  halten,  da  sie  an 
sich  glaubhaft  ist  und  Marchesi  aus  guten  handschriftlichen  quellen 
schöpft,  welches  war  sonach  der  ursprüngliche  name  der  Biondos? 

Seit  Sigismondo  Marchesi wird  vielfach  behauptet,  Biondo 
stamme  aus  dem  hause  der  Ravaldini,  einer  alten,  vornehmen 
und,  wie  Eosetti  betont,  durch  kriegsthaten  ausgezeichneten  familie 
zu  Forli.  schon  1297  wird  ein  Rinieri  Ravaldini  erwShnt ,  dessen 
tochter  Emma  die  gattin  des  Filippo  Ordelafii  ward;  zum  jähre  1423 
aber  nennt  alsdann  derselbe  Marchesi  einen  Biondo  Ravaldini, 
und  dieser  ist ,  wie  wir  unten  darzulegen  hoffen ,  kein  anderer  als 
unser  Fla vio.  die  gleiche  meinnng  über  die  herknnft  Biondos 
Terbeten  Eabrichis,  Hiceron"  nnd  Banr,  wihrend  Tirabosdii  eise 
entacheidnng  ans  ^nnsnlänglichkeii  der  Zeugnisse*  ablehnt,  fehlt  es 
nun  in  der  that  an  aolchen  nur  allzaaehr  nnd  haben  auch  wir  dafDi 
in  den  originalen  quellen  keinerlei  atlltse  au&nfinden  vermocht,  so 
dürfte  doch  der  erwähnten  ansieht  ein  hohw  grad  Ton  wahrsohdn« 
lichkeit  nicht  abgesprochen  werden  kOnnen.  Sigismondo  Marchesi, 
wie  erwfthnti  einer  der  ersten  gewShrsmSnner  fELr  jene  ttberliefemngi 
erzählt  auch  sonst  manche  für  die  lebensgeschichte  Biondos  weit> 
YoUe  thatsache,  und  es  standen  ihm  offenbar  fOr  seine  geschichte  von 
Forli  materialien  zu  geböte,  die  uns  entweder  yerloren  gegangen 


Blond i  de  F'orlivio  pnblicus  imperiali  aactoritate  et  camerae  aposiolt- 
cae  notarius  uuncque  sauctissimi  domini  nostri  et  reverendissimi  domini 
eamerarii  praedletonun  aeoretariiu  pisedieta  regatiia  notavi  et  in  hane 
poblicam  formam  alieaa  manu  propiker  occupationas  redegi,  in  quo  ta- 
bellionatas  et  nomine  meo  ad  robur  praedictoram  manu  propria  appo- 
sitia  etc.  wer  der  päpstliche  camerarios  ist,  habe  ich  leider  nicht  er- 
mitteln können. 

eigentümlich  stellt  sich  Gin guentf  in  seinem  ttbrigens  trefflichen 

artikel  (biograph.  univers.  a.  a.  o.)  die  entstehung  der  namen  Flavio 
Biondo  vor.  er  sagt:  c'est  en  latin  que  cet  auteur  a  toujours  e'crit  et 
ses  uoms  latins  sont  Flavias  BlonduB.  quelqae  uom  de  saint  qa*il  eat 
mqh  an  baptdme,  on  Toit,  qa*U  le  ehaagea  en  e&iraat  daas  1«  «aniin 
des  lettres,  poor  le  nom  romain  Flarius,  seien  Tusage  de  son  ten^. 
er  entscheidet  sich  denn  auch  für  die  schrelbung^  Flavio  Biondo. 

*^  Yitae  Tiror.  illnstr.  Forol.  p.  206:  yerom  omnem  maioram  gloriam 
Blondnt  Flavins  saperavit  —  qni.  nomm  agnomen  a  Biondo  avo 
snmptum  filiis  ac  nepotibas  reliquit. 

**  wenigstens  ist  mir  dafür  kein  älteres  zengnis  bekannt. 

mtfmoires  pour  serTir  k  rhistoire  des  hommes  illustres,    t.  XYL 
Paris.   1781  a.  S74  f. 


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FUm  Biondo.  71 

sind  oder  noch  ungedruckt  verborgen  liegen,  der  wichtigste  um- 
stand scheint  mir  aber  der  zu  sein,  dasz  Viviano  Marchesi,  der  ver- 
fesser  der  vitae  virorum  Foroliviensium,  ebenfalls  die  abstammung 
der  Biondo  von  den  Bavaldini  festhält  und  sie  als  völlig  gesicherte 
thatsache  hinstellt  indem  er  sich  dabei  ausdrticklich  auf  Andrea 
Bernardis  handschriftliche  chronik  von  Porli  beruft,  er  fügt  hinzu, 
die  familie  üavaldini  habe  sich  nach  dem  castell  gleichen  namens 
genannt,  das  nahe  bei  Forli  gelegen,  in  der  geschichte  dieser  stadt 
öfter  eine  rolle  spielt. 

Demgemäsz  meinen  denn  auch  wir  die  herkunft  der  Biondo  von 
den  Eavaldini  behaupten  zu  sollen.  Ravaldini  —  so  vermuten  wir 
^  war  der  ursprüngliche  famiiienname ;  dann  aber  nahm  der  söhn 
eines  Biondo  Bavaldini  den  nach  italienischer  sitte  jener  zeit  im 
genithr  beigesetetan  namea  seines  Taten  als  eigentUchen  familien- 
Hamm  an,  ganz  wie  bei  Poggio  Braodolini  geschebea,  deasett  eobm 
deh  auch  nur  Poggio  nannte,  es  ist  gewis  nicht  za&U,  daes  ein  vdr- 
Mr  BlondOB  die  genitirform  als  famHiennamen  fiihrte.  ivir  wmdak 
neitor  nnten  einen  Cbqwrino  Blondi  zn  erwShnen  baben« 

Wann  Kendo  geboren  ist,  imd  zwar  weder  Yon  Um  noch  von 
seinen  Zeitgenossen  anadrttoUidi  angegeben,  Utazt  sidi  aber  ans  mir 


1  9 

1  ^ 

Hin 

da  nun  Biondo  1463  gestorben  ist",  so  eigibt  sieh  als  geborte- 
jähr  1388. 

Sicher  ist  auch  der  gebnrtsort:  es  ist  Forli,  das  alte  forum 
Idyii'^  welehes  damals  zur  Bomandiola  gehörte.  Biondo  salbst  be- 
zengt,  dasz  er  dort  geboren  und  erzogen  sei". 

Ebebso  erfahren  wir  durch  ihn  wenigstens  den  namen  seines 
Taters.  in  einer  im  jähre  1435  ausgestellten  Urkunde*^  unterzeichnet 
er  sich :  'et  ego  Blondus  quondam  Antonii  Blondi  de  PorliTio'  etc. 
der  damals  bereits  Terstorbene  Tater  hiesz  also  Antonio  Biondo.  da- 


a.  a.  o.  s.  20. 

die  grabflishrift  s.  an  den  s.  60  anm.  19  gmianntea  ort«*.'  den 
gtgeattbar  kann  die  behaaptong  Viviano  Ifarehesis,  das*  Biondo  1885 
geboren  sei,  ebensowenig  in  betracht  kommen,  wie  die  angaben  Frehers 
(theatrum  virorum  eruditione  sinfjfulari  clarorum  Noribergae  1606  p.  1428) 
und  Joechers  im  gelehrtenlezikon  b.  1  s.  1187,  dasz  er  etst  1888  ge- 
boren Mi. 

*•  und  zwar  eben  der  grabschrift  zufolg-e. 

dasz  Forli  nicht  das  alte  forum  lulii  ist,  wie  einst  Voss  de 
biitoricis  iatinis  meinte,  erwies  bereits  Apostolo  Zeno  a.  a,o.  p. 
ebenda  wird  die  falselie  jmä  haltioee  anBahnie  frttherar,  die  den  Blon- 
du  ans  Vicenza  abstammen  lieszen,  widerlegt. 

Blondns,  Roma  instaarata  p.  30:  'omnium  Flaminiae  iirbium  spe- 
dosissima  forom  LItü  nos  genuit  aloitqae^  und  cod.  Dresd.  p.  86:  ^SÄ>r* 
tiaque  in  Apiilis  agens  me  in  patria  Yicenni  pro  eeeretado 
nt  ainnt,  cancellarlo,  missis  ter  qaaterqne  nuncile  habere  quaesiTit.' 
VicennS,  so  steht  deutlich  da,  ist  aber  offenbar  verschrieben,  berr 
prof.  Voigt  vermutet  viventem.  dies  passt  aachlich  vortrefflich,  und 
auch  paläograpUeeh  Uoeae  sidi  der  adireibfehler  erkllren. 

**  die  stolie  steht  TollttSadig  a.  88  anm.  18. 


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IpIgM  fMphieht  niigtnda  dnr  moMn  enrUmimg.  wol  aber  wirdimi 
der  grosEfater  Gtqpiro  genannt*',  sein  leboi  fitl  SMk  ii  Fkifioi 
^'^■^"St**!  «nd  dieser  entsinnt  sich  deutlich  der  erzählungen  desselben 
ans  dim  MbreeknMQahre  1847.  4mnk  ganz  Europa  hatte  die  pest 
ikrai  grauMB  sog  gehalt«i  imd  gerade  Midi  in  der  Bomandiola  viele 
tausende  hifl|g«nA|  iiitben  seliwrlHrllder,  so  erz&hlte  der  gstia,  aeiea 
ihr  damals  nim  opinr  galidlen.  er  selM  motkU  tbagum*  cemer 
Mit  eine  hervom^ende  Persönlichkeit  gofneeen  eein,  und  wenn  die 
annalen  yoii  Eorli  unter  den  bürgern,  welche  am  13  deesmlwr  ldB5 
den  herm  dieser  stadt,  den  Sinüialdo  Ordelaffi,  gefimgen  nahmen, 
auch  einen  (hiapmio  Blondi'*  nennen,  so  ist  derselbe  wahrscheinlich, 
um  nicht  zu  M^gen  vasweifelhafty  idemtitflh  mit  dem  groeirainr  na- 
leres  Biondo. 

Auch  eines  bruders  gedenkt  Flavio  in  seiner  Italia",  dort,  wo 
er  von  Bavenna  spricht,  derselbe  hiesz  Matteo  Biondo  und  war  seit 
1448**  abt  in  dem  kloster  Santa  Maria  rotonda  dicht  vor  den  thoren 
Kavennas.  ob  das  Verhältnis  der  beiden  brüder  ein  innigeres  ge- 
wesen und  geblieben,  musz  ich  unentschieden  lassen,  glaube  aber 
eben  hier  daran  erinnern  zu  dürfen,  dasz  auch  Flavio  von  seinen 
eitern  ursprünglich  zum  mönch  bestimmt  worden  zu  sein  scheint, 
wir  haben  darüber  allerdings  nur  eine  einzige,  immerhin  dunkle 
änszerung  Biondos.  er  schreibt**  nemlich  seinem  freunde  F.  Bar- 
baro  gelegentlich ,  dasz  er  mit  Nicolaus  V  wieder  versöhnt  sei  und 
zwar  durch  besondere  Vermittlung  des  Hieronymus,  dem  er  nun  ein- 
mal von  kindesbeinen  an  zugehöre,  dieser  Hieronymus  kann  offen- 
bar nur  der  heilige  Hieronymus  sein,  und  ist  hier  dessen  himmlische 
fÜrsprache  gemeint,  die  mutter  hatte  also  den  kleinen  %ohn  dem 
Hieronymitenorden  zugelobt,  Biondo  aber,  ohne  in  denselben  wirk- 
lich einzutreten,  meinte  mit  bloszer  Verehrung  des  heiligen  genug 
SU  thiuh 


^  Blondm ,  hittoxiamm  ab  ineUnatione  Bomanor.  deeae  H  Üb.  10 
p.  CIX:  (alle  meine  citate  a«e  den  deeadea  hesiehea  sich  aaf  die  aus- 
gäbe Venetiis  1483)  avam^ne  ego  meum  Gasparem  Blondum  saepe- 
numero  dicentem  audivi  ....  qni  Septem  tunc  amiserat  fratres,  loca 
vidisse  in  Komaudiolis,  qaae  penitus  maaserant  populo  inanita. 

M  et  Muratofi»  xer.  itafiks.  scriptone.  t.  XXII  p.  IM. 

«  Ital.  illnst.  reg.  VI  p.  88:  praeestqae  Uli  monaeterio  abbas  Mat- 
tbaens  nobis  frater  germanns  etc. 

^  s.  Bonoii  a.  a.  o.  p.  168. 

F.  Bsrbari  epist.  p.  806:  aeo  tarnen  satis  eese  tatai  videbor  a 
••oatinBaBte  atqne  ezaspen^  hostk  mallgaitetty  vt  de  redita  aliqaaado 
ilemm  cogitare  fuerim  coactns ,  cum  princeps  spem  exhibuit  certiorem, 
fore,  nt  ad  gloriosi  Hieronymi  diem  voti  compos  fierem,  sicque  eo,  cui 
in  venire  matris  addictofl  fai  et  poit  Semper  devotoa,  intercedeote 
BieKeagnao,  admiim  eea. 

(^offteetsang  folgt.) 

Alpbed  Maszüb. 


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Ii 


IL 

BIK  8A0B  ÜND  DICHTÜKG 

VOH  PEOMETHEUS  UND  IHRE  DEUTUNG. 

(ein  Vortrag.) 


\         Einer  der  interessantesten,  tiefsinnigsten  und  lehrreichsten  my- 
iben  Griechenlands  ist  der  nralte  mjthus  Ton  Promo thens^  er 
enthtmt  uns  die  Ältesten  vorstellangen  der  Griechen  Ton  den  men- 
seben und  ihrem  Verhältnis  zn  der  gottheit;  er  zeigt  nns,  wie  aus 
I    einem  einfachen  grundstocke  der  sage  mannichfache  zweige  sich  ent- 
i    wickelt  haben,  wie  ranken  und  bltiten  der  dichtung  in  reichster  fülle 
aus  diesem  stamme  hervorsproszten  oder  demselben  wol  auch  gleicb- 
,    sam  aufgepfropft  worden  sind;  er  bringt  uns  ferner  eine  grosze  an- 
;    zahl  von  auffassungen  und  deutungen,  die  sich  im  laufe  der  zeit 
i    seiner  bemächtigt  haben,  und  hat  endlich  auch  in  der  neueren  poesie 
^    eine  beträchtliche  reihe  von  nach-  und  fortbildunge%  bedeutender 
I    dichter  (Goethe,  Sohlegel,  Herder,  Byron,  Qoinet,  Shelley  u.  a.) 
hervorgerufen. 

So  ist  denn  der  Prometheusmythus  gewissermaszen  ein  proto- 
typ  der  büdung  und  entwicklung  der  griechischen  mythen,  da  diese 
kaum  in  irgend  einem  andern  so  klar  erkennbar  vorliegt,  mit  recht 
bezeichnet  ihn  dr.  Mann  *  als  den  vielleicht  tiefsinnigsten  und  be- 
deutungsvollsten, den  das  altertum  hervorgebracht  hat,  der  das 
wichtigste  problem,  das  Verhältnis  zwischen  menschen  und  gott, 
darstellt,  der  noch  immer  frisch  und  lebendig,  immer  aufs  neue  mit 
neuen  ideen  versetzt  und  verbunden ,  seine  lebensftlhigkeit  beweist. 

Seine  wurzel  hat  dieser  mythus  nach  den  ergebnissen  der  ver- 
gleichenden mythologie  *  in  dem  dem  indogermanischen  stamme  ge- 
meinsamen glauben,  dass  das  irdische  feuer  von  einem  halbgöttli- 
chen Wesen  im  blitz  den  menschen  herabgebracht  worden  sei:  eine 
I  Vorstellung,  die  dann  auf  griechischem  boden  schon  frühzeitig  eine 
höhere  geistige  bedentung  und  entwicklung  gefunden  hat. 

Nach  der  indischen  UbeiliefiBrang  holt  Mttftnti^van,  ein  gött> 
liehei  oder  Mbgöttfidiee  Wesen,  den  Agni,  du  cum  gotte  gewor^tene 
I  feoer,  Ton  wekäeu  das  BnlunaneBgeaehleciit  iefneii  nrspmng  ab- 
liHele,  da  er  Ton  deir  erde  Tersehwimdein  war  ond  ndi  in  einer 
i!lK)rgen  baftiiei  Ton  den  göttem  sorOiek  nnd  vwleihli  ibn  den 
Bhigne,  eineon  der  ttteeten  priestergesöUediter,  oder  dem  Haan, 
dem  menactoi  sdUediihin  oder  dem  ersten  mensolien. 

Agni  sdbet  aber  wird  anoh  Matai^Tan  genannt,  nnd  Bhrgn  be- 
I  telet  naeh  Knfan  nrsprttnglieb  den  bliti,  dnrob  weldien  Agni  den 
imisdien  gebradit  wM.  naeh  der  indisdi^n  eplsohen  sage  stammt 


'  4er  Prometbeusmythas  in  der  modemeii  dichtong.  programm* 
albandlüng  von  1877. 

'    Snha,  die  iMvabkonft  des  leaers  «.  des  gStlertrslüa.  Berl.  166t. 

i 

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n    Ml  «Igt      ^äMng  wm  Fkwm^kmn  mi  ilM  diHfcimg. 

wm  lon,  Bktga  Pramftti,  cl  u  d«r  TonoKgtr,  ToxtolHHMBde 
weise,  der  also  mit  dem  griediiiDhea  Premetibeos  dem  begriffe  imoh 
idaiiiieeli  iei^  wenn  aneh  die  narnen  Ternhiedeneii  mupnaget  sind. 

Aber  noeh  eine  aadere  TanteUmig  tritt  lat  ia  dem  iiidieohen 
Worte  Prftmaathft  entgegen,  welelM  des  reibhols  beaoiobaet, 
wodmwh  dee  fmer  eatrtBdei  wird;  eie  flührt  ime  deiMif ,  dass  nun 
fleffleobt  Iftf^tfB  mfleetii^  der  ftHHKfinikeeBtetdbe  in  dm  woUbbh  in  der* 
eeibeii  weiee,  wie  man  ihn  bei  dar  eneogimg  des  irdischen  ienen 
dnrcli  drehende  xelbimg  entstehe»  sah,  so  entwickeln  sich  denn 
swei  reihen  von  YOistellungen  über  die  entstehnng  des  himmlischen 
und  irdischen  feuersi  die  nicht  ttbemtt  geschiffdan  aoftreten,  sondern 
in  einander  übergehen. 

£s  ergibt  sich  übrigens  hieraas,  wie  gesagt ,  der  nralte,  schon 
bei  den  Indern  Torhandene  glaube,  das»  das  irdische  feuer  alsliiinm- 
üeoher  funke  von  einem  halbgöitUohen  wesen  im  blitee  den  men- 
schen herabgebracht  worden  sei.  die  sage  Tom  ranbe  des  ^nen 
ist  wol  erst^auf  griechischem  boden  entsprossen  und,  in  gnstiger 
bedeutung  entwidbelt,  mit  andern  mythen  yerbunden  worden. 

Prometheus  erscheint  nemlich  in  der  griechisohen  gestalt  des 
mythus  —  um  dies  schon  hier  auszusprechen ,  was  weiteriiin  näher 
dwrgelegt  werden  soll  —  zunächst  als  der  genius,  dh.  die  personifics- 
tion  des  Charakters  der  werdenden  menschheit,  als  der  Torbedenker, 
der  seine  notwendige  erg&ntuiig  in  dem  bruder  Epimetkeua,  dem 
nachbedenker^  findet. 

Als  göttliches  wesen  aus  dem  gescblecbte  der  Titanen  wird  er 
dann  weiterhin ,  namentlich  bei  Aeschylos,  im  anschluss  an  attische 
Überliefeningen,  als  der  Vertreter,  retter,  beschützer  und  Wohltäter 
der  menschheit,  und  endlich  später  %0f^  als  der  hildner  oder 
Schöpfer  der  menschen  aufgefaszt. 

In  diesen  drei  phasen  entwickelt  sich  im  griechischen  altertum 
die  bedeutung  des  Prometheus  zu  immer  höherer  stufe,  wird  derselbe 
nicht  nur  in  der  dichtung,  sondern  auch  von  der  bildenden  kunst 
dargestellt  und  im  cultus,  besonders  dem  attischen,  verehrt. 

Indem  wir  uns  hier  also  auf  die  griechische  sage  und  dichtung 
von  Prometheus  beschränken,  finden  wir  in  ihr  von  anfang  an,  wie 
in  der  deutschen  Faustsage,  zwei  bestandtheile  hervortreten,  den 
national-mythischen,  dem  localen  cultus  angehörigen,  und 
den  allgemein-menschlichen,  ideellen,  beide  Seiten  des 
mythus  sind  ausführlich  in  ihrer  entwicklung  und  Verbindung  er- 
örtert von  Weiske,  Prometheus  und  sein  mythenkreits,  Leipzig 
1842,  eine  Untersuchung,  der  die  vorliegende  betrachtung  nicht 
wenig  verdankt. 

Den  ersten  bestandteil  haben  wir  vorzugsweise  ausgeprägt  bei 
Hesiod,  den  zweiten'in  der  gestalt,  die  ihm  Aeschylos  ge- 
gebenbat 

Biese  beiden  demente  sind  Indessen  sebon  in  der  nrsprttng* 
UAmL  sage,  ^ie  aaek  in  det  ^ebteiig  des  Aoeei^los  so  itt  einander 


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Die  sa^e  und  dichtung  von  Prometheus  und  ihre  deutuAg.  75 

« 

verwebt,  dasz  es  schwierig  ist,  sie  von  einander  zu  sondern,  und 
die  gefahr  nahe  liegt,  aus  dem  sagengebilde  eine  religionä-pbiloso- 
phische  allegCHie  zu  machen,  eine  gefabr,  der,  wie  wir  sehen  werden^ 
manche  analoger  keineswegs  entgangen  sind. 

Legen  wir  daher  ztuifiiifatt  die  sage  vor,  wie  sie  sich  bei  H  e  s  i  o  d 
fisMf  du  wir  lU^se  gittaUi  fUr  i&  nisprüngUche  und  den  national- 
a^ttdadlitii  tjpmfMtäimA»  «saehan  attssen,  wfthraidirir  die  süge» 
worin  Aeeel^yiiMtaii  flutttlMi^^ 

gmndlage.ablMteii  kliimen,  wdciieAeMigrio»  wotinent«KftMM6deii 
in  ihr  hearmMm  Hast,  abar  dat  Hirt  nch  wol  sieht  leugnen, 
dan  aehon  dernisprüngliche  mjrthna  aina  id'eella  gnmdlage  hat, 
dan  daxm  die  vontollni^  der  Qmcibaii  ttber  das  ifnadTadilltnii 
des  mansobett  mr  gotthait  dargelegt  aiad. 

Dkae  nnprlliiglieha  gaatalt  daa  mythna  iat  nna  yoa  Haaiod  in 
dar  1lieQgoiiie(T.  691^615)  imd  in  den  werken  und  tagen  (t.  47  ff.) 
tlberUemt. 

Nach  ilir  liat  PMm.,  der  söhn  des  Titaneil  lapetoe,  ala  die  meii- 
schen  heim  eintritte  der  nenea  weÜordnnng  dee  Zeus  und  der  oItül* 
pischen  g9tter  nacli  heendigung  des  Titanenkampfes  in  Mekone  Uber 
diB  gegenaeitagen  ansprOehe  in  betreff  der  opibr  sich  nut  den  gdttem 

auseinandersetzten,  als  Vertreter  der  menschen  einen  geschlachteten 
stier  in  zwei  teile  geteilt,  und  zwar  so,  dasz  er  in  den  einen  fleisch 
und  einge weide  in  das  feil  hüllte,  in  den  andern  aber  die  knocheii 
legte  und  dieae  mit  reichlichem  fette  bedeckte,  da  nun  der  letstere 
weit  gröszer  erschien  als  der  erstere,  und  Zeus  sich  über  die  nn« 
gleiche  teilung  beschwerte,  lies«  Prom.  ihm  die  wähl,  welchen  er 
nehmen  wolle,  in  der  voraussetrang,  dasz  derselbe  den  scheinbar 
gröszeren  teil  wählen  und  darin  unter  dem  fett  nur  knochen  finden 
werda.  Zeus  nahm  auch,  wiewol  er  die  list  erkannte,  den  ansehn- 
lieferen  teil,  das  fett  und  die  knocken,  um  nach  entdeckung  des  be- 
tnigs  einen  grund  zu  haben,  den  Prometheus  und  die  menschen  — 
diese  offenbar  weil  sie  mit  den  göttern  zu  rechten  gewagt  hatten 
—  zu  strafen,  als  nun  die  knochen  unter  dem  fett  zum  Vorschein 
^Tnen,  brach  er  mit  seinem  zorne  hervor,  liesz  zwar  den  brauch, 
den  göttern  die  knocben  und  das  fett  zu  opfern,  besteben,  aber  ver- 
sagte den  menschen  das  feuer,  welches  ihnen  vorher  im  zusammen- 
leben mit  den  göttern  gestattet  war,  so  dasz  nun  denselben  auch  die 
benutzung  und  der  genoaz  des  fleiaolies  und  der  eingeweide  nnm^- 
lieh  gemacht  wurde. 

Prometheus  aber  stahl  das  feuer  wieder  imd  brachte  es  in  einem 
bohlen  Stengel  des  nartbex,  der  ferulstaude ,  den  menschen  zurück.  • 
darüber  aufs  neue  erzürnt,  bereitete  Zeus  den  menschen  ein  anderes 
^bel.  er  liesz  durch  Hephaestos  aus  erde  und  wasser  ein  wesen 
Ittlden,  fthnlich  einer  schönen  Jungfrau,  und  diesem  durch  Athene 
Webekunst,  durch  Aphrodite  liebreiz,  durch  Hermes  scbmeich- 
^Wiwhe  rede  und  schlauen  sinn  verleihen,  und  die  so  ausgestattete 
Paadora  (dies  war  der  name  der  Verführerin)  durch  Hermes 


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76     Die  sage  aad  ttehtung  tm  VummMmm  maA  fti»  iwitimg, 

Wttmmg  ninM  bnidoif )  ksüi  gesohnk  tob.  dm  göttm  MnnA* 
BMD,  mtwwlifwii,  nikm  jm  «ff  di*  warn  db  iteumlte  d« 
wciUklMa  gweUaolitet  wid  dli  miidM  rlfliftiflhin  «nWli  ftr  d» 
aMBMhMi  wud»,  wMMTcriMftii  fMiMiaiiitf  d««id6  geM 
ImIUd.  ri«  UMt  MBlkh  dia  dMU  dw  fmm^  In  iraldiM  die 

Den  PromeÜieas  selbei  «ber  ÜMseHe  Zeus  ZOT  stnfo  mit  stsiken 
btaden  an  «int  atalt  nnd  Mudle  tlglhdi  «intti  ndler,  seine  lete 
sonagen,  die  aber  Miner  nnalaAiidien  natar  gemfisz,  jede  nacht 
wieder  anfr  neue  wndn«  ams  dieaen  quälen  beMte  endlldi  dn 
Frometima  der  Tbebaner  BüerildeB  mit  erianbaia  des  Kens,  der  dea 
rabm  aeinea  aobnea  dadm^  erb8hen  wollte. 

Dies  ist  die  gestaltung  des  mytlius  bei  Hesiod,  in  der  eine 
pragmatische  Verkettung  der  hauptteile  desselben ,  die  trügliche 
Opferteilung  durch  Prometheus,  dafUr  die  feuerentziebung  durch 
Zeus,  sodann  der  feuerdiebstahl  durch  Prometheus,  hierauf  die  Sen- 
dung der  Pandora,  ihre  anftiabme  dnzoh  EpimetiieQg  nnd  deren 
folge  niobt  m  yerkeuien  ist.  Promefhena  aelbat  aber  erscheint  in 
ibr  offenbar  neten  seinem  gegenbilde,  dem  brader  JBpimetbeos,  ab 
gen  ins  oder  Sinnbild  der  erwacbenden  nnd  anfttrebenden  mensch- 
heii,  von  göttHcbem  stamme  nnd  unsterblich,  aber  mit  dem  obe^ 
banpte  der  olympiseben  gOtter  aerfidlen,  wodurch  die  nnsSglichea 
plagen ,  krankbeiten  nnd  leiden  unter  den  mensdien  herbeigeführt 
werden  nnd  er  selbst  den  sebreckliöhsten  quälen  anbeimfSnt. 

Denn  neben  Prometheus  steht  hier  der  mensch  oder  die 
menschheit.  bald  ist  es  Prometheus,  der  handelt  und  duldet, 
bald  sind  es  die  menschen»  welche  nicht  nur  handeln  (blosz  knochen 
den  göttemopftni)|8ondjn[naaeh  dulden  filr  den  Dcevel  des  Frone- 
tbeus  und  durch  die  fenerenfajebui^g  und  Pandora  dalQr  bflmL 
die  erlOsuag  dnreh  Heraikles,  den  sän  dea  Zeus»  ist  bei  Hesiod 
nur  kurz  berfihrt-  hiermit  aber  ist  unTerkennbar  lÜe  aase 
Yon  der  stütemg  des  opkxB  und  (mferschmanses  und  die  berkoolt 
des  irdisohflst  feuers  Terbunden  una  verflochten* 

Da  jedoch  offenbar  in  dieser  darstellung  die  einheit  und  wi- 
derspruchslosigkeit  des  wesentlichen  fehlt ,  so  können  wir  sie  nur 
als  eine  zusammensetsung  ftlterer  stoffe  betrachten,  welche 
Torher  gesondert,  von  HesiOd  suerst,  aber  in  untoUkommener  weise 
TeibundeEii  wurden« 

Indem  nun  in  Prometheus  die  mensebKcbe  klugheit  personifi- 
ciert  erscheint  und  der  feuerdiebstahl  ein  hauptmoment  bildet,  so 
sehen  wir  in  unserm  mythus  offenbar  die  aage  von  dem  fort- 
schritt  der  menschheit  in  bezug  auf  den  besitz  und  die  benutzung 
des  feuers  ausgedrückt,  zugleich  aber  den  gedanken,  dasz  der  mensch 
seine  Opposition  gegen  die  götter  und  die  Überschreitung  des  ihm 


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fflD  doi  g5ttem  gütteten  ummi  dmk  gmnMM  itate  Mitt 

■onders  in  den  tagewerins). 

In  der  behandlang,  welche  Aeschylot  4Mr  tage  ia  itiner  grosa« 
arägan  Prometheisohen  tnkifia  widmete ,  von  der  uns  aber  leid« 
nur  der  gefesselte  Prometheus  and  einige  brachntialw  daa  gamaton 
«clialten  sind,  anah*  derselbe  4aft  kmat  daa  rnjUvoB  nnd  aaiMii  abn 
diowtellen.  und  hier 'tritt  als  nanaa  iMiMai  zunächst  der  zag  her- 
TOr»  dasz  der  Titane  Prometheas  vm  aainer  matter  Thania  baiehrt, 
wie  nicht  die  roha  knft,  sondern  besonnene  kloghait  aiiigen  werda» 
dem  Zeus  zum  siege  über  Eronos  und  die  Titanen  verhilft,  dann 
aber  mit  ihm  sich  aus  dem  gründe  entzweit,  weil  Zeus  an  die  stelle 
des  alten,  aus  der  Titanenzeit  stammenden  menschengeschlechtes 
ein  der  neuen  weltordnung  entsprechendes,  vollkommneres  setzen 
will,  Prometheus  aber  sich  des  alten  menschenstammes  annimmt 
und  diesem ,  noch  mehr  thierischen  und  stumpfsinnigen  geschlechte 
durch  erweckung  strebsamer  tätigkeit,  durch  die  gäbe  des  den 
göttern  entwendeten  irdischen  feuers  und  durch  mitteilung  jeg- 
hcher  kunst  und  fertigkeit  das  dasein  sichert,  wie  auch  durch  ent- 
femung  ängstigender  voraussieht  des  todes  und  durch  das  gaukelnde 
spiel  der  hoffnung  erfreulich  macht. 

Hier  erscheint  also  Prometheus  nicht  mehr  blos  als  genius  der 
menschheit,  als  Zusammenfassung  der  verschiedenen,  früher  in  den 
söhnen  des  lapetos  (Atlas,  Menoitios  und  Epimetheus)  abgesondert 
hervortretenden  seilen  der  menschlichen  natur,  sondern  vorzüglich 
als  Vertreter  und  beschützer  der  von  den  göttern  geschiede- 
nen menschheit  gegen  Zeus,  und  seine  auflehnung  gegen  diesen,  die 
aus  mitleid  und  liebe  zu  den  menschen  entstanden  ist,  wird  von 
Zeus  auf  das  härteste  gestraft,  indem  er  am  ende  der  weit  im  Scy- 
thenlande  an  einen  felsen  angeschmiedet  wird,  hiermit  beginnt 
das  drama:  *der  gefess  elte  Prometheus',  die  diener  des  Zeus, 
macht  und  gewalt,  schleppen  den  Prometheus  ans  ende  der  weit  in 
enie  wüste  einöde  des  Scythenlandes,  wo  er  von  Hephaestos  an  einen 
hohen  felsen  in  der  nähe  des  meeres  angeschmiedet  wird,  diese 
birte  strafe  erscheint  dem  Prometheus  ala  die  gxOsita  Undankbar- 
keit imd  als  die  ärgste  gransamkeit  gegen  üiiii»  der  dam  Zens  im 
Titanenkampfe  zum  nage  Terhollini  xanA  keine  andere  aehnld  habe 
«Is  die,  danmenaolien  gutes  getan  la  haben,  die  töchtar  des  Oke«- 
Wf  walehe,  aufgaaehxedrt  dnrdh  den  aeihaU  der  hammerBoliIige,  zu 
ihm  komaien  und  Ton  miüeid'  ergriffen  werden,  klagen  bitler  Uber 
die  nnbannherzigkeit  daa  neuen  gewalfhabera  im  Olymp.  Prome- 
^iMoa  aber  weiaa  ein  Ton  aeiner  mntier  Themis  ünn  anvertamtea 
S^iluimaia,  von  dem  die  snkiaiffe  dea  Zana  abbingt;  dies  gedankt  er 
tu  beantBen,  um  an  aebem  peiniger  räche  an  nehmen,  im  Ter* 
tnnan  daxanl  lehnt  er  die  Termittlmig  das  Okeanoa,  waleher  in 
ihm  kommt  ond  udk  erbietet,  bei  Zeloa  fibrbitte  einsolegeni  mit 
stoleem  höhne  ab  nnd  Usat  sieh,  statt  an  nachgiebigk^t  an  danken, 
aar  in  aeinem  wideratande  gegen  Zeiia  baetirkan.  disae  atimmimg 


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78     Die  sage  und  dklitiing  Ton  FromdÜMM  mid  iluro  denluig. 

wird  dann  zn  leidenschaftlicher  heftigkeit  gesteigert  durch  den  an- 
blick  der  wahnsinnigen  lo,  der  tochter  des  «rgiviselMB  flnaegotleB 

laachos,  welche  von  Zeus  zur  gattin  erkoren  ,  aber  tqh  der  eifer- 
snekt  der  Here  verfolgt,  von  land  zu  land  und  meer  ta  meer  dnrdi 
sdneokbilder  und  Wahnsinn  gejagt  wird.  Prometheus,  obwol  er 
weisz,  dasz  Zeus  ihr  geschieh  endlich  zum  guten  führen  und  aus 
ihrer  und  Zeus'  nachkommenschaft  sein  eigner  retter  hervorgehen 
werde,  sieht  nur  auf  die  gegenwärtige  gewaltthätigkeit,  wird  niasz- 
los  in  seiner  leidenschaft  und  fordert  durch  die  heftigkeit  seiner 
schmähreden  die  ahndung  des  Zeus  heraus;  Hermes  erscheint  und 
verlangt  unter  schwerer  drohung  die  kundgäbe  des  geheimnisses 
von  Prometheus,  wird  aber  mit  höhn  und  spott  abgefertigt,  und 
nun  geht  die  drohung  des  Olympiers  in  erfQllung:  unter  blitz  und 
donner  imd  dem  aufruhr  aller  elemente  wird  Prometheus  mit  dem 
felsen ,  an  den  er  angeschmiedet  ist,  in  die  tiefe  geschleudert,  indem 
er  ausruft : 

o  matter,  da  hniUge,  o  itker  des  all- 

dnrchdringendei^  lichts  umkreisender  hom 
seht,  weleh*  unreeht  ich  erdulde  j  — 

Am  bedeutendsten  tritt  unstreitig  die  Weiterbildung  des  my- 
thus  durch  Aeschylos  in  der  von  Prometheus  vorhergesagten  end- 
lichen lösung  des  Zwiespaltes  hervor ,  die  in  dem  TTpOjLi.  Xuö)i€VOC 
dieses  dichters  dargestellt  war  (aus  dem  aber,  wie  bemerkt,  leider 
nur  einige  Fragmente  nnd  anftthrnngen  erhalten,  sind). 

FromeÜiens  ersdieint  hier  naä  langer  zeit  wieder  ans  der 
tiefe,  in  welche  er  wegen  seines  trotses  Tersenkt  worden  war,  auf 
der  oberweit  am  Eaakasns, '  wo  ihm  ein  adler  alle  3  tage  die  leber 
anshackt,  die  immer  wieder  naehwttciist.  Fromethens,  der  fiHber 
daranf  troiste^  dasz  er  als  nnsterblicher  gott  Ton  Zeus  nicht  get5dtet 
werden  könne,  sehnt  sieh  nun  nach  dem  tode,  durch  pein  und 
Schmers  mflrbe  gemacht  nnd  zur  TermitÜnng  gestimmt  Zens  aber 
hat  unterdess  die  Titanen  wieder  aus  dem  Tartaros  entlassen  mid 
sich  mit  Kronos  ansgesOfant;  da  seine  herschaft  nunmehr  fest  ge- 
gründet ist,  so  kann  er  dem  Promethens,  dessen  trotz  gebrochen  ist, 
die  band  zur  Versöhnung  reichen,  deren  bedingung  die  Offenbarung 
des  geheimnisses  ist,  in  dessen  besitz  sich  Prometheus  durch  seine 
mutter  Themis  befindet.  Aeschylos  benutzt  nemlich  hier  die  alte 
sage  von  dem  fluche,  welchen  der  gestürzte  Kronos  tiber  seinen  söhn 
aussprach,  und  von  der  Verkündigung  der  Themis,  als  Zeus  und  Po- 
seidon um  die  meergöttin  Thetis  warben,  dasz  aus  dieser  Verbindung, 
falls  sie  stattfinde,  ein  söhn  entspringen  werde,  der  stärker  sein 
würde  als  der  vater  (Pind.  Isthm.  VII  60  f.). 

Nach  erfüllimg  dieser  bedingung,  welche  Prometheus  früher 
hartnäckig  verweigert  hatte,  schickt  Zeus  den  Herakles,  der  den 
adler  tödtet,  aber  dem  Zeus  auch  als  ersatz  und  sühne  ftlr  die  schuld 

*  nach  a.  an  dem  Paropamisus  (Diodor,  Btarke). 


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79 


a«  fliiflainiiiii  Fkw.  im  teämm)%m  iod  te  XmAmm  OUvmi 
hMd,wMm  ^«wfc  ffa«  ▼wgiftel^piril  imf  •triiiiligtr  wäie 
Hmfcln*  w  wadg^  ridi  sibli  ciilifniif  Tini^yiivdllHilildui  Mbal« 
dMb  «tfaM  ilallmiiBlaig  wM  Pigiutttnnii  am  tei  liliai 
giUfei  nttd  gibi  MiM  ¥um  imd  «aterwerteig  oattt  SSm  Maroh 
er  einen  knmz  Ton  kiinMi>Ulwniii  ^  «inov  weidenart,  die 
aorn  fegaeln.  dientot  ah  ggdwAwkhwi  ttd  laigdt  tilMr  ibtwin  wf 
bftapt  setzt. 

So  lässt  also  Aesohylos  die  sage  tod  der  anseinandersetzung 
der  götter  und  menschen  W  der  thi  ttttotiigiing  des  Zeus  und  den 
Wlivg  bei  teilnng  des  opferstievet  jbr  im  gründe  nur  di» 
sage  TOft  der  rttftaag  da»  cpftüiiAiiniiwyi  ▼on  der  äaHUinuig  d«r 

teilnähme  der  memben  a»  dem  gennm-dii  oplers  war  — ,  ferner 
die  bestraf ong  der  menscben>  durch  die  sondnng  der  Pandora  (dm 
nr-wtibeB)  nnd  die  dichtang  Ton  dem  gegenbilde  des  Promcthens, 
▼on  dem  nachbedenker  Apimaili^iia,  als  laumm  awaaha  niolitaBt-  • 

^rechend,  wegfallen. 

Es  lag  ihm  nemlich  eine  zwiefache  auffassung  des  Promethetis 
vor:  die  Hesiodische,  in  welcher  die  cultur  als  eine  mit  der  gott- 
heit  entzweiende  macht  ersclieint,  und  Promerliou^s  als  empörer  gegen 
diese,  der  sie  zum  vorteil  der  menschen  verkürzt,  dafür  aber  sich 
und  den  menschen  von  der  gottheit  harte  strafen  zuzieht;  und  die 
attische  cultussage,  welche  ihn  als  den  alten  naturgott  des  feuers, 
der  neben  Hephaestos  und  Athene  seinen  altar  in  dem  haine  des  Aka- 
demos  hatte,  und  als  verehrungswllrdigen  und  segensreichen  cultur- 
:    gott  kannte,  er  unternahm  es,  beide  Überlieferungen  mit  einander 
■    zu  vereinigen,   bei  ihm  ist  Prometheus ,  nachdem  er  vorher  dem 
j    Zeus  zum  siege  über  die  Titanen  verholfen  hat,  wegen  dessen  Un- 
dankbarkeit zum  gottfeindlichen,  in   selbstgefölliger  Überhebung 
,    trotzenden  empörer  geworden,  der  seiner  titanischen  natur  gemUsz, 
den  menschen  zu  nutz,  den  guttern  zum  trutz,  die  weltordnung 
stört,  aber  am  ende  durch  leiden  gedemütigt,  der  versöhnte  und  im 
Schutze  der  menschlichen  cultur  hochangesehene  gott  wird,  wie  in 
den  Eumeniden  die  alte  gestalt  der  Erinnyen  zu  der  humaneren  atti- 
schen auffassung  der  ¥.  u  m  e  n  i  d  e  n  verklärt  wird,  demgemäsz  suchte 
Afischylos  auch  die  unvollkommenheit  der  menschen  und  die  in  der 
mensdiheit  herschenden  übel  mit  der  Vollkommenheit  der  weltregie- 
nmg  des  Zeus  in  einklang  zu  bringen,  indem  er,  mit  anknüpfung  an 
die  alte  sage  von  der  absteigenden  aufeinanderfolge  der  menschen- 
gMeblechter,  dem  Zeus  beim  antritt  seiner  regierung  die  absieht 
Wiegte,  an  die  stelle  des  ans  alter  seit  stammenden,  in  rohem, 
•buBp&innigem  zustande  vegetierende»  menschengesdldAOlilea  ein 
MflB  Tollkommenea  niah  aeinar  art  uftd  seinem  wohlgefbUen  sn 
safaMD,  abar  dan  Frooaaibaas  üi  kimaiebtigar  fUnorge  dieaam  plane 
«ntgegentralan  Üaaz,  wodnrah  diaaar  xwar  rattav  dea  daaudig«! 
nanaolMngeaeUaQbtia  worda,  dam  ar  dann  aocb  mehrfache  woU- 
^ibaim,  bubascmdm  dnrcb  dia  waMkamg  daa  ftnara  arwiaa,  abar 


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80     Die  Mge  und  dicbtung  von  PromeiheuB  und  ihre  deutung. 

Mch  erhalter  der  menschlichen  unvollkommenheity  welche  daidi 
diese  wohlthaten  und  Verdienste  nicht  aufgehoben  werden  konnte. 
•0  wird  Prometheus  ein  tragisoher  oharaktery  der  dnroh  seine 
aMüschenliebe,  seine  thalen  vaA  wmmm  atarikMi  in  dnltai  gnn 
«i4  «rkaben  ist»  aber  in  folge  der  atneitigkeil  mIm  glMlMM  nid 
te  nankeigkeü  mbm  KMiiibn  idnUig  wM. 


Dia  q^lftm,  iMiti  W  te  kinilrini  PbiUnftft  «ad  Ka- 
Bänder  anUntande  geatitt  der  aage^  dweb  wakhaPrenetlMni  ■im 


Mbar  dncdi  ainea  latknOraf«  ab  dtaun  der  tiMnbiUbnr  im  Ken- 
»elkoe  (bekamt  end  die  ven  dori  Tenflglidi  eaigabnideB  in» 
eett«  Ten  allariei  feimX  eeirie  tk  dn  ecken  rm  AeeBh^M  aae  dn- . 
aalbw  Uberiiefiifiiifg  eafceonneBeBi  denPkeneikeae  be%eieigteanit- 
tflihaig  der  ktoete  (Bnm.4MM,%  dneh  die  er  ekmeaanbeabiMear 
eceehebifti  deui  ImilmnI  wd  betgbew;  efeecnknde,  aaUenlekra  md 
baobatabenadhrift,  aaadiixning  dermgtibkve,  eehUhbrt,  Inilknnst 
und  maaÜk  sind  toh  ikm  ausgegangen*  aademteils  aber  iSszt  sich 
darin  der  einfinn  der  phUoeophisäien  epeculatien,  danh  welche 
Fkneaetheus  als  göttlieher  genius  der  menschheit  zum  menschenbild- 
ner wird^  nicht  Terkennen.  darauf  weist  schon  der —  freilich  sopbi- 
atiaek  SDgeetiitzte  —  mytbus  deaProtagoras  (Plat.  Prot  11)  hin,  in 
wekbem  Prometheus  das  feuer  und  daa  kmutgeeahick  dea  Hephae* 
eloe  und  der  Athene  entwendet  und  den  menschen  damit  auaein  tfat* 
Wie  bei  Hesiod  Hephaestos  die  Pandom  bildet,  indem  er  erde 
mit  Wasser  knetet  (W*  vu  tt  61)t  M  Plate  (a^  a.  0.)  die 

götter  alle  sterblichen  wesen  ane  erde  und  feuer  schaffen,  so  bildet  in 
dieser  darstellung  Prometheus  menschen  und  thiere  aus  thon  (Phi- 
lem.  bei  Stol.  floril.  2,  27)  und  beseelt  dieselben  entweder  selbst 
mit  dem  himmlischen  feuer,  oder  die  seele  wird  von  andern  göttem 
eingeflösflt,  gewöhnlich  von  Zeus  oder  Athene,  wie  bei  Lucian. 
demgemäsz  heiszen  die  menschen  schon  bei  Aristophanes  'lehm- 
gebilde',  bei  Kallimachos,  ApoUodor,  Horaz  u.  a.  lebmgebilde  des 
Prometheus,  Horaz  läszt  hierbei  den  Prometheus  dem  menschen  von 
den  eigenschaften  aller  tiere  etwas  geben,  auf  antiken  bild werken 
findet  sich ,  dieser  sage  gemäsz ,  sehr  häufig  Prometheus  als  men- 
schenbildner dargestellt,  gewöhnlich  so,  dasz  er  auf  einem  felsen 
sitzend,  ein  lehmgebilde  vor  sich  hat  und  Athene  dieses  entweder 
durch  berllhrung  mit  der  rechten  oder  so  beseelt,  dasz  sie  demselben 
einen  Schmetterling  als  symbol  der  seele  auf  das  haupt  setzt,  auf 
einer  altgriechischen  gemme  hält  er  in  der  einen  band  eine  men- 
schenfigur,  in  der  anderen  einen  feuerstab;  hinter  ihm  schlägt,  seine 
bestraf ung  anzudeuten^  ein  blitzstrahl  herab. 

In  der  antikengalerie  des  fürsten  Torlonia  zu  Rom  befindet 
sich  nach  einem  berichte  von  Fanny  Lewald  (Kölner  zeitung  vom 
22  mai  1878,  ne.  141)  eine  statue  des  Prometheus  aus  der  schön- 
sten griechischen  zeit,  von  welcher  dort  gesagt  wird:  'zu  dem 


kildner  «kI  eekdpfer  der  ■ 
Ikm  nupraag  in  der  eltieek» 


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Die  nge  und  dkhhniy  t«i  FroMHMu  vid  Hu»  teimig.  81 


i^[iBMri|giln»  WM  wir      wilQMrplMlik  ttbiHitnpt  lot^üBunotn 

jp^^^^^^lP^^  ^J^OP        ^S^I^B''  ^Ip^klfllli^l^l^  ^Ot^M^kj^BS^tllS  ^t^k^feHBlEIB^Nfe^I^^  ^^^lP^)HB^I^^^b^^HUBiy 

dB  '^tSknMm  wmk  te  w6biMm  grMbktkm  Mit  TllUig  mlNk 
Udcbi  stallt     «twu  über  7  fiiss  hohe,  •cMttkemiimwyegtaltanf 

ihrem  soekel  da.  sich  auf  der  spitze  des  eineii  fasses  leicht  iriie* 
bend,  hat  nt  dieheid«i  «me  hoch  über  ihrem  haapt  «Mmb.  dir 
linke,  etwas  gebogene  arm  hält  die  fockel  aa  übrem  untimn  0&d« 
fttt  ggftiwt^  irAhrend  der  noch  hdhtr  friiobene  rechte  arm  sie  aa 
ifanm  obtMmd«  Bit  schöner  hndbewegung  stützt,  und,  das  edk, 
dMMwiotwrfott»  toppt  znrückgebogen,  bildet  dtr  Titan  mit  wartan- 
dam  verlangen  zn  den  bereichaii  hinanf »  Ton  denen  er  den  uftndifn- 
den  göttlichen  funken  hemiederzuftlbren  gedankt  in  die  noch  an- 
ToUendeta  fastali  des  von  ihm  geschaffenan  menschen,  der  in  her- 
menartiger gabandenheit  ihm  kaum  bis  an  des  scbenkels  hfilfte  rei- 
diend,  sich  an  seine  linke  seite  anlehnt,  von  welchem  standponct 
man  den  feinen,  schlanken  und  doch  ^  kraftvollen  mSnnarkiOrpar 
aodi  betrachtet,  immer  erscheint  er  in  gleicher  Schönheit'. 

I  Wenden  wir  uns  nun  zu  den  auffassungen  und  deutungen, 

;  welche  der  mjthus  von  Prometheus  und  das  wesen  desselben  zu- 
nächst in  der  Wissenschaft  der  neueren  zeit  erfahren  hat,  so  können 
wir  unter  der  groszen  zahl  verschiedanartigar  anaiohten  hier  nur 
die  hervorragendsten  berücksichtigen. 

Zu  diesen  rechneich  zunächst  die  von  Stuhr  in  seinem  werke: 

j  die  religionssysteme  der  Hellenen  in  ihrer  geschichtlichen  entwick- 
lung  I  p.  77  tf.   dort  sagt  er:  'Prometheus  ist  der  nach  freiheit 

j     ringende  und  ira  bewusztsein  seiner  eigenen  kraft  der  göttlichen 

'  macht  des  Zeus  widerstrebende  menschengeist,  der  in  die  Schöpfung 
hineingestellt,  sich  als  den  könig  und  herm  auf  erden  fühlt.  Wohl- 
täter der  menschen  ist  er  nur  in  beziehung  auf  die  kreise  des  irdi- 
schen daseins.  nur  das  irdische  Wohlsein  des  menschen  wurde  durch 
das  unmittelbar  berührt,  was  Prometheus  dem  tagesgeschlechte  ge- 
bracht hatte,  die  höheren  geistigen  momente  des  seelenvollen 
menschlichen  daseins  dagegen,  die  aus  der  wesensfUlle  der  oberen 

I  götter  verliehenen  gaben  waren  es  nicht,  um  die  sich  der  geist  des 
Prometheus  gekümmert,  oder  in  deren  besitz  er  das  von  ihm  ge- 
liebte, nur  ein  tagesleben  der  zeitlichkeit  führende  menschen- 

,     geschlecht  zu  sehen  gewünscht  hätte,    die  leeren,  blinden  hoffnun- 

'  gen  liesz  er  den  menschen',  und  weiterhin:  'götterverachtend  hatte 
dar  erdensohn,  als  einst  zu  Mekone  götter  und  sterbliche  sich  mit 

I  dnnder  verglichen,  den  Zeus  um  das  beste  teil  beim  opfer  betro- 
gen,  seinen  gesohöpfen  den  rath  gegeben,  keine  geschenke  von  den 
krawiHaefaen  mitofaten  anzunehmen;  doeh  Ton  tttuschandem  raise 
TBKÜBbrt,  empfing  der  mensch  durch  Epimetkaas  dia  trugvolle ,  un* 
Ubdngandegid»  dar  Bandora  und  es  bardtato  sieh  Uber  dia  arde 

i  v&tedmwasiDiMttflM 

Wt  diesar  geistrdnfaiii»  wann  andi  miM  dnntens  haltbaren 
^SBtong  Btianmi  im  «esenttieben  aadk  Sahömann  tlbaiain  in  aai- 

f.  phiL  o.  p&d.  U.  abU  1879.  hft.  S.  0 


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82     Die  sage  und  diohtimg  tob  Fromethaiit  mnä  flu»  dentniig. 

der  eialflitiiiig  sa  der  ttberBetmag  des  gefeueltfln  Ftemethfli»  nebit 
eiaer  sngabe:  Mer  gelöste  Prometheus',  begründet  dieselbe  jedoeh 
weit  ehigebender.  nach  ihm  besteht  die  schuld  des  PromeilieiMi 
darin,  dMS  er  dnreh  den  raub  des  feuers  und  dessen  mittoünag  an 
die  mensefaen  das  menschengeschlecbt  von  dem  wege  der  wahren 
Yeredlimg  abgelenkt,  ihm  ^  mittel  gegeben,  seine  niederen  be- 
dttrfiusse  zu  befriedigen  und  es  TorfQhrt  hat,  in  dieser  be&iedignng 
den  sweok  des  lebens  zu  finden  und  seine  höhere  bestimmung  zu 
verlieren,  durch  Prometheus  sei  so  auch  die  sünde  geweckt  und 
genährt  worden ,  die  Selbstsucht  und  das  selbstgefÄllige  wesen ,  so 
dasz  er  wie  der  entwilderer  auch  der  verftlhrer  der  men- 
schen sei. 

Anders  aber  wird  von  Welcker  (griecb.  götterlehre  II  p.  248) 
die  bedeutung  und  das  wesen  des  Prometheus,  insbesondere  bei 
Aeschylos  aufgefaszt.  'dieser  Prometheus,  sagt  er,  ist  also  nicht 
der  repräsentant  der  menschheit  gott  gegenüber,  wie  des  Hesiodos 
wegen  geglaubt  worden  ist,  geht  nicht  zunächst  den  menschengeist, 
sondern  die  weltordnung  an,  indem  die  natur  der  menschlichen 
freiheit,  die  der  naturreligion  imd  den  Titanen  fremd  war,  in  die 
weltordnung  übertragen,  vemunft  und  gerechtigkeitsgeftthl  als  das, 
worin  gott  und  der  meBSoheBgeist  mbinden  s&n,  erlmity  die  im 
menschen  erkannte  sitüiehe  freiheit  anoh  in  gott  nael^gewiesen  und 
so  in  ihm  andi  der  tjpns  für  die  hOrgsriiche  ftnbmk  im  gegensati 
m  oxientafiseher  hexrschaft  angestellt  wird.  Im  Hesiodttdwn 
Prometheus  ist  der  misibraudi  ond  hoohmot  des  Terstandes  ansgo- 
drliekt,  der  mensöUiehen,  com  Wettstreit  mit  der  gottiMit  sieh  er- 
hebenden klngheity  in  dran  des  Aeschylos  die  sittliehe  freiheiti 
die  ohne  fesÜgkeit  und  standhaftigkeit  nicht  denkbar  ist,  ond  das 
leidenschc^iche  in  ihm  erstirbt  dnreh  leiden  in  eigebong,  nachdem 
er  die  flberschreitmig  der  grensen  seines  Tsnndgeiis  dnreh  die  folgen 
ei^nnt  hat'. 

Soviel  von  der  Welckerschendentong,  der  man  die  anerkennung 
geistreicher  auffassung  nicht  versagen  vnrd,  wenn  uns  auch  bedünkt, 
dasz  sie  mehrfach  über  Aeschylos  hinausgehe  und  der  auch  von  die- 
sem festgehaltenen  ursprünglichen  idee  des  Prometheus  wenig  ent- 
spreche. 

Aber  mehr  noch  gilt  dies  von  den  deutungen ,  welche  unser 
mythus  von  philosophen  und  theosophen  erfahren  hai  so  sagt 
Schölling  (werke,  abth.  II  bd.  I  p.  482):  Prometheus  ist  jenes 
princip  der  menschheit,  das  wir  den  geist  genannt  haben,  den  zuvor 
geistesschwachen  gab  er  verstand  und  bewusztsein  in  die  seele.  sie 
sahen  vordem,  aber  sie  sahen  umsonst,  d.  h.  sie  wuszten  nicht,  dasz 
sie  sahen;  sie  hörten,  aber  sie  vernahmen  nicht,  er  büszt  für  die  ganze 
menschheit  und  ist  in  seinem  leiden  nur  das  erhabene  vorbild  des 
menschen-ichs,  das  aus  der  stillen  gemeinschaft  mit  gott  sieh  setzend, 
dasselbe  Schicksal  erduldet  —  mit  klammem  eiserner  notwendig* 
keit  an  den  felsen  einer  zufälligen ,  aber  unentfliehhacen  wirUislL-> 


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Die  tage  und  dicbtung  Ton  Prometheus  und  ihre  dentiuig.  83 

keit  angeschmiedet  und  hofißtiangslos  den  unheilbaren ,  unmittelbar 
wenigstens  nicht  au&nbebendMi  risz  betrachtet,  welcher  durch  die 
dorn  gegenwitrtigen  dasein  yorausgegangene,  darum  nimmer  surttck- 
zmiebnenda  iwwitoralUQlie  tat  ioMtmärn  ist*. 

Hooh  weiUrftber  v«»teigt  sieh  mdat  allegoriiSmpg  deimjttiit 
1,  LmmIx  (tid«bt  |nro£  in  Mttiiebtii),  in  sfiMsr  8«Mft:  Preme* 
tiim,  «He  sage tad  üir  sinn.  Wllnlniig  1843«  wioin  üintn  andam 
my^doglselwn  wA  rtügionsphilosophäelm  soWflen  iriti  mA  hier 
dai  Btnben  liMTOr,  mytiiiis  nnd  enltiia  der  Chnoehai  als  bypiaAB  toi^ 
henitiuig  md  prophetie  der  ehzistUchMi  oltateting  sa  «ridlraii« 
gerlt  aber  dadnroh  in  fremdartige  phaatetHsohe  devtongiii.  alt 
beleg  dafür  glanbe  ick  den  lohfaias  dieser  abhencUmg  hier  Torlagen 
nnsein: 

*  Wenn  Biniodoa  erzfidt,  Fromeiliens  bebe  beim  opibr  den  Zene 
\  betrogen»  der  habe  eodaam  den  meoseben  dae  teer  «ntiogen»  Pkom» 
diätes  irieder  gestdUcn  nnd  darom  sei  er  anf  Zens  beibhl  in  banden 
gesdikgen  worden  so  lange,  bie  einst  Herakles,  der  söhn  dss  2eae 
mdit  gegen  den  willen  seines  iraters  ihn  erlöste,  to  eind  mier  dieeen 
I  bOdem  nichts  anders  als  der  sflndenfiaU  md  die  nachfolgenden- 
I  adiieksale  der  menscbheit  ausgesprochen,  der  betrug  beim  opfer 
und  der  darauffolgende  feuerdiebstahl  sind  sehr  bezeiehnende  bilder 
für  jene  unTordenkliche  schuld,  die  in  den  sagen  der  Völker  am 
anfiEmge  der  geschiehie  sMI*  der  mensch,  der  als  gesehOpf  seinem- 
sckeipfer  mit  seinem  ganzen  sein  Ytrpflichtet  war,  hat,  als  er  in  die 
schiedlichkeit  des  willens  getreten,  statt  diesen  sn  opfern,  ihn  viel- 
mebr  sieh  sa  eigen  zu  machen  gesucht,  und  indem  er  das  geforderte 
Opfer  seines  selbstischen  willens  nicht  brachte,  allerdings  gottnm 
das,  was  ihm  gehOrte,  betrogen,  ihm  statt  des  fleisches  nnr  die 
knochen,  mit  etwas  fett  umwickelt  ^  dargebracht. 

Ebenso  ist  der  feuerdiebstahl  des  Prometheus  ein  sinnliches  bild 
der  gestohlenen  erkenntnis  des  guten  und  bösen,  und  wenn  in  folge 
davon  ein  adler  unaufhörlich  die  brnst  des  Prometheus  zernagt ,  so 
lange,  bis  einst  in  der  fülle  der  zeit  nach  dem  entschlusse  des  Zeus, 
I  der  seinen  geliebten  söhn  darin  verherrlichen  wollte ,  Herakles  des 
Prometheus  heiland  wurde,  so  sollte  keiner  die  weltgeschichtliche 
Wahrheit  des  hellenischen  mythus  verkennen,  es  ist  darin  nicht  blosz 
der  echt  hellenische  bund  der  klugheit  und  der  thatkraft  dargestellt, 
sondern,  angemessen  dem  geiste  der  alten  mythologie,  kann,  wie 
Bacon  und  Görres  wollen,  diese  befreiung  des  Prometheus  durch 
Herakles  mit  der  erlösung  der  menscbheit  durch  Christus  verglichen 
werden ! ' 

Wie  wir  uns  zu  solchen  ausdeutungen  verhalten ,  geht  aus  der 
bisherigen  erörterung  zur  genüge  hervor,  das  werden  freilich  auch 
wir  anerkennen,  dasz  der  grundtypus  der  sage  uns  in  der  Hesiodi- 
schen  darstellung  erhalten  ist,  dasz  in  ihr  Prometheus  als  genius  der 
menscbheit  erscheint,  der  mit  seinem  bruder  Epimetheus  den  Cha- 
rakter der  erwachenden,  aufstrebenden  menscbheit  uns  vor  äugen 

6« 


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84 


Zur  Tiwriiig>lilter>ftor. 


itelH»  imUf  dan  in  dem  Ter&farai  und  mMLim  des  Prometiieiu 
dk  eatewttiuig  das  meudm  mit  dar  golttiaü,  mn,  lirebtn  naob 
aelbiiiBdiglrat  lad  miftMifagigkett  tob  dar  koMiuiftderMlbaiiuMl 
die  darvDs  estspriiigMide  scibwen  tduild  imd  itrife  i&BGlira6UklM& 
kidm  nad  «näidi  die  «dllraiig  dertellMii  dnnli  dan  «Ab  dos  Zeus 
«BtUten  wav.  die  Berthe  den  dem  PkümeMhemi  mief  toBifan 
und  mit  seiner  endliofaen  naterwerfimg  offimVarien  geMouiiBse  Uber 
die  zukonft  des  Zeus,  sowie  die  tob  der  stellyextretoag  dee  Bro- 
metheus  darch  Chiron  sind  wel  naiweifeUiafl  wpUme  soflitM  imd 
weilerlwldungen  des  mjthus. 

Aus  dem  hesiodischen  genius  der  menschheit  wurde  dann ,  wie 
wir  sahen,  wahrsdMiBlich  durch  deneinflosz  des  attischen  cultus,  in 
welchem  Prometheus  als  feuerbringer  und  begründer  der  dftdiudi 
bedingten  ktlnste  gefeiert  wurde,  ein  gOttlicbee  weseB,  das  von 
gleiobem  gescUed^,  wie  Zensi  i^eh  diesem  zuerst  entgegeBstellte, 
aber  yon  ihm  ttberwmidin  und  snr  müerwerfung  gebracht,  nunmehr 
in  die  reihe  der  götter  aufgenommen  mid  ele  beadifitzer  der  kunst- 
fertigkeit  mit  HephaestoB  nad  Athene  wmmmengeBtelli  und  im 
onltus  verbunden  wurde. 

Zur  höchsten  stufe  wurde  er  dann  —  freilich  nicht  in  der  volks- 
sage ,  sondern  in  der  ausschmückenden  und  erweiternden  dichtung 
und  speculation  —  erhoben,  indem  ihm  die  Schöpfung  oder  wenigstens 
die  bildung  der  menschen  selbst,  für  welche  keine  andere  göttliche 
macht  in  der  tradition  vorhanden  war,  jedofik  unter  mitwirkung 
anderer  götter  zugewiesen  wurde. 

DuiSBlttO.  £lOHHOrF« 


(8.) 

ZU&  LESSING -LITTEBATUB. 
(seblesi.) 

IL 

JAKB8  BIHB,  LBSSING,  HIB  LIFE  AND  WBITINOS.  S  VGL*  LondOD, 

Trfibneft  1877. 

Ich  beginne  mit  einigen  stellen,  wo  der  Engländer  den  von 
Lessing  angegriffenen  Corneille  in  schütz  nimmt  und  zeigt,  dasz  der 
so  sehr  von  ihm  bewunderte  Shakespeare  an  denselben  fehlem  leidet. 

n  27.  'in  seiner  Verurteilung  der  Bodogune  geht  Leesing  unter 
andern  von*  dem  gnmdsatz  aus,  dass  der  dramatiker  den  snftU 
ganz  ausschlieszen  mtlese.  StakMsgmin  fhnt  die»  aidii  was  kamt 
suf&lliger  sein,  ak  daes  Beedemoiia  Übt  taedieBtiieh  Mea  liest? 
nad  d^  ist  doch  elBS  der  wiehiägeteB  glieder  in  dem  anlFbaii  des 


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Zur  Lessiug-litterator. 


85 


Othello,  und  auch  im  Hamlet  wird  der  schlusz  durch  einige  ganz 
zufällige  umstände  herbeigeführt,  kleine  unerwartete  ereignisse 
wirken  stets  sehr  auf  das  menschlichü  leben  ein;  und  hierin,  wie  in 
jedem  andern  wichtigen  demente  des  daseins  ist  das  drama  ein  bild 
des  lebens.  das  einzige  was  man  verlangen  kann,  ist,  daüz  die 
ereignisse  an  sich  nicht  unwahrscheinlich  seien  und  dasz  die  hand- 
lungen ,  zu  denen  sie  Veranlassung  geben  mit  den  Charakteren  der 
haiulelnden  personen  in  vollem  einklang  stehen'. 

n  32.  ^Lessing  tadelt,  dasz  Comeilles  Bodogune  nur  durch 
ehrgeiz  getrieben  werde,  dies  sei  eine  ausnähme,  efne  weniger  natflr- 
Holie  leidODMliill  al»  eitesucbt  besoaden  bdfraiMB.  Iiidim  ComeDk 
BodoguneB  eitesaekfc  bei  seite  aobob,  thfti  er  nur  dunelbe, 
Sbakespeaie  bei  Lady  Maol>etb«  die  ebroniken  lassen  de  ans  raeli- 
aneht  den  nunrd  Duikana  beseblissaen.  Bliakespeare  bingegen  ar- 
wftbnt  abaicbttiob  niebt,  dass  ibr  ii^gend  ein  miredrt  zugafligt  worden« 
tx  fikllt  sia  ganz  mit  emem  unenitlilioban  Tsrlangen  niMb  üu  kOnigs- 
bersebaft.' 

An  einar  andern  stelle  beepikbt  CKma  ansftbrlieb  die  steUung 
ffliakespeares  zu  den  von  Lessing  Über  die  tragOdla  an^asteUtoi 
regeln  und  zeigt,  wie  wenig  auch  er  denselben  genOga;  es  sei  dsber 
se&bsl  vom  Sbäespesreseben  staadpunet  unredit,  an  die  Franzosen 
diesen  maszstab  anzulegen,  yom  standpunofc  dar  kunst  im  allga- 
meinan  stsl  dies  noeb  in  bOberem  grade  der  fidL 

n  19 — 24.  *wenn  wir  an  diw  dassiscbe  drama  der  Franzosen 
den  maszstab  des  Aristoteles  anlegen,  mfissen  wir  es  mit  Lessing 
verdammen,  so  ssbr  auch  Corneille  und  Baeine  sich  bestreben,  seine 
lehren  der  form  nadi  inne  zu  halten,  ihrem  geiste  sbid  sie  nicht  ge- 
treu geblieben,  müssen  wir  deshalb  ihre  namen  aus  der  zahl  der 
tragischen  dichter  streiohen?  mit  andern  werten :  umfaszt  die  theorie 
des  Aristoteles  das  ganze  gebiet  der  tragOdie  ?  bei  der  beantwortung 
dieser  fragen  wollen  wir  uns  Shakespeare  zum  fdhrer  nehmen,  einige 
seiner  tragddien  sind  in  vollem  einklang  mit  der  Aristotelischen 
lehre,  soweit  es  sich  um  das  hauptgeftlhl  handelt,  welches  sie  erregen, 
die  drei  werke,  in  denen  sein  geiue  die  höchste  höhe  OReicbt  —  Lear, 
Othello  lind  Hamlet  —  bringen  eine  Wirkung  hervor,  die  an  tiefe 
und  macht  weit  über  die  alte  tragödie  hinausgeht;  aber  seiner  natur 
nach  ist  der  eindruek  demjenigen  verwandt,  welchen  Aeschylu8, 
Sophokles  undEuripides  in  ihren  groszartigsten  und  edelsten  werken 
hervorbringen,  unser  herz  füllt  sich  mit  mitleid ,  indem  wir  mit  so 
herrlichem  leben  erfüllte  wesen  dem  Suszersten  elend  preis  gegeben 
sehen:  und  dies  mitleid  ist  von  der  furcht  unzertrennlich,  freilich 
befürchten  wir  nicht,  unter  derselben  Undankbarkeit  zu  leiden,  von 
welcher  das  herz  des  Lear  zerrissen  wird ;  auch  droht  uns  nicht  das- 
selbe Schicksal ,  welches  Hamlet  und  Othello  zu  boden  drückt,  aber 
in  ihrem  loose  zeigt  sich  uns,  wie  unter  der  plötzlichen  beleuchtung 
des  blitzes,  was  für  dunkle  wölken  das  dasein  der  glücklichsten  sterb- 
lichen trüben  können. 


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Zw  IiMiiug-UtlitiiHr. 


Im  einklMig  mii  dni  yirtim  Tininft  im4  AxitkMMf  äsi 
die  }mLflUkm^[Un 

imd  Tan  LMäbgmii  alter  6B«gidwtv«tm  ana- 
lioh.  diBs  dnr  »bliflilf  ^Bor  stas  mududditf  IsktondBii  mmoit  Hin 
aatt  dir  ntttidrai  ireUofdftoAg  iiaiii(nodMi  motai  würde,  toll 
dieeer  gmad  etieUnltig  etiiiy  to  m«»  der  lield  eisee  trsnereiueU  k 
▼oQeBi  mam  sein  teUeksal  TerdSenan;  daaa  aber  wflxde  er,  aaek 
der  lekre  dea  Avistotelaa  aiA  nicht  mehr  zum  helden  eiser  tmgOdie 
^gnen;  er  wire  tiieht  im  stände,  tragisches  mitlaid  zu  erregen,  dar 
wirkliche  gnmd,  weshalb  diesen  charaktaren gewiaie  schwächea 
angeteiU  werden,  iat  der»  daaa  ebne  sie  die  tn^;8die  gar  sieht  denk- 
bar wäre,  wftce  Lear  von  weniger  hastigem  tenqienuaent,  er  würde 
eich  nicht  den  ungeheuem  überantworten,  die  ihn  zu  gründe  richten; 
iUMin  weniger  leidenschaftlichen  und  heftigen  Othello  würde  der 
beweie  von  der  aohnld  seiner  frau  nicht  zoieiehend  erschnnen;  ein 
Hamlet  von  gr^szerer  Willenskraft,  mehr  zum  handeln  geneigt  als 
Tom  standpunct  seiner  eigenen  ideale  über  die  handlang  n  refleetieren, 
wfirde  nicht  so  lange  die  ausführung  dessen  aufschieben,  womit  er 
sich  vom  himmel  beauftragt  glaubt,  es  ist  eine  kleine  schwäche 
ihrer  natur,  was  einen  jeden  von  ihnen  in  Verwickelungen  hinein- 
zieht, welche  zum  unvermeidlichen  verderben  führen,  sie  macht  es 
ihnen  allen  immöglich,  ihrem  schrecklichen  Schicksal  zu  entgehen. 

Sobald  einmal  die  maschine  in  bewegung,  trägt  Shakespeare 
nicht  das  geringste  bedenken,  dem  Aristoteles  zum  trotz,  das  glück 
der  edelsten  geister  zu  zerstören,  wodurch  hat  denn  Desdemona  ihr 
Schicksal  verdient?  was  hat  Ophelia  verbrochen,  dasz  sie  in  Wahn- 
sinn enden  musz?  und  ist  es  nicht  gerade  rührende  Wahrheitsliebe 
und  die  liebe  zu  ihrem  vater,  was  ein  so  schreckliches  geschick  über 
Cordelia  hereinbrechen  läszt?  sie  gerathen  alle  durch  ihre  eigenen 
handlungen  in  die  Verhältnisse,  welche  ihren  endlichen  Untergang 
herbeiführen;  aber  diese  handlungen  kann  man  unter  keinen  um- 
ständen als  sittlich  tadelnswert  bezeichnen,  das  einzige ,  was  unser 
mitleid  zurückdrängen  könnte,  wäre  der  gedanke,  dasz  ihr  Schick- 
sal nicht  dramatisch  notwendig  erscheine;  hierüber  aber  benimmt 
Shakespeare  uns  jeden  zweifei.  die  von  ihm  verurteilten  sind  in 
netzen  gefangen,  die  sie  nicht  zerreiszen  können,  blieben  Desdemona, 
Cordelia,  Ophelia  am  leben,  so  würde  in  uns  das  gefühl  entstehen, 
dasz  es  nicht  der  mühe  wert  gewesen,  die  gewaltigen  leidenschaften, 
mit  denen  sie  in  conflict  gerathen ,  ins  leben  zu  rufen,  sobald  ein- 
mal der  donner  angefangen  zu  rollen  und  der  blitz  in  den  wölken  so 
zucken,  musz  sich  auch  das  gewitter  entladen  und  der  geist  des  Zu- 
schauers kann  keine  ruhe  finden,  bevor  die  leidenschaft  ausgerast  hat*. 

Wenn  der  schreckliche  Untergang  solcher  Charaktere  wie  Desde- 
mona und  Cordelia  einer  reohtfertigung  bedürfte,  man  könnte  sie 
mir  in  der  fireude  finden,  welche  uns  ihre  herrMohen  eigensehafien 
bereiten,  im  gründe  sterben  sie  doeh  aidit  das  edelste,  tie£rtBf 


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Zar  Tiimiiig  litlwiifiir 


ihn  Bff^liffcf  nnfeyfttmiftfflhlglnrit  VImht  Ar  iounvr  Mww^g 
dam  Iwiien  dexjenigen,  weldbe  «  IÜnv  dia  «ribmimigiilotin  sttai 

des  scbioksaLs  hftbmi  triumphieren  sehen,  unser  mitMMi  gellt  iMt 
auf  in  bewoadirimg.  kaum  wmI  wir  selber  im  «taiide  la  Wtachen, 
dasz  all  das  nnglüek  ihmn  enfurfc  geblieben  wSre;  war  dies  dook 
das  einzige  mittel,  um  um  m.  leigen,  ztt  veUte  kfthe  des  idMdf  d«r 

aoaschliche  geist  sich  empor  za  schwingen  vaswag. 

Wtthrend  aber  mmge  tragödien  Shakespeares  ähnliche  gtIttUe 
•enregen  wie  4m  dram^  der  Griechen,  sind  andere  demselbea  nur 
wiBcig  9d«r  fir  su)ht  Tfririaidt.  ao  Biehard  III.  freilich  bemitleidem 
wir  nine  opfer;  aber  von  den  tmu  vo&  A-ristoteles  erwähnten  tragi- 
schen gefühlen  richtet  sich  nur  eins  auf  Bichard  selbst,  und  zwar 
nicht  blosse  furcht,  sondern  schrecken;  dieear  achrecken  steht  a)>ar 
nicht  in  der  geringsten  Verbindung  mit  unserer  eigenen  person,  wir 
ftlhlen  ihn  nur  aus  mitleiden  mit  denjenigen,  welche  das  ungldck 
haben ,  ihm  auf  seinem  wege  zum  throne  als  ein  hindernis  entgegen 
zu  treten,  hat  doch  Lessing  selbst  Richard  III  in  seinem  Laokoon 
einen  teufel  genannt,  und  wie  sollte  das  unglück  eines  teufels  das 
herz  der  Zuschauer  rühren  ?  die  schaudererregende  ktihnheit  Richards, 
die  gewalt  seines  finsteren  geistes  über  schwächere  gemüther,  seine 
grenzenlose  kraft  und  energie  mögen  uns  ein  gefühl  einflöszen, 
welches  dem  der  bewunderung  nahe  verwandt  ist;  aber  er  ist  ein 
80  verzweifelter  Verbrecher,  dasz  er  selber  sich  nicht  einmal  bemit- 
leiden würde  und  er  weisz,  dasz  keines  menschen  seele  seinen  etwaigen 
Untergang  beklagen  wird,  dem  Macbeth  freilich  gelingt  es  in  keinem 
augenblick,  die  stimme  des  gewissens  ganz  zu  ersticken;  mitleid  aber 
erregt  er  ebenso  wenig  wie  Richard,  seine  tyrannei  ist  so  schranken- 
und  herzlos,  dasz  die  weit,  an  deren  grundgesetzen  er  sich  aufs 
schändlichste  vergangen,  ihn  nur  mit  freuden  scheiden  sehen  kann. 

Ja,  selbst  in  denjenigen  stücken,  deren  haupteindruck  uns  an 
die  alte  tragödie  erinnert,  finden  sich  gestalten,  welche  der  lehre  des 
Aristoteles  schnurstracks  widersprechen.  Goneril  und  Regan  sind 
wahre  sittliche  ungeheuer,  sie  stehen  durch  kein  einziges  gutes  go- 
fühl  mit  der  gewöhnlichen  menschheit  in  Verbindung,  auch  war  es 
Shakespeares  Absicht,  dasz  ihr  tod  nur  das  gefühl  der  erleichterung 
in  uns  heryormfen  sollte,  dasselbe  gilt  von  Jago,  den  man  nur  be- 
Michaen  kann  als  das  böse  ohne  ein  atom  gutes :  einen  cyniker,  der 
^rhanpt  nicht  mehr  mitleid  zu  erregen  im  stände  ist.  als  endliah 
MUM  todesatunde  schlägt,  können  wir  höchstens  bedauern,  dasa  sie 
ilAi  schon  froher  geschlagen. 

Aatee  aÜUka  wiadar  yoii  gawaltiger  kraft  arregen  fir^cli  laü* 
|«^al>ardiiidiaii8aiaht!aligeRdaiiiam  Garictei 
ist  sa  stols  dazu;  ja,  wir  haben  daa  gafUhl,  ain  mann  wia  ar  wevda 
^  dafak  nnsar  auUiad  in  aeiiiar  wOrda  beleidigt  ftthlen.  vnd  im 
Jiiüni  cgg^.  feasalt  ans  wwgar 

Mm  ala  dia  eriuibaiiliait  der  tapnblikanissliaB  geaatar,  dar  nnbiag- 


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88 


Z«r  Leidag*Ultanter. 


die  tngödie  nur  doi  swoek  hil»  nilliUi  «ad  todit  merngw,  gibt 
«Bt  aidrt  im  giorfagstoi  äm  wMtatA  wm  vmitladiin  diwwf  hmat- 
liehen  weite. 

Nehmen  wir  also  den  meaistab  sur  beuteilimginigiaoiieretofc 
von  Shekespeeire  und  nicht  yon  Aristoteles,  so  werden  wir  nidrty 
wie  es  Lessing  so  mibedenklich  timA»  die  meisterwstke  des  claoaieohe» 
drames  der  Franzosen  als  des  namens  tragödie  unwürdig  zurüok- 
sioszen.  bilder  des  Schreckens  und  heroischer  Schönheit  eigreifin 
uns  freiliek  niobt  so  sehr  wie  solehey  die  furcht  und  mitleid  enegwi; 
sie  bringen  uns  nicht  die  grösten  probleme  des  lehtne  vor  äugen, 
sind  nkktim  stände,  die  einbilduagskraft  dsrsiiBchauer  aufs  höchste 
zu  spannen,  aber  der  sicherste  beweis,  dasz  sie  durchaus  im  beseldi 
des  tragischen  dichters  liegen,  ist  der  gebrauch,  den  Shakespeare  von 
ihnen  gemacht  hat.  verurteilen  wir  den  Polyeucte)  einfach  aus  dem 
gründe,  weil  es  etwas  schreckliches  ist,  über  so  edle  geister  das  Un- 
glück hereinbrechen  zu  sehen,  so  können  wir  auch  die  Cordelia  nicht 
retten ;  wenn  wir  die  Cleopatra  der  Rodogune  nur  aus  dem  gründe 
verwerfen,  weil  ihre  verbrechen  jedes  mitleid  mit  ihrem  Schicksal 
unmöglich  machen,  so  müssen  wir  notwendig  mit  ihr  aoglmoh 
Biohard  III  und  Jago  zurückweisen. 

Das  wesen  der  tragödie  besteht  vielmehr  darin,  dasz  sie  einen 
kämpf  menschlicher  leidenschaften  darstellt,  der  notwendig  einen 
unglücklichen  ausgang  nehmen  musz;  und  man  legt  dem  tragischen 
dichter  willkürliche  fesseln  an,  wenn  man  ihn  auf  diese  oder  jene 
leidenschaft  beschränken  will,  keine  einzige  ist  ihm  verschlossen, 
und  er  darf  ebenso  gut  schrecken  und  bewunderung  erregen  wie 
furcht  und  mitleid.  nur  soll  er  die  erregung  dieser  leidenschaften 
nicht  als  seine  einzige  oder  höchste  aufgäbe  ansehen,  mit  ihr  musz 
sich  ein  tiefes  geistiges  interesse  verbinden;  sonst  könnte  der  aller- 
gewöhnlichste  mord  eine  tragödie  genannt  werden  und  jeder  mär- 
tjrer  hätte  anspruch  auf  den  titel  eines  tragischen  beiden. 

Der  wahre  unterschied  zwischen  Shakespeare  und  dem  classi- 
sehen  drama  der  Franzosen  liegt  niclit  in  der  Verschiedenheit  der  von 
ihnen  behandelten  stoffe,  sondern  m  der  behandlung.  Shakespeares 
bösewichter  stehen  im  einklang  mit  tief  begründeten  gesetzen  der 
menschlichen  natur;  in  den  adem  seiner  heroischen  männer  und 
franen  flieszt  warmes  blut.  Corneille  und  Racine  bemühen  sich 
weniger,  wirkliche  männer  nnd  freuen  zu  sohildem  als  solche,  die 
Ton  einer  einzigen  idee  heheracht  werden;  ohne  diese  idee  w&ren  sie 
nicht  denkbar,  wir  sind  daher  nicht  berechtigt,  tob  ihnen  die  Wir- 
kungen m  verlangen,  welche  Shakesiieare  faenrorbringt.  ihse  ideale 
sind  einander  entgegengesetzt,  aber  in  der  weitherzigen  nnd  freien 
weit  der  kmist  ist  ranm  £Br  beide/  « 

Als  ^nen  ganz  besonderen  Tomg  Shakeqieares,  natttrlich  im 
gegensati  so  den  dassikem  der  Fransosen,  preisen  es  onsere  kritiker, 
dass  wir  in  seinen  werken  die  leidenschaft  entstehen  und  aUmehUdi 


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Zur  Leanag-üttentiur. 


88 


Bem&wacbsen  sehen,   der  einzige  Deutsche ,  der  meiaet  iriwiniiii 

dieser  behauptung  entgegengetreten,  ist  Otto  Ludwig,  in  seinai 
Shakespearestudien  behauptet  er  1)  dies  sei  nicht  ein  vorzng,  sondem 
ein  fehler,  2)  auch  er  habe  früher  dies  Vorurteil  geteilt  und  dadurch 
seien  seine  stttcke* verdorben  worden,  3)  Shakespeare  selber  habe 
sich  von  diesem  fehler  frei  erhalten,  schon  vorher  hatte  ich  in 
meinem  buche  über  Molidre  und  Shakespeare  gezei^  ,  dasz  vom 
standpuncte  der  komik  jener  sogenannte  vorzug  als  ein  fehler  anzu- 
sehen sei.  um  so  mehr  muste  es  mich  interessieren,  von  einem  so 
tüchtigen  Shakespearekenner  wie  Ludwig  dieselbe  ansieht  über  die 
tragödie  aussprecken  and  verfechten  zu  sehen.  Sime  bemerkt  hierüber 
folgendes. 

n  43.  'heutzutage  wird  niemand  bestreiten,  dasz  Romeo  und 
Julie  ein  treueres  bild  der  liebe  gibt  als  Zafre ;  aber  ob  Lessing  den 
weg,  auf  welchem  Shakespeare  seinen  triumph  erzielte,  richtig  an- 
gegeben, ist  zweifelhaft,   ich  finde  nicht,  dasz  die  liebe  sich  all- 
mählich in  die  herzen  Romeos  und  Juliens  einschleicht:  ihre  Wirkung 
auf  beide  ist  durchaus  unvorbereitet,  kaum  haben  sie  sich  in  die 
äugen  geschaut,  so  ist  in  ihren  leidenschaftlichen  naturen  schon  die 
liebe  entbrannt:  in  einem  so  hohen  grade,  dasz  sie  keiner  Steigerung 
'    mehr  fähig  ist.  und  diese  blitzartige  geschwindigkeit  des  geftihls- 
lebens  findet  man  nicht  blosz  hier ,  sondern  überall  in  Shakespeare, 
die  Seelen  seiner  geschöpfe  strotzen  von  einer  kraft,  die  jeden  augen- 
^    blick  hervorzubrechen  bereit  ist.  sie  gelangen  im  finge  zu  resultaten, 
!    welche  von  langsameren  geistern  nur  mit  langsamen  und  vorsichiigen 
I    schritten  erreicht  werden,  daswesendesdramas  selbst  verlangt 
eine  soldie  steigenmg  geistiger  Vorgänge,  der  epische  dichter,  der 
romHnnchreiber  ktafln  tomlrtB  gehen  in  trelchem  schritt  sie  wollen ; 
sie  dUirfen  sieli  «nierwegs  aufhalten  und  die  geringfügigsten  ver- 
Bndenmgen  betonen,  der  dramatiker  bewegt  ndi  in  engeren  sdaran- 
ken ;  er  mma  enf  «fie  leidensoballen  ebien  draek  aasttben  nnd  de 
Bwingen ,  ihre  gehelnnisse  zu  dtaberen.** 

I>i6mi  mllge  t&6k  noch  eine  bemerknng  tlber  Otbello  an* 
•eUieeien,  wdebe  gieiokftllr  die  beil^tigung  einer  Lessingsolien 
an^iil  enthalt. 

n  44.  'OtheUo  kt  nidit  irie  Leasing  will  (im  gegensats  nun 
sidtni  in  ZaSre^  etee  Uobm  peieonifioKtieB  der  eifennulit  im  gegen- 
sats radnem  enienMitigenniannei  send 

natnr»  welolMf  dieHr  glaube  gerMbtirird  nnd die  ohne  diesen  glanbMi 
nieht  leben  kann.' 

üeber  Leesings  yerhSlfenis  tu  Yoltaire  heiBst  es  II  88: 
* Vidtaires  gmse  e^ensehtllen  mucen  Lessing  wol  bekannt»  er  haüe 
aber  keinen  gmnd  sie  zu  betonen,  der  berühmte  Franzose  herscbte 
an  beiden  Seiten  des  Bheins  und  Lessing  wollte  vor  allem  sein  land 
Ton  der  sklaTisehen  nnterwttrfigkeit  unter  Frankreioh  befreien«  ge- 


*  aiehe  hierfiber  Hiato»  ehafaeterfstles  ef  engliah  poets  p.  410. 


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90  Zur  Lewiiig-littflriliur. 

lang  es  ihm,  die  herscbaft  Voltaires  zu  brechen,  so  war  nicht  zu  be- 
ittrobten,  dasz  ihm  irgend  ein  anderer  als  dictator  folgen  würde.' 

Wie  Sime  Lessings  ansichten  über  das  lustspiel  und  über  die  | 
englischen  und  fraAzösiftcheu  lufttopioicUchter  Aofliust,  miJgeii  folgend« 
stellen  zeigen: 

Sime  II  45.  *Lessing  betrachtet  das  vergntlgen  des  lacbens  ak 
den  directen  zweck  des  lustspiels.  mit  recht  im  gegensatz  zur  trsgödie ; 
jedoch  um  dasselbe  von  der  poase  zu  imtersoheiden,  mttssen  wir 
sagen :  nachdenkendes  lachen.  * 

Bas  lustspiel  soll  lachen  erregen ,  sagt  Lessing ,  aber  nitAt  Ter- 
lachen.  so  lache  man  wol  über  den  misanthrope ,  aber  seine  würde 
bleibe  dadurch  unverletzt  usw.* 

n  47.  'lachen  erregen  ist  der  unmittelbare  zweck  des  last- 
Spiels,  aber  sein  endzweck  iät  bittlich,  ebenso  wie  der  des  trauerspiels. 
auch  hier  ist  der  eine  zweck  aufs  engste  mit  dem  andern  verbunden 
(stück  29).* 

n  46.  *fOx  das  Instipid  will  Leasing  abodlBO  wenig  ganz  schkohte 
Charaktere  wie  fOr  das  trauerspiel »  wmi  sie  widsrlioli,  ifcallMift  stin 
werden,  nicht  kflim  erwecken,  aber  der  TmMkf  M  der  ttidbt 
Ueberlich?  und  wo  aiad  9tiiM  gnten  eigeaadheftea? 

«Kemiaehe  cbarakfcere  soUen  nadi  ihn  typsdi  e^  (eMok  91, 
ebenso  einige  Seiten  rarher,  gegen  Biderot)^  d.  k  nach  Sbns  (II  32), 
wir  nllssen  fthl^iii  dast  sie  nicht  nach  aTmiahinffgDnfltsiiw  md  grillsB 
handeUit  eondeimso,  wie  jede  peieoiiTm  ihren  Senriitv  anter  d» 
selben  nmsttnden  handeln  wttrde.' 

H  83.  «die  eharakters  attseen  aneh  im  InatqpM  mk  gkidi 
bleiben  (siehe  CVUy  , 

1 84«  'selbst  in  seiner  Terteidigang  des  Phrntns  gibt  Lesnng 
sHi  dasB  w<»tepele  eine  annselige  art  des  wiftssseeien»  nur  sndnlden 
im  mnnde  Von  sklsv&u' 

Hiermit  stimmt  es  denn  andi,  daaa  naeh  Sime  Lessing  dem 
komiker  Shakespeare  keine  hohe  etelle  anweieti  eine  desto  hOheve 
aber  dem  Molidre. 

n  47«  *es  ist  zu  beachten,  dasz  das  en|^che  lastspiel  ganz 
anders  von  Lessing  beurteilt  wird  als  das  trauerspiel :  die  englische 
manier  in  diesem  puncto  zerstreat  und  ermüdet  uns;  wir  lieben  einen 
einfältigen  plan,  der  sich  auf  einmal  übersehen  lässt.  so  wie  die 
engländlMT  die  französischen  stücke  mit  episoden  erst  voUpfropimi 
müssen,  wenn  sie  auf  ihrer  btthne  gefallen  s<^en»  ee  sUUten  wir  die 
englischen  von  ihren  episoden  erst  entladen,  wenn  wir  unsere  glliok- 
lieh  damit  bereichem  wollten,  ihre  besten  lustspiele  eines  CongreTC 
und  Wicberlej  würden  nns  ohne  diesen  enshau  des  allzu  wollüstigen 
wnehses  unausstehlich  sein,  mit  ihren  tragödien  werden  wir  noch  ! 
eher  iertigi  diese  sind  som  teil  bei  weitem  so  verwonren  nicht  als 


*  dies  ist  die  definition  von  George  Meredtth  In  seiner  krifUgea 
(poweifnl)  abhaadlnag  ibe  idea  ef  ooiiMdj« 


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Zur  IitHug^ittawtar.  91 

t 

ihre  komödien,  und  verschiedene  haben  ohne  die  geringste  ver- 
Snderung  bei  uns  glück  gemacht,  welches  ich  TAH  hrtlUtr  fiMiglll 
ihrer  komödien  zu  sagen  wüste'  (XII  stück). 

'Von  dem  französischen  lustspiel  Inngcf'en  redet  Lessing  stets 
mit  herzlicher  anerkennung.  selbst  mehrere  von  Voltaire  finden 
seinen  beifall.  den  Meliere  stellt  Lessing  einmal  mit  Shakespeare 
zusammen,  die  gröste  ehre^  wie  er  glaubte,  welche  man  einem  dichter 
zu  teil  werden  lassen  konnte,  unglücklicherweise  wird  ihm  nur  die 
gelegenheit,  ein  einziges  stück  dieses  grösten  aller  komischen 
dichter  zu  besprechen:  die  frauenschuie.  er  verteidigt  sie  gegen  einen 
tadel  Voltaires.' 

In  demselben^sinne  heiszt  es  I  69 :  'Lessings  vater  hatte  ihn 
einmal  spöttisch  emen  deutschen  Moli(>re  genannt,  er  antwortet 
darauf  den  28  april  1749:  wenn  ich  mit  recht  auf  den  namen  eines 
deutschen  Meliere  ansprach  machen  könnte,  würde  ich  gewis  eines 
unsterblichen  namens  sicher  sein,  die  Wahrheit  zu  bekennen,  ich 
wünsche  sehr  ihn  zu  verdienen,  aber  seine  grösze  und  meine  schwäche 
und  swei  dinge,  welche  selbst  den  lebhaftesten  wünsch  in  seiner  er- 
ittllung  hindern  mögen'  (s.  s.  XU  p.  17). 

üeber  das  veiMltnis  des  dramatikers  Lessiiig  zu  Meliere 
bemerkt  Sima: 

*ln  seinen  jugendarMten  seihwebt  Lessing  ohne  allen  iweifel 
Molidre  als  kOdistes  muster  yor,  der  kCnig  aller  komisohen  dichter, 
ftr  den  seine  bewondermig  auch  spttter  trota  seiner  enmOrang  gegen 
&  französischen  dramatfter,  stets  onersohtltiierUoh  cUeselbe  blieb. 
Uolidre  befolgt  in  seinen  grOssem  werken  im  grossen  ond  ganzen 
folgende  meihode:  er  nimmt  einen  oharakter,  in  welehem  ddi  irgend 
one  besondere  eigenaohaft  der  mensddichen  natnr,  ein  laster  oder 

sohwldie,  in  ongewGhnHeher  weise  entwickelt  hat  er  be- 
obachtet die  zeichen,  diuroh  weldie  de  sieh  Soszeilioh  knnd  gibt  nnd 
zeigt,  wie  sie  alles  ihr  widerstrebende  abstOszt  nnd  alles  an  sich 
sieht,  was  ihr  nahmng  snftihrt,  die  heiligsten  geftlble  znrttckdringt 
imd  den  ganzen  menseben  beherscht.  den  hauptcharakter  stellt  er  in 
ebie  nmgebcmg  gewöhnlicher  m&nner  und  firauen,  durch  deren  gegen- 
»ts  seine  wunctorüchkeiten  erst  recht  hervortreten,  in  dieser  weise 
liat  er  fast  ohne  ausnähme  jedes  geltUil,  jeden  Charakter  znr  dar- 
Stellung  gebracht,  die  einer  solchen  komieehen  ttbertreibnng  iüag 
sind ;  und  weil  in  den  ilUlen,  wo  er  schwerwiegende  verirrungen  be- 
kandelt  wie  die  des  geizes,  des  misanthropen«  des  henchlers,  sein 
inesser  so  tief  in  das  herz  der  menschheit  hineinschneidet,  eben  des- 
l^älb  ist  sein  lachen  so  oft  nahe  verwandt  dem  schmerzensschrei  oder 
der  thräne.  seine  werke  enthalten  für  ewige  zelten  die  Urbilder  und 
^ypen  fast  einer  jeden  nicht  vorübergehenden  schwäche  der  gesell- 
schaft.  mögen  sie  uns  auch  entgegentreten  in  dem  gewande  des 
tofes  von  Ludwig  XIV,  unter  diesem  gewande  entdecken  wir  die 
elemente  der  menschlichen  natur  im  allgemeinen,  welche  trotz  aller 
^terschiede  zu  allen  zeiten  und  unter  jedem  bimmelsatriche  die- 


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92 


Zur  TiMfmg4itteg»lar. 


selben  bleiben.  Moli^res  kraffc  erschöpft  sieb  jedoch  nicht  in  der  da^ 
steUung  des  beiden,  die  weit,  worin  Tartuffe  sich  bewegt,  ist  ebenso 
treu  und  lebenswahr  wie  der  Tartuffe  selber,  und  dies  läszt  sich  von 
der  Umgebung  eines  jeden  beiden  seiner  meisterwerke  behaupten, 
man  kann  sieb  nichts  reizenderes ,  bezaubernderes  denken  als  seine 
bilder  unschuldiger  zarter  liebe,  der  treue  und  des  glaubens  an  das 
ideal,  geistreichen  witzes,  natürlichen  anstandes,  natürlicher  würde 
und  selbstbeherschung.  figuren,  welche  unter  den  bänden  anderer 
als  blosze  puppen  erscheinen  würden ,  sie  werden  lebendig ,  sobald 
seine  band  sie  berührt,  so  oft  es  ihm  in  einem  seiner  meisterwerke 
überhaupt  passend  scheint,  jemand  auftreten  zu  lassen,  sei  derselbe 
auch  von  der  geringsten  bedeutung,  er  gibt  i^im  so  viel  blut  und 
leben  wie  nüüg  ist,  um  ihn  mit  dem  zweck  des  ganzen  in  einklang 
zn  bringen. 

Lessing  befolgte  in  jenen  jugendarbeiten  ganz  genau  die 
methode  Moliöres.  und  doch,  obgleich  in  der  schule  eines  so  grofzen 
meisters  entstanden,  fehlt  ihnen  fast  jede  eigenschaft  der  wahren 
kunst.  die  hauptcharaktere  sind  ungeschickt  gearbeitet,  mit  dem 
feinen  instinkt  des  genies  fühlte  Moliere  stets,  wie  weit  er  in  seiner 
Charakterschilderung  gehen  durfte;  er  sah  genau,  wann  die  Wirkung 
hervorgebracht  war,  welche  er  hervorzubringen  wünschte,  dies  eben 
fehlt  Lessing,  seine  Übertreibungen  unterscheiden  sich  gewöhulich 
zu  sehr  von  den  thatsachen ,  welche  wir  täglich  zu  beobachten 
legenheit  haben,  er  wird  langweilig;  das  lustspiel  wird  zur  posse. 
und  den  nebenfiguren  fehlt  gar  überall  alles  Interesse. 

Die  einheiten  sind  strenge  beobachtet,  überhaupt  ist  der  auf* 
bau  dieser  stücke  ganz  französisch,  dies  hat  überall  eine  gute  folge, 
die  französischen  dramen  verlieren  nie  die  bühnenwirkung  aus  dem 
auge.  man  liest  sie  mit  vergnügen ,  aber  sie  sind  auf  die  bühne  be- 
rechnet und  dort  erst  erscheinen  sie  in  ihrer  vollen  kraft  und  Schön- 
heit, und  hierin  dienten  sie  Lessing  als  muster. 

Selbst  in  einigen  fällen ,  wo  er  englische  stoffe  benutzte  —  aus 
der  restaurationszeit  von  Wicherley  und  Congreve  —  bearbeitete  er 
sie  in  französischem  geist.  er  dämpft  ihre  rohheit,  schafft  überflüssige 
Charaktere  und  zufölle  fort  und  gibt  der  entwickelung  gröszere  ein* 
fachbeit  und  bestimmtheit  (directnew)  oder  gradlinigkeit.' 

Die  EU  aaftag  geMomtoii  benrasgeber  der  dnunatnigie  bisgeg^ 
battea  iiiehi  hkm  sdber  den  Sbekeepeare  für  einen  grOnerea  komiker 
als  MoHtee,  ecndeni  glauben,  Legsing  sei  such  dieser  «Ddcht  gewesflo* 
da  die  mebrzabl  unserer  landsleute  in  diesem  poncte  mit  ümen  flher- 
einstinmien»  so  mOge  es  mir  gestattet  sein,  dem  g^;enttber  noch  auf 
die  urteile  anderer  Engländer  binsuweisen,  welobe  den  ]^raiisofl«D 
entweder  dem  tragiker  Shakespeare  an  die  seite  stellen  oder  ibn  ver- 
herrlichen als  den  grösten  komisohen  diebter  alkr  xeiten.  wenn  Eng- 
land selber  den  Molidre  seinem  Shakespeare  an  die  seite  stellt,  so 
loauebt  man  sieb  wenigstens  nicbt  zu  wundern,  dasz  Lessing  dassdbe 


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Zar  Lessing-litteratur. 


93 


gethaa  halm  sollte,  von  den  Englladenii  wdehe  in  diesem  sinne 
Uber  Holidie  nrteileiif  nenne  ieh  Mei:  nnr  folgende: 

D'Ieraeli:  in  Spanien  steht  Genrmtes  alldn  da»  in  England 
ist  Shakespeares  name  geheiligt  nnd  jahrhnnderte  können  TeigelieB, 
die  das  fransOsisehe  Tolk  einen  MoÜdrs  wiedersieht,  man  hraocht 
den  französischen  Shakespeare  nicht  sn  verselireieny  nm  den 
englischen  zu  heben. 

Bai  wer;  wir  verehren  Molito  sls  nnsem  meister,  wir  lieben 
lim  ab  einen  fifennd.  gleich  Shakeepeare  ist  er  der  dichter  aUeraeiten 
und  TÖlkor. 

Beade:  auf  der  bühne  steht  nur  ein  einziger  dem  8hakeq[>eare« 
ebenbürtig  zur  ssite,  Molidre.  seine  Instspisle  sind  ebenso  yoUendet 
wie  Shakespeares  tranerEgnele. 

Lewes:  Shakespeare  nnd  Moli^  sind  die  grOsten  dramatiker 
aller  zeitra. 

Bnry:  Moliöre  hat  mehr  ähnlichkeit  mit  Shakespeare  alsiigend 
ein  snderer  dichter,  er  ist  in  einem  noch  besseren  sinne  allgemein 

menschlich  wahr  als  selbst  Goethe. 

Bezant:  dieselbe  liebe ,  die  wir  Engländer  für  Shakespeare 
fühlen,  eine  liebe  ohne  masz  nnd  ziel,  beanspnudie  ich  fttr  Babelais, 

Moli^re  und  B6ranger. 

Watson:  nur  dreien  ward  es  verliehen,  die  Idee  so  mit  der 
Wirklichkeit  zu  vermählen,  dasz  sie  einen  ganzen  und  vollen  menschen 
zu  schaffen  vermochten ,  das  höchste  ziel  der  kunst.  sie  bilden  eine 
göttliche  trias:  Homer,  Shakespeare  und  Moliere. 

Für  den  grösten  aller  komischen  dichter  erklären  ihn  unter 
andern: 

Walter  Scott:  Meliere  ist  der  könig  aller  komischen  dichter, 
er  ragt  unendlich  weit  über  alle  komischen  schriftsteiler  seines  volkes 
hervor  und  an  eine  vergleichung  mit  denen  irgend  eines  andern  ist 
gar  nicht  zu  denken. 

Oliver  Goldsmith:  wie  Shakespeare  das  muster  des  falschen, 
80  ist  Meliere  das  des  echten  Humors. 

Swinburne:  Congreve  ist  Englands  gröster  meister  in  der 
reinsten  und  höchsten  form  des  lustspiels.  ein  glied  von  Congreve 
wQrde  genügen,  tun  Sheridan  zu  bilden,  und  zur  bildung  Congreves 
genfigte  ein  gUed  von  Molidre. 

Satnrday  Bev ie w  (1877) :  dieses  grosze  genie  Yermodite  es» 
gerne  eigenen  leiden  mit  den  äugen  nnd  der  nnpsrteiHdikeit  eines 
körperlosen  geistes  ansosehanen.  er  betrachtete  das  lehm  mit  dem- 
Belhsn  klaren  Uick  wie  Gkiethe  nnd  war  frei  von  jener  ktite,  welche 
mis  snweilen  hei  Goethe  abstOszt.  wer  Ton  Mdiäre  Abel  redet,  ver^ 
sQttdigt  mch  an  der  religion  der  ganzen  gebildeten  weit.  • 

Noch  gOnstiger  urteUtm  wom(tgli(£:  Charles  Dibdin:  man 
brsucht  MoHdre  nnr  mit  dem  Tollkommensten  nnd  herrlichsten  sn 
vergleichen,  was  wir  aas  dem  altertom  kennen  nnd  wird  ihn  allem 
m  jeder  hinsieht  weit  überlegen  finden. 


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94 


Zur  lewiig  MHaiitni', 


Byros:  «s  hittspitl  ist  das  s«liwiirigste  aller  knnstwetke, 
schwieriger  als  ein  trsDStqiiiel.  Regnard  hat  eisigt  der  besten  ge- 
sehriehen, die  irgeiid  eiao  ipnMiis  mafwmmm  kaiui.  «r  ist  d«r  erste 

naok  Moli^re. 

Shelley:  MoU^rss  werke  sind  ein  schätz  für  alle  zelten  und 
tOlker.  kostbarer  noeh  «m1  ssltsner  als  die  blttte  der  alo^ ,  welete 
man  alle  hundert  jähre  nur  einmal  sehent,  hat  die  weit  nie  seines 
gleiehen  gesehen.' 

Wie  sehr  übrigens  Sims  selber  den  dichter  und  denker  Moli^ 
schätzt,  zeigt  noch  II  322.  er  bespricht  daselbst  Lessings  ansieht 
(Iber  die  offenbannig  gottes  in  der  menschheit.  da  heiszt  es :  ''gott 
offenbart  sich  am  meisten  in  den  geistern,  welche  die  groszartigsten 
ideen  auffassen  und  von  den  edelsten  antrieben  regiert  werden, 
und  als  solche  roänner  nennt  Sime  vor  allen  andern:  Plato, 
Shakespeare,  Meliere  und  Newton.'  männer  wie  diese  zeigen 
uns  das  menschliche  leben  von  einer  neuen  und  vorhernicht  geahnten 
Seite ;  sie  erheben  ihre  mitmenschen  auf  einen  standpunct,  von  wel- 
chem das  auge  ein  weiteres  feld  zu  überschauen  im  stände  ist;  und 
dies  thon  sie ,  weil  die  göttliche  knit  in  ihnen  grösser  ist  als  in  der 
gewöhnlichen  menschheit.' 

In  dem  zweiten  gespräch  zwischen  Ernst  und  Falk  bemerkt 
Falk :  'wenn jetzt  ein  Deutschereinem  Franzosen,  ein  Franzose  einem 
Engländer  begegnet,  oder  umgekehrt,  so  begegnet  nicht  mehr  ein 
bloszer  mensch  einem  bloszen  menschen,  die  vermöge  ihrer 
gleichen  natur  gegen  einander  angezogen  werden,  sondern  ein  sol- 
cher mensch  begegnet  einem  solchen  menschen,  die  ihrer  ver- 
schiedenen tendenzen  sich  bewuszt  sind,  welches  sie  gegen  einander 
kalt,  aurückhaltend,  mistrauisch  macht,  noch  ehe  sie  für  ihre  einzelne 
person  das  geringste  mit  einander  zu  8cha£fen  und  zu  teilen  haben. 

Emst,  das  ist  leider  wahr.' 

Sime  knüpft  hieran  die  bemerkung  (II  286) :  'wenn  Lessing  viel 
gegen  die  Franzosen  schrieb,  so  geschah  dies  nicht  aus  einem  gefühle 
des  neids  oder  der  Unduldsamkeit,  er  wüste  wol  jene  glänzenden 
eigenschaften  zu  schützen,  welche  seit  Jahrhunderten  Frank- 
reich solchen  reiz,  solche  anziehungskraft  erteilthaben 
und  welche  es  noch  nicht  verloren  hat;  aber  des  geistige 
leben  der  Deutschen  war  dnroh  ihre  domme  vergötternng  Frankreichs 
inedeigedrlidtt  nnd  erkennte  sie  nnr  dadortdi  befifeien,  das«  er  ihrem 
gOtsenhüde  die  loflligiten  soldlge  vemetite,  weMie  er  ansrnteilen 
im  stsnde  war.  dsher  zeigen  ans  seine  sefarlften  niekt  ssfine  ganse 
meinnng  über  Frankreich,  sie  gehen  mis  nar  den  tadel  nnd  swar  in 
mOgliclist  sekaifer  tom.  das  gnte,  was  er  ron  Fhaikrsieh  daohte> 
anseinander  sn  setsen,  sofaieii  Mut  an  der  seit,  man  darf  wol 
sagen,  dass,  wenn  er  jetst  lebte,  er  sieh  bestreben 

^  die  vollständigen  urteile  sind  abgedruckt  in  dem  buche:  Eng- 
lands urteil  Uber  Molilre,  von  dr.  C.  Humbert,  Bielefeld  und  Leipzig, 
QiOker  1878. 


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Zur  LeBBing-litteratur. 


9Ö 


wttrde,  nicht  Vorurteile  gegen  Frankreich  zu  wecken, 
sondern  dessen  vorzttge  und  tugenden  anzuerkennen.' 

Hiennit  atimmen  folgende  an  «ndwen  stellen  von  Lessing  selber 
ausgesprochene  nnd  befolgte  gnmdsitce.  man  findet  sie  snm  teil  in 
der  drunstorgie  selber,  so  stOoK  IX  bei  der  bearteünng  von  Oronegl» 
Cedms:  *der  gute  sehviftsteller  bat  immer  die  erlenohiesten 
und  besten  seiner  seit  und  seinei  laädes  in  «ngen,  mid  nor 
was  diesen  gefallen,  im  diese  rubren  kann,  wftodiget  er  an  schreiben'. 

Lessing  Terteidigt  einmal  die  nnanstjndigkeitan  der  gefimgenen 
des  Kantas:  *ee  ist  die  grOste  nngetecbtigkeit,  meint  er  da,  cUe 
nun  gegen  einen  alten  Behriftsteller  anstlben  kimn,  wenn  man  ihn 
nach  dstt  jetxigeB  ibinersn  sitten  beurteilen  will*  man  man  sksb 
durchgängig  an  die  stelle  seiner  seitgeno  s  s  e  n  setzen  •  wenn  man 
ihm  nicht  fehler  andichten  will,  welche  bei  ihm  keine  sind'. 

Und  endlich  in  der  ankfindigong  der  dramatnrgie  selber :  'man 
bat  keinen  geechmack,  wenn  man  nur  einen  einseitigen  gesehmack 
hat,  aber  oft  ist  man  desto  parteiischer,  der  wtJire  gesehmack  ist 
der  allgemeine,  der  sich  Uber  Schönheiten  von  jeder  art  verbreitet, 
aber  von  keiner  mehr  vergnügen  nnd  entztteken  erwartet,  alaeienaeh 
ihrer  art  gewfthren  kann'. 

Hätte  es  sich  damals  nicht  darum  gehandelt,  das  auf  dem  vater- 
lande lastende  französische  joch  zu  brechen ,  so  würde  Lessing  auch 
die  Franzosen  von  diesem  standpuucte  beurteilt  haben,  in  unseren 
tagen,  wo  man  unseren  landsleuten  eher  alles  andere  vorwerfen 
kann  als  tibermBszige  gallomanie ,  würde  Lessing  sich  anders  über 
sie  geäuszert  haben,  seine  grösze  bestand  gerade  darin,  dasz  er  gegen 
jede  einseitigkeit  der  zeit  mutig  und  unerschrocken  den  kämpf 
aufnahm,  die  einseitigkeiten ,  welche  er  heute  bekämpfen  würde, 
wären  auf  ästhetischem  gebiet  vor  allen  andern  die  grassierende 
Verachtung  der  französischen  litteratur  und  der  götzendienst  der 
Shakespear  omanen . 

Zum  scblusz  noch  einige  worte  über  die  ausgäbe  der  drama- 
targie.  es  ist,  ich  wiederhole  es,  eine  sehr  fleiszige  und  gewissen- 
hafte arbeit,  wenn  ich  von  meinem  standpuncte  aus  einzelnes 
daran  habe  tadeln  müssen,  so  miisz  ich  hinzusetzen,  dasz  wahr- 
scheinlich die  meisten  meiner  landsleute  sich  solchen  tadel  in  noch 
grSfizerm  masze  zugezogen  haben  würden,  ich  wtlnsohe  ihr  den 
besten  erfolg,  vor  allem  aber  den,  dasz  sie  mit  dazu  beitragen  möge, 
dem  grossen  kritiker  und  seinem  werke  neue  nnd  aufmerksame, 
denkende  leser  zu  TcrscbaiFeB. 

BnLBFSLD.  C.  HüMBIIT. 


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96 


Zum  wUgtoawitrriflhli  wf  gymnanen. 


ZUM  BSLIGIOmUNTBBHICHT  AUF  0TMNA8ISN. 

LSBEN  UND  CHAfiüCT£R  ABBAHAMS. 

Dem  forf.  nachfolgeadfia  wtni^  W  dem  in  der  aufschrift  ge- 
nMBtiil  gegenständ  €Uie  probe  zu  geben,  wi«  derselbe  in  der  bibli- 
schen religionsgescbichte  auf  der  stufe  des  obergjm- 
ilftBiume  SA  bebandeln  sein  möchte«  mkd  ee  «kht  verargt  werden« 
wean  er  einige  peEeOaliobe  bemerknngen  ▼4>nnsscbickt,  wie  weben 
dnrch  die  natur  der  sache  geboten  eiad.  vor  fünf  jähren  nntemahm 
ieb|  in  vier  artikeln  des  Würtemb.  comepondenzblattes  für  gelehrten- 
und  realschulen  1873,  s.  18 — 185,  die  mancherlei  eigentümlichen 
Schwierigkeiten  auseinanderzusetzen,  denen  der  Unterricht  in  bibli- 
scher geschichte  und  bibelkunde  für  die  genannte  Altersstufe  begeg- 
net und  daran  die  darlegung  der  gesichtspuncte  und  grundsätze  za 
knüpfen,  denen  gemäsz,  nach  meiner  ansieht  und  auf  grund  viel- 
jähriger erfahrung,  vornehmlich  die  drei  hauptfragen  zu  beantworten 
seien:  was  in  diesem  fach,  wie  und  in  welcher  zeitordnung  es  in  dem 
vierjährigen  gymnasialkurs  gelehrt  werden  soll,  der  sachkundige 
sagt  sich  selbst,  dasz  dabei  viel  weitere  und  wichtige  fragen  zur 
spräche  kommen  musten,  z.  b.  welche  begronzung  der  lehrstoff  er- 
fordere, welche  ansprüche  der  gegenwärtige  stand  der  bibelwissen- 
schaft  mache,  wie  der  Unterricht  beschaffen  sein  müsse,  wenn  er  den 
pflichten  und  rechten  der  lehrenden  und  lernenden  subjecte  sowie 
seinem  letzten  praktischen  endzweck  gerecht  werden  wolle,  welche 
Stellung  er  der  kritik  gegenüber  und  auch  zur  Lutherschen  bibel 
einzunehmen  habe  und  dergl.  zu  diesen  artikeln  wollte  sodann  mein 
Programm  vom  Jahre  1876:  "die  biblische  geschichte  in  ihren  ersten 
anfangen'  eine  ergänzung  liefern,  in  der  art,  dasz  darin  eine  der 
praxis  entnommene  probe  für  die  dort  dargelegte  theorie  gegeben 
wurde,  ein  zweck,  dem  auch  schon  das  frühere  programm  vom  Jahre 
1856:  'Uber  Ruth,  ex  Hebrais  in  Latinum  versus  perpetuaque  inter- 
pretatione  illustratus'  in  seiner  art  zu  dienen  bemüht  war.  gleicher- 
maszen  wurde  in  derselben  absieht  in  den  neuen  jahrb.  ftlr  philologie 
und  Pädagogik  2e  abt.,  auszer  anderen  aufsätzen  ^zur  f^rdernng  der 
bibelwissenschaft  im  gymnasium'  1878  heft  2  und  3  eine  weitere 
probe  yeröfifentlicht  von  der  mir  netwendig  scheinenden  behandlung 
der  drei  vorbegriffe  des  religioneimlemebiB:  'leligion,  offiBnbarung 
nad  beilige  sidirifl^«  «odüeh  sollte  anqb  min  hätnig  m  dar  feit- 
sohrift  für  das  Tübinger  nnlyersitfttsjubilttniB  im  jabre  1877:  *g5tt- 
liöhes  mid  mensobilifäes  in  der  heiligen  sohrift*  zeigen,  welche  an- 
sdiaunngen  yon  ofTenbanuag  und  bibel  meines  eraehtens  einem 
frnohtbKÜigenden  nnd  dem  stimde  der  jetzigen  Wissenschaft  entspre- 
dienden  reUgionsontemcht  in  nnsmn  schulen  zu  gründe  zn  legen 
seien,  nun  mfkdite  ich  im  nachfolgenden  eine  dritte  probe  geben, 
wie  dieser-  nntenicht  beechaffian  sein,  welcher  stoff^  in  welchem  nm- 
fang  nnd  zugleich  mit  welcher  be8chri(iikimg  mitgeteilt  werden  soll. 


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Zum  nligiQiiiBDlinMlii  «nf  gpammuu 


«I  gwehidit  dias  in  der  besondeiea  absiohfci  vm  auszerdam  in  oUidiii 

ganz  concreten  stofife  darzuthun,  wie  der  YwL  in  einer  grOszerea 
achriffe,  die  unter  dem  üfeel:  ^iiilfsbuch  zum  yerst&ndnis  der  bibel, 
zunächst  ftlr  den  religioBnmliiiioht  (d.  h.  für  den  lehrer  desseUm) 
aaf  der  stofe  des  obergymnasioms',  so  gott  will,  im  laufe  dieses 
jabres  zu  erscheinen  b^innt,  die  ganze  bibel,  vorerst  das  alte  testa- 
ment,  zu  behandeln  und  damit  der  schul  weit  der  deutschen  evange- 
lischen kirche  ein  bisher  nicht  vorhandenes  lehrmittel  darzubieten 
gedenke,  in  hohem  grade  erwünscht  und  dankenswert  und  zugleich 
für  die  sache  selbst  nicht  minder  förderlich  wäre  es,  wenn  mir  über 
das  hier  mitgeteilte  bnichstück  biblischer  geschieh te  sowie  über  die 
früheren  aufsätze,  noch  bevor  die  Veröffentlichung  des  gesamtwerks 
ihren  anfang  nimmt,  offene  winke  und  kundgebungen  in  diesen 
blättern  oder  auf  privatwegen  zukämen,  seis  zur  ermutigung  für 
die  schwere  aufgäbe,  seis  zur  belehrung  und  Weisung,  wo  etwas,  zu- 
mal in  den  anmerkungen  oder  auch  sonst ,  zu  bessern ,  zu  ergänzen 
oder  wegzulassen  wäre,  ist  ja  doch  das  masz  dessen,  was  wegzu- 
bleiben hat,  so  grosz  als  dessen,  was  geboten  werden  musz  und 
was  wenigstens  der  lehrer  wissen  muss. 

Yorbemerkangen« 

Die  biblkidMi  quelle,  ans  der  wir  die  kenntnie  sowol  des 
lebensgangea  als  des  Charakters  Abrabams  in  seinem  ▼erbSltais  za 
gott  ond  den  mensohen  sohQpfeii,  isi  1  Mos.  oder  genesis  (s.  einl* 
cap.  2,  Uber  die  heilige  aehnft)  11,  36—25»  18. 

Nach  dem  gOtUiohen  rathichlnas  war  die  fiunilie  Abrahams,  ein 
xweig  des  aemitisehen  atammea',  bestimmt,  als  Werkzeug  einer  be* 
sondern  offmbarnng,  mamlBstatton  nnd  iiispiration  gottes  (a.  eisL 
übsr  offonb.},  das  kOnftige  heU  des  menachengesehleehta  amabahiieiu 
mit  dieser  iamilie  boginnt  die  eigentüebe  altteatamentliohe  gesobichte 
und  zwar  mnScbat  ida  familiengesehiehte  der  sogenannten  erz* 
Täter  im  engem  simi,  Abraham,  äak,  Jakob  und  Joseph,  im  gegen- 
sats  zu  der  Urgeschichte  genesis  1 — 11, 25  einerseits  und  zu  der 
mit  Mose  beginnenden  volksgeschichte  anderseits» 

Zuvor  £ib6n  wir  aber  den  Schauplatz  dieser  geaokiehte 
im  umrisz  kennen  zu  lernen,  das  land,  in  das  Abram  gewiesen  wurde 
und  das  mit  besonderer  Weisheit  gottes  zu  ansführung  seines  rath- 
Schlusses  auserwöhlt  .war« 

A)  das  land  Kanaan*  äuszerlich  betrachtet, 

a)nach  seinen  natürlichen  Verhältnissen  (wie  auch  heut- 
zutage politisch,  ein  teil  von  Syrien),  aerfttUt  in  vier  einander  pa^ 
rallellaufende  streifen: 

^  in  genesis  11,  10—25  wird  das  gesehleeht  Sems,  des  MUesien  <br. 
drei  söhne  Noahs,  durch  nenn  glieder  hanmteigefHhrt  bis  auf  Tharah 
(Terach),  den  vater  Abrains. 

'dername  Kanaan,  richtiger  Kanaan,  d.  h.  niederimg»,  scheint 
entstanden  m  ssIb,  als  die  sttdSstUolieB  (s.  eaten)  einwandeier  sloh  an- 
^i^^fhak  an  dem  phöaiiischsn  kfiste&saom  niederlleiaen  uad  werde  .daai^ 

V.Jdurb.£]iU].«.^  n.  ibt.  IS»,  hft.  t.  7 


I 


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96 


Zna  xeügioiiraiiisrrieht  auf  gymmifwi 


I»  den  im  norden  sohmalmi ,  im  Mm  swOIf  standeii  braleii 
kSsleBftrieli  mit  dtn  drd  ibenen :  1)  von  Akko  (PtolemtiB),  um  den 
meerbusen  gleichen  namens,  2)  yon  Saron,  attdlich  Ton  Eiarmel  bis 
Joppe,  3)  von  Sephela,  südlich  davon  bis  zur  südgrenze  des  landes. 

II.  das  irosliiordanische  gebirgs-  nnd  hochland,  das  zum  mittel- 
meer  in  tamssan,  znm  Jordan  steil  abfiUtt,  snr  kalkformation  gehflrt 
und  yon  nordm  nach  sflden  allmählich  von  etwa  850  bis  zu  550  m, 
sieh  abdacht,  man  unterscheidet :  1)  das  galiläische  hochland,  vom 
flusz  Leontes  an  bis  zur  ebene  Jisreel  mit  dem  bach  Ejson,  2)  das 
südlich  davon  bis  zur  arabischen  wüste  sich  erstreckende  hochland. 

in.  das  Jordanthal,  parallel  mit  der  küste  des  mittelländiscben 
meeres,  etwa  60  km.  östlich  von  derselben,  von  norden  nach  Süden 
in  tiefer  einsenkung,  mit  steilen,  in  zwei  terrassen  aufsteigenden  rän- 
dern ,  zum  toten  meer  sich  erstreckend  und ,  jedoch  nur  scheinbar, 
bis  zum  älanitischen  meerbusen  sich  fortsetzend,  in  der  bibelJordans- 
aoe,  jetzt  el-Ghor  genannt. 

lY.  das  Ostjordanland  (Peräa ,  d.  h.  das  jenseitige)  an  das  ge* 
birgeHermon  sich  anlehnend,  eine  steil  aus  dem  Jordan thal  bis  850 
m.  aufsteigende  hochebene,  die  in  alter  zeit  in  die  oft  genannten 
teile  zerfiel:  1)  das  basaltplatean  von  Basan  im  norden  und  süden 
vom  flusz  Hieromax  (Jarmuk),  2)  Gilead  um  den  Jabbok  herum, 
3)  südlich  davon  die  sogenannte  ^ebene'  bis  zum  Amonflusz. 

Einzelgebirge  sind  I.  im  Westjordanland,  im  norden  in 
Galiläa:  1)  das  gebirge  Naphthali,  Östlich  von  der  ebene  Jisreel 
das  gebirge  €Klboa,  die  berge  Tabor  nnd  Karmel;  2)  im  mittiern 
land  das  gebirge  Ephraim  mit  den  beigen  Ebal  wiä.  Qariam  bd 
Sichern,  3)  im  lüden  das  gtlrirgt  Jnda,  mit  dem  Oelbeig  im  osieB 
von  Jerusalem  (8S8  m.);  H.  im  Osljordanland  1)  der  Hen&on,  vB^ 
Sprung  des  AntiHbanon,  3000  m.  hocli,  2)  der  gebirgszug  von  HaniiD 
(Basan),  3)  von  Oilead,  4)  von  Moab  mit  dem  Abarimgebirge,  tob 
dem  der  nordwestliche  teil  Pisga  hiess.  der  borg  Nebo  ist  die  be- 
kannteste spitse  des  letsteren. 

Toll  den  gewSssern  sind  zn  merken: 

L  fünf  sähende :  1)  zwei  meere,  das  mittelUndisohe  nnd  ehr 
arabische  meerbusen  (das  rothe  meer)  mit  seinen  swei  bnckteB,  äm 
flanitisdien  meerbusen  im  osten  und  dem  km^^litanischen  mee^ 
bösen  im  Westen  (schilfmeer),  2)  drei  seen:  Meromsee,  d.  h»  das  eben 
Wasser,  anf  der  obersten  stufe  des  Jordan,  der  see  Tcn  Geaenntb 


dem  Bog.  ganzen  Westjordanland  zwischen  dem  Jordan  nnd  mittelmeer, 
das  sowol  die  Israeliten,  als  die  Phönizier  nnd  Philister  bewohnteoi 
später  jedoch  wiedenim  nur  jene  kfistenstriehe  gegeben,  gerade  le 
wurde  der  weitere  name  des  lande«  Palästin»,  in  d«r  bibel  nar 
8.  V.  a.  Philisterland,  in  der  südlichen  küstenebene  von  den  griechi- 
schen und  römischen  Schriftstellern  auf  das  ganze  land  aasgedehat 
die  biblischen  namen  aber  sind :  land  der  Hebräer  (d.  h.  der  ?on  jM^ 
■eite  des  stveais,  des  Bnphrat,  gekommenen),  land  IsBaeH  bei  den  pro- 
pheten:  land  des  herm,  heiliges  land,  im  neuen  teslameat:  gele^MBi 
d«  b.  verheiaBenes  Und. 


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Zum  xeligiiMitiintemcht  auf  gjmnuam 


9» 


(galiläisches  meer  oder  see  von  Tiberias)  am  aade  von  dessen  iwuiev 
afcufe,  24  km.  lang,  6  km.  breit,  und  das  sogenannte  todte  meer,  in 
der  bibel  Salzmeer,  bei  den  classikem  Asphaltsee  genannt,  72 — 80 
km.  lang,  in  einem  von  felsen  umschlossenen  kessel  gelegen,  im 
oberen  teil  über  300  m.,  im  kleineren  südlichen  backen  nur  etwa 
4 — 5  m.  tief,  merkwürdig  durch  seinen  auszerordentlichen  Salzgehalt 
(257o)}  luid  noch  mehr  durch  saiAe  tiefe  läge  nntar  dam  Spiegel  des 
nüttelmeeres  (420  m.). 

n.  sieben  flieszende:  der  Jordan,  entspringt  am  südabhang 
des  Hermon  (Antilibanon)  aus  vier  quellen  und  flieszt  in  drei  stufen 
mit  27  Stromschnellen  in  das  todte  meer,  nach  tiefe,  breite  und  aus* 
sehen  gleicht  er  der  schwäbischen  Enz;  drei  im  Westjordanland: 
Kison  (s.  oben),  Kidron  bei  Jerusalem,  der  bach  Aegyptens  (Bhino- 
corura),  an  der  südwestgrenze  Kanaans,  drei  im  Osten:  Hieromax 
(Jarmuk),  Jabbok,  Arnon  im  Moabiterland. 

b)  hinsichtlich  der  bevölkerung  in  den  ältesten  zeiten  vor 
eiuwanderimg  der  Israeliten  hat  man  zu  unterscheiden: 

I.  Ureinwohner,  die  unter  dem  allgemeinen  namen  Bepbaim, 
d.  h.  die  langgestreckten,  ^riesen',  auch  Enakskinder,  nnd  mit  den 
besonderen  namen :  Emim,  Susim  (Samsununim),  Ayria  dnnnd  dort 
im  alten  tertanwnt  genannt  worden  nnd  Ton  denen  in  luatorisöher 
seit  in  Basaa,  bei  Hebron  nnd  anf  dem  gebiige  Seir  noeh  ftbeneete 
Torbandon  waren« 

IL  eingewanderte  etftmme:  1)  vom  slldoeten  (perBiBefaen. 
meerbneen)  ber  die  Eanaaniter,  nicht,  wie  man  YQn 
himitiaohem«  eondem  von  eemitischem  stamm,  zum  teil  dnroii  die 
Israeliten  in  den  nSrdlichen  winkel  gedrftngt  (Pb^nisder),  inm  giG- 
anren  iml  aber  nnter  die  Israeliten  gemischt  nnd  (s.  Gen.  10, 15— 
19.  16 f  19 — 21)  nnter  den  namen:  Amoritery  Hethiter,  Heviter, 
Jebvsitar  u.  a.  erhalten;  2)  von  westen  ber:  FhiL'ster,  d.  b.  ein* 
nanderer,  dXXö<puXot  LXX,  wol  ancb  Yon  semitischem  stamm,  nach 
anderen  Pelasger,  zu  verschiedenen  zeiten  eingewandert,  vor  Abram 
ans  Aegypten  (daher  scheinbar  gen.  10^  14*  Hamiten),  ziemlich  spä- 
ter dann  von  Kaphtor,  d.  i.  Kreta  her,  worans  sich  der  doppelname 
Krtti  (Kreter)  nnd  Pleti  (=  Philister) ,  leibwache  Davids ,  erklärt« 
ZQ  merken  sind  ihre  fttnf  stftdte:  Asdod,  Graza,  £kron,  Gath,  Askalon|. 
3)  von  Süden  her  kamen  arabische  stämme :  Amalekiter  Bicht.  5, 14. 
17,  15  und  Kcniter  (ein  zweig  der  Amalekiter  oder  Midianiter) 
1  Sern.  15,  6.  30,  29,  diese  zugleich  mit  den  Israeliten. 

B)  das  land  Kanaan  nach  seiner  innerlichen  bedeatnng 
fUr  die  bestimmung  Israels. 

Dieses  kleine  land,  etwa  500  qoadratmeüen  gross*,  hat  schon 

'  die  grenzen  des  landes  sind  nach  den  biblischen  angabent 
Kiun.  34,  1  ff.  Jos.  18,  1  ff.,  im  osten  die  arabifehe  wflate;  im  sBdan 

flür  das  ostland  der  Anas  Arnon,  fOr  das  westland  die  linie  von  der 
BÜdspitze  des  todten  meeres  bis  zum  bach  Aegyptens;  im  norden  das 
LibanoDgebiet  mit  dem  Orontestbal  (Hematb»  richtiger  Hamatb,  später 

1* 


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100 


Zum  MUgkM&torridkt  auf  gyamikwi, 


durch  seine  weltstellung  überhaupt  eine  höchst  bemerkenswerte 
eigentümliebkeit,  welche  darin  besteht,  dasz  sich  hier  die  grösten 
gegensätze  vereinigen,  einesteils  liegt  es  in  unmittelbarer  nähe  der 
bedeutendsten  culturvölker  des  westlichen  morgenlandes  und  da, 
wo  die  drei  erdteile  der  alten  weit  sich  am  meisten  näherten ;  andern- 
teils  ist  es  dennoch  abgesondert  von  diesen  andern  alten  culturlän- 
dem  durch  wüsten,  durch  die  hohen  gebirge  im  norden,  durch  die 
dem  verkehr  ungünstigen  meeresströmungen  und  weil  für  die  haupt- 
TÖlkerstrasze  vom  osten  an  das  mittelmeer  ein  besserer  weg  als  durch 
Kanaan,  nemlich  durch  das  nördlich  gelegene  und  nach  dem  meer 
geöffnete  Orontesthal,  gebahnt  war.  durch  diese  beiden  umstände 
war  schon  im  allgemeinen  dieses  land  vor  vielen  andern  ganz  dazu 
geschaffen,  dasz  sich  in  ihm  ein  volk  zu  politischer  und  religiöser 
Selbständigkeit  ausbilden,  zugleich  aber  auch,  nach  umständen,  wie- 
derum mit  der  übrigen  alten  weit  in  Verbindung  treten  konnte. 

Das  eine  wie  das  andere  machte  es  nun  aber  insbesondere  ge- 
eignet, dasz  das  volk  Israel  hier  die  ihm  gerade  in  der  Weltgeschichte 
angewiesene  bestimmung,  so  gut  als  sich  nur  denken  läszt,  zu  er- 
füllen vermochte,  dieses  volk  hatte  ja,  wie  sich  schon  im  leben  sei- 
nes stammyaters  Abram  zeigt,  die  gedoppelt«  bestimmung:  einer- 
8«itB  die  offenbanmg  gotte»  nad  Miiiil  die  waluc«  rtUgioA  in  semer 
mitte  aelbsttodig  bmnwadbsen  mudnito  in  kseeii,  «nderaeiti 
selbe  im  laufe  der  selten  unter  alle  TÖlker  der  erde  sn  verbreiten. 
für  diese  beiden  «wecke  war  dieses  land  in  ganz  eigentHmlichsr  weise 
nnd  Torsngswcise  geeignet. 

Denn  erstlieh  wurde  hier  die  bildong  nnd  eniebnng  dieses  spe- 
cifiseh  religiösen  Yolkes  dmra^  die  natOrliehe  läge  des  laades  unge- 
mein gefördert  dasz  die  eben  erwthnte  absonderong,  die  inselartige 
abechliesznng,  wesentHeh  dam  bettmg,  ja  .wol  notwendig  war,  ein 
volk  gerade  andi  su  sttÜidier  nnd  religiöser  selbstlndigkeit  sieh 
entwickeln  xn  lassen,  gebt  ans  dem  schon  erwSbnten  berfw.  ge-  * 
siehert  nnd  gesebatst  war  diese ,  fremden  einfltlssen  entsogene  ent- 
wieklong  auszerdem  noch  durch  den  nmstand ,  dasz  Kanaan  wegen 
seiner  vielen  berge  nnd  höhlen  ungemein  leicht  gegen  Störungen 
nnd  feinde  von  auszen  verteidigt  werden  kann,  treffend  nennt  diäier 
Jesaia  (5, 1. 2)  sein  heimatland  einen  wolverzäunten  weinberg.  noch 
mehr;  je  schärfer  man  aacb  noch  andere  eigentümlichkeiten  des  ^ge- 
lobten laades'  (aam.  2)  ias  ange  faszt,  desto  stärker  drängt  sich  die 
überzengpuig  auf,  wie  ansnebmend  förderlich  und  dienlich  dasselbe 
für  den  zweck  ist,  den  Israel  zu  erfüllen  bestimmt  war.  wenn  es 
wahr  ist,  dasz  die  frömmigkeifc  yomehmlich  zwei  selten  des  mensch* 

Epiphania);  im  weiten  das  grosse  meer,  d.  i*  mittellladisehes  meer. 
allein  dieser  umfang  des  landes,  prophetisch  sogar  bis  zam  Enphrat  nnd 
Nil  aasgedehnt,  war  dem  volk  Israel  nur  bestimmt,  in  Wirklichkeit  aber 
blosz  unter  David  und  Salome  erreicht,  einigennasBen  auch  zur  zeit 
Jeta  unter  dem  grosskönig  Herodes  (mit  seinen  fBnf  teilen),  sonst  aber 
im  nordwesten  nnd  süden  beschränkt,  so  dasi  er  im  dmrelu^dudtt  h0eli- 
■tens  600  qnadratmeilen  betrog. 


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101 


liehen  gemitli  erfaMim,  wecken  «d  ttlriBen  soll,  die  erheboiig  Uber 
da«  siohibare  und  yergftngliche  SQ  einem ondditbaren ,  ewigen,  hei* 
Ilgen  gott  und  die  demütiguog  unter  seine  gewaltige  hand,  Minen 
oft  so  dunkeln  und  doch  heilsamen  rathschlusz :  in  welcher  emgebiing 
^«nintMi  diese  zwei  religiösen  grandgefiUüe  eindringlidiMr  mehge- 
mfen  nnd  fortwährend  wach  erhalten  werden,  als  in  diesem  lande? 
wol  ist  es  (J)wL  11,  9  ff.)  ein  land,  Ma  milch  und  honig  innen 
flieszt',  das  unerschöpflich  fruchtbar  ist,  welches  aber,  im  gegensats 
Ton  Aegypten,  anderseits  nur  bei  harter  arbeit  und  'wenn  der  regen 
vom  himmel  es  tränket,  wenn  die  äugen  gottes  darauf  sehen  von 
anfang  des  jahres  bis  ans  ende',  den  bewohnern  seinen  segen  spen- 
det und  ihr  leben  fristet,  das  eine  nun  wie  das  andere  ruft  fort  und 
fort  das  gefühl  der  abhUngigkeit  von  dem  herrn  himmels  und  der 
erden,  das  gefUhl  des  dankes  und  der  liebe  gegen  ihn  und  das  be> 
wustsein  hervor,  dasz  man  diesem  gott,  wenn  er  soll  segnen  können, 
gehorsam  schuldig  sei.  da^i^egen  ist  hinwiederum  kaum  irgend  ein 
land  der  erde,  das  in  solchem  grade  wie  Kanaan  durch  die  vielen 
landplagen,  erdbeben,  glut winde,  beuscbrecken ,  dürre,  pest  und 
aussatz  sowie  durch  die  Furchtbarkeit  der  umliegenden  wüsten  den 
gegensatz  von  tod  und  leben,  von  mangel  und  überflusz  fühlbar 
macht  und  dadurch  einen  ernsten  sinn  pflanzt,  gott  nicht  blosz  lieben^ 
sondern  vor  allem  fürchten,  unter  ihn  sich  in  demut  fügen  lehrt. 

Fürs  andere  war  dieses  land  ebenfalls,  wie  kaum  ein  zweites, 
geeignet,  der  erreichung  des  weiteren  zwecks,  dasz  von  hier  aus  die 
wahre  religion  über  alle  länder  der  erde  sich  verbreiten  sollte,  zu 
dienen,  in  der  mitte  der  drei  erdteile  der  damals  bekannten  weit, 
auf  der  brücke  des  alten  Welthandels  des  morgenlandes ,  am  kreu- 
znngsort  für  die  semitischen  Völker  gelegen,  konnte  es,  als  die  zeit 
erflülei  wer  tmä  voUends  auch  noch  das  band  einer  allgemeinen 
spreshe  die  v^flker  der  gansen  elte  weit  nmspannfte,  gerade  von 
jeh  ans  den,  solm  dem  Aham  tulisifflesnen  mid  dmroh  ihn  .nnd  seir 
nen  Samen  allen  vOlkem  in  snssieht  gasteUtflii  segen  Isiehter  nnd 
neeher  eis  andere  linder  in  alle  weit  anssMmen  lassen» 

Wie  daher  in  derselben  gegend  ans  lludiolienmreBoliendieiiUk 
niaier  dnnh  bandel  mid  sehiAlirteine  weltgesehiebtUebehedentong 
erlangt  haben,  so  hat  das  israelitisebe  volk  seine  beeondere,  gott» 
geordnete  anil^^be  in  der  gesohiehte  der  mensehh^t»  der  triger  der 
walum  religion  sn  seht,  auf  diesem  boden  besesr  als  irgendwo  sn 
losen  nnd  seine  dc^pelte  bestimmmig  sn  erftUlen  vermooht» 

Dies  war  das  land,  in  Wiehes  Alnwm  am  das  jähr  9000  v.  Gh.^ 
«nwanderte.  dort  lebte  er  in  dessen  mittlerem  nnd  sfldlichmn  toi 
als  nomade  bis  sp  seuiem  tode  im  17fin  lebenqahre. 

^  auf  den  seitpunct  2130 — 2140  für  die  einwanderung  führen  die 
bibl.  angaben:  Bzod.  12,  40.  1  k5a.  6,  1.  nach  aaderea  bereehauDgen 
wird  ladee  bald  •ine  viel  Mbere  baU  efaM  weit  apüere  seit  aDgenoauMii. 

(tohhiss  folftb) 


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102 


Die  belagerung  ?on  AMa. 


18. 

DIS  BELAGEBUNQ  VON  ALESIA« 
(GMk  h.  «.  7,  e»— ML) 


Die  Veranlassung  zn  «hier  erneuten  Untersuchung  über  die  be- 
fttgwrong  Yon  Alesia  gaben  dem  imteraeiolmeten  zwei  neuere  erechei- 
nimgea  anf  dem  gebi«le  d«r  OlflaiiKilmter,  die,  b^de  dem  sachlichen 
wMadniflM  der  ealialjugend  VMtiBimti  doek  bt  gMU  veradriedetter 
weise  ilizw  ftofgabe  geMBhl  nwefdeamsiuiktfakbe]^  der  profesBor 
la  kgl.  lealgjnmaiiiiai  in  8tattgart,  Hem*  BMnkardt,  liiit  kt  den 
Beilage  von  P.  Keff  ehM  cweHe  umgearbeitete  enflage  selfier  Mlw- 
ten,  Im  wein  niit  eeiaem  Auniiielir  versterbenen  oellegeii  prof. 
Btttber  benNUgegebenea  illaelrlerteii  auegäbe  dee  Otar  eridhei- 
mm  lawett  und  wtar  in  der  geetilt,  deae  weglafleunig  sluflieher 
grawmwtischer  wA/tm.  fleiaea  ftttheren  mitarbeitai  Jetct  anr  die  ^veal- 
philologisohea  auateikuiigea^  Hbrig  geUieben  nad.  aaderselts  M 
TOI  E»mpen  seinen  pkn  answrftthren  begOBaea:  Miejenigea  elelka 
der  auf  edinlea  gelesenen  daBsüier,  die  ohne  gnphische  damtellnng 
des  bespfoeheaea  terrains  aar  unvollkommen  verstanden  werden 
können,  durch  specialkarten  zu  illustrierea'»  dee  ersterschieneaa 
blatt|  ia  der  reihe  der  sämtlichen  für  Cäsars  commentarien  beätimm- 
iea  mit  nr.  13  heseidmeti  ^AMa,  Oaes.  b.  g.  7,  68—90%  liegt  uns 
Ter.  wir  dürfen  voraussetcen,  dasi  es  sich  in  4en  h&nden  aller  coUa* 
gen  befindet,  die  entweder  selber  mit  ihrer  Schuljugend  den  Olaar 
tradieren  oder  sich  doch  für  die  idee  des  v.  E.  interessieren,  wir 
hegen  zum  nutzen  unserer  schüler  die  hoffnung,  dasz  sich  der  wünsch 
unseres  coUegen  in  vollem  masze  erfüllen  möge,  'dasz  ihm  eine  all- 
gemeine Unterstützung  im  in-  und  auslände  entgegengebracht  werde*, 
ref.  hat  sofort  seine  schüler  der  tertia  veranlaszt,  den  plan  von  Alesia 
bei  der  lecttire  zur  band  zu  haben,  und  darf  ich  aus  erfahrung  be- 
zeugen, dasz  V.  K,  sich  um  die  schule  verdient  gemacht  hat,  indem 
er  eine  praktische  idee  ins  leben  gerufen,  die  das  interesse  des  lehrers 
wie  der  schüler  bei  der  lectüre  stets  wach  erhält  und  bei  richtiger 
leitung  des  lehrers  gewis  im  stände  sein  wird,  den  schülem  ihren 
Cäsar,  der  ihnen  hie  und  da  wol  als  ein  trocknes  buch  erschienen  ist, 
selbst  über  die  classe  hinaus  lieb  und  wert  zu  machen,  wir  bitten 
aaseni  collegen  auf  dem  betretenen  wege  rüstig  fortzuschreiten. 

Was  das  einzelne  der  ausführung  des  uns  bis  jetzt  vorliegenden 
blattes  betrifft,  so  musz  ich  allerdings  gestehen,  dasz  ich  bei  der  ge- 
meinsamen benutzung  mit  meinen  schtilorn  mehrfach  in  Verlegenheit 
gerathen  bin.  v.  K.  bat  natürlich  nach  bester  einsieht  und  mit  Zu- 
grundelegung der  durch  die  von  Napoleon  in  den  jähren  1862 — 65 
Tenoutalteten  ansgrabungen,  seine  auffassnng  und  erklSrung  des 
texte  aaf  dem  pluie  dargestellt;  ick  muis  ia  eialgtt  ffiOea  eiaor 
aadeni  anfiassnag  dea  YOrzug  gebea.  aber  doek  mäste  ioib  es  wie- 
deram  ak  eiaa  Terkitmmenmg  des  iateresses  aieiaer  sabttkr  eiaohtea, 


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DSU  beU^ftnuig  toh  AImIa.  105 

wmm  kk  for  fkne»  kvitik  an  der  floM  bouk  Mo  in  i^^iiid  ge- 
geb«i€B  karte  Utb  flboi  wdlmL  «m  ao  Mkr  alwr  »t  es  gebote&i 
den  aiacb  toi  t«  K.  mfiMman  weg  (IfiNliUdiar  beq^redmig 
ajMT  wiaaenieliaCÜielMii  aaifMiinft  m  beMeBi  daaul  teoh  Buikr- 
aeilaga  aoaqmdM  nad  geginbaweia  deh  die  aaeh  da«  Via  jeM  m- 

Ikli  da»  aohflleim  Vllttar  m  die  liaiid  g^getei  weriea,  die  dok  mXß* 
Udkafc  allaalligT  «latjawamag  arfreoan«  wir  mttssea  aa  aohon  hier 
«naapnchen,  wie  ea  weiter  nnten  im  verlaafo  der  apeoielUa  dsr- 
stellung  der  belagenmg  TO«  Aleaia  eeine  begründung  finden  znusz, 
daez  Napalaoii  die  ausgrabungen  um  Aleaia  nialil  dme  yorgefaszte 
anaiahlen  veranstaltet  und  si^  folgenschwerer  yerwaalialaBg  scbnl- 
dig  gemacht  hat,  was  ihn  manches  hat  annehmen  lassen,  das  niokft 
seine  bestätigung  in  dem  teifte  findeti  der  ans  dareh  die  bandnahnfteat 
lU>arlie£Nrt  worden  ist. 

Ton  der  arbeit  Bheinhardts  möchte  man  nicht  so  gdnstig  nr- 
tttlen  dürfen,  wie  es  dies  unternehmen  y.  E.8  so  sehr  verdient, 
ref.  hat  nicht  gewagt,  und  das  nicht  etwa  aus  rein  philologischen 
gründen,  seinen  schülem  diese  ^realphilologische  ausgäbe'  zu  em- 
pfehlen, die  unaufhörlich  sachlich,  geographisch,  antiquarisch  usw. 
erklärenden  anmerkungen  überschütten  die  knaben  und  Cäsar  wird 
ihnen  doppelt  zuwider,  alles  das,  so  weit  es  zum  Verständnis  der 
lectüre  dient,  gibt  besser,  und  weil  quantitativ  berechnet  und  ab- 
gemessen, mit  besserem  erfolge  mündlich  der  lebrer,  selbst  in  dem 
falle,  dasz  er  nicht  gerade  besondere  studien  auf  diesen  gebieten, 
was  nicht  immer  zu  verlangen  ist,  gemacht  hat.  andere  anf orderun- 
gen dürfen  wir  allerdings  an  den  herausgeber  eines  Schulbuches 
machen,  wer  ausgesprochenermaszen  schüler  belehren  will  durch 
sachliche  anmerkungen,  musz  sich  durch  selbsteigne  tiefere  studien 
und  forschungen  auf  dem  betreffenden  gebiete  befUhigt  haben.  Rh. 
hat  geoümmen,  wo  er  es  am  bequemsten  zubereitet  vorgefunden, 
er  gibt  diese  seine  quellen  für  die  anmerkungen  an,  das  sind  die  sich 
von  selber  verstehenden:  'Napoleons  histoire  de  Jules  C6sar,  dio 
werke  von  Göler ,  Büstow ,  Köchlj',  alles  andere  faszt  er  mit  'u.  a.' 
anaammen.  dazn  gehört  Lübkers  reallezicQn,  aus  dem  er  hie  nad 
dort  wBrttiok  abdruckt,  dann  wieder  aosammenaieki  oder  ia  aaslttkr* 
liaiMreiiTaKiaiiianefidaaLttltam^lhaBiaabBpielt  magdaaiaiaMr» 
kaa  im  bnahhandlariadMa  Tetkehr  aeck  erlaubt  eeSn,  kh  dadita  daah, 
aiaa  ao  wol  baantate  ('daakbw  benutzte')  tafol  kfttito  aiebt  mit  aiaem 
so  aDgonaiaan  ^  a.*  abgespeist  werden  aoUen.  nt  dBifte  warn  am 
waaigataa  wegia  aeftoker  benataaag  dee  Lfihkarsekan  lemaona  der 
aaagabe  Tonfik.  ainaii  wart  abepraoken«  aber  Bk*  bat  aorgloBir  walae 
gams  aoner  aobb  galaeaea,  dasa  das  Iiflbkersoka  radlenooa  aidit 
klaaa  die  aait  daa  CSaar  naiinat,  vnd  dock  nKttsaea  xaa^bikdoi;iMlia 
anmerkungen  zum  Casar  den  scbnler  geradein  Oftaars  aeit  und  das 
daaiaUgea  rarkaltnisse  einftlkren,  diese  specieUere  nmarbeitnag  daa 
Toiüf^gaadea  atoffba  bat  Bkr  llberaaban  nad  wrterlnanaa.  aatar  im 


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104 


Dm  belageruDg  tob  AImul 


iUnftnlioiimi  wM  to  Mbtfttii  dM  liild  ifait  ^KhniiibiA  lagm* 
datgwtellt,  68  iat  das  ana  der  aeit  der  pnaiaeh«  kii^,  wia  um 
Po^lnna  iMadukben  lial;  dam  Uatai  Bka.lOn«9blSdi0U- 
adireibTiiig  eisaa  lagen,  wie  aa  dni  jatuteadacie  später  av  aeit  daa 
Tniuk  aidi  geataltet  bstie  imd  Hyginua  naa  flbiriiatei  hat  wie 
kUBOMB  die  adiOler  aioh  danaa  TemduEMB,  wenn  iUnafailifla  «ad 
beadneibiiag  sieht  inaaaiineii  pMaen?  aber  weiter  aoeh  feriangi 
der  aehfüer  umi  Teratladiiia  daa  Olaar  geaade  eiae  aaneht  nad  der* 
atillaBg  dea  Claarisoheii  lagen,  nad  £e  will  eni  ensheitei  eeia. 
aua,  dieaer  oillhe  hat  sich  schon  Btbiiow  aatanogea,  vadwir  ktaMa 
nur  wünschen,  dasz  Bh.  bei  einer  etwaigen  neaea  anllage  aeiaea 
boches  seia  xOmiaehea  lagerbild  streiche  und  dalttr  das  von  Rfistow 
eatworfene  lager,  wie  es  mnimaszlich  dem  CUsar  aagehSrt,  den  schü- 
lera  ia  bild  und  beschreibong  biete,  bei  solcher  Sorglosigkeit  darf 
ea  ans  zweifelhaft  erscheinen,  ob  Bh.  mit  begrfiadeter  absichtlichkeit 
die  schttler  von  'balbmondförmigea  lagern'  (eaatr*  Inaata,  Caea.  b. 
Afr.  80)  belehrt,  ref.  hat  bisher  mit  BUstow  aageaoaunea,  daaz  wir 
*anter  dem  halbmondförmigen  lager  bei  Thapsns  uns  nichts  anderes 
zu  denken  haben,  als  mehrere  rechteckige  lager,  welche  durch  inter-^ 
valle  getrennt  waren,  und  die  als  ein  System,  als  ganzes  betrachtet, 
halbmondförmig  genannt  werden  konnten*,  auch  der  beigegebene 
plan  von  Alesia  und  Umgebung  zeigt  recht  störende  disharmonie  mit 
den  betreffenden  anmerkungen.  zu  2,  30  (s.  Ö6)  hat  Bh.  eine  be- 
Schreibung  gegeben,  wie  die  Börner  eine  zu  belagernde  stadt  mit 
graben  und  wall  umgaben ,  und  wie  nach  auszen  gegen  ein  etwaiges 
entsatzheer  in  einiger  entfemung  eine  zweite  befestigungslinie  in 
gleicher  weise  angelegt  wurde,  jene  erste,  innere  linie  gegen  die 
Stadt,  belehrt  er  die  schüler,  wurde  circumvallationslinie,  diese  zweite- 
nach  auszen  die  contravallationslinie  genannt,  nun  muszte  es  aber 
Bh.  aus  Rüstow  (beerwes.  Cäs.  s.  40)  und  Napoleons  histoire  be- 
kannt  sein,  dasz  'man  heute  die  linie  gegen  die  stadt  contra- 
vallationslinie, die  gegen  den  entsatz  circumvallationslinie  zu 
nennen  pflegt',  und  dasz  Cäsar  'diese  unterscheidenden  bezeichnun- 
gen  nicht  gebraucht*,  dem  philologen  mag  immerhin  wegen  des 
lateinischen  'circnmvallare  oppidum'  die  anwendung  dieser  m<y- 
demen  bezeichnungsweiae  anbequem  werden,  jeden&Ua  musz  er 
atollung  dasQ  nehmea.  aber  Bh.  bedieat  sich ,  irota  aeiaer  eigcaea 
dea  schtUem  gegebeaea  erUimng  dieaer  beidea  aoadrHoke,  SkxS  deai 
plaae  Yoa  Alesia  gerade  dea  entgegengesetxtea  aeoerea  apraoiige- 
bnmofaa  aad  bat  die  eiasohlieniiagaliBie  mit  ooatnifaUatioaaliaie 
aad  die  aacb  aaaaea  mit  cdrenmTallatioaaliaie  bezeiefaaet  daa  kaiaai 
dooh  die  aehfller  coalba  maohea.  wie  Bh.  7,  03  die  ^eunpeatre» 
maaitioaea*  ala  die  ^hiater  dem  lager  dea  Begiana  aad  Bebilaa  be- 
ftidliebea  tdle  der  xlbaiaehea  ooatraYalktioaaUai^  erkttrea  kaaa, 
iat  nnerfladlieh.  nad  weiter  hat  er  (a.  $6)  die  aehOler  voa  eiaem  latei- 
aiaohen  worte  'circomvallatio'  belehrt,  freilich  masz  ref.  gestehen, 
daea  er  vielleicdit  dieaea  irrtnm  Bh.8  yenchaldet,  da  das  Lttbken^e 


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Die  belagerang  Ton  Alena. 


1» 


laäomk  «rtar  d«m  arükel  Hühgennig'  ilMiilidli  im  «aar  airom»- 
nlMb^pfkiit.  wenn  ami  iwar  diMor  ansdniflk  dort  anr  der  ktm 
w^gen  getandbiist,  wie  MMh  heate  von  oonlntiUalioii  vnd  eixeom- 
viärtMi  geflprochen  wird,  so  toB  dennoch,  um  jeden  k!lnfli(|» 
mlBverständnis  vorzubeugen ,  dieser  anadmok  bei  mm  nmm  mt' 
läge  des  Lübkerschen  buches  entfernt  werden. 

Da  in  der  nachfolgenden  besprechung  des  r*  Kunpenschen 
pkoMS  nm  Alem  an  der  haad  dee  teactet  nnd  der  ergebnisse  der 
Mueren  aoBgrabwigen  ^mpokeons  noch  weitere  rttcksicbt  auf  Bh.  aus 
dem  gründe  zu  nehmen  sein  dürfte,  weil  er  sich  in  kriüscber  be- 
Ziehung  auf  Nipperdej ,  in  realer  hinsiebt  auf  Göler,  zwei  nicht  zu 
unterschStzende  gewährsmänner,  stützt,  so  liegt  es  im  interesse  der 
Sache,  schlieszlich  noch  auf  eine  disharmonie  zwischen  den  anmer- 
kungen  und  dem  plane  von  Alesia,  die  Rh.  verschuldet,  aufmerksam 
zu  machen,  zu  7,  83  anm.  2  (s.  186)  wird  (nach  Göler)  der  bügel, 
welchen  Vercassivellaunus  angrifi*  (erat  a  septemtrionibus  Collis),  als 
'wahrscheinlich  die  höhe  zwischen  rue  du  Chateau  und  Darcey  im 
nordosten'  angegeben,  das  heiszt  die  höhe  von  Bussy.  und  doch  be- 
zeichnet der  beigegebene  plan  von  Alesia  (nach  Napoleon)  als  diesen 
bügel  den  nordwestlich  gelegenen  M.  Il6a,  wohin  Rh.  denn  auch  den 
marsch  des  gallischen  entsatzheeres  vom  lager  aus  dirigiert. 

Die  nachfolgende  Untersuchung  über  die  von  Cäsar  beschriebene 
belagerung  von  Alesia,  in  steter  bezugnahme  auf  die  neuesten  Unter- 
suchungen Napoleons,  denen  v.  K.  namentlich  gefolgt  ist,  wird  zu- 
gleich die  nähere  prüfung  sämtlicher  einzelheiten,  wie  sie  v.  K.  auf 
seinem  plane  den  schttlem  dargestellt  bat ,  enthalten ,  und  bitte  ich 
den  herm  collegen,  ganz  abgesehen  von  der  zahl  meiner  abweichun- 
gen  von  seiner  aufEassnng,  darin  nicht  etwa  eine  rechthaberei  meiner- 
seits, sondem  tMiMlir  nvr  das  intovssse  fOr  die  schule  erblicken  zu 
woQsiL 

Yorlttufige  areignisse  in  und  um  Alesia  (e.  69.  70). 

Vaningietorii  lafsrte  sein  hesr  aa  dtr  siadtmaoMr  aaf  der  ^ 
Mm  äMadnmg  des  IL  Anzois.  da  Qtear  ffam  sofart  folgte  «ad 
riag»  auf  den  unliegandeB  htfhen  Stellung  nahm,  so  war  fttr  ika  vor- 
locht  gabotea.  am  enisBi  etwaigea  plOkUshsn  aagiiff  der  Bteer 
reehMtig  bagegaaa  «a,  ktaaea,  stellte  er  riags  am  die  atadt  waeh« 
psstea  «08  (c.  71  eopiaa  omnes,  qnas  pro  qppido  coUoeaYerat),  ebea- 
so  wie  aaeh  OSsar  seinerseiis  dieselbe  vorsieht  beobaektefte  (c.  69 
quibus  in  castellia  iaterdia  statioaes  dispaaebaatnr,  aa  qua  subito 
eruptio  fieret,  haec  eadem  noctu  excubitoribus  ac  firmis  praesidiis 
tesebuitar).  aackdem.Yercingetoiix  Ctears  absieht,  die  stadt  nicht 
uinigreifen,  sondera  einzuschlieszen,  klar  erkannt  hatte,  hob  er  die 
Wachposten  als  mmmdtr  überflüssig  auf  und  nahm  sia  ia  die  stadt 
zurück  (in  oppiduxa  reeepü).  das  lager  bestaad  fort,  es  wird  aoeh 
c.  84  erwähnt :  Vercingetorix  ex  arce  Alesiae  snos  conspicatus  ex 
oppido  agieditBr,  a  eastris  longnrios,  maseolos»  falces  reliqnaqae, 


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106 


qoM  ma^m»  OMMpiimfmt,  profert.  m  iin«r  frihapwi,  mwftk- 
mang  war  hmm  vwinlassung,  weil  die  frCUMM  «nafUle  gegen  westen 
flwriühtiit  waren f  und  deshalb  die  Gallier,  wenn  de  die  feinde  über- 
ratdien  wollte,  natürlich  nicht  unmittelbar  aus  dem  lag^  den  ab- 
hang  des  M.  AnioiB  entlang,  tondani  durch  die  stadt  zogen  (ex  oppi- 
do  egreditar).  in  yerkennimg  dieses  umstandes  haben  namenÜich 
die  französischen  erklärer  behauptet,  die  c.  71  erwähnte  eindehung 
der  Wachposten  bezeichne  die  aufhebung  dos  gallischen  lagers  vor 
der  Stadt,  und  zugleich  Untersuchungen  darüber  angestellt,  ob  denn 
die  Stadt  Alesia  wirklich  räumlich  grosz  genug  gewesen,  die  80,000 
mann  des  Vercingetorix  noch  auszer  den  bisherigen  einwohnern  in 
ihren  mauern  unterzubringen,  wir  dürfen  behaupten,  dasz  die  vor- 
geschlagene reducierung  der  zahl  auf  die  hälfte  (40,000),  noch  daatt 
an  zwei  verschiedenen  stellen  (c.  71.  77)  unnötig  gewesen. 

Nachdem  Cäsar  die  läge  der  stadt  Aleaia  und  deren  umgegend 
recognosciert  hatte,  beschlosz  er  die  anlegung  der  contravallations- 
linie  in  einem  umfange  von  11,000  römischen  schritten  (c.  69). 
nachdem  die  schanzarbeit  in  gang  gebracht  war  (c.  70  opere  insti- 
tuto),  kam  es  zu  einem  reitertreffen  in  der  ebene  von  Laumea  (in  ea 
planitie,  quam  intermisüam  coUibus  tria  millia  passuura  in  longitu- 
dinem  patere  demonstravimus),  Casars  reiterei  siegte  schlieszlich  mit 
hilfe  der  Germanen,  die  von  ihm  in  sold  genommen  waren.  K. 
TenEeichnet  anf  seinem  plane  die  flndit  der  Gidlier  am  abhänge  Mi 
M.  Anzcda  cUnot  nach  dam  Mücken  lager  hin.  wir  aeheft  daiTon  abi 
da»  jdnsa  flocirt  rm  ihm  m>lMidiit  «ttn  te  heiges  äa^gmMil^ 
imiearte  findefc-Bieh  tnine  dgrarBge  aadinfnng.  wiriiBdjidoABMli 
OiMcs  danteilang  vnwMilawt,  dit  wl  dttr^HnolitBuhi  jni(  K*  in 
li0Br,  aoadflm  im,  der  «tedt  aa  imdMB*  sddbokfi  arfolgt  dia^B^ 
Bodi  in  aimnlklMir  acdimiig»  aar  daaa.iidlidit  flialMiidiiiVfliitfiiliBtf 
menge  selber  einander  hindevlieh  sind  (se  ipsimnltitadine  impe^Unnt)t 
als  de  aber  in  die  atadtfthore,  als  die  niehsien  snflndbtsstfttten«  biaaiii- 
siOnnen,  erweieen  die  sieh  aar  aofiiahme  der  grossen  niaese  an  enge, 
isas  siclit  mab  binahilMisi,  snoht  mft  ani|gabe  dieser  thme  (angnsti- 
edlHiB  poitis  xelictis)  auflnoht  im  lager.  dabei  kommen  die  ge> 
aobwader  aus  einander,  sie  verwickeln  sich  in  einen  diehtan  knäuel 
(coaceryantur).  da  nun  sprengen  die  verfolgenden  QeiBMaian  herftD 
und  hauen  in  diasen  knSuel  ein,  die  flucht  gebt  unter  groszem  Ver- 
luste (fit  magna  oaades)  weiter  bis  an  dem  gallisehen  lager  (tum 
:GenBain  aoans  usque  ad  mnnitiones  sequuntur) ,  auch  dort  noch 
werden  viele  gaMIM  (maUäs  inteifsolia),  da  die  Gallier  auch  hier  . 
nicht  sich  nadi  genng  yor  den  ihnen  auf  den  fersen  sitzenden  (acnns  ' 
sequuti)  Germanen  ins  lager  bergen  können  und  deshalb  sich  über 
graben  und  mauer  hinweg  zu  retten  versnoben.  —  Wir  geben  v.  K.  » 
zu  bedenken :  sollten  die  portae  angustiores  wirklich  die  thore  des 
lagers  sein,  so  wäre  die  flucht  ja  schon  bis  zu  dem  lager  gediehen, 
wie  konnte  denn  nun  erst  die  Verfolgung  bis  zu  den  munitioneS} 
denen  sie  ja  schon  geweeen  wftren,  noch  beibiger  beginnen? 


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Die  beUigenuig  tob  Al«ik. 


107 


Naob  xtmmt  anllbsBuiig  ist  dir  wan&ndk  ^angusüotftos  poiüi 
vfüMS^  inMlMhittdMletetera,  I»  iUm  MMnifliii  iUtaite 
wOKteB  (nSiotis)  dmhwi  gwgetifattjgt  bi8lMriil«tT9BtesMl- 
stai  adttmi  lir  ^  ymAm  dm  wMknibm  «UM,  dir  «■  kkr 
«HS  der  folgaideii  idle  mm  rendmi  lÜMimgesogM;  ladit  lubi 
m  in  TvmraÜBitor  fpeke  ehm  wmtk  amkgie  von  Omii.  b.  e.  t,  9  lii- 
noetns  in  straeiidö  reliqnisBe  ra  Mttn  gtwwht:  *dl«  Mnit  ktttan 
in  der  mauer  (maceri»)  nur  sobmale  «ingfng«  gdaMen*)  4Piiug»| 
worunter  U.,  ttberium  e«  «Mritet  dM  ^gtiin  lohwfcian  dir 
sehfltor« 

Die  contravallationslinie. 

liminschen  hatte  Cäsar  sobon  mit  dtr  »iififühraiig  der  beschlot* 
senen  contravallationslinie  begonnen,  die  om  die  Stadt  sich  erhelMn> 
den  hügel,  M.  B6a  im  nordwesten,  M.  Bassj  im  nordosten,  M.  Penne- 
Teile  im  osten ,  M.  Flavigny  im  Süden ,  alle  von  ungefähr  gleicher 
höhe  (pari  fastigio  c.  69),  zwischen  401 — 429  meter,  waren  von  dem 
M.  Auxois  (418  meter)  durch  zwei  fluszthäler  getrennt,  nördlich 
durch  die  Ose,  südlich  durch  den  Oserain.  die  breite  der  beiden 
fluszthäler  ist  durchschnittlich  1800  schritt  (mediocri  interiecto  spa- 
tio,  c.  69).  gegen  westen  lag  die  gröszere  ebene  von  Laumes,  gegen 
norden  eine  kleinere,  zu  beiden  Seiten  des  Rabutin  (ebene  von  Gr6- 
signy).  zur  anlegung  der  contravallationslinie  hatte  Cäsar  keine 
wähl,  er  moste  sie  auf  diesen  umgebenden  bügeln  anlegen,  in  einem 
umfange  von  11,000  römischen  schritten  (quoniam  tantum  esset 
necessario  spatium  complexus,  c.  72).  vier  lager  waren  es  auf 
den  höhen,  wie  die  neueren  ausgrabungen  nachweisen,  zwei  davon 
lagen  südlich  auf  dem  M.  Flavigny,  von  denen  das  eine  wahrschein- 
lich unter  dem  befehle  des  Labienus  stand,  das  andere,  ausnehmend 
stark  verschanzte,  vielleicht  das  des  Cäsar  war,  das  dritte  stand  auf 
den  unteren  abhängen  des  M.  R6a  (nordwesten),  das  vierte  auf  den 
IriHien  des  M.  Bnssy  (nordosten).  die  Verteidigung  der  ebene  von 
Laumes  war  te  Hüsten  Anionivs  and  TMboniiis  ttbertragan  (c  81). 
dA»  emllsrie  etaij^efle  ebsidSdls  in  vier  lag«m,  wk  ais  vw  t«  K. 
«af  ^mxk  flkULh  angegeben  änd,  drei  in  der  ebene  von  Lnmw ,  das 
Tierle  int  «totden,  in  dem  tanlhele  das  Biibatin  bd  Or^signy.  die 
legionelagsr  aaf  den  Mm  (o»  iO  enA  es  omaSbm  amteis,  qnas 
gomninBi  undiqne  jugmn  ten^bant,  de^ectus)  beeeieblüt  Oimt  als 
gllnetig  gelegen  (o.  09  eastfa  opportanis  locis  annl  paeila).  aban- 
dasdbst  (ibiqne  c.  M),  aiso  auf  den  bOben,  (wir  rnOsean  dies  avs- 
drtlekli^  bemidM^ben),  wman  oasleUa  liag*  dia  atadt  eriban^ 
im  gansoi  28,  die  nalllrlieb  doxob  wall  (nnd  gewObalieb  aaeb  dazeb 
gimben)  nach  rdmiMber  eilike  wbuniden  werden  BoUten^'nai  üe  eentra- 
TsUationslinie  herstutdlen.  dennoch  hat  v.  E.  die  oastelle  mit  ein- 
seinen  aosnahmen  an  den  foss  der  höhen  verlegt,  er  folgt  darin  den 
mutmaszungen  Napoleons,  nur  die  beiden  lebtien  mit  22  undS3  ba- 
seiehneten  castalle  hat  t.    ab  weiobend  von  seinanft  gewfihitnaaan  an 


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108  Dit  bdaftnnif  ton  AMa. 

aad«rer  stelle  untergebracht,  weshalb?  ist  nicht  ersichtlich.*  ia  be- 
sag auf  S8  Staad  ihm  allerdings  die  wähl  frei,  aber  22  durfte  er  nicht 
Ton  den  piatsan  dw  IL  Bte  an  dm  abhang  des  bttgola  in  die  ntthe 
dea  hg$n  wlflgen,  die  amigrabnngen  haben  die  spuren  auf  der  höhe 
aachgewieMB.  et  sind  nem&k  «lAsr  dietan  28  castella  5  wiedar  auf- 
gefunden wotdan»  Na^eon  mstauwst,  wol  mit  recht ,  dasz  es  die  < 
bedeutendsten  gewesen  sind,  tia  sind  bezeichnet  unter  der  zahl  10. 
11.  15.  18.  22,  'die  anderen  ans  holz  gebaut  und  blockhäuser  bil- 
dend ,  konnten  keine  spur  zurücklassen',  es  ist  zu  beachten,  dasz 
unter  diesen  5  die  4  letzteren  sich  wirklich  dort  vorfinden ,  wo  wir 
sie  oben  gemutmaszt  haben  in  Übereinstimmung  mit  dem  texte  des 
Cäsar,  auf  den  höhen,  wir  dürfen  daraus  schlieszen,  dasz  auch  die 
übrigen  sogenannten  blockhäuser  ebenfalls  auf  den  höhen  gestanden 
haben  und  nicht  am  fusze  derselben,  wie  Napoleon  mutmaszt.  dasz 
das  sehr  feste  castellum  10  auszerhalb  der  von  uns  angenommenen 
contravallationslinie  auf  dem  abbange  des  M.  Flavigny  lag,  mag 
ebenso  wie  die  höhere  läge  des  castellum  22  in  terrainverhältnissen 
seinen  grund  gehabt  haben,  beide  dienten  wahrscheinlich  zum  schütze, 
jenes  der  lager  auf  M.  Flavigny,  dieses  des  lagers  auf  dem  abhänge 
des  M.  Rea.  in  bezug  auf  die  übrigen  castelle  ist  v.K.  der  darstellung 
und  auffassung  Napoleons  gefolgt,  derselbe  beschreibt  uns  sehr  ge- 
nau die  contravallationslinie,  wie  sie  sich  am  fusze  der  höhen  in  der 
nähe  der  beiden  flüsse  rund  um  die  stadt  hinzog:  'im  Süden  vom  M. 
Auxois  links  des  Oserain  in  einer  mittleren  entfemung  von  50  met. 
bis  zur  mühle  von  Chantrier,  dort  überschritt  sie  in  fast  rechtem  1 
wmkal  den  Oserain,  ging  über  das  westliche  ende  des  M.  Pennevelle  , 
swischan  den  beiden  flttsiien,  folgte  Iftngs  den  abhlngen  des  IL  Bossy  1 
dam  reebtan  nfer  dar  Qaa  und  tra^  aadideBi  ala  dia  klafae  aiMM  von  | 
Qrfeigny  dQi<Aaogen ,  auf  dat  an  abhänge  dis  M.  B4a  amehteba  • 
lagar**  daa  ut  nmk  Napolaoaa  »nliiiaacung  dia  foadaair  amohtela  I 
oontraTaHatioaaliiiia,  dia  ^nr  tean  graben  haUa**  wir  ktam  in 
diasar  linie  nur  ainatt  apitar  au  baqwaaheiidiB  giaban  (rargraben)  an- 
arkaBMO.  warum  «rwihiit  NapolMii.  lualit  ein  aiuigas  mal  den  aar 
eoafaaTaHatiqnalittia afltigeii wall hiaiar janam grabaa?  armnaBÜm 
Idar  am  ftiasa  der  kflgel  aaeh  aeinar  arkUnmf  hinter  aalaar  o<Mitra> 
vallatiiKnalmie  gasoolit  baban.  anlUäraiig  darüber  gibt  naa  YieUeielit 
eine  galagentliche  bemerknng,  dass  nemlieb  bei  dem  lager  des  La> 
bienus  auf  M.  Flavignj  die  spuren  des  dammes  noch  jetzt  auf  dem 
grösten  teile  des  umftiiga  sichtbar  sind,  !weil  der  pflüg  niemals  auf 
dieses  terrain  gekommen  ist'*  wir  dflrfm  die  contravaUatioBaliBie 
niabi  am  fiiaae  der  bOben  sooban,  acndani  müaaan  annabman,  dasa 


*  dem  ref.  konnte  bei  der  absendang  dieser  arbeit  an  die  verehr!, 
redaction  der  auf  dem  umschlage  der  'ersten  lieferung'  von  v.  K.  an- 
gegebene grund  der  Verlegung  beider  castelle  (22.  23):  'weil  der  M.  Ke'a 
nur  ▼orfibergohend  in  die  befestifi^uugslinle  eIngeaeUossen  war%  noeb 
nicht  bekannt  sein,  ieb  kann  anen  Jetst  nieht  anders  orteilen  als  ob«n 
geioheben. 


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Die  belagerung  Ton  Alesia^ 


109 


Cäsar  dieselbe  höher  hinauf  vor  den  dort  befindlichen  ca< teilen  aii- 
f^ehßgt  habe,  ob  Napoleon  dort  hat  nachgraben  lassen? 

Der  umfang  jenes  iim  den  ganzen  M.  Auxois  sich  herumziehen* 
den  grabens  erreicht  nicht  die  von  Cäsar  angegebenen  11,000  passus« 
wol  ist  aber  diese  zahl  'buchstäblich  genau',  wenn  wir  die  contra- 
vallationsUnie  auf  dem  gebiete  denken,  wo  die  lager  und  die  castelle 
standen»  Napoleon  ist  dies  nicht  entgangen,  er  sucht  deshalb  seine 
hypothese  in  betreff  der  contravallationslinie  unten  an  den  bergen 
entlang  dadurch  mit  dem  texte  Casars  zu  vereinigen,  datz  er  Cäsar 
einen  unterschied  supponiert  zwischen  ^gegenyerschanzung  (contre- 
vallation)'  und  ^belagerungslinie  (ligne  d'invertissement)'.  die  letztere 
sollen  die  lager  und  die  23  xedonten  bilden,  die  erstere  der  ohm  be- 
schriebene graben.— Wir  kOnnen  nidit  zngeben,  dan  CBsar  solohen 
imtonMAied  sveiMr  vurttiiift^ffwtii  Bbmil  jnit  dm  eiafidMft  wwImi 
Kmib  lieiiiirliiMm  kflnutHT  e»  69  *wa»  amnitkiais.  ovio  aib  HftiMaw  ls> 
stitiiebatiir,  dieiiitiis  XI  mOIiiun  pasivoBi  tenebai*.  dan  Napoleoi 
sich  dmnf  bernft,  'ak  CfUmt  diam  nmfiuig  tob  11,000  passiu  an- 
gab ,  halle  er  an  «lal  lagar  «ad  oaafcella  a^gal^»  die  eigentliche 
gegenvegachamiig  (conhrmUalion)  eniehMe  «r  etal  apiter  nach 
nbsiig  nnd  in  ^»Ige  dün  abmanehea  der  galUadien  reiterei  (c*  73)%  iai 
notbäelf  fllr  eina  fUaehe  bypotbeea»  denn  einmal  besddmet  der 
aoadmck  Cgaar»»  'qnae  ab  Bomania  inatitnebatur'  noch  keine  tefcige 
befaatigiingdiniei  anderaeila  ktfnnen  doch  wahrlich  die  genera  muni- 
tionis,  die  er  hernach  begann,  nicht  die  eigentliehe  contrayallations- 
linie  ^tfty^y**^"^!' r  alle  die  griben,  welche  c.  72  ala  genera  nranitionia 
benannt  werden,  sind  vorgeschobene  befestigungen  zum  schütze  der 
in  einiger  entfemnng  dsäinter  auf  den  hShen  liegenden  contra* 
vallationalinie ,  die  'baehatiblich  genan  etwaa  Ober  16  kilom.,  d.  s. 
'    11,000  paasna'  betrog.  (fortMtaang  folgt.) 

•P.I.M.    F. 

14. 

ENTGEGNUNG. 


Die  recensioii,  die  hr.  Kropatschek  meiner  geographisohen  tabelle 
im  letsten  heft  der  neoen  jahrb.  f.  phil.  v.  pid.  in  tau  werden  UUit, 
zwingt  mich,  die  vom  hra.  ree.  vennisste  vorrede,  die  aaeh  raeiaer  aa* 
eicht  nicht  in  eine  tabelle  gehört,  hier  nachzuholen. 

1.  Zweck  meiner  tabelle  ist,  als  grnndlape  für  die  häusliche 
Wiederholung  des  in  der  clasae  ausführlicher  durchgenommenen  und 
eingeprägten  in  dieaen.  daraoa  folgt,  daai  eine  angäbe  der  aosspradie 
hfer  ebenso  unnötig  fit,  als  b^^pielsweise  in  einer  getchiofatatabelle. 
—  Um  die  häusliche  Wiederholung  möglichst  zu  erleichtern  und  das  ge- 
dächtnis  des  schülers  durch  das  auge  möglichst  unterstützen  zu  lassen, 
wurde  das  an  hiesiger  anstalt  für  sexta  and  qninta  (nicht  eexla  bia 

tnarta)  bestimmte  pensum  in  eine  übersicbtliehe  fiirai  gebraeht,  and 
ies  schien  mir  die  form  der  tabelle  zn  sein. 

2.  Die  entstehung  der  kleinen  arbeit  fällt  in  die  jähre,  in  denen 
ich  den  geographischen  Unterricht  in  sexta  und  c^uiuta  des  hiesigen 


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110 


gywuiämm»  wttShm,  4m  M  daa  lekiteeli  tob  Sejdlits  «faiftfBkt 
tirtt  mäste  ich  mich  möglichst  itTBOg  an  danalb«  haltn«  daraus  erhellt, 
dass  ich  nicht  allein  in  den  grcogfraphischen  angaben,  wie  'Alpen  mit 
ihren  ianalänfern'  (8.  sagt  allerdings  'fortsetaungeu'j,  'cap.  Severo- 
Woatoknoi*  ala  nördliches  eap  tob  Asieo,  dia  *Aaf  iweige  des  Hirnft* 
]ajA\  die  begrencnng  der  nordanropliaehan  tiafahene,  die  aUerdiigi 
veraltete  angäbe  der  afrikanischen  seen,  sondern  auch  in  der  'entsetz- 
lichen* Schreibweise  dem  von  der  behörde  zu  gründe  gelegten  leitfsden 
folgen  muste.  —  Als  nun  meine  methode  hier  anld&og  fand  Jind  die 
teball«  flr  praktiaeli  gahaltaa  wurde,  ich  Meh  raaht  giiia  reautate«* 
lialta,  gab  ich  dieselbe  heraus,  und  aa  w&ren  mir  sicher  die  msMn 
vorwürfe  des  hm.  ref.  erspart  geblieben,  hätte  ich  dta  tonieilt  baiewen, 
dam  titel  die  werte  'nach  Seydlitz'  hinsuzufügen. 

8.  Ob  daj  'notwendige  material  in  richtiger  pädagogiacher  answahl 
geboten  iat%  darüber  gibt  es  gewia  aahr  verachiadaBa  anaiclitaB,  wes- 
halb ich  mich  auf  eine  wulcrlpgang  nicht  einlassen  kann,  wenn  übri- 
gens das  gegebene  hrn.  Kr.  zu  wenig  zu  sein  scheint,  so  mag  er,  wie 
ich  es  gethan,  im  letzten  quartal  die  auf  die  ganzen  erdtoila  aoge- 
üBBitlBB  pBMla  I— K  auf  diB  BlBBalaaB  ISadar  (wonigatoBt  BBiopa^ 
BBWOBdan.  die  sehüler  werden  Jaiat,  wo  sie  einen  überblick  über  dai 
ganze  nahen,  daa  in  dar  elaaao  Bii^gatailia  nil  hilte  daa  aUaa  ieieht 
wiederholen  können. 

4.  Um  jetzt  anf  eiBaalBaa  ainzogehen:  nntar  'siraaaa  von  Saas'  itt 
naittrlieh  die  waaearstraiBa  (eanal)  zu  verstehen;  ebenao  wird  der  druck- 
fehler  'Mantains*  (statt  Mountains),  der  fehlende  regiernngsbezirk  Trier, 
sowie  'gedankenlosigkeiten'  wie  Faröerinseln,  Mulde  mit  Saale,  wol 
nicht  einer  solchen  sittlichen  entrüstong  wert  sein,  wie  sie  hr.  Kr.  zur 
mImb  trägt.  —  Dfa  Uaannr  bbi  dio  sabl  4i  boi  doB  ■■aiaaBlaihiii 
ftoiakaaten,  aowie  nm  die  worto  'aioar  dir  BördUchan  darchfabrten^ 
sollen  den  sehüler  daranf  aufmerksam  machen,  dasc  das  eingeklammerte 
nicht  in  so  enger  beziehung  zu  dem  übrigen  steht,  wie  der  hr.  rec.  an- 
nimmt, es  musz  eben^in  einer  tabelle  manchaa  durch  zeichen  statt 
dnreh  worta  gageben  werden,  dar  Murer  aansa  es  Bbar  Tantebeo, 
iolche  zeichen  zu  erklären,  ebenso  steht  es  mit  einer  kurzen  aosdraoks* 
weise,  wie  'Labrador  mit  Neufundland*,  '(Rom,  Florenz)',  'inseln  a)die 
Antillen  U8W.%  obwol  ich  zugebe,  dasz  die  namen  dar  westindischen 
Inaetai  baitar  luiter  *iy.  inaaln'  arwibal  wiraa. 

Wenn  ich  übrigens  bei  dem  kraiiO  Mittalfranken  die  kraiattadt 
Anabach  (nicht  Nürnberg)  angebe,  so  mag  das  wol  in  der  Ordnung  sein, 
ebenso  hat  der  hr.  ref.  wol  übersehen,  dasz  auch  die  länder  von  Afrika 
durch  den  dnick  hervorgehoben  sind,  also  zum  pensam  der  aezta  ge- 
hSfOB  aolloB.  Daai  Enropa  iai  aordaB  ram  oanal,  dar  aordaee  usw. 
begrenzt  ist,  behaupte  ich  auch  jetzt  noch,  zur  grenze  eines  landes 
gehört  eben  meiner  ansieht  nach  alles  auszerhalb  desselben  liegende, 
aeine  peripherie  berührende,  wenn  ich  aosserdem  noch  ausdrücklieb 
4mm  aibattadn  and  daa  Bdrdllako  oiaMaar  ala  graaiaB  IBr  Europa  aa- 
gebe ,  so  geht  daraus  für  da»  BBboliBfaBaB  baartallar  horvor,  data  ich 
auch  Britannien  zu  Europa  rechne. 

5.  Ich  erkläre  ferner,  dasz  ich  mir  bei  herausgäbe  der  tabelle  wol 
bewust  war,  dasz  sich  —  wie  bei  dem  ersten  versuch  einer  neuen  alt 
Bad  WBiao  aatilrliah  — •  BMUiehaa  finden  würde,  waa  dar  verbesseruog 
bedürftig  wäre,  (schleppen  doch  sehr  verbreitete  schalbücher  noch  in 
der  20n  aufläge  alte  fehler  mit  sich  herum.)  so  hat  mich  denn  aach 
der  inhalt  der  &r.8cheB  reo.  weniger  in  erstaunen  gesetzt  als  die  form, 
iah  biB  jaden  daaUNur,  dar  mieh  (»flMUali  oder  privatim)  ia  ang«- 
messener  weiaa  anf  versehen  aufmerksam  macht,  sehe  aber  aieht  vM% 
inwiefern  eine  anzabl  leicht  zu  beseitigender  mängel  einer  neuen  arbeit 
ein  so  gehässiges  verdammungsurteil  rechtfertigt,  wie  es  hr.  Kr. 
fiUlan  für  gut  befanden  hat,  und  kann,  indem  ich  hrn.  Kr.  sein  bedaaaiB 


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UI 


ober  die  seitens  der  Terlmsnihaiidliuig  y erübte  Tereehweadoiie  an  papier 
d!niekk<itt«B  MMcgeli*,  nrnr  moA  kiamfllgen ,  tas  4m  papier, 
UtltlMt  seine  rec  ertragen  hat,  oba«  Aber  den  ton  derselben  rotb  m 

werden,  sich  wahrlich  wenigfstens  ebenso  gpeduhlig-  erwiesen  hat,  als  das- 
jenige, welches  meine  tabelle  aafnahra.  diese  ist  wenip^stens,  besonders 
wenn  erst  die  kleinen  yersehen,  deren  ich  unten  einige  leider  za  späl 
bmflffcto  MUMvk«,  getilft  tSni^  MMh  4mm  mtM  MliTCr  wibrtMliiBsr 
•Is  hr.  Kr.,  ein  dnrchaos  brancfabares  Idnroiittel;  welchen  nutzen  es 
sber  hat,  ein  referat  iiber  eine  ernste,  auf  erleiehtening  des  lemens 
bedachte  arbeit  in  dem  Tom  hm.  Kr.  beliebten  t<NM  absufassea,  ist 
wMUk  witM  «laafebm. 

TcrbessernsfM. 
1.  Asien. 

I.  streiche  't.'  bei  str.  v.  Bab  el  Mandeb  (•b«]iso  bei  Afrika  1). 
setze  'mit  dem  Asowsehen  meer'  in  klammern. 

T.  b)  fage  kiM  «ft.  ia  dar  asitt^t  wttrta  Ckibl.  •>  kMUaai  v«b 

YlMderindieD  (Dekhan)*. 

VI.  e)  schreibe  statt  'wüste  Gobi*  'chinesisches  tiefland'« 
XI.  6  sckreibe  statt  'Ticekönigreich*  'kaiserreieh*. 

1.  AIHkft. 

y.  füge  kioMis  *swi»ek«a  ditM«:  wlltto  ttübaaa*  (ßaUm  ma 

•Ireichen}. 

VIII.  aebreibe:  'Vietoria-  und  Albert-Nyanaa»  Iiadsea'. 

8.  Europa. 

IV.  ktetar  «Flu9w*  9tiMkm  «liuwla*, 

4.  Amerika. 

I.  e)  sehreibe:  'im  stiden:  stoszen  der  atlantische  aad  growa  tMaa 
SBsammen  (feuerlandsmeer  and  Magalh&esstraase)'. 
IV.  e)  sehrelb««  *iia  f^u^rlaadtvieer*. 
XI.  8  ftf«  TMT  •)  alii  •st&dte'. 

Deutschland. 

III.  5  schreibe  statt  'JUtlanfl'  'jütische  halbinsel  (zum  teil)'. 

VIL  6.  b)  schreibe:  'Mulde  und  tiaale'.  6.  setze  von  'drei  mün- 
faage«     JM9mom*  In  Uaamtni  «id  »twiiha  vwher  *te'« 

zn  Hessen  «!•  dilti»  pnfim  Munt  *e)  Obtikimn  (kav^ 
Stadt  Oieszen)*« 

Waebm.    Xdx  SdaDBm. 


EBKLÄBÜNa. 


Da  hr.  Walther  Gebhard!  ia  Meserits  in  seiner  «nvidening  (n. 

jahrb.  1878.  Tl.  hft.  11)  auf  meine  erklärung  (ebendas.  hft.  10)  seine 
früheren  behauptnngen  über  meine  Hör  az  aus  gäbe  nicht  blosz  wieder- 
boH,  soBdeni  sogar  noch  yersehXrft,  so  mögen  Bahlen  darthnn,  wie  es 
alt  der  Wahrheit  derselben  aussieht. 

1)  Von  den  Überschriften  behauptet  er,  dasz  'der  gröste  teil  von 
Nauck,  der  rest  von  Düntzer  und  Bacmeister',  d.  h.  also,  dasz  alle  'ab- 
geschrieben' seien,  während  ich,  wenn  man  wie  billig  die  bekannten 
tndilieBdlea  äbrtriil«  aieht  eiaaial  die  bftlfte  adt  neinea  for> 
gKngern  gemeia  habe. 

2)  Was  die  eomposition  betrifft,  so  treffe  ich  speciell  mit  Nauck 
in  etwa  25  gedichten  zusammen  —  wol  nicht  mehr  nod  nicht  weniger 
Mlbsttadig  als  Kauck  in  einer  jedenfalls  gleleh  grossen  zahl  mit  Dilleo- 
^ttfger  (2e  aufl.  1848)  übereinstimmt,  br.  Gebhardi  freilich  hat  die  kBhn^ 
heit  sorrar  III  9,  wo  die  anläge  durch  den  Charakter  des  gedichts  ge- 
K^bea  ist,  für  abgeschrieben  su  erklttren!  in  87  gediehtea  wekhe  ich 


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112 


ErkUrimg. 


Ton  Nanek  umi  DUlMiWrftr  ab,  sofern  diese  bei  demselben  estvodfaF 
k^bie  oder  eine  mndere  compositioo  anf gestellt  habeo  hIs  ich. 

3)  Hr.  Oebhsrdi  nennt  die  erläuterungen  'zum  grösteu  teil  vo 
Naack  abgeschrieben*,  während  diejenigen  stellen,  in  welchen  ich  mick 
«I  Manek  anfMaUoMen  haba,  a«f  afeir»  10  äUk  hfmnlnMnm,  aia  be- 
tiaffen  blosaa  iähaltsangaban. 

Mit  diesen  entstellnngen  des  thatsächlichen  nicht  safrieden,  greift 
non  hr.  Walther  Qebhardi  in  Meseritz  aach  meine  .üb  er  setsang  au 
und  behauptet,  sie  sei  snm  grossen  teil  Ton  Baeosaidar  abgasduieben. 
er  dmekt  m  diaaaM  aweck  ep.  2  in  Bacmeisters  nnd  BMiaar  überaetsung 
ab.  der  hr.  recensent  scheint  übersehen  zu  haben,  dasz  auch  Bacmeister 
dem  von  Döderlein  in  seinem  Torwort  zu  Horazens  episteln  s.  YIII 
aasgesprochenen  grnndsatse  folgend  sich  nicht  gescheut  hat,  glückliche 
ansorieka  wmä  woiiaafaft  a^ar  vorgängar  balanbabaltaiL  ao  gehen 
dia  10  oder  11  in  UBsaiaD  ttbarsetzungen  übereinstimmendatt  Yaraa  fast 
alle  auf  die  auch  von  Bacmeister  hauptsächlich  benutzten  Qbersetzun- 
gen  von  Binder,  Ludwig  und  Strodtmann  zurück  nnd  es  kaoa  mich  nur 
freuen,  dass  ich  nnd  mein  frennd  Baemaister  danielbf  <—  baffentlich 
gntas  —  gaiabmaak  an  den  tag  gelegt  haben.  Ilbilgaiia  arfibt  aidi 
bei  manchen  versen  eine  gleichlautende  Übersetzung  ganz  von  selbst, 
sumal  bei  dem  zwang,  den  das  Metrum  auferlegt,  hr.  Gebhard!  frei- 
Ueh  scheint  andrer  ansieht  su  sein.  ep.  15  *uox  erat  et  caelo  fulgebat 
lima  aarano'  ttbataatet  Baamalalari  'naabi  wara,  Lnaa  laaebtalalKKsb 
an  baiteren  bimmal',  Iah:  'naabt  wars,  strahlend  erglänzte  der 
mond  am  heiteren  himmel\  das  nennt  hr.  Gebhard!  abgesehrieben: 
er  sage  mir,  wie  ich  noz  erat  und  caelo  sereno  anders  übersetzen 
aalUal  meine  Übersetzung  der  Horaaiaebaa  odan  ist  dar  banptsaohe 
nach  schon  vor  mabr  denn  12  jähren  iirtig  fawasen,  als  praba  daiaalban 
gab  ich  im  programm  des  Tübinger  gymnasiuras  1867  das  erste  bach. 
eine  vergleichung  mit  der  etliche  jähre  nachher  erschienenen  Bacmeister- 
schen  Übersetzung  zeigt,  dasz  Bacmeister  manches  originelle  (so  z.  b. 
aneb  dia  van  brn*  Gabbardi  mir  ab»  und  Baamalvlar  sngespro^ane 
Überschrift  zu  I  27)  von  mir  antldint  hat,  anderseits  babe  ich  in  meiner 
fertig  vorliegenden  Übersetzung  nachträglich  manches  nach  Bacmeister 
geändert:  hanc  veniam  petimnsque  damusque  vicissim.  bei  einem 
schriftsteiler  wie  Horaz,  der  schon  so  oft  commentiert  und  ttbersetxt 
wordan  iat,  kaim  man  nicht  fibarall  originell  sein,  es  handelt  aiab  hiar 
in  tezt,  Übersetzung  und  erklärung  vor  allem  darum,  das  bunte  material 
zu  sichten  und  zu  prüfen  und  aus  der  masse  widerstreitender  auslebten 
das  richtige  auszuwählen,  dasz  ich  in  dieser  beziehung  selbständig 
Torfabran  bin  nnd  dasz  meine  arbeit  bei  allem  was  ich  anderen  in  ver- 
danken haba  —  meinen  dank  habe  ich  in  der  rorreda  ausgesprochen 
—  ihren  eigentümlichen  Charakter  hat,  kann  jeder  sehen,  der  guten 
willen  hat  und  vergleichen  mag.  musz  doch  hr.  Gebhardi  von  meiner 
Übersetzung  selbst  anerkennen,  dasz  ich  einen  'groszeu  fortschritt'  ge- 
maoht  baba  (fafL  8  a.  397).  einen  fortschritt  aber  glaabe  iab  nicht  bloss 
dadurch  gemacht  zu  haben,  dasz  ich  dem  deutschen  wortton  zu  seinem 
rechte  verhelfen,  sondern  auch,  indem  ich  viele  stellen  richtiger  inter- 
pretiert habe,  wenn  endlich  hr.  Gebhardi  seinen  angriff  auf  mich  da- 
dareh  an  würzen  sucht,  dasz  er  meine  widanng  an  die  nniraraität 
Tübingen  hereiaaiabt  nnd  mich  bei  derselben  zu  denunzieren  sucht,  ao 
mag  das  in  den  äugen  eines  Gebhardi  fein  sein  —  mir  für  meine  per- 
son  ist  es  unendlich  gleich,  ich  habe  beweise,  dasz  meine  gäbe  an 
hiesiger  Universität  freundliche  aufnähme  gefunden  hat  und  die  ansichten 
des  hm.  Waltbar  Qabbardi  in  Meaeritz  bier  so  wenig  geteilt  werden, 
als  sie  von  berufenen  kritikem  und  anerkannten  autoritäten  wie  dr. 
H.  Fritz  sehe  (ßursians  jahresb.  f.  1877  II  s.  1  ff.)  und  dr.  Antanriath 
(bajcr.  blatter  1878.  8.  77  ff.)  geteilt  worden  sind. 

TüBiiiaEK.  Th.  Katsbr. 


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ÄWKITE  ABTEILUNG  (120*  BAND). 


1.  Ueher  die  vorwcrtung  der  resultate  dtr  wgleieheiidai 
Sprachforschung  für  die  darstellung  der  griechischen  caiiu. 
Syntax,  namentlich  fiir  die  parallele  hehandlang  der  griechi- 
schen und.  lateinischen  casiislehre.  vonifaäwffiniaiiifiieloleld  1- 

S.  Koetes  soholMtieae.   eine  schalrede  .   .   .^T.  14- 

8.  Zur  Xieewiiis^littmtw.  I. 

SehHfaarnnälLTkiele:  Lewings  HamburgUölie  drama- 
turiT^e.    für  die  oberste  oUim  höberar  lelireiutelten  und 

den  weiteren  kreis  der  gebildeten  erUatert  CHalle  18TT). 
an^ex.  von       //?//»Äer<  in  Bielefeld  .  Jl— 
^  Aus  der  greof^raphischen  schallittcratar. 

1)  £.  nebes:  kleiner  schulatlas  in  neunzehn  karten  für  die 
erstell  unterrichtsatufen  bearbeitet  unter  mitwlrkunff  her- 
vorrogreii^er  schulmtoDer  (Leipzig  1877>  angez.  von 
KT€tpaimehB€k  in  Bi»admibttrg  *.  h         ^  * 

2)  M.  Sander:  geographiMhe  tabelle  tu^  «bmioh  in  den 
unteren  classen  höherer  lebrsnsUlten  (Berlin  1878).  angez. 
von  demselben   '      *  ^ 

5)  O.  Deutsch:  beitrage  zur  metbodik  de«  geographischen 
Unterrichts  namentlich  des  kartenleseng  und  kartenzeieh- 
nens  in  schalen  (Leipzig  und  Wien  1878).  enges,  von 
demselben   ^  , 

4)  R.  ^rVÄW/i^tfrrdleconstrttettTemethode'desgeographi^^^ 

nntorriehtes  (Wien  1878),  angei.  ron  demselben  .   .  .  4ö-< 

6)  Ä  Wenx:  das  kartenzeiehnen  in  der  sehnl«.  meihodlmh 
dafsr^^tellt.  mit  einem  mofterkärtchen  und  sshlreiehsn 
in  den  text  gedruckton  fignren  (Münehen  1878).  anges. 

von  demselben  48—1 

Schriften,  den  reügionsunterricht  an  höheren  eohnlen  be- 
treffend. 

X)  K.  -a/i?^<?r/deravangeli»ehereligion8unterrichtauf  den 
höheren  «ohulea.  ein  freies  wort  ernster  mahnuug  an 
eitern  und  lehrer  (HaanoTer  1878).  anges.  tob  f.  Pansch 

in  JSendabor^  50— { 

2)  A.  WTäeMer:  lehr-  und  lemstoff  Hir  den  gesamten  evan- 
Rüschen  reJig-ionsunterricht  in  deutschen  gymnasien  nnd 
realschu/en  (Kudolstadt  1878).    angez.  von  demselben    .  68— ( 
8)  derselbe:  Josepha  geschichte  nach  d  em  genesistext  und 
dem  turtum    deB  onkelos  nnd  der  yusof-sure  des  koran. 
exegetisch -hiatorlMche  Stndie  (ebd.  1878j.    angez.  von 

demselben  -     -  *j  *i  '  !  1  

A  J  Äorell:  Mig^"^*»  .  ^^^^J^?  ^^"""^  '^"^ 

^'  fl^eipz^e  anges.  von  iE.  ötoter  in  Glessen  56-( 

t  i/h^eeJU-'  v^^örterbuch  zu  Xenophons  anabasis.    für  den 

,       -^^'^rl^^fl^   bearbextet.   dritte  ve.besserte  nnd  ▼enuehrte 

^hnlg^Or  den  text  einp^edrucktcn  holzschnitten, 

aufläge*  ^^^   j,|solien    tafeln  und  mit  einer  Übersichtskarte 

drei  ^^'^^^ey,      s^ofiTO*.  von  Ä  67-< 

(Leip2^^  ^„reritiiÄliodomsnlineditnm.vonG.F.Mw//erinIlfeld  61— 

tST.'-"---   - 


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menlehre  ohne  die  imregelmfts-  • 
eigen  Verben;  TJebersetzunga- 
nnd  Lesestücke.)  2.  Abtheilung. 
Pr.  1  „fC  (Die  unregelmässigen 
Verben  mit  Uebongssätzen. 
StflckesnsRmmenhftoge&denlii-  \ 
halts  zum  üebemetBen  ins  i 
Französische.) 


Französische  Vorschule.  Für  den 
Anfangsunterricht  auf  Töchter- 
schulen. Pr.  cart.  i  .20  JC,  in  | 
Callico  geb.  1 .60  JC 
(Aussprache.  Hanptsäfbliches 
aus  der  Formenlehre.  Franzö- 
siche  und  deutsche  Uebungs- 
stflche.  Wendungen  des  aßtftg-  ■ 
liehen  Lebens.  6  Gespräche. 
Lesestücke,  darunter  6  Vooabel- 
stücke.  Erlftutemngeo.)  . 


I  Director  Alb.Beneoke  u.  Schul-Inspector  Fried.  d^Hargues: ; 

FnmiOtiiekef  Lesebudu 
An&ngs-  und  IfitteUrtofe.  Pr.  1 .  SO 

■  ■■■■mimmmmimmmmimii 


Bei  B*  Hirsel  in  Iieipiig  ist  soeben  erschienen: 

Kleine  Schrifteu 

von 

Wilhelm  Viteher 

weiland  Professor  der  griechischen  Sprache  und  LltUmtor 

au  der  Universität  zu  Bas«!. 

Zweiter  fiand  (SeUuBs). 

ArcMologificlie  und  EpigrapMsclie  SchrifteiL 

Heraosgegfeben 


von 


Dr«  Achilles  Burckhardt 

liAhier  am  Pldagogiom  sn  "BmA 

Mit  26  lithogxaphirten  Tafeln  und  einer  Beigabe: 

.  liebensbild  des  Verfassers  von  Dr.  A.  v.  Gonzenbach. 

gl-.  8.  Preis:  20  vÄ; 

Der  Erste  Band  erschien  im  Jahre  1877  u.  enthält  die  ^,Historiseh6B 
Sehriften^^  herausgegeben  von  Prof.  H.  Gblzsr.  Preis:  12  JC 


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ZWEITE  ABTEILUNG 

FÜB  ämOIASIALPlDAGOöIK  UfiD  DIE  tISmM 

LEMFlCHEB 

HSBAUSGEaEBEN  VON  PROF.  DR.  HkRMANM  MaSIUS. 


(13.) 

DIE  BELAGBBUNG  YOK  ALBSIA. 
(Caes.  b.  g,  7,  09—^90.) 
(fortietsiuig.) 


Die  gräben. 

Nachdem  Cäsar  von  Überläufern  und  gefangenen  erfahren,  dasz 
Vercingetorix  innerhalb  30  tagen  auf  entsatz  hoffe,  erkannte  er  die 
ebene  von  Laumes  als  die  stelle,  wo  etwa  ein  entsatzheer  auf  einen 
durchbruch  rechnen  konnte,  daher  muste  er  hierhin  namentlich  seine 
Vorsorge  richten  und  hier  seine  befestigungen  vorzüglich  stark  machen, 
an  allen  übrigen  orten,  wo  die  gebirgige  terrainbeschaffenheit  zu 
hilfe  kam,  vereinfachte  er  die  Verteidigungsmittel,  darum  behauptet 
Napoleon  wol  mit  recht,  dasz  die  c.  72.  73  beschriebenen  befestigun- 
gen sich  namentlich  auf  die  ebene  von  Laumes  beziehen  und  in  dem 
übrigen  umkreis  der  stadt  in  verschiedener  weise  modificationen  er- 
hielten, der  zuerst  erwUhnte  graben  von  20  fusz  breite  mit  senk- 
rechten wänden  (fossam  pedum  XX  directis  lateribus  duxit,  ut  eius 
fossae  solum  tantundem  pateret,  quantum  summa  labra  distabant), 
sollte  den  zweck  erfüllen,  die  Römer  bei  der  arbeit  vor  den  ausfallen 
der  belagerten  in  etwas  zu  schützen,  man  hat  früher  nach  Gölers 
Vorgang  angenommen ,  dasz  dieser  graben ,  um  seinen  zweck  allent- 
halben zu  erfüllen,  rund  um  den  M.  Auxois  herumgeführt  worden 
seL  die  ausgrabungen  weisen  uns  darauf  hin,  dasz  er  nur  in  der 
ebene  von  Laumes  von  einem  flusse  bis  zu  dem  andern  vorhanden 
gewesen  ist.  —  Hinter  diesem  20  fusz  breiten  graben  zog  Cäsar 
iwei  andere,  jeden  15  fiisz  breit  und  beide  von  gleicher  tiefe,  400 
peto  TOA  cUni  swmisigftiflsigeu  graben  enttarnt  (rdiquM  omnet 
imuntioiieB  ab  es  f pedes  CD  rednzit     Etoe  iaAna&Bao  apstia 

I.  Jahrb.  f.  phil.  a.  päd.  II.  abU  1879.  hfU  3.  8 


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114 


Die  belagerung  toh  Alesia, 


duas  fossas  XV  pedes  latas,  eadem  altitadine  perduzit).  von  diesen 
beiden  grttben  war  der  erstere ,  der  stadt  am  nftcbsten  liegende  (in- 
terior),  mit  wasser  angefüllt  (quamm  intariorem  oampwtribiis  M 
demiisit  lods  mpm  «z  iomiiie  dtriTtl»  oompleTÜ).  di«  au^gnlmii- 
g«&  in  d«r  ebcBie  too  Lanmee  habaimit  cBmoi  aogaboi  CÜsars  keine 
Uberanitimviing  ergeben,  es  liegen  dort  hinter  dem  twanzigfllszigen 
gnben  dicht  Tor  der  oontniTiIUtioBilinie  wol  twei  gräben,  von  denon 
der  innexe  auf  seinem  hnfanfBrniigcn  gnmde  bis  inr  hSlfte  seines 
Inafes  Tom  Osemln  nns  nodi  finsshieessand  anfWeisti  der  andere,  dem 
walle  lonlehst,  wenngleich  nach  nnten  s^it  «nd  bei  nicht  sJlent» 
halben  gleicher  breite  doch  dieselbe  tiefe  enthSlt:  aber  die  entfcnumg' 
derselben  von  dem  SO  ftasz  breiten  graben  ist  nicht  bloss  Uber  400 
pedes,  sondern  selbst  noch  bedentend  Aber  400  passns,  nur  an  den 
beiden  enden  mOchte  das  letztere  masz  nngeföbr  zntreffni.  ans  die* 
sem  gründe  bat  wol  als  annotatio  anf  seinem  plane  voran- 

geseilt:  'c.  72, 2  pro  pedes  CCCC  legendum:  passus  CCCC,  doch 
das  verbilft  uns  noch  nicht  aur  barmonie  zwischen  text  und  den  er- 
gebnissen  der  ansgrabnngen«  wir  finden  ?ieUeicht  anderswo  eine 
lösnng. 

Im  norden  von  dem  M.  Aozois  befindet  sich  eine  kleinere  ebene 
TOr  dem  fluszthale  des  Babutin ,  wo  die  terrainverbältnisse  denen  in 
der  ebene  von  Laumes  etwas  ähnlich  waren,  wollte  Vercingetorix 

die  römischen  linien  durchbrechen,  so  bot  nur  dieser  punct  noch 
eine  möglichkeit;  Napoleon  sagt,  *ä  la  rigueur'  wäre  es  noch  mög- 
lich gewesen.  Cäsar  war  also  veranlaszt,  hier  seine  befestigungen 
in  ähnlicher  weise  zu  gestalten ,  wie  in  der  ebene  von  Laumes.  den 
20  fusz  breiten  graben  liesz  er  hier  fortfallen,  wol  aber  haben  hier 
die  ausgrabungen  zwei  grüben  aufgedeckt,  von  denen  der  interior 
mit  Wasser  angefüllt  war,  wie  v.  K.  dies  auch  durch  'fossa  aqua 
completa'  angegeben  hat.  er  nimmt  diesen  mit  Napoleon  f(ir  den 
graben  der  contravallationslinie,  wir  haben  oben  schon  nachzuweisen 
versucht,  dasz  wir  in  demselben  wirklich  den  von  Cäsar  als  interio- 
rem  bezeichneten  graben,  den  er  mit  wasser  anfüllte  (aqua  ex  flumine 
derivata  complevit)  zu  erkennen  haben,  der  zweite  ganz  gleiche,  in 
einiger  entfernung  dahinter  liegende  fünfzehnfüszige  graben  ist  eben- 
falls auf  dem  vorliegenden  plane  dargestellt. 

Wenden  wir  dies  resultat  der  ausgrabungen  in  dem  kleineren 
thale  auf  die  analogen  Verhältnisse  in  der  ebene  von  Laumes  an,  so 
haben  wir  hier  nach  Casars  worten  400  pedes  hinter  dem  20  fusz 
breiten  graben  den  ersten  fünfzehnfüszigen  anzunehmen ,  seine  spur 
ist  nach  nunmehr  fast  2000  jähren  nicht  wieder  aufzufinden  gewesen, 
zu  dieser  annähme  zwingt  xms  auch  die  weitere  erztthlnng  des  Cäsar, 
in  c.  82  berichtet  derselbe,  dasz  Vercingetorix  bei  seinem  nttchtlichen 
ansfidl  nnr  bis  zur  ansAUlung  zweier  grftben  kam:  at  interiores,  dum 
ea,  quae  a  Yercingetorige  ad  emptionem  praeparata  erant,  profomnti 
priores  fioesas  explent  XTapoleon  hat  diese  stelle  gar  nidi  beachtet 
(pour  combbr  le  premier  fosse  —  celni  qni  afait  20  pieds  de  IscgeX 


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Die  Magernag  tqh  AUauk  115 

und  ohne  weiteres  den  plural  als  gingnlai*  Ubersetzt,  die  neaertn 
philologisclien  erklftrer  haben  mit  yorliebe  eine  andere  wortverbin- 
dnng,  auf  die  zuerst  der  Engländer  Schmitz  aufmerksam  gemacht, 
TOrgezogen.  sie  verbinden  priores  als  nominativ  mit  dem  voran- 
gehenden interiores :  'die  vordersten  füllten  den  20  fusz  breiten 
graben  aus*  —  was  thaten  denn  in  den  wenigen  stunden,  wo  alles 
zur  eile  drängte ,  die  hinteren  reihen?  standen  die  etwa  mit  ihren 
sturmgeräthen  in  der  band  stundenlang  als  miiszige  Zuschauer  da? 
und  wenn  die  Verbindung  von  interiores  —  priores  auch  sprachlich 
keine  ganz  ungewöhnliche  genannt  werden  kann,  wer  deutet  uns 
denn  den  plural  fossas?  —  Nun,  der  steht  statt  des  singular,  wird 
gesagt,  wie  1,  37  ad  ripas  Rheni,  und  *löst  dieser  Sprachgebrauch 
ein  gegebenes  ganze  in  seine  einzelnen  teile  auf  und  fördert  und  er- 
leichtert die  veranschaulichung  des  jedesmaligen  terrains  der  Wirk- 
samkeit unseres  imperators'.  ein  anderer  erklärer  verwirft  diese 
'veranschaulichung'  als  *duriter  atque  obscure  dictum'  und  weisz, 
dasz  'Cäsar  hier  mit  dem  plural  allerdings  mehr  als  6inen  graben 
verstanden  wissen  will,  die  aubzufuUen  den  priores  aufgetragen  war, 
womit  sie  aber  nicht  fertig  wurden,  sie  mubten  es  mit  einem,  d.  i. 
Biit  dem  zwanzigfQszigen  bewenden  lassen',  ob  jemand  der  geneigten 
lüflar  wol  noch  glaubt,  zu  solchen  kaum  verständlichen  deutungen 
adae  suflncht  nehmen  zu  mfiesen?  ee  steht  nun  einmal  der  pluial 
^fosBaa*  da,  der  graben  mx  400  pedes  yon  dem  20  fon  lifiite  mir 
kmit  wenn  er  hmte  nidit  wieder  aufgefuiidai  isti  darf  uns  diese  ana 
der  llttge  der  leit  leioht  erUSrliohe  tbatsaohe  berechtigen,  an  Gtars 
•ludrflekliohen  werten  an  deaieln  oder  £e  hente  nnrnochaioiiibarBn 
Bparen  anderer  gräben  mit  gewali  denaelben  anzupassen? 

Ciear  apricht  von  zwei  grftben,  die  16  tan  hnii  nnd  Ton  glei- 
clwr  tiefe  4do  fiiaz  hinter  dem  zwanzigfQszigen  angelegt  wurden, 
mtlasea  oder  kdnnen  denn  diese  dQrehMu  gleicbweit  Yon  der  be- 
zeichneten anegangalinie  entfernt  aein?  jedenfella  kennen  sie  doch 
nicht  einer  in  dem  andern  ateeken.  so  lag  also  der  zweite  hinter  dem 
interior;  wie  weit  zordok»  ist  nicht  angegeben,  wir  haben  in  dem 
Ten  Napoleon  als  den  ersten  15  fäsa  breiten  graben  erklärten  den 
iweiten  anzuerkennen,  hinter  welchem  sich  der  wall  mit  seinem  be- 
sonderen graben  erhob,  denn  aus  dem  rssen  nnd  erdreich  des  Wall- 
grabens wurde  erst  der  wall  gebildet ,  von  ihm  spndit  Cäsar  nicht 
als  besonderem  graben.  —  Mit  recht  hat  Napoleon  anf  die  sehr  un- 
wahrscheinliche auffassnng  der  erklärer  verwiesen,  als  wenn  Qfiaaxi 
ausdruck:  c.  72  duas  fossas,  XV  pedes  latas,  eadem  altitudine,  audi 
eine  ftlnfzehnfttszige  tiefe  bezeichnete :  'einen  16  fusz  tiefen  graben 
auszuwerfen,  ist  in  betracht  der  beiden  stufen  von  arbeitern,  die  es 
erfordert,  eine  so  bedeutende  arbeit,  dasz  es  wol  niemals  als  vorüber- 
gehende befestigung  ausgeführt  worden  ist',  dadurch  ist  die  bisher 
m  den  ausgaben  des  Cäsar  verworfene  erklärung  von  Glareanns: 
beide  gräben  gleichtieP  (hier  8 — 9  fusz)  zu  ehren  gekommen. 
Wenn  wir  auf  dem  vorliegenden  plane  die  beiden  vereinigt  vor 

8* 


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116 


dem  erdwall  sich  hinziehenden  gräben ,  welche  t.  K.  in  anschlusz  an 
Napoleon  für  die  zwei  ftinfzehnftiszigen  erklärt,  in  ihrem  südlichen 
laufe  betrachten,  wie  sie  beide  von  gleicher  tiefe  in  unmittelbarer 
nähe  den  Oserain  durchschneiden,  aus  dem  doch  nach  den  'genauesten 
nivellierungen'  die  wasserfüllung  des  vorderen  geschehen  ist:  so  tritt 
uns  immer  dus  bedenken  entgegen,  wie  nur  der  eine  sich  sollte  mit 
Wasser  angefüllt  haben,  wir  glauben,  es  ist  von  selber  in  beide  ohne 
weitere  künstliche  Veranstaltung  etwas  wasser  hineingeflossen,  daher 
ist  der  von  Napoleon  auf  dem  boden  des  vorderen  grabens  bis  zu 
seiner  hälfte  hinauf  entdeckte  kieszsand  zu  erklären,  beabsichtigt 
war  die  wasserfüllung  nur  bei  der  nicht  wieder  aufgefundenen  in- 
terior  fossa,  und  scheint  der  ausdruck  Cäsars:  *c.  72  aquaezflumine 
derivata'  auf  künstliche  Veranstaltungen  hinzudeuten. 

Auf  eine  durch  das  ergebnis  der  nachgrabungen  hinfällig  ge- 
wordene hypothese  von  Göler  in  betreflf  der  läge  der  beiden  gräben 
von  15  fusz,  brauchten  wir  jetzt  nicht  mehr  einzugehen,  wenn  nicht 
Bh.  seine  triftigen  gründe  gehabt  haben  musz,  dieselbe  trotz  Napo- 
leons histoire  wieder  zu  vertreten,  er  yerttndert  (nach  Göler)  c.  72 
interiorem  in  inferiorem  and  stellt  dem  betreffmden  graben  in  der 
ebene  Yon  Lanmes  einen  »wetten  gwn  gMdieii  «if  der  iMMte  über 
dto  aibbftnge  dee  M.  Penn0?eIle  gezogenen  gegettttber.  der  entere 
in  der  eboie  bitte  aiob  mit  wasser  fVllen  lassen,  der  letalere  lag 
an  boeb. 

Der  Ton  t.  K.  xnnd  nm  den  M.  Anxois  benim  Ywaetehnsts 
graben,  den  er  naeb  Napoleon  ^  wallgiaben  der  TerBUHniiiehen 
eontiETBlklionslinle  anffiiast,  ersebeint  nnnmebr  ak  die  foitsetnng 
eines  der  fttnfsehnfflsaigen  giftben  in  der  ebene.  eraogsiobinssoMm 
ganien  laufe  in  mdgHebeter  nibe  (fiOmeter)  an  den  üflssen  bm,  es  be- 
durfte also  nur  gerüiger  Torbereitimg,  das  flosswasser  in  ibn  binsnih 
anleiten,  im  sflden  ans  dem  Oserain,  im  norden  mnidwt  ans  der  Ose, 
im  tbal  yon  Qrösignj  ans  dem  Babutin.  hier  ist  eine  maner  wie- 
der anfgefnnden,  die  das  wasser  desselben  staute  und  in  den  graben 
leitete,  tiberall  wurde  dieser  graben  von  Ainem  flusse  gefüllt,  man 
beaebte,  wie  genau  es  G&sar  in  dieser  ganzen  sobildernng  mit  dem 
numerus  nimmt,  'aqua  ex  Üumine  derivata'.  manobe  editoren  sehen 
darüber  hinweg,  Bh.  erklärt  den  sobttlem  in  der  aamerkung  gerade» 
SU  den  plural  'aqua  ex  fluminibus  ((Brivata',  obgleich  er  im  texte  den 
Singular  hat  stehen  lassen.  Das  yon  Cäsar  mit  campestribns  locis 
verbundene  'ao  demissis*  deuten  wir  in  besonderer  besisbnng  auf  die 
fluszthäler. 

Der  er d wall. 

Wie  oben  schon  angedeutet,  erwähnt  Napoleon  nirgends  der 
spuren  von  dem  erdwall  (agger  et  vallum)  der  contravallationslinie, 
er  hat  angenommen,  derselbe  befinde  sich  am  fusze  der  umliegen- 
den höhen;  wir  haben  ihn  höher  die  berge  hinauf  vor  oder  auf  dem 
rande  der  plateaus  zu  suchen,  wo  auch  die  jetzt  nicht  mehr  naoh- 


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117 


watbum  «fteUe  lagen.  M  »9ehte  wol  klar  vorliegen,  iUm  eiae 
gegouNiiige  rasche  bilfe  von  der  contravallationslinie  di6  iteilea 
li&a  zur  circumvallationslinie  hinauf  nicht  möglich  war  und  dasi 
sokiber  militärischer  fehler  dam  CiBW  nicht  untergelegt  werden  darf, 
der  erdwall  (12  fusz  hoch)  war,  wie  gewöhnlich  bei  belagerangen, 
mit  bmstwehr  (lorica)  und  sinnen  (pinnae)  aus  geflochtenen  bürden 
(plutei)  bestehend,  versehen.  Goler.mutmaszt  nach  seiner  militäri- 
schen einsieht,  dasz  'der  erddamm  längs  der  steilen  anhöben  wahr- 
scheinlich keinen  graben  hatte,  sondern  rückwärts  eingeschnitten 
war*,  die  das  aufsteigen  der  feinde  erschwerenden  'cervi  grandes' 
ragten  oben,  wo  die  plutei  dem  walle  aufsaszen  (ad  commissuras 
pluteorum  atque  aggeris),  empor  (eminentibus).  v.  K.  läszt  die^e 
cervi  zur  seite  des  walles  mit  den  spitzen  etwas  nach  unten  geneigt 
herausragen,  mir  scheint,  nicht  in  Übereinstimmung  mit  Cäsars  aus- 
drttoken.  Göler  und  BtUiow  halten  sie  für  'gabelförmige  stangen'. 

Die  weiteren  befestigungs werke. 

Wahrend  der  bisher  beschriebenen  arbeiten  unterlieszen  die 
blokirten  nicht,  mehrfache  ausfalle  zu  machen  (c.  73  ac  nonnunquam 
opera  nostra  Galli  tentare  atque  eruptionem  ex  oppido  pluribus  por- 
tis  ßumma  vi  facere  conabantur) ,  und  da  zu  gleicher  zeit  grüazere 
detachemeuts,  auf  requisition  in  die  umgegend  gesandt,  die  zahl  der 
römischen  Verteidiger  verminderten,  so  beschlosz  CUsar,  den  bisheri- 
gen mehrfachen  werken  (rursus  opera)  noch  andere  verteidigungs- 
mittel  hinzuzufügen,  diese  l»ettanden  in  der  anlegung  von  oippit 
lilia  nad  stimnli.  de  wiirtai  aUefttiuilben  angebracht,  namentüdli  m. 
bedeniiiider  sttrke  In  der  ebene  ¥on  Lanmee  (c.  86  interioree  despe- 
ntie  eampettribne  loeia  propter  magnitndinem  mnnitionum) ,  nur 
deri  mterblielben  dieMlbeD9  wo  ne  die  temunbesehaffuiheit  ent- 
weder tiberflflang  oder  namöglicb  meebte;  doeb  enf  dem  M.  Bnaej 
nad  solidie  bei  eaetellnm  16  seibat  in  den  üsls  eiageheaen  wieder 
Ki%efanden  worden,  in  den  ebenen  mntmessen  wir  ibre  stelle  swi- 
Mihen  den  beiden  gctben  von  16  fass. 

Wes  snnicbst  die  dppi  betrifft,  so  ist  es  noeb  keinein  erUlier 
gelungen»  naeb  dsars  bescbreibnag  eine  übenengende  enscbennng 
derselben  zu  geben,  v.  K.  ssigt  ans  auf  seinem  plane  eine  doppelte 
ansieht  derselben:  ^cippi  supörne  visi',  ich  gestehet  die  naeb  links 
sichtbaren  stttmme  dix  stipites  nicht  unterbringen  sa  können,  «neb 
die  'V  ordinee  eipponun'  der  ^munimenta  Bomanorum  in  planitie 
facta  a  ktere  conspecta'  geben  kein  verständnisvolles  bild.  wir 
waren  gespannt,  in  den  realphilologischen  anmerkungen  yon  fib.  et- 
welche belehrende  anskonft  zu  finden  über  den  begriff  der  perpetoae 
fossae,  über  die  quin!  ordines,  inwiefem  sie  *coninncti  inter  se  atque 
impbcati'  genannt  werden  konnten «  wie  sich  die  beiden  verscMe- 
denen  Sorten  von  rami  zu  einander  verhalten,  was  der  begriff  von 
rtipites  und  välli  sei.  aber  die  wenigen  allgemein  gehaltenen  worte 
geben  den  acfalllem  keine  klarheit»  nicht  an  gedenken  eines  irre- 


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118 


IN»  bebgenng  Toa  AMAi 


llUirendeB  dniokMikn:  'nni  admoda»  finut  (?)  aib  vaait  «ni- 
sebaat*. 

Die  perpetuac  fossae  erinnere  ich  mich  irgendwo  als  parollel- 
giÜMB  crUirt  gefunctoa  sa  ImUmb,  Held  sagt:  'die  gräben  wurden 
inent  fortlaufesd  amgagrabaBt  daaull  die  ttipites  unten  mit  em- 
ander  TerboBdan  werden  kernten,  nachdem  diese  aber  hineinge- 
bracht waren,  wurden  sie  wafarscbeialich  wieder  verschttttet'.  GUSler 
eebeint  in  perpetuae  die  andeutung  su  findeSi  daez  dieae  grftben  rund 
herum  um  die  Stadt  gingen,  (wir  machen  aufmerksam  auf  Caea.  b« 
c.  3,  44  perpetuas  munitiones,  perdnctas  ex  castellis  ia  pronma 
castella.  Flor.  4,  12  quem  perpetoa  quindeTim  millinm  foaaa  oom- 
IMrehensum  cinxit). 

Ref.  ist  weit  entfernt  zu  glauben,  dasz  er  mit  seiner  ansieht  in 
betreff  der  cippi  durchaus  den  sinn  des  Cäsar  erfaszt  habe,  doch  hofft 
er,  dasz  sie  wenigstens  des  Widerspruchs  (meinethalben  auch  mit 
dem  unvermeidlichen  höhn  vermischt)  wert  ist;  einer  musz  doch  bei 
der  zurückhaltenden  rathlosigkeit  der  berufenen  erklärer  vorangehen 
und  sich  zu  exponieren  den  mut  haben,  rede  und  gegenrede  in  an- 
ständigen schranken  führen  am  ende  doch  weiter,  das  wort  perpe- 
tuus  bezeichnet  bisweilen  einen  gegensatz  zu  rarus,  demnach  würden 
rarae  fossae  ^hie  und  da  einen  graben'  bezeichnen ,  perpetuae  fossae 
einen  'ganzen  complex  von  grüben*,  da  es  je  fünf  reihen  (quini  or- 
•  dines)  waren,  man  mochte  nach  verschiedenen  seiten  zählen,  so  wür- 
den wir  schlieszlich  die  figur  eines  quadrab^,  möglicherweise,  da  die 
entfernung  nicht  bebtimmt  angegeben,  auch  die  eines  rechtecks  er- 
halten, die  je  fünf  gräben,  die  sich  einander  rechtwinklig  durch- 
schnitten, erhielten  zunächst  an  den  25  durchschnittspuncten  je 
einen  oben  zugespitzten  stipes.  aber  wenn  nicht  mehr,  würden 
die  GUnier  bald  berausgefonden  haben,  dasz  sie  nur  den  schmalen 
ateig«n  swlsciiett  den  reiben  der  ati|^ilea  direet  anf  den  wall  zu  nach- 
zugehen und  die  benrorstebettdan  aweige  ^fbeh  sdt  den  fttaaen 
zur  aeita  zo  aduaben  branebtan.  dämm  wurden  dann  andi  iioch 
in  den  maebm  zebn  aieb  dvrdttehneidaDden  giiben  die  zwiai^en- 
rinme  dar  aebon  voriumdenen  25  atipitaa  mit  ebensolcban  Teraehen, 
ao  daaz  nunmabr  nirgeoda  ein  aiaawag  war.  aobald  jemand  dar 
üsinda  bineSngarielh  (quo  qni  intravarantt  aa  ipti  aedsasimia  ^alUa 
indnabant)  und  einen  aebritt  wetter  wagte»  fäilia  ibm  der  bodm 
unter  den  ftaaen  —  denn  die  giftben  waren  niebt  togeaehfittati 
widrigenfalls  würde  die  zusammenbindung  der  einzelnen  atifdtoa 
am  boden  des  grabana  (ab  infimo  revineti,  ne  ra?elli  poaaeni) 
keinen  sinn  haben  —  und  wenn  er  notwendiger  weiaa  fiel,  mnsta 
er  sich  spieszen.  jeder  cippns  bildete  demnach  ein  ganzes  itlr 
Bidi  und  enthielt  65  süpites.  diese  waren  ana  baumstSmmen  oder 
'aebr  dicken  ästen  dergestalt  zugebanen,  dasz  das  zopfende  bei  ent- 
aprechender  dioke  oberhalb  einer  zweigreihe  eingekürzt  und  zn- 
gespitzt  wurde,  nach  unten  betrug  die  zweigfreie  Iftnge  ittnf  fuez, 
aoweit  kamen  sie  in  die  griben  bUiein.  sie  standen  soweit  ansoi»- 


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Dm  beUigtnnig  TOB  AImia» 


119 


«adtr,  dass  dk  Uber  den  erdboden  bervomgMidMl  tw^ige  sich  nach 
allen  selten  wenigstens  bertthriMi  (ooaiimoti),  und  wo  die  stipites 
dichter  standen,  sich  sogar  in  einander  verschlangen  (implicati). 
beide  ausdrücke  haben  demnach  jeder  seine  besondere  bedeutung, 
bisher  konnten  sie  von  keinem  exegeten  getrennt  aufgefaszt  werden, 
unter  acutissirai  valli  sind  die  mit  einer  scharfen  spitze  präparierten 
stipites  zu  verstehen.  —  Göler  hat  die  unbedeutende  gefahr  seiner 
«ippi  wol  selber  gefühlt  —  die  Napoleonschen,  wie  sie  uns  v.  K.  vor- 
2eigt,  verrathen  auch  keine  grosze  gefährlichkeit  —  deshalb  läszt 
derselbe  nicht  blosz  die  stipites  mit  spitzen  versehen,  sondern  auch 
noch  alle  hervorragenden  zweige  zuspitzen,  da  hätten  die  Gallier 
ihre  fUsze  recht  hoch  heben  müssen,  um  sich  überhaupt  nur  ver- 
wunden zu  können.  —  Wer  besseres  zu  geben  hat,  der  teile  es  mit. 

Ob  das  einkürzen  der  zopfenden  durch  dolabrare  (sonst  wol 
nicht  weiter  bekannt)  bezeichnet  werden  kann,  müssen  wir  dahin- 
gestellt sein  lassen,  jedenfalls  ist  das  von  Columella  gebrauchte  deli- 
brare,  ^das  abschälen  der  rinde',  hier  von  gar  keiner  bedeutung. 

üeber  die  sogenannten  Wolfsgruben  (lilium)  herscht  mehr  klar- 
heit.  hier  wurden  die  stipites  ab  summo  praeacuti  et  praeusti  im 
gegensatze  zu  den  stipites  der  cippi  einen  fusz  hoch  mit  erde  fest- 
gestampft, damit  sie  festsaszen  und  aufrecht  stehen  blieben  (confir- 
mandi  et  stabiliendi  causa),  der  auffallende  ausdmck  exculcabantur, 
der  gerade  das  gegesteil  von  'feststampfen'  bedeutet,  soll  nach  der 
behauptung  der  «rttrsr  Utr  «dealMartDr  sMmb,  ao  «•»  j«  &  ia- 
d«rung  da»  n  in  a  mM  mmtl  aiaa  eonjectv  an  mbimb.  wm  an 
Mcb  a&  xanas  swIaoheB  den  bsitei  IttafinbaftaiigaB  gitbea  flbdig 
war,  wuvda  aUeiitlialbaB(oouub«aloob)mitaiiagaat0iat8ftaii^  . 
«rdboden  Teidtokten  fdssangeln  aoagaftült. 

Die  airemaft?»Ufttioiialinia. 

Gegen  ein  etwatgea  etttsafahear  aookia  Olaar  alah  aadk  aiwaaa 
dvvoh  c^che  aaniiitiMiea  an  akhani  (e.  74  paiea  ainadeai  ganaria 
wnitlinitta  diTeiaaa  ab  kia  centrs  aitaiionm  hoatam  parMt),  ao 
dasz  er  einer  mCgHehenfalla  neeh  ao  groasen  maaae  von  famden  wider- 
ateban  konnte  (et  ne  magna  ^dam  multitadine,  ai  ita  aeaidai  ekia 
discessu  munitionnm  praesidia  olrcumfundi  possent).  Cftsar  war 
Müieh  der  meiming,  dasz  der  Ten  YarcifaigeteriT  in  anaaialii  ge- 
nommene landsturm  (e»  71  omnesque,  qui  per  aetatem  arma  §$m 
possint,  ad  bellum  cogant)  sich  gar  nicht  ausführen  laaaet 
mochten  denn  andi  in  folge  der  abaandmig  der  leUacei  (ommbi  equi- 
tatum  ab  se  dimittere)  eine  sehr  grosze  menge  kenuMBy  er  wollte 
sich  auf  alle  fftUe  vorbereiten,  das  unerklärliche  'discessu  eius^  ändert 
Nipperdej  in  ungemein  lahmer  weise  in  'aoceasu  eins*  (se.  multitn- 
Willis),  Bh.  behält  discessu  eius  bei,  ohne  irgend  eine  deutung,  Gdler 
versteht  darunter  mit  recht  equitum  discessu,  'da  die  gallischen  rei- 
^r  abmarschiert  waren,  um  ein  entsatzheer  herbeizuführen';  wir 
möchten  ans  eiua  lieber  und  leiohiMr  ein  eqoitatoa  beransieoen  (ai 


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Di»  bda^eroBg  von  Alrnkk, 


ita  accidat  equitatus  discessu).  —  Bei  der  anläge  der  circumvallations- 
linie  benutzte  Cäsar  die  vorhandenen  terrainverhältnisse  (regiones 
£equutas),  in  der  art,  dasz  sie  möglichst  die  ebenen  auf  den  plateaux 
der  höhen  umschlosz.  diese  ebenen  auf  den  höhen  bezeichnet  Cäsar 
mit  dem  ausdruck  aequissimas  regiones.  Göler  findet  ebenfalls,  'dasz 
eine  hohe  läge  hier  vorteile  bieten  muste',  faszt  aber  dennoch  jenen 
ausdruck  als  ^möglichst  vorteilhaftes  terrain'  auf;  auch  Napoleon 
folgt  dieser  viel  zu  allgemein  gehaltenen  erklärung.  —  Doch  deutet 
Cäsar  auch  an,  dasz  die  einschlieszung  der  plateaux  in  seine  circom- 
vallationslinie  nicht  allenthalben  möglich  war  (quam  potuit).  auf 
dem  M.  Flavigny  war  es  ausführbar,  in  nur  bedingter  weise  auf 
M.  Bussy,  und  der  M.  Bea  gebot  durch  seine  terrainbeschaffenbeit 
eine  besondere  behandlung. 

Wie  auf  dem  plane  von  v.  E.  ersichtlich,  war  das  summum  iugum 
des  M.  nicht  grosz,  auch  akbt  eben  genug  zur  anläge  des  lagers, 
und  wenn  der  platz  ftir  die  drai  anderen  lager  in  der  weise  gewählt 
werden  konnte,  dasz  aie  mit  ihrer  ftiieMni  seite  in  die  oireomvaUatione- 
Hnie  hineinfielen,  md  dem  inaaeni  imde  entgegenlagen,  ao  nmafte 
das  lager  anf  dem  M.  Bea,  deeaan  ienrain  hier  mäkt  den  gleiohea  swaek 
erkraHe,  im  gegenteil  eine  welir  gegen  di#  ttiidl  ISm  saift*  didber  ver- 
legte Claar  daaielbe  an  den  imfteim  aMiang  dea  bergea,  imnal  d«rab- 
fllMid  deaaelben  ron  dem  liiase  des  M.  Aazoia  batriehtUeb  tirailer 
war,  ala  die  entfemnng  der  anderen  hohen  Ton  demselben,  dia  aus- 
gnbnngen  weisen  uns  nach,  wie  Glaar  besonders  aal  den  sebnia  dto- 
aea  lagers  gegen  einem  leindliohan  seitenangriff  das  inssem  f eindes, 
die  Oaa  sn  den  abfatagen  dea  baigea  enUa^,  bedaflbi  gawaaen  isi» 
.  ein  dimfaeber  wall  nnd  gnhm  dedkte  naoh  dieser  aeite  hin,  and  da- 
mit es  nidit  von  der  hOebsten  aptia  des  berges  einem  geObrlichan 
feindliehen  angriff  ausgesetzt  wäre,  sah  sich  Cäsar  genStigt,  ancb 
das  plateau  in  das  bereich  semer  ebwumYallationslhue  sn  ziehen» 
darum  legte  er.  dort  zwei  eastella  an ,  deren  eines  (23)  überaus  stark 
gebaut  war,  da  ea  sn  den  fünf  wiederanfgefundenen  gebM»  direet 
konnte  das  lager  von  einem  äuszern  feinde  nur  in  einem  schmalen 
Winkel,  dort  wo  y«  K.  irrtttmlieb  das  caataUam  3d  beseiehnet  hat^ 
angegriffen  werden,  und  wenn  er  es  hier  versnobte ,  setzte  er  siob, 
wie  auf  dem. vorliegenden  plane  von  E.  klar  ersichtlich  ist,  einer 
beschieszung  in  beiden  flanken  ans.  gleichwol  hat  v.  E.  den  angriff 
des  Yercassivellaunus  naeh  TOigang  Ifapoieons  dortbin  Tarlegt, 
worüber  weiter  unten. 

Einfacher  waren  die  terrainverhältnisse  auf  dem  M.  Bussy,  das 
plateau  desselben  lag  zu  weit  zurück,  als  dasz  es  in  die  circmn  valla- 
tionslinie hätte  hineingezogen  werden  können.  Göler  bemerkt: 
'wollte  Cäsar  jene  anhöhe  (mit  426  bezeichnet)  noch  in  seine  cir- 
cumvallation  einschlieszen,  so  muste  er  diese  um  mehr  als  3000 
schritt  länger  machen,  und  es  wurde  zugleich  die  circumvallation 
von  der  contravallation  zu  weit  entfernt,  als  dasz  man  sich  bei  der 
Terteidigung  der  beiden  linieu  gehörig  hätte  unterstützen  künnen'. 


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Die  belageruag  von  Aletiftt 


121 


der  abhang  des  berges  war  hier  nicht  so  steil  als  auf  dem  M.  Bea, 
er  bot  ebene  absätze  dar,  die  Cäsar  denn  zur  anlegung  des  lagere 
benutzte,  so  dasz  Napoleon  sagen  konnte,  *es  liegt  auf  der  höbe', 
die  abdachung  von  dem  plateau  bis  zn  diesem  lager  war  eine  geringe 
(leniter  declivis  c.  83),  nach  Gölers  messung  beträgt  sie  auf  6000 
fusz  entfernung  nur  etwa  200  fusz. 

Wir  folgen  zunächst  der  circumvallationslinie,  wie  sie  uns  v.  K. 
und  Napoleon  bezeichnen.  *so  weit  die  ebene  von  Laumes  und  die 
abhänge  des  berges  von  Flavigny  reichten,  lief  die  umschanzung 
in  einer  mittleren  entfeniimg  von  200  meter  parallel  mit  der  contra- 
vallationslinie.  aie  hatte  nur  6inen  graben,  welcher  in  der  ebene 
kMfcaAkmig  ausgestoeheii  war^  um  einen  gröszeren  schuttdamm  za 
geben.  M  llbmil  aoiiil  wir  «r  toii  draieduger  form  (tafel  28). 
dio  wmaofaaMnng  h9rte  bei  dan  fteika  MOi^mt  än  bergen  yob 
FUvignj  aa  «ttem  puiieie  auf»  wo  4Ue  balMtigungen  umäi  wor- 
den)  dann  attste  na  sieh  auf  dar  hochebena  telf  wo  sie  die  lagsr 
uKUrafaumdarvefband.  daraofaiieg  ak  aa  dem  Oaaram  herab,  flüuta 
Uber  dm  gq^l  deeM.  PaananUe,  atiag  an  den  abbftngan  dea  batgea 
TCftBaasy  empor»  daiaea  lager  eia  ^benfJu  miiereiiuuidmr  (?)  Terbead*. 

8o  weit  aisd  wir  Hapolaoa  gefolgt  nf  dem  plateaa  daa  waai- 
lichen  tailaa  daa  IL  Baaaj  (oberhalb  dea  eaatallnm  18)  iat  dia  apar 
des  circomvallationegrabaaa  lieht  weiter  anfgaftmdaii  worden,  Napo- 
leon fuhrt  sie  nach  seiner  nrntmasznng  doroh  pnncte  in  den  lauf  das» 
wie  oben  nachgewiesen ,  zweiten  fünfzehnitolgen  grabens  weiter, 
indem  er  denselben  iirtllmlioh  ftlr  die  eirenrnreUationslinie  hÜL  die 
karte  K.8  Iftszt  ungenau  den  ansgaag  dea  oireamyallationsgrabens 
etwas  nach  nnten  biegen,  nach  Napoleons  plan  28  weist  derselbe 
vielmehr  nadi  dam  oavallerielagar  bei  Gia8igajr9  daa  doch  Napoleoa 
jedenfalls  in  groszer  entfenrang  von  seiaer  ciroomyallationslimo 
ganz  isoliert  dem  feindlichen  angriff  preia  gegeben  hat  ttberdiea 
ftlhrt  die  circnmvallationslinie  sich  y(m  diesem  lager  nach  westen 
weiter,  wie  auf  dem  Kampeschen  plane  zn  ersehen  ist,  und  von  dort 
traf  sie  in  der  xiofatang  nach  attdea  aaf  daa  lager  an  dem  abhänge 
des  M.  B6a.  (eehlaaa  lolgt.) 

(12-) 

ZUM  RELIGIONSüNTEßßlCHT  AUF  GYMNASIEN. 

LEBEN  UKD  CHARAKTER  ABRAWAMH. 

(aaUoia.) 

Dia  gesohiohte  Abrahame 

enäblt  die  schon  genannte  quelle  in  feinsinniger  gruppierung  in  dar 
weise,  dasz  sie  in  einer 

a)  einleitung  cap.  12 — 14  zuerst  12, 1 — 99  seine  berufung  und 
eiawanderung  in  Kanaan;  dann  12,  10 — 20  den  zug  nach  Aegypten 


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Itt 


Zorn  xeligiousunterricbt  auf  gymnauen. 


und  Sarais  bewahrung  daselbst,  und  cap.  13 — 14  die  Vorfälle  mit 
seinem  neffen  Lot,  trennung  von  ihm  und  errettung  durch  einen 
krieg8zug;  schlieszlich  die  segnung  durch  Melchisedek  schildert,  alles, 
um  den  Charakter  des  herrlichen  mannes  und  den  ihn  begleitenden 
schütz  seines  gottes  ins  licht  zu  stellen. 

2)  in  dem  hauptteil  15 — 22,  9  werden  die  prtlfungen  seines 
glanbens,  seine  bewftbrung,  gottes  band  mit  ihm  und  dessen  ver- 
heiszongen ,  also  die  höhe  seinei  kbens  und  adne  bestimmung  für 
•11  tii—  BiiflikoHUBm,  jafttr  alle  vltShmt^  ainitüurlieh  mitgeteilt,  um 
bmIi  ttMUdiOoldiclMr  xmä  «UMbringlicbar  teOt  gotte  tiiit%Mt  «ad 
segeB  fttr  ikn»  tails  itiiMB  ^igmm  i^bansgehotBam  Tor  angen  sa 
ItlivNi.  im  «innlBMi  enlhlt  cap.  15|  in»  ikm  em  laibatirte 
hakm  imd  dies  ümtUA  dozeh  «im  taidetlMieUiitt  bealBtigt 
jML  €H»*  16  iat  dk  eiata  Tentommg  der  Hagar  «iid  die  gebnrl 
teaiis;  17  dar  Inuid  göltet  nil  Abram,  jalit  AMmoi  genanat,  & 
«iMetmiig  dir  baseittieidiiiv,  Yerlieiasing  ImI»;  18, 1*-19,  d8  dar 
beasoh  dinr  mpl  joä  dia  amMraag  m  Sodoa  und  Ckmorrisa, 
Hebet  dem  der  Ifoabitar  «ad  Aaimoniter;  90  die  bewab- 
rnag  Sarais  am-  bofe  za  Oerar;  21,  1  -—21  die  gebort  Inka  aad 
Vertreibung  Ismaels;  21 ,  23— 34  der  bund  mit  dem  pbilisterkönig 
Abimelecb  nnd  der  vertrag  mit  ihm,  der  ein  recht  aaf  Bersaba  be- 
grOadete;  endlich  22, 1 — 19^  als  glanzpuaetdealebeasaadglaabeBe- 
gekorsams ,  die  oplenuig  laaka  berichtet. 

3)  als  anhang  und  scUaaa  des  lebens  gibt  der  letate  abschnitt 
32,  20^25,  18  nofk  weitere  aaekriohten  über  das  haus  Abrahams 
und  zwar  über  die  Baobkonaaea  seines  braders  Naher  22,  20 — 24 ; 
über  den  tod  Sarais  nnd  die  erwerbung  des  erbbegräbnisses  23;  die 
Verheiratung  Isaks  mit  Rebekka  24 ;  die  nachkommen  Abrahams  Ton 
Ketnra  und  seiaea  tod  26,  1 — 11;  die  gegebleekter  lamaeU  26, 
19—18. 

Eine  zusammenfassende  und  unter  bestimmte  gesichtspuncte 
gestellte  be trachtung  des  hier  von  Abraham  erzählten  ergibt  folgen- 
des bild  von  diesem  Stammvater  des  volkes  Israel. 

I.  nach  seinem  äuszeren  lebensgang  war  er,  was  1)  seine 
person  betrifft,  der  älteste  der  drei  söhne  Tharahs^  welcher,  dem 

■  gesehlechtttafe!  Tbaraha  bit  auf  Meie: 

Tharah  (geii.  11.  26—81). 
aeiae  •ekae;  Abnua  ex.  Sarai,  Nahor      flacaa  gea,      29.  Sl* 

(Hagar,       ux.  Milka 
Ketura) 

«eine  enkel:  Ifak  nx.  Rebekka,       BeOinal     Lot,  Muka,  Jlika. 

gen.  24,  16. 29. 
«•iaa  Urenkel  t  Esau  und  Jakob.      Bebekka  u, 

Laban. 

eeiaa  weitetia  aaebkemMat      Lakaaa  tVehler: 
Jakobs  kiader  gea.  89  n.  80. 

von  Lea:  Lea  u«  Bakel« 

Baben,  Simeon,  Leyi,  Juda, 
Isaschar,  Sebulon,  Diva; 


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gm  gtügioimmtBrriciit  wf  gjmmmim ,  188 


schon  all  tei  Ttto  11,  31  ergangenen  rufe  gottes  gemSsz,  nicht 
blosz  aus  dem  Stammsitz,  ür  Kasdim*,  sondern  auoh  Ton  dem  fortui 
der  sitz  des  geschlechts  bkib«iidfln  Heran  (das  ans  der  tümmkm 
gwdikiite  bekannte  Carrae  im  nordwestlichen  Mesopotamien)  aai| 
BOdl  weiter  gegen  Südwesten  nach  Kanaan  wanderte,  begleitet  tmi 
seinem  weihe  Sarai  und  Lot,  dem  söhne  seines  früher  gestorbenen 
(11,  28)  bruders  Haran,  12,  1 — 9.  es  geschah  dies  12,  4  in  seinem 
75n  lebensjahre,  60  jähre  vor  dem  tode  Tharahs^  in  der  neuen 
heimat  lebte  er,  zuerst  in  der  mitte  des  westjordanschen  landes  bei 
Sichem  ^  und  Bethel,  später  aber  hauptsächlich  im  Süden  bei  Hebron 
bis  Bersaba*  12,  6 — 8.  13,  18.  21,  31.  als  ein  durch  herdenbesitz 
reicher  nomade  und  hausfürst  12,  6.  14,  14.  17,  8,  den  kananiti- 
sehen  fÜrsten,  unter  denen  er  weilte,  ebenbürtig,  von  ihnen  als  'fürst 
gottes'  geachtet  und  in  gutem  vernehmen  mit  denselben,  14,  17  ff. 
21,  22  ff.  23,  3  ff.  sein  einziger  fester  und  eigner  besitz  im  lande 
war  das  anrecht  auf  einen  brunnen  (Bersaba)  und  das  in  späterer 
zeit  erkaufte  erbbegräbnis  auf  dem  grundstück  bei  Hebron  mit  der 


von  Bilha;  Dar,  Naphtfaali| 
TOB  Bilpa:  Oad,  AMer; 

Ton  Rahel:  Joseph,  Benjamin. 

söhne  Levis:  Qerson,  Kakath,  Heimri  £sQd*  0,  16« 

8ohn  Kahatbs:  Amram, 

kioder  Amrams:  Mirjam,  Aaron,  Mose.    Exod.  6,  20.  2,  4.  Nam.  26,  59. 

*  Ur  (Lislli«  Ih     OWdIe,  lUMh  dea  gwmiUU  Ur  KMdUe)  be- 

seichnet  die  bibel  Bwar  mit  aller  bestimmtbeit  als  die  nnqyrüngliche 
heimat  des  Stammvaters  von  Israel  und  der  mit  diesem  verwandten 
Völker,  der  Edomiter,  Moabiter,  Ammouiter.  gibt  aber  keine  weitere 
tndentang  über  die  läge  dieser  leediethttffc  eoor  ttadi.  die  neoRste,  auf 
den  assyrischen  forschnngen  berabende»  aber  aeek  bestrittene,  ansidkt 
ist,  dasz  sie  nicht  aowol,  wie  man  früher  meinte,  im  nördlichen  Meso- 
potamien oder  an  den  quellen  des  Tigris,  sondern  vielmehr  südlieh  VOQ 
Babylon,  in  der  näbe  des  persischen  meerbusens  zu  suchen  sei. 

*  nadi  gen.  11,  t6  ist  Abrain  im  Tfti  Jebre  Tbenhs  gebeten  «ad 
75  jähre  alt,  alee  im  145b  jähre  Tharahs,  ausgewandert,  IS,  4;  dieeer 
ßtarb  11,  32  in  einem  alter  von  205  Jahren,  also  fällt  die  auswandernng 
Abrams  ins  60e  jabr  vor  dem  tode  Tbarabs.  nach  einer  anderen,  im 
ssnaritanischen  tezt  erhaltenen  lesart  warde  aber  Tbarah  nar  145  jähre 
alt.  dieser  sweltea  reehnung  folgt  Stepbanns  act.  7,  4. 

'  Sichem,  Stadt  auf  dem  gebirpe  Ephraim  zwischen  den  bergen 
Ebal  und  Garizim,  später  Neapolis,  jetzt  Nablus  genannt,  südlich  da- 
von Bethel  (gottesbaus)  4V|  standen  nördlich  von  Jerusalem,  2  stun- 
d«n  Sstlieh  davon  lag  AI. 

*  Hebron,  ursprSagilcil  Kirjath  Arba,  Stadt  des  Arba,  eines  Ena- 
l(iten  oder  der  EnaKiten  genannt,  damals  im  besitz  der  kanaanitiscben 
Hethiter,  in  einem  fruchtbaren  tbal  des  hochlandes  von  Judäa  zwischen 
^srasalem  nnd  Bersaba^  eplter  hauptstadt  des  Stammes  Jada,  Frei*  und 
Levitenstadt.  Mamre,  ein  dort  woboender  Aneriter  (KaaanÜMr)t  in 
dessen  gebiet  Abram  unter  dem  schatten  von  eichen,  westlich  von  der 
dem  Ephron  gehörigen  doppelhöble  Machpela,  sein  zeit  aufschlug  IS, 
IS.  14,  Vi.  23,  9  ff.  50,  18.  das  48  km.  südwestlich  von  Hebron  ge- 
legene Bereaba,  eigentüeli  Beefeaba,  wer  der  tnaseiete  gfenipeMt 
Pslutinas.  der  nsme  hedeutet  brenien  dea  tiäkwvn,  genaeer -bMiMUien 
4er  sieben  liainer  28— Si« 


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124 


doppelhöhle  21,  22 — 31.  23,  17.  je  und  je  zog  er  auch  auf  kurze 
zeit  ins  ausländ,  Aegypten  und  Philistfia  (Gerar),  12,  10  ff.  20,  1 
— 18.  einmal  trat  er  auch  als  kriegsheld  auf,  als  er  seinem  neffea 
Lot  mit  seinen  318  waffengeübten  hörigen  zu  hilfe  eilte,  jederzeit 
aber  erwies  er  sich  mit  wort  und  that  als  yerehrer  des  einigen 
wahren  gottes,  auf  dessen  ruf  er  aus  dem  lande  seiner  väter  aus- 
gewandert war'^  12,  7  f.  13,  4.  14,  22,  aus  dem,  freilich  erst  durch 
spätere  nachrichten  (Jos.  24,  2.  vgl.  gen.  31,  19  If.  Judith  5,  6)  ver- 
bürgten gründe,  'weil  er  nicht  folgen  wollte  den  göttern  ihrer  väter 
in  Chaldäa,  welche  viele  götter  hatten ,  und  auf  daaz  er  dem  einigen 
gott  des  himmels  dienen  möchte'. 

2)  sfliiie  ftmili«  bildeten  »)  die  legitiiDe  gattin  Sarai,  d.  K 
luttialMKtitt»  nmk  mbnm.  IMßm  oder  &  gwentttige,  aneii  «ia» 
iodiier  Tbanit«  aber  Toa  mmm 

Abmmii  irim  jähre  jünger  ak  er  nad  im  127a]eb«Bi4^^  geetorbea 
18,  6. 17,  16»  20p  18.  88, 1.  dieaebeafrea,  Hagar,  eiae  ägyptieeb» 
eUsfia,  awriaial,  dee  «ibW  aud  vor  gebuft  äne  eohaea  Isnael,  4ae 
iweite  aiel,  eis  dieser  etwa  seebsiaha  Jahre  alt  war,  aas  dem  haose 
geinebea  16, 1  —16.  81,  9—81 ,  aad  die  Ton  Abnham  nach  dem 
iode  der  Sara  ia  snaem  137a  jähre  geheiratete  Ke tara,  26, 1^-4. 

b)  acht  söhne:  Ismael  von  Hagar,  eCaaimYater  der  Ismaeltter 
(Nordaraber);  Isak  TOa  Sarai,  aaoh  dessen  yerheiszimg  17^  6.  16 
bode  eitern  bedeutsamere  namen  erhieltipi  (Abram,'d,  h.  erhabeaer 
Tater,  faeiszt  jetzt  Abraham,  yater  der  menge,  Stammvater  grosser 
TCIker,  Sarai  aber  Sara,  d.  h.  ftlrstin),  der  zweite  ahnherr  (ers- 
vater)  Israels  und  gatte  der  ihm  auf  befehl  Abrahams  ans  Haraa  ge- 
.holtea  Aebekka  (cap.  24);  die  sechs  s^hae  der  Eetnra,  von  denen 
weitere  arabisehe  stimme ,  Midianiter  u.  a.,  abstammten,  25,  1 — i» 

c)  eine  grosze  aasabi  von  knechten  (hörigen),  unter  denen 
Elles  er,  wol  auf  dem  zuge  Abrams  nach  Kanaan  in  Damaskus er- 
worben, hervorragte  und  die  beirat  mit  Rebekka  vermitteln  durfte. 

3)  aus  Abrahams  leben  in  seinem  verkehr  mit  anderen  ist 
besonders  bemerkenswert  a)  sein  Verhältnis  zu  seinem  neffen  Lot  bei 
Verteilung  des  Weidelandes ,  bald  nach  der  niederlassung  in  Kanaan, 
dem  der  oheim,  weil  sie  mit  ihren  zahlreichen  berden  nicht  bei- 
sammen bleiben  konnten,  die  sogenannte  Jordansaue  mit  ihren 
Städten  Sodom  u.  a.  überliesz,  13,  5 — 9,  und  bei  dessen  Verteidigung-, 
als  Kedor  Laomer  von  Elam  (im  osten  des  unteren  Tigris ,  Elymais) 
mit  vier  königen  gegen  die  fUnf  ?on  ihm  abgefallenen  unterkönige 


der  tmt  erfUag  aaeb  16,  7  idiea  ia  Ur,  naeh  10»  Ift  erst  in 

Harao. 

ii  die  schwierige  stelle  15,  3  ist  wol  am  besten  so  zu  übersetsen 
and  SU  verstehen:  'herr,  was  willst  du  mir  geben?  was  soll  mir  aller 
lohn  und  mein  gut,  da  ich  entblösxt,  kinderlos  dahingehe  und  der  solm 
des  besitzes,  d.  h.  erbe  meines  hauses  Damaskus,  die  Stadt  Eliesers  ist?' 
oder  auch:  ' —  der  söhn  von  Mesek,  d.  i.  Damaskos,  dieser  £Ueser, 
mein  haus,  d.  i.  meine  ganze  familie,  ist?' 


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Zam  ftiMgtoawnittnrtolit  «if  tliiiiimlin  126 


in  Jordanihal^  m  Md«  sog  ond  mit  Abnunt  hilfe  hei  Choba  linki 
d«  k.  nArdlich  von  Damaskus  besiegt  wurde,  cap.  14 ;  b)  seine  be- 
TflJmmg  tth  dtm  Pharao'*  von  Aegypten  12,  10  ff.  und  diB  phi* 
listerkönig  tob  Oenr'^  Abiiototh  80«  1—16,  wobei  Abrain  zwd- 
laal  seine  frau  yerleiigmeU;  e)  wtSm  losammentrefibn  mit  Melchi- 
sedek'^  auf  dem  heimeng  Ton  dem  geMBBten  kriegszug  14, 17«- 24; 
d)  seine  fürbitte  für  die  dem  Untergang  geweihten  städte  im  Siddim- 
thal'*  18,  22—33;  e)  sein  verhalten  gegen  Hagar  16,  1—15.  21, 
^21'^;  f)  sein  benehmen  b«&  dem  kaaf  des  0f bbigiibBiauM  ¥on 
dai  Hethitern  23,  1—20. 

II.  von  dem  Charakter  Abrahanu  geben  diese  berichte  £61- 


1)  in  seinen  menschlichen  verhSltnissen  treten  am 
st-Srksten  zwei  scheinbar  entgegenge^tzte  züge  hervor,  milde  und 
kraft,  eine  harmonie,  die  auch  nach  Cicero  zu  einem  vollkommenen 
menschen  gehört,  einerseits  ist  er  nemlich  der  friedliebende,  nach- 
giebige, groszmütige  und  mitleidige  mann  gegenüber  von  Lot,  cap. 
13, 14,  bei  seinem  Verhältnis  zu  den  Kanaanitem,  denen  er  in  keiner 
weise  seine  religion  aufdrängte,  mit  denen  er  vielmehr  in  gutem 
frieden  und  gegenseitigem  Schutzbündnis  lebte,  in  seinem  benehmen 
gegen  Melchisedek,  dem  er  den  zehnten  gab  14,  20,  besonders  aber 
in  seiner  unermüdlichen^  kühnen  und  erbarmungsvoUen  fürbitte  für 

twii  nanoB  dieser  IBnf  kSolge  haben  dnnh  kelÜBsehrifiso  ihre 

Ibttmschende  beglaebiffnog  gefundmi. 

80  gewis  Pharao  nicht  eigenname,  sondern  titel  ist,  so  schwie- 
rig  ist  die  deutung  des  wortes.  neaestens  vermutet  man,  dasz  es  'das 
hohe  haus'  heisze,  wie  ja  auch  die  persische  und  türkische  hofspracbe 
m  4er  *hoheii  pioHt*  redet. 

^*  auch  Abimeie  eh  »  vater  eines  königs,  ist  wahrscheinlich  der 
die  erbmonarchie  andeutende  königstitel  der  i^hilisterkönige  gewesen, 
in  20,  1  ist  gesagt:  der  hauptanfenthalt  Abrams  war  zwischen  Kades 
(Kaaes  Bemea,  14,  7.  16, 14  dereh  eine  quelle  beriUmtSB  MUg 

fehaltenea  Ott  weiter  im  soden)  und  Selmr  (einem  leadetarich  an  der 
nordostgrenze  von  Aegypten),  zeitweilig  nomsdiiierie  er  aber  in  .der 
gegeud  von  Gerar,  südöstlich  von  Gaza. 

Melchisedek,  d.  1.  könig  der  gerechtigkeit,  in  Salem,  d.  i. 
nidit  wel  «■  JerMelein,  sofern  dwse  Stadt  nur  poetisch  ps.  76, 8  so  ge* 
Bimit  wird  und  in  älterer  zeit  bekanntlich  Jebus  hiesz,  sondern,  wie 
schon  der  kirchenvater  Hieronymus  sagt  'oppidum  juzta  Scythopolim' 
(Bethschean  h.  s.  t.  Beisan)  auf  der  Westseite  der  Jordansaue,  8  stun- 
den südUeh  von  HeseretlL  weiteres  s.  enn.  n. 

maa  ▼enmttet,  dess  das  Siddimthal,  d.  L  thal  der  ebenen  fel-^ 
die  gegend  war,  wo  die  fünf  slKdte  legett  und  in  dar  feige  das 
Itoe  meer  entstand,  14,  3. 

der  uame  des  ortes,  wohin  Hagar  vor  Sarai  floh,  wird  16,  13  f. 
trUlrt  dieselbe,  erfreut,  dess  in  der  Üir  fewordenen  offBaberaig 
7  ff.  gott  selbst  ihr  nabegekommen  sei,  'rief  den  namen  des  herm, 
^er  zu  ihr  geredet,  d.  h.  nannte  ihn  herr  und  sagte:  du  bist  ein  gott 
des  Sehens  s.  v.  %  einer,  der  alles  sieht,  denn  sie  sprach:  habe  ich 
tmh  Uer  in  der  wftste  dem  nachgesehen  bei  seinem  TersdiwiBieB 
ihn  gemerkt),  der  mich  sah?  deshetb  seaat  nsfli den bfiuuient  bnumeB 
des  lebendigen,  der  auoh  sieht.* 


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Sodom  und  Gomonha  18,  22  ff.,  anderseits  zeigt  er  nicht  blosz  in 
seinem  auftreten  gegen  die  fürsten  in  Aegypten  und  im  Philisterland, 
sondern  noch  mehr  bei  dem  kriegszug  cap.  14  einen  kühnen,  sich 
nötigenfalls  für  andere  aufopfernden  heldenmut,  den  auch  Melchi- 
Bedek  v.  19  durch  seinen  segen  anerkennt,  auszerdem  tritt  noch  ein 
dritter  charakterzug  in  seinem  socialen  leben ,  ein  edles  gerechtig- 
keits- 1  ehr-  und  Selbstgefühl  im  handel  und  wandel  heryor,  bei  dem 
wechselseitigen  Übereinkommen  mit  Abimelech  21,  22 — 34  und  mit 
dem  Hethiter  Ephron  wegen  des  erbbegräbnisses  23,  3 — 20.  — 
Dessenungeachtet  finden  sich  in  seinem  sittlichen  leben  zwar  keine 
Schlechtigkeiten,  wol  aber  menschliche  schwächen  und  gebrechen ;  er 
ist  kein  voUkommentr  heiliger,  so  wol  in  Aegypten  als  in  Grerar  sagt 
er  immerhin  keine  lüge,  sofern  Sarai  seine  halbsch wester  war^  wol 
ftber  eine  halb  Wahrheit,  sofertf  sie  ja  «oeh  seine  frau  war,  und  zwar 
«u  tebwldw  und  BMnaehMifvrekt,  was  mit  den  reinejran,  ent  doxch 
dat  diriitiatiin  im  Toik  linlii  gitedftoii  begriffiui  toi  der  j^ichi 
dar  waluMligWt  aichl  er  w«r  Idiria»  wit  iii  ieiBni 

eMSAin  mWItaif ,  dtr  waU  eiMr  aabenltm,  «n  Mftn  aemar  Mit, 
d*  1l  iMÜe  dat  «iiYollkommm  sitttMln  bawuslMui  des  dereiagli- 
gas  aliartaBM.  attdi  dSa  inaiBuliga  aoatveilNiig  dar  Bagar,  ^ 
znrttckaetnuig  Iniiaela  und  dar  Idadar  dar  Kaloxm  floas  ana  diaaar 
Mban  qaaUa  and  gab  aoglaiah  einaa  bawaia  den  aaaliteüaB  und 
der  anaiUIicibkMt  der  iridweibereL  damit  iat  die  nach  chriatUeheii 
WgriiiBn  tiaAr  aleliaiida  aMoralitit  AbrdMuiia  imd  aooh  daa  weitere 
erwiesen,  wie  gott  Hiebt  gewollt  bat,  daai  aaaer  geeebleebt  auf  ei» 
mal  den  bOobsten  ponct  aitflieber  erkenntnia  and  aitflieben  lebena 
erreiche,  sobon  hier  begegnet  uns  die  aebSne  stufenmäszige  ordnoag 
und  erziehungs Weisheit,  mit  weleber  gott  aneb  in  der  eifonbamiiga» 
religion  verfahren  ist. 

2)  noch  weit  wichtiger  ist,  wie  sich  Abrams  Charakter  im  Y6r> 
halten  gott e  s  gegen  ihn,  seinem  verhalten  gegen  gott  und  im  beider- 
aaitigen  Verhältnis,  also  im  religiöaen  leben  gezeigt  hat. 

a)  gott  hat  ihm  nicht  nur  Segnungen,  schütz  und  belobnnag 
16,  1  (*iob  bin  dein  schild  und  dein  lohn  für  deinen  gehorsam  wild 
sehr  gross  sein'),  und  vertrauten  verkehr  18,  1 — 15,  sondern  vor- 
nehmlich verheiszungen  zugewandt  und  zwar  einesteils  im  all- 
gemeinen, indem  seinem  geschlecht  nicht  blosz  der  besitz  des 
landes  Kanaan,  mit  welchem  seiner  zeit  das  volk  durch  das  in  aller 
rechtöform  erworbene  patriarchengrab  sich  verbunden  wüste,  son- 
dern sogar  eine  weltgeschichtliche  bedeutung,  ein  von  demselben  auf 
alle  Völker  ausgebender  segen'*  wiederbolt  zugesagt  wird  12,  3.  18, 


die  segensverheiszungin  den  angeführten  stellen  will  spraeb* 
lieh  genau  verstanden  sein,  in  12,  2.  3  ist  dem  Abram  dreierlei  suge- 
sagt:  deine  nachkommenschaft  soll  sich  zu  einem  grossen  volke  ver* 
nM^rell$  da  edllft  ein  Mgea,  d.  b.  ein  inhaber  götluebeB  aefrew  eaiiii 
aofleich  aber  ^ne  ^elle  des  segens  fttr  andere  werden,  sofern  teils 
alle,  die  dieh  segnen,  d.  h.  in  Ireandliehet  verbaltiils  in  dir  traten» 


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Zorn  reUgioDAuntenricht  auf  gymnariffli 


127 


18. 22, 18.  26, 4,  wodurch  die  verbeiszungeD  an  Adam  3, 15.  Noah  8, 
22.  Sem  9, 26 f.  nunmehr  bestimmter  gefaszt  werden,  andernteils  im 
besondern  und  in  ganz  persönlicher  richtung.  die  zuerst  in  einem 
traumgesicht  gegebene,  sodann  nochmals  bestätigte  verheiszung  eines 
rechtlichen  erben  und  sohnes  von  Sara,  als  Stammhalters  unzähliger 
nachkommenschaft  und  eines  von  gott  gesegneten,  aber  auch  ernsten 

i  führungen  entgegengehenden  geschlechts  15,  4.  5.  13.  17,  6 — 8 
wird  durch  die  Snderung  seines  namens  (s.  oben)  und  durch  ein 

1  äuözeres  Unterpfand  (bundesschlusz)  15,  8 — 17  besiegelt'*,  es  be- 
traf diese  verheiszung  freilich  zunächst  nur  ein  äuszeres  gut,  aber 
eine  grosze  nachkommenschaft  war  in  den  Urzeiten ,  wo  die  festen 

I  Ordnungen  des  leben»  eiik  gegrOndel  mräm  mosten,  von  hohem 
wffi  &  WfORugung  und  «mSliliuig  Alntm  nd  tiiaesgesflMgght» 

;  efsoheint  auf  den  ersten  uiUiek  als  etwas  partiislaristisehes  md  so- 
gar als  parteiliehkeit  tob  Seiten  gottes.  das  ente  ist  ikhtig,  gebOri 
aber  um  weaen  gOttUeber  offanbami^.  wol  hat  sieh  gott  keinem 

I  Volke  mibezeugt  gelassen^  aber  daneben  bednifle  es  bssoadsrer  offen* 
hsntng  sowol  dnridi  «iiiieliie  als  dmdi  ein  ansarwlhltes  Tolk  (s.  dia 
ebleitong  des  eapitels  Uber  dfenbaruig),  «m  im1»Uiffe  partaÜioh- 
krit  Uegt  dagegen  kier  dnrdiaos  B|eht  tot,  sehon  desbub  aiehti  weil 

von  gott  gesegnet  werden ,  teils  alle  geschleobter  des  erdbodens  sich 
in  dir  oder  mit  dir  seilten  s.  v.  a.  dieb  ala  einen  gesegneten  vnd  Ahr 
alle  vSlker  gleichsam  als  master  und  ideal  göttlichen  segens  geltenden 
anerkennen,  direct  heiazt  also  v.  3  nicht:  durch  dich  werden  alle  Völ- 
ker g^esegnet  werden,  heil  und  segen  empfangen,  sonst  müste  pual 
stehen;  sondern  das  niphal  ist,  wie  22,  18  das  hithpael,  zunächst  re- 
flexi?  in  faseea.  aOein  indlrect  and  ImpUeile  liegt  doeh,  wie  sehon 
T.  2,  der  sinn  darin:  durch  dich  eeUen  alle  TSIker  gesegnet  werden« 
somit  ist  es  offenbar  eine  weiss agoag  dcMCn,  WM  Jeras  Joh.  4,  SS  sagt; 
'das  heil  kommt  von  den  Juden'. 

die  ersShlnng  von  dem  bnndestchlasz  16,  7—18  hat  Tie! 
inakles  vad  eigentümliches.    Abram  bittet  von  gott  etwas  änsseres, 
ein  Wahrzeichen,  wodurch  ihm  der  dereinstige  besitz  des  laudes  ver- 
I     l>*iigt  werde,    dieses  wird  ihm  zu  teil  und  dies  ist  nach  art  der  bundes- 
'     seremonien  des  altertums  geschildert,  indem  die  einen  band  scblieszen- 
^  Bwischen  den  getSteten  fiüeren  hindnrehgienc^  und  eich  dabei 
Terwünsehten ,  es  möge  ihnen  im  fall  eines  bundesbniehs  lo  ergehen, 
wie  den  geopferten  thieren.  die  dreizahl  galt  als  heilig,  daher  wurden 
dreijährige  thiere  gewählt,    die  'nicht  zerteilten  vöget,  welche  nicht 
*iatB4er  gegenüber  gelegt  wurden',  sollten  wol  zur  ergänxung  der  hei* 
lifea  opferhandlmig  dienen  und  ■inabilder  des  bandesscBlietsaaden  SMn- 
•chen  sein,    die  räthselhaften  raubvögel  v.  II,  welche  auch  sonst  als 
böge  omina  gelten,  deutet  man  wol  richtig  als  hinweisung  auf  die  un- 
feinen, gewaltthätigen  feinde  des  Tolkes,  s.  b.  die  Aegjpter,  welche 
Tcihabea  gottes  and  die  erlBllaag  der  ▼erhcisanng  des  kftnftigea 
landbesitics  lu  Tereiteln  suchen  werden,  der  offenbarnngsschlaf  12 — 16 
gibt  dann  g-erade  hierüber  und  über  die  zuknnft  des  Volkes  überhaupt 
deutlichere  aufschlüsse.   das  erbetene  zeichen,  durch  welches  gott  dem 
*waiD  die  yerheissong  des  landbesitzes  verbürgt,  wird  dann  t.  17  und 
18  dadoreh  gegeben,  Üms  gelt  in  einer  erecheiiMing,  die  einem  raachaa» 
den  Ofen  {^Hch,  aus  dem  eine  feuerflamme  emporsoUagt  sieh  als  gegen- 
bärtig  zu  erkennen  gab  und  selbst  nun  seine  Versprechung  feierlich  be* 
(tätigte,  indem  er  zwischen  den  opferstücken  bindurchgieng. 


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138 


2wm  veUgioiifiiiiterriobt  mif  gjmamiiakt 


ctor  Mgen  ja  yon  Abrani  und  seinem  ge schlecht  schlieszlioli  allen 
tOlkern  zu  teil  werden  sollte  und  durch  das  Christentum  thatsSchlich 
zu  teil  geworden  ist,  insbesondere  aber,  weil  die  verheiszung  an 
strenge  forderungen  geknüpft  war.  von  dem  geschlecht  überhaupt 
wird  ja  18,  19  gefordert**,  dasz  sie  gottes  wege  halten,  damit  ist 
gesagt:  nur  weil  Abram  und  seine  nachkommen  für  gottes  wort  em- 
pfänglich sind  und  nur  soweit  sie  gehorsam  sind,  werden  sie  aus- 
erwählt, sobald  sie  aber  davon  abweichen,  verfallen  sie,  wie  dies 
auch  die  ganze  geschichte  Israels  zeigt,  den  strengsten  gerichten  und 
strafen  ihres,  gottes.  an  Abram  selbst  aber  wurden  noch  im  beson- 
dem  zwei  sehr  starke  forderungen  gestellt:  die  des  auszugs  aus  dem 
lande  seiner  väter  und  zwar  einzig  um  eines  unsichtbaren  gutes,  der 
reinerhaltung  der  wahren  religion  willen,  was  mit  aufopferung  groszer 
vorteile  verbunden  war,  da  im  altertura  das  gut  des  Vaterlandes  ganz 
anders  geschätzt  wurde  als  heutzutage,  und  später  die  der  hingäbe 
des  einzigen  Lohnes ,  der  höchsten  freude  der  eitern  und  des  trägers 
der  verheiszungen ,  zum  opfer  nach  gottes  befehl. 

b)  Abram  semeraeits  —  glaubt  tmd  gehorcht,  das  ist  sein 
T6rliAlt«B  gegenttberton  gott. 

Sem  glaube  ist  Htbr.  11, 1.  8—12  ein  Tolles  voiawim,  wo- 
mit er  das  ab  gOtÜicli  Temommene  wort  unbedingt  annimmt,  also 
(negativ)  nicht  sah  anf  das  siebtbare,  Bofem  es  Inet  und  gewinn  (an- 
genebmee  daena  m  der  beimat,  nadibiommen  dnxdi  Isak)  oder  fnrebt 
(angst,  durch  Teilnst  der  beimat  oder  des  sobnes  siehtbare  gllter  ein- 
znbflssen)  bereitet,  somit  ebne  lobnsnobt  oder  fkireht  (stufe  des  ge- 
seties)  bandelte,  sondern  (positiv)  seine  sa^ersidht  seiste  auf  das  im- 
siditlMre,  anf  eine  nnsicbtbaze  oi^img  gottes  und  sieb  diesem  llber- 
sinnlic^tt  xeicb  nnd  seinem  gott  ganz  nnd  gar  bingab. 

Dieser  glanbe  gab  sieb  in  rttckbaltslosem  gehorsam  gegen 
gottes  forderungen  kund  12,  4.  22, 1 — 14.  im  ersten  lall  winde 
das  von  gott  befoUene  wirkÜdi  ansgefübrt,  im  letzteren  wenigstens 
in  der  gesinnung.  gott  nahm  auch  diese  gesinnung  statt  der  that, 
erkannte  diesen,  in  voller  hingäbe  an  seinen  willen  sich  kundgeben- 
den glauben  als  daiQenige  TorhaUen  an,  das  er  von  einem  mensobea 


sehr  vielbesagend  ist  18,  17 — 19.  nach  dem  grundtext  lantet  die 
stelle:  'der  herr  sagt  (zu  sich):  soll  ich  mein  vorhaben  vor  Abram  ge- 
beloi  halten,  da  er  doeh  ja  gewis  sn  einem  grosien  und  staffkea  volke 
werden  wird  nnd  mit  ihm  Mle  nationen  der  erde  sich  segnen  werdenf 
denn  ich  bin  mit  ihm  in  gemeinschaft  getreten,  damit  er  seinen 
kindern  nnd  seinen  nachkommen  gebiete  und  sie  einhalten  den  weg 
des  herru,  so  dasz  sie  gerechtiekeit  und  recht  than,  damit  der  herr 
•einerseits  auf  Abram  kommen  lasee,  was  er  Ihm  sagesagt  hat*,  näi 
diesen  werten  ist  ein  gsdoppeltes  ausgesprochen :  die  erffillnng  der  götl> 
liehen  verheiszungen  ist  an  die  forderang  des  gehorsame  gegen  gottes 
gebot  geknüpft,  und  fürs  andere:  der  zweck  dieser  verheiszung  und 
ihrer  erffillnng,  also  der  «rwfthlnng  Abrams  und  seiner  nachkommen, 
ist  kein  anderer,  ata  dasi  ein  geschleeht  auf  erden  erhalten  bleibe, 
dessen  bestimmnng  es  ist,  gottes  willen  zu  thun,  also  data  diureh  das* 
selbe  das  reioh  gottes  auf  erden  gegründet  werde. 


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fcakoi  will,  wam  er  ihn  soll  für  gerecht  halten  köasn.  dies  ter 
«nn  von  15,  6t  Str  vsefaiMito  den  giMbeii  dM  AhfMn  mr 

lechtigkeit'. 

Mit  redit  lHiltt«lii»t  und  behandelt  die  biblische  erzählung  die* 
gen  glaubensgehorsam,  team  glänseBdaten  in  der  anfopfemng 
Imk»  hervortrat,  als  den  hOhepnnct  des  lebena  nnd  Charakters  Abrams. 
er  ist  auch  für  uns  der  höchsten  beachtung  veert  in  zweifacher  hin- 
sieht. Abram  selbst  bewies  dabei  die  reinheit,  gesnndheit  und  kraft 
seiner  frömmigkeit  und  bewährte  sich  ab  würdig,  bimdesvater  (s. 
unten  c)  und  trfiger  der  göttlichen  verheiszungen  zu  werden,  der 
anblick  der  kananitiscben  kinderopfer  muste  den  Abram,  bei  seinem 
für  religiöse  dinge  bereits  so  lebendig  erregten  sinn ,  zu  der  selbst- 
priifung  führen ,  ob  auch  er  eines  solchen  opfers  fähig  wäre ,  wenn 
sein  gott  es  verlangte,  die  Vollziehung  des  dahin  zielenden  gött- 
:  liehen  gebots  unterblieb  in  diesem  falle,  durch  die  dazwischenkunft 
aber  mittelst  eines  zum  opfer  bestimmten  thieres  wurde  ihm  eines* 
teils  gezeigt,  dasz  unter  solchen  umständen  schon  die  Unterwerfung 
unter  gottes  willen  durch  die  gesinnung  genüge,  andemteils  das 
falsche  an  seinen  eignen  Vorstellungen  beseitigt  und  damit  ihm  und 
seinen  nachkommen  die  für  jene  zeiten  grosze  Wahrheit  geoffenbart, 
dasz  gott  als  beweis  frommer  hingäbe  nicht  menschenopfer  im  eigent- 
hchen  sinn  haben  wolle,  sondern  sich  die  Stellvertretung  durch  opfer 
von  dem  den  nomaden  kostbarsten  gut,  seinen  hausthieren  genügen 
lasse'',  dasz  aber  auch  das  thieropfer  nicht  als  blosz  äusserliches 
gottesdienstliches  werk,  sondern  mir  durch  die  gesinnnng  des  vollen 
gehorsams  gegen  gott  wahren  wert  habe,  nodi  wichtiger  ist  dfll 
udere;  fßeser  glaubensgehorsam  Abrain«  iSest  dae  wttMA  mü  die 
ittgativen  wie 

BHMB  tMftflMnti  g^lArtn  nd  gefovdevtai  n^anlNni  btMMP 
famiankteizgaideiaaiiderabeiaiMderTindärt^  «Mb 
der  ebiisiBdie  gUnbe  xobt  lediglich  mT  deraelbeii  allgnoiiiiiiigrnid* 
hi9e^8.B0bs.Uyl  (s>  oben  in  der  «inlBit»ng  üb«  dm  mmm  der  »tt» 
gionX  d«ram  ImitAbrabaBi  bd  FMd»6B0n.4»ll  H«te  alkr  «Mbo- 
«Uttenen  gUvlngeBi'  und  bei  Jftkobns  2, 38  wie  s^on  Joe.  41, 8  tmd 
{  «neh  im  Eoraa  *der  geliebte  gottes*"»  so  dass  also  dreixaUgioneiiiii 
ihm  sin  aoaerwlbltei  werlomg  gOtitieher  ofFenbaning  erkennen« 

o)  das  anf  dieseni  gnmde  rnhtode  yerhftltnis  zwischen  gott 
«ad  Ahrain  iBsst  aieh  mit  den  Worten  der  biblischen  berichte  in  fol- 
gende Sätze  TniammonfiMaeiiT  a)  gott  hat  sich  dem  Abram  geoffen- 
Urt,  sich  erkennen  nnd  erfahren  lassen ,  als  der  £1  Schaddai,  d*  h« 
dersUgewaltige,  irorvTOKpdTUJp,  omnipotens  17,  1,  im  gegentati  in 
dm  sichtigen  gOtwn  der  Eanaaniter,  aber  in  ttbereinstimmnng  mit 

»  man  verglefiehe  daa  gediekl  tob  Uhlamdf  Ter  saonua  (weike- 


^Fralnii  legt  dabei  den  hanptnachdmek  a^.den  ohne  da«  geseta 
Bit  Minen  ceremonien  lebendigen  und  thäUgen  glauben»  Jakebaa  da* 
f^gm  anf  die  toiehi  dee  glaabeae»  den  gehmaai. 


i.4Mu  t  pUL  a.  vU.  XLaMb  sei»,  an.  S. 


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uo  Zum  religioMonterricht  wai  gymnasien. 

dem  auch  von  Melchisedek erkannten  ^höchsten  gott'  14,  22» 
b)  dieser  gott  läszt  ihm  schütz  und  reichen  lohn  angedeihen  15 ,  1^ 
wenn  er  vor  ihm  wandelt  und  unstrftflich  ist  17,  1,  d.  h.  in  seiner 
gemeinschaft  und  stetem  aufblick  zu  ihm  untadelig  lebt,  also  nicht 
bloss  durch  äuszern  kultus  und  mit  bloszem  frommem  gefühl  oder 
bekenntnis  des  mundes  ihu  verehrt,  c)  wegen  seines  glaubensgehor- 
sams  erkennt  ihn  gott  als  vor  ihm  gerecht  15,  6.  d)  noch  mehr;, 
gott  tritt  mit  ihm  in  das  TorhSltnis  des  banden,  einer  gemeinschaft 
mit  gegoiMitigen  ndiUn  und  pfliobta.  e)  Moh  ftr  4mm  band, 
im  gegenaaii  m  dm  gßu^MmdmnA  imnk  M om^  iMlig  terketeungs- 
bwMl  gmtnn^  wird,  wi«  M  ISmk  dir  regeabogen,  «in  Inumt  m»* 
cÜMB«  dm  hm6tmmdjmg^  b«timmi  17, 11  ffi  vid  23.  f)  m  fi>^ 
Ai^^  baBdfit  wird  »  Alwisk  und  Btinoi  mnliliftminiiB  diA  whw 
iMinung  zu  teil,  idcfat  bloiii  dan  m  ielbft  soll«  von  gott  gesegnafe. 
und  Min  anaerwfthlte»  goMhlsobt  sein,  Bondem  dasa  das  von  Ahram 
8iM«atede  YoUc  ein  Bcgeafttr  alle  gaioU^ 
der  latsU  andiwaek  (e.  «hl  80)  diani  bandee  laddieiBrerwibr 
long  aber  iei,  in  dietem  vdlka  fllr  die  wehre  leUgloaa  eine  atitU  an 
bareiteut  worin  ette  bedingnngm  ansaamtogeliust  sind,  onte  wal^ 
eben  die  vecbeietaniE  und  erwShlang  |bre  gfiltlgkeit  bat* 


M.  tritt  nicht  blosz  als  Terehrer,  sondern  priester  des  £1  £lj«ii„ 
'des  höchsten  gottes',  auf,  den  auch  Abrain  v.  22  ausdrücklich  als 
seinen  gott  anerkennt,  nnter  dem  namen  £1  yerehrten  auch  Babylonier, 
Amftm  uai  FMMai«v  das  bSolne«  -mmm»,  am  b«l  Nn  «Ii  Msitifah«» 
urgott  aosnseb^R*  durch  den  beinamen  Mev  höchste*  ist  gesagt,  deei 
M.,  im  gegensatz  zu  der  im  laufe  der  zeit  aufgekommenen  Vielgötterei, 
in  seiner  umgebane,  an  dem  glauben  an  den  alten  hauptgott.  den  aXU 
bemt  T«  Tfellcneiit  elticni  TemSditBAi  etoef  iineilgto&  der*  TOfkelt 
(§•  «ialeitiing  II),  festhielt,  ia  dtMea  namen  wHnsoht  ar  iem  Abrass  flr 
seine  that  dessen  heil  aad  atgea  «a  and  fveiel  diesen  i«ei  lüt  daa  ff 
Ungen  dieser  that. 

die  dem  Abram  vielleicht  in  Aegypten  bekannt  gewordene  sitte 
der  besebaeidang,  welche  Jedeaftiüt  auht  erst  tob  Mose  etngefttbrt 
worden  ist,  erscheint  hier  zanXchst  als  Snsseres  zeiohea  des  bnnde» 
gottes  mit  Abram  und  seinen  nachkommen,  damit  diese  sieh  von  den 
kanaanitischen  nachbarvölkern  unterscheiden,  weiter  ist  davon  im  an-, 
sammenhang  mit  den  sonstigen  allert&mem  m  ved«i. 

SouOhthaxi.  L.  IfoaoBB. 


(10.) 
ILAYIO  BIOKDO. 

(fortaetznng.) 


Flavio  verlebte  die  jugend  oder  mindestens  die  kindbeit  in 
seiner  Vaterstadt,  noch  erinnerte  er  sich  ans  dieser  zeit  mit  be- 
sonderer  bewegang  der  ehrwfirdigen  gestalt  des  nennzigjährigen 
Alberigo,  grafen  von  Gnnio,  den  er,  der  einährige  luiahe,  wol  selbst 


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181 


emmal  angei^pWaina** ;  aber  miimlM  geringerer  lebendigkeit  baiten 
sich  ihm  die  Bcenen  aus  dm  *graa«i  ftarbMi*  yoa  «mtpiigii 
diBiato'*  sah  er  mi  mgmnk  MfiB,  wi«  m  fhm  vordem  der  grosih 
filtf  «Btfhlt:  ganie  gemeMM  aus  den  Wi  der  leiicbe  bedroktMi 
(Btai  «ütmiMhiiid,  auf  wegen  nnd  stegra  schaaren  der  flQobtllagi^ 
in  weisM  Imsigewändeni  und  unter  klage-  und  bittgesängen  ein> 
herziehend,  um  andere  gesichertere  landschaften  aufzusuchen,  allein 
auszer  derartigen  eben  nur  gelegentlich  mitgeteilten  einzelbeiten 
fehlt  es  an  jeder  weiteren  nachricht  über  jene  frühere  lebensepoche 
Flavios.  namentlich  ist  sein  erziehungs-  und  bildungsgang  bis  jetzt 
so  gut  als  unbekannt,  wissen  wir  doch  nicht  einmal  mit  Sicherheit 
I  den  ort  anzugeben,  in  welchem  er  unterrichtet  worden  ist.  denn 
;  wenn  Baur  sagt,  derselbe  habe  den  ersten  wissenschaftlichen  grund 
I  in  Cremona  und  Venedig  gelegt,  so  müssen  wir  bedauern,  keinen 
i  gewährsmann  dafür  angeführt  zu  finden,  nnd  Cremona  anlangend, 
j  wird  Bchlieszlich  alles  darauf  hinaus  kommen,  dasz  ein  lehrer  oder 
einer  der  lehrer  des  Biondo  von  dorther  stammte,  es  war  Giovanni 
Ballisterio,  der  ihn  nach  dessen  eigenem  Zeugnisse  in  die  weit  der 
alten  redner  und  dichter  einführte",  aber  schon  Tiraboschi  sagt,  dasz 
es  durchaus  zweifelhaft  bleibe,  wo  dieser  Cremonese  seine  schule  ge- 
habt habe,  übrigens  ist  dieselbe  jedenfalls  nur  eine  lateinische 
gewesen,  für  das  griechische  hatte  Biondo  keinen  lehrer     und  pri- 
viikim  konnte  man  sich  darin  noch  nicht  unterrichten,  wie  das  leicht 
SM  der  geschiebte  der  betreffenden  Sprachstudien  erhellt. 

Denn  obwol  schon  1396  der  erste  jener  berühmten  Griechen, 
Ibmiel  ChiysoIoraB,  den  boden  Italiens  betrat,  so  lehrte  derselbe 
Ml  MKm/M  vad  nuiAdluii  «nr  in  Florens.  erst  mit  der  zeit  der 
nwHMMlla^  «1  da  JMliUMr  wi«  Tbtodofot  Q§m,  Georgios  Trape- 
anto  «id  wäUft  Am  ttilsMni  mIM  Filelfo«  Ümnkto,  Awisp* 
Vit  «14»  dtm  gefeiortm  Vorgänger  folgten,  wnrdt  mm  illgtaicÖMa 

KluA  dn  gmiftir  mmm  vir,  der  an  dmngo  der  bewüigmildtfla 
umI  eiBir  Mhaeilig  begouieBmi  gddirien  ilifttagkeit  dk  muw  so  er- 


*^  aed.  IkmuL  pb  Ms  Albrienm  (Ciurii  «anittm)  ego  nonageffmai 

^entern  annam  puer  undecim  natus  annos  et  vidi  BagaaearaUm  inttr 

Cotignolam  et  allooatnm  me  fuisse  laetor. 

*  vergl.  Borna  triumphans  lib.  H  p^  28:  Simile  noa  puAri  vidimas 
Mddine  ad  aaBimi  imde  (?)  qoaterdeelefl  a  Clnitti  dei  aataUbni  cen- 
^Qm,  cum  iagenü  laborantea  peflte  singulamm  paene  urbinm  et  oppi- 

«oram  Italiae  populi  albam  et  hneam  induti  veatem  catervatim  vicinas 
&<Ürejit  civitatis,  nbi  publice  et  privatim  hospitio  accepti  divinam  car- 
^■ibas  in  id  misericordiam  impiorabaut  etOL  das  ande  ist  entweder 
m  inrttun  nnd  die  sahl  soll  1400  batwe«  oiw  isl  eiaa  aatdradHK 
far  1399.  die  letztere  annähme  dttnkt  ans  die  wahrsdieiDUchefe. 
^  Ital.  ill.  reg.  VII  s.  94:  nnper  habnit  (sc.  Cremona)  Jobannem 


hirt.  dee.  I  Ub.  4  p.  IT:  aea  itaqae  m  fn^amnUM  Ulftirip 
I  panan  Jetteaa  lattlBia  ete. 


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122 


fflsfiofiiMidA. 


Immig  «iMT  neaen  spräche  nicht  fand,  an  lust  and  liebe  dam  bat 
68  ihm  gelris  mcht  gefehlt,  auch  trat  ihm  die  "«^r^^j^^  te  grie- 
cfaischen  später  mehr  als  einmal  hindernd  in  den  weg;  so  besoodm 
bei  den  vorarbeiten  zu  den  'dekaden*.  trifift  er  hier  auf  griechische 
Schriftsteller ,  so  bleibt  ihm  nichts  anderes  ttbrig  als  seine  zuflacht 
zu  irgend  welchen  vermittelungen  zu  nehmen ,  wie  z.  b.  bei  der  be* 
Schreibung  des  gothisch-byzantinischen  krieges.  da  ist  Prokop  die 
hauptquelle ,  er  benutzt  ihn  aber  nur  in  einer  lateinischen  Version, 
in  der  Italia**  citiert  er  Plutarchs  biographie  des  Q.  Fabius  Maxi- 
mus nach  der  Übertragung  des  Pier  Candido  Decembrio.  wo  er  sich 
auf  Herodot  beruft^,  kennt  er  ihn  wol  lediglich  aus  Lorenzo  Vallas 
ttberäetzung.  aber  auch  in  anderer  weise  mochte  er  diese  lücken 
seiner  gelehrten  bildung  empfinden,  und  es  ist  eine  sehr  wahrschein- 
liche Vermutung  Voigts  ^'^  dasz  die  gleichgiltigkeit  des  papstes  Nico- 
laus V  gegen  Biondo  vor  allem  in  dessen  Unkenntnis  des  griechi- 
schen ihren  grund  hatte,   wir  kommen  darauf  noch  einmal  zurück. 

In  die  zeit  seines  ersten  mannesalters  füllt  Biondos  beteiligung 
bei  der  auffindung  der  handschrift  von  Ciceros  dialog  de  claris  ora- 
toribus.  gebührt  nun  zwar  der  rühm  des  entdeckers  nicht  ihm,  son- 
dern dem  bischof  Gerardo  Landriani  von  Lodi*"^,  so  war  Biondo  doch 
der  erste,  der  sich  der  mühsamen  arbeit  einer  abschrift  des  betreff«n- 
den  codex  unterzog  um  dieselbe  sofort  dem  Ghiarino  ia  'Vwn^ 
und  hierauf  dem  Leonardo  GioBtiniani  in  Venedig  mitsoteilin.  ii 
Lodi  war  dl«  «ntdediiing  des  eodsi  erfolgt,  alwr  mia  MiMiaidet 
Boliai  al^bdi  «Mb  Msiliiid  gebiMM  in 

]Mi»ao  damält  «ki  abgesaaditr  s«iMr  fitMiU^t  Forii  mat  «■» 
lüiwuiiritlbwtiBaaig  dogiMmterdteMttanrturgesdikhto  mmt^ 

wmt  m  toI  ist  gewis,  äm  di»  «rtdtctaoig  dir  IwBidNbrifl  od  somit 
andi  der  aalMWi  Biautoi  taMMboid  iwiste  1490  od  (jm) 
Idtt  gmUk  wwdsn  mm,  d»  dar  fiad  wtkNsdPoggiotMi^äoher 
nüBB  gmmM  wiaeidto,  iräMM  fkm  in  dwi'QiiMiw  inilimiiii  flBt^« 

»  It.  ill.  p.  26. 

^  Borna  instaur.  p.  10:  eins  templam  (L  e.  Palladis)  apad  UÜemM 
tMto  H«ioicili  Ukt^  hmwtoiBü  piino  w^,  aiwf  Mk  sMSl  «ttitrt  « 

Herodot. 

Wiederbelebung  des  classischen  altertums  8.  307. 

es  ist  ungenau,  wenn  Baur  a.  o.  bemerkt,  Biondo  habe  die  biiw* 

^  It.  III.  Mg.  TI  p-  83:  noB  vero  cam  publicis  patriae  tractsndis 
negotiis  adolescente»  Mediolannm  adissemas,  Bmtom  de  clarii  oratori- 
bus  primi  omninm  mirablli  ardore  ac  celeritate  transcriMimns,  ex  quo 
primum  Yeronam  Guarino,  post  Leonardo  Inrtiaia— •  Venetia«  »Mi 
ovois  cmm^lS'pOTiSir  eel  repM«. 

**  beachtenswerte  anbaltspuncte  für  die  frage,  wann  der  betreflfeDde 
codex  zu  Lodi  entdeckt  worden,  ergeben  die  von  Poggio  während  fleiflc» 
aofeathaltes  in  England  geschriebenen  briefe.  der  erste  derselben 
ms  London  datiert  (epis«;  irti. Teaeffi)  vom  t  nAn  1410^  der IsM 
(I  2S)  vom  26  juni  («ni,  «fc  opinor,  1422  sagt  Toaelli).  in  diesem 
letsten  briefe  helsst  es:  Hbios  TaUi  de  OmIdm  paitostsa,  ittaia« 


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IMo  Biiadn 


fiber  nman  penOnlidben  yerhttltelM       Biondo  bei  diMor  gwkgia 

ImH  Iceine  weiteren  anfsdiMsse.  er  wir,  wie  bemerkt,  von  saiMi 
initMli^lprB  mit  poütiithwi  anftrftgen  nach  Mailand  nfc^jortwit  wor* 

den;  t£m  worin  dMHiinm  BeSm/^mUMge  bestanden,  welches  seine 
steUtmg  zu  Forli  war,  wie  lange  er  bereits  der  Vaterstadt  diente, 
darflber  wi»  über  «idmt  dag.  Mrt  bleiben  wir  TöUig  im  dimkel.  viel- 
leidit,  dasz  er  dM  amt  eines  eecretttrs  für  Forli  bekleidete ;  und  lafig- 
I    li^  auch,  dasz  sein  anfentbalt  in  Mailand  die  erste  veranlassmig  zn 
l    einer  einladnng  wurde,  welche  wol  ebendamals  oder  bald  darauf 
Sforza  an  ihn  ergehen  liesz ,  um  ihn  für  die  Stellung  eines  kanzlers 
j    zu  gewinnen,  'drei,  ja  vier  boten  habe  derselbe  an  ihn  geschickt', 
}    schreibt  Biondo  in  einem  seiner  briefe*^,  ohne  etwas  weiteres  über 
I    zeit  und  ansgang  der  Unterhandlungen  hinzuzufügen,  dasz  die  letzte- 
ren indes  nicht  zum  ziele  führten ,  dürfte  schon  die  ganze  art  ver- 
muten lassen ,  in  welcher  dieser  thatsache  gedacht  wird ,  wenn  nicht 
noch  ein  anderer  umstand  nahezu  gewisheit  gäbe,  und  hier  wolle 
man  sich  einer  schon  früher  gegebenen  andeutung  über  das  auftreten 
des  Biondo  Ravaldini  im  jähre  1423  erinnern.  Sigismondo  Marchesi 
berichtet  davon  in  seinem  geschichtswerke ,  indem  er  offenbar  nach 
;    den  annalen  von  Forli  jene  kämpfe  schildert,  welche  die  in  Italien 
überall  um  sich  greifende  bewegung  des  popolo  gegen  die  auf- 
.    strebende  tyrannis  auch  dort  hervorgerufen  und,  wie  anderer  orten, 
gleichsam  von  geschlecht  auf  geschlecht  vererbt  hatte. 

Es  war  die  gewaltherschaft  der  mächtigen  Ordelaffi  und  be- 
sonders der  Lucrezia  degli  Albizzi,  der  mutter  des  Tebaldo  Ordelaffi, 
'.  velche  das  volk  nach  wiederholten  vergeblichen  versuchen  in  dem 
t  gfMimten  jabire  abermals  zu  bewafEcteter  empörung  trieb,  die  an- 
i  gmlimwisii  bttrger  beieüigten  tkk^  «iter  ihnen  Biondo  Ravaldini; 
i   ämw  «her  ~  «mk.Mb  «nteur  «te  Fkmo  Biondo.  zwar  will 

\  mi  tatet  Mtf  dm  Isteio  Bimlo,  bezogen  wiMn,  xmd 
i  one  denyrtige  anfteung  wlirde  den  kri^gwiieh-politisohea  tradi- 
ttomeii  der  fionilie  wenigstens  nicht  widersprechen,  war  doeh  schon 
I  groszvatMT  ein  ^firiger  parteig&nger  in  diesen  fehden«  idlein  der 
«be  :swei6kl  gni  nrntarrisUele  ICvralien  «gt  niit  dir  grOste  be- 
«ftamihsit;  %  qnasio  b  qsel  fnmoso  Biondo- FUtio,  ehe 
scrisse  rhistom  della  dedinatione  delT  impeiio'^,  nnd  waran 
MQte  nicht  andi  der  eben  in  anfbltlhender  mUnnliehkeit  stdmde 

■  Oratorem  et  Brutum  integres  esse  repertos,  Bumme  gaiideo.  aber  auch 
j     schon  am  10  juni  (1422)  schrieb  Poggio  an  NiccoTi  (I  21):  nam  de 

Onitore  qaod  als  repertum  esse  Laudae  idque  Franoiscum  Barbaram 

testari,  «rede  fsed  Uli  eAmaiit. 
i|         *^  vergL  die  s.  71  anm.  t8  ang^eführte  stelle. 

^  *^  s.  Sigism.  Marchesi,  Sapplemento  istorioo  deir  antica  citta 

^^Forli,  Forli  1678  p.  370:  et  gia  era  venata  la  Uoenza,  che  Ser  Biondo 
Y*tMte  ritofnare.  k  easa,  aadare  et  stara  come  k  loi  pareTo:  e  queato 

'     ^  qnel  famoso  Bioiule  Vlafie,  tUm  sesiHn  H  JMeria  Mla  «Wnilaatfcwie 

>,     daU'  nip«io  «i        opeee  di  greft  afeima. 


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ISi 


Sft  jähre. 

UebrigoM  akdang  dir  ■ihiid,  vmA  Biondo  bstt»  te  loUdk- 
sal  seiner  hervorragendom  giBMm  m  tttlw»  «r  wvrdi  WMk  im 
jtiae  1428  Ttfbunt  ^ 

Bm  €V&0iit«r  aalrag  des  Fir.  SIom»  dnr  rielleicbt  jetzt  willkom- 
mmar  gewesen  wKre,  fand  unseres  wissens  nicht  statt  vielmehr 
wandte  sich  Bioado  ui  folge  jener  katastrophe  (also  a&oht  Tor  1423) 
aach  Venedig  mid  mstaad  es,  durch  tüohtigkeit,  fewandtheit  und 
einnehmendes  wesen  sich  in  kurzem  die  achtcmg  und  die  i^mid- 
Schaft  selbst  hochgestellter  Würdenträger  za  erwerben,  so  berichtet 
Viviano  Marchesi;  und  Ap.  Zeno,  welcher  diese  nachricfat  bestätigt^ 
hebt  bereits  den  Francesco  Barbaro  mit  besonderm  nachdruck  imtev 
den  gönnern  Biondos  hervor,  noch  bestimmter  erfahren  wir  sodann 
aus  anderen  quellen ,  dasz  man  dem  verbannten  bald  genug  den 
eintritt  in  den  höheren  Staatsdienst  eröffnete :  er  ward  (nach  der  an- 
gäbe des  Barbiano^*)  mit  dem  amte  eines  staatssecretärs  betraut 
hier  in  einer  immer  bedeutsamen  thStigkeii,  der  sicherlich  auch 
wissenschaftliche  anregungen  nicht  fremd  blieben,  durfte  Biondos 
Charakter  und  talent  sich  ebensowol  bewähren  als  befriedigt  fühlen, 
80  dasz  er  die  heimat  wenig  vermissen  mochte  und  daher  auch  von 
der  inzwischen  verkündigten  amnestie^  und  der  ausdrücklichen  er- 
laubnis,  in  die  Vaterstadt  surttoksukehren,  keinerlei  gebrauch  gemaoht 
zu  haben  scheint. 

Ohnehin  liesz  es  die  republik  an  ehrender  anerkennung  der  ge- 
leisteten dienste  nicht  fehlen,  denn  wol  schon  damals  erhielt  Biondo 
das  erbliche  btlrgerrecht  von  Venedig*',  wenn  jedoch  Viviano  Mw- 
chesi  behauptet,  derselbe  sei  dafür  besonders  der  Vermittlung  des 
dogen  Francesco  Fofoiri  Terpflichtet  gewesen ,  so  ist  dies  dabin  la 
beriditigen,  dass  dio  wlmkmg  dos  btLrgerrechts  zwar  unter  der 
vorstandschaft  Foecaria,  abar  w<iBHiflii  tiif  »trag  und  Mrifb  dn 


selbst  wenn  man  jene  worte  des  s.  71  anm.  28  citierten  briefea 
(ter  qaaterqoe)  von  venchiedenen  versuchen  in  verschiedenen  Jahren 
rersMiett  wollle,  so  wMo  Mh  ier  aaiMMklMio  Matt  (la  e  in  patri* 
Tiventea»  pro  eanoellario  haben  qmtflvR)  TarWaten  «büo  aatt  ^ 

verbannnn^  zu  denken. 

^«  Bonoli,  Storia  di  Forli  vol.  II  p.  166. 

(Barbiauo)  lUastri  antichi  e  modemi  deUa  citta  di  Forli  p.  1^- 
mid  diese  naebrieht  wird  wiederholt  von  Boselti,  vite  degU  vüuAA 
iUustri  Forlivesi  a.  o.  s.  146. 

^  8.  die  anra.  46  citierte  stelle,  die  amaeetie  erfolfte  im  ja^ 
i486,  s.  Big,  Marchesi  a«  e.  p.  870. 

M  so  glanben  wir  mit  BenoH  mdHIodren  {mimolnB  fwe  mutm 
k  rhistoire  des  hommes  illustres  tom.  XVI  p.  246)  annehmen  zu  müssen, 
obgleich  wir  über  den  eigentlichen  «eitpunct  der  Verleihung  selbst  nicht 
uäber  unterrichtet  sind,  jedenfalls  unhaltbar  ist  es,  wenn  Agostia^ 
iitoria  deeli  scrittori  Viniziaui  tom.  I,  Veaeaia  1764,  p.  76  behaapM^ 
Mendo  ael  in  Mm  der  aeUrill  «De  gestia  ▼•aelom» ' Wiser  voaTeBi- 
dig  geworden,  wie  die  Torrode  neigif  war  er  dlea  berellab 


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m 


Wnmmmo  Barbtio  «rfolgte.  ihm,  imd  iBetnim  «ttdmbaito  Bioiido 
^  AQBaeiölmiuig  sn  Terdanken". 

Wie  lange  er  unter  solchen  nmständen  in  Venedig  geblieben, 
ist  zweifelhaft,  erst  das  jähr  1430  bietet  das  nächste  sichere  datum, 
^  in  demselben  wiederum  eine  sehr  ehrenvolle  einladung  an  ihn  er- 
gieng  und  zwar  wiederum  von  dem  getreuen  Barbaro.  in  einem  un- 
gedruckten briefe"  vom  12  juni  1430  schreibt  ihm  der  letztere,  dasz 
er  selbst  vor  kurzem  mit  groszer  Stimmenmehrheit  zum  präfecten 
von  Bergamo  gewählt  und  die  berufung  anzunehmen  gesonnen  sei, 
indem  er  sehnlichst  wünsche  und  hoffe,  den  Biondo  als  kanzler  neben 
sich  zu  sehen  usw.  was  ist  glaublicher,  als  dasz  der  freund  dem 
freunde  den  wünsch  erfüllt  haben  werde?  auch  vermutet  dies  Tira- 
boschi.  ja  Gregorovius  und  Ginguen6  führen  ohne  weiteres  als  that- 
Sache  an,  dasz  Biondo  dem  Barbaro  längere  zeit  als  secretär  zu  Ber- 
gamo gedient  habe,  allein  so  lange  ein  quellenbeleg  fehlt  —  und 
weder  Gregorovius  noch  Ginguenö  bringen  einen  solchen  bei  —  wird 
die  darstellung  über  das  gebiet  der  Vermutung,  über  einen  gewissen 
Anspruch  der  Wahrscheinlichkeit  nicht  hinaus  gelangen  können,  als 
TöUig  falsch  aber  sind  behauptungen  abzuweisen,  wie  diejenige  des 
Egnazio  nach  welcher  Biondo  bei  Pier  Loredano  zn  B^scia  das 
«ist  «nee  »melto  verwaltet  haben  aolL  Agostini,  der  dardber  in 
4m  aictm  lad  peraoMlwtdflhidMB  rofa  Braeia  torgfftltige  unter- 
iMiMugeB  «Bililhe,  itti  M  gnaidloeigkeii  4er  naehridil  iii  Übe»- 
MgMidBtor  weiie  dargettuoi^. 

IKegeffhr  in  ebiB  Meeer  leü  «nd  trahwwhehilliA  aoeh  Tor  eel- 
Mr  iBwtollfmg  Btt  Bnntk^  verhiävalete  Bfien^  dek  Bitt  Paolm»  der 
toctor  dee  Aaksie  M iehelini  am  eiaer  aageBelieBeii  teiille  m 
ypiii*^«  daet  ifie  eeliie  gmalilSA  war,  wird  urkmidlioh  beglaubigt 

Barbari  epist.  p.  306:  accedit  etiam  ad  gratiam,  ad  confirman- 
haue  spem  meam,  qula  cum  Flaviam  ita  diligam,  ut  inter  amicoi 
nraoi  honealins  loeum  iam  pridem  habeat  et  ipse  me  anetoT«  ao 
patrono  donatns  civitate  sqq. — Die  gleich  unbegründete  annähme 
£gQazios  (de  exemplis  illustrium  viroram  Venetae  civitatis  üb.  IV 
^p.  VII  p.  145),  Biondo  habe  weaentlich  durch  die  bemiihung  des  Pier 
Loradano  das  bürgerrecht  erhalten,  beseitigte  scboa  Agoetini  a,  o. 

"  stellenweis  mitgeteilt  von  Ageetlal»  letoria  degli  scrittoii 
Tininani,  vol.  I  p.  64  ff.  dort  heiszt  es  a.  a.:  prozimis  diebas  maximo 
«omitiorum  cousensa  praetura  et  praefectura  Bergomi  oblata  est,  a  qu* 
tttt  abdicare,  nec  integrum,  nec  liberom  erit  etc.  —  Te  etiam  atqae 
«üam  rogo,  nt  in  hoe  magistrata  iBeeiim  esse  Teils,  eam  eaaeellaiii  elft- 

cium  per  se  satis  bonestam  sit  nunqaam  tarnen  apud  me  et  mecoat 

longe  honestius  erit.  restat  igitur,  ut  profectionem  illam  in  Romanam 
^riam  in  aliud  tempus  proroges.  —  Tempos  ineuudi  magistratns  est 
wlter  Idas  Auguati. 

^  de  ezempUe  fflaetrinai  Titer.  Teaelae  eifftalis  üb.  IT  eap.  YH 

P.  i45. 

•*  a.  o.  8.  65. 

1434  werden  seine  frau  und  kinder  suerst  genannt  bei  den  feind* 
•«Hgkeiten  mit  den  Ordelafile. 

"  dasz  Paola  ans  dem  banse  Micheliai  oder  HtteeeBai  etanuate^ 
darüber  s.  dissertas.  Voss.  a.  o.  p.  2S1. 


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Flavio  Bioado. 


dmreh  die  yon  Giantonio  Campano  verfaazte  grabschrift^  Biondos. 
der  angäbe  Erebers  aber,  die  gattin  babo  Margania  gebeiszen^^ 
Uegi  eine  yerwechselang  zu  gründe,  indem  jenen  namen  nicbt  die 
jwnahliaFlavios,  sondern  Gaspftros,  einesseiner  söhne  führte. 

Xt  .ist  ^  wichtiger,  ja  dm  vritlot  wkhtigsta  abschnitt  in 
Bioadflii  libm.  d«r  slt  mimv  iMiftilyi  als  DftDstliöhiv  hnamtrr  s^ 
hahft  VBd  flndsL  frisOidk  — akii  andi  hier  diwMlb^^  niiBialMtislialu 
keil  dar  qiiaUen  Itthlbirt  weKohe  hithar  dia  anihlung  in  so  engen 
Tornolitigen  greum  hisU.^ 

aig6iit)i^han  dimlaBAvitt  ist  Vf'iwswi^  siohfiK  n  basaiwortaBi 
WSMI  jpdi  dia  TtDantoag  anlddagly  dav  dia  vQgiste  diaa  Talattir 
sfllmi  aiühiTB  wanuntana      hatniffinida  hasfslliniifanrlrnnitn  aat^ 
haltan  mttatsn,  aa  hat  dosh  Macmi  (deg^  arohMri  poBtüd  Bona 
1784^9  dar  aaa  janea  doonmenten  Uber  aodm  haBianistan  ao  aanr 
dien  wertvollen  anfisehlasz  ashtpfta»  das  Biimdo  Bugead  gedacbt. 

Jlins  scheint  mir  indessen  nahezu  gewis:  ontar  Martin  Y  {gest 
im  IsiNniar  1431}  kann  Biondo  noch  nicbt  an  der  corie  thätig  ge- 
wesen sein;  denn  weder  hat  ein  zeitgenössiscber  scbriftsteller  dies 
Jamals  von  ihm  bebauptat«  aoah  wisd  ar  jamaJis  antsr  daii  heawtia 
janea  pai^alea  angezählt. 

hnmerhin  mochte  Biondo  aaiaa  gadaaken  schon  damals  auf  eine 
derartige  stellang  richten,  der  im  vorhergehenden  anssngßweis  mit- 
geteilte brief  des  Fr.  Barbaro  vom  12  joni  1430  scheint  eine  solche 
Voraussetzung  sogar  nahe  zulegen,  'in  Bergamo',  schrieb  der  freund, 
'möge  fortan  Biondo  amt  und  ehre  mit  ihm  teilen,  die  beabsichtigte 
reise  nach  Born  aber  nunmehr  der  zukunft  vorbehalten',  wäre  es 
ungerechtfertigt,  wenn  wir  annehmen,  der  unausgesprochene  zweck 
dieser  reise  sei  eben  von  der  oben  angedeuteten  art  gewesen  ?  Biondo 
hatte  offenbar  zu  jener  zeit  sein  amt  in  Venedig  bereits  aufgegeben 
und  wahrscheinlich  auch  die  stadt  verlassen,  nun  sucht  er  neue 
wege;  er  will  nach  Born,  will  den  cardinälen,  will  dem  papste  seine 
dienste  widmen;  da  trifft  ihn  das  drängende  anerbieten  des  freundes^ 
und  folge  gebend  wendet  er  sich  alsbald  nach  Bergamo,  um  dem- 
selben für  einige  jähre  als  kanzler  zur  seite  zu  treten. 

So  dürfte  man  sich  etwa  den  verlauf  zu  denken  haben. 

Mutmaszlich  also  erst  unter  Eugen  IV  wurde  Biondo  beamter 
an  der  curie'^".  es  haben  dann  wol  spätere  Schriftsteller*^  berichtet, 
derselbe  sei  vorzüglich  durch  die  gunst,  einiger  bei  Eugen  in  hoher 

 r—  . 

^  sie  «iid  «eiter  aatea  mitgeteilt 'wsidaa* 

59  tbeatnm  viranim  eraditfeiia  siagaleri  dsvoraa,  Ve«ibe«gee  tw9 

p.  1426. 

*®  naoh  Wach  1er,  geschichte  der  historischen  forschung  bd.  1* 
Göttingen  1812,  s.  98  hätte  Biondo  seit  1434  sa  Born  gelebt,  er 
aber  diffir  keine  quelle  an  und  bat  dies  mSgliclienrwee  nar  aai 
smstande  gefolgert,  daas  Biondo  im  jähre  1494  sam  eistea  aale  all » 
pipstlichen  diensten  stehend  erwähnt  wird. 

*^  Boifsard«  ioones  qaiaqoag.  viror.  bd.  1  p.  93  ond  liiceroo^ 
in^moirsf  ete,  bd«  XYI  p.  275. 


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Slmia  fiioado. 


gelinng  stehenden  prälaten  angestellt  worden,  aber  es  fehlt  für  diese 
übrigens  nichts  yfemgtt  als  miwahrgohfiinliche  nunhriftht  an  «iaer 
b^laubigung''. 

Welches  amt  Biondo  zunächst  zu  verwalten  hatte,  ist  nicht  be- 
kannt, jedenfalls  wurde  er  nicht  sofort  secretär.  er  selbst  nennt 
vielmehr  den  Antonio  Loschi,  einen  der  damaligen  secretäre  der 
corie,  als  seinen  lehrmeister  in  diesen  geschäften**  und  wird  über- 
haupt nicht  vor  dem  jähre  1434  als  beamter  des  päpstlichen  bofes 
erwähnt,  um  aber  die  Verhältnisse,  in  die  wir  ihn  hier  gestellt  sehen 
werden,  zu  verstehen,  ist  es  nötig,  vorher  in  aller  kürze  uns  die  po- 
litische läge  der  curie  in  dieser  zeit  zu  vergegenwärtigen. 

Engen  lY,  der  1431  neu  gewählte  papst,  sah  sich  sogleich  zu 
beginn  seines  pontificats  von  schwiengkeiten  mannigMtiger  art  um- 
ringt iillim  gßhSrte  dm  di«  aaTtnackUaeb  gewordene  eoaeil; 
•I»«  llbmt  Btttid  diM  dfldi  aoek  ipekr  ialualcffimide,  niid  die 
Bidete  fftUkt  ksn  mm  dm  tjynta  Iimim«  div  elfte  beder  der 
nlohtigen  MeligoeeUeolite  der  CetauMi  «ad  Onuui  d^  ee  eil  dm 
päpstiidm  iteU  «reilAIM  kette,  ea^mblkUiflk  m  mm« 
M^geksookoh  eis  eM  JBvgn,  menaOfeed  die  yertrai  wi  sttgel» 
odw  IQ  vesefikaen^  dev  lejatinnieaalffli  eBfleeokkieieii.  dedmk 

uk  diu  intrigaee,  taiaUep  aad  ftbdea»  weleke  dketlbea  iSikeld 
iltogtea  laeettBtteBt  eektetoa  sie  andk  dea  deadt  imeaiaiwikBwgea^ 

knig  gegen  Mailand,  ao  den  der  pefali  keld  gmig  in  die  übäeW 
lege  gmMi*'  die  oondottievi  des  herzogs  Filippo  Meaa  fielen  warn 
aelawea  eeiten  her  in  dae  iCmieake  gäaeft,  iingens  zusammeqga» 
raffte  mannaekaHen  wichen,  so  den  er  ia  seiner  bedräagais  sioh  tsr 
letzt  zu  dem  versuche  ?erstoken  mnste  den  tüchtigsten  aateg  jenen 
'  Wbeaptienten»  den  epKte  so  berühmten  grafen  Faaeesco  SÜBna 
iiUMiaea  sold  zu  nehmen,  es  galt  die  betreffenden  verhaadfaiagMl^ 
in  gewandte  and  siobeie  bände  ea  legen :  schlieszlich  übeckvgw  sie 
dem  bischof  Ton  Tropea  und  naserem  Biondo,  aad. beide  im  vereine 
lösten  die  verfängliche  aufgäbe  mit  glück:  Sforza  wnrde  päpstlicher 
Vasall,  es  war  der  erste  uns  bekannte  politische  erfolg  Biondoe,  aber 
er  sollte  nicbt  der  .eiaxige  bleiben«  dm  weuig  «{»ttte  erhielt  er  gfr- 

von  Battista  Poggio  in  seiner  lebensbeschreibang  des  cardinala 
Bemenioo  Capraaiea  kUran  wir,  Biondo  eei  aee  den  hsoae  dieses  hoeh- 
ang:eseheDen  cardinala  hervorgegangen,  wir  behaupten  wol  nicht  zu 
viel,  wenn  wir  sagen,  Biondo  habe  enr  'familia'  Capranicas  gezählt, 
indem  er  demselben  wabrscbeioUch  als  aeoxetär  diente  und  zwar  allem 
ansck^  naek  ent  feit  dessea  rllekkekr  vom  Baseler  eoncll ,  doek  Ist 

letatere  eben  nnr  Vermutung,  da  ich  eine  bestätigung  oder  ergUn- 
Mng  von  Poggios  nachricht  bei  anderen  Schriftstellern  nicht  gefunden 
ItAe.  man  findet  die  vita  boi  Stepb.  B.aloaias,  mispeUanea  historica 
I  p.  343  sq.  ed.  Mansi,  Lucae  1761. 

**  «od.  Diesd.  flS:  Petra  Gandido  Hediolanenei  areUepiteepo 
poBiea  quinto  Alexandre  pontifici  Romano  oBUiinm  sue  etatis  doctissimo, 
et  Antonio  Lnscho,  V icentiaO|  %ae  (fnen)  ia  boe  meo  pontificaU  officio 
praeeepfcorem  habui  etc. 


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188 


IfaMrio  BiMd». 


■riMMi      4lm  tiiiiiii  TM  twMiti      liwif  «Mit  aiMte 
^iriiMi«a  attftanif  dit  Mg»  flil  floiM 

beiondwi  die  drai  Sfom  wiptoohoMn  gddmuMi  tfik  vm  M- 
4«B  iMwaiigMi  w  1mm  BlMdo  wilMt  im»  adM^  ymi  jsuer  gs- 

ÜdudMidfottitiiM,  ^mIaIm «rnü tei  MmM» M düi  ganttttilMi 
svatlM  imtflffaabm,  uid  outwiHit  Bkbl  m  WaMckta»  wie  er  M 
dieocr  gelegenMt  de  knadiger  iiiiMpret  vom  borde  des  wMßm  MI 
eeiaem  offenbar  weniger  gelekrtea  ecdlegen  die  sichtbaren  ruinen- 
elttten  antiker  orte  und  monnmente  etUliie.  im  Obrige»  begieililD 
Mich  diese  diplomatiscbe  sendnag  der  gewünschte  erfitlgw 

Dasz  Biondo  deiaalB  Bcliea  ieewMU'  bei  der  eatie  gewesen  wSn, 
ist  zu  besweifeln;  gewis  dagegen,  datfe  er  niTor  nud aaaAchst  das 
amt  eines  noton  der  pttpstlichen  kämm  er  inne  hatte,  er  selbet  be- 
etfttigt  das  in  einer  urkonde  aus  dem  jähre  1435*^,  in  weleher  er 
sich  als  camerae  apostolicae  notarius  bezeichnet,  allerdings  nicbt 
ohne  sofort  hinzuzufügen:  nancque  sanctissimi  dorn  in  i  nostri  et 
reverendissimi  domini  camerarii  praedictorum  secretarius.    er  war 
also  zu  eben  der  zeit,  als  er  das  actenstück  abfaszte,  schon  über  jene 
erste  stufe  binausgelangt ;  er  war  —  wissen  wir  auch  nicbt  genau, 
wann?  —  zum  secretär  erhoben  worden,  dazu  darf  eine  notiz  des 
Oiaconius**  verglichen  werden,  welcher  in  seiner  lebensbeschreibung 
des  papstes  Eugen  IV  folgendes,  doch  wol  nach  einem  vaticanisclieo  | 
document,  bemerkt:  Blondus  Flavius  Foroliviensis ,  historicus  cla- 
rissimuß,  Eugenii  quarti  secretarius  anno  1435.  trotz  ihrer  apho- 
ristisch unbestimmten  form  macht  es  diese  mitteiiung,  in  Verbindung 
mit  der  nachricht  des  Biondo  selbst,  für  uns  zum  mindesten  sehr  ; 
wahrscheinlich,  dasz  derselbe  im  jähre  1435  päpstlicher  secretär 
wurde ,  vielleicht  zum  dank  für  seine  ersprieszlichen  diplomatischen  i 
<lienste  iu  Florenz  und  Venedig.  i 

Der  Stern  Biondos  war  im  aufsteigen,  dennoch  fällt  wol  gevB^ 
in  diese  tage  erhöhter  würde  und  Wirksamkeit  eine  fast  BtttrmlMh 
oder  kriegerisch  zu  nennende  episode,  die  gegen  den  sonst  so  stUlen, 
gleichmäszigen  verlauf  seines  beamten-  nnd  gelehrtenlebeae  eigen- 
tQmlioh  abetieht  mtd  ea  Biondos  bewegtere  jugendjafai#  erinaeffe 
eneh  hat  ata  d*  oder,  am  es  sogleicb  aasweldeatig  aacniipveelieD,  ia 
dem  alten  erbhaae  der  Bioadi  and  der  ToQnpertei  Uberlnupt  gegen 
die  iaPorii  heraohaadfn  OrdeUia  ila»  aakattpfung*^  deim«li^fli«k 

^  bist.  dec.  III  lib.  Y  p.  V:  qaamobrem  pontifez  praesidia  ilbi 
parare  eepldiia,  quae  In  Sfortie  aatii  flrma  eemeret  Imra,  ti  leodo 
eum  pOMet  datia  peeoniia  obligare,  episcopam  Eecanaleniem  Floren- 
tiam  nosque  Venetias  simnl  mittit  de  sttpandüs  Sfortiae  ^ad  Calca- 
rellam  promissis  acturos  etc.  ^ 

die  hier  in  betracht  kommende  atelle  der  Urkunde  ist  schon  OO0*  • 
a.  69  anm.  19  abgedmekt.  1 
Ciaconins,  vitae  et  rea  geitae  pontifleuu  et  ^dinalinm.  1 
tom.  n  p.  877,  ßomae  1677. 

^  die  folg^ende  schilderang  beruht  auf  den  mitteilungen  Sig.  M|V* 
elietfa  «.  o.  p.  399 1  nnd  deoi  in  den  diaaertaatenl  Toas.  gegebeeaa 

i 

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Flavio  Biondo. 


139 


tii«  über  Biondo  und  seine  genossen  verhängte  Verbannung  längst 
«nfg^oben  und  der  friede  wiedexiiergiestellt  war,  so  waren  doch  die 
gegensStse  keineswegs  ausgegliohen,  die  gegner  keineswegs  versöhnt, 
und  als  jetzt  Antonio  I  Ordelaffi  mit  dem  plane  benrortrat  sieh  in 
4»t  signoiie  Ar  Forli  dauernd  su  b^lMigen,  Bobien  der  wiederaut- 
braeii  Am  irftt^wligkeitaii  »fBMiMttkli,  Mef  Mihi«  4er  bmcii- 
mericre  wstum.  Itomi  Mft  MmBMIw  mMM  uniiinnlid  Immh.  ao 
taivrwdMi,  da  «kirti  ftwIiMi ^  Mkitt  papst  Bogen,  darMll 
Ibm  30  Jmri  1  itii  ytw(—  tu  utfllt,  iiia«Tirinttta|diedDetonn 
IMo  Pianoduo  «ai  PMxü  Bilii-Mwii  tMikto,  m  te  n  iMi- 
MMT  imtoiiHMftung  za  Wwegen.  äbir  tMfguWih.  4ie  gesnMni 
MirlNi  mtOdCi  olni  ilwM  cRiMtt  n  bibitt)  ukl  WMk  ibMi  MBh 
«igM  #8  TtnH0gMi4  dir  dütas  BloMdw  gwnii»  Mfai,  4m 
Bmmi  n  ikbMhllafMr  aaliiwl  bMlinMl  bibiL  dMi  kut.  diM 

seuM  ^in>l§  IS  9ioili  wii* 
knde  fianilSe  Mhon  fittber  zur  flacbt  iii%prfütdirt  batte  und  daai 
dkie,  aller  wacbsttiMt  des  Ordelaffi  oneraobtet,  dnrcb  den  bei» 
stand  der  freunde,  namiiilildi  aber  dw  fataB  der  Paola  (de»  Aalonio 
Michelini)  glttcklioh  gelangen  WMr.  der  getäuschte  Ordelaffi  wir 
böchite  erbittert,  rscb edürstend  läszt  «r  Biondos  Schwiegervater  vw* 
biften  und  im  castell  Bavaldini  gefimgen  halten,  ja  er  plündert  so» 
gar-  das  bM»  d«i  Micbelini  und  abnml  Btoadaa  güter  in  beaeblaf; 
es  waren  drei  monate  der  aofiragondsten  sorge  und  bekümmern is, 
welche  jetzt  für  Biondo  kamen,  doch  brachte  das  folgende  jähr  ( 1 435) 
den  frieden  und  die  Versöhnung.  Antonio  Ordelaffi  erhielt  auf  drei 
jähre  die  signorie  von  Forli  zugesichert,  muste  aber  Biondos  gesam- 
tes eigentum  unverkürzt  zurückerstatten,  ob  und  in  wie  weit  übri- 
gens dem  letzteren  etwa  doch  ein  teil  der  schuld  an  diesen  neuen 
reibungen  und  gewaltthätigkeiten  zufiel ,  und  ob  namentlich  die  ge» 
sandten  der  Ordelaffi  wirklich  im  recht  waren,  wenn  sie  den  misz- 
erfolg  ihrer  Sendung  heimlichen  einflüsterungen  Biondos  bei  Eugen 
zuschrieben ,  darüber  läszt  sieb  aas  den  vorhandenen  quellen  nii^te 
Btdir  entscbeiden. 

Das  amt  eines  apostolischen  secretärs^^  wie  es  Biondo  nunmehr 
(also  wenigstens  seit  1435)  bekleidete,  bewegte  sich  durchaus  nicht 
immer  in  demselben  engen  gleichmasz  der  geschäfte.  es  gestattete 
dem  einzelnen ,  wenn  er  anders  darnach  begehrte ,  manche  freiheit, 
^nd  wer  der  sprüden,  einförmigen  Verwaltungstechnik  keinen  ge- 
schraack  abgewann,  konnte  geist  und  gewandtheit  in  der  abfassung 
politischer  tractate,  kirchlicher  erlasse  und  was  sonst  dergleichen 
IkSbere  aufgaben  wareui  zur  genüge  erproben,  in  keinem  falle  aber 


Mt  p.  t$U  Tergl.  «oeb  TIt.  llarebesi  a.  e.  p.  M  f.  vmä  Batet  II 
^  defrli  Mdai  ObttM  fMHvesi  p.  148  f. 

Bergoma B  snpplem.  suppl.  chronicar.  fol.  284  nennt  ihn  'aulicus 
seoreUriuB  anip1issiina8\    dieses  aalieus  ist  doch  wol  nur  die  allge- 
'^'iMre  bezeichuung  für  einen  päpstlichen  beamten,  einen  cnrialen* 


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140 


FIayxq  Biondo. 


schien  eine  gewisse  kenntnis  wenigstens  des  canonischen  rechts  ent- 
behrt werden  zu  können,  ein  besonderes  juristisches  Studium  war 
daher  immer  eine  sehr  gewichtige  empfehlung  für  den  eintretenden 
iäecretiir.  man  wird  nun  nicht  sagen  dürfen,  dasz  in  dieser  beziehung 
Biondo  den  etwaigen  erwartungen  entsprochen  habe,  denn  er  selbst 
bekennt^,  sich  mit  det  jnrisprudenz  zu  wenig  oder  überhaupt  gar 
nicht  beschäftigt  zu  haben,  aber  weiiii  dies  ein  mangel  war ,  so  er- 
setole  «r  denadben  reieblidfai  dnreh  eine  reibe  MQkim  ^enschaften 
wd  w  iUm  dnob  mm  ttlohtigMi  «id  inUf  «ekhe  sich  jeder^ 
Wik  btwttttWb  ^itii^  diiMT  itt  idälPHi  ü  msk«  dses  Biend^ 
wkr  vUr  Päpsten,  sslM  aHtar  dw  flfiiikr  €Ui«lM^  dtedke  ^ 
firesAMM  iddkiBtf  belMSMliA.  laMBle«  iHÜUMid  ea  AÖA  MMii  dis 
mgel  wir»  dMS  aufe  jad«  «iiicii  papsto  angkiah  imdam  tmmts 
pder  mmgitMa  mdiw  asaiilfca  niighiwin,  domdarMnainUMr 
dea  iinhifi  F^ld  kiall  nah  ebiA  Mkt  ^itaniBn  aa.  dMi  l^Miite* 

Eine  so  unsashara»  ja  §Mmiä»  alsIUwg  als  diejeBign  E9§m 
war»  achien  wenig  jaalfflirt,  denselben  yerlSssiga  aabänger  und  ans- 
dagqeada  fiMade  zu  gewinnen,  allein  Biondos  ergebenheit  hat  nie 
gaaeiiwaDkt,  auch  während  des  Basler  conoils  nicht  er  fplgte,  nie 
aa  sein  amt  mt aich  brachte,  den pl|<tliehnn  hofeaadti^in  soloher- 
faatalt  itee  awfal  aa  all  den  giowi  ereigiiieseii  der  eeit  teil,  bo 
war  ar  denn  zwar  schwariieh  schon  mit  Giuliano-Geiarini  in  Basel, 
aber  nebarlich  in  Ferrara  nad  aytterhin  iajnorenz«  alt4a8  eoncil 
devthin  verlegt  ward,  und  hier  —  an  dem  sogenannten  fiilio&scolicdi 
— ^  war  er  selbst  in  besonderer  weise  beteiligt ,  denn  die  vom  5  juli 
1439  datierte  unionsurkunde  ist  sein  werk,  ist  von  ihm  als  apostoli- 
schem secretär  unterzeichnet^*,  inzwischen  fehlte  es  dem  vielbe- 
schäftigten dabei  weder  an  musze ,  noch  an  aufforderung  zu  wissen- 
schaftlicher thätigkeit.  war  doch  die  florentiniscbe  gelehrtenrepublik 
dermalen  das  centrum  der  humanistischen  studienl  und  dasz  die 
anziehungskraft,  welche  dasselbe  auf  Biondo  übte,  keine  geringe  ge- 
wesen, dürfte  schon  der  umstand  beweisen,  dasz  er  nach  einem  Zeug- 
nisse des  dichters  Giantonio  Porcello"  sogar  1441  noch  in  Florenz 
verweilte,  auch  wird  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auf  eben  diesen 
florentinischen  aufenthalt  eine  stelle  aus  den  werken  Vallas  zu  be- 
ziehen sein,  in  welcher  er  Biondo  unter  denjenigen  männem  nennt, 
die  auf  wünsch  des  cardinals  Colonna  zu  Florenz  den  entstellten 
text  des  Li vius  verbesserten.  tesUmonio  est  (heis^t  es  inderge^ 


cod.  Dresd.  p.  97:  inri  antem  perdiscendo  ^aesertfni|  qVO  BOitn 
uiimtDr  venalicio,  nnllam  penitus  operam  dedi. 

über  das  amt  der  päpstliehen  secretäre  s.  Voigt,  wiederbeleboog 
d«  attülam  s,  SVl» 

^  a,  W.  Y.  Goethe  Stadien  and  forschangea  ttbet  das  libfla  vaa 
iHa  seit  des  cardinals  Bessarion  I.   1871.   s.  14. 

P  Tiraboschi,  a.  o.  bd.  VIL  erste  abteiloog.  148  verweist  aof 
eine  elegie  desselben. 


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hbe'^  der  werke)  manns  Caroli  Cintii,  Poggii,  Fla  vii  alio- 
nmique  multorum,  qpi  Florentiae,  ut  audio  rogata  carduuüis 
Oolonmae,  nna  com  Leonardo  Livium,  quateniu  potuenmt,  emen- 
darunt.  leider  hat  es  bei  der  fluchtigen  erwähnung  auch  sein  bewen- 
den ,  80  dasz  der  leser  über  alle  weiteren  fragen ,  die  sich  sogleich 
aufdrängen,  völlig  im  ungewissen  gelassen  wird,  desto  gewisser  ist 
dagegen  —  um  auch  die  kehrseite  des  bildes  nicht  zu  verdecken  — 
dasz  es  in  diesen  zeiten ,  in  denen  es  der  römischen  curie  oft  selbst 
am  nötigsten  gebrach,  ihren  beamten  und  namentlich  solchen,  die 
Ober  ein  gröszeres  vermögen  nicht  zu  verfügen  hatten ,  schlecht  ge- 
nug ergieng.  zwar  liebt  es  Biondo  am  wenigsten ,  etwa  wie  andere, 
die  ^mendicitas  aerarii  Romani*  bloszzustellen,  auch  kann  er  nicht 
ohne  jedes  vermögen  gewesen  sein,  in  jener  oben  geschilderten 
fehde  mit  den  Ordelaffi  wird  von  seinen  gütern  gesprochen,  deren 
rückgabe  eine  haaptbedingung  des  friedens.  wie  es  scheint,  besasz 
er  zu  Rom  ein  haus  an  der  via  Flaminia^^;  auszerdem  nennt  er  in  der 
Italia  noch  eine  villa  der  Romagna  als  sein  eigeatum^^.  dessen  un- 
geachtet waren  seine  persönlichen  Verhältnisse  nichts  weniger  als 
vfrmlich;  das  bezeugen  sowol  seine  Zeitgenossen  als  er  selbst,  be- 
mdirn  wistvoll  aber  ist  in  dieser  beziehung  ein  brief  des  bisehofr 
Ikmmäm  roA  TomUo,  welchen  demlb*  i»  jahM  146S  m  eefaitA 
tmtsgaaMMB  BiMsko  tetapo,  4m  Unhof  ViroM^,  gesolsw* 
W  Uer  wird  bmmIim  lltar  Bi<mdo  «ad  wmmnMak  ÜMt  ümm 
timiuBu  läge  mitgeltllt  der  geirrte  tenhor  lad  dnWIar,  der 
taRM  oMIsr  ^  m  «Im  auM  te  WMlnf  wwi»  wol  gdoH 
aber  iikto  deete  weaifer  laue  inan  itai  derben,  ud  itamid  aei 
^,  der eiiMriiei-n IdMi kADMi.  er, 'PeaeMiee,  hAt§mimäm 
«106^  aOeiB  Iddar  Blekt  die  iirilM  la  Mta". 

ladee  Id^ft  mdi  Biondo  odM  im  mbm  Meto  wkiderheH, 
dasz  er  atteia  mit  eeiMT  Mer  to  li^llielie  bnd     Biflb,  eriaeftan 


^  Laurent.  Vallae  opera.   Basileae  1540.   p.  602. 

^  Borna  iustanrat.  Hb.  III  p.  80. 

"  Itali»,  reg.  VI  p.  81.  88. 

der  hrief  ist  meines  Wissens  nicht  veröffentlicht,  er  ist  hand- 
J^ifÜich  vorhanden  in  einem  codex  des  Wiener  Staatsarchivs  (n.  711, 
|6  itaL  Staaten  s.  v.  Boehm,  'die  handschriften  des  kaiserl.  und  königl. 
«WS-  hof-  und  Staatsarchivs'  Wien  1873),  welcher  ausser  den  bekann- 
t€n  werken  Biondos  noch  einen  ebenfalls  nngedruckten  brief  des  Ermolao 
Barbaro  an  Biondo  enthält,  er  bietet  einiges  neue  von  bedeataag  nnd 
vt  veiter  aaten  an  der  betreffenden  stelle  verwertet  worden. 

^  menw  eodez  711  (SM  itaUen.  Staaten)  b.  m  foL  M8— SSO. 
reverendissimo  in  Christo  patri  et  domino  suo  eolenAtotimo  Hermolao 
verouenal  episcopo  Domioicus  Toroellanns  Episcopus.  ex  Pernsia  pridie 
xalend.  jannar.  1462  .  .  .  landatur  (Blondns)  hic  et  alget,  ignoscunt  multi 

siiMQrrit  nemo  et  tanto  domestico  oneri,  qaod  ex.  re  famiUari  et  mol- 
«wdiiie  liberomm  swltaee,  Mino  liamsuw  appoait*  aifcl  ^fcilae  mä* 
^st,  non  facultas.   nesU  enim  ezigoam  esse  rem  meam  neqar 
■am  apu4  ponttfieem  anetoritatis,  nt  tibi  enu  eaae  peaaun  Ma.  • 


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1« 


MM  II»  niMwiohrfHidhn  itadlai  TirimiiMrn**   fliaaniiii  wM 

MMi  Mnilil  km  ^Mtin«  und  kilMlhlk  ftMii  m  dMi  MImil 
bMfkn  süMuufMi  gugiailwr  Mk  »khfe  m  grMw  iiadrttetoay 

selbst  nidit  an  Mtorai  Inlitni.  so  gibt  nna  eki  brief  des  Dresdener 
oodez"  in  recht  anmatiger  weise  ditbMkmbnng  eiMÜMkgagd,  die 
Biondo  im  hmhii  144A  mak  MhwwB  cnrialen  in  der  mngebiuig  BiM 


(kven  den  evdinal  Prosper  Cokmm  and  cUk  Borso  Ton  Este,  den 
bmder  des  markgrafen  LiMik  von  Este ,  an  welekBB  der  brief  ge- 
xkbtet  isti  als  teilnehmer.  man  reitet  bei  herrlichem  welter  die  alk 
Tk  ktina  hinab,  und  bald  findn  Biondoe  jagdlnstige  begleiter  ge- 
legenheit  ihre  künste  zn  erproben;  nur  er  selbst  verleagnet  auch 
hier  den  gelehrten  humanisten  nicht,  während  die  anderen  Beineckes 
listige  brut  berUcken  und  verfolgen,  ist  es  seine  fireude,  sich  in  die 
Vergangenheit  des  antiken  Rom  zu  versenken,  staunend  verweilt  er 
bei  den  auch  in  ihrem  verfall  noch  groszartigen  aquäducten  und  be- 
trachtet mit  entzücken  von  einem  einsamen  wartturm ,  auf  den  sie 
gtttoSeny  die  rundscbau  über  die  weite  ebene  der  Campagna  mit 
ihren  ernsten  linien  und  mit  ihren  glänzenden  erinnerungen ,  und 
alles  weisz  der  belesene  secretäc 
SD  deuten  und  zu  erklären. 

üebrigens  verrathen  auch  solche  züge,  dasz  damals  für  Born  die 
zeit  litterarischer  rührigkeit  noch  nicht  gekommen  war.  hier  fehlte 
es  vor  allem  an  dem  Mäcenat,  das  in  Florenz  so  auszerordentlicbes 
geschaffen.  Martin  V  hatte  für  geizig  und  unwissenschaftlich  ge- 
golten. Eugen  rV,  der  mönch,  nahm  zwar  gütig  auf,  was  ihm  etwa 
von  studienfrücbten  dargebracht  wurde ,  zumal  wenn  es  theologisch 
oder  erbaulich  war;  aber  für  das  altertum  und  die  dichter  hatte  er 
weder  Verständnis  noch  herz,  von  den  cardinälen  sodann  wbM 
Cesarini,  Brande,  Orsini  in  der  that  gönner  und  freunde  der  neM 
bildung;  allein  die  parteitumnlte  in  Born,  die  wirren  mit  Neapel, 
das  sdireckeiide  gespenat  dee  Batkr  eondk  trieben  die  hacfor- 
raffenden  mlmier  der  onrie  bald  naeli  alkii  wmdfln  anaeiimder« 

^P^WJ^  ^P^^P^^P^PM^p    ^^P^^B^HW^PV      ^W^P"*      ^P^n^P^^^P     ^^^^^V^^V    PMP^^^^^HP     ^^^HH^^FaPP      ww  ^pf^^^^^^^W      ^^P^R^^V^^HIPPIHV^PVPPP^'^  * 

eo  bevdiiAäkto  M  die  bMMBMkhe  gMlk^ 

der  Biottdo  «Heafidk  eken  tnMir  pflegen  loDanto,  auf  wenigt 
bttupter  der  päpsiJidieii  eeoEeterie.  imier  ibnen  stand  der  vnTer» 
wttatlklie  Poggi  o  obMtt,  jatifc  iwar  so1m>^ 
aber  fruah|  kbewiehar  «nd  ann^gand  naah  alkn  aaikn,  der  spm- 
dtdade  gasina  bid  den  balbckaakcitan  giekgan,  die  mü  der  irmi^ 


oed.  Dtaid.  f.  76:  «al  tarnen  haec  ipsa  hiflerla  mekVt 

a  me  nno  et  oecnpatistimo  homine  decem  filiolos  ex  mannum  laboribns 
nutriente  absoivi  possit.  —  Ebenda  s.  117:  hoc  unum  ego  mibi  con8ciü» 
Don  negaverim  maiaria  id  esae  negotii ,  quam  onerosa  alei^  faoiiUa 
oaaMtae  vUear  yease  ad  aelalk  aafpe  noalraa  tempore  pardnesti* 


it  unter  an* 


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143 


dar  alten  philosophen  zu  beginnen,  unter  schenea  und  anekdoten 
Iportgesotzt  und  in  toller  luatigkeit  beendigt  zu  werden  pflegten 
Ton  Poggio  unzertrennlich  in  seiner  begeisterung  für  das  altertnm 
m6  in  den  bacchanalen  waren  Antonio  Losch i ,  der  tbeoretiker  der 
neuen  eloquenz,  und  der  dichter  Agapito  Cruci;  andere  traten  hin 
und  wieder  dazu,  wie  der  secretär  Bartolommeo  de  Bardi,  der  in 
muszestunden  auch  etwas  von  den  dichtem  und  historikern  las,  für 
die  seine  freunde  schwärmten,  oderRinucci,  zur  zeit  vielleicht  der 
einzige  mann  in  Rom ,  von  dem  man  griechisch  lernen  konnte,  es 
scheint  aber  nicht,  dasz  Biondo  mit  diesem  kreise  in  engere  be- 
ziehungen  trat,  sie  waren  meist  Junggesellen,  die  entweder  das  leben 
genossen,  um  einst  in  den  hafen  des  geistlichen  Standes  einzulaufen, 
oder  sich  wie  Poggio  die  ehe  vorbehielten.  Biondo  war  verheiratet 
und  familienvater.  er  mag  schon  damals  etwas  von  der  ruhigen  ge- 
messenheit  seiner  späteren  jähre  gehabt  haben,  was  zu  dem  frivolen 
witz  und  der  kecken  zügellosigkeit  jener  genosben  nicht  pasdto.  er 
blieb  ihnen  ferner ,  in  einem  Verhältnis  achtungsvoller  artigkeit.  so 
istwol  kein  zufall,  wenn  seiner  in  den  briefen  Poggios,  die  freilich 
f&r  jene  jähre  recht  lückenhaft  vor  uns  liegen,  nirgend  gedacht  wird. 

£8  war  für  Biondo  keineswegs  ein  gleichgültiges  sreignis,  ala 
MB  38  Ic^Miiar  1447  Eugen  IV  iteb.  dswi  äMtn  Mit  mak  ikm 
iMtlB  pa{»st,  sondm  il»  wekpolteiflr  gönnsr  null  ftwai 
Urt.  dMn  Sugen  ImHo  VtmiA  wim  JUam  lisiiMiitii  fswite«t| 

Mdi»  alelkng  ■»  dir  wm  «n  mtdiiikMiu  wd  Uli  aolll»  sr 
4wi  wiiw4  4eB.Mklfc«rt  wAmn  emfBaim» 

TsMum  FMMitiieiUi«  KUolan«  Y,  wie  tUk  im  aene  papel 
MMtts^  mt  dstt  JwmMimrtiiii  ham  labekMUrt»  pswOaUdllwit.  iifar 
«•s  MenUiide  UMsnriMhs  fktA  hM»  er  wtki  tnfimwiisen,  wol 
aber  voite  mm  Ton  tsum  äte  Alf  giMuflehe  wd  leteinlwln 
oidiees,  m  imer  leideiiaobaiyi^  di» 
ikn  schon  als  axnea  magister  dam  trieb«  liiii  epKrUeIwe  euakfiniHien 
amschlieazlicli  ftlr  die  bibliothek  zu  yerwenden.  er  hatte  eine  frennd- 
^  gaviiiMide  art  vmd  eine  wirklich  wolmeinende  gefiinnnng"*. 
war  um  so  auffallender  nraes  daher  bei  eololiea  eigensohaften  die  eb* 
leHnende»  kühle  haltung  erscheinen,  welche  er  alsbald  Biondo  gspsi* 
tlber  einnaÄun.  leider  sind  mehret»  briele  Barbareii  weMw  gerade« 
hierüber  die  wichtigsten  aufklfimigett  enthalten  mochten,  niebt 
TorbeihdeB^»  wd  die  wenifSBi  flun  teil  daakebi  «ndeatmigeft 


^Wiasi^  Poggii  ©piatoUe  U  8.  IV  6.   ed.  Toaelli  vol.  I.  Floren- 
^  Tgl.  hiersQ  Voigt  wiederbelebang  a»  80^. 

"  es  sind  drei  briefe,  die  ich  vermisse,  der  Tricbtigste  ist  wol  der 
^  F.  Barbari  ep.  216  citierte:  (F.  Barbarns  Nicoiao  Barbo)  quam 
Menrate  tibi  eommendaverim  res  et  fortunas  disertissimi  nri 
PUvii  nostii  ForliTiemit,  Don  ignorae;  dann  aber  wird  noeb  an  awei 
stellen  derselben  briefsammlung  anf  fehlende  briefe  verwiesen,  die  Uer 
betiadtfc  keaiBMB.  MMliab     806:  fni  Aamea  wanalbna  eete  — * 


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144 


Fr«  Kllwiiütf  kilttuutidM  ipcMUBitik« 


4flr  aoeh  zugänglichen  quellen  erlauben  kein  sicheres  urteil,  so  viel 
mdeesen  dürfen  wir  behaupieni  dasz  ein  derartiges  misverhältnis  in 
itrtbii  bettaid  und  aMi  iwtginie«Bd«r  ndMrhmt  IMatsUialttiit 


quod  ex  agro  Ferrariensi  scripsisse  memiTi  etc.  und  s.  101 
Uppend.}  (PetruB  Thomaaiu«  F.  BArbaro)  Bloadua  iiaveuaam  abiit,  quid 
ae  rt  saa  ag etnr,  f  ostea  aignifieabo. 

(fortfetauog  folgt) 


IC 

DB.  FftlBDEIOH  ILLSHOTS  LATBUMOBB  aBAMlCATIK.  BBARBEI- 
TBT  TON  PROF.  DB.  MOBITZ  SBTFFEBT.  NEÜKZEHNTB  V£B* 
BB88ERTE    AUFLAGE   VON  DB.   K.   A.   8B7FFBBT    UND  PROF. 

H.  BUB  OH.   Berlin  1878. 

Im  neuen  modischeren  gewande  tritt  nun  das  vidgebrauchtB 
Bad  ▼erbreitetste  unter  den  tohrouttalii  des  TtrstorbeniBii  laÜBistoii 
ModlK  (S^tAbtI  adt  dsm  MAB  BidR^jsiE«  «iBS  1^ 
die  sebale  an.  wsim  dsrnsltenbelBSiurteiiinsaagitielit^Mtai, 
so  Isidod^  dink der  Tmkktdsr redseüon,  Ib  weMwlur.  psoUBsick 
eiagetrelen  ist,  dis  YWiadsning  keiBS  so  grosze ,  dils  wir  dis  sM« 
treosB  Züge  nidit  sof^ck  wlite  erirewMB  kttuitaB.  wem  die  mth 
diMe  eiaes  sohidbBehes  dorek  kagjlhrigett  gsbf«tieh  Mmt  und 
Heb  geworden  siad,  wixd  sie  ianner  snob  nur  aiiftbedsaesa  gelatat 
fiadea«  aad  wsaa  es  da  sSaiples  beisffiel  wttSi  das  sioli demfft- 
dftMilsse  bereits  eiagepiigt  luil,  wie  §  ia  aitiBia  piMM  am 
ende  der  etrtsse,  wo  es  jetst  ia  eBtremo  pernio  am  eade  der  brücke 
beisaen  imbs,  man  weiss  aiobt^  WHvm?  es  Mite  m  d&m  Mm,  b6i- 
spiele  lediglich  die  bezeichnung  -der  qoMititat  des  e,  w^hdie  dffi 
sebttlern  allerdings  Schwierigkeit  machte.  §  261;  1  aam.  ist  swar 
die  construction  jetzt  richtig  gestellt,  aber  der  ausdruck  selber  leider 
gündert.  dies  sind  bis  jetet  die  einzigen  beispiele  einer  9admH 
des  wortlaates  ohne  dringende  not,  die  ieh  bemerkt  habe. 

Vefsehen  schEohen  sich  mit  dem  yerändertea  Wortlaut  ein 
%  ld4  aa»;  das  bdspiel  si  Soorates  aut  Anüstheaes  diceret  findet 
ans  den  worten  dieser  anmerkung  nicht  mehr  seine  erklärungi  denn 
von  einfachem  trennenden  aut  ist  nicht  mehr  die  rede,  wenn  früher 
von  trennungen  durch  et  —  et,  neque  —  neque,  vel  —  vel  die  rede 
war,  so  waren  diese  worte  gewis  nicht  so  zu  verstehen,  als  ob  corre- 
spondierende  conjunctionen  nicht  auch  trennen  könnten,  vgl.  neque 
—  neque  Caes.  7,  39,  3.  —  §  145  anm.  4  ist  der  Wortlaut  der  regel 
keineswegs  zu  ihrem  vorteil  geändert,  während  es  früher  allgemein 
hiesz,  'den  genit.  partit.  da  im  lateinischen  zu  gebrauchen,  wo  nicht 
eine  teilung  Torstaadea  werden  kaan,  ist  lalschy  wenngleich  man  io^ 


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Vr.  BUttnAii  litoiniiolM  gfiiiiiiiEfQc» 


146 


deiiteebeii  palü&fe  waätMM  sttoh  in  diesem  fille  anirendei*  und 
Idenaier  «aeb  lUle  begrilRm  waren,  *w!e  deeet  tempiiB  ee  Mit 
seil,  peemiii  Alt  geld  «BW.,  ist  d«r  ansdroek  jetst  gesprelat  imd 
«of  ftOe  im  pkinl  beim  nhlb^griff  besoMiikt.  §  193, 1 2  war 
der  »nsdniel:,  wemi  aaöh  niefat  besser,  doeh  offimbar  mit  mebr  um* 
siebt  gewählt.  *bei  den  rerbis  legen  usw.  fragt  man  im  lateiniscben 
Hiebt  wobin?  sondern  wo?'  das  passt  aucb  auf  beispiele  wie  Oie. 
pro  Areh.  %  9 :  sedem  omnimn  reram  ac  fortunarum  sasarmn  Romae 
eoQocavit  er  verlegte  seinen  ganzen  wohnsitz  und  besitz  nach  Bom, 
Oaes.  1,  38  s.  f.  ibi  statt  eo.  damit  vergleiche  man  die  jetsige  ans- 
dmcksweise  der  regel :  der  ablatio  mit  in  stebt  aaeh,  wenn  im  dent- 
sehen  gefragt  wird  w^iin?  bei  den  yerben  legen  tdisw.  dienotwendig- 
keit  einer  anmerkmig  wird  sieb  mindestens  daraus  ergeben,  mit  II 
verhält  es  sieb  ebenso,  wenn  man  stellen  vergleiebt  wie  Gees.  4,  31 
4  huc  statt  bie. 

An  anderen  orten  ist  der  ausdruck  mit  mehr  glück  geändert 
und  auch  gebessert,  ich  kann  unmöglich  alles  hierhergohörige  auf- 
führen und  nenne  alsein  kleines  beispiel  den  jetzt  klardurchsichtigen 
§  223.  dagegen  leidet  der  ausdruck  noch  an  ungenauigkeit  oder  Un- 
klarheit an  folgenden  stellen.  §  132,  2,  b  anm.  1  ist  so  zu  fassen, 
dasz  nur  ein  adiectivum  mobile  gemeint  sein  kann.  —  Anm.  4  passt 
wol  keins  der  angeführten  beispiele.  wir  haben  auch  hier  eine  jener 
ungenauigkeiten  des  ausdrucks  vor  uns,  deren  es  so  viele  gab.  alles 
wird  richtig ,  wenn  wir  sagen :  esse  mit  einem  adverb  heiszt  sein  in 
der  hedeutung  von  sich  befinden,  sich  verhalten.  —  §  176  ist  zu 
opera,  wenn  auch  nur  in  klammern,  die  Umschreibung  mit  auxilio 
getreten,  besser  wäre  es,  wenn  man  sagte  ^auxilio  u.  a.  Umschreibun- 
gen', denn  es  gibt  deren  genug,  ja  der  lateiner  neigt  zu  solchen  Um- 
schreibungen,  z.  b.  Cic.  pro  Arch.  §  20:  cuius  ingenio  putabat  ea 
quae  gesserat  posse  celebrari,  §  21  dieselbe  Umschreibung.  —  §  189 
8.  Y.  in  1.  was  heiszt  eigentlich  'nur  für  den  tag'  leben?  ist  nicht 
unsere  redensart  'in  den  tag  hinein  leben'  eine  wortgetreue  und 
Tielleicht  wirkliebe  Übersetzung  des  lateiniscben  in  diem  vivere?  ist 
sie  nicht  zu  adoptieren?  —  §  204.  wol  liegt  auf  dem  lateiniscben 
sabstantiv ,  welebes  im  deutschen  durcb  ein  adjectiv  wiedergegeben 
wird,  ein  besonderer  nacbdrack;  z.  b.  Oaes.  5,  7,  8  tnoramqae  fidem 
implorare  ooepit,  CSc.  pro  Areb.  §  18  ez  bis  stndüs  haee  qnoqne 
meit  oiatio  et  fbenltas,  quae,  quantaeomqne  est  in  me,  nnnqnam 
«nieomm  perienlis  defuit;  nieht  so  immer  aadi  auf  dem  dettteehen 
«QsetiY:  seine  getreuen,  aber:  gefäbrdeten  freunden,  anch  die 
bn  tezt  angefahrten  beispiele  sdieinen  das  za  beweisen,  dann  be- 
^  die  regel  niebt  dieser  begrandong.  —  §  985  anm.  3  beisst  rez 
ipse  quoque  pngnavit  genaner  der  kOi^lSmpfbs  aadi  (qnoqne)  mit 
(ipse).  —  3^  kSttite  der  ansdmek  allgememer  gehalten  nnd  aof 
Sätze,  wie:  ans  fordit,  mit  dem  tode  bestraft  m  werden,  ergriff  er 
die  flaebt  (timore  pertenitns  ne  snppHdo  afficeretnr,  fagam  capessi- 
^)  ausgedehnt  werden.  —  %  369, 1  anm.  1  ist  nnd  bleibt  nnUar. 

M.  JM.  f.  pM.«.  pSd.  IL  ftbt.  IST»,  hlt  a  10 


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146 


—  §  343,  I  3  anm.  2.  3.  5  f.  ist  die  parenthese:  et  inhaerescunt  etc. 
durchaus  unverständlich  ausgedrückt.  —  §  346.  sagt  man  wol  in 
aufforderungen  'demnach'?  Caes.  7,  38,  8:  Proinde,  siquid  in  nobi» 
animi  est,  perseqimmur  etc.  wohlan  denn,  so  rächen  wir  usw. 

Auch  in  dem  streben  nach  Vereinfachung  sind  die  herausgeber, 
wie  mir  scheint,  nicht  zu  weit  gegangen,  wol  ist  dem  überfluten  des 
gelehrten  materials  ein  dämm  entgegenzusetzen,  aber  nicht  gerade 
auf  kosten  der  besseren  einsieht  des  schülers.  der  Sprachgebrauch, 
wonach  'viele  gelehrte  muUi  et  docti  homines  heiszt'  und  der  sich 
•  auch  sonst  z.  b.  Caes.  2,  25,  1  findet,  ist  nach  dem  wegfalle  der  be- 
treffenden anmerkung  zu  §  210,  1,  soviel  ich  sehe,  nirgends  mehr 
erwähnt,  'inulti  et  210,  1  anm.  1'  kündet  zwar  noch  der  betrübte 
index.  —  §  -40,  früher  253  ist  eine  beraerkung  über  'den  leicht  zu 
ergänzenden  hypothetischen  Vordersatz',  zu  welchem  der  coniunctiyus 
potentialis  den  folgerungs-  oder  nachsatz  abgibt,  wie  ich  glaube,  mit 
«areoht  in  wegfall  gekommen,  wenn  man  die  vexst&ndlichkeit  dieser 
bwoerkang  anawaifelte,  so  Hess  sich  dieselbe  sn  dem  beispiele  (so.  ai 
adssaes),  sowie  durah  Tcrweisimg  anf  §  273  anm«  d  erleichtani. 
diese  eUipaa  ist  jedeafiJIa  aaMnmdnMB.  —  Bs  feUt  eo  lehon  nieht  a» 
regeln,  deren  «offassung  eine  liemfidh  Imaerliehe  genannt  in  mr^ 
den  verdient,  und  die  wenig  geeignet  sind,  dem  aohtUer  das  Ter- 
siladnit  nnd  dm  innem  grund  au  erOfiMO.  s.  h.  §  254  Termin» 
ich  den  eoi|janctiT  der  iadireeten  rede  oder  eine  aUgemdne  bemer* 
knng  tu  8y  wie:  der  coi^janetiT  ist  dem  gedenken  nadh  immer  ab- 
hing%  Tcm  der  Toratdlvng  eines  aweiten«  d.  i  redend  oder  denkend. 
ein^Ahrten  snl^eete:  qnid  Jaodebo?  tage  ieb  aslbatSadig,  quid 
laodem?  ans  der  Torstellmig  dessettt  sn  dem  ieh  rede,  in  dessen  ge- 
denken ieh  mieh  Tertie&.  — Dasz  dum  240, 1  In  der  entthlnng  «Mk 
bei  Tergangenen  thatsachen  mit  dem  praesens  verbunden  wird,  er- 
mangelt aller  irgend  denkbaren  begrUndung  und  ist  doch  eine  regel^ 
die  alles  wunderbare  abstreift,  sobald  das  praesens  eis  das  historisebe 
erklärt  wird,  dass  im  deatsdhen  das  praeteritum  gesetzt  wird,  Ter- 
steht  sich  ebenso  wenig  von  selbst.  —  §  135.  -  Sätze,  wie  'temerites. 
et  inconstantia  fugienda  sunt'  und  'natnra  inimioe  sunt  inter  se  li- 
bera  civitas  et  rex'  wird  man  kaum  anders  übersetssn  kOnnan,  als:. 
Unbesonnenheit  und  Unbeständigkeit  sind  dinge,  die  man  meiden, 
musz  ,  und  dinge ,  die  sich  von  natur  nicht  mit  einander  vertragen, 
sind  usw.  das  geht  durchaus  nicht  aus  der  ganz  äaszerlich  gegebeneu 
regel  hervor,  es  ist  wenigstens  auf  §  133  zu  verweisen,  wo  dieselbe- 
construction  Katci  cuveciv  von  personen  gebraucht  ist. 

Aber  es  sind  auch  wirkliche  versehen  stehen  geblieben.  §  82,. 
II  2  'is,  ea,  id  derjenige,  (derselbe,  der)'  stimmt  immer  noch  nicht 
zu  221,  wo  zwischen  derjenige  und  derselbe  streng  geschieden  wird» 
beides  ist  in  'der',  aber  nicht  in  'derjenige'  enthalten,  hierzu  kommt, 
dasz  die  bedeutung  'der*  immer  und  eine  andere  öfter  nicht  passt: 
is  mos  usque  ad  hunc  diem  permansit  die  sitte  besteht  noch  bis  auf 
diesen  tag,  vergl.  Caes.  7, 34,  3 ;  36,  6,  wo  fälschlich  immer  'dieser^ 


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Hl 


gesetzt  wird,  ich  empfehle  nochmals  meinen  yorschlagi  BfQt  JttlurU 

1875,  n  •»  230,  is  »  der  (derjenige,  derselbe)  zu  setzen,  eine  Tir* 
WMliilnng  mit  dem  unbeionifiB  ariikel  wird  sieh  von  selber  verbieten, 
w«ni  erst  das  gefühl  dieses  pronoaens  wieder  geweckt  ist.  —  §  187, 
1  8.  y.  extra  findet  sich  die  adverbielle  bestimmnng  'dartlber  hinaus', 
die  fallen  musz,  weil  es  keine  prfiposition  ist.  die  bedeutung  in  bei- 
spielen ,  wie  extra  aciem  equo  provehi  ist  jetzt  mit  'hinaus  vor*  an- 
gegeben, es  heiszt  einfacher  und  richtiger  'aus  ....  heraus',  wie 
intra  'in  ...  .  hinein',  z.  b.  inlra  hostium  praesidia  venire,  es  sind 
nur  steigeningen  desselben  begriffes  ex  und  in,  die  wir  im  deutschen 
;  durch  Wiederholung  desselben  wortes  zu  geben  gewohnt  sind.  — 
I  §  227,  3  das  letzte  beispiel  ist  doch  wol  richtiger  nach  279,  4,  a  als 
etwa  nach  3  zu  beurteilen  und  dem  lateinischen  entsprechender  zu 
!  übersetzen:  ich  gab  dem  Pompejus  rathtchläge  von  der  art,  dasz, 
i  wenn  er  ihnen  (ut  eis)  gefolgt  wäre,  Caesar  keine  so  grosze  macht 
hätte,  auch  bei  den  anderen  beispielen  w  ird  man  dem  Verständnisse 
des  Schülers  näher  kommen,  wenn  man  zunächst  die  auflösung  des 
relativs,  wie  sie  nr.  2  vorschreibt,  versucht:  ex  quo  cum  quaereretur 
etc.  und  als  man  ihn  fragte  statt  welcher  auf  die  frage  usw.  — - 
§  258  anm.  3  ist  wol  an  dem  Wortlaute  des  textes  geändert  worden, 
aber  es  sieht  immer  noch  so  aus,  als  ob  facio  ut,  welches  zur  Um- 
schreibung des  einfachen  verbs  dient,  hiesze  'ich  bewirke,  dasz*.  der 
ToUuummd  wendet  die  Umschreibung  mit  'thon'  aa.  au<di  wir  sagen 
wol:  ieh'  ihne  ee  gern,  daes  i<di  mieh  betpneb«.  — '  Anh.  III  ist 
ttbfiiaieb  Bm.  «teil  Sor.  all  abkflnttig  Bmim  tngegeben,  et 
Om»  h.  oLt.  3, 44  mid  dia  mderwi  graauMÜkeii. 

ISRM  gm  iiihüg  aeli^iMii  mir  folgend«  indtnag«».  §  369, 1 
iMMst  jeirt  wiMmmsrnd:  aa  aldbi  rar  beiaiehwg  dar  Ternaianng. 
es  kfonta  übamMieher  beitieii :  m  Mki  snr  baiiSahmnig  dar  Ter* 
aeimmg  1)  wia  «i  fiaalev  a)  abaaliit,  b)  ia  abhiagigkait  m  den 
W,  8  gaaawaten  wben;  3)  aaak  dea  ferbaa  daa  vaiiittaaB  asw. 
-  §398»  8  ittia.  ist  daa  «atefodiaidaaf  fwaeebaa  vola  boo  fiari  oad 
koe  fiMftiBi  (eaae)  aidht  baibebalien  wovdaa»  ja  aa  Uiagt  f aa(»  alt  ^ 
nicht  das  laUlava»  toadeca  daa  entere  der  .gemesseaa  bafobl  ieL 
haben  wir  bia  jcM  aanabüges  gelecat?  dasz  leb  aiebi  wOste,  deaa 
die  regel  ealepnob  aUaa  vorkommenden  fällen,  scheiterle  dar  aos- 
dnick  übrigens  an  einer  italle  wie  Gees.  7,  38,  4,  weil  man  nicht 
got  sagt,  ich  wUnsche  gengt  zu  sehen,  so  hätte  es,  vielleicht  aoob 
prägnanter,  unterschieden  werden  können  in :  ich  will  gatbaa  babaa 
und  ich  will  gethan  wissen ;  der  unterschied  in  der  streaga  das  aos- 
drucks  bleibt  doch  wol  nacb  wie  vor  derselbe ,  cf.  Ejraaar  zn  Caes. 
^,2,3.  —  g  318  la  3  hiess  es  früher:  fragesätze,  welche  in  dar 
^irecten  rede  im  eoBj*  staben,  behalten  ia  dw  erat  obl.  diesea  mo- 
dus, jetzt  heiszt  es:  diejenigen  rhetorischen  fragen,  welche  in  der 
fecten  rede  usw.,  eine  beschränkung  der  regel,  die  nicht  etwa  rich- 
tig ist,  wenn  auch  die  angeführten  beispiele  dazu  stimmen,  ein  coni. 
dtthit^  wie  4aid  iiMÜam?  iat  aiebt  notwaadiger  wai«e  blosz  mm  rbe- 

10« 


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148 


torische  frag«,  wmm  am  WMdrniik»  sa  ändern  war,  dann  betraf  es 
die  folg«ii4«tt  Worte,  die  so  kHagiB«  als  ob  beliebig  und  nicht  auf 
•teiii  iuiHm  grand  hin  für  das  praes.  (was  geschieht  mit  dem  pote&i 
der  TergangeaMI?)  der  dinwtia  vtde  m  dar  adireeta  das 

IM  eintrete. 

Aenderungen  in  der  anordnung  dos  Stoffes  haben  die  früheren 
§§  104,  132,  164  (jetzt  165),  165  (jetzt  168),  168  (jetzt  167),  192 
(jetzt  191 ,  2) ,  249 — 53,  279  betroffen,  der  letztere  paragraph  ist 
nicht  so  angeordnet,  wie  man  hätte  erwarten  können,  das  relativ, 
welches  eine  folge  oder  Wirkung  bezeichnet,  ist,  anstatt  näherund 
unmittelbar  zu  1  gesetzt  zu  werden,  noch  weiter  davon  getrennt  wor- 
den, und  doch  wurden  die  consecutiv-  und  finalconjunctionen  oben 
zusammen,  ja  ut  consecutivum  sogar  früher  als  ut  finale  behandelt 
—  192  anm.  1 — 3  wird  man  für  den  anfang  an  dieser  stelle  der 
grammatik,  wo  von  Ortsbestimmungen  und  städtenamen  die  rede  ist, 
gewis  vergebens  suchen,  am  unangenehmsten  fällt  dies  bei  anm.  2 
auf,  wo  man  sich,  zumal  da  beispiele  immer  gefehlt  haben,  jetzt  iii 
dieser  Verbindung  vergebens  nicht  nur  nach  dem  zusammenhange 
mit  der  hauptregel ,  sondern  auch  nach  dem  sinne  überhaupt  fragt, 
mit  fug  und  recht  standen  diese  anmerkungen  bisher  da,  wo  sie  hin- 
gehören ^  am  Schlüsse  des  capitels  von  den  präpositionen  §  189.  — 
Für  die  änszere  einrichtnng  habe  ich  im  interesse  der  Übersichtlich' 
keit  noch  einen  kleinen,  vielleicht  praktisdien  Vorschlag,  et  €K« 
pfähle  sich  wol,  die  §§  über  dSm  seite  gegenttber  der  seitex^aU  imImb 
der  anfiMlirill  inseu  lii&äani0il^  wi«B.6d— 69, 
▼efigebena  danadi  tn  BUflhMi  Mm.  wo  dleM  leielMii  jatei  itetan» 
B.  b.  B.  299  rsdite  oben,  matd  Bio  ober  geeignet  vbl  iUfaM»  bIb  m 
Bfltnttiüidein^denglaabemerirocikiBi,  dBbegiinobievderf.  9aA 
leidet  jo  die  qrmflBOlrlo  darttster. 

Hadem  idi  Bkht  aadecB  kaoB,  ola  flr  die  grosBe  eorgfidt,  tfit 
der  dioBO  neae  «OBgobe  dea  BUendt'B^ftlM  redigiort  imdeB,  in 
mmnok  der  eoMe  bo  du^en,  edmbe  leb  mk-  nun  mAlbm  die  be- 
snerlnuig,  dies  ob  Bobwer  wecdeii  mdebt^i  einen  dnuddbbtor  beraofl- 
siiindon,  wao  in  der  seit,  in  der  wir  leben,  fäst  nneere  dentBolieieeh' 
sik  nie  obi  glllelnreiMBBendoB  eefiilion  angeBibin  weiden  kann. 

LoQEAir.  J.  Smroo. 


17. 

L£ITFADEN  DER  KUNSTGESCHICHTE  VON  DR*  W.  BUGHUEB.  fis^ 

bei  Bädeker ,  1878.  124  s. 

Das  vorliegende  buch,  von  dem  Verfasser  zum  gebrauch  in  den 
höheren  lehranstalten  bestimmt,  wird  voraossichtlich  hier  und  da  bei 
höheren  töchterschulen  eingang  finden,  denn  diese  sind  ja  in  der 
glücklichen  läge,  sich  ihren  lehrplan  unbeirrt  durch  rücksichten  auf 
militäCBeagnisse  und  bereGhtigangen  mit  leidlieber  freiheit  gestalten 


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ZU  können,  ob  irMÜdi  Mten  jigmäUilitn  alter,  in  dem  sich  auck 
4»  idiülerinnen  der  ersten  ckiM  meitteM  noch  befinden,  der  knnet- 
onterricht  mit  dem  wünechenswertMi  erfolge  getrieben  werden  kann, 
darf  bezweifelt  werden,  am  liebsten  wttrden  wir  das  buch  in  der 
prima  des  gymnasiums  sehen,  doch  ist  hier  noch  wenig  aussieht  auf 
einftlhrung  der  kun  st  geschieh  te,  und  sollte  sich  künftig  einmal  die 
zeit  dazu  finden,  so  würde  sich  sehr  bald  ergeben,  dasz  die  wesent- 
lichste Vorbedingung  uns  nach  und  nach  abhanden  gekommen  ist, 
nemlich  ein  das  auge  und  den  geschinack  bildender  Zeichenunter- 
richt, in  früherer  zeit  wurde  dieser  Unterricht  von  oben  her  wenig 
beachtet,  man  kann  sagen  ganz  ignoriert  —  ein  wesentlicher  vorteil 
für  die  sache.  auch  wurde  er  nicht  von  methodisch  vorgebildeten 
Zeichenlehrern  erteilt,  sondern  von  richtigen  malern,  die  nichts  von 
methode  wüsten,  aber  alles  vormachen  konnten,  was  der  schüler 
sollte  machen  lernen,  und  dies  war  der  zweite  vorteil,  der  dritte 
endlich  bestand  darin,  dasz  nur  diejenigen  am  Unterricht  teilnahmen, 
die  wirkliches  interesse  dafür  hatten,  bei  einer  so  glücklichen  man- 
gelhaftigkeit  seiner  Organisation  leistete  dann  der  Zeichenunterricht 
in  der  that  bedeutendes,  referent  erinnert  sich  noch  mit  vergnügen 
daran,  wie  er  selbst  als  schüler  sich  die  kenntnis  der  baustile  zeich- 
nend aneignete,  wie  er  eine  lange  reihe  von  Kaphaelschen  köpfen, 
von  akten  nach  der  natur,  von  anatomischen  sachen  nad  endlich 
aaeh  üe  berttluntesten  antiken  copiert  hat,  jedenfiaUs  «ine  gute  vor* 
berettmig  Mif  dag  stndinm  der  knnstgeschichte.  .freiliok  war  dlai 
«tf  9amam  Uuutaatikhai  gyuuHunom  und  in  aisar  aeit^  wo  der 
j^nraniteka  waftut  Bodi  lät  eingedrongea  war.  jelii  Ikgi  4ia 
mk»  aaah  Mar  aaiUra,  äm  aiiohiaialiwtoirt  Sit  obligatoriadi,  wird 
?QA  ein«  oui  matMa  TvaelieBaii  klum  erteil 
M  beaftiiiiBiftM  penaam,  es  itt  der  rioliNiweMa  aafbaa  auf  matha» 
iHituaher  gnnidkga  aQaMqaeni  doral^KelWhri»  knn,  ea  ist  allao 
beessr  gawordan  imd  aiohtB  fohlt,  ala  dia  Imi  an  der  saeba,  daa  var- 
fttadnla  deraeUm  «ad  das  ptMuünb  kdiniaD.  wir  dOrfini  es  Qua 
iMil  tidiaUan,  dia  anfthraag  dsrartigar  aohatnstai  nad  sebaUonaa, 
80  Torteilbaft  sie  ftir  gewisse  gebiete  der  Verwaltung  nsw.  sein  mag, 
amaitt  sieh  ni^  im  gleioiiaa  masze  förderliok  für  dia  freie  lebens- 
volle entwickelung  aUe  dar  mannigfaltigen  triebe  nationaler  hildiiBg, 
80  dasz  jetzt  alles,  was  mit  der  ästhetik  in  beziehong  steht,  ausser« 
balb  der  schnla  aad  £aat  im  kämpfe  aut  decsalbea  gelehrt  nad  ga* 
lernt  werden  mnsz. 

Es  ist  diese  herzenaergiessang  nicht  etwa  bloss  bei  gelegenheit 
des  Bucbnersehen  buchea,  sondern  wirklich  im  inteiaase  desselben 
niedergeschrieben  worden,  nemlich  um  den  wnnsch  zu  rechtfertigen, 
der  Verfasser  möge  das  selbststudinm,  dessen  im  titel  nnr  an  zweiter 
linie  erwähnung  geschieht,  bei  einer  nenen  hoffentlich  bald  erschei- 
nenden aufläge  in  erster  linie  bprücksichtigen.  für  diesen  zweck  des 
Selbststudiums  ist  es  zunächst  nötig,  dasz  bei  den  einzelnen  künstlern 

^  haoptwecfce  aagsgeben  werden,  denn  eia  solcher  aachweis  ist 


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150  W.  Baohner:  teitfiidMi  d«r  kiniieoiohichte, 

nnerläszlich  für  die  anlegung  der  vorausgesetzten  photographien- 
Bammlung,  die  der  Verfasser  wolmeinend  genug  im  besitze  des  gym- 
nasiums  sich  vorstellt,  während  wir  bisher  nur  einzelne  als  Sammler 
kennen  und  nur  einzelne  als  Sammler  uns  denken  können,  die  ge- 
wünschten notizen  würden  das  buch  vielleicht  um  ein  viertel  seines 
umfangs  verstärken ,  dafür  aber  seinen  praktischen  nutzen  mehr  als 
verdoppeln,  von  Wichtigkeit  ist  es  femer,  die  bedeutendsten  künstlet 
und  kunstwerke  durch  kurze ;  treffende  und  deshalb  leicht  zu  be- 
haltende Schlagwörter  zu  charakterisieren,  nicht  als  ob  es  in  dem 
buche  ganz  daran  fehlte ;  aber  es  finden  sich  bei  den  verschiedensten 
Schriftstellern  zerstreut  noch  so  manche  treffliche  worte,  deren  an- 
führung  dem  lernenden  wesentlichen  vorteil  bringen  wtirde.  und 
drittens  ist  es  auch  noch  wünschenswert,  dasz  gewisse  äuszerliche 
kennzeicben,  die  für  einzelne  maier  charakteristisch  sind,  wie  Wou- 
Yermanns  sdiimmel,  Paul  Yeroneses  honde,  Bassanos  katzen,  Zeit- 
bloms  reihe  nasen,  van  Djoks  schöne  httnde  u»  dergl.  an  betreffende 
stelle  angefOlirt  wttrdan.  loklie  kletiuii  liUünmüel  xnr  onentienrng 
sind  jedem  wIllkoiinMii,  im  meiiton  dm  aaftiigvr« 

Nadi  dieeen  allgmaeiM«  btmfrinmgen  möge«  faieraoehellfohe 
eiiiielhmtaii  folgen ,  mdit  «tw»  om  ra  tedein»  «mdam  um  mauth  var 
•mvMitf  eitt  wenig  dam  beintragen,  daei  dae  baoli  diitfenige  fott» 
kommenhAt  eriittt,  die  üiaem  wiflhtigeB  siveeke  entipticbt 

8.  27  mvsi  bei  dem  bumb  Fdl]41et  *der  jtlBgeie*  ateb«,  m 
imingen  n  Tecmeidiii« 

6. 28  wird  die  Niobegrappe  ato  'wimdemlle  soanuneoetelling 
aablreieher  flginea*  beaekhnei  tielleiobt  li^  bier  ein  droehlBUir 
Tor;  auf  die  sasammensteUuig,  weldie  enteolMea  nBgehttrjgee  eit- 
bBlt,  würde  das  beiwert  'woaderlioh'  besser  paüen.  anch  der  zusatz 
*wahr8cbdiilicb  giebelgmppe'  wird  bei  jedem,  der  sich  der  mühe 
imterzogen  hat,  zeichnend  diese  giebelgriqvpe  an  leeentmieceBi  nf 
entecbledenen  widersprach  atoesen« 

s.  35 ,  wo  von  der  anwendang  des  bunten  marmors  die  ied0  | 
ist,  könnte  wol  erwfthnt  werden,  daas  hl  diesem  lalle  die  schifte  ' 
eanneliert  bleiben. 

8.87.  die  loggien  enthalten  nieht  blosz  alttestamentliebe  sesm»! 
die  letzten  bilder  gehören  dem  nenen  testament  an. 

s.  118.  das  schlosz  zu  Schwerin  darf  nicht  schlechtweg  s,h 
Stülers  werk  bezeichnet  werden,  das  beste  gehört  Demmler  an; 
was  SttUer  nachher  hinzugefügt  hat,  ist  schwerlich  eine  Verbesserung 
von  Demmlers  genialen  ideen. 

8.  97.  die  Vollständigkeit  verlangt  es,  dasz  neben  Snyders,  der 
als  'der  gefeierte  maier  von  thierstücken'  bezeichnet  wird,  der  be- 
deutendere Pieter  Boel  ebenfalls  erwähnung  findet,  ebenso  könnte 
auf  s.  101  wol  noch  Dietrich,  der  jedenfalls  unter  seinen  Zeitge- 
nossen eine  hochinteressante  erscheinong  ist,  in  der  kürze  erwähnt 
werden. 

Zum  schlosz  noch  ein  paar  worte  tLber  den  stü.  von  einem  lei^ 


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161 


Man  Iemb  maa  aieht  beanspruchen,  dm  er  ndi  la  diiMr  boieiiimg 
diiiük  bemMrragende  sdiOnheiten  MiBseioliiiei,  aber  et  mflsaeB  wenig* 
etfliis  aQe  aaehUfanigkdte&,  iiageiiaaigkeite&  «nd  blrten  aorgaan 
Tetmiadeii  verdeB.  dto  ist  oielit  diffdiweg  geaekehea.  was  s*  b* 
«ttf  8. 94  sldit,  *gesd^ekt,  obwd  uit  tBiistkriacheg  Tevedlmig  ans- 
gedrOekft*,  iai  jedeafidlaiiiiAigiaefakklimai^^  daawort*dar> 
blldiaig*,  dM  malafiMh  TOitoiuBi,  Ist  k«iBeb«rakiieniiigder  spiaobei 
«s  erinnert  fibecdies  su  aeiur  aa  den  widerüelm  modeanadmek  *aieli 
darieben'. 

Als  drackfehler  nag  endlich  nooh  Unllgarieii'  fttr  Unatgartettf 
{9. 8)  erwähnt  werden. 

Dmb  dieaea  eingehen  selbet  in  kleuii|^ten  glaubten  wir  dem 
hmn  Verfasser  am  besten  su  beweisen,  mit  welchem  Interesse  wir 
seine  hSehst  dankenswerte  arbeit,  der  wir  die  weiteste  Terbrsitmig 
wOnsehsiiy  snr  band  genommen  imd  Tsrfolgt  haben. 

0. 


1& 

raUPP  WAOIXIHAGXL  HAOH  SBinif  lABBH  WKD  10X001  V0B  DAS 
DBOTSOHS  rOLK  OHD  DU  DBmOra  XOtOBB.  BOT  UUNnSBILD 
TOB  LUDWIG  aOHULBBi  DB.  TBBOL.  UBO  PBOVBSBOB  AB  DBB 
VMiyBBSXTlT  XU  BO8TO0K.  I«ip«ig  1879,  8.  2U.  XU  BISO. 

Dies  ist  ein  buch,  welches  in  keiner  schulbibliothek  fehlen 
sollte,  und  welches  auch  reiferen  schülern  empfohlen  werden  kann, 
die  lehrer  jedenfalls  haben  die  pflicht,  Wackernagels,  eines  in 
Tieler  beziehung  vorbildlichen  mitgliedes  ihres  Standes,  ehrend  zu 
gedenken  und  die  erinnerung  an  ihn  auf  sich  einwirken  zu  lassen, 
wid  deshalb  hat  auch  die  lehrerweit  Ursache ,  dem  herrn  Verfasser 
"tk  die  liebevoll  eingehende  und  dabei  klar  hervortretende  Zeichnung 
Miaes  lebensbildes  dankbar  zu  sein,  diese  ist  allerdings  nicht  auf 
grand  persönlicher  bekanntschafb  erfolgt,  —  vielleidit  würden  dann 
einige  eeken  und  härten  schärfer  schattirät  worden  sein,  ^  wol  aber 
Bit  benntsimg  eines  reichen  baadscbrifüicben  mateiialss  an  briefen, 
9^(Mi«B,  BmfiicheB  Betenstlleken,  eigenen  snIkddmnageB  nad  aadi- 
ij^tsB  s^Ber  UnterbHebenea  sbgefoszt,  so  dass  aa  dcnr  liöhtagkeit 
sad  tmie  der  aeielunuig  ausht  geaweifelt  werdea  kaaa.  der  heir 
utt  hatte  W.  aoerst  doroli  seine  bymaologisehea  arbeiten,  die  ja 
^  fhsologea  am  BSdstsn  fiegea,  sehfttsea  gelernt,  uad  ibm  ia 
dieNr  besidbong  einen  naobrnf  gewidmet;  bierM  ist  ibm  W.'s  bild 
^v^wermasaea  als  daa  prototjp  einea  ebristlicb^germnai- 
sehen  pädagogea,  dessea  jngead  ia  die  grosse  satt  des  wiedeter- 
wacbenden  Beatsoblaada  fiel,  TOT  die  angea  getretea,  nad  er  bat 
'dehtgethaa,  dem  dentseben  Tolke  die  enaaemag  an  diese  impo- 
Aterende  persGaliebkeit  xn  erinltsa.  wir,  das  Tolk  sowol  im 


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m 


AUgemeinen  als  auch  im  besonderen  der  lehrertUadi  hibtn  aiisokte 
persönlichkeiteii  wabrlieh  keinen  überflusz ! 

Die  groBzen  züge  in  W.'s  pantalickkeiilBUUi  man  schon  in  dem 
.tcbönen  Stahlstich  von  Am  Weger  «rkeBneii,  welcher  dem.  boeheek 

ein  schlSner  sohmuck  beigegeben  iai.  man  sieht  es  diesen  sinnenden 
dunkeln  engen  an,  dasz  der  daraas  blickende  geist  tief  forschen, 
stark  in  liebe  und  hasz  fühlen,  streng  urteilen  und  gewaltig  zürnen 
konnte,  man  sieht  es  diesem  munde  an,  dasz  er  nichts  unwahres  und 
unreines  gesprochen,  ja,  fast  auch,  dasz  ersieh  mit  tabakspfeifen 
und  cigarren  nicht  abgegeben,  man  sieht  der  stirn  die  idealität  seiner 
ganzen  richtung,  endlich  an  der  haltung  und  der  breiten  brüst  sieht 
men,  dasz  der  mann  ebenso  stark  gewesen,  wie  er  schön  war. 

Es  kann  der  zweck  einer  anzeige,  wie  diese,  nur  sein,  die  lust 
zur  eigenen  lectüre  des  buches  zu  erregen,  deshalb  soll  nur  kurz  auf 
W.'s  bedeutendste  Verdienste,  und  auf  die  vielfach  interessanten  ein- 
blicke  in  die  zeit  unserer  väter,  welche  das  lebensbild  W.'s  darbietet^ 
hingewiesen  werden. 

Geboren  in  Berlin  im  j.  1800,  hat  er  in  der  jugend,  früh  ver-  1 
waist  und  mit  der  sorge  für  vier  geschwister  belastet,  eine  harte  r 
schule  durchgemacht,  er  hat  als  currende-schüler  gesungen,  und  hat 
vom  IGn  jabre  an  drei  jähre  lang,  ihm  zum  entsetzen,  als  schreiber  ( 
arbeiten  müssen,  daneben  bat  er  freilich  auch  alle  die  kräftigenden  ^ 
anregungen  gehabt,  welche  Berlin  damals  einem  edeln  und  eindruoks-  ; 
filhigen  knaben  darbot,  ror  allem  war  es  der  tumvater  Jabn,  an 
den  der  fromme  und  krttftige  Jüngling  sioh  anadiloas,  naebdem  et 
ibm  gelnageii  war»  durch  harte  arbeit  snr  wiemudiaftliehea.  lanf- 
bahn  znrOcksukehren.  dwcb  Jahn  kam  W»  daim  im  j.  1819  naek 
Breslaa  an  Karl  von  Baume r ,  dem  mineEalogeo  mid  aehfller  Pasta- 
loszis,  mit  dem  nsd  dessen  ÜMBuHe  er  daan  nasertreniiUfih  Terant  : 
blieb«  in  dem  Bredaner  kreise  traf  er  Steffens,  Hasamaniif  | 
Ton  Winterfeld»  den  .treSlieben  kenner  kirchlicher  mnsik,  daa  \ 
Gemmisten  von  Hagen»  den  philolcgen  Paasow,  den  thedogan  | 
^d  aeminardireoior  Barniaob;  dexa  kam  der  einfluaa  der  frinfi» 
yon  Baomer  und  Steffens,  der  taebter  des  componisten  Beiebardy  —  l 
knrs  ea  war  ein  kreia  von  sehr  bedentandMi  manschen,  die  bei  aller  ] 
Yersohiedanhmt  ihrer  geistigen  liohtungen  und  begabungen  dennoch  | 
alle  einig  waren  in  echter  christlicher  frömmigkeit  und  in  der  Uaba  i 
zu  allem  schönen  und  edlen,  hier  wurde  W.  in  allen  den  richtungfo» 
in  denen  er  später  gewirkt  hat,  teils  angaragt,  teils  bestärkt:  ia 
mineralogie,  pädagogik,  germanistik  und  hymnologie.  die  ermordoog 
Eotzebuea  durch  Sand,  und  die  vardSchtigung,  welcher  in  folge  deren 
das  turnen  unterlag  und  die  zur  yerhaftong  Jahna  filbrte,  störte 
auch  den  frieden  des  Breslauer  kreises ;  auch  W.  wurde  mit  haus- 
auebnng  belegt,  verhört,  beargwöhnt  und  erhielt  bis  1820  stadt- 
arrest  in  Breslau,  dann  ging  e;c  zu  Räumer  zuerst  als  hauslebrer 
nach  Giebichenstein  bei  Halle  a/S.,  solange  Raumer  in  Halle  pro- 
fesser  war,  dann,  naatidem  dieser  wegen  der  bnracheaschaftUchea 


I 


wirren  seine  entlassung  genommen  hatte  und  in  Nürnberg  das  Ditt- 
marsche  institut  (eine  artprivat-gyiimasium)  übernommen  hatte,  als 
mitarbeiter  dorthinim  j.  1824.  hier  entwickelte  sich  namentlich  seine 
pädagogische  begabung,  wovon  die  biographie  u.  a.  den  köstlichen 
zog  erzählt,  wie  er  mit  zwölf  knaben  des  Institutes  eine  f  ünfwöchent- 
liche  ferienreise  mit  dem  für  zwei  wochen  berechneten  reisegelde 
gemacht,  weil  er  die  knaben  zu  bestimmen  wüste,  freiwillig  auf 
postfahren,  schlafen  im  belt  und  essen  an  der  wirthstafel  zu  ver- 
zichten, nachdem  er  treulich  auch  die  leiden  und  nöte  Räumers  bei 
dem  Zusammenbruche  der  anstalt  geteilt,  kehrte  er  nach  drei  jähren 
nach  Berlin  zurück,  er  wurde  dorthin  berufen  durch  den  mineralogen 
WeisZi  welcher  ihn  wegen  seiner  krystallographischen  arbeiten  hoch 

I  schätzte,  da  er  aber  endlich  selbstftndlg  werden  mustei  und  als 
priTaidooeat  sa  hibw  die  mifeUl  nicht  beaass,  so  nahm  er  ein  ihm 

I  mgeMaM  sehnliai  m  dm  Mal-gjmaaaiaiii  und  später  an  der 
KUdeBaiAflii  gewerbaaebnls  aa,  legt«  auch  die  iNriUbng  pro  Ibonl» 
täte  dooendi  ab  (In  welcher  er  Itlr  beftliigi  enohtet  wurde,  in 
der  dentache»  epnushey  der  aathenatik  nnd  eUeii  iweigen  der 
nainrifiaaaMHihalta  nii^  aber  in  dv  relifliim»  in  allen  an, 
aBtameliteii)^  und  wandte  aieb  dem  lehnmte  ea  bdbarea  aobalea 
in»  bald  daxaaf  begrdadeto  er  aaeb  aeiaea  ejgeaea  baaaataad» 
iadem  er  aeiae  in  Nllmberg  gefiiadeae  bniai  Aogoate  Harleas 
heimfilbite* 

der  ilun  eigenen  ideeütitr  aad  originalitttt  nnd  mit  dem 
dnrch  heralicbe  liebe  lor  jngend  geschärften  blieke  itlr  daa  webre 
bedürfnis  warf  er  aiflb  nanMBtlicb  aaf  den  ibm  anyertranten  oaier* 
rieht  im  deutschen,  und  anf  diesem  gebiete  iat  ea  besonders,  wo 
die  höheren  schulen  ihm  wegen  der  heramigabe  seiner  lesebücher 
diaeradea  deak  schuldig  sind,  hateraißher  sowol  in  seiner  polemik 
gegen  den  nnterricht  in  deatsebergranuaatik  als  auch  in  seiner  ortbo* 
graphie  über  das  siel  ^lamflgTrirbimtr* .  läszt  sich  auch  in  der  aoa* 
waü  der  lesestücke  eine  zu  weit  gehende  eina^ti§^t  nicht  leugnen» 
so  darf  man  doch  andrerseits  auch  nicht  verkennen,  dasz  seine  polemik 
not^ndig  und  zeitgem&sz,  und  dasz  seine  lesebücher  nach  form  und 
inhalt  ep och em  ach en  d  waren,  es  war  damals  die  zeit  der  Heine^- 
sehen  'omancipation  des  fleisches',  wie  der  biograph  richtig  bemerkt» 
es  war  auch  die  zeit  des  Zerrennerschen  kinderfreundes,  und  der 

4edanke,  dasz  man  der  jugend  stücke  patriotischen,  dichterischen 
hd  religiösen  Inhalts  zur  lectüre  geben  könne ,  war  damals  fast  ein 
'     neuer;  W.  war  der  erste,  welcher  wieder  kixchenlieder  und mttrohen 

«in  schuUesebuch  aufnahm  ! 
I  Wie  er  nach  zehnjährigem  aufenthalte  in  Berlin  nach  Stetten 

I     in  Württemberg,  und  von  dort  nach  manchen  Widerwärtigkeiten  im 
j.  1845  als  Professor  an  das  realgymnasium  zu  Wiesbaden  gieng, 
löwin  hier  eben  nur  erwähnt  werden,  in  Wiesbaden  stand  er  auf  der 
höhe  seines  lebens  und  in  der  blüte  und  fülle  seiner  kraft ,  und  die 
^     st&rme  des  jahres  1848  gaben  ihm  gelegenheit,  dieselbe  auch  über 

i 
I 


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154 


L.  Sehnbe:  Pialipp  Wtokmag^L 


die  gremen  der  Rchule  hinaos  nun  segen  des  Vaterlandes  and  der 
kirche  zu  betbätigen.  seinem  patriotischen  und  frommen  gemHU 
mästen  die  damals  häufig  auftauchenden  blasen  theoretisch-demo- 
kratischer borniertheit  oder  wüster  gemeinheit  ein  greuel  sein;  und 
er  stand  nicht  nur  in  persönlichen  conflicten  mit  dem  damaligen 
bösen  genius  epidemicus  kräftig  seinen  mann  (wovon  s.  120  f.  eine 
anekdote  erzählt  wird),  sondern  er  suchte  auch  den  urquell  derrevo- 
lution ,  den  abfall  vom  christlichen  glauben,  durch  eine  Ver- 
einigung aller  am  evangelischen  glauben  festhalten- 
den zu  verstopfen,  in  Wackernagela  geist  entsprang  der  erste  ge- 
danke  des  allgemeinen  evangelischen  kirchen tages,  er 
hat  zuerst  im  verein  mit  einem  verwandten  (pastor  Heller)  in  der 
frtihjahrsconferenz  auf  dem  Sandhofe  bei  Frankfurt  am  Main  die 
Sache  zur  spräche  gebracht  und  dann  mit  groszer  energie  in  verschie- 
denen Versammlungen  gefördert,  bis  endlich  am  2 In  juni  unter  sei- 
nem Vorsitze  von  einer  groszen  Versammlung  kirchlicher  notabehi 
—  um  so  zu  sagen  —  die  berufung  eines  allgemeinen  evange- 
lischen kirchentages  nach  Wittenberg  auf  den  2 In  sept.  be- 
schlossen wurde,  auf  dem  kirchentage  selbst  wurde  dann  v.  Beth- 
mann-Hellweg  zum  versitzenden  gewählt,  und  W.  trat  hinter 
theologen  und  Juristen  zurück,  aber  den  fruchtbaren  gedanken  zu- 
erst mit  gläubigem  mute  erfaszt  und  trotz  aller  bedenken,  Schwierig- 
keiten und  mühen  durchgesetzt  zu  haben,  das  ist  W.s  verdienst, 
welches  das  evangelische  Deutschland  ihm  nicht  vergessen  darf, 
denn  der  evangelische  kirchentag  hat  zwar  seine  zeit  gehabt;  dasz 
er  aber  —  dieser  'reiseprediger  im  groszen  stil',  wie  der  biograph 
sagt  —  zur  erweckung  geistlichen  und  kirchlichen  lebens  nicht  viel 
beigetragen  habe,  wird  kein  kundiger  bezweifeln. 

Von  Wiesbaden  wurde  W.  nach  Elberfeld  als  director  der 
städtischen  realschule  und  auch  der  königlichen  provinzialgewerbe- 
schule  berufen,  und  trat  sein  neues  amt  ostern  1850  an.  diese  be- 
rufung war  ein  misgrifF.  nicht  allein  fand  er  in  Elberfeld  verkom- 
mene zustände  und  sehr  gespannte  und  verwirrte  Verhältnisse,  welchfl 
anfeindungen  und  conflicte  fast  unvermeidlich  machten,  sondern  W. 
war  auch  nicht  der  mann,  zwischen  solchen  klippen  sicher  hindurofc 
2U  steuern,  denn  wenn  gleich  sein  biograph  sagt  'er  sei  ein  gO* 
borener,  gottbegnadigter  director'  gewesen,  so  wird  mstt 
gerade  dieses  urteil  doch  stark  limitieren  müssen.  W.  war  ein  ge^ 
borener  pädagog  und  lehre r  von  gottes  gnaden,  kein  zweifei; 
aber  zum  director  einer  groszen  anstalt  fehlte  ihm  u.  a.  dienSü^ 
dosis  phlegma  und  die  kunst,  sich  zu  schicken  und  mit  gegebei^B 
grossen  zu  rechnen,  genug  hiervon,  es  ist  der  älteren  generatütt 
der  dentschen  lehrer  noch  bekannt,  dasz  er  trotz  seiner  groszen  t6f^ 
dienste  um  die  schule  plötzlich  im  j.  1860  um  seine  pennonierong 
nachsuchte  und  erhielt,  und  dann  nach  Dresden  zog,  um  die  arbeH 
seines  lebensabends  seinem  grösten  lebenswerke  m  widmen,  neaSi^ 
der  sammlongder  dentschen  erangelischen  kirchenliederi 


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L.  SohnlM:  Pliilipp  Waok«iai««L 


156 


wmnit  er  sich  in  der  wisseiiBchaft  und  der  littmiiiigMohMbte  matm 
waxfmtgSnfßAm  denkstein  gesetst  luL 

Alks,  was  in  W.  von  lieb«  inm  Tolkstttmlichen,  von  anlag« 
zur  poeaie  und  zur  musik  und  von  germanistiaohar  pbilologie  vor- 
handen war,  das  ist  schlieszlich  in  diesen  stron,  der  aiin  gaaiaa  tief 
religiöses  ganfit  beherschte,  eingemündet,  seine  mineralogischen 
Studien  hat  er  ganz  diesem  werke  geopfert;  des  eignen  dichtens  hat 
er  sich,  der  nicht  ohne  poetische  begabung  war,  einem  frühzeitig 
Reimer  gegebenen  versprechen  gemäsz  enthalten  —  mit  recht :  denn 
keines  der  in  der  biographie  gegebenen  gedichte  trSgt  bei  warmem 
gefühl  und  ernster  gesinnung  den  Stempel  wahrer  formvollendung 
und  classicitSt  —  aber  er  besasz  liebe  zum  volksgesange  genug  um 
mit  dem  herzen  hymnolog  zu  sein,  religiösität  genug,  um  das  heilige 
heilig  zu  behandeln ,  und  Verständnis  der  spräche  und  wissenschaft- 
lich strenge  metbode  genug,  um  ein  nahezu  unübertreffliches  werk 
zu  liefern,  mit  seinem  ersten  buche  in  dieser  richtung  'das 
deutsche  kirchenlied  von  Martin  Luther  bis  auf  Nico- 
laus Hermann  und  Ambrosius  Blaurer'  (Stuttgart  1871) 
ist  nach  des  biographen  urteil  ein  wendepunct  in  der  geschichte  der 
hymnologischen  Wissenschaft  zu  datieren  j  es  folgten  dann  die  eben- 
falls wertvollen  separatausgaben  von  Paul  Gerhards  und  Nie. 
Herrmanns  Hedem  —  auch  der  'trösteinsamkeit*  aus  dem  j.  1848 
sei  noch  gedacht  —  und  endlich  vollendete  er  sein  hauptwerk :  '  d  a  s 
deutsche  kirchenlied  von  den  ältesten  zeiten  bis  zum 
anfange  des  17n  Jahrhunderts'  in  ö  starken  bänden,  Leipzig 
bei  Teubner  1864  — 1877,  ein  werk,  über  dessen  Vorzüge  zu  reden 
unnötig  ist.  hat  W.  schon  durch  sein  wirken  während  seines  lebens 
dem  in  der  'gesangbuchnot*  vielfach  schmachtenden  evangelischen 
.Volke  energische  hilfe  geleistet,  so  hat  er  in  seinem  letzten  werke 
unsere  schätze  religiöser  lyrik  in  einem  authentischen  codex  ver- 
einigt ^  aus  welchem  fortan  der  ^unverfälschte  liedersegen'  dauernd 
geschöpft  werden  kann. 

Man  versagt  es  sich  ungern ,  aus  der  reichen  fülle  kömiger 
cbarakterzttge  oder  interessanter  lebensbeziehungen  proben  auch  der 
geschmackvollen  darstellung  zu  geben ;  es  musz  aber  genügen ,  auf 
die  bedeutenden  leistungen  W.s  aufmerksam  gemacht  zu  haben,  um 
die  amtsgenossen  anzureizen,  durch  lectüre  des  buches  nicht  allein 
den  Patrioten  und  Christen  ehren,  sondern  auch  den  menschen  lieben 
M  lernen,  somit  sei  das  trefflich  ausgestattete  buch  der  beachtung 
der  leser  dieser  jahrbficher  buöiens  empfohlen. 

MAQDEBUEa.  B.  TODT. 


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1Ö6         E.  KaatMtht  W.  Geteuius  hebräiaoh«  grammatik. 

19. 

WILHELM  GE8ENIUS  IIERRAISCHE  GRAMMATIK  NACH  E.  ROEDIGER  VÖL- 
LIG UMGEARBEITET  UND  HERAUSGEGEBEN  VON  DR.  E.  KAUTZSCH, 
ORD.  PROFESSOR  DER  THEOLOGIE  ZU  BASEL.      22  AUFLAGE  (mIT 

EINER  SCHRIFTTAFEL  VOM  DR,  J.  £  u T IM  o).  Leipzig,  F.  C.  W.  VogeL 
1878.  VI  o.  370  8. 

m  dar  Twliegcoidn  mmm  «likgt  ämmk  toTp«!^^  ea» 
tochgreitod8  luuurMtniig  etUSstm  hmi,  io  «oMaft  es  angemea-  j 
1011»  «Mf  diMtÜM  likr  bemitei  hiaiamiMi  aad  MfitMl  diq'wgoi 
TorSndmiigwi  iMmnaMm,  welolM  fOg  dm  Wtriob  dw  litMi»  ] 
•    8oben«nfgpDiiMieiiT«m  wklitigMfcaiiid.  Huir><hllMttdirlwiWi 
geber  ¥0S  «n»  iadanng  in  d«r  gruppier ung  dotiMle»»  dift«  j 

gründen  ahgtaad  ggaommen»  bajondaai  wwl  die  nhHogfln  nf  Ikü  | 
grammalik  vwweMaidan  oiMe  in  ccmuneatann  und  im  wOrtoiteBil  | 
ihvM  wert  T«dor«n  liatai  wfiiden.  aber  innerhidb  diem  aeUMfc- 
gezogenfin  aehnwikwi  hat  u  Qbmil  di»  tmwemdo  band  a^gelcgi 
das  «rteiiUolista  in  der  lormenUlirf  wiid  dm  »ofaiiM  Mm 
die  neue  dwatelfang  und  arlMernng  d«r  na«inal»pafadtga«a 
•euu  awar  ist  die  numerianuig  der  noniiaalrbüdia^|«a  in  §  84  ml 
85  gebliebflEa«  was  aaf  dia  danar  unbalibar  aain  mOebtai  »bar  ni§  93 
nnd  95  sind  wir  andUah  ^on  den  biabeiigen  rakn  i>biaa<ii  beMi 
w«ada»9  die  lingat  jadani  einaiehtigcn  ain  aMn  daa  aaatoaaaa  wann* 
dar  henmegaber  braaoht  knam  an  bafilxebtaftf  daaa  noeb  labiar  die 
frühere  faasung  hier  zurfiekwfinaehan  wardan»  fi^ekr  wiehen  sekr 
Tialat  dia  das  buch  gebrauchten,  schon  Iftmgsi  an  dieser  aieUe  f«a 
ihm  ab  und  sie  werden  mit  mir  in  der  erfahrung  tLbereiDstimmeDy 
daaa  ^die  auf  wissenschaftlicher  basis  beruhenda  darstellung  vidi^  ; 
nur  schneller  yon  den  schtUem  bafriffsn,  aondem  anf  die  dauer  audi  k 
beaaar  behalten  wird',    die  nomina  masculina  aarfsUen  jetzt  in  ^ 
▼iar  alasaen:  I  die  sagolatformen,  II  alle  mit  ursprüni^ab  kiuM  i 
vocalen  sowol  in  dar  attlen  ala  in  dar  avraiten  silbe        }px  f. 

III  dia  bildungen  mit  nnwandalbaiem  vocal  in  eratar  siuMi^  wfthrend  ^ 
dar  yaeal  der  zweiten  silbe  aus  ursprttaiglich  kurzem  YOOal  gedehnt  , 
und  sonui  wandelbar  ist  (dVis^,  s^.fai  usw.),  IV  die  lorman  nnt  vaar 
dalbarem  oder  bereits  yacätlohtigtem  vocal  in  erster,  unwandelbarem  i 
TOOal  in  «weiter  silbe  (n^pc ,  ^^^,)*  entsprechend  sind  die  femi'  j, 
nina  geordnet:  I  segolatforman,  ll  n]}*^,  ftj^^  III  dia  auf  r'7t  | 

IV  (ohne  paradigma)  die  mit  unwandelbaren  yoaalen.  die  aehwacben 
formen  sind  bei  den  starken  mitbehandelt,  zugleiah  wird  auf  <Ü6 
Übereinstimmung  9  walohe  sonatige  nominalbildangen  in  der  flexion 
mit  obigen  classen  haben,  an  ätan  anispreahenden  stallan  hingewiesen.  , 
Vielleicht  würde  es  sich  im  interesse  der  anfänger  empfehlen,  ^ 
aohlusz  der  nom.  masc«  nocfi  einmal  alle  die  bildungen  zusammen- 
sostallan»  bei  waleben  ana  Taraehiadanan  gründen  eine  yerdopp^ 


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15f 


Itmg  des  «ttdoaBBOBfldMi  «inlrfH,  dtmit  die  likmil  fwrbimtaMMi 
twilfirtiiliiiiwgwn  im  «wwmfinlfiig  ■uoluuilidi  geoMtM  wertUa, 
kltaiirtiB. 

Wk  dir  tewMgelMr  kte  wQkkder  witMttsehaftlieheii 

MnMMntg  dM  aomen  eise  gtttte  bereitet  hat,  to  hai  er  aa«li  in 
d«  gaateit  fonwBklivt  d«i  toq  Bofdiger  hrnnkta  eingeschlagmni 
mg  mmttqtMA  weiter  wlblgt,  vieto  sptMliwgleichende  bemer- 
koBgn  hiaeingezogen  und  at^  die  80gflMBiite&  grand  formen  niekl 
bton  gekgeatlich  bei  eimebutt  pnnete,  sondern  bei  allen  in  be- 
tndit  kommenden  fülen  Terwiesen.    er  zeigt  sich  dabei  gSnilieb 
M  mt  bypotbesentoebt  «md  bei  aer  dee  iweÜBlloe  eüebhaltige  aei 
dem  System  Olshansens  aufgenommen,  ^ee  terfahren  wird  sobOB 
deshelb  niemand  tadeln  kOanen,  da  die  grammatik  ja  niobt  TINS 
ngiweiM  IBr  anftnger  ei&geriebtei  ist,  iic  diese  vielmehr  nxa  mit 
gTOMT  amrabl  gelmnMbt  werden  kaim.  eo  wird  ein  lehrer,  der 
seinen  secundanem  in  zwei  jähren  oder  gar  in  einem  jähre  bei  iwei 
wOobeatiieben  stuadea  die  bebviische  formenlehre  beibringen  wQl, 
wiMiebe  von  dieeea  grondtemea  Meber  nnt  keiner  Silbe  bertlhren. 
aber  an  videa  paaelea  wwdea  wir  der  aeoem  anlfessnag  der 
Epracberscbeinimgeil  ancb  im  elementar-nnterricht  eingang  yer- 
schaffen  müssen,  wie  fClr  das  griechische  die  überzeugang  immer 
mehr  dnrobgedrungen  ist,  dass  man  die  resnltate  der  sprachyerglei- 
chung  zum  mindesten  da,  wo  sie  zur  erleichterung  des  Verständ- 
nisses dienen,  dem  Schulunterricht  dienstbar  machen  mtlsse,  und 
dasz  unter  allen  umständen  falsche,  nur  ad  hoc  erfundene  erklärun- 
gen  auszutilgen  seien,  so  wird  sie  sich  auch  auf  dem  gebiete  des 
hebräischen  bahn  brechen,  zumal  wir  es  hier  mit  schtileVn  von  ge- 
reifterem  Verständnis  zu  thun  haben,    gerade  die  besonnene  und 
maszhaltende  art  des  herausgebers ,  der  in  vieljähriger  arbeit  auch 
auf  dem  gebiete  des  hebräischen  elementar- Unterrichts  die  bedtlrf- 
nisse  der  lernenden  sehr  genau  kennen  gelernt  hat ,  wird  besonders 
dazu  beitragen,  manchen  alten  schlendrian  zu  beseitigen,  so  mag 
es  sehr  bequem  sein ,  bbp"«  aus  Vb^ ,  ^hy^  aus  ibr*»  zu  erklären, 
aber  diese  bequemlichkeit  kann  die  conservierung  des  anerkannt 
falschen  nicht  rechtfertigen,  und  wenn  es  bei  bb]?")  ein  um  weg  zu 
Bein  scheint,  dem  anfänger  von  Verdünnung  des  ursprünglichen  a  in 
isprechen,  so  wird  sich  diese  mitteilung  bei  nbn^,  D^p^,  lib^  und 
in  unzähligen  anderen  fällen  zum  Verständnis  der  formen  verwerten 
lassen,  es  wird  also,  was  auf  der  einen  seite  genommen  wird,  auf 
der  andern  reichlich  wieder  ersetzt,  eine  genauere  betrachtung  wird 
jedem  zeigen,  dasz  in  der  neuen  ausgäbe  viele  puncte  bei  den  sog. 
nnregelmäszigen  verbis  durch  die  rationelle  darstellung  bedeutend 
klarer  und  verständlicher  geworden  sind,  warum  sollten  wir  uns 
das  nicht  zu  nutze  machen,  was  unsere  hauptaufgabe,  die  feste 
einprägung  der  formen,  nur  erleichtert? 

Im  übrigen  hat  der  herausgeber  alle  neueren  forsch ungen 
ui  der  hebräischen  grammatik  mit  Sorgfalt  und  umsieht  verwertet 


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168         £•  Saatttch:  W.  Geseniai  bebräuche  gramnuitik. 


und  an  vielen  stellen  selbstfindig  zur  klärung  und  lösung  schwie- 
riger fragen  beigetragen,  jede  seite  trägt  zahlreiche  spuren  seiDer 
arbeit,  ich  erwähne  hier  nur,  dasz  er  überall  die  resultate  der  maso- 
rethischen  textkritik  von  Baer  -  Delitzsch ,  Frensdorff,  Strack  u.a. 
benutzt  hat,  dasz  die  lehre  von  den  accenten  (die  jetzt  in  prosaische 
\md  poetische  geschieden  sind),  vom  dagescb  euphonicum,  vom 
metheg,  von  der  pausa  eine  gänzliche  Umgestaltung  erfahren  haben, 
andere  früher  fehlende  abnorme  Spracherscheinungen  sind  bis  zar 
Vollständigkeit  nachgetragen,  übrigens  könnte  noch  manches  aus 
den  Paragraphen  in  die  anmerkungen  verwiesen  werden,  z.  b.  §  6ä 
die  erwäbnung  von  formen  wie  nwarii.  in  §  66  wird  1  und  2 
umgestellt  werden  niü.:>sen,  da  2  in  1  fortwährend  vorausgesetzt 
wird  (V'c). 

Auch  die  sjntax  isf  durchweg  umgestaltet ;  an  die  steUeTOR 
beispielen ,  welche  auf  falscher  exegese  beruhten ,  sind  neue  und  il» 
treffende  getreten,  ein  ganz  neuer  abschnitt  ist  §  144*,  in  weloh»  i 
der  so  wichtige  unterschied  zwischen  nominal-  und  yerbalsats  hM-  I 
ToU  erörtert  wird,  nur  wären  hier  einige  beispiele  mehr  erwfliiBebt 
gewesen. 

Zu  gani  hmmämk  dank  luit  naii  dar  henxmgi^  Mlweh  t«- 
pfliehtei,  dasi  «r  die  MoHmiiA  wMtMbm  BÜHstisekra  mM^^ 
dMT  IrfOiem  auflagen  m  vMmQÜm  artait  bawitigt  hat  kli  gnüb 
eis  baiiebiges  bei^iel  bamii«  wia  adiwatfiUlig  wir  Mbar  §  4d£ 
*der  infimtiT,  ursprünglich  am  Tarbalaabata&tivy  hat  iwei  fi>nneB» 
ahia  kOvaava  und  aina  lioga».  dia  kttraare,  in  qal  Vbp,!  iai  dia  hor- 
aabanda  form  (ioL  oonafar.),  wekHa»  aieh  mit  pronoadBal^aiiffizaB 
biadan»  ainaii  anbjeeta-nominatiT  wia  anch  aoooaatiT  das  objaots  bei 
•aiob  babaB  kami  nnd  präpoaition  vor  aieh:  wlbraad  dia  andere 
lingara  form  (inf.  aba.),  im  qü  bta]^ ,  gelmmoht  wird,  wo  die  ban^ 
lang  fBr  aicb  obna  nnmittalbare  yaibindimg  atabt,  imd  am  biofig- 
atoSi  wami  dar  infiaitiT  ala  aia  aacnaatiToa  adTaxbiaUa  aaabdrfldL- 
licAi  dam  Terbo  finita  baigefBgt  wird'  aaw.  wia  klar  vad  glatt  iti 
daraalba  jatzt:  *der  iafiai&v  ist  im  babifliadhea  dnrob  iwel  fonnaa 
Torlarataa,  eiaa  kllnare  aad  aina  Uagsra)  beide  aiad  iadaa  abaaif 
genoamiaa  aelbatitadiga  aomiaa  (iabataatiTa  varbatia).  die  kflntf« 
form,  der  aog.  inf«  ooaatr.  (in  ^  bb];),  ateht  ia  manigftltigt^ 
waiaa,  taüa  ia  varbiadnag  mit  pvononuBal-aaiBxaa  aowia  ala  regens 
«aaa  aobataaiiTe  im  gaaetiv  oder  eiaaa  oligeata-aeoasativ,  teils  ia 
Torbiadmig  mit  pripodtionen,  teils  aadlich  ia  abblagigfcttt  ron  Buh- 
ataativaa  (ala  geaaÜT)  oder  yoa  ¥erbi8  (ala  aeaosatiy  daa  objects).  i 
dagagan  baaehriakt  afeh  dar  gabraach  dwr  Itngera  fonP|deBinf>ato.  | 
(im  qal  btlff)  aaf  dia  IkOk»  bai  denen  es  sich  mehr  am  die  hervor- 
hebuag  dea  Tarbalbagrifis  Ja  abatraeto  bändelt ,  obaa  rttcksicht  auf 
anlijeet  oder  objaat  dar  baadlnag*  aaw«  so  bat  das  ganze  buch  neben 
dar  treffliohen  aaeblicben  umarbeitoag  eine  so  dnrchgebsnde  for* 
melle  yerbeaaernng  erfSsbren,  dasz,  wie  der  herausgeber  osii 
reebt  aagt,  aar  ia  waaigaa  ftllea  drei  aailen  biatar  eiaaader  gan^ 


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18» 


muigetastet  geblieben  seaa  dflrften.  fttr  aioht  glücklich  halte  ich 
die  anwendung  des  zwitterwortes  ^anormal'  statt  'abnorm'  oder 
'anomal'  (s.  56.  145),  nndi  *t«llnger'  s.  277  würde  wol  besser  Ter- 
mieden,  der  dmek  iefc  oorrect,  nur  sind  leider  numebe  Tocale  beim 
druck  abgespnmgea  oder  aieht  deatlieb  aingeprSgt ,  was  ftir  den 
anfönger  öfters  imaHMielai  leill  kann.  z.  b.  s.  33  z.  4  bei  w., 
s.  59  z.  10  aärp,  2.  4  T.  o.  s.  68  z.  7  s.  69  i.  2H  a!jrT, 
s.  70  z.  24  *n]5;*  und  rf^jj^  z.Tö  71     i  n^*!?  und  so  häu- 

figer. ogentUche  dnickfialüer  iiiid  mir  Mraer  den  unUr  den  berich- 
tiguBgen  yerzeichneten  nur  selten  entgegengetreten:  s.  55  i.  19 
statt  t3-ni3^9  8.  78  in  z.  2  von  §  28  anlehnng  statt  anlefanung, 
8. 134  s.  8  V.  u.  7bqp  statt  ,  s.  234  z.  21  •'nb^  statt  "»nft^,  s.  236 
s.  2        1  staU  '•3,  s.  238  z.  i9    statt  i,  s.  244  z.  7  "^a  statt  •'sa  . 

IHt-nene  schrifttafel,  welche  von  der  bewährten  band  dr.  J. 
Entings  in  Straszbnrg  herrührt ,  zeichnet  sich  vor  der  frühem  nicht 
nnr  durch  drei  neue  columnen  aus  (neupunisch,  samaritanisch,  raschi), 
sondern  vor  allem  durch  die  viel  genauere  und  sorgfältigere  nach- 
bildung  der  bnchstabenformen.  so  läszt  jetzt  die  columne  ^aramäisch- 
Sgjrptisch'  die  verschiedenen  phasen  dieser  schrift  deutlich  erkennen. 

Wir  schiieszen  diese  besprechung  mit  dem  lebhaftesten  dank 
gegen  den  herausgeber  und  empfehlen  das  buch  in  seiner  neuen  ge- 
stalt  auch  denjenigen  collegen  zum  eifrigsten  stndiiim,  welche  statt 
einer  groszen  grammatik  kürzere,  scliiilmäszigere  darstelluDgen  und 
Übungsbücher  bei  ihrem  Unterricht  zu  gründe  legen. 

Mosas.  JoBAs«  Hoi*i«BNaj&ao« 


(9.) 

PEBSONALNOTIZEN. 

(UaAer  mlibentitziing  des  ^centralblattes*  von  Stiehl  and  der  'aeü* 
lohrift  für  die  österr.  gyamasien^) 


Ciernak,  dr»  Joh.,  som  direetor  des  ttaatsgymn.  im  YIII  beifrk  Ton 

Wien  ernannt. 

Dove,  dr.  Alfr.,  ao.  prof.  an  der  univ.  BresIaOy  anm  ord.  prof.  der  ge- 

schichte  daselbst  ernannt. 
Dfimmler,  dr.,  ord.  prof.  der  geschiohte  an  der  nniv.  Halle,  erhielt 

den  pr.  rotnea  adlerorden  Iv  ei. 
Fleckeisen,  dr.  prof.,  conrector  am  Vitzthums chen  gyam«  in  Breideo, 

erhielt  das  ehrenkrenz  II  cl.  des  rensz.  hansordens. 
Förstemann,  dr. ,  oberbibiiothekar  der  königl.  öffentl.  bibliothek  in 

Dresden,  erhielt  das  ritterkreos  I  el.  des  sächs.  Verdienstordens. 
Cierber,  dr.,  director  der  realsehale  an  Bromber|^,  «rliielt  den  pr.  rothan 

adlerorden  IV  cl. 

Götz,  dr. ,  privHtdoc.  an  der  nniv.  Leipzig",  als  ao.  prof.  der  class. 
philol.  nnd  mitdirector  des  ph.  seminars  an  die  univ.  Jena  berufen. 


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160 


Pünmrinoiim. 


^erhielten  den  pr.  rothea 
«dleiorden  IV  oL 


H^llenbergr,  dr  ,  Ii«.  Uieol^  divMlftrte gsrün. 

zn  SHarbrUcken, 
Uöpfner,  dr.,  regiefoogi-  und  proyuuUl-achal- 

lalb  ta  Coblenii 
Plhilipp,  dr^  olMriehrar  tm  JimwUiimIIi.  gfmn. 

in  Borlin, 

Kejrel,  dr.,  director  des  gymn.  zu  Hameln, 
üiiode.  director  de»  gjrmn.  zu  Witteoberff, 
8 e h a  e II t ,  dr.,  direetor  d«r  realtolml«  tv  Elber- 
feld, 

Schneider,  dr.  prof.,  am  gymn.  zu  Düsseldorf, 
Schneider,  dr. ,   geh.  oberregierungsrath  und  vortragender  rath  im 

ministerium  des  caltus  udw.,  erhielt  den  xothen  adlerorden  III  cl. 

mit  der  sebleife. 
Sondhans,  dr.,  director  der  realschule tn  Neisse,! 

8a0cmihi,  dr»,  ord.  prof.  ab  der  niiir.  Gieifa- (erhielten  den  pr.  rothen 

wald,  I     adlererde»  IV  cl. 

Vahlen,  dr.,  ord.  prof.  an  der  nniir.  Berlin,  J 

WaehsmQib,  dr.  prof.,  oberlebrer  am  kaiaer  Wilbelmi-gjmn.  sn  Han- 
nover, znm  director  dieses  gymn.  emäniit. 

Wallnöfer,  director  des  gymn.  in  Innsbruck ,  erhielt  in  anerl 
ausgezeichneter  berufst&tigkeit  den  titel  eines  schulraths. 

Wentsel,  dr.,  director  des  gymn.  an  Beathen,  als  director  an  daa 
gymn.  in  Oppeln  berufen. 

Ziel,  prof.,  rector  des  Vitzthuraschen  gymn.  sn  Breiden,  erbielt  das 
ebrenkreea  II  cl.  dea  reass.  baiisordeiia. 


Bttiiler,  Ferdin.,  prof.  und  geistlicher  inspector  an  der  UuLdemelmle 

Pforte,  am  3  fcbruar,  63  jähr  alt.  (ala  cuchter  auf  dem  gebiet  der 

legende  und  bailade  wohlbekannt.) 
Beck,  Karl,  geb.  1817  zu  I3oja  in  Ungarn,  starb  in  der  nacht  vom 
9  svm  10  april  in  Wlhrlng  bei  Wiio.  flienrorragendee  dichter- 
talent,  das  sich  am  glänieiidsteii  in  der  daritellmig  b^matlicher 

bilder  bekundete.) 
Brehm  er,  oberl.  prof.  am  gymn.  zu  Putbus. 

Dove,  dr.  Heinr.  Wilh.,  geh.  regierungsrath,  ord.  prof.  der  univ.  Berlin, 
Tor  allem  alt  meteorolog  berühmt,  atari»  am  4  april.   (geb.  6  oet. 

1808  zu  Liegnitz.) 

£mmrich,  dr.  Herrn.,  hofrath,  direetetr  der  lealaehnle  in  Mefningen, 

am  24  januar. 

Frauenstädt,  dr.  Jul.,  bekannt  als  Vertreter  der  Sehopenhanerachen 

Philosophie,  am  18  jaanar  an  Berlhi,  65  jähr  alt. 
Qeissler,  dr.  Heinr.,  beriihrater  physiker,  sm  94  janw  ««  Bmn,  €5 

jähr  alt.    (die  Geisslerschen  röhren.) 

Görin g,  dr.  Karl  Theod.,  ao.  prof.  der  philosophie  an  der  univ.  Leip- 
zig, starb  am  2  april  zu  Eisenach  durch  eigene  hand.  ('system  der 
kritischen  philosophie.') 

Lindgrün,  prof.  Henrik  Gerhard,  berühmter  oiientalisty  am  17  Jaanar 
im  pfarrhaus  Tierps  bei  Upsala. 

Behdantz,  dr.,  C.  prof.,  director  des  gymn.  zu  Creutzborg  in  Schle- 
sien, im  jannar.   (feinsinniger  philolog.) 

Volger,  dr,  Friedr.  Wilh«,  emer.  rector  der  realschule  zu  LtUiebn»^ 
ebenda  gest.  am  6  mSrs,  86  jähr  alt.  (bekannt  durch  geograpE. 
und  natnnrIssenschaftUohe  Schriften.) 


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ZWEITE  ABTEILUNG  (120a  BAND). 


Mll« 

(13.)I>i«belaferii]igvon  Aleiia.  Yon  P.  in  P.  i.  M.  (fortMtsang)  118^121 
(12.)  Zum  nUgionsuntezrieht  auf  gTinnaflIen. 

in  Sididntbal  (sohlnei)  m— 180 

(10,)  Flavio  Biondo.  lein  leben  und  seine  werke,  ron  A.  Mmii 

in  Iioipsig  (fortsetsnng)  180^144 

16.  Fy»  Eifendis  lateinisebe  grammatik.  bearbeitet  von  M. 
SeyffefU  neansebnte  Terbesserle  aufläge 

und  B.  Stueh  (Berlin  1878).  anges.  Ton  «/.  Stameg  in 
I^Q^kan  144—148 

17.  F^-  Byekner:  leitfaden  der  knnstgesobiehte  (Essen  1878). 
angrez.  ron  Q,  148—161 

18.  Zt.  8eMt€s  Philipp  Wackemagel  naoh  seinem  leben  nnd 
wirken  für  das  dentsche  volk  nnd  die  deutsche  kirebe. 
ein  lebensbild  (Leipsig  1878).  anges.  Ton  B,  Todt  in 
Magdeburg  151—165 

19.  Kautxtch:  W,  Qetmäm  hebrftisehe  graoimatlk  naeh 
E.  Roediger  ▼5llig  umgearbeitet.  88e  aufläge  (mit  einer 
•ohffifttafel  Ton  /.  EuUmg)  (Leipiig  1878).    anges.  Ton 

</•  HoUtnhetg  äi  ICoers  156—159 

(9.)  Peraonalnotisen  159—160 


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zur  altitälisclieQ  Kirnst-  uud  Eulturgescliiclita 

Von  Wolfgang  Heibig. 

I.  Band:  Die  Italiker  in  der  Foebei^e. 
Mit  einer  Karte  und  swei  Tafein. 
gc,  8.  n.  t/fC  6,—' 


In  meinem  Verlage  erBchien  soeben ; 

Das  Perikleische  Zeitalter 

Darstellung  und  Forschungen 

von 

Adolf  Schmidt 

ord.  ProfsMor  d«r  OMdklobto  an  d«r  Uiiiy«ndtäft  Jen». 

Zweiter  Band 

Forschuugeu  über  die  Hauptgrnndlageu  der  Ueberlieferung. 

Preis  JCl.bO, 

(xustav  Fischer 

Jemay  März  1879.  Torm. 

Medrioh  Mauke. 


Nener  Verlag  der  H.  Lanpp'schen  Bnchhandlnng  in  TttMngen. 

Theoonti   Carmina    ex   codicibus    Italis    denuo    a    se  coUatis 
tertium  edidit  Ckristoplioros  Ziegler.  gr.  8.  broch.  UK5. — 


Lehrbücher  für  neuere  Sprachen. 

Soeben  erschien  bei  Baedeker  in  Iserlohn  ond  iat  in  allen  Buch- 
baadlnngen  zu  haben. 

BngUsohe  Ohrestomathie.  Systematisch  geordnet  ndtAnmerknn^ra 
nnd  Wörterbuch  Ton  F.  A.  Nicolai,  Oberlehrer.  8.  geh, 
480  S.    JC  3.50. 

Französische  Chrestomathie.  Systematiseli  ^^eordnet  mit  An- 
merkungen nnd  Wörterbuch  von  F.  A.  Nicolai.  8.  geh. 
330  S.    A  2.70.  .  * 


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ZWEITE  ABTEILUNG 

I 

FOS  äYMNASIALPÄDAÖOGIK  mh  m  OfifilöM 

I  L£H£FlCH££ 

! 

UEBAUSa£G£BEN  VON  FBOF.  DB.  HkBMANN  MaSIUS. 


20* 

DIE  ABSCHAFFUNG  DES  LATEIRI8CH1SN  AUFSATZES 
AN  DEN  GYICNASIBN  ELSASZ^LOTHfilNOBNS. 


Als  das  deutsche  reich  im  jähre  1871  von  Elsasz-Lothringen 
besitz  ergriff,  waren  die  Unterrichtsanstalten,  welche  zur  französi- 
schen zeit  in  diesem  lande  bestanden  hatten,  mit  wenigen  ausnahmen 
fast  völlig  verödet,  lehrer  und  schüler  mitsammt  dem  beweglichen 
schulvermögen  und  den  transportabeln  lehrmitteln  waren  beinahe 
spurlos  verschwunden,  aus  dem  nichts ,  das  man  vorfand ,  sollte  in 
kurzer  zeit  eine  neue  Organisation  ins  dasein  gerufen  werden,  die 
lösung  dieser  schwierigen  aufgäbe  wurde  sofort  mit  festigkeit,  um- 
sieht und  geschick  in  angriff  genommen  und  in  anbetracht  der  um- 
stände aoszerordenilich  schnell  za  einem  Yorläufigen  abschlosz  ge- 
bracht. 

Ein  derartiger  erfolg  wäre  natürlich  nicht  zu  erreichen  gewesen, 
wenn  die  mit  der  Organisation  beauftragten  mKnner  nicht  erprobte 
deutsche  muster  vor  äugen  gehabt  hätten,  nach  welchen  sie  sich  in 
allen  entscheidenden  fragen  richten  konnten,  es  verstand  sich  da- 
mals von  selbst,  dasz  man  im  allgemeinen  das  preuszische  Schulwesen 
zum  Vorbild  nahm ,  ja  die  preuszische  schulgesetzgebung ,  wie  sie  in 
den  werken  Wieses  musterhaft  geordnet  vorliegt,  in  allen  fällen,  wo 
iiicbt  durch  Verordnungen  des  ober  Präsidenten  eine  abweichende 
rechtsgrundlage  geschaffen  war,  als  bindende  norm  anerkannte,  in 
tbereinstimmung  damit  wurde  auch  das  lehrpersonal  für  die  neuen 
schulen  zum  allergrösten  teil  aus  Preuszen  herangezogen  und  hatte 
kittr  im  reichslande,  allerdings  unter  wesentlich  veränderten  be- 
dingungen,  denselben  lehrplan,  dasselbe  bildungsziel,  dieselbe  unter- 

N.  jahrb.  f.  phil.  a.  p&d.  II.  abU  1879.  hfl.  4.  11 


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168  Die  abiehaAiag  te  lat^inkoliiwn  vaMm» 


xlflliiniielliodt  ra  beüolgiiii  «i  wildie  et  Ton  Miner  heiinat  lier  ge- 
w(nmt  war* 

DiMür  «ulttid  isl  nim  bckaiuitlieh  vor  knnem  g6iiid«rt  wo^ 
den.  durch  TerfOgiuig  dee  obeipriaideaiea  TOm  23  april  1878  wurde 
fllr  die  reiehiUpdieden  gynrnaiien  imd  reiilgyliiiiaeieii  «n  neuer 
BonBaUehrpUai  eiogeflflnrfc,  deseea  e^gentfimUelikeit  abgesehen  im 
einer  nnbedeutenden  yennehrnng  der  aof  die  naturwieeenschafteD 
in  verwendenden  lehrgtonden  besonders  in  der  auf  alle  olassen  des 
gjmnasiimis  ausgedehnten  Termindemng  der  stnndensahl  des  Isiei- 
nisehen  Unterrichts  hervortritt,  dieeer  Terftigung  war  ein  reglement 
vom  29  deoember  1877  vorangegangen^  welches  ans  dem  abitorienten' 
ezamen  und  folgerecht  aus  dem  primapensüm  der  gjmnasien  1)  dea 
lateinischoi  anftats,  2)  dasgriechlsehe,  3)  das  französische  ezerdtiiua 
beseitigte,  an  den  realgymnasien,  d.  i«  realschulen  erster  Ordnung, 
blieb  ee  im  wesentliohen  \m  den  alten,  auch  in  Preuszen  gfUtigea 
bestimmnngen.  eine  yerftigung  vom  2  januar  1878  endlich  zog  aus 
dem  neuen  abitnrientenprüfungsreglement  die  sich  daraus  für  dsn 
Unterricht  in  prima  ergebenden  folgemngen  und  ordnete  insbeson- 
dere für  den  Übergang  von  seeunda  nach  prima  eine  griechische  und 
französische  probearbeit  an* 

Wer  sich  für  die  Ursachen  dieser  immerhin  radicalen  Terandenin- 
gen  interessiert,  findet  darüber  einige  andeutungen  in  dem,  was  hr. 
scholrath  dr.  Baumeister  im  mSrz>april-heft  1878  der  Berliner  Zeit- 
schrift f.  d.  gjTnn.-weaen  gesagt  hat*  auszerdem  kann  eine  jüngst 
erschienene  broschüre '  ttbcor  ikn  höheren  Unterricht ,  die  auf  jeder 
Seite  den  klaren  und  feinen  geist,  den  weiten  und  freien  blick  ihres 
ungenannten  Verfassers  bezeugt,  in  dieser  hinsieht  mit  besonderem 
nutzen  gelesen  werden,  aus  jenem  journalartikel  und  dieser  bro- 
schüre kann  man  imgefiihr  auch  das  ideale  ziel  kennen  lernen ,  wel- 
ches den  Urhebern  der  veründerungen  vorgeschwebt  hat. 

Für  die  abschaffung  des  lateinischen  aufsatzes,  erfährt  man  dort, 
sei  der  stets  fühlbarer  werdende  mangel  an  solchen  lehrern,  welche 
die  pflege  des  lateinischen  stils  als  eine  wissenschaftliche  aufgäbe 
betrachten,  der  durchschlagende  grund  gewesen,  diejenigen,  welche 
Stilbildung  im  allgemeinen  und  bildung  des  lateinischen  stils  im  be- 
sonderen für  die  centrale  aufgäbe  des  humanistischen  gymnasiums 
halten,  werden,  wie  ich  fürchte,  der  meinung  sein,  dasz  es  um  das 
gymnasiura  in  seiner  bisherigen  gestalt  überhaupt  geschehen  ist, 
wenn  es  keine  lehrer  mehr  gibt,  welche  die  pflege  des  stils,  ins- 
besondere des  lateinischen  stils  als  eine  wissenschaftliche  aufgäbe 
behandeln. 

Um  diese  meinung  vor  misverständnissen  zu  schützen,  wird  es 
nötig  sein,  wesen  und  bedeutung  der  stilbildung  unzweideutig  fest- 
zustellen, verstehen  wir  also  unter  stilbildung  die  letzte  und  ab- 

*  der  höhere  nnterrieht.  bemerkangen  and  vorschlage  weiteren 
kreisen  vorgelegt  TOD  dnem  sehulmanne  im  Elsa«!«  Straisborg* 
Trübner.  id7S. 


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an  jhjn  gymmnoi  Bin  TiüttTingimi 


m 


MddieBMiide  «lafe  d«r  fotmil«  g«itMnldiiiig«  ao  Ikgl  mt  la- 
T0rdeni  ob,  dn  begriiF  dtr  letetoitB  6iMb0plinid  sn  defini««!. 

llaa  kaaui  aiflht  wol  tob  Ibtaitkr  Wdinig  nd«|  oluw  •»  Ton 
realer  hüdang  la  HBtenefaciden*  tet  mui  diesen  untcndutd  piia* 
cq^ieH,  eo  ergibt  Mt^  dass  der  iweok  eller  realen  bildmig  die  posi* 
tive  kennira  beetlmmter  gegenstinde  iei,  wShrend  die  formale  bil- 
dimg  den  menedben  eelbet  und  die  entwicklnag  seiner  kiifle  nnd 
ftldgkeHeiL  nie  M  ferfölgt  und  sush  Terhiltnism&szig  indifferent  ter* 
bili  gegen  da^enige,  was  positiv  gelernt  und  gedächtnismiaDg  an- 
geeignet wird,  eine  aehole  also ,  welche  den  nachdmek  ihrer  arbeit 
anf  die  erwerbong  sachlicher  kenntnisae  legt ,  ist  realistisch  und 
materialistisch,  wfthrend  dem  formaliaaananndidflnUanias  diejenigen 
schulen  dienen,  welche  ihr  augenaierk  yorzogsweise  auf  die  anabii* 
dang  der  geistigen  und  sittlichen  Persönlichkeiten  riekten. 

Unaere  aeifc  pflegt  auf  allen  gebieten  der  erateren  riohtung  den 
Vorzug  zu  geben,  man  liiert  die  rieaenkrilte  der  modernen  teebnik, 
dnrch  weldie  ungeheure  rei^tftmer  nnd  genuszmittel  eraangt  nnd 
angehftnft  worden  sind,  aber  man  kOmmeri  aiok  viel  zu  weidg  um 
die  art,  wie  diese  ökonomischen  güter  erworben,  verteilt,  ferwendet 
werden,  man  fragt  nicht,  gleichsam  als  ob  die  güterprodaoÜOA 
selbstzweek  wäre ,  ob  doroh  sie  irgend  ein  mensch  besser  oder  in« 
friedener  nnd  glttcklichor  geworden  ist.  denn  sowol  über  die  wege, 
auf  weldien  die  materiellen  mittel  zum  leben  erworben,  als  auch 
ttber  die  zwecke,  für  welche  sie  verwendet,  wie  endlich  über  die 
grandsätze,  nskck  welchen  sie  verteilt  werden,  entscheidet  der  sitt- 
liche Charakter,  die  geistige  ffthigkeit  und  der  ästhetische  gescbmack 
des  lebenden  geschlechts,  entscheidet  mit  einem  wort  die  beschafifen- 
heit  der  personen,  also  ein  idealer  factor,  und  diesen  ignoriert  das 
gegenwärtige  Zeitalter  geflissentlich,  eben  darum  ist  die  rapide  Stei- 
gerung in  der  erzeugung  wirthschaftlicher  güter  der  gegenwärtigen 
generation  anstatt  zum  segen  vielmehr  zum  fluche  ausgeschlagen, 
überall  wird  mit  anspannung  aller  kräfte  gearbeitet,  aber  der  er- 
wartete erfolg  bleibt  aus.  denn  indem  man  seine  ganze  aufmerksam- 
keit  auf  die  arbeitsproducte  richtet  und  den  zustand  des  producieren- 
den  menschen  aus  den  äugen  verliert,  greift  man  das  empfindende 
centrum  der  weit  an,  zerstört  allmählich  den  lebendigen  mittelpunct 
des  fortschritts  der  gesittung  und  gibt  das  unterpüand  des  glUckes 
und  der  befriedigung  aus  der  band. 

Und  wie  man  materielle  reichtümer  erzeugen  kann,  die  keinen 
beglücken,  ebenso  kann  man  tote  wissensschätze  aufhäufen,  welche 
ihre  besitzer  zu  boden  drücken,  aber  auf  dem  gebiete  des  Unterrichts 
und  der  wissenserzeugung  rächt  sich  die  Vernachlässigung  der  wah- 
ren Interessen  der  menschlichen  persönlichkeit  noch  weit  schneller 
nnd  empfindlicher  als  auf  dem  der  güterhervorbringung.  diese  kann 
noch  immer  nach  der  breite  und  tiefe  zunehmen,  während  schon  lange 
die  gütererzeugenden  menschen  leiblich,  geistig  und  sittlich  entartet 
sind,  die  Überlieferung  und  Vermehrung  von  kenutnissen  und  ein- 

Ii* 


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164 


Dkl  tbtchftffiiiii^  dtt  Itttfliiiilfhfii  iinfiftV^if 


sichten  dagegen  wird  sofort  in  Btillstand  und  alsbald  in  lückgang 
geratben,  wenn  die  sittliche  kraft  nicht  gehörig  gepflegt  und  di« 
freie  entwicklung  der  menschlichen  Persönlichkeit  verkümmert  wird, 
letzteres  ist  heute  vielfach  geschehen  und  darum  sind  die  fortschritte 
im  lernen  geringer  als  früher,  obschon  lehrer  und  schüler  sich  mehr 
plagen  und  Unterrichtsmethoden  wie  lehrbücher  besser  sind  denn  je 
zuvor,  so  lange  man  in  dieser  weise  die  menschliche  persönlichkeit 
und  ihre  wahren  interessen  hintansetzt,  wird  man  weder  auf  dem 
wirthschaftlichcn  noch  auf  dem  pädagogischen  gebiete  etwas  auszu- 
richten vermögen;  ja  ruan  wird  unserer  zeit  den  inneren  beruf  zur 
gesetzgebung  in  der  ökonomischen  und  pädagogischen  sphäre  mit 
aller  entschiedenheit  absprechen  müssen,  so  lange  nicht  anstatt  der 
erzeugung  ungenieszbarer  genuszmittel  oder  toten  wissens  hier  wie 
dort  der  lebendige  mensch  und  seine  leibliche,  sittliche  und  geistige 
gesundheit  als  das  einzige  ziel  aller  bemühungen  proclaraiert  und 
anerkannt  ist.  da  aber  physische ,  moralische  und  intellectuelle  ge- 
ßundheitspflege  die  eigentliche  bedeutung  des  wertes  'erziehang'  ist, 
so  müssen  wir  wünschen,  dasz  haus  und  schule,  staat  und  kircbe 
zum  groszen  werke  der  erziehung  der  jugend  nnd  des  ganzen  volkeä 
sich  die  bände  reichen. 

Je  weiter  wir  augenblicklich  auf  allen  gebieten  des  nationalen 
lebens  von  diesem  kräftigen  und  entschlossenen  idealismus  entfernt 
sind ,  um  so  nötiger  ist  es ,  wenigstens  in  dem  engem  bereich  de« 
öffentlichen  Schulwesens  die  formale  bildung,  welche  sich  begrifflich 
kaum  von  der  erziehung  trennen  läszt,  im  gegensatz  zur  realen  bil- 
dung und  zum  bloszen  Unterricht  zu  vertheidigen  und  an  einem 
wichtigen  puncte  einer  besseren  zukunft  die  wege  offen  zu  halten, 
wir  haben  demgemäsz  an  den  öffentlichen  schulen  die  Unterrichts* 
gegenstände  besonders  zu  pflegen,  welche  zur  formalen  bildung,  d.i. 
zur  entwicklung  aller  kräfte  und  fühigkeiten  des  menschen  das  meiste 
beitragen  und  in  erster  linie  die  freie  selbsttblitigkcit  der  schülerer- 
möglichen oder  befördern,  wir  tragen  kein  bedenken,  alle  lehrftcfci* 
ohne  unterschied  einem  einzigen  groszin  zwecke,  dem  der  erziehMÄ 
dienstbar  zu  machen  und  die  rangordnung  der  lehrfächer  und  uiita^ 
richtsmethoden  nach  dem  grade  ihrer  Verwendbarkeit  für  di68<& 
obersten  zweck  abzustufen. 

Erziehung  aber,  formale  bildung,  eharakierbildung,  geiatei- 
gjmnastik,  stübildong,  das  sind  allerdings  fünf  verschiedeii«  wck|0i 
abar  nniBraa  ezaditana.  mir  aiii  einziger  umÜBSseiider  begrifft  ^ 
bald  dnxeb  das  eine,  bald  dnrdi  am  anderai  von  jenen  fOai  yff^ 
beaekliiiai  wird,  je  naiAdam  m$m  diese  odar  jene  aaita  asiiiaa  xai^fi 
inbalta  mabr  betioam  will,  geistesgymaaitik  s.  b.  ist  aBiwader 
laaM  wort  oder  es  beseiduiet  diejenige  anabüdung  des  memchen, 
wakbe  mit  der  allseiügen  entwieklnng  andh  den  mbten  gabrsxw 
seiner  anlagen  nnd  krifte  siobert  und  insofern  von  obaraktwbildnnf 
mtki  wesentliob  Terscbieden  ist.  stilbildung  aber  ist  dar  insdkUi^ 
teil  dar  geistasgymnastik,  gebfirt  also  wie  diese  zur  cfaarakterbüdtuig* 


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iB  te  gjmatmm  Slaan-LoOttiaginit. 


nm  «ndKeh  sa  CI]BeBBil^  iB  wie  «ig«r  iNttih 
erzMlMiDg  Btt  datader  stohen,  gentlgt  et  sa  beuwrimi,  den  fonnale 
bfldimg  erweriwtt  im  gmude  aiehte  aideres  ist,  ab  arbeiten,  d.  i. 
seine  eigeimi  krifte  gebnmeheB  lernen,  wae  kein  Idnd  weteht  und 
jeder  knebe  niid  Jüngling  erst  mttbeam  lernen  moss,  manober  aber 
in  seinem  ganzen  leben  Biebi  ienrt.  wie  lernen  sie  es  aber?  zunftehst 
so,  dasz  der  wille  znm  lenMA  enengt  wird  und  darin  eben  besteht 
die  zucht  und  die  erziehung.  ein  erzieber  ist»  loobt  und  disciplin  hat 
derjenige  lebrer,  welcher  dnreb  Baue  ganze  persOnlielikeit  so  viel 
anflon  über  aeine  schüler  gewonnen  hat,  daei  eie  um  seinetwillen 
leniea  wollen  und  eine  aus  furcht  und  liebe  gemischte  scben  em« 
pfindes,  wenn  sie  ibre  pfliidit  versäumt  haben,  anderseits  eine  yer* 
tnnensYolle  znneigung,  wenn  sie  ihre  obliegenbeiten  erlflllt  haben, 
on  solcher  I ehrer  bat  seinen  schülem  das  lernen  ansserordentlieb 
erleichtert,  indem  er  die  haupttriebkraft  des  geistigen  and  sittlichen 
foftschritts  in  ihnen  geweckt  bat.  wo  daher  fOrsuditnndersiehuDg 
gesorgt  ist,  da  sind  die  grandlagen  fftr  alle  erfolge  im  lernen  gelegt, 
denn  kraft  und  fäbigkeit  zum  lernen  entspringt  doch  nur  aus  gei- 
stiger, sittlieber  nnd  leiblicher  geeundheit.  die  abstumpfung  für 
geistige  interessen,  welche  beute  so  allgemein  beklagt  wird,  ist  die 
folge  davon,  dasz  die  erziehung  oder  die  sorge  für  allseitige  gesund- 
beit  der  jugend  und  des  Volkes  vernachlässigt  und  damit  zugleich 
die  lernlust,  der  bildungstrieb,  die  arbeitsfreude  zerstört  worden  ist. 
man  bat  unter  schuldisciplin  vielfach  nicht  mehr  innere,  sittliche, 
den  menschen  frei  machende  zucht,  sondern  eine  stramme  äuszerliche 
Ordnung,  eine  die  j^elbstthätigkeit  und  das  selbstdenken  und  damit 
ihr  eigenes  leben  den  schiilern  abnehmende  abrichtung  verstanden, 
auf  diese  weise  hat  man  bildungsbasz  statt  lernlust  geweckt,  das 
drillen  kann  natürlich  in  manchem  betracht  recht  wirksam  sein  und 
der  ganzen  nation  ein  gepräge  von  gleichförmigkeit  geben,  aber 
noch  nie  hat  man  vermittelst  der  abrichtungsmethode  aufgeklärte 
und  gebildete,  entschlossene  und  thatkräftige,  ehrenhafte  nnd  pflicht- 
treue, hochherzige  und  gewissenhafte  männer  oder  frauen  erzogen. 

Die  entwicklung  des  sittlichen  Charakters  wird  daher  unheilbar 
geschädigt  und  das  ganze  erziehungswerk  läuft  auf  einen  Selbstbetrug 
hinaus,  wenn  im  jugendunterricht  die  gjranastik  des  geistes  verab- 
säumt  wird,  wenn  nicht  formale  bildung  und  stilbildung  die  gebüh- 
I  rende  pflege  finden,  wir  sahen,  dasz  formale  bildung  erwerben  so 
^lel  heiszt  wie  arbeiten  lernen,  arbeiten  lernt  der  knabe  am  besten 
^  lateinischen  und  griechischen  und  darum  bleiben  sie  die  groszen 
Werkzeuge  der  formalen  bildung.  dem  arbeiten  lernen  aber  folgt 
^  producieren  können,  damit  ist  der  zweck,  die  höchste  stufe  for- 
Dialer  bildung  erreicht,  da  nun  der  knabe  und  jtlngling  das  arbeiten 
I  Ml  den  alten  sprachen  gelernt  hat,  so  wird  er  in  ihnen  schlieszlich 
!  tteh  den  beweis  liefern  müssen,  dasz  er  producieren  kann,  und 
^''un  können  freie  lateinische  stilübungen  am  gymnasium  nicht 
^B^behrt  werden,  kein  Unterrichtsgegenstand  fordert  die  schüler  so 


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166 


• 

Dit  ft^fflliiiftmy  d6t  lriiriniin1i6B  snfnms 


frtth  und  M  krftftig  la  frsiir  MibiiaitigUt  hmsm  wie  dMlaW. 
aiaoh«;  is  kciaeiii  ibeli«  «riebt  4ie  grone  mehrnU  TOtt  iuMB  n 
•eluieU  wk  in  djeeam  die  flmde,  wikiie  die  eBirsiidviig  dM  g^ 
lenlen  gewlhrt;  in  Maem  eneh  gewimit  eie  eo  lield  eise  gewim 
■eltetiadIgMt  eelbet  dem  lelmr  gegenthw  nid  in  keinem  Iwib  m 
sidi  beiier  im  gebimeli  üner  krifle  flboi.  fait  allei,  was  en  tdbtt- 
itndiom  sn  gjmaaeien  jemale  TOigekoauien  iit,  bat  snm  eleeiiiAi« 
nalenMit  in  niberer  ote  enilSniefer  beriehoag  geetei^^  wider 
mettiematib  nnd  pbysik  noeb  eiwm  gir  diemedenm  epraebenktaen 
den  aUqnrMlilifiben  nnterrieht  in  seiner  bedeatimg  fix  die  enielioiig 
eneiMn.  aber  niebi  die  mebliehe  kenntnis  dee  idtertams,  mim 
die  den  stfl  bildenden  nnd  die  sohlonmieniden  kiftfte  weekenden 
Übungen  sind  der  Ahr  die  etiiehmg  enteobeidcnde  faelor.  dämm  ist 
die  absobeffong  des  laMnncben  aaftatiei  im  intereese  der  eniehimg 
iv  beklagen,  ebenso  die  Termindenmg  der  etimdenzahl  im  lateini 
seben.  denn  der  wert  der  groszen  Stundenzahl  fOr  die  zwecke  der 
endebmig  und  ebarakterbildnng  besteht  darin,  dass  man  bei  ihr  dai 
drillen  entbehren  und  sich  auf  ein  anhalten  sor  flbung  der  eigenen 
kräfte  bei  den  scbtilern  beschränken  kaun,  wifaiend  eine  kleine  stun 
densahl  die  selbstthätigkeit  der  seblller  aus  ihrem  letzten  zuflochto- 
ort  Tertreibt,  indem  sie  den  lehrer  auch  in  diesem  fache  imr  snweD- 
dung  der  abrichtungsmetbode  nOtigt,  um  das  lehrziel  an  erreicbeo. 
ftthrt  man  in  dieser  ricbtuig  zu  reformieren  fort,  so  werden  sich  die 
gjrmnasien  allmtthli<A  ans  stndieianstalisn  in  dressieraaistalten  ?«• 
wandeln. 

Dessen  vngeacbtet  verkenne  ich  nicht  das  gewicht  der  grfinde, 
welche  gegen  den  pädagogischen  wert  des  lateinischen  und  griechi- 
schen und  gegen  die  in  beiden  fächern  üblichen  didaktischen  ge- 
wohnheiten  und  grundsätze  geltend  gemaebt  werden,  auch  glaube 
ich  nichti  dasz  der  classische  Unterricht  seine  gegenwärtige  Stellung 
im  Organismus  der  höheren  sehnlen  Deutschlands  für  alle  zukunft 
behaupten  wird,  ohne  zweifei  wird  irgend  einmal  die  zeit  kommen, 
wo  die  deutsche  jngend  ihre  formale  bildung  nicht  mehr  auf  dem 
Umwege  der  elassischen  Studien,  sondern  auf  dem  directen  wege  an- 
mittelbarer denk-  und  disputiertibungen ,  auf  die  äuszeren  geg®^' 
stände  selbst  oder  auf  die  Vorgänge  des  eigenen  bewustseins  und  die 
thatsacben  der  eigenen  erfahrung  gerichteter  rede-  und  stiltibungen, 
auf  das  prüfende  Verständnis  und  die  auch  Uuszerlich  controlierbare 
aneignung  des  Inhalts  bedeutender  werke  abzielender  lese-  und 
Studierübungen  selbstthätig  erwirbt,  vermittelst  dieser  beschäftigung 
geistig  arbeiten  lernt,  sich  an  selbstdenken  und  eigene  beobachtung 
gewöhnt  und  die  lust  und  fUhigkeit  zu  eigenem  schaffen  und  dar- 
stellen entwickelt,  aber  bis  jetzt  ist  meines  wissens  noch  nienia"" 
im  stände  gewesen,  einen  lehrplan  zu  entwerfen  oder  vorzuscblagfO, 
der  sich  diesem  ideale  näherte,  denn  über  den  anspruch,  den  niathe- 
matik  und  naturwissenschaften  bisweilen  erhoben  haben,  in  den  trag- 
lichen beziehungen  die  elassischen  Studien  ersetzen  zu  können,  brau- 


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tti      gjmmmm  Rliaw'LoHigingwu. 


«hm  wir  wol  kein  worfc  tu  Tcilierai,  nodi  mmgn  über  die  ^Hee» 
b€iQgli<dMB  pflleasitnMtt  der  »odenMii  epnelilekm*.  wir  brmoliett 
dae  um  so  weniger,  weQ  es  sieh  in  der  gsasen  frage  nieltt  sowd  um 
den  absolat«!  pSdagogisoheA  werk  der  uMumMt  md  natiirwissen- 
«dbaften«  als  lielmebr  um  die  pIdagogieolM  belKli«giiBg  der  mehr- 
tiU  der  amgenblieUidi  Ar  diese  fteher  ToriiaadeneB  leteer  Itasdrit. 
denn  sidbei  sogefeben,  dass  matiieniatik  md  natnrwissensehalten  in 
der  band  des  moskers  ond  des  für  mensebenl^Idang  begeisierften 
Idum  ein  ebenso  wbrksanies  miUel  der  jngendersiehnng  sem  kUnnen 
wie  die  bnmanüiinrtndien:  so  wird  niemand,  der  die  erfahrang  zu 
ratiie  siebt,  leognen,  d^  anter  lebn  matbematikem  nnd  physikem  im 
dorchsohnitt  ein  bis  swei  p&dagogen  angetroffen  werden,  während  auf 
diesdbe  aasabl  Ton  fdiilologen  niidphilosopben  vielleicht  vier  bis  fünf 
enieber  von  innerem  beruf  kommen,  da  indes  die  pbysik  und  natur- 
ivissenschaften  täglich  rationellen  gmndkigen  erhalten  nnd  eine  be- 
rühmte soologische  philosophie  sogar  schon  die  phänomene  des  bisto- 
xisohen  menschendaseins  in  den  kreis  ihrer  forschungen  und  er* 
kl&mngen  hineingesogen  und  dadurch  auch  bei  den  natmrfofsobem 
das  interesee  Utr  mensebengeschiebte  und  mensohenbildong  geweckt 
hat:  so  wtre  es  nicht  unwahrsoheinlieh ,  dasz  sich  dies  Verhältnis  in 
zukunfl  sn  gonsten  der  natorwissenschaftlich  gebildeten  pädagogen 
änderte,  aber  auch  in  diesem  Tor  der  band  rein  bypothetischen  falle 
würde  die  erfolgrei^e  Terwertung  der  naturwissenschaften  für  die 
zwecke  der  ersiehung  an  unseren  öffentlichen  schulen  weit  gröszere 
Qmw&Unngen  in  staat,  kirche  und  gesellsebaft  Toranssetzen,  als  man 
besonnener  weise  wünschen  kann. 

Darum  behaupten  wir,  dasz  niemand  ein  recht  hat,  den  classi- 
sehen  Unterricht  an  den  deutschen  gjmnasien  einzuschränken,  so 
lange  er  in  den  für  alle  jugenderziehung  entscheidenden  beziehungen 
nichts  besseres  zu  bieten  hat.  so  lange  die  reformen ,  welche  man 
ankündigt  oder  ausführt,  etwas  anderes  sind  als  deutlich  erkennbare 
übergangamaazregeln  zu  einem  neuen,  positiven,  klar  und  fest  be* 


*  angesichts  gewisser  bestrebnngen,  welche  in  den  letzten  jähren 
heryortraten ,  ist  es  nicht  überflüssig  zn  bemerken,  dasz  die  Unguistik, 
welche  hauptsächlich  die  littcraturlosen  idiome  und  im  bereich  der  zu 
littenuritcher  ausbildung  gelangten  sprachen  besonders  die  entlegenen, 
ito  fSat  die  physiologische  lantlehre  interessanten  erscheinungen  inm 
genienstande  der  forschuncr  macht,  kurz  vorzugsweise  die  allgemeinen 
ünd  natürlichen  bedingungen  der  ersten  sprechversnehe  im  kindheits* 
Alter  stehender  oder  stehen  gebliebener  volksstämme  untersucht,  zur 
Vddttng  der  »dt  allen  sinnen  auf  die  tiiStige  nnd  lebendige  gegenwart 
IT^riehteten  nnd  hierbei  der  leilong  und  Unterweisung  bedürftigen  jugend 
von  allen  Wissenschaften  nm  wenigsten  geeignet  ist,  hingegen  für  das 
und  unthatig  auf  die  durchmessene  lebensbahn  zurückblickende 
vnd  mit  besonderer  Vorliebe  bei  den  ereignissen  der  kindbeit  verwei- 
lende greisenalter  als  ein  recht  angemessener  nnd  nütsUcher  Mitrer- 
treib  gelten  kann,    der  zum  linguisten  oder  etymologen  transformierte 
pliilolog  oder  humanist  ist  zur  jugendbildung  und  jugendcrziehiUlg  SO 
wenig  berufen  wie  etwa  der  aoatom  oder  miaeralog. 


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168 


Dit  itmlififfiiiig      latttDiidlMn  wsAtAtiH 


ttiimntMi,  rütk  tSkm  rattlBdigen  ÜMtoiii  wurVirnitw  «nsBiiimgs- 
imd  iMldungsideal ,  werden  tie  oIum  WMmahm»  »ir  an  einn*  t«* 
•eMtehtanmg  der  gegeawftriigexi  waMadi^  flton»  «8  gab  «ad  ta 
gibt  im  dmUBehen  raUhsw«  ■dwlca^  wdolie  dia  sweeke  bIIbb  xmin- 
xMhkB'  in  eintr  ?on  gm  Sofop»  mid  Amuno  bewvnderten  wo» 
biihflr  •Rmebt  hibcn:  die  ▼olkmelmle  und  des  gymneeinin ;  jene, 
weil  sie  im  ehrietiintiim,  dieees,  weil  e>  im  ckeeiHilien  alterUun,  beUto, 
weil  aie  im  dentsehen  Teterlende  jene  IMe  gnmdlage  beeeaeen»  obne 
welche  keine  eniebiing  mögliob  ist  alle  andecen  adinkn  ftthrten 
neben  ibnen  ein  vevi^ebvweiee  kflmmerlicbee  daaemi  eben  weil 
ilmendiennwendelbenenidiiingegnttdli^liaUte.  gynmaciam  und 
TeKkaaebiile  nber  trugen  dem  veteriende  ond  der  menaehKefaen  edtnt 
kostbare  frflelite.  man  kann  nnn  die  vaUaaebols  entwnnelnt  wenn 
man  sie  Ycm.  ehiistentnmt  imd  daa  gymnaaium,  wenn  man  es  vom 
altertnme  losreisit  aber  so  lange  men  niebt  im  atande  iat,  beide 
sokolen  auf  neue  und  bessere  grondlagen  sn  stellen ,  soll  man  sie  so 
laasen  wie  sie  sind. 

Der  elassiscbe  Unterricht  kann  aber  die  firfldite,  die  man  von 
ihm  erwarten  musz,  nicht  tragen,  wenn  seine  siele  einerseits  so 
niedrig  gesteckt  sind ,  dasz  sie  ohne  ernste ,  selbstverlengnende  ar- 
beit und  ohne  selbstthätige  ent&ltong  geistiger  kräfte  von  seilen 
der  schaler  allein  durch  anwendnng  der  drillenden  und  abrichtenden 
methode  von  seiten  der  lehrer  erreicht  werden  kennen  und  dem- 
gemäsz  auch  den  sebttlem,  die  ae  auf  diesem  wege  wirklich  erreicht 
haben,  keinen  genügenden  gnmd  za  jenem  für  die  charakterentwick- 
Inng  so  wichtigen  selbst ver tränen  geben,  welches  allein  aus  der  dreien 
erprobnsg  der  eigenen  kraft  an  ernsthaften  hindemissen  entspringt, 
wenn  anderseits  die  siele  so  nichtig  und  der  in  ihnen  den  sohttleru 
dargebotene  schätz  von  intelleotuellen  Wahrheiten,  moralischen  an- 
regungen  und  ästhetischen  eindrücken  so  geringfügig  is^  dass  er  den 
lehrenden  und  lernenden  keine  liebevolle  Vertiefung  geetattet  und 
keine  rechte  befriedigung  oder  frende  gewährt:  so  verfehlen  die 
classischen  Studien  gleichfalle  ihren  zweck;  die  kraft,  föhigkeit  und 
lust  zum  lernen  und  arbeiten  wird  nicht  mehr  geweckt,  sondern  er- 
stickt ,  und  das  humanistische  gymnasium ,  einst  die  geweihte  statte 
idealer  menschenbildung,  wird  mehr  und  mehr  der  öde  sitz  bleierner 
langeweile ,  prosaischer  nüchternheit  und  realistischer  plattheit.  icb 
fürchte,  dasz  mit  der  abschaffung  des  lateinischen  aufsatzes einschritt 
abwärts  auf  dieser  verhängnisvollen  bahn  getban  worden  ist. 

Denn  der  lateinische  aufsatz  war  das  grosze  mittel  der  stil- 
bildung.  was  aber  stilbildung  für  menschen-  und  Charakterbildung' 
bedeutet,  haben  wir  oben  gezeigt,  mit  dem  aufsatz  büszt  also  das 
gymnasium  einen  erheblichen  teil  seiner  stilbildenden  und  erziehen- 
den kraft  ein.  indem  der  knabe  und  jüngling  auf  dem  gymnasium 
die  sprachlichen  mittel  selbstthätig  erwerben  und  in  rechter  wei^e 
anwenden  lernte,  gewann  er  allmählich  die  f^higkeit,  alle  mittel  und 
kräfte,  die  ihm  irgend  einmal  im  verlaufe  seines  lebens  zu  teil 


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m 


den  okodikn»  in  gebörigor  wmm  so  gtbriiabcii  und  allen  dingen  im 
leben  die  rechte  stelle  MMOweitflii.  darum  ist  stübildung  der  eck* 
stein  «Ues  erzielieiidQii  imfemiebtt  «nd  l^twBiiche  stilbildong  das 
fandsment  des  hnmanistischen  cywififlTWtit  «iaeachule,  welche  den 
Stil  bildet,  erzieht  den  Charakter,  indan  sie  den  rechten  gebrauch 
der  mittel  und  kräfte  lehrt ;  und  wenn  man  bedenkt,  dass  in  der  srt, 
wie  sie  ihre  kräfte  gebrauchen ,  der  sittliche  wert  jedes  mannes  und 
jeder  frau  besteht,  wird  man  den  unvergleichlichen  wert  jener  Schul- 
bildung begreifen,  welche  bisher  das  ziel  unserer  hnmanistienhiw 
gjrmnasien  gewesen  ist  zum  segen  des  Vaterlandes. 

Dies  wird  auch  von  dem  ungenannten  schulmanne  im  Elsasz, 
dem  Verfasser  der  broschüre  über  den  höheren  Unterricht  anerkannt; 
und  man  wird  sehen,  dasz  die  abschaffung  des  lateinischen  aufsatzes 
nicht  den  zweck  gehabt  hat,  die  Stilbildung  zu  schädigen,  denn  an 
die  stelle  des  norddeutschen  aufsatzes  soll  fortan  an  den  reichsländi- 
schen  gymnasien  die  würtembergische  und  bayrische  'composition* 
treten,  d.  b.  die  kunstgerechte  nachbildung  deutscher  Originaltexte 
ins  latein,  wie  Nägelsbach  und  Düderlein,  Holzer  und  Klaiber  sie 
meisterlich  getrieben  haben,  (der  höhere  Unterricht  s.  65.)  also  das 
bayrische  und  würtembergische  muster  aoU  an  die  stelle  des  preuszi* 
sehen  und  sächsischen  treten! 

Wir^  wollen  es  dahingestellt  sein  lassen,  welches  von  beiden 
stilbildungsmitteln  das  wirksamere  ist,  der  norddeutsche  aufsatz  oder 
die  süddeutsche,  richtiger  bayrisch- würtembergische  composition. 
wir  geben  sogar  zu,  dasz  letzlere  in  manchem  betracht  schwieriger 
ist.  aber  gerade  weil  sie  das  ist,  scheint  sie  uns  für  die  reichslUndi- 
schen  g^ymnasien  weniger  zu  passen,  aus  verschiedenen  gründen. 

Wenn  nemlich  die  lehrer  an  den  hiesigen  gymnasien  aus  mangel 
an  befähigung  und  interesse  für  den  gegenständ  keine  genügenden 
erfolge  im  lateinischen  aufsatz  zu  erzielen  vermochten ,  so  werden 
die  erfolge  in  der  composition  oder  der  lateinischen  nachbildung 
denischer  Originaltexte  noch  weit  geringere  sein,  denn  ohne  zweifei 
ist  zur  anfertigung  der  compositionen  noch  mehr  als  der  lateinischen 
auföätze  erforderlich,  dasz  die  lehrer  im  lateinischen  stil  zu  hause 
sind  und  dem  wissenschaftlichen  studium  desselben  liebe  und  Sorg- 
falt zuwenden,  wenn  also  der  lateinische  aui^atz  darum  beseitigt 
iit,  weil  dies  nicht  der  fall  ist,  so  musz  ihm  die  composition  auf  dem 
fittze  nachfolgen,  ja  ollenbar  sind  die  reichsländischen  lehrer  ver- 
möge ihrer  durchweg  preuszischen  resp.  norddeutschen  traditionen 
inmer  noch  weit  besser  für  die  aufsätze  ausgerüstet  als  für  die  com- 
positionen ,  welche  der  allergröste  teil  von  ihnen  nie  dorch  eigene 
ftbung  unter  anleitung  von  meistern  dieser  kunst  kamen  gelernt 
hai  der  einzige  aber,  welcher  in  dieser  glücklichen  läge  ist,  herr 
^*  dr.  Banr  in  Colmar  hat  sich  sogar  in  der  den  obigen  TlfOfd- 
noBgoi  des  oterprttsidenten  vorangehenden  directoreneonfiMDm  za 
Stnttbnrg  vom  80  novemtor  und  1  december  1877  filf  die  bes- 
^MbÜtiiBg  d«B  anftatias  «isgesprochen,  ist  alaa  augenselidiilieli  der 


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170 


Die  abtchaffiing  de«  lateini»cben  aufsatzes 


meinnng  gewesen ,  dasz  für  hiesige  Terhältnisse  wenigstens  der  anf- 
saiz  sweckmSsziger  ist  als  die  in  seiner  schwäbischen  heimat  übliche 
eomposition.  und  sein  urteil  wiegt  in  dieser  sache  zehn  andere  sof, 
wtfl  tr  beide  stilübungen  aas  eigener  erfahrung  kennt,  auch  berr 
dir«  Dämmert  in  Hagenan  bat  in  jener  directorenconferenz  gegen  die 
abedwftmg  äm  auÜMtsee  gestimmt  nnd  sein  Totum  moüTieit  toek 
'dm  bkwiis  Mf  di»  «dtttimgtn  in  atinem  beimalland>  Btte,  wo 
aadi  betsitigang  dtt  mftrtm  die  kitinngen  der  gyrntmAm  M 
derartig  wieUeehtertMi,  den  mtm  tkk  MbM  rar  ifiednMebQog 
dieser  etüttbuig  genötigt  Mb.  . 

Die  mefaMt  in  der  «rwlbnitn  StvMtboiger  eonfereBi  b•ial]ff^ 
dings  die  Ton  dir  ngisruig  ?ergwciblagene  beititigung  dee  «nlmtM 
gebilligi  aber  tie  biii  deb  damit  noch  koBeewege  Ittr  die  odaposi- 
tion  ansgesproebMi.  je  man  bat  gnmd  anrandmiMi,  dees  die  biniit» 
mSnige  eompontion»  wmn  mt  in  jüisr  oonferm  tor  beraünmg  gi- 
kommen  wtre,  vor  ihr  nooh  weniger  gnade  geftmden  bitte  als  der 
anIMi.  nne  wenigstent  iit  noob  kein  direotor  oder  khiwr  im  M 
als  flbenengter  und  entsehlosssner  anblnger  der  letzten  atiHboBg 
nambalt  genaebt  worden,  obtohon  wir  nicht  sweMUn,  dnaa  «ia^e 
Ton  ihnen  jene  tadellose  etilllartigbeit  beiitatn,  welcibe  dam  wfoid«r 
lieh  ist  das  Btrassbuger  mebiheitsf otom  durfte  also  niobt  blosz 
gegen  den  anlMt,  sondern  gegen  ih  grOndlidie  pfli^  d^  latetoi* 
sehen  Stils  flbeihaopt  gerichtet  gewesen  sein,  welehe  stidlang  clie 
lehrerooUsgien  sa  der  frage  ranebmen,  kann  man  nieht  wissen,  ds 
sie  darüber  niefat  gehört  worden  sind. 

Die  würtemhergischen  gymnasien  femer ,  an  denen  die  eompo* 
sition  blüht,  haben  bekanntlich  einen  sehi^fthrigen  cursus.  nnf  das 
lateinische  yerwenden  sie  in  den  6  miteren  dassen  oder  jahiescnrsen 
12  stunden  wöchentlich,  in  den  4  oberen      9  stunden,  rsofanefc  | 
man  das  Schuljahr  zu  40  wochen,  so  kommen  auf  die  6  unteren  curse 

6  X  40  X  12  =  2880  stunden  latein  und  auf  die  4  oberen  4  X  40 
X  8  (vielfach  aber  sind  es  9  stunden)  »  1280  standen  latein.  der 
Zögling  des  Stuttgarter  gymnasiums  hat  mithin  beim  abschlusz  seiner 
schnllaufbahn  während  10  jahien  2880  +  1280  ==  4160  stunden 
latein  gdiabt.  dem  gegenüber  natwenden  die  reiobslfindisohen  gym- 
nasien  nach  dem  neuen  lehrplan  von  sexta  bis  secnnda  8,  in  prima  J 

7  stunden  wöchentlich  auf  das  lateinische,  folglich  in  7  jahrescnrseQ 

zu  40  wochen  7  X  40  X  8  —  2240  stunden  und  in  3  jahrescursen  j 
2  X  40  X  7  =  560  stunden ,  mithin  während  ihres  ganzen  neun- 
jährigen cursus  2240  -j-  ^60      2800  stunden,  daraus  ergibt  sieb, 
dasz  der  würtembergische  gymnasialschtiler  (4 160     2800  »)  1^^ 
standen  latein  mehr  hat  als  der  reichsländische. 

Die  bayrischen  schul  Verhältnisse  aber  wird  man  wol  besser  ganz 
aus  dem  spiele  lassen,  freilich  weisz  ja  alle  weit,  dasz  an  einigen  bay-  . 
Tischen  gymnasien,  die  dem  einflusz  Thierschs  und  Nägelsbachs  zu-  | 
gänglich  waren,  eine  zeit  lang  im  lateinischen  stil  recht  tüchtiges  ■ 
leistet  worden  ist,  so  in  Erlangen  unter  Döderlein»  in  Ansbaeh  unter 


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aa  tei  gymnasien  Eisasz-Lothrmgens. 


171 


Bomhard  nnd  Elsperger,  in  Bayreuib  unter  Held,  in  Augsburg  unter 
Mezger,  in  Nürnberg  unter  C.  L.  Roth  und  bis  auf  diesen  tag  unter 
Heerwagen,  die  von  Nägelsbach  an  der  Erlanger  hochschule  ver- 
tretene richtung  der  philologie  begünstigte  jene  beschr&nkung  des 
Studiums  auf  den  engem  kreis  der  schulclassiker,  ohne  welche 
stilistische  f^higkeit  im  geiste  Nägelsbachs  kaum  entwickelt  werden 
kann,  aber  gerade  diese  richtung  ist  heute  von  den  Universitäten 
verschwunden  und  mit  der  gegenwärtig  an  allen  deutschen  hoch- 
schulen  herschenden  art  des  philologischen  Studiums  verträgt  sich 
der  lateinische  aufsatz ,  wenn  anders  seine  themen  aus  dem  umkreis 
des  antiken  lebens  selbst  entnommen  werden,  weit  besser  als  die 
kunstgerechte  lateinische  nacbbildung  moderner  deutscher  Original- 
texte, zu  letzterer  ist  im  gründe  eine  fortbildung  der  lateinischen 
spräche  selbst  erforderlich,  weil  man  vielfach,  sei  es  gedanken  oder 
sachliche  Verhältnisse  auszudi-ücken  haben  wird,  welche  nie  ein 
Börner  in  lateinischer  spräche  auszudrücken  auch  nur  versacht  hat. 
wenn  man  daher  diese  leistung  von  einem  deutschen  primaner  ver* 
langt,  80  legt  man  ihm,  ohne  jeden  nutzen  für  ihn  oder  für  die  sache, 
fflebr  anf  als  er  tragen  kann,  dämm  gehört  dem  aofsatz ,  nicht  der 
eomposition  die  snknnft  ebenso  gewis  wia  die  Ton  Biteehl  nnd  Cur- 
tina  begrfiadele  historische  nnd  Tergleiehande  riehtiing  des  philo- 
logisdien  atndisma  Uber  die  SMgMbmMb»  art  gesiegt  htt 

Zu  mdiier  fteade  aalie  iait  mMxMfßiibf  daas  der  ht  weiten 
kreisen  verehrte  Ter&saer  aoetsa  aeholaatiaae  in  heaog  anf  dfie 
eompocition  sehen  im  88n  bände  (1M8)  dieaer  jahrbfldier  neh  gaas 
80  wie  iflli  hier  ansgesprooben  hai  er  sagt  dert  s«  898 {  *ent  racht 
nmss  ich  micli  gegen  diejenigen  wenden,  weidie  den  laldniaohen 
anfsats  entfernt  haben  mOchten  nnd  ihm  andere  arten  fön  oompo- 
8iti<men  anbatitoiert  haben.  ^Ueae  lästeren  tragen  oft  «in  TtfU^f 
modmea  geprtge  nnd  fordern  von  dem  sehtller  geiadesn  daai  «n* 
mögliche,  die  nns  ans  Bajem  bekannt  gewordenen  aafgaboi  fttr  die 
natnrititsprQlang  zeigen  wie  die  dort  Terbreitetsn  fibnngsbfleher, 
s.  b.  Ton  HSgelsbaoh,  Bomhard,  eine  TOlHg  Terfdilts  richtung.  sie 
Teilangen,  daiss  modernes  antik  gefesst  werde^  wihrend  wir  nur  an- 
tikes antik  ansgedrfldct  wissen  wollen,  sie  lassen,  indem  sie  dem 
lateinischen  stil  eine  absolnte  geltnng  Tindioieren 
mochten,  die  bedingtheit  des  stUs  dnroh  den  gegenständ  Tellig 
auszer  acht  nnd  nOtigen  den  sohfller  über  dinge  li^iniseh  zu  sdirsi- 
ben,  die  neh  absolut  dem  latonisehen  ansdruck  entaiehen*. 

Die  kurze  I  Bomhard  betreflbnde  bemerknng  yeimnlaaKte  damals 
bm.  dr.  Heinrich  Stadelmann,  einen  schttler  Bomhards,  zu  einer  a.  o. 
s.  618 — 620  abgedruckten  erklftrnng,  die,  indem  sie  die  Bomhard* 
sehe  behandlnng  des  lateinischen  stils  von  der  Nftgdsbachsehen  streng 
schied ,  die  erstere  in  schütz  nahm  und  die  letztere  preis  gab.  herr 
dr.  Stadelmann,  der  seitdem  zahlreiche  proben  eines  schönen  talentes 
^  lateinische  versknnst  abgelegt  hat,  Suszerte  sich  nemlich  über 
den  haaytysrtretsr  dmr  eomposition  in  seinem  heimatstaate  iolgsndsr- 


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172 


Die  WlsgiiVB^  TOB  AHiifl 


maszen:  *80  verdienetvollM  dar  gelehrte  Nfigelsbach  fdr  die  theorie 
dM  ktuniioban  stils  geleiaM  htit  ao  blieb  dodi  figMillich  die  praxis 
deetelben  weit  biatir  jener  zurtlek.  In  seinem  ansdruck  war  M 
immer  etwas  mehr  oder  minder  gemachtes;  gelrflnsteltee,  eigen- 
Mliaften,  die  auch  in  seine  übungsbdoher  tibergehen  mochtest  w^ehs 
dann  allerdings  eine  «verfehlte  rielitang»  kaben  wttrden'.  ganz  an* 
ders  sei  Bomharde  art  und  richtung  gewesen,  dieser  habe  einerseits 
den  lateiniflchen  anadruck  mit  freihett  and  leichtigkeit  gehaadhtbt 
und  aei  «ndernite  ein  enteohiedener  gegner  der  überspannten  For- 
derung gewesen,  dasz  die  eehüler  deutsche  Originaltexte  ins  latei- 
nische übertragen  eoUten.  er  führte  Betthards  worte  an :  'deswegen 
glanbe  ich  ist  man  nicht  berechtigt,  vomelim  aa£die  herabzublicken, 
welche  mit  einem  Wolf  und  Beiaig  der  meinung  sind ,  dasz  bei  die- 
sen Yorlagen  —  den  übungsatOcken  —  das  dänische  dem  lateinischen 
ziemlich  ähnlich  sein  müsse,  man  gewinnt  wenigstens  dies^  dasz  der 
Schüler  mit  mehr  lust  an  ein  leichteres  pensum  geht  und  durch  das 
deutsche  weniger  beengt,  sich  freier  im  latein  bewegt  und  somit 
leicht  und  flieszend  schreiben  lernt,  und  eben  das  ists,  was  durch 
die  hier  dargebotenen  materialien  —  das  citat  ist  aus  der  vorrede 
zu  den  im  jähre  1848  erschienenen  'lateinischen  stilübungen'  ■ —  be- 
zweckt wird,  sie  sind  sämtlich  zuerst  lateinisch  geschrie- 
ben und  dann  so  übersetzt  worden,  dasz  das  deutsche  hoffentlich 
nicht  undeutsch  lautet  und  doch  eine  lateinische  fäi  bung  nicht  ver- 
leugnet', das  war  Bomhards  atandpnnct  in  Ansbach. 


*  bei  Arnoldt  II  a.  247  bezeichnet  A.  F.  Wolf  'die  gewöhnliche  art, 
bei  der  maa  hübsches  deutsch  dictiere,  um  es  wieder  in  hübsches  lateia 
tibersetseo  sa  lassen'  als  Sasserst  uttEweekmftssig.  I9r  sweekmSsxiger 
erklärt  er  es,  'wenn  der  deutsche  text  dem  lateinischen  planmäszig 
verähnlicht  werde',  aber  auch  auf  diese  gattang  der  compoBition 
legte  Wolf  wenig  gewicht  and  wir  heute  aus  verschiedeneD  gründen 
nith  weniger.  Wolf  Jtannta  aadara  wirksamere  stUbildungsmitiaL 

(schlofs  folgt.) 

Saaegemüi^d  in  Lothbimqbn.  Fesdijnand  Zitscuer« 


(13.) 

DIE  BELAaEBüNG  VON  ALESU. 
(Caes.  b.  g,  7,  69^90.) 
(sohloss.) 


Eintraffen  des  entsaisliearet.  reitertreffen. 

Die  gallischen  führer  des  entsatzheeres  trafen  mit  ungefiibr 
240,000  mann  fuszsoldaten  und  8000  neu  geworbenen  reitern  aus 
dem  lande  der  Aeduer  von  Süden  nach  norden  vor  Alesia  ein,  und 
wählten  1000  passus  von  der  römiäclien  circumvallationslinie  ent- 


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Di»  beUgtnn^  tm  Alawk 


173 


fernt  den  httgel  von  Pouilldm^,  tttcUieli  TOB  d«r  sUdt  zu  ihrem  lager* 
pIttU  (o.  79  ooUe  extoriofe  oooapato  non  longius  M  passibas  ab 
nostris  mmiitioiiibiifl  ooBttdtmt).  bo  hat  sich  Göler  entschiedmi,  di« 
entfernaiig  ICXK)  passns  trifft  zu.  Rh.  und  v.  K.  haben  nach  g»> 
wöbnlioher  anaiteif  («ach  Napoleon)  die  gerad«  ?or  der  ebene  von 
Laames  belegenen  htigel  bei  Venarey  und  Mussy  als  den  lagerplais 
der  Gallier  bezeichnet,  obschon  nach  Gölers  messung  diese  hOhen  zu 
klein  sind ,  um  250,000  mann  aufzunehmen ,  überdies  sind  sie  auch 
bewaldet.  Napoleon  sagt:  ^es  sei  wahrscheinlich,  dasz  die  Gallier 
auf  den  höhen,  welche  sie  besetzten,  keine  verschanzungen  anlegten' 
(s.  7,  29),  es  ist  nicht  ersichtlich,  ob  er  auf  dem  M.  Pouillenay  nach- 
grabung  hat  machen  lassen.  Aber  auch  aus  den  werten  Cäsars  scheint 
mir  die  richtigkeit  der  Gölerscben  auffassung  zu  folgern,  zu  c.  79 
wird  erzählt,  dasz  tags  nach  der  ankunft  die  gallische  reiterei  Stellung 
nahm  in  der  ebene  von  Laumes,  während  die  fuszsoldaten  nicht  weit 
davon  sich  auf  den  höhen  postierten  (c.  79  pedestresque  copias  pau- 
lum  ab  eo  loco  abditas  in  locis  superioribus  constituunt).  wie  v.  K. 
den  ausdruck  abditas  auffaszt,  ist  natürlich  au3  dem  vorliegenden 
plane  nicht  ersichtlich,  ob  'entfern t^  oder  'verdeckt'.  Rh.  gibt  keine 
auskunft,  Napoleon  übergeht  ihn,  Göler  entscheidet  sich  für  die 
letztere  bedeutung:  'durch  deckende  oder  verschleiernde  terrainteile 
dem  auge  der  Römer  entzogen',  fast  alle  erklärer  ziehen  die  erstere 
bedeutung:  'ein  wenig  von  der  aufstellung  der  reiterei  entfernt', 
vor.  Cäsar  selber  deutet  uns  die  absieht  der  Gallier  in  den  folgenden 
Worten  an :  erat  ex  oppido  Alesia  despectus  in  campum ,  concurrunt 
his  auxiliis  visis.  Commius  wollte  dem  Vercingetorix  seine  ankunft 
bemerklich  machen,  daher  stellt  er  sein  fuszvolk  in  die  sieht  der  be* 
lagerten  auf  den  höhen  und  die  reiterei  in  der  ebene  auf.  von  einer 
verdeckten  Stellung  kann  demnach  füglich  nicht  die  rede  sein,  jeden- 
falls liegt  klar  vor,  dasz  diese  loca  superiora  nur  die  vor  der  ebene 
liegenden  höhen  von  Venarey  und  Mussy  sein  können,  das  darauf 
erfolgende  reitertrefFen  endete  gegen  Sonnenuntergang  mit  dem  rück- 
zug  (cedentes)  der  gallischen  reiterei  nach  ihrem  lager,  die  römische 
reiterei  verfolgte  sie  bis  ebendahin  (c.  80  cedentes  usque  ad  castra 
insequuti).  hätte  nun  das  lager  der  Gallier  auf  denselben  höhen  ge- 
legen, wo  das  fuszvolk  Stellung  genommen  hatte,  so  hätte  jedenfalls 
die  römische  reiterei  bei  ihrer  Verfolgung  bis  zum  lager  auf  das  gal- 
lische fuszvolk  stoszen  müssen ,  und  hätte  nicht  bis  zum  feindlichen 
lager  verfolgen  können,  da  sie  aber  ungehindert  bis  zum  lager  folg- 
i;en,  so  musz  die  flucht  nach  einem  andern  hügel  stattgefunden  haben, 
wo  das  gallische  lager  war. 

Als  Vercingetorix  von  der  ankunft  dea  entsatzheeres  künde 
eibalten  hatte,  bereitete  er  sich,  auf  alle  füle  vor  (c.  79  seque  ad 
ernptionem  atque  omnes  casus  oomparant).  er  wüste  noch  nicht, 
was  seine  Ireiuide  beginnen  wfird«i,  möglich,  dass  die  fosztmppen 
Ton  den  hOhen  liexabsiieteigett  imd  die  versdwaawng  der  BOmer  ib 
der  ebene  you  Lasmes  sofort  anzugreifen  gedttehteiit  daher  madite 


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174  IM«  bebigwaiif  foa  Alana. 

•r  lieh  aaeli  aekmeili  mm  mMi  «Bd  9mgM  d«r  imierni  Vaam 
bereit,  indem  er  den  iwmiigfteigMi  graben  eioMIte  (proxunaa 
fomam  eretÜNie  integoni  elque  aggere  eipkol).  da  Ton  aneiaikni 
angriir  erfolgte  und  die  reitecaeblaeiiti  auf  deren  siegrelehMiaaBgaag 
sie  neher  boflen  (e.  80  qnnm  enoe  pogna  snperieree  eeee  Ckdli  ocm- 
fiderenl  et  nostros  multitii^ne  premi  viderent),  dennoch  yerlorea 
war,  eo  «>gen  die  bklderten  g^gen  abend  traiir%  wieder  in  die  stidt 
ztirack,  ebne  einm  wirklichen  ausfiiU  unternommen  ra  baben.  — 
Die  ^fvorte :  moesti  prope  victoria  deeperata,  bezeugen  nicht,  wie  be- 
hauptet wird,  *die  blokierlen  batten  nonmehr  beinahe  alle  sieges- 
hofibuDg  verloren^  aondem  sie  waren  betrübt,' als  sie  sahen,  dasx 
der  sieg  ihrer  reiterei,  den  aie  beinahe  schon  erfochten  glaabtea 
(prope  Tietoria),  Tarieren  war.  —  v.  K.  hat  dieses  reitertrefifen  vor 
der  ebene  Ton  Lanmes  beieiehnet,  dnreb  einen  dmokfohler  igt  e.  8d 
statt  80  angegeben. 

Der  nächtliche  angriff. 

Den  folgenden  tag  benatzten  die  Gallier  zur  Torbereitnng  eines 
angriffs  auf  die  circumvallationslinie  in  der  ebene  Ton  Lanmes.  um 
mittemacht  rückten  sie  in  aller  stille  aus  ihrem  läget  vor.  eie  trafen 
hier  auf  den  ersten  graben  (c.  74  pares  eiasdem  generis  monitiones 
diversas  ab  his  contra  exteriorem  hostem  perfecit),  in  denselben  war- 
fen sie  mit  groszem  geschrei,  um  die  belagerten  auf  ihren  angriff 
aufmerksam  zu  machen,  ihre  faschinen  (crates  proiicere  c.  81),  und 
griffen  im  fernkampfe  die  römische  wallbesatzung  mit  erfolg  an 
(nostros  de  vallo  deturbare,  c.  81.  dum  longiiis  ab  munitione  ab- 
erant  Galli,  plus  multitudine  telorum  proficiebant,  c.  82).  als  sie 
sich  darauf  zum  stürm  anschickten  und  niiher  rückten ,  geriethen  sie 
unvermutet  in  die  fuszangeln,  die  anderen  fielen  in  die  wolf8gruben, 
und  die  römischen  geschtitze  vom  wall  und  den  thürmen  herab  rich- 
teten grosze  niederlagen  in  ihren  reihen  an.  zu  den  cippis  waren  sie 
noch  gar  nicht  gelangt,  als  der  tag  schon  graute;  da  musten  sie  auf 
den  rückzug  bedacht  sein ,  um  nicht  einem  flankenangriff  von  dem 
M.  H6a  aus  sich  auszusetzen  (c.  82  veriti,  ne  ab  lat^e  aperto  ex 
superioribus  castris  eruptione  circumvenirentur). 

Vercingetorix  hatte  auf  das  erhobene  geschrei  seiner  freunde 
seine  truppen  aus  der  stadt  hinausgeführt,  mit  allem,  was  zu  einem 
ausfall  nötig  war,  beladen,  sie  füllten  die  beiden  ersten  gräben  aus 
(den  zwanzigfüszigen  und  den  ersten  der  beiden  fünfzehnfüszigen, 
interiorem,  welcher  mit  wasser  angefüllt  war),  aber  da  sie  sich  dabei 
zu  lange  aufhielten,  brach  der  tag  an,  und  als  sie  das  entsatzheer  den 
rückzug  antreten  sahen,  kehrten  auch  sie,  ohne  etwas  ausgerichtet 
zu  haben ,  zurück. 

Daraus,  dasz  die  ausfüUung  der  beiden  gräben  längere  zeit  in 
anspruch  nahm  (diutius  in  his  administrandis  morati  c.  82),  dÜrfteJi» 
wir  schlieszen,  dasz  Cäsar  den  zwanzigfüszigen  graben,  den  die 


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IM«  bdagtrang  tob  Alaritk 


175 


GaUiir  ligi  Tortar  soboa  «mnud  «UBgeAUlt  hatten  (c  79},  wieder 
Mfce  OffiMS  lassen,  in  bezug  aof  den  ansdniok  Oiüis  'prioiet  fosüs' 
Twwvssn  wir  mif  den  absolinitl  *gribea\ 

Letzter  angriff  und  niederlage  der  Gallier. 

Zweimal  enpfiadliek  (e.  8d)  snrttekgwcUageBy  beriatinn  die 

gallischen  fübrer  weitere  nntenuihaiungen.  von  den  umwohnenden 
erfahren  sie  näheres  über  di»  läge  und  belsetigungen  der  lager.  im 
kriegsrathe  entschied  man  sich  zu  einem  angriif  auf  einen  der  n<M- 
lioh  Ton  Aleeia  gelegenen  hUgel,  auf  weldmi  das  platean  wegen  in 
WSÜer  eattaimig  niehl  hatte  in  die  circumvallationslinie  hineinge* 
zogen  Wiarden  können,  und  wo  das  lager  demnach  niedriger  als  der 
höchste  pnnct  des  berges  lag,  so  dasz  die  Gallier  den  vorteil  einer 
dominierendesi  stellang  hätt^.  doch  war  der  abhang  nioht  schroff« 
sondern  nur  sanft  abschüssig  (c.  83  «rat  a  septemtrionibos  Collis, 
quem  propter  magnitudinem  circuitus  opere  complecti  non  potnerant 
nosiri,  necessarioque  paene  iniquo  loco  et  leniter  declivi  castra  fece- 
rant).  welcher  htigel  entspricht  denn  nun  diesen  bestimmungen  ? 
V.  K.  hat  sich  nach  Napoleon  für  den  M.  R^a  entschieden,  wie  auch 
die  übrigen  früheren  erklärer,  Göler  ist»  so  viel  ioh  weiss,  der  erste, 
der  den  M.  Bussy  dafür  erklärt  hat. 

Auf  dem  M.  Rt*a  lag  das  lager  an  dem  untern  abhang,  jeder 
fiuszere  angriff  erfolgte  also  von  der  höhe  herab,  ob  hier  jedoch  der 
ausdruek  leniter  declivi  loco  anwendbar  sei,  darüber  hat  Napoleon 
keine  aiiskunft  gegeben,  nach  gelegentlichen  andeutungen  scheint 
dieser  berg  doch  nicht  so  sanft  abschüssig  gewesen  zu  sein,  denn  die 
seitdem  vorgekommenen  erdrutsche,  von  denen  Napoleon  bei  den 
graben  spricht,  weisen  vielmehr  auf  ein  durchbrochenes,  wildes 
terrain  hin.  wie  verhält  es  sich  aber  nun  gar  mit  der  zweiten  an- 
gäbe Cftsars,  dasz  das  plateau  des  betreffenden  bügels  wegen  seines 
2u  weiten  abstandes  nach  rückwärts  nicht  hatte  in  die  circumvalla- 
tionslinie hineingezogen  werden  können?  auf  dem  M.  R6a  war  die 
höchste  spitze  durch  ein  sehr  festes  castell  (22)  verteidigt  und  von 
^^all  und  graben  umgeben,  wie  auch  der  plan  von  v.  K.  angibt ;  wer 
sich  dennoch  für  M.  R^a  als  den  angriffspunct  des  Vercassivellaunus 
entscheiden  will,  musz  sich  jedenfalls  zuvor  erst  mit  Cäsars  Worten : 
quem  propter  magnitudinem  circuitus  opere  complecti  non  potu- 
©rant  nostri'  abfinden,  bis  dahin  könnten  wir  es  mit  obiger  Zurück- 
weisung des  M.  Rea  als  angriffspunct  der  Gallier  bewenden  lassen. 
Wir  brauchen  nicht  zu  erwähnen,  dasz  Napoleons  darstellung  der 
Weilern  entwicklung  des  kampfes  und  der  bilfesendungen  nach  den 
J^rohten  stellen  nur  deshalb  sich  so  glatt  gestaltet,  dasz  er  den 
habienus,  den  er  doch  definitiv  mit  seinem  lager  nach  dem  M.  Fla- 
Jigny  versetzt  hat,  nun  mit  einem  male  auf  M.  Bussy  campicreu 
diese  allerdings  unabsichtliche  Verwechslung  hat  ihm  indes 
manche  Schwierigkeit  hinweggeholfen ,  die  er  selber  gefunden. 


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176 


Die  belagtnmg  Ton  Alaaia. 


haben  würde ,  wenn  er  den  Labienus  von  M.  Flavigny  nach  M.  Rea 
den  nächsten  weg  über  die  ebene  von  Laumes  bStte  marschieren 
lassen  ,  wie  es  doch  in  allen  Verhältnissen  lag.  ebenso  bietet  Cäsars 
zug  die  römischen  linien  entlang,  wenn  M.  R^»a  sein  ziel  gewesen 
wSre  ,  Schwierigkeiten,  aber  auf  einen  durch  den  vorliegenden  plan 
von  V.  K.  unwillkürlich  recht  klar  dargestellten  punct  wollen  wir 
doch  noch  hinweisen,  man  sehe  sich  einmal  den  winkel  im  rücken 
des  lagers  an  dem  abhänge  des  M.  R6a  an,  wo  *pugna  c.  83—88' 
verzeichnet  steht  —  er  entspricht  ganz  genau  den  Napoleonschen 
auf  grund  der  ausgrabungen  entworfenen  plänen  — ,  wer  soll  denn 
glauben,  dasz  auf  diesem  schmalen  terrain,  in  diesem  winkel  Ver- 
cassivellaunus  mit  60,000  mann  gefochten  hat?  auszerdem  hätte 
er  ja  von  der  höhe  des  berges  bis  zum  lager  hinab  sich  der  be- 
schieszung  in  seinen  beiden  flanken  ausgesetzt,  da,  wie  auf  dem 
plane  v.  K.  zu  ersehen,  m  ziemlicher  nähe  sich  zu  beiden  Seiten  wall 
und  graben  hinziehen,  in  diese  falle  hätte  der  gallische  kriegäratii 
wol  schwerlich  einen  ihrer  bedeutendsten  führer  geschickt. 

Sehen  wir  uns  nun  die  terrain Verhältnisse  des  M.  Bussj  nach 
den  Worten  Cäsars  genauer  an.  wir  wissen  schon  (s.  circumvalla- 
tionslinie),  das  plateau  desselben  lag  so  weit  zurück,  dasz  Cäsar 
gezwungen  war,  es  auszerhalb  der  befestigungen  liegen  zu  lassen. 
80  war  er  denn  auch  hier  veranlaszt,  das  dortige  lager  niedriger  zu 
legen,  der  borg  zeigte  nicht  so  wildes  terrain,  als  M.  R6a.  der  ab- 
hang  nach  der  stadt  Alesia  zu  war  sanfter  und  zeigte  absätze,  anf 
einem  derselben  befand  sich  das  lager,  doch  immer  noch  auf  der 
höhe  (wie  Napoleon  sagt),  von  diesem  lager  bis  zu  dem  dahinter 
sich  erhebenden  plateau  in  ungefähr  GOOO  fusz  entfernung  betrug 
die  abdacbung  nur  200  fusz.  auch  dies  stimmt  mit  Cäsars  worien 
(leniter  declivi  loco). 

Wir  dürfen  abweichend  von  v.  K.  den  M.  Bussy  als  den  hügel 
erkennen,  den  die  gallischen  fÜhrer  sich  zum  angriff  ausersate 
dasz  dieser  berg  nicht  ganz  im  norden  von  Alesia  lag,  sondern  melr 
nach  nordoßten,  können  uns  diejenigen  nicht  entgegenhalten,  fnMi^ 
für  M.  B6a  sich  entschieden  haben ,  denn  der  li^t  ebenfalls 
Bftch  norden,  son^m  in  demselben  abstände  nach  nordwesteft. 

Et  trabrigt  noch  der  beweis,  dasz  d^r  M.  Bussy  anch  d«r  w«- 
ter«ii  danMlnng  des  kampUM  nii^i  iddmpriclit. 

YflraasiTellaiuiiia  manehierle  bti  flintratgado  dunkeiliflit  zin* 
schan  8  «sd  9  «hr  (lila  ax  oaatris  prima  YigiUa  agneans)  mit  60,000 
mann  auserlagenar  siraitar  ans  dam  lager  rnif  dar  hiSh»  sttdÜdi  ^ 
Pomllenay  hinter  dam  M«  Ilavigny  weg  und  gelangte  kan  ntf^ 
tagaaanbrach  (4  uhr  mocgens)  an  ainon  der  hinterbaiga  das  M.  BaB>T* 
als  dar  mittag,  dia  ?erabredata  aalt  das  angriffs,  hanmoahta,  stflnsto 
er  flbar  daa  plaiaaa  das  Bnaiy  aaf  das  niadriger  gelegene 
wo  Beginua  nnd  Babüoa  mit  iwai  legionan  atanden.  nach  snror  ge^ 
troffanar  yambradung  rttckta  um  diaaelba  seit  &  gallü«^  reiter« 
gegen  dia  circnmTaUationBlinia  in  dar  abena  von  Laomes  vor 


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Die  belagemog  von  AImül 


177 


campestres  munitioncs) ,  das  fuszyolk,  welches  im  lager  geblieben 
war,  nahm  vor  demselben  Stellung,  ob  diese  180,000  mann  gar 
keinen  angriff  versucht  haben?  Napoleon  bat  gewis  mit  vollem 
rechte,  wenngleich  Cäsar  nichts  davon  erwBhnt,  bemerkt,  dasz  es 
gar  nicht  möglich  sei,  sich  diese  Schaar  unthätig  bei  dem  ganzen 
kämpfe  zu  denken,  ob  er  sie  aber  mit  recht  in  der  ebene  von  Lau- 
mes  angreifen  läszt,  wo  ja  schon  die  reiterei  Yorrflckte,  müssen 
wir  dahingestellt  sein  lassen.  CSsar  hat  sie  wol  in  der  kurzen 
bemerkung  eingeecblossen :  pugnatur  uno  tempore  omnibus  loois 
acriter. 

Auch  die  UolderfoiL  lückten  aus,  nachdem  Yercingetorix  die 
anstalten  der  seinigea  (suos)  von  der  borg  aus  gesehen  hatte,  ein 
teil  zog  durch  die  stadt  der  eliene  xb,  ein  anderer  marschierte  gerades* 
wegs  MS  dem  lager  gegen  teM.  Boisj,  weil  tet  ihm  tnwuüe  Ton 
«nun  angriffen ,  c  si^erdmg&korix  cx  «roe  Aleaita  tnot  eonspiMi* 
tos  mL  oypidk)  egreditur,  a  o$M»  longurios,  mnioaloSt  Mcm  vi^qm' 
qoe,  quae  «nptioauf  üäxm  paravmt,  pvotet 

Die  ImdMliriften  geben  stmtlkli  n  (odnr«s)  CMtiis.  ütimagm. 
eilttrar,  "wMm  die  wüßaüißmg  des  galÜMiMU  ligm  (e.  71.  Wjil. 
Torlinfige  ereigniitein  und  om  AUsin)  «mdiBMlitiUiHen 
Mi  m  la&rungen  maalaiit«  aber  aeHiat  dH|i«iigen,  walfllie  a  oaatria 
beiboUdtan,  wieien  nnr  a«f  die  mOgliahkeit  hin,  daai  iauneiliin  auf 
dim  MhercB  lagerplain  die  §&D»mUm  afairmgcrfttlie  angefertigt  sein 
kouBteii.  aehwetüeh  iHbde  Cisar  diese  TOIUge  nebensaehe  so  eefar 
hervoi^bobeii  haben»  wenn  aber  der  M.  Bnisj'  der  aagnftpQBet 
der  CbiOier  ircfn  ansäen  nnd  lansii  war,  so  lag  ksfaie  andere  mOglidb- 
kttt  TOT,  YenHdgeteix  mosU  seinen  aosfidl  ans  dem  lager  maehen, 
olne  TOiher  durah  die  Stadt  so  sieben:  daher  sind  alle  Indemngen 
und  naawstlieh  des  lAfB,  erates  (Nqip«  oratis)  zn  beseitigen. 

Qegen  die  allBKerts  erfolgenden  si^;fiffe  (pngnainr  nno  tempotn 
emiiboe  loeis  aeriter  atqne  omnia  tentnituTf  qna  minime  irisa  imbb 
ftnna  est,  hsie  eenenrtitnr)  hatten  die  BOmer  bei  der  groeseo  ane- 
dthaoflg  ihrer  linien  einen  sehweren  stand,  nirgends  kennten  sie 
siflh  in  gfOsseten  sMMsen  den  feinden  snl^Qgettsetsen, 
der  gedankn  naefateilig  aof  sie  ehi,  dass  alle  ihre  tapferkeit  vergiA»- 
lich  sein  würde,  sobidd  an  irgend  einen  andern  ponote  der  (bind 
dnrehbiMie,  denn  aUenIhalben  ertOnte  das  feindliche  kriegsgesohi^, 
vor  Timm  nnd  im  rttcksn. 

CSsar  aberscbante  das  ganse  Ton  einer  stelle  ans,  die  ihm  na- 
meatüeh  den  fiberbliok  nach  Westen  In  die  ebene  von  Latunes  nnd 
Meh  Osten  auf  den  M.  Bassj,  als  die  am  m^stsn  bedrohten  pnnefee 
gowihrte  (c.  86  idonenm  looum  naetns,  qnid  qnaque  in  parte  gera- 
^r,  cognoscit).  wir  wevdte  diesen  seinen  Standort  wol  zur  rechten 
des  lagers  suchen  i&tlssen,  das  v.  K.  als  das  des  Labienns  hezeiefattet 
^t.  vieUiieht  mOchten  wir  nicht  mit  unreofat  K*  auf  den  aus- 
dnidL  qna  que  in  parte  (oder  ex)  aufmerksam  machen  dürfen ,  der 
^oeh  vsesshiedene  selten  bezmehnet,  nnd  doeh  Terl^  Ni^leon  den 

II.Ja1uKr.phn.«.pid.  ILaM.  IST»,  hlt.4.  M 


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178 


Die  betegemag  tob  AlMia. 


observationspunct  Cäsars  nach  der  linken  höhe  des  M.  Flavigny,  von 
wo  aus  denn  Cäsar  nur  den  (nnen  überblick  über  die  ebene  und  dar- 
über hinaus  auf  den  M.  R6a  hatte.  —  Von  diesem  seinem  stand- 
puncte  aus  dirigierte  CUsar'  die  nutigen  Unterstützungen,  am  geffibr- 
lichsten  gestaltete  sich  das  gefecht  auf  dem  M.  Bussy ;  hier  halten 
die  angreifer  den  vorteil  der  höheren  Stellung;  wenngleich  die  ab- 
dachung  des  plateau ,  wie  oben  schon  erwähnt,  gerade  nicht  sebr 
bedeutend  war  (leniter  declivi),  so  gab  sie  hier  doch  den  ausschlag 
(c.  85  exiguum  loci  ad  declivitatem  fastigium  raagnum  habet  mo- 
mentum).  das  iniquura  fast  aller  handschriften  statt  exiguum  ändert 
wenig,  nur  dürfen  wir  wol  nicht  mit  den  editoren  diese  werte  für 
eine  allgemeine  phrase  halten,  sondern  als  einen  hinweis  auf  die  da- 
mals gerade  vorliegende  Situation  auffassen. 

i  Nachdem  Cäsar  die  schlimme  läge  der  seinigen  vernommen 
hatte,  sandte  er  den  Labienus,  der  in  der  .nähe  war,  mit  sechs  co- 
horten  zu  hilfe,  mit  der  Weisung,  im  höchsten  notfalle  aus  der  be- 
festigungslinie  herauszubrechen  und  die  den  wall  schon  erstürmen- 
den Gallier  drauszen  anzugreifen  (c.  86  imperat,  si  sustinere  non 
possit,  deductis  cohortibus  eruptione  pugnet,  id,  nisi  necessario,  ne 
faciat).  Cäsar  selber  begab  sich  wahrscheinlich  nach  der  andern 
Seite  zu  den  Verteidigern  der  ebene  (ipse  adit  reliquos)  und  mahnte 
sie  zur  ausdauer.  inzwischen  erhob  sich  auch  auf  dieser  seite  grö- 
szere  gefabr.  die  blokierten  (interiores)  gaben  ihren  bisherigen  an- 
griff in  der  ebene  auf  —  die  dortigen  vorzüglich  starken  befestigun- 
gen  vereitelten  alle  ihre  anstrengungen  (desperatis  campestribus  lo- 
•cis  propter  magnitudincm  munitionum)  —  und  wandten  sich  8»tr 
,wärts  zur  höhe  hinauf  (loca  praerupta  ex  adscensu  tentant).  obflfid- 
lieh  zu  dem  M.  Flavigny,  wie  Napoleon  ^agt,  oder  nördlich  Bißh 
dem  M.  Rea,  wie  Göler  behauptet?  v.  K.  hat  an  beiden  ortea4^9 
bezeichnung:  *pugna  c.  83 — 88'.  für  die  schüler  deutlicher  wO«te 
vielleicht  an  feiner  stelle  'pugna  c.  86 — 87'  stehen,  der  ausdmdt 
praerupta  loca  ex  adscensu  tentant  ist  für  beide  orte  passend, 
terrain  abschüssig  und  steil ,  hier  und  dort.  Napoleon  konnte  noh 
nur  für  M.  Flavigny,  Göler  durfte  sich  fttr  M.  B6a  erklären,  aber  « 
stand  ihm,  wie  jedem,  der  den  M.  Bussy  als  angriffspunct  der  GaOier 
auffaszt,  auch  die  enlaeheldung  fttr  M.  Flavigny  frei,  m  eiaem 
jiu  erwfOnieiideii  grimde  folgen  wir  hier  Napoleim.  —  Wir  kel^ 
Cttsar  in  der  ebene  yerlassen ,  von  dort  «08  ediiekt#  er  mitt  da 
Bratm  mit  eedie  coborten,  bald  auch  nock  den  FabSns  ndi  neboi 
.  coborten  nach  den  angegriffenen  hShen  des  X.  Flmgny.  diese  disi- 
zehn  coborten  hatten  sidli  bisher  schon  an  dem  hamp^s  in  der 
beteiligt  nnd  immi  hier  nunmehr  flberifissig  nnd  disponibel,  sher 
die  QidHer  erstiegen  schoa  mit  ungestOm  den  wall,  daher  ftthrte 
Ofisar  selber  nodi  frische  truppen,  die  noch  nicht  im  kämpfe  gewesen 
waren,  herbei  (integros  snbsidio  addncit).  wer,  wieT.K.,  doiH. 
fi6a  von  Yercassifelk&nns  angreifen  lisst,  woher  will  der  denn  den 
£l88r  die  integri  nehmen  lassen?  wer,  wie  Osler,  den  kttmpf  n*^ 


Die  b«lagerasg  von  Aleei* 


dem  M.  Bussj  verlegt  und  zugleich  die  blokierten  den  M.  Flavigny 
angreifen  läszt,  findet  frische  truppen  im  lager  am  fusze  des  M.  R6a, 
und  von  dort  führte  Cäsar  selber  sie  an  den  bedrohten  punct.  nach- 
dem durch  diese  Unterstützungen  der  angriff  der  blokierten  zurück- 
geschlagen war,  eilte  Cäsar  über  die  ebene  von  Laumes  nach  dem 
M.  Bussy  (c.  87  restituto  proelio  ac  repulsis  hostibus ,  eo,  quo  La- 
bienum  miserat,  contendit).  aus  dem  nahe  bei  dem  cavallerielager 
bei  6r68igny  gelegenen  castell  19,  das  wir  höber  liinauf  zu  suchen 
haben,  als  v.  K.  es  verzeichnet  hat,  nahm  er  vier  cobprten  mit,  es 
war  dies  das  nächste  bei  dem  M.  Bus.sy  (cobortes  quattuor  ex  proximo 
castello  deducit),  weiter  liesz  er  einen  teil  der  in  diesem  lager  cam- 
pierenden  reiterei  sich  anschlieszen ,  der  andern  hälfte  befahl  er, 
links  aus  den  befestigungen  hinaus  zu  marschieren  und  mit  Um- 
gehung des  auf  dem  plane  durch  v.  K.  mit  402  bezeichneten  hügels 
dem  Vercassivellaunus  in  den  rUcken  zu  kommen  (partem  circumire 
exteriores  munitiones  et  ab  tergo  hostes  adoriri  iubet).  hier  traf  ihn 
die  meidung  des  Labienus,  dasz  er  die  circumvallationslinie  nicht 
mehr  halten  könne,  es  sei  die  not  wendigkeit  eingetreten,  die  letzte 
rettung  in  einem  ausfall  zu  suchen,  und  er  werde  sogleich  dies  letzte 
mittel  ausführen  (Caesarem  per  nuntios  facit  certiorem,  quid  faciun- 
dum  existimet).  der  zufall  war  ihm  günstig,  er  konnte  zu  seinem 
geföhrlichen  unternehmen  39  cohorten,  die  gerade  aus  den  nächsten 
I  castellcn  dort  eintrafen,  vereinigen  (coactis  undequadraginta  cohorti- 
!  bus,  quas  ex  proximis  praesidiis  deductas  fors  obtulit).  auf  diese 
I  mt'ldung  des  Labienus  beeilte  sich  Cäsar,  aus  dem  Rabutinthale  die 
'  höhen  hinauf  zu  kommen,  um  der  schon  entbrannten  scblacht  auszer- 
halb  der  linien  beizuwohnen  (adcelerat  Caesar,  ut  proelio  intersit). 
^  von  der  höhe  des  berges  sah  man  ihn,  mit  seinem  feldherrnkleide 
•  wgethan,  die  Schluchten  hinaufkommen  (c.  88  ut  de  locis  superiori- 
bus  haec  declivia  et  devexa  cemebantur),  gefolgt  von  reitergeschwa- 
j  tel  nnd  fuszvolk ;  freund  und  feind  erhoben  kriegsgeschrei ,  das 
i  ndl  die  ganzen  linien  entlang  wiederholte,  die  Soldaten  des  Labienus 
I  batten  80  hitzig  angegriffen ,  dasz  sie  ohne  ihre  pila  abzuschleudern 
(omissis  pilis)  sogleich  mit  dem  Schwerte  auf  die  Gallier  eindrangen. 
I  wjKlil  %areii  die  reiter  im  rücken  der  feinde  sichtbar ,  Cäsar  nahte 
-  n^t  Beinen  eofaorten ,  da  flohen  die  Gallier  und  fielen  den  reitem  in 
die  binde,  die  schlacht  war  für  sie  mit  groszem  Verluste  verloreii 
(fit  magna  caedes),  nor  wenige  kehrten  ins  lager  wieder  zurück  und 
^^^^Meten  iliren  gefährten  die  trauerbo tschaft,  in  folge  dessen 
^■nirde  das  lager  aufgehoben  und  alle  zerstreuten  sich  in  ihre  heimat. 
auch  die  bloUerten  gaben  jetzt  kämpf  und  hoffiiung  auf.  folgenden 
tigs  ergab  ucb  Aleeia. 

P.  I.  M.  R 


12* 


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180  FlsTio  Biondo. 

(10.) 
FLAVIO  BIONDO. 

SEHT  LBBBN  UND  8EINB  WBftU. 
(fortsetzuDg.) 


ZunScbst  gedenkt  jenes  misverhältnis&es,  wenn  ftticjfc"  nur  gsü! 
im  allgemeinen  und  ohne  näher  darauf  einzugehen ,  Enea  Silvio  in 
seiner  'Europa'",  er  spricht  es  hier  mit  befremden  aus,  einen  mann 
von  der  bildung  und  gelehrsamkeit  Biondos  am  hofe  des  Nicolaus 
so  vernachlässigt  zu  sehen,  und  meint  schlieszlich  wol,  dasz  ein 
papst  selten  denjenigen  begünstige,  dem  sein  Vorgänger  geneigt  ge- 
wesen, freilich  nur  eine  unzulängliche  erklärung !  vielleicht,  däu 
dagegen  auf  einen  andern  umstand  mehr  gewicht  zu  legen  ist. 

Nicolaus  V  war,  gleich  manchem  gelehrten  dieser  generation, 
der  griechischen  spräche  nicht  mächtig,  dabei  hatte  er  jedoch  ein 
sehr  lebhaftes  gefühl  ihrer  bedeutung,  und  war  nur  um  so  eifriger 
bemüht  die  schätze  der  griechischen  litteratur  sich  wenigstens  in 
einer  lateinischen  Übertragung  zugänglich  zu  machen ,  zumal  seit  in 
Florenz  Leonardo  Bruni  ein  so  glänzendes  vorbild  der  übersetzer- 
kunst  gegeben,  den  Homer  in  lateinischen  versen  genieszen  zu  kon 
nen,  das  erschien  dem  papste  als  ziel  seiner  wünsche,  und  daher 
hatten  sich  denn  nun  die  eigentlichen  meister  und  dolmetscher  de; 
griechischen  seiner  vollsten  gunst  zu  erfreuen,  während  die  anderen 
humanisten  —  und  zu  diesen  gehörte  Biondo  —  weniger  beachtet 
wurden.  Biondos  Unkenntnis  des  griechischen  war  in  Nicolaus" 
äugen  ein  schwerer  mangel,  um  nicht  zu  sagen  ein  makel.  indessen 
erklärt  sich  das  auffallend  zurückhaltende,  ja  gespannte  Verhältnis 
beider  männer  zu  einander  allerdings  nicht  daraus  allein,  es  kam 
noch  anderes  hinzu ,  wie  auch  in  den  quellen  angedeutet  ist. 

Biondo  hatte  ohne  zweifei  neider  und  gegner  an  der  curie  selbst, 
eiaes  derselben  gedenkt  er  ausdrücklich  in  einem  briefe  an  F.  Bar- 
baro.  ®*  wer  aber  dieser  Widersacher  war  (er  spricht  immer  nur  im 
Singular),  erfahren  wir  nicht;  doch  liegt  es  vielleicht  nshe, 
Georgios  Trapez untios  zu  denken,  welcher  damals  gerade  als  Übe^ 
tetzer  griechischer  Schriften  im  höchsten  ansehen  bei  Nicolaus  staaA 
namentlich  möchte  für  diese  Vermutung  der  umstand  sprechen,  dMl 
Georgios  bald  darauf  im  Jahre  1452  gestürzt  ward  uud  sich  vosSiSfll 
entfernen  mustei  da  ganz  das  gleiche  aue  ganz  der  gleiolMtt 
Biondo  r<m  seinem  'feinde'  erzählt. 


Aeneas  Sylvins,  Europa  cap.  58  in  den  opera,  Basileae  16'1; 
^  B.  dessen  epist.  s.  306.  er  erwähnt  hier  einen  'adverffariDin  tibi 
(sc.  Barbaro)  notiarirnnm,  qni  nee  «Iiis  deltniri,  plaeari  aat  detinen 
posset  rationibus  et  artibus,  qnod  omnfm  frande  agens  et  malignitnte, 
partim  rem  manifestam  negaret,  partim  simulatione  tegeret,  partim  loe 
totis  viribus  oppagnaret*  und  auch  weiterhin  spricht  er  voo  der  ex- 
asperata  hostis  malignitas. 


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Flayio  Biondo. 


181 


Jedenfalls  steht  so  viel  fest ,  dasz  neid  and  intriguen  zun&chst 
Biondos  wege  kreuzten.  Nicolaus,  der  ihn,  wie  wir  sahen,  ohnehin 
nicht  sonderlich  beachtete ,  war  zwar  gewis  nicht  wilkna  den  ¥er- 
iächtigten  aas  seiner  secretärstelle  za  entfernen,  abtr  er  Hess  ihn 
thatsachlich  unbeschäftigt  und  somit  aooh  ohne  gelegenheii  eiaai  er- 
werbs.  denn  wenn  dies  auch  allerdings  nirgends  diitct  gesagt  wird» 
^0  wird  es  aus  verschiedenen  andeatungen  gefolgert  wvcdm  dflriSni* 
£s  ist  zunttchst  sieher,  dass  Biondo  im  juni  1446  ikk  mb  m 
Born  befond.  das  seigt  ein  lüm  BiurlHUPO  «i  ilm  gericiteter  brinC* 
m»  es  kienuwh  teheiat,  mr  Koadot  gMmg  miA  ifteÜBBg  alt 
Ncnttr  damab  «neb  mofk  in  k«ia0r  mise  «nehtttort«  da  finteo 
ikudringettd  bittet,  mmm  nßmmn  irinflmi  bei  ihm  pcyttf«  tn  gungtea 
«aar  angelegenheit  das  UoeWra  dar  JattoM  a«fimMaiMi«  ^üm  bitte 
aber  gar  kelnaa  aiim,  wann  IKondo  aehon  parsona  iagrate  gawaam 
wte  anden^  Buiai  «r  bald  daiaaf »  Mt  aa  naa  fintwillig  odar  an- 
folge  ligand  walebar  atttigung,  dia  eofie  Teriaaeen  baban,  wie  ana 
«BBAleMbPoggioaTmnlSaagastliiQberfefgebt*'  PoggioaMial 
Idar,  er  Terrteba  aa  reciil  wol»  weaai  Bioado  wieder  aaah  Boaa  strebe^ 

;  deaa  er  brancbe  geld  aad  däe  boffiraag  aaderwMe  eenn  ifiXkk  aa 

i  vatbesemi,  aei  T^Ulig  geedbeiiert.  wir  eebaa  also:  Biendo  bei  eieb 
tehon  eiaiga  seit  ym  Boas  Iura  g^Mltsa,  bebvi  aber,  aacbdem  ar 
mm  Terfobltaa  weaab  gamaebt  aina  aene,  Teraiatiiob  Tieltar- 

\  spredieade  stelliiag  an  erlangen,  aa  den  pOpaUieben  bof  sarttek» 
am  18  deeeaaber  1449  laden  wir  ibn,  anfidge  seinea  briafee  an 

I  Jaeopo  Braaelli,  den  geaehinbtiinhreibar  der  xapiddik  Genna,  wieder 
ia  Bian«''  aaadwmead  wer  ar  aber  aa  dieear  aait  obaa  antUaba 
thatiiM^  «too  bei  eeiaar  aarttoblauift  aieht  wieder  beeeblfilgt  wor- 

!  er  eslbet  epiah  ia  dem  geaeanten  briafe  daraol  ea,  wenn  er 
voe  aaaflm  'eebiCbnicbe'  (naafinginai  zamai  aieBroai)  redet,  bei  dem 

I  er  sich  jedoeb  dea  beiteraa  siaa  bewahrt  bebe. 

Wohin  er  aieb  Ubiigaaa  auttlerweile  gewandt,  Haat  sieb  aar 
▼onnaten«  Tiraboeebi  sagt,  Biondo  habe  an  der  seit,  ab  er  mit 


^  t.  4mm»  apitl.  anbaag  t.  94. 

P«ggii  aplet.  97  im  spicileghlB  Braiaaein  b.  X,  ed.  Aug.  Mal 
i-  367:  Blondum  reverti  ad  curiam  non  miror.  et  capidus  eniin  est 
^aaestas  et  destitutns  h  spe,  quam  amplissimam  sibi  proposut>rat  ex 
•tttiioii  amplitudine ,  qaae  sibi  certa  fatai»  yidebatnr.  aed  res  curiae 
Ha  Imms  eaiatwil,  ol  band  nagno  «m  loaro  el  saaMao  eo»  IneMi* 
modo  sU  ibi  faturns.  8.  aacb  Poggii  epiatolae  ed.  ItoaelU  TOL  III 
Florentiae  1861  Hb.  X  epist.  6:  Poggius  Petro  de  Noxeto  »ecreiario 
*po8tolico  ex  Terranova  (26  august  1449):  aed  intellexi  Blondum  cito 
'•▼erinram,  spem  forsan  majorem  conc eperat  in  aliorum  fortuua,  quam 
attalinift:  Md  m&fm  MtoTit  «t  pMlam  fugU  abiqae  diMri«!ne; 
aue  redibit  tibi  aaxilium  laturas. 

"  I.  cod.  Dread.  s.  118  sq.  (brief  des  Biondo  an  Jncopo  Bracelli 
A«inae  XV  kl.  Jan.  1449.    da  aber  Biondo  anf  den  brief  de^  Bracelli 

18  kal.  dec.  (14  aovemb  )  in  derselbea  stunde,  in  der  er  ihn  em- 
pfangen, aaiwortet,  soll  m  ilehcr  jaa.  Mum  aad  der  bitef  ftt  also 
vom    deeeaber  U4e. 


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18S  WMo  Bioado. 


NiadMM  tmthOm  giimm,  tidi  Tergebans  binftki,  euMcWaiig  bei 
R'iaDMCO  Sflmtf  dem  htnog  tob  lltilMid,  la  «riialftfB,  dam  tr 
mkom  Mlnr  «iuMl  gedtet  odtr  wvnigsteH  lab«  dwu»  mUml 
doth  wird  dlM  aagabe,  baff  tM  aioM «of  me  qoelto mflek- 
g«Ahct  iit»  immtr  idt  fra^idi  gShim  mAmhi.  dagegen  dvf  ftr 
wmlliilmligung  dts  bfMlHidMi  itit*  imd  leWasbüdw  ime  wo* 
Uof  lomraig  Bioadof,  die  denellM  gelegeaUieh  ia  dir  Kalk  M, 
in  bitradii  gezogen  imlMi.  doiienlblt**  «r,  diM  «rdieiatwwkis 
]io4lioh«r  Bwaie  la  Most»  Sostiilo  «ttd  «nf  seiMm  bMÜdnm  mdar 
RommdkUik  bei  Bkniiio  Ttrfciit  failw.  da  er  ami  dto  liaUa,  nie 
wir  naten  in  leigea  gtdeakia,  ia  dea  jabna  1449—^  ibhrieb,  so 
»anevfiob  diaalatadiegeBaaBtimettesuöekgeiogaalu^ 
wie  üeeilieb  akM  •«üeMieiiti  den  er  tortlbetgehead  aaeb  rnkt- 
Wirte  wweitte. 

Feraer  eiad  Utar  aaeen  finge  swai  briefb  dee  Filelfo  widitig. 
der  «ae«  ea  Oioifeaai  Aaiiepa  veai  aeroaber  14iO,  bittet  m 
beldigeto  aeebrieht  Aber  Bioado"»  ob  dieeer  vielleiobt  uuk  itom 
gebea  werde  oder  wae  aoaei  sein  loos  seL  der  sweite  brief**,  za  der- 
•elbea  leit  nad  in  derselben  «belebt)  aber  aa  BSeado  aanittelberge' 
eebrieben,  entb&lt  neben  den  anteilvoUetea  wllaecfaen  einer  gtln- 
etigeren  schicksalswendnag  anch  die  bemerkaag,  es  gebe  das  g9- 
rOcht ,  Biondo  habe  Verran  ab  aaÜNitbalteevl  erwibU  aad  lamei 
sieb  dort  wol  gefallea. 

Man  ersieht  hierans,  dassBiondoe  geetalt  in  der  thai  IHr  einig« 
leü  awflcktrat  und  somit  mancher  aiQszigen  erfindung  iwun  nad 
aalasz  gegeben  war.  er  hatte  Rom  zum  zweitea  male  verlassen,  war 
es  auch  aunfichet  aar,  um  eieh  und  die  seinen  vor  der  herannahendea 
pest*'  SU  siebera»  korz  darauf,  im  September  1451  erscheint  er  in 
Bafeana,  obae  dasz  sieh  seine  Verhältnisse  irgend  wesentlich  ge- 
bessert hätten."  er  verwendet  die  ihm  jetzt  zu  teil  werdende  masze 
einmal  zn  sebr  sorgfiUtigea  topogiapbieebea  stadiea  —  ee  gelt  ^ 

it.  reg.  VI  8.  81 :  ad  conchse  vero  dexteram  sanctas  Clemens 
agellam  corianum  mons  Scaiolas,  ttbi  baee  scribimas  and  ebeoda  ref. 
VI  p.  «8. 

'9  s.  Francisci  Pliilelphi  epistolarom  libri,  Brixiaa  1488  Hb.  VII 
p.  III  Franciscas  Pbilelphaa  Jaanni  Amiipae,  ex  Hediolano  Vi  kal- 
decembres  1450. 

»  Pbileiphi  epislol.  IIb.  VU  p.  U:  pmmneftairtl  qneMdle  taapb- 
siina  d«  te,  mihi  tandam  aal  ramuiolatam,  ta  Fanmriam  cooceisiss^ 

habereque  perbelle.  —  Itaqtie  tuae  liberalitatis  nrnnus  erit,  si  me  feceris 
quam  primum  certiorera  de  omni  statu  tuo,  quem  in  dies  ab 
mortali  deo  maeis  magisque  fortunari  non  solam  cupio,  sed  etiam  opto. 
datiert:  YII  kaL  deeeiab,  I4i0i 

«1  8.  QuiriaiDiatrIbepraeliminaris  in  F.  Barbari  epistolas,  Brixia« 
1471  p.  171  sq.  —  nec  immenso  hnic  et  difficili  operi  (i.  e.  Italiae  illus^'"') 
manum  prius  appoaui,  quam  pastilentia  me  cum  familia  ab  orbe  Hoiu& 
fagere  coepit.  .  ^ . 

M  F.  Barbari  ap.  appeadix  p.  lOls  Petras  Thomasiei  ülaBtn 
equia  F.  Barbaro  datiert  VaaatUa  X  kmL  ootobris  1451  p.  106:  BIsaS«* 
BaTannam  abiit,  quid  de  re  saa  agetar,  postea  signifieebe. 


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Flavio  Bioado. 


183 


ausarbeitung  und  Vollendung  seiner  Italia  —  sodann  zu  ander- 
weitiger gelehrter  thötigkeit.  Zeugnis  dafür  gibt  das  prooemium 
jener  schrift,  das,  wenn  es  auch  nicht  von  Biondo  selbst,  sondern 
von  F.  Barbaro  herrührt,  doch  ganz  im  sinn  und  geist  deä  erstem 
gehalten  ist.** 

In  diese  zeit  fällt  auch  ein  aufenthalt  Biondos  am  hofe  des 
ixuüigb  Alfonso  von  Aragon  und  Neapel,  hier,  im  verkehre  mit  dem 
ihm  lange  befreundeten  fttrsten  mag  er  mehrere  monftte  zugebracht 
haben,  und  als  im  m&rz  1452  kaiser  Friedrich  III  mit  lemer  jungen 
gemahlin ,  der  infantin  Leonor  von  Portugal,  tintr  nkhto  Alfonsos, 
in  Ne^>el  efsddea,  wsr  Btedo  dam  «oMfiehtn^  das  kaiaerliobe 
fiar  in  Oiflisntliehflr  fataamwihiiig  «1  säkuangvoll  panegyrisefair 
lida**  I«  begrOsaM.  daaa  dar  ialtttt  dar  iatotiiim  von  geringeram 
briang  war,  kaiA 

anttfarnng  mm  Tflrtankri^fa  hinani  tthfiga«a  aakiaii  aa,  ab  aolla 
die  läge  IKoodca  QMMar  Ualbaa  wia  Uahar.  ar  ftlurto  das  «Mal  ala 
*ifoatoliaahar  aaaratif*  IM*  (wia  aaiwr  aail  «mbaiovnm  Aonapa 
gakhaB)!  ^  diaa  aoehmala  aa  bataawn,  aalaaa  aoitaa 

milk  aataataft;  abar  ar  war  ^«aaaar  dieMaf,  md  daa  Uaaa  aa  nal  ala 
aaatar  galiall  imd  arwarl».'* 

Li  dar  tiuit  iaft  dar  MudvaakdaaiflUMElai  dar  dam  bakfinuBartaB 
fnnliaBvaAar  ia  mvailaB  natafiilfliiff  naftar  miiaAlDdaB  wor 

«Um  begreillidi;  doch  aalita  aban  jatit  aadi  daa  aiida  dar  kriala* 

Dia  ante  tesudliaha  wiadaraBBÜwwBy  aa  Nieolanay  wIa  dia 
eodlldi» waabnnigBiidMnaalbaBflUtmdaajalirli^  inaiaan 
biieia  aa  Barbaro*'  tob«  26  ootobar  diaaea  jahraa  artfUt  Bioado  da- 
m.  gaaaar  aeht  aaoaaia  ael  ar  wiadar  ia  Bam  gawaaaa,  g«nifini 

Quirin!  Diatribe  praeliminar.  p.  172:  nnde  peragrare  ao  lustrare 
Italiam  coepi,  ut,  si  nihil  aliud  agerem,  in  otio  saltem  essem  negotiosus. 
tneh  der  ausdruck  otiam,  den  er  hier  gebraucht»  weist  sehr  deutlich 
darauf  hin,  deas  er  augsoMleklieh  weder  aa  dar  «arU  aoeli  s«Mt 
irgendwo  als  beamter  thätig  war. 

^Mie  rede  ist  nicht  gedruckt,  sie  steht  handsebriftlieh  cod.  Dcesd. 
s  81-85. 

wenigstens  wird  in  einem  brtefe  dea  FÜelfo  vom  febraar  Mi 

Biondo  in  der  aufschrift  als  apostolischer  secreMf  bsseiekaet.  Pki- 
lelphi  ep.  Hb.  IX  Fr.  Philelphus  Biondo  Flavia  aROftaUeo  seeratari» 

datiert:  ex  Mediolano  IUI  kal.  Martias  1451. 

dasz  Bioado  bei  liicolaas  V  nicht  in  eigentliche  Ungnade  ge- 
liUsa,  wird  doeh  auch  dadonb  baieugt,  dass  sein  eohn  Chtsparo  eme 
it«Ue  in  der  regiätratar  des  papetes  bekleidete,  (er  hat  während  der 
ganzen  regierung  des  papates  regelmäszig  die  regestenbande  collatio* 
wert.  Archivio  stor.  Ital.  aar.  III  t.  III  p.  I  Firenze  1866  p.  204.) 
,  ^ "  F.  Barbari  ep.  p.  306:  fui  Bomae  mensibuB  octo  ab  amicissimis 
^1>^»  qiod  tibi  ex  agro  Ferrarienii  •eiipilese'>meaiini9  Toealos,  cujus 
^ipporis  partem  primum  iatar  spess  aatusfae  dubiam  pattentifsime 
«gif  Don  ignams,  qnalis  mea  esset  causa  et  quem  judicem  nacta  esset, 
s^versariom  tibi  notissimum  etc.  s.  vorher  anm.  84.  quae  cum  viderem, 
asvraaaai  re  infeeta  redire  statui,  sed  princeps  —  detinuit,  datis  manu 
«na  in  aUmoniaai  diitribatieaibas,  qiUe  et  deeofi  erani  el  tfMs  aptiaiam 
tsQoneiUattOida  piaa  sa  pabHoam  ferebaai  ata. 


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ISA 


liBnliMigimliMMi  mMhimth,  imm  «olvollift  Ifter  jeditt  wmM 
nifihii  iWMr  lüb«  ar  ftnoit  «Hh  in  Bm  aooli  iwMr  ia  pmä^mf 

<r  4i  Hakm  wämm  Mmürn  iMf^gant ;  bawüt  wä  trftniiliMi 
geweiMi  BMh  BaviBBft  mfldungthttt,  alt  Hieokat  noek  faikte 
ilnidv  liflk  ciMt  f4iii^B  btiOBMB  vnd  flni  <n^^  batÜMiABiUB. 

****^H£ffiAMi  giMUtk  ^Mfealhiit  ififlb  aImt  um  Mdi  wi  ti^ift  iif 

tttMKiilibuii^  isbMK  Ami  vslknAitei  TtiKi  iMdMiflUnsiL  viii  ftM 
Birliiro  atf iMtt»  dir  pipife  dkt  mI  ^ 
liflhikni  itmÜBTi  bcmlMBia  mAwot^iptottiMKk  isboMiM  ^Atttuwü 
Pbamii  flfli^  tmfjynrrrTrrrr  tat  «aniiatem laMi dM ftw^ 
dM  gilift  tevar,  da»  giaiAnntig  auoh  dar  imgQaaaate  fand  ver- 
aAwaad,  aai  aa,  daaz  dersalba  iaawiaahaa  aatteat  vaid»  oder  aadi 
aathflllnag  aaiaar  tiaka  dia  yoaat  des  p&pstos  tadoiaB  hatte.  ^ 

60  war  es  denn  nur  der  wolverdiente  lohn,  wenn  Biondo  jetzt 
oder  doeb  bald  danach  ia  aaine  vollen  ehiaa  wiadar  aiagaaetii  and 
damit  zuglaiab  dar  aahwere  drook  der  sorge  rm  ikm  gaMoaaai 
ward,  denn  werden  aaeh  glückliiahar  gestellte  freunde ,  yor  aUem 
aiia  gatialitar  BarlMuro  aad  Alfonso  von  Neapel,  niohi  aatorlaswA 
haben  ihn  zu  aatenitttsen,  ao  14ybaa  diaaa  jalwa  anaaar  «ineait 
barter  entbehnag  und  prüfung. 

Von  seinen  weiterea  addaisnlen  unter  daa  pontificate  Nico* 
laus'  V  hören  wir  aicbia.  «odi  aa  bnate  m  odv  aaBaoadonair 
galt  es  durchaus. 

Wol  aber  brachte  ihm  daa  jähr  1454  noeb  aiaaa  aanen ,  beson- 
ders schweren  verlust:  aain  um  zehn  jähre  jüngerer  freund  Barbaro 
starb,  wol  mit  keinem  andern  humanietan  bat  Biondo  so  vertraute 
beziebiuigaa  unterhalten,  als  mit  dam  procuzalor  Toa  San  Marco, 
kein  anderer  wiedaraa  bat  so  treuen  anteil  genommen  an  Biondos 
sobioksalan  wie  an  seiner  schriftsteUeriscben  thätigkait,  als  Barb&ro. 
es  war  ein  wirklicher  freundschaftsbund,  der  beide  zusammengeführt 
und  znsammengehalteD,  und  seiner  Innigkeit  entsprach  auch  seine 
dauer.*"  denn  er  bestand  seit  nahezu  drei  Jahrzehnten ,  da  er  innt- 
Hiaszlich  adioa  in  Vaaedig,  d.  b.  in  dan  jabran  1436^-30  gaecbio«- 
aen  war. 

Der  tod  des  papstes  Nicolaus  im  märz  1455  veränderte  Bionji^s 
Stellung  an  der  curie  nicht,  denn  auch  Alfonso  Borgia,  der  Spanier, 
der  als  Calixt  m  den  stuhl  Fath  baatieg,  balieaa  ihn  im  amte. 


Barbar,  epist.  p.  306:  nnper  enim  ItalUm  legit  et  per  ea,  ^^^^ 
unus  rettulit  amicus,  laudavit.  ^  Ebanda  p.  286:  quo  in  loco  reB  tog 
filerinty  cum  adversariiim  haberes,  ex  tois  liieria  oognovi,  cpem 
atatna  aina  adveiaario  habStivaa  äa,  aaaa  aaao  aen«. 

Borna  trinmph.  lib.  IX  p.  109:  is  (sc.  Barbarus)  cum  qno  aoi^i^ 
triginta  salidam  veram  aniflnanuiii  coajnnetioata  habaia»  gaudfio  t:^^' 


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im 


sere  qntllflii  Mhweigen  ab«  ihm  jßhm  gjadidi.  nicht  t inmal  %mm 

GaHslft  ptntififltl  tmr  wie  das  muim  Torgängwt  HmoImm  nur 
^oaingMr  ilinfnr,  fitiib idMa M •«gfnt t4M»  MidMmidbiTt 
gieng  iliBWMh  «bi  tawyiiitfMlMr  geial  Wmr»  1mm  Uffto  cto* 

«item  Milte,  dm  teidlM  &n  tevte  mm  «Ii- 
gwMlh  iitmd  grau  geTr«te  «ar  tr  ilMd  jctiil  tiilMu 
jfthn-~»ao  WHT  il»  doek  dit  frisite  «ii  dv  «te  «im  jagend 
UMiftEBwMii^iUiBlMii*  0iiad0  jiMadtfi^tf  MteliMfifrtiMMi 
dia  laaM  tBaauriMM*  wmI  bontta  baaahiftiaftfltt  Mtta 
lülmEMte  pttM»  AUoiiaa,  dar  kOnig  v<ni  Partiigil,  ote  Tiabnahr 
dHM  gaiaaidter  la  Boai  Joa»  Vanuaida  regte  itai  dam  aa»  aisa 
MäkMida  Raiaaria  am  Mkiaifem*  wlkrimd  tflaUaaiAfii^  aiak  dia 
n^ttUik  Vwaadig  kaiatlhte»  ala  laaiQKtepaplm  an  gawiHaaa. 
•BflhliciifaBiattiMMadiaMraaiibaiilaMim  bMidaia 

•  igfuf iimat  iat  auwr  igtajlkaa  um  aaptamhar  Idii     natt  ar  naa 
Bflha  gai  dia  mm  liilhHig  Hwadni  an  ikni  aaiygiiwlriigk  ar 

i  iMdvBki  aiMR  aMflng  daa  p^aiM'auimihMianaate 
Ml  baaailaBt  «ter  dMM  aiak  aMk  Biando  kifitidat.  daa  aial  daa 

1  lyariiaiittea  lak  am  kai  Tikiir  §ät^mm  kargklaaiar  dir  kaffigM 
CaiMM.  ak  aaai  diaklbawrekktbaltiiidMdtekflRlii^^ 
innenmgareidia  liaHnfhaft  ttkarUidi^y  da.iat  aa  Bkoido«  dar,  dtai 
allgemeinen  wunscha  antgagankonnaad»  glninkiawi  die  liiat<Mri8eba 
dentong  dea  kädaa  gibt,  er  nnd  nur  er  weiai  aUa  die  zahlreichM 
minen,  ihre  Mmatti  ihre  elasaiache  gaBobiebte  usw.;  dab«  erkennt 
sich  in  allana,  wk  g;aaokltBi  md  aagaaakaa  doak  araa  penltaUeb- 
keit  war. 

Auch  an  einem  der  politisch  bedeutendsten  ereignisse  in  Piua' 
poniificat,  an  dem  concil  zu  Mantua  1459,  nahm  Biondo  teil;  zn- 
{    gleich  feilende te  er  hier  seiM  Borna  irinmpkaM.  daa  iat  dea  lataie^ 
was  wir  Über  ihn  hören. 

Kicht  eben  lange  dasanf  starb  er  an  Bom  im  fttnftmdaiebaigetett 
i    jähre  seines  lebena. 

Die  zeit  seines  todes  Itot  aieb  mit  genamgfceit  bestimmen, 
denn  das  tedea j a h  r  steht  YoUkammen  sicher,  ea  iat  dai  jakr  1463. '^'^ 
venchieden  wird  dagegen  der  todes  tag  ttbetÜetot.  die  annalen 


8.  cod.  DreacL  p.  120. 

wir  haben  zwar  noch  zwei  briefe  von  ihm  aas  dem  septefltber 
U61,  dieselben  bieten  aber  für  aeine  lebensgeschicbte  niohta. 

*•  dass  er  dieaea  aller  erraldit  bat,  sagt,  aai  aar  die  betten  qnellta 
MMoführen,  die  grabschrift,  ferner  Barth.  Fontios,  Annales  bei  Pbl» 
l'ppi  Villani  liber  de  civ.  Florent.  famos,  civibus  ed.  Galetti,  Florenz 
p.  155  and  Johannes  fitaindel  iaei  Oafal«  aoriplorea  renui 
Miearam  tom.  I  p.  5^8. 

daa  beaeogan  die  anTarilaeiifateii  gawabramiiuiart  .vor  alleai 
aber  dia  gfobeebrift.  dort  heiszt  es:  vixit  annoa  lOJLY  ebiit  piidia 
KoB.  Ina.  aaao  aahitia  ohriatianae  MCOCCiJUII»  . 


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1S8 


ffaMkBioao. 


von  Forli  nennen  düiftijni^,  Fontius  den  12jiiiii^^,  wShrend 
papst  Pius  in  seinen  eommentarien  (s.  310)  und  die  grabschrift  den 
4  jnai  alt  todestag  zweifellos  richtig  anfItturiB«  in  der  heutigen 
Frandskanerkirche  zu  Araceli  auf  dem  alten  capitolinischen  kflgsl 
fand  Biondo  sein«  latzte  ruhestätteJ*^  fünf  überlebende  söhne  er 
richteten  ihm  das  grabmal  mit  der  mekiÜMli  erwilntHi  inschrift. 
auf  der  kehraä4a  des  denksteins  sah  man  das  wippen  der  Biondo- 
Bavaldini,  einen  mit  den  klauen  schlagenden  adler  und  eiaa  ii§e. 

Auch  an  büdnissen  Biondos  feblta  et  mqkt  im  gronen  saale 
des  rathhanses  von  San  Maroi»  M&mg  —  ein  schönes  zeiehen  der 
mMungj  in  welcher  er  stand  — «  wän  fOsMi  von  dar  hmd  des  Gio- 
vanni Bellini  dicht  neben  denen  seinat  IWMdciu  Fmmwco  Barbsro 
und  des  Zaccharia  Barbaro,  der  beiden  procuratoren  von  San  Mareo. 
indessen  ist  dieses  bild  längst  nicht  mehr  vorhanden.  1577  gieng 
es  beim  brande  des  rathhauses  zu  gründe.'^  eine  oopie  desselben 
verdanken  wir  Qiovio,  welcher  sie  in  seinen  'elogia'  veröffentlicht 
hat.  "'^  auch  bei  Boissard  und  Freher  findet  man  eine  solche :  es  ist 
«in  mehr  markiger  als  feiner  köpf  mit  festem  eindringenden  blick. 

Was  Biondos  familienverhältnisse  betrifft,  so  sagten  wir  schon 
oben,  dasz  er  mit  Paola  Michelini  verheiratet  gewesen  sei.  Cam- 
panos  grabschrift  preist  ibre  frömmigkeit  und  rühmt  sie  als  eine 
2ierde  ihres  geschlecbts.  mehr  als  zehn  kinder  schenkte  sie  ihrem 
gemahl.  dieser  selbst  spricht  in  eiaam  briefe  ans  dam  jähre  1443 
von  'xehn  unmündigen  kindern'«*** 

<M  die  ZXiy  jonii  1463.  Btondus  Flavios  Forolivieneie,  historio- 
graphni,  Somae  moittnr  etc.  Hnralori  ree.  tCalie.  seifptores  U  XXII 
p.  826. 

^  bei  Lami  catalogu»  codd.  msc.  bibl.  Biccardianae  p.  194. 
Banoli  band  I  p.  168s  ablia  aapoltnra  in  Araceli  avaoti  U 
facciata  maggiore.    Fontiass  in  Capitolio  ante  foras  tempfi  est  M- 
paltiis  und  Paolo  Qiovio:  tamaiatmqae  est  in  Capitolio  extra  Umtn 
templi  dei  parae  virginii«. 

diese  lautet:  Biondo  Flavio  Foroliviensi,  bistorico  oelebri  mal- 
tornm  pontfUeoiii  Bomanoram  seeretario  Üdelissimo.  Bloodi  qoiiiqiM 
filii  patri  benemerenti  nnanimes  posuere.  vixit  anoos  LXXV,  obiit 
Prid.  Non.  juaii.  anno  salutis  MCCCCLXIII  Pio  Pontifice  Maximo 
sibi  natisqae  favente.  fui  non  sum.  estis  non  eritis:  nemo  immortalis. 
morieoa  ut  viveret,  vixit  ut  moriturus.  eiu  epitaph  dichtete  ihm  n«^ 
•itte  jener  seit  Oiantenio  Gampano: 

Hie  Situs  est  Blondus,  Priami  cui  forma ,  Gatoait 

?ita,  Titi  Livii  fama  decusque  fuit. 
coniancta  est  sancto  coniux  pia  Paula  marito; 
feminei  sexas  glorla,  at  ille  Tifüm. 
tM  Boaoli  a«  «.  •>  168.  4ae  wappea  ist  auch,  wol  tob  ^olamo 
Biondo ,  dem-  eaaimler  der  briefe  aeiMt,  ia  den  Dreedeaer  cedet  ei^' 
geaeichnet. 

'  ^  s.  Francesco  Sansovino  Veuetia  citta  nobilissima  etc.  Venetia 
1581  lih.  6  p.  131  and  Bonoli  a.  o.  i.  172. 

TgL  F.  JoTioi  elogia  doetomm  Tiroram  eta,  Baeilaaa  1677  a  16 
(bilderaaegabe). 

***  wenn  er  hier  deeein  filioloa  nennti  eo  sind  wol  die  töchter 
mUgerechuet«   s.  8.  142  anm.  78. 


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187 


Wdi  d«r  lUetI»  warne  i(Sm«  war  der  «bciiiU]!  in  Vorli  gia« 
boren«  und  aadi  dflm  groimler  genaimlft  OMparo.  mkm  wnd 
wiedediolt  in  den  briefen  gedecbt."*  dM  wolwoUen,  wdcbee  Pine 
dem  TBter  eirwieeen  bftite,  übertrug  er  insbeeondere  aal  diesen  sphn. 
lehon  am  9  juni  1463|  nur  fllnf  injge  nach  dem  tode  des  Talers,  er- 
mamte  ibn  Pins  mm  nacbfol^nr  in  dessen  seerrtadate***,  mid  anter 
Alennder  TI  seben  wir  ibn  als  aposiolisdien  legeten  sn  Ceeena 
tbitig,  wollin  ibn  der  papst  gesendt  bette,  nm  dort  aimpsbroobene 
eanmen  zu  stillen,  bierbei  Cuid  er  ein  beklagenswertes  endoi  er 
ward  am  7  deeember  1498  ermordet. 

IMe  nam«  der  ittnf  sObne  aind  vna  flbsrlieftri''*t  anenr  dem 
obengenmuiten  Qaqwxo  werden  Antemo«  Qivolemo,  CUdiano  ud 
Fmeeeoo  aii%eflftrt«  wobei  dahingestellfc  Uaiben  mnss,  ob  diee  die 
ricbtigereibmiliolgeniieb  dem  alter  ist  CHrolamo,  dernniirOaliiini 
das  amt  eiaee  apostolisahen  aenptors  bekleidete,  bat  einen  teil  des 
Bresdeneit  eodes  geeebrisben  nd  die  dort  befindlieben  brMe  seinee 
Taters  ineammengee teilt  Biondo  bintotlieaB  aber  aaeb  mebrere  tOcb- 
ter.  dies  bezeugt  kein  geringerer,  als  papst  Pins,  der  die  familie  des 
Biondo  ab  «ine  'bene  institata  ntriolsqiie  sexos*  rftbmt,  indem  er 
Bocb  binanfllgt,  dass  der  Tatnr  sein  spSrlicbes  vermOgen  als  mit- 
gift  nnter  die  tflebter  Terteilt  bebe."'  Bonoli  nennt  eine  toebter 
Castors.  sie  waf  mit  dem  Florentiner  Niccolo  degli  Albizzi  fer« 
heiratet,  eine  zweite  toebter  biesz  Cassandra  nnd  bette  den  Fenca* 
resen  Scipione  Ariosti  zum  gemabL  aneb  die  weitere  naohkommen- 
Bobaft,  die  enkel  und  enkelinnen,  werden  zum  teil  genannt,  so  war 
Ttramtlich  einer  seiner  enkel  jener  Michel  Angelo  Biondo ,  der  zu 
saftuig  des  16  jabrbunderts  lebte  und  in  der  geschiebte  der  Chirurgie 
einen  namen  erlangte«  eine  seiner  enkelinnen  war  Angiola  Biondo, 
die  tochter  des  Francesco  Biondo ,  deren  grabschrift  wir  noeb  bo« 
«timu  die  fernem  fimiiliengesobichte  za  verfolgen  ist  nicht  unsere 
aufgäbe;  wir  verweisen  dafttr  auf  die  rsiehbidtigen  mitteilnngen 
B<ttoli8  nnd  Viv.  Maiehesis. 


"*  8.  z.  b.  Barbar,  ep.  s.  306.  auch  widmete  ihm  Pomponius 
Laetos  seine  editio  princeps  des  Nonius  Marcellus,  Komae  s.  &.  (doch 
un  U70).  die  Widmung  ist  abgedruekt  bei  Botfield  prefaces  to  the 
fint  editioDs  of  the  greek  and  roman  classics.  Loadoo  iS«!  s.  109. 
er  sagt  darin:  testig  tu  mihi  es  locupletissimus,  quoniam  et  Bloadi 
patris  tili  doctissinn  hominis  exquisitissimos  libros  recognovisti  etc. 

"  Marini  degli  archiatri  pontifici  vol.  XI  p  159.  dass  Qasparo 
uieb  schon  unter  moolane  an  der  eorie  tblltig  war,  ist  anm.  «6  bemerkt. 

über  Qaaparo  s.  BarblBao  illastri  Antiehl  etc.  p.  7?  nnd  8igls. 
Mirchesi  a.  o.  p.  562. 

*'*  8.  dissertaz.  Voss.  p.  235. 

'**  commentarii  üb.  XI:  familiam  bene  iustitutam  reliquit  utriusque 
sexas.  patrimoniam,  qnod  habuit,  tenne  dotinm -causa,  inter  feminaa 
^irisit.  ntasenlle  praeter  doetrinam  boaoBqae  moree^  nihil  reliqnit  etc. 

(forttetsttDg  folgt) 

Aunrnn  MASiirs. 


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0.  DiialMt  gfitoMiiihw  Obongtbooh. 


21. 

GRIECHISCHES  ÜBUNGSBUCH  ZUM  ÜBERSETZEN  AUS  DEM  GRIECHI- 
SCHEN INS  DEUTSCHE  UND  UMGEKEHRT.  FÜR  DIE  UNTEREN 
STUFEN  VON  DR.  GUSTAV  DZIALAS,  OBERLEHRER  AM  JO- 
HANNES-GYMNASIUM IN  BRESLAU.  ERSTER  THEIL.  DAS  NOMEN 
tmO  DAS  RBGELMXBZIGB  VERBUM  EXO.  der  VERBA  LIQUIDA. 
III.     96   S.     ZWEITER    TEIL.     VERBA   LIQUIDA,    VEBBA    AUF  |lt 

UND  V6RBA  ANOMALA.  134  8.  Bmlfto.  TerUig  Ton  A.  GoBolionkTB 
bachhandlcmg.  1876. 

'Bei  der  masse  der  bereits  vorWadamn  grieoluMhMi  ttbongS' 
bücbor  eraehtiat  es  fast  alt  mn  tiigiiitz,  mit  eiudm  mmm  tatfir- 
zutreten',  so  wahr  diese  werte,  mit  denen  der  berr  yerl  seine  T0^ 
fede  beginnt,  an  sich  sind,  so  kann  man  doch  aidit  Wh— pfaWf  dass 
«in  neues  fibongsbacb  fittr  die  onteveB  aMat  toa  TOm  henm  als 
Hfctrflflftaig  zu.  beüichnen  wftre.  abgeaihM  davon,  dasz  bfi  dem 
80  verscbiedenett  geschmadoi  der  lebrer  eine  möglicbst  grooso  aas- 
wabl  wünschenswert  ist,  nmm  der  lebrer  doch  von  zeit  zu  zeit  in 
seinem  und  der  Schüler  interaase  aanen  weobsel  im  Übungsbuch  ein- 
treten lassen,  daher  wird  man  ein  neues ,  wenn  es  nur  brauchbar 
ist  und  seine  besonderen  Vorzüge  hat,  immer  willkommen  heiszen. 
und  dies  gilt  im  ganzen,  denke  ich,  von  dem  vediegaaDden  bnahd» 
wenigstens  was  das  tertiaheft  betrifft. 

Den  1.  teil  freilich  in  der  schule  einzuführen,  wird  sich  nicht 
so  leicht  ein  lehrer  veranlaszt  sehen,  und  zwar  wegen  der  vom  her- 
kömmlichen durchaus  abweichenden  anordnung  des  Stoffes,  der  berr 
verf.  geht  nemlich  von  der  ansieht  aus,  'dasz  das  verbum  mit  seiner 
formfülle  mehr  in  den  Vordergrund  treten  müsse',  und  läszt  daher, 
nachdem  die  2.  declination  und  die  feminina  der  1.  gelernt  sind, 
auszer  dem  indicativ  von  ei^i  und  dem  des  verbums  auf  w  das  imper- 
fect,  sowie  nach  dem  masculinum  der  1.  declination  die  sämtlichen 
formen  des  präsensstammes  einüben,  hieran  schlieszen  sieb  die 
liquida  und  mutastämme  der  3.  declination  und  an  diese  futur  und 
aorist  act.  und  med. ,  sowie  das  augraent  im  compositum,  noch  vor 
den  sigmastämmen  der  3,  declination  und  vor  den  Wörtern  auf  tue 
auc  ouc  uc  IC  usw.  wird  das  active  und  passive  1.  perfect,  sowie  der 
1.  pass.  aorist  samt  dem  futurum  gelernt,  alsdann  folgen  die  ano- 
malen substantiva,  die  comparation,  pronomina,  attische  reduplica- 
tion,  Zahlwörter,  perfecta  mit  umlaut,  zweite  tempora,  augment  in 
€1  und  zum  Schlüsse  die  contrahirenden  verba.  ref.  kann  zwar  nicht 
aus  erfahrung  urteilen,  ob  diese  reihenfolge  sich  im  Unterricht  be- 
währt, musz  aber  doch  von  vorn  herein  sehr  bezweifeln,  dasz  der 
Schüler  dadurch  zu  irgend  welcher  Sicherheit  in  der  declination,  na- 
mentlich in  der  3.  gelangt,  es  ist  wol  zu  natürlich,  dasz  derbelb« 
die  vocabelformen  als  die  hauptsache,  das  andere  als  beiwerk  «D* 
sieht,  einen  versuch  mit  dieser  anordnung  in  der  schule  zu  machen; 
hält  ref.  daher  fUr  riskirt. 


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6.  DtaaUs:  giieehiaeliei  ftbuagslKich. 


Ein  wesentlich  günstigeres  urteil  kann  ref.  über  das  tertiaheft 
ftllen:  ref.  kann  nicht  anders  sagen,  als  dasz  er  mit  demselben  bei 
der  benutzung  in  der  classe  recht  gute  erfahrungen  gemacht  hat. 
in  diesem  cursus  ist  die  anordnung  eine  durchaus  zu  billigende,  mit 
recht  bilden  die  Terba  liquida,  die  jetzt  doch  wol  in  den  meisten  an- 
stalten  erst  in  der  untertertia  gelernt  werden ,  den  anfang.  auf  sie 
folgen  repetitionsstücke,  zum  teil  schon  zusammenhUngende ,  zu- 
gleich für  die  dritte  declination  und  das  attische  futurum,  besonders 
lobenswert  ist  dann  die  anordnung  der  verba  auf  |ir.  im  engsten  Zu- 
sammenhang mit  TiÖTi^i  wird  \r)}i\  behandelt,  wodurch  in  den  for- 
men des  letzteren  verbums  eine  viel  gröszere  Sicherheit  erlangt  wird, 
als  wenn  es,  wie  es  meist  geschieht,  im  zusammenbang  mit  den  so 
genannten  kleinen  verben  auf  m  gelernt  wird,  diese  erscheinen  viel- 
mehr an  allerlet2ter  stelle,  erst  hinter  den  verben  auf  VU^i,  eine  an- 
ordnung, die  ref.  nur  empfehlen  kann,  übrigens  wäre  es,  um  dies 
gleich  hier  zu  erwähnen,  wünschenswert,  wenn  bei  einer  zweiten  auf- 
läge die  verba  auf  vujai  mit  mehr  Übungsbeispielen  bedacht  würden. 
€8  folgen  wiederum  repetitionsstücke,  die  zugleich  die  unregelmSszige 
augmentation  behandeln.  verhUltnismäszig  den  geringsten  räum 
nehmen  die  stücke  über  die  unregelmSszigen  verba  ein:  auf  die  incho- 
ativ- und  die  e-classe  kommt  nur  je  ein  abschnitt,  es  ist  dies  ein 
mangel,  dem  bei  einer  zweiten  aufläge  ebenfalls  abgeholfen  wer- 
den möchte,  den  schlusz  büden  zusammenhängende  deutsche  nnd 
griechische  stücke,  mit  fabeln  und  anekdoten  beginnend  und  bis 
zu  längeren  historischen  und  niTthologiacheB  erzftblongen  fort- 
schreitend. 

Mit  der  auswahl  der  Übungsbeispiele  wird  man  im  ganzen  ein- 
verstanden sein  können,  als  ungeeignet  möchte  ref.  vor  allem  den 
zweiten  satz  des  XXIXn  griechischen  Stückes  bezeichnen,  dessen 
schlusz  ^aGev  iamöv  deXiLUTaioc  T^vö^ievoc  kqi  ou  |LieT€ji^XiiC€V 
CtUTUj  schwerlich  jemandem  recht  verständlich  sein  dürfte,  femer 
sind  auch  diejenigen  sätze  durch  andere  zn  ersetzen ,  in  denen  gar 
kein  verbum  aus  der  bestimmten  classe ,  zu  deren  einübung  der  be- 
treffende abschnitt  dient,  vorkommt,  dies  gilt  vom  letzten  satze  des 
Vllln,  vom  fHnften  und  sechsten  des  XXVIn,  die  noch  dazn  zusani' 
flrtn  neun  zeilen  in  anspmch  nehmen,  vom  vorletzten  des  XXYlIn 
griechischen  Stückes. 

kneh  ftollle  matt  in  einem  tertianerbuch  alle  grieohisolien  fbr- 
Ben  Tenaeldeii,  ^von  der  strengen  norm  8b#eieh«a  mid  sksli  nicht 
Mlieaefr,  dtoheMfeiitai-Mftor,  tan  der  säte  entnommen,  ein- 
ftth  ftt  eonfgievin*  §6  Mbk  n.  10  T  n.  ^itCTdtni  s.  26  4 
ti.  ftouMV  (wennglei^  es  bei  Xettophon  sieh  Undet,  eimni  teitia- 
m  nidtfe  verhacnden)*  elieBso  mOdtle  t«  «afang  des  Uht  deitl8elMi& 
iMdes  sMfe  *wir  haben'  ims  gesohSmif  Heber  *%ir  sehlmtea  tme* 
<^ikAtteken  sc^',  4ä^d&a  perfedi  naeh  Kflhoer  mzr  selor  spttton  ge- 
ImnuBhes  ist.  gleifthes  gih  von  der  sjatsK,  sH  wAt  sie  it  den  ge- 
«ichtsbeis  des  tettiaiiers  fßtt,  also  nSoht  X  im  l^teleii  sitse  (s*  17) 


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190 


G.  DziaUfi:  ghechitdies  übimgebu«^ 


Td  6cTä  ^KOMk^lfCOV  xmd  ijiQr\cav,  nicht  XI  (s.  18)  z.  2  ^f]  i^pöboc 
und  z.  1 1  fiifi  d(poö,  sondern  der  coi^junctiv,  nicht  XXIX  (s.  52)  z.  1 
in\  TO  IC  cou  KaKOic. 

Ein  libelstand  femer,  der  sich  beim  Unterricht  mehrfach  fühl- 
bar macht|  ist  der,  dasz  in  einigen  Sätzen  formen  von  unregelmäszi- 
gen  Verben  vorkommen ,  die  zu  der  betreffenden  zeit  noch  nicht  ge- 
lernt und  daher  dem  ächtller  völlig  unverständlich  sind,  so  steht  in 
griechischen  stücken  X  (Tidi)M^  bi6u>^i)  s.  16  z.  3  v.  u.  ^eic, 
XVII  (kleine  verba  auf  ^i)  s.  28  z.  13  v.  o.  ^ouciv,  XX  (repetition 
der  yerba  anf  fii)  s.  33  i.  2  v.  o.  KaravoXiiicavTec ,  XXI  (dasselbe) 
i.  di  I.  2  Y.  o.  dk^uuccv,  Arion  and  Periander  (dasselbe)  s.  41  %,  18 
0.  MffXcucov,  XXVII  (BBsaklMse)  t.  49  s.  5  t.  u.  b€if)C0i,  XXDC 
(••olttiM)  s.  63  I.  f  T.  TCV^voc  nooh  stOreiidAr  ist  es,  mm 
dmüg»  fomm  M  4er  ftlimiteang  ane  dtm  dmMm  Twtegt 
werdm,  x.  K  «dl  4er  ethtier  s.  34  UMm  sali.  ToaXIf  (icvr\n\) 
daii  Mann  rai  dn^xoMoi  i  s*  35  in  sipeiteB  üli  m  XV  (fcTn/it) 
Uni  i.  39  im  swetei  tsU  tob  XVm  (kleine  ¥erb>  yf  ^i)  den  sonst 
von  Ipxo^ai,  Unat  s.  61  im  ktslsB  snts  tob  XXVUI  (indwstif- 
elssse)  den  «Witt  tob  dmaiMiM»  s.  68  im  eiitmi  tob  XXIX  (e-dasse) 
nermt  oder  perfeet  Ton  Y^VfO)m  büdsB* 

Was  die  form  der  sStee  betrifil,  so  isfc  aiobi  in  leugnen,  dsn 
diflselbeB  —  vef.  mOokto  dies  jedoch  ftr  einea  Tonng  dos  Torli^ges- 
dsB  wotUmbs  erkUrsB  ^  im  ganzes  schwieriger  sind,  als  sie  is 
fthnlisheB  bttobem,  wie  s«  b«  in  den  mit  recht  Tief  TorbreitotenkeftBa 
TOB  Weseaer  m  sein  ftflegeB.  besoBden,  weaa  die  sditllor  i&  qnarto 
dB  leichterse  flbungsbach  boBBtst  haboB,  aiaeht  ümoB  im  aalM^  das 
ftbexsetaoBy  BBd  BsmeBtlieb  das  dar  denteohsn  altaoi  riel  mflhs.  ni 
möchte  daher  dem  berm  Ter&sser  sehr  niheBi  aoch  mehr  handhaUs 
fOr  das  tUMTsetseBza bietnif  als  beraits gesdieheB.  es  sei nnr einig« 
aafslUurt;  s«  84  XTV  s.  18  t.  o^  mfiebte  an  bkoc  öirdxctv  die  eoa- 
stniotioB  angegebsB  •werdeB,  a»  37  XVI  s>  3  t»  o.  die  ftbersetsaag 
TOB  *daaB*  Bach  'rmrsacbt  grosse  f\Btcht%  das»  s.  4  t.  o«  die  eon- 
stmolioB  T<m  depoiCccOat,  s.  aO  XVm  s.  6  t.  o.  die  ttbersetzung 
TOB  'wenn'  mit  dem  fatamm  emetomf  das.  s.  7  t.  Ow  die  von  'dasz' 
nach  ^soigOB'»  s«  40  XXIV  s.  8  t*  o.  die  tosi  Miess  sieh  ttbeneden' 
(welche  s.  b«  s.  80  iB  dar  thsi  aBgegeboi  wird),  s«  67  z.  9  t.  o.  die 
TOB  *nm  mich  berumsteht',  s.  74  s.  14'  t.  o.  die  tob  'dieses  machte 
Theseus  mit  dem  Prokrustes',  s.  80  s.  5  v.  o.  die  von  Karabenc  eifiL 

Hat  ref.  bisher,  abgesehen  von  einigen  einxelheiteni  ein  io 
wesentlichen  günstiges  nrteU  Hillen  können ,  so  musz  er  sich  mit 
allar  OBtochieduihttt  gegen  die  mangelhaftigkeit  der  Wörterverzeich- 
nisse aussprechen,  sind  einmal  solche  beigegeben  ^  und  Bienaad 
wifd  sie  bei  einem  tertiaaerbuch  vermissen  wollen  — ,  so  müssen  sie, 
nur  mit  ansschlnsz  der  gewt^hnliehsten  der  in  quarta  gelernten  voca- 
beln,  so  vollständig  sein,  dass  der  Schüler  eines  lexicons  nicht  be- 
darf, dies  ist  jedoch  keineswegs  der  fall,  fmt  tob  jeder  seite  and 
TOB  jedw  ttbongsatüek  lassen  sich  nachtrage  machen,  die  red  hier 


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P.  Weteaer:  lateinigche»  elementarbucb. 


191 


uicßt  alle  anffübren  will,  denn  sie  sind  sehr  zahlreich,  mag  man 
auch  im  einzelnen  über  das  masz  der  in  quarta  gelernten  vocabeln 
verschiedener  ansieht  sein,  wird  doch  niemand  von  einem  tertianer 
die  kenntnis  folgender  werte,  die  ref.  bunt  herausgreift,  verlangen: 
lochag  (s.  20),  Seemacht  (s.  21),  Argiver  (s.  37),  Milet  (das.),  sonst 
(das.),  belagerung  (s.  46),  lotos  (das.),  zahn  (s.  54),  beinahe  (h.  56), 
hinrichten  (s.  91),  bestechen  (das.),  mitleid  (s.  92);  cuvaXaXd2^iü 
(s.  22),  alxMri  (s.  43),  TUjußoc  (s.  44),  Kaiirep  (das.),  vaudYiov 
(s.  49),  TOI  (s.  53),  \b\a  (s.  71),  Kaict  ^ixpov  (das.).  es  ist  zu  hoffen, 
dasz  bei  einer  zweiten  aufläge,  die  ref.  dem  buche  recht  bald  wünscht, 
in  dieser  hinsieht  eine  gründliche  revision  erfolgt. 

Die  ausötattung  ist  eine  gute ,  der  druck  lesbar  und  im  ganzen 
correct.  von  gröberen  druckfehlem  erwähnt  ref.:  s.  19  XII  z,  2  v.  o. 
TpÖTTmöv,  s.  23  XIV  z.  2  v.  o.  f|  statt  rj,  s.  40  z.  3  v.  u.  xoivuv, 
s.  43  in  dem  stück  'Adrastus  und  Crösus'  die  mehrfache  Verwechs- 
lung von  KpoTcoc  mit  KOpoc,  s.  43  z.  6  v.  o.  iriv  statt  tov,  8.  47 
UYl  z.  11  V.  0.  di  statt  ai,  das.  z.  16  v.  o.  f^dc  statt  öjLiac,  s.  48 
XXVII  z.  1  y.  o.  (poßou^^vouc  statt  q>oßou|i€voc,  s.  50  XXVIII  t.  5 
T.  0.  i^ciXuiV  statt  i^iTciXouv ,  s.  63  z.  14  y.  o.  f||iUJV  statt  UfiUfV, 
8. 129  8.  y.  *yolkndeii'  t^Xciv  statt  TcXeiv. 

Deudbh.  Tbmüoi  Oma. 


92. 

p.  wesener:  lateinisches  blbmentarbuch.    zweiteu  teil. 

(QUINTA.)  IM  ANSCHLUSZ  AN  SIN  BTTMOLOGISCH  GEOaDMBTES 
WÖRTEBBUOH.   Leipzig.  1879. 

{       Ift  dar  aalage  dims  für  dl»  qnoiU  betUmtMi  IbrngtbodMi 

;  iii  dir  fmhmm  In  maam  p«Mto  wwwttwh  lom  deijeaigett  des  fbr 

I  ^  Mite  IbeBtiinailtt  teile»  «]ifMri«lm 
des  yefliheiicinliet>  des  IlVuigibiieh  beetaiit  em  echt  ebleUim^ 
A.  fllrangsbeiqittele  Aber  die  teie«  dee  «pw^ifc  B.  deegkieliea 

j  ^ber      mnegehiiliiigeii  Terbe  uew,  C«  wiederlidhuigriminele. 

:  D.  übangebd^plele  «bar  die  ptipoeiliaiieii.  desfleMeii  tte 
einige  r^cib  des  sgrBtei.  F.  iMe  imd  enIbUnige«.  O.ktemieelft- 
^Qtsdies  wQrtervemdc^iiM.  H.  dettteeb  leteinieebee  dngleiebeiu 

Die  bieiiebberkeit  dee  TedMgenden  bselMB  wttcde  jedeBfWs 
noch  am  m  bedeetendee  «Mit  eeni,  wwm  der  ^ndmm  deavon 
ihm  für  den  eeKtft-onnns  dorobgoltihrten  engea  eneeUnas  enue 
^ocabalariujDs  an  die  meehien  eMefcoider  ymefaiediMi  ebeflioitle 

I  »och  fOr  den  qnmtarcnreQS  znr  aawfiidnmg  gebcedbt  bttte»  diese 
^ge  verhüidung  des  vocabelschatzes  mit  den  übungsbaipieleB  set 

I  »ueh  für  diese  stafe  ein  wirkliches  bedürfnis,  dee  die  wewigeteft 
ftbuQgBbtkGher  befriedigen,  der  anschlusz  des  Ostermeaneebea  voca- 
Imlariuns  ittr  qninte  ist  wie  der  des  flir  die  eeite  beetimintiiB  udit 


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198 


P.  Weseiier:  lateinücWs  elementarbuch. 


eng  genug,  wie  schon  oben  näher  erörtert  ist.  für  das  Übungsbuch 
von  Spiesz  (quinta)  bat  die  Verlagsbuchhandlung  diesem  bedürfnisse 
zu  entsprechen  gesucht ,  indem  sie ,  wenigstens  ftir  den  teil  der  bei« 
spiele,  welcher  für  die  einübung  der  regelmäszigen  und  unregel- 
mfiszigen  formenlehre  bestimmt  ist,  ein  von  dr.  A.  Grumme  in  Biele- 
feld nach  den  einzelnen  Übungsstücken  geordnetes  wörterverzeichnL« 
als  anhang  hinzugefügt  hat.  ja,  referent  muaz  in  dieser  beziehung 
noch  weiter  gehen  und  sich  der  ansieht  des  hm.  dr.  Rothfuchs  jetzi 
gen  gj'mnasialdiroctors  zu  Gütersloh)  anschlieszen,  der  in  seiner  trefi 
liehen  schrift:  syntaxis  ornata,  extemporieren,  construieren,  präpa- 
rieren. Marburg  1875  (deren  lectüre  aufs  wärmste  zu  empfehlen  ist) 
sogar  ftir  die  mittleren  classen  bei  der  classikerlectüre  einem  in  Shn- 
licher  weise  eingerichteten  vocabularium  neben  den  meist  gebrauch- 
ten 8pecialw5rterbüchem  die  hauptrolle  zuerkennt  (cf.  Bothfadn 
a.  o.  a.  48  ff.),  nur  bei  oben  erw&hnter  einricbtang  des  vooabel- 
Bduitiei  kann  sich  ref.  ein  wirklich  frnohtbringendes  yocabellenieB 
denken«  im  andern  falle  wird  der  tcbttler  selbst  seine  prftparitioB 
resp.  teim  tocabnlariom  sidi  aohaffen  müssen,  wenn  aber  diissitet' 
gefertigten  prilparatioiien  der  qnartanev  nnd  terttaMr,  wi»  Büüiiiieltt 
mit  r«dit  bonerkt,  lllr  «liuregelmSsziges  rocMBmenmk  ein  nnfllMr 
wiadUcfaet'UBdiniiibloiMi,  nm  tiel  grösiw  hindiniim  wwto 
daaii  die  präpacmtuum  der  qniataDer  bieten,  salbet  wenn  sie  unter 
aaldtung  des  lehieni  entstanden  sind,  dem  Tom  ref.  gewüni^ien 
▼ooabnlMium  mag  immerbin  nodi  ein  wQrterbneb  beigefiBgt  ma^ 
das  aber  *kein  präparationsmittsl  sein  soll,  sondern  ein  buch,  m 
frQber  gdemte  wOrter  im  bedllrftiisftll  sebnell  anfladen*.  z,  b.  *d«B 
sebtUer  eine  bille  ftr  die  sosarbeitong  des  scriptums'  in  bieten,  'wo 
das  Yooabnlar  ein  wert  wegen  mebrlMhen  Torkemmenn  niebt  wiedar 
anfAttirt ,  der  schlller  es  aber  doeb  Tergessen  bat*  binmobtüch  der 
eBOfdanng  des  fframnwtisobett  stoiffBS  mnst  ref»  gesMfsn,  dsn  « 
eieh  rem  der  wots»  trsmuif  der  «stet  deponens^njugatiei,  die 
Tsrti,  wie  sdion  erwlloil,  dem  iMt»-e«Mnsstektelli»  nnd  der  drei 
anderen  deponsBs-eoidngniienen>  dierefst  in  qniat»  umA  dn 
massigen  ooi^agacttoMn  dmwbgengiiman  werden  (vgl.  die  an^ig^ 
dto  ereUa  ieifi  —  fftr  eezta  ^  faeft  IS  s.  611  des  Tocigta  jähr- 
genge)  aoHaoSy  k^ien  'mteSl  Ycn|«eehen  kenn,  degegen  ^ 
besonders  zwedtmladg  nnd  tnrtsObalt  bermgeboben  werden,  da« 
die  mba  det  dritten  oo^agatiiNt,  dersn  gcaadfici»  «BCAimg  eine 
der  sebwierigsten  m^gthm  der  qnhita,  nacn  nesasgübe  M  ahrteilaflg 
in  der  EllendlrSeyfiirtsdien  grammatik  Sfttf  tetiehiedeae  atedimt^ 
verteilt  sind,  SO  dbes  der  eekokv  niebt  gkieb'im  mfimge  Ton  der 
dtilokenden  gesamtmisse  der  veiben  ttbenobttttet  wird^  wie  dies  in 
maMien  Übungsbüchern  der  Ml,  ■«  bv  in  den  w^itvevbieitetBa  vos 
Spiesfe  nnd  Ostermann,  diese  aaordimng  istgerade  deebaib  so  zwede- 
maBzig,  weil  sie  auf  dem  princip  eines  eng  an  deü  tllraEgsstoff  ange- 
eoblossenen  vocabularinms  baskti  nnd  so  eileranng  nnd  emaboog 
band  in  band  gehen  kann. 


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8.  Waseners  Utoiniiolwt  demeniarbiielL  19S 

Sontl  flW  die  formale  Mit«  des  elemeAtwbaobei*  der  iBhelt 
dos  flbingeftofte  büdeldeo  realen  od«  aMtenellen  teil  deeOboage- 
boolMt.  ee  Itet  rieh  mtiit  leognen,  dMS  dieee  eeite  in  uiseiMi  3»^ 
mmiarbttclMm  fiberbaupt  noob  der  verbeasemng  bedarfl  ref*  kl  der 
«nsicM,  data  es  anf  der  mtem  stufe  des  lalefaibeheii  uaierricbts  ia 
dieser  beziehung  nicht  so  sehr  darauf  ankommt,  möglichst  beleh» 
renden  stoff  sa  biele»,  was  sehr  viele  abungsbOeher  bsabsichtigBii 
(ef.  das  jahrg.  1878  abt  II  s.  609  C  Ober  diessa  gegeastaad  ge- 
•  sagte),  als  vielmehr  mögliehst  iateressanten.  es  kaan  ja 
Qnintilisas  wort  id  inprimis  cavere  oportebit,  ae  stadia  qui  amare 
nondua  polest  oderit  et  amaritadiaem  semel  perceptam  etiam  ultra 
rodssaaaos  reformidet,  nicht  genug  betont  werden,  es  ist  daasaacb 
weaiger  das  gebiet  der  geschieh te  als  das  der  fabel  aad  aaaienÜioh 
der  alten  sageagesshiehte,  das  für  den  angegebeasB  sweck  ausge- 
beutet werdea  moss.  wie  viel  gröszeres  interesse  erweckt  bei  dem 
schaler  ein  Hercnles,  Theseas,  Achilleus,  der  siaftagige  Cyelop  usw. 
als  eia  Selon,  Alexander,  Cisen),  Catilina  oder  gar  ein  Vercingetorix, 
Dnmaorix,  die  Druiden  usw.,  von  denen  viele  fibangsbttoher  voll 
siBd.  aattlrlieb  siad  auch  aaders  gebiete  aicbt  aasgeBchlosssn,  die 
dam  ansehauaagshreise  der  sextaner  und  quintaner  naheliegen,  z.  b. 
dss  gebiet  der  geographie  und  natorgeschichte.  auszerdem  wird  als- 
dann der  Schüler  weniger  gezwungen  werden ,  nur  halb  verstandenes 
zusammenhangloses  geschichtsmaterial  in  sieh  aufzunehmen  und  der 
lateinische  lebrer  in  der  grammatikstunde  weniger,  so  zu  sagen,  den 
bistoriker  zu  spielen  brauchen,  denn  dazu  nötigen  die  übungsbei- 
spiele  vieler  elementarbücher  nur  gar -zu  oft,  wenn  man  nicht  un- 
verstandene und  somit  unverdauliche  kost  dem  schüler  zuführen  und  . 
ihm  nicht  jene  gedankenlose  Oberflächlichkeit  geradezu  einimpfen 
will,  die  in  den  mittleren  und  oberen  classen  einem  tieferen  eindringen 
in  die  lectüre  oft  genug  bii^derlich  ifit.und  gedankenleere  mit  leereu 
Worten  zu  verdecken  lehrt. 

Die  wähl  der  Übungsbeispiele  bei  We&ener  ist  im  ganzen  eine 
üem  standpuncte  des  Schülers  angemessene,  allerdings  hätte  er  nach 
der  ansieht  des  ref.  etwas  weniger  das  gebiet  der  alten  geschichte 
und  dafür  noch  mehr,  als  geschehen,  die  sagengeschichte  der  alten 
berücksichtigen  können,  im  übrigen  zeichnen  sich  die  sätze  durch 
präcise  fassung  aus.  zusammenhängendes  materiul  bieten  die  hinter 
den  Übungsbeispielen  über  die  forinenlebre  eingeschobenen  wieder- 
holungsbeispiele  und  die  den  sclilusz  des  ganzen  bildenden  fabeln 
und  erzühluugen.  wenn  der  verf.  auch  noch  an  verschiedenen  an- 
deren stellen  zusammenhängende  Stückchen  eingereiht  hätte,  würde 
er  dadurch  eine  das  Interesse  des  schülers  nicht  wenig  rege  haltende 
abwechslung  geboten  haben,  freilich  beschränken  sich  unsere  meisten 
lateinischen  Übungsbücher  darauf,  zusamrnenbüugende  stücke  zur 
repetition  als  anhang  zu  bieten,  ref.  meint  aber,  dasz  man  nicht  nur 
mehr,  als  bisher  geschehen,  an  den  verschiedensten  stellen  zusammen- 
hängende stücke  einreihen,  sondern  auch,  namentlich  wenn  man  das 

N.jahrlKr.pliU.it.pMi.  U.ftbt.  ib<S.  hfl.  4.  13 

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Id4  A.  Koxell:  A.  de  Iiam artine,  ¥Ojage  en  Orient. 

gebiet  der  geschichte  berührt,  des  besseren  Terständnisses  halber  nur 
zusammenhängendes  bieten  musz.  fiXr  das  übersetzen  aus  dem  latei- 
nischen in  das  deutsche  läszt  sich  dies  in  quinta  sehr  leicht  ermög- 
lichen ,  wenn  man  nur  gleich  im  anfange  des  cursus  die  ziemlich 
leichten  grundregeln  vom  acc.  c.  inf.  und  nom.  c.  inf.,  vielleicht  auch 
einige  leichte  föUe  der  participialconstruction  einübt,  wie  dies  z.  b. 
neulich  dr.  Bertling  in  seinem  lateinischen  elementarbuche  für  quiuta 
(Bonn  1878)  in  ansprechender  weise  durchgeführt  hat. 

Dasz  der  verf.  in  den  lateinischen  Übungsbeispielen  ^die  eigen- 
namen  zu  anfang  der  sätze,  namentlich  in  den  ersten  stücken  durch 
den  druck  als  solche  kenntlich  gemacht'  hat,  ist  durchaus  zu  billigen, 
desgleichen  die  ebenfalls  durch  den  druck  bewirkte  hervorhebung 
der  vorkommenden  redensarten,  wie  denn  überhaupt  die  äuszere 
ausstattung  bowol  dieses  als  auch  des  Übungsbuches  für  sexta,  wie 
sich  bei  der  bewährten  verlagssbuchhandlung  nicht  anders  erwarten 
läszt,  eine  durchaus  lobenswerte  ist,  indem  sie  durch  grosze  lettem 
und  geräumigen  druck  auf  die  äugen  der  schüler  genügende  rück- 
sieht  nimmt. 

Trotz  der  kleinen  ausstellungen ,  die  ref.  2a  machen  sich  ge- 
Bwungen  sah,  kann  er  nicht  umhin  m  anbetradit  des  überwiegende 
guten  auch  diesem  teikdes  Übungsbuches  von  Wesener  sa  wHiibcImb, 
dmsz  ihm  freundliche  anfiiahme  su  teil  werden  und  ein  langer  lebotf- 
weg  besohieden  sein  möge. 

Wbmmnbubo  I.  B.  BUD01.F  Haon. 


2». 

A.  DE  LAMARTINE,   VOYAGE  EN  ORIENT,  HERAüSGEGEEEN  UND  MIT  AV- 
MEUKUNGEN  VON  DR.  A.  KORELL,  OBERLEH&ER  AM  D£B  THOMANA 

in  LEIPZIG.  Berlin,  Weidmann.  1878. 

Alfred  de  Vigny  sagt  in  einem  aemer  gesehiohtewerke  dnoMlt 
die  höhere  hietoziiche  wafarheii  stehe  xa  dem  objectiv  wahxen  etw» 
in  demselben  verlifiltnis,  wie  das  leben  zu  demlebendeAi  und  ein 
gotes  portrSt  mache  sidi  eher  sur  aufgebe,  das  leben  des  origmals 
wiedersugilmL,  als  den  lebenden  selbst«  dieser  idealisiezende  sug 
ist  eeht  üransOBisdi  und  sieht  sidi  durch  die  ganse  ßrMÖsiscbe 
historiogiaphie  wie  ein  rother  faden  erkennbar  hindnreh.  auch  bei 
Lamartine,  benqnelsweise  in  seiner  ^histoire  des  Giiondins',  entgeht 
uns  die  bemerkung  niohti  dasz  er  sieh  um  das  wahre  nur  bekfimmert, 
insofttrn  es  sich  in  dem  sUgemnnea  Charakter  einer  epoche  kand 
gibt  und  dasB  ihm  nur  die  ereignisse  selbst  widitig  und  von  heUng 
smd,  sowie  die  grossen  sdhritte  der  mensehheit,  welche  die  indivi- 
duen  mit  skh  fortrdssen.  beiletateren  liegt  ihm  aber  weniger  daran, 
dasz  sie  im  einselnen  wahr  und  oly'eetiT  gehalten  sind,  als  dasz  sie 
sich  gross  und  schSn  darstellen,  wir  mOchttn  aber  diesen  dbsrsktd* 


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I 


A.  £oreU:  A*  de  Lamartiae.,  vo^age  en  orieat.  195 

ristischen  zug  phantasievollen  combinierens ,  auamalens  und  fUrbens 
nicht  nur  in  den  geschichtlichen  Schriften  Lamartine^,  sondern 
gleicher  weise  auch  in  den  zeitbetracbtungen  finden,  die  er  bei- 
spielsweise in  seiner  'voyage  en  Orient'  anstellt,    freilich  war  ja 
die  ganze  persönlichkeit  Lamartines  eine  mehr  poetibche,  gemütlich 
betrachtende  und  reflec tierende,  als  eine  objectiv  forschende,  be- 
obachtende und  sichtende,   treffend  weist  darum  hr.  Korell  in  der 
'einleitung'  diesen  innern  beruf  schon  aus  der  frühesten  erziehung 
nach,  die  Lamartine  zu  teil  wurde  und  die  ihn  durch  die  bibel  in 
erster  linie,  sodann  durch  Schriften,  wie  Fenelons  Telemach,  Bernar- 
din  de  Saint  Pierres  Paul  und  Virginie  und  Tassos  befreites  Jeru- 
salem, einführte  in  jene  'monde  de  reniotion,  de  Famour  et  de  la 
r^verie'.  wir  müssen  die  lectüre  Lamartines  in  schulen  schon  darum 
als  eine  zweckmäszige  bezeichnen,  weil  er  in  seiner  ganzen  welt- 
betrachtung  eine  gewisse  poetische  jugendfrische  bekundet,  die  bei 
dem  streitenden  Jünglinge  also  unmittelbar  von  Wirkung  sein  musz. 
anch  ist  Lamartine  repräsentunt  einer  specifischen  seite  der  romantik, 
welche  damals  in  der  französischen  litteratur  epochemachend  auf- 
tnrt.  er  vertritt  —  s.  12  der  einleitung  —  die  mystische,  vorzüglich 
das  gefühl  erregende  seite  der  romantischen  schule,  sein  vers  flieszt 
(Utlti  in  Doch  reicherer  und  gefUUigerer  art  wie  der  altfranzösische, 
wenn  nun  auch,  so  sagt  Korell,  seine  Stimmung  und  seine  ausdrücke 
oft  von  etwas  zu  sentimentaler  natur  sind,  wenn  er  auch  hier  und  da 
tiiTÄnen  wont  und  thrftnen  hervorruft  und  der  leidenden  liebe  gerne 
^  w<«t  ndel,  80  aetst  Lamartine  doch  nicht,  wie  Victor  Hugo,  an 
atello  der  nmaduiieibiiiigai  und  Tmchleierten  ansdrflcke  das  nackte, 
i«rbe  wort  nnd  gdit  nicht  Uber  den  anerkannteii  nmfioig  des  aea- 
deinisclien  eprachechaties  hiaaiii.  dabei  gebt  er  Ten  einem  allge- 
Bieiiieii  moraliBÖhen  gefHUe  ane,  snd  «war  von  einer  moral,  deren 
^^HM  jedermann  im  benen  trägt ,  worin  gewis  ancb  ein  grand  zu 
mehen  ist,  weshalb  er  bei  dem  erhabenen  tone  seiner  poesie  doch 
Tolkst&mlich  geworden  iBt^ 
hl  der  'Toyage  en  Orient*,  welcher  eine  von  Lamartine  in 
^  jähren  1882  nnd  83  mit  seiner  fiunilie  nntemommene  reise 
zu  gnmde  Hegt,  bilden  ausgezeichnete  betracbtongen  den  kern 
des  boches  und  machen  es  zumal  durch  die  abwedhslnng  der  mit 
durcbans  künstlerischem  geschmaek  anfgeftszten  nnd  mit  stannens- 
l^srter  leichtigkeit  vor  uns  entrollten  büder  von  natoiereignissen, 
landscliaften,  dSrfam  nnd  stftdten  zu  einer  bdefast  anregenden  nnd 
oudiuigsreiehen  Jeet&re  Ar  die  jngend.  man  wg^genwftrtige  sieb 
welcher  fttUe  v<m  hietoriseben  erinnenmgen  an  stfttten,  wie 
Athen,  BhodoB,  Ojpern,  Garthago,  Troja,  Gonstantanopel,  Nazaretb, 
i^ethlehem  und  Jermlon  wir  in  dem  bnobe  begegnen  mfleaen  I  und 
Jie  Uiszt  sieh  aoeaerdem  dabei  der  gegenatmd  so  fruchtbringend  von 
dem  erklärenden  lebrer  ausbeuten  I  in  pidagogieeher  hinsieht  ist 
p'io  die  Wahl  gerade  dieses  Werkes  von  L.  ids  eine  dnxehans  ge- 
^»agoM  zu  beaeicbnen,  um  dasselbe  als  lectilre  bei  einer  in  die  fran- 

18  • 


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196    Zur  erkläruug  von  Goethes  gedieht  'greuzeii  der  mensckheit'. 


zösiche  liiierator  tiefer  einzuführenden  juf,'end  in  anwendung  zu 
bringen.  —  Grosze  Schwierigkeiten  hatte  übrigens  der  herausgeber 
dieses  zunächst  für  den  scbulgebrsucb,  aber  auch  tur  die  privatlectüre 
sich  eignenden  reisebuches  jedenfalls  zu  Uberwinden ,  da  jene  auf  so 
manigfaltige  gebiete  eingehenden  reflexionen  des  dichters  eine  nicht 
geringe  zahl  Bach  Weisung  un  aus  der  geschiebte  des  classischen  alter- 
tnma,  des  mittelalters  und  der  neoteit,  aus  der  bibel,  ans  der  kttiut- 
geschklile  aller  jahrhuaderle  und  ans  der  Statistik  und  der  damaligen 
politisohen  oonrtelktioii  des  orimta  mSHig  machten,  m  kann  nidit 
geleugnet  werden ,  daas  der  verf.  seinir  aufgäbe  in  naa  so  nMhr  yo- 
.  dienatiidier  weise  gevedii  gewavden  ist,  als  irgei^  »iMenswerte 
Tonurbeiteit,  welohe  dnreh  saverllsbige  erUimi^ien  dw  lahlieiita 
saeUiehen  sehwierigkeiten  in  den  vkäen  oft  anr  kieht  hingewor- 
anspialuugen  des  diohters  weggerftnmt  hittan,  nieiit  Toriisii* 
den  waren. 

Giiannr.  £•  Olasss. 


24. 

ZUB  EBKLÄBUNG  VON  GOSTHBS  GEDICHT  «GBSNm 

BEB  MENSCHHEIT'. 


Den  aweiten  teil  von  Goethes  gedieht  ^grensen  der  mensehbeü* 

Was  unterscheidet 

Sötter  von  menschen? 
aas  viele  wellen 
vor  jenen  wandeln 
ein  ewiger  ström: 
un«  hebt  die  welle, 
Tersehlingt  die  welle, 
und  wir  versinken. 

Ein  kleiner  ring 
begrenzt  unser  leben, 
und  viele  geschlechter 

reihen  sich  dauernd 
an  ihres  daseins 
unendliche  kette. 

paraphrasiert  Vieboflf  (Goethes  gedieh te  erUbitert.  2e  aufl.  band  2, 
8.  100)  durch  folgende  werte:  'vor  ihnen  wandelt  der  ström  der 
zeit,  welle  nach  welle,  daher  und  läszt  sie  unbertUirt;  uns  dagegen, 
uns  hebt  die  welle,  verschlingt  die  welle,  und  wir  versinken,  unser 
dasein  ist  ein  engbegrenzter  kreis ,  das  ihrige  eine  unendliche  kette, 
an  das  sich  zahllose  geschlecbter  dauernd  reihen',  dieselbe  auffassung 
trSgt  Düntzer  vor  (Goethes  lyr.  ged.  erläutert.  2e  aufl.  band  IH, 
s.  337):  'die  zeit  bringt  und  nimmt  uns,  während  vor  jenen  diese 
ewig  nnr  vorttberranseht;  so  ist  nnser  leben  ein  xeitlieh  beschrftoktesi 


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Zur  etkJSbmg  Ton  Goetiiet  gedieht  'grcnsea  der  nenteUieit'.  107 


wShmd  ihr  dnmn  «ne  ewige  kette,  an  weldie  die  immer  weebeeln- 
geedüfiditor  MilmQplIni*. 

Ich  i^enbe,  daez  beide  erkiinr  die  eieUe  misTeritaadeii  haben, 
und  das  miaTersttBdaie  bembt  aaf  der  onridiligeii  beaebimg  dea 
f  pofl8eBsiT|KnmomeB8  im  letetea  rme*  ecbon  giammatiach  li^  ee 
I  An,  bei  den  Worten  *att  ibrea  daaeiaa  imendliebe  keüe'  aa  daa  da- 
\  aein  der  gOtter  an  denken,  Ton  denen  im  eraten  teil  der  TOiigen 
;  Strophe  die  rede  war,  nnd  nicht  ndmebr  an  die  in  demeelben  säse 
:   erwihnten  menaekengeechlediter.  dieaea  grammatische  bedenken 
würde  nur  dann  TerMhwinden,  wenn  der  dichter  durch  die  Wort- 
stellung dafür  geaoigt  hStte,  daaa  der  leser  den  gegensatz  zwischen 
gOtthdien  nnd  menschlichen  wesen  hier  klar  ausgedrückt  filade; 
'-   wann  er  alao  geschrieben  bitte:  *ein  kleinerring  begrenzt  unser 
;   leben,  nnd  an  ihrea  daaeina  onendliebe  kette  reiben  eiob  danemd 
viele  gescblediter'. 

Aber  ea  aind  nodi  gewichtigere  bedenken  gegen  diese  erkläi-ung 
geltend  zu  madien.  daa  einzelne  menschenleben  bezeichnet  Goethe 
I   als  einen  ring ;  sollte  nnn  die  anendliche  kette,  die  unmittelbar  darauf 
j   erwähnt  wird ,  ans  anderen  ringen  bestehen ,  als  den  oben  bezeich- 
I   Baten?  es  wäre  eine  recht  Terwirrende  dantellang.  und  währwd 
es  80  vortrefflich  passt,  daa  ganze  mensdaengeschlecht  in  seiner  ent- 
widlnng  sich  als  eine  mündliche,  ans' vielen  kleinen  ringen  be- 
btehende  kette  zu  denken,  was  gibt  es  itir  eine  sonderbare  anschau- 
uig,  das  göttliche,  von  der  seit  gans  nnberührte  dasein  sich  unter 
'    einem  bilde  vorzustellen,  das,  wenn  irgend  eines  geeignet  ist,  den 
ans  discreten  teilen  bestehenden  nnd  doeh  continnierUohen  verlauf 
alles  zeitlichen  geschehens  zn  veranscbanlicben.  an  unendlich  viele 
I    göttergenerationen  kann  doch  Goethe  nicht  gedacht  haben,  und  wie 
;    sich  einzelne  ringe  an  die  schon  vorhandene  ewige  kette  göttlichen 
daseins  anreihen  oder  anknüpfen  sollen,  ist  auch  schwer  vorstellig 
I    zu  machen;  es  ist  ein  bild,  das  nichts  veranschaulicht,  das  eine  an 
^ich  klare  sache  vielmehr  dunkler  macht,  dagegen  ist  es  sehr  ver- 
i>tändlich  und  anschaulich,  wenn  man  den  dichter  sagen  Uiszt,  dasz 
flie  Dnenschengeschlechter ,  an  sich  nur  kleine  ringe,  immer  eines  an 
das  andere  sich  reihen,  und  so  allmählich  eine  lange  kette  entstanden 
ist,  ja  eine  unendliche,  weil  das  aneinanderreihen  bis  in  unabsehbare 
iükunft  fortgeht. 

Diese  bedenken  bestimmen  mich,  den  zweiten  teil  des  gedichts 
in  folgender  weise  aufzufassen,  die  götter  (hier  und  noch  mehr  un- 
Dultelbar  nach  den  eingangsworten  des  gedichts,  in  denen  die  gott- 
heit  als  der  uralte  heilige  vater  bezeichnet  wird,  ist  der  plural  noch 
^lel  auffallender  als  im  Tasso  IV  4,  wo  der  wechselnde  ausdruck 
durch  die  verschiedene  Stimmung  erklärt  werden  kann)  sind  von 
^er  zeit  und  ihrem  Wechsel  ganz  unberührt;  der  ewige  ström  alles 
geschehens,  in  dem  das  leben  der  einzelnen  menschen  auf  kurze  zeit 
sich  erhebende  und  sogleich  wieder  zurücksinkende  wellen  sind, 
rauscht  an  ihnen  vorüber,  das  gewählte  bild  zwingt  uns,  die  g(^tter 


« 


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198  Zar  «rtllnig  m  Omüms  g^ikkk  ^gnmrnm  äm  maidMI^. 


gleichsam  am  festen  ufer  äm  ttfomsB  ttdimd  ra  denkoi;  vodg^tldr- 
licher  kann  in  dar  that  dar  gegensats  iwiadm  nitloaam,  uiferiüidar- 
liebem  göttlichem  wieaan  tmd  dem  atali  an  die  foim  dar  seit  gebon* 
denen  menschlichen  wesen  nicht  veranaehaalicht  werden,  (danslbe 
bild  wendet  Goethe  im  Tasso  II  1  an,  um  dsdurch  die  angelegte 
weit  der  maiiBcfalicheii  wiHeaabestrebtuigMi  tok  der  ruhigen  künst- 
lerischen contemplatkm  zu  unterscheiden,  und  nachher  in  demselbea 
sinne  noch  einmal,  nm  den  leidenschaftlichen  sinn  Tassos  der  nibigen 
bohe&t  der  prinzessin  gegenüberziistellett.)  dem  bilde  der  welle  das 
ihm  nahe  liegende,  tröstlichere  des  ringes  substituierend,  schlient 
dann  Gkwthe  das  gedieht  mit  dem  erhebenden  gedankeiii  dasz,  wenn 
auch  das  dnaelne  menschenlebsii  ein  kleiner  riag  iat,  es  dodi  viele 
aolober  ringe  gibt,  die  aidit  yeraiiiielt  bleiben,  sondern  sich  zn  einer 
danemdeii  kette  sotammenschlleszen ;  das  beiszt:  innerbalbdes  lebens 
des  ganzen  menschengescblechte  eriiftlt  die  einzelne  meiiBchliche  ar- 
beit, die,  losgelöst  von  der  gemcinsamm  arbeit  aller,  verschwindend 
und  nichtig  wäre,  wert  und  bedeutung.  mag  auch  das  leben  des  in 
dividuums  schnell  versinken,  der  mftchtige  ström  des  lebens  der 
menschheit  ist  ewig;  mag  auch  sein  wirken  und  schaffen  an  sich 
wenig  bedeuten,  es  erhält  hohen  wert  als  f^ed  in  der  naendlichoii 
kette  menschlicher  bestrebungen. 

Faszt  man  so  den  sinn  der  werte,  so  erledigt  sich  auch  das  be- 
denken, welches  Düntzer  bei  seiner  erklärung  an  dem  schwachen 
'viele  gescblechter'  nahm  und  nehmen  muste;  und  der  ^feste  ab- 
schlnsz',  den  Viehofl'  am  ^Oanymed'  rühmte  und  in  den  'grenzen 
der  menschheit*  vermissen  muste  und  wirklich  vermiszte,  ist  auch 
diesem  gedieht,  wenn  irgend  einem,  vom  dichter  in  der  yortref- 
lichsten  weise  gegeben.  • 

Von  der  erhabenen  ewigen  gottesgestalt  nemlich,  dem  'uralten 
heiligen  vater'  war  der  dichter  ausgegangen  und  hatte  ihn  gezeigt, 
wie  er  in  der  furchtbaren  majestät  des  gewitters  erscheint  und  doch 
zugleich  als  milde  gütige  gottheit  gleichsam  auf  erden  wandelnd,  in 
seinem  thun  mühelos  erhabenste  Schönheit  und  reichsten  sagen  ver- 
einigend, dem  gegenüber  ist  der  mensch  gerade  wenn  er  das  höchste, 
wozu  er  die  begabung  hat,  leisten  möchte,  beschränkt  entweder  auf 
das  leben  im  ideale,  auf  das  schafl'en  künstlerischer  gebilde,  müsz 
aber  dann  die  bittere  erfahrung  machen,  dasz  er  im  praktischen  leben 
sich  nicht  zurecht  zu  finden  weisz,  wie  der  Goethische  Tasso,  oder 
er  wendet  sich  mit  ernst  und  erfolg  der  praktischen  thätigkeit,  dem 
realen  leben  zu;  dann  musz  er  aber  auf  schöpferische  thStigkeit  im 
gebiet  des  idealen  verzichten,  der  mensch  gleicht  eben  nicht  einem 
hochragenden  bäum ,  der  festgewurzelt  in  der  erde  steht  und  doch 
mit  eigner  kraft  hinaufstrebt  in  die  reine  hiramelsluft ,  nicht  einmal 
der  rebe,  die  sich  wenigstens  an  dem  mächtigen  stamme  hoch  empor- 
ranken kann. 

Und  hätte  er  auch  (so  ergänze  ich ,  was  Düntzer  nicht  mit  un- 
recht als  ^abgebrochenen  Übergang'  bezeichnet)  für  beide  gebiete 


4 

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Znr  eiUSmiig  tod  Qoethet  gedieht  *greiiseii  der  neniohheit'.  199 


die  begabuDg,  so  würde  ihn  schon  das  seitlieh  so  eng  begrenzte  da- 
gein  an  der  erreichong  dessen  hindern  |  was  er  bei  längerer  lebens« 
daaer  erreichen  könnte,  was  aber  der  eine  nicht  erreicht,  verwirk- 
licht 8icb  in  dem  leben  des  andern,  und  verschiedene  ringe  mensch- 
licher arbeit  schlieszen  sich  zusammen  tu  einer  dauernden  kette  sich 
gegenseitig  fördernder  bestrebungen . 

In  welches  jähr  das  gedieht  fällt,  ist  nicht  überliefert;  doch 
pflegt  man  es  in  die  zeit  zu  setzen,  da  Goethe  anfing  den  Tasso  zu 
gestalten,  und  ich  möchte  auch  die  gedankenkreise,  in  welchen  sich 
beide  dichtungen  bewegen,  als  nah  verwandte  bezeichnen.  Tasso, 
durch  seine  dichterische  bcgabung  nicht  befriedigt,  nicht  befriedigt 
dadurch,  dasz  sein  *geist  mit  freier  Sehnsucht  des  himmels  ausge- 
spanntes blau  durchdrang'  (IV  1),  dasz  sein  lied  die  anderen  Vie 
auf  himmelswolken  trägt  und  hebt'  (III  3)  'er  selbst  die  erde  kaum 
berührt'  (III  4),  dasz  er,  was  seine  seele  mit  inbrunst  umfaszt,  *in 
lichter  glorie  zum  Sternenhimmel'  erheben  kann  und  'sich  verehrend 
beugen  wie  engel  über  wölken  vor  dem  bilde'  (I  1),  \yird  doch  auch 
'von  der  schönen  weit  mit  ihrer  ganzen  fülle'  (I  3)  'gewaltsam  an- 

'  gezogen'  (I  1),  möchte  'alles  fassen,  alles  halten'  (III  4),  heute  'müh 
und  gefahr  und  rühm  in  fernen  landen  aufsuchen'  und  dann  wieder 
*im  stillen  hain  die  goldne  leier'  ertönen  lassen ,  wünscht  sich  in 
demselben  gedankengange  (II  2)  'ein  tausendfaches  Werkzeug'  'des 

'  maiers  pinsel  und  des  dichters  lippe,  die  süszeste,  die  je  von  frühem 
honig  genährt  war'  und  zugleich  die  gelegenheit  in  *gräszlicher  ge- 

j  fahr'  seinen  heldenmut  zu  zeigen  und  aus  liebe  zu  der  prinzessin  'un- 
möghches  mit  einer  edeln  Schaar  nach  ihrem  wink  und  willen  zu 
vollbringen*,  so  fühlt  er  sich  'doppelt*,  mit  sich  selbst  'in  streiten- 
der Verwirrung'  (II  1),  als  'thatenlosen  jüngling'  (I  3).  ihn  hat  das 
'allzu  helle  Schauspiel'  'ritterlicher  kraft  und  kunst  geblendet',  der 
1' rbeer  dürfte  nach  seinem  sinn  'nur  um  heldenstirnen  wehn'  (I  3), 
Alphons  ist  ihm  'ein  unerreichbar  hohes  wesen*,  der  ihm  von  Antonio 
geschilderte  papst  'ein  halbgott',  der  einer  lebendigen,  rastlosen, 

j     ungeheuren  weit  ihren  lauf  vorschreibt  (II  1).   wenn  wir  nun  er- 

,  wägen  wie  weit  gerade  er  davon  entfernt  ist  höchste  praktische 
tüchtigkeit  mit  idealem  schaffen  zu  vereinigen,  w^as  allerdings  'kaum 
einem  unter  millionen  menschen  gelingt'  (III  4),  wie  er  im  gegen- 
teil  nicht  im  stände  ist,  da  sich  im  realen  leben  zurecht  zu  finden, 
wo  tausend  andere  ihren  weg  ohne  alle  Schwierigkeit  gefunden  hätten, 
wie  er  auf  die  verkehrteste  weise  versucht  sich  liebe  zu  gewinnen 
jmd  die  ihm  entgegengebrachte  zerstört,  und  ohne  masz  und  ziel  ist 
la  Yerblendetem  argwöhn  und  thSricbten  entschlüssen:  dann  liegt 
es  sieht  fem  anzunehmen,  dasz  Goethe  seine  gestalt  vor  äugen  ge- 
Ut hat,  als  er  die  verse  schrieb: 

Denn  mit  gottern 
'  Roll  sich  nicht  messen 

irgend  ein  mensch, 
bebt  er  sieb  aufwärts, 


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200    Zur  erkläruog  von  Goethes  gedieht  'grenzen  der  menschheit'* 

und  berührt 

mit  d««  MlieiUl  die  tteni«, 

nirgends  haften  dann 
die  unsichern  sohlen, 
und  mit  ihm  spielen 
wölken  nud  wwde. 

tmd  wie  floUten  wir  m  Antonio  nicht  das  gegenblld  sehen,  eben 
mensohen,  'der  mit  festen,  markigen  knoohen  aaf  der  wolgegründetaa 
dauernden  erde  atebt'?  ein  mann  wie  er,  der  nach  der  schÜderoDg, 
die  Ton  ihm  gegeben  wird,  gelaaaen  and  rahig,  atet  und  zuverlässig, 
um  das  eigene  tchicksal  unbesorgt,  das  gote  will  und  schafft,  in  dm 
alles  Ordnung  und  Sicherheit  ist^  dessen  mhm  das  allgemeine  zu- 
trauen  ist^  von  dem  sein  fttrst,  der  ihm  unbedingt  yertrant,  die  mei- 
nong  hat,  dasa  ihm  nichts  unmöglich  sei,  wenn  er  emstlich  wolle, 
in  der  weit  realer  verhftltnisse  ist  er  also  gans  heimisch,  darum  aber 
ist  ihm  die  ideale  ein  fremdes  gebiet,  dessen  wert  der  begeisterte 
lobredner  Ariostos  zwar  nicht  verkennt,  gegen  das  er  sich  aber  kalt 
ablehnend,  ja  feindlich  verhält,  da  es  in  Tasso  gleichsam  verkörpert 
nnd,  nach  seiner  verstftndigen  betnchtung  des  menscheulebens  über 
alles  masz  bewundert,  ihn  schmerdich  an  die  schranke  mahnt,  die 
zu  tiberschreiten  'jeglicher  bemühung,  jedem  streben  stets  unerreich- 
bar bleibt'  (IV  2).  'er  reicht  nicht  auf,  nur  mit  eiche,  oder  der  rebe 
sich  zu  vergleichen',  so  erscheinen  die  beiden  männer  anfangs  als 
feinde ,  'weil  die  natur  nicht  6inen  mann  aus  ihnen  beiden  formte^ 
(III  2)  nach  Tassos  tiefer  erschütterung  aber  als  freunde,  von  denen 
uns  der  dichter  mit  der  erwartung  scheiden  l&szt  als  'ständen  sie  flir 
6inen  mann  imd  giengen  mit  macht  und  glück  und  lust  durchsieben 
hin'  (III  2)  als  zwei  sehr  verschiedene  ringe,  die  doch  derselben  kette 
angehören. 

Goethe  selber  hat  sich  weder  als  den  der  Wirklichkeit  entrückten, 
mit  dem  wölken  und  winde  spielen,  gezeichnet,  noch  viel  weniger 
als  den,  zwar  mit  sicherra  fusz  auf  der  erde  stehenden,  der  sich  aber 
in  seinem  streben  nach  oben  nicht  einmal  mit  der  eiche  vergleicbiu 
dürfe,  nicht  als  Tasso,  nicht  als  Antonio,  gerade  in  ihm  mischten 
sich  glücklich  die  demente  beider,  in  seinem  lebensringe  hat  sich 
beides  verwirklicht,  sicheres,  verständiges  erfassen  des  realen  und 
höchstes  schaffen  auf  idealem  gebiet,  sein  leben  glich  dem  festge- 
wurzelten nnd  doch  zum  himmel  strebenden  bäum,  dem  bäum  der 
herlicbe  blüten,  wertvolle  früchte  trägt,  sein  leben  hat  das  erfüllt, 
was  er  seinen  Tasso  als  tiefste  Sehnsucht  aussprechen  läszt  (II  2) : 

O  Witterung  des  glfiekt, 

begünstge  diese  pflanze  doch  einmal! 
sie  strebt  gen  himmel,  tausend  zweige  drlAgen 
aus  ihr  hervor,  entfalten  sich  zu  blüten. 
o  dass  sie  fToeht,  o  dasa  sie  freude  bringe! 

und  wollen  wir,  um  wissentlich  nichts,  was  in  dem  gedichte  der  er 
klttrnng  zu  bedürfen  scheint,  an  Ubergeben,  nns  dsdrflber  klar  wer- 


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den,  was  Goethe  unter  der  rebe  sicTi  gedacht  haben  möge,  die  er  mit 
der  eiche  zusammenstellt,  so  liegt  es,  meine  ich,  nahe,  darunter  die 
menschen  zu  verstehen,  die  ohne  eigene  kraft  sich  von  dem  boden 
der  praktischen  arbeit  in  das  lichte  reich  des  idealen  zu  erheben, 
gern  sich  dahin  emporranken  möchten  an  dem ,  was  genialität  ge- 
schaffen hat. 

Stettin.  Fbasz  Kern. 


25. 

PHILOLOOISCHS  PBOGBAMME  DEUTSCHER  HOHEBEB 

LEHRANSTALTEN. 
(l'orUeUaag*) 


DBESOBN-NaseTAD«.  könicr].  gymnasiam.  9  olaaaen.  17  lehrer.  — 
Abhandlung  des  conr.  prof.  dr.  Richter:  de  quarti  libri  Tihulliani 
(! "giis  inpriroisque  de  quinta  disput.itio.  10  8.  eine  recension  dieser 
abhaudlung  ist  aas  bisher  aicht  bekauut  geworden,  ja  sie  ist  nicht  ein- 
mal  in  CtlwmMf  bihl.  phlL  «Um.  onter  den  eiMMnaogen  der  eiHen 
diei  quartale  von  1875  verseichnet.  ausgehead  von  Tiballs  gratalatione- 
gedichten  kommt  er  auch  auf  IV  6 — 6.  diese  haben  ihm  bedenken  er- 
regt und  sind  ihm  daher  der  Untersuchung  bedürftig  erschienen,  sie 
gehörea  sa  den  TibnUiecben  elegien,  welche  die  liebe  xwiscben  Sulpioia 
ottd  CeiiathiM  Miandelii.  daber  bandelt  er  eialeitangeweiee  Aber  die 
lieder  dieser  gattnng,  welche  der  name  der  Sulpicia  kennzeiebnet  (IV 
2—7).  diese  gedichte  empfangen  gemeinhin  das  höchste  lob.  das  sie- 
bente lied  ist  jüngst  von  Kossbach  aod  L.  Müller  dem  Tibull,  dem  mao 
ntiit  S^7  zuspricht,  aberkannt  and  der  Snlpieia  sugesprocben.  B.  sieht 
dies  arteO  als  befriiadet  an  und  maeht  aaf  abwelebvngfen  dieees  liedes 
^on  der  Tibullischen  art  aufmerksam,  die  besprechung  von  IV  7  führt 
<ien  gelehrten  auf  II  2,  das  man  dieser  elegie  hat  anfügen  wollen,  es 
behandelt  dies  gedieht  die  geburtstagsfeier  des  .Cornutos  mit  seiner 
jiBgen  geMabttn.  B.  wlderepriebt  dieeer  rerbindnng  niii  aaebt  aeino 
«nsicht  SU  begranden.    man  sieht  mit  II  %  genrdbnliab  für  ein 

kunstvoll  und  treflflich  gegliedertes  und  8 — 12  genau  entsprechendes 
ganze  au,  aber  nach  K.  ist  nicht  allein  das  ende  dieses  von  Gruppe 
Termeintlich  entdeckten  ganzen  nicht  in  ordnuug,  auch  in  der  mitte 
llttt  die  geataltnng  an  wttaieben  übrig,  die  gerdbnte  gleiehnleiigkeil 
vod  innige,  innere  Übereinstimmung  der  eiaa^en  teile  daa  weinten 
ganzen  siebt  R.  als  nicht  vorhanden  oder  unwesentlich  an,  und  zeigt 
auch  gründe  für  dieses  urteil  uuf.  seine  positive  ansieht  (s.  3)  über 
diese  gedichte  ist  die,  sie  seien  aus  den  als  nr.  8—12  erhaltenen  dich- 
tongea  der  Snlpieia  berrergegangen,  Tibnilne  babe»  aaebdem  er  die 
poetiachen  Spielereien  and  liebesscherze  der  mit  Üff  in  kreise  dee 
Mesealla  lebenden  and  durch  frenndschaft  und  liebe  zar  poesie  ihm  ver- 
bandenen  Sulpicia  mit  ergetziing  nod  billigung  gehört,  weil  diese  dich- 
^gea  denn  doch  in  hinsieht  der  künstlerischen  fülle  viel  zu  wünschen 
Hessen,  selbst  den  van  ihr  bebandelten  atoff  in  einigen  Uedem  beban- 
<lelt  und  ihre  liebesyerhältnisse  in  gröszerer  poetischer  fülle  dargestellt, 
anlasse  zum  dichten  aber  aus  den  gedichten  der  frenndin  selbst  ge- 
nommen, von  ihrer  krankheit  her  sowie  vom  geburtstag.  wir  müssen 
^*  erteil  alt  ein  eebr  beionoenee  bezeichnen,   allea  was  man  etwa 


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202    Fhilologiaclifi  programin«  d^utsctMr  höherer  iehrftPitalten.  ' 

weiter  aus  den  liedern  herausgelesen,  beaireitet  R.  s.  3  f.  wird  der 
weeeatUelM  teluül  der  Ueder  «ngen^ebe«,  d.  Ii.  dae  deria  benmfeee  f«^ 
hftlinit  in  seinem  wahren  wesen  geschildert,    die  liebe  beider  grSndet 

sich  lediglich  auf  körperliche  Vorzüge.  R.  sagt:  nee  quicquam  alitid 
nec  a  Snlpicia  ipsa  nec  a  Tiballo  nobis  propouitur,  quam  qaanta  ui, 
quamnie  obstent  difci|»line  et  aoree,  MMetetU  etacUum,  poeuo  «t 
infamiae  Ümor,  teaen  enperatis  oronibet  inpedimeBtie  «breptis  aiÜMii 
talia  (proptcr  formosltatem  nimirum  alterum  alterum  adpetentia)  corpora 
inter  se  coire  cupiant,  und  beweist,  dasz  dies  der  wesentliche  inhalt  der 
iieder  ist.  weiter  besnricht  verf.  s.  5  den  versuch  der  gelehrten  Tib. 
II  f  mit  dea  TibttlUielieii  Snlpieieele^'ien  an  Terbioden  and  die  dafir 
Torgebrachten  gründe.  letztere  verwerfend  erklärt  er  sich  gegen  die 
ansieht  xuid  weist  nnch,  dasz  sie  unmöglich  richtig  sein  könne.  ler 
beweis  scheint  uns  geglückt,  die  verbindunp-  der  zweiten  elegie  Je? 
cweiten  buches  mit  den  Sulpicieelegien  für  immer  beseitigt,  mau  lese 
aar»  was  R.  eaf I,  aad  maa  wird  Tetlkoamea  Aberieagf  weidea*  R. 
geht  aaf  elae  genauere  heiprechung  des  gedichts  ein.  daaa  l^ebrt  er 
8.  6  zu  dem  eigentlichen  geg-enstande  seiner  abliandlung  zum  vierteu 
buche  zurück  und  spricht  ein  allgemeines  urteil  darüber  aus,  das  er 
euch  begründet,  tadelnd  hat  er  sich  nur  tiber  die  sechate  elegie  n 
äaaaern.  dieee  aateraieht  er  im  reniia  aiit  der  flaftea,  welehe  je  dst 
gleichen  st  off  der  gebnrtstagsgretalatioo  behandelt,  genauer  unter- 
snchnng,  die  besonders  in  vergleichung  des  fünften  und  sechsten  h'edes 
besteht,  beide  gediohte  erweisen  sich  dnbei  einander  so  ähnlich,  dass 
aar  das  eine  nachahmang  des  andern  sein  kann,  dae  eiae  tob  bddn 
an  echt,  nntibnUisob  seia  mass :  R.  sprieht  die  ffiafke  elegie  des  vierten 
hnchs  dem  Tibull  ab  und  bespricht  dieselbe  nun  nach  dieser  rücksiebt 
hin.  er  zeigt,  wie  der  Verfasser  dieser  elegie  den  offenbar  von. ihm 
wieder  nnd  wieder  gelesenen  Tibull  quamuis  inuitus  ausgeschrieben. 
Tiballaa  Terse  easaea  so  fest  ia  seiaem  gediehtais,  dasa  sie  gletehNB 
Tea  selbst  ihm  ia  die  fsder  kamea.  wir  aieinen,  die  beweise  genügen, 
um  zu  der  überzeuj^ung  zu  gelangen,  dasz  nicht  Tibull  der  Verfasser 
der  fünften  elegie  des  zweiten  buches  ist.  darum  ist  sie  aber  noch 
nicht  ein  machwerk  etwa  nur  versgewandter  TibulUeser,  ähnlich  den 
sailtsea«  die  wir,  aietriseh  tob  aatadelhafter  form,  ia  den  jungen  ite- 
Uenischen  handschriften  der  elegiker  als  Interpolationen  in  die  echten 
gedichte  derselben  finden,  vielmehr  gehört  sie  nach  R.  einem  Zeit- 
genossen TibuIIs,  der  in  demselben  kreise  mit  ihm  verkehrte  und  eineu 
versuch,  ihn  nachzuahmen,  wagte,  zum  schlusz  weist  B.  noch  besonderj 
heitea  des  stflk  im  liade  dieses  aeitgendssisehen  aaehahsBars  to 
nach,  den  abschloss  macht  endlich  ein  allgemeines  urteil  über  den 
Stil  des  dichters  dieses  Hedes.  —  Wir  schlieszen  das  referat  über  die 
kurze  und  gediegene  abhandlung  des  um  die  elegiker  vielseitig  ver- 
dienten forechers  mit  dem  wünsche,  er  möchte  bald  neue,  ebMse  r^ 
frSelite  s<eiaer  beeehiftigaiig  mit  dea  elegilMra  aa  aats  and  trommKa 
der  Wissenschaft  veröffentlichen,  aber  als  organ  zur  roitteilnng  seiner 
wissenschaftlichen  ergebnisse,  für  die  wir  nicht  minder  als  unzweifelbatt 
auch  er  selbst  viele  leser  wünschen,  die  muttersprache  verwenden,  wo- 
aiit  wir  allerdiaga  aieht  sagea  wollea,  dasa  seia  lateia,  wie  dtf  *^ 
Tieler  prograaiiaeasehreiber,  besser  nngedruckt  Miebe.  vielmehr  ilt 
für  einen,  der  gern  und  viel  latein  liest,  ein  genusz,  dies  latein  zu  leseDt 
aber  deren  sind  eben  heute  leider  nicht  mehr  viele,  die  gern  and  Tiel 
latein  lesen,    darum  in  zukunft  deutsch!  ' 

OoTKA«  herEogl.  gyma.  Sraeetlaaoi.  19  elaasea.  84  lehrer.  — 
handlnng  des  gymnaaiall.  dr.  Gilbert:  de  anagraphis  Oljmpiis.  10  ' 
O.  beginnt  nach  kurzer  die  ausgrabungen  in  Olympia  erwähnender  ein- 
leitung  mit  erörterung  des  begriffes  von  dvaTpacpri-    dvaYpuqpai  si^^ 
Verzeichnisse,  von  einzelnen  Staaten  in  öffentlichem  Interesse 
prlfateai  iaterssae  tob  prieatera  aad  Teraeliaien  geschlaehtera  aafgefM»! 


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Philologische  programme  deutscher  höherer  lehrausteUtn.  203 

dtr  j«lir««  in  denen  sie  ihr  amt  oder  priegtertnm  TWnnmt,  wtd  der 

siege  in  öffentlichen  wettkILmpfen  umfassend,   eine  anmerkang^  gibt  die 
bisherige  litteratar  über  die  dvaTpatpai  im  allg-emeinen  und  für  einzelne 
griech.  Stämme  und  städte  an.    die  olympischen  dvaTpa(pai  will  G.  so 
MmmMa,  dMs  «r  Boertt  im  aUf— fana  fibtr  tie  spirielil»  dmam.  ihre 
befaandlung  dnrch  die  altes  erSiCert  und  endlich  das  Verzeichnis  des 
Africanus  einer  Untersuchung  unterzieht,    die  disposition  ist,  das  musz 
man  sagen,  einfach,    sie  wird,  wie  sie  gegeben,  durchgeführt,  xnerst 
ist  ee  Ar  BMse  dieser  olympischen  Teraelehaisie,  den  er  bespriehfe.  de« 
TcrteieiKiie  der  Olympieniken  h^nt  bei  Pausanias  t&  'AXciuiv  ic  touc 
'OXU|linov{Kac  fp(i\JL}iara.   diese  waren  nicht  schriftlich  fixiert   für  diese 
behanptuug  sucht  G.  beweise  zu  führen,  und  diese  beweise  scheinen 
stichhaltig  zu  sein,    daraus  dasz  Pansanias  zweien  mäuuern  es  sum 
besoadem  rahme  eareehaet  TeneichiiiMe  der  Oljmpioaikett  rertesl  wm 
heben  und  dasz  Plutarch,  wo  er  das  von  lOppiee  von  Elis  verfaszte 
Verzeichnis   erwähnt,  sagt,  dieser  habe  begonnen  dir'  ouöevöc  irpöc 
mcTiv  dvaYKa{ou,  geht  hervor,  dasz  keine  ins  graue  altertum  reichende 
Verzeichnisse  vorlagen,  sondern  die  reihenfolge  der  sieger  in  Elis  nur 
mMUdh  IlberliefMt  weid.   weiter  beipfiaht  O.  ert  vad  weieii  der 
alten  elisehen  dvatpflupcrf.  nach  PeeieB,  haben  nicht  alle  Olympionikea 
die  ehre  einer  statne  in  Olympia  zuerkannt  erhalten.    G.  erklärt  die 
veranlassung  davon,    nach  G.  musz  Pausan.  in  der  Altis  des  olympischen 
Zeas  anszer  den  Statuen  der  Olympioniken  Säulen  gefunden  haben  mit 
den  namen  nad  den  siegen  der  Oiympioafkea,  ttalent  welche  an  er- 
I    richten  vielleicht  sache  der  Hellanodiken  war.  diese  sänlen  waren  viel» 
leicht  die        touc  'OXujUinovi'Kac  fp&^fjiaia.    namen  und  siepe  waren 
.    nicht  aufgeschrieben,  sondern  in  erz  eingegraben,    so  hatten  also  die 
I    dvoTpafpaT  der  Etl«er  keine  bnehmässige  ühnrlieferung,  aber  deeh  eine 
fixierte,  von  diesen  einzelnen  sänlen  Übertrag  sie  Paiaballeia  aaf  einen 
stein  oder  eine  erztafel  und  stellte  sie  im  olympischen  gymnasiura  aus, 
Enanoridas  stellte  sie  buchmaszig  zusammen,    die  zusammenhängende 
olympladenzählnng  bezieht  sich  und  gründet  sich  auf  eine  bestimmte 
reih«  ron  alalea  mit  eiageashnillMMa  namen,  die  In  Olympia  aufgestelH 
waren,  die  einzelnen  iltolen  enthielten  der  leihe  aeeh  alle  sie<,^cr.  auf 
j     s  4  kommt  G.  dann  zu  der  besprechung  der  an  einer  stelle  bei  Pau- 
I     sanias  erwähnten  andern  anagraphe,  die  dort  KaTdXoYoc  tlüv  6Xu^nid5ujv 
bei8zt,alB0  eine  art  griechischen  kalenders.  es  war  eine  Zusammenstellung 
der  Sieger  im  atadioB  in  Olympia,  aaf  tfieeea  katalog  btaieht  Ck  die  etelle 
Pausan.  10,  86,  9,  wo  rd  'HXcCujv  TpdjiAMaTa  erwähnt  sind,  hier  mttfeea 
auch  die  drei  anolympiades  (nichtolympiaden)  notiert  gewesen  sein,  die 
drei  vierjährig^en  Zeiträume,  in  welchen  die  feier  der  olympiadcn  nicht 
I     ^^fdauDgsmäszig  gehalten  war.    G.  gewinnt  aus  allem  das  resultat:  au 
I    Ol3fBipta  gab  es  awei  arten  Ten  ämfpcupoi,  einmal  rä  ic  to6c  'OXuii- 
itiovixac  YP<&MM<XTa,  zu  ehren  der  deger  in  erz  gegraben  (sänlen  mit  den 
namen  der  jedesmaligen  sieger)  und  den  KOrdXoYOC  tiüv  öXuMTridöuiv, 
dessen  bestimmung  es  war,  dem  gemeinsamen  kalender  Griechenlands 
I     ^  gnmde  an  liegen,  im  iweiten  teile  seiner  abhandluug  untersucht 
^-  iiun,  wie  die  grieeh.  aatercn  dieae  &vajfmifai  gebrauciü  haben  aar 
I      nci'stellang  gehöriger  zeitordnnng  (chronoIogie)  in  der  griech.  geschickte. 
'      zuerst  Icfi^te  man  die  Sammlung  der  namen  nur  der  geschichte  der  spiele 
?i       gymnastik  zu  gründe,    so  Aristoteles,  der  ein  Verzeichnis  der 
p^enikea  nad  der  Olympieniken  aafslellte*  O.  Temeht  «inen  ahfiis 
des  inbalts  Ten  Aristotelae  Olympioniken  an  geben  und  die  erhaltenen 
I      ^agmente  unterzubringen,    zu  ähnlichem  zwecke  scheint  früher  schon 
•      flippias  von  Elis  eine  dvatpacpi'i  'OXujinioviKÜJv  g-eschrieben  zu  haben, 
^''^o  Agriopas,  dessen  'CXu^irioviKCU  Pliuius  maior  erwähnt,  daran, 
AQf  das  Terseielmia  der  eieger  die  ehrenolegie  an  gründen,  haben  dieae 
gedaM«  0.  geht  nnn  ttber  anl  diejenigen  dvtttpoqKii»  durch 


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20^    Philologische  Programme  deutscher  höherer  lehranstalten. 

w«le1i«  der  nimmst  det  kafoaitft  gMmi  weviMi  teilt«,  die  iltaNi 
liitloriker  sttilea  nicht  nnoh  oljnpiadeB,  gebrauchen  die  namen  der 

sit^per  nicht  znr  h»  Zeichnung'  der  jähre,  auch  zu  Thnkydides  zeit  war 
die  aera  der  Olympiaden  noch  nicht  im  gebrauche,  aus  Xenophon  ist 
nicht»  2U  schlieszen,  da  die  betreffenden  steilen  unter  dem  verdachte 
der  faitorpolmtfMi  etelMn,  Ephetee  besieht  eieh  etete  ««f  die  «ette  der 
gttiealogeii»  aaeftl  PhUocboros  und  Timaios  haben  sich  der  oljmpiaden 
zur  hestimmang  der  reit  hedient.  G.  spricht  über  die  werke  beider, 
die  hierher  gehören,  besonders  über  des  Timaios  Verwendung  der  olvm- 
piadeurechnung.  Timaios  hat  nicht  ein  eignes  werk  'O^UMll^tovlKai  ge- 
eekfieben,  eeadera  im  proeimien  seiBee  geeebiehtewerkee  die  ver- 
eehiedenen  seitrecbnongen  antereneht  nnd  Terglieben.  übrigens  war 
die  olympische  aera  nicht  allein  bei  Timaios  in  gebrauch,  seine  ge- 
schichte  war  nicht  aunalistisch,  für  die  Zeitbestimmung  wandte  er  nebeo 
aadereii  aeren  seeret  die  von  ihm  festgestellte  olympische  an.  ni  iia* 
gewisser  seit  schrieb  ein  Athener  Hesikleides  ein  ▼edrseieluiie  der 
Archonten  und  Olympioniken,  bald  nach  Timaios  ordneten  die  alexan- 
drinischeu  grammatiker  die  ereignisse  der  griech.  geschichte  nach 
olymniaden,  zuerst  Kratosthenes  von  Kyrene  (iT€pi  xpovoTpcuptwv)  und 
Apoliodoroe  von  Athen  (xpovuid  oder  xpoviK^  a^VToSic),  deren  werk« 
der  aaehmallgen  Chronologie  zn  gründe  lagen  und  für  dieselbe  eist 
gute  Grundlage  bildeten,  später  Phlegon  Yon  Tralles,  ein  freigelassener 
des  Hadrian  ('OXu^TnoviKUJv  koI  XPOviKÖiv  cuvQYUJtn)»  weiter  Africanus 
im  3n  jb.  nach  Ch.  über  ihn  wird  genauer  gehandelt,  er  schrieb  xpoviicd 
in  fttnf  büeheni,  in  Urnen  war  eine  dvarpacpi^  "OXupimoviKtfiv  enthalte^ 
welche  949  Olympiaden  nmfasst.  sie  allein  existiert  heute  noch  aed 
ihre  Untersuchung  ist  gegenständ  des  dritten  teiles  der  vorliegendes 
arbeit,  die  quelle  für  des  Africanus  Verzeichnis  waren  nicht  die  in 
Olympia  aufgestellten  säulen,  sondern  ein  Schriftwerk,  wie  schon  ror 
ihm  rar  Eratoethenee  ein  aotebee  werk,  nenüeh  Arietoteleiy  die  qveUs 
war.  überhaupt  scheinen  din  elnonegraphen  die  schon  vor  ihnen  ge- 
sammelten Olympioniken  von  ihren  Vorgängern  in  die  arbeit  genommen, 
das  Verzeichnis  nur  ergänzt  und  weiter  geführt  zu  haben,  des  Africanus 
quelle  fttr  sein  verzeicbnis  war  Eratosthenes.  Afrieanna  stellte  nur  die 
Sieger  im  Stadion  snsammen,  exeerpierCe  also  derJfiratoethenee  alle  sieger 
enthaltendes  Verzeichnis.  Eratosthenes  hatte  Aristoteles  Verzeichnis 
als  quelle  für  die  ältere  zeit  gebraucht,  so  gehört  in  der  uns  vor- 
liegenden anagraphe  der  erste  teil  dem  Aristoteles,  der  zweite  dem 
Eratosthenes,  der  dritte  dem  Africanns.  enchi  min  diese  drei  be* 
standteile  wirklich  zn  aelieiden,  was  ihm  wol  gelingt,  seine  gründe  fit 
die  Scheidung'  sind  überzengend.  —  Wir  haben  das  referat  über  das  kurze 
Programm  ziemlich  lang  raachen  müssen,  verf.  gibt  nemlich  nicht  eigent- 
lich Untersuchungen  über  den  behandelten  gegenständ,  sondern  resolute 
Ton  untersnehongen,  die  er  Ar  eich  geführt,  daher  ist  vieles  nea,  alles 
wichtig  in  der  kleinen,  aber  inhaltreichen  abhandlarg.  möchte  6.  niekl 
allzulang  es  anstehen  lassen,  ähnliche  Untersuchungen  zu  veröffentlicheBf 
nur  dürfte  es  wiinsclienswert  sein,  wenn  er  sich  bei  weitern  wisseS- 
schaftlichen  arbeiten  statt  der  lateinischen  spräche ,  die  er  übrigesl 
treffUeh  handhabt,  der  nrnttetspraehe  bediente,  er  wftrde  damit  die  s«kl 
derer,  die  seine  arbeit  lesen  nnd  von  ihm  lornen  wilrden,  welisas  ▼e^ 
gri$ezern. 

HOLzuiNDBN.  herzogliches  gymnasium.  6  classen.  die  anzahl  der 
lehrer  ist  nicht  zu  ersehen.  —  Abhandlung  des  probecandidaten  und 
hOfslehrers  dr.  H.  Be gemannt  Qnaestienes  Solonene.  30  s.  der  titelt 
wie  er  anf  der  vordem  seite  des  programms  gedmekt  ist,  I&sat  vermuten, 
man  wird  im  texte  der  abhandlung  belehrungen  über  Solon,  sein  leben, 
seine  gesetse,  seine  dichtungen  bekommen,  man  erstaont  daher,  wenn 
man  das  hoch  öffnet  nnd  statt  des  erwarteten  eine  von  den  jetit  io 
Gdttfagen  seit  Sanppes  bahnbrediender  arbeit  über  die  qnellen  Phitareks 


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PhSologisohe  prognunme  deutM^Mr  httem  lehnrntelteii.  906 


im  Perikles  wie  es  scheint  epid«^miscli  frcwordenpn  dissertationen  über 
die  quellen  Plutarchs  in  dieser  oder  jener  der  parallelbiographien  rindet, 
«af  8.  1  steht  eiu  neuer  titel,  er  beisst:  de  Bolouis  Flotarchei  fontibos 
«t  «Mtoffltsl«.  dMi  ▼•rfc^rt«!  tilel  siif  dtm  Torderblaite  Teidaakt  m 
4it  HktHt  WfthiMil^ifllleh ,  duts  sie  nicht  wie  ihre  im  gleicheu  jähre 
erschienenen  8cbwe«tern  im  Bursianschen  Jahresbericht  von  Oelzer  bei 
dem  referat  über  die  Schriften  zur  qnellenkritik  der  griechischen  ge- 
scbichte  berücksichtigt  ist.    verf.  geht  von  der  frühem  litteratur  über 
Mtaen  gec^Mtand  sv  nmd  b««rteilt        «r  iMBnt  Kaller  mai,  Piias. 
beider  arbaiteft  cpmfigen  nach  teiBer  meinnng  nicht;  dalier  bat  er  die 
nnter8«i?hnnpr  neu  aufgenommen,  deren  notwendigkeit  bei  der  Wichtigkeit 
der  lebensbescbreibung  Platarchs  als  quelle  für  i>olon8  leben  einleuchtet, 
daranf  beatlabnet  B.  sein  Terhältnit  sar  arbeit  von  Prins.  gleich  eingangs 
widerlegt  rerf.  die  meinnng  von  Priaa,  Plat.  habe  bei  anfertignng  sei* 
ner  lebensbeschreibung  des  Solou  eine  Sammlung  der  gedichte  Solont 
benutzt  und  daraus  seine  erzählung  geschöpft  und  seine  verse  eingelegt, 
indem  er  auf  die  thatsache  hinweist,  dasz  Plut.  überhaupt  nur  abge* 
leitete  quellen  tpKterer  seit  gebraneht.   data  der  KalKoraabear  Her- 
mippos  und  Didyne«  Cbalkenteros  des  Plat.  gewllirtlcute  sind,  diesen 
teil  der  meinunor  von  Prinz  nimmt  K.  an.    zum  beweise  dieser  ansieht 
übergehend  zählt  verf.  zuerst  die  von  Plut.  in  dieser  lebensbeschreibung 
namentlich  aufgetührten  autoren  auf,  begründet  die  ansieht,  dasz  Didy* 
mos  dMi  Phit.  snr  band  war,  aaafflbfiiaber,  DidjrsMt  eohtfpfte  Iii  der 
Solons  gesetze  behandelnden  scbrift  nicht  aus  Hermippos,  vielleicht  aus 
Aristoteles,   dem  Zeitalter  nach  steht  unter  den  von  Plut.  angeführten  dem 
Didymos  Hermippos  zunächst,   über  ihn  handelt  B.  nun.   sein  buch  hatte 
Plut.  zur  haud,  es  diente  ihm  als  quelle,    das  hat  Prinz  evident  nach- 
fewiesen,  ea  fragt  sieh  nar,  wie  weit  eleb  In  des  Piatarehoe  enihhuigeii 
die  »puren  des  Hermippos  feststellen  lassen.  Hermippos  hatte  ein  buch 
geschrieben  des  titels  ßici  tiIjv       irdcT)  iraiöciqt  btaXo^^ldvTUlV  mit  be- 
nutzung  des  titels,  den  sein  groszer  lehrer  Kallimacbos  seinem  katalog 
der  eiexandiiaisehen  bibliothek  roreetete.  iiber  das  buch  dei  Hermippos 
«priebt  B.  genaoer.   es  ward  spilter  rlel  beontst,  Von  alle«  sehriften, 
[     in  die  es  übertragen  ward,  beeltBen  wir  auszer  den  fragmenten  des 
Hesychios  von  Milet  bei  Suidas  nur  noch  die  nitae  der  philosophen  von 
Laertios  Diogenes,  der  zwar  des  Hermippos  buch  nicht  selbst  geb/auuhte^ 
aber  auf  ihm  rabenfie  eehtiHeii  mid  eo  vlelee  mm  Hermippos  enthalt, 
dee  erste  baeh  des  Laert,  Dkigen.  fallt  verf.  fBr  seine  Untersuchung 
;      eines  genauem  einblicks  wert,  über  den  er  nun  referiert,   im  leben  des 
■      Solon  im  ersten  buche  findet  H.  die  erzählung  des  Hermippos  in  be- 
sonderer reinheit,  allein  auch  vielfach  verstümmelt  und  verkürzt  wieder, 
UV  selten  doreh  aveitae  entttellt.  ron  den  sooet  Ton  PInt.  genaanten 
i      tttteren  hat  derselbe  keinen  selbst  eingesehen,  mit  s.  6  beginnt  B.  nun 
die  einzelnen  capitel  der  Plutarehischen  uita  des  Öolon  durchzugehen 
ond  auf  ihre  quellen  zu  durchmustern,    fürs  erste  capitel  hat  er  nichts 
sicheres  gefunden.    PI.  soll  hier  die  verschiedenen  angaben  aus  ver* 
•ehiedeiien  autoren  entlehnt  haben,  von  denen  Terf.  einaelne  su  be- 
stimmen sucht,    der  Inhalt  von  cap.      fud  3  beruht  anf  SolosIldiCB 
dichtungen.   die  citierten  Solonischen  verse  und  die  daraus  geschlosse- 
eeu  data  seines  lebens  bat  Plut.  entlehnt  aus  Hermippos.    die  übrigen 
OiehTichten  des  zweiten  capitels  werden  von  B.  auf  Hermippos  zurück- 
tttfiibrt,  doch  manehea  nar  nater  aweifel,  Inde»  rerf.  angibt,  dass  Plnt. 
«8  aach  aus  sieh  zugesetzt  haben  könnte,    im  dritten  capitel  findet  er 
wieder  sicherere  spuren  des  Hermippos.   er  bediente  sich  der  dichtungen 
des  Selon  selbst  und  gewann  oder  erfand  aus  ihnen  resultate.  das  vierte 
i      ^pitel  mht  aaf  Hermippos,  dessen  buch  irepi  coKpdhf  fttr  die  in  die* 
Bern  capKel  erilbUe  geschichte  auch  Diogenes,  freilieh  er  nur  mittel- 
bar, benutzte,    auch  im  folp-cndcn  ist  Hermippos  die  quelle  Phitarchs 
wie  die  indirecte  des  die  gleiche  geschichte  berichtenden  Diogenes. 


« 


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über  diese  geschichte,  in  welcher  r|  toO  xpiso^c  ii€pioö<K:  beh&aüelt  wird» 
»prMit  B.  «iag^head.  Meh  «Im  Htahm  und  Mchtte  eMitel  fVhn  B.  »if 
4«B  Hermippos  zartick.   Aft  MelMl«  führt  PI.  den  licnBippot  lelWt 
Mli  ftirfl  fünfte  zeipi^t  es  eine  anc]i  nur  oberflächliche  vergleichang  mit 
dem  entsprechenticn  Htiii  ke  aus  des  Diojfeues  uitaSolonis,  das  vieltach  bi» 
aui's  wort  übereinstimmt  und  Hermippoa  als  quelle  citiert.  das  aiebent« 
mfiUi  Mikllt  nH  ««tBahn«  «iMr  saf  Tbalat  ^agliclNii  liiMt^ 
•a^abt,  mmhr  gedanken  4m  PL  Mlbst.    für  die  nächsten  teile,  die  die 
expedition  nach  Salamis  enthalten,  findet  B.  als  qnello  wieder  den  Her- 
mippos heraus  und  wieder  auf  grund  einer  vergleicbung  mit  Diogenes, 
wozu  hier  noch  andere  momente  kommen,    im  elften  c»pitel|  das  den 
•ntoa  lidliMB         bebaaMt»  kl  4wt  ante  Uli  äwm  Uanüppat  «■I' 
lehnt,  das  ibrige  hat  andtra  Ursprung,  es  stammt  nach  B»  ans  I)idymos 
und  daher  erkliirt  sich  die  anffallende  kürze  der  erzählung.   den  iobalt 
des  zwölften  capitels  schreibt  Ii.  wegen  seiner  art  dem  Uermippos  lo, 
der  nicht  auf  wirkliche,  kritisch  gesichtete  thatsachen,  sondern  auf  in- 
taranaata  getehiclrtebaa  aain  haaptangenmerk  riaktel.    hier  stelli  B. 
VM^Ieichong  mit  der  ersühlung  der  gleichen  thatsachen  bei  Herodotsi 
und  Thukydides  an.   der  zweite  teil  des  zwölften  capitels  erweist  seine 
abstammung  aus  Uermippos  durch  vergleicbung  mit  Diogenes,  dessen 
aeiif Idarun g  daa  Solaa  diatalbaa  thalaaehen  nut  das  glaicben  wertet 
bietet,    es  handelt  sieh  um  den  aalteatbalt  des  EpimenMaa  in  Athen, 
bei  capitel  zwTilf  mneht  verf.  einige  zeit  halt,  um  im  kurzen  einige  be- 
merkungen  über  die  Hermippische  erzählung  im  allgemeinen  zu  maeben. 
diese  hier  mitzuteilen  gebriebt  es  an  raunu    die  bemerkungen  sind  lo 
traffiad  wie  geistvoll ,  wo  aairiabtlf  wla  tinjithtlg    aiiab  capitel  im- 
zehn  und  die  aiate  sentenz  von  capitel  viaraahn  wird  von  Uarmij^t 
abgeleitet,  dann  auch  der  übrige  teil  des  capitels  auf  ihn  zurückge- 
führt; nicht  minder  das  fünfzehnte  capitel,  wobei  ihn  die  vergleicbung 
dar  Plntarcbischeu  uita  desLykureoSi  von  der  vieles  Gilbert  in  semen 
•tadlaa  nir  gasabiabia  daa  sparlamfabaii  ataataa  aaf  Harmippot  aariek- 
geführt,  mlarstützt.  baiaadrar  baapraabang  nntersieht  B.  nur  eine  er- 
zählung am  ende  des  15n  capitels,  erkennt  aber  auch  sie  als  von  Her- 
mippos genommen,  ihn  sieht  er  auch  als  quelle  des  16n  capitels  an. 
8.  18  setzt  er  eich  mit  abweichenden  meinuugen  von  Prinz  auseinander, 
dar  hier  vielfach  den  Didynoa  alt  qaalla  ariiaaDi,  wftbiand  B.  aar  fnr 
unbedeutende  abschnitte  dieser  stücke  das  glaubt  zugeben  zu  können, 
das  Stückchen  des  17n  capitels,  für  welches  Plu!.  Phanias  citiert,  sieht 
^>  gegen  Priuz  als  von  DidjnMs  entlehnt  an.    der  Inhalt  von  cspUel 
17—86  ist  von  Plnt.  aai  Didynos  anOabnt,  der  dia  tbabHM}baa  dank 
Damatrios  von  Pbalaroa  aoa  Ariatatalaa  aspfangen,  es  baadalt  sich  ia 
diesem  teile  der  biographie  wesentlich  um  Solou  den  gesetzgeber.  hier 
stimmt  verf.  mit  Prinz  und  Rose  Aristot.  pseudepigr.  überein,  nur  das* 
er  gegen  Hose  mit  Prinz  des  Did/mos  schritt  irepl  tüüv  äE6vu)v  tu>v 
CöXiovoc,  aiabt  dia  aananantare  daa  fhMbtbafan  aciiriflttaUaia  ibardis 
dichter  alt  qaelle  annimmt,  worin  er  wal  raabt  haben  dürfte,  da  Plo^ 
bei  abfassung  seiner  uitae  wol  kaum  die  grosze  mühe  der  durchsuchnn|r 
der  commeutaro  des  Schriftstellers  von  eisernen  eingeweiden,  die  wir 
uns  und  anderen  philologen  herzlich  wünschen,  über  sich  genommsn 
baban  wird,  daa  awaitan  teil  daa  18n  aapitelt  laitat  B.  vaa  Uarmippo? 
ab,  ebenso  den  inhalt  des  Schlusses  von  capitel  25,  von  wo  eben  bei 
Plut.  die  benutzung  des  Hermippos  wieder  anhebt  und  sich  über  das 
folgende  ausdehnt,    wir  können  den  weitern  reichen  inhalt  des  letzten 
dritteis  der  sorgfältigen  arbeit  von  B.  nicht  mehr  hierher  Übertrages» 
wir  mttMan  um  begnügen,  zn  maldan»  daaa  er  taina  farfaboag  ia  gleieb 
■orgfäUiger  waiae  auch  über  dia  loteten  teile  der  Plntarabiaeheu  bio- 
graphie Solons  ausgedehnt  und  da  zumeist  zwar  Hermippos  als  quel/e 
findet,  teilweise  aber  doch  auch  Didy meischen  Ursprung  der  beriebt« 
Plntarchs  vermutet,  namentlich  für  capitel  31—32.   am  Schlüsse  wsl*^ 


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FhUologitehe  prognnuse  d«iiMiir  htHnam  lekiMitliliea.  907 


i>.  noch  durch  anziehnnpr  von  frnr^nienten  aas  DioJoros  den  Ephoros  nach 
als  den,  aus  weit  hein  Hermippos  seiuo  thatsuchlichen  berichte,  die  uns 
durch  Plut.  aufbewahrt,  geschupft.  —  Wir  BchUeaxen  ansere  «iw&s  lang 
irewatdtM  WrMitMitelliiig  m£%  d«m  wiuMeiitt»  4ms  rwt.  bald  nm  mit 
der  fortMtevag  4*r  trefflicb  begonnenen  quMetiones  Soloneae  erfreuen 
möge,  sie  aber,  schon  damit  sie  mehr  gelesen  werden  und  also  mehr 
Segen  stiften,  in  deutscher  spräche  abfaMe,  auch  nicht  wieder  durch 
trfigerischen  tilal  dUa  «rwartnng  tänsalM. 

SonsMaamui.  llntL  Sehwanburgsohes  gjaiaatiam.  5  elatsen, 
10  lehrer.  —  Abhandlung  des  pynmasiallehrers  Bosse:  de  asyndeto 
Demosthenico,    22  s.    in  der  einleitung  tadelt  verf.  die  alten  rhetoren. 
dasz  sie  sa  untersacheu  unterlassen,  wie  die  redner  selbst  die  figur  den 
mymi^Um  aagawwidtl*  ar  kflffl  dar  wifMMohaf t  m  dianaBi  iadtm  ar 
die  reden  des  DeaMMÜMMa  dbtanf  nnteiaoabt.  BUYor  abar  erörtert  ar 
den  begriff  und  das  wesen  des  a.syndetons  sowie  seine  arten  nach  den 
Ansichten  der  gelehrten  grammatiker  alter  und  neuer  zeit,  die  nüchtern- 
beit  und  mangelhaftigkeit  der  alten  gramiuatiker  erfährt  tadel,  nur 
einige  alawrt  Tarl  wom  aUraMiiita  «rliil        dan  Arlttottlaf,  Har- 
Stögen M,  Olaara  mnü  4)aiBtiliaiiae.  hieraaf  wardm  s.  2  ff .  die  aasein- 
andersetzungen  der  alten  rhetoren  und  grammatiker  im  einseinen  durch- 
gegangen, wobei  schon  immer  mit  umsieht  auf  btellen  aus  Demosthe- 
Dischen  reden  rücksichl  genommen  wird  zum  belege  für  die  ainselnen 
Mneptiaba  rmd  aitimiBfaB  dar  aagaBafeaaa  graaaialikar.  verf.  b&lt 
so  sich  und  seinen  ieeeni  immer  gegenwärtig,  daez  seine  arbeit  sich 
den  Demosthenes  «um  vorwarf  genommen,    weiter  sucht  er  die  ver- 
sehiedenen  asyndeta,  welche  vorkommen,  auf  gewisse  arten  und  claasen 
mrfieksttführen  (s.  7  ff.)-   dabei- geht  er  aaa  van  d%m  yerbUlaU  dar 
aufeinanderfolgenden  worte  nnd  ettiia  nntareinandar.   bier  erwäbnt  ar, 
dasz  die  alten  oft  fälschlich  ein  asyndeton  annahmen,  auch  dieses  will 
er  in  seine  betrachtung  hineinziehen  und  durch  beispiele  aus  den  reden 
des  Demosthenes  erläutern,   dieses  falschlich  so  genannte  asyndeton 
wird  non  an  erster  etalla  bebandelt,  nach  ▼enebiedenen  gattungen  be- 
sprochen und  fflr  jede  gattnng  eine  grotta  raiba  Ton  beispielan  bebracht, 
fälschlich  nimmt  man  ein  asyndeton  an,  wo  die  verbindimp;'  zwar  nicht 
durch  eine  conjunction  hergestellt  ist,  aber  durch  Wiederholung  und  Zu- 
sammenfassung des  vorangegangenen  durch  ein  fortführendes  wort,  wie 
(Ito,  Crt,  oOrtii  n.  a.  ebenso  liegt  kein  aiyndaton  vor,  wenn  tebon  an- 
vor  das  folgende  angedeutet,  dieses  also  nar  eine  noiwandiga  ergünsang 
des  frühern  ist.  auch  da  ist  kein  wahres  asyndeton,  wo  etwas  allgemein 
oder  indirect  oder  dunkel  angedeutetes  nachher  genauer  ausgeführt  oder 
begründet  wird,  in  den  beiden  letsten  fällen,  die  angeführt  sind,  wen- 
det  Dem.  neben  dem  asjndeton  anoh  ifdp  an.  doch  bleibt  atn  nnter- 
sehied  swischen  den  stellen,  wo  fdp  angewendet  ist  nnd  wo  es  nicht 
steht,  eigentliches  asyndeton  liegt  auch  da  nicht  vor,  wo  dieselbe  sache 
mehrmals  hintereinander  mit  versclüedeuen  worten  beseichnet  wird. 
^  darf  nicht  einmal  eine  partikelvarbindung  eintraten,  weil  ja  eben 
die  mehren  worte  dasselbe  bedeuten^  Partikeln  aber  versebiedanea 
vwknüpfen  sollen,    zahlreiche  beispiele  für  diese  art  scheinbarer  asyn«« 
deta  gibt  B.  an,  gesteht  aber  am  Schlüsse  ein,  dasz  in  diesem  puncto 
eine  genaue  grenslinie  zwischen  echtem  und  unechtem  asyndeton  2u 
«sdea  sehr  labwer  sei.   ancb  das  sogenannte  aatrndeton  snmmativnm 
^It  ihm  nlebt  als  ein  wirkliobes  asyndeton.  auch  die  Verbindung  zweier 
Sätze,  deren  erster  die  geltung  eines  bedingenden  conditionalsatzes  hat, 
Sieht  Verf.,  obwol  conjunctionslos,  nicht  für  ein  echtes  asyndeton  an. 
Weiter  spricht  verf.  dem  adversativen  asyndeton  das  recht  auf  diesen 
ntmen  ab.   anf  der  mitte  yon  s.  16  beginnt  B.  dann  die  asyndeta  sn 
t'ehandeln,  von  denen  er  glaubt,  dasz  sie  mit  fug  diesen  namen  führen, 
zaerst  stellt  verf.  die  {resetze  für  dies  echte  asyndeton  auf,   dann  behan- 
delt er  saerst  das  asyndeton,  durch  weiches  mehrere  dinge  ohne  rück* 


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208    Philologische  progiaiame  deutscher  höherer  lehr^nstalteu. 


26. 

BBBIGHTIGUNQEN. 


Im  artikel  'Flavio  Biondo'  heft  3  s.  Ul  z.  1  fehlt  hinter  Caroü 
das  komma,  das  Carlo  (Marsuppini)  ron  dem  diehtor  Cenei  tebeidei 
s«  148  «.  6  lies  Cenci  statt  Craci. 

8.  144  z.  4  lies  memini  statt  tnemivi. 

In  der  anzeige  des  bticbes  von  L.  8cluilze  'Philipp  Wacker- 
ssgel'  (nr.  18  s.  151—156^  sind  folgende  druckfehier  zu  berichtigen 
151  in  der  übersebrift  s.  4  lies  816  8.  statt  8160. 
8.  164  8.  80  T.  o.  lies  'Hollweg'  statt  'HeUweg^ 
s.  164  z.  21  V.  u.  streiche  'nicht'. 
8.  154  '/..  4  V.  u.  streiche  'um'  nach  der  zahl  1S60. 
s«  155  z.  9  V.  o.  lies  'Räumer'  statt  'Beimer'. 
8.  155  8.  18  T.  o.  liea  1841  statt  1871. 


etoill  auf  <)as  seitliche  verbUtale  derselben  zu  eUiaader  attfgesSUt  wer- 
den,  die  fülle  der  aflyndeta  dieser  art  teilt  B.  ein,  indem  er  die  aOEahl 

der  plieder,  welche  die  asyndeta  enthalten,  zum  teilangsprincip  macht. 
SO  weiden  hintereinander  von  s.  17  an  das  sweigliedrige,  dreigliedrige, 
▼ierglledrige  —  in  bemg  anf  dieee  widewniicht  er  der  naeiehi  voa  Nieds- 
bach,  welcher  in  Urnen  Verdoppelungen  der  sereifliedfigMi  siebt (Inf- 

und  mehrgliedrige  asyndeton,  jedes  unter  anführung  lanprer  reihen  m 
beispielen  ans  Demosthenes  mit  groszer  Sorgfalt  besprochen,  den  schlusz 
macht  die  besprechung  der  asyndeta,  quae  liunt  per  uerba  tempore 
dietineta,  wo  alee  die  einselnen  worte  ntobt  dinge  angeben,  dis^ssf 
einen  nnd  dflneelben  moinent  in  der  zeit  fallen,  sondern  solche  be- 
zeichnen, die  nach  einander  eintreten  oder  vorhanden  sind,  solcher 
asyndeta  gibt  es  naturgemäsz  verhättnismHszi|^  wenige.  —  Das  ganze 
ist  eine  fleiszige,  auf  genauer  lesung  und  Verständnis  des  Demosthenes 
bembeaie,  mH  noMlebl  «od  frammatleebeHi  eine  ipeMcbt«  «bbanilnaf, 
welche  ffir  die  bebandloBg  des  Rtiles  des  OeowstheMe  ibre  ftrüchte  trs^en 
wird,  zunRehst  für  die  von  Kehdautz,  dessen  verf,  auch  mehrmals  (je- 
denkt,  so  eifrig  wie  tretl'iich  geförderte  ästhetisch  rhetorische  Inter- 
pretation von  wert  ist.  sollte  verf.  damit  umgehen,  in  snkanft  aata 
atületieebe  imnete  in  den  reden  dee  Demoelbenee  oder  andomr  ledner  m 
er9rtern,  so  wUre  es  w?inschen8\vert ,  wenn  er  sich  für  seine  arbeiten 
der  mutterspr.iche  hediento.  wir  wiederholen  es,  dasz  die  zeit  der  her- 
schatt  des  iateiu  für  die  erörterung  auch  wissenschaftlicher  tragen  leider 
nnrttekmlbar  Tergangen  iet,  bente  wird  eine  InleiniMb  nbfefneate  aiMl 
aomeist  nur  von  denen  geteeen,  die  gezwungen  eind  dmb  den  kreis 
ihrer  Studien,  in  den  sie  gerade  fallt,  sie  zu  lesen,  deutsche  abhRnd- 
langen  finden  viel  mehr  leser,  und  um  gelesen  so  werden,  werden  doch 
die  arbeiten  verfasst. 

*     (forteetsong  folgt.) 
BABTBifSTEnr.  H.  K.  BBtnem* 


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ZWEITE  ABTEILUNG 

FÜB  äYMfiAälALPlDiaOälK  UND  DI£  Üfi&IÖM 

L£H£FÄCH££ 

B£HAUSGEG£B£N  VON  PKOF.  DB.  HERMAlil«  MASIUS. 


(20.) 

DIE  ABBCHAFFUlfa  DES  LATEINISOHEN  AUFSATZES 

AN  DEN  GYMNASIEN  ELSASZ-LOTHBINQSNS. 

(sclüosz.) 


Was  NflgelsiMi^  anbetriflft,  so  gieng  söhon  ans  Stadelmanm 
obigen  äuszernngwa  hemr,  dasz  bei  ibm  das  praktisebe  können  im 
kt^nehen  stil  gering  war,  und  wir  nebmen  keinen  anstand  hinza- 
raMtmn,  daax  nach  der  Nägelabachschen  methode  überhaupt  keai 
kOnnen  la  erreichen  ist.  weil  er  auf  schritt  und  tritt  durch  die  ver- 
gleichung  mit  der  muttersprache  gehemmt  wird,  darum  kommt 
Nägelsbach  BU  keiner  leicbtigkeit  und  Sicherheit  im  lateinischen  aus- 
dmck.  denn  diese  oberste  stufe  lateinischer  stilbildung  wird  man 
nur  dann  erklimmen ,  wenn  man  sich  vom  deutschen  völlig  unab- 
hängig zu  machen  weisz.  die  höchste  aufgäbe  alles  schulmäszigen 
Unterrichts  ist  nun  aber  zugestandenermaszen  weckung  und  Stärkung 
der  kraft  der  schüler,  ist  ein  können  vielmehr  als  ein  wissen,  die 
stillehre  Nägelsbachs  aber  erzeugt  umgekehrt  vielmehr  ein  wissen 
als  ein  können  und  ist  auch  auB  diesem  gründe  für  die  zwecke  der 
Schulbildung  wenig  brauchbar. 

Indes  selbst  zugestanden,  dasz  an  einigen  wenigen  bayrischen 
g3Tnnasien  unter  besonderen  umständen  die  composition  eine  fracht- 
bare und  erquickliche  Übung  gewesen  ist:  so  liesze  sich  doch  diesen 
wenigen  bayrischen  eine  lange ,  stattliche  reihe  norddeutscher  gym- 
nasien  gegenüberstellen,  welche  im  lateinischen  aufsatz  bis  zu  dieser 
stunde  rühmliche  und  selbst  glänzende  erfolge  erzielt  haben,  warum 
sollen  wir  also  nicht  lieber  diese  anstatt  der  wenigen  bayrischen 
Synmasien,  die  hier  überhaupt  in  frage  kommen  können,  zum  yorbiid 

M.jakrh.i;phiLm.pU.  n.abt.l879wbft.5a.e.  U 


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210 


IM«  ■btcbaffang  de«  latemuchen  auiiatiet 


nebmen?  denn  an  den  anderen  gjmnasien  Bayerns  dürften  die  yer- 
mittelst  der  compositionsübungen  für  lateinische  stilbildnng  ge- 
wonnenen resultate  nicht  eben  erfreulich  sein,  auszerdem  mnsz  man 
wissen ,  dasz  an  denjenigen  bayrischen  Studienanstalten ,  welche  wie 
beispielsweise  die  zu  Metten  und  Freising  bis  vor  kurzem  Bene- 
dikÜnerschulen  waren  und  im  gründe  noch  heute  sind,  neben  den  1 
compositionen  von  jeher  freie  lateinische  aufsätze  als  regelmäszige,  | 
obligatorische  arbeiten  zwar  nicht  gefordert,  aber  von  allen  streb-  | 
samen  schülem  freiwillig  angefertigt  wurden,  und  dasz  gerade  sie,  I 
nicht  die  oben  erwähnten  vorwiegend  protestantischen  gymnasien  es 
waren,  welche  nach  allgemeinem  urteil  die  besten  latinisten  zur  uni-  , 
versität  entlieszen.  man  wird  also  aus  der  in  Bayern  vielbesproche- 
nen thatsache,  dasz  bei  der  ersten  im  ganzen  lande  nach  gleichen 
grund Sätzen  abgehaltenen  matnritfttsprüfung  die  abiturienten  von 
Metten  vor  allen  anderen  den  preis  in  der  composition  davontrngeHt 
den  schlosz  ziehen  dürfen,  dasz  in  der  composition  nur  diejenigen 
Schüler  beMedigendes  leisteii  werden ,  deren  kraft  zuvor  im  aoMi 
erstarkt  ist.  anoh  DOderlem  und  Bomhard  werden  ihre  erfolge  in 
der  knnttiiiSssigen  naohbüdmig  dMilBcher  originalterte  scblkiilidi' 
nur  ümr  wgtwlWirilffhiii  TirtMititt  im  Mqe  lateiiiiscben  minA 
sa  Twdattken  gehabt  liaben,  so  dMt  m  den  maäbm  gvwnoiti  ab  ob  i 
aiMh  in  Bficldeiitnlilaad  die  meMa  des  btoiiiieelieii  etile  sn  den  an- 
hlagera  dee  fima  «ifiMteee  geradmel  wefden  mfi^^  eoTieliiber  i 
eeh&t  ane  ellnii  mit  gewiedieitliemniigelieii«  de«  num  enM 
kiebter  befinedigende  ergeboieee  emiebm  keaa  ele  in  dar  eonpo-  ^ 
eitimi»  daei  fidi^kli  de»  wo  die  kreft  der  lehrer  und  eoblller  «ad  dia 
Ittr  den  lateinieehep  «ntenkbt  engeeetite  etandniehl  nm  eaftrti  ) 
niekt  ansnielit»  dae  mit  eebifkogefe  eoiapenieiep  ala  bildeacpi» 
niitlel  «ret  xedit  keine  erfolgraobe  wwendaag  finden  kann*  ana 
kann  ee  niekt  oft  genug  sagen:  im  eomponieren  beben  nar 
wflriembergischen  gymneeien  duekedautHiek  genügende  IMaa^fP^  ' 
anteweieen  gekabt  nnd  lie  eind  ee,  die  Ten  eilen  gymnasiandM  |) 
deate4dieni«idiadiebegabteetennnd  aaibeetenTOEgeblldeteni^  f 
1er,  die  gerade  in  dieeen  £Mdie  geeckidktestenleikm  ka^ 
ans  die  meiste  seit  aaf  dae  lateinieelie  ▼erwenden.  indee  dlliftesi 
wenn  nidit  alk  »ieben  trüg«,  die  tege  der  eompositioB  en^ 
Wlirtembexg  gestillt  aein*  wenn  die  gjnmasien  &ies  Isndes  ttker 
kors  oder  lang  ilne  dem  latein  gewidmete  standeaaebl  beeokribili^en 
müssen  mid  iäblge  deeeen  die  fttr  jene  Hbnng  erlnderlioke 
nnd  lUiigkeit  einbttesen  werden,  ao  werden  auch  sie  dine  sweifel 
den  norddeutschen  anfteta  adcqptieren«  ebendasselbe  wird 
ancih  Bayern  thnn. 

Man  greift  also  bier  zu  lande  auf  die  süddeutsche  oomgo»^^^ 
zurück  in  demselben  angenblicke»  wo  diese  stilllbang  in  Bayern 
Wfirtemberg  selbst  sich  überlebt  hal  in  ganz  Shiüiober  weise  bat 
jüngst  der  prensiisoke  handelsminister  in  der  bekannten  circular- 
Tongoig  Tom  1  norember  1878  aber  die  Torbildnng  für  dsi  s^' 


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211 


dium  der  arcbitektaft  «nd  ingenieure  mitte bMÜmmung,  daitdiitt 
Torbildaiig  in  der  aeimclassigen  lateinlosen  ge werhwehiil»  €t  m iuhm 
wenitn  lomn,  eine  ■hwtialigt  aSMmaM»  einrichtoBf  tiiMert,  eia 
Yorgflina,  welclies  auszer  Ton  der  gammkm  iMkgmosstmABit  in 
Pkwuen  aneli  i&  SflddtBliQliland ,  wo  man  den  wert  dieser  yorbil- 
dtmg  erfahnmgsmäszig  erprobt  hat,  überall  auf  das  eatebiedenste 
bekämi^  wild»  die  di«ib«ii|^cbe  kundgebung  des  arehidekteap 
und  ilUBBBiMunraniBB  im  BMm  htL  foJMBdfln  bMBMrknsvirtiiB. 
acUuszsatz: 

'Scblieszlioh  sprechen  wir  noch  unser  tiefstes  bedauern  darüber 
aus,  dasz  Preuszen,  entgegen  den  anscbauungen  der  zunächst  be> 

teiligten,  auf  einrichtungen  zurückgreift,  welche  in  Bayern  auf  grund 
unbestrittener  erfahmn gen  als  ungenügend,  unhaltbar  und 
verwerflich  ^*Vnnt  und  dumgtmttM  «nfcar  nUgflrnriiiflr  Hlliynng 
beseitigt  worden  sind.' 

Endlich  musz  man  bedenken,  dasz  die  elsasz-lothringischen 
gymnasien  mit  zahllosen  anderen ,  die  fortschritte  im  lateinischen 
hemmenden  Schwierigkeiten  zu  kämpfen  haben,  von  denen  die  süd- 
deutschen und  überhaupt  alle  deutschen  gymnasien  nichts  wissen, 
nur  andeuten  will  ich,  dasz  die  muttersprache  eines  bedeutenden 
teiles  unserer  schüler  die  französische  ist.  dasz  es  für  sie  besondere 
Schwierigkeiten  hat,  das  lateinische  auf  grundlage  des  deutschen  za 
lernen ,  wird  man  ohne  weiteres  einräumen,  hierher  gehört  femer, 
dasz  in  allen  kleinen  städten  und  flecken  und  sogar  in  manchen  Dör- 
fern Würtembergs  und  auch  Bayerns  ein-  oder  mehrclassige  latein- 
schulen  existieren,  welche  die  begabten  knaben  aus  allen  teilen  des 
landes  und  allen  ständen  des  volkes  zur  aufnähme  in  die  gymnasial- 
classen  vorbereiten,  davon  ist  hier  im  reichslande  nirgends  eine 
spur,  endlich ,  und  das  ist  von  entscheidender  Wichtigkeit,  sind  an 
allen  bayrischen  und  würtembergischen  gymnasien  die  einzelnen 
jahrescurse  in  besondere  classen  getrennt,  während  in  Elsasz-Loth- 
ringen  überall  die  sechs  oberen  Jahrgänge  in  drei  classen  vereinigt 
sifid;  nur  am  lyceum  in  Straszburg  werden  die  beiden  jahrescurse 
der  secunda  und  tertia,  und  am  lyceum  in  Metz  wenigstens  die  der 
tsrtia  in  getrennten  cöten  unterrichtet,  unter-  und  oberprima  hin- 
8^en  sind  auch  in  Straszburg  und  Metz  combiniert.  wie  sehr  durch 
^e  combination,  die  in  Bayern  und  Würtemberg  unerhört  ist,  der 
^terricht  auf  den  entsprechenden  stufen  leidet ,  bedarf  für  keinen 
^er  besonderer  ausfiihrung.  es  ist  kaum  zu  viel  gesagt,  dasz  bei 
Lesern  combinationsverfahren  der  cursus  der  hiesigen  gymnasien 
tiiatßächlich  zu  einem  siebenjährigen  zusammenschrumpft. 

Wenn  man  daher  alle  angeführten  gründe  nach  gebühr  berttck- 
™tigt,  wird  man  es  kaum  für  möglich  halten,  dasz  wir  hier  mit 
jj®  ]ftteinischen  composition  wirklich  ernst  machen  und  darin  äim- 
JjJJ  etlolge  wie  die  würtembergischen  gymnasien  erzielen,  wird 
•jWntt  unseren  gymnasien  dasselbe  ziel  gesteckt,  so  musz  das 
lIlmiMieh  dahin  fül\(en,  dasz  man  mit  Scheinerfolgen  sich  zufrieden 


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212 


Dia  iIiirhaftiBg  dot  Ititiiitnhiin  Miftwiifii 


gibt,  wtil  wirklidM  «rfolg«  luiiir  dm  gtgthmm  Udiagiaggtt  aiAt 
M  «rreicbüi  nnd* 

W«ni  nun  anefa  manche  lehrer ,  die  gnuMl  haben  an  dem  wvte 
ibier  classisolmi  philologie  für  die  erziebung  der  deutschen  jagend 
in  iweifeln,  vor  diesem  kläglichen  ende  nicht  aurttokachrecken  soll- 
tan ,  80  kann  doch  nicht  der  geringste  zweifei  sein ,  daaz  die  hoch- 
verdienten mftnner,  welche  an  der  spitze  des  reichsländischen  Schul- 
wesens stehen,  auf  keinen  fall  ein«  Schädigung  der  humanistischen 
Studien  und  eine  berabsetzung  des  Zieles  der  gymnasialbildong  be- 
absichtigt haben,  sobald  es  sieb  daher  herausstellt,  daaz  die  jüngsten 
maszregeln  den  bestand  des  humanistischen  gymnasioms  wirklich 
gefährden,  zweifeln  wir  nicht,  dasz  der  lateinische  aufsatz  eine  fröh- 
liche auferstehung  feiern  wird,  wir  hoffen  dies  zuversichtlich,  weil 
wir  überzeugt  sind ,  dasz  unser  classisches  gymnasium  zwar  ohne 
aufsatz,  wie  Würtemberg  beweist,  besteben  und  blühen  kann,  aber 
entwurzelt  ist  und  in  kurzer  zeit  verdorren  musz,  w^enn  an  ihm  weder 
der  preusziscb-sächsische  aufsatz  noch  die  würtembergische  compo« 
sition  treue  und  sorgsame  pflege  findet,  entweder  der  norddeutsche 
aufsatz  oder  die  würtembergische  composition:  wem  diese  beiden 
ziele  zu  hoch  sind,  wer  demgemäsz  an  ihnen  vorbei  nach  einem  dritten 
ziele  steuern  will,  der  ist  im  begriff,  das  erprobte  schiff  der  deutschen 
gelebrtenschule  mit  seiner  kostbaren  ladung  an  idealen ,  für  unsere 
nationale  bildung  unersetzlichen  gütern  auf  die  naheliegenden  un- 
tiefen einer  oberflächlichen  halbcultur  auflaufen  zu  lassen  undclie 
gymnasialbildung  durch  eine  trivialbildung  zu  ersetzen. 

Unsere  meinung  ist,  dasz  die  reichsländischen  gymnasien  bis 
auf  weiteres  im  lateinischen  nicht  erheblich  mehr  leisten  werden 
eine  gute  preuszische  realschule  erster  Ordnung  mit  tüchtigen  lehrem 
bei  getrennten  jabrescursen  in  diesem  fache  zu  erreichen  pflegt,  ob 
sie  dagegen  dem  realgymnasium  zu  Stuttgart  in  diesem  gegenstände 
ebenbürtig  sein  werden,  scheint  uns  noch  zweifelhaft,  denn  der 
jüngling,  welcher  die  zehn  jahrescurse  des  Stuttgarter  realgym- 
nasiums  durchlief,  hatte  in  den  drei  ersten  jähren  wöchentlich  12, 
im  vierten  jähre  11,  im  fünften  10,  im  sechsten  9,  im  siebenten  und 
achten  je  7,  im  neunten  und  zehnten  jähre  je  5  stunden  latein,  im 
ganzen  also,  das  Schuljahr  wie  oben  zu  40  wochen  gerechnet,  S600 
stunden,  d.  i.  800  stunden  latein  mehr  als  die  Zöglinge  unserer  huma- 
nistischen gymnasien,  welche  wie  ich  oben  nachwies,  im  ganzen  nur 
2800  stunden  latein  erhalten,  dabei  ist  auszerdem  zu  berücksich- 
tigen ,  dasz  dort  jeder  jahrescursus  eine  classe  für  sich  bildet  und 
dasz  in  den  beiden  obersten  classen  herr  professor  Klaiber  den  Unter- 
richt hat ! 

Man  würde  aber  den  schwerpunct  meiner  ausführungen 
kennen,  wenn  man  aus  den  letzten  bemerkungen  den  schlusz  zögCi 
dasz  ich  die  Verminderung  der  Stundenzahl  im  lateinischen  untSTHÄW 
für  das  gröszere  übel  halte,  ich  erkläre  also  ausdrücklich ,  dasf  vät 
die  Verminderung  der  Stundenzahl  weit  wenigei^  bedenklich  scbeiBt 


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all  dtn  gymmmm  Biaa»>LoiliknBg«M, 


als  £0  abwhdhDg  des  »afwlnt.  gtüldekl«  lihnr  ktaM  anch  bti 

bMohribiktem  aaiima«  viel  ItiBten  und  daas  achl  stoaden  wöchenl* 
M  aimicliaiL  ktam  BOT  bawilligiii^ 

bntofi  flur  lltr  dit  drei  imtom  classen  des  gynuMaiama  saeine 
e^gm  asUdniagt  dia  ldk  sa  diesem  behufe  in  aiann  zweiten  artikaL 
mittete  wsrde.  aber  andi  in  den  oberan  elaaaan»  glaube  ich,  kam 
man  mit  acht  stunden  alias  nOtige  und  wünschenswerte  abaalTiers«. 
wenigstena  Hegt  ia  dieser  stundeBzahl  allein  noch  kein  grmid,  auf 
irgend  ainea  von  daa  biahorigen  mittela  and  zielen  der  gymnasial- 
bädmig  zu  Tarzichten.  ein  weit  sehliflimarar  ttbalstaad  aahaint  nir 
^  mbuidiiBg  der  beiden  tertien  und  secnnden  zu  je  einer  clasae 
zn  sein;  um  so  scbliauaar,  je  mehr  heute  der  geist  dar  aalbat4hfttig- 
keit  bei  den  schülem  zerstOrt  wird,  während  da,  wo  von  unten 
saf  der  eigeiia  bildungatriab  der  jugend  durch  gute  lehrer  zu  freier 
und  fröhliäiar  «ntültaBg  gawaokt  wordaa  iat  und  wo  damgamtea 
die  terüaner  und  secnndaiBav  M  aigenem  atreben  nur  der  wi^ 
kondigea  leitong  bedürfen,  um  mnnter  fortanaobreiten,  die  var* 
einigung  zweier  jahrgSnga  in  ainer  classe  weniger  nachtailig  wirken 
würde,  aber  anoh  dieses  hemmnis  ist  noch  nicht  so  grosz ,  dasz  um 
seinetwiUaB  in  priasa  der  lateiniaaba  aii£wts  ala  an  aohwiarig  £iU«n 
Bkftste. 

Man  mag  also  die  Stundenzahl  des  lateinischen  Unterrichts,  wenn 
es  nicht  anders  geht,  beschränken,  obschon  uns  auch  für  diese  be- 
schränkung,  indem  wir  uns  des  oben  erörterten  püdagogischen  wertes 
der  groszen  Stundenzahl  erinnern,  das  Verständnis  fehlt,  denn  wir 
sind  überzeugt,  dasz  das,  was  dem  classischen  Unterricht  entzogen 
wird,  der  gymnasialbildung  überhaupt  verloren  geht  und  dasz  die 
leistungen  auch  in  allen  übrigen  fächern  schnell  sinken  werden,  wenn 
einmal  in  den  alten  sprachen  das  signal  zum  rückzug  gegeben  ist. 
jedenfalls  sind  diejenigen,  welche  von  der  Verminderung  der  an- 
forderongen  in  den  alten  sprachen  eine  erhöhung  der  leistungen 
in  den  übrigen  wichtigeren  gymnasialfächern,  zu  denen  ich  auszer 
der  muttersprache  nur  mathematik ,  physik  und  chemie  rechne ,  er- 
warten, in  einem  verhängnisvollen  irrtum  befangen,  man  mag  in- 
des wie  gesagt  die  Stundenzahl  beschränken,  aber  man  soll  nicht  die 
^ele  herabdrücken,   man  soll  die  Säulen  des  humanistischen  gym- 
ßasiums  aufrecht  stehen  lassen,  ja  man  soll  sie  um  eine  vermehren, 
inan  beseitige  doch  endlich  aus  der  prima  und  obersecunda  die  un- 
iruchtbaren  versuche,  einen  schlechten  deutschen  text  in  einen 
sciilechteren  lateinischen  zu  verwandeln,   diese  Übung  ist  ebenso 
Wertlos  wie  die  kunstgerechte  lateinische  nachbildung  moderner 
deutscher  Originaltexte  chimärisch,  weil  unerreichbar  ist.  man  stecke 
ach  positive  ziele,  die  man  erreichen  kann,  und  man  kann  zweierlei 
öireichen :  man  kann  die  primaner  dahin  bringen ,  dasz  sie  erstens 
ein  aus  dem  umkreis  der  antiken  lebens-  und  denkweise  ent- 
•Wunenes  thema  in  correctem  und  gefälligem  latein  zu  schreiben 
V^^hen,  und  zweitens,  dasz  sie  im  stände  sind,  besonders  schwie* 


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S14 


•dnillitellMB,  tot  Dwuoalhguw  «ad  Thokjdite,  Ttailai  mi 
CiMBO»  SaDoit  uBd  Lhins  in  kimtfc-  «od  illlgmdifeflry  dmh  «ad 
dmh  iDodenir  dioMitr  pratt  aadmbOd«^ 
Hymde  rtdkn  warn  gtkMmibn  md  »ttnMdio  diditoini  wiaitlriit 
•inagfimtr  uad  fonntdiOBer  ttbtfictwuiy  in  übt  giigtlgep  iiy tim 
tc  verwandeln,  dk  büdoidt  knfl  dliMT  nMflrtkh  scMMklhi» 
lafthmden  und  T«a  Uknr  wa  «nilgfaiindeii  «tattgiMi  mit 
grösser  als  die  dtr  oonpoettioiiMi  mid  «imitieii,  die  «Ambbo  wk 
die  extemponUen  imieres  eracbtens  nur  so  lange  gemaeht  werden 
dttrini,  ak  ee  sich  vm  dk  eintlbtmg  bestimmter  gmunatjgflhflf  Ins 
men  und  syntaktisoher  f^lii  luuMMt,  über  diesen  sweek  und  tmir 
pnnot  Idnaw  aber,  atoo  ton  obecwemida  ab,  nebreolMideiiakMiM 
aÜften. 

Niemand  wird  bestreiten,  dasz  der  mit  diesen  schriMieben  llaci^ 
büdungen  lateinischer  und  grieehiaeher  mnater  ia  modernstes  deatsoh 
verfolgte  sweok  sowol  dem  geiste  unserer  seit  als  auch  der  gegen- 
wSrtigea  methode  des  philologisohen  Studiums  entspricht,  folglich 
bei  lehrem  und  schülem  lebhaften  anklang  finden  imd  eben  daroin 
in  einer  für  alle  beteiligten  befriedigenden  weise  erreicht  werden 
wttrde.  werden  aber  vermitteUt  dieser  Übungen  die  antiken  mnster 
in  unserer  muttersprache  reprodnelert  und  modemidert  and  werden 
dabei  durch  den  reiz  des  der  angemeaeenen  Übersetzung  hamaden 
dassischen  Originals  die  verborgenen  krSfte  der  deotechen  spräche 
nnd  ihre  wunderbaren  fUhigkeiten  ans  licht  gezogen  und  anf  diese 
weise  der  deutsche  stil  gebildet:  so  bleibt  auf  der  andern  seite  d«: 
lateinische  an£Batz  als  das  grosze  mittel  bestehen,  durch  welches  die 
primaner  zu  einem  tiefen  und  energischen  eindringen  in  die  denk- 
nnd  Sprechweise  des  altertums  selbst  genötigt  werden,  beide  wf- 
gaben  sind  gleich  ernst  und  wichtig,  wer  daher  diese  zwecke  bilügti 
wird  auch  die  mittel  billigen  und  mit  uns  dem  dassischen  gjmnasial- 
mterricht  die  Werkzeuge  erhalten  oder  verschaffen  oder  wieder- 
Terschaffen  wollen,  deren  er  zur  erfüUung  seiner  aufgäbe  bedarf: 
den  lateinischen  aufsatz  und  die  schriftliche  nachbildung  antiker 
muster  in  modernes  deutsch ,  die  wir  kurz  die  kunstgerechte  exposi- 
tion  nennen  wollen,  auf  beide  stilbildungsmittel  gestützt  wird  das 
humanistische  gymnasium  sich  gegen  alle  angriffe  siegreich  behaupten, 
bis  eines  tages  die  bildung  der  europäischen  culturvölker  sich  in  aüt^fl 
stücken  aus  ihrer  abbängigkeit  vom  dassischen  altertum  befreit  hat 
und  in  folge  davon  die  ersiehong  der  jugend  auf  andere  grundiagea 
gestellt  werden  kann. 

Trotzdem  wir  also  mit  gröster  entscbiedenheit  die  bisherigen 
grundlagen  und  ziele  der  gymnasialbildung  in  Deutschland  festhalten, 
können  wir  doch  die  vorläufige  und  probeweise  abschaffung  des  latei- 
nischen aufsatzes  an  den  gymnasien  Elsasz-Lothringen  guiheiszea, 
indem  wir  dabei  nachdrücklich  auf  zwei  puncten  bestehen,  erstens 
darauf,  dasz  keine  aufsätze  besser  sind  als  aufsätze,  die  bei  aaX^g^ 


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815 


des  rechten  maszstabes  der  groBtm  aakriakl  nach  als  ungenügend 
«der  raittelmäszig  beaaioluMi  wacden  mästen,  zweitens  danaf,  daai 
das  reichslfindisdbe  gfamasiQm  noch  nicht  das  deuftache  gjasaiiam 
ist.  ma&diies  ist  hier  im  reichslande  notwendig  nnd  darum  auch 
urooWnlaaig,  was  anderwärts  unnötig  und  schädlich  ist.  dahin 
technen  wir  di#  abaofaaffong  des  lateinischen  aufsatzes.  denn  der 
gröste  teil  der  grOnde,  die  wir  oben  gegen  die  möglichkeit  der  com- 
positita  in  diesem  nach  langer  entfremdung  zwar  glücklich  wieder- 
gewoaaeaen ,  aber  arg  verwälschten  lande  angeführt  haben,  kann 
auch  gegen  die  aofsStze  geltend  gemacht  werden,  dazu  aber  kommt 
ein  factor,  den  wir  bisher  geflissentlich  aus  dem  spiele  gelassen  haben, 
um  ihn  erst  an  dieser  stelle  in  reclinung  zu  ziehen^  weil  er  uas  der 
xonächst  entscheidende  gewesen  zu  sein  scheint. 

Es  dürften  zuletzt  nemlich  gar  nicht  pädagogisch-didaktische 
erwägungen,  sondern  politisch-praktische  rUcksichten,  meinetwegen 
auch  notwendigkeiten  gewesen  sein ,  denen  wir  die  neuen  lehrpläne 
und  lehrziele  verdanken,  man  wird  die  Verkürzung  der  humanisti- 
schen Studien  als  ein  unfreiwilliges  und  unerwünschtes,  aber  im 
gegenwärtigen  augenblick  unvermeidliches  Zugeständnis  an  den 
geist  der  hiesigen  bevölkerung  aufzufassen  haben,  die  bevölkerung 
£lsasz-Lothringen8  betrachtet  wie  keine  andere  im  deutschen  reich 
den  erwerb  und  genusz  materieller  wirtschaftlicher  güter  als  einen 
genügenden  inhalt  und  als  den  obersten  zweck  eines  menschenlebens 
und  verabscheut  aus  diesem  gründe  die  elastische  gelehrsamkeit,  mit 
welcher  ihre  söhne  in  den  gymnasien  heimgesucht  werden,  recht 
herzlich,  möchte  aber  nichts  desto  weniger  alle  prämien,  welche  die 
deutsche  Staatsordnung  von  jeher  auf  die  classische  bildung  und 
ideale  geistesrichtung  gesetzt  hat,  ohne  einschränkung  genieszen. 
das  reichsland  war  1871  und  ist  jetzt  noch  unfähig,  ein  echtes  preu- 
szisches,  sächsisches  oder  würtembergisches  gjmnasium  zu  ertragen, 
aus  diesem  an  Wichtigkeit  alle  anderen  überragenden  gründe  hat 
man  die  hiesigen  gymnasien  auf  das  niedrigste  zulässige  niveau 
herabgesetzt  und  die  äuszerste  grenzlinie  berührt,  die  einem  deut- 
schen gymnasium  inne  zu  halten  vorgeschrieben  ist. 

Bekanntlich  hat  eine  im  october  1872  zu  Dresden  stattgefon- 
de&e  conferenz  von  delegierten  sämtlicher  Staaten  des  deutschen 
reiehes  zu  einer  Vereinbarung  der  deutschen  staatsregierungen  ge- 
KOurt,  nach  welcher  die  reifezeugnisse  aller  deutschen  gymnasien  als 
gleichwertig  behandelt  werden  unter  der  Voraussetzung,  dasz  alle 
gewisse  an  die  Organisation  der  gymnasien  gestellte  bedingnngen 
4fftUen.  man  hat  also  in  Dresden  minimalforderungen  aufgestellt 
uid  als  solche  für  die  gültigkeit  der  maturitätsprüfung  einen  deut- 
^kua  anfsatz,  eine  lateinische  arbeit  (aufsatz  oder  extemporale  oder 
Wdes)  nnd  die  lösung  mathematischer  aufgaben  festgesetst.  dieae 
Bmdoier  minimalforderungen  non  sind  es,  dk  man  aieli  likr  bat 
^mam  Organisation  zur  liehtaehaig  aahm,  indmn  mm  alles,  was 
tbar  Ii«  lümagieag,  faUeB  Smi,  m  den  laie^Mm  ioftatei  im 


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816 


griflAiaffll»  rrnS  flCBBlBliflOlM  fOnillBBI«  lUAIl  duf  fthw  SWHÜsiB.  sb 

aidit  in  «am  pineto  aneb  aoik  unter  die  nntmte  grane  der 
iMfitnnffiftlikpkiifek  nie  sie  die  Dfetdener  vuehiBdiBlofiiiftMBi  ffr 
die  gTmneaien  geiogen  bat,  kanunlergfiguigen  ist.  wir  »einin  1» 
iyiiiiifäwfn|ft]^  fofdemngi  dem  die  ODxwedeiMr  dee  gjmmeeunne  vu^ 
deetau  neun  j^oe  beingen  toU.  wir  iweifUn  neMÜdii,  ob  lOMn 
gjBineiifffi  den  geiefte  dieiev  beetiniwng  genfl^m«  <^iMtiB  eUecdings 
beben  tertin,  eemnde  nnd  pnnui  ewe\jabi%en  ennae«  aber  nar  för 
piiaM  wird  seine  Y(d]sttndige  absolyieroBif  in  hinhliftk  auf  das  sbi- 
tarientenexamen  überwacht,  den  oursus  Ton  tertia  und  seeuda 
können  auch  mäszig  begabte  und  fleiflaige  eebfller  obne  besonder» 
sobwierigkeit  in  einem  jähre  sorücklegen*  wenn  man  aia  irotadcn^ 
um  dem  worÜftni  der  Dresdener  forderang gweebt  m  werden,  zwei 
jähre  in  dies«  desMHi  totbält»  flo  kann  das  nnr  nnlnat  nnd  e^ 
seblaffung  erzeugen. 

£s  ist  bekannt,  data  Bayern  jener  Dresdener  vereinbarang  zor 
folge  seinen  gymwtawn  mit  bedeutenden  kosten  eine  nennte  das» 
bat  snfügen  müssen,  es  hätte  sieb  die  kosten  sparen  können t  wesa 
eS}  anstatt  die  fiUifie  lateinelasse  ra  «oba&Bt  Kliass-Lotbringen  zum 
mnater  genommen  und  den  conas  seiner  ehemaligen  röirten  lateia- 
dasse  oder  auch  den  der  zweiten  gymnasiaMaBse,  das  ist  den  cursus 
der  tertia  nnd  seennda  auf  zwei  jabre  ▼erUKngart  bfitte.  es  h&tte  so- 
gar an  vielen  eeinw  Stadienanstalten,  deren  schwaobe  freqaenz  es 
gestattete}  swei  clasten  eingehen  lassen  and  statt  dessen  den  cursus 
der  drei  obersten  classen  auf  zwei  jähre  ausdehnen  können,  eine 
derartige  maszregel  würden  wir  selbstverständlich  im  interesse  der 
gymnasialbildung  tief  beklagt  haben,  aber  wir  hätten  einräumen 
mtUsen,  dasz  sie  vom  fiscalischen  standpunct  aus  beurteilt  sehr 
zweckmäszig,  auch  der  hier  im  reichslande  überall  bestehendtfi 
Itraxis  durchaus  conform  gewesen  sein  würde. 

Indes  das  Schulwesen  Eisasz-Lothringens  ist  das  jüngste  aller 
deutschen  Staaten ;  es  ist  also  natürlich,  dasz  es  den  reigen  nicht  er- 
öfl&iet,  sondern  schlieszt.  eine  Organisation,  die  von  dieser  über- 
zeugimg  ausgeht,  ist  sicher,  den  thatsächlichen  zuständen  sich  besser 
anzupassen  als  irgend  eine  andere,  und  wir  zweifeln  nicht^  dasz  die 
jüngsten  maszregeln  der  landesregierung  ein  gjmnasium  gescbaffes 
haben,  welches  dem  geiste  der  heimischen  bevölkerung  und  insofern 
dem  lebensprincip  aller  schulen  entspricht,  aber  wer  immer  dieses 
gymnasium  zum  deutschen  zukunftsgymnasium  stempeln  möchte, 
der  dürfte  eine  rudimentäre  form  zum  idealen  typus  der  gattung  er- 
heben, und  nur,  wenn  dieser  versuch  gemacht  werden  sollte,  würde 
die  durch  die  neuen  Ordonnanzen  des  oberpräsidenten  geschaffene 
Organisation  der  hiesigen  gymnasien  zu  beklagen  sein.* 

^  ein  lolcher  versneh  trat  z.  b.  in  nr.  40  der  Köbdsobea  stg.  voa 
IS  febraar  1879  ans  licht,    es  wurde  dort  anter  hinwets  auf  E.-I^' 
nnverzüglicbe  beseitigung  des  lat.  aufsatzes  für  Prenszen  empfohlen" 
im  intereMO  der  gleichheitl  das  rheiaisdie  bUtt  vergaaa  offenbar,  ^ 


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an  dw  gjnMMMn  Skaw-LotluliiftM. 


217 


Es  ist  nicht  anwalMtsohtuiliob,  dasz  da  xmd  dort  im  deatschen 
nkik  dmrtige  beatrebiuigeii  zu  tage  treten  werden,  dasz  sie  erfolg 
luben  werden,  glauben  wir  auf  keinen  fall,  wir  glauben  es  um  so 
weniger,  weil  die  Urheber  der  in  rede  stehenden  Organisation  selbst 
offenbar  nicht  beabsichtigt  haben,  die  typische  form  des  deutschen 
gymnasiums  festzustellen,  sondern  einfach  der  unwiderstehlichen 
macht  der  bestehenden  zustände  rechnung  getragen  haben  so  gut  es 
i  gieng.  eben  darum  wird  man  hoffen  dürfen,  dasz  im  verlauf  der 
;    zeit,  wenn  sich  die  hiesigen  Verhältnisse  allmählich  ändern  und  den 

•  deutschen  ähnlich  werden,  auch  das  deutsche  gymnasium  mit  seinen 
;  hohen  anforderungen  bei  der  bov(Uk0Jcang  didsas  landfifl  auf  keinen 
I   widerstand  mehr  stoszen  wird. 

j  Auch  von  anderer  seite  her  w^erden  alle  auf  Verbesserung  ge- 
richteten bestrebungen  fort  und  fort  einen  kräftigen  antrieb  erhalten, 
wir  meinen  von  der  zu  erwartenden  abnähme  aller  leistungen  der 
hiesigen  schulen,  eine  solche  abnähme  werden  mit  uns  alle  diejenigen 

i    für  unabwendbar  halten,  welche  überzeugt  sind,  dasz  ein  auf  die 

•  dauer  erfolgreicher  Unterricht  nirgends  möglich  ist,  wo  lehren  und 
;    lernen  in  den  staub  der  alltäglichkeit  gehüllt  bleibt,  wo  dem  suchen- 

•  den  blicke  und  dem  hoüeuden  herzen  der  jugend  keine  perspectiven 
;    auf  einen  idealen  hintergrund  eröfi'net,  wo  dem  alltäglichen  leben 

und  streben  keine  beziehungen  auf  ewige  güter  gegeben  werden. 

überall  ist  es  schwierig,  das  ideale  moment  im  ge triebe  des  täglichen 
'    daseins  zur  geltung,  zur  anerkennung,  zum  bewustsein  zu  bringen. 

aber  deutsche  schulen  sind  hierin  günstiger  gestellt  als  hiesige,  jene 
.    haben  die  religion,  das  Christentum:  unsere  gymnasien  hier  sind  con- 

fessionslosj  jene  haben  das  Vaterland:  wir  sind  hier  vielfach  gehin- 

•  dert,  die  idee  des  Vaterlandes  für  die  erziehung  zu  verwerten,  den 
\    deutschen  gymnasien  giebt  endlich  der  classische  Unterricht  in  der 

hand  tüchtiger  lehrer  den  idealen  hintergrund ,  der  uns  hier  täglich 
mehr  entschwindet,  und  doch  wäre  gerade  für  die  hiesigen  gjm- 
I  nasien,  wo  die  religion  und  das  Vaterland  als  erziehende  principien 
keine  rechte  Verwendung  ünden  können,  das  classische  altertum 
noch  weit  unentbehrlicher  als  ftir  die  gleichnamigen  dentschen  an- 
stalten,  das  altertum  kann  uns,  was  hier  zu  lande  so  sehr  not  that, 
der  die  bildung  st(}renden  rücksichtnahme  auf  die  Ueinliehen  Ter* 

ein  allgemeines  nivellement  in  diesem  falle  wenigstens  keine  gleich- 
m&szige  erhöhang  bedeuten  würde,  aber  die  gleicbheit  mit  Prenszen 
^flojA  es  mit  recht,  und  die  reichsländisoben  gymnasien  haben  Ursache, 
diesen  gesiehtipimet  im  anga  su  behalten,  ep  kSunte  soaet  leieht  da- 
I  Un  kommen,  dasz  ihnen  die  gleichberechtigung  mit  den  preuszisehen 
gymnasien  und  die  gültigkeit  ihrer  reifezeagnisse  für  das  ganze  reich 
wieder  entzogen  würde,  denn  gleiche  rechte  sind  auf  die  dauer  nicht 
MüNur  bei  ungleiehen  leistungen.  auch  die  antenomistiache  partai  Im 
^Imm,  welche  durch  den  mnnd  ihres  beredteataa  führere  beständig  auf 
immer  weitere  beschränkang  des  classischen  Unterrichts  dringt,  sollte 
diese  Wahrheit  beherzigen,  denn  es  kann  doch  nicht  die  absieht  der 
genannten  partei  sein,  die  schulen  ihrer  heimat  zu  degradieren  und 
fteitttehMi  rtehto  m  hmAtm. 


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218  Die  ahtnhaifang  dm  kt  aoftatiw  an  cUa  gjum.  Elaaia-Lothringm 


httltniflse  der  gegen  wart  entheben;  eine  Vertiefung  in  dasselbe  war 
stets  eine  erbebung  über  die  kleinen  und  gemeinen  interessen  des 
tages  zum  ideal ;  sie  war  also  eine  befreiung  des  individuums  aus 
seiner  eigenen  beschränktheit,  armut  und  Selbstsucht  und  insofern 
eine  weihe  der  ganzen  Persönlichkeit,  in  keiner  provinz  des  deut- 
schen reiches  ist  eine  erziehung  dieser  art  ein  so  dringendes  bedlirf- 
nis  wie  in  Elsas z- Lothringen,  eine  beschrSnkung  der  ziele  und  mittel 
des  humanistischen  Unterrichts  musz  daher  gerade  in  diesem  lande 
das  werk  der  erziehung  und  bildung  überhaupt  weit  gründlicher 
schädigen  als  eine  ähnliche  maszregel  es  in  Deutschland  vermöchte, 
und  darum  sind  wir  der  meinung,  dasz  eine  zunehmende  Verschlech- 
terung der  leistungen  in  allen  Unterrichtsgegenständen  die  nächste 
folge  der  neuen  maszregeln  sein  wird,  es  kann  nicht  zweifelhaft 
sein,  dasz  dies  von  keiner  seite  gewünscht  wird,  treten  also  die  in 
aussieht  genommenen  Übeln  folgen  wirklich  ein,  so  wird  man  sicli 
ohne  Verzug  nach  abhilfe  umsehen  und  sie  in  der  Vertiefung  des 
classischen  Unterrichts,  in  der  Wiederbelebung  der  groszen  stil- 
bildungsmittel,  des  lateinischen  aufisatzea  und  der  konstgerechten, 
schriftlichen  'exposition'  finden. 

Die  leiter  des  höheren  unterrichtswesens  im  reichslande  haben 
in  wichtigen  fragen  den  richtigen  blick,  den  sichern  griff  und  die 
geschickte  band  bewährt,  die  man  bei  männern  in  ihrer  Stellung 
voraussetzt,  sie  haben  auf  dem  boden  von  Elsasz-Lothringen  jene 
drei  schulgattungen  ins  leben  gerufen,  denen  unstreitig  allein  die 
Zukunft  in  Deutschland  gehört:  das  humanistische  gymnasium,  das 
realgymnasium  und  die  lateinlose  realschule.  sie  haben  in  diesem 
lande  11  gymnasien,  7  isolierte  und  2  mit  gymnasien  verbundene 
realgymnasien,  8  isolierte  (Straszburg,  Mülhausen,  Metz,  Barr,  Por- 
bach, Münster,  Wasselnheim,  Rappoltsweiler)  und  2  mit  gymnasien 
verbundene  (Colmar  und  Buchsweiler)  lateinlose  realschulen  ge- 
schaffen ,  lauter  lebensfähige ,  kerngesunde  Schöpfungen ,  für  welA* 
ihnen  der  dank  des  Vaterlandes  gebührt,  sie  haben  ferner  übww 
Unterhaltung  und  Verwaltung  der  genannten  öffentlichen  hÄiWi 
schulen  ein  vom  1  november  1878  datiertes,  am  1  april  187^1* 
kraft  tretendes  gesetz  zn  stände  gebracht,  dem  zufolge  sSs^ili^ 
persönliche  ausgaben  für  das  lebrerpersonal  aller  schulen  der  atif^ 
casse,  alle  übrigen  ausgaben,  soweit  sie  nicht  durch  die  natzangoB 
des  eigenen  vennögens  der  schulen  gedeckt  werd^  den  gemda^ 
nur  latt  Mhm>  mm  wiird  diiee  Terteilung  der  pflichtmitezigeii  ^ 
Mge  iiir  uiteilMlInng  der  li(Ai«ran  scinileii  swisdieii  tlui  und  gp- 
nonden  als  gelongene  dnrehftiiroiig  eines  elmao  «infiMdiea  iHe 
gsrediteii  gnuidaatMa  väk  ImiUm  hmH  b^grOsieii  nllMMik;  vnd 
da  erst  diurah  die  flbanialinie  simtlidier  lahnsigshittar  tob 
das  Staates  sin  gemaiasdiaftlidier  besoldnngsetat  fttr  dis  lAx» 
aller  höheren  schulen  ermöglidit  wird,  so  haben  sieh  die  tnheber 
dieser  gesetsgeberisehsn  massrsgehi  die  gereohtesiwa  anspracht  ^ 
die  daäbarkeit  des  gesamten  lehverstaadae  erworben,  sie  sind 


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Fkifio  Bloado/ 


219 


kalt  ote  Img  g»iii  OMitMilhaid  wiri  nMiMgm  mMmvä. 

Hl  «Iii!  daher  ni  hoffnit  dto  abaoMnig  iei  Mil- 

nischen  aufsatieB  wiridiek  die  tob  ihm  gdlMMrtm  besoigiiii«  mht» 
Migi,  dieselben  rnSnner,  wMnb  jeiii  m  Mfligett  grftidai  dit 
»aazregel  befürwortet  haben,  MHk  tmr  kuflif  eaMtadeMt 
•diaclm  bmit  aeitt  wwdsiL 


(10.) 

MiAVIO  BIONDO. 

8£IN  LEBEN  UND  SEINE  WERiUi. 

(ioriMtsong  und  schiiuz.) 


IL  Biondoa  aohriftstenerische  thiiigkeit. 

Es  war  keine  Süssere  veraalaganngt  die  Blende  beweg  die  feder 
tu  eigrcifen,  er  dachte  niehi  daiaii  etwa  in  der  litiefariachen  thfitig- 
kflit  ein  mittel  an  sehen,  seine  teaehriB^ten  ?eifaMtnisse  an  Ter^ 
beasem;  Tielmehr  trieb  ihn  ansschliesalich  die  liebe  aar  wissenaohafti 
dar  dnmg  nach  erkenntnia.^^  daa  gebiet  amnes  gelehrten  wirkena 
aber  war  ein  sweifiMiheB:  die  altertoniakiindB  und  die  geachichte.  er 
a^[t  uns  aelbst,"*  wie  er  in  diesen  gekommen  sei. 

iiT  Biondo  sehreibt  an  Jacopo  Bracelli  (cod.  Dreid.  f.  118):  sed 
^aieqvid  et  qaaUoonaae  iadicio  dignam  sit,  quod  dictarus  fiim,  velim 
«edaa  ne,  qoi  amlfa  ad  aeribeadam  spe  peouaiaria  tim  »d- 

ductus  etc. 

Biondo  schreibt  an  Alfonso  von  Aragonien»  jani  1443  (cod.  Dresd. 
f.  75  sq.):  nornnt  omnea»  qai  bumanitatia  bonammqae  artiam  stndiia 
operam  dant,  mUle  Im  «t  daoeatof  txaetoa  eaaa  aanoe,  ex  quo  poetas 

oratoreaqae  rariasimoiiy  hiatofiaram  Tero  acriptom  omnino  nnllos  Latiai 
habuenmt.  hinc  factum  est,  ut,  postquam  P aulus  Orosins  in  Hispa- 
nia  tua  genitus  brevem  illam  c&lamitatum  orbis  terrarum  nar- 
nttionam  Aorelio  Augoatino  comalavit,  incerta  habuerimas  illa, 

qua  ia  Baoiaai  faeadaa»  iniMKil  provlaalia  aaat  gesta.  ttaal  vate  peal 
ijftam  Ovoaiam  nnUna  histomm  aaiipaarmt,  tanta  tarnen  ramm  tempo- 

nbus,  qnae  suam  et  nostram  intercesserunt  aetatem,  gcstarum  magni- 
titdo,  timta  tamque  varia  multitudo  fuit,  ut  quorum  ordo  seriesque  et 
eerta  deerat  narratio  ipsarom  rerum  indiceSi  argumenta,  coniecturas  et 
^naem  qaaadam  notitiaai  habareaiBa.  «alaranl  aataai  pfoavonui  noatro« 
nim  tempora  aliqnos  babalque  noatra  aetas  multosi  qui  poemata,  ora- 
Uones,  epistolas  scribere,  mnlta  e  ^aeco  in  latinitatem  traducere,  ali- 
qua  ex  mediis  pbilosophiae  penetralibus  diaserere  eleganti  prorsus  ora- 
wae  Borunt.  sed  hoc  unicum  historiae  monus,  quamobrem  omnea 
decUnaTeiiaA  iialtaaqiia  Tal  aiedioorltar  allifaili,  iMqaaqaam  azpaiit 
dici  a  nobis,  qai  tamen  non  verebimar  dicere  tantam  hoic  labori  nostro 
Adhibitam  esse  hactenas  operam,  ut  omntm  avari  inopiava  aniai  ouina- 
que  opificiB  induatriam  superaTerimas. 


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sao 


Di»  wiiNMolüftlkiii  binvguQg  iemt  u&  wir  Iwitftimtlieb 
«ameiis  TWiimgm>iii  aaf  dk  MMihiiig  un4  äteitang  äm  wMm 
4m  plawiiohi«  lätartnms,  andmcito  «af  dfit  «gg^kihat  geiMiiiieli> 
büdnng  dnr  doii  gqgtlMMB  wwUnr,  for  «Ilm  «b«r  üimko  g»> 
xkihtol.  fiUie  dm  wtte  «n  gewaadta  iHHitm,  ntern, 
»fiiiclogniphia  vad  poitMi»  BO«b  «iioii  att  miMmi«  dl»  m  aafemil^ 
aMn  die  grom  hiatwluwMMcbift  dm  Mkaltrtwn  geiatts  ia  di» 
ipraolia  dai  attaa  Laliaia  so  flbartmfHk  aar  die  gesdufl^toMlirat- 
iMiag  bliab  «a  w«iig  beteatanM  fcld. 

Bkat  aaa  telrte  Biiaido  «ia.  dodi  wtr  m  aiofal  aowol  daa  ge* 
aakoohtlidM.  ala  Tiahaalir  nliiloloaiaolia.  Toa  i^w^Migatm 
aad  aamaatiioli  aaeh  Toa  danpipaUklmaaeMilM  eifrig  enpogen» 
frage,  die  iha  zu  seinem  eraftaa  grOssera  aehriilataHariachea  Tanrnd» 
aaveata.  aa  kaadalfta  aiali  aiailioh  danua.  ob  aa  iai  attan  Boai  nr 
claariaciiea  ini  eiaea  aateradiied  dar  geaprodMaan  aad  dar  ga> 
salisialMaaB  spräche  gegeben. 

Leonardi  Broni  haito  den  gegenstaad  wol  zuerst  berttbrt,  aad 
eben  er  hatte  nach  dem  Zeugnis  des  Giovanni  da  Sidiio  unter  dem 
1  apxil  1435  (?)  einen  brief  de  elocutione  Bomana  an  Flayiua  BlaB- 
doa  gancfatei.  ob  aber  dieser  letztere  alsbald  auf  die  erOrtera^ 
eingegangen  sei  nad  daa  betreffende  schreiben  beaafc?roriet  habe, 
Termag  ich  nicht  zu  sagen,  tbatsache  ist  nur,  dasz  er  im  mSn  143^ 
in  form  eines  briefes  an  Broni  seine  abhaadloag  *de  Boaiana  locn- 
tione'  schrieb. ''^  wir  ersehen  aus  derselben  sowie  ana  Bmnis  brief- 
licher erwiderung,  dasz  bei  dem  streite  auch  mehrere  von  Biondos 
collegen,  so  z.  b.  sein  lebrer  Antonio  Loschi,  so  Poggio  Bracciolini'** 
und  Cenci  beteiligt  waren.  Biondo  vertrat  die  aasiebi»  dasz  eine 
acheidung  zwischen  der  sdurilbqpBcaabe  und  der  Umgangssprache  nicht 
vorhanden  gewesen  sei;  er  war  also  mit  Poggio  derselben  meinung, 
und  ihm  stimmten  auch  Francesco  Barbaro  und  Carlo  Marsuppini 
bd,  während  Bruni,  dem  wiedenun  Loacki  znatiromte,  die  eatgegen- 
gaaetzte  meinung  vertrat. 

Ohne  indes  hierauf  weiter  einzugehen ,  wenden  wir  uns  nun  zQ 
demjenigen  werke  Biondos,  welches  zunächst  und  hauptsächlich 
seinen  rühm  begründet  hat,  zu  den  '  dekaden',  indem  wir  die 
abfassungszeit  derselben  zu  bestimmen  Sueben^  um  dttUi  eine  kai^ 
Charakteristik  des  ganzen  anzuschliesaen. 

«lüU  Vit»  e  «iigU  seritU  4i  Antonio  l<osohi  VieenÜDO,  Ptdof« 

1868. 

sie  findet  sich  im  Dresdner  codex  f.  68  sq.  und  ist  hier  datiert: 
FlorantiAe  Idibns  Marius  1480,  dia  abbandloag  ist  gedruckt  in  dar  erst«n 
«qsgabe  der  Roma  instaurata.  vgl.  Bxnaet  ICsnoel  dtt  libraire  ei  ^ 
Vsaiatear  de  livres  t.  I  s.  v.  Bloudas. 

dieser  schrieb  über  die  betreffende  frage  seine  abhandlttBg» 
'nimm  priscia  Bomanta  latiaa  Hagnii  omnibiia  eommnaSs  fbesil»  aa  alis 
quaedam  doetoram  virofnm,  aUa  .plebis  et  valgi'  s.  historiae  convivales 
lU  in  seinen  Opera,  Argentinae  1518..  Poggio  nimmt  hiar  übrige^ 
Biondos  schrift  gar  keinen  besag. 


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UmIo  BiMido. 


«rtim  beMteid  beiden  wir  uni  ib  der  gHloklioheB  hgB 
«itstehiiag  des  groszea  gmMMammkm  m  der  band  der  zeug- 
aiiw  glrfriiHW  mMMmwkm  wMgen  zu  können,  dasselbe  iet,  nicht 
«OS  toem  guflte  bervorgegngiii«  Tiefanibr  geboren  die  verschie- 
denen teile  yerschiedeaeft  Zeiten  an,  and  zwar  »i ^nb  die 
tfaatsache  festnwIeUeii,  dMS  genMter  die  leiaien  bücher  tmerst  ge- 
Mliiieben  and  herausgegeb«  wurden,  dies  hai  Biondo  xam  eelbet 
gesagt  und  erklfirii  ^  denn  er  beabeiebtigte  ursprünglich  nur  eine 
geschiohte  seiner  zeit  zuschreiben,  abair  d*?oii  abgesehen ,  iKszt 
sich  auch  aus  den  dekaden  selbst  emtaiahmen,  dasz  die  letzten  bttcher 
doiaslben  beteftfte  imWNitliobt  waren,  als  Biondo  an  die  ausarbei* 
tong  der  ersten  gieng,  da  er  sich  im  eingeng  tn  dieeen  enf  aeine 
^ölf  bücher  der  Zeitgeschichte*  beruft. 

Die  früheste  andeutong  über  Biondos  historische  Stadien  und 
arbeiten  finden  wir  in  einem  der  briefe  von  F.  Barbaro,  welcher 
unter  dem  4  Januar  1440^^  dem  freunde  mit  feurig  beredten  werten 
dlf&r  dankt ,  dasz  dieser  ihm  in  seinem  gescbichts werke  ein  denk- 
mal  gesetzt  habe.  Biondo  war  demnach  mindestens  zu  anfang  1440, 
wahrscheinlich  aber  noch  früher  mit  der  ausarbeitung  der  geschichte 
seiner  zeit,  wie  sie  uns  in  den  letzten  büchern  der  dekaden  vorliegt, 
beschäftigt.  —  Das  nächste  zeugnis  für  unsere  frage  stammt  aus 
dem  jähre  1443.  unter  den  briefen  des  Dresdener  codex  befindet 
sich  einer  aus  dem  febroar  des  genannten  jahres,     an  den  mark- 

cod.  Dresd.  f.  75.  Biondo  schreibt  an  Alfonso  von  Neapel :  metien- 
tem  vero  ante  ipsum  initium  futuram  operis  magnitudinem  et  tADqaam 
e  specola  propositos  remm  seiibendaram  eampoi  prospicientem  coguatio 
illa  subiit,  posse  prins  quam  tot  annornm  historias  contexnissem  accidere, 
üt  qui  remotiora  et  minus  co^oita  scribere  incepissem,  fato  praeven- 
tos,  notissimam  mihi  rerum  et  quidem  maximarum  aetate  nostra  gesta- 
nun  hifltoiiam  non  attingerem.  hinc  praepostero  ordine  ea,  qnae 
per  «mos  triginta  pwxhao»  vhiqa»  in  Italia  sunt  gesta,  dnodecim  in 
Hbros  coegi,  qua  in  operis  mei  parte  magnam  belli  Italici  summa  gloria 
ft  te  gesti  partem  ad  triumpbi  usque  Neapolitani  narrationem  scripsi. 

dec.  I  üb.  I  p.  a:  neque  enim,  quod  in  aetatis  uostrae  dnodecim 
Uatoriamm  libris  jam  efferimiiB  efce. 

Qnirini,  dlatribe  praeliminaris  p.  44S:  tibi  taaaen,  qni  scribls  . 
bistoriara,  qnantas  debeo  gratias  habeo,  quia  nomen  nostrum,  sicut  audio, 
scriptis  illustratur  ac  celebratur  tuis,  ut  sicut  pro  communi  übertäte 
tarn  diu  constautiseime  pugnavimus,  ita  monimeutis  Üterarum  vir!  quo* 
dtnttodo  fnuBortalitate  frai  delecternnr.  te  igitnr  hortor,  nt,  qnae  bene 
ac  fortiter  pro  communi  salate  gesta  sunt,  sie  omnia  dicendo  illnatret, 
ut  ad  memoriae  dignitatem  nihil  diligentios  deaiderari  pofisit.  YeneUig 
pridie  Non.  Januar.  1440. 

Misisti  qn  (so  steht  deutlich  da,  würde  also  die  regelrechte  abbre- 
Tiatur  Ar  qidn  sein,  dies  ist  aber  sinnlos,  man  erwartet  Tielmehr  quod 
oder  quo  B  und  so  soll  es  wol  auch  heiszen)  yolni  postnlavique  qnatuor  iüos 
bistoriarum  mearum  libellos,  qui  apud  te  diutius  fuerant  memorque  sum 
me  tone  tibi  fnisse  polücitnm  eosdem  non  quid  (so  steht  da,  es  ist  aber 
^  ^les  zu  lesen)  ersnt,  sed  plarimis  (wol  pltirles)  eadem  hifetoria 
Mkfaitdf  in  tempore  redditnram.  erat  vero  iHoram  qnattnor  aarrationU 
lOitiam  a  Martini  quinti  pontificis  Romani  morte  et  paucorum  annorum 
geita-  compleetebantnr.    sed  postquam  in  manne  meas  ü  rediemnt 


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IMo  Bioado. 


nlmliiiK  aar  di*  ulthitiii  jiimt  wuik  dem  iodo  M**'*''»^  V  «w**fi*^- 
ftbw  mmIi  iBililirai  wilwr  IbüftwindBUtt  inhmom  Ttflftm  ümb  n 
ihtflliffiftiBi  diA  bttüfilHidn  mBiiiniMiti  mmAmi''*.  6nM  dondfcMi 
iddeh  F.  BtvWin«  dto  Mdm  ChMmnMi  «i»  OMHglImM»  md  ^ 

^ÄnÄÄ©  JEj^OlÄÄGIPd^^  ^^JPflliSlM^iv    3ÖÄ3lf^mPO  MB^^id  ^Ifllil^  '^J^^lucn  JBÄflJj  ÄÄ^^ 

■^■■tin  wiodir  mOok»  «khl  obM  dk  loifttltiift  «Mi  aii  liohn 
kte  mmAmaA  nd  dw  gelelnta  lkwid  i«  wmtereii  stiidiflB  e^ 
matigi  iB  haimu  Gaarnerio  kttt»  ana  iMrtir  ftnidt  dm  oodex  nicht 

einmal,  sondarn  dreimal  gelesen  und  Qm  dm  dm  Pier  Caadido 
Decembno  gigeben.  der  gelehrte  Bfiiii  aber  war  noch  immer 
schweigsam  geblieben,  nnd  doch  legt«  fimde  anf  am  «rtaü  Biondo 
das  grOala  gameht.  würde  auch  dessen  sprnch  günstig  ansMen, 
meinte  er,  so  zweifele  er  nicht  den  lorbeer  wirklich  verdient  m 
haben,  näd  im  der  that  sollte  Biondo  sich  in  seiner  lu>&ung  nicht 
tinecbi.  awar  aeUat  der  briof,  den  Bruni  über  jenes  w«rk  Mdintb, 
•fwdma  gtgangeft  n  sein,  aber  Btoad»  aalbst  sagt,  er  wisse  ans 
Törtrauter,  sicherer  mitteilung,  wie  aaarkawaMid  Aretiaa  eich  übei 
aama  laiafaM^  gilmaark  begniiQiafa,  da«  eiE  aa  raiahaa  gmiabt^ 


altioseiile  «zorsM  eau«  «t|ieto  qiil  pofft  olarMmi  piiaei^  JobAonis 
Oaleazzi  hnjas  nostri  dncis  Mediolani  genitoiia  mortem ,  MWia  mihi 

yideor  scripsisse  in  praeseDS  nsque  tempus  gesta,  qiiae  qnidem  digD& 
Visa  sunt,  ut  memoriae  mandarentar.  creyitqae  adeo  codex,  ntjam 
rint  libri  dnofleelm,  in  quibns  qnaftaor  üli  priusmoltas  laeerl  In  ptf- 
tes,  sunt  confasi  a.  cod.  Dretd.  p.  116.  —  Blondas  Flavios  Leonello  Ma^ 
cbioni  Estensi  datiert,  ex  Florentia  Non.  Februarii.  —  Constitui  itaqae 
quamprimum  Codices  ipsi  tres,  quos  incepi  sedulo  revocare,  domum  re- 
dierint,  extremam  manum  apponere,  at  quäle«  eint  in  vulgns  mittam, 
nt  ejus  jndido  et  avetoriiate  a^tf  ite  le  ofteadaati  ita  se  meaatnr,  vt 
nostri  laboris  certe  maximi  dinftnnüqne  finetn  etiam,  dnm  TiTfanni»  pvf 
frnamnr  8.  cod.  Dresd.  f.  115. 

volui  experiri,  quäle  esset  maximis  ia  Italiae  civitatibas  laboria 
mei  judicioiu  simulque  sum  conatus  efficere,  ut  a  Tins  emditione  tun 
etiam  pmdentia  eelebeninis  iBto]ttfferen,iibl  aliqua  perperamnarravts*» 
cnraTiqne  tree  Ipelns  hittoriae  eomee  nadeeim  qnosqne  Bbioe  eonplexos 
eodem  exemplo  scribi  eornmqne  onnm  Francisco  Barbaro,  alteroin  Me- 
diolanum  Gaarnerio  Castilonensi  misi.    tertium  ipse  Leonardo  Aretino 
dedi  et  Franciscus  quidem  Barbaras  rir,  ut  oosti,  scribendo  elegautioB 
nottrae  aetatls  elegantissimns,  eoffieem  snnm  poat  oeteTVin»  quem  apw 
86  fuerat,  mensem,  mnltis  oneratnm  landibns  ad  me  misit,  ita  singoHs 
paene  rerum  in  capitibns  mann  Bua  indices  babentem,  nt  negari  neqae&^i 
quin  accuratissime  singula  examinaverit.   Quaroerius  yero,  cum  toiiun 
legisiet,  Tal  nt  ipsins  referantnr  verba,  ter  hittoriam  perlegisset,  iU«' 
prent  a  me  Jotfos  erat,  Candido  dedit,  qnem  Timm  in  MediolanenuboB 
GgT^l^ie  doctum  nosti,  inspiciendam.   ipsius  autem  Candidi  judiciani, 
quale  sit,  sua  ipse  epistola,  cujus  ad  te  exemplum  mitto,  apertissiBi' 
declarat.    pendet  adhuc  tertios  codex  in  Aretini  manibns  et  sab  so 
jndice,  tereiissimo  qnideai,  eantam  dieit,  imde»  ai  abtolatae,  nedem  IsQ- 
datus  exibit  non  dnbifto,  enia  laareolam  mereamnt.  est  tarnen  spes  satu 
solida,  cum  ipse  Leonarous  nuper  bilari  fronte  eandem  mihi  bistoriaoa 
et,  nt  amici  retnlemat«  alüs  me  absente  landaTerit.  s.  ood.  Dresd,  t  U^* 


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823 


Mtaiiitt^gm  lotMhir  wak  kliMMa  sn  weitem  fortflJnriiBg 
NBMT  ailMdi  <tmMiiegii  ault.  luaiehtt  aber  beabsichtigte  er  die 
lurimwwhriabMi»  btleber  aoeh  einmal  einer  krituolMi  dvehsidrt 

n  nnterzieben. 

Wir  besitzen  ferner  aoeh  ans  demselben  jahM  iiaa  andere  nach* 
rieht  über  dia  dakaden.  es  ist  der  frOher  schon  anrlliate  brief  aa 
kSnig  AUcmao  yoai  13  jnni  144d.  Blondo  hat  ia  den  dazwischea 
iMSiaden  monaten  mit  hOekatar  eaergie  weiter  gearbeitet,  ao  dass 
Bim  schon  zwOlf  bflcher  der  Zeitgeschichte  yoUendet  sind,  andrer» 
Seite  hat  er  aber  mittlerwaila  auch  den  sohoa  Mogit  gehegten  plaa 
:  die  geeamtgeschichte  Italieaa  aait  dem  aaftargang  des  weaMmiachen 
,  ttkäm  m  aehnikan,  der  ansführung  nahe  gebracht,  denn  er  sendet 
'  la  A]fi)nso  die  entea  acht  bücher  der  ersten  dekade,  wakka  dia 
zeit  von  der  erstdrmnng  Borna  daroh  die  Goten  410  bia  lam  byiaa^ 
tinischea  kataar  Phokas**'  aaiqpaanen  (602-— 10). 

Dia  anaairfoeitimg  dieser  entaa  biokar,  idao  den  anfang  des 
ganzen  werkea,  hatte  er  1442^  begonnen  und  mithin  binnen  einer 
Frist  Yon  kaum  anderthalb  jähren  den  grösten  teil  der  ersten  dekade 
beendigt,  nun  war  er  aber  bereits  fest  entschlossen  hierbei  nicht 
stehen  zu  bleiben,  auch  die  ereignisschweren  Jahrhunderte  römi- 
scher geschichtOf  welche  zwischen  der  eroberung  der  stadt  durch  die 
Westgoten  und  zwischen  der  gegenwart  lagen,  gedachte  er  in  einer 
groäzen  darstellung  zu  umfassen,  in  der  that  eine  aufgäbe ,  zu  der 
mehr  als  gewöhnlicher  mut  gehörte,  und  begreiflich  genug,  wenn 
dem  immer  arbeitenden  manne  dann  und  wann  wieder  zweifei  auf- 
stiegen, ob  ihm  musze  und  kraft  bleiben  werde,  das  gltlcklich  be- 
gonnene werk  in  entsprechender  weise  zu  ende  zu  führen,  galt  es 
doch,  von  der  last  der  berufsgeschäfte  abgesehen,  auch  die  sorge  um 
den  unterhalt  der  familie,  und  zwar  in  einer  zeit,  in  der  die  curie 
selbst  mehr  als  einmal  bittere  not  litt,  trotzdem  schreckt  er  nicht 
zurück,  unablässig  weiter  bauend,  ist  er  im  jähre  1444  bis  zur 
niederschrift  des  neunten  buches  der  ersten  dekade  gediehen,  wir 
können  den  beweis  dafür  seinem  eignen  werke  entnehmen,  er  ge- 
denkt nämlich  an  dem  genannten  orte  auch  des  türkenkrieges ,  der 
damals  die  ganze  abendländische  weit  in  Spannung  erhielt,  der  sieg 
von  Kisch,  die  übersteigung  der  beschneiten  Balkanp&sse,  das  Yor- 

^  cod.  Dresd.  f.  76  s  dam  tarnen  tanU»  pmimiM  tanporlkns  in- 
VQdarem  labori  et  nndecimam  absolvissem  librnm,  non  potui  me  contlnere 
^uin  et  majas  illnd  mille,  qni  praecessernnt,  snnoniin  opus  aggrederer. 
fttitqae  hi  octo,  quos  nime  accipies  libri  ducentorum  paene  ex 
*MU  aille  sanormm  geatle  twm  ewfatL  mB^vb  aalt  vi  alio« 
mm  oetingentoram  annoram  tezatnr  historla,  «tarn  animo  et 
nente  praevideo  triginta  et  eo  eaipliaa  lUtfonua  ftiada  ittia  eoatinaan- 
donun  laborem  expoioere. 

UtB  wird  bewiesen  dnfeli  diM  alella  f leidi  aa  aafang  iar 
I    Q«uden.  Bioado  sagt  liiar»  4aaa  er  dia  lOM  Jalure  von  dar  ertlttnaaag 
Horns  darch  die  Westgoten  bis  auf  seine  seit  su  schreiben  nnterooMMn 
'^be.  die  einnabme  Roms  setzt  er  (fäUchlicb)  in  das  jabr  412.  addlarail 
^  hierzu  die  1030  jahra,  so  bekommen  wir  das  jähr  1442. 


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224 


JTUvio  Biondo. 


dringen  der  verbündeten  unter  Hunyad?;  kühner  führung,  das  alles 
erfüllte  die  Christenheit  mit  stolzer  enthusiastischer  freude,  und  diese 
thaten  sind  es,  die  lüondo  an  jener  stelle  preist,  seine  worte  atbmen, 
dasz  ich  so  sage,  noch  ganz  die  frische  des  augenblicks;  was  er  be- 
richtet, ist  so  eben  erst  oder  doch  nur  ganz  kürzlich  geschehen, 
daraus  würde  also  folgen ,  dasz  dieser  teil  des  Werkes  sicher  iiftcli 
1443,  wahrscheinlich  aber  1444  geschrieben  wurde. 

Eine  noch  unzweifelhaftere  thatsache  ist,  dasz  Biondo  seine 
dekaden  stück  weis  nicht  nur  ausgearbeitet,  sondern  auch  veröffent- 
licht hat.  so  hören  wir  von  ihm  in  einem  briefe  an  Piero  Perleoni 
(januar  1444),  dasz  die  historien,  soweit  sie  eben  gediehen  waren, 
sich  in  den  bänden  der  abschreiber  befinden,  auch  bewahrt  die 
Estesche  bibliothek  einen  schönen  codex,  der  nur  die  ersten  elf 
bücher  und  einen  teil  des  zwölften  buches  nebst  einer  widmung  an 
den  befreundeten  markgrafen  Lionello  von  Este  enthält,  und  der 
somit  ebenfalls  die  binehstückweise  verölfenUichang  des  werkes 
darihut. 

Weitere  künde  von  dem  allmählichen  vorrücken  der  arbeit  gibt 
ein  brief  des  jahres  1446  an  einen  nicht  genannten  freund,  ibm 
übersendet  Biondo  die  ersten  elf  bücher ,  indem  er  ausdrücklich  er- 
klärt noch  nicht  darüber  hinaus  gelangt  zu  sein, jedoch  zugleich 
schon  im  voraus  den  umfang  des  ganzen  Überschlägt,  das  er  bei  der 
immer  gewaltiger  andrängenden  ätoftmasse  aul"  mehr  alä  30  bücher 
anlegen  zu  müssen  glaubt. 

Inzmschen  hatte  sich  Biondos  litterarischer  eifer  noch  eiiwn 
andern  unternehmen  zugewandt,  es  gult  eine  historische  bes^fftt' 
bung  der  stadt  Born,  und  diese,  die  'Borna  instaurata'  nahm  ihn 
bald  so  vollauf  in  ansprach,  dasz  ihm  die  gleichzeitige  weiterführung 
des  geschichtswerkes  unmöglich  ward  und  er  sich  znnSchst  cbnof 
besckrttnkt  sah  die  bücher  der  dritten  delcade  Ycm,  neuem  wbl  tte* 
srbeüen. 

Die  Bweito  dekade  b^ffnd,  so  ktfnntn  dio  IMm  4--9  m 
efst  naeh  dem  todo  fiagens  IT  geschrieben  sein,  äm im  dem  tkrtfln 


M  Historiae  meae»  qolbiis  UffllDdle  haotenoB  insudavi,  in  Ul»»^ 
nun  manibw  nuü.  der  britf  ist  datierte  Md«  Id.  Hon.  j$an9t  U» 

eod.  Dresd.  f.  116. 

8.  Tiraboschi  a.  o.  p.  6.  .  ^ 

^  cod.  Dresd.  f.  117 :  cui  particulfte  tautum  abeit,  ut  breW  h« 
epistola  poseim  mpendere,  qid  «ete  In  hittertarnm  meajgy 

opere,  quas  sapra  triginta  libroimin  Tolumina  habitnras  exiftf*^ 

id  vix  satis  plene  factum  Irl  confido,  Exinde  ad  rem  ipsam  .  •  •  •» 

quod  primos  ipsius  historiae  meae  undecim  libros  tibi  miserim 
gratias.  —  ad  extremom,  si  recte  memim,  nam  taa  epistola  a  me 
per  doetlssimorom  euriae  RonumTae  Tiroromm  mam»  devolat,  petiif  ^ 
qni^qnid  post  libmm  undecimnm  scripsi  et  ipsam^  qoa«  P^*^ 
cessit  illos  undecim,  aetatis  nostrae  historiam  tibi  mittam;  poßt  un- 
decimum  vero  nihil  hactenus  scripsi,  quod  illis  absolut^ 
describenda  Borna  libros  tres  exaravi,  quorum  »cudulaBS»^ 
miito.  der  biief  ist  datiert  wmm  18  aeftcnriber.  1448. ' 


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Flavio  Biondo. 


225 


buche,  in  welchem  Biondo  die  flucht  des  papstes  Gelasius  II  nach 
Frankreich  (1118)  schildert  und  mit  der  von  ihm  selbbt  erlebten 
flucht  Eugens  (1434)  vergleicht,  von  dem  letzteren  als  einem  ver- 
storbenen"* gesprochen  wird,  dabei  ist  nicht  ausgeschlossen ,  dasz 
vielleicht  auch  schon  das  zweite  und  dritte  buch  dieser  dekade  erst 
nach  dem  tode  Eugens  geschrieben  sind,  es  fehlt  dafür  aber  an 
belegen,  femer  enthält  ein  brief  Biondos  an  Jacopo  Bracelli  vom 
18  december  1449  eine  stelle,  die  sich,  wie  es  scheint,  ebenfalls  auf 
die  dekaden  bezieht;  denn  die  auskunft,  welche  er  hier  von  diesem 
gelehrten  kenner  der  genuesischen  geschichte  über  thatsachen  aus 
den  früheren  tagen  der  republik  erbittet,  wird  offenbar  doch  nur  im 
Interesse  seiner  historien'*^  erbeten,  dasz  endlich  die  beiden  letzten 
bücher  der  zweiten  dekade  sicher  vor  1453  verfaszt  worden  sind, 
beweist  ein  aus  diesem  jähre  herrührender  brief  Biondos  an  Barbaro, 
in  welchem  er  den  freund  '^^  bittet  auch  seinerseits  für  weitere  ab- 
schriften  der  drei  dekaden,  welche  bereits  über  halb  Europa  ver- 
breitet seien,  sorge  zu  tragen,  mithin  lagen  sie  schon  seit  einiger 
zeit  fertig  vor,  und  so  dürfen  wir  denn  ihre  schlieszliche,  freilich 
iLebrfach  verzögerte  Vollendung  mit  groszer  Wahrscheinlichkeit  in 
das  jähr  1442  setzen.  wann  er  den  nur  wenige  selten  umfassen- 
den anfang  der  vierten  dekade'^*  geschrieben,  weisz  ich  nicht  an- 
zugeben, da  ich  dafür  einen  anbaltepunkt  nicht  gefunden  habe. 

Es  bleibt  mir  noch  übrig  die  ganz  vereinzelt  stehende  angäbe 
eines  späteren  Schriftstellers  zu  erwähnen ,  der  zufolge  Biondo  sein 
werk  erst  nach  1458  verfaszt  habe.  Voss  in  seiner  schrift  'de  histo- 
ricis  latinis'  sagt,  Biondo  erwähne  in  den  dekaden  den  (im  genann- 
ten jähre  erfolgten)  tod  des  papstes  Calizt  III ,  und  somit  könnten 
dieselben  erst  in  einer  spätem  zeit  herausgegeben  worden  sein,  es 
irt  mb  aber  trotz  genauer  durchmosterung  nicht  gelungen  diese  be- 
bauptung  bestätigt  zu  finden.  Biondo  nennt  wol  den  papst  Calixt  II 

dac.  II  Üb.  4  p.  VI:  qnia  simili  in  ftiga,*qa»n  nostrit  temporibm 
sanctae  memoriae  Eugenius  quartus  commuit,  pariter  evenit. 

cod.  Dresd.  f.  118  brief  des  Biondo  an  Jacopo  Bracelli:  in 
prompttt  tibi  esse  dicis  gestarum  a  populo  Genueosi  rerum  notitiam  ab 
üBO  Christi  uodecies  centeno  ad  qaiataiD  usque  quaterdeciesque  cen- 
tenam  etc. 

8.  epist.  Barbari  p.  307:  tres  historiarnm  mearum  decadei, 
qnae  iam  disseminatae  in  omui  Europa  sunt,  ut  scribi  facias  hortor.  — 
^i  esset  maior  copia  aut  librariorum  aat  saiarionim  daodorom  facultas, 
^  illo  levMsem  on«re,  qaod  tmim  eiM  sopeiioi  depicti  hominis  ma* 
lignitts  faeil  der  bfief  Ut  datiert  Bomae  XXVI  oct.  14S8. 

wenn  Doennig-es  kritik  der  quellen  für  die  geschichte  Hein- 
rich VII  Berlin  1841  s.  71  behauptet,  die  dekaden  seien  'gegen  das 
«Qde  des  15n  Jahrhunderts'  verfaszt,  weil  sie  in  dieser  zeit  zum  ersten 
mal  gedrnekt  worden,  so  iit  dies  m  offenbarer  irrtnm.  —  Zn  den  im 
text  angedeuteten  Torsltifemden  Ursachen  gehörte  namentlich  auch  die 

i leichzeitig  begonnene  ausarbeitung  eines  neuen,  dritten  werkes: 
srltalia  illustrata,  deren  wir  weiter  unten  zu  gedenken  haben  werden. 

welche  in  verschiedenen  ausgaben  auch  als  elftes  buch  der 
«itten  dekade  eingefügt  ist 

V.JM.f.pUI.tt.pid.  ILabt.  1819.  hA.Su.«.  15 


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226 


FUmo  Biondo« 


und  erzählt  dessen  Schicksale;  einer  erwSbnnng  des  dritten  trigm 
dieses  namens  bin  ich  jedoch  nirgends  begegnet,  auch  würde  ms 
derartige  behauptung  mit  den  eben  mitgeteiltea  Uiatsachen  im 
achfirfeten  Widerspruche  stehen. 

Indem  wir  uns  nunmehr  zu  dem  werke  selbst  wenden,  haben 
wir  zuerst  nach  seinem  titel  zu  fragen,  derselbe  lautet  in  den  aus- 
gaben herkömmlieh:  'historiarum  ab  inclinatione  Romani  imperii 
decades',  und  dies  ist  ohne  zweifei  auch  die  richtige  und  ursprüng- 
liche fassung  gewesen ,  denn  Biondo  selbst  citiert  das  werk  unier 
gleicher  bezeichnung  in  der  Italia. aber  oft  nennt  er  es  kurzweg 
auch  nur  'historiae*.  ebenso  rührt  die  einteilung  in  dekaden  schon 
von  Biondo  her,""  der  hierin  allerdings  nur  dem  vorgange  des  Livius 
folgte,  wie  später  auch  von  anderen  humanisten  geschah,  (so  hat 
bekanntlich  Sabellicus  seine  venetianische  geschichte  in  dekadenfonn 
veröffentlicht.)  jede  dekade  zerf&llt  natürlich  in  zehn  bücher,  so 
dasz  das  gesamte  werk  mit  einschlosz  des  ersten  baohes  der  vierten 
dekade  aus  31  büchem  besteht.** 

Obwol  Biondo  in  keiner  vorrede  über  zweck  und  anlasz  seines 
Werkes  bericht  gibt,  so  läszt  sich  doch  aus  einzelnen  zerstreuten 
äuszerutgen  und  besonders  aus  der  behandlung  des  Stoffes  selbst 
sehr  wol  erkennen ,  was  ihn  trieb  und  was  er  zu  thun  beabsichtigte, 
auch  deutet  er  bereits  im  eingange  zur  ersten  dekade  auf  die  Veran- 
lassung hin.  —  Der  verfall  und  Zusammenbruch  des  römischen 
reiches  war  zugleich  ein  verfall  der  historischen  kunst.  zwar  hat  es 
den  Jahrhunderten  des  mittelalters  keineswegs  an  zahlreichen  nci 
in  ihrer  art  bedeutenden  Überlieferungen  und  aufzeichnungen  gefehit, 
aber  eine  wirkliche  geschichtsschreibung ,  eine  geschichtsschreibung 
im  groszen  stil  musten  zumal  die  mit  Sallustius  und  Livius  ver- 
trauteren humanisten  noch  durchaus  vermissen;  der  traditionelle 
stoff  schleppte  sich  schwerfällig  und  mühsam  aus  einer  chronik  in 
die  andere,  betrachtungen  solcher  art  waren  es,  die  Biondo  zur 
historiographie  fUhrten.  namentlich  aber  fehlte  es  an  einem  werke, 
das  die  geschichte  seines  Vaterlandes,  vom  untergange  des  römisdieB 
weitreiches  an,  ausführlich  erzählte,  und  eben  dies  nun,  die  ge* 
schichte  Italiens  im  mittelalter,  ist  die  eigentliche  aufgäbe  und  der 
inhalt  der  dekaden.  dieselben  sollten  gewis  nicht  alles  das  enthalten, 
was  eine  allgemeine  geschichte  jener  periode  vorzutragen  W. 
Italien  ist  für  Biondo  der  mittelpunkt,  um  den  sich  alles  gruppi^^^i 

s.  p.  886  md  dtisert.  Toes.  «.  o. 

Ital.  ill.  reg.  VI  p.  III:  et  qilift  UM  In  BomsBOram  Impen* 

Inelinatione  initio  scripsirons. 

vgl.  die  oben  angeführte  stelle  aus  dem  briefe  an  BarbarOi  ^ 
welcher  Biondo  ausdrücklich  von  drei  ^dekaden'  spricht. 

sehr  anflkllend  Itt,  dMx  Blendo  an  iwel  stenen  Roma  triamp»* 
lib.  VIT  p.  98  und  de  geetls  Yenetor.  (Im  prooeminm)  von  82  büchers 
spricht,    die  mir  vorliegende  ausgäbe  enthält  nur  31  bücher,  and 
sonst  werden  nur  soviel  genannt,   sollte  er  das  werk  anders  eingeteilt 
haben? 


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227 


den  anderen  lindem,  vor  allem  BentsoUaad  gegenftber  beobachtet 
er  gleichsam  daf  Wftüliren  das  fcartemwchnan,**'  der  anf  aeinem 
hlrtte  die  grentedMlialleB  im  von  ihm  behandaltni  kades  eben 
B«r  skinenartig  ai^0«M.  iiMmIuiII  bricht  •r^eitfüiliiiigaiiiaaar» 
iUiaMMr  mMtaiiaa  ab,  aia  dannataUen  nieht  ä  ieiaer 
•haiehi  liege.  floniii]tat«r«s.b.  tolMndig»  diethateOtUw 
des  Groeien  in  Daataddaad  nnd  Aankreich  m  entbkn.  adbat  er* 
dgauM  von  aololMT  badaako^p  wie  Hainri^ 
ffwShnt  er  nur  gaas  im  Tortbaigdian»  &  daotaoiia  gaaehichta  wird 
mit  eisen  worta  dorahana  awaiiariaeh  nnd  bloaa  galagiatliflli  ba- 
httdelt,  sowail  aa  lllr  daa  ▼araUadniadaritalianiachannfeg  Mdiaini. 
ja  ?on  der  aweiten  bllfta  der  mHen  d^ada  ab  tritt  dto  berflek- 
mhtigung  aadevar  Utaidar  davgeatalt  anrllak,  daaa  die  darataUung 
wk  im  gnade  anuaeUiaadSeii  Mf  IttUan  beaehrlnkt. 

Etiwar  saet«tJae.BiirQlterdt,**  derdaitanfaaiinerkiammaefatei 
wie  lohnend  ea  aein  würde,  die  dekaden  anf  ihre  quellen  hin  an 
ontennehan.  ieh  natarlaase  diea  jedodi  hier,  da  ea  die  grenzen 
meiBer  anflgabe  flberaohieitet  nnd  jede  irgend  eingehende  aaalyse 
eine  heaondere  abhaadlnng  Hillen  Wirde. 

Von  hohem  iutemte  Ahr  die  dekaden  aind  einige  briefe  dea 
Dnedmar  eodoat,  ^wefl  aie  nna  einen  dnbliok  in  Biondoa  arbeita- 
wnse  gewihren  nnd  nna  namentBeh  aeigen,  in  welehem  nmfhngo 
und  mit  welcher  energie  er  aeine  atadien  betrieb,  hanptalch- 
lich  ^  dmr  Bchon  mehrfach  angeaiwene  brief  an  AHönao  von 
Neapel  hierdber  anfbchlnai.'^  wir  ermhren  ana  demselben,  daaa 


deo.  I  Üb.  I  p.  I:  ▼isum  est  Itaqne  operae  pretium  a  me  faetom 

ii'i)  si  annoram  mille  et  triginta,  qnot  ab  capta  a  Gotis  urbe  Roma  in 
praesens  tempus  nuraeranlur,  ex  involncro  et  omni  posteritnti  adrairanda 
faeiiiora  in  iucem  perduxero.  deo.  I  üb.  IX  p.  1.  VII:  malta  fuerunt 
in  Qeffia,  Hiipaaile,  Anglia,  Qenaaala  et  ailia  BomMraniai  qnondam 
profindis  prouM  geeta  tempore,  qoibas  Ubroa  Implere,  rea  eum  Taiie- 
f^tp  jratns  tnm  etiam  magnas  narrare  potuimns,  sed  illae  Omnes  pro- 
inciae  continuata  diu  posessione  sui  iuris  factae  erant,  nihil  autem 
pnucipio  huius  operis  quaesitam  mag^s  quam  Romaooruiu  im» 
perii  IneiiaatieBeai  «etendera  ««e.  da«.  I  Uh.  X  p.  IVe  geaait  postes 
Carolus  multa  ae  maxima  profecto  digaa  piopriie  librorum  Toluminiboa 
"astrari,  sed  ea  summatim  atting'ere  aatis  nostrae  faciat  inten- 
^looi.  ebenda  p.  IX  longa m  esset  et  nostrae  intentioni  con- 
^tariaa  ea  referre  singala,  qnae  Pipinus  in  Uermania  ffessit. 
^*  H  ttb.  U  p.  I:  SMlt»  interim  OMsimaque  et  qoideia  praeelaniMiaia 
«  n|[iiia  Franoiae  et  Germaniae  OMo  rexgeeeerat,  qaae  aoetraa  in- 
Uationi  parum  accommoda  omittirans. 

caltar  der  renaissance  in  Italien  Se  aufläge  von  L.  Geiger, 
^l»ig  1877  b.  I  •.  288. 

s.  cod.  Dieed.  f.  70  eq.  iiada  ena  regnonua  Hlepaidae,  qaaa 
Castellas,  Navarras  etAragonias  appellant,  gestaram  rerum  monn- 
loenta  habere  curayerim,  accepi  nescio  qnae  chronica  quatuordecim 
l^lum  Reccaredi  Visigotoram  regia,  qnem  Leandmm,  epiaeopam  Hiapa- 

9t  Afiano  Catbolieam  effedae«  imprimie  ooto  ubiie  oetendiama 
"^^«Homm  ete.  Uae  oiagle  mea,  ^maai  tuae  aialeeUtia,  eoi  ciua  da- 
'^^^^^^unnif  eaaia  peto  atqae  eontendo,  ot  omnia  qnae  habeantnr  regno- 

16* 


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»8 


Biottdo  d€B  AHomo  tun  cbroniktii  ttb«r  sptnltohe  gesolndite  n- 
gieng,  ja  «r  bilM  den  Mng  Iba  alkt,  wat  «r  w  geicUehi- 

Uni  iliii  dnreh  Lcraio  YaJk'^  Jeder  deniügw  unimiHtomg 
T6feieh«ni  lud  sugleioli  sa  eifriger  fbrtaetiniig  dee  ivwkiee  emm* 
tem.  anoh  an  Bttrbtro  hatte  eiä  Bioado  gewindt,  um  toh  üm 
eeiae  denkwflrdigkmten  Aber  die  ^erteidi^tng  Bneeiaa  ni 
ten,*^  wlhnnd  tr  glekherw^  den  Jaoopo  BneeUi  um  eiiBkmft 
llber  «reigniaee der geniMBiadien geedMite migieiig. ernaloi« 
eonaeh  aidieillflh  mdit  kioht  mit  aeiaen  luatoriaehen  aibeU^  ui 
kann  man  mm  aiicfa  afidit  geirade  aagen,  daas  derartiga  thatwchn 
Bcbon  gealigten  dia  maiBimg  a|iltaar  Uükar  an  widarlegen,  der 
znfolga  Biondo  weit  mehr  avf  den  lUHifuig,  als  a«f  den  inhaltg«- 
sehen  habe,  ao  thnt  jedanfikUs  sein  werk  eelbei  die  nnbaltbsrkeit 
jener  behanpiong  dar.  neinl  dia  qnaUen  sind  ihm  keine  gleich- 
wertige masse,  er  Tertraut  ihnen  nlidit  blind;  viefanehr  sondert  er 
sie  —  and  darin  liegt  der  hanptfortaehritt,  den  Biondo  tbat  —  zu- 
TÖrderst  naeh  ihrem  alter,  immer  stehen  ihm  die  unmittelbaren 
zeitgenössischen  übarlieferongan  in  erster  linie.'^  femer  folgt  er 
fast  nie  bloes  Einern  gewibrnnann,  sondern  er  verglaiaht  die  Ter- 
sohiedenen  anfreicbnungen,  wo  ihm  eben  solche  vorliegen,  nndwigt 
«e  gegen  einander  ab.  diee  aber  war  doch  etwaa  darduns  nem,' 


rum  Hispaniae  raonnmenta  conquiri  eorumque  exemplum  ad  me  mitti 
iubeas,  ne  ipse  desis,  quin  per  altiiiscule  repetitas  gentis  vMtm 
laudes  te  celeberrimum  et  omuium,  qui  sunt  quique  iam  diu  faeront 
eUfiMimimi  x€gtm  pro  Tirili  mea  parle  ornem  atqne  lUastrem.  —  On 
iiaque  et  postquam  res  ipea»  de  qua  agitur,  non  me  magis,  qa>oi  te 
ipsum  tangit,  stiadeo  poelnlata  sapeiios  afferas  ehronioonm  Hiip*- 
oiae  adiamentum. 

^  epistolae  principum,  VeBetiis  1674  p.  360  (s.  auch  ood.  Dreid. 
f.  lia).  dar  briaf  ist  Tom  la  jaaaar  datiert,  da  er  aber  auf  Biondo« 
sehreiben  an  Alfonse  vom  18  juni  1448  antwortet,  mfissMi  wir  ihn  in 
das  folgende  jähr  setzen,  qnid  antem  de  historns ,  quas  postulaba», 
ille  (sc.  Alfonsas)  nullas  hic  alias  habet,  nisi  eas,  quae  lingua  Hispa^ 
a  rege  quodam  Alfoaso  eonseiiptaia  sunt  et  quidem  eanim  remBt 
quibus  latinl  serlpH  Ubii  non  desuit  —  p.  aait  si  quid  autem  libronun 
ad  hanc  rem  spectantiom  rex  aut  hie  aut  potius  in  Hispssia  bsbsti 
mittito  tu  historias  tuas  qnemadmodum  pollicitus  es. 

^*  F.  Barbari  ep.  appendix  p.  4:  commentariolos  ilioa  BrixisnMii 
nt  tiM  morem  geram  diligenter  et  saepins  postalaii,  sed  aoadan  het«ii 
potuerunt,  quamprimum  autem  licebit,  dabo  opeiasi,  ut  ad  te  mittso^- 
8.  cod.  Dresd.  L  IIS.  br'mi  des  Biondo  an  BraedU  vom  13  d^ 
cember  1449. 

iQi^g  loir  gestattet  sein  einmal  mit  den  beispielen  nicht 
sn  sparen:  dee.  I  Ub.  X  p.  m.  Iis  enins  (sc.  Bavennas)  dessriptio 
Agnello,  qui  propinquas  illis  temporibus  fait,  aeonratissime  f&<:^* 
etc.  (leo.  I  Hb.  X  p.  m.  V:  sed  noster  bibliotbecarius,  qui  iH^^. '®?if 
poribus  fuit  proximus  in  Stephani  II  vita  narrat.  dec.  II  Hb- i* 
p.  s.  IV:  pontificis  et  Romanae  e.colesiae  Hostiarias,  qui  omoibo^ 
quas  apud  pentlfiees  eivs  temporia  gesta  saat,  interfait'  ets.  dec  u 
lib.  DL  p,  s.  17:  Yfllaaas  et  Ptolomaeas  ambo  bis  temporibai  a«t«(* 
prozimi. 


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UsfloKoBdo. 


289 


tei  Ins  dalim  hMm  tieh  &  Ttribtsir  grOtwrar  gtMhkhtiiraifce 
ymIMi  begnügt  ilirt  vor^^biger  nantehrmiMB  lad  d«a  ttoff  in 
iMbBAf  wo  ii»d  wie  SM  Ikn  todm.  m  leigt  er,  vm  snr  eiiiea  W- 
wiu  aMofilliMBy  der  dmtettoBff  des  goii>eb»biyi«rtiiriie1iia  kriegw 
diii  gkiWHwrtigift  bici^  des  Grieehen  Prokop  sb  gnmde,*^  aber 
wnt  eollHnit  ihm  eUsineok  n  folges,  bewahrt  er  sidi  die  volle  frei* 
lieii  des  urteile  md  wfiit  seinem  autor  wiederiudt  irrtttaer  naehy 
ja  er  iet  ttbmevgt,  dais  danelbe  für  seine  aufgäbe  keiaeewega  aaa- 
raflknd  gerUatet  geweaen  aeL  bei  der  beschreibung  von  BavemM 
I.  b.  erzählt  Prokop«  dio  eladt  werde  doreh  den  Po  in  zwei  httlflen 
geteilt.  Biondo  thut  aber  dar,  daea  dies  YOllig  falaeh  lei.  seine 
eiageheBde  kritik  hat  denn  aneh,  wiewol  erst  in  später  aeit,  den 
widersprach  herausgefordert;  denn  im  jähre  1697  erschien  zu  Ur- 
biae  eiae  aohrill  daa  abts  Bemardino  Baldi  unter  dem  titel:  ^la 
difesa  di  Pkooopio  contra  le  calminie  del  Biondo'.  leider  blieb  sie 
mir  aber  unzug&nglich.  übrigens  braucht  wol  kaum  hinangefOgt  an 
^.frden,  daaz  Biondo  diese  kritische  haltung  keineswegs  blosz  dem 
Piokop  gegenüber  beobaohtet;  sie  ist  ihm  viehnehr  em  methodiacher 
:  gnmdsa^  der  IlberaU,  wo  ea  nOtig  eneheiiit,  aeiae  aawoBdmig  fin* 


*^  Biondo  benutzt  ihn  aus  einer  von  ihm  selbst  veraolaszten  latei- 
niaeben  fibersetsiing,  obwol  ihm  auch  Leonardo  Bnuiia  Areia  fibertragoig 

■   nicht  unbekannt  war.   s.  dec.  I  IIb.  IV  p.  d.  IV. 

ich  führe  die  besonders  für  seine  Prokopkritik  in  betracht 
kommenden  stellen  au :  dec.  I  lib.  IV  p.  d.  IV :  primus  tarnen  Procopius 
in  belli  Italici  adversoi   Ootos  hittoria  partim  maltom  adiQTabit, 
;   partim  noB  levia  alicabi  afferet  impedimenta.    ipie  enim  Pro- 
copias,  licet  in  ItaUa  fuerit,  non  eam  habuisse  vidötur  rerun) 
Italiae  peritiam,  nt  tantne  historiae  potuerit  satis  facere, 
^od  quidem  etsi  plurimis  in  partibus  apparet  in  unica  oätendere  satis 
I   «rii  im  folgeadan  führt  er  dann  die  fehlerhafte  basehreibnng  tob  Ba* 
I    venoa  an  und  soblierat  Hiit  den  worleft:  aire  i^tar  Procopius  erravit, 
j    »ve  in  latinitatem  perperam  est  conversus,  multa  in  hac  belli  italici 
bittoria  —  mendose  scripta,   dec.  I  lib.  IV  p.  V  hac  in  parte  omisit 
I    Procopius  secundam  Belisarii  profectionem  etc.  sicut  lordauus  alii<|ue 
i    htbeat.   dae.  I  lib.  IV  p.  au:  led  Pandulphus  Hostiariua  in  vita 
I    ipsins  Silvcrii  id  narrat  accidisse  —  et  melius  quam  ipse  Procopiua 
wittsas  afferl.     dec.  I  lib.  V  p.  f.  II:   cogimur  hoc  in  loco  longiore 
!    Vtom  superius  poUiciti  sumus,  sermone  error  es  refutare,  quos  supra 
I    hmqaam  ex  Procopio  tradito»  omisimus  und  nun  folgt  eine  ein- 
übenden ouellenmitemtdiung.   dec.  I  lib.  VII  p.  h.  I:  nee  tameo  mi- 
r&ndiun  videtnr»  ai  in  numero  erravit  Procopius,  quem  Totilam 
Teiamque  veoisse  in  Galliam  cisalpinam  et  Longobardos  contra  fuisse 
QU8808  videmus  ignorasse.    dec.  I  lib.  VII  p.  h.  II:  qui  itaque  ducis 
"liat  apparatum  belli,  priusqnam  ab  imperatore  profieisoeretur,  factum 
*>&>Mwabit,  ialeiligeft  Beqnaqoain:  easa  eredaadnm,  id  qnod  supra 
«xProcopii  iranalalioBe  AeebatBr.    dec.  I  lib.  VII  p.  h.  II:  in 
Gallia  autem  cisalpina  res  per  id  tempus  aliter  se  habebant,  quam 
P'oposita  nobis  ex  Procopio  bistoria  habet.  —  Nam  praeter  omissam 
Totilaa  mortem,  praeter  errorem  Francomm,  quot  aaaem  «eloiaae  hnic 
»ello  Italieo  se  taaBfeeere,'  nimia  eUo  finam  iaipoeBik  belle,  ieh  deake 
diese  Übersicht  genüge  allenfalls,  um  ahnen  zu  laseen,  wie  iorgsaai  Bad 
intaidlieh  er  saiae  quellen  su  bahaadala  versteht. 


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S90  fIftvIoBtado. 

d8t  IMmatif  tiMI  tr  ttlbtt  aaerknoite  kircUkha  •ofarifiksteUer, 
imttr  mämcm  d«  TtriMNr  im  papstlwfilMti  imm  dttrfti^^lno- 
graphitMi  m  itsklüHlot  wurliilli  «Int  riflk  irgwi  diniik  iiift«ig- 
mm  mMkak  wun  päpiiUatai  höh  bdfm  inlatiw."*  minioi- 
dorar  UadiMftung  uid  aaii  darf  wol  gßoima  sagen  «in  taoidfliii 
▼wHiaMt  BSmidM  um  die  geaohkhittkh»  fmcMkimg,  ist  db  sdiKf- 
ausgespro^MM  ttollung,  wMm  «tmim  rUH^uumakm  dutaaSk  im 
MartiatttvoiiTroppaatliiTOMnii  bakanitUdivardaigiMlBtfaMuk 
des  MirtiBm  Poloni»  (iri»  «r  BiNdi  gvw^Aml^^  imflpMeii' 
nittolatter  n  gni  MMaBrordttiiUichat  mbveitimg  und  geltung  ge- 
langt :  «M  aaa  tritoiaii  quellen  geschöpfte,  aber  cbm  TCitgesiteaofc 
«it^mh«ad»  oonpiltliMi,  nddw  bald  aiobt  blMs  die  Mlitai«- 
sprflnglkhwi  seugen  yeiditagfte,  aondani  anoh  aUe  jene  lahfawflhai 
8ag«B  und  fMa^  die  ikb  aa  bervonagende  penomn  oadeciigiiiM 
der  Teigangettbeit  beftaton,  m  nlanf  aelila  und  danrt  beisäigte^ 
data  aie  aiä  mit  qiTerwttittidwr  aKbi|^t  jabateiiderte  lang  be- 
banptet  baben«  Bimdo  war  eiaer  der  etaton^  der  ^eaea  Y$Mim 
und  die  ▼fllüge  unbraaiehbariwit  dea  baebaa  klar  erbamta.  erneni 
Martm  eiBan  mmm  tob  atompfeiii  geiat  und  aebi  baob  *enonim 
eodeaiaBtieaeqiie  biatoriae  üunem',**'  und  andere  kann  auäi  die  : 
bentige  wiasensohafb  niebt  urteilen,  natfiilidi  bat  sieb  Biondo  selbst  : 
in  aainer  darateUnng  von  diesem  nnbeÜTollmi  einflusz  dnrobaiu  fm  : 
gabelten  y  wie  er  denn  überbanpt  Tial  an  miatraniBeb  gegen  die  ber- 
kOmmHoben  erslblnngen  and  erdiobtungen  ist,  um  den  reinen  leichten  i 
flusz  sefaies  werkea  mit  so  aweifslbafter  künde  an  belasten,  daher 
übergeht  er  denn  aaob  die  bekannte  Qberlie&rong  Ton  der  Consiia-  i 
tinischen  Schenkung  gana  mit  stiUacbweigen»  nnd  freilich  waren 
damals  schon  die  wuchtigsten  schlttge  gegen  das  betrügerische  mach-  ^ 
werk  gefisUen;  denn  nachdem  bereits  Ißoolaus  von  Kues  die  erstes 
angriffe  unternommen  hatte,  war  gerade  zu  der  zeit,  als  Biondo 
aeine  dekaden  zu  aobreiban  anfing,  ein  zweiter  stürm  gewagt  wor- 
den und  von  keinem  geringeren,  als  seinem  berühmten  freunde  Valla» 

Ebenso  war  Biondo  yorsichtig  genug  dae  in  damaliger  zeit  so  ,| 
gelftofige  märchen  Ton  der  päpstin  Johanna  völlig  unerwähnt  za 
lassen,  obwol  der  TOn  ihm  benutzte  Pandulf  dafUr  eintritt,  indes 
Tennochte  allerdings  sein  enge  nicbt  überall  mit  gleich  freiem 
das  ttppig  und  verwofren  wuchernde  fabelwerk  zu  durchdringen; 
dazu  stand  er  eben  dem  mittelalter  noch  zu  nahe,  so  erzählt  er  z.  b. 
ohne  bedanken,  papat  Gregor  V  habe  im  verein  mit  Otto  HI  ^  ) 

dec.  I  lib.  V  p.  m.  IV  non  tarnen  possumus  bibliotbecarii  in*?' 
tias  non  damnare  —  oportuit  autem,  si  accuratior  faisset  biblio- 
Iheearins  Saraoenomm  in  Bnropee  transttoBi  serfhi  ad  finem  tempons 
loannis  VI  etc.  dec.  II  lib.  II  p.  c.  VII:  namque  Lateranensis  eccie- 
fiae  bibliothecariüs  vi^nti  unius  snmmorum  pontificam,  quae  per  ^ 
faerant  ad  sexaginta  annos  gesta,  adeo  nude  scribit,  ut  vix  pareatoa 
patriaeqne  ponttfioam  illonun  nomina  et  quot  in  pontifioata  ftitf"*** 
vel  annis  vel  mensibua  diebua  pönal* 
»Mee.  II  IIb.  V  p.  a.  VIIL 


Digitizc 


■ 


881 


Knrftoleiicollegiam  magmM-    imgftiizentiad«f  abcrMbreobt 

wenige  f&Ue,  in  denen  er  dÜe  tadiÜon  gleichsam  nnbeseheai  aooep- 
tiert;  in  der  T^gel  wählt  er,  wem  mehrere  berichte  TOilAiideft  sind, 
den  einfacheren  und  natHriicjüren.  dahar  folgt  er«  um  schÜMiluli 
aoch  «in  bei^el  anzufahren,  unter  den  vertcliitdenen  überliefema- 
gen  von  Theoderichs  tode  dem  schlichteten  und  wnhrscheinlich* 
fiten/^  weiuigleicb  er  die  ah«ilenActi6ben  erzKhlangen  eines  Prokop 
und  Grsgvnr  anzuführen  fttr  w«rt  genug  hält,  anoh  in  aaderer  hin- 
sieht bewährt  Bioado  ein  klares  ungetrübtes  urteil;  namentlich  ist 
er  durchaus  frei  von  nationaler  befangenheit.  dies  zeigt  sich  Yisi" 
leicht  nirgends  deutlicher  als  in  denjenigen  abschnitten  seines  wer* 
kos,  weldbe  die  Gotenheradiaft  in  Italien  behandeln,  sie  stand  im 
dttsteiem  andenken;  denn  seit  jeluiiunderten  kette  sich  die  allge> 
meine  meinnng  gewöhnt,  die  gmiienischen  eroberer  für  den  anter- 
gmg  und  die  eertrtUeiMnnig  der  rOmisoken  konstwerke  verant- 
wortlich zu  maokeni  systemMkieoh,  mit  hammer  und  meiszel,  sollten 
die  rohen  berbaren  die  alten  grossheiitettt  die  aquäduete  und  emphi- 
theater  yenuehtet  haben,  dn  ie^es  nun  erfrenliek  zu  sehen,  wie 
Biondo  diese  ansiebt  als  eine  ganz  unbegründete  verwiiXt  und  völlig 
richtig  darauf  hinweist,  dass  die  betreffenden  serstSningen,  die  be« 
kanntlich  meist  in  der  bequemen  benntaEnng  des  marmors  zum  kalk- 
brennen  ihren  grund  hatten ,  erst  einer  viel  spätem  zeit  zur  last  sa 
legen  seien/^^  überhaupt  aber  erkennt  er  willig  die  Vorzüge  der 
gotischen  fremdherscbaft  vor  so  mancher  anderen  an. er  rühmt  die 
schöne  milde  Theoderichs  und  bebt  nicht  ohne  ein  gefühl  der  dank- 
^arkeit  die  eifrige  sorge  hervor,  welche  dieser  'gröste  unter  4en 
barbarenköaigen'  gerade  für  erheltoag  der  konstacklttie  getregen* 

dec.  II  lib.  III  8.  p.  V. 

dasB  der  kSnig  an  der  nüur  staA  dee.  I  Üb.  III  p.  e.  Tin. 
8.  hierzu  Gregorovime,  gesehldkl»  der  Stadt  Rom  b.  1  s.  458 1 

Rom.   inst.  IIb.  II  p.  23:  qaod  vero  caasas  tantae  iactarae, 
<iaaotam  fecii  Urbs  Roma  in  aquarum  einsmodi  per  formarum  deniolitio- 
nem  aversione  duas  vulgo  afferri  videmus:  vetusiatem  scilicet  et  Goto- 
ram  crndelltatem,  hos  ab  iniosta  imeierifo  et  per  calemniaat 
nota  quam  purgavero  etc.  et  qnidem  qoantom  ad  Gotos  attlnet»  Thea« 
<ioricum  et  alias  dizimus  et  identidem  affiriüamas  urbem  Romam  sammis 
beneüciis  prosecutum  faisse  moenia  illius,  tbeatra,  ampbitbeatra,  pala- 
tia,  thennaB,  cloaeas  et  inprimis  aquarum  formas  instaarari,  arbori- 
liMf  mntlbiis  perfari  et  aliqva  ex  ]>aiie  reflef  enravisse,  nt  per  aanos 
(^ptoaglnta,  quibus  Ostrogoti  regno  Romae  et  Italiae  sunt  potiti,  Oele* 
Tiaoi,  Aogusti,  Traiani  etc.  amorem  in  Romaoam  rem  desiderari  nequa- 
<)aam  oportait  und  dann  bringt  er  beweise  für  seine  ansieht,  zum 
iddnn  sagt  er  neeh  s.  14:  setis  iam  setis  ostendisee  videDinr  Gotos 
nedam  aquaednetns  destrnzisse,  sed  illorem  inetattraftionis 
novae  inventionis  curam  diligentissimam  sascepisse.  — 
ebenda  s.  24:  solae  ig-itur  iucusandae  et  detestaiidae  sunt  manus  im- 
probae  illorum,  qui  ut  privata  et  qnidem  sordidifsima  erigerent  aedi> 
||eia,  Upides  aut  in  ealeem  decoqnendos  ant  easarnm  mnris  ad- 
Iiiben do8  ab  illa  manium  maiestate  aon  sunt  veriti  asportare  ete. 

dec.  lib.  II  p.  c.  V  is  autem  rex  (sc.  Theodoricus)  osUiinm, 
^^^i  Italia  et  Koma  pertolerint  barbarorum,  mitissimus  fuU. 


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282  fhiiio  m 

Weniger  günstig  ktaMD  wir  ttber  Rondof  «olbBsiing  ml 
fStmt  $mitm  Mite  Mn  urtaikB. 

Die  scbwinigeii  tuid  fttrwlekflttflii  benthmigm  zwisdieii  kaiwr- 
imn  und  papattwa  konnte  nttllxiieh  ein  werk^  wie  die  dokadea 
waxen,  am  wenSgetea  vmgelieik*  der  ttaadpiiiiety  weleken  BMb 
k&erbei  einnmiiiiti  wi  der  wettache.  ao  weii%  wir  nun  aneh  gemeint 
Bind  ihm  danma  einen  Torwmf  ca  madien  —  denn  dergleiäieaiflt 
aaeke  der  innecaten  pexaOnfidikiit  nnd  bei  Biondo  aneh  aaiebe  soner 
amtUohen  ateOimg  — ,  ao  dttrflui  wir  doeh  anderseits  Teriangen,  da» 
die  politiadi-kiiäilidie  flkeneiigiing  nieht  daa  kiatoiiadhe  urteil 
ttberwnciierB.  datron  aber  glaube  ich  Biondoa  danteUnng  niditgiDz 
fteiainreehen  an  kOnnen.  aUerdinga  bat  er  aidi,  aoweit  ick  adie,  m- 
gend  etwa  giObere  entateDangen  im  eoriäliatfadien  intereaae  erlaubt, 
daia  war  er  Tiel  sn  aekr  gewiaaenballw  kiatoiiker;  aber  er  tmter- 
Hast  bier  doeh  bei  der  enti^skhmg  der  TerhiHaiaaedii»  twacSnedenen 
Parteien  aprechen  an  laaaen,  wenn  diaa  Tielkidit  mek  vor  gescliah, 
weil  ikm  niidit  tiberall  oder  nieht  rechtzeitig  die  gneOen  ans  beiden 
lagern  an  geböte  atanden.  beaondets  dentlidi  tritt  ^Beaer  mangel  bei 
d^  daxateUung  des  inveatitarstreites  an  tage,  eine  eigentlicbe  be- 
nrteilnng  oder  schüderang  Heinxioha  lY,  wdchen  er  Übrigens  durch- 
weg Heinridi  m  nennt,  gibt  er  nicht,  er  begnügt  8i<£  meist  mit 
den  kürzesten  andentungen.  dabei  fehlt  ihm  aber  jedes  verstSndnis 
für  den  Charakter  und  die  atelhmg  dea  nnglflekliehen  kaiaera;  jeden- 
falls ist  seine  anffassung  eine  ebenso  einseitige  als  nngflBfltjge. 
Biondo  nennt  ihn  schlechthin  den  'impius  rex'  nnd  weisz  nur  tob 
seinen  'insidiae'  nnd  seiner  'violentia'  zu  sprechen,  in  der  er- 
schütternden scene  zu  Canosaa  sieht  er  nichts  als  heachelei}^  die 
bischöfe,  die  sich  an  der  krünong  Heinrichs  beteiligen^  nennt  er 
pseudoepiscopi,'"'  nnd  die  dem  papst  feindlichen  sjnoden  concilia- 
boUi;  ja  die  empOmng  Heinriehs  Y  (oder  Heinrich  lY,  wie  er  ibn 
nnn  nennt)  gegen  den  vater  erscheint  ihm  als  ein  göttliches  straf- 
geriebt.'*^  dagegen  steht  er  nieht  an  in  Rudolf  von  Schwaben,  in 
dem  gegenkOnige,  den  echten  rechten  träger  der  kröne  zu  erkennen; 
er  ist  ihm  der  ^egregins  rex'»  wie  die  grftfin  Mathilde  die  'gloriosa  co- 
ndtissa'  ist.  immerhin  mag  anch  hier  manches  auf  reohnnng  seiner 
Unkenntnis  der  für  den  kaiaer  eintretenden  Schriften  kommen,  ebenso 
deutlich  gibt  sich  Biondos  parteiateUung  zu  erkennen  in  dem  bilde, 
welches  er  von  dem  letzt^  groszen  Vertreter  der  ghibelüniscben 
aache»  Ton  dem  zweiten  Friedrieh  entwirft,  gleioh  £rt,  wo  er  sei- 

dec.  II  Üb.  lU  8.  p.  V. 
Ital.  ai.  p.  90. 

dec.  n  lib.  III  p.  q.  II:  acta  stttent  tea  sniDnia,  aed  fiets  rep» 

potentissimi  humilitate. 

"0  dec.  II  lib.  III  8.  p.  IX,  dec.  II  lib.  m  s.  p.  V. 

dec.  n  lib.  IV  p.  s.  II:  —  quod  filiu8  Henricus  eum  (w. 
fieim  quartnm)  per  divinaasy  nt  Tldetnr,  nltionem  hello  laeral P"'* 
secutus. 

dec.  U  Ub.  UI  p.  q.  H. 


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FUmo  fiioiMio. 


23a 


aar  zum  ersten  male  gedenkt,  sagt  er,  das  sei  der  Friedrieh,  der 

spSter  als  mann  der  grimme  Terfolger  der  kirche  gewetden;'*'  an- 
derseits hält  er  es  ftlr  durchaus  zweifellos ,  dasz  Innocenz  III  niehii 
anderes  beabsichtigt  habe ,  als  den  thronkrieg  zwischen  Philipp  von 
Sohwaben  und  Otto  IV  zu  beenden  nnd  den  frieden  herzustellen. 
dasz  Friedrich  jene  krankheity  die  ihn  T<nr  s^er  abfahrt  naek  Jem^ 
salem  ergrifi^  nnr  TorMhütztei  nm  des  krenzznges  enthoben  zn  sein, 
erzählt  er,  als  wisse  er  von  keinem  andern  qneUenbenehti  wih» 
rend  er  sonst  die  versehiedenen  relationen  sehr  sorgsam  zusammen- 
zustellen  pflegt,  nm  sich  dann  für  die  eine  oder  andere  zu  entschei- 
den, andi  dasz  der  kaiser  mit  den  ungläubigen  im  bunde  gestan- 
den,^** dasz  er  dem  herzog  Rainald  von  Spoleto  befohlen  habe  den 
papst  auf  alle  mögliche  weise  zu  bedrängen,  hält  er  für  sichere  that- 
saäie.  selbst  Gregor  IX  erfilhrt  seinen  tadel,  weil  er  im  frieden  von 
San  Germano  zu  nachgiebig  gewesen.  die  weitem  thaten  Fried- 
richs findet  er  der  erwähnung  gar  nicht  wert,  nur  misbilligend  sagt 
er,  Friedrich  habe  Saracenen  nach  Apulien  verpflanzt ,  wobei  die 
interessante  thatsache  mitgeteilt  wird,  dasz  nocli  zu  Biondos  zeit  die 
spuren  dieser  colonisation  fortdauerten.  etwas  lobwtirdiges  weisz 
er  von  ihm  überhaupt  nicht  zu  melden;  immer  spricht  er  nur  von 
seiner  ^pertidia*,  'malignitas',  'crudelitas'. "° 

Ich  denke ,  die  angeführten  beispiele  werden  genügen ,  um  zu 
zeigen,  dasz  Biondo  nach  der  betreffenden  seite  hin  die  gewohnte 
Unbefangenheit  vermissen  läszt.  anderweite  verstösze  und  fehler, 
die  er  sich  zu  schulden  kommen  lassen,  im  einzelnen  zu  verzeichnen, 
ist  nicht  aufgäbe  dieses  Überblicks,  dasz  deren  übrigens  öfter  be- 
gegnen ,  kann  nicht  auffallen  und  wird  bei  einem  so  groszartig  an- 
gelegten werke  und  bei  dem  völligen  mangel  an  bedeutenderen  vor- 
arbeiten billig  entschuldigt  werden,  wenn  also  Biondo  z.  b.  schon 
den  begründer  der  merovingischen  berscherfamilie  als  'könig'  be- 
zeichnet (während  dies  doch  erst  Chlodwig  war"');  wenn  er  beson- 
ders in  deigenigen  teilen,  in  welchen  er  über  deutsche  Verhältnisse 

"3  dec,  II  lib.  VI. 

dec.  II  lib.  VI:  iDuocentius  autem  in  ea  ponUficatos  novitate 
nonduin  poterat  tantas  sedare  discordias. 
dec.  II  lib.  VII  p.  x.  HI. 

deo.  n  lib.  Vn  p.  z.  TV:  iUi  (se.  Bainaldo)  aperto  insstt,  ni 
pontifioem  eoelesiaftiootqne  qaibnsenm  poaset  modis  op* 

primeret. 

*"  ebenda  p.  x.  IV  pontifexque  (i.  e.  Gregorias)  mitior  quam  opor- 
toit  decnitque  bis  uouditiouibus  est  assensus. 
^  ebenda  p.  z. 

ebenda  p.  x.  X  einsque  gentis  (Saracenorum)  amore  in  Ohristia- 
1108  eo  nsque  debacchatus  est,  ut  Lnceriara  Apnliae  civitatem  eiectis 
popalariter  Cbristianis  Saraceuo  dederit  inbabitandam,  cuius  facti  me- 
nofSani  hinc  ad  nos  pervenisse  videmas. 

**•  dee.  n  Kb.  TO.  p.  y  II:  christlaace  ipee  in  Lombaidia  omnimoda 
cmdelitate  perseqneretnr.  ebenda  p.  y  III:  erat  vero  Conradns  genitori 
f^irederico  inclementia,  ambitione  et  malignitate  perquam  assixniUg. 
dec.  I  lib.  II  p.  b  VI. 


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2d4  i  lavio  Bioudo. 

handelt,  mancherlei  irriges  vorträgt;  wenn  er  etwa  Konrad  II,  den 
Franken,  für  einen  Schwaben  hält;  wenn  er  anderseits  Heinrichs  IV 
gt'genkönig  Rudolf  zum  herzog  von  Sachsen"*  macht:  so  werden 
wir  ihm  das  nicht  eben  anrechnen,  freilich  kennt  er  auch  den  be- 
rühmten erzbischof  Anno  von  Köln  nicht,  oder  legt  ihm  doch  einen 
falschen  namen  bei;  er  nennt  ihn  Otto  von  Köln,  verwechselt  ihn 
wol  mit  Otto  von  Nordbeim'".  und  auch  das  ist  ein  gröberer  ver- 
stosz,  dasz  schon  Heinrich  VI  seine  gemahlin  und  den  kleinen 
Roger,  den  nachmaligen  Friedrich  II,  dem  papste  Innoconz  III  zum 
schütze  übergeben  haben  soll. doch  sei  es  an  diesen  andeutungen 
genug,  die  betreffenden  fehler  sind  offenbar  zumeist  eine  folge  da- 
von,  dasz  Biondo  ausschlieszlich  die  italienische  geschichte  ins  auge 
gefaszt,  und  dasz  er  deutsche  geschichtswerkef  namentlich  die 
annalenlitteratur  schwerlich  gekannt  und  benutzt  hat. 

Was  den  stil  imd  das  colorit  Biondos  anlangt,  so  hab^n  sie  am 
meisten  tadel  erfahren,  zumal  von  seinen  humanistischen  Zeitge- 
nossen, seit  Enea  Silvio*^  kehrt  der  Vorwurf  immer  wieder,  Biondo 
sei  kein  Stilist,  seinpn  scbriftoi  fehle  jedes  pathos,  jed«  tHegUL 
und  in  der  that  ist  dieser  vonnirf  nieht  völlig  gnmdloa»  IBtedo 
war  w^t  mehr  gesflhiohtgfggiwher  als  geachiohtetflliralber«  aein  am- 
dmek  kktet  wol  an  dmiMMt  nad  Mhwerfiüligkeü.  diA  kKtinült 
iit  niohi  rein,  er  gehranelit  worla  uid  midungen,  die  der  sprMlie 
der  späteren  kkt^beBSchnlleWlsr  oder  der  lingua  yulgaria  ange- 
hören, und  aeine  edoeibari,  wem  man  ue  aaoh  nicbt  gerä« 
trodmi  oder  sprOde  nennen  darf,  macht  doch  in  ihrer  adiliditlMt 
oft  den  eindntok  daa  nAehtenten*  jedtt£aUa  haben  JKondoa  hnn»- 
niatieeha  freondei  ein  Poggio ,  ein  YaUa,  In  dieaer  beiiehnng  aheW 
lieh  beeseres  gelcaatot.  dennoeh  fMi  ee  aeiner  daxatalliing  nicht  is 
reiz;  geeigneten  ortaa  ent&ltet  sie  selbsfe  aohwiwg  und  wBme.  so 
liest  sich  sdne  besohzeibong  da:  eben  damals  aufkommenden  ge- 
schAtse  und  kanonen  sehr  anmnüg, es  spiegelt  sich  in  ihr  soredit 
die  staunende  bewnnderung  der  seiigenossen  Aber  die  das  knsgi- 
Wesen  Ton  gmnd  aus  umwttzende  ei&idung.  am  lebendigsten  vm 
anschaulichsten  aber  wird  seine  rede  in  den  letsten  bttehem,  besonders  * 
dort,  wo  er  selbsterlebtes  erslhlt,  die  Schilderung  der  IbaM 


"»  dec.  II  üb.  VI  p.  q  H. 

dec.  II  lib.  ni  8.  p.  X. 
m  dec.  U  Uh.  VI  p.  u  V. 

8.  commentarii  Pii  II  p.  810:  —  teripsit  hlstoriam  opus  certe 
laboriosum  et  utile,  verum  expolitore  emendatoreque  dignum.  procai 
Blondus  ab  eloquentia  prlsca  fuit,  neque  satis  diligenter,  quae  soripn^t 
ezaminavit,  nou  quam  Ter«,  led  qaam  malta  soriberet,  ooram  hMoi^ 
weitere  sengnissa  aasnfBhren  nnterlawe  ich ,  da  sie  taehlieh  alle 
nSmlicbe  aussagen. 

ich  führe  nur  einige  wenige  beispiele  an:  de  gestis  Venet. 
p.  47;  notorius;  Roma  triomph.  p.  39:  personalia,  ebeada  p.  68:  cori«* 
•pondens,  ebenda  8.  75:  peiuio. 
*^  dec.  UI  lib.  I  p.  F I. 


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S«g«M  IV  ans  Born  verdtefc  aidit  blots  alt  qMU»  illr  diiM  ereig^ 
nisae,  sond«»  ingkich  von  taten  der  form  anigiMieliiiet  zu  werden. 

Die  anordavag  te  atoffee,  dia  aigentUcha  emipomÜMU^  nicht 
eliiia  laiapal ;  tot  aUam  sind  die  gewaltigaa  massen  zn  ungleich 
verteilt,  die  erstes  acht  Jahrhunderte  des  mittelalters  behandelt 
Btoila  ia  dan  antm  sechzÄn  littehem.  das  beträgt  etwa  die  hälfta 
des  gesamten  werkes;  diagMuaasdeva  bftlfte  umfaszt  nur  die  latattB 
fwei  Jahrhunderte,  dieser  T«lwlofS  gegen  das  künstleriiaba  ohanniaw 
wird  indaiam  begreiCUobf  wem  wir  bedenken,  dasz  dem  zumeist  auf 
seinen  eignen  iaisz  aiigawaaMlian  forscher  fttr  die  früheren  Jahr* 
handeria  okmb  wykich  imiger  quellen  flössen,  ala  für  den  letztem 
Zeitraum ,  und  wann  wir  ws  ferner  die  entstehungjgatflhiehta  der 
I  dftkadaa  vergegenwärtigen,  dia  latzten  zwölf  bttaker  waren»  wia  wir 
eben  ausfttbrlidb  darlegten,  anarst  entstanden nnd  bildeten  so  ein 
I  selbständiges  gansa  &  eich,  daa  «rat  später,  nachda»  dia andam 
bttdber  vollendet  waren ,  mit  diesen  vereinigt  wurde. 

Man  hat  endlich  an  Biondos  Schriften  nicht  selten  flüchtigkait 
der  conception  gerttgt:  die  materialien  dafür  seien  zu  hastig  ge- 
sammelt und  zu  schnell  bearbeitet,   wir  können  dem  nicht  bei- 
stimmen, wenigstens  nicht,  soweit  es  sich  um  die  dekaden  handelt, 
abgesehen  davon ,  dasz  die  meisten  werke  Biondos  einer  verhältnis- 
mSszig  langen  zeit  zu  ihrer  Vollendung  bedurften,  wird  jener  Vor- 
wurf durch  seine  eignen  angaben  widerlegt,  er  schreibt  einmal  an 
;'     Barbaro,'^^  dasz  dieser  die  ihm  übersendeten  bücher  der  bistorien 
:     verbrennen  möge,  weil  sie  inzwischen  durch  fortgesetzte  studien 
;     sehr  veriindert  seien;  ein  andermal  teilt  er  dem  bischof  Ermolao 
Barbaro  mit,  er  habe  die  ersten  bücber  der  dekaden  so  umgearbeitet, 
dasz  etwas  ganz  neues  daraus  geworden  sei u.  a.  m.  indem  wir 
'     Tiiiä  somit  eines  weitern  eingehens  auf  diesen  punkt  enthalten  zu 
(     dürfen  glauben,  gedenken  wir  scblieszlich  nur  noch  einer  andern 
'     (wenn  man  will  formalen)  eigentümlichkeit,  welche  nicht  nur  in 
den  dekaden,  sondern  überhaupt  in  der  humanistischen  geschichts- 
schreibung  wiederkehrt,   dies  ist  die  einfügung  einzelner  reden  in 
die  darstellung.   man  weisz,  dasz  es  sich  dabei  eigentlich  nur  um 
bewährung  eines  rhetorischen  latentes  und  um  nachahmung  einer 
antiken  sitte  handelte,  die  reden  bei  Biondo  und  andern  historikem 
jener  zeit  sind  ebensowenig  wie  die  reden  bei  tterodot  oder  Livius 


dies  selgt  ein  brief  Barbaros  s.  dessen  ep.  p.  125.  der  betreffende 
brisf  Bieadoe  lit  aidit  mehr  fariMMdea. 

"»  8.  cod.  Iteetd.  f.  lia  babait  ptidem  Ceadidas  vir  et  daatas  et 

Claras  codicem  nnnm  non  haram,  qtias  a  me  expectas  historiarum,  eed 
rerum  aetate  nostra  ge stamm,  eins  codicis  exemplar,  quod  apiid  me 
ita  limavi  emendavique,  ut  aliquot  iu  locis  ab  exemplo  penitos 
faetOB  iH  diTertaan.  ebeada  f.  117  de  mea  UstoiiA  dieie,  qaaia  noster 
Zacharias»  cum  eam  diutins  apnd  se  habuerit,  nt  illam  ad  me  remitteret 
QQoqnam  adduci  potnit,  in  qaa  mut»tioaet  adeo  intigaes  feei,  nt 
altera  nunc  hijiloria  esse  videator. 


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236 


Ufftotiidie  urkuMkni,  soadm  Miglkh  «gm  oftiduig  der  nt- 
ÜMStf  telbtt 

Wk  BW  »bar  aa«li  das  gwamturtei]  über  Biondos  dekad»  nA 
stellMi  mOge:  das  yerdienst  kii  «r  dnrob  diaselben  unleagbar  ct- 
wod^,  nient  band  n  dia  aasgrabnng  der  gasohiehte  des  mitUl- 
•Itefs  galegt  in  iMiban.  w&brend  man  bis  dabin  nur  nadi  kliiilrwi 
•Qcbte,  forscbte  er  nacb  alten  chrottUwn  und  urkutai;  und  wem 
er  dabai  den  blick  anoh  zanäcbst  nor  anf  den  engem  kreis  seiner 
Studien  geriobtet  haUa,  so  batte  ardocb  damit  die  dankttilfir  d« 
mittelalters  glaiflbaatt  wiader  in  den  gesicbtskreiadeirgagaiiwartge- 
rOckt  und  ibren  waK  gaieigt  das  baftipiali  dai  ar  gageben,  fand 
scbnelle  nacbabmnig.  «nab  aidafa  bnmanisten  fingen  an  sidi  der 
gaaobicbtsscbreibung  zaiQwenden.  bald  unck  den  dekaden  gab 
Biondos  fraoad  Bartolomeo  Fazio  seina  gaaabkkta  des  königs 
Alfonso  baftni.  Antonio  Beccadelli ,  Panonnito»  wia  er  gewöhnlich 
ganannt  wurde ,  yerberrlicbte  denselben  forsten  in  seinen  4  bttchem 
'de  dictis  et  iMStia  Alpbonsi  regia',  »bar  ancb  die  gescbicbte  des 
mittelalters  wurde  nacb  IKmidos  Vorgang  weiter  beartMitat  Bene* 
detto  Aocolti  verfaaito  eine  gescbicbte  des  ersten  kreasnigea,  aad 
Piatina  scbrieb  die  gescbidite  der  päpste.'^'  es  würde  gewis  eine 
interessante,  uns  jedoch  za  weit  führende  aufgäbe  sein,  den  einflusz« 
welchen  Biondos  dekaden  auf  spätere  historiker  ausgeübt  haben, 
nachzuweisen,  sie  sind  viel  gelesen  und  gewürdigt  worden;  das  be- 
weisen die  zahlreichen  ausgaben  seiner  Schriften ,  die  Übersetzungen 
derselben  in  das  italienische  und  der  auszug,  den  Enea  Silvio  fer- 
tigte, um  das  buch  handlicher  und  die  spräche  geschmeidiger  zu 
machen.  auch  hat  es  nicht  an  theoretischer  anerkennung  des  wer- 
tes gefehlt,  ein  feiner  beurteiler  der  humanistischen  litteratur  am 
schlusz  des  15n  Jahrhunderts  stellt  zwar  die  stilistische  kunst 
Biondos  tief  genug,  aber  in  betreif  der  Sammlung  und  Verarbeitung 
des  Stoffes  zieht  er  ihn  allen  Zeitgenossen  vor.'*'*  spätere  haben 
seine  werke  dann  als  reiche  fundgrube  benutzt  und  ausgescbriebeu. 
Bergomas  gesteht  ganz  offen,  dasz  er  vieles  aus  Biondo  für  seine 
chronik  entnommen  habe,  auch  Raynaldus  in  den  kirchlichtjn 
annalen  und  Nauclerus  in  seiner  chronik  legen  ihn  vielfach  zu 

gründe.  *^  die  darstellang  der  gesobiobte  seiner  zeit  in  der  dritten 

# 


8.  darüber  Voigt  Wiederbelebung  8.  442  f. 

über  die  humanistische  geschichtsschreibung  im  allgemeinen  8. 
Voigt  a.  o.  •.  439  f.,  Bnrckhardti  caltar  der  renaissanoe  b.  I'  s.  S4f. 
tmä  OregoroTivB  geseMolite  der  aladt  Hrnii  b.  7  •.  gao  aaa> 

über  ^diea  anszug  s.  Veig«,  Pius  II  b.  8  s.  UL  e»  ersferiekte 
■ich  übrigens  nur  auf  die  beiden  ersten  dekaden. 

Pauli  Cortesii  dialogus  de  hominibus  doctis  abgedruckt  bei 
Phil.  Villani  ed.  Oalletti  p.  239:  in  excogitando  tarnen  quid  scriberet, 
Attnibm  bis  vlris,  qai  foeitint  fere  etvt  aeqnalet ,  meo  qaMem 
praestitit. 

»84  jajg2  Nauclerus  den  Biondo  benntEte,  darüber  s.  Joachi»^ 
'Johannes  Nauklerus  and  seine  chronik*.   Göttingen  1874|  s.  42. 


r 


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Fl»?io  Bioado. 


dekade  besitzt  aberdiM  aiwli  a1»  mtgmOifisQiit  qiMlIo  elim  aelb- 

fltBndigen  wert. 

Ich  führe  schlieszlich  noch  die  mir  bekannten  ausgaben  an: 
Potthast  nennt  an  erster  stelle  eine  ausgäbe ,  welche  er  so  be- 
schreibt: 1)  's.  1.  et  a.  ganz  in  der  manier  eines  manuscripts  mit 
abkürzungen  gedruckt,  eine  jabreszabl  fehlt'. '^^  dies  wird  wol  die 
editio  princeps  sein,  auszer  ihr  werden  noch  folgende  angeführt. 
2)  Venetiis  1483  kal.  augusti  in  fol.  die  Seite  zu  42  zeilen,  gedruckt 
bei  Octavianus  Scotus.  diese  ausgäbe  ist  wiederholt  3)  1484  kal, 
julii  ebenfalls  zu  Venedig,  dann  finden  die  dekaden  sich  auch  in  den 
gesamtansgaben  4)  zu  Basel  märz  1531  in  der  Frobenschen  buch- 
druckerei und  endlich  5)  ebenda  1559  fol.;  die  italienische  Über- 
setzung durch  Lucio  Fauno  ist  mehrfach  gedruckt  zu  Venedig  bei 
Michael  Trammezino  in  den  jähren  1542,  1543,  1544  und  1547  8". 

Noch  vor  abschlusz  der  dekaden  hatte  Biondo  (wie  bereits  er- 
wähnt) ein  zweites,  nicht  weniger  verdienstliches  werk  begonnen 
und  vollendet;  die  *Roma  instaurata*.  die  abfassungszeit  des- 
selben würden  wir  mit  leichtigkeit  ermitteln  können,  wenn  die  briefe 
von  und  an  Biondo  durchweg  datiert  wären,  leider  sind  aber  gerade 
die  für  diesen  punkt  wichtigsten  ohne  jede  derartige  bezeichnung.** 
doch  fehlt  es  nicht  an  anderweitigem  anhält  für  eine  wenigstens  ziem- 
Uch  sichere  Vermutung,  völlig  unzweifelhaft  ist  erstens,  dasz  im 
September  1446  die  ganze  schrift  fertig  vorlag,  und  zweitens,  dasz 
im  februar  desselben  Jahres  mindestens  das  zweite  buch,  vielleicht 
aber  auch  schon  alle  die  drei  bücher ,  aus  denen  das  ganze  besteht, 
ausgearbeitet  waren.  weniger  verwendbar  erscheint  eine  andere 
nachricht,  die  Biondo  uns  in  der  'Italia'  gibt,  er  sagt  dort  beim 
beginn  der  beschreibung  von  Latium,  der  leser  werde  nun  vor  allem 
tmd  mit  recht  eine  Schilderung  Roms  von  ihm  fordern ,  er  habe  eine 
solche  jedoch  bereits  vier  jähre  zuvor  in  und  mit  seiner  'Roma  in- 
staurata'  gegeben,  es  würde  sonach  im  vorliegenden  falle  darauf  an- 
kommen zu  wissen,  wann  der  (Latium)  betreffende  teil  der  Italia 
BWergesch rieben  worden  sei;  denn  das  buch  als  ganzes  ist,  wie  die 
ttbrigen  schriften  Biondos,  wiederum  nur  ein  ergebnis  langjähriger 

1«  vergl.  DoeAniges,  kritik  der  qinnea  fOx  die  Hein« 
»ich  VII  8.  71. 

sehr  gilt  würde  die  zeit  der  abfassung  aus  dem  briefe  des 
Jacopo  Bracelli  cod.  Dresd.  f.  120  zu  bestimmen  sein,  wenn  nicht  die 
«atierung  fehlte,  er  beginnt  mit  den  Worten:  delati  sunt  iandem  in 
«•BBS  iBMt  E  Hbri,  quos  tiib  lastemtet  mbis  titiilo  ref  est  «didisti. 

cod.  Dresd.  f.  116  Blondus  Flavius  Forliv.  Leonello  marchioni 
jattensi,  datiert  Romae  kalendis  februarii  1446:  erat  forte  mihi  tunc 
nianibus  pars  illa  Komae  a  rae  instauratae,  in  qua  primum 
f^ns  cusi  primorum  nummorum  iuitia  ostenduntur  (das  steht  im  zweiten 
i^ch  p.  81).  qiuuB  cum  a  Cohmiaeiifi  aoitio  inMOS  ad  nittere  deitl- 
^Mem,  consUtni  hortomm  MMMnatianomm  detoriptiooem  mitte ro  (die 
»«Schreibung  der  horti  Maecenatiani  findet  sich  geg^en  das  ende  des 
Arsten  boches).  man  kann  aus  der  stelle  nicht  mit  völliger  gewiaheit 
ob  schon  die  ganze  schrift  vollendet  war. 


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2S8  itenoBkiido. 

itttclieii.  eine  Bolche  gensnei«  bestimmung  vermag  ich  aber  mit  den 
Torbandenen  mitteln  nicht  in  geben,  fest  steht  lediglich,  dasz  jener 
absohnitt,  die  hetahwibcag  von  Liitioai,  akkl  mmth  VkÖO  ges^iie- 
ben  seiB  kena,  weil  eine  derartige  veCMMilnB||g  iiUTernnbar  sein 
würde  mit  n<mdo8  ansdracklicher  angäbe,  daex  er  vier  jähre  vorher 
die  Roma  instanrata  verfaszt  habe,  welche  doeh  sieher  im  September 
1446,  sehr  wahrscheinlich  aber  noch  frflher  erschienen  war.  m 
schwersten  ist  ftür  die  Borna  instanrata  der  terminus  a  quo  d.  h.  der 
anfang  der  ansarbeitong  m  bestimmen,  weü  es  einigermaszen  an 
orientieraiden  andeutungen  fehlt,  nar  soviel  bezeugt  Biondo  selbst, 
dasz  er  begann ,  nachdem  er  bereits  die  ersten  elf  bücher  der  histo- 
rien  geschrieben,  diese  müssen  aber  nach  den  obigen  darlegungen 
entweder  1444  oder  anfang  1445  vollendet  gewesen  sein,  sonach 
scheint  die  Roma  instanrata  im  laufe  desjahres  1445  niedergeschrie- 
ben und  entweder  noch  zu  ende  desselben  jahres  oder  anfang  1446 
herausgegeben  worden  zu  sein.''® 

Es  ist  vollkommen  sicher,  dasz  schon  Biondo  selbst  die  schrift 
*ßoma  instaurata'  oder  genauer  ^de  Roma  instaurata  libri  tres'  ge- 
nannt hat.  er  eignete  sie  dem  papste  Eugen ,  dem  immer  gütigen 
gönner,  zu.  aber  abgesehen  von  dem  ausdrucke  der  dankbarkeit 
—  eine  der  nie  verleugneten  tugenden  Biondos  —  interessiert  diese 
Widmung  namentlich  auch  insofern,  als  sie  des  näheren  erkennen 
läszt,  in  welchem  sinne  er  die  aufgäbe  faszte,  die  er  sich  gestellt, 
er  beabsichtigte  keineswegs  eine  Schilderung  der  ewigen  stadt, 
wie  sie  eben  damals  war,  sondern  es  handelte  sich  für  ihn  wesent- 
lich um  ein  bild  der  Vergangenheit,  um  eine  beschreibung  und 
deutung  der  noch  vorhandenen  antiken  ruinen  und  monumente :  er 
wollte  mit  andern  worten  eine  topographie  des  alten,  des  klas- 
sischen Bom  geben,  wir  können  uns  indessen  hier  noch  weniger 
als  bei  den  dekaden  darauf  einlassen  zu  prüfen,  ob  Biondo  in  jedem 
einzelnen  falle  das  richtige  getroffen ,  und  mögen  daher  nur  einige 
allgemeine  bemerkungen  gestattet  sein,  das  hanptverdienst  jener, 
der  historien,  suchten  wir  in  der  anwendung  der  kritischen  methode; 
sie  zumeist  verlieh  dem  Biondo  ein  anrech t  auf  den  naraen  eines  ge- 
schichtsforschers.  hier ,  bei  der  Roma  scheint  es  uns  in  der  sorgfäl- 
tigen und  umsichtigen  Sammlung  der  betreffenden  nachrichten  und 
in  der  verlässigkeit  und  klarheit  der  beschreibung  zu  liegen. 

Es  war  der  erste  bedeutende  versuch  seiner  art,  und  man  wird 
sagen  dürfen,  dasz  durch  denselben  eine  besondere  disciplin  der 
klassischen  altertumswissenschaft,  die  antike  choro-  und  topographie 
begründet  wurde,  allerdings  fehlte  es  Biondo  hier  nicht  ganz  an 
Vorgängern.  Poggio  hatte  schon  um  1430'^  eine  'ruinarum  urbis 
descriptio'  verfaszt.  aber  dieser  titel  versprach  mehr,  als  die  schrift 

jedenfalls  ist  es  onriehtig,  wenn  I/.  Geiger  in  der  drittes  aef- 
laf^e  von  Bnrckbardt,  cultur  der  reoaitiaaoe  b.  I  a*  8S7  belMWipleli  ^ 
fioma  sei  1447  geschrieben. 

8.  Burckhardt,  cultur  der  renaissance  b.  I'  s.  326. 


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Flavia  BSondo.  S89 

kistito,  denn  ai»  gab  km  gnmde  keine  besdureilMBg,  womäm  nur 
«B  veneidmia  der  aooh  VtMrliaadeaen  alten  Qbemete,  and  lo  ver- 
dfeutttoh  ialbst  das  sehen  war:  mit  der  Borna  fnstenmia  konnta 
Ml  das  scimlek^ga  btlelilein  in  kainer  waiaa  mißMM^  BiondOy 
weit  entfernt  sich  an  einar  bloszen  skisaa  ganQgan  za  lassen,  gibt 
«ins  aosgafthrta»  afaie  wissensohaftUeh  begrftndfta  aiMt.  nnd  swar 
Boeht  er  maagsweise  die  stadt  der  kateieil  aar  ansohanong  sa 
bringen,  sein  Teifisbren  ist  dabei  dies,  dasz  er  einen  bestimmten  teil 
des  antiken  Renn  naeh  den  ibm  bekannten  quellen  sehildert,  dia  ein* 
isfaMtt  gebSude,  namentliek  dia  tempel  an&lklt»  nnd  dann  meist 
sine  ye^aiahong  mit  dem  anl^weahanden  aMdeman  atadtfeeila  iol^ 
gen  Ifiszt. 

Ich  wähle,  um  dies  durch  ein  beispiel  m  Terdeutlichen ,  seine 
beschreibung  dee  Atentin.  da  barichtet  er,  nachdam  ar  Uber  dia 
herkunft  des  wertes  und  dessen  verschiedene  ableitnngen  gesprodiett) 
zunächst  von  den  tempeln,  dia  einst  dort  geatanden,  von  dem  heilig- 
tan  der  Juno,  Diana,  MÜMrra  usw.,  immer  unter  sorgflUtiger  an- 
fthmng  der  beile^|atal]an  aus  den  alten  aakriftstellera;  dann  erzählt 
«r  ?on  den  sonstigen  maikwürdigkeiten ,  z.  b.  von  dar  hdhla  das 
ngsnbertthmtan  Cacus,  um  sich  schlieszlich  zur  gegenwart  zu  wen- 
den, indem  ar  anah  hier  der  bediutenderen  bauten,  insbesondere  der 
klGster  und  frommen  Stiftungen  gedenkt ,  welche  das  Christentum 
auf  der  altehrwflrdigra  stätte  begründet  hat.  überhaupt  ist  sein 
blick  nie  blosz  einseitig  auf  die  Vergangenheit  gerichtet ,  daher  er 
denn  auch  am  Schlüsse  des  dritten  buches  ein  Verzeichnis  der  haupt- 
s&cblichsten  kirohan,  kapallai  nnd.  geweihten  orte  seiner  aeü  hin* 
zufügt. 

Es  mag  mir  schlieszlich  gestattet  sein  das  urteil  eines  der  atia- 
gezeichnetsten  kenner  des  antiken  Korns  über  Biondos  leistung  an- 
zuführen. Jordan  in  seinem  buche  über  'die  topographie  der  stadt 
Rom'  sagt:  *unter  den  arbeiten  dieser  männer  (des  Poggius,  Blondiis 
und  des  Beniardo  Rucellai)  ragt  ganz  besonders  hervor  die  ^Roma 
iustaurata'  des  Blondus,  im  vergleich  mit  der  noch  damals  und 
sp&ter  verbreiteten  Guidenlitteratur  eine  gelehrte,  ja  die  erste  mit 
systematischer  benutzung  der  schriftquellen  entworfene  topographie, 
voll  von  selbständigen ,  wenn  auch  häufig  noch  ganz  verkehrten  an- 
sicbten,  welche  die  folgenden  arbeiten  bis  auf  Marlianis  zweite  aus- 
gäbe fast  ganz  beherscht  hat,  ja  deren  einflusz  in  vielen  einzelheiten 
bis  in  die  traditionellen  annahmen  dsr  Utteratnr  des  vorigen  jahr- 
hunderts  verfolgt  werden  kann.* 

Es  erübrigt  noch  die  verschiedenen  drucke  dieses  Werkes  zu  er- 
wähnen: die  erste,  jetzt  sehr  seltene  ausgäbe  der  Roma  instaurata 
erscbien  s.  1.  et  a.  (um  1471)  in  62  blättern;  das  blatt  zu  12  zeilen; 
sonst  ohne  Signatur  und  Seitenzahl,  sie  ist  wiederholt:  2)  Veronae 
per  Boninum  de  Bononiis  de  Bagusia.  1481.  kl.  fol.  und  3)  Yenetüs 


topogjraphie  der  stadt  ßom  im  altertum  b.  I  Berlin  1878,  s.  77. 


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240 


Ji  lAYio  Bionclo« 


1511.  fol.  zusammen  mit  der  ^Roma  triumphans',  4)  Venetiis  1540. 
fol.  —  Uebersetzungen:  Roma  ristaurata  ed  Italia  illuötrata  di 
Biondo  da  Forli  trad.  da  Lucio  Fauno.  in  Venezia  per  M.  Tramme- 
zino  psg.  502  i  zmni  1542.  d\  daim  1543.  fmer  154S.  8',  end- 
lich 1558.  8^ 

Wenn  man  wol  von  den  meisten  werken  der  humanisten  sagen 
kann,  dasz  sie  von  ihren  Zeitgenossen  nicht  nur  geschätzt,  sondern 
tiberüchatzt  wurden,  so  findet  dieses  urteil  auf  Biondos  Schriften  keine 
anwendung.  der  schlichte  päpstliche  sekretär  stand  dazu  den  huma- 
nistischen kreisen  doch  noch  zu  fern,  und  seine  natur  war  zu  ernst 
als  dasz  fr  sich  in  so  maszlosen  huldigungen  und  Schmeicheleien  hätte 
gefallen  können,  wie  sie  etwa  Poggio  und  Filelfo  suchten  und  fan- 
den, man  darf  sich  daher  im  gegenteil  wundern,  seine  leistungen 
nicht  allgemeiner  beachtet  und  anerkannt  zu  sehen,  unter  den  ver- 
einzelten lobenden  stimmen,  die  sich  vernehmen  lassen,  ist  die  dej 
Fr.  Barbaro  eine  der  gewichtigeren,  er  hatte  dem  freunde  sein  au5- 
ftthrliches  urteil  über  die  Roma  geschrieben;  aber  der  betreffende 
brief  ist  wie  so  viele  andere  nicht  mehr  vorhanden,  so  dasz  wir 
schlieszlich  nur  auf  einige  andeutungen  beschränkt  bleiben,  die 
Barbaro  bei  anderer  gelegenheit  gibt  und  die  darauf  hinauslaufen, 
dasz  hinfort  alle  freunde  des  alteriums  dem  fleiszigen  forscher  für 
seine  sorgsame  darstellung  des  alten  Roms,  das  man  nun  wie 
mit  einem  blick  überschauen  könne,  zu  hohem  dank  verpflichtet 
seien. 

Viel  enthusiastischer  lautet  schon  das  lob  des  Jacopo  Bracelli 
von  Genua,  er  schildert  uns  in  einem  briefe  an  Biondo  recht  an- 
schaulich ,  mit  welcher  begierde  er  bei  der  ersten  lectüre  die  blätter 
überÜogen  habe,  als  er  dann  zu  ende  gekommen  sei,  habe  er  die 
Schrift  nochmals  gelesen  und  nun  erst  recht  bewundern  lernen,  der 
ganze  brief  ist  gleichsam  ein  elogium;  aber  er  redet  die  spräche  dt: 
Überzeugung,  und  wir  können  es  dem  dankbaren  freunde  wol  nach- 
empfinden, wenn  er  ausruft,  Rom  habe  ihm,  der  noch  nie  Latium 
betreten,  so  klar  und  deutlich  vor  äugen  gestanden,  dasz  er  hätte 
meinen  können  die  Weltstadt  wie  in  einem  Spiegel  zu  erblicken  und 
mit  den  monumenten ,  ja  mit  »den  bürgern  Roms  selbst  reden  in 
können.^**  damit  es  aber  auch  an  poetischer  Würdigung  nicht  fehle, 
UksKtm  Pietro  Odone  aus  Monopoli  in  Sabinum,  ein  damals  ziicht 


F.  Barbari  ep.  p.  126.  —  multum  autem  tibi  debemus  omntB 
amiei  veterit  Bomae,  qnia  tantam  diligentUm  adhibniati,  ut  sob  nno 

quasi  aspectu  cemerentar  monnmenta  maioram  etc. 

cod.  Dresd,  f.  120:  delati  sunt  tandem  in  manns  meas  ii  Hbri' 
quos  sab  iustauratae  urbis  titulo  recens  edidisti,  quos  ea  ego  avidiUte 
percnrri,  ut  meiere  certe  nuUo  modo  potuerim.  postquam  vero 
•zitam  f^Mtinans  perveni  UloiqQe  ramm  in  manibns  samens,  oDolft 
coepi  attentius  considerare.  band  scio  maiorene  volaptnte  an  admira- 
tione  affectus  sim.  nam  dum  in  tuo  scripto  oculis  animi  subiiciebam 
non  modo  Romam  ipsam,  sed  singala  membra  singulasqae  regiones 
eioty  ihiebar  voluptate  ingenti  ac  prope  inertdibili,  qui  attnqaai* 


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FlATio  Biondo.  341 

unbekannter  dichter,  und  der  Neapolitaner  Porcello  de  Pandoni  die 
Vollendung  der  Roma  in  besonderen  gedichten. 

Ebenfalls  noch  vor  abschlusz  der  dekaden  fällt  die  entstehung 
einer  dritten  scbrift  Biondos ,  der'Italiaillustrata'.  aber  auch 
fttr  sie  ist  nicht  direct  überliefert ,  wann  .sie  verfaszt  wurde,  und  da 
die  datierung  einiger,  gerade  für  diese  frage  wichtiger  briefe  nicht 
mehr  zu  ermitteln  ist,  so  bleibt  eben  nur  das  buch  selbst  um  ant- 
wort  zu  befragen,  es  ist  dabei  wol  zu  unterscheiden  zwischen  der 
ausarbeitung  einerseits  und  der  Vollendung  und  heraus- 
habe anderseits,  die  Italia  reifte  nur  unter  langjährigen  mühen 
und  Studien,  keines  seiner  werke,  sagt  Biondo,  habe  wol  mehr  das 
*nonum  prematur  in  annum'  erfahren  als  dies.'"*  zunächst  ist  nun 
gewis,  dasz  er  erst  nach  beendigung  der  Roma  instaurata  die  Italia 
schrieb,  er  citiert  die  erstere  mehrfach,  weiter  kann  nicht  zweifel- 
iiaft  sein,  dasz  wenigstens  die  letzten  10  regionen  —  denn  so  be- 
zeichnet Biondo  die  einzelnen  abschnitte  der  Italia  —  erst  nach  dem 
tode  Eugens  ausgearbeitet  wurden ,  da  aus  der  art  der  erwähnung 
dieses  papstes  hervorgeht,  dasz  er  schon  gestorben  war/* 

Andere  Zeitbestimmungen  des  buches  deuten  auf  die  jähre  1449 
und  1450  hin.  so  erwähnt  Blondus  den  arzt  Ugone  Benzi  aus  Siena,^** 
indem  er  sagt,  derselbe  sei  'proximis  temporibus'  gestorben,  der 
tod  Benzis  aber  wird,  wiewol  die  angaben  verschieden  lauten,  am 
glaubwürdigsten  mit  Borsetti'"  (der  seine  nachricht  der  grab  scbrift 
entnimmt)  auf  den  december  1448  gesetzt,  ferner  wird  in  der  Italia 
auch  Francesco  Sforza  und  zwar  als  herzog  genannt,  was  nicht  vor 
1449  geschehen  konnte.'*  führen  diese  thatsachen  sonach  beider- 
seits, auf  die  jähre  1449  und  1450  zurück,  so  haben  wir  dagegen  aus 
dem  jähre  1451  eine  andere  ftlr  unsere  frage  wichtige  stelle  in  einem 
briefe  des  Filelfo.  derselbe  fordert  darin  den  Biondo  auf,  doch  end- 
lich die  letzte  band  an  die  Italia  zu  legen  und  sie  den  freunden  und 
der  weit  nicht  länger  vorzuenthalten.  wir  sehen  also  hieraus,  dasz 
sie  im  wesentlichen  schon  vollendet  war  nnd  nur  hie  und  da 
etwa  der  feile  hedflrfen  mochte,  aber  diese  abschlieszende  arbeit 


ifttra  terminos  Latii  oedem  posui,  quasi  in  speculo  Homam 
videbsm,  et  itm  quidem  Tiaehen,  ttt  iem  pomem  de  Singlis  etat  pmtiU 

bii«  ac  aedificiis  eloqui  et  cum  ipsis  Ronaanls  eifibns  rlispatare. 

'**  über  Pietro  Odone,  der  in  Rom  lehrte,  verp^l.  Renazzi,  Storia 
dell*  universitli  degli  studj  di  Koma  vol.  I  Roma  1Ö03  p.  162.  die  beiden 
gediebte  itehen  ood.  Dresd.  f.  82. 

^  0od.  Dresd.  t,  llSt  et  nihil  nnquam  a  condita  orbe  scriptum 
faisse  credo,  in  quo  magis,  quam  hac  in  Italia  observandum  fuerit, 
^nod  Horatius  iubet:  nonnm  premendam  esse  in  annum  editionem  etc. 

It.  III.  p.  101:  alterum  vero  pontificum  paalo  post  habuere 
TOiett,  Eageaimn  qnertum. 
ebenda  p.  57. 

s.  dessen  bistori»  mbui  Ferrariee  eynsMif  ptn  II  p.  tO. 

It.  ill.  p.  97. 

^  Philelphi  epist.  lib.  II  cum  Italiam  tuam  omni  ex  parte  ezor- 
>«Ht,  fae  -Tldeem/ dauert:  ex  Medlelaoo  IV  k«1.  nertifts  1481. 

ll.iilttli.f.pliil.«.pld.  n.alit  Uff».  Iiflt5«.«..  16 


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242  FUvio  Bioudo. 

TMrzögerte  Bicb  noch  um  ein  beträchtliches,  namentlich  wol  weil 
Biondo  gleichzeitig  die  dekaden  zur  herausgäbe  fertig  stellte,  im 
strengen  sinne  des  wertes  yollendet  war  die  Italia  erst  im  october 
1453;  denn  damals  ttberreiohte  er  sie  Nicolaus  V.***  Biondo  in 
einem  schon  öfter  citierten  briefe  dieses  Jahres  schreibt  an  Barbaro, 
dasz  der  copist  fttr  die  Italia  bestimmt  sei  und  am  nächsten  tage 
(d.  h.  den  27  ootober)  die  karten  zugerichtet  werden  sollten,  ein 
teil  der  exemplare  wurde  Übrigens  in  Venedig  durch  Barbaros  vei- 
mittiimg  abgeschriebeii.*^' 

Es  darf  aonaeh  angenommen  werden,  dasz  die  Italia  in  der  vor- 
liegenden gestalt  —  i^esehen  von  der  Stoffsammlung  ni  dn 
jähren  144$—- 51  geschrieben  wurde,  die  letzte  Überarbeitung  uul 
die  mttifentUohnng  deradboi  aber  erisi  im  jähre  1453  statUaod. 

Bas  TeidieBet,  ibva  abfiwsung  angeregt  zu  haben,  gebohrt 
Alfonso  Ton  üfeapel,  ^nan  dir  gepnesenstan  and  hingebMate 
nato  dm  IHzaÜifiiMii  gltenm  laid  aditttiani  der  neaen  wiMes- 
adialfc.'^  es  war  wol  dto  fimide  Uber  die  gelungene  ToUandung  der 
Borna  inatamrata,  die  in  dam  kfinige  dan  waam6k  xadi  einer  tim- 
Ikbeii  arbalt  ftr  das  ganaa 

daito  mnoa  in  dar  th«b  ala  ein  aehr  glfloUifilwr  beiaiclHMii  werdäs* 
die  wiaaattaahalüicfaa  yararbmiung  dea  acii  mindaaton»  einer  gcomr 
tion  aufgespelohartaft  ttbarnioben  antlqiiariaohaB  nateriala  dmj^ 
nioht  länger  aflutoliaB.  gerade  aaf  diasam  gebiete  aber  bewegte  aä 
Wxmdos  gelehrte  thfttigkeit,  und  biiariier  gabSri  aniih  die  Italia.  doeb 
zSgerta  Sondo  iamarhiii  den  wimaohe  daa  Unigs  nadisiilconnwL 
aidii  ala  ob  ihm  die  angäbe  vadiiiikbar  erschiaBan  vSre«  es  wm 


8.  oben  8.  bfk  ron  groszem  intereise  Ist  ein  codex  der  Marclan:^ 
zu  Venedig,  welcher  auszer  der  Roma  instanrata  auch  die  Italia  illustrata 
enthält,  aber  an  drei  stellen  mit  abweichendem  text.  die  handscbrift 
ist  w&hrsoheiDlich  eine  copie  d«8  für  ^icoiuus  V  bestimmten  exemplare« 
(aia  IMS  sa  Bologna  getehriebes).  xeigen  die  lodenuigeD,  äm 
sie  besweoken  nur  das  lob  dea  papstes.  so  ist  bei  Saraana  die  bemer- 
kung  eingeschoben,  dasz  hier  papst  Nicolaus  geboren  sei  'cuins  vita 
successusque  omnes  poterunt  posteros  admonere,  virtutibus  praesertim 
doctrinae  incumbendum',  und  ebenso  fügt  er  bei  Spoleto  einige  ro^* 
»ende  werte  über  die  bauten  jenes  papstee  bei.  data  diese  sosStie 
vea  Biondo  eelbst  herrühren,  scheint  mir  nicht  wol  bezweifelt  werden 
zu  können,  s.  Valentinelli,  bibliotheca  manuscripta  ad  Ö. 
Venotiarum,  Codices  mss.  latini  tom.  VI  Venetii»  1872  p.  104. 

Barbari  ep.  p.  307;  estque  iam  destinatus  librarios  et  cras 
raboatnr  ehartae;  qnodqne  inprünit  te  cepere  eeio,  erebraa  a 
poalemm  accipias  sqq. 

***  cod.  Dresd.  f.  112:  (iussu)  serenissimi  regis  (sc.  Alpbonsi),  c"^'^' 
obsequio  labor  impensus  est,  quaecunque  a  peritis  digna  ostenduun^r 
—  Quirini  diatribe  praelim.  p,  171:  non  igitur  iniuria  quin  potius  pj<^ 
tna  aingnlari  in  eeterla  rebus  virtate,  rez  Alpboaee,  araea  iacredibiu 
qnadam  cupiditaie,  nt  magna  et  bonestisaima  q[aaeqae  intelligA^  f 
irchementissime  postules,  ut  tuis,  ut  ita  loquor,  auspiciis,  vetustis  lo^'^ 
Italiae,  populis  nominum  novitas  detnr,  ut  obscuritas  illustretur  » 
sobis,  si  modo  tuum  iudicium  sustinere  et  tibi  satisfacere  possinVi  ^ 
taatnn  .»ebia  manns  et  tarn  düüfieilem  proTiaeiam  mandaaU. 


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andere,  gewichtige  bedenken,  die  ihn  noch  zurückhielten,  vor  allem 
die  einsieht,  dasz  die  arbeit  ,  in  ihrer  vollen  grösze  und  ausdehnung 
gefaszt,  bei  der  völligen  Unzulänglichkeit  der  damaligen  hilfsmittel 
mehr  ah  das  gewöhnliche  masz  der  kräfte  erheische.  80  bedurfte  es 
denn  auch  mehr  als  einer  auftorderung,  bevor  Biondo  sich  dazu  ent- 
schlosz  hand  an  die  ansftlhrung  zu  legen,  aus  dem  prooemium  zur 
Italia,"*'  welches  (wie  früher  bemerkt)  zwar  nicht  von  ihm  selbst, 
sondern  von  F.  Barbaro,  übrigens  durchaus  mit  seiner  Zustimmung 
und  in  seinem  sinne  geschrieben  ist,  erfahren  wir,'"*  dasz  AlfoubO 
zuerst  den  bischof  Jacopo  Antonio  della  Torre  von  Modenazu  Biondo 
sandte,  um  ihn  für  das  unternehmen  zu  gewinnen,  allein  die  Sen- 
dung war  erfolglos,  erst  als  die  pest  Biondo  zwang  mit  seiner  familio 
Rom  zu  verlassen,  liesz  er  sich  dazu  bestimmen  wenigstens  einen 
verbuch  zu  wagen,  nun  ergreift  er  den  wanderstab  und  durchzieht 
Italien,  überall  genau  beobachtend  und  sorgfältig  sammelnd,  überall 
forschend  und  fragend,  unter  der  arbeit  selbst  erkennt  er  immer 
klarer  deren  ganze  Schwierigkeit,  nicht  genug  an  einer  ausgebreiteten 
belesenheit  und  Vertrautheit  mit  den  antiken  quellen,  galt  es  auch 
die  genauesten  lokalforschungen.  und  wenn  Biondo  von  vornherein 
jener  ersten  Vorbedingung  durchaus  gewachsen  war  —  jedes  blatt 
der  Italia  gibt  dafür  Zeugnis  — ,  so  schienen  anderseits  diese  müh- 
samen Specialforschungen  an  ort  und  stelle  kaum  noch  das  werk  eines 
einzelnen  sein  zu  können.  aber  mit  der  Schwierigkeit  wuchs  ihm 
zugleich  der  mut,  und  wol  darf  man  behaupten,  dasz  Biondo  sich 


um  misverständnissen  zu  be^g'nen,  bemerke  ich,  dasz  dies  ])ro- 
oeraium  nicht  das  ist,  welches  in  den  ausgaben  vor  der  Italia  stobt» 
sondern  dasjenige,  welches  Quirin!  in  seiner  'diatribe'  mitteilt. 

Qttmm  dütrlb.  jpmeUm.  17t:  «t  lieet  Um  dnos  manoe  iii 
eapiverim,  poftqnam  tvu  rwhU  reTerenditsimus  pater  Isoobai  Mttti- 
nensis  episcopns  a  me  magno  studio  contenderit,  tarnen  nee  morem 
gerere  potui  voluntHti  tnae  nec  immenso  huic  difficili  operi  manum 
prius  apposui,  quam  pestilentia  me  emn  familia  ab  arbe  Koma  fugerc 
ooe^t.  ood.  Un&L  f.  tl9e  Bloii4iw  FUvins  «aoM.  Oolvinveii«  XII  kal. 
i«l.  das  Jahr  fehlt,  nam  cum  hittoriin  «mnem  libenter  leotteet  «un, 
quae  in  regni  huins  sui  regionibus  gesta  complectitiir,  ut  plene  noscat, 
ATidissimiim  esse  audivi.  quin  mihi  retulit  maiestatis  suae  verbis  epi- 
•copus Matineusis  eam  ....  non  expectare  modo,  »ed  a  me  instan- 
ter postnlare,  Ut,  qnod  aniie  lacie,  des«rib«adae  Ilali«ie  et  con* 
^erendit  priaaoriiBi  o«m  ]ira«attatil»'«t  loeemm.noiBiiiibiis  numnni 
H^ponerem. 

*•*  cod.  Dresd.  f.  113:  (Hlondos  an  Bartolommeo  Fazio,  datierun«^ 
feUt)  qaoniam  alüa  in  operibus  nihil  scribere  tenetur  quisquam  supra 
id,  qaod  propriae  dielant  iogettii  Tiret,  in  boo  amlani  opere 
singuios  rogare  et  petere  eonvenit,  ai  qaod  seiaat  aadi* 
verintque  in  patria  aut  suae  origtnis  regione,  quod  ex  nostra 
tmnanarum  rerum  conditione  radis  et  literarum  ignarus  in  soll 
PAtril  loao  melias  noverit,  quam  litteris  copiosior.  praedico- 
qve  tibi,  qaod  ta  eenia  vidabte  faUitam  a^  postqnaia  £aeta8  eritfami- 
uarior  Uber,  nnllus  paene  remaneat'  loeati  ia  quo  aliqaid*  nddendnin 
miuQendamve  et  corriftüdoBi  doatorwn  afeqaa  iiaaUtaa  limul  iuibaa 
ittdicio  non  clametur. 

16» 


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244 


FUvio  Bioado« 


auch  dieser  aufgäbe  mit  ebensoviel  erfolg  ah  geschick  unterzog,  wie 
denn  seine  zahlreichen  Verbindungen  mit  gebildetem  und  gelehrten 
mänuern  der  verschiedensten  teile  seines  Vaterlandes  gerade  hierfür 
zu  statten  kamen,  allenthalben  war  man  für  ihn  thätig.  so  hatte 
b'ich  Biondo  selbst  an  Alfonse  von  Neapel  gewandt,  um  für  die  be- 
schreib« ng  der  von  ihm  beherschten  ISnder  die  nötigen  materialien 
und  unterlagen  zu  erhalten,  ebenso  geht  wiederum  Barbaro  den  kreis 
seiner  bekanntschaft  im  interesse  der  Italia  mit  bitten  an."^^*^  und  sO 
nun  führte  ein  unablässig  ausdauernder  fleisz  das  werk  allmählich 
einer  immer  vollkommneren  gestaltung  entgegen,  bevor  es  ver- 
öffentlicht wurde,  versandte  Biondo  einzelne  abscbriften,  wie  er  es 
schon  bei  den  dekaden  getban  hatte,  an  freunde,  um  ihre  meinuDg 
zu  vernehmen  und  durch  ihre  kundige  hilfe  etwaige  fehler  und  ver- 
sehen, die  bei  einer  so  erdrückenden  masse  von  geographischem  und 
topographischem  detail  nicht  ausbleiben  konnten,  zu  verbessern.""^ 
Alfonso  seinerseits  hatte  im  eifer  der  Ungeduld  inzwischen  nicht  ge- 
ruht Biondo  zu  schnellerer  fortführung  und  beendigung  der  Italia 
zu  bewegen,  wiederholt  hatte  er  seine  gesandten  Lodovico  Puggio 
und  Antonio  Panormita  zu  ihm  geschickt,***  und  ihrem  drängen 
nachgebend  entschlosz  sich  Biondo  denn  auch  dazu  die  Veröffent- 
lichung nicht  weiter  hinauszuschieben,  obwol  die  beschreibung  Süd- 
italiens und  Siciliens  noch  ausstand,  das  geschah  nach  der  obigen 
Untersuchung  zu  ende  des  jahres  1453.  Italia  illustrata  nannte  er 
das  werk,  es  zerfiel  in  14regionen:  Ligurien,  Etrurien,  Latium, 
Umbrien,  Picenum,  Romandiola,  Lombardia,  Venetien ,  die  tarvisi- 
nische  mark,  Istrien,  Forumjulium,  das  land  der  Abruzzen,  Carapa- 
nien  und  Apulien.  es  fehlen  also  Süditalien  und  Sicilien:  gebiete, 
für  welche  ihm  die  genauere  kenntnis  der  damaligen  örtlichkeit  ab- 
gieng,^^^  und  welche  er  jucht  beschreiben  konnte,  ohne  das  erscbei- 

Barbari  ep.  p.  114  append.  (F.  Barbarus  Goarnerio)  —  q«»* 
eloqaentissimus  Flavias  noster  valde  diligenter  et  accarate  describere 
Italiam  eoefiit  et  ftd  Utnin  exontandttiB  ae  fllbetrandmiii  nilifl  praeter* 
mitlit,  ut  priscae  ilUii8  TetostalSe  teetimonia  in  Incem  reyoeet  et  meao- 
riam  faciat  doctissimorum  hominum  ant  reriim  illustrinm,  quae  in  unaqna- 
qne  provincia  fuerunt;  mea  interesse  putavi,  te  per  Hieras  monere,  Qt 
qaidquid  antiquitatis  aliquando  coUegisti,  qaod  intra  ünes 
patriae  dignnm  sn  meAtione»  aa  noa  nlttas  ete. 

cod.  Dreed.  f.  IIS:  kiiie  tarnen  (sc.  Barth.  Faoil)  peto  bene- 
volcntiam  teqne  per  omnifi,  quae  amicis  mutua  debentur  oraiüin  velinii 
adhibe  diligentiam  et  per  te  ipsum,  quoad  potes  qiiandoque  per  ipsum 
facile,  ut  scio,  inorem  gesturum,  Panormitam  quandoque  per  alios,  Q^^ 
. videbQiitnr  idoiaei,  perquire,  anseultay  tatarroga,  qnfd  »itkgntit 

desideretiiriiiloci».  • 
Quirini  diatribe  praelim.  p.  178. 

cod.  Dresd.  f.  112:  est  vero  opus  nec  perfectum,  tui  imper" 
regü  pars  paeno  tota  deest,  nec  satis  absolutum  limatumque,  quod  litnras 
interfineattonesque  indieabmlt.  Mt/t  Bfondos  an  Bartolommeo  Fario. 
ebenda  f.  119  schreibt  Biondo  an  cardinal  Colonna;  pan  Italiae  restat 

raaiorum  seriptis  celebratissima,  cui  nondum  manum  apposui,  nec  aliqn» 
extat  apponendi  spe?,  priusquam  tu  attuleris  adiamentam.  est  ultra  La- 


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FlaTio  Bioiido. 


245 


neu  des  längst  erwarteten  boehes  von  neuem  zu  verzögern,  der 
eigentlich  maszgebende  gesicbtspunkt,  den  er  bei  der  MMurbAitung 
vofolgte,  gieng  dabin:  die  1^«  der  antiken  stSdit  iwehioweisen 
und,  so  weit  thunlicb,  ihre  identtlSt  mit  modemoi  Ortschaften  fost- 
zostellen.  er  hatte  damit  da»  erste  beispiel  einer  wiseeneeliailllcben 
topographie  des  alten  Italiens  gegeben,  da»  iat  daa  lierforragende 
und  bleibende  verdienet  der  eebrift  seine  beeelueieibiuig  berabt,  wie 
bemerkt,  im  wesentlichen  liberall  auf  eigenem  beobacbtungen  und 
imtersnciraiigen.  die  dasn  »ötigen  reisen  natemabm  er  tu  jener 
teit,  als  Iba  der  päpetlii^e  hilf  uttbeiolilligtli^  sweimelneaiit 
'  er  uns  aaeb  den  etii  vre  er  tdle  der  ItaKa  ecdirieb.  sein  verfhbren 
,  aber  ist  in  der  regel  dies,  daet  er,  Sicbdem  er  sncröt  gani  Iran  die 
I  läge  einer  stadt  usw.  angegeben ,  die  betreffanden  bauptetellen  aus 
I  den  sdiriften  der  alten  mäl^t.  gewObaUdi  spricht  er  sich  zugleich 
I  Ober  die  bedentnng  jener  stfttten  im  altcortnm  oder  im  mitteUdter 
aus,  indem  er  einxehie  darauf  besüglicbe  wichtige  ereiguisse,  wie 
I  scUachten  n.  dergl.  hervorhebt,  so  verglast  er  denn  auch  bei  keiner 
Stadt  zu  erwBhnen,  welcbe  bertthmtmi  mAnner  ans  ihr  hervor- 
gegangen oder  dort  noch  leben,**'  und  natürlich,  dass  er  dabei  seine 
I  stuidesgenosseni  die  bnmanisten,  mit  besonderer  Vorliebe  erwfthnt 
I  dadurch  erbttlt  sein  bnch,  an  »vielen  stellen  wenigstens,  noch  eine 
weitere  nidht  zn  nnterscbfttzende  bedentong  als  docoment  fttr  die  ge- 
I  Ifllirtengesohichte  seiner  zeit. 

j  Die  erste  ausgäbe  der  Italia  besorgte  im  jähre  1474  Gasparo 
I  Biondoi  Ilavios  so^  sie  erschien  zu  Born  bei  Philippus  de  Ligna- 
i  au&e  in  folio  und  ztthlt  142  blfttter,  das  blatt  zn  34  seilen«  die 
j  biaezliehe  bibliothek  zu  Paris  besitzt  nach  Brunet  ein  ezemplar 
!  dieser  seltenen  ausgäbe,  sie  wurde  zu  Verona  1482  noch  einmal  ge- 
i  dnekt  von  sonstigen  editionen  (mit  ausschlusz  der  in  den  gesamt- 
I  aoagaben  befindlichen  abdrücke)  wird  noch  eine  zu  Turin  im  jähre 
1637  4*  ersdiien^e  erwifhnt.  einer  italienischen  Übersetzung  gedach- 
ten wir  bereits  oboi,  bei  der  Charakteristik  der  Borna  instaurata.*** 

tinatn  regionem,  ea  Italiae  pars,  quam  regnam  Siciliae  appellamus,  in 
«Uquot  divisa  regiones,  Cainpaniam,  si  licet  veterem,  Samniam  sive 
Apiutiiim,  ApaUani,  LneanUm,  Calabros,  Bmttio«  et  Sallentinos,  qua- 
nm  regionuin  yetUBtates  sotlaaiinas  habeo.    sed  huins  temporis  loco- 

rnm  nomina  sihimqne  nec  satis  perlustravi  nec  alias  plene  novi,  quo- 
rom  aoxilio  mihi  hac  in  parte  maximo  opus  erit,  quod  video  intelligoque 
aaemine  alio,  quam  ab  Alphouso,  illusirissimo  rege,  praestari 

p088e. 

i.  8.  ISö  anm.  2. 

It.  ill.  p.  49:  postquam  vero  omnem  Italiam  peragraturus  ero» 
viros  praestantiorea,  qui  singulis  iu  urbibus  et  locis  pridem  geniti 
^^MTimt  eosque,  qui  aont  enperstites  praesertim  Uterarum  aut  cuiuspiam 
virtotis  gioiia  clsro»  enunraiabo  atque  res  in  siDgaUs  loeis  seribi  dignaa 
^reviter  narraboi  ut  non  magis  haec  Italiae  sit  descriptio,  quam  virorum 
eins  illustrium  prnestantiunqtte  catalogos  ac  aon  parva«  partia  biatoria- 
^  Italiae  breviarium. 

,  Borna  restaurata  ed  Italia  illostrata  per  M.  Tiammesliie  du 
Luc  Famio,  Venesia  1648  8%  1648*,  1M8  8»,  ie&8  8«. 


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Fkifio  BiMdo. 


Biw»  im  dtn  jähren  1469 — 54  mag  BM»do  db  kkiiw,  dm 
dogem  Wnumto  Foteiri  gewMai«to*"  sdttlft  *4o  orlfi&e  et 
gestis  Veaatorvm'  gesoMabca  IwImil  dsna  tsof  diim  sdtbe- 
sttiiunang  ftthii  dM  ttalld  M  YalMrt^ 

etc.  eodkcs  msB«  latiiii  t.  Y  p.  174).  dort  wird  dne  kaadselrift  ix 
gesta  Yoietonm  bifpmiiMi,  ttodi  im  jali  1454  gesokiiehn 

ist  wenn  flB&imaiMdi«eSirfragli<^«nclMnit,  <)b^^ 
eiea^kr  ifl|  m>  hüaam  wir  dodh  tofiel  sagen ,  dm  jedanlUb im 
jidi  1454  dk  Bckriil  fertig  Toriag  uad  «leh  liolit  eben  ml  Mur 
ToUfliidrt  aefift  kosata,  dulden  bereiia  auBgearfooürt  warn 

(er  erwtfmt  im  eingang  die  3f  btleber  der  biatorien)  oad  diaae,  wie 
oben  erwSkni,  niebt  apiler  ala  1459  toUendet  wurden. 

In  welchem  zusammenhange  die  gesta  mit  einem  weiter  unten 
zu  erwähnenden  antrage  der  venetianischen  regierung  stehen ,  wo- 
nach Biondo  zum  staatshistoriographen  von  Venedig  ernannt  werden 
sollte,  ist  nicht  ganz  klar,  es  fehlen  auch  dafür  sichere  zeugnibae; 
und  dasz  die  meinung,  Biondo  sei  in  folge  dieser  achrift  ehren- 
bürger  von  Venedig  geworden  auf  irrtum  beruhe,  haben  wir  schon 
oben  erwähnt,  das  buch  ist  ein  bloszer  abrisz,  eine  'epitome'  oder 
ein  *breviarium%  wie  Biondo  es  selbst  nennt,  es  gibt  demnach  nur 
einen  Überblick  über  die  geschichte  Venedigs ,  und  zwar  von  der 
Stadtgründung  an  bis  zur  einnähme  von  Ptolemais  durch  die  Türken 
im  jähre  1291.  Piatina  in  seiner  geschichte  von  Mantua*'*  tadelt 
übrigens  die  kleine  schrift  sehr  bitter,  weil  Biondo  die  Venetianer 
achmeichlerisch  gelobt  habe,  sie  wurde  zuerst  gedruckt  Venedig 
1481  fol.;  auszerdem  in  der  gesamtausgabe  Basel  1559  fol. 

Das  letzte  gröszere  werk,  welches  Biondo  veröffentlicht  hat, 
war  die 'Roma  triumphans'.  die  erste  künde  von  Biondos  be- 
schäftigung  mit  derselben  haben  wir  aus  dem  jähre  1458.  in  einem 
briefe  an  Galeazzo  Sforza  vom  12  december  macht  er  diesem  fürsten 
aus  dem  fünften  buche  der  ^oma  triumphans  eingehendere  mit- 
teilungen  und  spricht  dabei  schon  von  einer  künftigen  heraus- 
gäbe.*'* danach  darf  angenommen  werden,  dasz  zu  ende  des  ge- 
nannten jahres  mindestens  die  hälfte  des  Werkes  ausgearbeitet  war. 
ein  zweiter  für  die  abfassungszeit  wichtiger  vermerk  findet  sich 
in  einer  Zuschrift  Biondos  an  Borso,  den  herren  von  Ferrara  und 
Modena.  dieselbe  ist  vom  16  januar  1460  datiert  und  enthält 
sogleich  im  eingange  den  ausdruck  der  freude  darüber,  dasz  nun, 
da  die  Roma  triumphans  vollendet  und  herausgegeben  sei, 


di«  widmoBif  Ist  geriehtvt:  ad  Franoiacun  Foaoari  ducem  ^ 
«litamque  senatam  eatatosque  rei  pablieaa  Yenatae  patrieioa. 

»»^  bei  Muratori  tora.  XX.  816. 

cod.  Dresd.  f.  94  adducam  in  hunc  locum  multa  ex  (inioto 
uostrae  triampbautis  Bomae  libro  sumpta,  quonsque  id  opus  fatarft 
«liqpiando  emoae  tum  ingenti,  at  spera  aique  confido,  deleetatioBe  » 
aimul  QtiUtate  potaria  laapieera. 


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Wkifio  Biottdo.  247 

die  drückendste  last  von  seinea,  des  Schreibers ,  scliultem  geEOm- 
men  worden.'** 

Nach  so  unzweideutigen  aussagen  kann  es  nicht  fraglich  sein, 
dasz  das  werk  im  januar  1460  veröffentlicht  war.  vollendet 
war  es  aber  schon  im  jähre  zuvor,  dies  beweist  eine  stelle  aus  dem 
Schlüsse  der  Roma,  in  welcher  Biondo  den  papst  Calixt  III  erwähnt, 
indem  er  sagt,  derselbe  sei  im  vorigen  jähre  gestorben.*''  da  nun 
Cahxt  am  6  august  1458  starb «  so  wurde  die  Roma  im  jähre  1459 
abgeschlossen,  wie  langsam  freilich  das  abschreiben  der  Codices  vor 
sieh  gieng,  ergibt  sich  aus  einem  andern  briefe  Biondos  an  den  mark* 
graten  Lodovico  von  Mantua  (yom  26  deoember  1461).  d«nB  Itkr 
erfahi'en  wir,  dasz,  obgleich  die  Roma  schon  seit  einem  jähre  toUv 
!  endet  war,  die  copisten  noch  immer  mit  dem  abschreiben  der  ezem- 
:  plare  für  verschiedene  forsten,  prftlaten  nnd  edle  Tollanf  sn  thun 
haben.  2w5lf  fleiszige  hftnde,  sagt  er,  aeieii  duaii  besobftftigt,  und 
ihr  eifer  nehme  mit  jedem  tage  zu.  doab  M  nch  iaiwltehen  das 
buch  sdion  weit  verbreitet:  England,  JfnaAttUk  «ad  BpüuflB  siadi 
I  ine  es  weiter  heiszt,  mit  ez«nplareii  versorgt.  *** 

Der  üiel  *de  Roma  triampluata*  «nH^eint  «brigens  sieht  aa- 
tnlfaad,  denn  die  sebrift  bieM  n&ibts  geringeres  als  säe  datsftenaag 
I  dar  xOBUsehen  alterttasr  aad  aivar  Tonngswelss  dsr  saoml-  oiid 
fAfMkiMam\  die  alaslsBlIartllmer  t«etaa  dagegen  mdir 
selbttmstiiidlieh,  daas  bei  emsr  kritik  des  werksa  dsrmasBStab  dar 
I  gegenwärtigen  frasdrang  siskt  angelegt  werden  dürfte,  man  würde 
4aieelbs  Tielaiebr  nur  ans  seiner  asit  su  bearfeeOsn  aad  vor  äUeaiiu 
bedeaksa  haben,  daas  Biondo,  wie  b^  dsr  IlaMa  und  den  dekadsn, 
<^  jede  TOTSibeit,  gans  Mif  ssine  dgensn.  Stadien  gestsltt  war.  da- 
her efklSreii  und  entsefankUgen  sieb  dem  maaebe  mIngeL  so  llsst 
adii.  b.  eine  strenge  ordmnig  des  stelÜBS  vennlssen,  nnd  oft  wesdn 
I  la  behi^i^ieher  breite  dinge  eriilhli,  die  man  dort  niebt  sadien  würde. 
:  ttderseits  zeigt  aber  ancb  dieses  werk  Biondos  wiederum  seine  wahr* 
\  hsft  staonenawerte  beleesnbslt  nnd  namenliieh  sein  feissigee  Stadium 
I  der  alten  ktedker.  man  darf  obne  Übertreibung  behaupten,  dasa 
'  Biondo,  ebenso  wie  er  mit  seiner  Italia  dm  gmnd  lo  einer  wissen- 
\  sehafOiehen  behandlong  der  allen  geographie  ItaKsas  legte,  mit 
Miner  Roma  ttiompbans  die  anÜqnaiisebe  wissensdiaft  begründete. 
IMe  erste  ao«gabe  dar  Roma  trinmi^bansttigt  weder  ^  datam, 


***  eed.  Bretd.  f.  07:  peropportone,  tnqaam,  e»  onae  ad  nie  delata 
^  tractanda  et  edisserenda  dabietas,  quando  Roma  absolttt«  adita- 
triam phante  ....  tanto  rarime  et  ingentis  operae  leTatam  me 

oDere  gaudeo. 

de  Roma  tfilUBpb.  lib.  X  p.  133  satia  tameu  pulclirumque  erit 
Atme  superstltea  nnmerare  praeter  GaUietuni  terUam  poBtificem,  ek 

ffispania  citeriori  yalcntinom,  qui  prozihio  obiit  anno  etc. 

cod.  Dresd.  f.  120:  liinc  iatn  hnbet  Anglia,  Gallia,  Hispania, 
hab«Qt  diversae  in  Italia  civitates  eius  operis  Codices  ornatlssimos  nee 
tenen  uimu  cessatur,  sed  magis  magisque  iudies  fenret  librarioruiu  in* 
^ittria. 


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S48 


Ftaffio  Biondio. 


Bodi  ist  d«r  ort  des  miMaMis  angegebin.  Braaet  aimmi  w,  dm 
sie  in  Mantn»  1472  gedmdki  Mi.  Muierdem  dnd  nooli  folgtiide 
«u^pabai  m  nmm:  3)  Brixiie  1489  1^,  tbewk;  B)  1508  fol; 
4)  Vwetik  1611  (a  Phil^M  Finno  UMitnno);  5)  Piro 
1533  8^  (apod  SiauiBMii  CoUiiMaBi). 

Als  «hia  Sri  ttglatuiig  snr  Borna  triomphaas  kann  aua  eise 
abbaadloBg  anilitia  ai  iurisprudoiitia'  betsaflldeB,  die 
Biimdo  ant  «UMm  wulmwiigssehmlMii  Tom  16  jsanar  1460,  dem 
hvnog  Börse  tob  Bsia  darbriiigt  sia  staht  im  Braadiiar  codex.*" 
Bioado  aiMert  darin  dia  (aadi  «rol  sekoa  ia  daa  altsii  rketesehnlen 
arlirterts)  fnfgt^  ob  dar  kriagsdjaast  odar  die  reohtawissensolaft 
•bitavoltor  sai,  iadam  ar  sogWeh  aUarisi  «atiqaarisehe  stoffe  m 
dam  haar-  oad  irtanarwesea  dar  BOnar  aad  fthnliolies  babandeli 

AasMr  den  bishar  gananntmi  bat  Bioado  eadliob  nodi  einige 
kleinere  ssbriifcaa  abge£sKt,  die  indes,  soyisl  iok,  weiss»  nngedniGkt 
gabliebea  sind,  da  sie  also  aiekt  yorliagaa  nad  mek  sonst  nichts 
weiteres  über  sie  beksaat  iat|  so  wird  es  sobwar,  ja  unmögüoh,  die 
zeit  ihrer  entstehung  selbst  wtx  annSbarad  zu  ermitteln,  es  sind 
dies  folgende  dzai  ssbriften :  eretlich  eine  gascbicbte  von  Forli,  welche 
sber  nach  Bonoli  unvollendet  hinterlassen  wurde;  dann  'de  ei^edi- 
üone  in  Tnrcas  ad  ducem  Qenuae',*^*  und  dritteas  dia  (ibm  zoge- 
sobriebene)  abhandlung  *consultatio  an  bellum  Ysl  pax  cum  Tutos 
magis  expediat  rei  publioae  Yaaataa'«  am  meisten  zu  bedanesn  ist 
wol  der  verlast  des  erstgsaannten  werkes.  es  scheint  schon  frflh 
TanaboUen  zu  seia,  denn  weder  Bonoli  noch  Sigis.  Marchesi  haben 
dasselbe  für  ihre  geschichtliobaa  darsteUnagen  benutzen  können. 
Vivisno  Marcbeei  behaaptat  geradezu  dessea  Tdlligen  Untergang/'^ 
waa  swar  nicht  zu  viel  besagen  will,  denn  auch  die  scbrift  de  locutione 
Bomana  hält  er  für  verloren,  während  sie  doch  vorbanden  und  sogar 
gedruckt  ist.  die  schrift  über  den  Türkenkrieg  befindet  sieb  in  ^ 
yatikaaiscben  bibliothek  als  cod.  N  3174  beseiehnet.'^ 

Fragliob  ist,  ob  die  an  letzter  stalle  geaannte  'eoasnltatio'  wirk- 
lich von  naserm  Bioado  benrühre,  es  ist  weaigstens  vermutet  wor 
dea,  dasz  sie  erst  einen  seiner  nachkommen  zum  Verfasser  babe,  und 
soll  sich  dieselbe  auf  der  bibliothek  zu  Oxford  befinden. 

Wie  dem  aber  auch  sei,  jedenfalls  war  die  sahl  der  von  Biondo 
aasweifelbiit  Tsrfasaten  Schriften  keine  geringe,  and  sein  arbeitsei  fer 
liesz  sich  so  wenig  ennUden,  dasz  er  sn  keiner  zeit  anfhfirte,  ^^^^ 
litterarisobe  plfine  xa  entwarfen  und  an  ibre  ansfikbrang  wmg&^ 


diese  ausgäbe  hat  mir  vorgelegen«  . 
**o  f.  97--10A.  Tirabotebi  kannte  aar  eise  naveUetSadige  kand- 
ichrift.  ^ 

die  schrift  de  eipeditione  in  Tnrcas  ad  Alphonsum  re^em, 
auch  noch  angeführt  wird,  ist  wol  die  oben  besprochene  rede  i^^"^ 
Ofltem  1452),  die  snm  türkenkrieflre  auffordert. 

'inter  solitas  aetatom  vices  perlarant'. 

vergL  Bonoli  a.  o.  and  disaertaiioni  Vom.  a«  o. 


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flaTio  Biondo. 


24» 


ta  d«akau  kh  erimim  an  Mine  benahongsn  m  Vtnediig.  die  dor- 
tige Tegiening  hatte  eeboa  lei  t  Ungern  gewflnackt^  ein  einigermasien 
ansfUirliQhes  und  nnfiNigradiee  werk  Uber  die  geaohiehte  iliree 
ilaatee  zu  beaitien«  de  liatte  deshalb  wiederholte  anatrengimgea 
gemifllity  nnd  beeonders.war  ea  der  Yenetianer  Lodoyico  Fosearini, 
der  neb  angekgentlioh  bemfihie  einen  luirtoricgniiiben  fOr  die  lösung 
dieser  aMfgkbe  zu  gewinnen»"*  et  hatte  eadi  zuerst  an  Porcello  de 
Pando^i,  einen  jungen  Neapolitaner y  gewandt,  der  damala  dnreh 
soiae  geeehmeidigen  lateinischen  verse  sich  einigen  ruf  erwarb,  aber 
Poreello  gab  die  sache  sehr  bald  auf,  und  der  einsige  geschichtlidie 
versnch,  den  er  bekannt  machte,  die  schildenu^g  der  kämpfe  gegen 
Sforsa  1452  und  14&3>t  berechtigte  allerdings  la  keinen  groszen 
erwartnngan.  indes  auob  die  Verhandlungen  mit  andern ,  mit 
Damiano  und  Jacopo  Bagawoni ,  führten  nicht  zum  siele,  und 
nachdem  dann  selbst  männer  wie  Georgioe  von  Trapezunt,  Piero 
Perleone  und  Marco  Filelfo  zurückgetreten  waren,  gedachte  man 
dss  Terfassers  der  dekaden.  das  geschah  wShrend  der  letzten  lebens- 
jahreBiondos,  gerade  damals  als  das  coccil  zu  Mantna  tagte.  Bi<mdo 
liatte  rsiehe  schriftstellerische  ehren  und  erfahrungen  aufzuweisen» 
und  waa  ganz  besonders  für  ihn  spnMdi:  er  hatte  sich  für  venetia- 
nische  geschichte  interessiert  und  jenen  abrisz  der  'gesta  Venetomm' 
Wsits  verlSiffentlicht.  wir  wissen  jedoch  nicht  genauer,  wie  weit 
die  Arerhandlungen  Lodovicos  mit  ihm  filhrten;  sicher  ist  nor,  dasa 
dsr  plan  nicht  sor  ausführung  kam. 

Ebenfalls  noch  während  der  ktsten  jahie  eeines  lebens  beechäf- 
tigte  den  Biondo  ein  anderes  unternehmen»  su  dem  die  aniegong 
in  den  gelehrten  kreisen  der  römischen  onrie  gegeben  war.  die 
Türkenkriege  lenkten  damals  die  blioke  von  gana  Snropa  auf  sich, 
mit  ängstlicher  Spannung  ward  jedes  vordringen  des  gefürchteien 
feiudes  der  christmheit  ¥er£o]igt,  mit  begeisterter  freude  jeder  sieg, 
den  man  über  ahn  errungen,  begrüszt.  auoh  die  kämpfe  der  Spanier 
gegen  die  Mauren  und  die  nach  der  afrikanischen  küstc  gerichteten 
entdeckungsfahrten  und  colonisationen  blieben  nicht  unbeachtet, 
und  eben  das  alles  bot  den  curialen  besonders  häufig  einen  gegen- 
ständ lebhafter  Unterhaltung,  bei  einem  solchen  gespräche  war  es 
(ienn  auch ,  dasz  mehrere  hochangesehene  männer"'  —  ihre  namen 
werden  nicht  genannt  —  dem  Biondo  den  wünsch  nach  einer  zu- 
sammenfassenden geschichtlichen  darstellung  der  Unternehmungen 
und  tbaten  der  könige  von  Portugal  äuszerten.  insbesondere  hielt 
Joannes  Femandi,  der  Vertreter  des  königs  Alfons  von  Portugal  die- 
sen gedanken  fest,  er  drang  in  Biondo  die  ausführung  des  planes 
zu  übernehmen,  dieser  aber,  der  besser  als  jeder  andere  die  schwie* 

die  «folgende  darstellung  gründet  sieb  auf  die  mitteilungea 
Ago»tini8  a.  o.  b.  I  a.  76. 

m  ▼«'gl-  tther  Porcello:  Voigt  a.     i.  S82  f. 

die  obige  darstellung  beroht  auf  zwei  briefen  des  Dresdner  codex, 
«xftte  steht  daselbst  f.  113  sq.  and  der  «weite  L  114  sq. 


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2Ö0 


Flavio  Biondo. 


ri^Miten  einer  solchen  arbeit  überschaute,  lehnte  das  anerbieten,  ab, 
nammilieh  aadi  deshalb,  weil  danuds  die  ab&eeimg  der  Roma  trim- 
pbans  noch  seine  ganie  kraft  in  ansprach  nehm«  nbor  der  gesandte 
liesz  sich  nieht  bttRSB*  er  Tersnohte  immer  von  neuem  den  wider- 
strebenden SU  hewsgStt,  bis  es  zuletst  wirklich  griang  demselben 
eine  zusage  abznrittgSll.  Biondo,  der  sich  damals  gerade  im  gefolge 
Pius  II  a^if  der  relM  sadi  Mantua  befand ,  erklärte  sich  bereit  nach 
Tollendnng  seiner  Borna  tiiiimphans  das  beabsichtigte  weck  In  an- 
griff zu  nehmen,  der  portugiesische  gssandte  hinwiederum  mnste 
verspredien  für  lateinische  Übersetzungen  der  in  portugiesischer 
spräche  geschriebenen  Chroniken  und  berichte  zn  sorgen  und  sie 
Biondo  zu  übersenden,  ob  dieser  nun  aber  wirklich  und  emst- 
lich an  die  ausführung  gegangen,  ob  er  überhaupt  dafür  noch  etwas 
weiteres  gethan,  erfahren  wir  nicht,  das  wahrscheinlichste  ist, 
dasz  ihn  ein  anderer,  dritter  plan  verhinderte,  zwei  briefe  aus 
dem  jähre  1462  setzen  uns  darüber  in  kenntnis.'*^  ihnen  zufolge 
hatte  Biondo,  angeregt  durch  den  bischof  Dominici  von  Torcello, 
den  gedanken  gefaszt,  die  geschichte  seiner  zeit  zu  schreiben  und 
zwar  in  form  von  biographieen ,  mit  einschluöz  der  gelehrten  und 
Schriftsteller  der  zeit,  er  gedachte  das  werk  Ermolao  Barbaro,  dem 
bischof  von  Verona ,  dem  neffen  seines  verstorbenen  freundes  Fran- 
cesco Barbaro  zu  widmen,  leider  sagen  uns  jene  briefe  nicht,  in 
welchem  Verhältnis  das  neue  werk  zu  Biondos  'historien*  stand  oder 
stehen  sollte;  und  doch  war  dies  von  Wichtigkeit,  da  die  ganze  dritte 
dekade  und  ein  groszer  teil  der  zweiten  denselben  gegenständ, 
allerdings  nur  bis  zum  jähre  1440  behandelt,  es  scheint  aber,  die 
geplante  darstellung  sollte  eine  ganz  selbständige,  nicht  etwa  eine 
blosze  fortsetzung  der  dekaden  sein,  wenigstens  dürfte  dafür  der 
umstand  zeugen,  dasz  Biondo,  gemäsz  einer  mitteilung  des  bischofs 
Dominici,  das  leben  Bonifacius'  IX  schon  geschrieben  hatte,  während 
die  zeit  dieses  papstes  überhaupt  von  ihm  im  zehnten  buche  der 

^  die  briefe  befinden  sieh  in  einem  eodex  des  Wiener  staaUarckIvi 
B.  oben  a.  141  aaai.  77  der  bisobof  yon  Toreello  sehreibt  an^nnolao  Bar- 
baro. hier  kommen  folgende  stellen  in  betracht:  in  epistola  itaqae  taa 
plenissima  snavitatis  perspexi  tibi  probari  consilium  meum  (sc.  To^ 
cellani)  quo  Blondum  nostrum  ad  scribendam  nostrorum  tempo- 
rnm  historiam  cohortatas  sum  nostraeque  aetatia  do^tisibnos  homiiMi 
ae  praestantes  suis  scriptis  immortalitatl  oonuaendandof,  ad  qnod  qai- 
dem  etsi  mults  eum  inducerent,  taa  tarnen  epistola  mirum  in  modam 
quosdam  quasi  stimulos  admovit,  ut  huic  operi  incumberet,  qaod  ei,  st 
arbitror,  summam  afferet  gloriam«    opus  ipsum  tuae  revereudissiiaa^ 

paternitati  inscribere  statait.  Brit  profecto  res  dlgaa  et  studio  «t 

oiipaitate  tna,  quemadmodum  ex  prima  ipsius  operis  parte  perspicer® 
potui.  iam  enim  descripsit  Bonifacii  pontificis  maximi  eius  nominis 
noni  vitam  etc.  der  brief  ist  datiert  kal.  februarii  1462,  der  andere 
brief  von  Ermolao  Barbaro  an  Biondo  enthält  folgende  hierher  besüg- 
liebe  steltes  gaadeo  eqnidem  ae  plnrimma  laetor,  te  tsndem  in  eatf 
•ententiam  concessisse,  nt  nostrae  aetatis  homines  et  earum  res 
gestas  Bcribere  statalsses  etc.  der  brief  ist  ebeafaUs  1462  go- 
achriebun. 


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Flavio  Bioudo. 


zweiten  dekade  dargestellt  worden  war.  auch  hatte  er  für  das  werk 
einen  besondem,  man  möchte  sagen  absonderlichen  titel  ersonnen: 
er  wollte  es  mit  dem  Spruche  des  Delphischen  gottes  'nosce  te  ipbum* 
genannt  wissen,  begonnen  war  es  also,  aber  beendet  ward  es  nie; 
ja  wir  wissen  muht  einmal,  wie  weit  es  gedieh,  denn  Biondo  starb 
schon  im  nächsten  jähre  darüber  hin. 

Wir  blicken  noch  einmal  zurück,  es  war  ein  äuszerlich  wenig 
bewegtes,  aber  an  wissenschaftlicher  arbeit  reiches  leben,  das  Biondo 
im  jnni  1463  beschlosz.  fast  drei  decennien  hindurch  hat  er  vier 
päpsten  gedient  und  ihnen  auch  in  schlimmen  tagen  treue  und  er- 
gebenheit  bewahrt,  während  glücklichere  freunde  und  genossen  zu 
den  höchsten  ehrenstellen  emporstiegen ,  blieb  er  zeit  seines  lebens 
«B  armer  canzlist;  denn  seine  verehelichung  binderte  ihn  höhere 
kirchliehe  wttrden  zu  erlangen,  die  er  sonst  wol  erhalten  bitte. 

Ihm  fehlt  nicht  das  bewustsein  seines  wertes  und  seiner  litte- 
nrkeben  bedeutung.  Ate  wie  weit  ist  er  entfernt  von  jener  unge- 
neeeeiieii  «stelkeifc  und  Mlbstttbersoliliiiiiig  seiner  liimiam6tische& 
seitgenossen !  es  ist  nur  die  lanteve  wahrbeit  und  ein  gerechter  stok, 
d«B  wir  ihm  Iterzlich  gönnen,  wenn  er  aiek  nnter  aiiderm  rOhmt,  die 
geecyelite  tob  melir  ia  tausend  jähren  aufgedeckt  nnd  das  altettnm 
vem  *f9t^  hvfriil  so  haben* 

S««i  &ei^inen,  cBn  kliriBchi  j^dldogie  vmä  di»  geadikUa» 
selmbimghabiBilmadt  9hm  ak  den  ihrigen  ra  viermm 
teil  eefar  tunflbigliche  w«in  hat  «r  (abgesäen  tob  aalMi  ld«ia«n 
adiriflen)  gesdnrieben,  nnd  jedes  derselben  war  eine  wiasoBsehnfl- 
liebs  ftial  die  'dekaden*  beteichnsii  einstt  neoen  ahsehnitt  in  der 
eatwieklung  der  historiographie ;  die  'Bona  instannla*  war  die 
wrte  aamhnflsn  gsMvte  stadtbescbreibung  Roms ;  seine  'Italia'  be* 
gHhideie  die  antike  geograpbie  Italiens;  tmd  seine  ^Boma  triom* 
pbas'  endlich  sAnf  die  wissensehaH  der  römisdmi  altsrtttmer* 
Bioado  war  der  bafanhreeher,  dtor  neue  wage  einseUng  nnd  irre  plade 
gangbar  maehte* 

« 

ANHANG. 

Zusammenstellung  der  briefe  vpn  und  an  Biondo,  in  chrono- 
logischer folge. 

L  datierte  briefe. 

1)  F.  Bttrbama  Fl.  Bh)tido,  s.  d.  X  fad.  jnL  1480.  der  brief 
^  lAM  gsdmelct  nnd  nar  anssogswsise  mitgetdlt  bei  Agostini, 
utoria  dsgU  serittori  Tfaiisiani  t  II  p.  64. 

2)  Fr.  Baibsms  Btondo  Veronas  V  k«l.  ang.  1485.  in  F.  Bar- 
bari episL  p.  16.   

8)  Ii6<teaidtt8  Aretinns  Ftatio  Ferlitiensi  YIU  jnnii  1487.  in 
^  Brnni  Aretini  epist.  b.  H  s.  161. 

4)  ^endi  Fhrm  FerÜT«  ad  L.  Aietiumn  de  Bomana  loentione 
«Nok,  Flerentiae  idib.  martüs  1489.  im  sod.  Dzesd.  £  68  sq. 


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FUmo  Biondo. 


5)  Bkmdnt  FraadMO  Birbaxo,  ex  Florantk  XVI  kal.  Jan.  1440 
b«i  Quirin!  diatribe  praeliiniB.  p«  443. 

6)  F«  BtflMm  Bkmdo,  TeMftüt  prid.  aan.  jan.  1440  Im 
Quiriai  di*lribe  praelim.  p.  449* 

7)  F.  Barbsros  BloBdo,  VmNMB  idibiu  angusti  1441.  in  Bar- 
bari  epist,  appendix  p.  8. 

8)  Blimdna  FUfina  LeonaUo  aardiioni  Eatanal»  ex  Flonntii 
tton.  ftbr.  1443.  im  ood.  Draid.  1 115. 

9)  BlondnaFlsrinaAlpImaQ  Anigonnm  lagiidibna  IMt 
Feaanaa«  im  oed.  toad«  t  76  aq. 

10)  Blandna  Fl.  Peiro  Parlaoni  Ariainanni  Boomo  firid.  id. 
jan«  1444.  im  cod.  Bmd.  1 116  aq.,  aber  aaob  gadrndt  in  llaii- 
manna  Serapeun  15  jabigang  n.  16  Leipaig  1864. 

11)  Blondna  Fla?.  Iimdlo  mar^bioni  BaUmai,  idiboa  noYomb. 
1444.  im  eod.  Dvaad.  1  78  aq. 

12)  Alberto  SwttilanMiaia  ad  Blmidiuni  ex  Biixi»  a,  d.  Xm 
kaL  febr.  1446.  bei  Mariane  ei  Bnrand  ampÜBwna  ooUadio 
i  m  p.  828  und  bei  Alb«  m  Bar ibiano  opp»  Bomae  1688,  ep.  119. 

13)  Blondna  IL  Leooelle  marebioni  Batenai,  Bomae  kaL  febr. 
1446.  im  cod.  Drad.  £  116, 

14)  BVmdna  Fl.  ForliT.  ea  febli  der  name  dea  adreaaaten,  d«r 
naab  der  anrede  mit  *reverendiaeime  pater'  wol  ein  Ineebof  ki 
Bmnae  idiboa  aeptemb.  1446.  im  cod.  Dresd.'!  117. 

15)  F.  Barbania  Biondo  pridie  nonaa  novemb.  1447.  in  Bar- 
bari  eidat  p.  123  aq. 

16)  F.  Barbania  Blonde,  ex  Veaetiia.  idib.  jan.  1448.  in  Bar- 
bari  ^iat  appendix  p.  24. 

17)  Blondus  Flav.  Jacobo  Bracellio,  Bomae  kal.  jim.  1449  (soll 
aber  nach  dem  inbalt  sicher  januar.  beiazen).  im  cod.  Dresd.  f.  118. 

18)  F.  Philelphus  Biondo  Flavio,  ex  Mediolano  VI  kaL  aogost 
1449.  in  Philelphi  epistolae  (ausgäbe:  Brixiae  1488). 

19)  F.  Philelpbus  Biondo  Flavio;  ex  Mediolano  VII  kaL 
deeembr.  1450.  in  P b i le  1  p h  i  epist. 

20)  Fr.  Philelphus  Biondo  Flavio,  apostolico  secreiario,  ei 
Mediolano  IV  kal.  mart.  1451.  in  Pbilelphi  epist. 

21)  Blondus  Fr.  Barbara;  Bomae  a.  d.  VII  kal.  nov.  1463.  in 
F.  Ba r  b a r  i  epist.  p.  306. 

22)  F.  Barbarus,  procnrator  S.  Marci  Flavio  Forlivienai;  Veae- 
iiia  non.  novembris  1453.  in  Barbari  epist.  p.  285. 

23)  Blondus  Fl.  Galeazzo  Sfortiae  vicecomiti)  Fapiaeeomüi 
Bomae  a.  d.  X  kal.  nov.  1468«  im  cod.  Dresd.  f.  86. 

24)  Blondus  Fl.  Qaleaaao  Sfortiae,  vicecomiiii  Papiae  ooiniti 
prid.  id.  dec.  1458  Romae.  im  cod.  Dresd.  f.  91. 

25)  Blondus  Fl.  Alphonso  Poriugaliae  et  Algarbü.regt;  lal 
mart.  1459.  im  cod.  Dresd.  f.  113  sq. 

26)  Biondo  Fl.  Börse  dnx  illoatr.;  XVU  kal.  febroarüs  1460. 
im  cod.  Dresd.  £.  97  aq. 


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FUmo  Kondo.  85S 

27)  Blondus  Fl.  Joanni  Fernandi  regia  oratori  BomM  a.  d. 
m  kal.  febr.  1461.  im  cod.  Dresd.  f.  II  I. 

28)  Blondus  Fl.  Gregorio  LoUio  Piccolomeo  pridie  idoa  Mp- 
tembres  1461  Romae.  im  cod.  Dresd.  f.  106. 

29)  Blondus  Fl.  Gregorio  Lollio  PioeolonMO,  BomM  ».  d.  XIT 
kal.  octob.  1461.  im  cod.  Dresd.  f.  109. 

30)  Blondus  Fl.  Gregoiio  Lollio  PioMil.,  BomM  pridM  kaliBdat 
oetobr.  1461.  im  cod.  Dresd.  f.  110. 

31)  Blondus  Fl.  Ludovico  marchioni  Maniuaei  B(niMa.d.  Vü 
kal.  jan.  1461.  im  cod.  Dresd.  f.  120. 

32)  Hennolaus  Barbaras  FLBlondo  1462.  hei  Agosiini  a.  o« 
Ip.  255. 

33)  Herniolaus  Barbarus  Blondo,  ex  Perusia  pridie  kalendaa 
januar.  1462.  im  Wiener  codex  711  (26  ital.  staatea)  b.  m  fol. 

II.  undatierte  oder  nicht  sicher  bestimmbare  briefe. 

34)  Leonsrdna  fkm  Forlifiaiisi;  in  L.  Brnai  Aret  epiat.  II 
p.  63. 

35)  Leonardns  WMü  Focoliviflnai,  kal  Martü,  Floeantiae, 
ebenda  p.  181«   

.36)  F.  Barbanif  Blondo  Forlimnsi,  ex  Zopola  XVn  kalend. 
oelobr.  in  Barbari  «pisl  appead.  p.  72. 

37)  F.  Bavbaxiis  Blondo;  Vaaatils  IV  noaas  jannariaa;  bei 
Quirini,  durixibe  pcaelimin.  p*  618  ond  im  cod.  Dresd.  f.  81. 

38)  LaoiMitina  Yallonsis  Blondo  FUt.  Neapoli  idibns  janoMr. 
in  den  epistolao  principum,  VenetUs  1574  p.  360. 

39)  -  Blondus  1^  Heraolao  Bsrbaro  epiMopo  Tarroino,  Bomae ; 
im  ood.  Draed.  i  117* 

40)  Jaoobos  Bracelleos  Blondo;  im  eod.  Dresd.  1 120. 

41)  BlondnsFL  F.  esidia.  Cohninae  JH  kal.  jan.  (dem  Inhalte 
naefa  ans  Femm).  im  ood.  Dresd.  f.  119. 

42)  Quirin!,  gedenkt  in  smner  diatribe  praelimin*  p.  210 
eines  briete  des  Chuudno  an  Flano  *de  ea  antem  pestikntia,  quae 
Veronam  Ternnt  (se.  1430)  mentionem  ÜMit  Qiuinnns  periter  in 
spiatola  ad  FlaTium%  der  biief  steht  im  Yeroneser  codex  des  Fraa« 
deoBsMusellias. 

43)  Lodovicns  Foscarinna  FL  BUmdo.  bei  Agostyii  a.  o. 
I  p.  76. 

44)  Braeellei  Qeaaeasia  ad  Blondom  Slavinm,  apoetolioiim 
seeretariam  deaedptio  oiae  Ligostieae.  bei  ZaehariaSy  iter  litte* 
rariam  per  ItsUam,  Veaetais  1762  p.  66. 

Lnipsia«  Auwu>  ICaanra. 


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3bi         X  H.  Ddahwati  MMg«  nr  akpoHÜmiUhn. 


S7. 

JOHANN  HEINRICH  DEINHARDT,  DR.,  WEIL.  DIRECTOR  DES 
KÖNIGLICHEN  GYMNASIUMS  ZU  BROMBERG,  EKITRAGE  ZUR  DISPO- 
8ITI0N8LEURE.   FÜR  DEN  GEBRAUCH  AN  HÖH£1UBN  LKH&AN8TALTBH. 

JBWfilTB  ▲UFLAQS.  Blomberg.  1878. 

Dm  MUttw  liiw  TwioMmBilliiiig  bat  lioli  Twrmliart  goMhoM  dnitli 
▼eraaftaltiiBg  eiaflr  iwaten  anflage,  ^  aieh  tnncriioh  dnrokcni 
teidliolbere  gütalt  fmpflehli»  dm  pabUflom  ebe  «rbeit  d«8  vor  dner 
xdhe  Ton  jabreii  Terstorbetten  dkvelor  IMibaidt  «iednr  ingänglidi 
IB  M^mi  die  s«imt  als  progrnw  miluaii  «id  die,  wie  sie 
bisher  ndi  maaebeiii  lebrtfr  des  devtsehen  an  bSberen  lehraaitito 
ittMi<di  erwieseBt  eneh  sslnr  wdiett»  in  mkonfteieteerlBaintleMr 
safittdenu  ishi^beaiditetberitaigessiiftkaB,  veDiiiehciiadeB| 
em^eiiieB  der  aeiieii  auflege  aiilass  sa  einer  eiagelienderen  W 
spraeboiig  Bdiaiet 

Was  der  lehret  des  deoisehen  tu  praktisoheiii  gebraaoh  viel- 
kieht  tmildist  soobt,  «ae  reiebe  answabl  toh  tiiemateB  und  aa- 
dentQBgen  Uber  deren  disposition,  das  ist  nieht  in  dem  vorHegeiidei 
werkehen  an  finden«  dasselbe  ist  lielniebr  ein  yersndit  die  lehre  tob 
d«r  dispodtion  naeh  ihren  allgemeinsten  anforderongcn  in  ai8g^ 
Hchsfeer  strenge  tn  entwidceln$  es  will  anfkllnmg  geben  Uber  dai 
wssen  der  dispesition  nnd  ttbor  die  fbraien  nnd  bedingungen  de^ 
selben,  wie  sie  bei  Jedem  ihema  in  frage  kommen,  ansftthnmgea 
ttber  dnige  haoptgathmgen  der  darstellnng  sind  dabei  nieht  aas» 
geschlossen,  eine  gewisse  henntiris  dieser  dinge  ist  lehrem  nie 
sdiüleni  nnerlKsriidi;  denn  dOrfen  wir  Ton  sokhen  aHgemdiieB 
regeln  amdi  nii^  den  dienst  erwarten,  daes  sie  nns  etwn  der  mlüic 
des  naehdenkens  Uber  die  anordnmig  irgend  eines  gegebenen  stoiM 
nbeiheben,  so  haben  wir  an  ihnen  doch  krlterlen ,  naA  denen  wir 
eine  ywn  nns  anllpestellts  disposlUon  piUftin  klhinen  nnd  die  nns  sadi 
Ton  Tom  herein  Ton  manchen  abwogen  beim  sndien  aMialten  wer- 
den, aber  abgesehen  Ton  der  bedentong,  welche  die  allgememe 
dispodtionslehie  ab  Torbereitong  nnd  Torbedingnng  ftr  die  st»- 
avbe!tQttg  deutscher  aoMtae  hat,  bietet  sie  andt  ränfttr  sich  ein  un- 
mittelbtfes  interesse.  denn  da  sie  eigentHdi  weiter  mchts,  als  die 
anwendnng  gewisser  logiecher  regeln  auf  iigend  welchen  stoff  ^er 
darstdlnng  ist,  bildet  sie,  wie  der  verf.  mit  recht  hororiiebt,  «iae 
art  philosophischer  propftdeutik,  die,  wie  man  jetzt  wol  allgemeiii 
ilberaengt  ist ,  ungleich  ntltzlicher  und  fruchtbarer  wirken  kann  als 
ein  systematischer  abrisz  der  logik,  wie  er  früher  wol  auf  vielen 
gymnasien  ttblich  war.  dies  logische  interesse,  welches  der  verf.  fftr 
seine  arbeit  in  anspmoh  nimmt,  Teranlssst  mich,  diesem  paaetis 
der  besprschnng  besondere  beachtung  anzuwenden. 

Ausgehend  von  den  bekannten  Unterscheidungen,  welche  die 
alten  fttr  die  schulmäszige  behandlnng  der  redekunst  machten,  in* 
Tcntio,  dispositio,  elocntio,  memoria  nnd  pronnntiatio  bestimmt  der 


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J.  U.  Deinhardt:  beitiäge  zur  dkpositioailehn.  2bo 

Terf.  das  wesen  der  disposition  dahin,  dasz  es  die  allgemeine  ge- 
dankenform  und  Ordnung  sei ,  die  dem  aufsatz  zu  gründe  liegt,  mit 
bemfung  auf  einige  trefl"ende  ausführungen  des  Quintilian  erläutert 
er  die  Wichtigkeit  einer  zweckmäszigen  disposition  des  slotl'es,  der 
je  nach  der  form  der  canordnung  einer  ganz  verschiedenen  Wirkung 
fthig  ist.   von  vorn  herein  wird  nachdrücklich  darauf  hingewiesen, 
dasz  die  notwendige  Voraussetzung  einer  guten  disposition  die  gründ- 
liche durch forschung  des  gegenständes  ist;  denn  die  anordnung  darf 
nichts  willkürliches  sein,  sondern  musz  so  zu  ^agen  aus  dem  stoflf 
herauswachsen;  sie  wird  sich  also  um  so  ungezwungener  und  sicherer 
ergeben,  je  tiefer  und  allseitiger  der  stoti'  aufgefaszt  worden  ist. 
dazu  dürfte  nur  zu  bemerken  sein,  dasz  diese  enge  innere  beziehung 
'    zwischen  stoff  und  disposition  doch  nicht  so  zu  verstehen  ist,  als  ob 
überhaupt  die  gesichtspunkte,  die  für  ein  thema  sich  eignen,  sich 
!    nicht  auch  bei  einem  andern  wiederholen  dürften,    denn  gewisse 
teilungen  passen  vermöge  ihrer  allgemeinheit  auf  mancherlei  gegen- 
stände der  darstellung,  und  diese  ihre  brauchbarkeit  für  verschiedene 
themata  ist  durchaus  kein  beweis  dafür,  dasz  die  gesicbtspunkte  zu 
äuszerlicb  gewählt  sind  und  dass  bei  eingehenderer  durcharbeitung 
flUs  Stoffes  sich  eine  eigentümlichere  gliederung  hätte  ergeben  müssen ; 
du  eigentümliche  wird  dann  eben  in  den  Unterabteilungen  liegen, 
der  grund  davon,  dasz  die  hauptgliederung  für  gaoE  Tersohiedene 
themata  dieselbe  sein  kann ,  ist  zum  teil  darin  za  suchen ,  dasz  beim 
disponieren  zwischen  zwei  forderungen  ein  aasgleich  getroffen  wer» 
fUn  nmaz;  einerseits  nemlieb  soll  die  disposition  möglichst  aus  dem 
Wesen  der  saebe  geschöpft,  also  möglichst  eigentttmlieh  und  speeiell 
MD&i  anderseits  solkn  dodi  die  bauptgesichtspnnkte  mögUcbefe  nm« 
UmmA  vaA  der  henptleile  nur  wenige  sein,  eine  for^mng,  dk 
SsBsse  folgenderateeieii  Itonnliert:  partes  innnmerabiles  esse  e( 
|sr?ss  Bon  q^Kirtet;  idem  mäm  bebel  nimie ,  quod  nnlla  divisio.  es 
fanm  BichijedM  ÜunawuA  eeine  ganz  eigentflinliohelMmptgliedenmg 
IüUb.  wie  ^Mm  dacsiellnngen  kenn  man  eine  teüimg  unterlegen, 
^  sisli  gMedMt  aech  de»  drei  geisleifnmögen  «rkenaen,  fühlen, 
wotten,  oder  aacli  kfivper  und  gmt  der^^ 
Da  jede»  dis|Knueren  iiof  voift^^ 
I    gwm  in  eeiaea  teUfin  bemhl,  weist  der  TerfL  in  dem  sweiten  eb* 
I   Mibnift»  der  Wem  der  ialvt^  mm  gmmm  im  allgeneineB  wd  de» 
i    oWsten  dispeeijaiMuregehi*  beaddt,  sroScbst  auf  die  «eitreiebende 
fldteiig  dieeee  verblltnisseg  bin,  dae  eOa  spbSren  des  daeeins  darob- 
^ngt  anda  in  der  ^reebe  ptigi  neb  die  groeie  badsntung  des- 
iiKbsii  ab;  die  dentecbe  sipraebe  «aibilt  eiae  rsiobe  AUle  ▼on  wort» 
Reagan  Ton  dem  stsaame  *teü',  Ton  dsMi  der  vart  eine  fibarsiebt 
!    (pVt  dsb«.  fliesst  die  benarbung  unter,  daei  selbeiiiiieergeietigaiee 
Tttd  bewnsteetes  ibiui,  nemlidi  dae  artefl«  eui  teika  sei  und  daber 
tteb  seuien  naman  babe.  niemsod  wild  in  abrede  stdkn,  dsea  xa> 
^tiWa  «a  oaaiq^tnBi  Ton  'tsüen'  eei$  aber  ea  gibt  oooiioaifta  die 
•ksa  durch  die  zasammensetsnag  eine  aigMitttmUehe  bedantoag  er- 


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256  J.  H.  Deinbardt:  beitrage  sar  dispoiitioiiftlehre. 


halten;  in  'erteilen'  und  'zuerteilen'  ist  beispielsweise  von  wirk- 
lichem teilen  wenig  zn  erkennen  und  unter  urteil  verstanden  unsere 
altvordern  nichts  anderes  als  richterspruch,  entscheidung,  behauptung, 
wie  unter  'urteilen'  nichts  anderes  als  'eine  entscheidung  füllen', 
'behau])ten',  ein  Sprachgebrauch ,  der  durchaus  gesund  und  richtig 
ist;  denn  das  wesentliche  des  urteils  besteht  eben  darin,  dasz  es 
etwas  behauptet,  es  ist,  wie  die  Kantianer  es  definieren,  erkenntnis 
durch  begriffe,  dasz  dem  urteilen  wol  auch  ein  teilen  zu  giunde 
liegt,  ist  eine  Weisheit,  die  unsem  unphilosophischen  vorfahren  zu- 
zutrauen selbst  dann  eine  gewagte  sache  wäre,  wenn  wir  ihren 
Sprachgebrauch  nicht  mehr  controlieren  könnten,  doch  darin  gebt 
der  verf.  nicht  so  weit,  als  andere;  selbst  in  vielgebrauchten  neuem 
lehrbüchern  der  logik  erhält  sich  die  fabel,  dasz  urteilen  ein  zerlegen 
in  die  ur- teile  sei ,  eine  ansieht ,  die  ebenso  sehr  aus  sachlichen  wie 
aus  sprachlichen  grtlnden  unhaltbar  ist. 

Das  Verhältnis  des  ganzen  zu  seinen  teilen  läszt  sich  im  allge- 
meinen von  zwei  Seiten  betrachten ;  man  kann  nemlich  das  Verhält- 
nis des  ganzen  zu  den  teilen  zusammengenommen  und  das  Verhältnis 
des  ganzen  zu  jedem  teil  für  sich  ins  auge  fassen ;  dazu  kommt 
drittens  das  Verhältnis  der  teile  unter  einander,  daraus  entwickeln 
sich  die  drei  gmndregeln  der  disposition,  wie  sie  s.  15  aufgestellt 
worden,  diese  nachweisung  ist  übersichtlich  und  klar  bis  auf  einen 
punct,  der  nicht  übergangen  werden  darf,  es  wird  gleich  s.  12 
durch  ein  beispiel  die  später  erst  ausführlich  begründete  unter 
Scheidung  zwischen  division  und  partition  eingeleitet;  dieselbe  be- 
ruht im  gründe  auf  dem  unterschiede  des  umfangs  und  inhalts  der 
begriffe,  diese  Unterscheidung  ist  aber  von  dem  verf.  nicht  mit  hin- 
reichender klarheit  durchgeführt ;  er  spricht  s.  13  von  dem  Verhält- 
nis des  ganzen  zu  den  teilen  und  wendet  da  auf  beide  arten  von 
teilungen,  division  und  partition,  die  neralichen  grundsätze  an.  er 
sagt :  'das  ganze  hat  einen  gröszern  umfang  als  jeder  seiner  teüe, 
da  es  ja  auszer  ihm  noch  alle  andern  teile  in  sich  enthält  oderiMt 
andern  worten:  das  ganze  ist  dem  teile  übergeordnet,  dagegen  ist 
der  teil  dem  ganzen  untergeordnet',  das  ist  richtig,  so  weit  es  sich 
um  den  umfang  des  begriffes  handelt,  wird  aber  völlig  verkehrt,  SO* 
bald  man  es  auch  auf  die  merkmale  des  inhalts  anwendet,  wie 
verf.  thut ,  wenn  er  fortfährt :  'auch  der  leib ,  sowie  die  seele  (di« 
beispiel  hatte  er  oben  gewählt)  sind  dem  menschen  überhaupt  sflb* 
ordiniert,  leib  und  seele  sind  momente  des  menschen,  dienurift 
menschen  ihren  bestand  haben  und  daher  ist  der  begriff  des  leibw 
für  sich ,  so  wie  der  der  seele  fdr  dich  von  geringerem  umfange  tb 
der  des  menschen',  als  ob  leib  und  seele  meht  auch  im  tfaien  Im* 
stand  hätten !  jedes  merkmal  eines  begriffis  kommt  erstens  iiotwen^ 
immer  im  begriffe  selbst  vor,  zweitens  kann  es  aber  auch  noohäi 
manchen  andern  begriffen  vorkommen,  hat  also  entweder  einen  alMB* 
so  groszen  oder  einen  gröszern  umÜBing  als  der  begriff,  liegt  mir 
eine  ungenauigkeit  im  ausdroek  tot  und  hatte  der  wt  in  ü* 


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J.  U.  Deiohaidtt  Mttige  sau  dispotitioiuieiu:«.  257 


gezogenen  stelle,  wenn  er  von  umfang  >pricht,  eigentlich  den  inhalt 
im  sinn,  was  man  nuch  dem  Wortlaut  füglich  nicht  annehmen  kann, 
so  darf  auch  dies  bei  dem  in  der  logik  so  durchaus  fest^tehenden 
Sprachgebrauch  in  besug  auf  Inhalt  und  umfang  des  begriilk  nickt 
ungerUgt  bleiben. 

Ueberhaiipt  gibt  die  philosophische  spräche  des  verf.s  zu  man- 
chen ausstellungen  anlasz.  gleich  in  dem  nächsten,  dem  dritten  ab- 
schnitt geht  er  näher  auf  das  wesen  der  divisio  und  partitio  ein  und 
nimmt  seinen  ausgangspunkt  von  dem  unterschied  zwischen  indi- 
vidaum  und  gattung,  den  er  den  grundunterschied  der  Substanzen 
nennt,  als  Zusammenfassung  einer  reihe  irgend  wie  zusammen- 
gehöriger einzelwesen  mag  man  immerhin  die  gattung  auch  Substanz 
nennen;  aber  nur  zu  leicht  und  fa^t  unbemerkt  geht  gattung  in  die 
bedeutung  von  gattungsbegriff  über,  wie  auch  bei  dem  verf.  schliesz- 
lich  der  hier  behandelte  unterschied  zu  dem  unterschied  zwischen 
einzelwesen  und  begriff  wird,  darum  sollte  man  sich  wol  hüten,  mit 
dem  ausdmck  Substanz  zu  freigebig  zu  sein,  die  unvorsichtige  an- 
wendung  desselben  birgt  schon  den  durch  die  ganze  ge schichte  der 
Philosophie  so  verhängnisvollen  irrtum  der  wesenhaftigkeit  des  all- 
gemeinen in  sich,  des  Aristoteles  i>€UT€pai  ouciai,  auf  die  sich  der 
verf.  bezieht,  gestehen  eben  den  gattungen  nur  in  secundörem  sinne 
substantialität  zu;  im  ersten  und  eigentlichen  sinne  sind  auch  nach 
Aribtoteles  nur  die  individuen  Substanz. 

Um  nun  auf  den  unterschied  zwischen  divisio  und  partitio, 
oder,  wie  der  verf.  die  ausdrücke  zweckmäszig  verdeutscht,  zwischen 
einteilung  und  zerteilung  einzugehen,  so  hätte  er,  wie  mir  scheint, 
besser  gethan,  gleich  vom  begriff  auszugehen,  an  dem  sich  ja  allein 
beide  arten  von  teilungen  vollziehen  lassen  und  der  mit  seinen  be- 
stimmnngen  'umfang'  und  'inhalt'  die  klarste  exposition  des  Unter- 
schiedes gestattet,  dem  verf.  dagegen  verschiebt  sich  das  ganze  Ver- 
hältnis, indem  er  partition  und  division  ihrer  ursprünglichen  be- 
deutung nach  die  eine  dem  individuum,  die  andere  der  gattung  oder 
dem  begriff  zuteilt,  die  definition  des  Quintilian :  sit  igitur  divisio 
rerum  plurium  in  singulas:  partitio  singularum  in  partes  discretus 
ordo  et  recta  quaedam  locatio  prioribus  sequentia  aduectens  mag 
wol  mit  die  veranlassung  gewesen  sein  zu  seiner  meinung ,  dasz  die 
partitio  ihren  eigentlichen  sitz  habe  im  einzelwesen  und  auf  die  be- 
griffe nur  insofern  zu  übertragen  sei,  als  auch  sie  wieder  als  eine  art 
von  individuen  betrachtet  werden  können ,  weil  jeder  begriff  durch 
die  ihm  eigentümlichen  merkmale  gegen  jeden  andern  scharf  ab< 
gegrenzt  ist.  dadurch  erhält  die  ganze  ausführung  etwas  schwanken- 
des, nicht  an  dem  begriff,  sondern  an  dem  individuum,  das  im  um- 

eines  begriffes  steht,  soll  zunächst  die  zerteilung  nur  stattfinden 
ÄÖrfen.  so  heiszt  es  s.  21:  'bei  einer  zerteilung  der  dreiecke  wird 
irgend  ein  bestimmtes  dreieck,  also  ein  individuum  vorausgesetzt 
'Äd  dieses  in  teile  zerlegt',  aber  warum  soll  ich  bei  einer  partition 
d«  dreiecke  nach  seite  und  winkeln  an  ein  bestimmtes,  individuelles 

N.  jAbrb.  f.  plill.  o.  päd.  II.  abU  1S79.  hA.  ö  o.  6.  17 


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258 


J.  H.  Deiohardt:  beitr^e  zur  dispoaiÜonslehre. 


dreieck  denken  müssen?  kann  ich  diese  teilung  nicht  als  eine  Zer- 
legung des  begriflfs  in  seine  merkmale  auffassen?  ja,  musz  ich  sie 
nicht  so  auffassen?  bei  einer  teilung  eines  bestimmten  dreieck> 
müste  ich  ja  auch  bestimmte  Seiten  und  bestimmte  winkel  im  sinue 
haben,  was  hier  nicht  der  fall  ist.  strenggenommen  würde  man  von 
dieser  auffassung  aus  nie  zu  einer  eigentlichen  begriflfszerlegung 
kommen  können,  wenn  der  verf.  im  weitem  verlauf  seiner  dar- 
Stellung  dennoch  eine  solche  anerkennt,  so  gelangt  er  dazu  auf  dem 
wege ,  dasz  er  die  begriffe  in  gewissem  sinne  wieder  als  individuen 
bezeichnet  und  so  den  unterschied  zwischen  individuum  und  begriff 
als  einen  'flieszenden'  hinstellt,  damit  ist  aber  die  sache  nicht  auf- 
geklärt, sondern  eher  verdunkelt,  begriff  und  individuum  stehen  in 
geradem  gegensatz  zu  einander,  allerdings  hat  sowol  der  begriff, 
als  dii6  individuum  seine  einbeit.  aber  die  einheit  des  erstem  unter- 
scheidet sich  auf  das  schärfste  von  der  einheit  des  letztem,  die 
erstere  setzt  sich  zusammen  aus  allgemeinen  merkmalen  in  begrenzter 
zahl,  die  letztere  besteht  in  einer  bestimmten  Verbindung  anschau- 
licher teile,  deren  merkmale  der  zahl  nach  unbegrenzt  sind,  wah- 
rend also  ein  begriff  durch  worte  vollständig  mitgeteilt  und  bestimmt 
werden  kann,  ist  ein  bestimmter  gegenständ  der  anschau ung  durch 
die  beschreibung  in  Worten  niemals  völlig  zu  erschöpfen,  vielmehr 
bliebe,  wenn  man  es  dahin  bringen  wollte,  dasz  sich  der  leser  oder 
hörer  auch  wirklich  dies  bestimmte  einzelwesen  oder  diesen  be- 
stimmten Vorgang  dächte,  nichts  anderes  übrig,  als  auf  die  aa- 
schauung  selbst  zu  verweisen,  ich  mag  einen  einzelnen  menschen 
noch  so  genau  beschreiben,  meine  beschreibung  wird  doch  nochmf 
hundert  andere  passen ,  erst  die  anschauung  kann  völlige  bestimaifc* 
heit  ergeben,  auf  diesen  Unterscheidungen  beruht  der  gegensats 
zwischen  beschreibung  und  begriffserklärung;  ist  dieser  unterschied 
für  Schüleraufsätze  auch  nicht  von  sonderlicher  erheblichkeit,  weil 
es  sich  da  nur  selten  um  systeniatisch  strenge  begriffserklänmgen 
handeln  wird,  so  kann  er  doch  seiner  logischen  bedeutong  lUMsh  den 
sehülem  klar  gemacht  werden. 

Die  ausftlhrung  des  fraglichen  punctes  hätte  denmadb  mit  be> 
rücksichtigung  der  vorher  entwickelten  dispositionsregeln  etwa  fol- 
gende' gestalt  erhalten  müssen:  der  begriff  kann  geteilt  werte 
einerseits  nach  seinem  nmfiing ,  anderseits  nach  seinem  inhalt;  dis 
erstere  teilong  ist  eine  divisi<»i,  die  andere  eine  partition;  in  bdden 
fällen  kann  beim  begriff  yoUatladigkeit  erreicht  werden,  d.  h*  es 
ist  in  yUäiem  ffiUen  möglich,  die  den  om&ng  des  begriffe  biltete 
«rten  sftmmtlich  anfsnustiikn,  wie  anoli  aUb  meckmale,  diad«Bml|ftt 
anemaohen,  zu  beieiöhnen.  beim  iftdividinifli  ftUt  aalMveratfadli^ 
die  diyision  wenigstens  als  banplleilnng  gaos  mgt  da  hier  der  wakir* 
schied  von  inbalt  imd  nmfimg  aoi^feliob«!  iat;  der  ToUstlndige  In- 
halt ist  eben  zogleiidi  der  mnlang.  wihrand  «in  begriff  raier  voll- 
ständigen bestimmniig  duroh  worte  flhig  ist,  kann  ich  anea  eiii- 
aelnen  gegenständ  oder  Vorgang  in  der  beeobreibnngnie  voUstiadig 


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J.  E  Deinhardt:  beitoige  mr  dk^poiiüoiiilebre.  269 

enehSpüni,  obwol  «s  m  Idieliies  ist»  enebOpfend«  gesiebt  spnnkto 
der  i^nng  anftiuteUieii;  solebe  godobttpiinktt  nnd  bi«r  nwt  W6g>> 
weiaer  naä  strassoi  von  nacBdlicber  aiivdebiiiuig,  die  iflb  abM)  ii& 
auLls  gmz  werde  znrflcklegeii  kdaaen.  teile  ieb  z.  b.  fiuii  iweoke 
mmt  beBehmbang  ein  bestimmtes  bmis  ein,  so  wttrde  iek  mit  mer 
USxmg  in  rechte  und  linke  biUle  initweifelbaffc  eine  dae  gerne  um* 
Cusende  diepoeitioa  baben;  oder  wenn  ieb  den  lebenslanf  eines  be« 
stimmten  mensdieB  sehüdere,  so  würde  die  teilung  in  kindeealter, 
jUnglingsalter ,  maaaesalter^  greisenalter  gleichfalls  anspruob  aof 
TollstS^igkeit  haben;  aber  die  ausflttirung  im  einzelnen  wird  immer 
binter  der  anschauang  zurückbleiben,  so  bieten  sieh  uns  immer  Ar 
räumliche  teilong  in  den  dimensionsbestimmungen  unten  und  obeUi 
hinten  nnd  vom,  reehts  nnd  links,  für  die  zeitliche  teilung  in  den 

I  bestbnmnngen  anfang,  mitte  und  ende  föcher  dar,  die  allen  nur 

i  XD0gliohen  inhalt  des  gegeKstandee  in  sich  bergen  können,  aueh  die 
anwendung  der  allgemeinen  yerhiltnisbegriffe  wie  inneres  und 
Snszeres,  form  und  iäialt  führen  immer  die  gewähr  der  vollständig- 
lieit  der  disposition  mit  sieb,  indes  ist  es  für  die  disposition  einer 

i  beschnibnng,  ^ner  Schilderung  u.  dergl.  durchaus  nidit  nötig,  dass 
auch  nur  die  gesichtspunkte  erschöpfend  sind;  wir  begnügen  ans 
häufig  mit  einigen  mOgliohst  iweekmKszig  gewählten  teilungs- 

I  gliedem,  die  nicht  das  ganze  umfassen,  sich  aber  mn  so  fruchtbarer 
erweisen  für  die  ausfttbnmg  im  einzelnen,  wenn  ich  z.  b.  eine 
Schilderung  von  Cäsar  geben  8<^lte,  könnte  ieh  mir  die  teilung 
denken:  Cäsar  als  Staatsmann,  als  feldherr,  als  gelehrter,  diese 
teilung  würde  den  historischen  Cäsar  bei  weitem  nicht  erschöpfen, 
würde  es  aber  ermöglidien,  die  herroniechendsten  und  bedeutsam- 
sten Seiten  seines  wesens  in  passender  auswahl  und  Ordnung  zur  be« 
sprechung  zu  bringen ;  sie  venichtet  auf  Vollständigkeit,  führt  aber 
anf  den  kern  der  sache  und  musz  uns  mehr  befriedigen  als  eine  tei- 
lung etwa  iweh  dem  scbema:  Cäsar  nach  seinem  änszem  nnd  nach 
seinem  innem,  welche  den  in  diesem  falle  sehr  zweifelhaften  vonng 
^ler  Vollständigkeit  für  sich  haben  würde,  beiläufig  gesagt  kann 
man  übrigens  die  vorher  angegebene  teilung,  die  ihrem  wesen  nach 
eine  partition  ist,  auch  als  eine  art  division  betrachten,  man  kann 

I  sich  uemlich  unter  Cäsar  zunächst  ein  menschliches  Individuum 
überhaupt  denken  und  die  bestimmten  erscheinungsformen  desselben 
äls  seine  arten  ansehen,  auch  bei  begriffserdrterungen  wird  die 
Disposition  häufig  nur  eine  fragmentarische  sein ,  ohne  deshalb  den 

I  Vorwurf  der  untauglichkeit  zu  verdienen.   Vollständigkeit  ist  eben 

1  oft  nur  im  systematischen  Zusammenhang  der  Wissenschaft  möglich, 
^0  die  vorbegriffe  in  genügender  schärfe  erläutert  und  die  Stellung 
jedes  einzelnen  gliedes  im  ganzen  genau  bestimmt  ist.  an  den  oben 
^geführten  verhältnisbegriffen  hat  man  auch  bei  begriffsteilungen 
h&ufig  ein  bequemes  hilfsmittel,  um  eine  teilung  zu  ermöglichen,  bei 
^er  man  von  vorn  herein  der  Vollständigkeit  gewis  ist.  aber  dann 
Werden  die  teilongsglieder  meist  an  zu  grosser  allgemeinheit  leiden 


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260  J.  £L  DeinluiKdt:  Mtr«g«  bot  dnpottUQailfihxe. 


und  wir  w«rd«i  Ton  der  saofae  vielleicht  eise  minder  klare  m- 
steUoqg  «nengen,  als  bei  mehr  concreter,  wenngleich  unvollständiger 
teilung.  man  aieht,  die  regel,  die  dispositimmttMe  volleUndig  seiii, 
ifli  in  der  präzis  doch  sehr  cum  grano  salis  zu  nehmen. 

Ich  moste  mich  über  den  dritten  abschnitt  des  werkchens  wegen 
manigfaoher  abweichungen  in  der  auffassung  des  ganzen,  die  mich 
übrigens  nicht  hindern  das  treffende  und  nützliche  vieler  einzelner 
bemerkungen  anzuerkennen,  etwas  ausführlicher  verbreiten;  desto 
kürzer  kann  ich  mich  über  die  folgenden  beiden  abschnitte,  den 
vierten  und  fünften ,  fassen ,  in  denen  die  lehre  von  der  partitio  auf 
raumgebilde  und  Zeitereignisse  angewandt  wird,  die  hier  gegebenen 
ausführungen  enthalten  sehr  schätzenswerte  winke  für  die  zweck- 
mäszige  und  übersichtliche  gliederung  eines  räumlichen  oder  zeit- 
lichen ganzen,  behr  faszlich  und  einleuchtend  sind  z.  b.  die  for- 
derungeu  au  geschichtliche  darstellungen  entwickelt,  in  einfacher 
anlehnung  an  die  zeitlichen  bestimmungen  anfang,  fortgang,  ende, 
gleichzeitiges  und  umgrenzendes,  die  betrachtung  des  zeitlichen 
nacheinander  führt  naturgemäsz  über  zu  dem  begriffe  der  Ursache 
und  weiter  zu  dem  des  Zweckes,  in  bezug  auf  den  letztern  würde 
ich  es  für  rathsam  erachten,  in  der  schule  von  betrachtungen  über 
zweckmäszigkeit  in  der  natur  ganz  abzusehen  und  diesen  begriff  aui 
dasjenige  gebiet  zu  beschränken,  wo  er  allein  mit  voller  Sicherheit 
anwendbar  ist ,  auf  das  selbstbewuste  handeln  des  menschen,  denn 
alles  suchen  nach  wirklichen  zwecken  in  der  natur  führt  doch  immer 
nur  zu  mehr  oder  minder  geistreichen  spielen  des  witzes,  die  für  die 
strenge  erkenntnis  ohne  eigentlichen  gewinn  sind,  wenn  z.  b.  der 
verf.  die  auch  sonst  beliebte  betrachtung  anstellt,  dasz  das  anorga- 
nische reich  ein  mittel  für  das  organische,  von  den  organischen 
wesen  die  pflanzenweit  das  mittel  für  die  thierweit  und  die  thier- 
weit nebst  allen  andern  natürlichen  wesen  ein  mittel  für  den  men- 
schen sei ,  so  mag  das  für  uns  viel  bestechendes  und  einleuchtendes 
haben,  denn  unser  Selbstgefühl  wird  sich  sehr  lebhaft  angesprochen 
fühlen  durch  eine  ansieht,  nach  der  wir  uns  betrachten  dürfen  als 
die  kröne,  als  den  letzten  zweck  der  Schöpfung,  in  bezug  auf  welchen 
alle  reiche  der  natur  in  ein  System  nach  zwecken  geordnet  sind, 
aber  bekanntlich  kann  man  mit  Linn6  diese  ganze  betrachtung  auch 
umdrehen  und  sagen :  die  pflanzenfresser  unter  den  thieren  sind  da, 
um  den  wucheniden,  alles  verdrängenden  pflanzenw  uchs  in  schran- 
ken zu  halten;  die  raubthiere,  um  der  gefräszigkeit  jener  grenzen 
zu  setzen,  und  endlich  der  mensch,  damit  er  diese  verfolge  und  ver- 
mindere und  zwischen  den  schaffenden  und  zerstörenden  kräften  der 
natur  ein  gewisses  gleichgewicht  herstelle,  so  würde  der  mensch 
nur  den  rang  eines  mittels  für  die  erhaltung  des  ganzen  haben,  wer 
soll  hier  eine  objective  entscheidung  geben?  strenge  beweise  kann 
weder  die  eine,  noch  die  andere  ansieht  für  sich  ins  feld  führen ;  die 
neuere  naturforschung  bestreitet  daher  auch  mehr  und  mehr  die  be- 
rechtigung  einer  teleologischen  auffassung  der  natur  und  sucht  ihr 


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J.  H^Donhaidi:  beitrige  sm  cUqpoatumaleb^  261 


heil  in  der  streng  mecbanischen  weltansicht,  die  ttch  flberall  auf 
festem,  wiigtiiiarii«ftlichem  boden  halten  kann,  ob  man  deshalb 
Oberhaupt  von  zweekmigiigkeit  in  der  natnr  nioht  reden  dflxfe,  ob 
nicht  vielmehr  für  ein  gani  anderes  gebiet  als  das  des  wiimschaftr 
liehen  begreifens  dieselbe  eine  bedeutung  behalte,  das  zu  erörteia 
ist  hier  natürlich  nicht  der  Ott,  die  schoki  aber  kann  fttglioh  TOft 
teleologischen  naturbetrachloiigen  In  obigem  sinne  absehen. 

Nachdem  der  verf.  das  wesen  der  partition  und  die  hauptgebiete 
ihrer  anwendttng  erlflatert,  bleibt  ihm  noch  die  anhabe,  die  divi- 
sionen  oder  einteilungen  und  ihre  geeetae  an  besprechen ;  er  handelt 
daher  im  sechsten  abschnitt  von  dem  wesen  der  einteilung  and 
kommt  bald  auf  das  hauptmoment  derselben,  auf  das  einteilnng^ 
princip ,  über  welches  eine  eingehende  erörterung  folgt,  wenn  hier 
unterschieden  wird  swiaohen  einteilungsgründen,'die  auszerhalb  der 
Sache  oder  genauer  gesprochen,  in  den  beziehungen  derselben  za 
andern  dingen  liegen  und  solchen,  die  aus  der  sache  selbst  herge- 
nommen sind,  so  ist  das  klar  und  richtig;  wenn  aber  weiter  für  den 
letzteren  fall  die  zwei  möglichkeiten  unterschieden  werden  1)  man 
macht  nur  einen  bestandteil  oder  ein  merkmal  der  sache  zum  ein- 
teilungsprincip  oder  2)  den  inbegriff  aller  ihrer  merkmale,  d.  h. 
ihren  begidff,  so  verstehe  ich  wol  das  erstere,  das  letztere  aber  ist 
mir,  sofern  wenigstens  der  verf.  damit  das  eigentlich  zu  erstrebende 
ziel  einer  einteilung  bezeichnen  will,  nicht  recht  klar,  ich  könnte 
mir  wol  denken,  dasz  ich  für  die  feststellung  der  arten  einer  gattiing 
eine  modification  sämtlicher,  den  begrift'  bestimmender  merkmale, 
denn  dies  wäre  eben  der  inbegriff  der  merkmale,  zur  bedingung 
machte  und  nicht  blosz  eins  oder  das  andere  derselben ;  aber  da  werde 
ich  meist  im  dunkeln  tappen  und  die  einteilung  der  klarheit  und 
Einfachheit  entkleiden,  zum  dreieck  z.  b.  gehören  selten  und  winkel; 
eine  einteilung  der  dreiecke  wird  sehr  klar  ausfallen ,  wenn  ich  die 
Seiten,  sehr  klar,  wenn  ich  die  winkel  zum  einteilungsgrund  mache, 
sie  wird  aber  ziemlich  verworren  werden,  wenn  ich  selten  und  win- 
i^el  zugleich  zum  einteilungsprincip  machen  wollte,  die  Parallelo- 
gramme dagegen  werden  allerdings  nach  seiten  und  winkeln  zu- 
gleich eingeteilt,  doch,  sind  die  fälle  sehr  selten,  in  denen  alle  haupt- 
ii^trkmale  zusammen  einer  einteilung  zu  gründe  liegen,   der  verf. 
wollte  wol  auch,  wie  das  folgende  anzudeuten  scheint,  nur  sagen, 
Jttan  müsse  möglichst  die  wesentlichen  und  die  sache  am  schärfsten 
Destimmenden  merkmale  zum  princip  der  einteilung  machen,  das 
unbestimmte  der  auffassung  spiegelt  sich  wieder  in  einigen  der  bei- 
spiele,  die  er  für  seinen  zweiten  fall  anführt,  da  wird  u.  a.  die  ein- 
teilung der  Philosophie  in  logik,  physik  und  ethik  (von  der  sich 
"ongens  keineswegs  mit  dem  verf.  sagen  läszt,  dasz  sie  als  ein 
Sicheres  resultat  der  menschlichen  einsieht  und  Wissenschaft  für  alle 
jJJ^n  festgehalten  werde)  als  eine  solche  aus  dem  wesen  der  sache 
■•J^orgehende  division  behandelt;  aber  man  wird  wol  richtiger 
gehen,  wenn  man  logik,  phjsik  nnd  ethik  als  die  bestandteüe  auf- 


I 


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262  J.  fi.  DeiiikMrdt:  Mirftf«  mr  di^podikMialebre. 


iaszi,  aus  denen  sieb  das  ganze  der  philosophie  zusammensetzt,  nicht ' 
als  arten  der  pbilosophie.  wir  hätten  es  denmach  eher  mit  einer 
partition  sa  thun.  arten  der  philosophie  wftren  vielmehr  die  in  der 
gesohiehte  hervortretenden  philosophischen  Systeme,  das  Platonische, 
das  Aristotelische,  das  Leibnitzische,  das  Eantische  usw.,  denn  jedes 
derselben  macht  ansprach ,  das  ganze  der  philosophie  zu  umfassen, 
jedes  aber  thut  dies  in  wesentlich  verschiedener  aus^hrung.  da- 
gegen hat  der  verf.  recht,  wenn  er  die  ursprünglichen  geistesver- 
mögen ,  erkennen ,  fühlen ,  wollen  als  eine  division  bebandelt;  d'enn 
man  kann  den  allen  gemeinsamen  begriff  der  geistestliätigkeit  ab- 
sondern, als  dessen  arten  die  drei  genannten  vermögen  erscheinen, 
nur  kann  ich  ihm  nicht  beistimmen  in  bezug  auf  die  anordnung,  die 
er  für  diese  drei  grundvermögen  entwirft  und  eines  weitern  zu  be- 
gründen sucht,  dieser  versuch  geht  aus  von  dem  selbstbewustsein, 
aus  welchem  sich  zunächst  erkenntnis  und  wille  entwickeln;  erst  an 
dritter  stelle  folgt  das  gefühl  als  die  beide  genannten  thätigkeiten 
begleitende  Stimmung  der  seele.  ich  brauche  mich  auf  die  theone 
des  selbstbewustseins ,  die  hier  vorgetragen  wird,  nicht  einzulassen, 
sondern  kann  mich  auf  folgendes  beschränken:  die  drei  vermögen 
sind  qualitäten  des  innern  sinns,  von  denen  sich  keine  von  der  an- 
dern ableiten  läszt,  die  vielmehr  als  ursprünglich  gegeben  neben 
einander  .stehen  und  insofern  jede  beliebige  anordnung  gestatten, 
ihre  bedeutung  erhalten  sie  aber  erst  in  der  anwendung  auf  die 
sinnenweit  und  da  kann  kein  zweifei  sein,  dasz  wollen  und  bandeln 
bedingt  ist  durch  das  gefühl;  ehe  ich  'die  in  mir  liegenden  tendenzen 
in  den  äuszem  objecten  zum  dasein  bringen  kann',  wie  der  verf. 
sich  etwas  künstlich  ausdrückt,  ehe  ich  also  strebe  und  begehre, 
musz  mir  mein  gefühl  den  wert  der  dinge  bestimmen,  ebenso  wie 
ich  erst  etwas  erkannt  haben  musz,  ehe  ich  lust  oder  unlust  fühlen 
kann,  das  wollen  also  setzt  das  fühlen,  und  das  fühlen  das  erkennen 
voraus,  bleiben  wir  also  der  alten ,  klaren  Kantischen  anordnung, 
erkennen ,  fühlen ,  wollen ,  treu !  der  verf.  versucht  im  anscblusz  an 
seine  grundeinteilung  alle  secundären  psychologischen  begriöe  iD 
eine  schematische  Übersicht  zu  bringen ,  die  im  einzelnen  zu  prülcu 
bei  der  Verschiedenheit  in  der  anffassnng  der  grundlage  unfrucht- 
bar wäre. 

Ich  wende  mich  also  zu  dem  siebenten,  dem  letzten  abschnitt 
schon  in  den  vorhergehenden  abschnitten  weist  der  verf.  bei  gelegen- 
heit  darauf  hin ,  dasz  nicht  etwa  ausschlieszlich  entweder  eine  par- 
tition oder  eine  division  eine  darstellung  beherscben  sollen,  viel- 
mehr wird  in  den  meisten  fällen  ein  ineinandergreifen  und  eine  Ver- 
kettung beider  nicht  nur  in  der  weise  stattfinden,  dasz  vielleicht  die 
hauptteilung  eine  division,  die  Unterabteilungen  der  hauptgbeder 
eine  partition  darstellen  oder  umgekehrt,  sondern  auch  so,  dasz 
'während  sich  die  disposition  nach  dem  einen  dieser  teilungsp^^^' 
cipien  vollführt ,  in  den  sich  bildenden  teilen  wie  von  selbst  aucü 
das  andere  princip  sich  realisiert',  dieser  gedanke  wird  vi 


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J,  H.  Demhardt:  beitrSge  rar  cUipodtumslehre.  S68 

sehlnmbsohBiit  Biber  aoBgeftlbrt  und  dardli  die  uulyte  der  ertteii 
ode  des  entes  Imdies  des  Horas,  sowie  der  Beimteii  siäire  dee  erstra 
bnolies  sebr  ansohaiilieh  und  lebrreieh  esttolert  mieb  TeraalMst 
bier  nur  eis  ponel  tum  Widerspruch;  dae  iel  dasjenige,  wie  der 
TwC  ttber  die  Zerlegung  toh  utteUen  bemerkt  ee  Idingt  eebr  plan- 
dbd,  wmm  gesagt  nM,  mm  aerteile  da  «teil  mid  dlqMmieie^ 
wenn  man  ee  gani  dafitdi  in  daa  aulrject  «ad  prldkat  nilege,  ana 
ienen  es  beetdit.  fewia  muai  tiaiMt  Iber  die  in  behandeiadwi 
begriff»  da  aeiBt  mieb  wird  die  aergliedetung  der  subjeotiTOfalaUiiag 
wie  dee  pradieatabegrift  elae  beüaaaie  aad  gewiaabriagende  tot* 
atbeit  eein,  ja ea  biaa  auwdlea eiae  iwdgliedevige  diipMttien  aidi 
wesentKeb  aalebaea,  der  «nie  taQ  aa  daa  anljeol,  der  iweite  aa  das 
prädicat,  aber  die  bedeotung  dea  artoila  liegt  weder  im  aabject,  noA 
im  prSdioat  fbr  rieh,  aoadeni  gmde  ia  der  ari  der  Teibiadniig  bei- 
der, ia  dem  aieiiteB  ftUea  wM  rieb  übö  sagen  laaeen,  daai  ama 
€01  urteil  dardi  lerlegung  in  subject  aad  priUHeatabegfüf  aad  darrii 
«ne  daraa  aidb  anaeblieeaeade  digKwittoa  wol  aerieüt,  aber  aaritaa« 
gkicb  lerstlbrt  wire  i.  b*  daa  tliema  in  bearbritea  *^  benÜMbaft 
mm  kri^  ist  die  beate  gewibr  dea  HtMeaa*  aad  aum  wollte  im 
«ntfla  teil  im  altgeiMiaea  Aber  kriegsberritMbaft  aad  waa  daaiit 
samaiaiealiBiigt,  im  iweitea  teil  über  den  IHedea  nad  daa,  waa  ifai 
Boheiti  baadela,  ao  wttrde  aiaa  daa  tbaaia  vieUbA  aaatniftn,  aieht 
aber  diia  weeeattiebe  demelbea  trete,  maa  kaaa  dem  aehttler  im 
gnmde  gar  Iteiaea  flebleebtein  ralb  erteilea  ala  dea,  lom  aweoke  dttr 
dispoeitUm  «iaea  ia  arteHaform  aaageeprodbeaea  tbenaa  ea  aal  & 
«agegebeao  wriae  m  aeilegen;  die  baiq^tmeba  wM  dadardi  oft 
!  gwadbni  varMlt  daa  alehele  araai  immer  aeia,  die  aafiaerkaam* 
keit  auf  dia  art  der  Teibiadaag  la  kakea,  Ia  der  aalijeet  aad  pii- 
dimt  rieben,  also  sa  prttfea,  ob  daa  veibtit^  eia  eiaoidaeadea  oder 
«meaaflalea  oder  daa  eiaes  ganaea  la  aeiaeateikaiat;  daaa  erat  bat 
man  la  ftagea,  ob  die  ia  rede  ateheadea  begriie  aaeb  riaer  er» 
ilrionmg  bedflita.  aar  daaa  wird  akh  der  gaag,  dea  die  dar- 
strilimg  SU  aebmea  bat,  nMg  beeüaunea  laaeen.  eiaea  aohlagea- 
den  beweis  für  die  feblerbaft^lcrit  der  Yom  Terf,  gagebeaea  tor- 
«shrift  liefbrt  eben  dai||eaige  beiapiri,  daa  er  lar  eiliiitenmg  seiner 
sUgemeiaen  anaflUmmgea  aus  Sehmeiaaen  lebibaeb  der  rbetorik 
beibringt,  diee  ihema  laateti  dio  feligioa  bat  eiaea  bohea  wort* 
ieh  bemluke  Im  ^orbeigeiiea,  daaa  iob  eia  tboma  ia  aoaabeatimmtir 
tenag  aiomalB  aebttlarn  zur  bearboitaag  wiegen  wflrde;  ieh  bitte 
«e  etwa  formuliert:  welebe  aegnungea  verdankt  der  menaeh  der 
religion?  deaa  daa  ist  ee  ungeföhr,  was,  wie  die  dispoaitiea  aeigt, 
der  tbemaateUer  damit  wilL  dorii  diee  tikat  ai^ta  weiter  aar  aaebe ; 
jedfliifidla  liegt  hier  ein  verbSltnis  yon  gmnd  und  folge  Tor:  der 
wart  der  rriigion  zeigt  sieh  in  ibrem  hoben  einflusz  auf  das  mensch- 
bebe  gemUt  ia  allea  lagea  dee  lebenai  diesen  einflusz  also  habe  iob 
Bir  klar  zu  machen  und  zu  sobildera,  wobei  idi  mich  allerdinga 
wiig&eb  Toraalaeat  aritea  kaaa,  aaob  auf  weeea  aad  begriff  dier 


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264  J.  H.  OobImmUs  b«Mce  nur  diqpodttadfilire. 


raligioii  UBngekvik,  aber  doch  immer  nur  in  natoordauig  vtksc 
dtm  Migegebenen  genokispunkt»  wie  rechtfertigt  «eh  also  ii»  fßk^ 
äenxag^  die  hier  gegeb«a  wird,  nemlich  I.  erklärung  der  religion; 
a)  der  natürlichen,  b)  der  geoffenbarten.  II.  wert  der  religion:  a)  sie 
iMÜigt  das  glück,  b)  sie  tröstet  im  unglück,  e)  M  avBffiMt  «um  Me 
aussieht  auf  die  Zukunft,  liegt  hier  wtoht  da«  ganze  thema  im  zweiten 
iail  |^«efaviel ,  ob  die  Unterabteilungen  erschöpfend  und  zutreffend 
aMgageben  sind  oder  nicht?  es  ist  jaiiiAht  gefragt:  was  ist  religion? 
was  hat  der  nattnchied  zwisoiiftt  BaÜtrliohir  und  geoffoikurter 
religion  mit  dem  wert«  dtraalben  zu  thun?  es  ist  etwa,  als  wollte 
ieh  daa  thaiBa  Welchen  nutzen  hat  für  ein  volk  die  schiffiBihrt?'  fol- 
gendermaszen  teilen:  I.  erklärung  der  Schiffahrt:  a)  der  segelscbifi- 
fiihrt,  b)  der  dampfscbi fahrt.  II.  nutzen  der  Schiffahrt:  a)  fürhandel 
VBd  industrie ,  b)  für  die  politische  maohtstellung ,  c)  für  wissen- 
adiaft  und  gaiatige  aultor  überhaupt  wtg  mit  dem  aeatan  iml,  dar 
ima  die  ganze  sacha  Tafdarban  wtirde  I 

Hätte  sich  der  verf.  aioht  zu  dieser  «Bglücklichen  ansiebt  von 
der  lerftailong  daa  Urteils  verirrt,  hätta  ar  yielmehr  die  arten  der 
Verbindung  ganamar  baaobiat,  die  uns  im  urteil  entgegentreten,  so 
hftttfl  er  diaa  nun  ausgangsponkt  einer  betrachtung  maehen  können, 
die  in  bezug  auf  die  propttdeutisoh-philosophische  aeite»  welche  die 
dispositionaUre  htii  und  «nf  die  der  verf.  besonderes  gewicht  legt» 
nkhfe  ohne  gewinn  geweaen  wäre,  darüber  mlSehte  ich  zum  schlusz 
noch  ein  wort  beifOgan.  jede  diapoaitien»  also  auch  die  einea  urteils, 
setzt  daa  Terhlütnia  dnes  ganien  lu  seinen  teilen  voraus ;  ob  aber 
eine  partition  oder  eine  diviaion  2u  wählen  ist,  überhaupt,  welchen 
gang  die  darstellung  zu  nehmen  hat,  wird  wes^tUeb  davon  ab- 
hängen, ob  es  sich  in  dem  urteil  handelt  um  ein  einordnen  von 
gegenständen  unter  einen  begriff,  oder  um  ein  Verhältnis  von  grund 
und  folge  oder  um  reine  begriffserklärung  u.  dergl. ,  kurz  es  kommt 
auf  die  relation  des  urteils  an.  nicht  selten  ist  die  eigentliche  b»> 
deutung  des  urteils,  wie  namentlich  bei  eaosaler  Verbindung,  die 
häufig  in  kategorischer  form  im  urteil  gegeben  wird,  durch  den 
sprachlichen  ausdruck  verdeckt,  die  dadurch  erforderte  Überlegung, 
was  für  ein  Verhältnis  zu  gründe  liegt ,  ist  an  sich  schon  eine  kleine 
denktibung,  derjenigen  vergleichbar,  die  man  anzustellen  hat,  wenn 
man  eine  eingekleidete  arithmetische  aufgäbe  auf  die  ansatzgleichung 
zu  bringen  hat.  weiter  aber  wird  sich  daraus  für  einfachere  themata 
schon  das  logische  skelett  der  ganzen  arbeit  ergeben  und  daraus  der 
grundcbarakter  der  disposition  sich  bestimmen,  gesetzt  z.  b.,  es 
wäre  das  thema  zu  behandeln:  verdient  Friedrich  II  den  beinamen 
des  Groszen?  hier  hat  man  es  offenbar  zu  thun  mit  dem  Verhältnis 
der  einordnung  eines  dinges  in  einen  begriff ;  man  soll  entscheiden, 
ob  Friedrich  II  diejenigen  merkmale  an  sich  hat,  die  den  begriff  der 
grösze  ausmachen,  kurz,  ob  ihm  die  eigenschaft  der  grösze  zukommt' 
man  hat  also  zunächst  die  merkmale  der  geistigen  grösze  zu  be- 
stimmen und  diese  der  reihe  naob  an  Fhedrieb  II  aufzusuchen;  dem 


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J*  H.  DeuBhttdl:  Mfarlge  nir  dispositioBilibxe.  365 

gium  -nMtatm  wiri  dsmaadi  iifb  ngel  sa  gruadt  lisgea:  *wo?oii 
•Ild  iiMvtoaMül0  ciim  h6(fodSn  ipoItiDi  dw  §f§lMFi  in  dit  i^Hra  disüt 
begriffs,  vmm  aiber  »nr  eioM  dSttnr  mwkiiiale  akhi  gilt,  dtt  ge- 
Mrt  vaük  nickt  luftir  dieMii  begrif,  die  bduaat»  regel  des  oon- 
jmieftiTHi  Bohloa— 1.  dk  pribniattn  diasas  sdilaiBag  mUMoi  mUM« 
TeirttodKefa  iknoi  gnmdelMfaikter  bmIi  fmcWimm  ük«  dam  ito 
SMmndB  die  BMflaiiale«  dM  nhoM  dar  gHueiiiiMtwiNi  also,  iim 
as  a«f  aaiaan  li^giaabaK  antdraak  aa  Inringen,  afai  kategoriacdi  aoa« 
psmtömr  aeUoai  aain«  ao  greift  maaBiglink  Um  liiira  wem  dam 
MhUhNMu  im  dk  im  dar  diipoiitiaB  mm* 

Wir  hftttoB  aa  in  dem  angegelMnan  fdla  i«  thvn  Mit  dar  aa- 
;   wendoig  einaa  begriffi  auf  ein  iadiTidwun.  dar  lnaBam  Ineiiiig 
;   aieii  wtoda  jieeiBi  tiwa  daa  folgeade  aahr  nahe  atelien ;  ^iaurldlwi 
wirimalakrliBgadarOriaabeAiieiiiMBV*  wie wkelart äbar 
wtrda  mcn  ymeUoBmkf  wollte  aun  Idar  Bach  dem  sobema  dea  obigen 
ikeaui  erat  den  begrüF  einea  Mrliaga  dar  Grieaban  aaob  aeiim 
norknalaB  ftatateUan  und  dam  prttfett,  ob  diaealben  aaf  aas  an- 
Wendung  leidaa.  wamm  varkahrt?  weil  Ueraiekt  von  aaterord* 
Bimg  antar  einen  begriff  die  rede  iit|  aoadan  Ton  akiam  veridtttnia 
TOB  gnmd  and  flidga.  dnrek  die  kat^gorieeka  fom  daa  arteila  daif 
naa  flidi  niabt  iftnadien  laaaen.  daa  wabre  Taridfltaia  apriagt  aofort 
ii  die  ai^iani  wann  man  daa  tibema  aaf  diätem  bringt:  iawalekaa 
benekBagen  klagt  anaeeal^ldangTon  den  Ofiaekan  ab?  aaietalao 
I    Unr  die  aa%akay  den  ainflaea      Oiiediaa  aaf  die  varaokiedaaen 
i   lädaag^kMa  waeeiai  udfci  wjeeenaebaft,  kaaat  aaw.  aacbiawaken 
I    imd  ni  achildeKn}  die  diepoailion  wixd  kier  eiaa  kraoiaag  van  drri* 
I    uon  aad  partitiaa  eaini  denn  die  fareekiedeaep  fidgan  aiaaa  graa» 
des  wtrdaai  difiaira  gliadar  daritaUen;  diaae  gUadar  aber  werden 
beikianat  dnvab  die  versokiedaBan  taüe,  aaa  dmn  dok  die  bildang 
aanwianartit,  ala  dardi  partHava  teflattoke. 

Mit  dem  veiklllaia  von  graad  and  fUga  bat  aa  aiaagraeaa  lahl 
dtr  Hatdliafigan  tenala  la  tkan.  alle  jene  aaljsabaa  ibar  nntaHi 
oder  lobadan,  einiaes ,  badaatang,  einwivkaag»  abklagigkait  einer 
Sache  kommaa  aaf  diae  variitttBie  sarOek.  wir  edlan  antwader  abM 
rnbe  von  folgen  aaa  einem  graad  entwiekelnt  oder  ekia  reiba  von 
grOnden«  die  beatkamend  aind  fOr  am  mignis ,  einen  aoatand,  eina 
iiatiireredieinnng  a«  dai^gL  in  dam  esalern  fall  wird  der  grand- 
chankler  der  diapoeiticaii  immer  difieiver,  in  dem  kMempartitiTer 
lUktor  sein,  zor  TenasdianliohnBg  kann  man  Ton  erscheinongen  aus* 
geben,  die  eine  möglickat  Tolktftndige  fibersiebt  der  folgen  oder  der 
grOnde  gestatten,  fragen  wir  i«  b.  *iuif  wekbe  dinge  wirkt  ein  naes- 
lodtes  jähr  naobteilig  ein?'  so  antworten  wir  in  einer  diviaion: 
I  1)  auf  die  gesundbeit,  2)  aaf  den  feldban,  8)  aaf  die  gewarba  and 
^)  anf  doi  verkehr,  fragen  wir  hingegen:  'wovon  bSngt  deat  ertrag 
der  ernte  von  einem  felde  ab?',  so  ist  die antwort  eine  partitioBt 
nemlicb  1)  vom  küma  des  landes,  2)  von  dar  gttte  des  bodeas, 
fon  der  bewSeeernng,  4)  von  der  beerbeitang,  5)  von  der  gfite 


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des  saaikmnM,  6)  tob  d«r  hmMami^  7)  tob  d«r  wittermig  im  da 
ittt  miiehim  der  feldbesteUiiiig  nad  Au  «mft«,  in  dem  erstern  fifl« 
gebe  ieh  eine  fiberrieht  der  folgen,  die  uiter  einem  gnmde  Mm 
oder  TOB  Sun  abhingen,  ich  trile  also  die  sphire  des  grondes,  In 
dem  sweiten  firil  gebe  ich  die  reihe  der  grltaide  an,  die  ein  ereigak 
beetimmen  und  das  ist  analog  den  SBanunensetaiB  dee  begriffs  ans 
eeinen  BierkmaleBf  iet  eleo  eine  partitioB«  ea  kaon  bbb  dnMelbe  er- 
eigais  vor-  und  rückivlrti  betoachten«  maa  kaan  fragen  nadi  d« 
ftSgen  der  Perserkriege  nad  aach  den  Ursachen  der  Perserkriege 
und  wird  streng  logisch  genommen  in  dem  eiaea  htd  eiae  <tiTisio&, 
in  dem  andern  eine  partition  erbaltea. 

Ein  etwas  verwickeitirer  fall  wftre  der,  dasz  die  folgen  einer 
sacbe  nieht  im  allgemeinen,  aeadeni  ia  rflekttekt  auf  ein  bestimmtes 
tin^^^mff  gebiet  entwickelt  werden  sollen,  es  stehe  z.  b.  die  frage 
zur  beantworteBg :  'welchen  einflusz  übt  das  klima  eiaes  landes  auf 
die  bewobner  aus?'  hier  habe  ich  niehidie  Wirkungen  des  klimis 
ttberhanpt,  sondern  blosz  ia.  beaiehung  auf  die  bewobner  ins  auge 
zn  faaeen ;  nichtsdestoweniger  werde  kb  snnäohet  eiae  diTiaioB  be* 
konmien,  indem  itk  eine  reibe  von  folgea  ans  einem  graade  angebe, 
diese  teilung  aber  wird  sieh  beettauaan  durch  die  yerschiedenai 
Seiten  und  eigenschaften  des  menschen,  die  durch  das  klima  beeia- 
flusat  werdea,  also  sein  körperliriiee  befinden,  seine  bant&rbe,  sein» 
fleisz,  seine  erfindsamkeit  usw.,  oder  allgemeiner TieUeiehi kflrper 
«ad  geist,  und  somii  vird  die  diTisioa  isaglekh  zu  einer  paiÜfeL 
innerhalb  derselben  werden  wieder  die  maimigfachen  arten  des 
klimas  diTii&re  aatefabteilungen  bilden. 

Gerades  weges  anf  die  logik  führen  uns  die  begriffserklärungea, 
die  ja  auch  ihr  contingent  la  äm  fiblichen  Schulaufgaben  stellen, 
hier  hat  man  es,  was  den  gmndcharakter  der  disposition  anlangt, 
stets  mit  partitionen  zu  thun,  denn  eine  wirkliehe  bcigdfQMEkläraog 
ist  eben  eine  partition  Kar'  ^ox^v.  dabei  hat  man  gelegenheit, 
anf  die  streng  logische  form  der  begriffeerklärungen  hinzuweisen, 
aaoh  der  sie  ans  gesehleehtsbegriff  imd  artnntarBobied  zuaammea- 
gesetzt  sein  müssen. 

Diese  zerstreuten  bemerkungen  zeigen ,  dasz  sich  uns  der  thore 
gar  manche  öfben ,  die  von  der  gewöhnlichen  praxis  des  deutschen 
aufsatzes  hintiberleiten  auf  gewisse  gebiete  der  logik,  in  die  also  der 
Schüler  einen  einblick  gewinnen  kann ,  ohne  dasz  er  genötigt  zu 
werden  brauchte,  die  logik  systematisch  zu  betreiben. 

Wbimab.  Otto  Afbi<t. 


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Sr.  Mqr«r  md  A.  Xodi:  atU*  s«  Cten  bdlnm  Qallionai.  S87 

ATLAS  ZU  CAE8ABS  BELLUM  QALLICUM  FÜR  DIB  SCHULE  BEARB£ITET 
VON  DR.  FR.  MEYER  UND  A.  KOCH,  LEHRERN  AN  DER  FRIEDB. 

wUiB.-8CHULB  (Eii^ALSCiii.  1.  o.)  2U  STETTIN.  Efueu,  B&deker.  1879. 

Es  regt  snh  jeM  gewaltig  auf  dam  geintto  dot  mka  wiitwi 
wuam  Mfailflr,  and  aaiiMiitlkh  «nf  dtm  dar  GlMrleotttre.  kann 
hattB  «atflnekliiiato  bei  gelegoalMit  «inar  aniaatan  prOfimg  dar 
wamAim  flbar  die  bdaganmg  rem  Alaaia  aia  lafaca*  fUber  dia  aana 
Giaamn^gaba  Ton  ittiaii£ard  Md  ttbe^ 

*dia}amgeii  ateOan  dar  auf  aolraka  galaaanaii  alaaa  waldM^UM 
graplusäe  daratettnag  daa  baa|woetam  texraiiia  aariuiTaUkommaB 
Tanlaadan  wardan  kOnan,  dnroli  apaeialkartaa  tu  illnatriarea*,  aa 

I  die  TarehrL  ladaclifln  diaaar  jahrbfidbar  abgaaiadt»  ala  er  aut  anMBi 
aenaa  karUawaric  doMlbaa  asi  bakaaai  waida  oadoban  erwilmtea 
dsaratUa  snr  benrteihuig  ttbanaadl  «chirit. 

Uaaare  gjBiaaaiaa  babaa  aiae  laage  aait  bialer  aieh,  la  dar  dia 

I  Bdnüllielimi  denlmriBer  dea  griadriaehaa  oad  xOaiiacbaa  attartama 
daa  anbatra*  der  gramaatlk  bUdataa*  die  laetllra  diaafte  iauaer  we» 
lUBar  dam,  inazaa  TantlBdaia  daa  iakaUa  dea  aiAriflataUara  «»'i  der 

j  kuide  Toa  dem  lebea  aad  dea  TerbSltBiaaaa  der  altea  Tfilker,  ala 
TiahBelir  dea  achftler  die  aaweadaag  dar  erieratea  gnmuaatncihea 
i^gebi  eraoliaaea  an  Uwaea,  Iba  zn  der  wttaaoheaawertea  pbraaea- 
aamirinag  sa  veraalaaaaa  nad  andlidi  ibm  eia  furmalaa  rorbild  an 
gebca,  wie  er  dea  obUgakaa  laMaiaebea  aalnla  mi  geaefaiok  aa« 

'     Mge«  aiaa  batte  aieb  ia  das  gebiei  dea  apraobatadiama  wiirti 

j     die  aebollaotltre  war  die  dieaea^  magd  der  gmawatlk  gewordea. 

I     ji  aelbai  anglea  aiöb  seboa  vareiaselte  aaailM«  aaeb  die  gneebisobe 

'     heiOre  ia  &aa  baba  sa  toitaa  aad  die  aebBler  sa  eeiraefe  gnedu- 

I  Bckea  sibeitea  sa  beftbigea.  ia  besag  aof  dea  so  gaatalteiea  kfttt- 
niaekea  aataniebi  bat  namantUeb  Sejfbrt  gewii^»  oad  darsos, 

I  dau  seiae  0far  diaae  riefatoag  so  abenms  vortreffliebe  grammatik 
noch  aa  seibr  videä  adiulen  ia  gebraaob  iat,  dttrfte  man  sohlieszea» 
dasz  diese  aoffiMaoag  des  lateioisoben  schalunterrichta  aoeb  ibre 
zahlreichen  yertreter  findet  die  ausgaben  der  classÜMr,  soweit  sie 
Bflb  fBr  die  sefaole  bestünmten,  haben  denn  aoob  ia  ibzea  anmerkaa- 
gen,  wsaa  aadi  aidit  immer  in  der  übertriebanea  weiae  voaDräger, 

I  ein  Tonagsweise  sprachliches  coloriL  anf  dem  gebiete  der  griedii- 
schen  spräche  beben  sidi  die  aalördenmgen  noch  nicht  so  hoch  ge- 
steigert^ daaa  man  allen  ernstes  an  griechische  freie  arbeiten  gedacht 
bätte,  und  weaa  bie  aad  da  bei  feierlichen  sohalgdageabeiten  giie- 

I  chische  reden  von  primanem  produciert  werden,  so  mag  das  immer- 
hin ein  spiel  und  eiae  ttbnng  der  jugeadikbea  kraft  sein,  die  in  ihrer 
^inselnen  erscheiaaag  unyeätnglich  genannt  werdea  darf,  aber  eiae 
pnocipielle  betonung  des  sprachlichen  elements  war  bei  dem  Tor^ 
bilde  der  lateiniscbea  sdhrifUieben  Übungen  doch  nicht  zu  verwun- 
detn,  oad  siad  deaa  aacb  die  preoasisdien  sebaljMbttrdea  wiederbolt 


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368        Mtfyw  vad  A.  Koeh:  sttat  sa  Cittn  b^om  GsUwqiil 

m  der  läge  gewesen,  eolehen  «wAneitoBgea  in  den  anfnrdenuigeii 
an  die  edhiller  mit  wanendoi  erlMsen  ent  «^^egen  n  treten. 

Biese  iBÜ  der  vorlieRsdiaft  der  gnonmatik  auf  den  gynuuaieft 
bat  denn  seit  jähren  sehen  eine  teaetion  wach  genifen.  yereinielte 
stimmen  haben  sehen  seit  langem»  doeh  Tergeblieh  dagegen  ge- 
qpreehen,  nnd  die  seile  des  realen  iwrstlndnisses  der  alten  elassiker 
bsTTergehoben«  wie  es  in  der  Tenede  des  oben  beieiefanetsn  badws 
hdsst,  hat  sehen  im  Jahre  UM  Lehmssu  in  der  tocrede  zum 
hnechanismns  dss  periodenbans  ete.*  aof  die  notwendigkeit  hinge- 
wiesen,  dass  die  sehfller  in  ihrer  leotttre  nameniBdi  in  £sTo]]e  w- 
sllndms  dee  inhatts  eingefifart  wnrdsn  mllsten,  dass,  wie  er  beiB 
Ctor  feriingt,  s.  b.  *der  Mrer  die  bssohreibuig  der  blekade  tob 
Alesia  nicht  eher  Terissse,  als  bis  die  stadt  mit  ihren  nrngebeBd« 
hflgeln  vnd  das  itaisehe  lager  mit  seinen  grossartigen  Tersehaa- 
iimgslinisii  Torgemalt  worden,  und  dass  nnn  dies  Uaie  Insssre  biM 
dem  leeenden  sehfller  stets  TorschwebenmOsssP«  gleiche  Ibrdenmgm 
heben  seitdem  immer  wiedeiholt  andere  vorgeheacht,  bis  sie  denn 
heute  nidit  bloss  gestellt  werdoi,  sondern  snSh  laglmch  durch  gn- 
phisehe  darstellsngen,  fttr  die  sdifller  beetimmt,  die  iosaeren  mätel 
sehaffen ,  andern  intentionen  als  bidier,  eingang  in  die  gyrnnssiai 
sa  yereehaffen. 

Bevor  wir  auf  die  benrteihmg  dieser  neueren  und  wenn  mit 
einsiebt,  mass  und  kenntnissen  ausgeführt,  jedenfalls  erfreufiduB 
bestrsbungen  eingehen,  wollen  wir  doch  svtor  der  scheinbar  zur 
n^ge  gehenden  einseitigen  spraehriehtimg  gans  gereeht  werden, 
wir  möchten  zunächst  die  Vertreter  der  neueren  richtung  auf  das 
goldene  )xr\bl\  &yav  hinweisen,  wir  dflrfsn  ja  freilich  v.  Kampes 
oder  die  beiden  Stettiner  eoUegen,  die  uns  so  aufopfernd  die  ftusaena 
mittel  zu  einem  bessern ,  sachlichen  Verständnisse  der  lectOre  von 
Seiten  der  sehttler  geboten  haben,  nicht  verantwortlich  fllr  ihre  ban- 
desgenossen machen,  aber  dasz  sofodrt  mit  ihrem  lobenswerten  be- 
streben sieb  eine  ausgäbe  des  Cäsar  Tordzflngte,  die  von  jeder  gram- 
matischen Bemerkung  absehend,  nur  eine  unmasse  von  realphilO' 
kgisohen  kenntnisasn  den  schalern  bietet,  asigt  sehen,  dasz  die 
neueren  bestrebungen  sich  ebenfalls  gar  sehr  vor  einer  ähnlicfaeft 
einseitigkeit  zu  htU»n  haben,  als  sie  gerade  bekämpfen  wollen,  wir 
sehen  zu  unserer  bemhigung,  dasz  M^er  und  Koch  diesen  ibien 
Mitkämpfer  nur  in  die  imtegorie  dee  'versuchens'  einreihen. 

Es  ist  offimbar,  zum  vollen  TSrständnis  der  Schriftwerke  des 
altertumS;  worauf  msn  jetst  mit  so  yielem  nachdruck  und  mit  recht 
^^fi»^»  gehört  beides,  grammatische  und  realphilologische  erklärungj 
jede  Seite  getrennt  mit  den  sehfllem  eingeübt  ist  einseitig  und,  weil 
nicht  die  volle  Wahrheit,  unwahr,  aber  es  ist  auch  auf  andern  ge* 
bieten  als  auf  dem  der  schule  in  dem  wesen  und  der  natur  jeder  ent- 
wieklnng  begrttndet,  dasz  die  yoUe  Wahrheit,  die  ganze  idee,  erst  als- 
dann zu  ihrer  realen  ezistettz  gelangen  kanb,  wenn  die  momente,  in 
die  sie  zerfimt,  sich  erst  frei  und  ganz  onsgebUdet  haben,  in  dar  wiik« 


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Fe.  Mfl^er  nnd  A.  Kochs  fttlai  tu  Cta»  beUnm  OaUknm.  209 


Bohkati  bMieri  die  reale  erkllraiig  dnr  alkn  dutiktr  md  der  er* 

tusong  des  sprachlkben  tkarnks  —  dram  wdln  wir  es  preisen, 
dats  die  aasbüdiing  des  grammatischen  momentes  anch  ttitlich 
TOiangegangai  ist  nnd  wollen  das  strebea  all  der  mäniur  nidit 
berabseteen  und  bemingeln  lasMB«  di«  ikv»  gaue  kraft  dieser  gram- 
■latiadien  aciie  luge wandt  habtiL  die  aeoait  saale  zeit  darf  nicht 
TOckiUMn»  da«  aU  ihr  bemühen ,  sqU  et  segensreich  für  die  schule 
wirkoii  voranssetzungen  hat  und  dasa  Bim  en4  ihre  zaü  hegianeft 

1  iaan.  und  wol  den  Vertretern  deiaalben,  wenn  sie  im  gennsse  des 
Ton  ihren  vorgS^gem  anf  dem  grammatisohea  bodan  erreichten,  die 
schätie,  walobe  tob  jeneB  anjgehänft  «ind,  in  g<ddener  mttnze  prak* 
tisob  nabhoi  nnd  erat  raahi  Terwarlaa.  diese  wechaalwirkung  wird 
es  uns  denn  auch  klar  machen,  dasz  umgekehrt  die  reale  erklämag 
ebenfalls  der  grammatiechen  oftaaals  zu  hilfe  kOBiait  «BdaiiiMnem- 

I     aiale  den  bisherigen  streit  der  aprachphilokigeB  TenteaimaB  macht 

j  und  somit  wird  aus  der  vereiaigaiig  baidar  xiehtnngen  in  den  schulen 
erst  das  gelaiatet  weidaa  kteBea»  was  naeer  aller  aiel  bei  der  lactdre 

^  mit  unseren  ^l»al«w^  eein  musz :  volles  Verständnis  des  gelesenen. 
Wir  freuen  uns,  dasz  ähnliches  den  heransgebem  des  Cäsar- 
atlas vorgesehwebt  hat:  (vorrede)  'unserer  meinung  nach  ist  die 
sachliche  (beaondezs  auch  die  geographische  und  strategische)  er- 
klärung  der  commentarien  des  Cäsar  nicht  nur  notwendig  zum  vollen 
Verständnis  des  Schriftstellers  —  das  wird  jeder  zugeben  —  sondern 

j  sie  unterstützt  auch  die  spradilich-grammatische  Interpretation ,  in- 
dem sie  einmal  der  ermüdenden  einförmigkeit  derselben  abhilft  und 
die  geister  zu  streng  logischem  und  grammatischem  denken  belebt 
und  auffrischt,  andrerseits  die  nötige  anschauung  und  das  Verständ- 
nis des  Zusammenhangs  hervorruft,  die  für  jede  sprachliche  erklärung 
die  grundlage  bilden  müssen'.  —  Darum  rufen  wir  den  herausgebeni 

1      sowie  dem  Verleger  ein  offenes  'glück  auf!'  zu.  sie  haben  sich  um  . 
unsere  schüler  verdient  gemacht,  der  gröste  lohn  jedes  treuen  lehrers. 
aber  sie  haben  auch,  vielleicht  unbewust,  nach  einer  andern  seite  die 
anbahnung  gegeben,  ein  übel,  das  seit  längerer  zeit  von  lehrern  tag- 

\  täglich,  von  andern  gelegentlich  vielfach  beklagt  wird,  und  dessen 
abhilfe  man  noch  vergeblich  entgegensieht,  mit  erfolg  zu  bekämpfen, 
die  tiberbürdung  unserer  schüler  kann  wesentlich  nur  von  den  leh- 
rern selber  gehoben  werden,  und  wo  ihre  kraft  und  macht  nicht  aus- 
reicht, wird  ihre  stimme,  als  die  maszgebende  und  competente,  auch 
von  den  behörden  mit  erfolg  vernommen  werden,  man  suchte  so 
oft  das  Wesen  und  den  Ursprung  dieser  schulkrankheit  in  den  vielen 
unnötigen  arbeiten  —  wie  leicht  wäre  da  hilfe  zu  schaffen !  aber  alle 
luittel  werden  vergeblich  sein,  wenn  man  unsem  knaben  von  der 
Vorschule  an  bis  nach  prima  hinauf  nicht  dazu  verhilft,  dasz  sie  mit 
der  ihrem  geistigen  standpuncte  gemäszen  klarheit  dem  unterrichte 
folgen  können,  mehr  lernen  in  der  schule  und  mehr  repetition  des 
III  der  schule  klar  verstandenen  zu  hause!  ein  knabe,  der  in  tertia 
^iuen  Cäsar  durch  beihüfe  des  atlas  versteht  und  verständnisvoll 


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270    Fr.  Meyer  imd  A.  Kooh:  «üae  sa  Gten  b^um  GaUieonu 


auf&szt,  wird  von  fremde  durchdrungen  seine  büchor  sa  bause  tragen 
und  mit  lust  repetieren ,  so  liegt  es  im  wesen  der  jngend ,  die  heute 
keine  andere  ist,  als  damals,  wo  sie  noch  nicht  überbürdet  war.  die- 
sen gesunden  sinn  unserer  schüler  wieder  zu  beleben,  dazu  wird 
woßk  der  gebrauch  und  die  anwendung  des  atlas  seinen  teil  beitragen. 

Es  ist  auffallend,  dasz  nach  den  werken  von  Göler,  Rüstow 
und  der  bearbeitung  Napoleons  es  noch  so  langer  zeit  bedurft  bat, 
ihre  resultate  für  die  schule  nutzbar  zu  machen,  auch  der  vorliegende 
atlas  zu  Cäsars  bell.  gall.  ist  namentlich  auf  grund  der  pläne  von 
Napoleon  entworfen,  nur  tafel  V*  ist  Göler  nachgebildet.  Napoleon 
nemlich  hat  die  belagerung  der  stadt  der  Aduatuker  (Caes.  b.  g. 
2,  29 — 33)  nach  der  heutigen  citadelle  von  Namur  gelegt,  er  selber 
sagt  in  rücksicht  auf  einen  dritten  ort,  Cautour  bei  Philippeville, 
der  auch  seine  Vertreter  gefunden  hat,  dasz  der  umfang  desselben  zu 
gering  ist,  um  60,(X)0  mann  fassen  zu  können,  Mer  platz  der  citadelle 
von  Namur  ist  schon  in  unsern  äugen  sehr  beschränkt*,  wir  billigen 
durchaus,  dasz  die  herausgeber  mit  Göler  den  hügelrücken  Falhize 
für  den  bezeichneten  ort  erklärt  haben.  Nap.  bleibt  jedenfalls  durch 
die  Zuverlässigkeit  der  ergebnisse  seiner  ausgrabungen  und  des  köst- 
lichen kartenwerkes  die  grundlage  aller  unserer  jetzigen  Cäsarunter- 
suchungen, aber  wo  er  nicht  nachgraben  lassen  konnte,  oder  auch 
in  ergänzung  seiner  ausgrabungen  zu  conjecturen  und  hypothesen 
seine  Zuflucht  nimmt,  steht  es  uns  nicht  blosz  frei,  sondern  ist  ge- 
boten ,  an  der  band  des  textes  der  commentarien  die  beziehung  sei- 
ner resultate  neuer  prüfung  zu  unterwerfen,  ref.  hat  in  bezug  auf 
Alesia  seine  abweichenden  ansichten  schon  zu  begründen  versucht, 
die  herausgeber  des  Cäsaratlas  haben  auf  tafel  XI  (Alesia)  ebenfalls 
wie  V.  Kampen  die  ansichten  Napoleons  vertreten ,  nur  haben  sie 
sich  der  falschen  änderung  der  läge  des  castellum  22  von  Seiten 
V.  K.  enthalten  und  selbiges  auf  dem  plateau  des  M.  R6a,  wohin 
es  sicher  gehört,  belassen*,  warum  indessen  die  vermeintlich  beiden 
15  fusz  breiten  gräben  in  der  ebene  von  Laumes  südlich  durch  den 
Oserain  begrenzt  werden,  ist  bis  auf  weiteres  nicht  erklärt,  auf  dem 
plane  von  Nap.  reichen  sie  noch  eine  strecke  auf  den  abhang  des 
M.  Flavigny  hinauf,  dagegen  ist  der  auf  der  karte  von  v.  Kampen 
nach  Südwesten  gelegene  ausgang  des  grabens  der  oiroumvallatioiiB' 

*  die  von  K.  auf  dem  umsoblag  der  enton  lieferang  gegebaoea 
erläuterun^en  waren  mir  bei  abfaitsnng  meiner  arbeit  über  Alesia  nicht 
bekannt,  doch  ersehe  ich,  dasz  nichts  wesentliches  aiisg'elasseo  ist* 
nur  die  ^ine  behauptung  ist  neu:  'dasz  der  M.  ßea  nur  vorüber' 
gebend  mit  in  die  befestigongslinie  eSogescbloMen  war*,  davea  iit 
mir  weder  ans  Kapoleon  noch  aus  Cäsar  etwaa  bekannt,  in  bezog  a^f 
die  begründung  der  durch  v.  K.  vertretenen  conjectur,  c.  72  statt 
400  pedes  400  passns  zu  lesen,  musz  ich  hier  noch  einmal  betonen, 
dasz,  wie  auch  auf  der  karte  ersichtlich  ist,  die  entfernung  zwisehM 
den  90  foas  breiften  graben  ond  dem  einen  wieder  anfgefBaaenen  fdaf- 
sebnIBsdgen  überall  viel  weiter  ist  alt  400  passus,  und  dasz  dieses 
masz  mir  an  den  enden  des  grabens  bei  den  beiden  fliissen  genan 
zutrifft. 


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Fk;  Mfiljer  uid  A.  Kooh:  «Um  w  GftMun  beUaa  QaUm  271 


linie  auf  dam  wetÜiehen  iplataMi  4m  M.  Bqmj  rermMm»  Im 
ttbngen  mfissen  wir  vamn  weiteren  8cbon  gegiB  KMapta  int- 
gesprocbenen  bedttüm  aiiwh  den  j«tiig«»  lMiaa%«lNni  gtgmftbgr 
•nfraohi  arludt6B« 

Der  vorliegende  alias  enthält  auszer  den  vorangehenden  er* 
liatenuigein  auf  13  Uitton  21  versohiadim  tafeln,  nach  derselbflA 
Boswahl,  wie  Nap.  sie  gegeben  hat.  nnr  die  ezpadiUoii  des  Sabinns 
gegen  die  üneUer  ist  ausgelassen  (3,  17 — 19)^  womit  man  durchaus 
einverstanden  sein  kann,  da  die  angaben  des  Cäsar  doch  nur  wenig 
geographisch  bestimmt  sind,  auch  die  geographischen  Übersichten 
zu  den  ezpeditionen  des  Cäsar  in  den  jähren  58  und  57,  so  wie  zu 
der  Verteilung  der  Winterlager  54 — 53,  zu  den  britannischen  expedi- 
tionen,  so  weit  überhaupt  das  land  von  den  Römern  betreten  ist, 
und  endlich  zu  dem  jähre  52  halten  wir  für  ersprieszlich  und  in- 
stnictiv,  wofern  die  schüler  dazu  angeleitet  werden,  sich  vor  der  be- 
treffenden lectüre  in  etwas  geographisch  zu  orientieren,  drei  tafel- 
liälften  sind  zur  Verdeutlichung  der  römischen  belagerungsarbeiten 
vor  Avaricum,  Alesia  und  Uxellodunum  bestimmt,  auch  die  Khein- 
brücke  ist  zur  genetischen  anschauung  gebracht,  sollten  wir  etwas 
bezeichnen,  das  uns  überflüssig  erscheint,  so  wäre  es  dieses  blatt. 
was  soll  der  schüler  mit  einem  genauem  Studium  eines  baues,  um 
dessen  Verständnis  sich  schon  so  manche  hochgelehrte  editoren  des 
Cäsar  abgemüht  haben,  der  übrigen  lehrer  nicht  zu  gedenken,  die 
ohne  die  zum  vollen  Verständnisse  nötigen  technischen  wasserbau- 
kenntnisse  es  mit  vollem  fug  und  recht  für  ihre  pflicht  erachten, 
ihren  schülem  nicht  Weisheit  in  der  erkläning  dieser  partie  des 
Cäsar  vorzutragen ,  die  sie  sich  selber  kaum  zu  vielleicht  noch  un- 
vollkommenem Verständnis  gebracht  haben?  im  übrigen  erachten 
wir  die  hoffnung  der  herausgeber,  'in  der  auswahl  des  wichtigsten 
nicht  fehl  gegangen  zu  sein*,  für  ganz  begründet  und  erfüllt. 

In  einem  zweiten  puncto  möchten  wir  indes  nicht  so  ganz  zu- 
stimmen, die  herausgeber  haben  geglaubt,  dasz  'bei  der  einfachheit 
der  dargestellten  gegenstände  der  farbendruck  auszer  bei  der  karte 
von  ganz  Gallien  überflüssig  sei,  zumal  derselbe  durchaus  nicht 
immer  die  Übersichtlichkeit  und  klarheit  des  terrains,  worauf  es 
<ioch  zumeist  ankommt,  erhöht',  mag  sein,  aber  tafel  VI**,  die 
wmterlager  von  54  bis  53  darstellend,  ist  doch  ohne  farbendruck 
selbst  für  den  kundigen  lehrer,  wie  denn  gar  für  den  fast  aufs  ge- 
rathewohl  suchenden  schüler,  schwer  zu  entziffern,  die  kleinen 
lagerquadrate  würden,  ein  wenig  anders  als  schwarz  gefärbt,  fürs 
^^ge  besonders  wolthuend  hervortreten  und  sofort  einen  überblick 
gewähren,  tafel  X  ^  reitergefecht  mit  Vercingetorix,  7,  66—67,  ist 
vortrefflich  klar,  wenn  man  sich  erst  durch  die  feinen  striche,  be- 
•Mchnungen  und  wenigen  namen  hindurch  gefunden  hat,  für  den 
•chüler  wäre  auch  hier  farbencolorit  zur  tibersichtlichen  Orientierung, 
JJ^uf  es  doch  ankommt,  sehr  förderlich  gewesen,  auch  der  schliesz- 
angriff  der  germanischen  reiterei,  so  entscheidend  für  die  rö- 


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212    Fr.  Mejrer  und  A.  Kooh:  atUs  su  CäAwra  beUnm  GaUicum. 

mischen  waffen,  müste  wol  äuszerlich  irgendwie  mehr  hervorgehoben 
werden ,  wir  fürchten  hier  für  die  äugen  unserer  schüler.  und  doch 
musz  man  andrerseits  wieder  sagen,  dasz  die  herausgeber  gerade  in 
dieser  beziehang  es  nicht  haben  fehlen  lassen  wollen,  nur  so  er- 
klären wir  es  uns,  dasz  die  andeutungen  der  höhen  in  ihren  ver- 
schiedenen abstufungen  und  abschüssigen  felspartien  sich  bis  zu 
solcher  schwärze  steigern,  dasz  sie  fast  die  druckschwärze  erreichen, 
und  die  eingeschriebenen  linien,  namen  und  zeichen  kaum  her?or- 
treten,  namentlich  auf  tafel  IX  Gergovia.  andrerseits  sind  andere 
tafeln  allerdings  ohne  farbendruck  ungemein  klar,  wie  z.  b. 
kämpf  mit  den  Bellovaken,  auch  XIII  %  üxellodunum,  weniger  schon 
XI  Alesia. 

Doch  wir  wollen  das  alles  nicht  tadelnd  hervorgehoben  haben, 
was  sich  ändern  ISszt,  wird  der  herr  Verleger  l)ei  einer  bald  zu  er- 
wartenden zweiten  aufläge  gewis  beseitigen ,  wir  haben  nur  im  In- 
teresse unserer  schüler  gesprochen,  überdies  ist  uns  die  andeutung 
geworden,  dasz  die  steinzeichnung  zur  lithographischen  herstellung 
der  karten  um  der  wissenschaftlichen  correctheit  willen  von  einem 
der  herausgeber  selbst  besorgt  worden  ist.  wenn  nun  freilich  Jas 
ansehen  der  karten  durch  Übertragung  der  ausführung  derselben  an 
eine  lithographische  anstalt  gewonnen  haben  würde ,  so  darf  n  -^n 
doch  nicht  auszer  acht  lassen,  dasz  die  correctheit  der  vorliegenden 
tafeln  sicherlich  gewonnen  hat  und  wie  viel  darauf  gerade  bei  solchem 
werke  ankonunt,  haben  wir  oben  schon  gelegenheit  genommen  her- 
Yorzuheben. 

Zur  weiteren  sachlichen  beurteilung  hat  ref.  einige  tafeln  ge- 
nauerer Untersuchung  unterworfen,  tafel  IV  ^  (2,  8 — 10)  schlacht  an 
der  Axona.   das  lager  ist  wieder  aufgefunden  und  sind  wir  sicher, 
hier  den  ort  der  schlacht  vor  uns  zu  sehen,  Cäsars  text  stimmt  genaQ 
dazu,  die  ausgrabungen  haben  nur  den  nördlichen  quergraben  (traM- 
versa  fossa)  ganz  aufgedeckt,  der  südliche  konnte  nur  in  seiner  hSlfte 
verfolgt  werden,  da  jedoch  seine  länge  von  400  passus  von  ClBtf 
angegeben  ist,  durfte  er  auf  den  karten  weiter  bezeichnet  werdÄ. 
es  wäre  wünschenswert,  dasz  derselbe  in  seinem  nicht  aufgefundaHi 
teile  von  den  herauspebern  durch  puncte  bezeichnet  worden  wlHi 
merkwürdiger  weise  hat  Napoleon  selber  dies  auf  plan  8  versSfllB^ 
doch  plan  9 ,  in  vergröszertem  maszstabe ,  hat  dies  wieder  gut  ge* 
macht,   auch  v.  Kampen  hat  diese  genauigkeit  unterlassen.  ^  j 
doch  ist  sie  ungemein  belehrend ,  denn  wir  ersehen  daraus  die  vo^' 
lichkeit,  dasz  in  dem  bis  heute  verflossenen  langen  zeitrattW 
graben  in  einer  thalebene  in  der  nähe  eines  flusses  wol  in  seii*  j 
spuren  verschwinden  kann,   wir  bitten  dies  in  bezng  auf  d«  W  ' 
Alesia  jetzt  verschwundenen  15  fusz  breiten  graben  (inferior ,  CBtB» 
7,  72)  zu  beachten,  auch  in  sprachlicher  beziehung  liegt  tuM 
ein  belehrendes  beispiel  vor,  erst  die  sachliche  klarheit  hataiM*" 
der  richtigen  auffassung  der  fossae  transversae  verholfen.  dieseW^ 
den  Ton  den  erklärern  im  Verhältnis  zu  der  Stellung  der  feinde  tf>^ 


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Fr.  l%er  md  A,  Keeh:  «Ois  so  dtu»  bellimi  Gdlieimi.  278 


gtttet,  dalitr:  Hb  »dnigir  xkiiiiDig  g^gen.  die  sMhnig  d«  fefaide^« 
OAer  Hms  aidi  dureii  die  lolgOBdeB  worie:  na  hostet  »b  kteiilNtt 
pugnanies  «not  eirciimTeBim  potsant,  dan  WrtimnKii»  den  eliM& 
quergrftlMBaiirfdieliiikaibakodarBOinirnv  notwirdoroh 
diemcbgrabtingeB  des  ort  vndditnditoag  beider  giibMiwl«seB,iiii 
es  eodi  warn  beirneMB  geimuMa,  deei  Gtotf  jß  Ton  deb  beidoft 
•bdaclmiigeB  dee  bllgeb  apikfat  («b  vtroqve  ktffe  eiin  oolliB  trane- 
Tenam  foeaam  obdniit)  imd  &  eitilrar,  soweit  sie  aiefa  flberbanpt 
adt  den  begriflbder  traaBferaa  fsasa  einlieeBeiii  Mil  gegiiffni  haAtes. 
die  werte  dea  eap.  9  Ibi  Tadia  lepertie  parftam  aoanoi  eopiamia 
tmndoeere  eonati  aimt  eo  eonailio,  at  ai  poaaenii  eaatolhw,  eoi  prae- 
eiat  Q.  TStorina  legstna,  eipagoannt,  weieen  beatiaunt  «iif  eme  be- 
fariagong  der  brttäe  aodi  wä  der  attdUehea  aeite  dee  floeaee  Ub; 
dsr  TOlüegende  atlasb  bat  ebenao  wie  Kap.  die  benidmang  nater- 
knsflB*  dw  kämpf  der  Belgier  in  dem  Hasse  ist  rioblig  aagegebea, 
^  Terselriedeaciw  leitefgeliMbte  siad  aioht  Tsnaeikti  y*  Kampea« 
dsr  dea  brUekenkopf  aaf  der  Haben  ioaieeite  riebtigbeoeiebaet^  brt 
diix«li  die  Tsrlqgaag  der  mtertreflSm  (Ar  o^»  8  qaoüdie  tünea 
«qoestribaa  pvoelüa  —  periofitabatar  wol  riofattg)  aacb  der  reobtea 
seile  dea  sOaiiaeiiea  legete  die  sekwier^lteit  dee  ia  eap*  9  erwflfaatea 
nitenehanuützela  Hater  daaa  aoiee'  cibealUlB  aSefat  berührt 

TaM  y\  oppidnm  der  Adeataker»  9,  99—^8.  die  eoatra- 
vallstieasliiiie  hatte  16  aiilKeii  vadhag,  etip.  80  poatea  yalio  pedam 
Xn,iaeireaitaXyaii)liinBcnbriBqaeeaeteilisefaw^^  Napol. 
8Qeht  diese  weite  aaadefaaaag  im  iateresse  seiaer  hypothese,  dass 
die  b8he  d«r  eitadeUe  Yoa  luiasar  der  ri<ditige  ort  fitar  das  oppidom 
der  AdnatolEer  seif  auf  18000  pedee  herabsoMtiea,  weil  sieb  die  er- 
gSiunmg  Toa  pedam  aas  dem  voraageheadea  gaas  leiobt  aiaebe, 
doch  wir  eriaaeia  aaa  aidit,  dass  Claar  aeiae  belagemagsliaieatoa 
80  bedentsiidem  amiHig  ia  fttsaea  angegebea.  der  besig  Falhiae  ist 
allerdings  in  weiter  eatftnmug  mit  felsen  aaigeben.  GOler  ver- 
sichert naoti  eigner  ansobannag  der  dortigen  terraiaTerhSltaisse,  dass 
dieselben  80  xn  beidea  Seiten  der  Maae  liegen ,  dasz  Olaar  mit  einer 
eoBirmllationelinie  von  der  eagegebenen  ansdehnnng  seine  linie 
gnade  ttber  die  vorliegendea  aabdhen  der  hügel  hialBÜbrea  konnte. 
Ksp.  snefat  gegen  die  annehme  von  M.  Falhise  dea  amstaad  geltead 
zti  maebea,  dasz  es  kaom  annehmbar  sei/CSsar  würde  eine  ein* 
MhlieBsang  gewfthlt  haben,  die  zweimal  dea  9ass  dnrehscbneiden 
mte.  wolHe*aber  Cäsar  die  einschlieszung  der  stadt,  wie  andi 
Kap.  Eiigibt,  so  stand  ihm  Ja  aieht  mehr  die  aaeeadmag  eines  gda- 
s^geiea  terrains  frei,  er  mnste  aaoh  dea  gegebeaea  yerhSltaissea 
seine  maszregeln  treffen  aad  die  swaagen  ihn  zu  so  groszer  ana« 
debnimg  seiner  üaie  aad  zn  zweimaliger  durchsehaeidaag  der  Maas, 
iii  den  erlftuternngea  sa  dem  Oiearatlas,  s.  9  anm.  sagea  die  heraus- 
g^her:  'anter  diesea  Voraussetzungen  ist  natürlidi  die  lesart  cap.  30: 
qiiindeeim  »ilHnm  aamöglich  und  es  kOaate  aar  quinque  millium 
geleiea  werden;  maa  Tergleiehe  Alesia,  wo  die  amwallaagsliaieaar 

V*JMbtphiL«.pSS.n.ftbl.  lS1».kll.  eme.  IS 


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274    F*.  M^jvr  und  A.  Koeb:  allat  sa  Qhtan  belliim  Gallieam, 

11  millien  beträgt',  ref»  nnisz  gestehen,  den  grund  des  'natürlich' 
sieht  .begveifen  zu  können,  die  eircumvallationslinie  bei  Alesia  war 
ja  nur  um  1000  millien  kürzer  als  diüe  15000  millien  (7,  74  re 
gioiies  aeeotns  quam  potuit  Mquissimas  pro  loci  natura,  XIIII  millia 
pasSTuim  eompleKus).  des  Terschiedene  terrain  des  M.  Falhize  ist 
•ehr  genau  dargestellt,  gewünscht  hätten  wir  nodi  «ine  «ndeutung 
•nf  der  karte ,  Ton  wo  ans  die  BOmer  ihren  dämm  zoat  etadt  auf. 
Itthrten  und  don  tburm  der  mauer  nShertan*  die  henni^geber  sehei- 
nen das  auch  beabsichtigt  zu  haben^  wie  mm  ans  dem  verlaassn  da- 
stehenden bnohataben  e  eraehes  kaan,  deaaen  die  erlftutenoigin  gnr 
nieht  gedenken. 

Tafel  V\  kämpf  mit  den  Nerviem  an  der  Sambre.  2, 16—27. 
eine  der  iatareaaantesten  partaen  im  Cäsar  ist  diese  Ner?ierscblacbt. 
der  eine  plan  genügt  vollkommen,  die  erste  fuifstellung  der  Börner 
nnd  Belgier  darstellend ,  das  übrige  wird  den  knaben  höchstes  ver- 
gnügen machen,  eich  selber  nach  dem  texte  des  Cäsar  weiter  vor 
inetollett  und  zu  gestalten,  und  diese  Übnng  ist  nicht  gering  anza- 
schlagen,  nach  Cäsars  darstellung  war  der  lagerplatz  derfiOmsrauf 
dem  plateau  des  httgela  Nenf  Meniil  gewählt,  cap*  33  pars  snmmum 
Castroram  loonm  peiere  coepil  es  ist  dies  ein  weit  ausgedehnte 
platean,  wir  dürfen  hier  besondere  auf  die  correctbeit  der  tafeln 
hinweisen,  da  die  heransgeber,  was  vielleicht  bei  oberflächlicher  an- 
sieht übersehen  wird,  durch  die  abdachungsstriehe  bestimmt  nur  den 
abfall  zum  flusse  hin  andeuten,  halten  wir  diese  ortsbestimmmig 
des  lagers  auf  dem  plateaa  fest,  so  dasz  die  porta  praetoria,  die  frons 
gegen  den  fiusz  hin,  hart  anf  dem  rande  des  plateau  stand,  so  würde 
nur  eine  geringe  ausdehnnng  nach  der  hinterseite  der  porta  decn- 
mana  eine  erhöhte  Stellung  geben,  wie  sie  nach  cap.  24  thatsächlich 
vorhanden  war,  et  calones,  qui  ab  deonmana  porta  ac  summo  ingo 
Collis  nostros  victores  flumen  transisse  conspexerant.  noch  besser 
und  anschaulicher  würde  es  sein ,  wenn  dieses  summum  iugum ,  wo- 
hin die  port.  decum.  fiel,  auf  der  tafel  angedeutet  worden  wäre,  denn 
eine  blosze  hochebene  würde  doch  je  weiter  von  dem  rande  nach 
rückwärts  entfernt,  desto  weniger  die  aussieht  auf  den  fusz  desber- 
ges  nnd  auf  den  flusz  verstatten,  auch  Nap.  und  Göler  haben  beide 
dies  nicht  zur  auschauung  gebracht,  die  schlacbtreihe  der  Römer 
kann,  wenn  die  Soldaten  von  der  schanzarbeit  weg  sich  vor  dem 
lager  gegen  die  feinde  aufstellten,  nur  auf  dem  abhänge  des  berges 
zn  stehen  kommen,  cap.  21  Caesar  decucurrit  et  devenit  und  quam 
qnisque  in  partem  ab  opere  casu  devenit ,  cap.  22  instructo  exercitu 
magis  ut  loci  natura ,  deiectusque  Collis  —  postulabai  dagegen  bat 
Göler  ganz  gefehlt,  Nap.  und  unsere  heransgeber  vielleicht  nur  in 
bezug  auf  den  rechten  flügel  der  Bömer,  da  sie  leg.  VII  und  XII  in 
der  plateauebene  aufstellen,  und  doch  scheint  auch  dieser  flügel 
noch  auf  dem  abhang  Stellung  genommen  zu  haben,  cap.  25  hoshs 
neque  a  fronte  ex  inferiore  loco  subeuntes  intermittere  et  ab  utro- 
^ne  latere  instare.  gelegentlich  wollen  wir  bemerken,  dasz  cap«  1^ 


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Fr.  Mej«r  und  A.  Koch:  mIm  wa  Omtan  belliun  OaUumm.  275 


dm  Worte:  et  iam  ia  mtiiibiis  nostris  hostes  videreBtur,  f&lachliob  von 
den  editoren  als  phrase  aufgefaszt  werden ;  es  und  diejenigen  ael- 
«kiten  darunter  ferstenden,  welebe  mp*  20  als  qni  panllo  longine 
aggeris  petendi  causa  processerantt  arcessendi  beseiohnei  werdeiu 
aaf  diese  eokbUn,  die  den  abbeng  weiter  hinuntergegangen  waren, 
um  erde  und  raem  für  den  lagerwall  hmnzuholen,  denn  sie  hatten 
keine  knnde  von  dem  verstecke  der  feinde  auf  dem  gegentUwr  liegen- 
den berge,  stieszen  die  feinde aoerst,  be?er  sie  weiter  den  abhaag 
hinauf  stürmten  und  an  denen  gelangten  ,*  welche  noch  beim  aus- 
graben beaeb&ftigt  waren.  —  Die  cap.  27  bezeichneten  (aliissimas 
ripas,  enbixe  iniqnissimum  locum)  terrainschwierigkeiten,  welche 
die  Nervier  TOr  ihrer  stellong  zu  Uber  winden  hatten  und  die  weiter 
nach  reehts  tot  den  Yeromandnem  und  Atrebaten  nicht  vorhanden 
waren,  aind  auf  unserer  karte  sehr  correct  zum  ausdruck  gekommen, 
inbezug  auf  die  beiden  legionen  XIII  und  XIY,  welche  die  begleitung 
des  gepäckszuges  bildeten,  möchten  wir  eine  änderung  wünschen, 
diese  beiden  legionen,  die  hinter  der  bagage  marschierten,  waren 
dem  wagenzuge  im  geschwindmarsch  vorangeeilt ^  als  sie  von  der 
entbrannten  schlacht  hörten  (cap.  26),  proelio  nunciato  cursu  incitato, 
I    und  wurden  von  den  Nerviem  in  dem  augenblicke  bemerkt,  als  sie 
I    die  höhe  des  plateau  betraten,  in  summe  colle  ab  hostibus  con> 
j    spiciebantur.  diesen  moment  hätten  wir  lieber  bezeichnet  gefunden. 
!    nicht  in  der  weise  Napoleons,  der  sie  in  weiter  ferne  bei  la  Longue- 
j    viHe  auf  einer  höhe  erscheinen  läszt  noch  immer  hinter  dem  wagen- 
zuge, dem  sie  längst  vorangeeilt  waren,  aber  auch  nicht  in  der  weise 
üüierer  karte,  die  sie  nicht  auf  der  höhe  darstellt,  sondern  vielmehr 
1    in  der  nähe  des  lagers,  dessen  hinterfronte  auf  dem  summum  iugum 
'    (cap.  24)  lag.  das  herum  adventu  (cap.  27)  würden  wir  nicht  blosz 
auf  die  leg.  X,  sondern  auch  auf  leg.  XUI  Qttd  ZIY  beaiehen,  die 
alle  drei  in  den  kämpf  eingriffen. 

Doch  wir  wollen  mit  unseren  desiderien  nicht  fortfahren,  es 
könnte  scheinen,  als  hätten  wir  den  dank  vergessen,  den  wir  den 
herausgeben!  des  vorliegenden  atlas  aus  vollster  Überzeugung  oben 
ausgesprochen,  unsere  wünsche,  die  wir  ja  doch  nur,  namentlich  in 
technischer  beziehung,  als  unmaszgebliche  ansehen  können,  mögen 
.     ibnen  das  interesse  bezeugen,  mit  dem  wir  ihrer  arbeit  gefolgt  sind, 
j     und  wer,  wie  die  Stettiner  collegen,  ein  so  ersprieszliches  schul  werk 
j     geliefert,  der  wird  auch  im  stände  sein,   die  möglichkeit  von 
'     besserungen  ohne  abbruch  seines  Verdienstes  zuzugestehen,  und  den 
Schülern,  für  die  zeit  und  mühe  geopfert  worden,  auch  das  möglichst 
vollkommene  wünschen,  wie  es  sich  bei  einer  neuen  auflege  vielleicht 
erreichen  läszt. 

Der  preis  dieses  Cäsaraltas  von  1  m.  20  pf.  ist  Überraschend 
billig,  noch  billiger  als  das  ganze  Cäsarwerk  von  v.  Kampen  kosten 
'^ird.  die  zu  jeder  tafel  dem  atlas  vorangestellten  erläuterungen 
(lo  Seiten)  geben  das  für  die  vorläufige  Orientierung  vollständig  ge- 
A^ende,  sie  seheinen  mir  übrigens  mehr  ein  üngerzeig  für  die  lehrer 

18« 


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276 


Zur  belagerang  toh  Aieaia. 


und  omc  darlegung  zu  sein,  wie  die  berausgeber  sich  zu  dem  be- 
treffenden texte  des  Cäsar,  sowie  zu  den  vorhandenen  erklänmgs- 
xnitteln  verhalten ,  als  dasz  sie  ftlr  die  schüler  besonders  bestimmt 
wären,  diese  werden  doch  nur  durch  das  mündliche  wort  des  leh- 
r«ra  in  hinlänglicher  weise  orientiert;  in  ersterer  beziehung  wollen 
wir  ihren  praktischen  nutzen  nicht  verkennen,  zum  Schlüsse  ver- 
weisen w  ir  noch  auf  eine  Verwechslung  der  tafel  II,  auf  der  B  der 
ersten  karte  A  vorangestellt  ist,  nachdem  das  einmal  geschehen, 
muste  in  den  erläuterungen  auch  die  Umstellung  stattfinden,  doch 
j«dtr  siehts  auf  den  mtea  bliok  and  i&i  kein  ixrtom  mOglieh. 
P.  I.  M.  P. 


ZÜB  BSLAQEBtnirO  TDK  AL1I8U. 


In  den  jahrb.  bd.  120  s.  106  behandelt  hr.  P.  in  P.  bei  be- 
sprechung  des  gewis  allenthalben  froh  begrüszten  kartenwerkes  von 
V.  Kampen  die  stelle  Caes.  b.  g.  VIT  70:  hostes  in  fugam  coniecti  se 
ipsi  multitudine  impediunt  atque  angustioribus  portis  relictis  co« 
acervantur.  der  geschätzte  philologe  möge  uns  gegen  seine  inter- 
pretation  einige  bemerkungen  freundlich  gestatten,  die  erklärung 
'die  fliehenden  Gallier  seien  zunächst  in  die  stadtthore  hineingestürmt, 
und  was  nicht  rasch  in  die  zur  aufnähme  der  groszen  masse  zu  engen 
thore  hineingekommen,  habe  mit  aufgäbe  dieser  thore  Zuflucht  im 
lager  gesucht',  erscheint  uns  nämlich  unhaltbar,  weil  sie  einen  ganz 
neuen  begriff  in  die  darstellung  hineinbringt  und  einen  Widerspruch 
in  sich  birgt.   Cäsar  hat  im  vorhergehenden  das  lager  der  Gallier 
am  ostabhange  des  M.  Auxois  nebst  seiner  befestigung  beschrieben, 
damit  ist  zugleich  der  begriff  portae  gegeben,  und  wenn  kurz  darauf 
von  einem  unglücklichen  ausfall  und  rückzug  der  Gallier  die  rede  i 
ist,  so  denkt  jeder  bei  den  hier  erwähnten  portae  unbedingt  an  die 
eingänge  zum  lager,  von  wo  der  angriff  ausgegangen  ist  Cäsar 
hätte,  da  der  begriff  'stadtthor'  aus  der  voraufgehenden  darlegung 
durchaus  nicht  eruiert  werden  kann,  um  des  richtigen  Verständnisses 
willen  oppidi  zu  portis  hinzufügen  müssen,  welcher  zusatz  c.  70  extr.  \ 
unnötig  ist,  weil  hier  kurz  vorher  'in  oppidum'  steht,  doch  gesetzt, 
man  wollte  angustioribus  (oppidi)  portis  relictis  verstehen,  so  wider-  ' 
spricht  der  innere  Sachverhalt,   eine  truppe,  welche  angriffsweise 
vorgegangen,  aber  zurückgeschlagen  worden  ist,  geht,  wofern  sie  es  | 
ermöglichen  kann,  in  ihre  frühere  Stellung,  zumal  wenn  diese  be- 
festigt ist,  zurück,  das  schreibt  ihr  nicht  nur  das  militärische  gesetz, 
sondern  auch  der  Selbsterhaltungstrieb  vor;  denn  auf  diese  weise  i 
findet  sie  am  ehesten  rettung.  danach  werden  auch  die  gallischen 


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Zur  b«big«niBg  toh  AImI«. 


277 


niter  das  BclifilMide  lager,  ans  dm  sie  ja  anngwogen  wam,  auf- 
gmM  balMD,  inabemdm  bat  dm  dar  nitmi  Bicbt  gOsatigem 
icmiAToilUaiflaeB  yan  Alaala  asd  bai  ainam  rOakauga,  dar  mA 
Pjanaklit  -iraiiigataBa  aafeagai&siaiiiMaharordiiiiagTQraich  gieog* 
mdeiaeA  arliabt  &  Tarbladung  dar  worla  aa  iaa|Mdiinii  atqva  aaguat. 
p.  tA  ooaQarvaBtnr  am  aaah  aahwanvaa  badeakan  gagan  obige  tmr 
aahma.  aina  grOnera  amaU  mm  alualwaam  ballt  aiah  ni  aiMoa 
lalBal  laaamman,  wam  aia  dnvoli  aia  antgegaaataliandaa  biadaniia 
m  dar  fnrtbawegung  aufgebahan  wird,  m  uaarar  ataUa  kauft  diaa 
war  statÜBdan  antwadar  aa  den  tibofan  dar  atadt  oder  dar  lagav^ 
mmar.  dia  Minahma  daa  mtaa  fidha  (dia  fliahandaa  GaUiar  tar- 
wiakabi  aidi  bai  dam  tu  aagan  aladtiboran  In  ainan  dkhita  kniaal) 
nrlnatot  daa  biaangeltlgta  raUoftia,  daa  P.  dnrahana  riabüg  arklSrt^ 
die  anaiolii  abar,  daaa  bain  förtgang  dar  inalit  auf  dar  alfadca  Ton 
der  ttadt  bia  nun  lagar  dia  gilllaühan  leiter  sieh  m  einem  kniaal  zu- 
naunaBgabidU  bifttan,  iai  in  abib  «ibalibar,  wafl  aolabaa  in  oiEniam 
ienain  niebt  TOfkommt,  aa  aai  dann  daaa  man  dadnrdi,  wia  baim 
eurtfonaiaren,  aina  grOaiara  widaraiandafthigkait  mit  abaiflbt  er- 
sielen  wollte»  waa  a.  o.  niabt  dar  fall  ist.  daa  Tarbalten  dar  reitar- 
geMbwadar,  weleha  doreb  dia  atadttbora  sieb  an  retten  niebt  Ter- 
mochten  ond  nnn  waitarbin  com  lagar  floban,  wira  Tialmabr  ein 
Mlehes,  wia  P.  adbat  aa  angibt:  *dabai  kommen  die  gaacbwader  an a- 
eiIlander%  mit  welchem  aatsa  frailioh  der  gleiob  folgende  *8ia  rer- 
wickeln  sieb  in  mnan  diobten  knftneP  in  maAQebarem  widarapmebe 
steht,  ea  bleibt  also  allein  die  oben  genannte  swaita  annähme  be- 
stehen, wobei  wir  n.  relictis  wie  P.  erklären,  der  ganze  Torgang  ent- 
wi^lt  aicih  demnaob  klar  in  dar  folgenden  weise:  die  galliachen 
niter,  die  yom  lager  aus  eine  attake  gemacht  haben,  werden  zurflck- 
Svwarfen.  «of  d«r  flacht  zum  lager  sarQek  sind  aia  einander  wegen 
i^r  manga  bfaideiüdi  und  geratban  so  in  Unordnung,  die  tbore 
sind  zu  eng,  um  diese  au%dOaten  gesch wader  durchzulassen*  die 
^sUiar  geben  daher  jene  auf  (portia  ralietia)  und  bilden  au  der  mauer 
nnumnaagedrSngt  mne  verworrene  maaae  (eoacenrantur).  die  Qer^ 
manen  bemerken  die  not  und  leiwiiinng  und  wagen  es,  was  sie 
sonst  nicht  gelhan  bittiii,  die  Verfolgung  sogar  bis  an  die  feind- 
Heben  versohaaauagan  heran  fortauaataan.  sie  bauen  in  den  knftuel 
^  «ad  richten  ein  groszes  blutbad  an.  ein  teil  d«r  Gallier  aueht  in 
der  Verzweiflung  und  findet  wol  auoh  dadurch  rettung,  dasz  er  von 
den  pferdeu  abspringt  und  durch  den  graben  hindurch  und  ttber  die 
^«chs  fasz  hohe  mauer  hinweg  steigt.  —  Dfte  ganse  darstellung  er- 
weist sieb  demnach  als  eiuMi  und  klar,  und  auch  das  letzte  be- 
<ienken  P/e  binaicbtlich  der  verf<4gnng  bis  zu  den  munitionea  ist 
durch  unsere  interpretatlon,  wie  man  leicht  erkennt,  gehoben.  — 
^'S  sei  noch  gestattet,  unsere  ansiebt  über  die  cippi  mitzuteilen.  P.s 
construction  von  'fünf  sich  einander  »sohtwinklig  durchschneidenden 
^äbea*  (jahrb.  120^  3.  s.  118)  ist  so  eompliciert,  dasz  sie  als  prak. 
^ch  unanefBbrbar  arsdiaint.  wegen  der  llberaas  aehwierigein  und 


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.  378 


R,  Dflun:  finuiiflritohei  Tocabnlar. 


»itnnbeBdeii  aiilage  niOolit«ii  wir  meht  eüuiial  (wie  Napoleon  imd 
T.  Kuapen)  an  eine  Bumme  von  panllelgiibeii  m  je  ttaS  fm  tiefe 
denken,  vielmehr  bezeichnet  GSaar  mü  perpetoae  foesae  forüaofende 
gifben,  d»  Ii.  sokhe,  welohe  die  einielnen  aehnicbedfirftigen  steUen 
yom  anfiuigs-  bis  nun  endpnncte  hin  ohne  mteriireclrang  durch- 
liehen.  et  sind  also  mehrere,  an  Tereohiedenen  eteUen  in  weitem 
omkreie  angelegt,  fttnf  Aut  tief  und  ao  breit,  dass  auf  ihrer  txHak 
ftnf  parallele  reihen  stipitea  befestigt  werden  konnten,  diese  warn 
mittels  der  nach  allen  selten  auslaufenden  sweige  untereinander  Ter- 
bnnden,  ja  (über  atque  TgL  Drftger  faist  sjni.  II  s«  44)  in  einander 
verflochten  (P*:  'ferschlongen')«  dieses  fest  zusammenhangende  ge* 
flecht,  aus  dem  noch  reiben  von  acatissimi  valli  (richtig  erklärt  von 
P.,  der,  nebenbei  bemerkt,  das  Tersohütten  der  grftben  mit  vollem 
recht  verwirft)  hervorragten,  machte  ein  durchdringen  absolut  un- 
möglich und  ist  offenbar  nodi  gefthrlieher  als  die  Napoleonisehen 
cippi.  die  anläge  erflQlte  also  voUkommen  ihren  sweek,  ihxe  aas- 
mhmng  bot  nieht  allsugrosce  sohwierigknten. 

EuFnN.  WAKTBasBie.  . 


80. 

FRAMZÖSISCH£S  VOCABULAB.  EIME  GENEALOGISCHE  ÜBEKSICHT  DES 
l*RANZd8IS0HfiN  WOBTGBBÄUDES ,  ALS  GBUMDLAGE  FÜR  EIHI 
VOLLStIhDIQE  FRANZÖSISCHE  SPRACHLEHRE  VON  DR.  R.  DIHM, 
OBfiRLEHRER  AN  DER  RBALSOHULE  ERSTER  ORDNUNG  AM  ZWINGKR 

zo  BRESLAU.    Bretlau  1870,  OoeohondEy.  88  s.  gr.  8. 

Die  systematisehe  aneignung  eines  ausreichenden  Wortschatzes 
wurde  bisher  wol  anssdilieszlich  durch  nach  sachlichen  gesicbts- 
pnnkten  angeordnete  voeabularien  bewirkt,  die  grttnde  dafür  sind 
naheliegend,  denn  wenn  selbst  für  die  alten  sprachen  das  princip 
der  'realen  ansaaunenstellang'  mit  so  guten  grCknden  verfochten 
werden  kann,  wie  es  z.  b*  von  B.  Todt  in  der  vorrede  zu  seinem 
griechisehen  vocabnlarium  geschieht,  so  scheint  es,  dass,  unter  hin- 
Sättigung  der  momente,  welche  bei  der  erlemnng  modemer  sprachen 
hinzutreten ,  bei  letzteren  die  andere  (etymologische)  methode  erst 
gar  nicht  in  frage  kommen  könnte,  anderseits  kann  nieht  in  abrede 
gestellt  werden,  dasz  die  gewichtigen  grOnde ,  welche  für  das  etj- 
mologisdie  princip  geltend  gemacht  werden  (z.  b*  von  W.  Schräder, 
erziehungs-  und  unterrichtslehre  für  gymnasien  und  realschulen, 
p«  365)  und  in  den  vocabularien  von  Wiggert,  Nägelsbach,  Ditfurt 
Q.  a.  ihren  ausdruck  finden,  in  volkm  umfange  audb  für  die  neueren 
spraehen  gttltigkeit  haben,  mttssen  sich  übrigens  beide  methoden 
notwendig  ausschlieszen?  können  sie  nicht  nach  einander  berück- 
siehtigong  finden?  —  Jeder  auf  dem  felde  des  sprachonternchts 


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iU  Dihm:  finuufitUoliM  Tooabalar. 


279 


thStige  lehrar  wird  wol  aas  eigner  erfahnmg  wiasexi ,  wie  nOtig  et 
ist»  däe  erwerbung  de»  leiiealiMfthim  benties  von  verschiedeiisii  Mitoa 
in  angriff  zu  nehmen,  wenn  irgendwo,  to  gilt  bei  der  erlemong  ctor 
^rächen  der  grondsfttz :  d«  tSm  Üm  luid  das  «adre  nicht  iMten« 

Für  diejenige  stufe  nun ,  wo  es  notwendig  oder  wOsaehemwerfc 
wird,  dam  lernenden  den  wortsohatt  der  französischen  qpneht  nach 
^genealogischen'  grondstttsen  snm  Verständnis  zu  bringen  und  ihm 
mittelst  derselben  die  aneignnng  m  erleichtem,  bat  br.  dr.  Dihm  m 
hilfsbucb  ausgearbeitet  I  das  einer  yielseitigen  berfiofcaiohtigiiag  nm 
mien  der  fachgenossen  in  hohem  mäste  wert  ist. 

Wenn  der  Verfasser  seine  ^genealogische  Übersicht  des  iranzö- 
sbchen  wortgebäudes'  als  grundUage  für  eine  yollstftndige  franzö- 
sische Sprachlehre'  bezeichnet,  so  musz  der  ansdruck  ^gmndlage' 
nicht  notwendig  im  chronologischen  sinne  in  bezug  auf  die  methode 
verstanden  werden,  er  kann  bedeuten,  dasz  die  durch  das  vocabular 
zu  yermittelnde  beberscbung  des  Wortschatzes  der  abschlieszenden 
grammatischen  theorie  das  lexicalische  material  in  möglichster  fülle 
zu  geböte  stellen  und  durch  das  etymologische  Verständnis  dem  gt« 
samten  sprach  wissen  gleichsam  den  unterbau  liefern  soll. 

Allerdings  läszt  ein  passus  der  vorrede  auoh  eine  andere  deutniig 
zu;  davon  soll  später  gesprochen  werden. 

Die  einrichtung  des  buchs  ist  folgende :  alphabetisch  geordnete, 
stets  aus  den  zwei  anfangsbuchstaben  der  Stammwörter,  welche  vor- 
zugsweitje  der  lateinischen  und  der  althochdeutschen  spräche  ange- 
liören,  bestehende  sylben  (oder  doppelconbonanten)  markieren  die 
gnippen  der  Stammwörter,  welche  letztere  sich  ebenfalls  alphabetisch 
tolgen  und  an  der  apitae  der  dazu  gehangen  neufraBZÖiiechen  wer- 
ter stehen. 

Unter  1  z.  b.  werden  die  hauptgruppen  durch  die  sylben  la,  le, 
ü,  lo,  lu,  ly  bezeichnet,  es  ist  dies  selbstverständlich  nur  ein  mne- 
monisches  oder  lexicalisches  hilfsmittel,  das  freilich  einen  ziemlich 
sonderbaren  eindruck  macht. 

Unter  lu  treten  die  Stammwörter  lubricus,  lucere,  lucinim, 
luctari,  ludere,  luere,  lugubris,  lupns,  luridus,  luscinia,  luscus,  lutra, 
iuxus  auf. 

Das  verfahren  des  Verfassers  wird  deutlich  erkennbar  sein, 
wenn  hier  eine  dieser  von  ihrem  stanunworte  angeführten  wort- 
gruiqpen  vollständig  reproduciert  wird: 

'lucere,  leuchten.  —  lucame  dachfenster,  lucid-e  hell,  -ite 
beiterkeit  des  geistes  (warum nicht:  helligkeit,  klarheit?),  6lucubra- 
tion  nachtarbeit,  lueur  schein,  luire  leuchten,  reluire  glänzen,  luisant 
leuchtend ,  reluisant  glänzend  (diese  beiden  participia  konnten  weg- 
bleiben), lumiere  licht,  lumignon  lichtschnuppe,  lumin-aire  leuch- 
tender körper,  -eux  leuchtend,  allum-er  anzünden,  -ette  schwefelhölz- 
chen,  rallumer  wieder  anzünden,  illumin-ation  (feierliche)  erleuch- 
tung,  -er  erleuchten,  enluminer  mit  färben  ausmalen,  -eur  ausmalen, 
-ure  ausmalen;  lone  mond,  lun  aire  mond-,  -atique  mondsüchtig,  -ette 


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880 


E.  Dihm:  fraiizöüibches  vocabular. 


augenglas,  -ettier  brilleDmacber;  lustre  glänz,  illustr-ation  erläu- 
terungf  -e  berühmt,  -er  erläutern,  bluette  fiinkchen,  berlue  funkeln 
vor  den  äugen*. 

In  dieser  weise  sind  sämtliche  einzelne  artikel  bearbeitet,  es 
kommt  dem  Verfasser  offenbar  darauf  an,  das  etymologische  centrum  * 
der  Wortbedeutung  hervortreten  zu  lassen  und  die  einprägung  der 
wortbilder  dadurch  zu  erleichtem,  diese  absieht  der  concentrierung 
der  gesamtgruppe  um  das  eine  Stammwort  ist  jedenfalls  der  gruud 
davon,  dasz  die  secundären  und  weiteren  ableitungen  nicht  wieder 
nach  den  entsprechenden  sproszformen ,  soweit  sie  bereits  im  latm- 
nischen  vorhanden  sind ,  gegliedert  werden. 

Es  lassen  sich  gewis  gute  gründe  flir  dieses  verfahren  an- 
führen; doch  dtlrfte  eine  anordnung,  wie  sie  z.  b.  Ditfurts  griech. 
vocabular,  Kärchers  lat.  Wörterbuch  und  Rosts  elementarwörterbuch 
der  griechischen  spräche  aufweisen,  gewis  vielen  willkommen  ge- 
wesen sein. 

Vielleicht  hat  die  rücksicht  auf  den  umfang  des  buchs  den  Ver- 
fasser abgehalten,  diese  anordnung  zu  befolgen ;  vielleicht  auch  wollte 
er  dem  forschuugstriebe  des  schttlers  noch  genügenden  Spielraum 
lassen,  und  es  wird  demselben  andererseits  auch  nicht  zu  viel  zuge- 
mutet, ein  schüler  müste  schon  ziemlich  gedankenlos  sein^  wenn 
er  z.  b.  in  dem  artikel 

lugubris  inmrig.  —  lugubre  traurig 
bei  lugubris  sieh  beruhigen  wollte. 

Der  Verfasser  benutzt  also  von  dem  lateinischen  Stammbaume 
nur  den  unmittelbaren  stamm  (oder  vielmehr  das  Stammwort),  voa 
den  übergangsformen  ist  natürlich  mit  recht  keine  rede,  die  auf- 
fassung  des  Zusammenhangs  der  beiden  zur  ansohauung  kommenden 
extreme  macht  trotzdem  keine  zu  groazen  anforderangem  an  den 
lernenden,  und  wo  der  schtüer  dazu  wamar  stände  ist,  tritt  eben  der 
lehrer  ein. 

In  80  bescheidenen  grenzen  ddi  nm  anch  dar  bier  geboleaa 
ttbnngsstoff  zum  elementaren  etymolognimft  bttk»  ao  iit  «r  ^kieb  ftr 
die  sohnlbedürfhiflse  völlig  ausreichend  nnd  der  aaregendaten  vnd 
frachtbarsten  Verwendung  fähig,  von  gewagten  etymologien  ist  das 
hask^  dai  aal  Sfibalar,  lützner,  Nagel  und  dan  eigenan  ■anmlnngen 
des  verfiaaaca  baaiari,  TSllig  frd.  ea  bieM  ma  völlig  gesi^hartea. 

Von  den  wttnechen ,  weleha  dia  dardusdli  du  'vowbidai«  bei 
dem  rat  angeregt  hat,  mögen  mir  swei  anadrndc  ii&dan«  aa  dttrfte 
iwedkmftszig  sein,  dia  fialcnii  nidit  m  YontaidaBdan  wSrter  madias 
et  Infimaa  Isänilatia  als  soldia  daniliflii  sn  baaeifllnMn.  daauit  dar 
sdiOlar  nieht  meine;  das  Stammwort  gaUtos  der  Uasaist^en  ktinittt 
an;  und  tener,  eisa  kam  tbersidlit  dar  bauptregela  ttbor  dk  laut- 


•  im  eigentlichen  sinne  ist  dies  allerdings  nur  der  wirkliche  stamm, 
nnd  dieser  hätte  wenigstens  da,  wo  er  ganz  unzweifelhaft  ist,  wie  z,  b. 
bei  lueere  —  lue      beeonden  angegeben  werden  sollen. 


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S.  DQunt  finuiiönMhM  TOcabaUur*  281 

Teränderungen ,  die  das  lateiBlMlM  bei  MllMBl  QbergMlg«  wam  ta»- 

sdttschen  erleidet,  beizufügen. 

Ueber  die  benutzang  des  voeabulars  beist  es  im  vorwort :  ^in 
einer  für  die  vorliegoidB  itirriptil  wMieiiÜieb  ÜMtgesetzten  siande 
oder  balben  stunde,  zn  weUÄir  dem  sohfller  ein  grOssMWi  wori- 
geschlecht  oder  mebreie  kleine  rar  dnrchlestmjf  su  banse  ausgeben 
worden  and,  läszt  man  ibn,  einen  nach  dem  andern,  ans  dem  be» 
stimmten  wortmsteriale  stttze  in  franzl^siscber  tpradie  zusammen* 
setzen  (nicht  deutsch  yom  lehrer  gegebene  sStze  ins  französische 
übersetien),  nnd  beaufsichtigt  nur,  dasz  nichts  sprachwidriges  in 
ihnen  roxkemmt.  nach  und  nach  werden  nicht  blosz  einfache  sätze» 
sondern  ancb  zusammengesetzte,  ja  kleinere  und  gröszere  perioden, 
endlich  kleinere  redegftnge ,  wie  anekdotenartige  oder  andere  kleine 
erzählungen  und  dergl.  —  sich  immer  nur  au  das  aufgegebene 
material  aus  dem  buche  haltend  —  von  ihm  verlangt  werden  können« 
I  bat  man  extemporalien ,  so  wird  man  leicht  das  so  eingeprägte 
material  zu  diesen  verwenden  können,  indem  man  stets  das  schrift- 
liche auf  das  (betreffende)  mündliche  folgen  l&szt.  ein  bis  ein  und 
ein  halb  jehr  werden  genfigen,  um  vediegendan  etoff  dyrehm« 
arbeiten*. 

So  hübsch  dieser  Vorschlag  in  der  tbeorie  aussieht,  so  wenig 
kann  sich  ref.  damit  einverstanden  erklären,  es  wird  dabei  schwer- 
'  lieb  viel  herauskommen,  jedenfalls  noch  weniger  als  bei  den  conver- 
I  sationsübungen,  die  mit  sachlich  geordneten  vocabularien  angestellt 
I  werden,  welche  zu  solchen  versuchen  doch  noch  weit  geeigneter  .sind  ; 
j  am  wenigsten  sind  wortgruppen  desselben  Stammes  zur  darätellung 
I  zusammenhängender  materien  geeignet,  überhaupt  müssen  sich  die 
I  eigenen  compositionen  sowol  der  schüler,  als  des  lehrers  in  den  be- 
I   scbeidensten  grenzen  bewegen,  soll  nicht  in  den  so  difficilen  neuereu 

I  sprachen  die  cozreotbeit  alle  engenblioke  den  emfrfindliohflten  eebeden 

leiden. 

Soweit  es  ohne  unnatürlichen  zwang  möglich  ist,  wird  selbst- 
verständlich das  gelernte  etymologische  material  verwertet  werden 
müssen;  von  selbst  geschieht  dies  ja  ohne  weiteres  bei  der  lectiire, 
wid  diese  ist  die  hauptsache  beim  schulmäszigen  sprachbetrieb. 

Die  pädagogische  regel ,  nur  solche  vocabeln  lernen  zu  lassen, 
welche  unmittelbar  verwendet  werden  können,  oder  umgekehrt,  die 
gelernten  vocabeln  bon  gn*  mal  gre  sofort  zu  verwerten,  hat  nur  für 
Anfänger  unbedingte  giltigkeit.  je  weiter  man  in  einer  spräche  fort- 
schreitet, desto  mehr  sogenanntes  'totes'  material  musz  man  not- 
gedrungen anhäufen ;  im  fall  des  gebrauchs  wird  es  eben  lebendig, 
ßür  bat  es  sich  während  der  Schulzeit  iri^erhalb  der  schranken  der 
Wgue  usuelle  zu  halten,  wie  oft  hat  der  schÜler  gelegenheit ,  das 
jyort  cucumis  anzuwenden?  oder  Kujiuvov?  oder  le  pou?  oder  louae» 
üce?  —  er  lernt  sie  und  kommt  davon  nicht  um. 

Das  hauptverdienst  des  Dihmscben  voeabulars  besteht  darin, 

es  die  erwerbung  einer  auagedehnten  vocabelkeuntoia  in  zweck- 


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282 


BdftBzigvr  WflBM  natertttttit.  die  beiden  oberen  clasMii  der  mU 
sohakn  werden  es  mit  groszem  vorteil  benutzen  können. 

Die  MUftAttuag  des  buchs  ist  eine  sebr  anständige ,  der  dnuk 
ist  Yon  gzoüer  «ORMtheit  «ad  der  pi^  toa  1     60  mäszig. 

BsatLAu.  W.  B. 


»1. 

BBLIAHD,  HBRAÜSGBGBBBH  TON  BDÜABD  8IBTBB8.   Halle,  vedag 

der  InioUiaDdlang  des  Waisenhauses.  1878.  (auch  unter  dein  titet; 
^germanistische  handbibliothek',  herausgegeben  yon  Jnl.  Zacher,  lY.) 

Einer  neuen  wissenschaftlichen  arbeit,  die  nach  allen  Seiten  hin 
wol  gelühgen  ist  und  wol  ^gevieret*,  wie  Waltber  sagt,  seine  bewun- 
dernde Zustimmung  aussprechen  zu  können,  ist  eine  freude,  welche 
einem  unbefangenen  und  unparteiischen  kritiker  nicht  gerade  oft  zu 
teil  wird,  desto  erfreulicher  ist  es  für  den  referenten,  dasz  er  sich  der 
Sieverd'schen  Heliandausgabe  gegenüber,  über  welche  er  im  folgen- 
den ein  korses  urteil  abgeben  will,  in  dieser  glücklichen  läge  be- 
findet. 

In  der  buchbandlung  des  Waisenhauses  zu  Halle,  welche  in 
den  letzten  jähren  durch  ihre  publicationen  auf  dem  gebiete  der 
deutschen  litteratur  eine  rege  thätigkeit  entwickelt  hat,  erscheint 
unter  der  kundigen  redaction  des  herm  prof.  dr.  Jul.  Zacher  seit  un- 
geföhr  einem  decennium  eine  germanistische  handbibliothek,  die  bis- 
her drei  vorzügliche  ausgaben  altdeutscher  Schriftwerke  aufzuweisen 
hatte,  nemlicli  den  Walther  von  W.  Wilmanns,  die  Kudrun  von 
E.  Martin  und  den  Vulfila  von  E.  Bernhardt,  zu  diesen  tritt  eben- 
bürtig als  vierter  band  jetzt  hinzu  die  ausgäbe  des  He  Ii  and  von 
prof.  E.  Sievers  in  Jena,  wir  begegnen  hier  dem  Verfasser,  der 
auch  schon  sonst  durch  eine  reihe  von  bedeutenden  arbeiten,  nament- 
lich durch  seine  historisch-grammatischen  und  sprachphysiologischen 
forschungen,  die  germanistische  Wissenschaft  vielfach  bereichert  und 
gefördert  hat ,  auf  einem  gebiete ,  auf  welchem  er  sich  durch  seine 
ausgäbe  der  ahd.  evangelienharmonie  des  sogenannten  Tatian  (1872) 
bereits  trefflich  bewährt  hat.  auch  zu  dieser  seiner  neuesten  leistung 
hat  sich  der  unermüdlich  fleiszige  herausgeber  durch  jahrelange  ein- 
gehende Studien,  wie  wir  von  ihm  selbst  erfahren,  auf  das  sorgfältigste 
vorbereitet,  und  wirklich  mit  dem  besten  erfolge !  ehe  wir  jedoch 
auf  das  werk  selbst  näher  eingehen,  bemerken  wir  noch,  dasz  es  uns 
einer  solchen  leistung  gegenüber  unstatthaft  erscheint,  kleinlich 
wegen  etwa  aufstoszender  einzelheiten  zu  mäkeln. 

Unsere  besprechung  selbst  nun  gliedert  sich  nach  zwei  baupt- 
gesichtspuncten ,  indem  wir  einmal  die  allgemeine  bedeutung  der 
Sievers'schen  ausgäbe  klar  darzulegen  versuchen  werden,  dann  aber 


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£•  Sievens  Hdiand. 


283 


auf  ihre  s  p  e  c  i  e  1 1  en  YonOge  komnMB  woUttk  wodunh  unterschei» 
det  sich  also,  so  tegen  wur  tOBlalitii  imam  ifilw  TonaUen  ihren 
TorlftnferB  ?  deren  siad  (w«bb  wir  Ton  brauchbrnn  wit  Ton  nnkritn 
sehen  yerOilBiitlichungen  einzelner  bvodifitttcke  vor  und  nach  der 
editio  princepe  absehsB)  nur  vier:  die  von  Schmeller,  die  editio  pria* 
ceps,  1830;  von  Koene  1855,  yott  M.  H^jiw  1866  und  1873,  voa 
H.  Büokcrt  1876.  Schmeller,  von  dem  auch  der  gltU^lkli  6t^ 
fundene  name  ^HeUaad'  itaamt,  hat  in  den  reichen  kms  aeimr 
vielen  Verdienste  um  die  wissenschalt  der  deutschen  spräche  und 
ütterator  wahrlich  das  nicht  als  das  gerippte  blatt  eingaflochien, 
dasz  er  auf  der  grundlage  der  MUnchaMT  handaahrift  dien  damals 
nur  stfickweiae  bekannten  ^Haliand'  zum  ersten  mala  in  methodip 
scher  waka  Tarllffentlichte ;  namentlich  bawährta  er  aich  als  meister 
in  seiner  Wissenschaft  durch  das  gerade  10  jalire  spftter  (1840)  als 
zweiter  band  erschicMne  Wörterbuch  nebst  graimialik  snm  Haliand, 
die  Scbmellersche  ausgäbe  leidet  jedoch  daran,  dasz  sie  die  andere 
handschrift  daa  HaUaadf  den  codex  Cottonianna  (in  dar  bibliotiMk 
des  britischen  mneeums  in  London),  nicht  in  ausreichendam  maaaa  Im* 
nützen  konnte,  weil  Schmeller  zwar  mehrere,  aber  nur  ungaollganda 
colktionen  daorselben  besasz.  diesen  mangel  wollte  Koene  ausglei- 
chen, aber  er  arbeitete  mit  zu  unzulänglichen  krttften.  höher  steht 
die  erste  handausgabe  des  Heliand  von  M.  Heyne,  in  der  allerdings 
mit  Zugrundelegung  des  cod.  Monacensis  beide  has.  benutzt  sind,  in- 
dem die  lücken  des  Monacensis  aus  dem  Cottonianua  ergänzt  werden ; 
doch  beruht,  wie  schon  der  weite  umfang  des  glossars  (fast  29  bogen 
neben  noch  nicht  10  bogen  text)  beweist,  das  hauptaugenmerk  das 
Verfassers  auf  der  Vermittlung  des  Verständnisses,  die  ausgäbe  von 
Hücker t,  welche  erschien,  als  Sievers  bereits  mit  seiner  arbeit 
heschSftigt  war,  ist  eine  sehr  ach tungs werte  leistung.  namentlich 
eignet  sich  die  einleitung  trefflich  zur  einführung  in  das  Verständnis 
des  Heliand,  denn  sie  ist  mit  kritik  geschrieben,  zeichnet  sich  durch 
ein  entschiedenes  zurückweisen  aller  traditionellen  irrtüraer  aus  und 
behandelt  auch  die  sprachlichen  und  metrischen  eigentümlichkeiten 
des  gedichts  recht  anschaulich,  doch  bleibt  sie  durch  ihre  oft  ele- 
mentaren bemerkungen  in  dem  uns  wenig  sympathischen  rahmen 
der  Bartschschen  Sammlung  'deutscher  dichter  des  mittelalters 
deren  vierten  band  sie  bildet;  demselben  zwecke  bequemen  Verständ- 
nisses dient  das  von  Bartach  nach  Bttokarts  toda  gaarbeitete  'wür* 
terbuch*. 

Unter  solchen  Verhältnissen  entbehrte  also  die  strenge  wissen- 
Bdiaft,  da  eben  Schmeller  nicht  ausreichte,  bis  jetzt  für  den  Heliand 
eine  genügende  und  sichere  grundlage  für  ihre  forschungen,  ein 
löangel ,  welcher  in  allen  grammatischen  und  exegetischen  wie  anti- 
([üarischen  arbeiten  über  das  altsächsische  mehr  oder  minder  hervor- 
getreten ist.  in  j^e  lücke  nun  will  Sievers  mit  seiner  arbeit  treten : 
will  eine  ausgäbe  bieten,  die  speciell  für  die  zwecke  der  Wissen- 
schaft angefertigt  ist-  (er  läazt  alao  sowol  Heyne  als  Bttckart  ihr 


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884 


S.  Sievaisc  Heliand. 

* 


publicum!),  um  den  hofifentlich  sich  immer  mehr  Terbreitenden  all- 
sächsischen  Studien  eine  sichere  grundlage  zu  geben,  den  altsächsi- 
schen  Studien  im  allgemeinen,  sagen  wir,  denn  auszer  dem  Heliani 
gibt  es  ja  bekanntlich  nur  noch  einzelne  und  zwar  kleine  Überreste 
des  altsächsischen,  welche  von  M.  Heyne  (kleine  altniederdeutsche 
denkmäler,  1867)  in  guter  weise  gesammelt  sind,  in  folge  dessen 
hat  Sievers  seine  ausgäbe  so  eingerichtet:  nach  einem  kurzen  Vor- 
worte, in  welchem  er  seinen  plan  auseinandersetzt  und  für  später  ein 
vollständiges  altsächsisches  Wörterbuch  nachzuliefern  verspricht,  gilt 
er  auf  33  selten  eine  knappe,  aber  inhaltreiche  einleitung.  hier  han- 
delt er  zunächst  von  den  zwei  hss.  des  Heliand,  über  den  Monacensis 
und  Cottonianus,  berichtet  über  die  äuszere  geschieh te  des  toxtes  bis 
zu  Schmeller  hin,  bespricht  dann  dessen  ausgäbe  wie  die  folgenden, 
verbreitet  sich  über  die  Übersetzungen  des  Heliand  (nach  ihm  ist  nur 
die  von  Simrock  1866  und  die  zweite  Greinsche  1869  brauchbar), 
dann  über  die  anfSnge  von  commentaren,  weiter  über  die  wenig»^n 
erläuterungsschriften  zu  unserm  epos,  femer  über  die  dürftigen  ver- 
suche in  der  textkritik  wie  über  die  grammatischen  und  metrisclien 
arbeiten,  die  den  Heliand  behandeln,  nachdem  so  die  diplomatische 
geschichte  des  gedichts  und  das  referat  über  die  hilfsmittel  zum  Ver- 
ständnisse desselben  abgeschlossen  sind,  spricht  dann  der  gelehrte 
herausgeber  über  das  gedieht  selbst  hinsichtlich  seines  alters,  der 
quellen  und  des  Verfassers;  von  einer  ästhetischen  Würdigung  wird 
mit  recht  abgesehen,   bei  der  Streitfrage  über  das  alter  des  epos 
muste  er  auch  auf  die  beiden  apokryphen  praefationes  eingehen,  die, 
in  lateinischer  spräche  abgefaszt,  zuerst  von  Flacius  Hlyricus  1562 
in  der  zweiten  ausgäbe  seines  catalogus  testium  veritatis  s.  9o  f. 
*Bus  einer  nicht  näher  bezeichneten  quelle'  veröffentlicht  wurden, 
aus  ihnen  stammen  bekanntlich  jene  zwei  sich  widersprechenden  au- 
gaben,  einmal  dasz  der  sänger  des  Heliand  durch  einen  von  gott  ge- 
sandten träum  zur  abfassung  des  gedichtes  veranlaszt  sei,  und  wie- 
derum, dasz  nach  einer  andern  Überlieferung  ebenderselbe  mann 
(ferunt  eundem  vatera ,  et  q.  s.) ,  ein  volkssänger ,  auf  befehl  könig 
Ludwig  des  Frommen  das  epos  gedichtet  habe,    die  erste  Über- 
lieferung bietet  die  erste  und  zwar  prosaische  praefatio  bis  zu  den 
werten  'possumus  appellare*,  von  Sievers  stück  A  genannt,  die  zweite 
aber  der  schlusz  der  prosapraefatio ,  von  Sievers  B  genannt,  und  die 
verspraefatio.  wenn  nun  auch  der  herausgeber,  wie  alle  seine  Vor- 
gänger, mit  Skepsis  der  legende  gedenkt  und  dann  —  aus  der  über- 
sieht der  benutzten  quellen  ergibt  sich  dies  —  unwidersprechlich 
darthut,  dasz  der  dichter  des  Heliand  ein  gelehrter,  also  ein  geist- 
licher, gewesen  ist,  so  verhält  sich  doch  Sievers  der  Überlieferung 
gegenüber  sehr  conservativ  und  kommt  (auf  s.  XXXVII)  zu  folgen- 
dem resultate:  'ein  Nichtsachse,  aber  wol  ein  Deutscher,  dem 
exemplar  des  Heliand  zu  bänden  gekommen  war,  und  der  zügl^iA 
mündliche  tradition  über  den  dichter  dieses  Werkes  und  seine  wei- 
tere, auch  auf  das  alte  testament  sich  erstreckende  dichterisdif 


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S.  ^Tensfiillud. 


thitigkwt  beüli,  aehrieb  die  praefatio  A.  ein  zweiter  Niohtsachse, 
UBMrar  Termutung  nach  ein  AngelsaihM,  int^oliesto  (UtMlbe  anf 
gnmd  .TOB  B«dM  berieht  von  Caedmon  und  fügte  die  versus  aa»  die 
eine  weitere  kenntnis  des  inhaltii  als  die  der  einleiiangakktvaaBn»* 
setzen.'  wir  können  diesem  resnltate  nicht  zustimmen,  wenn  wir 
die  inhaltliche  gleichartigkeit  soldMr  biblischen  dichtnng  bedenken, 
80  ist  ^  beziehung  der  praefaüones  auf  den  Heliand  durch  nichts 
sicher  verbüigi,  i»d  dann  kommt  hinzu ,  dasz  der  ton  im  anfange 
des  gedieblB  wm  vnA  aimmermehr  dinauf  schliessen  lisst,  wir  hätten 
es  mit  einem  zweiten  teile  zu  thun ,  welchem  eis  eoAer  ttobmtt, 
der  ^  geeobiebte  dee  alftai  tMtaments  bebandelte ,  vorausgegangn 

i  wire.  und  auch  im  ganzen  gedichte  ist  uns  keine  einzige  stelle  er»* 

I  iaBsrlieb,  welobe  auf  eiMa  solchen  ersten  teil  aneb  nur  indirect  hin- 
wiese, ein  aignmentom  ex  silentio  ist  alkrdingB  an  eiob  bedenUieb» 

I  aber  hier  wäre  es  doch  mehr  als  zufall,  wenn  einn  jtde,  dooh  &8tyon 
Mlbet  neb  darbietende  bezi^ung  fehlen  sollte,  wo  nudits  vorlag,  sie 

I  Tarmeidett  zu  sollen,  femer  ist  der  Heliand  in  seiner  behandlung 
der  lebensgesehicfate  das  heilandea  als  ein  eobtoe  und  esnheitlichet 

i  opos  ge&ist.  ich  frage,  wie  wäre  es  möglich  gewesen,  den  vielfachen 

i  und  ganze  eofaichten  von  traditionen  dnetellenden  inbalt  de«  alten 
testamentes  nnt^  einem  einbtttlichen  gesichtspuncte  znaanimenn* 

;  fassen?  etwa  unter  den  der  geschieh te  des  jüdischen  volkae?  wo 
bleibt  dann  aber  der  epische  beld?  er  hätte  auch  Christus  sein  k8n«> 
nen,  wirffc  man  mir  vielleicht  ein,  «uf  welebenaUm»  lioeea,  die  pso* 
pheten  und  die  psalmen  hinwniw>  aber  wie  konnte  er  dann  ein 
epischer  held  sein?  vor  janer  leglrf nng  bewahrte  unsem  dichter 
sicherlich  sein  bober  poetiaeber  sinn,  den  er  im  Heliand  eo  glMneand 

I  bewährt. 

'       Mit  Windisoh  (der  Hellend  und  eeinn  qnelkn,  1868)  nimmt 
Sievers  dann  die  entstehung  unsers  epos  in  dem  jahrzehnt  von 
825  bis  836  an.  als  quellen  des  gedichts  werden  zuletzt  mit  un- 
widersprechlicher  klarheit  auf  grund  der  arbeiten  anderer  und  nach 
eigenen  forschungen  des  herausgebers,  der  als  editor  des  Tatian  hier 
]       vielen  vieles  voraushatte,  folgende  als  hauptsächlich  nachge- 
\  diesen:  l)  die  pseudotatianische  evangelienbarmonie ,  2)  der  com- 
!   mentar  des  Hrabanus  Maurus  zu  Matthäus,  3)  der  des  Beda  zu 
I  Lucas  und  Marcus,  und  4)  der  des  Alcuin  zum  Johannes,  ^also  die« 
i   selben  quellen,  denen  auch  Otfrid  einen  teil  seines  Werkes  entlehnt', 
ja  diese  commentare  'die  hauptautoritäten  der  evangelienerklärun- 
gen  für  das  neunte  jahrhundert  bildeten',  nach  aufzählung  minder 
wichtiger  quellen,  von  denen  es  genügt^  Gregors  homilie  X  zu  nennen, 
wird  zum  scblusz  der  einleitung  die  frage  nach  dem  diditer  eri^tarti 
der  ohne  allen  zweifel  ein  sächsischer  geistlicher  war. 

Nach  der  einleitung  stehen  die  praefationes  mit  dem  apparat 
•Öer  wichtigen  Varianten  (die  einzelnen  ausgaben  des  Flacius  und 
'UWJhdrucke  der  stücke  in  allen  werken  sind  herangezogen)  und  dann 
«rst  folgt  von  s.  7 — 388  daa  eigentliche  gedieht,  indem  beide  haa. 


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iLSiennt  H^pmd. 


ilifgMhnickt  sind,  wmnt  dm  Cottonianüs  bis  t.  84  allein  (der  Mona- 
censis  ist  im  anfange  füiftüniielt  und  audi  tonst  noch  lückenhaft),  ' 
doui  luiki  dwr  Oottonianns,  rechts  der  Monacensis,  beide  recensionai 
gmiiilgt  nachlftsaigkeitMikfii  der  schreiber,  sonst  diploma- 
tisch genau  abgedruckt,  am  tarne  des  testet  aber  siiid  alle  (oft 
ttbeiMtbeB  genaal)  wichtigen  Ttnchreibnngen ,  rtdienugVBt  ^^»^ 
nmgen  «nd  orthoyiyliiteht  eigwitllmlichkeitta  tagegtbtt.  hier 
findet  sieh  eia  ftuszerer  mangel  unttner  tatgabe.  denn  wenn  auch 
die  mgltioiiiing  derMüMhcner  hs.  genfigend  ist,  so  hat  sich  der 
heransgeber  im  lanfo  ttiaer  arbeit  übeneugt,  dasz  er  im  jähre  1871 
den  codex  Cottonianüs  aiebt  mü  der  exaetheit  eoIIaUeniert  habe,  die 
seiner  ausgäbe  würdig  sei.  er  verglich  ihn  daberi  nachdem  der 
drnck  des  textes  abtr  beiaahe  tohoa  ToUeftdet  war,  im  herbst  des 
jahres  1876  noch  einmal  und  verwies  die  resultate  dieitr  nenen  colla- 
tion,  die  sich  von  v.  1 — 4686  entreckt,  in  den  aahang  auf  s.  541  f.;  j 
man  musz  also  diese  steUtü,  es  sind  186  t&  athl,  vor  der  benatzimg 
der  ausgäbe  erst  sieh  im  tcxtu  ändern,  eine  mühe  (es  kommeH 
noch  einselae  ernte,  Yfß,  a.  542,  Inasn),  weiobe  niebt  gertdean- 
genehm  kL  i 

Unter  jenem  variantenapparat  stehen  dann  auf  jeder  seite  die 
quellen,  aus  welchen  der  diehier  geschöpft  hat,  wörtlich  abgedruckt,  i 
diese  und  die  oben  gekennzeichnete  einrichtung  ist  nach  unserm  ur  1 
teil  das  wesentlichste  mit,  was  die  ausgäbe  bietet:  denn  nun  bat 
jeder,  der  im  Heliand  weiter  arbeiten  will,  beide  hss.  mit  allen 
quellen  vor  sich  und  kann  sich  mit  dem  masze  divinatorischer  ein- 
sieht ,  das  ihm  betebieden  itt,  jede  stelle  aureobÜegMi,  heilen  oder 
beanstanden. 

Gab  es  also  der  herausgeber  auf  —  und  bei  den  so  wesentlidien 
und  durchgehenden  ab  weichungen  beider  hss.,  besser  gesagt  recen- 
sionen,  war  sicherlich  vorsieht  geboten  — ,  selbst  eine  vulgata  fest- 
zustellen, so  musz  man  dies  als  postulat  für  die  weiterschreitende  i 
Wissenschaft  festhalten ,  falls  es  in  unserra  falle  möglich  oder  über  ' 
haupt  wünschenswert  ist.  ist  man  doch  anderwärts  auch  nicht  an- 
ders verfahren ,  wenn  üppström  von  Vulfila  den  codex  argenteus 
1854 — 57  und  die  bruchstücke  des  codex  Arabrosianus  1864 — 6<^, 
Merkel  den  codex  Laurentianus  des  Aeschylus  1871,  endlich  Stude- 
mund  (wenn  er  doch  hinsichtlich  des  codex  Ambrosianus  des  Flau* 
tus  endlich  sein  versprechen  erfüllen  wollte!)  den  codex  Veronensis 
des  Gaius  1874  abdruckte,  es  ist  dies  allerdings  ein  act  der  ent- 
sagung,  welchen  Sievers  übt,  denn  eine  unfertigkeit  bleibt  es  alle- 
mal, aber  weit  besseres  als  bisher  ist  geleistet,  und  nur  dem  boden  i 
des  wissenschaftlich  gesicherten  kann  allein  dos  wissenschafÜicl^ 
sichere  entkeimen  und  aus  ihm  hervorwachsen. 

Dies  ist  es  im  allgemeinen ,  was  nach  unserer  auffassung  den 
Sievers'schen  Heliand  über  alle  seine  Vorgänger  erhebt;  doch  bat  er 
noch  hohe  specielle  Vorzüge,  einen  commentar  hat  der  herausgeber  i 
nicht  hinzugefügt,  und  zwar  mit  recht,  denn  da  unser  gedieht  die  i 


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£•  fiievert:  Heliaiid. 


2Ö7 


biblische  lebensgesohichte  Chritti  bthmdtlt,  bot  es  fast  gar  keiB0 
sachliehen  schwitrigktüiii  (die  wenigen  heidnischen  nach-  und  aii- 
kttnge  und  das,  was  yob  genDanischen  sitten  übertragen  ist,  brau- 
th&m  doch  wahrlich  einem  leser  des  Heliaad  nicht  aridärt  su  werden !). 
wenigstens  keine  solchen,  die  in  einer  exegetiadm  triMit  mm  Heli- 
and  abzuhandehi  wären;  die  bedettiendste  aufgäbe  des  eomMBlan 
hfttte  alao  die  sein  müssen,  die  quellenstellen  nachzuweisen,  aus  wel- 
ebtm  der  dichter  geaeUpft  diea  aber  seite  fttr  aeite  w  bekom- 
men, war  für  die  leser  so  bequemer,  wie  et  8i0f«r8  unter  dem  texte 
getlian  hat.  —  Noch  eine  andere  aufgäbe  des  commentara  hUeb  übrig, 
die  fonnelle  seite  des  gedichts  gehörig  an  bavOcksichtigen,  die  aber 
im  gegansatze  zu  jener  ersten  am  besten  garmeht Ticainzelt,  son- 
dern so  synthetisch  als  möglich  absolviert  werden  musz.  wir  haben 
es  im  Heliand  mit  einem  echten  volkaepos  zu  thun,  folglich  baut  sich 
die  spräche  auch  unseres  gedichtes  auf  feststehenden  fonneln  auf. 
man  träume  doch  nicht,  dasz  unser  epos  dem  haupte  seines  dichtera 
entsprang,  eigenartig  und  fix  und  fertig  wie  Pallas  Athene  der  stim 
des  Eroniden.  wie  bei  den  noch  existierenden  haupterzeugnissen  dea 
altindiscben  epos  und  bei  Homer  haben  wir  es  hier  nicht  mit  dejn 
anfange  einer  entwicklung ,  sondern  mit  einem  abschlusse  tu  tfaan, 
mögen  wir  nun  hier  gröszere  episch-heidnische  (und  selbst  in  unserm 
gedichte  geht  ein  groszer  teil  der  formein  noch  auf  heidnische  ideen 
oder  sociale  Vorstellungen  des  vorchristlichen  germanentums  zurttek) 
oder  kleinere  epische  gesänge  über  die  biblische  heilsgeschichte  an- 
nehmen oder  andere  weltliche  und  geistliche  lieder.  das  eine  bleibt 
bestehen,  der  dichter  des  Heliand  fand  eine  ausgebildete 
epische  spräche  vor,  gerade  wie  die  Sänger  des  altindischen  und 
Homerischen  epos,  und  gerade  wie  die  späteren  angelsächsischen 
dichter  biblischer  richtung  und  nicht  minder  die  altnordischen  dich- 
ter, diese  epische  spräche  bestand  aber  in  festgefligten  epischen  for- 
mein, welche  gemeingut  aller  dichtenden  elemente  des  volkes  waren, 
kommt  diese  thatsache  schon  bei  dem  altindischen  epos ,  bei  Homer 
und  den  pseudohomerischen  dichtungen,  ja  selbst  in  der  ältem  grie- 
chischen elegie  vor  (jenes  beweist  ein  blick  in  die  sanskrittexte,  und 
hier  thun  es  dar  die  Untersuchungen  von  männem  wie  J.  Becker,  C.  A. 
J.  Hoffmann,  Laroche,  Härtel  u.  a. ;  man  vgl.  auch  Renners  arbeit 
über  die  elegie,  1872),  so  ist  dies  element  bei  der  alliterierenden 
poesie  noch  viel  viel  wichtiger,  deshalb  hat  den  herausgeber  keine 
mühe  verdrossen,  ein  formelverzeichnis  des  Heliand  mit  'parallel- 
belegen aus  den  übrigen  germanischen  litteraturen',  vornehmlich  der 
angelsächsischen  nnd  skandinavischen,  anzulegen,  und  zwar  zunächst 
in  einem  synonymischen  teile,  welcher  alphabetisch  geordnet  ist 
(s.  391 — 464),  dem  dann  ein  systematischer  folgt  (s.  465 — 495), 
'zur  erleichterung',  wie  der  Verfasser  sagt,  'des  auffindens  gesuchter 
Wendungen',  wo  jedesmal  auf  die  Stichwörter  des  ersten  teiles  ver- 
wiesen wird,  welche  Wichtigkeit  diese  mühsame  arbeit  für  das  Stu- 
dium des  Heliand  imd  damit  für  das  altsäch^che  überhaupt  und  so 


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888 


im  aülg—tfaiwi  für  die  gtednckie  des  aiedtrdeutscben  hai,*gUnbeii 
vrir  oben  genugsw  4ftfgethan  zu  hab«B}  m  g^Ohrt  Sievers  gerade 
für  dea  luiT  aufgewandten  üeisz  bei  dnor  m  9kk  recbt  langweiligen 
arbeit  nnser  wärmster  dank,  die  anmerknngen  eadliGfa,  welche  den 
•efaliin  des  mmkdB  bilden  4M--5iO)«  dienen  desa,  die  für  die 
gitae  te  Werkes  nicbt  eben  zaUreicben  ftnderungen  des  heraas- 
gebore  ni  iwditferligeii,  oder  dazu,  dasz  er  durch  erklämog  eine  nene 
aufÜMenag  einzelner  stellen  begründet  oder  «ftdlidi  da»  er  mitte 
biakerigen  intorpieten  des  Heliamd  in  den  ausgaben  unseres  epos  wie 
in  tonstigen  wisMiisohaftlichen  werken  nad  seitsohriften  tkk  aoi- 
einandersetzt  hier  auf  einzelnes  einzugehen,  maagrit  nw  dtrrainn, 
trotzdem  wir  auf  diese  und  jene  bemerknng  nur  ungern  farzichten. 

üm  aiieh  das  äuszerliche  am  Schlüsse  zn  erwähnen,  so  maeht  die 
prächtige  ausstattung  des  trefflichen  Werkes  der  Terlagshandlnog 
ebenso ,  wie  der  sorgfältige  und  correcte  druck  der  g^auigkeit  des 
yerfassers  und  der  Sorgfalt  des  typographen  alle  elore;  nur  hätten 
wir  gewünscht,  dasz  die  interpunction  in  der  einleitung  etwas  sorg- 
fältiger behandelt  worden  wäre;  das  'e'  in  'widerlegen'  (s.  XX\i 
z,  2  y.  o.)  aad  ^widerspifleke*  (ebeadas»  a.  9  t.  o.)  ai&d  bleme  Ter- 
aahen. 

Somit  wird  hoffentlich  mit  der  vorliegenden  ausgäbe ,  die  nach 
unserer  Charakterisierung  ein  fondamentalbau  ist,  gegründet  in  der 
tiefe,  aber  ein  werk,  auf  welches  die  deutsche  Wissenschaft  stolz 
sein  darf,  da  umfassende  gelehrsamkeit ,  durchdachte  kritische  me- 
thode ,  umsichtiges ,  feines  und  sicheres  urteil  an  ihm  gleicbm&szig 
mitgeschaffen  haben,  ein  neues  Stadium  der  Heliandstudien  beginnen, 
das  auch  der  abschlieszenden  resultate  bald  viele  zeitigen  möge,  för 
den  Heliand  und  die  altsächsische  spräche  und  damit,  weil  für  den 
wichtigsten  reprUsentanten  der  altniederdeutschen  spräche,  für  diese 
selbst  wichtig,  möge  die  arbeit  von  Sievers  im  vereine  mit  anderen 
forscbungen  auch  dazu  uns  mitverhelfen,  dasz  wir  endlich  eine  wirk- 
lich wissenschaftliche  grammatik  des  niederdeutschen  idiomd  ^ 
kommen,  mit  dieMt*  perspective  wollen  wir  gchlieszen. 


TTNSSBfi  TOLKSUBDSB. 


Seit  einem  Jahrhundert,  denn  genau  so  lange  ist  es  her,  das« 
Herder  an  die  herausgäbe  seiner  Sammlung  deutscher  (und  aucli 
fremder)  Volkslieder  gieng,  sind  viele  patrioten,  gelehrte  sowol  wie 
dichter  für  die  hebung  dieses  Schatzes  thätig  gewesen,  und  Herders 
^stinunen  der  Völker',  Brentanos  und  v.  Arnims  'des  knab^u  wunder- 


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j 


889 


hm'aowla  die ÜMmdadbe»  dl»  v.ExMmkf^  ■umwfang  dadiaclea 
hktäm  dar  mtMm  gebildete«  thmt  aea  hat  sieh  BMlnr  an  das 
yadiliAtaad»  waedaBtttinaaiiim 

Tolkslieder  gehalten  imd  daiflber  euiea  weeimtiiehen  beetaadtifl  der» 
idAM»,  q)»0  des  eehie  vettnttider  mahl  aa  deake»  aiiid,  siem* 
lieh  wnaeUlBiigi«  ieh  ee  war  die  hOelMte  aeit, 

den  «pob  die  alte  ▼olkitiitteheii  «eieen  aaa  dem  elaiibe  auenr 
WMieiheken  wieder  herwergeacfwa  wwdfl»»  nadeeiethaeheterfte»- 
M,  da»  diaa  jiMga»  dawli  eiaea  wmrer  BreedaaMratttbUijari  hat 
FsNH  IL  Böhme«  ant  hewnndarMieweEten  laagjihdiieii  fleiaeei 
pMm  mnaiohi  aad  henrliehete»  erMge  fieeheheii  iet.* 

I>melhe  hat  rieh  der  mtefaittfaraaif  dee  hoeheetigea  sowie 
ngieveadea  kfiai^i  mj«  in  eilreaen  gahahl  wd  toh  ar*  mJ.  hfiaig 
j  jUNrfciat  ito  aiwii  die  woltardieate  aasteiehwig  toehelae  eidaa» 
vadeihwg  an  teil  gewevdaa«  ee  ietaher  driignad  «  wünacbap,  daea 
«ütm  wttke»  deaa  leeuUeie  eo  rieyihriger  antthaa  mid  opfer,  eiaeh 
«üi  aaerhemiTOg  der  bemteaa  im  deuteehea  tolhe  aiebt  enteogia 
!  warde.  iek  diahe  mir,  dar  gedurte  aad  galehriB  hemaageher  wttrde 
«0  ftr  daa  liasnirtiiai  lehn  seiaer  arbeit  ansehe  i  wenn  die  moeikaU* 
sdmi  vowtehec  teai  velkaliedertsfeln  die  mühe  aieht  sobeaten,  nach 
der  in  dar  vonede  gagehegaa  anleitong  die  alte  notenschrift  zunächst 
zu  ihreai  eigMi  gi&raachy  deaa  heffrakUieh  aoeh  fikr  ihve  liedertafel 
I  in  die  jetab  gfehrSucfaHdie  mniaaetaen,  sie  einzuttben  aad  auf  alle 
;  vase  ibraa  saBgesbrüdenajpasehmaok  daraa  haizubringen,  vielleicht 
■  vtide  dies  daau  beitragen ,  so  manche  posswii  die  eich  lied^rtafala 
j«tit  wol  hin  und  wieder  eis  kmnischea  gmang  aaftisohen»  dea 
bisseren  nutgliedem  derselben  gründlich  zu  verleiden. 

Ich  bin  ein  söhn  des  volks  und  diurohane  aiehi  aunikaliscb  ge- 
bildet; iek  hahe  daa  glfii^  gehabt,  daea  aidr  meorere  dieeer  lieder 
{  na  eiaem  heira»  dem  ich  ee  daak  weisz,  vorgespielt  und  voigeeaa* 
I  im  Weidaa  aiad,  und  ich  musz  gestehen,  dasz  sie  mich  tief  ergrigaa 
Maa;  waiHm  sollten  sie  nicht  auch  auf  das  volk  wirken,  da  sie  vom 
:  vaUw  stammen?  der  beeahetdene  hmusgeber  isfciu  resigniert,  wenn 
er  se'm  buch  mit  den  worteaiadie  weit  hiaaamehiMikit:  'ieh  glaobe 
aiobt,  daaz  die  überreiiten,  yerwOhnten  obren  des  gegen wftrtigea 
gMeUechte  an  diesen  primitiven  melodiea  wolgefaUen  finden,  an 
ibrem  ernst  und  ihrer  kraft  eich  wieder  aa  erfiriaehen  und  zu  stahlen 
aahm  waadea»  und  man  jemals  wieder  im  jener  einiaobhait  dee  ge- 
Magm  dttr  Totzeit  aurüi^kehren  wird;  denn  andeve  atttaa».aadere 
liederl  aagh  wiid  meai  baeh.  kaam  dazu  beitragen  kOnaea,  dea 
guten  alten  Tolkegesang  im  herzen  dee  deutseben  vidkee  «i^eder 
stehen  zu  machen,  der  leid^  auf  der  greesea  hindetreeie  and  ia  dan 
liädten  Ifogai  vaeeehwatidea  ist  ua4  aar  aoab  ia  weaigea  abge* 

*  alt4«ntocbes  Uederbucb,  Volkslieder  der  Deutschen  nach  wort 
ttnd  weise  aus  dem  Ith  bis  sau  tfü  jaliihmidert  g^esammelt  and  er- 
i^iutert  von  i'>anir  M.  BQboie.  Leipstg.  dimck  asd  verlag  tob  Brei^ 
^P<ttalHartri.  ia77. 

R*JM.f.pUl.«.pld.  n.aM.  1819.  hltSv.«.  19 


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290 


BchlotMMi  thakni  mk  kflaHMriieh  fkkMy  wIohttoiB  «Imt  wol  m- 
löschen  wird,  nim,  so  mOge  et  mit  Moam  diahnilarti  ddttiMiMr 
bmiBBiglmt  n&d  tiagediMit  d«r  mini  nat  und  «immb  mMm- 
mm  sagen:  cso  «iMtl»' 

Und  iok  Mge:  wam  soll  es  nieki  wMir  so  imte?  Mttl^ 
Uflli  BNkt  gans  so,  dena  simIi  «kr  hmuaagthm  wird  gtwis  weit  di- 
TOil  satfemt  sein,  dea  gesang,  den  er  wm  twrilikrt,  fllr  absotok 
jBBsle^gllllig  sn  halten;  ss  sind  eiaftkche  natmtttaiSt  dio  eben  danm 
snm  herzen  sprechen,  mil  sis  «os  dem  heneii  strOmoft.  ialipro- 
phetsie  nickt»  das  wäre  zu  giMgti  idMrieli  wünsche  vcmgaiiHn 
henen  dem  hstaasg»ber  die  gsawgthwagt  dssi  seia  boek  wemdidi 
daam  beiträgt,  unsem  volksgesang  sa  rrformieren,  ja  zu  regeneneren. 
das  volksHlwtliehe  ist  das  eleaMBt,'VOn  welchem  jede  leisinng  in  der 
knnst  auszugehen  und  sa  dsai  sio  sshüsssüeii  larflckxakelveii  bifti 
sonst  ist  sie  wie  eia  bäum  ohne  wurzel.  waren  doeb  aebaa  unsere 
▼cdkslieder  im  TOrigen  jahrhundmrt  der  jaagbrunaen ,  ans  welehn 
unsere  altklug  und  lendenlahm  gewordene  gelehrte  poesie  nsM 
lebenskraft  tnunk,  in  welchem  Goetbes  dichtung  sieb  sifthlte,  au 
dem  ia  aaserm  jahrhoadert  Ublsnds  uase  schöpfte!  was  würde  ans 
unserer  Schriftsprache  werdea,  wsaa  sie  sich  niebt  unser  voUbMs* 
Uches  sprachbe wustsein  zur  norm  disasa  lissssl  ja  aoah  mehr,  was 
würde  ans  dem  obxisttioben  glauben  werden ,  wenn  er  nicht  von  seit 
zu  zeit  auf  seine  qoeUe,  auf  die  bibel,  snxaeki^ieBgel  aber  wie  db 
bibel  der  regulator  misers  glaubeas  ssiamass,  so  mnsz  notwendig 
das  Volkslied  der  regulator  aller  musik  sein,  aad  ieb  mttste  mich 
sehr  irren ,  wenn  aMit  nasere  ▼olkstttaüiehen  musiker,  wie  Mozart 
nad  Weber ,  dem  rauschen  dieser  quelle  gelaaseht  hätten,  der  «iir 
age  reis  m  Meye^^rs  ^Hugenottaa'  liegt  ffkr  mieb  und  gewis  so^ 
für  manchen  andern,  dsr  ia  der  musik  nur  seinem  natürlichen  ge- 
fUhle  folgea  kann,  in  dem  durchgehenden  herrlichen  Lutherschen 
Choral,  den  auch  der  heransgeber  mit  recht  unter  die  Volkslieder 
an^eaommen  hat.  aber,  wie  gesagt,  der  musikalische  teil  dee  buches 
ist  aür  verschlossen ,  m&m  er  mir  nicht  durch  fremde  gttte  zugiag- 
Hck  gemacht  wird,  ich  musz  mich  an  den  poetischen  halten. 

So  ungerecht  es  wäre,  wollte  irgend  ein  gebildeter  Deutscher, 
vielleicht  wegen  einiger  störenden  äuszerlichkeiten,  wie  falscher 
reime,  mangelhaften  strophenbaues ,  derber  nattirlichkeit,  bisweilen 
Ungezogenheit  des  ausdrucks,  nur  einen  augenblick  verkennen,  welch 
groszen  schätz  wahrer  poesie  wir  in  unsem  Volksliedern  haben, 
ungerecht  und  anmaszend  würde  es  anderseits  sein,  wollten  wir  be- 
haupten ,  dasz  wir  darin  nicht  von  anderen  Völkern  noch  übertroffen 
würden,  besonders  darf  sich  das  englische  volk,  seit  es  durch  Percyj 
bekannte  Sammlung  in  den  besitz  desselben  gekommen  ist,  eines 
Schatzes  von  Volksliedern  aus  dem  'lustigen  alten  England'  rübmeii, 
der  den  unsrigen  an  grösze  und  vortrefflichkeit  weit  tiberbietet, 
auf  unsem  volksgesang  hat  sich  besonders  der  unselige  SOjäbnge 
krieg  mit  seinem  onsäglichen  elend  wie  ein  böser  meblthau  gd^^ 


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S9i 


und  alle  frende  am  gesang  auf  jahriiQBdnrto  luaavs  erstiokt  mMl 
erstannt  Uber  cb«  ftUle  von  baUadtagtofea  M  dm  EnglSnteB,  wo- 
gegen die  unsrigeii,  noch  woniger  dor  mU  alt  imiani  iMriiiii 
denheit  nach,  dM^g  lind,  radt  «BMripdk hitli liäbMr«  dioitoli 
qrimdoi"  dvndi  tollWhwin  «vi  «üma  gBvkMm  gnd  yoa  «ihkuif 
bei  den  yoüw  mmlwii  odnr  »II  dmm  du  trolk  sympiihiilBrto» 
wefl  w  gio  für  wngwwhi  Ttrfolgte  MMih»-mid  äo  dtehalh,  betondwi 
ihr  ixagisdM  in  liedm  tetfeben  lim,  vi^ 
^ifMiiihrlwni*  bdkiiiBbni,  tom  heiMigvbir  ami  Muk  iB  dlo  mit  dw 
itatifelgiiiMm:  vim  Bmtett»  SchttfttaaMMiD,  Tiindw 

Mbiiidluid  dftB  bflidiB  MiflMbor  Sftftr^^ 
i  aber  dis  imiilm  wana  doch  snr  frcciw  spitibuhaa  «nd  gemaiM 
I  laab»  odar  Maaahaimardaff,  die  aich  haiaa  tannahiui  erwwhcn  hoiMi'* 
ten«  vftd  6bißMk  Schülar  aaian  Mb»  mit  genklaan  griff  in  dk 
I  hwiaatHcho»  wlUcr  tanaizte,  so  bang  doch  dio  dadmch  hervor* 
gcniinB  lÜtandnr  dar  ilubammiimit  ihsa  waava  saiaft  aiia  T^i^fg^ 
dem  *AttMt  dar  heiitigaB  gMUMT*.  andan  in  England!  doriwaM 
dia  kihaan  fthwr  dar  vagwagtnen  tdaibcnchMgan^  dSo  «imlahat  ala 
wiUUhhe  wagen  dar  aimgen  jagdgaaeftae  aieh  m  dia  wiUar  wncfin^ 
gendaan  nationale  halden,  vnd  daa  velk  nahm  antaddeden  parfcai 
Ür  na  gegen  dia  kdnigliahan  hiaakar.  Bolnn  Hood  kbt  noah  jaM 
im  mimde  dea  Trihea,  gtoaaa  dichter  haben  aeinen  namen  nnaiarb- 
licb  nomatibt  und  bei  nna  — -  Binalfini»  ein  nha&ta^aMeahBnf  daa 
1  kik  Yidpioa.  SMA  fe^g^auhe  die  xomane  Ton  WaUar  Baolt  aatt 
toan  Ton  Hermann  Kor«,  odar  die  aciwttbchan  hechlinde  nut  dem 
Sehnanwaidy .  ao  wird  man  nngaifthr  dan  maaaalab  haben  iBr  die 
veorglaiabiing  dar  eigliaahan  HhibarbnUaden  mü  den  deafteahan*  an- 
;  derebaBadotttoffii  waajftlMUah  anah^derPen^ad^ 
;  TQ^mami,  sind  nna-  iron  fremd  her  angeftthrfc,  wie  die  geaaUchte 
raPymmnamadThi^  dahin  mhne  ich  aber  nicht  daa  hMidie 
i  deotedie  TolfcaKed  yon  den  swai  lälntgakindaRi,  obgkiah  ea  eine 
1  wttllwrie  ttnHehbait  mit  der  ai^  von  Hero  TOid  Leandar  hat,  ieh 
nchna  ea  dadialb  nidit  dabin,  wäl  aagcBy  die  aieh  an  eine  geviaae 
art  von  (Miehkeit  anaebUeaaen,  flboidl  d»  wieder  anftanahcn,  wo 
<)ieaalba  art  von  QrtlidAait  wiederkehrt   wird  dann  die  mig$  dea 
onen  ortea  in  dem  andern,  wo  eine  iÜmKebe  haftet,  bekannt,  so  ver- 
iMogen  Bich  allerdinga  beide  gana  natmgemBas.  nnd  ao  denke  ich 
nur  die  entstehung  der  grieddachcn  Heio-jond  Leander-sage,  die 
bekanntlich  an  der  Dardanellen-meerenge  hidtete.  als  sie  durch  die 
gelehrten  in  Deutschland  bekannt  wurde,  gieng  aie  in  eine  ähnliche 
Qrtprflnglieh  dentache  Aber,  beide  vermengten  sich»  und  die  folge 
^von  war,  dasz  die  eharakteriatiaehen  miteraahiede  beider  sagen 
Morch  mitergiengen,  aowie  wenn  zwei  sprachen  sich  mengen,  die 
flexionsformen  beider  sprachen  mit  natornotwendigkeit  untergehen« 
ich  denke  mir  die  unabhängige  y  aber  von  vom  herein  ähnliehe  ent* 
Btehong  ungefähr  so  nnd  lege  die  acene,  der  deuÜichkeit  wegen,  an 
^  looal  der  einen,  an  die  DardaneUcB.  dar  dichtende  volksgeist 

19« 


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sn 


hgi  mdk  dto  tmfß  rat:  kt  m  wd  mOc^oh,  diese  aeemge  n  über* 
edkwiiuuM?  wemm  mebt?  ealworiei  er  sieb«  woui  anr  em  MM* 
tigee  mMr  emea  kfli— i  ednnmaer  m  deagufllhrtiAen  weptttek 
MMbt  dieee  ■olife  loimtexi  nwi  MlMi  nunabeilii  eeiB:  hik 
Mi  abenteiier  wie  bei  Sobilkn  A^e^jlger,  oder  wie  bei  toRUE^poi, 
der  je  eMdieb  Ae  DeideMOeii  ibenebwoMM»J»t,  oder  fpeviMi- 
eaebt  wie  in  der  sege  mm  taeher,  oder  ebigeb  vaA  ger^baanebl 
nigVdnb  win  in  dtm  eritei  tdVi  dni  nnbiWeninhii«  beiirbmfiMiB  <lhwiii 
eege»  nber  welöbe  motiTe  nen  nnob  eonst  noch ,  Tdreiteli  odet  n-  | 
eeanneiiwirlBMid,  aedMiken  neg,  der  dichfewideiTolbipieet,  dar  gDi- 
ebieebe  wie  deutsche,  yerfUllt,  seinar  kmersten  natnr  nneb, 
nIdMt  immer  auf  eins ,  dae  ibm  des  menaeblidiste  und  den  miob 
iigste  zQgleisb  ist ,  die  liebe,  und  nun  ist  er  eneb  gkieb  bereit,  dw 
möglicbbeit  poetieob  in  die  wifklieUieit  «msusetzen  und  stactt:  m 
konnte  geeehshen,  wenn  —  zu  sagen:  es  ist  gesohehen»  denn*^* 
den  geistigen  prooeeSi  wodurch  dies  geschieht^  aas  einander  zu  eetM^ 
wnsde  zu  weit  fftbrcA.  aber  leicht  ist  es ,  die  entwieklung  dtf  sage 
nun  weiter  m  verfolgen,  so  leicht,  dasz  ich  es  meinen  lesecn  eettisi 
tfcberleese.  nnr  das  möchte  ich  noch  hervofbeben«  dees  die  ssge  not- 
wendig einen  tragincben  abschlusz  haben  musz,  das  ttlckische  ele-  \ 
ment  des  weesers  fordert  schlieszlich  eein  opfisr  oder  vidinebr  seine 
opfer,  denn  es  ist  ein  schöner,  beiden  sagen  geniiisamer  zug,  dasz 
die  liebende  den  gsisebten  naidit  ftbrnrleben  meg}  beide  beben  dem 
gnnsamen  dement  und  den  noeb  gnusameren  nsnsehen  zum  trotz 
nur  ihrer  liebe  gelebt;  dieses  element  zieht  denn  auch  die  geliebte 
in  seillsn  eoboosz  mit  hinab,  noch  milder  als  die  eitern,  in  deren 
selMKMBe  ibre  linbe  keine  Zufluchtsstätte  fieid«  de  uns  dnrdi  einsbe- 
soodsN  gnnst  des  Schicksale  die  beiden  esgen  in  döiipelter  form^  cfo 
griechisdbe  in  der  bearbeitsHig  nneers  grasten  aelioneien  kunstdtek- 
ters  ,  der  gerade  hier  den  ganzen  reashtnm»  die  ^anie  pvn^t  seiner 
Sfirache  entfaltet  hat  und  geWis  r<m  unserm  dentsebsn  velkebsdi 
nichts  gewnet  hat,^  und  in  der  ungekünstelten  tdid  doäi  eqfteiftB- 
den  Isesmig  eben  diesee  ¥eibsKf4ee  YOiisigt»  so  ist  ^s  Idlrreich,  den 
eoblnsB- beider  diebtongen  neben  einander  m  etelhnu  bei  Bebillsr  iii 
Heroe.entsdblnsey  zn  sterben»  segliieb  geteet: 

» 

» 

J»,  er  ist's,  der  auch  eutseelet 
seinem  heiligen  schwur  Dicht  fehlei, 
■chn^lien  blicks  erkennt  sie  ihn^ 
keine  tiMae  sieht  man  fallen, 
keine  klag«  h'drt  man  seballen, 
kalt,  verzweifelnd  starrt  hie» 
trostlos  in  die  öde  tiefe 
blickt  sie,  in  des  äthers  licl^t, 
und  ein  edles  fever  riithet 
ibl^  eirt>lefcbend  aa^^eiiiAt* 

Ibh  erkenn'  eueb,  ernste  miehte, 
strenge  treiH  ihr  More  reebte, 


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ÜBMce  volUiedcr, 


furchtbar,  unerbittlich  ein. 
,      früh  schon  ist  mein  lauf  beschlossen» 
doch  das  glück  hab*  ich  genossen, 
«&d  dM  Mhantto  loM  war  mria, 

lebend  liab*  ich  deinem  tettfil 

mich  greweiht  als  priesterin, 
dir  ein  trf^udig  opfer  sterb'  icb, 
Venus,  grosze  königin. 

Und  mit  fliegendem  gewande 
schwingt  sie  von  des  thurmes  randa 
in  die  meerflut  sich  hinab, 
liocil  Ss  icfiMs  flnteimSclt6& 
wllafe  dar  gatl  die  heirgen  taiahan 
und  er  selber  ist  ihr  grab, 
und  mit  seinem  raub  zufrieden, 
zieht  er  ruhig  fort  und  gieszt 
auB  dar  naartchöpilaB  mna 

aainatt  atrani«  dar  awif  ffiaiat.  • 

Ker  ist  alles  dramatisch ,  und  die  läge  des  locals  begünstigt  den 
raschen  entschlusz,  und  die  ebenso  rasche  ausführung,  die  nun  aber 
I    auch  in  ausführlicher  darstellung  von  dem  dichter,  und  mit  dem  er- 
i    habensten  pathob,  das  ihm  zu  geböte  steht,  beschrieben  wird,  nicht 
80  gut  hat  es  die  königstochter  im  deutschen  liede.  sie  vermutet 
•   nur  den  tod  des  geliebten,  hat  aber  seinen  leichnam  noch  nicht  ge- 
I    sehen,  sie  soll  den  andern  morgen  in  die  kirche  gehen,  sie  entschul- 
'    digt  sich  aber,  weil  ihr  'ihr  herz  so  weh  thue'  (armes  kind!  wir 
glauben  es  dir  gern),  sie  will  am  ufer  spazieren  gehen,  um  sich  zu 
erholen,  aber  als  prinzessin  hat  sie  nun  auch  noch  mit  der  etiquette 
zu  ringen  (wie  tragisch  greift  hier  die  misere  des  alltagslebens  in 
«las  furchtbare  geschick  ihrer  liebe  ein),  und  erst  nachdem  sie  es 
i    dnrchgesetzt  hat,  allein  gehen  zu  dürfen,  setzt  sie,  was  im  volksliede 
!    "^e  im  märchen  nie  fehlen  darf,  ihre  goldene  kröne  auf  und  eilt  an 
i    die  See,  wo  sie  einen  fischer  bittet,  so  lange  seine  netze  auszuwerfen, 
'        er  einen  leichnam  gefunden  habe,  wofür  sie  ihm  ihre  goldene 
kröne  verspricht,  als  der  fischer  den  leichnam  des  geliebten  heraus- 
gezogen hat,  gibt  sie  ihm  auch  noch  einen  ring,  wol  das  geschenk 
iiires  geliebten,  und  nun  erst  folgt  der  schlusz,  der  aber  im  gegen- 
^tz  zu  Schiller  höchst  einfach  und  gerade  darum  ebenso  ergrei- 
fend ist: 

Sie  nahm  in  ihre  blanken  arme 
dän  königtaohn,  o  wabi 
lia  sprang  mit  ihm  in  die  wellan, 
aim,  vater  und  matter,  ade! 

welcher  von  beiden  darstellungen  sollen  wir  nun  den  Vorzug  geben  ? 
wh  denke  so :  sie  sind  beide  in  ihrer  art  vortrefflich ;  aber  dem  wahr- 
haft gebildeten,  wenn  er  gefühl  für  menschenleiden  und  deren  dar- 
stellung durch  die  mittel  der  poesie  hat ,  werden  bei  beiden  erzäh- 
lungen  die  thrSnen  in  die  augcn  kommen,  denn  verachtet  er  das 
Volkslied  wegen  seiner  Schmucklosigkeit,  so  ist  er  w^en  seiner  Ter- 


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294 


Untere  Tolk&Ueder, 


bildung  zu  bedauern,  der  gefühlvolle  ungebildete  dagegen  wird 
bei  der  erzählung  des  Volksliedes  vielleicht  sogar  schlncbzen ,  aber 
bei  der  Schillerscben  daistellung  jedenfalls  kalt  bleiben,  weil  er  sie 
nicht  versteht,  und  daraus  ist  weder  ihm  noch  Schiller  ein  Vorwurf 
zu  machen,  weil  dem  aber  nnn  einmal  so  ist,  so  folgt  daraus:  erstenSi 
dasz  die  Volkslieder  einen  unschätzbaren  wert  haben  schon  deshalb, 
weil  sie  von  dem  gesamten  volke,  mit  ausnähme  einiger  salon- 
menschen, verstanden  werden,  und  zweitens,  dasz  man  dem  unge- 
bildeten, 80  lange  man  ihn  nicht  zum  Verständnis  unserer  groszen 
kunstdichtungen  herangebildet  hat,  immer  wieder  seine  ihm  abhan- 
den gekommenen  Volkslieder  vor  äugen,  obren  und  in  den  sinn 
bringe,  damit  er  sich  an  ihnen  erbaue,  seinen  geist  veredle  und  sein 
herz  bessere;  und  dazu  beizutragen  mahnt  das  werk  unsers  verdien- 
ten mitbürgers  jeden,  dem  die  erziehung  und  leitung  der  untern 
schiebten  des  Volkes  anvertraut  ist,  von  neuem,  und  bietet  zugleich 
ein  neues  vortreffliches  hilfsmittel  dazu. 

Wie  zart  und  gefühlvoll,  wie  mit  der  natur  verwachsen  viele 
dieser  Volkslieder  sind,  davon  ist  mir  das  rührendste  beispiel  eines, 
das  ich  noch  aus  dem  'wunderhorn'  im  gedächtnisse  habe,  ich  kann 
es  in  Böhmes  buche  nicht  finden ,  musz  also  fürchten ,  dasz  es  kein 
echtes  Volkslied  ist.  nun  denn ,  so  verdient  es  eins  zu  werden ,  und 
ich  musz  es  hierher  setzen ,  um  eine  entscheidung  darüber  zu  veran- 
lassen, auch  wenn  mich  mein  herz  nicht  dazu  triebe,  es  steht  in  der 
ausgäbe  Berlin  1846  II  s.  223  f.  mit  der  bemerkung,  es  sei  aus 
mündlicher  quelle,  Simrock  meint,  es  sei  überarbeitet,  wie  dem  auch 
sei ,  es  kann  seine  Wirkung  nicht  verfehlen.^ 

Wol  heute  noch  und  morgen, 
da  bleibe  ich  bei  dir, 
wenn  «ber  kommt  d^  dritte  taiT» 
so  mu8s  ieh  fort  tob  hier. 

^Wann  kommst  du  aber  wieder, 
herzallerliebster  mein, 
und  brldül  dU  totken  roeen 
und  trinkst  den  kühlen  wein?' 

Wenn's  schneiet  rothe  rosea, 
wenn's  regnet  kühlen  wein; 
80  lang  sollst  du  noch  harren, 
henftUerliebste  mein! 

Gieng  sie  ins  vaters  gärtelein, 

legt  nieder  sich,  schlief  ein; 
da  träumet  ihr  ein  träumelein, 
wie's  regnet  kühlen  wein. 

Und  als  sie  da  erwaditet 

da  war  es  lauter  nichts, 
da  blühten  wol  die  rusea 
und  blühten  über  sie. 


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J.  BinUt  4ie  gpamuäk  dm  HeUeaen. 


Ein  haü8  thät  sie  sich  baVM 
von  lauter  grünem  klee« 
thät  aas  zum  himmel  sehen 
wol  BMh  ien  fwwnikm%. 

Mit  gelb'  wachs  thät  sie'«  decken,' 
mit  gelber  Ulle  refn, 
dui  tl«  fieh  könnt'  ▼eisteeik«!!, 
wmtL*»  ftfiMt  käklm  weia. 

IM  all  dat  bans  g^lMtiiet  wsr, 
iTMik  sie  den  herrfi^ottswein; 
ein  ro9enkrXnz]eiii  in  der  iMkld, 
schUef  sie  derinaen  ein. 

Der  loBftbe  Hhrl  ntifkke« 

^eht  zu  dem  garten  ein, 
trägt  einen  kränz  von  ro^a 

und  einen  becher  wein. 

Hat  mit  dem  fusz  geatOlWa 
wol  an  das  hügelein, 
er  tiel,  da  schneit'  es  rosen, 
da  regneVa  kfifalen  wein. 

BOBSaX  BOXBERQEB. 


8S. 

fiertelnnaiiit«  1878. 

Wir  haben  in  vorliegender  schrift  es  mit  einem  specifischen 
beitrag  zu  einer  event.  Vervollständigung  der  erziehung  der  gebil- 
deten classen  zu  thun,  indem  sie  die  leibesübungen  der  Hellenen  be- 
spricht und  in  ihrem  verhalten  zu  der  heutigen  erziehung  in  das 
richtige  licht  stellt,  die  schrift  gewährt,  was  vorzugsweise  ihre  auf- 
gäbe war,  auch  dem  nichtphilologen ,  dem  es  bisher  schwierig  sein 
mochte,  über  den  betrieb  der  hellenischen  gymnastik  sich  zu  orien- 
tieren, die  geeigneten  und  unentbehrlichen  notizen,  um  ihm  die 
unterscheidenden  merkmale  des  modernen  tumens  und  der  helleni- 
schen gymnastischen  tlbungen  nahe  zu  führen  und  verständlich  zu 
machen,  wir  heben  gerade  diese  seite  der  schrift  als  verdienstlich 
bervor;  denn  die  Krauseschen  Schriften  —  'die  agonistik  und  gym- 
nastik der  alten'  und  dessen  'geschichte  der  erziehung  der  alten'  — 
bieten  zwar  ausgezeichnetes  gelehrtes  material,  das  aber  für  lehr- 
^stalten  weniger  sich  eignet,  während  das  begeisterte  buch  von 
Jäger  über  die  gymnastische  ausbildung  der  Griechen  zu  wenig 
greifbaren  stoflf  bietet;  die  fleiszige  arbeit  von  Grasberger,  die  aber 
Weh  nicht  vollendet,  ist  ebenfalls  mehr  gelehrt  gehalten.  —  Nach 
«Der  anregenden  einleitung  erörtert  der  verf.  zunächst  den  gang 


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der  gikeliischen  eviMbcing,  schildert  sodann  die  übungsplün,  die 
ftbungen  selbst  (das  pentatblon  Qtw.)»  die  athletik  m  ihien  miter- 
aeheidenden  merkmalen  neben  der  gymnmstik,  um  eodann  das  wagen- 
xtBiien  und  wettreiten ,  sowie  die  nationalspiele  zu  erörtern,  die  18 
beigegebenen  holzschaitte,  sowie  die  dem  text  hinzugefttgten  aotea 
und  quellenangaben  sind  durchaus  schätzbar^  und  letztere  nament- 
lich denen  benutzbar  und  gewis  auch  erwünscht,  welche  die  eine 
oder  die  andere  frage  weiter  zu  verfolgen  den  beruf  fühlen.  —  Bei 
einzelnen  liesze  sich  manches  freilich  bemerken,  da  der  verf.  in 
seinem  sonst  löblichen  bestreben,  die  moderne  körperliche  erziehung 
durch  gewisse  grundideeu  der  antiken  gymnastik  zu  illustrieren, 
vielfach  zu  weit  geht  und  mehr  behauptet  als  er  verantworten  kann, 
wahr  ist  allerdings,  beispielsweise,  dasz  die  alten  complicierte  luni- 
geräthe  wenig  oder  gar  nicht  kannten,  dasz  sie  für  ibre  Übungen 
meist  nur  eine  stützüäche  hatten,  nemlicb  den  boden.  aber  wenn 
der  verf.  —  s.  30  —  das  moderne  bedürfnis  complicierter  gerätiie 
zum  turnen  von  der  industrie  der  neuzeit  mit  ihren  gigantibchen 
hoch-  und  tiefbauten  und  ihrem  complicierten  maschinenwesen  her- 
leitet, wenn  er  die  hohen  kirchtUrme,  die  tiefen  schachte  der  berg- 
leute  unserer  zeit  anführt ,  um  die  notwendigkeit  einer  vielseitiger]! 
körperlichen  bildung  darzuthun ,  damit  z.  b.  der  mensch  von  heut- 
zutage in  allen  lagen  schwindelfrei  zu  bleiben  lerne,  so  stelle  ich 
dieser  behauptung  die  einfache  thatsache  entgegen ,  dasz  gerade  in 
der  zeit,  da  die  höchsten  dorne,  die  schwindelndsten  kirchtürme  ge- 
baut wurden  —  im  mittelalter  —  am  allerwenigsten  geturnt  wurde, 
und  dasz  femer  da,  wo  heute  der  bergbau  am  meisten  blüht  —  im 
böhmischen  erzgebirge  und  in  Thüringen  —  gerade  die  bergleute 
am  wenigsten  gelegenheit  haben,  durch  erweiterten  Schulunterricht 
auch  turnerisch  und  gymnastisch  sich  auszubilden,  femer  sagt  der 
verf.  s.  30:  'und  zwingt  nicht  auch  in  so  vielen  föllen  ein  gaii^ 
äuszerlicher  grund  zum  turnen  an  geräthen,  die  wenig  platz  weg- 
nehmen? wie  könnten  selbst  wolhabende  groszstädte  beim  besten 
willen  einen  ausgedehnten  turnplatz  nach  hellenischem  vorbilde 
schaffen,  ohne  dasz  die  weiten  entfernungen  die  benutzung  ilii^- 
sorisch  machten?'  darauf  sei  erwidert,  dasz  beispielsweise  Paris  das 
Marsfeld  oder  den  Longchamps ,  Berlin  die  Hasenheide  oder  Wien 
teile  des  Praters  zu  ähnlichen  tumerischen  zwecken  zur  Verfügung 
haben  würden,  im  falle  des  momentanen  fehlens  solcher  gelegenen 
freien  plätze  aber  könnte,  wenn  das  wirkliche  bedürfnis  darnach 
vorhanden  wäre,  ja  einfach  von  staatswegen  expropriiert  werden, 
und  man  würde  bald  haben  was  man  braucht,  aber  eben  dieses  be- 
dürfnis von  Seiten  des  Staates  fehlt,  welcher  in  folge  der  total  voi 
der  des  altertums  verschiedenen  modernen  cultur  mit  den  stehflf 
den  beeren  und  der  damit  in  Verbindung  stehenden  regierongsweiW 
der  christlichen  Völker,  der  gymnastischen,  körperlichen  ausbildu^o 
nur  in  beschränkter  hinsieht  seine  aufmerksamkeit  zuwendet. 
Was  die  complicierten  manigfaltigen  geräthe  unserer  heutigen 


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Programme  dir  hCfcowi  UbnmMktm  te  yrnfoi  Weflfttei  tSVT.  897 

nerd  aber  enbelaiigt,  ao  Terdaakten  dleae  nmlekst  Hure  entatehung 
Anw  Tinatmhan  die  maakalksafl  inflgliithat  aUaK  adfiadmaBaan  in  ent- 
iridulB  imd  an  ftrdm,  und  wen  O.  Ji^ar  ia  aaiaar  Honamliide 
ftr  &  devMlie  Jugend'  (Leipzig  1864)  nadi  weaanlliolier  Terein- 
bäm$  unaerer  tttnuigaartoii.wiidenun  aMtt,  indem  er  aidi  dabei 
ia  bemaitaiawerter  weiae  an  daa  pentaiblen     Unft  apmag^ 
ifiagen»  ajpaev*  und  didnottwerfen     dar  ipMaUaelMi  gymneatik  an» 
,  lehnt,  ao  iat  diea  eben  eine  heilsame  reaotion«  die  sehr  wol  der  b^ 
tchtoBg  wer!  ist.  denn  die  enddiang  hat  entschieden  darflber  m 
I  wachen,  dan  das  turnen ,  die  gymnaatik  nicht  in  einaattigar  weiae 
;  gewisse  körperliche  Ibimgen  poussiert  und  ausbildet,  ao  daaa  dap 
I  dorok  einadne  lactoren  dsr  Inbeakinft  und  leibeattbnng  auf  kosten 
der  andern,  also  in  unharmonischer  weise,  bevorzugt  and  entwickelt 
werden,  die  gjfmnastik  soll  eben  nicht  in  aUilatüi  aoaarten !  doch 
I   dieMB  letzten  punct  hat  ja  der  ver£  selbst  Ton  s.  95  an  in  gebübvatt» 
der  weise  berflcksicbtigt  und  weisz  darttber  recht  geeignet  es  zu  sagen, 
indem  er  sich  dabei  auf  das  stützt,  was  über  das  weaen  der  atbletik 
sohon  Plato,  Ariatofcalea»  Lncii^  Platareb  und  der  asat  Galenoa  be- 
■erirt  hat4en# 

Gnasan«        *  B.  Olasbb. 


PBOGBAMMS  D£&  HOHSSEN  LEHRANSTALTEN  DEB 
FBOVmZ  WESTFALEN  1877. 


AufsBERG.  gymn.  Laurentianam.  sa  Michael.  76  trat  dir,  dr.  Frans 
Xtfer  Eoef^g  in  mhettand,  starb  bald  darauf  4  «et.  76,  In  eeina  st«!]« 
trat  dr.  Ob«i^ok,  Mäher  dir.  d«t  gjmn.  zu  Olats.  schülenahl  am  sohlusa 

abit.  22  und  1  ext.  —  Abb.  des  dir.  dr.  Ob  er  dick:  de  «aittt  fabula« 
I  Aeschyleae  qnae  Septem  adversiis  Thebas  inscribitnr  comm.  16  8.  4. 
eine  sehr  genaue,  anch  an  graniniatisohen  belohrangen  reiche  bespre- 
clrang  des  «boreesang««  a^l-^teeO,  teaead«w  wdt  ziigrandelefrang 
NOWMlea  Westpuab,  mit  folgenden  emendationen :  oöb'  dfi<piBöXiuc  (863), 
vXeupui|iidTU)v  oieKp(er|T€  br\  (890),  biaroiLiatc  d(p{Xaic  f935\  öxea  Tüuvbc, 
i  Tdb*  ^^^J6€v  (972),  u^Xac  tb*  dWXqp'  dfe€\(p€aic  (973),  ibilar '  ^KTz(.(p\}f\xi' 
voc  /979),  aiX€C€  öfjTO,  vol  (982),  tiü,  iiü  Trnfidxujv  dpxot^xa  (996).  mit 
der  klage  des  eliete  laaat  der  Teif*  dl«  •epteoi  sieh  aebUeieen,  daa  hl 
^  baodsdlsillea  folgend«  sei  erst  nachher  zugesetzt. 

Attendorn,    gyran.    oberl.  Raradohr  gieng  ab  als  dir.  d«a  gfOOk» 
Jever,    schülerzahl  144,  abit.  22.    ohne  abhandlung. 

BiBLSFELD.  gymn.  und  realsehule  erster  ordnnng.  oberl.  dr.  Iledlck« 
ab  an  dae  gyem*  an  Qtiedllnbarg,  gjniieelailelim  Kotaaakamf 

in  ruhestand,  es  traten  «tu  oberl.  dr.  Walther  vom  gjmn.  zu  Bochnm, 
lebrer  Poerdel  von  Lünen,  «and.  dr.  Bertram,  schülerzahl  430,  abit.  des 
j5yD»n.  8,  der  realsehule  4.  —  Abh.  des  oberl.  dr.  Fr,  Holzweiszig: 
VI  wie  weit  können  die  ergebnisse  der  vergleichenden  Sprachforschung 
Jeun  elemenlaniiitorriekt  In  der  grieeldselioe  cawmyta»  T«nr«H«t  wer- 
pen?  24  s.  4.  der  verf.  hat  die  gedanken  der  abh.  w«it«r  ansgeführt 
in  feiner  selnrift  'wa]trb«ii  and  inrUiBi  d«r  loeaBatieehea  eea«ath«orte\ 


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2dö  ^XQgmam»  dar  bühexm  lehjcanataUaa  der  pcomz  Weatfalen  1877. 

Leipzig  1877,  und  in  der  'griechisohen  ayntax\  Leipzig  1878  (B.  0. 
T«iibn«r). 

Bocholt,    höhere  bnrgerachulo.    Bchülerzahl  M«  •bh« 

BocHtm.    gymD.    schülerzahl  268.    ohne  abh. 

Bnix.0«.  gjmn.  Peirinom.  e»  schieden  an«  hilf«!.  Goeke  und  Moser, 
traten  ein  eend.  Weitriek  and  Kfiper.  sobfilertnhL  190,  abit.  16.  — 
Abb.  des  dir.  C.  Roeren:  Minnciane  II  L  e.  annotatlonei  oriticae  ad 
ete.  Minneii  Felicis  Octavinm  dialogiim.  p.  II.  das  prog^aam  ist  fort* 
üptzung"  des  Programms  von  Bedburg  1859.  der  verf,  yermatet  5,  3; 
at  stuprari  reUgioanm  es  zu  yerunstalten  aber  dem  gewissen  wi<ier' 
streitet.  98,  7  wird  »it  BigsHins  gelesm  brnBiaum  statt  omnintt,  fsr 
cnm  stärker  InterpUDgiert,  so  dsM  mit  sie  der  iieehRatz  begfaint.  — 
28,  8  wird  vermntet:  in  stabulis  cum  Vfstn  vpstra  vei  Epona.  32,  7: 
deo  coguita  plena  sint  beizubehalten,  aber  plena  durch  komma  roD 
eogniia  so  trennen  nnd  als  Steigerung  desselben  zu  nehmen.  34,  1. 2 
sa  leteii:  cetermn  de  iaeendie  nrandt,  improTifum  Ipram  eadere,  snt 
difficile  ant  non  cradere  (entweder  ungern  oder  gar  flieht  m  glaiibsi) 
vnigaris  erroris  est  —  coelum  ipsura  (object)  cum  omnibus  quae  coelo 
contioentur,  ita  ut  coepisse,  dcsinere  fontium  dulcis  aquas,  maria  ( sab- 
ject,  asyndeton)  nutrire.  in  vim  ignis  abiturum  (■»  ut  coelum  abe«t). 
cl.  uie.  H.  D.  II  46.  —  87,  7:  Ueeatiaa  snbjeet,  perditaa  mentis  appo- 
•ition  im  gea.  III  Ingenium  eomm.  —  88^  8s  moliins  statt  nobilibas  » 
auf  gefüllige  weise.  —  38,5  zu  lesen:  exanimi  aut  non  facienti  facem, 
aut  sentienti  coronam.  —  40,  1:  et  ita  ut  improbe  usurpo  victoriam  = 
und  wie  mii  Zudringlichkeit,  recht  zudringlich  mache  ich  gebrauch  too 
meinem  eiega. 

BuBOsmaVüar.  IBratL  Bentheimsches  gymn.  Arnoldinum  nnd  real- 
schule  erster  Ordnung,  neu  traten  ein  ord.  lebrer  dr.  Gressner  unJ 
hilfst,  lic.  dr.  Hamann.  8chülerzahl^246,  abit.  des  gymn.  9,  der  real- 
schule  8.  —  Abh.  a)  des  gymnasiallehrers  dr.  Heinr.  Gressner«  bolt- 
aiaeha  nataiMMbnageo.  18  s.  4.  b)  die  haadiabriflea  «ad  alten  dfii«k« 
des  gymn.  Amoldii  von  lic.  dr.  K.  Hamann,   erster  teil. 

Coesfeld,    gymn.  Nepomuceniannm.    der  ord.  lehrer  Nieberg  gieng 
ab  als  rector  des  gymn.  zu  Kietberg,  es  trat  ein  dr.  Backel  von  Münster, 
schülerzahl  am  schlusz  128,  abit  20  und  1  ext.  —  Abh.  de«  obeil.  fr> 
tbaal«  eft  pfeA.  Hillani  ttbar  da«  seh»aa  aal  «brietliaham  ataadponcte. 
26  8.  4.    wie  ist  das  schöne  aufznfassen:  1)  im  Systeme  des  monismus. 
und  zwar  a)  auf  dem  boden  des  materialismus,  b)  auf  dem  cles  idealis- 
mns,  2)  im  Systeme  des  dualismus,  und  zwar  a)  im  rationalismus,  d.h. 
•Bf  d«ai  blaasea  bodaa  dar  Philosophie,  b)  im  «apranataraliim««  ^ 
ehii«tantlHua«y  diasa  fragen  baaatwortafc  die  abhandlaa^.  da«  schöne 
des  materialismus  ist  nur  Sinnenreiz,  der  zn  sinnlichem  genusz  und  zur 
sfinde  führt,  während  die  wahre  Schönheit  zu  überweltlichem  schönen, 
SU  gott  nnd  zum  guten  fährt,  sie  gibt  dem  menschen  das  bewustseiB 
«aiBer  arhabaabeit  übtr  alle  aiaaaflaiadrBcka.  der  matarialiamii«  wt 
in  der  natur  nur  einen  ewigen  formeaireehsel ,  das  in  den  eia««lo^ 
gebilden  ruhende  leben  ist  ihm  verborgen;  in  der  kunst  weisz  er  nichts 
von  idealen  Vorstellungen,    er  ist  also  unfähig,  das  bedürfnis  nach  dem 
schönen,  welches  der  menschheit  innewohnt,  su  befriedigen,   der  idea- 
llsma«  fladet  die  acblkdiait  aar  ia  «aiar«a  ideaba,  dea  «abjeettfea  bil- 
düngen,  denen  die  aaesenwelt  aiabt  aalspriobt,  wonach  ein  schönes  «n 
sich,  abgesehen  vom  urteil  der  menschen,  nicht  existiert,    dieser  idea- 
lismus  Schillers  schlieszt  sich  an  Kant,    ist  die  Schönheit  also  nur  die 
Übereinstimmung  unserer  ideale  mit  den  gesetsen  ihrer  bildung,  ^ 
firiadigt  aia  daa  bara  aiebt,  aa  flttoblat  aaa  dar  ranbaa  wliUicU^«" 
aieibt  ia  diaidaala  wall  dargadaaltaa,  aaadem  an  den  bnsen  der  scboneo 
natnr,  es  weisz,  dasz  die  natur  an  sich  schön  ist.  der-idealismus  mtico* 
die  kunst  von  vorn  herein  unmöglich.  —  2)  Das  schöne  auf  dem  bodeo 
des  dualismus.    auf  diesem  boden  erscheint  die  weit  als  werk  «v^ 


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PmgmiiM  der  bdberen  liimirtritin      ptoviaM  WeeXMe«  ISTf  •  989 


allmächtififen  Schöpfers,  als  objectiv  schön  wegen  ihrer  üboreinstimmung 
mit  den  göttlichen  ideeu;  von  diesem  st&ndponct  ist  schön,  ali<:s  worin 
WiMMie  «nd  «iiih«H  im  dtr  Mnigfaltigk«il,  Mwia  »itfr  der  fem  ftbw 
die  materie  hervortritt,    znr  schöidwll  gehört  einheit  in  der  manigfal« 
tigkeit,  aber  die  wichtigste  bedingnng  ist  beherscbiinpr  «ler  materie  von 
der  form  oder  vom  freist;  mit  diesem  leben  musz  aber  eine  bestimmte 
idee  in  dem  schönen  gegenstände  hervortreten,  und  je  mehr  in  seiner 
hSehffeMi  «ntiHekteag  da«  Mm  eich  fai  dt«i  g«fBMteiide  «ostprieht, 
desto  ansprechender   ist  er.     die  vollkommenste  Verwirklichung'  des 
schönen  haben  wir  im  ideal,    die  höchste  Schönheit  ist  gott;  aber  weil 
gott  in  seiner  Unendlichkeit  für  uns  untaszbar  ist,  so  kann  er  für  uns 
das  ideal  der  Schönheit  nicht  sein,    was  aus  sich  selbst  die  meusch- 
hcit  la  Ittotra  in  ftmide  iil«  triU  om  m  d«i  €bte«k«i  iMtvor«  tto 
iHÜbea  die  mnster  reift  meaecbHcber  koast  und  wieeenschaft  zur  naek^ 
ahninnfr  hinterlassen,    aber  das  tiefere  wesen  der  menschlichen  natar, 
das  herz  und  gemtit,  ist  ihnen  in  der  knnst  nur  wenig  zum  bewustsein 
eekommeu;  es  aeigt  sich  harmonie  swischen  natur  und  geist,  aber  der 
Impf  BwieelMa  Teranft  «ad  efauiiliekkeit  iet  w^ki  nnlerdxaekft  als  iimb 
bewustsein  gekommen,    da  der  handelnde  auszere  mensch  der  gegen- 
ftaiid  ihrer  kunst  ist.  so  tritt  auch  mehr  die  bedeutnng  des  mensch- 
Uchen  körpers  im  ganzen  als  die  des  gesichts  mit  dem  besondern  aus- 
.  drack  der  gemütsstimmungen  an  den  kenatwerken  kervor.  das  ehristen- 
[  tarn  lekrto  •»!  deo  wewUiekea  «aiersekied  iwisoke»  ftatiir  nad  geial 
:   nnd  hauchte  der  te4en  natar  teele  ein«  dasz  sie  eine  spräche  dea  gött* 
:    liehen  zum  menschen  sprach,    weil  aber,  »o  schlieszt  der  verf.,  so  das 
i    Christentum  nur  wirken  kann,  wo  das  natürliche  ebenbild  des  menschen 
i  ak  gott,  wena  aaek  darek  die  aüade  gesohwückt«  daak  nock  als  vor* 
f   banden  angeaonnMn  wird,  so  kann  'bei  dem  proteit—Hamae»  dar  dia 
natürlichen  geistigen  krftfte  durch  den  siindcnfall  untergegangen  sein 
läszt,  so  wenig  vom  herzen  (?),  wie  von  einem  sinne  für  das  schöne 
j   und  die  schöne  konst  die  rede  seia\   wie  aas  den  folgenden  andea- 
!  tuDgen  erkeUi»  aa  atakaa  dea  verC  die  roMafttiker,  akipal  «iokt  aUa 
zur  kathoHaabea  kircka  übergetreten  sind,  höher^  als  Qaatka»  Calderas 
als  Shakespeare,    es  wird  also  folgerecht  über  Shakespeare.  Milton, 
Goethe,  Uhlnnd,  Kückert,  die  deutsche  kunst  von  Albrecht  Dürer  bis 
I   auf  Kaulback,  Rietschel,  Mendelssohn,  ächubert  das  anathema  ausge« 
!  ipieekeB. 

I>oBsn8.  pragyna.  reotor  dr.  Kraa^ia  Irat  eia.  takfilaraakl  74. 

ohne  abh. 

Dortmund,  gymn.  und  realschule  erster  Ordnung:,  bilfsl.  Gams  trat 
aus,  es  trat  ein  cand.  Sichting  ans  Halberstadt,  es  sind  zwei  ord.  lehrer- 
*M]«a  aad  aiaa  atameiilaritelle  aas  eiagaiiaktat  aaa  algaaa  niltaki 
Wt  die  aaetalt  den  lehrern  vollstäadiga  wakanagszuschüsse  versckaflii 
«ine  erhöhung  des  geringfügigen  Staatszuschusses  konnte  das  curatorium 
nicht  erringen  und  hat  daher  schritte  zur  Verzichtleistung  auf  den  gan- 
sen  staatssuschusz  gegen  aufhören  des  coropatronats  gethan.  schüler- 
uU  Mi,  abil.  das  gymn.  7,  der  realeekale  7.  Ahlut  daa  Platoaiaeka 
rtiltrideal  im  zusammenhange  mit  seinen  wissMiMkaftlioben  voraus- 
WtKnngen.  von  oberl.  Radebold.  31  s.  4.  der  zweck  der  abhand- 
lung  ist  zu  zeigen,  dasz  das  Platonische  staatsideal  nicht  nur  auf  den 
it  der  politica  aufgestellten  gründen,  sondern  auf  den  Voraussetzungen 
^  ■jttena  ibeikanpl  barake.  aa  wenden  ^laa  keaeftdew  Lyaiaa, 
Ugoras,  TkaiMi,  Manoo,  Gorgaaa,  Pkädms,  faata«kl,  Philebus  und 
Timäos  herangezogen,  sie  geht  aus  von  der  frage:  wann  ist  der  Staat 
^  sinne  Piatons  gut  zu  nennen?  autwort:  gut,  wenn  er  sein  eigen- 
tliches werk  wol  verrichtet ,  schön,  wenn  er  von  den  menschen  ala 
etwas  erfreaeadea  aaarfcaaat  wird,  ea  kaanak  aber  aiekt  kloaa  aaf  dia 
leistangsfähigkeit,  sondern  auch  auf  die  festigkeit  an.    seine  aufgäbe 

Murge  für  dia  aiekerkeit,  tagend  aad  glilek  der  bttrger.  daher  foi- 


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gen  nun  die  erlänteningen  d«r  begriffe:  tagend,  frömmigkeit,  glück, 
Worte  die  gerechtigkeit  4«t  ttMtei  bestehe,  deren  eehlieest  sin  dit 
«Äiterang  der  fn^  muh  dm  ▼enlaltigetea  regeDten  des  ileetM» 

demnach  nach  der  ganten  einrichtaog  des  regierenden  Standes,  somit 
kommen  wir  anf  die  weisheitsfrennde :  wie  miisz  deren  herschaft  be- 
schaffen sein?  in  wie  fern  würde  ein  Staat  mit  einer  solchen  Terfas- 
•ang  seines  «week  erliilleaf  da  dte  weisbeitefreviide  toh  dtm 
ikflgeii,  d.  h.  vea  ihr«  erkenntnis  mllsvleileB  heben,  eo  ist  jetst  die 
f^age  SU  erörtern:  wie  erfolgt  die  erziehuiif^  im  allgemeinen?  wie  die 
erziehnng  durch  das  schöne?  durch  das  gute'?  durch  pflege  der  Wahr- 
heitsliebe? durch  alles  dies  erreicht  nach  Piaton  der  Staat  die  daaer- 
bnftigkeit  die  staalslehre  PIntoM  wief  eowol  wm  leteftnngsfähigkeit 
als  auch  was  festigkeit  und  daaerhaftIgMl  des  stai^ea  betrifft,  weit 
ftber  die  ziele  des  bestehesdaB  Staates  Mbmh,  sie  iii  trais  alkr  Bisgal 
eine  groszartige  leistnng. 

GüTBBSLOH.  evangelisches  gymn,  20  juni  1876  feier  des  25jährigeD 
^6ftalMB8.  dir,  KMng^sder  alara  i  äug.  1876 «  IVr  Um  geivfUill  oberL 
dr.  Rothfuchs  bu  Hanau,  dr.  Baoiolian  gieng  ab,  es  traten  ein  cand. 
Alb.  Klingender,  cand.  K.  Sohan^Vf  Md«  iekser  Aof.  Mttllar.  eokiik^ 
sahl  284.    abit.  12.    ohne  abh. 

Haobm.  realschule  erster  Ordnung,  es  giengen  ab  der  ord.  lebrer 
dr.  Bem,  Jol.  Finger,  dr.  Bettig,  hllfiL  dr.  Gregorovius ,  eaad.  Bsek, 
es  traten  ein  Rapli.  Pape,  Rieh.  Zehender,  Ose.  Jacob,  cand«  dr.  H. 
8ehlag,  Rud.  Michels.    schUlersahl  286,  abit.  2.    ohne  abh. 

Hamm.  gymn.  und  höhere  btirgerschule.  dir.  Freytag  gieng  ab  n«ch 
Verden  y  als  dir.  trat  ein  dir.  Schmelzer  von  Preuzlau,  gymnasiallebrer 
Hotaaany  dr«  Lttkeek,  dr«  MnMwA;  Hoftnana  alaffei  16  oet  1876, 
dr.  Lübeck  galit  ab  naah  Hamburg,  saliilleraahl  Mt  6.  okse 
abhandlung. 

Herford,  evang.  Friedrichs-gymn.  oberl.  Hermann  Meier  gieiig  ab 
Mich.  76  als  dir.  des  gymn.  su  Schleis,  es  trat  hilfsl.  dr.  Thedinga  eta. 
aeMIleraahl  am  seblaw  IM»  aWft.  Abb.:  die  IlteMn.  droeikMsbfiAaB 
dir  gymnasialbibliothek.   von  dr.  L.  Hölscher.   11  s.  4. 

Höxter,  könig  Wilhelms-gymn.  dr.  Nolle  starb  24  april  1876,  e» 
gehen  ab  hiltsl.  Michels,  ord.  lehrer  H.  Schneider,  cand.  dr.  Stünkel 
sehiileraahl  147,  abit.  8.  Als  abh.  lehrplan  für  den  denanben  1lllte^ 
rieht  und  Teraeiohnis  alter  dmeke  dar  gymnasiatbiblothek.   S&  b.  4. 

IsBBLOHN.  realschule  erster  Ordnung,  es  trat  ein  dr«  P.  Keatb 
als  hilfslehrer.    schülerzahl  273,  abit.  4.    ohne  abh. 

LiPPSTADT.  realschule  erster  Ordnung,  es  schieden  aus  Oberlehrer 
Vllmav  mmd  df,  fitohUbr,  ord.  Mrsr  Poefaaahn  «nd  eand.  Salirait; 
iMi  ata  Welpnann  von  LttbaalB»  oaad.  dr.  Ea|ai,  Miwake,  obarl.  Attt 
scbälerzahl  314,  abit  9.  —  Abh.:  quel  ui^rite  faut-il  attacher  au  Cid 
de  Corneille  et  k  quel  point  le  poete  s'est-il  affranfthi  da  la  tjyranuid 
impos^e  par  l'esprit  de  son  temps?   43  s.  4. 

Lihnmeaan.  Mliara  bürgersdmla.  es  gieng  ab  dr«  0.  Mmm  assb 
Pforzheim ,  es  trat  ein  dr.  »Fr.  Bawa  und  Va,  Tbeod.  BadledL  iebfi]0^' 
aahl  158.    ohne  abh. 

Minden,  gymn.  und  realschule  erster  Ordnung,  prof.  Schütz  grosteu- 
teils  beurlaubt,  es  schieden  aus  dr.  Buchholz,  cand.  Penzier,  Lierse;  es 
Mm  ein  oaad.  Kmitse,  dr.  Biiobfcda,  UerM.  ■ebfilenalil  4ßB,  «bü 
daa  gyma.  7,  der  realaokvia  1  md  -1  aoct  —  Abb. :  die  gesetze  der  be- 
nagnng  ponctueller  massen.    vom  gymnasiallebrer  Mischer.    23  s.  4. 

MüNSTKH.  akademie.  ind.  lect.  1876/77.  piof.  P.  Langen:  comw. 
de  nonnullis  locis  qui  sunt  in  Ciceronis  de  oratore  libro  I.  pars  II.  6  8* 
1  §  54s  die  warte  qaaa  lina  iUa  eaiaatia  aaUa  est  aind  tm  slreiolieot 
weil  Cic.  hier  aiaht  Ton  dar  rede  überhaupt  spreche,  ferner  ist  §  1^ 
zu  tilgen  (eine  Umstellung  Ton  §  139.  140  nach  §  141  schlägt  Boboer 
progr.  Hof  1874  s.  11  vor).  —  §  62  statt  rhetorici  zu  lesen  rhetorica, 


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Progmnme  der  kSberen  leiiMiMiMi  4m  pvovini  Westftü««  1877.  801 

da  doctores  rhetorici  nicht  zu  erklären  ist.  §  87  rbetorici  zu  streichen. 
%  6b  statt  quantnm  cuique  zu  lesen  quantamcanque.  §  116  in  dicente 
ist  conjectur,  der  gebrauch  des  iMurt,  pr«ef.  im-  «bl.  atAtt  des  subst.  ta 
selten,  daktr  m  kM»  TÜla  liidMi.  $  14  fir  m  iMMB  Ul»  m  tdur«!- 
Imi  at  eliMB  ipae. 

MüNSTEB.  akademie.  ind.  lect.  1877/78.  G.  Spicker}  eOMk  di 
pnncipio  causalitatis,  empirice  considerato.    p.  II.    6  8.  4. 

MÜMSTBB.  gymn.  es  acbiedeti  aua  prof.  dr.  JUandois,  ord.  lehrer 
dr.  Krssfl,  mmA,  0r»V6,  «tmIm  üü  tir«  HoTMted*,  oMid.  Bnaalit  «Mid. 

Maske,  G.  B«it«*  P.  CM|Mid,  B.  Fwwiik.  iehfilersuhl  •!•»  «Wt.  «6. 
-  Abh. :  einige  pnncte  ans  der  neuem  OMtMloloil«.  ^rom  ffmMl«l> 
lehrer  dr.  Hermann  Püninif.    17  s.  4. 

MÜM8TB&.  realscliule  erster  Ordnung,  es  acbieden  aus  prof.  dr.  I^or» 
iobeid»  di;  iu  Bergmann,  tontMi  9hk  dr«  O.  fiMltaihniiai  ofd.  ItluNir 
Th.  Schra^ntagy  dr«  B*  HovMtodt,  cand.  K.  Schnützen;  Oberlehrer  dr. 
A.  Hoffmann  wmn  ptofeMcr  «mnant  «eMHAnalil  884,  abit«  W.  «Ime 
abhandlong. 

PjlDBBBOR«.  gymn.  —  Abh.:  die  Theodorianiaobe  bibliolhek  au 
Paaeiliora*  Tom  MMtl*  Httlaenbeek.  97  a.  4. 

JRccxLnfftMAirana.  gymn.  schüleraalil  168,  abit.  7.  —  Abh. :  au- 
^venrlunß:  der  colllnearitäi  aum  bawait«  gaoiatriaabar  lahraitea.  von 
oberl.  Aug.  Artzt.    17  s.  4. 

Bbbihb.  gymo.  Dionjaianom.  ala  ord.  lehrar  trat  ein  dr.  R.  Batka. 
saUikraaU  IMt  —         daa  gyamaaUIlahfafa  Bemard  Loh- 

maant  de  Achillia,  Herculis,  Aaneae  clipeis  ab  Homere,  Hesiodo,  Ver- 
gilio  descriptis.  18  s.  4.  cap.  I.  ostenditur,  qaomodo  constructi  oogi- 
tari  posaiat  clipei,  aecundo  singulae  imaginea  explicanUir  ac  diaper- 
tinntor  in  cHpeoram  anperficie,  tertia  argomantomm  diTtraitaa,  müa, 
praaatantia  axponitur,  quarto  quo  iure  uMarant  |H>^taa  daaaripHaaaa 
carminibus,  quid  de  oratione  sit  iudicandum  ezponitur. 

RiETBEBO.  progymn.  Nepomucenum.  rector  dr.  Beckel  und  gym- 
Dasiallehrer  Kolck  schieden  aua,  ea  trat  ein  reotor  Nieberg,  achttler- 
nbl  58.  ^  Abb.:  dar  Nibaluiga  ndf  Tergliahan  adt  dar  Bfna.  fr  taiL 
Ton  gynmaliallebrer  Fri.  Stalte.  27  s.  4.  fortaatsnng  der  abband- 
Inng  von  1869:  bei  Homer  erscheinen  die  gotter  grosz  und  wunderbar 
und  doch  den  menschen  ähnlich;  im  Nibelungenliede  zeigt  sich  daa 
wunderbare  in  groazen  wunderbaren  wesen  und  in  Siegfried  und  Brun- 
ft^ Itiaa  M  Odyaaaa  aaian  bildar  nMiMala»  labaM,  a«ah  daa 
Nibelungenlied,  naeb  dem  Torgange  ZiOlIa  lassen  sieb  die  baldaa  g«- 
<^ichte  auch  ntfah  Targla&ahaii  in  den  ainaalnan  ahafaklerant  In  dar 
spräche  usw. 

ScHWBUi.  höhere  bürgerschule.  ea  trat  ein  hilfslehrer  K.  Groaae. 
nfciiaiaaM  IM.  atea  abb< 

Biegen,  malnrhulr  erater  ofdoMf.  als  hilfslehrer  traten  ein  dr. 
Beinh.  Krüger  und  dr.  Emil  Krause,  schüleraabl  «37 9  abü.  W.  —  Ala 
*^h.:  Statut  der  Schnabelscheu  töchterstiftung. 

tosex.  arohigymnasium.  ea  traten  ein  wiaa.  hilfal.  Paul  Sohoene- 
nana,  Alfred.  Dippe,  drv  K.  PaMlb  aahttaraabl  806,  abit.  1(V  obaa 
iUunuUanf. 

ÜRHA.   höhere  bürgerschule.    dr.  Lämmerbirt  fienf  ab,  aa  trat  aim 

Fromme,    schülerzahl  110.    ohne  abh. 

Veedsä.  progymnaainm  G^orgianum.  aobUlaraahl  64v  ebne  abb« 
Wamim.  gymnatfta».  aaktteniabl  188»  nUt.  18.  —  Abb.t  wände- 
■Ugan  dar. Westfalen  im  mittelalter.  von  dir.  dr*  Ad.  Hechelmann. 
W  ».  4.  der  als  forscher  in  der  heimatlichen  geschichte  bekannte 
Verf.  gibt  hier  nach  den  besten  quellen  eine  Übersicht  über  die  viel- 
üchan  aua  alter  zeit  erwähnten  Wanderungen  der  Weatfialen,  weloha 

^  tihfighait  nttd  die  Ifalid  badaimif  dSaaet  relkaa  — im  l«r  die 

^tefgeadiiibla  et weiatok  ea  bafagnenr  naa  dW.  aendllaga  Tan  Caivay, 


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80S 


die  EÖge  nach  Holstein ;  es  treten  nnniPTitlich  erwähnt  viele  edle  West- 
Halen  unter  den  krensfahrern  des  orieDts  auf;  es  folget  die  mercantile 
T^rbindnng  mit  den  Sbeinlanden ,  die  haud«l«Ptiiec  nach  den  Nieder- 
landen, dam  btg^ndwrt  mmch  Engla«4,  In  4m  «rlmadMi  der  Lendtt« 
gildenhalle  begegnen  wir  sahireichen  westfälischen  namen,  noch  mehr  in 
Lübeck  nnsKssirren  westfälischen  familien;  vor  allem  dann  im  fernen 
Osten  in  Preussen  und  in  Livland,  nicht  bloss  der  berühmteste  Und» 
meiiter  iFon  Uvlaad  WmltlMr  roa  Plettenberg  war  ein  Weetfale,  son- 
dern aaek  Min  weBic<tr  mb  flftek  befItaMligter  nachfolfir. 

Warendosf.  gymn.  Laurentiaimm.  eand.  Lftbbeimejrer  trat  eli. 
•chülerzahl  164,  abit.  14.    ohne  abh. 

WiTTBM.  höhere  bürgerschnle.  —  Abb.  des  ord.  lehrefs  Frani 
»mit  Br»ttdtittt«rt  de  r— tedtwa  ewmiais  «plrt  m  Wäo  ItaU«o 
«ooditi  com  argumento  tm  slilo  atqne  ofMlia  pMUM.  80  s.  4.  der 
verf.  tritt  fiir  Silius  auf,  er  verteidin^t  ihn  pegen  den  Vorwurf  sklavischer 
nachahmiing:  des  Livins  nnd  Vergilius,  sowie  er  durch  eingehen  ins 
einselne  sein  dichterisches  talent  nachweist,  er  lobt  ihn  besonders  de»- 
biJb,  er  wu  den  labalt  dir  «miftleii  des  Banlns  efhaHen  hst 
gr^sierer  beaohtnng  wert  ist  die  ansieht,  dait,  wenii  wir  erst  eine  kri- 
tische anngabe  von  ihm  besitzen,  gröszere  partien  von  ihm  Hnrh  lar 
schullectüre  geeignet  sind,  einzelnoR  der  neuem  litteratur  scheint  den 
verf.  entgangen  su  sein,  so  H.  Blasz  aufsatz  über  die  teztesquelleo  deJ 
ailfw  te  den  jehrb.  f.  elsMi.  phil.;  dra  tod  des  BIHmi  leti«  er  s.  4  is 
dM  J.  100,  Mommsen  in  Hermes  101,  den  Terf.  der  abbMdhllf  de  fon- 
tibus  Livii  nenat  er  s.  9  statt Frid.  Laohmami  <C.  LaebMumiit  Tbr  fomM 
anetoritatis.' 

Hekford.  Hölscher. 


96. 

LIPPISOfiE  PfiOGRAMME  1877. 


BOouMiMi.   gymnasium.   das  neue  schöne  gymnaeialgebindt  iit 

26  aprll  1876  eingeweiht  und  hat  bei  dieser  gelegenheit  das  gymnasiBB 
den  naroen  Adolfinum  erhalten;  zugleich  ist  durch  einrichtung  einer 
realsecunda  die  realschule  erweitert,   es  gien^en  ab  dr.  Neuling  und 
O.  L.  TOB  Keitz,  traten  eUk  dr.  W.  Dfeekmaut  Ten  ffildeeheim,  gym 
nasiallehrer  Schepe,  O.  Weigel,  bilfslehrer  AnMtedt  von  Osnabrück, 
eehülerzahl  277,  abit.  7.    abhandluug  des  gymnasiall.  dr.  W.  Dieck- 
mann: über  einige  Umstellungen  in  Piatons  Phädon.  8  s.  4.  anknäpfead 
an  K.  »Schans  wahrscheinliehkeitsbeweis,  dass  allen  Platohandscbiiften 
ein  eroAietypus  su  gründe  liege,  alHins  fBr  eile  PtetohMidsebrillin  der 
Terf.  in  weite rm  umfange  als  MiaMi  den  fehler  der  verschiebungsB  ss 
und  findet  den  ersten  fehler  gegen  streng  logische  folge  Phaedon  p. 
D.  E.,  den  er  so  zu  heilen  sucht;  KdOapcic        Ttdvu  jn^v  oöv 
Xu€iv  bi  T6  ciÖTf|V  —  <paiv€Tai.   o(hcoOv  toötö  T6  —  f|  b'  öc.  T(p 
4pa  —  <po߀pdv.  o^MMhr  ünep  -^-inAc  b*  eO;  d«  ttMe  k.  t.  ä.  ^ 
«weiten  fehler  findet  der  verf.  in  dem  passus,  der  die  nuMwrIellstiBelte 
ansieht  von  der  seele  widerlegt  p.  92  h  bis  95  A,  wo  das  zweite  arg«* 
ment  zerrissen  sei;  es  sei  wahrscheinlich  so  zu  stellen:  xi  bi  \b  CiWi'O 
T^5€i  oux  oÜTUic  äpjiovia  TT^muKCv  (93*)  —  cap.  42  fin.,  dann  boKCt  coi 
Ä|»»MMa  (e.  4t  in.)  ^  woVM  putnm,  Ccpr).  ri  U\  fj  6*  de*  t*v  ^ 
MpiOirip  ndfrrujv  (c.  43).  drittens  als  logiscb  munöglich  ist  derfiii>^ 
SU  <mdeccic  p.  94  B:      «|iuxf|v  dp|Mnrfav  elvoi  sn  etreiehea. 


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Fflmoiialiiotisen. 


Detmold.  gymnasiiiTn  Leopoldinoi  MÜ  realclaMen.  es  traten  nett 
ein  dr.  Otto  Weerth  und  hilfslehrer  Ed.  Endert,  in  rnhestand  trat  prof. 
dr.  Weerth.  tebülerzabl  822,  «bit.  des  gymn.  2,  realel.  7.  ohne  ab- 
handlang. 

BwomD.  H9L80BHL 


(•.) 

PEBSONALNOTIZEN. 

(Unter  mUbenntzung  des  '^centralblattes'  von  Stiehl  and  der  'seii- 

schrift  l'ür  die  Österr.  gjmna8ien\) 


ErnemmwBCeB«  kefttrtleraif«»«  Ter8ete«B§eB  •  «■■melehnuifMi» 

Broich  er,  dr.,  Oberlehrer  angyam.  im  Bora,       diroctov  460  fTaa. 

zu  Bochum  bestätigt. 
Detlefsen,  dr.,  erster  Oberlehrer  am  gymn.  in  GlückäUdt,  zum  director 

Diedoriebs,  dr.,  ord.  lehrer  am  4$mgfmn*  ImBaXbwUäU  Ml  Ober- 
lehrer befördert. 

Fauth,  dr.,  uberlehrer  am  gymn.  zu  Düas^dorf^  in  gl^cher  eigensohaft 

an  das  gymn.  sa  Höxter  versetit. 
FielitB,  dr.,  ord.  lehrer  am  gyna«  in  ftlralarad,  aU  oboriehrtr  an  dav 

gymn.  zu  Wittenberg  berufen. 

Uelbig,  dr.  prof.,  zweiter  secretär  des  archäol.  instituts  zu  Ron,  ei^ 
hielt  den  pr.  rothen  adlerordeu  Iii  cl.  mit  der  schleife. 

Bensen,  dr.  prof.,  erster  eeeretSr  des  yorffenannten  institats,  erhielt 
den  pr.  rothen  adlerorden  II  eL  mit  eieaealanb. 

T.  Höf  1  er,  dr.,  ord.  prof.  der  geschichte  an  der  univ.  Prag,  flKienuigt* 
rath,  erhielt  titel  und  Charakter  eines  k.  k.  hofraths. 

Uörich,  dr.,  ord.  lehrer  am  gymn.  au  Prenslaa,  zum  Oberlehrer  be- 
fiedert» 

Hftbner»  dr.  prof.,  director  der  gemäldegallerie  sn  Ofeeden,  erhielt 

(las  comthurkreuz  I  cl.  des  sächs.  Albrechtordens. 
Köhler,  dr.  prof.,  secretär  des  archäologischen  institats  SU  Athen,  er* 

hielt  den  pr.  rothen  adlerorden  XV  cl. 
Kebert»  <HPd.  lehrer  an  gynn.  wn  Pyriti,  an  das  gymn.  su  F^ien^ 

walde  alt  Oberlehrer  Tenetst 
Krämer,  dr.,  Oberlehrer  am  gymn.  in  Schleusingen,  an  die  lateinisohe 

hauptschule  der  Franckeschen  Stiftungen  in  Halle  versetzt. 
Krone s,  dr.,  ord*  prof.  der  österr.  geschiclite  an  der  univ.  Graz,  er- 
hielt den  8storr.  erden  der  eisernen  kröne  III  el. 
V.  Lfihmann,  dr.,  Oberlehrer  am  progyma.  m  GaitK»  aa  dao  gyaUPw 

zu  Königsberg  i.  d.  ^eumark  versetzt. 
Kawrath ,  ord.  lehrer  am  gymn.  in  8agan,  an  das  gymn. ^ 

zu  Neustadt  in  Obersdil.  I  als  Oberlehrer 

Peeli,  reefeor  der  bdk.  biiigeradittie  ia  Eberewalde,  aa  i  Tersetit. 

das  dortige  gymn.  ß 
Pottgieszer,  ord.  lehrer  am  gymn.  in  Bochum,         Isu  Oberlehrern 
Kechenbach,  dr.,  ord.  lehrer  am  gymn.  in  Bochum,  J  ernannt. 
Richter,  prof.,  oberl.  am  domgymn.  zu  Halberstadt,  in  gleicher  eigen- 

sebaft  an  <Ue  realsebnle  der  Fraaekeieben  etiftongen  sa  Halle  Tor- 

setit 


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304  PenonalnotuMo. 

V«  d.  Bopp,  freiherr,  dr.  aord.  prof.  der  univ.  Leipsig,  aU  prof.  der 

irMcbidbl»  «tt  d»t  polyte^liaUiiai  i«  SmdMi  benifea. 
Röhl,  Oberlehrer  am  gfwm,  SU- Graudeni ^  •!«  ^professor'  prXdioiert. 
Böhrig,  dr.,  ord.  lehrer  am  ^mn.  Andreannm in Hildesbetnii  obn^ 

lehrer  aD  das  gymn.  zu  Linggen  versetzt. 
ScUüssler,  dr.,  oberlebrer  au  der  klosterschale  zu  Ilfeld,  an  das  kaiäer 

Wilhdsis-frymii.  in  H«aiMT«r  alt  obtrlthnr  Tenttst. 
Spieker,  dr.,  oberlehrtr  ab  d«r  tMltohiil«  snPottdun,  ab  'profossoi* 

prädiciert. 

Stumpf,  dr.,  ord.  prof.  der  philoHophie  an  der  uiny.  Würzburg,  als 
ord.  prof.  dieses  facbs  an  die  univ.  Prag  berufen. 

Vngermaaiiy  dr.,  raetor  d«i  progymn*  in  Bheinbaeh,  nmi  direetor 
des  gjrnu*  iu  Münstereifel  ernannt. 

Yülker,  ord.  lekrar  am  iJM«  im  PrcaihMiy  ms  oberlebrer  befördert 


In  Mkaatand  getreten  t 

Becker,  Wilhelm,  oberlebrer  am  gjmn.  in  Weilburg. 
Hftek ermann,  dr.,  oberlebrer  am  gymn.  in  Greils wald. 

Hey  er,  prof.,  oberlebrer  am  gymn.  zu  Königsberg  i.  d.  Nenmark. 
Hahnemann,  prof.,  oberlebrer  an  der  latein.  hauptschule  der  Francke- 

sehen  Stiftungen  sa  Halle,  und  erhielt  derselbe  den  preuez.  krönen« 

orden  IV  eL 
Holmes,  praf.,  oberlebrer  am  gyMkt 

zu  Celle, 

Königshof  f,  dr. ,  direeior  des  gymn. 
an  Münstereifel, 

Lonboff,  1pr«r.f  abmrUhw  tm  Mfben  aAenvden  IV  tH 

zu  Neuruppin, 
Mlohaelis,  prö^, obeslebter MI gymfl, 

zu  Guben, 

Probst,  studienlebMr  am  gyran.  an  Bamberg^. 

Bnmpf,  dr.  prof.,  eberfebrMr  am  gjM.)  ' 

zu  Vtankfurt  a.  M.,  I  «nd  erhielten  dieselben  den  pr. 

8ohütz,  prof.,  obetiebver  «an  |ymB.f     roHnm  adtevotden  IV  el 

tu  Minden,  I 


V 

■•1 


und  erhielten  dieselben  den  pr. 


it 

Dieetel,  dr^  ord.  prof.  der  theologie  an  der  univ.  TSbingeif. 
f>fbm,  dr.  Bf.,  obenebrer  an  der  reaUnAuU  cmtoir  onfafttnn^  am  cwfugff 

zu  Breslau. 

Hagemann,  dr. ,  director  des  gymn.  zu  Graudenz, 
Haunwacker,  prof.  am  gjmn.  zu  Würzbarg. 

Koeb,  dr.  Aeuotb.,  prof.  «mer.  eonnsetor  an  der'  ITbomAubbüTe  sv 

Leipzig. 

Ltiders,  oberlebrer  an  der  realschule  erster  ordnaifg[  <u  Altoaa. 
Müller,  dr.  Bmil,  oberlebrer  am  gymn.  zu  Könitz. 
Mülf^r,  Comelins,  dr.  tb.  et  ph.,  prof.  emer.  des  Johannemn 
Hamburg. 

Beiff,  dr.,  ord.  prof.  der  pbiloi<^bfe  an  der  trttlv.  Tttbingen. 


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ntn  ABTBILUira  (IfiOm  BAHD). 

••it« 


^SO.)  Die  abschaffuDg  des  lateiaisoheii  «nftaties  an  den  gjm- 
nasien  Elsasz- Lothringens,  von  ZiUcher  in  Saar- 
gemünd in  Lothringen  (schlusz)   .  209 — ^219 

{^0.)^lATio  Biondo.    sein  leben  und  seine  werke,  von 

^      ji.  MomImm  in  Leipzig  (fortieisong  nnd  schlosz) .  ,  •  ,  919—858 

i  ¥97.  «/.  H,  Dehthardi:  beiträge  zar  dispoaiüonalehre.  fSr  den 

^\     gebraneh  an  hdberen  lehranstalten.    zweite  anllag« 

(Bromberg  1878).  angez.  von  0,  ApeU  in  Weimar   .   .  864—986 
8.      Meier  und  A,  Kock:  atlas  za  CXaars  bellom  Qallieiim 
für  die  schale  bearbeitet  (Essen  1879).  anges.  von  P. 

in  P.  i.  M. .   267—276 

!  29.  Zur  belagemng  von  Alesia.  von  Wartenberg  in  Enpen  876—278 
iSO.  R,  IHhm:  französiscbes  Toeabnlar.   eine  genealogische 
übersiobt  des  franiösiseben  wortgeb&ndes,  als  gmndlage 
für  eine  vollständige  franzSsische  spraohlehre  (Breslau 

1879).   anges.  Ton  JK  B.  in  Breslau   278—282 

{dl.       Sieoere:  Heliand  (Halle  1878).  anges.  von  it  Thiele 

In  Bochum   282—288 

32.  Unsere  Volkslieder,   von  R,  Boaberger   288—896 

33.  BüUz:  die  gymnastik  der  Hellenen  (Gfitersloh  1878). 
anges.  von  JS.  Qlater  in  Glessen  •   •  •  896—897 

84.  Programme  der  höheren  lehranstalten  der  provins  West- 
falen 1877.   von  ffÖbeher  in  Herford   297—802 

35.  Lippiaehe  programme  1877.  von  Höleeher  in  Herford  .  802—808 

(9.)  Personalnotisen   808—804 


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Zun  Beiug^  wie  nur  Terwertliiug  pUlologiseher  Büehe 

empfehlen  wir  ane^legentlich  untere  seit  mehr  als  .acht  Jaliren 
stenende  Firma,  irelohe  mit  der  Lieferung  für  mehrere  grosse  öffent 
liehe  Bibliothdcen,  towie  für  lahlreiohe  Qeiehrte  im  In-  und  Ansland 

betrant  ist. 

ToUg^ültifi^e  Seferenaen  stehen  auf  Wunaoh  zu  I>lBn8ten. 

Wir  nnterhalten   ein   ansehnliches  Lager  von   philologischen  Zeit 
Bchriften,  Rücliern  und  Abhandlungen,  dessen  Vergrösserung  wir 
fortwährend  augelegen  sein  lassen.     Allen  Aufträgen  wird  die  grosst 
mögliche  Sorgfalt  sage  wendet,  solche  auf  neue  Bücher  stets  8ofo 
anigefBhrfc,  soweit  das  Gewünsohte  hier  erschienen  oder  vorrftthig  ist 

Lagerkatalo^e  gratis  und  friEoo. 

Ver^ffBne  Bficher,  Ton  denen  nene  Auflagen  mcbt  nalie  bey 
stehen,  kaufen  wir  za  sehr  hohen  Preisen. 

SimmeljL  Co«  in  Leipzig 


Wilhelm  Eiigelniann  in  Leipzig. 

Soeben  ist  erschienen  und  durch  alle  Bucbhandluugcu  zu  bezieber 

Römische  Geschichte. 

von 

Wilh.  Ihne. 

Fünfter  Band: 

Der  Terfall  der  Sepnblik. 

gr.  8.  geheftet   Preis:  Jt,  4.60. 
Früher  sind  erschienen: 

1.  Band:  Von  der  Orfaidung  Roms  bis  sram  ersten  pnnisclien 

Kriege.  1868.  5.2: 

2.  Band:  Vom  ersten  punisclieii  Kriege  bis  zum  Ende  des 

zweiten.  1870.  4.5<J 

3.  Band:  Diö  äussere  GescMclite  bis  zum  Fall  von  Numantia. 

Mit  einem  Plane  von  Karthago.  1872.        ^  4.50. 

4.  Band:  Verfassung  und  .Volk  auf  dem  Höhepunkt  der 

Republik.  Mit  ein  ,m  Register  über  die  vier  Bände 
1876.  •  JC  4.ÖU. 

XXXIV.  Versammlung 

deutselier  Philologen  nnd  Schnlmäimer. 

Mit  AlleihOehtter  Genehmigung  Sr.  Mi^esttt  des  Kaisers  und  Könige 
Wilhelm  findet  auf  Grund  des  zu  Gera  im  vorigen  Jahre  gefiewsten  Be- 
schlusses die  diesjährige  Versammlung  deutscher  Philologen  nnd  Schul- 
m'änner  in  Trier  vom  24.  bis  27.  September  statt  und  laden  wir  die 
Fach-  und  Berufsgenossen  zu  zahlreicher  Botheiligiin<^  ein.  "Wegen  Bc- 
Bchaifung  guter  und  billiger  Quartiere  wolle  man  sich  möglichst  früh 
zeitig  an  den  mitanteisEeiohoieten  Direetor  Dr.  Dronke  wenden.  Alles 
'  ITShere  besagt  das  demnächst  aosssugebende  Programm. 
Bonn  imd  Trier,  8.  Juni  1879. 

BüGheler.  Drenke 


le 


ZWEITE  ABTEILUNG 

FÜB  ÖYMNAälALPlDAGOGIK  MM  m  ÜBfilöM 

LEHEFlCHEE 

MIT  än§mmunm  nw  obAMuona  rauotom 

HEBAUäGEQEBEN  VON  PKOF.  DB.  HeEMANN  MaSIUS. 


36. 

NOQTfiS  SCHOLASTIGAB. 


Heber  die  bildurg  des  philologischen  lehrers. 

Es  war  am  nächsten  morgen  ziemlich  spät  geworden,  als  wir, 
der  onkel  und  ich,  ziemUeh  zu  gleidMr  zeit,  bei  meinem  vater  ein- 
tEaten.  w  ir  fanden  ihn«  ToUetftndig  angekleidet,  in  seiner  stöbe  aof- 
nnd  abgehend;  er  war  aber,  wie  dee  mädchen  im  yorbeig^en  nige- 
Mstcri  bette,  e^on  lange  vor  tage  wach  und  aufgewesen. 

Es  eoUto  mir  doob  kid  sein,  sagte  der  onkel  nach  doi  ersten 
begrfiestmgen,  wenn  wir  dich  mit  nnserm  gespräcb  Ton  gestern 
abend  um  einen  teil  des  schlafes  gebreeht  bfttten,  der  uns  allen  beir 
den  altoi  lenten  so  not  thitt. 

Lasz  das  gut  sein,  erwiderte  mein  vater,  du  kennst  ja  meine 
art  und  weise  von  früher  her,  wie  mich  wol  ein  gegensiand,  auch 
von  geringerer  Bedeutung  für  uns  alle  als  es  der  gesfaige  war,  er- 
greift und  so  lange  turbiert,  ich  kann  es  nicht  anders  nehmen ,  als 
bis  ieh  ihn  in  mir  yollstttndig  durchgearbeitet  und  somit  abgethan 
habe,  das  kann  woehen,  monate,  jähre  d  auem.  dann,  erat  dann 
iKszt  er  mich  in  ruhe,  und  zwar  so  vollständig,  dass  wieder  jähre 
yergehen  können,  ehe  ich  auf  ihn  zurückkomme,  vielleicht  ges^shieht 
das  nie.  ich  bin  auch  jetzt  noch  lange  nicht  damit  fertig,  da  wirst 
mich  also  schon  entschuldigen  müssen  ^  weim  ich  heute  etwas  be- 
folgen, still  und  schwerfällig  sein  sollte,  und  es  an  dem  fehlen  lasse, 
was  man  von  einem  guten  und  gefälligen  wirte  zu  erwarten  hat.  du 
zumal,  lächelte  mein  guter  vater,  der  du  mir  die  ganze  unruhc  ins 
haus  gebracht  hast,  imd  eigentliob,  mit  Plate  zu  reden,  der  Tater  der 
^[anaen  rede  bist 

N.ia]ttli.tfhll.ii.i>ld.  ILtM.  im  hlt7.  80 


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S06 


Hootet  MÜiolMficiift. 


Bi  ihut  mir  reobi  Imd,  wifldcirliolte  der  onkel,  aber  es  bStte  mir 
das  herz  abgedrttokt,  wenn  wir  ima  bei  dir  nicht  hätten  rath  und 
hilfe  holen  dttrfen«  tmd  die  beben  wir  eehon  mebliob  bei  dir  g»- 
fonden. 

Wie  sollte  dir  das  leid  sein ,  aegie  mein  vater.  des  leben  um 
mich  her  wird  immer  stiller  und  einsamer,  nnd  der  ström  desselben 
rinnt  immer  kleiner,  wie  in  einem  tiefen  tbale,  kanm  noeb  sichtbar 
dahin,  die  meisten  meiner  jngendgmioesen  sind  l&nggt  Tor  mir  da- 
hingegangen; die  ideen,  die  interessen,  die  heutzutage  die  weit  be- 
wegen» werden  mir  fremd  und  fremder,  kaum  dasz  ich  noch  ihre 
spräche  verstebe»  in  ihre  gmndgedanken  mich  versetze ,  und  masz 
und  fiel  erkmne,  wo  sie  hinaus  wollen,  wie  danke  ich  dir  daher  ftlr 
eine  anregong,  die  mich  zugleich  in  yergangene  Seiten  Tsreetzt,  wo 
wir  als  junge  imd  glOekliobe  leute  zu  den  fUszen  von  Boeckh  und 
Sohleiermeeber  saasen,  und  ihren  wandervollen  worten  über 
denselben  gegenständ,  so  gleich  und  doeb  so  Tersobieden,  lauschten, 
das  alles  trat  mir  über  nacht  lebendig  vor  die  seele,  nnd  ich  ftLhlte 
es  £sst  als  ein  unrecht,  dasz  ich  eine  so  ganz  verschiedene  ansieht 
aossnsprechen  und  mich  gleichsam  von  theuren  angebeteten  führem 
loszusagen  wagte,  sngleich  war  ich  überrascht,  unbemerkt  auf  ganz 
andere  wege  gekommen  zu  sein,  als  auf  denen  ich  mich  noch  zu  be- 
finden meinte,  das  alles  setzte  mich  in  aufregung  und  unruhe  — 
dazu  kam  noch,  dasz  es  sich  nicht  blosz  um  den  begriff  und  das 
wegen  der  philologie,  um  den  mittelpunkt  unsres  ganzen  lebens  und 
strebens  handelte,  sondern  um  die  gedeihliche  bildung  eines  uns 
allen  gleich  theuren  hoffnungsvollen  Jünglings,  den  wir  vor  den  vie- 
len und  sehr  verlockenden  irrwegen  der  philologie  schützen  und  in 
die  rechten  und  richtigen  bahnen  einführen  wollten,  die  sache  ist, 
wie  gesagt,  so  angetban  mich  nicht  gleichgültig  zu  lassen  ;  im  gegen- 
teil,  sie  hat  mich  tief  bewegt,  und  ich  werde  gewis  noch  viel  zn 
tbun  haben,  um  mich  zur  klarheit  und  festigkeit  der  ideen  empor- 
zuarbeiten, doch  nun  setzt  euch;  ich  klingle  nur,  dasx ans  der  kafiee 
hineingebracht  wird,  der  schon  lange  eurer  wartet. 

Dies  geschah  denn,  und  so  saszen  wir  alle  drei  an  dem  üscbe 
des  Vaters. 

Es  ist  nun  einmal  so,  unterbrach  der  vater  das  schweigen,  und 
ich  denke,  es  geht  nicht  mir  allein  so.  wenn  ich  so  zurückblicke  auf 
die  lange  reihe  von  jähren,  die  nun  hinter  mir  liegt,  so  komme  ich 
mir  oft  vor  wie  ein  wanderer,  der  viele  tage  lang,  einen  wie  den  an- 
dern, mühsam  durch  ein  weites  wüstes  land  gezogen  ist,  und  nun  j 
endlich  am  ende  der  wüste  und  an  dem  ersehnten  ziele  zu  sein  glaubt.  | 
nur  noch  diese  anhöbe,  denkt  er,  und  das  wasser-  und  schattenreiche  ; 
land  liegt  vor  dir,  in  dem  du  dich  erfrischen  und  rasten  kannst;  er  i 
erklimmt  diese  anhöhe,  er  erklimmt  sie  mit  seinen  letzten  kräften, 
und  —  dieselbe  wüste  liegt  vor  ihm  in  meilen weiter  unabsehbarer 
ferne,   so  ist  es  mir  zeit  meines  lebens  bei  meinen  studien  und  ar- 
beiten gegangen,  und  so  geht  es  mir  noch  jetzt,  gerade  wenn  ich 

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d07 


nl  «Bflr  SMfae  fertig  zu  sein,  z«  «iMB  ginkiwi  »IwehliMe  gv- 

kmmiieii  zu  sein  gUabte  uttd  «iah  zur  ruhe  setzen  m  kitamii  meMt, 
int  mir  irgend  etwM  In  4m  W^gy  ein  buch,  ein  menscb ,  ein  eigner 
gedanke,  das  midi  ans  der  mbe  aufschreckte,  ink  warf  dann  allea 
IwshirgBarbeitete  brevi  maan  ttbsr  (Un  häufen,  am  liebsten  iaa 
feuer,  um  nichts  mehr  davon  zu  teben«  nad  bcigann  die  arbeit,  von 
dar  loh  doeh  niehl  laseen  kflnia,  von  neuem,  als  hfttte  ich  nichts, 
gar  nioktB  d«?on  gethan.  indm  lanto  flind  darin  glücklicher,  sia 
sind  von  vom'herein  in  dem,  waa  sia  wollen,  entaolüadan,  aia  haben 
«H  heeofarttnkteree  ütü  Tor  sich ;  sie  gehen  ihren  gemessenen  gang 
Tomirte,  sie  erwetben  vnd  halten  das  gewoanana  lest  als  ein  wol- 
erworbeniea  eigentum;  sie  wehren  das  fremde,  neaa,  wie  ein  feind* 
liehee  tmi  aioh  ab,  so  lang«  aia  kutanen,  und  ignorieren  es  am  liebsten, 
and  wenn  das  nicht  Ifinger  geht,  yersohmelzen  sie  ee  so'mit  dem  ihri« 
gen,  als  habe  es  von  jeher  dazu  gehOrt.  ich  habe  sie  wol  im  stillen  be- 
midet,  sie  eehaffen  und  bringen  etwas  vor  aioh  nnd  firanen  sieh  ihrea 
TorwMekonunens;  ioh  dagegen,  je  filter  ich  werde,  erscheine  mir 
alt  so  am  und  kflmmerli<£,  als  hfiUto  nnd  wttste  ich  niohle,  womit 
iA  BMina  bldeia  lodeeken  kannte,  nnd  wtfre  diaa  nur  bei  dem 
wissen  so;  auch  anderswo,  ihr  lieben,  werde  iah  immer  bloeier, 
schwächer  nnd  hilfsbedürftiger. 

Wehmütig  lächelnd  sagte  der  onkel:  nun,  wenn  ich  dir  dia 
Wahrheit  gestehen  soll,  so  wttate  idi  wahrlidi  nicht,  ob  ich  mich  zn 
den  strebenden  und  in  diesem  streben  sich  verzehrenden,  oder  aber 
zn  den  befriedigten  —  ich  sage  nicht  zu  den  fertigen,  gott  behüte 
mich  vor  dem  fertig  sein  —  rechnen  sollte,  jedenfalls  aber  sehe  ich, 
liebster  brnder,  dasz  auch  wir  mit  nnserm  gestrigen  gesprttcbe  noch 
nicht  fertig  sind,  nnd,  wenn  ich  nicht  sehr  irre,  trägst  du  selbst 
verlangen ,  den  faden  da  wieder  aufzunehmen ,  wo  wir  ihn  gestern 
haben  fallen  lassen,  es  ist  aber  wol  billig ,  dasz  wir  zu  dem  herm 
Prediger  hinüber  schicken,  ob  er  uns  nicht  auch  beute  behilflich  sein 
will,  unser  gesprftch  von  gestern,  an  dem  er  einen  so  treuen  und  ge- 
duldigen anteü  genommen  hat,  weiter  zu  fähren.  Franz  springt 
wol  hinüber  und  aieht,  oh  er  aait  und  Inst  hat,  onaerer  einladong 
tn  folgen. 

Da  öffnete  sieb  die  tbür,  und  der  herbeigewünBehte  trat  ein* 
der  onkel  sagte  ihm  kurz ,  was  unsere  absieht  sei. 

Das  ist  es  eben,  was  mich  heute  so  früh  zu  ihnen  herübergeführt 
Ijat,  erwiderte  der  prediger.  sie  haben  uns  gestern  so  schön  ent- 
wickelt, was  nach  ihrer  ansieht  die  philol cgi e  sei ,  nemlich  eine 
künstlerische  thätigkcit  oder  eine  kunstlehre,  eine  ars, 
wie  ja  in  diesem  einen  worte  diese  beiden  begriffe,  die  theo  r  ie  und 
die  praxis,  in  unmittelbarer  und  lebendiger  einheit  enthalten  seien, 
nieine  ganz  bescheidene  frage  ist  nun  die ,  ob  sie  ihre  definition  als 
eine  absolute  oder  nur  als  eine  relative  betrachtet  wissen  wollen, 
ich  meine,  ob  sie  eine  definition  ist,  die  an  und  für  sich  ohne  alle  be- 
ziehoiig  auf  ein  praktiaehes  yerhttltais  oder  bedürfnis,  gültig  ist^ 

20* 


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308 


NootM  ■oholaaticae. 


oder  als  eine  solche,  durch  die  eben  nur  angehenden  jungen  philo- 
logen  der  erste  eintritt  in  die  weiten  räume  unserer  Wissenschaft  er- 
leichtert werden  soll,  in  dem  letztern  falle  wäre  die  auffassung  der 
Philologie  als  kunstlehre  mehr  oder  nur  eine  isagogische.  die 
kunstlehre  würde  sich  dann  von  dem  niedem  Standpunkte  aus  höher 
und  höher  erheben,  erhebend  zu  dem  der  Wissenschaft  fort- 
schreiten, etwa  wie  sich  nach  manchen  unvollkommenen  ausätzen 
und  versuchen  die  philologie  durch  Friedrich  August  Wolf  zu 
dem  begriffe  einer  al tertums Wissenschaft  erhaben  hat.  wir 
haben  ja  auch  anderswo  in  ähnlicher  weise  verschiedene  begriffe,  bei 
denen  ein  niederer  und  ein  höherer  Standpunkt  anzunehmen  ist,  und 
ein  emporsteigen  von  jenem  zu  diesem  möglich  wäre,  so  z.  b.  hatte 
der  berühmte  redner  Antonius  in  einer  jugendschrift  den  diser- 
tus  von  dem  eloquens  unterschieden,  und  schroff  geäuszert, 
disertos  se  cognosse  nonnullos  (was  ich  etwa  fasse  als 
manchOi  gar  manche),  eloquentem  adhuc  neminem,  so, 
denke  ich,  hat  es  wol  auch  philologen  gegeben,  die  zuerst  durch  die 
Vorhalle  der  kunstlehre  in  die  philologie  eingeführt  sind ,  und  dann 
sich  zur  Wissenschaft  weiter  entwickelt  haben,  es  wäre  umgekehrt 
auch  denkbar,  dasz  philologen  den  begriff  der  Wissenschaft  allmähhch 
mehr  und  mehr  fallen  lieszen  und  sich  auf  die  künstlerische  thätig- 
keit  beschränkten,  namentlich  wäre  dies  nicht  zu  verwundern  bei 
Schulmännern,  bei  denen  sich  naturgemäsz,  oder  sage  ich  lieber  unter 
dem  druck  der  Verhältnisse ,  unter  not  und  sorgen  des  täglichen 
lebens,  allmählich  der  begriff  der  Wissenschaft  verengte  und  sich  auf 
die  betreibung  der  alten,  auf  eine  künstlerische  thätigkeit  also,  be- 
schränkte. Sie,  herr  director,  werden  das  nicht  auf  sich  beziehen, 
denn  ich  weisz,  dasz  gerade  Sie  Ihre  Wissenschaft  als  ein  ganzes  fest- 
zuhalten und  zu  pflegen ,  keinen  teil  derselben  aus  den  bänden  zu 
lassen  sich  bemühen,  daher  ich  mich  nicht  genug  wundern  kann,  Sie 
als  einen  Vertreter  eines ,  verzeihen  Sie  auch  das ,  niedem  begriffes 
von  der  philologie  kennen  zu  lernen. 

Die  vergleichung  des  disertus  und  elö-quens,  erwiderte 
mein  vater,  triffst  nicht  ganz  zu.  denn  was  diese  beiden  von  einander 
unterscheidet,  ist  doch  wol  nicht  ein  princip  ielle  s.  der  disertus 
hat  nur  nicht  alle  qualitäten,  die  er  als  redner  besitzen  musz ;  wenu 
er  diese  alle  bis  zur  Vollkommenheit  ausbildet,  so  wird  er  von  selbst 
zum  eloquens.  hier  ist  also  ein  aufsteigen  von  dem  einen  zu  dem 
andern  natürlich,  anders  aber  verhält  es  sich  mit  der  philologie.  es 
ist  ja  möglich,  dasz  sich  kunsLlelire  und  Wissenschaft  von  beiden 
Seiten  einander  so  weit  nähern ,  dasz  es  scheint ,  als  könne  man  sich 
von  hüben  und  drüben  die  bände  reichen;  bei  alledem  aber  bleibt 
zwischen  beiden  eine  tiefe  kluft  ,  welche  in  der  praxis  vielleicht  ver- 
wischt wird,  in  der  idee  aber  nicht  auszugleichen  ist. 

Wieso  das?  fragte  der  prediger. 

Die  philologie  als  Wissenschaft  stellt  sich  die  aufgäbe,  das  ge- 
samte leben  der  claa&ischen  Völker  —  denn  auf  diese  können  wir 


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Noetw  lebolMtioae. 


S09 


im  wd  beselirfeiikai  — -  reprodooMrend  la  ooBttmieren;  tob  diemi 
kk  tfift  teil,  imd  swar  «tu  Mhr  wiehtiger,  die  liii«ralar»  dio  towol  «a 
sieb  efawnliolMii  wert  bftt  als  ciBedflrbOAtten,  ranslni  imd  reteh- 
staE  prodQofcioiMii  des  griediisdMii  und  rOnlsehai  gairtN,  als  Mck 
als  di»  am  mehücliatep  fBeaiende  quelle  ftlr  die  wiaaeiuiduilUidie 
akmatioB  dea  elaaatacbeB  idtertama.  die  pbflologie  als  kniwaelira 
Iwfc  die  werke  der  UUerainr  sa  ilirem  g^giiistaiide;  waa  Ton  dem 
saderweitigen  leben  der  olaBaiadM  TCOker  fir  sie  einen  wert  Ini^ 
ist  der  beitrage  d»  dieaea  lieiMi  fttr  daa  xiditige  Teratliidnia  der 
aatoven.  Sie  aöhen)  wie  TdlUg  Teraehieden  die  iMe  aind,  denen  aie 
nstreben;  die  eine  riebtet  deb  «af  ein  erkennen,  die  andere  auf 
rein  kUnatlerieohe  tbitigkeil  dieae  düfoena  moaa  sdion  in 
dea  eraten  anftngen  beider,  Mm  beginn  dea  atadiama  berf ortreten. 
—  fibenae  Teiaebieden  aind  aaeb  die  geisUgen  krifte,  welohe 
beiden  aetten  in  anapnieb  genommen  werden«  die  pbilologie  ala 
attertamswieaenaeball  maaa,  indem  aieibxen  groaaen  and  glinsenden 
baa  aaffttbren  wül,  tberwiegend  darebdrangen  aein  Ton  einem  ainn 
fb  daa  game,  welehea  aie  beiaaateUen  aaebi;  Ton  dieaem  ainne  wird 
ne^  aaeb  anbewnaal,  geleiteti  aaeb  wenn  aie  aidi  mit  der  foraebang 
eines  gans  apedenen  beaebiftigt,  ne  strebt  immer  naeb  dem  allga» 
aieinen.  dagegen  die  pbilologie  ato  knnattdize  and  kanatttbang  to- 
derfcand  aebirft  den  ainn  ftr  daa  besondere  and  einaelne,  indm  aie 
rieh  gans  in  den  antor  Tertteft|  den  aie  lam  Teraftlndnia  an  briagen 
die  anfgabe  bat.  leb  kann  diee  bier  niebt  weiter  Tevfolgen,  da  ans 
dies  in  anabaebliebe  weite  von  anaerm  aiel  abftUbren  wtMe. 

Wean  nan«  aamal  bei  Torrttckendem  alter,  eine  aaniberang  and 
eine  Teracbmebroi^  der  beiden  einaatreten  aebeint,  so  ist  die  anaebe 
die,  daaa  dAa  pbilologie  ala  konat  doebindertbat  dermanniobftoben 
kenatniaBe  nlebt  entbebian  kann,  am  za  dem  reete  intellegere 
Teteram  aoripta,  was  z.  b.  Gottfried  Hermann  wiederbolt  ala 
eigenti^e  anfgdi»e  der  pbilologie  hinstellte,  in  gelangen,  and  daaa 
die  Interpretation  aeibat  daa  bedttrfais  erzeugt^  immer  mebr  and  neae 
bilikmittel  derselben  anfenancben  und  herbeizuaieben,  and  ander- 
seits die  pbilologie  als  Wissenschaft,  um  sich  immer  aufs  neue  zu  be« 
leben  and  sieb  ihre  geistige  schärfe  und  scbneidigkeit  zu  erhalten, 
IQ  der  ursprünglichen  tbttigkieit  der  phüologie ,  der  beaehäftigung 
mit  einem  einzelnen  autor,  znrückgreifen  masa,  der  junge  phiWlog 
auaa  darüber  frühzeitig  entschieden  sein,  welchen  der  beiden  wege 
er  einscblagen  will,  und  dem  einen  ziel,  welches  er  aidi  erwihlt bat, 
mit  aller  entscbiedenheit  zustreben,  ja  ictk  mOehte  sagen,  ea  komme 
^veniger  darauf  an,  welches  ziel  er  sich  yorsetae,  ala  daaa  er  wisse, 
was  er  wolle,  denn  bei  dem  herüberschwanken  TOn  dem  einen  zum 
a&dem,  wie  ich  es  oft  bei  jungen  leuten  wahrgenommen  habe,  wird 
aie  aa  joier  innem  festigkeit  und  Solidität  in  seinem  wissen  und 
^^en  gdaagen,  welches  überhaupt  die  zierde  eines  jeden  in  sich 
tüchtigen  mannes,  für  den  zukünftigen  lehrar  aber  einea  der  ersten 
ttforderauase  ist.  ao  drängte  Gottfried  Hermann  immer  nar  aaf  den 


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810 


erneu  kmi  der  philologisoben  tbätigkeii  bin,  ftet  bis  zu  einer  abso- 
luUm  Tanehtimg  «lies  Wissens,  das  diesttn  kerne  fem  lag^  dafür  aber 
lOg  er  eise  grosze  zahl  b5obet  ebiiairerter  schüler  heran,  welche  in 
dieeer  Imeciliiiilf  Unit  mmi  nnde  ttHBesUiiili  der  elkhnnhMiMliikii 
gewesen- und. 

Und  nena  data  nur,  fuhr  mein  rater  fort,  der  einzige  neben- 
biihler  wive^  welcher  die  philologie  bedrohte;  Überall  aber,  seheich, 
wachsen  ilir  neider,  feinde  und  nebenbnhler  heran,  von  den  übrigen 
will  ich  schweigen;  w^che  gel^ir  ikr  aber  die  lingnieläi  beeake^  iii 
nicht  zu  verkennen. 

Und  wie  das  ?  fragte  der  prediger. 

Was  die  alte  litteratur  zur  klassischen  erhebt,  ist  die  art  und 
wetMy  wie  in  ihr  fo;rm  und  gedenke,  spräche  und  inhalt  sieh  Te^ 
binden«  der  nachweis  und  die  henteUung  dieser  Verbindung  ist  die 
aufgäbe  der  philologie.  nun  ist  es  einerseite  möglich,  dasz  die  philo- 
logische thätigkeit  sich  Oberwiegend  dem  gedankeninhalt  zuwende 
und  diesen  für  das  wissen  zubereite ,  dagegen  die  sprachliche  seite 
nur  insofern  beachte,  als  sie  zur  gewinnung  jenes  Inhalts  unentbehr- 
lich ist.  sie  arbeitet  dann  im  sinn  der  altertumswissenschaft,  nur 
dasz  diese  noch  weite  gebiete  auszer  den  sprachlichen  denkmälern 
zu  verwalten  hat.  die  spräche,  in  der  dieser  inhalt  uns  mitgeteilt 
ist,  kann  immer  mehr  zu  einem  bloszen  vehikel  werden,  das  die 
Wissenschaft  so  wenig  interessiert,  w  ie  ein  jedes  andere  vehikel,  das 
einem  z.  b.  ein  fuder  holz  gebracht  hat.  anderseits  kann  auch  die 
spräche  ganz  von  dem  inhalt  gelöst,  und  ihr  werden  und  wachsen 
an  und  für  sich  der  gegenständ  einer  eingehenden  betrachtung  wer- 
den, wie  interessant  und  wichtig  eine  solche  betrachtung  sei,  ist 
kaum  zu  ermessen,  die  vergleichende  Sprachforschung  hat  uns  einen 
blick  in  die  entferntesten  Zeiten,  ihre  culturzustände,  ihre  religiösen, 
rechtlichen,  politischen,  wenn  man  so  sagen  darf,  Vorstellungen  und 
meinungen  thun  lassen,  die  ältesten  Stammes-  und  Völker  Verhältnisse 
dargethan,  weit  über  die  grenzen  überlieferter  geschichte  hinaus,  sie 
hat  uns  die  Urformen  kennen  gelehrt,  aus  denen,  unter  den  verschie- 
densten einfiüssen ,  sich  die  einzelnen  sprachen  gestaltet  haben,  es 
ist  gar  nicht  zu  verwundern,  dasz  eine  solche  Wissenschaft  den  geist 
und  das  interesse  auf  das  höchste  anregt,  wie  es  ja  überhaupt  das 
herabsteigen  zu  den  anfUngen  thut.  neue,  unbekannte  räume,  die 
noch  nie  der  fusz  eines  menschen  betreten  bat,  werden  eröffnet,  das 
geistige  auge  wird  für  die  beobachtung  und  betrachtung  absolut 
neuer  Verhältnisse  gebildet  und  geschärft,  die  freude  des  entdeckens, 
des  Schaffens  erhält  immer  neue  nahrung ;  kann  es  uns  wunder  neh- 
men, wenn  begabte  jugendliche  naturen  sich  diesem  reize  hingeben? 
wenn  die  linguistik  eine  nebenbuhlerin  und  feindin  der  philologie 
wird?  damit  ist  natürlich  das  recht  und  die  pflicht  der  philologie 
nicht  ausgeschlossen,  die  resultate  der  vergleichenden  Sprachfor- 
schung sich  anzueignen,  wie  dies  z.  b.  Georg  Curtius  gethan  hat. 
alle  Wissenschaften  st^en  in  dem  Verhältnis  zu  einander«  g^g^^ 


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NoctOB  scholaaticat. 


311 


seitig  zu  nehmen  und  zu  geben;  nur  dasz  wir  uns  aus  unserer  eignen 
Stellung  nicht  verdrängen  lassen  und  unsere  specielie  ai^gabe  nioht 
mindern  oder  zurückstellen. 

Halten  wir  also  den  begriff  der  philologio  fest ,  wie  er  sich  uns 
ergeben  hat ,  dasz  sie  kurz  und  knapp  sei  eine  künstlerische  thätig- 
keit,  gerichtet  auf  das  verstehen  der  alten  autoren :  wir  werden  dann 
weniger  die  nötigung  haben,  einen  graduellen  unterschied  zwischen 
den  jungen  philologen  anzunehmen ,  wie  ihn  das  preuszische  regle- 
ment  vorgesehen  hat,  indem  es  annimmt,  dasz  der  eine  candidat  bis 
prima,  der  andere  bis  secunda  und  so  weiter  abwärts  unterrichte: 
ein  grad  unterschied,  der  übrigens  schwer  festzustellen  ist,  wenn  dies 
überhaupt  möglich  sein  sollte. 

Du  erinnerst  mich  da,  unterbrach  ihn  der  onkel,  an  eine  äusze- 
rung  des  trefflichen  Moriz  Haupt,  in  seinen  opuscula  findet  sich 
eine  stelle,  worin  er  erklärt,  er  finde  es  unbegreifhch,  wie  jemand  in 
den  ersten  dementen  einer  spräche  sollte  Unterricht  geben  können, 
der  nicht  eben  so  wol  für  die  obersten  classen  geeignet  sei. 

Jetzt  erinnere  ich  mich  gleichfalls  dieser  stelle,  sagte  mein 
vater,  und  ich  gestehe,  dasz  ich  anfangs  darüber  befremdet  gewesen 
biüj  indes  gebe  ich  ihm  vollständig  recht,  man  ist  zu  dieser  Stufen- 
leiter der  qualification  wol  durch  verschiedene  gründe  veranlaszt 
worden,  ersten»^  glaube  ich,  durch  das  lehrerbedürfnis  für  die  über- 
all aufschieszende  sorte  neuer  gymnasien.  diesem  konnte  nur  genügt 
werden,  wenn  man  auch  den  schwachem  ingeniis  den  eintritt  in 
diese  laufbahn  gestattete,  die  folge  ist  die  gewesen,  dasz  das  streben 
nach  höheren  und  höchsten  zielen  abgenommen  hat.  man  begnügt 
iich  mit  dem  mittelmäszigen  oder  geringen,  zum  ersatz  für  die  philo- 
lo^sche  bildung  wirft  man  sich  auch  wol  auf  die  geschichte ,  daher 
Stell  unter  zehn  schulamtscandidaten  neun  finden,  welche  auf  ihre 
gesdudiüiche  bildung  hin  ein  amt  suchen  und  leider  auch  finden, 
sodann  aber  ist  der  Unterricht  in  jeder  der  beiden  alten  sprachen 
okM  iwdM  ein  ganzes ,  wem  er  aaeh  in  emer  sloftiifolge  vom 
leiiiiteraii  zum  adnrmrai  aieb  anÜMiut  jedes  glied  cKesM  mskft* 
liolite  tttHia  vom  dem  gdst  des  gansctt  bekbt  uad  dovolidrmigeA  seis, 
^  dem  giam  «lilstbtti,  sdne  wiykMnnlBeit  dem  gtmjm  weQratt, 
wenn  er  n^t  ein  ganz  ftnaserlioher  and  mechaniseher  mim  soll ,  der 
«w»  iHr  den  aftdMeü  sveek  oft  ein  glfinsoides  molW  gaben  lamn, 
ite  olme  8b»  eigeaäiohe  bildnng  dev  aed^  Idiibt  dk  Mcbügsteft 
M  engSMlMltai  sflb^Vwr  iibIbsm  ia  dev  folgenden  diase  mcwoi  auf  die 
•farfe  der  mittebnHeriglrftrt  lieraib>  wieannerslda»  woasf  darimter> 
tliailsbiiials  ^aantl&irong»  betonimg  neir.  indner  weise  Mriebett 
wad|  dernwr  der  Tidlettidig  philologisch  gebildete  lehrer  gewaefaseii 
ütl  nd  wie  in,  der  loimeä^e,  so  aiuä  in  der  syntax.  aar  mh, 
geist,  der  an  dem  ganiea  berane  denkt  vnd  asbeiM»  Yemu^  aneb 
^  die  einfiiAate,  nttehteniste  tegei  za  beleben,  der  q;»ätere  eon» 
^«vtlttial  dr.  Hennige  an  M  ag  d  ebnrg biell  einmal steUvertrelfBd 
iine  lateimache  atanda  bei  nmi  ab,  in  der  er  den  aoeueatiTue  onm 


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818 


iBf iniÜTO  in  «iiMr  mir  Int  j«tii  xmmgmiMmL  wiiM  Idar,  IkU- 
Toll,  ÜbflrsMgtnd  bclmdelte ;  jedes  wart,  und  idi  babe  ne  sie  m- 
gesMB,  Migie,  dan  er,  indem  er  dieee  «iuebM  «ndMiiiung  bdbn- 
delte,  dies  ihftt  ans  einer  ToUkommeBen  and  nmfiMSsndan  kemtiM 
der  ganisD  spraelie  liinnis. 

Ü8  liesze  sich  das,  nahm  der  onkel  noch  einmal  das  wort,  viel- 
leicht von  allen  disciplinen  sagen,  die  sich  über  die  äuszerliche,  rein 
technische  fertigkeit  erheben,  es  ist  z.  b.  in  der  ge schichte  rein 
unmöglich,  ohne  eine  relativ  vollkommene  kenntnis  über  das  erste 
beste  historische  factum  oder  irgend  eine  historische  persönlichkeit 
einen  historischen  satz  hinzustellen,  es  ist  ganz  unglaublich,  wie 
viele  wilde  phantasien  oder  fade  Oberflächlichkeiten  von  leuten  zu 
tage  gefördert  werden,  welche  als  ignoranten  oder  als  halbwisser 
diesen  Unterricht  zu  besorgen  haben,  und  es  gehört  nicht  geringere 
kunst  dazu,  in  den  dementen  dieser  Wissenschaft  zu  unterrichten, 
die  grosze  kunst  des  lehrers  der  elemente  besteht  nicht  allein  in  der 
lebhaften  und  fesselnden  darstellung,  sondern  in  der  weisen  berück- 
sichtigung  der  fassungskraft  des  Schülers ,  in  dem  feinen  sinn  für 
die  rechte  und  angemessene  darstellung,  in  dem  behutsamen  und 
besonnenen  tacte  bei  der  auswahl,  in  der  zuverlässigen  kenntnis  der 
facta,  in  der  art  und  weise,  zugleich  abzuschlieszen  und  einen  höhern 
cnrsus  des  untenichts  vorzubereiten.  Loebell  hat  in  seinem  buche 
über  geschichtlichen  Unterricht  diese  beiden  stufen  charakterisiert 
und  auseinandergehalten,  es  versteht  sich ,  dasz  nur  der  in  den  ele- 
menten  unterrichten  könne ,  der  über  die  aufgäbe  der  oberen  stufe 
vollständig  im  klaren  und  orientiert  ist.  es  mag  mit  andern  Wissen- 
schaften ebenso  bestellt  sein ;  ich  wollte  nur  die  geschichte  als  bei- 
spiel  anführen,  dasz  der  elementare  unterriebt  nicht  in  die  bände  von 
lebrern  gelegt  werden  solle ,  die  nicht  jeden  augenblick  im  stände 
sein  würden,  in  prima  zu  unterrichten. 

Um  80  mehr  werden  wir,  sagte  mein  vater,  danach  streben 
müssen,  nnsem  jungen  philologen  gleich  jetzt  so  zu  bilden,  dasz  er 
keiner  nachprttfung  bedarf,  sondern  auf  dem  gründe,  den  er  auf  der 
Universität  gelegt  bat,  stiU  nnd  frob  fortscbreitend,  siob  weiter  ent- 
wickeln kann. 

Es  scheint  mir  aber  hierzu  Tor  allen  dingen  n0Üg,  dass  ^ 
Philologie  mQgliohst  rein  erbalten  werde  als  das,  was  sie  nrsprfliig' 
lieb  gewesen  ist,  und  dasz  man  scheide  zwischen  den  wesenlüeiwD 
ekmenten  derselben  und  dem,  wae  sieb  im  ianfe  der  zeit  bemn* 
herumgesetzt  hat.  ich  meine,  wenn  dies  geschieht,  dass  es  dann 
jedem  nicbt  unbegabten  und  wol  vorbereiteten  jungen  manne  ge- 
lingen mtlsse,  sieb  die  unbedingte  qualification  für  das  philologiscbe 
lehramt  sn  erwerben,  natürlich  wird,  was  jetzt  gesäet  wird,  auf 
boffiiung  gejBttet;  das  aber  setsa  ich  als  das  aUerunentbebchcbste 
reqnisit  eines  veistttndigen  nnd  wol  wollenden  examinators  voraus, 
äaiz  er  niobt  bloss  sebe,  was  da  ist,  scondem  anob  in  die  snkanft 


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Koctei  tciiolMticM» 


büok»,  und  mm  der  jung»  saai  die  «mU  mit  wabrseheiiilicUnit  6r> 
tomen  kitimo. 

fit  Utest  «ieh  also  Ton  anem  ereigBity  wit  «i  die  wieder- 
onreokong  der  alten  litteratur  war,  olme  weitere!  anaebmea,  daas 
es  nselit  iwter  aadem  ein  isoliertes  bleiben,  sondern  alt  «in  ferment 
in  das  gstatnto  geistige  leben  der  davon  berillirtia  enltnrvOUDerein- 

:  diiBgeB  werde,  ee  gibt  keine  bewegnng  Ton  grgenrer  bedeutong» 
tieferer  wirknng,  weiterer  yerbrtitnng  imd  liBgerer  daner,  alt  die* 

I  jenige  war,  welche  asit  Petrarca  von  den  werken  der  Qtieelien 
und  Börner  aosgieag*  ursprünglich  bezog  sieb  diese  auf  die  be* 
geisterte  pflege  und  nachbildung  der  alten,  zuerst  der  Börner,  dann 
auch  der  Griechen;  der  eifer  des  entdeckens,  des  sammelns,  des  ver* 

•  breitens  und  leebior  maebena  kam  hinzu ;  die  bildung  der  höhem 

l  stSnde  ward  gaa  biennf  gegründet;  bis  in  die  höchsten  kreite  galt 
als  wahre  bildung  nur  die  ksnntnis,  die  geiäufigkeit  in  den  altea 
Bprachen«  diese  kenntnis  war  ein  bindongsmittel  fUr  alle  nationen; 

;  ne  ftberwog  bei  vielen  selbet  die  kluft,  welche  die  kirchenspaltnng 
gerissen  hatte,   in  diesem  sinne  hat  z.  b.  der  cardinal  Bembo  an 

I  MetenehtbOB  geschrieben ;  er  konnte  niebt  begreilsD,  wie  ein  soleher 

;  mann  so  viel  gewicht  auf  religitee  fragen  legen  konnte,  es  war  eine 

I  imgimis^te  £reiide,  die  man  an  den  alten  fand;  jede  neue  ent- 
de^ng,  jede  nene  erwssbnng  von  handsebriften  vTar  sin  ereignia 
Yoa  Öffentlichem  intscesse,  das  sich  bald  über  ganz  Italien  verbreitete. 

;  mim  teilte  sich  das  neu  gefondene  bereitwillig  mit,  man  toobte  les» 
bare  tezte  beranstellen ;  an  eine  kritische  behandlung,  an  eine  prtt- 
fung  der  quellen  dachte  man  zunächst  nicht,  natürlich  folgte  der 
trieb,  gleiches  zu  schaffen,  si^ion  Petrarca  hat  die  lateinische  spraebe 
hierzu  mit  glttok  gebrattobt;  man  gebrauchte  sie  in  bistpriscben  nnd 
philosophischen  imtersuchungsn,  in  diplomatisoben  verhandluogen 
und  zu  polemiaoben  debatton,  an  officiellen  und  yertranlicben  brie- 
fen,  im  heitern  schenennd  zu  schmutzigen  facetien,  nachahmend 

I  und  nachbildend,  daran  schlosz  sich  dann  die  philologische  behand- 
lung  der  autoren,  die  glänzende  Vertreter  fand,  wie  in  dem  vielfach 

I  misacbteten,  als  flach  verschrieenen  Muret,  in  Paulas  Manutius,  in 
Petras  Yictorius ,  mit  denen  dann  freilich  die  italienische  philologie 
des  16n  Jahrhunderts  zu  ende  gieng,  um  sieb  sfiHAßx  nur  in  der 

,  siehem  handhabung  der  form  zn  behaupten. 

\        Es  freut  micb^  dasz  du  so  günstig  über  Muret  urteilst,  sagte 
,   der  onkel ,  dem  Ruhnken  nicht  genug  ehre  erweist  einem  der  elen- 
'   desten  nachahmer  Perpinian  gegenüber,  und  ich  erinnere  mich  mit 
vergnügen  der  klaren,  sichern,  selbst  schönen  handschrift  Murets,  die 
er  in  das  album  eines  jungen  Augsburger  patriciers  eintrug,  der  nach 
damaliger  weise  seine  grosze  tour  über  Padua,  Venedig,  Florenz  usw. 
'   machte.   Muret  ist  kunstvoll  in  den  reden,  denkend  in  den  variae 
lectiones,  gewandt  in  den  briefen,  fein  in  seinen  Übersetzungen;  ein 
echter  reprttsentant  -seines  Zeitalters,    doch  verzeih  diese  Unter- 
brechung« 


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814 


NMtei  MholMÜM 


Dies  ist  das  goldene  Zeitalter  der  philokgM»  es  wurde  guix  an- 
dATBi  als  SM  dit  Alpen  überschritten  hatte,  nameiii&ioh  zu  den  Fran- 
sogen  kam.  denn  yi  Dtotechland  koante  sie,  anfangs  dnr^  diereii- 
gioBstmtigkaüsA»  später  durch  dia  Tsrwttstuigsn  des  dninf- 

jtkngn  farieges  gelähmt,  zu  keinem  rechten  gedeihen  kommeo, 
während  in  Fiaakralch  der  glänzende  Fnas  I  gelehrte  und  ge- 
lehrtes steiüim  persfinUch  unterstatzte,  oadkes  berbeischaffi», 
Druckereien  besorgte  usw.  die  lateinische  levm  var  hier  nicht  mehr 
die  hauptsache,  das  unerlftszliche  erforderais  eises  guten  philologea; 
es  sind  unter  den  Fiauosen  leute  Ton  grossem  rufe»  die  ein  ftLrcht«r- 
liebes  latein  schrieben ,  dafELr  aber  bemühte  man  siidi ,  indem  man 
auoh  das  griechische  mit  hineinzog,  die  alten  autoren  mit  benutzung 
guter  handschhften  herauszugeben ,  die  griechische  und  lateinisclie 
grammatik  auszubilden,  ftür  das  lexicologische  eine  grundlage  zu 
schaffen;  der  Thesaurus  von  Henricus  Stephanus  bildet  noch  jetzt 
eine  grundlage  für  lexicologie;  dann  wurde  das  römische  recht,  sein 
System  und  seine  geschichte,  mit  energie  und  erfolg  ergriffen,  end- 
lich waren  die  männer,  welche  gleichsam  ein  triumvirat  bilden, 
Joseph  Scaliger,  Isaak  Casaubonus  und  Claudius  Salmasius,  eben  so 
wol  für  die  eigentliche  philologie  thätig,  als  sie  sich,  weit  über  diese 
hinaus,  den  realien  widmeten,  bei  Salmasius  wurde  die  philologie 
geradezu  zur  polymathie  und  poljhistorie.  die  genialen  leistungen 
Joseph  Scaligers  für  die  lateinischen  und  griechischen  autoren  fallen 
zum  teil  in  seine  jugend,  oder  sind  nur  die  frucht  einer  flüchtigen 
beschäftigung ,  die  allerdings  für  ihn  ausreichend  war,  unvergäng- 
liches zu  schaffen,  so  viel  ist  gewis ,  wir  haben  hier  nicht  mehr  die 
philologische  thätigkeit  der  Italiener  vor  uns ,  die  in  heiterem  spieie 
sich  der  neu  erworbenen  schätze  freut ,  sondern  eine  philologie  der 
mühe  und  arbeit,  vorzüglich  auf  das  reale  gerichtet,  und  die  er- 
forschung  des  realen  als  ihre  eigentliche  aufgäbe  betrachtend,  es  ist 
ein  ernstes,  strenges,  mühsam  arbeitendes,  bis  ins  kleinste  hinein  ge- 
wissenhaftes geschlecht,  das  dann  allmählich  durch  die  kommenae 
zeit  den  ernsten  Studien  abgewendet  wurde,  und  in  eitelkeit  und 
Oberflächlichkeit  versank  i  aus  der  nur  einige  wenige  instituto  unti 
jnänner  hervorragen. 

Die  holländische  philologie  hat  verschiedene  Impulse  gehabt, 
zuerst  durch  S  c  a  1  i  g  e  r  (denn  Lipsius  ist ,  so  trefflich  er  als  kenner 
des  Tacitus  und  Vellejus  ist,  doch  ohne  einflusz  geblieben),  an  den 
eine  grosze  zahl  bedeutender  männer  bis  auf  Johann  Friedrich  Gronov 
sich  anschlieszt,  die  mit  genialem  blick  zumal  lateinische  autoren 
herausgegeben  haben,  diese  richtung  verliert  sich  ins  compilatoriache, 
sowol  bei  den  groszen  Sammlungen  griechischer  und  römischer  anu- 
qui täten  als  bei  den  ausgaben,  den  älteren,  wie  Daniel  und  Nicolaus 
Heinsius  läszt  sich  sammlerfleisz,  ausgebreitete  beiesenheit  und  feinea 
Sprachgefühl  nicht  absprechen ,  die  späteren  sind  urteil-  und  g»* 
schmacklose  compilatoren ,  die  sich  zum  teil  in  wüstem  latein,  Bi 
kleinen  und  kleixüichen  ergehen«  ein  frischer  belebender  haock  kftiu 


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Ifooto  MliolflittoM.  815 

dSwe  gMtigt  B^m^oAkm  turnt  dinh  Hmttorlmmi  «sf  dm 
Bnflflf  ttariMd  ftwirkt  hitle.  mI  iba  fi4gte  jeat  gram  «tih« 
Müshir  pwalogftt»  w^oke,  nrflddwlumdTOiijiB0Bg«ffc»tMte 

dM  griflehisefc»  iHBOTitogaw.  mbftlm  kfliaeBMflaMamitciSftMl^ 
]nm§  ttvogtiteltMMka  tkatw  ToUbnokt,  wii  Bniäßf  nd  bii  rat 
Wolf {  üm  im  tlilkn  iM  gtttWM  xmd  radlidi  güvkki,  und  das 
kb  mflbli«b  tm^a^  d«i  ibam  w  jibr  wL  tig  Laeiftm  M tlUy 
napndi,  1)  dm  tk  eiatn  nIdbtaM  d«  findsas,  2)  dm  m 
Ufflf  mhtmr  guMniirtiiH  btiMMa  babsii  md  3)  dMi  ibMi  uoäk 
Üt  aWge  stIbirtMmidbnaf  akitt  tbgkag,  wn  dioe  ibra  gabea  Mif 
beittniMiii»  feel  ftbgiprtnwti  ilitom  •onajafaigrm,  aicbtin  Barwhjgir 
▼ielgefichftfügktit  M  imtniiflii«  TMles  T<m  dar  weite  jtatr  aUhanar 
dauert  in  Holiiad  noeb  IM»  s.  b.  die  titttdtff  dictate,  dievoKlitbt 
fttr  »dYertftria,  ia  dtaen  ja  Oobet  aaBUtbOifliob  itt;  aber  wat 
ftir  übelttSade  dtraat  K&tk  btf^oigehta,  wia  angflnttig  daa  aaab 
für  eiaa  gwatwailW  acfclftrang  der  autoren  sein  mag,  das  musz  maa 
doch  ttgta»  daai  ditte  HoUttnder  die  philologie  beharrliah  ia  daa 
bahnen  gehalten  Haben,  in  die  sie  dieselbe  seit  Hnmatofhatiat  g»- 
kikt  vorfanden;  und  dasz  sie,  wia  beschränkt  aucbiauaart  darwall- 
na  aail  atbtaa  philologie  nie  ftia  geblieben  sind. 

Ait  TBtex  dar  phik^agia  ama  ich  nun  Richard  Bentlay  ba* 
zeidmen ,  nicbt  sowal  v^gta  dar  xataltate  seiner  philologischen  ar- 
beiten, als  viahnabr  wngtn  dar  methode,  die  er  für  alle  zeiten  fest- 
gestellt bat.  von  einem  hemmvagabuadiaEeii  der  kritik  kann  eigent* 
lieh  seit  Bentlej  nicht  die  rede  atia.  er  lehrt  auf  dia  wiabtigatm 
quellen  dar  kritik  zurückgehen ,  er  beherscht  dea  quacbgebrauch 
4m  tators  auf  das  YoUstfindigste,  er  verfährt  ia  teinem  urteile  mit 
eber  unwidaxatabüthaa  schneidendeii  sobM»,  er  weist  überall,  nicht 
theoretisch,  sondern  ifftkÜsch;  die  gesetze  nach,  inaarhtib  deren  aiob 
die  Philologie  zu  bewegen  bat.  aa  gibt  kainan  bcttem  leitfaden  zur 
icaktitehen  philologie  als  es  dex  aonaiaatar  ta  Horas  ist.  Bentley 
ist  ona  grösze  für  sieb;  er  bat  kttnen  Vorgänger  gehabt,  er  hat  auch 

lekala  kaalarlassen ;  in  ttiaam  Maa  itt  die  zahl  seiner  fieaande 
kleiner  gewesaa  alt  cUa  eeiner  gfgaer,  neider  und  feinde;  er  aalbat 
bat,  obwol  er  aia  Ogmabt  gewesen  ist,  dooh  tehr  dazu  bdgetiagaBi 
die  letztem  la  Termehren*  doch  hat  sein  geist  auch  nach  seiaeai 
tode  in  einer  aazabl  tttobtiger  pbüologea  lortg^wirkt,  vor  allem  ia 
dem  klaren,  scharfen  und  htfinaaannn  Person,  der  die  zweite  stelle 
^ter  den  engütchen  philologen  einniauat»  der  eobte  scküler  B^tlejs 
ist  uns  dann  in  Gottfried  Hermana 
^grenze,  die  iek  nicht  überschreiten  wollte. 

Ich  hedaure  recht  sehr,  dasz  du  nicht  die  deutschen  philologen 
unseres  jahrhoadarti  in  gleicher  weise,  wie  die  französischen  und 
holländischen  in  einigen  strichen  zeichnen  willst;  indes  ich  glaube 
4eine  gründe  zu  erkennen^  und  baacheide  uuch  gern,  sagte  der  onkel. 

^lua  tnl  baat  da  xaebti  aagta  maia  vatert  aam  tail  aber 


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BIS 


Nootet  seholaitieMi 


fthnest  du  gewiß  nicht,  weshalb  ich  mit  Hermann  abbrach,  ich  habe 
mich  yiel  umgesehen,  wie  dieser  oder  jener  namhafte  philologe  seine 
aufgäbe  faszte.  da  bin  ich  denn  erstaunt  gewesen,  dasz  fast  alle  die 
Philologie  als  altertumswissenschaft  darstellten,  keiner  als  kirnst- 
lehre  d.  h.  in  der  theorie,  auch  m&nner,  die  in  der  praxis  sich  ganz 
als  Schüler  Hermanns  erwiesen,  und  was  mehr  ist ,  und  was  ich  zq 
meiner  beschämung  eingestehen  musz,  auch  Gottfried  Hermann 
gerirt  sich  —  in  einem  hefte,  das  im  anfang  der  dreisziger  jähre  Tor- 
getragen  ist,  als  ob  er  die  philologie  nur  als  einen  complex  toh 
Wissenschaften  betrachte,  seitdem  habe  ich  mich  gescheut,  ein  wort 
über  meine  so  ganz  yerschiedene  ansieht  zu  äuszem,  bis  du,  mein 
lieber  bnider,  mich  aus  diesem  banne  gelöst  und  mich  genötigt  bast, 
frank  und  frei  zu  sagen,  was  ich  meine. 

Verzeihe  mir,  sagte  hierauf  der  onkel,  wenn  ich  dich  erincere 
an  den  gegenständ,  welcher  uns  die  veranlassunfr  zu  diesen  er- 
Örterungen  gegeben  hat.  ich  teilte  dir  mit,  d&i^z  unser  Georg,  sehr 
gegen  unsere  wünsche,  das  juristische  Studium  mit  dem  der  philo- 
logie vertauscht  habe,  und  zwar  mit  der  ausgesprochenen  absieht, 
lehrer  der  alten  sprachen  zu  werden,  dies  führte  uns  weiter  zu  der 
Untersuchung,  welche  elemente  der  bildung  für  den  lehrerberuf 
wesentlich  und  notwendig  seien,  es  waren  dies,  abgesehen  von  der 
Philologie  selber,  die  ja  die  eigentliche  fachwissenschaft  für  Georg 
sein  sollte,  die  theologische  und  die  philosophische  bildung.  wir  ge- 
standen die  notwendigkeit  der  beiden  zu.  daraus  ergab  sich  fdruD; 
das  bedtirfnis,  die  philologischen  studien  auf  der  Universität  zu  be- 
schränken, hieran  knüpfte  sich  dann  eine  auffassung  der  philologie, 
nicht  als  einer  Wissenschaft,  welche  das  ganze  leben  des  altertums 
reconstruierend  zu  construieren  sucht,  sondern  als  einer  künst- 
lerischen thätigkeit ,  welche  auf  die  Schriftwerke  des  altertums  ge- 
richtet ist.  so  ist  die  philologie  in  früheren  zeiten  wirklich  gefaszt 
worden,  wie  du  eben  jetzt  uns  eine  skizze  davon  entworfen  hast,  so, 
glaube  ich,  kann  sie  auch,  verbunden  mit  der  theologischen  und 
philosophischen  bildung ,  sehr  wol  noch  jetzt  behandelt  werden  als 
ein  ganzes  und  volles  Studium,  wir  sind  dir  mit  interesse  gefolgt 
du  scheinst  aber  hier  wieder  stehen  bleiben  zu  wollen ,  während  wir 
alle  den  wünsch  hegen  müssen,  dasz  du  dem  philologischen  Studium 
in  deinem  sinne  näher  tretest,  und  namentlich,  da  wir  über  den 
begriff  und  umfang  desselben  im  klaren  sind,  die  teile  bezeicbnMt, 
in  welchen  diese  philologische  bildung  sich  vollzieht,  ich  werde  be- 
ruhigter in  die  zukunft  meines  Georg  blicken ,  wenn  ich  die  philo- 
logie auch  in  ihren  teilen  als  ein  wolgeordnetes  und  faszbares  vor 
mir  sehe,  während  jetzt  auch  bei  dem  besten  willen  es  nur  möglich» 
ist,  einige  hervorragende  teile  der  philologischen  teile  herauszuwählen 
und  diese  zu  verfolgen,  eine  völlige  und  gründliche  philologische 
bildung  aber  eine  reine  chimäre  ist. 

Es  wird  uns,  nahm  mein  vater  hierauf  das  wort,  zur  beattt- 
Wertung  der  firagO;  die  uns  schon  so  lange  und  so  angelegentlich  be- 


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S17 


flohlftigt,  yieUeieht  behilflich  sein,  wenn  wir  die  ganze  sache  von 
einem  andern  gesicbtspunkte  aus  betrachten,  ich  fürchte  mich  üut 
dies  zu  tun,  fuhr  er  fort;  denn  et  kann  scheinen,  dasz  ich  damit  den 
boden  der  Wissenschaft  verlasse  nnd  preis  gebe;  indes  mein  sinn  ist 
auf  das  praktisch  nützliche  und  praktisch  mögliche  gerichtet,  and 
im  kreise  gnter  nnd  wolwollender  freunde  mag  denn  das  wort  ge- 
wagt sein. 

Die  jongen  leute,  welehe  auf  der  Universität  eine  philologische 
sasbildung  suchen ,  haben  nun  bei  weitem  grtSsisn  teil  die  absieht, 
einmal  philolc^gisolie  lehrer  auf  einer  der  sogenannten  gelehrten- 
schalen  zu  werden,  nnr  ein  kleiner,  verschwindend  kleiner  teil 
strebt  von  vom  herein  nach  einem ,  ich  will  es  einmal  SO  nenneo, 
höhem  ziele,  der  akademischen  kuafbahn.  aber  auch  von  miaem 
akadendsohen  lefarem  haben  viele,  wo  nicht  die  meisten,  ikre  ersten 
Sporen  in  einer  sohule  verdient  ao  ist  es  in  alter  zeit  gewesen,  snr 
seit  dar  Qesner  nnd  Ernesti,  und  so  wird  es  immer  sein,  und 
ich  weiss I  daas  manche  gefeierte  Universitätslehrer  sich  dieses  tiro- 
cinioms  aoeh  jetzt  gam  eriwnimi,  indem  sie  auch  die  trockensten 
alemente  zu  beleben  und  zu  vergeistigen  strebten  und  verstanden. 

Es  ist  nun,  dilnkt  mich,  nicht  mehr  als  billig,  dass  in  den  philo- 
logischen Vorlesungen  die  zwecke  und  bedürfnisse  jener  groszen 
meiu-zahl  der  jungen  philologen  berttcksichtigung  finden,  und  daai 
auch  in  den  prüfungen  auf  das  schärfste  ins  auge  gefaszt  werde,  wie 
diese  jungen  philologen  für  ihren  zukünftigen  beruf,  wahrscheinlich 
üiren  lebensberuf ,  vorbereitet  sind ,  und  wie  sie  wahrscheinlich  die» 
Sern  ihrem  berufe  genügen  werden,  denn  nur  der  ist  zum  prüfen 
geeignet,  wer  etwas  vom  hellseher  an  sich  hat,  und  von  dem,  was  er 
sieht,  weit  in  die  zukunft  hinaus  auf  das,  was  sein  wird,  schlieszen 
kann,  so  wie  die  Sachen  jetzt  stehen,  ist  für  die  jungen  philologen 
und  ihre  ausbildung  zum  lehror  im  allgemeinen  nicht  genügend 
gesorgt;  der  Schwerpunkt  ihrer  Studien,  der  Schwerpunkt  der  Prü- 
fungen —  beides  steht  doch  im  engsten  zusammenhange  mit  ein- 
ander —  liegt  jetzt  auf  einer  seite,  auf  der  er  niieinfir  Uberzeugung 
nach  nicht  liegen  sollte. 

Wie  meinen  Sie  das?  fragte  der  prediger. 

Unsere  Universitäten  bieten  den  jungen  leuten  eine  mehr  oder 
Weniger  reich  besetzte  tafel  der  verschiedensten  collegien  dar,  aus 
denen  sie,  wie  es  wol  in  den  lectionsverzeichnissen  heiszt,  eingeladen 
Verden  zu  wühlen,  ich  finde  nun,  dasz  weder  bei  der  anordnung 
noch  hei  der  ausführung  der  Vorlesungen  genügend  beachtet  zu  wer- 
ben püegt,  dasz  meistens  zukünftige  gjmnasiallehrer  zu  den.  füszen 
der  lehrer  sitzen. 

(sebluBz  folgt.) 


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DIE  YERFASSUNO  BEB  HQHBRBN  fSCUULKH. 

Sädago^ische  bedenken  sa  der  gleichnamigen  schrift  von  dr.  WillietB 
ehraaart  feh.  rei^mDgi*  und  prorimiAlsebiilrath.  Berlin  1879.  GviUt 
Henpel.  ZIV  «.  IM     umto  Mll*fe.  WTOTiototer  «Mnuk. 


Batmi  erkenn*  ich  den  gelehrten  herm! 
was  ihr  nicht  tastet,  steht  euch  meilenton; 
was  ihr  nicht  faszt,  das  fehlt  euch  ganz  und  gar; 
was  ihr  nicht  rechnet,  glaubt  ihr,  sei  nicht  wahr; 
was  ihr  nicht  wägt,  hat  für  euch  kein  gewicht; 
WAS  ihr  nicht  mfinst,  das,  meint  ihr,  gelte  nicht. 

Diese  worte  des  gektes,  der  stets  yemeint,  wie  klingen  sie  im- 
mer wieder  yor  den  ^wohnten  obren',  sobald  der  blick  in  die  spal- 
ten irgend  einer  nenen  weltbegl tickenden  and  welterobemden  re- 
formscbrift  flQlt,  deren  meist  auf  20 — 30  Seiten  sieb  erschöpfender 
inbalt  gewöhnlich  über  dinge  sich  verbreitet,  die  schon  irgendwo 
einmal  viel  besser,  frischer,  kräftiger  und  überzeugender  beurteilt 
worden  sind,  zumeist  sind  es  aber  zwei  wesentliche  erfordenaisse 
die  diesen  flugschriften  zur  gymnasialreform  oft  in  eminentem  masze, 
um  einen  jetzt  recht  beliebten  ausdruck  zu  tode  zn  reiten ,  mangeln, 
die  geringe  erfabning,  die  den  meisten  Verfassern  auf  diesem  gebiet 
zur  verfügimg  steht  und  die  sich  nun  einmal  hier  nicht  durch  g^ 
niale  intuition  ersetzen  läszt,  und  eine  erschreckende  einseitigkeit, 
die  nicht  treffender,  als  durch  die  vorangeschickten  Goetheschen 
verse  gezeichnet  werden  kann,  in  dieser  letzteren  beziebnung  ist  es 
wirklich  recht  zu  beklagen,  dasz  männer,  deren  namen  in  ürer 
Wissenschaft  den  besten  klang  haben,  sich  in  der  beurteilung der 
Verhältnisse,  die,  wie  man  meinen  müste,  ihnen  doch  nicht  sofern 
stehn,  fast  ausschlieszlich  durch  rücksichten  und  erwägungen  leiten 
lassen ,  welche  für  das  fach  und  die  vorteile  desselben ,  das  sie  Ter- 
treten  von  bedeutung  sind,  so  kann  es  denn  natürlich  nicht  fehlen, 
dasz  die  berühmtesten  männer  jeder  für  sich  an  die  höheren  schule» 
ansprüche  erheben,  die  sich  schlechterdings  ausschlieszen.  wer  sich 
darüber  des  näheren  in  aller  kürze  belehren  will,  der  nehme  die 
kleine  broschüre  von  F.  Olck  zur  band,  der 'die  neuesten  ansich- 
ten  über  die  ziele  des  höheren  Unterrichts'  (Königsberg  1878) 
seit  1874  auf  24  selten  hübsch  zusammengestellt  hat.  in  neuester 
zeit  sind  es  besonders  die  mediziner,  die  zum  teil  in  höchst  über- 
triebenen forderungen  zu  gunsten  ihres  faches  an  die  gjnnnasien 
herangetreten  sind,  das  doch  nun  einmal  keine  fachvorbereitungs- 
schule  sein  kann  und  soll,  wenn  man  weisz,  wie  hoch  die  ansprüche 
bereits  geschraubt  sind ,  welche  an  den  gymnasiasten  bei  der  abita- 
rientenprüfung  in  der  mathematik  gestellt  werden,  kann  man  sich 
über  das  panier  des  hm.  prof.  Fick  mit  dem  )Lir|beic  dyciyM^' 
Tpr|TOC  €iciT(ju  nicht  genug  verwundern,  verständig  erscheinen 
allerdings,  und  darin  herscht  so  ziemliche  Übereinstimmung) 


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Di8  ▼wftmnug  te  kOlMM  «eknltii. 


810 


imtfliiMt  «ad  te  «oateole  ttfaitr  fmittite  teokdit  abiteM»» 
teofiflfiiiig.  low  liegt  vaAmktMmt  daB  AchülttfdiM  des  jiWgMi 
bistad«  mmmt  gynunnoB.  was  ftr  des  wmhag  der  pnatn* 
dbflB  nwMwhis  la  iMMtg  Mf  di»  imiarm  im  hlShnm  tchnhraMu 
la  erwarten  ist,  daa  haii  dar  lagiiWMgarwiinMiawir  gaMaunt  dr. 
Booiti  ä  dar  aiftaaag  daa  abgwdttataabawaaa  T«m  14.  jaanar 
dinea  jakna  imi  dan  maeUm  an^^daiitat:  'aa  iat  dmli  dieMcpUtoa 
ImMMigkf  u  diu  immäülaAak  mfgßhm  dar  baraita  ba- 
rtdirodm  aehmlMi  üaf  aiagiaü»da  tedarmgaa  liart  »taufufaa,  wol 
ib«r  iafc  daroh  aiiia  aUa  ahwalnaa  pmikfea  dm*  lahij^lliia  imitemda 
daranf  badaakl  gnoauaatt,  an  anaOgluhaa,  daai  diaaa  laiir- 
iial|(abaB  laiciikar  nad  aSdNorar  Toa  dar  laakriaU  dar  mi^hfr  fmi^Ai 

Ja  waaSfar  ana  daa  alMa  aatwkicBilea  grfladaa  ana  ema  eiap 
gehende  lekt&re  dar  alabovala  dar  profbai  imd  leider  oft  «oeb  dar 
initaiti  daa anbdbagWMa  laaar  arqidökaa  aad  IMaca  kaaa,  lan  so 
begieriger  graill  naa  zu  den  warkaa  aoleber  manner,  wM»  mit 
einer  orfaluimg  von  jabrsehalea  aa^garfistet  und  auf  einen  paaot 
gMWtt,  der  ibnen  eine  freie  aaariebi  gawlbrtaaab  aUaaiiabtaagaa, 
—  während  andere  die  wälder  vor  bäumen  nicht  sehen,  —  mfinner« 
welche  mit  ruhigem,  klarem  blick  auf  dar  warte  und  wacht  daa 
ofichste  aad  daa  weiteste  ia  allen  aaiaaa  TorzUgen  nad  aabwMehen 
fiberschanen.  das  buch  eines  solchen  manaea  liegt  vor  uns,  nioht 
geschrieben  in  eitlar  aefamibadigkeit,  oder  nm  auch  einmal  daa 
kampfgeschrei  za  Yorsn<tei,  sondern  weil  aa  ist  alq(f>dv  cnuirdv, 
papßdpouc  b'  iav  X^T€tv.  und  wie  weiss  ar  daa  A^TOC  lakaacU 
bibeiil  wflrdevoll,  klar  uad  eben  ist  die  spräche  dieses  aiaaaaa 
mxrmorglatte  aber  nicht  marmorkalte  Festigkeit  spciebi  sa  uns  aua 
den  Zeilen  seiner  ^bedanken',  den  bedenken  eines  mann  es  voll  edler 
iMüftt,  aufrichtiger  religiositÜ,  warmen  gefllhls  für  die  sache ,  die 
er  n  vertreten  die  hobt  ekro  aad  den  entschiedensten  bemf  kat^ 
ran  ein  solcher  maan  seine  warnende  und  belehraade  stimme  im 
wirren  getöse  dea  tegaaati'aitaa  arbebti  dann  ziemt  es  aiok  aafzuhor* 
chen      daakbava  anerkennaag  an  sollen  für  förderaag  and  be* 
lehmng,  die  man  aaf  jeder  seite  des  schönen  bnohea  ia  reicketem 
masze  erhält;  und  wcaa  aa  aiak  herausstellt,  data  man  dem  Tarl  ia 
einzelheüea  aiebt  aaaastimmen  in  der  läge  ist,  —  und  wie  wÄr©  eine 
(derartige  rastiBmnmg  wol  denkbar  oder  auch  beieiaam  Itttenriaekea 
berichte  wie  der  vorliegande  Ittrderlieb?     daaa  wird  es  sich  zie- 
hen, diese  gegenbedenken  aaadam  bewustsein  heraus  zu  fonanlieren, 
<^asz  es  nicht  zwei  äugen  gegeben  ist,  alles  recht  su  sehen,  und  dasz 
^  sehr  darauf  ankoauat«  YOa  welcher  steUmig  aus  diese  äugen  die 
ibnen  zur  bateaflktnag  aiagabreitctcn  bilder  zu  sehen  gewohnt  sind« 
ein  schulmaoa,  doioea  gaaaae  leben  und  streben  der  präzis  angehört, 
^ird  über  ^aafiit  einselbeiten  trotz  einer  ungleich  geringeren  er- 
^ItinuigiMit  aia  weH  aabe&agiaereB  arteil  absogebeoi  ia  dar  lege 


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m 


IKt  wfiNMmg  der  hahatm  wdbnkm. 


MOi,  alt  mn  mann  in  der  ttberragenden  sMbmg  des  mfessers,  der 
gewisse  verhlltniiit  in  der  regel  mehr  in  rosenfarbenem  lidite,  im 
feitttgigiMize  zu  sehen  gewohnt  ist.  der  puts  and  der  glänz,  den  er 
gatthoit  arliaoht  oft  WBX  m  hüd  hinter  seinem  rücken  imd  macht 
einem  widrigen,  eintOnigen  gran  die  zurückgediingftnifltekm 
tstten  in  «Itsr  häszlichkeit  wieder  an  die  Oberfläche. 

Das  neue  Sobndenche  buch  ist,  wie  es  nicht  anders  zu  erwar- 
ten stand,  mit  einer  derartig  lebendigen  4fi?iwhnift  begrttszt  werden, 
dasz  die  erste  anflage  bald  nach  ihrem  erscheinen  TSi^griffen  war. 
ich  darf  daher  voraussetzen,  dasz  es  nicht  leicht  einen  leser  der  jakr- 
bücher  geben  wird,  dem  das  buch  nicht  durch  die  band  gegangen 
ist ;  eine  ausführende  analjse  des  inhalts  halte  ich  daher  ftir  mehr 
als  überflüssig,  es  ist  eine  angenehme  pflicht  für  jeden  gymadil' 
lehrer,  diese  schrift  zu  studieren,  die  meine  ist  es,  auf  besonders 
leuchtende  stellen  hinzuweisen ,  die  unbedingter  freudiger  Zustim- 
mung auf  allen  Seiten  gewis  sind ,  an  andere  in  dem  schon  angedeu- 
teten sinne  'bedenken'  zu  knüpfen,  nicht  apodiktische  antithesen. 

üeber  die  grammatische  bedeutung  dieser  'bedenken'  zuvor 
noch  ein  wort,  wenn  wir  den  iniialt  der  schrift  durchmustern,  wenn 
wir  sehen,  wie  das  erste  capitel  über  das  arbeitsmasz,  das  zweite 
über  die  Idealität,  das  dritte  über  die  leitung,  das  vierte  über  die 
lehrerbildung ,  das  fünfte  über  den  lehrerstand,  das  sechste  über  die 
äuszere  Stellung  der  höheren  schulen,  das  siebente  über  die  Staats- 
aufsicht handelt,  so  musz  uns  über  den  sinn  dieser  bedenken  zweifei 
ergreifen,  offenbar  sind  sie  in  doppelter  bedeutung  aufzufassen,  der 
verf.  bezeichnet  in  der  einleitung  die  anklagen ,  welche  gegen  den 
bestand  unseres  höheren  Schulwesens  gerichtet  werden,  als  seinen 
ausgangspunkt :  sie  betreffen  hauptsächlich  die  überbürdung  der 
gymnasialjugend  und  den  mangel  an  idealität.  hierzu  schreibt 
Schräder  bedenken,  welche  eben  nur  die  ersten  beiden  capitel  füllen, 
bedenken  gegen  die  zulässigkeit  und  Zuverlässigkeit  der  gegen  die 
gymnasien  gerichteten  angriffe,  die  darstellung  der  Verfassung  der 
höheren  schulen,  wie  sie  von  capitel  3  an  skizziert  wird,  hat  aber  mit 
der  abwehr  dieser  angriffe  in  form  von  bedenken  nichts  zu  thun. 
diese  bedenken  sind  nur  erwiigungen,  betrachtungen.  über  diese 
doppelstellung  der  bedenken  musz  man  sich  klar  werden ,  ich  habe 
für  den  titel  meines  aufsatzes  im  auschlusz  an  Schräder  den  dopp«il- 
sinn  des  wortes  adoptiert,  der  Standpunkt  des  verf.  ist  ein  gemSszigt 
conservativer.  er  hat  die  entwieklung  des  Schulwesens  viel  zu  sehr  i 
in  ihrer  historischen  totalität  erkannt,  die  Institute  viel  zu  sehr 
schätzen  und  lieben,  das  verderbliche  eines  desultorischen  experi- 
mentierens  viel  zu  sehr  fürchten  gelernt ,  als  dasz  er  das  heil  vüü 
fundamentalen  änderungen,  losgerissen  von  dem  historisch  gewor- 
denen,  erwarten  sollte  auf  einem  gebiete,  wo  liebevollste  pflege  und 
hingebung  an  das  vorhandene,  luft-  und  lichtverbreitung  zugunsten  ^ 
des  Wachstums  der  bluten,  welche  schon  so  herrlich  gediehen  sind,  , 
förderung  und  fortschritt  versprechen,  'für  die  jugend  gilt  der  ftl^  ; 


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ehwn  gefmMf  mwwitlwli  in  •üm^  wat  ihre  biliiuig  n  UMmr  yt» 
•toBloaft  und  aMkliir  fr^Nit  «Bi^  dl«  laM  nk  aaif». 
^htoqImii  m  tai  gnMM  an  NisiB  j«g«Klfim»d  FerdinftndTiMi 
H«iii*nann,  gymnMmMfawto  in  WciUnibttllil»  «m  kbandigir 

grusz  statt  einea  sQehternen  Torworti  ▼fimmgMflhiokt  «ktemmf 
an  Rudolf  Haym  in  Halle  der  «nddbnga-  TWitnffririrtnikhri 
mit  diesem  WolfenbAUler  firnnda  kat  ibr  Tigfaiwr  dia  lihula  nfiriae 
aiedt  dnrahgeoMMhi,  auf  der  *g«r  manulwa  nadi  iMiiftigaminrtotinian- 
gelhaft'  war,  wo  aber  'beide  reiclie  anzü^gaag  m  idf  lam  nnd  aalb* 
■Wwdigam  aM>en  eiUtai'  habctt.  diesMo  fircmda  asBftMi  ar  dia 
yeranlassimg  aar  karaugabe  dieser  schrift,  'waü  aa  gairiBaaMpAieki 
aakiaB  da  zu  sprechen,  wo  laoAa  rede  an  dem  wesaa  daaaaai  rntMl, 
dam  ich  mein  danken  nnd  thun  gowidaHl  kaba/ 

Die  klagen  tiber  ttberhirdimg  unserer  gynmaiialjQgend  fladan 
ihren  bedeutungsvollsten  anadnuk  in  dan  aHiaagen  der  landaa?iv» 
tretung.  ^ea  liegt  alao  dia  kasorgnis  nahe,  sagt  Schräder,  daaa  hm 
dfin  bwrainngwa  ttber  das  untanlQhtsgeseiUaMlgrand  «sfoIMbidigar 
ond  ungapaflftar  baobasktungi  baatunmungen  varlangi  wifdan 
konnten,  welche  unsere  schulen  von  einer  laignn  und  ehrenvoUan 
llkarlieferung  in  unheilvoller  weise  ablenken  möchten/  diese  be» 
sorgnia  iat  eine  wol  begrdndatew  wia  kann  diesem  übelstanda  abga- 
kolfan  werden?  doch  offenbar  nur  so,  dasz  in  die  landesvertretung 
elemente  hineingebracht  werden,  welebe  dnrch  naahkimnkiiB  arlaoek^ 
tat  und  gdaitat  dia  mahnahl  derjenigen«  iialche  von  d&r  zu  beraten^ 
dan  vorläge  wenig  oder  nichts  venrtakn,  aufzuklären  und  zu  leiten 
im  Stande  sind,  wie  sind  dia  iatavaasen  daa  nchterstandea  daduah 
gaflkdert  worden,  dasz  eine  grosze  anzahl  von  veriaratani  dieses  Stan- 
des sitz  und  aüiBMa  in  dar  Volksvertretung  einnehmen  und  sidk  dort 
galtand  wa  machen  wissen!  ist  aa  alao  nioht  auch  dringend  m  wün- 
schen ,  daai  mitglieder  des  ktiieren  lehraratandes  in  gifiaerer  zahl 
im  landtage  an  den  bamtuagan  teil  nehmen,  schon  am  es  n  hinter- 
treiben,  dua  Uber  das  wohl  und  wehe  ikres  Standes  und  des  ganzen 
sehulweaena  dorok  eine  mi^oritfit  von  unbeiußanen  entscheidende 
beschltisae  gefaszt  worden?  aa  liegt  klar  zu  tage,  dasz  bei  den  atata- 
and  petitionsberataBgan,  besonders  aber  für  dia  dmcokberätnng  des 
antarrichtsgesafcaes,  eine  zahl  von  fachm&nnam  im  preuaiiBoban  ab- 
faoKdaatoakaaaa  nfiÜg  ist,  dia  bis  jetzt  immer  noch  fehlen,  ganz  ab»  ' 
geaoken  davon,  dasz  die  äuszero  alellung  des  höheren  Idurmtandea 
aidwr  gahobaa  würde  dniok  diese  repräsantalion  in  der  ao  einfluss«> 
reichen  Toibamtretoag.  nuui  aollta  alao  arwarteni  dasz  ein  laiter 
das  lUikaren  untnnnaktaiiesens  einer  ganzen  provins,  wie  der  verf. 
anserer  scbiift,  es  dringend  empfafalmi  mllste,  dasz  einsichtsvolle 
Tind  erfahrene  saknlmänner,  voll  maszvoUen  nrteils,  darnach  streb^i, 
dort*  ihre  krift»  sam  keile  des  Vaterlandes  zur  vatfQgang  la  stellen, 
wo  Bie  am  notwendigsten  sind,  statt  desaen  lesen  wir  nicht  ohne 
tbanawhnag  in  den  capitel  ftber  dia  leituig  a.  107»  *daaa  ein  mit* 


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Di6  y^KÜMOx^  dsr  li(tti8nn  Mhidio* 


glied  des  lehrerstandes,  insbesondere  aber  der  director  einer  bOiierai 
lehranstalt,  ganz  auszerordentliche  fölle  etwa  ausgenommen  (?),  seine 
eigne  wähl  in  die  landesvertretung  ablehnen  sollte/  und  die  be- 
grUndung  ?  weil  der  director  schwer  zu  entbehren  ist.  ist  das  aber 
nicht  jeder  andere  höhere  beamte  auch?  ist  der  hauptarzt  eines 
kleinen  ortes,  der  gerichtsdirector,  nicht  auch  an  seinem  posten  not- 
wendig und  unter  umständen  unentbehrlich  ?  Schräder  erwähnt  die 
nnsoreichende  Vertretung  durch  den  ersten  lehrer  der  anstalt,  der 
'gewis  ein  braver  mann'  sich  für  die  Vertretung  wenig  geeig- 
net zeige,  sollte  dieses  urteil  wirklich  für  alle  föUe  zutreffen?  wie 
oft  musz  bei  einer  directoratsvacanz  bis  zur  zeit  eines  halben  jahres 
der  erste  Oberlehrer  der  anstalt  die  vices  des  directors  führen,  ohne 
dasz  dabei  die  anstalt  schaden  leidet,  und  es  läszt  sich  doch  wol an- 
nehmen ,  dasz  auf  dem  platze  eines  ersten  lehrers  der  anstalt  in  vie- 
len fällen  eine  tüchtige  kraft  walten  wird ,  die  selbst  auf  eine  direc- 
torstelle  mit  vollem  rechte  anspruch  machen  kann,  das  amt  eintü 
Volksvertreters  ist  speciell  für  einen  gymnasialdirector  oder  Ober- 
lehrer viel  zu  wichtig,  als  dasz  er  nicht  für  die  wenigen  wochen  die 
Vertretung  tüchtiger  collegen  in  seinem  scbulamte  in  anspruch  neh- 
men sollte,  diese  werden  durch  die  Stellung  ihres  in  das  abgeord- 
netenhaus  berufenen  standesgenossen  mit  geehrt,  für  ihn  mit  besten 
kräften  die  Vertretung  gern  übernehmen ;  —  und  sollte  an  einer  an- 
stalt der  gewis  seltene  fall  eintreten ,  dasz  eine  passende  Vertretung 
sich  nicht  möglich  machen  läszt,  nun  dann  ist  es  pflicht  für  einen 
ausreichenden  ersatz  zu  sorgen,  wie  dies  die  Justizbehörde  in  so  vie- 
len fällen  zu  thun  sich  veranlaszt  sieht,  die  anregung  einer  andern 
thätigkeit  ist  dem  schulmann  gewis  nötiger  als  einem  andern  mitten 
im  leben  stehenden  beamten.  in  dem  stillen,  von  der  weit  und  ihren 
bestrebungen  abgelenkten  wirken  verliert  er  nur  zu  leicht  die  rich- 
tige Wertschätzung  der  dinge,  erfrischt  und  gestärkt  wird  er  von  der 
groszen  bühne  zu  seinem  stillen  kreise  zurückkehren,  ich  glaube 
nicht,  dasz  Schräder  wol  daran  gethan  hat  das  zu  schreiben,  was  wir 
s.  107  lesen  und  oben  besprochen  haben,  in  Sachen  des  hohem 
Unterrichtswesens  fühlt  jeder  mitzureden  sich  berechtigt.  — - 
sollen  die  lehrer  dagegen  thun  ?  ruhig  dasitzen  und  alles  über  sicii 
ergehen  lassen,  nur  im  reiche  des  gedankensieben?  wahrlich  das 
ist  eine  übel  angebrachte  idealität,  die  von  der  praxis  abgewendet, 
alles  entbehren  zu  können  meint,  wonach  andere  stände  begien^ 
trachten,  sehr  wahr  sagt  Schräder  s.  161:  '  un terchätze  doch 
niemand  den  einflusz,  welchen  die  Verbesserung 
äuszeren  läge  auf  die  allgemeine  und  innere  hebung 
des  lehr  erstandes  üben  muste:  ohne  idealität  lebt  und 
soll  kein  wahrer  lehrer  leben,  aber  lediglich  von  idea- 
ler begeistern ng  lebt  nur,  wer  mehr  als  ein  mensch  ist. 
er  hätte  keine  Ursache  gehabt,  den  lehrern  immer  wieder  den  hhnken 
Schild  idealen  strebens  vor  äugen  zu  halten,  gerade  diese  übertne- 
bene  idealitfttsförderiuig  schadet,  erst  durch  die  beimiflchopg 


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fota  tek  mdoB  kbaas  kNm  «Ur  dMlMln  kbrerataad  gMimd«B» 
das  iatiiieht  iralk  isl  ja  iMcteiit  ein  Yolk  ▼«»  4iiltem  «ad  ter 

kBB,  wid  Ton  sdnriftstellflni  möchte  ich  liiMlftgin»  der  zug  BMk 
dm  iietl  aMnhi  sich  tLberall  nur  in  su  hohem  masze  gtlttad,  niohi 
wm  mdgilai  auf  politischem  bodMy  dia  wliwichen  unsers  QteV 
fidm  kbttn  nnd  j»  sbgeiid  andmwo  zu  suchen,  als  in  dieMm  fMk* 

losen  hmanstreben  nach  dem  urbilde^  das  dem  einielnen  in  nninfw 
▼ollkommenheit  Tonohwabl»  ditsen  abglanz  in  seinem  dkhten  und 
dtäkflDL  so  lebhaft  ist»  da«  ar  unzufnadaB  wird  bbÜ  dam  luiTollkom- 
menen  abfaüd  seiner  gagiawarit  ate  unvoUkMaaiener  findet  ala  aia 
ist  ond  stets  etwaa  bareres  an  die  stelle  setzen  will,  dieses  baaatt% 
das  der  feind  des  guten  iafc.  die  von  dem  höchsten  staatsmanne 
Dsatschlands  ohannklinaierte  uniofriadenheit  dar  jDautschcaltttnir- 
gSBd  aidaaa  ikre  quelle,  ala  ift  einem  ttbertnabanen  idealismns ;  die- 
ser tthaaqMomte  idealismus  charakterisiert  yor  allem  die  partai» 
welche  nur  das  *gnta  will«  und  stets  das  böse  schafft',  ich  glaube, 
dMi  flohrader  gnk  daran  gethan  hätte,  auf  diese  gefahren  des  idealis- 
I  mus  hinzudeuten  nnd  gerade  darauf  zu  dringiB»  daaa  4mt  lahrer  siok 
durch  ein  wnkiA  im  daaa  liolii  uad  in  der  sonne  des  tages  brinsa 
.  ud  atihle,  aus  dem  entnesrenden  scbattai  der  denkerstuben  hiaaiaa' 
:  trete  imd  mit  teil  nehme  an  dem  fieiaoli  bnusenden  leben  da  drauszen, 
'  ia  dem  ströme  der  geschäftigen  weit  seine  brüst  netze  und  bada 
ant  lahenslust.  nalche  lekrar  sind  die  beliebtesten  bei  der  jugond? 
i  uAtt  nicht  die  myopischen  grttbler ,  die  über  dail  büchern  lebens- 
!  saft  und  lebenskraft  verloren  Iwibaii    aber  die,  welche  durch  ihr 
mannhaftes  auftreten  in  dar  alaaaa  wie  m  dar  öffiuitUchkeit  als  ideale 
echter  männlichkeit  ihnen  voraalaMliten,  yorauagaaatat^  dasz  sia  d»- 
hei  etwas  tüchtiges  gelernt  haben  und  daa  festen  wiUask  imd  die  ga- 
tlbte  knnst  hanitaim,  ito  schülar  im  iknm  wollan»  wissen  und  kö»- 
M  m  fltrdaca  und  geschickt  zu  machen,  das  erkemiianah  Schräder 
sn.  4nan  fieaga  doch,  ob  jetst  die  schüler  ihvalahrar  und  umgekehrt 
die  lehrer  ihre  schüler  weniger  lieben  ala  sooafcl  ist  dies  nicht  der 
'  M,  iit  vklaaahr  das  yerhäHaida  awiaaban  Jabrer  und  aobfllar  fraoMU 
i  Ivbnrt  minadiabar,  inniger  gewairdatt»  so  ist  das  gerede  von  dam 
,  rOckgange  unserer  schulen  leer.'   diesen  fortschritt  bringt  er  mit 
;  recht  mit  der  heboag  dar  matariellen  läge  in  yarbindmig.  'auch  fttr 
i  ideal  gesinnte  flriüuiaB»Wilflliawirkliidiiiaabaai|^^ 
lehrer  wurden,  war  es  eine  zu  starke  Zumutung,  dasz  sie  dnroh  diese 
idealitftt  sich  allezeit  über  den  tfigtiobeB  druck  der  äuszem  l^e  er- 
hehen  und  Matan  sollten,  und  yiala  edle  naturen  sind  allzufrüh 
durch  die  acvigaL  vm  die  baranwachsende  familie  und  dnroh  die  not- 
wendige Umschau  nach  auszerordentlichen  einnahmen  verödet  und 
zerrieben  wordan.'  s.  160.  xmd  gleich  weiter:  *je  geringer  die 
änszere  anerkemunig,  desto  mehr  Ualtaa  aie  danmf^  die  erhabenheit 
ihres  berufs  aller  waÜ  bemerklieb  in  maeban.  diaaer  contrast  diente 
natürlich  weder  dazu,  die  herzen  der  auszenwelt  zu  gewinnen,  noch 
^lahnr  aalbat  wfriedanar,  üefoanawflrdiffer  nad  in  ihrem  IMiaaem 

ai* 


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mdknkm  gewandter  und  sicherer  za  maofaen.'  wmA  ma  yergleiofai 
man  dnafti  das  nkk»  d»  Bohr,  dem  jetzifm  gjiiMiwiMi«'> 
wkmä»  tpondet  im  gegensati  m  4m  kiurem  der  vergangenen  tage, 
d«rM  mehtsttlil  Mer  innere  beruf  für  das  1  •kramt  ab - 
gitmg',  in  deai  «fiM  über  dm  lehrerstand ,  und  nun  wM 
wundem»  dtm  er  nirgMd  die  auf  der  band  liegende  conaeqnenz 
lukts  «m  «MM  Mhulen  zu  heben,  iil  es  nötig,  dasz  der  lehrerstand 
BOth  iihr  all  m  gtaMbm  gfibnbm  im^  hier  liegt  eine  sobwlihe 
4m  conservatiTen  sinnes  des  yerfiMMVB.  er  adoptiert  gern  das  gnte, 
das  durch  den  ferttihiHi  bewirkt  wortei  isi,  9ku  er  will  die  fort- 
schreitenden bewegogwi  wallt  aiibet  venmlagsen;  wir  mkim  dm 
ttbeniU  das  aufblibini  mtä  besserwerdm  auf  giemder  realer  gnmd- 
läge  constatieren ,  wir  sebea  ibii  aber  aioht  energisdi  ud  fördernd 
ftlr  den  fortschritt  auf  der  gewonnenes  bade  wirken  und  arbeiten. 
m£  der  einen  seite  tritt  er  ftUr  die  intereesett  dee  lakoraratandes  ein, 
«o  weit  damit  keine  durchgreifenden  verSaderuBgen  Twrbwden  sind, 
«uf  der  andern  teile  will  er  die  unleugbar  noch  yorhandenen  mäigBi 
aidit  wahrnehmen  und  striabt  sich  gegw  ihre  abataUung.  nd 
do^  bia  iek  iait  dafon  ttbeneagt,  dasz  er,  sind  diese  Schäden  ent 
einmal  ^m  meengebeadg  ülle  aus  getilgt,  die  YorteUa,  die  dem 
eehulwesen  daraus  entspringen  werden,  ebeneo  deakbar  acceptieren 
wird,  wie  er  Jetet  nelee  billigt  und  lobt,  was  er  vielleicht  vor  10 
oder  15  jähren  weder  gebilligt  aeck  gelobt  hi^ea  wttrde.  oder 
glaubt  er  wirkliek,  die  eteilnng  des  gymnasiallehrers,  der  ^zur  klage 
über  zurüekBetnmg  kefaien  grund  mehr  hat'  (i)  164,  dadurch  zu 
heben,  dasz  er  ikn  sein  politischei  terbaltea nocBwIlT  vorschreibt'? 
a.  106«  allerdings  gibt  Schräder  sa,  daea  d»  wald  nicht  ein  recht, 
eondem  eine  pfikikt  dee  etaetoblgwi  iat,  er  eoU  nach  reif  lieber  und 
aelbständiger  erwSgung  m  stimmea,  wie  üna  das  staatswol  vorzu- 
schreiben scheiatü  aber  «r  lügt  einen  sehr  gefährlichen  passus  b^ 
schriakead  hinzu,  weaa  er  i^trtlich  äussert:  'leitet  ihn  aber  seine 
Überzeugung  hierbei  gegea  dea  erkennbaren  willen  d^  staatsregie- 
voag,  so  hat  er  jedenfiB^  eeia  veebt  nicht  weiter  auszudehnen,  als 
seine  pflicbt,  oder  aat  eaderea  werten  er  hat  sich  jeder  beteiligung 
an  öffentlichea  gegen  Sie  legiemng  gerichteten  kundgebungen  und 
Wahlbestrebungen  streag  zu  enthalten.'  ich  kalte  dieeee  legulfttiT 
Ifebr  sehr  ge£Mnlich.  gewis  soll  sich  der  gymnasiallehrer  wie  jeder 
beamte  jeder  agitatorischen  thätigkeit  enthelttti  aber  auch  in 
jedem  falle ,  nicht  blosz  im  hiablw^  auf  diese  oder  jene  partei.  er  • 
soll  als  Vorbild  des  Patriotismus  vovanleuchten  und  nichts  versäumen, 
um  seine  reine  vi^rlandäüebe  zu  documentieren.  dieses  2\e\  ist 
leicht  erkennbar;  aad  wie  vereehieden  sind  die  anschauungen  über 
die  mittel,  dieses  ziel  zu  erreichen!  der  wille  der  staatsregierung 
ist  aus  dem  widerlichen  streite  der  tagespresse  durchaus  nicht  bo 
leicht  zu  erkennen,  wie  Sehr,  meint,  und  wie  ändern  sich  die  &n-  \ 
scbauungen  gerade  in  unseren  tagen  in  den  leiteadea  kreisen  fort- 
wfthreadi  wie  oft  etekea  die  aatergoMdaelen  orgeae  der  sta«^' 


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88B 


iiQgai  imtdmm  im  gugamli  mi  tai  UaM  «vkouribam  wflka 

dff  jq^Hid  dB  naitcr  tcin  mU»  liiifHi  iomI  mmMm  mtk  TOfttWr* 

MboMMi  dMV  aonaHMlHt  j»*»«*«««-!  raUkitik?  dM  fd 
mniiit  df  gymnülilliiiiMi      twa  ildwn  «i  mmm  hmtn  und 
kn«  lad  m  Um  m  IkA  tmd  atiMB  ▼•terltt 
flamm«  der  Tatelaadt»  nd  ftiiiwiliiihi  Ib  dtn  humm  ulamt  tfg^ 
min«  MBmmif  ummiBi  TUtt  qbb  wwnwMaMNB  q^imbivi  imr  migvt" 

dbmAMoM  tttnaMT  um  sioh  «b  bmther  wbl  viiBMwmiiin,  soadini 
:  «tiiBwr,  wM»  wmm  wMb  d«  -nämeknäm  dw  amt  habtn,  ftiiilu» 
BiwniigBiy  «i  anoMni,  dmm  dMlslit       guter  rath  keaa  im 
iBoi  eittfli  loHMm,  waigeielrt  ist  nur  dabei,  dasi  der  dioeadi 
.  nd  wdhndi  peritne  ein  vir  bonus ,  d.  h.  ein  pitoiot  ist.  Idi  msam 
M  datier  kÜMft  bedauern,  daic  Bebadar  diiie  verbaltuagamaez- 
I  r^gefai  ftr  dtm  poUtiaihe  labmi  im  mSmm  ioldSneii  bneho  an%wtam 
litt;  bei  dami  einflnsae,  der  saiier  person  mid  aeuMr  ikHUiia  am» 
bftei,  kaDn  ea  mkht  leblen,  daaa  er  riele  lehrer  Tom  afaier  gesondeii, 
1  ofinsdbeiMhm  ttiHigbait  nMb  anszen  bin  witdmr  mneickMben  wird 
!  iad»  afcQlem  dnnipiMi  Mnae ,  in  denen  sie  nur  an  lange  nnaaihliaii> 
j  M  gelebt  bsben,  wie  Scbradar  ttberall  tadalad  aoMtdMvt)  von  dem 
:  WUbindam  wnlDan  in  der  Offentlicbkeü  ansgescbloesem»  ahme  die 
I  bösere  aaarkennnng  der  gleicbstebenden  geseUanhaftgclassen,  welcba 
andore  tirilligkeit  bleibt  dem  lebrer  als  erbolung  nach  seinen  schnlr 
standen  flbrig,  aU  die  rein  urieaannrlKifflifilin,  wohin  anders  kasa 
sich  die  niofai  iBifflmmMhtn  kraft  werfen  ala  a«f  dio  littarariscbe  pio» 
^etion,  oder,  wenn  die  fiibigkeit  hieran  Mamgdit  amf  eine  zer- 
I   etreuende  oberflttdilicbe  tbtttigkeit  in  den  sogenaimten  gftmdlafthaf 
tea?  die  pbüologiidi>ptdagqgiacka  achriftrtdVawi^aditMis  der  gjm- 
nasiallehrer  hai  «morme  dimeadomoi  ngMWMaaaa»  dia  radaotionam 
I  dar  aeitscbritei  nnd  die  wd^ger  werden  diiwrtig  Tersoi^,  daaa 
i   mm  anf  diiail  gakialB  tarn  amer  bedenklichen  überprodaction  spre- 
I  dien  mnaz,  dazn  kamnan  maeh  die  für  die  bibliotbakam  wihriuiflb 
klagBtigenden  ballen  Ton  programmabhasdlnngen,  so  daaaasn  mit 
bgaad  recht  behaupten  darf,  auf  keinem  gebiete  der  Wissenschaft- 
«  liclieii  Htterstnr  wird  so  viel  produciert,  wie  auf  dem  philologisch- 
p&dagogisdien.  auch  Schräder  klagt  darttber,  data  Mmuttel  und 
lehrbttflkmr  jetzt  Smt  aUasvial  mnd  ahme  rechten  grund  ersobainen 
■•18.  es  sei  ime  vom  aar,  dieeee  wissenschaftkkka  streben,  das 
dem  stände  zur  zierda  ganieht,  irgendwie  tadaln  zu  wollen,  treff* 
^  sagt  flabr.  s.  82,  wo  ar  ^n  den  pflichten  nad  aiganscbaften  daa 
directors  apticbt,  daaa  gvOadUehes  arbeiten  aodl  anf  einem  be- 
Bchränktem  gebiata  aaaeben  verleiht,  andern  nun  tsarbilde  dieat 
ttdaamaatUflk,  waa  vol  die  kaaptaaaka  iai>  aar  arfriaaliiiag 


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336  Die  twCmmho«  der  hokmm  eduüeB. 

eigBitt  Wesens  und  selbst  des  eigMii  unteKiokiB  gsoraiell»  M 
meSne  mur,  dass  der  abecprodiictioa  laisntiiiih  von  unbmfimen  ge- 
steuert werden  mflste,  und  dies  kann  nur  geschehen  durch  em  ab- 
lenken der  flkerschüssigen  farsft  md  das  gsbiet  des  praktischen  und 
VSaUn  hin.  sn  ml  Idealismus ,  zu  wenig  realismus  ist  die  devise 
unsers  Standes,  was  einst  Qaifiims  der  deutschen  jngand  nncn^  du 
Ithlt  man  sich  versuoht  dsm  gyMiaaiaHeiiffswrtande  msurufen^  nsdi 
dieser  richtung  hm  musz  von  oben  amugimg  imd  anfiasmlsnagt 
siebt  abschreckung  und  misbilligung  kommen. 

In  der  eigentümlichen  sMlng,  in  der  wir  Sehr,  bezugt 
kabong  des  lehrerstandes  keuMa  lamten  und  die  wir  in  dein  oon- 
servativen  veiimltSA  desselben  zu  verstehen  j^aablen ,  kommt  er 
B.  154  zu  dem  sittsspruok:  seitdem  die  lehrer  snr  klage  Uber 
Zurücksetzung  keinen  grund  mekr  kabem  •usw»  nun  er 
halte  aismal  in  den  reihen  derselben  ufldkagai  mkä  er  wflrde  wk 
bald  von  der  haltlosigkeit  seines  citierten  TerdsessfasB  Übsnengen. 
es  ist  doob  selbstTsnttikUaob,  dsas  dar  lehrer,  welcker  eise  akade- 
miaske  ausbildung  genosseM,  sein  loos  msd  die  anedcanmmg  dessel- 
ben Tergleicht  mit  dem  seiner  frttheren  conunilitonen  ans  den»* 
dsten  ürnnltatan,  bei^elsweise  der  juristiseksn*  da  kann  es  denn 
TOfkomman,  dasz  der  Jurist  vnd  der  pbilologa  »Msh  15  jähren  aidi 
in  demselben  Städtchen  ansässig  wieder  finden,  jener  als  durch  könig- 
^hes  patent  wol  bsetaUtar  kreis»  oder  landgerichtsmtky  dieser  Js 
ordentlicher  UHmt  an  irgend  einer  städtisahsn  anstalt  teoi  mi^giMnt 
bestallt,  jener  mit  einem  vollen  angesehenen  titel ,  dem  ränge  eiset 
rathes  vierter  classCf  dieser  ohne  königliches,  nicht  einmal  mit  dem 
patent  irgend  einer  königlichen  behSrde  versehen,  idme  titel ,  wenn 
er  sich  nicht  selbst  einen  akademischen  erworben,  einfach  als  herr 
X  angeredet,  im  gehalte  seinem  juristischen  freunde  bedeutend  Qnte^ 
geortet  wenn  er  nicht  durch  grosze  gesellige  und  geistige  vor2Age 
sich  eine  Stellung  erkämpft,  ist  er  nach  auszen  hin  eine  null,  mit 
einem  wort,  dem  juristm  kommt  der  staat  durch  anweisung  einer 
geachteten  Stellung  mit  rang,  titel  und  gutem  gehalt  entgegen,  der 
gymnasiallehrer  musz  sich ,  was  er  überhaupt  erreichen  kann,  selbst 
schaffen ;  er  bekommt ,  wenn  er  nicht  einmal  in  seinem  leben  könig- 
licher gymnasialdirector  wird,  nie  ein  königliches,  nicht  einmal  ein 
ministerielles  patent ,  bekommt  einen  titel  erst  nach  vielen  jabren, 
wenn  er  'oberlehrer'  wird,  und  selbst  mit  dieser  Charge  noch  keinen 
rang!  selbst  zu  dem  von  dem  minister  verliehenen  *pr&dicat'  Pro- 
fessor kommen  nicht  alle  Oberlehrer  während  ihrer  dienstzeit,  die 
meisten  in  einem  alter,  in  dem  sie  für  solch  eine  verspätete  aüs- 
zeichnung  keine  empfindung  mehr  haben,  während  selbst  subaltern* 
beamte  anerkennung  ihrer  dienste  durch  Ordensverleihungen  in 
reicher  zahl  erhalten ,  werden  dem  gymnasiallehrer  diese  auszeich- 
nungen  meist  nur  bei  seinem  abschied  das  erste  und  letzte  mal  in 
ihrer  untersten  stufe  gegönnt,  dazu  kommt  die  rechtlosigkeit  be- 
zugs  des  avancements  und  vieles  änderet  was  ish,  nm  nidit  sa  Fiei 


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Utgok  in  bSnter  jetit  übergebt»  mm  staaandndMAobiiKiteiMi 

Mftie  Schräders  znrückzulwlirai:  seitdem  sie  zur  klage  über 
snrflcksetzung  keinen  grand  mehr  habea»  idigUnbef  der 
leser  wird  Schräder  nicht  recht  geben  können,   dieser  wird  siok 
bemühen  nnd  bMüht  sich,  ntto  der  vorliegenden  yerhftllnne,  über 
die  wir  keine  ungeiwditt  klage  gtfilhrt,  als  notwendig  zn  bigrOadoi 
md  tu  rechtfertigen,  und  wenn  wir  seiatn  rechtfertigungen  glau- 
'  bea  tchenken  könnten ,  so  bleibt  noch  immer  die  traurige  thatsacha 
der  strücksotniiig  ftfarig,  4tt  gefiUil  dmmUhm  kann  nicht  zum  heik 
tehnlwettnt  finmi  aolmMiigerweitt  wmmU»  titb  die  beäten 
\  kr&fte  anderen  berufszweigen  zu ,  die  ihren  anstrengungen  auch  den 
;   gebührenden  lohn  bieten,  denn  jeder  arbtütr,  dtr  seine  pflicht  und 
:  sdnldigkeit  thnt,  hat  dea  btrechtigtai  tnspruch  auf  den  lohn,  div 
ikm  nach  der  Wertschätzung  mit  andern  arbeitem,  die  nichtt  bttMnt 
otd  als  er^  gebührt,  demnach  dürfte  Sehr,  nicht  auf  billigung  reoli* 
nen  dürfen,  mam  er  t.  16S  die  gliedenag  des  lehrarttondet  in  ober- 
und  ordentHeht  lehrer  oad  die  regelung  des  ninkoatitw  gemäsz 
j  diMiE  gliederung  nicht  ungtretbt  und  an  nth  aogemetten  findet, 
'  wenn  er  fortwährend  voll  dem  nag  der  lehrer  spriohti  des  eie  that- 
sftchlioh  nicht  haben i  wenn  er  der  notwendigkeit  der  rechtlosigkeit 
bezags  der  beföldtnmg  das  wert  redet,  obgleich  er  schon  in  den 
octoberconiHenzen  von  1873,  wo  er  in  dem  vertrag  über  die  frage 
'kami  den  angestellten  lehrem  ein  ascensionsrecht  zugestanden  wer* 
den,  und  wie  wttide  dasselbe  event.  rücksichtlich  der  ausdehnuqg 
des  statia,  der  yerschiedenheit  des  patronate  der  öffentlichen  lehr- 
anstalten  tind  der  in  den  einzelnen  fiülen  erforderlichen  unterriebla- 
qualification  zn  vergeben  sein?'  keine  mögHobkait  fmid^  die  frage  in 
dem  allerseits  gewünschten  ainne  an  lösen,  ven  dem  minister  aof 
eine  solche  möglichkeit  hingewiesen  wurde.  vergL  die  protokoUe  in 
dem  preuszischen  centralblatt  für  die  untenioiätverwaltang  1874 
s.  162.  Schräder  dürfte  keine  billigiiag  finden,  wenn  er  die  existenz 
der  städtischen  verwatang  höbtatr  Unterrichtsanstalten  s.  166  ff. 
und  179  if.  nicht  nur  nicht  ala  eiMB  übelstand  empfindet,  sondern 
trotz  aller  schlimmen  er&hrungen  und  klagen  über  die  Verwaltung 
solcher  anstalten  sie  nicht  beseitigt  wissen  wiU.    dem  gegenüber 
I   ^ird  man  an  der  eintieht  fsttbatten  müssen,  dasz  für  die  interessen 
I   der  schalen  dann  am  besten  gesorgt  wird ,  wenn  man  für  die  inter- 
j   essen  des  lehrerstandes  so  gnt  wie  möglich  sorgt,  man  hebe  und 
fördere  diesen  stand,  indem  man  ihm  die  äutzere  Stellung  anweist, 
^    welche  der  bedeutung  seines  beruf  es  entspricht,  so  dasz  freudiges 
^selbst-  und  standeebewustsein  ihn  erfüllt,  so  dasz  es,  wie  einer  der 
«delsten  Vertreter  und  Vorkämpfer  für  unsem  stand,  G.  Wen  dt  in 
;    Karlsruhe,  sich  aotdrückt,  gymnasialzeitschr.  1877  s.  635,  zur  all- 
gemeinsten ttbertengung  wird,  dasz  die  thätigkeit  eines  mit  freu  de 
^d  einsieht  wirkenden  hochgebildeten  lehrers  zu  den  wichtigsten 
uiid  vornehmsten  geschäften  gehört,  die  es  in  menschlichen  dingen 
tlberhaopt  gibi.  et  kann  aiebt  darauf  ankommen,  mögli^t  Tiele 


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Die  vtfffiamf  äm  h9kmm  MkokB. 


anstaiten  sa  gründen ,  damit  kommen  wir  anf  die  rassischen  prin- 
eipien ,  mit  möglichst  wenig  geld  eine  masse  lehrer  anzustellen  — 
«man  folgt  hier  wie  in  andern  dingen  dem  satze,  die  masse  musz  es 
bringen',  der  naturgemäsz  aristokratische  cbarakter  der  gjmnasien 
ist  von  der  Verwaltung  verkannt  worden ,  wenn  man  communen  in 
groszer  zahl  die  berechtigung  erteilte,  höhere  lehranstalten  zu  grün- 
den, ohne  dasz  man  sich  die  garantien  geben  liesz,  dasz  diese  an- 
staiten auch  mit  allen  mittein  ausgerüstet  werden  könnten ,  welche 
zu  ihrem  prosperieren  unbedingt  erforderlich  sind,  dasz  sie  sitze 
einer  geistesariatokratie  werden  könnten,  von  denen  aller  pauperis- 
mus,  der  des  lebens  blüten  abstreift,  alles  bannasische  fern  liege, 
es  ist  ein  wahrer  segen ,  dasz  die  jetzige  preuszische  Verwaltung  in 
den  ansprüchen  an  die  communen  strenger  geworden  ist.  wenn 
Schräder  aber  noch  immer  für  die  Vermehrung  der  zahl  der  gym- 
nasien  ist,  so  dürfte  damit  weder  der  sache  noch  den  personen  ge- 
dient sein,  vielmehr  ist  die  sorge  um  die  Stärkung  und  kräftigung 
der  vorhandenen  anstaiten  weit  wichtiger,  als  die  Schwächung  der 
mittel  dnrch  zu  grosze  ausdehnung.  auch  hier  musz  das  quantom 
dOA  qnale  entschieden  einbusze  thun. 

Das  sind  divergierende  anscbauungen,  deren  auseinandersetzung 
nur  im  interesse  der  sacbe  geschieht,  es  fällt  mir  nicht  ein  zu  be- 
zweifeln, dasz  Schräder  mit  dem  grösten  wolwollen,  mit  liebe  und 
teilnähme  das  wohl  des  lehrerstandes  fördert  und  hebt,  davon  liegen 
proben  in  tiberreichem  masze  vor.  seine  grundsätze  sind  die  eines 
am  lebensabende  stehenden  mannes,  in  diesen  jähren  ist  man  nicht 
geneigt  zu  ändern  und  umzustürzen,  zumal  wenn  man  von  natur 
conservativen  sinnes  ist;  indes  haben  auch  die  jüngeren  lebensalter 
ihre  rechte,  und  vieles  entzieht  sich  der  einsieht  und  dem  wollen  des 
greises,  was  ein  frischeres  alter  durchsetzen  musz,  und  was,  wenn 
es  einmal  durchgesetzt  ist  und  segensvoll  wirkt,  stillschweigend 
auch  von  den  widerstrebenden  als  gar  nicht  so  übel,  wie  es  anfangs 
erschien^  acceptiert  wird,  doch  wie  ist  es  möglich,  dasz  ein  leiter 
des  höhem  Schulwesens  die  Überlassung  der  nicht  staatlichen  anstai- 
ten an  den  staat  s.  180  deshalb  verwirft,  *weil  für  den  letztem  eine 
finanzielle  mehrbelastung'  daraus  erwachsen  würde,  welche  seine 
mittel  ungebührlich  und  zum  nachteil  anderer  verwaltungszweige 
in  anspruch  nehmen  müstel  stehen  denn  die  mittel,  welche  der 
preuszische  staat  für  das  höhere  unterrichtswesen  auswirft,  bis  jetzt 
im  Verhältnis  zu  der  bedeutung  dieser  institute  und  des  Staates 
selbst?  müste  es  nicht  der  grundsatz  sein:  für  die  Unterrichtszwecke 
können  die  mittel  nicht  reich  genug  bemessen  werden,  hier  nehmen 
wir  das  geld,  wo  wir  es  kriegen  können?  wenn  irgendwo  das  kar- 
gen vom  übel  ist,  so  scheint  es  hier  der  fall  zu  sein,  in  der  äusze- 
rung  einer  derartigen  ansieht  können  wir  die  fiirsorge  einer  idealen 
Terwaltung  nur  mangelhaft  ausgedrückt  finden. 

Wie  optimistisch  gefärbt  die  auffassung  Schräders  von  d«t«P» 
lütttnissen  ist,  wie  sie  in  dem  höheru  lehrerstande  zur  zeit  noch  ob* 


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J>M  wfiMnuif  der  IiIMmemi  adnikn.  aS9 

walten,  dafQr  finden  wir  in  dem  Mp.  6  §  81  ^iUe  hebong  des  Stan- 
des' ein  merkwürdiges  bflMpMl«  wo  er  von  dem  oollftgudischen  siam 
spricht,  welcher  jetzt  im  gegensatz  zu  früheren  zeitsm  die  lehr«^ 
collegien  beiobL  'jitii  flllildii  ihii  di#niil|ili<  dm  iliiklininmllughiiw 
als  ^in  k6rper,  für  einaadtr  mant wörtlich ,  ako  n  gegenseitiger 
hillsleisimig  oad  iFttinlaif  terpAichtet.  solche  geMiaMiaüwit^kr 
«ie  imd  wege ,  die  innm  Verwandtschaft  und  gegiMeitige  ergfin- 
i   luig  ihrer  thätigkeit,  die  notwendigkeit  der  Übereinstimmung  vaA 
^   steten  yeretftndigung  für  die  erreiokng  befriedigender  ergebnieü 
'   kn  eiBselnen  wie  für  die  erfUUong  dee  gesamtzweokes,  dieser  g»mse 
innere  und  innige  verband  zeichnet  die  lehreroollegien 
vor  allen  übrigeB  verwaltangskörpern  ans  and  findet 
seinesgleichen  nur  in  nnserm  of ficiercorps'.  nnd  knn 
vorher:  ^unsere  lehrer  haben  sich  auch  innerlich  bei  weitem  mehrM 
dem  entwickelt,  was  der  Engländer  so  glücklich  in  den  be* 
griff  des  gentleman  zusammenfaszt'.  hier  tritt  die  gefähr- 
lichkeit  einer  zu  idealistischen  weltanschaatmg  bei  der  beurteilung 
rein  praktischer  Verhältnisse  schlagend  zu  tage,   was  der  Verfasser 
als  factisch  bestehend  zeichnet,  ist  nichts  als  ein  pium  desiderium. 
I    0  wäre  es  so,  wie  er  es  sieht,  welch  ein  herrliches  leben  thäte  sich 
I    da  auf  für  die  mitglieder  unsres  Standes!    von  wannen  kommt 
Schräder  aber,  der,  wenn  ich  nicht  irre,  seit  1856  provinzialschul- 
,    rath  nur  in  der  provinz  Preuszen  gewesen  ist,  diese  Wissenschaft  von 
der  harmonie  und  liebe,  welche  die  lehrercollegien  hebt  und  trägt? 
seine  erfahrungen ,  und  nur  auf  grund  positiver  erfahrungen  lassen 
8ich  doch  derartige  behauptungen  aufstellen ,  können  nur  auf  einem 
kleinen  entlegenen  gebiete  des  deutschen  Vaterlandes  gesammelt  sein, 
und  dabei  können  diese  erfahrungen  noch  immer  nicht  als  zuverlässig 
angesehen  werden,  weil  über  die  zum  teil  wirklich,  was  harmonie 
I    und  einigkeit  betrifift,  sehr  im  argen  liegenden  Verhältnisse  der  lehrer- 
collegien niemals  jemand  ein  richtiges  urteil  abgeben  kann,  wer 
auszerhalb  dieser  kreise  steht  und  nur  ein-  oder  zweimal  im  jähre  als 
;    höchster  vorgesetzter  auf  einen  oder  zwei  tage  in  die  collegien  hinein- 
'    tritt,  dem  referenten  steht  in  dieser  hinsieht  eine  vieljährige  er- 
fahrung,  stehen  viele  ergänzende  mitteilungen  aus  collegien  zu  ge- 
j    ^ote,  auf  grund  deren  er  besser  als  der  Verfasser  gerade  über  diesen 
punkt  auskunft  geben  zu  können  vermeint,  gerade  das  gegenteil  ist 
^hrl  in  vielen  lehrercollegien  herschen  Spannungen,  parteiungen, 
schroffe  meinungsverschiedenheiten  derart,  dasz  oft  nur  zur  not  der 
änszere  schein  der  eintracht  gewahrt  wird,  ein  geselliger  verkehr 
aller  mit  allen  gehört  zu  den  grösten  Seltenheiten,   und  wie  weit 
sind  noch  die  gymnasiallehrer  von  dem  Schraderschen  ideal  des 
gentlemantums  entfernt!  aber  es  kann  auch  gar  nicht  anders  unter 
<len  obwaltenden  umständen  sein!  eines  beweises  bedarf  es  für  den 
licht,  welcher  aufmerksam  meinen  deduktionen  bis  jetzt  gefolgt  ist. 

die  harmonie  und  Stimmung  in  einem  collegium  ist,  das  wird 
Wesentlich  Ton  der  haltong  des  directors  abhängen,  dem  einegewalt 


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Die  YerfMiniig  der  liQlMrau  aohuku* 


in  die  bände  gegeben  ist,  wie  wol  in  keiner  andern  beamtensph&re. 
dasz  namentlich  die  jugendlichen  directoren,  die  besonders  oft  in 
Preuszen  in  einem  alter  auf  diesen  einfluszreichen  posten  gesetzt  wer- 
den,  in  dem  sie  unmöglich,  mögen  sie  noch  so  begabt  sein,  die  er- 
fahrung  besitzen ,  welche  zu  diesem  schwierigen  amt  durchaus  not- 
wendig ist,  nemlich  nach  etwa  10 — 15  dienstjahren  in  einem  lebens- 
alter  von  34 — 38  jähren ,  dasz  diese  leiter  gerade  in  ihrer  Stellung 
zu  den  collegien  nicht  immer  das  richtige  masz  zu  treffen  vihatu, 
musz  constatiert  werden,  wie  schwer  musz  es  einem  35jährig6n 
director  fallen  zwischen  sich  und  einer  reihe  von  untergebenen  von 
70 — 50  lebensjahren  das  richtige  Verkehrsverhältnis  herzustellen! 
es  ist  nur  zu  häufig,  dasz  solche  leiter  durch  ein  zu  straÜ'es  anspannen 
des  bogens  unheilbare  risse  hervorrufen,  die  sich  unheilvoll  im  gan- 
zen collegium  wirkend  zeigen,  aber  auch  wenn  der  director  eine  ge- 
wandte, liebevolle  natur  ist,  die  alles  zum  besten  zu  lenken  strebt, 
sind  noch  nicht  alle  gefahren  der  disharinonie  und  Spannung  be- 
seitigt, gerade  die  Verhältnisse,  die  Schräder  als  historisch  gegeben 
nicht  beseitigt  wissen  will,  und  die  ja  filr  das  wol  der  anstalten 
immerhin  nötig  sein  mögen ,  müssen  sich  naturgemäsz  für  die  ein- 
tracht  und  den  liebevollen  geist,  wie  er  in  den  collegien  herschen 
sollte,  aber  oft  nicht  herscht,  widerwärtig  zeigen,  ich  meine  das  auf- 
rücken nur  innerhalb  eines  collegiums,  dereinschub,  die  verschiedei- 
artigkeit  der  Zeugnisse  und  lehrfähigkeiten ,  das  einfügen  von  ele- 
mentarlehrem  mit  gleicher  berech tigung  zum  aufrücken  wie  die 
akademischen  lehrer,  die  art  der  beschäftigung ,  die  abhängigkeit  in 
der  erzielung  der  erfolge  von  der  vorausgehenden  thätigkeit  eines 
andern  collegen  und  vieles  andere,  wenn  irgendwo  das  von  Schräder 
gezeichnete  ideale  Verhältnis  stattfindet ,  so  ist  es  im  juristenstande. 
der  Jurist  hat  sein  gesetzlich  geregeltes  avancement,  er  weisz,  Ja^^ 
die  befÖrderungen  streng  nach  maszgabe  des  dienstalters  vorgenom- 
men werden,  er  ist  von  der  guten  oder  schlechten  Vorarbeit  des 
collegen  unabhängig,  jeder  seiner  collegen  ist  ihm  in  seiner  Stellung 
vollkommen  ebenbürtig,  zwischen  akademisch  gebildeten  und  sub- 
alternen strenge  Scheidung :  auf  grund  solcher  Verhältnisse  kann  sich 
ein  edler  corpsgeist,  ein  strafies  standesbewustseui  iierausbilden,  bei 
den  lehrercollegien  ist  dies  unter  den  obwaltenden  umständen,  von 
denen  ich  gleich  noch  die  Scheidung  zwischen  königlichen  und 
städtischen  collegen  hervorheben  will,  absolut  unmöglich,  wir  bilden 
keinen  einheitlichen  stand :  das  eine  collegium  ist  königlich  nad  ift 
seiner  Stellung  befestigt  und  bevorzugt,  das  andere  seufzt  unter 4ar 
Verwaltung  einer  behörde  von  gevatter  Schneider-  und  handBohnb" 
machern ,  noch  ein  anderes  steht  unter  gemischter  Verwaltung,  in 
seiner  Stellung  weit  hinter  dem  ersten  collegium  zurück  gedrftngt 
der  dementarlehrer,  welcher  jetzt  sogar  die  erste  ordentlieb»llfcrä^ 
stelle  emznnehmen  berechtigt  ist,  ja  sogar  in  eine  obeiMsmMfl 
Bofrfiekt,  mag  immerhin  ein  braver  mann  sein,  seine  yorbilduag  tft 
tfamal  eeUeäiltEdmgs  nicht  der  art,  dasz  man  in  ein  intiiMM 


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IM»  ▼erfimimg  der  kahtwa  MbnlMi.  SSI 

bältnis  zu  diiaiider  treten  kmn.  der  bildmigsgrad  und  die  bildnngs- 
form  ist  gar  zu  verschieden,  eins  der  tuiglticklichsteii  institate  iit 
toner  die  ymchiedenartigkeit  der  zeugnisgrade.  weim  ia  einem 
colleginin  eine  anzahl  von^m  8iob^rfindet,  was  leider  nur  n 
häufig  Yorkommt,  welche  in  keinem  gegenstände  die  berechtignng 
besitzen,  in  der  obersten  classe  zu  nntemchten,  so  bildet  sich  natur- 
gemäsz  eine  Scheidewand  zwischen  diesen  dii  minorum  und  den  dii 
maiorum  gentium,  auch  die  verschiedenartigkeit  des  wohnungsgeld- 
Zuschusses  ist  nicht  gerade  dazu  angethan,  die  harmonie  eines  colle- 
ginms  herzustellen,  die  not  wendigkeit  gebietet  es  bei  den  augen- 
Micklich  obwaltenden  umstönden  eine  jüngere  kraft  über  eine  filtere 
zu  setzen  bezüglich  des  Unterrichts  sowol  wie  des  gehaltes.  wer 
wollte  aber  die  kühnheit  haben  zu  behaupten,  dasz  dieses  notwen- 
dige übel  gerade  geeignet  sei ,  die  liebevolle  eintracht  in  einem  sol- 
chen coUegiura  zu  fördern?   wenn  der  lehrer  der  tertia  im  latei- 
nischen Schüler  in  seine  classe  bekommt,  welche  durch  den  lehrer 
'   desselben  lebrgegenstandes  in  der  vorhergehenden  classe  nurmangel- 
I   baft  vorgebildet  sind,  wer  wollte  es  leugnen,  dasz  ein  solches  factum 
'   für  die  liebevolle  eintracht  zwischen  den  beiden  betreffenden  glie- 
j   dem  eines  collegiums  wenig  ersprieszliches  hat  ?  endlich  lockt  die 
!   möglichkeit  unmittelbar  nach  beendigter  Studienzeit  pecuniäre  Unter- 
stützungen bei  sofort  beginnender  amtlicher  thätigkeit  zu  erhalten, 
die  fernere  möglichkeit,  die  Staatsprüfung,  mag  sie  das  erste  mal 
noch  so  mangelhaft  ausgefallen  sein,  während  der  amtlichen  thätig- 
keit immer  fort  durch  nachflicken  zu  einem  halbwege  passablen  ge- 
bäude  ausbessern  zu  können ,  eine  menge  von  unberufenen  aus  den 
uubemittelsten  schichten  zum  lehrstande,  deren  ganzes  auftreten 
nach  innen  und  auszen  von  dem  von  Schräder  geschilderten  g  entl  e- 
mantum  recht  weit  entfernt  zu  sein  pflegt,   wenn  also  Schräder 
B- 176  zu  dem  schlusz  kommt,  es  bleibe  nichts  anderes  übrig,  als  die 
erhaltung  und  weise  ausnutzung  des  jetzigen  rechtszustandes,  so  will 
I    ich  dagegen  nicht  ankämpfen,  es  mag  sein,  dasz  er  recht  hat.  dann 
I    darf  er  aber  unter  keiner  bedingung  rosa  in  rosa  malend  fortfahren, 
j    eines  zustandes,  'dessen  folgen  zu  gerechter  und  verbrei- 
I    teter  Unzufriedenheit  keinen  anlasz  gegeben  haben*. 

wie  leer  und  haltlos  ist  der  trost,  dasz  eine  auf  längere  Zeiträume 
'    ausgedehnte  beobachtung  lehrt,  dasz  zwar  zeitweilig  einige  lehrer- 
ooUegien  nach  raschheit  des  aufsteigens  andere  überragen,  dasz  aber 
im  verlauf  der  jähre  (!)  sich  dieser  vorzug  durch  ebbe  und  flut 
^eder  ausgleicht',   als  oh  es  für  einen  lehrer,  der  eine  familie  zu 
laterhalten  hat  gleichgültig  wäre,  ob  er  ein  plus  von  900—1000 
**rk  5  jähre  früher  oder  später  erhält!  es  ist  durchaus  notwendig, 
ttian  die  Verhältnisse  einmal  von  einem  andern  gesichtspunkte 
betrachtet,  von  stolzer  höhe  sieht  die  weit  viel  rosiger  aus, 
^  l?enn  man  sie  aus  der  nähe  tief  unten  in  dem  lärmenden 
^'ange  des  nüchternen  lebens  zu  betrachten  gezwungen  ist.  wie 
'  "«gtWaltber? 


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3S2  Die  TnifMiii^      kAhrnm  MbnloL 

do  ich  dich  gesach  reht'  under  ougen, 

dd  was  diu  schouwea  wünuen  rieh,  des  maoz  ich  jeheo  al  sunder  lougea: 
doch  WM      MliMideii  «Im  tU, 

dt  ich  ttn  lilaAett  wart  ffewmr,  lUf  leb  tteli  ieaier  Mlielteii  nil. 

so  herrlich  die  betrachtung  der  dinge  in  dem  lichte  idealer  weit- 
ftnschatmng  ist,  so  musz  man  doch  warnen,  von  diesem  verklärenden 
lichte  sich  zu  sehr  blenden  zu  lassen,  weil  man  sonst  leicht  in  in*- 
tum  verfällt,  erst  ein  zusatz  realistischer  würze  dämpft  die  trügerisch 
umspiBB«iid«&  iiftbel  and  aduült  klAsoi  tag,  erlQMt  vom  'ioUwt- 
aokeinV 

Unendlich  weit  ist  das  gebiet,  auf  dem  wir  mit  dem  Schrader- 
schen  buch  in  der  band  prüfend,  zustimmend,  ablehnend  wandeln 
können,  nur  weniges  noch  will  ich  herauspflücken,  mögen  auch 
andre  andres  herauslesen,  schon  in  seiner  nicht  blosz  äuszerlich  mit 
unsrer  schrift  verwandten  erziehungslehre,  in  der  wir  viele  gedanken 
bereits  ausgesprochen  vorfinden,  die  in  der  Verfassung'  ausgedrückt 
sind,  tadelt  der  Verfasser  die  verliebe  für  eine  musikalische  aus- 
bildung  der  jugend.  vollkommen  richtig  sagt  er  dort  §  38  bei 
den  jetzt  so  hoch  gespannten  f orderungen  an  die  fertigkeit  des  pia- 
nisten  sind  täglich  stundenlange  Übungen  nötig,  um  nur  einiger- 
maszen  der  technischen  Schwierigkeiten  herr  zu  werden ,  und  dieser 
Zeitaufwand  steigert  sich,  je  geringer  die  anläge  des  Zöglings  und  je 
gröszer  sein  und  seines  musiklehrers  verlangen  ist  auszerordentliches 
zu  leisten*,  ich  stimme  femer  zu,  wenn  derselbe  Verfasser  in  der 
neusten  schrift  s.  18  die  bemerkung  macht :  'als  selbstverständlich 
mag  hier  nur  berührt  werden,  dasz  für  alle,  welche  nicht  einige 
musikalische  anläge  haben ,  die  auf  die  erlemung  irgend  eines  in- 
struments  verwendete  zeit  weggeworfen  ist,  ihnen  selbst  und  andern 
zur  qual'.  wo  sich  aber  musikalische  anläge  findet,  da  sollte  sie  stets 
wenn  mittel  und  gelegenheit  vorhanden  sind,  ausgenutzt  und  ge- 
bildet werden  mit  energie  und  nachdruck.  ich  lasse  Schräder  geger^r 
über  einen  andern  schulmaim  sprechen,  dessen  programmarbeit  'über 
das  Verhältnis  der  griechischen  zur  modernen  mnsik  von  Karl 
Schleicher'  Göthen  1878  ich  neulich  mit  vergnügen  und  Interesse 
gelesen  habe,  'angenommen  selbst ,  sagt  dieser  kundige ,  die  mnsik 
wäre  weiter  nichts  als  ein  Tiöuc|na,  zu  welchem  allein  wir  siefreibch 
niemals  zu  stempeln  wagen  würden ,  so  wäre  ihr  schon  eine  bedear 
tung  beigelegt,  wie  sie  höher  für  den  zweck  der  erziehung  kaum* 
wünschen  wäre,  von  so  manchen  für  körper  und  geist  schädlich« 
genüssen,  die  leider  heute  der  jugend  auf  kosten  ihrer  geistigen  »i»" 
bildung  so  reichlich  geboten  werden,  würde  sie  nicht  nur  fernhalten, 
sondern  dafür  einen  ersatz  bieten,  der  den  geist  nach  anstrengend* 
arbeit  von  neuem  zu  frischer  that  ermuntern  und  dazu  einett** 
schöpfliche  quelle  der  reinsten  und  edelsten  freuden  werden  if^^* 
das  hinanstreben  in  der  erlemung  dieser  kunst  übt  und  stärkt  d« 
willen,  befruchtet  die  phantasie,  verleiht  dem  harten,  rohen  uai**' 
geschliffenen  wesen  xnilde  und  harmonie,  das  haben  die  Grie^k** 


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Dte  liifaiiiii  ^  hHknwm  uMwu 


hmm  gewuii  wie  wir,  wilehe  wbc  puOjLiouc  t€  xat  toc  dpMOviac 
imrßSUovav  olxEioCciOimTaic  iinixak  toiv  icdteVf  fvolüicpubTepoC 
u  ioy  Kol  €upu8|iönf po»  xal  «iapfiOGvdvqMii  titv6|lievoi  xpnciM« 
«kw  cic  t6  kif€\y  Te  koI  wpdTTetv*  n^c  T^p  ö  ßioc  toö  dv- 
BpAnov  €Öpil#tiUiC  T€  Kai  ct^ap^octimc  öcirai.  wir  be* 
fmiMn  gerad^uter  den  classisolMi  scbulmänneni  nicht  fvaelfem 
gerlngsehätzigen  urteilen  ttber  die  mosikalische  beschäftigung,  wmL 
m  ihr  seibfli  yielfach  sehr  fem  stehen,  in  diesem  falle  sollte  mtm 
aiah  «her  ror  unbegrtlaAitai  «rleilen  kiteii.  die  Eeit  die  dem  Cäav 
oder  den  logarithmen  eniKigeB  wM,  um  m  Beetboren  und  B^n- 
mann  zu  widmen,  ist  keine  Terlorene.  und  wenA  te  lO^iiig  esandi 
aifikt  weiter  bringt,  all  dasz  er  eia  p— r  Beothoveneehe  soMlwei^ 
ka,  ein  Ued  von  Franz  oder  Brahma  mük  nrnliadaii  Toriragaa  kann 
nd  einen  einhüek  i»  den  ben  einer  modernen  ^rinphonie  gawiattt^ 
—  er  hat  eiaea  anyerlierbarea  schats  fOr  amn  lehirn,  «riialt0B4  aai 
Hfthhiwe  des  capitels  über  das  arbeitsmasz  kommt  der  TerfMser  nach 
eiaar  eingehenden  treffhk^Mn  untersaohattg»  die  des  Mehrenden  eine 
Image  enthält,  zn  dem  resnltat,  *da82  eine  eigentliche  und  materielle 
Überbürdung  der  jngend  nicht  obwaltet,  dasi  ab«:  die  gefiibr  der 
alles  für  alle  regelnden  gleichförmigkeit  und  hiermit  einer  gewissen 
ttanpannmig  allerdings  eingetreten  ist',  dies  zu  findem  liegt  aber 
nicht  in  der  macht  der  lehrar.  übrigens  wird  bezüglich  der  über- 
bürd Imgsklagen  auf  Lobecks  rede  de  vetere  vitae  et  scholae  discidio 
aufmerksam  gemacht,  wo  es  heiazt  iam  ante  bis  mille  annos  eadem 
fere  conquestos  esse  hominee;  quae  etiamnum  queruntur,  aut 
parum  disci  a  pueris  aut  nimium,  cuiusmodi  querellae  non 
conveniunt  in  Scholas  solum,  sed  in  omnia,  quae  ab  hominibus  ad- 
ininistrantur.  höchst  interessant  ist  die  vergleichung  des  Urteils,  das 
der  verf.  über  *'die  halbjährigen  Versetzungen'  s.  38  fällt, 
mit  dem  diametral  entgegenlaufenden  des  Verfassers  des  ^Organismus 
der  gymnasien*.   sehr  richtig  sagt  Schräder:  'die  halbjährigen  Ver- 
setzungen bringen  gerade  das  übel  zu  wege,  für  welches  sie  das  heil- 
fflittel  sein  sollen ;  gerade  sie  und  die  mit  ihnen  notwendig  verbun- 
dene zusammenpressung  und  überhastung  des  jahrespensums  in 
einem  halbjährigen  Unterricht  bewirken,  dasz  eine  so  bedeutende 
zahl  von  schülern  selbst  nach  Jahresfrist  noch  nicht  reif  für  die 
nächsthöhere  stufe  ist,  ja  in  weiterer  folge,  dasz  so  manche  nach 
doppelt  zurückgelegtem  cursus  die  anstalt  verlassen  müssen,  weil 
8ie  nicht  versetzt  werden  können.'  wird  das  classenpensum  verklei- 
nert und  comprimiert,  so  leidet  darunter  die  Solidität  und  der  not- 
wendige umfang  des  Wissens,    sehr  lehrreich  sind  ferner  in  unsrer 
Schrift  die  bemerkungen  über  die  thätigkeit  der  superrevision  der 
abiturientenarbeiten ,  über  das  turnen,  das  ganze  capitel  über  die 
thlitigkeit  des  leiters  der  anstalt,  sein  Verhältnis  zu  den  lehrern.  in 
diesem  abschnitt  befindet  sich  in  einer  anmerkung  s.  108  ein  ausfall 
auf  die  reichshauptstadt ,  der  meiner  meinung  nach  dem  tone  des 
baches  nicht  reebt  aastet,  sehr  erfreut  war  ieh,  den  verÜBSser  zu 


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384 


der  überzüigung  gelmgi  n  mImb,  dtiz  aus  der  ^ixien  prfifiang  der 
schulamtsoandidatMi  rwei  m  aiiÄl  mi«  nemlich  eine  wissen- 
ifilui£lli«faa  und  an  pidagogiMbe,  nur  so  wird  dem  jetii  io  liilü- 
htanm  mtageL  einer  vorbUdimg  ftir  den  berof  abgeholfen  werden. 
*wer  seinen  weg  in  der  nnterrichtsthäiigkeit  plapwiftazig  betritt  od 
gleichzeitig  sich  mit  emster  hingäbe  um  die  ergebaisse  der  wissen- 
aehaftilinihen  pSdagogik  bemüht,  der  wird  wol  von  dem  noch  hier 
nnd  da  geSuszerten  dünkel  frei  bleiben,  dasz  es  keiner  nnterwsisosg 
bedürfe,  weil  jeder  lehrer  seine  eigne  methode  sei,  ein 
wort  des  eigentlich  durch  seinen  groszartigen  Unver- 
stand lächerlich  wird',  die  pädagogische  ausbildung  aber  wie 
bisher  einem  director  anzuvertrauen,  der  zu  seinen  vielen  bürden 
auch  noch  diese  bürde  tragen  soll,  halte  ich  für  sehr  bedenklich, 
diese  ausbildung  erfordert  leitende  männer,  welchen  sie  zur  lebens- 
aufgabe  zu  machen  ist.   dieselben  hohen,  vom  geiste  des  edelsten 
idealismus  getragenen  anforderungen ,  welche  der  Verfasser  an  die 
schule  und  ihre  leiter  stellt,  macht  er  auch  an  die  behörde  d.  h.  in 
Preuszen  an  den  provinzialschulrath.  hiervon  handelt  das  siebente 
capitel  *über  die  Staatsaufsicht'  s.  207 — 249.  trefflich  und  durchaus 
zu  acceptieren  sind  die  ausführungen  über  das  verhalten  des  staats- 
commissarius  bei  den  abgangsprüfungen  und  revisionen.  wie  tact- 
voll  ist  die  bemerkung  s.  223  'es  versteht  sich,  dasz  der  schulrath 
nie  auch  den  versuch  machen  darf,  einen  vermeintlichen  Irrtum  des 
lehrers  in  gegenwart  seiner  amtsgenossen  und  der  abiturienten  za 
verbessern,  ebensowenig  darf  er  ablegene  (druckfehler?)  dinge  be- 
rühren und  die  schüler  durch  unvorhergesehene  Schwierigkeiten  in 
Verlegenheit  setzen,  helfen  soll  er  vielmehr  denselben  und  ihre  Ver- 
wirrung klären',  hier  wie  überall  leuchtet  der  wahrhaft  humane 
sinn  des  Verfassers  belebend  und  erquickend  hervor,   der  letzte  § 
dieses  abschnittes  bespricht  die  preuszische  schulbehörde ,  das  pro- 
vinzialschulcollegium ,  welche  sich,  'indes  so  vorwiegend  seines  tech- 
nischen mitgliedes,  des  schulraths  bedient,  dasz  die  betrachtung  über 
die  leituug  besser  mit  der  erörterung  über  dessen  amtspflichten  ver- 
bunden wird',   hierin  liegt  nach  meinem  dafürhalten  ein  bedenk- 
licher pnnct  der  einrichtung  und  Zusammensetzung  dieser  behörde. 
nehmen  wir  beispielsweise  den  Teubnerschen  schulkalender  zur 
band,  auf  dessen  XVIII  seite  die  mitglieder  des  provinzialschul- 
collegiums  der  provinz  Ostpreuszen  verzeichnet  sind,  dem  der  Ver- 
fasser unsrer  schrift  angehört,  unter  diesen  mitgliedern  ist  er  der 
einzige,  welcher  selbst  aus  den  kreisen  des  höhern  lehrerstandes 
hervorgegangen  ist,  während  die  leitenden  personen  sämtlich  Juristen 
sind,  der  Verfasser  ist  also  der  einzige  rath,  der  in  Sachen  des  gym- 
nasial wesens  competent  ist;  die  übrigen  mitglieder  sind  ledighch auf 
sein  urteil  angewiesen,   welch  ein  eminent  wichtiger  nnd  verant- 
wortlicher posten ,  dessen  rang  der  eines  gewöhnlichen  regierungs- 
rathes  ist !  nun  wird  ein  jeder  zugeben,  dasz  eine  solche  zusanunßn- 
setzung ,  bei  der  das  wol  und  wehe  der  höhem  unterrichtsanätalteo 


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Die  TwiSuiiiiig  der  bAhmn  lelnlaL 


886 


nf  firei  äugen,  auf  dem  urteile  einee  iimigni  kopiis  bernht,  ihre 
groszen  bedenlm  kat.  wie  leicht  kann  er  irren  nnd  wer  controliert 
ihn  daBB?  wer  ersetzt  ihn  in  einem  knoikheitsfalle?  es  kann  niekt 
doreka«  gut  ttm,  allet  der  beurteilnng  nad  ansfühniBg  ^inet  mm- 
Mkes  nt  Uberl&ssen.  ich  mnste  hierauf  zu  sprechen  kflmniNii,  wtü 
der  Verfasser  über  die  schatteaieiton  dieser  einricktmgi  di»  er  «ns» 
(fihrliek  beq^riekt«  m  keiamr  mim  Mi  m  Bmiwu  vmaHummg 

Wir  sind  am  sckhisse  des  b«okes  angelangt,  der  in  §  46  dM  er> 

gebnis  zieht,  ich  frene  mich  meine  bedenken  schlieszen  zu  kOnnen 
mit  den  herrücken  werten  Schräders  s.  250:  'radicale  mittel  sind 
selten  und  nur  gegen  das  schlechthin  böse  angebracht,  denn  nur  das 
böse  gräbt  man  mit  der  wurzel  aus.  einem  bäum,  welcher  durch  den 
reichtum  und  die  herrlichkeit  seiner  frücbte  der  stolz  der  nation  ge- 
worden, soll  man  durch  lockerung  des  bodens,  durch  Zuführung  von 
liebt  und  luft,  durch  beseitigung  des  parasitischen  anwuchses  ein 
besseres  gedeihen  bereiten;  aber  man  umschnürt  ihn  nicht  und  man 
büt^t  sich  vor  dem  thörichten  beginnen,  sein  Wachstum  und  seine 
frucbt  anders  gestalten  zu  wollen  als  sein  Ursprung  und  seine  ento- 
lechie  es  gestatten',  ich  hoiOfe,  dasz  der  leser  die  Überzeugung  wird 
gewonnen  haben,  dasz  meine  beurteilung  des  Scbraderscben  buches 
in  vollem  einklang  mit  dem  geiste  dieser  werte  unternommen  ist. 
der  idealismus  aber,  der  den  Verfasser  durch  und  durch  beseelt, 
bleibe  und  walte  über  unsern  gymnasien;  ihn  dem  lehrerstande 
einzuprägen,  das  ist  nicht  nötig,  denn  der  deutsche  höhere  lehrer- 
stand besitzt  mehr  idealismus  als  genug,  aber  der  beutige  deutsche 
gjmnasiast  besitzt  leider  von  idealistischer  an  schauung  weit  weniger 
als  ihm  gut  ist,  und  daran  ist  nicht  die  schale  sokuld,  son- 
dern —  das  kaus! 

BOBUSSUS  OBIBMTALIS. 


38. 

2>1>  MODBBIIBN  OTHHASIALREFOBIIBB.  VBBKlOBTinS  III  DAS  SOHWl* 
BISCBB  ma>  DBÜT60BB  QTlIHASnni.  VSSE  RBDB  OBBALTW  DBK 
M  BBPTBMBIB  1078  IM  aTMHASlUX  ZO  STÜTTOART  VON  K. 

I       SCHMID,  OTMHASTALPTBBOTOn  A.  D.   Stattgart,  Carl  Krabbe. 

I      ms.  les. 

Ich  schliesze  an  die  grosze  schrift  des  Königsberger  pädagogen 
eine  kleine  rede  des  nicht  weniger  bekannten  herausgebers  der  ency- 
^lopädie.  zwei  männer,  durch  weite  strecken  unseres  Vaterlandes 
I    geschieden,  verschiedenen  Staatsverwaltungen  angehörend,  aber  eins 
'    m  ihren  anschauungen,  eins  in  ihrer  begeisterten  liebe  für  die  schule. 
I    beide  treten  mit  vollem  herzen  und  warmen  sinnen  für  den  religions- 


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886         £•  A.  Sokwid:  4m  modenoi  gymnamrimformeg. 

onterrichi  auf  den  gy mnasien  ein,  beide  weisen  die  exorbitanten  f or- 
derungen der  mathematiker  und  naturforscber  betreffs  der  behand- 
lung  ihrer  disciplinen  in  die  richtigen  grenzen  zurück,  beide  halten 
an  dem  classischeu  Sprachunterricht  als  dem  mittel punct  der  gjm- 
nasialbildung  unter  allen  umständen  fest,    diese  Übereinstimmung 
geht  bis  ins  einzelne,  wie  in  der  forderung  der  boibebaltung  des 
griechischen  scriptums  für  die  gymnasialprima.  den  satz  der  kleinen 
Schmidschen  scbrift,  den  man  ihr  als  motto  an  die  stirn  setzen 
könnte,  finden  wir  s.  12  mit  den  werten  gegeben:  'unterricht  ohne 
erziehung  ist  ein  gefährliches  geschenk,  erziehung  ohne  religion  aber 
entbehrt  der  besten  kraft*,  ebenso  wie  Schräder  geht  er  von  den 
anklagen  aus ,  welche  gegen  die  jetzige  richtung  der  gymnasien  ge- 
häuft werden,  und  findet  die  Verworrenheit  und  Verkehrtheit  der 
reformvorschläge  in  der  psychologischen  erscheinung  begründet, 
dasz  der  mensch  oft  das  nächstliegende  eben  als  solches  am  leich- 
testen übersieht,  er  hebt  mit  recht  hervor,  dasz  die  staunenerregen- 
den fortschritte  in  den  naturwissenschaften  ja  eben  von  denen  ge- 
macht worden  sind,  deren  geistesaugen  durch  das  Sprachstudium  auf 
den  gymnasien  geschärft  worden  siud.  aber  es  ist  nicht  die  spräche 
an  sich  allein,  welche  das  köstliche  erziehungsmaterial  liefert,  nicht 
die  form  ohne  geist,  sondern  gerade  der  geist  in  der  form  macht 
erst  die  summe  des  vollkommenen,  'in  die  litteratur  der  gebildeten 
Völker  der  Weltgeschichte  eingeweiht  zu  werden,  von  dem  schönsten 
und  tiefsten,  was  ihre  bevorzugten  geister  hervorgebracht,  wenig- 
stens einen  vorschmack  zu  erhalten,  soweit  es  dem  früheren  jüng- 
lingsalter  angemessen  ist,  das  ist  die  ausstattung,  welche  das  gjm- 
nasium  seinen  schülern  anbietet,  und  das  eben  ist  die  frucbt  der 
Sprachstudien'  s.  6.  gern  hätte  ich  es  gesehen,  wenn  Schmid  hier 
mit  nachdruck  auf  das  Studium  der  herrlichen  nationalen  litte- 
ratur werke  hingewiesen  hätte,  das  leider  jetzt  auf  den  gymnasien 
mehr  als  billig  damiederliegt.  Schräder  constatiert,  dasz  das  inter- 
esse  für  die  deutsche  litteratur  keineswegs  reger  geworden  ist,  der 
provinzialschulrath  der  provinz  Westpreuszen  führt  über  diesen  man- 
gel  in  der  gymnasialzeitschrift  laute  klage,  hier  ist  reaction  dringend 
geboten :  der  litteraturgeschichtliche  Unterricht,  der  früher  so  bedeu- 
tend anregte,  wird  jetzt  erstickt  und  untergetaucht  in  dem  sogenann- 
ten philosophischen  und  analysierend  zergründenden,  über  derv^^ 
Standesdressur  geht  herz  und  gemüt  verloren,  was  in  höchster  ffl» 
stanz  den  wert  eines  maiines  bestimmt,  sagt  Schmid,  ist  sein  willei 
sein  Charakter,  das  herz,  die  gesinnung.  darum  beherzige  jeder  d» 
mahnung,  die  er  uns  beim  abschiede  zuruft:  'widerlegen  wir  doTCk 
die  that  den  gegen  uns  erhubenen  Vorwurf,  dasz  uns  die  classitar 
nur  <'driliwerkzeuge  seien  zur  einübung  grammatischer  regeln»,  ^ 
wir  lim  kläglicher  resultate  willen  «das  leben  des  deuLbuhen  kllifc^ 
erbarmungslos  grau  in  grau  malen«',  wenn  er  aber  fortfährt» 
lebe  der  Überzeugung:  es  ist  nicht  einer  unter  uns  lehrem,  lOf^ 
einer  unter  den  wackeren  unserer  schiüer ,  der  in  diesen  sügen  e* 


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B.  Sohle:  ToUfltäodigeB  achnlwGrUrtMich  tu  Zdnophoni  aoAbani.  8B7 

wmhrM  bild  aemes  eignen  thuns  und  ergehens  finden  könnte',  so  kann 
ieh  leider  dieBem  Optimismus  nicht  huldigen,  die  grammatische 
«dreaenr  wiid  nnr  sa  sehr,  freilich  aaeh  den  fbrderungen  des  regle- 
ments,  bis  in  die  letiie  seit  des  iiifiBiithalts  wat  dem  gymmmium  fori- 
geeetet,  sa  tarn  solofasn  aüshandlung  der  selulftsfclller  gehOrl  niur 
Tenslandy  la  tfiMr  Mnadlung  wie  sie  Siiii  soll  gehört  vor  elleei 
liera  nad  gebt»  und  dies  ktstere  Ist  aidit  jedetmenna  aaoiie. 

Wir  nehinen  aomii  abschied  von  einen  edlen  sMter  fBr  den 
idealisauis  des*  dentsdwn  gymnssintns  und  wQnsehen  ihm  nnen 
lebensebend,  verhllrt  und  erwtnnt  von  den  beffrnelsein,  des  edle 
ond  ewige  in  einer  gesegneten  entstbitigkeit  gewollt  und  erstrebt 
in  bnben.  wir  aber  dmken  ea  die  werte  enes  sftngers,  der  aaeh  sa 
den  onsrigen  gehOrt  hat,  and  sehreiben  sie  eaf  oasste  fidme: 

Nein,  weil  es  dir  vertraut  ward,  das  banoer  des  ideals, 
80  halt'  es  hoch  im  Schimmer  des  ewigen  sonnenstrals; 
hoeh  haltf  es-  eater  den  TdUtefn  und  walle  daiaH  Toraii 
die  pfade  te  gMitteiifi  der  fireiheit  md  des  rechtes  bahnl 

Boamwe  oniaaTAi«»« 


89. 

YOIiLSTÄNDIGES  SORULWÖRTERBUCfH  ZU  XENOPHONS  ANABASIS  VOH 
BEBTHOLD  BUHLE,  DR.  PHIL.,  VERFASSER  DES  ÜBERSICHT- 
IJOBEN  HANDWÖRTERBUCHS  FÜR  DIB  OANZB  GRIECHISCHE  LITTB- 

BATUB.  HIT  EINER  KABTB  ZUB  OBiBNTiBBUNa.  Brcslan,  Kern. 
1876.  nr  Q.  148  8.  8. 

Suhle  hat  die  gewiduheit,  in  seinen  voneden  die  wmaAge  seiner 
bücber  vor  denen  seineg  namhaft  gemaohten  yorgftnger  hervorzuheben 
nnd  damit  stets  eine,  wenn  anäi  kurze  beurteilong  der  frOher  er- 
sehienenen  wörterbQoher,  mit  denen  er  in  concurrenz  tritt,  angeben* 
dieser  umstand  mag  es  entschuldigen,  dasz  ich,  der  ver&Bser  eines 
von  Suhle  beurteilten  Wörterbuchs  zur  anabasis ,  das  oben  genannte 
buch  anzeige  und  durch  eine  sine  ira  et  studio  durchgeführte  Cha- 
rakteristik desselben  darzulegen  suche,  ob  Suhle  die  in  der  vorrede 
erregten  erwartungen  erfüllt  hat  oder  nicht.  —  Gering  sind  diese 
erwartungen  nicht,  denn  wenn  er  am  Schlüsse  seiner  vorrede  sagt : 
'K.  W.  Krüger  hat  für  schulgemäsze  erklärung  der  anabasis  doch 
wol  mehr  als  alle  andern  geleistet,  und  sein  lexikon  zur  anabasis 
ist  von  den  vorhandenen  bei  weitem  das  beste,  obgleich  darin 
ein  paar  Wörter  folilon  und  manches  ungenau,  einiges  falsch  ist'; 
wenn  er  femer  seite  II,  nachdem  er  die  besonderen  eigenschaften 
seiner  arbeit  angegeben,  sagt:  'die  meisten  speciallexika  für 
Schüler  taugenja  auch  in  der  that  nicht  viel',  so  erregt  er 
nach  meiner  unmaszgeblichen  ansieht  die  erwartung,  dasz  sein  wör* 
M.  jfthrbb  f.  pbtt. «.  pid.  IL  »bt.  ISIS.  101. 7.  82 


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l«lNish  »Mh  iMiMT  ict  alt  Vüte«  das  as  daa  baale  iroB  ifiai 
ip»lmlHiani  aar  aaaliaaia  lil,  mä  ar  aaübal  arfwial  waimabia. 
Ml  aafai'ridiHiih,  da«  aalMai  Wiha  diaaa  awlwnuaig  toi  aMn 
aaitBB  la  tau  fiM« 

Iah  ludia  daa  taah  aiaar  ahigabaadan  «d  aarglttifcigeii  prUfung 
«alitiogaii,  bai  dar  inir  jedoch  ai  awiaam  gWfatwiTiadauaiMdia» 
aalnr  gepriaaana  Krtigamfaa,  daa  kk  sla  heiiaaMi,  TiaUaiclii  «taili 
%al  atem  aaMÜar  gaaabai  baita,  rar  f%wglmi6bmng  la  geböte 
ataady  aa  daai  aa  aiiiab  hier  ^i^dt^aekwiagaa'  weid«  not 
daa  afgmVaia  djaaerytftiBf  watdakkmdagwatoaa«alMB^^ 
daa  \fmibm  daikgaa,  daai  Idh  alaU  dia  Taif»  haiwgakibeaMi 
afgaaaahaflMa  wftrilidl  jroranMla  ud  daia  dawn  harvoitolai  k 
bneha  naaktiawiaaB  »eaaiiiai 

Zmiiahat  sagt  ar  s.  II:  'aabr  dicUaibig  durfte  indes  das  buch 
luebt  wardaa  —  «ob  bekaaiitaB  grfladen.  deshalb  Ikfis  neb  mit  (k 
eratrebten  Tollatindif  keit  der  lexikalischen  and  gram- 
matiachen  erklSrong  die  aofbabma  einer  sidchen  menge  zmn 
TanrtlndBa  des  textes  nicht  notwendiger  realien^  wie  Vollbrecbt 
seinem  Wörterbucha  ainTerleibt  hat,  nicht  vereinigen.'  damit  wiid 
Sohle  sicher  nicht  sagen  wollen ,  dasz  kenntnis  der  raalien  zum  Ter- 
atKndnis  dea  iazka  ttbeibaapt  nicht  notwendig  sei,  er  will  damit  nur 
rachtfertigan,  dasz  er  anderen  gnmdaitaaa  hnldigt,  ala  ich;  aber 
nach  genanar  prüfung  des  buchee  ninas  ich  es  anasprechen,  dasz  die 
einer  gröszein  kAna  bnldigenden  grundsätze  von  Suhle  in  der  be- 
handlung  der  raaUan  80  anbeaÜnimt  nnd  achwankend  sind,  dasz 
ich  diesen  teil  aaiaer  arbeit p  gwiz  abgesaham  Wtm  den  irrtümem, 
dk  ich  schon  m  dai^  Jahrbüchern  f.  phil.  u.  pSdag.  1878  I  abtig. 
a.  B41  f.  nachgewiesen  habe,  für  den  schwädisten  erklären  musz. 
wihrand  ar  nemlich,  um  nur  einige  beispiele  zum  beweise  meiner 
ansieht  anzuführen,  unter  ixKußtCTdla)  eine  ziemlich  vollständige  aber 
dennoch  ungenaue  erklSrung  des  allen  schtilem  bekannten  purzel- 
baumschlagens  gibt,  fehlt  unter  iraYKpdtTiov ,  7rdXr|,  Kapirai'a;  Ttup- 
piXTi  jede  80  notwendige  erklärung.  unter  ^qpebpoc  steht  die  durch- 
aus ungenaue  erklärung:  'athlet,  der  beim  wettkampfe  zuerst  ohne 
gegner  dabei  sitzt  und  erst  nach  besiegung  eines  kämpfers  an  des- 
sen stelle  den  kämpf  aufnimmt  ',  weil  in  Wirklichkeit  auch  bei  meh- 
reren kampfpaaren  der  eqpebpoc  erat  mit  dem  letzten  sieger  kämpft» 
—  Bei  den  geographischen  eigennamen  der  i?tädte  stehen  bald  die 
neueren  namen ,  bald  nicht ,  so  dasz  im  letzteren  falle  der  schüler 
sich  auf  neueren  karten  nicht  wird  zurechtfinden  können,  was  zur 
anschaulichkeit  und  zum  Verständnis  notwendig  iöt.  ebenso  ungleich 
werden  die  flusznamen  behandelt,  so  steht  z.  b.  unter  'Kentrites 
ganz  allgemein:  'östlicher Tigriszuflusz',  unter 0UCKOC  dagegen  etwas 
genauer:  'flusz  strömt  in  den  Tigres  bei  Opis';  wobei  noch  zu  be- 
merken ist,  dasz  S.  den  hauptflusz  bald  Tigris,  bald  Tigres  nennt, 
ungenau  ist  es,  wenn  unter  KapboOxoi  nur  der  Tigres  und  Zabstos, 
nicht  auch  der  so  sehr  wichtige  Kan^tca  als  gmue  asg^ben  wflr* 


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B.  Sukle:  Yollstäfidiges  Schulwörterbuch  zu  Xeuophons  aiiababis.  339 


den.  —  Unter  xdXavTOV  und  ^vä  ist  der  jetzige  wert  in  deotechün 
mark  abgegeben,  unter  bopeiKÖC  dagegeo  nach  talern  und  silber« 
^roschea  und  unter  6ßoX6c  sogar  nach  einem  selbstgemachten  milnz- 
Bämen  '  neu  {Mennig*,  unter  CTd6iOV  hatzi  «b:  '40  Stadien ,  ug. 
1  meile',  nmd  unter  TTOpacdTTnc  '*«>dO  sMieiirw^/^  deutsche  m.', 
wtthrend  ein  im  jähre  1876  gedruckt«  baeh  Kilometer  zu  bertick- 
ii<dit8gin  hStto«*  unter  den  namen:  Soknta,  Qorgias,  Xenophon 
smd  che  daten  mit  jalintiaUon  angegeben^  aber  sn^t  unter  Ktemi. 

Uat«r  Ci/|CO|lOC  wM  trolc  aiiali.  IV  4«  18  aiokt  angegeben,  dasz 
9m4Bl4iKe  fimdii  ailob  ab  aaUböl  benM  «M.  «^Tfidirmov,  M^X<»pa, 
890c  wmtim  kmn  hmkMhm^  Miibmhm cdropic  und l\ir^r\.  ^ 
■  Wem  wter  mipxj^  gesagt  wMi  ♦pMwiflflgel  mm  ■nwiti  kü 
dw  bwBtimnhchi  »t»n  wtA  m»»an*,  so  «Osis  8»  Mi  «eintv  ab» 
neigang  gegen  *M»illefcflaiio  nlMP  iWrar  allMi  oeMologen  mm 

VmriimmAm  ämm  kwirtliUiiiili  wiwlii  gegebi  irittli»  der  wmä 
-  oben  |iMHiliag<i  krti,<toli4ijilii»«g«iciit  Mnaatänd,  ffdtfw 
I  Iii  piiiwilifyil  a»  mitimm<tobnbiu*">l&itT  l^aiocMnoclMlMt 
!      eMln^drt  nr  iwlt  *hi  <olc— «  fowaitt^  hiniiiwinMiiler,  mü 
i  »tlr  tiafe  nk  bMÜ»  JW%tiiäPt  odir  muhierorf,*  hkariittbr  W> 
dnMk  lihtwehMnidtenkbigeMMi,  "wril     4ai  wiiininabi  in  dt 
wMkng  dir '«peH»  Ädxot  «kkt  lehiif  Iwitf— t,  4l»  dto  in»* 
urtim  diwdbin  iMm  hintariisandiv,  diiilpaiM  Ad^ii  nlbit 
ilMrttebjirMiian»dir  ondnvar  im  iirioobiiirftiuniii  TOft.ism* 
t»der,  mm  ibM  <ictBiülii«di mlbiti'  denaohiUirn  nwht  ■■■tlwi 
!  U«9aMlitwptdenbm«bisiMi^mdiUi«ifciiiibM^ 

;  iiipVFctv  lehMn«~PiiBOT  kM.dwiiiidcciiv  ^ 

!  jwnr.  Ti^v  lyd^crrpo  «rUirt  imiinn^  beidp  Hi«i«w|flnMi 
^*iMkMtii  innd»  — •  Wenn  S.  oAmt  k^PMC«  nMhdtB,ir  diyhodwii 
^BDgon  IhWB?  Mnbbom ,  blasborn,  berghom  angegeiben%  foortfiünrt : 

.  (^  'hSmer  an  den  stiniseiien  sind  eiio  flflgel  an  dm  leüaesseiten  flad 
die  front  als  stim  betrachtet  pi^niiiOV  banal)  'flügel  des  beeM» 

:  flanke',  eo  hat  er  die  grieobiMha  amebaonng  mit  der  römischen  und 
devtsehen  durch  einander  gemengt,  weil  dafguadw  biiifl^pac  nie- 
loals  an  die  ähnlicfakett  mit  daan  €flgel  eines  vogels  gedacht  hat, 

,   >inM)t  hat  denken  können,  yud  ptiosar  und  richtigee  beuHi  ea  in 
>Mbtem  lexitMis  ^K^pac  steht  W9gm  dar  ihnttciMrait  tou  dem  bl 
«^lachtordnnng  aufgestellten  beere,  das  ndft  einem  kifrfandam 
verglichen  wird ,  der  seine  stim  (fl^Tumov  front)  dem  gegner 
^^gt,  dessen  kraft  aber  in  den  hörnern  vnbt.  wir  übersetzen  (nach 
ähnlichkeit  sail  einem  fliegendaa  Tigel)  fltlgeP.  falsch  ist 
crXenic  dar  maati:  ^mit  hoblam  gri^$  denn  anf  dia  beiobaf- 

^  '  »i>  leeht  aagt  BebdenU  bi  '•eiaer*  ■leiiiliiin^  an  aaab.  I  i»  5: 
^^paoAnac:  aleo  in  denleebee  man  übertragen  (wae 'iberall  fesebebea 
am  aaediavliebkeit  an  erreiebea)  eiAe  viair 


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MO    B.  SüUtt  Yolliliiidigw  MluüivMiKliiidi  n  Zmo^Imh  «mOmmhu 


iniMÜ  dat.  gntfi  intferaoMiti  koaml  m  aidifc  «a,  Mmdim  auf 
te  iBitnuMBl  Mlbst,  ynkOm  10fl»iajrtig  M89#Ulüt  Irt. 
BiM  gaiiB  IUmIm  ▼owtrihag  wm  M  di»  ■chflktn  aiMgl  wer- 
te, iPMHi  «■  unter  Nop-nip  ketefe:  nbdigva»,  «tesel,  -krag 
(bowU)  SM  Kspomvibat,  «m  bowl«  iliitr  ton  »»dl  »»^ 
dM  gviigili  UmlkihlMiit  ant  «Mi  uAlriAiuge  liil  «bfloi»  wM 
äoh  dar  sohlliv  tm  dw  nater  c^cWa  ge^agtaa  anui  iumI  suub« 

Uabor  dia  hahandlmy  dar  ciMalBaB  aitikal  and  «te  die  ent- 
«UMvif  dir  woribadeningift  ai^;t  8aUa  a.  Iis  ^daa  Wttfcohint  ist 
mit  ladHfikar  aaq^  abgelegt  vad  amgafftlBi;  indem  iah  wortlM- 
deatangan  nd  aaualauiiiimaa  tialMi  gaaavar  imd  aehirfar  ab 
Biainia  varglager  lalyaiila  jM  daratollla,  glaaba  uh  von  dor  liis- 
lavigaa  XsttoplMMaidlnag  ciaaa  aiahi  gariagüt  teil  Y^oilMBaer^ 
matifhfft  gafadain  JotintkMf^  aa  teüban«'  aad  vrana  ana  ia 
fcanUdi  Tom  tatlifer  dea  teMha  aai^g^galMmiA  Wenwiofaaia  enq^leb- 
Imawertwr  adnd-  aad  IMMm  ateJ*  aaf  a.  2  aator  der  aalrtlndIgnBg 
diteaa  wjtetoibiMha  fidgende  radteae  atelii:  liaafite«)ffaag  da 
^Hr^tr^'^  haatew  bertflbt  ia  dar  dordigdheBdaa  gaaaaigiceii 
dar  evklftraag,  d.li.aialit  ehra  iaalMtaateangaadiatorpretatloa 
jader  iiiaiilwaa  alollet  wodurch  dem  aahika  daa  ttgna  aachdenkaa 
enpavi  wtkrde,  amdam  in  der  adnrfen  aaalysierang  derbe- 
dentamg  rai|iu  enlwii^hmg  der  yeraohiedeaea  bedeutongeix  der 
einzelnen  Wörter  aus  der  grundbedeutung.  die  ganie  eiariohtujig  ifit 
eine  derartige,  .da82  der  nadiadüagcada  atete  geawnngen  ist,  die 
denkoperationen  des  Terfassers,  welche  aus  der  anqarCkBgUdien  Be- 
deutung die  yerschiedaiaaaabgeleiteteAiader  Ottgeewaageasten  weiaa 
söhritt  ftlr  aehritt  hervocgilian  lassen,  mitzomachen,  und  der  ge> 
bfiaeh  eines  so  angelegten  specialwörterfouehs  wird  fiGkr  dea  adittler 
anr  enqnieailich  sein'  (j^ki^fogisches  arohtr  1877),  so  wacdea  die 
erwartungea  eller  lehrer  gewia  wtkM  hodigespannt.  leider  mnas  ich 
aber  bekennaBi  dasz  ich  dieser  reclame  aieht  beiatimmen  kann,  dasi 
vielmehr  in  der  behandlvag  dar  lanadaiHi  artikel  ein  sehr  va- 
gleiohmäsziges  Ter&hren  das  Verfassers ,  über  welches  sich  die  we- 
aigaten  sohtller  einen  klaren  begriff  werden  bilden  können»  beobachtet 
aa  haben  glaube,  einige  beispiele  werden  genügen. ' 

Bei  den  von  verben  abgeleiteten  Substantiven  und  a(^*ectiven 
befolgt  Suhle  das  auch  im  handwörterbuche  beobachtete  verfahren, 
dasz  er  das  substantivum  oder  adjectivum  bald  vor  angäbe  der  grund- 
bedeutung, gleichsam  zum  ersatz  derselben,  halb  deutsch  und  halb 
griechisch  erklärt,  bald  ohne  solche  erklärung  und  ohne  angäbe  des 
Wurzel-  reep.  stammworia^die  dantaobe  bedeutung»  aber  nicht  ixoiuer 


>  auch  bei  den  folgenden  bemerkungen  werde  ich  immer  nur  eini^ 
wenige  beispiele  eafthreii;  alle  artikel  aa  nennen,  gegen  wdsiw  iok 
etwas  zu  erinnern  habe,  würde  ao  wiMiadg't^  aad  4le  gffsame 
eioer  recension  weit  fibenHäueitea. 


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B.  Sidd«:  ToUstSndigeB  idudwMsrbiMli  ni  ZflaopluMoi  anntwiwi,  841 

die  gnmilbedtiiiiiDg  seliit  80  Mni  tsuiter  SO-^a,  äroc,  t6  was 
manOöci:  'opfer,  opferte^,  wilifmd«sl0r6iifa6€,  6,  oaler  wtkbeoi 
im  luiidwltrt«rl«di  m  MMlt  *te«pr«  mIeBsif»  bewegung  dar  loft 
v.  flbttiL  was  Met  i«  nro&f  ehern  aad  tiere*,  eofint  Mtik  *aii^ 
vittB)  mili  wiit|  seni  •  Iii  dem  eber  *biii^  die  gnni<1hocleiitiing  T 
vaä  welche  deBlco|>enij|ioBeii  dee  ywtt  eeil  der  MMheehlegeado  nit- 
mmehen  gezwungen  eein,  em  «HB  dar  Meeiinig  '«ni'  in  der  u»- 
gezwuiig«Beteii  ifiiao  mMki  Ar  eohrttl  die  bedeataag  *wiiif  aidi  n 
erldlMB?  le  ated'  olme  aagebe  dee  etanuBfcrlwme  anlBr  ^IcOtoc, 
bei  dem  sieh  doeh  aneh  eise  halb  deateehe,  halb  grieiAieohe  ei^li- 
nmg  anfUMudeu  Haea,  mitir  Zidv^i  Iv^wtAc  mxu  die  bedautaagen  aa- 
gagiben;  abeneo  aater  i\xtp»irt ,  mrter  ^>»ehhim  aioch  aaangebea 
geeeen  iei,  daes  imd  warom  dtetee  wort  siudibeiiiame  dea  Heraklee 
kt  wieder  aiidera  Torfifarl  8.  anter&jftlfnc^ 
aagsabo  der  bedeoting  das  atanmwert  *1|  aaMrteig*«  wihiend 
ee  «aeh  hMherigem  towche  der  wdrierbbeher  tot  der  bediwitoag  Sa 
poralheBe  sMen  aeBle« 

Bbenso  aai^eiehmiBiig  Yevfthrt  8*  bei  der  eBMoUaag  der  b»- 
dentmg  der  sasammengeeetate  wQrter.  wChread  er  nemlich  «atar 
5-6u|iO€,-  OV  aagt:  'ohne  Ou^öc,  mntloa'  xmd  onter  d-6ll^^ttl:  'bia 
dOu|ioc%imter  d-Oupk^  f|:  «daaddi^tv^nraOoBigkeiV  begflAgt  ersieh 
«nter  Ou|yK>*cibif)c,  bei  welchem  worta  er  seine  ^aokarfe  analysienaig 
der  bedeotaag'  hstte  aeSgea  kSaneii,  mit:  *iig.  mutig,  feurig  . — 
XMer  dem  aus  der  aasammeasetzung  dmceh  striohe  awisehen  den  eia- 
zelnen  teilen  leieht  sa  efUlrendea  cu-^eraxeiptCTOc ,  ov  heiszt  es: 
'(flot:)  leiehisu  ^€Tax€tp(Z€lV,  dem  leieht  boizukommen  ist ... 
8»'  ^€Ta-X€tp-i2Iuj  habe  zwisohen:  in,  unter  den  bänden:  be- 
haadele«.,  bewältige,  üb  erw. . .%  wobei  dem  scbüler  ^behandela' 
sicher  nnverständlieh  bleibt.  —  Dagegen  begnügt  sich  S.  unter  dem 
viel  schwieriger  sa  erkürenden  Kod-nbü-TiäG^uj  mit  den  stricbea 
und  der  bedeotang:  'verschwalga  •  *  nnd  dem  für  ober-tertiaaer 
aberfittssigen  zusatze  'hw/,  denn  geaetzt  auch,  dasa  ein  Obertertianer 
sehen  S.s  handwörterbuoh  besMsaei  und  dasselbe  nachschlüge ,  so 
mächt  ihm  die  Verweisung  nur  aeitonbende  arbeit,  ohne  ihm  aiae 
klare  erkenntnis  der  bedeutung  zu  verschaffen,  im  hw.  steht  nem- 
lich unter  diesem  verbum:  'in  f)buird66lo  wohUeben  hinbringen, 
vergehen  lassen'  und  schlägt  er  nun  dieses  subst.  nach,  so  wird,  wia 
es  nicht  anders  möglich  ist,  der  schttler  auch  nicht  über  die  bedeu- 
tung des  Kara  in  Ka6r]ÖU7ra8^uj  belehrt,  auch  unter  andern  antikel^ 
die  noch  dazu  leicht  zu  erklärende  Wörter  behandeln,  macht  S.  dem 
Schüler  unnötigerweise  doppelte  arbeit,  wie  wenn  es  unter  dx- 
TT€paivuJ  heizt:  'TrepaivuJ  vollends,  ganz',  weil  derselbe  nun  noch 
Tiepaivoj  nachschlagen  musz.  —  Andere  artikel  von  ungleichmäsziger 
behondiaag  sind:  ^vr|CiKaiUui,  |Uc6o5ot4uj,  jyucdoqK^xi;,  KoX^icp^ui, 


>  statt  des  ^s.*  stände  wo!  besser:  'von',  denn  der  schüIer  kann 
pcTO-XCipi&u  aiohl  naohMbea,  weil  es  iai  ipeeUlwerterboehe  sieht  steht. 


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fmtbenc,  nviöxoc  iiniwiiln<BWi  wW  tiiMwi  iiilimii  idhn  dudp* 

mm  tal£ifV  MMtell  mI1$  TtiNttlft  WM  ital  M  1f(}0- 

^nfiXcdE,  Akdc,  6  Torpottem  dw  wmk^i  'npöcicv  1  «ufgesteUter, 
TorgesoMMiimr  ifühkP*  —  MWliWilrtim'  iriit  ditset  |MImi 
Twftiiirtit  Im!  iKhAmi  ÜhB^iolMir  swttnnnivlBBiig  lnw? Mb  m  iMHfc 
«0  mitor  XoxoTÖc,  6  (der  Xdxov  tf€at)  nMitm  $mm  X^oc;  mitor 
crpaTriToc  stilii  aar,  Ifta  lileiiBigs  glMmtl&dg  dBWitgiflttrt  ge- 
aügt,  in  parmrthBiw  crpttsAc^  4fiu  «ad  furtor  tähxpxoc  iiM  «t 
fteidi     iOMMMMWllMig  angeigelMiu 

iai  dii,  dm  &  dii^äMM  der  «Mii 

«toll,  mbitttegiB).  a)  akfcj.ffBWdo  tw)  (oder  wolrii)  aü 
äUfep«(v«v]HMB(odirdisf)t««gftngb«^a0v*««  lüi  dmyOc,t» 
«lm0  iid^a,  oö  iftntimito  dttr«t«rM«d#r  MiiftMini 

noeh  nicht  temulit  hat,  ttw.  nklit  (dadnioh)  disa €g  daiH  w tai^ 
n  kiBfdHif  dsfiMi  an  liidaa  ^ihalit  irf«  aa  gpMaaaB,^  kMiM 
lani*  hat,  mit  etma  ttnboltuint  aaar.  iUiab  «ntar  ud 
aakdam-  'wMmu  abgonhte  davon,  daM  hci|^nflMftntH»im,»dil 
daaMan  atandn  dar  aaamda  ala  dHtotisaht  ▼ocfUnnagea  ^Mm 
atehtdoch  wol  aofial  tet,  dMB  ain  sehdler ,  der  aiflh  M  dea  prtpe- 
ration  die  hedaatangen  eü^ntgan  aoU,  bei  der  kctttre  keine  seit  hiit, 
defiastioneB  anawendig  cn  leiana  aoid  dir  lahrar'heine  zeit  hat,  die- 
selben id>flifragett  oder  aidi  hersagen  zu  lassen,  daaa  8.  b«  soldMB 
dadnitiDiien  weit  ttbee  das  aU  einer  ober-tertia  hauaisgebt,  beweist 
am  besten  die  unter  tonXöc  gegebme  definüion  von  xaXöc  icdja^c, 
die  also  lautet:  dessen  ganzes  weten  in  form  und  gebalt,  im  beneh- 
men wie  in  der  denk-imdhandlungsweiso  demiathetiecb-moralisohen, 
körperliob*geietig«i  nuaneeideab  der  Hellenen  entspricht ,  in  jeder 
haaiehiiag  scbön  und  gut,  wddgaaittat,  gebildet,  edal  and  tflok- 
iig,  bray..  ist:  (ug.  yoUkoauunar edel- n.)  ehranmaan,  (ftetii- 
maa^  hw.  diaee  dafinitleai  mag  in  einem  llngeren  yortrage  wol 
einem  ober-primaBar  zum  «anftbemden  Verständnis  gebradit  werden 
können,  einem  Obertertianer  bleibt  sie  trete  der  giMen  beredsam- 
Init  des  lebrers  imyerstandüi^^  wnrd  ibm ,  der  das  englische  noch 
sieht  lernt,  auch  damh  fantleman  nicht  yerständlich.  —  £be&  so 
unverständlich  wird  es  einem  tertianer  stets  bleiben,  wenn  S.  unter 
(piX6coq)OC  sagt:  'spöttisch««  unpraktischer  phantast,  ideolog.' 
femer  habe  ich  zu  bemerken,  dasz  S.  bei  der  entwicklung  der  bedea- 
tung  nicht  immer  von  der  gmndbedeutung  ausgebt,  so  heiszt  es 
unter  yu^vd^uj  übe,  strenge  an  ,  .,  und  die  grundbedeutung  folgt 
mü  den  worten:  'urspr.  Übe  im  nackt  turnen  s.  TUfiVÖC  u.  hw.' 

Unter  dfropoc,  ov  ohne  Tiöpcc  hat  S.  unter  1.  die  abgeleitete 
bedeutung:  nicht  mittel  und  wege  kennend:  ratlos  usw.,  unter  2.  die 
grundbedeutung:  'ohne  durchgang,  Übergang'  usw.,  während  er  im 
kir*  unter  diesem  werte,  Üemer  unter  iröpoc  und  cOiropoc  die  »uä 


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U  ftiMü  «iniIhMhiiliiKiii  Miliiitwflitwliiiiili  wi  "yflnfliliiMit  miMlmiiifi  S4B 

4ar  fiMdMiBtaf  aittb  «IviiMwiA  «ichiigo  lofge  dar  Im^!»* 
tniigni  angibt,  timlidbi  goht  es  mit  bSioc,  j|Aiffinni|  örnivriM. 

Uiller  dm  «ürtm  viilb  viel&n  bedenttok^  Mm»  4m  «jgwit- 
lidM  wd  9h§MMm  ote  bttdadm  bedeutungen  su  uaymiiMI 

neben  einaate.  so  unter  Sßaroc»  KOOopduj,  2:€utoc»  Mvotoc,  ^x<% 
IvriOoMi«  SmUfit  dnreb  diese  aus  sireben  nach  kOrzo  eatstllidette 
«nTMOittt^lts  n  nb tüMmmdnr ntnllan j  erklärt  es  sich ,  dasz  S.  unter 
j    ||V^9MC  atlpt:  'mii MBMlQutergaaig  eintretende  dunkelhait,  abend« 
I   «Mb  aMHrgea«>4lminerung,  Im.',  wa»  ioek  aiflbto  a»<ka»  hodotoa 
kann,  als  dasz  ancb.  die  Imorgendämmening  mit  sonnenuntergann 
«infiritt .  richtiger  hat  S.  im.  hm» :  '  tlbtflMMipti  d  nn  kjü  b  e  i  t ,  finstar» 
m»,  abendr  ^  i^tt*  &ucb  morgen-d&mnamnng.^  ebenso  würde  ioh  es 
I    einem  Yorlauten  aebüiaKnicht  verdenken,  wenn  ear  bei  KaiOrdedoflCU : 
^hinabschauei^:  von  oben  her,  1 8, 14 tt)Nuricluma  (die trappen)',  weil 
die  beddtttung  dea  KOMÜ  in  der  »nsammensetzung  nirgaad  erklärt  iät, 
fragte,  ob  dann  Kjproa  4  1a  Gambetta»  im  ballon  gesessen  hfitte.  oft 
folgen,  wia  unter  Cn^iMT^C,  ltf(Um%  Cmrp^vu,  h^oyn,  d<^ußoc,  ußpU;ii^ 
Hßpic  zu  viele  deutsch»  9pwtjmm  $  unytar  4KnXir)TTOM0U  steheii.  dei^ 
sogar  17.  bei  solqher  menge  wird  aiiib,  so  ist  zn  füircbten}  der  schÄ- 
j    1er  nicht  lange  den  k;o|>f  zerbrechen»  sondern  mit  der  ersten  bestei;^ 
I    hedeutung  begnügen,  aus  diesem  streben,  die  synonymen  und  be* 
:     deutungen  zu  hftufen,  erklärt  es  sich  denn  wol,  dasz  S.  viele  bedea> 
tungen  anführt ,  die  nicht  in  der  anabasis  zu  verwenden  sind ,  wie 
unter  f^ßdcKUJ  'trete  ins  jungfrauenalter' ;  unter  d|lßp6vTr|T0C  \IJI  4, 
j     12  w)  geistesverwirrt,  blödsinnig*,  da  gewis  kein  erklärer  glauben 
j     wird,  dasz  an  der  angeführten  stelle  die  bewohner  von  der  chroni-' 
I     sehen  krankheit  des  blödsinns  ergriflfen  sind,  daher  erklärt  es  sich, 
'     da.sz  er  wenig  gebräuchliche  deutsche  Wörter  bringt,  wie  *obgewalt 
j     unter  eTTiKpareia ;  unter  ^TrippuTOC  das  nach  Grimms  beispielen  nur 
j     bei  dichtem  und  wenigstens  auch  nur  in  bildlicher  bedeutung  vor- 
!     kommende  'beströmt',  für  überflüssig  ist  es  zu  halten,  dasz  unter 
j     tiaipa  auch  'buhle,  hetäre',  nicht  immer  'buhlerin'  steht,  geradezu 
j     unpassend,   die  Sinnlichkeit  erregend  und  die  reverentia,  quae 
!     debetur  puero  verletzend  ist  es  aber,  wenn  unter  cu^TiTVO/iCii 
unter  ausdrücklicher  bezugnahme  auf  I  2,  12  hinzugefügt  wird: 
'zum  fleischlichen  umgange  znaammenkommen,  bei- 
wohnen.* 

Bei  einer  groszen  zahl  von  verben  gibt  S.  die  bedeutung  mit 
I  Hassen',  so  heiszt  es,  um  nur  ein  beispiel  anzuführen,  unter  cuXXa^« 
,     ßövu)  Uasse  (durch  meine  leute)  festnehmen.'  das  ist  ganz  über- 

flüssigy  weil  der  schüler  schon  bei  der  lectüre  des  Caesar  gelernt 
!  )iat,  dasz  an  solchen  stellen  die  regel  gilt :  quod  quis  per  alioa  fecit, 
!     ipse  fecisse  dicitur,  und  es  also  genügen  musz,  an  diese  regel  erinnert 

*ft  werden,  aber  auch  hierbei  ist  S.  inconsequent ;  denn  wenn  er  in 

Jfttcksidit  auf  anab.  III  5,  10  unter  ^TTicpopeuj  und  ^mßdXXui  'lassen* 
'      >Ä  sein  lexicon  setzt,  so  hätte  er  das  auch  unter  Z^euTVUjUi,  6p^^^lM, 

^Täu>  vu^d  bidtuu  tun  mtta&Qny  weil  der  Bho4ier,  wäre  sein  yqh^ 


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schlag  Eir  anslOhnmg  g«kDiiim«ai  «Mh  ditM  arMtMi  akifat  Mlbii 

lifttte  verrieb ten  kSnneii. 

Daneben  gibt  es  aber  wieder  artikel,  z.  b.  ^Kbibuifüii  und  ^vbo- 
Soc ,  bei  denen  nicht  «11»  in  d«r  uuibb  vorkoBiwiwidfn  bedsatugni 
angegeben  sind. 

Unter  anderen  artikeln ,  wie  nnter  ökouuj  ,  TTUvGavo^ai ,  gibt 
S.  eine  unnötige  anleitung  zum  übersetzen ,  weil  ein  ober-tertianer 
schon  bei  der  lecttire  des  Cäsar  hinreichend  gelernt  haben  musz,  wie 
er  den  acc.  c.  inf.  oder  das  partic.  nach  diesen  Wörtern  übersetzen 
musz.  unter  7TUv8dvo)Liai  artet  diese  anleitong  sogar  au  einer  er- 
klftrung  der  leichtverständlichen  stelle  aus. 

Bei  «nigen  wOrteni  stehen  lateinkehe  wOcter,  abwol  sie  moht 
stamniTerwandt  sind,  so  bei  OuMÖCMdnnia;  flTCindv  duz,  bei  andern 
stehen  spraohhistorisdie  andentungeiii  wie  bei  6Xot-TpOXOC,  XiJW, 
jiffOC;  ja  unter  rpöcpma  steht  das  frsaisOsische  drag^es ,  aber  auch 
hier  ist  keine  planmSszige  darchführnng,  obwol  dieselbe  bei  vielen 
Wörtern,  wieÄTT€Xoc,  firKupa,  TiTVOfiat,  T^voc,  TifVtüCKU),  XavÖd- 
VUI|  TTOÖC  usw.  sehr  fördernd  hätte  angebracht  werden  können,  bei 
den  persisehen  lehnwörtem  hätte  man  billig  die  andeutung  'pers.  w.' 
erwurten  sollen ,  wenn  auch  keine  erklärung  hinzugefügt  wäre. 

Da  es  ein  unbestrittenes  pldagogisches  princip  ist,  dasz  der 
aohfiler  sich  mit  lexikon  nnd  grammatik  priparieren  soll,  so  halte 
ieh  es  für  ober-tertianer  ffkt  flberflttssig,  dasz  unter  elfit ,  el^t,  (pTj^i 
alle  modi  des  prttsens  angegeben  nnd  oft  durch coigngiert  sind; 
ebenso  nnter  ^^^m         ^^^^  ^cttdui,  Möu/fii, 

fCTVUiactt).  dan  anoh  hierbei  S«  kein  festes  princip  befolgti  bew^ 

TJeberflflssig  ist  der  16  seilsn  lange  artikel  Uber  die  bedeatnng 
der.snfifixe  ibbfi^  nnd  €ic,  ccca,  we^  kein sehflkr  bei  der  prSparaÜos 
Teranlassong  nehmen  wird,  denselben  dnrchzuleaen,  der  lÄrer  da- 
gegen sieh  an  die  «ingeftthrte  grammatik  halten  wird. 

Von  ^Terbeaserter'  oder  'geradem  beriditigter'  ZenopfaoBed^ 
mng  habe  iah  aidits in  dem  haohe  gefunden;  tarn  wirklkh  aokfrie- 
rige  stellen,  wie  HI  4,  93  sind  nm  nichts  gefördert  sn-l  9, 19  be- 
gnügt sieh  8t  die  bishetigsn  eddlbniBgeii  unter  Trpoxujp^ui  ansng*- 
ben*  unter  irp6cu)irov  glaubt  er  Tielleieht,  indem  er  gegen  dia  ^ 
kUbrung  von  Bdidanta  nur  pokmisiflrt,  etwas  neues  lu 
wenn  er  den  plur.  flSnfiuih  'das  geeiidif  tbecsetit,  eher  auf  ditf0 
ttbersetsong  hat  schon  Lobeck  an  8oph.  ij.  .281  hingewiMOk  ^ 
haben  alao  Behd.  nnd  ich  sicher  unsere  grtbde  gehabt,  diea»  Uber« 
aetanng  nicht  anänndiaMn, 

•  Unter  sehr  viekn  w9rtem  (^oticuXdttl,  tecüxojLiai,  inffffh 
imXoMßävtti,  InijLiiTvufxi,  irpoßoulfAu,  npoM^ti^uü,  TTpoirfvw» 
xara^iTVUMi)  B»,  oft  frsüieh  in  pamiüieBe,  ganslA«ftttW8* 
erklanmgeii  oder  susfttae,  weU  der  Busammenhang  d«>  stsUe  die  er- 

IdSruag  Ton  selbat  ergibt ,  oder  in  der  steUe  selbiä  gegeben  iitt  ^ 


B.  Sohlat  YoU8täadigefl  aohulwörterbaoh  za  Xenophons  analNMii.  345 


unter  d7rm6r|)Lii,  wo  es  heiszt:  'M.  greife  an,  wen  Tivi  (III  4,  24* 
während  des  Übergangs),  denn  im  texte  steht:  tbc  biaßaivövTiüv 
fi^Xoiev  ^7n0r|C€c6ai.  —  Ganz  falsch  ist  es  aber,  wenn  S.  unter 
1^apaXa^ßdvui  'nehme  an  mich,  in  empfang,  in  besitz'  das  in  VIT  8, 
24  gebrauchte  medium  erklären  will  *ua.  finde  bei  der  ankunft  vor', 
das  hinzugefügte  *s.  49'  bleibt  dabei  gänzlich  unverständlich  und 
selbst  wenn  S.  mit  diesem  falschen  citate  VII  7,  67  gemeint  haben 
sollte,  so  wird  auch  durch  diese  stelle  die  vorgeschlagene  übersetzuug 
des  M.  nicht  gerechtfertigt,  auch  der  für  ober-tertianer  überflüssige 
Zusatz  *hw.'  begründet  die  bedeutung  an  unserer  stelle  nicht,  weil 
S.  durch  sein  zeichen  t  d.  i.  'selten'  doch  nicht  für  bewiesen  halten 
wird ,  dasz  diese  seltene  bedeutung  in  an.  VU  8 ,  24  die  allein  rich- 
tige ist.  —  Wenn  Ö.  unter  rrapaXOuj  nach  angäbe  der  richtigen  be- 
deutungen  fortfährt:  'med.  sibi,  an  sich  nehmend  .  .  so  liegt  in 
dieser  aus  an.  V  1,  11  sich  von  selbst  ergebenden  erklärung  die  ge- 
fahr,  dasz  der  schüler  diese  erklärung  für  die  Wortbedeutung  nimmt 
und  so  V  1 ,  11  lustig  übersetzt:  'nahmen  die  rüder  an  sich',  man 
sage  nicht,  dasz  ich  übertreibe;  denn  ich  könnte  eine  grosze  menge 
von  beispielen  anführen,  wie  selbst  secundaner  durch  ähnliche  noten 
bei  Fäsi  u.  a.  zu  solchen  Verwechselungen  sich  haben  verleiten  lassen. 

Auch  die  constructionen  hat  S.  nicht  'vielfach  genauer  und 
schärfer'  als  seine  Vorgänger  analysiert  und  dargestellt,  davon 
wird  sich  jeder  überzeugen ,  welcher  8.  lexikon  mit  dem  meinigen 
vergleicht,  ich  begnüge  mich  hier  einige  beispiele  anzuführen,  in 
dfinen  S.  sehr  ungenau  yerfl&rt. —  Der  artikel  dv^x^  lautet:  '^v^x^i 
td.  Icxui  VIT  4,  17  P.  darin,  daran,  D.  (festgehalten  werden:) 
hrngm  bleiben.'  das  kann  doch  nicht  anders  verstanden  werden, 
9k  dMi  d«i  Y0thQsm  in  der  angeführten  stelle  mit  iv  o.  dat  verbun- 

kt,  während  in  wirUidikeit  der  nadcie  datiy  stabi  sollte  aber 
8.  mit  den  W0rta  D.'  haben  angeben  wollen,  daas  dae  #oci  we* 
gen  der  loflSBunensehnng  aut  Iv  dim  datlv  regiere,  io  iii  daa  aneli 
aiftlit  in  billigen,  wenn  ee  wrter  Imicotip^tti  bliest:  *achatM  D.^  ^ 
^  26  gegen  aoe.%  ao  soltte  die  gasMer  keinen :  *e,  dativ  der  pereon 
mid  aeo.  der  taehe*.  —  Unter  tolMoXiSui  (be,  Yer)bindem  (an  g.) 
mtts  es  richtiger  beUmott-uit  «oo.  der  person  mid  gen.  der  sadie.  — 
Qcgen  die  gnunmatik  kft  ee  ^  wenn  9.  vnter  bexofiai  sagt:  'nebme 
a^HI  4,  S2  Ttfdc  jdm.',  denn  die  stelle  tentet:  iroKXol  rap  fjcov 
ol  nrpujM^vot  «fld  ol  ^Kcfvouc  (pcpovicc  koI  oI  tAtv  qpepövfuiv  rd 
hXa  b€Sd|iEVOi  und  da  ist  doeb  der  genit  nur  attribatiT  cn 
Uinn« 

In  der  angäbe  dflr  ecostraetlon  beib^  8.  bald  da0  ge- 
^^MnKsbe  verftihren,  indem  er  den  regierten  easos  dnreb  das 
^■ibertittmte  pMMomen  beMktmet,  bald  wendet  er  ein  yerfUiren 
^  welebes  ftr  eine  nnwissensdisllsliQhe  epMerd  etUSren 
1^  statt  dsr  besotoibOBg  mage  ein  beispiel  genOgen:  im- 

*  dniikff»hl«r  fKr  n  4,  tl 


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346    B.  Suhle:  vollatäadiges  Schulwörterbuch      Xe&ophoiu  aoaWiä, 


miTTU)  falle  darauf  IV  4,  11  stürze:  dringe  schnell,  komme  schnell, 
eile  .  .  heran  (an  D.),  hin  V  6,  20,  darauf  zu,  auf  D.  zu:  falle  D.  an^ 
über  D.  her,  überfalle  D. ,  greife  D.  plötzlich  an,  stosze  z.  b.  auf  D, 
liegt  da  nicht  die  gefahr  nahe,  dasz  ein  norddeutscher  schüler,  der 
das  hochdeutsche  wie  eine  fremde  spräche  erlernen  musz,  verleitet 
wird  zu  übersetzen :  'er  fiel  über  dem  feinde  her*  ?  oder  ist  es  un- 
denkbar, dasz  ein  schalk  absichtlieh  so  übersetzt,  um  ein  gel&cktar 
zu  erregen  und  sich  dann  dem  lebrer  gegenüber  mit  der  angäbe 
lexikons  entschuldigt?  auch  rücksichtlicb  der  angäbe  der  siällft  W 
folgt  S.  ein  inconsequentes  verfahren,  denn  bald  setet  er  bei  viSr* 
tenai»  die  nur  «ibbhiI  in  der  anab.  yorkomioea,  die  stelle  kiiiiii,  bald  • 
gibt  er  bei  wOrtem  mü  Tielen  bed— tnngen  bei  einigen  bedentoa^  | 
dii  «toUe  an,  bei  sndma  nicht  an  iBOonse^amUrteai  ist  «ber 4i0 
wita.  dan  das  cüai  bald  for«  bald  naob.  dar  bedouiuaff  alelii«  umI 
wanA  daa  Im  mriwaraa  aKÜhtlB  ao  i^edbiiWHi^  '^'^^  dlw  SMtiiiBbHidi 
wmA  daa  TonuiaftilHiida  aitat  vHNÜdübaB  aaiaiMMHkvaflHi  aad  Mf 
dniah  au  VlafaaB  v^m»«^  firetmuKt  itiad*  ao  wisd  aldiar  miaifiiir 
aeMkr  i$nmk  waidwu 

Hach  alla>  diiw  bemartiimgen  glaube  idbine^radbiRBa  dto* 
'  to,daai8J^  Vi«feiaMlitbeiievwt«li^Miia*  ealMibmigegQte 
iMtait  aibar  trok  dawelbai  mUilt  iah,  luM  vngen  dm 

daaaclba  din  aoftuHlaaiLiiialiiLempfeldaA.  diaiaaifaiw^baltli<gta4» 
6k<HMttla  daa  dmciki« 

Statt  Mdielb  aMb  der  biriiar  ttblSiiM  w«^ 
aiaa  MM  mSm  n  b^guMi»  drliife8.idbrcift  «eiirTieltwQrlitii 
aiiia»  abialft  a*  mraauMi,  daai  dir  aaUUir  moBiU§&t  weite 
iwuigiii  wkd,  baaa  pr^^ariaM  Mklia  artünl  gana«  dnwhmlwwt 

irQi«-GKi|v4oott  (?•  -cki|v4m)  m.^.h^ 
•ooivAcoc  (▼*  aeiiviiM  mw  daneben» 
neben  IK  aein  hjßt  anfwMiigen,  si<^ 
laemu  «ct^vai  •  •  a.  Trapiccinul 
•cjieiv  .  .  8.  iTop^l  -rttic,  ^m^, 
i|  adüaeliAerdniuig  .  .  .  s.  hw.  u. 
napd-rdmiLJ  Tdrruj  (stelle  auf . .)  usw* 
ich  bin  lest  überzeugt,  dasz  viele  teatiaiMr  bei  solchem  auseiBneih 
drSngen  oft  daa  nötige  wort  (z.  b.  Mm  WSIpm6äK)  micht  finden  war* 
'  den.  —  Ebenso  wird  unter  iTTeifit  nur  selten  ein  schüler  das  veri^oA 
lTr-€ifii  finden,  für  meine  befaauptung  führe  ich  an«  daa&  primaner,  ; 
welche  S.  handwIIrUrbuob^  in  welchem  dieselbe  (^nonie  des  drtt«l(i 
aiob  findet»  benutzen ,  schon  oft  über  die  sokwi^ngl^eib  dee  au^^* 
dena  eich  geiOMrt  haben«  aohnlbMMr  aoUan  den.  echülem  die  ar- 
beit «Uflht«»  «ieht  eiMhwim;  dim  di»  aait  M  I 
kogtbar. 

OTTnBHDonr«  F.  Youjmqb'- 


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2b  GoeUiM  Fauftt 


.841 


40. 

Zü  GQBTHBB  FAUST. 


1.  rmiBDBIOH  YIBOBBB,  OOSimS  VAirST.    JKMÜM  BBtTBlOB  SOB 

KBiTOt  DBS  eBDiOBTS.   Stotegari  M^er  n.  ZcUer. 

8,  JULIAB  80BMXDT,  OOBTBIi  FAUBT.    BW  VBRSÜOB.    (la  den 

prauuBelimi  jabi-Vfidiem,  89  lid.  4  heft.  1877.) 

'    8.  KUNO   VI8  0HBB,  00BTBB8  VAUBT.     DbBB  DIB  BMTSXBHUMQ 

UHD  ooMPOBinoa  dbb  OBDI0BT8.  Stottgut  J.  O.  Gotla.  1878. 

I  Welch  eifrige  thätigkeit  auf  dem  gebiet  der  Fausterklärung 
:  auch  in  neuester  zeit  herscht,  zeigt  ein  blick  auf  die  vorstehenden 
;  titel,  die  keineswegs  alles  umfassen,  was  die  letzten  jähre  zum  Faust 
gebracht  haben,  wollte  diese  besprechung  auch  nur  das  wichtigst» 
in  einiger  Vollständigkeit  in  den  kreis  ihrer  betrachtung  ziehen ,  so 
,  dürfte  sie  vor  allem  die  treffliche  ausgäbe  v.Loepers  in  der  Hempel- 
^   sehen  Sammlung  nicht  übergehea,  während  doch  der  hier  vergönnte 

räum  beschränkung  auferlegt. 
^         Die  oben  geuauuten  arbeiten  fordern  zu  gemeinsamer  b^pctt 
tkxmg  auf,  weil  sie  entweder  direct  auf  einander  bezug  nehmen  oder 
doch  wenigstens  berührungspunkte  bieten  und  die  Faustfrage  nach 
«ner  bestimmten  richtung  hin  fördern,  dasz  diese  richtung  im  gan- 
I   MB  eine  gesunde  und  erfolg  yerheiBsende  ist,  soll  hier  vor  allem  an- 
erkannt werden,  wir  finden  hiev  niebts  von  einem  versuch,  wie  er 
Ittder  80  oft  gema<dit  ist,  ein  sjrstam  ms  dm  FMAthentns  oder  rieh- 
I   tiger  in  ihn  liineiii  zn  00Bstnuei»B;  wkta  vob  imst  krankhaften 
tmmt  livitir  der  üefen  cum  tiefste  woiheüi  m  wittern  und  tlber 
tat  aaliipttveB  di8  j^uksophiaoliea  geiudl»»  «ioli  äsa  dift  lebend* 
^roUatwr  pomm  itirw Aon  m  hmwk  w&r  ftadmia  b11<b  ^jeaagbeiton 
m  imbehagBtt»  trilardigung  der  M/Mang  nsd  ali  g<iB8iBa8«itti  iiif 
I  11  ihntB  das  rteelMi«  im  te  iiiiittaTiiiMifliii  xmi  4tfD,  mlriQlniaai 
^  diobfcm  AHB  Mit  8B  eiAlamL  dBMdie888TOftdiMi.be&kaBin& 
^Mhtor  graam»'  baPBchtigiaig  hat  ab  bei  Ootfti;  iai  aUgemaiB  an- 
«rkaiuit}  Bttd  doah  hegea  9m&  aBl  diaai«  erfcHlr»Bgiwege  gMama^ 
^itt  dw  iB  beapiedMMiiB  aoiastenitt^ 
^TansMan  8B  soib  wMhuuL 
I       1)  Jka  y iaehwraoha  hmik  giabi  akli  ■waiabai  alBanfia  Mik»> 
i  •baitog  dar  1857  aiaabicBaa«i  'hÜMcbaa  bamaricaagan  Iftar  dm 
«oien  teil  ^GhaetiMa  SbMli»  naBumüiili  d«i  pratog ub  hmoM»' 

te  blaiiMB  ltt>aadiftfa  iaft  aber  tiB  abilili^ 
^  ^  iaa  yariiagandarwatk  im  .nwiflidbaB  als  alB  aattaa  aaaB» 
M^en  habatt.  aa  aarfUlft  in  9  ba^wtobiduMat  «dia  lasfa  gbmaSB 
ihre  Brmnbnn*  Bui  *<die  mhiJtmubwftnai  aieUaB  daa  fladiabfta'« 
^1 4duia  grvBd  BtriBcbiddigt  aiab  Ib  der 
ghederung  daa  iradDM  Iwiaa  oigaaiadba  aeiv  ivaa  But  te 
an  den  finbereB  anteiB  «aaammftnbfagei  teotadam  wird  man  adnar 
"^^T^ttabBwdltfgBtig  aaaptadüB»  da  aia  nieht  Bsr^aiBlgaa'»  wia  ti 

I 
( 


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Za  Goethes  FaiMt» 


hofft,  sondern  in  derthat  vieles  bietet,  ^  was  neues  liebt  bringt  über 
ein  geisteswerk ,  das  unergiündlich  und  unerschöpflich  ist,  wie  alle 
höchsten  erzeugnisse  des  genius.'  —  Allerdings  werden  gar  manche 
nicht  völlig  den  Standpunkt  teilen,  den  Vischer  bei  der  ästhetischen 
beurteilung  des  gedichts  einnimmt,  dieser  Standpunkt  ist  ja  bekannt 
genug  und  spricht  sich  auch  hier  wieder  mit  aller  entschiedenheit 
aus.  der  jugendli che  Faust ,  die  markige  und  charakteristische 
darstellungsweise  des  jungen  Goethe  hat  es  dem  vf.  angethan;  der 
feingeformten,  nach  klassischer  Schönheit  ringenden  dichtung  der 
mann  es  jähre  stellt  er  sich  kühl  gegenüber;  unerbittlich  ist  er  ge- 
gen die  wirklichen  oder  vermeintlichen  schwächen  des  greises. 

Nun  wird  es  ja  immerhin  eine  schwer  zu  entscheidende  ge- 
schmacksfrage  bleiben,  ob  jemand  dem  *Götz  von  Berlichingen*  oder 
der  'Iphigenie*  die  palme  zuerkennen  will,  ob  ihn  der  Paust  des  mo- 
nologs  und  der  Gretchentragödie  oder  der  der  Helenadichtung  ge- 
waltiger anzieht,  ob  Shakespeare  oder  Sophokles  glückverheiszendere 
steme  sind,  dem  pfade  der  deutschen  muse  vorzuleuchten :  sicher  ist 
aber,  dasz  der  vf.  in  seiner  verliebe  für  die  frühere  dichtungs weise 
Goethes  oft  geradezu  ungerecht  wird  gegen  die  spätere,  gewis  ist 
ja  auch  einen  Goethe  zu  tadeln  erlaubt,  tmd  wenn  der  vf.  zuweilen 
in  einen  wirklichen  berserkerzom  gegen  die  schwSdien  des  dichters 
geräth,  so  soll  seine  feditfertigung :  ^w«n  ich  henUeh  liebe,  gerade 
ttof  den  darf  ioh  redit  Ms»  kefamwegs  angegriffen  werden : 
aber  dass  «r  te  dMki&r  M  nngereebt  tadelt  bi  folge  «einer 
immeriutt  eliM  eiaMitigt&  etettnng  za  diier  bembUgteikkimstrioh* 
lang,  diM  darf  Ibm  wol  mm  Yumnirf  gemacht  Warden. 

Ak  arite  maeba  Ittr  dk  ymßgmng  i»  der  tvUendnng  der 
dkbtimgwfardBiitmbtder  atilwaoiiBel  herrorgehoben,  dir  Uber- 
gang  ziui  ^dMaidnams  und  idealiamna^,  der  iieb  an  Cfoeibe  nm  die 
seit  der  ariienkeben  rite  voQieg.  dae  urteil  dei  tbnr  dieieii 
itüwecbflii  itt  bOdiit  beedManeirert;  er  iSibt  ibn  kemeewegi  unbe- 
dingt ab  ebMn  ^enfgang  zam  wahren  und  rechten  gipfel'  anj  erfin*- 
det,  dam  Geettie  ^eenm  Chieeben  ni(dit  den  Shnkei|MaKe,  ireUSier 
ttbdg  bldbt,  wenn  man  seine  robbeltan  und  abenditttni,  seinen 
abwwits  abilebt,  so  gans  bitte  optm  «olkn.*  des  stdit  ihm 
*da6s  nnr  dn  dorisb  die  klassisdie  bildnng  iwer  geHuteiter,  aber  in 
seiner  eigenen  lebeneMsdie  eilnitener  stQ  mmnm  genine  ansigt' 
diese  re£te  mittiAinie  nnn,  die  YiselMr  verlangt,  bi^M  Qoethener 
in  *flerniann  nnd  DofotlMa'  gans  getroffen,  im  sUflinioineB  nlebt 
eingehalten,  aneb  Schiller  wird  in  diesen  tndel  mit ebigeiihks- 
sen.  so  belsrt  es  s*  721:  *ee  findet  sieh  in  nnssm  beiden  klaaiigdHin 
dichtem  ein  sog,  fttr  den  ich  keinen  Mchtennsmenn  finden  w«8i. 
es  ist  ein  gewisses  etwis,  im  deü  man  sagen  mOobtst  an  eebSn!' 
die  frage,  ob  sich  in  nnseni  groszen  diofatefn  ein  zug  zum  sebdi- 
machen  finde,  das  nicht  wahrhaft  schOn,  weil  niobt  charaktertres 
ist,  oder  zum  schtemaohen  auf  kosten  der  Wahrheit,  kann 
vf.  nicbt  Tcrneinen.  ob  dieser  tsdiil  des  *4wbteniieiMns'  bsiesh- 


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Za  QoeÜNi  Fkoit 


849 


tigt  ist,  wenigstens  in  dsm  «mfang,  wis  ika  der  wssiinoht,  soll 
'  hier  nidit  entsdueden  imdra;  wir  nOMm  im  ?f.  w  so  bed^- 
ken  geben,  ob  9vm  solciis  wbiadung  des  QbandctsviBluelini  «ad 
sehlteei^wiesrdt  wllnseHlikerbimplindgUeliM^  obakhiSha- 
ksspeairesito  Inaft  (ganz  abgesebea  von  demi  wmwfkimtn)  mit 
]BB8s?iUit:So|^oU«äolMnr  selälnlMli  «hae  «iabani  dst  «ia«a  odor 
des  aadem  wbl  einigen  eia*  aaUibaia  aufgäbe  ist,  weil  ia  dtiatribm 
grade,  wie  .das  eiae  der  beidea  eletteat»  überwiegt,  das  aadra  sar 
xQokketia  Hnssa»  aaB  sohsiat  die  Ooeilieeshe  Ipbigeaie  d«i  bO&bste 
niss  Vitt  eraekfttkemder  Inraft  oad  damik^^ 
entbaltea.  ^as  adt  ToUsadelir  finnMasdUlBheii«  mit  Uasaiieber  ideir 
IttKt  tfbiibaapt  Toraiaber  ist  dasa  der  yaHeattein  aas  der  Uaasi> 
aihea  periode  fihduUcra  des  ehacaktsBlstiaebea  aad  aiaxk^gea  isan^ 
Ineiet,  besteitat  aooh  dear  rt  aieht.  ao  ißt  anek  im  Vanal  die  ^He^ 
Im^  diea  emiifiadet  aiaa  erat  bei  eiasr  wirkUebea  anffBhfnag» 
ivie  sie  ia  WmaoM  atsitigefmidm  —  b^  Uassiaohea  sebütohait 
TOS  eiaer  «iJtcbtigap  wirlnuMT»  wmn  diobterberoen  die 

sobweie  aa^abe  aidit  iauaer  ^mgk  giflAlicb  lOstaa,  so  mOste  doob 
:  wd  der  tadel  seboaeader  aasgespioohen  wenlea;  meiat  aisa,  dasa 
,   sie,  griediiaeber  scbOabeit  tronkea,  des  sdiCnen  zuweilen  etwas  sa 
viel  thatea,  so  ist  dies  nocb  keine  nawabre  'schönmacberei'. 

Nun  ist  aber  Vischer,  wo  er  im  eiasebMa  kritisiert,  nocb  weit 
I   atrenger  als  in  dem  oben  berührten  gesamtorteü  aad  wird  bier  Toa 
einer  Parteilichkeit  fttr  dea  altea  etil  Goethes  zu  oagonsten  des  spfi- 
teren  nicht  freizoeprediea  sein. .  dies  fttbrt  ihn  denn  aacb  nicht  sel- 
ten zu  directen  mie?antftadaisBea|  ¥oa  deaea  wir  biev  ttr  eiaadae 
hervorheben  können. 
I         So  halte  ich  den  angriff  auf  den  oatergesang  s.  66  ff.  für 
I    TerfeUi  der  vf.  findet  ia  dea  klängen,  die  Fanat  vom  selbst* 
\    mord  zurückhalten,  eine  symbolische  hindeutung  auf  den  schlnsi 
des  gedicbts,  eiae  blixgssbaft,  dasz  Faust,  das  bild  der  mensch* 
heit,  mM  verloren  sein  werde,  hierbei  stört  ihn  nun,  dasz  die- 
ser wink'  anr  fttr  den  leser  vorhanden  sei,  nicht  aber  für  den 
I    Zuschauer,  dem  die  symbolisch  bedeutenden  worte  über  dem  orgel- 
klang  verloren  gingen;  jedenfalls  nicht  für  Faust,  da  dieser  nicht 
I    glaube;  'so  hat  der  dichter  diesen  wink  nur  den  wenigen  gegeben, 
die  mit  Vertiefung  lesen  und  genau  hinhören,  die  mehrbeit  aber 
I    rührt  er  durch  ein  theatralisch  an  sich  auszerordentlich  schönes, 
Opernhaft  wolgef&lliges,  jedook  das  verstttadnis  fast  irre  führen- 
des motiv.' 

Vf.  scheint  ganz  zu  übersehen,  dasz  hier,  wie  so  oft  in  der  dich- 
^^Dg)  das  gefübl  weit  stärker  in  den  Vordergrund  tritt  als  der  ver- 
stand, zunächst  im  Faust:  ihm  fehlt  der  glaube  an  die  botscbaft, 
^e  er  selbst  sagt;  und  doch!  regte  sich  nicht  in  seinem  herzen 
etwas  von  dem  uns  unaustilgbar  eingepflanzten  religiösen  gefühl, 
Wie  käme  er  dazu,  die  wolerwogene  that  zu  unterlassen,  es  noch  ein- 
i    ^  sut  dem  leben  zu  versuehea?  bier  bedurfte  der  dichter  des 


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KO 


gMuMkukg»  xmA  chotywmgs,  mm  dm  MiMtai,  ted«rT«r* 
ftABd  bis  rar  MiMnnMilaiig  geftthrt,  tandi  4m  wKMb  ange- 
legte gefflhl,  tlliiDir  ia  w  kl  ek  dks  tafean  nad  OM aui 
dl»  wttr ini  Iwwritin  «ilfaMtit^  wkd^PM  ditt ^liii  ra kaBylaai 
dtf  ▼•rgang  kl  du»  dgn  «igchiWig  tim  flni  Ai>i  b^gwiflkbir,  Whit 
»■Mtoikbilf  «id  irk  «r  toilMr  ki  knigik»  mitgeftlU  wII 
Mkiivr  ikgoidNL  niidittikiiil  dw  w  dwateki  ^pkitoait 
]riMbg«ilieg«n,  «o  fdkwl  «r  Jettl  oMebkrl  Mtf,  wt  katorfi 
inidc  «IM  duNk  dk  Ufaige  dM  IwilrMMiiAiMditt  IkdflK.  W4ik 
kkr  «km  wnr  th«ftlr«liiiik  sdiOKitt,  mw  op^rakvit  m^kfgM 
ligM?  «evik  kl  Ja  dkt»  «nk  iHk«g  des  Fkul  ek 
wkw  endglHigi  <riPwng,  ab»  widi  i^imiim  dwrofc  ek^dw  wMt» 
■MMBkn  «M  iai  bettea  Mamäm  aeentttt  irk  MI» 
itt  nMVir  wiHkamig  d«r  tMe  k«  nm  mtk  dir  «floikiA 
akkl  Im  vumImb,  diM  Iknl  «pikr  is  «kcoi  wnimi  «ikfi  w 
wwMsmg  den  kllagiMi  floolili  die  Bek-gMU  bekegea: 

ein  flfisz  bekannter  ton  nüoh  sog*, 

den  rest  von  kindlichem  gefühle 

mit  anklang  froher  zeit  betrog: 

to  fluch*  ieh  «llem.  was  dk  seele 

mit  lock-  und  gankehrerk  nmtpaattt 

und  sie  in  diese  trauerhöhle 

mit  blend-  und  schmeichelkräften  bannt.' 

Wir  sehen  hier  eben  nur  den  kämpf  widerstreitender  elemente  in 
Faust,  von  denen  bald  das  eine,  bald  das  andre  obsiegt:  verkehrt 
wäre  es,  den  dichter  meistern  zu  wollen,  der  diäten  kämpf  so  ^ 
echüttemd  darzustellen  verstanden  hat. 

Auch  sonst  findet  Vischer  im  Faust  des  opernhaften  zu  viel  und 
zwar  sowol  im  ersten  wie  im  zweiten  teil,  indessen  einmal  zugege- 
ben, dasz  das  gedieht  den  formen  eines  regelrechten  bühnendramas 
nicht  entspricht  und  bei  der  groszartigkeit  des  inhalts  nicht  entspre- 
dien  kann,  so  liesze  sich  doch  sehr  darüber  streiten,  ob  die  ein- 
fügung  musikalischer  partien  nicht  ein  sehr  glücklicher  griff  ist  unii 
ob  der  zweite  teil ,  wo  der  Schauplatz  sich  immer  weiter  und  grosz- 
artiger  gestaltet,  nicht  geradezu  eine  opemhafte  behandlung  for« 
dert.  dasz  der  dichter  nicht  ohne  absieht  für  sein  werk  auch  einen 
g^oszen  äuszem  apparat  in  .bewegung  aetsfef  bewaiaen  die  schloß 
Worte  des  Vorspiels: 

'Schonet  mir  an  diesem  ta^ 

prospeete  nicht  und  nicht  mascbienen  . . 

so  sebmikt  ia  -dem  cngeB  brelteduras 

den  ganzen  kreis  der  Schöpfung  ans 

und  wandelt  mit  bedächtiger  schnelle. 

Tora  himmel  durch  die  weit  zur  hölle!' 

Uebrigens  hat  Vischer  (und  andere  mit  ihm)  diese  letzten  worte  selt- 
sam misverstanden.  er  bezieht  sie  nemlich  auf  Faust,  so  dasz  sie*«* 
d»uteten,  dieser  werde  am  schlusz  nicht  gerettet  werden,  sondern» 
dk  li611e  kommen,  da  nnn  dies  zum  guig  des  gediiäitee»  we&ig^^ 


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Zu  Goetheg  Fanal, 


351 


wto  68  vorliegt,  nicht  paszt,  so  nimmt  er  an,  dasz  der  dichter  himt 
«inen  eigentüml  ich  kecken  scherz  mit  dem  leser  treibe.  —  K  P  i  s  c  h  er , 
der  die  stelle  ähnlich  aufzufassen  scheint,  gibt  (s.  149)  eine  ebenso 
wenig  befriedigende  erklänmg:  ^der  einwand,  der  hier  «ntstehen 
Icttente,  meint,  in  den  Worten  des  diohters  einen  widcnrstreit  tm.  fin^ 
dm :  nach  'dem  prologe  soll  das  ziel  dir  FiOBttragOdie  der  Uttmel, 
Baoh  dem  glmchceitigen  Vorspiel ,  im  dm  WKtk^g  moMiäbm  m> 
aiisgM,  die  h^üik  MeeM  IM  efeek  &«eer  «AiiniMi»  ivldev- 
tpmk  «Im  rnfBÜMf  mmm  mm  Hiebt  ^eigieiil,  dan  im  proleg  der 
herr  md  im  rm^l  der  tbeaterdireetor  dasgroMeworlftkrt 
füm  «Bdrae  iii  dae  programm  die  direefcow;  «fai  «itot  der  ^lof 
dm  dioMem.  dem  &ne«W  lial  der  dieliler  iMt  die  idee  eeiaea  wm«» 
km,  mir  dem  flieatoimitel  miverbwit'  usw. 

Bern  gegenüber  inl  maAtk  i«  sagen,  dam  das  logiedbe  sttbjeet 
der  mUttvmte  des  ▼erepiela  f cosl  iifc»  ee&den  die  amf  f  llh* 
ntig  d'es  etttekis.  «ie  midilt  dmek  kimmel,  erde  imd  bOUe» 
aef  afiea  drei  Mhmq^tM  ekweefamlBd  spleleiid,  imd  der  diohter 
kittomitanAferaiiewiimtigebeMtogiteagmLkftmea,  die  aciftihfrw- 
dMi  wabdettea  mit  bedlohiiger  eehnwe  tmi  der  bOOe  diirek  di^ 
mm  kimmel.  dam  die  woiie  uiekt  aiaf  Faiittt  epeeieü  la  beMen, 

;  eigibl  -iieh  sehmi  danme,  dam  S^vet  jaaMbt  rem  bimmel  dudb 
die  weit  aar  bSIle  wandern  wttrde,  eelbet  wemi  er  Iftr  letetere  be- 
flttmmt  wm«)  dbumo  faesea  die  werte  *mit  bedSobl^ger  eobsiAle* 
nur  auf  die  tiiealemnflttbnmg,  i^t  auf  den  keldem  des  ettiekee. 

Noek  w«&iger  ile  die  Idemieebe  ticbtang  Goetbes  mgt  Tisober 
mbw  ntigVEUg  cur  allegorie  sn  (s.  98  ff.),  indem  konnte  der  dichter, 

I  wo  er  eieb  väobt  auf  die  mythologie  stützen  kaan  wie  in  der  d<^peK 
ten  walptirgiaieebt,  bei  der  beeetoffmbeit  eeines  stoibB  aü^goriedier 

I  fignren  nioht  ganz  entbehren«  zuzugestehen  ist,  dam  er  dem  allegorl- 
aäm  eineii  breitem  tiaum  verstattet,  als  nötig  war;  indesz  ist  schon 
von  andrer  scite  richtig  henrergeboben,  dasz  bei  vielen  figurea  der  be^ 
griff  des  symbolisefaen  besser  anzuwenden  istalsderder  idlegorie.  die 
Helena  z.  b.  ist  zunächst  keiMe  allegorie,  ee&dem  die  wirkliche 

I  Helena,  die  sohdnste  aller  frauetn,  die  Faust  «K  der  unterweit  herauf 
geführt  bat|  iJb  b^bhaftige,  lM>ensv<^le  person  steht  sie  bei  der  auf> 
Utomg  vor  uns ;  wir  glauben  an  sie  mit  derselben  illusicn,  mit  der 

i  wir  an  Mepkietoi^eles  glauben,  dasz  sie  in  ihrer  ganzen  erscfaeiming 
neben  dem  germanischen  weltstürmer  Faust  zugleich  die  maszvolle 

;    bellenisohe  schünheitswelt  überhaupt  repräsentiert,  kann  unsem 
ersten  eindruck  nur  verstärken  und  vertiefen,  nicht  aber  aufheben, 
wenn  eine  Symbolik  in  dichtungen  erlaubt  ist ,  so  ist  es  eine  solche. 
Auch  des  armen  Euphorion  möchte  ich  mich  annehmen.  Vischer 

j  sagt  8.  III :  'der  auf-  und  niederspringende  Euphorion,  wer  um  him- 
mels  willen  kann  denn  leugnen,  dasz  das  eine  ab geschmackte 
Vorstellung  ist?'  jed  er  wird  es  leugnen,  der  den  zweiten  teil  des 

!  Faust  in  Weimar  gesehen;  er  wird  antworten:  'eine  Vorstellung 
istfiapbenMOi  ailefdings  nicht,  am  wenigsten  eine  abgeeebmackte, 


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86S 


Za  CMbet  Faiut 


mlsb6r«iiMiMimD«6rteh#iAiiDg,  teaöhliiBdIui  du  Saust  imd 

teTlfl1^^ii  btigiibt  aut  dit  •Aankiti  ^Ur  wuMtit  uid  dim  BUoloMa 

n4lP^I^^^^I^^^  ^i^J^^  ^^^ln4^SIRU  ^  ^^^^9  j^J^J^^kl^l  ^ifin^^lp  IP^feHllllk  IHIM^I  ^(B^l^  ^JÄ^^SJB(J|UfJH^jP^(B^^^I^BBÄ 

yMaäng  Müüoh  töhatllum  uiili^gam  gemki,       «»  denn  in 

fw  wdl  wwjfi  dia  staai  >»Mh<a  i  die  nidit  fm  wiridkiier  tgilnfthme 
«ad  whmfltigmi  mUfefiUil  upgriSm  werden  in  dfioi  angenblioke, 
wo  .der  ptofadüilie  iod  dei  eohnes  die  Tesluiidiiag  der  getten  Utot  und 
Helene  mit  den  Mten  dee  kiadee  dea  trueetnden  Fenei  «ifcaakwinr 

det  wie  din.|pQldner  traam. 

Und  so  möchten  wir  gegen  Y ischers  bemerkong  (s.  197)  be- 
heoptoa,  dasz  allerdiage  beide  teile  des  Faust  einem  und  demselben 
manne  ge&Uen  können,  wir  wollen  danui  die  eehwichen  einaelner 
parideen  dee  aweiten  teiles  nicht  k>qgnen>  eber  aehr  yielea,  waa 
Vischer  angrailt,  liait  sich  nach  unsrer  überzenguiig  dorchana  Tor- 
teidigen,  an  anderen  stellen  ist  der  iedel  wenigalena  zu  hart,  von 
der  kraft  der  ausdrucksweiae  Yiiebefa  nor  einige  proben !  zu  den 
allerdings  sehr  anfechtbaren  versen  aua  dem  fünften  act  des  zweiten 
ieila:  VaUiing  aie  oohwenkt  heran'  usw.  sagt  er  (s.  102):  'es  hilft 
nichts,  es  mnsz  heraas:  diee  iat  kindisch,  unbegreifliche  erscheiniVB^ 
teilweise  kindischwerdens  in  einem  alter  von  58  jähren'  u.  s.  f. 

Von  den  obscönitäten  der  Walpurgisnacht  urteilt  er  (s.  59): 
^sollen  wir  annehmen,  er  (Paust)  treibe  dinge,  die  dem  entsprechen, 
was  hier  ekelhaft  angedeutet  wird,  so  ist  er  ein  sc h wein  gewor- 
den, an  dem  nichts  mehr  zu  retten  ist.'  über  das  Senglersche 
buch  zu  Faust  sagt  er  u.  a.  s.  135  f.:  'und  so  spielen  denn  bei  Seng- 
ler ganze  reihen  von  ideenbatterien ,  er  ist  ein  dreidecker,  der 
uns  lagen  mit  der  ganzen  breitseite  gibt»  oder,  wenn  mxa  will»  er 
wird  zur  ideenmitrailleuse.' 

Wir  müssen  abbrechen,  da  es  hier  nicht  möglich  ist,  den  Inhalt 
des  interessanten  buchs  eingehender  zu  besprechen,  mit  jugend- 
licher frische  und  lebendigkeit  geschrieben,  fordert  es  sehr  häufig 
zum  Widerspruch  heraus  und  gewährt  doch  überall  in  reichem  masze 
anregung  und  belehrung.  vor  allem  fühlt  man,  dasz  der  verf.  ein 
persönliches  Verhältnis  zum  dichter  hat;  er  behandelt  ihn  wie  einen 
alten  freund,  den  er  hoch  verehrt,  mit  dem  er  aber  wegen  allerlei 
eigenbeiten  nicht  recht  zufrieden  ist.  hoch  anzuerkeonen  ist  die 
Wahrheitsliebe  und  aufrichtigkeit,  die  das  ganze  durchweht;  aber 
freilich  könnte  der  grosze  freund  wol  zu  seinem  kritiker  sagen: 
*wenn  du  mich  so  sehr  verehrst  und  liebst ,  wie  du  sagst  und  icbs 
wol  fühle,  so  könntest  du  dich  doch  ein  klein  wenig  besser  in  die 
Seiten  von  mir  finden,  die  dir  nicht  so  sympathisch  sind;  vielleicht 
sind  sie  gar  nicht  so  schlimm,  wie  dirs  scheinen  will;  und  verdiente 
ich  auch  tadel ,  dann ,  lieber  freund ,  sei  wenigstens  nicht  gleich  so 
furchtbar  grob ;  ich  weisz  ja,  du  meinst  es  gut,  aber  manchmal  kann 
ich  mich  ordentlich  vor  dir  fürchten.'  (schlnsz  folgt.) 

Pfo&ta.  Hbbmann  Sob&£yeh. 


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8WEITE  ABTEXIilTNG  (120a  BAND). 


64.  Ueber  die  sagen  und  Vorstellungen  von  einem  glüclc- 
BeMgen  zustande  der  mciischhcit  in  der  gegenwart,  der 
verj^angenheit  oder  der  zukuntt  bei  den  Schriftstellern 
des  classischen  altertums.  son  FAchhoff  \n  Duisburg.  .  581 — 601 
(62.)  Die  Zwickauer  Schulordnung  von  1523.  ein  beitrag  zur 
geschichte  des  dreisprachigen  Unterrichts,   von  J.  Müller 

in  Plauen,    (fortsetzung)  ,   602-'61S 

6ö.  Laos:  der  deutsche  aufsatz  in  den  oberen  gvranasial- 
classen.  zweite  aufläge  (Berlin  1877/1878).  angez.  von 
G.  Wendt  in  Karlsruhe  612—618 

66.  M,  Block:  kleines  handbuch  der  nationalükonomie  oder 
Volkswirtschaftslehre,  aus  dem  französischen,  nach  der 
fünften  aufläge  des  Originals  übersetzt  von  A.  vo7i  Kaven 
(Aach-en  1878).    angez.  von  A.  Dietrich  in  Erfurt  .    .    .    619 — 621 

67.  W.  H -erbst:  kaisorgeburtstagsreden.  dritte  aufläge  (Mainz 

1879).     angez.  von  //.  Keck  in  Husum   621— 62S 

(57.)  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  vierunddreiszigsten 
Versammlung  deutscher  philologen  und  Schulmänner  zu 
Trier,     (seblusz.)    von  Dronke  in  Trier   622—634 

68.  Berichtigungen  und  ergänzungen  zu  dem  artikel  'die 
Zwickauer  Schulordnung  von  1523\  Jahrgang  1879  heft  11  fi34 

Inhaltsverzeichnis  636 — 637 

Namensverzeichnis  der  an  diesem  bände  beteiligten  mit- 

arbeiter   638—639 

Ortsverzeichnis  der  in  diesem  bände  besprochenen  Pro- 
gramme  640 


Bitte. 

leh  bitte  alle  Besitzer  Toa  PriyatbiUioihekeii  und  aUe  Anti- 
quare, welche  Bfieher  mit  dem  dngeaehriebenen  Kamen  *J.  H.  Voss' 
imd  dem  Ortsnamen  ^Wandsbeck'  oder  *Ottexndoxf  haben,  mir 
dieselben  für  eine  in  Vossens  Stadierstabe  hieselbst  an&a- 
stellende  Biblidthek  entweder  au  schenken  oder  billig  zu  Ter- 
kaufen  und  mir  den  Preis  durch  Postkarte  anzugeben.  Am  werth- 
vollsten würde  sein  bei  der  Uebersetzung  benutztes  Handexemplar 
der  Homer -Ausgabe  von  Clarke  sein. 

Otterndor£  Vollbrecht, 

Bector. 


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Den  Herren  Lehrern 

an  Gymnasien,  Progymnasien  und  Realschulen  wird 

für  da8  nächste  Schulsemester 

der  a^^^?<>rl•']lnt<'  Sclnilbücher- Verl a»:  von  B.  6«  TeiÜMier  in  Lelptiff 

zu  gfiieiirtt  I  IJoiichtung  empfohlen  iiiul  zwar: 

I.  Textausgaben  der  griechischen  und  lateinischen  Klassikert 

[Bibliotheca  Bcriptoruin  Graecorum  et  liomaaorum  Teubneriana.] 
Dum  Bammlang  ron  TextAusgaben ,  welche  ab«inll,  wo  huBsnistUeho  Stodiaii  fft* 
trieben  werden,  fast  ausschliesslich  im  Gebrauch  ist,  wird  ununterbrochen  fortgesetzt 
und  fortwährend  durch  neue  verbesserte  Auflagen  immer  grösserer  Volllsommenheit  eai- 
gegengeführt.  Ks  sind  darin  alle  Autoren,  welche  für  den  Schulgebraach  nur  irgend  in 
S^nge  koj&men  kfinnun,  beniU  eriohienea  nnd  duroh  •oMwrordeatlioh  niedrig»  Fz«i«e 
aoeli  «aibtaiiilltllMk  SelHIlm  nglagUoh  genaolil  Wo  aber,  wto  diM  In  salilMidieB 
Lehranstaltm  schon  Roschioht.  der  Gleichmässigkeit  wegen  ausschIi«MAicli  nur  diese 
Aoagaben  in  den  Hunden  der  SchUler  w&hrend  des  UntariolUa  geduldet  Werden  sollen, 
da  «rtaichtert  dies  der  Verleger  gern  durch  Lieferung  «lour  AiWfthl  Ton  FfWlnilBinilaiwi 
für  arme  Schüler  oder  die  t-twa  besteheudo  T?ililiotli<^ca  panporum. 

n.  B.  G.  Teubners  Schulausgaben  griechischer  und  lateiniaoher 

Klassiker  mit  deutschen  erkl&renden  Amnerkim^^eiu 
BekmnntHoh  sekliiiisi  «leb  dieM BehiilMngrt»0B  dadurali  aiti,  das«  rie,  mnm  der  Frudt 

des  Schulunterrichts  herrorgegangcn,  vor  allfni  das  Bfdürfniss  der  Schule  ins  Auge 
fassen,  ohne  dabei  die  Ansprüche  der  Wissenschaft  unberücksichtigt  zu  lassen.  Die  in 
der  Sammltuig  noch  fehlenden  wenigni  Schul  -  Autoren  werden  in  kürsester  Frist  er- 
scheinen. Die  fortwährend  nöthigen  neuen  Auflagen  beweisen,  dasa  anoh  diese  Ausgaben 
•ich  der  allgemeinsten  Anerkennung  su  erfreuen  haben.  Freiexemplan  für  I^ehrer  stehen 
bti  iMiMMbtiglBr  Binfühmag  odar  Ihnpftthlug  gam  an  Dlanalaii. 

m.  Blbliotheoa  Graeca^  curant.  Fr.  Jaoobs  et  V.  Ch.  Fr.  Kost 
Ausgaben  grieohisoher  Klassiker  mit  lateiniaohen  An- 
merkungen. 

TUmMg  Warden  dieae  Augaben  fttr  dan  ITiilerrlelit  In  den  olMren  Klassen  den 

Ausgaben  mit  deutscheu  Anmerkungen  vorgetogen,  wie  denn  z.  J\.  von  Euripidea  ed. 
Pflugk  et  JKlota,  Plato  ed.  Stallbaum,  Sopbocles  ed.  Wunder,  Thuoydides  ed. 
PofVO,  XU  A.  aiaaeliia  Blnda  axal  aanaidiaiB  In  znmb  AnflajgaB  «miMmm  aind. 

rv.  Iiehr-  und  Hilfiibüoher  fttr  den  gesammten  T7titerri<dit 

an  Gymnasien  und  anderen  höheren  Schulen. 
Die  Yerlagshandlung  strebt  anoh  »af  dieaem  Oebieta  naoli  mOgliobater  YoUsiftndiff' 
ke!t,  um  durch  gediegene  neue  Lehr-  und  HHfkbfieher  für  alle  Biaaiplinen  der 

I'iitt  rrichts  die  Fortsclirittc  der  Wissonsohaft  der  Schule  zugänglich  zu  machen.  Verlags- 
antrage  gediegener  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete  werden  ihr  vorzugsweise  willkommaa  sein, 
aelbst  dann,  wenn  der  betreffende  Untervtslitsgegenstand  bereita  darek 
•in  Lehrbnoh  im  Tenbnar'aoben  YaTl*g«  Tartretea  iak 

In  allen  Buchhandlungen  ist  gratis  zn  haben: 

Schulkatalog 

der  Verlsgsbnnhhsindlnng  von  B«  G.  Tenbner  in  Iieipalg, 

welcher  eine  ZasammensteUong  der  Ausgaben  griechischer  und 
lateinischer  Klassiker,  sowie  der  Lehr-  und  Hilfsbücher  für 
den  Unterricht  aus  dem  Teubner sehen  Verlage  enthält,  soweit  die- 
selben an  den  Gymnasien,  Progymnasien,  Real-  und  anderen  höheren 
Schulen  DeutscUands  gebraudit  werden.  Ein  ToUst&ndiges  Ter- 
g«lcii]il88  des  gesammten  phflologlsoheiL,  sowie  des  mathemaitscliea 
Terlags  von  B.  G.  Teubner  sieht  dbeoMls  graftiB  zu  Diensteii. 


Bestellmigen  auf  Bücher  meines  Verlags  bitte  ich  nicht  direkt 
an  mich,  sondern  an  eine  Sortimentsbachhandlung  zu  richten,  da  ich 
mich  mit  dem  Verkauf  von  Büchern  ans  Publikum  durchaus  nicht  bs- 
fiusen«  sondern  dieselben  nur  an  Bachhandlungen  liefern  kann. 

B.  O.  Teubner. 


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2WBITS  ABTSILUHO  (180»  BAKD). 

»eit« 

36.  Noctes  scholasticae.    von    306—317 

37.  Die  Verfassung  der  höheren  schalen.     von  ßorussut 
Orientalis  318—336 

88.  Die  modernen  gymuasialreformer.    Vermächtnis  an  das  * 
schwäbische  und  deutsche  gymiiasium.     eine  rede  ge- 
halten den  27  September  1878  im  gymnasium  zu  8tutt- 
gart  von  A'.  A.  Schmid,  gymnasialdirector  a.  d.  (Stütt- 
gen 1878).   angez.  von  Borussus  Orientalis   885—887 

39  B  SuMk'  vollständiges  Schulwörterbuch  zu  Xenophons 
anabasis  karte  zur  Orientierung  (Breslau 

1876).    ar'fi^®*'        ^'  ^ollbrecht  in  Ottemdorf  ....   337 — 846 

40.  Zu  Goet'^e«»  ^»«8*  .    .    •  347-362 

1.  F  Visc^^'  Qoethes  Faust,  neue  beiträge  zur  kritik 
des  di  (Stuttgart  1876).  angez.  von  Sekreyer 

in  Pi^r^. 

8.  J  Sc  ^^^'  Goethes  Faust,  ein  Tenaeli.   angez.  von 

3  Fischer:  Goethes  Faust,  über  die  entstehong  nnd 
P^mposition  des  gedichtes  (Stuttgart  1878).  angez. 
von  demelben. 


s 

BBBIGHTIGüNG. 

In  den  eben  erschieneneu  Verhandlungen  der  33 n  Versammlung 
deutscher  philoIogen'  u.  s.  w.  s«'129  a.  12  v.  oben  bittet  unter- 
zeichneter zu  lesen  wie  folgt: 

' —  Stier  dahin  aus,  dass  im  kurkreise  Brück  noch  nördlicher 
läge  als  Beizig;  in  Wittenberg  sei  (nach  einem  gerichtsbuche  zu  ur- 
teilen) nur  bis  1416  niederdeutsch  rreschrieben,  also  das  mitteldeutsche 
noch  unter  den  Ascaniern  in  diese  gegendon  eingedrungen.» 

Dem  entsprechend  wäre  freilich  auch  s.  128  z.  15  v.  u.  hinter 
Boisig  der  susats  ndtig:  'dem  nördlichsten  Städtchen  des  kurkreises'. 

Zerhtt,  80  JaU  1879.  G.  Stiib. 


Durch  ein  Drofikrerfehen  ist  in  der  diesem  Hefte  heigefOgten 
ttVebersicht  der  in  der  ersten  Hftlfte  des  Jahres  1879  Ton 
B.  G.  Tenbner  in  Leipiig  yersandten  neuen  Bficher  tu  s.  w.'* 
der  Preis  tob  Wesener,  grieeh.  Elonentarhiteh  L  Theil  mit  8.76 
«ogegehen.  Derselbe  hetiigt  nur  90  Pfiuuiige. 


4 


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Zun  Benign  wie  m  Terwerürnng  iM^ol^ 

«nmfidhlen  wir  angelegentlich  unsere  seii  mehr  / 

Bietende  Firma,  welche  mit  der  Lieferung  för  naf 
liehe  Bibliotheken,  sowie  fflz  sahlreiobe  Gelehrte  ; 

betraut  ist. 

Vollgültige  Referenzen  stehen  auf  Wuni^ 

Wir  unterhalten  ein  ansehnliches  Lager  vonj 
Bchriften,  Büchern  imd  Abhandlungen,  dessen  V! 
fortin^hrend  angelegen  atm  lauen.  Allen  Anfiel 
mögliche  Soiqg&l^  zugewendet,  solche  auf  neof 
anegefOhrt,  loweit  das  Gewünschte  hier  erschieni 

IttgtrloMogt  gfalis  vaA  finatj 

Vergriffene  Bücher,  von  denen  nene  Anflagj 
fliehen,  kanfisn  wir  zn  sehr  hohen  Preisen. 

Sinnel  4 

 ^ 


XXXIY.  Tersammloii^ 


deutscher  Philologen  und  S( 

Mit  Alleviioi  Ilster  Genehmigung  Sr.  Majestät  1 
Wilhelm  hndet  auf  Grund  des  zu  Gera  im  vorigj 
Schlusses  die  diesjährige  Versammlung  deutscher 
männer  in  Trier  vom  24.  bis  27.  September  statt  und  laäen  wir 
Fach-  und  Bernfsgenossen  zu  zahlreicher  Betheiligung  ein.  Wegen  B 
Schaffung  f^nter  und  billiger  Quartiere  wolle  man  sich  möglichst  fniii 
zeitig  an  den  mitunterzeichneten  Director  Dr.  Dronke  wenden.  Alle 
Nähere  besagt  das  demnächst  auszugebende  Programm. 

Bonn  nnd  Trier,  2.  Jnni  1879. 

Bucheler.  Dronke. 


i 


Mit  zwei  Beüa^eE  von  der  Helwing' sehen  Verla^haadliuig  inHannoTer 

•  '1 


Digiii/ea  by  LiüOglt 


ZWEITE  ABTEILUNG 

POB  eiMNASIALPlDAöOälK  MB  DIE  €BIUä£N 

LEHKFÄCHEß 

MIT  AOSSOHLtTiS  OKK  CtASlItOnH  FfflLOlOOlS 

UKRAUSG£G£B£;:^  VON  PBOF.  DB.  HeRUAKN  MaSILS. 


(86.) 

KOCTES  SCBOLASTICAE. 
(scMiiss.) 


Ich  vermisse  vielfach,  nicht  Überall,  eine  planmäszige  beziehung 
if  die  Zuhörer,  die  collegia  bieten  ein  buntes  vielerlei  oder  allerlei, 
IS  denen  die  auswahl  für  unerfahrene  junge  leute  nicht  immer  leicht 
I.   in  diesen  Vorlesungen  finden  oft  wichtige,  ja  die  wichtigsten 
iK^iplinen  keine  stelle,  während  immerhin  interessante,  aber  ent- 
fcrliche  sieh  vordrängen,  fast  scheint  es ,  als  ob  die  wähl  und  an- 
iduung  der  collegien  mehr  der  persönlichkeit  der  docenten ,  ihren 
lijftciellen  neigungen  und  Studien,  als  den  zwecken  einer  philo- 
l^tischen  ausbildung  folge,  auch  bei  den  wichtigen  und  bedeutenden 
j^llegien  finde  ich  oft  das  richtige  masz  überschritten  und  disci- 
Jnen,  die  in  6inem  semester  absolviert  werden  können,  in  zwei 
iseinandergezogen.  es  ist,  glaube  ich,  nicht  zu  viel  verlangt,  dasz 
|iem  jungen  manne,  der  nicht  von  Universität  zu  Universität  wan- 
Im ,  sondern  auf  einer  einzigen  eine  um  so  solidere  bildung  ge- 
I,  ^nen  will,  die  möglichkeit  geboten  wird,  mit  einer  solchen  beim- 

t [ehren,  alles  ist  hier  ungeordnet  und  dem  zufall  überlassen ,  wie 
mosthenes  von  den  athenischen  kriegsangelegenheiten  sagt,  im 
jgensatz  zu  den  festlichkeiten  in  Athen,  als  Friedrich  August 
olf  die  Philologie  in  Halle  vertrat,  freilich  er  als  der  einzige  wirk- 
be  und  wahrhafte  philologe,  konnte,  wer  sich  in  seine  schule  be- 
),  gewis  sein  als  ein  tüchtiger  philologe  eine  lückenlose  ausbildung 
n  lehrer  heimzubringen. 

Und  so  vermisse  ich  denn  den  einheitlichen  mittelpunkt  in  der 
*^,;rdnung  und  leitung  der  Studien,  um  den  sich  diese  sammeln, 
""^  i  dem  aus  sie  beherscht  und  bestimmt  werden,  dem  sie  ihre  för- 

N.  jährt»,  f.  phiU  a.  pid.  II.  «^t.  1879.  hft.  8.  23 


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SM 


Koctet  toholaiticae. 


dernden  und  bildenden  kräfte  zufuhren ,  dem  sich  billig  jedes  der- 
selben unterordnen  sollte,  dieser  mittelpunkt  ist  eben  nicht  toi* 
banden,  wie  er  bei  Wo  1  f  und  B  o  e  c  k  h  in  dem  begriff  der  altertums- 
Wissenschaft  lag,  wie  er  ohne  zweifei  auch  bei  Gottfried  Her- 
mann dagewesen  ist,  wie  man  ihn  freilich  aus  dem  Verzeichnis  sei- 
ner coUegien  und  aus  den  berichten  seiner  schüler  vermuten  musz. 
jetzt  will  jedes  dieser  schönen,  guten,  interessanten  coUegien  etwas 
für  sich  sein,  für  sich  eine  geltung  und  einen  wert  haben,  statt  dasz 
es  darnach  streben  sollte  zu  helfen,  zu  dienen ,  mit  einzugreifen,  um 
den  zweck  der  philologischen  ausbildung  unseres  zukünftigen  gjm- 
nasiallehrers  zu  fördern,  die  folge  davon  ist,  dasz  der  junge  philo- 
löge  mit  kenntnissen  mancher  art  wol  ausgestattet  zu  uns  ins  amt 
tritt,  aber  mit  kenntnissen,  die  er  vielfach  nie  wird  verwerten 
können,  während  er  in  seiner  eigentlichen  berufsthätigkeit,  auf  die 
wir  ihn  hinweisen  müssen,  ungeübt,  ungeschickt,  hilflos  dasteht, 
und  sich  mit  erinnerungen  aus  seiner  früheren  Schulzeit  oder  mit 
experimentieren  behelfen  musz.  das  würde  anders,  viel  anders  wer- 
den, wenn  die  Universitätslehrer  mehr  bedenken  wollten,  dasz  es  ihre 
aufgäbe  ist,  nicht  so  wol  schätze  von  kenntnissen  zu  verbreiten,  al? 
vielmehr  gymnasiallehrer  von  einer  tüchtigen  und  soliden  ausbüduiig 
uns  zu  schaffen. 

Sie  wollen,  nahm  der  prediger  das  wort,  die  philologie  von 
ihrer  höhe  als  Wissenschaft  herabziehen,  indem  sie  dieselbe  der  praxis 
unterordnen  und  der  praxis  dienstbar  machen,  das  wäre  etwa,  wie 
wenn  bei  uns  die  Wissenschaft  von  gott  und  göttlichen  dingen  be- 
stimmt würde  durch  die  pastorale  seelsorge  so  wol  dem  ganzen  der 
kirche  als  auch  dem  einzelnen  gliede  derselben  gegenüber,  oder  mit 
andern  werten,  wie  wenn  die  theologischen  facultäten  in  missions- 
häuser  umgewandelt  werden  sollten. 

Ihr  einwurf,  sagte  mein  vater  lächelnd,  läszt  mich  ungekränkt. 
denn  in  den  verschiedenen  disciplinen  verhalten  aich  theorie  und 
praxis  in  einer  verschiedenen  weise,  in  der  tbeologie  überwiegt  bei 
weitem  die  Wissenschaft  die  praxis,  das  kennen  das  können ;  und  doch 
werden  auch  Sie  zugestehen,  dasz  auch  in  ihr  ein  zug  ist,  der  von  der 
Wissenschaft  zur  praxis,  wie  umgekehit  ein  zug,  der  von  der  praxis 
zur  Wissenschaft  führt,  und  es  sind  nicht  blosz  bedeutende  tiieolo- 
gische  werke,  wie  praktische  commentare  usw.,  die  diesem  zage 
ihren  Ursprung  verdanken ,  sondern  die  allerbedeuiendsien  erschai- 
nungen  in  der  kirche  und  reformatoren  der  kirche  sind  auf  diesem 
boden  einheimisch.  Wissenschaft  und  praxis  gehören  notwendig  zu- 
sammen, und  haben  beide  ein  verlangen,  wenn  sie  sawuiillder  ge- 
gangen sind,  sich  zu  nähern  und  auszugleichen,  doch  um  unt  nidit 
in  ferne  und  fremde  gebiete  abermals  zu  verimiit  erwSgen  Sie  ge- 
fälligst, das2  die  philologie  ursprünglich  gar  mxkt  eine  Wissenschaft 
gewesen  ist,  wmäm  eia  ToUee  und  tiefes  leben  in  den  geistigen 
prodneüoiien  des  eltertmnsy  dalier  es  nm  so  weniger  schwer  Men 
kann,  sie  zn  besdirlnkeii  anf  das,  was  dem  zukünftigen  lehxv 


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Koetes  sciholasticM.  355 

weBentBeh  notwendig  isi.  ttberdies  kann  ich  Urnen  ra  Ibrvr  be- 
ruhigung  sagen,  dass  auch  ander»  mlnner  ala  idianner  idnilmdater 
neh  auf  diesen  atandpnnkt  gestellt  haben,  leate,  denen  ffie  wahiUdi 
mM  den  rorwwei  der  miwisienaeluiftliebkeit  maehen  werden,  wie 
1  i.b.Liieian  Maller  inPeterslmig  in  seiner  aeiurift  über  Bitfehl. 

balten  wir  also  das  ftst,  dass  rar  philologischen  anslNldnng  yor 
I  allem  das  gehöre,  was  den  jungen  philologen  ro  seinem  kfinffcigen  - 
,  berufe  ittehtig  nnd  gescUekt  maeht,  und  thm  die  dam  erforderliehe 
i  tnänni,  sidiwheit  und  sdftHrtSndigkeit  gewlhrt,  so  werden  wir 

1)  damit  das  stadhun  der  philologie  von  allerlei  disdplinen, 
die  riäi  an  dassdbe  im  laaliB  der  zeit  angesetst  haben,  reinigen 
kOuuni« 

I       Wenn  IK#  mir,  wandte  Ueranf  der  prediger  ein,  damit  nieht 
j  der  pUlelogie  eins  imd  die  andere  ihrer  lebensadem  abschneiden. 
I  die  wksensäialt,  jede  Wissenschaft  strebt  naeh  erweiterang,  erwer- 
bong,  doeh  lassen  sie  hOren,  wie  sie  jenes  Aberfiflssige,  fiberiiSngettds 
von  dem  wesrartÜihen  zu  scheiden  gedenken« 

Erstens  erwidere  ich  Urnen,  sagte  mein  vater,  dasz  ich  dabu 
{  bebarre,  die  philologie  nicht  als  Wissenschaft  zu  betrachten,  sondern 
{  als  eine  künstlerische  thätigkeit,  bestehend  in  dem  richtigen  Ver- 
ständnis der  werke  d^  altertums.  mOohte  nun  die  philologie  als 
I  Wissenschaft  das  streben  haben  sich  zn  erweitem,  so  liegt  dieses 
streben  der  philologie,  wie  wir  sie  zu  fassen  Ubereingekommen  sind, 
I  ganz  fem.  ihr  zug  geht  nicht  in  die  weite,  sondern  in  die  tiefe;  sie 
ist  nicht  auf  das  allgemeine,  sondern  auf  das  individaelle  und  ein- 
I  zel&e  gerichtet,  wie  denn  alle  kunst  auf  beschrttnkong,  nicht  anf 
Universalität  gebt,  sodann  will  ich  ja  nicht  leagnen,  dasz  die  auf- 
gäbe der  Philologie  mne  unendliche  fbrderung  erfahren  kann  durch 
benatsong  dessen  was  anf  anderen  gebieten  des  Wissens  Oberhaupt 
oder  des  philoh^fiscfaeB     wie  ich  es  der  kürze  halber  nennen  will 
j   ~  spedell  gewonnen  und  geschafft  ist;  aber  ich  meine  nur  nicht, 
I   dasz  aus  allen  den  gebieten,  aus  denen  der  philologie  belehrung  nnd 
förderung  zu  teil  wird,  sollen  besondere  d^d^iiMn  fOr  die  jungen 
pbilologen  gebildet  werden. 

Wie  meinen  Sie  das?  fragte  der  prediger. 
;        Ohne  zweifei  ist  die  philologie ,  wie  wir  sie  fassen ,  eine  leben- 
1   ^ige  und  lebensvolle  disciplin.  sie  begnügt  sieb  nicht  damit,  zu 
]fiderholen,  was  in  früher  zeit  zum  Verständnis  der  alten  geleistet 
;    ist,  und  den  alten  kohl  wieder  aufzuwärmen,  sondern  sie  hat  das  be- 
j    streben,  auf  dem  gründe  des  alten  nnd  bewährten,  dauerhaften,  soli- 
'    tien  weiter  zu  bauen,  jede  neue  mündliche  oder  schriftliche  leistung 
j    äuf  ihrem  gebiete  macht  darauf  anspruch  ein  neues  zu  sein,  ein  aus 
der  Seele  des  philologen  neu  und  frisch  hervorgegangenes,  natürlich 
I    streckt  sie  ihre  fühlhömer  nach  allen  Seiten  aus ,  um ,  was  auf  an- 
dern gebieten  gewonnen  ist,  wenn  sie  und  so  weit  sie  davon  ge- 
I    ^jrauch  machen  kann,  sich  anzueignen,  abgesehen  davon,  dasz  sie  sich 
;       der  höhe  der  philologischen  forschong  za  erhalten  hat,  und  sich 
j  23» 

) 

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866 


Koetai  Mliolaitioie. 


Tor  «iacnii  sorttflldblaibeB  kflUi.  d«im  ne  wiiis,  wie  mikmtx  «8  fibr 
4»  tiimial  svtekgebUebMMB  iil,  4i»  nefU»  ▼orwirte  iMmb- 
d«ii  Wiedtr  flimidu^.  folgt  aoa  aber  teMS  die  »eiwwidiglnit, 
iidi  ftber  ihre  naittrliolien  gremea  lumos  fa  erweiletn?  gevisae 
dieeqikliaBa  ale  wiaeanseliiftliebe  gsnie  siob  antneigBMii,  die  widi- 
tages  meiterial  ffta  ihre  q>edelle  thätigkeit  darbieten?  ich  denke 
neitti  und  immer  wieder  nein,  in  allen  geistigen  gebieten  ist  wie 
in  dem«  des  bürgerlichen  lebens,  je  weiter  die  thätigkeit  fortscbrei- 
tet,  dae  princip  der  arbeitteilnng.  jede  disciplin  arbeitet ,  Inden  ai» 
Mk  aelber  ferlbüdet  und  yervoUkommnet;  bewnet  oder  bewnatlos, 
ftir  unzählige  andere,  die  finmdes  sich  aneignen  und  «i^aes  dar- 
reiohen,  die  eine  band  nun  geben,  die  andere  znm  nehnien  und  6i&* 
pfangen  0ffiMnd.  m  dieasr  gegenaeiti|^t  bietet  nnaeve  aeit  die 
racbste  anregung  und  gdegcnheiti  wenn  wir  nur  sie  an  anteen  und 
auszubeuten  wissen,  kein  menscb  verlangt  von  uns,  dasz  wir  über- 
all ala  focaeher  oder  aneh  nnr  als  mitfomdier  ekMareten ;  das  abar 
kann  man,  alao  aneh  von  jangen  Philologen,  Teriangen,  dasz  wir  unser 
auge  steta  wach  und  scharf  erhalten,  nm  anngandee,  förderndes, 
biidendea,  wo  oe  sich  aufthut,  so&ri  an  gewahren  und  zu  erkennen, 
ohne  daaa  wir  genötigt  aind,  das  viele  an  und  Uta  aiok  gnie,  aber 
ftlr  uns  unbrauchbare  mit  in  den  kauf  zu  nehmen,  waa  man  nicht 
bianeht,  iat  eine  aohwere  laet,  und  eine  thorheit  ist  es ,  sieb  ,  zumal 
in  dem  mttbevollen  bemf  einea  lehren,  ani  einem  hallaat  nnaAtcea 
Wilsens  zu  beschweren. 

So  zum  beispiel?  sagte  der  prediger. 

Es  ist  keine  frage,  dasz  von  der  vergleichenden  sprach forschuug 
aus  die  lateiuische  und  die  griechische  grammatik  ein  neues,  unge- 
ahntes licht  erhalten  halben,  zuerst  der  etymologische  teil  desselben, 
jetzt  auch  die  syntax,  obwol  mir,  often  gestanden,  die  hoflnungen. 
welche  die  syntax  von  der  vergleichenden  Sprachforschung  erwarten 
soll,  etwas  zu  weit  ausgedehnt  und  verfrüht  erscheinen,  will  man 
nun  aber  deshalb  von  uns  philologen  fordern,  dasz  wir  als  pbilologen 
das  Sanskrit  studieren?  ich  will  gar  nicht  von  dem  mehrjährigen 
cursus  des  sanskrit  reden ,  der  jüngst  von  competenter  seite  in  Vor- 
schlag gebracht  ist,  aber  auch  in  der  beschränkung,  in  der  sie  etwa 
Georg  Curtius  halten  würde V  dies  ist  eine  erweiterung  unseres 
Studiums,  deren  ausdehnung  gar  nicht  abzusehen  ist:  dies  ist  zwei- 
tens für  die  philologische  kenntnis  der  spräche,  soweit  diese  der 
lectürc  der  alten  autoren  dient,  nicht  nötig;  dies  lenkt  drittens  un- 
ser auge  von  unserer  eigentlichen  und  primären  aufgäbe  auf  ein 
seitwärts  liegendes  gebiet,  und  schwächt  unsere  kraft  und  unser  in- 
teresse,  die  wir  ganz  und  ungeteilt  den  alten  autoren  zuwenden  soll- 
ten, hier  heiszt  es  nun  resignieren,  wie  wir  in  dieser  weit  aui 
so  vieles,  schönes  und  wissenswertes  resignieren  müssen,  und  leih- 
weise nur  die  resultate  von  den  forschungen  anderer  uns  an- 
eignen, ohne  selber  an  den  forschungen  teil  zu  nehmen,  so,  denke 
ich  mir,  haben  es  diejenigen  gemacht,  welche  in  neuerer  zeit  die  eine 


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NoctM  schokMäcaft, 


367 


oder  die  andere  grammfttik,  die  der  Griechen  odtr  die  der  Römer« 
wissflniehafUioli  Tergetragoi  haben,  ich  denke,  um  noch  leboide 
za  ibergehen ,  nanienÜidi  aa  BittohL  so  habe  ich  selbst ,  wo  es 
mir  zweckdiealidi  udum^  x*  b.  snr  bessern  erklärung  der  Homeri- 
schen fofSMU  oder  m  Uamen  eniMriii  in  die  griechische  und  latoi- 
nische  OMiuiheorie ,  immer  von  diesen  rergieichenden  atadian  ge- 
brauch genaht,  d.  h»  nicht  ala  toaeher,  sondern  immeilttn  als 
dilettant,  gerade  nur  soweit,  nidit  um  ein  haar  wtiitatf  als  es  dia 
notwendigkeit  erforderte  oder  als  es  zur  erleichtemng  meiner  sohüler 
diente,  und  wie  die  philologie,  so  wird  auch  der  mkfinftiga  philo- 
logische lehrer  das  sanskrit  nicht  gebrauchen  können. 
Nehmen  wir  noch  ein  zweites  beispiel. 

Von  den  das  altertum  betreffenden  disciplinen  hat  sich  seU 
Winokdmanns  zeiten  die  archäologie,  und  zwar  besonders  die  der 
kirnst,  abgezweigt,  so  dasz  man  wol  daran  gedacht  hat,  der  Philo- 
logie als  zweiten  teil  die  archäologie  zur  seite  zu  stellen,  ich  fasse 
das  wort  in  seiner  allgemeinsten  bedeutung,  und  überlasse  es  denen, 
die  darin  mehr  zu  hause  sind  als  ich,  sie  in  eine  denkmiilerkunde, 
eine  lehre  von  den  kunstgeschichtlichen  ideen,  in  einen  technologi- 
schen teil  usw.  zu  teilen,  diese  archäologie  nun  erhebt^  wie  die  ver- 
gleichende Sprachkunde,  anspruch  darauf  als  eine  disciplin  zu  gelten, 
welche  fast  notwendig  zu  einer  soliden  philologischen  ausbildung 
gehört,  und  in  der  Instruction  für  die  prüfung  der  preuszischen  gym- 
nasiallehrer  ist  ein  besonderes  gewicht  darauf  gelegt ,  wenn  jemand 
mit  ihr  näher  bekannt  sei.  fragen  wir  uns  nun  aufrichtig,  was  sie 
dem  jungen  philologen  für  seine  philologische  thätigkeit  zu  nützen 
verspreche,  so  ist  der  gewinn  doch  ein  sehr  geringer  und  ein  sehr 
precärer.  das  letztere  deshalb,  weil  es  uns,  sobald  wir  im  amt©  sind, 
sehr  schwer  fallen  wird,  unsere  archäologischen  interessen  fort- 
schreitend zu  verfolgen,  wovon  die  folge  ist,  dasz  sie  allmählich  ab- 
sterben und  erlöschen;  das  erstere,  weil  diese  studien  äuszerst  wenig 
dazu  beitragen ,  uns  tiefer  und  tiefer  in  das  Verständnis  der  alten 
litteratur  einzuführen,  es  sind  und  bleiben  nur  mitzuteilen  einzel- 
heiten  und  äuszerlichkeiten,  auch  wenn  man  sie  so  geistreich  und 
belehrend  behandelt,  wie  das  vor  kurzem  Eeiffer scheid  in  einem 
ßreslauer  lectionskataloge  gethan  hat,  und  es  bewährt  sich  noch  immer 
<ias  alte  wort,  dasz  eine  einzige  inschrift  mehr  licht  um  sich  verbrei- 
tet, als  eine  ganze  reihe  von  monumenten.  was  haben  uns  denn 
Schhemanns  ausgrabungen  in  Ithaka,  Troja  und  Mycenae,  was  die 
bildwerke  von  Cypern  gebracht,  um  nur  etwas  von  dem  allerneustea 
Ol  erwähnen,  als  eine  rUthselhatte  Vorstellung  von  gewissen  cultur- 
*^*tänden,  die  jenseits  der  griechischen  liegen,  und  nur  des  ent- 
^•nbernden  wortes  harren,  ura  aus  ihrer  erstarrung  erlöst  zu  werden  ? 
lA  aage  da  ein  vermessenes  wort,  aber  so  wenig  als  eine  wahre 
^^ierigkeit  im  Homer  durch  vergleichende  Sprachforschung  gelöst 

oben  so  wenig  ist  uns  durch  die  archäologie  eine  stelle  des 
fl^tf,  Hesiod  oder  der  tragiker  klarer  und  aufgeftchlosöener  ge- 


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368 


Kootet  Bcholaitiotie. 


worden,  die  kunstwerke  erhalten  ihr  liebt  aus  der  litteratur,  und 
ein  Widerschein  von  diesem  lichte  fällt  vielleicht  auf  die  litteratur 
larttck;  es  ist  auch  mOglich,  dasz  die  werke  des  frei  schaffenden 
geistes  von  der  kunst  aufgenonmien ,  nachgebildet  und  weiter  fort- 
gtbildet  werden ;  aber  ihr  eigentliches  Verständnis  können  sie  nur  ! 
aus  nch  selber  erhalten,  und  was  hier  und  du  für  das  philologische 
interwte  abfällt,  das  wird  der  tüchtige  mana  auch  ohü»  eigeiUliclid 
kvaststndien  sich  heranzuholen  wissen. 

Doch  lassen  Sie  uns  weiter  gehen,  das  philologische  Studium 
wird,  wenn  wir  uns  den  zukünftigen  gymnasiallehrer  vor  äugen 
stellen,  hierdurch  nicht  nur  von  einer  unmasse  eines  nur  spärlicbea  , 
Wissens  entleert  und  gereinigt,  sondern  auch,  was  notwendig  damit  ! 
zusammenhängt  und  gleichsam  die  andere  .-eite  unsrer  bisherigen 
erörterung  bildet,  an  Interesse  und  energie  für  die  eigentliche  philo- 
logische aufgäbe  gewinnen,  es  ist  das  zweite,  was  ich  recht  sehrzü 
beherzigen  bitte,  doch  um  zu  sehen,  wie  sehr  wir  uns  vor  aller zer- 
Bplitterung  wahren  und  nach  concentrierung  unsrer  studien  streben 
müssen,  werden  wir,  denke  ich,  gut  thun,  zu  unserra  vorhaben  zu- 
rückzukehren und  einen  überblick  über  die  philologie  suchen,  wie 
sie  fiich  uns  in  ihrer  einfachen  und  einfachsten  gestalt  darstellt. 

Wir  wollen  keine  regelrechte  definition  der  philologie  suchen, 
wie  sie  an  die  spitze  der  encyclopädieen  gestellt  zu  werden  pflegt; 
es  genügt  uns  dasz  sie  eine  künstlerische  thätigkeit  ist,  gerichtet  auf 
das  Verständnis  der  litterar ischun  productionen  der  Griechen  und 
Römer,  oder  aber,  wenn  wir  wollen,  die  kunstlehre,  welche  zu  die- 
ser künstlerischen  thätigkeit  die  anleitung  gibt,  hieraus  folgt,  dasz 
die  philologie,  in  diesem  sinne  betrachtet,  die  Schriftwerke  der  alten 
zu  ihrem  hauptobjecte  hat.  die  verständnisvolle  lesung  dieser  Schrift- 
werke ist  also  die  eigentliche  aufgäbe  der  philologie.  die  verständ- 
nisvolle lesung  ist  die  aufgäbe  des  philologischen  lehrers  an  einem 
gyranasium.  wenn  daher  die  rede  ist  von  einem  guten  philologtü, 
so  denken  wir  sogleich  und  ohne  weiteres  daran ,  dasz  er  die  alten 
mit  gutem  Verständnis  zu  lesen  und  andern  zu  erklären  wisse,  dies 
macht  ihn  zu  einem  respectablen  philoiogen.  nicht  seine  kenntnis 
der  alten  geschieh te,  der  antiquitäten,  der  archäologie,  des  sanskrit 
usw.  wir  lassen  es  uns  gern  gefallen  und  nehmen  es  mit  in  den  | 
kauf,  wenn  er  auch  diese  kenntnis  besitzt;  aber  seinen  wert  und  i 
seine  tüchtigkeit  als  lehrer  messen  wir  nicht  darnach,  wenn  wir 
für  unser  gymnasium  einen  guten  philoiogen  suchen,  so  fragen  wir  | 
vor  allen  dingen  wie  er  die  alten  zu  lesen  und  sich  und  andere 
zu  einem  richtigen  und  lebendigen  Verständnis  zu  bringen  itt  1 
stände  ist.  ' 

Diese  lesung  hat  nun  drei  verschiedene  Stationen  zu  passierÄ 
diese  Stationen  folgen  nun  auf  einander,  aber  so,  dasz  die  vorh»* 
gehende  nicht  cessiert,  wenn  die  nächstfolgende  begonnen  hat,  SOB*  , 
dem  in  dieser  sich  erhält  und  fortsetzt,  ich  will  diese  Stationen,  ' 
kein  rechter  name  für  sie  vorhanden  ist,  vorläufig  als  die  deruB' 


Digiii/ea  by  xtnlc 

...  I 


Noel«!  loliolmticae. 


859 


mittelbaren,  der  liittoriseheBiiiidder wissentehaftlichen 

kaong  bezeichnen. 

Die  erste  Station  nmfaszt  die  lesung  der  alten,  wie  sie  tdion  auf 
der  aehule  beginnt  und  der  schale  eigentümlich  ist  :  von  der  schule 
ans  continuiert  sie  sich  durch  die  UBmrsitftts-  nnd  alle  folgende  leit. 
sie  ist,  nachdem  sie  mit  hilfe  der  grammatik  «nd  sonstiger  elemen- 
tarer diaeipliiMB,  die  iumm  hierher  gehören,  zur  sprachlichen  erkenni- 
nis  des  gelesenen  gekomneii  iei,  wesenftüdi  idealer  natur,  daher 
ieh  sie  agentlich  auch  so  neanen  sollte,  nnr  um  niafentftadnisae  so 
vermeiden,  will  iA  sie  die  «BBitlelbave  lesnagasimeB.  denn  in  der 
that  g^t  sie  TOB  einem  btgeisterieB  sinne,  tob  einer  idealeB 
aaf&ssung  der  aÜen  antoren  aus.  sie  hat  eine  reiche  falle  von 
gegenstanden  znr  Mswuhl ;  aas  dieser  nimmt  sie  diejenigen  stoflfe 
heraus,  welche  diesem  idealen  sinne  am  meisten  entsprechen,  es  ist 
eine  idealitSt  in  den  stofifen ,  welche  in  dem  begeisterten  sinn  des 
innren  pbilologen  ihren  widerklang  findet,  wer  diesen  idealen  sinn 
nicht  besäsze,  würde  auch  seine  schüler  nicht  in  diesem  geiste  bildeB 
und  erziehen  können,  was  er  nicht  selbst  besitzt  und  zu  eigen  hätte, 
würde  er  auch  nicht  mitteilen  und  zu  eigen  machen  können,  ein 
lehrer,  der  diese  Idealität  nicht  besäsze,  würde  mir  unter  alleB  um- 
ständen als  der  unbrauchbarste  und  untüchtigste  erscheinen. 

Diese  idealität  ruht  nun  auf  drei  stücken,  die  wesentlich  und 
untrennbar  zusammengehören,  d.  h.  wenn  eines  dieser  stttcke  fehlte» 
80  würde  das  ganze  zusammenfallen. 

1)  ist  der  inhalt  der  alten  litteratur  ein  einfach  wahrer  und 
naturgemäszer ;  er  hält  sich  eben  so  fern  von  dem  überscbwäng- 
liehen  des  orientalischen,  wie  von  der  subjectivität  des  modernen, 
das  masz  und  die  objectivitSt  kennzeichnen  ihn  so,  dasz  man 
auch  ohne  die  werte  sofort  heraus  erkennt,  aus  welchem  kreise  er 
entstammt  ist. 

2)  ist  die  spräche,  in  der  diese  gedanken  mitgeteilt  werden, 
Iclar  und  durchsichtig  bis  auf  den  boden  herab,  scharf  ausgeprägt, 
charaktervoll  und  energisch. 

3)  endlich  ist  eine  solche  Übereinstimmung  zwischen  form  und 
gedanken,  dasz  weder  ein  wort  nicht  treffend,  überhängend  oder  zu- 
rückbleibend hinter  dem  stoffe  erscheint,  noch  irgend  ein  teil  dessen, 
was  gesagt  werden  soll,  dunkel  oder  mangelhaft  ausgedrückt  ist. 

Für  diese  erste  art  der  lesung  ist  nun  die  schule  der  eigentliche 
^Ijt,  weil  diese  lesung  hier  noch  nicht  durch  anderweitige  rück- 
siehten  gestört  ist,  und  daher  der  schüler  wie  der  lehrer  ihr  sich 
ganz  hingeben  kann. 

Was  kann  nun  aber  die  Universität  dazu  thun ,  fragte  der  pre- 

^^ger,  diese  idealität  in  dem  zukünftigen  gjmnasiallehrer  —  denn 

^  diesen  handelt  es  sich  für  uns,  nicht  um  den  erfahrenen  und 

Wlativ  vollendeten  —  so  zu  bilden ,  weiter  zu  bilden ,  da  wir  eine 

''•^ng  hierauf  schon  von  der  schule  her  bei  ihm  voraussetzen 
mlaMiit 


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360 


Sie  kann,  erwiderte  mein  vater,  allerdings  manches  und  \iele8 
dazu  thun,  obwol  das  bebte  dazu,  die  begeisterung  für  das  altertum 
and  die  schriften  des  altertums,  schon  als  vorhanden  vorausgesetzt 
werden  musz  —  denn  wer  würde  sich  ohne  diese  einem  solchen  ' 
Studium  widmen?  zunächst  setze  ich  als  grundlage  eine  gramma-  i 
tische  kenntnis,  die  von  der  schule  aus  doch  immer  nur  als  eine  1 
elementare  mitgebracht  werden  kann,   hier  ist  dann  der  ort,  wo  1 
auch  die  vergleichende  Sprachforschung  ihre  dienste  anbieten  kann,  \ 
indem  sie  die  wortformen  nicht  blosz  aufzeigt,  sondern  auch  vor 
unsern  äugen  entstehen  lUszt,  und  das,  was  jetzt  gleichsam  in  er- 
starrung  vor  uns  liegt,  wieder  in  tiusz  bringt,  dann  aber,  und  dies 
wäre  hierbei  das  zweite,  möge  die  grammatik,  welche  bis  dabin  nur 
auf  einen  kleinen  Zeitraum,  den  der  classischen  latinität  sich  be- 
schränkte, nunmehr  über  weitere  räume  sich  erstrecken,  möglichen- 
falls von  den  iiltcbten  perioden  der  spräche  an  bis  zu  den  in  roh-- 
barbarei  versinkenden,  und  daneben  die  bruchstücke  des  altitaliscbeü, 
das  umbrische,  oscische,  volsciscbe,  und  wenn  es  sein  soll,  das  räth- 
selhatt  bleibende  etrurische  heranziehen,   drittens  aber  wird  diese  f 
grammatik,  welche  ich  der  Universität  überweise,  sich  gleichsam  | 
zügeln  und  beschränken ,  indem  sie  zu  gunsten  des  gedankens  wol  ii 
einmal  auf  ihr  strenges  gesetz  verzieht  leistet,  und  eine  freiere  be-  J 
wegung  der  spräche  zuläszt.  ' 

An  diese  grammatik,  welche  zugleich  das  strenge,  eisern  COB-  j 
sequente  gesetz  repräsentiert,  und  doch  zugleich  die  spräche  im  ^ 
werden,  im  flusz,  in  der  entwicklung,  in  der  abstreifung  jener  bände  I 
aufzeigt ,  werden  dann  hinzutreten  jene  erweiterungen  der  grassmtr  n 
tik,  wenn  ich  sie  so  nennen  darf:  die  lehre  von  der  woftbedfiotuiig  ü 
und  worihildung.  ich  ventehe  darunter  die  büdung  von  w<Nrta  und  1 
wortgruppoi  «og  dea  allereinfachsten  stttminen  und  wwrzela  hxaaoB,  1 
was  uns  dana  wieder  den  vergleichenden  apraohttodiia  Bnatt&att*  [ 
bar,  nnwideroiehU«^  in  die  «nne  iroibi  hier  sttmal  thal  dem  jungen  . 
manne  eine  Mxm  hmd  «ur  Itiirung  not,  daadt  er  nndehere»  nd  I 
zweifelhaftes  soheide  vom  festen  und  gewissoii  nad  sieh  niehl  in  ^  1 
irrwege  einer  iidBoben  und  wkelurteB  eljmk^  niidie-  | 

ser  bedentiuigslehre  siebt  dann  in  ininnM.teeBi  snsamqMnhsiif^ 
die  synonjmik,  die  sich  grossenteüs  ja  anf  etjmologie  aofban^ 
jene  irrlichtemde  diseipUn,  £m  ebcoi  so  dt  sdbarf  dbamktenstisdi» 
2tlge  zeigt,  wie  m  diese  bis  znv  uakenntUebkeit  wieder  Terwisob^i  ' 
daher  es  fraglich  ist ,  ob  hier  das  nnterselieideade  oder  das  gesaaBr 
same  nnd  gäisbe  praevaUers»  aneh  hierfikr  bedarf  der  junge  philo*  { 
löge  einer  leitung.  Sie  sehen,  wie  sich  sehen  jetet  die  goame  <ier 
!  disciplinen  tun  nnsem  zögling  aehrt  nnd  ansshwUlt»  Q9d  wie  uns 

I  zeit  nnd  loralt  besobniilen  werde»,  nm  uns  «bw  benMhbarte«  ^ 

■  nicht  notwendig  uns  ziOfehOrige  gebiete  ansanbreiten. 

Ich  mnsz  ä>er  noch  weiter  gehen» 
I  loh  sprach  yorher  von  der  idealitftt  der  darstellnng«  aeh4aok^  I 


■  *J  Digiii/ea  by  LiOOgle 


861 


dam  daaii,  dan  dk  Torknuigni  §aaz  yon  diesem  g^iste  durch- 
drungen seien ,  dann  aber  damit  ^  MflchAenitte  weise  dio 
höbe  idealhit  in  diesem  zusammenklingen  von  wort  und  gedaakm 
nachgewiesen  vcKde«  denn  die  werke  dar  alten  sind  auch  da,  wo  aa 
MhoBMi  kamiy  ala  ob  ihre  spräche  in  anakolutiuMi  sich  fesselloser 
bewege,  mit  Tollem  imd  stetigem  bewostsein  gearbeitet,  natürbeb 
sind  die  altem  aatoren  siah  darin  nicht  gleich,  es  gibt  «neb  der«Bt 
wo  fl|iraeha  «ad  gedanken  auf  die  niedrigste  atufe  herabsinken,  und 
niobt  fOBiiÜTe  roheit ,  sondern  die  ansaerste  verkoanmeaheit  odfea- 
\mc9xu  dia  aehule  aber  bat  daa  reoht^  sich  das  beste  und  ange- 
messenU  «oamrählen  aus  dem  reichen  schätz  des  ttberlieferteii* 
bei  diesem  ausgewählten  aber  kann  nicht  genug  bewust^ein,  plan 
imd  absicbtliohkait  Toransgesetzt  werden,  diese  absichtlichkeit  hat 
den  classischen  autoren  so  zu  sagen  den  ghffel  geführt,  wir 
kennen  nun  die  gnmdsätze,  nach  denen  sie  gearbeitet ,  die  formen, 
in  die  sie  ihre  gedanken  gegossen  haben,  selbst  bei  den  erhabensten 
>  dichtem ,  bei  den  feurigsten  und  schwungvollsten  rednern  ist  dos 
i  Schema  ihrer  poesie,  die  form  ihrer  rede  im  ganzen  und  einzelnen  nach- 
i  gewiesen  worden.  Boeckh  und  Dissen  haben  dies  vor  langen  jähren 
'  an  Pindar,  Dissen  und  jüngst  Kehdantz  haben  es  an  Demosthenea 
nachgewiesen,  die  alten  haben  nicht  einmal  so  sehr  nach  abwechs- 
lung  und  mannichfaltigkeit  gestrebt;  es  wird  fast  ermüdend,  immer 
denselben  Wendungen  zu  begegnen,  um  so  mehr  ist  die  genaueste 
kenntnis  dieser  grundsiitze  und  lehren  fUr  den  lehrer  wichtig,  die 
schule  treibt  diese  Sachen  nur  bewustlos;  der  junge  philologe  musz 
sie  aber  ganz  speciell  kennen,  die  alten  sind  hier  vollständig  ge- 
schult, und  auf  dieser  Schulung  beruht  zum  groszen  teil  ihre  Sicher- 
heit, bis  ins  elementare  hinab  reicht  diese  strenge  zucht,  wie  wir 
z,  b.  aus  dem  alexandrinischen  rhetor  Theon  ganz  deutlich  sehen 
können,  hieraus  ergibt  sich  nun,  dasz  der  zukünttige  lehrer  auch 
hierfür  die  rechte  anleitung  erhalte ,  und  eine  kenntnis  der  antiken 
rhetorik  und  poetik,  worin  ich  die  metrik  einschliesze,  mit 
\     zum  amte  hinzubringe. 

Sie  sehen,  mein  bester  freund,  dasz  wir  schon  eine  bedeutende 
zahl  von  Vorlesungen  der  unmittelbaren  oder  idealen  lesung 
^  alten  autoren  haben  zugestehen  müssen. 

Ja  wol,  erwiderte  der  prediger,  aber  über  nichts  freue  ich  mich 
1     so  sehr,  als  dasz  Sie  die  Stilistik  —  so  will  ich  nemlich  statt  rhe- 
I     torik  sagen  —  der  grammatik  angeschlossen  haben,    denn  in  der 
that  ist  sie  eine  fortsetzung  des  grammatischen,  indem  sie  uns  zeigt, 
wie  auf  der  unterläge  der  grammatik ,  welche  die  allen  gemeinsame 
'     ifit,  die  indi vidua Ii  tat  sich  sprachlich  bewegt  und  bewegen  kann. 
Die  zweite  stufe  der  lesung  ist  die  historische,  sie  gehört 
lüüht  mehr  auf  die  schule ,  sondern  sie  ist  sache  der  Universität,  sie 
I8t  auch  weniger  sacho  des  Unterrichts,  als  des  eignen  Studiums  und  • 

eignen  thätigkeit;  es  ist  bei  ihr  nicht  die  frage  nach  der  Schön- 
heit and  angemessenheit  des  ausdrucks,  sondern  dasz  der  junge 


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m 


Philologe  die  alten  autoren  in  einem  hisioriscben  lichte  und  in  einem 
gewissen  zusammenhange  betrachte,  wir  verlangen  mit  recht,  dasz 
der  jonge  pbilologe  seinen  sinn  darauf  richte,  nicht  eine  und  die 
andere  der  bedeutendsten  und  anziehendsten  Schriften  —  oder  auch 
einen  oder  den  andern  autor  zu  studieren ,  sondern  das  ganze  ge 
biet  der  alten  litteratur  kennen  zu  lernen,  er  wird  sich  dann  immer 
auf  weniges  zurückziehen  und  beschränken  können ;  jetzt  aber  han- 
delt es  sich  für  ihn  darum,  sich  in  diesen  weiten  räumen  vorläufig 
zu  orientieren  und  die  einzelnen  teile  derselben ,  gleichfalls  nur  vor- 
läufig, kennen  zu  lernen,  es  ist  doch  ein  unterschied ,  ob  man  eine 
Sache  für  sich  allein  oder  in  Verbindung  mit  anderen  betrachtet. 

Diese  historische  lesung  kann  nun  entweder  so  geschehen,  dasz 
man,  wie  die  groszen  holländiscben  philologen  gethan  haben,  mit  den 
ältesten  autoren,  also  etwa  mit  Homer  anfängt,  und  dann  so  bis  zu 
den  spätesten  Byzantinern,  die  noch  hierher  gehören  oder  nicht  mehr 
hierher  gehören,  heruntergeht,  oder  aber  indem  man  gruppen- 
weise verfährt,  ohne  dabei  jedoch  das  chronologische  auszuschiieszen. 
diese  gruppen  heben  sich  von  dem  Untergründe  deutlich  ab  und  zei- 
gen einen  innern  Zusammenhang,  wie  wir  in  der  modernen  litteratur 
nicht  wieder  antreffen.  Aeschjlus ,  Sophokles  und  Euripides ,  dann 
ein  absterben  der  tragischen  kunst;  Herodot,  Thukydides  und  Xeno- 
phon  ,  worauf  die  geschichtschreibung  jählings  dem  verfall  des  asia- 
niseben  stiles  entgegengeht,  eben  so  mit  den  grösten  rednem  so- 
fort der  plötzliche  stürz,  es  ist  klar,  dasz  nur  im  fortschritt  von 
Herodot  ein  volles  Verständnis  für  Thukydides  gewonnen  werden 
kann,  so  ist  es  nun  überall  in  der  alten  litteratur.  wir  würden  es 
noch  mehr  sehen,  wenn  nicht  grosze  lücken  darin  gerissen  wären. 

Auch  hier  tritt  nun  die  Universität  hilfreich  mit  Vorlesungen 
ein,  welche  den  jungen  philologen  vorläufig  über  dies  gebiet 
orientieren;  das  eigentliche  durchwandern  und  hierbei  selbst  das 
auge  offen  haben,  um  zu  sehen,  zu  beobachten,  zu  vergleichen,  zu 
reÜectieren  wird  seine  eigne  sache  sein,  hierdurch  sind  der  litte- 
raturgeschichte,  welche  hier  ihre  notwendige  stelle  hat,  zugleich 
mit  dieser  berechtigung  auch  die  notwendigen  schranken  gezogen, 
sie  soll  helfen  und  dienen,  nichts  für  sieh  sein  wollen;  sie  soll  dit 
eigne  lectüre  vorbereiten,  begleiten  und  recapitulierend  abscblieszen, 
einstweilen  abscblieszen,  nicht  sie  ersetzen,  was  hilft  es  demiB' 
gehenden  philologen  zu  wissen,  wann  z.  b.  die  Achamer  des  AMO' 
phanes  aufgeführt  dnd,  wenn  er  das  stück  ungelesen  läszt? 

Doch  Inermit  ist  die  aufgäbe  der  historischen  lectflre  BOflh* 
keineswegs  abgeschlossen,  sie  soll  nicht  passiver  natur  sdn  VM^ 
bleiben,  sie  wird  darnach  streben ,  auf  jedem  gebiete  den  spisok' 
gebranch  nnd  die  ausdmcks-  und  darstellangsweise  kennen  n 
Ml,  nt  ttigleidien,  zu  unterscheiden,  poesle  von  prosa,  epikic 
lysikir,  den  hiaiorisdien  stil  Tom  redn^schen  md  phüosoplnNlMii 
imd  wieder  die  duelnen  «itoren  jedes  faehas  utw.  es  gihSii^ 
BebarÜBB  «ngadasn,  daa  indlriiaeBe  cnd  gemeinaa— 0 «1  aetoi  w 


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CS  ist  mebt  mit  dem  bloszen  mImii  giUian,  sondern  dies  sehen  greift 
wieder  am  tidi  und  treibt  zum  sammeln  des  beobachteten  in  ad- 
Yersarian,  walohe  bekanntlich  der  stolz  der  holländiselMB  philo« 
logen  waren,  weiter  und  wiittr  wird  aie  das  griechische  vom  römi- 
schen scheiden ,  das  antike  vom  modernen,  wit  iah  aber  vorher  be* 
markte,  dasz  die  ideale  bildiuig  sieht  aufhöre ,  wenn  die  iiietansohe 
anfange,  so  bewegt  sich  der  gute  und  wahre  philologe,  eo  limge  er 
lebt  und  etrebt,  im  dieMr  lectüre  der  altem,  tei  es  dasz  er  mit  be- 
geistertem ange  die  ewigen  werke  derselben  anschaut,  sei  es  dasz  er 
diese  denkend  und  refleotierend  an  sich  vorübergebem  Hart.  Aber 
Venn  diese  lectttre  auch  ein  objeot  für  die  beschäftigong  eimee  gsn« 
zen  lebeaa  iat,  so  kann  ihr  anfang  doch  nicht  frühzeitig  genug  sein, 
sobald  das  äuge  hinreichend  gebildet,  das  urteil  himreichemd  geetttrkt 
ist.  und  hierzu  mnsz  dem  jungen  manne  durchaus  auf  der  Universität 
räum  gelassen  werdem,  daie  er  in  dieeem  rttnmea  sieh  ün  «nd  leioht 
bewegen  lerne. 

Zu  dieser  idealen  und  historischen  lesung  tritt  nun  als  dritte 

;    diejenige,  welche  ich  als  wisssenschaftliche  bezeichnet  habe 

1  der  ausdruck  ist  allerdings  nicht  ganz  treffend,  da  die  art  der  lectüre, 
die  ich  meine,  nicht  sowol  auf  Wissenschaft  als  vielmel^auf  eine 
von  gebildetem  denken  geleitete  künstlerische  thätigkeit  gegründet 
ist,  indes  lassen  Sie  den  namen,  wenn  wir  nur  über  die  sache  einig 
sind,  also  noch  ein  paar  worte  Uber  die  wisaenachaltliohe 
lesung  der  alten  autoren. 

In  der  idealen  und  historischen  lesung  verhält  sich  der  lesende 
überwiegend  recipierend;  diese  recipierende  thätigkeit  würde 
endlich  zu  einer  alonormen  Schwächung  und  läbmung  der  geistigen 
krätte  führen,  auf  der  schule  müssen  wir  aber  Überall  dieser  recep- 

j  tion  eine  production  entgegenstellen ;  der  schüler  selbst  hat  das  ge- 
fttbl,  dasz  er  eines  solchen  antidoton  bedarf,  in  der  geschichte  sind 
^  die  landkarten,  die  er  zeichnet,  die  historischen  tabellen,  welche 

I  er  entwirft,  in  der  mathematik  sind  es  die  aufgaben,  die  er  löst,  für 
die  alten  sprachen  leisten  diesen  dienst  die  schriftlichen  arbeiten, 
exercitien,  extemporalien  un>l  aufsätze,  welche  letztern  hr.  schulrath 
Baumeister,  wie  es  mir  scheint,  mehr  in  ihrer  Schwierigkeit  als 

I  in  ihrer  nützlichkeit  gewürdigt  hat.  gerade  diese  aufsätze  bieten 
dem  Schüler  die  möglichkeit,  und  zwar,  so  weit  ich  beobachten 
konnte,  eine  dem  schüler  selbst  willkommene  möglichkeit  zu  einer 
*rt  von  reaction  gegen  jene  ewige  ermüdende  reception.  ich  kann 
Hiebt  sagen,  dasz  ihnen  diese  arbeit  unlieb  wäre;  sie  drängen  mich 
Wier  sogar,  dasz  ich  ihnen  dazu  entgegenkomme,  dasz  ich  ihnen  an- 
biete,  eigne  gedanken,  eigne  urteile  in  einer  spräche  darzu- 
^Uen,  die  sie  durch  die  lectüre  liebgewonnen  haben,  doch  dies  nur 
DtÜlnfig;  ich  werde  schon  einen  andern  ort  finden,  um  mich  der 
•foien  aufsätze  anzunehmen,  die  ich  noch  immer  als  die  blüte  der 
Symnasialbildung  betrachte,  nicht  als  alte  und  veraltete  scharteken, 
einer  bessern  und  edlem  beschäftigung  mit  den  alten  weichen 


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364 


üootM  aoholaatiottr. 


•olkiu  Mb  mme  allezcüiigi,  dasz  eine  besdiSftigmig  mit  den  alten» 
wie  wir  sie  bis  jetzt  kamen  gelernt  liabe%  sieht  attsmoliti  «mktzi- 
haftes  und  tttcbtiges  geachladit  von  Ufara»  sa  bilden. 

So  lassen  Sie  uns  denn,  tagte  dar  pvadigsr,  Tom Ihrer  wiatei- 
iOhaf  tlichen  lesung  hören. 

Bis  jetzt  bat  der  junge  philologe  es  mit  einaoi  taska  kl  UuuI) 
den  erbonafide  an-  und  aufnimmt)  und  mit  dam  ar  ca  einem  be- 
friedigenden Verständnis  des  gelesenen  vorzudringen  sucht,  er  ge- 
wahrt aber  bald ,  dasz  Schwierigkeiten  und  hindernisse  vorhanden 
sind,  an  denen  er  nicht  leichten  fu»zes  vorbeikommen  kann,  der 
text  ist  nicht  so  klar  imd  rein,  wie  es  ihm  anfangs  scheinen  mochte, 
er  zeigt  eine  anzahl  von  verderbten  lesarten,  die  man  durch  con- 
jectur  zu  heilen  gesucht,  er  zeigt,  auch  wo  keine  solche  Verderbnis 
vorliegt  oder  vorzuliegen  scheint,  differenzen  ,  zwischen  denen  man 
zu  wählen  und  zu  entscheiden  das  bedürfnis  und  die  pflicht  ftlhlt. 
•  und  hinter  dem ,  was  sich  ihm  als  das  nächbte  und  natürlichste  Ver- 

ständnis darzubieten  schien,  lagern  sich  oft  bergehohe  iaterpretations- 
versuche  früherer  gelehrten,  die  sich  mit  demselben  autor  beschäftigt 
haben,  diese  versuche  nun  hat  der  philologe  zu  prüfen,  zu  beur- 
teilen, dy  gute  und  rechte  zu  wahren,  das  falsche  zurückzuweisen, 
neue  versuche  an  die  alten  zu  reihen,  dies  kann  er  nun  thun  auTO- 
CXCbtacTiKUJC ;  er  kann  es  aber  auch  versuchen ,  indem  er  sich  einer 
wissenschaftlichen  führung  anvertraut,  die  ihm  von  der  kritik  und 
bermeneutik  dargeboten  wird,  eine  von  hermeneutik  und  kritik 
geleitete  lecttlre  ist  nun  diejenige,  welche  ich  wissenschafUicbe 
lectüre  nannte. 

Eine  solchb  lectüre  ist  nun  sehr  schwierig  und  sehr  mühsam; 
sie  kann  nicht  an  allem,  was  wir  lesen,  von  uns  versucht  werden,  son- 
dern sie  kann  sich  nur  auf  einen  kleinen  kreis  oder  einzelne  autoren 
beziehen,  und  hier  einen  nach  dem  andern  vornehmen ;  aber  der  weg 
ist  unumgänglich  für  jeden  philolologen  zu  gehen,  und  wer  ihn  nicht 
mindestens  einmal  gegangen  ist,  und  daran  alle  kraft  gesetzt  hat, 
kann  nicht  auf  den  namen  eines  philologen  anspruch  machen,  es  ge- 
hört dazu  die  genaueste  kenntnis  des  autors ,  die  sorgfältigste  con- 
trole  des  vorliegenden  kritischen  und  erklärenden  materials,  die 
gröste  schärfe  des  urteils,  kühnheit  und  zugleich  Sicherheit  der  divi- 
nation,  alles  das  unter  der  strengsten  zucht,  nach  bestimmtesten 
regeln,  bei  allen  autoren  irleich  und  gemeinsam,  und  doch  bei  einem 
jeden  individuell  und  verschieden,  hierzu  bedarf  es  einer  sorgfältigen 
anleitung,  wie  sie  diucbuus  zu  geben  die  Universität  verpflichtet  ist, 
da  der  junge  philologe  sie  weder  zu  entbehren,  noch  sich  selber  aufe 
gerathewol  hin  und  als  autodidakt  eine  solche  zu  schaffen  im  stände 
ist.  es  ist  nicht  hinreichend,  dasz  in  interpretierenden  collegien  bei- 
spiele  des  rechten  verfahren»  gegeben  werden;  es  ist  durchaus  nöügi 
daas  ain  System  hiervon  gegeben  werde,  ein  in  sich  zusanuBeB* 
hingeBdas  und  in  sieb  geschlossenes  System ,  welches  die  imitft 
waMiaü  nnd  aoiwendigkeit  der  kritischen  und  hermeneotiiihNi 


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AltM  and  wttmm  mm  dar  loliule. 


grandsfttze  darlegt.  MMh  Juerfar,  liebe  freunde,  bedarf  es  gross» 
•rbdt  und  viele  zeit,  mag  immerhin  dieee  art  der  leetüre  nicht  jeder« 
maus  MdM  Min,  dar  Ütahtige  piiilokf#  wird  ihrer  nHihi  entbelim 
woBen. 

Da  öffnete  sich  die  thUr  und  mam»  gute  jnutter  sagt»:  fem 
Prediger  erwartet  uns  alle  zu  mittag. 

fiMnnit  bfttte  die  erOrtorang  ein  ende« 


41. 

ALTES  UND  N£Ü£S  AUS  DE&  SCHULE. 


IL  Ueberbür düngen. 

Es  sind  über  fünfzehn  monate  vergangen  —  so  belehrt  mich 
freundschaftliche  aufmerksamkeit  —  seit  ich  meinen  letzten  kleinen 
aufsatz  ^altes  und  neues  aus  der  schule.  I.  für  die  lehrer'  in  diesen 
blättern  veröffentlicht  habe,  am  Schlüsse  desselben  habe  ich  auf 
einen  zweiten  artikel  hingewiesen,  der  das  thema  der ' Über bür düngen' 
behandeln  sollte,  und  will  jetzt  dieses  versprechen  einlösen,  wenn- 
gleich ich  aufrichtig  gestehen  musz,  dasz  mir  der  unmut  über  den 
80  maszlos  verlangsamten  gang  der  entwickiung  unserer  schulver- 
hältnisse  oftmals  den  gedanken  eingegeben,  dasselbe  als  eine  schlusz- 
pbrase  gelten  zu  lassen,  die  weitere  beachtung  weder  finden  noch  ver- 
dienen würde,  neuerdings  sind  indes  besondere  anregungen  an  mich 
herangetreten,  welche  mich  zur  fortsetzung  meiner  bemühungen,  die 
thatsächlichen  zustände  des  höhern  unterrichtswesens  einer  ange- 
messenen kritik  zu  unterwerfen  und  einige  wenn  auch  geringe  bei- 
trage den  bestrebungen  hinzuzufügen,  die  dasselbe  in  andere,  den 
bedürfnissen  der  gegenwart  mehr  entsprechende  bahnen  hinüber- 
führen wollen,  dringend  aufgefordert  haben,  weil  sie  mir  teils  den 
beweis  geliefert,  dasz  ich  bisher  nicht  falsche  fährten  verfolgt  habe, 
teils  aber  auch  entgegnung  imd  abwehr  abnötigen)  obgleich  mir  kein 
directer  angriff  geworden  ist. 

Als  geradezu  epochemachend  musz  die  rede  des  preuszischen 
cultusininisters  betrachtet  werden ,  in  welcher  die  öff'entlichen  lehr- 
Anstalten  nicht  so  sehr  als  erziehungs-,  sondern  als  unterrichts- 
«Mtalten  definiert  wurden ,  m  Übereinstimmung  mit  ältern  anschau- 
luigen  und  im  gegensatze  zu  neuern  auslassungen,  die  die  schule  für 
ta&de  zwecke  gefangen  nehmen  wollen  und  vermeinen,  durdi  die 
^ttdor  die  der  kirche  entfremdeten  eitern  wieder  für  die  kircbe  g»- 
^''ionen  zu  müssen  und  auch  gewinnen  zu  können,  isk.  bmoobe  wol 
W  an  meinen  aufsatz  'haus  und  schule'  in  diesen  jahrbttekmi  sa 
^'Uttem,  an  dem  ich  in  längerer  entwidklnng  das  kkr  gelegt  habe, 


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866  AttM  Qsd  atiM  Mt  4ar  mM«. 

was  der  herr  miiütter  knn  mid  prKgnant  ausgedrückt  hat,  und  darf 
micb  bei  einer  aaerkeimnng  Ton  so  hoher  stelle  wol  IMmt  4m  Buoiig- 
faeben  harten  urteile  in  belre£f  meiner  anscbauungea  in  pidagogi- 
•elMn  dingen  beruhigen,  nunal  mir  auch  nicht  wenige  sustimmungen 
TOn  minnem  zu  teil  gewwjwi  sind ,  mit  denen  ieb  nieki  einmal  in 
nftbere  persönliehe  berOlmng  gekommen  bin.  nach  einer  andcni 
seile  habe  ieb  TOn  anfting  meiner  pädagogischen  lauf  bahn  an  und 
last  in  jeden  intetiei  den  ich  seit  durch  die  jabrbücher  mei- 
nen amtegenoeeen  vorgelegt,  für  eine  gynmasialreform  gekämpft  da- 
bin, data  den  mathematisch-naturwissenaehaltlichen  disciplinen  bei 
geringer  rarOckweiamig  der  altspraeblieben  —  tot£aU  des  latei- 
nischen aufsalM,  des  griechischen  scriptums  —  eine  wflrdigere 
•titte  an  diesen  anstalien  bereitet  werden  möge  als  sie  gegenwärtig 
inne  baben,  und  aaeb  diese  reform  hat  zur  zeit  mehr  als  je  aussioiii 
in  der  yon  mir  Twlangten  ansdehnnng  verwirklicht  zu  werden  — 
man  sehe  *17  prenszisohe  sebulfragen'  in  den  Jahrbüchern  von  1874. 
—  An  dem  streite  zwischen  gjmnasien  und  realschulen  habe  ich  nie- 
mals in  der  gewöhnlichen  form  teil  genommen,  ich  habe  immer  nur 
die  reform  der  gymnasien  betont  und  gemeint,  die  realschulfrage  , 
wttrde  sich  dann  von  selbst  erledigen  und  so  scheint  es  in  der  that 
zu  geschehen,  denn  wenn  die  Vorbereitung  der  mediciner  nur  auf 
den  gymnasien  mit  reformiertem  normalunterrichtsplan  vollzogen 
werden  kann,  wenn  ferner  die  Vorbereitung  für  die  polytechnischen 
anstalten  auf  den  reaUchulen  ohne  latein,  d.  h.  also  den  neuen  ge- 
werbeschulen  mit  neunjährigem  cursus  sich  vollziehen  soll,  so  ist 
die  heutige  realschule  erster  Ordnung  überflüssig  geworden,  und  da- 
mit thatsächlich  der  bew^  geliefert,  dasz  sie  ^e  verfehlte  soböpfiuig 
gewesen. 

Den  Schöpfungen  des  geheimraths  Wiese  wird  überhaupt  ein 
frühes  grab  bereitet,  nachdem  schon  lange  in  weiten  kreisen  über  | 
ihre  lebensfähigkeit  ein  verneinendes  urteil  gefällt  ist  und  obgleich  j 
die  anhänger  dieses  letzten  romantischen  Systems  es  nicht  an  ge- 
wöhnlichen und  auszergewöhnlichen  mittein  haben  fehlen  lassen, 
dasselbe  zu  halten  und  zu  festigen,  der  normallehrplan  für  gym- 
nasien von  1856,  die  Prüfungsordnung  für  realschulabiturienten  von 
1859 ,  die  prüfungsreglements  für  die  candidaten  des  höhern  schul-  ; 
amtes,  die  ganze  gliederung  des  Unterrichtswesens  und  der  verschie- 
denen Schulanstalten  sind  hinfällig  geworden  und  werden  auch  nicht  | 
durch  die  geistreichen  und  gewandten  Verteidigungen,  wie  sie  ihnen 
in  der  jüngsten  schrift  dr.  W.  Schräders  (geheimen  regierungs-  und  . 
provincialschulraths  zu  Königsberg)  'die  Verfassung  der  höhem  schu- 
len —  pädagogische  bedenken  — *  zu  teil  geworden  ist,  fernerhin 
gestützt  werden  können,    die  ausführung  unserer  gegenwärtigen 
aufgäbe  wird  uns  gelegenheit  geben,  auf  diese  schrift  zurüekw- 
kommen,  wenngleich  es  schwer  wird,  sich  mit  ansichten  zu  be- 
schäftigen, die  von  einem  sehr  hohen  piedestal  herab  verkündigt 
sein  wolieu  und  sich  den  anschein  geben ,  als  dürften  sie  alles  nicbl 


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Altai  and  nmiet  «m  der  lehale. 


367 


homogene,  entgegenstratende  und  widtnprediende  yornehm  als 
^dilettantismos'  ignorieren,  der  hwr  YBrhmwe  weisz  auf  gmnd  eeinar 
vielfMdien  und  um&itenden  erfahrung  recht  wol ,  dasz  es  unter  den 
lehrem  der  hfibem  nnterrichtsanstalteii  nieht  wenige  gibt,  die  ihm 
an  erüiüurang,  gewandtheit  und  logkichim  nharfeinn  sieht  nach- 
atcihwi  vnd  ibiuioch  ia  timlichen  imtersudiuigiB,  wie  er  sie  anstellt^ 
zu  andern  ergehnissen  gdkammen  sindf  er  wein«  dasz  'wackere 
^lilologen'  den  übermäszigiR  eifer  ihrer  geMMMS«  weloh»  dnreh 
daiiMlben  mcht  mm  ihre  eigenen  beetnfavBgen  herabmindern,  son« 
dem  aoeh  ^e  gegenwirkiug  hervorrufon,  die  leieht  yiel  gutes  und 
erhaltongswertes  zartrflmmem  lUiniLte,  in  keinerlei  weise  hilligeii^ 
er  mw  wissen,  dasz  das,  was  das  moderne  leben  und  die  moderne 
wiesensehaft  bewegt,  auch  in  der  schale  seinen  angemessenen  platz 
verlangt  und  trotz  aller  gegenbemühungen  auch  finden  wird,  gym- 
nasialerhaltend kann  heute  nur  derjenige  genannt  werden,  wel- 
cher in  richtiger  Würdigung  der  das  heutige  leben  bestimmenden 
gewalten  das  gymnasium  als  eine  solche  yorbereitungsanstalt  hin- 
stellt, dasz  es  männer  bilden  kann,  welche  dieses  moderne  leben  all- 
seitig zu  erfassen,  zu  regeln  und  fortzuführen  vermögen,  welcho 
nicht  in  einseitigem  formalismus  befangen  geblieben  sind,  sondern 
es  gelernt  haben,  die  form  mit  dem  wahren  Inhalte  auszufüllen;  als 
eine  bildungsanstalt,  welche  sich  der  Verpflichtung  wol  bewust  ist, 
die  grundlage  für  eine  harmonische  ausbildung  und  für  dieselbe  dio 
richtigen  wege  und  mittel  zu  gewähren ,  damit  jede  Individualität 
dabin  geführt  werde ,  wo  sie  nachher  in  selbsteignem  6cha£^  sich 
erfolgreich  thätig  erweisen  kann. 

Auch  andere  puncte,  die  ich  mehr  als  einmal  zur  erwägung 
vorgelegt  habe,  scheinen  mehr  und  mehr  Zustimmung  zu  finden,  vor 
allen  der ,  welcher  die  äuszere  und  innere  hebung  des  lehrerstandes 
durch  eigne  thatkraft  derselben  verwirklichen  will,  welcher  fordert, 
dasz  eine  mehr  gleichmäszige  qualification  einer  mehr  gleichen  be- 
-  rechtigung  vorhergehen  müsse,  dann  aber  auch  in  aussieht  nimmt, 
dasz  die  vorgesetzten  behörden  Verwaltungsmaximen  einführen,  nach 
denen  ein  gerechtes  aufsteigen  in  höhere  gehaltsquoten  gewährleistet 
werde,  dahin  gehört  auch  die  oftmals  geforderte  selbständige  con* 
stituierung  des  unterrichtswesens  unter  einem  eignen  ministerium, 
was  um  so  notwendiger  wird,  als  jetzt  auch  das  gesammte  gewerbe- 
schul wesen  ,  dessen  fernere  entwicklung  sich  jetzt  noch  nicht  über- 
sehen läszt,  der  gegenwärtigen  Unterrichtsabteilung  des  betr.  preu- 
szischen  ministeriums  unterstellt  worden  ist.  nur  auf  diese  weisen 
werden  wir  dem  lehrstande  bessere  kräfte  aus  ureignem  berufs- 
bedürfnisse  zuführen  und  nicht  mehr  so  häufig  auf  frühere  der  theo- 
logie  beflissene  zurückgreifen  müssen,  welche  dem  schulfache  sich 
zuwenden,  weil  sie  in  der  theologie  keine  befriedigung  oder  kein 
amt  gewinnen  konnten,  andere  mögen  das  für  einen  gewinn  er- 
achten, wir  sind  nicht  der  ansieht,  wir  vermögen  im  gesinnungs- 
wie  im  berufswechsel  nur  ein  übel  zu  erblicken  und  ziehen  diejenigen 


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388 


TOr,  welche  sich  einem  solchen  Wechsel  nicht  hahen  unterwerfen 
müssen ;  wir  glauben  auch,  dasz  die  volle,  über  alles  wünschenswerte 

eraancipation  der  schule  von  der  kirche  und  der  1  ehrer  von  der  geist- 
lichkeit  sich  nur  dann  vollziehen  kann,  wenn  der  künftige  lehrer  von 
vorn  herein  seine  ganze  kraft  für  den  künftigen  beruf  einsetzt,  wenn 
er  früh  genug  ins  amt  tritt,  um  noch  mit  jungen  krüften  und  in 
einem,  gewissen  idealen  aufschwangen  rechnung  tragenden  eiferslch 
der  aufgäbe  desselben  zu  widmen  vermag.  Übereifer  schadet  zwar 
mehr  als  jugendliche  begeisterung  sich  oftmals  selbst  gestehen  will, 
ist  aber  immer  noch  besser  als  eine  halbgeUUuBta  kcaÜi  cLm  aioh  zu- 
meist nur  an  den  broderwerb  klammert. 

Noch  eine  Vorbemerkung  musz  uns  gestattet  werden,  im  neun- 
ten hefte  der  jahrbücher  von  187H  findet  sich  die  besprechung  einer 
broschüre,  welche  einen  gymnasialdirector  zum  Verfasser  hat  durch 
einen  gpecialeollegen ,  der  es  schwer  empfindet,  dasz  der  Verfasser 
den  weg  der  öfieutliclien  besprechung  eingeschlagen  hat,  statt  sich 
an  die  vorgesetzte  behörde  zu  wenden,  dieser  Standpunkt  ist  doch 
ein  so  engherziger,  dasz  er  in  voller  consequ^'nz  festgehalten  einen 
groszen  teil  der  zweiten  abteilung  der  jahrbücher  überflüssig  machen 
würde  und  auch  die  nachfolgenden  zeilen  für  unangebracht  erachten 
müste.  im  allgemeinen  musz  jede  regierung  wie  jede  einzelne  ab- 
teilung derselben  einer  conservativcn  richtung  zuneigen,  um  die 
nötige  ruhe  und  entwicklung  zu  gewährleisten;  die  drängenden  vor- 
wärtssteueruden  stimmen  kommen  von  auszerhalb,  sind  im  interesse 
der  entwicklung  mit  achtung  anzuhören  und  nur  nach  dem  ma;zc 
ihrer  leistungen  zu  l)eurteilen.  die  schule  ist  sich  nicht  Selbstzweck, 
ihre  lehrer  sind  diener  des  Staates  im  interesse  der  schulväter  und 
es  wäre  sonderbar,  wenn  letztere  nicht  über  institutionen  belehrucg 
empfangen  oder  für  die  notwendigkeit  von  Verbesserungen  in  der- 
selben aufgeklärt  werden  dürften,  zumal  gerade  ein  bedeutender 
faotor,  die  volksvcrtreiungen  in  gemeinde,  knis,  provinz  und  staat, 
auf  keine  andere  weise  zu  entscheidungen  befähigt  werden  kann, 
die  im  interesse  des  Schulwesens  zu  treffen  sind,  ein  appell  an  die 
öü'enUichkeit  ist  niemals  unerlaubt,  wenn  auch  nicht  eben  bequem, 
in  jedem  falle  aber  nur  insofern  zu  misbilligen ,  als  inhalt  und  Imi 
dem  gewollten  zwecke  nicht  entsprechen,  sei  es  dasz  maszloserttfiv 
oder  dasz  Unkenntnis  oder  gar  rein  persönlicbee  iaieresse  nun  woito 
gelangt  sind.  —  Und  jetzt  zur  sache. 

Wenn  von  überbürdungen  die  rede  ist,  so  denkt nuui 0^ 
«OkaUek  an  die  BcklÜer  und  nicht  an  die  lehrer.  erstere  Mvdn 
Tielfaek  keklagt,  zumeist  aber  nicht  aue  dem  leider  nnr  «  «ikw 
gründe,  dM  Unvernunft  and  eitolkeit  der  eitern  ikn  kante  in  be- 
rQ&kakBtn  bringen  wMm^  irekhe  ihMn  imtarKid»  Mdage  ven^ 
sn  kabw  «Mat  die  eeknb  eflndigt  inte fhafennek  dieaBrteitft 

nioht  80  Tiel  du  alienibaner  ab  iknaekt»  heAiungen  te  dtA 
die  in  jedem  ikm  eproeaen  ein  wnntektad  den  Tettvn  nnd  ktf» 
TorIQkren  woUm  oder  aber  ala  vwlatite  otalkeit  TOn  deBMlban 


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V 


die  meint,  dtm  dm  stadiurteB  mtar  aach  ea  itadierter  toi»  fw 
idto  rtwiw  iiiflM,  wem  letitom  MMh  in  ckil  TOriiereitungs-  und 
den  untern  gymimwatohssen  das  oamkttttlbarste  untauglichkeit»* 
seugais  sich  seibat  aiiegee teilt  haben  mag.  mäszig  begabte  jungt 
Ifloto  sind  bei  Ttntändigen  lehveniiidit  4«r  gefabr  der  Uberbürdo^f 
■HgMatrtt  mt  wardan  in  der  voranttalKing,  dasz  ibra  oiahate  «n- 
gebung  eia  nicht  zu  sinnlichen  odar  gabtigan  axtravaganzen  ver- 
kitafc»  Mlmi  ihran  aahniarhaitan  wbA  iiooli  ihrer  jugand  froh  wariaa 
hSimen,  und  wenn  anek  «ngi^gabm  wacdan  soll,  daaa  dia  anforderun- 
gen  der  aoluala  in  eiwaa  gawachsen,  aa  traten  diatan  ttbalstanda 
doeh  baiaare  untamcbtnätaL  «ad  bessere  lahrer  ausreiahand  anV 
gegen,  wodurch  sogar  dar  gewinn  noob  a«f  dia  aaila  dar  gagenwart 
gelenkt  werdam  dilc^.  Yoa  tLbar bürdungen  in  diesem  sinne  soU  biir 
oicbt  dia  rade  seia»  mlmabr  vatt  tbarbnrdnagen,  dia  dam  lahrar  ans 
Bechen  yariiältnissen  erwaahsan.  an  nrian  aaatalten  sind  nemlich 
die  dauan  übarfüült,  die  frequenz  der  gymaaiian  hat  sich  gegen 
früher  —  also  atwa  vor  10  oder  16  jabran  —  nahezu  verdoppelt 
und  der  unbrauchbaren  elamanta  aiad  ao  viele  geworden ,  dasz  zu- 
meist     nicht  selten  anch  dia  httlfta  dar  schttler  und  darüber  hinaus 
das  pensum  einer  classe  in  einem  jahrescurse  nicht  beendigen  und  so- 
mit zurückbleiben,  dazu  kommt,  dasz  in  den  untern  classen  oftmals  zu 
jugendliche  schüler,  in  den  mittlem  häufig  zu  alte  Zöglinge,  welche 
eigentlich  schon  das  schüleralter  überschritten  und  nur  die  berech- 
tigung  zum  einjährigen  militärdienst  ersitzen  wollen,  sich  vorHnden 
und  dem  lehrer  nach  Seiten  der  Unterrichtserfolge  nicht  nur,  sondern 
auch  nach  selten  der  disciplin  das  leben  sauer  machen,  nichts  macht 
müder  als  vergebliche  arbeit,  und  in  einer  classe  unter  40  schillern 
etwa  15  sitzen  zu  haben,  die  immer  von  neuem  und  immer  wieder 
vergeblich  angeregt  werden  müssen,  dabei  noch  unter  der  last  einer 
gewissen  moralischen  Verantwortlichkeit  dem  leiter  der  anstalt,  dem 
vorgesetzten  schulrath  und  nicht  am  wenigsten  den  eitern  gegenüber 
zu  stehen ,  das  wird  auf  die  dauer  unerträglich ,  stumpft  die  besten 
kräfte  ab,  macht  gleichgültig,  und  führt  dort  zu  unliebsamer  strenge 
und  härte,  hier  zu  allzumilder  nachgiebigkeit  oder  gar  fahrlässigkeit, 
welche  sich  am  meisten  an  den  Zöglingen  rächt,  denen  sie  zu  teil  ge-  * 
worden,   oft  genug  ist  der  hiermit  angedeutete  ttbelstand  zur  dis- 
cussion  gestellt,  aber  selten  nach  der  seite  hin,  auf  welche  hier  vor- 
ittglich  der  nachdruck  gelegt  werden  soll,  nach  seite  der  Überlastung 
«er  lehrer.   im  allseitigen  Interesse  liegt  es,  dasz  eine  bestimraung, 
welcher  gemäsz  der  zweijährige  fruchtlose  erfolg  ein  und  desselben 
jabrcicursus  oder  wo  man  halbjährige  curse  eingeführt  hat,  die  ein- 
malige erfolgslose  Wiederholung  desselben  unterrichtspensum^i  zum 
verlassen  der  anstalt  nötigt ,  nicht  nur  gegeben ,  sondern  auch  rück- 
ficbtslos  durchgeführt  wird,   wenn  man  einwendet,  dasz  manche 
•^rn  dadurch  zu  hart  gestraft  würden,  so  vergesse  man  nicht,  dasz 
JJ^  manche  eitern  straffällig  leichtsinnig  in  der  Überwachung  ihrer 
«»der  verfahren ,  dasz  viele  derselben  der  schule  gar  zu  gern  die 

j&hrl».  f.  plUi.  tt.  päd.  II.  abU  1S79.  hfl.  8.  24 


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370 


iklte«  und  aeues  au«  der  »ohale. 


ganze  last  der  erziehung  überweisen  möchten,  und  nur  dann  thätig 
hervortreten,  wenn  ihre  schlecht  begründete  Voraussetzung,  dasz  die 
schule  alles  leisten  könne ,  nicht  wahr  geworden  ist.  die  öffentliche 
schale  hat  gleiche  Verpflichtungen  gegen  alle  scbulväter,  sie  hat  da 
für  sorge  zu  tragen ,  dasz  das  mittelmasz  der  befähigung  gefördert 
werde  und  alles  abzuweisen,  was  diese  thätigkeit  lähmen  könnt«,  i 
die  öffentliche  schule  ist  nicht  für  sittliche  oder  wissenschaftliche  ' 
defecte  eingerichtet;  diese  gehören  in  die  eigentlichen  erziehungs- 
anstalten,  in  Internate  und  alumnate,  in  denen  sie  allerdings  auch 
nicht  immer  gänzlich  geheilt,  aber  doch  immer  unter  Voraussetzung 
einer  wahrhaft  zweckdienlichen  sittlichen  und  wissenschaftlichen  , 
leitong  bis  zu  einem  gewissen  erträglichen  grade  ausgeglichen  wer-  ' 
den  können,  neuerdings  hat  man  die  gedachte  bestimmung  nur  auf 
die  untern  und  mittlem  classen  beschränkt,  gewis  mit  unrecht !  denn 
wenn  ein  gjmnasialschüler  auch  noch  in  den  obem  classen  mehr  als 
zwei  jähre  nötig  hat,  oder  wenn  er  mehr  als  zweimal  das  abiturienten 
examen  versuchen  musz,  um  das  vorgesteckte  ziel  zu  erreichen,  danc 
scheinen  mir  die  sittlichen  oder  wissenschaftlichen  defecte  doch  einen 
grad  erreicht  zu  haben,  der  strengere  ahndung  verdienen  dürfte,  was 
soll  aus  einem  solchen  abiturienten  etwa  werden  ?  welche  beamten-  ' 
Stellung  wird  derselbe  künftig  ausfüllen  können?  warum  soll  die  last, 
die  gegenwärtig  seine  lehrer  zu  tragen  haben,  vervielfacht,  und  wer 
weisz  auf  wie  viele  schultern  auch  noch  die  spätem  jähre  hindurch  ' 
geladen  werden?  dabei  fragt  es  sich  noch  sehr,  ob  die  jetzige  milde 
wirklich  das  misgeschick  verkleinert,  nach  unsem  erfahrungen  wird 
es  oftmals  so  gesteigert,  dasz  die  früher  erbetene  milde  demflaehe  ' 
und  der  Verwünschung  anheimfällt,  also  noch  einmal,  entlastung 
der  höhem  schulen  und  ihrer  lehrer  durch  abweisnng  der  zöglioge, 
welche  sich  als  untauglich  erwiesen  haben ,  ist  eine  unabweiidbtirB  i 
forderung,  die  in  Wirklichkeit  nicht  einmal  die  Interessen  der  sehlto  ' 
und  ihrer  eitern  schädigt,  sondern  vor  fehlgriffen  sohtttst,  die  nur  < 
eine  mehr  oder  minder  traurige  znkunft  zur  folge  balwn  kttDüBB« 

In  dasselbe  ci^tel  der  ttberbflrdnng  gehören  dis  nekü  in- 
speetionen,  mit  denen  die  lebrer  belastet  sind«  im  sobnlgebfinde 
mnsz  wibmd  der  sohnlzeit,  also  wftbreaid  dar  nnttrrichtsiitswdqi 
und  den  dmnsdien  lisgenden  pausen  eine  gmiiwonMoion  psädiojM 
nihd  imd  ürdnnng  bevsclisny  das  ist  MlbtiTmtBndliish,  alMreswill 
nns  iddii  als  notwtndig  enebsinsn«  als  mm  dtabalb  immer  dni 
bis  vier  Mmr  in  bewegung  geselil  wtcden  wMmt.  wir  glaubet 
niobt  aUeui,  sondem  bnben  es  wäM  crfirimn,  dass  di»  «nergie  der 
<ttdinarifln  aneh  dm  disit  TlsIlMiim  inspeoHqnwi  ansceioht,  m 
anstand  und  ordnong  in  erbnUen.  in  dan  dasssn  selbst  wird  die 
Terantwortliebkeit  Ütt  nngeböriges  Terbaltsn  sinem  sogensasteii 
oensor  anfinibllzdan  sein,  dessen  amt  aber  aUwMienÜiäb  wsekeett» 
damit  es  nicht  nnartrlgliali  odw  niobt  üebedisnffiseh  waide  oder 
anebnifllit  dar  invidia  der  mitsdilllsranbabn  fidle,  bideneonidorai 
nnd  auf  dem  ^ielplatBe  f  ttbren  sobfiler  oberer  cUssen  uni^t 


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I 


I 

AUm  imd  MMt  «M  der  tcknlt.  871 

i 

-  4er  leitttsg  eints  l«hr«rg  4to  miridrt.  dnii  iit  d»  gm 
^  qrita  dir  MMiBipietfim  bttohlotMiu  wm  tt  tnipitlilli  kft  jtd«i^ 

-  fiJh  ia  befaiff  der  grtMhnag,  wie  ab  4mA  dm  lalwikiii  «mI  ant 
demielbea  eneidit  werden  kamiy  toi  siebt  naerbeblicbem  werte»  in* 

-  acrfisn  ee  Iii  dni  iri^Q^iigen  dm  g^lbl  dir  iellulyereiitwflfiiKebkeit 

-  fir  radii  «id  erdamg  weekft  nd  eteigert  md  eenit  dee  gibt,  wee 
kern  piiTeiiire  geb»  kean.  dieeei  meaettt  wird  ae  eeUeii  biiüiBg- 

•  fieh  geiog  benrorgehoben;  man  spri^  eo  yM  wom,  ewieliniig  und 
'  iik  dnunoch  ttete  bereiti  dieselbe  nicht  zu  gewKhren,  we  eie  est  Mi* 
^  wendigsten  bemxrtriti.  es  ist  nicht  an^gäw  der  ersidnmg,  des  m 

-  emehendea  Ter  allem  und  jedem  sehaden,  vor  jeder  misUebsamen 
'  berflbnaig  oder  vor  leiebleii  lehltritien  za  bewahinHi,  wol  ebert  ibn 
:  €%ne  wege  gehen  zn  lassen  and  das  geft&hl  in  ihm  ra  wecken ,  dasz 
i  er  selber  derjenige  ist,  welcher  sich  znmeiit  md  am  besten  idtoui 

•  ntOieh  and  wissenschafttieh  fördern  müsse,  und  nur  darüber  zu 
i  wachen,  dasz  die  gefahren  nicht  die  jugendlielien  kräfte  und  speciell 
s  die  des  eintelnen  aO^^ga  aeibei  fiberateigen.  die  überwaeiNnde  er- 
i  sieknng  nrasa  naturgem&sz  yon  dem  positivsten  prfivenire  im^gebin» 
'  und  dnrdi  alle  etufen  hindurchschreitend  endlich  bei  dem  negativen 
'  puncto  anlangen ,  bei.  deaa  selbstbeatimmung  und  aeUratverantwert- 

lichkeit  in  väleni  vadluige  beginnen,  die  oben  bemrgehobene  art 
der  inspeolioMn  in  den  ekeaenzimmem  vor  und  naeh  den  khr- 
stunden  mid  in  dm  andern  zur  schule  gehörigen  zäamen  während 
;  dar  iwieebMipaKBen  hat  auch  noek  andere  allexdinga  nabenaädilifihe 
vorteile  vor  der  dnreb  die  Uaer  allein  geübt«  Torana.  ea  iat  aa- 
mal  für  filtere  lehrer  nidit  immer  aag&nglich»  in  windigen  cent- 
doren  und  auf  staubigen  epielpltttzen  sich  der  ongunat  dee  tempe- 
raturwechsels  and  anderer  schädlicher  wittesnngseinllttsBe  aoHMiMn 
zu  müssen ;  ee  ist  nicht  jedem  lebrer  gegeben,  grosse  schülermassen 
aoszerhalb  der  schulstube  in  Ordnung  zu  halten,  wenn  er  nicht  durch 
andere  stützen  geschützt  und  durch  den  zügel  scharf  geführter  Or- 
dinariate gehalten  wird;  es  ist  peinlich,  wenn  der  director  im  an- 
gesichte  der  schüler  über  lehrer  die  höhere  aufsieht  führen  muez, 
und  wer  wollte  die  jeweilige  notwendigkeit  davon  in  abrede  stellen, 
und  endlich  es  iet  bedauerlich,  wenn  aus  solchen  allerdings  nur 
I  untergeordneten  aber  doch  immerhin  äuszem  momenten  grosze 
^  wirren  und  actionen  hervorgehen,  wie  das  zuweilen  zu  geschehen 
'  pflegt,  der  tumunterricht,  der  vortumer,  riegenführer  und  schtller- 
aufsicht  durch  schüler  gestattet  und  notwendig  macht,  kann  uns  von 
der  richtigkeit  unserer  meinung  nur  eine  fernere  bestätigung  geben. 

Eine  andere  Überlastung  der  lehrer,  vornehmlich  der  Ordinarien, 
entsteht  aus  der  vielleicht  nicht  einmal  überall  vorgeschriebenen 
oder  durchgeführten  beaufsichtigung  auswärtiger  schüler  auszerhalb 
der  Schulzeit  in  ihren  Wohnungen,  es  soll  nicht  bestritten  werden, 
dasz  eine  solche  beaufsichtigung,  wenn  anders  durch-  und  ausführ- 
bar, die  zwecke  der  schule  nicht  wenig  fördern  würde,  dasz  aber 
^ese  beaoisiobtigang,  welche  in  früheren  leiten  auch  den  einbei- 

24* 


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S72  Ate  nd  atBM  IM  dv  Mhal». 

■ririhf  0gKigtü  ingedadii  war,  nm  den  eltam  sb« mwbi  za- 
iftefeftwitM  iik»  akhA  Mmal  an  den  anstalten,  an  denen  TerULtnis- 
TTf  triff  maig  mulrtig«  schaler  vorhanden  sind^  gachweige  denn 
a  «Bdem ,  &  Osler  500  sdiülem  yielleicht  300  auswirtigo  aäMen, 
äM  wwhf»  I— qgliiiiitäi  «isd«  wimm  ilto  dini— Igw  vitar  and 
pieger^  teien  ein  gr5szerer  baii»tatid  gewoodsB  ist.  dasz  ältere 
■nhfllfir  mdüoreiia  nad  wirthshftnser  in  und  auszerhalb  des  schul- 
ories  betaehiB  vad  zuweilen  höchst  tadelnswerten  skandal  TerQben, 
«bM  jüngere  sich  nicht  seitan  zügellos  umhertreibeB  «nd  allerlei  nn* 
H§  muk  kMbenart,  die  nnr  allzu  hinfiglartam  zesatiitii  findet, 
WrttbiA,  kann  nicht  einmal  durch  die  eignen  itihörignii  Tsriundert 
WwdflUy  vial  weniger  durch  die  schule,  die  a«r  6  tagesstunden  die 
fichüler  in  ihrer  obhut  hat,  während  dieselben  in  ouBdesteaB  8—10 
ttaaden  d«m  kause  allein  überlassea  bleiben  müssen*  Mlfaifc  ift  du 
UeiMten  ortn  gibt  es  vaMkMipen  und  sefaleehte  wirthe,  welche 
nm  eines  fswinnes  vcn  wmdgen  giasehm  jnnge  leute  aufnehmen, 
mbsaten  und  verführen ,  wobei  sie  immer  mittel  und  wege  finden; 
die  «nfinohi  der  schule  und  der  vaterstützenden  polizei  zu  vereiteln, 
in  grossem  orten  sind  derartige  gelsgenheiten  aabUot  und  diese  ge- 
fabr  wird  nur  dadurch  vemundert,  dasz  andere  rvize  locken  und 
nicbt  selten  auf  bessere  wege  führen,  es  haben  mit  uns  gewis  viele 
freunde  der  jugend  die  erfahrung  gemacht,  dasz  für  ältere  zöglinge 
die  kleinen  schulorte  nicht  immer  die  zuträglichsten  sind,  man 
spielt  daselbst  schon  eine  gewisse  rolle  und  gefällt  sich  in  den  auf- 
in erksamkeiten,  die  gewisse  kreise  zu  spenden  belieben  nicht  am 
wenigsten  denen  vielleicht,  die  den  jähren  vorausgeeilt  sind,  in 
gröszem  orten  ist  der  gymnasiast  doch  isolierter,  er  ist  mehr  auf 
sich  und  seinesgleichen  hingewiesen  und  wird  durch  manches  niiti- 
liehe  was  er  sieht  und  erfährt,  höher  gestimmt,  so  dasz  er  nicht  so 
leicht  dem  sinnlichen  vergnügen  oder  auch,  um  es  nicht  zu  ver- 
schweigen, vorzeitiger  liebelei  anheim  föllt.  wie  dem  aber  auch  sein 
möge,  wer  dem  hause  ein  schnippchen  schlagen  will,  der  findet  leicht 
ein  geöf&ietes  thor.  und  die  schule  sollte  mehr  vermögen  als  das 
haus?  die  schule  kann  nur  durch  lehre  und  Unterweisung,  durch  i 
fordemng  bestimmter  leistungen ,  durch  hinweis  auf  edle  beispieiö  ! 
ernst  in  die  herzen  der  knaben  gieszen  und  allerhöchstens  den  quellen 
andauernden  unfleiszes  nachspüren,  die  lehrer  können  auch  bei  aui- 
fölligen  schul  Versäumnissen  sich  einmal  persönlich  überzeugen, 
es  mit  einem  auswärtigen  zöglinge  beschaflfen  ist,  mehr  aber  können 
•  sie  nicht,  selbst  wenn  es  zeit  und  Verhältnisse  erlaubten,  aucli  ^er 
besuch  innerhalb  angeordneter  bestimmter  häuslicher  arbeitsstunden, 
wie  er  bei  einzelnen  schulanstalten  in  erinnerung  an  ältere  eiD' 
richtungen  noch  besteht,  garantiert  nicht  einmal  den  häuslichen 
fieisz  der  zöglinge  und  erlaubt  nicht  die  Zusicherung  gewissenhafter 
•Überwachung,  diese  Zusicherung  wiegt  aber  auswärtige  eitern  ifl 
falsche  Sicherheit,  schwächt  die  Pflichterfüllung  der  eitern  und  haus- 
Väter  und  gibt  dem  schüIer  vor  allem  nicht  dba,  was  ihm  »u^^  ^ 


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373 


mm  gßwwm  miOA  giwktMM  hmaUk,  sohcm  in  hakim  gndt 
gtlMi  towi,  awrikh  niimtliiilrliriifi  gdüllil  dir  ilbifcfigMrtirort* 
IkMwil,  iHwItilwii  kktMbm  müm  inionhüdit  mtdfiowgüftim 
alMn  ibmktehiUbiMiddaiinielit,  was  dm  iummpIimi  »im 
mime  9dm  wboehr  la  iiMr  iurrJalwiikiiit  mäuM.  tOa  uns  fasioi 
wir  m  diüwr  liiib  dü  giMgtii  ito  iwinwi.  wm  m  Idtafig  twi 
ditt  «idiattiai  «ad  aalnm  kfanm  gefbrdeft  wird,  ttete  und 
wksiflidiifli  ftlMTwa^img  der  auswftrtigen  Bckttey  iai  mM  un- 
dwildfthrbar,  mindert  die  pfHehti  dir  hiiihitengsvorsttode  Biaitt 
M  fUr  die  dienste  der  ühole  zu  pii^in  und  zu  erhalten ,  sekwieki 
für  die  schttler  in  einem  wichtigen  puncte  die  dnrsk  dii  ühule  mig- 
lldbi  iniehung  nnd  ttberlaetet  den  lehrer  in  eiair  weise,  die  kaum 
&Mnmte  pflichttma  bewältigen  wird,  acmdern  meist  an  d«i  ftber- 
mMMm  dir  forderung  Mlmtert.  dam  aber  erflllt  der  lehrer  niabfe 
die  in  aussieht  gestfilti  wpflichtung,  das  baott  imrgiszt  die  ihm  ge- 
bitUwende  in  falschoi,  firsiiiittwhim  wtrsoiB»  imd  dar  iflglmg-ait 
dofpelt  aufsichtslos. 

Anch  hier  wie  bii  dos  impirrtirrnm  im  sdrolgebäude  und  auf 
dem  ipidplatze  ist  der  punet  Tor  allem  beachtungswert,  dasz  die  ein- 
riibtalg  iilba4  dk  aliUiulg  der  k^er  herabdrückt:  der  bümti  itX 
iw«r  im  allgemeiiiMi  dar  dkner  des  Staates  und  des  pnblicums,  aber 
nur  in  bestimmter  weise,  dar  lebrer  ist  für  den  Unterricht  und 
meinethalben  auch  für  die  erziitong  baatiavt,  bat  aber  damit  niolMk 
KQgjkmk  die  pflichten  eines  dkura  ftbrnommes,  äm  dem  jtmgßm 
herm  nachzulaufen  oder  die  äuaan  mhe  des  hauses  n.  mlktm  Ter* 
yflliblet  ist  das  ist  hoffentlich  ia  mständlicb ,  dasz  es  keinor  wei- 
tem jafifftbrnng  mehr  bedarf,  es  wird  deshalb  erlaobi  sam,  zu  einer 
dfittMi^  art  dar  überbttrdong  der  lehrer  überzugeben,  wir  meinen  die 
eotrecturen.  sie  sind  es ,  die  den  lehrer  stunden-  und  tagelang  ia 
dir  langweiligsten  arbeit  an  den  tisch  fesseln  und  um  so  müder 
machen,  je  weniger  ihm  seine  mühe  fruchtbar  erscheinen  musz. 
schriftliche  arbeiten  sind  notwendig,  schriftliche  arbeiten  müssen 
corrigi^t  werden,  an  diesen  beiden  Sätzen  wollen  wir  nicht  rütteln, 
notwendig  sind  dieselben ,  weil  der  schüler  es  lernen  musz ,  das  was 
in  ihm  ist,  auch  äuszerlich  darzulegen,  weil  er  gelegenbeit  Enden 
soll,  aus  sich  heraus,  allein  und  selbständig  zu  arbeiten,  Schwierig- 
keiten ohne  hilfe  des  lehrers  zu  besiegen ,  Übung  und  gewandtheit 
sieh  anzueignen,  und  das  mit  dem  gedächtnis  erfaszte  und  äuszerlich 
angelernte  als  ein  innerlich  gewordenes  zu  erproben,  auch  die 
correctur  darf  nicht  unterbleiben,  einmal  weil  der  leichtsinn  der 
jngend  eine  jede  Schwierigkeit  so  gern  von  sich  abwälzt  und  des- 
halb der  controle  nicht  entrathen  kann,  dann  aber  weil  der  fort- 
schritt  an  wissen  und  können  durch  die  censur  der  schriftlichen  ar- 
beiten dem  schüler  am  sichtbarsten  und  überzeugendsten  dargelegt 
werden  kann  und  dadurch  ^ngleiah  den  altem  nnd  pflegem  ein  eban 


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374 


•0  mMIglMiNt  wighin  g^hm  wird,  ob  ihr  pfl^gtbeloUiiir  mk 

wai  don  rediten  weg«  li^de  und  d«  infnidtiHmifln  «iftifpnclM, 
diii  odt  VMirt  «B  ihn  gestellt  rnmim.  mit  eb«  to  giüwem  redite 
lillt  man  aber  aach  die  fordening  aufrecht,  dasz  Torzugsweise  in  der 
•ehule  die  tbfttigkeit  des  scbtttm  sieh  entfalte»  aoUa  und  schrSakt 
n^jleieh  damit  die  schriffliibw  triüilM»  für  die  orfttpücbtet  wer- 
den aoU,  «bI  das  kleinste  masz  dn.  tefaemaliMlie  flbnngen  im  dekli- 
nieren vad  Migugieren  sind  M^pl  wrato»  vnd  für  dlln  nntenieht 
in  frnMUn  qpndun  bleiben  nur  die  ezercitien  übrig,  nilihetiNr 
Setzungen  ans  dam  deutschen  in  die  betreffende  fremde  spräche  «• 
Ibidem,  ihre  oomotur  ist  leicht  und  wenig  leitranbend,  selbst  wenn 
man  dia  grOete  genauigkeit  verlangt,  im  rechnen  kOnnan  die  sehe* 
maiischen  üMten  abenfaUa  sehr  eingeschränkt  werden,  wenngleicli 
sie  niehi  gm  zu  entbaimn  aind,  da  die  .wöchentliche  Stundenzahl 
die  ausreichenden  Übungen  nicht  gestattet,  diese  art  der  schrift- 
lichen arbeiten  birgt  unverkennbar  die  giliülir  des  abschreibnn  ia 
aielii  der  sich  nnr  dadurch  teil  weile  begegnen  Iftszt ,  dasz  der  eorri- 
giirende  1  ehrer  alle  hefte  seiner  schtUar  nandttelbar  nnok  eiMider 
dar  dnrehaieht  unterwirft,  um  die  übereinaünunung  in  gewissen  faii- 
Im  und  ungenaaigkeiten,  die  dann  mit  dem  gedSchtnisse  festgehalten 
werden  kOnnen,  zum  prüfsteine  da  Selbständigkeit  der  arbeit  machen 
in  kOnnen.  erforderlich  bleibt  die  rasche  und  zusammenhängende 
oorrectur  auch  deshalb ,  damit  nicht  der  maszstab  der  beurteilong 
verloren  gehe  und  die  einzelnen  leistungen  mit  möglichster  gerecb- 
tigkeit  abgeschätzt  werden,  was  aber  in  der  schule  gearbeitet  wird, 
wird  sofort  auf  der  stelle  durch  mttndlidie  besprechung  corrigiert. 
die  sogenannten  extemporalien ,  welche  im  sprachlichen  unterrichte 
von  hohem  werte  sind  und  daher  möglichst  oft  angestellt  werden 
müssen ,  werden  vom  lehrer  nicht  zur  correctur  nach  hause  genom- 
men mit  ausnähme  derjenigen,  die  als  ascensionsarbeiten  dem  an- 
staltsvorstande  vorgelegt  werden  sollen,  in  der  mathematik  gilt  für 
die  correctur  ein  gleiches  verfahren  und  nicht  minder  im  deutschen 
unterriebt  in  den  drei  untern  classen,  sofern  es  sich  um  Sicherheit 
in  der  interpunction  und  Orthographie  handelt,  unter  solchen  um- 
ständen werden  die  schriftlichen  arbeiten  auf  ein  gerechtes  masz  zu-  | 
rückgedrängt,  und  kann  auch  die  erledigung  der  correctur  von  Seiten  I 
der  lehrer  nicht  als  tiberbtirdung  empfunden  werden,  das  ist  erst 
und  in  vollem  masze  bei  den  deutschen  und  lateinischen  aufsätzen  der 
fall ,  und  über  diese  wollen  wir  uns  an  dieser  stelle  des  nähern  aus- 
sprechen, za  dem  ende  müssen  wir  eine  längere  stelle  aus  der  oben 
angeführten  Schradarschen  achrift  hier  einfügen,  es  heiszt  in  der-  | 
aelben  s.  23. 

'Immer  mehr  noch  soll  die  Unterrichtsstunde  für  eine  lebendige 
gymnastik  des  geistes  statt  zur  prüfung  der  häuslichen  arbeit,  zum 
ausschlieszlichen  aufgeben  und  abfragen  verwandt  werden,  eiu' 
gehender  und  hingebender  noch  als  bisher  soll  das  übersetzen  der 
fremden  Schriftsteller  durch  gemeinschaftliche  aprachliobe  vorhe- 


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Altes  und  neues  eni  der  aohple. 


reitung  in  der  classe  eingeleiiet  und  erleichtert  werden ,  statt  die 
Schüler  schlechterdings  auf  die  unfördersame  und  überdrusz  er- 
regende benutzung  des  Wörterbuchs  zu  verweisen,  die  wieder* 
holungen  sollen  nicht  ein  Zwiegespräch  zwischen  dem  lehrer  und 
I  dem  jeweilig  gefragten  schüler,  sondern  eine  gtrmftinflMne  arbttt  und 
förderung  der  ganzen  classe  darstellen.* 

*Neben  diesen  allgemeinen  regeln,  deren  gilltigkeit  niemand 
j    leugnet,  deren  anwendung  aber  noch  (viel)  zu  wünschen  übrig  läszt, 
-    bieten  sich  noch  einzelne  rathschläge,  welche  eher  bestritten  werden 
i    mögen ,  gleichwol  aber  ihre  bewährung  in  der  erfahrung ,  ihre  heil- 
\    Hamkeit  in  den  jetzigen  zuständen  finden,   es  ist  allgemeine  Vor- 
schrift, und  wird  mit  recht  als  eine  starke  arbeitshäufung  angesehen, 
dasz  die  schüler  in  den  beiden  obern  classen  in  vierwöchentlichen 
Zwischenräumen  je  einen  deutschen  und  einen  lateinischen  aufsatz 
zu  fertigen  haben;  die  misgunst,  welcher  der  letztere  in  einem  teile 
der  lehrerweit  begegnet,  mag  auch  auf  die  rasche  Wiederkehr  seiner 
anstrengenden  und  zeitraubenden  correctur  zurückzuführen  sein,  es 
ist  aber  nicht  nur  zur  Verminderung  der  arbeitslast,  sondern  auch 
aus  innem  gründen  dringend  rathsam ,  jene  Zwischenräume  zu  ver- 
gröszem;  mindestens  für  den  primaner  sind  je  drei  deutsche  und 
lateinische  aufsätze  im  halbjahr  nicht  nur  völlig  genügend ,  sie  wer- 
'    den  sogar  bei  beschränkung  auf  diese  zahl  erbeblich  besser  ausfallen 
und  förderlicher  in  die  sprachliche  und  gedankliche  entwicklung  der 
Schüler  eingreifen,  denn  die  jetzige  häufigere  anfertigung  übt  zwar 
in  formaler  "beziehung  und  mehrt  die  fertigkeit  in  der  handhabung 
des  erworbenen  Sprachmaterials,   allein  um  über  die  lediglich  for- 
male Übung,  welche  auf  die  dauer  abstumpft,  hinausgehen  zu  können, 
bedarf  die  schule  eines  Zuwachses  an  seinem  gedanken-  und  sprach- 
,   schätze,  und  dieses  Wachstum  kann  sich  durch  die  fortgesetzte  be- 
schäftigung  mit  dem  lateinischen  und  deutschen  schriftentum  und 
düTch  anderweitige  Weisung  erst  in  längern  Zwischenräumen  so  weit 
vollziehen ,  dasz  der  schüler  sich  gehoben  und  gefordert  fühlt  und 
der  lehrer  eine  bessere  unterläge  für  sein  urteil  erhält,  wenn  dann 
I     ^ie  einzelnen  aufsätze,  welche  sich  im  lateinischen  so  weit  irgend 
Beglich  an  einen  bestimmten  classischen  lehrstofi"  knüpfen  sollten, 
•bWM  ausführlicher  und  grtlndlicher  ausfallen  und  sich  über  das 
I     vamn  wiederkehrende  hin-  und  herwenden  derselben  phrasen  er- 
Win,  80  hat  auch  der  schüler  und  nicht  minder  nattlrlich  der  lehrer 
^••de  an  dieser  arbeit ,  welche  hierdurch  dem  überdrusz  und  dem 
jetzigen  landläufigen  tadel  sicher  entwachsen  wird.  —  Für  die  deut- 
etet m&äize  soll  hier  nur  eine  anderwärts  erhobene  mahnung  nach- 
wiederholt  werden,  dasz  ihre  aufgaben  innerhalb  der 
goatei»  und  gemütssphäre  der  jugend  liegen  und  sich  von  allem  frei 
*^<ii  soQten,  was  zwar  geistreich  aussieht,  aber  zur  Überspannung 
«ii  trotz  aller  formalen  verstandesentwioklung  das  jugea/d» 
™®  htn  TerSdet  und  zum  hochmut  verlockt.' 

Pir  osere  eignen  bemerkungen  müssen  wir  den  Iftieuiieolien  und 


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IMtt  ttd  BtM  nt  dir  telnilt. 


dtntschen  aofsats  mehr  trennes  als  m  htrr  Schräder  getban  bat.  es 
ist  ktar,  dass  dm  Iflktninke  anfsatz  mehr  leisten  soll  als  ein  litei- 
■iitlinn  scriptum,  er  soll  nr  Isrtigkeit  führen,  ein  irgend  anstän- 
iSffm  lidwn  ni  schreiheo.  diese  fertigkeit  kann  bei  der  beschränkten 
fttasg,  welche  hr.  Mr.«  mthr  dtudi  4»  ■wiogVMb  nolmidi^ai 
als  doroh  eigaes  behagen  gMkae^  VHMatzt,  nun  und  nimmer  er- 
Micht  nwdtii.  hr.  Sdir.  Temeint  zwar  nicht  den  lateinischen  auf- 
Mtz,  aber  er  gibt  ilui  anf  nnd  makr  tiiun  auch  alle  andern  nicht,  die 
schon  längst  fQr  seinen  fortiiül  ifiipKighiiii  hab«k  dM  kMaadnäben 
ifli  Bkki  mehr  für  den  heutigoi  tag,  ont  tragen  aadece  sergfls  nid 
BOben  WfH  über  dasselbe  hiaam.  anck  dia laMriaahen  akademisdi» 
aehriften  und  dibsertationen  sind  dieser  notwendigkwl  ftwicheo, 
anah  dat  theologische  lataia  iat  nichi  aMiir  lOr  dca  ai^pwi  münd- 
BdMi  imd  schriftlichaa  gebfanoh  ia  anwendnai^  an  kdngan,  und 
nichts  zwingt  die  humanistisdien  schulen  mehr,  eine  Übung  fest* 
aakalten,  die  zwar  schätzenswert  an  sich,  aber  wedv  für  eine  inten- 
aiva  linguistische  bildung  noch  für  den  wirklichen  gabrauch ,  in  der 
gegenwart  noch  passen  wilL  jede  fertigkeit  erfreut,  warum  nicht 
auch  das  lateinsprechen  und  lateinschreiben  oder  gar  lateiniscbe 
metrische  Übungen?  jeder  fertigkeit  musz  aber  das  notwendige  vor- 
hergehen, und  man  sollte  meinen,  unsere  heutigen  gymnasien  hätten 
für  lehrer  und  schüler  dieses  notwendigen  nur  allzuviel,  die  Übung, 
welche  12  lateinische  aufsötte  in  den  zwei  jähren  der  prima  gewäh- 
ren, ist  neben  der  niasse  der  andern  beschUftigung  von  dem  werte 
null  und  bürdet  dem  corrigierenden  lehrer  eine  mtihwaltung  auf, 
die  ihm  bei  gewissenbafter  erfüllung  die  besten  stunden  seiner  ar- 
beitszeit  raubt,  wenn  es  ihm  auch  durch  moralische  anstrengung  ge- 
lingt, die  tötende  langeweile  der  arbeit  selbstzu  überwinden.  hr.Schr. 
ifct  also  mit  seinen  gegnern  im  gründe  genommen  einig,  er  kommt 
mit  ihnen  wenigstens  in  einem  neutralen  oder  indifferenten  puncte 
zusammen,  weil  er  behauptet,  der  lateinische  aufsatz  soll  nur 
noch  im  geringen  masze  Schularbeit  sein,  er  soll  nur  so  berücksich- 
tigt werden ,  dasz  er  wie  andere  privatstudien  als  ein  merkzeichen 
des  Wachsens  im  wissen  und  erkennen  gelten  kann,  er  soll  aus  der 
obligatorischen  Sphäre  gewissermaszen  in  die  facultative  Sphäre  ver- 
setzt werden,  die  gegner  werden  dem  zustimmen,  weil  sie  überzeugt 
sein  können,  dasz  der  gänzliche  fortfall  dieser  Übung  dann  erst  recht 
nur  die  frage  einer  ganz  nahen  zeit  ist  und  dasz  für  das  abiturienten- 
examen  schon  jetzt  von  derselben  keine  rede  mehr  sein  kann,  ent- 
filllt  nemlich  die  genügende  anzahl  der  lateinischen  aufsätze,  so  auch 
ihr  zweck ,  eine  gewisse  fertigkeit  sich  zu  ei*werben ,  die  bis  zu  dem 
masze  gediehen,  dasz  sie  freude  bereitet,  damit  wäre  denn  auch  das 
anas  der  correctur  für  den  lehrer  in  prima  beseitigt. 

Ganz  anders  steht  es  mit  dem  deutschen  aufsatze.  er  musz  fest- 
gehalten werden,  weil  der  schüler  durch  die  schriftliche  objectivie-  . 
rung  klarheit  in  seine  gedanken  bringen  musz,  weil  er  lernen  soll, 
fremdes  in  seiner  art  zu  reproducieren,  um  sich  des  vollen  verstünd- 


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»77 


mm  des  fremden  Tanutari  Uten  za  k8wm»  ml  <r  giigtbonei  ia 
mm  ni  ftr  aicli  annifta  vmi  ^  am  Cmien  gieszen  soll,  die 
dem  wogt  MiMr  «ipi«i  anffuBoag  gMlas  sind*    weil  andJiBli. 
admiben  nur  inneres  iiiiiMhen  ist ,  so  soll  er  durch  •ohr^bon  iraA 
zum  rechten  mündlichen  aoadfuck  seiner  fedMiken  komBm  uid  jM» 
sieherhaii  gmimmn^  die  um  den  richtifMi  antdrnck  einer  innem  ge- 
daiduMlwiMgwig  winkt  verlegen  ist  an  etat  tolche  hochwichtig» 
lhM9.BMMB  von  jugiad  «nf  gvv&hnt  werde»}  m  drängt  den  knabm 
vm  Mtar  fft  ihr  hin,  wenn  er  mk  tfllhsi  in  sogenannten  aoa^ügtSt 
sDxnmarieB  nni  ialnUaangaban  iMmioht,  die  doch  nichts  andevt«- 
dad|  ala  m  mmm  uMerholter  vevttMk»  IPimd«  gedanken  in  eign» 
Imou  tu.  gieszen  und  so  sich  leichtir  9mwm$^ßm*  PPmifglwh  können 
also  E«(Üf  deutsche  nnftitit  in  prima  fiaflfiB.  die  eorrectur  der 
deotadben  aufs&tze  ist  zimr  nicht  gant  so  zeitrauhaad  als  die  dar 
hitihriariian,  dafür  abar  aoch  um  vieles  langweiliger,  um  nicht  m 
aa^en  geiattötender.    wenn  also  an  den  meisten  anstalten  ein« 
eanreotur  gefordert  wird,  wie  sie  bei  dem  deutsehen  abiturienten- 
anÜBatz  geleistet  werden  musz,  so  ist  dieselbe  unmöglich,  glücke 
lieber  weise  scheint  das  aber  auch  nicht  nötig  zu  sein,  eine  Übung, 
die  zur  ferügkeit  werden  soll,  verlangt  nicht  so  sehr  specielle  cor- 
rectur  als  maszvoUe  leitung ;  sie  ist  so  oft  als  möglich  zu  vollbringen, 
damit  die  fertigkeit  auch  bei  dem  schüler  sichtbar  wachse  und  so  zu 
leiten,  dasz  sie  vor  abwegen  bewahrt  bleibt,  jeder  aufsatz  müsz  da- 
her vom  lehrer  aufmerksam  durchlesen  und  mit  einem  Inhalt  und 
form  berücksichtigenden  motiviertem  urteile  versehen  werden,  ge- 
dankenarmut ,  ohne  Verständnis  nachgesprochene  gedanken  anderer, 
das  leidige  moralisieren,  was  eben  bei  gedankenarmut  sich  einstellt, 
das  heraustreten  der  jungen  Verfasser  aus  ihrer  geistes-  und  gemüts- 
sphäre,  manirierte  darstellung,  falscher  schmuck  und  schwung ,  mit 
einem  worte  alles ,  wie  es  sein  und  nicht  sein  soll ,  wird  am  besten 
durch  einen  vom  lehrer  abgefaszten  musteraufsatz  der  ganzen  classe 
zur  anschauung  gebracht,  der  ganz  in  der  weise  der  schüler  zu 
lialten  und  sich  strengstens  im  gedankenkreise  von  schülern  zu  be- 
legen hat.   eine  solche  correctur  ist  namentlich  dann  ausreichend, 
wenn  der  schüler  seinen  aufsatz  durchaus  selbständig  und  in  rechter 
weise  angefertigt  hat.  diese  rechte  weise  besteht  aber  einfach  darin, 
dtsz  der  schüler  sofort,  nachdem  ihm  das  thema  gegeben  ist,  also 
am  ersten  tage,  den  aufsatz  ganz  anfertigt,  wie  unglücklich  auch  dag 
product  dieses  ersten  Versuches  werden  mag.  dann  hat  er  den  auf- 
satz im  köpfe,  trägt  ihn  vierzehn  tage  etwa  mit  sich  herum,  sammelt 
gedanken  und  erweiterungen  des  schon  niedergeschriebenen,  ver- 
wirft vielleicht  die  ganze  anordnung  desselben ,  alles  in  stiller  gei- 
stiger thätigkeit,  um  dann  sofort  eine  neue  arbeit  zu  liefern,  die  nun, 
^n  auch  noch  einseitig  und  wenig  befriedigend,  doch  spuren  zeigen 
wird,  dasz  die  vollbrachte  ausfHhrung  nicht  ohne  erfolg  bleiben  wird. 
^  solches  arbeiten  hat  der  lehrer  durch  seine  correctur  zu  con- 
daisalhe  bedingt  aber  auch  die  wähl  der  themata  dahin, 


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378 


Altes  und  neues  aus  der  schale 


dasz  die  ausarbeitung  derselben  ohne  weitere  Vorstudien  möglich 
sein  xnusz.  solche  themata  sind  uns  aber  die  liebsten,  weil  sie  den 
oben  angegebenen  zwecken  des  deutscheu  aufsatzes  entsprechen, 
wenn  man  sagt,  dasz  das  thema  die  kräfte  des  schfllers  nicht  über- 
steigen dflrfe,  so  ist  das  nur  bedingungsweite  wahr,  einunddat- 
selbe  thema  kann  dem  untersecundaner  wie  dem  Oberprimaner  ge- 
geben werden,  beide  werden  dasselbe  nach  ihrer  weise  Terataheii  uid 
bearbtttfltt  uiid  eise  befiMigeBde  eensor  dsves  iatigm  kflmiaB,  wm 
der  oeMMiiii4liXiliiiee  aehilers  becflekiichtigt  imä  dmtmiML, 
deee  dMf  anfiMdi  irfdhti  eBÜtfftfc.  waa  tthw  dieeiUM  liiMiiatfelifL  diu 

V^^Bi^^V      ^W^B     W^M^^^^V^^H    ^^^H^^^BV^^   ^P^BPIB^^WPV  V       wW  WK^r    ^"■F^^W     ^■'^^P^r^'^^^^P^  ^M^^^^^W^^Ä^Ä^^^W»^ 

wneUedme  ilitetai  tfenttlt  üMcdai«  lit  miflf  woltmtBä^  imIi 
angemeMB.  i«  allgwaii—i  wjgd  üe  ton  dwr  elihinHl— 
gettbt  wevtai  «ttowi:  w«r  diti»  bdiewAt,  kuai  okM  weiftKe» 
leüimg  in  mtoa  toririlwngiMlwi  gwifen,  weuieraiidinMnid 
begabung  iB  iiik  viiiptei  nl  diielt  leelttn  im  dertilbat  angeregt 
wird,  die  leellr*  aber  TiiliiiglTMMteBteldbr^ 
md  «fltfangreiihm  «Ml,  ak  Üir  bis  jetifc  Mdi  dem  Mgiune  dar 
programae  m  wtkt  fSel«  nalaUiB  la  teil  wM.  iMMwilkih  nt« 
die  ]^oealeoillre,  welelM  sehr  berOolnMitigung  Twlaagt  diefo 
■MB  tott  Sdnllirt  OoellM  «ad  LtMii^  in  der  primi  wifamdder 
nnterrichieihuiden  leaeii  sa  lawen  ui  Kttwergendnng.  kler  nkbt 
die  privatieelSre  und  elae  OMMdgade  eeiiMe  dmplbeft  ns, 
oempotüloiii  MflMm  aowie  eiehliihe  vsd  wgmAMxkB  aoliwMrigläta 
atehtifglieli  eriMem  kaui.  die  pooiakotlfe  iniumeiilillegeiiitor 
geiehielitlklMr  und  phflcecpiiiiihir  «badmüte  ans  dmiitttalN- 
detttender  edaiftatdlw  igt  d»  priiaaaani  «u  mterbri&Ua,  imiieh 
«B  gebiet  eiaraflttmB,  dm  dawh  TenUBdiiinbwiei'ig¥iiifffli  idm 
IB  emg«  pfliigt,  wekhe  mMrwBad«  aeia  auies,  wen dwnA- 
io^ende  xmivenit8laat«dliun  lidi  frooMber  erw«ben  soll,  wenn 
BisB  iB  BSBMr  seil  deoisci»  pUlokgie  BBd  iB  wbiadQBg  dsisik^ 
deatsebe  BBd  mitUklMialie  IsiriAiB  der  «ttem  w^ 
BBtoRlehts  TOfgsMigiB  httl,  die  sisli  die  gmadkg»  eiaar  pUkaophi' 
sehen  bndung  snm  slaie  geselsiT  ss  ist  te  aasem  salfcasung  n&cb 
nicht  wolgethiBi  und  hat  dsa  TeHUl  der  plrflesopliiseiieB  stodien  viel- 
UMA  mehr  beflMerl  als  mm  dnkiB  aisg«  ein  sdiüler  geht  un- 
gern an  allgemeine  gedankea  kenoi  und  es  ist  pflicht  der  schule, 
iha  SU  denselben  hiasafiUnea.  philologisches  wkd  hinlänglioh  ge- 
nug gelehrt,  und  wenn  es  für  notwendig  befunden  wird,  die  nennt 
riohtung  der  philolegis  aaeh  ihrer  qmMbveigkichenden  and  gnsi- 
matisohea  seile  hia  auch  auf  dem  gymnasium  nieht  gsas  soimt 
acht  zu  lassen,  einer  aaiieht  gemäsz,  der  wir  zustimmen  mflssen,  so 
ist  nicht  eine  dentsolMt  saadeKB  eos  griseiiiscbe  oder  latemaohs 
Stande  dafür  in  ansprach  sa  aehmea» 

-  IfsB  sieht,  wir  haben  mit  diesen  aphoristischen  bemerknagen 
den  ganzen  dentschea  aatsniokt  strstfen  wollen  oder  vielmehr 
streifea  rnftsssB,  lua  aassre  sasobsaaag^  Aber  deutsche  sehftler- 
•aMtesaadikrsoonäetesaslatBea«  aasssa  gjrmiaiswstsB  mnim 


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AUfit  nad  mom  rat  div  w^üa» 


mk  bai  der  caflmnwg  la  fciafig  ab  jiag»  lutt,  di»  m  viil  fetoit 
lad  im  wanig  gada^t  Mml  nan  anii  dar  oatiieBaftiaelia  oBter- 
xlobi  Baoli  SMUV  fornaln  aaita  dan  pliilologiaQlMB  daluM  wglwMn 

flaoBasaa^B  aDBaBBHft  mBh  ssf  BaaBBBHHOBaHuMsiuii  ffwABaaB  ehui« 
vami  Mmanilieh  amiheiaatiaBhe  (»nstnieikmtaiB^^iibcnatt  li^  dür 
aaioianmg  dia  zMitnng  auf  das  aUgHBaiaa  hm  a&aleiten  ud  bis  zu 
einam  gawissen  grade  hin  yaaidgaity  ao  mam  vor  allem  anch  der 
deutsdbia  naUwiaiit  demadben  zwecke  dienen  nad  im  aigantlieliaii 
und  eagam  una  d»  b*  ohne  die  sinnliche  anschannng  zum  deakaa 
hinfuhren  wollen,  denn  denkaa  iai  dia  geistige  thfttigkeit,  die  zam 
prodnct  das  allgemeine  hat.  der  mathematische  wie  dar  daatioba 
Unterricht  erstreben  also  das  ziel,  die  schüler  selbstftndig  an  T^aff^f 
oad  beide  yerlangen  deshalb  stalaimd  fortaebreitende  tlbungen  unter 
corrigierender  leitung  des  lehrers.  diese  cotfigkraida  leitang  hat 
sdbatverstSndlicb  nur  den  bauptzwaak  iaa  auge  zu  fassen  und  es 
wire  im  bflobttaa  grade  unrecht,  wenn  dia  zahl  der  arbeiten  durch 
das  verlangen  nach  "'Ti'i^'ffi***  beurteilung  auch  des  nebenaiohliahaa 
behindert  würde»  abaa  ao  muMcht  ist  es  auch,  den  lehrer  zu  tiMr 
e(»rigianDaachine  machen  zu  wallen,  denn  dadarch  wird  er  mm 
baadwerker  nad  gabi  des  höhem  geistigen  flugaa  mdastig«  ee  gibt 
i  tebiert  die  im  Mgsten  pflicbtgaAUile  nach  dieser  seita  Iwt  unmOg- 
!   bahaa  vclibringen;  ob  aia  aber  mehr  leisten  als  andere,  welche  dia 
conaetttraa  nicht  hflbar  oraobtaa  als  sie  la  wabifaait  lagdianen,  daa 
ist  eiae  frage,  die  wir  nach  uaaeia  aKfiriuraagen  mit  einem  entschie« 
I    denen  acoa  baaatwortea  mflaaaa.  ob  man  aber  den  deutschen  Unter- 
richt in  prima  jttngem  oder  ftliem  lehram  fibergeben  müsse,  soll 
I    bier  nicht  weiter  untersucht  werden ;  der  geneigte  leser  wird  an  der 
I    band  des  von  uns  beigebrachten  selbst  leicht  ermessen  können,  nach 
welcher  seite  hin  unsere  entscheidung  ausfallen  würde,  wenn  end- 
lich im  vorhergehenden  auf  deutsche  privatlectüre  hingewiesen 
wurde ,  so  soll  schlieszlich  noch  hinzugefügt  werden ,  dasz  ein  deut- 
sches  gymnasium  vorzugsweise  diese  arbeit  von  den  schülern  ver- 
langen musz  und  dasz  es  kaum  begreiflich  ist,  wie  dieselbe  an  so 
vielen  anstalten  entweder  geradezu  vernachlässigt  oder  durch  über- 
mäszige  betonung  der  altclassischen  privatlectüre  bis  auf  ein  mini- 
mum  eingeschränkt  werden  kann,  wenn  Meineke  in  Danzig  durch 
die  privatlectüre  eigenartiges  geschaffen,  so  kann  doch  in  der  gegen- 
wart  auf  ein  solches  beispiel  kaum  noch  hingewiesen  werden ,  und 
unseres  erachtens  liegt  auch  nach  der  erziehlichen  seite  des  gjm- 
nasiums  jetzt  mehr  denn  früher  die  gefahr  nahe ,  sich  die  sache  sehr 
leicht  zu  machen,  also  des  nutzens,  der  erzielt  werden  soll,  verlustig 
zu  gehen  und  die  nachfolgende  controle  zu  einem  höchst  imwahren 
^te  zu  stempeln,  bei  der  mehrzahl  der  schüler  wird  diese  gefahr 
platz  greÜaDt       danua  mosa  daa»  was  sie  becbaiflührt»  abgeschafft 
Wttden. 

•  i«s  erübrigt  jetzt  noch,  auf  die  einleitong  zu  diesen  bemar- 


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380  Alte  «ni  nmm  tum  dtr  tohak» 

kageB  ziirflckzngreifen  und  einige  anschanongen,  die  in  nr.  I  die- 
ser crwigaagai  anfgestellt  werden  auch  gegen  die  auctorität  des 
hrn.  proyindalsebnlratbes  Schräder  aufrecht  zu  erhalten,  das  oben 
citierte  werk  desselben  ist  eine  höchst  dankenswerte  leistung  und 
allen  lesem  d.  bl.  sehr  zu  empfehlen  —  vielleicht  erscheint  recht 
bald  eine  besprechung,  von  der  wir  nur  wünschen  wollen,  dasz  m 
die  Sache  mehr  ins  auge  fasse  als  die  personen.*  —  Auch  der  gegner 
wird  in  vielen,  ja  den  meisten  ausführungen  gros'ze  züge  einer  ge- 
rechten und  maszvollen  Würdigung  unserer  schulzustände  erkennen, 
wenn  er  auch  an  mehrfachen  stellen  in  gerechtes  erstaunen  geratben 
und  kaum  wird  begreifen  können,  wie  es  möglich,  dasz  in  unserer 
zeit  noch  gewisse  autokratische  meinungen  und  ansichten  platz  grei- 
fen dürfen,  wir  haben  es  an  dieser  stelle  speciell  nur  mit  dem  modiU 
dar  besoldung  und  mit  der  prUfung  für  das  schulamt  zu  thun. 

Die  Vorschläge,  welche  wir  für  die  lebrerbesoldungen  gemacht 
und  an  verschiedenen  stellen  promulgiert  haben ,  sind  zum  teil  mit 
beifall  acceptiert  worden  und  von  andern  beamtenkreisen  sogar  er- 
langt, die  mehr  von  der  persönlichen  leitung  eines  einzelnen  ab- 
hängig waren ,  als  es  die  gymnasiallehrer  jemals  gewesen  sind  und 
jemals  werden  können,  sie  liefen  darauf  hinaus,  dasz  von  der  central- 
casse  eines  provincialschulcollegiums  die  gehalte  nach  kategorien  des 
dienstalters  ausgezahlt  werden  müsten,  wobei  alle  anstalten  als  eine 
einheit  zu  einem  provincialen  lehrkörper  gewissermaszen  zusammen 
zu  fassen  seien,  hr.  Schräder  verneint  diese  einrichtung,  indem  er 
nachweist,  dasz  auch  dadurch  nicht  volle  gerechtigkeit  geübt  werde 
und  zugleich  auf  die  verschiedenen  anstalten  mit  ihren  verschiedenen 
patronaten  und  noch  verschiedeneren  einnahmebezügen  aufmerksam 
macht,  das  erste  kann  von  uns  unbedingt  zugegeben  werden:  volle 
gerechtigkeit,  wird  bei  menschlichen  dingen  niemals  gefanden  wer- 
den, um  so  mebr  ist  aber  das  verlangen  gerechtfertigt,  sich  dieser 
vollen  gerechtigkeit  so  nahe  als  möglich  zu  bringen,  das  zweite  be- 
denken ist  durchaus  irrelevant,  wenn  nicht  alle  anstalten  eine 
gröszere  einheit  bilden  können,  in  der  viele  einzelne  sich  leichter  und 
rascher  und  sicherer  bewegen  können ,  so  doch  die  staatlichen  unter 
sich,  und  wenn  dieselben  in  einer  provinz  eine  zu  geringe  anzahl  bil- 
den, so  kann  man  zwei  oder  mehrere  provinzen  zusammenfassen  nach 
dem  vorbilde  anderer  beamtenclaüsen,  die  in  der  ganzen  monarchie 
rangieren,  es  ist  indes  ganz  natürlich,  dasz  sich  die  privat-,  commQ* 
nalen  und  stiftungsanstalten  den  staatsanstalten  für  die  gewünschte 
institution  recht  bald  zugesellen  werden,  was  sehr  leicht  auszuftlhreB 
ist,  indem  sie  nur  eine  summe  an  die  centralcasse  einzuzahlea 
haben,  die  als  ein  product  =  lOoO  n  erscheint,  in  dem  n  die  anzaÜ 
der  anstaltslehrer  und  1050  den  bekannten  durchschnittssatz  der  be« 
soldung  bedeutet,  es  ist  in  der  weiten  weit  nichts,  was  diesen  W* 
schlag  behindern  könnte,   selbst  nicht  einmal  die  ungleiche  quali- 

*  der  vorstehende  aufsatz  ist  der  redaction  bereit«  im  mal  über- 
sandt  worden.  fi.  ^. 


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8St 


fioaüim  tec  MBtr«  dit  nkM  Mob  rtinr  mabi  'm  rtalnmig  gettlit 
wordn  dti£i  Iklirii^SDs  mUn  wif  Idiv  mbm  MiitB  vwtflUtgitii  dtr 
in  dtr  M&lMkrift  'dar  diintwln  liiati^  gomadit  iford«i.  ftderttai, 
iafcm  wir  di»  Mm  dwirilMni  IwHt  Migiih«u  dar  oriMtar  hat  lltar 
■f  mm  fljglM»  IwuMtwitiitogniTiM  «iAt  ^  dfln!iiff^*T  Witk^ittjWwngfcft- 
MlMilteA«  Mttdm  dM  wMaamm  dMiUMB  nid  dMMilbeft  iti 
MKMomflfi  von  4  jak»  ao  gaaliiBgli  dni  oul  dan  dte  dieia^jito 
die  Tolla  baiwldoBg  ainiraiaii  mnai,  indam  er  dSa  aategslMadldng 
nicht  ittuner  von  dam  ersten  diana^^dire  erheben  läszt,  sondern,  & 
feste  anstaUnngaiaii  nnd  diensijjahre  sich  aiaht  in  dachen  brauchen, 
Mdi  jadesmaligen  tariilltnisaen  in  rechnung  setzt,  vielleidift  anoh, 
mm  tma  in  der  erinnerung  nicht  mehr  feststahti  in  dem  anstaUnnga* 
patente  ausdrücklich  hervorheben  ]äszt.  um  seine  meinung  n 
statsen ,  hat  er  fOr  almnitliche  beamte  des  niiniatariniu  daa  iBMCii 
Tom  chef  herab  bis  snm  untersten  boten  eine  genauere  rechnung  an- 
gestellt) und  daa  ttberraschende  reanltat  gefunden,  dass  sich  in  durch* 
flihrnwg  seines  gnindsatzes  des  gegenwärtigen  beaoldungsetntB  ganze 
summe  nicht  anr  nicht  erhöben ,  sondern  sogar  erniedrigen  würde, 
bei  der  annähme  dieses  Torschlages  könnte  jede  einzelne  lehranstalt 
wieder  für  sich  eine  wirthschaftUche  ainhait  büdan  nnd  hr.  schul- 
nth  Schräder  wird  ihm  vidkiciU  acceptieren,  was  jedenfialls  ein 
zeiehflii  lain  würde,  dasz  er  nnaerm  prindps  atajgande  gehaltafueten 
bei  steigendem  dianstalter  in  gaiafadiih  gaaegähar,  naawtwegan  ter 
dem  ciyilrichter  erstreitbarer  weise,  im  wesentlichen  zustimmen  und 
niefat  der  thatajahliaii  atatifindenden  wiUkür  daa  wart  xeden  wolle. 

Deaa  die  lenraadaag  jedes  einzelnen  lehrert  an  seiner  anstalt 
nur  von  sdner  qnalifieatiMi  ebhiagen  dflifit  daai  dengani«  Mah 
den  sdentifisehen  bedürfnissen  anstellungen  nnd  Versetzungen  an 
erfolgen  heben,  ist  selbstverständlich  und  wird  dnrch  die  vorhin  be- 
aprochenen  festen  besoldungsregelungm  nur  eingeleitet  und  sicher- 
gestellt, zur  constatierung  einer  mehr  gleichmäszigen  qualification 
haben  wir  frtlher  zwei  eiamina  vorgeschlagen,  ein  leichteres  nach 
dem  triennium  und  ein  schwereres,  die  eigentliche  Staatsprüfung,  vor 
einer  central  -  prüfungscommission.  hr.  Sehr,  ist  auch  mit  dem 
jetzigen  prüfungsreglement  wenig  zufrieden,  aber  wie  viele  be- 
herzigungswcrte  puncte  er  auch  über  pädagogik  und  Vorbereitung 
derselben  von  seiten  der  schulamtscandidaten  beibringt,  die  Ursache 
der  ungleichen  qualificationen,  die  in  der  handhabung  eines  guten 
oder  schlechten  prüfungsreglements  durch  neun  verschiedene  prü- 
fungscommissionen  begründet  ist,  scheint  er  nicht  anerkennen  zu 
wollen,  hier  aber  liegt  für  uns  das  punctum  saliens ,  hier  ist  der 
bebel  anzusetzen,  von  wo  aus  das  minimum  der  befäbigung  zum 
lehrer  an  den  oberu  classen  höherer  Unterrichtsanstalten  festzustellen 
ist.  auch  dann  werden  noch  Verschiedenheiten  zu  tage  treten ,  die 
aber  weder  zu  vormeiden  noch  auch  einfluszre icher  sind  als  der  um- 
stand, dasz  ein  examen  niemals  ein  vollwertiges  zeugnis  ausstellen 
kann  für  die  tüchtigkeit  im  spätem  dienstc.  wenn  daa  wäre,  würde 


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882 


fi.  Bi«lMMohaisi  gntdotohei  kteboeh. 


man  MMh  dm  «ufrücken  in  höhm  alaUta  cl«r  Terwendnng  nicM 
alkui  Ton  der  qailüittiaa  abhAiigig  wm^bm.  warn  man  aber  diese 
ikigt  akht  mit  der  magenfraf»,  vm  siieh  mm  adilaase  eines  dragti- 
•akMi  MiinMka  ra  bediknen,  in  yerbindung  bringt ,  dann  darf  man 
dreist  annehmen,  eine  berechtigte  quelle  der  Unzufriedenheit  im 
lehreretande  zugestopft  zu  haben,  und  damit  fdr  dieses  mal  den  ge- 
neigten lesem  ein  herzliches  labaiwoU mitte aiil£ord«niiig:  ^prüfei 
•Uaa  und  behallat  daa  baato*. 

Po«.  Fable. 


4ä 

OBIBOaiaOBBa  LBaiStJOB  ton  DB.  B.  BOCH8B1I80HOtz,  DIBECTOl 
DBB  nUBDBlOB-WBBDBBSOBB»  CmOIAaiülM  Zü  BSBUB«  DBITO 

AVTLABE*  Berlin,  L.  Oelmiigke.  1876. 

Das  griechische  lesebuch  von  Büchsenschütz,  dessen  einteiltiiig 
nur  mit  rücksicht  auf  die  hauptsächlichsten  flexionsformen  gemacht 
ist,  gibt  für  quarta  und  tertia  den  stoff  zur  lectüre  im  anscblusz  an 
das  grammatische  pensum  in  nachstehender  reihenfolge:  cursus  A: 
Übung  in  anwendung  der  accente  (§  1 — 3) ,  erste  und  zweite  decli- 
nation,  artikel,  comparation  der  adjectiva  auf  oc  (4 — 8),  regelmäszigej. 
dritte  declination,  ei^i  (9 — 12),  regelmäszige  conjugation  (13 — 36),| 
verba  contracta  (37 — 52),  pronomina  (53 — 56),  abweichende  forma- i 
tion  der  pura  (57 — 80).  cursus  B:  verba  muta  (1 — 14),  besonder-, 
heiten  der  declinationen  (15 — 36),  comparation  der  adjectiva  dert 
dritten  declination  (37 — 51),  liquida  (62 — 81) »  tampora  secunda^ 
(82—93),  verba  in     (94—110).  ^  1 

Diese  gruppierung  des  stoffes  hat  mancherlei  für  sich ;  nicht  zn 
unterschätzen  ist  namentlich,  dasz  der  quartaner  sehr  früh  in  das 
griechische  verbum  eingeführt  wird,  so  lange  indessen  ein  den  glei- 
chen gang  verfolgendes  Übungsbuch  zum  übersetzen  ins  griechische 
dem  lehrer  zu  nicht  geböte  steht,  ist  besonders  in  quarta  der  mangel 
an  hinreichenden  beispielen  für  die  dritte  decl.  recht  empfindlich:' 
contrahierte  und  syncopierte  decL,  accentuation  der  einsilbigen  Wör- 
ter, genetivus  atticus,  eigentümlichkeiten  in  der  bildung  des  accus, 
und  voc.  sing,  sind  erst  im  zweiten  cursus  behandelt  und  können 
der  schwierigen  verbalformen  wegen  nicht  gut  vorweg  genommen 
werden,  da  nur  die  hauptsächlichsten  erscheinungen  der  declination 
und  comparation  dem  schüler  bekannt  gemacht  sein  können ,  damit 
er  rasch  an  die  mit  §  13  beginnenden  beispiele  über  das  verbum 
tritt,  so  darf  eine  Vertrautheit  desselben  mit  pronominalen  formen 
wie  öXXo  (5,  8),  Ti  (16,  7),  ti  (18, 1),  toöto  (27, 1),  Tocaöra  (29,  4) 
n.  ä.  kaum  erwartet  werden ;  es  muste  daher  wenigstens  darauf  be- 
dacht genommen  werden ,  dasz  dieselben  mit  hilfe  des  lexikons  sich 


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888 


::  fiftden  UoflMii.  «benso  mtten  z.  b.  8, 10  irteovctricrmoc  und  81, 8 

i.  Zfihrroc  na  Termeiden.  die  frtthseitige  anwendung  von  elisioii  nid 
crasis  (rd  XfhßBti'  ain*  9, 4,  rdvavria  19, 11)  maM dBmudUgn 

i.  die  en^fferung  des  textes  sicM  eben  leichter. 

Di»  aiibw  8UmI  nach  form  und  inhaU  to  gewählt ,  dasz  sie  eine 
z  gnie  torbttNÜimg  auf  die  leetlUre  mm  grieehisohaa  Mhriftstellers 
:  tu  gebe»  Termögw.  ala  besonders  gaeignet,  das  yerstladais  daa 

scbtüera  la  fördern  und  sjrntaktischea  JmA  stilistisches  wissen  zu  ba- 
iL  festigall,  etscheint  mir  der  reich  tum  an  participialconstructionaii 
aUer  art,  denn  kenntnis  durch  die  gleichzeitige  laolire  lateinischer 
\  sehnftfiteller  vavmittelt  wkd.  freilich  werden  dem  angalieiidaii  Grie- 
chen mitunter  recht  arge  schwierigkaitan  entgegeagaworfen ,  die  er 
luv  durah  die  kräftigste  imtantützang  des  lehrers  zu  überwinden 
j  termag.  dabei  wird  ja  obna  zweifei  auch  gelernt ,  aber  es  geht  oft 
recht  viel  zeit  darüber  hin,  und  sicherlich  hätten  ohne  bedenken  su 
^  verwickelte  Sätze  des  griechischen  adginals  in  usum  delpihilli  ver* 
'  kürzt  oder  yerändert  werden  köman*  abanso  findet  sich ,  ^as  den 
inhalt  der  einselnen  sätia  nnd  wsaminwibäBginden  sttteke  anlangt, 
neben  vielem  inleiass«nten  anch  manahas,  was  weit  Uber  das  ver- 
^Btändnis  des  qnartanersmid  Untertertianers  hinausgeht;  ich  erwähne 
des  beispiels  halber  den  sats  36»  1 :  bouXeia  xai  ^XeuOepia  öirep- 
pdKXouco  nkv  ^Kat^pa  TrdtKoncov,  ^^l^€Tpoc  bk  oöca  iravaTaeöv 
e^MCTpia  bk  f\  e€ijj  bouXcia,  djucTpoc  bk  n  toic  dv6p(Anoic'  6€0C  Ik 
i;i2dv8pu>Troic  cuKppoci  vö/lioc,  dippoci  bk  fibovrj. 
'4      Wesentlich  beeinträchtigt  wird  die  brauchbarkeit  des  buchas 
^gegenwärtig  noch  durch  zwei  übelstände,  erstlich  durch  die  bedauer- 
^ifliche  incorrectheit  des  druckes  und  zweitens  durch  die  allzu  lako- 
fjinische  knappheit  des  beigegebenen  Wörterverzeichnisses,    auf  den 
niierstem  punct  näher  einzugehen ,  überhebt  mich  die  bereits  von  hm. 

Bindseil  gelegentlich  einer  besprechung  des  Hellerschen  buch  es  ge- 
(üs  machte  Zusammenstellung  der  ungenauigkeiten  und  irrtümer  (ztschr. 
iii'  gymn.  wes.  octob.  1878).  zu  der  reichlichen  blumenlese  ist  noch 
^lö-hmzuzuftigen:  §  18,  4  bidvoiov,  20,  1  oube'voc,  25,  1  TreTraibeuiLic- 
i^yov,  25,  9  Aucavbpac,  33,  2  u.  24,  3  u.  B  55,  3  de,  B  37,  6  lijjov 
31?  (sonst  immer  ohne  jota  subbcr,),  B.  75  med.  dpuJTr|Caie,  im  wörter- 
i;^!  Verzeichnis :  duTopKrjC,  böirip,  ctpevbovrj^  femer  die  daselbst  fehlen- 
den  Wörter  dH,  T^M^^ieiv  (B  16,  7),  TravTaTraciv ,  xuqpXöuj.  zu  ver- 
i  i  meiden  war  auch  TiuöaijiövTicav  29,  2  neben  eObai^övricav  58,  1. 
lig.     *  Nicht  minder  im'hequem  ist  die  auszerordentliche  dürftigkeit 
^  des  vocabulars.  wer  dem  anfönger  in  einer  so  schwierigen  spräche 
0  solche  aufgaben  stellt,  wie  hr.  Büchsenschütz  es  thut,  der  sollte 
^  wenigstens  eifrigen  und  fleiszigen  schülem  die  unumgänglichsten 
mittel  zu  ihrer  lösung  etwas  bereitwilliger  darreichen,    was  für 
inühe  macht  es  dem  quartaner  im  ersten  halbjahre  qjaueiv  ToO 
oupavoö,  TToXXd  toiic  TToXiiac  uj(peXr|cac,  ctXXa  dtKouujv  tivöc 
^dtcVTCC  u.  V.  a.  zu  übersetzen,  wenn  er  im  Wörterverzeichnis  bei 
den  betr.  verben  nioht  die  geringste  andeutong  ihrer  vom  deutschen 

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884 


BWüiilmiiMiilillli  iiiitnfchiilm  ImiIiiiiiIi 


«bweielMiiden  rection  findet!  woA  im  wit  19,  11:  db^varov  kTi 
TftvavrUx  Tok  öpluic  Ixoua  iipdhrrovni  äyoM  tivoc  dnt* 
dnoXaGcai !  fMtet,  der  quarianer  ist  mit  allen  soni<%im  Schwierig- 
keiten fertig  geworden  —  diix\  Tdvdvria,  irpdTTOWtt  diroibeOc« 
äbldbigig  von  dbüvoröv  kcttf  4(0^  atcht  3  plnr.  praes. ,  sondern 
dat.  part.  und  ebhl^gig  von  tdvotvrfa  und  *deA  sieh  recht  verhaltai- 
den'  (!)  zu  übersetien  —  die»  geseiai,  iit  er  im  elnde  dyaOoO  nvoc 
du'  auToiv  dTroXaOccn  zu  bewältigen,  wenn  er  8.T.dEfroXauuj  nicbts 
eis  'gettieesen*  findet?  der  ferf«  g^nbl  zwar,  grammatische  nidi- 
Weisungen  dtUrftia  mit  giiimeui  natM  duroh  mündliche  belehnug 
«to  im  wihrterTerzmdurie  gegeben  werden,  allein  die  einfiuihe  tn- 

fEibe  des  abhSngigen  casus  bei  wmrtem  wie  dKOuuü,  dKpodoMSii 
gtoc,  atrtoc,  diroXaüui,  dnoCfCpte  (B  20,  T€^,  bi4xiV€d9* 
T€T^uj,  €^  noWui,  \€p6c,  ^dxopcn,  pct^iu,  trpocTriTTTU),  T^poTl^du}, 
<p€ibo|iat ,  X^Pttt,  l|Mnky,  dupcAto  n.  m.  a.  braucht  der  schttler  doch 
unbedingt  zur  prSpsration.  was  soll  da  mttidliefae  belehnuig?  imd 
hr.  Bttcbsenschtltz  kann  übenengt  aeiiif  deee  namentiioh  in  den 
ersten  abschnitten  der  lehrer  auch  anezeitlem  noch  tI^,  recht  viel 
zu  erklären  und  zu  besprechen  hat.  ein  fernerer  fehler  des  yoeabü- 
lars  ist  der ,  dasz  bei  so  vielen  wOrtem  die  Übersetzungen  ganz  un- 
zureichend sind  und  in  folge  daron  den  zwölf-  oder  dreizehnjäirig0& 
knaben  geradezu  die  Zumutung  gestellt  werden  musz,  ans  bedentoo- 
gen,  die  sie  nicht  brauchen  können,  sich  die,  welche  sie  dleinTer- 
werten  können,  erst  zu  abstrahieren«  die  folgende  Zusammenstellung 
soll  auf  ^e  rdhe  Ton  fehlem  dieeer  pder  ähaliolier  eri  anlnierkaaoi 
machen. 

dbiKeu)  'unrecht  thun,  beschädigen*.  :?u  70,  1  toic  döiKOih 
fidvoic  iJTTÖ  TÄv  CupOKOciujv  Würde  eher  passen;  'beleidigen,  krän- 
ken' oder  pass.  'unrecht  erleiden*.  —  aiviTTO|Liai  'auf  etwas  an- 
spielen, andeuten*,  das  genügt  nicht  fllr  B  17,  5  aiviTTÖfievoc  id 
Kcpaia  TTiv  'l9iu|Lir|V  xai  töv  'AKpOKÖpivOov.  —  aixioc  'schuldig, 
veranlassend*,  unbedingt  fordert  man  aiTiöc  eljix  Tivoc  'bin  Ursache, 
veranlassung*  für  sätze  wie  10,  2  ttoXXujv  dtYOtöujv  aiTioi  fjcav  TOic 
*'€XXriClV.  —  dHiouu  'fQr  recht  halten,  fordern*,  besser  wäre  'für 
würdig  halten*  vergl.  48,  1.  55,  4.  —  dTToXüuj.  wegen  20,  3  dn- 
eXucev  eic  rdc  Traipibac  war  die  bedeutung  'ziehen  lassen'  mit  anzn- 
führen.  —  dtröppTiTOC.  es  fehlt  die  Übersetzung  für  d£  aTTOppn* 
TUJV  (B  108i).  —  auTOKpdiiüp.  der  satz  70  med.  CTparnTO"^ 
lTroir)cav  auTouc  auTOKpdxopac  dTidvTUJV  xijüv  Kard  töv  ttoXc^ov 
verlangt  die  angäbe  'c.  gen.*  —  auTÖc.  die  cas.  obliq.  werden«* 
dem  lat.  is  schon  von  stück  15  an  gebraucht,  ohne  dasz  diese  bedeu- 
tung im  lex.  steht.  —  biaTcX^ui  und  tutX«vuj  c.  part.  nicht  == 
^beständig  resp.  zufällig  thun'  sondern  nur  =  'beständig  resp.  zu- 
fällig'. —  ^Kqpepiu.  man  vermiszt  ttöX€)liov  dK(p^p€iv  =  helluö 
inferre.  —  ^TTiTijLiduJ  'tadeln',  aber  B  18,  1  verlangt  'vorwerfen'- 
—         c.  adv.  'sich  verhalten*  passt  für  eine  reihe  von  sStzen  ßicbt, 

wo  nur  die  Übersetzung  mit  *8ein*  verwendbar  ist,  z.  b.  B  U,  " 


B.  BüQhsmehäts:  grieohMdiet  lesebach* 


885 


Icxuui  'stark  sein'.  —  19,  6  'Ep^oicpanic  jbidXa  kxuce  irapd  toic 
Cupcncocioic  verlangt  *  vermögen,  in  ansehen  stehen'  oder  ähnliches. 
—  KaKOupY^iw  'beschädigen'.  72  med.  touc  *Aer|vaiouc  dKCKOUp- 
tHC€V  macht  'schädigen'  wünschenswerter.  —  Kard  c.  acc.  ^nach, 
gemSsz ,  in  bezug  auf,  zur  zeit  von'  gibt  dem  schüler  nicht  die  mög- 
lichkeit  zur  Übersetzung  von  19,  3  KttT*  ^viauTÖV  und  20,  2  Kttld 
Tf)V  'Aciav  und  26,  3  Kaid  töv  auTÖv  xpövov  (zur  zeit,  von  dersel- 
ben zeit?).  —  jueXXuu  'wollen,  bevorstehen'  bereitet  für  die  version 
von  26,  3  iLieXXuüV  utreuSuvoc  Icccöai  Schwierigkeiten;  besser  wäre 
hier  'sollen,  die  aussieht  haben'.  —  6c oc  Vie  grosz'.  um  B  55,  3 
bewältigen  zu  können  t6  |aev  7rpu)T0V  6cov  eic  TÖ  UYioivai  ^XPH'^ö 
auTOic,  müste  der  tertianer  auf  den  adverb.  gebrauch  des  ÖCOV 
'wenigstens'  aufmerksam  gemacht  werden,  die  früheren  anmerkun- 
gen  unter  dem  text  38,  4  Ka6*  ÖCOV,  45  TOCOUTtu  —  öcuj,  B  25 
ÖCOV  7T€VTaK0Ciu)v  CTttbiuJV  reichen  für  die  oben  bezeichnete  stelle 
nicht  aus.  —  rrap^X^  'darbieten,  zeigen,  veranlassen',  wie  soll 
z.  b.  17 j  2  das  med.  übersetzt  werden  oi  ^cpopoi  nap^xOVTai  TÖV 
tTTÜJVU|iOV?  —  TTiCTeuuu  'glauben',    die  Übersetzung  des  pass. 
'glauben  finden'  war  erforderlich,  da  dem  quartaner  das  persön- 
liche passivum  der  intransitiva  um  so  weniger  selbstverständlich 
ist,  je  mehr  er  im  lateinischen  vor  formen  wie  invideor,  persuasus 
fium  u.  a.  gewarnt  wird.  —  iroXuc,  man  vermiszt  oi  ttoXXoi  und 
Ta  TToXXd.  —  Tzraxw  'straucheln,  fallen',  die  Übersetzung 'unglück 
haben'  würde  in  vielen  fällen  (vergl.  z.  b.  25,  2.  29,  8)  die  allein 
richtige  sein.  —  CTrevbuj.    passt  zu  der  gegebenen  erklärung  B 
12,  1  ?CTTeicav  oder  musz  hier  das  med.  stehen?  —  cq)dXXui 
^stürzen',  hier  fehlt  die  metaphor.  bedeutung  'ins  unglück  bringen* 
pass.  'unglück  haben',  denn  'stürzen'  ist  in  sätzen  wie  B  54,  3 
Ol  AaKcbai/iövioi  —  dXdxicra  dcqpaXiLidvoi  eiciv  unbrauchbar.  — 
u  TT  dp  XU)  'vorhanden  sein'  geht  zwar  für  15,  8.  B  53,  2  an,  für 
29,  8.  B  43i  ist  nur  'sein,  wirklich  sein'  zu  gebrauchen.  —  q)dp€tv» 
32,  2  verlangt  die  angäbe  q).  xai  ÖT^iV  'plündern  und  rauben*.  — 
ipeubuj  'täuschen'  med.  'lügen'  reicht  für  das  mehrfach  vorkom- 
mende vpeubecGai  if\c  dXTTiboc  nicht  aus.  —  ij;T]q)lZ!€c9ai  'abstim- 
men,  beschlieszen'.  damit  kann  B  9,  2  i|)ii(pii€c6ai  auTÖv  Geöv  nicht 
tbersetzt  werden.  —  dj  c.  hier  war  wegen  B  48  i  und  einiger  an* 
deren  sätze  eine  ähnliche  angäbe  zu  machen  wie  s.  v.  die. 

Ich  könnte  das  register  noch  sehr  vermehren,  glaube  aber,  dasz 
schon  diese  Zusammenstellung  für  den  nachweis  genügt,  wie  vieler 
Wanötigen  arbeiten  und  mühen  ein  etwas  gründlicheres  und  ausführ- 
^wiheres  Wörterverzeichnis  unsere  quartaner  und  tertianer  überheben 
^'todej  dasz  dann  eine  eselsbrücke  nach  art  unserer  speciallexica 
dwiBi  "Wird,  braucht  man  vom  verf.  nicht  zu  befürchten. 

Mochten  die  im  Interesse  des  büchleins  selbst  gemachten  be- 
tncrkiing^  bei  einer  neuen  aufläge  billige  berücksichtigung  finden! 
EiSBNACH.  Ernst  Baohof. 


jahrb.  f.  phil.  u.  päd.  U.  abU  1879.  hft.  8.  2ß 


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386  Za  QQ%tim  i  aoti 

(40-) 

.  Z0  GOSTHBS  FAT78T. 

1,  VRIEDRICH  VISCHER,  GOETHES  FAUST.     NEUE  BEITRÄ6B  IHR 
KRITIK  DES  GEDICHTS.    Stuttgart.  Meyer  u.  Zeller.  1875. 

S.  JULIAN  SCHMIDT,    GOETHES  FAUST.     EIN  TSSSCCIi.    (in  dCA 

preuEzischen  Jahrbüchern,  39  bd.  4  heft.  1877.) 
3*    KUNO    FISCHER,    GOETHES   FAUST.      ÜBER  DIK  ENTSTEHUNG 

UHD  OOMP08XT201I  DEB  0BDICBT8.    Stutlgwt   J.  G.  Cotta.  187S. 

(leUiui.) 

9)  Julian  Schmidt  spricht  sich  in  seinem  aufsatz  in  des 
preuszischen  Jahrbüchern  zunächst  über  seine  stellang  zu  den  arbei- 
ten V.  Loepers  und  Visebers  aus.  indem  er  die  Verdienste  der 
V.  Loeperschen  ausgäbe  hervorhebt  und  den  commentar  im  einzelnen 
für  im  wesentlichen  abschliessend  erklärt,  wendet  er  sich  gegen  die 
gesamtauffassung  des  gedichts,  gegen  die  meinung,  dasz  'der  Faust 
vom  ersten  prolog  bis  zum  ende  des  zweiten  teils  ein  vollkommenes 
dramatisches  kunstwerk  sei.'  er  bestreitet  die  'künstlerische  ein- 
heit'  der  dichtung  und  pflichtet  mit  einigem  vorbehält  dem  urteil 
Vischers  bei ,  der  die  herrlichkeiten  des  ersten  teils  mit  liebe  nnd 
tiefem  Verständnis  hervorhebe,  dem  zweiten  fast  nur  als  ankläger 
gegenüberstehe,  nur  will  Jul.  Schmidt  die  einzelnen  fragen  bei  der 
Untersuchung  strenger  auseinanderhalten. 

Zunächst  erörtert  er  nun  die  frage,  ob  der  Faust,  wie  ei  als 
ganzes  uns  vorliegt,  ein  dramatisches  kunstwerk  sei  und  ge- 
langt zu  einer  verneinenden  beantwortung.  der  anzulegende 
maszstab  der  beurteil ung  wird  damit  gerechtfertigt,  dasz  Goethe 
selbst  im  prolog  das  schema  des  stückes  bestimmt  hinstelle,  also  ein 
einheitliches  kunstwerk  habe  schaffen  wollen,  darauf  werden  die 
beiden  wetten ,  die  gottes  mit  dem  teufel  und  die  des  teufels  mit 
Faust  ihrem  inhalt  sowie  ihrer  schlieszlichen  entscheidung  nach  be- 
sprochen, nach  allem  erwarte  man  die  gliederung  des  stfickes  so, 
*dasz  der  tenfel  consequent  versuchen  wird,  durch  die  irolie 
seines  überlegenen  Verstandes  das  ideale  in  Fausts  geM 
herabzudrücken  nnd  ihn  durch  anreizung  seines  genusztriebes  pbj* 
sisch  und  moralisch  an  das  gemeine  und  verächtliche  zu  binden,  dan 
aber  dnreh  die  angebome  edle  natur  des  beiden  jedesoitl  ißt  v•^ 
socb  in  sein  gegenteil  «mscblagen  wird.* 

Schon  diese  formolienmg  Mhtlnt  mir,  wenn  auch  daswaki» 
ttreifend,  doch  zum  teil  einseitig  und  willkttrlich  gefaszt  md  80  flr 
das  nrteil  präjudicierend.  sachgemäszer  und  einfacher  mdtM  tut 
folgende  fiissong:  ^Faust  bat  in  seinem  die  sehranken  des  «idlidNS 
Ifbmpringenden  streben  bi^er  niigmls  befritdigung  gefteta,  MB 
dnfst  mcli  «nbegrenztem  wissen  nnd  kOnnen  ist  ungestillt  geblie* 
Im.  mm  «r  nun  die  wette  mit  dem  teufel  eingebt)  dass  er  beim 


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ersten  augenblick  völliger  befriedigung  diesem  verfallen  sein  solle, 
so  glaubt  er  eben  nicht,  dasz  der  teufel  ihm  solche  befriedigung  ver- 
sebaffen könne,  der  teufel  hingegen  darf  von  seinem  Standpunkt 
aus  hoffen,  dasz  er,  indem  er  jeden,  selbst  den  k  ühns  ten, 
wünsch  des  Faust  erfüllt,  dessen  Sehnsucht  abstumpfen,  ihn 
endlich  durch  irgend  etwas  fesseln  und  völlig  befriedigen  werde,  so 
führt  er  ihn  in  die  lustige  gesellschaft  in  Auerbachs  keller,  so  lie- 
fert er  ihm  Gretchen  in  die  bände,  macht  ihn  mächtig  und  angesehen 
am  hofe  des  kaisers,  bricht  selbst  die  schranken  der  zeit,  um  das  in 
sage  und  dichtung  gefeierte  urbild  aller  Schönheit,  die  Helena,  ihm 
zu  vermählen,  dient  schlieszlich  seinem  ehrgeiz  und  seinem  herscher- 
drang ,  über  land  und  leute  als  gebieter  zu  walten  und  in  gottglei« 
chem  streben  aus  dem  nichts  neues  leben  zu  schaffen.' 

Zusammenhang  und  Steigerung  lassen  sich  sicher  in  diesem 
plane,  der  hier  nur  ganz  flüchtig  skizziert  werden  konnte,  erkennen, 
wenn  man  unter  Zusammenhang  nicht  den  einer  logischen  beweis- 
filbrung,  sondern  den  einer  poetischen  entwicklung  versteht,  auch 
der  schlusz  paszt  trefflich  zu  dieser  formulierung :  Faust  ist  auf  die 
dauer  nirgends  befriedigt,  seine  Sehnsucht  nirgends  endgiltig 
gestillt ;  aber  wachsenil  an  Vertiefung  des  geistes  und  gemütes  und 
an  beherschung  des  willens  überwindet  er  scbliesziicli  den  egois- 
ncius,  der  für  sich  jede  höchste  lust  begehrt;,  er,  der  'unmensch 
ohne  zweck  und  ruh'  wird  mensch  unter  menschen,  indem  er  alle 
,  seine  reichen  krttfte  dem  heile  anderer  widmet;  indem  er  so  den 
'  augenblick  vollster  befriedigung  ahnt,  verliert  er  f o  rmell  die  wette 
gegen  Mephistopheles ,  indesz  er  gerade  hiermit  der  erlösung  sich 
würdig  zeigt,  die  ihm  durch  die  himmlische  gnade  zu  teil  wird. 

Dies  der -einheit liehe  plan  des  gedichts,  der  sich  gegen  die 
!    angriffe  Julian  Schmidts  wol  verteidigen  lassen  wird,  diese  angriffe 
basieren  einerseits,  wie  schon  gesagt,  auf  einer  etwas  einseitigen 
fasfiung  des  themaa,  andrerseits  auf  misversittndnissen  im  einzelnen» 

Dkee  aUe  richtig  su  stellen,  würde  hier  unmöglich  sein;  wir 
heschrfinken  nnn  daher  auf  die  bespreehung  einiger  punkte. 

Dar  «sie  stafn  das  anstosses  ist  dem  Tsrf«  die  wjtbagung  dm 
Fa«8t  damit  wird  indie  die  identitftt  des  heldem,  *der  blcibiMdi 
kttrn  des  eluaaktea^  Iraineswegs  angetastet;  die  veijüngung  helriSI 
nur  die  ttussm  ersehminng,  dwi  ein  'angejahiier*  lanet  wttide 
aUbndiiga  san  lieUiabir  Gvstabens  wenig  passen. 

Asch  de«  dnunaitisi^en  tasamBtsiihang  dar  liebtsgeeehiehte 
ftidal  d«r  Tsrf.  dnnksl.  gewla  Mit  sie  aneh  oIhm  Wldlfo  d^ 
Ml  SknUoli  f orfidkift  kennen,  soliwülioh  indes  mit  «inim  Fanstt 
nnd  dam  «rsdbeint  doch  MephistopheWis  tthmll  ab  sehilrer  der  lei« 
daMdbsfti  sie  der,  wekher  das  T«rltfUn  vaKglftet  und  doroh  seine 
rsHiaeUlge  nun  mbsQ  Isakt  dass  mutter*  hfader  nnd  kind  des  nn- 
i^ttUddidun  mftdslieiis  imn  ofifer  laUen,  dasa  sie  selbst  in  wahnsiBA 
nnd  ted  gstriebsii  wird,  ist  dies  »ieht  ein  fbrcbtbarer  beweis  der 
uadit  tenliasbir  g«walttn  aneb  ttbsr  ^  fast  nnselialdiges  lebeot 

85* 


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388 


Zu  Goeihet  FaiuW 


eine  gi-ausige  erfahrung  für  den  genossen  des  bösen ,  der  ein  holies 
spiel  zu  spielen  begonnen,  als  er  den  unheilvollen  bund  schlosz.  wie 
sehr  dies  Faust  empfindet,  bezeiigt  sein  schreckensruf:  ^o,  wär'  ich 
me  geboren ! ' 

Freilich  scheint  nicht  ohne  grund  die  dauernde  nachwirkung 
dieser  erlebnisse  auf  den  Faust  des  zweiten  teiles  vermiszt  zu  wer- 
den, doch  muste  der  dichter  gerade  um  ihrer  furchtbarkeit  willen 
seinen  beiden,  dessen  entwicklung  in  das  weite,  grosze  und  gute 
noch  nicht  abgeschlossen  ist,  den  labetrunk  des  vergessen«  trinken 
lassen,  um  ihn  für  neue  eindrücke  erapf^lnglich  zu  machen,  desto 
schöner  tritt  diese  auf  erden  so  verhängnisvolle  liebe,  aus  dem  ver- 
gänglichen ins  unvergängliche  verklärt,  heilbringend  wieder  am 
schlusz  hervor,  immerhin  ist  nicht  zu  leugnen,  dasz  der  dichter  hier 
wol  stärkere  faden  der  Verbindung  hätte  knüpfen  können ,  nur  fäll; 
mit  dem  gerügten  mangel  nicht  der  einheitliche  plan  und  Zusammen- 
hang des  gedichtes. 

Den  fortschritt  der  handlang  im  zweiten  teil  des  Faust  haben 
wir  schon  oben  kurz  angedeutet,  auch  hier  findet  Jul.  Schmidt  im 
einzelnen  viel  zu  tadeln,  er  wundert  sich,  dasz  Helena  nicht  in 
irgend  einem  Venusberg,  wie  dies  die  atmosphäre  des  stücks  wol 
zuliesze,  sondern  im  wirklichen  Sparta  erscheint,  unmittelbarnach 
abschlusz  des  trojanischen  krieges.  ich  halte  dies  für  einen  hoch- 
genialen  griff  des  dichters,  dasz  er,  da  einmal  räum  und  zeit  über- 
sprungen werden  muste,  die  Heroine  da  auftreten  läst,  wo  sie  hinge- 
hört, in  einer  Umgebung,  in  der  allein  sie  uns  nicht  als  schatten- 
hafte allegorie,  sondern  als  lebensvolle  gestalt  entgegenkommt,  und 
so  ist  es  denn  auch  nicht  so  äuszerst  erstaunlich ,  wie  Jul.  Schmidt 
meint,  dasz  *dr.  Heinrich  Faust  aus  Leipzig  (!)  im  costüm  eines  mit- 
telalterlichen heerfürsten  erscheint',  auch  hier  haben  wir  bei  aller 
ktihnheit  der  erfindung  geschichtliche  anlehnung.  will  sich  der  ger- 
manische Weltstürmer  durchaus  das  urbild  griechischer  Schönheit  er- 
obern ,  so  erscheint  er  am  besten  in  der  kraftvollen  gestalt 
ritterlichen  herren ,  wie  sich  so  mancher  nach  den  kreuzzügen  ancb 
im  Peloponnes  niedergelassen  hat.  wir  sehen,  wie  der  dichtarbeuB 
kühnsten  spiel  der  phantasie  immer  nach  glänzenden  und  bestiiBB^ 
ten  localfarben  sucht,  und  dasz  er  dies  hier  mit  glück  gethan«  ^ 
weist  der  erfolg  der  anfführung  auf  der  bühne. 

Doch  wir  kommen  zum  zweiten  abschnitt  der  abhandlong  ^ 
ratt.  nachdem  er  die  einheit  der  handlung  geleugnet,  wiemu 
sdifli&t}  ohne  ansrdohende  Begründung,  zerlegt  er  historiscbdoi 
Vautt  m  ieüie  teü^  er  lucUas^eidet  drei  weeentlioli  tenebM^^^ 
YerBioman  das  Euirt :  di«  eftie  von  » die  swolt«  von  179^ 

---1808,  <ß6  dcüAe  Tim  1884^dl.  &arttirkdiii0TmdMBn«^ 
T«rnoiiMi  zum  «ntwkkinngsgang  dee  ^Mrtem  in  biiidliiing  g^^^ 
werden,  ist  aiisieiroxdeiiilioli  tdiimrinmg,  und  gewis  kOBBSD 9^ 
unteranofaungeii  aneh  neues  Hebt  in  ctie  erkUbrong  der  iiAM 
bringen*  nur  mnsz  man  sieh  Mim,  die  gegenetttie  se  mbetoM 


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Zu  GoelliM  Amt 


389 


wie  dies  bier  tielfiMslx  gesddelit»  und  damit  dtn  ovgaaisimis  dts  gan- 
zen gediehtes  m  upnmguL  wer  wird  bdianptan  wollen»  dasi  m/h, 
nicht  sputmi  der  langen  entetehnngeaeit,  der  Tiekn  tmterbrechnngen 
bei  der  arbeit  im  Fantt  in  menge  finden:  wire  aber  der  gnaammen- 
bang  80  gering,  wiren  die  Aigen»  die  bier  klafften»  so  breit»  die  wi- 
der^rOdie  eo  sebreiend»  wie  die  neoeeten  erklftrer  behaupten»  ao 
wftre  der  Faust  niebt  bloss  kein  dramatiscbes  knnstwerk»  sondern 
geradesn  ein  wabres  monstmm  von  gediebt,  eine  poeüsehe  siuieleL 
Sobiller  singt  ▼on  Börner  • 

'Sieben  stftdte  sankteo  sich  drum,  ihn  geboren  ea  haben; 
nan,  da  der  Wolf  ihn  serriu»  nehme  eich  jede  ihr  stück.' 

  * 

Yen  der  neuesten  Fansiforscbung  kann  man  ssgen,  dasz  sie  in 
dem  streben»  jeder  periode  in  Chwtbes  leben  das  stOdk  der  diditong 
znanweisen,  das  sie  geboren»  dieses  tie&iiinjge  werk  in  der  tbat 
in  stfieke  zu  zerreissen  droht,  gewiss  darf  man  aas  dem  dichter  und 
seinem  leben  heraus  die  diehtong  mit  erklären;  die  gefahr  hierbei, 
auf  die  ich  im  eingang  der  recension  bindentete,  ist  die,  dasz  man 
über  dem  dicbter  ^  d  i  cbtnng  ganz  vergiszt,  ihre  einheit  vernich- 
tet und  den  Zusammenhang  wegdisputiert,  der  unleugbar  besteht. 

3)  JB^oob  sebirfor  als  bei  Julian  Schmidt  tritt  die  tendenz  dss 
Scheidts  und  —  serreiszens  in  dem  buche  KunoFischers  bervor, 
dessen  Verdienste  um  die  förderung  der  frage  hierbei  ebenso  wenig 
I     verkannt  werden  sollen  als  die  seines  Vorgängers,  die  schrift  Fischers 
I     ist  aus  Vorträgen  entstanden,  die,  in  Frankfurt  a.  M.  gehalten,  zu- 
I     erst  in  der  'deutschen  nmdscliau'  (Jahrgang  4,  heft  1  u.  2)  im  druck 
Ter^^Eentlicht  wurden  und  nun  als  besondies  buch  erscheinen*  da- 
her die  populäre  form  und  die  hinweglassung  alles  gelehrten  appsf 
rats.  ich  lasse  dahingestellt,  ob  nicht  bei  erneuter  publioation  eine 
umarbeitong  und  namentUoh  eine  auseinandeHsetsung  mit  den  vor- 
gfingem  erwttnsefat  gewesen  wftre«  dem  weniger  eingeweihten  wird 
es  so  erschwert  zu  erkennen»  was  der  Terf.  yorangehenden  for- 
schungm  verdankt,  was  das  resnltat  seiner  eigenen  ist.  so  Tiel  ich 
mich  erinnere,  findet  sich  nur  an  einer  stelle  ein  kurser  binweis 
auf  die  abhandlung  Jul.  Schmidts.  r 
I  Zunächst  bringt  der  verf.  einen  Überblick  über  die  entstehnng 

und  gestaltung  der  sage,  wobei  er  die  Magussage  von  der  eigent- 
lichen Faustsage  unterscheidet  und  ihr  gegenseitiges  Verhältnis  klar 
auseinandersetzt,  besonders  gelungen  erscheint  mir  der  nachweis 
der  verschiedenen  demente,  die  in  diesen  sagen  zusammenströmen, 
weiterhin  wird  dann  das  auftreten  der  sage  in  der  litteratur  ver- 
folgt: in  den  Volksbüchern  und  dem  volksschauspiel ,  bis  sie,  zuerst 
durch  Lessing,  ein  problem  unsrer  nÄieren  kunstdicbtung  wird,  so- 
dann folgt  'die  geschichtliche  entstehung  und  ausbildung  des  Goe- 
theschen  Faust',  womit  das  gebiet  betreten  wird,  welches  recht 
eigentlich  das  object  der  neuesten  Faustforschung  bildet,  das  resul- 
tat  der  Untersuchungen  des  verf.  ist  dann  die  Unterscheidung 


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890 


t 

der  nenen  diehtang  von  d«r  aHmi  dl»b«ide  fmdiiAdeme  gnntd- 
idm  itbett  mA  dm»  widtrtprttoli»  In  dm  Vkmt«  wit  tr  Todiegt, 
•duMMod  wa  tig»  trvteK  wir  wollmi  liiar  md  die  obm  ate«r* 
«rtel»  frig^  d«m  gedidit,  wi«  wir  es  jetst  beiilMii,  (db»MiKäb- 
HoiM,  TMi  isBiriai  widtnpniob  iMt  idee  n  grand»  üegt,  ob  es 
dMnÜMh  wifUioiM  diMwtbcht  «mMtbeatiti  Biobiaiiafthrliekm- 
rllett<niimMi|  sofedwB  bot  tSa^ge  der  benptdiitoaiimn  IbespiedMii, 
die  Fiieber  «i  bemerkm  g^H. 

Sqmh  ULYereiiiliireii  widersprudi  findet  er  in  dem  ohinUer 
md  dersteUnagdeslCepliittoplielee. «.  ITOtkeisEfcet:  *tB8idit 
ansair  aUem  iweiM»  deai  neoh  den  plane  dar  ereien  dtclitaiig  Faiui 
aioht  mit  dem  höllenreielie,  aondem  mit  dem  erdgeiste  TeiMrtiial 
Mepliietcqplidea  nieht  ale  aatan,  eondem  ab  irdiaeber  dlmoi 

geftatl  war,  dem  Fanat  aageeendet  dnroh  den  erdgeiat  n 

aMfler  eratenFanatdioiitQng  batCkMthe  ana  denpoUneage  gott  md 
tenfel  weggelaeees.  dieae  abwdelRi^g  dea  eniMi  ge^tim 
der  aUen  aage  iat  eo  groaa,  daes  dagegen  die  apitere  diehtong  als 
eine  wiedeiaäilbemng  gelten  moea.' 

An  imd  llir  eick  e^on  eraolieint  ea  mir  nnwaliraeheinlidi,  te 
der  didrter  anfibiglioli  bewiait  ven  der  vdkeaage,  die  ikn  dm  M 
entg^genbraäbte,  aibgewiehen  eein  eoU,  daea  er  dem  bnnde  mit  den 
b<(aen  den  ndt  dem  gett  dienenden  erdgeiate  eobaHteiert  hab« 
aelHe,  der  Ton      aeUmt  aagt: 

'So  schaff*  ich  am  sausenden  Webstuhl  der  zeit 
und  wirke  der  gottheit  lebendiges  kleld,* 

gerade  der  abf all  von  gott  iat  daa  oharakteriatieebe  an  dnr  sage, 

das  Ooethe  hiermit  zerstört  hStte,  am  ea  dann  in  einer  spfiteren 
Periode  wieder  in  aein  gediobt  aufzonelimen.  aber  auch  sonst  zeigt 
sich  der  angenommene  widerepmob  ala  nichtiger,  In  das  gedieU 
hineingetragener«  im  ineammenhang  des  dramas  ist  esnMt» 
lieb  gerade  die  Zurückweisung  durch  den  erdgeist,  welche  den 
verzweifelnden  Faust  zum  buade  mit  der  b5lle  fftbri.  aaeb  paait 
die  annähme  Fischers  gar  nicht  zu  dessen  eignen  Voraussetzungen, 
wenn  Mephistopheles  in  den  alten  teilen  des  gedieh tes  wirklieb 
diener  des  erdgeistee  wSre ,  so  müste  er  dies  aaeb  in  den  Gretchen- 
aeenen  sein,  die,  eoweit  sie  schon  im  fragment  vorhanden,  bisher 
vnangefoebten  za  den  ältesten  bestandteilen  des  Faust  gerechnet 
werden,  hier  aber  erscheint  Mephistopbelee  durchweg  als  hölli- 
scher geist,  als  verfübier :  ieb  erinnere  nor  an  die  aeene  mit  Martba 
SebwerÜein  und  an  das  grauen,  das  Margarethe  vor  ihm  empfindet, 
wenn  es  ttberbMpt  einea  bewdses  bedarf.  —  Damit  soll  nicht  ge- 
leugnet werden,  dasz  er  nich\  selten  die  rolle  eines  dienenden  ko- 
bokb  ttbernimmt^  do(di  findet  eich  diese  Verschmelzung  verschiedener 
demente  schon  in  der  sage  tmd  kann  niebt  aom  beweise  eines  ver- 
änderten plonea  der  dichtung  dienen  |  aaeb  entepriebtMepbistopbeles 
damit  nmr  der  verpfliobteng,  die  er  Ui  der  wette  ebigegangeii. 


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Zu  Oaeftto  Fmt  881 

Nach  dem  bisher  uigefttbrlfii  masz  nun  auch  die  stelle  erklftrt 
werden,  in  welcher  Fauiti  witei nvf  den  ersten  bliokacheint, 
cürect  MejplupUpbeles  zum  abgesandten  dw  enilftistat  naolit»  FMst 

dasz  dem  menschen  nichts  vollkommnes  wird 
empfind*  ich  nun.    du  gabst  zu  dieser  woane, 
Ae  aiiali  dta  fMtoni  nftk  xmä  nitkw  brkfl, 
mir  den  geführten,  den  ich  schon  nicht  mehr 
entbehren  kann,  wenn  er  gleich  kalt  und  frech 
mich  vor  mir  selbst  erniedrigt  und  zu  nichts 
mit  ainem  worthauch  deine  gaben  wandelt.' 

dies  laMOk  wut  iMitmi!  du  Hassest  sn,  dass  kh  maüi  i^idc  dnreh 
den  bund  mit  dem  bösen  erkaufte,  als  dien  er  des  erdgeistes  ar* 
scheint  auch  hier  Mephistophelas  nicht,  da  er  kalt  und  frech  Faust 
eniiadri§^  nnd  die  gaben  des  geistes  zu  niehts  wandelt,  er  ist 
vielmehr  andi  hier  der  abgesandte  der  höUe.  schnldist  der  erd- 
geist  insofern  am  bunde  des  Faust  ndt  MaplustoplielasY  als  er  den 
sich  ihm  nahenden  Faust  Tcn  tkk  surflekgastossan  nnd  in  Janas 
nmie  getrieben. 

Aber  wiederum,  selbst  zugegeben,  die  stelle  enthielte,  was 
bischer  in  ihr  findet,  so  ist  as  doch  offenbar,  dssz  sie  ftlr  einen 
I     filteren  plan  des  Faust  im  gegensatz  zu  einem  neueren  nichts  hd- 
I     weisen  kann,  da  sie  ofifenbar  nicht  zu  den  ältesten  teilen  des 
'     dichtes  gehört,  sondern  wie  verf.  selbst  9. 167  annimmt,  nicht  TOr 

dem  früfajahr  1788  gedichtet  sein  kann. 
\  Einen  weiteren  Widerspruch  findet  verf.  s.  172  zwischen  den 

Worten  des  MaphiataphalaSy  die  ar  naah  absahkiBs  dar  watta  ftbar 
Eauat  sagt: 

«Veiiaehte  nur  varnnaft  and  witsenaohaA, 
deswensahen  allerhöchste  kr^fS,,«. 
SO  hmh*  iah  dich  schon  uabadingt  — * 

mid  seinar  Snszerung  im  prolog  über  den  mansohan: 

'Ein  wenig  besser  würd'  er  leben 

hUttst  du  ihm  nicht  den  schein  des  himmelslichts  gegebea; 
er  neDnt*s  ▼erannft  nnd  braneht**  alleUi 
nur  thieriseher  9fß  Jedes  thier  m  aain** 

Fischer  meint  hierzu :  'hier  hören  w ir  offenbar  zwei  verschiedene 
personen:im  prolog  redet  Mephistopheles  der  Satan,  im  mono- 
log  Mephistopheles  der  irdische  dämonj  jener  gehört  in  die 
neue,  dieser  in  die  alte  dichtung.* 

Ich  bitte  um  entschuld igung,  wenn  ich  in  den  werten  so  wenig 
einen  Widerspruch  entdecken  kann,  dasz  ich  mich  getraue,  beide  aus- 
sprüche  neben  einander  zu  schreiben  und  als  die  beiden  kehrseiten 
einer  Wahrheit  zu  verteidigen:  'dem  menschen  ward  als  höchste 
kraft  die  Vernunft  verliehen,  die  ihn  über  das  thier  erhebt  und 
der  gottheit  ähnlich  macht;  aber  freilich  braucht  oder  miäj^r^ucht  ep 


« 


Digiii/ea  by  LiOü^ic 


sie  oft,  nur  tbieriscber  als  das  thier  zu  leben,  und  wird  so  elend 

daroh  da?,  was  ibn  glücklich  machen  sollte.' 

Wo  ist  hier  ein  Widerspruch  V  musz  dieser  ausspruch  zwei  per- 
sonen,  zwei  verschiedenen  dichtungen  angehören?  solchen 
beweisen  einer  doppeldicbtung  gegenüber  behaupte  ich  die  einheit 
des  Faust  und  gedenke  sie  an  andrem  orte  noch  ausftlbrlicher  ak 
hier  zu  verteidigen,  hier  wird  es  genügen,  auf  die  gefahren  hinge- 
wiesen zu  haben,  die  auch  der  scharfsinnigsten  forsebung  drohen, 
wenn  sie  in  einseitiger  betonung  der  historisch  -  kritischen  methode 
Uber  ihr  ziel  hinausscbieszt  und  so  wider  willen  dazu  gelangt,  den 
Olganismus  des  herrUchsten  kunstwerks  aufzulösen. 


48 

COENELIUS  MÜLLER. 
(Nekrolog.) 

Die  altebrwürdige  st.  Jobannissehale  in  Hamborg,  welche  ua 
94  mai  d.  j.  ihre  860jährige  Jubelfeier  begieng,  hatte  bald  naehher  dta 

tod  ihres  ilteslen  lehrers  zu  beklagen.  —  Am  6  juni  starb  hochbeta^ 
der  Professor  emeritus,  dr,  theo!.  Cornelius  Müller,  der  52  jähre  an  die- 
ser anstalt  gewirkt  und  dann  noch  über  zehn  Jahre  der  woiverdientea 
ruhe  genossen  hatte. 

Cornelivs  Friedrieh  Qoitfried  UftUer,  am  4  norember  1793 
als  einsiger  söhn  eines  baohdrnekers  sn  Hambarg  geboren  und  früh- 
eeitig  von  den  eitern  für  eine  wissenschaftliche  lanfbahn  bestimmt, 
ward  schon  im  j.  1803  ein  schüler  des  Johanneums,  wie  er  selbst  iu 
seinen  anfseiehnangen  für  die  familie  sagt;  ^und  wahrlich  Iii  eiov 
glückliefaen  seitl  denn  so  eben  hatte  der  senat  beselüoeseii,  die  einzig» 
gelehrte  Stadtschule ,  die  Hambarg  besitzt  und  die  zur  zeit  tief  ge* 
sanken  war,  von  grund  aus  zu  reformieren,  zum  director  ward  Johannes 
Gnrlitt  gewählt,  damals  director  und  erster  professor  zu  kloster  Berges 
bei  Magdebarg.  dieser  treiFIiehe  sehnlmann  and  gelehrte  trat  sein  ant 
aoeh  im  nemlichen  jähre  (1801)  an  «od  mit  ihm  begann  in  der  tbst 
eine  neue  aera  für  das  Johanneum.  ein  neunjähriger  knabe,  ahnte  icli 
nicht ,  dasz  ich  diesem  manne  einst  mein  ganzes  glück  zu  verdankea 
haben  würde,  dasz  ich  einst  sein  amtsgenosse  und  innigster  freond  is 
werden  bestimmt  sei.'* 

Aus  diesen  werten  geht  hervor,  dasz  üüller  in  Gurlitt  nicht  nur 
den  lehrer  dankbar  verehrte,  dasz  sich  vielmehr  ein  Verhältnis  herans- 
bildete ,  in  welchem  dieser  eine  fast  väterliche  obsorge  übernahm  uaa 
auf  die  wähl  des  berufs  und  den  lebensgang  des  schülers  entscheide^ 
den  eioflass  ttbte.  naeh  seinem  abgang  rom  Johanneam  (1811)  besncbte 
M.  noch  ein  Jahr  das  akademische  gymnasiom  Hamburgs,  damals  eine 
Torbereitungsclasse  für  die  Universität,  auch  hier  blieb  Gurlitt  sein 
hauptlehrer  und  der  leiter  seiner  Studien,  ein  Jahr  später  empfahl  sich 
H.  seinen  gönnern  und  freunden  mit  einem  gelehrten  werkeben: 
jdaaatio  myia  psahni  sexagealmi  aoni,  Ton  dem  GhurÜtt  im  jemse* 

*  Johannes  Gurlitt,  geb.  zu  Halle  1764,  gest.  zu  Hamburg  1827. 
8.  Über  ibn  'beitrage  zur  gesobiohte  der  st.  Johannisschole  in  Hambarg« 
II.   von  dr.  K.  Hoche\ 


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Corntlina  MflUer. 


888 


'in  (iepartement  des  bouches  de  l'Elbe  (so  lautete  in  der  Franzosenzeit 
der  nebentitel  des  'haraburgischen  correspondenten'  vom  21  october  1812 
Bo  urteilt:  ^es  ist  ein  thäiiger  beweis  seines  deiszes  und  der  application 
Miner  Abigkeit«B  iir  ^emodlung^  der  gegeastlale  dM  SmilKelmi 
ntefriahte/'  die  hilfsmittel,  die  ihm  yon  seinen  lekrer  lur  bearbeitnngf 
des  psalms  gereicht  wnrden,  hat  er  hier  mit  vorsieht  nnd  Urteilskraft 
benutzt  und  dabei  sehr  wackere  kenntnisse  für  bibelinterpretation  dar- 
gelegt, wir  wünschen,  dasz  dieser  wackere  Jüngling  die  schöneu  lio£f- 
Bongen,  di*  er  duek  diM  «rtieife  «nreirt  Mit  rviAHreii  jftkrm  er- 
faUen  m5ge.  denn  nur  armselige  kSpfe  können  durch  dergleichen  frfih- 
zeitig  edierte  specimina  ertiditionis  zn  stolz  nnd  lässigem  eigendünkel 
Terleitet  werden;  bessere  und  edlere  werden  dadurch  nur  au  böherm 
streben  gespornt*. 

Von  oetem  181S  studierte  M.  tkeelegie  und  philologie  sanAelist  in 
Göttingen  unter  Planck,  Pott,  Schulze  nnd  Wanderlich,  dann  in  Kiel 
unter  Eckermann,  Heinrich  nnd  Reinhold,  darauf  nach  kurzer  nnter- 
brechong  durch  den  krieg  von  1813/14,  der  ihn  in  das  belagerte  und 
vm  den  Franaosen  bis  suletst  gehaltese  Hamburg  MurOekflllurte ,  in 
Lsipiig,  wo  er  beseadem  Okr.  I^aniel  Beek  und  Gottfried  Hermaim 
horte,   in  Leipzig  begann  er  anch  sich  auf  das  lehrfach  praktisch  vor- 
1    zubereiten,  indem  er,  wie  aus  einem  zengnis  des  professors  F.  W.  E, 
'   Rost,  rectors  der  Tbomasschule ,  hervorgeht,  von  ostern  1815  ab  bis 
gegen  dm  tehlnn  dee  jakm  am  Iremi  srtwIrihM»  die  fohtUer  der 
I    dritten  dasse  dieses  gymnasivns  in  der  lateinischen  spräche  unter- 
1    richtete,    in  demselben  jähre  ward  er  in  Halle  doctor  der  philosophie 
und  scheint  bei  dieser  veranlass'in^  anch  Wegscheidcr  näher  getreten 
zu  Bein,  mit  dem  er  seitdem  fortgesetzt  in  treundsuhaitiichem  brief* 
weohia  slttid  «nd  deeten  blMIteh  befr«BAele«i  lalloMlInmM  Meli  er 
snhieBg.   iiMittelbar  nach  seiner  rückk«hr  In  die  Taterttadt  im  Jodi 
1816  wurde  er  zum  collaborator  am  Johannenm  ernannt  und  sehen  am 
11  märz  1819  zum  professor  dieser  gelehrtenschole  erwählt. 

Dass  ihm  in  solcher  Stellung  viele  jähre  einer  gesegneten  amts- 
thütigkeU  batehiedea  waren,  lel  sekea  an  eingang  d&eeer  lebemaklSM 
erwähnt:  die  zahl  seiner  tehttler  ward  mit  der  zeit  eine  so  grosze,  dau 
fast  alle  jetzt  in  reiferen  jähren  stehende  und  viele  weit  ältere  ham- 
burgische gelehrte  zu  ihnen  gehören,    wenn  aber  praktische  männer 
▼on  versobiedenster  berufsth&tigkeit  darin  übereinstimmen,  dasz  man 
bei  dieeaiB  Mrar  '«Ural  lernen  kennte*,  w  beweiü  diee,  daas  er  eelne 
Schüler  für  den  gegenetand  zu  interessieren  wüste  und  dasz  sein  unter» 
!     rieht  ebenso  anregend  wie  belehrend  war.   mit  dieser  glücklichen  lehr- 
gäbe  verband  er  ein  entschiedenes  talent  der  disciplin  und  ein  hohes 
I    P«n»iillehes  wolwollea.  er  sftblte  daher  immer  ilaa  »ehiiwti  daakbnrer 
und  aablngüoher  aehller,  Ten  denen  MNMha  aaebhar  am  hoher  aon* 
I    »ichnun^  gelangten.* 

j  Im  jähre  1840,  bei  gelegenheit  seines  25jährigen  Jubiläums,  Mrurde 

I     er  von  der  theologischen  facultät  der  Universität  Bestock  zum  doctor 
w  tkeologle  hoDorli  causa  «nanni,  anneitkiiwif  >  die  Ibm  nm  to 

^*  Von  schon  verstorbenen  philologen  möge  hier  nur  Theodor 
Wilhelm  Danzel,  dann  Heinrich  Barth  genannt  sein,  miinner  von 
^  ^Dgleichen  Verdiensten  und  erfolgen,  die  aber  beide  ihr  ganzes  leben 
^er  fSrderang  der  wieteneehaften  gtmaSki  baban.  Darti»  ürtehungs- 
wer,  von  streng  philologischen  Stadien  aaigafangen,  fieng  an  und 
•odete  bei  den  küstenländern  dos  raittelmeeres,  wo  einst  die  wiege  der 
cultarvÖlker  des  alterturas  gewesen  war.  die  reise  im  innern  Afrikas, 
^tl^e  seinen  namen  zu  den  der  berühmten  geograpben  gesellte,  liegt 
?*V^beft.  «r  wnr  ala  MhUtr  dae  JofaaMMama  1«M— 1018  penalonto 
IQ  M  s  haue,  und  batta,  wm  «Ir  «lebt  itreft,  ameb  pritAtantenMl 
'oa  ihm.  > 


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884  QomüiimMMSS» 

höher  galt,  als  seine  priyatBtadien  rlelfaeli  theo1ogfi»<^«  geblieben 
waren,  wie  er  s.  h.  aaoh  den  f  eU^ioiumiit^iobt  in  secimd«  seine  Ueb- 
Itogitt— de  SB  pflegte  wM  umIi  i»  Mm  gr^im^lter  tanens 

bibclwerk  las.  von  osteni  18AI  bis  dabin  1863  wlttireod  der  vacuz, 
als  der  director  Kraft  in  den  rnbestand  getreten  war»  und  wieder  nach 
dem  baldigen  abgang  des  direetor  Kock  bis  ostern  1864  führte  M.  d«s 
directorat  der  sobule.  1869,  in.  seinem  76  lebea^abfei  vom  senat  pen- 
rioadert,  «beiiitdelte  «r  Meb  ile»  eUdldMiB  W^^Mb^ikt  wo  er  bisanf 
4eil  letzten  winter,  da  er  an  einem  Inngenleiden  zu.  kränkeln  begann, 
ein  glückliches,  geistig^  frisches  alter  genosz.  die  beliebtheit,  welcher 
er  sieb  während  seiner  amtAibätigkeit  erfreut  hatte,  aprach  sich  noch 
einnial  Itbbaft  beUi  bekemtsrerjea  aelnet  iodea  an«,  mü  begrftbwi' 
tage  (9  joni)  folgten  der  leiche  tiote  dee  wetten  weges  von  Wandsbeek 
bis  Bum  Petrikirebbof  in  Hamburg,  auszer  den  angehörigen  freunden, 
Schüler,  ehemalige  amtscoUegen  und  der  directpr  des  Jobanneums  in 
begleitnng  eines  abofflebrerp.  noob  mehrere  erw«rtetoD  den  aug  a)^ 
den  ^edkeliB  eelbBt.  kiM  Sprech  miihel  «ip  Mbmr  eekMk» 
Terstorbenen,  pasitr  W^Heie»  in  xutreffender  «ekOtenng  seines  lekw 
und  Charakters  über  seine  Verdienste  als  lehrer,  worauf  aich  der  zag 
nach  dem  offenen  grabe  bewegte,  wo  director  dr.  Johannes  Classen  das 
wort  ergriff,  als  scbüler,  freund  und  coliege  hatte  er  dem  verewigtcA 
«nhe  geptuden«  Um  eteti  UvSkil  ffefnnden  «ad  ri^f  IIm»  d^  tisf> 
empfundene  dankeswetto  ntek.  «Bf  den  sefei  folgte  »och  ein  cbor&I 
als  scblusz  der  feier.  Tiq(«ii|  mi  gtltlw  »nlim  getteUen  UiUlVB  flMlütt 
robt  Cornelius  Müller. ^ 

Das  'lexikon  hainburgiscber  sciuriftsteiler'  bd.  V  gibt  die  im  dnwk 
eifflkimfun  weike  ve«  Gorvidine  MfiMei!  an.  srir  nenAea.  herunter: 
rpMinentatiiMinni  de  loela  «li^pMt  luvenalis  specimen  I.   SUmb.  1831. 
$picilegiam  animadversionum  in  Q.  V«  CutnJUi  «nmen  epiam  in  aeptitf 

Pelei  et  Thetidos.    Hamb.  1836. 
Commentatio   de  iocis  quibusdam  epistolae  Pauli  ad  PbilippeoMl. 

Bmmh,  IMS. 

Bede  hei  der  feiarlieben  aafaftelUiag  dee  bUdnisses  des  Terst.  berm  dr. 
J.  Guriitt  im  «rete»  ktfiMftW  dM  Jobmemw  an  29  tm*  li^^* 
Hamb.  1828. 

Spittlers  geschiohte  der  krenssöge  aus  dem  litterarleoli^  aafliilMJ^ 

dea  dr«  OarlUt  keransgegeben  und  mit  anaMrknnfaa  breitet.  W* 
Spittlers  geschichte  der  bierarebie  bis  auf  die  Zeiten  der  relormatios, 

aus  dem  litterarischea  «a<bUti  dM  dt*  QorUtl^  init  wmfimUfM»  ^ 

gleitet.   Hamb.  1828. 
aarlitte  bamburgisehe  eebnieobriftea»  aaeh  den  tode  dae  wf.» 

aiaifen  aanerkungen  begleitet.  Magdtharg  1889. 
Qnrlitts  «MhialagiMlia  mMÜm  »it  awaei&agea  ^aiteft»  <iUtoa* 

1831.  • 

Zusammen  mit  Friedr.  Karl  Kraft:  J^aUchuUexikon  für  die  «todw- 
reade  Jugend,  eia  kOlniiltel  sna  vantlaMi  dir  altea  eUüistr* 
2  bde».  Haak.  1863. 

Osterprofraauaa  der  geiekrtensebuie  dea  Jobaanenaie  1868,  1866  a* 

*  H.  war  verbeijeatet  mit  Johanna  Elisabeth  Zimmermann,  toektif 
«inet  Wawkatger  kaateaan»,  die  ifcaa  fflaf  Uader  gjihaa  im  i^^'^ 

1850  hatte  er  den  schmeris,  aelnen  ältesten  sobn,  Johannae  Ootttned, 
doctor  der  philosophie  und  candidat  des  höheru  schulamts,  von  deiner 
wol  gehofft  hatte,  dasz  er  einst  sein  nacbfoiger  im  amte  werden  «ollw» 
durch  den  tod  zu  verlieren,  nur  2u  bald  folgte  diesem  erstgebef*^ 
aaüi  di6  jüngsta  taeMw  im  kerliet  1867  feiarta  ec  a^t  «iaer  gatttf 
4aa  lest  der  goldenen  boeheeit»  und  aebt  jekr«  fpiter  fieag  diti* 
6f  tna  lekeaegaMrtia  ia  4ia  avigkait 


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Flülologii^  Programme  teiANtar  höhm»  lelnrnitaltaL  S86 

(2ft.) 

FHEiOLOGISCHE  PROGRAMME  DEUTSCHER  HÖHERER 

LEHRANSTALTEN, 
(forteetiaiig.) 


Bl4ünn»  (gyniBasiom).   9  eUiMM.   15  lebrer.  —  mbliaiidliiiif  te 

gymnasiallehrers  dr.  Friedrich:  de  Lncani  Pharsalia  distertatio.   29  8. 
Terf.  ^eht  ans  von  hespreehnng  der  verschiedeoartigen  meinung^n  ,  die 
Qber  iweck  und  absieht  der  Pharsalia  des  Lueanus  geiassert  sind. 
•elM  qneUen  lasten  uns  seinen  mreek  nioht  erkennen ,  er  ist  aus  sieh 
•elber  m  erklären,  dies  nntemekaMod  begannt  Fr.  mit  heryorheb««^  det 
hasses  des  dichter«  gegen  den  biirperkrieg,  dessen  darstelinng  man  ja 
al«  hanptzweck  der  ganzen  dichtnng;  bat  betrachten  wollen,    verf.  stellt 
die  änszerungen  des  hasseS)  in  welchem  sich  das  urteil  des  dichtere  über 
den  birgarfcneg  MUfprldil,  miaoinMk  den  grund  wtm  Immn  giH  v«rlL 
dnicli  stelleii  taut  LvMUras  8elber  an.    seiMB  bass  und  absdien  dui 
bBrg-erkricgen  geg-eniiber  will  Luc.  den  lesern  und  hörern  seines  epos 
mitteilen,  und  dafür  lUszt  er  sich  keine  gelegenheit  entgehen,  ja  er  zieht 
die  geiegenheiten  zuweilen  mit  haaren  herbei,   rerf.  behandelt  diese 
diege  eiBf«beiid.  t9t  nlleo  beepriehl  er  naWr  g^mwmm  nafihningm 
die  mannich faltigen  toUldirQngen,  welche  er  zu  diesem  zwtdke  Umg^ 
flochten,  dann  die  ans  dem  frühern  bürg'erkrieg-e  wiederholten  erzKhlun- 
gen,  welche  wie  episoden  in  die  Schilderung"  des  Ciisarianischen  biir?er- 
krieges  eingefügt  sind,    diesem  hasse  entspricht  es,  dasz  Ltuc.  die  biir- 
ger  tMk  lUMh  %e«Bdigung  des  bfbrfeArieges  mfaMod  elBittrt.  ifiHer 
behandelt  Fr.  das,  was  Luc.  Aber  den  ansgnn^  des  kfleftf  giedneht  hat 
und  nber  sein  ziel,  weiter  bespricht  Fr.  Lncans  «rörtemng  der  gründe 
nm  bürgerkriege,  als  kriegsurheber  stellt  Lnc.  den  Curio  "dar.  hierauf 
wendet  eiek  verf.  dazui  xn  zeigen,  wie  Luc.  den  Cäsar  und  den  Fom- 
f«lee  «ehUdenpt.  auf  dat  «teieliie  «iBittfdMtt  iet  bei  dMt  hier  geitottstin 
raame  unmöglich.   T«rf.  setzt  die  Schilderung  Im  wesentlichen  sus  Tsr- 
een  des  Lncan  Eusammen.   gelegentlich  findet  sich  auch,  wiewol  ohne 
namennennung,  eine  art  polemik  gegen  abweichende  ansichten  über 
^BWmi  ^eNtrtälong  der  beiden  fttkrer  des  zweiten  bürgerkriegs.  wlohtig 
11t  besonders  der  hinweis,  dass  Lue.  den  Cäsar  In  den  Istitsii  Uehsm 
^anz  anders  darstellt,  als  in  den  ersten,  das  urteil  Lueans  über  Cäsar 
ist  im  verlaufe  der  zeit  ein  abgünstigeres  und  ungerechteres  geworden. 
Liicans  urteil  über  Pompeins  wird  eingebend  begutachtet  und  auch  hier 
wieder  gelegenllMh  absrsisheada  maiwgie»  swtickgsiti<s>n»  bis  mm 
vierten  buche  tritt  #sdar  Cäsar  noeb  Pom^eins  gegeii>bar  eine  beson- 
dre antipathie  hervor,  trotz  seines  hasses,  seines  abscheus  vor  denselben 
«Is  den  anstiftern  des  bürgerkrieges  sucht  er  doch  in  ihrer  beurteilung 
Rerecht  zu  sein,  mit  dem  yierten  buche  tritt  ein  Umschlag  ein.  neben 
«in«in  sehmiffsB,  die  wabrbelt  etttsUllende«  verkWaani  (Htown  tritt  eine 
deutliche  Vorliebe  für  PompeiSS  Imrvor.  die  abwsiekeoda  «harakterislik 
w  den  ersten  büchern  ist  das  erg-ebnis  seines  hasses  gegen  den  btirger- 
"**g.  wenn  er  mit  dem  ende  des  vierten  buches  sie  ändert,  so  ist  das 
J'**'*lsszt  nach  Fr.  und  anderen  durch  sein  persönliches  Verhältnis  zu 
iiero.  mit  Pempeins  prafst  Lm»  andi  dmeen  parieiganoMany  ragebvof , 
^nterfeldherrn,  freunde,  von  s.  14  an  besptiakt  J*r«  die  aaeke  der  beir 
üen  gegner  bei  deren  beurteilung  Luc.  gleicher  weise  in  den  späteren 
■acbem  sich  auf  andern  atandpuuct  stellt,  wie  in  den  früheren,  in  den 
bfiebem  stehen  sich  Cäsars  und  Pompeins  recht  und  nnreekt 
peichniMlg  gegauflbsr,  bsldwi  wlfd  das  ihm  mikasmit^s  raek« 
Ussen,  von  beiden  ihr  unrecht  ausgesagt,  vielleicht  kann  man  den  ein- 
<uuek  gewinnen,  Luc  sefaa  auf  Oftsara  saüe  etwas  mehr  reckt  als  auf 


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396   PlulokiglMke  prognoune  deuteolMr  MlMnr  lehiwutalteii. 


d«r  des  Pompeias.  mit  dem  fünften  buche  wird  alles  anders,  man  ver- 
miflzt  durchaus  die  gebührende  billigkeit  im  urteil  und  der  entscheiduog. 
auf  B.  19  kommt  verf.  su  dem  sohlusse:  haec  omnla  t*m  diuersa  tam- 
qn«  Ister  •§  eoiilr«rI*  ti  qvlt  «dttutioM  comparatloiM  teenm  perpen- 
derit,  non  poterit  non  statuere  aut  dnos  in  Pharsalia  pangenda  operam 
eollocasse  poetas  aat  ilH  iini  Lucano  aliam  in  libris  I — IV  praeter 
finem,  aliam  aob  finem  libri  IV  et  in  reliquis  libria  scribendis  mentem 
IdiiMe.  natfiriieh  entooheidet  lieh  Fr.  ffir  die  letite  der  beiden  möglich- 
keiten  und  macht  es  sieb  wn  zur  aufgäbe  zu  untersuchen,  was  die 
Undernnt;^  beim  dichter  hervorgebracht,  hierbei  hilft  ihm  ein  altes  Zeugnis, 
das  sowol  die  wandlunjr  als  ihren  grund  bestätigt,    verf.  bespricht  nan 
im  anschlusz  an  die  überlieferten  alten  uitae  Lucans  yerbälUiis  zum 
Nero,  das  etek  ein  yBnitiges  war,  später  onglfautlc  wordei.'  non  tiBea 
permansit  in  gretia,  meldet  Suetonins,  fthnlieb  der  nadeie  Mograph 
Vacca.    Nero  war  nemlich  eifersüchtig  auf  den  wachsenden  mhm  des 
ihm  überlegenen  Lucanus,    so  berichtet  Vacca  ausdrücklich,  ihm  f  ifft 
Fr.  Nero  untersagte  dem  Luc.  das  üben  der  dichtkonst  und  die  liihrung 
Ton  pfoeeeeen  ver  fericht,  ebi  belebl,  den  Lie.  niebft  befolgt  hat  da* 
zn  bearitehtigte  dlm  de«  dichters  heftiger  hasi  gegen  Nero  und  ^eitr 
ist  es  auch,  der  vom  vierten  buche  der  Pharsalia  an  den  dichter  anders 
als  in  den  ersten  büchern  über  Cäsar  und  Pompeius  und  ihre  sacbe  ar- 
teilen laszt.    er  benutzte  diese  dichtung,  um  sich  an  Nero  zu  räcbea, 
mmA  das  gesohab  an  leiebtealen  dnrab  betabietBaBf  nnd  TerUetnerong 
Cäsars  and  preis  des  wenigstens  scheinbaren  yerteldigers  der  repablik, 
des  Pompeius.  —  Wir  sind  bei  dem  geringen  räume,  der  nns  hier  ge- 
stattet werden  kann,  auszer  stände,  den  inhalt  der  'fleisaigen  und  gründ- 
Heben'  abhandlung  bis  zu  ende  anzugeben;  wir  begnügen  uns  sie  allti 
Laeuiforsebern  an  eamfeblen.  eine  teeension  derMlben  gibt  £.  fiaeli' 
rens  in  den  Bursianschen  Jahresberichten  II  1  p.  220.    hier  wird  der 
arbeit  rolle  und  nngeteilte  anerkennung  zu  teil,  zugleich  die  UDter- 
suchung  darth  Baehrens  mit  einigen  bemerkungen  etwas  weiter  geführt, 
der  gelehrte  reeeMenl  tadelt  nur  eins,  das  latein  von  Fr.  wir  stiauiMi 
ah  dem  tadel  llbereln  nnd  laaeen  nna  dadnreb  ▼eranlassen,  den  wünsch 
ausznipreeben ,  Fr.  wolle,  wenn  er  wieder  einmal  fruchte  seiner  sorg- 
fältio-en  privatstudien  vorlegen  sollte,  der  muttersprache  sich  bedienen, 
dann  .werden  seine  arbeiten  auch  in  weiteren  kreisen  leser  ünden. 

BiOBiTlsT.   k9n1gliehe  atadienaaitidt.  —  Das  programn  cathilt 
eine  abbaadlnng  des  königlieben  stndienlehrers  Alban  Zeitler:  za 
(9partiaanii  nita  Hadriani.    29  s.    verf.  beginnt  mit  einer  kurzen  er- 
Örterung  Öber  das  corpus  der  gofrenannten  scriptores  historiae  Augustae 
im  allgemeinen,  wobei  er  besonders  das  urteil  Bemhardys  mit  billigiiiiS 
benrerbebt  nnd  sidi  daranl  sttttst.  mängel  nnd  Torsäera  oder  jiebtiger 
bedeutung  dieser  aatoren  werden  neben  einander  geschildert  (s.  3—5). 
als  seine  absieht  bezeichnet  Z.  s.  5  in  der  biographie  des  Hadrian  von 
Spartianus  vorhandene  lücken  zu  ergänzen,  summarische  und  mangel- 
hafte daten  zu  vervollständigen,  unklare  angaben  zu  erläutern,  fiiJMhs 
an  beriebtigen,  sebebibare  nnd  wlibliebe  diiemnsen  awisobea  ^partisa 
nnd  aadeien  gewährsmännern  an  constatieran  nnd  aum  austrage  2^ 
bringen,    er  will  sich  aber  des  gestatteten  rauraes  wegen  nur  auf  dea 
ersten  teil  der  biographie  beschränken.    diflPerenz  zwischen  Spsrtisnoi 
und  Entropins,  dem  Spartian  selbst  an  einer  späteren  stelle  belftiaiB^ 
benebt  in  baang  auf  den  gebnrtsert.  Hadrian  Set  naeb  S|Mtftlan  bi  Bs^i 
nach  Bntropins,  Die  nnd  der  andern  stelle  des  Spartian  in  Hispsoieo 
geboren,    verf.   entscheidet  sich  für  das  von  Eutropius  angegebene 
Itali  ca  in  Spanien  als  geburtsort.    in  bezug  auf  die  studia  Graeca  er» 
gänzt  verf.  den  Spart,  aus  Aurelius  Yietor  and  Die.  weiter  sacht  er 
aeigren,  wober  Hadriaa  den  Ton  B^art.  erwKhnten  a|>oMnamen  Grsecnlos 
hatte,  nemlich  von  der  betreibung  der  schönen  künste,  ja  der  astrologie 
und  medicin.  aof  s.  6  spricht  Torf,  Ton  den  Ton  der  vomeiuBSB  j^^^ 


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Fhüologifohe  prognunme  deuticlier  höherer  lehrMMUlton.  397 

in  der  kaiserzeit  als  abacbloss  der  nötigen  allgemeinen  bildang  geübten 
ieolamatfoBen,  di«  Daeh  8^rt.  «ad  FholiM  UbL  M  Bkk.  «Mk  Hairiaa 
tbte.  auf  a.  7  wird  dann  der  waltare  yerlaof  des  labaaa  Hadrians  er- 

tiblt,  über  dessen  gang  differenzen  zwischen  Spart,  nnd  anderen  auto- 
ren  sich  nicht  finden,  nur  einige  lücken  gibt  es  bei  Spart.,  die  von  an- 
dereu  ausgefüllt  werden,    nach  cap.  4  des  Spart,  ward  Hadrian  117 
imA  hold  der  kaiaaria  sua  s weiten  laale  eoaaal.  dam  widarapraehaa 
aodere  glsubwlrdige  aeagnissei  die  auch  Casaubouaa  anerkennt,  die 
bemfnng  Hadrians  zum  nachfolgor  des  Traian  durch  diesen  ist  überaus 
zweifelhaft,    verf.  bespricht  die  urkundliche  Überlieferung  darüber  mit 
leninigkait.    er  behandelt  weiter  die  acheinbar  widersprechenden  an- 
Hfsben  fibar  daa  to&stag  Traiaaa  imd  den  aafaagalaf  dar  renaning 
Hadrians  bei  Dio  nnd  Spart.,  wobei  er  des  Casanbonus  vergebliche  und 
Tillemonts  vortreflTIiche  erörteninp  benutzt,    auf  s.  9  erfolgt  ein  rück- 
blick  über  die  lebensumstäude  Hadrians  bis  zu  seinem  regierungsantritt. 
«s  fchlieszt  sieh  daran  aina  baiiaadlaBg  der  aralaa  reglerungsthaten 
HiAriaaa  naeh  den  quellen,  sondailiali  aaeh  Spart.,  wo  daaaaa  bariaht 
nichts  zu  wünschen  übri^  laszt.    8.  10  beschreibt  Z.  die  ausdehnung 
des  römischen  reiches  zur  zeit  der  thronbesteigung  Hadrians,    hier  ist 
überall  der  berieft  Spart,  in  Ordnung;  nur  über  das  moti?  der  aufgäbe 
dar  orianlaliaehaa  arobemagea  Traiaaa  durah  Hadriaa  aiad  dia  aaloraa 
terschiedener  meinang;  Spart,  angäbe  wird  flfar  dIa  riditige  erkannt, 
getadelt  wird   eine   stelle   Spart.,    welche   von   einem  umfänglichen 
ichaldennachlaBz  Hadrians  spricht  (cap.  7)  und  gibt  zu  längeren  er- 
örterungen  anlasz.     darauf  kommt  Z.   zur   besnrechung  der  reisen 
Hadrians  nad  fhrar  ahnmalogladiaa  folge ,  ebaafalla  naah  daa  aataiaa, 
wobei  natürlich  art  vai  aweck  der  reisen  mit  erörtert  wird,  auch  ihr 
erfolg^  berührt,    weiter  wendet  sich  der  verf.  zur  behandlung  der  per- 
•onlicbkeit  des  kaisers,  seiner  litterarischen  thütigkeit,  seinem  antcil 
an  der  förderung  von  knnst  und  Wissenschaft,  es  bildet  dies  den  zwei- 
ten teil  aaSaea  progfamaa,  flhar  da«  im  alanlaaa  hier  aiittailvi^f  aa 
BMchen  wir  unterlaaaaa. 

Zittau.    Johannenm,  gymnasium  und  realschule  erster  Ordnung, 
^l  classen.  32  lehrer.  —  Abhandlung  des  oberl.  dr.  Wilisch  über  die 
fra^ente  des  epikers  Eum^s.  41  a.    die  abhandlung  ist  sehr  günstig 
recensiert  vea  H.  Flaeh  ia  Baralaaa  Jahvaabar.  II  1,  ll  f.  warf^  bagiaal 
nit  einer  Zusammenstellung  der  ans  dem  altertum  aof  uns  gelangte 
Dotiaen  über  leben  und  dichten  des  Eumelos  (s.  1 — 8);  eine  eigentliche 
kritische  behandlung  schlieszt  er  Ton  vornherein  auo,  nur  das  factische 
*ird  fiMtgestellt  Enmeloa  labte  in  daa  arataa  saha  oljmpiaden,  alao 
lim  die  mitte  daa  aöhtaa  jahrhaadarla.  die  existenz  einaa  jfingern  pro- 
»«ikers  Eumelos,  auf  den  man  die  notiz  bei  Clem.  Alex,  ström.  VI  629 
bezieht,  wonach  ein  Eumelos  des  Hesiodos  gediohte  in  prosa  verwandelt 
haben  soll,  wird  geleugnet,   auf  s.  d  zählt  W.  des  Eumelos  Schriften 
i^Qf  mit  angaba  dar  stailan,  wo  aie  aafafBhrt  dia  voa  ihnen,  yan  deaaa 
Fragmente  auf  uns  gekommen,  baqpiicht  W.  mit  eiiüg^aa  bemerkungen. 
Jie  als  ein  werk  des  Eumelos  angeführte  KopivGia  cuprpaq)i^  ist  ledig- 
lich ein  auszug  aus  dem  originalwerke,  den  KopivGmKOic,  die  schon 
'•Qsanias  nicht  mehr  las.    auf  s.  6  f.  stellt  W.  die  Schriftsteller  zu- 
•ammea,  walaha  den  Saaialaa  kaaaaa,  cttlaraa  oder  arwihaan,  geht 
^änn  auf  ^1110  gaaaaafa  baafpraehnng  der  autoren  ein,  welche  die  Ko- 
PivBiaKd  resp.  die  cuTTpo^^i^  ^'or  äugen  hatten  nnd  schlieszt  auf  verlust 
gedicbts  zwischen  50  vor  und  160  nach  Gh.,  vielleicht  beim  groszen 
tiaade  in  Alexandreia  zu  Casars  zeit,   nach  dem  Verluste  muste,  wer 
denBimeloa  aaeh  lir  korfathiaaha  crMohiehta  beautiea  wollte,  aichaiit 
^em  auszöge,  dar  cUTYpo<P^  Koptveta  begnüma«  MMh  den  KoptvOiaKotc 
deren  auszuge  erörtert  W.  die  £()piuma,  von  ihr  behauptet  W., 
habe  sich  länger  als  die  KoptvBtaKd  erhalten,  da  noch  Clemens 
Alex,  ans  ihr  verse  eitlere,  deren  art  auf  eigene  einsieht  des  gedichta 


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sohliensen  l«Me.   denselben  fcblass  macht  rerf.  in  besag  auf  die  Tiia- 
«oiutaxia  MS  •immm  «Hat  M  Atkmtim,  f#A  d«r  Bourom  ▼•raratet  er 
—  ,  ifo  «1  «fal  bacchiMiMt  f«dl«bl  mm.  preise  dM  ^vucoc  ßou- 
fcvric.    dem  all  eumelisch  angeführten  VÖCTOC  TU»v  '€XXnvU)v  wird  s.  15  f. 
ein  nur  sehr  zweifelhaftes  Anrecht  auf  den  namen  des  Eumelos  als  ver- 
faeeera  gelassen,    s.  8  f.  wird  ein  teil  der  fragmeote  abgedruckt,  s.  d  f. 
■UiH  wf.  «•  •inlnwi  ngrlhMi  mmU  ^  vir  mntM  AmelMliiidra, 
Wid  bvgtllMltt  dum  ron  s.  10  an  diese  angaben  durah  eingehead*  aaeli- 
weisungen.    in  dem  umfangreichen  abschnitte,  den  er  der  bespra^uf 
der  zuerst  bei  Eumelos  zu  findenden  mythen  widmet,  ist  es  besonders 
die  Argonautensage  und  ihre  bebandlung  durch  £umslos,  welche  einer 
Mtffiltif«a  bthwidlmif  mlrra f  m  wird  (s.  16  C).   hior  wird  dm 
anch  das  gedieht  vöcroc  (v6ctoi)  nil  Marekscheffel  (Hasiodi,  Boaeli, 
Cinaethonis  etc.  fragm.)  s.  233  dem  Eumelos  einfach  abgesprochen  und 
die  als  aus  ihm  entnommen  angeführten  fünf  verse  auf  die  Kopivöiaxd 
■nrUckgefUhrt.   in  besag  auf  die  Argonautensaee  seigt  W.,  dasz  Eom. 
!!•  UuMB  wMitifsrMi  sofMi  Meh»  so  weil  tto  noh  zwisohM  lnikm  uai 
dem  reiche  des  Aietes  abspielte,  vorfiand,  sie  im  einselaea  bMrbsitsts 
und  unter  dem  eindrucke  der  milesischen  colonisation  am  schwarzes 
meere  mit  neuen  geographischen  begriöeu  bereicherte,  wol  auch  einzel- 
nen teilnehmeni  dir  tekrt  «Im  b«ttliiBii6  fortan  typische  roUe,  wie  dem 
Mher  IdjBM,  gmb  mad  das  gaasa  alt  apirad«  seiner  korintbisehaa  sagen* 
gaaellfahte  einfügte  (s.  19).  ein  weiteres  resoltat  iat  folgendes:  die  sage 
Tom  auftreten  der  Medeia  in  Koriuth,  zu  welcher  die  Argonautensage 
bei  Eumelos  eine  episode  bildete,  schöpfte  der  dichter  ans  korinthischer 
U'aiHia«,  walfflia  ftraraaUa  a«f  afaiam  gemfaeh  waftaraalwickaUaa  aioll* 
sehen  sagenstoffes  mit  des  mjstisohea  oaltnrformen  der  am  Isthmaaaa- 
Sftssigen  Phoiniker  beruhte  und  ihre  stütse  fand  in  der  anlehnuog  an  j 
das  beiligtum  der  iülkiöchen  Hera  und  an  ausländische  gebräuche,  die 
sich  unter  milderen  formen  aus  der  seit  barbarischen  einüusses  erhalten  I 
haltaa  (s.  22).  blar  Uatat  Terf.  aaali  mr  TamBaahaaltehnng  dar  Msher 
bahandaltan  yerhftltiiiaaa  einen  staoimbaim.    als  enmaUsches  sonder- 
algaatiim  den  früheren  gegenüber  wird  weiter  die  gestalt  des  Sisyphos, 
das  korinthischen  heros,  in  der  Argonautensage,  die  Übergabe  der  her- 
•ahaft  an  ihn  durch  Medeia  und  sein  verkehr  mit  Neleus,  den  die  spä- 
taraa  alabt  TarwvrtatMu.  dargethan  (s.  Si  ff.),  aaf  a.  M  flaidat  sish 
wiader  ein  Stammbaum  ma  lUsyphosgeschlechts.  genau  behaadift  wer> 
den  die  Sisyphosmjthcn.   von  s.  27  an  behandelt  W.  die  fragmente  aal 
den  sonstigen  werken  des  Kameles,  bei  denen  freilich  seine  autorschaft 
aioht  ao  durch  äuszere  und  besonders  innere  gründe  beglaubigt  ist,  wie 
bat  dan  K«^iP9iaiMllc«  daran  «Ifkariathiaabaa  aiapnuig  nad  altkatiathi* 
aabea  Inhalt  sn  laagaaa  wol  niemand  nataraaäman  dürfla^  aaab  hier 
Warden  die  einzelnen  in  den  fragmenten  zuerst,  sei  es  ganz  neu,  sei  es 
in  weiterer  eutwicklung,  auftretenden  mjthen  mit  geuauigkeit  der  reibe 
nach  behandelt,  so  die  vom  sonnanwagen,  sainem  Viergespann  und  dea 
namen  dar  raaaa  (a.  29),  Toa  AifaiaB,  daa  Imb.  fai  aiaara  wobaaa  aai 
mit  den  Titanen  wider  die  götter  streiten  ISsat  (ebendas.)«  von  der  ge- 
burt  des  Zeus  in  Lydien  (s.  28  f.),  einer  asiatischen  religionsvorstellungi 
als  deren  erster  interprat  fUunelos  hier  wie  in  bezug  auf  den  folgenden 
mjthos  arsabeint,  ran  dar  Verbindung  des  pbrygischen  Dionysas  von 
Kybala  ailt  Bhaa  »  aia  {Mwaaa,  wcuttar  Flaab  in  aaiaaai  baxiahte  in 
folge  eines  fiberflüssigen  '  und  *  vor  'von  Kybala'  unrerständlieb  | 
spricht  — ,  von  Amphion,  dem  gemahl  der  phrygisehen  Niobe,  dem  be- 
treiber  der  lydischeu  musik  und  erfinder  der  aus  Lydien  undPhrygieü 
atammandaa  Aupa  (s.  81  ff.),  voa  Aikas,  dem  sobne  dar  Kaltista  md 
daa  Saut,  aainar  Verbindung  mit  der  haamdryala  Ohijaap^aia  und  ihren 
söhnen  Flatos  und  Apheidos  (s.  36),  von  den  musen,  deren  Eumelos 
dreie  annimmt,  die  er  Apollonis,  wofür  G.  Hermann  (de  musis  fluuialibuti 
Epichanni  et  Eumeli,  op.  II,  299  f.)  nach  W.  mit  recht  Acheloifl  uesti  i 


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irnwiiwlitothnii 


89» 


Borysthenis  and  Kephisso  nennt  (s.  38  ff.)  und  töchter  des  Apollon  sein 
iÜMt.  nach  W.  bat  £amelos  bei  beneoDung  der  von  ihm  erdachten 
miMi  Mf  korfnUdMb«  lüMiBlt«  «ad  «^onlMtlramfbilialM  b«iag  ge* 
nommen  (s.  40).  —  Das  ganze  iat  eine  auf  mnfangreiche  and  eingehende^ 
mit  tüchtigem  urteil  betriebene  Stadien  gegründete  abhandlung,  die 
resultate  sind  auf  methodischem  wege  gefanden  dnreb  einsichtige  Ver- 
wertung des  überaus  dürftigen  materialf,  die  cinsieberheit  mancher  von 
leinen  ergebnlMeii  «rkennt  ¥<rf.  idibil  «a  «ad  <U  «ijullrt  nltli  iNdU 
kowniB  ims  dem  elande  des  nuiteriaU.  die  wissensohaft  ist  dem  verf* 
zu  grossem  danke  verpflichtet,  da  er  eine  lücke  in  der  geschichte  der 
iütera  epischen  poesie  ausgefüllt  hat  (Flaoh  a.  a.  o.).  möchte  er  seine 
•tndien  auf  diesem  gebiete  fortietceoi  M  tlmi  l«t  hier  noek  Mbr  vieL 

(fortsetzong  folgt.) 

BäxamMvmm.  H.  K.  BmOEXisu 


(9.) 

PERSONALNOTIZEN. 

(Unter  ln«ibmlt■U]^:  des  'centralblattes'  von  Stiehl  wmI  dev  'aeift- 
schrift  für  die  österr.  gymnajiea*.} 


it  wmwmm  mwmm m%9m  »  wmm  ■^■■■■^■iw  f 

Bernhardi,  dr.^  obefMvtr  aat LalwatÜdk  g^aia.  ia  BmUii,  all  'pro- 

fessor'  prädiciert. 

Böhmer,  dr. ,  dirigent  des  progymn.  zu  LötzeU}  zum  reetor  dieser  an- 
stalt  ernannt. 

Braut,  dr.,  proreetor  am  gyn*  am  OSaKa,  als  ^proDMHor*  pr&diciert. 
Brüll ,  dr.,  gyamaiiaUtlMrar,  lam  obarlnltrar  am  pxogTnak  ia  Bachwaiter 

ernannt. 

Bücheler,  dr.,  ord.  pro  f.  an  der  nniv.  Bonn,  erhielt  den  Charakter  als 
geheimer  regierangsrath  oad  das  of&cierskreos  des  ital.  Mauritios- 
und  Laaanitordtai. 

ü  Avis,  dr.,  ord.  lehrer  am  gymn.  in  Koblenz,  ) 

du  Bois-Reymond,  dr.  prof.,  secretär  der  akademie  der  wiss.  zu 

Berlin,  erliiall  den  preuts.  Icroaenordea  H  oL  adt  dam  lieni. 
Die  m  er,  pro  f.  am  gjmn.  la  Corbach^  orliielt  d«a  pr«  rothea  adlar- 

orden  IV  cl. 

Pechner,  dr.,  oberl.  am  Johannesgymu.  Breslau, l^j^-^j^^^  .^^ 
nartwitr,  dr..  director  des  g'vmn.  zu  Corbacb.         V^*    *  ,     ^  * 

Hlnicke,  dr.,  oid«  lahrer  am  pldagagtam  ia  PaCbaa,  inm  obarielurar 

befördert. 

^e&ke,  dr. ,  oberl.  am  gymn.  zu  Höxter,  zum  director  der  realsehule 
enter  Ordnung  in  Mülheim  an  der  Ruhr  ernannt. 

Jordan,  dr.,  ord.  prof.  an  der  qbIt.  Königsberg,  erhielt  das  offieier* 
lireuz  des  ordens  dar  itaL  kröne. 

^öhn,  dr.,  ord.  lehrer  am  pymn.  in  Guben,  zum  Oberlehrer  befördert. 

^uhn,  dr.,  director  des  Köln.  gymu.  in  Berlin,  zum  mitglied  der  aka- 
,  donie  der  wiss.  in  München  ernannt. 

^lon,  dr.,  feeter  der  hUh,  bttfferMhale  in  Leafeaealia,  aum  Oberlehrer 
,  an  der  realsehule  in  Hageil'  enaiint. 

^ttnzner,  dr.,  ord.  lehrer  am  gyam.  iiiQäterelob,  com  Oberlehrer  be- 
fördert. 


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400 

MaareQbreoher,  dr.,  ord.  prof.  an  der  oniv.  Bonn,  erbieli  den  px 

Mens  £  er,  dr.,  oberl  au  der  MlMhttto  MVtor  OfdMUir  ^  Halberstad 

als  fprofesior'  pradiciert 
ICejer,  dr.  Bona,  ord.  prof«  an  4«K  unir.  Bonn,  erhieU  den  pr. roth« 
adlerorden  IV  cl. 

Peters,  dr.,  «liMUkNr  Ml  MillliiMmmii  in  fiiMlaa»  als  'proleaao^ 

prädiciert. 

Peiersdorf.  dr.,  oberl.  Ml  gymn.  sa  Belgard,  zum  rector  der  liöl 

btrg«rMh«lt  in  Pr.-CiMlm  •musl 
BShI,  dr.,  ord.  Itlirtr  am  Mkaaliobta  fjnrn 

ß  v,^°  F*^'^**"^        ^   1  u  .  >  zu  obarlehrin  befSiderj 

Schröder,  dr^,  ord.  lehrer  am  gymn       '   «  vw»*««».  ww»»«m 

Minden, 

Behiils,  dir.,  proreolor  ao  dar  realielmla  la  fliagan,  alt  «profesao^ 

prädiciert. 

8! eine  ring,  prol.  o.  bUdhaoer  au  Berlin,  erliielt  den  pr.  kxonenoid« 
III  cl  I 

Willmaans,  dr.«  cid.  prof.  an  der  nniv.  Bonn,  erhielt  der  pr.  rothei 
adlerorden  IT  et* 

Zarncke,  dr.,  ord.  prof.  der  nniv.  Leipilgi^  MBi aittgliad  der  akadenl 

der  wiss.  in  München  ernannt. 
Zeller,  dr.,  ord.  prof.  der  unir.  Berlin,  geh.  regierungsrath ,  erhie 
den  pr.  kronenerden  n  et  ' 

In  vniuaeland  gefrcleai 

Wilde,  dr.,  Oberlehrer  am  gymn.  in  Görlitz. 
Wojrwod,  ord.  lehrer  am  gjmn.  za  Strasburg  in  Westpr. 


Bermpobl,  ord.  lelirer  an  der  reabeirale  stt  Leer. 

Boeszoermenj,  oberl.  prof.  au  der  Petri-realschnle  an  Danzig. 
Elvenich,  Arnold,  oberl.  a.  d.  am  gymn.  in  Dttren^  am  27  juU.  | 
F engler,  dr. ,  ord.  lehrer  am  gjmn.  in  Guben.  i 
von  Fichte,  dr.,  Emmanuel  Hermann,  ord.  prof.  der  philosophie  an 

der  «niv.  Tfibingen,  etarb  84  jähr  alt  an  8  ang.  an  Stnttgart. 
Orisebach,  dr.  August,  ord.  prof.  der  botanik  nnd  director  des  botsa. 

gartens  in  Göttingen,  geh.  regierangurath,  etarb  am  8  mai  daselbsti 

65  jabr  alt,  I 
Hertzberg,  dr.  W.  Ad.  Bogisl.,  prof.,  direotor  des  gymn.  in  Bremei 

(früher  in  Stettin,  Halberstadt,  Elbing),  starb  amTjuli,  66jahrftlt 
Kleiber,  dr.,  Ludwig,  director  des  Dorraieenetftdt.  realaehnle  in  B<r 

lin,  starb  am  3  aug.  zu  Wiesbaden. 
Kögel,  dr.  oberl.  prof.  am  gjmn.  in  Görlitz. 

Petri,  dr.  Onetar,  oberl.  a.  d.  am  gymn.  in  Blborfeld,  ttarb'am  17  jalj* 
Petry,  dr.  Albert,  oberl.  am  gymn,  an  Elberfeld,  starb  am  81  jn^ 

57  jähr  alt. 

Romeis,  prof.,  director  der  kgl.  Studienanstalt  zu  Neuburg  a.  d.  Donau. 
Rosenkranz,  dr.  phil.  et  theol.  Karl,  geh.  regierungsrath,  ord.  profJ 

der  pbilosopbie  an  der  nnir.  KSnigiberg,  itarb  am  14  jnnf,  74  jtliv 

alt  (geb.  23  april  1805  zu  Magdeburg). 
Ulrieb,  dr.,  holrath,  ord.  prof.  in  der  phU.  faonlUt  der  nniv.  Göttiogeo. 


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'  ZWEITE  ABTEUiUNG  (ISOa  BAND). 


Mll« 

(86.>  Kode«  seholattieM.  tob  •**  (seMnsi)  M 

41.  Altes  und  neaet  ans  der  sehn]««  Ton  FtüUe  In  Posen  .  861^882 

42.  J?.  BttehttngMiz:  grieohisolies  lesebneh.  dritte  anflage 
(Berlin  1876).   angez.  von  B,  Baehof^  in  Elsenach  .  •  889^885 

(40.)  Zu  Ctoetbes  Faust  (seUnss)   886--888 

1.  F.  VUeker:  Ooetbes  Faust,  nene  beHrige  anr  kritik 
des  gedichts  (Stuttgart  1875).  angez.  von  B.  Sehreyer 
in  Pforta. 

J,  Sehmidi:  Goelbes  Faust,  ein  Tersaeh.  anges.  Ton 
demi€&em. 

S.  J^»  Fiteher:  Goetbes  Fanst  Aber  die  entstebimg  nnd 
eomposition  des  gediebtes  (Stuttgart  1878).  angei. 
Ton  demtelben, 

43.  Cornelius  MWler.  nekrolog   888—884 

(25.)  Philologiscbe  programme  deutscber  bSberer  lebranstalten. 

Ton  H,  K.  Beidekem  in  Bartenstein  (fortsetsung)  .  .  .  885—889 

(9.)  Personalnotisen   889—400 


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^entf^e^  Sefc&ut^  ßx  ^^ete  Je^ronfiaften 

tecoulgcgcieii  Hon 

Dr.  R.  Äol)t0,  Dp.  ä.  Jö.  Ülrqer, 

•^■nuifUia.  S^ceum  n.  Dirigent  b.  Sdtaifttealfil^ule  I.  O. 

Dr.  Tl.  5ri)n[ler, 

S)icectot  b.  l.  diealjctiule  I.  O. 

(^cftec  X^eil  (^e^ta).   Steiler  Xl^eii  (Ouinta). 

^etd  i  1.50. 

S)em  bete.  $emt  gac^Iel^ier  fenben  auf  Serlangen  ein  $robee£em^Iar 
9tatU  itnb  fnutco. 

%%tiU  Cttitfitt  nnb  ZerHa  Ihtb  unter  bet  $tef[e. 

Im  Verlaore  von  Friedrich  Wreden  in  Braonscliweig  ist  soeben 
erschieueu  und  in  allen  Buciihandlimgen  za  haben: 

Herr  Prof essor  ron  Baiimor 

nnd 

die  Deutsche  Orthographie. 

Ein  Beitrag 

zur  Hentellmig  einer  grösseren  orthographischen  Einigung 

von 

Paul  Eisen. 
Fteis:  Geheftet  A  3.  — . 

Der  YerfiuBer  beiweckt  durch  diese  Sidirift  eftvrM  beisiitrageii  ma 

Herbeiführung  einer  möglichst  einheitlichen  Deutschen  Rechtschreibimg. 

Er  will  zu  dem  Ende  vor  Allem  die  orthographischen  Schwankungen 
beseitigt  wit*sen  und  zwar  besonders  mit  Hilfe  des  historischen 
Prinzipe»,  das  er  im  Gegensatz  zu  iiaumer  überhaupt  aU  das  allein 
richtige  anerkennt. 

Zum  Bezug,  wie  zur  Yerwerthimg  pUlologiseher  Bflclier 

empfehlen  wir  angelegentlich  unsere  seit  mehr  als  acht  Jahren  be- 
stehende Firma,  welche  mit  der  Lieferung  für  mehrere  grosse  ÖfTent- 
liche  Bibliotheken,  sowie  füi  zahlreiche  Gelehrte  im  In-  und  Aoalande 

betraut  ist. 

Vollgültige  Referenzen  stehen  auf  Wunsch  zu  Diensten. 
Wir^  unterhalten  ein  ansehnliches  Lager  von  philologischen  Zeit- 
schriften, Bfiehern  und  Abbandlungen,  dessen  Vergrösserung  wir  uns 
fortwährend  angelegen  sein  lassen.  Allen  Aufträgen  die  grösst- 
mögliche  Sorgfalt  zur^ewt  ndet,  solche  anf  nene  Bfloher  stets  sofort 
ausgeführt,  soweit  das  Gewünschte  hier  erschienen  oder  TOnftthig  ist, 

Lagerkataloge  gratis  nnd  franlMK 

Vergriffene  Bücher,  von  denen  neue  Anflagon  nicht  nahe  bOTOr» 
stehen,  kaufen  wir  zu  sehr  hohen  Preisen. 

Simmel  &  Co.  in  Leipzig. 


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i 

i 

I  • 

ZWEITE  ABTEILUNG 

f  ÜB  GYMNASIALPÄDAGOGIK  UJÜD  DIE  OfifiIG£N 

£EHRFiGII£Il 

ü£KAUSa£GEBBN  VON  PROF.  DR.  HkRMAWN  ILLSIUS« 


44. 

Em  ANGEBLICHEIS  LAÜTGE8J5TZ 
DES  NEUHOCHDEUTSCHEN. 


Wie  voraubzusehen  war,  sind  die  Vorschläge  des  im  jarniar  1876 
in  Berlin  zusammengetretenen  ausschusses  zur  feststellung  einer  ein- 
heitlichen Orthographie  beinahe  allgemein  misbilligt  worden;  sie 
Laben  in  vielgeleseneu  und  hochangesehenen  Zeitschriften  die  heftig- 
sten angriffe  erlitten  sogar  von  mitgliedem  der  conferenz  selbst  und 
zwar  von  solchen,  die  zu  den  weitaus  bedeutendsten  und  einflusz- 
reichsten  gehören;  der  Wiesbadener  journalistentag  hat  nachdrück- 
lichst gegen  die  von  der  regierung  beabsichtigte  Vergewaltigung  der 
schule  Verwahrung  eingelegt,  man  musz  eben  nicht  ernten  wollen, 
ehe  die  saat  aufgegangen  (vgl.  Herrigs  archiv  für  das  studium  der 
neuem  sprachen  bd.  LV  s.  129  flf.;  bd.  LVI  s.  311  ff.),  so  lange  der 
groszen  menge  jedes  Verständnis  für  das  wesen  der  schrift  abgeht, 
so  lange  laut  und  buchstabe  in  ihren  beziehungen  zu  einander  für 
die  meisten  noch  dunkel  sind,  so  lange  die  hergebrachte  Orthographie 
in  unglaublichster  weise  für  die  spräche  selbst  gehalten  wird,  'so 

I     lange  ist  auch  an  eine  orthographische  cinigung  nicht  zu  denken. 

I  denn  wenn  bei  orthographischen  feststellungen  nicht  die  wissen- 
schaftlichkeit und  güte  der  Schreibung,  sondern  der  willkürliche  und 
zufällige  gebrauch  maszgebend  sein  soll,  wenn  es  zur  abweibung 
einer  reform  genügt,  dasz  sich  viele  stimmen  dagegen  erheben,  ohne 
sich  auf  etwas  anderes  zu  berufen  als  auf  ihre  bisherige  gewohnheit,  • 
«0  musz  unbedingt  alle  und  jede  orthographische  uniformiernng  als 
VBlDöglich  erkannt  werden,  mag  sie  in  radicaler  oder  in  sog.  con- 
■«vativer  weise  verfahren,  immer  wird  sie  bei  der  nnglaublicli 
grossen  verscbiedenheit  der  gewohnheiten  sehr  vielen  lenten  xa- 
mnfesii  an  ihrer  angelernten  Schreibung  mehr  oder  weniger  sahl* 

11.  j&hrb.  f.  phU.  0.  päd.  Ii.  abt.  1879.  hft.  9.  89 

I 

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I 

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402         Ein  «ügeblicbes  lautgeseU  des  neuhochdeutacben. 

reiche  änderungen  vorzunehmen,  sei  sie  wie  sie  wolle,  sie  ist  und 
bleibt  eine  Vergewaltigung  vieler,  nebenbei  gesagt  hat  eine  sog. 
conservative  überdies  noch  den  bedeutenden  nachteil,  dasz  sie  in 
folge  ihrer  willkür  sowol  unwimnscbafUid)  ftls  anch  schwer  erlern- 
bar, d.  h.  unpraktisch  ist. 

Das  einzige  gute,  welches  der  officielle  eingriff  in  die  ortho- 
graphische frage  gehabt  hat,  ist  wol  die  Verallgemeinerung  der  ein- 
sieht, dasz  man  auf  diesem  gebiete  vom  Staate  vorläufig  nichts  er- 
freuliches und  genügendes  zu  erwarten  hat  und  dasz  der  fortschritt 
lediglich  von  der  freien  thätigkeit  des  einzelnen  abhängt,  dieser  er- 
kenntnis  verdanken  wir  die  entstehung  des  'allgemeinen  Vereins  zur 
einführung  einer  einfachen  deutschen  Schreibung',  der  höchst  segens- 
reich wirken  musz,  wenn  er  es  ernst  nimmt  mit  demjenigen  teil  sei- 
nes programmes,  welcher  fordert,  dasz  die  grundlage  wissenschaft- 
lich sei  und  nicht  auf  beliebigen  Vorurteilen  und  gewohnheiten  be- 
ruhe, was  den  zahllosen  erörterungen  über  rechtschrei bung  beinah 
immer  abgebt,  ist  eben  die  methode;  es  wird  ein  ungeheurer  gewinn 
sein,  wenn  sich  die  allgemeine  Überzeugung  bildet,  dasz  man  ohne 
gründliche  und  tüchtige  Vorstudien  ebenso  wenig  über  orthograjjbie 
wie  etwa  über  die  bestimmung  einer  kometenbalm  etwas  erspriesz- 
liebes  schreiben  kann. 

Dasz  der  erste  versuch  die  neuhochdeutsche  Orthographie  wissen- 
schaftlich zu  behandeln  makellos  vollkommen  sein  würde,  konnte 
man  billigerweibc  nicht  erwarten,  um  so  weniger  da  es  an  der  not- 
wendigen Voraussetzung,  nemlich  an  einer  wissenschaftlichen 
lautlehre  des  nhd.  vorläufig  gänzlich  fehlt,  es  darf  daher  nicht  wun- 
der nehmen,  dasz  die  Yorschläge  von  dr.  F.  W.  Fricke,  welche  der 
'allgemeine  yerem'  zu  den  seinigen  gemacht  bat,  einen  gnmdsalft 
enthalten  der  nidii  zn  billigen  ist» 

Es  wird  als  lanigesets  der  nhd.  spraeha  an^i^tellt,  jede  offene 
Silbe  sei  lang,  jede  gesoUossene  kon. 

Wir  wdlen  die  beigebrachte  ienninologie  gelten  lassen,  mUsaen 
aber  bemerken,  dasz  sie  anf  einer  wesenlosen  fietion,  nicht  im  min- 
desten auf  thatsadien  beruht:  weu  wir  z.  b.  dae  wort  demoUn  ißt* 
legen  in  de-mhl/hre^  so  ist  dies  Yöllig  willkOrlich;  wie  anch  dirsetor 
G«  Hnmperdinck  in  Xanten  (Siegborger  herbstprogramm  1874, 8. 6) 
bezeugt ,  gibt  jom  die  lautphjsiologie  nicht  den  mindesten  anhalis- 
pnnkt  disKär,  ob  ein  oder  mehrere  mitlanter  zwischen  zwei  selbst- 
laatem  zun  ersten  oder  zom  zweiten  derselben  gehören,  spreeben 
wir  das  wort  *demolire'  wie  gewöhnlich  in  einem  zog,  so  ist  der 
m-lant  ebenso  eng  mit  dem  e-  wie  mit  dem  o-lant  Terbundeni  2  eben- 
so eng  mit  o  wie  mit  f,  r  ebenso  eng  mit  >  wie  mite,  wenn  wir,  m 
den  Idndem  das  lesoilemen  zn  erleichtern,  ein  mehrsilbiges  wort  m 
mehrere  kleinere  teile  zerlegen,  so  beweist  die  willkttrlidbe  art,  wie 
wir  im  innem  desselben  pausen  anbringen,  nicht  das  mindeste  für 
die  gewöhnliche  ungekünstelte  rede,  in  fdge  der  gewohnheit  hallen 
wir  es  fOr  ^natOrlich'  nur  de-mo-lhre  zn  syllabieren;  ein  IsUnder 


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wflrde  d§m  oiite  ebenso  ausschlieiilich  fUr  'natOrlich'  erklären» 
naok  nmnii  gebrauch  ist  so  teilen :  t;er-/f9i-ifor40^  nach  isländischem 
hingegen :  verf-inst'mi'e,  Mch  indischem :  ve-rfi-mte-rfe,  wäre  es  bei 
uns  sitte,  nach  dem  vorbilde  der  altgriechischen  inschnfttn  die 
len  lediglich  nach  räumlichen  ricksichten  absnbrecben,  so  dasz  z.  b, 
je  nach  bedttifiiia  v-erfinsterte,  ve-rfinsterte^  ver-finsMe^  verf  tmtoig, 
ve)'fi  nsterte  usw.  getrennt  würde,  oder  hidten  wir  M  wie  in  unsem 
kebrttiMhen  drucken  für  verboteai  im  innem  eines  wortbildes  abzu- 
setzen) so  wäre  die  hmehende  ansieht  in  betreff  des  *aatnrgeniäszen 
sjllabierens'  eine  weniger  befangene  und  verkehrte.  —  Von  'offener' 
silbe  reden  wir  also  nicht  in  dem  sinne,  als  ob  die  silbe  wirklich 
immer  mit  dem  selbstlauter  zu  ende  wäre ;  wir  wollen  mit  dem  ans- 
dnicke  nichts  anderes  sagen  als  dasz  auf  den  selbstlauter  kein  mit- 
lauter folgt  oder  nur  einer  der  einen  selbstlauter  unmittelbar  hinter 
sich  hat.  dabei  kümmern  wir  uns  natürlich  nur  um  die  thatsSchlich 
vorhandenen  laute,  nicht  im  mindesten  aber  um  die  hergebrachte 
Orthographie.  —  Ferner  ist  es  ungenau  zu  sagen  'geschlossene*  sil- 

;  ben  wie  z.  b.  ßn-dcst,  han-delnd  usw.  seien  'kurz';  vielmehr  sind 
blosz  deren  selbstlauter  kurz ;  die  silben  selbst  sind ,  wenn  man  von 
Silbenquantität  reden  will,  offenbar  'lang*  und  zwar,  um  das  kauder- 
welsch der  antiken  metriker  zu  gebrauchen,  'positionslang*. 

Haben  wir  uns  in  dieser  weise  über  die  bedeutung  von  'offen' 
lind  'geschlossen'  verständigt,  so  ist  eine  silbe,  auf  deren  selbst- 
lauter mehrere  mitlauterfolgen,  eine  geschlossene,  aber  solche 
geschlossene  silben  haben  im  nhd.  nur  dann  kurzen  selbstlauter, 
wenn  die  häufung  der  mitlauter  nicht  eine  folge  der  flexion,  der  Zu- 
sammensetzung oder  der  klar  erkennbaren  ableitung  ist;  z.  b.  liehsty 
Liebhaber^  Liebling,  Liebchen  usw.  haben  langes  t.  wir  müssen  daher 

,  eine  sehr  erhebliche  einschränkung  machen  und  sagen:  ein  selbst- 
lauter vor  mehreren  mitlautem,  die  sämtlich  zum  stamme  gehören 
oder  wenigstens  (wie  in  JMacÄ^,  Pracht,  Jagd  usw.)  sämtlich  dazu 
gerechnet  werden,  ist  im  nhd.  bis  auf  ganz  vereinzelte  ausnahmen 
immer  kurz. 

,        Aber  auch  wenn  wir  blosz  die  Stammsilben  berücksichtigen,  ist 
I  es  falsch  zu  sagen :  jede  geschlossene  silbe  hat  kurzen  selbstlauter ! 
I  denn  auszer  der  oben  erwähnten  art  von  geschlossenen  silben  gibt 
I  es  noch  andere,  solche,  auf  deren  selbstlauter  ein  mitlauter  folgt,  mit 
Wdchem  das  wort  schlieszt.    solche  silben  haben  aber  sehr  oft 
langen  selbstlauter;  z.  b.  blieb  Bübchen  Dieb  gab  gieb  Grab  grob 
grub  Hieb  hieb  liob  Hub  lieb  Lob  rieb  Sieb  Stab  stob  schob  Schub 
•ßtawb  üchrieb  schrob  Trab  Trieb  trieb  trüb  wob,  Buch  brach  brach 
RttA  hoch  nach  siech  Besuch  Schmach  sprach  Sprachwerkzeug  Ge- 
Wh  stach  Tuch,  öd  Bad  Fädchen  Friedhof  Glied  Grad  Ladstock 
«•Ä  bd  Mahd  Mädchen  mied  müd  Pfad  Rad  Ried  Sod  Sud  Süd 
^  adiied  Schmid  schnöd  Tod ,  Brief  Graf  Hof  Huf  lief  rief  Ruf 
WfiB«tter  Schaf  schief  schuf  Schlaf  schlief  tief  traf,  bog  Bug  Fug 
■og  Flug  frng  Hag  genug  klug  Krieg  Krug  lag  log  Lug  mag  Mag- 
i  26* 


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40i         Sia  iflohlkiwi  Iwitjonti 


same  pflag  Pflegsohn  Pflng  Sieg  sog  St^  ttiig  Schlag  schlug  schräg 
sphwieg  Tag  betrog  Trug  Wagschale  Weg  wog  zaghaft  zog  Zug,  buk 

stak  erschrak  Spuk,  Aal  Oel  Brühl  fahl  befahl  Fehl  fiel  viel  befiehl 
Hehl  hohl  kahl  Ktblkopf  Kiel  Kohl  kahl  Mal  Mahl  Mehl  MftUstein 
Pfahl  Pfuhl  Pfühl  Qual  Quälgeist  Saal  Soolbad  Spiel  Spulwurm  SpttU 
Wimr  Stahl  stahl  Stiel  stiehl  Stuhl  Strahl  schal  scheel  Schuljunge 
•ohmal  schwül  Thal  Wahl  Wohl  Zahl  Ziel,  ihm  Ohm  Dom  Gram 
kam  Kram  lahm  Lebm  nahm  Prahm  bequem  Bahm  Ruhm  SIrom 
Scham  wem  zahm,  Ahn  ihn  Ohnmacht  Bahn  Föhn  Frohn  Gran  grün 
Hahn  Hohn  Huhn  Kahn  Kien  ktthn  Kxahn  Krongut  Lahn  Lehnstuhl 
Lohn  Mohn  nun  Plan  Sohn  Span  schien  Schienbein  schön  Schwan 
gethan  Thon  Ton  Thran  Thron  Wahn  wen  |Zahn  zehn,  Aar  Ehr- 
furcht er  ihr  Ohr  Oehr  ühr  baar  Bär  Beerlein  Bier  Bohrloch  dar  der 
dir  Gefahr  vier  vor  fuhr  für  Flor  Flur  gar  Ger  Gier  Haare  Heer  hehr 
hier  Gehör  Jahr  erkor  Kur  klar  leer  Lehrstuhl  verlor  Märchen  Meer 
mehr  mir  Moor  Mohr  nur  Paar  quer  Rohr  sehr  Sparkasse  Speer 
Sporfleck  Spur  Spürhund  Staar  Stier  stier  Stör  Schaar  Schermesser 
schier  schor  Schur  Schüreisen  Schmer  Schmierseife  schwer  schwor 
Schwur  Theer  Thier  Thor  Thor  war  wahr  wer  wir  Wehr  Zehr- 
pfennig Zier  zwar,  Aas  bÖs  blies  Fries  Gas  Glas  Gras  Kies  las  Los 
los  Moös  Mus  Nastuch  Nieswurz,  ass  Busstag  bloss  Fuss  Fliesspapier 
Flosa  Frass  gross  Gruss  hiess  Hess  Mass  mass  Niessbrauch  Eiess 
Russ  sass  Gesäss  süss  Spiess  stiess  Stoss  Schiessstand  Schoss,  drasch 
wusch,  bat  Gebet  Beet  Gebiet  Gebot  Blut  brät  briet  Brot  Brut  Drat 
Flut  gut  Glut  Grat  Hut  Kot  Lot  Met  Mut  Nat  niet  Not  Nut  Bat 
Gerät  riet  rot  Saat  Spa^  spit  stftt  Schlot  Schrot  That  tot  trat  Tret- 
rad Wut  usw. 

Dazu  kommt  noch  eine  unabsehbare  reihe  von  Fremdwörtern 
wie  z.  b.  Kamerad  Kapitän  liberal  Amalgam  Sakristan  Barbar  Sekre- 
tär Salat  konkav  Kameel  Diadem  Prophet  Oxygen  solid  mobil  Disci- 
plin  naiv  frivol  Arom  Spion  Humor  kurios  melodiös  Despot  Allopath 
Sarkophag  Mikroskop  Universität  Bibliothek  Tribun  Natur  Oxyd 
Asyl  anonym  Polyp  Kolleg  Kostüm  Heliotrop  Kalif  obscöu  Paradies 
Philosoph  usw. 

Noch  schärfer  treten  die  thatsachen  hervor ,  wenn  man  sie  im 
lichte  der  etymologie  betrachtet:  die  langen  starken  selbstlauter  des 
altdeutschen  sind  vor  vereinzelt  stehendem,  nicht  gedehntem  kon- 
sonantischem stammauslaut  nie  verkürzt  worden  (Aal,  Pfahl,  Jahr, 
wahr,  leer,  Ohr,  Kohl,  Lohn,  schön,  mehr,  hehr,  Uhr  usw.)  und  Jie 
kurzen  starken  haben  in  derselben  Stellung  immer  dehnung  erlitten 
ohne  rücksicht,  ob  auf  den  konsonanten  noch  ein  selbstlauter  folgte 
oder  nicht  (z.  b.  viel,  Ziel,  Sieg,  lahm  usw.). 

Man  wende  nicht  ein ,  dasz  Wörter  wie  UceTj  Kahn^  faJU,  rot^ 
Gruss  usw.  nur  einen  kleinen  bruchteil  des  ganzen  Sprachschatzes 
ausmachen;  denn  der  grund  dieser  Seltenheit  liegt  nicht  etwa  in 
einer  abneigung,  die  selbstlauter  dergestalt  gebauter  Wörter  zu  deh- 
nen ,  sondern  in  der  verhältuismäszig  geringen  zahl  der  einsilbigaa 


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Ein  angebliches  lautgesetz  des  neuhochdeutschen.  405 


Wörter ,  welche  auf  einen  einzelnen  mitlauter  ausgehen,  will  man 
also  vergleichen ,  so  darf  man  nur  Wörter  von  gleichem  baue  herbei- 
ziehen ;  solche  wie  Heer^  Kahn,  fahl  usw.  sind  aber  keineswegs  sel- 
tener als  solche  wie  iSerr,  Äanw,  Fall  usw. ,  sondern  vielmehr  etwas 
häufiger,  also  gerade  da,  wo  das  geschlossensein  der  silbe  nicht  eine 
blosze  redensart,  sondern  bare  Wirklichkeit  ist,  gerade  da  zeigt  sich 
ein  überwiegen  der  länge  ! 

Man  berufe  sich  auch  nicht  auf  den  einflusz  der  analogie;  die 
Voraussetzung,  dasz  zunUchbt  in  lahmer,  lahnie,  lakmeSi  lähmen  usw. 
das  frühere  a  dehnung  erlitten  habe  und  dasz  erst  unter  der  einwir- 
kung  dieser  formen  auch  iu  lahm  ein  langes  a  aufgekommen  sei ,  ist 
völlig  unbewiesen  ]  obendrein  kann  sie  auf  Wörter  wie  dar,  der^  dem, 
dir,  er,  füry  her^  hier^  mir,  «acÄ,  nun^  sehr,  wem,  wen,  wer,  wir,  Stief' 
usw.  keine  anwendung  finden  nnd  doch  haben  dieselben ,  jedenfalls 
wenn  sie  atark  (d.  h.  betont)  sind ,  immer  langen  selbstlauter. 

Eine  regel,  welche  so  zahlreiche  ausnahmen  erleidet,  wie  sie  in 
lieh,  liehst,  gelieht,  Liebling,  Liebchen  und  unzähligen  andern  Wörtern 
und  wortformen  zu  tage  treten ,  ist  eben  falsch,  denn  man  bemerke 
wol,  dasz,  auch  wenn  der  salz  'langer  selbstlauter  kommt  nur  in 
offener  silbe,  kurzer  nur  in  geschlosseuer  vor'  genau  dem  Sachverhalt 
entspräche,  er  diesen  wol  feststellen,  aber  in  keiner  weise  erklären 
würde,  wie  die  lateinische  genusregel  leiblich  sind  alle  Substantive 
auf  8  mit  vorhergehendem  konsonanten'  drtlckte  er  nur  ein  zufälliges 
zusammentreffen  zweier  eigen schaften  aus;  kein  vernünftiger  mensch 
wird  behaupten,  hiems,  pars,  sors  usw.  habe  der  Römer  deshalb  zu 
femininen  gemacht,  weil  sie  auf  m5,  rs  ausgehen,  eine  solche  rein 
Biechaaische  regel,  welche  über  den  grund  der  erscheinung  keine 
«uknaft  gibt,  ist  unzulässig,  sobald  fit  nicht  der  überwiegenden 
mehmbl  der  f&lle  gerecht  wird;  sonst  wäre  man  aneh  befugt,  den 
iiii  anfensteUeB  *aUe  nn?mtlnftigeii  wmm  lukmk  fier  Ütsze,  und 
ifie  BweibeinigMi  sind  vemflnftigf'. 

Allerdings  hört  man  in  einigen  der  oben  aufgezählten  Wörter 
kurzen  selbstlauter,  während  deren  zweisilbige  formen  langen  haben, 

z.  h.  Glas  Gläser,  Grap  Gräber,  Bat  Bäder,  Tak  Tage  usw.  aber 
dies  sind  im  vergleich  zu  der  menge  der  übrigen  nur  vereinzelte  aus- 
nahmen, noch  mehr;  wir  müssen  dem  neuhochdeutschen  auch  diese 
wenigen  spuren  absprechen. 

Wären  sie  in  ganz  Deutschland  üblich,  so  würden  sie  zu  recht 
bestehen,  was  auch  der  grammatiker  gegen  sie  einzuwenden  hätte; 
äber  sie  beschränken  sich  auf  den  norden^  der  Süden  sticht  Qläs^ 
Mät,  Täk  uaw. 

Was  ist  daWä  neuhochdeutgob?  im  gew^hntiohw  leben  aiitr 
wertet  jedermmip  auf  diese  frage  mit  gröszerer  oder  geringerer 
^aivetät:  'ei,  so  fh»  ich  rede!'  was  in  dieser  beziehung  geleistet 
wird,  ist  geradezu  imglaublich.  ich  war  zeuge,  wie  eine  fein  gebildete 
m  den  b&bein  etinden  bebaoptetst  kein  vemttnftigeri  nickt 


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406 


Sin  ang^bUdiM  Uatgeiati  des  aeqitochdeutgchea 


affektierter  mentich  spreche  in  hören,  über  usw.  6',  ü  und  nicht  ^,  i\ 

—  Ein  so  bedeutender  Sprachforscher  wie  August  Schleicher  tadelt 
dM  SohUlerscbe»  wol  in  gani  Deutaohland  riebtig  reimende 

doch  mit  dea  geachickes  mächten 
!■(  kein  ew*fer  bimd  in  flechten. 

warum?  weil  flechten  zuföUig  eines  der  beiden  einzigen  Wör- 
ter ist,  in  weichen  Schleicher  helles  e  (nicht  ä)  für  das  sog.  Bre- 
chung8-J5  hören  liesz  (die  deutsche  spräche,  Stuttgart  1860,  s.  174). 

—  Die^e  bisher  ausschlieszlich  belieijte  art  zu  entscheiden,  was  neu- 
hochdeutsch ist  und  was  nicht,  diese  sucht,  alles  von  dem  Sprach- 
gebrauch der  engem  heimat  abweichende  als  ^mundartlich'  zu  be- 
zeichnen, auch  wenn  es  eine  mehrheit  von  millionen  für  sich  hat, 
kann  auf  wissenschaftlichkeit  nicht  den  mindesten  anspruch  erheben, 
eine  wissenschaftliche  lautlehre  des  nhd.  ist  nur  dann  möglich,  wenn 
jeder  seine  zofiüligen  gewohnheiten  zurücktreten  l&azt  Tor  yemunft- 
gründen. 

Was  soll  denn  hier  den  ausschlag  geben?  die  mehrheit?  aber 
wer  will  bei  dem  einstweiligen  mangel  einer  sprachlichen  Statistik 
feststellen,  ob  die  anhänger  von  Gläs  oder  die  von  Glas  zahlreicher 
sind?  jedermann  ist  geneigt,  seiner  partei  den  sieg  zuzuerkennen 
und  seine  redeweise  für  die  verbreitetere  oder  gar  allgemeine  zu  hal- 
ten, ferner  bemerke  man,  dasz,  wenn  das  übergewicht  der  zahl  kein 
erdiilckendub  ist,  mau  es  nicht  geltend  machen  kann,  wol  zwei  drittel 
aller  Deutschen  unterscheiden,  wie  ich  in  meinem  buche  'zur  laut- 
Verschiebung'  nachgewiesen  habe,  im  inlaut  nicht  b,  d,  g  von  p,  t,  k 
und  lassen  alle  ü,  ö,  eu  mit  i,  e,  ei  zusammenfallen;  und  doch  zwei- 
felt kein  verständiger  daran ,  dasz  ipe^  Lote,  schen^  Freite  usw.  statt 
tii«,  Lade^  sdtön,  Frmie  usw.  nicht  fdr  nhd.  gelten  darf. 

Entscheidet  die  sobfinlieit?  wenn  nnr  ausgemacht  wttre,  was  in 
sprachlichen  dingen  ^schön*  ist;  jedem  gefällt  seine  gewolinlieit.  wer 
von  kindesb^nen  an  nnr  tewi,  IM  gäan&t  bat,  dem  ersoheml « 
lOfei/k^  UM  bSditt  albeni;  Bndolf  von  BanniBr  beaangt,  dass  die 
SUddaalBoben  die  tOneadeE  medien  statt  ibrmr  tanuee  in  Badet  Oarde 
usw.  ftr  zimrei  halten;  der  sprachphysiolog  Merkel  ecUlrt  ein 
tonendes  s  statt  eines  stimmlosen  ss  in  JZo^e,  reise,  Semd  vsw.  flr 
widerwärtig  und  sebwerfiülig,  —  So  lange  der  'wolklang^  in  der 
grammatik  noch  die  mindeste  rolle  spielt,  so  lange  wird  däi  in  der- 
selben der  kläglichste  dilettantiamns  breit  machen;  sn  welchen 
lächerlichen  verirmngen  dies  f&bren  kann,  habe  ich  in  Horrigs  archir 
LVn  s.  196  fF.  nachgewiesen. 

Wenn,  wie  in  nnserm  fiille,  der  gebrauch  kein  allgemeiner  oder 
nahem  allgemeiner  ist,  so  gibt  es  nnr  zwei  hc/Lbrm^  mittelst  wehdier 
dne  der  yorbandenen  spfedb weisen  sieb  als  nbd.  feststellen  ttsst:  dto 
spiradigesefaielite  nnd  die  herkömmliche  Orthographie. 

Die  qtrache  verändert  siidi  nach  bestbnmten  ffseetsen  unddSeie 
müssen  geachtet  werden;  man  braneht  ni^t  an  eSier  tibersptnntan 


* 


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I 
I 

*  FHn  ngobli^of  Itiitflwoti  dü  mwdiochdwtiriiflii,  407 

8cbwärBMk«i  fEbr  etjmologie  zu  kranlmi,  um  dlss  mmmwnnden  an- 
laerkAnnesi;  wenn  jeder  die  bedentnn^fen/ fonnan  xmd  laute  derirOr- 
ter  nadi  Beinern  belieben  veirSndem  woUte,  80  würde  die  qttiehe 
ihrer  einageii  beetimimittg  yOllig  nstm  werden ,  d»  kam  msaadti 
mehr  den  andeni  Tmidifln  kOante.  nun  ist  in  dem  vorliegenden 
falle  die  fordening  dar  spnebgescliichte  äuszerst  klar  und  beetimmt : 
alle  sinken  gtsnmisilben ,  welche  im  frühem  hochdeutseh  aiehi  auf 
einen  gedehnten  mitlauter  oder  auf  mehrere  mitlauter  anogiengiUi 
dehnen  im  nenhoshdentschen  ihm  selbstlautei;  *lso  ist  mir  MKl, 
€hräj^  Bmt^  Tak  usw.  für  nhd.  zu  erklären.  * 

Einen  weitem  anhaltapankt  bietet  die  herkömmliche  Ortho- 
graphie, so  inconsequent  sie  aoeh  ist,  so  gibt  sie  doch  in  sehr  vie- 
len föllen  ein  treues  bild  der  spräche,  nun  ist  es  eines  ihrer  am 
schärfsten  ausgeprägten  gesetze,  dasz  hinter  kurzem  und  zugleich 
starkem  (betontem)  selbstlauter  ein  einzelner  atammauslautender 
consonant  mit  doppeltem  zeichen  geschrieben  wird,  z.  b.  kann^ 
l'annst^  gekonnt  usw.  da  man  also  nicht  GlasSy  Grabb,  Eadd,  Tagg 
usw.  schreibt,  so  ist  unzweifelhaft  Gläs^  Gräp^  Bätf  TäJc  usw.  ge- 
i  meint.  —  Man  wende  nicht  ein,  dasz  der  grundsatz  der  gleichförmigen 
Schreibung  hier  im  spiele  sei,  dasz  die  Verdopplung  des  consonanten- 
zeichens  aus  demselben  gründe  unterbleibe,  aus  welchem  man  Grab, 
Bad,  Tag  usw.  schreibt,  aber  Grap^  Rat,  Tak  usw.  spricht;  denn 
prosodische  Veränderungen  innerhalb  der  flexion  werden  immer  aus- 
drücklich bezeichnet,  z.  b.  schaffe  schuf,  falle  fiel,  lasse  liesz,  backe 
buk,  erscJirecke  erschrak,  komme  kam  usw.;  trete  trittst,  nehme  nimm 
genommen,  giesze  gegossen,  schiesze  geschossen,  schliesse  geschlossen, 
siede  sott  usw.  —  Dasz  die  Schreibungen  hat,  tvas,  eSj  das,  in,  an, 
mt  usw.  keine  ausnahmen  von  dem  oben  erwähnten  grundsatze  bil- 
den, ist  selbstverständlich,  denn  diese  Wörter  werden  im  zusammen- 
I  hange  des  satzes  gewöhnlich  schwach  (unbetont)  gesprochen, 
i  Wir  sehen  also ,  wie  der  si)rachgebrauch  eines  bedeutenden  tei- 

!      les  von  Deutschland  in  Übereinstimmung  mit  der  lautgeschichte  und 
•      mit  der  herkömmlichen  Orthographie,  die  formen  Glas,  Gräp,  Bat, 
Tak  usw.  als  nicht  nhd.  verwirft  und  dem  satze  'geschlossene  Sil- 
ben haben  im  nhd.  immer  kurzen  selbstlauter'  auch  die  letzten 
sttttzeu  raubt. 

Noch  mehr,   das  neuhochdeutsche  läszt  eigentliche  längen  nur 
in  geschlossener  silbe  zu!  denn  im  vergleich  zu  der  dauer  der 

ßelbstlauter  in  iöt,  röt^  schön^  sprach  usw.  sind  diejenigen  in  töte^ 

föte,  schöne,  Spräche  nsw»  nur  mittellang,  eine  thataaohe,  auf  weloho 
Professor  E.  Sievers  in  Jena  (bibliothek  indogermanischer  gramma- 
tiken,  Leipsig,  Breitkopf  &  Httrtel,  1876,  I  s.  122}  aufmerksam 


i  n    *      entMhliden  mam.  dafUr  eintreten  mxoM,  dasa  die  etymologie  in 

'  der  laut  lehre  zu  ihrem  rechte  komme,  wenn  der  gebrauch  schwankt, 

'  so  unerbittlich  musz  man  sich  dagegen  verwahren,  dasz  in  der  ort ho- 

I  graphie  pseudohistorischer  misbraucb  mit  derselben  getrieben  werde. 

i 

I 


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408         £in  angebliches  lautgeseti  das  iMolioclideatfiGheo. 

gemacht  hat  und  welche  kein  onbefangtaer  YerkeiiBeii  kann,  diese 
echt  nhd.  anterscheidung  zwischen  offener  nnd  geschlossener  silbe 
geht  auf  alemannischem  gebiete  so  weit,  dasE  man  dort  Oräby  Gläs^ 

Gr  äs  usw.  mit  entschiedener  länge,  hingegen  Grliber^  Gläser,  Griiser 
usw.  mit  entschiedener  kürze  hören  läszt  (s.  Frommanns  deutsche 
mundarten,  bd.  VII  s.  331).  in  Baiern  haben  nichtflectierte  Wörter 
wie  Bach,  Dach,  Loch,  Stich,  ich,  Griff,  Schiff,  Bock,  Rock,  Speck, 
gewiss,  Fass,  Fluss,  nass,  Fisch,  Tisch,  Frosch,  Busch,  frisch,  Blatt, 
Brett,  Gott,  Schritt,  Tritt,  Spott,  Stadt  usw.  langen  selbstlauter, 
während  deren  flectierte  formen  die  kürze  behalten;  also  dehnung 
gerade  in  geschlosbener  äilbe  (vgl.  Schmeller,  die  mundarten  Baierns, 
§§  422,  457,  508,  641,  667,  672,  691).    die  nhd.  formen  Gräh 

Gräber  usw.  stehen  also  in  der  mitte  zwischen  den  zwei  mundart- 
lichen extremen  Qfäb  Gräber  usw.  und  Gräh  Gräber  usw. 

Auch  wenn  man  lang  und  mittellaug  nicht  auseinander  hält, 
steht  es  aahr  schlimm  um  den  satz  'offene  silben  haben  im  nhd. 
immer  langen  selbstlauter',  vor  allem  müssen  wir  die  na^henre 
zahl  der  sdiwachen  (nnbetonten)  silben  aasnehmen,  das  e  in  deut- 
Bclien  nebensilben  (ein  mitteUaat  zwischen  a  und  ö)  ist  immer  kurz 
nnd  zwar  ganz  entschieden  kurz,  und  ebenso  alle  tlhrigen  schwachen 
selbstlauter  in  deutschem  munde  bis  auf  wenige  ausnfdunen«  anders 
habe  ich  nie  gehört«  so  vielerlei  dialekte  mir  schon  Torgekopunen 
sind,  wer  seinem  eignen  obre  nicht  traut,  den  verweise  ich  auf 
M.  Bapp  (Physiologie  der  spräche),  Ahn,  Sachs  (französisch-deutsohea 
Wörterbuch  I  s.  XVIII),  Toussaint-Langenscheidt  u.  a.,  welche  in 
Wörtern  wie  Philosophie,  Theologie,  studiert,  Magister,  zusammen, 
romantisch,  D?rector,  Notar,  Jt^wel,  Theater,  Monolog,  Moral,  Zoolo- 
gie, Logis,  gcniren  usw.  ausdrücklich  die  entschiedene  kürze  der 
schwachen  selbstlauter  anerkennen,  wer  nicht  einmal  zwischen 
ISnge  und  kürze  der  selbstlauter  unterscheiden  kann,  der  sollte  in 
dey  erfindung  darauf  bezüglicher  lautgesetze  etwas  vorsichtiger  sein. 

Aber  auch  sehr  viele  starben  ailb^  .hal^eji  korsen  selbstliHiter» 
ohglfiich  sie  offen  sind. 

Unsere  sog.  diph^bongini  sind  nichts  anderes  als  Verbindungen 
zweier  vocale,  von  welchen  der  eine  selbstlauter,  der  i)i|d€upe  nit- 
lauter  ist;  z.  b.  in  Me^  Au€  spielen  i  und  a  genoa  dieselhe  rolle  wie 
1  in  dMci  JEÜe  ist  soviel  wie  a-jd^  und  Aue  soviel  wie  (mit  eng' 
lischem  w).  trotz  der  offepen  bleiben  die  starken  selbstlauter 
hier  immer  kurz.  nSheres  ttber  die  völlige  haltlosigkeit  der  her- 
kömmlichen diphthongentheorie  findet  man  in  meiner  schrift  'zur 
lantverschiebung'  s.  110  ff. 

Weil  die  herschende  Orthographie  in  Balte  ^  BoUe  usw.  ein 
doppeltes  t-zeichen  schreibt ,  glauben  die  meisten ,  sie  sprächen  in 
diesen  Wörtern  einen  doppelten  t-laut.  die  Wahrheit  ist  aber,  dasz 
der  mittlere  consonant  in  Baite^  Botfe  ebenso  wenig  verdoppelt 
wird  wie  in  räU^         der  onterschied  li^t  blosz  in  den  selbsfc- 


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En  angtbliahM  lantgeteU  dm  munhochiltnticbeB« 


lautern:  rä(9,  rätd;  roto^  rÖt9.  ebenso  wenig  findet  zwischen  dem 
mm  von  Ämme  und  dem  m  von  ahme  eine  Verschiedenheit  statt; 
man  geht  in  der  unbefangenen,  gewöhnlichen  rede  über  das  mm 
benso  schnell  hinweg  wie  über  das  m  (äma,  i<inr>).  dafür,  dasz  die 
irliher  unzweifelhaft  vorhandenen  gedehnten  mitlauter  imnhd.  kurz 
geworden  sind,  halie  ich  eine  reihe  ausdrücklicher  Zeugnisse  beige- 
bracht (Paul  und  Braune,  beiträge  zur  geschichte  der  deutschen 
spräche  II  s.  561  ff.),  prof.  Sievers  (lautphysiologie  s.  65.  98) 
stimmt  mir  bei ,  indem  er  dem  nhd.  die  ^geminierten'  consonanten 
les  italienischen  abspricht;  wenn  er  dann  dennoch  zwischen  den  11, 
mm  usw.  in  aU,  aUe^  Lamm^  Amme  usw.  und  den  1,  m  in  Aal^  AJiky 
hkm^  ahnie  usw.  einen  unterschied  macht,  so  ist  dies  eine  folge  der 
inconsequenz  und  Verworrenheit,  von  welcher  seine  lautbetrachtung 
leider  nicht  ganz  frei  ist  (vgl.  meine  recension  des  Sieversschea 
buches  im  februarheft  1877  von  Haupts  Zeitschrift  für  deutsches 
altertum).  übrigens  beachte  man ,  dasz  er  den  1,  t,  n,  d,  m,  p,  s  in 
alt^  TotCy  Landy  Kampfe  ^st  (s.  120;  122)  dieselbe  geltung  zu- 
schreibt, Tyie  den  11,  tt  usw.  in  alle,  Kiäel  usw.  (s.  98.  102).  wer 
also  der  Sieversschen  forles-theorie  beistimmt  und  auf  grund  der- 
selben die  Stammsilbe  in  Rotte  ^  Hacke  usw.  für  geschlossen  erklärt, 
musz  dasselbe  bei  röte^  Haken  usw.  thun.  —  Auch  in  älterer  zeit 
ktte  das  hochdeutsche  sehr  viele  offenen  starken  silben  mit  kurzem 
selbstlauter,  z.  b.  in  ala^  bero^  bogo^  fihu^  knodOy  manon^  namo^  nasa, 
ofariy  reha,  situ  usw.,  wovon  die  allermeisten  noch  heute  in  der 
Schweiz  mit  entschiedener  kürze  gesprochen  werden. 

Das  angebliche  lautgesetz  zerfällt  also  für  das  nhd.  ganz  und 
gar  in  nichts,  aber  anderswo  hat  es  geltung,  wenn  es  in  seiner 
fessung  etwas  verändert  wird,  rechnen  wir  zu  den  gescblui^enon 
älben  auch  diejenigen,  auf  deren  selbstlanter  ein  einzelner  ged eh  n- 
ter  mitlauter  folgt,  so  können  wir  folgenden,  jedem  romanisten 
llDgst  bekannten  satz  aufstellen :  langen  seibstlauter  in  starker  und 
zugleich  offner  silbe,  kurzen  in  geschlossener  und  in  schwacher  silbe 
(vgl.  Diez,  romanische  grammatik,  1870,  I  s.  487  f.).  so  sprachen 
^BOmer  seit  dem  dritten  jahrhundert  nach  Christas  (Corssen,  aus- 
spridie  des  lateinischen,  1870,  II  s.  941),  so  haben  unsere  väter 
lonaimlia  und  lateinische  wOrter  von  den  Bomaaen  behandeln 
md  naoh  deren  yorbild  selbst  behandelt.  Qod  d»  wir  vor 
m  gesMuto  bildung  von  den  Bomaaen  erhalten  haben»  mä  aneh 
^0  bä  nns  gangbaren  wMer  andern  fimndan  spraGhanzmnaairiert 
worcleii ;  wir  haben  i.  b.  Iwinen  Eimönf  JTtfm,  aondem  einen  2Sm9n^ 
Zim  U8W»  Yon  den  fl{>Ktem  B5mem  stammt  onaer  sdmllatem  ßro 
Moo  dMsfiMtt,  ftgo  fixum,  eSKno  eanlumf  sümu$  «te,  M$  iSs,  vä$a 
dülk  M  (nur  maeht  seKtBamerweise  ananahme).  wir  haben 
^  aalbatlaiiftem  der  fremden  wMer  die  nna  IlberliefiEarte  sptttlatei* 
nische  proaodie  unTetindert  gehiasen,  aaob  wenn  die  ailbe  bei  nna 
iliren  bau  Teraaderte;  s.  b.  Säta  hat  das  kurse  n  bewahrt,  obgl^di 
^eaes  bei  ans  in  offener  silbe  (Slfla)  atehti  natura  das  lange  n,  ob* 


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410        Em  aogeblielMi  knlgMeli  4m  nmthoMaaMkßa. 

^M6k  wir  tübe  n  d&er  gmUoMMii  goniMlit  kaben  (Haliir). 
10  lanoi  wir  iB  doi  romaiMim  ote  römMmänbtm  wMem  te 
ton  tnf  denjcnigeii  silbe,  auf  woloXie  flm  die  BQner  legten;  in  y^ryfl 
Motten  wir  A,  weil  dieses  in  der  alle&  form  des  namens  (Ver- 
gt-K-ne)  naeli  r^sokem  gebraaeh  den  aoeent  bekam;  ebenso  ma  in 
JaMUd,  ckmr  in  Amehm^  K  in  JMMa,  8a  in  8t^^,  ^  in  jBe%- 
feraiet,  ta  in  JFMdyora^,  Da  in  DamoHes  troti  dem  griedikohen 
*Am«icic,  'Avdxopcic,  AcK^io,  GnMpid,  fTol^uKpdnic,  TTpuinrrdpoc, 
AftfKMcXflc  nsw. 

Aber  das  geeetz,  welches  sich  in  der  prosodie  jener  wMer  kund 
gibt,  ist  eben  ein  spStrSmisches,  kein  neuhochdeutsches;  gerade  die 
'Öiatsache,  dasz  wir  es  m  fremden  wOrtein  wie  feto  öris  ösjisw, 
atreag  dnrekllttim  und  es  trotedem  in  deotechen  wie  tc^hre  wehrt, 
Th9rt  Thör  nsw.  nie  anwenden,  leigt  am  so  auffallender  wie  fremd 
es  der  deatschen  spräche  ist.  es  ftlr  neohochdenteeh  zu  erklären, 
weil  wir  in  entlehnten  wörtem  die  prosodischen  Verhältnisse  be- 
stehen Uesien,  welche  es  in  denselben  kerbeigeführt  hatte,  w&re  ge- 
rade so  unsinnig,  wie  wenn  man  uns  das  alUateinisebo  aooentgesetz 
andichten  wollte,  weil  wir  in  Feryä,  Natur  nsw.  den  accentanf  den- 
jenigen selbstlauter  legen,  welcher  denselben  bei  denBömena  hatte. 

Auf  dasselbe  eine  nmwikimg  onsrer  üblichen  Orthographie  zu 
grttnden,  davon  kann  ni^t  entfernt  die  rede  sein,  entweder  bleiben 
wir  dem  hergebrachten  grandsatze  treu ,  dasz  ein  einzeln  stehender 
consonantiseber  stammauslant  nach  kurzem  und  zugleich  star- 
kem selbstlaater  mit  doppeltem  buchstaben  bezeichnet  wird;  oder 
wir  gehen  die  allerdings  unwissenschaftliche  Verdoppelung  der  con- 
sonantenzeichen  vollständig  auf.  entweder  schreiben  wir  wie  bisher 
FäU  fälle  y  fällst  y  fällt  usw.  oder  JPaZ,  fale^  fälst,  fäU  usw.,  was  dann 
natürlich  die  cinführung  eines  längenzeicbens  für  die  selbstlauter 
nötig  macht;  z.  b.  wie  in  lateinischen  inscbriften  und  wie  in  der 
altnordischen ,  ungarischen,  tschechischen  und  irischen  Orthographie 
des  querstriches  ' :  fäl  (fahl),  fal  (Fall),  fäle  (fahle),  fale  (falle),  feit 
(fehlt),  fält  (föllt).    wer  faJ  für  Fall  schreibt,  musz  auch  fale  für 
FaUe  einführen ;  wer  sich  für  faUe  entscheidet,  kann  nur  fall  zulassen, 
der  Maut  in  Fall  unterscheidet  sich  in  keiner  weise  von  demjenigen 
in  Falle  und  musz  daher  nach  dem  allerelementarsten  gesetz  einer 
wissenschaftlichen  Orthographie  immer  gleich  geschrieben  werden, 
wer  anders  verfahrt,  macht  sich  der  gröbsten  Willkür  schuldig. 

Saaboekünp.  J.  f.  KbÄutek. 


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BilMg«  lar  MmKmImi  grttuDttik.  411 

46. 

BEITRÄGE  ZUR  HEBRÄISCHEN  GRAMMATIK. 


I. 

Die  ablautungen  dernomina  und  verba. 

Die  formenlehre  der  hebräischen  grammatik  laeaw  iicli  meines 
■rmhtwM  TietfMli  vire3B£aoh«B  und  rmdmxükkm ,  wenn  sie  auf  die 
gniii%eeetze  d«r  Momteslion  in  dioiir  qpwidw  «Mrttekgefilhrt  würd«. 
mam  w#itHfaifigBii  anseinandersetzung  dieser  gnadgewtoo  bedarf  es 
litT  wol  weiter  nicht,  da  ich  dieselben  beroita  in  aaaam  *gnmdzüg8B' 
t—ftthiiwii  behandelt  habe.  ^  für  den  ywliegenden  zweck  genügt  es, 
die  dm  gmdngefai  der  Aoeentoation  in  kttna  darautelies.  diese 
and: 

1)  die  tonsilbe  ist  im  hebräischen  die  gewiebligrtt  im  wotte  nnd 
Ittr  die  Yooalisation  der  vorangehenden  silben  die  massgebende. 

Wie  in  analoger  weise  in  den  germanischen  und  romanischon 
sprachen  das  Übergewicht  der  tonsilbe  eine  abschleifung  der  nicht  be- 
tonten Silben  zur  folge  hatte  —  man  vergleiche  füristo  «=«  fürst, 
ginada  =  gnade,  homines  =  om  (hommes),  femina  =  fam  (femme) 
usw.  —  ebenso  kann  man  es  als  das  charakteristische  merkmal  des 
bebräischen  dialekts  ansehen,  dasz  das  übergewicht  der  tonsilbe  ver- 
ändernd und  abaohlaifand  auf  die  Yocaie  der  vorangehenden  »üben 
eingewirkt  hat. 

Diesen  einflusz  kann  die  tonsilbe  natürlich  nur  auf  veränder- 
liche vocalo  ausüben,  es  gibt  aber  auch,  wie  bekannt,  unveränder- 
liche vocale,  naturlange  oder  durch  zusammenschmelzen  mit  vocal- 
buchstaben  entstandene,  femer  positionslange  in  geschärften  durch 
Verdoppelung  des  nachfolgenden  consonanten,  oder  in  den  sogenann- 
ten doppelt  geschlossenen  silben,  wenn  auf  eine  consonantisch  ge- 
schlossene silbe  ein  anderer  consonant  folgt,  auf  solche  unverdräng- 
hare  vocale  hat  die  tonsilbe  keinen  einflusz.  hiermit  ist  die  ein- 
fachste einteilung  der  silben  in  veränderliche,  d.  h.  solche,  auf 
welche  die  tonsilbe  einwirkt,  und  in  unveränderliche,  auf  welche 
die  tonsilbe  keine  einwirkung  hat,  von  selbst  gegeben,  dieses  würde 
Bchon  genügen,  wie  wir  sehen  werden,  um  die  declination  der  nomina 
>iwh  einem  bestimmten  princip  zu  ordnen  und  zu  erklären. 

2)  die  betonung  im  hebräischen  ist  gesangartig  in  der  weise, 
^2  die  der  tonsilbe  vorangehenden  silben  stufenmäszig  zu  dersel- 
W  aufsteigen,  welche  gleichsam  die  spitze  der  tonleiter  bildet. 

Man  -kann  sich  diese  art  betonung  verdeutlichen,  wenn  man 
^tsche  Wörter  wie  'blühend,  blühende,  barmherzig,  411mftchtiger' 

*  grandsQge  des  rhrthmos  des  ven-  und  strophenbanet  in  der 
hebräischen  poesie.  Halle  1878.  bnelihaiidlimg  des  wafsenhamei.  s  8 
-15  und  8.  94—98. 


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418 


ymsißriMi  m  diesen  wOrteim  iMnlich  merkt  mam  mn  aUmählicbes 
iMimgm  Ton  der  betonten  zu  den  nicht  betonten ,  so  dais  die  der 
tonsilbe  näher  stehende  um  einen  taot  gleichaain  höher  ansgespco- 
dMB  wird  als  die  weiter  abstehende,  was  hier  zufällig  in  den  ge- 
BMnten  neudeutseben  (regelmlitig  aber  in  althochdeatseftran)  wOr- 
im  eintritti  dieses  gilt  als  regel  für  die  bebrÜtehe  accentuation 
nur  in  der  umgekehrten  folge,  daai  die  betonuug  eine  ansteigende 
ist  und  die  spitze  der  tonleiter  meiai  MdT  die  letste,  niweileii  aber 
aaeh  auf  die  vorletzte  fäXkL 

3)  die  betonnng  ist,  in  einer  gewissen  analogen  weiee  wieitt 
deutscbeBt  logiabhe,  besonders  in  beziehnng  auf  das  Terbom,  so 
dasz  die  mtil^i  igm  yerbalsittsMe  den  ton  «nf  der  Stammsilbe  be- 
betten,  so  weit  es  die  allgemeinen  acoentregeln  gestatten,  in  dsa 
zweisilbigen  verbalstftmmen  aber  yorztlglich  die  silbe  den  ton  er- 
hält ,  welche  die  mehrzahl  der  stammconsonanten  umfasat,  worttber 
die  nähere  ausfllhrung  in  den  'grundztigen'  s.  94—98. 

Auf  diesen  genannten  eigenschaften  des  hebräischen  accents 
beruht  die  ganze  tlexion  der  nomina  und  verba,  und  durch  diese 
lassen  sich  viele  bis  jetzt  unerklärt  gebliebene  erscheianngeii  voll- 
kommen  begründen  oder  rechtfertigen. 

Beginnen  wir  zuerst  mit  dem  nomen.  schon  in  beziehung  auf 
anordnung  der  paradigmen  stimmen  die  gangbaren  und  bekann- 
testen grammatiker  nicht  überein.  in  der  Gesenius-Boedigerschen 
grammatik  (21e  aufl.*)  wird  in  der  tabelle  s.  192  f.  zunächst  unter  I 
mit  einem  paradigma  mit  unveränderlichen  vocalen  angefangen  aus 
dem  ganz  praktischen  gründe,  weil  an  diesem  die  ablautenden  endun- 
gen  am  deutlichsten  erkennbar  und  am  leichtesten  zu  erlernen  sind, 
nach  dieser  ganz  praktischen  vom  leichtern  zum  schwereren  tiber- 
gehenden methode  folgen  paradigmen  II  bis  V  die  in  der  tonsilbe, 
die  in  der  vortonsilbe  und  die  in  beiden,  in  den  ton-  und  vorton- 
silben,  veränderlichen  nomina.  so  weit  wäre  alles  in  Ordnung,  und 
gerade  dieses  praktische  princip  erscheint  ftlr  ein  Schulbuch  als  das 
berechtigtste,  der  consequenz  halber  müste  man  nur  wünschen,  dasz 
das  paradigma  III  als  das  einfachere  und  leichtere  dem  paradigma 
n  vorangehe,  doch  dieses  ist  eine  kleinigkeit  und  wäre  leicht  ab- 
zuändern, mit  dem  paradigma  VI  aber  ist  weder  princip  noch  con- 
sequenz zu  erkennen,  mit  diesem  paradigma  fangen  die  segolata  in 
ihren  verschiedenen  formen  an,  gleich  darauf  aber  folgen  unter  para- 
digma VII  wieder  nomina  mit  veränderlichen  tonvocalen,  welche 
unter  II  gehören,  und  wieder  unter  einer  neuen  rubrik,  paradigma 
Vin,  folgen  nomina,  welche  nicht  nur  unzweifelhaft  segolata  con- 
tracta  sind,  sondern  an  denen  die  natur  der  segolata  gerade  am  deut- 
lichsten erkennbar  ist  (der  stammvocal  tritt  in  diesen  gerade  am 
deutlichsten  hervor) ;  diese  gehören  ganz  offenbar  unter  paradigma 

*  die  vorliegende  abhandlang  befand  sich  bereits  in  den  händen 
der  redaction,  als  die  neueste  (22e)  aufl«  ^rachiea,  so  dasz  dieaflb?  nicht 
mehr  berücksichtigt  werden  konnte« 


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BtiMgtt  aar  Imhriiicihei  gHuuMtäc  41d 

VI)  dw  VMkMgmäie  paradigma  IX  ist  aber  wiederum  nor  maß  be- 
flontea  art  Ton  paradigma  II  und  gehört  dakiBf  od«  wmm  daÜK 
dtt  pmdigma  od«r  wm  in  anderen  graaMudalEai  g&um* 
men  wnd»  mite/  pmdipMi  17.  kk  hatte  dMi  fmwigtMi  prall 
Roedigv  Torgeeefalageiii  dif  gMwmtm  Yerindiirwgtwi  ift  dm  puik* 
digmen  eintratMi  aa  lioiMi,  und  es  ist  meine  übesflngonifi  dasz  tr 
b«i  längerem  leben  dieses  fliithaii  haben  würde,  wie  er  ja  mehrm 
nicht  unwesentUohe  Veränderungen  auf  mmm  YorstdUoiigen  berüolb* 
sichtigt  hat.  wer  also  auch  künftighin  d»  nflue  aufläge  besorgwi 
mag,  an  den  richtet  sieht  zuglekh  ^  h^M^  fr<*1lffhMhhtigilffg  ^ffT 
Torgeschlagenen  Veränderung. 

Die  den  wissenschaftlichen  standpunct  festhaltenden  gramma- 
tiken  von  Ewald  und  Olshausen  beginnen  mit  den  segolata  als  den 
ursprünglichen  durch  stammvocal  und  botonung  erkennbaren  nomina. 
die  von  Ewald  (7e  ausg.  1863)  gegebene  Übersichtstabelle  der  nomina 
8.3  —  5  und  s.  15 — 16  dürfte  vom  wissenschaftlichen  standpuncte 
aus  die  geeignetste  anordnung  haben  und  würde  sich  auch  bei  eini- 
ger  Vereinfachung  und  voransetzung  der  tabelle  von  s.  15  für  schul- 
wecke eignen,  in  Arnolds  abrisz  der  hebräischen  formenlehre  (Halle 
1867) ,  welcher  sich  gut  für  repetitionen  und  Universitäten  eignet, 
bilden  in  der  tabelle  der  nominalformen  (s.  162 — 164)  neben  Db*b>, 
i^jK  usw.  auch  0^.  und  l'p"|P,  die  dritte  classe,  während  Dtö  mit  dem 
veränderlichen  tonvocal  zur  fUnften  classe  daselbst  neben  l^^i.  und 

r  r  ' 

ip*!)?  eine  pilpelform  mit  dem  stammvocal  o  zu  den  segolata  gehört, 
noen  weniger  begreift  man  wie  DIN  plur.  D'*7^'l^  2u  derselben  classe 
V  wie  ^^"1  gehören  könnte,  auch  dasz  und  "^IB  (s.  164)  unter 
eine  classe  gebracht  wird,  läszt  sich  weder  vom  wissenschaftlichea 
noch  vom  praktisch-pädagogischen  standpuncte  aus  rechtfertigen. 

Vom  praktisch-pädagogischen  standpuncte  aus  dürfte  die  in 
der  Nägelsbachschen  grammatik  gegebene  anordnung  (s.  97  —100) 
die  geeignetste  sein,  nur  müste  mau  zur  bezeichnung  der  verschie- 
denen classen  geeignetere  benennungen  wählen,  die  das  wesen  und 
den  grund  der  verschiedenen  ablautungsformen  zugleich  andeuten, 
und  in  der  anordnung  mehreres  verändern,  die  erste  classe  musz 
die  nomina  mit  unveränderlichen  vocalen  umfassen,  wie  sie  auch  die 
meisten  grammatiken  haben,  denn  obgleich  diese  nomina  gerade 
nicht  die  primitiven  sind ,  so  sind  doch  gerade  an  diesen  die  ablau» 
tongsformen  der  sufüxe  am  leichtesten  zu  erlernen,  es  bleibt  sich 
Iderbei  gleich,  ob  die  vocale  von  natur  oder  durch  ihre  Stellung  in  ge- 
sAärften  oder  doppelt  geschlossenen  silben  unveränderlich  sind,  von 
^  nomina  jedoch,  deren  vocal  durch  zusammenziehung  lang  ist, 
^t  es  mehrere,  wie  nitti,  pVD  usw.,  auf  welche  die  tonsilbo  noch  eine 
COMrirkung  übt,  wie  wir  später  sehen  werden;  diese  gehören  nicht 
Richer,  die  zweite  classe  müste  die  nomina  mit  vorton vooal  als 
Vp^  usw.  umfassen  (bei  Nägelsbach  d.  III),  mit  der  benennong  vor- 
toviMsal  kt  zugleich  ausgesprochen,  dasz  der  vocal  dnrdi  die  xuwli* 
^o^^/nätb  tonsUbe  bedingt  und  verftiuierlioh  ist,  und  dast  diesor  mil 


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414 


dem  fortrücken  des  accents  verloren  gßhL  IrarlMi  musz  einmal  fftr 
aUemal  bemevki  werden,  dass  wenn  ein  wmm  in  den  statns  con- 
stmctus  tritt,  es  dafilr  anzusehen  ist,  dasz  es  den  aceent  verloren 
ud  dafür  den  gravis  erhalten ,  wenn  es  auch  nicht  durch  makkeph 
mit  dem  folgenden  werte  verbunden  ist ,  gerade  so  wie  im  griecbi- 
sehen  durch  die  enge  Verbindung  der  werte  der  acut  in  gravis  sich 
dftmpft.  der  gravis  aber  kann  nicht  mehr  die  maszgebende  tonsilbe 
des  wertes  sein,  sondern  die  nftchste  tonsilbe  des  nachfolgenden 
wertes  erhftlt  diese  maszgebende  kraft,  daher  verändern  sich  im 
Status  constructus  die  vocale  des  wortea  ebansOi  ala  wwuideraMait 
um  eine  stelle  weiter  gerückt  wäre. 

Die  dritte  classe  müste  die  nomina  mit  tonvocalen  umfassen 
ganz  wie  bei  Nägelsbach  die  zweite  classe  1 — 4:  T,  nViy  usw.,  nur 
gehört  das  fünfte  paradigma  Dfc^b  mit  dem  unverdrängten  stamm- 
vocal  gar  nicht  hierher;  dieses  gehört  unter  die  segolata.  denn 
ÖKb  steht  in  demselben  Verhältnis  zu  ©"ib  wie  ^ü*!  oder  inOzu^iV": 
oder  SKT  zu  isp  usw.,  nur  dasz  hier  durch  Verdoppelung  des  dritten 
stammcensonanten  der  kurze  stammvocal  in  der  geschärften  silbe 
un verdrängbar  wird,  mit  der  benenn ung  mit  tonvocal  ist  gleich 
wieder  ausgesprochen,  dasz  der  vocal  vem  tone  bedingt  und  ver- 
änderlich ist  und  zugleich  auch  der  grund  für  die  ablautung  der 
vooale  gegeben. 

Zur  vierten  classe  gehören  die  nomina  mit  verton-  und  ton- 
vocalen wie  bei  Nägelsbach,  1^*^,  Ip.t ,  Ö^rj.  diese  classe  vereinigt 
demnach  die  ablautungen  der  beiden  vorangehenden  classen  und  ist 
durch  dieselben  bereits  erklärt,  nur  würde  es  sich  empfehlen,  gerade 
an  einem  paradigma  dieser  classe  die  ablautungsformen  für  die  ver- 
schiedenen Suffixe  näher  zu  begründen,  weil  sie  sich  dann  für  die 
anderen  paradigmen  von  selbst  ergeben,  nehmen  wir  15*1.  tritt 
dieses  nomen  in  den  status  constructus,  so  gilt  dieses,  als  wenn  der 
accent  um  eine  stelle  weiter  fortgerückt  wäre,  der  vorton-  und  ton- 
vocal gehen  verloren  und  es  bleibt  nur  noch  der  zur  ausspräche  not- 
wendige kurze  a- vocal  in  der  geschlossenen  silbe,  daher  mit 
dem  sufßxum  der  ersten  person  singularis  heiszt  es  "''n^'i  so  dasz  in 
der  offenen  silbe  vor  der  tonsilbe  der  vertonvocal  eintritt,  durch 
die  ansteigende  betonung  nach  dem  zweiten  grundgesetz  der  accflü- 
taation  bleibt  das  wort  organisch  einheitlich  gestaltet,  tt^ 
dem  suffixum  der  zweiten  person  lautet  die  form  ^"l^*]  nicht 
weil  die  neigung  vorherseht,  die  stammconsonanten  mit  der  W 
silbe  in  wbinden  (drittes  grundgesetz  der  accentnation) ;  hierinrdi 
ixia  wiedor  in  der  offenen  silbe  der  vertonvocal  ein  und  das  wort 
eribttt  coie  organische  einheit.  denn  das  dazwischen  stehende  lehiva^ 
aiobÜ0  ilöit  die  ionldti^  dnvohaas  nicht,  da  es  mit  der  folgendsa 
toDSÜbe  msammeB  ansgesprooben  wird,  wie  '^^^'^  eirklären  si^  wdi 

■■'19''.'  J^^^il'  ö'W»  •^'P^io»^-**  mbeaehungaiif4ij 

fonn  DD'^n'i  ist  sn  bemerieii,  dats  mr  der  lettte  stammeoiuMMBi^ 
doicb  sSoliwe  mobOe  mit  dem  snffizom  Terbniuton  ist,  was  man  an  ^ 


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BttiiEftflA  MUT  hfibiftiifikflB  snttmttfcik. 


Bspiration  des  kaph  liicht  erkennt,  dasz  aber  trotzdem  die  offene  silbe 
nicht  den  irortonvocal  erhalten  dürfte ,  weil  die  tonsilbe  selbst  den 
kttraesten  vocal,  das  abgestumpfte  bat,  dureh  eine  lange  vorton- 
sübe  aber  würde  die  tonleiter  j^stört  werden,  weil  dia  Tortonsilbe  zu 
ToUtGnend  gegenüber  der  kurzen  betonten  wäre,  ans  diesem  gründe 
wol  tritt  vor  dem  betonten  DD  und  Dn  weder  bei  nomina  noch  bei 
verba  eine  lange  vortonsilbe  ein;  man  vergl.  DD^öj:,  DDnVcsp, 
asbüp^,  ö^Vt^p  (mit  kurzem  o),  D^büp  usw.  nur  die  untrennbaren 
Partikeln  behalten  in  diesem  fall  den  vortonvooftl«  um  ein  gewiaMti 
gßgengewicht  gegen  die  endung  zu  behaupten. 

Im  Status  constructus  plural.  gehen  beide  tonvocale  verloren, 
weil,  wie  schon  ge^sagt,  der  accent  um  eine  stelle  weiter  gerückt  er- 
scheint; da  aber  kein  hebräisches  wort  mit  zwei  vocalloaen  conso- 
nanten  anfangen  darf,  so  tritt  der  hilfsvocal  i  ein,  daher  "''n^'i  und 
ebenso  bei  den  Suffixen  der  «weiten  und  dritten  peirsonplaral»' daher 
M-'^.ni  usw. 

Öie  fünfte  classe  bilden  die  segolata,  welche  man  als  nomina 
mit  ursprünglichen  stammvocalen  bezeichnen  kann,  es  sind  die 
nomina,  welche  bei  Nägelsbach  unter  IV  B  1 — 12  angeführt  werden, 
diese  bilden  entschieden  eine  classe  für  sich ,  erstens  weil  bei  diesen 
gerade  die  nominalbildung  durch  stammvocale  und  betonung  der 
penultima  noch  deutlich  hervortritt;  zweitens  weil  der  stammvocal 
bei  diesen  weit  mehr  der  einwirkung  der  tonsilbe  widersteht  als  in 
den  vorangehenden  classen.  es  sind  eben  nur  zufällig  gleiche  er- 
sclieinungen ,  welche  Nägelsbach  dazu  geführt  haben ,  beide  classen 
als  homogen  unter  eine  rubrik  zu  bringen,  trifft  die  tonsilbe  mit 
dem  stammvocal  zusammen,  so  hat  der  accent  allerdings  die  kraft, 
die  kurzen  Stammsilben  ä,  I,  u  in  ä,  e,  ö  zu  verlängern,  rückt  aber 
der  accent  um  eine  silbe  weiter,  so  verliert  dieser  seine  einwirkung 
der  ursprüngliche  stammvocal  tritt  wieder  ein,  daher  "^sbTQ, 
^IBÖ,  ''ttj-ip  ;  der  accent  hat  hier  nicht  einmal  die  kraft,  den  zweiten 
Blwninconsonanten  von  der  ursprünglichen  Stammsilbe  mälk  zu  lösen, 
das  schwa  ein  silbenabteiler  ist.  im  plural  jedoch  bewirken 
die  schwereren  tonsilben  die  verschleifung  des  stammvocals ,  wo- 
dowk  wieder  eine  durch  die  tonsilbe  bedingte  vocalisation  mit  vor- 
*«iVOcil  eintritt,  daher  D^Db?3,  D'^'iDC?,  D"»b?B.  rückt  jedoch  der 
Weent  um  eine  zweite  silbe  weiter,  oder  tritt  das  wort  in  den  status 
^^nstriKtiiB ,  so  geht  der  vortonvocal  wieder  verloren ;  da  nun  das. 

wieder  mit  zwei  vocallosen  consonanten  anfangen  müäte ,  so 
"itt  nieht  etwa  wie  bei  ^an,  "^^yn  der  hilfsvocal  i  ein,  sondern  der 
ijrsprüngliche  stammvocal /äaher^^ib,»,  "^'jtOj  "^'ü-^p^ ,  Drj-'D^jtt  usw. 
|>ie  beweise^  welche  Kägelsbach  Ar  die  Verwandtschaft' der  beiden 
letzten  eUuMen  anflilurt  (s.  lOS— 104)  sind  durchaus  nicht  stieh- 
denn  wenn  er  als  eraten  beweis  anftthrt:  *die  segolata  bilden 
^uen  jjixanl  ganz  aaeh  dem  ijpoa  der  daaee  A%  d«  h.  der  Yorker^ 
^nannten  elasse  mit  IxmToeidai,  ao  ist  dieaee  ateht  ganz  richtig. 
^  bei  den  segolstia  tritt  im  MboM  oosaatntetns  plund.  und  beioL 


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416 


Beitragt  m  hiteiMcihm  gnmma^ 


Buffixum  der  ■  weiten  und  dritten  pefwm  plml.  der  etnauBToeal 
wieder  ek,  wihiind  te  yarbeügeh— den  elaaee  alle  Mlierai 
Toede»  iNMe  ebtn  nur  ixamoik^  wodm^  weehwonden  eiiid;  mm 
kutt  «lee  Bidil  sagen,  den  eie  gern  düIi  dem  typns  A  Uum 
plnnl  büdea«  ■martwa  iii  ee  kMim  diakber,  dees  die  bei  wettern 
leUieifllnre  eiaae  der  eegdat»  »Mb  eaalogie  der  adader  snUreldMB 
aiflb  büdea  eoUt4.  deü  BMbiere  fötmen  gleieh  eiad;  liegt  in  des 
wiilnmgen  deeeetoea  iongeeelMe  and  bewdst  keineswegs ,  dau  die 
eiae  elaiee  naeb  aaalogie  der  endera  gebüdei  sei.  ^bMHt  eben  nur  cKe 
einwirirang  der  tonsflbe  der  gruad  der  kftm  eei,  enreisi  aieb  an  sol- 
cben  noaodna,  die  benile  eeBtnbiert  eraebeinen,  wie  s«  b.  n'in, 
•w*«!,  p?itf,  w  aew.  im  phual  O'ni'Ji  ö^njrj,  ö^JI»  öTrt>  «»-»w. 
donb  daa  Unaatreten  der  eebwerer  beionteii  j^oialendnngyersiddeift 
sieb  der  etammveeal,  Utai  tieb  die  sasaaimeBsiebiii^  and  es  bildet 
sieb  eine  TooalisalioB,  wokbe  doreb  die  tmilbe  bewkiil  wird;  man 
TtirgL  aaob  die  fdarale  Ton  n^,  &V»,  a5b*i  (gnmdaflge  s.  Si 
unten). 

Daaa  neben  der  lom  n^l  aneb  die  ebaldlieehe  yotkommt, 
oder  daas  Ten  an;;  und  st'it  der  slalos  eonstinelne  ein  oder  das  sa^ 
dsre  mal  ift^  and  y^t  (ein  mal)  leatei,  beweist  neeb  IceABe  verwaadt- 
sdbaft ,  sondern  nnn  m  neigung,  bei  sweisübigMi  silaunen  den  ioa 
auf  d  i  e  silbe  zu  legen ,  welobe  die  meisten  stammeonsonaaten  am* 
faszt,  wie  dteses  bei  den  anderen  elassen  der  nomina  und  besonden 
beim  yerbum  sich  zeigt,  der  graadanterschied  der  beiden  olassen 
tritt  am  deatlicbsten  bervor,  wenn  man  die  ablautungen  der  eiasfl- 
bigan  nomina  mit  tonyooitei,  als  «ad  n^.,  mit  den  aUaataagea 
derer  mit  stammyoealen,  als  W  und  dm  vergleicht. 

An  die  nomina  segolata  contracta  (bei  NSgelsbach  IV  7.  8.  9) 
schlieszen  sich  am  füglichsten  aUe  diejenigen,  welebe  «aen  TO- 
ttnderüchen  aber  unTerdiingbarea  toeal  liaben,  als  bm , 
fi^^,  Qb^^,  D^üiaibi  p^nq,  D^^pinTq.  denn  obgleieb  ibese  VerscUs- 
dener  bildung  sina,  so  sind  sie  doeh  in  beziebong  auf  ablautung 
gleieii.  aaob  liesse  siob  ans  diesen  eine  besondeie  elasse  bilden  mit 
der  benennung  nomina  aaii  Terttadexlieben  aber  nnTerdxttngbaran 
Yocalen,  so  dasz  diese  die  sechste  dasse  aasmacbten. 

Nach  den  gegebenen  auseinandersetzangen  wtLrde  sich  ftlr  die 
classeneinteilung  und  aafimanderli^^  der  nonuna  folgende  Uber- 
siobtstabeUe  ergeben: 

1. 

Nomina  mit  unveirftnderiiehen  yocalen. 

äu  «1*  iVsi|  «ha!?» 

2. 

Nomina  mit  vortonvocalen. 
^^J^    V'^l  Ö''P.^?. 


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417 


d. 

Nomina  mit  toiiTOOileii. 
i;  fi«|  ö^'Kf  Vp>  rtth 

4. 

Nomina  mit  Horton-  nnd  tonvooalen. 

5. 

Nomina  mit  Terlndoriielieii  stammToealen  (l|  I,  H  [ä])  segolata. 

«^^P 

^yh  gottnralia 
o5  QfiÜ  pH  contraeta 

ni79  b^n  *tMtf  mediae  qnieioent. 

*^n^  "t^n  tertiae  quiescent 

bTJl  ^^y^  tftitS  tartiae  geminat.  * 

Ganz  dieselben  ablautungsgesetze,  welche  für  die  masculina  be- 
stimmend sind,  gelten  auch  für  die  feminina^  so  dasz  die  paradigmen 
njd,  M^^,  n^lfT  der  vorher  genannten  4n  classe  entsprechen 

und  als  die  mit  vorton-  und  tonvocalen  zu  bezeichnen  sind ;  auch  hier 
tritt  der  hilfsvocal  i  ein,  wie  in  n]5^^,  mp"i^,  dagegen  die  paradigmen 
^73^72,  51^33,  tns'nn  der  fünften  classe  entsprechen  und  den  stamm- 
vocal  fast  immer  festhalten,  daher  n3b?3,  ni^jb?:;  nur  die  einzige 
form  des  plur.  niDbt?  wird  durch  die  tonsilbe  bestimmt,  nicht  nach 
analogie  der  masculina,  wie  es  fast  in  allen  grammatiken  heiszt,  son- 
dern weil  sich  dasselbe  tongesetz  hier  ebenfalls  geltend  macht,  denn 
dasz  es  die  analogie  nicht  macht,  sieht  man  bei  vergleichung  von 
^5^)3  und  TiSb^J ,  in  der  ersten  form  tritt  der  vortonvocal  ein ,  in 
der  letzten  mtiste  wegen  fortrückens  des  accents  um  zwei  stellen 
selbst  der  stammvocal  fortfallen,  da  aber  kein  wort  mit  zwei  vocal- 
losen  consonanten  anfangen  kann,  so  tritt  der  ursprüngliche  stamm- 
vocal, gerade  wie  bei  "^Dbtt  und  Ü^T'^sb??  wieder  ein ;  die  nomina  mit 
tonvocalen  dagegen  nehmen  in  diesem  falle  den  regelmäszigen  hil&- 
vocal  i  an,  als  '^n*ip']St,  usw. 

So  erweist  sich  schon  beim  nomen  der  accent  als  das  bestim- 
mende princip  für  die  ablautung  der  veränderlichen  vocale.  noch 
lü  höherem  grade  tritt  dieses  im  verbum  hervor,  denn  wenn  beim 
Homen  die  suffixendungen,  welche  das  pronomen  vertreten  und  be- 
grifflich fast  gleiches  gewicht  wie  die  nomina  selbst  haben,  meist 
^  accent  erhalten,  und  die  organische  einbeit  dos  wertes  nur  durch 
^»  ftnfsteigende  betonung  nach  der  endsilbe  hin  erreicht  wird,  so 
tritt  beim  verbum,  welches  seinem  wesen  nach  gewichtiger  als  das 
FWöOBicn  ist,  für  die  betonung  auch  das  logische  moment  hinzu, 
^■tt  die  begrifflich  bedeutsamste  silbe  desselben  den  accent  erhält. 
^WM8  ist  anderwärts  (grundzüge  s.  14—16.  96—97)  ausführlick 

N. jahrb.  f.  phil.  a.  päd.  U.  Abt.  1S79.  hfu  9.  27 


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418 


Dtifaiy  nur  hebtiMMn  gcwmttik. 


bereite  beeprochcn  worden,  nmis  »ber  bier  dee  lueumnenbaiigee 
mgtn  hart  wiederholt  werden. 

In  der  grondform  bt3)^i  in  wekber  des  begriftwort  in  zwei  tü- 
ben  zerföllt,  ist  die  zweite,  welche  zwei  consonantea  dee  Stammes 
ntbftlt,  begrifflieb  bedeutsamer  als  die  erste,  welche  nur  einen  con- 
sonanten  desselben  enthält ;  daher  die  zweite  den  hauptton,  die  erste 
nnr  den  TortonTOcal  hat.  tritt  zur  hauptbegriffssilbe  des  verfaums 
noch  der  pronominalbegriff  der  dritten  person  des  femin.  singoL 
oder  der  des  plurals  hinzu ,  so  werden  beide  begriffe  durch  die  ton- 
silbe  zusammengehalten,  daher  ^Vt2^,  wobei  der  erste  con- 

sonant  den  vortonvocal  behält ,  da  er  einen  teil  des  begriffiswortes 
ausmacht,  tritt  aber  ein  consonantisches  afformativum  hinzu,  hol 
dem  eine  solche  Verschmelzung  des  verbal-  und  pronominalbegriffs 
nicht  möglich  ist,  dann  behauptet  in  der  betonung  der  verbalbegriff 
sein  Übergewicht  über  den  pronominalbegriff,  daher  riVt:p , 
dasselbe  princip  gilt  für  infinitiv,  imperativ,  imperfectum  und  par- 
ticipium  in  allen  conjugationen.  nur  die  schweren  endungen  auf 
them  und  then,  weil  sie  aus  anthüma  und  anthüna  entstanden  sind, 
behaupten  ihre  ursprüngliche  tonsilbe;  eine  engere  Verbindung  der 
endung  mit  stammconsonanten  konnte  in  diesem  falle  nicht  statt- 
finden ,  weil  das  thau  nach  seiner  herleitung,  mit  dagesch  forte  aus- 
gesprochen, nicht  aspiriert  werden  konnte;  noch  viel  weniger  konnte 
der  stammvocal  zum  vortonvocal  verlängert  werden,  weil,  wie  schon 
oben  gesagt,  die  abgestumpfte  tonsilbe  keinen  langen  vortonvocal 
zuläszt.  —  Die  abweichungen  in  der  betonung  der  verba  """y  und  y"y 
erhalten  eben  erst  aus  den  angegebenen  accentuationsregeln  ihre 
Tolle  erklärung.  denn  da  in  diesen  der  stamm  einsilbig  erscheint, 
so  behält  beim  hinzutreten  des  afformativum  stets  die  erste  silbe  den 
ton,  weil  sie  den  gewichtigeren  teil  des  stammes  umfaszt,  daher 
rr79|5,  ^73:)p^,  5^20,  'Jab^  usp.;  vergl.  grundzüge  s.  88 — 92.  gerade 
diese  anomalien  in  der  betonung  beweisen  die  richtigkeit  der  oben 
ausgeführten  principien  der  hebräischen  accentuation. 

Auf  dieselben  tongesetze  lassen  sich  auch  die  ablautungen  des 
verbums  in  Verbindung  mit  suffixen  zurückführen,  ja  sie  finden  in 
diesen  gerade  ihre  volle  bestStigung.  im  allgemeinen  ist  jedoch  sa 
bemerken,  dasz  beim  hinzutreten  der  snffixe  znm  yerbnm  das  logiscbe 
prinoip  in  der  betonung  geUend  bleibt,  mid  das  daher  dia  klehten 
Suffixe  maat  dau  den  tmi  eriudteo,  wenn  'sia  mit  dem  kteton  stauD- 
eoBsoiumten  sa  mmmt  taSbm  sieb  Terbiscton  Insen,  dass  aber  ander- 
seits die  organisehe  einheit  des  wories  wieder  wie  beim  nomen  dntdi 
ansteigende  betounng  ertielt  wird«  bierans  erUran  sieb  slmtliciie 
ablantmigen  mit  snffixan.  gaben  wir  aia  der  reibe  naob  dmnb,  wie 
sie  das  säema  fut  aller  grammatiken  bieM. 

Ana  der  gmudibim  ^ta^j  wird  mit  soffixnm  der  ersten  pars, 
sing.  ""^bup^.  da  der  ton  Uber* die  Todetste  silbe  nicht  mxflekiretan 
bsBui,  sö*erbStt  dir  dritte  stammeonsonant  ndt  dam  bfaideroeal  den 
ton,  der  sweite  den  Torton,  mit  weldram  der  erste  doxch  sohwa  nr* 


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Beitiig«  BOT  liebxftif  qImii  gnumnatik. 


419 


banden  ist;  die  organische  einheit  des  wertes  wird  durch  ansteigende 
betonuDg  erreicht,  denn  wenn  auch  die  tonsilhe  selbst  in  beziebung 
auf  den  vocal  kürzer  als  die  vortonsilbe  erscheint,  so  erhält  sie  doch 
durch  den  accent  selbst  wieder  so  \iel  gewicht,  dasz  ein  aufsteigen- 
des tonsystem  dennoch  stattfindet,  bei  den  übrigen  Suffixen,  als 
"Vt:*,  'ibüp^  findet  dasselbe  tonsystem  statt,  nnr  bei  DDböp^  konnte 
in  der  ofienen  silbe  der  vortonvocal  nicht  eintreten ,  weil,  wie  schon 
oben  beim  nomen  bemerkt  worden  ist,  bei  der  kurzen  abgestumpften 
tonsilbe  die  tonleiter  durch  eine  lange  vortonsilbe  gestört  würde, 
bei  den  suffixen  der  dritten  person  sing,  feminin. ,  wo  die  ursprüng- 
liche femininendung  auf  ath  eintritt,  kann  das  suffixum  niemals  den 
ton  erhalten,  weil  es  sich  mit  keinem  stammconsonanten  verbinden 
läszt,  daher  "i^nbl^p,  ^innbüp  usw.,  im  übrigen  findet  nach  demselben 
tonsystem  wie  beim  masculinum  die  ablautung  statt,  in  der  ersten 
und  zweiten  pers.  sing,  und  plural.  muste  das  afformativum  den  ton 
erhalten ,  weil  einmal  über  die  zweite  silbe  hinaus  der  accent  nicht 
zurücktreten  kann,  daher  "»snbüp,  •'rnbüp,  ^Sinbüp^  usw.  ein  vor- 
tonvocal konnte  in  allen  diesen  fkllen  nicht  eintreten ,  weil  alsdann 
der  letzte  stammconsonant  'mit  dem  harten  consonanten  des  affor- 
mativums  durch  einen  bindevocal  verbunden  werden  müste,  also 
mtisie  es  dann  lauten  ■*rnV::p  usw.;  solche  formen  sind  aber  unmög- 
•lich,  weil  in  diesen  das  tonsystem  gestört  und  die  organische  einheit 
das  Wortes  aufgehoben  wäre;  es  werden  daher  die  stammconsonan- 
ten in  diesem  falle  zu  einer  silbe  vereinigt  und  auf  diese  weise  eine 
organische  einheit  im  stamme  selbst  hergestellt,  in  der  dritten  pers. 
plor.  dagegen  verbindet  sich  der  dritte  stammconsonant  mit  der  ton- 
(ilbe  des  soffixums,  so  dasz  diese  wieder  für  die  vocalisation  der 
Torangehenden  Silben  maszgebend  sind. 

Die  Mamlmg  des  infinitiv  richtet  sieh  naeh  der  der  nomina 
Mgolata  nit  dem  stainm?oeal  Of  denn  bbp^  st^t  in  demselben  yer- 
mus  sn  lonp  wie  9^1  m  ^S*  da  aber  doreh  blnniiretai  des  mif- 
fiximis  der  stnamToeal  fortftut,  nad  kein  wort  mit  nrei  sobwn  aa- 
^^(sn  kaan«  so  tritt  das  nrsprOngliche  o  als  bil&Tooal  ein ;  vergl. 

asw.  dasselbe  gasdnebt  andh  ans  demselben  gnmde  im  impe- 
rativ mid  imperfeetnmi  daher  ''bq)^,  "'sb^^jj,  ^ibüp.-^.  usw.,  und  awdi 
un  piel  wegen  des  dageaaiartan  eonaoiiaateB,  Ämer  t^bz^p ,  DDb^p, 
dagegen  ''dbtai;':,  '^abs^p.  nsw.,  weil  es  in  diesen  !IÜlim']EeiBesbi& 
vocalsmebrbedaif/ 

,  So  lassen  aiofa  £Mt  sSmtHdbeablaatnQgeii  der  nomiaanndyarba 
lucht  nnr  anf  wenige  toagesalBe  sardoküBbreB,  soadem  es  wirdaocb 
arai  darob  dieeelbea  eine  verstladaismtaige  aafifossnng  nad  aa- 
ogamig  mögliefa« 

IT. 

Ueber  den  gebrauch  und  die  bildung  der  tempore. 

Die  zwei  haaptformen  im  hehr&ischen  verbnm,  durch  welche 
dia  verschiedenea  zeitverbaltaisse  bezeicbaet  werdea,  siad  das  pev^ 

Ä7» 


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420  Beitrüge  zur  h<brfti»ohea  graromaiik. 

fectum  und  das  imperfectum.  beide  haben  jedoch  nicht  die  bedeu- 
tung,  welche  ihnen  sonst  in  anderen  sprachen  beigelegt  werden,  da 
sie  zunächst  nicht  die  Zeitverhältnisse,  sondern  nur  das  voUendet- 
sein  oder  nichtvoUendetsein  einer  handlung  oder  eines  zustandes 
ausdrücken,  gleichviel  ob  von  der  gegenwart,  Vergangenheit  oder 
Zukunft  die  rede  ist.  das  perfectum  bezeichnet  das  vollendete,  ver- 
gangene, unbedingte,  das  imperfectum  dagegen  das  unYollendetei 
fortdauernde ,  bedingte. 

Das  perfectum,  welches  das  fertige,  abgeschlossene  bezeichnet, 
steht  dem  nomen  näher,'  und  wie  in  diesem  so  wird  auch  im  per- 
fectum die  Personenbezeichnung  dem  stamme  hinten  angehängt ;  der 
verbalbegriff  ist  das  feststehende  und  übergeordnete,  die  person  das 
hinzutretende  und  untergeordnete  "»nb.ü]^,  nbü]?:  ich  habe  getötet, 
du  hast  getötet  usw.  ursprünglich  ein  töter  bin  ich,  bist  du  gewesen; 
nur  läszt  das  verbum,  welches  mehr  bewegung  und  handlung  eines 
hierzu  notwendigen  subjects  erfordert,  die  pronominalendungen 
ToUer  und  deutlicher  hervortreten  als  das  nomen.  das  imperfectum 
dagegen,  welches  das  nicht  vollendete  oder  noch  zu  vollendende  be- 
»lehnet,  seiet  di«  bMeiidinung  der  personen,  von  welohen  die  band-  | 
lang  rasgdMn  soll  oder  bedingt  wird,  glddMam  als  das  bedingende 
nid  fibeigeordnete  dem  TeriMlaiemm  Tonm,  also  gleidwun  bin  i 
es,  du  Inst  es,  Ton  dem  die  headlnng  ausgeht ;  mir  wo  dieTargesetsto-  [ 
penQneBbeseichnfluig  iddit  «uvsicht  (in  der  sweifeeii  psrs.  aiqg,  fem. 
imd  in  der  sweitea  imd  dritten  pers.  plornLX  moste  hinter  dun  tu- 
beistimme  nodi  mne  weitere  prommunelbsMiöhnnng  hinmtrsten. 

Als  eine  folge  erat  der  eben,  bseeidmeten  bedentnag  des  per* 
fsctoms  und  imperfeotoms  ist  es  ensnsshen,  dam  bsmdlimgen  and 
ereignisse  der  yergangenbeit,  weldiie  ilnrer  aaior  naeb  als  yoUendet 
imd  ebgesehlossen  geJUefat  werden,  dnndi  dos  psstetnm,  dagegen 
die  der  snkmift,  welolie  als  nieht  veUendet  oder  bedingt  gedn^ 
werden,  dnroh  des  imperfeetun  benidmet  werden,  m  demselben 
gründe  eignet  sieb  die  foim  des  perfect  auoh  zur  beneichnnag  des 
I^nsqnamperbet»,  des  perteL  pmeseotis  and  des  fntor.  eomot,  der 
in  der  sakonlt  vollendeten  handlang,  dagegen  wird  das  inqMcM. 
in  ermahnenden  and  befehlenden,  in  abhängigen  nad  bedingt« 
Sätzen  gebranofat,  worüber  jedodi  des  alheKe  in  der  sgratez  sa  ver- 
gleichen ist. 

Einen  ersatz  für  den  mangel  in  der  bezeichnang  der  tempore 
and  modi  sucht  die  bebrüsdie  wpmh»  zu  gewinnen  dardi  wbin- 
dang  der  beiden  tempora  mit  waw  conseoatiTam,  ooBTarsivam  oder 
eoainnotivam,  wie  dieses  die  Tersduedenea  granmiatiken  bensoisB. 


'  in  der  dritteu  pers.  sing',  des  perfect.,  welches  keine]  besondere 
cousonautische  personbeseichnuDg  hat,  haben  in  vielen  verbis  intransi* 
tivls,  welebe  einen  sustand  autdrücken,  dM  verlram,  participiam  vbA 
das  nomen  adjectivam  dieselbe  form,  so  beiest  nSi.^  er  ist  sdiwer  ge- 
wesen, selnrer  seiend  oad  sebwer;  ^bj^  er  ist  klein  gewesen  nad  Ueia 
asw* 


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Beitrftge  mr  bebfftiachen  gnammatik. 


421 


je  weniger  nemlieh  die  hebxüaehe  qmdie  im  stände  ist ,  doreli  er» 
kombire  ieiiiims-  und  modnefoimift  d«i  ittieminmibMig  und  dk 
ipfeSnanderfolge  der  handlnngen  tassndrUeken,  um  so  mehr  war  es 
notwendig,  die  •yntektieehe  wlundnng  dnreli  ftnaiere  bindemittel 
iBsiideaten,  wenn  niefat  alle  denteihmg  abgemmt  nnd  ebne  allen 
ipgammenhang  eraeheinen  sollte,  abgesdien  Ton  den  ttbrigen  oon- 
Jimeiionen  so  dient  bierm  das  dem  perfeetnm  und  imperfeetam  Tor- 
tngesetrte  wnw.  disses  bedeotet  niebt  bloss  das  deutelte  and«  um 
eine  ftnssere  parataktiscbe  Yerbmdmig  aossndrftckeny  sondern  be* 
zeidmet  aneh  in  den  meisten  ftllen  die  sjntaktiscbe  satayerbindang 
der  Uber-  und  nnterordnong,  des  Torder-  und  nacbsatses»  des  gnmdes 
md  der  iblge»  der  uFsacbe  nnd  der  wiitang,  des  bedbigenden  md 
des  bedingtmi*  nur  dnrcb  dm  snsammenbang  nnd  ein  tieferes  ein» 
gehen  auf  den  sinn  lassen  sich  die  eonjnnctionen  nnd  modi  angeben» 
welche  in  anderen  spraehen  daftr  eintreten  mflsten.  nicht  genan 
hh*  ist  die  übersetsimg:  'und  gott  sprach  ^  es  werde  licht ^  nnd  es 
ward  licht';  es  musz  vielmehr  heiszen:  sprach  gott .  .  .  und  da 
wurde  liebt';  nicht:  *nnd  gott  sah,  dasz  das  licht  gut  war.  da  schied 
gott  das  licht  von  der  finstemis',  vielmehr :  'und  als  gott  sab  •  •  • 
da  schied  gott'  usw.  immer  wird  es  darauf  ankommen,  die  emtapre* 
ehende  conjunction  im  deatscben  zu  setzen,  welche  dem  znsammen- 
bange  nnd  dem  sinne  am  meisten  entiq[»richt.  hierbei  ist  noch  zn 
bemerken,  dasz  dieses  dem  verbnm  Torangesetzte  waw  nicht  nnr  die 
Beziehung  des  beginnenden  satzes  zum  vorangehenden,  sondern  ancb 
zum  nachfolgenden,  welcher  ebenfalls  mit  dem  entsprechenden  waw 
beginnt,  andeutet»  daher  kann  gleich  zu  beginn  einer  längem  er- 
Zählung  mit  einem  solchen  begonnen  werden,  dafür  gibt  es  unzählige 
Beispiele,  da  nun  das  waw  nicht  blosz  die  äuszere  anreihende  Verbin- 
dung, sondern  auch  das  syntaktische  Verhältnis  der  sätze  bezeichnet, 
80  ist  die  benennung  desselben  als  waw  coniunetivum  die  geeignetf  re. 

Als  conjunction  sollte  dieses  waw  einen  modus  regieren ,  ähn- 
lich wie  das  vorangesetzte  TN,  S'^U,  "E.  zur  bezeichnung  eines  ab- 
hängigen modus  eignet  sich,  wie  schon  oben  bemerkt  worden  ist, 
das  imperfectum,  welches  eine  nicht  abgeschlossene  handlung  be- 
zeichnet, weit  eher  als  das  perfectum,  welches  solche  als  vollendet 
und  abgeschlossen  darstellt,  daher  entsteht  die  eigentümliche  er- 
scheimmg,  dasz  in  der  erzählung,  um  den  fortgang  und  den  innern 
z^ammenhang  der  handlung  auszudrücken,  dieses  waw  mit  dem 
imperfectum  statt  mit  dem  perfectum  gebraucht  wird,  zugleich  aber 
liat  dieses  waw  coniunetivum  die  einwirkung  auf  das  imperfectum 
dasz  die  handlung  gleichsam  als  abhängig  und  bedingt  bezeichnet 
^^dj  und  zwar  in  der  art,  dasz  die  dem  imperfectum  vorangesetzte 
Pronominalbezeichnung  der  personen  an  kraft  ihrer  bedeutung  zu- 
^nit;  die  handlungen  werden  als  von  ihren  subjecten  bedingt  und 
^'isgebend  dargestellt,  die  folge  hiervon  ist,  dasz  die  personbezeich- 
"^ßög  als  begrifflich  wichtiger  den  ton  an  sich  zu  ziehen  geneigt  ist. 
^0  daher  ohne  besondere  Schwierigkeit  die  pronominalform  mit  d$r 


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432  B«iMg«  inr  hebfliiQlMn  gEannslflL 

sttmimilbe  46f  TerlniBia  in  diMr  silbe  Tereinigt  werden  kenn,  da  ; 
wird  der  Um  auf  dae  iiraefoniialiyiim  mrllckgeworliEai  nnd  die  apo- 
oopierte  form  gebiaiicliti  als        t^io^i,     ]  wo  aber  die  anespfmehe,  ' 
ab  n  barl,  evie  eoldie  Terbmäüig  mäit  nillnli  da  tont  ein  kimer 
Toeal  aaeh,  ab:        ais"],  07^1  aaw.  liier  mtaen  beide  eilben 
eine  bage  mit  naiSiOneMer  koKiw 

grifteObe  anfr  engite  mit  dem  pronominalb^giiff  Terbondai  er- 
eoMati  TeigL  oben  Uber  TC'^üj^y  ^Vtsp,  naw.  aber  eelbet  wo  keine 
naammeniidnmg  dee  praefonnatiyiun  imd-der  etawmeilbe  nU^güdi  ! 
iat)  nnd  diese  eb  die  begriffliob  wichtig««  den  ton  bdialten  miui 
—  und  dieses  ist  ja  gerade  in  den  regelmSszigen  conjngatioiMn  der 
fril     da  wird  der  pronominalbegrüF  ^Mlnreb  stärker  hervorgebobsa, 
dasz  die  ibn  beaejflhnsnde  silbe,  reepective  buchstabe  verdoppelt  , 
wird«  disee  ? erdoppelang  wird  aber  erst  dadurch  m(^ch,  dasz  das 
Torangshende  waw  einen  kurzen  Yocal  erhält ,  es  masz  sich  daher 
das  sohwa  dee  waw  oraäoaetiYum  in  pathach  Terwandeln;  ähnlich  I 
wie  in  Tt^^  womit?  ri'^d  wie  TielV  nj^  hier,  vergl.  Ges.-Boediger  ! 
hebr.  gramm«  §  49»  2  note.  nachdem  sich  einmal  das  pathach  des 
waw  eonL  Tor  dem  praeformatimm  festgesetzt  hatte,  so  moste  es 
aneh  tot  der  ersten  person  schon  der  analogie  wegen  bleiben  und 
Tor  dem  folgenden  aleph,  welches  nach  den  allgemeinen  lautgesetzen 
keine  yerdoppelnng  zulSszt,  sich  in  ein  langes  a  verwandeln,  der 
analogie  war  hiermit  genüge  gethan;  aber  da  gerade  der  hauptzweck  1 
dieses  vocals,  welcher  die  ermöglichung  einer  Verdoppelung  des  prae- 
formativum  gewähren  sollte,  verloren  gieng,  so  zeigt  sich  schon  früh 
die  neigung ,  gerade  in  der  ersten  person  einen  ersatz  zur  bezeich- 
nung  des  bedingten  und  abhängigen  von  der  conjunction  zu  finden, 
und  dieses  geschieht  durch  hinzufügung  des  ab  am  ende  des  ver- 
bums, z.  b.  Judic.  12,3  'da  ich  sah,  dasz  du  mir  nicht  helfen  willst, 
flTa'^iöt^T  da  setzte  ich  mein  eignes  leben  in  gefabr' ;  Judic.  6,  10 'da 
sprach  ich';  vergl.  I  Sam.  2,  28.  28,  15.  II  Sam.  4,  10.  22,  24  u.  a, 
hiernach  ist  Gesen.-Roedig.  §  50,  2  schlusz  zu  berichtigen. 

Mit  diesem  imperfectum  und  waw  coniunctivum  gewinnt  die 
hebräische  spräche  ein  historisches  tempus,  durch  welches  hand- 
lungen  und  ertngnisse  der  Vergangenheit  in  ihrer  folge  und  inneren 
Verknüpfung  dargestellt  werden. 

Der  umgekehrte  fall  tritt  ein ,  wenn  die  darstellung  mit  dem 
imperfectum  oder  auch  mit  dem  imperativ  beginnt,  und  die  hand- 
luug  als  noch  bevorstehend  oder  bedingt  bezeichnet  werden  soll, 
auch  hier  soll  durch  das  vorgesetzte  waw  coniunct,  die  innere  Ver- 
bindung der  noch  zu  erwartenden  handlungen  ausgedrückt  werden, 
dieses  geschieht  dadurch,  dasz  statt  des  imperfect.  das  perfect.  mit 
waw  coniunct.  eintritt ,  weil  hierdurch  das  zu  erwartende  als  eine 
bereits  vollendete  folge  erscheint,  eine  lebhaftigkeit  der  anschauuug, 
welche  auch  dem  sogenannten  perfect.  propheticum  zu  gründe  liegt, 
das  waw  als  conjunction  macht  sich  aber  insofern  geltend,  dasz  es 
znr  hervorhebung  des  subjectiven  elements  die  pronominalendungen  I 


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BeltrSge  ynr  hebiUidMn  giamwalalr. 


SU  betonen  Buebt,  80  dasz  dnioli  diese  tonTenchiebniig  das  per- 
^  feetnm  als  ein  abbängiges  und  bedingtes  erkennbar  wird,  bei 
sebwaeben  yerbis  wird  idlerdings  die  Yerscbiebiing  des  tones  auf 
;  die  endsübe  venmeden^  weil  luardiircb  die  eigentUäe  begriffbilbe 
;  zu  undenilioli  und  leicbt  als  eine  nominalform  angeseben  werden 
\  würde  (man  Tergl.  die  wirldiebe  yerweebslong  ps.  dS,  6)  \  beim  star- 
ken Terbom  tritt  eine  solbhe  tonTersduebong  regebnlssig  ein. 

Kach  dieeer  erkllmng  erweist  sieb  das  waw  ooninnetivain  in 
I  mmc  bedeutung  nnd  Wirkung  sowol  in  yerbindung  mit  dem  im- 
[  perfoctnm  als  perfeetnm  als  gani  gleidi.  in  beiden  dient  ea  dasn^ 
;  den  fart^ang  der  bandltiug  und  die  innere  Yerknfipftmg  derselbett 
;   n  beieicbnen;  in  beiden  bat  es  als  conjunction  die  Wirkung,  dasa 
\  es  das  subjeetive  element  der  pronominalbesetdmniig  bebt  nnd  die 
l   betonnng  doaaelbsii  erstrebt,  wo  die  Stammsilben  es  nur  gestatten. 
4s8z  die  verstftrkung  der  personalbezeicbnung  im  imperfeetnm  eben 
nur  dnreb  yerdoppelung  des  bezüglichen  consonanten  des  praefor* 
mativom»  nnd  diese  eben  nur  dadurch  möglich  wird,  dasz  das  waw 
kurzen  yooal  a  annimmt  (in  dem  gewöhnlichen  hilfsvocal  i  würde 
das   das  praefonnatiT.  quiesderen),  ist  zufälliger  art  und  bringt  in 
dec  bedentnag  des  waw  keinen  unterschied  bervor. 

Das  waw  eoniunct.  kann  nur  dann  eintreten,  wenn  der  sats 
mit  einem  verbum  finitum  anfängt,  fängt  der  satz  mit  einem  an* 
dem  Worte  an,  so  musz  nach  der  allgemeinen  regel  für  vollendete 
handlungen  das  perfeotum  und  fOr  ni<£t  vollendete  das  imperlsetum 
eintreten. 

Aber  auch  in  diesem  falle  kann  durch  aushilfe  des  verbums 
<  IVTi  die  beliebte  Satzverbindung  mit  waw  coniunct.  hergestellt  wer- 
i  den,  und  zwar  wieder  in  doppelter  weise,  in  der  erzählung  wird  mit 
^tl.iT  begonnen,  welches  die  bedeutung  eines  historischen  tempus  hat 
und  eben  nur  dazu  dient,  den  mit  keinem  verbum  finitum  anfangen- 
den satz  mit  dem  niichst  nachfolgenden  zu  verbinden,  im  nachsatze 
^olgt  in  der  regel  wieder  ein  imperfect.  mit  waw  coniunct.  z.  b. 
genes.  11,  2:  'als  sie  vom  osten  aufbrachen,  da  fanden  sie  eine 
ebene.'  nur  dann  musz  im  nachsatze  das  perfect.  stehen,  wenn  die- 
ser eben  nicht  mit  dem  verbum  anfängt,  wie  genes.  7,  10. 

Im  umgekehrten  falle,  wenn  unvollendete  oder  zukünftige  hand- 
lungen  im  zusammenhange  dargestellt  werden,  wird  dem  anfangs- 
>  Satz,  welcher  nicht  mit  einem  verbum  finit.  anfängt,  M^TJ"!  vorge- 
^tzt,  welches  kraft  seines  waw  coniunct.  die  bedeutung  eines  im- 
perfectum  hat,  und  in  den  nachfolgenden  Sätzen  mit  dem  entspre- 
chenden perfect.  mit  wjiw  coniunct.  fortgesetzt,  z.  b.  genes.  9,  10: 
ünd  wenn  ich  wölken  herbeiführe,  und  der  regenbogen  im  gewölk 
swbtbar  wird,  so  werde  ich  meines  bundes  gedenken*  usw. 

Hiermit  dürfte  der  eigentümliche  gebrauch  der  tempora  im 
^btttischen,  welcher  meines  wissens  in  keiner  spräche  sonst  sich 
Wieder  findet ,  seine  erklärung  gefunden  haben. 
-  Saaiujuücken.  Julius  Ley. 


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424  F.Mttha  «.W-Totoit»  W.Ow— iw' Iwfcr. n. «hald. handTarfarbceh. 


46. 

WILHELM  QESENIUS'  HEBRÄISCHES  UND  CHALDÄISCHES  HAND- 
WÖRTERBÜCH ÜBER  DAS  ALTE  TESTAMENT.  ACHTE  AUFLAGE, 
NEU  BEARBEITET  VON  P.  MÜHLAU  UND  W.  VOLCK,  ORD.  PRO- 
FESSOREN DER  THEOLOGIE  AN  DER  UNIVERSITÄT  DOBPAT.  Leip- 

Big,  P.  L.  W.  VogeL  1878.  VI  u.  40  a.  982  8.  lex.  8.^ 

Dm  infridrtige  lob,  mit  wtkheai  i»t  die  «nte  lOHU  der  ami«» 
1)iBbdinig  des  GeBHiofluchMi  wOrtarlmAltf  durah  F.  Mttldiiii  «od 
W.Tolok  «iiMigie  (iLjiMi.  II  abi  1878 1.  38*  84)»  k«BB  er  aiidi 
dm,  Bim  TOÜege&dni  xweiten  teile  mit  ■of  'deB  weg  geben. 

Fttr  dlijeMgen«  wekbe  das  bneh  Boeh  aicbt  beeitMB»  gelM  wir 
nit  be&atnmg  der  Terrede  eine  flbenicht  der  vmflge,  dordi  wekfa» 
rieb  die  neue  enflage  enezeicbBet;  dann  laseen  wir  einige  baosteiie 
zu  einer  emeaten  aufläge  folgen,  welche  inzwieoheK  ftr  die  benntaer 
der  jetzt  uns  vorliegenden  aufläge  nicht  ohne  interesse  sein  worden* 

Da  der  verdiente  bereteller  der  fünften  his  siebenten  aufläge 
br«  prof.  Frz.  Dietrich  aus  geeundheitsrttcksichten  ein  weitem  wir» 
ken  fhr  das  Geseniussche  Wörterbuch  hatte  abiebnen  müssen,  for- 
derte der  Tefleger  die  herren  Mühlen  emd  Yolck  auf,  die  achte  anf* 
lege  inm  dmcke  vorzubereiten«  eiae  gründliche  durchsieht  dee 
bMhei  tbenengte  beide  bald  Ton  der  nnmögliclikeit  an  den  his- 
herigea  Terfünen  festsnhalten,  nach  welchem  der  text  des  ursprflng« 
liehen  Terfassers  im  wesentlichen  unverändert  blieb,  die  zusätae  oiw. 
BOT  eingeklammert  gegeben  wurden,  'eine  solche  verfahrungs weise 
schien  uns  nicht  mehr  durchführbar,  der  lexikalische  stoff  hatte 
flieh  inzwischen  so  sehr  gehäuft,  die  wissenschaftliche  forschung  so 
viel  neues  und  probehaltiges  zu  tage  gefördert,  dasz  sich  eine  heran- 
ziehung  und  Verarbeitung  dieses  materials  nicht  mehr  von  der  band 
weisen  liesz.  welch  reichen  stoff  boten  allein  die  von  Dietrich  so 
gut  wie  gar  nicht  berücksichtigten  etymologisoheB  fcrschungen 
Fleischers  I' 

Angesichts  der  groszen  Schwierigkeiten,  welche  die  arbeit  dar- 
bot, und  der  geschäftlichen  notwendigkeit,  sie  in  möglichst  kurzer 
zeit  herzustellen,  war  die  Vereinigung  zweier  so  rüstiger  arbeits- 
kräfte  wünschenswert,  ja  notwendig;  die  zu  stände  gekommene  Ver- 
einigung hat  der  Wissenschaft  nicht  zum  schaden  gereicht,  denn  # 
beide  Dorpater  gelehrte  stammen  aus  einer  philologischen  schule, 
der  Fleischers,  'welche  sich  mit  der  Geseniusschen  nicht  in  Wider- 
spruch, sondern  vielmehr  principiell  eins  weisz'.  konnten  sie  sich 
in  einzelnen,  z.  b.  etymologischen  fragen  nicht  einigen,  so  wiesen 
sie  möglichst  objectiv  auf  die  verschiedenen  annehmbaren  möglich- 
keiten  hin,  vergl.  z.  b.  wo  sieben  etymologien  aufgezählt  bind, 

dies  verfahren  verdient  nach  ansieht  des  ref.  ganz  besondere  aner- 
kennung  in  einer  zeit,  in  welcher  so  viele  exegeten  ihre  ansichteu 
dem  papste  gleich  als  unfehlbar  richtig  hinstellen. 


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F.Hili]uii.W. Volekt  W.GMeniiit*  hehr.  ii.cliild.baiidwdrterb«ch.  485 


Wm  dU  tri  des  «beilM  im  einelaiii  inluigt,  so  \uhm  d]# 
teioageber  in  erster  linie  ibr  «ogenmerk  «of  die  etymologl«  fe- 
lieUei  «af  dieeen  gebiet  wer  in  der  tbat  inrb  das  miste  nedisa* 
bolffik  den  bmptstoff  zu  bessersngen  boten  Franz  Deütssebs 

eemmentare  zum  A«  T. ,  in  denen  von  genmintem  geMurten  selbati 
Ton  Fleischer  imd  sneli  Ten  Wetsstein  eine  velebe  fÜUe  lebr-  • 

haften  materials  sosemmenge tragen  ist,  dessen  Yemendung  die  enf 
des  ref.  Veranlassung  seit  1869  (Jesaias)  beigeftigten  register  wesent- 
lich erleichterten»  daes  aber  aneh  andere  scbriften,  wie  C.  v.  0 relli, 
die  hebräischen  syncMiyma  der  seit  und  ewigkeit  (Leipsig  1871}^ 
Y«  Kyssel,  die  synonyme  des  wahren  und  guten  in  den  semitischen 
sprachen  (Leipzig  1872),  gewissenhaft  benutzt  wurden ,  davon  kann 
jeder  doreb  yeigleickiing  der  aobten  mit  der  siebenten  aufläge  sien 
fibeneugen. 

Die  zurttckführung  der  dreibuchstabigen  stämme  auf  zweibuch« 

stabige  wurzeln  und  deren  sinnliche  grundbedeutung  ist  conseqnen- 
ter  versucht ,  als  es  bisher  durch  Gesenius  und  Dietrich  geschehen 
war.  ein  noch  gröszerer  dienst  wäre  der  Wissenschaft  geleistet  wor- 
den, wenn  die  benutzer  des  Wörterbuchs  recht  oft  eine  angäbe  dar- 
über erhalten  hätten,  ob  die  betr.  zurückführung  sicher,  höchst  wahr- 
scheinUch,  wahrscheinlich  oder  nur  möglich  sei.  die  mehrfach  vor- 
genommene zusammenfassende  behandlung  ganzer  wurzelfamilien 
ist  dankenswert,  z.  b.  nna,  nm,  "^DO,  003,  nns.  'die  im  hebräi- 
schen des  A.  T.  ungebräuchlichen  stämme  sind  unvocalisiert  ge- 
lassen und  durch  einen  stern  ausgezeichnet,  welcher  auch  bei  den- 
jenigen nominalbildungen  in  anwendung  kam,  die  in  der  grundform 
des  stat.  absol.  sing,  im  A.  T.  nicht  vorkommen,  eine  ganze  anzahl 
in  den  früheren  auflagen  aufgeführter  stämme  muste  gestrichen,, 
fehlende  neu  eingesetzt  werden,  andere  in  zwei  etymologisch  aus- 
einander zu  haltende  gespalten,  andere  angeblich  homonyme  stämme 
^.Is  wurzelhaft  identisch  vereinigt  werden.'  (beispiele  s.  vorr.  "S.  2 
anm.  2 — 7).  auch  in  den  von  den  verbalstämmen  abgeleiteten  deri- 
Taten  ist  viel  geändert;  nicht  wenige  falsche  oder  ungenaue  Schrei- 
bungen sind  beseitigt,  neue  artikel  eingeschaltet,  andere  gestrichen^ 
etliche  geteilt,  wieder  andere  vereinigt,  für  manche  nomina  ist  eine 
•idere  grundform  angenommen  (beispiele  das.  s.  2  anm.  9,  s.  3- 
iWn.  1—4).   dasz  für  die  eigennamen  trotz  vieler  Verbesserungen 
■ad  ausätze  in  einer  neunten  aufläge  noch  viel  zu  tbun  bleibe ,  be- 
■wrken  die  herausgeber  selbst,  ref.  möchte  namentlich  darauf  hin- 
^^eB,  dasz  die  verschiedenen  personen  getrennt  aufgeführt  werden 
ii^tBBeii,  soweit  dies  möglich  ist,  vergl.  z.  b.  n?3T.  vorläufig  ist,  trota 
vieler  mängel,  für  die  nomina  propria  ein  seb&iabarsB  hilfmiittel 
Toibanden  in  Gideon  Breebert  ^eonoeidaatiae  nonünnm  pro- 
pnmu,  quae  in  librie  saedf  oont^tnr'  (Frankf*  a.  1876 

IHe  behaadtang  der  Partikeln  hat  weeentUob  gewonnen.  F« 
«^iesebreebts  'die  bebr.  präposHionen  lamed*  (Halle  1876)  ver^ 
eitiert  an  w<»:den.  A.  O.  Sperlings  *die  nota relotionis  im 


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F.MahUa  u.W.Yolok;  W.QeMiiiat'  ]iM>g>tt>cUkl,hiwdwögtoriwidu 


hebräischen'  (1876)  kOMile  btim  druok  toa        im,  Docpat  kaoni 
bekannt  sein« 

Neu  hinzugekommen  ist  die  berücksichtigung  des  assyrischen 
—  mit  recht ,  obwol  auf  diesem  gebiete  noch  vieles  sehr  unsicher. 
daPriedr.  Delitzsch  alle  in  das  Wörterbuch  aufgenommenen  an- 
gaben controlierte,  haben  wir  wenigstens  eine  zuverlässige  über- 
sieht des  bis  jetzt,  soweit  das  A.  T.  in  botracht  kommt,  in  der  aasjr* 
riologie  geleisteten  —  und  das  wird  vielen  willkommen  sein. 

Bezliglich  des  indogermanischen  bemerken  die  berausgeber,  sie 
hätten  dessen  vergleichung  'grundsätzlich  ausgescblossen  und  das- 
jenige gestrichen,  was  die  früheren  auflagen  in  dieser  hinsieht  ent- 
hielten', wenn  ref.  natürlich  auch  der  Wiederkehr  solcher  Unge- 
heuerlichkeiten wie  der  vergleichung  von  JiVs  (Braut)  mit  KdXXoc 
nicht  das  wort  reden  will ,  hätte  er  es  doch  gern  gesehen ,  wenn 
manche  sich  fast  aufdrängende  Wortähnlichkeit  in  futurum  usum  an- 
gemerkt geblieben  oder  angemerkt  worden  wäre,  eine  vergleichung, 
die  ref.  besonders  ungern  vermiszt  hätte ,  ist  übrigens  doch  stehen 
geblieben:  die  von  s^nd  mit  imä^  septem,  sieben. 

Viele  der  schon  in  den  früheren  auflagen  angeführten  bibel- 
stellen sind  berichtigt  worden  in  bezug  auf  teils  die  zahlangaben, 
teils  den  Wortlaut  des  grundtextes,  teils  die  Übersetzung. 

Auch  zu  Verbesserungen  in  geographischer,  archäologischer  und 
historischer  hinsieht  lag  reichlicher  anlasz  vor.  besonders  zahlreich 
bind,  soweit  ref.  sieht,  die  Veränderungen  in  den  geographischen  an- 
gaben; was  auf  diesem  gebiete  geschehen,  rührt  wol  zumeist  von 
Müh  lau  her,  der  in  Riehms  band  Wörterbuch  des  biblischen  alter- 
tums  zahlreiche  geogi'aphische  artikel  bearbeitet  hat  und  noch  be* 
«rbeiteti  während  die  correcturen  auf  historischeoi  gebiete  wol  mehr 
Ton  Yol^k  sind,  dessen  beitrage  in  der  zweiten  auflag«  der  *ieal- 
«ncjrklopldit  fdr  protestuitisehe  theologie  und  kirche*  b«aditelia 
werden  veidiettMi. 

hk  fomalar  Inniklit  sei  beiMiki,  d«M  die  ungeeignetaii  ke- 
laiobiuuigen  '{urMierit*,  *liitiir/  iiiw«  4«roli  4ie  ziehtigen  ^perl', 
*iiiiperf/  usw.  ortetet  worden,  wm  m^ob  Utaigst  yoa  BOd%ar  in  den 
iienereft  asflagen  der  graamiitik  TOtt  Oeeeniiu  geflekehen  war. 

Die  TOn  QeBeniiis  der  sweiten  Miflage  dee  wihieKbucliB  bfl^ 
gebeae,  ikrer  seit  vonllgliehe  »bheadlung  >oii  den  queUea  dtr 
hebrSia^eii  wortforachiiiig  aebet  einigen  regeln  nnd  beobafihtnngai 
Aber  den  gebrwoeh  denelbni*  konnte,  de  die  seit  drängte,  nickt  nänr 
die  gegenwärtig  erforderliehe  nmarbeitong  er&kren.  billigen  sbv  . 
können  wir  es  nickt,  dacs  die  sbkaadliing  ledigUi^  mit  den  Diet-  I 
riebsehen  suiätsen,  sonst  aber  gans  nnverändert  abgedradkt  wnide. 
das  nacktragen  der  wisk^lgiten  neueren  pnblieatioBenkättefllrsw«  | 
80  kcnntnierwcke  gelekrte  die  arbeit  nur  6ines  oder  sweier  tage  er- 
fordert; nnd  namentlick  denj^ugett  gymnasialldujsm  nnd  gust- 
lichen,  welche  durch  die  läge  ihres  Wohnorts  und  sonstige  umstände 
▼erkindert  sind,  selbst  Ton  dem  ersdieinfin  aller  sie  interessieraBdsä 


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F.MüUan  v. W.  Tolck:  W.  GeiMiiiu*       n.  ebftU.liaadirOitarbiidi.  427 


bfUoher  kenntnis  zu  «rlaagm,  wire  ein  solcher  littMririaeber  bmIi* 
trag,  d«r  ja  auch  nur  wenig  räum  erfordert  hätte,  sehr  erwünadtl 
geweefln.  wir  fttbvni  nur  zwei  beispiele  an :  s.  XYI  wird  des  Mesa- 
steines  mit  keinem  werte  gedaeht;  s.  XXIX  heiszt  es,  ein  historischer 
aÜaa  fttr  die  bibel  sei  'immer  noch  ein  bedürfnis',  während  wir  doch 
6^011  seit  1868  den  trefflichen  'bibektiM  in  acht  hlMtm'  Yon  dr. 
Theodor  Menke  (Gotha)  besitzen«  ersatz  für  diesen  mangel  bie- 
ten Toxiäufig  die  fleiszigen  nachträge  Ton  dr.  Y.  Byesel  in  Fttrete 
*xiir  geeoihichte  der  hebräischen  lexikographie'  in  der  neuen  ausgäbe 
des  Yon  letzterem  verfaszten  'hebräischen  und  chaldäischen  band* 
Wörterbuchs  über  das  alte  testament'  (Leipzig  1876).  noch  seien 
einige  kleinigkeiten  erwähnt,  die  zum  teil  schon  in  der  vierten  auf- 
läge des  Geseniusschen  Wörterbuchs  sich  finden,  s.  II  ist  'oder  Mar- 
dochai*  vor  'Nathan'  zu  streichen;  das.  die  beste  ausgäbe  der  con- 
cordanz  von  Lanckisch  ist  die  von  Reineccius  (Frankfurt  und 
Leipzig,  2  bde.  fol.,  1718).  s.  XVIII,  dasz  die  talmudisten  die  wahre 
bedeutung  von  D*'b5^  kannten ,  ergibt  sich  aus  talmud  bab.  Chagiga 
4*  fin. ;  das.  D^SiSin,  'traubenkeme'  ist  die  richtige  deutung,  die 
jetzt  (seit  wann?)  auch  im  text  des  Wörterbuchs  steht,  &•  XXI abs. 2 
z.  3  1.  'mittelbar'  (so  in  aufl.  4) ,  nicht  'unuiittelbar'. 

Wir  lassen  nun  eine  reihe  von  einzelbemerkungen  folgen,  um 
unser  intei*esse  an  dem  hier  zu  besprechenden  werke  nioht  blosz  durch 
einfaches  lob  und  wenige  allgemein  gehaltene  aussteiiungen  su  be- 
thätigen. 

In  textkritischer  beziehung  sind  allerdings  viele  ungenaue 
und  falsche  Schreibungen  beseitigt,  doch  bleibt  noch  manches  zu 
bessern.  1-573"*»  (s.  36^)  kommt  viermal  (nicht  einmal)  ohne  jod  vor, 
nemlich  noch  Hiob  9,  34.  13,  21.  33,  7.  —  D^bnit  226  ^  lamed  ist 
ohne  dagesch  zu  schreiben.  —  KüHp.  310*  hat  nach  richtiger  lesart 
«nch  in  erster  silbe  zere.  —  Ji^l^Ta  447  ^,  vav  ist  falsch ,  das  wort 
gehört  also  auf  s.  449.  —  Jib^53  449 das  dagesch  im  lamed  lüt  zu 
streichen.  —  •jjIK'ia  503  ist  überall  ohne  aleph  zu  schreiben,  das 
yitat  Jes.  46,  1  beruht  auf  einem  versehen.  —  yN3  523^  piel.  das 
aapert  lautet  Num.  14,  11.  psalm  74,  10  y«:*»  (pathach),  vergl. 
Qimeliis  michlol  fol.  66^,  das  partic.  lautet  Hos.  7,  4  D'>&&(3»  mit 
vocal,  s.  michlol  foL  66*.  —  ü'»?3irl3  |542%  vav  ist'sowol 
^M*  57  als  auch  Sach.  1  zu  streichen  (»  ohne  dagesch  richtig). 

559*,  schreib  Vs:,  denn  Hieb  3  und  psalm  68  ist  lere  besser 
btteogt  (im  qoheleih  eieht  ^fi;  als  panealfonn).  pM^t  ^^^^  ^  ^ 
^MflSen,  da  Hieb  30,  22  npctD  mit  nii  steht.  —  rrüq(  608*,  die 
mUn.  hmdeduriften  (der  bi^yloiBiseiie  codex  vom  jalve  916  und 
^  Petersburger  bibeleodex  B 19*)  und  tadere  sengen  haben  gimd 
^  ohne  dagesob.  «http  760*  ist  mit  sin  (nieht  sehin)  su  säzei» 
W  auch  Hos.  9,  6  hat  das  wort  dagesch  im  n  und  kein  jod  naoh 
^em  ersten  bnehstsben.  —  txp^y^  77S*  wird  mit  dem  eod.  bsbjL 
(B 19*  sdiwsakt)  und  Baer  riäitiger  getrennt  nptra-i  gesebrieben. 

"ttTTBi  879^  ist  fÜBxikj  der  nemo  tontet  *Wi^  mit  sin,  oodd. 


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I 


41U  F,M«Uati  n. W. Volok:  W.QMniiit*  M».  n.  eiialiLliaiidvMflrbiioh»  j 

btK  «Bfl  B  19%  Bmt.  ya^  8i§*  m  titgea»  yutf  iil  Mdemd  j 
4i»  ikbtige  Iflnri 

Di»  Ton  8«  Bmt  eiiiftlibrtoii  iMMiai  bitte  di^^ 
•kdiligl  w«rdfl9ft  aolltB,  wimagltich  sie  kmwumgß  idk  aidi«  iM 
(8.  dm  apBteti  des  ref.  Sa  der  theoL  liitiretnneitiiiig  1879  ar.  8^ 
Ba«r  schreibt  bfifin^^.  dnrebwcig  ab  wqrt,  was  re£  freffiisli  miM 
bUligt«  da  di»  beita  oben  gensaiileii  und  «ndm  sebr  alte  band- 
Schriften  stots  trenaea  n^.  das  aeae  wori  ^J^ti^t;  psalm  118, 5 
obno' mappiq)  war  aufzanehmen.  merkwürdig  ist  Sfliäi  die  bernts 
TOa  J.  H.  Michaelis  (bibebuMgabe  Halle  1720)  notierte  und  nun  von 
Baer  ia  den  text  aa^nommene  lesart  Hos*  10,  14  ^T^buf  aut  swei 
qames  nnd  aiit  metheg  beim  ersten,  wonaeb  sobil*iain  auszospre- 
wen.  die  accentuation  setzt  diese  vocalisierong  voraus  (Miob.  b^ 
BMrfct  gut:  et  sie  eoidentior  est  ratio  antecedentis  Darga). 

Wörter  fehlen,  soweit  xef.  bemerkte,  nicht;  wol  aber  bat  er  i 
eine  aasabl  von  formen  vermiszt,  die  hier  aufgesSblt  werden 
mögen.  —  s.  22*         fehlt  das  gleichlautende  participium  sprüche 
4,  18.  —  8.  160*        das  perfectum  findet  sich  Je«.  66,  19  "»nVr. 

—  s.  355  *  pifc"» ,  das  imperf.  lautet  auch  (der  zweite  bnchstabe 
ohne  dagesch),  z.  b.  1  Mos.  35,  14,  s.  michlol  fol.  86**.  —  s.  403* 
Vds.  in  der  bedeulung  Hhorbeit'  hat  das  wort  in  der  ersten  silbe 
lere,  qohel.  7,  25.  p^alni  49,  14.  —  s.  487^  D"»'?''2D?3.  Jerem.  10,  4 
lautet  der  plural  rin?3D?3  (pathach  unter  dem  ersten  buchstaben). 

—  s.  662*  D^iy,  fehlt  der  zusatz,  dasz  die  mehrzahl  D"'72^'^:?  ohne 
dagesch  im  letzten  radical  lautet.  —  s.  682*,  neben  TS  findet  sich 
auch  TD  mit  pathach,  psalm  19,  11.  —  s.  709*  Tis;  der  plural 
lautet  gewöhnlich  ö'^wns  (sprich  äjim,  ohne  jod  des  pluralzeichens), 
auch  ü"''*ns  und  trns,  aber  nie  D^kte  (ätm).  welche  form  das 
Wörterbuch  neben  der  an  vorletzter  stelle  genannten  bietet,  vergl, 
Qimchis  michlol  fol.  196*  und  desselben  Wörterbuch.  —  s.  873* 
^^in'nS^'»» ;  Hos.  6,  10  findet  sich  rT'n"»*n5>UJ  als  kethib,  rT»^^'-i:rd  als  qeri.  | 

Bezüglich  der  citate  spricht  ref.  den  wünsch  aus,  dasz  1)  von  i 
jedem  worte  die  erste  stelle,  an  der  es  sich  findet,  angegeben  werde, 
2)  die,  von  den  citierten  stellen  abgesehen,  mehr  oder  minder  häu- 
fige Verwendung  jedes  Wortes,  soweit  thunlich,  durch  'u.  s.'  =  'uni 
sonst'  oder  'u.  ö.'  —  'und  öfter'  angedeutet  werde,  3)  jedes  wort,  I 
für  welches  sämtliche  stellen  angegeben  sind ,  mit  einem  kreuz  oder 
stern  bezeichnet  werde,    dadurch  wird  dem  benutzer  des  lexikons 
für  alle  diese  Wörter  das  nachschlagen  in  der  concordanz  erspart, 
ref.  hat  letzterwähnte  maszregel  zuerst  in  der  von  ihm  veranstalteten 
Umarbeitung  des  T  h  e  i  s  z  sehen  'vollständigen  Wörterbuchs  zu  Xeho- 
phons  anabasis'  (Leipzig  1871 ,  dritte  aufl.  1879)  befolgt  und  hofft;  \ 
dasz  dieselbe  allmählich  in  immer  weiteren  kreisen  acceptiert  wer-  j 
den  wird. 

Was  an  Zusätzen,  berichtigungen  usw.  während  längerer 
l^rflfiiBg  des  Wörterbuchs  wünschenswert  erschien ,  ist  etwa  folget* 
dee:  e»  7*  ^Mnrr  mit  ^9  schon  1  Mos.  37,  34.     9*  die  zneammen* 


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F,  Mühlau  u.  W.  Yolck :  W.  Gescnius'  hebr.  u.  chaid.  haudwOrierbuch.  429 

1 


Stellung  von  Abraham  mit  dem  angeblichen  arabischen  ruhdm  ist 
mindestens  zweifelhaft.  —  13»  z.  6  füge  hinzu:  Sprüche  6,  12. — 
19  z.  10  V.  u.  ist  das  aleph  in  Merodach  zu  streichen.  —  s.  21  vergl. 
Goergens,  das  alttestamentliche  ophir,  in  'studien  und  kritiken' 
1878  8.  458—475.  —  s.  32»  fehlt  Jerem.  5,  31  nn"«^n«b  und  ei^ 
klärung.  —  8.  36*>  ^n»*»«,  das  erste  jod  zu  streichen.  —  s.  SO**  z.  21 
1,  JL  lies  *^1iflr*  oder  'vgl.'  statt  ^auch',  und  sind  die  textworte  zu 
^aÜBtm»  —  8«  40*  dT^K  kommt  nur  an  den  beiden  angegebenen 

:  ttolleii  t«r.  —  8. 41*  S)^dm  soh(m  Jos.  11, 1.  —  s.  42*  ende,  *fQhrt 
sa'  Itei  u6k  lakkt  wgtiaea^  erUlre:  ^daa  wanMn  dm  Steiges  iat 

•  (ud^-iod)  muteb^dikeli*.  —  «.  47«  C)^Vk  1)  add.  Jenn.  18^  81. 
«prflche  2t  17.  —  s.  49*  BUia  kommt  iehoii  1  kSn.  19, 16  Tor.  — 

'  8.(5^fe]itt*iSiar»b!iailJoaI  1,12. — ••M^rr^^K  aucii  Je8.6,24. 
B.  59^  natu  0*)Vi5  wuk  Jmm.  83,  6.  —  a.  io*  die  anaieht  Ubar 
n)K  n  iat  die  Ton  Fltiseher  (n  LeTja  oibaUL  wb.  n  672*)  a«f- 
geiuaita.  —  61**  ^om  wadk  I  efacoii.  17»  1. — s.  66*  l)add. 
^qirttehe  11,  81.  —  a.  71^  hifttarhalt  Jarem«  9,  7,  kintsrUsi 
Hm.  7, 6  (aiolit?,  3).  —  das.  tx^y^  Sud  Joel'  steht  in  widenpradi 
mit  dem  bei  TO  md  ]p^^  bemevktoiu  —  a.  72*  fBarM  noeh  mekr- 
iach,  im  peatetttiidh  wie  ia  anderen  bttohem.  hobeL  7,  6  m  düeren 
oad  m  ertttrai.     a.  78*  Air  daa  geeeUiecht  toh      leiyl.  Jaien. 

I  ^,9.  —  a.  81^  aa#K  mit  anfiiz  «siSlSat  a.  84^  s.  7  T.  n.  TOiyl. 
weh  Jerem.  17,  2.  a.  86*  aebon  1  Mos.  12, 11;  sttttt  'eiftige* 
mal'  lies  *dreimal%  nemlich  noeb  4  Mos.  11, 16.  —  s.  88*  rt^Vit^  z.  1 
«dd.  'mur*  und  streicbe  *20'.  —  s.  92^  nttäL,  der  plur.  ni^^Kn  als 
masc.  Jerem.  2,  13;  naefa  Jerem.  2,  13  masi  ein  Semikolon  stehen 
imd  nach  *q©ri*  iat  *in  Sam.'  hinzuzufügen.  —  s.  101*  Jerem. 
€,  7  kethib  a  bnm&en  (die  randnote  liest  —  s.  102  *  z.  4  ist 
*13,  5'  zu  tilgen«  —  s.  107**  z.  9  v.  u.  fSigß  hinzu:  'die  babylonische 
punctation'.  —  s.  112*  2)  mit  dem  perf.  auch  sprtUdie  9,  13. 
14,  7.  —  e.  114»»  ».  6  fehlt  b>»b»  DIN  sprüehe  6,  12.  — .  s.  116  • 

j  «.  8  V.  n.  add.  Jerem.  16, 12.  —  s.  121  a.  6  v.  u.  add.  Jerem.  3, 14. 
—  s.  122''  z.  11  Y.  u.  sind  die  hebräischen  worte  durch  ttbersetaang 

I  und  Stellenangabe  zu  trennen.  *—  s.  126 "  p^npn,  als  nomen  appeUip 
tivum  wird  pnpn  ohne  Tay  gesobrieben;  daher  musz  der  eigenname 
einen  besondem  artikel  bilden.  —  s.  127**  a.  3  v.  u.  nach  'Hiob 

I  h  14'  add.  'von  pflügendem  rindvieh*.  —  s.  144^  n^'^ns,  nach 
'mutter'  ist  Jerem.  13,  18  hinzuzufügen.      s.  146^  ^35,  ^ni,  Jer. 

i     9j  2  zu  citieren.  —  s.  158^*  z.  3  v.  u.  fehlt  Jos.  15,  8.  Jerem.  7,  31. 

I  -  s.  IBOb  ta-^Vi  'wellen'  auch  Hiob  38,  11.  —  s.  162%  piel  2)  ist 
Jerem.  11^  20'z"u  berücksichtigen.  —  s.  179^  abs.  2  vor  Wgl.'  add. 
und  4  Mos.  26,  3  Dn«\  —  s.  181 z.  2  nach  "nn*!  V«  ist 

[  4  Mos.  20,  19  zuzufügen,  «b,  ungetrennt  kommt  diese  Ver- 
bindung nicht  vor.  1  Mos.  18,  14  steht  keine  negation  vor  'nm, 
doch  wird  auf  die  frage,  in  der  es  vorkommt,  verneinende  antwort  er- 
wartet. —  s.  184*  lies  'und  im  kethib  Jerem.  16,  16,  vergl.  a^-i*. 
8. 190*  ii'^  lies  'Jes.  19,  8,  und  im  qeri  Jer.  16, 16'.  —  s.  197 


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430  F.Küiaaau.W.Volok:  W.GdMiuua'lMb£.u.chftl<Lluu[idwö]ier^ 


P'15t:"i  mit  schm  ist  die  richtige  lesart;  so  der  codex  babyl.,  vergl. 
auch  Baer  zu  Arnos  3,  12.  —  s.  201*  z.  4  v.  u.  das  verbum  hat  an 
der  angegebenen  stelle  noch  ein  zweites  objeet  np^.  —  s.  205  1*), 
Olshausen  §  2ölS  Ewald  §  169*,  Böttcher  §  906^  994,  7 
fassen  rieht.  13»  8  als  participium.  —  s.  210^  q^n  **)  ist  'ab- 

halten' zu  streichen.  —  s.  211*  über  den  *archaismus*  =  N'^rr 
vergl.  man  Th.  Nöldeke,  ztschr.  der  deutsch,  morgenl.  gesellsch. 
XX  8.  458  if.  —  s.  211 z.  2  add.  'dreimal' ;  z.  6  add.  'fünfmal'  und 
*1  kön.  17,  15.  1  chron.  29,  16'.  —  s.  220  ^  hithpa.  1)  streiche  'lob 
verdienen*,  füge  hinzu  'nur'.  —  s.  222*  J^^W.fi,  statt  'zither'  lies 
'harfe'.  —  s.  223*  z.  10  1.  Prensdorff.  —  s.  2'24»  1\t1i  4)  das  citat 
Jes.  29,  16  ist  zu  streichen;  dafür  ist  225 bei  "^ty,  zuzufügen  'Jes. 
29,  16  Dd:5C!i  o  eurer  Verkehrtheit!  (vocativ)*.  pathach  unter  !t 
haben  codd.  bab.  und  B  19*,  sowie  Baer.  —  s.  227^,  bei  den  bei- 
spielen  des  erklärenden  vav  ist  Sprüche  3,  12  zuzufügen.  —  s.  235'' 
Siyn,  Ewald  §  73  \  Keil  u.  a.  lesen  das  qeri  in  bedeutung  1  überall 
und  wol  richtiger  TiTii,  —  s.  240*  riT^T  vorletzte  zeile  add.  Jerem. 

13,  27.  —  8.  240  z.  3  v.  u.  würde  es  deutlicher  heiszen  'den  be- 
sitz eines  ackers'.  —  s.  246*  z.  4  nach  'hingestreut'  add.  'hinge- 
breitet (yom  netze)'.  —  8.  247^  s.  12,  Jes.  1,  4  Ist  b'^i^'n»  apposi- 
tionell;  gemeint  ist  ein.a^t,  der  wob  bösewichtem  besteht  Jei. 

14,  20  bed.  dtolbe  TerbiiiSmg  'ntohkommanschaft  Ton  bOMuricb» 
im*,  dir  «ppotiüiHMll«  gmAr  andt  In  aprUobe  11, 21  fi^piiSK 

—  8. 260*  bnn  3)  sprOdie  5, 22.  —  s.  251«»iiiitto  sUtt  *tigBo' 
U68  «pardm'y—  a.  262»  s.  18  'sttttobt'  pairt  1  Vqb.  22,  3  niisht, 
dft  der  6061  Ml  dieeer  itelle  nur  Inittlner.  —  255^  fleht  Joel 
2, 16  parallel  mit  r{i|T^.  —  266^  MM«  L  *krda  spr.  8,  27  (vergL 
ppn,  8.  293);  Ton  derT  •  im  wMerb.  widerspredm  aidt  die  er- 
Ulrangen  e.  233  n.  233.  —  a.  238*  fehlt  Jerem.  4»  10  nb>nK  (do) 
kethib,  nb'^n^  qon.  —  a.  262^  mti  kommt  aneh  im  plor.  vor,  SedL 
10>  1.  —  8. 270%  hithpa.  'Uberliaien'  an  atreichan.  —  s.  272«  nipb. 
aeiae  *30, 12'  naeh  VgL  10, 19'.  —  a.  278^  ntXM  aneh  Jea.  7, 1& 

—  a.  280^  0»n,  daa  imperf.  hat  alle  vier  male  aohewa  nntar  dem 
dieth.  a.  283^  fehlt  der  miialiohe  eigenname  rnfli  1  istacoB. 
3,  53.  —  a.  283*  aoch  aprflche  Ii,  3.  a.  283*  yvn,  1)  feUt 
apr.  31,  13.  a.  293^  n^n  fehlt  Jerem.  3,  24  —  a.  29*6^  tipb., 
Jerem.  22,  15  ateht  das  par&cip.  —  a»  299*  a.  8  v.  u.  eodez  B  19* 
nnd  Baer  haben  auch  Sach.  14,  11  D'nn  mit  zere  in  der  ersten  silbe. 

—  8.  302^,  zu  I  2)  war  die  durch  Siraeh  7,  12  pir\  dporpia 
il^Oboc  ^1T*  dbeXqk^  cou  nahe  gelegte  auffassaag  (TgLDelitaa6b, 
eommeatar  zu  den  sprücben  s.  78)  wenigatena  an  erwlhnen.  — 
s.  306*  r^tsn  hiph.,  die  tianaitiTe  bedentong  passt  auch  an  den 
letsten  beiden  der  angegebenen  stellen.  —  s.  311*  Srrnnc:  1)  auch 
Jerem.  12,  3.  —  s.  320  *  mit  dem  imgL  in  der  bedeutung  d« 
futur.  schon  1  Mos.  45,  28,  von  der  Vergangenheit  auch  1  Mo?. 
37, 18.  riebi  14,  18.  —  s.  326  ee)  fehlt  spr.  13, 11  '^^"b»  yaphwid- 
mise,  d.  i.  allmählieh.  —  a.  335*,  der  flnaa  (tilge  ^waaaerfiieiw 


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F.MdhlaiiiLW.Volek:  W.Ge8emiM'hebr.ii.chald.handwM0rbaoh^  431 

gogtnd*)  beiszt  b:3^->  mit  kunem  toobI  in  cler  xweiten  sObe.  ans  dem 
eigennamen  ist  daher  ein  besonderer  artikel  tu  macben.  —  s.  340 
Jer.  2,  26  ist  C)ri^  substanÜTiertes  neatmm«  —  s.  340^  z.  12  y.  u, 
waren  auch  Jes.  30,  29.  spr.  15,  2  zu  oitieren.  —  s.  344,  D"»  1)  Jea. 
11,  15  lautet  der  stat.  constr.  das.  z.  4  v.  u.  kannte  nach  *Hiob 
6,  3*  *Jer.  lö,  8*  angeführt  werden.  1  Mos.  49,  13  steht  nicht  Vin, 
sondern  —  s.  346  ^  das  in  2  kto.  erwähnte  Janoah  ist  von  dem 
Jos.  16  genannten  verschieden.  —  s.  347^  z.  10  y.  u.  lies  '''n^Oi.  — 
s.  348*  r]OT»  als  imperf.  (nicht  jussiv.)  Joel.  2,  2.  --  s.  348*'*z.  4 
füge  hinzu:  Jes.  11,  11.  Joel  2,  2.  —  s.  349^  die  Schreibung  1^T5>"» 
findet  sich  1  ehren.  6,  66.  —  s.  351  yy*»  2)  add.  spr.  12,  20;  -niph., 
itatt  reflex.  lies  tolcrat.  —  s.  352  rrc  hithpa.  lies:  sich  schön  machen 
Jer.  4,  30  (nicht:  80).  —  s.  356  a  -i«  r''^n  schon  Arnos  1,  14.  — 
s.  361,  bezüglich  der  Schreibung  ti"^b^TT»  war  statt  'hier  und  da  in 
der  Chronik'  genauer  zu  sagen:  'fünfmal:  Jerem.  26,  18.  Esth.  2,  6. 
1  chron.  3,  5.  2  chron.  26,  1.  32,  9'.  —  s.  368*  z.  12  v.  u.  lies 
'schlafen  machen'.  —  s.  369,  ^tb^bed.  spr.  11,  24  wol  :  das  gebüh- 
rende, zukommende.  —  s.  371,  *^n;»  bed.  rieht.  16,  7  wol:  sehne.  — 
s.  373*  ende,  nach  Jes.  13,  6  fUge'^hinzu:  und  Joel  1,  15.  —  s.  373", 
zu  3  5)  war  Sprüche  10,  25  anzuführen.  —  s.  382  ^  *T!S,  nach  5  Mos. 
4,  20  füge  hinzu:  '(vergl.  Jerem.  11,  4)'.  —  8.  397*»  z.  12  v.  u.,  die 
massora  magna  zu  1  Sam.  27,  6  sagt,  dasz  "jD«  Jerem.  5,  2  zu  den 
Ssebirin  (dem,  was  man  vermuten  sollte)  gehöre;  der  codex  babyl. 
bat  ptj  im  texte.  —  s.  398*,  bei  II  "^Si  a)  fehlen  Jerem.  8,  6.  spr. 
11,  19.  flie  stelle  spr.  15,  7  ist  wol  besonders  zu  stellen  und  dann 
zu  erklären:  'dem  herzen  der  thoren  fehlt  die  richtung'.  —  s.  401" 
auf.,  der  plural  nicrD  kommt  nur  im  stat.  constr.  vor.  —  s.  418* 
^3  Qimcbis  D*«ö*iD  ist  wol  anders  gemeint,  vergl.  Levy,  neuhebr. 
u,  diald.  wörterb.  I  437  tDn3.  —  s.  423*,  zu  5b)  ist  üBttJu-Nb  un- 
mbüichkeit  spr.  13,  23.  16^^  8  hinzuzufügen.  —  8.  424  ab,  sprücbe 
13, 25  als  fem.,  doch  da  die  Umxt  xweiMliaft  8.  426*  t)  ^« 
Jeram.  5|  21.  i^rlMia  17»  16.  —  8.  431»  hiph. ,  8oilte  da8  hipliü  aa 
bMiehsatoii  sldla  laäiM  be88er  «nisativ  tn  fumm  8dii?  — 
8. 432«  yhr\  Jmm.  4, 14  ist  qal ,  ni<^t  hipbil.  —  8.  442^  s.  .4  y.  u. 

*iiiid  6*  lies:  (vergl.  v.  6).  — 8.  448^  ^H^^*  Jecem.  2,  $7 
TtKjlUaQ,  al80  sidit  mii  dagmh  forte  iinpli<»i  ad  2)  add.  sprflohe 
14,  26.  —  8.  443^  nsuio  fiadet  sieb  Jerem.  1^  18.  —  8.  446^ 
6  1.  n373  mit  qamef.  —  8.  446^  rrw)  aiidi  Joel  1, 19.  — 
«.  448»  '«pn*,  TOT  *8pr.'  füge  biaxti:  *aiii^;  nach  '19,  18.'  lies 
'SoHt'  (fOr :  raid  eonet);  am  ende  fOge  blnsa  :%r.  6, 14  fttr  das  kettafli 
ö^i^a,  8.  litt».  —  8.  448^  X]^^  1^*       *D"«5'»*m  qeri*.  — 

8. 449^  2)  stal^  ^bekOmmert  sieh'  Hes  «weisz*.  —  s.  458»  b^tt,  fMt 
^  gl^eUatiteiide  pari  pass.  Jersm.  9,  24.  —  s.  454>  *io^xi,  ist 
«prOdie  18, 1  sa  berfleksieliligeiL  —  8.457«  rrjMd,  MRJoä  2, 28. 
^  s.  458^  'Vff»,  bedentniig  1  kaim  gestnoheB  werden;  das  wovt 
bedeutet  spr.  14,  23  vorteil.  —  s.  467  ^  z.  5  ti.  add.  Jes.  11,4.  — 
6. 469*  D»d»,  eod.  babl.  rmä  eod.  B  19*  (▼.  jahxe  1009)  faab^  Jes. 


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432  f.  MOhlaa  o. W,  Volck :  W.  Geteniua'  kebr.  a.  chald.handwört erbuch. 

10,  28  b?357a  mit  sin.  —  s.  472*  war  zu  bemerken,  dasz  «Vtt  mit 
dem  genet.  nur  Jerem.  6,  11  und  Jes.  1,  21  vorkommt.  —  s.  473* 
X.  4  V.  u.  fehlt  der  stat.  constr.  Tibn  Jerem.  9,  1.  —  s.  477''  m73^ 
1)  nur  an  den  beiden  angeführten  stellen.  —  s.  484*  'rt^'Q  2)  ist  zu 
streichen.  Jerem.  13,  25  lesen  der  cod.  babylon.  und  die  rabbinische 
bibel  von  Jakob  ben  Chajjim  richtig  njTa,  die  stelle  gehört  also  zu 
8.  486».  —  8.  484  ^  die  Verbindung  '^ip^i  ' rrnsp  Joel  1,  9  verdiente 
erwähnung.  —  s.  488^  z.  2  ende,  add.  infolge  von  sündenerkennt- 
nis  Joel  2,  12.  —  s.  495»  z.  5,  add.  Jerem.  7,  11.  —  ^0^912  2)  add. 
1  Sam.  17,  20.  —  ri^'^yn  2)  besser  zu  JiD'^^^J.  —  s.  496 ^  nstbcn 
auch  2  chron.  15,  16.  —  byti2  und  nba^Da  sind  mit  einem  stern  zu 
versehen  (dem  zeichen ,  daaz  der  stat.  absol.  sing,  nicht  vorkommt). 

—  8.  497»  2.  1,  add.  Zeph.  1,  9.  —  s.  501 mbpj^a  wird  stets  ohne 
dagesch  geschrieben.  —  8.  504*,  nach  mtÖ^'^Ta  ist  ein  kommaxa 
setzen.  —  8. 506*  Dl*^))  Ib)  sprttobe  S,  2  im  ploraL  —  nitfi'n»,  qeri 
•ach  Jerem.  8,  6.  —  8.  507  m'^^t;  ,  Jas.  11,  6  ttebea  Vj9f.  —  8.  d08* 
sm^,  aucb  QKriiclie  12,  26.  19,  4  (vergl.  BtHistoli}?  ^  fl.  61d\ 
add.  iprlUiMi  18,  9.  <^  i.  619*  lilitt  BptXkAß 
1,  3,  vergl.  tr^iö-^'.  b«  loteterem  ««rto  irt  dkM  anr  6uimal  rot- 
kommoide  scliMiWng  zu  arwlhsen.  —  «.  520^  1. 18,  «dd.  i'^nyVnt) 
•prOfllie  30^  14.  —  i.  624»  s.  8.  4  li«st  Jmn.  6^  81.  20,  6  {mM 
20,  4.  in  stveieben  ist  29,  9).  a.  636^  «aeb  Jmm.  9,  9. 
18. 19.  8.  686*  &  18  «.  0tr«idi6  ^tote»'.  s.  17. 10  t.  u.  Ii« 
^toflen'.  —  $.687»  w  2b)  flcbon  Jeram.  16, 5  [2 a)  ist  16, 6  drw*- 
feUer  Ittr  15,  5].  —  s.  640»  &  20  t.  n.  ststt  "^r.  7, 17  (s.  p.)*  to 
kttrser  wd  dsutUiiber  *8'.  s.  641 »,  d«r  nateiiriiig  mitä  iraidi  Ssech. 
16, 12  erwIÜiiit,  —  s.  646»  «bssti  l«ids,  dwaeboaiadenMbscoi 
•afkgin  sidisad«  citai  «as  Iig^  |61  Ist  «npafsead.  s.  646*SiD9 
4)  add.  Jmm.  14, 8  ^  a.  649%  dar  plnral  b'^tt:;)  wird  a.  796^ 
bei  mg*)  xkbtiger  von  ali||al«it«t  —  s.  661»,  nd3  in  piel  bsd. 
aicht  eigwitL  Wanr0cfni%  TergL  Hitzig  su  Jeram.  19,  4.  — 
a*552*  «1)0]  aobott  Jas.  11,  6.  —  a.  667*  rms,  z.  5  nach  *20'  ist  ein 
aamikolon  su  aetaen.  — •  s.  560*,  zu  «5u  ia  dar  badeatung  'gier* 
T«rgl.  sprttdie  13,  2.  — *  a.  664*  unter  I  vardieate  die  form 
q[>rüche  4, 13  erwähnung.  —  tob  *)att  iat  bedeutung  2  zu  tUgei.  — 
8.  566  *  s.  6  lies :  ^spalte',  denn  an  allen  drei  stellea  £olgt  yb&n  oder 
trp^&rf.  —  8.  571'  z.  3  V.  u.  lies:  '31,  8.  9'.  —  s.  573*"qprüche 
12,  28  steht  aa^  nohtigcr  lesart  rr^Td  (n  mit  mappiq).  —  s.  573^ 
'jn'^,  impersonell  auch  sprüche  10,  24b  —*  a.  675*  2.  8,  Jerem.  12,  3 
(aiobt  22,  3)  ist  p^vifl^  gewählt  wegen  des  vocaagegangenen  v^'\^' 

—  8.  590^  letztes  wort;  statt  'körbe'  besser  mit  Hitzig  'reben, 
ranken'  «  O^VtbT  Jes.  18,  5.  —  s.  591»  ende,  statt  'bosheit'  liM 
'falschheit'.  —  s.  594*  IßO  nicht  von  der  totenklage  Joel  1, 13.  — 
8.  595*  ICD  bed.  Jerem.  22,  14  bedecken,  Ton  der  bedaohung,  wie 
1  kOn.  6,  9.  7,  3.  —  8.  599*  *i*nD  qal,  das  citat  Jerem.  5,  23  musz 
vier  Zeilen  tiefer  stehen.  —  s.  606''  hithpa.  Sprüche  14,  16  gebort 
au  nr.  1«  —  s.  607  *  fehlt  sprttobe  21, 24      r^'y^/m  in  übersohwaDg 


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YMflhiKlfLW.YolläLiWMMMM  4SS 

I  M 1»  18.  —  8.  614^  daiV,  *Hiob  80,  31'  ist  nach  m  tMlon; 
s.  4  ftge  in  klamnier  lünni 'irrig'.  —  t.  680 III wehen 
nicht  pasMncI  fÄr  die  mfltter  von  krieg« rn.  —  s.  633  ^  ^aammtf 
auch  Jerem.  8,  18.  —  s.  648''  p1^,  sprücb«  9,  18  blM«$ JP^^.  nadi 
Delitzsch  metaplast.  pliraL  e.  668^  hl^,  fehlt  Hioli  2,  12 
*8taub  auf  das  banpt  streuen'.  —  s.  654*  fi*i^cy  mit  DelitiBok 
und  Fleischer  wol  besser  'staubtoüe*.  —  ß.  657^  »i^N  ygp  schon 
1  Mos.  22,  18,  —  8.  659 z.  2  v.  u.  add.  '1  kOa.  10, 16'.  —  s.  664«» 
z.  2  lies:  'klug,  gescheut  werden  (eigeatL  hervorbringen)'.  — 
V*]?  streiche:  'daher  heimatlos,  verlassen*.  —  s.  669  ^Öy  hiph. 
!  l)'auch  1  Sam.  17,  25.  —  s.  681»  niph.  fehlt  Jes.  11,  18 
j  Tii^:.  —  8.  687'*  rrt^'^be  bed.  überall  concret  das  gerettete.  — 
I  8.  697  *  tlVye  bed.  Sprüche  10,  16.  11, 18  erwerb;  an  ersterer  stelle 
sponym  mit  hN^i^n,  an  der  zweiten  mit  ^3U5.  —  D^l^  kommt  in 
bdtg.  1  auch  2  Sam.  28,  8  im  kethib  als  mascul.  vor.  —  s.  699 
T3:  ^^ps  Jerem.  20,  1.  —  s.  706%  auszer  1  Mos.  2,  14.  Jerem. 
13.  nl,  63  wird  stets  rr^s  1115  gesagt.  —  s.  712^  9^^:^,  die  zweite 
«ridärung  (farbig)  ist  die  richtige.  —  s.  717   nniit ,  st.  constr.  nm^. 

—  s.  721  ri^ir  Joel  2,  20.  —  s.  722  nb^V besser  wol  n>xV<la 
eine  perf.-form  mit  a  in  der  zweiten  silbe  nicht  vorkommt.  —  s.  724  • 
n«::^,  tilge:  ^übertragen  brunst  (vergl.  —  s.  728*  z.  1  'ge- 
messenen, zierlichen'  passt  nicht,  weil  das  geschilderte  im  dunkeln 
vorgeht.  —  s.  738  S'ip  4  b)  mit  Si  auch  psalm  95,  2.  —  s.  741  ^,  den 
Eigennamen  der  form  qoheleth  konnte  noch  n'IBpTa  Nehem.  7,  7  bei- 
gefügt werden.  —  s.  746^  ISip  auch  Jerem.  9,'l6.  —  s.  751  •  rtJTJ, 
dasz  Delitzsch  zu  Jes.  43,  24  die  Übersetzung  'kalmus'  bestreitet, 
konnte  erwähnt  werden.  —  s.  751  ^        bed,  sprücbe  4,  7  'besitz'. 

—  8.  755*  z.  3  add.  Jerem.  21,  5.  —  y^P  ^^^>  knebelbart' 
m  ändern,  vergl.  3  Mos.  19,  27.  —  s.  755»'  z.  1  add.  Hiob  21,  4; 
z.  2  ist  '5'  zu  tilgen.  —  s.  765*  ist  die  form  T»nh^^  (mit  dagesch 
im  schin)  Jes.  5,  27  zu  erwähnen.  —  s.  765  z.  5  v.  u.  das  verkürzte 
imperf.  von  JiK^i  lautet  gewöhnlich  «»n^  ;  «'i'«  (mit  2  zere  und  auf 

I    der  letzten  silbe  betont)  kommt  nur  genes.  4l,  33  vor;  «"nni  Mich. 

'  1,  lu  und  N'in  Sachar.  9,  5  fordert  Heidonheim  in  seiner  penta- 
teuchausgabe  zu  genes.  41,  und  hat  Baer  in  den  text  aufgenom- 

'  «WL  —  s.  768*  z.  2  V.  u.  add.  sprüche  6,  11.  —  s.  769  Xätn  5)  dasz 
ilW  wort  auch  Jerem.  9,  14.  23,  15  mit  Tz^yb  verbunden,  geht  aus 
d«r  darstellung  nicht  hervor.  —  s.  772  D^'^a'i  auch  Jerem.  3,  3. 
14,22.  —  s.  776*  hiph.  z.  3  v.  u.  lies  1T[  statt  iy.  —  z.  4 
%e:  'niedertreten,  m.  aec,  Jes.  14,  6'  (s.  nr.  2).  —  s.  776  ürt'^ 
mimi  nur  im  plnr.  vor.  —  s.  777  n^»^  hiph.  schon  Sprüche 
11,  26.  —  8.  777»»  2.  17  V.  u.  statt  nufüg»  lies  'geräumig'.  — • 
als  BiMCuaaeh  Jerem.  4,  11.  12.  —  8.  780^  z.  3  add.  e)  auf* 
heben      dtvontragen,  z.  b.  schände,  sprtlche  3,  35  vergl.  14,  29. 

—  8.  782.  n  pf^  sprtfche  14,  28  vieileielil  als  abstnctbildung 
n  ftssen.  —  s.  785  ra*^"!.,  die  form  sprttehe  3,  90  sn  enrihneii.  — 

V*i»lirb.  f.  phU.  u.  pftd.  II.  »bt.  1879.  hft.  9.  28 


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484  F.M«UmiuW.yoUsW.O«Miiiiis>lMlir.ii*ehaia.]i«^ 


$.  786  fehlt        Mdraux  ipffldM  19,  IL  —    789%  tprOdM  10, 4 
ud  pnlm  ld(^  2  Ikgi  d&t  annähme  emes  a^j.       sdir  nahe,  yergi 
—  I«  790*  n|n  bad.  Mok  Hlehm',  Jevam.  7,  16  (neb« 
n^EF)).  14,  12.  —  i.  792  T^y^i  3)  steht  wol  beaser  gleich  nach  1); 
der  Mdeatnngsübergang  ist:  weidm  (pascere),  auf  etwas  bedacht 
sein,  sich  angelegen  sein  lassen.  —    797  to*l  1. 1  lies  ^zweimal' 
statt  'einmal*.  —  s.  801  ynzfnrr  auch  von  gott,  sprfidie  12,  2.  — 
8.  802  öQh  z.  1  tilge  '5'.  —  s.  805  •»ib  auch  5  Mos.  32,  13.  Jerem. 
4,  17.  —  8.  806  die  Stadt  Sokho  haifst  Jos.  15,  48  im  qeri  nbi^.— 
809^  s.  9  Hes  'zu  dir  reden'.  —  s.  814  ist  daa  unter  Ssamech 
geetriohene  wort  ala  p^ip  Hieb  20,  22  aufzunehmen.  —  s.  815  dar 
name  n^^ist  feminin.,  add.  4  Mos.  26,  46.  —  s.  820  das  pilel  von 
auch  Sprüche  1,  33.  —  s.  821,  dasz  *-)ip:)  and  ^HVi  nicht  ganz 
gleichbedeutend,  zeigt  spr.  5,  11.  —  s.  822*  anfang,  vergl.  Wetz- 
stein zu  Delitzschs  Jesaiacommentar  s.  702  (2e  aufl.).  —  s.  826 
Ib)  würde  es  besser  heiszen  Verwundung,  betrübnng'.  — 
•JT^atö  2)  besser:  zerbrechung.  —  s.  829'*  s.  17  ÜTd^  ist  nur  qeri. 

—  ■»'1®  alleinstehend  auch  Joel  1,  15.  —  s.  831  NVif  lies  'qeri; 
kethib',  nicht  umgekehrt.  —  s.  840^  zu  "^TTO  konnte  Joel  2,  2  ange- 
führt werden.  —  s.  847  von  "rjrc'  lautet  der  infin.  r^ib  Esther  2,  1 
und  "^t  Jerem.  5,  26.  —  s.  849  piel,  add.  Jer.  7,  3.  —  s.  852' 
CnVtD  B.  Jerem.  13, 19  adverbieller  accusativ :  vollständig,  in  Vollstän- 
digkeit. —  8.  853*»  nh'6  Joel  2,  8  ist  s.  120^  nr.  3  anders  erklärt.  — 
s.  861  JT?2«  1)  auch  Jerem.  5,  30.  —  das.  3b)  füge  hinzu:  2  Sam.  21, 21 
••yttXÖ  kethib,  »yiz^  qeri.  —  s.  867  *  ^fi^  als  femin.  auch  Jerem.  15,  9 
kethib.  —  s.  874**,  die  pluralform  D^Dtö  ist  gleich  neben  der  volleren 
Schreibung  (mit  zwei  jod)  zu  erwähnen.  —  s.  878  S)ptt3  auf  leblose 
dinge  übertragen  kommt  nur  im  niphal  vor.  —  s.  8^9  der  plur.  ü^^'p'O 
auch  spr.  12, 17.  —  s.  883  ^         kommt  nur  in  der  pausalform  vor. 

—  s.  892  mwi^in,  streiche  'des  glückes'.  —  s.  896  nbsin  schon  exod. 

25,  4.  —  s.  895  T'Qbn  nur  an  der  angegebenen  stelle.  —  s.  903 

fehlt  Jes.  14,  19.  —  s.  905  n^iBn  apfelbaum,  auch  Joel  1,  12. 

Der  druck  ist  so  correct,  wie  man  ihn  bei  einem  so  groszen, 
durch  manche  Störungen  aufgehaltenen  und  doch  rasch  zu  vollenden- 
den werke  nur  verlangen  kann,  nicht  ganz  selten  ist  der  buchstabe 
3  beim  reindruck  abgesprungen,  z.  b.  s.  139*.  223*.  487**.  533^ 
661*.  564*.  620^  681*.  748^  viel  seltener  andere  buchstaben  wie 
T  245  **  oder  C  628*.  vocale  sind  verhältnismäszig  selten  abge- 
sprungen j  ref.  erwähnt  z.  b.  s.  127**         496*  nB72^  847*  np.\b. 

Die  citate  sind  im  ganzen  zuverlässig,  abgesehen  von  dem  sclioa 
oben  gelegentlich  erwähnten  notierte  ref.  folgendes:  s.  5*  z.  13 
lies  461  statt  431.  —  8.  19  "^blH  z.  2  lies  33  statt  37.  —  s.  390» 
z.  9  lies  3,  5  statt  3,  3.  —  s.  474*  z.  6  Hes  6  statt  16.  —  s.  682* 
z.  15  lies  63  statt  69.  —  s.  729*»  z.  15  v.  u.  Hes  13  stett  28.— 
s.  732  m-ii&  letzte  zeile  lies  3  statt  7.  —  s.  792  M:^^  1  a)  lies  23, 1 
statt  23,  2.  —  s.  816  yib  lies  zweimal  ^psalm  29,  6*  atatt  'psaha 

26,  9'.     s.  828  *  z.  18  y.  u.  lies  19  ataU  14. 


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Von  aaderw^tigen  druckfeblern  seien  erwähnt:  8.  17^  s.  16 
lies  Tjrsf''  nicht  «jj.  —  s.  36*»  z.  11  v.  u.  lies  D'^Vt?  (vorn  zere).  — 
s.  71  ^  z.  3  lies  V«S1«  (a  ohne  dagesch).  —  s.  113*»  rtMbla  (b  ohne 
dagesch).  —  s.  153^  z.  5  y.  n.  lies  Mesopotamien.  —  s.  260^'  z.  12 
u.  lies  (vom  cheth).  —  s.  304*  z.  11  v.  u.  lies  Joel  1,7.— 
B.  369^  z.  6  lies  ^lö-jn.  (vom  chireq).  —  s.  380*  z.  2  lies  y^ip 
(zweite  silbe  mit  pathach).  —  470*  z.  9  v.  u.  lies  Jes.  statt  Jer.  — • 
8.  608*  statt  neO**'  lies  '160»".  ~  s.  511*  z.  21  lies  Jes.  statt  Jer. 
—  s.  581»  z.  4  V.  u.  lies  Sdb'i  statt  Stb'i.  —  s.  609  *  z.  6  sind  die 
beiden  hebr.  Wörter  umzustellen.  —  s.  670"  lies  AepK€TU)  statt 
AeKp€Ti().  —  s.  701»  z.  19  lies  n^BIcn  (qamez).  —  s.  744''  z.  13 
V.  u.  lies  Tpr:  statt  ^^^p.  —  s.  771^  z.  5  v.  u.  lies  n^in  (qamez, 
nicht  ssegol). s.  880»  z.  7  v.  u.  lies  "fn'id  (qamez)!  —  s.  880^ 
mitte  lies  mp'^^ltt)  (schewa).  —  s.  893»  z.  5  v.  u.  lies  "^aja^n  (vom 
chetb).  —  s.  899^  z.  11  lies  *Abujviboc  (spirituß  lenis).  —  &  436' 
z.  1  'nach*  ist  wol  nur  Schreibfehler  für  'vor'. 

Für  eine  neue  aufläge  empfehlen  wir  den  herausgebern  in  erster 
linie  eine  genaue  vergleich ung  des  Fürst- Rysselschen  Wörterbuchs, 
welches  wir,  nebenher  bemerkt,  in  der  band  recht  vieler  lehre  r  wün- 
schen. —  Dasz  die  einleitung  gründlicher  durchsieht  bedarf,  ist  schon 
erwähnt  worden,  wenn  irgend  möglich,  ist  auszer  dem  arabischen 
und  syrischen  aiphabet  auch  ein  Verzeichnis  der  äthiopischen  buch- 
staben  beizugeben;  es  ist  das  im  interesse  der  studierenden  wün- 
schenswert, welche  in  Wörterbüchern  und  öfter  noch  in  commentaren 
und  grammatiken  äthiopische  Wörter  angeführt  finden,  deren  lesung 
ohne  den  nicht  zu  verlangenden  besitz  einer  äthiopischen  grammatik 
möglich  gemacht  werden  musz.  —  Viele  änderungen,  die  ref.  vor- 
genommen wünscht,  ergeben  sich  aus  dem  im  verlaufe  dieser  anzeige 
bemerkten,  hier  sei  nur  noch  6ins  hervorgehoben,  wo  sich  bei  einem 
verbum  verschiedene  constructionen  finden  und  diese  angegeben  wer- 
den, sind  die  zur  erläuterung  angeführten  stellen  so  zu  ordnen,  dasz 
man  erkennt,  welche  constmction  an  jeder  stelle  gewählt  ist.  s.  451 
z.  b.  ist  gesagt,  das  verbum  in?3  werde  verbunden  'mit  dem  infin. 
mit  und  ohne  b,  z.  b.  2  Mos.  2, 18.  10, 16'.  hiemach  sollte  man  er- 
warten ,  dasz  an  der  ersten  stelle  b  stehe ,  an  der  zweiten  der  blosze 
infinitiv;  in  Wirklichkeit  ist  es  gerade  umgekehrt,  als  Beispiel  einer 
zweckentspredienden  anordnong  sei  auf  3«)p  hijoh,  hingefriesen. 

B«f.  ist  mehr  ins  d«taü  mgegangen,  ids  es  gegenwärtig  bei  an- 
leigM  ftbliehi  er  glanible  m  tiran  sn  dttafftm,  eiimial  um  auch  an 
ninem  ieS«  etwas  znr  verroUkaBUDimg  eines  so  wiehtigcn  lulfiB- 
mittels  beim  Studium  des  A.  T.  bsisotragen,  dann  aber  andi  weü  sr 
kolRe,  in  cBassr  bespreelning  anoh  den  benntseni  des  Qessninssdien 
wOrteriinohs  msnebes  Tsrwendbars  daisnbietsn.  er  sehliesitmit  dem 
wimsche,  dass  die  nennte  anflage  nieht  erst  naeh  zebn  jabren,  son- 
dern sebon  naeh  imm  lastmm  nOtig  werden  mdge. 

Beslin.  HmuiAMM  L.  Strack« 


28» 


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486  C.  Utimum  toi  ptaweologi>  Kt  dk  obwea  gyiwiM«1twtii. 

47.  I 

LATEINISCHE    PURAäKULOGIE    FÜR  DIE   OBEREN  GYMNASIALCLASSC^ 
VON    DK.  CARL  MEISSNER,    PROFESSOR  AM  HERZOGL.  KARLS- 

GYMNASIUM  IN  BEftMBU&a.    Leipzig,  diuck  und  verlag  von  B.  G. 
Teubn^.  1878. 

Ik  thum  aaftate  *4ie  lat.  spreoli-  und  tchreibübungoi  auf 
gnmdlage  der  lectüre'  (neae  jabrb.  1678,  13  h«ft)  bemerkte  ich,  | 
dasz  bei  den  selbständigen  pfaraMiisammlangen  der  schtkler  *dt8 

buch  von  C.  Meissner'  zn  gründe  gelegt  werden  kOnne ,  ohne  dasz 
ieb  daran  daebte»  du  blidh  eelbst  näher  in  bezeichnen  und  so  leichter 
mgliiglkli  IQ  aachen.  und  gewis,  wenn  ein  aebulbuch  in  diesem 
Tweige  des  gymnaeialuntenriefats  empfehlnng  verdient,  ist  es  die  j 
Meissnersche  phraeeologie.  zwar  hat  die  erkenntnie,  daas  die  kxüg- 
keit  im  freiem  gebranebe  der  lateinigehen  spräche  neben  der  gram- 
matisdien  sicbeidbeii  «nf  den  gymnasien  mehr  ab  ee  bisher  geseheha 
erstrebt  werden  müsse,  in  den  letzten  jähren  eine  reibe  von  Phra- 
seologien zn  tage  gefördert ;  indes  eine  eigentliche  schulphraseologie 
bat  uns  immer  noch  geTehlt.'  der  anhang  zu  Harres  hauptregeln  der 
lateinischen  syntax  (Berlin,  Weidmann)  ist  so  dürftig,  das  er  höch- 
stens flir  Obertertia  ausreicht;  zugegeben,  dasz  die  grammatischen 
repetitionen  in  secunda  nach  diesem  büchlein  erfolgreich  vorge- 
nommen werden  können,  so  bietet  jedenfalls  die  angefügte  phrasen- 
sammlung  nichts  mehr  für  den  angehenden  secundaner.  die  latei- 
nische wortkimde  von  dr.  H.  Perthes  ist  viel  zu  umfangreich,  als 
dasz  man  sie  dem  schüler  in  die  hände  geben  könnte;  zudem  ist 
Cäsar  darin  ganz  ausgebeutet,  so  dasz  dem  schüler  fast  nichts  mehr 
zur  eignen  notierung  übrig  bleibt  und  die  anläge  selbst  ist  nicht 
von  der  art,  dasz  sie  für  selbständige  Sammlungen  von  phrasen  als 
muster  dienen  könnte;  auch  die  coUectaneen,  wie  sie  Perthes  in  anm. 
zu  s.  XVni  des  Vorwortes  zur  wortkunde  im  anschlusz  an  Cäsar 
empfiehlt,  gestatten  in  Verbindung  mit  einem  so  ausgedehnten  bucbe 
keine  Übersicht  und  erschweren  die  aneignung  des  phraseologischiu 
Sprachschatzes,  weit  mehr  beachtung  verdient  schon  das  buch  V'  n 
G.  Wiehert,  'das  wichtigste  aus  der  phraseologie  bei  Nepos  und 
Cäsar'  usw.  (Berlin,  Weidmann  1872);  dasselbe  hat  den  zweck  'als 
anhält  zu  weitern  selbständigen  Sammlungen  aus  Livius  und  Cicero, 
sowie  als  beihilfe  bei  den  ersten  versuchen  freier  lateinischer  ar- 
beiten, besonders  historischer  art'  zu  dienen,  ist  'nach  materien  ge- 
ordnet' und  'zunäcb.it  für  secunda'  bestimmt,  es  ist  dies  ein  in  sei- 
ner art  vortreffliches  buch  und  wird  dem  lehrer  der  tertia  bei  der 
lectüre  des  Cäsar,  sowie  auch  für  Nepos  in  quarta  ein  willkommenes 
bilfsmittel  sein,   allein  der  anschlasz  an  zwei  Schriftsteller  aUflift 

1  die  Phraseologie  TOn  H.  Probst  (Köln,  Du-Mont-Schanberg)  ist 
mir  an  spät  bekannt  geworden,  als  dasz  ich  sie  hätte  berücksichtigen 
können,   dieselbe  scheint  bei  mancherlei  vorlügen  doch  nicht  allen  an-  1 
.fordernngen  zu  genügen.  ', 


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C. Meissner:  lat. phraseologie  £iir  die  oberen  g^mnasialclaMen«  437 

musz  der  pbrasensammlung  eine  gewisse  einseitigkeit  geben  und 
die  aufnähme  der  phraseologie  anderer  schriftsteiler  erschweren; 
denn  in  den  mancherlei  Schriften  Ciceros  werden  viele  Wendungen 
sich  finden ,  die  in  den  kategorien  einer  Cäsarischen  phrasensamm- 
inng  kaum  sich  unterbringen  lassen;  auszerdem  hat  Wiehert  durch 
die  grosze  zahl  der  capitel  und  gar  der  vielen  Unterabteilungen  der 
Übersicht  wenig  Vorschub  geleistet,  nicht  geeignet  als  grundlage 
selbständiger  Sammlungen  sind  die  phraseologie  von  dr.  C.  E.  A. 

*  Schmidt  (Braunscbweig  1864)  und  die  von  dr.  E.  Berger  (Celle 
1878).  bei  Schmidt  ist  die  phraseologie  einzelner  nomina,  z.  b. 
dignitas,  gloria,  negotium,  pars  usw.  ganz  erschöpft;  anregung  zu 
eigner  thätigkeit  des  schülers  scheint  nicht  bezweckt,  ist  auch  beim 
gebrauche  des  buches  nicht  zu  erwarten.  Berger  hat  zunächst  nur 
die  absieht,  einen  anhang  zu  seiner  Stilistik  zu  geben  und  zwar  zu 
den  Paragraphen,  wo  von  dem  Verhältnisse  des  metaphorischen  aus- 
dmciEB  der  deutschen  ro  dem  metaphorischen  ausdrucke  der  lateiner 
gehandelt  wird,  die  Sammlung  Yon  Beispielen  sei  ursprOnglich  nur 
za  priyatxwookeii  fllr  d«B  mUaBvn  mtUtmehi  bestimmt  gewesen, 
▼orzQgsweise  sollen  an  ümen  die  erlernten  stilietischen  regein  zmn 

.  kkrern  bewnetsein  gebrecht  werden«  adion  hieraoe  geht  hervor, 
clasz  wir  bei  Berger  &ht  finden«  was  wir  snohen ;  zudem  hat  er  wie 
ancb  Sohmidt  die  elphabetisohe  anordnmig  angenommen  und  mate- 

^  neu  sind  nur  da  lu  finden,  wo  sie  sieh  nieht  abweisen  lassen,  es 

'  eiithSlt  das  Bergersehe  buch  eine  respeetable  auabente  von  'lese- 
&Qflliten%  ist  ab^  kein  sohulbaoh,  und  was  die  sohfiler  damit  machen 
wUen,  sehe  ieh  trota  dr.  Pfondtners  enpfehlung  in  den  *E6nig&- 
b«cger  wissensohafll.  monatsblüteni*  nichik  ein. 

In  ICeisaners  phraseologie  dagegen  besitaen  wir  eine  syste- 
matisoh  angelegte  leieht  übersehbare  anleitung  fttr 
reifere  gymnasialsehUler,  ihr  selbstgewonnenes  phra- 
seologisohes  material  in  guter  Ordnung  fflr  nachmalige 
Torwendung  unterzubringen,  ein  solches  buch  bedürfen  un- 
sere schttler  und  müssen  wir  ihnen  auch  in  die  band  geben,  die 
kategorien,  welche  bei  Wiehert  in  der  stattlichen  zahl  von  28  auf- 
treten, hat  Meissner  auf  17  reduciert  und  damit  die  Sicherheit  dea 
ftberbUcks  wesMitlich  gefördert,  die  ungleiehheit  der  ansdehnung 
der  eimehieB  kategorien  bei  Wiehert,  die  ihren  grund  im  ausschliesz- 
lichen  anschlusz  an  Nepos  und  Cäsar  hat,  maoht  einer  gleich- 
inSszigeren  einteilung  plati.  wtthrend  Berger  und  Schmidt  bald 
citieren,  bald  nicht,  somit  ganz  ungleichmäszig  bald  die  quelle  der 
P^nase  bezeichnen,  bald  dahingestellt  sein  lassen,  enthtflt  sich 
Meissner  aller  citate ,  und  dies  mit  recht;  in  unsrer  sohulgrammatik 
sind  auch  keine  citate,  denn  der  schtüer  braucht  keine  und  verlangt 
auch  nicht  darnach.  Meissner  hat  femer  in  planmäsziger  weise  seine 
phraaen  aus  den  schriftsteilem,  die  beachtung  finden  können,  aus- 
gezogen und  dabei  —  ein  ganz  wesentlicher  vorzug!  —  diejenigen, 
welche  leitende  gesiehtspuncte  bieten,  gewissermasaen  als  ton- 


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438    C.  MfliMBirt  UL  phraaeologta  Ittr  <U«  oberen  gymnaairicUaaen. 

angebende,  an  die  spitze  treten  lassen,  dasz  er  vielleicht  Livius  mehr 
beachtung  geschenkt  hat,  als  dies  die  rücksicht  auf  die  richtung  un- 
serer schulgrammatik  gestattet  (z.  b.  s.  149  das  Livianische  quantis 
maxirais  itineribus  potest  entgegen  gramm.  §  214,  2,  anm.,  wonach 
quantua  mit  snperl.  nur  nach  tantus  folgt,  wie  denn  auch  Cäsar  und 
Cicero  quam  maximis  usw.  sagen),  darüber  will  ich  nicht  mit  ihm 
rechten,  um  so  weniger  al$  sonst  sogleich  die  gefahr  nahe  liegt,  dasz 
man  als  'Ciceronianer'  geschmäht  werde,  mit  wahrer  freude  hat 
referent  die  Sammlung  der  phrasen  an  den  stellen  gelesen ,  wo  man 
dem  Verfasser  schritt  für  schritt  im  Cato  maior,  Laelius,  in  den  brie- 
fen  Ciceros  folgen  kann!  glaubt  man  doch  gewiseermaszen  zugleich 
mit  ihm  die  freude  des  auffinden^  einer  coulanten  phrase,  einer  ele- 
ganten Wortverbindung  zu  genieszen !  hat  einmal  der  schOler  diesen 
genusz  begriffen,  entweder  in  seinem  handbuche  einen  alten  be- 
kannten zu  finden  oder  diogem  neue  selbstaufgefundene  beizufügen, 
dann  treibt  es  ihn  unwillkürlich,  die  arbeit  auch  selbst  fortzusetzen, 
und  bald  wird  mit  dem  anwachsen  der  phrasensammlung  die  ge- 
waudtheit  in  der  lectUre  und  im  freien  ausdrucke  von  selbst  er- 
folgen. 

Jedoch  in  der  art,  wie  Meissner  sein  bach  benützt  wissen  will, 
stimme  ich  nicht  mit  ihm  überein.  er  schlägt  nemlich  vor,  die 
schuler  sollen  die  selbstgefondoien  phrasen  in  ihr  präparationsheft 
eintragen,  dann  sind  aber  phraseologie  und  eigene  Sammlung  zwei 
TöUig  geschiedene  dinge,  w«0  wir  gerade  niobt  wollen ;  im  gegenteil, 
das  buch  soll  dar  ttanun  utt  tuid  das  fandaamt  bilden ,  auf  wel* 
^«m  die  lelbatibidige  sammliiiig  sieh  aufbaut  trofes  dem  wider- 
Bpnieli  Ton  Perthes  (wortkimde  ra  Cisar  L  L)  Init  ieh  der  ansiclit) 
dass  der  sdilQer  sieb  sein  eaemplar  mit  weissem  papiere  diix€h- 
sehiessen  lasse  —  es  sieht  nieht  sn  befUrdhten,  dass  das  bodi  da- 
dordi  tudumdlieh  werde,  wie  iöh  aas  erfidmmg  bsieiigen  kamL  — 
Knr  so  ist  es  mOglioh,  dass  dersohlüer  einheitlieh  arbeitet;  b« 
der  leetOre  wird  er,  sobald  ihm  irgend  eine  bemerkenswerte  phrase 
anfbtOsst,  im  bnehe  naehsehen,  ob  das  Yon  ihm  gefandene  dort  ge- 
druckt stsht,  wenn  nidit,  wird  er  es  an  dem  gehörigen  ort  netleML 
auf  diese  weise  ist  der  sohtder  Immer  Tersnlasst,  &  im  budw  va- 
handenen  und  die  ton  ihm  selbst  belgefttgten  phrasen  von  neuem 
dnrehsnsehen,  so  dass  binnen  kunem  ihm  das  honA  nebst  der  eig* 
nen  sammhmg  in  geistigen  beeüa  ttbergeht 

Qewis  hat  der  Ter&sser  redit,  wenn  er  immer  Ton  der  latebii- 
sehen  phrase  ausgieng  und  auch  das  sum  nachsohlsgen  der  einaebieii 
redewendungen  passend  eingerichtete  register  lecUjgüdi  dem  latai- 
niscben  ausdrucke  bestimmte  (während  z.  b.  Berger  seiner  phraseo- 
logie ein  deutsches  register  anfUgte) ;  der  schlller  soll  ja  aneh  vom 
lateinischen  autor  ausgehend  seine  aufzeichnungen  maoiien.  aber 
damit  ist  das  gebiet  der  vergleichenden  Stilistik  nicht  ausgeschlossen, 
so  wichtig  es  ist,  darzuthuU;  'weiche  Wörter  unter  einander  im  ktoi- 
nisohen  eine  yerbindung  eingehen  können?  (so  Meissner  in  der  toc^ 


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OL  Meissner:  lai  phraseologie  für  die  oberen  g^mnasialclassen.  439 

rede  znr  phraseologie),  ebenso  wichtig  ist  es  für  den  deutschen,  der 
die  phraseologie  gebraucht,  zu  erfahren,  welche  deutschen  Wörter 
verbunden  werden  müssen,  um  der  lateinischen  phra&e  den  adäquaten 
deutschen  a^sdruck  gegenüberzustellen,  ja  es  ist  oft  geradezu  die 
abweichong  der  lateinischen  phrase  von  der  deutschen  Wortverbin- 
dung beim  eintragen  der  ausdrucksformen  maszgebend  und  lenkt 
gewissermaszen  nnsre  aufinerksamkeit  sof  dieselben,  ich  erinnere 
nur  an  das  triviale  bellom  panuw  tioli  nun  kriege  rüsten,  gewis 
wttrde  ee  mtnamdm.  einftUaii,  beUom  puem  in  dne  phraseologie 
loftimehnittn,  wewn  aneh  wir  deutoehe  'den  krieg  bodten'  sagen 
vflidia.  iades  hat  doch  anch  der  henr  Ter&MW  durch  Mtbm  ^el- 
fMheii  anachlpaK  an  N^gaUbach  gezeigt,  dasz  er  eiöh  dieser  'sprach- 
vfiK^^Mdmii^  der  allerwiehftigsieB  art'  (Nägelab.  s.  8,  6  anfl.)  beim 
besten  wiUen  nicht  gans  entliehen  konnte,  nnd  gewis  nicht  anm 
Bsehteils  des  bn^ea;  denn  gerade  da,  wo  die  yergleidning  der  latei- 
nisehen  mit  der  deotschen  phraae  imhe  gelegt  wird,  ist  damit  nn- 
iriUkfirlidh  rar  gedankenarbeit  angefordert  refoent  Ist  also  der 
«umihti  dasa  die  ttbertn^^oagins  denteehe  in  einer  sehnl-phmseologie 
ToUe  beachtnog  'verdient  nnd  die  schfller  duoh  eine  correcta  mid 
degsnte  wdentsdrang  der  im  buche  gebotenen  phrasen  eine  an- 
mmg  aar  gleichen  thfttigkeit  erhalten  soUan. 

änge,  die  sieh  dnzäi  die  schulgrammatik  ededigen  nnd  die 
bereits  auf  der  nntem  oder  mittlem  Obife  gelernt  wurden,  gehfiren 
nicht  in  eine  phraseologie  fttr  obere  gynmasialelassen ;  sie  machen 
das  baeh  dickleibig  oder  versperren  wichtigem  und  wesentlichem 
den  platz,  für  grammatische  repetitionen  haben  wir  hilfsbtlchlein 
von  Harre,  Sduqier  naw»;  die  phraseologie  darf  hierin  nicht  bei- 
gezogen werden,  im  folgenden  gebe  ich  eine  reihe  von  phrasen  ans 
Meissner,  die  sich  in  der  schulgrammatik  behandelt  finden,  unter 
der  schulgrammatik  verstehe  ich  nach  Gebhard!  (neuejahrb.  18 78, 
5  n.  6,  s.  246)  die  zur  'einheitsgrammatik'  bestimmte  von  Ellendt- 
Bejö'ert ,  die  bereits  in  Norddeutschland  'ein  nicht  zu  bestreitendes 
principat  erlangt  hat'  (so  Warschauer  im  Übungsbuch  fdr  tertia)  und 
auch  in  Würtemberg  und  Baden  die  herschende  ist.  ob  sie  es  bleiben 
tann,  ist  allerdings  eine  andere  frage,  namentlich  wenn  sie  noch- 
mals so  'verbessert'  wird,  wie  in  der  19n  aufläge,  man  vergleiche 
nur  die  zahlreichen  ausstellungen,  w  elche  in  diesen  tagen  dr.  Teuber 
in  der  Zeitschrift  für  gymn.-wesen  (1879,  2/3,  s.  132—142)  an  ihr 
gemacht  hat  und  die  sich  noch  sehr  vermehren  lassen,  so  ist  bei- 
spielsweise das  imperfectum  jetzt  ganz  unlogisch  behandelt,  in  §  239 
anm.  3  wurde  das  stilistische  moment  (Berger  §  136  'drohen,  ver- 
sprechen') nur  zur  hälfte  herübergenommen;  in  §  270  anm.  passt 
^aB  beispiel  nicht  zur  regel ,  denn  in  'bona  Pompei  qui  emeret  in- 
"ventus  est  nemo  praeter  Antonium,  praesertim  cum  tot  essent,  qui 
aha  omnia  auderent'  (Cic.  Phil.  II  64)  heiszt  praesertim  cum ,  wel- 
ches elliptisch  zu  erklären  ist,  'obgleich'  —  so  lehrt  Madvig  de  fin. 
8*  188  f.  und  nach       NSigelsbach  s.  543  «-t  es  ist  somit  hier  ^nicht 


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440    C.  M«iiiBier:  laL  phrMeologie  fSr  die  ol>er6n  gymaaaialclaflaen. 

ein  besonderes  gewicht  auf  die  eansale  beetimmang  gelegt',  weil 
der  BobtUar  gtr  Uiii  eiiiatk  heetimmnng  &aAm  ksmi;  d^oa  diese 
wird  erst  Idar  tm  dem  eiwoMbiebeadai,  'wia  um  so  mebr  n  jm- 
wundooi  war*,  wie  ÜXkkidg  dia  beispiek  raridiart  worden,  geht  aoob 
daiaia  harrar»  dau  noch  hi  der  19m  aaflage  in  4am  obam  citetBa 
baaviflla  CaaHria  (!)  statt  Famfm  atahaa  blieb  1  —  In  dleaar  aeholp 
grammaük  alao  finden  sieh  aalüm:  gnonm*  §  366,  anm*  8  ftrit  eu 
—  Maiaiiiera.l2;gr.  §  146  mal  eto.  eaoaa— IL  a«35;  gi.  §  23, 1 
mum.  apena  —  IL  a.  44;  gr.  §  169  eonankva  aliqnMt  —  M.  a.  4S$ 
gr.  §  leiepiacaridamn  — ]La.i07|gr.  §66iBteisiiperi  — H. 
a.  105;  gr.  §  168  anpplieaia  dao  —  IL  a*  107{  gr.  §  191,  2  anm.  % 
domi  —  foria  —  M.  &  110$  gr.  §  968  anm.  3  etatit  per  dUqMi 
^ominoa  —  M.  a.  148;  gr,  g  176  amn.  8  sfliaara  alifoem  aUqna  fe 
*—  IL  a.  87  Q.  a.  m. 

Eina  phraaa  ist  *eine  Verbindung  tob  w8rtoiB%  aomit  gahlhm 
ainiahM  wMer  niebt  in  eine  phiaaaakgia»  aalbatraratiMQiidi  gibt 
ea  ananahman  im  stilistisehen  intevaBse,  z.  b.  enraücnes  teihniithodsn, 
tampoca  Chronologie,  stunden  usw.  jadoab  nicht  in  eine  phraseohigie 
gehören  s.  b.  idiota  Laie  (ündat  aioh  sogar  zweimal^  a.  10  gradatim, 
iu  6  terrae  rnotns,  s.  14  tempoa  aaiii  (baidaa  lanan  die  aeKtaaar  im 
TOcabnlar);  a.  120  argentarioa  n.  a. 

Im  allgemeinen  kann  man  am  deutschen  ausdrucke  nichts  aus- 
setzen ;  derselbe  ist  correct  und  elegant,  nur  folgattde  klainigkeiien 
dürften  auffallen:  s.  27  'dies  bat  eine  ganz  andere  bawandtnis', 
wol  richti^r:  *  damit  hat  es  nsw/  s.  96  wird  ira  deferyescit  über- 
setst  *der  zom  verbraust',  s.  99  cupiditates  alicuiua  deferbuemnt 
*jamand  hat  sich  ausgebraust' ;  so  bekannt  die  entere  Wendung  ist, 
so  neu  dürfte  die  letzte  'hat  sich  ausgebraüst'  aii&;  bei  nna  in  Süd* 
dentschland  kennt  man  sie  jedenfalls  nicht. 

Mit  recht  darf  der  Verfasser  es  als  einen  vorzug  seines  büch- 
leins  in  anspruch  nehmen,  dasz  er  den  schüler  vor  germanismen  und 
stilistischen  fehlgriffen  warnt,  die  zahl  dieser  Warnungen  möchte 
referent  noch  durch  folgende  vermehrt  wissen :  s.  20  ist  bei  vita 
oder  hac  luce  frui  nach  Scyff.  Pal.  Cic.  28  vor  gaudere  und  s.  58 
latinis  litteriä  oder  latine  doctus  *kenner  der  lateinischen  spräche' 
nach  Seyfif.  ib.  s.  9  vor  cognitor  zu  warnen;  s.  76  bei  significare 
nach  Berger  stilist.  §  5  vor  alludere,  s.  132  vor  mittere  in  exilium, 
8.  94  bei  fidem  servare  *sein  wort  halten'  vor  teuere  zu  warnen. 

Vervollständigungen  bez.  yeränderongen  wünscht  referent  in 
folgenden  puncten : 

•  B.  5  zu  ventis  secundis  uti  in  klammer :  auch  bildlich,  vgl.  Cic. 
ad  Att.  II  1,  6.  s.  7  zu  via  trita  füge  bei:  iter  tritum  in  Graeciam, 
aus  Cic.  phil.  17.  s.  8  setze  in  der  phrase  de  via  decedere  alicui  das 
de  via  in  klammer,  weil  decedere  alicui  auch  allein  schon  die  be- 
deutung  hat  'aus  dem  wege  gehen',  Sommerbrodt  zu  Cic.  de  sen. 
§  63.  s.  9  ergänze  die  anmerkung  nach  Seyffert  zu  Laelius  (aus- 
gäbe von  C.  F.  W.  Müller)  s.  51  'und  in  vergleich  des  lebens  mit 


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C.  IMM&ert  Ia4.phzai6ologie  far  du  ohetmn  gymnMialelMim.  441 

einer  proyinz  auch  decedere  de  vita*.  s.  12  fehlt  zu  nihil  mihi 
longius  est:  auch  quam  cum  iuf.  =  langweiliger  als,  vgl.  Cic.  pro 
Kab.  post.  §  35;  ferner  gehört  hierher  longius  fit  es  dauert  zu  lange, 
aus  Cic.  fam.  VII  3,  6.  s.  14  oder  auch  s.  68  setze:  tempora  stun- 
den, nach  Sieb,  zu  Nepos  Att.  4,  3  und  Cic.  fiim.  VII  1,  1.  s.  15 
dasz  mature  'zu  früh*  heiszt,  somit  unter  gramm.  §  214  anm.  fUllt, 
kann  aus  dem  beispiele  Nepos  Att.  II  1  nicht  geschlossen  werden; 
wol  aber  heiszt  es  'schon  frühe',  wozu  vgl.  Anton,  Studien  zur  lat.^ 
gramm.  und  Stilist.  I  s.  96.  s.  16  in  collum  invasit  bei  Cic.  phil, 
n  77  hat  NSgelsbach  (ausgäbe  von  Iwan  Müller)  s.  381  richtiger 
'flog  an  den  hals'  tibersetzt.  8.  17  ergänze  inmanibus  gestare  durch 
habere  aus  Cic.  fam.  I  9,  10.  s.  18  füge  zu  ad  pedes  se  proicere 
noch  se  abicere  aus  Cic.  Att.  IV  2,  4,  fam.  IV  4,  3.  s.  27  initium 
capere  ist  mit  Perthes  (wortkunde  zu  Caes.  b.  Gall.  I  1)  durch  ab 
aliqua  re  zu  vervollständigen,  s.  28  füge  nach  Wicheii;  phraseologie 
8.  21  causam  interserere  bei.  s.  31  ist  nach  Seyffert  zu  Laelius 
8.  364  zu  berichtigen  und  somit  complexa  statt  amplexa  zu  lesen 
in  der  phrase  is  quem  fortuna  amplexa  est.  s.  35  gehört  zu  quid 
attinet?  notwendig  nihil  attinetj  denn  —  lehrt  Seyffert  (zu  Lael. 
8.  280)  —  das  impersonale  attinet  wird  immer  nur  in  Verbindung 
mit  der  negation  oder  in  der  rhetorischen  frage  quid  attinet?  ge- 
hraucht.  s.  37  zu  beneficiis  obstringere  aus  Cic.  üan,  Xiii  18|  9 
obligare.  s.  39  vermisse  ich  ungern  necessitudo;  es  dttrftejedeiiliidls 
eine  phrase  mit  diesem  waitoMfranduaen  sein,  z.  b.  in  Beoesiita* 
diMm  mipers  sot  Cio.  hm*  X1II19, 3.  b*  41  sq  mentionem  inioore: 
tioh  uiosvi  «iMoiaty  CSo.  Att.  XVI  ft,  3.  s.  45  betont  der  vef&saer 
iMMmfai  das  In  ni  der  pkcnie  occupatnm  esse;  daiui  dtrf  er  wol 
wdi  diitiMri  in  aUqoa  re  X.  b.  Cie.  fem.  711  9, 4  nieht  übeigoheii. 
8.  SO  Bamtn  bebere  reprebensloiiis,  wtlobes  bn  Cio.  p.  Plane.  %  84 
einer  Orfliehkeit  gesagt  wird»  ist  nebtiger  mit  *T0nuilas8ang 
somisdel  bieten' als 'haben*  flbersetst.  s. 82  dtirfte sn anm. ^ 
^  Worte  ezeresre  naeb  KSgelsbaeb  s.  8(M  die  bedeatong  *knne 
^  lassen'  an  stelle  der  «rsten  dort  gegebenen  am  platse  sein. 

S4  ist  in  der  dsotsobea  pbrase  'in  den  (grOsten)msiigeI  geratben* 
MaeelMn:  in(dengv8stea)  msagsl  geratben*:  denn  smui  sagt  wol 
%  mangel  g«ratbeB%  niebt  aber  *in  den  mangel  gerathen*.  s.  39 
aeqoi  et  iidqni  ist  naeh  gramm.  §  348^  8  anm.  1  aequi  iniqni 
oder,  wie  es  bei  Cio.  hm.  m  6,  6  heiszt,  et  aeqni  et 
nehmen,  s.  42  da  besonders  in  der  lateinisdien  eonversatioii  dem 
Etiler  nahe  Uegt»  su  ssgen  te  non  intelleii,  so  bitte  ieb  gewUnsefat, 
^asz  in  einer  anmeilDnig  sn  'nieht  obseurare  aliquem'  erwähnt  wSre 
'auch  nicht  intellegere  aliquem*.  das  nähere  hierüber  findet  sieh 
Pal.  Cic.  8.  53  und  s.  85.  s.  50  die  Verbindung  niri  res  me 
Fallit  ist  keine  geüufige,  nisi  me  fallit  aber  dmk  animus  zu  ergftnzen 
(Hahn  zu  O&D.  pro  Sestio  §  106);  daher  so  zu  vereinfachen  statt 
zweier  phrasen :  niai  (animus)  me  iallit  s.  52  sollte  nach  gramm. 
§  ^^^»  2,  anm«  2  sn  scasilinm  eapere  die  eoistmetion  mit  dem  in« 


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442    C.  MeiMner:  lat.  phnueologie  für  die  oberen  gjmnasialclaaseii« 

finitiv  erwähnt  sein.  s.  52  wird  der  schüler  der  oberclaase  bei  ad- 
ducor  ut  credam  auch  auf  die  ellipse  des  credere  in  dieser  phrase 
aufmerkifam  zu  machen  sein;  vgl.  Madvig  de  fin.  s.  33  (2e  auÜ.)  und 
Nägelsbach  s.  542.  s.  56  füge  in  der  anmerkung  *)  nach  'nicht  ei- 
perientia,  was'  bei  'in  der  classiscben  prosa'  versuch  oder  probe  be- 
deutet; denn  der  primaner  liest  bei  Tac.  ann.  XIII  16  experientia  in 
der  bedentung  'erfahrung*  (vgl.  Draeger  zur  stelle),  s.  57  ist  latinae 
litterae  nach  Seyff.  progymn.  s.  109,  8  zu  berichtigen  und  zu  ver- 
vollständigen: litterae  latinae  oder  litterae  Bomanorum.  s.  61  sollte 
in  der  anm.  die  phrase  verbi  causa  erwfthnt  sein ;  vgl.  Sejff.  schol. 
lat.  I  §  77  und  commentatoren  zu  Cic  pro  Mil.  §  60.  67  ist  bei 
der  phrase  inier  se  pugnare  vor  sibi  zu  warnen;  denn  trotidem  vat 
mittelbar  iiAdibsr  *mkÄ  repugnare  sieh  selbst  wiömgumämn*  folgi| 
darf  bkr  «iiie  wamnng  vor  einem  atalwadea  Mler  angeb«ndar 
kl^aer  (vgL  Hand  kUmeh  lat  at£U  a.  197)  mdit  ftUen.  s.  7S 
ia  Isdia  gäOrt  aetweiidig  daa  «offlaUgara  gjadiatoribm,  s.  b.  Cüo. 
Ait.  IE  1,  6*  a.  71  Termiaae  ieh  deoadm  de  aoaeim  abtreten,  (Sc 
Amb.  Vn  1, 3,  xedire  in  eeaeaam  wiederaiiltretaD,  ib.,  populom  frei- 
lern  habere  dn  geneigtes  pablilrom  Iwbea,  fiun«  Vn  1, 4«  a»  72  ist 
in  aam*  bei  fjuniliam  duoare  ein  in  beiiafllgen,  weü  der  aditUsr 
aenat  die  xaeäon  der  phraae  niebt  kennt;  vieUaieht  dürfte  andi  eia 
bdapiel  beigefügt  werden,  etwa  in  inre  eirili  naehCie.  fom.'VII5,3. 
a.  78  nnd  74  finde  kk  migmida  eonüo  in  der  bedentang  'rede'  mit 
einer  phraae  belegt,  trotaten  IdTina  und  Oieero  hier  yieJe  bdapiele 
Ineten.  a.  77  ftlge  in  der  phrase  indndeve  in^oratioBam  aliqnid  aaeh 
mtionem  bei  *(eiiistalam)*  Ygl.  de  Att  1 16, 10.  a.  S2  setze  ia 
der  phrase  vetus  v«rbvm  eet  das  verbum  in  klammer;  vgl.  Cic.  faa. 
YH  8,  4.  8.  90  stulte  spero  ist  nach  Sejff.  zn  LaeL  a«  107  zu  über- 
setzen :  'es  ist  thöricht  zu  hoffen',  s.  103  modnm  &cere  und  statuere 
beben  neben  aUoui  rei  auch  alicuius  rei,  waa  erwähnt  aein  sollte, 
a.  106  die  phrase  inreiorando  ae  fide  inter  se  astringere  ut  dürfte 
adir  Bwei&Uiaften  Ursprunges  sein  und  ist  jedenfalls  iureiurando  sc 
fide  sancire  ana  Caes.  h.  Gall.  YII 2, 1  vorzuziehen  (bei  Cäsar  kommt 
X«  b.  astringere  gar  nioht  vor,  bei  Cic.  niohi  in  Verbindung  mit  iure- 
inrando  oder  fide).  a*  110  ergänze  die  anm.  **)  nach  Seyff.  pro- 
gymn. s.  109,  3 ,  wonach  deducere  auch  bedeutet  *aus  der  provinz 
nach  Rom  führen',  s.  III  fehlt  die  phrase  deicere  de  possessione, 
welche  nach  Halm  zn  p.  Mil.  §  75  der  technische  ausdmck  vom  ver- 
drängen aus  einem  grundbesitz  ist.  s.  130  vermisse  ich  causa  in 
der  bedeutung  'partei',  welches  sich  bei  Cicero ,  namentlich  in  den 
orationes  Caesarianae  und  in  den  damit  zusammenhängenden  brie- 
fen  oft  findet,  s.  132  in  der  phrase  rerum  ante  actarum  oblivio 
ist  die  Stellung  zu  ändern;  denn  nach  meinen  Wahrnehmungen 
wird  stereotyp  ante  acta  vita  und  ante  actae  res  gestellt;  vergl. 
Uep.  Thrasyb.  3,  Cic.  fam.  XI  28,  4,  Cic.  p.  Marc.  §  3.  *  s.  U2 

*  ebenso  auch  bei  spät-  and  nenlateinern,  z.  1».  Laet^  iietlt.  YI ^ 
Bün.  und  Aldos  Manntins  f.  ep«  an  Jaa  Bonoamp. 


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C.  Meissner:  Ist,  phraseoIogie  für  die  oberen  gymnasialclaaaen.  443 

caasS  obtinere  ist  mir  nicht  bekannt  und  wüste  ich  es  auch  nicht 
sm  erklären;  allgemein  obtinere  causam,  ius,  litem.  s.  141  fehlt 
das  in  der  gerichtssprache  sehr  häufige  reicere  mit  seinen  ver- 
schiedenen bedeutungen,  z.  b.  Romam  reicere  aliquem  Cic.  fam.  XIII 
26,  3,  reicere  aliquem  Att.  I  16,  3,  reiectio  fit,  ib.  s.  147  füge  zu 
res  bene  gesta  'die  ruhmvolle  kriegsthat'  bei:  dagegen  rem  male 
gerere  ^unglück  haben*,  s.  148  ist  arma  capere  zu  übersetzen  '  z  u 
den  wafifen  greifen',  s.  131  ist  die  phrase  arma  conclamare  entschie- 
den falsch,  es  musz  heiszen  ad  arma  conclamare,  vgl.  Liv.  m  50,  11. 
VI  28,  3.  auch  Kühnast  Liv.  syntax  s.  142  weisz  nichts  von  con- 
clamare arma,  da  er  nur  conclamare  suos  erwähnt,  der  blosze  accu- 
sativ,  der  bei  vasa  conclamare  und  victoriam  conclamare  sehr  natür- 
lich ist,  läszt  Bich  in  arma  conclamare  auch  gar  nicht  erklären,  da 
der  ^allgemeine  raf  jedenfalls  ad  arma!  lautete,  s.  149  gehört  zu 
proficisei  $A  bellum  aaob  mittere  ad  bellum  in  den  krieg  schicken, 
Gie.  fam.  XV  1,  6.  8. 162  ist  bei  yela  oontrahere  in  klammer  beizu- 
fügen :  aBeh  büdHch  (Cic  Att  X 16, 2).  s.  151  mnn  in  ftm«t  agere 
das  grieehitdie  (p^peiv  ica\  difCiv  beigesogen  werden,  ittr  die  in  den 
Tarbetgehenden  notisin  Yorgesehlagenen  erweiternngen  nnd  In« 
demngen  wird  sidt  sebr  kickt  plabi  inden  Uatm  ansierdein  noob 
daduräi,  dasi  die  wiederbolnng  der  einselnen  pbrasen  Termieden 
wird;  80  steht  s.  183  zweimal  auf  ein  nnd  derselben  Seite  aqua  et 
igni  interdieers;  sweimal  finden  sidi  kmuaet  cum  imperio  esse,  solna 
Tertere,  mihi  propositnm  est,  respondere  und  responsnm  dare,  plns 
videre  in  repnbliw,  fidibos  disoere,  adnmbrsre  et  exprimere,  publico 
earere,  peeonia  praesens,  adbibere  in  nnd  ad  oonaüinm,  profiäad  ad 
bellum  n.  a. 

Sebliesilieb  erwSbntn  wir  an  drookftUem,  die  dem  m&sser 
entgangen  sind:  s.  26  afifondere  statt  eCfondere;  s.  48  ezpleota  statt 
expleta;  s.  93  finde  ick  ardor  reeedit;  dafür  ist  jeden&lls  resedit  zu 
lesen,  da  die  phrase  offenbar  ans  Liy»  XXVI 19,  2  entnommen  ist; 
8.  47  sucurrit  mit  zwei  c  zu  sekreiben;  8«  140  inatitinm  indicera 
richtig ,  falsch  incidere. 

Da  auch  die  Kuszere  ausstattnng  des  bttchleins  niehts  zu  wttn- 
achen  übrig  läszt,  so  darf  man  wol  annehmen,  dasz  dessen  innere 
und  Kuszere  vorzflge  ihm  bald  yiele  freunde  ans  der  sahl  derpxakti- 
Bdien  sehnlmänner  soAkren  werden» 

MAimBlIlI.  J.  H.  SOHIIALB. 


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I 


444   A,  lanyal:  «iinlnng  talien  gewordener  pftdagogiM^er  ecbriften. 

48. 

aAMUVO  tmunm  mwowtoBom  plDAOooisonni  iohiuftjmi  rat 
U  TOD  17  jAmaBUKomm»  nBAoseBOEBEN  ton  AUOUST 
iCBAlli»  umMAMDmaotou  lu  SSOBOFAU*  Ziehopan  bei  Riechke. 
187».  I 

Dieses  neue  litierarische  unternehmen  ist  zeitgemäsz  und  an- 
erkennenswert, bis  jetzt  sind  in  drei  heften  herausgegeben : 
1)  Luther,  An  die  Radherrn  aller  stedte  deutsches  lands:  das  sie 

Christliche  schulen  auJSrichten  und  hallten  sollen ,  Wittenberg 

1524; 

S)  Erasmus,  declamatio  de  pueris  statim  ac  liberaliter  instituendL,  ' 
Lugd.  Bat.  1529  in  deutscher  Übertragung,  schon  in  zweiter 
aufläge; 

3)  Anonymus,  gründliches  bedenken  von  verschiedenen  .  .  .  mis- 

bräudien ,  so  ...  in  schulen  eingerissen  nsw. ,  Augspurg  1693.  ' 
diesen  sollen  in  nftchster  zeit  n.  a.  Zwingiis  lebrbQdilein,  die  Braun* 
•diw«g«l4lnebiiigiselie  sehnlordnnng  von  1681»  womi»  die  iext* 
«osgaboi  Ton  fininitis  oben  genaanler  Mumäbaag  vaaä  ü» 

puMriliom  (1630)  naohfolgieiu  whtok  diote  «otwaU 
zeigt,  dan  wir  «•  hier  mit  einem  eineiehiSTdUen  und  omsiditigen 
Keran^geber  sn  ihim  haben»  dewa  eigne  arbeit  bei  1)  nnd  9)  nato- 
gemlBi  in  den  bintergnud  tritt  manelie  werden  aaeib  bimr  eehoa 
ecUlntatnde  anmetkuigai  Termiaieni  wir  aber  freuen  m  über  die 
weiee  snrHoUialtang,  welebe  die  epiaebe  einee  Latber  nnmitidbar 
anf  den  leeer  wirken  bMean  wollte,  in  der  anonjmen  'grondlegong 
einer  didaktik',  Tomebmlieh  des  lateinnnteiriohts  b^  Dsrael  m 
echlnsse  einige  knne  anmerknngan  nnd  «ine  inbaltssngabe  in  mQg- 
Mobet  knaüMT  ibrm  blnsiigelllgi  sdMoi  Dtttes  bat  anf  diese  meik- 
w11rd%e  mSuHk  anftnerksam  gemaebt,  nacbdem  sie  im  ansauge  be- 
reits Ton  L  selbst  in  den  7n  jiduresbsniisbte  seines  seminars  TerOffieiii- 
Mebt  war.  sie  ist  ea  in  der  tbat  wert,  vor  Tergessenheit  gerettet  m 
werden,  in  darcbweg  eigenartiger,  kerniger  q^rache,  die  nicht  seltea 
ein  nnverkemibar  Intherisches  gepr&ge  trägt,  gibt  uns  der  unbe- 
kannte Verfasser,  der  sich  mit  seinen  'beschwehrlichen  fata  nnd  vis* 
len  labores'  entschuldigt»  dem  *nodi  viel  in  der  feder,  noch  aulr 
auch  im  him'  steckt»  gesunde  wolgcmeinte  Vorschläge  far  eine  TW- 
nfinftigere  lebrweise,  von  denen  nicht  wenige  auch  für  unsere  zeit 
noch  beachtungs  verdienen,  man  bat  in  Besch ,  der  IGSO-— 1723  in 
Augsburg  lehrte»  den  Verfasser  vermutet,  sollte  aber  ein  mann  voa 
sich  so  spreehen ,  wie  wir  ihn  oben  reden  lieszen ,  der  noch  dreiszig 
jähre  (zum  mindesten)  nachher  lebte?  vielleicht  gibt  die  wieder- 
holte ehrenvolle  erwttbnung  des  Straszburger  rectors  Böckler  uns 
das  recht,  in  dem  autor  einen  schüler  desselben  zu  sehen,  man  hstte 
sich  dann  mit  den  nachforschungen  nach  Straszburg  zu  wenden.  i 
doch  wer  es  auch  gewesen  sei ,  unser  biedermann  war  jedenfalls  ein  I 
abgesagter  Mad  der  methodiker,  obwol  er  von  ihnen»  namentliGb  | 


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« 


A.  lanel:  BanüiiQg  seSten  gewovtaer  pldagogisdur  lehriftaiL  446 

Ton  Bttke  vnwisseiiilioh  imincheB  gdAxni  bat.  *di«  doccniis  t^u, 
sagt  er  (s.  20),  imd  reobte  mudtf,  de«  diaeeniis  gate  dfoetioB  imd 
aajmqrtrBMaVeit,  alltr  beidor  besüudiger  fleias  und  alaerittt  nnd  die 
einige  nnd  gewisseete  metbod«^  ebne  welebe  eoeb  keine  didactioa  je- 
vuHb  ynba^fstk  wird',  nnd  ebmda:  'alle  reobt  ventlndige,  nnd  an- 
tlqao  ▼eroqne  moia  omditi' werden  midi  daiin  maanteniien,  daai 
daa  «(bennadifce  metbodiaiien  der  wabxen  «mditian  aeitber  den 
giMen  aobeden  gebraebi  babe*.  Tor  allem  eifeH  er  bimHedemm 
g^gen  daa  'tnmme,  gimiBame  .  .  «nawendiglemen',  nnd  wami  er 
dndzini^idi  tot  flbwbaatm^  die  ibr  baldigen,  beraeht  er  an: 
*ibr  albern  doetoreal  •  •  ibr  kommt  mir  eben  ?or  wie  jener  übei^ 
witngtti  bei  dem  ea  aber  in  den  obem  stuben  unricbtig  ingieng, 
da  er  einen  boltzbanfen  solle  Tereetnn,  dann  da  fahr  er  zu,  nnd 
aog  allwegen  das  unterste  herfELr,  mit  dem  vorwande,  das  obere 
fo^e  und  falle  aehon  aelber  bemaob  (a.  41)'.  wir  haben  die  kleine 
aebrif  t  mit  groaaem  Teignügen  gelesen  nnd  wllnaehen  ibr  recht  weite 
Terbreitung. 

Die  dflclamatift  Erasmi  hat  der  heraofligeber  ubersetzt  und  mit 
anmerkungen  versehen,  die  im  ganzen  gewia  an  billigen  sind,  leider 
liaben  sich  in  dieselben  wie  in  die  einleitung  verhältnismäszig  viel 
druckfehler  eingeschlichen,  wie  zb.  das  citat  Yeig.  Georg.  U  272 
auf  Seite  8  nidit  stimmt,  auf  aeiie  IV  es  heiszen  musz:  Schwarz . .  • 
IV,  band  u.  a.  m.  die  erste  anmerknng  auf  s.  55  hat  uns  etwas  un- 
sogenebm  berührt,  zumal  sie  sicher  entbehrlich  ist.  auch  nimmt  es 
uns  wunder,  dasz  die  citate  aus  Diog.  Laert.  nach  der  ausgäbe  von 
Longolius,  nicht  aber  nach  den  zugänglicheren  und  besseren  von 
Gebet  oder  Hübner  gegeben  sind,  indessen  unbeschadet  solcher  und 
ähnlicher  kleinigkeiten  erfüllt  auch  diese  lieferung  ihren  zweck,  zur 
bebung  des  pädagogischen  Studiums  beizutragen ,  ganz  und  gewis, 
wie  denn  auch  der  genauen  und  gewandten  Übersetzung  volle  aner- 
kennung  gebührt,  vor  allem  ist  es  die  antike  schale,  in  welcher  uns 
die  alten  köstlichen  früchte  gereicht  werden ,  die  uns  bei  dem  gan- 
zen unternehmen  anzieht,  die  ausstattung  macht  Zschopau  alle  ehre, 
die  Schreibart  des  jedesmaligen  Verfassers  ist  sorgfältig  beibehalten, 
die  typen  sind  jener  zeit  entsprechend  gewählt,  der  druck  ist  bis 
auf  geringe  einzelheiten  correct  und  dem  auge  w^olthuend.  möge 
die  Sammlung  nur  einen  erfreulichen  raschen  fortgang  nehmen  und 
—  wovon  wir  übrigens  im  voraus  überzeugt  sind  —  auch  auszerhalb 
der  seminarien,  für  die  sie  der  herausgeber  ursprünglich  bestimmt 
hat,  aufmerksame  leser  finden,  sie  verdient  es. 

Zbbbst.  Fbamz  FÜaNfia. 


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44« 


4». 

MOSAIKEN  UND  SILHOUETTEN.  CHARAKTEB06BAPHISCHE  SITUATIONS- 
UND ENTWICKELUNQ8BILDER.  VON  DR.  JULIUS  BAHNSBH.  Leip- 
zig, Verlag  von  Otto  Wigand.  1877.  VIII  u.  194  s.  8. 

^Kmm  den  mwiiahen  ort,  S6il  md  hi&TidiMae  bertmdlMtt, 
VBä  da  kMt  ilun  odaa  «ad  leeto  gvnoamea»'  diMtt  wort  SMm 
kann  mebt  genug  beiimdi^  werden  Ten  alleni  die  dnok  ikreabsiif 
denuif  engewieeendndy  die  wieMnaeheft  «if  dae  kben  usnwndoi 
und  die  eAwerate  aller  kfinate  anaanftben,  die  knnat,  mit  wenMiwa 
nmaiigelmL  in  jedem  mensoben  also  Ist  eine  besondere  art  md  weise 
der  intelleetaeUen  nnd  meraliaeben  eigenachaften  amoeilMnneB,  md 
dieses  ist  ebenso  wenig  zu  bestreiten,  wie  es  noeh  niemandem  ein- 
ge&Uen  iat»  zu  bezweifeln,  dasz  die  kOrperliebe  etaoiieinung  jedes 
einzelnen,  nnbescbadet  der  aUgemeinen  anatomiseben  nnd  pbjsiolo- 
gisdien  gesetae,  eine  andsie  iat,  nnd  dasz,  wini  dem  nicht  so,  die 
identitit  der  person  aucb  nur  nach  ihrem  Suszem  gar  nicht  festge- 
atdlt  werden  könnte,  insofern  die  zahl  der  individuen  sich  nun  in 
eine  nnabsehbare  manigfaltigkeit  verliert,  müste  die  wissenaduft 
daranf  Temehten,  mit  den  ihr  zu  geböte  stehenden  mittein  es  zu 
ttbersichtlioiier  klarbeit  und  erschOfCender  yoUatindigkeit  im  naeb* 
weiae  der  gesetzmäszigkeit  zu  bringen  auf  einem  gebiete,  dessen 
natnr  gerade  darin  besteht,  dasa  ea  jeder  ein  für  alle  mal  angestell- 
ten norm  sich  entzieht,  eben  weil  man  es  hier  immer  wieder  mit 
einem  bestandteil  des  schlechthin  nur  durch  sich  selbst  erfaszbaren 
und  allein  mit  sich  selbst  vergleichbaren  zu  thun  hat  und  deshalb 
genötigt  wäre ,  zu  jeder  regel  eine  ins  unendliche  gehende  reihe  von 
ausnahmen  hinzuzufügen,  denigemäsz  scheint  ein  Widerspruch  darin 
zu  liegen,  von  einer  Wissenschaft  zu  reden,  deren  gegenständen  man 
gar  nicht  mit  defiinitionen  und  Classificationen  beikommen  kann,  da 
jeder  mensch,  strenge  genommen,  eine  neue,  ureigene  oflfenbaning 
der  natur  ist,  so  sollte  man  ihn  auch  nur  als  eine  solche  gelten  lassen, 
nicht  aber  mit  einem  bereits  fertigen ,  aus  der  psychologie  entnom- 
menen Schema  an  ihn  herantreten ;  denn  es  wäre  zu  befürchten,  dasz 
alsdann  von  jenem  unsagbaren  etwas  der  'individuellen  bestandheit' 
mit  rauher  band  der  abstraction  aller  blütenstaub  abgestreift  und  die 
Seelenmonas,  statt  gewürdigt  und  berücksichtigt  zu  werden,  ver- 
nichtet würde,  soll  daher  die  fülle  der  menschlichen  individuen  noch 
auszerhalb  des  lebens  selbst,  wo  ja  der  takt  entscheiden  wird,  der 
betrachtung  unterworfen  und  dieser  betrachtung  durch  wort  und 
Schrift  entgegengekommen  werden,  so  wird  man  am  besten  thun,  sich 
der  intuition  des  dichters  anzuvertrauen  und  mit  dem  auge  desselben 
in  das  innere  der  seelen  zu  blicken,  indem  man  sich  damit  begnügt, 
was  in  Wirklichkeit  nur  in  der  vollen  bestimmtheit  concreten  dadcnis 
existiert,  auch  nur  als  ein  abbild  desselben  anzuschauen. 

Allein  gegen  diese  bedenken  hinsichtlich  einer  wissenschaft- 
lichen behandlung  des  menschlichen  individualcharakters  muszza- 


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J.  Bahnsen:  mosaiken  and  silhoaetten. 


447 


nächst  darauf  hingewiesen  werden,  dasz  ohne  jeden  leitfaden  allge- 
iBeiaer  begiiflb  und  nrteüe  es  auch  im  leben  und  in  der  kunst  gar 
aieht  m  eiiwr  anlfinsiiiig  und  fizierung  der  antnaobeidenden  merk- 
male  kommen  würde,  auf  tem  dia  eigentSmlidikeit  der  individaen 
beroht  abgaaeiiiii  daron,  dw  dia  spnMslie  als  sololia  sdicm  in  der 
anfiwhain  .TVcMBdang  des  sobjaota  mit  dam  ilun  entspreclmidan 
piSdiflifta  aiiMn gewissen  anspradi  ^amof  ariie1>en  darf,  ein  gesets 
zm  bewaslaeon  m  Mngen,  so  ist  ja  flbeilumpt  jede  mitteihmg  eines 
ksoadem  inhalls  nur  nnter  der  Toransaatamig  der  rednotion  des 
dasslBsii  unter  das  allgenietne  mOgfieh,  nnd  so  wird  denn  auch  jede 
dmteOnng  des  indifidneilen  lebens  nur  unter  dieser  voraus- 
sadong  tteükb  sein. 

äW  wir  müssen  aaeb  ebnrSnmen,  dass,  wie  sehon  Leibnia  be- 
merkte, kein  Uait  dem  andern  Tollkommen  gieieh  ist,  and  dus  also 
die  vrissensoliall  anefa  im  leieiie  der  ansBermenschlieben  weit  aof  in- 
diridiidle  besentebelteD  sISsst,  ohne  deshalb  dann  veiliindeBrt  sn 
sein,  'das  vertraute  gesetz  in  des  tofidls  grausenden  wundem  und 
den  ruhenden  pol  in  der  ersokeinongen  flucht'  zu  suchen,  freilich 
steigt  mit  der  dignität  des  gegenständes  die  sehwierigkeit  seiner 
bebandlung  auch  hier;  ist  es  wahr,  dasz  in  dem  menschen ,  wie  auf 
den  brettern,  die  die  weit  bedeuten,  sich  das  allleben  wiederholt,  nnd 
4sii  alle  ftden  und  drähte ,  durch  die  das  Universum  als  ein  ganzes 
zusammengehalten  wird,  in  ihn  zurücklaufen,  so  wird  es  eines  sehr 
subtilen  kopfes  bedürfen,  nm  die  feine  linie  zu  ziehen,  welche  die 
grenze  zwischen  dem  allgemein  maisohliehen  nnd  dem  individaellen 
ehaiakter  ergibt. 

Der  individuelle  mensch  kann  als  ein  kunstwerk  aus  erster 
liand  betrachtet  werden;  denn  es  konmit  in  ihm  die  idee  der  gat> 
tung  in  besonderer  art  und  weise  zur  erscheinung.  wie  nun  die 
Schöpfungen  der  groszen  dichter  und  künstler  immer  von  neuem 
erklärt  und  gedeutet  werden,  ohne  dasz  jemals  erklärung  und  deu- 
tung  erschöpft  werden  zu  können  scheint,  so  wird  es  niemals  au 
Psychologen  und  charakterographen  fehlen,  welche  die  züge  der 
groszen  mutter  natur  in  den  kindern  derselben,  mit  mehr  oder 
weniger  glück  hinsichtlich  des  tiefsinns  im  auffinden  der  letzten  * 
gründe  oder  des  Scharfsinns  im  combinieren  des  scheinbar  noch  so 
entlegenen,  uns  lesen  zu  lehren  bemüht  sein  werden,  und  wir  freuen 
^s,  in  dem  oben  genannten  buch  einen  der  lobens würdigsten  bei- 
träge  dieser  art  zur  kenntnis  des  menschlichen  gemüts  bei  geneigten 
lesern  einführen  zu  können. 

Der  Verfasser  dieses  buches  hat  schon  vor  mehr  als  zehn  jähren 
Dl  einem  gröszem  werke,  das  auf  der  basis  wissenschaftlicher  prin- 
•^ipien  ruht,  seinen  entschiedenen  beruf  für  die  analysis  der  charakte- 
'ologischen  thatsachen  an  den  tag  gelegt  (beiträge  zur  Charaktero- 
logie, mit  besonderer  berücksichtigung  pädagogischer  fragen,  von 

Julius  Bahnsen,  zwei  bände.  Leipzig,  F.  A.  Brockbaus.  1867), 
^d  wenn  dieses  gröszere  werk  nicht  in  dem  grade,  wie  es  dasselbe 


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TtrdieBtt  in  dit  kvria»  der  pidagogen  gedrangeii  istt  so  nag  wA 
aiub  m  4i«i6m  lUk  die  «ikUbnng  diiftr  in  den  lUMtnHto  m  sqcImi 
Boin,  dw  wir  philalofeii  im  «U^vmfiaMi  leiigenOiBiielMii  weKkm, 
die  €in  «daiienidM  tbidiaiii  eitedin,  aiolit  80  iFieie  knft  uid  idt 
sa  widmen  pAegin,  wie  es  deren  wert  an  lieb  erbeischte,  weil  wir 
eben  mit  dem ,  worauf  die  zeit  das  siegel  der  naeierblichkeit  bereits 
gedrückt  bat,  yollaof  beeebiftigt  nnd.  es  steht  zu  hoffen,  dMs  dis 
bekenniMbaft  mit  dm  weniger  umfangreichen  bnohe  Babnens,  das 
VHS  luer  mr  bcmwreebwng  yorliigii  anob  das  yerlangwi  Midi  doe 
gröszem  werk  earweeken  und  ibm  n  der  gebttbrendoi  aaeibeiuwiig 
Terbelfen  wird. 

Zu  einer  vorläufigen  einführung  in  die  lebensansebaming  eines 
böcbet  originellen  und  geisty<^]Mi  Schriftstellers  eignen  aieb  diese 
'mosaiken  nnd  Silhouetten'  eoe  yerschiedeneA  gründen,  zunächst 
weil  die  darin  niedergelegten  und  zu  hildem  yon  der  farbensattestee 
anschaulichkeit  yerarbeiteten  beobachtungea  in  yölliger  Unabhängig- 
keit von  dem  philosophischen  sjstem ,  welches  der  yerüasser  mit  be- 
sonderer anlehnung  an  Schopenhauer  in  seinem  gröszem  werke  fest- 
hält, verstanden  und  gewürdigt  werden  können,  da  der  Verfasser 
in  den  zehn  jähren,  die  inzwischen  verflossen  sind,  zu  einer  be- 
wustern  conception  selbstündig  erfaszter  principien  gelangt  ist,  so 
fehlt  es  zwar  in  dem  vorliegenden  büchlein  nicht  an  hindeutungen 
darauf;  indessen  wird  auch  derjenige,  der  sich  durch  die  Veal- 
dialektiscben'  ausführungen  Bahnsens  insofern  nicht  befriedigt 
findet,  als  er  die  tragweite,  die  denselben  von  dem  Verfasser  ge- 
geben wird,  nicht  anzuerkennen  vermag,  durch  geist  und  ton,  in 
welchem  hier  eine  bedeutsame  saebe  vorgetragen  wird,  eben  so  sehr 
angezogen  werden,  wie  er  der  relativen  berechtigung ,  welche  die 
nietapbysik  Bahnsens  ohne  zweifei  beanspruchen  darf,  seine  aner- 
kennung  nicht  versagen  können  wird,  ferner  aber  darf  nicht  ver- 
schwiegen werden,  dasz  eine  gewisse  mit  schwerer  fracht  einher- 
schreitende  art  des  stils,  welche  Bahnsen  eigen  ist,  die  lectüre  seiner 
Schriften  nicht  leicht  werden  läszt,  und  dasz  man,  da  das  kleinere 
werk  in  einzelne  abschnitte  zerfällt,  die  mit  einander  in  keinem  eine 
ununterbrochene  lectüre  erfordernden  zusammenhange  stehen ,  eher 
zum  ausruhen  von  der  freilich  sich  reich  belohnenden  arbeit,  die  die- 
ser schriftsteiler  uns  zumutet,  gelangt. 

Es  ist  gewis  nicht  grundlos,  dasz  ein  mann  von  so  ausgepräg- 
tem Charakter,  wie  er  in  Bahnsen  aus  jeder  zeile,  die  er  geschrieben, 
sich  ims  darstellt,  in  unserer  zeit,  die  zum  nivellemeiit  um  jeden 
preis  und  zur  schablonenmäszigen  gleichmacherei  nur  zu  sehr  neigt, 
zum  anwalt  des  urwüchsigen  und  ursprUngliphen  Clements  in  dar 
menscbenbrust  mit  eindringlichster  mahnung  yor  die  öffeniliehknt 
tritt,  wir  mochten  hier  an  das  tief  wahre  wort  ffliekei^ares  erinnern: 

Dies  über  alles:  sei  dir  selber  treu, 

und  daraus  folgt,  so  wie  die  nacht  dem  ta^fe, 

dn  kAnnat  nloht  falsch  sein  gegen  irgend  wen. 


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J.  Bafamas  fnomikew  miil  siUuMieUen.  449 

nur  derjenige,  dessen  wahrheitssinn  sich  bewährt  hat  in  unerschütter- 
licher überzengungstreue ,  der  sich  eins  weisz  mit  dem  als  recht  er- 
kannten und  daher  vorkommenden  falls  dasselbe  gericht,  das  er 
gegen  andere  kehrt,  mit  unerbittlicher  strenge  auch  an  sich  selber 
ausübt,  nur  der  besitzt  den  niaszstab  für.  die  ethische  beurteilung 
fremder  individualitäten,  nur  der  wird  im  stände  sein,  mit  festem 
masz  das  Steuer  zu  führen  durch  die  wogen  entgegenstrebender  ge- 
ßcbicke  und  nach  solcher  leben  und  gesundheit  bedrohenden  fahrt 
diejenige  erkenntnis  mit  allen  ihren  noch  so  feinen  nüancon  und 
Schattierungen  einzuheimsen,  vermöge  deren  er  uns  einen  unver- 
fälschten bericht  über  die  wahrhaftige  beschaffenheit  des  mensch- 
lichen herzens  zu  geben  vermag,    in  solchem  mann  ist  etwas  von 
einem  Livingston  oder  nordpolfahrer ,  mag  er  auch  seine  tage  im 
schulstaube  zubringen  und  nur  mit  mühe  aus  dem  schwer  zu  über- 
windenden dunstkreis  einer  kleinstädtischen  Umgebung  zu  den  lich- 
ten höhen  des  Ideals  empordringen. '  denn  wie  niemand  mit  über- 
zeugender eindringlichkeit  von  dem  elend  der  ihrer  freiheit  beraub- 
ten schwarzen  zu  reden  vermag,  er  sei  denn  mit  ihnen  umgegangen, 
wie  niemand  -uns  sagen  kann,  wie  dem  zu  mute  ist,  der  in  der  polar- 
nacht  auf  eisblöcken  umhertreibt,  er  sei  denn  selber  an  ort  und  stelle 
gewesen ,  so  kann  von  der  Wahrheit  in  sachen  des  menschenherzens, 
nach  der  sich  viele  sehnen,  die  fast  alle  verleugnen,  und  die  nur 
wenigen  um  den  preis  schwerer  opfer  sich  kundthut ,  nur  der  Zeug- 
nis ablegen,  der  den  mut  und  die  geduid  gehabt  hat,  in  lubenslagen 
sich  zurecht  zu  finden  und  auszuharren,  von  denen  oioi  vüv  ßpOTOi 
eict  man  gemeinhin  sich  so  wenig  eine  Vorstellung  zu  machen  ver- 
steht wie  von  den  zuständen ,  in  denen  die  Enakssöhne  lebten. 

Also  des  TpÖTTOC  dcö'  6  TrciOuiv  toO  X^tovtoc,  ou  Xötoc  findet 
im  hOoliBten  grade  eine  anwendnng  auf  die  darstellung  Bahnsens; 
er  h«l  altos  fttlM  lud  gescbavt  was  er  schildert  bald  in  scfaarÜBsi 
MeneMottBigen,  bald  ntt  ImüMpiMeL  ausgeftthfiOT^gattraaulitei, 
Md  «it  dsB  braMoa«  Mmb  fiaet  Ba«!^ 
ItMhlwüwfgwlwr  MÜt«,  bil4  Ja  4sr  maite  der  OaUot^Hoftuani- 
sdua  naflUMcik«,  immer  aber  ingMoli  mit  j^aer  miirllBgiiohkalt 
des  intnitifaimis,  die  uns  das  besebtoiende  belramiinia  lämfitigt,  daaa 
wir  alls  tthBliebas  erlebt  «d  beobaehtet  babsn',  ofaae  data  wir  doch 
im  Stande  geweam  wiren ,  das  reefate  wert  dafikf  m  finden. 

Tob  äitt  drastbdmi  aoblagfertigkeit  xmA  treffniden  bildfiobkeit 
daa  BibuaouiolWM  anadroefcs  eia  betopial  am  gabn,  greife  ich»  ebae 
Ispg»  tu  wiblaii,  die  atate  berteatstte  befans.  ea  iat  von  dam  im- 
eefalea  alebte  die- vade  (»  88  it),  nad  da  baisrt  ae:  *wie  «r  «berimapt 
apariert  mit  dem  iqipante  dea  eakten  atolaea,  so  ftfft  er  diesem  anäi 
dMa  MMtb,  dAtt  er  aeiaa  r^MMmUm,  in*  aiae  gine  gsvderobe 
TOA  «griMdsilssai  m  kleideii  woisi  mA  m  ao  «nastaffieit  mit  dam 


1  für  diejenigen,  die  es  nicht  wissen,  sei  hier  bemerkt,  dasB  Bahn- 
ssa  oberletarer  aa  dem  progyibaasiom  au  Laaeabarg  Sa  Fosiaisvn'  ist. 

H.  Ji^.f:p1dl.«.pld.  n.  abt  IST»,  hft  s.  29 


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mikämMbnng  dar  ti^raden.  ämtm  besitzt  er  ein  ganzes  anenal: 
die  papppanzer  sem  sollender  annahbaxktü«  dit  goldpapMielffie 
«BpfindÜchen  trotzes»  d»  liobiokwerter  groszer  worte,  die  rasseln- 
dm  thgatcrpchilde  ia^santar  TariMtiB  vnd  die  klirrenden  blech- 
iporen  prahleritelMr  fHi'hriMBf  in.*  odir  wie  sinnig  und  in  den 
artestem  InMBnentni  lidi  ms  TWyegenwSrtigend  wird  die  anmnt 
und  die  grazie  in  einem  'anail-aiosaik'  ausgelegt  (§•  %i  £f.)!  *ilir 
scbmuckkästcben  heiszt  herzensnnschuld  —  ihr  gescbmiide  bold-  | 
Seligkeit,  feldblumen  sind  ihr  kopfputz,  ihr  gUrtel  rang  ange- 
baudite  scbamhaftigkeit.  Venustas  wob  ihr  den  scbleier  nnd  yom 
rocken  der  «holdgOttinnen»  ward  ihr  das  kleid  gesponnen  —  aber 
nie  legte  sich  der  spröde,  \inechte  reif  der  prüderie  um  ihre  höften, 
noch  liesz  sie  des  sanftgencigten  nackens  zartgeschwungene  linie 
jemals  zerhacken  vom  diamantbalsband  falscher  Weiblichkeit,  statt 
der  geschosse  eroberungslustiger  koketterie  steckte  sie  die  pfeile 
selbstfroher,  herzgewinnender  schalkheii  in  ihren  köcher  —  und 
wie  die  tiberrheinischen  basen  und  die  transalpinischen  Cousinen  auf 
den  zebspitzen  zimperlich  gleiten  und  tänzelnd  schweben,  schreitet 
sie  festen  fuszes  und  mit  voller  sohle  einher,  wie  es  einem  treu  ver- 
trauenden kinde  der  alten  Tellus  so  wol  ansteht,  auf  ihrer  stim 
thront  nicht  die  majestät  gebietender  hoheit  —  dafür  aber  der  stille 
Seelenfrieden  des  reinen  gewissens.  —  üm  ihre  lippen  spielt  nicht 
die  Überlegenheit  eines  dienstbarkeit  heischenden  witzes  —  wol 
aber  der  zauber  zu  freiwilliger  huldigung  entbietenden  Scherzworts, 
der  wink  ihrer  band  ruft  keinem  sklavischen  ritter  oder  ritterlichen 
Sklaven;  doch  gehorsamt  jedem  blinzeln  des  weichen  lides  freudig 
die  Schaar  aufrichtiger  Verehrer,  sie  schmeichelt  sich  nicht  ein ,  wie 
die  Grazie,  und  noch  weniger  lockt  sie  irgend  wen  zu  sich,  wie  d.e 
Bajaderen  —  aber  ihr  grusz  ist  dank  (grazia)  und  ihr  zuneigen  tr- 
hebung.  der  eindruck,  welcher  von  ihr  ausströmt,  ist  überhaupt 
nicht  schwächliche  rührung  oder  gar  sentimentale  er  weichung,  BOB-  | 
dern  herzstärkende  contemplation  oder  andächtige  Versenkung;  i 
vollends  wo  sich  in  ihrem  madonueuhaften  lautterglück  des  W«ÜJ*I  i 
weltunterwerfende  würde ,  wie  des  weibes  weltttberwindende  WQNi  I 
verkörpert.*  ^  i 

Als  besonders  cbarakterisüscb  in  dem  stil.BahBMM  litb»  A  | 
liffrTor  die  nngemeifi  rdehe  ansstattnng  mit  ttoszerst  besüioh— ito  ! 
baiwihrtern  (epithata  onMUitta}^  dm  htnfigen  gebnuiok  dw  nMgv  j 
dir  ■atitteae,  das  wamtSkai  ^Umm  gewi^  iMidffi  fwi  w/mmmr 
gMetatn  lunphrMem  (bdldMliglEntt-ammii  a.  69,  wakoMbai- 
nmigiii  0»  80,  taftiMMott        hoielspeiosaJfln  i.  86»  coffp»*  . 
qwaitem  :  90»  iiatloailiiliiiiiiiititla  a.  99,  Sumpfboden  a.  1<H> 
■rtangaMlmnla  a.  106»  iü^anilwitapiidigwgn  a.  107»  aMnaar-  I 
haOiung  s.  195,  gardarabaaete  a.  197,  baidhCbakMHiteli  a. 
gaDitttaempfindnngsffthigkeit  a.  196)  —  wk  aa  übtttoipt  dam  Te^ 
fiuaer  mit  jeden  origradkn  atifiatan  nialit  an  der  aeignng  zu  sprach- 
acböpferiaÄer  naol^iing  you  wffrtaca  üdilt,  die  «na  oft  aabr  giftflk' 


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J.  Babnseu:  inoaaikeii  and  ailhouetten. 


451 


lieh  erschienen  sind  —  femer  die  sehr  h&ufige  Substantivierung  des 
Infinitiv,  zuweilen  in  Verbindung  mit  einem  Substantiv  oder  particip 
und  mit  einer  präposition  nebst  zugehörigem  casus  (anheischens 
8.93,  solch  wiederzumvorscheinkommen  s.  103,  indiebrustwerfen 
8.  89,  tlberraschtwerdens  s.  59,  lippenzucken  s.  59,  des  sichselbst- 
geltendmachens  s.  72);  auch  gehört  hierher  der  Superlativ  mit  hinzu- 
gefügtem ^aller'  (allerhöchsten,  allermodernsten  und  alleruniversell- 
sten  s.  86 ,  allereigentlichsten  s.  73)  und  das  weglassen  des  artikels 
(strebungen  edelster  art  ä.  104,  spione  im  lager  der  gefahren  Idibes 
und  der  seele  s.  126). 

Aber  ich  kann  die  form  von  dem  inhalt,  welche  beide  ja  ohne- 
dies nur  in  der  abstraction  zu  trennen  sind,  am  allerwenigsten  ab- 
sondern, indem  ich  es  versuche ,  die  schriftstellerische  eigentümlich- 
Bahnfiens  zu  kennzeichnen;  denn  wie  der  charakterologe  die  aufgäbe 
liat,  nur  sprechende  und  bedeutsame  striche  in  das  von  ihm  zu  ent- 
weihende bild  au&unehmen  und  das  nebensttchlioha  und  infiUlige  bei 
teite  m  lassen ,  so  geht  b«  disBem  ■ehnftstsller  der  Msdrock  ganz 
IB.  dM  *y*fliw!^THfflnwift  iiiaiw  IhIIb  an!»  uid  waoi  ss  mweilfiiiMlieiiit, 
ib  ob  itt  dttntalliuid  flu  wtA  dcntUMtt  smIm  diireh  TSfioluediBs 
«id  mmnämt  ergtaMBds  wwadiiagea  des  gnitoii  ni  nelgstinnwin, 
M  wird  OMA  doeb  nkbt  Msbi  «as  bmnllssttUdftdMÜisitodtr  eiie 
JssaPttttUaMMids  sacht,  ds»  aafgiisinmltM  ▼onaih  htierogmar 
thttiiiebsn  m  rnnrnk  tob  dem  bauptgegenslsad  ablewbiiidsn  witd- 
MB  meels  aut  Mudofidoii  m  BushcMMben.  ib  dissir  sebrift  sBidsekiB. 
BOBdeiB  tet  überall  finden»  dass  dis  fjUle  des  detoils  dem  sweske 
iktt  tittilirinflniobss  dieBstbsc  ipsnuMbt  istb 

Dm  piigBiBf  Jb  bearrabsbvBg  dös  weeeBtiiebssi  wekbe  eiB  so 
probslss  nittsL  kk,  dio  phsaksls  la  besohilti^aB  uad  m  aOtigeii,  la 
dwB  BM)Bieiita»iea  «ad  trsBSlteff  wihsB  eiBss  blldes  des  ToriieiigkwBde 
und  naebfiolgeade  biaaMmdealESB,  siao  fiOngbeit»  dia  gemdo  ftr  dsa 
diarakterogn^plMB  ttasriiszlwh  ist»  nrillgo  ans  folgeador  stelle  iadna 
solsatz  *der  mensch  und  sein  eigeabna^  bsrforg&sa  (s.  'ttbsr- 
hufik  balM  ja  für  das  geflbl  des  volksgemflts  etwas  von  der  penon 
wi  der  SMbe»  aicht  nur  ist  des  beiden  waff»  gleich  ihm  selber  'des 
•flkaUen  preis'  und  Achills  rtlstung  ^unvergftnglich  im  Üed'  —  aoob 
der  nachlasz  des  heili^iB  wird  aar  heiligen  reliquie  —  aad  auf  das 
kleiasta  sMok  von  den»  was  ein  geliebter  einst  besessen»  Abertrtigt 
sich  aaaore  WOKtiudtnng :  es  wird  zum  'andenken'  an  ihn  ~  zurkeep- 
sake  —  zum  sonveair  (seboa  bei  Homer,  Odyss.  16»  186  nadSl»  40. 
B.  23,  619  als  ^vf^lft  ^om  freunde  dem  firannde  verehrt  —  nur  dem 
nüchternen  jnristensinn  des  Römers,  wie  es  sobeiat,  unbekannt)  — 
80  höher  gssobfttst»  ia  je  alifaerer  beziebnng  es  bei  seinen  lebzei- 
ten  gestanden  zu  dem  charabtonsüsdliBa  tbnn  des  verehrten :  briUe 
äes  gelehrten,  des  spähenden,  spuren  suchenden  forsehexs,  dintefasz 
des  Bchriftstellers )  Schnupftabaksdose  des  philosophen,  schwert  des 
kriegers,  schreibfeder  des  diplomaten,  schuh  und  Strumpfband  der 
^erin»  aotenbnob  des  sttngers,  gsjge  des  Tirtoosen ,  tactatoek  des 

2S* 


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452 


J.  BaliDseu:  mosaikeu  und  gilhouetten. 


capellmeisters,  schmuck  der  königin,  kette  des  gefangenen,  trinkglas 
des  alten  zecheri-,  Schlafrock  des  hausvaters,  linnenzeug  der  grosz- 
Bntter,  si^fdrag  des  familienhauptö,  mundtasse  der  alten  plaader- 
iuito  — »  oder  je  anmittelbarer  es  sein  eigen  war:  wie  die  haarlocke 
der  gattan,  dag  bera  des  mirtjrrers,  der  sdittdel  des  denkers,  d«r  taha 
dwBoddlHL* 

Ik  Bi^kMm  lüdbfc  dnr  «iniig«  ist,  d«i  die  Hl^^ 
d«  fMh»  imt  chankterograpUt  m  s^giikimB  ksl,  «a^iriid  Ben 
an  eiMM  UttoriMb  beigyteMni  wMl  tbar  Min»  auf  djatwii  ge- 
biete liegenden  leutmifai  ent  gslangen ,  wenn  mtm  ün  nil  mImb 
TOigftBgettt  Tefglikihtk 

ZaaaM  iMBdali  et  äoli  Unr  w  die  mlMlftBii  der  iMhiM 
dwwIrtwlDgie  an  der  — tflw»  eiiee  Tbeopfaiai,  dto  ia  den  drsiiiig 
atacton  aeinT  ijßmX  xopcecrfipec  eriwdlen  iet  wFlatawifd 
Uer  wol  kann  die  «ade  aak  dMnii  ao  iaallick  iaa  einaetean  d« 
aenDaelM  nnd  dramatiadba  appMai  nebai  dm  daaiii  faibuMdaatn 
ebvaüanebildaniigan  iai,  welabar  aeinan  dtakfoi  beigagebeii  ist 
nnd  aie  an  knnatwa&an  «iaar  biacaidaian  gMmg  anckt»  dann  ein- 
BMd  eaaeWni  dieaaa  dwaktaw^iapbaMhe  elaaMii  deck  iaumr  bei 
FMon  nnr  ak  Babenw«Kkf  nad  denn  wfard  dadnrab  im  giaade  sar 

nong  des  Bokratea  «ai  ao  lenebiMdar  abbebt,  daaa  daa  diama  dir 
üfiedban  in  betng  auf  Tertiefting  der  oharaktere  hinter  dem  sMder- 
nen  zurücksteht)  ohne  dasz  damit  die  in  ihrer  arfc  veilendelen  knnst- 
werke  eines  Aeschylna  nnd  Sophokles  herabgesetzt  werden  dürften, 
ist  wol  allgemein  anerkannt,  es  fehlt  den  Griechen  der  naakhaltigst 
anregende  impuls  zur  Kletag  dar  ekaiaMatologischen  prohleme, 
welcher  erst  sieb  wirksam  eweiaen  konnte,  aeitdem  mit  der  durch 
das  Obrietanftam  vermittelten  anftiahme  dea  aaenotkeiamns  zugleich 
die  frage  enMter  als  jemals  znvor  gestellt  war:  wie  Terb&lt  sich  die 
f  reih  ei  t  im  menschlichen  handeln  au  dar  abwendig  keiiaUss 
geBcbebeDe?'  ea  ist  begreifliah,  daaai  wmm  der  gnmd  aller  dinge 
nnr  6iner  iat^  namlioh  der  6ine  gott,  wenn  auf  ihn  als  den  gareobten 
nnd  heiligen  gesetsgeber  aUes  tbun  der  menschen  bezogen  werden 
mnsz,  das  forschen  des  menschengeistes  nicht  mehr  auf  die  erwei- 
sung  einzelner  Wahrheiten  gerichtet  sein  kann,  sondern  ihm  die  viel 
schwierigere  aufgäbe  gesetzt  ist,  die  annähme  eines  einzigen  gottes 
in  Übereinstimmung  zu  bringen  mit  allen  thatsachen  und  bisher  gel- 
tenden lehren,  die  jener  annähme  zu  widersprechen  scheinen.'  gibt 
es  nur  ^inen  gott,  so  kann  es  nur  6ine  Wahrheit  geben  —  mit  dieser 
erkenntnis  ist  dem  menschen  nicht  eher  mhe  gestattet,  als  bis  er 
entweder  darauf  verzichtet,  die  eine  Wahrheit  mit  seinen  schwachen 
kräften  zu  erfassen,  oder  eine  art  von  rohe  in  der  damit  ihm  aufer- 

'  man  verffL  hieran  Lehrs  populäre  anfsSise  ans  dem  fclassiseban 
altertam  Se  anläge  Leipsig  1875  s.  206  ff. 

**  man  vergl.  cnlturgeschichte  nnd  natarwissenjichaft^  Ton  Enü  Da 
Boia^Seymond,  Leipiig  1878  b.  88. 


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J.  Bahnsen:  moäiüken  und  Silhouetten. 


453 


legten  arbeit  selber  findet,  deragemäsz  muste  nun  auch  mit  bezug 
auf  den  Charakter  des  menseben  die  frage  mit  unbedingtester  ent- 
schiedenheit  also  lauten  :  wenn  Gott  der  grund  aller  dinge  ist,  wie 
kann  der  mensch  noch  frei  genannt  werden?  und  wenn  er  nicht  frei 
iöt,  wie  kann  man  ihn  für  das  aus  seinem  Charakter  flieszende  han- 
deln verantwortlich  machen  ?  wie  sind  überhaupt  freie  wesen,  wie 
ist  die  aseität  aller  Individuen  vertrftglich  mit  der  Vorstellung  6ines 
I    gottes  als  des  urbebers  und  lenkers  aller  daSkgB  und  menschen? 
j         Scbreitan  wir  ron  diesem  Standpunkt  auB  zn  einer  yergleichnng 
{    Bahnsens  mit  desi  alten  Theopliratt,  so  kOuMii  wir  aodi  immer  den 
scilnrfiBian  des  leMom  in  dar  naammenBkllQiig^  mm  dam  Mtn  ge- 

]  (jiHMiiiiiliit  twinwiwm  und  Bellat  ain  Imbsgtn  dadta  an  siittMi 
\  ftift  aifgHllirtwi  nriwi^yrbildagi^  sbor  wir  wttdan  «Mb  tkki  y«p- 
i    ktniMi,  dMB  Balmsen  jedes  eiaselne  eharakterbild  gleidisani  s&b 

T8r- 

fiiiri  od  seine  es^gabe  in  vlttliger  isdienmg  von  den  hltabsien  ud 
MAn  fintgen,  daber  ebnt  wol  «uk  mit  jener  graKÜteia  imd  gettl- 
Ilgen  leiilitigkeil  IM»  die  ikm  der  Fnuuoie  Lebraytee  in  aeiaefl  ok»> 
nktarsneteungen  abgessken  sn  beben  aeheini.  eine  penlkb,  die 
mn  bier  na  wvit  Abrea  würde,  wttrde  vor  allem  «geben,  dassTbeo- 

jaer  mekr  duankterapei^iy  dieeer  mebr  «bicektorologe.ist.  was 
Mgt  nne  ffaihneen  a.  b.  Tom  esibetqniiegy  de  das Ton  dewaelben  bau- 
oapiM  gaas baaendara geeignet iek,  an adgen,  wie  aiak dar 
fuifaaam  bemikt,  das  abainktoroiegiaebe  ^blsm  dnaA  matapbjai- 
sehe  wabrbeiten  zn  Ktecin,  und  da  wir  gacade  hier  eaaan  Malsm  bHok 

'    m  die  pfattoec^hische  aaaiabt  des  Verfassers  thun,  so  seien  einige  be- 

'     zeichnande  stellen  danws  imgefuhrt  Vem  jede  eelbatanteweuing  un- 
besehens  für  ein  sjrmptoas  krankhafter  Zerrüttung  gilt,  wer  in  ihr 

^     aoeh  nioiit  dae  nrphl&nomen  aller  realen  widacaprttche  erkannt  hat:  ^ 
dar  ist  auch  noch  nickt  befthigt,  den  besonderen  varietfiten  'gerecht 

i  n  waidaii%  in  welche  —  zumal  auf  ethischem  gebiet  —  das  seiner 
umersten  natur  nach  dialektisch  geartete  allgemein -metaphysische 

{  Wesen  sich  .apeejaliaiagaad  aavfiUlt.'  —  ^Nur  weil  das  identische  ich 
sich  in  aefceer  nnd  aoschaaer  zerlegt,  kann  die  eine  seite  des  ideellen 

I  sensorinms  der  andern  deren  hoch*  and  Wonnegefühl  beneiden,  be- 
Atteln  oder  gar  zerstören,'  —  *die  in  seiner  (des  willens)  tiefinner- 
sten essentia  gründende  Unmöglichkeit,  jemals  zu  wirklicher  genfige, 
zu  einer  befiiedigung  zu  gelangen:  hier  offenbart  sie  sich  in  der 
pessimistisch  ausgiebigsten  w^ise.   der  alte  hader  zwischen  <^ideal 

I  und  Wirklichkeit*,  «sinnenglück  und  seelenruhe»,  «wollen  und  sollen  », 
^ier  wird  er  zum  eigentlichen  entscheidungskampf,  deshalb  mit  den 
sclmeidigsten  waffen  und  schmerzensvollsten  wunden  ausgefochten*. 
—  'Was  den  selbstquäler  so  «pedantisch»  strenge  macht,  noch  mehr 
^geu  sich  selber  als  gegen  andere,  das  ist  ja  sein  innewerden  der 
incongro^  seiner  selbst  mit  dem  eigenen,  selbstgewählten  ideale. 


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454  J.  Bahnsen:  mo^aikeu  und  silliouetteu. 

durch  und  durch  autonom,  Mirt  «r  die  macht  dieser  seiner  ethischen 
üelbbtherrlichküit  wider  das  jenem  einseitigen  ideal  inadäquate  m 
seiner  eigenen  natnr  —  findet  aber  eben  an  diesem  «anderseitigeii» 
einen  nicht  minder  sonverainen  gegner  und  ffthrt  dann,  jenachdem 
dieses  oder  jenes  den  nächsten  anfordvongen  des  momentanwollens 
nicht  entspricht,  mit  dem  eigenen  achwerpmikt  nach  dem  httben  oder 
drCLben  sicdi  schlagend,  im  wedhuiringkimpf  iiriMliin  dleMm  ania> 
gonistenpaar  jene  tngOdie  janBumifllitler  uübtkmgBä&ekmg  auf, 
wMm  flim  in  jodtr  ftlteto  brast  an  tr  agisehiK  mAaa^  nngleieh 
■Mhr  des  nmikßä»  —  dir  sympatUn  ab  ablakuadar  aflliau  (vulgo 
«ftinlii»)  ^  d«r  antipathia  —  mAmt  «aottti»/  —  "War  an  MÜMt- 
gnller  daa  wr  antwiAaltatan  aaftaiarlmintnia  nnd  aelbalinwiaidmig 
galangta  mataphynaolia  nalprlaalp  wiidar wird  wenigstens 
Ton  UaUoaar  aalbatflbariiabnng  tätk  tenaahalte  im  eianda  aan* 
(a.  146  it). 

Wer  nnn  waA  diaaa  iMiapi^k  daa  Teviuaani  mUki  an  dsr 
aainigen  in  madian  Tarmag  —  md  nL  ofkUrt,  dam  ar  niananwitn 
aa  niehi  Tetmair  — >•  dalr  wird  doak  ninrinmm  VftwHfii.  daaifiahaMn 
ain  abanraachand  nanaa  Hohl  anf  dan  gemfltesnilMid  daa  aoniknar 
wqiotialan  lourdv  tijyuupoOfi^voc  durch  die  yoUkomman  wahr- 
beii^gaireaa  dariagang  des  betraffmdan  lealmhabitai  wirft,  und 
wann  noch  die  realdialektik  Bahnsens  einen  paaiimiinms  in  sich  ein* 
aehUeait,  der  dia  philosophia  an  dem  wider^pnid^  fon.  dem  sie  aus- 
gegangen ist,  nur  mit  mallerem  bewustsein  Ton  dessen  schneidigkeit 
zurückfttlirt»  dar  alao  munl^Uflli  daa  latito  wart  aain  kau,  bei  dem 
aiek  die  yenvanft  zur  ruhe  zu  setzen  Tannag»  lO  werden  wir  doeh 
dem  itandkaften  träger  einaa  aakhan  paanmismns  nicht  die  ibmp- 
kennung  yorenthalten  kOnnany  dasz  er  das  mit  sich  selber  im  Zwie- 
spalt liegende  wesen  nnaicar  leit ,  die  auf  faat  allen  gebieten  des 
wisiana  nnd  handalna  in  elnar  trüben  gähmng  sich  befindet,  mit 
grosser  energie  formuliert  nnd  eben  dadurch  sicherlich  in  tief  ein- 
greifenden fragen  für  die  Zeitgenossen  ein  licht  angezündet  hat,  wel- 
ches hoffentlich  die  allgemein  herachend^  bagofiirarwinniag  nieht 
Termehren,  sondern  klären  wird. 

Es  "bleibt  mir  noch  übrig,  in  kurzem  zu  erklären,  warum  ich 
gerade  in  diesen  blättern  für  das  Bahnsensche  buch  eingetreten  bin, 
und  warum  ich  es  gerade  meinen  herren  coUegen  empfehlen  möchte. 

Da  Bahnsen  selbst  ein  lehrer  und  dazu  ein  ganzer  mann  ist,  so 
läszt  sich  schon  von  vorn  herein  annehmen,  dasz  sein  buch  nicht  den 
Zusammenhang  mit  pädagogischen  fragen  verleugnen  wird,  und  wenn 
dieser  Zusammenhang  auch  nicht  direct  ausgesprochen  ist  (man  vgl. 
jedoch  z.  b.  s.  100),  so  lehrt  doch  der  Verfasser  überall  zwischen  den 
Zeilen  die  bei  der  erziehung  notwendige  berücksichtigung  der  indi- 
.yidualität  und  macht  zugleich  auf  die  schranken  dieser  leichter  aus- 
gesprochenen als  befolgten  forderung  aufmerksam,  wir  wissen  ja, 
dasz  eine  tüchtige  disciplin  gerade  darin  besteht,  dasz  beim  unter- 
.richten  der  lehrer  dafür  sorgt,  dasz  nur  —  so  zu  sagen  —  zwei  in  der 

I 


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Bafansen:  moMikeii  und  lillKmetteii.  466 

I 

I  «ilaiie  sind ,  nemlieli  der  lehrer  nnd — die  gehUler,  aber  man  ttnsolie 
'  n€h  aneh  darüber  nicht,  daez  eine  soldie  methode,  welohe  die  art 

dar  ndtteihmg  des  nntemciitsstollBS  anf  alle  kOpfe  gleiöhmiszig  be- 
•  redmei  l»t,  gleiefamlssige  frttchie  nicht  an  seitigen  Termag,  wenn 

nicht  perio^Bsdi  eine  nacMeee  nnter  den  snrOekgebliebenen  oder  Tor- 

ansgeoilten  Torgenooinien  wiid|  nnd  Idem  ist  eine  nnterseheidnng 
I  dar  ebaraktev^onerliszüciliY  an  weldier  das  studinn  der  myehologie» 
I  wenn  anch  niei^  demjenigen,  die  mit  Herbart  die  aeelenbeweguigen 

toi  maUiematiselien  eäM  nnterwirfti  so  doch  der  lebensrolleren« 

von  der  daa  Balmsensdie  bnoii  ein  ansscbnitt  ist,  nach  wie  vor  die 
i  ästige  orieniiening  wird  geben  mUssen.  und  wenn  dabei  ein  wenig 
I  das  Interesse  für  die  philoeopbie  Oberhaupt  gefördert  wird,  so  wird 
I  das  gewis  nur  dazu  beitragen,  den  Idirerberuf  zu  einem  selbstbe- 

Wilsten,  jedar  baaansisdien  handwerksmSssigkeit  abholden  thnn  sn 

erheben. 

Insbesondere  aber  wird  der  lehrer  des  deutschen  durch  das 
Bahnsensche  bftchlein  nach  manchen  Seiten  angeregt  werden,  indem 
er  nicht  bloss  anf  den  wunderbaren  reichtum  der  synonjma,  die 
imsere  spräche  uns  bietet,  nnd  manche  eigentümlichkeitiai  unseres 
Sprachgebrauches  tlberhaupt,  aufmerksam  werden,  sondern  anch  auf- 
^enstoffe  für  portraits  und  charakterographiscbe  skizzen  darans 
schöpfen  wird,  in  ersterer  beziehung  erwähne  ich  beispielsweise  die 
8.  37  gegebene  erklärung  von  'haltungslos'  und  'haltlos'  sowie  die 
bemerkung  s.  39  über  'brause-,  sprudel-,  hitz-  und  toUkopf,  und 
was  die  tbemata  zu  deutschen  aufsätzen  betrifft ,  so  wird  allerdings 
der  von  Bahnsen  gegebene  stoff,  welcher  zum  teil  weit  über  den 
horizont  der  schüler  hinaus  liegt,  vom  lehrer  besonders  zurecht  ge- 
legt werden  müssen,  dann  aber  für  die  praxis  durch  den  überströ- 
menden reichtum  von  neuen  und  tiefen  gedanken  sich  äuszerst 
brauchbar  erweisen,  ref.  wenigstens  hat  diese  erfahrung  bereits  ge- 
macht an  den  stücken  Mas  heldentum*  und  'der  mensch  und  sein 
eigentum',  von  denen  namentlich  das  erstere  geradezu  als  ein  mei- 
sterstück  psychologischer  analyse  bezeichnet  werden  musz.  in  ähn- 
licher weise  werden  sich  mit  auswahl  bearbeiten  lassen :  'das  ritter- 
liche*, 'der  biedermann*,  *der  unechte  stolz  und  die  falsche  selbst- 
beherschung*,  'der  verstockte'  u.  a.,  wogegen  der  'böse  mathemati- 
cus'  freilich  nie  und  nimmer  unter  die  schüler  kommen  darf,  aber 
sicherlich  manchem  der  herren  collegen  intra  parietes,  vielleicht  auch 
diesem  und  jenem  höher  gestimmten  mathematiker  selbst ,  eine  hei- 
tere stunde  bereiten  wird,  und  erhöhung  der  freude  am  berufe  ge- 
währt ja  ein  so  geartetes  werk  bei  aller  schwere  des  Inhalts  immer 
'  —  denn  'ernst  ist  das  leben,  heiter  ist  die  kunst'  —  wie  ja  bei  der 
ausarbeitung  der  Verfasser  selbst  über  die  drangsale  der  harten  Wirk- 
lichkeit sich  oft  emporgeschwungen  haben  mag. 

Mesebitz.  Arthur  Juno. 


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466 


Dm  mte  gtdiehi  dM  Boettm. 


DAS  EBSTE  GEDICHT  DES  BOETIUS. 


Einst  hab'  ich  fröhliche  lieder  aas  Tollem  herzen  geiMgea; 

nunmehr  nötigt  dor  pram  traurige  weisen  mir  ab. 
seht,  wie  Tergrämt  die  musen  den  griffel  mir  leihn  und  die  thräne 

edit  «legifleAMi  wtftf  ilmra  <He  WMige  iMflftet, 
aUtin  war  nimM«r  die  furcht  xu  TerhlndM  Im  gt—ie 

treue  gefährttnnen  mir  während  der  reise  zu  sein, 
sie,  dereinst  mein  stolz  in  fröhlich  blühender  Jugend, 

trösten  in  hartem  geöchick  jetzt  den  gealterten  mann. 
dtBii  dordis  QBfUlek  Uii  ieh  ra  frtth  svm  ifrels«  i^woMm, 

«ild  di*  tpQMB  dM  ^ams  liest  msii  AB  meiner  gestalt. 
sehen  wallt  zeitig  erg^rnut  mein  haar  vom  Scheitel  hernieder 

und  um  die  schlaffe  gestalt  schlottert  vertrocknet  die  haut. 
htSU  dem,  welchen  verschont  der  tod  in  lustigen  jähren, 

doch  in  traurifwr  Mil  öfters  ftrafea  •nebeiat. 
webe  jedoch ,  wenn  er  taub  die  unglückselig^en  meidet 

und  in  grausamem  trotz  weinende  äugen  nicht  schlieszt. 
einst,  wo  das  tückische  glück  mit  nicbtiffem  tand  mich  beflcbenkte, 

bitt'  ein  trfibes  gescbielc  liMt  mir  des  leben  geranbt. 
jetet,  wo  es  trügenieb  gMkelnd  eis  ander  gesiebt  mir  gewiefen, 

schleppen  in  trübem  verdrusz  traarig  die  tage  sich  hin. 
sagt,  warum  habt  ihr,  freunde,  so  oft  mich  glücklieb  ^eprieittft? 

keinen  sicheren  stand  hat  der  ge^llne  gehabt. 


Carmina  qui  qoondem  ftadio  florente  peregl» 

flebilis  hen  maestos  cogor  inire  modos. 
eece  mihi  lacerae  dictant  scribenda  eamenae 

et  Teris  elegi  fletibus  ora  rigant. 
bM  MÜtini  aouiis  potnit  ptrviaeere  UnWp 

ae  BOStrum  comites  prosequerentur  iter. 
gloria  felicis  quondam  viridisque  iuventae 

•oUntur  maesti  nunc  mea  fata  senis. 
Teait  esiim  propereta  valla  iaopiaa  teaeetiia 

et  dolor  aetatem  ineeit  inesse  suam« 
intempestivi  funduntur  vertice  cani 

et  tremit  effeto  corpore  laxa  cutis, 
mors  hominum  felix  quae  se  nec  dulcibus  annis 

iaterit  ei  Meills  eaepe  voeata  vaidt« 
eben  quam  eaida  miseros  aTectitmr  aare 

et  flentes  oculos  claudere  saeva  negat. 
dam  levibus  male  üda  bonis  fortuna  faverety 

paene  canut  tristis  merserat  hora  meum« 
atme  qoia  fallaeem  antaril  anbila  moUam, 

protrabit  ingratas  impia  vit«  mores, 
quid  me  felicem  totiens  iactastis  amici? 

qui  oeeidit,  stabili  non  erat  ille  gradu. 


AuauBT  Qasoa* 


1 


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ZWBXTB  ABTBILUNQ  (lao»  BAKD). 


10.  Flavio  BioBdo.  teiii  leben  lud  seiiMwwlc«.  rwi  A,  MßtUu 


in  Leipzig  •   65-*7f 

11.  Die  sage  und  diehtang  dee  Piometheni  nnd  Ihre  bedentong. 

ein  Tortrag  von  Bithhoff  in  Duisburg   73-^ 

(3.)  Zur  Lessing^Utleratar.  IL  (sehlass.) 


Jamem  Süm:  Leating,  bis  Ufe  and  writings.    S  Tol. 
(I<OBdon  1878).  angez.  ron  C,  Bumhmi  in  Bielefeld    .   .  84^99 
12.  Znm  reUgionsnntenieht  anf  gjmnasien.  Ton  L*  Mm/ftet 


In  Sehöntbal   96—101 

la.  Dia  balagerottg  Ten  Aleaia.  Ten  P.  in  P.  L  M.  ,  .  .  .  10t— 10t 

14.  Entgegnung,  van  if.  Smdtr  in  Waren   lOO— 111 

15.  ErklSrnng.  Ton  7A.  Keyter  in  TSbingen   III— IIS 


Zum  Bezugs  wie  zur  YerwerUraiig  pUlologltelier  Bttehtr 

empfehlen  wir  aogelegentlich  unsere  seit  mehr  als  acht  Jahren  be- 
stehende Finna,  welche  mit  der  Lieferung  f&r  mehrere  grosse.  Offent- 
liche  Bibliotheken,  sowie  für  sahlreiche  Gelehrte  im  In-  nnd  Alidaade 

betraut  ist. 

Vollgültige  Referenzen  stehen  auf  Wunsch  zu  Diensten. 
Wir  unterhalten  ein  ansehnliches  Lager  von  philologischen  Zeit- 
schriften, B<lehem  nnd  Abhaadlmigen,  dessen  Yc^grOsgerang  wir  uns 
fortwftbrend  angelegen  sein  lassen.  Allen  AuftrSgen  wird  die  grOsst- 
mOgliche  Sorgfalt  zugewendet,  solche  auf  neue  Bücher  stets  sofort 
ansgeftthrti  soweit  das  Gewünschto  hier  erschienen  oder  Yorräthig  isL 

Lagerkatalogo  gratis  und  franco. 
Vergriffene  Bücher,  von  denen  neue  Auflagen  nicht  nahe  bevor- 
stehen ,  kanfm  wir  za  sehr  hoben  Preisen« 

Simmel  &  Co.  in  Leipzig. 


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M  n  m  i  M  1 1  M  I  M  M  I  i  II  H  M  n  t  M  M  M  M  M  I  y 

;       tBei  9.  ^iriel  in  Set|i)t0  iß  joeben  ecfc^ienen: 

äbet  bm  dnfoimneiilaiig 

toon 

Dr.  Siifrt  l|»i|bMii«. 

8.   Vtd«:      1.  60. 


Im  Vorlage  der  Hahn'ücheu  Backhandinncr  in  Hannover  ist 
00  eben  erachieueu  und  durch  alle  Buchhandlungen  su  beziehen: 

Vollständiges  Wörterbuch 

SU  dm  Oedklittei  des 

Horatius  Flaccus 

mit  besonderer  BerQoUchtigiiiig  der  schwierigen  SteUen  für  den 

Schul-  und  PrtTstgebraach 
▼on 

Prof.  Dr.  6.  A.  KocIl. 
Zweite  Auflage  in  theilweis  neuer  Beaibeitung. 
gr.  8.   1879U  4  M.  60  Ff. 


Verlag  von  Willlelm  Hertz  in  Berlin  NW. 
Besser'sche  Bachtaandlung.   MarieuBtrasse  lü. 

Soeben  erachien; 

Jaeob  Bernays,  Lueiaii  «id  die  jsjnam.  mt 

einer  üebersetzung  der  Schrift  Lucians  Uber  das  Lebens- 
ende des  Peregriniis.    Preis  3      20  A. 

Briete  Goethe's  an  Sophie  von  La  Boolie  und. 

Bettina  Bcemtano  nebst  dichterischen  Beilagen  heraus- 
gegeben TOn  0.  TOn  Loeper.  Zum  Besten  des  in 
Berlin  zu  errichtenden  Goethe -Denkmals.  Preis  6  UK 
Megant  gebunden  1  Ji  60  \. 


I 
I 


Mit  Beilagen  von  der  Weidmann  sehen  Bnchhandlimg  in  Berlin 

und  T.  0.  Weigel  in  Leipzig. 


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* 


ZWMTE  ABTEILUNG 

FÜR  &YMAäIALPlDA6061K  ÜÜlfi  DI£  CBJUGEN 

LEHRFlCHEB 

Ml«  AÜMOBLün  BSB  OftAMtMWBV  miOftOm 

HUUUiOMSBBN  VOV  PBOF.  DK.  lii2.KMAjNN  MaSIÜS. 


5L 

DA8  BELQI8GHE  ÜNTEBRIOHTBWEBEN 
UNP  DIE  BEFOBMSN  DES  JSTZIOSN  MINISTEBIÜMS. 


II  sooftle  ea  ce  moment  sar  1«  Belgiqaa  oomnie 
um  v«Bl  4it  ««mp^te. 

{idbo  da  parieiMiit,  15  avril  1879.) 

Die  eigentümliche  entwicklung,  welche  das  belgische  unterrichts- 
wesen  genommen  hat,  ist  allerdings  den  pädagogischen  kreisen 
Deutschlands  bereits  vorgeführt  worden,  unter  andern  ist  derartikei 
•Belgien'  in  Schmids  encjclopädie  in  dieser  hinsieht  jedenfalls  frucht- 
bringend gewesen,  der  Verfasser  ist  Alphons  le  Roy,  mitglied  der 
belgischen  akademie  der  Wissenschaften,  in  welcher  eigenschaft  er 
ganz  kürzlich  eine  rede  über  ^mechanismus  und  freiheit*  gehalten 
bat,  die  ihm  reichliches  lob  einbrachte  (M.  le  Koy  est  Tesprit,  la 
Verve,  la  spontan6it6  mßme  sagt  das  echo  du  pari,  vom  10  mai).  allein 
unter  der  stattlichen  anzahl  deutscher  fachschriftsteller  hat  sich 
kaum  6iner  gefunden,  welcher  unsem  neutralen  nachbar  im  westen 
genauer  daraufhin  beobachtete,  in  welcher  weise  er  sich  mit  der 
modernen  forderung  allgemeiner  jugendbildung  abzufinden  bemühe, 
gestehen  wir  es  nur,  ein  ungemütliches  gefühl  beschlich  uns  leicht 
genug,  wenn  wir  uns  einmal  in  das  'jesuitenhospiz*  mit  unsern  ge- 
danken  verirrten,  da  es  aber  unsere  aufgäbe  fordert,  dasz  wir  uns 
der  betrachtung  des  düstern  bildes,  welches  das  belgische  Schulwesen 
besonders  der  untern  stufen  darbietet,  deshalb  eingebender  hin- 
geben, damit  wir  dann  die  freude  am  neuentfachten  lichte  um  so 
wärmer  empfinden  können ,  so  wollen  wir  auch  aus  einer  traurigen 
Wahrheit  kein  hehl  machen  und  offen  geslehdii,  datt  der  staat  in 
jrroszer  gefahr  war,  in  Sachen  der  ▼odcsbüdoiig  das  lieft  gänzlich. 
WOB  den  hftnden  zu  mliereii,  dast  ea  nAi  eigentlich  eine  hili»  in 
•der  zwölften  stände  war,  die  ihm  den  kämpf  gegen  die  alloe  um* 

K,  jAhrb.  f.  phil.  u.  päd.  11.  abU  1879.  hSu  10.  30 


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458  Dm  belgische  uoterhchifiwefteii 

strickende  hjdra  des  klerikalismus  mit  frischen  krUften  aufzunehmen 
gestattete,  selten  wol  sind  politische  wählen  von  so  eingreifender 
bedeutung  fUr  einen  staat  gewesen,  wie  die  zur  belgischen  deputirten- 
kammer  am  11  juni  1878. 

Die  semiaäculare  geschichte  Belgiens  weist  zwar  einen  bunten 
kaleidoskopartigen  Wechsel  politischer  Strömungen  auf,  aber  an  den 
Umschwung  des  letzten  jahres  reicht  keine  heran,  seit  dem  2  juli 
1870  waren  die  klerikalen  die  unbestrittenen  herren  des  landes  und  i 
hatten  sich  so  fest  eingenistet,  dasz  man  nicht  absah,  wie  die  liberale  | 
partei  ohne  grosze  tumulte  je  wieder  ans  rüder  kommen  sollte,  bei 
einem  so  ausschlieszlich  katholischen  lande,  wie  Belgien  es  ist,  wel-  i 
ches  unter  mehr  denn  5  millionen  bewohnern  nur  etwa  10000  Pro- 
testanten und  einige  tausend  Juden  aufweist,  war  eine  derartige 
befürchtung  gewis  an  der  stelle,  und  arg  genug  musz  es  von 
den  Römlingen  getrieben  sein ,  wenn  der  phlegmatische  FlamUnder 
und  der  heiszblütige  Wallone  sich  einmütig  erhoben  und  ihrer  er- 
bitterung  in  einer  weise  luft  machten,  die  man  in  Deutschland  für 
gewöhnlich  nur  von  hörensagen  kennt,  der  glänzende  sieg  der  libe- 
ralen kam  vielen  unvermutet,  allen  in  seiner  grösze  unverhofft,  seit- 
dem bietet  uns  Belgien  das  seltene  Schauspiel  —  und  Frankreich 
beeilt  sich,  ein  gleiches  wa  tan  ~  dasz  katboliken  ergrimmter  gegen 
katholiken  fechten,  als  Protestanten  gegen  kathoUken  im  vielge* 
schmfthten  'eoltorininpf .  gnmd  genug  für  uns  Deutsche,  die  rot- 
gftnge  in  BtHipm  nk&t  Mi  dea  äugen  sn  Wrlioraau  weiter, 
war  die  tdiak  bealtiEi)  beutst  den  atiuit  der  Uerae  nnd  Toniehsilicli 
dewen  getrentila  und  geschiekteste  TOrkftmpfer,  die  Jesuiten,  Iieibeft 
dkie  irohrbttt  tob  jebcor  bebenlgt  in  Belgien  erlebte  die  regierong 
reebt  oft  das  yergnttgen,  anatalten,  die  sie  mit  Ibren  mittein  emobtet 
ond  erbeSten  batte,  nacb  und  ntteb  in  die  arme  der  geisUidkeit 
l^i&ten  sn  eehea.  es  lag  also  anf  der  band»  daas  der  sieg  der  liberaleii 
eine  lerision  der  natmiobtsgeset^gebuig  snr  nnmittelbareBi  folge 
beben  wfixde.  der  revisionsentworf  des  liberaka  ministerinms  ist 
iMwiseben  eiBgebracbt  nnd  wird  gegenwSrtig  in  der  kammer  in 
vielen  stfinniscien  sits^yngen  dnrcbbentben.  gans  Belgien  felgt  des 
▼erbsiidlnngen  mit  grosser  qpsnnnng»  obwol  man  Ober  die  e^ass- 
liebe  sansbme  der  regiemngsvorlsge  niobt  in  sweiü»!  eelakann*  wir 
wcdlen  es  im  folgenden  Tenneben,  ein  befriedigendes  bild  dereeUMS 
sn  entwerfen  I  indem  wir  nsmentlicb  auf  die  stimmen  der  beider- 
seitigsn  pressoxgsne  rOcksicbt  nehmen,  indessen,  dttnkt  es  uns,  ist 
es  nnerlftszlicb,  suTor  einen  prüfenden  blick  auf  das  angefeindete  ge- 
sets  nnd  den  gegenwfrtigen  snstsnd  des  belgisehen  sebnlwesens  n 
werfen. 

1.  Das  gesetz  vom  23  sept.  1842j  betr.  den  unterrichtin 
der  Volksschule  (l'enseignement  primaire). 
Artikel  17  der  Constitution,  wie  sie  auf  dem  nationsloongresz 
sn  Brüssel  18dO— 31  iestgestellt  ist,  lautet  folgendennassen:  'der 


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und  die  vefomen  im  jetngen  mimiteriont.  459 

tmterricht  iai  frei;  jede  prttTenÜTmassregel  ist  iwUrsagt;  die  be- 
strafang  der  vergehen  wird  nur  durch  das  gesetz  geregelt,  der  auf 
stBatskosten  erteilte  öffentliche  Unterricht  wird  gleichfalls  durch  das 
gesetz  geregelt',  die  hier  gewährleistete  freiheit  des  unterrichte  hat 
den  Umtrieben  der  klerikalen  thor  und  thür  geöffnet,  gegen  die  er- 
drückende concurrenz  von  dieser  Seite  her  besonders,  aber  auch  von 
Seite  der  zahlruichen  privatinstitute  muste  der  staat  die  existenz 
seiner  eignen  anstalten  zu  sichern  suchen,  in  dieser  absieht  sind  die 
gesetze  der  jähre  1835,  1842  und  1850  erlassen;  alle  drei  sollten 
zugleich  schutzwehren  bilden  gegen  die  immer  drohender  anschwel- 
lende flut  des  klerikalismus.   das  erste  von  diesen  dreien  schützt e 
die  damals  allein  bestehenden  staatshochschulen  Gent  und  Lüttich 
vor  gänzlicher  erdrtickuog  durch  die  katholische  Universität  Mecheln 
und  die  freie  zu  Brüssel,  jene  ist  seitdem  nach  Löwen  verlegt  und 
hat  die  schönen  räume  der  weiland  hochberühmten  püanzstätte  frei- 
sinniger denkungsart  in  besitz  genommen,   das  gesetz  von  1850 
regelt  die  Verhältnisse  der  höhern  schulen ,  der  sogenannten  6coles 
moyennes  in  ihren  verschiedenen  abstufungen  bis  zu  den  10  (könig- 
lichen) Athenäen,   weitaus  das  wichtigste  aber  von  den  dreien  ist 
das  gesetz  vom  23  sept.  1842,  das  die  regelung  des  volksschulwesens 
(der  ecoles  primaires)  zum  Vorwurf  hat.  es  ist  damals  durchgegangen 
dank  den  bemühungen  des  ministers  Nothomb ,  des  jetzigen  belgi- 
schen gesandten  in  Berlin,  dem  es  gelungen  war,  einen  compromiss 
zwischen  liberalen  und  klerikalen  zu  stände  zu  bringen,  so  ist  das 
gesetz  mit  recht  ein  vergleich  genannt  worden  (une  transaction), 
nnd  seine  schwächen  werden  mit  Vorliebe  nach  dieser  seiner  eigent- 
lichen natur  erklärt  und  entschuldigt,    sehr  bald  ward  es  den  libe- 
ralen ein  stein  des  anstoszes,  obwol  sie  sich,  namentlich  in  ihren  ge- 
mäszigteren  Vertretern,  gegen  die  unleugbaren  fortschritte,  welche 
der  Volksunterricht  unter  dem  schütze  dieses  gesetzes  gemacht  hat) 
keineswegs  verschlieszen  können,    auf  der  andern  seite  indessen 
nuisz  uns  der  eifer,  mit  welchem  die  geistlichkeit  das  gesetz  vertei«» 
digt,  von  vom  berein  stutzig  machen,  das  gesetz  ist  in  wabrheit  im 
nnQhnlichiteii  tone  gehalten  nnd  teilt  wih  beitai  Mit^  hin  mit 
gleicher  gereohtigkeit  imd  freigebigkeit  tiuw  gaben  aas.  «6  bfttl» 
teandi  xMht  wol  iir  «weben  md  kraft  bMMiat  kSwien,  mum  äS» 
kiorytalni  irenignr  habgierig  waä  engherzig  gebHilMl  WiM.  BiH 
lUe  itewoafaMi»  iMniung  unter  iiaum  c^erwaMer  bakmunMi  bat; 
utdieiacidiipeTOliitetindtegaaetzgemiA^  dann 
1^  4ni  andritte  das  MariHkii  ■riaistaKÜiait  (da  Tbeuz,  seit  1874 
d^Atpramont)  1870  md  mebr  Book  Mit  dar  noMwanbaltan 
dvnng  der  ans  Dantacbknd  mwietanan  Jaaniton  «ad  verwandter 
congreganiateii  bat  Mc  die  geiatikhkeü  m  ankkem  nnAmge  dar 
kifcug  dea  gmmkfn  aeknlwaaana  in  bemiebügen  gewaal,  daae  4ia 
Ubaealin  aal  dkm  pnnot  baaondm  ibr  «agenmerk  xicbteton  nd 
dnr  gdtete  enexgie  den  kämpf  erttftNtaa.  doflb  davon  werde« 
wir  weiter  nnten  an  bandeln  beben,  wenn  wir  das  geeeia  vmi  184S 


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460 


Dm  bftigiidic  onttmofalfvaMA 


in  meiner  wirksunkeit  betxmolitaii.  Torani  habtii  wir  et  mii  dnMK 
selbst  zu  thuD. 

Drei  arten  von  volksbchulen  nimmt  dasselbe  unter  seine  auf- 
sieht, nemlich  gemeindeschulen,  adoptierte  privatschulen,  d.  h.  solche, 
welche  die  gemeindeschulen  zu  vertreten  befugt  sind  und  für  die 
erzieiiung  armer  kinder  entschädigung  vom  staate  erhalten,  drit- 
tens unentgeltliche  privatschulen,  welche  den  gemeinden  die  last 
der  Schulbildung,  ohne  entgelt  für  die  armen  kinder,  abnehmen  (ec. 
primaires  communales,  adoptees,  gratuites).  jede  gemeinde  soll 
wenigstens  eine  von  ihr  erhaltene  schule  besitzen;  dispens  kann  nur 
die  regieruug  erteilen.  1869  gab  es  auch  nur  vier  gemeinden  im 
Iftnde,  die  der  Verfügung  nicht  genügt  hatten  (s.  Schmid  ^  I  494, 
woher  meine  statistischen  angaben  zum  groszen  teile  stammen),  der 
Unterricht  ist  nicht  obligatorisch,  das  pensum  der  Volksschulen 
umfaszt  auszer  lesen,  schreiben  und  rechnen,  reli^non  und  moral, 
die  anfangsgründe  der  localsprache  (je  nach  den  gegenden  franzö- 
sisch, vlämisch  oder  deutsch)  und  die  bekann  tschaft  mit  masz  und 
gewicht,  die  lehrer  werden  vom  gemeinderath  aus  den  mit  abgangs- 
diplomen  versehenen  abiturienten  der  normalschulen  (seminarien) 
gewählt,  müssen  von  der  regiemng  bestätigt  und  können  nur  von 
ihr  abgesetzt  werden,  während  der  gemeinderath  lediglich  Suspen- 
sionen bis  zu  3  monaten  verhängen  darf,  der  Unterricht  in  der  reli- 
gion  wird  von  einem  geistlichen  derjenigen  coniession  erteilt,  wel- 
^  eher  die  mehrzahl  der  schüler  angehört,  die  kinder  anderer  bekennt- 
niase  sind  vom  besuch  desselben  entbunden,  die  aufsieht  ist  eine 
doppelte,  die  c  i  V 11  inspection  versehen  die  ( 9 )  pro v incialinspectoren, 
unter  denen  (108)  bezirksinspectoren  stehen,  welchen  wiederum 
(wenigrtens  dem  gesetz  nach)  mehrere  caBtoBalinspectoren  unter- 
geordnet tmßL  die  geiatlielien  inspectionekreiee  ifdlm  mit  deo 
diöeesen  dee  Undee  sneammen,  die  ihrerseite  ebenfidla  in  oantoae 
geieili  iind.  für  die  pmleetMitisoluai  tmd  jttdiifilmfleliidaaetelt« 
Iii  je  ein  genenlin^pMior  eii^jneW*.  die  giiellktai  besfr«  ia»  ra 
den  geiatiklun  belMen  fur  inepeeHon  beiroUiiiehtigten,  deno 
namen  aUjährUch  demminleleriiim  mümteikn  flind,  dflrihn  Jeder« 
lait  die  «dutlem  beanehen. 

migefttir  nneem  muneiien  ffntsp*^V*W'^^  ftpflütt 
noimalsa  sind  Btaattiche  Qmb  in  die  neneca  nnr  2»  in  I^m 
fttx  dieFkminder  und  in  Niwelles  lOr  die  Wallonen),  tdkbisdififlidie 
(inganaen  7),  dto  nmnin^  rilerdhiga  alnnttifli^ 
worfen  und.  in  den  leftrtenjalivnfaaftnidLdiesaU  derate^^ 
normelaohnlen  weeentlidi  Yennriurt,  nnd  ee  sind  namentlieii  mm 
dec  ari  Ar  klaffennnein  ecOiaet.  Brnaael  )iat  sogar  sein  eignes  tobi 
Staate  nnabhiagigeB  seminac  aar  deelrang  seines  piivaibedarfii  aa 
l^krftften.  Israer  ist  durah  unser  gesete  die  psimürang  der  toten 
acknler  (le  eonoonxs)  nnd  die  anssetaimg  von  a^endien  fttr  sasuf 
naristen  und  sdmlamiscandidaiten  geregelt,  woibn  die  reglsnuig  eine 
naehahmenswerte  freigelMic^t  bewiesen  bat. 


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und  di*  xtimiMii  dü  jtlBgitt  wiaiitttimm»  djßl 


Diese  kofiMi  mdeatangen  xnOge&  genOgen,  tun  ans  ein  unge- 
fBlires  bild  tob  der  wichtigl»it  und  dem  werte  des  belgischen  volk»* 
Nhn^peMtiOT  m  geben,  irdciwe  bis  auf  diem  tag  in  kraft  geblieben 
Iii.  gewie  erwarten  wir,  daes  eelbst  eine  mangelhafte  ricbtscbnnr 
besser  ist  als  keine.  Belgien  genieeet  ieii  37  jähren  der  wolthaA 
eines  nnterrichtsgesetzes«  da  iet  ee  fOr  uns  unzweifelhaft  von  belang, 
die  frttfikte  deeoelbsn  kennen  zu  kmen.  wie  hat  sich  dag  belgieohe 
aefanhfesaD  iiniar  da»  lohntae  der  geaetie  enlfvkkeli? 

2.  Von  1842—1879. 

Wig&m  die  urteile  über  dm  irart  des  besprochenen  geaetees 
loeb  80  nvit  HiaeiiMldergeiien,  ua  wird  eine  einfache  Überlegung 
ngen,  dasz  es,  wo  nicht  geradezu  nnbranehbar,  doch  in  manchen 
pnncten  ftndemngsbedUrftig  geworden  sein  wird,  vierzigifthrige 
geltimg  ist  wol  für  keine  gesetzesart  so  bedenklich,  wie  für  die  unter- 
richtsgesetzgebung.  denn  anstalten,  die  am  anfange  eines  solchen 
Zeitraumes  musterhaft  sein  konnten,  laufen  am  ende  desselben  ge* 
falir,  in  das  raritätenkabinet  gebracht  werden  zu  müssen,  darf  nie- 
mand sich  dem  entschiedoiien  zuge  seiner  zeit  grundsätzlich  wider- 
setzen, so  am  allerwenigsten  die  jugendbiklung,  zumal  in  einem 
Staate  von  so  rapider  entwicklung  wie  Belgien,  angenommen  selbst, 
das  ministerium  von  1842  hätte  iu  seiner  loi  sur  l'enseignement 
primaire  ein  werk  ohne  mängel  und  schwächen  geliefert,  so  sähe  es 
sich  heute  möglichenfalls  dennoch  in  die  notwendigkeit  versetzt,  sein 
eignes  kind  zu  verschlingen,  eine  partei  kann  allenfalls  ihre  rech- 
nung  dabei  finden,  wenn  alles  beim  alten  bleibt,  eine  einsichtige 
regierung  wird  sich  vor  änderungen  nicht  scheuen,  aber  ist  denn 
jenes  gesetz  in  Wirklichkeit  ohne  jeden  fehler?  wie  wäre  das  mög-" 
lieh!  die  folgezeit  hat  sie  aufgedeckt^  hat  die  faulen  üecke  hervor- 
treten lassen,  die  es  verunzieren,  sein  mangel  liegt,  so  viel  ich  sehe^ 
hauptsächlich  in  zwei  bestimmungen. 

'Der  Unterricht  ist  frei,'  das  heiszt,  er  ist  nicht  notwendig  staat- 
licher aufsieht  unterworfen,  der  staat  kann  seine  bürger  nicht  zwin- 
gen, ihre  kinder  in  seine  anstalten  zu  schicken,  ja  er  musz  im  inter- 
esse  der  allgemeinen  bildung  froh  sein ,  wenn  dieselben  überhaupt 
eine  schule  besuchen,  dasz  man  in  Belgien  den  schulzwang  nicht 
kennt,  ist  unstreitig  die  wurzel  alles  Übels,  zwar  sind  seit  1870  die 
stimmen  immer  zahlreicher  und  lauter  geworden,  die  eine  allgemeine 
Schulpflicht  verlangen ,  aber  sie  haben  bis  jetzt  wenig  aussieht  auf 
erhörung.  die  folgen  dieses  tibelstandes  sind  für  den  staat  höchst 
demütigend  gewesen,  trotz  seiner  anerkennenswerten  anstrengung 
ist  sein  einflusz  auf  den  öffentlichen  Unterricht  eher  schwächer  als 
•ttbker  geworden,  die  opfer,  die  der  staat  für  das  Schulwesen  bringt, 
^wihen  von  jähr  zu  jabr  beträchtlich  zugenommen,  so  schlosz  das 
budget  für  Volksschulwesen  (primärschulen  und  seminarien)  1854 
■H  einer  bilanz  von  nngeftthr  niill.  fr.  ab,  1869  war  es  auf 
l'^\  2mill.  gestiegen,  der  posten  'ankauf,  bau  usw.  von  schnlhftusem' 


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469  i>M  Wtgiiidi«  uaterriobtoweMm 

viat  1844  V2  Diill.,  1869  fast  S'/j  mill.  fr.  auf;  die  neuhinzugekom- 
mf&e  rabrik  'aufmunterungsmittel'  ist  im  Jahresbericht  von  1869 
mit  253,758  fr.  vertreten;  der  wert  der  volksschuUehrerbibliotheken 
endlich  wuchs  von  36000  auf  105000  fr.  an.  gewis  recht  erfreuliche 
zeichen !  die  zahl  der  schulen  ist  zwar  wenig  gestiegen,  nemlich  von 
5498  im  j.  1854  auf  5641  im  j.  1869  (5856  im  j.  1875),  so  dasz  sie 
im  Verhältnis  zur  zunähme  der  bevölkerung  selbst  zurückgegangen 
erscheint,  dies  gilt  besonders  von  den  beiden  flandrischen  provinzen, 
da  in  Westflandern  1854  auf  1000  einwohner  1,25  schulen  kamen, 
aber  1869  nur  1,01,  in  Ostflandern  vollends  dieses  Verhältnis  von 
1,23  auf  0,88  sank,  nun  sind  diese  provinzen  allerdings,  wie  die 
vlämischen  überhaupt,  im  elementarschul wesen  hinter  den  walloni- 
Bchen,  zumal  dem  Hennegau,  ein  gut  stück  zurückgeblieben,  indessen 
will  jenes  zahlen  Verhältnis  deshalb  weniger  sagen,  weil  der  besuch 
der  einzelnen  anstalten  zur  bevölkerung  ziemlich  im  gleichen  Ver- 
hältnis geblieben  ist,  oder  sich  sogar  in  vorteilhafterem  lichte  zeigt, 
dies  beweist  eine  Statistik  der  schüler,  deren  1845  101,  1854  107, 
1869  aber  117  auf  das  tausend  bewohner  kamen  (WestÜLiuderu  IUI. 
Luxemburg  165).  damit  stimmt  die  Vermehrung  der  lehrkräfte  ganz 
tiberein.  statt  3730  personen  beiderlei  geschlechts  vom  j.  1854 
waren  1869  bereits  5799  an  den  gemeindeschulen  beschäftigt  die 
gehälter  freilich  waren  noch  im  letztem  jähre  niedrig  genug,  wenig- 
stens in  rücksicht  auf  belgische  Verhältnisse,  es  wäre  jedoch  un- 
billig, darans  der  regierung  einen  vorwarf  machen  fti  wollen:  ans 
eignem  antriebe  hat  sie  wiederholt  die  besoldung  derlehrer  weMot* 
üä  aufgebessert  and  sich  ftbarall  nach  kxSlIion  bemfUil»  den  «ohreiend- 
itott  minrtindan  abrahellm,  gi»  Iwl  ia  4atmm  TfÜam\kkm  hm/Mm 
aiaselMflei  unUitang  erfidum,  itl  alm  lamnilQkfc  Mf  änrar  bobi 
weüsrgegange».  vi«  §ig  aa  alMr  m  diaaip  Idnaifly  m  Belgien.!»- 
mäki,  bawäat  imiiaad,  4aas  mUmA  im pnimeßM  dar  Aümäm 
sieh  luanimaiiiliaian,  am  Taraisk  am  aaflwuanmg  Ikmr  kga  m 
arwiito«  aia  baaogaR  buAmr  vm  dordhaohBittll^aB  gehalt  yoi 
3000  fr«t  wllmd  daa  laban  ia  den  gitaani  atldtaai  Jiuiidaitiw 
4600  fir.  ^aaht  (a.  fiahnid  '  I M9  «un.  2).  oad  wann  dk»  itt 
am  grtim  bokf  waa  aoU  am  dtaan  mrd«D.  dar  bilgisaha  hknt' 
Bland  Mabib  mk  anf  ainni  toi  daa  achalgalda  angawiason,  dar  Um 
mtaU;  abar  walak  aina  ailmaKkaiida  mi  Uadfttha  Mk0  iM  da» 
fOr  dia  bUdaer  daa  lolkmi  MkMß&^ommigfif  ütwum  «itf  oni^  dav 
■wir  anf  die  sagansraiabea  Molifea  hmwdaM  ktmatet  wai^daaga» 
aati  rem  1849  gatogati  bal  and  «m  wa,  dm  ÜMilan. 

Dar  «npartanadia  baikhfaratattcr  mnsa  aiali  aiaigarmasiaa 
awiogaii«  niaht  mdk  m  dm  garaklm  mid  bitfcm  tam  an  TerMen, 
dan  dw  ISbanda  fwaaea  Balgtea  dam  klems  gegentiber  angescUages 
bat,  80  oft  bat  sie  mkt,  aa  arg  babm  aiab  iaiBalgiini  dia  HAsbräudte 
gehäuft,  'in  allen  ländem  sind  die  oJIcamontanen  ansprüche  die- 
selben; ttberaU  will  der  klenis  hendum  nad  der  blirgerlichen  geaitt- 
aahaft  dan  faia  anf  dm  naakaa  aatam;  ar  fiordorfc,  daaa  jadmoim 


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mid  die  iDAviueo  dei  jeli^Mi  ndnifteriiiiiis»  46S 


mekOniM»  marsehiere  vom  sohUelrtettaii  birgemsiBier  m  W8  «im 
gtelipgten  machtbaber.*  das  6eho  du  {»riement  Tom  10  mai  1879 
bat  recht,  und  di»  aaelie  dir  belgiBchen  liberalen  ist  die  sache  der 
feinde  der  ultramontanen  in  allen  iBndem.  die  pfafifenwirthschaft  in 
Belgien  ist  vielleicht  das  schlimmste  der  art,  was  die  Jetztzeit  kennt, 
in  20  jähren  (1947—1867)  ist  die  zabi  der  klöster  daselbst  von  779 
,  ttit  11968  inasssen  «nf  1314  mit  1819<)  (2991  mönebennnd  16906 
MBiieii)  gesttegso.  xmd  datu  sind  die  sahlreichen  scbwsnea  lohaarai 
von  eoBgregranisten  verschiedener  Schattierung  gelcoiliaieB,  Te& 
denen  unser  Dentachland  1873  erlOst  wurde!  was  Tsrmag  der  gut» 
I  Wille  der  regieraag  gegen  solche  landplage?  obenoin  wam  kammer- 
I  xnehrheit  imd  nnnisteriam  keineswegs  gewOlt,  sie  energisch  zu  be- 
klmpfen.    und  zu  dem  allen  stand  der  regierung  schlechterdings 
kein  mittel  zu  geböte,  erfolgreich  gegen  sie  einzuschreiten,  kein  ge- 
i   8elB|  das  den  klems  in  seine  schranken  zurückwies,  das  unterrichte- 
gesetz  von  1842  hatte  lücken,  breit  genug,  um  durch  sie  bin  den 
ganzen  unheimlichen  kuttenstrom  sich  ungehindert  über  das  feld 
des  jugendunterrichts  ergieszen  zu  lassen. 

Der  Unterricht  ist  frei  und  facultativ.  der  vater  kann  seine 
tinder  zu  hause  behalten  oder  in  eine  schule  schicken ,  in  welche  er 
nur  will,  soll  er  sie  nun  zur  staatsschule  schicken,  die  gegen- 
leistungen  fordert?  der  überreiche  klerus,  der,  wie  ich  eben  lese, 
lOOOOO  fr.  für  den  platz  zu  einem  neuen  kloster  übrig  hat,  bietet 
ihm  ja  unentgeltlichen  Unterricht,  er  zaudert  noch ,  schwankt  viel- 
leicht noch  zwischen  äuszerm  vorteil  und  innerer  Überzeugung?  der 
allmächtige  klerus  hat  gar  treffliche  zwangsmittelchen:  die  höUe  wird 
hald  mehr  bald  weniger  manierlich  geheizt,  dazu  gesellen  sich  ge- 
wis  oft  die  Vorstellungen  einer  bigotten  frau  und  die  aussieht  auf 
ärgerliche  nörgeieien.  es  wäre  doch  befremdlich,  wenn  das  bischen 
gesunden  menschenverstandes  zuletzt  nicht  übertönt  würde,  aber  nur 
in  den  seltensten  fSllen  wird  es  überhaupt  zu  solchem  widerstreite 
im  herzen  des  familienvaters  kommen,  die  grosze  mehrzahl  derselben 
hängt  sich  ja  so  gern  an  die  rockschösze  der  heilspendenden  geist- 
lichkeit.  vielmehr  möchte  es  einen  noch  wunder  nehmen ,  dasz  die 
Staatsschulen  sich  noch  so  gehalten  haben,  wie  sie  es  gethan.  allein 
der  schein  trügt,  denn  in  Wahrheit  haben  die  geibilichen  auch  die  so- 
genannten staatsschulen  in  ihrer  gewalt.  der  staat  hatte  ja  der 
geistlichkeit  feierlichst  zugesicheii,  dasz  er  sich  in  ihre  Sphäre,  d.  h. 
hl  die  erteilung  des  religionsunterrichts  nicht  mischen  wolle,  hierin 
j  also  derselben  die  vollkommenste  freiheit  gewährleistet,  die 

I  iWibl  der  lehrbücher,  der  methode,  des  locals,  der  zeit,  alles  war 
,  ibzem  belieben  anheimgestellt,  was  aber  noch  schlimmer  war,  es 
{  W  derselben  erlaubt,  diejenigen  demente  aus  dem  Unterricht  zu 
{  'Vttbsosen ,  die  mit  den  anforderungen  der  moral  und  religion  nicht 
hft  iSsidang  standen,  damit  war  der  geistliche  f actisch  der  herr  der 
I  Bohnle,  sein  einflnsz  auf  lehier  und  gemefaide?ertrvtong  zumal  atsf 
I    ^  lande  aUTermögend.  der  staat  und  die  gemeinde  siete,  der 


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464 


klerus  heimste  ein.  da  ihm  das  recht  der  intervention ,  sei  es  in  der 
person  des  ortsgeistlichen  oder  des  di?)cesanin.spectors»  zustand,  lie- 
ferten ihm  die  klagen  über  Verletzung  der  religion  unablässig  anlasz 
dazu,  natürlich  kam  es  bei  solchen  umständen  bald  zu  dem,  was  der 
Urheber  des  gesetzes  von  1842  seiner  zeit  bereits  offen  einräumte 
und  für  das  räthlichste  hielt:  will  man  sich  des  guten  einvemeh- 
mens  zwischen  der  bürgerlichen  und  religiösen  gewalt,  also  zwischen 
lehrer  und  geistlichen  versichern,  so  wird  man  den  lehrer  nur  nach 
den  wünschen  des  geistlichen  ernennen,  ('il  est  probable  que  le  plus 
souvunt  qiiand  il  s'agira  d  une  numination,  on  aura  soin  de  8^enqu6rir 
oflicieusement  des  intentions  du  ministre  du  culte',  vgl.  bulletin  2 
de  la  ligue  de  Tenseignement  1878  —  79,  s.  41.)  das  war  allerdings 
die  empfehlenswerteste  art,  mit  der  geistlichkeit  leicht  auszukommen, 
aber  um  welchen  preis !  das  interesse  des  klerus  drängte  die  übrigen 
gesichtspunkte  gänzlich  in  den  hintergrund.  die  schulen  wurden  mit 
broschüren  und  Schriftstücken  überschwemmt,  die  der  jugend  zum 
mindesten  gleichgtiltigkeit  gegen  alles  irdische  empfahlen  und  ein- 
impften, es  war  eine  der  ersten  thaten  des  neuen  Unterrichts- 
ministeriums, entschieden  dagegen  einzuschreiten  und  die  Verteilung 
von  unberechtigten  Schriften  unter  die  schüler  strengstens  zu  unter- 
sagen, die  bevorniundung  und  knechtung  der  lehrer  durch  die  geist- 
lichen war  geradezu  empörend,  ein  priester  hat  z.  b.  erfahren,  dasz  der 
lehrer  seines  ortes  auf  den  6toile  Beige  abonniert  hat,  ein  blatt  libe- 
ralen anstrichs,  von  dessen  harmlosigkeit  der  räum  zeugt,  den  in  ihm 
die  faits  divers  und  nonvelles  du  jonr  einnehiiiMi.  die  classe  mugte 
«•  n  Mrea  bekommen,  wie  ibiem  lehrer  knn  Terbotea  wird,  dieee 
laitiiag  foner  m  empfangen  xmä  m  Umu  «Imt  m  ist  noeh  n«l 
weiter  gegangen,  im  jafcre  1876  ex«lgiiete  sidi  in  Jnmet  folgendes 
jMite  gmMtktßktm:  ma  fioar  gibt  piama  eebfUer  tot  der  ganM 
daeee  eine  ohrf^gi».  die  elfemilM)di9e&  sieh  deeheU)  beim  giean^^ 
and  dioacr  belegt  naoh  laager  bmthung  mit  14  t^  nm^tauA' 
h^Nmff  den  lehnr!  fiflr  irmif  ifffmeindenlh  k4>iinte  MfAt  gut  ta- 
den  haadela»  diMii  m  dma  gejatltoheii  durfte  er  aieh  doch  siät  m- 
greifen.  wamm  hat  aoob  d^  lehrer  einen  aehlUer  seiner  dasse  ehr- 
ingsnhMsen?!  strafe  most  do<^  seinl—^Dsss  sieh  die  erbittsraag 
des  nurteihamDfiM  soaar  in  die  at^dstobe  enidrilMrta«  wird  ninisair 
dem  anlbUend  sein.  Olin  (der  beriehterstatter  ttfier  den  mmm  gs- 
setsentwnrf  in  der  wprieentawtnalramnier)  yersieharte  tot  kaaem 
der  kammer,  dasa  ein  geistlieher  die  sdmlkinder  waratei  jemals^iaea 
Hberalen  so  wShlen,  denn  alle  seien  tmnkenbolde.  ja»  jraer  hsiai^ 
apom  der  gnten  aadie  TargssB  sieh  einst  soweii^  daas  er  «Bf  der  ksa^ 
uA  darlegte,  wie  Tiel  sündhafter  es  sei,  einen  liberalen  an  wlhlem 
als  einen  menschen  sn  toten,  hieimil  schade  nu»  ja  nur  einem  kOr- 
per,  aber  im  andern  ialle  bnnga  man  sich  nm  sein  Seelenheil  (bulle* 
tin  etc.  8.  43).  religionsBtandiBn  nnd  andaehtsttbungen  dardudehas 
den  atnndenplea  umI  bemftchtigen  sich  mit  Vorliebe  der  gttnstigst 
gelegenfln  leit.  nnd  welcher  art  ist  obensin  oft  dieser  nntsvrieliil 


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und     «afoiBM»  te  jctrigni  mioMleriuiii.       •  405 


die  €knter  kinder  Mite  afteh  glaabwttrdifMi  Mgnis  die  mIiiiIb w- 

lassen  haben,  ohne  auch  nur  im  namen  des  evangeliums  zu  kennoa. 
iftppische  pbantaaiMiiwlmiini,  «i6M»]ie«]iohd«rtenzÖ8iaohaiuitir> 
richtBinmister  Ferrj  der  nationalTerswniiilttiig  mm  besten  gegeben 
hat,  wechseln  in  den  proben,  die  mir  mein  aiAbrnwlilniter  bericht 
Meri,  mit  mjstisehMi  grObeleien  Üb«r  diiB  weaeii  der  go/tikuct^  jsi 
was  das  schlimmste  ist,  mit  schlüpfrigen  erörteningen  tthtr  gMvitie 
Sünden  ab.  nnd  welche  haarstrttubende  Orthographie  zeigen  uns 
solche  scbülerdictate.  ich  bedaure  es,  dasz  mich  der  ranm  znr  knapp- 
heit  nötigt,  denn  hier  ist  genug  für  cnlturbistoriker  und  menschen- 
freunde.  da  schreibt  ein  zehnjähriges  mädchen  nach :  le  10  commande  * 
nous  d6fend  toute  impurtfe  c'est-ä-dire  de  prendre  ou  de  permettre 
aucun  plaisir  chamel  sur  soits  ou  autrui  or  du  mariage  par  euve 
(soll  wol  yeux  heiszen)  par  atouchement  bes6  parol  chanson  dites  ou 
recit6s  regard  des  livres  impudique  et  d6sonaite.  aber  abgesehen 
selbst  7on  diesen  häs^Uchen  auswüchsen  bleibt,  des  widrigen  ge- 
nug übrig. 

Der  steigende  einflusz  des  klerus  hat  zur  folge  gehabt,  dasz  der 
Unterricht  auch  an  den  dem  gesetz  untergeordneten  anstalten  für 
seine  specifischen  zwecke  zugestutzt  erscheint,  ein  artikel  im  Genter 
nederlandsch  museum  vom  december  vorigen  Jahres ,  welcher  die 
hieraus  besonders  entstandenen  misbräuche  zur  spräche  bringt,  weist 
nach,  dasz  in  beiden  Flandern  die  lehrer  im  gründe  von  dem  geist- 
lichen, nicht,  wie  das  gesetz  verlangt,  vom  gemeinderath  ernannt 
werden,    sie  stehen  ihr  leben  lang  unter  der  controle  desselben; 
wagen  sie  einigen  Widerspruch,  so  sind  sie  ihrer  niederlage  so  ziem- 
lich gewis.  ein  weiterer  übelstand  ist  der,  dasz  die  geistlichen  in- 
epectoren,  die,  wir  bemerkten  es  oben  schon,  jederzeit  die  staatlichen 
anstalten  besuchen  dürfen,  in  der  regel  selbst  lehrer  oder  directoren 
eines  bischöflichen  coll6ge  sind,  sie  lernen  nun  die  lehrer  und  schu- 
let der  gegnerischen  schulen  kennen  und  ziehen  unter  mancherlei 
Versprechungen  die  besten  unter  denselben  in  ihr  lager  hinüber, 
weh  an  dem  unregelmäszigen  besuche  der  lectionen  und  dem  meist 
»u  früh  erfolgenden  abgang  von  der  schule  trägt  der  übermächtige 
einflusz  des  klems  unstreitig  ein  gut  teil  schuld,  der  geistliche  be- 
kümmert sich  meist  wenig  darum,  was  die  schule  gerade  vorhat;  er 
Mtit  seine  confessionsstunden  an,  wo  und  wann  er  will  und  darf  ge- 
^  sein,  dasz  seine  anordnungen  in  erster  linie  befolgt  werden. 
Vitt  deiP  ministerielle  rapport  triennal  vom  j.  1875  sich  beklagt, 
4iUer  kinder ,  wdebe  von  der  aehnle  weggeblieben  sind,  den 
^•i^liäi  beeebeideiieA  «mn»  des  piimSimtenicliI»  niM  abeolmrt 
k*beii|  M  &Klen  vir  den  gnui4  den  ikrin,  daei  suaukh  in  Belgien 
^  Ü  QM  gewöhttl  liet«  4eB  aibgang  tiett  der  mMb  ibÜ  fler  »b- 
Nro^.dee  MmaWieei  hand  in  lumd  geheait  n  laomn,  w»  können 
^  ^ebei  benihigeii;  ftber  wae  eoUen  wir  eagen,  wem  vir  liSren, 
^  die  *ereie  emmvmm*  im  Belgien  späleetomi  im  alter  Ten 
^3  jtkm  stetttedeft,  eehr  <^  aber  hoA  Mher?  wir  eteoMB  lait 


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466  •  DatMgiMlM 


Uber  die  mitteilaigi  iiw  im  wigen  jähre  unter  den  12000 
mBaranalschülem  Antwerpens  kaum  300  das  zwölfte  lebensjahr 
zurückgelegt  hatten.  Bon  bieten  allerdings  die  foiibUdlUlglMlNikn 
(6coles  d'adultes),  die  in  bettor  blote  stehen,  einigemMMMn  emte 
für  diesen  mangel ,  aber  eine  genügende  abhilfe  desselben  wird  man 
Ton  anstalten  der  art,  wie  fortbildongitebalMi  ikrer  iuit9ritt«liBM 
Uttben  werden,  nicht  erwarten  dürfen. 

Die  Schäden  des  bisherigen  znstandes  der  Volksbildung  ent- 
hüllen im?  unter  anderm  die  aushebun^slisten.    da  hat  sich  zwar 
schon  vieles  gegen  früher  gebessert,  aber  recht  viel  bleibt  doch  noch 
•   zu  wünschen  übrig,  was  schwerlich  je  ohne  schulzwang  erzielt  wird, 
statt  vieler  worte  aUige  folgende  iabelle  dienen  (buUetin  s«  75): 


anehebiing  Tom  j. 

.  1860 

1860 

1870 

1876 

68  konnten  weder  lesen 

noeh  schreiben 

1372T 

13828 

10424 

8246 

es  konnten  nnr  lesen 

2945 

3299 

2267 

2015 

es  konnten  lesen  nnd 

schreiben 

9296 

12044 

13887 

19288 

es  besaszen  mehr  schol- 

bildung 

12102 

14318 

16836 

16222 

der  bildungsgrad  war 

unbekannt  von 

21 

689 

664 

538 

snnuna 

88090 

44178 

44078 

45309 

Daraus  ergibt  sich,  dasz  im  j.  1876  20%  aller  militärpflichtigen 
Belgiens  ohne  Schulbildung  waren,  eine  angäbe,  die  eher  zu  niedrig 
ist,  da  sich  die  zahlen  meistens  nur  auf  die  autisagen  dermannscbaften 
stützen,  jemand  hat  sich  der  mühe  unterzogen,  in  einigen  gemein- 
den die  Standesamtsregister  des  jahres  1873/74  durchzusehen,  er 
muste  die  traurige  entdeckung  machen,  dasz  die  hälfte  der  betreffen- 
den eheimkten  von  den  jungen  paaren  nicht  eigenhändig  unterzeidi- 
net  werden  konnten,  nicht  einmal  ihren  namen  zu  schreiben,  waitt 
sie  im  stände,  geschweige  denn  einen  gedanken  aufs  papier  zu  ffet- 
fen.  das  schöne  geschlecht  zeigt  durchweg  weniger  Vertrautheit  mit 
der  ffihrung  der  feder:  die  erziebung  desselben  ruht  fast  ausschHil^ 
lieh  in  den  bänden  der  geistlichkeit.  yor  allem  betriifbdies  üttMk- 
ter  der  liOlient  sttnde;  der  staat  ist  hieran  nun  growm  teA  adM 
.tflMdi  bmitma,  «r «den  inttdebennniflnieM  offmbtr  in  Beiaer  niA- 
.tigkii*  imtMneMei  imd  der  geisüMk^t  dnimb  ttdtMlerittdfo 
binde  geaiMfeet  kst  eitlfaiktrter  £elt  ist»  vieSMofakfai reuiger«^ 
tamteie  dei  begangenes  ftUm,  soeh  Mdkma  gebiete nÜMk» 
gesdietoi,  vor  äOem  in  Mitff  der  antbOdung  ymiMferinnen.  Ui- 
her  mxm  die  guMindn  ]Mm  vielfMh  gezwungen ,  di«  efMnog 
d«r  woibHohMi  jugend  den  «diweeton  der  tmelMknen  ooagwg*' 
tawn  flumitranen.  Mer  wneherten  denn  aneli  die  geeokid^ 
nuebiiiiehe  ain  ttppigsten«  peebe  indMhteii  ma  tage  mÜKmw^ 
edtaiM  geweeen  sein,  nnd  ebenein  mnete  wlhrmd  des  nikiw  ^ 


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und  dis  rftfwrwtn  dot  joAdigtn  fnialttftrimnt 


487 


dergl.  noch  «b  luid  sa  «in  pater  odir  mn  «Mitt«  j»  hier  gilt  ai» 
km»  noaute  zq  YerikM,  MMwnn  gtiwlkniiiaiiii  bitter  hinsu. 

Versuohm  wir  «•  nni|  im  tit>er  die  machtfülle  des  ktoros  ins 
kim  m  komien,  nns  von  seinem  besitzstande  ein  nagitthiM  bild 
18  entwerfen ,  indem  whr  diesmal      obift  hanb  steig»,  der  nal^ 
Tersität  Jjümtm  haben  wir  bereits  am  eingange  erwähnung  getfaan; 
sie  zählte  aasgangs  1875  1179  studierende,  wfthrend  Brüssel  705, 
Lüttioh  621  vmd  Gent  222  hdm  hatten.  Löwen  ist  das  hauptboU- 
werk  der  bel^pachen  ultramontanen;  Hecheln  als  sitz  des  erzbischofr 
seine  rendsna.  Ton  169  mittelschalen  (unsern  höhem  lehranstalten, 
gymnasam  und  realschulen  entsprechend)  besasz  damals  der  Staat 
auszer  den  10  athenäen  nur  50.   der  Staatsaufsicht  waren  unter- 
worfen die  Colleges  der  gemeinden  (17)  und  die  sogenannten  ^coles 
movennes  communales  (14,  ungeftlhr  mit  unsern  liöhern  bürger- 
schulen  zu  vergleichen),  ferner  10  anstalten,  die  von  privaten  oder 
geistlichen  begründet,  aber  wegen  bezogener  staatsunterstützungen 
der  gesetzlichen  aufsieht  unterworfen  sind,   der  rest  gehört  dem 
klerus,  nemlich  26  bischöfliche,  12  jesuitische  (von  welchen  11  gym- 
nasien  mit  humanistischen  und  realistischen  abteilungen),  10  andern 
congregationen  gehörige,  die  anzahl  der  schüler  dieser  freien  höhem 
Schulanstalten,  6cole8  moyennes  lihcea,  wurde  schon  1874  auf  min- 
destens 5000  veranschlagt. 

Noch  schlimmer  aber  steht  es  für  den  staat  mit  dem  primär- 
nnterricht.  von  16  normalschulen,  aus  denen  der  belgische  lehrer- 
stand hervorgeht,  sind  10  in  den  bänden  der  geistlichkeit ,  nemlich 
7  bischöfliche  und  3  staatliche,  die  einen  geistlichen  zum  director 
liaben.  nur  das  freie  seminar  der  gemeinde  Brüssel,  welches  aus- 
schlieszlich  den  bedarf  der  hauptstadt  zu  decken  bestimmt  ist ,  und 
5  mit  mittelschulen  verbundene  stehen  unter  laien.  1875  entlieszen 
die  bischöflichen  normalschulen  161  zöglinge  mit  dem  zeugnis  der 
reife,  die  übrigen  (7)  zusammen  164,  während  noch  1869  das  Ver- 
hältnis von  110  :  185  obwaltete,  lehrerinnen  vorzubilden  ist  dem 
Btsate  überhaupt  erst  seit  1874  möglich,  in  welchem  jähre  das 
Lttticher  seminar  eröffnet  wurde,  der  bei  weitem  gröste  teil  der 
ittldchennormalschulen,  28  an  der  zahl,  wird  von  klerikem  geleitet. 

ihren  320  abiturientinuen  im  jähre  1875  sind  nicht  wenige 
••b^wstem',  sintemal  der  eintritt  oft  von  dem  sofortigen  anlegen 
.   ^  geistlichen  gewandes  abhängig  gemacht  ist.  nun  gar  die  yolk^- 
!   ■Wsn.  1876  standen  unter  der  aufsieht  des  Staates  4157  gemeinde- 
*<Usn,  457  Cooles  adoptöes  und  47  freie  schulen,  aber  noch  1196 
■   ^f^naL  gans  freie,  aUei&  dem  Uerns  gehörige  anslaltsBu  nun  ist  ein 
^■iHMbriftfc  swar  iasc^m  aitiiifc  m 
^1^^  od:  i4)€0  «a  siM  ngeiHiMM 
'         wmiiiiiii  Mptoa  voll  priniirwhnMn  isitekin  sntiilrfeilim  garitefc> 
>   M«8«itui4  (die  friftii  m  1660  aitf  1196),  abir^dar  mägtto 
wiibinr  Yitsagen,  vcn  er  enrägt,  wie  lUL m  tbim Book  bI«W| 
'"xud  im  maii  dtt  oMeligen  wafainsB  gedenkt,  dem  diegcntiioli- 


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MI  «Mb  in  den  slaalMMtallMI  iMsitil.  Und  fenem  bilde  ent- 
mnttmü  ki  das  lehrpmonal  znsanunengMetzi.  10676  betrug  die 
gesamtBnmme  der  lebrer  nnd  lebrerinnen  an  deo  primärsebulen  im 
j.  1869.  darunter  waren  3772  (546  männlicben  nnd  3226  weibliok« 
gescblecbts)  geisÜicbe,  mitbin  reicblicb  ein  drittel  der  gesamtheit.  an 
den  freien  scbolen  lebrten  3386  personen  (bald  ein  drittel  der  gesamt» 
zabl),  darunter  2280  treistlicben  Standes,  und  zwar  1786  weiblichen 
gescblecbts.  diese  zablen  überheben  uns  jedes  weitem  raisonnements; 
sie  sprechen  laut  penug  für  den,  der  da  hören  will,  zu  obigem  brau- 
chen wir  wol  kaum  hinzuzufügen,  dasz  von  den  kleinkinderschulen 
(6coles  ^ardiennes  oder  Salles  .d'asile)  fast  die  hälfte  freie  sind,  und 
dasz  im  j.  18G9  von  514  h  and  werk  erscbulen  (ouvroirs),  die  übrigens 
in  steter  abnähme  begriffen  sind,  324  der  staatlichen  aufsieht  gänz- 
lich entzogen  waren,  in  den  letzten  beiden  unterrichtsspbären  sind 
die  R<)mlinge  mehr  als  anderswo  geschäftig,  den  keim  ins  kinderherz 
zu  legen,  dessen  frucht  sie  ersehnen,  und  die  brüst  des  herangereiftea 
mit  ideen  zu  füllen,  die  ihnen  nützlich  und  wolgeföllig  sind,  viel- 
leicht —  es  steht  dies  wenigstens  zu  hoffen  —  treten  die  kräftig 
aufschieszenden  fortbildungsschulen ,  deren  man  1875  schon  2615 
mit  204673  schülern  zählte,  die  dem  Staate  näher  stehen,  die  erb- 
schaft  jener  ouvroirs  vollständig  an.  vielleicht  —  wir  wagen  es  aus 
tröstlichen  geringen  anfangen  zu  schlieszen  —  trägt  die  Fröbelscbe 
methode  freier,  fröhlicher  tbätigkeitsausbildung  den  sieg  über  die 
nonnerei  in  den  'wartescbulen*  davon,  wird  sich  das  ehr  einer  bet- 
schwester  jemals  an  den  anheimelnden  klang  des  wortes  'kinder- 
garten'  gewöhnen?  es  wird  auch  hier  wol  einen  kämpf  anf  tod 
und  leben  geben,  denn  gegen  herschsucht  und  fanatismus  hilft  kern 
pact,  dawider  hilft  nur  der  Gambettasche  combat  a  outrance. 

S.  Die  roTision  det  g#8«ts«s  Ton  1845t 

Quellen : 

Chambre  des  repr^sentants.  s^ance  du  4  avril  1879.  r^vision  deb 

loi  du  23  sept.  1842  snr  Tinstruction  primaire.  —  Rapport  fut» 

an  nom  de  la  seotion  centrale,  par  M.  Olin  (d6pat6  de  NWell«^ 

BT.       d«r  kammorbdrichte.  165  8.  gr.  8. 
Le  proj«t  di  Int  iiir  renaeigneineiit  prinMor«  et  Vezpos^  des  mitift 

eomptfiiik  1»  ki  du  W  Mpt  184t.  Bnniiiie«  Hbndiie  «äm* 

eelle  de  Rom,  1879. 
Bidletia  8  de  k  licpM  de  r«ueigneMit  rapport 

du  eöOTftkiie  de  la  ligue  K.  Bult, 
Dk  wkbtigerea  AimiaieRi  ▼om  4«ho  da  patkamit  Madlpeatoi» 

Beige,  l'Mdk  Belge^  k  geietle  «•  ft. 
Mi  1870  ist  es  eft  mnsgesproehsB  wesdn,«  desi  ek  s^Uis»- 
Ikker  der  libenkii  einer  leekka  dse  gesekse  m  tMS 
IuomI  k  kmd  gelien  wefde,  «ad  uwweiMkift  ist  der  tnBf%e» 
stoid  des  ttftntliehep  niteniebkeBB  faauptgnmd  deseellMii  geM»» 
lengSMOi  eber  iküg  ist  er  emmgea  wQKden,  erst  bei  des  gBOiäide* 


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und     NiMeBMi  d«  jeWfta  imintfteriinBB.  468 


rtthswahkiit  «Uuin  auch  bei  den  neuwahlen  zur  repräsentanten- 
kimiiier.  darum  trägt  die  uftterricbtsreform  in  Belgini  eine&dmdi* 
ans  politischen  Charakter  zur  bchaa.  im  liberalen  lager  maohi  man 
ttch  4lNr  die  siftrke  des  besiegten  gßgßm  keine  iUnaion«!  md  hat 
M  wnmg/mAm^  dasz  der  kämpf  gegen  den  nlkanKnilMrinmM  htum 
imd  06liwer  Midm  wUrde.  demgemäsz  hat  man  sieb  zu  demselben 
80  lange  emsig  gwrtUtet  und  entwickelt  nunmehr  eine  rührigkeit  und 
tbatkraft,  die  jedermann  anerkennen  musz.  da  aber  die  hydranatnr 
der  klerikalen  macht  in  Belgien  trotz  seiner  noch  kurzen  Selbstän- 
digkeit besser  als  irgendwo  bekannt  ist,  möchte  man  nicht  auf  hal- 
bem wege  stehen  bleiben,   so  ist  es  denn  im  gründe  ein  neubau, 
nicht  nur  eine  Verbesserung  des  alten  gemäuers,  den  man  ins  werk 
zu  setzen  trachtet,  obwol  man  das  alte  fundament  benutzt,  gleich- 
sam als  wäre  man  sich  darüber  klar ,  dasz  die  liberale  herschaft  nur 
von  kurzer  dauer  sein  werde ,  ist  man  sichtlich  bemtLht,  den  äugen- 
blick  möglichst  auszunützen  und  zu  schaffen,  so  lange  es  tag  ist. 
daher  das  gewaltsame,  überstürzende,  welches  manchen  bestimmun- 
gen  des  neuen  entwurfes  unverkennbar  anhaftet  und  demselben  viel- 
leicht mehr  schadet,  als  seine  freunde  denken,  denn  man  darf  nicht 
vergessen,  dasz  der  sieg  nur  durch  den  engen  zusammenschlusz  aller 
liberalen  elemente  errungen  werden  konnte,  die  im  übrigen  wesent- 
lich verschiedenen  ansichten  huldigen,  werden  sie  nun  im  besitz  der 
macht  so  einträchtig  nebeneinander  fechten,  wie  beim  stürm  auf  die 
feindliche  Stellung?   das  steht  kaum  zu  hoÖen.   indessen  ist  doch 
seit  der  rede  des  deputierten  Pirmez  (Charleroi)  vom  16  mai  die 
regierungsvorlage  im  groszen  und  ganzen  sichergestellt.  Pirmez  hat 
als  führer  der  gemäszigten  liberalen  gesprochen,  und  die  worte  des 
früheren  ministers  und  ausgemachten  freundes  der  gesetzgebung  von 
1842  hat  man  wol  trefifend  die  ieichenrede  des  alten  gesetzes  ge- 
nannt,  und  jetzt,  nach  Beendigung  der  generaldiscussion  in  der 
kammer  (ende  mai  1879),  ist  es  so  gut  wie  ausgemacht,  dasz  die 
regierungsvorlage  —  allenfalls  mit  einigen,  meist  unwesentlichen 
•mendements  von  der  band  des  genannten  Pirmez  —  in  kurzer  zeit 
lAni  gesetz  erhoben  sein  wird,   um  so  dringlicher  ladet  sie  uns  zn 
ilirer  betrachtung  ein. 

Wanim  «um  ersten  toben  denn  eigentlich  die  oltramontaneB 
W  liut  gegen  die  neuerung,  warum  gebenkn  sie  sich  aof  einmal  wie 
^  kibwicbter  des  bestelieiiden  gesetzes,  sie,  die  damals  nur  mit 
nfihe  dit  iiiai  m  umamm  instandtkocupen  zareuhMibawogen  wor- 
den konnton?  die  aaftworfc  ist  IMA  findett»  ntm  dm  adtute 
^iBNUw  Imkm  tie  tieh  ja  mü  der  sdt  ift  dea  Mbbi  4»  aMfanaU 
^  Minder  >a  eeteen  gewust ;  jetrt  ato,  da  aie  «if  diea«  ihm 
mgwmiMtia  gnuid.  vad  bedeft  bedrlngt  waKden,  Btktmm  sie  Aber 
xdiiaTerletnuig.  Uta  «nciigeweihte  ^beB  sic  gleidi  eiaeiiifiiebee 
woq^  gor  bimd ,  wodmek  aie  beweian,  daaa  dae  aUe  geaeta  die 
^  dea  übenden  erwartatoi  feftehte  wol  getaragan  habe,  aieweian 
Aach,  daaa  ib  dem         aeitrauMe  die  firaien  adnüfln  an  aaU  niobt 


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470  Dm  ImI^imIm  nntiiTicJitiWMPB 

gewachsen  sind,  wJihrend  die  <taatsschulen  sich  gut  um  das  doppelte 
vermehrt  haben,  ganz  richtig,  aber  wer  bat  auch  je  dem  klerus  so 
viel  thorheit  zugetraut,  dasz  er  sein  geld  mutwillig  zum  fenster 
hinaus  wirft,  mag  sein  säckel  auch  noch  so  strotzen?  wozu  soll  er 
sich  denn  selbst  schulen  halten,  wenn  ihm  doch  die  gehören,  die  der 
Staat  bezahlt?  seine  organe  gestehen  es  unverhohlen  ein,  dasz  er  im 
verlaufe  der  zeit  die  concurrenz  in  der  Volksschule  ganz  aufgegeben 
und  seine  mittel  ausschlieszlich  für  den  höhem  Unterricht  verwendet 
haben  würde,  wir  haben  es  oben  gezeigt,  dasz  er  es  auf  diesem  gebiete 
leider  schon  bedenklich  weit  gebracht  hat.  schon  darum  also  ist  der 
neue  gesetzentwurf  ihm  ein  dorn  im  auge,  weil  er  ihn  zwingt,  einen 
teil  seiner  .Streitkräfte  von  neuem  für  die  occupation  des  primär* 
Unterrichts  zu  verbrauchen."  bei  jedem  gegner  klerikaler  Umtriebe 
aber  wird  das  vorgehen  der  belgischen  liberalen  um  so  mehr  anklang 
finden. 

Schon  geraume  zeit  vor  dem  11  juni  1878  haben  die  liberalen 
ihr  augenmerk  auf  die  hebung  der  Volksschulen  gerichtet  und  durch 
beträchtliche  opfer  auf  privatem  wege  der  regierung  vorgearbeitet, 
unter  der  ansehnlichen  zahl  von  gesellschaften,  die  zu  jenem  zwecke 
ins  leben  getreten  sind,  nimmt  die  ligue  de  l'enseig^ement  den  ersten 
platz  ein.  sie  hat  ihr  ständiges  bureau  in  Brüssel  und  zweigvereine 
in  mehreren  provinzen.  sie  allein  konnte  bis  zum  ende  vorigen  jabrts 
mill.  fr.  zur  Verbesserung  des  primärschulwesens  beisteuern,  eine 
musterschule ,  die  sie  in  Brüssel  eingerichtet  hat ,  erfreut  sich  all- 
seitiger anerkennung.  die  societ^  Gallier  (nach  einem  wolthäter  der 
armen  kinder  so  benannt)  in  Gent  sucht  dem  alhraMben  abgang 
▼on  der  schule  dadorch  zn  steuern,  dasz  sie  für  jedes  kind,  mMm 
saeh  einem  bestimmten  alter  nodli  fortfiUirt,  die  schale  zu  basidies, 
belobnungen  bia  nt  ^  fis.  «MmMt  aUentbaltai  bat  mm  blUe, 
eonoarto  te|^  ntmuMM^  ämm  «träge  dm  tollwHhalai  n 
gute  gekoMM  ämL  wsu  anoi  daba  in  bcilnalii  lialrt,  m  vi 
dar  klflffva  m  «leb  koatai  ttsat,  wm  dan  flffniilMeBadhttlMi  abbrndi 
SB  itoiy  eo  darf  mb  den  grund  fitr  äm  mangelbaftaa  anataad 
▼olhsbüdung  gewia  amnaiii  a  dam  nidarwirtigen  md  — figaihcato 
streite  awiaoben  beiden  tailan  Termntsn. 

Ba  war  die  erale  tW  das  aaegroishen  HheraUaaVf  datt  an 
neues  nni'trfanilln  Ittr  den  ffffwÜiibBii  untaxnalit  imirihaliBi  wsrdt. 
daasalbe  iat  via  Hombeaek  «bartragan,  einem  Hbanto  aat- 
sdnedenerer  ftrbung,  ala^das  gros  du  iiiinietMfinnii  IMn-Orbüi » 
ist.  am  Sl  jaa.  1679  trat  liwete  der  neae  miaiatar  mit  dem  ]l«gs^ 
enalatei  fvcgei  de  loi  m  die  kammar,  mit  daaaen 'fefbaeitiiu« 
eine  saetiaB  oealrab  vartiMd  wvdet  in  dw  mImb  lltatf 
athieden«  äbatafonr  wu  tmü  klerikala  sataeD.  Oüa  gSMOm)»^ 
atettete  ala  re&rent  am  4  mpoL  dav  kaannir  beriekt  Ton  den  com- 
mis8]0Baberallmi^;«i  und  aeMiadam  kada  anaftbriioher  die  wichtig- 
kiit  des  feaatam  und  die  abneht  dar  tafienmg  amamnimder.  ia  ^ 
haiqptpynktan  eridfat  aiek  die  emwiialftn  dardurey  mit deriy»-  , 


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und  di#  tifacawn  dw  jelngto  adauteiiimt.  471 

niagtTorlage  mKwnkmämi.  vergegenwärtigen  wir  uat  umIi  dam. 
wovttHite  dieser  refan  QBd  Menstück*  die  wiebtigeten  neueniiig6& 
des  gesetzentwurfs ,  um  schlieiiUob  amwehefty  ob  er  die  wünsche 
melit  bloat  der  übenden  Belgiens,  sondern  vielmehr  noch  die  dec 
allgemeinen  pädagogik  genügend  berücksichtigt  hat. 

Der  erste  artikel  verlangt,  dase  jede  gemeinde  mindestens  eine 
schule  in  geeignetem  locale  besitze,  ausnahmen  werden  bei  unbe- 
mittelten oder  mit  privatschulen  versehenen  gemeinden  femer  also 
nicht  mehr  gemacht,  die  ad  Option  der  letzteren  ist  überhaupt  aus- 
g-oschlossen.  die  festsetzung  der  zahl  für  schulen  und  lehrer,  ebenso 
die  entscbeidung  über  bedarf  an  kleinkinder-  und  fortbildungsschulen 
behält  sich  die  regierung  vor  (art.  2).  'bedürftigen*  (so  schreibt  die 
commission  für  ^armen')  kindern  wird  der  unterrieht  ohne  bewer- 
bung  unentgeltlich  erteilt  (3),  während  sie  bisher  erst  auf  ein  gesuch 
hin  von  der  entrichtung  des  Schulgeldes  befreit  wurden,  der  vierte 
artikel  ist  der  ''point  vital'  des  ganzen  gesetzes,  wie  seine  frühere 
fassung  die  veranlassung  zur  revision  geworden  ist.  er  lautet  in  der 
vorläge:  'der  religionsunterricht  wird  der  fürsorge  der  familien  und 
geistlichen  (ministres  des  cultus)  überlassen,  ein  schulzimmer  wird 
den  geistlichen  zur  Verfügung  gestellt ,  um  dort  vor  oder  nach  den 
classenstunden  den  kindern  ihrer  communion  den  religiösen  Unter- 
richt zu  geben,  so  weit  sie  die  schule  besuchen',  im  nächsten  artikel 
wird  das  minimum  der  unterrichtsobjecte  in  der  primäi*schule  fest- 
gestellt, und  zwar  bemerken  wir  gegen  früher  eine  erfreuliche  Ver- 
mehrung derselben ,  durch  hinzunahme  der  geographie  und  der  bel- 
gischen geschichte,  des  Zeichnens,  der  demente  der  geometrie,  des 
turnens  und  der  anschauungsübungen.  andere  neuerungen  sind  we- 
niger bedeutsam  oder  sind  lediglich  Verschärfungen  schon  bestehen- 
der Verfügungen,    so  musz  jeder  lehrer  künftighin  ein  reifezeugnis 
von  einer  königl.  prüfungscommisbion  aufweisen  können  (il  doit  Otre 
diplöm6).    das  gehaltsminimum  für  den  volköbciiullehrer  ist  auf 
1000  fr.  erhöht,  ganz  neu  ist  die  einsetzung  von  scbulaufsichts- 
bebörden  (comit^s  scolaires,  art.  17 — 22)  in  bezirken,  die  von  der 
legiening  abgegrenzt  werden,  die  mitglieder  derselben,  3 — 7  an  der 
zahl,  werden  vom  gemeinderathe  gewählt,  wenn  alle  schulen  ihres  be- 
ssirkes  einer  commune  zugehören ,  im  anderen  falle  vom  unterrichtfr- 
xnimBter*  aift.haban  die  verpfliehtung,  darauf  zu  achten,  ob  alle  Idoh 
in  ftttiir      6*~li  jahim  die  sehule  regelmAszig  bttnobeii}  sie 
kaibai  ittm,  pnnciy«!«  ttsw«.attl  ftUen^  mitteUi  imMheaodmg  zu 
WMrinMBf  ^  ilM»flttm4n»iai.  kellte  SU  aBniit0rbn)^n6m 
fffH*^^'iiiMiiliii  iMaUitHi  vuA  akmii  kkiderat  finnan  uaieixiolit  tm  yw- 
sdwta.  &  couaMiMle  ««ftdoht  ist  damit  swijHdi«ii  gemeindemäi 
und  aolnleoBdli6  geteilt;  diejenige  Ton  aeürai  der  x^erung  ruht  in 
dea  hiaiiMi  der  tartarittspeetotn  und  iaape^toren,  denn  meist  mer 
•vf  di6  psBOfins  IromsBit«  litelii'a  vannwHMitai  gich  fjg  YerroUkonuBM 
imiMiHtitth  .Üludiflh  *wti»wl  n  einer  flOBÜBreiu  mitec  dem  vorsits  das 
MittiHteiii  (eongsil  di  pwefecttoBnamnit)*  nUediei  jähre  endieint  du 


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47S 


ittcieller  benoht  ttber  den  zustand  dw  öffentlichen  oaterichts.  die 
amAhl  der  zu  errichtenden  schulea  «uUmIi  umL  der  anzostellendeA 
lehrer  fetlntetsen  bebilt  sich  die  regienmg  Tor,  trit  m  ikb  «ndi 
das  recht  wiM,  dk  wtllMd»  nateniiM«  km  iHgii— iniM  iinv 
nachreiben. 

Soweit  haben  wir  die  vorläge  Humb^ecks  selbst  reden  laaan. 
erklärlicher  weise  hat  sie  die  yerschiedenste  beurteilnng  erfahren, 
die  katholiken  klagen  sie  an ,  sie  schaffe  schulen  ohne  gott  und 
ebne  tugend,  und  bearbeiten  die  masse  der  bevöikerung  mit  den  all- 
bekannten wirksamen  mittehi.  sie  müssen  für  haus  und  heerd  in 
den  kämpf  ziehen,  das  sehen  sie  recht  wol  ein.  denn  geht  die  revi- 
sion  ihren  gang,  so  ist  das  princip  der  trennung  von  kirche  und 
schule  sanctioniert,  die  autorität  des  priesters  in  der  schule  beseitigt, 
die  geistliche  inspection  verhindert,  die  controie  über  lehrblicher 
und  methode  durch  die  geistlichkeit  autgehobeu,  und  mit  einem 
werte  dem  grundübel  des  belgischen  Volksschulwesens  die  axt  an 
die  Wurzel  gelegt,  obschon  indes  der  entwurf  in  erster  linie  eine 
Waffe  gegen  den  klerus  sein  soll,  so  trifft  er  doch  durch  einzelne  he- 
Stimmungen  auch  die  communen  hart  genug,  die  regierung  geht 
gewis  zu  weit,  wenn  sie  die  zahl  der  schulen  und  lehrer,  ganz  abge- 
sehen von  der  urt  des  Unterrichts,  allein  bestimmen  will,  die  er* 
baltnng  der  schulen  lastet  auf  den  gemeinden,  aber  die  rechte  der- 
selben entsprechen  ihren  pflichten  nicht,  dazu  weisz  jedermann,  wie 
eifersüchtig  gerade  die  groszen  belgischen  städte,  wie  Gent,  Brügge 
u.  a.  auf  ihre  althergebrachten  rechte  und  ireiheiten  sind,  es  ist 
schwerlich  nur  ein  ausflusz  ultramontaner  gesinnnug  gewesen,  was 
den  bürgermeister  von  Brügge  antrieb,  «ich  dem  anschlage  der  i 
regierungsplacate  zu  widersetzen,  die  unser  gesetz  verölfentiicliteiL 
wenigstens  hat  der  ultramontane  deputierte  Wasseige,  der  am 
30  april  den  minister  des  inneru  in  dieser  angelegenheit  inter-  I 
pellierte,  in  der  maszregel  der  regierung,  die  bekanntlich  die 
aftichage  erzwang,  eine  beeinträchtig uug  der  communalen  freiheitn 
gesehen,  er  wüste  recht  gut,  dasz  er  hier  eine  wunde  stelle  am  btl^ 
gischen  staatskörper  berührte  (s.  das  urteil  des  Pariser  'temp«'  dir 
Uber  im  6cho  du  pari,  vom  1  mai).  offenbar  sind  die  beiden  gegafft 
mit  denen  die  regierung  zu  ringen  hat,  der  ktams  und  dw  bfirge^ 
tum  der  groszen  geniMiideB.  dagegen  Inft  ile  ila»  neimle  fttttt 
in  den  kleineren  commBiiett,.irie  Ii»  enülwiMiiiiimeiiiiniiMi  rmlüm 
(«rvondiMnient  TmünMi)  wbA  TMn-bMreiien  {kko  dn  peiL  nn 
'99  april).  dnen  waekeren  Vuide^genMMi  hat  ne  Cbomt  m  dar 
libmlen  presse  gefunden,  Yor  eUemin  te  md^pendiee  Brigfl»  abr 

im  telio  du  parkment^  Mo  de  Bmellee»  Mile  Beige^  mmatf 
die  bedentendeten  faa«]MIdtfiMhMi  Ultter  sa nenaok  dmhMO^ 
organ  der  nltnunontaaen  iai  daa  jomal  da  BnisaUea,  daa  bemdw 
^  ergüsie  dea  exfinanandsialera  Maloa  biingt,  dar  die  aaib  ^ 
YerbHelMtteB  minieMaans  geweam  iafe  (a.  i.  b.  daa  Mo  da  ptd» 
Tom  1  mai).  itoin  mune  Mkt  wiäi  ftaf  audan  natv  dm  gV'^ 


% 


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478 


pbeaiU  fbs  klerai  (iadip.  Tom  13  april);  in  der  kammer  itt  er  oiit 
Woifle  «d  dm  «cprttsideiiteB  Thibaut  der  fllkrar  der  reohten. 

Der  primas  dm  Uadet,  mbisoliof  Dmktmps  von  Mecbela,  hat 
semen  taaieii  ingrimm  gegen  die  neuerung  einem  hirtenbriefe  anytr- 

traut,  den  er  zum  200jährigen  gedenktag  (4  mai)  an  die  Unterstellung 
«lar  katholischen  Niederlande  unter  die  hnt  daa  ML  Joseph  durch 
Xanoemi  XI  erlassen  hat.  er  bittet  die  getreuen  zur  gnade  des  hei- 
ligen ifara  miaabt  an  nebmen ,  auf  dasz  'die  kiader  der  belgischea 
familien  vor  der  geiUir  bewabrt  bleiben,  in  den  schulen  des  in- 
diffMrentiamna  und  der  i^Kialasie  den  glaaben  einzubtlszen'  (vgl.  6cho 
da  paorl.  vom  29  april).  ein  gebet  ist  dem  schreiben  beigefttgti  fttr 
dessen  regelmäszige  abhaltung  100  tage  ablasz  yerheiszen  werden, 
hier  werden  die  neuen  schulen  recht  erbaulich  als  solche  geschildert^ 
*wo  das  kreuz  nicht  mehr  angebetet,  das  wort  des  lebens  nicht  mehr 
vernommen ,  das  glaabensbekenntnis  und  das  göttliche  gesetz  nioht 
mehr  gelernt  werden,  wo  die  bitten  der  kirche,  das  gebet  des  herm 
und  der  apostolische  segen  nicht  mehr  zum  himmel  aufsteigen  von 
den  lippen  der  Unschuld*,  aber  der  heil.  Joseph  wird  sich  schon  er- 
bitten lassen,  und  Belgien  'wird  den  schmerz  nicht  erleben,  die  See- 
len seiner  kinder  der  kirche  des  lebendigen  gottes  entrissen  zu  sehen*, 
wie  schrecklich!  und  —  wie  unwürdig!  weil  die  geistlichkeit  sich 
sträubt,  den  religionsunterricht  zu  erteilen,  wo  sie  nicht  derherrist, 
darum  sind  die  schulen  sans  dieu  et  sans  morale?  sie  ist  von  den 
■  Schulbehörden  eingeladen,  den  kindern  die  heilswabrheiten  zu  lehren, 
;  und  achtet  es  unter  ihrer  würde ,  dem  nachzukommen !  mit  recht 
bemerkte  hierzu  Pirmez  in  der  kammer  (6toile  Beige  vom  17  mai): 
;  *der  klerus  besitzt  eine  lächerliche  Unduldsamkeit  (une  intol6rance 
I  bizarre),  er  braucht  bedingungen ,  um  religion  zu  lehren ;  ja  man 
I  faszt  die  Antwerpener  Convention  (zu  gunsten  der  klerikalen)  ab, 
während  hinwiederum  die  missionare  trotz  der  grösten  gefahren 
ohne  bedingungen  hinausziehen,  um  die  wilden  Innerafrikas  zu  civi- 
lisieren  und  zu  katechisieren.  wiegen  denn  die  einheimischen  nicht 
;  jene  neger  auf?'  die  geistlichkeit  wird  sich  nolens  volens  in  die 
rolle  eines  gastes  finden  müssen,  wo  sie  bislang  hausrecht  geübt  hat. 
dann  wird  ja  die  weit  erfahren,  ob  es  der  christlichen  religion  scha- 
det, wenn  ihre  diener  demütig  sind,  aber  nun  befürchten  die  ent- 
schiedenen liberalen  gerade  im  gegenteil,  jener  zusatz  zum  ai  tikel  4, 
dar  den  geistlicben  ein  zinuner  in  der  schule  zur  Verfügung  stellt, 
mOalite  warn  faaM  werden,  yermittelst  dessen  sie  das  gesetz  zu  nichte 
auMirt;  ea  iai  beaanden  ^  ligne,  die  sieb  hier  in  ihren  hoffoungen 
gattlnaehl  MUL  obgleidi  dieaalba  im  allgemeinen  die  levision  des 
geeetaea  yon  1849  mit  groanr  fttnda  be^Cbszt,  aMibt  aie  doch  mit 
rtlelnrieht  anf  ihr  prognonm  eine  reihe  anaaleUioigen  an  demselben, 
weMia  meial  beaebtang  vardieBeB«  da  wiribxefordenmgen  zugleieb 
ab  difljafl%iB  dea  aMbren  lüieraliamna  ftbei^aiBpi  ai^^ 
woUflB  vir  denaelben  aom  aobhiaa  noeb  einige  werte  widmen. 

Yor  alleM  baben  anih  wir  adion  ala  baiqrtmangel  der  belgiaebm 
I       v.j«M.&piia.n.pM.ii.iaii.  lam.  hft.  10*  81 


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474 


Dm  bilgiMht  mdmMänrmmi 


untenüchtsgesetzgebmig  hingestellt,  dasz  sie  den  obligatorueheit 
schulbetneb  «ach  jetzt  noch  nicht  verlangt,  die  Ugue  fordert  zanftehst 
dorchw^  nnentgeltlichen  miterrioht  in  allen  yolkaMfankiiySiit  guten 
gründen,  wie  wir  glauben,  die  teil  weite  befiwtMl g  TOm  seinügeld 
befestigt  «ine  peinUftb»  klolt  iwischeii  amn  imd  reich ,  von  der  die 
schale  niohte  wissen  sollte,  nun  betrug  das  Schulgeld  im  ganzen 
königreiche  nur  1800000  fr.  jährlich,  wEhnad  doch  das  budget  für 
volksschalen  19  mill.  übersteigt,  die  eventuelle  Steigerung  der 
echulsieuem  kann  also  gegenüber  der  last,  welche  das  Schulgeld  für 
kinderreiche  familien  ist,  zumal  wenn  die  eitern  zu  stolz  sind,  um 
der  kategorie  der  non-pajants  anzugehören,  wenig  in  betracht  kom- 
men, bringt  man  dazu  in  anschlag,  dasz  mehrere  gemeinden  bereits 
mit  ihrem  beispiel  vorangegangen  sind  (wie  ja  in  Deutschland  auch), 
und  —  was  besonders  schwer  ins  gewicht  fällt  —  dasz  die  freitn 
schulen  zum  teil  Schulgeldfreiheit  haben,  um  mit  den  staatsschulen 
erfolgreicher  concurrieren  zu  können,  so  wird  man  der  ligue  mit 
ihrer  forderung  recht  geben  müssen,  dasz  ferner  der  artikel  4  dem 
Schulwesen  schildlich  werden  kann,  läszt  sich  nicht  leugnen,  in- 
dessen steht  es  wenigstens  von  der  gegenwärtigen  regierung  zu  er- 
warten, dasz  sie  ein  wachsames  auge  auf  die  religionslehrer  haben 
wird,  die  freidenker  (libres  penseurs)  stoszen  sich  an  dem  ausdruci^ 
*den  religionsunterricht  den  kindern  ihrer  communion  zu  erteilen', 
da  sie  ja  ein  eigentliches  bekenntnis  nicht  besitzen,  es  stehe  jeder- 
mann frei  zu  schlieszen,  dasz  einer,  der  weder  Protestant  noch  jude 
sei,  notwendigerweise  katholik  sein  müsse,  aber  dawider  läszt  sicli 
denn  doch  ernstlich  die  frage  aufwerfen,  ob  die  freidenkerei  in  der 
frage  des  Unterrichts  mit  recht  den  bestehenden  confessionen  gleich- 
zustellen sei;  ob  eitern,  die  ihr  huldigen,  nicht  gut  thun,  sich  reif- 
lich zu  überlegen,  ob  ihre  kinder  auch  wieder  libres  penseurs  werden 
müssen ! 

Heikel  ist  die  frage ,  wer  den  religionsunterricht  erteilen  soll, 
wenn  die  geistlichen  sich  dessen  weigern ,  wie  sie  in  der  that  seit 
dem  Zustandekommen  des  gesetzes  thun.  nach  den  motiven  zur 
vorläge  darf  der  lehrer  nicht  dazu  gezwungen  werden,  und  falls  er 
sich  weigert)  soll  eine  andere  person  nach  den  wünschen  der  fumlien- 
Väter  dunit  beanftragt  werden,  aber  wer  soll  daeifliii?  Iii  «iIvlMit, 
der  kleros  kann  es  daroh  seinen  widerstand  deluB  teingen,  desi  die 
sotaUB  rdügimlM  wM,  aber  es  iet  eiben  npr  äank  aase  ssiudd 
mISglieh.  dia  leiirar  warte  rie^  aelftai  snm  evliikii  dsa  religions* 
imteirichta  bereit  fitttelaeaePt  gm  ikiiteaiiiiriategentek^ 
Hiebt  anssnaelien.  dam  lifilt  die  ligoa  ftial  an  ibraln  gmadsats: 
*die  wiseensehaft  der  sahiile»     veügioii  der  Urafae*. 

Was  die  lehrolgeote  aiÜAngt,  so  vermiaib  naa  ant  bedsganim 
neuen  plane  die  elemeaie  der  natonrisaeBidliatait  indet  die  an- 
sohamnig  als  besoadsfee  ÜMdi  fibarittsaig  und  Tarvlirft  ftwMeden 
diemoial.  bier  nnteBSchgeiben  wir  gm  So  ««nmigder  Kgaa,  wann 
siaiBbetxeff  der  leickren  sagt:  *w2r  denken,  daaa  ^nftt&baabno* 


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und  die  nfonaan  dM  j«tiig»  ■dnittanaiM. 


475 


Sphäre  der  schule  sich  durch  die  zucht  erhält,  die  der  lehrer  darin 
hergehen  läszt  und  nicht  durch  predigten  (sermons),  die  er  dort  bal« 
ten  kann.'  auch  die  ansieht,  dasz  es  genüge,  statt  besonderer  le^ons 
de  choses  die  anschauliche  methode  in  den  einzelnen  fächern  zu  be- 
folgen ,  findet  sicher  vielen  beifall ,  wenngleich  die  anschauung  als 
Unterrichtsgegenstand  auf  der  untersten  stufe  immer  mehr  freunde 
erwirbt,  die  beatimmung,  dasz  nur  solche  lehrer  anstellung  bekom- 
men, die  ein  abgangsdiplom  von  einer  staatsnormalschule  besitzen, 
trifft  zwar  die  bischöflichen,  privaten  und  communalen  normal- 
schulen, besonders  die  der  hauptstadt,  gleicherweise  hart,  ist  aber 
im  allgemeinen  interesse  notwendig,  dafür  musz  der  staat  freilich 
das  normalschul wesen  einer  gründlichen  reorganisation  unterwerfen 
und  sich  nicht  nur  mit  der  gründung  6  neuer  anstalten  dieser  art 
(2  für  lehrer  und  4  für  lehrerinnen)  begnügen,  wenn  er  anders  dem 
Bedürfnisse  abhelfen  will,  aus  welchem  u.  a.  die  Brüsseler  einrich- 
tung  hervorgegangen  ist.  die  anforderungen  an  die  lehrer  in  den 
groszen  städten  sind  eben  andere  als  die  an  die  landschulmeister. 
als  einen  misstand  betrachten  wir  ferner  mit  der  ligue,  dasz  das  ein- 
kommen  der  lehrer  zum  teil  noch  in  Schulgeld  u.  U.  sportein  bestehen 
bleibt,  diese  müsten  entschieden  abgelöst  werden,  und  die  gehälter 
dann  eine  dem  entsprechende  erhöhung  erfahren,  wenn  weiterhin 
die  ligue  in  bezug  auf  die  schulcomit6s  wünscht,  das  kirchliche  amt 
solle  mit  der  mitgliedscbaft  in  einem  derselben  unvereinbar  sein,  so 
halten  auch  wir  das  jedenfalls  für  erstrebenswert,  um  die  geistlich- 
keit  von  der  schule  fernzuhalten,  zweifeln  aber,  ob  die  ausschlieszung 
des  ortspfarrers  allenthalben  räthlich  oder  auch  nur  möglich  ist.  da 
endlich  die  regierung  sich  mit  der  nichtforderung  obligatorischen 
Schulbesuches  des  besten  mittels  begeben  hat,  eine  genügende 
schfllerfrequenz  für  ihre  anstalten  zu  erzielen,  schlägt  die  ligue 
wenigstens  die  einführuug  eines  abgangszeugnissea  Tor,  deam  be- 
sitz den  inhabem  im  spätem  kbw  ttittthxiiigMBd  w«rdeii  kam»  oluie 
Zweifel  «um  etwas  gesohehen,  um  dm  idlsuknnen  sohnlbeBiithey 
dttt  wir  olMtt  tfllMm  beklagten,  wkkfliia  entg^Bt^  aber 
sn  Terkngen,  dae  aragsia  solle  aieht  vor  ToUendnng  des  18n  lebens* 
jelveBTerataEwebt  wsvden,  das  heitit  die  saiten  dodi  allzostraff  aa- 
spemieB.  nad  sflUiesdidi  ist  diese  ganse  einriehtiiiig  doch  niobts 
lis  ein  scbwaoher  ersata  fttr  die  mengelnde  lebeasbedingung  jeder 
wabnn  aUgeneiMtt  TeUnbikhiiig,  ftr  den  sobnlswang. 

OLDBHSiiMk  Fkaxs  Ffiaiixa. 


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476 


0M  ZviokMUr  Mhnloidumg  T^m  lUt. 


62. 

DIB  ZWICfClLÜEB  SCHULOBDKÜira  TOK  1523. 

ein  beitrag  sur  gMobiobie  des  dreisprachigen  Unterrichts. 

Vormbaums  bekannte  samlung evangelischer  scholordnimgei 
(Crttterslok  1860  t!.)  beginat  in  ünern  in  band  mit  dem  sächsisohen 
Bchulplana  vom  j«  1628,  anr  tmnerkungs weise  teOt  sie  im  an- 
tohlusz  an  Richters  samlong  efangcL  Idräieiiordnangen  abschnitte 
ans  früher  abgefasztmi  derartigen  ovdBOiigen  (vom  j.  1526  u.  1626) 
mit.  selbständige  schul  Ordnungen ,  welche  nicht  bloei  «1116X6 
oder  intogrieraide  teile  von  kircbenordnnngen  bilden,  verzeichnet 
sie  erst  ans  den  jähren  1536  und  1546.  aber  die  markgrfifl.  Baden- 
Dnrlachische  Schulordnung  von  1536*  erhebt  sich,  abgesehen  toh 
der  Zulassung  eines  eventuellen  und  facultativen  Unterrichts  'in 
graeco  oder  hebraeo',  durchaus  nicht  über  das  niveau  der  gleichen 
festsetzungen  aus  dem  15n  jahrh.,  ja  steht  hinsichtlich  der  details 
des  Unterricht»  und  der  erziehung  unter  mehreren  derselben;  und 
die  Troizendorf  zugesprochene  Goldberger  Schulordnung*  begnügt 
sich  in  ihrem  ersten  teile  mit  einer  kurzen  skizze  des  Unterrichts 
und  enthält  in  ihrem  zweiten  nur  die  in  lateinischer  spräche  ver- 
faszten  Schulgesetze,  dr.  jur.  Friedr.  Lor.  Hoffmann  hält  die  von 
Joh.  Agricola  und  Herrn.  Tulich  im  j.  1525  für  ein  gymnasium  zu 
Eislebcn  aufgestellte  und  in  lateinischer  spräche  auf  einem  blatte  in 
placatformat  publicierte  Schulordnung,  die  er  in  seinem  schriftchen : 
'der  älteste,  bis  jetzt  bekannte  lehrplan  für  eine  deutsche  schule' 
(Hamburg  1865)  commentiert  zum  abdruck  gebracht  hat,  ftir  die 
älteste  gedruckte  evangelische,  ja  überhaupt  für  die  älteste  Schul- 
ordnung, er  irrt  sich  in  jedem  falle. 

Die  bisher  nur  in  teilweisem  auszuge  bekannte,  in  ihrer 
bedeutung  ungewürdigte  und  unerläuterte  Schulordnung,  welche 
1523  Leonhard  Natther  zu  Zwickau  entworfen  hat,  verdient 
den  rühm,  den  man  bisher  anderen  hat  zusprechen  wollen,  sie  ist 
—  soviel  ich  nach  jahrelangem  suchen  behaupten  kann  - —  die 
früheste  eigentliche  und  selbständige  Schulordnung,  welche 
in  einer  evangelischen  stadt  unter  dem  einflusse  des  humanis- 
mus  und  der  refonuation  entstanden,  sie  die  erste  Schulordnung, 
welche  nicht  blosz  schriftlich  aufgezeichnet  worden  und  auf  einen 
kleinen  leserkreis  beschränkt  geblieben,  sondern  gedrnekt  und 
(wie  fa0  S6lM  ausdrücklich  sagt)  für  *den  gemeinen  man  dei 
gtadt  roä  laads*  bestimmt  worden  ist,  weshalb  sie-anoli  dordiing 
in  dentaolitr  spräche  geedirieben  igt 

Ferner  ist  sie  die  llteile  mir  bdnnte  eehnlofdnnng,  in  wetober 

*  Vormbaum  a.  o.  I  30  f. 

'  Vormbaom  I  53—68.  vergl.  über  diese  1546  gefertigte  uud  m 
kraft  fetrataae,  aber  erst  ISes  gedmekte  ordawig  Kehia  pädagog.  bL 
Tin  bd.  0879)  a.  848  ff. 


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477 


mit  dem  alten  scholasticismus  and  seinen  lehrbtlchem  gftnz- 
lieh  gebrochen  ist  und  der  deutsche  humanismns  gerade  am 
ende  seiner  eigentlichen  entwicklungsperiode  drang-  und  machtvoll 
seine  schwingen  regt:  sein  gehaltvollstes  product  auf  dem  ge- 
biete der  Schulgesetzgebung  und  ßtudienordnungen'.  in  betreff  des 
Unterrichts  namentlich  auf  Desider.  Erasmus  und  Joh.  Aventinus* 
fuszend  und  unter  dem  einüusse  der  Reuchlinschen  Wirksamkeit  für 
hebräische  studien  stehend,  hat  sie  das,  was  diese  groszen  huma- 
nisten  Hollands  und  Baiems  in  ihren  Schriften  als  theorie  und  ideal 
aufgestellt  haben,  in  die  praxis  des  schollebens,  der  schulorganiflaüoii 
lUDgesetzt. 

Endlich  ist  sie  aber  bis  jetzt  die  älteste  vollständig  erhaltene 
sächsische  Schulordnung^  und  hat  für  die  geschichte  der  sächsi- 
schen gelehrtenschulen  grundlegende  bedeutung  gehabt.  Joh. 
Rivius,  der  von  1519 — 1527  an  der  Zwickauer  schule  wirkte,  hat 
sie  bei  der  einrichtung  seiner  schulen  in  Annaberg,  Freiberg  und 
Meiszen  in  der  erinnerung  gehabt  und  berücksichtigt^;  sein  schüler 

*  man  vergl.,  um  sich  ein  urteil  zu  bilden,  die  von  G.  Veesenmeyer 
(de  leboia  laiina  Ulmaiia,  Ulmae  1817,  s.  16  ff.)  pubiioierte  'Ordnung 
der  leetioB  md  lere  der  tehiile  n  Tla%  die  wegen  der  derin  eafjffefühi^ 
fmk  eehnlbUcher  (o.  a.  des  bucbes:  et  tu  eeholaris?)  nieht  mit  veeeen- 
Bieyer  nm  1400,  sondern  in  den  ausgang  des  15n  jahrh.  zu  setzen  ist; 
desgl.  die  'reformation  der  schulen  zu  Nürnberg*  vom  j.  1485  (wol  rich- 
tiger um  löOO)  bei  H.  W.  Heerwagen ,  zur  Geschichte  der  Nürnberger 
galehrteiifehiilen  (Nürnberger  progr.  1880  und  1862),  die  *erdnung  der 
eelnil  halben  sn  StntgerleD'  vom  j.  1601  in  A.  L.  Bejschers  mnmloag 
der  würtembergischen  gesetze  XI,  II  (Tübingen  1847);  femer  Jae. 
Wympfeling,  'Isidoneas  germanicus'  s.  1.  et  a.  (1497  ff.  exemplar  in 
Dresden,  Leipzig,  München),  Joh.  Marmellias,  'oposculom  de  discipa- 
leran  oMeüa,  qnod  enehiridion  seholestieoniin  inseribitnr'  (Swellii  e.  e. 
[um  1500].  ansgabe  Köln  1505  in  Göttingen,  Zwolle  1515  in  Zwickau), 
Heinr.  Bebel,  'opnsculum  de  institntione  puerorum'  (le  ausg.  1506. 
Straszburg  1613  in  Dresden),  eiosd.  'qoi  aactores  legendi  sint  ad  elo- 
qnenliaai  eempenttdem*,  Georg  Hener,  'institaendonin  pnerontm  rette' 
(Ingolstadt  1516.  in  Mttsdien),  Otto  Brunfels,  'de  corrigendis  stu- 
diis  severioribns  praeceptinnculae'  (Straszburg  1619  in  Zwickau)  nnd 
eined.  aphorismi  institutionis  puerorum  (Straszburg  1619  in  Berlin). 

*)  insbesondere  auf  Erasmi  de  ratione  studii  etc.  Argeut.  1616 
(Argcnline  1080  in  Mfaehen).  eioed.  deelematie  de  pneiie  • .  •  nberelller 
inetitaeiidle.  Basil.  1529  und  auf  Joh.  Aventini  mdimente  gremma- 
ticae.  Augnste  1517  (in  München),  belege  im  einzelnen  siebe  später! 
—  Ueber  die  besLehnng  snm  eoUegiam  Busieidanum  in  Löwen  ebenfalls 
tpäterl 

>  TOD  der  liendeeiirifll.  Bentsener  sohnlordnang  vom  j.  1418,  «se 

welcher  Christ.  Schöttgen  in  seiner  schrift:  der  löblichen  buchdrucker- 
gesellschaft  zu  Dreszden  jubelgeschichte  1740  s.  6  eine  stelle  mitgeteilt 
bat  (vergl.  W.  Wattenbacb,  das  scbriftwesen  im  mittelalter.  Leipsig 
1878,  8.  478),  habe  ieb  trete  sorgfältiger  neelifenebnngen ,  welehe  dr. 
Bernhard  in  Bautzen ,  oberbibl.  dr.  Fdrstemann  nnd  *j*  geheimr.  nnd 
archivdir.  v.  Weber  in  Dresden  gütigst  angestellt  haben,  bis  jetzt  nichts 
weiter  in  erfehmog  bringen  können,  anfragen  in  Prag  waren  ebenfalls 
erfolglos. 

*  ver  eUem  indem  er  wie  Netllier  «n  die  stelle  der  ttbUehea  eehal- 
Meher  die  leetSre  eleeeieeher  aeiiriftiteller  eetitey  die  lehiaiele  ind  die 


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478 


Die  ZwidoMMT  Mbal«rdBtt«f  Toa  1M3. 


und  nachfolger  im  Meiszener  rectorat,  Georg  Fabricius,  bekundet 
wiederum  in  seiner  Meiszener  studienordnung  von  1546  die  ab- 

bängigkeit  von  seinen  meistern  Bivius  und  Job.  Sturm  (in  Strasz- 
bürg-,  über  letzteren  gleich  mehr)\  der  Zwickauer  rector  Plateanus, 
dessen  Verdienste  erst  jüngst  durch  E.  Fabian  gewürdigt  worden 
sind,  steht  mit  seinem  schulplane  vom  j.  1537  in  noch  höherem 
masze  als  Eivius  auf  den  schultern  Natthers^  der  damals  Vier  schu- 
len (zu  Zwickau)  vom  radth  verordenter  superattendent'  war;  und 
der  tretfliche  schüler  und  gehilfe  von  Eivius,  Adam  Siber,  dürfte, 
nach  dem  inbalt  seines  schriftchens  'ludus  literarum'  etc.  vom  j.  1549  • 
zu  schlieszen*  nicht  minder  unter  dem  einflusse  der  Nattherschen 
Schulordnung  gestanden  haben,  z.  z.  als  er  seine  Chemnitzer  und 
Grimraaische  schule  organisierte,  ist  aber  dem  so ,  dann  hat  unsere 
Zwickauer  Ordnung  mittelbar  selbst  noch  auf  die  berühmte  kar- 
ßäcbsische  ^Ordnung  der  particularschulen'  vom  j.  1580  eingewirkt***, 
auch  der  erwähnte  lehrplan  Job.  Agricolas  für  das  Eisleber  gym- 
nasium  vomj.  1525,  Melanchthons  'ratio  scholae  Norembergae  nuper 
institutae'  vom  j.  1526^',  und  selbst  Job.  Sturms  einrichtungen  in 
Straszburg,  resp.  sein  de  litterarum  ludis  recte  aperiendis  über  vom 
j.  1538*',  zeigen  unverkennbare  ähnlichkeit  mit  denen  von  Natther 

sahl  der  classen  erweiterte,  vergl.  P.  Süss,  f^escb.  d.  gymn.  au  Frei- 
berg, progr.  1876  (besonders  s.  31  f.)  und  1877  (s.  37);  F.  Herzog, 
gesciu  d.  Zwickauer  gjmn.  (1869),  s.  12.  Theod.  Flathe,  banct  Afra, 
gMeh.  4.  fftnteBtelrale  ni  Meifsen  (1879),  0.  SS  f. 

^  vergl.  Flsth«     S7  f.  md  Atlgem.  deatidM  biagni|iiiie  YI  (Leipiif 
1877),  511. 

®  E.  E.  Fabian,  M.  Petrus  Plateanus,  rector  der  Zwickauer  schul« 
1635—46.    gymn.-progr.  1878.  s.  9  ff.  28  ff.  —  inwieweit  die  abweicliim- 

£11  i«r  aehnlordüimf  PlaleMit  tob  deijenigea  Matthen  miI  daf  thWU 
r  Lütticher  schule  znrückzuführea  lind,  läs2t  sich  bei  der  luibestimmt- 
heit  der  durch  Charl.  Schmidt  bekannt  gewordenen  nachrichten  über 
diese  belgische  anstalt  der  llieronymianer  (in  Schmids  encykl.  d.  gesammt. 
•n.«  IL  «aterr.-wet.  III  [1862],  e.  644;  yergl.  aom.  16}  nicht  näher  lie- 
stfmmen.  ich  TemiAg  F»bians  dednction  s.  13  nnr  ram  teil  befsupüchten. 

•  'ludus  litterarum  apud  Chemnicium  Misniae,  qua  rftÜone  admini- 
stretur,  Adami  Siberi.  item,  praecepta  morum  ac  vitae  Isocratis  ad  De- 
monicum'etc.  Argentorati  1649  (Argent.  Iöu5  in  Zwickau),  vergl.  Chr.  ü- 
Weitse  im  imweiiBi  f.  d*  eieht.  feaeli.  III,  1.  (Leipzig  1796)  •.  S6A£| 
F.  Palm  im  sitcoUrprogr.  von  Grimm«  1S50  *de  pditin«  illMtili  Mri- 
dftni  disciplina  narratio'  p.  2  ff. 

^®  vergl.  Palm  (a.  o,  2  f.),  der  die  beziehungen  zwischen  Siber. und 
dieser  Schulordnung  nachgewiesen  hat.  —  die  oben  genannten  m&aaer 
•iad  aeaMt  Pmü  NiftTie  (Beteeevogel),  Jäk.  Rhegins,  Job.  Ifneler,  Oisp. 
Boner,  Math.  Marens  Dabercnsins  die  bedeutendsten  leiter  sächs. 
lateinschulen  in  dem  jahrh.  vor  der  karsächs.  ordnnng  (1580).  leider 
fehlt  eine  gute  geschieh te  des  sächs.  Schulwesens  aus  dieser  zeit;  am- 
lime  f.  beiPan.  Fidlerns»  de  graec.  et  lat.  Utteramm  in  Jinsnia  iottir 
ratoribof.  Lifriaa  1701  {malit  eitfort  alt  efaM  oefarill  J.  Barek.  llii- 
ekens]. 

"  Heerwagen,  progr.  1860  s.  28  ff.  und  36  f.;  Vormbaum  II  760  f. 
Vormbaum  1  653  ff.    vergl.  Fabian  s.  14  und  28  f.  mit  £.  t. 
Banmer  getob.  d.  paed.  1*  [1878]  216  ff.  —  Btnm  war  «brigens  fdir 
befrondet  mit  J.  FabrioiiM.  Slatiie     S&.  Bawntr  P  SM  & 


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Dia  Zwickauer  schalordnuag  von  1688, 


479 


and  Plateanus  getroffenen,  dasz  aus  den  letztern  noch  anderwärts 
*land  vnd  leuth  nutzen'  gezogen  haben,  ist  nach  den  beschlüssen  des 
Zwickauer  rathes,  welche  dieser  im  j.  1522  und  1541  wegen  Über- 
sendung der  Nattherschen  Ordnung  an  die  stadt  Eisenach  und  der 
Plateanischen  an  die  Hallenser  faszte'^,  sowie  nach  der  einleitung 
der  Nattherschen  Ordnung  (s.  dies.)  und  nach  dem  renomm6,  dessen 
sich  die  Zwickaoer  schule  seit  ende  des  15n  jahrh.  erfreute nicht 
zu  bezweifeln. 

Von  ganz  besonderer  Wichtigkeit  nicht  nur  für  die  geschichte 
des  sächsischen,  sondern  des  deutschen  Schulwesens"  überhaupt  ist 
die  Nattht'nsche  Ordnung  durch  die  einrichtung  der  schule  als 
eines  dreisprachigen  coUegii  mit  betrieb  des  lateinischen, 
griechischen  und  hebräischen,  es  sei  gestattet,  dies  etwas  ge- 
nauer geschichtlich  zu  begründen. 

Die  kenntnis  des  griechischen  war  zwar  seit  Karls  d.  Gr. 
bemühungen  um  dasselbe  und  seit  der  förderang,  die  dieses  Studium 
durch  die  yerwandtschaftlichen  beziehimgen  des  sächsischen  und 
des  byzaDtmisclien  kaiserliaases  «dialiMi  hatte,  niemals  in  Deutsoh- 
land  ganz  ausgestorben,  wsr  aber  im  mittelalter  vmM  vedndert 
auf  das  eobfalbeii  der  griaehitehefi  boohstabeii,  auf  die  eriemung 
Ton  Tooabetbii  namenflidi  wdeber,  die  in  die  kteiaisdie  epraobe  ttber- 
gegangen  waren,  und  etwa  noeh  auf  Tereodie  etymologischer  (oft 
imgehenerlieher)  erUirang  grieobieoher  namen.  griediiscfaegramma- 
ük  und  leetlire  griedhiseher  elaeeilEer  im  urtext  eobeiaeB  faat  gar 
nieht  gepflegt  worden  so  sein     nur  die  niederlande  fristeten  cUesem 


»  Fabian  b.  8,  tS  «od     »,  7S. 

VBL  des  bei  Fabian  s.  1  (vcrgl.  23)  abgedruckten  Zeugnissen  Me- 
lanchthons  n.  n.  und  zu  dem  berichte  des  Chronisten  Schumann,  wo- 
nach die  Zwickauer  Stadtschule  am  ausgaiig  des  15a  jahrh.  au  900  schQ- 
ler  B&hlte ,  füge  ich  eine  bis  jetst  unbeachtete  stelle  aas  Heinr,  Bebels 
dialogns  de  optimo  stadio  scbolaallooram ,  Tfibtagen  1601  bl.  a  8a  (fai 
bibl.  Wernigerode):  filius  frequentavit  oBMes  scliolas  triviales,  qne 
uu]go  particularia  nuncupantur,  queque  celebres  habentur  per  Germa- 
niam  Ulme,  Zwickaaie,  iSwoUis  et  Dauentrie. 

1^  TergL  C.  Oraner  geseb.  d.  ers*  u.  d.  ant.  in  d.  Niederl.  (1848), 
s.  58  ff.  93  f.  u8Vf.  H.  Aen.  Hase,  de  medii  aevi  stadtis  philologicls. 
universitätspr.  Breslau  1856  s.  14  f.  —  Dem  Rhabanus  Maurus  schrieb  man 
gewöhnlich  umfassende  grammatische  kenntnisse  im  griechischen  und  ent- 
sprechende lehrthätigkeit  zu;  E.Köhler  (in  seiner  Leipz.  Dissert.  ^Bhab. 
Ilanr.'  etc.  [1878?]  s.  18  f»)  hat  aaehgewlesea,  dass  diese  kenntnisse  *nnr 
sehr  geringe  und  oherflUcbliche*  waren.  —  Qriechiscbe  classiker  kannte 
man  in  Deutschland  bis  zum  15n  jahrh,  fast  nur  in  lateinischer  über- 
setzang.  in  den  lateinischen  grammatiken  des  mittelalters,  obenan  im 
doctrinale  pueronun  des  Alexander  Gallas  de  Villa  dei  (um  1209)  und 
im  graecismus  des  Ebvardns  de  Bethnne  (anfang  18n  Jahrb.),  wird  aaf 
das  Griechische  etwas  bezug"  prenommen.  aber  diese  beziehungen  lehnen 
sich  wesentlich  an  Prisciuns  institntiones  ^ram.  lat.  (1.  I  u.  VII)  an  und 
sind  sehr  dürftig;  das  doctrinale  hat  solche  bei  der  lantlehre  und  bei 
den  dedinationen  (vgl.  anm.66).  der  graecisaus  geht  im  lOn  eap.  auf  die 
ans  dem  griechischen  herzuleitenden  latetn.  wdrter  etwas  ein  (und  sein 
antor  hat  sehen  davon  den  namen  graeeista  erhalten);  Ch.  Thorot» 


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480 


Dit  ZwiokM«r  sobolordinuig  Yon  1628. 


Stadium  diesaeiU  der  Alpen  das  leben  bis  zu  der  zeit ,  da  mit  der 
buohdroekerlnuMt  und  den  wiMensdiaftlicJieB  bewtgimgen  in  Italien 
<Ua  tebkHura  aufgethai  wüte,  daveb  di«  ma  never  geigte- 
Strom  beltbiad  luid  mtmmkmä  Uber  alk  gtbwli  gelrtigett  leben 
crgoss,  dft  t&tfiüAeti  ibh  andt  dietet  rtnd^un  in  Dmibiäk&d  (ge- 
iiiamwyii  mit  dam  das  htMßmkm)  n  iMiwr  bittte. 

Wia  in  Pim  im  j.  1468  der  idban  1480  beidilawMMgriMbigAe 
imtenidit  eiBgefttbri  wurde,  so  wntden  in  Wieoi  aelMm  im  j.  1467 
.griiflbieehe,  com  teil  sobwienge  eebnftirteUer  iBterpretkrt,  ud 
•bendt  suchten  1460  Georg  von  Pembaebt  der  dort  in  den  jahm 
1454—1460  samt  f«mi«sbe  ehaaiker  eiidirte,  und  Job.  MUlar 
Bflgiomonimraa,  dieee  beite  berttbrnten  deotidiai  maiHiemitibar 
nnd  aftronomen,  aagengl  dneb  te  Qriaebm  viid  pgjielKcJw« 
UgtttenBeaaarion,  d«a  Almageet  dea  CSaadioa  Ptolemftas  in  senen 
wabmB  grieebiaobea  texte  wiederherzustellen,  und  Begiomontan 
brachte  von  seinem  in  die  jabre  1463  it  fallenden  aufenthalt  in 
Italien  nicht  nur  eine  yonllgliche  kenntnis  des  griechischen  (dv 
art,  dasz  er  sogar  in  dieser  spräche  dichtete),  sondern  amdieine  meqge 
griechischer  handschriften  im  j.  1468  nach  Wien  mit  zurück'^,  doch 
hatte  damals  das  Studium  der  griediischen  litteralnr  noch  keine  feste 
Stellung  in  dem  höhem  bildungswesen  Wiens,  auch  in  Freiburg  im 
Breisgan  wurde  1461  griechische  grammatik  gelehrt ,  aber  wol  nur 
nnf  kurze  zeit  bahnbrechender  für  Deutschland  wurden  erst  Joh. 
Weaaal,  Job.  Benchlin  ond  find«  Agricda.  janer,  in  COln,  Faiis  md 


extraits  de  divers  manuscrits  latins  etc.  Paris  1869  (i.  Berlin)  p.  101. 
inwieweit  der  graeciamus  des  in  dunkel  gehüllten  Amarcins  poeta  (am 
bofe  Heinrichs  III  in  Speyer)  und  der  novus  graecismus  des  Konr.  t. 
Mwre  sa  Zttrieh  (um  1860)  da«  grieehlsehe  beaafateo,  weies  ieh  nicht 
(rer^.  Ulr.  Emst,  gesch.  d.  Zürich,  schalw.  1879,  s.  21  u.  10  und  F. 
Chr.  Schlosser,  Vincent  v.  Beauvais  etc.  II  [1819],  179).  —  Ueber  die 
griechischen  kenntnisse  der  theologen  vergl.  n.  a.  J.  J.  Herzog,  abrist 
der  gesammt.  kirchengesch.  (Erlangen  1879)  s.  389  anm.  —  Im  iSn  ee^ 
ISn  jahrb.  lernten  wol  fürsten  und  hoflente  manchmal  'kriecbisch, 
wälisch  und  latin'  (A.  Schultz  'das  höfische  letes',  Lei]»ig  1879, 
a.  121),  schwerlich  aber  das  grieeb.  gründlich. 

Cramer  ao.  s.  286  f.  —  In  der  1425  von  den  Hieronymianero 
er9ffneten  dreiklaedgen  lehnle  so  Hertogenboieh  sowie  In  der  Ton  hier 
ans  1496  sa  Lüttich  gestifteten  schale,  welche  1621—24  Joh.  Sturm  be- 
suchte, ist  griechisch  gelehrt  worden,  vergl.  Ch.  Stallaert  et  Fhil 
van  der  Haeghen,  de  Tinstruction  publique  au  moyen  &ge. 
zelles  1860,  p.  124  suiv.  (in  den  memoires  couronnds  etc.  publies  p^r 
raeaddmie  royale.  tf»e  XZIII)  nnd  Ckar«  Bdlnidt»  la  Tie  et  lesininws 
de  J.  StnnD.  Btrasb*  1866,  p.  4  nnd  86  (leider  sind  beide  beiiebli  »- 
Yollständig. 

Fil.  Növe,  memoire  bistorique  et  litt^r.  sur  le  College  des  iroti" 
laogaei  Paniversit^  de  Lonvain.  Broxelles  1866,  p.  29  et  16  (in  ^ 
mdnioir.  conron.  etc.  tome  XXVII).    J.  Aeebbaeh,  feseih.  d.  ViUa» 

nnivers.  I  (1866)  b.  354.  479  ff.  544  ff. 

J.  Janssen,  gescbk  d.  deutsch«  Volkes  seit  dem  aoig.  d.  H*-^  ^ 
(Freiburg  1878),  93,  4. 


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Die  ZwiokaiMr  Mhalordniiog  yon  1628. 


481 


Italien  gebildet,  konnte  sich  rühmen,  *in  drei  hanptspracben  bewan* 
dert  zu  sein'^  und  sein  zu  Basel  1475  privatim  erteilter  unterrieht 
im  griechischen  und  hebräischen'*,  noch  mehr  aber  die  vortrage, 
welche  (der  von  schtilern  des  Gregor  Tiphemas  in  Paris,  von  An- 
dronikns  Kontoblakas  und  Jacobus  Hugonis  in  Basel  unterwiesene) 
Job.  Reuchlin  gleichzeitig  (beziehentlich  1477)  ebendaselbst  über 
gi-iechische  autoren  hielt"',  und  das  beispiel  des  alle  an  tiefer  bil- 
dung  überragenden  'graecissimus'  Agricola  zu  Heidelberg,  wirkten 
nachhaltig  auf  die  Zeitgenossen  und  nachfolgenden  geschlechter. 
Süd-  und  westdeutsche  Universitäten  (oder  studia  generalia)  und 
gelehrte  schulen  (pädagogien,  coUegien,  kloster-  und  domschulen) 
waren  es,  in  denen  sich  der  Unterricht  in  der  griechischen  spräche 
unter  Job.  Reuchlins  und  Rud.  Agricolas  aegide  zunächst  einbür- 
gerte; Basel,  Straszburg,  Heidelberg,  Tübingen,  Münster  die  centren, 
von  denen  aus  die  einbürgerung  anderwärts  erfolgte,  die  Universitäts- 
lehrer Conr.  Celtis  (schtiler  Rud.  Agricolas)  in  Heidelberg  und 
Wien  (t  1508),  Jac.  Locher  Philomusus  (1505  ff.  docent)  in  Frei- 
burg und  Ingolstadt,  Job.  Agiicola  (1515  ff.)  in  Ingolstadt,  Rud. 
Agricola  (t  1485)  und  Dionys.  Reuchlin  (1498  ff.)  in  Heidelberg 
(letzterer  dann  in  Tübingen  griechischer  lehrer  des  Hieronym. 
Emser),  Job.  Altenstaig  (1510  f.)  und  Phil.  Melanchthon  (1514  ff.) 
in  Tübingen,  die  schullehrer  Ottomar  Nachtigall  (Luscinius;  1514  ff.) 
Hieronym.  Gebweiler  (1609  ff.)  und  NicoL  Gerbel  (1515  ff.)  in  Strasz- 
burg ,  Georg  Simler  (Melanchtbons  lehrer)  in  Pforzheim  (da|m  seit 
1510  docent  in  Tübingen),  Job.  Cäsarius  (1510  ff.;  bzw.  auch 
Herrn.  Bosob  1468—1534)  in  CSln  und  Münster,  Michael  Hummel- 
berger  (151S  C)  m  BaYweborg,  Alm  Hegius  (f  1498)  in  D«Taiier, 
d«r  propst  Adam  Fotken  (1496  ft)  in  Xanten  and  CKAn,  der  abi 
Job«  Tritheim  (t  1516)  in  Spanheiin  (bei  Erenznach)»  der  domäd- 
kanermSndi  JoL  Conen  (t  1513)  nnädiebaohdnieke^Gunilie  Amor- 
baoh  in  Basel,  der  patrisier  WiUb.  PiieUmner  (1470—1530)  an 
KUmberg  (der  n.  a.  die  an  grieehieohen  antoren  rddiste  bibliothek 
in  DentBdüand  beeaez),  der  stadteohreiber  Conr.  Pentinger  (1465 — 
1537)  in  Angsbnzg,  Job.  Secer  ('aoademiae  Aweebelmlanae  ptaeeea* 
B.  spftter)  in  Ha^nan  (nm  1518)»  beeoiidere  aber  der  irander- 
Inetige  ]>eeider.  Erasmus  (seit  1496)  waren  zu  ende  des  15n  viid 


^*  Erhard,  geacb.  d.  wiederavfblÜbens  wissensch.  bildung  (1827) 
I  Mff.  C.  mimaiin ,  refonnaioren  Tor  der  ref ormation  II  {1999)  e.  294,  2. 
—  Etwa  1477  —  79  lehrte  Wessel  zu  Heidelberg  öffentlich  griechisch 
lateinisch  nnd  hebräisch.  Ullmann  II  299  und  296,  3.  über  die  be- 
schaff enbeit  seiner  Sprachkenntnisse  vergl.  II  689  f.  er  soll  auch  zuerst 
is  Deatfehland  den  Aristoteles  Im  artest  gelesen  haben«  Fr.  Kraner, 
de  humanitatis  stadtomm  in  Germania  origiae  ete.  (progr.  Meilsen 
1848)   8.  13. 

*>  Schmid,  encycl.  VIT  108  u.  L.  Geifer,  Job.  Reuchlin.  Leipzig  1871. 
(Geigers  bemerkung  s.  100,  dasz  Keuchlin  der  erste  Deutsche  gewesen 
sei,  *wei«her  im  anstände  Ton  Gtieebea  grieehlseh  lernte*  ist  aaeh  dem 
obigen  vor  17  sa  berlekUgea.)  Kraaer  17« 


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482 


Die  Zwkkftuer  »chulordiiuiig  Toa  1528. 


anfang  des  16n  jabrb.  die  tüchtigsten,  begeistersten  Yorketer  dieses 
Studiums  in  Deutsohland  und  d^n  NiedorUadea'*. 


*'  über  diQüQ  männer  uud  ihre  griechischea  ttadien  vergi.  das  leider 
•ehr  lentrevte  niAteriel  bei  B«UBer  I;  K.  Sehmidt,  geseb.  d.  pid.  n 
(1861);  Heeren  I— II;  G.  Voigt,  die  Wiederbelebung  des  class.  alterth. 
Berlin  1859;  Erhard  I—III;  Janssen  I:  K.  TTapren,  Deutschlands  Utter. 
und  (religiös,  verhältniste  im  retoruiatiouszcitalter  I  (1841;  2.  aosg.  1868); 
▲dalb.  Horawitz,  Analeeten  i.  gesch.  d.  hnmania.  in  Schwaben  1512 
bis  1518  (in  sitsnngsberichten  der  k.  k.  akadem.  d.  wie«,  phil.-histw. 
classe.  mr  bd.  2»  bft.  Wien  1877  s.  217  ff.);  E.  Rassmann,  biogr.  u. 
litterar.  nachrichtoii  von  Münsterischen  Schulmännern  aus  d.  15n  und 
16n  jahrh.  (reaiachulprogr.  Münster  1802);  C.  £jrafft  und  W.  CreceUas, 
beitrige  m*  geieh.  d.  hnmanii.  am  Niederrheia  und  in  Westfalen.  Elbcr* 
feld  1870  und  1875.  G.  II.  M.  Delprat,  die  brüderschaft  des  geraeim. 
lebens.  deutsch  v,  G.  Mohnicke.  Leipzig  1840  (und  dazu  Hirsches  die 
bisherigen  urteile  Uber  die  pädagog.  bedentung  der  Hieronymianer  modi- 
fieierenden  artikel  über  die  ^brüder  d.  ffem.  leb.'  in  Uerzogv  realencyklop. 
der  ihtologle.  Se  avfl.  1877  ff.  II  bd^;  8*b.  CHintiiaer,  gesch.  der  litt, 
anstalten  in  Bayern.  3  bde.  München  1810  ff. ;  L.  Häusser«  die  an- 
fänp'e  der  class.  Studien  zu  Heidelber«^  1814;  J.  F.  Hautz,  gesch.  d. 
uuivers.  Heidelberg,  herausgeg.  von  Üeichlin-Meldegg.  Mannheim  1862 f. 
Ir  In!.;  O.  PraaU,  geeeh.  der  wÜTers.  München  1872.  2  bde.;  Hein* 
rieh  Schreiber,  gesch.  der  univers.  Freiburg  i.  Er.  3  bde.  1857—60. 
W.  Vischer,  geschichte  der  Universität  Basel.  1860;  J.  Äschbach, 
ao.  1  und  II  (1877);  desgl.  Trealing,  vita  et  merita  Kud.  Agricolae. 
Groningae  1830.  B.  £ug.  Klüpfel,  de  vita  et  scriptis  Cour.  Celti«. 
Friborgi  1887;  U  Geiger,  BewUfa  (s.  o.);  D.  Hehle,  der  Mhwtt. 
hnmanist  Jac.  Locher,  (gymnasial-programm  Ehingen  1873—75);  Heyd, 
Melaifchthon  u.  Tübingen  (in  Tübing.  zeitschr.  f.  theo).  1839,  I);  Horawit«, 
Mich.  Hummelberger.  1875  n.  a.  monographien,  auch  die  z.  t.  sehr  wert* 
Tollen  artikel  in  die  'allgem.  deutsch,  biographie'.  München  1876  ft 
(noch  «ttTelL),  In  der  «Ufei».  eaeyklop.  tsb  Juseli  und  fl«iiber  so«!  in 
Ed.  Böckin|f,  Ulrichi  Hutteni  operum  supplementum«  iomi  posterioris 
pars  II.  Lips.  1870;  endlich  vergl.  die  namen  derer,  welche  nach  lib. 
II,  cap.  43  von  Franc.  Irenicus,  Germauiae  exegeseos  volumiuall/, 
Hagenose  1518  (ex.  In  Dresden)  Deutachland  'graecitate  lllustrarenuit*. 
die  reihe  der  liebhaber  und  lehrer  des  grIeehiBcheB  in'  8ttd»  vbA 
Westdeutschland  aus  der  zeit  bis  1523  (denn  auf  die  spätere  zeit  war 
hier  nicht  einzugehen)  ist  mit  obigem  Verzeichnis  selbstverständlich 
nicht  erschöpft,  ich  erinnere  zb.  noch  an  Melanchthons  lehrer  Job. 
HUdebraad  in  Pforsbeim  und  Tübingen  (f  1518;  vergt.  Horawitz,  ana- 
lekten  s.  221),  an  Wolfg.  Anemoecius  in  München  (Hagen  I  218),  Matth. 
Gretz  in  Polling  (a.  deut.  biogr.  IX),  Herrn.  Trahell  zu  Frankfurt,  Nie 
Kerbach  in  Mainz,  Job.  Schütz  u.  Matth.  Schurer  in  Straszburg  (IrenicuSi 
II  43),  Job.  Sapiduä  in  Schlettstadt,  Seb.  Morrho  in  Colmar  'hebraicte, 

SnMoae  latinaeque  Ungnamm  intsrpres  doetissimus' (1501|  Lnd.  Geiger, 
•  studinm  d.  hebr.  spräche  in  Deutschland  1870  s.  25,  1),  Job.  Denk, 
Schulmeister  in  Basel  und  (1521)  Nürnberg  (f  1527;  Ileerwagen  1860 
8.  15),  uud  an  Heior.  Loriti  GUreanus  in  Basel  (1514  in  seiner  prirat' 
sobnle;  Helnr.  Sebreiber,  Lor.  Glar.  1887  e.  20)  ua.  (vergl.  sb.  Ha«^ 
I  151  uö.).  die  behanptung  H.  Kämmeis  in  seiner  trefflichen  abband- 
lung  über  den  'Unterricht  im  griechischen  nach  der  lehrverfassang  der 
Protest,  schulen  im  16n  und  17n  jahrh.'  (ISr  jahr^.  dieser  jahrbücher 
[18671,  d.  373—93  u.  032—62)  s.  374,  daaz  um  1510  ßeuchUu  mit  aeisen 
grieebiseben  Studien  fast  sUeiA  geftaadsn  sei  wat  dentsehen  bedflOt 
läszt  sich  nicht  aufrecht  haltea.  .ResoUin  bat  nlMbÜgen  anstoss  gege- 
ben schon  bei  seinen  aeitgenosfeB.  neben  de«  genannten  hmBoi»^ 


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Die  ZwiduHMT  ichulordnang  von  16^3.  483 

Trotz  der  Schwierigkeiten,  welche  das  erlernen  der  fremden 
spräche  bot,  und  trotz  der  anfeindungen,  welche  der  neue  lehrgegen- 
stand  von  den  eingefleischten  Scholastikern,  ja  von  einzelnen  hebraio- 
phikn  humanisten  m  erfahren  baUe^S  fand  das  gheohisobe  raschen 

gah  es  ja  auch  noch  viele,  welche  die  bedentun^  der  griech.  gpraelie 
und  litteratur  wol  erkannten  um!  rühmten,  aber  in  folge  ihres  vorge- 
rückten lebensalters  n.  a.  umstünde  entweder  nicht  zur  eigenen  direc- 
ten  oder  nur  zu  einer  dürftigen  kenntnib  kamen,  und  solche,  welche, 
wenn  aie  avofa  in  ihren  latein.  sobriften,  selbst  in  latein.  grammati- 
ken,  eine  bekanntsdiaft  mit  der  griech.  spräche  verrathen,  doch  nicht 
auf  diesem  g^ebiete  geschriftstellert  und  wahrscheinlich  auch  keinen 
Unterricht  in  dieser  spräche  ertheilt  haben,  zu  jenen  gehörten  zb.  der 
des  griechischen  unkundige  Wimpfeling  (s.  in  seinem  Isidoneus  cap.  25 
*de  Btndio  litteranim  graeoamm')  nnd  Heuir.  Bebel  [f  1516],  der  es  mnt 
sehr  spät  studierte  ;  zu  den  letzteren  gehörte  der  i.  d.  jähren  1510  bis 
1618  um  Nürnbergs  Schulwesen  sehr  verdiente  Job.  Cochläus,  der  bei 
Piikheimer  und  später  (1517)  in  Italien  fleiszig  griechisch  lernte  (vgl.  sein 
^adiiniam  grasimatlees  mit  C*  Otto,  Goehlins.  Breslan  1874  s.  67  f.  79. 
101).  Aneh  Job.  Aventinns,  der  das  griechische  kannte  und  in  seiner 
latein.  grammatik  1517  verwerthete,  hat  darin  meines  Wissens  (Hagen 
I  "214  findet  bis  jetzt  anderwärts  keine  bestätigung-)  nicht  eigentlichen 
Unterricht  gegeben  (vergl.  Wilh.  Dittmar,  Aveutiu.  1862  s.  209].  liea- 
tns  Bhenantts  (i486-— 1647)  endlich  hatte  sieh  iwar  in  Paris  dem  Sta- 
dium der  griech.  litteratur  gewidmet  und  gab  1538  Hummelbergers 
(t  1527)  interessante  nachgelassene  griech.  grammatik  heraus  (epitome 
grammaticae  graecae  Michaele  Hamelbergio  autore.  Basileae  1533.  in 
Zwiekaa  n«  Leipzig),  ist  aber  in  der  seit  bis  16S8  nioht  als  directer 
ISrderer  des  griech.  studinms  zu  nennen,  übrigens  vergl.  die  zahl- 
reichen anfragen  und  briefe  an  Reuchlin,  die  sich  mit  dem  griech.  be- 
schäftigen, in  Reuchlins  briefwechsel,  herausg.  von  L.  Geiger  (bd.  126 
d.  bibl.  d.  litter.  Vereins  in  Stuttgart.  Tubingen  1875.  vergl.  anm.  28). 

**  Im  sweiten  teile  der  epistolae  viroram  obsewenus  (Basel?  1617), 
brief  68,  macht  Irus  Perillus  seinem  herzen  luft:  'ego  credo  qnod  uni- 
versitas  [sc.  Lipsiensis]  adhuc  peribit  propter  illos  poetas  qui  sunt  ita 
multi  quod  e«t  mirum.  et  noviter  advenit  unus  huc  qui  vocatur  Petrus 
Mosellanas  qui  est  graecus.  et  alius  est  hie  qui  etiam  legit  in  graeco 
Toeatos  Bicndas  Oroens  et  venit  ez  Anglia.  ego  dixi  nnper:  'diabole,  venit 
ista  az  Anglia?  ego  credo  quod  si  esset  unus  poeta  ibi  ubi  piper  cre- 
seit,  ipse  veniret  Liptzick*.  —  hinsichtlich  der  raotive  der  Vernachlässi- 
gung und  bekämpfung  des  griechischen  Studiums  seitens  der  schoiasti- 
sehen  dnnhelmänner  ist  sei»  haatftelmend  ep.  irir.  obse.  II,  epist.  83 
extr. :  non  debemus  diseere  talea  litteras  [sc.  graecas  et  hebraeas]  prop- 
tcr  despectum  ludaeorum  et  Graecorum,  quia  ludaei  vidcntcs  qnod  disci- 
mu8  Buas  litteras,  dicunt:  'ecce  Christiani  discunt  nostras  scieutias  et 
sine  Ulis  non  possunt  fidem  suam  defeudere'  et  ht  magna  verecundia 
Chrirtanls  et  Iidaei  farlUleaiit  se  in  sna  fide.  sed  Graeei  reeessemat 
ab  eeelasia:  jgitur  etiam  debent  haberi  pro  iuimicis  et  eorum  scientiae 
non  debent  practicari  a  Cbristianis.  vergl.  brief  64:  Paulus  dicit,  quod 
Graeci  seraper  sint  mendaces.  ergo  .  .  .  .!  weiteres  aus  Erasmus  u.  a. 
bei  Buhkopf,  gescb,  d.  unt.-  u.  erz.-wes.  in  Deutschi.  1794,  s.  248  f.  — 
In  C0in  wies  man  aiMn  doatoranden  eJnsig  deshalb  snrüek,  weil  «er 
griaabmoh  gnt  verstünde',  ^qul  loquitur  graece,  est  suspectus  de  haeresi* 
(868S,  progr.  1876,  13).  über  die  einseitige  betonung  des  ebräischen, 
hervorgegangen  aus  dem  streben,  die  gesunkene  frömmigkeit  wieder- 
bersastellen ,  vergl.  D.  A.  Fechter,  geseb.  des  sdralwes.  in  Basel  bis 
1689.  Basel  1837  s.  37.  (die  stelle  aus  Glareanus  brief  an  Pirkheimer 
▼om  j.  1684  [niflht  1614 «  wie  Feohter  sehreibtl  lautet.-  hi  [die  lanta] 


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484 


Dm  ZwkkwMT  t^nkidiiaig  toa  iMUk 


eingang  und  grosze  teilnähme.    scUosz  sich  ja  doch  durch'Jdie 
kenntnis  dieser  spräche  'ein  weites,  reiches  gebiet  auf,  | welches 
noch  ganz  andern  erwerb  als  die  lateinischen  Studien  verhiesz*. 
eine  vielseitig  entwickelte,  gedanken-  und  farbenreiche  weit,  der 
gegenüber  'der  einartige  glänz  des  scholastischen  ideenkreises'  trotz 
der  dem  letztem  nicht  abzusprechenden  logischen  schärfe  und  tiefe 
verbleichen  muste.  man  erkannte  mehr  oder  minder  richtig  die 
historischen  beziehungen  zur  lateinischen  spräche  und  litteratur,  da« 
abhängigkeitsverhiiltnis  der  letztem  von  der  griechischen,  erkannte  ^ 
in  dieser  einen  wertvollen  gegenständ  für  den  neubelehten  for- 
schungstrieb  und  ein  unentbehrliches  mittel  zur  ausbildung  eines 
schönen  menschentums  (polita  humanitas)",  namentlich  aber  —  und  , 
dies  ebenfalls  von  anfang  an  (z.  b.  seitens  Reuchlins)  —  das  wich-  ' 
tigste  mittel  zum  richtigen  Verständnis  des  evangeliums*^   mit  be- 
geistemng  nahm  man  mitteilungen  über  erzeugnisse  der  griecbiscben 
litteratur  und  publicationen  griechischer  Schriften  auf,  anfangs  ohne 
nach  art  und  wert  zu  scheiden ;  mit  eifer  ergriff  man  alles ,  was 
licht  werfen  konnte  auf  den  bisher  fast  nur  aus  lateinischen  Zeug- 
nissen und  aus  diesen  auch  nur  unvollkommen  bekannten  teil  des 
altertumsj  und  freudig  lohnte  man  die  arbeiten  der  gelehrten  nicht  | 
blosz  durch  zum  teil  köstlichen  lohn  sinnenfüUiger,  praktischer  art,  i 
sondern  auch  —  was  mehr  wert  ist  —  mit  einer  allgemeinen  dank-  ' 
baren  achtung  und  einem  eingehen  auf  die  idealen  bestrebnngen,  wie 
es  wol  kaum  ein  anderes  jahrhnndert  gesehen  hat.  *iitri«8qae 
lingoae  peritos'  zu  sein  galt  als  hanptaufgabe  imd  wahrer  mlun  im 
•tndittken ,  ja  jedes  gebüdeliii  mamam.  flnieii  tmM&n  dea  ge- 
IfllnteB  Hire  kaad,  eohfllai»  imd  begünstigten  üire  doppelsprachiget 
etadien»  kaiser  Mariniffian  aa  der  apitM,  ud  ibm  niich  dar  pfid^ 
graf  Lndwig  zu  Hddelbexg  und  die  bairiaolMii  herzige  Wilhelm  nnd  ^ 
linMt*«  den  eine  aelebe  toilnahme  fordernd  sarflckwirken  mu^ 


magno  boata  eleiaitaiil  aoa  eise  graeco  latlnove  ttadendum,  sat  esse,  si 
hebraice  ae  genaaaice  iolaaras.  Pirkheameri  opera  cd.  Goldast,  Fnaeof. 
1610  p.  314.) 

vergl.  sb.  Beaohlins  dedicatio  zu  ^de  accentibus  et  ortbographi& 
Bagoae  hebr. . .  ttbrl  HP.  Hagea.  1618  (in  DreideB)s  aeeessil  gnaat^ 
rnai  litterarnm  stndinm,  sine  quibas  nemo  sat  politos  censeri  potent. 

"  vergl.  Kümmel  s.  374,  nnd  dazu  Job.  Hiltebrands  vorwort  vx 
Simlers  obsemationes  de  arte  gramm.  1612  bl.  a  4^  (achon  Auguatiu  iuibe 
gesagt,  latiaae  UagOM  heminibns  ad  diainanim  seriptoiarain  eogolffo' 
nem  opns  esse  graeca),  desgL  Simlers  yorwort  zu  s.  isagogicon  in  litersi 
graecanicas,  1512,  bl.  II':  'quid  tandem  eruditionis  apud  latinos  est, 
quod  non  graecis  ex  fontibus  ad  nos  emanauit?'  'Vt  ueterum  lihto- 
mm  fides  de  hebraeis  aolominibua  examinanda  est,  ita  nouorum  ü«A- 
tas  grae«!  senaonis  aomaai  detiderat*  ets^  — •  Die  ^oa  Krhaid  1 414  ss- 
geführte  schrift  desHegins:  de  utilitata  lii^ae  graecae  eto.  Dsnentriae 
1601  habe  ich  leider  nicht  finden  können,  'wer  grammatik,  rhetorik, 
mathematik,  geachichte,  die  heil,  schrift  veratehen  will,  der  Isnegne* 
cbiach*  sagte  Hegius  aeinen  achÜlern.   Raumer      s.  72  f. 

*^  In  Petar.  Mosellani  oratio  do  Tarlaiaia  liagaanim  oogoitioDe  p«; 
nnda.  L^161S^  U.  a  e>(ez.ia]>Neden)  wiidlhnriBkadiärtfedsdit. 


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Di»  ZwkbHMT  tohnloidttvig  tob  161t.  485 


und  sorttekwirkte  anl  die  blstrebaagtA  der  hamaiistMi,  yersieht 
sich  von  selbst,  inieressant  itt  es  aboTi  m  IwobMlitea,  wie  woh  das 
latein  bei  diesen  bemflkimgiii  je  läagir  je  mehr  gewann ,  wie  dai 
Studium  der  lat.  spnebe  qnelleBaltziger  und  vertiefter,  dar  aater- 
lieht  in  dwe—lban  methodischer  wurde,  die  zeiten,  da  man  das 
griechische  vemaohlttssigtei  saiid  aten  keine  glani^rioden  in  der 
geschichte  der  lateinischen  spräche,  auch  eine  neue  art  der  lateini- 
sdien  littevatar  bildete  sich  jetzt  mit  dem  fortschreitenden  bekannt» 
werden  der  giechischaa  sehriften,  deren  übersatsung  ins  lateinische 
ja  jede  schale  als  ihre  aufgäbe  betrachtete,  es  galt  (am  ende  des 
15n  und  anfang  des  16n  jahrh.),  wie  Fei.  Ndve  in  seiner  anm.  17 
angeführten  abhandlung  (s.  123)  sagt,  'un  premier  dechiffrement  de 
la  pensee  antique*.  doch  war  es  anfangs  ebenso  schwierig  und  ge- 
fährlich wie  verlockend,  die  auftauchenden  werke  neuen  Inhalts  und 
neuer  form  zu  behandeln ;  man  war  sehr  auf  das  errathen  angewiesen 
und  hat  oft  ungeheure  mühe  an  Übersetzungen  und  auslegungen  ver- 
wendet, die  weiter  nichts  waren  als  eine  reihe  von  text verderbtheiten 
und  conjecturen.  allein  unter  führung  der  groszen  meister ,  die  sich 
teils  selbst,  teils  mit  hilfe  von  Italienern  oder  Griechen  das  rechte 
Verständnis  des  altertums  zu  erscblieszen  suchten,  entwickelte  sich 
sehr  bald  ein  kritisches  urteil  und  ein  gesunder  geschmack.  das 
hauptinteresse  war  aber  immer  —  wie  uns  u,  a.  die  briefe  an 
Heuchlin  (anm.  21)  und  noch  Luthers  schreiben  an  die  rathsherren 
(von  1624)  lehren  —  die  ästhetische  und  ethische  bildung  der 
deutschen  Jugend  und  die  patriotische  ehrenrettung  des  deutschen 
Volkes  von  dem  rufe  der  barbarei,  in  dem  es  bei  den  nachbarvölkem, 
namentlich  bei  den  Italienern,  stand,  von  diesem  interesse  beherscht 
studierte  und  lehrte  man  die  griechische  spräche  und  litteratur. 

Anfangs  war  der  Unterricht  meist  privatunternehmen,  aber  bald 
Bshmen  ihn  die  schulen  Süd-  und  Westdeutschlands  auf  und  mach- 
ten ihn  zu  einem  öffentlichen ,  wenn  auch  nicht  in  dem  sinne,  als  ob 
^s  griechische  durch  eine  officielle  Studienordnung  organisch  dem 
«obnlnnterricht  eingefügt  worden  sei.  solche  bestimmte  lehrpläne 
entetaaden  erst,  als  durch  eine  reihe  einzelner  Persönlichkeiten,  ihre 
ifichtigkeit  und  th&tigkeit  Wirkungen  erzielt  und  eindrflcke  henror- 
S^niÜBn  waren,  welche  die  gedenken  der  bürgerlioben  gesellsohaft 
die  gesialtuig  des  sehnlwesens  auf  die  deoer  la  lielieischeii 
SQcliieii,  und  eis  man  es  IBr  aOtig  fimd ,  dieaea  idealen  und  entspre- 
«heeden  wttniolien  einen  beetinunien  anedmok  ni  geben,  ans  der 

bis  nur  Zwiekaner  soknlordnnng  lassen  sieb  soldie  den  organis- 
^  des  nnterridhts  r^elnde  nnd  das  griedhisclie  einigende  Ord- 
nungen so  gut  wie  gar  nicht  nachweisen;  nnr  TOn  erriehtung  ren 
^«hrstellen  (s.  b.  Heidelberg  U98)  und  gewinnung  von  lehrkrlften 
^  die  grieehisdie  spräche  hOren  wir;  dooih  war  dies  gleichbeden*  ' 
teud  mit  erhebnng  des  griedusohen  nun  öffentlichen  lehrgegen- 
stand.  freilieh  mnsten  oft  die  nniTersüftten  nah  an  den  mdi- 
^ien  herablassen  nnd  für  manehes,  wse  spftter  die  lateinisehen 


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Die  ZwititaMr  leliiikiNUuii«  TOa  UU. 


schulen  übernahmen,  mit  eiiiiMien'*;*und  freilich  hieng  der  eifer 
der  bchüler  und  Studenten  wesentlich  von  dem  eifer,  dem  gochiek 
und  der  bil>hetbek  derlelirer  ab  und  fiel  oder  stieg  mit  dem  wednd 

der  let/tern ;  auch  war  am  anfang  das  Studium  durch  den  mangel  an 
lekr-  und  WnbOehe«  (in  folge  dessen  sich  die  schaler  mitabedvifteffi 
▼on  circulierenden  exemplaren  oder  mit  dictiertem  begnügen  mnsteft) 
und  durch  die  höbe  der  nötigen  gekhHiesaben  sehr  erschwert,  trotz- 
dem faszte  das  grieobisohe  in  jeMB  gegendea  taa  nnd  beschränkte  I 
aiob,  wie  die  obengenannten  lehremamen  zeigen,  nieht  bloct  aaf  die  ! 
nalTersitäten.  und  war  art  und  umfiang  der  in  den  schulen  ▼mitttel-  ! 
ten  kenntnisse  vielfftch  dürftig,  so  darf  man  nicht  vergesten,  dan 
strebsameren  schülem  von  strebsamen,  mit  klarem  bewustsein  huma- 
nisierenden lehrcrn  gern  nelx'n  dem  öffentlichen  unterrichte  eia 
weiterführender  und  vertiefender  Privatunterricht  erteilt  wurde,  wie 
2.  b.  von  Melanchthon  in  seiner  schola  privata.   und  so  konnte  Sim- 
lers  Schüler,  Franc.  Irenicus  1518  in  seiner  exegesis  Germaniae  nichc 
blosz  seinen  (bis  jetzt  noch  vielfach  unterschätzten)  lehrer  verherr-  j 
liehen,  sondern  sogar  mit  einem  allerdings  zu  ermäszigenden  en- 
thusiasmus  rühmen :  'keine  deutsche  stadt  (ciuitas)  ist  so  entfernt  ^ 
von  aller  litteratur,  dasz  sie  nicht  die  gelehrtesten  kenner  der  grie- 
chischen spräche  (graecarum  litterarum  litteratissimos  Interpret«) 
aufzuweisen  habe,  von  den  andern  (sc.  der  lateinischen  spräche)  px 
nicht  zu  reden**« 


Kämmel  ao.  876.  die  bei  Kümmel  fehlenden  belege  dazu  gebea 
dia  alatalan  md  leetf€«e¥ers«ielmltaa  der  VBirenitftteB.  aoeh  die  einrieh- 
trag  von  bnrsen  an  allen  hoehednlea  nnd  die  von  voilstftndigen  'päda- 
gogien'  [lateinschulen]  bei  einer  grossen  a&sahl  von  Universitäten  zb. 
in  Tübingen,  Ingolstadt,  Löwen,  man  denke  aber  auch  an  das  viel*  , 
fach  kaabenbafte  alter  der  itndeiiten. 

**  Irenicas  II.  II  ea|».  48.  rergl.  eod.  1.:  deaiqae  Ckmianiae  omn  s 
Athenaei  iam  longe  lateque  nil  nisi  "graeca  sonant.    vergl.  anch  Eras- 
mus über  Basel  im  j.  1516  (vergl.  Janssen  I'  94)  und  Joh.  Ecks  in 
Ingolstadt  (1611)  lobpreis  seines  iabrh,,  'da  die  vortreöliühsten  reduer  i 
in  gans  Denteebl.  fieh  dnden,  lateinlioh  oder  grleeUedi^  (Hagei  I 
S16  f.).  —  Was  Kämmel  s.  877  nnd  379  beibringt  über  die  laabeitilBd 
teilnahmlosigkeit  der  studierenden  jugend  den  griech.  Studien  gegen- 
über, das  gilt  teils  nur  von  gewissen  gegenden  Deutschlands,  besond. 
Nord-  und  Ostdeatschlands  (s.  nachher!),  teils  erst  von  einer  späteren 
seit  (Ufift  ft).      Meiner  aatiekt  Baek  itt  aiwk  bei  der  Periodiiieia«  ! 
der  geaoh.  d.  frieeh.  Unterrichts  weiter  zurückzugehen  und  anders  «bss- 
ordnen,   als  es  Kämmel  s.  383  gethan  hat.    ich  würde  periodisiercn:  j 
1476 — 1524  die  zeit  der  ersten  steigenden  begeisterung  für  d.  griccb., 
1524 —  60  die  zeit  eines  teUweisen  rückganges  (s.  später),  neuer  Te^ 
•veke  nnd  einer  priDolproHeren  einofdoeng  und  matshaltenden  bebtfd- 
lung  des  Unterrichts,  1550  —  etwa  1590  die  zeit  der  höhe  in  der  ent- 
wickelung;  dann  (wie  Kämmel  ebenfalls  angibt)  1690  flf.  die  zeit  des 
allgemeinen  laugsamen  zorückgebeus  und  Verfalls  (bis  zur  refonn  durcb 
J.  Ifaitti.  Oener  mn  1780). 

(ftolieteang  ftlft.) 

Plahir.  Job.  Möllh« 


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Noch  etaMi  snr  behancDmig  doi  religioniiiiiterriehti.  487 


68. 

NOCH  EINMAL  ZUR  BEHANDLUNG  DES  EELIGIONS- 

ÜNTEßElCHTS. 

namentlich  mit  beziehimg  auf  B.  ßähring  die  reform  des  christUolieil 
reiigioBsuatarxiohts.  ein  beitrag  zur  lösung  der  scbiU£r«ga,  F.  Ueafehelf 

Berlin  1872. 


Behring  a.  o.  bflMidinet  richtig  als  die  erste  anfgabe,  wridie 
der  «faiiBtlioJi*  religioBsunterricht  zu  jeder  zeit  lösen  tollte,  gan  l>e> 
sonders  aber  in  üBsrer  cntseheidangsvollwi  zeit  lösen  musz,  wenn  er 
nicht  überflüssig  werden  oder  geradezu  nachteilig  wirken  soll,  dies, 
dasz  im  kinde  vor  aUem  der  sinn  für  das  gdttli<te  geweckt,  die 
Mmmlisehe^  vnttolitbare  weit  ihm  aufgeschlossen,  seine  religiöse  an- 
läge in  epieBi  eeiner  gesamten  entwicklung  entsprechenden  stufen« 
gange  entfaltot,  sein  unbestimmtes  ahnen  und  fühlen  des  göttlichen 
in  der  weit  zu  immer  klarerer  erkenntnis  und  zu  immer  bestimmterem 
bewustsein  entwickelt  werde,  das  kind,  sagt  er,  musz  gott  fühlen 
und  finden  lernen  in  natur  und  geschichte,  in  allem  sein  und  werden, 
in  seiner  ganzen  Umgebung,  wie  in  sich  selbst,  es  musz  die  ganze 
weit  mit  ihren  erschcinimgen  betrachten  lernen  als  die  offenbarungs- 
stätte  des  ewigen  und  allliebenden,  'gott  ist  nicht  ferne  von  einem 
jeglichen  unter  uns ,  denn  in  ihm  leben ,  weben  und  sind  wir',  das 
sollte  der  eindruck  sein,  den  das  kind  in  jeder  religionsstunde  em- 
pfänfift.   wie  aber  diese  aufgäbe  lösen?   durch  anlernen  von  lehr- 
sätzen,  fertigen  begriffen  und  Systemen,  durch  aufdringen  religiöser 
gedanken  anderer?  Schleiermacher  meint  so  nicht,  denn  statt  den 
sinn  auf  das  ewige  und  unendliche  hinzuleiten,  drücke  diese  methode 
in  das  irdische  und  endliche  herab,  ihm  erscheint  vielmehr  als  zur 
iiebung  der  religiosität  wesentlich,  dasz  die  jugend  von  anfang  an 
finschauungen  des  allgemeinen  und  unendlichen  erhalte,  dasz  durch 
betracbtung  der  weit,  durch  seibstbetrachtung,  durch  betrachtung 
künstlerischer  werke  als  der  producte  des  individuellen  geistes, 
durch  betrachtung  der  geschichtlichen  entwicklung  der  menschheit 
und  des  göttlichen  waltens  in  der  geschichte  der  religiöse  sinn  be- 
gibt und  gehoben  werde,  er  wünscht  also  im  gegensatz  zu  jener  ein- 
Wwig  dogmatischen  behandlung  des  religionsunterrichtes  die  biblisch 
geachichtliche  methode,  wie  sie  genannt  wird,  d.  h.  er  verlangt  über- 
>Ä  und  auf  jeder  stufe  des  religions  Unterrichts  im  engsten  anschlusz 
Ui  die  natürliche  und  sittliche  weltordnung  den  emeis  des  Christen- 
^^iKtt  als  einer  weltgeschichtlichen  macht ,  als  einer  offenbamng  der 
liebe  gottes,  als  des  schöpferischen  princips  der  Wiedergeburt  fttr 
eüizelnen  wie  für  die  gesamtheit,  oder  anders  ausgedrückt,  er 
^  mit  dem  gedanken,  dasz  die  religion  vor  allem  leim  and  denn 
^  lebe  sei,  anoh  in  der  religionslefire  enaiinaelh6&,  will  die  Mve 
Ubendl  auf  leben,  beispiel,  geeeliielii»  gründen,  sie  auf  üne  ein- 
01^  mpiUai^idiete  fmn  xmOeldlllireli,  aof  Christi  eignes 


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488      Ifoflh  niiiwrt  "IT  iMthiminimg  iit 


Wort,  auf  das  Christentum  Okristi,  Velches  nocb  so  ganz  und  ecbt 
imd  loboBidig  religiOs  und  so  gamicht  dogmatifohist.'  und  liegt  auf 
dieaem  wege  irgend  eine  gMbx  fftr  den  frommen  glauben  oder  für 
die  religiosität?  fürchtet  man,  dass  durch  die  zurückdrängung  des 
dogmatische  daa  ChmtMitam  seinen  erleachteadeA»  Mebenden, 
iMiligenden»  ^mOfanenden  und  beseligenden  einflnsz  verlieren  könne  ? 
«nohAiBt  es  niofat  nstOrlicher  da,  wo  man  herzen  für  das  Christen- 
tum gewinnen  will,  sn  zeigen,  wie  dasselbe  als  geistige  und  sittliche 
lebensmacht  alle  menschlichen  Verhältnisse  reinigend  und  heiligend 
durchdringt,  als  etwas  in  den  Vordergrund  zu  stellen,  was  noch 
heute  so  oft  zu  einer  ungerechten  beurteilung  der  christlichen  religion 
veranlaszt?  ist  es  nicht  segensreicher,  statt  die  jugendlichen  ge- 
müter  'durch  das  erhitzende  getränk  der  kirchlichen  dogmen  und 
Streittheologie  zu  verwirren',  das  streben  auf  die  ewigen  zwecke  der 
menschheit  hinzulenken?  nein,  Bähring  hat  gewis  recht,  wenn  er 
behauptet,  das  Christentum  wäre  unfähig,  die  religion  der  mensch- 
heit zu  werden  und  die  durch  so  unüberwindlich  scheinende  gegen- 
Btttze  getrennten  nationalitäten,  confessionen,  politischen  und  socialen 
Parteien  zu  einer  groszen  familie  gottes  friedlich  zu  vereinigen,  wenn 
es  nur  ein  system  von  dogmen  oder  wenn  das  dogma  in  ihm  die 
hauptsache  wäre. 

Ob  ich  damit  einer  absprechenden  kritik  der  dogmen  in  der 
8<diule  das  wort  rede?  gewis  nicht,  indes  ich  meine,  auch  ohne  an- 
Wendung  solcher  kritik  werde  der  schüler  gerade  durch  die  eben  ge- 
schilderte methode,  durch  die  starke  betonung  der  heilbringenden 
macht  des  Christentums  und  seiner  einwirkung  auf  alle  sittlichen 
lebens Verhältnisse  am  besten  gelehrt  werden,  den  kern  von  der 
schale  zu  unterscheiden,  werde  am  leichtesten  bei  dem  schtiler  ein, 
wenn  ich  so  sagen  darf,  instinctives  geftlhl  ftir  das,  was  hier  wichtig 
und  minder  wichtig  ist,  erzeugt  werden,  weisen  wir  an  einem  bei- 
spiel  nach ,  in  welchem  sinne  wir  die  behandlung  der  kirchlichen 
dogmen  wünschen,  die  weckung  des  schuldbewnstseins ,  die  för- 
derung  der  erkenntnis,  dasz  alle  menschlichen  leistungen  gott  gegen- 
über anzureichend  sind,  bildet  nnetreitig  ein  weseniliolieB  stdck  des 
religionsanterriohtB*  natttrlidk  wird  man  bei  der  behandlung  der 
dogpoiatik  nicht  müun  kDimfla,  darzulegen,  eine  wie  sebaiüfe  ana- 
prSgong  dieaes  gefilbl  dar  «awischliebea  anwttrdigkeit  gott  gegen- 
Ober  in  dem  lahrb^griff  des  AugoatiBna  «rfidiren  hat,  man  wird  aadh 
weisan»  wie  diese  aneiebt  mit  dam  Saszom  lebonsgange  wbA  der 
inaam  aaiwieklung  Augustias  mah  eagsta  verwadiMii  ist,  wird 
seigen,  wiei&andm  angelegten  natoran,  auch  in  der  sebrift  diases 
gaftbl  ainan  waniger  aoluofiiBn  aoadmok  erbalten  bat,  wie  man  aber 
trotsdam  kurehlidiarseits  in  daaUiarar  anarkanwnng  dar  bedanteaden 
leiainngen  dieaaa  aumaa  auch  aaina  ansii^fc  flbar  diese  fi«g9  dar 
dogmatik  aoaaptiarto,  obaa  an  dan  warton,  an  dam  aasdniok  dieser 
seiner  ansieht  in  klainlidbar  wosa  sa  modeln  and  an  bassein.  edir 
waa  dia  ehzistologia  anlangt»  ao  wird  sieb  laiebt  dernaobwmsftbnn 


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Noch  einmal  sat  bdumdlniig  des  religioiisiiiitemeliiB.  489 


lassen,  dasx  niclits  anderea  diese  subtilen  lehrfestsetznngeiiTeraiilaait 
bat  als  das  an  und  ftlr  sieb  rabmlicbe  streben  der  Cbristen,  ftlr  die 
einzigartigkeit  der  erschdnnng  Jesn  einen  passenden,  adSquaten  aus- 
druck  zu  finden,  aber  um  die  recbte  stellnng  diesen  nnd  Shnlicben 
lehrbestimmnngen  gegenttber  anzudeuten,  genttgt  es  meiner  ansiebt 
nach  blnzaznfOgen,  dasz  menscblicbe  worte  nie  gSttlicbes  adAquat 
wiedergeben  werden,  dass  hier  immer  nur  von  einer  grSszern  oder 
geringem  annäberang  an  die  wabrbeit  die  rede  sein  kann,  ist  das 
etwa  unrichtig?  wenn  aber  so  zu  sprechen  nicht  nur  erlaubt  ist, 
sondern  geradezu  geboten  erscheint ,  liegt  darin  nicht  eine  indirecte 
anfforderung  zur  toleranz?  hört  der  scbüler  daraus  nicht  wie  einer- 
seits die  achtung  vor  dem  bekenntnis,  80  anderseits  die  wabrung  der 
persönlichen  freiheit  und  des  rechts  der  selbständigen  forschong 
heraus? 

Wie  die  über  die  anwendnug  der  historischen  metbode  dar- 
gelegten grundsStze  auch  für  die  behandlung  des  lebens  Jesu 
praktisch  zu  verwerten  sind,  soll  im  folgenden  kurz  gezeigt  werden, 
wenn  man  jetzt  allgemein  zugesteht,  dasz  mit  der  menschheit  Christi 
voller  ernst  gemacht  werden  musz,  weil  nur  so  das  höchste,  voll- 
endetste musterleben,  welches  wir  als  Christen  in  Jesus  sehen,  eine 
wirklich  vorbildliche  kraft  für  uns  gewinnt,  so  wird  eine  wesentliche 
bedingung  für  das  vnrstündnis  der  person  und  geschichte  des  er- 
lösers  die  genaue  kenntnis  des  alten  bundes  sein,  derjenigen  sphäre, 
in  die  wir  Jesus  durch  die  geburt  hineingestellt,  und  mit  der  wir 
ihn,  wie  natürlich,  aufs  engste  verwachsen  sehen,  das  religiöse  leben 
des  alten  bundes  im  weitesten  sinne  des  Wortes  wird  also  die  basis 
sein,  auf  der  sich  das  leben  Jesu  aufzubauen  hat.   daran  wird  sieb 
eine  darstellung  des  engern  kreises,  in  dem  Jesus  aufwuchs,  an- 
schlieszen,  es  wird  gezeigt  werden  müssen,  wie  die  äuszern  Verhält- 
nisse, in  welchen  Jesus  sich  entwickelte,  dem  gedeihen  des  giaubens 
in  hohem  grade  fi5rderlich  waren,  wie  der  heranwachsende  knabe  im 
eltemhause  und  in  der  schule  durch  die  fleiszige  beschäftigung  mit 
der  heiligen  schrift  gebildet  wurde,  wie  die  gewis  auch  im  eltem- 
hause genährte  messianisclie  hoffnung  seine  empfängliche  seele 
mächtig  anregte,  wie  die  liebliche  und  erhal)ene  natur  der  heimat, 
auf  deren  boden  sich  überdies  ein  gut  teil  der  heiligen  geschichte  ab- 
gespielt hatte,  auf  das  zarte  gemüt  des  kindes  einen  gewaltigen  ein- 
dmck  machte  und  seiner  seele  eine  überaus  grosze  fülle  geistiger 
Hahrung  zuführte,  aber  auch  im  weitern  verlauf  der  darstellung  wird 
überall,  wo  sich  die  gelegenheit  dazu  bietet,  auf  den  innigen  zu- 
•SBimenhang  dieses  lebens  mit  dem  alten  bunde  und  l)undesvolke 
^orückzugehen  sein,  wie  dies  auch  Dunsen  anerkennt,  wenn  er  sagt : 
^Mcses  nnd  Christus  müssen  zuvörderst  in  ihrer  geschichtlich-jüdi- 
^ben  erscheinung  erkannt,  dann  aber  musz  das  menschliche  und 
]''Mirhalt  göttliche  in  beiden,  ganz  besonders  in  Christus,  aus  der 
Jftdisohen  schale  herausgeschält  werden*«  und  wie  unzählige  an- 
^fipfungspunkte  in  dieser  beziebung  nickt  nur  worte  und  aussprüche^ 

X.  jahrb.  f.  phtl.  u.  päd.  11.  abu  1879.  hfl.  10.  82 


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490      üocii  dimnal  &ur  behandlang  de«  religiopaunterrichte. 

Bondern  auch  tbaten  und  Vorgänge  au8  dem  leben  des  erlösers  bie- 
ten, darüber  empfangen  wir  in  den  darstellungen  des  lebeius  Jesu 
▼on  Keim  und  Krüger- Veithusen  zur  genüge  aufschhisz. 

Was  femer  die  behandlung  des  katechismusunter 
richts  anlangt,  so  wird  sichs  vielleicht  empfehlen,  einmal  (im  an- 
schlusz  an  dr.  C.  Schwarz  grundrisz  der  christlichen  lehre,  ein  leit- 
faden  ftir  den  religionsunterricht  in  schule  und  kirche.  Gotha, 
Thienemann  1870)  den  begriff  des  reiches  gottes,  der  für  Christus 
selbst  ganz  unzweifelhaft  der  mittelpunkt  seiner  Verkündigung  war, 
zum  grundstein  zu  machen,  oder  wie  Bähring  vorschlägt,  den  stoff 
nach  dem  apostolischen  Schema:  glaube,  hoffnung,  liebe  einzuteilen, 
und  sodann  sich  soviel  als  möglich  nur  auf  biblischem  boden  zu  hal- 
ten, wenigstens  wo  eine  ausbildung  des  biblischen  gehaltes  vorliegt, 
dieses  ausdrücklich  hervorzuheben  und  namentlich  dem  irrtum  vor- 
zubeugen, als  ob  von  der  bedingungslosen  Zustimmung  auch  zu  diesen 
erweiterungen ,  zu  dieser  entwicklung  des  evangeliums  der  sittliche 
wert  des  menschen  abhänge,  wenn  irgendwo,  so  erscheint  es  mir 
hier  geboten,  die  schüler  darauf  hinzuweisen,  Masz  der  eigentlich 
selig  machende  glaube  der  an  die  Offenbarung  von  gottes  ewiger 
liebe  und  seinem  gütigen  rathscblusz  über  die  menschheit  und  über 
jede  menschenseele  sei,  deswegen  weil  dieser  glaube  dem  gemüte 
das  rftthsel  des  daseins  löse,  sich  im  frieden  des  gewissens  bewähre 
und  in  der  Wahrheit  und  gerechtigkeit  und  vor  allem  in  der  aul- 
opferaden  liebe  des  nSchaten  batbltige'  (Bunsen). 

Was  null  endlicli  ^  yer  wer  lang  der  bibliselieii  ge- 
schiebte  aamentiieh  auf  der  untersten  stofe  desreligionsnnteiriditB 
betrifft,  so  bin  ieh  erfreat,  auch  in  bezug  auf  diesen  punct  mich  mit 
Bftbring  in  tibereinstimmnng  sn  sehen,  anch  ich  lAn  der  ansieht^ 
dasB  im  religionsunterricht  weder  von  dem  dogmatischen  begriff 
nodi  von  der  philosophischen  idee,  sondern  Ton  dem  conereten  mid 
anschaulichen  ausgegangen  werden  mttsse.  anch  iab meine»  dass  die 
erste  anhabe  des  religionsonterrichts  die  sei,  die  unklaren  und  Ter* 
worrenen  religiösen  ahnnngen,  geftthle,  empfindungen,  die  in  jeder 
kindesseele  sieh  regen,  sobald  das  Idnd  mit  seinen  sinnen  die  herlich- 
keit  der  natur  und  in  seinem  herzen  die  Hebe  pflegender  eitern  wahr- 
nimmt, SU  entwirren,  zu  kllren,  zu  ordnen,  zn  kräftigen  und  zn  be- 
grOnden  durdi  emporleitong  der  gedenken  und  gätthle  aus  den 
sinnnlichen  Wahrnehmungen  und  erfahrungen  auf  den  libersinnlichen 
Urquell  aller  herliohkeit  und  gute  oder  mit  andern  worten  ans  dem 
siehtbsren  das  unsichtbare,  aus  dem  leiblichen  das  geistige,  aus  dem 
werdenden  und  yerlnderlidien  das  ewige,  aus  der  weit  gott  erkeanen 
zu  lehren,  und  zwar  musz  das  kind  sogleich  einsehen  lernen,  dasz 
diese  Ordnung  Tcn  gott  selbet  gesetzt  ist,  dasz  gott  selbst  yos  8n> 
fang  an  die  geeignetsten  yeransU^tungen  getroffen  hat,  um  zur  he^ 
Schaft  in  den  menschlichen  Seelen  zu  gelangen,  d.  h,  das  kind  vom 
sofort  mit  der  biblischen  geschichte  bekannt  gemacht  werden,  nnd 
erscheinen  diese  erztthlungen  nicht  wie  eigens  &ki  das  kindesslter 


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Koch  eiunal  rar  bebandluog  des  reUgumm^hobti.  iL91 

j?escliaffen V  man  denke  nur  an  die  naive  und  poetische  darstellungs- 
weiße  der  bibel,  an  die  dramatische  lebendigkeit,  mit  welcher  die 
personen  redend  und  bändelnd  vor  den  hörenden  hintreten  und  ihn 
mitten  in  die  begebenheiten  hineinversetzen,  an  die  kindlichkeit  ge- 
rade der  religiösen  anschauung.  sind  das  nicht  Vorzüge ,  welche  die 
biblische  geschichte  wirklich  zum  geeignetsten  raaterial  für  die  sitt- 
liche und  religiöse  bildung  der  kinder  machen?  wöre  es  nicht  zu  be- 
klagen, wenn  unsere  Jugend  aufwachsen  sollte,  phne  so  viele  ein- 
fache und  liebliche  erzählungen  des  alten  wie  des  neuen  testamentes 
kennen  gelernt  zu  haben  und  in  sie  eingeführt  zu  sein?  indes  die 
vortrefflichkeit  dieser  erzählungen  auch  bedingungslos  zugestanden, 
so  wird  doch  ein  dreifaches  zu  berticksichtigen  sein,  worauf  meiner 
ansieht  nach  seither  noch  nicht  nachdrücklich  genug  aufmerksam  ge- 
macht ist: 

1)  die  erzählungen  müssen  numerisch  und  inhaltlich  mehr  be- 
schränkt werden ,  als  dies  in  den  meisten  ja  in  fast  allen  leitfäden 
bisher  geschehen  ist; 

2)  die  erzählungen  müssen  nicht  mehr  mit  den  Worten  der  alten 
lutherischen  Übersetzung  wiedergegeben  werden; 

3)  die  erzählungen  müssen  vom  weltgeschichtlichen  Standpunkt 
ans  aufgefaszt  und  behandelt  werden. 

Zunächst  ist  in  diesen  leitfäden  noch  immer  eine  anzahl  von 
wzlhlungen  zu  finden ,  deren  weglassung  man  nieht  mir  nicht  be> 
Migea  dürfte,  sondern  aus  pädagogischen  rücksichten  geradetn  wtln- 
mIaa  nuus,  oder  m  sind  wenigstens  enihlangea  in  eiw  aotfllbr- 
üehkeli  mitgeteilt,  dkl  mM  hlmm  «aniltig,  somtaii  Öfter  sogar 
Bchftdluli  euBolifliiit*  wanim  vom  ftnge  idn  in  imt  geeekielite 
Abrahams  seiBee  Umgangs  mit  Hagar  mid  deren  ▼eritoeknng,  waraa 
ia  der  feedbieliie  Jeki^  der  vielfiMb  darin  vorboaiaienden  be- 
trfigeveiea  erwSb&ung  getban  werden?  wamm  kann  die  feeefaiebta 
Josepbe  nieht  gskUrrt  and  a.  b.  die  begegnung  mit  Potiphara  weibe 
(die  dae  bind  ftbrigeus  gar  niebt  Teratebti  und  wd  ibm,  wenn  es  den 
Mnteti^ndt  anf  dem  die  ersSUnng  ruht,  niebt  veiatebt),  die  grao- 
nme  bestrafting  der  brader  bcd  ibrem  ecsdbeonen  in  Aegypten, 
Josephs  mabarerwaltiaig  n.  weggdbaeen  werden?  wtürde  eine 
sobshs  hlirxnng  ftlaehnng  g^uamt  weiden  können?  aber  man  Utoat 
ja  aoob  sonst  so  naaebest  waa  noeb  in  der  bibel  in  finden  ist,  weg, 
ohne  deshalb  eoi^ieb  der  fittacbmiggesieben  an  werden*  oderkttnnte 
bei  einem  .solehen  yerfnbren  die  jttdiscAie  rsligion  oder  wenigstena 
die  eine  und  die  andere  in  der  gesehisbte  vorkomwiende  persitelieh» 
^t  in  an  günstigem  lichte  enebeinoi?  aber  kommen  diese  erzäh- 
lungen nicht  auf  einer  höbem  stnfe  noch  einmal  zur  bebandlung  und 
bietet  Mi  dann  bi«r  nicht  die  erwünschte  gelegsnheit,  mit  der  er- 
Weiterung  dea  gaaobiebtliebett  etofiss  das  nötige  oorrecilT  an  0eben  ? 
u&d  selbst  angenommen  es  käme  dazu  nioht,  würde  aus  der  zu  gün- 
stigen beurteilung  einzelner  bibliseber  fignren  seitens  der  scbttler  eine 
fi^^br  für  ihr  glanbensleben  erwachsen?  oder  meint  man  eine  so 


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492      Noch  eiiuMl  rar  behnuUung  du  religioatiiiitamohta. 

TOiigetragene  biblische  geschichie  müsse,  weil  beschniites  und  ver- 
stflmmelt,  unverständlich  sein?  aber  sollte  irgend  jemand  z.  b. 
nachstehender  erzählung  den  Vorwurf  der  UüTerstftndliehkeit  machen 
wollen  ?  und  es  ergieng  dm  wort  des  ewigen  an  Abram  und  gott 
spraeh:  fürchte  dich  nicht,  ich  bin  dein  schild;  dein  lohn  ist  sdix 
grosz.  und  Abram  sprach:  herr,  du  ewiger,  was  willst  du  mir 
geben?  ich  gehe  dabin  ohne  kinder  und  mein  hausverwalter  Elieser 
wird  mich  beerUen.  aber  der  ewige  hiesz  ihn  hinausgehen  und 
sprach:  schaue  gen  himmel  und  zähle  die  sterne,  wenn  du  sie  zählen 
kannst:  also  soll  deine  naebkommenr-chaft  sein,  und  Abram  glaubte 
dem  ewigen  und  das  rechnete  er  ihm  zur  gerechtigkeit  an.  und 
nach  einiger  zeit  erschien  der  ewige  Abram  wieder  und  sprach  zu 
ihm:  ich  bin  der  allmächtige  gott,  wandle  vor  mir  und  sei  fromn], 
so  will  ich  einen  bund  machen  zwischen  mir  und  dir  und  will  dich 
gar  sehr  mehren,  da  fiel  Abram  auf  sein  angesicht  und  gott  sprach: 
du  sollst  fortan  nicht  mehr  Abram  heiszen,  sondern  Abraham  soll 
dein  name  sein ,  denn  zum  vater  einer  völkermenge  mache  ich  dich, 
nnd  ich  will  aufrichten  raeinen  bund  zwischen  mir  und  dir  und  ich 
will  dir  und  deinen  nachkommen  das  land  geben,  darin  du  jetzt  als 
fremdling  bist,  das  ganze  land  Kanaan  zum  immerwährenden  besitz- 
tum  und  will  ihnen  gott  sein,  und  gott  sprach  zu  Abraham  :  so  halte 
auch  du  meinen  bund,  du  und  deine  nachkommen  nach  dir.  und 
weiter  sprach  gott:  du  sollst  dein  weih  nicht  mehr  Sarai  heiszen, 
sondern  Sarah  soll  ihr  name  sein,  denn  ich  will  sie  segnen  und  will 
dir  von  ihr  einen  söhn  geben  und  will  sie  segnen ,  dasz  sie  zu  Völ- 
kern werde  und  könige  Über  nationen  sollen  von  ihr  herkommen, 
und  Sarah  gebar  Abraham  in  seinem  alter  einen  söhn  und  Abraham 
nannte  ihn  Isaak. 

Aber  nicht  blosz  in  der  angegebenen  richtung  bedarf  der  Unter- 
richt in  der  biblischen  gescLichte  einer  reformation,  die  erzählungen 
müssen  auch  in  einer  andern  als  der  in  den  meisten  leitfäden  auf 
gmnd  der  lutherischen  bibelübersetzung  gegebenen  fassung  vor- 
getragen werden,  denn  wie  sich  jetzt  immer  mehr  und  mehr  die 
Überzeugung  bahn  bricht,  'dasz  wir  an  unsrer  damaligen  Lutherbibel 
nicht  dasjenige  mittel  haben,  dessen  wir  für  die  aufgaben  des  reli- 
gionsnnterrichts  anf  den  obem  stufen  des  gymnasiums  bedürfen, 
wenn  sndevs  dieselben  in  teer  vollen  bedentsamkeit  erfaszt  und 
dieeer  gemäss  geUtol  werden  aoU«n\  so  betef  ee  tnxk  einesteils  zur 
beeeitigung  der  feiler  imd  nnxMti^ttiteni  aademteile  «ir 
leiehtemng  dee  teretlndnisBee  dieser  evtBblQngen  einer  gründlicli^ 
revision  cder  nofk  besser  der  berstellni^  eines  neuen  tetes  k  den 
leüfiUlen ,  eine  arbeit,  die  meiner  ansieht  nach  «m  Bwe<AantaigBten 
anf  der  grandkge  d^  Bmisenseben  bibelwerkes  au%i^nfttt  wiide. 

Bndlidi  ab^  ist  in  der  behandhiag  dieser  eniUnngen  insofern 
eine  Biaäerung  notwendig^  als  eie  Y4m  weltgesobielitilicben  sbuid- 
punot  ans  anfgefiisst  werden  müesen,  wozu  Bobring  treÜmd  benerkt: 
wenn  aooh  eebon  de  Wette  den  anfimg  damit  gemacbt  hat, 


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A.  flermiMn:  gneddadie  eehiUgnuBBifttik.  49iB 


biblische  geBchiebto  ab  teil  der  allgemeinen  Weltgeschichte  in  präg« 
matischem  znaammenhaBg  darzustellen,  so  ist  doch  erst  darch  Bim- 
sens leistungen  in  seinem  'gott  in  der  gesehichte*  und  seinem  'bibol* 
werk'  ftür  die  behandlung  der  biblisohen  gwchichte  im  jugen d unter- 
lichider  riefaüge  standpunct  gewonnen,  es  ist  der  weltgeschichtliche, 
seine  ebenso  durchgreifende  als  fromme  und  ehrfurchtsvolle  kritik 
hat  die  bibel  in  ihrer  weltgeschichtlichen  and  für  die  menschheit 
imTergänglichen  bedeutung  der  christlichen  gemeinde  aufgeschlossen, 
.  wie  noch  kein  dogmatisches  oder  philosophisches  sjstem.  der  ge- 
'   schicbtliche  inhalt  der  bibel  ist  nach  ihm  auch  ein  heiliger,  aber 
nicht  wegen  seiner  besonderheit,  sondern  gerade  wegen  seines  innigen 
und  wesentlichen  Zusammenhangs  mit  der  allgemeinen  geschiebte 
:    der  menschheit.    er  ist  der  von  gott  gegebene  scblüäsel  zum  ver- 
i    .ständnis  der  allgemeinen  Weltgeschichte,  indem  er  das  walten  gottes 
zum  heile  der  menschheit  dem  forschenden  geiste  aufschlieszt.  ein 
;    volles  verctändnis  kann  er  selbst  nur  im  Zusammenhang  mit  der  all- 
gemeinen geschichte  erlangen,   daher  w'ird  die  biblische  geschichte 
üie  unentbehrliche  einleitung  in  das  Verständnis  der  bibel  als  des 
heiligen  buches  der  Christenheit,  in  die  geschichte  des  reiches  gottes 
und  die  der  /uensohbeit  überhaupt  und  in  die  geschichte  des  e^nea 
herzen  s. 


64. 

CHUlOnSOBB  SGBDLaRAMMATIK  TON  AS  HOLD  HERR  MANN,  DIRBO- 

TOR  DES  OTMRASiuMS  SU  M ÜHLHAUSBN I.  s.  Berlin,  WeidmannBche 
bnehhandlang.  1879. 

'  Der  verf.  hat  seiner  griechischen  schulgrämmatik  in  dem  dies- 

jährigen maiheft  der  Zeitschrift  für  das  gymnasial wesen  eine  abhand- 
lung  vorausgeben  lassen  Hiber  den  Unterricht  in  der  griechischen 

*  grammatik',  welche  dazu  bestimmt  ist,  die  grundsätze  darzulegen, 
welche  ihn  bei  der  abfassung  seiner  grammatik  geleitet  haben,  die 
Methode  anzugeben,  welche  er  bei  der  benutzung  derselben  beobachtet 
via^en  will,  besonders  aber  die  eigenttimlichkeiten  zu  rechtfertigen, 
tech  welche  dieselbe  von  anderen  griechischen  schulgrammatiken 
dar  neuern  richtung  sich  unterscheidet. 

Mit  den  forderungen,  welche  der  verf.  an  eine  schulgrämmatik 
Mit,  erkläre  ich  mich  einverstanden,  aur  smn  teil  mit  seinen  metho- 
^MohoB.  Torschlfigen.  so  aeheint  ar  mir  den  formenextemporalien, 
wikibe  «r  mebrfaäi  enrSbnt^  m  fiel  gemebt  beizulegen,  vor- 
*>>9ge8et&t,  dMC  af  dantntor  lelirillUobe  ttbungen  versteht,  in  denen 
M  mcdit  um  aStia»  •ondem  um  laniar  mnmk»  fönen  bandelt, 
w^loba  unter  lieb  in  keiner  inbaltlieben  beMra&g  steben,  so  kann 
^  ewar  nidit  leugnen,  daac  aalcbe  ftbungen  notirendig  sind,  mSobta 


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4M  A>  HeniMa;  gri^ehhch»  itlmigtamfMr. 


thmt  dk  Mtoeoctooipoialini  durob  tto  aidift  Tttdrlngt  Wiaseii.  gibt 
BiMidm  qxiaxUamt  msdgtf ixmm  im  rm^^ 
aadm  TevlMlIimim  aa  die  lumd,  wekhe  «r  sunleliflt  anr  gedlobt- 
nlwilwig  riflb  «MMteMO  baili  io  ift  er  idM  lUMi  wenigen  woeliai 
im  iteide,  IMaM  aemittBipenilieB  r  sehmib«!,  bei  welbhen  er 
iMbr  Imatf  weil  er  neb  mehr  dabei  tn  deakea  bei  den  Ibner  der 
tert  die      eoriete  tot  den  In,  die  Sn  perlMe  tot  den  In  dur^- 
BeboMB  will,  wttrde  ieb  aaeb  dorn  idebt  bÜUgen  ktami,  wenn  ieb 
nit  ibm  mit  iNobeitai  gleiobieitig  etecb  des  ▼wbom  m«tam  Ägeflbt 
wiaaen  woQte.  die  Tetlndenmgen,  welche  der  stamm Yooal  in  dem 
aorial  vnd  2n  perfect  Tiel^Mb  erleidet,  bewiriten,  daaa  diese  tem- 
pm  dem  aebflkr  mehr  mtlbe  machen,  ala  der  le  aorist  imd  das 
.  le  petC»ot;  aoaaaidem  beben  dieae  ietateren,  weil  sie  dem  adriUer, 
bever  er  die  oangelmSazigen  yerba  lernt,  viel  bäofiger  Torkommen, 
aebon  deshalb  ansprach  auf  frühere  berücksicbtignng. 

Gegen  die  Terteilung  dea  lehrstoffes  auf  die  einzelnen  daasea, 
welche  der  verf.  veraebltfgt,  mnsz  ich  mich  entschieden  aussprechen, 
in  qnerta  sollen  enaaar  der  declination  und  den  nicht  oontrahieren- 
den  Toealiaehen  Terbea  aooh  die  verba  contracta  und  die  verba  rnnta 
durchgenommen  werden,   dies  fahrt  mit  notwendigkeit  zu  einer 
fiberlaatnng  der  scbüler.  man  bedenke  doch,  welche  anforderangen 
die  qnarte  an  den  11jährigen  knaben  stelU!  swei  gana  neneWter- 
lichtsgegenstftnde  treten  ihm  hier  entgegen,  das  griechische  and  die 
geometrie,  und  im  lateinischen  wird  ihm  der  erste  Schriftsteller,  und 
zwar  gewöhnlich  kein  ganz  leichter,  nemlich  Nepos  vorgelegt,  da 
gilt  es  denn ,  den  lehrstoff  in  den  einzelnen  unterrichtsföcbem  mög- 
lichst zu  beschränken,  am  gymnasium  zu  Tilsit  besteht  das  grie- 
cbiäche  pensum  der  quarta  aus  der  lehre  von  der  declination  und 
vom  nicht  contrahierenden  verbum  purum  —  das  verbum  mutum 
ist  schon  der  untertertia  zugewiesen  —  und  auch  in  den  anderen 
gegenständen  sind  die  anforderungen  so  viel  wie  möglich  herab- 
gesetzt; trotzdem  haben  die  scbüler  vollauf  zu  thun,  und  auch  den 
fleiszigeren  und  fähigeren  unter  ihnen  macht  die  classe  sichtbar  mehr 
Schwierigkeiten ,  als  die  vorhergehenden  stufen,  und  der  procentsatz 
der  am  Schlüsse  des  jahres  nicht  versetzbaren  scbüler  ist  hier  viel 
gröszer  als  dort,  der  verf.  berücksichtigt  dann  auch  den  fall,  dasz 
das  griechische  erst  in  untertertia  beginnt,  damit  gewinnen  wir  aber 
weiter  nichts ,  als  dasz  die  überbürdung  nun  erst  in  untertertia  ein- 
tritt, denn  auszer  dem  für  quarta  festgesetzten  pensum  soll  hier  im 
Zeitraum  eines  jahres  durchgenommen,  das  heiszt  doch  nicht  nur 
erklärt  und  gelernt,  sondern  auch  eingeübt  werden  1)  die 
verba  liquida,  2)  liOri^i,  ir\}i\,  ictthlii,  5ibuj|Lii,  beiKVUjii,  3)  die  Stamm- 
formen der  am  häufigsten  vorkommenden  unregelmäszigen  verba. 
der  verf.  versichert  zwar  unter  hinweis  auf  die  eigne  erfahrung,  dasz 
dieses  ziel  bei  7  stunden  wöchentlich  zu  erreichen  sei ,  er  sagt  uns 
aber  nicht,  bei  wie  viel  schülern  es  erreicht  worden  sei,  ob  es  ge- 
achehen  sei  ohne  die  beeinträchtigung  der  berechtigten  ansprüche 


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A.  HomuHiii:  griechitche  acholgimmatik.  49$ 


anderer  unterriohtqg^geiistliide,  und  wie  viele  stunden  hloaUoher 
erbeit  seinen  untertortianem  zngemntet  worden  seien*  anfiliUend 
kkin  ist  dagegen  das  pensnm,  welches  der  ?erf.  der  obertertia  sa- 
weist  obglmdb  er  das,  was  an  den  meisten  anstalten  das  hanpt- 
pensom.  dieser  dasse  büdet,  scbon  in  Untertertia  absolvieren  lassen  . 
will,  so  verlangt  er  doch  von  dem  Obertertianer  nicht  erheblich  mehr, 
als  gewöhnlich  geschieht. 

Nur  eins  möchte  ich  auch  hier  gestrichen  wissen:  die  jonische 
lanÜehre.  damit  ist  nun  zwar  wol  nur  die  Homerische  lautlehre 
gemeint  (obgleich  der  verf.  in  §  128  seiner  gxammatik  den  Hero* 
doteischen  dialekt  mit  dem  Homerischen  zusammen  behandelt); 
aber  auch  die  Homerische  lantlehre  möchte  ich  samt  dem  beginn  der 
Homerlectüre  nach  der  unteiseconda  verlegt  wissen,  wie  dies  am 
gymnasinm  zu  Tilsit  mit  gutem  erfolge  bereits  geschehen  ist. 

Ich  wende  mich  hiernach  zu  den  neoernngen,  welche  der  verf., 
viel£sch  auf  fioth  sich  stützend,  den  meisten  schnlgrammatiken 
gegenüber  in  seiner  formenlehre  eingeführt  hat. 

Dasz  er  die  O-dedination  vor  die  A*declination  gestellt  hat,  ist 
cnbedenklioh,  wenn  ich  auch  keinen  rechten  vorteil  dabei  sehen 
hann,  ebenso  die  aufführang  des  dual  hinter  dem  ploral.  auch  die 
neue  anordnnng  der  casus  (nom.,  voc,  acc,  gen.,  dat.)  würde  ich 
billigen,  wenn  nicht  die  schüler  vom  lateinischen  her  so  sehr  an  die 
alte  anordnung  gewöhnt  wären,  die  gefahr  einer  Verwirrung  ist 
jedenfalls  nicht  ausgeschlossen,  übrigens  ist  hier  dem  verf.  in  seiner 
grammatik  ein  kleines  versehen  mit  untergelaufen,  in  §  14  führt 
er  nemlich  die  reimregel  über  die  präpositionen  aus  der  märkischen 
grammatik  ohne  jede  Veränderung  an,  vergiszt  aber,  dasz  diese  noch 
die  alte  anordnung  der  casus  voraussetzt,  der  nach  seiner  grammatik 
unterrichtete  schüler  wird  also  ^k,  irpö,  änö  und  dvTi  mit  dem  vocativ 
construieren  —  denn  das  ist  ja  hier  der  2e  casus  —  eic,  dvd  mit  dem 
genetiv,  dv  und  cuv  mit  dem  accusativ!  dasz  die  adjectiva  dreier 
endungen  auf  oc,  r),  ov  als  adjectiva  auf  oc,  ov,  r]  angeführt  werden, 
ist  keine  notwendige  consequenz  der  zuerst  erwähnten  neuerung  und 
deshalb  bedenklich ,  weil  die  Wörterbücher  wol  noch  durchweg  die 
alte  reihenfolge  haben. 

Wichtiger  sind  einige  änderungen  in  der  bezeichnung  der  tem- 
pora.  mit  recht  erklärt  sich  der  verf.  gegen  die  bezeichnung  starke 
und  schwache  aoristej  was  er  aber  dafür  an  die  stelle  setzt,  scheint 
mir  nicht  weniger  bedenklich,  die  bezeichnung  A-aorist  liest  sich 
zwar  ganz  gut,  macht  sich  aber  unmöglich,  sobald  sie  gesprochen 
wird,  der  ausdruck  'stammaorist'  kann  die  schüler  irreführen, 
da  die  hiermit  bezeichneten  aoriste  keineswegs  immer  den  unver- 
änderten stamm  aufweisen,  bei  Tp^TTOi  z.  b.  lernt  der  schüler  rpCTT 
als  stamm  kennen,  die  betreffenden  aoriate  aber  heiszen  ^'ipaTTOV, 
^TpaTTÖjLiTiv  und  dipotTTTiv ,  zeigen  also  eine  Veränderung  des  stamm- 
vocals.  weniger  bedenklich  ist  die  bezeichnung  *8-aorist';  doch 
>nÖQhte  ich  mich  auch  hier  für  die  beibehaltung  der  alten  bezeichnung 


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496  Herriuami:  griechische  echulgraiiimatik, 


erklären,  ich  kann  nicht  zugeben,  dasz  die  ausdrücke,  Mr  und  2r 
aorist,  Is  und  2s  perfectuni  etc.*  falsche  Vorstellungen  in  den 
Schülern  erwecken,  als  ob  die  ersten  tenijiora  auch  historisch  die 
ersten  gewesen  seien,  solche  reflexionen  liegen  dem  quartaner  und 
tertianer  ganz  fern,  zumal  er  es  ganz  natürlich  findet,  dasz  die 
aoriste  und  perfecta,  die  er  zuerst  kennen  lernt  und  die  ihm  bei 
der  lectüre  am  häufigsten  begegnen,  die  ersten  genannt  werden,  in 
den  oberen  classen  aber  hat  man  gelegenheit  genug,  den  schUlern 
klar  zu  machen,  welche  formen  den  Charakter  gröszerer  ursprünglich- 
keit  an  sich  tragen,  namentlich  spricht  aber  für  die  beibehaltung 
der  alten  ansdrQcke  der  umstand,  dasz  die  wOrterbtIclier  wol  durch- 
weg nocb  daran  festhalten,  weshalb  jede  Sadernng  die  gefahrinsidi 
birgt,  in  den  köpfen  der  schlller  yerwiming  amnrichten.'  ich  bin 
daher  aneh  gegen  die  ausdrücke  'starkes  und  schwaches  per- 
feet',  weldie  der  Terf*  ans  Cnrtins  aufgenommen  hat,  ganz  abge» 
sehen  dayon,  dass  sie  im  hinblick  anf  die  prSteritalformen  dor 
deutschen  spräche,  denen  diese  sosdrficke  entlehnt  sind,  nicht  gsns 
suireffen«  llberhanpt  wftre  es  nachgerade  an  der  zeit,  wenn  der  mis- 
bianch,  welcher  mit  beseichnungen  der  deutschen  grammatik  in  den 
meisten  griechischen  grammatiken  seit  Buttmann  getrieben  wird, 
endlich  einmal  anfhSrte.  wer  das  wesen  des  deutschen  nnJauts  und 
ablants  kennt,  wird  zugeben  mflssen,  dasx  lautveränderungen,  wie 
wir  de  s.  b.  in  Tp^mu,  Etpairov ,  T^poqxi  haben,  wol  mit  dem  ab- 
laut  (veiigL  winde,  wand,  gewunden),  nimmermehr  aber  mit  dem 
umlaut  (TcrgL  ich  fahre,  du  fthrst)  verglichen  werden  können,  auch 
der  verf.  bedient  sich  fUschlich  dieses  ausdrucks  auf  seite  77  seiner 
grammatik,  ebensowenig  kann  idi  ihm  beistimmen,  wenn  er  die 
ablautung  des  €  zu  o  eine  Steigerung  nennt,  wie  dies  in  der  gram- 
matik auf  seite  73  und  75  geschieht. 

Unklar  ist  der  in  der  abhandlung  einmal  gebrauchte  ausdruck 
«eonsonantische  Terben%  da,  wie  das  folgende  ergibt^  der  verf.  dar- 
unter nur  die  verba  muta  versteht,  während  er  doch  in  §  4  der 
grammatik  die  buchstaben  k»  p  in  die  Übersichtstabelle  der 

consonanten  mit  aufgenommen  hat. 

Hieran  knüpfe  ich  die  besprechung  einiger  einzelheiten,  zu  der 
mir  die  formenlehre  des  verf.  Teranlassung  gibt 

Aus  der  formenlehre  in  die  syntax  verweisen  möchte  ich  die 
anmerkung  in  §  14  die  casus  betreffend,  da  sie  über  den  horiiont 
des  quartaners  weit  hinausgeht;  ans  demselben  gmnde  zu  an&ng 
des  §  66  die  bemerkung  tiber  den  eonjonctiv ,  über  die  nominslen 
Terbalformen  und  über  die  Jbedeutung  der  Yerschiedenen  tempus- 
stSmme. 

In  anmerk.  1  b  za  §  23  fehlt  am  Schlüsse  eine  kurze  hinweisung 
auf  §  25  c ,  welche  auf  die  andere  accentuation  des  genet.  plur.  auf- 
merksam machen  würde. 

Ganz  fortlassen  würde  ich  in  §  52  b  die  stUmme  der  ihren  crm- 
parativ  und  Superlativ  unregelmäszig  bildenden  ac^ectiva^  femer  alle 


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A.  Herrmaim:  gmcbische  schulgrammfttik.  497 


etymologischen  Vermutungen,  wie  z.  b.  die  zweite  bemerkung  unter 
dem  texte  von  seite  57,  die  bemerkungen  unter  dem  texte  der  seilen 
64,  65  usw.  mit  der  erklärung  der  verba  irXeuJ,  7TV6UJ  usw.  in  der 
2n  anmerk.  zu  §  76,  3  bin  ich  nicht  einverstanden,  obgleich  sie  sich, 
soviel  ich  weisz,  in  allen  neueren  grammatiken  findet,  ich  halte  bei 
diesen  verben  die  auf  digamma  auslautende  Stammform  für  die  ur- 
sprünglichere und  gebe  meinen  schillern  folgende  regel,  welche  nicht 
nur  die  verba  TiXe'iü,  iTveuj,  Geuj  —  dKOuuj,  pe'u)  und  xin)  sind  un- 
regelmäszig — ,  sondern  auch  kXqiuj  und  KaCai,  sowie  die  zahlreichen 
und  wichtigen  substantiva  auf  euc ,  ferner  der  haupisache  nach  auch 
ßoöc,  TpCtOc  und  vauc  erklärt:  'das  digamma  im  auslaute  von 
nominal-  und  verbalstämmen  vocalisiert  sich  zu  \j  am  ende  des  Wortes 
(cf.  ßaciXeö)  und  vor  allen  consonanten  (cf.  ßaciXeOci,  TT^TiXeuKa, 
Tpaöv) ;  und  fällt  zwischen  zwei  vocalen  aus  (cf.  ßaciXeuüc,  ttXcuj» 
£Kdr|v)'. 

Unverständlich  ist  mir,  wie  der  verf.  dazu  kommt,  uuter  der 
rubrik  'stamm'  in  §  104  von  einigen  verben,  nemlich  von  CK€udCu), 
KOjiCZu),  cxi^uu,  TrXdccw,  (paivu),  Trepawu),  dTT^XXiu,  ßdXXuj,  dteipu) 
und  aTpU)  den  präsensstamm  anzuführen,  während  er  sonst  den  ver- 
balstamm angibt. 

In  §  124,  2  ist  irrtümlich  dEioc  hineingeratben,  das  nach 
m*.  IgMrt 

äidlidi  erwSline  icli  liier  nocli  den  einsigia  draekföhler,  der 
mir  auBser  den  vom  verf.  selbst  am  schlnsBe  des  buciies  ven^ohneten 
anfgefifiUen  ist.  Auf  seite  73  mnsz  es  hmszen  niT^vojiOl  statt  y^t^- 
voj^iau 

Was  nun  die  sjntax  anbelangt,  so  bat  der  verf.,  um  ndt  der 
znnftcbst  in  die  angen  fallenden  nenemng  zu  beginnen,  die  beispiele 
nicht  unter,  sondern  neben  die  regeln  gestellt  nnd  zwar  links  tou 
denselben,  da  er  wül,  dasz  vom  beispiel  ausgegangen  und  von  diesem 
^  regel  abstrahiert  werde,  dagegen  ist  an  sieb  nichts  einsu  wenden, 
wenn  anch  in  Tielen  fUlen  das  umgekehrte  Terfahren  aur  geltong 
kommen  wird;  sehr  wenig  ttbersichUioh  aber  ist  es«  wenn  auf  den 
selten  228  nnd  229  statt  je  zwei  je  vier  spalten  sind,  Ton  denen  die 
le  spalte  die  beispiele  zu  den  regeln  der  3n  spalte»  die  2e  spalte  die 
beispiele  zn  den  regeln  der  4n  spalte  enihttlt.  auch  auf  den  8aten  208 
bis  215  ist  es  sehr  sehwer,  zu  den  einzelnen  bespielen  die  betreffende 
regel  zu  finden  und  umgekehrt. 

Andere  neuenmgen  finden  sieh  in  der  bezdehnun^  gewisser 
modusverhSltnisse.  in  dem  vorw  orte  zu  seiner  grammatik  sagt  der 
"Verf.,  dasz  der  ausdruck  antirealis  die  Verwertung  der  präterita  zum 
ausdruek  des  der  Wirklichkeit  entrückten  und  demnach  derselben 
widerspreidienden  besser  als  die  bisherige  von  Koppin  aagefoohtene 
bezeicbnung  Irrealis  andeute,  hiernach  sollte  man  erwarten,  dasz 
der  verf.  durchweg  den  irrealis  mit  dem  antirealis  vertauscht  habe, 
das  ist  aber  nicht  der  fall,  von  dem  imperfectum  'irreale'  ist  die 
rede  auf  seite  221,  yon  ^irrealen'  bedinguoigs-  und  wunschstttzen  auf 


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496  A.  HflRaaaai  gtkctoehe  tehalgfiinniatifr. 


•die  Ü2,  auf  te  folgenden  seite  von  ^irrealer'  bedeatimg  des 
qiuu&pdrfeettiiiia  und  auf  Mite  229  yon  'irrealen'  iStiea.  al>er  wenn 
diese  inconseqnetis  aneli  vermieden  worden  wSre ,  was  Wlbe  damit 
eneioht?  dasz  man  den  indicatiT  der  historischen  tempora  da,  wo 
er  thatsiohli<A  der  Wirklichkeit  entgegengesetztes  heseichnet,  zu 
einem  besonderen  modus  gestempelt  hat,  das  ist  meines  eraohtens  das 
bedenklichste  in  der  yon  Koppin  aa^foehtenen  bezeichnung.  ob 
uaa  wm  diesen  neogesehaffsnen  modus,  in  dem  die  schüler  doch 
nie  etwas  anderes  sehen  werden,  als  einen  indicativ,  modus  irr  ealis 
oder  antirealis  nennt,  dttrüte  ziemlich  gleichgültig  sein,  wie  der 
indicativ  zu  dieser  seiner  eigentlichen  natur  scheinbar  so  wider- 
strebenden funetion  gekommen  ist,  wird  durch  diese  beseichnitiigai 
nicht  erklärt. 

Wenn  diese  änderung  nichts  nützt,  so  halte  ich  fElr  geradezu 
bedenklich  die  von  dem  Verfasser  in  §  155  neu  eingeführten  be- 
zeichnungen  für  die  drei  ersten  falle  der  hypothetischen  perioden. 
den  ersten  fall  (ei  c.  ind.  etc.)  nennt  er  den  'logischen'  fall,  den 
zweiten  (^dv  c.  conj.  etc.)  den  *e  v entuellen',  den  dritten  (ei  c. 
opt.  etc.)  den  'problematischen',  wird  der  schüler  diese  aus- 
drücke verstehen?  wird  er  namentlich  den  unterschied  der  beiden 
letztgenannten  fassen  können?  ich  bezweifle  das  stark  und  bin  für 
die  beibehaltung  der  alten  bezeichnungen :  fall  der  Wirklichkeit,  der 
erwartung,  der  möglichkeit,  der  nichtwirklichkeit,  für  welchen 
letzteren  der  verf.  eben  den  ausdruck  *antirealer  fall'  anwendet, 
dasz  der  begriff  der  erwartung  dem  der  Wirklichkeit  näher  steht, 
als  der  der  möglichkeit  und  von  diesem  verschieden  ist ,  das  läszt 
sich  dem  secundaner  allenfalls  noch  klar  machen,  die  ausdrücke 
'eventuell'  und  'problematisch'  wird  er,  so  fürchte  ich,  beständig 
verwechseln,  sehr  bedenklich  erscheint  es  mir  ferner  und  mit  an- 
deren erklärungen  des  verf.  im  Widerspruch  stehend,  wenn  er  die 
nebenmodi  (imper.  conj.  opt.)  in  §  149  II  modi  der  'nichtwirklich- 
keit' nennt,  bezeichnet  doch  gerade  der  indicativ  in  mehreren  fällen 
die  nichtwirklichkeit,  der  conjunctiv  dagegen,  wie  es  weiter  unten 
richtig  heiszt,  die  erwartung  der  Verwirklichung  einer  handlung  und 
der  Optativ  im  gegensatze  zu  dem  indicativ  der  historischen  tempora 
in  den  Wunschsätzen  den  erfüllbaren  wünsch,  in  den  bedingungs- 
sätzen  die  möglichkeit.  der  imperativ  endlich  bringt  mit  einer  ent- 
schiedenheit  befehle  zum  ausdruck,  welche  einen  zweifei  an  der  aus- 
führung  und  Verwirklichung  des  verlangten  ausschlieszt. 

Der  verf,  hat  in  der  casuslehre  Holzweissigs  'wahrheit  und  irr- 
tnm  der  looalistischen  casustheorie in  der  moduslehre  dessen 
griechische  syntaz  benutzt  und  in  der  abhandlung  spricht  er  von 
dem  'sicheren  boden  der  forscbung ,  der  ja  gerade  auch  auf  syntak- 
tischem gebiete  so  wertvolles  geliefert'  habe,  ich  gebe  zu,  dasz  auch 
die  giieäisehe  Santax  namentlich  die  easuslehre  durch  die  ve^ 
gleichende  sptadiforschnng  gefordert  worden  ist,  glaube  aber,  dssz 
sie  dies  mehr  der  lormenvergleiehnng  mdsnkt,  als 


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Hernttaim:  gxieehitchft  sobiilgnuniiiatik. 


499 


tteoeatoi  fmehnngmi  d«r  vergleieheadeii  sy nt^x«  ich  bin  iwar 
Ton  der  hohes  Meirtiiiig  mSt  diaiet  teils  der  aprediwiBniuMlnft 
fest  ttbenengt,  haiM  wuäa  aetbit  eiaiiial  einen  kieinen  Canstein  sa 
dereelben  sn  liefern  yersneht  vnd  Tersinreche  mir  ftbr  die  nilnmft 
sehr  viel  von  ihr.  Ja  ieh  erwarte  von  ihr  geradezu  die  lösung  aller 
noeh  streitigen  probleme  der  grieduaelien  syntax ;  ob  man  aber  j  e  ts  t 
schon  behaupten  kann,  dasz  die  vergleiebende  syntax  auf  einen 
'sichern  boden'  gelangt  sei  und  ergebnisse  auteweiaen  habe,  die  als 
ieat  und  tmnmBtöszlich  auch  in  einer  schulgrammatik  verwertet 
werden  fcOmien,  ist  mir  doch  zweifelhaft,  mir  will  Bohetnen,  als  ob 
die  junge  Wissenschaft  seit  den  letiten  jähren  etwas  su  xiaoh  vorwärts 
sehreite,  so  dasz  die  durchaus  notwendige «rforschung  der  syntakkh» 
sehen  Verhältnisse  einiger  dem  griechischen  und  lateinischen  nahrer^ 
wandter  eprachen,  namentlich  auch  des  dentsohen,  kaum  mitkommen 
kann ,  während  sie  doch  eigentlich  vorausgegangen  sein  mttste. 

Ich  glaube  daher,  dasz  man  vorläufig  mit  erklärnngen,  welche 
denneuestenforschungen  der  vergleichenden  syntax  entnommen  sind, 
in  einer  schulgrammatik  nicht  zurückhaltend  genug  sein  kann ,  und 
halte  es  fflr  besser ,  dasz  man  auf  die  anführung  der  thatsachen  sich 
beschränke,  wo  sichere  begründungen  noch  nicht  gegeben  werden 
fe?)nnen.   so  zweifle  ich  z.  b.  an  der  richtigkeit  der  erklärung  des  ge- 
brauchs  der  präterita  zur  bezeichnung  der  nichtwirklichkeit,  welche 
der  verf.  in  der  In  anmerkung  der  seite  229  gibt,  der  erklSrung  des 
dv  in  finalsätzen  (anmerk.  1  auf  seite  236),  des  genetivus  absolutus 
(auf  seite  260),  des  genetivus  temporis  (auf  seite  195).  wenn  hier 
der  verf.  von  einem  aus  ursprünglichem  locativ  hervorgegangenen 
lat.  ablativ  spricht,  so  kann  ich  dies  nur  für  ein  versehen  im  aus- 
druck  halten,  da  nicht  anzunehmen  ist,  dasz  der  verf.  wirklich 
glaube,  der  lat.  ablativ  sei  aus  dem  locativ  hervorgegangen, 
er  wollte  wol  sagen,  dasz  der  in  rede  stehende  genetiv  dem  den  aus- 
sterbenden locativ  vertretenden  lat*  ablativ  entspreche ,  was  ich 
allerdings  für  zweifelhaft  halte. 

Blosze  Vermutungen  hat  der  verf.  in  der  syntax  ebenso  wenig  ver- 
mieden ,  wie  in  der  formenlehre.  hinsichtlich  der  bemerkung  unter 
dem  texte  von  seite  240  empfindet  er,  wie  das  vorwort  zu  der 
grammatik  verräth ,  selbst  einige  reue ;  er  erklärt  sich  dort  selbst 
gegen  die  anführung  des  'rein  problematischen,  so  weit  es  nicht  zur 
erklärung  einzelner  sonst  unverständlicher  erscheinungen  nötig*  sei. 
ich  gebe  meinerseits  zu,  dasz  bei  dem  unterrichte  der  obersten 
stufe  eine  gelegentliche  besprechung  sprachlicher  hypothesen,  wenn 
sie  geeignet  ist,  das  nachdenken  der  schüler  über  schwierigere 
fragen  anzuregen  und  sich  nicht  allzu  breit  macht,  keineswegs  ganz 
stiTerwerfen  sei,  verlange  aber,  dasz  aus  der  schulgrammatik 
das^rein  problematische'  unter  allen  umständen  ausgeschlossen 
tti«  daher  möchte  ich  auch  stellen  wie  den  zusatz  1  auf  seite  229 
(ttber  die  bedeutung  der  partikel  dv)  und  die  bemerkung  unter  dem 
tete  derselben  seite  gestrichen  wissen. 


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500 


W.  Wilmann« :  deatacbe  gcaiomatilu 


An  einigen  stellen  könnte  der  ausdruck  etwas  klarer  sein;  so 
2.  b.  in  §  142,  2  a,  wo  es  heiszt:  'durch  objectivirung  des  substan- 
tiviseben  attribuls',  ferner  in  §  14C  III  2b,  wo  ich  an  den  werten: 
'sind  aber  die  beiden  objecte  im  activ  verschiedene  casus'  anstosz 
nehme,  aus  §  132a  musz  der  schüler  den  schlusz  ziehen,  dasz  der 
gebrauch  des  adjeclivs  btatt  des  adverbs  im  lateinischen  auf  zahl- 
und  ordnungbverhailniä&e  bebcbräukt  sei,  was  bekanntlich  nicht  der 
fall  ist. 

Sonst  sind  im  allgemeinen  die  regeln  richtig  und  klar  gefaszt, 
die  beispiele  kurz,  leicht  verständlich  und  nicht  allzu  zahlreich  und 
ganz  mit  recht  hat  der  verf.  sprachliche  erscheinungen ,  worin  das 
griechische  mit  dem  lateinischen  übereinstimmt^  ganz  kurz  abgettuou 
Oberhaupt  ist  die  beschrftnknng  auf  das  notwendige  ia  teiner  gram- 
matik  sorgfältiger  beobachtet,  als  in  daa  meistoi  anderen  gramma* 
ükfln  d«r  neneren  nchtung ,  während  «ndimeito  der  fovdenmg  der 
Taflrtiadigkeit¥oBlroBiin«ttgwriige  gesdaelit.  Maoh«  0apitd.senMr 
^yatax,  wie  x.  b.  die  von  der  CMmgraenS)  Tom  artikel,  von  den  pro- 
Aominibus,  vom  infiaiüVi  y<m  dev  oratio  obliqua,  von  den  partikelB 
mOobte  lob  geradetu  nuisieigflltig  nennen,  nnd  sebr  bnuidibar  ist 
naiaentliich  ancb  die  in  fi  163  gegebene  sneammensteUnng  der 
Bcbiedenen  grieebisi^ben  wadneksweisen  fttr  die  deatedhen  ^desi* 
efttse*. 

leb  kann  «s  daher  nur  lebhaft  bedaimm,  daas  der  wrL  äwnk 
eine  aUtagroaae  neuMWigaliMt  den  gebraueh  seiner  gnamniik  so 
sehr  erschwert  hat^ 

TiLaiT«  A«  Moiahe. 


6& 

DR.  W.  WIL  MANNS,  DEUTSCHE  GRAMMATIK  FÜR  DIE  UNTER  UND 
MITTELCLASSEN  HÖHERER  LEHRANSTALTEN.  NBBßT  REGELN  UND 
WÖRTERVERZEICHNIS  FÜR  DIE  DEUTSCHE  ORTHOGRAPHIE.  Berlin. 

Der  deutsche  grammatische  Unterricht  hat  einen  doppelten 
zweck,  er  soll  einmal  die  ftthigkeit  erzielen,  jeden  gedaidun  in 
fehlerfreier  form  wiedeangiBbeii«  namentlich  falscheangeirtthniumen, 
wie  oasOBYerwechslungsn  u.  dgl.  soUmn  entfernt  werden,  zweitens 
aber  soll  er  auch  als  wesentliches  fonnalee  bildungsmittel  dienen. 
M^rsn  eignet  sich  sowol  die  formenlehre,  die  uns  lehrt,  die  eingelnea 


*  wenn  diese  bespreohung  eines  bereits  1877  erschienenen  bachei 
erst  jetzt  erscheint,  so  hat  dies  seinen  grund  darin,  dasz  die  Veran- 
lassung zu  derselben  mir  durch  einen  von  meiner  vorgesetzten  behörde 
mir  abfeforderten  beriefat  gegeben  werde,  auch  dttrfle  es  von  Intiretse 
aein,  das  urteil  eines  lacli manne«  m  bOten,  der  bereits  seit  iKagem 
seit  das  buch  seiocm  «ntexricbt.sii  graale  gelegt  bat. 


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W.  Wümanm:  deaiMhe  gwuimwtik, 


501 


deeUüiiiioiiffii  mid  eo^logatioiieii  in  Oimi  gMehheiteii,  IbiiHelifceiteii 
lud  vwMhiedaiilMiftflU  sii  betfMhteit  mid  untor  geineiiiMdialQiehd 
geeiditspiiiict«  m  Mngeit,  als  sneli  —  and  zwar  in  no^  trelt  IlOhe» 
rem  grade  —  die  sjnte)  denn  es  ist  für  die  aasbildung  des  denk- 
Temtfgens  im  hOebsten  grade  I8rderlkli|  das  Terbftltnia  der  ein- 

'   seinen  sätze  nnd  gedanken  sn  einander  zq  nntersnchen. 

Dem  erstgenannten  zweck  wird  meiner  ansieht  nach  am  besten 
darcb  fortwährende  belebrung  und  eintibung  gelegentlich  der  ver- 
sdiiedenartigen  schriftlichen  und  mündlidien  Übungen  genügt,  wfik» 
Tend  ich  eine  systematisehe  durchnähme  z.  b.  der  casttslehre ,  über- 
haupt aller  der  teile  der  grammatik,  bei  denen  es  namentlich  auf  das 
gedichtnis  ankommt,  für  ziemlich  wert-  und  erfolglos  halte,  mag 
dersebfiler  noeh  so  fiele  regeln  über  die  constructionen  verschie- 
dener verba  answendig  l^en;  beim  nILchsten  anfsatz  entscheidet 
trotzdem  in  der  groszen  mehrzabl  von  fttUen  das  irre  geleitete  spradi^ 
gefühl ,  während  der  regel  nicht  gedacht  wird. 

I  Halte  ich  daher  von  diesem  gesiefatspuncte  ans  einen  syste- 
matischen grammatischen  Unterricht  nicht  ffir  wesentlich,  so  lege 
ich  aus  dem  an  zweiter  stelle  angeführten  gründe  um  so  mehr  ge- 
wicht auf  denselben,  zumal  die  durch  den  grammatischen  Unterricht 
bezweckte  förderung  des  formalen  denkens  und  ebenso  auch  das  bei 
dieser  gelegenheit  gelernte  den  fremden  sprachen  in  hohem  grade  zu 
statten  kommt. 

Während  nun  auf  der  untersten  stufe  der  grammatische  Unter- 
richt ganz  synthetisch  erteilt  werden  kann^  so  dasz  der  schüler  an- 
geleitet wird,  aus  den  in  der  lectüre  sich  darbietenden  formen  und 
Sätzen  sich  selbst  die  übergeordneten  gesichtspuncte  herauszusuchen, 
wobei  die  reihenfolge  des  durchgenommenen  und  erlernten  eine  von 
den  zufölligkeiten  der  lecttire  abhängige  ist,  musz  auf  einer  zweiten 
stufe  der  Unterricht  entschieden  einen  mehr  systematischen  Charakter 
tragen,  in  den  untersten  classen  hat  der  lehrer  auch  meist  mehr 
zeit,  sich  ein  und  dieselbe  regel  öfters  synthetisch  entwickeln  zu 
;  lassen,  als  dies  in  den  mittelclassen  möglich  ist.  hier  musz  ein  aller- 
dings beschränkter  stoff  fest  und  systematisch  gelernt  werden ;  eine 
reihe  von  bemerkungen,  die  zerstreut  während  der  lectüre  gemacht 
werden,  entbehren  des  gegenseitigen  Zusammenhangs  und  werden 
leicht  wieder  vergessen,  so  dasz  bei  nächster  gelegenheit  wieder  die- 
selbe mühe  aufgewendet  werden  musz  wie  das  erste  mal,  um  das 
früher  bereits  gelernte  wieder  in  die  erinnerung  zurückzurufen,  auf 
«inen  systematischen  Unterricht  in  den  mittelclassen  weistauch  W.s 
ganze  grammatik  hin ,  und  er  gibt  dem  gefühl  dieser  notwendigkeit 
namentlich  in  seiner  programmabhandlung  des  Berl.  gymn.  z.  grauen 
kloster  v.  1870  ausdruck.  auch  Wiese  fordert  in  seinem  detaillierten 
lehrplan  für  untertertia  'eine  zusammenfassende  Übersicht  über  die 
SSlülebre  und  die  formenlehre'. 

Eine  möglichst  wenig  zeitraubende  befaandlnng  der  grammatik 


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W.  WUmann»;  deat»cb«  griuiuDattk. 


in  den  mittelclassüii  wird  auch  schon  dadurch  nötig  gemacht,  dasz 
für  die  grosze  zahl  von  aufgaben  des  deutschen  Unterrichts  (aufsatz, 
dictat,  lecttire,  Sprechübungen,  declamieren,  grammatik)  die  zeit  von 
3—3  stunden  wöchentlich  eine  äuszerst  kurz  bemessene  ist. 

Es  empfiehlt  sich  daher  von  selbst ,  auch  den  stoff  des  syste- 
matischen grammatischen  Unterrichts  möglichst  zu  beschränken  und 
zwar  halte  ich  es  für  richtig,  wenn  das  bauptgewicht  auf  diejenigtii 
ftbadmitte  gelegt  wird,  welche  den  scbüler  besonders  auf  die  eigen - 
tfimliehMäni  der  ddatiobfQ  spraehe  anfmarksaiD  machen ,  und  auf 
diejenigen,  wtlolM  mMli  dwn  fi^imd«pi»elill<iigi mtafriclit  am  meisten 
UMtrlich  nad,  also  bcamdiws  tiumvBMB»  (niliii,  a(^.,  verb.), 
pmodwiMMimg,  eonjiwetioaaii,  adverbiao. 

Die  WjmIm  graaunatik  atrfftllt  in  swoi  teile,  deren  enter  ftr 
jesfta  luid  qeiiilai  dann  sweiter  für  qnarta»  unter-  und  ebertartia  be- 
etuamt  iet  devp»  nmftng  naeh  dedun  aiek  Uide  tolveiae;  die  eis- 
Minen  akadbnitte  werden  aber  im  aweiten  teil  qFatemnttaeh  behasr 
deli,  während  der  erste  in  der  art  anaanunengeateUt  iet«  wie  ee  W. 
iktar  den  sjEnthetiachen  untenrielit  am  pcaktiaohsten  erschien. 

In  der  vorrede  gibt  er  enszerdem  enf  a.  13  die  reihenfolge  an, 
in  welcher  er,  abweiflliend  von  der  der  grammatik  die  einzelnen  ab- 
aebnitte  durchganemmen  wissen  wilL  diese  reibenfolge  schlieszt 
sich  ziemlich  eng  an  den  bei  Wiese  a.  65  gegebenen  detaillierten 
lehrplan  fQr  g3rmnasien  an ,  der,  wie  s.  65  geoigi  wird«  im  weaent- 
lieben  auch  für  die  realschulen  I.  o.  gültig  ist. 

Fragen  wir  non«  welchen  wert  die  W,sehe  grammatik  aanilchst 
lAr  den  lehrer  hat. 

Als  leitfaden  ist  sie  für  denselben  unbrauchbar,  da  der  darin 
gegebene  stoif  in  der  dem  deutschen  Unterricht  zur  Verfügung  stehen- 
den zeit  nicht  zu  bewältigen  ist.  nehmen  wir  an,  dasz  z.  b.  in  sexta 
und  quinta  die  auf  die  grammatik  zu  verwendende  zeit  zusammen 
etwa  eine  halbe  stunde  wöchentlich  beträgt,  so  würden  bei  einer 
arbeitszeit  von  36  wochen  —  etwa  4  wochen  müssen  doch  für  repe- 
titionen  bestimmt  werden  —  in  36  stunden  64  Seiten  durchzuarbeiten 
sein,  was  völlig  unmöglich  ist,  zumal  die  nicht  systematische  be- 
handlung  einen  uuverbältnismäszig  groszen  Zeitaufwand  erfordert. 

Fassen  wir  dagegen  das  buch  nur  als  eine  materialsamlung  für 
den  lehrer,  so  musz  ich  es  als  eine  höchst  dankenswerte  arbeit  be- 
zeichnen ,  da  es ,  abgesehen  von  manchem  feinen  wink  für  die  be- 
bandlung  des  gramoMiitiachen  Unterrichts,  von  einer  sehr  eingehenden 
«Bd  aorgfiHtigen,  M  lieibevollen  beobaebtnng  der  rnnttenpraebe 
^eugt.  wflna4iüenawert  aber  iat  ein  defartagea«  Yon  einem  prab&ehen 
84dralmana  avageerbeitetea  büfiibadi  deebaJb,  weil  bei  erteünng  der 
.fiunilta«  deeeadi  im  dentecben  die  eiementargrammafcik  eigantlAda  gar 
nieht  in  betneht  kommt*  der  ivniie  lebmr»  der  saant  deotiohen 
nntemebt  erteilen  aoUi  aiob  also  einer  ihm  g«ns  fkeindartig«B  anf- 
gabe  gegenttberaieht. 

f  n^^en  wir  iwaitaw,  ob  ea  aiek  empfiehlt«  das  buch  als  jidiiil- 


Digitizcci  bt 


I 


* 

W.  WÜBUtfuii:  deotache  grmmaift.  fi08 

buch  ©inzuführcD,  es  also  den  gchülern  in  die  band  zu  geben,  so  steht 
dem  einmal  ein  bedenken  im  wege,  das  sich  allerdings  nicht  auf  alle, 
aber  doch  auf  eine  grosze  zahl  höherer  lehranstalten  bezieht,  in  vie- 
len derselben  ist  nemlich  das  bekannte  Berliner  regel-  und  Wörter- 
verzeichnis für  die  deutsche  Orthographie  eingeführt;  von  diesem 
weicht  aber  die  grammatik  in  einem  wesentlichen  puncte  (s-laute) 
ab.  aber  auch  abgesehen  davon  glaube  ich ,  dasz  das  buch  für  den 
Schüler  nur  einen  geringen  nutzen  bieten  würde,  als  leitfaden  kann 
es,  wie  oben  ausgeführt,  nicht  gut  verwendet  werden;  den  nutzen 
eines  leitfadens  kann  es  also  auch  ftir  den  schüler  nicht  haben,  als 
quelle  aber,  um  sich  in  zweifelhaften  fallen  rat  zu  holen,  ist  es  des- 
halb weniger  geeignet,  weil  es  wenig  übersichtlich  ist  und  kein 
alphabetisches  inhaltsverzeicbnis  besittt  —  nota  bene  die  Schwierig- 
keit, ein  solches  anfznstelleB,  wkense  iob  ämtämm  nioht  weil 
a]ao  der  aohltter  meist  die  mtilie  des  aoieaclieiis  eebeoen  wkd«  moh 
bilie  iek  e»  in  den  hlndeft  der  aeblUer  der  «ntem  und  ndttleni 
dsssen  wetzen  der  neiugfiidiia  abeonderliehkeiten^  yoii  denen  spiter 
i  die  rede  eem  wird,  fllr  nicht  nngeftbrlidu 

Qleabe  ieh,  so  die  bedeotnng  dargelegt  sn  beben,  welche  dee 
baeb  meiner  ansieht  nach  fitr  den  lehrer  wie  ittr  den  sohfllar  hat, 
I  bleibt  nnn  noch  UMg»  mige  bemerlrangen  ansnsehliessen ,  welche 
I  sich  gegen  einsfllne  puncte  des  buches  richten. 
I        Manche  mängel  und  onbestimmtbeiten  im  ersten  teile  ergeben 
sieh  ans  eeiner  nicht  i^Tstematiachen  anli^.  doch  moste  z.  b.  §  22 
angegeben  werden,  dasz  es  verschiedene  prädicatsformen  gibt ,  da 
I  schon  im  §  30  prftdioate  vorkommen,  die  nicht  yerben  sind«  also  mit 
dem  §  22  gesagten  im  Widerspruch  stehen. 

§  26  ist  sehr  dasn  angetban,  den  begriff  'subject',  der  in  sexia 
j   dem  schüler  etwas  ganz  neues  ist,  zu  verwirren,  auch  halte  ich  es 
I   nicht  einmal  für  richtig,  die  worte  ^meine  wackeren  freunde'  alssub- 
iect  zu  bezeichnen,  vielmehr  ist  dies  eine  ungenaue  ausdrucksweise, 
^he  jedenfalls  dem  sextaner  nicht  angewöhnt  werden  darf. 
•         §  29,  2.  Besonders  in  fabeln,  wie  sie  die  lectüre  auf  der  unter- 
i    sten  stufe  darbietet,  werden  oft  leblose  wesen  angeredet,  warum 
'    soll  nicht  gesagt  werden:  *acker,  du  wirst  gepflügt  und  besät,  damit 
du  frucht  trägst'?  es  ist  also  nicht  richtig,  dasz  Werba,  die  nur  ein 
sächliches  object  haben,  nur  die  3  pers.  passivi  bilden',  da  sehr 
häufig  solche  sächliche  objecte  aus  irgend  einem  girunde  persönlicb 
gefaszt  werden. 

§  32.  Die  erweiterung  des  begriffes  'modus'  führt  Unklarheit 
^■l&d  Verwirrung  herbei,   auch  glaube  ich,  dasz  nicht  viele  sextaner 
von  dem  Verhältnis,  in  welchem  der  redende  zu  seiner  aussage 
sieb  einen  dentUchen  bc^friff  zu  machen  Tcnnögen.  dasselbe 
'   IPlt  aach  Ar  die  aweite  stelle,  wo  der  erweiterte  begriff  'modne* 
,   wkcmmt,  §  68 1  (adverbien  des  modus). 

6  63.  Dass  Vo,  wohin,  wober,  wann,  wie'  nicht  ansscUiesaUch 
I   'vlAtiTiscib,  sondern  andh  interrogatiTisch  sind,  mnste  unbedingt  er- 


Digiti^cü  by  Cjt.j(..wtL 


504 


W.  If  fimamis:  dentoehe  graaunstik. 


wähnt  werden,  besonders  da  Venn*  nnr  intenrogatiTiseli  ist  mid 
*wie%  wenn  es  relatitisch  gebratioht  wird,  niobt  unter  die  adverbien, 
sondern  unter  dfie  eoi^onotionen  zn  tüä&n  ist  (s.  §  79, 10).  ftbrigens 
wird  §  76,  5  sogar  Torausgesetrt,  daei  die  betr.  wOrter  als  inter- 
rogativische  bekannt  Sind. 

§  74.  Bei  besprecbnng  der  wortstellnng  durften  schon  auf  die- 
ser stufe  frage-  und  Wunschsätze  nicht  unberflcksicbtigt  bleiben,  da 
namentlich  die  ersteren  fast  in  jedem  lesestQcIre  vorkommsn  und 
dem  Schüler  die  nngenanigkeit  des  betr.  Paragraphen  seiner  gnm- 
matik  zeigen. 

In  die  kategorie  dieser  ungenauigkeiten  rechne  ich  es  auch, 
dasz  die  Unterscheidung  der  starken  und  schwachen  declination  des 
substantivums  im  ersten  teile  fehlt,  während  die  ungleich  schwie- 
rigere ,  weil  manigfaltigere  des  adjectivuios  bereits  §  38  abgehan- 
delt wird. 

Bietet  in  den  angeführten  fUllen  W.  zu  wenig  oder  ungenaues, 
so  stellt  er  an  andern  stellen  dieses  teiles  zu  hohe  forderungen  an 
das  fassungsvermögen  des  schiilers,  während  teilweise  unvollständig- 
keit  damit  band  in  band  geht. 

Beispiele  zur  erläuterung  einer  regel  sind  natürlich  sehr  zweck- 
mSszig  und  erwünscht,  solche  aber,  wie  sie  z.  b.  zu  §  8G  aus  Schiller 
gegeben  werden ,  gehen  weit  über  den  quintanerstandpunct  hinaus, 
schon  der  vielen  fremdwOrter  wegen,  und  verfehlen  damit  ihxen 
zweck,  ebenso  ist  dne  Unterscheidung ,  wie  sie  §  99  zwisdiendes 
beiden  sitaen  verlangt  wird:  ^er  legte  hnt  und  mantel  ab*  und Mes 
gOrtel  wirft  er,  den  mantel  ab'  Tom  qointaner  niobt  su  verlangen, 
dagegen  wird  er  sie  insofern  leieht  unterscheiden,  als  im  erstea  beide 
tefie  der  anssage  durch  *Dnd*  verbmiden  sind,  im  zweiten  nidit 

In  noch  hOherm  grade  aber  trifft  meines  erachtens  der  vorwnif 
der  verkennnng  des  qnintanerfiusnngsvermOgens  nnd  sogleich  der 
nnvollstBndigkät  die  von  den  cory'Qnctionen  nnd  adverbien  htar 
delnden  absdinitte.  eine  strenge  Scheidung  von  adverbien  und  con- 
junctionen  wird  nicht  gemacht,  ist  allerdinge  auch  sehr  schwierig, 
in  einzelnen  füllen  kann  ich  betreffs  der  Zuteilung  zn  einer  von  bei- 
den kategorien  W.  entschieden  nicht  beistimmen,  so  halte  ich 
§  76,3,  aL  2  das  sonst  im  zweiten  satze  nicht  für  eine  conjanction, 
sondern  für  ein  adverb,  welches  durch  den  adverbialsatz  vertreten 
werden  könnte :  'wenn  sie  nicht  eingeführt  wären*. 

In  demselben  §  76,  3  ist  mir  die  Scheidung  von  al.  1  und^ 
durchaus  unverständlich ;  denn  alle  die  al.  1  angeführten  beispiele 
belegen  genau  die  al.  2  gemachte  bemerkung;  daa  erste  da  und  in- 
sofern ist  eben  adverb,  das  zweite  conjunction. 

Was  nun  die  conjunctionen  selbst  angeht ,  so  fehlt  eine  Tlnte^ 
Scheidung  der  verschiedenen  arten  coordinierender  conjunctionen 
gSnzlich;  wenigstens  kann  ich  den  §  83  nicht  für  eine  solche  halten,  i 
übrigens  scheinen  mir  die  dort  als  conjunctionen  genannten  'darauf, 
zuvor,  umsoweniger,  ebenso' unbedingt  adverbien  zu  sein.  desiiall> 


Digiti^ca  by 

I 


W.  Wilmaaiig;  deutsch«  grammatik. 


5U5 


kiinn  beides  sein  (vgl.  z.  b.  ich  habe  dir  dies  deshalb  ge&agt,  weil . .  • 
—  adverb  des  gnindes,  und:  ich  fUrchte,  dasz  .  .  .;  deshalb  ...  — 
conclusive  conjunction.   die  adverbia  des  grundes  fehlen  übrigens 
auch  im  §67).  die  im  §  83  als  echte  conj.  bezeichneten  umfassen 
die  sämtlichen  arten  derselben  mit  ausnähme  der  conclusiven.  in 
den  die  subordinierenden  conj.  behandelnden  §§  77 — 79  aber  wer- 
den die  beiden  gesichtspuncte  völlig  vermengt,  nach  denen  die  neben- 
sätze  eingeteilt  werden  können  1)  nach  dem  dadurch  vertretenen 
Satzteil  (subjects-,  objects-,  a4(nbaÜ?-,  adv«vbialaätze)  und  2)  nach 
dem  die  eiftleitang  bildendfltt  werte  (relativillae,  die  feridnedenen 
ertea  eoigimotiaBaler  aStie)«  der  sweite  gesicbtsponet  Itthrt  fv  tiiier 
äkifytmamngt  die  ftUr  dm  quintMMir  miiiillgliflh  iat,  fttr  den  ute^ 
tertiaMr  naeh  mäam  erfaliroiigen  gmte  aeliwierij^teii  hat.  die 
teUweiee  («aram  aieht  ttbenOl?)  beigeeetekb  latainiMlwii  beaeieh- 
atiagtei  akd  dem  qBinfawer        lUMh  «aTeietitaidlicfa;  aiidi  die 
deatsehML  werden  wol  nur  Ton  wenigen  hmaiAm  gut  beankigten 
iFeTStaadea.  wie  soll  z.  b.  dem  quintaner  der  unterschiad  Ton  *ei&* 
fttanend'  und  'einschränkend'  faszlich  werden,  der  dem  erwachsenen 
etwaa  selbstverständliches  ist,  aber  niobt  dem  kind  fon  e^al9  jah- 
ren?  es  fehlen  ▼0Uig  die  eonelosiven  canjunetionen ,  deren  unter- 
selMidang  von  den  eeasecutiven  allerdings  wieder  über  den  stand* 
pnnct  der  claese  hinausgeht. 

Femer  mache  ich  dem  hm.  vf.  den  Vorwurf,  dasz  er  sich  in 
manchen  puncten  zu  nachgiebig  gegen  provincialismen,  ja  sogar 
gegen  absolute  Unrichtigkeiten  erweist,  sofern  dieselben  nur  irgend- 
wie häufiger  vorkommen,  ebendahin  gehört  es,  dasz  er  alles,  was 
zufällig  bei  Schiller  sich  findet  und  oft  folge  von  nachlässigkeit  oder 
flüchtigkeit  ist,  als  regel  hinstellt,  so  z.  b.  die  unbedingt  falsche  con- 
struction  des  participiums  im  §  93:  'abgeschnitten  von  der 
armee,  von  einer  überlegenen,  handfesten  menge  umgebeu,  was  blieb 
ihm  übrig,  als  sich  in  geduld  zu  fassen'.  Schiller  wechselt  hier,  was 
zu  der  leidenschaftlichen  erregung  Albas. sehr  wol  paszt,  die  con- 
struction  mitten  im  satze,  wie  es  in  der  unteriiaiiuug  sehr  häutig  ge- 
schieht, daraus  aber  die  regel  zu  bilden :  'die  satzartigen  adjectiva 
und  participia  können  auch  zu  einem  andern  Satzglied  als  dem  sub- 
jeet  gehörm'  halte  ieb  fttr  völlig  unberechtigt. 

§  144»  Die  constniotien  ?on  braueben  ond  bttten  mit  dem 
genitiY  ist  so  seltaa;  dast  sie  im  sefanlbxwb  nabadtngt  aiobt 
mat  worden  wftrei  ansiebtig  werden  mit  aoeosatiT  ist  mir 
nnbebaimi 

HObsr  sehlage  ieb  es  an,  wenn  §  1dl  das  obor  (pUi  in 
4«  Idiehe)  als  j»gel  gibt»  ebne  aneb  nor  der  ober  als  nebenfiNrm 
ansnfttbren,  während  das  cbor  dooh  nnr  yereinielt  bei  soloben  im 
gebrauch  ist,  denen  der  unterschied  von  cbor  ond  corps  niobt  ge* 
UbaBgf  beziehungsweise  die  abstammung  beider  worte  unbekannt  ist. 

Das  lohn,  die  hut  =  die  hüte,  die  aehwulst  mm  die  ge- 
sebwolst  halte  ieb  lediglieb  Ittr  yroTineiiiiismeH|  ebenso  wie  die 

ll.J«hrl».f.|ildl.«.pU.n.dil.  IS»  hfUM.  SS 


L 


Digiti^ca  by 


«06 


W.  WitaMMtl  talMh*  iiMiiiwin 


I 


§  105,  4  angegebene  MMifrache:  pffrd,  werden,  crd»,  ^bst,  vi^gt, 
jigd*  absonderlicbkeiten ,  die  ni<^|  in  eine  schülgnonauitik  und 
unter-  und  mittelelassen  gehören,  Bcheinen  mir  ferner  die  con- 
stmotionen:  (§  196)  ein  dichter  nebel  lag  über  die  Wiese,  (197)«  | 
bestand  auf  seine  fordirung,  diese  bebauptangen  benihen  aof  irr-  ' 
tümliche  Voraussetzungen,  eine  vorhabende  reise  (173),  was 
allerdings  nicht  empfohlen,  aber  al&  'nicht  unüblich'  benichnet  wiid, 
gehört  lediglich  dem  verdorbensten  annoncenstil  an.  i 

Auch  der  legalisierung  der  form  frug,  die  allerdings  z,  b.  | 
6.  Freytag  sehr  verbreitet,  stimme  ich  nicht  bei.    ebensowenig  ! 
balte  ich  du  stickst  als  2  person  von  ich  stecke  für  zulässig,  | 
weil  Goethe  in  der  ersten  bearbeitung  der  geschieh te  Gottfrieds  von  , 
Berlichingen  sagt:  'wo  stickst  du?'  der  einfache  satz  'wo  stickst 
du,  sagt  Goethe'  verleitet  zu  dem  glauben,  es  sei  dies  eine  bei 
Goethe  gebrftuchliche  form,  während  es  nur  in  der  nachahmung  der 
Volkssprache  begründet  ist. 

Zn  wesentlichen  ansstelliingen  gibt  mir  eneh  die  in  qoarta  za 
belMBdsMe  iMÜttee  (§§  108—117)  «Iml  in  Ikr  kommt  die  ftr 
ÜB  wimttMhiiUM»  gTMMMgk  tnerangt  hochwidiiige  MrtocMe 
Müe  te  btlittMBwig  to  ttuk  nr  geltung,  tef  d«r  abeelBiftl dli- 
dmli  te  MUte  iiigMdeatar  wM.  Meb  Hetea  affl^  te 
pmgrapben  ftr  te  m  qiiaiin  TWgmlneitbiBe  *Mmifflfnig  der 
grainnitil-  im  «nidilan  m  te  ktfilnP  ein  m  mgadMA  vdte 
MMil,  tekineeiimbtiflHigaatteJalir  kM  wmuMunätnk 
tete  meiMi  iWMhUat  knnn  to  ganze  absotenfet  in  te  eJemsstsr- 
grammalik  bis  inf  iMBtig9  ekuMine  bemeikiigen  Qbecfaanpt  mg- 
tteben. 

lob  wende  mich  snnAobet  dem  §  108  so.  nnter  den  eonso- 
Bsnten  Yermisse  ich  c  und  q,  unter  den  yocalen  y.   c  naäymaä  | 
nllerdings  fremde  iMto,  komoMn  nber  doeh  in  te  tetnehen  spndi»  | 

nar  Verwendung. 

Die  bezeichnnng  m  u  t  a  e  für  harte  und  weiche  stoszlaute  baltf  | 
ich  für  bedenklich,  da  man  allgemein  unter  den  mutae  auch  die 
aspiraten  versteht,    auch  entspricht  mutae  durchaus  nicht  dem  j 
deutschen  wort  stoszlaut.  dies  wird  vielmehr  durch  das  z.  h.  von 
G.  Curtius  angewendete  wort  explosivlaut  wiedergegeben,  dies 
würde  auch  deshalb  vorzuziehen  sein ,  weil  bei  den  hier  mutae  ge- 
nannten  explosivlauten  die  mundhöhle  nicht  'geschlossen  ist',  son-  ! 
dem  die  consonanten  vielmehr  durch  die  explosion  eines  verschlusses 
entstehen,   ebensowenig  scheint  mir  die  folgende  bemerkung 
passen,  dasz  bei  den  spirantes  die  mundhöhle  verengt  sei;  wenig- 
stens ist  w  unbedingt  explosivlaut,  und  bei  h  ist  die  mundhöbls 
geöffiiet.  ^  I 

Durchans  unverständlich  ist  mir  der  satz:  consonanten,  btt  I 
denen  die  stimme  mittönt,  nennt  man  weiche,  bei  denen  sisii^  | 
mittönt,  harte  oontonaateaL  liiwi«fenitltolteilianMinibrb«b 
nie  bei  p?  bei  dem  sebaite  nad  weMken  a  adi^t  mir  die  flMfet 


Digiti^ca  by  Li^j'.j-ii^. 


W.  WüflMOiaf:  d«iitMlie  giwnmatfk« 


gerade  umgekehrt  zu  liegen,  tönt  nicht  die  stimme  mhr  hti  dem 
scharfen,  stark  sibilierenden  s  als  bei  dem  weichen? 

j  ist  ganz  willkürlich  als  weiche  gaumenspirans  aufgeführt; 
denn  es  ist  durchaus  nicht  der  laut,  welcher  §  104,  3  als  weiche 
gaumenspirans  definiert  wird  (z.  b.  in  sage»  wie  daaaelbe  in  Mittel* 
und  Süddeutschland  gesprochen  wird). 

Was  femer  den  §  105,  3  angeht,  so  erkläre  ich  offen,  dasz  es 
mir  als  Mitteldeutschem  nicht  möglich  ist,  einen  unterschied  des 
8-lautes  z.  b.  in  rose  (weich)  und  Röschen  (hart)  herauszuhören,  für 
einen  groszen  teil  von  Deutschland  existiert  diese  Unterscheidung, 
wie  W.  allerdings  auch  zugibt,  nicht,  durch  ihre  aufnähme  in  die 
elemeutargrammatik  wird  also  eine  für  sehr  Tiele  unüberwindliche 
Schwierigkeit  geschaffen. 

§  109  hat  ftr  den  eefattler  gar  kmnen  wert,  wama  toll  er 
irilbfliinilM,  wie  Va*,.in, ia,iir'aiieiraidiglei«^  erwMaie 
in  die  Temnchnng  kommen,  aatwdrt  statt  Antwort  in  aafen.  nuk 
mit  den  §§  110.  III.  115. 116  mScMe  ieh  te  mMkr  niebt  be- 
keDigen,  da  eie  gar  keiaeB  pvaktiecfaNi  nad  ala  fbmälee  Ukhnga- 
mittel  doeb  snr  einen  adir  gecingeB  w«Et  balM«. 

Di«  ortbograpbie  dea  bevanagebe»  adUieait  aiab  im  allft* 
meinen  an  die  vom  rmsmi  der  Beriinar  gjnuaaial«  und  realaobnl- 
lehrer  gegebenen  regeln  an ,  die  neben  mancberlei  mKngeln  —  wo- 
hin idi  beeondm  die  «ibe8timmtlie&t  betreffs  der  dehnungszeiobm 
möbne,  obne  zu  verkennen,  dasz  diese  nnbeatimmtbeit  allein  einen 
oompromiss  der  sieb  enigagMatohendcn  meinungen  nndliebhabereien 
finn(^licht  —  daa  gnMBte  nsdienst  haben,  heutuitage  in  weiten  krei- 
sen verbreitet  zu  sein,  die  wesentlichste  änderung  betrifft  die  s-laute, 
hinsichtlich  deren  der  verf.  geglaubt  hat,  'die  Gottsched-Adelangsofae 
weise  verlassen  und  die  allerdings  weniger  verbreitete  Heysescbe 
Unterscheidung  befolgen  zu  müssen*,  diese  beruht  darauf,  dasz  wir 
i  an  stelle  der  4  bisher  üblichen  schriftzeichen  für  den  s-laut  deren 
5  erhalten,  es  wird  damit  bezweckt,  den  quantitätsunterschied  z.  b. 
in  grusz  und  gusz  schon  durch  die  schrift  bemerklich  zu  machen, 
dasz  eine  genauere  Unterscheidung  dadurch  hergestellt  wird,  ist 
allerdings  richtig ;  für  eine  Verbesserung  kann  ich  sie  nicht  halten, 
denn  der  geringe  vorteil,  dasz  nach  der  Heyseschen  Schreibweise 
niemand  in  Versuchung  kommen  kann ,  güsz  oder  grifsz  zu  sagen  — 
was  allerdings  auch  bei  beibehaltung  der  jetzt  üblichen  Schreibweise 
baam  jemand  thun  wird  —  wird  mehr  als  aufgewogen  durch  den 
liaibUil,  der  darin  liegt,  dasz  die  grammatik  über  eine  grosze  zahl 
von  wtetem  nicht  mit  dem  fast  tiberail  eingefttfarten  regelbaoh  nnd 
wOrterverreraeiobnia  flbereinstimiat^  WirbBome  abhiUs  der  gegen- 
^r^gen  troatloaen  ortbograpfaieTeriiiitniaae  bam  meiner  maian 
^ttmengung  naeb  nnr  diD«li  einübrang  einr  ottcieUeB  ortbo- 
Sn^üe  siebt  aar  Ulr  die  admlen,  emidenk  aneb  fttr  a&mtüebe  be- 
hardtn  xaadf  wmm  mOglieb,  ftr  die  prease  geaebaffm  werden,  da  eine 
^^'KwiUige  rereinigung  aller-  eaebyowtlndigen  eineraeita  tet  anm(%- 

83* 


Digitl^CÜ  by 


608 


Ikk      andennte  der  maohtvoUkoniiiMiliMt  entbehi^,  dem  randtit 
der  yerbandlungen  allgemtim  geltuDg  zu  verschaffen. 

Schlieszlich  nodi  einige  worto  Aber  W.s  ^terpnnction.  gegen 
diese  habe  ich  zwei  einwendungen  zu  erheben,  erstens  läszt  er  b(h 
treffs  des  Semikolons  der  willkür  des  Schülers  einen  viel  zu  weiten 
Spielraum,  namentlich  insofern  er  dasselbe  auch  zwischen  neben- 
sätzen  gestattet,   die  interpunction  des  beispiels  im  §  217  (Georg 
von  Frundsberg)  entspricht  dem  heutigen  gebrauche  durchaus  nicht, 
die  im  §  84  al.  3  widerspricht  sogar  der  in  demselben  §  al.  1  ge-  i 
gebenen  regel,  da  hier  das  Semikolon  zur  trennung  ganz  kurzer  sätz-  ' 
eben  gebraucht  wird,    bestimmt  gefaszte  regeln  gerade  über  dies 
zeichen  halte  ich  aber  deshalb  für  besonders  wünschenswert,  weil  es 
ohne  solche  bestimmte  regeln  sofort  zu  einem  notbehelf  für  solche  i 
fUlle  herabsinkt,  wo  der  schüler  das  unbestimmte  gefühl  hat,  dasz  I 
ein  punct  zu  viel,  ein  komma  zu  wenig  ist.  dadurch  aber  wird  die  < 
richtige  periodonbildung  sehr  erschwert.  { 

Zweitens  wfinscht  W.  einen  gebraach  des  kommas  wieder  ein- 
solMhreB ,  der  M  SeUIler  gaai  ttbUch,  der  heutigen  seit  aber  vdDig 
fimnd  ist,  ich  meiii»  die  aaweBduig  des  komoias  tot  «ad,  waa 
damit  aiehi  ein  TolMbidiger  sali  beginat  mit  demarfbea  reebto» 
wie  W.  9  98»  al  8  inlarpungiert  Heh  habe  gestem  meine  eltem  be- 
aaeiit,  imd  beste  eisea  fremd',  kan  maa  aaeh  sohnibea  *ißh  hibe 
geetera  aieiae  altera,  «ad  beata  eiaaa  frmad  beaoehA'.  dies  vider* 
apiieht  aber  aaserm  beatfgea  gcbxaaehe  yoUatladig,  ebeaao  wie  das 
beispiel  am  sehlBSSa  rom  %  100.  *die  Teratallte  eaaftmat  des  k6nig^ 
and  die  bethenerungen'.  nota  beae  §  220,  wo  dasselbe  beispiel  aber- 
mala  citiert  wird,  Mit  das  anstöszige  komma.  die  regeln,  die  hier 
aber  das  komma  anfgestellt  werden  (z.  b.  §  99  schlusz.  §  100)  and 
wieder  so  allgemeia  gehalten,  dasz  sie  fttr  den  schttler  keinen  wert 
haben,  für  dea  khrer  unter  umsüaden  eine  sohware  last  bilden,  zu- 
dem steht  die  regel  (§  100)  'vor  und  setzt  man  in  der  regel  kein 
komma'  mit  den  oben,  namentlioh  aaa  Sehiller  aageflüirtea  b^spielss 
im  direc testen  Widerspruch. 

Zum  Schlüsse  fasse  ich  meine  ansieht  über  das  vorliegende  werk  1 
noch  einmal  dahin  zusammen :  es  enthält  für  den  lehrer  eine  grosze 
menge  brauchbarer,  anregender  bemerkungen.  es  ist  zur  einführung  | 
als  Schulbuch  nicht  zu  empfehlen,  der  verf.  verkennt  oft  den  zweck 
der  elementargrammatik  für  die  unteren  und  mittleren  classen  und 
überschätzt  das  leistungsvermögen  der  schüler.  daneben  zeigt  das 
buch  eine  anzahl  einzelner  mängel ,  die  der  verf. ,  teilweise  wenig- 
stens, bei  einer  zweiten  aufläge  zu  vermeiden  vielleicht  geneigt  sein 
dürfte,  in  bezug  auf  Orthographie  und  interpunction  bezeichnet  6B 
einen  entschiedenen  rückschritt. 

K  achtrag:  inzwischen  ist  1878  eine  zweite  aufläge  erschidnen; 
dieselbe  ist  indessen  lediglich  ein  unveränderter  abdruck  derentn* 

Flobn.  EavsT  B6«m 


.Digiti^ca  by  G(.j(..'^tc 

I 


^II*BBLM  RBBBBT,  BIUPSBUOB  fGb  DIB  »BDT80BB  UTTBBATDB- 
OBBOBIGBTB  BUB  OEBBAUOHB  IN  DBB  QBBBtTBB  0LA88BB  DBB 
eTMBABIBB  DBD  BBALBOBULBB*  Q  TBIL:  DIB  BBUBOOHDBmOllB 

XiiTTBBATinu  Gotltt,  F.  A.  Perfhee.  1879. 

DBBSBUUB.  DIB  BBUBOCaDBUTSBB  LITTSBATUR  AUF  DBB  0BBB8TBB 
8TUFB  DBB  OmNABIAL-  DKD  BBAIAILDUBO.  BBlXüTBBBDB  BB- 
MBBXimOBB  ZU  DBM  HILPSBUOHB.   GotiUk  1879. 

Wenn  ein  schulmann  von  der  reichen,  vielseitigen  erfahrung, 
wie  es  der  verf.  der  genannten  bücher  i.^t,  für  einen  bestimmten 
Unterrichtszweig  winke  und  anleitung  gibt,  so  ist  das  schon  an  sich 
eingehender  beachtung  wert,  nun  kommt  hinzu ,  dasz  die  disciplin, 
für  welche  es  hier  geschiebt,  kaum  von  jemand  in  den  Ichrerkreisen 
mehr  beherscht  wird,  als  gerade  von  ihm;  wir  erinnern  nur  an  hcine 
litterar-bistori sehen  Schriften,  auf  etwa  yier  bogen  gibt  er  einen  ab- 
riss  dessen,  was  nacb  teiaer  aiuiebi  eiBestdls  ansreiofaeiid  und  ander- 
seüB  notwoidtg  Air  dii  BBterw«iraBg  der  oberatett  eliwe  der  gym* 
naden  und  reaMreleq  in  der  daBtimi  IHtorstoigeeehichte  ist,  uBd 
beifleitet  dies  Idl&biuÄi,  das  ib  der  band  der  sehiller  sein  soll,  mit 
eittem  softatM,  wekber  die  stelle  einer  Uogeni  Torrede  TertritI  mid 
dem  Idnrer  in  erllateraden  bemerinngin  die  grllade  IBr  Mumaag 
d»  aiMt,  aber  aueb  fiBgemige  für  die  benotcoBg  gibi  wir  beben 
lange  Iceine  netbodisobe  wkM  in  die  band  genommeB,  mit  dem 
tendenz  wir  in  der  banirtsache  so  ?<flUg  einverstanden  wären;  und 
-wie  sie  dürcb  eine  ernste  teilnähme  an  der  rechten  ersiebmigder 
4entseben  jngend  veranlsszt  ist,  so  ist  sie  auch  mit  so  ttbemugen- 
dm  naebdruck  und  von  soieber  bObe  des  stsndpnnctes  ans  gesebrie- 
ben,  dasz  sie  den  lehrer  gewinnen  musz. 

Herbst  bescbritaikt  den  zu  überliefernden  lehrsto£f  im  gründe 
auf  die  yier  namen  Klopstock,  Lessing,  Goethe,  Schiller,  nur  ange- 
lehnt sind  an  Klopstock ,  als  zu  seiner  schule  gehörig,  der  Göttinger 
himd  und  Bürger,  an  den  jungen  Goethe  Herder  und  Wieland,  an 
den  fünften  abschnitt,  der  unter  die  rubrik  Goethe  und  Schiller  ge- 
stellt ist,  die  romantische  schule,  die  dichter  der  freiheitskriege  und 
Uhland.  die  gründe  für  diese  bescheidung  wie  für  die  gruppierung 
mag  man  in  den  bemerkungen  nachlesen,  wir  halten  das  erstere  für 
ganz  richtig 5  was  die  gruppierung  belangt,  so  ist  die  anreihung  der 
romantischen  schule  an  Goethe  und  Schiller  ein  kunstgriff,  denn  die 
principiellen  unterschiede  zwischen  den  beiden  gruppen  sind  viel 
gröszer,  als  es  danach  erscheint,  aber  der  griff  ist  praktisch,  leid 
thut  es  uns,  dasz  Herder  ein  wenig  zu  kurz  kommt,  allein  wir  wissen 
mit  dem  verf.  aus  der  prax^,  dasz  schülern  gegenüber  mit  ihm  nicht 
zu  viel  anzufangen  ist. 

Für  die  bnmtznng  des  biifsbucbes  ist  es  günstig,  dasz  dasselbe 
dem  lebrer  IMMt  liest,  denn  nirgends  als  bei  diesem  nnterriebte- 
sweige  ist  es  so  nOUg,  dasz  der  lebrer  etwas  — *  wie  es  s.  30  der  be- 


Digiti^c 


510   W.  H«riit4s  hilftkNick  füg  die  4e«Mie  littMiteigtMhiDhte. 


merkangen  beiszt  —  von  erfinderischem  geiste  mitbringt:  er  musz 
auch  seine  liebhabereien  haben;  gerade  diese,  wenn  sie  mit  wärme 
und  einiger  Originalität  zum  ausdruck  kommen ,  heben  die  schüler 
auszerordentlich.  ich  denke  überhaupt  sehr  hoch  von  dorn  einflusz, 
den  ein  gut  erteilter  unterrichl  im  deutschen  auf  der  obersten  stufe 
haben  kann  und  haben  musz.  zu  allen  gebieten  unserer  bildung, 
und  nicht  nur  der  formalen,  sondern  auch  der  ethischen ,  eröffnet 
sich  da  der  Zugang,  allein  unerläszlich  ist  dann  allerdings,  dasz  der 
lehrer  in  den  lectionen  selbst  etwas  von  dem  hauche  berührt  ist,  von 
dem  er  künde  geben  soll,  ja  er  musz  auch  wie  in  der  lebendigkeit 
dit  danWUeaf  m  ia  der  gansea  haliung  hum  mtemohtB  die  hSlw 
te  ««lior  eimigflriBMMA  Wieden piegeln,  4«m  mii^«  «f  1^  wm 
htm  imMmük  toa  einem  wnäm  der  luldiadeii  kmei  lufe,  wk 
der  Tmeif  od«  Qeefthe  hehiadaln»  und  wer  BeeHi^ye»  odv 
Weber  aieht  wiMigßm  haam,  der  edUe  eoeb  viM  Ober  die  totm- 
tiker  vedea. 

Xe  wflide  Hiebt  la  weit  abeette  Hegen«  woUfte  iob  aiieb  bei  die- 
eer  felegenbeit  weiter  Aber  den  studieiigeDg  verbreiteii,  der  heute 
in  der  regel  auf  der  naifenitftt  von  denen  eingeschlagen  wird,  waldw 
die  faenltee  Ittr  dea  mterricbt  im  deatstdiea  iai  den  oberen  eUam 
erlangen  wollen,  war  es  rerkehrt,  wenn  man  sicli  Yor  60  jähren  nur 
in  ästhetischer  eebflabeitBempfindelei  bewi^ite,  so  genügt  es  doch 
eneb  nicht,  nur  germanistische  Studien,  and  diese  nur  nach  der 
exaeten  philologischen  methode  zu  betreiben,  wohin  das  führt,  kann 
man  an  dem  letzten  buche  des  so  hochbegabten  W.  Scherer  über 
den  jungen  Goethe  sehen,  ich  will  zugeben,  dasz  die  litteratur- 
geschichte  von  Gervinus  jetzt  in  vielen  partien  überholt  ist;  allein 
der  letzte  band  ist  noch  immer  lesenswert,  liest  ihn  ein  studieren- 
der? und  werden  denn  überhaupt  auf  den  mittleren  Universitäten 
die  Vorlesungen  über  deutsche  litteraturgeschichte  wirklich  von  den 
dazu  berufenen  professoren  gehalten?  mit  einem  worte,  ich  ver- 
lange ,  dasz  der  lehrer  des  deutschen  in  prima  an  allgemeiner  und 
namentlich  an  culturhistorischcr  bildung  wenn  nicht  der  erste,  so 
doch  unter  den  ersten  des  coUegiums  sei. 

Das  buch  von  Herbst  ist  ein  wurf,  und  ich  habe  den  wünsch, 
dazu  zu  helfen,  dasz  er  gelinge,  ich  rechte  deshalb  nicht  miteioielr 
heiten,  die  hoffentlich  eine  iweite  aufläge  noch  Terbessem  wird,  da 
etebt  Flemming  statt  Fleming,  ee  wixl  (25)  Ycn  Joeepbe  kaiser- 
kfffnnng  gesprochen ,  Taeeo  wird  naob  ndnem  geflUil  nicht  eee* 
»eifihend  gewürdigt  (32,  33),  aneb  fOr  die  btthnenwirknng  dtr 
MiUerin  bfttte  ieb  ein  wftmieree  wort  gewflneobt.  leb  finde  focntf, 
deei  die  raanntieebe  eeliale  niebt  eradbiSpfend  ebenkterieiert  wizd 
(48),  und  etdle  HSlderlin  eher  zn  SohiUer  nie  sur  romantisoheo 
ecbule;  ebenso  sweifle  ich,  ob  Bllekert  in  der  form  der  am  meisten 
eeböpferische  dichter  sei,  ieb  belie  Goethe  dafür,  was  übland  belangt, 
80  bin  ich  nicht  der  meinung,  dasz  er  als  dramatiker  unyergSnglichdS 
geleistet  bat,  anderseits  laiee  ich  (entgegen  dem,  wae  in  den  edfta- 


Digiti^ca  by  Lj<j<^j 


Bedcbt  abar  die  Terhmcümigen  a»w.  d^atscber  phüoiogen.  511 


terungen  s.  25  gesagt  ist)  den  herzog  Ernst  mit  gutem  erfolg  in  der 
classe  lesen,  mit  einer  bemerkung  über  das  lesen  einzelner  stellen 
aus  dem  Messias  in  der  classe  —  wenigstens  seitens  der  schtller  — 
balte  ich  zurück;  das  gelingen  hängt  von  der  art  des  lehrers  abj  ich 
verweise  auch  auf  das,  was  s.  21  über  Laokoon  gesagt  ist. 
Möge  das  buch  seinen  weg  in  die  schulen  ünden ! 


57. 

BSmOHT  OBXB  DIB  YEBHANDLUNQBN  DEB  YIESBUND- 

DBEISZIGSTEN  YEBSAMMLÜKa  DEÜT8CHEB  PHHiOLOaSN 

UND  SCHULMÄNNER  ZU  TRIER. 


I.  Allgemeine  Sitzungen. 

Die  diesjXliiigtt  Fersammlang  deatscher  pbilologen  and  schuImänner 
hat  in  dea  tagen  vom  24  bis  27  sept.  (einschl.)  zu  Trier,  der  ältesten  ' 
und  für  die  classisohea  philologen  weitaus  interessantesten  Stadt  Deatsch- 
lands,  stattgefunden,  die  wähl  des  ortes  moss  in  joder  besiehung  eine 
glfteklicbe  (genannt  werden,  die  herrlichen  reste  »Itw  römischer  baift» 
SsBSt  sind  diesseits  der  alpen  wol  die  bedeiitensten  und  wetteifern 
selbst  noch  mit  manchen  Italiens;  dabei  bietet  aucli  die  Umgebung  so 
viele  naturschönheiten,  wie  wenige  gegeuden  Deuiaciiiands.  die  im 
frühjahre  wSilneto  MeealbAlm  CoMMii>Tri«r  erl«iehlerte  4e&  bMUdi 
oameBUich  für  die  besncher  ans  dem  osten,  die  deutschen  und  preoBfli» 
sehen  staatsbahnen  gaben  den  teilnehmern  an  der  versammlang  hin- 
und  rückfabrt  auf  einfaches  bilUt;  unter  diesen  umstünden  musfce  auf 
sehr  starken  besach  geredbnet  werden,  nnd  «Ueeer  kam  Mok  wirkiiflh. 
schon  von  samstag  den  20  an  füllte  sich  die  Stadt  allmählich  und  am 
dienstag  trafen  mit  allen  zUgen  die  gaste  zahlreich  ein,  sodasz  im 
ganzen  &S5  mitgliedskarten  ausgestellt  wurden;  die  Versammlung  ist 
daher  nach  deigenigen  von  Leipzig  und  von  Wiesbaden  unseres  wissens 
4ie  am  st&rkst«n  besuchte,  nnter  den  mitgUedeni  waren  die  meisten 
«ns  den  Rheinlanden  und  Elsasz-Lothrigen,  die  preasziscben  provinsen 
waren  alle  auszer  Posen  und  Schlesien  vertreten,  die  übrigen  Staaten 
sämmtlich  bis  auf  Meckienburg-ätrelitz;  aus  Oesterreich  waren  3,  aus 
der  Sekwela  e«  mw  Fraiünreiek  S,  «es  BosilMid  I»  eat  England  2,  nm 
Belgien  4,  «m  IrtlJMmhnrg  6  Vertreter  erschienen,  unter  den  deutschen 
mitgliedern  waren  der  oberpräsident  der  Rheinprovinz,  exc.  v.  Barde- 
leben ,  68  Professoren  und  privatdocenten  (am  stärksten  waren  hierbei 
Bonn  und  Strasibnrg  vertreten),  6  provinsialsobnlr&the,  8  schulräfthe, 
97  direetoren  und  veetoren  (darunter  59  gymnasialdirectoren),  $05  lelonr 
(und  zwar  230  gymnasial-  und  68  realschullehrer).  von  hervorragenden 
Vertretern  der  Wissenschaft  seien  aus  der  groszen  zahl  neben  dem  ersten 
Präsidenten  pro  f.  Bücheler,  geheimen  regier  ungsrath^  nur  erwähnt  der 
prof.  T.Hnlm  (Münohen),  FUdseker,  Eekeleln,  lüpdni  (Leipcig),  Behie 
(Tübingen),  Schräder,  Kammer  (Königsberg),  Usener,  Gildemeister, 
Rensch,  Wilmanns  (Bonn),  Studemund,  E.Schmidt,  Nissen,  Dümichen, 
Martin,  ten  Brink,  Hübschmann  (Straszburg) ,  Oncken^  Schüllers 
(Cttefsen),  Müller  (Halle),  dlinelag  abend  war,  wie  etete  am  Tage  vor 
der  •rjuTneng,  gegenseitige  kefrttuung  in  den  ickön  geedunOekten 


Digiti^ica  by 


512      Bericht  über  die  verhiuidlaiigen  der  3^  T^rsammloxig 


rftUMB  4m  «hra'— riapt  (Tonib  Mi  Uar  bemerkt,  a«  «He  rihuriidi« 

keiten  in  ganz  vorzOglicher  weise  ausgeschmückt  waren);  hier  fandec 
sich  nnd  begrüszten  sich  viele  alte  bekannte,  die  sich  lang-e  jähre  nicht 
gesehen  heilen  und  nun  bei  trefflichem  festwein  ihre  crlebnisse  &as- 
tewektea,  wfthread  der  eigentHcheii  rertemmlangstage  waren  stets  die 
▼ormittege  mit  Sitzungen  eafgefÜllt,  die  nachmittage  dem  vergnügen 
und  dem  geselli^'t  u  verkehre  gewidmet,  bei  der  besprechung  wollen 
wir  zunächst  die  allgemeinen  sitznnßfcn ,  dann  die  der  einseinen  sectiO' 
nen  und  scblieszlich  die  ausüüge  etc.  behandeln. 

Die  nur  TertheUang  gelangende»  eekriftea  werea  mmemdeBdicli 
zahlreich:  1)  Scnecae  epistnlas  aliquot  ed.  Fr.  Büchel  er;  festsduift 
des  Präsidiums.  2)  legenden  der  Pelagia;  festschrift  der  Rhein.  Friedrich 
Wilhelm-onivereität  zu  Bonn  \  3>)  festschrift  der'  16  Versammlung  Rbeioi- 
•eker  febnlmlner  (10  TerteikledeBe  nnfriltze);  4)  feiiberiekt  des  gjmos- 
siums  nnd  der  realschule  zn  Trier  (C  verschiedene  aufsätze);  5)  Trier 
und  seine  Sehenswürdigkeiten;  C)  festliederbuch;  7)  epigraphiea,  fest- 
schrift vom  verein  von  altertumsfreunden  im  Kbeinlande;  8)  fragmeote 
einer  miitelhochdeatschen  übersetsang  der  Ilias;  9)  die  idee  der  philo- 
eophie,  von  Heerdegen  —  «od  viele  lehiiften  in  einselnen  exeapUren. 

Prof.  Bücheler,  geheimer  regierungsrat,  eröffnete  die  erste  gitzung 
mittwoch  den  24  «ept.  9  uhr  im  groszeu  kaufhauesale ,  der  dicht  ge- 
drängt  besetzt  war  {auf  erhöhter  estrade  saszen  die  damen).  früher, 
■o  fUirte  er  in  den  elnlelteiideii  werten  mm,  nmtste  der  ]»biloIoge  des 
kebfliichen ,  griechischen  und  lateinischen  kundig  sein;  jetzt  kennen 
wir  in  Deutschland  Orientalisten,  Germanisten,  romanisten  und  eigent- 
liche Philologen,  welche  letztere  wieder  sich  in  altertume-^  sprach- und 
UtUfitiiffcteofcer  spalten,  eile  mker  iittd  in  gegenwirtiger  ▼eresmmlaug 
vereinlgti  la  einer  weise,  wie  sie  bei  andern  ständen  nicht  vorkommt, 
dieser  zusammenhält  aller  „philologen"  hat  schon  deshalb  seinen  wert, 
weil  im  allgemeinen  die  pbilologie  wegen  ihres  geringen  directeu  ein- 
flusses  enf  die  socialen  fortschritte  des  völkerlebens  sich  keiner  popu- 
laritlt  erfreut,  nneser  in  perfoden  dee  ellgemeinen  enthusiasmus ,  wie 
am  ende  des  vorigen  und  am  beginn  dieses  Jahrhunderts  in  Deutsch- 
lands, und  wie  im  letzten  Jahrzehnt  in  Frankreich,    freilich  trag:en  an 
der  Interesselosigkeit  des  publicums  an  der  pbilologie  die  Vertreter  der 
letsterea  einen  teil  der  eennM.  ee  s.  b.  maageln  die  den  forftieiiiiUeB 
dev  wlMenschaft  entsprechenden  Übertragungen  der  classiker  ins  Deut- 
Bcbe,  während  textkritik,  erklärung  ständig  methodische  Verbesserung 
erfahren,  die  Verbindung  der  Wissenschaft  mit  dem  volke  giebt  bei  der 
Philologie  die  lehnle ,  in  wdeher  jene  seit  der  hnanoleteueit  das  n- 
^l^ent  fttkrt.    diesem  nmetend  müssen  wir  die  erfolge  der  natlon 
jedenfalls  zum  groszen  teile  zuschreiben  und  haben  daher  auch  die 
Verpflichtung,  der  schule  diese  grundlage  zu  erhalten;  die  einheitliche 
Vorbildung  der  leitenden  stände  ist  noth wendig,  die  beste  vorbildaog 
dee  MeniMiUelieD  geietei  aber  let  die  kemiiaifle  der  groszen  geistar  dsi 
Ultertnms.    um  aber  den  anforderungen  der  nenzeit  an  die  bildung  zu 
genügen,  müssen  wir  uns  fragen:    ,,wie  fangen  wir  es  an,  den  classi- 
schen  Unterricht  in  den  schulen  seinem  zwecke  entsprechender  zu  ge- 
iteUenf**  die  eobwld  «i  den  niebt  wegsnleugnenden  nSngeln  fieg* 
imlversitit  imd  en  schule,    auf  der  ersteren  hat  mit  der  immer  weiter 
ins  endlose  ausgebildeten  Wissenschaft  die  vorbildunfi;'  der  lehrer  für 
ihren  beruf  nicht  gleichen  schritt  gehalten;  zwar  wird  kritisch-ezege« 
tische  methode  als  das  principielle  element  der  pkUologie  anerkannt, 
«adl  die  vergleichende  spraehwistenaohaft  hat  im  lehr  plane  nnd  im 
eznmen  ihren  platz  erhalten,    aber  die  archäologie  und  die  kunst- 
geschichte,  ohne  welche  die  philologie  kleinlich  bleiben  müste,  sij^ 
noch  nicht  in  die  ihnen  gebührende  Stellung  gelangt,    um  den  feit  le 
jefcreii  eo  bedentend  angewnebeenen  etoff  bewiltifen  na  kdnnen  mo» 
die  lalirwelie  itreffer  werden,  elte  wennUmg  wie  die  gegeewlUtve 


Digiti^ca  by  Lj<.)<^j^ 


deotfchei  phüologen  imd  it^hnlmtoner  m  Trier. 


5ia 


Termag  durch  ihr  moralisches  gewicht  vieles  zu  klären  und  zu  ordneü 
und  ist  Malier  auf  dne  Tvrttlodigang  swiaeban  dan  berafentten  ntonam 
das  iprOata  gewicht  zu  legen.  —  die  zahl  dar  im  letzten  jähre  verstorba- 
llen ist  recht  erheblich:  G.  F.  Schoemann,  Rehdantz,  Weissenborn, 
Ladevig,  Savelsberg,  Lehmann,  Hertzberg,  Kohl,  Diestel,  Keim,  Blau, 
V.  Raczek,  Engelmann,  O.  Hänel,  Rosenkrantc,  Graf  y.  Roon,  Osen- 
brö^gan. 

Hierauf  erklärt  der  redncr  die  S4  Tanammlang  dantsebar  pUlalo- 

gan  nnd  schulmänner  für  eröffnet. 

Der  herr  oberpräsideut  der  iiheinprovinz  exc.  von  Barde- 
leb all  begrüfst  die  TaraaiDiBlvng,  daran  lälaabaier  jene  wissanBabaft 
▼ertrclen,  die  uns  die  weihe  def  ideales  erhalte;  er  beeilst  sie  ala 
deutsche  philologen,  welche  nach  der  politischen  elnignng  Deutsch- 
lands nun  auch  die  jucreud  mit  dem  geiste  der  liebe  and  eiuigkeit  zu 
erfüllen  bftttes.  dar  daaiiieba  baden  daa  Tarsammlnngearlet  k8nna  nur 
anregend  auf  die  teilnebmar  wirken  ond  die  rheinische  gastliabkait 
^verde  die  tage  zn  solohan  gattalten,  denen  eine  franndlieba  erinnernng 
atets  gesichert  bleibe. 

Herr  Oberbürgermeister  de  Nys  Ton  Trier  heisst  die  versammlang 
im  namen  der  Stadt  nnd  des  localcomit^  willkoniinan  und  bittet  um 
aaehsicht,  falls  nicht  alle  wünsche  den  fremden  gasten  erfüllt  seien. 

Der  zweite  präsident,  realschuldirector  dr.  Drenke  (Trier)  verliest 
ein  schreiben  des  preuszischen  uuterrichtsministers,  Hrn.  v.  Pnttkammer 
exo«,  weleher  bedauert,  den  Terbandlmigen  niebt  beiwobnen  au  k9nnen« 
und  teilt  die  grüsze  der  verschiedenen  geladenen  gftste  mit,  (Ue  am 
erscheinen  durch  amtsgescbäfte  verhindert  sind  (wie  die  geheimen  re- 
gierungsrSthe  Schön,  Bonita,  Staader,  Gandtuer,  min.- dir.  Greif  u.  s.  f.). 
eine  anszergewSbnneb  greaae  sabl  Ton  geiebenkett  für  die  Tersamm- 
Inng  legte  er  auf  den  tisch  nieder. 

Auf  Vorschlag  des  präs.  pr.  Bücheler  wurde  ein  lateinisch  abge« 
fasztes  glückwunschtelegramm  an  die  Versammlung  italienischer  philo- 
logen zur  feier  des  centenariums  der  Zerstörung  von  Pompeji  abge- 
aandt. 

Musenmsdirector  dr.  Hettner  (Trier)  hält  hieranf  sar  Orientierung 
der  Versammlung  einen  ausführlichen  Vortrag  über  das  römische  Trier, 
indem  zunächst  über  läge  und  grosse  der  alten  Stadt  und  deren  hohe 
bedentung  ali  reddenaatadt  der  weatrOmiaeben  kaiier,  ala  mlttelpmikt 
römischer  knnst  and  gewerbe  daa  nOthige  angeführt  wird,  die  grün- 
dung  der  stadt  verlegt  der  redner  in  die  zeit  von  Claudius,  da  sich 
aus  früherer  periode  bis  jetzt  kein  einziges  sicheres  zeichen  gefunden, 
die  groszen  luate  Ton  bauten  bilden  den  bauptrorwnrf  für  die  glan- 
zende rede,  in  der  sage  knüpft  sich  an  die  meiftten  bauten  der  name 
Constantins,  wol  infolge  der  lobpreisungen  des  panegyrikers  Eumenius; 
doch  mit  unrecht,  wie  bei  fast  allen  einzelnen  gebäuden  aus  untrüg- 
lichen merkmalen  nachgewiesen  wird,  das  amphitbeater  in  seinen  ein- 
ilehtnngen,  so  weit  sieh  dieselben  noob  ans  den  resten  naebweisea 
lassen,  wird  zunächst  besprochen,  wobei  die  ansichten  v.  Wilmowskys 
als  nicht  richtig  bezeichnet  werden,  wie  dies  auch  bei  der  beschreibung 
der  übrigen  altertömer  mehrfach  geschieht,  aas  den  dimensionen  der 
eiiifelnen  teile  der  sog.  rSndseben  bider  folgert  der  redner,  dasa  es 
die  malerischeu  trümmer  eines  groszen  kaisernalastes  sind,  dessen 
pronkgemächor  in  dem  freiliegenden  teile  za  suchen  sind,  während  die 
eigentlichen  wohngemächer  in  der  noch  verschütteten  fortsetzung  lie- 
gen, in  der  von  Friedrich  'Wilhelm  IV  restaurirten  and  der  evaug.  ge« 
meinde  als  gottesbaua  Uberwiesenen  basilika  müssen  wir  die  —  naeb 
Ansonins  an  dem  forum  gelegene  —  Constantinsche  basilika  erkennen; 
die  jetzt  nicht  mehr  innerhalb  befindlichen  sänlen  lieszen  vollständig 
die  innere  eiurichtung  erkennen,  der  mittlere  teil  des  domes  wurde 
TOD  T.  Wllmowsky  als  der  reet  einer  iweiten  basilika  angeseben;  doeb 


514      Berklit  über  die  verlmadluugeu  dei-  'öia  Tersammlung 


sei^n  die  qaadraiifehe  gmadform  und  der  ^peitlofe  bau  die  muiektig* 

keit  der  annähme;  die  zeichen  auf  den  rSmischen  Ziegeln  beweisen,  dasz 
der  dorn  mit  den  auf  der  südseito  von  Trier  jetzt  freigelegten  groszen 
thermen  woi  in  die  Gratiansche  zeit  zu  verweisen  ixt.  das  intereisan- 
ttiU  «lltr  WlttiiehM  b«ttirarka  «bar  ist  dla  kolossale  poirto  nigra,  oMfOt 
bar  eise  ari  citadelle  in  der  nordeeite  der  römischen  balastigongiWMif 
(von  hier  zieht  sieb  nach  norden  die  gräberstadt);  die  weiten,  unseren 
Jatsigsn  anscbaauiigeii  über  befestigongewerke  widersprechenden  fenster 
waren  aar  nngaUnderten  handhabnng  der  worigescbosse  nSthig.  die 
steinzeichen  der  porta  nigra  beweisen,  dasa  na  mit  den  tiiermaa  im 
4.  jahrh.  erbaut  sind.  —  unter  den  kunstschätzen  und  sculptoren  nimmt 
die  erste  stelle  der  rümpf  der  Amazone  (iu  den  thermen  gefunden)  ein, 
sie  entspricht  der  römischen,  zeigt  aber  einen  feiner  ausgearbeiteten 
faltanwiirf.  sie  wie  die  Übrigan  ■ahlreichea  rüte  laigen,  dass  Trier 
der  sitz  einer  hohen  cultur  war,  die  sich  über  die  ganze  umgegeod 
weithin  verbreitete,  während  am  Rhein  die  kunst  nach  den  resten  lange 
nicht  SU  hoch  entwickelt  war.  das  denkmal  zu  Igel,  ein  grabmonameat 
dar  familie  dar  Beeondinar,  giabt  aas  hiefllr  die  thataMhliebstea  b«> 
waiie;  daiftlbe  ist  nicht,  ma  man  frUicr  annahm,  eine  nachbildung^ 
eines  afrikanischen  Vorbildes,  sondern  es  ist  einheimischen  elementen 
za  verdanken;  denn  die  funde  in  Neumagen  zeigen  dieselben  mit  den 
charakteristiselien  schuppen  gezierten  kapitäle ;  auch  die  mythologisches 
fignran  und  darstallnagaa  aas  dem  leben  lassen  eine  groaaa  fiMreia- 
atimmung  mit  den  sonstigen  römischen  fuudeii  hiesiger  gegend  er- 
kennen, nach  den  Inschriften  ist  das  deukmal  uiclit  vor  das  2e  jahrb. 
SU  verlegen.  —  allgemeines  bravo  seigte  den  dank  der  groszen  ver- 
aammlung  fOr  den  mit  begeiatanmg  fBr  die  aaeha  gesprochenaa  vertrag. 

In  der  zweiten  allgemeinen  Versammlung  unter  dem  versitze  des 
realschuldirectors  dr.  Dronke  sprach  zunächst  prof.  dr.  G.  Nissen  aus 
Strassborg  über  „altitalienisches  klima".  um  die  klimatischen  verbült- 
niase  daa  alten  IlaUent  in  rersiehen  mfiMen  wir  Torker  — >  io  führt« 
der  näutt  aus  —  das  gegenwärtige  klima  des  landes  keOBML  die 
länder  am  mittelmehr  zeigen  ein  viel  gleichförmigeres  klima,  als  die 
lünder  Mittel-  oder  Nordeuropas;  Deutschland  liegt  zwischen  den  iso- 
thermen 7—10*,  Italien  und  Qriechenland  zwischen  13  u.  19®;  aber  dil 
gegensHtza  in  letataren  sind  nicht  so  hart  und  so  bedeutend,  die  ve^ 
teilung  der  wärme  auf  die  einzelnen  Jahreszeiten  ist  eine  völlig  andere, 
wie  in  den  nördlichen  Ländern;  so  hat  z.  b.  Moskau  einzelne  heiszere 
tage  als  Horn,  die  niederste  in  iiom  beobachtete  temper atur  beträgt 
—  6*  die  diffeiens  der  mittleren  jahreawirme  awiaebea  Boa  oad 
Berlin  steigt  anf  S'/A  während  die  der  sommerwärme  nur  5*  beträgt, 
es  charakterisiert  sich  also  das  mediterranklima,  das  den  Übergang  des 
tropischen  zu  dem  gemäszijg^ten  klima  bildet,  durch  die  geringeren 
ontersehiede  der  einseinen  jabresaeiten,  namentUeh  niae  dnreb  nilds 
des  winters,  iu  Palermo  wie  in  Athen  gehSrt  sohnee  zu  den  größten 
Seltenheiten.  im*winter  herrscht  der  feuchte  aequatorialstrom  (antipassat) 
vor,  im  sommer  dagegen  der  passet,  die  trockne  polarströmung ;  daher 
rührt  die  dürre  des  sommers ,  das  zweite  charakteristische  merkmal  def 
mittelmeerklimas.  der  Sommer  ist  infolge  deaaen  in  Italien  nicht  wie  bsi 
uns  die  zeit  des  lebens,  sondern  die  zeit  der  erstarrung;  je  weiter  nach 
Süden,  um  so  geringer  werden  die  für  die  Vegetation  nothwendigen 
niederschläge,  un)  so  länger  die  zeit  der  dürre;  so  hat  Kom  2  mouate, 
Neapel  8,  SieiUend— 4V„  Malta  •  monate  lai«  tioekenlieit.  ateUtslck 
aber  regen  ein,  so  fällt  er  in  tropischer  FttUe«  der  nordische  landregeo 
ist  meist  unbekannt,  so  betrug  in  Palermo  die  regenböhe  in  Vi 
den  bereits  76'°'°.  aus  diesem  umstände  erklärt  sich  die  Unbeständig- 
keit der  flasae,  die  im  winter  als  reiszende  ströme  das  fand  weitUk 
Uberaeliwemmen,  im  sommer  als  dünne  fäden  in  steinigem  bette  erschei- 
nen, im  pilansenleben  nraaa  sieb  natnrgemäas  der  einflnsa  des  klimss 


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deutscher  philologen  und  schulmäuuer  zu  Trier, 


515 


w&ftdtrtpiis^lB*  die  bäume  und  siränoher  müsaen  gegen  die  dfirre  dM 
•ommers  widerstandsfähig  sein,  daher  harschen  die  lederartigca  blätter, 
welche  vor   dem  starken  verdunsten  schützen,  vor  (lorbeer,  myrte, 
oliTe).  der  plan  ist  im  Juli  biä  September  erstarrt,  im  october  erwacht 
4m  toben  dar  nmUa,  grM  und  blnmen  •priesstn  heiror,  nm  doreb  keine 
anhaltende  winterkÜte  in  ibrem  leben  gestört  zu  werden ;  der  nordische 
-Winterschlaf  der  pflanzen  fällt  fort  und  wird  durch  den  Sommerschlaf 
eraetst.   auf  den  menschen,  seine  anschauungen  und  seine  lebensweise 
nttaeea  diene  Terblltttleie  ebenfeUs  einen  etarinn  einflass  ansttben.  eo 
«raoheint  nne  Deutschen  die  sonne  als  das  milde  belebende  tagcsgestim^ 
mit  dem  monde  verbinden  wir  die  Idee  des  der  natur  feindlichen  frostes; 
dem  Börner  und  dem  Griechen  war  dagegen  Helios  der  harte  gestrenge 
lierr,  der  mit  seinen  Strahlenpfeilen  pflanzen  und  menschen  schädigte; 
•a  den  moad  knifft  sich  aber  der  gfedanke  an  den  alles  bestrickenden 
Zauber  der  milden  mondnächte.   in  Deutschland  sind  die  Sommermonate 
4iie  gesündesten,  während  im  winter  der  procentsatz  der  gestorbenen 
atark  steigt,    in  Italien  ist  es  umgekehrt,  hier  sind  die  Sommermonate 
mit  ihren  giftgesekwlngerten  lllfien  dem  menschen  an  verderblidiiten. 
der  nordlftnder  sucht  sich  in  seiner  wohnung  vor  der  kälte  zu  schdteea, 
•erdgruben  und  kellerwohnungen  sind  bei  ihm  bekannte  erscheinungen, 
achutzvorrichtungen  gegen  hitze  findet  man  nirgends;  der  Südländer 
liMSt  die  gescbloesenen  rinme,  dae  antike  Atrium  mit  seinen  Stein- 
platten n.  s.  w.  ist  nur  auf  den  schütz  gegen  den  sommer  bereclmet| 
den  winter  hat  man  nicht  gefürchtet.  —  Griechenland  gegenüber  er- 
scheint Italien  noch  bevorzugt;  letzteres  zeigt  ein  reines  maritlmklima, 
ersteres  nähert  sich  schon  in  seinen  Verhältnissen,  namentlich  in  den 
nördlicheren  teilen,  dem  continentalklima ;  so  zeigt  Athen  eine  tem- 
peraturdiffercnz  von  22^,  Palermo  nur  14".    die  niederschläge  sind  in 
Griechenland  seiteuer,  das  land  daher  ärmer,  weniger  fruchtbar  und 
wir  müssen  die  tücbtigkeit  der  bewohner  um  so  mehr  bewundern ,  dasz 
«ie  ea  auf  jene  hdbe  der  enltnr  gebracht  haben,   der  geographischen 
Uige  entsprecbend  anter scheidea  wir  in  Italien  drei  sonen.'  l)  die  Pe- 
ebene,  mittlere  Jahrestemperatur  13 — 14®  mit  reichen  niederschlagen  an 
4en  geländen  der  Alpen;  2)  äquinoctialregenzone,  den  grösten  teil  der 
Apeninnenbalbiasel  nmfassend,  das  land  deroliven,  mittlere  Jahrestem- 
peratur 15<— 16^  mit  stärkeren  gegensätzen  im  gebirgslande ;  3)  die  sone 
des  wiuterregens  mit  einem  jabresmittel  von  17 — 19°,  mit  heftigen  re- 
gen im  december,  das  land  der  citronen  und  orangen,  Süditalien,  Si> 
ciiien  und  Sardinieu  umfassend,    die  erste  zone  ist  das  land  der  kolo- 
nisten,  die  zweite  das  eigentliche  stammland ,  die  dritte  das  gebiet  der 
griechischen  kolonien.  der  durch  die  verticale  gliederung^  bedin^^te  unter- 
schied in  klima  und  fruchtbarkeit  des  landes  greift  ebenfalls  tief  in 
die  geschichte  des  landes  ein;  aus  dem  rauheu,  nur  für  Viehzucht  ge- 
eigneten gebirgslande  stiegen  die  stimme  des  Apennin  ranbend  nnd 
plündernd  in  das  reiche  hügelland  nnd  selbst  bis  in  das  küstengebiet 
hinab;  heutzutage  bildet  die  nicht  ausgestorbene  brigantaggio  den  nach- 
hall  der  kämpfe  des  wilden  gebirgssohues  gegen  die  herscbende  cultnr. 
die  frage,  ob  das  klima  Altitaliens  ein  wesentlich  anderes  gewesen, 
als  das  heutige,  ist  Tersebieden  von  den  natnrforschem  beantwortet 
werden;  doch  giebt  es  anzeichen,  die  dafür  sprechen,  dasz  die  winter 
in  alten  Zeiten  strenger,  die  somraer  nicht  so  dürr  waren,  wie  heute, 
als  zweck  des  Vortrages  bezeichnet  schlieszlich  der  redner  die  absieht, 
yertretem  der  natnrwiisenscbaften  sa  zeigen,  dass  die  philologie  der 
resultate  derselben  niekt  entbehren  könne»  sondem  deren  belehroni^n 
dankbarst  anzunehmen  bereit  sei. 

Prof.  £.  Schmidt  au/i  Strazsburg  sprach  hierauf  in  glänzendster 
dietion  ttber:  ,,die  komScUen  TOm  stndentenleben  ans  dem  16.  nnd  17. 
Jahrhundert",  die  reformatien^  die  weckerin  des  geistigen  leheus  in 
Deutsehland  hatte  sunächst  aosser  der  blttte  des  kirchenliedes  auf  die 


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516     Beiieht  Aber  die  ▼erhandlmgoi  der  84»  ▼erwaniehmg 

deottcbe  dichtang  keinen  weteotlichen  einfloss.    im  scbaoapiel  wano 
die  dreveU  teere,  wetehe  feet  ellelo  dee  febiel  beliencIrteB.  cnt 

mit  dea  eefscbwange  des  lebnlwetens  finden  wir  profane  stäcke  it 
gröszerer  zahl,  die  auf  jenes  hinweisen,  wie     schnlspiegcl",  „schal-  | 
teufel"  u.  8.  f.    der  verlorene  söhn  bot  namenllicb  vielfach  den  stof 
SU  den  komödien  seit  Waldis  (parabel  vom  verlornen  sobn)  und  Gua- 
pbaene  (Aeoleetoe).  der  iteff  werde  ellm&Hff  TerweHliebi;  liacropedi«  | 
Bebildert  soinc  rebelles  als  zwei  vom  scbuTzwang  zu  sündhaften  Ver- 
gnügungen und  frevelthaten  entlaufene  muttcrsöhnchen.  die  Übertragung  i 
auf  die  akademischen  Verhältnisse  but  sich  von  selbst  dar,  unter  denen  I 
der  erste  let  Obrietopb  Stennelias,  magister  s«  FreekAnri  a/0.,  mit: 
•tnndentes,  comoedia  de  vite  studietomm.  die  nemenin  diesem  dnat 
—  Acolast  und  Eubnlas  —  erinnern  an  QnapbaeuB.    Phylarp^ro?  i»t 
der  sparsame  vater  des  fleiszigen  Philomathes,  der  kluge  Kabaliu  der 
des  lasterhaften  Akolastee.   der  etissehweifende  Akretei  ist  sobn  Am 
nachsichtigen  Pbilostorgus,  Philostasias  ist  ein  b&ttdelaftcbtiger  stadent, 
Deleasthisa  ein  verführerisches  MUdchen.    das  drama  analysirt  der  red- 
ner  aufifnhrlicb  und  zeigt  schliesziich  die  schwächen  des  Stuckes  — 
keine  einbeit,  keine  consequenz  in  der  Uurcbfübrung  der  Charaktere^ 
wfe  s.  b.  im  eweiten  eete  iwei  Terkemmeiie  etadenteii ,  Mjspnlos  mi 
EolaX)  ein  langes  wissenschaftliches  geeprleh  ttber  die  harmonie  der 
Sphären  führen.  —  Schärfer  wurden  die  Schattenseiten  des  damaligen 
etadentenlebens  geschildert  von  Albert  Wiebgrev  in  seiner  komödie: 
Cemeline  relegetee  etve  eomeedie  nore  feelMme  depingens  ritiB  I 
Mevdostudiosorum,  et  continens  nonnullos  ritns  eeedemicos  in  Gennsma. 
Cornelius  bezeichnet  jede  art  physischen  und  moralischen  katzesjan*  i 
mers.    das  drama  wurde  in  liostock  aufgeführt  und  mehrmals  verlMt,  ' 
der  Übertrager  ins  Deutsche,  pastor  J.  Sommer,  sagt  in  der  TOrreds:  1 
wie  die  römischen  saturnalien  sei  dies  sawspil  eine  warnung  wider  solch 
bacchantisch  Cornelisch  sawleben.    Wiebgrev  lehnt  sieb,  wie  dies  die  j 
namen  der  handelnden  personen  sowie  ganze  perioden  in  den  geeprS- 
oheu  zeieen ,  au  tinapbaeus  an  und  schildert  ausführlich  die  akademi- 
eeben  georiUiebe  resp.  miaibriiiebe,  wie  die  eebmermvone  ebbobelmf 
der  baccbantenhorner  an  dem  fuchs  Beanus,  ansbrecbnng  des  elepbaa* 
tenzabnes  u.  s.  f.    im  dritten  acte  wird  das  studentische  lotterleben, 
der  saufcomment  u.  s.  f.  dargestellt,  welchem  die  zehi^äbrige  relega- 
tien  folgt  la  den  beiden  letzten  eeten  folgt  erkenntnfes  der  lege  and 
besseruQg.   des  siebzehnte  Jahrhundert  breebte  durch  den  dreiszigjäbii-  ; 

5en  krieg  Verwilderung  in  alle  Verhältnisse  und  damit  niu  h  verfall  der  i 
eutschen  Universitäten,  wie  dies  die  erfolglosen  edicte  der  Senate, 
aber  mehr  noch  die  heftigen  klagen  der  gleichzeitigen  scbriftsteUar 
seigen  wie  Meyfart  u.  a.  m.  um  das  „allerlastigste  und  allerfröbliek- 
Ste  leben  auff  der  weif*  darzustollcn  knüpfte  1657  Joh.  G.  Schocb  an 
Wiebgrev  in  seiner  ,,komoedia  vom  studentcnleben"  an.  in  dem  leicht- 
hin entworfenen  etwas  rohen  stücke  tritt  überall  auch  die  sulebuoiig 
en  die  yorbergebenden  kemOdien  in  tege.  der  diener  Piekilbiriif 
spielt  die  komische  fignr,  nur  ist  er  weit  rober  wie  der  diener  Simon 
bei  Wiebgrev,  zieht  alles  in  die  zote,   deposition,  immatrieulatlon,  ßsnf- 

Selage,  duell,  straszenscandale  werden  aoch  hier  rorgeführt.  Amandas, 
er  eine  der  beiden  etttdeateu ,  gebt  neeh  eelner  relegetlee  elend  in  ^ 
kriege  unter,  Floretto,  der  andere,  bat  etwai  ebrbarer  gelebt  eod  e^ 
hält  eine  hofstcllung. 

Znm  Schlüsse  bezeichnet  es  der  vortragende  als  eine  lockende  auf- 
gäbe, des  thema,  das  er  sich  zunächst  gestellt  habe  —  die  vererbnogi 
Wandlung,  zunebne  dee  etolFeiin  einflnszreieben  itSdken  en  zeigen —t 
zu  verallgemeinern  und  zu  untersuchen,  welche  rolle,  active  und  pasiif^ 
überhaupt  die  Studenten  in  der  deutschen  dichtung  gespielt  haben. 

Anknüpfend  an  diesen  Vortrag  macht  prof.  dr.  Eckstein  all 
Leipzig  anf  die  dialogi  eebolaellei  anfinerkfam,  in  denen  lange  r» 


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deotiobMr  phüologeB  und  ichiilMftnner  su  Trier.  517 


<j>aapbaeus  und  Makropedios  durch  Petras  Mosellaniia  das  Studenten- 
Kesehiliati  wird,  di«  im  den  konSdleo  gesoUMfrto  depodtio  h%% 
sich  an  den  anwersitäten  bis  auf  die  gegenwarft  «rhallra,  freilieli 

xiicht  in  der  form  des  hörnerabschlagens  und  der  vexationen,  sondern 
i  n  der  Zahlung  eines  betrage«  an  den  dek«n  der  facultät  für  das 
aigoum  depositionis. 

Direetor  prof,  dr.  Ebarhard  aas  Elberfeld  sprach  fiber  ein  »tiBtttel* 
griechisches  epos  von  Digenis**,  durch  welchen  —  leider  wegen  der  vor- 
j^eriickten  zeit  sehr  abgekürzten  —  Vortrag  er  zum  Studium  des  vulga- 
ren griechisch  anre^^en  zu  wollen  erklärte,  um  so  das  allmälige  sin* 
iDSii  luid  «mweadlaBgen  d«r  § rieebiaehen  ipraeb«  klArsnstellen.  der 
]i«ld  des  gedichtes,  Digenis,  Uft  der  söhn  eines  muselmannes  und  einer 
jUdin,  lebt  unter  Romanus  I  und  bekämpft  die  rHuber  an  der  est-  und 
Westseite  des  byzantinischen  kaiserreiches.  das  epos,  aus  etwa  4000 
eigentBmliehen  Tersen  bestehend,  tot  TielfiMb  in  seinen  bildem  n.  •.  f, 
•fne  nicht  ganz  unglückliche  nachahmung  Homers. 

Bei  der  eröflfnung  der  dritten  allgemeinen  sitzung  theilt  der  ver- 
sitzende geh.  regierungsrath  prof.  Bücheier  mit,  dasz  der  anwesende 
direetor  dr.  Ähren s  aus  Hannover,  einer  der  mitbegründer  der  pbilolo- 
genvwreemtlnniyen,  der  aleh  «neb  in  der  wissensehaftUehen  weit  dureh 
seine  griecbische  grammatik  und  seine  forschungen  über  griechische 
dialekte  einen  namen  verschafft,  an  diesem  tage  sein  fünfzigjähriges 
doctorjubiläom  feiere,  die  Versammlung  erhebt  sich  zu  ehren  des  ja- 
Wtert,  welcher  in  wnmen  werften  dankt. 

Direetor  dr.  Sohmift[^  Ans  Cöln  sprisbft  fiber  lateinische  tacby^ 
graphie,  die  bei  dem  groszen  interesse  der  gegenwart  für  die  Steno- 
graphie wol  die  aufmerksamkeit  der  Versammlung  su  erregen  geeignet 
sei.   (I>ei  der  groszen  sahl  von  beispielen,  welche  die  treffliehen  aas* 
fühnmgen  erläutern,  sind  wir  nur  im  stände  andeutungsweise  den  in* 
halt  der  rede  wiedergeben  zu  können.)    die  lateinische  tachygraphie 
zerfällt  in  zwei  arten:  die  der  litterae  singulares  und  die  der  tironi- 
schen  Doten;  dieersiere,  namentlich  in  juridiachea  texten  angewendet, 
int  die  Utere  miToKiHHnBinere.  in  der  seift  der  ersten  anflinge  der  tneb^ 
graphie  setzte  own  an  stelle  eines  häufiger  vorkommenden  wertes  die 
1  bis  3  ersten  anfangsbachstaben;  etwas  später  setzte  man  zu  dem  an- 
laute noch  einen  auf  die  späteren  sjlben  hinweisenden  buchstaben  hin- 
m,  wie  nft      nuftem ,  eg  m  ergo ,  hr  mm  lieres,  lo  es  Ueeft  u.  s.  f.  auf 
diese  gesetse  beschränkte  sich  anfänglieb  die  gesammfte  tachygraphie, 
die  aber  durch  weitere  willkürliche  aaslassungen  oder  zusätze  vielfach 
verderbt  wurde,    klar  ist,  dasz  diese  art  der  abkürzungen  nur  an  ein- 
zelnen Worten  inmitten  anderer  ansgesohriebener  angewendet  werden 
konnte,    um  einen  vollständigen  text  tachygraphisch  wiederzugeben 
erfand  man  die  sogen,  tironischen  noten.  Enoius  (wol  der  dichter,  nicht 
der  grammatiker)  stellte  zuerst  1100  noten  auf,  eine  Art  stenographi- 
scher zeichen,  wie  aus  einer  stelle  Flutarchs  erhellt,  der  freigelassene 
Cieerss  T!ro  seftste  an  die  stelle  von  präposiftionen  noftsn.   die  ftaehj* 
graphie  kam  schnell  in  allgemeine  aufnähme  und  wurde  durch  Philar- 
gyrus  Vipsanius  und  Seneca  (der  philosoph?)  weiter  ausgebildet,  welch 
toizterer  die  zahl  der  noten  auf  6000  brachte,   sa  christlich-kirchlichen 
«wn^Esn  nnfswendet  gehiugto  die  sehnellsebreibekunst  namentlich  zur 
seift  der  Karolinger  za  hober  blüte,  um  dann  aber  rasch  wieder  mift 
dem  10.  jabrh.  abzunehmen  und  im  12.  ganz  zu  verschwinden,  erst 
durch  Carpentiers  schrift  ,,Tironiöche  noten"  wurde  auf  die  tachygra- 
phie hingewiesen,    die  noten  sind  aus  den  römischen  majuskeln  her- 
cenonmen  (bisweüen  unter  selir  wesentHehen  ieaderungen),  wie  dwB, 
7  »  P,  3  »  D  u.  s.  f.    zu  den  hauptzeichen  treten  kleinere  hfiili^ 
zeichen,  wie  punkte,  striche,  die  durch  ihre  Stellung  die  bedeutung 
angaben;  so  bedeutet  \  um,  \  riam,  \  mentum.  aber  nicht  bloM  buch- 
•ftttben  und  ^Iben  sondern  «ueli  wurte  (dur^  d«a  seielien  des  snlautes) 


618   BeriflbI  tte  die  YariNUMDuigeB  mw,  dmitMlMr  pUlologai. 

und  ganze  vielgebrAnchte  s&tze  katneu  durch  ein  zeichen  zur  darstel- 
IVDS*  3  =-  breris,  /  alias,  X  qaoutqae  tandem  abatere 
CatiHmit 

Prf.  dr.  Rohde  ans  TBIHagen  behandelt la  «la«m  auf  tiefeingebenden 

quell enstudien  basirenden  Vortrag  das  TerbSltnisj!;  der  beiden  begninder 
des  atomistischen  materialismut,  der  griechischen  philoeophen  Leakipp 
(oder  wie  der  redoer  tagt  Leseipp)  laid  Demokrit  an  enuider.  der 
tllfMMiiMii  aamliie  geniM  Iii  I^nkipp,  der  iMere  von  beiden,  der 
Mkrer  des  zweiten  und  der  erste  begründer  eines  materialistischen  phi- 
losophischen Systems  gewesen,  welchem  zufolge  die  weit  aus  dem  raum- 
erfüllenden Stoffe  und  dem  leeren  räum  besteht,  der  etofferfällte  raom 
'  wbd  dsMli  die  leer»  geteOl  mi  »«•  dem  verMUtaiM  te  fir  warn 
waJunehmung  unzn^^nß^lichcn  unteilbaren  kleinsten  Bestandteile  —  tto- 
tne  —  zu  einander  und  zu  dem  leeren  räume  entsteht  die  mannigfal- 
•  ti^eit  und  der  Wechsel  der  dinge;  die  aufeinanderwirkung  der  letitera 
'  iet  elat  reia  meebsaieeie.  dieeee— Toa  deai  fodaer  «adi  in  Miner  «li- 
terea  aatbildnng  d«rdi  die  folgenden  materialisten  weiter  erliafetft»  ij- 
9\em  —  wurde  dann  von  Demokrit,  dem  Mhiiler  des  begründers,  weiter 
aasgebildet,  sodass  dieser  stets  nur  ab  ein  unselbständiger  nicht  origi- 
neller denker  ersebeint.  schon  Epikur  swelfelt  aber  an  der  ezistenz  du 
Leoldpp  nnd  der  redner  bringt  MMIeMdIch  alle  jene  griinde  snsammen, 
die  nnvh  in  ilim  den  glauben  erzeuget  und  befestigt  haben,  dasz  Lcn- 
kipp  in  das  reich  der  mythe  zu  versetzen  und  Demokrit  der  eigent- 
liche entdecker  des  philosophischen  Systems  sei.  Leakipp  Boll  der 
MJitller  dei  Paimealdee  and  lehiar  dea  Demekril  gewaeea  teia,  da- 
durch wird  die  von  den  griechischen  philosophen  immer  gesuchte  con- 
tinnitXt  in  der  entwickelnng  der  Wissenschaft  hergestellt,  aber  in  etwas 
twangvoUer  weise  in  bezng  auf  die  zeit,  sodann  wird  nirgends  von 
L'enkipp  tXbtrm  angegeben  über  feta  lilieB  aad  wiffkeia,  nMa  wein 
nur,  dasz  er  ^XedTr^c  ist.  die  beiden  den  atomistischen  materialismw 
begründenden  und  ausbauenden  werke  sind  der  }Jiifac  bidKOCfjoc  und 
der  ^txpöc  bldKOCfXOC  (vom  redner  als  Weltall  und  mensch  gedeutet), 
letzterer  iet  nach  dem  zeugnisae  aller  Schriftsteller  von  Demokrit,  erste* 
rer  wird  aber  nameaHidi  ▼en  Aristoteles  nnd  Theophrast  dem 
Lenkipp  zug-eschrieben ,  während  es  hrJchst  wahrscheinlich  ist,  äf^n 
beide  werke  denselben  autor  haben,  infolge  der  mangelhaften  Über- 
liefeningen ist  die  frage  nicht  völlig  klar  zur  entscheidung  zu  bringen, 
ob  aiflBt  Leidüpp  eiae  b«bafi  bUdang  elaer  MUNNaneiddfaig^BdeB  pUk»- 
•opkenreihe  fingierte  peaion  ist. 

Der  Vorsitzende  geb.  rcgierungsrath  prof.  Büchel  er  schlägt  anf 
gmnd  eines  beschlusses  des  am  vorhergehenden  tage  vereinigt  gewese- 
aea  anssehaaMS  vor,  als  er«  dir  aMiirtjäbrigen  XZZy  TenanuelaiV 
Stettin  und  nie  Präsidenten  die  direktoren  dr.  Kera  und  dr.  Weicker 
zu  wählen;  nacli  einer  Unterstützung  dieses  antroges  durch  hm.  prof. 
dr.  Müller  aus  Halle  wird  der  verschlag  genehmigt,  in  der  letzten 
Sitzung  kommt  noch  ein  telegramm  der  een.  herren  zur  Verlesung,  wo> 
dareb  dieaelbea  die  wnhl  aaisaebaiea  eiltH»ea. 

Samstag  dea  97.  sept.  eröffnete  der  zweite  prSsident  dir.  dr.  Dronke 
die  vierte  und  letzte  allgemeine  Sitzung  mit  kleineren  geschäftlichen 
mitteilungen,  worauf  privatdocent  dr.  von  Duhn  aus  Qöttingen  unter 
nareigung  von  photograpUea  aad  etiehea  ttber  eine  aodi  aiebi  be- 
tebriebene  antike  franengestalt  ans  dem  arateum  Toriealn  iaSom sprach, 
ausführlich  verbreitet  er  sich  über  die  verschiedenen  auffassungen  der 
(griechischen  und  römischen)  statnen  edler  frauen;  bei  den  Qriecbea 
kam  das  erhabene,  bei  den  E5mem  da«  elegante  znr  damteUang.  die 
küaillef  aabatea  gerne  ein  schon  vorhandenes  motir  wieder  *if,  ^ 
im  Wettstreite  mit  dem  vorbilde  die  eigene  kunst  zu  zeigen,  al'« 
'Sitzenden  frauengestalten  (wegen  darstellung  der  Agrippina  in  dieier 
form  anch  Agrippinastatuen  genannt)  werden  auf  eine  griechische 


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0 


Penonafaiotiten.  519 

tue  (Berenice  nach  Heibig)  zurückgeführt,  die  im  circns  Maxentins 
sefnndene  durch  Laonitc  wieder  hergestellte  statne  im  museom  Tor- 
Mmla  leigt  eine  matrone  mit  lienlielieiB  fattenwurf  des  gewnndeg,  itt 
ffiszen  einen  Molosseihand,  redner  glaubt  in  ihr  d!e  Ton  Fansania« 
erwähnte  statu e  der  OlympU  (matter  Alexanden  d.  gronen)  TonNeo- 
duures  sehen  zu  dürfen. 

Den  letzten  yortrag  hielt  privatdocent  dr.  Birt  (Marburg)  über  den 
begriff  des  buchet  bei  den  alten,  der  vertrag,  der  eich  eingehenH  mit 
den  detailfragen  über  Schreibweise,  zeile,  zahl  der  buchstaben,  grÖsse 
der  rollen  u.  ä.  f.  beschäftigte,  gieng  leider  bei  der  bereits  eingerissenen 
nnmbe  und  der  gerade  nicht  guten  aknstik  des  saales  den  zuhörern 
TdlHff  verloren. 

Et  folgten  die  referate  der  teettoniTortteher  Uber  die  yerbaad- 
lui^n  sSmmtlicher  sectionen. 

Nachdem  noch  prof.  rector  dr.  Eckstein  (Leipzig)  den  dank  der 
vertaanilnng  IBv  ffio  aufnähme  in  der  ttadt,  fttr  die  leitung  der  rer- 
kasdlungen,  fBr  aUet  in  den  tagen  gebotene  dnrch  ein  hoch  anf  ^o 
Stadt  Trier  ansgesprochen,  wurde  die  tltnug  und  damit  die  84.  TOr- 
aammlnng  geschlossen.  * 

(fortsetzung  folgt.) 

Thier.  Broiob. 


(9.) 

PEBSONALNOTIZEN. 

(Unter  mitbenntanng  des  'centralUattea*  tob  Stiehl  mid  der  *Mit- 

Mhrift  liir  die  Sttenr.  gymsaiieii'.)  ^ 


Arnold,  dr.,  prof.,  director  det  gymn,  in  Oambhinen,  erbieh  den  pr* 

rothen  adlerorden  III  cl.  mit  der  schleife. 
Börner,  dr. ,  oberl.  an  der  realschnle  an  Ruhrort,  zum  direetor  der 

realschulc  in  Dortmund  ernannt. 
Bnebert,  prof.,  zum  direetor  det  kdn.  enUehnngalBttitiitt  in  Mttaehon 

ernannt. 

Bnjsek,  dr.,  ord.  lehrer  am  altttädt.  gymn.  in  Königsberg,  mm  Ober- 
lehrer ernannt. 

Cawalina,  prof.  am  «ruMj.  au  erhielten  den  pr.  rothen  adler- 

T.Drygalski,  gymnatiaidir.  an  Königi- JJ^"*' au 

berg  i.  Pr.  J  •  . 

Sschweiler,  dr.,  oberl.  am  gymn.  in  Aachen,  anm  rector  des  progymn. 

in  Brühl  ernannt. 

'"'HMau,*'"  ^"1  erhielten  den  pr.  rothen  «dler- 

Frey,  dr.,  director  des  gymn.  zu  Rössel)  orden  IV  cl, 

Friedel»  dr.,  ord.  lehrer  am  domcnrmn.  in  Merseburg,  zum  Oberlehrer 

an  der  latein.  tebnle  an  HaHe  befSrdert. 
Goldbeok,  dr.  prof.,  Oberlehrer  an  der  Luisenaehnle  in  Berlin,  aom 

director  der  Charlottenschule  daselbst  ernannt. 
Hahn,  Oberlehrer  am  gymn.  zu  Fulda,  \ 

Hampke,  dr.,  director  des  gymn.  zu  Lyck,  l  erhielten  denpr.rothen  adler- 
Jabn,  dr.,  direetor  det  gynui.  an  Batten-!  orden  lY  el, 

bürg ,  J 
Jörg,  dr.,  rector  der  realschnle  zn  Nenborg,  alt  prof.  der  matbem.  an 
Olks  gymn.  zu  Landau  versetzt. 


Digiti^cü  by  Cjt.jt..'vitL 


690  Pwiomünotiim. 

Klüber,  dr.,  prof,  am  f/ma.  in  WUrzburg,  eum  rector  der  reaUchale 
in  Nenburg  ernaniil. 

Krttteh«!,  dr.,  provinzialscholralh  in  Caitelt  erlitolt  den  waldeck- 
sehen  Terdienstordeo  II  cl. 

Kreaser,  dr^  ord.  lebrer  am  gjoui.  in  Münster ,  sam  Oberlehrer  er- 
nannt. 

Kronnjer,  dr.,  director  am  gfmtL  m  Weifsenbnrg,  erhielt  den  pr. 

rothen  adlerordea  IV  cl. 
Liesen,  dirigent  des  progjmn.  xu  £scbweUer,  lom  rector  dieser  an- 
stalt  ernanot. 

Lothhols,  dr.,  direotor  dee  gjmn,  tu  Stnrfard,  erhielt  den  ndler  der 

ritter  des  hausordens  der  Hohensollern. 
Meigen,  dr,  Oberlehrer  am  gymn.  zu  Wesel«  aU  'profeieor'  priidieiert. 
Fanten,  dr.,  direotor  der  realschule  erster^ 

Ordnung  sa  8t.  Johann  in  Dansig,  | 
pi  tann,  dr.  prof.»  diroetor  des  gjmn,  ml  erhielten  den  pr  .'rothen  adler- 

Cöslin,  r  orden  I\r  cL 

Qoeck»  dr.,  director  des  gjmn*  zu  Dram*l 

berg,  ,  j 

Biedel,  Oberlehrer  am  gymn.  in  Caeeel»  erhielt  den  pr.  kronenorden 

IV  cl. 

finmpel,  dr.',  provinzialscholrath  au  Cassel«  erhielt  den  waldeckschen 

rerdienstorden  II  cl. 
Bnmpel,  dr.,  Oberlehrer  am  gymn.  in  Ineterhnrg,  mm  Oberlehrer  am 

rryinu.  Andreanuni  in  Hildesheim  ernannt, 
fichade,  dr.,  ord.  prof.  an  der  nair.  Königsberg,  erhielt  den  pr.  rothen 

adierorden  IV  cl. 

Sehlenstner,  ord.  lehrer  am  gymn.  in  HSzter,  mm  Oberlehrer  ernannt. 
Sehramm,  Oberlehrer  an  der  mabohnle  erster  Ordnung  m  Oertinimd, 

aU  'professor'  prädiciert. 
Steinmeyer,  dr.,  Oberlehrer  am  gymn.  in  Elberfeld aum  director 

des  gymn.  in  Kreuzburg  einaunt. 
Thand,  4r.,  reetor  der  realoehnle  in  YieMon,  mm  direttor  der  hOb. 

büreerscbule  in  CÖln  berufen. 
Togt   a^r.,  director  des  gymn.  zu  CasseM  ^j^^^ 
Winter,  dr.,  director  des  gymn.  «"ä^tral->  »^w-w« 

rand|  J 


Amtsjvhilfti 

6  october  feierte  der  hochverdiente  director  des  Johannenms  zu 
Zittau,  prof.  dr.  üeinr.  Julius  Kaemmel,  unter  sahlreichen  aoa- 
seiehnungen  and  ehNoerweiBnngen  eein  25 j  übriges  ant^nliittaai. 

^  In  rBhestand  getreten t 

Ahrens,  dr.  Heinr.  Ludolf,  director  des  lyceums  I  zu  Hannover,  und 
erhielt  derselbe  in  anerkennung  seiner  hervorragenden  Verdienste 
den  Charakter  aU  geh.  regierungsrath. 

Gestorben  I 

Eich.  dr.  Friedr.,  gymnasiallehrer  a*  d.  m  Wonne  (mitbegründer  des 

Lutherdenkmals),  am  25  aug. 
T^anx,  dr.  Bernhard,  prof.  u.  oberl.  am  gymn.  zu  Arnsberg  (durch 

seine  mathemat  lehrofieher  bekannt),  am  tl  sept.,  69  jähr  alt. 
fleppe,  dr.  th.  et  ph.,  Heinrich,  ord.  prof.  der  theologie  an  der  univ. 

Marburg,  im  sept.    (namhafter  kirchenhistorikeri  auch  am  die  ge- 

schichte  des  Schulwesens  vielverdient.) 


ZWEITE  ABfBILUNe 

fob  eiMKASiALPiMaofliK  usi)  m  tmms 

L£HMiCfi£B 

MIT  AUMOBLUSa  imi  OLABSMOn«  »BIMLOOtS 

HHBAUSaiSaBBBN  VON  PBOF.  DJR.  HBBM4NM  MaSI08^ 


(52.) 

DIE  ZWICKAÜER  SCHULORDNUNG  VON  1523. 
ein  beitrag  zur  geacbichte  des  dreisprachigen  anterricbts. 

(fortseUung.) 

Griechische  grammatiken**  und  lexika"  und  griechische  Schrift- 
steller^ kamen  seit  ende  des  15n  jahrh.  im  urtezt  gedruckt  (wenn 

*^  von  Lasearis  (Medtol.  1476),  Chrysoloras  (Mediol.  s.  atVenet.  1484), 
Chalcondylas  u.  Moschopulus  (Mediol.  1493?),  Gaza  (mit  Apollonias, 
Venet.  1495)|  Urbanus  (Venet.  1497),  Guarinos  (auszug  aas  Chrysol.  Rhe<- 
gii  1501);  üasa  fte  wfeMige  sammhings  thesaviM  eoniaeopiae  et  horti 
Adonidis  (Venet  1496).  siehe  L.  Hain,  repert.  bibllogr,  (lM6ff.) 
Ebert,  allg.  bibliogr.  lexic.  (1821  u.  1830)  unter  d.  betr.  namen!  exerapl. 
in  München.  —  Auszer  diesen  gedruckten  grammatiken  benutzte  man 
in  Deutschland  noch  eine  reibe  baudachriftlicher  ('Codices  louge  late- 
qve  patentes'  Simler),  wie  Meh  ans  den  mittheiloiigeD  Simlen  (isagog. 
bl.  AA  2«,  BB  1«,  rr  4«,  AA  4«),  und  Melanchthons  (inst.  gr.  gram.)  fiber 
ihre  hilfsmittel  ergibt,  zh.  Chöroboscus  (de  spiritibus),  Ammonias  (de 
diotionum  ditferentia),  Mazimus  Flanadea,  Quarinus.  vergi.  oben  ?or  321 
^  Daas  damala  von  den  bnmaDitton  allerwXrts  viel  griech.  warka  ce- 
sammelt  wurden,  belegen  ilura  bfitfa  (ua.  die  wichtigen  apistolaa 
illustrium  virorum  hebraicae,  graecae  et  latiuae  ad  J.  Renchlinum 
missae.  Hagenoae  1519  [iu  Dresden  u.  meinem  besitz],  resp.  Geiger, 
Beuchlins  briefw.,  z.  b.  der  brief  von  Manutius  an  Reuchlin  18  aug. 
tW2)  und  die  verzeiohnitse  tob  bibliotheken  ans  dem  anfang  und  der 
mitte  d.  16n  jahrh.,  wie  der  interessante,  reichhaltige  'katalog  der  griech. 
bibl.  des  franz.  gesandten  in  Venedig,  Job.  Boistaillier,  aus  der  mitte 
d.  16n  jahrh. ^  (veröfifentlicht  v.  K.  W.  Müller  im  Rudolstädter  g/mu.- 
progr,  1862),  in-  den  unter  andern  i«  i.  Tarieren  gegangenen  werkatt 
nochainagramniatik  Aristarcha  nnd  eine  erUimngAriatarehfTenHemera 
Od/aaee  aufgeführt  werden. 

**  Crestonus,  lexic.  graec.«lat.  (Mediol.  1478?  woraus  schlieszlich 
das  lex.  septemvirale  Basil.  166S  ff.  wurde,  vergl.  Ebert  ao.  6447  ff. 
6075  f.  5142),  Calliergi,  etymologicum  (Venet.  1490),  Chaleondylaa, 
Suidae  lexic.  (Mediol.  1499),  Calepinus  dictionura  lat.  et  graecarum  in- 
terpres  (Rhegii  1502),  Pollnx  vocabul.  i Venet.  1502),  Musorus,  Hesychii 
dictionar.  (Venet.  1514).    vergl.  Uain  II.  u.  Ebert. 

^  sneiat  ersafaienen:  Aeaopi  fabnlae  (MedioL  1480?),  Theoeriti 
Idyllia  ond  Hesiodi  opers  et  diea  (Med.  1481?),  Homert  Batraehomyo* 

N.JdiA.f.pldL«.pld.  Itfibl.  im  hA.lL  84' 


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522 


Die  Zwiekaaer  toliiilordniiiig  Ton  im. 


Mcb  noch  ohne  principvolle  auswahl  gedrnekt)  über  die  Alpen,  dank 
dem  eifer  und  fleisze  der  italienischen,  TOM  dcvtadien  vielfach  1]nte^ 
gifiizien  gelehrten  und  bnchdrucker ,  vor  allem  des  humanisien 
Demeter  Chalcondylas  in  Mailand  (t  1 5 1 2)  und  des  gelehrten  dnid[en 
iidofl  Pius  Manotioa  in  Tenedig  (t  1616),  der  allein  ron  S8  gm» 
ebischen  classikem  die  editiones  principes  besorgte  (s.  anm.  30)  und 
die  manigfachsten  und  einfluszreichsten  beziehungen  zu  Deutsch- 
land licsasz".  und  diesseits  der  Alpen  legte  man  seit  der  wende  des 
Jahrhunderts  ebenfalls  rüstig  hand  an  die  lierstellung  geeigneter 
Unterrichtsschriften,  doch  unter  bedeutender  abhängigkeit  von  den 
italienischen  humanisten.  fast  schon  um  dieselbe  zeit,  wo  in  Ita- 
lien die  erste  griechische  grammatik  (die  von  Lascaris  zu  Mailand 
1476)  die  presse  verliesz,  hatte  der  grosze  Pforzbeimer  humanist 
Reuchlin,  zwar  nicht  in  Deutschland  selbst,  sondern  in  Paris 
(winter  1477  —  78)  aus  Max.  Planudes,  Georg.  Choeroboscus ,  Theo- 
doret  und  andern  grammatikem  eine  schrift  'de  quattuor  graecae 
linguae  diilerentii.s"  (dialekte)  'elucubrirt',  welche  von  ihm  später 
(um  1490)  dem  kurpfälzischen  canzler  Job.  v.  Dalberg  verehrt  wurde 
und  handschriftlich  noch  anf  der  kgl.  bibliothek  zu  Stuttgart  lOt' 
banden  ist;  desgl.  hatte  er  in  Orleans  (im  j.  1478)  eine  MiKpoiRtt- 
teia  TwfiMtt,  die,  sniD  jaAyBkgthrmt  Mi  doi  Tortrfigen  Tor  seineft 
(adeligen)  eelitlleni  bestimmt,  leider  nidit  zum  druck  gelangt  und 
Terioren  gegangen  ta  s^  sebeSiit  1489  tenmstaltete  er  in  Stott> 
gart  eine  Bamlnng  Udner  grieohSscher  gesprftohe  mit  ttebenattsteben* 
der  ktem.  übersetsnng  imter  anUluiiing  aa  das  grieofaische  Tooabilar 
dss  Jnl.  PqUox  imd  sdnakte  diese  haadsoliTiillieheii  *qnomda»m 
oelloqiria  graeea*  ebenüidls  an  sefinen  gSimer  Dalbei^  in  HeidellMq^.* 

macliia  (Venet.  1486).  Isocratis  orationes  (Med.  1493).  von  den  nach- 
maligen schul-classikern  wurden  Luciani  dialogi  zuerst  Florent.  1496, 
Enripidis  tragoed.  IV  ebenda  (1496?),  Aristopbanis  oomoedise  IX  Tenet 
UeS,  Sophoclis  fragoed.  VIT  n.  ITerodotns  u.  Thucydides  Venet.  1602, 
Demosthc-nes  i)>id.  1504.  Plato  ibid.  1513,  Xenopbon  Flor.  1616,  Aetebj* 
lu8  Veuet.  1518  gedruckt. 

M  K.  Falkenfltein,  gescfa.  d.  btrchdrackerknnst  (Leipzig  1840)  s.  fit  f. 
dort  auch  und  bei  J.  Schtick,  Aid.*  Münutius  und  seine  zeit^enosses 
(Berlin  1862)  über  seine  kleine  'aeaderaia'  in  seinem  hanse.  über  seine 
beziebungen  zn  deutscben  gelebrten,  seine  bemübungen  um  gründwag 
einer  griecbischen  akademie  und  um  ibre  auerkennung  durch  kAiser 
Maximtnan  Tgl.  besonders  L.  Oeiger»  betiehnngen  swisebea  Dentsdilind 
and  Italien  z.  z.  des  humanismns  (in  Müllers  zeitscbr.  f.  dentscb.  cnl- 
turgescb.  n.  folge.  4r  jabrg,  1876,  s.  104  ff.),  —  üeber  die  preise  dtr 
Aldinen  (ein  octavbd.  etwa  2  mk.)  s.  auch  Fr.  A.  Eckstein,  latein. 
nnterr.  0^  S^^lmMs  encyklop.  d.  m.  XI.  1879  's.  518  f.). 

R.8  dl  Hcntio  zur  scbrift  de  qu.  gr.  1.  diff.  uud  zu  den  quottid. 
colloq.  siebe  bei  Geiger,  R..s  briefw.  s.  24  f.  u.  23  f.;  über  die  wol  unter 
anschlusz  an  Theod.  Gaza  (vergl.  epist.  ill.  vir.  bl.  0  den  brief  des 
Hermonymus  v.  1478)  ausgearbeitete  mikropaedia  s.  Geiger  ebenda  s*  91 
XL  174  V.  Geiger,  Renchlin  IS  f.  100  f.  (Mer  ancb  über  die  Reaehliofck« 
ausspracbe  des  griecb.,  di^i  sog.  Itacismus  [rj  i]  n.  über  die  gemachte 
ausspracbe  des  Erasmus,  den  etacismns.)  —  Erbard  II  451  täuscht  sich, 
wenn  er  die  mikropaedia  in  d.  grossberzgl.  bibl.  Karlsruhe  vermutiiet; 


Digiti^ca  by  Lj<.)<^j^ 


Dk  Zwickatttr  •ohulordiiing  tob  1öS& 


vielleicht  gleichzeitig  oder  schon  um  1480  erschien  in  den  Nieder- 
landen das  erste  mir  von  dort  bekannte  griechische  clementarbuch 
für  den  gebrauch  in  den  lateinschulen ,  der  erste  griechische  druck 
in  Mitteleuropa :  coniugationes  verhör  um  graecae  Dauentriae 
nouiter  extremo  labore  collectae  et  impressae.  s.  a.  18  fol.  4.  um 
1500  stellte  dann  Conr.  Celli  s  in  Wien,  der  damals  bei  seinen  Vor- 
lesungen über  die  geographie  des  Ptolemaeus  den  griechischen  Ori- 
ginaltext zu  gründe  legte  und  ihn  ins  lateinische  und  deutsche  über- 
setzte, eine  ähnliche  elementare,  wesentlich  nur  Übersichten  in  tabel- 
len  gebende,  griechische  fomienlehre  zusammen,  die  sich  in  einer  ab- 
schrift  von  der  band  eines  Schülers  noch  in  Wien  vorfindet,  und  der 
Wostfale  Heinr.  v.  Amorsfordia  (f  1504)  machte  als  lehrer  des 
griechischen  in  Deventer  den  ersten  versuch  diesseits  der  Alpen,  ein 
VooalmlariaiQ  grecum'  abzufassen,  von  dem  wir  leider  nur  aus  Job, 
Batsbadis  gle&äiMÜg«!!  aofniefaiiungen  etWM  iriaaai«'* . 

Der  rahm  aber,  die  nratteraMt  sowol  des  ersten  im  dgent- 
liehen  Dentsddand  mit  grieckischen  typen  gedruckien  bnches  als 
ancb  des  ersten  von  einem  Deutschen  in  diesem  seinen  Taier- 
lande  aasgearbeiteten  nnd  som  dnudr  getoebten  lebrboehee  der 
griecbiseheii  spraehe  za  sein,  gebohrt  stadi  Erfbrt.  hier  sah  es 
der  bamanistlMhe  Joiist  Hic.  Marsehalck  aas  Boszla  in  Thttringen 
(daher  mit  beinamen  Thurius)  als  seine  haaptaaiisabe  an,  für  ver* 
breitung  der  kttmtnis  des  griechischen  zu  wirken ;  er  sammelte  um 
sich  einen  engem  kreis  von  schülem,  u.  a.  Ger.  Burkhard,  Eberbach 
und  Lange,  und  gab  im  j.  1501  mit  griechischen  typen  die  sehrift 
Prisciani  CSaesariensis  grammaticorum  facile  principis  Trcpi  cuvTtt* 
^eu)c  heraos*^  und  in  etoi  demselben  jabce  als  secretär  des  oni?eiw 

die  hdaßh.  ist  laut  freaodl.  benacbricbtiguDg  nicht  daselbst,  noch  we- 
nifw  ein  cbmek. 

über  d.  'couju^.  verb.  gr/  verf^  M.  F.  A.  G.  Campbell,  annales 
de  la  typo^rapbie  noerlHndaise  au  XVe  si^cle.  La  Haye  1874  nr.  493 
(exempl. .  d.  coDjugat.  in  Oldenburg),  in  d.  j.  1480  setst  H.  Hallam 
dea  irnok  (Növe  ao.  p.  14).  dber  Celli«  Sprachlehre  s.  Asehbach  TI  261 
(vergl.  62).  — >  Ueber  Amersfordia  8.  Krafft  und  Crecelias  ao.  (sab  21) 
i  Ueft,  1870,  wo  stücke  aus  Butzbachs  hdschlm.  (in  Bonn  befindl.) 
'aactarium  de  scriptoribns  ( t  closiasticis'  (v.  i508— 13j  abgedruckt  sind. 

"*  G.  Wfg.  Panzer,  anuales  typograpb.  VI  (1798),  493.  F.  W. 
Kampiehiille,  die  naivers.  Erfurt  I  (1B68)  s.  69  f.  am  BCfaliiese  des 
^Vie  2  letzten  bücher  von  Priscians  institutiones  enthaltenden,  vom  7n 
idus  septemb,  1501  datierten  Werkes  schreibt  Marschalk  mit  nicht  un- 
gegründeter ruhmrederei:  'babes  eu  candide  lector  Prisciani  dao  de 
oonrtractione  Tolomina:  graedt  literis:  id  quod  in  Ctennaiiia  BQaqnaia 
Hntea  contigit'.  freilich  ist  Marsehalks  draek -lücbt  die  ausgäbe  eines 
ursprünglich  griechisch  geschriebenen  werkes.  auch  linden  sich  grie- 
thische typen,  allerdings  nur  vereiuzelt,  in  Deutschland  schon  früher 
hingewandt,  nämlich  bei  deu  griech.  Sentenzen  in  Cioeros  paradoxa, 
weleke  Fast  nnd  SohÖffer  1466  zn  Mainz  herausgegeben  haben.  Falken- 
stein  141».  (in  dems.  j.  1465  auch  in  Italien.  Falkenstcin  209.  —  Ueber 
den  In  griech.  druck  in  Paris  im  j.  1507  vergl.  Kbnrt,  nr.  8616.)  — 
Ueber  Marschalk  (eeb.  1470;  lö(iü— 1502  prof.  in  Erturt,  wo  kurfürst 
^riedr.  d.  weiae  and  aein  bnider  Job.  öfters  seine  vorleennscn  besneli- 

S4* 


Digiti^ca  by 


Dta  ZwiokMMr  tohnlordmiBg  Toa  16tt. 


gitätssenats  die  1500  vertaszte  und  ohne  zweifei  für  die  Studenten 
bestimmte  'orthographia' ,  welche  sich  auf  die  lautlehre  beschränkt 
und  bis  auf  daä  elementarste  zurdckgcht ,  dabei  aber  das  griechische 
und  lateinische  gleichmäsug  behandelt  und  sich  sowol  sehr  an  die 
1471  zu  Rom  und  Venedig  erschienenen  und  bis  1500  vielmals  in 
Italien  neu  aufgelegten  'commentarii  grammatici  de  orthograpbia 
dictionum  e  graeci:»  tractarum'  des  Jo.  Tortellius  anschlieszt,  als 
auch  in  mehreren  partien  fast  wörtlich  mit  dem  ersten  teile  des  aa- 
hangs  Me  litteris  graecis*  usw.  übereinstimmt,  welchen  Aldus  Ma- 
nutius  zu  Venedig  seinem  ersten  drucke,  der  ausgäbe  des  compen- 
diums  (CmrafiTi)  des  Lascarig  im  j.  1495  beigegeb^i  hatte *.  Mkst 

ten;  1608 — 6  in  Wittenherg,  dann  am  hofe  JoaeUflM  I  Brandeabar^, 
1610  prof.  in  Rostock;  f  1525)  und  über  seine  werke  vergl.  Chr.  Mchött- 

fetiii  opuAuuia  inioora(1767j,  t.  d39 — 62;  Kampschulte  1,  51  ff.;  Krabb^ 
ia  uniTen.  Boalaak  (ItM),  a.  IM;  Mather,  aae  deai  aaivanltftt»'  lad 
galekrteDleben  im  Zeitalter  4»  reforro.  (1866'  s  495  usw.;  Bh.  Hommel. 
■ene  hiblioth.  v.  seltenen  hbrn.  (Nürnb.  1775)  I,  77  f.;  Eberl  II,  13037 
—6«:  Graesse,  Tresor  dt-  livres  rares  etc.  (1860  flf.)  IV,  388  f.;  Falkeü- 
•tein  194;  Q.  Lisch,  gesch.  d.  buuhdrnckerk.  in  Meckleub.  bis  1510  (ia 
d.  jakrbb,  d.  var.  f.  Heokl.  geaab.  lY.  [1839],  86  C).  (Mareobalk  ktllt 
in  seinem  banse  zu  Erf.,  Wittenb.,  Rostock  eino  privatdrackerei.)  ver 
dienate  erwarb  sich  M.  auch  durch  seine  schriftstellerische  thätigkeit 
aar  lorderung  uad  befriedignng  poetischer  neigimgen  (laus  Musarum 
1601;  aoeUridion  poetaraai  cdaiisuMNnui  160t  aaw.).  ObaraeiiihabiiM 
m,  fpiter! 

^  titel  d.  Afdin.  anhangs  s.  bei  Hain  9924,  vergl.  Ebert  11785. 
ex.  in  München  u.  Zwickau,  ausser  den  von  Marsohalk  aufgenommeueii 
abaehnitten  (s.  sofort)  enthält  der  drock  noch  grieeb.  abbranatfonü  n. 
laseaittcke  (mit  lat.  interiinearrersion),  nftoiL  arangeliam  dioi  laaanit 
enangelistae  (d.  i.  Joh.  1,  1—14),  earmina  aurea  Pythagorae,  Phocili- 
dis  moralia.  das  buch  war  für  Deutschi,  geradezu  e p ochem&cbend 
und  wurde  sehr  oft  abgedruckt,  s.  sab  43  n.  36.  —  ^arsebalks  'ortbogr.* 
itt  betitalt:  orthographU  M  M  T  (d.  L  Mleol.  Maraeaalei  Tbnrii]. 
daronter  awei  distichen  tob  Matemas  Pistorias  ad  pubem  ErphurdieD 
sem  etc.  schlnsz  bl.  1  4*:  inipresenm  Krphordie  per  Wolfgangum  Schenck 
anno  1601.  58  unnamer.  bl.  4^.  die  Orthographie  ist  dediciert  untenn 
10.  eaL  aai  1600  dam  Toa  BarnUte  haabgaaiMiiten  Mafdaburger  rMa- 
tagsgesandten  Joh.  Wolf  t.  HaiWBaaffla  [bei  Oreis],  damit  sie  'qaem- 
admodum  snb  Aiacis  clypeo  tutus  Ulysses,  ita  tuta  sub  te  polyhistore 
rabiosuloM  eß'ugiatv  das  buch  enthält  an  griechischen  unterrichtsatoffeo 
1)  folg.  dem  Mauutius  entlehnte,  bezw.  nachgebildete  absehoitls; 
de  Utterif,  de  diaiiione  liter.,  da  aeaentlbaa,  den  grieah.  (u.  lateia.) 
text  des  pater  nost.,  ave  Maria,  salve  regina,  symbol.  apostol.,  ein  ca- 
pitel  que  sit  potestas  litter.  graec,  qnem.uiinodum  litterae  graec.  in 
latinas  transferantur,  quam  cognationem  litterae  graec.  quae  tenaes 
et  nadiaa  et  atplratae  appellaiitiir  latar  ea  babaant;  9)  vater  aiehr 
oder  minder  engen  anschlnss  an  Tertalliat  (Hain  16664  ff.  in  MGnchen). 
abschnitte  de  praepositionibus  gr.  (vor  allem  über  worte,  die  mit  prä- 
Positionen  zu.sammengesetat  sind,  'u.  ihre  lateia.  bedeutung),  de  com* 
positis  a  graecis  (d.  h.  eine  lange  reibe  mit  hippos,  poly,  physis,  pfailMi 
diair,  theca,  theos  osw.  zasammeogaaetater  worte  nebst  latein.  Über- 
setzung), denn  (bl.  e  2  fF.)  eine  menge  nach  den  anlauten  (alphabets- 
risch),  in-  und  auslauten  (z.  b.  auf  lia,  mia,  nia  usw.)  angeordneter 
grieeb.,  aber  meist  lat.  gedruckter  worte  mit  lat.  Übersetzung,  z.  b.  M 
agplr»tii  in  pffiadpio  (d.  h.  die  mit  aapirataa  atdantaadaa  wOrter)»  a0- 


Digiti^cü  by 


DS9  Zwiokaiier  tobolonhiiiBg  von 


wahndniiiUfih  war  er  «  etai&lls,  te  in  immlhmi  jahra  me, 
ansgemmmtiU  die  sefaihisspartisn,  nur  ireaig  Teritaitete  Ausgabe 
diem  Aldinisolieii  »aämxkgB  Teranstaltete  miter  dem  tilel:  inw- 
Ttivfi)  npoc  TUiv  fpammm  cJtXnvuiv  cdeminiBle  iairodiictecifi  in 
kBonui  graecanicü**.  obwd  dieses  btteUeln  eines  insseneelialüiotai 
werte  entbehrt,  so  beseagfc  ee  doch  dnreli  seine  wiederbodten,  nelur» 
fach  erweiterten  auflagen,  dasz  es  den  wachsenden  neigungen  der 
deatschen  jugend  fttr  das  griechische  entgegenkam,  und  darf  als 
eine  hauptquelle  gelten       der  bestimmung  der  minimalhöhe  der 
griechischen  kenntnisse  im  enrten  Jahrzehnt  des  16n  jahrhonderts« 
selbst  Cfiln,  wo  die  anhftnger  der  alten  lehrsysteme  ibr  hauptlager 
aufgeschlagen  hatten,  konnte  sich  damals  der  bewegiaig  nicht  ent> 
ziehen,  dank  der  tätigkeit,  welche  dort  zu  gunsten  des  griechischen 
schon  1484  der  sprachkundige  Italiener  Wilh.  Kaymundus  Mithri- 
dates  und  später  Busch  und  eine  zeit  lang  (1496)  Erasmus  entfaltet 
hatten,  im  mai  desselben  Jahres  1501,  da  Marschalks  griechische 
Schriften  die  presse  verlieszen,  druckte  Heinr.  Quentell  hier,  freilich 
noch  ohne  griech.  (und  hebr.)  typen  ein  von  Busch  bevorwortetes 
werk  des  Holländers  Jacob  von  Gouda:  'Erarium  aureum  poetarum', 
dessen  vorletztes  4s  buch  unter  rücksichtnahme  auf  den  griech.  (u.  hebr.) 
bibeltext  einen  'modus  aspirandi,  diphthongandi  et  recte  scribendi 
non  tantum  in  latinis  dictionibus  verum  etiam  in  grecis  et  hebraicis,* 
eine  Orthographie  griech.  (alphabetarisch  angeordneter  u.  lateinisch 

mina  qaae  i  Bcribnntar  latino  (z.  b.  isagoga),  qnaedara  DomfnE  qsorati 
negligit  valgiis  orthographiam ,  schlieszlich  (bl.  1  1  f.)  die  namen  der 
Musen,  Orasien,  Parzen,  Furien,  Nereiden,  Harpyen,  Najaden,  Oreaden, 
richter  und  flüsie  der  uiterwelt  (meist  lat.  und  griech.).  —  Das  grieub. 
ist  grSstonteilg  lait  grieeh.  tjpen,  aber  ohM  aecente  gedrnekt.  die  be* 
nutzten  quellen  nennt  Äf.  nicht;  dagegen  spricht  er  in  der  dedication 
die  hoffnung  aus,  dasz  die  leser  seines  buches  nicht  dieses,  'sed  au- 
tores  legent  grauiasimos,  und«  baec  desumpaimus'.  —  Ex.  in  Leipzig, 
Zwiekan  n.  Drasdes. 

d«i  bnoh  ist  der  2e  fliealL  druck  in  Deutsch!.,  zuerst  (8  fol.. 
kl.  4°)  expresram  Erphordiae  per  Lupambulum  otvoxoov  alias  Schencken 

{s.  anm.  35].  anno  Christi  löOi  ad  86.  oalend.  ootbr.  den  vollen,  den 
Bhftlt  angebente  Utel  lAfha  M  Pamr  VI,  4M  mid  QvMiaa  U,  494 
litternrisches  In  Fnyteg«  adparatas  litterarios  (1752  ff.)  II,  748  i»  dla 
3  lesestiicke  aus  dem  schlusz  des  Äldinischen  elementarbuoliea  resp. 
anhangs  fehlen  in  der  eiCQYUJYr).  ex.  in  Leipzig  u.  München.  —  Eine 
2e  teils  verkürzte  teils  (um  die  lesestiicke:  Job.  1,  1—14,  tiscbgebete 
Q.  dintofii»  nptem  snpientiam)  «rwaitette  ausgab*  enehiMi  a.  1,  at  n, 
(8  fol.),  wol  noch  1502  zu  Erfurt,  in  Verbindung  mit  einer  Aldinischea 
introductio  in  litteras  hcbraicas.  am  schlusz  des  sonstiger  namensanga* 
ben  und  empfeblungeu  entbehrenden  buches  stehen  von  Marschalk  ein 
lateia.  epigraaiii  (liitieli.)  d«  la«de  Ittteramm  hebraie.  n.  ein  griacli. 
(mit  lat.  fibersetz.)  de  laude  liMtratam ^aec  Marschalk  ist  wol  anoh 
d.  Veranstalter  des  druckes  gewesen.  —  Die  Sc  mir  bekannte  ausg. 
(übrigens  der  le  griech.  druck  in  Sachsen)  besorgte  unter  neuen  zu- 
sätaea  der  Frankfurter  prof.  Herrn.  Trebel:  cicatuitn  •  •  •  elementale  in- 
troduotorium  in  idioBa  graec. .  • «  WÜtottburgii  in  officina  Gronenbatf  Ii 
1511.  beschrieben  von  Scböttgen ,  opnso.  min.  322  i,  ei«  in  Lei|paig> 
n.  Krenascbule  Dresden.      Yergi.  naehber  lob  4dl 


Digiti^ca  by 


Dit  ZwiokiiMr  MlMdocAnuiy  tob  IftM» 


•ddirtor)  wM«  cnttilliiLaiil  dam  iwdtwidritteader'orüiognphia* 
liMidMlkt  (U*  •  9  IT.)  Mkr  wwaaAl  ist**  elf  jalinsiiitar  «aeUflii 
das  erste  mir  bekannt  gewordflo»!  TOft  «BMn  D^ntsehen  ver- 
fertigte lebrbncli»  in  welcbem  der  gtSAinte  für  den  anfangsunter- 
iklit  geeignete  spraobstoff  (lantlebre  und  formenleJm  Ini  xii  da 
tmtIms  in  zure<^  gtkgt  ist  «itt  aasnabme  der  syntax»  «•  irir 
€hK»g  Simieri  iMgogicom  tiue  artvodnetoiitiiB  in  lifüras  giw* 
CM,  das  er  in  einem  bände  mit  seinen  obsemationes  de  arte  gramma- 
tica,  desgl.  mit  dem  nacbdruck  der  ersten  bälfte  des  erwähnten 
griechischsprachlichcn  unfaangs  des  Manutias  de  litteris  graecis  usw. 
und  mit  den  erotemata  Guarini,  und  zwar  als  letzten  teil  dieses 
htadffi  im  j*  ibX2  an  Täbingan  veröffeAÜkbte^.  das  bmh  ist  eine 

eine  kurze  beschrelbung  des  buches  and  bfograpbie  s.  verf.  gibt 
(Jeiger  in  der  all^.  d.  bio^r.  IX.  ex,  der  ausgäbe  1501  (18  calend&s 
juai&ä)  und  einer  zweiteu,  welche  'Schottiis  Argeiitine  pressit  1515'  in 
Göttiogen.  nach  einem  zusaiz  in  der  2n  von  Geiger  nicht  erwähnten  aiisg. 
isi  ^er  abfelniitt  vera  orthographia  diettonam'  (te.  graeear.)  'aecttn- 
dam  Tortellinm'  'gearbeitet;  daher  die  Verwandtschaft  mit  Marsdialk! 

titel  des  Reuchlin  dedicierten  Sammelwerkes:  qnae  hoc  libro  cod- 
Unentur.  Georgii  äimler  Voimpinensis  obMroatioues  de  arte  gramma- 
iiea  de  Hteris  graaeia  aa  dlyhtaongis  .  . .  abbreaiatlofies  [gr.]  .  .  .  ero- 
lamata  Gnarini  .  .  .  isago^ttOm  .  .  .  am  ende:  Tubingae  in  aedibuäTho- 
mae  Anshelmi  iJadensis  menso  Mnrtio  1512.  208  bl.  4".  das  isafrogi- 
cum  nmfaszt  25  bi.  text.  ^;iinler  handelt  darin  über  d.  griech.  dialekte, 
buchttaben^  Orthographie,  prosodie,  acceote,  interptinction  (bid  bi.  6"), 
die  Artikel  (mit  stammbanmtabelle)  and  die  arten  des  nomen  (wobei  er 
sicli  auf  die  wichtigsten  'terrainationes',  genusendiingen  und  die  bedea- 
tung  <ler  ableitungssilben  beschränkt),  die  tigura  nomtnis  (simplex,  com- 
posita,  decomposita  i.  e.  uuae  a  compositi»  derluatur;,  uumeroa,  casu«,  u. 
dia  S  banptartea  dardaaUMtion  (simples  at  canlraota).  aa  folgt  die  bt- 
a^aboog  der  6  besondaraa  ordines  der  einfachen  decUnat.  (bis  bl.  12'. 
paradignia  der  In  ist  atvctac,  2n  }iovca,  3n  aXuuc,  4n  Xotoc).  die  5e 
(hentige  3e)  wird  dabei  in  folg.  das  buch  cbarakteiiBierenden  weise  ab- 
getbaa:  'baea  est  latiadb  laiwa  apud  graaeaa  narfa  in  tarmiaalionlbaf 
et  moltlplez  per  vooabiüa  crases  synaercses  et  linguas,  noatro  non 
possumns  adnectere  commentariolo,  est  enim  multiplex  tractatio  varie- 
tatesque.  gustandam  proponimus  graecitatem,  non  examussiin  discu' 
tiendam,  nec  in  uuum  possnnt  omnia  libelium  contrudi,  ansam  prae- 
boAsae  atadiasia  noaa  oaBtemti  saauit,  alia  ^a  aonl  aaUu  naeasauU 
in  codicibtis  longe  lateque  patentibus  requirent,  Constantinum  com^' 
rabunt,  item  et  Vrbanum,  Demetrinm,  Maniielem,  Th('odorum  Qazam, 
Maximum  Plauudem  et  cetero8\  (ähnliche  hinweise  auf  die  früheren 
gramnatikan  a.  bl.  S^t.faniitlo  atadiaiM  graeaüatfa  in  Ubr.  III  Ckeod. 
Gasae . . .  Const.  Lascanm  .  .  .  Cheroboscam  . .  bl.  5*  auf  AmmoniQi, 
11*»  auf  Chrysoloras)  bei  der  declin.  der  contrauta  gibt  Simler  an,  ob 
und  wie  die  betr.  formen  in  das  latein.  übergegaugea  sind,  hl«  13^ — 20* 
lehrt  er  Uber  die  GOBjagationen ,  deren  er  «ia  «a  ItaHsnar  18  art«B 
vntarsoheidet:  aax  granitorum  (die  le  mit  labialis  oder  ttt,  2e  mit 
guttural  oder  KT,  3e  mit  dental,  4e  mit  cc,  TT,  5e  mit  liquid.,  öe  mit 
vocal  als  Stammauslaut),  tres  circumfleioriim,  quae  a  sexta  coniugatione 
fiont,  et  quattuor  in  mi,  a  circumliexis  formatae;  sein  hauptaugenmerk 
riefciet  tr  dabei  aal  die  ablaitw^r  dar  fonnaa  nnd  di«  betr.  bildaags- 
alaaiiBta,  ohne  jedocb  bei  der  beaprechung  der  tempore  eine  dem  cut- 
sprechende Ordnung  einzuschlagen  (paradigma  tutttu)).  bl.  20»  ff.  werden 
die  pronomi  adverb.,  conjunct.  aufgezählt,  dassificiert  (ziemlich  weit- 


Digiti^ca  by  Lj<.)<^j 


Die  Zwickauer  bcliulordiiuiig  von  1523. 


Ö2T 


zur  handreichang  für  tiefere  btudicu  bestimmte,  schulmUszige ,  ge- 
fechickt  und  präcis  gearbeitete  zubammenfassung  und  ergäuzimg  der 
zu  Simlers  zeit  beliebten  griechischen  grammatiken  auszerdeutscber 
Mtaren  (mit  speoieUer  anlehnnng  an  die  erotemata  Guarini,  einen 
«uazag  auB  Chiysolocat)«  der  verf.  zeigt  in  diesem  ersten  in  'Dettt8<^< 
land  gemachten  versach  einer  wiwenBchaitliehen  behandlung  des 
^iecbischen  eme  rühmenswerte  beherschnng  der  litterator,  grosze 
belesenheit  nicht  Uösz  in  den  neueren  grammatikem,  sondern  auch 
in  den  alten  dassikem  selbst  (die  mehrfach  ansdrflcUich  citiert  «lind)» 
und  ein  lObUohes  streben,  in  den  oxganismns  and  die  gesetae  der 
griechischen  spräche  einzudringen,  läszt  seine  sohrift  auch  manches 
vermissen  (u.  a.  eine  klare  Scheidung  der  regelmSszigen  qnd  unrogel- 
mäszigen  Zeitwörter  und  besonders  die  Hauptsätze  der  syntax)  und 
scheint  sie  auch  keine  zweite  aufläge  erlangt  zu  haben,  so  ist  sie  doch 
Bach  Stoffwahl  and  disposition  ohne  zweifei  maszgebend  geworden  fUr 
Melanchthons  griech.  grammatik.  dieser  berflhmteste  schüler  Sim^ 
lers  und  Reucblins  arbeitete  1513  zu  Tübingen  in  seinem  16n  lebens- 
jähre  zunächst  für  private  Unterweisung,  wahrscheinlich  für  die  der 
söhne  des  grafen  Ludw.  v.  Löwendtein,  einen  leitfaden  aus ,  der  revi- 
diert im  mai  des  j.  1518,  fast  gleichzeitig  mit  den  ^dragmata  graecue 
literaturae  a  Joanne  Oecolampadio  congesta'^*,  untei  dem  titel 
'institutiones  graecae  gramraaticae'  zu  Hagenau  gedruckt  wurde, 
bis  zum  j.  1622  44  ausgaben  und  in  der  ersten  bälfte  des  16n  jahrh. 
unter  allen  ähnlichen  werken  die  größte  Verbreitung  erfahr^«  er 


schichtig)  und  latinisiert.  —  Exempl.  in  Drosden,  Zwickau,  Nicolai- 
schale Leipzig,  München,  bofbibliothek  Wies.  —  Die  ähnlicbkeit  in  der 
anläge  nnd  aufstellimg-  der  regeln,  die  zwischen  Bimlen  und  Melanohthons 
grammatik  benseht,  springt  bei  einem  vergleich  sofort  in  die  äugen. 
Simlcr  stammte  aus  Wimpfen,  ßtudierte  in  Cöin,  war  Dringenbergs  (in 
Scblettstadt)  uud  Keuchlins  schüler,  wurde  auf  Keuchlins  empfelilung 
rector  der  klosterschule  zu  Pforzheim,  die  er  zu  hoher  blütc  brachte, 
gieng  1510  an  die  nni^era.  Tübingen«  wo  er  1522  zam  prof.  mai  lebens- 
zeit  in  der  Juristen -facultät  ernannt  wurde.  Horawitr  analekten  221  fF.) 
von  Peutinger  wird  1512  {epist.  ill.  vir.  1519,  bl.  f»)  Siraler  als  der  ge- 
rShmt:  'qoi  nos  post  te  fsc.  BeuchlinumJ  graecissare  curat',  von  Ircni> 
cos, 'seinem  sohttler,  au  vir  ad  instmenda  ingenia  natos  (exegesis 
41)«  vergl.  J.  Camerarius,  de  Phil.  Melanch.  ortu.  1616  cap.  2.  pro£» 
Horawitz  denkt,  wie  er  mir  mitteilte,  in  seinen  'griech«  Stadien*  Simlern 
den  längst  verdienten  abschnitt  zu  widmen. 

^  ex.  dieser  Basileae  mense  septembri  1518  edierten  sobrift  von 
dem  bekannten  Baseler  refomator,  der  1514  in  Heidelberg  die  griech. 
nnd  latein.  spräche  erlernt  hatte,  sind  in  Zwickau  (edit.  princ.  und 
Basil.  1523),  Slünchen  und  (Basil.  1521)  in  Leipzig.  Melanchthon  be- 
nutzte die  Schrift  bei  der  2n  ausgäbe  seiner  griecb.  grammatik  vom 
j.  1520. 

^  ed.  princ.  (Hagenoae,  bei  Anshelm,  1518  mense  Maio)  in  Zwickau, 
Halle,  Leipzig,  München,  die  3.  bearbeitung  (Fraucof.  1542)  ist  ediert^v. 
Bretschneider  und  Bindseil,  corpus  reformatorum.  vol.  XX  (1854),  sp.  15 
bis  179.  vgl.  Tol.  I  84  C  wo  die  ▼onede  n.  4er  teUoBS  der  ed.  piine» 
al^edruckt  siBd*  iu  vol.  XX  sp.  3  ff.  s.  auch  litterarisches  n.  bibliogr. 
fiber  die  18  Ton  1518—44  zu  Melanchthons  lebseitemnaoh  idnerredao- 


Digiti^ca  by  G(.j(..wtL 


Di»  Zwickaaer  schulor<ioang  Ton 


geht  allerdings  wie  Simlers  isagogicum  und  die  sonstigen  griecbi' 
sehen  grammatiken  jener  zeit  [ausgenommen  das  vierte  buch  bei 
Gaza)  auf  die  sjntax  nicht  ein,  sondern  beschränkt  sich  auf  die  laut- 
und  formenlebre  und  führt  auch  die  letztere  nicht  über  die  verba  in. 

hinaus*',  war  aber  doch,  da  er  die  Vorzüge  Simlers  in  erhöhtem 
masze  besasz,  für  den  weitem  wissenschaftlichen  ausbau  der  grie- 
chischen grammatik  in  Deut::chland  von  nachhaltigstem  einüusse. 
bis  zum  Jahre  des  erscheinens  der  Zwickauer  Schulordnung  wurde 
in  Denteehland  nnr  noeb  toh  dem  talentvollen,  aber  frOh  Terschie- 
ämm  Jmw  CtporiiiQt  rWiemdanger)  in  BimI  «in  *oiwi- 
pendimn  graaeM  graaimaiioM*  verfatit,  dtt  dem  Ton  Mehneiitliom 
inttitntiones  nsoa  erlangten  anaelien  kdnen  eining  m  tbon  Ter- 
noehte,  obwol  ee  —  eine  aebr  tibmiebilidie  formeolebre  —  den  in* 
stittttiones  an  gehaK  wenig  nachrtelien  dürfte.* 

Jn  der  f  wisohenint  twiaeben  den  Jaliren  1513  nnd  1518  rief, 
Utk  Simlert  granunatik  wol  für  aelir  viele  noeh  an  aebwier^  nnd 
anaftlbrlidi  war,  daa  praktiaebe  bedtlffiiia  mehrere  kfirzere  nnd 
elementanre  anleitnngen  berror.  der  meisten  beliebtheit  erfreuten 
sich  von  ihnen  das  wol  TOn  Ottomar  Luscinius  (Nachtigall) 
in  Stnaibnrg  1613  beraosg^bene  'elementale  introductoriom  in 
nominum  etTerbornm  declinationea  graecas,  praeterea  et  alia  qoaedain 
addita'  eto.     eine  einleitong  inr  grieobiacben  formenlebre^  —  nnd 


tion  herausgep^eb.  und  über  die  26  von  1545 — 1622  in  der  bearbeitung  v. 
Job.  Camerarias  erschienenen  aasgaben  (über  Matth.  Dressers  bearbei- 
tung, Lips.  lave  ff.  •.  KSauBtl  086);  desgl.  sp.  ISl^M  über  die  grie«b. 
Chrestomathie  Helaneb.:  'institatio  puerilis  literaram  graecarum^  die 
vereint  mit  dem  compendinm  hebraeae  grammaticae  des  Matth.  Auro- 
gallus,  im  j.  16S6  su  Hagenau  herauskam  (ex.  in  Dresden  and  Güttingen). 

^  Mdaneh.  begrBnaet  ifeie  beaebflakmig  In  der  vorrede  an  iSner 
grle^. grammatik:  'oolebam pbuibne onerare  nondum  aliqao  neqae  pro- 
vectos,  alioqui  et  cuvTdE€UJV  commentarios  addidissem,  quos  Trepi  IXXr]- 
viKUiv  iötuu^aTwv  ad  inclytum  Novae  Aquilae  comitem  [d.  i.  Hermann 
graf  Neuenaer,  domcaaonicus  za  Cöln,  f  1530.  Bassmann  ao.  6j 
▼erae  noMUtatle  eeoeeripif».  die  In  diesen  wertes  enrihnte  syntakti- 
•ehe  sehrift  ist  nie  gedruckt  worden. 

doch  wurde  es  mehrmals  anfpolegt  (1626,  1532).    ausg.  1522  in 


Dynbard  die  benaebbarfeen  pfarrer  grlecbuob  und  bebrSiidi  lehrte  «ad 
dann  (10iö)  Ton  Zwingli  als  professor  dieser  sprachen  nach  Zürich  be- 
rufen wurde,  aber  26jährig  noch  1525  starb,  s.  Eckstein  in  der  allg.  d. 
hiogr.  IV  nnd  Emst,  gesch.  d.  Züricher  schalw.  33.  56  f.  —  Auf  das 
uro  1520  zn  Löwen  erschienene  u.  später  von  Vives  empfohlene  'com* 
peudinm  graeeae  granunatices,  perspicaa  brevltate  complectent,  qidd- 
qaid  est  oeto  partium  orationis*.  welches  der  nachmalige  Löwener  pro- 
fess.  Adrian  Amerotius  edierte,  können  wir  hier  nicht  näher  eingehen, 
da  der  verf.  aas  Soissous  stammte,  doch  vergl.  N&re  ao.  p.  208 — 209 
nnd  414. 

*^  ich  kenne  aoszer  der  ed.  princ.  Argent.  1513  (in  Leipzig,  Dres- 
den, Zwickau,  München  4"  u.  S**)  noch  3  ausg.  d.  bnches:  Argentor.  1514, 
1516  u.  1617.  ex.  in  Zwickau  u.  Leipzig.  Kämmel  ao.  636  f.  führt  nur 
die  1514  an.  —  Ueber  d!en  'poeten*  nndgebtilfen  deeHteretuGebwiler 
an  der  lateinitcben  s^nle  beim  Straisbnrger  nSaater,  Ott.  Kacbtt- 


München  und  Lei 


Digiti^ca  by  Gt.^ 


Die  Zwickauer  echulordoung  yon  1523. 


529 


die  dem  iniroductorium  8tet$  beigedruckte  schrift  eines  ausländers, 
des  oberitalieners  Hieronym.  Aleander,  der  1608 — 1512  vielgesuch- 
ter lebrer  des  grleGbisdlieii  zu  Paris  wwr:  die.'taliiike  sane  Hülm  gxae- 
eamm  srasamm  adyta  oompendio  ingredi  cinpieiitibiis'^  «n  weldie 
sich  des  Leipziger  professen  *M.  Bichardi  Oroci  Londoaieiisis  t»- 
bnlae  graecas  literas  eompendio  disoere  enpientilnis  ntiles'  (Lipsiae) 
Tom  j.  1516*  genao  ansebloasen  (s.  ttber  diesen  nafibber  nebrl)« 
in  diese  seit  ftUt  auch  eine  lateinisohe  ttbereetanng  dm:  zwei  erstem 
bQeber  der  besten  grieohisoben  grammatik  dsa  15n  jabr]i.|  dWgrani- 
maüca  introductiva  des  nach  Italien  eingewanderten  Griechen  Tbeo- 
doms  Gaza  (f  1478)  durch  Desid.  Erasmus",  zur  abfassung  eines 
eignen  lehrbuchs  über  die  griechische  spräche  hat  es  dieser  vielbe- 
wunderte gelehrte  humanist  auff&Uigerweise  nicht  gebracht,  doch 
behält  er  genug  verdienst  und  ehre  mit  seinem  eifer  für  verbreitiiitt 
der  kenntnis  dieser  spräche  (deren  Vernachlässigung  er  für  den  grond 
zum  gftnzUehen  Untergang  iJler  schönen  Wissenschaften^^  und  deren 


gall,  vergl.  Chr.  Schmidt,  la  vie  et  les  Uvwmm  de  J.  Sturm  (1866)  p. 
21  f.  Kachtigall  gab  1515  auch  die  ganz  kurze  lautlehre:  hellenis- 
xnns,  introductiones  elementares  cum  q^uibusdam  aliie  pronunciationi 
legitime  tubtervientibus ,  Argentor.  Iiera««  (In  Zwickau;,  desgl.  1517 
pi^gymaainieita  §rmecanioa«  literatarme  pve  ttndiotis  lam  pridem 
concinnata  —  eine  Gebwiler  gewidmete,  kurze  lateia.-griech.  laut.- 
und  flexionslehre  (ex.  in  Zwickau;  ausg».  1523  in  Dresden),  vergl.  nachher 
62.  Damals  erschienen  ferner  neue  nachdrucke  des  griech.  elementar- 
bucliee  dei  Aid.  Manutins  rom  j.  1496  {k  la  cicOTUiim  Hareiealei),  be- 
ziehentl.  der  form  dieses  elementarwerkes,  wie  sie  Manutins  in  Ver- 
bindung mit  der  noch  zu  besprechenden  'introductio  in  litteras  hebraicas^ 
als  anbang  zu  s.  rudimenta  grammaticea  lat.  linguae  (Venet,  1601.  ex. 
ia  iniiiflifaen)  gegeben  hatte,  na.  einer  unter  d.  titel;  eontenka  de  Bte- 
ria  graecis  etc.  Hagenau  ex  academia  Thomae  Analielmi  1612  u.  ibid. 
s.  a.,  den  Joh.  Setzerius,  Lanchensis  iuvenis,  herausgab,  aber  keck  als 
sein  eigenes  geistesproduct  bezeichnete  (ex.  in  Zwickau  und  Leipzig), 
sollte  dies  der  abdruck  der  beiden  Aldiuischen  iatroductoria  graec.  et 
hebr.  sein,  welchen  BenchÜns  'maister  Thomas*  se.  Anthelm  in  (fiageaan 
n.)  Tübingen  1512  zu  s.  'in  VIT  psalmos  poenüent.  üiterpretatio'  ver- 
anlaszte?    vergl.  Geiger,  R.s  briefw.  s.  177. 

das  buch  behandelt  die  ausspräche  der  griech.  buchstaben  und 


modi,  Aleander  hofft  zuvenieStlich,  jedermann  werde  dorch  seine  tafeln 
^renl  in  graeca  literatura  proficere*.  —  lieber  den  verf.,  der  auch 
1612  ein  lexicon  graeco-latinum  zu  Paris  drucken  liesz,  und  später  als 
päpstlicher  Unterhändler  anf  dem  Wormser  reiehstag  1621  seine  'famosit^ 
erlangte,  s.  allg.  deutsch,  biogr.  I. 

*^  ex.  in  Leipzig  u.  Zwickau,  den  inhalt  beschreibt  Horawitz  in 
d.  a.  deut.  biogr.  IV  sub  Croke,  603.  —  TTebrigens  sei  bemerkt,  dasz  im 
j.  1615  auch  Aid.  Manutius  zu  Venedig  grammaticae  institutiones  grae- 
eae  herausgab,  welche  aber  in  Deutschland  nnr  ganz  geringe  verbrei* 
tnng  fanden,  wol  schon  deshalb,  weil  sie  ganz  griechisch  geschrieben 
waren  (ex.  in  Dresden),  sie  sind  auch  nur  einmal  gedruckt  werden« 
Ebert  12983. 

^  ausgäbe  Iiovanii  1618  In  Zwiekau.  • 

"  z.b,  ind.  vorrede  zur  grammatik  des  Gaza,  vergl.  Erhard  IT,  619  f. 
606.  614;  desgl.  Eraami  de  ratione  stndii  (ansc^be  Argent.  1680  p.  6  f.]« 


5d0 


Die  ZwiduHMT  ichiiiozdAiiiig  rou 


betrieb  er  für  die  grundlage  aller  wahren  theologie  erklärte),  mit 
seiner  saralung  griechischer  und  lateinischer  Sprichwörter  usw.  in 
seinen  adagien,  mit  seinen  Übersetzungen  und  textausgaben  grie- 
chischer autoren  *",  ganz  besonders  aber  mit  seiner  auf  Joh.  Frobens 
Veranlassung  und  in  dessen  officin  zu  Basel  1516  bewerkstelligten 
ausgäbe  des  griechischen  neuen  tebtamente ,  dem  ersten  druck  des 
ganzen  neuen  testaments  im  urtext.^ 

Auch  die  ältesten  mir  bekannten  drucke  griechischer 
classiker  in  Deutschland  f^ehören  der  genannten  Zwischenzeit 
zwischen  dem  erscheinen  von  Simlers  und  von  Melanchthons  gram- 
matik  an.  es  sind  Homers  Batrachumuomachia  (griechisch  und  latei- 
nisch), gedruckt  zu  Wittenberg  von  J.  Grunenberg  1513 '^j  und  die 
drei  von  Ottomar  Nachtigall  zu  Straszburg  im  j.  1515  mit  latei- 
Bischer  ttbersetsung  heraosgegebenen  Schriften:  Lncians  dialogi 
decmm  (70  m  dsr  laU),  Hssiods  dno  Ubri  georgicon  ndt  Catps  mo- 
ndk  Sutttulft»  d«r  tabola  CoUtis  n.  b.»  ima  Isocratis  paraenesis  ad 
Dsmwiwiw  mit  ißwid^  oratio  de  gubsnmndo  nguo  ad  Nioodem**« 
KMMigaU  TMOSfeidiole  gleiahaaiüg  (1515)  vmk  Uoino  ftr  den 
adndgolmiich  bcBtunmte  sandnngen  dogmatischer  nnd  efhisdier 
laaaitoiffh  ans  der  bihal  «nd  nrofan-anioren:  *coUfiQ:bnfia  sarrfiBMiHa 
gsaeee  disaere  enflwitilws  wm  aapamaada'  (graec.  e4  lat)  nsd 
'aoMni  graasaaici  giiiafwiti  al  to  ampliaa  teni,  amgnli  nurnkm 


*^  über  die  adagien  vergl.  Erhard  II,  523.  über  die  Übersetzungen 
8.  nacbh.  —  die  teztansgaben  erschienen  erst  nach  1523,  näml.  1631—33 
die  ausgäbe  des  Aristoteles,  Demosthenef,  Basilius  Magnus,  Ptolemios. 
Erhard  II,  615.  —  Auf  den  dialo^us  de  recta  latini  graeciqoe  semionia 
pronantiatiooe ,  Basil.  1528  war  oben  schon  hingewiesen. 

**  vergl.  ua.  Fr.  Bleek,  einleitun^  in  d.  n.  testam.  1866  s.  773  ff. 
Ebertn,  n68SÄ— IMe  ersten  redraclten  f  tttcke  des  o.  tesl.  sind  Luc. 
1,  42  —  56  als  anhang  zum  griech.  psalter,  Venedig  1486  (Hain  I846S. 
in  München)  u.  Joh.  1,  1 — 14  in  dem  schon  oft  citierten  anhange  des 
Aid.  Manutius  zu  Lascaris  erotemata,  Venet.  1496|  was  ich  zur  ergäu- 
song     meekf  Ebert  ne.  Mer  erwXhne. 

^  Ebert  10021.  zu  gleicher  zeit  erschien  bei  Theodoriona  |Uar- 
tInuB  (Martens)  zu  Löwen  Aristotelis  ethica  ad  Nicomachum.  Ebert 
1 146.  —  8chou  um  1464  hatte  der  deutsche  cardinal  Nie.  von  Kues 
(Cuäauus)  griech.  hdschn.,  die  er  1438  aus  Coustantinopel  mitgebraclit 
hatte,  drucken  lassen  wollen,  wurde  aber  dnroh  den  tod  (1464)  ver- 
hindert.  Janssen  I  5. 

5»  Ebert  12395;  9614;  10603.  Lucian  wurde  von  Schottus,  die  2 
andern  Schriften  von  Knoblocli  gedruckt,  ex.  in  Dresden  u.  München.  — 
In  j.  151T  ersehieii  dstin  Ifosseos  de  Lewidrl  et  Heronis  ameribns  sa 
Cöln  (Ebert  14550),  1518  Aesopi  fabellae  gr.  et  lat.  cum  alils  opusculis 
in  Basel  (Ebert  216).  1519  gab  Melanchthon  Plutarchs  de  institutione 
puerorum,  Luciaus  rede  gegen  die  Verleumdung,  1520  die  wölken  des 
Aristophanes,  in  dems.  j.  Renchlin  Xenophons  apologie  des  Schrates 
lt.  1522  Aischinis  u.  Demosthcuis  reden  heraus  (Melanch.  Oper.  ed.  Bret* 
Schneider  I,  CXLIX  ff.  Erhard  II,  458).  in  Löwen  edierte  u.  druckte 
Th.  Martens  1518  den  Plautus  v.  Aristophanes,  1520  die  |idylUa  Theo- 
crits  u.  epistolae  graecae,  1623  Homers  werke  (Nere  a.  o.  302  u.  417. 
Ebert  »756.  6819.  9987  In  Dresden.) 


Digiti^ca  by 


Die'  ZwkktBer  tohaUmhuBg  IMS. 


531 


«^uandam  sententiam  ant  typum  prov«rbli  pta»  M  feimtw*,  weldw 
iMid»  mehrfache  auflagen  erlebten^. 

Besonderes  lob  yerdienen  übrigens  die  tjpograpliett  Joh.  Kiiob- 
loch  in  Straszbnrg  und  Thomas  Anshelm  in  Tübingen,  welche  sieh 
an  jener  zeit  (1512  flf.)  den  druck  fast  aller  besprochenen  griechischen 
Schriften  angelegen  sein  lieszen.  Anshelm  kann  man  geradezu,  wie 
es  schon  Hummelberger  1512  gethan  hat^"^*,  neben  den  gelehrten 
Baseler  drucker  Job.  Frobcn  sitellen,  der  ebenso  durch  den  eifer 
in  herausgäbe  lateinischer  und  später  auch  griechischer  autoren,  wie 
durch  die  Schönheit  seiner  typen  weit  berühmt  wurde,  und  ihn  aU 
«weiten  'Aldus'  Deutschlands  bezeichnen." 

Sorgte  man  nun  so  je  länger  je  mehr  für  Verbreitung  geeigneter 
Unterrichtsschriften,  texte  und  grammatischer  lehr-  und  lernbücher, 
so  ist  dagegen  während  des  ganzen  Zeitraums  bis  zum  j.  1523  meines 
Wissens  in  Deutschland  die  griechische  lexikographie,  zu  welcher 
der  kleine  oben  (vor  33)  schon  erwähnte  yersuch  in  Deventer  den 
anfang  machte,  wenig  gepflegt  worden,  die  italieniBchen  driudnr  und 
baohhaadler  MMmehtm  Msaichtlidi  «ololMr  wImSkmMItmMd  den 
dmitBitai  onkt  ebenso  «nd  aoek  adkr,  alt  aioli  mäbut  der  tert* 
md  koBiitMi  mMi  dit  bodttf&iB  dutdi  Üim  HbfigcoM  twiil* 
nMm  ^bnaUBb  (vergL  «mt.  d9)  «m  so  «bsr btfitM^itt,  ab  Jakdsa 
damsls  noch  hahi»  eolehe  schal-  oder  sdrta«fb<tehsr  ittw,  inslMttl- 
zutage.  die  adifllar  «Quoten  sieb  im  IMadmihim  mid  grieelilsdiaa 
ans  gtansnatik  and  leetOre  imd  dorck  die  tIgHoh  sn  Biamorietniden 
ssnfteoseit  einen  zieaolicben  wortschats  an  tmd  verfertigtem  selliBt  ans 
diesen  quellen  kleine  vocabulsore^  oder  copierten  oadaxcerpierteif  sisli 
hSflidsehriftHche  oder  (in  Italien)  gedruckte,  auch  wurden  ja  anfaqgs 
die  sdmUittelier  iast  idle  'graece  et  latine'  ediert,  d.  h.  mit  einer 
Uber  oder  aebsn  dem  griechischen  text  stehendem  flbersetzung  ge- 
druckt, mir  ans  den  jähren  1519  und  1522  ist  mir  ein  in  Deutsck- 
land  erschienenes  *dictionarium'  oder  ^lexicum  graecum'  bekannt  ge- 
worden^; es  kam  sn  Bssel  bei  Yalent.  Oinio  benuts  nnd  ist  ein  oos 


Tcrgl.  Graesse  IV,  299.  —  Die  collectanea  sacrosancta  (ex.  in 
München  und  Kreuzschule  Dresden)  sind  beschrieben  in  O.  Meitzers 
interessanter  broscMre:  'aas  der  bibliotbek  eines  leipsiger  Studenten  u. 
dooeoten  in  In  Tlertal  d.  lOa  jahib.'   (Dfefl4«n  1078,  Pitrsou)  s.  13  f. 

^3  Hummelb.  brief  bei  Horawitz,  analect.  237.  —  Ganz  aageiiSgend 
ist  der  artikel  'Anshelm'  in  der  allg.  d.  biogr.  I.  Anshelm  war  u.  u. 
Simiers,  Reucblins  and  zum  teil  Melauchthons  drucker,  wie  Frobeu  der 
voo  Erasmus,  auch  hatte  Aushelm,  ähnlich  wie  Manatius  in  Venedig 
nad  später  Frebea  in  Basel,  einen  kreie  gelehrte»  mUaiMfter  aal  Ml 
gesammelt,  die  'academia  Anshelmiana',  als  deren  präses  VBS  benieUB 
(II  43)  im  j.  1519  den  Jo.  8ecer  nennt  (vergl.  anm.  43). 

später  pflegten  uameatUch  die  Baseler  oiticinea  Frobeu  und  lier« 
wagen  den  draek  grieehleeher  elaesiker. 

^  vergl.  Vires  a.  o.  SSO  ndt  296.  doeh  konnte  er  zu  seiner  seit 
schon  hinzufügen :  in  bibüotheca  tanquam  ad  consulendum  reponet 
{diseipnl.]  lexicon  graeco-latinum  geminum  et  Hes^'chium  (p.  d06). 

**  ex.  in  Dresden  and  Müneben. 


Digiti^ca  by 


Die  ZwiflkAoer  adiakurdaaag  von  1623^ 


wenige  zusätze  vermehrter  Dacbdruck  des  zuerst  1497  erscbieneuen 
Aldinischen  nachdrucke  des  Crestonischen  lexikons  (von  1478; 
s.anm.  20).  selbstÄndiger,  wenn  schon  auf  derselben  Vorarbeit  fuszend, 
war  dann  der  von  Erasmus  veranlaszte  und  bevorwortete,  1524  eben- 
falls zu  Basel,  aber  bei  Frobeni  gedruckte  'dictionarius  graecus  praeter 
omnes  superiores  accessiones  —  ingenti  vooftbulonun  uumero  locu- 
pleiatus'  des  Hollftaden  Jaoob  Ceratiiios  (eigentUoh  Teyng  ans 
Hooni),  dir  äush  1690  big  eW»  16S6  im  IMmUhhI^  1516 
fniOM  y^tlütar  iaijfiii  ki  Upzig  «uMli*« 

Jfiae  tri  Tontof»  ftr  tei  Iwfarkb  dtr  frieihiiahMi  fiTiiBnlil 
imd  ftr  di«  Min  det  vrliiftM  dir  icItflMdltr  bUdsta  xwoi  or- 
adirinnnw  tm  iadt  dt  16m  md  iwfaig  dm  Ifti  jtlak  t  vmmA  vid- 

'rliiümTfitli^  ^»  dtirtifkiL  nad  di»  tüsm  IwNiiihtni^  dfir  griighigcilinM 
in  kdamieehm  granmatikai.  diurtli  Md«t  sollte  dim  gtMbmkm 
Unterricht  die  bahn  gettei^  4m  JimMbm  die  literarisch«  mMm 
GbrieobealMids  erscbloflsen,  das  verlangen  nach  eigentlidien  qaellea- 
mUMigm  tffitCiliMOln«  »tadien,  der  sinn  fOr  die  weisheü  der  alten 
geweckt  werden,  ganz  ähnlich  wie  in  Italien  der  honmufabc  der 
oriigiBilwerke  lateinisch«  ttbmetzangen  der  letzteren  voraasgegti^^ 
'  waren,  z.  b.  der  ersten  aii4g»be  des  urtextes  der  Homerischen  ge- 
sänge  die  lateinische  Übersetzung  desselben  aus  handschiilteii  doroh 
Leontius  Pilatus  und  Laurentius  Valla  (Florenz  1474). 

Die  reihe  der  Übersetzer  griechischer  Schriften  in  das 
lateinische  eröffnet  Reucblin,  der  schon  1477  zu  Basel  seinem 
lehrer  Jacob  Hugonis  (damals  rector  der  Universität)  eine  lateinische 
Übersetzung  von  Xenophons  apologie  des  Bocrates  widmete,  später 
(vor  1495)  die  vita  Constantini  M.  des  Eusebius  und  'einige  bücher 
des  Homer'  verdolmetschte.  ^  neben  ihm  haben  sich  damals  besonders 
End.  Agricola,  Wilib.  Pirckheymer  und  Des.  Erasmus  einen  namen 
gemacht,  Agricola  durch  seine  Übersetzung  von  Piatos  Ajciochus,  Iso- 
cratis  paraenesis  ad  Demonicnm,  Lucians  Micyllus  und  de  non  creden- 
dis  delatoribuö  sowie  von  Aphthonii  progymnasmata  ';  Pirckhejmer 
durch  seine  Übertragungen  mehrerer  kleiner  Schriften  Yon  Plutarch, 
Ludan,  Isokrates,  Aristophanes  (Plutns)  sowie  des  CL  PtolemSus 
(geographia),  Xenophon  und  Thuoydides,  diaft«ilkiiMiftMfe«Mii 
ma»m  Tode  ff  1680)  hmosgegetai  worden  tSnd  (der  Tlraardideft 
gar  Bioht)*^;  Ensmug  oidUch  dureh  seiiio  flbonetzung  de»  Hecahe 
und  Ipbigenio  det  Soiipides  (im  1607),  d«r  werke  Lumne  (1616), 
leeemtie  de  regno  adHrnSetandOt  üuephoae  ^gfrannoe  «ad  Ter- 
•ekiedener  eeteifteii  Phitsrdus*    abemteungen,  welehe  aUefn  uns 

"  vergl.  alTg.  d.  blogr.  IV  und  N&ve  p.  199  sniv. 

M  Oeiffer  briefw.  as  m  61.  190.  Oeigw»  Beo^lia  M-*97,  wo 

genaueres  zu  finden  ist. 

"  Erhard  I  410  und  allg.  d.  biogr.  I  163. 
%  ^  Hagen  I  281  f.  Eberl  18213.  Otto,  Cochlttos  60  f.  Irenicus  II  40. 
•<  Maid  II  608  ff.  Ebeii  7098.  T196.  18616,  17651     «.  ^  Hiebt 
gans  8beffangen  seien  u.  a.  aoeh:  lleselUmni  (f  16M)  in  l««ipiif» 


Digiti^ica  by  Lj^j'^j^l'^.  \ 


Die  ZwukiiMr  aohnMbaiig  von  IMS.  SSS 

sdM»  eia  iMdkli  neh(tig«t  MM  geben  toa  ctor  art  «nd  ridrkoig  der 
griediischen  stndieii  im  der  blatezeit  des  humanismus. 

Verdeatschungen  griecliiscber  sobriAeB  eifolgteB  gewObn- 
lieb  auf  grund  älterer  lateinisober  flbersetzuDgcn,  so  die  zabkeicben 
T<»rliilhuieoheii  bibelttbersettaiigiii  suf  gmnd  der  vulgata  des  Hiero- 
nymiie,  oder  sie  erfolgten  im  ansehlaez  an  die  neulateiniscben  über* 
Setzungen,  welcbe  italienisobe,  des  griecbiscben  kundige  gelehrte  dee 
15n  jabrii.  g^iefert  batten,  so  die  yerdeutscbung  der  fabeln  Aesops 
durcb  Heiiir.  SteinhSwel  (Augsburg  1478?)  im  anscblusz  an  die 
lateiniscbe  ausgäbe  des  Rimicius.*'  aus  dem  urtexte  haben  in  unserem 
vaterlande  bis  zum  3n  jahrzebnt  des  16n  jabrh.  nur  erst  wenige 
männer  übersetzt,  auch  unter  ihnen  steht  Reuchlin  obenan,  im 
j.  1495  sandte  er  eine  deutsche  Übersetzung  der  In  und  2n  philippica 
des  Demosthenes  an  den  grafen  Eberhard  von  Württemberg,  ja  1491 
soll  er  schon  Homers  Iliade  III  340  S,  (über  den  Zweikampf  des  Paris 
mit  Menelaus)  in  deutsche  verse  gebracht  haben  —  der  erste  versuch 
einer  nachbildung  Homers  auf  deutschem  boden."  selbst  in  deutschen 
Versen  suchte  Reuchlin  das  griechische  wiederzugeben  zur  groszen 
Verwunderung  seines  gönners  Dalberg,  der  nicht  worte  genug  finden 
konnte,  um  das  überpetzungstalentReuchlins  zu  rühmen.'*  im  anfange 
des  16n  jabrh.  waren  es  der  Elsässer  Matth.  Bingmann  (Pbilesius), 
der  knrpfiüziscbe  kanzler  Dietr.  von  Pleningen,  desgleichen  Hieron. 
Emeer  m.  Dniden,  Job.  Altenstaig  zn  Mhidelheim  mid  besonders 
WiL  Piroldieyiiier,  vekfce  dnrob  Übertragung  grieohleelier  texte  vtm 
hak  doraliweg  etbisehem  inbalte  sowol  den  IraoiMdsmas  bt  der 
deateebeB  prosft  ab  die  sMiidie  bildtuig  des  toUeb  m  fMem 
i>trebts»>*  die  meliiie  veilieibe  hegte  mm  lllr  Isoemtes,  dem  wir 

der  Locians  Charon  und  Tjrannas,  Isocratis  orat.  ad  Demonicum  und 
de  hello  fugiendo,  sowie  Aristonhanis  Plutoa  interpretierte  (Weller, 
altes  nnd  neues  aus  allen  teilen  der  geschichte  I  fChemnitx  1762],  641. 
Kramer  31);  desgl.  Melanchthon,  der  1517  f.  mehrere  kleinere 
•okriften  Plutarchs  übersetzte  (opp.  ed.  Bretschneider  I  [1834]  p.  CXLVII). 
^*  Gödeeke  gruudrisz  der  deutseben  dichtung  (1862),  139.  Hain 
ff.  vergl.  Niel.  v.  Wyl  (Translationen  1478)  bei  J.  F.  Degen,  litte- 
rator  der  deutschen  fibersetanngen  der  Giieehen  (1797  f.)  I  6§  ff, 

•»  ill.  vir.  «p.  1619  fol.  d  9«.  Begen  I  889.  gedniekt  wnrde  da- 
TOB  nichts. 

Dalbergs  brief  von  1491  in  den  Iii.  vir.  ep.  foL  kl.  —  Ob  die 
anonymen  «probleaietft  Adstotelis  tentsch*  (Hain  1788  ff,),  welche  rom 
1492  an  öfter  gedruckt  wurden,  ans  dem  urtezt  gesehSpft  sind,  kann 

ich  nicht  angeben. 

^*  Bingmann  Ubersetcie  Lucians  12s  todtengespräch  1507,  Pleningen 
Lacians  sehr,  gegen  die  Verleumdung  1516  (Degen  II  56  ff.  45.  Gödeeke 
I  §  114»  14).  Emser  war  der  erste  deutsche  domietsdier  PlutanÄui  {*fdt 

ym  eyner  seinen  veyndt  nutz  machen  kan'  1520.  "Weiler  repertor. 
typograpbic.  [18()4],  nr.  1621}  vergl.  3680);  Altensteig  übertrug  Isokratls 
rede  an  Nikokles  1517  (Weller  1054.  Degen  I  42^,  Pirckhejmer  die 
aa  Demonifcec  1619  (Degen  I  499.  Ebert  19897)  und  an  Nikokles,  die 

tabula  Cebetis,  Plutarchs  vom  nutzen  der  feinde  nnd  Theophrasts 
Charaktere  (gedruckt  wurden  die  vier  letzteren  wol  erst  1606  in  Pirck- 
he/mers  Hheatrom  virtutis  etc.  oder  tugendbüchlein'  [in  meinem  be- 


Digiti^ca  by  Gt.j^.wtc 


auch  schon  bei  besprechung  der  Ultcsten  clrucke  griechischer  Schrift- 
steller in  Deutschland  begegnet  siiki*  ^ttiObichUiehe  uad  {lOOtijafihe 
atolfe  treten  noch  wiCflÜlig  zurttok* 

■itsj).  —  Fetr.  Tritoniut  ediexte  1521  jux  SchweU  eine  überfteUang  von 
Bippokrsiit  bffef  «a  Btniftfeiiu  (Woo  dam  leben  nsw.  Denoeritf'. 
Degen,  nneMmg  sor  tttterstnr  4er  üben.  [1891]  e.  165  f.)* 

(lelihieB  folgt.) 

FiJkVtm,  Job.  Müllsb. 


68. 

ttBEB  DKK  EINFLOSZ  DES  HDHAlinSBfUS  AUF  BAS 
GEISTIGfi  LBBBN  DBÜT80HLANDS. 

mit  besonderer  berückHichtigung  der  teiluahme  Frankfurts  a.  Ii,  an  der 

humanistischen  bewegung. 

(redei  gehalten  im  kaisersaale  des  Romor  zu  Frankfurt  a.  M. 

den  12n  april  löiöj 


Das  einilgo  noUrnehi»  was  lUtt  über  die  Teigänglichkeit  aller 
irdisoben  diags,  über  den  Untergang  gwaer  gftsohlechtw  und  so 
aaeb  flb«r  das  unentrinnbare  hinsterben  unserer  eignes  generation 
beruhigen  und  trösten  keiuis  ui^  der  erbabene  gedanke  an  die  durch 
keiae  Itlcke  unter broobene  geistige  continnitftt  der  Jahrhunderte,  yer- 
möge  deren  ein  jedes  mit  der  geistigen  erbschaft  des  ihm  zunächst 
vorangegangenen  zugleich  die  aller  früheren  Zeitalter  antritt,  freilich 
nicht  ohne  dasz  ihm  zugleich  die  pflicht  erwüchse,  das  überkommene 
gut  durch  eigene  würdige  zuthat  zu  vermehren,  auch  ^seinerseits  an 
der  groszen  aufgäbe  des  menschlichen  geschlechts,  Mer  geistigen  Ur- 
barmachung der  weit',  mit  thätig  zu  sein  und  'zu  dem  bau  der  ewig- 
keiten  auch  sein  Sandkorn'  darzureichen,  nur  selten  zwar  pflegte  das 
bewustsein  der  eignen  geistigen  abhängigkeit  von  den  errungen- 
schaften  früherer  geschlechter  und  deren  gerechte  und  dankbare 
Würdigung  solchen  Zeitaltern  eigen  zu  .sein,  denen  ein  bahnbrechen- 
der, wahrhaft  universeller  gedanke  ihr  charakteristisches  gepräge 
aufdrückt;  vielmehr  zeigt  sich  in  ihnen  gar  oft  ein  auf  der  Über- 
schätzung eigner  bedeutung  beruhendes  negieren  zumeist  der  nächst- 
vorhergehenden epoche  und  ihres  geistigen  bildungsstandes.  nie 
aber  hat  ein  neu  emporsteigendes  Zeitalter  mit  ausschlieszlicherem 
ansprach  auf  alleinige  geltung,  mit  lebensbrSftigmr  daseinsfreude 
den  geistigea  kämpf  gegea  eiae  dem  naftergange  akli  laneigende, 
aber  mit  aar  am  eo  grösserer  zKhigkeit  ilna  biaber  vabeetiiiiteBe 
berrsdiaft  yerteidlgende  onltur  begoaaea  und  aosgefocbtea  als  ibn 
diejenige  geistige  riditang  unteraabmi  die  wir  mit  dem  namen 


auf  das  geiatige  leben  DeotachlaBcU.  5d& 

dcB  faumanismns  zu  bezeichnen  nns  gewöhnt  haben.  geiBierscblachteiL 
sind  nicht ,  wie  die  mit  rober  gewalt  geführten  kriege  der  fUrsten 
und  Völker,  das  werk  weniger  jähre  oder  selbst  Jahrzehnte;  während 
die  Individuen  vergeben,  die  sie  begannen  und  mit  durchkämpften^ 
liegen  die  ideen,  von  immer  neuen  vorfechtern  vertreten,  in  oft  jahr- 
hundertelangem kämpfe,  und  so  umfaszt  auch  jener  wissenschaft- 
liche gegensatz  und  streit,  in  dem  an  der  grenzscheide  zweier  welt- 
alter, des  mittelalters  und  der  neuzeit,  der  humanismus  mit  der 
Scholastik  sich  befand,  einen  Zeitraum  von  mehr  als  zwei  Jahr- 
hunderten, es  bedarf  der  zeitlichen  trennung  durch  viele  raenschen- 
alter  und  zudem  eines  durch  keine  Voreingenommenheit  getrübten 
Wiekes,  um  in  gerechter  weise  tlber  die  streitenden  und  die  von  ihnen 
gebrauchten  waffen  ebensowol  als  über  den  ausgang  ihres  kampfes 
zu  urteilen  und  von  den  auswüchsen  und  verirrungen  desselben  die 
ergebnisse  bleibenden  wertes  auszusondern,  schon  iSngst  hat  man 
m  urtaHefftbigen  krelseii  der  YmtaUung,  di«  so  lange  die  gemüter 
beberschte ,  sidi  ealwOhnt,  «to  ad  das  nittelalter  «ine  sdt  tlflÜHr 
geistiger  naoht  und  eines  der  eratammg  Shnlicbsii  aehla&s  gewesen, 
und  wer  geneigt  sein  mSchte,  sich  der  eikenntnis  zu  yersohliessen, 
dasz  aaeii  dieses  seitelter  eine  bedeatnngsvolle  steUnng  in  der  ent* 
wieUang  des  menschliehen  geistea  einnehme,  bzancht  nur  an  die 
grossartigeA  und  Heblidien  sdidpAngen  zn  denken,  die  es  anf  dem 
gebiete  der  bildenden  knnst  ebensowol  wie  auf  dem  der  jioesie  hinter- 
lassen hat,  an  die  begrflndung  und  dorehfOhrung  sweier  der  tief- 
sinnigsten baustile  und  an  die  meisterwerke  der  ersten  deutschen 
c]  assischen  littersturperiode.  aUerdings  aber  fiült  es  uns  schwer  in 
imbefangener  weise  T<m  dem  etandpunct  unseres  so  durchaus  an- 
ders gearteten  modernen  denkens  aus  die  wissenschaftliche  richtung 
zu  würdigen,  die  dieses  Zeitalter  beberschte,  und  die  oft  wunderbar 
uns  anmutenden  pbilosopbeme  zu  verstehen,  die,  so  verschiedenartig 
sie  auch  gestaltet  waren,  dennoch  alle  dasselbe  ziel,  die  Versöhnung 
zwischen  glauben  und  wissen,  zwischen  Vernunft  und  Offenbarung 
verfolgten,  viele  Jahrhunderte  hindurch  hatte  dieses  System  der 
Scholastik ,  von  geistlichen  und  weltlichen  gewalten  anerkannt  und 
geschützt,  eine  allgemeine  herschaft  ausgeübt  und  in  völliger  ver- 
kennung des  wertes  und  der  Schönheit  der  antiken  cultur  sich  hart- 
nlickig  gegen  dieselbe  als  gegen  das  werk  verderblichen,  dem  Seelen- 
heil schadenden  heidnischen  geistes  verschlossen,  so  dasz  man  nicht 
nur  die  Schriften  der  classischen,  und  besonders  der  griechischen 
antoren  ebensowie  ihre  spräche  völlig  vergasz,  sondern  auch  gegen 
die  baulichen  und  künstlerischen  reste  des  altertums,  soweit  sie  noch 
diestürmeder  völkorwaudei  ung  überdauert  hatten,  einen  kämpf  feind- 
Heher  zerstöi  ungssucht  wtitben  liesz.  es  ist  vielleicht  nicht  zuftillig, 
dass  die  anfange  einer  solcher  barbarei  gegenüber  unausbleiblichen 
reaetion  sich  anerst  in  einer  seit  und  auf  einem  bodeu  zeigten,  wo 
die  kSmpfe  swisehen  Glnbdlinen  und  Gnelfen  am  längsten  und  am 
heftigsten  getobt  hatten  und  dasz  wir  die  ersten  spuren  emer  liebe- 


Digiti^cü  by  Cjt.j(..wtL 


0«b«r  dfln  eioflaai  dM  homAinimiit 


Tolldn  rttckkehr  zn  der  poeeie  der  alten  Börner  bei  Dante  Alighieri 
finden,  der  in  seiner  Vaterstadt  Florenz  einer  der  kühnsten  Verfechter 
der  ideo  des  kaisertums  dem  guelfisch- päpstlichen  interesse gegenüber 
gewesen  ist.  kaum  hätte  es  der  autorität  eines  solchen mannes  bedurft, 
um  die  schon  längst  nach  erlösung  von  dem  drucke  der  Scholastik 
und  nach  einem  neuen  bildungsideal  verlangende  masse  der  höheren 
kreise  Italiens  auf  die  neu  entdeckte,  farbenreiche  weit  des  altertums 
hinzuweisen  und  begeisterte  freunde  und  forscher  ihr  zu  erwecken, 
inzwischen  gelang  es  hier  und  dort  aus  der  Verborgenheit  der  biblio- 
theken  und  klOster  immer  neue  handschriften  römischer  Schriftsteller 
hervorzuziehen  und  durch  Vervielfältigung  zn  verbreiten,  und  als  es 
nun  gar  Francesco  Petrarca,  der  schon  in  weiten  kreisen  für  die  neu- 
belebung  des  erstorbenen  altertums  thätig  gewirkt,  zuerst  nicht 
bloBz  eine  bibliothek  im  modernen  sinne,  sondern  auch  antike  mün- 
zen und  medailleu  gesammelt  hatte,  gelang,  aus  Bjrzanz  ein  exemplar 
der  gesänge  Homers  zu  erhalten ,  so  war  dmnit  der  erste  snstosz  za 
eber  HtterarMiiD  «aiidening  gegeben,  wie  sie  eigenartiger  uad 
ftlgenreielMr  kein  teitilter  gesehen  l»t  gar  Md  folgte  den  schrilles 
der  grieeliisohen  »ntoren  eine  ansahl  grieehischer  geehrten,  die  vor 
der  in  du  hjtantinisehe  xeidi  einbreäenden  Tllrienmacht  Ütlditig, 
a^l  auf  dem  gastliohen  und  fttr  ihren  empfiuag  würdig  yorbe* 
reiteten  hoden  Itafiens  saditen  und  fanden,  in  allea  grtteseren 
stidten  eniehtete  man  ihnen  lehrstfifale,  und  bdd  sasz,  von  nah  und 
forn  herbeigesMmt,  eine  zahl  begeistertster  sohfller  jeden  alters  und 
Standes  zn  ihren  ftlssen,  die  ihren  enthnsiasmas  nicht  blosz  durch 
eignes  lernbegieriges  Tsnenken  in  die  neue  Wissenschaft,  sondern 
auch  durch  abschreiben,  Teigleiclien  und  verbessern  der  alten  hand- 
schriften ,  durch  sammeln  TOn  allerhand  resten  des  altertums  zu  be- 
thfttigen  unternahmen,  so  bildete  sich  denn,  allmählich  immer  wei- 
tere kreise  umfassend,  ein  völlig  neuer  gelehrtenstand,  der  ebenso 
frei  von  kastenhafter  beschränkung  wie  von  einseitiger  stubengelehr- 
samkeit,  auf  dorn  markte  des  öffentlichen  lebens  sich  tummelte  und 
von  den  ;:,nosz('n  der  erde  gesucht  und  geschätzt  ,  an  allen  fürsten- 
höfen  Italiens  boden  faszte  und  endlich  selbst  in  mehreren  seiner 
namhaftesten  Vertreter  den  päpstlichen  stuhl  sich  eroberte,  es  lag  in 
der  natur  der  sache ,  dasz  fttr  die  geistlichkeit  und  das  mönchstum 
mit  ihrem  aufgehen  in  humanistische  interessen  eine  fortschreitende 
verweltlichung  bedenklichster  art  verbunden  war,  und  dasz  auf  diese 
weise  die  neue  geistige  richtung  bedeutend  zu  der  innem  auflösung 
und  Zersetzung  einer  priesterschaft  beitrug ,  deren  gemeinschaft  nur 
noch  äuszerlich  durch  die  selbst  schon  sich  mehr  und  mehr  lockern- 
den bände  des  kirchlichen  gehorsams  zusammengehalten  wurde,  bei 
der  mehr  und  mehr  weltbürgerlichen  tendenzen  sich  zuneigenden 
natur  des  humanismus  konnte  die  gewinnung  auszeritalischer gebiete 
ftir  die  neue  bildung  nur  eine  frage  der  zeit  sein,  und  so  war  es  bei 
den  vielseitigen  seit  jahrimnderten  bestehenden  beiiehungen  Italiens 
an  Deutschland  gerade  unser  vaterland,  das  zuerst  von  dersdben  be- 


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Mf  das  g«iftige  leben  DeateohlMidt. 


587 


rührt  und  gar  bald  für  humanistische  interessen  durchforscht  and 
ausgebeutet  wurde,  es  würde  eine  verkennung  eines  der  tiefst- 
begründeten  ztige  deutschen  wesens  sein,  wenn  man  meinen  wollte, 
dasz  nun  in  schnellem  Siegeslauf  der  neue  geist  sich  unser  land  er- 
obert und  seinen  zwecken  dienstbar  gemacht  habe,  vielmehr  nahm 
man ,  wie  alles ,  was  von  wälschem  boden  über  die  Alpen  herüber- 
kam, so  zunächst  auch  die  humanistische  cultur  nicht  ohne  mis- 
trauen  auf,  und  schon  während  man  noch  den  verführerischen 
lockungen  einer  neuen  bildung  voll  geschmack  und  edelstem  geisti- 
gen gehalt  sein  ohr  lieh,  regte  aich  hier  ein  geist  des  Widerspruchs, 
der  seiner  berechtigung  tsich  mehr  und  mehr  bewust  wurde,  wenn 
daher  die  bertthrung  deutschen  geistes  mit  dem  des  classischen  alter- 
toms  nicht  sofort  das  emporkommen  groszer,  den  Italienern  eben- 
bürtiger gelehrten  oiid  dw  mtMnea  «poohemflioliiiite  werke  snr 
folge  hatte,  fielHiehr  eitt  ja  der  dtiiteii  imdTlerteii  gwienlli» 
frllehte  der  neiMii  bildung  aof  detttMhem  bodea  rar  reife  gediehen, 
80  nfisseii  irir  diee  der  eigentOmlielMii  b^gabong  nneeree  Tolkee  aa« 
edireibeD,  dae  in  wimderbarem  grade  befthigt,  firomde  geistige  gttter 
sieh  aanieigMi  dieselbea  immer  in  selbetliidigBter  iHkod  ra  Terar» 
beiften  and  mit  Benen  eigeneft  sathatem  Termieoht  wieder  ra  geben 
Tenteht.  dernatioaalenTenMhiedealHitderDeatBdieiiii&dltalieim 
eatiprecliend,  mnste  demaadi  auch  düe  bomaiiiBtische  xiehtimg  in 
manigfaeh  verschiedener  weise  bei  beiden  vOlkem  sich  äuszem  nnd 
völlig  Teraehiedene  wirkongea  auf  das  gesamte  geistige  leben  der 
beidmi  nationen  zur  folge  habea.  wfthrend  sich  bei  den  italienischea 
boauoiisten  die  fehler  des  gaasen  leitilters  in  eitelkeit,  leichtfertiger 
rahmrednerei  nnd  unstftter  wiaseasnengier  zeigten  nad  anstatt  der  * 
YOa  einer  groszen  periode  neuen  geistigen  aufschwungs  zu  erwarten- 
den ethischen  emeuerung  endlich  nur  sucht  nach  ästhetischer  be- 
friedigung  der  sinne,  freude  und  gefallen  an  luxus  und  Verfeinerung 
des  äuszem  lebens ,  ja  sogar  häszliche  laster  als  Wirkungen  sich  er- 
gaben, finden  wir  in  Deutschland  eine  zwar  stillere,  aber  innigere 
freude  an  der  neuentdeckten  weit  des  altertums,  eine  weniger  prunk- 
volle und  selbstgefällige,  aber  tiefere  und  verständnisvollere  gelehr- 
samkeit,  vor  allem  aber  auch  ein  fernbleiben  jener  oft  unreinen  ver- 
irrungen  und  gotteslästerlichen  ausschreitungen  der  litteratur,  wie 
sie  der  italienische  huraanismus  in  oft  so  widerwärtiger  weise  hervor- 
gebracht hat.  eine  rechte  Würdigung  dieser  Verschiedenheiten  sowie 
des  gesamten  deutschen  humanisraus  ist  aber  dann  erst  möglich, 
wenn  wir  die  anfänge  desselben,  seine  ersten  maszgebenden  Vertreter 
and  ihre  geistige  richtung  prüfen,  da  zeigt  sich  zwar  als  nicht  za 
leagnmde  thatsache ,  dasz  eine  befruchtong  deatschen  geistes  mit 
dem  antücen  söhöaheitsideal  som  grossen  teil  aof  italisdbem  bodea 
stsAtgeAmdea,  dasi  dort  mtaaer  wie  Agrioola  aad  Hermaan  Toa 
dem  Basehe,  wie  Wimpheling  nad  Beaehlia  ihre  beaatnis  der  olassi* 
s<di6a  spvschea  geschöpft  oder  doch  vertieft  habea,  aber  es  ergibt 
sieb  sogleich  des  ftr  das  deatsche  wesen  höchst  bezeiehaende  fsetom, 

a.jAlnb.  f.phU.  Q.  pid.  XLtM.  1879.  hft.  U.  86 


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6d8  U«b«r  «ko  tinflMt  d«s  hnmanitniog 

dasz  gleich  von  vom  herein  der  deutsche  huinanismus  einen  religiö- 
sen hintergrund  hatte,  daaz  seine  ersten  namhaften  Vorkämpfer  von  | 
dem  eindringen  der  classischen  bildung  nicht  blosz  die  Vertreibung 
der  scholastischen  finsternia  aus  ib  r  deutschen  gelehrten  weit  und 
das  wiedererstehen  einer  reineren  latinitüt,  sondern  zugleich  auch 
die  rückkehr  eines  durch  die  damalige  kirche  bis  zur  Unkenntlichkeit 
entstellten,  reineren  Christentums,  mit  einem  wort  das  herannahen 
einer  reformation  erhofften.  da*>7.  sie  nicht  ausblieb,  sondern  in  fort- 
währender Wechselwirkung  mit  dem  humanisuius  zu  jenen  kühnen,  j 
aber  folgerichtig  aus  ihrem  eigensten  we.^en  hervorgegangenen  con-  I 
Sequenzen  fortsdhritt,  welche  die  grttndimg  einer  evangelischen  kirche  I 
bedeuteten,  zeigt  nai  «nt  dea  bedeotungsToUen  untersebied  die 
dtobitei  iMunttimiie  toa  dwnjinitmi  Ikilkav»  dnr,  üi  TdUig»  ' 
glwfltfiltigiMii  gegen  religiöse  diiige  wHUlkeB»        in  fediaki»*  | 
losMT  wiiit  den  hniätauiüiilMA  IdvdUliekMi  fiNneUnne  ej^gebcD)  dir 
ekifiMlMB  eiÜMgttietie  deff  tferietwitiiWMi  swer  MiAt  lei^Mfti^  sImv  ili 
^inftl^y  und  jUnodieoh  betfiehtoto  nd  ndi  nieht  eclientot,  die  per* 
■flnKfhlmtini  der  i^hriirtliflimi  trinitit  eowie  die  auKar  im  edStai 
»ü  gotttieiten  der  griecihieehen  md  itoieohen  gegeignlt  midiBä- 
fiideien  und  eine  oft  selteeme,  immer  eber  frivele  vernueciai^ghiMl 
nieeher  nnd  ehvietücher  religien  anzuriehlen.  bei  eo  «agenntig« 
innerer  begabung  und  bei  so  verschiedenen  Voraussetzungen  musii 
natürlich  auch  die  tnffaeeimg  und  behandieng  der  dassischen  autor«B 
bei  beiden  nationen  eine  andere  sein,  während  die  iteliwiiichHi 
bamanisten  bei  der  leotttre  römischer  dicht-  und  pvoenwefhe  aiflb  « 
der  durch  sie  wiedererweckten  litteretnr  ihrer  vorrftter  erfreuten, 
•  deren  würdige  söhne  sie  erst  dann  zu  sein  schienen,  wenn  ihnen  die 
Wiederherstellung  lateinischer  spräche  und  classicität  gelang,  die 
griechischen  autoren  aber,  soweit  sie  sich  überhaupt  an  sie  heran- 
wagten, nur  dazu  ihnen  dienen  musten,  durch  den  klang  ihrer  voll- 
tönenden spräche  und  ihre  poetische  oder  rhetorische  kunst  ihr  ohr  | 
oder  ihr  Schönheitsgefühl  zu  befriedigen,  suchten  die  deutschen 
humanisten,  soweit  sie  nicht  in  der  beschUftigung  mit  der  feinen 
Stilistik  der  dassischen  autoren  nur  ein  spiel  jüngerer  jähre  und 
müsziger  stunden  erblickten,  zwar  auch  die  Vollkommenheit  des 
lateinischen,  zumal  des  Ciceronianischen  stiles  und  die  Schönheit 
römischer  verskunst  zu  erfassen  und  durch  eigene  nachahmuiig  ztt 
erreichen,  doch  wandten  sich  namentlich  die  älteren  Vertreter  daa»* 
scher  bildung  mit  gröszerer  Vorliebe  den  griechischen  Studien 
und  waren  vor  allem  bestrebt,  des  ethischen  gehalts  der  alten  antoMi 
nicht  vorlustig  zu  gehen,  so  willig  sie  aueb  das  antike  tugendickil 
ale  dnrdi  das  ducietliobe  überwanden  erkannten  und  geneigt  wtviBi 
die  «vangelioni  Aber  die  spradien  nnd  Ibie  ganae  hmaenwtiady 
tlrittiglciiit  in  deeeen  dienet    etellen,  die  in     geecbidde  der  gii- 
etigen  entwieUnng  der  «enechbait  kann  noek  einnMl  ans  hegßt 

awei  T<Wg  neue  end  groii- 
artige,  weltbewegende  ideen,  wie  diijenigen  des  bnmammiiie  «wi  ^ 


Digiti^ca  by  G(.j(..wtL 


ftof  d«i  gttbtafe  tebm  DeatecUandt.  588 

refoniuiliaB,  anstatt  üota  ibm«  beiderseitigen  aaspraohs  auf  imi- 
▼eraelle  geltnng  sieh  g^geoBidlig  «moaaUieieen  und  so  bekttmiito, 
•inaadec  sich  von  anfaag  an  zn  ergfinsen  strebten  und  ilnrer  an- 
regenden und  förderlichen  Wechselwirkung  nck  zu  erüreim  und  be- 
wsai  au  aein  fortfuhren,  kann  nicht  ohne  «nen  tieferen  gnud  aaia; 
sie  muste  darauf  beruhen ,  dasz  diese  beiden  ideen  ihrem  imerslen 
grund  und  wesen  nach  verwandt  und  vermöge  eines  ihnen  inne- 
wohnenden gemeinsamen  princips  angewiesen  waren  sich  gegenseitig 
zu  unterstützen,  in  beiden  tritt  uns  als  bewegende  kraft  der  trieb 
nach  geistiger  freiheit  entgegen,  der  in  dem  abschütteln  dea  joches 
einer  als  unwahr  erkannten  autorität  sich  bethätigt  und  neuen  gei- 
stigen Stoff  nicht  mehr  wie  bisher  aus  abgeleiteten  brunnen,  sondern 
unmittelbar  an  den  quellen  zu  schöpfen  begehrt,  so  wie  der  humu- 
nismus  die  grösze  des  altertums  nicht  mehr  in  dem  trüben  und  un- 
klaren Spiegel  der  oft  um  verschiedene  stufen  von  dem  original  ent- 
fernten Übersetzungen  der  alten,  zumal  griechischen  classiker,  son- 
dern in  diesen  selbst  ungetrübt  zu  erschauen  verlangte,  so  gieng  die 
refomration,  um  endlich  das  im  laufe  der  Jahrhunderte  unter  so  vie- 
lem kirchlichen  pomp  und  scholastischem  wüst  begrabene,  wahre 
ohriatentum  zn  finden,  auf  das  reine,  lautere  wort  gottes,  von  den 
kirohenTlteai  nnd  dar  valgata  aafte  heilige  sefacift  ahen  und  neuen 
tialaBMBAii  auf  deiMi  hebrKaMdiaa  woti  gfieehiackcn  artest  sinrCLck, 
md  -wSlaMid  derluiBMBBwnq»  dmh  orfofadiaagaMilehrbainBaobnng 
der  grieeUidiaaiiBdaiiohderlHbiiiadmqu^ 
stodfiDai  dea  hiMiHlieB  iextH  vorarbeitete,  «rBftiete  dia  refonnation 
dorak  ära  wiiiang  anf  dia  grosM  menge  das  töUms  ancli  dam  in 
ibrem  bände  atdunden  hnawrniwima  breitere  babtten  nndealbatacae 
aide,  80  daaa  bei  manchen  segennaioben  eimocbtougen  dar  aBchst- 
fiidgenden  zelten,  zumal  bei  der  grttndnng  nnd  neuen  Organisation 
dar  hSheren  aebuka,  ee  aebwar  kt  in  enteebeiden,  oh  dieselben  in 
ihrem  Ursprung  mehr  auf  aaregangen  bnmanistisebar  oder  vafor* 
anteriaeber  art  zurückzuführen  seien,  auch  ist  dies  um  so  weniger 
7081  weaentliahar  bedeutung,  da  in  derblütezeit  des  deutschen  hmna- 
nismus  dieaaiben  persönlichkeiten,  die  in  wort  und  aehrift  die  neuen 
religiösen  ideen  vertreten,  zumal  die  reformatoren  selbst  zugleich 
auch  von  dem  werte  der  classischen  Studien  durchdrungen  waren, 
die  Vorkämpfer  des  humanismus  aber  zum  grösten  teil  den  neuen 
lehren  auf  dem  gebiete  des  glaubens  sich  zuwandten,  dasz  in  dieser 
Förderung  der  neuen  wissenschaftlichen  richtung  durch  die  refor- 
matoren nicht  minder  als  in  der  des  reformationswerkes  durch  die 
humanisten  nur  folgerichtigkeit  des  handelns  und  consequenz  zu 
suchen  sei,  beweist  die  verwandte  erscheinung  bei  ihren  gegnern, 
die  mit  derselben  Zähigkeit  das  gebäude  der  scholastischen  Wissen- 
schaft als  die  Unfehlbarkeit  des  papstes  und  der  concilien  verteidigten 
und  zugleich  die  classischen  Studien  nicht  minder  heftig  als  Luthers 
lehre  von  der  rechtfertigung  bekämpften,  freilich  gab  es  trotz  dieser 
Verwandtschaft  beider  ideenkreise  zumal  unter  den  humanisten  einige 

86» 


Digiti^ca  by 


540 


U«b«r  4m  eiaiM  des  himiMitmiit 


selbst  der  hervorragenderen ,  die  besonders  durch  die  zielbewoito 
kühuheit  Luthers  abgeschreckt ,  die  letzten  consequenzen  ihrer  gei- 
stigen richtung  zu  ziehen  sich  scheuten ,  und  weil  sie  die  behagliche 
Sicherheit  einer  gelehrten  iiiusze  dem  mutvollen  kämpfe  auf  dem 
tummelplatz  einander  feindlicher  ideen  vorzogen,  von  einem  werke 
sich  fernhielten,  von  dem  bie  nur  eine  oberflächliche  besserung,  nicht 
aber  eine  durchgreifende  und  lebensfähige  neugestaltung  der  kirch- 
lichen zustände  sich  versprachen,  so  tritt  denn  endlich  gar  ein  zug 
des  gegensatzes  trennend  zwischen  humanismus  und  reformation, 
und  wie  sich  jeder  kämpf  geistiger  mächte  in  der  Stellung  der  sie 
vertretenden  menschen  zu  einander  concret  gestaltet,  so  können  wir 
auch  jenen  gegensatz  am  schärfsten  in  Luthers  und  des  Erasmus 
gegenseitigem  Verhältnis  ausgeprägt  finden,  während  des  letzteren 
btttrelmngem  auf  die  bildong  eines  feinen,  an  dem  studium  der 
elmiiAw  liUwaiiu  gdJMmkm  getdimaekM  nad  aaf  die  pfl^e 
WMUtt  biHHnNi.  «I  attMi  mIiSbmi  luid  gnim  ridi  »i fl  — iiailmi  «dl- 
mmkmang  giengen ,  wmt  laAtr  gans  m  leligiöM  faapalaeB  b9- 
bmohi  «id  Twtoht  mäk  UUmt,  dmuk  8«hw«re,  iaam  glaitas- . 
\Mmp§&  gtmmwmmr  flbaiwiigimgiknfl  die  tüh»  d«i  •rangeUiiaa» 
dM  «r  im  grifto  dtt  tttsprtt&glidnB  dniilwtinMt  nrntk  maai^ihe  ds 
bii]igi&  aelBift  wMmt  iMnwIdlai  aiflh  lorgwitoi  hafete.  —  Man 
wfirde  «ndHoli  eiaae  dar  wichügstaniaoBiMito  M  der  THgktthaata 
benrteilaag  des  Iwaiiiniwnot  aad  der  refonnation  Übetgäen ,  wenn 
man  dea  natknalen  gehaltes  vergessen  wottba,  der  beiden  geistigen 
riobtungen  in  so  hohem  grade  eigen  ist*  wer  erinnerte  ddi  nicht 
des  tiefen,  aacb  patriotischen  Unwillens  gegen  römieebe  tenraU* 
üobang  and  wälsche  tttcke,  der  sieb  Luthers  bei  seiner  reise  gen 
Born  bemächtigte  und ,  indem  er  nngeschwiebi  in  iba  fortwirkte, 
gewis  nicht  wenig  dazu  beitrug,  in  ihm  die  gewaltigen  entschlösse 
des  eintrittes  in  den  litterarischen  kämpf  gegen  Rom  und  der  völHgen 
lossagung  vom  p  ipsttum  reifen  zu  lassen,  so  war  es  auch  zumeist 
tiefinnere  abneigung  gegen  die  zahlreichen  (ibergriffe  der  päpstlichen 
politik  in  die  rechte  und  Selbständigkeit  des  deutschen  reiches  und 
nationale  entrOstung  über  die  systematische  ausbeutung  des  deut- 
schen Volkes  durch  geistliche  steuern  aller  art  und  über  die  dünkel- 
hafte tiberhebung  der  Italiener  über  die  Deutschen ,  was  bei  vielen 
Vertretern  des  humanismus  den  vorwaltenden  gesichtspunct  ihres 
denkens  und  handels  bildete  und  zumal  einen  seiner  kühnsten  Vor- 
kämpfer, Ulrich  von  Hutten  und  den  kreis  der  ihm  nahestehenden 
freunde  beseelte,  deren  er  nirgends  eifrigere  hatte  als  unter  den 
patrioiergescblechtern  des  damaligen  Frankfurt. 

Bs  ist  natürlich,  dasz  eine  wissenschaftliche  richtung,  die  aus 
den  tiefsten  qoellen  deutschen  lebens  strömte ,  auch  wieidenun  ia 
manigfacher  weise  anregend  und  befroebtend  auf  dasselbe  wbdni 
«id  tamal  auf  die  siellmig  der  wisssBaBbaftsn  aar  Maänd  wad  vnki 
sieb  etaen  nacbbidligeB  eiatasa  ftbsn  miisto«  da  wird  es  aaa  ais 
boeb  genug  angescbtogen  werden  dtefen ,  dass  gasade  dar  bnsHuiif- 


Digiti^ca  by 


541 


mos  «8  war,  der  ancli  ia  BevtoddMid  mm  ersten  male  die  fr^MÜ 

der  wkseiiBoliaft  anbahnte ,  sie  von  dem  dienste  der  scbolastik  und 
der  antoritttt  der  kirche  löste  and  ate  eine  besondere,  freie  und  selb- 
ständige art  der  betbätigung  des  menscblicben  geistes  hinstellte, 
tnnftebst  war  fireilieh  das  römische  kirchentmn  nidit  gewiilt,  eine 
dienerin  ans  ihrem  aUiingigkeitsverbaltnis  an  entlassen,  die  daa 
System  kirchlicher  Suprematie  hatte  grtUuUn  und  jabrhanderte  lang 
auf  das  eifrigste  verteidigen  helfen,  die  noch  völlig  von  der  aeho- 
lastiscben  doctrin  beherschten  Universitäten  verschlossen  sich  smm 
grösten  teil  den  neuen  wissenschaftlichen  ideen,  und  so  muste,  bis 
es  dem  humanismus  gelang,  sich  diese  maszgebendsten  stätten  der 
Wissenschaft  zu  erobern  und  mit  Jüngern  seines  geistes  zu  besetzen, 
das  neue  wissenschaftliche  leben  in  freieren  äuszeren  formen  zum 
ausdruck  zn  gelangen  suchen  und  in  zwangloseren  litterarischen  Ver- 
einigungen von  lehrenden  und  lernenden  sich  zusammenfügen,  so 
bildeten  sich  in  crar  manchen  deutschen  stSdten  wissenschaftliche 
kreise,  in  denen^sich  um  eine  besonders  hochbegabte  und  bedeutende 
persönlichkeit  eine  bald  gröszere,  bald  kleinere  zahl  von  j tingern  der 
neuen  Wissenschaft  zusammenfand,  die  mit  begeisterung  den  Worten 
des  verehrten  lehrers  lauschten ,  von  ihm  in  ihren  studien  sich  an- 
weisung  und  förderung  erbaten  und  meist  gar  bald  mit  ihm  sowol 
wie  unter  Mäander  in  em  ▼eMÜnia  banlioher,  dnrefa  geistige 
stntoiageBi^neliaft  ^aiUlrtar  firaimdsehaft  timtou  kein  wunder, 
iroui  aoktal  Mrem  md  aohtiera,  die  mit  Uaem  ganaan  am- 
pfiaden  imd  6mkm  aal  dam  bodan  des  elsaaiaeiw«  altertoma  alaa* 
dsn  viid  daa  wiaderanllelMii  deaaelbaa  oft  In  dar  aanHehaten  wmaa 
anfXSuatan,  in  ibvan  eigenen  ansamasenkünften  diejenigen  der  achtl- 
kt  jener  anÜkan  plnloiDphen  und  ^liietoren  aidb  lu  wiederbolan 
sdnenan.  MEeb  trieb  &  der  aait  aigena  waadarloat  oft  sobon 
recht  bald  lebrer  und  schfiler,  genosaen  und  freunde  auseinander, 
allsia  aie  diente  auch  dazu,  die  hier  und  dort  in  dentadien  lan- 
den awairaut  wohnenden  humanisten  einander  bekannt  an  madien, 
in  iasniar  waebaelnden  ideenaustausob  sie  za  bringen  nnd  zumal 
neoe  anbänger  der  classisehen  altertnmawiBsenscbaft  an  gewinnen, 
auch  zwischen  fernen  freunden  blieb  dann  meist  ein  reger  geistiger 
'  verkehr  bestehen,  der  durch  lebhaften  briefwechsel  sich  vermit- 
telte und  neben  der  besprechung  von  fragen  persönlicher  natur  zu- 
meist solche  der  neuen  Wissenschaft  zu  seinem  gegenstände  machte, 
man  kann  in  diesem  von  vielen  bis  zur  höhe  der  kunst  geförderten 
briefwechsel  geradezu  das  wiedererstehen  eines  dem  mittelalter  völlig 
fremden  litteraturzweiges  erkennen,  wie  deren  jedes  Zeitalter  neuen 
geistigen  aufschwunges  hervorzubringen  pflegt,  allerdings  erwuchs 
hierdurch  der  nationalen  deutschen  litteratur  nicht  irgend  welche 
bereicherung;  denn  ebenso  wie  die  Vertreter  des  humanismus  ihr 
^  eigenes  Zeitalter  im  vergleich  zu  der  blütezeit  Athens  und  Roms  ge- 
ring zu  schätzen  pflegten,  so  entfremdeten  sich  auch  die  meisten  von 
ihnen  fast  völlig  der  für  barbarisch  gehaltenen  muttersprache  und 


DigifTzeci  by 


648 


wandten  nidk  dm  ktriuekM  qpnche  iB,  m  dam  ■IhiflMnin  imd 

BchrifUioliem  gtbnmtk  sie  den  besten  mastern  fttuwachea  eiän 

gleichzukommen  und  so  nicht  blosz  als  nacbahmer,  sondern  als  er- 
neuerer  und  fortsetzer  der  classischen  litteratur  ihre  geltang  und 
Wirksamkeit  zu  ünden  bestrebt  waren,  und  hierin  haben  unstreitig 
viele  von  ihnen  beachtenswertes  erreicht  und  bis  zu  dem  grade  sich 
in  das  fremde  idiom  einzuleben  gewust,  dasz  manche  ihrer  prosai- 
schen und  poetischen  schriften  uns  wie  dem  altertume  selbst  ent- 
stammend anmuten,  vorzugsweise  war  es  von  den  prosaischen 
Schriftstellern  der  Römer  Cicero,  von  ihren  dichtem  Ovid,  nach  deren 
Vorbild  man  den  eignen  ausdruck  bildete,  und  besonders  in  de& 
letzteren  nachahmung  versuchten  sich  so  viele,  dasz  man  im  stände 
Wire  eine  stattliche  reihe  lateinischer  dichter  aus  der  zeit  des  huma- 
lltBmus  aufzuzählen.  gewisstTuiaiszun  war  sogar  die  lUhigkeit ,  sich 
leicht  und  gewandt  in  lateinischen  versen  auszudrücken ,  das  kenn- 
Miehen  uad  erfordemis  eines  rechten  bumanisten.  und  lange  zeit 
gaU  aelbtt  der  wiWi  einet  poeten  Uli  gleichbedeatend  mit  dem  ein&ä 
«ihMBgttri  te  ciiiiiiieiKn  iteÜMt.  mt  möchte  M  dieear  geleges- 
hdk  dk  mmm  te  ]ioeliTirdlart«i  vmk  h^ämkuüm  mitum  Uber- 
gihitt»  die  in  jenen  MÜeii  dee  wMimaMKikifmn  der  elieriiichi  ato* 
di«  die  kite  nrnnPHii  jetzig«  FsMÜteter 
Kern  eoml  ab  Oiipnn  Aadnaäemf  \memim  aber  Jaaobva  ICicyUai 
beaaMen  ein  anaaaiQfdaiiiiMMB  WMÜaoliia  taleenft.  daa  ale  battliifftB 
aidi  gaas  in  die  fonaan  dar  lafainiadMin  poeaio  aimiilaban  wak 
ebenso  grosser  leiohtigkeit  als  annmi  seibat  widecafarebeBde  Mk 
diditenadi  m  behaadän.  kann  mm  gebiet  dichteriadMB  scbaffims, 
mit  ausnahaM  etwa  dea  dramaa»  war  diesem  letiftan  Tni  rinlilnaann, 
und  seine  poatiecben  atalblmigen  wie  seine  elegien  und  epigramme 
aind  sun  graaaen  teile  so  vorzüglich ,  dasz  man  bedauern  darf,  sie 
mur  so  wenigen  bekannt  und  für  die  deutsche  litteratur  verlocen 
wiesen  zu  müssen.  —  Mit  solcher  Areude  an  selbständigem,  litterari- 
schem schaffen  verband  sich  besonders  in  den  ersten  beiden  jähr- 
zehnten  des  16n  jahrh.  bei  den  meisten  humanisten  ein  geftihl  von 
der  notwendigkeit,  der  neuen  wissenschaftlichen  richtung  durch  an- 
griff und  Verteidigung  gegen  die  anhönger  des  alten  scholastischen 
Systems  eine  anerkannte  Stellung  zu  erobern  und  zu  sichern,  so  bil- 
dete sich  denn  bei  der  heftigkeit  der  wissenschaftlichen  gegensätze, 
die  oft  in  litterarischen  fehden  sich  luft  machten,  ein  geist  der  pole- 
mik  bei  vielen  der  humanisten  aus,  der  freilich,  nur  um  es  den 
scholastischen  theologen  gleichzuihun ,  weder  persönliche  gehässig- 
keit  noch  Verdächtigungen  bei  der  bekämpfung  seiner  gegner  scheute, 
besonders  aber  die  ganze,  oft  belustigende  derbheit,  den  unerschöpf- 
lichen humor  und  witz,  deren  er  fähig  war,  gegen  sie  ins  treffen 
führte,  es  genügt  zum  beleg  für  das  gesagte  an  die  briefe  der 
dunkel mänaer  zu  erinnern,  jenes  eigenartige  unternehmen  der 
pnbliniatnrj  daa  aa  aidi  nur  aufgäbe  machte,  die  wideraaober  dadurch, 
dm  San  aia  aine  eigane  rflekMtatoaa  eemaponde^ipitermwander 


Digiti^ca  by  Lj^)<^ju^ 


waS  da«  geistige  leben  Dentechiands. 


643 


ftLbren  liesz,  mit  ihren  eigenen  waffen  anzugreifen  und  lächerlich  za 
machen,  'das  schlechte  latein',  sagt  Strauss  in  seinem  Hutten,  'und 
die  selbstgeschaficnen  fürchterlichen  und  barbarischen  worte  und 
redensarten,  die  in  dem  scholastischen  latein  im  schwänge  waren, 
waren  so  naturgetreu  wie  möglich  nachgeahmt,  die  unnützen,  lächer- 
lichen ,  aber  doch  mit  groszer  Wichtigkeit  behandelten  Streitfragen, 
der  thörichte  aberglaubq,  die  hohle  aufgeblasenheit ,  die  roheit  und 
Schamlosigkeit  der  sitten,  die  unter  dem  geistlichen  gewand  sich 
nur  schlecht  verbarg,  waren  in  diesen  briefen  so  treflfend  nach  dem 
leben  geschildert,  dasz  jedermann  die  originale  zu  diesem  gemälde 
zu  kennen  meinte,  ja  sogar  viele  gläubige  leser  diese  briefe  für  echt 
hielten,  bis  ihnen  das  allgemeine  gelächter  das  vorständniä  für  die 
wahre  bedeutung  derselben  dffiiete.' 

Eine  neue  sokimllsfrendige,  wissensohaftliohe  richtung,  die 
mit  dem  «aiptiMli  äUaittiger  geltung  »altKitt,  mm  üu»m  ganzen 
wmh  mtA  lekriiaft  mIb  nd  demgemta  ymr  alkm  ndh  des  jugend- 
tuittnridite  uad  der  sehnlen  sii  beBiSehtigen  bestrebai.  00  &iden 
irir  aMüi  \m  den  knaiaiiktoi  dke»  tendMu  vwwalteii,  mtd  nachdem 
«0  ÜUMB  gchmgen  war,  mit  äver  wisemaehaft  aa  imiTmitKtoa  imd 
seknlMi  feeftm  fim  sa  ümmb«  miuto  auf  diMen  in  leimitofF  imd  me- 
thode  mehk  weniger  als  in  benig  aof  ihre  fSxmen  sMlniig  imd  ihre 
Mm  «in  yOlliger,  vielleioht  der  grOBte  und  naohhaltigsie  um- 
eihwnng  sich  vollziehes,  deft  »1  wege  zu  bringen  ftberhanpt  dem 
himianismiia  beetiBunt  war.  der  Botwendigkeit  einer  Umgestaltung 
des  aehulwesens,  das,  wie  die  ganze  wissemdiafty  in  scholastieeher 
gebnndenheit  sich  befand,  vere^loss  sieh  Yon  den  denkenden  und 
höherstrebenden  der  damaligen  zeit  keiner ,  und  nur  der  klerus ,  der 
durch  die  länge  der  zeit  sich  daran  gewöhnt  hatte,  das  sehulehalten 
und  den  höhern  und  niedem  Unterricht  für  sein  ausschlieszliches 
recht  anzusehen,  widersetzte  sich  auch  hier  mit  Zähigkeit  dem  ein- 
dringen des  neuen  geistes.   denn  man  sah  in  diesen  kreisen  richtig 
voraus,  dasz  mit  dem  eindringen  des  humanismus  in  die  schulen  das 
entstehen  eines  durchaus  selbständigen  und  von  der  geistlichen  lei- 
tung  befreiten  höhern  gelehrten-  und  lehrerstsndes  notwendig  ver- 
bunden sei,  und  dasz  demgemäsz  auch  die  meisten  schüler,  indem  sie 
zu  jenen  weltlichen  lehrern  in  ein  directes  Verhältnis  des  gehorsams 
und  der  pietät  einträten ,  nicht  mehr  wie  bisher  mit  ihrem  ganzen 
äuszem  und  innern  leben  in  der  abhängigkeit  von  kirchlichen  oberen 
sich  würden  befinden  können,  mit  um  so  gröszerer  freudigkeit  nah- 
men sich  die  reformatoren  einer  aufgäbe  an,  die  einen  so  wesent- 
IMien  bestandteil  ihres  reformatorischen  Werkes  aasmachte,  so  sehr 
MUkdi  anoh  ihnen  die  religiöse  erziehnng  der  Jugend  als  das  wich* 
^Hstte  «id^ieiiy  eo  w«a%  tertemtw  Ikdto  mrol  wie  Hdia 
dw  hatm  und  wMmMkum  bUdugewert  der  diesaaeiiBn  spra- 
«iMa,  die  aaeh  ei«  rar  grvBdlage  dee  geeamteii  hifliem  imteniobta 
fwielit  wiam  weUiea.  ecbleii  ihoea  &ch  geradesndieaifltenEdeB 
«viageltaatt  selbst  Toa  dar  pflege  uad  dem  atudiam  desaalbea  ab- 


Digiti^c 


544 


twhiiigwi  ttd  iB  ilw  IrtMitaif  dit  i&iiMnft#  Mittel  in  ^Hhi^HfiifHr 
bdehraig  und  im  Tintlndais  dar  MUgia 
wiaLvibir  lettiii  in  jmr  dcnkwOrdifta  Mhnft  in  4m  wäHtemii 
•Ikr  ittdto  DrotocMaads  IlWr  die  aufricbiong  und  nnteilMttag 
chriitBciwr  ecbulen  sich  ansdrflckt ,  'die  scheide  mmd,  darixmen  dies 
meeser  des  geistes  steckt,  der  scbrein,  damnen  man  dlei  kleinod 
trägt',  nicht  minder  eindringlich^  doch  von  noch  tieferem  vmlSnd- 
nis  ftlr  das  siudinm  des  classischen  altertums  durchdrungoi,  hti 
Melanclitluin  in  lahlreichen  mündlichen  und  sohnfUiohen  äuszernngMl 
auf  den  wert  der  alten  sprachen  hingewiesen,  in  seinen  scholplteeo. 
liesz  er  sie  einen  breiten  platz  einnehmen  und  sorgte  durch  mancher- 
lei lehrbücher  grammatischer  und  dialektischer  art  für  den  prak- 
tischen Unterricht  in  denselben,  ja  er  war  so  sehr  von  der  not- 
wendigkeit  des  Studiums  derselben  und  ihrer  litteraturen  durch- 
drungen, dasz  er  in  besorgnis  und  enti  üstung  gerathen  konnte,  wenn 
übereifrige  theologen  dieselben  entbehren  zu  können  oder  in  ihnen 
eine  gefahr  für  das  Seelenheil  zu  erblicken  meinten,  so  trugen  denn 
auch  die  zahlreichen  deutschen  Jünglinge  und  männer,  die  von  dem 
evangelischen  geist  der  reformatoren  erfüllt,  von  Wittenberg,  dessen 
ruf  jene  schaaren  herbeigelockt  hatte,  schieden,  neben  dem  eifer  der 
religiösen  Überzeugung  auch  eine  frische  begeisterung  für  das  alter- 
tuiji  und  dessen  hohen  bildungsgehalt  für  die  Jugend  in  alle  deutschen 
gaue  hinaus,  und  gar  manche  von  ihnen  suchten  und  fanden  gelegen- 
heit  in  dentscben  stftdten  aoholeB  in  diesem  geiste  au  grOnden  oder 
ibnen  übertragene,  schon  bestehende  eebnleo  aaf  den  ^mid»  der 
hnmanitfttistndien  mnsngestalten.  anoh  unser  Frankfurter  gynsnaiinin 
gebort  ni  dieeen  iflhnlaintolten.  ackoii  Hwgere  aeü  vor  b^gian  der 
refofmatioa  halte  man  in  dieeer  eUdt  daa  dringende  bedSrfiai«  wmk 
einer  beüening  des  sobiilnHtaniohig  «nj^liindeB,  die  alten  atift-iind 
UoiterBohiilen,  deren  ee  raek  in  Franktot  mekrere  gab«  komlent 
weil  sie  Btmtlich  anf  dem  boden  der  aebelaatik  enmiiaein  waien^ 
den  ansprttchen  der  bessern  bflrger  nicht  mehr  genügen,  und  ao  war 
es  geschehen,  dasz  viele  söhne  reicherer  leute  fremde,  und  iwar  zu- 
meist italienische  und  franzOsiaebe  schulen  aufsuchten,  um  auf  die* 
sen  ihre  Studien  zu  betreiben,  die  evatm  aehritte  an  einer  aan- 
gestaltnng  dee  nnterrichtsweaens  im.  ainm  dea  knnttiiemna  ge- 
aohahen  von  einigen  der  henrorragenderen  patnoascJiNL  famitien, 
deren  einfluszreichste  glieder  nicht  nur  vollkommen  von  dem  neuen 
wissenschaftlichen  geiste  durchdrungen  waren,  sondern  auch  mit 
dessen  namhaftesten  Vertretern  in  naher  persönlicher  beziehung  stan- 
den, ihrer  Vermittlung  war  es  zu  verdanken,  wenn  im  december 
1519  der  rath  den  beschlusz  faszte,  'nach  einem  redlichen,  gelehrten 
und  von  Mores  geschickten  gesellen  zu  trachten,  der  die  jungen  kin- 
der  in  der  lehre  anhalten  solle'.  Wilhelm  Nesen,  der  in  huma- 
nistischen kreisen  bereits  bekannt  und  geschätzt  war  und  dem 
Erasmus  nicht  weniger  nahe  stand  als  dem  Erfurter  kreise  des  Eoban 
Hesse ,  liesz  sich  zur  Übernahme  der  im  herbst  des  folgenden  Jahres 


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Mf  dM  giiflag«  leben  DeoiMhlaads. 


545 


f&r  bfirgerkinder  errichteten  scbiilt  beraii  finden  nnd  übernahm  et 
auch,  tiglieh  eine  stunde  für  erwachsene  eis  collegium  bnmih 
■istiscber  art  zu  leeen.  bald  erfreute  flieh  die  nene  schule  nicht  nw 
eines  bedeutenden  Zulaufes  von  schülem,  sondern  auch  einer  allge- 
meinen acbtung  in  der  stadt  und  eines  groszen  rufes  in  ganz  Deutsch- 
land,   allein  an  einer  nachhaltigen  Wirksamkeit  in  und  für  dieselbe 
hinderte  den  jungen  gelehrten  einerseits  seine  Vertiefung  in  die 
reformatorische  bewegung  Frankfurts,  anderseits  sein  schon  1523 
erfolgter  weggang  nach  Wittenberg,  und  so  darf  man,  da  auch 
Nesens  nachfolger  Carinus  nur  ein  jähr  die  schule  leitete ,  mit  recht 
ihre  feste  begründung  und  organische  gestaltung  als  das  verdienst 
Micylls  ansehen ,  der  in  zwei  verschiedenen,  durch  wenige  jähre  von 
einander  getrennten  Zeitabschnitten  das  rectorat  der  neuen  schule 
leitete  und  in  ihr  gelegenbeit  fand,  die  wahrhaft  bedeutenden  gaben 
seines  geistes  und  herzens  und  die  gediegenen  und  gründlichen 
kenntnisse  zur  geltung  zu  biingen^  die  bereits  seine  Erfurter  und 
Wittenberger  freunde  an  ihm  geliebt  und  geschätzt  hatten,  ihn  ver- 
bend  lein  ganzes  leisen  hindurch  eine  innige  freundschafk  mit  Xe* 
lawMMtt  «li  mit  Bob»  HiMe.  dxmm^  dem  w  in  Betet  jalure 
lang  mfthegwttaaden,  verdankte  er  neben  der  erweokung  und  fttr- 
denmg  aeiaes  poetiafliieB  taleniaa,  besondera  den  lebendigen  aimi 
Ittr  gea^abla  und  goodiieiiiKehe  TaritfUniase,  jenem,  au  desaan 
Ütosen  er  in  Wittenb«g  lange  seit  ala  begaiatertar  rahOrer  gaaeaaan, 
neben  dar  naaeliAtiAsnn  beiahimig  und  berathong  in  aaäen  der 
wiBaanaaliaft  nnd  daa  nnterriohta  amnal  anidi  die  mllda  dea  urteile, 
die  wttrme  der  religitan  fiberzengung,  die  abneigang  gegen  theo* 
logisches  schulgeatak.  so  sehen  wir  in  ihm  jene  Vermittlung  zwischen 
antiker  bildung  und '  ohriatlich  religiösen  gedankan  dnrchgeführt, . 
wie  sie  in  jenen  araten  Jahrzehnten  der  refomaÜonaomanoben  treff- 
lichen mttnnem  gaimg»  und  deshalb  kann  man  gana  besondera  an 
lül^ll  und  aeinem  wirken  in  Frankfurt  erkennen ,  in  welcher  weise 
der  humanismus  in  lehrstoff  und  methode  auf  die  deutschen  höhem 
schulen  eingewirkt  hat.  zunächst  erstrebte  derselbe  eine  freiere  und 
unmittelbarere  auffassung  der  römischen  und  giiechischen  litteratur, 
eine  lebendigere  behandlung  und  aneignung  der  alten  sprachen ,  in 
denen  man  das  beste  mittel  zur  schärfung  der  jugendlichen  denk- 
kraft  und  zur  ausbildung  des  Schönheitsgefühls  richtig  erkannte,  die 
einseitige  Schätzung  und  betonung  der  formalen  seite  classischer  bil- 
dung, deren  sich  so  viele  der  humanistischen  schulmänner  schuldig 
machten,  vermied  der  klare,  vorurteilsfreie  blick  Micylls. 

So  sehr  er  von  der  notwendigkeit  gründlicher,  durch  stete  Übung 
zu  erweckender  und  festzuhaltender  grammatischer  Sprachkenntnisse 
und  von  der  vortrefflichkeit  der  beherschung  der  lateinischen  spräche 
im  mündlichen  gebrauche  überzeugt  war,  so  wenig  meinte  er  die 
reale  seite  des  Unterrichts  vernachlässigen  zu  dürfen,  weldie  durch 
die  einflihrung  in  eine  mit  prOfendem  urteil  anagewililta  tooUtoaia- 
gleieh  ein  ^friindilcliaa  Tenttndnfa  daa  antiken  pcditiadien  undeon- 


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6M  Utbtr  fUn  «ioiaH  4it 

len  Icbens  tind  eine  ethische  erbauung  an  den  Vorbildern  geiätiger 
und  sittlicher  grösze  des  altertums  der  jugend  vermittelt,  freilich 
meinte  er  auch  bei  der  auswahl  der  zu  lesenden  Schriftsteller  zugleich 
die  zwecke  des  rhetorischen  und  diakktischen  unternchts  ftirdem  zu 
jntlssen,  allein  viel  wichtiger  erschien  es  ihm,  durch  die  iectüre  clas- 
bischer  autoren  die  historibchen  und  geographischen  kenntnisse  der 
BchUler  zu  pflegen  und  zu  erweitem,  da  ohne  die^e,  wie  er  sich  aus- 
druckt,  keine  wahre  einsieht  in  die  menschlichen  dinge  gewonnen 
werden  kunne.  und  um  so  wichtiger  muste  ihm  deshalb  der  reale 
gehalt  der  uuliken  historiker  erscheinen,  da  er  in  seinem  lehrplan 
keine  besonderen  Unterrichtsstunden  für  die  gescbichtc  ansetzte. 
Überhaupt  schien  ihm  so  wenig  fUr  diese  als  für  die  meiaten  andern 
disciplinen  unseres  heutigen  gymnasialen  lehrplans  ein  so  dringen- 
des  bedOrfius  oder  hian^dwiide  sait  ▼oriiiMdm  sn  Bei»,  um  ifcuen 
MlbiMiidige  gtiUuig  in  dtot  ctgittimt  iiiaer  wiiiln  mtf 

weniger  ab  ftr  iIiitKehfl  ichaledhugMi  d«r  humMbAm  M 
Ii  dMit  mmUmi  m  fiflltt ^IvlMadvte  Undnicb  die 
rtidwa  im  stMle  dar  ▼■fgejwfcwt  gmUA  wmd  mtk 
Mlwte  TlQif  lim  faUiatai  v»«^  mn  jeM  w 

taatekt  ate  vum.  miUkpmBk  des  Unterrichts  sn  bumImb,  die  gaaaa 
Mit  desselben  ihnan  widBiiai»  j»  die  aahlHiir  um  OnreMllen  ihre 
watitiaila  liaclnuiit  fwifaaaen  lassen  und  zn  aMsE  BBoiem  und  Grie- 
dMn  maoben  ta  mttaaan  meinte,  ao  iadaB  wir  anszer  einigen  ari^ 
maüaohen  stunden ,  deren  baasrii  ar  zudem  noch  in  dm  balialim 
der  Schüler  stallte  oder  die  er  mit  muaUcAlischen  lectioaen  abwedk> 
aeln  liesz,  in  seiner  und  den  übrigen  humanistischen  schulordnongenf 
nur  für  den  religionsunterricht  einige  stunden  angesetzt;  das  ziel 
desselben  sah  Micyll  darin,  'dasz  neben  dem  erlernen  der  kenntnisse 
der  sinn  für  fröinmigkeit  jj^eptlegt  und  die  jugend  zu  demjenigen, 
was  in  den  kircben  gelehrt  wird,  im  hause  und,  so  zu  sagen,  im 
familienkreise  vorbereitet  werde'.  —  Trotz  aller  nicht  zu  leugnenden 
einseitigkeit  in  den  lehrplänen  Micylls  sowol  als  der  übrigen  huma- 
nistischen Pädagogen  ßnden  wir  bei  ihnen  eine  grosze  menge  von 
anordnuugeu  und  stofflichen  und  methodischen  hinweisen,  die  wegen 
ihrer  vortretflichkeit  und  des  in  ihnen  ausgedrückten  richtigen  päda- 
gogischen tactes  allgemeiner  anerkennung  wert  sind  und  auch  für 
den  Unterricht  in  unsem  hohem  schulen  ihren  wert  besitzen,  nie 
haben  Schulmänner  eifriger  und  mehr  von  der  Verantwortung  ihres 
amtes  durchdrungen,  über  die  ziele  des  Unterrichts  und  die  mittel  zu 
ihrer  erreicbung  nachgedacht;  bis  in  die  scheinbar  unwiohtigste  ein- 
sdheit  hinein  haben  de  fOx  ihre  schulen  mdit  Um  das  leluratcff 
und  daaien  metbodiache  bahandlnng,  aoadam  awah  die  aiiilailang  dar 
taff eaaatt  ito  die  iabfilar  «id  aaibel  MHb  die  miM  m  itar  mlkl^^ 
dwlgaitam.  in  allen  ümm  bemabnngen  wmOm  wir 
mil  danlteer  pietet  aarf  jene  mlnnat-  mtekbmim  mtaaaa, 


Digiti^ca  by  Li^j'.j-ii^. 


547 


im  uns  DentMdM  dia  Wiederhersteller  des  classischen  altflitttBi»  ia 
im  schulen  geword«i  iM.  Mliib  kijft  jetzt,  nachdem  uns  mekr 
denn  300  jdbre  Ton  jeiun  leiten  der  Wiederbelebung  der  «ttiktn 
Stadien  und  ihrer  einfÜhmng  in  den  jugendnnterricht  trennen,  nicht 

nur  die  pädagogische  Wissenschaft  unendlich  fortgeschritten  und  hat 
in  methode  und  lehrstoff  ganz  neue  bahnen  eingeschlagen ,  sondern 
vor  allem  hat  auch  die  Wissenschaft  der  classiflcben  philologie  eine 
durchaus  verändeiic  gestalt,  einen  unendlich  erweiterten  blick  und 
eine  klarere  Stellung  in  dem  gesamtbereich  der  Wissenschaften  erhal- 
ten, wie  viele  der  damaligen  gelehrtenweit  noch  unbekannte  Schriften 
antiker  autoren  sind  seit  jener  zeit  hier  und  da  entdeckt  und  nutz- 
bar gemacht  worden!  wie  ganz  anders  steht  uns  jetzt,  nachdem  die 
von  den  groszen  philologen  des  17n  und  18n  jahrh.  begonnene  und 
bis  in  unsere  zeit  durch  geistvolle  männer  fortgeführte  texteskritik 
ihre  stauneuerregenden  erfolge  erzielt,  der  text  der  griechischen  und 
römischen  schriftsteiler  gegenüber;  wie  viel  verständlicher  und  an- 
schaulicher ist  uns  das  antike  leben  in  staat  und  gesellschaf t ,  in 
Iranst  und  Wissenschaft  geworden,  seitdem  men  ob  natenioinmeii, 
dsB  einen  sehriftsliiler  4mk  den  Muten  sit  eiKMnn  und  sn  b«- 
ridiMgen,  das  gknbwttrdige  nnd  tttferllssige  in  ihren  betiflliien  Ton 
dem  geitteebtni  nnd  nrftllnilidhen  in  eoheiden;  eeiftdem  m  nllen 
dmk  enkdeeking  nnd  enfaiftrnng  «ihlloier  ineelinlleny  dnreh  ütf- 
indimg  nnd  atugrabong  zAhlloeer  kunetwerte  jegüdMr  iri  das  eUer- 
iun  eäbeft  in  seinen  originalen  teeten  sn  der  eretannten  naebwett 
n  iprwiieB  Iwgwineni  mm  wie  ^1  mehr  eind  wir  endUeb  in  der 
lege  die  beiden  okMieohen  sprechen  In  ihrem  Teihfltnis  zn  einander 
imd  in  ifarar  eteifamg  in  dem  geistigen  leben  der  Völker  überhaupt 
nM§  an  wQvdigen,  eeitdem  der  Wissenschaft  der  eprach  vergleiehnng 
es  gelungen,  sie,  die  als  spraoUiebe  einzelwesen  der  frtlheren  ge- 
lehrtenwnli  ereehienan,  in  ihrer  tarwandtsdnilk  mit  nhlnioben  a»- 
dem  aptnehan  lam  teil  längst  anageetorbener  enlturvOlker  und  in 
ihrer  gemeinsamen  herstammnng  von  ein  nnd  derselben  mutter- 
sprache  darzustellen,  seitdem  endlich  die  Wissenschaft  der  moder- 
nen Philologie  es  sich  zur  aufgäbe  gemacht  hat,  den  bildungspro- 
ceas  der  neueren,  zumal  romanischen  und  germanischen  sprachen 
zu  belauschen  und  das  wenn  auch  in  veränderter  gestalt  sich  doch 
noch  bethätigende  fortleben  der  lateinischen  spräche  in  seinen  ge- 
setzen  nachzuweisen,   und  wenn  uns  einerseits  die  erkenntnis  von 
der  abhängigkeit  und  bedingtheit  der  classischen  sprachen  durch  an- 
dere idiome  und  von  der  beeinflussung  des  griechischen  und  römi- 
schen Volkes  durch  andere  culturen  vor  einer  tiberßchätzung  ihres 
originalen  wertes  abhält,  so  sind  wir  anderseits  doch  wieder  in  der 
glücklichen  läge,  die  ewig  junge  Schönheit  der  griechischen,  die  im- 
.  posante  grösze  der  römischen  weit  durch  alle  forschungen,  so  ver- 
Mhiedener  art  sie  auch  sein  mögen,  nicht  getrübt  und  verkleinert, 
aOBdem  nur  in  helleres  licht  gestellt  und  zu  immer  mächtigerer  Wir- 
kung gebracht  eu  eehen.  so  ist  denn  anoh  uns,  von  wie  fiel  nanig- 


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648  Ueb.  d.  maUm  i.  m        §ätä§t  kb<n  DeniMMaadi. 


liUigereii  genehtspnnoien  und  mit  wie  viel  begründeterem  urteil  wir 
»nob  die  antike  weit  betrachten  mögen ,  dennoch  die  gleiche  wann 
und  begeiaterte  empfindnng  ffir  dieselbe  nnd  die  nftmlicbe  freude  an 
ihrem  Studium  eigen,  wie  sie  die  humanisten  dnrchströmte  und  im 
hioblick  auf  da<  Upi)ipe  gedeihen  der  classischen  Wissenschaft  einen 
Ulrich  von  Hutten  mit  gröBzerer  lebensfreude  erfüllte,  in  hinzieht  aber 
auf  die  Verwertung  in  den  schulen  wird  kein  verstund iger  die  über- 
triebene Schätzung  verkennen  wollen,  welche  die  humanisten  mit  fast 
völliger  vemachliissigung  aller  andern  discijdinen  den  beiden  classi- 
sehen  sprachen  angedeihen  lieszen.  kein  deutscher  schnlmann  wird 
heutzutage'  die  unbedingte  notwendigkeit  desi  Unterrichts  in  der 
muttersprache  und  in  der  litteratur  des  eignen  Volkes  wie  den  in 
der  geschichte,  mit  einem  wort  die  notwendigkeit  einer  nationalen 
bildung  leugnen  wollen ,  keiner  auch  die  aufnähme  der  raathemitik 
und  der  demente  der  naturkunde,  der  religion,  wie  der  ntuern 
sprachen  in  den  lehrplan  der  gymnasien  misbilligen.  so  sehr  wir 
ab«r  «laMeita  gewillt  sind ,  alle  diese  fdr  die  moderne  bildong  non 
ti—al  miMitbthiliobau  diadpUnea  in  ikrem  werte  und  in  ihra*  gel- 
tnng  aanMitauMB  «ad  n  mMm,  wo  mkt  werden  wir  ud/armk 
m  im  meiainig  tettalteiy  dan  in  dm  nHti^puMk  dee  mtemofali 
alt  «nergieete  befto—g  die  grieekbelM  mid  hrteiirieehe  spraolien 
•Mlen  Mies,  dm  inn  iie  BMb  w»  m  ab  d«  wflnÜ^^ 
plali  daa  gaiatai  imawar  mlanMun  jngind  anraaeha»  und  n 
pflegen  baba»  daai  endlieb  di«  beaeblfligimg  mtt  ibnen  TomigmiK 
dem  jeyadHehen  gaiaia  jene  ideale  rieklaBg  gäbe  and  eriudte,  die 
in  nnaeter,  einer  materiellen  lebeneaneebawiwg  mabr  nnd  nwhr  sieb 
mnaigenden  zeit  in  so  babnn  grade  not  thnt,  wenn  wir  nniitiB 
immer  loriechreitendem  wachstnm  die  gaiatiga  md  rriüliche  ver- 
wildening  wollen  überhand  nehmen  sehen ,  an  der  nnser  Volksleben 
angensoheinlich  so  schwer  krankt  nnd  waa  den  BeÜMidieeben  be- 
trieb des  altsprachlidien  nnterrichts  in  nnsem  gymnasien  endlich 
anbetrifft,  so  werden  wir  nicht  darin  mit  den  meisten  humanisten 
seinen  hauptsächlichen  zweck  erkennen ,  unsere  schüler  mit  einem 
hohlen  ballast  Ciceronianischer  phrasen  und  der  Fertigkeit  latei- 
nischer verskünstelei  ausgeiilstet  in  das  leben  treten  zu  lassen;  viel- 
mehr wird  es  uns,  wie  mir  scheint,  darauf  ankommen  müssen,  im 
gegensatz  zu  dieser  zu  ansschlieszlich  formalen  behandlung  der  clas- 
sischen  sprachen  zumeist  die  reale  kenntnis  des  politischen  und  so- 
cialen lebens  der  alten  ihnen  zu  vermitteln  und  in  ihnen  eine  so 
feste  grundlage  in  diesem  wissen  und  eine  solche  freude  an  dieses 
Studien  zu  begründen ,  dasz  sie  auf  jener  in  späteren  jähren  weiter 
zu  bauen,  zu  diesen  immer  wieder  gern  zurückzukehren  vermögen« 
und  dies  wird  um  so  besser  uns  gelingen,  je  mehr  wir  danach  tnuA- 
ten,  SU  dem  iweck  uns  und  unsere  jugend  mit  dem  Verständnis  die*^ 
aar  gilhiaendeUn  und  scbtosten  epoche  des  menschlichen  geisiaisi 
dnrdhdriiigen,  daaa  ala  ftr  daa  Men  In  der  gegenwarl  ia  rsflMv 
iraiaa  Tarbenitafc  aeien.  ao  zeigt  sidi  fibarall,  wia  weit  wir  neeM 


Digiti^ca  by  Gt.j(..wtL 


Ii.  Meiuug:  lateinisclie  grammatik. 


549 


in  beurteilung  und  Verständnis,  in  behandlung  und  Unterricht  der 
clasaischen  sprachen  Uber  die  anscbauungen  der  humanistischen  zeit 
hinausgeschritten  sind;  gleichwol  aber  werden  wir  nie  vergessen 
dürfen,  dasz,  wenn  wir  uns  des  jetzigen  Standes  der  philologischen 
Wissenschaft  und  des  muntern  gedeihens  der  griechischen  und  latei- 
nischen Sprachstudien  auf  den  gymnasien  erfreuen,  wir  dies  nur  darum 
zu  thun  im  stände  sind,  weil  jene  ersten  Vertreter  der  humanistischen 
richtung  die  classischen  Studien  in  Deutschland  begründeten  und  in 
den  jugendunterricht  als  wesentlichstes  bildungsmittel  aufnahmen, 
tind  wie  wir  seihst  von  unsern  yätem  die  pflege  dieser  wissen- 
sdiaften  als  heiliges  erbgut  Überkommen  haben ,  so  sojl  auoh  unsere 
jugend ,  der  wir  es  weiter  mttbeii,  iifrig  damit  wiutea  tnd  tew 
et  tetludten,  getrea  dem  worle  Goelliea: 


LATEINISCHE  GRAMMATIK  fOb  DIB  MITTIiBBN  UND  OBBRN  OLASSBM 
DBB  GTHNABIBN  BBABSBITBT  TOH  DB.  IC.  HBIBINa,  anOfASIAL- 
OIBBOTOB      O. ,  BITTBB  DBS  B.  A.-O.  IV  OL.    SBOBSTB  TIBLVAOH 

TBBBB88BBTB  AüFLAOB.  BoDtt,  Teilag  TOB  Maz  Cohen  ond  söhn 
(Fr.  Cohen).  1878.  498  i. 

Bei  der  bearbeitung  der  uds  vorliegenden  sechsten  aufläge  der 
Meir in g sehen  lateinischen  grammatik  für  die  mittlem  und  obern 
classen  der  gymnasien  ist,  wie  in  der  vorrede  bemerkt  wird,  von 
dem  grundsaUe  ausgegangen  worden,  vor  allem  den  anforderun- 
gen  der  schule  an  eine  schulgrammatik  gerecht  zu  werden,  gegen 
dM  buch  in  seiner  bisherigen  gestalt  und  fassung  ist  hier  und  da 
der  Vorwurf  laut  geworden ,  dasz  es  vielfach  zu  doctrinSr  sei ,  dasz 
manche  partien  in  demselben  sich  vorfänden ,  die  über  die  fassungs- 
gabe  des  schülers  hinausgiengen  und  deshalb  ganz  zwecklos  seien, 
während  man  manches  darin  vermisse ,  was  die  Schulpraxis  als  un- 
entbehrlich erwiesen  habe,  wir  geben  gerne  zu ,  dasz  an  einzelnen 
•teilen  es  dem  schfÜer  schwer  fallen  wird,  das  nciiLige  Verständnis 

selbst  zu  yerschaffen.  indes  können  solche  partien,  ohne  dasz 
der  gebzBBoh  des  buohee  irgendwie  beeintrSohtigt  wird,  ohne  wei- 
^^tm  thoiMhlagen  w«iden,  wedmlb  sie  j»  «neh  Am  dninsh  ktoiBmi 


^mflk  iBguriieh  gekomieiehnit  «ad«  mag  der  Mrer  diMdben  für 
nidiA  illr  den  BohOler  gMohriehen  ht]^    dooh  sind  wir  keiiiiB- 
wegii  der  aosleht,  daes  aoMMii  etettin  ia  einer  aehulgnunmfttik,  die 
wiMiuaBhBflliddMiit  gmohtMi  aaepraoh  OMehsB  will,  tlberiMMipt 
k«ii&  rmm  gBWIkrt  wvden  mnis.  wir  gtenben  vielmehr,  dBn  ei» 


Was  da  ererbt  von  deinen  vätern  hast, 
erwirb  es,  um  ee  in  besitieB, 


Frankfurt  a.  M. 


HUOO  COBBS. 


KuBzerBt  anregend  auf  den  schüler  wirken  werden,  wenn  eine  ge- 
sehickta  metbode  vies  If^farerr^  das  Verständnis  erschlieszen  hilft,  hat 
doch  die  lateinische  grainmatik  auf  den  mittlem  und  obern  classen 
nicht  die  bestiramung,  dasz  ihr  das  für  das  bedürfnis  der  schule  er-  i 
fr.rdt  rlic  h»'  nur  mechanisch  entnommen  werde,  vielmehr  soll  dieselbe 
cm  wirksames  mittel  bilden,  um  den  geist  zu  wecken  und  den  ver- 
stand zu  schärfen,  wir  wollen  versachen  zu  zeigen,  wie  angeblich 
schwierige  grammatische  i)uncte  den  schillern  in  anregender  weise  i 
klar  gemacht  werden  können,  zu  diesem  behnfe  heben  wir  einen  ' 
Paragraphen  aus  dem  buche  hervor,  der  besonders  als  nicht  geeignet 
für  ein  Schulbuch  bezeichnet  wird ,  en  ist  §  667.  nachdem  der  Ver- 
fasser in  640  gesagt  hat,  da>z  durch  den  conjunctiv  das  prä- 
dicat  als  ein  blosz  gedeichtes  ausgesagt  werde  (während  durch 
den  indicativ  das  prädicat  als  ein  wirklich  stattfindendes 
Miügesagt  wird,  §  631),  will  er  in  §  667  zeigen,  warum  in  be- 
■flliAfliHÜMÜa-  nm.  lolflMliMn  der  laieiMr  dflt  eoniwBOÜv  MfcuL.  ob» 
•ehim  k  ioiehf  Mum  «iit  wirkliehe  thsttaehe  eathslten 

MMUdtene  thitmiw  nioht  iIi  it4flhft  nun^pHiy  wndww  thimt  die* 
selbe  wm  legea  will,  Tea  welchwr  art  elmi  (ebi  nmum,  oder  ein 
terbm)  let,  so  daes  der  ganae  nebeaMitz  nnr  die  bedeotm^  eines 

Wortes:  eines  «41^^^^  einem  nomen)  oder  eines  adverbinrns 
(bei  einem  Terbnm)  der  art  und  weise  hat.  auf  die  frage,  was  für 
ein  mann  ist  Gigus?  kann  man  kurz  antworten:  Gaius  est  timidus. 
doch  kann  der  begriff  timidua  auch  umschrieben  werden  dnroh  einen  | 
sats:  Gaius  est  talis  —  nt  (qni)  timeat.  auf  die  frage,  wie  spricht 
Gajus  V  kann  ebenso  knns  geantwortet  werden :  Ostes  loquitur  timide. 
dock  kann  der  begriff  timide  auch  umschrieben  werden  durch  einen 
satz:  Gaius  loquitur  ita  —  ut  timeat.  da  nun  aber  die  in  beiden 
nebensätzen  enthaltenen  thatsachen  nur  als  Umschreibung  der  Wörter 
timidus  und  timide  aufzufassen  sind,  durch  sie  also  nicht  die  in  ihnen 
liegende  thatsache  behauptet  werden  soll,  vielmehr  ein  vorangehen- 
des wort  (Gaius  und  loquitur)  seiner  beschaffenheit  nach  nüher  be- 
stimmt w  ird ,  so  ist  der  conjunctiv  erforderlich,  ganz  in  derselben 
■weise  sind  die  folgesätze  aufzufassen,  wenn  ich  sage :  Gaius  currit 
ita  —  ut  anhelet,  so  unterscheidet  sich  der  satz  von  dem  obigen  nur 
dem  sinne  nach ;  ut  anhelet  ist  die  folge  von  currit,  was  oben  bei  ut 
timeat  nicht  der  fall  ist;  aber  für  die  sprachliche  auffassung  ist  er 
demselben  ganz  gleich,  der  lateincr  will  durch  den  satz  ut  anhelet 
nicht  die  folge  des  currit  als  solche  ausdiücken,  sondern  nur  sagen, 
von  welcher  art  das  currit  ist,  so  dasz  also  auch  hier  der  satz  nur  als 
Umschreibung  eines  adverbialen  begriffes  aufzufassen  ist  und  currit 
ita  —  nt  anhelet  dasselbe  sagt,  wie  currit  cnm  ankelün  (abL  modi 
vgl.  §  560  anm.  3).  wenn  kb  sa^s:  Halft  ae»  dam  masann- 
badiiii^  iölgen ,  wla  er  ttnft»  naah  diaaar  bssprashaag  das  §  W 
gknboi  war,  wird  jadar  ariwiltnami  tma  zngoben,  dass  anä  ein 


Digiti^ca  by  G(.j(..wtL 


M*  MfluiBff:  Ittwiniinhfi  sbubbuiüIc. 


651 


miiUmäsziger  schüler  im  stand«  «ein  wird,  denselben  zu  Ytciidwii. 
wssm  aber  der  schüler  auf  diese  weuK  ticb  bewust  wird,  WMm  die 
beMhaftnheits-  resp.  fblgestttze  den  eoi^nctiv  Terlaagea,  so  wixd 
er  ein  Tiel  lebhafteres  Interesse  der  grammatik  znwendfii ,  als  wenn 
er  nur  mechanisch  lernt,  dasz  in  solchen  Sätzen  der  ccmjunctiv  stehe, 
wir  könnten  in  gleicher  weise  bei  andern  paragraphen  zeigen ,  wie 
ohne  viele  mühe  und  Zeitaufwand  ein  Verständnis  scheinbar  schwie- 
riger Partien  erzielt  werden  kann;  doch  glaubten  wir  uns  auf  den 
einen  §  667  beschränken  zu  sollen,  da  gerade  dieser  uns  öfter  als  zu 
wenig  yerständlich  und  deshalb  für  eine  schulgrammatik  ungeeignet 
bezeichnet  worden  ist.    was  den  zweiten  teil  der  ausstellungen  be- 
trifft, die  man  an  dem  buche  bisher  machen  zu  dürfen  geglaubt  hat, 
dasz  nemlich  für  das  bedürfnis  der  schule  nicht  hinreichend  gesorgt 
sei,  so  könnte  dieser  Vorwurf  vielleicht  begründeter  erscheinen,  doch 
glauben  wir,  dasz  in  der  neuen  bearbeitung  diesem  mangel  hin- 
reichend abgeholfen  ist.  vergleichen  wir  nemlich  die  uns  vorliegende 
sechste  aufläge  mit  den  früheren ,  so  müssen  wir  anerkennend  her- 
toAmUkUj  «kuH  das  bueb  eioersaits  sahlraiehe  zusfttze  erhalten  hat, 
wekfae  üi  eiiur  idiiiigninntik  kaum  entbehrt  werden  kOnnen,  und 
diM  aadmeiftB  mneheB  ynnaaAiM  uaA  beethntnter  gefaast  windm 
oL  m  der  farmealehre  eiad  nelm  efnadBCii  xeoht  aifwdauSszigen 
uigluanngen  m  den  <tediiMitio«gn,  prftpontoien  imd  adrexbiaii  be* 
BOBdera  die  onregefanlaiigeB  'verim  einer  sorgföltigoi  dnrolMtebt 
nntenogen  worden,  wobei  wenig  gebrlneUiclie  Uanam  entweder 
gsBs  amgeAdkn  odir  in  {»nenttMee  geeetot  worden  aind;  00  s. 
§  349^  (torsi)  nad(finzO,  §      (eonivi)  ud  (oonSziX  f  247  (Mni)| 
riobüg  wnd  9  Sil  beninkt,  dw  eneco  in  dar  beseem  apfradhe  c^im 
perf.  imdanp»  ist,  dagegen  enectus  in  übertragener  bedeatang:  m 
iode  geqnillt,  oLaMisch  ist.  doeh  fruohtbringender  ids  solche  ver- 
einzelte änderungm  md  die  den  unregelmäszigenyerba  vielfach  bei- 
gvfttgten  übUeken  ooaposita.  wirktttten  jedo^  gewflnschl,  dasz  der 
boHrbeiter  bierin  weiter  gegangen  wire,  ab  er  gethan  bat;  denn 
gerade  die  composita  hat  der  schüler  in  seinen  arbeiten  meistens  an- 
zuwenden ,  und  ist  es  deshalb  wünschenswert,  dasz  er  schon  in  der 
quinta  die  gebräuchlichsten  erlerne,  so  vermissen  wir,  um  nur  einige 
fälle  anzuführen,  bei  sculpo:  insculpo,  bei  trudo:  detrudo,  zumal  der 
schüler  nicht  leicht  in  die  läge  kommen  wird,  diese  beiden  simplicia 
zu  gebrauchen;  bei  moveo:  commoveo,  removeo,  submoveo;  bei 
sumo:  insumo;  bei  premo:  exprimo,  reprimo;  bei  rapio :  eripio;  bei 
scando:  descendo  usw.   statt  solcher,  für  den  gebrauch  notwendiger 
Wörter  könnte  man  viel  eher  solche  entbehren ,  die  entweder  wegen 
ihrer  bedeutung  ziemlich  wertlos  sind ,  oder  die  nur  vereinzelt  bei 
dichtem  oder  keineswegs  mustergültigen  Schriftstellern  vorkommen, 
wir  rechnen  hierhin  §  267  sterto  schnarche,  von  dem  übrigens  das 
angeführte  perf.  stertui  schwer  nachweisbar  sein  dürfte;  §  267  frendo 
knirsche;  §  2ö8  glubo  schäle;  §  260  scabo  kratze;  §  266  cudo 
schmiede;  §  267  rudo  brülle;  §  269  lingo  lecke  und  emungo 


schniiuze;  §  287  prurio  jucke  usw.   wir  sind  nemlich  der  angicbt, 
der  quintaner,  dessen  zeit  überdies  schon  mit  auswendiglemen  sehr 
in  anspruch  genomraen  wird,  dürfe  nicht  mit  einem  ballaste  von 
Wörtern  geplagt  werden,  die  er  für  seinen  fernem  gebrauch  nicht  \ 
nOtig  hat.  auch  wird  man  uns  nicht  einwenden  können ,  eine  schul-  i 
gramiiKitik  müsse  alb-'  unregelmiiszigkeiten  bringen,  ^'enn  sie  auch  ] 
nur  vercmzelt  sich  fänden,   darauf  würden  wir  antworten ,  dasz  als-  ' 
dann  die  sahl  der  vorkAndtnen  verba  noch  ganz  beträchtlich  ver* 
Mhrt  inffilwi  «Ma  «ad  i*  hm  Maqvfariato ,  perl  mmp^tsd  («iete* 
kHMM)  akhl  IridMi  teilst  mam  dmmdkm  gnmAB  Mkbmwm 
gern  gesahM»  «HUi  bti  dm  mmm  Imiriwitaing  a  §  i88  dv  gran 
vmflldlHji  dnr  d^pOMBÜft  MtvMkir  |pm  btülft^fc  odtr  dodkmnig- 
•taM  Mf  di»  ifaHdn«  vedMiifi  wnimiflte,  dft     Jßk  tOintgi^ 
mtmißämL  jodenfiOls  hittt  dl«  mU  (il)  genügt,  wakkiMdriig 
ia  tmer  ^kleinen  lateinisclien  gniMBatik'  §  381  «iflUiil  odnmsiz 
der  quintaner  aloonor  fiMele  nnd  kiilaor  praase  keimen  lernen? 
wir  sind  fest  ttbenMogi,  dasz  kein  likrer  so  unpädagogisch  sein  wizd,  | 
•eine  schaler  mit  Muwendiglernen  aobher  Wörter  abzumüden.  Ton 
ungleich  gröszM«  werte  als  in  der  formenlebre  sind  die  in  der  syn- 
tax  vorgenommenen  Veränderungen,  durch  welche  das  buch  an  brauch  i 
barkeit  wesentlich  gewonnen  hat.   zuniichst  ist  die  casuslehre,  die  ' 
bis  dahin  etwas  dürftig  erscheinen  konnte,  durch  die  aufnähme  zahl- 
reicher Wörter  mit  angäbe  ihrer  construction  erheblich  vervollstän- 
digt worden,   diese  sind  meist  der  art,  dasz  sie  beim  unterrichte  i 
kaum  entbehrt  werden  können.  §  451  wird  neben  lamentor,  queror  I 
mit  dem  acc.  angefügt  und  anm.  2  auch  ludo  in  passiver  construction  ^ 
durch  ein  beispiel  belegt.  §  456  anm.  2  sind  aufgenommen  die  im-  ! 
personalia  fallit,  fugit,  praeterit  mit  dem  acc;  §491  incumbere mit 
Sa  oder  ad;  §  497  ist  ergänzt  durch  crimini,  bono,  fraudi;  §  544 
aam«  6  bat  selir  nÜtdidM  soafttse  erhalten,  muMrdem  haben  dtofaii* 
her  ia    680  bei  arMeeÜManngen  angeOkrtai  redeweiaai  (ozte 
laeipere)  hier  ihre  eielle  gefnadeot  da     aUL  aar  alt  abl.  bukm» 
■nhnfnewi  «ad;  §  576  nad  tngaietet  ii^emdm  ve,  aemn  « 
(aie  a  oder  bküMr  abL),  ebhoifefe  a,  eboMo  ae  abdioare  a,  dwis 
Mbera  augabea  etand;  %  676e  wkd  bei  dn  aiaiaiaen  aoadrfleken 
mit  dem  aU.  aa^  orbi  terrae  oder  imraram  aagefttfart|  §  695  md 
deverto,  nnntio  und  abdo  bei  ia  ail  dem  acc.  aal  dietege  wo?  bei- 
gMgL   daaa  sind  bei  mehvarea  eoaetructionen  eiaaa  wertes  die- 
eeUMa,  wo  ee  ntttig  war,  mit  groszer  schärfe  und  genauer  kenntnis 
aatersohieden  worden,   wir  wollen  hier  zunächst  die  ebenso  de- 
taillierte als  präcise  construction  von  con venire  §  491  erwähnen, 
richtig  wird  unterschieden:  convenire  aliquem  mit  jem.  zusammen- 
treten (um  ihn  zu  sprechen)  und  ad  (nicht  apud)  aliquem  bei  jem. 
zusammenkommen;  dann  cumre:  übereinstimmen  mit,  entsprechen, 
und  mit  dem  dativ:  passen  zu,  sich  schicken  für,  und  in  (ad):  pausen 
auf,  anwendbar  sein  auf.  zuletzt  wird  die  gänzliche  Verschiedenheit 
von  convenit  de  und  convenio  mit  dem  nominat.  gezeigt,  io,dem 


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563 


«rsteres  bedeutet:  es  harscht  Übereinstimmung  Uber  etwas,  etwas 
gilt  als  ausgemacht,  letzteres  aber :  man  einigt  sich  über  etwas,  mit 
«treiben  genauigkeit  wird  §  541  anm.  1  zwischen  despero  mit  dem 
datiy  und  de  oder  dem  acc.  unterschieden ,  wenn  es  dort  heiszt ,  der 
<lat  dürfe  nur  stehen ,  wenn  der  gegenständ  dieselbe  person  ist  wie 
das  subject  oder  etwas  dem  subjecte  angehöriges  (sibi,  rebus  suis, 
saluti  suae,  suis  fortunis).  nachdem  in  §  600  c  in  der  neuen  bearbei- 
tung  die  participia  perf.  aufgeführt  sind,  bei  denen  gern  der  dativ 
für  a  mit  dem  abl.  steht,  wird  in  anm.  1  der  unterschied  angegeben 
zwischen  res  mihi  probatur :  eine  sache  hat  meinen  beifall ,  sie  ge- 
ftllt  mir,  und  a  me  probatur:  mein  beifidl  wird  von  mir  ausge- 
sprochen; «Imbmi  ia  (  686  swisclieii  iotor  bei  leitbeBttmiiiiiiigeii  imd 
iatn«  iadem  jenflt  bedeutet:  im  vedattf,  dieeee:  yor  Mtaif,  doidi 
die  annietkimg  su  %  501,  daes  den  geneliT  faiufig  ein  pnmomen  oder 
dyoefeiv  verbät,  wird  der  MfaOler  rot  einem  Mder  bewnbrt,  den  wir 
bMg  geluMUii  haben,  den  er  nemüdi  in  nnmero  eoram  sa^  tMA 
in  eo  nometo.  das  bc^spid  iUa  admintio  (fttr  iOanim  rerun 
miratio)  moste  bei  §  506  angefahrt  werden,  wo  wir  in  der  neu«i 
bearbeitung  die  ebenso  riebtige  als  wichtige  Bemerkung  finden,  dasz 
das  pron.  demonstr.  oder  rdsct,  wenn  es  auf  ein  TorÜergebendei 
nemen  oder  den  inhalt  eines  satzes  hinweist ,  oft  mit  seinem  nomen 
in  gleichem  casus  statt  im  genetiv  steht:  hoc  metu  a  huius  rel 
metu.  neben  der  aufnähme  solcher  constructionen  in  die  casuslehre 
finden  wir  zahlreiche  stellen  durch  wesentliche  ergänzungen  oder  be- 
stimmtere fassung  verbessert,  während  es  in  den  früheren  ausgaben 
§  420  anm.  4  hiesz ,  dasz  bei  collectiva  oft  bei  Livius ,  nicht  bei 
Cicero ,  das  prädicat  im  plural  stehe ,  wird  in  der  neuen  bearbeitung 
dies  dahin  berichtigt,  dasz  nach  collectiva  wie  auch  nach  uterque 
und  quisque  Cicero  im  folgenden  satze  nicht  selten  zu  dem  plural 
übergehe,  wofür  zwei  beispiele  angeführt  sind.  §  468  anm.  2  ist 
zugesetzt,  dasz  bei  abesse  der  abstand  gewöhnlich,  namentlich 
bei  Cicero  im  acc  steht  und  anm«  3,  dast  interrailo  andi  gebranchl 
wird,  nm  die  enttoiung  (abstand)  in  der  sttt  wammbMuaau  %  48S 
ist  ttcodns  weggelassen  nnd  anm.  1  bemeriM,  dasi  es  ohne  casot 
stehe.  §  486  anm.  2  sind  ftr  die  oQnstmcüon  yoninvidere  mü  dem 
dalir  dw  sache  nnd  geneÜY  der  perwm  (welcher  die  sache  angehSriy 
swei  beispiele  ans  (Hcero  aageAhrt  wir  hStten  gewUnsebt,  tes 
statt  der  beispiele  mit  dem  pron.  poss.,  das  allerdings  den  genettr 
Tcrtfiti  (TgL  §  501  am.),  ein  beispiel  mit  dem  g  e  n  e  t  i  y  des  besitzers 
gegeben  worden  wire,  dem  weniger  nachdenkenden  schtUer  würde 
das  mehr  in  die  angen  fallen.  §  496  heiszt  es  richtig:  bei  mihi  est 
nomen  steht  der  name  selbst  gewöhnlich  im  dativ,  aber  auch  im 
nomin.,  anstatt  wie  bisher:  im  dat.  oder  im  nomin.  während  in 
§  503  anm.  1  bisher  gesagt  wurde,  dasz  bei  omnium  die  genetive 
nostrum  und  vestrum  (nicht  das  pron.  poss.)  stehe,  wird  jetzt  er- 
gänzend bemerkt,  dasz  in  der  regel  das  pron.  possess.  stehe,  wenn 
es  sich  unmittelbar  an  eine  präposition  anschliesze  (in  nostro 

M.  j«lirb.  f.  phil. «,  ptd.  U.  »bl.  1879.  h(U  IL  9$ 


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M.  MeiriDg.:  latemiMhe  gramioaUk« 


oiunium  fletu  Cic,  de  nostio  omnium  inkritu  Cic. ,  dagegen  ad 
amniam  nottnun  salatem  Cic).  §  524  ist  durch  den  znsatz  yervoll- 
tUttdigi,  diM  der  gentÜT  i»  ftXUm  wie  aliqnid  no?i  nur  zulässig  sei, 
WiBB  TOO  dtn  adject  keia  «mos  ilihliigig  sei,  alao:  «liquid  ez- 
■yctotow  d^gBom  (Cifl.),  aidbi  djgai  {647  aam«  1  iitMMoiuid 
eoofido  ttoh»  Muh  moi  dm  d»^  sqftittrt:  nifdaiftszig  bei  per- 
Knau  ]b|658  Uets  «•  frohar«  dwrafMisiiir  mttd«  «blit 
siehe,  dieee  ngel  lautet  jetzt  riehiiger:  fufviai  sieU  louBer  »ii 
dem  abl.  der  sache,  aber  häufig  mit  dem  genet.  derpenon;  letsteier 
luaftts  ist  mit  vier  beispielen  aus  Cic.  belegt,  m  §  555  ist  bei  opue 
eet  lugeeetzt,  dasz  immer  der  abl  steht  beim  vorangehen  der  nevlarah 
len  aoenietiTe  quid?  und  nihil  (quid  opue  est  ferbis?  Cic.  nihil  opus 
est  simulatione  Cic).  mehr  noch  als  die  ouuslehre  hat  di«  (^jatix 
des  verbums  einerseits  durch  sehr  zweckmäszige  ergänzungen  und 
berichtigungen ,  anderseits  durch  kürzere  und  bestimmtere  fassung 
einzelner  regeln  gewonnen.  §  644  ist  in  zwei  teile  (a  und  b)  zer- 
gliedert, indem  in  a  angegeben  wird,  wann  in  bedingimgssätzen  der 
indicativ  steht,  wir  können  die  mitnähme  dieses  passus  nur  billigen, 
da  wir  aus  unserer  praxis  wissen,  dasz  die  schüler,  die  bis  dahin  in 
ihrer  grammatik  nur  regeln  Uber  den  conjunctiv  in  bedingungsätzen 
fanden,  vielfach  zu  der  irrigen  ansieht  verleitet  wurden,  dasz  in  sol- 
chen Sätzen  überhaupt  der  conjunctiv  stehe.  §  655  ist  die  an- 
merkung  zugefügt,  dasz  bei  ablilUigigen  bedingungssätzen  der  nicht- 
wirklkhkelt  dae  plwqiiaiaperf.  dee  kauphsaUes  im  passivom  sieb 
findet  statt  der  nmsohimbiiMg  mit  fiitimim  foerit  otnut  demimperf. 
coai*  es  kitte  noch  kiasiigeftgt  werden  kttnnen:  und  wenn  das  m- 
bmn  ohne  sapumm  ist  in  dem  m  Cic.  sngeftkrten  beispiele  ist 
der  dmekfehler  se  statt  si  ttberasken  worden,  einem  feUer,  dem  wir 
kei  sekttkm  sehr  oft  k^^^gnet  *nnd,  ist  dorok  die  sa  §  671  kei- 
gefligte  anm.  1  vorgebeugt  worden,  wenn  es  dort  keiszt,  dasz  in  den 
Ton  den  ausdrücken  der  furcht  abkingigen  Sätzen  nicht  der  perl- 
phrastiache  coigunctiv  auf  «tiinis  sim  für  das  deutsche  futurum 
sieben  darf,  also  niekt  metiio,  ne  omnes  interitnri  sint,  sondern  in- 
teieant  (dasz  umkommen  werden),  solche  sfttze  sind  Wunschsätze, 
und  gehört  also  der  Inhalt  des  Wunschsatzes  der  zeit  des  sprechenden 
an:  möchten  sie  doch  nicht  umkommen!  wird  der  schüler  nicht  aus- 
drücklich darauf  aufmerksam  gemacht ,  so  wird  er  kaum  den  fehler 
vermeiden;  ist  uns  ja  derselbe  in  einzelnen  Übungsbüchern  begegnet. 
§  726  wird  für  die  Übersetzung  des  deutschnn  'ob'  in  abhängigen 
Sätzen  noch  angeführt,  dasz  nach  den  verba  versuchen  und  warten 
häufig  si  stehe.  §  742  anm.  4  finden  wir  in  der  construction  von 
consilium  capio  die  zutreffende  Unterscheidung,  dasz  es  mit  dem  In- 
finitiv steht,  wenn  der  objectsatz  nachfolgt,  dagegen  mit  dem  genet. 
des  gerund.,  wenn  derselbe  vorausgeht,  beide  arten  der  construction 
sind  durek  je  zwei  beispiele  belegt  an  vielen  stellen  sind  die  an- 
gegebenen regeln  dnrck  passende  kemerknngen  ergänzt  und  Yerroll- 
stSndigt  §  669  ist  der  erklärang  Ton  ita     nt  beigefügt,  daas  es 


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f 


M«  Mfiiriag:  ]>t<iniiffhf»*grMiiitt>tili.  555 

beschrftnkende  bedeutung  bat  mit  dem  sinne:  nur  in  so  weit,  dasz. 
in  §  673  war  auch  recuso  angeführt  bei  den  verba,  welche  mit  quo- 
minus  construiert  werden;  in  der  neuen  bearbeitung  heiszt  es,  dasz 
quominus  nur  stehe,  wenn  recuso  negiert  ist,  und  anm.  3,  dasz  es 
ebne  negation  mit  ne  steht.   §  748  sind  den  verba  hoffen  und  ver- 
sprechen noch  drohen  und  schwören  beigefügt.  §  766  anm.  4  ist  bei 
concedo  bemerkt,  dasz  es  in  der  bedeutung  gestehe  zu,  gebe  zu,  dasz 
etwas  ist,  natürlich  den  acc.  c.  inf.  erfordere.  §  771  wird  gesagt, 
dasz  die  verba  glauben  in  den  mit  dem  partic.  perf.  pass.  oder  dem 
gerund,  zusammengesetzten  formen  auch  die  persönliche  constraction 
sulassen,  wibreiid  in  früboni  ausgaben  nnr  die  unpersönliche  als 
suttflsig  geMit  wurde;  «te  bdeg  iat  ein  bebpiel  ans  Ote.  «agefttbri 
§  786e  ist  passend  aageneikt,  dass  bei  sequitur  (es  folgt  daraus) 
nie  ex  qno,  bisc,  mide  ete«  steben  darf.  §  786  anm.  8  sind  sebr 
aweekmlss^  die  ▼ersdnedenen  arten  der  ttbersetsnag  tob  tantttm 
abest  nt  ~  nt  angaben,  in  §  826  ist  der  oonstmetion  Ton  yideo 
luBsngefOgt,  dass  nt  folge,  wenn  die  art  und  weise  nicht  die  band- 
lung  selbst  berrorgehoben  wird.  §  827  ist  neben  facio  mit  dem 
portie.  praes.  auch  induco  erwähnt  das  letzte  beispiel  in  §  625 
muste  an  dlessr  stelle  aufgeführt  werden.  §  830  sind  ausser  den 
▼erba  erkennen  und  bestimmen  manche  andere  in  der  constraction 
von  habeo  mit  dem  partic.  perf.  pass.  angeführt.  §  845  ist  bei  der 
angäbe,  dasz  das  partic.  perf.  sich  auch  allein  als  abl.  abs.  (ohne  ab- 
hängigen satz)  finde,  richtig  zugesetzt:  besonders  bei  ausdrücken  des 
religiösen  cultus  (auspicato,  litato,  inaugurato).  §  857  wird  neben 
den  angegebenen  füllen,  in  denen  bei  den  notwendigkeitsformen  statt 
des  dativs  der  person  a  mit  dem  abl.  steht,  noch  erwähnt,  dasz  dies 
auch  der  fall  ist,  wenn  die  thätigkeit  der  person  besonders  hervor- 
treten soll.    §  891  wird  auszer  den  fünf  bis  dahin  verzeichneten 
bupina  auf  -tu  auch  inventu  als  classisch  durch  ein  beispiel  aus 
Cic.  belegt,   wie  durch  sokbe  zvsfttze  nad  beriehtigungen  ftthlbar 
gewnvdsaen  mlngebi  des  bnobes  abgehoUini  worden  Ist,  so  sind  aa 
maashs«  stellen  £e  regeln  bestimmter  gefssst  oder  maiA  TeranCsobt. 
so  beisst  es  jetit  §  661,  in  wnasebsltsen  stebe  das  imperf.  ud 
I^nsqnsmperL  oo^j.,  wenn  die  bandhmg  als  niobt  wirklieb  ge» 
dacbt  wird,  wobei  sebr  zweekmiasig  anf  die  entspreobende  ftsanig 
der  regel  bei  bedingungssitsen  (§  644)  Terwiesen  wird,  die  bis- 
berige  angäbe,  dasz  die  genannten  tempora  standen,  wenn  die  band- 
Jnng  als  unmöglich  gedacht  wird,  war  keineswegs  correct.  wenn 
leb  sage:  hätte  G^jus  dies  doch  gethan!  so  ist  damit  doch  sicherlich 
nicht  gesagt,  dasz  dies  für  ihn  unmöglich  war,  vielmehr  liegt  darin 
nur,  dasz  er  es  nicht  gethan  hat  (eine  nicht  Wirklichkeit),  die  Un- 
möglichkeit der  erfüllung  des  Wunsches  (nicht  der  handlung) 
resultiert  erst  aus  der  nichtwirklichkeit.   §  728  lautet  ganz  kurz: 
eine  abhängige  pronominale  frage  wird  durch  die  fragenden  pro- 
nomina  und  adverbia  eingeleitet,  die  bisherige  fassung  der  regel  war 
sehr  breit  und  das  darin  weiter  gesagte  ganz  überflüssig,  da  dasselbe 


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666 


bereits  in  §  72i  angegeben  ist.  §  743  sind  die  bisherigen  anm.  3 
und  -4  kurz  in  eine  zusammengefaszt.  in  §  753  ist  anm.  1  beseitigt 
worden,  da  bereite  §  748  von  den  verba  hoffen  etc.  handelt;  ebenso 
IBt  §  766  anm.  3  weggefallen,  du  die  couötruction  von  impero  nicht 
SB  ätm  toc.  c.  inf.  gehört  and  dieselbe  ohnedies  §  779  und  anm.  2 
TOtkonmt;  mmIi  »t  §  778  mubu  3  getilgt  worden;  die  dort  ange- 
§Mutkm,  twbft  (propm  mw.  an*  dMi  iaiiatiT)  und  bflnitt  §  743 
onritet  §8a8iilTii«iniMlitwafden,inaMdM,  wii«rflul|afil6 
fjMeiiHMM  kaft»  Unr  imnmgmMAk  ist  nad  aMaan  brnda  paa- 
giai^eBi  durok  a  vad  b  gaadUite  liad. 

Dia  in  daai  ^aweiten  abschnitt'  TorgmamiiMTnwi  tmtndmagm, 
«id  ergftnzongen  riad  iJaithfaHa»  wie  mm  aofort  erkennt,  aus  der 
pimxia  d«r  aehule  hervorgegangen,  einzelaaav  was  zu  allgemein  ge- 
halten war,  ist  beaÜQivter  gefaezt,  anderes,  was  das  bedOrfiaia  der 
aakaia  la  ▼erlangen  aeUen ,  beigefügt  worden,  in  §  896  anm. ,  wo 
die  einseinen  Übersetzungsarten  angeführt  sinci.»  welche  im  latei- 
nischen zur  anwendung  kommen,  wenn  beim  genetiv  das  regierende 
Substantiv  zu  wiederholen  ist,  biesz  es  in  der  frühem  aufläge  am 
schlussa:  *oder  man  gebraucht  einen  sonstigen  gleichgeltenden  aus- 
druck'.  solche  allgemeine  und  unbestimmte  angaben  sind  für  den 
Schüler  ganz  und  gar  wertlos,  dafür  ist  in  der  neuen  bearbeitung 
die  sogenannte  comparatio  uompendiaria  angeführt,  welche  in  dem 
angeführten  falle  nicht  selten  angewandt  wird,  nicht  minder  unbe-  | 
stimmt  und  ungenau  hie^z  es  §  879  anm.  3  'die  auslassung  (der  con- 
junctiu  eopulativa)  bei  zwei  gliedern  findet,  wie  im  deutschen,  nur 
in  gewissen  f&Uen  kai  lebhafter  darstellung  statt'.  tibI  correcter 
sagt  der  beaibeilar  teaeoitt  aufläge,  daai  diea  beeontaa  in  gegen- 
aibM  (bona  mU)^  ia  gewiaiaa  q^rOabwOrtliak  gewwdwwa  «edaaa- 
artm  (eqni  ?iri  roai  nad  auaa)  and  bei  aalUmag  der  naaieA  Toa 
anl^gaaaaaaa,  beaoadagaaaaiwhi,  gaacbieht  wikraadia§9i5aaBi. 
gaaa  allgwaam  bemeikk  war,  data  idaat  oft  ia  der  art  biaaagafligt 
waida»  daai  aa  dnroh  zugleich  za  tfbanetzen  sei,  kaiszt  es  jalaibe- 
stinunters  *idaaa  wird  oft  gaaefcai,  um  von  einem  erwähnten  gegaa* 
stand  etwas  neues  ansiaaagaB,  aad  ist  dann  zu  übersetzen  darabin« 
gleick«  aaeh,  bei  einem  gegensatze  durch  sagleioh  aber,  aber 
dagegen',  in  §  917  anm.  5  ist  die  bemerkung,  dasz  für  das  sab- 
stantivisebe  neutrum  die  Umschreibung  mit  res  sehr  gebräuchlich  sei, 
genauer  gefaszt  durch  den  zusatz,  dasz  dies  besonders  üblich  ist  in 
den  casibus  obliquis,  wenn  hinsichtlich  des  geschlechts  Zweideutig- 
keit entstehen  könnte,  auszer  diesen  Veränderungen ,  durch  welche 
eine  präciseie  fassung  der  regeln  erzielt  wurde ,  enthält  der  zweite 
abschnitt  vielfach  zusätze,  welche  den  schüler  der  obern  classen 
vor  manchen  fehlem  bewahren  werden.  §  979  anm.  3  ist  durch  den 
Zusatz  ergänzt,  dasz  alii,  ceteri,  reliqui  am  Schlüsse  einer  reihe  in  der 
regel  ohne  kopulative  conjunction  stehen,  postremo  und  denique 
immer,  wir  hätten  gewtlnscht ,  dasz  diese  gewis  sotreffonde  bemer- 
knag dnrck  weitere  bebpiele  belegt  wacdaa  wir«,  abaadaaaibat  bat 


/ 


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M.  lliaanig:  Uteiniiebe  ^natmoASk, 


anm.  6  tei  innii  erbalteA,  dus  cHt  «o^jkmeticM  MpnlatirBe  dit 
Meutang  sondern  liabai,  wenn  einem  Tevti^faienden  satze  einbe- 
jümän  folgt.  §  981  anm.  1  ist  bemerkt ,  dasz  die  doppelvwrbin- 
dnag  «t  —  et|  die  im  lateinischen  überhaupt  viel  gebrSncblieher  ist 
als  im  deutschen,  von  Cicero  regelmäszig  bei  Wiederholung  desselben 
verbums  in  einem  andern  tempus  angewandt  wird,  zu  §  900  ist  zu- 
sätzlich bemerkt  worden,  dasz  eigennaraen  im  plural  stehen,  wenn 
leute  bezeichnet  werden  sollen,  welche  die  eigenschaften  der  ge- 
nannten Personen  haben.  §  927  ist  in  anm.  3  der  gebrauch  des 
refleiiTS  in  eingeschalteten  sÄtzen,  wie  q\iantum  in  se  est,  wofür  noch 
üblicher  in  ipso,  beigefügt.  §  970  anm.  4  ist  durch  vier  beispiole 
aus  Cicero  Cat.  m.  der  zusatz  belegt,  dasz  sie  und  ita  bei  den  verba 
sentiendi  und  dicendi  nicht  selten  für  id  und  hoc  stehen.  §  944 
MUD.  2  ist  der  gebrauch  von  et  für  das  deutsche  und  zwar  erwähnt, 
iMtonders  in  rlietoidscher  spräche  mit  wiederbolniig  d«s  ?erbums. 
S  947  mm»  2  iat  an  swBi  Mtpielm  m  Giono  mhgvwieeon,  dsK 
«wh  ipM  gei^  wird,  wie  iteni  In  der  bedentiaig  aaeh,  woui  «in 
piidieat  auf  jnehxm  Bol^eete  beoogwi  wixd.  f  96i  Itttiii  aam.  8 
dan  luaati  erbalteii»  dan  die  eppositioB  s^eht  bwter  im  rdaiti?  tritt» 
wenn  ne  «m  «ttribut  M  eieb  hat,  almiao  Iritaif  M  «baa  «ttrilMt 
ine  wir  iaiDuerer  pmis  oft  erfiahren  liabei^  ftBi^  der  aehlü^^  'nia 
einer'  usw.  zu  übeisatMii  durch  numqnam  quisquam.  wir  finden 
deshalb  in  §  972  aaon.  5  die  iMnerking  am  füatie,  daas  in  dieser 
wie  in  ähnlichen  yerbindungan  sa  sagen  ist:  ttemo  omqiiam  etfii 
nicht  minder  nötig  erscheint  nns  in  §  989  anm.  der  xasatz,  date 
i^tur,  autem,  enim  an  dritter  stelle  stehen,  wenn  sie  eine  negation, 
ein  fragewort  oder  ein  prädicatsnomen  mit  est  bei  sich  haben  und 
est  den  satz  nicht  beginnt,  hinsichtlich  der  Stellung  der  Wörter  im 
Satze  ist  ferner  §  1012  anm.  2d  hinzugefügt,  dasz  man  regelmftszig 
sagt  non  ut  —  sed  ut  dasz  nicht  —  sondern  dasz,  und  §  1017  anm.  6, 
clasz  tarn  und  quam  öfters  vor  die  präposition  statt  anmittelbar  vor 
das  zugehörige  adjectiv  gesetzt  werden.  §  1036  anm.  1  ist  die  ganz 
gewöhnliche  ellipse  nach  vordersUtzen  mit  ut,  ne,  quod  (was  das  be- 
trifft, dasz),  nach  si  und  quoniaiu  angeführt. 

Nach  dieser  unserer  besprechung  wird  jeder  unbefangene  be- 
arteüer  sugeben,  daaz  das  buch  aa  braaöhbaskeit  fttr  die  acbule 
weMntKeb  gewonnen  hat  der  batiMter  diaaer  anflAgabat,  wie  wir 
ucbgawieaen  habaii,  an  viete  ttaUan  mhr  Uacfaeit  md  beetinunt- 
beit  in  die  regelA  gebraeht  nwatfiai»  if aa  m  br«it  gafiMMt  nar,  bat 
«r  Yer^nfiwfat  mid  nimtttM  wiedeiMinigflai  besditigt»  aadarwitB  bat 

soholgrammatik  nicht  entbahveii  kann,  wie  wir  indes  schon  in  dem 
trsten  teile  dieser  besprechung  ber?oiig6hoben  haben,  hStte  noch 
iiuinches  beseitigt  werden  können«  was  fOr  die  praxis  der  schule 
üVerflOssig  zu  sein  scheint,  auszer  dem  bereite  angeftthrten  enth&lt 
namentli<ä  der  'zweite  abschnitt'  theoretische  auseinandersetzungen 
tlber  das  snbstantiT  (cap.  106)  nnd  a^ectiv  (eap.  107)  und  pro- 


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M8 


Mmen  (ot^  118  und  114),  «tldie,  wenn  si«  «ach  noch  so  hegründei 
MoMmb,  Toa  pTtkÜMkem  nutzen  ftlr  den  schÜler  nicht  sind,  dem 
giPina  erSrtfinuig  Mtes  des  Miini  «b«r  sehr  ml  sail  kostet 
Km»  a.  Bnnr.  Gabl  Boi*An>* 


60. 

OftiECaiäCUES  ÜBUNUSRL'CH  ZUM  ÜBERSETZEN  AUS  DEM  (iHIECUI- 
SCfinCN  INS  DEUT.S(  HK  UND  AUS  DEM  DEUTSCHEN  INS  GRIECHISCHE 
MIT  EINFM  GRAMMATIKALISCH  GEORDNETEN  VOCABULARIÜM  VON 
JULIAN  ZIAJA,  ORD.  LEIIREU  AM  KÖMUL.  GYMN.  ZU  LEOBSCHÜTZ, 

ERSTE  ABTEILUNG :  FÜR  QUARTA.  Leipzig,  Siegiämund  u.  Volkening. 
1879. 

Veranlaszt  wurde,  laut  Vorwort,  die  abfassung  des  werkchens 
durch  das  vom  verf.  und  anderen  gefühlte  bedürfnis  für  den  an- 
fangsunterricht  in  quarta  ein  den  lateinischen  Übungsbüchern  von 
Ostermann  entsprechendes  hilfsmittel  auch  für  das  griechische  zu  he- 
sitzen,  um  den  sohttlem  di«  wolthaten  eines  methodischen  vocabel- 
Immit  m  rmmMhn ,  soUietitii  ilbk  die  iMm  i&  «in  grammatiln- 
liaeh  geordaeUt  ToealNikr  an,  dü  «af  SO  seMen  etwa  1000  wOiter 
«Bfhili  TOI  dem  Spieei^Bieitwieliea  Imehe,  wtloliee  dieee  idee  be* 
taHMriüieh  mil  Tie!  erfeig  terwittotlieiti  DBlmeiieidetda8T<»liflgeiBde 
in  der  anlege  deh  benpMeklieh  dmh  ^  onglei^  grtaere  eiueU 
der  beispiele  imd  die  tttnmliehe  treanoiig  der  Tooebebi  Toii  den 
tfmngsstftdm. 

Die  aaordnung  des  maieriels  im  allgemeinen  ist  die  herkOmm- 
üebei  wenn  auch  im  einzelnen,  z.  b.  innerhalb  der  3  deoln  der  wf. 
eefine  eignen  bahnen  geht,  dasz  die  verba  contracta  ihres  praes.  und 
imperf.  wegen  gftnzlich  ausgeschlossen  bleiben,  dagegen  die  primäre 
tempusbildung  der  pura  und  muta  zusammengenommen  ist,  scheint 
mir  kein  glücklicher  gedanke.  streicht  man  —  einzelne  stimmen 
verlangen  es  —  die  contracta  aus  dem  quartanerpensum ,  so  belaste 
man  es  nicht  mit  der  vielfach  noch  schwereren  tempusbildung  der 
muta,  von  denen  besonders  das  perf.  pass.  dem  schüler  grosze  Schwie- 
rigkeiten macht,  die  bildung  der  muta  fordert  neben  der  kenntnis 
des  Unterschiedes  der  stfimrae  auch  die  beherschung  von  wenigstens 
18  lautregeln  (Lab.  resp.  Gutl.  resp.  Dent.  plus  ^  c  T  6  c6  k  resp. 
spir.  asp.),  dagegen  genügen,  um  praes.  und  imperf.  der  eontracta 
ans  den  oflßmen  formen  in  entwiekeln,  folgende  0,  teilweiee  aekon 
bei  dMT  S  und  3  decL  gettkte  rogebi. 


aw  1 

1 

1)  a  4-  €-Uut  ö 
e)  a  +  O'lant »  ui 
d«r  iniioklaiit  resp. 
mHJetosnbser. 

ll)€-j 

2)  6^ 

3)  €H 

1 

-  €         —  £1 
-0  i^OV 

f  llage«MltBfe 

ll)o- 

2)  a- 

3)  0- 

l 

-0    >                     — OÜ 

-DU  J 

-  immer  lang^.  voc.  ui 

-  jota  diphthong  oi 

e 


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J.  Hajfki  grieehisdiee  ftbnngibaoh. 


559 


Die  ftoswaiü  der  beispiele  läszt  viel  zu  wünschen  Abrig.  diasKtM 
sind  meist  ungemein  trivial  und  inhaltsleer,  ich  bin  nicht  gegen  die 
trivialen  s&tze  überhaupt  eingenommen,  insofern  sie  nur  dem  lehrer 
allein  als  solche  erscheinen,  für  den  schüler  aber  es  nicht  sind,  habe 
vielmehr  mich  der  Überzeugung  nicht  versehlieszen  können,  dasz 
wir  in  die  köpfe  unserer  armen  sextaner  und  quintaner  weit  weniger 
Verwirrung  bringen  würden,  wenn  wir  ihnen  nur  beispiele  aus  ihrem 
sehr  beschränkten  und  allmShlich  zu  erweiternden  anschauungskreise 
vorlegten,  anstatt  sie  von  den  ersten  wochen  an  jahraus  jahrein  durch 
das  ihnen  so  fremde  gesamtgebiet  antike^  mythologie,  geschichte, 
cultur  und  philosophie  hindoroli  sn  hetzen,  allein  nach  mehrjähri- 
gem anfenihfdt  anf  dem  gjnmaaiiim  tmd  dnfeh  den  vorausgehenden 
nniemdit  im  lateiaisetieii  ist  der  Quartaner  doch  befthigt  worden 
«ndere  kost  als  die  ilpn  Ton  Im.  Ziaj^  Torgesetsie  zn  yerdanen. 
warum  also  ein  nenes  bnoh  sdhräben  mit  so  nichtssagenden  sStsen? 
dla  lesen  wir  z*  b.  *die  sorgen  weichen  der  leier  (!).  durch  die  bar- 
fen  werden  sorgen  gel5st.  dehie  blomen  sind  swOner  als  meine. 
Tiele  TÖgel  haben  gnte  nasen.  die  jSger  stellen  den  schwarzen 
raben  (!)  nach'  u.  ft.  in  fÜlUe»  günzlich  unpassend  und  nur  angethan, 
faisehe  Torstellungen  zu  erwecken  sind  sätze  wie:  ^die  ringschnle ist 
Ursache  der  siege  der  beere,  von  den  herolden  wird  mit  trompeten 
der  sieg  verkündet,  dieherolde  verkündigten  dem  beere  die  Schlacht 
zu  beginnen,  wenn  die  trompete  getönt  haben  wird,  haben  die  Sol- 
daten in  die  schlacht  zu  ziehen*,  unbekannt  war  mir,  dasz  Hirsche 
und  hasen  zu  den  wilden  thieren  gehören  (§  24,  11);  und  dasz  das 
rothe  licht  der  sonne  grund  des  glanzes  der  morgenröthe  sei  (§  22, 
17);  ist  jedenfalls  nicht  klar  ausgedrückt;  ebenso  dürfte  das  von 
den  wilden  Schweinen  (§  26,  23)  nicht  unbedingte  Zustimmung  fin- 
den, der  verf.  hatte  im  Vorworte  versprochen  seine  beispiele  mög- 
lichst an  das  anzulehnen,  was  der  schüler  im  Nepos  liest,  wie  viel 
brauchbarer  und  anregender  würde  das  bttchlein  sein,  wenn  hr. 
Ziaja  doh  ernstlich  bemOht  hätte,  Lesern  yersprechen  zu  genügen  I 
in  wirUiöhkeit  klingt  nur  eine  mftszige  zahl  an  Nepos  an,  man  mllste 
denn  cfies  Ton  sfttzen  behaupten  wollen,  wie  *wir  bewundern  die 
tapferkeit  der  Spadaaten.  <3Ue  Soldaten  der  Perser  fliehen  aus  der 
fl(£kdit.  die  griben  (!)  waren  Ursache  des  rieges  des  Miltiades.' 

Die  lotsten  Paragraphen  sind  inhaltlidi  besser  —  es  finden  sich 
hier  sogar  susammenhSngende  stücke  —  dagegen  ist  gerade  hier  an 
der  form  mancherlei  auszusetzen,  ungehörig  erscheinen  mir  con- 
structionen  wie  'diese ,  gehört  habend  —  —  freuten  sich.  Demo* 
krates,  einen  dieb  abführen  sehend,  sagte  — '  u.  S.  man  musz  ver- 
meiden einem  quartaner  gedruckt  —  seiner  auffassung  nach  muster- 
gültig! —  das  vor  die  äugen  zu  bringen,  was  sonst,  z.  b.  beim  über- 
setzen aus  dem  lateinischen  Schriftsteller,  auf  das  entschiedenste 
verpönt  ist.  warum  auch?  die  be wältigung  des  für  deutsche  neben- 
sätze  eintretenden  part.  conj.  oder  absol.  macht  innerhalb  gewisser 
grenzen  dem  schüler  auf  dieser  stufe  nicht  zu  viel  Schwierigkeiten* 


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560  Zii^:  ghecbififibw  äbttagtbiicb. 


Ein  fernerer,  schon  an  manchem  griechischen  Übungsbuch  ge- 
rügter übeleiand  ist,  dasz  der  verf.  mit  dem  im  vocabular  nieder- 
gelegten Wortschatz  nicht  haus  zu  halten  vermocht,  sondern  noch 
viel  materiul  au^zerdem  herangezogen  hat,  welches  innerhalb  der 
einzelnen  paragraphen  den  Ubungbbeispielen  in  höchst  störender 
weke  parenthetisch  eisgefügt  ist  meist  finden  wir  in  dieser  manier 
präpotttlMeii,  idrarliien,  parÜktb,  jedaniUls,  weil  u» 
dem  ▼trt  mi&dor  wichtig  enehiiimi  aiiid  di«  wOritr  das  wotm- 
bnlm.  iiaddoc]inddariiBt«rio  widiijgtdlm 
taiHi  gAnmdk  —  in  dar  baBptaaaha  —  anca  dar  qnartaiier  sieht 
*miir  ao  baiUnfig*  UmuC  aollta.  ob  namlieb  dar  schttlar  aidi  diaa 
aabanaaftarial  auch  zum  sichern  eigentum  machen  soU,  oh  alles ,  ob 
nur  einen  teil,  und  in  welcher  zeit,  darüber  gibt  das  bucfa  katna 
anskonft,  vielmehr  bat  das  tob  hm.  Zi^a  beliabta  Tar&hran  neben 
Üstigm  Wiederholungen  auch  mancherlei  inoonsaquenzen  in  ga- 
folge.  man  beachte  durch  das  buch  hindurch  nor  a«  b*  die  aqgaMa 
über  iv,  ^K,  Meid,  Yva,  ttoWoikic,  ttot^  u.  a. ! 

Ich  verstehe  nicht  recht ,  welcher  vorteil  dem  unterrichte  aus 
einer  solchen  behandlungsweise  erwachsen  soll,  weit  mehr  geschick 
würde  der  verf.  meinem  urteil  nach  bewiesen  haben,  wenn  er  die 
zubätze  ganz  vermieden  oder,  waren  krücken  unumgänglich  not- 
wendig,  diese  in  form  spärlicher  anmerkungen  unter  dem  teit  ge- 
geben hätte,  manches  muste  im  vocabular  aufgenommen  werden, 
wie  dei,  T^p,  €iOe,  6t€,  oöt€,  irpöiepov,  uciepov,  TroXXdKic,  wofür 
dort  eine  reihe  von  eigennamen  gestrichen  werden  könnte,  selbst 
flut  den  pripositionen  btttte  es  sich  der  verf.  erleichtem  können» 
wanun  bat  er  Ifebr  den  aiatan  balbjahyaseaians  auh  nieht  an  äm 
prSpodtionan  mit  ein  am  oaans  genügen  lassen?  im  swolen  balb- 
Jalnis  bannten  die  mit  sw«  oasns  angefügt  werden,  mit  denen  nach 
ein  quartanar«  bat  «r  nnr  s.  b.  die  Tarsregebi  der  mirbisahen  gramr 
maitik  im  bojl^  gana  leidHflli  nmgehen  lernt  von  den  tlbngsn  prS- 
yositianan  moste  einiges  in  yerbindong  mit  den  vocaheln  gdemt 
werden,  z.  b.  inl  c  dat.  mm  wegen  bei  ^oi^fidleiv ,  4sl  e.  gm. » 
anf  bei  ^p^iv,  im  c.  aoe.  gegen  bei  CT|Hmik»v,  manoaaa  flir 
die  tertia  reserviert  bleiben. 

Noch  einzelne  besonderheiten !  es  fällt  die  häufige  Wiederholung 
derselben  formen  auf;  'wir  bewundem'  oder  OavjfidJo^ev  steht  wol 
zwölfmal  zwischen  §  1  und  13,  §  17,  3  liest  man:  'die  purpurnen 
Weintrauben  ergötzen  die  kinder',  §  21,  3:  'die  milden  Weintrauben 
e.  d.  k.'  §  37,  16  ist  0aXr|pöc  überflüssig,  da  es  im  vocabular  steht, 
die  formen  (piXei  §  28,  5,  diraivei  §  31,  4,  6veibio0civ  §  36,  24  be- 
dürfen nach  den  Voraussetzungen  des  buches  der  erklärung,  ebenso 
cic  §  4,  10  (vergl.  11,  7!)  und  köv  §  36,  12.  die  sätze  §  37,  1. 
41,  2.  41,  12  liest  man  auch  in  Kühners  elementargramraatik. 
WfUrum  §  25,  3  das  prädicatsnomeu  den  artikel  hat  und  §  40,  3  die 
form  plsqpf.  Kei^jjXufA^voi  ^cav  gebranabt  ist,  wird  mikt  mucatiMid* 
lieb,  ito  gehr>acbli«baten  regeln  Ton  silbsnabtniittg  wider- 


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I«elur-  and  äboiigtbilcli  «ir  erlmnng  dear  h^brittohwi  qpnMha  661 


spricht  §  11  MCpifi-vac,  §  22  öqp-eaX^oi,  §  31  TiTViAiC-K€iv ,  §  43 
dl€ixic-TOC,  vielleicht  auch  ^GdTi-TovTO  und  T^Oati-Tai  (§  38  u.  40). 

Der  druck  ist  ziemlich  correct;  mir  sind  fehlende  spiritus  und 
acute  aufgefallen  §  5  Q,  §  12  Toj^uXoc,  §  13  tiv,  §  22  ecTicplbiUV, 
PUT€,  lex.  s.  6  Aibnc,  sowie  §  29  die  comparativform  mehre. 

Möge  hm.  Ziaja  sein  zum  gebrauche  in  Untertertia  bereits  an- 
gektlndigtes  ttbnx^sbuch  nach  inhalt  und  methode  etwas  beaser  ge- 
lingen! 

iSlSENACH.    E&NST  BaCHOF. 


61. 

TBBORBTISCU  PRAKTISCHES  LEHR-  UND  ÜBUNaSBUCH  ZUR  ERLERNlWa 
DER  HEBRÄISCHEN  SPRACHE  FÜR  DEN  SCHUL»  UND  PRIVATUMTER- 

BlOHT.  Karlsruhe,  im  selbBTerlage  des  Terfasaere.  1879. 

Voiüagaules  buch  ist  zwar  nach  der  vorrede  zunächst  für  den 
kttlNrftisehen  Unterricht  in  den  israelitischen  schulen  bestimmt ;  allaift 
da  «■  WOk  für  die  Vorbildung  künftiger  theologen  und  philologen 
mf  gymnasien  ein  treffliches  hilfsbuch  beim  hebräischen  nnterriobt 
sein  dürfte,  so  glaubt  referent  in  einigen  Zeilen  auf  die  «fmifillfawg 
UUi  die  Vorzüge  desselben  aufmerksam  machen  zu  sollen. 

Es  sind  nemlich  in  diesem  buche  sämtliche  Wörter  und  rede- 
Wendungen,  welche  in  der  genesis  vorkommen,  nach  grammatischen 
—  etymologischen  und  syntaktischen  —  gesichtspuncten  geordnet, 
in  folge  der  Verbindung  der  formenlehre  und  der  syntaktischen  ver- 
Verwendung  der  einzelnen  redegattungen ,  welche  sich  praktisch 
sehr  empfiehlt,  gliedern  sich  die  29  Übungen  des  buches  in  folgende 
hauptteile : 

1)  das  snbstantig  (Übung  1—4) 

S)  dts  «uiyectiv  (Übung  5) 

8)  d»B  flrwort  (llbiiqg  6*- 10) 

4)  dMSililwart  («iwig  11) 

fhigwworiis  (Übung  13 — ^17)  ii«bifc  der  compMution  4«i  a^aeturs 
(üboiig  18) 
8)  das  verbam  (ÜMUlg  18—^) 

Mbst  einem  anluiQg  über  das  fürwort  der  ddite  pmoft  boi 

verschiedenbeit  des  geschlechts  (Übung  29). 
dasz  das  bindewort  1  copulativum  sowie  der  artikel  mit  ihrer  ver- 
sohiedenen  vocalisation  sich  an  die  lehre  vom  hauptwort  anschlieszt, 
kann  nur  gebilligt  werden,  ebenso  dasz  das  i  consecutivum  (conver- 
sivum)  in  Verbindung  mit  der  flezion  des  pecfocubum  (j^raetAritam) 
imvd  imperfectmn  (futurum)  gebracht  ist. 

Was  die  ausführung  im  einzelnen  betrifft,  beivJ)ränke  ich  niob 
das  hauptwort^  die  partikeln  und  das  Zeitwert. 

Hingichtlich  des  hauptworts  enthält  üb.  1  veine  zusaounenstiel- 


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lang  sSmtlicher  flabttoatiTa  ia  alphabetischer  ordnang,  mit  dem  ar- 
tikel  verbunden,  in  der  einsahl;  üb.  2  dasselbe  in  der  mehrzahl 
a  ohne,  b  mit  artikel.  so  enthalten  diese  übangen  neben  einem  voll- 
stftndigen  vocabular  der  substantiva  und  der  lehre  von  den  ploral- 
und  dualendungeii  auch  die  verschiedenen  formen  des  artikels  in 
einer  vollständigen  bei^pielsammlung.  Uber  die  casus  deä  Substantivs, 
den  accusativ  mit  ri<  und  die  Verbindung  mit  pronominalsufüxen 
t.  unten,  üb.  3  handelt  von  der  Verbindung  mehrerer  Substantive  mit 
1  copulativum  und  der  vocalisation  desselben ,  ebenfalls  in  vollstän- 
diger beispielsammlang.  üb.  4  handelt  vom  stat.  constructus  in  der 
art ,  dasz  durch  die  stete  Verbindung  des  stat.  constr.  mit  dem  ab- 
hiingigen  Substantiv  das  genetivverhältnis ,  dorch  eine  r«iolie  b«- 
s{nel8MmBliuig  txm  TmUbidali  kommt,  oiid  awir  ia  {oigmimmt- 
ovianf  s  I)  dir  «tes.  ia  dar  aiaitlil  a)  <diae,  b)  ayi  irtikil, 
e)  waaa  dtt  aMafifi  kaoplwori  «ia  ^i§mnmifi  igt,  2)  dar  at  otr. 
in  dir  iMknaU  ia  dar  glaidMa  diaifiMbni  gliedaroag« 

Jkm  aoeaialiT  mit  rm  ftidaa  wir  ia  Hb.  6  (das  penMid»  fli- 
wort)  belmadelt  im  aamlim  aa  das  persffailiebo  flbrwort  im  aoc 
^nk  tttw«  wir  sehen,  aaoh  hkr  ist  die  form  mit  d«r  iiyaUktischen 
aawmdung  verbunden,  ebenso  entblli  ttb.  7  (pron.  possessivnm) 
aiaa  rolMUidige  beifpudtmamlaag  vor  verbindnng  dir  substantifs 
mit  pronominslBuffixen ,  und  zwar:  a)  subst.  und  pron.  in  derein- 
zahl,  b)  das  subst.  in  der  einzahl,  das  pron.  in  der  mehrzahl,  c)  um- 
gekehrt, endlich  d)  beide  in  der  mehrzahl;  in  jedem  dieser  vierteil« 
sind  die  einzelnen  personen  des  fUrworts  getrennt  behandelt. 

Besondere  Sorgfalt  bat  der  Verfasser  auf  die  partikeln  verwendet; 
wir  beschränken  uns  auf  die  Vorwörter,  zuerst  3,  D,  b  und  "a  {y^}. 
hier  sind  die  beispiele  nach  den  bedeutungen  geordnet,  z.  b.  2  in 
(mit  dativ  und  accusativ),  an,  auf  (mit  dat.  und  acc),  bei,  unter, 
vor,  für,  gegen  (wider),  durch,  über,  wegen,  daran  reiht  sich  die 
flexion,  d.  h.  die  Verbindung  mit  pronomiualsufßxen,  ebenso  bei  den 
drei  andern  präpositionen  (auszer  3).  daran  schlieszen  sich  in  glei* 
eher  TolUtftndigkeit  dii  'foUtttndigen'  rorwertor,  aimeMieniieb  dar 
ab  lolöhe  gobranolitta fiÄitMittra:  V($,  b:^,  ^97ab,  '•3&73,  im,  ypjit 
nr,  tni,  '•rcb,  die  inmmmeageUmigea  mit  "po  0^  usw.),  irs, 
b?ia  uad  nrina,  njj,  lh9^f  a-»?^,  nirjyj^?,  n?a  nid  eSaiga  mitmiare. 
döa  tdifaui  bildit  «iaa  Tollttliidigo  übenridit  Mw  flaiioa  mit  mf- 
üxmi.  ia  Reicher  weise  sind  die  ooiijnaefilOBen  aebet  dem  tMxf' 
pronomen,  die  adrorbieat  die  iateijeettoaea  aad  das  fregewort  be- 
bandelt 

Beim  zeitwort  endlich  bilden  den  einteilnngsgmnd  die  tempora 
and  modi:  perfectnm,  imperfectum  (futurum),  imperativus,  infini- 
tiyns  und  participium.  das  einzelne  betreffend  gruppieren  sich  die 
beispiele  für  das  perf. ,  imperf.  und  den  imper.  wieder  nach  person 
und  numerus,  und  erst  diesen  untergeordnet  nach  den  conjugationen 
qal,  piel  usw.  die  zeiten  sind  consequent  in  folgender  gliederung 
behandelt:  Yergaageaheit  erste  form,  d.  h.  perfectum,  zweite  form, 


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R.  HOdebond:  vom  deatidmi  tpnchimtwrieht  in  der  schote  vmw.  563 

d.  h.  Imperf.  (fotor.)  mil  i  c<Mi8eetitlTfUii  (ooafeniviim);  svkanlt 
erat«  form ,  d.  h*  impf,  (ftit»)  imd  xwmte  form,  d.  h.  perf.  mit  i  oon- 
secutiyiuD.  beim  iaiiä^  ist  sowol  seine  eigensehsft  ah  rabetanti? 
mit  sabstanÜTisekeii  pronomiBalsuffixen,  als  seine  abhängigkeit  von 
prSpositioneB  mit  und  ohne  suffix  durch  eine  vollstiad^  beispiel* 
Sammlung  dargestellt  und  zwar  in  allen  com'ugationen.  die  suffixa 
verbi  bilden  keinen  besondern  teil,  sondern  sind  mit  den  ftbrigen 
beispielen  der  tempora  und  modi  zusammengestellt,  das  partictp 
wird  behandelt  nach  seiner  flexion  (numerus  und  genus),  sowie  nach 
seiner  bedeutung  zum  ersatz  für  das  fehlende  präsens  (auch  praes. 
histor.  in  Übung  26\  sehr  reich  ist  die  beispielsammlung  für  unsern 
conjunctiv  (wünsch  und  bedingung),  geordnet  nach  den  modalen 
hilfszeitwörtem  der  deutschen  spräche,  besonders  was  das  imperf. 
paragogicum  und  apocopatum  (hortativ  und  jussiv)  betrifft. 

Den  beispielen  ist  die  deutsche  Übersetzung  nicht  beigefügt, 
dafür  bildet  den  schlosz  ein  vollständiges ,  alphabetisch  geordnetes 
hebräisch -deutsches  Verzeichnis  aller  in  dem  buche  enthaltenen 
wUrter* 

Was  tndüeh  den  gebraneh  des  bnehes  b€ftiiffl,  so  ist,  wie  die 
Torrsdo  ansdrBekKeh  bemerkt,  dnreh  die  anordnimg  und  reihenfolge 
der  abeehnitte  dem  Munt  beim  nnterrioht  keineswegs  Torgegriffm. 

Correctheit  und  dentUehkeit  des  dbraekes  iSsit  nichts  ta  wttn- 
sdien  ftbrig.  die  sahl  der  Seiten  belttaft  sich  anf  VI  nnd  96 ,  dazu 
dacn  das  wOrtervennohnia  mit  80  Seiten,  der  preis  des  bnehes  be- 
trigt  1  mark. 

Hiermit  m0ge  die  fleissige  nnd  grOndliehe  arbeit  empfohlen  sein. 
EaniiSBimn*  C.  DnniLiira. 


62. 

Tox  BSOTSOBBir  snAOHDimBnioBT  Df  Dm  soHDu  nxD  TOM  omnv 
scnniiBinmaiiiDnnDi»ott»BtBAii»T.  iwunvanmanm 
AonAAB  mv  Momu  akbmvb  Owa  mniDwöBTiB  inn>  nm  nn- 
wamma  »  nnn  bobuim  vom  nun,  hildiHeahd*  Leipiig 
imd  Wisn,  Klinkhaxdt.  1879. 

Der  hr.  verf.,  rtthmlich  nnd  weit  bekannt  als  «iner  der  fort- 
selaer  des  Grimmsofaen  wMerimehs,  hat  lange  seit  am  gymnasiom 
an  81  Thomae  in  Leipzig  als  Idirer  hffehst  segensreieh  gewirkt  nnd 
sieli  ia  «nem  eeltenen  maase  dße  liebe  nnd  snneignng  säier  sehlller 
tXL  gewinnen  nnd  sn  eihaUen  gewnast.  ^Kee  liegt  im  gansen  wesen 
des  mannes  begrOndet,  der  sich  sefinem  bemfb  mit  seltener  trene, 
•ber  anch  mit  nngewöhnlichem  eifer  —  um  nicht  zu  sagen  begeiste- 
mng  —  hingab,  und  alle,  die  ihn  so  gekannt  haben,  sie  werden  ihn 
in  dem  oben  oitierten  bnche  wiederfinden;  war  mir  es  bei  dessen 
lectttre  doch,  als  ob  er  leibhaftig  zn  mir  spräche,  dieselbe  edle  und 
warme  begeistenmg  fBr  die  B<änle  und  fftr  sein  lieblingsfach,  die 


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deutsche  Sprache,  welche  so  sehr  in  seinen  werten  wirkte,  sie  quillt 
hier  aus  den  schwarzen  bucbstaben  hervor;  dieselbe  ganze  und  volle 
hingabt'  an  die  gache  thut  sich  uns  kund,  es  ist  ein  prächtiges  buch, 
darum  hci  c\s  gestattet,  die  zweite  aufläge  um  so  mehr  hier  zu  er- 
wähnen und  zu  empüehiBBi  Als  sie  um  eiaeia  anhang  Uber  die  fremd- 
wArter  vermehrt  ist. 

Nicht  wollen  wir  uns  in  einzelheiten  verlieren;  das  wesen  des 
huches,  die  form  desselben,  die  eigentümliche  behandlungsweise  des  j 
Stoffes,  sie  sollen  und  müssen  von  jedem  einzelnen  nach  seinen  an-  ' 
sichten,  nach  meinem  geschmacke  genossen  und  beurteilt  werden, 
merkwürdig,  so  Isibkftftig  und  lebendig  ist  mir  nodi  nid  sin  mensch 
•nt  9timm  w«tfc»  kmnsgetreten,  ilt  te  ?erflmsr  msm  dknn;  im 
wichtiger  gruadftradeh,  aaf  te obariidh» sa Mümbs  dsniinr 

OMb  wMk  MS  oder  toüvtiM  Bukt  bOUgMi»  «ad  dan  «Mb  ihr 
wwigthilifftoiJl  fmtwieB  hgiait,  ¥Wf«diw<ig»  kiimirjMChfc  dmi 
w9g$  «nse  kurze  inhaltsaiigalw  die  wiubegierde  1990  mcte  ohI 

mein  ToUes  lob  des  buches  zum  Studium  desselben  anfeuen.  iHfi 
darstellung  schlieszt  sich  aa  Mgaade  vier  hauptsätze:  I)  deripnd' 
Unterricht  sollte  mit  dar  qyrasiie  zugleich  den  inhalt  der  spracbe 
▼oll  und  frisch  und  warm  erfassen.  II)  der  lehrer  des  deutseben  sollte  | 
nichts  lehren,  was  die  schfller  selbst  aus  sich  finden  kennen,  sondern  | 
alles  das  unter  seiner  leitung  finden  lassen.  III)  das  bauptge wicht 
sollte  auf  die  gesprochene  und  gehörte  spräche  gelegt  werden,  nicht 
auf  die  geschriebene  und  gesehene.  lY)  das  hochdeutsch,  als  ziel 
des  Unterrichts,  sollte  nicht  als  etwas  für  sich  gelehrt  werden,  wie 
ein  anderes  latein,  sondern  im  engsten  anschlusz  an  die  in  derclasse 
vorfindliche  (sie !)  Volkssprache. 

Wer  satz  I  und  II  ohne  weiteres  beifällig  aufnehmen  würde, 
der  würde  durch  die  geistreichen  ausführungen  des  verf.  noch  mAt 
beetirkt  werden;  w«r  dagegen  die  yon  Tom  herein  etwas  anff&UigsB 
p«iMtoIII«ttAIVätelMtol^  «noM«iivirda,  mag  die  tns^ 
IWliraag  «n(  vsdit  Icmb;  mUmI  wwm  ar  Mai  dagchaua  ibsneivi 
wwdsB  folHoi  wflMa  ar  sidil  fl^se  gewian  aosgebeii* 

Ihr  aahaal  «bar  dia  frwBdwCrtor  boMI  anaMgMiAeB  ab- 
Mbnitten:  I)  die  ftamdwQrtar  aad  dia  Uldaag .  II)  dto  frmdwflrter 
und  die  kbiMi,  seMaMk  md  deatseUiitt.  HI)  fremdwörter  und 
dia  lohiiku  «r  enthält  ungemein  viel  beachtenswortes  ftr  die  deutsche 
lahrenreli  —  aiehi  blosz  far  daa  Mrar  des  deutschen;  er  deckt  an 
ftuszerst  geschickt  gewählten  und  zersetzten  heispielen  den  meiit 
durch  gedankenlosigkeit,  nicht  selten  durch  Temehmthuerei  gepfleg- 
ten blödsinn  der  trmäwMK  auf  nad  naht  demaelhan  achsrf  oa^ 
wirksam  zu  leibe. 

Möge  das  streben  des  Verfassers  recht  vielen  anklang  finden! 
mögen  die  lehrer,  sowie  alle,  die  unsere  mutterspracha  lieben,  dss 
buch  lesen  and  sich  daran  erwärmen  und  begeistern. 


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Wtft  Karl  BartlMk  «UatMlM  iwttwwllittowtiir  dir  Mmit  Ö66 

m. 

XABL  BABTHBL8  DBUTSOEB  VATIOllAIiLITnSATint  DM  HmiUT. 
Raum  OjLlWLIOB  UMOBARBBITITB  AUFIfABB  BBSOBOT  TOB  MtOfk 

BB«  BdPB.   Oütenloli,  Bertolimimi.  187$.  8. 

Karl  Barthel  hielt  im  jähre  1850  in  Braunschweig,  seiner  vater- 
slftdi,  Vorlesungen  'über  deutsche  litteratur  der  gegenwart'  und  fand 
bei  seinen  dankbaren  zuhörem  solchen  beifall,  dasz  er,  dadurch  er- 
mutigt, diese  Vorlesungen  zu  einem  werke  vereinigte,  das  er  heraus- 
gab und  das  Beitdem  bis  sum  j«hre  1871  acht  auflagea  erfidir.  er 
staorb,  ato  er  ebm  an  dar  TMett  aufläge  aiMtett,  sdboB  im 
labtB^alire,  im  jakr»  1858.  die  folgendea  anflageii  besorgte  seia 
Imder  Gnetav  Bmil  Barthel,  bis  «aeh  dieser  duieh  knmldidii 
Terbnidert  mirde,  cKe  asgefiuigeBe  neante  aufläge,  die  nnr  bis  sor 
8.  990  gedielii  'tetnuetieB  imd  sa  TolleBdea.  dieser  kMem  auf- 
gsbe  ontsnog  sioli  prof.  dr.  BOpe  rtm  BisnibBig,  welcher  nicht  nur 
in  vollem  masze  innerlich  berufen  wer,  sondern  auch  das  kritisch- 
isthetisQhe  urteil  und  wissen  besass,  welohee  erfordert  wurde, 
um  die  neusten  litteraturcrscheinungen  in  pragmatischer  weise 
in  dsB  rahmen  der  gesamtdarstellung  seines  Vorgängers  hereinzu- 
ziehen. —  Karl  Bartheis  Standpunkt  war  der  sittlich-religiöse,  und 
da  darstellungen  der  litteratur  der  neuzeit  von  rein  ästhetischem, 
belletristischem  und  nichtchristlichem  Charakter  hinlänglich  vorhan- 
den waren,  hielt  er  sich  gedrungen,  wie  es  seiner  innersten  natur 
auch  genau  entsprach,  neben  der  Ästhetischen  beurteilung  das  hervor- 
zuheben ,  was  in  religiöser  und  sittlicher  beziehung  in  der  neusten 
litteratur  besonders  mehr  oder  weniger  hervortritt  und  förderlich 
ist.  denselben  Standpunkt  nimmt  denn  auch  der  herausgeber  resp. 
der  beendiger  der  neunten  aufläge  des  Barthelschen  Werkes  ein. 
'diesem  Standpunkt,'  sagt  Böpe,  ^yerdaBke  ich  nicht  blosz  unaos- 
spredUiehen  segen  flir  mein  iimerss  leben,  sondern  aneh  tiglioh  neue 
reine  freude  an  deutseher  poesie  und  tieferes  rersttndnis  derselben ; 
ihr  verdanke  ich,  dasi  ieh  fipeHish  mitunter  hoUheit  und  nicfatigkeit, 
ja  sohmvis  und  unsauberkot  erkenne,  wo  andere  mlleiefat  entsOekl 
sind,  oft  aber  wuk  spnraB  tob  gOiflidier  Wahrheit  ond  hinunlisoher 
aehönheit,  an  denen  andere  blind  nnd  kalt  yorftbeigegangen  sind,  und 
wobei  vielleicht  der  geniaie  dichter  selbst  der  tiefe  und  herrlichkeit 
seiner  gedenken  sich  kaum  oder  gar  nieht  bewnst  gewesen  ist.  das 
gUichnis  von  der  park  und  von  dem  Terboigenen  schätze  im  acker 
bewfthrt  sich  noch  immer,  und  es  hat  gar  mancher  sich  besohsident- 
lieh  gebückt,  da  er  einen  verlornen  groschen  aufzunehmen  meinte 
und  hat  hernach  gefunden,  dasB  es  ein  in  den  schmuts  getretenes 
goldstUck  sei.' 

Karl  Barthel  beginnt  die  neuzeit  der  deutschen  litteratur  voll- 
kommen richtig  mit  dem  auftreten  der  'deutschen  romantiker*. 
diese  waren  in  der  that  recht  eigentlich  die  berufenen  erben  des 
Schatzes,  welchen  uns  die  diehterkönige  Goethe  und  Schiller  hinter- 


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5o6    iio^i  Karl  BarÜiek  dt^uUciie  uatiouaUitteratur  iier  neuseit. 

a^sen  hatten,  dtnii  wem  auch  diese  letztem  zunächst  fttr  unsere 
deatscbe  litteratur  als  die  classiker  bezeichnet  worden  und  werden, 
80  müssen  sie  doch  tcbon  durch  ihr  entschiedenes  hinweisen  auf 
Shakeipeare  ils  i&dirteiai  Vfftrd«rer  der  romaiiük  betrachtet 
witta.  xmä  WM  ww  m  ndm,  ilf  die  deaieehe  ronutttik,  was 
«■Mier  littento  jM  donfaiinadf  Meiit^ 
Iwti  daet  dieeelbe  segar  leU  dar  vwlaavalieMMÜ  naam  rifaüB 
Fiaakraidk  litterariaoh  luant  modilktet»  vid  aitmaite?!  waa  war 
aa  ändert,  aU  unser  Tarwaissn  mid  mrttakgelMai  auf  die  edlen  imd 
l^orreichen  saiten  dea  ntttalaUsnt  was  so  zaubenurtig  wukia  und 
Peutscbland  zum  swMten  male  zur  geistigen  führer-  und  vormund- 
aobaft  auf  litterarisehem  gebiete  erhob,  bis  es  das  längst  litterarisch 
occnpierla  liTalisisrende  nachbarland  endlich  auch  militärisch  und 
politisch  besiegte  und  niederwarf'?!  ich  meine,  es  kOnne  keine  be- 
redtere apologie  des  chri?tlicL  religiösen  momentes  als  wirksamen 
factors  in  der  litteratur  gelien ,  als  die  litteraturgeschichte  selbst, 
mit  welcher  hier  im  vorliegenden  falle  die  profangescbichte  so  deut- 
lich, so  ad  hominem  demonstrierend  band  in  band  gieng.  —  Im 
ersten  teil  des  in  drei  teilen  —  in  elf  lieferungen  —  erschienenen 
Werkes,  welcher,  meiner  ansieht  nach,  wenig  passend  mit  'anläufe 
und  anfange'  überschrieben  wird,  linden  wir  neben  der  zahlreich 
vertretenen  'romantischen  dichterschule'  die  'schwäbischen  dichter' 
nnd  das  *junge  Deutschland'  in  ziemlich  eingehender  weise  besprochen, 
die  flbanehrift  *an]lnfe  mä  aafitage*  Bdmeekt*  s«  liiir  nach  einer 
lebwlmlnjgin  iebnlaAnr,  dem  anfotelluug  gaas  IlbevflAssig  ist,  da 
sie  indem  gar  nidite  beaagt,  wenigstana  akfati  der  saeiha  widcUdi 
ant^ireobendae.  denn  Ten  Ooefche  und  Schiller  aaa  madii  man  doch 
wabrlidi  keine  ^aaftqga't  eondeni  man  baut  einfMii  weitar,  man 
eatat  lingat  emp&Qgene  und  vorhandene  Impulse  in  immansnler 
weise  fort,  für  ebeiuo  Terfehlt  halten  wir  den  titel  des  zweiten 
teiles:  'die  dichter  neuerer  beairebimgen  in  stoff  und  form',  wir 
verstehen  nicht  gleich  die  'neueren  bestrebungen'.  verständlicher 
wäre  schon,  wenn  etwa  bei  Platen  und  Büokert  oder  bei  Freiligralh 
gesagt  würde,  aber  nur  speciell  bei  diesen  oder  bei  ähnlichen,  dasz 
sie  teilweise  neue  dichterische  sujets  und  mit  ihnen  neue  poetische 
formen  in  die  litteratur  einführten,  die  concret  aufgestellten  grup- 
pen  bezeichnen  hinreichend  und  specifischer  die  manigfaltigen 
thätigkeiten  der  einzelnen  dichterkreise,  so:  'die  nächsten  nacbfolger 
Goethes'  (Rtickert,  Platen,  Immermann);  'die  volkstümliche  littera- 
tur unserer  zeit'  (Auerbach,  v.  Horn,  Stöber  u.  a.);  'dialektdicbter'; 
'Österreichische  dichter' ;  'politische  dichter  revolutionärer  tendenz'. 
gegen  die  Überschrift  des  dritten  teiles  'die  dichter  der  gegenwart' 
ist  natflrlich  nichts  einzuwenden,  doch  sind  dies  nur  äuszerlichkeiten, 
die  wenig  ins  gewicht  fiiUen. 

Vortrefflidi  dagegen  sind  die  diarakierzeicfanungen  der  einsel- 
nen  herTorragenden  Achter,  da  jene  es  yerateliai,  das  einaelbttd 
einer  dichteriaßhen  Persönlichkeit  oft  sn  einem  gesatnibild  einer  gan- 


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PhUologiache  programxue  deutscher  höherer  lehrau^talten.  567 

zen  zeit  zu  gestalten,  die  züge  und  färben  zu  solchen  grosz  ausge- 
ftthiien  bildem  konnten  nur  einem  tiefem,  umfassenden  Verständnisse 
der  zeit  und  der  menschen  dieser  zeit  entlehnt  werden,  ich  hebe  nor 
einige  namen  benror,  wie  *H«rwegh%  *HoflkiMUUi  T<»i  F«IkE8lebiii*, 
«Firal  Heyse',  *BodiBBiedt'  imd  gtin  bemdm  ^fimsiiMl  Qeibel', 
weldt  letsteran  die  palme  imiar  den  diditem  der  gegeii¥rart  darge- 
reiehi  wird,  ton  ihm  nnd  in  rHokridit  auf  ihn  wird  etwa  gesagt: 
'das  kdBiAn  wir  nicht  kugnan,  daas  wir,  gleicfae  kitnatleriaebe  be- 
deniong  mMiflgesetzt,  doch  lieber,  als  einen  Schiffbruch  —  eine 
sonnige  morgenlandacliaft,  lieber,  als  das  bild  eines  feindes  —  daa 
einer  geliebten  frommen  mutter  betraahten,  und  dasz  wir  an  Heinea 
oft  achmutzigen  spottliedem  und  Leaaas  gedichten  der  yenwaifliuig, 
so  poetisch  schön  sie  auch  sein  mögen,  doch  nicht  mit  so  wonnigem 
behagen  uns  erfreuen,  wie  an  der  poesie  solcher  dichter,  die  nicht 
blosz  in  der  kunst,  sondern  auch  in  der  gesinnung  uns  nahe  stehen. 
' —  Geibel  war  zwar  kein  sänger  des  Christentums  und  wenn  auch  in 
seinen  liedem  kaum  jemals  der  name  Christi  vorkommt,  so  nimmt 
der  Verfasser  unsrer  litteraturgeschichte  doch  keinen  anstand,  ihn 
einen  christlichen  dichter  zu  nennen  —  und  das  will  viel  heiszen  bei 
der  specifisch  christlichen  und  dogmatisch-kirchlichen  richtung  un- 
seres litterarhistorikers !  —  In  einer  gruppe  behandelt  derselbe  end- 
lich die  ^litterarischen  damen'  unserer  zeit  und  in  einem  scblusz- 
capitel  *die  spedfisch-geistlichen  dichter*,  wie  Julias  Sturm,  Spitta, 
Viete  Tim  Sinnaa,  Gen^  ond  andere. 

Da  wir  nns  mit  dieaer  allgemainen  ttbanielit  gentlM  laaaen 
mOasen,  aai  noch  bemeiltt,  daaz  dem  Tortreffliehen  wake  &.  Barthela 
in  der  neuen  aufläge  aehr  schfttsenswerte  historisch-kritische  notSaan, 
-wie  sie  die  f orlgaMbrittana  detailteadumg  an  gewifaren  im  stände 
war,  kl  einem  anhange  balgegebeD  aind« 

Gmazm.  £.  Gi.ASBn. 


(25.) 

PHILOLOGISCHE  PROGRAMME  DEUTSCHER  HÖHERER 

LEHRANSTALTEN. 
(fortsetauBg.) 


Clausthal.  gymnaBium  und  höhere  bürgerachule.  6  gjmnasial- 
und  3  höh.  bürgerschulclassen.  —  Abhandlang  des  gymoasiallehrers  dr. 
Fr.  Ehling:  die  compoaition  der  theogonie  des  Hesiodos.  erster  teil: 
daa  prooimion  derselben.  SO  t.  die  abhandlang  ist  bereits  und  zwar 
nieht  gerade  günstig  besprochen  von  H.  Flach  in  den  jahresber.  II  2, 
7  ff.  in  der  einleitung:  geht  VI.  aus  von  der  Schwierigkeit,  welche 
die  Hesiodischeii  dichtungen  jeder  Untersuchung  bieten,  er  kommt 
dann  aaf  die  grosie  diTergens  in  den  aasiehiea  über  das  prooimion. 
hier  klagt  verf.,  dasz  man  immer  nur  subjective  ansichten  mitteile,  f!ie 
probe  der  richtigkeit  unterlasse,  auf  s.  2  stellt  er  dann  die  fragen  zu- 
sammen, die  sich  der  gelehrte  forscher  hätte  vorlegen  müssen,  wenn  er 
daraaf  anegieng,  ühv  das  prooimion  sn  einem  vemlnlligen  endergebnis 


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668   Ffcflfticfiecbe  fiogamm  d—lwhir  hghawr  lehrwMlilieiL 


koiumeu  tu  wollen,  da  Flach  in  seiner  beenreehun^  die»e  für  jede  be- 
MMluf  MlbttvwftlailldiM  tngtm  «nlf •IWirti  so  oBterlaiMB  wir 

diese  fraf^en  hier  za  wiederholeo,  in  der  iMlfiinng,  es  werde  keinem 
leser  dieser  Zeitschrift  ein  lCTf^^a  tlc  äei,  wie  die  Bursianschen  jahres- 
beriobte  onsugänfflioh  sein,  nuszerdem  wird  jeder  leser  onaeres  referats, 
«MB  «r  41»  M  MtrMfctang  irgead  dhra  Mhflftwiiliii  MtargemlMer 
W«iM  Aufzawerf enden  fragen  für  das  prooimUm  der  Hesiodischen  theo- 
gonie  modi6eiert,  sie  leicht  gelbst  fiii'len  können,  dem  liebhaber  des 
•cbershaften  empfehlen  wir  die  nach  mitteillang  der  drei  selbstTerständ- 
Ifaiii  fragen  r^m  K  FlMi  «a  itB  mit,  fnrMhttto  Ttort«  frag»  Mr 
iMMteisnahme.  wir  wollen  hkr,  tb»  wir  mf  die  ssgIm  aif  «i^ 
mal  ausdrücke,  wie  'über  die  klinge  springen*,  'altes  eisen  der  inter- 
polation'  imd  ähnliches  tadeln.  Lachnuuui  in  den  dem  verf.  wol  nnbe- 
■«nnteu  betrachtiingen  nennt  einmal  «Inen  ^el  ^mnigw  anrtMIdien 
MidfiMli  Ton  Bergk  einen  uwtlignen,  wo  es  sich  am  zwar  frm$  whmr 
ftchtnnjTfvolle  kritik  handle,  verf.  wolle  sich  wenigstens  dieses  wort 
aus  den  gediegenen  betrachtuugen  Lachmanns  gesagt  sein  lassen  für 
sakünftiga  Veröffentlichungen,  von  s.  2  an  referiert  verf.  fiber  die  bis- 
btflgea  VfWtl«  flb«r  das  prootadoll  d«rlll«Ogonie,  die  iu  chronologischer 
ordnnng  von  OnT<  t  '1667'  bis  auf  den  neuesten  Hesiodforscher  H.  Flach 
mitgeteilt  werden.  Flach  rühmt  hier  Sorgfalt,  tadelt  aber  vernach- 
UUsignne  der  Scholien,  beidet,  wie  es  seheint,  mit  recht,  nur  will  es 
VUB  tonlefbar  TorkomflieB,  weim  der  verf.  einet  programms,  das  eine 
erstlingsarbeit  über  Hesiodos  repräsentiert,  einem  manne  wie  H.  Fla  b, 
der  offenbar  jähre  lang  wesentlich  Hesiodeischen  Studien  sich  gewidmet, 
mangel  an  Sorgfalt  in  der  forschung  vorwirft,  indem  er  behauptet,  er 
faba  daa  rMaßal  aataar  raehanng,  obna  dia  probt  der  rlabtigkait  aa- 
geatellt  zu  haben,  aber  was  weiHz  denn  hr.  £.  ?on  den  von  Flach  in 
seiner  Studierstabe  angestellten  .studien?  wie  kann  er  die  stirn  haben 
zu  behaupten,  er  habe  die  probe  der  richtigkeit  seiner  auf  stellangen 
■labt  gWMiebtt  dartbar  Itai  tltb  arlailtA,  ab  dia  vwi  aiaam  ffMraeber 
aar  begntaehtong  dureh  andere  gelehrte  vorgelegte  probe  einer  reeh* 
nang  richtig  ist,  die  ihm  selbst  richtig  scheint,  aber  ungerecht  ist  es, 
einem  forscher  vorsawerfen,  er  habe  eine  recbnung  aafgesiellt,  ohne 
rwt  Ibrar  MHttllif  dfa  piaba  aa  «aabaa«  taklita  rmrwwfi  laltta  aai 
allerwenigsten  ein  anfllnger  auf  einem  gebtett  einem  manne  gegenüber  er- 
heben,  der  jähre  der  forschung  hinter  sich  hat  und  derselben  beweis 
gethau.  auf  s.  11  wiederholt  verf.  zur  füilung  des  raames>  ob  wol  er  da- 
nebtn  das  fehlen  der  beweise  mit  mangel  an  rama  anttebnldigt,  dia  atiioa 
IHlbar  s.  2  aulj|awMftaen  selbstrerttindlichen  fragen,  ohne  sie  freilich 
an  beantworten,  und  stellt  den  gttng  seiner  Hesiodischen  Studien  dar. 
auf  s.  18  werden  gründe  angegeben,  welche  zeigen  sollen,  dasz  das 
prooimion  nie  eine  selbständige  einheit  bildete,  auch  diese  fuhrt  Flach 
an,  so  dasz  wir  et  Hiebt  brauchen,  die  beweiskraft  der  citate  aaa  dem 
prooimion  der  theogonie  für  die  eine  oder  andere  ansieht,  die  von  ein- 
heit oder  nichteinheit ,  wird  unbedingt  geleugnet,  gegen  ende  der  18n 
•eite  kommt  verf.  dann  auf  die  darstellung  der  eigenen  ansieht,  bei 
dar  leetttfa  dtt  prooinriaat  bat  rerf.  im  rangaii  law  der  begonaenen 
erzUhhiug  Unterbrechungen  und  seltsames  abspringen  bemerkt,  und  das 
an  vielen  stellen,  so  dasz  sich  ihm  acht  teile  ergeben:  a)  1 — 4;  b)  5 — 21; 
c)  22—36;  d)  36—67;  e)  68-74;  f)  75—103;  g)  104—107;  h)  108—115. 
ar  babaadalt  «mi  die  timelata  tafle,  siitrat  a),  fir  detata  baartailnaf 
ridl  E.  auf  dia  arbtit  Ton  Ellger:  de  prooemio  vere  Hesiodeo  beruft, 
indem  er  als  von  diesem  erwiesen  ansieht,  dasz  dies  stück  wirklich  v  on 
Hetiodos  ist,  eine  ansieht,  der  Flach  entschieden  entgegen  tritt  und 
swar  nattr  Itaiagaabaia  «ef  Sebada«  wfiteaafftiafHieba  aioaatablMler 
18T4  nr.  6.  verf.  fragt  weiter:  was  Staad  vor  diesen  rersea  im  echten 
prooimion?  das  führt  ihn  auf  betrachtung  von  b)  (5 — 21),  von  welchem 
abschnitte  er  entschiedea  leugnet,  dasz  er  gedichtet  sei  als  vorstück 


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FliÜologiBelie  prograimiie  deufidlMr  hOlierar  lefaMmtalten.  669 


für  c).  iltif^f^en  sieht  er  a)  (1 — 4)  als  echten  eing:.'\np  des  echten  Hesio- 
deischen  prooimions  an.  den  abschnitt  b)  verbindet  er  mit  e}  (68 — 74). 
xam  fnpawa^  eines  gediobt»  nm  wegzage*  der  ItMB  von  HMkon 
smn  Olympos.  d)  (36—67)  ^ilt  dem  verf.  als  byrnoos  auf  die  elympi 
R<*"hen  Mnsen  ohne  schlusz,  f)  (75 — lOS^  als  fragmentariBches  «yenicht, 
beide  haben  mit  a)  und  c)  nichts  zu  than,  können  damit  nicht  ursprünff- 
Heil  suiamteengehangen  Itebeii,  att  den  ecMaes  der  ir^Änndenen  tefln 
n)  vnd  e)  I6gt  sicli  nacli  2.  Tielmelir  v)  (104—107)  als  echter  schhMK 
ries  echten  Hesiodischcn  prooimions.  h)  endlich,  nemlich  108  —  115,  p^e- 
bört  nach  £•  nicht  an  g),  gibt  einen  Übergang  zu  einem  gedichte,  das 
Tenrcndten  hifialt  nfl  innerer  tkeoffenle  hatte,  iit  sieher  nieht  rom 
fieliter  unserer  theogooie,  höcheteae  schlnasttbergang  einer  iliapeedi' 
sehen  einleituntj  dieses  g-edichts.  nach  einer  nochmaligen  zusaminen- 
Btellung  der  gewonnenen  resultate  folgen  dann  allgemeine  bemerkungen, 
roöglichkeiten  Uber  die  entstehnugsart  der  gedichte,  von  denen  einzelne 
stücke  in  dem  eonglomeirat  unsere*  jyrooinlens  tn  Hesiodoe  iheegonfe 
erhalten,  auch  um  Ae  'feit  der  entstehnuor  der  einzelnen  stücke  han- 
delt es  sich  hier  s.  18.  danach  kann  der  jetzige  zustand  des  prooimions 
nicht  Uber  650  hinausgehen,  schlieszlich  sucht  verf.  s.  19  und  20  noch 
die  frage-  tn  ISsen,  ob  die  l^ler  alu  nrsprUnglich  getrennt  erkannten 
teile  sich  zufällig  im  prooimion  der  fiberlieferten  theogonie  zusammMi- 
gefunden  oder  ob  absichtlichkeit  walte,  und  erklärt  sich  für  das  letztere, 
den  procetts  des  werdens  führt  £.  vor,  wie  er  sich  nach  seiner  meinong 
Tollzog.  smn  sehhiss  werden  noch  bemerknngen  Iker  die  im  Ihren  lef 
Ion  unechten  yerse  25  nnd  88— 90  gemacht.  —  Die  rieh  an  die  iHiM^ 
Bchaftliche  abhandlang  von  Ehling  !»chlies7onde  kurze  abhandlung  des 
dir.  dr.  Lattmann  über  neue  construction  einer  Schulbank  hätte  recht 
wol  fehlen  kdnnen,  denn  ohne  jede  wissenschaftliche  bedeutnng  zeigt 
die  arbeit  nur,  dasz  efn  mann,  der  zeit  nnd  kraft  der  Wissenschaft 
widmen  sollte  und  zu  groszem  sogen  für  mitforscheiide  und  lernende 
widmen  würde,  sich  dann  nnd  wann  ohne  nutzen  uuch  einmal  um 
dioge  bekümmert,  von  denen  er  als  philolog  nichts  versteht,  viel  lieber 
faütten  wir  anf  den  wenigen  selten  axis  .aeiner  feder  eine  gediegene 
arbeit  über  einen  wissenschaftlichen  gegenständ  gefunden,  und  dafHr 
würde  er  sicherlich  auch  in  weiteren  kreisen  dankbare  leser  gefunden 
haben,  während  jetzt  die  besonnenen  durchmusterer  der  programme 
wol  meist  Über  die  betreffenden  aeiteiaL  binwegr  »kr  tagesordnung  über- 
gehen. 

Freibeiio  i.\  Sachsen,  g/mnasinm.'  9  classen.  18  lehrer.  —  Ab- 
handlang des  lehrers  dr.  phil.  Edw.  Ulbricht:  Taciti  qui  ad.figuram 
N  bid  5uotv  refemntnr  e3(  minoribns  loeoe  congessit  atqne  interpretatns 
est»  8S  s.  die  abhandlong  ist  schon  18T4'als  Leipziger  doctordisser- 
tation  erschienen  und,  wenn  wir  nicht  irren,  von  Andresen  in  den  J^er- 
liner  jahresberichtcn  besprochen,  verf.  will  nach  der  von  WöltTiin  im 
philol.  25  und  26  gezeigten  methode  die  Taciteißche  anwendung  der 
fignr  des  tv  btd  biielv  erfortehen,  aber  unter  beschrXnkimg  anf  die 
kleineren  Schriften,  zu  denen  er  auch  den  dialogus  de  orator.  rechnet, 
den  bekanntlich  manche  immer  noch  dem  Tacitus  absprechen,  wie 
£•  Y.  Lentsch  und  H.  Sauppe,  mUuner  von  bedeutender  antorität.  verf. 
stellt  anerst  die  bebaaptu^  auf,  man  spreche  bei  der  erklinmg  *der 
schriftsteiler  wol  viel  von  dieser  lignri  es  sei  aber  nicht  klar,  welches 
ihr  wesen  und  ihre  bedeutung  sei  und  welche  beispiele  unter  sie  fallen, 
weiter  führt  er  die  Ut.  zu  der  fraee  nach  der  ügur  des  £v  hiä  5uoiv  bei 
Tac.  an  nnd  beurteilt  die  In  den  bezeichneten  werken  ansgeaproehenen 
ansichten  und  verwirft  sie.  bei  gelegenheit  des  buches  von  Spitta  wird 
die  notwendigkeit  hervorgehoben,  die  verschiedenen  Schriften  des  Taci- 
tus von  einander  zu  scheiden  und  zu  untersuchen,  wie  sich  des  Tacitus 
historischer  stil  erst  allmählich  ausgebildet,  ferner  dasz  die  sämtlichen 
beiipiele  einer  jeden  stilelgentfimuebkelt  BUiammea  gesteift  werden. 

n. Jahrh.  r.  phU.«. pid.  n. ahU  im  hft.U.  37 


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»ttf  s.  4  Btellt  verf.  eine  dispoBttion  a«f,  nach  welcher  er  zuerst  alle 
•t«lleii|  an  denen  die  fignr  eracheint,  nach  der  chrooologiscben  folge  der 
TMfttlMbM  Mkriftoa,  iftto  wid  «•rlefia  will,  ao  «rtU  «teile 
•eist  er  den  TOtt  ilUD  fttr  Tipltelifih  gehaltenen  dialogus  de  oratoribus, 
berührt  den  alreit  über  »einen  Yerfateer,  den  er  durch  Fr.  Weinkauflf 
beigelegt  anaiebt,  gibt  aber  die  Tereebiedenheit  des  Stiles  in  dieser 
«fbriH  n  wU  ¥«ffteiigt  4ttünm,  wum  «alla  aaeh  4ia  batopitU  llr  die  be* 
bttiielte  fig:ar  aas  dem  dialogus  anders  aneeben,  als  die  aus  den  aode- 
laa  aebriften.  Uber  diene  diversitat  des  Stils  wird  eingehend  gesprochen 
§,  4  f.  anf  s.  5  tadelt  er  es,  dass  man  an  so  vielen  stellen  des  dialogs 
die  tigtir  des  fv  b\ä  buotv  engen wi— Ii,  wo  vlilinabr  flynonprfa  dnr  M- 
tat  begriffe  ansanehoMB.  nr  fibri  eine  reihe  von  beispialMi  na,  in 
denen  die  erklürer  seiner  meinung  nach  jenen  irrtum  beg^angen.  von 
S.  6  mitte  an  disputiert  er  dann  über  einzelne  stellen,  an  welchen  man 
die  figur  angenommen,  genauer,  so  ans  cap.  1  ingeniis  gloriaque,  me- 
amria  et  Meaidalfon«,  «na  ««i».  6  pondna  «t  «onsCnnti«,  comitatna  «t 
egressas,  aus  cap.  11  nr ra  et  imagines,  statiim  ac  securitatem,  ans 
oap.  13  a  sollicitudioibus  et  curis,  fatalis  et  mens  dies,  aus  cap.  20 
auribui  et  indiciis,  cao.  S8  seueritate  ac  diaciplina,  aus  cap.  39  corsus 
et  a^tia,  lib«ri  «1  •ointi,  dablUtntnr  ae  frangitnr,  clamore  plananque. 
ffir  alle  diese  stellen  bestreitet  U.  in  eingehender  hehandlang  die  be- 
rechtignnfi:  der  erklärer,  die  fig^ur  des  ?v  biä  buoiv  zu  statuieren,  er 
nimmt  sumeist  Verbindung  von  sjnonvmeu  an,  vom  Verfasser  des  dia- 
kfs  in  nnflMunuug  Clearaa  mr  atrnelinng  einer  gewiaaen  ftÜn  des 
ausdrncks  gewählt,  mit  s.  14  geht  ü.  zur  Untersuchung  de«  Agticola 
in  hinsieht  auf  das  N  bt&  buolv  über,  er  leitet  dieselbe  ein  dur^  eine 
allgemeine  bespreobung  der  acbrift.  dann  gebt  er  gleich  zur  beband- 
Imirn  einaelner  stellan  ftbar.  ar  baapriebi  «na  emp,  i  die  irorte  in  eo- 
■dno  et  foro,  aus  cap.  8  apem  ac  uotitm  und  notl  fiducia  M  Mimr,  aus 
eap.  4  »inu  indulgentiaqne ,  pulchritudinem  ac  speciem,  aus  cap.  5  ad 
noluptates  et  commeatus  titulum  tribonatus  et  insciftlan  rettulit,  aus 
aap.  6  tenor  et  silentium,  Indoa  et  inania  honoris,  ana  eap.  10  spatio 
ae  anal«,  ans  cap.  it  faelionibna  an  atndlls,  aus  cap.  16  ira  et  uictoria, 

aus  cap,  26  copiis  et  laetitia,  aus  cap.  29  legationibus  et  fuederibus. 
in  bezug  anf  die  rede  des  Calgacus  cap.  30—32  und  flie  des  Agricola 
cap.  33—34  hebt  U.  hervor,  dasz  man  sie  wie  die  übrigen  den  späteren 
geeehiehtswaritan  eiuTerleibten  radaa  hinalebtlieb  dea  etiles  anders  an- 
zusehen habe,  als  die  historischen  partien,  denen  sie  einverleibt  seien 
fs.  20).  in  ihnen  steht  nach  U.  Tacitus  der  Ciceronischen  diction  mit 
ihrer  fülle  nahe  und  verf.  führt  eine  reihe  von  belegen  für  diese  fülle 
an,  weleba  snni  lall  Ton  den  intarpreten  unter  die  fignr  das  N  M  boUlv 
gerechnet  sind,  wogegen  sich  U.  durchaus  wehrt;  eine  von  diesen  stellen 
behandelt  er  genauer  s.  21,  nemlich  die  werte  aus  cap.  33  uota  uirtus- 
que.  weiter  bespricht  er  aus  cap.  38  gaudio  praedaqne,  aus  cap.  40 
tranquIlUtatom  at  otlnni,  ana  eap.  4M  famam  fbtemqne,  ana  cap.  4$ 
animo  uoltuaue  und  honore  indieioque,  in  allen  diesen  stellen  erkennt 
U.  kein  ?v  oidi  buotv  an.  «ur  Germania  übergehend  verweist  er  nach 
kurzer  Charakteristik  dieser  Schrift  darauf,  dass  Karl  Halm  zuerst  1864 
(sitsungsbericht  der  abadenda  in  Utlnoben)  die  stark  rbetorlseha  fXr- 
nnng  aiiab  noab  dieser  aabtift  herrorgeboben  und  dabei  auf  die  Verbin- 
dung mehrerer  Synonyma  zur  herstellung  einer  gewissen  redefülle,  die 
sich  auch  hier  noch  zahlreich  fänden,  aufmerksam  gemacht,  verf.  er- 
gänst  das  in  jener  abhandlung  (über  einige  controrerse  stellen  in  der 
Germania  des  Tacitus)  von  Halm  gegebene  Verzeichnis  von  beispielen 
aolchcr  blosz  dem  schmucke  dienenden  wortfülle  durch  zahlreiche  neue 
beispiele  und  geht  dann  zur  besprechung  einzelner  stellen  über,  diese 
besiebt  sich  auf  die  worte  effigiesque  et  signa  quaedam  in  cap.  7,  auf 
ignanoa  et  iabeUee  und  eaenb  ac  p^lnda  in  cap.  12,  auf  mataria  iaforaal 
«t  eitra  lyeeiaai  ant  deleetationam  und  pietnritni  na  Uaaamentn  cdlanun 


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rhilolflyiohn  TfiOfMtKOBM  düittohtr  hfthtrwr  lnhianffaiUiH  571 

in  e*p.  16,  auf  macnlis  p«lliba8qae  in  cap.  17,  auf  extreroo  et  nouissi» 
IM  iMta  de  UlMttatt  m  #•  eoff«i»  MMdimt  in  cap.  24,  mf  mm 
disei^kw  et  eeaevitat«,  aed  impeta  ei  im  in  cap.  25,  anf  simülitadine 

et  inertia  in  oap.  28,  anf  nrmis  telisqne  und  oblectationi  ocaliaque  in 
cap.  33  y  nnf  eeetra  ac  spatia  and  moiem  manus^ne  in  enp.  37,  anf  in 
aiatodteMM  qatmium  et  terroteii.  «neli  fs  dtoieii  twiipieie»  erlMBttt' 
▼erf.  im  geiK^llMtc  zn  den  neigten  erklärern  die  ügnr  des  ?v  biä  buoW 
nicht  an.  von  8.  29—32  stellt  verf.  dann  das  resultat  seiner  abhand- 
Inng  auf.  die  meisten  der  gewöhnlich  für  die  figur  angeführten  stellen 
bieten  lediglich  eine  der  rhetorischen  fülle  dienende  bänfong  oder  Ver- 
bindung von  sjnonymi«,  die  sich  im  »Iii  der  IHlberea  eebriften  viel 
reichlicher  zeigt,  als  die  erklÄrer  bis  jetzt  zugegeben,  weiter  spricht  er 
vom  Verhältnis  verbundener  Synonyma  zu  einander,  andere  stellen,  die  * 
niobt  durch  annähme  der  synonyoue  zu  erklären  sind,  sind  zu  er* 
kllneii,  deM  d«r  ■welMr  begriff  entweder  eHiUHHig  oder  folge  oder  er« 
weitemng  oder  Verengerung  des  ersten  bietet,  eine  fignra  ev  btä  buelv 
ist  überhaupt  nicht  anzuerkennen,  die  letzten  Seiten  suchen  nun  dar- 
lutbou,  wie  die  «rammatiker  ttberbanpt  2um  aufstellen  einer  solchen 
llgw  tatttm.  Ble  geaie  MusUkmg  iai  nit  geeBmlleelwm  und 
ezegeüsebem  sinne  angefertigt  nd,  wmn  «»eh  die  reanliete  nicht  gani 
so  sicher  sind,  wie  sie  dem  verf.  wol  scheinen,  wenn  auch  jedcR  falles 
an  manoben  von  den  beigebrachten  steilen  es  deoh*  dabei  bleiben  wird, 
dMS  die  ignr  dee  fv  M  ouolv  darin  «mdb  ren  Teeitoe  angewendet  ist, 
ato»  die  gänsliebe  lengnnng  und  bestreitang  derselben  nicht  wol  halt- 
bar erscheint,  so  wird  doch  die  mit  Sorgfalt  und  umsieht  gemachte  ab- 
handluag  beitragen,  die  allerdings  zu  ausgedehnte  annähme  der  figur 
bei  TaeHuB  zu  beschrllnken  und  sng^eieb  die  genene  erklllrang  sowie 
die  erkenntnie  des  Taoiteieeiien  stUes  an  fitrden.  wir  wünschen  sehr» 
verf.  möchte  die  untersuehungen  fortsetzen  und  auch  auf  die  übrigen 
Schriften  sowie  anf  andere  bei  Tacitus  wirklich  erscheinende  oder  an- 
genommene figorae  orationis  ansdehnen,  aber  in  sakimft  sich  statt  der 
d^eii  nMil-Mnev  gnnn  tndeiloe  geiunMilMiNntt  InMnieehcn  spraebe  4m 
deutschen  spräche  zur  erörterung  bedienen,  die  ja  ohnebin  für  die  er- 
örterung  grammntieeiier  und  »tilietiecber  iregen.  geeigneter  ist  nie  die 
lateinische. 

(iwtMtnng  Urigt.) 

BdsifHiivndM»  H»  K»  fimicuuui« 


BEEICHT  ÜBBB  DIE  VEBHAKIXEiXlKQlBir  B1SB  TDBBUHD- 

UMB  SCHULMÄNNER  ZU  TRIEB. 

(fortsetsung.) 


II.  SeotionaBÜsaiigeii.         *  - 

Pidngoginelin  i neUnn. 

Die  pädagogiiebe  section  wurde  von  dem  interimistischen  geschäfts* 
ftlhrer,  realscbniaireetor  dr.  Dronke  aus  Trier,  am  mittwoch  den  24  sept. 
11  Ys  uhr  im  tumsaale  der  stildt.  höheren  töchterschule  eröffnet  mit  der 
ImaHB  dnriegang.  dee  retimtnim^  die  Ihn  gezwungen  Uftlen»  dem  Me« 
ItsB^in  gnbnittehe  entgegnn  ela  «weiter  pclleident  der  ▼«veanmlong 
nad  nli  einn  dar  Jttafirea  eeUafen  dee  pratins  den  interindetieeban 

87  • 


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6m     fitntlit  über  4it  fitlHMMUw^tM  40f  Um  ? CBMMwnteny 


vortiits  der  piUl«gr>gitohen  »ectiou  zu  Ubernelunen.  uraprüoelich  habe 
l».  |W»r.  Mwlf  Hl  4r.  H5pfanff  «al  tWMliM  te  prtoidtaiM  de«  iNmits 
4m  (MUMm  n  &b#rn«hmoa  tich  bereit  erklärt;  darch  die  krankLeit 
■eines  coUefcn,  deg  leider  nunmehr  verstorbenen  hrn.  dr.  v.  K&czek  sei 
derselbe  «um  iebhüüeu  bedauern  der  beteiligten  gezwungen  wordeOi  die 
ibcMMUMM  «HM«  mhtänr  Biotesolif««.  iifcrt  liigcwiMiwi  m- 
ktadloiign  pik  rhcioiechen  dlrMloreA  nktim  s«  Mfatfrew  üiillito 
nnd  sei  er  —  redner  —  daher  |i;'ezwung^en  gewesen,  am  daR  programm 
reehlneiitg  übernii  hin  beiördeni  su  können,  den  Torsits  der  päiiftgegi- 
Mk«B  »etlM  ii^ittteliteli  m  ibefelwaem.  kiitr  Min  dM 
IHngltrh  so  UnsiMst  zahlreich  MgMlridcten  voHliff  Bar  noeh^fotei 
soröckfrebliebcn :  'itber  Melanthons  griechische  g-ramraatik*  von  prof. 
Kgenolif  (MauuUeiiu),  Hheae  über  die  Unmöglichkeit  einet-  einbeiu* 
•diule'  von  director  dr.  Steinhart  nad  'wie  könnte  die  behauptete  über- 
btrdaDg  der  fsmaniiMltA  mmok  btwtaM«  wta4m*  ynm  pfot  4r.  Baad 

Riclit/.. 

Durch  aci  lamatidti  werden  hiflratit  reaUchuldirector  dr.  Drenke  zatu 
dehnilivea  vor«itsendeu  der  sectiuu,  gymnasialdireotor  dr.  Uhlig  aus 
Htidtlbflfff  wmm  tMrwtMu,  pnL  it,  Briad  BftUto,  gjouuuMl- 
Uhrer  Wingen  aus  Titer  Md  unltohüMahür  4f.  WteM  mm  CHH»  •« 

•■•retliren  ernannt. 

Nachdem  der  ronitsende  für  das  ihm  entgegengebrachte  wohlwollen 
gedankt,  mtuk%%  er  4U  rtm— Inig  •«!  «  TM  d«r  F»  Llati*MbeB 

bachhandlang  za  Trier  aaler  mitwirkoag  einet  «•alirfi  TMNMMtaltete 

lehr  nnd  lernmittelaosatollunp:  aatrnnrk«»am,  die  zum  teil  ganz  vortreff- 
liches and  manches  neue  biete.  d<-n  ausstellern  sei  seiteiie  des  präsi* 
dÜMU  Tereproehen  forden,  reranUsHen  zu  w#UeB,  d«M  dwish  die  päda* 
gtgische  seetion  eine  ooaunission  zur  begntaohtang  dar  aaastellung  und 
zur  berichterstattung"  über  dieselbe  gewählt  werde;  er  bitte  daher  für 
die  besichtigung  eine  zeit  in  der  ta<^csordnung  der  seution  festsetzen 
nnd  eine  commiseion  wfthlen  su  wollen,  in  letztere  worden^  da  der  vor- 
fllsende  wegen  d«r fMBg«  «nr hmäm  «rfttit  laliMidem mMI  aMnteiH, 
gewählt  die  horren :  (rymnasialdirector  prof.  dr.  Renvers,  gymnasial- 
oberlehrer  dr.  Buschmann,  gymnasialoberlehrer  Akens  und  realschul- 
oberlebrer  dr.  Steeg  (alle  aus  Trier).  —  Freitag  Tormittag  wurde  in  aus* 
steht  genonnitB,  dl«  MwtMUnng  gtiiirtaw  sa  bMoehMi.  —  ffimof 
wncden  die  «IniMichnangea  in  dto  prl«eiisiifle  rongtmHmmmj,  velebe 
178  mitglieder  nachwiesen. 

Donnerstag  dea  26  sept.  begann  kurz  nach  8  uhr  die  sveiie  sitsuug 
dnr  ieelloii,  Ib  w«l<Äier  aneh  «im  gen  kttmen  gnseUlfllleken  nittnllnngea 
dat  TOrsitzendan  director  dr.  Drenke  der  festgesetzten  tagesordnang  ge* 
mSsz  prof.  F^genolff  aas  Mannheim  »einen  Vortrag  über  die  griechische 

Jrammatik  Melau thons  hielt,  eine  der  wisaenschaft  genügende  geschichte 
er  Philologie  —  so  führt  der  redner  aas  —  ist  nicht  vorhanden  und  kann 
Meh  mn  die  aasarbeitang  dIniM  rieatoweifoSa  noch  nickt  gedacht  werden 
weil  CS  an  fast  allen  liiorz^u  nötipen  vorarbeiten  fehlt,  so  ist  jetzt  erst 
aussieht  auf  ein  corpus  grammaticorum  graecorum  vorhanden;  in  das 
reich  der  wünsche  gehören  aber  noeh  ein  catalogos  criticns  gramma- 
tieomm  tt  Aleznndruoniai  et  BysMrtiaemni,  eine  entwiekelnng,  wte  die 

fmanintlfehe  doctrin  sich  mittels  der  Byzantiner  vererbt  and  entwickelt 
at.  in  Constantinopel  waren  massgebend  Dionysius  Tbrax,  Theodosius, 
ChoiroboskuSi  während  Cbrysoloras,  Theodoras  Qasa  u.  a.  m.  die 
Bfiantinenreielieit  dem  nbendUnde  (der  reflnlflinnee)  vermiltoitnn.  ein 
übergangsglled  tH  den  grieehtsehen  grammatiken  der  reforrnnttensseit 
ist  die  Melanthons,  der  seine  Weisheit  hanptsUchlich  den  BTsantinern 
▼erdankte,  wie  ioh  an  dem  gange  and  an  der  behandlang  der  grnnunatik 
km  naehweiien  warde;  antf^irlieheT  imiiB  Uk  dte  Mkn.lB  nfanr 
fVOfVamm abhandlang  betrachten.  Melanthon  beginnt  mit  •aliar  «twas 
Mim  ütearsickt  dar  griaehiMkan  dlnlakin^  bakaadaU  d«ni  mit  dia 


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duutäd^er  philologen  uad  bcUuIuüuiaei-  zu  Trier,  573 

By a^antiner  cUe  .XpSmmtm  «od  die  l^pOCHfbia ,  zu  welcher  er  «mab  dU 

irdOri  (cr]jui£ia  cuva(p€iac,  biacTdc€UJC  n.  s.  f.)  zählt,  die  xP<5vot  werden 
kar£  abgeJiiaudel^t  während  die  tövoi  zu  ausf Uhrlicherer  dartftelluu^z  <^e- 
UtDcren.  in  dem  letzteren  abschnitte  ist  namentlich  die  anlehnuiig  au 
di«  Bysantinar  sei»  M^Hirf  und  deatlidi  m  .constatienuiy  da  selbst  die 
g^cwahlten  beispiele  aus  letztern  entnommen  sind,  kurz  gefaszt  ist  das 
capitel  iTcpi  iTveu^dTUJV ,  das  er  seiner  gewohnheit  gemäsz  mit  päda- 
goi^ischeu  winken  schlieszt.  die  etymoloj^ie. ist  ihm /etjmi  ratio '^etj-,, 
ttum  propri^tas  atl  dietiiOfi&i.  diotionnra  9U^B  muift  «^q^Im,  aoiM% 
verbura ,  pnrticipuim,  pronomen,  adverbium ,  coniunctio,  praepositio\ 
dasz  er  die  lehre  vom  artikel  voranstellt,  ffcschieht  in  Übereinstimmung 
mit  deu  «pätexn  üjrzan.tin^xn;  er  deutet  selbst  seine  queUen  (MoscliApulos) 
an,  '«DOidfui^  «ttleok  t«Mra,  nttmeri«  ctMW  (qnatnor),  figuni'.  die 
decUnation  des  artikels  (simplex  und  eomposltus)  ist  vollständig  durch* 
geführt.  —  Das  nomen,  dessen  definition  freilich  gänzlich  nnwriechisch 
iett  erhält  fok;ende  aocidentia:  species  (TraTpiuvu/itKÖv,  kt^tiköv»  CUYKpi- 
«HCÖV,  .tn^poSmKÖv,  vapdivMMOV,  Oitokopictiköv»  ^tiHOtiköv),  gener« 
(dpC€viKÖv,  6i)\uk6v,  oOb£T€pov,  KOtvöv,  Iit(koivov),  oe«M  (dvoMacTiK^ 
T€viKrj,  boTiKri,  alriaTiKi^,  KXriTiKri),  declinatio  (^qtiinque  sunt  ordines 
graecae  declioationis')  figura.  überall  dndet  sich  hier  deutlich  die  an» 
leUnung  an  Moiohopulos,  dabei  itt  stajtf  •vfi  dea  lateinische  rückzieht 
gwwnwmen.  wobei  Pri»cia9M  eto-gewlthrsnienn  citiert  wird. ;  am  Schlüsse 
steht:  'T^Xoc  x^c  6voMdTWV  k\{c€ujc.  hactenus  de  nomine,  übet  obiter 
exercendorum  puerorum  gratia  et  exempla  adicere,  quibus  regulae 
illustrentur.  Carmen»  Hesiodi  e  genealogiis  deorum  ad  baue  rem  delegi'. 
de«  Mm  «fälgeiidte  ebselifilti.iUbar.dtellmeii  sind  .aelioliea  nnd  leteini» 
sehe  Übersetzung'  beigegeben.  —  Dem  verbum  werden  als  accidentia 
beigelegt:  genera,  personae,  li^urae,  numeri,  modi,  tempora  (^vecTiüc, 
nopataTiKÖc»  nopoKeiM^voc,  unepcuvr^iK^  und  döpif,Toc)  coniugationes ; 
Twrii»  BtuA  kgrliemiBlMliem  sdMme.l>üdet  des  pevadigm«;  in  den  b^- 
gegal^nen  flohoUmi  werden  vor  allem  die  dialekte  berücksichtigt,  das 
gewählte  b eis piel  tOtttw  allein  wird  genauer  betrachtet,  alle  übrigen 
(Blassen  wie  die  ^circumflexa'i  die  yerba  auf  fii  ^  werden  nur  kurs 
eiklär^  doi.selilM.des  wIhwis  bildet  eine  iastfnetiTe  .Sberolcht  jder 
aeniae  ?etbalia.  —  Pronomina  und  adverbia  bieten  in  ihrer  beb  and* 
Inngsweise  nichts  besonderes  dar,  bei  den  präpositjonen,  die  durchaus 
auf  byzantinisches  muster  zurückgehen,  führt  er  den  Moacbopulo^  als 

Sewäbrsmann  an.  'Pas  gesagte  mag  genügen,  um  ihnen  zn  bewieifen, 
Rsz  Melantbons  gris^uMhe  granmatik  auch  in  der  geschiebte  der 
Philologie  ein  niclit  ganz  unwichtiges  glicid  bildet^  deceool^  iMMlIe  noch 
nnsere  auftnerksamkeit  wol  vordient.' 

Nach  erödnung  der  diücussiou  stellt  prof.  dr.  Eckstein  (Leipzig) 
eiaige  UeuügkaHtfi  klei  ta.bseeg  aaC  die  aelt  waae  nnd  den  ort,  wo 
MeiaaehthofI  die  griechische  grammatik  geschrieben,  diese  sei  unter 
den  vielen  grossen  Verdiensten  des  praeceptors  Gerraaniae  um  das  sdiul- 
wesen  das  geringste  und  wenigst  bedeutende  w^rk.  in  den  ausführungen 
dM- rtdaeit:  halw  er*w«lle«i.di6  aoMinatideieetsnng  veraiisiii  dinok 
weUihe  BiitfetLM.  zn  der  kalialiiids  der  byzantinischen  greomatiker 'ge- 
kommen; denn  er  habe  diese  selbst  nicht  benutzen  Rönnen,  sondern 
deren  iateinisebe  übersetsnngen  vor  sich  gehabt,  in.  besug  auf  diesen 
pnnki  eei  es  empfehlenswert. die  anteusnoliingea  der  Fransosen  zu  be- 
rücksichtigen. —  Besonders  habe  es  ihn  aberjgefrent,  hervorgehoben  zu 
hören,  wie  dringend  notwendig  es  ist,  dasz  man  sich  um  die  historische 
entwickelung  der  griechischen  grammatik  kümmere»  wie  er.jielbst  es 
früher  bereits  für  die  lateinische  gethan  habe,    v         •  i 

Geh.  reg.-  und  prov.-schnirath  dr.  Schfadar:anaX0aigsberg  hebt 
die  Verdienste  Ecksteins  um  die  lateinische  spräche  hervor  und  dankt 
ebenfalls  dem  vortragenden  für  das  von  ihm  gebotene.  Oberlehrer 
i^oldewejr  habe  in  der  letzynhrigen  Versammlung  in  Gera  heryorgehoben, 


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574      Bericht  über  die  verbandlungeo  der  S4ii  Tentammlnng 


wit  wUMf  Ml  wmBUIlli.  «iflcAie  lebrmittel  zn  den  TertebiedeMl 
llttf  bWBttt  worden  seiea.  eine  g^eschicbte  d«8  gelehrten  Schulwesen«; 
Termitsen  wir  leider  nocb  iMMf ;  MsfUhnwgea  wie  die  heutige  liefern 
aber  hiersu  die  bausieine. 

HIetMrf  f  liBiMt  SM  »oeh  eine  kleine  Mieimlen  iwleehea  proH 
Kgenolff  nndlt«f.dr.UMIeln  iher  die  quellen,  kus  denen  IfelaDcbtfion 
greschiipft  bftDe ,  wobei  ersterer  wej^en  der  zahlreichen  griechischen 
citete  glaubt,  das«  Melancbihon  direct  aas  den  Byzantinern  geschöpft 
Mb«,  wihruii  EekMeln  4to  lalelidMhea  OeiMtaangen  der  Byiaaltoer 
eis  die  (fttttte  MglM,  Me  WileW  MeUatitfcMi  setee  wiMMit  mUtam- 
■en  habe. 

Direetor  dr.  Steinbari  aas  Daiebarg  weiet  snnltehet  anf  die  ansser- 
•rienilMi  retoka  Mitmtw  ther  üe  «IgWekkeH  «der  «ittSgllehkeil 

der  etnkeHeehnle  hin  nnd  definiert  sodann  die  letztere ;  er  versteht  nnter 
ihr  nicht  eine  solche,  die  etwa  anter  derselben  leitnng  steht  aber  in 
Tereelneden  organisierten  olassensyttemen  die  sehfiler  unterrichtet,  auch 
alekt  eine  eolebe,  die         bi«  «ertki  «II»  MÜltr  «ünlnigt  nnd  res 
in  ab  bifarcation  hat,  nnek  aftebt  eine  solche,  welch«  kliei  für  die  nni« 
Tersitätsstndien  vorbereitet,  sondern  die  einheitschnle  muste  für  die  vier 
faeali&ten,  für  sämtliche  technischen  fächer,  für  den  böhern  kaufmanns- 
ftnad  and  die  industrie  vorbilden,    bei  allen  äher  die  «rganisation  vm 
•dMlen  bemlMiea  eonferemen  —  eo  nveh        —  knia  aMn  den  febtar 
gemacht,  dasz  man  kein  urteil  berufener  fachroHnner  verlier  gehört 
habe;  daher  habe  jeder  unter  der  eiiiheit5;chQle  sich  etwas  anderes  vor- 
geetellt,  wie  seine  uachbam.    die  Vorkämpfer  für  die  einheitschale 
Sfteliten  gegen  4im  eyaHaag  4ar  ktkeraiiMMa  akia ralw  von  gillatia 
vor,  die  einaeln  jetst  niher  in  betracht  gezogen  werden  tollen,  die 
bef&rebtanfi^  wird  vielfach  ausgesprochen,  dasz  die  dualit&t  der  bildung^s- 
nnstalten  einen  doaltsmus  in  der  bUdun^  der  netiou  und  dadurch  in  dieser 
lalstani  «iaia  tlat  eraeagen  wM«.  kr.  pfof.  ir.  Iialkar  1fif«r  sagt 
Sa  dieceai  sinne:  *war  es  noch  nieht  geang,  daes  die  Ukrlgen 
Staatsbeamten  in  zwei  dessen  getrennt  worden,  die  sich 
schwer  verstehen  und  noeh  schwerer  vertragen?    soll  den 
folgenden  g«aeratl#Be»  dia  aaliFaraUit iafaAaakaleA 
einaadar  fallen,  weil  ihre  lehrer  nad  ihre  schSler  kal«e 
fühlnnp  mehr  miteinander  haben?  a.  §.  f.*    dies  8chreckge«?penit 
aber  existiere  nur  in  bedanken  nicht  in  Wirklichkeit;  denn  die  stände, 
welche  wie  die  baotechniker,  offieiere,  pestbeamien  ihre  TOibilduBg  auf 
gyaiamaiaai  und  auf  der  realschale  erhalten  könneBf  wiflaa  fw  4iaawi 
risse  durchaus  nichts;  die  einzelnen  wüsten  nicht,  wer  von  seinen  col- 
legen  eine  gymnasial-  und  wer  eine  realschnlbildnng  gecosaen  hätte; 
ihre  lehrer  fragten  aber  gar  niebt  danach,    der  zweite  grond.  der  für 
dl«  eiah«liiokttw  geltend  gaaUMbl  werde,  beetehe  darte,  daaa  dia  «Mera 
•ich  bei  einer  zweiteilang  sa  früh  in  betreff  des  zukünftigen  berafse 
ihrer  knaben  entscheiden  mttsten;  dieser  grund  sei  richtig,  so  lange  eben 
auch  die  berechtigungen  für  die  verschiedenen  schalen  geteilt  würden» 
M«  aber  •«fbrt  ireg,  a«bal«  dia  «Hialtaa  ia  kaaag  skf  dia  barenktl 
gangen  gleieh  gestellt  wfirdea.  da«  dritte  bedenken,  dasz  die  anstaltsa 
allmälig  von  ihrer  höhe  herabstiegen  und  aas  allgemeinen  bildangs- 
Stätten  SU  faehschalen  herabsänken,  wenn  nicht  nur  eine  höhere  an« 
atall  baaiaka,  baiUtifte  iMk  ia  dar  mhaamag  gar  aiabt;  dann  gymt 
aesiom  «Bd  laaleiMa  ktlt«»  ilok  grade  umgekehrt  genftbert  statt 
entfernt,    wenn  man  nun  von  der  nnbeqnemlicnkeit  spreche,  die  den 
Universitätsprofessoren  aus  der  verschiedenartigen  rorbüdni^  ihrer  su- 
hörer  entspringe,  so  könnten  diese  ja  ihre  oollegien  fBr  dia  besser  vor- 
geblldetea  börer  einriehten  und  den  aaalgai  gat  vorgebildeten  es 
überlassen,  die  noch  vorhandenen  läcken  anssafüUen  nnd  sich  einsu* 
arbeiten.  —  Wenn  nun  so  die  einwendangen  gegen  die  spaltang  der 
höheren  fehulen  aach  als  unbegrändet  zarückge wiesen  würden,  so  müste 


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deaiscfaer  philologtti  und  idinTmäimiHr  sa  Trier. 


575 


doch  noch  nachgewiesen  werden,  dasz  eine  einheitschule,  die  ja  der 
nicht  gans  unberechtigte  wünsch  yieier  für  das  wohl  der  Jugend  begeister- 
ter  mlnaer  sei,  bei  dem  gegenwSHigen  itonde  Bberhanpt  eine  nnmög- 
lickeit  sei.  eine  solche  anstalt  müste  latein,  griechiach,  fransöaiach  und 
AngHsch  neben  der  muttersprache  in  ihren  lehrplan  aufnehmen,  müste 
bedeutenden  nachdrack  auf  mathematik  und  naturwissenschaften 
legen  und  dabei  noch  das  zeichnen  stark  betonen,  wäre  ea  nun  mög- 
lieh  nna  eUier  der  bestehenden  anstalten  eine  allen  dieeen  anfofda- 
rungen  entsprechende  schule  herzustellen?  im  gymnasium  müste  als- 
dann das  englische  in  den  oberen  clas'^en  (mindestens  2  st.  wöchentlich) 
getrieben  werden,  mathematik  und  naturwissenschaften  müsten  eine 
grSaaere  etandensakl  erhalten,  nm  der  yergrQeserten  anfg^be  genCigen 
zu  können;  dies  konnte  nun  aber  nur  durch  Schädigung  des  nnterri^htee 
uud  des  Interesses  an  den  classischen  sprachen  oder  durch  eine  mehr- 
belastung  der  schüler  geschehen,  ersteres  hiesze  dem  gjmnasium  seinen 
bawihrten  eharakter  nehmen^  letsterea  lai  eine  abae*lnta  nnmöglichkeit, 
da  bereits  die  grenze  des  möglichen  erreieht  Mi.  in  gleicher  w^e  aai 
auch  eine  Umbildung  der  realschale  und  ebenso  eine  Verschmelzung  von 

fymnasium  und  realschule  unmÖgUch:  das  zeigten  auch  die  einzeloen 
is  jetst  ersehienenen  lehrplftna  m  einheittalRiIaB.  der  redner  eehUe»! 
ntüt  ein^  appell  an  die  gemeinsame  lieba  anm  vaterlande  und  n  de^ 
jngend,  welche  die  brücke  der  verständignng  leigfB  wfirde.  er  bitte  adna 
nachstehenden  thesen  anzunehmen: 

ia.  eine  einheitscbule  hätte  neben  den  anforderun- 
gen  der  allgemeinen  bildnng  nicht  nur  den  beaonderea 
ansprüchen  der  universitätsf  acultäten  gerecht  zu 
werden,  sondern  auch  denen  der  technischen  hoch- 
achulen  und  aller  jener  berufskreise,  welche  die 
aehfiler  nnmitt'ejbar  ana  der  Torbereitungsaehnl«  am« 
pfangen. 

als  einheitschule  ist  nicht  eine  schule  zu  he« 
trachten,  die  nur  einige  classen  hindvirch  die  schüler 
gemeinaam  nnterriehtet,  aiok  naehhar  aber  epaltet. 

2.  keine  der  bestehenden  höheren  lehranstaltea 
kann  in  dieaem  ainne  ala  einheitiohnla  angeaahen 
werden. 

3.  eine  aotebeBlnbeitiehnle  ist  aber  aneb  niebt  Snreb 
reform  einer  der  tieftebenden  anstalten  herzustellen, 
da  eine  aufnähme  neuer  gegenstände  unthunlich  ist, 
wenn  man  nicht  die  vorteile,  welche  jede  derselben  für 
•ieb  bietet,  anfgeben  n^ei*  nberbtirdung  herbei  führen 
will. 

Gjmnasialdirector  dr.  Jäger  aus  Cöln  glaubt,  dasz  es  der  pädagogi- 
schen section  nicht  möglich  sein  werde,  in  der  kurzen  zeit  ihres  tagena 
alle  die  fragen  zu  bewältigen,  welche  von  dem  redner  angeregt  worden 
seien,  wie  oi^anisationspläne  der  yersebiedenen  lehranstalten,  berech- 
tigungsfrage  u.  s.  f.  die  z.  h.  angeregte  idee,  den  lateinischen  Unterricht 
in  den  realschulen  zu  verstärken,  halte  er  für  völlig  unrichtig,  denn  da- 
dnreh  erhielten  diese  anstalten  einen  völlig  andern  eharakter  und  wür- 
den ihrer  eigentUehen  aufgäbe,  f&r  die  bSheren  erwerbtreibenden  stände 
vorzubereiten,  gänzlich  entfremdet,  in  dem  ganzen  vertrag  habe  er 
nur  ein  plaidoyer  für  die  Zulassung  der  realschulahiturienten  zu  den 
Universitätstudien  erblicken  können,  er  glaube,  es  sei  besser,  dasz  die 
aeoUon  sieb  mit  einer  eincigen  frage,  deren  ISsnng  mSglien  sei,  be- 
schäftigte, und  die  anderen  fragen  bei  seite  liesze.  er  schlage,  nm 
innerhalb  des  beatebenden  mehr  einbeit  an  schaffen,  folgende  lesoln- 
tion  vor: ' 

.*ilademdi«  statten  dem  Tortragenden  dalda  .beipAlabtst,  dasz  eine 
sog.  einheitseblile  daratit  nnmSglieh  und  nndorohführbar  seif  erw 


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576      Berfeii  tber  fie  vorliMMlhngeB  te  84»  Temmmlimg 


Itlftrt  «ie  doch  für  lii-chft.  wünschenfwrrtl!,  ilnsz  «1er  lelirpl^n  für 
VI  &  V  des  |?ynina8iuins  nnd  der  realüchnle  (mit  latein)  identi^icb 
•ei:  in  welchem  falle  der  jetzige  gymnasiallehrplan  für  diese 
eliktfeii  zu  eropfeUtn  win. 
Gymnnsialdirrctor  Kromf-ycr  nus  Wfiszenburp'  vermag  nicht  auf 
die  von  drn  nnhUiip:»  rn  der  einheitachnle  an?:erogten  ideen  zn  verzichten, 
•r  könne  sich  schou  mit  der  deljnierung  des  begriffet  einer  eiuheitscfaule 
akiM  «Uirmiudra  erittlMo,  «r  fM«  Ti«ln«br  iiiicli  darin  eine  efnhelt, 
dm  dt«  BcbQler  bis  tu  einem  möglichst  vorgertickten  ziele  gemelnsatri 
l^ofRhrt  nnd  «o  ihre  clnheittifhe  Vorbildung  bis  zn  einem  gewissen  ab 
•ciilusse  gebracbt  wurde,  ehe  dann  eine  bifurcation  einträt.  ihm  scheine 
•Im  floleM  «icMe  4to  •«•riMWid*  n  teia,  in  weletor  Aer  seUter  teins 
lateinischen  und  griechischen  Mhfifttteltftr  Verstehen  gelernt  hätte;  er 
wolle,  um  die  beuentting  dieses  zieles  tu  eonstatiren,  nur  auf  die  ent- 
wicklung  der  deutschen  llteratur  hinweisen,  die  aus  der  griechischeo 
herrorgegangen ;  daher  bedMi  »an  der  letiteni  ttm  tu  dem  reti^tai- 
niss  der  ersterea  sn  felangen.  Schiller  nad  GeeAe  blieben  ohne  gri^ 
ekUch,  Hermann  und  Dorothea  ohne  Homer  unverständlich,  nachdem 
der  secundaner  also  ant  den  Standpunkt  gekommen  ist,  in  die  heimiscbe 
literatur  eindringen  zn  können,  da  könne  man  die  prinia  teilen,  indea 
die  elae  «bteilnng  mathematik  und  natorwiMemchaflett  intentfver  be- 
trieben, die  andern  aber  im  alten  glelM  TOrwBrItglagan.  et  «Bpfrikie 
daher  lolgeude  these  zur  anualune: 

'es»  ist  wünschenswert,  die  ciuheit  des  Unterrichts  in  dem  jetsigeo 
gjmnatinm  Ue  tor  priaia  fettsohaHea  aad  erst  Ton  da  ran  ipsl* 
tnng  in  Inunaniititäie  nnd  vealietfeebe  disdplinen  eiatreteo 

lassen. 

Da  die  zeit  bereits  »ehr  vorgerückt  ist,  sodasz  bald  die  aiigemeiae 
iltittag  beginnt,  wird  die  dieetuefon  hier  abgebroehen  aad  die  fortsetimif 
aal  Freitag  vertagt. 

Dritte  Sitznni?,  l'reitag  den  2fi  September.  Nach  Verlesung  und 
genehmigung  des  protokolis  der  titsung  vom  2ö.  wird  sofort  8  uhr  lOmis. 
sar  forttetinng  4er  discussion  Über  die  efnheiteelinle  raehrttteB. 

Realschuldirector  dr.  Böttcher  au»  Düsteldorf  wiit  ebenfalls  nur 
eiii/elric  pesichtspnnktc  hervorheben,  da  die  menge  des  von  Colleges 
Steinhart  vorgebrachten  materials  eine  vollständige  bewältigung  nicht 
zulasse,  man  müsse  zunächst  scharf  voneinander  trennen  die  prin- 
eipiellen  erwägnngen  in  betrelT  der  ^heitschule  und  die  schwierigksitse 
der  Organisation  dieser  letztern.  letztere  würde  sich  In  einer  Versamm- 
lung wie  die  gegenwärtige  schwer  discutiren  la.sseii,  da  ja  jeder  seine 
besonderen  ansichten  hätte,  die  Schwierigkeiten  seien  scheinbar  noelt 
eriiebll^  Terflrrt^ssett  daroh  die  fttUe  der  aafordemngea,.  die  Steinbart 
la  der  ersten  tbese  an  die  eiabeittebiile  stelle ;  nnd  doch  sei  das  jetzige 
gynmasium  in  diesem  sinne  die  einlieitschule ,  denn  es  gebe  die  'all- 
gemeine biidaug',  entspreche  'den  anforderuugeu  der  vier  universitäts- 
benhiten*,  babe  die  entlMeuigsberechtignng  zn  Men  teehnisdien  hocb' 
tebnien''  und  dabei  entliesze  ee  die  meisten  seiner  scbttler  in  'alle  jene 
berufskreise,  welche  die  .schüler  unmittelbar  aus  der  vorbereitungscbule 
empfangen',  nach  dem  eindrucke,  den  Steinhart  auf  ihn  jgemacht  habe, 
entspreche  dem  ideal  desselben  von  der  einbefteebale  noeb  mehr  die 
reeltehale;  denn  die  von  ihr  gegebene  bildung  sei  in  bezng  anf  a\f 
unlversitUtsstudien  'gleichwertig'  mit  der  gymnasialhildung,  bereite  ila- 
bei  unzweiielliaft  besser  für  die  technischen  hochachulen  und  für  das 
praktische  leben  vor.  im  sinne  Steinhartes  seien  also  eigentlich  gyameiiM* 
nnd  realichale.  einkeltoeknlen^  -r-  In  genügender  weise  freilich  ent- 
•pritcben  beide  allen  den  gestellten  aufgaben  nicht  und  könnte  anch 
eine  anders  organisierte  anstalt  nicht  entsprechen,  das  rühre  aber  da- 
her, dasz  man  den  begriff  der  einheitschule  falsch  gefaszt  habe,  Welebe' 
wiedtnun  nur  dnreb  das  streben  den  reatseknlabitariMiten  die  bereeii- 


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577 


tignag  la  d«ii  müTenltXUtiidien  tu  TeiMhaffea  vmoIaMt  Iii.  idm 
könne  sich  recht  wol  eine  schule  denken,  welche  die  vorzSfe  4m  gjai* 

nasiums  nnd  der  realschule  in  sich  vereinige,  wie  er  —  der  redner  — 
dies  auch  in  seiner  scbrift  'über  die  sogenannte  einheitschule'  dar- 
getan  habe;  dabei  benerke  er,  dass  ihm  weniger  an  der  dnrehnhrung 
der  dort  angegebenen  Organisation  liege  als  an  dem  piineipe,  dass  nur 
einer  Schulart  das  recht  zur  entlassung  auf  die  Universität  zugestanden 
werde,  beklagenswert  sei,  dasz  in  der  hochflnt  pädagogischer  Schriften, 
welche  durch  realschnl*  und  einige  andere  etreitflragen  berrorgerufen 
sei,  sich  gar  kein  einheitliches  prineip  aeige»  und  dasz  den  interessen 
der  fachbildung  gegenüber  der  allgemeinen  ferstandesbildung  zu  viel 
rechnung  getragen  wird,  er  sei  kein  feind  der  fachschulen,  allein  auch 
kein  freund  von  anstalten,  welche  gleichzeitig  der  allgemeinen  und  der 
fnckbildnng  rechnung  tragen  wollen  und  dadurch  in  beiden  beziehungen 
nur  ungenügendes  leisten,  er  wünsche  daher  anschlusz  rler  fachschnlen 
nn  eine  allgemeine  bildungsanstalt  und  zwar  an  einem  solchen  pnnkte, 
der  einen  abschlasz  in  der  harmonischen  ausbildung  der  intellectuellen 
krilfte  gewftlirt.  ala  eine  solche  altersgrenze  sehe  er  das  14.  lebensjahr 
nn,  wer  nur  bis  zu  dieser  zeit  eine  unterrichtsansialt  besuchen  könne, 
müsse  sich  mit  der  elementarschule  begnügen,  der  Staat  bedürfe  daneben 
solcher  anstalten,  welche  für  die  hoohschulen  vorbereiteten,  also  ihre 
sSgtinge  bis  mm  19.  lebenajahre  behielten,  und  dieee  letsteren  gekSiten 
mar  hent^n  discussion;  die  durch  das  bedUrfniss  hervorgemfenmi 
zwiscbenanstalten,  die  lateinlosen  bürgerschulen,  blieben  hier  ausser 
betracht.  —  Sei  nun  —  das  erscheine  ihm  als  der  Schwerpunkt  der 
Steinbart*0ohen  avtlllhrungen  —  der  jetsife  anstand  ein  erwfinschter, 
dasz  eine  anstatt'  alle,  die  andern  nur  wenige  berechtignngen  habe? 
er  halte  das  streben  nach  gleichberechtigung  der  beiden  anstalten  für 
verfehlt;  namentlich  nachdem  die  berecbtigung  zum  Studium  der  medizin 
den  realscbuleu  versagt  worden  sei;  und  diese  sache  bessere  sich  nicht,  * 
wenn  das  latein  auf  kosten  der  mathematisch-naturwissensohnftliohen 
fächer  verstärkt  und  dadurch  die  prärogfative  der  realscbuleu  der  bessern 
ausbildung  in  diesen  disciplineu  verloren  gehe,  die  übelstUnde  der 
Zweiteilung  habe  Steinbart  gestern  viel  zu  milde  behandelt,  sie  seien 
Tiel  seUimmer,  das  seigte  dass  die  eitern  selbst  bei  eingestandener 
TOrltebe  für  die  realschnlen  doch  ihre  söhne  zum  gymnasium  brächten, 
um  diesen  eben  alle  wege  zu  öffnen,  ferner  dasz  die  reallehranstalten 
meist  so  ungemein  geringeres  schülermaterial  besitzen,  indem  alle  be- 
gabteren Schüler  sn  den  gymnasien  Übergingen,  realschnlabitnrienten 
nber  sfthen  sich  genötigt,  w«ntt  sie  nach  dem  ezamen  fSnden,  dass  ihre 
neignng  sie  zu  einem  ihnen  verschlossenen  stände  hinzöge,  nachträglich 
noch  den  vorbereitangstudien  obsuliegen,  während  ihre  glücklichen 
gy mmrialkameraden  bereits  nnf  der  onirersitlt  seien*  anck  <Be  Schwierig- 
keiten für  die  universitit  würden  durch  Zulassung,  der  realschulabita- 
rienten  sehr  viel  stärker  wachsen,  als  Steinbart  zugegeben,  und  welch 
ein  vorteil  entspränge  erst  den  so  schwer  belasteten  communen  daraus, 
dass  es  nur  4ine  art  höherer  schulen  gäbe,  die  nicht  so  hohe  Zuschüsse 
erforderten,  sei  erst  das  prineip  anerkannt,  dass  es  nur  eine  kategorle 
höherer  schulen  geben  solle,  dann  würde  sich  die  Organisation  dcrSMbSS 
bald  finden,    er  bitte  folgender  thcse  beizustimmen: 

'die  pädagogische  section  erklärt  es  Air  in  hohem  grade  erwünscht, 
dass  die  Torbereitung  für  die  nnlTenititsstndien  nnr  In  einer 
kategorie  von  schulen  gewonnen  werde'. 
Der  Vorsitzende  bemerkt,  dasz  der  redner  mehrfach  vom  thems 
abgewichen  sei  und  bittet,  die  herren,  die  noch  sprechen  wollen,  sieh 
nnr  an  das  Torliegpende  thema  sn  halten,  das  'aehnminntengesets'  wild 
hierauf  proclamirt. 

Prof.  dr.  Eckstein  (Leipzig)  protestirt  zunächst  gegen  die  etwas 
wegwerfende  art,  mit  der  die  gutachten  der  professoren  und  universi- 

N.  j«hrb.  r.  phil.  u.  päd.  11.  abt.  1879.  hfU  11.  87** 


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678      Bericht  &ber  die  verhandluDgen  der  d4n  Temuuniung 


m^m  k%m  Maadelt  wt6m  mIm;      UHm  —  ttMoentliek  in  Leipzig 

reiche  erfahrungen  ««4  bitten  Mlur  gewissenhaft  verfahren  bei  ihren 
gtitnchten.    das  tentamen  physicam  sei  falsch  als  beweis,  dasz  die  I 
gjrmnaataatan  oichta  in  den  naturwitsensuhaffen  gelernt  hätten,  aaf- 
gefaMt  worden;  es  tolle  dem  medidner  nnr  golegeuheit  geben,  seine 
erlangten  k— taltee  in  den  allgemeinen  Studien  naehznweisen ,  ehe  er  | 
an  (Ii«'  streng  wissenschaftlichen  hcfHntreto.    die  r<  alsobnlnbiturienten 
müsten,  um  zum  Studium  der  medicin  zugelassen  zu  werden,  sich  einer 
nacbprüfnng  ontersieben;  er  sei  in  der  unglücklichen  läge  gewesen, 
diese  prMnif  Oftei«  ebenhaltea,  hebe  das  sengirfs  eeeh  erteilt  em  milde, 
indem  er  sein  gewissen  beruhigt  habo,  dasz  er  ja  kein  reifezeugnls  za 
erteilen  habe.  —   Die  idee  eiuo.r  cinheituchule  mache  sich  immer  in 
politisch  bewegten  zeiteu,  so  s.  b.  auch  lB4ä,  geltend,  damals  sei  man 
nr  UltefcatieB  geleagt,  eber  die  philolegea  bitten  ea  der  einheitHsbsik  I 
Organisation  des  gymnasiums  festgehalten,    man  möge  gyronasiam  nsd 
realschnle  nnvermiMcht  nebeneinander  bestehen  lassen,  letztere  anstatt 
snr  Vorbereitung  für  die  techuiscUen  fllcher,  erstere  mit  ihren  alten  . 
bereehtigenfea«  I 

Pfof.  dr.  Streek  est  Berlla,  jetet professor  der  elttaetamentarischen 
eiege^ir,  hat  an  gymnafdnm  nnd  an  realschuh;  früher  unterrichtet,  ist 
deher  uuparteiisoh.  neu  sei  ihm  die  behauptung  gewesen,  dasz  man 
SebOler  nmA  Oeetfce  erst  veretebee  lerne,  wenn  man  griechisch  könne, 
obschon  Sehiller  im  griechischen  das  examen  für  qaarta  nicht  hätte  be- 
stehen  können,  zum  verMtändni«  der  priechischeu  literatur und  cultur  könne 
man  auch  durch  lectüre  guter  Übersetzungen  der  griechischen  scbritV 
steiler  gelangen,  den  realschulen  mache  er  den  Vorwurf,  dasz  sie  nicht 
fene^  Methedik  beeilten,  es  sollte  deher  Ten  ihrer  eeite  nicht  egitirt,  | 
j  sondern   aufgohant  werden,     den  gymnasien  gegenüber  müsse  er  be- 

{  merken,  dasz  auch  ihre  abiturienten  durchaus  nicht  gleichförmig,  6on- 

i  deru  sehr  ungleichförmig  vorgebildet  zur  Universität  kämen,    ihm  aU 

theolegen  sei  es  gens  reeht,  wenn  enoh  die  realsehitlebitarienten  iob  { 
I  Studium  der  theo!ogie  zugelassen  würden. 

I  Der  versitzende  verliest  folgende  inzwischen  von  hrn.  prof .  dr. 

i  /  Eckstein  nnd  gymnasialdirector  dr.  Uhliff  eingegangene  these: 

'et  mögen  gjaneeinm  nnd  reelsehnie  neben  einander,  nnTemiselil 
beitehen.   eine  Termischang  ist  für  beide  teile  Tom  Übel,  die 

[  l'erechtigungsfrage  bleibt  von  der  besprechung  in  versammlangen, 

die  ans  gymnasial-  und  realschuUehrern  zusammengesetzt  sind, 
besser  fem*. 

Realsehnllebrer  dr.  L8we  ans  Bernburg  stellt  sieh  eis  reelsdral- 

abiturienten  vor,  der  aus  seinen  eigenen  lobcnsorfahrungen  nur  sagen 
kann,  dasz  er  während  seines  Studiums  und  auch  später  bei  keiner  ge« 
j  legenheit  den  geftirchteten  risz  zwischen  roal*  und  gy mnasialabiturientSB 

I  hat  finden  kSnnen;  die  ptofessoren  bitten  erst  später  in  erfahrnng  gs- 

l  bracht,  dasz  er  nnd  einige  endere  ven  der  reelsehnie  TOiyebildet  ge- 

I  wesen  seien. 

f  Kealschuldirector  dr.  Krumme  aus  Brauusch weig  bemerkt,  dass 

ebne  bertteksiehtigang  der  enfordernngen  für  die  bereehtignng  lom  eis- 

!  jährigen  dienst  kein  schnlorganismus  aussieht  auf  bestehen  hat,  iin^ 

j  dasz  anderseits  ein  junger  mensch,  der  den  borechtiti^ungsschein  erlangt 

hat,  wol  auch  entscheiduug  über  seinen  zukünftigen  stand  getroffen  ^ 
hebe,  deher  erseheine  es  wBnsehenswert  die  hShem  sehnlen  so  eis-  I 
zurichten,  dasz  die  ersten  6  jähre  gemeinsam  für  alle  seien  nnd  in  den 
(  letzten  drei  classen  erst  eine  Scheidung  einträte;  die  bisher  in  dieser 

besiehong  gemachten  Vorschläge  seien  freilich  anausführbar,   auf  der 
oetebereonferens  187S  hebe  Reisaeker  einen  Ihnü^en  ▼ersehlag  ge-  I 
macht  und  Kromayer*s  plan  werde  wol  auch  wenig  hiervon  abweicheo. 
—  Auf  den  gymnasien  sei  es  ein  fehler,  dasz  in  drei  aufeinanderfolgen- 
den jähren  (VI,  V,  IV)  jedesmal  eine  neue  fremde  spreche  beginne; 


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deutscher  phüologen  and  achulniänner  zu  Trier. 


579 


daher  Mi  qMite  ttb«ilftd«ii,  d«r  bairiselio,  ImmIsoIi«  iiiid  badisdie  lelir- 

plan  verlegten  den  beginn  des  griechischen  nach  tertia.  das«  dies  ancdl 
in  Preuszen  geschieht,  halte  er  nur  fUr  eine  frage  der  zeit;  ein  Unter- 
richt im  griechischen  aber,  der  mit  tertia  begänne  um  —  bei  der 
Irffiireatieii  in  prima  —  mit  oberseenoda  wieder  anftnhSren,  entbehre 

des  eigentlich  bildenden  wertes,  und  würden  sich  dann  die  Tielbeklagten 
übelstände,  dasz  einzelne  fächer  nicht  mit  vollem  eifer  von  den  Schü- 
lern betrieben  werden,  erst  recht  fühlbar  machen,  bei  der  Zuteilung 
der  bereehtigungen  fVr  die  hetdeii  abt^ungen  der  prima  wftrden  sieh 

geaaa  dieselben  Schwierigkeiten  ergeben,  wie  sie  jetzt  bei  g^mnssium 

und  realschule  bestehen,  dabei  würden  die  kosten  sehr  erheblich  für 
die  zweiköpfigen  austalten  wachsen,  dasselbe,  was  er  hier  in  bezug 
auf  den  Reisacker'schen  plan  gesagt  habe,  habe  auch  bei  dem  Böttcher - 
sehen  geltnng.  beim  letstern  sollten  die  secundaner  4  fremde  sprachen 

treiben:  griechisch,  lateinisch,  französisch,  englisch,  so  erscheine  die 
einheit  der  schule  bis  secunda  undurchführbar,  wenn  sie  auch  wünschens- 
wert sei;  er  bitte  daher  um  annähme  der  these  Jäger. 

Begierungs-  und  prov.-schulrath  dr.  Baumeister  aus  8traszburg 
teilt  mit,  dasz  genau  so,  wie  die  these  Ja|^r  dies  wUnsehe,  io  Elsasi- 

Lothringen  die  einrichtung  bestände,  dasz  sexta  und  qninta  einen  ge- 
roeinsamen lehrplan  hatten,  die  einrichtung  habe  sich  sehr  gut  be- 
währt, dieselbe  führe  aber  noch  nicht  zur  eiuheitschule,  die  auch  er 
ffir  absolut  iinmSglieh  halte,  fiber  die  Beiehslaode,  TorsfigUob  aber  Aber 
das  Schulwesen  seien  viele  märchen  verbreitet;  er  wünsche,  dasz  recht 
Viele  einsieht  nähmen,  sie  würden  finden,  dasz  auch  dort  redlich  und 
mit  günstigem  erfolge  gearbeitet  werde. 

Die  discussion  wird  hierauf  geschlossen  und  nachdem  Steinhart 
seine  thesen  ro  gnnsten  der  ron  Jäger  sorfickgezogen,  wird  mittels 
handanfheben  (mit  probe  und  gegenprobe)  abgestimmt,  das  resultat  ist 
annähme  der  these  Jäger  mit  allen  gegen  5  stimmen  (bei  etwa  250  an- 
wesenden), nach  schlusz  der  Sitzung  wurde  die  lehrmittelausstellung 
gemeinsam  besneht. 

Vierte  sitsnng,  Samstag  den  87  tept.  nach  erledigang  der  ge- 
schäftlichen angelegeuheiten  hält  prof.  ar.  Brand  aas  Bielitz  einen 

Vortrag:  'wie  könnte  die  angebliche  iiberbürdung  der  gymnasiasten  auch 
bewiesen  werden',  die  grosze  zahl  von  klagen  in  den  Zeitungen  und 
in  den  jonmalen  Ober  die  ttberb&rdnng  der  gymnasiasten  lege  die  Ver- 
pflichtung anf,  dieser  frage  näher  zu  toeten  und  an  untersuchen,  welche 
tatsächliche  grundlage  diese  klagen  hätten,  indem  der  redner  hier 
einige  der  öffentlich  vorgebrachten  punkte  beleuchtet  und  zeigt,  dasz 
dieselben  sehr  wenig  snbitentürt  sind,  glaubt  er  ansspreehen  in  dürfen, 
dass  ein  beweis  pro  oder  oontra  bis  jetzt  nicht  erbracht  sei.  er  schlage  da- 
her folgenden  weg  vor,  um  die  Wahrheit  oder  die  Unrichtigkeit  der  be- 
hauptung  zu  eruiren:  ein  jeder  lehrer  eines  bezirkes  gebe  bei  dem  be- 
treffenden landesschulrath  nach  bestem  wissen  an,  in  welchem  fache, 
bei  welchem  lehrer,  in  welcher  classe  u.  s.  f.  er  sich  als  schfiler  Aber» 
lastet  gefiililt  habe;  in  gleicher  weise  sollen  die  bessern  und  gewissen- 
haften abiturienten  nach  ihrem  abgange  gefragt  werden;  von  dem  auf 
diese  weise  ermittelten  grössten  gemeiuschaitlichen  maszc  könne  man 
sagen,  dass  es  die  wirkliehe  überblirdnng  seL 

Direetor  I«5hbaoh  ans  Mains  findet  in  den  mit  den  schalen  rer- 

bundenen  alnmnaten  das  einfachste  mittel  etwaige  überbürdung  zu  con- 
statiren.  eine  solche  habe  er  in  seiner  Schulpraxis  freilich  noch  nicht 
gefunden,  die  schule  müsse  auf  knaben  von  durchschnittlicher  begabung 
reehnen;  leider  aber  würden  —  vorsüglieb  Tom  lande  —  geriule  die 
wenig  begabten  knaben  den  gymnasien  zugeführt  und  es  sei  wol  be« 
greiflich,  dasz  diesen  die  arbeit  oft  etwas  sehr  schwer  falle,  auch 
eine  besprechung  der  eitern  mit  dem  direetor  wäre  ein  guter  weg,  um 


580   Bandit  Aber  dit  TiskuniliiiigM  ww.  danteobeK  ^bUolog«!!. 


eine  etwaige  überbürducg  su  eoMtatiereo,  dagegen  sei  der  weg  der 
wrnnmm  wrttii  mmä  4«r  Mitoagflarllk«!  iwrohiiM  T«r«r«rflie1i. 

rrol  dr.  Eckstein  glaubt  ebenfalls  an  keine  überbürdang;  da 
aber  diese  frn^e  scbou  so  vielfach  erörtert  worden  sei,  so  finde  er  es 
foUatändig  ricbttgi  daaa  sie  hier  zur  spräche  gebriioht  werde,  viel 
MM4  MI  iM  MMrtllebt«  klagen  trügen  die  behördee  —  preossiseke 
«le  elehtbche  die  viel  an  leiehi  enf  klagen  bSrtea  nnd  Terordnnogeo 
erlieszen.  in  Oestreich  schiehe  man  alles  der  raangelhaften  methodik 
xnr  last,  die  eltarn  klagten  vielfach,  weil  sie  ihre  sühne  viel  sn  früh 
in  dea  gesellsehafllicke  leben  brichten,  wodurch  diese  dann  freilich 
der  Arbeit  entzogen  würden,  die  jngend  sei  kräftig,  sie  könne  lad 
müsse  arbeiten,  wie  auch  früher  —  freilich  nicht  soviel  für  das  ma- 
tnritätsexamen ,  desto  mehr  aber  für  sich  —  gearbeitet  worden  «ei. 
dee  gegenwärtige  geschlecht  sei  rUütig,  die  eitern  aber  zu  milde  und 
die  bebdrdea  elete  bereit,  eise  ellgeaeiae  TerordaiiBf  wm  erleietB,  vii 
eegen  zu  könnest  'wir  baben  gesorgt*,  ein  von  der  liebe  zu  seinem 
bertife  und  zn  seinem  fach  erfüllter  fachlehrer  fordere  vielleicht  hier 
und  da  in  viel,  was  der  philologe  nicht  sofort  beurteilen  könne,  aber 
beepreebvBgea  alt  eidlnarive  «ad  direetor  Terbiiiderlen  aaeb  hier  jsie 
eieebreitnng.  mit  recht  habe  der  College  auf  Mains  darenf  aufmerk- 
sam gemacht,  dasz  vom  lande  gerade  die  dummen  jangen  zu  den  ^vm- 
nasien  geschickt  würden;  auf  knaben  nnter  der  normalbegabung  künoe 
aber  keine  rBeialebt  genommen  werden,  wol  aber  geechebe  dies  bei 
brlnklicben  und  schwächlichen,  die  lehrer  trügen  keine  schuld  aadSB 
geschrei,  sie  sollten  rüstig  weiterarbeiten,  die  jugend  werde  nicht  an 
der  arbeit  sterben,  wol  aber  an  geist  und  körper  gesund  die  ehre  des 
Vaterlandes  zu  verteidigen  wissen. 

Peel  Adam  aas  Üraeb  bestätigt,  dasz  aoeb  in  Würtemberg  die 
klagen  wegen  überbiirdnnp  erschallten  und  zwar,  wie  er  glaube,  nicht 
ganz  mit  unrecht,  die  Ursachen  finde  er  einesteils  in  der  mangelhaftig- 
keit  der  Stundenpläne,  bei  denen  hauptfächer  oft  zu  sehr  auf  einen  tag 
verlegt  würden,  aademteiU  in  dem  ilbelelaade,  daes  die  aebfileribs 
arbeiten  alle  auf  den  letzten  tag  verschöben,  erstem  misstand  könne 
die  leitung  der  anstalt  heben,  auf  latitere  tatfaehe  mfiaten  eile  lehrer 
ihr  angenmerk  richten. 

Pror.-ediQlrafb  dr.  Banmeleter  (Straiibnrg)  indet  in  dem  darek 
neueinrichtung  so  vieler  schalen  veranlassten  lebrermangel  and  in  dsf 
hierdurch  bedingten  anstellnnp  7m  vieler  jnn^er  lehrer  ohne  erfahrtin^ 
neben  der  sacht  der  eitern  ihre  knaben  zu  früh  in  das  öffentliche  leben 
eincnfUhren  einen  gruad  für  etwa  taüiabileb  irofbandene  ttberMMnag. 
die  behörden  kSnnten  hier  nichts  tun,  bler  mbe  alles  auf  den  directores, 
die  durch  strenge  controlle  abhülfe  verschaffen  könnten,  in  Elsasz- 
Lothringen  klage  man  mehr  noch  über  überbürdung  der  realschüler  als 
der  gymnasiasten;  dies  sei  natürlich,  da  bei  der  realscbale  die  ooii> 
eentratien  fehle. 

Der  Vorsitzende  direetor  dr.  Drenke  glaubt  ebenfalls  nicht,  das« 
bei  eiuer  vernünftigen  beaufsicbti^unfr  durch  den  direetor  wirkliche 
überbürdung  sich  zeigen  werde;  er  erzählt  ein  drastisches  beispiel  sa* 
■einer  erfabrong,  wie  die  sehfiler  ven  den  eitern  der  arbeit  ealiogea 
nnd  in  das  gesellschaftliche  leben  eingeführt  würden. 

Prof.  dr.  Ecknein  glaubt,  dasz  die  jungen  lehrer  ihre  etwaigen 
fehler  durch  ihre  frische  und  ihren  eifer  wieder  ausglichen,  die  debstt« 
wird  gefebloeeen,  anf  aalrag  dee  eberlebrert  dr.  Baeelimann  wird  be- 
stimmt, dasz  über  die  lehrmittelausstellnng  eebrifdieb  beriebt  erstattet 
werden  soll.  prof.  dr.  Eckstein  dankt  namens  der  section  dem  präsidium 
für  die  mühewaltnng.  zum  schlusz  werden  die  von  der  ürma  Friedberg 
k  Ifede  snr  dispoeltion  gestellten  verlagsartikel  verteilt. 

(fortsetsnng  felft.) 
TmB.  Dbonki. 


üigiiizüü  b^^üOgljE 


ZWEITB  ABTBILUNe 

FÜB  eiMNASIALFlDAeOGIK  UND  DI£  tSBSmS 

L£HEFÄCH££ 

MIT  ▲ÜM0BLÜ8B  DBB  OLAtSISOBIB  PBZbOLOSIB 

HERAUSGEGEBEN  VON  P£OF.  DR.  HERMANN  MaSIUS. 


64. 

ÜBER  I>m  SAGEN  UND  VOBSTJSIiLUNGEN  VON  EINEM 
OLÜCKSBIiIQEN  ZUSTANDE  DER  MENSCHHEIT  IN  DEB 
OBGSNWABT,  DEB  YEBGANGBNHEIT  ODER  DEB  Zü- 
KUNIT  BEI  DEN  SGHBIFTSTELLEBN  DES  CLASSISCHEN 

ALTERTUMS. 


Die  Yorstellang  von  einem  glttckBeligen  zustande  des  menschen- 
gesohleohtes  findet  sich  &Bt  bei  allen  Völkern  des  altertams,  bei  den 
Indem  wie  bei  den  Germanen ,  bei  den  Hebräern  wie  bei  den  Grie- 
chen, wir  können  dieselbe  weder  blosz  ans  einer  nnzn&iedenheit 
über  die  zustände  der  Wirklichkeit  ableiten,  noch  sie  blosz  als  einen 
schönen  träum  betrachten,  ähnlich  der  fata  morgana,  welche  dem 
lechzenden  pilger  der  wüste  in  der  ferne  den  schein  erfrischenden 
Wassers  vorspiegelt,  vielmehr  finden  wir  ihre  quelle  in  einer  uralten 
Überlieferung  oder,  mit  Schömann  *  zu  reden,  wir  finden  sie  in  einer 
phantasie,  in  welcher  das  bild  einer  gottäbnlicben  menscbheit,  frei 
von  allen  mängeln  und  gebrechen  der  Wirklichkeit,  in  welcher  das 
dem  menschlichen  geiste  ureigne  bewustsein  seines  idealen  daseins 
im  gegensatze  zu  den  zuständen  der  Wirklichkeit,  ihrer  mühsal  und 
not,  ihrer  Verderbnis  und  schuld,  lebendig  erhalten  war.  dafür  spricht 
nicht  nur  die  allgemeine  Verbreitung  dieser  Vorstellung  bei  den  her- 
Torragendstw  T(SUnni  des  altertnms ,  sondern  auch  die  bestätigong, 
wdebe  dieBelbe  dnieh  tinsere  lieiligen  urkimdea  «r&liren 

In  diesem  sinne  sagt  Soihleiemiaclier  in  einer  seiner  predigten: 
*ein  pamdies  konnte  ntoht  yerkneen  gehen,  ohne  dasz  eine,  wenn 
anoh  nnr  sohwaohe  erinnemng  daran  in  der  seele  znrOelcblieb,  und 

^  der  Pfomethei»  des  Aesehyliis  s*  126« 
N.Jahikr.pldl.m.pid.  IL«U.  18».  hItlS.  '88 


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582 


I 


TOB  Täte  Mf  dfft  ■ohn,  tob  mn^m  gudilaeiit  anf  das  «idere  ?e^ 
«ibt,  sieh  dM  aadflakai  •&  anen  Teriomai  seUgcn  rattaad  «rluelt 
»  Dahtr  fladen  wir  auch  bei  aUea  gaeohlachteB  der  mensdieii» 
selbst  denen,  die  fern  sind  vöb  jadeammminenbang  mit  den  mu 
ttbarUeferten  götUiehen  ofifenbarungen ,  deBBOOh  die  spuren  solcher 
•cbnsodbl  «nf  tbai'iMilMid  Ihaliche  wtii«  aiugedrückt.  alle  iMbti 
erzäblungen  yon  einer  beesern  imt,  deren  sich  die  früheren  ge- 
Bchlechter  der  menschen  zu  erfreuen  gehabt,  und  wollten  wiranch 
sagen,  eben  weil  so  abgerissen  aus  allem  zufsammenhang  mit  der 
göttlichen  ofl'enbarung  in  der  heiligen  geschichte,  konnten  jene  Er- 
zählungen nichts  weiter  sein,  als  ein  werk  menschlicher  dicbtung: 
—  wol,  wa.s  hat  jene  diehtungen  hervorgebracht,  als  das  innerste, 
tiefste  bewustsein,  vermöge  dessen  der  mensch  fühlt,  der  zustand, 
in  welchem  er  ist,  drücke  das  höhere  und  göttliche  in  seiner  natur 
nicht  aus,  und  vermöge  dessen  er  sich  streckt  nach  dem  bessern,  nur 
dobz  er  ungewiß  iat,  ob  er  es  suchen  soll  in  der  Vergangenheit,  die 
er  als  für  sein  dasein  mit  allen  ihren  güicrn  verschwunden  nur  be> 
klagen  darf,  oder  ob  er  sieh  sohmeicheln  darf  mit  einer  zukunft,  die 
«r  auf  irgend  «iae  wiiM  «ml«te  Inuiai' 

So  tagt  floak  Bwald  (geteh.  daa  kelnr.  Tdlna  I  a.  a04) :  *badadBi 
wir,  daaadaaaagaadiaaeraBfarTinQhledflBeB,  wiiftTvmeiaaidflreni' 
lagHMB  yfiXkm  akhi  Uoaa  die  TianaU  dar  waltalte,  aondani  «ufc 
dia  aatgabildate  Toratalliuig  ainaa  aadi  Tier  atnfaa  fortadiraitendflo 
harabaialMBa  dar  laite  tob  ainem  boBaani  urziiateidtf  dgantOnüidi 
iat,  so  werden  wir  nicht  zwaifehii  in  ihnen  die  apnren  einer  ursage  j 
zu  finden,  welche  bereits  vor  der  anftatalMiag  aolcher  Völker  als 
Hebrfter,  Qrieehen  nnd  Inder  gegeben  war  nnd  aas  weleber,  ab  der 
gameinsamen  quelle,  alle  diese  schöpften.' 

Am  deatiichsten  sind  nach  Ewald  (a.  o.  s.  306)  die  trUmmer 
dieser  ursage  in  der  hebräischen  Überlieferung  erhalten,  aber  auch 
in  der  indischen  sage  ist  nach  ihm  die  urgestalt  deutlich  wieder  zu 
erkennen ,  manches  sogar  uehr  als  in  der  althebräischen,  jedoch 
können  wir  hier  auf  die  betrachtung  und  vergleichung  der  verschie- 
denen gestalten,  welche  jener  glaube  bei  den  ältesten  Völkern  er-  , 
halten  hat,  nicht  näher  eingehen,  sondern  müssen  uns  auf  die  auf- 
gäbe beschränken,  nach  welchen  richtungen  sich  bei  den  Grie- 
chen und  Römern  derselbe  ausgeprägt  und  in  welchen  stufen  er 
üich  bei  ihnen  entwickelt  hat. 

In  den  ältesten  erzeugnissen  der  griechischeu  poesie,  in  wakbflB 
ODS  die  sagen  des  yolkes  erhalten  sind,  finden  wir  den  sehaapliii 
eines  glückseligen  aiaDaehliehea  daaaiaa  eatwader  ia  rtamHcbe  äne, 
an  £e  graasaa  der  erde,  als  eiaan  weit  voa  dar  umgebeadsa umii* 
adieawui  geaddedeaea  ort  gesetzt ,  oder  Ia  leitticlier  entienuiiig,  in 
der  nneit  dea  meaicbeagesdUechte  als  eiaea  liBgrt  daldagaedhwaii- 
deaea  saataad  daigeatelli. 

Erst  spftt,  —  wenn  wir  tob  weaigea  dankein  andentungen 
früherer  denker  absehen  —  tritt  nater  dem  eiaflaaae  jfldiselisr  und 


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Ueber  die  sa^en  von  einem  goldenes  aeitalier. 


688 


christlicher  Weissagungen,  besonders  bei  römischen  dichtem  auch 
die  Vorstellung  eines  zukünftigen  glückseligen  zustandes ,  einer 
Wiederherstellung  der  ursprünglichen  glückseligkeit  des  naensohen- 
gescblechtes  hervor. 

Fassen  wir  die  erstgenannte  gestalt  der  sage  von  einem  in  der 
gegenwart,  aber  in  weiter  räumlicher  ferne  vorhandenen  seligen 
zustande  des  menscbengeschlechtes,  wie  wir  sie  in  der  Homerischen 
dicbtung  vom  eljsischen  gefilde  finden,  etwas  näher  ins  auge. 
dasselbe  liegt  am  ftuszersten  westrande  der  erde  (od.  4,  565  f.): 

Tf|iT€p  ^nicTTi  ßiorfi  1t^X€l  dvGpUJTIOlClV 

oö  VKpeTdc.  oöt'  dp  x^^H^v  icoXOc  götc  tcot'  öjißpoc, 
dXX*  alcl  Z&fiOpmo  Xxfb  «vcfovToc  di^rac 
"SiciavAc  Avu|Civ  dvoiiioxciv  Av6pt6irovc 

wir  sehen  hier  also  fast  nur  die  negativen  züge  eines  mühelosen, 
den  Unbilden  der  natur  enthobenen  anmutigen  daseins  ausgeprägt, 
ähnlich  der  Schilderung  des  götterberges  od.  6,  41  f.: 

—  OÖT*  dV€^OtCl  TlV(icC€Tai  OÖT€  HOT'  ö)ißpl|> 

öeOcTai,  oÖT£  x^div  ^TriTriAvarai,  dXXd  /aaX'  alQpr\ 
ir^irrarm  dWq>€\oc,  XevK^  b*  iirib^öpcjuev  a\fXr\. 

und  müssen  wol  Humboldt  beistimmen,  wenn  er  im  kosmos  (I, 
p.  164)  sagt:  *die  wirkliche  weltkunde,  die  frühesten  entdeckungen 
der  Phönizier  haben  wahrscheinlich  nicht  zu  jener  mythe  von  den 
seligen  inseln  veranlassung  gegeben,  die  geographische  entdeckung 
hat  nur  ein  phantasiegebilde  verkörpert,  ihm  gleichsam  ein  Substrat 
gegeben',  es  erscheint  deshalb  als  ein  ganz  vergebliches  bemühen, 
wenn  philologen,  wieGudemann  (zeitschr.  für  die  altertumswissensch. 
1852,  heft  1  p.  die  geographische  läge  der  inseln  der  seligen 
genau  zu  bestimmen  versuchen. 

Zu  diesem  lieblichen,  paradiesischen  aufenthalte  werden  nun 
nach  der  Homerischen  darstdlong  die  Terwaadten  oder  lieblinge  der 
gOtier  noeh  lebend  «iiMekt,  wie  Monelaiis  (ebeada«.  669)» 

Bei  Hesiod  aber  m  dem  myttns  toh  den  nenscheiigeaoiileoh- 
tem  (w.  n.  t.  t.  170ff.)  wird  ein  tcol  des  vierten  menschengeseUeoli^ 
tee,  edto  als  die  mtgpBMaMtm  riessn  des  ehernen  Edtattars«  die 
keroen  nnd  Umpfin*  Tor  Troja  und  Hieben  nach  dem  tode  doHhin 
versetzt,  nnd  das  bild  ibres  glflokseligen  daseins  unter  der  bersehaft 
des  Eronos  erweiternd  ausgesehmftekt: 

Toic  5^  ö(x'  dvepujiTiuv  ßioT6v  Kai  ^66*  öirdccac 
Ziöc  Kpovift^c  KOT^vocce  irorfjp     ircipora  tadic 
tt|XoO  dir*  deavdTUJV  xolciv  Kp6voc  ^lißaciXeki. 
Kai  Tol  n^v  vaiouciv  dKriö^a  6u|iöv  ^xovxec 
£v  fiaKdpujv  v/^coici  irap'  'QKeavöv  Ba6u5iv?)Vy 
ftXfliol  fipwec.  telkiv  ^eXinö^a  Kopiciv 
tpic  Itcoc  OdXXovT«  (qp4pci  Cciftuipoc  dpoupd.  ' 

Offenbar  im  anschlusz  an  die  später  vom  Oriente  her  einge- 
drungene lehre  der  mjsterien  läszt  Pin  dar  in  der  zweiten  olyrnj^" 

38« 


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584  Udber  die  Mgeo  von  emem  goldaoea  leiUUar. 

Bchen  ode  v.  124  ff.  diejenigen  auf  die  inseln  der  seligen  gelangen, 
welche  sich  in  dreimaligem  leben  in  der  ober-  und  unterweit  ganz 
rein  gehalten  haben  von  frevel  und  ungerechten  werken,  sie  kommen 
dahin,  'wo  diu  lüfte  des  OkeanoB  die  inseln  der  seligen  sanft  um- 
wehen,  und  goldglänzende  bluten  den  bäumen  am  strande  ent- 
■prosMA,  and  andara  die  quelle  nährt,  mit  deren  kränzen  sie  um 
^•<Mi»  dit  UUldt  «aA  4m  btapt.  dort  hai  Tater  Kronos  den  Bha- 
diBaBfl^B  warn  biiiitMr;  dort  bofiadw  sich  Pdiein,  Kidmot»  Aohfl- 
Ions.'  apiter  Uaaa  maa  aar  dia  ia  die  etoBainiachaB  mjwbmm  m- 
gowolitaB  diHTtlim  gabqgaa.*  Flato  aber  weiat,  da»  die  bewUutat 
imier  den  leitem  dea  ttaalea  und  den  eniebem  dee  yolkee  nach  ihrem 
tode  auf  den  inaeln  der  aaSigen  wohnen. 

Hier  also  sehen  wir  ein  religüta-aimielieB  element,  die  idee  der 
Vergeltung  für  daa  verhalten  der  menschen  im  diesseitigen  leben  mit 
dem  bilde  eines  OBgetrfibten  glttekaeligen  daseins  sich  verbinden, 
wie  lange  aich  diaao  ▼oratellang  Ton  den  glückseligen  inseln  erhalka 
hat,  sehen  wir  aus  dem  vorhaben  des  Sertorius,  dorthin  übem- 
siedeln,  von  welchem  Plutarch  (Sert.  9)  und  SaÜust  (nach  Acron 
ad  Hör.  ej).  16,  12)  berichten,  und  aus  Horaz  (ep.  1.  1.)  der  die  an- 
nehmlicbkeit  jener  vielgejtriesenen  inaeln  so  behaglich  und  anziehend 
aobildert. 

Aber  auszer  den  elysischeu  gefilden  finden  wir  noch  andere 
bilder  glückseligen  menschenlebens  in  weiter  unbekannter  ferne, 
ausgestattet  mit  allen  reizen  der  cultur  der  Homerischen  zeit  sehen 
wir  ein  solches  in  der  Schilderung  der  Pböaken  im  Gn  buch  der 
odyssee,  deren  wühnsitz  Scheria  man  ebenfalls  in  nüchterner  er- 
klärungssucht  schon  früh  nach  der  insel  Corcjra  verlegt  hat.  sagt 
doch  dort  die  kOnigstochter  Naosikaa  selbst  v.  201  ft: 

oÖK  icB  *  oCtoc  dW|p  6i€pöc  ßporte  OÖU  T^vi|Tai, 
öc  K€v  OairiKUiv  ävSpujv  ic  yalay  tKTiTai 
ftrjCÖTTiTa  9€pu)v  \i&\a  fäp  q>(Xoi  deavdTOiciv. 
oIk^om^v  ö'  dirdvcude  iroXuicXücT«^  ivi  iiövTUf, 
tcxttTOt,         Ttc  d|t|yit  PpoTAv  4«t)atcTCTai  dXXoc 

und  ihr  verkehr  mit  den  fibrigen  manaohen  besteht  nur  darin,  die 
zu  ihnen  veraeUagoiaB  sa  pflagea  uad  snr  beimafc  an  geleitea  (od. 
8,  31  ff.). 

Femer  treten  una  aflge  eines  beglückten,  unter  Seeonderer 

hut  und  huld  der  g5tter  stehenden,  zugleich  aber  auch  gesitteten 
Volkslebens  in  weiter  rüumlicher  cntfernung  entgegen  in  den  edlen 
Aethiopen  am  ost-  und  westrande  der  erde,  den  gerechten  Abiern 
oder  Gab  iern  im  äuszersten  Skythenlande,  welche  Homer  iL  13, 3 ff. 
als  die  gerechtesten  menschen  bezeichnet,  bei  denen  nach  Aescb. 
fragm.  Dind«  s.  288  (184)  weder  pflüg  noch  hacke  das  feld  versehrt, 


*  Diog.  Laert.  YI  8,  39.  Plat.  de  andiead.  poetts  o*  4  f *  Xsocr. 
Paneg.  §  26. 


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üeb«r  CÜ6  Mgen  Ton  einem  goldenen  aeltalter. 


585 


das  Ton  lelM  veieUiehen  imterlialt  Mgt,  und  In  den  Hyperbo- 
reern, die  im  hSchsten  norden'  und  doch  in  milder  heitre  lebend, 
(weil  der  nordi?ind  erst  diesseits  davon  aus  dttstem  gebirgshöhlen 
hervorbraust),  von  krankheii  nnd  alter  befreit,  als  reines,  dem  Apollo 
dienendes  yolk,  ein  frommes  und  heiliges  dasein  führen  nnd  Ton 
den  gOttem  beencbt  werden  (schol.  zu  Aesch.  Prem.  793)  an  den 
schattigen  quellen  des  Istros.  Apollon  freut  sich  ihrer  festfeier, 
überall  schweben  reigen  der  Jungfrauen  und  ertönt  schall  der  flöte 
und  klang  der  lyra;  sie  schmausen  fröhlich,  mit  goldnem  lorbeer 
bekränzt,  nicht  krankheit  noch  alter  kennt  das  heilige  geschlecht; 
ohne  mühen  und  kämpfe  wohnen  die  glückseligen,  der  rächenden 
Nemesis  nicht  unterworfen^;  dazu  fügen  später  Mela  (III  36  f.)  und 
Plinius  (nat.  bist.  IV  89  ff.)  noch  den  zug,  dasz  sie,  wenn  sie  des 
lebens  milde  sind,  in  heiterer  sUmmung  selbst  im  meere  den  tod 
suchen. 

So  erscheinen  uns  hier  die  Hyperboreer  als  ein  glückseliges  und 
schnldloses  volk  in  unbekannter  ferne,  an  den  im  hohen  norden 
gedachten  qnelkn  des  Istros. 

Dieses  bild  erhielt  sieh  lange  Inder  phsntasie der  Gfieoheii nnd 
wurde  spttter  auf  die  Skythen  tthertragen.  es  geschah  dies  Insbe- 
sondre dnreh  Bphoros,  den  bekuaitMi  sohttler  dm  Isokrstes,  der  auf 
die  ganze  qpstm  gesohichisehreibnng  einen  bedeutenden  emflnss 
ansfibte.  Epboros'  ansiebt  berichtet  uns  Strabon  (VII  e.  8  §  9  ed. 
Erämer  vol.  U  s.  25)  folgendennassen:  ^im  4n  buche  seiner  ge- 
schichte,  welches  den  titel  »Europa«  führt,  gebt  Ephoros  ganz 
Europa  bis  zu  den  Skythen  duroh  nnd  sagt  am  seUusse,  die  lebens- 
weise  der  Skythen  und  der  Sauromaten  sei  eine  Terschiedenarfeige, 
denn  die  einen  seien  so  roh,  dasz  sie  sogar  menschen  Versehrten,  die 
andern  aber  enthielten  sich  sogar  des  fleisches  der  thiere.  so  wolle 
er  selbst  nun  über  die  handeln,  welche  höchst  gerechte  sitten  pflegen; 
seien  doch  solche  unter  den  nomadisierenden  Skythen,  die  sich  von 
pferdemilch  nährten,  und  diese  zeichneten  sich  weit  vor  allen  durch 
ihre  gerechtigkeit  aus,  deren  auch  die  dichter  Homer  (iL  13,  5  f.), 
und  Hesiod  in  der  sogen.  fr]C  Trepioboc  gedächten,  dann  gibt  Ephoros 
die  Ursachen  an,  warum  sie  nach  Ordnung  und  gesetz  leben  (euvo- 
jHoOvTac),  weil  sie  eine  einfache  lebensweise  führen  und  nicht  nach 
geldgewinn  begierig  sind,  indem  sie  frauen  und  kinder,  Verwandt- 
schaft und  alles  andere  mit  einander  gemein^sam  haben,  ebendadurch 
aber  auch  fOr  fremde  unbekämpfbar  und  unbesiegbar  sind,  da  sie 
nichts  besitssn,  um  dessentwillen  man  sie  nnteijocben  könnte.' 


3  nicht  im  höchsten  norden,  sondern  im  westen,  nahe  an  den  säalen 
des  Herkules  mehtToes  a.  weltknnde  (Jen.  allg.  litt- seit.  1804)  die 
Hyperboreer,  vergl.  Böckh  zu  Find.  ol.  III  16.  O.  Müller  Dorier  I 
8.  276.  prolegg.  s.  119  ff.  Piadar  jedoeh  scheint  sie  nach  isthm.  VS8 
in  den  norden  gesetzt  zu  haben. 

*  Pfad.  pjlb.  X  80  ff.    Tergl.  Biod.  II  47.   O.  Mfiller  Dorier  I 

s.  m 


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566  Uete  dia  tagtiii  von  einem  goldenen  Zeitalter. 


8Mm>  toUieaii  den  bericht  «ob  Sphoros  mit  den  woKin  (8*S6 
•d.  Xr.):  *Mm  tag»  kh  ab«,  olmol  kä  wrias»  dMS  adbal  dietir 
waknfee  tbar  sagt  wia  i.  b.  mh  das  Ite  den 
IlMiiarili  (dm  ar  ala  wilawi  vmd  artedwr  labaatbadHrfaiiiwi 
baaaiflkiai)«  aaadaw  wafl  kb  naahweiaaa  will,  data  aacbeiBv all- 
iwnaiaaa  aaga  agwol  Taa  d«i  äHi,  ab 
dfli  iMMaadMi  gai^aobi  wofda,  daai  dia  aan  waitattMi  toh  den  tadem 
BMiiBebaB  iPabaiidM  aiildbiaaar  aaien  und  sehr  gerecht  und  dies 
nicht  von  Homer  erdichtet  worden  sei'.  Strabo  selbst  sprieht  sidi 
TOrbar  (VII  3,  7.  s.  22  Kr.)  schon  dahin  aus:  'dieselbe  annähme (m 
dar  gavaehtigkeit  der  Skythen)  herscht  auch  jetit  b«i  deafiiUflain,' 
dann  wir  halten  sie  für  cUe  schlichtesten  (änXoucTdTOUc),  am  wenig  ' 
sten  arglistigen  menschen ,  fUr  weit  einfacher  und  genügsamer,  als 
wir  selbst  es  sind^  wenn  auch  unsre  lebensweise  schon  fast  alle 
Völker  verschlechtert  bat,  indem  sie  Üppigkeit,  schv^^elgerei,  intri- 
guen  und  begierden  aller  art  verbreitete,  vieles  von  dieser  Schlech- 
tigkeit hat  nun  auch  die  nomadisirenden  barbaren  erf:p-iffen;  wo  sie 
am  meere  wohnen,  sind  sie  schlechter  geworden,  rauben,  tödten  die 
fremden  und  haben  im  verkehr  mit  vielen  die  kostspielige  lebens- 
weise und  die  gewinnsucht  jener  angenommen'  usw. 

In  solchen  Schilderungen  sehen  wir  offenbar  neben  der  natur- 
aeite  eines  glückseligen  lebens,  neben  der  anmut  und  fülle  des 
landes  und  bodens,  neben  sorgen-  und  müheloser  ruhe  auch  dietsk-  | 
sprechenden  ethiseben  züge  anf  selten  des  menschen  hervortreteD, 
dia  idaa  dar  aitOieban  labibail,  maabald  nad  &«madgkeit,  hübe- 
aoadf«  bai  Piadar,  in  daiaan  labaBaanaebaaiuig  baides,  glUek  lod 
iugmd  BMh  giMiabar  «rdmag  anf  daa  angata  Tarloilli^  miAiM, 
duB  wpäk&g  Mab  im  gagaiaatia  an  dar  ttppigkait,  gannai-  aad  bab- 
ambt  einer  TMrdexbten  seit  baaoaidafi  die  ga&OgBtmkeit  diaanrBabff- 
TOttoar,  abar  andi  aoban  bai  Bpboroa,  mdursabeinliob  ans  dar  Fhr 
tonischen  staatsidee  herrührend,  die  vonUUing  Ton  dar  gemein^ 
aebaft  dea  baaitzes,  der  weiber  und  kinder. 

Einen  nachklang  hievon  haben  wir  bei  Posidonina,  aas  dem 
Strabo  (VII  s.  296)  aalttbrt,  dasz  die  thrakischen  Uywt  sieb  aas 
frSmmigkeit  des  gennsses  von  belebtem  enthielten,  von  honig,  milch 
und  käse  lebten,  sodann  in  der  römischen  litteratur  in  der  Schilde- 
rung des  skythischen  lebens  bei  Horaz  III  24,  9  ff .  und  Virgil  Georg. 
III  379  f.,  am  ausführlichsten  aber  aus  Trogus  Pompejus  bei  Justin 
II,  2;  vielleicht  aus  Posidonius  entnommen,  die  hauptzüge  dieses  i 
bildes  sind  folgende :  die  Skythen ,  welche  Horaz  und  Virgil  nod 
den  Geten,  den  Anwohnern  des  Ister  und  des  Rhodopegebirges 
hinzufügen,  haben  kein  Privateigentum  und  lösen  einander  im  acker 
bau  ab;  sie  ziehen  auf  wagen  als  nomaden  einher,  oder  treibw 
Überhaupt  keinen  ackerbau,  nur  Viehzucht,  da  kein  getreide,  Mb 
bäum  dort  gedeiht,  den  winter  bringen  sie  in  ausgegrabenen  hÖbba 
bei  spiel  und  trinkgelagen  in  fröhlicher  Sorglosigkeit  zu.  ifare 
in  dar  aba  alad  togandbaft  imd  lain»  maa  bdiaiat  luebt  dM  rnfib- 


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Ueber  die  iagen  yon  dnem  goldma  leitelter.  587 


-fcums  wegen;  sie  leben  mit  frva  und  kindem  auf  wagen;  unter 
iliren  tagenden  strahlt  die ,  keiner  gesetze  bedürfende  gerechtigkeit, 
genttgsamkeit  und  zofriadenheit,        von  habBaoht  and  diebstahl 

llfiTTOr. 

Wie  aber  mit  der  erweiterten  kenntnis  der  erde  und  der  men- 
schen diese  Vorstellungen  eines  in  der  gegen  wart  noch  vorhandenen, 
aber  in  unbekannte  räumliche  ferne ,  an  die  grenzen  der  erde  ver- 
setzten glückseligen  lebens  mehr  und  mehr  ihren  boden  verlieren 
und  verschwinden  rausten,  so  finden  wir  auch  neben  denselben  schon 
sehr  frühe  die  andere  form  der  sage,  nach  welcher  dieses  leben  als 
am  in  der  urzeit  des  menschengeschlechtes  dagewesenes, 
nun  aber  verlorenes  und  verschwundenes  dargestellt  wurde,  dasz 
diese  im  A.  T.  den  «ifang  ctor  nuiUMsliengesohifllite  bildet,  bedarf' 
likr  nur  fkr  afwafammg.  im  grieädsohea  aUtrtem  ßmkm  wir  diese 
idee  wami  devüidi  ausgeprägt  bei  Hesiodns  in  dem  mytiiiu  Ton 
doi  nenaahenalteni. 

Bkr  tritt  ona  die  aiiflkfat  toh  der  mtmmkkmt  und  ilufer  ettft- 
wieUmig  cftt^psgen,  naeh  wiekher  diee^be  mu  einem  glflckBeligen 
und  reiofliL  zuetaade  entartet  und  in  steter  verschlixmnenmg  be- 
grüfen  ist.  diese  ansieht  und  Vorstellung  ist  offenbar  älter  und 
ursprünglicher,  als  die  bei  den  tragikem  (schon  bei  Aeschylus  Prom. 
440 — 455),  besonders  aber  denen  der  Euripideischen  schule,  wie 
z.  b.  Moschion  (Stob.  ecL  phjs.  I  3,  38)  und  bei  hisitaikem  wie 
Diodor  (1  8)  hervortretende  und  von  römischen  dichtem  wie  Lucrez 
(V  922  ff.)»  Övid  (a.  a.  II  475)  TibuU  (H  1,  39)  und  Horaz  sat. 
I  3,  99)  angenommene  und  auch  von  Cicero  (pro  Sext.  c.  42)  als 
allgemein  bekannt  vorausgesetzte,  oder  auch  mit  der  ersteren  com- 
binirte,  wie  bei  Virgil  (aen.  VIII  314  f.),  welche  die  menschen 
aus  einem  thierisch  rohen,  stumpfen  und  unbeholfenen,  Urzustände 
entweder  durch  Prometheus,  oder  was  im  gründe  dasselbe  ist  (vgl. 
n.  jahrb.  f.  phil.  u.  päd.  1879  hft.  2),  durch  den  genius  der 
menschheit,  die  eigne  kraft  der  menschlichen  natur,  oder  aber 
darph  einzelne  ausgezeichnete  männer,  auch  wol  unter  dem  bei- 
stände der  götter,  zu  einem  wahrhaft  menschlichen,  erleoohteten 
ni^  sittUoben  dasein  sieh  erbeben  Umt 

Bd  dieser  sweiten,  ans  dem  nachdenken  Uber  die  entwicfldnng 
des  menschengesdüechtes  stammenden  ansieht,  welche  ganz  im 
gegenaatse  za  der  TorstellQng  ei^es  glfleksaligBiL  nranstandes  des 
menseihea  steht,  kennen  wir  hier  Bid£t  lingar  Tarweilea  nnd  vsr- 
weiaan  in  betreff  dersslbett  anf  die  yortrBflliohe  aMMoidhiag  Tcn 
Klingender:  de  anreae  aetatis  fabnlis  (im  programm  des  gymn. 
zu  Kassel  1^6).  inr  wenden  ims  vielmehr  wieder  zu  der  uralten 
trsdition  von  einem  goldenen  Zeitalter  der  manaehheiti  ine  sie 
nns  zuerst  bei  Hesiodus  in  anantiger  sehildaiVBg  antgsgantritt. 
(opp.  et  dies  t.  109  ff.): 

dddvoTot  noificav  *OX<)Hina  btbittn*  fxovrac 


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• 

588  U«bir  dM  Nftn  Toa  ein«»  §Mmm  wmMkm, 


[oi        ifil  Kpövou  t^cav  öt*  oupav(|)  dfißacUeucv.j 
ukTC  8€ol  b'  Huuov  dKi)6^a  6ufi6v  ^xpvTCC, 
v6c^v  drcp  TC  irdvupv  ical  öüZüoc*  oorc  ti  bciXdv 
Yteac  ^nf^v,  at€l      irtSbac  Kol  x^^Pöc  önotoi 
Ttfpitovx'      GaXirjci  kqkOüv  ^ktocGcv  äirdvTUJV* 
dvf^CKOv  ö'  die  üirvip  bebfinH^vor  IcQkä  bi  irdvra 
Ttfkiv  li|v*  «a^ic^  h*  l<p€pc  ZfCbvfpoc  dpoupa 
oÖTO^dTn ,  iToXXöv  T€  Kol  dq>0ovov '  o(  b  *  iOcXfUiol 
fjcuxoi  fpT*  iv^^ovTo  CUV  iceXoTciv  TToXiecciv, 
dqpvcioi  fir)Xoici,  9(Xoi  ^aKci^cci  Oeolcu 


unter  der  herrtehaft  des  Kronos  (des  leiügers)  sehen  wir  hier  frei* 
heit  TOB  jeglichir  «Mt  mid  nalmmgssorge ,  und  Mhmt  andi  rai 
ätmSm  aUm  md  adaar  leiden  (niakt  aber  daa  todaaX  rakklidM 
Httla  dar  gfttar,  walelia  die  äUaait  som  dianata  wiIKga  nataxknft 
dm  Bwadia»  apandal,  ungeetOrlan  labentgemMs  in  ainam  aiwigu 
Mhling  dar  «rda  bai  fkaondliahar  harmkMigkeit  imd  watnM  der 
Udera  ala  hanptmomaBta  dea  goldanan  aeitaltm,  in  daran  ammi^img 
apitar  anah  die  rBoiiaahan  didbtar  wetteifern  ^  so  ist  denn  das  leben 
unter  Kronos,  in  walehem  natürlich  die  sklayerei  keine  ai&tte 
hatte,  sondern  alle  am  ttberflusz  der  lebensgüter  sich  er&euten*, 
aisah  ipftier  nii  dem  goldanan  Zeitalter  gleichbedeutend  und  ge- 
wiasermaszen  sprichwörtlich  geworden^  und  wurde  im  bewusztseia 
des  volVes  durch  ein  im  hekatombaion  gefeiertes  fest,  bei  welchem 
volle  ungebundenheit  hersclite,  auch  die  sklaven  bewirtet  wurden, 
selbst  in  den  Zeiten  der  grösten  Ungleichheit  des  Wohlstandes  und 
der  lebensverbältnisse ,  wie  bei  den  Römern  durch  die  Satur- 
nalien lebendig  erhalten,  ein  bedeutsamer  zug  würde  noch  zn 
jenem  Hesiodischen  bilde  hinzukommen,  wenn  zwei  dem  Hesiod 
von  Origenes  (c.  Celsum  IV  s.  216  ed.  Spencer)  und  dem  scholiasten 
des  Aratus  (phaen.  97)  zugeschriebenen  verse ,  wie  Spohn  annahm, 
SU  dieser  stelle  gehörten: 


•  OHd.  HMam.  I  108  ff.  Amer.  m  8,  86.  Tirr.  Oeorf .  liUt 

nmtL 


*  vergl.  Bergk  de  reliquiis  Atticae  comoediae  s.  194.  197. 

7  Plut.  Arist.  c  24.  Luc.  fagit.  17.  eptst  Saturn.  20:  KaiTOi 
dicoOu)  Ttftv  iroirit^v  XeTÖvruiv  die  t6  iraXotöv  od  ToiaOra  f|v  wie 
dv6p<(iiiotc  td  f(f>&f\iaia  coO  (te.  Kpövou)  in  MovapxoOvroc,  dXX'  n 

ff\  äcTTOpoc  Kai  dv^ipoToc  ^<pu€V  aÖTolc  TÄ  dTa6ä,  bcmvov  ?toi!JOV 
^KdcTuj  elc  KÖpov,  TroTa^oi  cl  ^^v  olvov,  ol  bi  tdXo,  ol  bt  Kai  tiüi 
CX€ov,  TÖ  bi  ji^t^tTOv  aÖToOc  £k€(vouc  <pacl*  TOüC  dvöpcünoüc  xp^coOc 
ciYOi,  irev(av  hk  }3a\bk  tö  irapdicav  aOroic  irXnciaZctv  usw.  —  Dio  ent- 
artung  and  bedeutungslosigkcit  des  festes  in  der  spllem  aeit  sokil^lert 
Lucian  in  eben  diesen  epp.  Saturn. 

 *  Oöttling  wagte  nicht  sie  auizuuehmen,  w^il  nach  od.  I  22  f., 

Vn  801  ff.  die  g8tter  aveh  in  dem  hereiaehea  seltelter  nit  den  men- 
schen Umgang  gehabt  hätten;  «in  schwaeher  gnud!  er  Terwsiii 
Yoss  uitisjmbolik  U  «.  468  f . 


hmd  T&p  T6rc  Mfic  Icov,  Euval  hi  Mwicot 
dOovdToia  Bcola  MmOwiTcdc  h*  dv9|x(iicotc* 


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Ueber  die  Mgeo  von  eineni  goldenen  leitalter.  589 

ein  solcher  unmittelbarer  verkehr  der  götter  mit  dem  menschen,  wie 
ihn  auch  Pausanias  (VIII  2,  2)  als  frucht  der  treflflichkeit  und  fröm- 
migkeit  dieses  geschlechtes  erklärt,  steht  allerdings  mit  der  gott- 
ähnlichkeit  desselben  in  engem  zusammenhange,  rühmen  ja  doch 
auch  die  Homerischen  PhUaken,  die  wir  oben  als  eins  jener  glück- 
seligen Völker  erwähnt  haben ,  dasz  die  götter  oft  ohne  Verhüllung 
(dvapteic)  bei  ihren  opferfesten  erschienen  und  mit  ihnen  beim 
mahle  säszen  (od.  7,  201  ff.),  wir  tragen  daher  kein  bedenken,  auch 
diesen  in  jenen  yersen  enthaltenen  zug  der  Hesiodischen  darstellung 
in  ansprudh  la  nehmen. 

Yiel  -Iiedeiiklieher  aber  eneheint  ein  «iiderar  au  d«r*ebailiiili 
dem  Heriod  angeeebriebenen  theogonie  entnommener  mg:  nemUeh 
die  dem  myihus  von  der  Pandora  an  gründe  liegende  TOistelliagy 
daea  tot  der  iSneebnng  des  Zena  dnreh  Prometbena  bei  dem  opto 
in  Metiione,  d.  b.  doch  m  jener  i^llekeellgen  seit  der  eiatraeht  swi- 
aelien  gOttom  nnd  menachen  kein  wdblidiea  geschleobt  dagewesen 
nnd  erst  von  da  an  den  menschen  die  notwendigkeit  mit  weibem 
an  leben  aoferlegt  worden  sei.* 

Aber  wenn  auch  in  der  ursprünglichen  darstellung  des  goldnen 
menschengeechlechtes  hei  Hesiod  in  den  w«  n>  t.  der  weiber  keine 
erwShnung  geschieht,  wenn  auch  Plato  in  seinem  gemälde  des  Kro- 
nischen oder  goldenen  Zeitalters  im  politikus  (s.  269.  271)  den  zu- 
stand jener  menschen  ohne  weiber  und  kindererzeugung  darstellt 
so  dürfte  dieser  zug  und  der  ganze  mythus  von  Pandora  wol  erst  in 
späterer  zeit  entstanden  sein,  als  ein  ausflusz  des  Unmutes  über  die 
entartung  des  weiblichen  geschlechtes  in  raüsziggang  und  Üppigkeit, 
wie  dies  deutlich  in  der  theogonie  ausgesprochen  ist  v.  690  ff.; 

Tf^c  T^p  Y^voc  icti  T^vatKOiiv  Ov^XuTCpdwv. 
Tfjc  T^p  b\d)'\6v  IcTi  Y^voc  Kai  qpOXa  TUvaixOöv, 
TTf^juia  ixifa  6vnToici  ^er'  dvbpaci  vaieTdouciv 
o6Xori^vric  ir€vtiic  oO  cönqtopon  dXXd  Köpoio  Vfw. 

Bemerkenswert  aber  ist  in  der  Hesiodischen  Schilderung  des 
goldenen  Zeitalters  die  abwesenheit  religiöser  oder  ethischer  züge, 
welche  erst  (opp.  213)  als  ermahnung  und  wamung  hervortreten, 
es  ist  schon  deshalb  nicht  möglich,  die  bezeichnung  desselben  als 
des  'goldenen'  mit  Porphyrius  (de  abstin.  IV  2)  und  mehreren  neue- 
ren von  der  sittlichen  vortrefflichkeit  dieses  geschlechtes  zu  ver- 
stehen, sondern  sie  wird  einfach  in  der  Homerischen  bedeutung  des 
wertes  auf  den  glänz  und  wert  dieses  metalls  zu  beziehen  sein ,  an 
welches  eioh  dann  die  andern  metalle  in  der  Stufenfolge  der  ge- 
sebleebter  natttrlidlierwdse  ansoblossen.'' 

•  theog.  670  ff.    vergl.  Schömann  de  Pandora.    Greifsw.  1853. 

<^  derselbe  zug  ist  auch  in  der  deatschen  sage  angedeutet;  s.  Qrimms 
deatache  mythol.  s.  640. 

"  rergl.  Bergk  de  Att  eom,  teil.  s.  190.  Klingvnder  de  anveae 
aetatis  fabnla  8.  10.  Ewald  gtsch.  do^  rolkes  Israel  I  8.  S06:  'es  ist 
eben  nur  der  gedanke  das  immer  tiefere  sinken  der  weltalter  mit  Tier 


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5d0  Uebor  die  lagen  toh  einem  goldenen  zeitaltex; 

A1l€rdiiig8  scheinen  die  in  jener  Hesiodischen  stelle  folgenden 
verse  (120  ff.),  in  welchen  das  Schicksal  des  goldnen  geschieohts 
nach  dem  tode  geächildert  wird : 

aöxdp  ^TTfibt^  toOto  flvoc  xnrä  -foia  KdXut^cv 
TOl  )aIv  öai^ov^c  etci  Ai6c  ficxöAoo  ötd  ßouXdc 

oX  pa  <puXacmclv  rt  Mnoc  koI  cx^rXia  £pTB 

i\i(>a  ^ccd^cvot  Trdvxr)  fpoixdivTCC  ^u*  aTav, 

HXOUTOÖÖTOI'  KOl  TOOTO  jififU,  pOClXV^IOV  ICXOV. 

Mf  «M  nttliolM  Tortroflliehlnit  detidbMt  himuraiiiwi,  abtr  ikm 
MMte  ihMl,  wt«  PrelUr  richtig  bMMnkfc  hik  (pldloL  Yn  2 
ifiX  «iner  dtm  HoMr  nooh  allbekannten,  wahrscheinlicli  i/m 
aamt  ■ngriiffMiiden  d&monologio,  mtk  wMm  di»  a^gmuhindonen 
Mensch«  im  goUatt  leiteltors  von  Zeus  zu  dSmonen  gema(dii 
werden,  nm  da«  lo  thiiB,  was  nach  Hmmt  (od.  XVII 485)  fUii  gffttsr 
selbst  vornehmen,  nemlich  unsichtbar  auf  der  erde  zu  weilen,  Hhet 
XMbt  und  unrecht  zu  wachen  und  fülle  und  reichtum  zu  verleihen. 

Dasz  dies  von  den  göttern  auf  solche  mittelwesen  übertragen 
wurde,  hatte,  wie  Nägelsbach  (nachhom.  theol.  s.  114)  ausfiihrt, 
offenbar  darin  seinen  grund ,  dasz  je  mehr  die  götter  hinter  die 
wölken  zurücktiateu,  je  weniger  sie  nach  Homerischer  weise  mensch- 
lich aufgefaszt  wurdeu,  um  so  mehr  das  bedürfnis  vermittelnder 
wesen  hervortreten  muste.  ganz  übereinstimmend  damit  sagt  Z  e  1 1  e r 
(die  entwicklung  des  mouotheismus  bei  den  Griechen) :  *je  weiter 
Bna  durch  die  reinere  gottesidee  der  Platonlächen  imd  Aristoteli- 
•ebctt  schule  die  gottheit  Uber  alles  mensohlicbe  und  irdische  hinaus- 
gertUski  wir»  tun  so  Isbbafter  regte  sich  das  bedOrfiois,  ein«  wnitt» 
hing  swiidMii  beiden  In  soleben  wesen  m  finden,  die  liBlier  sau 
•oUten,  als  die  menschen,  aber  zngleleb  den  mensdien  nnd  der  weit 
niher  stellen,  als  die  gottlMit  daher  die  bedeatnng,  welche  jetct 
der  d  ftmo  Bang  Inn  be  gewinnt'. 

Wir  erkennen  also  in  diesem  susats  die  elmnisehong  einer  der 
sage  vom  goldnen  Zeitalter  ursprünglich  fremden  dttmonologischen 
Torstellnng,  durch  welche  die  Hesiodiscbe  version  des  mT&ns  be- 
sonders eompliciert  wird,  dasz  diese  Vorstellung  aus  dem  Orient 
stamme,  wird  durch  eine  andere  stelle  ans  den  w.  u.  t.  des  Ueeiod 
bestätigt,  wo  er  die  kOniga  tot  flbermnt  nnd  nngerechtigkeit  warnt 
(y.  248 ff:): 

•  ^aciUtc,  itiu\c  hk  Mrravpdiscic  «oi  oitol 

Ti\vh£  h{Kr]v  iffiic  yäp  4v  dv6pdiiroicty  löVTCC 
dödvaxoi  Xeuccouciv  öcoi  ckoXiQci  biKijci 
dXXrjXouc  Tptßouci  deCliv  öiriv  oük  dX^t^vTcc. 


an  wert  ähnlich  herabsiukenden  laelaUen  zu  vergleiehen  der  echt  grie- 
ehlaebe  saaata*  {dar  arsprüngUohen  Tontollnng,  dem  triaiMr  muA 

ihm  in  der  hebräisclien  sage  noch  am  deutlichsten  auf  die  urgestalt 
zurückschliessen  laMen,  die  auch  in  der  isüdiaehen  sage  wieder  sa  er- 
keunen  ist). 


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lieber  die  mgen  yod.  täaem*go]diKam  fteitaltsr. 


601 


Tpic  Y^p  inupioi  eiciv  ini  xöovl  irouXußoxcipi) 
dOdvaTOi  Zr)v6c  (puXaKCC  BvnTtXiv  dvBpiOiruiv* 
ot  pa  <puXdccouc(v  tc  Mkoc  Mal  cx^tXiq  ^pta, 
f^dpa  iccdfievoi  irdvTQ  qKntdhrrcc  in'  atav. 

hier  erinnert  die  zahl  der  30000  Wächter  auffallender  weise  an  die 
30000  dvetas  der  indischen  mjrtholQgie,  welche  die  frommen  zum 
reiche  der  Seligkeit  führen. 

Müssen  wir  nun  auch  eine  ausgeprägte  religiös -ethische  ver- 
klftning  des  bildes  vom  goldenen  Zeitalter,  wie  sie  allerdings  später 
bei  Aiatns  (phaenom.  100    xu  112)  und  bei  römischen  dichtem 

SOvid  metom.  1 89  iff.  und  Atimiu  t.  292  iL)  hemrlvitt,  dar  aehE- 
lenmg  des  Hesiod  absprechen,  so  liegt  ihr  doch  insofiuB  «m  ntt^ 
Hohes  elemeut  zu  gnmde,  als  dsr  aosgaig  dieses  gesohMites  ein 
ganz  aaderar  ist,  ds  der  des  silbenieii,  das  wegen  seines  ttbermniss 
nnd  seiner  gotüosigkett  Ton  Zeus  mftägi  ward,  wie  aaeh  das  fünfte 
oder  eiserne  zeitaltw  als  ein  ganz  sittlich  verderbtes  geschildert  wird, 
in  welchem  schäm  und  sehen  (ai5.Uic  icfld  vifimc)  zun  himmeL  ent^ 
weichen  (opp.  et  d.  174  ff.). 

Diese  ethische  seit«  des  bildes  ist  es  denn  auch,  welche,  wie 
schon  bemerkt ,  in  den  späteren  sohilderongen^  des  goldenen  zeit* 
alters  in  den  Vordergrund  tritt,  wir  erkennen  darin  den  einflosz  der 
Philosophie,  durch  welche  der  notwendige  Zusammenhang  zwischen 
Sittenreinheit  und  glückseligkeit  einerseits  und  sünde  und  elend 
andrerseits  zu  klarerem  bewustsein  gebracht  und  im  anschlusz  an 
die  alte  Überlieferung  als  ein  unschuldiger  und  reiner  anfang  des 
menschengescblechtes  in  überwiegend  ethischem  sinne  ausgeprägt 
wurde. 

Diese  entwicklung  finden  wir  schon  in  einem  verse  des  Empe- 
doUes  (Empedocl.  fragm.  ed.  Sturz  305),  nach  welchem  in  jener  ur- 
zeit  nicht  krieg  und  kriegsgetümmel ,  sondern  ein  ewiger  frieden 
und  frühling  der  natur,  und  nnter  den  menschen  frdmmigkeit  nnd 
liebe  hersslitB,  keine  blntlgiB  opfer  gebracht,  keinetinere  geeehladital 
mid  genossen  wnrdeat,  wie  es  smoh  Pjthagoras  naoh  den  Torfailde 
des  goldnen  Zeitalters  empfohlen  haben  soU  (Ond  met.  15,  96). 

Qua  besonders  aber  mnste  die  sage  eine  eänsohe  gestidtimg 
erhalten  durch  Eiaton,  welshemdas  gnte  dvrcfaaus  das  granfftngli^ 
und  erste  ist,  dem  die  tngend,  d.  h.  die  iniefe  «ttdmmg,  harmonie 
nnd  gesnndheit  der  seele  die  wesentliche  und  einzige  bedingimg  der 
glückseligkeit  ist,  der  dabei  aber  auch  eine  hohe  achtnng  tot  den 
alten  ttberlieferungen  an  den  tag  legt. 

Demgemäsz  behauptet  er  (phiL  16*^):  'die  alten  waren  besser 
als  wir  und  den  göttem  näher'  und  veranschaulicht  diese  idee  durch 
den  mythus  im  politikus  (s.  271  d.  f.),  wo  er  in  dem  bilde  des 
goldnen  Zeitalters  unter  der  herschaft  des  Kronos  das  ideal  der 
wahren,  von  den  göttern  selbst  geübten  herscherknnst  und  eines 
friedlichen  Zusammenlebens  der  menschen  darstellt,  im  gegensatze 
zu  dem  von  dem  göttlichen  leben  abgefallenen  und  von  den  göttern 


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lieber  die  mgm  tob  tisem  goldtneo  icStrfter. 


yerlassenen  eisernen  uittHar,  welobem  die  gegenwärtige  weit 
Periode  angehört. 

'Denn  damals,*  sagt  er,  'herschte  zuerst,  für  die  ganze  kreis- 
bewegung  ^orge  tragend,  der  gott,  und  es  waren  alle  teile  des  Welt- 
alls unter  gött^r,  die  über  sie  geboten,  verteilt;  insbesondre  hatten 
dSmonen  die  lebenden  geschöpfe  nach  gattungen  und  herden  ge- 
wissermaszen  als  göttliche  hirten  verteilt,  indem  jeder  für  jedes  von 
denen,  die  er  hütete,  voUtetändig  zu  sorgen  vermögend  war,  so  dasz 
es  nichts  wildes  unter  ihnen  gab,  noch  ein  auffressen  untereinander, 
krieg  und  Zwietracht  fand  durchaos  nicht  statt;  und  so  kOnnte  nun 
ttodi  «Mihliges  nMiM  wob  dieier  otdoniig  te  dinge  Imrorgeheiido 

Hiennik  tftiinBt  denn  «neb  cK«  Midldernng  des  menechenlebw 
nnnillelbnr  nadli  der  groeien  inl  in  den  geeetim  (de  legg.  m  679) 
ftbmin,  m  wekher  aoeh  beioadeii  der  mangel  n  gM  mä  silber 
Iwffnrgiheben  wird,  der  Ton  ihnen  reichtum  und  armnt,  übermnt 
nnd  Ungerechtigkeit,  eifersnckt  und  neid  fem  gehalten  habe  und 
sie  tieffliehe  Bitten  pflegen  Besz. 

Als  ein  hanptsog  des  gemäldes  tritt  offenbar  im  politikas,  wie 
auch  in  einer  andern  stelle  der  bücher  über  die  gesetze  (IV  s.  713  c), 
der  hervor,  dasz  das  goldne  geschlecht  unter  der  unmittelbaren  ob. 
hut  und  leitung  der  von  Kronos  dazu  bestellten  dämonen  gestanden 
habe,  von  welchen  friede  und  gerechtigkeit  gehandhabt,  aller  krieg 
und  streit  im  verkehre  der  menschen  untereinander  und  mit  den 
thieren,  wie  auch  unter  diesen  selbst  fern  gehalten  und  die  glück- 
seligkeit  des  geschlechtes  gewahrt  wird,  dabei  aber  fehlen  die 
Hesiodischen  züge  eines  mühe-  und  sorglosen  daseins  nicht:  'reich- 
liche früchte  hatten  sie,  aber  von  den  bäumen  und  andern  gewäch- 
sen,  nicht  durch  ackerbau  erzeugt,  sondern  indem  die  erde  sie  ihnea 
von  selbst  bot.  nackt  und  ohne  lager  lebten  sie  gröstenteiU  unfeur 
freiem  himmel;  denn  der  Jahreszeiten  milde  brachte  ihn^  kdn  on- 
geuHMdi}  «in  wMm  lager  aber  bot  ihMi  di«  flppig  dem  boden  ent- 
sprleoeiide  gras.'  dun  iritt nnn  noeli  der  anffidlende»  sdH«  oboi 
erwBhnte  sog,  der  wol  nnr  in  dem  gegeneatse  sn  der  geg«> 
wtrtigen  weltperioda  nnd  Um  not  nnd  rnttfasal  b^grOndet  ist,  dsn 
anob  keine  ehe  nnd  kindsraiengnng — also  aneb  keine  geeddsebtB- 
veriehiedenbsit  —  etnttÜMid,  aoadem  die  menschen  aus  der  erde 
geboren  wniden  nnd  ak  imnnn  in  nenem  lebsn  wieder  in  sie  soitlok- 

kehrten. 

Besonders  bemerkenswert  aber  ist  der  umstand,  dasz  Pkto  den 
qpttteren  schleditsren  weltzustand  nicht,  wie  die  biblische  Urkunde 
der  schuld  des  von  gott  abgefallenen  menschen,  noch  wie  Hesiod, 
dem  rathschlusz  und  willen  des  Zeus  und  der  götter,  sondern  dem 
durch  den  ablauf  dieser  periode  und  die  not  wendigkeit  herbei- 
geführten zurücktreten  des  höchsten  gottes  und  seiner  dämonen  von 
der  leitung  der  weit  zuschreibt ,  wodurch  diese  dem  Verhängnis  und 
der  inwobnenden  und  angeborenen  eignen  begierde  überlassen  wird, 


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Ueber  die  sagen  von  einem  goldenen  Zeitalter.  598 

so  dasz  die  luenschbeit  sich  nun  unter  menschlichen  hersohem  nach 
eignen  gesetzen  und  Ordnungen  regiert. 

Auf  diese  katastropbe  der  lostrennung  der  weit  von  der  gott- 
heit  und  ihre  begründung,  wie  überhaupt  auf  die  bedeutung,  welche 
dieser  mythns  im  Zusammenhang  der  Platonischen  ansieht  hat,  hier 
nfiher  einzugehen,  «vlaabt  uns  mm  anfgabe  nkdii  wii^  mfotgun 
Tklmefar  die  entwioklung  der  TonieUnng  ?om  goldenen  leitaltar  bei 
den  philoBOplwn  weiter  nnd  finden  in  ihr  nun  TorsogBireiae  den 
etbiflcben  ohankter  der  nnaehnld«  mSszigkeit  nnd  Msdfertigkeit 
jds  gmndlage  benroxgelioben.  ao  bei  dem  peripatetiker  Dikftareh*, 
Ton  welchem  Porpbyxiiis  (de  abatin.  ISf  2)  beriehtet,  daea  er  die  menr 
sehen  der  urzeit  als  den  göttem  nahestehend,  von  nator  trefflieh  und 
das  beste  leben  führend  geschildert  habe ,  die  kein  lebender  weaen 
iSdteten  und  sich  nidnt  vom  fleische  nährten^  sondern  von  dem,  waa 
die  erde  freiwillig  zum  gennsse  darbot,  die  kein  übermasz  ^«^^ntffl 
nnd  keine  krankheit^  ohne  streit,  parteinng  und  krieg  in  sorgloser 
musze,  gesundheit,  frieden  und  freundschaft  lebten,  diea  sei  das 
goldene  Zeitalter,  das  leben  unter  Kronos  gewesen. 

So  schildert  denn  auch  Ära  tu  s,  ein  schüler  der  stoikor  (phae- 
nom.  100  IF.)  jene  goldene  zeit  als  eine  solche,  in  welcher  die  Asträa 
oder  Dike  auf  erden  waltete,  an  allen  Vereinigungen  und  Versamm- 
lungen der  menschen  teilnahm  und  ihre  entscheidungen  leitete,  als 
eine  zeit,  in  welcher  die  menschen  ohne  hader,  streit  und  kriegs- 
getümmel,  ohne  handel  und  meerfahrt,  aber  nicht  ohne  ackerbau, 
harmlos  von  der  erde  früchten  lebten,  welche  ihnen  Dike  im  Über- 
flusse gewährte,  die  geberin  des  guten,  die  aber  dann,  von  der  auf- 
keimenden und  immerfort  wachsenden  yerderbnis  des  silbernen  und 
ehernen  gesobleohies  verscheiiebt,  zum  bimmel  nrUAkalirte. 

Aneh  bd  den  rOmisoben  dichtem  Ovid  (metanu  1 89.  XV  96  C 
am.  m  8.  85  ff)  nnd  YergU  (georg.  1 180.  II  886.  ed.  IV)  "  lalden 
in  der  sehildsniiig  des  gddnen  aeitaltecs  nnschnld,  sittemrainheit  nnd 
girecbti^keit  ohne  geseta,  geliebt  nnd  strafe,  nnd  genflgsame  be- 
schränkmig  auf  die  Ton  der  erde  dargebotene  nahrimg  &  gnmd* 
linien  des  gemftldea,  an  welohe  sich  die  bekannten  sBge  eines  para- 
diesischen lebens  anschlieszen. 

Der  römischen  auffassung  nnd  behandlung  der  sage  in  späterer 
zeit  scheint  hervorstechend  der  znsatz  anzDgeh&ren,  dasz  im  goldnen 
oder  Satumischen  Zeitalter  keine  Scheidung  zwischen  freien  und  un- 
freien bestand,  sondern  allgemeine  freiheit  und  gleichheit  herschte 
deren  erinnerung  in  dem  feste  der  Saturnalien,  wie  bei  den  Griechen 
in  den  Kronien  lebendig  erhalten  wurde. 

Es  ist  dies  um  so  beachtenswerter,  da  selbst  Plato  in  seinem 
idealen  Staate  die  Sklaverei,  dieses  allgemeine  elend  des  altertums 

vergl.  BilntBer  Vergilios  und  Hontiiis  in  den  n.  jahrb.  1869  hft.  5 
e.  S8S  ff. 

s.  oben  s.  588.   Plat.  oomp.  Lycurgi  et  Nomae  L  Justin«  43, 1. 
Macrob.  saturn.  I  7,  26. 


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liatti'  bcfctt'ben  lassen  und  nur  eine  menschliche  und  milde  behand- 
liintj  der  sklaven  in  den  gesetzen  (VI  s.  776)  verlangt  hatte,  und  da 
Ari-lotelt's  in  iner  i)olitik  (VII  9,  9)  die  Sklaverei  durch  die  not- 
wendigkeiL  der  musze  für  die  freien  bürger  rechtfertigt,  und  dem- 
gemäsz  den  krieg  nur  so  weit  gestattet,  als  derselbe  zur  selbsiva* 
teidigung  oder  gewinnung  von  bklaven  erforderiich  sei. 

Uunz  tiberwiegend  aber  wurde  die  ethische  seite  des  mythus 
von  dem  goldneu  Zeitalter  hervorgekehrt  bei  den  stoischen  phi- 
losopben  der  späteren  verderbttti  leiUn  des  rCmischen  vdkes, 
luiltr  tom  hiadw  diMBlb»  g&rnmtarmnmwm  dM  Vorbild  äm  wd 
fumrffc  mmä  titfliehlnit  gegrfUMm  tUirtw  mirde,  im  wMm 
dit  ttoilnr  die  gesaamlMI  dm  wraOBflign  imm  wiiinglnk 

BakilUiohoBPotidoAiQt  m  MiMi  Icrofiiai,  wieStaeea 
kdM  mHOmm  bridii  m  LneiliM  (90)  berichtet,  die  benehaftii 
diMMi  gMmm  Mitalter  —eh  itoie^ir  micfci  d«  weie»  nerteOti 
die  der  gewehlhita^eil  ite^wtMi,  den  scbwä^Aefea  gigen  den 
el&rkereB  schatsten,  das  nfltzlicbe  «id  schädliche  zeigten  und  dafttr 
sorgten  ,  dasz  den  ihrigen  nichts  mangele,  tapferkeit  hielt  die  ge- 
falrai  eb»  tegead  üttrderte  und  bereicherte  die  nntertbeMii.  das  her- 
sehen war  ein  dienst,  nicht  ein  königtum.  niemand  versnchte,  wie 
weit  er  seine  macht  brauchen  könne  gegen  die,  durch  die  er  dazu 
in  ^taud  gesetzt  war,  und  es  liatte  keiner  lust  oder  Veranlassung 
zum  unrechte,  da  man  dem  billig  hergehenden  willig  gehorchte  und 
der  könig  den  ungehorsamen  nichts  schwereres  drohen  konnte,  als 
dasz  sie  das  reich  verlassen  müsten.  aber  seitdem  durch  die  ein- 
schleichenden laster  die  königsherschaft  in  tyrannis  verkehrt  wurde, 
wurden  gesetze  nötig,  die  anfänglich  auch  noch  von  weisen  aus- 
giengen,  wie  die  athenischen  von  Solen,  die  spartanischen  von  Ly- 
kurg und  die  aus  Pythagoreischer  Weisheit  entsprungenen  desZaleu- 
ktts  und  Cbarondas. 

Dieeen,  wie  bemerkt,  auf  dem  etoisehen  ideal  dee  Telkslebeu 
bembendea  iQgcft  Ittgi  Sen^e«  lelbife  in  den  angeführten  brisft 
aooh  die  abweaenheit  der  eelbetooeht,  die  gemeinscheftliehkitt  cisi 
bentMe,  weldbe  weder  armaft  soeh  betrag  niid  disbetahl  soUnti 
imd  die  atait  deren  waltende  liebe  hinan  i 

*Waa  die  natar  hervorgebraebt  hatle«  nieht  nor  in  finden,  son- 
dern aneh  einem  andsm  au  zeigen,  war  Inst  und  frende,  keietf 
hennte  ftberflnsz  oder  mangel  haben,  da  unter  einMohtigen gefafli 
wurde,  nodi  hatte  nicht  der  geiaige  doreh  wbergen  dessen ,  was 
er  für  eich  aufbewahrt  hatte,  den  andern  der  nilwendigeii  lebens- 
bedürfnisse  beraubt;  man  Borgte  für  den  andern  wie  für  sieb,  die 
Waffen  ruhten;  die  von  menschenblat  nicht  bleckten  bände  ]iatt«9 
allen  hasz  gegen  die  wilden  thiere  gekehrt.' 

Damit  verbindet  er  dann  die  Schilderung  der  sorglosen  ruhe, 
des  sicheren  friedens  jener  zeit  im  gegensatzc  gegen  die  not,  sorge 
und  drangsal  des  gegenwärtigen  lebens.  'in  der  kühlen  umschattung 
dichter  haine  oder  in  schlichter  zufluchtsatätte  vor  winter  und  regen 


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Ueber  die  sagen  von  einem  goldenen  seitaLier.  505 

geßcliützt,  brachten  sie  ruhige  Dächte  ohne  seufzen  hin;  uns  aber 
wirft  die  sftrge  in  unserem  purpur  hin  und  her  und  regt  uns  mit  den 
Bob&rfsten  stacheln  auf.  ihnen  gewährte  süszen  schlaf  die  harte  erde; 
nicht  getäfelte  decken  hingen  über  ihnen,  sondern  die  gestirne  wan< 
delten  über  sie  hin  und  das  majestätische  Schauspiel  der  nacht.' 

So  sehen  wir  hier  Seneca  vor  allem  die  Unschuld,  gerechtigkeit 
und  liebevolle  eintracht,  dann  aber  auch  die  daraus  entspringende 
glttckseligkeit  des  goldnen  zeitalten  auf  der  dttstem  folie  einer  ent- 
wleleD,  m  lattor  mid  «iend  wnmtaun  gegenwari  MtamaleB«  ja- 
dodi  wie  Plate  in  der  oben  angefOkrten  dantellang  des  politikiu 
an  erkennen  gibt,  daes  er  jenea  nnbewnste  natur-  and  tagend- 
leben  nicbt  fttar  das  böcliate  nnd  beete,  vielmehr  das  bewnete  freie 
«KitNlMtt  nnd  erwerben  d«  togead  ftr  einen  der  menaöhbeit  wür- 
digeren aoetand  baHe,  ao  hebt  auch  Seneca  einen  groeaen  mangel 
an  den  menschen  jenes  glückseligen  Zeitalters  hervor,  dasz  sie  näm- 
lich ,  so  trefflich  nnd  nnachnldig  auch  ihr  naturgemäszes  leben  war, 
doch  nickt  alle  weise  gewesen  seien*  'ich  wiUatebt  leugnen,'  sagt 
er,  *dasz  es  mSnner  von  hohem  sinn  nnd,  so  zn  sagen,  frisch  von 
den  göttem  waren,  denn  es  ist  kein  zweifei,  dasz  die  noch  nicht 
von  geburten  erschöpfte  erde  besseres  hervorbrachte,  wie  sie  aber 
alle  eine  kräftigere  und  zur  anstrengung  willigere  natur  besaszen, 
so  war  doch  nicht  bei  allen  die  anläge  vervollkommnet,  denn  nicht 
die  natur  gibt  die  tugend;  gut  zu  werden  ist  eine  kunst.  sie  waren 
unschuldig  aus  Unkenntnis  der  weit;  es  ist  aber  ein  groszer  unter- 
schied, ob  einer  die  sUnde  nicht  will  oder  nicht  kennt,  sie  be- 
saszen nur  etwas  der  wahren  tugend  ähnliches,  welche  nur  einem 
unterrichteten,  gebildeten  und  durch  anhallende  übung  zu  dem 
höchsten  hingeführten  geiste  zu  teil  wird.'  somit  wird  das  gemälde 
der  glückseligen  urzeit  hier  zu  einem  nnvoUkommenen  vorbilde  des 
lebensideales  herabgesetzt,  weldies  diej^lesophieenljgeetdlt  hatten 
Ton  welehem  die  meBsebheift  dnieh  ab&ll  von  der  natar  sp  däm 
elend  der  gegenwart  herabgeennkai  sei.  naohdem  also  die  wahre  • 
gULcksei^plrait  der  mensehen  nieht  mehr  in  rSnmlieher  ferne  ver- 
witklidii  gefbnden  worden  konnte  —  nnr  schwache  nachklinge 
dieser  vorstelhmg  fiaiden  sidbi  bei  Horaa  (epod.  16,  41)  —  halte 
anoh  die  sage  von  derselben  in  der  nrzeit  mehr  und  mehr  ihren 
halt  verloren  und  es  blieb  daftlr  nnr  die  dritte  der  formen  übrig, 
die  wir  oben  bezeichnet  haben,  nach  weleher  sie  als  ein  in  der 
snknnf  t  liegendes»  nach  Vollendung  der  gegenwärtigen  weltperiode 
m  erwartendes  imd  zu  verwirklichendes  ideal  erschien,  für  diese 
erwartung  fehlten  aber  in  der  griechisch-römischen  weit  die  be- 
dingungen,  und  wir  sehen  dieselbe  daher  in  der  griechischen  lite- 
ratur  fast  nirgends  und  in  der  römischen  literatur  nur  in  schwachen, 
nach  der  ethischen  seite  wenig  ausgeprägten  spuren ,  und  offenbar 
von  orientalischen  einflüssen  angeregt  und  beherscht,  hervortreten« 
dieses  näher  darzulegen  wird  der  dritte  teil  unsrer  aufgäbe  sein. 

Hier  bietet  sich  fürerst  die  Vorstellung  eines  glückseligen  zu- 


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596 


IMbir  dl«  tigen  you  timm  folteen  zaitBlIer. 


ilMto  i»  MMilMiite«  w<kh»  iwilb«  la  jfe  aiekste  » 

hwfl  iniit.  Ml—  tTT  ftuf  iHt  fiHt  nfr  rm  thrwi  y*Mffi#n  «itf*«HT 
te  yergaagealMil  madtgifill  ni  diflw  arit  Mtwkgiielii  <Bfctd* 
hngaa»  wi»  —cfc  »it  dm  prophwwiaufm  BibyMhriiciw  otifcri 
fiffaülpik  tngtpiigi  ist  diiiM  TuritJlMig  ntnfc  mid  fiMft  iUdi- 

ateliend  in  der  rOmiachea  llttfUi,  und  hier  Yor  allem  in  der  viel- 
fach rftthselhaften  vierten  ecloge  des  Virgil,  in  der  griechischen 
litteratur  findet  sioh  bei  heidnUcben  Schriftstellern  nichti  dafon*^, 
da  das  höchste  glflck  in  der  gntMmkm,  TolkManelit  der  genass, 
der  besitz,  die  macht,  die  ehre  nnd  der  rnhm  war,  mid  erst  später, 
namentlich  durch  die  Sokratiker  sittliche  und  geistige  güter,  €UC€- 
ßeia  und  cujqppocuvil  hinzukamen  (Nägelsbach,  rifichhomerische  theo-  ' 
logie  VII  10).  von  den  griechischen  komikern  wurden  daher  die 
Züge  sinnlichen  Wohlergehens,  genusses  und  Überflusses  bis  ins  aben- 
teuerliche und  fratzenhafte  ausgemalt  (s.  darüber  Klingender  a.  o. 
B.  26f.). 

Die  4e  ekloge  Virgils  ist  an  seinen  gönner  nnd  wohlthäter,  den 
consul  Asinius  PoUio  gerichtet,  den  mitatifter  des  Brundisischen  Ver- 
trags zwischen  Octavian  und  Antonius  (40  vor  Ch.),  und  feiert  den 
eben  geborenen  oder  erwarteten  söhn  desselben  als  den  erstling  des 
meoen  glückseligen  zeitlaufes. 

Dmi  die  Mtgaikriege  teit  Soll»  xmA  ihi»  fgrlwewadw  od 
wuMknäi&B  folgen  Im  Italkii,  dieviriMhagwntsrlaBMreota,^ 
Twanmmg  der  btwolmer  aeboB  der  «ihfaflnig  rm  wicliiilnimii  ii 
eipielnim  Maden  mnato  bei  den  BtoerB  eine  aiedq^  j 
•Ü«  lelnMulit  lieh  «oiiBi  benem  inateiide  bemigertiftii  mdm  I 
wie  nie  zuvor,  ab  aim  der  bflfgwlarieg  zwischen  Octayian  nnd  L.  Asr 

tonius  aufjs  nene  aittgebrochen  war,  gab  Horaz  in  der  16iiiiBd7B 
SSpode  dieeer  Stimmung  ausdrucke  und  in  der  dttetem  erwartnng, 
dasz  Boiii  eMUioli  den  barbarem  in  die  bftnde  fallen  wevde^  empüeblt  | 
er  in  der  ersteren  als  einzigen  weg  der  rettung  die  answanderusg 
wenigstens  des  besseren  teils  des  volkes  (der  frommen)  nach  den  i 
glückseligen  inseln,  ein  plan,  den  schon  Sertorius,  wie  oben  erwähnt  , 
ist,  nach  dem  siege  des  Sulla  gefasst  Laben  soll,  die  Schilderung 
des  dortigen,  von  not,  mühsalen  und  rnaiif^^el  freien  lebens  ist  offenhar  I 
denen  des  goldenen  Zeitalters  nachgebildet  und  enthält  nur  züge  der  ' 
befriedigung  äuszerer  bedürfnisse  durch  die  natur  in  einem  fried-  , 
lieben  genuszleben,  neben  denen  die  reinheit  von  Verderbnis  nur  bei- 
läufig erwähnt  wird,  dasz  die  auswanderung  selbst  allegoriadl  ^ 
aufzufassen  sei  und  die  sittliche  umkehr  bedeute,  wie  Düntzer  meil^ 
(n.  jahrb.  f.  phil.  u.  päd.  18G9  hft.  5  s.  321)  können  wir  nicht  «• 
geben,  wenn  wir  auch  mit  Klingender  (de  aureae  aetatis  fabalaB*3S) 

wie  Bunten  in  seinem  bibelwerke  (ee  Jes.  11,  6)  sagen  kann: 

'auch  findet  man  bilder  eines  kommenden  glücklichen  friedcns  bei  Tbeo- 

krit  und  Virf;il',  begreife  ich  nicht,  da  die  einzige  stelle  bei  Theoknt, 
wo  ein  goldeues  menschengeschlecht  erwähnt  wird  (id.  12,  16)  offenbtf 
attf  das  Tergangeae  gebt. 


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Uebar  die  Migw  tob  eiiMm  gotdenan  Müalter.  697 

annehmn,  dass  die  auswandemng  nicht  ernstlich  gemeint,  sondern 
mir  ein  poetisches  phantasiegemälde  der  Verzweiflung  war.  denn  auf 
dem  boden  der  röraiscben  religion  bot  sich  kein  moment  mehr,  wel- 
ches die  lioß'nung  glücklicher  zustände  ins  leben  rufen  konnte,  selbst 
die  peinlichste  Verehrung  der  alten  güttcr  hatte  sich  als  erfolglos 
erwiesen;  die  mysterien,  insbesondere  die  eleusinischen  wurden  nur 
einem  geringen  bruchteile  des  volks  ein  trost  für  das  jenseits,  für 
die  hoffnung  auf  diesseitige  glückseligkeit  musste  man  andere  quel- 
len suchen,  so  wandte  man  sich  denn  vielfach  orientalischen  calten 
und  gottheiten  zu ,  und  damit  zugleich  den  aus  dem  Orient  stam- 
menden Weissagungen. 

Unter  diesen  waren  von  besonderer  bedeutung  und  geltung  die 
sibylliniBehen  btldier,  teÜB  die,  welehe  Ton  stastiw^ii  auf 
dem  Oapitol  anfbewabrt  wurden,  teils  aucb  die,  welche  privatim 
unter  dem  rOmischen  publicnm  verbreitet  waren  (Tac.  ann.  6,  12). 

Nachdem  die  ftltm  sammlong  darch  den  brand  des  Capitols 
(671  a.  a.  83  vor  Ch.)  vernichtet  worden  war,  hatte  man  an  Born 
(678  a.a.  76  vor  Ch.)  eine  neue  von  ataatswegen  veranstaltet  (Dion. 
Halio.  4,  62)  und  in  dieselbe  besonders  die  gediohte  dererythrfti- 
sehen  Sibylle  aufgenommen,  zu  welchen  damals  neben  anderen 
auch  das  uns  erhaltene  de  buch  der  xptlc)Lio\  CißuXXiaxoi  gehört 
haben  musz,  m  grOszeres  apocalyptisches  gedieht,  das,  soweit  es 
echt  ist,  von  einem  alexandrinischen  Juden  um  160  oder  bald  nach 
146  vor  Ch.  abgefaszt  zu  sein  scheint  der  für  seine  zeit  die  bevor- 
stehende ankunft  des  Messias  und  seine  Weltherrschaft  weissagte. 

Lact^intius  berichtet  I  6  von  den  römischen  Sibyllinen:  sunt 
confusi,  nec  discerni  ac  suum  cuique  assignari  potest,  nisi  Ery- 
thraeae,  quae  et  nomen  suum  carmini  inseruit  et  Erythraeam  se 
nominatum  iri  praelocuta  est,  cum  esset  orta  Babylone  (vgl.  Sibyll. 
III  808 — 817)  später  fährt  er  fort:  omnes  igitur  hae  Sibyllae  unum 
deum  praedicant,  maxime  tarnen  Erythraea,  quae  celebrior  inter  cete- 
ras  ac  nobilior  habetur,  siquidem  Fenestella,  diligentisäimus  scriptor 
dü  quindecimviris  dicens  ait  restituto  Capitolio  retulisse  ad  senatum 
C.  Curionem  cos.  ut  legati  Erythras  mitterentur,  qui  carmina  Sibyl- 
lae con^oidta  Bomam  deportarent:  itaque  missos  esse  P.  Gabinium, 
H,  Octavhim,  L«  Yalerium,  qui  descriptos  a  privatis  versus  mille 
Bomam  deportarent. 

Die  eiythrftische  Sibylle,  der  diese  nach  Born  verpflanzten  Weis- 
sagungen zugeschrieben  werden,  war  die  alte  hebrftisi&e,  wie  sie  von 
Ftausanias,  Öemens  AL  u.  a.  ausdrücklich  genannt  wird,  sie  ver- 
diente diesen  namen  um  so  mehr,  da  sie  von  einem  Juden  verfasst 
und  die  quelle  ihrer  orakel  hauptsächlich  das  a.  t.  (insbes.  Jesaias) 
war.  Virgil  schreibt  freilich  seine  Weissagung  in  der  4n  ekloge  der 
cnmüschen  Sibylle  zu.  da  diese  aber  zum  teil  ganz  mit  der  Sibyl- 

0.  FriedUeb  einl.  ni  den  sibyllinischen  Weissagungen  §  17«  Hilde- 
brandt  das  röm.  antichristentum  zur  zeit  der  Offenbarung  Johannis  in 
Hilgeafelds  aeitsohrift  fttr  wiMensoh.  theol.  X7II  1. 

N.  Jalirb.  t  pMU«.  pU.  II.  ibU  1819.  liA.  11.  »9 


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606 


U«ber  aie  nfvi  tob  «inen  goiteon  MÜdter. 


Imiscben  (III  784^794)  fibtttisttiiiiBii»  so  dürfen  wir  wol  hier  eine 
Tenrechslung  d6t  ntmens  Termuten,  znmal  da  nach  Varro  die  cuinft- 
iscbe  auch  die  namen  der  erytbrSiscben  (Amalthea,  Damophile,  Hero- 
phile) trug  und  Justin  von  der  babyloni>cheii  SibjUe  bemmrkt^  dttt 

tMiD  rumii  in  Campanicn  {:!foweis>>^agt  habe. 

Zunächst  also  im  anischlusz  an  die  sibyllinischen  bücher  schei- 
nen denn  auch  in  Rom  schon  zur  zeit  des  Jul.  Cäsar  messianisohe 
erwartungen  verbreitet  gewesen  zu  sein  dass  dieser  selbst  von  man- 
chen für  den  messianischen  könig  gehalten  wurde,  ist  nach  Suet. 
Caes.  79  wahrscheinlich  und  scheint  aus  der  Stelle  Sib.  III  284: 

Kai  TdT€  bi\  Ofüc  OL'pavöOev  fT^|uv|»€i  ßaciXf^a 

Kpivel  6*  övbpa  (küctov       aiuaii  kqI  irupöc  auxMfl. 

geschlossen  worden  zu  sein,  die  sich  freilich  dort  auf  Cjrus 
seiner  deuterojesaianißchen  Verherrlichung  beziehen. 

Dasz  Virgil,  der  Aen.  VI  793  ff.  den  Augustus  von  Anchises 
als  den  Grtlnder  des  goldenen  Zeitalters  bezeichnen  lässt: 

bie  vir,  hic  est,  tibi  qnem  promitti  saepins  asdis 
Augustus  Caesar,  Divi  geuus:  anrea  ceodet 
•aeenU,  qai  mrstu  Latio  regnata  per  anra 
Batnmo  qaondam  tnper  %%  Qaramaatat  ei  lado« 
proferel  inperiiim  — 

orientalisehe  weissagnngm  durch  Angiutiis  erftUlt  sein  lassen 
woUtoi  gellt  ans  den.  tt  t.  799  berror: 

lialiii  ia  adTeotnn  lan  Boae  et  Caspia  regna 
responsis  horrent  diviim  et  Maeotia  tellos 
tt  Mptemgemiai  tarbaat  trepida  oaiia  NUi* 

Za  diesen  Weissagungen  kamen  dann  nodi  prodigien  in  Bon, 
deren  dentnng:  eben  dahinjging  Soet  Ang.  94:  ante  poncos  qoam 
nasoeretor  menses  prodigiom  Bomae  Isctun  pnbUee,  qno  dennntis- 
batnr  regem  p.  r.  natnram  parinrire;  senatum  exteiritnm  oonsnisse 
nequis  illo  anno  genitus  educaretur  e.  q.  s. 

Nach  Die.  Gass.  45,  1  v^ollte  sogar  Octavius  sein  nengebornes 
kind  tödten;  als  er  hörte,  dasz  dasselbe  die  herrschaft  erlangen  werde. 

An  diese  sibyllinischen  Weissagungen  knüpft  Virgil  ferner  den 
gedanken  von  dem  nahenden  abschlusse  des  eisernen  Zeitalters  und 
der  erneuerung  des  kreislaufes  der  Jahrhunderte  als  dem  eintritte 
des  goldenen  Zeitalters  an,  und  führt  denselben  somit  auf  eine 
naturnotwendigkeit  zurück,  von  dieser  auffassung  sagt  Servius  ia 
seinem  commentar  zu  der  4n  ekloge :  dixit  etiara  finitis  omnibus 
seculis  rursus  eadem  renovari,  quam  rem  etiam  philosophi  hac  dis- 
putatione  colligunt,  dicentes  completo  magno  anno  omnia  sidera  in 

*•  der  Messias  soll  nach  der  Sibylle  ein  gewaltiger  könig  sein,  der 
aas  Asien  kommen  wird,  wie  ein  gliinzender  adler  von  gold  von  der 
sonne  herabgesandt,  der  allem  streit  auf  erden  ein  ende  setzt,  alb 
meof ebea  sam  wahren  gott  binfQhrt  and  den  Jaden  an  reiehtnm  und 
llberflnas  verhilft  (orac.  Bib.  m  611.  662.  rergl.  Hilgeafeld  «die  jfidiseb« 
apokalyptik'  ■.  66  ff.). 


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Ueber  die  sagen  von  einem  goldenen  Zeitalter.  699 

oortus  snos  redire  et  referri  rursus  eodem  motu,  quodsi  idem  est 
siderum  motus,  necesse  est,  ut  omnia  quae  fuerunt,  habeant  itera- 
turam.  es  ist  dies  also  die  Vorstellung  von  dem  grossen  welt- 
j  ahre,  von  welchem  Cic.  de  natura  deor.  II  20,  51  sagt:  tum  efü- 
citur  cum  solis  et  lunae  et  quinque  errantium  ad  eandem  inter  se 
comparationem  confectis  omnium  spatiis  est  footo  conversio'  j  eine 
Yor&tellnng,  die  besonders  in  der  pUtoidflaliai  und  stoisöhen  schule 
ausgebildife  wurde  und  «aeh  M  den  BSmem  eingang  fand,  so  dass 
sie  wol  auch  in  die  ab  echt  geeanunelten  1000  dbjUinisclien  orakel 
Mifgenommen  w<»rden  an  smn  scheint;  wobei  aber  nach  YaiTO  aueh 
etmaidsehe  tlberlie&nuig  mitwirklie»  nach  welcher  dieeea  grosse  jähr 
in  Jahrhunderte  von  ungleicher  linge  zetfiel,  deren  ende  durch  pro- 
digien  angeseigt  werden  sollte,  nach  derselben  würden  dem  etra- 
nMhen  yolke  8  secula  bestimmt  sein,  das  9e  mit  Sulla  beginnen  nnd 
das  lOe  der  scblusz  der  weltperiode  sein,  zur  zeit  der  4n  ekloge 
glaubten  nun  die  Börner  in  dem  lOnoder  letzten  dieser  Jahrhunderte 
(oder  weltmonate)  zu  leben  und  erwarteten  demnächst  die  Wieder- 
kehr des  Weltfrühlings  und  mit  diesem  den  Wiedereintritt  des  gol- 
denen Zeitalters  unter  der  herrschaft  des  Satamns  oder  die  emeae- 
nmg  des  menschlichen  daseins  und  lebens. 

Dasz  die  menschheit  einer  emeuerung  bedürfe  und  darin  die 
erste  bedingung  der  menschlichen  glückseligkeit  liege,  dieser  ge- 
danke  wird  von  Virgil  v.  7 : 

iam  noT«  progenies  eoelo  demittitiw  alto 

zwar  ausgesprochen,  aber  dann  nicht  weiter  verfolgt.  Servius  fügt 
erklärend  hinzu :  ut  videautur  homines  non  ex  mortalibus  nati  sed 
ex  numinibus  et  quasi  de  coelo  delapsi. 

JHm  mm  Virgil  diese  Weissagung  in  der  4n  ekloge  anf  den 
erwarteten  oder  eben  geborenen  söhn  des  Asinina  PolHo  beiieht, 
dflrfte  wol  nnr  in  der  sibylliniachen  weisBagong  seine  erklSrung  fin- 
den» welche  dem  beginn  des  goldenen  srntalters  mit  der  gebnrt 
eines  kindes  (nach  Jesaiae  9)  in  nnmittelbare  terbindnng  setzte, 
das  als  mächtiger  herecher  jene  glflckselige  zeit  dem  menschen* 
geschlecht  bringen  sollte,  da  nun  diese  bedingung  jetst  auf  Ootaviaa 
keine  anwendnng  finden  konnte,  so  weist  er  dem  erwarteten  oder 
neugeborenen  söhne  des  PoUio,  seines  hochverehrten  gönners  und 
friedensstifters  mit  einer  allerdings  nicht  zu  verkennenden  Schmei- 
chelei diese  rolle  zu,  welche  früher  von  Caesar  nnd  Angustos  erhofft 
worden  war.  in  ehrfurchtsvoller  hingebung  an  den  mann,  der  nicht 
nur  durch  den  brundisinischen  frieden  die  grJiuel  der  bürgerkriege 
von  dem  römischen  volke  abgewandt  hat  und  noch  fortföhrt,  die 
spuren  des  bisherigen  frevels  auszutilgen,  indem  er  das  aufblühende 
geschlecht  duich  poesie  und  weit  Weisheit  zu  veredeln  sucht,  tiberträgt 
er  auf  dessen  söhn  das  vom  Schicksal  beschiedeno  glück,  ein  götter- 
leben  zu  empfangen  unter  einem  geschlechto  von  halbgöttern ,  wel- 
ches die  erde  erfüllen  wird,  indem  er  selbst  mit  allen  tugenden  seines 

89* 


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Vaters  herschen  wird",  jedoch  wird  sich  dies  goldene  Zeitalter  nur 
nllmShlich  mit  dem  Wachstum  des  knabeii  entwickeln,  noch  unter  des 
vater»  consulate  wird  mit  der  geburt  dei  bohnes  der  frühling  des  neuen 
weltjahres  eintreten,  so  danz  in  der  von  fluch  und  frevel  gereinigten 
weit  der  söhn  des  Pollio  als  der  tr^stling  der  vei*edelten  menschheit 
ein  göttliches  leben  unter  göttern  und  mitgeborenen  heroen  füiirea 
und  die  fülle  der  satumischen  glück^eligkeit  erleben  wird. 

Die  ersten  geschenke  des  mit  der  gebui  dee  kiadee  wieder  snf- 
bWÜMade«  weltfrttMiiigi  mad  edl—  iifliiiiwi  mnä  htuum^  diesout 
in  gttrlen  gezogen,  jetrt f«B ielM «sd elme  pflege  wiimImm,  sbIb- 
Mi  der  tibim  wd  verülgung  der  giftigen  gewinne  md  gewiefase, 
wSliM  md  eniekuw  iMiden  ww.  diee  and  die  fmli  riinndeffe  nnn 
Htnod  md  Atitie  iMtonnln  kerkOwilifffafnn  ittgv  cnee  goid6m 
leijfadtere  imd  eabter  ednldloMBt  jedoch  ent  eUnllilicli  bbiuIdiub* 
den  Seligkeit. 

Mit  dem  heranwachsen  des  kindes  wild  die  weit  schon  so  ge- 
ordert seim,  dess,  wieenf  denHorazisehen  oceaninseln  (£p.  16, 49  ff,) 
von  selbst  getreide,  wein  und  honig  gedeiht,  obgleich  noch  nnza- 
länglich,  weshalb  landbau,  handel  und  krieg  noch  fortdauert,  denn 
die  erde  ist  von  dem  Verderbnisse  des  alten  sündenfluchs  noch  nicht 
völlig  gereinigt  und  geheilt,  es  ist  daher  noch  eine  stürmische  zeit 
(ähnlich  der  des  4n  Hesiodischen  geschlechts  w.  u.  t.  156  if.),  in 
der  die  edeläten  Jünglinge,  der  heroische  anwuchs  gewaltige  meer- 
fahrten und  kriege  ausführen  werden. 

Hat  nun  der  erwartete  und  neugeborene  söhn  das  männliche 
alter  erreicht,  dann  wird  Schiffahrt  und  bebauung  des  land es  auf- 
hören und  die  erde  alles  von  selbst  hervorbriniron  und  ohne  pflege 
und  kuubt  der  acker  ,  der  weinberg  und  die  herJen  den  edelsten  er- 
trag liefern,  die  wolle  der  sehafe  wird  von  selbst  so  prächtig  ge- 
fibrbt  sein,  wie  es  jetzt  der  beste  puipnr  kaum  yemag.  'schon  naht,' 
sagt  der  diobtor  itt  b^geieterter  phaniMie,  *dM  grosse  weltjahr,  oad 
es  erbebt  tot  der  kommendsa  sdigkeit  des  nBeraesilidie  wettslF, 
er  idJieett  dann  mit  der  anfforderung  an  dsu  sftugling,  seioe 
matter  am  lAohdn  za  erkennen,  als  gute  Vorbedeutung  seines  kflaf- 
tigiB  sehidksals. 

Die  in  dieser  diditeriaehen  ansfilhxwig  anageeiooebene  er- 
wartong  dnee  mkünftigen  glückseligen  zustandes  der  menschheit 
knllpft  dlBBbar  auch  in  der  hinsieht  an  die  Heeiodiaehe  DaietelloBg 
des  yergiBgenen  goldenen  Zeitalters  an,  dass  sie  ein  gegenbiÜ 
zu  dieser  und  ibrar  stufenweise  erfolgeaden  entertung  des  neii- 

wie  dr.  Glaser  in  der  88o  TersanuDlnng  deutecher  phOologen 

und  Schulmänner  iu  dieser  ekloge  eine  parodisch-humoristische  teodeiu 
und  diction  hat  finden  können,  ist  mir  unbegreiflich,  ist  es  doch  an^cn- 
scheinlich,  dasz  die  darstellung  iu  derselben  einen  von  den  andern  ganz 
verschiedenen  charakter  hat,  wie  das  gleich  die  eingangsverse  so  er- 
kennen geben,  dais  die  2e  und  lOe  idylle  nur  nachahmnngen  Theokri- 
tischer, wenn  atich  mit  indivicliioller  wendung,  sind  und  Virg.  in  der 
leUtern  mehrfach  Vorbildern  (üeuod)  gefolgt  ist,  ist  mir  nnzweifelliAft. 


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üeber  die  sagen  toh  einem  goldenen  seitalter.  601 

schengeschlechtes  und  seines  zustandes  bietet,  indem  sie  die  zu- 
künftige glückseligkeit  nur  allmählich  und  stufenweise  sich 
entwickeln  läszt. 

Das  ergibt  sich  aber  unstreitig  als  resultat  der  vergleichung  der 
voristellungen  von  dem  vergangenen  und  von  dem  zukünftigen  gol- 
denen Zeitalter,  dasz  die  ersteren  in  der  griechisch-römischen  weit 
weit  allgemeiner  md  fester  begründet  waren,  als  die  letzteren,  und 
dMz  diese,  wddie  die  hoffimng  künftigen  ftiedens  und  glüoksdUgen 
dasems  anf  die  macht  eines  grossen  heraobers  gründeten,  ans  frem- 
der qndle  stammten,  im  rOmisdien  Tolke  wenig  wnnel  fassten  nnd 
Waat  Yereimelt  nnd  spBilich  bervortrsten,  da  sie  in  den  religiösen 
solunrangen  der  Grieehen  nnd  Bümer  keine  anknüpfong  betten,  es 
war  ja  anf  dem  boden  der  grieebiseh-rGmisohen  reügion  kein  moment^ 
welcäies  solche  erwartungen  ins  leben  rufen  konnte,  nur  in  der 
reügion  des  israelitischen,  durch  viele  und  schwere  leiden  gelSuter* 
ten  nnd  eine  erhabene  propbetie  besitzenden  Yolkes'®  und  dann  be- 
sonders in  der  christlichen  war  noch  eine  quelle  solcher  hoffiiüng 
vorhanden,  diese  letztere  aber  wies  über  das  irdische  dasein  hinaus 
auf  eine  tiberirdische  entwicklung  und  Vollendung,  auf  eine  emeue- 
mng  der  menschheit  und  eine  glückseligkeit,  die  nicht  von  dieser 
weit  sei,  wie  dies  in  der  grossartigster  weise  in  der  Offenbarung  des 
Johannes  ausgeprägt  ist. 

Die  ausführlichste  darstellung  und  reichste  ausmalung  der  nach 
der  jüdischen  erwartung  in  der  messianischen  zeit  bevorstehenden 
glückseligkeit,  auf  Verehrung  des  einigen  gottes  und  Vernichtung  des 
götzendienstes,  wie  aui  sittenreinheit  und  Unschuld  beruhend  und 
frieden  unter  menschen  und  thieren,  fülle  und  Wohlstand  dem  volke 
gottes,  dem  die  Hellenen  sich  anschliessen  werden,  gewährend,  finden 
wir  in  dem  schon  erwähnten  3n  buche  der  sibyllinischen  orakel, 
welche  wahrscheinlich  ein  alezandrinischer  Jude  anf  ginnd  alttesta* 
mentUoher,  insbesondere  Jeeaianisdier  Weissagungen  mit  heidnischen 
Überliefeningen  Terschmolzen  nnd  ttberarbeitei  ImIi»  insbesondere  in 
y.  46  ff.,  9S  ff.,  367  ff.,  573  ff.,  651  ff.,  741  ff:,  788  ff. 

Anf  diese  Schilderungen  der  messianischen  zeit  aber  nfiher 
einzugehen  liegt  jenseits  der  aoi^be,  cUe  wir  uns  hier  gestellt  haben, 
noch  weniger  aber  gestattet  diese,  die  nordisch-germanischen  Weis- 
sagungen von  der  sich  einst  aus  dem  meere  erhebenden  neuen  erde 
niä  dem  leben  auf  derselben,  wie  sie  in  der  Edda  enthalten  sind, 
(namentlich  in  der  ftltcren,  Wtfluspa  str.  57  ff.)  hier  herbeizuziehen, 
da  sie  auf  einem  ganz  anderen  boden  als  dem  dassisohen  erwach- 
sen sind. 

18  Yon  dem  reli^ösen  Terkehr  der  Römer  mit  Jadäa  und  besonden 
mit  Jerusalem  sengt  Tacitas  bist.  V  6,  was  man  nieht  wol  von  den  Jaden 
in  der  diaspora  verstehen  kann,  wie  die  folg-endeik  werte:  'iransgressi  In 
morem  eornm  idem  osarpant'  deutlich  zeigen. 

DuiSBURQ.  Eichhoff. 


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Dk  ZwiokttMr  aolnilordMiag  vim&  Uli. 


(52.) 

DDB  ZWICKAÜXB  BCHULOBDHUNG  TON  1593. 
«Ii  Miraf  nr  gmhUfcl«       dr«i0pr«ehif  «aftenidti. 


In  lateinisclitn  gramuiatiken,  ja  auch  in  lateinischen  wi'irttr- 
bücbern  Latte  man,  angeregt  von  Prisciano  bcrücksichtigung  des  grie- 
cbiachen  in  seinen  institationes,  schon  seit  dem  doctrinale  des  Alexan- 
der  (1209)  die  flexkm,  Orthographie  und  ableitimg  griechischer  ins 
litoiwtfiie  fibergegangeiMtt  MBiM  Mlnr  odir  maäg&t  eingebend, 
•tar  Bimt  mit  Mlnr  gecingMi  tpiMbvmtliidiiis,  beluiadalt*'  jetzt 
nit  dem  begiu  des  16ii  jahcli.  drangen  eigentUdie  belehnmgen  Uber 
«Bselne  tiOe  der  grieebiachen  laat-  und  flenonabbre  unter  Ter- 
imdnng  griediiadbMr  ijpm  is  die  Uteiniaebea  gramma* 
Üben  ein«  den  nadiaten  aaitoii  ecbainea  gegeben  ni  baben 
ItiHener:  Anton.  MandnelH,  der  in  ieiner  grammatica  (Born  1490) 
ein  eapitel  nitterae  Graeeonun*  anliseBoainien  hatte *^  und  Aid.  Ma- 
antias,  der  seinen  mdimentis  grammatices  latinae  linguae  (Yened. 
1601)  einige  griechische  lesestücke  und  fragen  über  die  patronymiea 
einverleibt  und  am  schlnes  den  schon  mehrfach  erwähnten,  dieelanflii- 
tarsten  belehmngen  ans  der  griechischen  lautlehre  und  mehrere  dog- 
matische und  ethische  lesestücke  in  griechischer  spräche  enthaltenden 
anhang  beigefügt  hatte,  zu  diesen  beiden  ausländem  gesellte  sich 
Marschalk  in  Erfurt,  der,  wie  wir  gesehen  haben,  1501  die  griechische 
und  lateinische  Orthographie  vereint  behandalte,  seitdem  traten  als 
wesentliche  and  von  den  autoren  SkU  vorzug  ihrer  werke  gerühmte, 

'  *^  so  in  der  'aiirea  grmeiiBatiea  pneiemai*  (eiaeai  der  fibergaaga- 

periode  vom  scholasticis.  zam  humanis.  entstammendea  conmentar  zur 
formenlebre  Alexanders,  wol  in  Lüheck  1480  gedruckt,  ex.  in  Lübeck 
und  Zwickaa)  und  im  2n  und  6n  tractat  der  'grammatica  Petri  Helle 
eam  aiagltlrl  Je.  Sonmerfett  eemaienteUone'  (Ariteat.  1499  in  Zwiekan). 
—  Von  den  lat.  lexicograpban  des  mittelallers  haben  schon  der  Lom- 
barde Papias  im  lln  jahrh.  in  8.  vocabulariam  (drucke  Venet.  1491  und 
1496  in  München)  und  Joh.  Balbua  de  Janua  (Genua;  f  1298j  in  s.  un- 
gemein rerbreiteten  eatlielieoa  (Maina  1460  naw.  ia  Mfindien)  gno- 
chische  werte  aufgenommnn  und  grammatisch  behandelt;  desg^I.  J.  Tor- 
tellins  in  s.  lexiconartigen  orthographia  (a.  oben  vor  35)  und  J.  Reuchlin 
in  s.  Tocabularius  breviloquus  (Basil.  1475  oder  76,  in  Zwickau  und 
München),  vergl.  über  letstem  ^Geiger,  Reucbl.  72  (griech.  typen  fehlen 
Boeb).  aaeb  in  Jo.  Melbors  'vocabularius  praedicantinm'  (Argenter. 
1486,  ex.  in  Basel  und  München^  hnhc  ich  etymolog^ische  erklärung: 
priech.  Wörter  gefunden,  oft  der  art,  wie  die  folgende:  agios  id  est 
sanctas,  dicitur  ab  a  id  est  sine  et  ge  i.  e.  terra,  quasi  longe  a  cupidi' 
tote  ierreneniai  iltl 

*^  Basil.  1501  in  Wernigerode;  Venet.  1492  in  M&nobeii.  über 
Mancinellis  nnd  Perottis  einflusz  auf  den  Wiener  humanismus,  besonders 
auf  Bernb.  Perger,  der  in  seiner  grammatica  oova  (Memmingen  1484; 
in  Mttneben)  ebeafaUf  eiaea  karaea  »baebaitt  de  graeeor.  Boanlanai 
declinatione  (ec.  Im  lalelB«),  aber  ebae  erieeh.  lettera  bat,  TentL  Aaeb- 
bachlftlS. 


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Die  Zwickaner  adralordDang  von  1688. 


aber  freflkli  meut  sehr  dOritige  bestandteüe  in  den  beeieran  laiei- 
nisdien  grammatHsen  dentsoher  hnmanisten  al»8ohniUe  *de  Htteris 
{[XMcis  ^qaid*  und  Me  Oraeoomm  deelinaüonibi»'  aaf,  so  bei  Jac* 
Hesriobouuin  (in  Tübingen),  grammatloae  institntionee  (Hagönoae 
und  Phondiem.  lAOB)"^,  Jo.  Brasnoaniis  (damals  paedotriba  in  ürach) 
institut.  grammaticae  (Argentor.  1508)^^  Jo.  Cochlaena, qaadriaiiun 
grammatices  (Norinbergae  löll)'^,  Jo.  Aventinns,  grammatica  om- 
nioin  utilissima  etc.  (Monaehii  1612)'*,  Jo.  MurmeUins  (damals 
in  DoTenter);  nudei  de  latinoram  et  graecornm  nominam  yerborum- 
que  magis  difficilium  dcclinationibus  (Coloniae  1515).''^  wie  Melan- 
chthon  auf  das  titelblatt  der  ersten  ausgäbe  seiner  institutionesgraecae 
grammaticae  (1518)  zur  empfehlung  den  satz  drucken  liesz:  prod- 
erunt  haec  non  solum  graeca  discentibus ,  sed  iis  etiam  qui  non  tur- 
pissime  latina  Iractare  conantur,  so  wurden  von  jenen  lateinischen 
grammatikern  die  in  ihre  werke  aufgenommenen  capitel  aus  der 
^iechischen  grammatik  als  sehr  wünschenswert  (*ut  analogiam  vi- 
deas',  Cochlaeus),  ja  als  unerlSszlich  für  das  'optime  scire  latine', 
mindestens  für  die  richtige  tiexion  und  ableitung  der  patronymica 
(Manutius)  bezeichnet.  Manutius  hat  darum  auch  einen  kurzen  ver- 
gleich angestellt  zwischen  griechischer  und  lateinischer  flexionf 
Ooefalaens  zwiscihen  den  lateinischen  nnd  griechischen  lantgruppen, 
und  Simler  nimmt  in  seinen  obsenrationes  de  arte  grammaäca  in 
viel  grösserem  masze,  fast  durchweg  auf  das  griechische  besag, 
wie  er  anch  umgekehrt  in  seinem  isagogicon  in  literas  graeoanicas 
das  lateinische  bwUcksichtigi  einen  fttr  seine  zeit  nicht  minder  be- 
dentongsvoUen  schritt  that  Ayentinus  in  seiner  grosseren  latdmschen 
grammatik  'rudimenta  grammaticae'  (Augoste  1517),  indem  er  hier 
(bl.  s  3  [nach  dem  freilich  noch  niedrigen  stände  der  wissen* 
Schaft])  Worte  znsammenstellte,  ans  denen  erkannt  werden  sollte, 
qnod  adhno  nostro  aevo  marima  est  affimtas  Ungnae  nostrae  [i.  e* 
germanicae],  praecipue  Ingenonmn,  com  graeca. ** 

^  ex«  Fborc.  1508  in  Lübeck,  Phorc.  1609  iu  Leipzig. 

«z.  Phore.  1510  in  Leipsig.  —  Das  grieeh.  Ist  auf  dem  titelblatt 
angehOndigt:  'de  litteiis  graeeia  aliqnid,  qnod  alii  non  haben t\ 

ed.  priuc.  des  quadriv.  hat  mir  präfect  dr.  Otto  in  Bretlaa  freand> 
liehst  geliehen,   aase.  Argent.  1513  in  Zwickau. 

^  ed.  prine.  in  littnohea  nad  Zwiekan.  aoeh  eingehender  beeprleht 
Aventin  in  s.  mdlmenta  grammatieae,  Angost.  1617  bL  M  S  fl«  die  grieeh. 
declinationen. 

ed.  princ  in  Wernigerode,  Colon.  1619  in  Zwickau, 
ed*  prine.  in  München  (prof.  t.  Halm  wird  im  avftrag  der  bair. 
«cad.  das  leider  nieht  mangellose,  aber  seiner  zeit  wichtige  buch  eom- 
mentiert  nett  herausgeben).  —  Der  nachweis,  dasz  die  Deutschen  mit 
den  Griechen  verwandt  seien,  ja  vor  alters  unter  ihnen  geweilt  hätten 
nnd  dasa  noeh  spuren  dieser  besiehungen  in  geschichte  und  spräche 
der  Deutschen  erkenntlich  seien  —  dieser  nachweis  war  Im  SMtalter 
des  humanismus  sehr  beliebt,    vorg-l,  u.  a.  Irenicus,  exeg.  germ.  I.II  j 
c.  45;  Aventins  'chronica'  (erst  1566  zu  Frankfurt  a.  M.  gedruckt,    ex.  | 
in  München)  bl.  £  1';  ja  noch  Wolfg.  Lazius  de  gentium  aliquot  mi- 
gratlonibns.  Basti.  1(57  lib.  I  extrem,  (in  MOndien;  Francef.  1606  In 

i 


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Dit  ZwiekMMT  MirakidMag  Jim  tSU. 


So  bigMia  mit  dm  wkdtriafthÜKa  det  griadnaehfli  qnMb- 
ttndiiuM  än  tprAeliTorgUiolioiidor  naftcnwlil  tidi  hin.  n 
bffoelitti»  dmc  te  Wu  wude  ra  dm  rmSm  Mditai  dar  gflgan- 
wirUgen  iptadiwiMiBMlMft.  griMUsoh  tad  UtttBiMh  tot  itoi 

wurden  alt  «ag  «mwilWgabBrig»  and  in  beziebong  zn  einander  tu 
betreibende  spracben  angetehen  nnd  bebandelt,  dnreh  Emmos 
wurde  (1616)  diese  auffasfOg  sanctioniert  und  der  eBteprccbende 
ratecridii  empfohlen  und  angeregt,  primnm  looum  —  sehneb  er 
ift  teinem  de  ratione  studii  etc.  libellos  —  grammaiica  sibi  vendicat 
it^ne  protinus  duplex  tradenda  pueris,  graeca  videlicet aclatina, 
non  modo  quod  bis  duabiis  Unguis  omnia  forme  sunt  prodita,  quae 
digna  cognitu  videantur,  vennn  etiam,  quod  utraque  alteri  sie  affinis 
est,  nt  aniltae  citius  percipi  tjuuant  couiunctim,  quam  altera  sine 
altera,  certu  quam  latina  bine  graeca  .  .  .  ergo  utriusque  linguae 
rudimenta  et  statim  et  ab  optimo  pi  aeceptore  sunt  haurienda. nur 
erteilte  man  diesen  sprachunterriclit  nicht  so,  dasz  man,  wie  es 
Erasmus  a.  o.  durch  berufung  auf  Quintilian  nahelegte,  gleichzeitig 
mit  oder  gar  vor  dem  latein  das  griechische  begann,  sondern  man 
folgte  dem  Vorgänge  und  wünsche  des  Aldus  Manutius^^:  lehrte 

Dresden),  gegen&ber  den  Italienem  rubnite  man  eicb,  dasz  'nostra 
ILogua  proximior  grapco  ifliomati  accedit,  qnam  Ifttina'  Irenicus  II  30. 
wie  Abt  Job.  Tritheim  von  Spanbeim  und  der  Wormser  bischof  und 
kaaaler  Joh.  t»  Dalberg  nnd  wie  aein  eigner  lebrer  Oonr.  Oellii\  fo 
aammelte  Aventin  Wörter  'fo  den  Oriechen  vnd  Tentschen  ein  disg 
heiuen'  und  wollte  'dieser  meinnng  ein  büehel  gar  verfertigen  vnd 
«ass  lasten  geben'  (chronica  s.  o.).  —  Auch  Camerarias  sammelte  noch 
einige  tansend  wDrter,  die  im  grieeliiaeben  Jtnd  devteeben  IlbereiBitim- 
Ben.    Tb.  Benfey  gesch.  der  sprachwiss.  in  Deutschland  (1869)  e,  iS7. 

schon  der  prolog  des  weit  verbreiteten  iin<l  von  Wimpfeling  em- 
pfohlenen 'exercitiuin  puerorum  grammaticale  per  dietas  distributum' 
(Antwerpen  1485)  definiert  den  grammatischen  Unterricht  als  die  in- 
etitotio,  qne  lattnum  et  grecum  ideoma  doeet  (antg.  Antwerpen  1488 
in  Zwickau,  spätere  in  München,  G^3ttinp:en  nsw.).  —  Vergl.  auch  den 
interessanten  5n  dialog  (Me  .  .  .  graecae  litteruturae  rudimentis  in  prima 
aetate  addiscendis  )  über  das  thema:  'graeca  cum  latinis  coniangas'  in 
der  paedologia  Petri  Moeellani,  Lipe.  1516  (tn  stadtbibl.  Leipzig;  Lip«. 
1518  in  Zwickau).  —  Anch  Melanchthon  empfahl  gleich  in  seiner  an« 
tritt^vorlesung  vom  29  ang.  1518  (de  corrigendis  adolescentiae  studiis) 
den  Wittenberffer  Studenten  'simul  cum  latinis  graeca  discere'  (oper. 
ed.  Breteelineider  XI  p.  n  nnd  M). 

^  rudimenta  gram,  lat  ling.  1601  bl«  I  4^:  volonu»  et  graece  et 
latino  slmul  institui  adulescentnlos,  ita  tamen,  ut  a  sermone  latino  ae- 
tate nostra  incipiant  ^beachtenswerte  Propädeutik  i],  nec  multopostaoa 
et  reoMoie  Htterte  et  i^eeie  inenoiibattt,  ted  tnne  potiesimnoi  uM  eas 
orationis  parteis,  quae  inflectuntur,  deelinare  latine  didicerint.  —  Aach 
L.  Vives,  de  disciplinis,  Colon.  1532  p.  302  (de  tradendis  disoiplinis 
III)  wünscht,  dasz  dem  latinitatis  cursns  aliquante  post  initium  aeqaan 
debet  etiam  graecitatis,  ut  ambo  couficiantur  pariter.  der  Eifleber 
lehrplan  von  1625  (a.  o.  s.  7)  schreibt  vor:  ex  tertia  [der  obersten] 
classe,  qui  mcdiocrc  iam  robur  in  latinis  litteris  fecerunt,  et  firmioribtis 
ingeniis  esse  videljuntnr,  incipiant  {^raece  discere,  elemeutale,  Oecoiam* 
padii  grammaticen,  nonuuUos  Luciaui  dialogos,  deinceps  Heiiodaiii| 
aenenuB. 


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Die  Zwickaucr  Schulordnung  von  1523, 


605 


zuerst  lateinisch  und  liesz  das  griechische  nach  einiger  zeit  all- 
mählich zum  besseren  Verständnisse  und  rar  schnelleren  erlemung 
dee  laft^  liinsatMteii.  TidfiM^  hat  nuui  dabei  ein  ganz  timHdieB 
-wmMmiD.  eingescUagen,  wie  später  Batke  und  andere  pädagogen: 
derselbe  stoif ,  der  im  lateinieoh«!  imierrieht  und  Torber  yielleidit 
scholl  im  dentocben  m&d  religiöBen  elementarantemdit  verwendimg 
gefonden  hatte  mid  den  sobttleni  in  snecom  et  Bangninem  flber^ 
gegangen  war,  winde  nun  diesen  in  griechiBcbeni  texte  geboten,  so 
gab  sdion  Manntios  in  seinen  radimentis  gram.  Ittt.]ing.  nnd  in  dem 
öfters  eirwähnten  griechischen  elementarbuch,  das  er  den  radimentis 
anhieng,  ganz  dieselben  elementaren  lesestücke :  das  ave  Maria ,  das 
saHe  zegina ,  pater  noster,  sjmbolum  apostolicnm  und  den  anfang 
des  evangeliums  Johannis,  beliebte  eine  solche  methode  nicht,  so 
suchte  man  wenigstens  durch  eine  beigedruckte  oder  mündlich  vor- 
ausgeschickte lateinische  Übersetzung  den  griechischen  stofY  dem  Ver- 
ständnisse und  Interesse  der  schüler  näher  zu  bringen  und  übte  die 
Schüler,  dem  rathe  des  Erasmus  folgend,  der  darauf  besonderes 
gewicht  legte",  fleiszig  im  übersetzen  aus  dem  griechischen  in  das 
lateinische ,  ja  wol  auch  —  wie  zu  Zwickau  —  im  weiterübersetzen 
in  das  deutsche.  ' 

Wie  weit  man  aber  dabei  dieselben  in  die  spräche  und  literat^^r 
der  Griechen  einführte,  ob  durchschnittlich  wirklich  so  weit,  wie  es 
die  Zwickauer  Schulordnung;  von  1523  wünscht,  darüber  liegen  zur 
zeit  noch  keine  sorgfältigen  forschungen  vor.  eine  geschichte  des 
Stadiums  und  sehulmäsiflgen  betnebes  der  griechischen  spräche 
während  der  blttteseit  des  hnmanismns  dh.  bis  1620  oder  bis  zom 
jähre  des  erscheinens  der  Zwiehaner  ordnong,  1523,  ist  noch  nicht 
geschrieben  —  denn  Eämmels  schon  citierter  artikel  Uber  den  nnter- 
•  rieht  im  griechischen  etc.  beschäftigt  sich  wesentlich  erst  mit  der 
zeit  nach  dem  Bädisischen  yisitationsplan  Tön  1628  und  Schul- 
ordnungen, welche  vor  unserer  Zwickauer  das  griechische  berück- 
sichtigen, sind,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  noch  nicht  bekannt 
gemaäit"  doch  kann  man  sich  ein  annähernd  richtiges  bild  con- 


de  ratione  stud.  (Argont.  p.  24) :  plurimum  fructus  est  in  graecis 
vertendis.  quae  conueniet  pueros  hoc  in  genere  saepissime  ac  dili- 
gentissime  exerceri.  nam  simul  et  excrcetur  ingeniam  in  deprehendis 
sententüt  et  vtriiuqae  sermo&is  ris  ae  proprietas  penxtns  intpioitor,  et 
qaid  nobis  [sc.  Latinis]  cam  Graecis  commune  sit,  quid  non,  dcprehen- 
ditur.  —  Nonnunqiiam  eandem  sententiam  graece  ßimnl  ac  latine  metro 
et  oratione  prosa  uarient  etc.  vergl.  Yives  a.  o.  8.  303.  ganz  ebenso 
hatte  Irilher  Rod.  Agricola  für  das  erlemeii  des  latefn  dem  ftbenetsen 
des  geleseaeii  in  die  mutterspraehe  das  wort  geredet  (in  dem  1>e* 
kannten  brief  an  Barbirianus  de  formando  studio  1484). 

nur  die  im  j.  1661  vom  rector  Herrn,  v.  Kersenbrock  bevorwortete 
(bei  Fr.  U.  Dnyer  bibUotheea  Monasteriensis  [1799]  p.  165  ff.  abge- 
omekto)  ratio  etadiorttm  für  die  siebenclassige  schule  zu  Münster  muss 
ansgenommea  werden,  wenn  sie  wirklich,  wie  Nordhoff  (denkwürdig- 
keit.  a.  dem  Münster,  humanismus.  Münster  1874,  87)  und  Raszmann  (a.  o. 
8  f.)  annehmen,  ihrem  kerne  nach  schon  von  Rud.  y.  Langen  (am 


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eos 


Die  ZwidoHMr  telMiloidBiiBg  Toa  1611. 


liraifrw  ^wttli  TttftIrtfWflttf  oti  tlittifBtitfihCTi,  *l)!gfBiflBffi  ftf^triflfffi ' 
j«Mr  odtr  der  agtAnm  mH  Vihm  den  q^cadiimtcnieiit  imd  ans  den 
betreffenden  IriirbOohera  des  grieehiediwu  der  gefeierie  und  masz- 

gebende  ErAsmos  MHi  im  In  teil  seines  de  ratione  studii  eio»  libeUns 
(1616)  lötgesden  canon  für  die  lehrbücher  des  griechischen  auf :  inier 
greeeoe  giamaiitiene  nemo  non  primnm  locom  inbnit  TheodoroCtozae, 
pranmnm  mea  senUntia  CeniiaBturae  Lascaris  sibi  iure  eno  vendi- 
eei  .  .  .  ex  auctohbns  ii  primnm  sunt  imbibendi,  qnonim  oratio 
praeterquam  quod  castigatissima ,  argumentum  quoque  illecebras 
aliquos  discenlibus  blandiatur.  quo  quidem  in  genere  primas  tribu- 
erim  Luciano,  alteras  Demotitbeni,  tertias  Herodoto.  rursus  ex  poetis 
primas  Aristopbani,  alteras  Homero,  tertias  Euripidi.  der  nacb 
seinem  einflusz  auf  die  deutschen  padagogen  (besonders  Sturm  und 
Comenius)  noch  lange  nicht  genug  gewürdigte'^  Spanier  Ludovicus 
Vives  entwarf  1531  zu  Brügge  im  .'in  buch  seiner  schrift  de  traden- 
dis  disciplinis  seu  de  institutione  Christiana"  nachstehenden  lehrplan 
zu  einem  8  — Öjiilingen  cursus  im  griechiscbeu  für  7 — IGjäbrige 
Schüler:  zuerst  und  zwar  kurze  zeit  nach  beginn  des  lateinischen 
unterrichte,  sollen  für  das  leeenlemen  gebraucht  werden  tabellae 
graeeie  mid  nur  a&eignung  der  fiexioiuldire  dae  le  buch  der  gram* 
matik  dee  Tbeodoma  Gaia  mit  Entemi  llberaetnmg.  ee  foig&  die 
Aieipretotio  toh  Aetopa  üftbelii  nnd  dann  das  3e  buch  öm  Cktta; 
danof  wetde  oratio  afiqoa  pori  eeriptoiia  et  fiuäliB,  etwa  des  Iso- 
entea  oder  Lndaa  oder  JobMmee  Gb^j^tomiiB  den  eddUem  in  die 
h&nde  gegeben,  die  syntaz  sei  von  den  Griedieii  nicht  eosgftltlg  be- 
arbeitet worden^,  auch  nicht  leicht  in  r^gebi  zu  fassen,  die  schQler 
eollen  daher  die  proeodie  und  orthograjäie  nach  Qasas  3m  hxuk 

1498)  entworfen  ist.  nach  dieser  Schulordnung  beginnt  das  griechische 
in  der  vierten  elaste  (der  dritten  Ton  unten)  mit  hilfe  des  elementale 
gneenm  Holeaadri;  in  der  dritten  elasse  wird  grammatiea  graeoa  Glee- 
aardi  und  Isocratis  oratio  ad  Demonicum  behandelt  ('praecepta  gramma- 
tices  Viva  exemplorum  demonstratione  declarata  aiiditores  expeditius 
intelligaut'),  in  der  zweiten  classe  das  vierte  buch  von  Homers  Iliade 
vad  XeDopbonf  dialoff  'de  economia*  (letsterer  'praelegetor'),  In  claMo 
t  und  8  gemeinsam  das  ev.  Marc!  graece  (für  classe  1  fehlt  die  specielle 
anordnnn^).  —  Uebcr  die  achtclassige  Lütticher  schule  (vergl.  anm. 
8  und  16;  ist  bi»  jetzt  nur  bekannt,  dasz  dort  um  1520—24  in  classe  4 
die  elemente  des  grieeh«,  in  5  grmmmatik,  in  7  Aristotelis  Organon 
und  einige  dlalop^e  Piatos  behandelt  wurden.  ergSnsnngen  sn  diesen 
Ton  Char.  Schmidt  a.  o.  s.  4  gemachten  mitteilangen  hahe  ich  aus  Jos. 
Daria,  notice  sur  les  ^glises  de  Liege  t.  lY  197  f.  über  die  gründung 
der  ■ehole,  teilst  aber  bie  jetet  nichte  erlangen  können,  ineonderheil 
nicht  die  Statuten  der  ichttle.  hr.  aiehirar  Sehoonbroodt  in  Lüttieh 
hat  keine  aufzufinden  vermocht,  nnd  Mch  in  den  Lttttioher  acten  aa 
Coblens  ist  nichts  vorhanden. 

trotz  des  bahnbrechenden  artikels  von  A.  Lange  in  Schmids  en- 
«ykl.  der  erzieh.  IX  737  ff. 

7»  de  disciplinis  libri  XX,  Colon.  1532  p.  302  ff. 

gründe:  quod  populum  habuerunt  diatius  bene  loquentem  quam 
Latini,  ut  minus  luerit  opus  obseruatione  et  regulis,  et  alioqui  graeca 
■troetora  foeiesima  esl^  nt  aegre  in  alaeam  poant  eofi  (l,  1*  p.  808). 


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Die  Zwickauer  schulorduung  von  1523. 


607 


erlernen,  im  übrigen  aber  auf  die  eigentümlichkeiten  des  griecbisdieii 
im  unterschiede  YOm  lateinischen  achten  lernen  und  sich  im  über- 
mebsea  ans  dem  gnechieebeii  is  dae  laielnisohe  ftben.  der  Idirer  eolk 
femer  etiiohe  epistolae  des  Demosthenes,  Plate,  Aristotelea  vor» 
tragen  (enambit),  de^gi.  eine  rede  des  Demosthenes  oder  «nee  der 
10  rhetoren.  hiernach  solle  der  schfller  h5ren  (andiet)  einige  rhap- 
sodien  Homere,  die  2  ersten  dramen  des  Aristophanee  niid  mehrere 
von  Enripides.  sentensen  seien  besonders  ans  Theognis  und  Fhocy- 
lides  SU  entnehmen,  darauf  sei  Homer,  soweit  er  noch  nicht  gelesen  * 
sei,  SU  behandeln  und  awar  diligenter  est  a  discipulo  et  audiendus 
cle  praeceptore  et  separatim  relegendns ,  multis  in  locis  ediscendog 
quoque."'  wenn  man  wolle  ^  könne  man  noch  hinzufügen  den  rest 
des  Aristophanes  und  Euripides,  die  IpfOi  Kai  fi;a^pac  Hesiodsi  geist- 
reiche epigramme  und  aus  Pindar  einiges,  für  die  geschichte 
empfehle  sich  (praeleget,  sc.  praeceptor)  Herodian,  dann  Xenophons 
Hellenika  und  ein  paar  bücher  des  Thucjdides.  neben  diesen  Stoffen 
für  den  eigentlichen  Unterricht  gab  Vives  noch  eine  reiche  auswahl 
von  grammatiken  und  Schriftstellern  zum  privatstudium.* 

Nimmt  man  nun  zu  diesen  skizzen  des  griechischen  Unterrichts, 
wie  sie  von  den  2  stimmführern  der  In  hälfte  des  16n  jahrh.  ent- 
worfen und  (nach  den  obigen  altersbestimmungen)  durchaus  nicht 
nur  auf  das  Studium  an  Universitäten  zu  beziehen  sind,  den  studien- 
plan der  Zwickauer  Ordnung  von  1523,  der  mit  beiden  sowie  mit 
Jac.  Micjlli  Frankfurter  (a.  0.)  Ordnung  von  1637",  Stnnns  Strasz- 
bmrger  von  1538  ua.  echnlordnungen  (s.  o.)  verwandt  ist,  so  stannt 
man  Uber  die  anfordernngen,  welche  an  die  lehrer  und  schfller 
in  jenem  zeitranme  gestellt  worden  sind,  doch  darf  man  sieh  die 


,  81  Viyes  beurteilt  Homers  virtutes  et  Tüia  eingehender  a.  301  f.  und 
spendet  namentlich  der  antehanUehhelt  seiner  ersUhlang,  der  feinen 

sehildemng  seelischer  vorgUnge  und  der  das  allgemein-inenschliche  imd 
-natürliche  erfassenden  und  darum  bleibend  wertvollen  darstellong 
Homers  in  kurzen  werten  ein  treffendes  lob. 

^  1.  1.  p.  306  f.  empfohlen  werden  u.  a.  Oecolampads  dragmata 
nnd  Amerotli  compendium,  desgl.  Isocrates,  Xenophon,  Asianus,  Herodot. 
—  Man  vergl.  hiermit  die  liste  der  werke,  welche  1519  0.  T?ninfels  in 
eap.  3  seiner  de  corrigendis  studiis  eeverioribus  praeceptiunculae 
(s.  anm.  3)  für  das  privatstudium  zusammenstellte,  er  schreibt:  'si  cui 
legendi  laenUas  eonceeaa  ftaerlt  et  ingeninm,  boe  moliator,  ut  in  Tita 
iemel  optimos  quosque  aatores  percnrrat,  quornm  aliquos  subscripsimus, 
ex  qnibus  sibi  bibliothecam  faciet  studiosas',  und  führt  in  diesem  'catba- 
logus  bonorum  autorum'  neben  den  lateinischen  folgende  ^autores  graeci' 
auf!  Plato,  Proenlvs  fProklos],  Ariatoteles,  Themistini,  Alex.  Aphro» 
disiensis,  Platarchas,  Dioscorides,  Hippocrates;  Strabo,  Ptolomaens 
[Claad.j;  Herodotus,  Thucydides,  Pausanias,  Diodoms  Sicul,,  Xenophon, 
Josephas,  Herodianus,  Diogenes  Laertius,  Dionysius  Halicarn.;  Homerae, 
Enripides,  Theocritas,  Aristophanes,  Apollonine,  Heslodae,  Piadanii| 
IfVetenns.  —  Leider  spricht  er  sieh  nicht  bestimmt  darüber  aas,  ob  er 
diese  werke  im  urtext  gelesen  wissen  will  oder  in  der  übersetanng}  da* 
her  konnte  oben  nicht  auf  ihn  eingegangen  werden, 

«  J.  Glessen,  Jac.  MicjrUus  (1859)  s.  168  S.  nnd  Vormbanm  1 631  ff. 


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606  Dit  ZwkkaMr  wMMamag  voa  IttH 


flMÜadieii  MttoBgwi  aiebi  ohne  weitaret  di«eii  anfortemigett  eon- 

lönn  denken,  daftir  spricht  schon  der  umstand,  dasz  wenigstens  in 
Kord*  und  Osideutaehlttid  in  folge  der  spftrlichkeit  griechischer  typen 
und  der  Zurückhaltung  vieler  buchdrucker  und  buchhändler  hinsieht-  i 
liA  dM  druckes  und  Vertriebs  classischer  werke ,  ja  bei  dem  öfters 
ganz  mangelnden  bucbhandel  und  theuren  bücberpreisen  bis  gegen 
die  mitte  des  16n  jahrh.  exemplare  griechistcher  grammatiken  und 
schrift.-tellcr  vielfadi  in  den  bänden  der  schüler  fehlten,  so  dasz  selbst 
■  an  univer:?itiiten  die  Studenten  sich  mit  abschriflen  des  exeinplars 
ihres  lehrers  behelfen  muszten.**  jene  anforderungen  erbeben  sich 
zweifellos  tl b e r  das  niveau  der  durchschnittlichen  griechischen 
bildung  der  damaligen  deutschen  jugend,  jedenfalls  über  das  niveau 
des  griechischen  untiTrichts  in  der  mehrzahl  der  nichtuniversitäten, 
in  den  laleinschulen,  ludis  litcrariis,  paedagogiis.  die  schulorduuDgen 
des  3u  und  4n  jabrzebntö  des  16.  jahrh.  geben  den  ausreichenden 
belegt,  wenn  schon  man  nicht  vergessen  darf,  dasz  fast  alle  jene 
Mhnlen,  deren  stadienordnongen  in  den  ammdwerken  Yormliaunii 
und  Biditers  TerOffmÜidii  worden  sind,  dem  norden  Deuteehlanflb 
angeboren  nnd  mit  anderem,  geringerem  maantabe  an  meaaen  sind, 
ab  die  eeholen  West-  nnd  Sllddeateehlande.  ans  den  gewOhnliehen 
stadiaehnlen  Norddeotaelilands,  aoa  diesen  mit  dementafracbalen 
Teiemten  nnd  etwa  den  bent^gen  bairiseboi  natansdnileii'  ent- 
spreobenden  niederen  gynmasien  wurde  dnrob  den  sächsiscben  schul- 
plan von  1628  die  grieobisebe  spräche  ebenso  wie  die  hebräische 
geradesn  ansgescblosaen«  dass  die  Ar  die  bomaniora  begwstertea  | 


M  SO  erzUhlt  Vitus  Winsheitn  (declamat.  V  271  f.),  Melanchthon 
habe  einmal  (1524)  in  einer  Vorlesung  über  die  philippicae  Demostbenis 
nur  vier  zuhorer  gehabt  'propter  exemplarium  inopiam.  deseribere 
enin  eogebaanur  et  naieam  tantmB  erat  ezanpliuB  praeeeptoris,  imd« 
doseribererous'.  vergl. Thomas  Platter  in  seiner  Selbstbiographie  (Ranmer 
1^  339)  über  seinen  anfenthalt  in  Brealau  (etwa  1610j.  doch  beacht« 
man  hierzu  das  obige  vor  86! 

so  die  sebnlordanagvtt  Bagenbagatts,  wtlebe  Ar  die  geftbteiea 
knaben  der  lateinschalen  nar  die  'mdUnenta  graecaram  litteramm' 
(HambnrnrfT  ordn.  1629),  'grekisch  lesen  .  .  .  mde  mit  der  tidt  nach  der 
grammatike  etlike  dictiones  declineren'  (Braanichw.  ordn.  1528)  lernea 
uaaeii  (Vomtbanm  I  20  nnd  16;  vergl.  81.  86.  46  asw).  salbst  an  i«m 
1626  für  die  nniversität  Ingolstadt  errichteten  pidagoginm  wurde  (1526 
nehi-n  Aventins  rudimcnta  latin.,  Vergils  eclogen,  Ciceros  orator)  im 
griechischen  drei  wochen  hindurch  nur  gelesen:  das  aiphabet,  vater  aaser 
ave  Maria,  symboI  uder  einige  Sprichwörter  (Prantl  I  203)1  die  aastalt 
diente  eben  zar  beteitigwif  der  yielfacben  lüeken  In  den  kenntoissea 
der  oft  sehr  jangen  hm.  stn^iosen.  der  Eisleber  studienplan  (s.  sub  75' 
bildet  die  mitte  zwischen  lolcben  anforderungen  und  denen  des  Kras* 
mus,  Natther,  Vives. 

Locher  nennt  149T  Leipzig  eine  «barbara  tallaa'  nnd  Thiloaiai 
Philjmnus  den  ganzen  Elbbezirk  'barbaricne  Albis'  (Zarncke,  ßrants 
narrenschiflf.  1854.  s.  XII).  nach  Möhsen  gesch.  der  wissensch.  in 
Brandenburg  b.  160  f.  haben  in  der  mark  Brandenburg  bis  1539  sogar 
lebrer  einen  meneehen,  der  griseblscb  sa  lesen  ferstaad,  IBr  eine» 
mmdermann  gabelten.  rergL  dasn  96  and  97  t 


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Die  Zwiokaaar  Bohnlordiuiiig  yon  162S. 


609 


reformatoren  mit  dieser  anordnung  das  griechische,  dessen  betrieb 
ja  anderwärts  gerade  als  kennzeichen  reformatorischer,  lutherischer 
richtung  galt",  nicht  aus  dem  kreise  der  gelehrten  Studien  und 
schulen  vertreiben  wollten,  kann  zumal  bei  richtiger,  historischer 
beurteilung  des  sächsischen  schulplans®''  niemandem  zweifelhaft  sein, 
die  reformatoren  wollten  eben  im  sächsischen  schulplan  eine  'form 
stellen'  für  das ,  was  in  jeder  leidlichen  Stadtschule  erreicht  werden 
konnte,  dasz  aber  der  griechische  Unterricht  auch  in  solchen  schulen 
damals  eine  stätte  gefunden  hatte,  lehrt  der  polemisierende  ton  der 
betreffmden  stelle  im  sdralplan:  ^dfieaehalmeiBterMlleiiTlelftaiikereDi 
das  sie  die  kinder  allein  lateimsoh  leren,  nidit  dendacb  oder  grekisch 
oder  ebreisch,  wie  eüiehe  bisher  gethan,  die  armen  kinder  mit  solcher 
manchfeltiokeit  besdiweren  •  •  •  man  sibet,  das  solohe  s<^nlmeister 
nioht  der  ^der  nuts  bedeniäken,  sondern  Tmb  yhres  rbnms  willen  so 
Yiel  sprachen  Ülmemen'.  und  Melanchthon  selbst  hatte  2  jähre  vor 
dem  sächsischen  schalplane  in  der  Kllxnberger  ratio  (s.  o.)  fClr 
giieehiscben  Unterricht  yorsorge  getroffen,  und  die  Eislebener  schul* 
Ordnung  von  1525,  ja  sogar  die  Braunsohweiger  Bagenhagens  von 
1528  schrieben  ebenfalls  für  die  knaben,  welcbs  Vol  geduet  sjnt  im 
latinischen'  das  griedüsche  vor  (vergl.  85). 

Danach  läszt  sich  wol  abschlieszend  folgendes  crgcbnis  ziehen: 
die  seit  Wessel,  Agricola  und  ßeuchlin  erwachte  und  vor  allem  von 
Erasmus  genährte  begeisterung  für  das  Studium  des  griechischen 
hat  bis  etwa  zum  j.  1523  bei  den  Jüngern  des  humanismus  einen 
eifer  entzündet,  der  in  gelehrtenschulen  gröszerer  städte  bedeuten- 
den anforderungen  genüge  zu  leisten  suchte  und  teilweise  wirklich 


^  'was  kriUlB,  krätzis  (griecb.)  ist,  das  ist  lutherisch'  hiesi  eS  in 

Luzern,  wo  der  klosterscbullehrer  Rud.  Kollin  1522  besonders  wegen 
seiner  griech.  bbr.  der  lutherischen  lehre  verdächtig  und  abgesetst 
wurde.    Ernst  gesch.  des  Züricher  Schulwesens  (1879)  55. 

ein  weit  verbreiteter  irrtom  lisBt  mit  dem  e&cha.  schalplan  die 
geschiebte  der  neuorganisation  und  Verbesserung  des  gelehrten  Unter- 
richts beginnen  und  bezeichnet  Luthers  schreiben  an  die  rathslierrn 
(15*24)  als  den  Stiftungsbrief  der  deutschen  gymnasieu.  grundlegend 
und  reformatoriseb  hineiehtUch  des  gelehrten  unteriiehte  wie  der  lehnl- 
organiiaHoii  haben  die  bumanisten  des  Unterrheins  und  Süd  Westdeutsch- 
lands gewirkt,  und  unsere  Zwickauer  Schulordnung  von  1523  haben  wir 
in  aonderheit  als  epochemachend  zu  bezeichnen,  der  sächs.  schulplan 
und  Lutberi  tehreiben  dagegen  sind  auf  refbrm  der  gelehrten  sehalen 
nicht  gerichtet,  neubelebung  und  erhaltung  des  durch  den  humanismus 
Sngefachten ,  aber  durch  misverständnis  der  rcformation  und  durch 
schuld  der  schwärmerischen  reformer  geschädigten  strebens  für  Schul- 
bildung überhaupt  und  beseitigung  der  drohenden  eefahr  eines  mangels 
«a  predigen  war  für  Luther  und  seine  zwecke  die  nächste  anfgabe 
(man  vcrgl.  nur  die  eino^jinge  der  betr.  Schriften  und  nachlier  anm.  96), 
mit  der  die  einfache  klun;heit  Vorschriften  verbinden  muste,  welche  eine 
concentration  des  Unterrichts,  eine  beschränkung  auf  das  notwendigste 
(Utein  und  religion)  in  den  Tordergrand  stellten  (Teigl.  Braunschw. 
Ordnung  bei  Vormbaum  I  15,  desgl.  Bubkopf  s.  827  f.,  der  den  Siebs, 
echulplan  liemlieb  richtig  beurteilt). 


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610  Di«  ZwkkMMT  MteMM^  m  im 


leistete,  der  aber  aach  hie  und  da,  na— flieh  m  Uciaai  ttftdten  umI  i 
aefanlgn  in  g«fahr  lief,  aber  das  ziel  tn  tehiewn,  hideoi  die  lebrer 
gidi,  um  ihrer  schale  den  ruf  einer  gut  humanistischen  zn  Terschaffen 
oder  ihre  ideale  zu  verwirkliehen,  unter  verkennung  des  praktischen 
bedUrfnisses  und  unter  vernaclilässigTing  der  ge&eize  der  unterricht- 
lichen Propädeutik  und  concentration  die  einftlhrung  uad  «rieiloqg 
eines  griechi>ch*^n  unt»  rrichts  angelegen  sein  lieszen. 

Eigentümlich  war  aber  den  meisten  dieser  schulen,  den  besseren 
wie  den  geringeren,  der  geist  einer  gesunden  kritik,  der  sich  frei 
hielt  von  bloszem  nachsagen  und  von  scholastischer  Weitschweifig- 
keit und  dialcktik,  sowie  die  richtung  auf  das  reale,  man  suchte  aus 
den  quelicu  zu  öcbüpfen  und  belonte  die  lecttire  und  zwar  be- 
sonders ethischer  ttofle,  hegte  unter  zurückstellen  der  griechischen 
ajmtai,  wm  MelenflitiKWi  und  "Vlree  mit  pädagogischen  und  sprach- 
Ikhm  grflate  reehtfortigten ,  eine  Torliebe  fflr  die  formes« 
lehre,  die  mut  hi  mQgliehti  flbeniehttleher  imd  finüdier  wom  n 
bebiadehi  anehie.  Ywg^gmwWrüg^  mea  lieh  hiena  noch  dk  an- 
lehanagtB  dae  Uieiaieeheotedie  feririadongnnldeflttenMD, 
TOB  der  oboi  geepwwhi  wenden  iel,  so  hai  mtn  die  wkhügitai 
eigestflnfidik^teB,  durch  welche  sieh  die  anliege  dee  gnednsdiai 
nniemehts  in  Deutschland  im  Zeitalter  des  humairfBnioa  flhankteri- 
Bieren,  w  ie  dieselben  aieh  in  der  2n  hälfte  des  16tt  jahrh.  nnd  im 
17.  jahrh.  wiederfinden ,  nun  teil  abschwächen,  sum  teil  miUst-  \ 
entwiekeln,  bat  Kämmel  a.  o.  gezeigt;  auf  seinen  artikel  verweisen 
wir  die  leser  behufs  weiterer  information  über  die  geschiebte  des 
griechischen  Unterrichts  und  seiner  detaila  in  der  zeit  nach  1528 
resp.  1523.  uns  bleibt  hier  nur  übrig,  auf  eine  erscheinung  einzu- 
gehen, die  schon  im  vorausgehenden  angedeutet  worden  ist:  auf 
den  unterschied  der  nord-  und  der  süddeutschen  schulen  hinsichtlich 
des  griechischen  Studiums,  wir  haben  dabei  namentlich  die  schulen 
der  sächsischen  lande  zu  berücksichtigen,  um  die  yerhältnisse  in 
Zwickau  zu  würdigen. 

Während  sich  nämlich  das  griechische  in  der  geschilderten  wei« 
vom  j.  1480 — 1515  einen  platz  an  den  Universitäten  und  gelehrten* 
schulen  Süd-  und  Westdeutschlunds  eroberte  und  im  ganzen  und 
groszen  sicherte,  konnte  in  Mittel-  und  Norddeutschland dift 
grieehiaehe  ^tmobe  erst  kurz  Tor  ende  des  2n  decenninn»  dM 
16n  Jahrb.  in  die  reihen  der  ekademiaehen  diadplinen  gelangea; 
freunde  derMlhen  aeheinen  hier  ttberfaanpt  a^n  geweaen  la  mib  *  I 
in  Erfurt  war  awar,  wie  wir  wiaaen  (s.  o.),  ihr  atodiom  aehon  160t 
dnreh  den  jnriaten  Manehalk  vertreten  worden,  nnd  in  Leipsig  8  oll 
ea  durch  Cbridua  Bononienaia  (1499)  nnd  Herrn.  Buadi  (1503  i)  eis- 
geführt  worden  aein,  aber  an  beiden  univeraititen  nur  Torftber- 


in  Chemnitz  wurde  besonders  gerühmt  abt  Heinr.  v.  SchleiDl^ 
(1488—1622).  Fidlema  |  14.  Weber  arobiT  für  eiehs.  f«teli.  v 
(1872)  222  ff. 


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Die  Zwiokaoer  MshnlordnDiig  von  1ÖS8. 


611 


gebend.**  in  Erfurt,  welches  Mmehalk  schon  1502  verlassen  hatte, 
erwarb  es  sich  bürger-  und  beimatsrecht  erst  im  jähre  nach  dem  auf- 
treten von  Joach.  Oamerarius,  im  j.  1519*',  und  in  Leipzig  war  es 
erat  der  Engländer  Richard  Croke,  der  1515  'die  kenntnis  des  ge* 
samten  griechisch  erschlosz',  und  sein  nachfolger  Mosellanns,  der 
m  bleibend  einbürgerte.^  unter  starker  erregong  der  stndenten, 
Yon  denen  viele  später  tüchtige  und  namhafte  gelehrte  und  scbul- 
mSnner  wurden  (ua.  Camerarius  und  Trotzendorf)  hielt  Croke  Vor- 
lesungen über  griechische  autoren  (Plutarcb)  und  griechische  gram- 
matik  und  arbeitete  selbst  2  griechische  lehrbUcher  für  seine  scbüler 
aus:  die  schon  erwähnten  tabulae  (1516)  und  eine  lateinische  Über- 
setzung von  Theodori  Gazae  Uber  IV  et  ultimus  de  constructione 
(Lips.  1516),  die  ersten  griechischen  drucke  in  Leipzig  (exempl.  in 
Zwickau),  was  er  begonnen,  setzte  1517  Petr.  Mosellanus  (eigentlich 
Schade,  aus  dem  Trier'schen)  so  erfolgreich  fort,  dasz  man  ihn  mit 
recht  den  yater  des  sächsischen  humanismus  nennen  kann.  an  der 
Wittenberger  Universität,  für  welche  der  kurfürst  Friedrich  der 
weise  auf  Mntiana  (in  Erfbrt)  rath  eine  groaw  bibliothek  grieehiseher 
bfieber  in  Venedig  kaufen  Hees'*,  war  1518  der  Ton  Benehlin 
empfohlene  und  Ton  Luther  als  graecanieiBsImns  gepriesene  Melan« 


Kraner  31.   C.  Meiners  lebensbetchr.  berühmter  mlnner  (1796) 
n  877.  Kampschalte  1 68.  —  Die  sXmtlichen  angaben  Uber  griechische 

lelirer  in  Leipzig  vor  1616  entbehren  der  Zuverlässigkeit,  in  den  Ur- 
kunden werden  diese  lant  freundl.  niitteilung'  dr.  Stübels  (herausgebers 
des  urkundenbuchs  der  uoiv.  Leipzig  von  1409—1565.  Leipzig  1879] 
nirgends  erwUmt  nnd  dasselbe  gilt  Toa  der  angäbe  WiUichs  in  seinen 
beitrag  zur  gesch.  des  sächs.  Schulwesens  im  mittelalter  (progr.  real- 
schnle  Dresden-Neustadt.  1857.  s.  43),  dasz  Joh.  Rhagius  Aesticampianas 
ein  Verbreiter  des  griechischen  in  Leipzig  (um  1510)  gewesen  sei. 

*>  Kampsehulte  1861.  Camerarius  narratio  de  Hei.  Eobane  Hesse. 
Lips.  1596  cap.  15. 

"  allg.  d.  biogr.  IV  602  f.  vergl.  vorn  anm.  22.  Fi.llerus  §  XXI. 
Camerarius  1. 1.  behauptet  fälschlich:  Crocus  primus  ezplicuit  doctrinam 
graeo.  litteramm  in  Germania,  tob  den  Statuten  der  Universität  bringt 
erst  der  auf  herzog  Georgs  refonn  Itaslerte  lehr-  und  stnndenplan  vom 
j.  1519  eine  ofHcielle  bcstimranng  über  griech.  Vorlesungen:  'graeca 
Theodori  Gazae  gramm.itica  iuterpretabitnr'  (sie).  Fr.  Zarncke  statuten- 
bbr.  der  uniy.  Leipzig  1861,  s.  39  ff. 

'3  zur  beforderang  des  griech.  Stadiums  veröffentlicht  Mos.  am  ersten 
ta^e  desselben  monuts  fang.  1518),  an  dessen  Schlüsse  Melanchthon 
seine  berühmte  antrittsvorlesung  in  Wittenberg  (vom  29  aug.)  hielt,  eine 
*Lipsiae  in  magna  eruditorum  Corona  pronunciata'  und  dem  herzog 
Georg  gewidmete  oratio  de  variaram  ling^«nim  et  praeeipne  graeeae 
cognicione  paranda  (Lips.  1518. ez,  in  Dresden),  in  welcher  er  nicht 
blosz  den  theologcn,  sondern  anch  den  Juristen,  medicincrn,  mathe- 
niaiikern,  grammatikern ,  rhetorikern,  lehrern  der  poetik  und  commen- 
tatoran  die  kenntnis  des  grieehisehen  als  für  Ihre  Stadien  nnentbehr- 
lieh  darstellt  und  als  leicht  erlembar  empfiehlt  (den  tlMologen,  medi- 
cinern  und  philosophen  daneben  noch  das  hebräische,  resp.  arabische). 
—  Ueber  Mos.  s.  O.  G.  Schmidt,  P.  Mosell.  beitrag  zur  gesch.  des 
bnmanismos  in  Sachsen  (1867). 

M  Hagen  I  282. 


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612 


chthon  der  *  j»i  imus  lector*  der  griechiscben  Sprache  *  [für  welche  ebenso  ' 
wie  für  die  hebräische  später,  im  j.  1536,  durch  fundation  des  kur-  i 
forsten  Joh.  Friedrich  ein  vierstündiges  colleg  statutarisch  festgesetzt  t 
wurde].  Melanchthon  las  über  Aristophanes,  Pemosthenes,  Hesiod, 
Homer,  Euripides,  Sophokles,  Tbeokrit,  Thucydides  und  ApoUoniuö, 
anfangs  unter  groszer  bewunderung  und  ungeheurem  zulaufe  der 
ans  aller  herren  länder  herbeigekommenen  zuhörer,  später  freilich, 
als  durch  diu  religiöseu  wirren  ein  niedergang  des  intellectuellen 
wie  moralischen  lebens  und  sonderlich  der  wissenschaftlichen  be-  ' 
•farebangen  erfolgte**»  oft  schmerzlloh  berührt  von  dem  erkalten  de« 
«ifen  fit^^wo  fröhlich  begomienMi  giadm*.'' 


BreUchnt  l  l.  r  1. 1.  I,  CXLVIII.  Karlstsdt,  der  seit  1504  in  Witten- 
htrg  weilte  und  tür  (  Inoii  f^'elebrten  Griechen  und  Hebräer  galt,  scheint 
iMinen  griech.  uoterriclit  erteilt  zu  haben.  Köstlin  M.Luther.  1875.  193. 

M  über  dieien  namentlich  «eik  1623  eingetretenen  und  fühlbar  ge- 
WMrd«Mii  ▼erfalt  (vergl.  anm.  88)  habm  J.  l>51liBf«r  die  reformation 
usw.  (1846  ff.)  I  354.  437  ff.  usw.  und  J.  Janssen  (ebenfalls  katholik), 
gesell,  «les  deutschen  Volkes.  1S79.  II  s.  293  ff.  uud  414  ff.  ein  über- 
seugeudctt  uiaturial  beigebracht,  schade  uur,  dasz  sie  vergessen  konn- 
ten, wie  doeh  MhUMsileli  aoi  dieMr  hMat  beklafesswerten  vaA  ge- 
fthrUehen  gUhrungszeit  darch  den  sanerteig  des  reinen  erangeliiuDS  und  i 
eines  gesunden  hnmanismus  ein  kräftiges  brot  des  Unterrichts  und  der 
eniehuiig  hervorgegangen  ist!  —  Den  Terfall  erklärt  ein  bedenken  der 
EfBlinger  prediger  Toa  16S8  treffMd  altot  *die  eUera  eyreehen:  «ein  ! 
kind  kann  kein  pfaffe,  kein  mönch,  keüie  nonne  Behr  werden,  auch 
keine  fette  pfründe  mehr  bekommen,  warnm  soll  ichs  zur  schule  schicken? 
reioh  toU  es  werden  und  sehen,  dasz  ein  pfenuing  drei  gewinnt'.  Ffaff, 
wwnA  einer  geeehtohle  dee  gelelirten  nuterriehiiweeenete  Wffateflibeif 
(IHM)  46  f. 

"  vergl.  die  teilweise  sehr  scharfen  änszemngen  und  klagen  Me- 
lancbthons  aus  den  j.  1524,  16dl  und  lö3d  bei  Jansten  U  29b,  Kämmel 
877  f.,  Räumer  I»  289  f. 

(ferltetrang  folgt) 
Plaoih.  Joa.  Mtous. 


DBB  DEUTSCHE  AUFSATZ  IN  DEN  ÜBERN  GYMNASIALCTiASSBN  VON  LAAS. 

ZW£1T£  AUFLAGE.  Berlin,  Weidmann.  1877/1878. 

Elf  jähre  sind  yerflossen,  seit  professor  Lau  in  StraszbmgBein 
Imch  Uber  den  'deutschen  anftats  in  der  ersten  gy mnaslaldasse' liw- 
sutgab.  die  schrift  iet  seitdem  aaiaerordentlich  viel  benutzt  worden ; 
man  gebe  nur  die  in  progniinmen  abgedruckten  themata  deatschei 
aufsätze  dureh,  und  man  wird  überall  auf  solche  stoszen ,  die  in  L.s 
buch  empfohlen  worden  waren,  freilich  enthielt  die  schrift  mehr 
materialien  als  abgeschlossene  Verarbeitung,  oft  genug  gab  sie  nur 
andeutungen,  die  keineswegs  immer  leicht  verständlich  waren,  uß^^ 
das  machte  den  gebrauch  des  buches  etwas  unbequem,  der  verf.  er- 
kannte das  selbst  im  Vorworte  seines  Werkes  über  ^den  deutseben 


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Laas:  der  deutsche  auf&atz  in  den  obera  gymuasialclaBsen.  613 

niiterricbt  in  höheren  lehranstalten'  an.  dies  letztere  hatte  wesent- 
lich die  bestimmung,  die  grundsätze,  nach  denen  das  frühere  ent- 
worfen war,  im  Zusammenhang  darzustellen,  aber  auch  hier  hinder- 
ten tmm  nmsttiide  die  ¥S^gt  durebflkiirang  des  tursprünglicheil 
plasee.  profeeBor  L.  war  froher  selbst  als  lehrer  des  deatscben  an 
-einem  berliner  gjmnasimn  tiiitig  gewesen,  als  er  dann  den  philo- 
sophisohen  lehntobl  in  Straesbnzg  bestieg,  lag  eine  reibe  ton  aaf- 
se&Bhnnngeii  für  eine  neue  erweiterte  ausgäbe  des  'deatsobsn  auf* 
eataee*  bereit;  aber nmi  fehlte  es  ihm  zu  der  beabsiehtigten  ergSnzang 
und  umarbeitong  an  musze.  dsiher  liesz  er  1874  einen  bloszen  ab- 
dmek  des  ursprünglichen  teztes  erscheinen,  jetzt  ist  xau  das  buch 
in  ementer  und  erweiterter  gestalt  geboten  worden,  an  die  stelle 
des  einen  sind  zwei  bftnde  getreten;  der  erste  enthttt  die  tfaeorie  des 
aufsatzes,  die  gleich  an  zahlreichen  beispielen  klar  gemacht  wird;  im 
zweiten  mehr  der  praxis  dienenden  teile  findet  man  dann  noch  eine 
grosze  anzahl  von  aufgaben,  geordnet  nach  den  gebieten  alter  und 
neuerer  litteratur,  denen  sie  entnommen  sind,  der  titel  ist  geändert, 
indem  das  buch  nicht  mehr  der  obersten  sondern  den  obern  gym- 
nasialclassen ,  d.  h.  also  neben  der  prima  auch  der  secunda  dienen 
will,  für  welche  es  in  der  that  reichen  stoff  zur  Verarbeitung  nach- 
weist, dafür  nimmt  der  verf.  viel  ausschlieszlicher  als  früher  nur 
auf  das  gymnasium  rttcksicht.  dasz  er  zu  den  entschiedenen  gegnern 
der  realschulen  erster  Ordnung  gehört,  ist  bekannt;  auch  im  Vor- 
worte zum  n  teil  des  neuen  buches  spricht  er  sich  sehr  bestinmit 
ttber  den  tielferhandelten  gegenständ  ans,  auf  den  hier  keine  ver- 
aaUMong  ist  nttier  ^nnigeiai.  L.  steUi  dabei  entsehieden  aof 
den  boden  deijoiigen  bes&ebongeni  weldie  humane  bildnng  durch 
histoiisdien  anscMusa  an  die  enltur  der  alten  erreiehen  wollen; 
innerhalb  derselben  aber  kgt  er  das  grossere  gewicht  auf  litteratur 
und  Sprache  der  Hellenen. 

Ftlr  alle  nun,  welche  dieses  streben  teilen,  mnss  die  neue  be- 
arbeitnng  des  deutschen  suftatzes  eine  höchst  willkommene  erscbei- 
nung  sein ;  schon  weil  der  verf.  hier  mit  voller  bestimmtheit  eines 
der  wichtigsten  untenichtsgebiete  in  den  dienst  dieser  richtnng 
stellt,  auch  demjenigen  philologen,  der  sonst  mit  deutschen  auf- 
Sätzen  nichts  zu  thun  hat,  wird  es  von  groszem  interesse  sein  hier 
zu  verfolgen,  wie  viel  anregende  und  das  wesen  antiker  poösie  cr- 
schlieszende  bemerkungen  der  verf.  an  Homer,  Sophokles,  Plato  usw. 
angeschlossen ,  wie  klar  er  überall  den  innern  Zusammenhang  der 
groszen  alten  mit  unsern  deutschen  classikem  nachgewiesen  hat.  in 
der  behandlung  der  letzteren  zeigt  sich  die  gleiche  beherrschung  des 
stoflfes.  auch  die  werke  imsrer  mittelalterlichen  litteratur,  besonders 
Nibelungen  und  Gudrun  werden  herangezogen  und  nach  den  verschie- 
densten selten  gründlich  erörtert;  vollends  bei  Klopstock,  Lessing, 
Herder,  Qoethe  und  Schiller  ist  kaum  ein  gesichtspunkt  tmberührt 
geUiebeo«  der  «neu  lehrer  des  deutschen  zu  eingehender  erörterung 
tetoi  l^nnte.  msat  kann  behaupten,  dass  echnlmlgrige  inter- 

n.  jAhzb.  f.  phU.  VL  pftd.  n.  Abt.  187«.  bfl.  lt.  40 


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«iiitiwi  fduriftstilliciMbir  wvri»  nH  <iaer  gewiiMii  aoiwai^ 
Mi ^bm  llüim  wttm,  teartig»  «ifgabaa  m  fimorar  buhiMdlwig 
tA  diMwUMi  in  toUiflnMU  to  titf  uid  so  lahiindig  iwgtoicih  bibm 
dit  antigBWg  des  geleseiMii  Min,  dasz  sie  nnwillkOrlioli  n  hm/m 
Verarbeitung  desselben  dringt.  —  Hierfür  nun  tbut  kaum  ein  siNitss 
bncb  dem  Ithnr  bessere  diensie,  aU  L.8  deutscher  aufsais»  wean  es 
auch  in  Mmer  erw«it«rlfln  gestalt  teilweise mebr andeutungexi  «liiBi- 
fuli rangen  gibt,  so  ist  das,  da  die  andeutungen  nicbt  leicht  misver- 
standen  werden  können,  geradezu  ein  vorteil  zu  nennen,  an  bücberii 
mit  bunderten  von  vollstündigen  auftiatzdispositionen  ist  ja  kein 
mangel,  und  lehrer,  die  sichs  bequem  macben  wollen,  werden  daraus 
nnoh  beliehen  schöpfen,  wer  aber  auf  diesem  wie  auf  jedem  gebiete 
eignes  streben  und  nachdenken  von  sieb  verlangt,  dem  erscheinen 
jene  Zusammenstellungen  als  völlig  werliod  und  sie  wirken,  weil  sie 
eine  faule,  geistloae  j»r,ixi6  unterstützen,  in  hohem  grade  verderblich. 

Getrennt  nun  von  den  im  zweiten  teil  gebotenen  aufgaben  ent- 
wickelt der  erbte  teil  unserb  buchs  die  theorie.  dabz  eine  solche 
erforderlich  ist,  bedarf  keines  beweises ;  streitig  kann  nur  sein ,  wie 
weit  dieselbe  aacb  in  der  gobnle  lofiammenbftogend  bebaadeli  mr* 
im  lolL  windirholt  hai  man  in  die  rbetorik  der  alten  ansnknttpfeo 
geraohti  die  neieten  modernen  eompendien  der  stiUstik  nnd  rbetonk 
sud  nidbla  eis  kOmmerliohe  «nazOge  nne  dem  eaotor  nd  HeremniuB» 
MUi  CieerOi  Quintilien,  com  teil  «uh  eua  grieohiaolMn  rbetoran.  ge- 
•tnehen  wird  darin  nMlIrlieh  alles,  was  auf  die  beaandzn  rednenidiA 
praxia  dea  altertoma,  namentlieh  auf  daa  gerielitaweeen  bezug  hsL 
was  dann  beibehalten  wird ,  ist  im  gründe  nobi  QMvqnicklich.  ee 
lioft  ttberall  auf  di«  Wertigkeit  binaoa«  daas  man  auch  über  dinge 
etwas  zu  eignen  wisse,  Ton  denen  man  im  gmnde  niobta  (nxlentliches 
yersteht.  man  denke  nur  an  die  form  der  chrie  —  man  lese  etwa 
jene  musteraufsätze,  die  SeyfTert  nach  diesem  Schema  hat  anfertigen 
lassen  und  die  dann  in  den  scbolae  latinae  abgedruckt  sind,  —  man 
denke  sich  diese  arbeiten  in  correctem  deutsch  abgefaszt:  wird  man 
dann  wirklich  erfreuliebe  leistungen  vor  sich  haben?   gäbe  das 
nicht  ein  phrasengemisch  der  widerwärtigsten  artV  verschrobene  go- 
danken  über  gegenstände,  über  welche  die  jugend  noch  nicht  urtei- 
len kann,  oder  selbstverständliche  trivialitäten,  die  in  unangenehm 
anspruchsvoller  weise  vorgetragen  werden,   darüber  hat  unläugat 
Fauth  sehr  veratiiiniig  ge&procben.  ein  für  alle  mal  soll  der  Unter- 
richt keine  formen  der  darstellung  einüben,  ehe  der  inhalt  erwor- 
ben ist,  der  in  dieselben  gebracht  werden  kann,  unsre  gsMOi^ 
bildnng  ist  eine  abgeleitete,  Utteiariaeliaberkommene;  die  alten  ton^ 
ten  noäi  in  weit  aasgedebntever  weiae  aua  mündlicher  Überlieferuig 
nnd  ana  den  lebm  eigner  lebenserfahmng  achSpfen,  und  dock 
ibren  redemeiatem,  wemi  aie  knnstmSsaig  Uber  jeden  beUebigen  0^ 
genatand  an  apreehen  lebrten»  der  wolbefprilndete  Torwnrfder 
atib  nicbt  erspart,  mit  ungleicb  grosserer  birte  triffb  er  in  vuf^ 
aeit  diejenigen,  welche  den  adiHkr  durch  die  anweianng  sma  anf- 


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Laas:  der  deutsche  au&ats  in  den  obern  gymnaBialclassen.  615 

satz  geradezu  verführen  sich  über  dinge  zu  äuszern,  von  denen  sein 
inneres  nichts  weisz.  werden  sie  ihm  aber  erst  zum  zwecke  seiner 
arbeit  auseinandergesetzt,  so  bleiben  sie  in  seinem  geiste  zusammen- 
hanglos, und  es  ist  sehr  schlimm,  wenn  er  die  oberflächliche  kennt- 
nifl  raies  gegeastadi  4eriialb  flbr  wkliehe  dnnkdit  in  toiselbeiL 
bUi,  weU  er  eimnil  ^bmi  anfiwts  dirOber  geliefert  bat  didarob 
kommt  jene  beUloee  nwoge  «iTerdaBter  pfinsen  in  nmknf ,  yfom. 
doBfin  unsere  teiinngen  ond  jonniale  wimmeln>  die  ein&dbe  pfliobt 
der  gewisaenbafttgkdt  Terb»äefc  nns,  eolobeoR  unwahren  tiinn  tot« 
sobab  sa  leisten. 

Anob  Laas  will  von  dieser  art  rhetoiik  nidits  wissen  und  liebtet 
eine  ganze  reihe  trefflicher  bemerknngen  gegen  diejenigen  gewobn- 
heiten,  welche  der  landläufigen  praxis  ihre  entst^nng  yerdanken. 
da  soll  über  ii^nd  eine  schöne  stelle  gehandelt  werden,  nach  her-  ' 
gfebrachter  regel  wird  die  einleitung  die  lans  auctoris  enthalten  und 
nnn  müssen  es  sich  Schiller  und  Goethe  gefallen  lassen,  von  prima- 
neiTi  oder  secundanem  gelobt  zu  werden,  wie  viel  unerquickliches 
pflegt  sich  nicht  überhaupt  in  den  einleitungen  zusammen  zu  finden, 
weil  unter  allen  umständen  ein  solcher  meist  gänzlich  entbehrlicher 
bestandteil  den  aufsatz  beginnen  soll,  ähnlich  ist  es  oft  genug  mit 
dem  Schlüsse,  wo  dann,  damit  derselbe  nicht  fehle,  das  bereits  ge- 
sagte wiederholt  oder  eine  heillose  trivialität,  eine  pedantische  ver- 
mahnung  angehängt  wird,  man  kann  die  spuren  dieser  gewöhnung, 
welche  es  zur  pflicht  macht,  durch  ausführung  des  selbstverständ- 
lichen den  leser  zu  langweilen,  in  allen  kammerdebatten ,  in  zahl- 
losen predigten  und  gelegenbeitereden  zur  genfige  verfolgen,  auch 
die  Mber  so  nnbestrittne  berraebaft  des  Ciceronianismns  ist  in  sol- 
eben  dingen  noeb  dentlieb  ra  sptlren.  mit  alle  dem  briobt  Laas 
YollstBndigy  nnd  das  ist  ein  grosses  Terdienst  seines  bncbs. 

W9n  es  nnn  nicbt  am  geratbensten,  alle  tbeoretisehe  rbetorik 
nnd  Stilistik  ganz  fidlen  an  lassen,  ibve  nnbestreübaren  gesetie  den 
schülem  an  dassisebsn  mnstem  sum  bewnsztsein  au  bringen  nnd 
durch  bespreebnng  der  ao&atztbemata  —  teils  vor  der  anfertigung , 
teils  nach  der  eorreotor  — •  an  illnstrieren?  die  frage  läszt  sich  kaum 
Ton  migen  andern  trennen,  wie  rhetorik,  so  steht  auch  po6tik  in 
manchen  lehrplSnen  — ^  und  was  auf  den  gymnasien  philosophische 
Propädeutik  heiszt,  hat  gegenttber  den  andern  unterrichtsgegen- 
ständen  eine  ganz  ähnliche  Stellung,  wie  jene,  wer  nun  nach  den 
thatsächlichen  erfolgen  aller  dieser  disciplinen  urteilen  will,  musz  sie 
unbedingt  von  unsern  schulen  verbannen,  geradezu  unerhört  ist 
meist  die  langeweile,  welche  durch  dieselben  verbreitet  wird;  völlig 
illusorisch  in  den  meisten  fällen  ihr  nutzen,  da  werden  oft  dicke 
hefte  der  unfruchtbarsten  abstractionen  zusammengeschrieben  j  lehrer, 
welche  sich  selbst  mit  mühe  und  qual  etwa  durch  Sigwarts  logik 
hindurchgeschlagen  haben,  martern  nun  ihre  unglücklichen  primaner 
mit  Vorträgen,  die  am  besten  wirken ,  wenn  sie  die  hörer  in  sanften 
schlaf  wiegen.  —  Allein  wie  so  oft  beweist  an  sich  der  misbrauch 

40* 


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616   Ltat:  dtr  ditttK)lit  «bÜmiU  in  den  otaa  gyiiiMiiiluUinuM. 

nichts  pepen  <iio  sache,  und  wBre  unsre  zeit  mclit  ohnehin  philo- 
sophischen btudien  mehr  als  billig  abgcnei^^t,  ^o  würde  das  bedürfnis 
einer  Vorbildung  für  dieselben  tiefer  und  allgemeiner  empfunden 
werden,  trefflich  entwickelte  bereits  Trendelenburg,  worauf  es  im 
ßchulunterricbt  hauptsächlich  ankomme;  nur  standen  der  unmittel- 
baren beiiuuung  beiner  elementa  mancherlei  praktische  schwierig- 
Inilm  entgegen.  Laas  hat  uns  in  sofern  auf  einen  neuen  weg  ver- 
wiMep,  all  er  an  die  von  den  dialektikeni  der  renaissance  ans  dem 
AriitotaBtflhwi  orgtBOB  hmiisgeäpomMM  imd  MgwriMüete  sdml- 
logik  anknüpft,  und,  durch  grtndlidie  kwintnla  dioaca  gelnetoi 
nntantatili  Mg  dm  icMlliB  dit  ]|«lanciiilK«f  Cammiiaa,  Bodolf 
Agricolft  sabMflhe  baleg«  benMÜigt,  wi«  ddi  deren  logia^^Mo- 
riNbe  anleitnigwi  im  jnggndimtoiffcdit  bartam  «namfeMn  käsen, 
kiar  aaMnt  In  dar  Ihai  aUkia  daijenige  schnlmSszig  raaaamiangaaiaUi 
sa  sein,  was  man  ans  dar  Aiistoialischen  logik  und  aus  der  alten 
rhetorik  beibehalten  möchte,  zugleich  liegt  fiberall  die  mCglichkeit 
nahe,  die  theorie  durch  beia|^ala  saiUnstriamnndainsQflbaii;  Laas* 
boch  gibt  dazu  reichliche  anweisiing« 

Mag  aber  auch  darüber  die  meinung  der  schulmfinner  ansein- 
andcrgehn,  wie  viel  man  von  diesen  dingen  systematisch  im  Unter- 
richt treiben  soll;  mag  immerhin  neigung  des  einzelnen  darüber 
entscheiden,  in  wie  weit  auch  hier  die  abstraction  der  anschauung 
und  der  eignen  Übung  nachfolgen  müsse:  das  wird  unbedingt 
zuzugeben  sein,  dasz  ein  1  ehrer,  der  mit  sicherm"erfolg  den  aufsatz 
in  oberen  classen  leiten  will,  alle  die  ge.sichtspuncte  beherrschen 
musz ,  welche  L.  mit  logischer  schärfe  und  ausgedehnter  litterari- 
scher Sachkenntnis  in  seinem  buche  aufgestellt  hat. 

Wer  sich  so  mit  der  gesamten  tendenz  einer  schrift  einverstan- 
den erklürt  hat|  wie  im  vorhergehenden  geschehen  ist,  der  darf  auch 
bedenken  gegen  einaelnaa  inaMtn.  ala  richten  sieh  teils  gegen  die 
«Qsdehnung  dea  dentaehan  nnteirriehta,  wakha  Laaa,  gsu  im  ein- 
klänge  mit  dem  frfiher  darttber  geaohriebnen  bnehe,  Torsnasetat,  täüa 
«ncih  gegen  den  etwas  an  hohen  atandpnnet)  weichen  er  ehmmehmen 
aoheint  der  littentarooisaa,  den  er  den  obem  dassen  snweiat,  ist 
•auf  mindestens  drei  jähre  bereehnet  damit  ftUt  die  basohimgnng 
mit  der  mittelalterlichen  poisie  in  die  seeonda,  nnd  dieselbe  soll 
hier  eingehender  behandelt  werden,  als  gegenüber  der  für  unsre 
moderne  waltanaohauung  keineswegs  erhebliehen  bedeutnng  dieaer 
werke  notwendig  und  rathsam  erscheint,  ein  semester  dea  cnrsus  der 
prima  halte  ich  für  ausreichend  und  fürchte,  dasz  längere  beschäf- 
tigung  mit  den  epischen  gedichten  des  deutschen  mittelalters  eher 
ermüden  als  anregen  wird,  aber  auch  bei  den  classikem  des  18.  Jahr- 
hunderts möchte  ich  noch  strenger  den  grundsatz  durchgeführt 
sehen,  dasz  für  unsre  Jugend  nur  das  beste  gut  genug  ist.  daraus 
folgt  allerdings,  dasz  ihr  Lessing,  Goethe  und  Schiller  so  nahe  ge- 
bracht werden  müssen,  als  es  sich  mit  ihrem  fassungsvermögen  ver- 
trägt j  aber  auch,  dasz  wir  sie  nicht  mehr  durch  Klopstock  be- 


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Laaaa  der  deatoofae  waSuitm  in  dea  o^xrn  gyiMmeuJelmwu  617 

geistern  können;  dasz  sie  nicht  mehr  aus  Herder  Ideen  schöpfen 
sollen,  die  liiterariache  bedeutung  beider  männer  wird  damit  nicht 
bestritten,  aber  wer  sie  überhaupt  noch  liest,  sieht  sich  auf  schritt 
und  tritt  zur  kritik  gegen  sie  genötigt ;  ihre  denk-  und  empfindungs- 
weise ist  nicht  mehr  die  unsre,  classiker  sind  sie  für  uns  eben  so 
wenig  mehr  als  etwa  Wieland,  man  kann  ja  einräumen,  dasz  z.  b. 
die  kritischen  wälder  stellenweise  den  Laokoon  berichtigen  und  er- 
gänzen, aber  wie  weit  stehn  sie  doch  an  tiefe  und  klarheit  hinter 
Leasings  epochemachendem  werke  zurück!  wie  unangenehm  zwi- 
schen poesie  und  prosa  schillernd  ist  bei  Herder  der  stil !  wie  sehr 
sticht  gegen  des  andern  ruhige  objectivität  die  Selbstgefälligkeit  ab, 
mit  welcher  er  uns  so  oft  unwesentliches  als  wichtig  vorträgt, 
daher  bleibt  der  Laokoon  eine  derjenigen  schriften,  welche  für  die 
allgemeine  bildung  unsrer  schüler  geradezu  unersetzlich  sind  und 
wenn  iieiiflrdiBgs  B*  Siwic  dagegen  «nupradie  «bobeii  hat,  dm 
mtfi  Arn  im  imteiriBbte  behndky  to  träft  diAadbe  nur  ein  img»- 
soiikiktes  rmMam^  w«l«lw8  die  arebftologisohe  seit«  der  aobrift 
allmehr  befconti  wlhnnd  ftfardie  aobnkder  niMthdraek  auf  die  diann 
entiialftiBiii  ansfllhniageA  am  der  potftik  ea  lagm  iat. 

Aebaliolit  eiiiweiidiingen  mttste  ich  gogm  mehrere  themate 
imseres  hndies  machen,  die  den  blick  der  jugend  aUmsahr  anf  aehrif- 
ten  lenken ,  welche  mehr  durch  ihren  litterarischen  Zusammenhang 
als  durch  ihren  eignen  gehalt  wichtig  sind,  sehr  nahe  liegt  dabei 
die  gefahr,  dasz  an  die  «teile  liebevoller  hingäbe  aanaaaande  kritik 
tritt,  urteilen  lernen  soll  ja  aneh  der  jüngling  und  es  ist  unsre 
pflicht  ihm  zu  zeigen,  worin  das  mangelhafte  hinter  dem  vortreff- 
lichen zurückbleibt,  aber  sehr  vorsichtig  müssen  wir  sein,  wenn  wir 
ihn  auffordern,  selbst  zu  tadeln,  meist  wird  man  besser  thun ,  es 
hier  bei  mündlicher  ausspräche  bewenden  zu  lassen,  für  eine  reife 
Weltanschauung  ist  es  z.  b.  gewis  kein  Widerspruch,  wenn  wir  den 
ethisch  gewaltigsten  unsrer  dichter  in  seinen  jugendwerken  voll  un- 
ruhiger gährung  sehen  und  ihm  hier  so  oft  nachweisen  können,  dasz 
ihm  seine  leidenschaftlichkeit  die  klare  besonnenheit  getrübt  hat; 
abhandlungen  brauchen  unsre  primaner  deshalb  über  die  ver- 
zeichneten Charaktere  der  räuber  und  des  Fiesko,  oder  über  die 
Widersprüche  in  der  handlung  dieser  dramen  noch  nicht  zu  sehrm* 
bau;  aa  kOnnte  in  Ihmi  aottal  gar  an  I^obi  die  Terabrung  fttr  den 
mann  gaaehwlabt  werden,  dem  naaer  Tolk  anter  alloi  aeineB  genieA 
die  a^g^raiebato  aitüidie  a&regung  Tecdaiikt»  viel  bedealdiober 
aber  irM  die  aaehe,  wo  aa  aiah  am  wirkHobe  mmsierwerke  nad  zu- 
glaiab  am  pasote  bandelt,  welche  kaineawega  aabeatrittaa  aiad.  ao 
iat  mix  beiapialaweiaa  gaaa  klar,  daaa  m  dichter  nnsrer  tage  die 
handlang  dar  fimilia  Galotti  in  andrer  art  aa  einer  kataatrophe  ge* 
führt  htttte,  als  es  Lessing  gathan  bat;  gegen  den  gewflhnlieheii 
tadel  aber,  womit  man  die  ermordnng  der  tochtar  daroh  ihren  Yater 
angreift,  meine  ich  den  diehter  XB  schütz  nehmen  aa  mflaaea.  aber 
selbst  wann  ich  die  prttmiaaen  dieser  that  nicht  fttr  aasraioheiid  hielte 


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618  üMitt  Mßt  iMteflk«  aoAiii  Im  to  «btni  gyMMfricItMeii. 


I 


^iii  äad  it,  riehtig  Tentnte,  ToOillBdig wOrde  ich  das 
Ihmmb  lam  gegenstände  eines  aafsalM  asacben.  sehr  tetten  wivd 
im  fwuite  eines  jOngUigs  die  pieHt  VMnokttUert  bleiben,  wenn  er 
finnl  einem  Lessing  gegenflber  sich  seine  eigne  Überlegenheit  in 
au8j»eftlbrter  darstellnng  deutlich  gemacht  bat.  es  tritt  hier  ein 
ähnlicher  fall  ein  wie  beim  Nathan.  Aus  naheliegenden  gründen 
empfiehlt  L.  hv'\  diesem  Lfrosze  vorsieht  und  man  wird  ihm  recht  geben 
müssen,  ähnliche  bedenken  erheben  sich  auch  an  andern  stellen.  L. 
ist  z.  b.  der  ansieht,  dasz  Schiller  es  liebe  seine  charaktere  in  eine 
gewisse  schwankende  beleucbtung  zu  bringen;  er  führt  es  an  Wal- 
lenstein und  der  Jungfrau  von  Orleans  aus.  sofern  darin  ein  Vorwurf 
gegen  den  dichter  liept,  ist  derselbe  ungerecht,  eben  so  ungerecht 
wie  der  tadel  gegen  die  braut  von  Messina,  dasz  der  gang  der  hand- 
lang darin  allzu  künstlich  und  unnatürlich  seL  nun  mag  man 
darfibtr  mit  «rtMltttbigeB  Mtnasm  ttretten;  im  nnade  der  prima- 
aiMt  rith  ioiAe  kritfk  mht  ■niintiit  §m.  «irtBielttnStig, 
fkmm  giömmn  TOfitiilnngen  vo»  fknt  oMwbht  nad  üywi  g^tgthmick 
MnMügfl«,  alt  io  Mhoa  ni  Iwfcea  pflegen,  mhwwfliti  oRiaB 
idk  Mdi  «klito«»!  dM8  im  dorchMlmilfc  «te 
Tliito  noch  gar  liihi  ni  wMign  TmtOMn*  fiat  ne  «bar  ideen- 
flibalt  oder  ckmkt««  dtt  MBiahMi  nces  zu  sagen  haben,  wii^ 
tut  dofdiweg  dem  lebiar  nachgesprochen  oder  ans  bttcbani  geholt 
sein,  itaag  ja  sein,  dasz  z.  b.  die  berliner  Jvgend,  die  so  schnell 
mit  dem  wortt  bei  dar  band  ist,  derartige  gegenstlade  laialiAflr  be- 
wältigt als  man  es  sonst  in  Deutschland  findet,  meinerseits  aber 
möchte  ich  weder  hierüber  noch  über  den  begriff  des  naiven  etc. 
schüleraufsfitze  lesen,  vollends  jene  allgemeineren  abhandlungen  über 
abstracte  gegenstände,  über  ergebnisse  eigner  lebenserfahnmg. 
dichterstf'llen  usw.  lohnen  selten  die  mühe,  ob  ein  scbüler  mit  rech- 
ter freudigkeit  daran  gehn  wird  auseinanderzusetzen,  dasz  fleisz  des 
blutes  baisam  sei,  scheint  mir  sehr  fraglich;  auch  über  Vorurteile, 
über  die  gefahren  der  einsamkeit  wird  selbst  der  reife  primaner 
selten  lesenswerthes  zu  sagen  wissen,  je  mehr  daran  liegt,  dasz 
auch  die  stilbildung  des  einzelnen  sich  recht  von  innen  heraus  ent- 
wickele, um  bo  mehr  wird  das  hauptgewicht  des  deutschen  unter- 
richte auf  diejenigen  aufgaben  gelegt  werden,  welche  ergebnis  liebe- 
▼oltar  besobftltigung  mit  olassiseben  wartmi  sind,  bat  jeDsn  andern 
liegt  die  gefidir  «inar  gtmkmm  Überspannung  iahe  «d  gau  adbai&l 
iia  anob  Ton  L.  mM  TannledMi  an  sd&. 

Iiidaa  waa  baaagen  dararUga  bedankaii  —  daran  manahe  in  dar 
tbat  in  rein  aabjaailrar  anqpHndnng  wnnabi  nOgan  ^  fS^gm  dia 
rdoba  anregnng  und  bel^inaft  nalabe  nna  L.8  danlaober  anftata 
bietet?  das  buch  wird  sehr  bald  —  davon  bin  ich  überzeugt  —  in 
den  bänden  der  meisten  lehrer  dea  Dafttachen  sein  und  unzweifalbaft 
diejenigen  beatrsbaBgen  stärken,  von  dexen  arialg  dieaekanftitnaara 
Schulwesens  vor  alte  abbii^gan  dtrila. 
iUnLSEunn«  G.  WnKOT. 


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66* 

KLEINES  MASDBVan  DBB  KATIONALÖKOMOMIE  ODBB  VOLKSWIRTH- 
BOBämJMBSX,  TOB  MAVBIOa  BItOOX.  AUS  &B1C  FBAH- 
sSsiSqBBB,  BAOB  DBB  fObFTBN  AUFLAOB  DBB  0BI0XBAL8  GbBB- 

8BTST  TOB  A.  TOB  KAYBB.  Aaclifiii.  Verlag  voB  X  A.  Kayer 
W78. 

Vor  bereits  etwas  mehr  als  einem  vieii-eljahrh-undert,  im  jähr 
1852  liesz  der  bekannte  tüchtige  Statistiker  und  bankdirector  di'. 
Otto  Hübner  in  Berlin  sein  schriftchen:  'der  kleine  volkswirth. 
ein  büchleinflir  den  elementar- Unterricht'  in  der  ausgesprochenen  ab- 
sieht erscheinen  damit  zu  helfen,  dasz  der  socialismus  nicht  ferner  so 
grosze  fortschritte  mache,  er  wendete  sich  somit  an  die  volkslehrer, 
welche  die  in  dem  büchlein  niedergelegten  einfachen  sätze  unter  der 
jugend  T^breiten  und  ihre  ^begriffe  über  mein  and  dein,  über  eigen- 
tam  und  erwerb,  ttber  mensdben  nsd  gtttenrart  gfetattea'  soIUeB. 
*es  gilt  (sagte  er)  der  jugend  die  geseuaekaft  ao^ten  nnd  lieben  su 
IdKKB,  ea  gilt  einmprägen ,  daiis  der  fleisa,  (Ke  entiudtBMnkBÜ, 
di»  redliiklniii  äMm  die  tagend  iMA  alkin  gottgefällige  Opfer,  aoB- 
d«EB  daai  ai»  aneh  vorleülMil  ebd,  nad  dass  dalMr  die  bkndeadMi 
▼mittieeliaiigen,  welche  der  sooiaHaBUis  für  den  tunstorB  jawretlia- 
besen  principien  bietet,  Ittge  sein  müaaen.' 

Sind  die  lehrer  der  aafforderung  gefolgt?  haben  sie  jene  grand- 
begriffe der  volkswirthschaft  bei  der  jogend  Ba  verbreiteB  gesBoht? 

JSüeamskd  möchte  behaupten,  dasa  es  zur  genüge  geschehen  sei. 
der  anschein  spricht  zu  sehr  dagegen:  die  socialdemokratie  hat  seit 
1852  mit  ihren  verkehrten  lehren  immer  mehr  eingang  beim  volke 
gefunden;  sie  bat  die  riesigsten  fortschritte  gemacht,  sodaszuenor 
sehr  schwer  zurückzudämmen  sein  wird. 

So  erschallt  nun  wiederum  mit  einer  ähnlichen  schrift  ein  ähn- 
licher ruf,  wie  damals,  'jeder  gebildete  wird  zugeben,  dasz  gerade 
in  jetziger  zeit  es  von  hoher  bedeutung  sein  würde,  wenn  die  kennt- 
üis  auch  nur  der  einfachsten  sätze  der  Volkswirtschaftslehre  im  volke 
verbreitet  wäre,  diejenigen,  welche  berufen  und  bemüht  sind,  das 
Yolk  zu  lehren  und  zu  berathen,  würden  auf  den  dank  der  nation 
ansprach  haben,  wenn  sie  sich  in  den  stand  setzen  wollten,  zar  ver« 
breitang  dieser  IreBwtBiwB  bsÜngen  sa  klSamnu*  so  aobreibt  der 
ditoetor  des  poly teohakane  am  AmAmb,  geh.  rtXk  JL  Y(m  Eaven,  cor 
einflihniBg  aeiBir  ÜbeiflaetKing  dm  UeiaeB.  liaiidbiiolis  der  n«tionBL> 
Ökonom  tob  Mkoü»  Bloek,  ipdohea  im.  finnsOsisehen  original  eo 
groaze  aaerkeaamng  and  verbreltnng  geftmden  bat,  dass  dimn  be- 
reits die  fBalte  «nflage  bat  erscheinen  müssen. 

Gewis  eignet  sich  diese  kleine  dgrohnas  {K^uläre  schrift  sehr 
für  den  gebraach  der  volksschuUefarer«  imd  08  ist  sehr  za  wün* 
aohen,  dasa  sie  yon  denselben  zu  dens  angegebenen  zwecke  beeiena 
bonotzt  wefdot  wenn  ans  muk  über  die  ort  dieser  benutzang  wol 
TOselnadeBor  aiuiolit  8ein«kaaa.  aber  hier  an  diesem  orte  balte  iok 


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620 


es  für  geboten,  auch  dlv  herron  coUegen  von  den  höheren  schulen 
auf  das  treffliche  bUchleiu  aufmerksam  zu  machen  und  es  ihnen  eben- 
falls zum  pehrauch  zu  empfehlen,  e^  ist  etwas  umfassender,  als  das 
Ton  Hiibuer,  und  man  hisse  sich  nur  nicht  durch  den  gedanken  zu- 
rück^ cb  recken,  dasz  man  hier  kleine  gespräche  eines  dorfschnllehrers 
mit  kinJeru  und  bandwerkem  bekommt:  die  darstellung  ist  wirk- 
lich leicht  und  gefUilig,  sicher  viel  ansprechender,  als  in  der  früheren 
Schrift  von  HUbner,  die  übrigens  in  manchem  als  ergänzung  dienen 
kann. —  Ich  meine,  dasz  das  büchlein  sehr  passend  in  die  lesebiblio- 
theken  dar  iobOler  au%enomM«i  wwrdim  kOiUM  md  iwir  in  dio  4er 
■Minjeiir  md  yiimmm.  Mlkk  mmm  6mm  wa  ksung  doawilim 
ätank  da«  Unr  «mdiiiUiflli  aageregt  wmtim^  wm  ■■■■■■tlisli 

Idbw      4ibImIimi  ssd  4tv  0M0liioUi  g^gMÜMÜ  gnuf^ 
bttt  wwtom  9dm  §mim  4m  tUstdoy  aar  de«  goingügt- 

Iktai  mtoiiMk  vird  miI  dm  bttirta  mMm  di*  aaflttm^  Ii 
Ümm  gebki  m  9lMkmen  wäau 

TSm  wm  eins  amufllbren:  wüm  seit  jahmhate«  oft  geng 
dm  iHaw  scbülem  solche  fragen  zur  bearbeitung  aufgegeben  wer* 
daa»  iH»  1.  b.  inwiefern  der  aolrarbaa  als  gmndlage  aller  civUisation 
anzusehea  sei,  inwiefeca  kiMg  and  bandel  die  bildung  der  vittkir 
fördern,  and  dergleichen ,  warum  soll  nicht  auch  —  und  dies  in  an- 
lehnung  an  das  vorliegende  schriftchen  —  eine  solche  frage  gestellt 
werden,  wie:  welche  vorteile  und  welche  nachteüe  die  fortschrei- 
tende arbeitsteilung  mit  sich  führe,  und  zur  Vorbereitung  darauf 
etwa:  wie  die  teilung  der  arbeit  auf  verschiedenen  gebieten,  z.  b.  in 
buchdruckerei  und  buchhandel ,  selbst  auf  dem  gebiet  der  Wissen- 
schaft vorschreite,  wo  sie  dagegen  am  wenigsten  platz  greife  (näm- 
lich im  häuslichen  leben  der  ärmeren  volksclassen)  usw.  warum 
sollen  die  schüler,  wenn  sie  in  dem  geschichtsunterricht  von  luxus- 
gesetzen  hören ,  die  immer  von  zeit  zu  zeit  vorgekommen  sind  und 
die  sich  immer  als  so  wenig  wirksam  erwiesen  haben,  —  warum  sol- 
len sie  nicht  darauf  aufmerksam  gemacht  und  taandk  dacüber  na(dizu- 
denkea,  daher  auch  ihre  gadaakea  in  Bamiaaia  aad  idadanaaelim- 
liea  maalani  wardaat  daai  dar  Um»  aodi  aaiaa  aabf  woltiiätigen 
•ailHi  ba4?  — Dana  kh  UaQM  M  dar  fibanogung,  daai 

dir  deattaha  iiiii/MiUilili  aad  aaaMBlUeh  dar  äi  daa  daatMhea  aaf* 
itlBMi  aieht  OTiaahliatriiflh»  ja  aiakt  mmul  hiB|>taidh!icii  akh  an 
daa  Studium  der  werke  dar  dimfaiaiw  aatioail  IHtoi  afiir  anaiiaflMlaaaiia 
und  aal  na  sn  betiatet«  aondem  dasz  er  gaai  rmtMiiß&A  aedi  die 
beatimmung  hat  das  verstiadnia  wie  des  inneim«  ao  daa  IhMMra  le- 
baoa  xa  föfdam  aad  ao  den  ideattanait  IBr  dia  jaagia  atwaabaa  aitt 
dem  realen  lebaa  la  nnülabk 

üm  aber  eine  etwas  nShere  Torstellung  von  dem  inhalt  des 
kleinen  buchs  zu  geben ,  führe  ich  einige  Überschriften  der  kleinen 
abschnitte  an:  nützlichkeit  und  wert,  wirkliche  und  eingebildete 
nützlichkeit ,  das  eigentum,  was  heiszt  arbeiten,  die  arbeit  ist  eine 
not  wendigkeit»  teilung  der  arbeit,  der  taasch,  die  aittaia»  der  fixmt 


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W.  fiMwii  kaw<aig<bnmtag»edan. 


021 


angebot  und  nachfrsge,  dann:  gold  und  reich  tum,  dae  papiergeld, 
die  bankbilletSi  der  credit,  das  capital,  spSter:  die  association  xaaA 
Cooperation,  die  maschinen,  die  concurrenz,  das  monopol,  der  luxnSi 
der  bandel,  die  aufkäufer  und  die  speculanten,  die  steuern  usw. 

Das  büchlein  ist  durchaus  von  der  art,  dasz  man  ein  verlangen 
nach  mehr  empfindet,  möchte  es  dem  herm  Übersetzer  —  oder  wer 
sonst  zu  solcher  populären  darstellung  befähigt  ist  —  gefallen  eine 
fortsetzung  dazu  zu  schreiben  und  noch  weiter  in  das  wichtige  ge- 
biet ,  noch  mehr  selbst  in  die  brennenden  fragen  der  zeit  einzufüh- 
ren, es  bleibt  so  vieles  übrig,  worüber  der  heranwachsenden  reifem 
jagend  und  noch  mehr  dem  volke  eine  anregende  belehrung  sehr  zu 
-wünschen  ist.  ich  nenne  nur  einiges :  freihandel,  schütz-  und  finanz- 
aoU,  wlckliglnil  des  grosien  gnmdbeaitKes,  Tersicheningswesen, 
TOffMbnamsM,  MfolM^IMlttoBhe  gwowffloebaftcii,  «ueli  der  bot- 
aule  uMtrtag,  dieiMaMiipi  flr  &  vbaii  unr.  iHr  aHn  hAtn 
inS^ak  itt  uiflefer  jogend  wilifend  unserer  eelmlieil  Yon  d0i|g)eiehe& 
düigen  niehii  oder  eo  ml  wie  laM»  geiiOrti  tiber  die  leiteii  liad  a&» 
den  geweiden;  muere  eeldller  der  obenten  eliMen  bSieB  Toa  aol- 
9hm  dingen  reden,  nnd  wir  dürfen  ee  nidii gui  dem  mfUl ttber- 
lassen,  welche  and  wie  obeififteUiehe  oder  wie  grttndUehe  ansichten 
sie  sich  davon  bilden,  natien  wir  wenigstens  den  gelegentlielien 
nnterricbt,  um  ihnen  riehtimg  und  anleiUing  an  geben,  thnn  wir 
wenigstens  einiges  gegenüber  dem  tieiettf  was  die  sooialdemokvaton 
in  bearbeitong  des  Volkes  in  bewegnng  gesetzt  haben. 

Möchte  der  herr  Übersetzer  sich  den  ausgesprochenen  wünsch, 
möchten  die  herren  ooUegen  das  kleine  büchlein  sich  wol  empfohlen 
sein  lassen! 

Brpubt.    A.  Dietrich. 


67. 

DR.  W.  herbst:   SaiSERSOEBURTSTAGSREDBII«    DBITTI  AUFLAOB» 

Haiaa,  C.  G.  Kxuam  naohfolgec.  1879.  X&i  a. 

Dies  treffliche  büchlein ,  zuerst  unter  dem  titel  *königsgeburts- 
tagsreden'  1873  erschienen,  hat  sich  bereits  so  viele  freunde  erwor- 
bene, dasa  eine  wiederholte  Idnweisang  daranf  ttberfiOsng  enehetnea 
kDunte»  znnuJ  da  die  ersten  aieben  reden,  um  eine  treoe  inederspiege- 
Inng  der  aeitstfaninng  zu  geben,  gana  nnveiinderi  abgedraekt  sind» 
aber  niebt  nnr,  dass  anek  den  ftltmn  freimden  das  bndi  sw«i  nene 
betracbtmigen  bringt:  so  emäient  ist  der  pidi^go^sehe  wert  dieser 
samlnng»  dsss  der  wiederholte  Tersneh,  ihr  nene  freunde  sosnftthreny 
wol  beiMlit%t  ist. 

Sie  enthSlt  jetzt  9  abschnitte :  1)  die  befreiungskriege  im  lichte 
der  letzten  kriegszeit  (1868);  2)  Friedrich  d.  Gr.  und  die  deutsche 
aationalität  (1869);  3)  Charakterbild  Friedrich  Wühelm  III  (1870); 
4)  nationale  «inlieit  nnd  numigfiahigkeit  (ld71){  6)  aom  friedensfest 


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B«iiahi  fibar  dM  ▼•fkfdliiBjtm  dar  Mb  fentamaiaDg 

(1871);  C)  die  vorhildliche  bedeutung  der  reformation  (1872);  7) 
Icaiser  Wilhelm  (187;J);  8)  kaijscr  Wilhelm  (zur  bOn geburtstagsfeier 
1877);  ^)  der  deutsche  kronpriuz. 

Das  sind  freilich  ihemata,  die  som  teil  weil  aiMinander  liegen, 
•b«r  m»  fiadea  ikr«  dnhttft  im  4m  Mbi  nitimriim  gnadton ,  der 
•Ik  i«d«i  imd  tattttw  tedidEiBft  wm  dfe  äUnlMhe  mmigfaltig- 
ksü  dimli  Prwtii  od  Mia  hinahwrlim  n  tiaer  gesuadaa  aslio* 
aakK  ciaMt  im  gtiilt  LaÜMn  biaflbergelaiM  wM  ~  dMier  «r- 
hilniadp  mtihi Attinhn  f  nditai  irird  llhtrill  mit  dnr  giwIHhsirfTait, 
die  dem  jedesmaligeB  UMidim  aakir  umi^  wü  4er  klariieit  aad 
«ia&ehheit,  mit  welcher  der  vater  ta  amaoi  Uadna  tpfklii,  danb- 
gefHbrt.  die  vaterländiMlie  idee,  getragen  voa  dtfr  gwtalt  eia« 
Latber  uad  von  den  heroen  des  üoheasoUenüiBuses ,  mnsz  iaditma 
ftrtwdn  mächtig  auf  die  hörende  jogmA  giwirkl  Imbou  4m 
kommt  noch  die  edle  und  lichte  form,  um  diese  samlnng  zu  einem 
niusterhild  für  die  lehrer,  zu  einem  hausschatz  für  das  deatecho  lüXk 
2tt  machen.  mögiBA  um  die  weiteste  TerkNrmtang  finden ! 
Husum.  Hmhbioh  Ijigk« 


(57.) 

BERICHT  ÜBER  DIE  VERHANDLUNGEN  DER  VIERÜND- 
DRfilSZIOSTEN  VEBSAMMLUNG  DEUTSGfiBB  PHILOIiOaEN 
UND  SCHULICiinüBE  ZU  TRIER, 
(fertsetsmig.} 


Mathema  tis  ch-naturwisseDSchaftliche  section. 

Die  mathematisoh-naturwiMenichaftliche  section  hielt  unter  dem 
Toraitae  des  hra.  gymBsaialdireeUM  prof.  dr.  Renren  m  Trier  drei 
eitsailgeB  ab;  das  protokoU  f&hrteo  die  herren  Oberlehrer  dr.  Anasem 
md  Gymnasiallehrer  dr.  iSchüller  aus  Aachen;  32  mitglieder  hatten  sich 
eingeschrieben,  in  der  ersten  Sitzung,  donnerstag  den  2dn  September, 
sprach  hr.  prof.  Reuschle  (Stattgart)  über  'genetische  entwicklang 
•4er  warieU  nmd  loyAritbrneBsBiae  a«a  den  i^oteaseEtaen  «bI 
jderen  Verwertung  für  8chulzwecke\  ausgehend  von  der  that- 
Sache,  dasz  in  den  lehrbüchern  wie  im  mathematischen  unterrichte  wesent- 
lich die  synthetische  oder,  wie  reduer  sie  bezeichnet,  lehrsatzbeweis- 
melbode  Mfolgt  wird,  glaubt  er  deeh,  daes  die  einflimaig  der  geae- 
Üieh  beorfitiscben  oder  analytischen  methode  bis  einzelnen  abschnitten 
des  nnterrichtes  sehr  wünschenswert  sei;  innerhalb  der  ersten  demente 
der  mathematik  erscheint  ihm  hierin  kein  abschnitt  besser  geeignet, 
als  die  lebre  tob  des  potenieB,  worsehi  und  logaritbrnea,  dereB  letatere 
beide  nur  als  umgekehrte  fonetionen  der  potenzen  aufgefaszt  werdmi. 
er  hat  die  methode  für  diesen  abschnitt  in  elementarer  darstellnng  für 
xepetitionen  an  höheren  schalen^  in  wisaeaschaftUcherer  für  seine  Vor- 
lesungen am  polytedmlkum  BBd  iB  enebSpfeBd  wiSMBsebaftlieber  dar- 
Stellung  ausgearbeitet,  zur  erleichtenmg  bezeichnet  er  als  I  mnlti- 
plications-  bez.  divisionssatz  die  entsprechenden  gesetze  für  potenzen 
mit  gleicher  batis,  aU  U  aätie  di^aaigeB  für  gleiche  ezponeuten  und 


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wimelsftts«: 

ah «— 

«jpg 

dontMlur  phüalogiB  and  «fihalmaimur  m  IkiHi  698 

als  potenz-potenssatz  die  regei  über  das  potensieren  von  potcnstn.  in 
hektographisehen  exemptartn  rerttilto  er  •ine  {«MtiMlie  «MMaaMi^ 
atelinng  der  ms  den  potenzsätMii  sidi  ergebenden  wurzel-  und  li>gft- 
liihmeaBfttie.  so  ergibt  s.  b.  dM  sweite  molliplicatioiisgeseta: 

loguithmeaaltee : 

6 

Igp  1 1gpii  .  lg« 

Der  letzte  logarithmensatz  ist  ungebräacblicb,  wie  aucb  andere 
poteBMltse  fai  der  praxis  nicht  angewendete  wunel-  eder  logaritbmen« 

Sätze  liefern,  natürlich  müssen  beim  unterrichte  die  gesetze  nach  ihrer 
ableitung  in  worten  ausgedrückt  werden,  durch  eine  solche  behand- 
langsweise  der  gesetze  von  den  potenzen,  wurzeln  und  loearithmen  ge- 
winnen diese  an  klarhelt  und  ttbersiehtKehkeit  und  dadnreh  erlangt 
der  sehfiler,  bei  dem  durch  die  leichtigkeit  der  entwicklung  schon  ein 
gröszeres  interesse  erweckt  wird,  auch  einen  klareren,  tieferen  einbliek 
in  das  wesen.  der  tbeorieu  und  in  den  Zusammenhang  der  einzelnen 
Operationen,  als  er  bei  dem  ttbliehen  lehreatsbeweisyerfahren  erhalten 
kcHinie«  die  schüler  vermögen,  wie  redner  selbst  durch  einen  versuch 
am  g^mnasium  in  Stuttgart  bestätigt  gefunden  hat,  selbständig  die  ge- 
setze  der  logarithmen  und  wurzeln  zu  Enden,  wenn  ihnen  nur  das  erste 
multiplieationsgeseti  aller  drei  ftinctionen  klar  Tor  äugen  gefuhrt  ist 
der  redner  stellt  daher  folgende  these  auf:  'für  realschulen  L  o. 
und  realgjmnasi en,  eventuell  auch  für  humanistische  gym- 
uasien,  wäre  es  sehr  erwünscht,  wenn  nach  absolvierung 
der  wurzellehre  in  der  bisher  tibliehen  weise,  ehe  zu  den 
logarithmen  geschritten  wird,  die  wurzellehrsfttse  in  geneti- 
scher weise  repetitorisch  entwickelt  würden,  um  dann  die 
logarithmensätze  mit  Umgebung  derlehr.satzbeweismethode 
sogleich  genetisch  herzuleiten,  die  discussiou  der  these  wurde  ver- 
schoben, Mmit  die  mitgUeder  der  seetion  sieh  an  der  discussion  über 
die  einheitschale  in  der  pädagogischen  seetion  zu  beteiligen  vermochten. 

Die  zweite  Sitzung  wurde  freitag  den  26n  September  um  9  uhr 
morgens  nach  scblusz  der  pädagogischen  seetion  eröffnet  mit  einem 
Tortrage  des  hm.  proft  dr.  GQntfaer  ans  Ansbaek  'fiber  eine  didaktisch 
wichtige  auflösung  trinomischer  gleiebnngen'.  die allgemeiasto 
form  einer  solchen  ist 

wo  a  und  h  beliebige  zahlen  sind,  dieselben  sind  längere  zeit  mitvor- 
liebe  behandelt  worden,  namentlich  seit  Gauss  ihre  theorie  in  den  bei- 
trägen  zur  theorie  der  algebraischen  gleichungen  auf  eine  feste  grund- 
läge  gebracht  hat.  obige  form  ISsst  neb  nun  stets  auf  die  neue: 

bringen,  deren  reelle  wurzeln  von  Lambert  und  von  Malfatti  in  rasch 
oOttTei^ierenden  unendlichen  reihen  dargestellt  wurden;  Gauss  dehnte 
dasselbe  TorfiihreB  auf  die  eomplezen  wurseln  aus  u«  s.  f.  für  die 
unterriebtsanstalten  sind  alle  diese  lösungen  unbrauobbar,  der  lehrer 
muBi  die  wursel  in  elementarer  weise  entwickeln  und  ihr  eiue  fär 


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684      heacbt  übex  di»  TMhMuUuiigMi  dar  84b  Twwmmlnng 


wodurch  aUo  die  wursel  durch  eiu  ins  uueodliche  sich  fortsetceodes 
fmüeal  4ArtMtolll  m%  4fo  pralrtlMh«  v«rw«aA«rk«it  ImI  A«lnnii  «ta- 

fallc  nachgewiesen;  nar  ist  die  conyergeos  keine  rMche.  redner  hielt 
CS  nan  nicht  für  geboten  sich  anf  die  redncierte  form  za  beacbfiblkeB 
und  stellt  folgende  lösong  der  allgemeinen  gleich uog  auf: 


m  +  m* 


ditM  IBsnng  ist  ganz  allgemein  und  schlieszt  alle  denkbaren  fälle  in 
•leb«  läszt  sich  die  aligemeine  trinomische  gleichong  auf  eine  ^aadra- 
ttoqh«  form  rodttd«r«ii,  ist  also  m^n,  90  hat  mtm 


-j/-f+)/i'+.. 


für  die  Schulpraxis  ist  Yon  besonderer  Wichtigkeit  der  fall,  dass  in  der 
angemefai«!!  gMehiiBg  »  « 1  ist;  «Isdun  tolgi  der  wnrsehrert: 


dies  ist  eine  entwicklung  für  die  ainssahl  bei  der  rentenrechnong;  aas 
der  fundamentalgleichung 

j  — 1  * 

flffgibi  sich 
AmamM§9  ist 


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danteoher  pliilologett  und  tMwi'hnftmwr  va  Tziec«  625 


diese  formel  zeigt  den  schüIern  die  lösbarkeit  der  fnndamentalgleicbang 
nach  q.  praktische  versuche,  bei  denen  die  Ganssschen  additions-  und 
subtractionälogaritbmen  mit  vorteil  angewendet  werden,  haben  gezeigt, 
dass  aehon  bei  berfieksiobtigung  des  dritten,  bSobsiens  des  yiertftn  gUe* 
des  genügend  genaue  näh ernngs werte  erhalten  werden,  bei  dieser  ent- 
wickiung  fehlt  freilich  einstweilen  noch  der  nacbweis  der  von  vornherein, 
wahrscheinlichen  couvergenz  des  algorithmus  —  die  sich  wol  durch 
genenülsiening  des  Ton  Ifteldt  betretenen  weges  wenigstens  fttr  die  grens- 
fSlle  wird  nachweisen  lassen.  —  Ferner  scheint  niebts  darüber  gesagt 
werden  zu  können,  welche  von  den  drei,  beziehungsweise  zwei  reellen 
wurzeln,  welche  die  reducierte  trinomische  gleichune  ungraden  be> 
aiebangsweise  graden  grades  hat,  dordi  ^eee  entwieuang  dargestellt 
wird,   bei  der  disenssion  maeht  direetor  dr.  Heilermann  (Basen)  darauf 

anftasrksam,  dasa  dnreh  die  snbstiinüea  von  j  für  «  ans  der  entwicfc» 

Innf  lllr  IM     1  sofort  die  merkwlrdige  identitit  sieh  ergebe 


<lie  übrig^ens  auch  leicht  direct  deduciert  werden  könne,  dr.  Heilermann 
nnd  Oberlehrer  dr.  Budde  ^Dnisburg)  betonen  dabei,  dasz  bei  der  formel 
für  die  fttHBOmtikimg  niebt  die  wnrsel  9  «  1  als  residtat  sieb  ergeben 
dürfe,  was  aveh  seboh  dnrdi  die  fbrm  des  ansdmeks  aosgesebloiseB 
erseheine. 

Direetor  dr.  Heilermann  (Essen)  referirte  hierauf  über  eine  von 
iboi  gemadhte  beobaebtnng  des  dritten  regenbogens.  snnlebst 

gab  er  eine  kurze  historische  skizze  der  verschiedenen  erklärungen  die- 
ser bei  allen  Völkern  stets  mit  hohem  Interesse  betrachteten  himmels- 
erscheinung.  Aristoteles  erkennt  in  ihm  das  Spiegelbild  der  sonne  auf 
einer  sich  zu  tropfen  verdichtenden  dnnstwolke,  das  nur  in  bestimmter 
entfemung  wegen  sonst  nicht  genügender  lichtstürke  wahrgenommen 
werden  könne  ;  Seneca  lUszt  ihn  durch  eine  feuchte  hohle  wölke  (einem 
hohlspiegel  entsprechend)  entstehen,  der  predigermönch  Theodorich 
von  Freiburg  war  der  erste,  der  in  seinem  1811  geschriebenen  buche 
Me  Itlde*  Ton  der  alles  bebersehenden  Torstellnng  des  Aristoteles  ab- 
gieng  und  ein  richtiges  bild  von  den  TOrgängen  bei  der  entstehun^  des 
ersten  und  zweiten  regenbogens  gab;  nur  die  kreisförmige  gestalt  und 
die  aufeinanderfolge  der  färben  vermochte  er  nicht  zu  erklären,  bischof 
Uaioo  Antonio  de  Dondnies  ron  Bpalatro  (ende  des  16n  md  beginn  des 
17n  Jahrhunderts)  stellte  vemehe  an,  indem  er  glaskngeln  an  fäden 
aufhing',  wodurch  er  den  gang  der  strahlen  klarlegte.  Descartes  zeigte 
durch  beobachtuDg  und  rechnung  auf  grund  des  von  8nell  entdeckten 
bredrangsgssetses  nnd  des  von  Kepler  erkannten  gesetses  über  den  ver- 
lanf  der  ftinctionen  in  der  nähe  der  maxima  nnd  nUatma,  dasz  beide 
regenbogen  dorcb  awei  bfeehaagsn  und  eine,  bea.  swei  spSegelongen 


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der  lichUtralileii  mit  f^8ct«r  o^r  kleiuter  Ablenknnf  •neugt  werden; 
•r  berechnete  aoeh  die  rAÜra  biÜT  ruftobogea.   Newton  Tollendet* 

endlicli  'Vi*^  titcorie,  indem  er  nnmentlich  auch  die  färben  ans  der  nn- 
gleichen  brecliburkeii  des  lichtes  ableitete,  die  volUtäudig^e  theorie 
Beigte  DUQ,  dasg  «ueser  den  durcb  beobacbtung  längtt  bekannten  zwei 
ff— bf  ■  mmIi  «Im  f«BM  Mibe  llnlidior  9in6Übimmtn  aber  mH 
abnehmender  lichtetKrke  entstehen  ktmncn,  so  nMMntlicn  ein  dritter^ 
densen  centrnm  die  iionne  selbst  ist,  dessen  anszerster  radins  41^  52'  56' 
and  dessen  breite  boiuabe  6"  beträgt,  da  dieser  theoretisch  bestimmte 
bogen  »bwr  aleht  beobadhtet  war«  |l«ibte  Job.  Bemoiilll,  4«m  er  wn 
Ilabtidiwach  sei,  um  vom  menschlichen  ange  beobachtet  werden  zu 
ktaoen.  in  R  idirhes  optik  wird  erwHbnt,  dasz  Berf^mann  einen  dritten 
rtgmbogen  beobachtet  habe*  der  redner  erzählt  nun  ausführlicher  seine 
boobaebtnng  eioM  4iitles  regenbogent  Tom  in  teptomber  1878  Abends 
6Vs  uhr  auf  der  bahnstrecke  Cöln-Neaas.  die  färben  rothy  orange,  gelb 
und  grün  zeigten  sich  deutlich  an  dem  dnrch  keinen  leeren  Zwischen- 
raum am  himmel  getrennten  bogen,  während  die  über  blau  hinaos- 
geh«nden  färben  unsichtbar  blloboB.  die  orteboiniing  dauerte  über  20 
■üanten. 

In  der  dritten  und  letzten  Sitzung,  Sonnabend  d^n  27n  September, 
verlas  der  Vorsitzende  zunächst  einen  brief  des  herru  dr.  I.  C.  V.  Hoff- 
mann, redacteur  der  leitschrift  fQr  den  mathematiseh-natarwisf enschaft- 
llebea  «atertiebtt  ia  folge  eines  Torfalles  aaf  4ar  ^mmmmAtmg  dtor 
naturforstiher  zu  ßaden-ßaden  stellt  derselbe  den  antra«]:  an  die  matbo- 
matische  Kection  der  XXXIV  vers.imraliinp  deutscher  philoloirpn  und 
Schulmänner,  über  die  zu  ergreifenden  mittel  zu  beratheo,  um  unter 
den  lebfini  4er  aalbeBiatik  und  aatarwiMeatebafloD  aa  bSbena  eebn- 
len  eine  eagere  and  straffere  Verbindung  zu  erzielen;  er  schlage  einen 
verein  vor.  da  das  sihroiben  erst  am  letzten  tage  (27n  sept.)  ang^e- 
langt  ist,  so  dasz  unmöglich  noch  eine  vollständige  besprechong  statt- 
Baden  kaBB,  eo  wfrd  mebloesea  die  angelegenheit  aaf  der  nlebsi- 
jährigen  vertawnlnng  zur  discussion  zu  bringen.  —  hierauf  wird  die 
these  des  herrn  prof.  dr.  Reuschle  (s.  Sitzung  vom  25n)  zur  discussion 
gestellt,  an  der  sieh  vor  allem  der  vorsitsende  und  dir.  dr.  Ueilermann 
beteiligten,  wM  bervetfebobea  wird,  dara  je  aaeh  den ^eiMfaleeea 
besser  bald  die  lebteata-beweismethode  bald  die  genetische  betss  Unter- 
richt zu  verwenden  sei.  prof,  dr.  Reuschle  fasst  seine  these  so:  'für 
den  mathematischen  anteiricht  an  den  höheren  schu len  ist 
es  erwünscht  daes  die  waisol- «ad  logaritb»eni&tie  gene- 
tiaob  aus  den  poteatefttsoa  eatwiokell  werdaa'.  ia  dieeer 
feMun?  wird  die  these  angenommen. 

Director  dr.  Heilermann  (Essen)  hielt  hierauf  einen  vortrug: 
'welche  behaadlungsweise  der  kegelschnitte  ist  den  höheren  schulen 
Yoraacewoiee  tu  empfehlen?'  auf  den  realsdbulea,  eo  ffihrt  der  redaer 
aus,  bildet  die  behandlung  der  kegelschnitte  einen  teil  des  pensnms 
der  prima  und  auf  den  gymnasien  strebt  man  ebenfalls  vielfach  danach, 
die  kegelschnitte  in  den  kreis  des  mathematischen  Unterrichtes  hinein- 
saiiebea.  ee  ist  daber  bei  de«  eebr  ▼ereoMedeaartigeB  bebaadlmife- 
walsea  der  kegelschnitte  wichtig,  sich  über  die  in  der  schale  anzu- 
wendende methode  klar  zu  werden,  die  jetzige  generation  steht  ganz 
unter  dem  hoben  einflusse  Steiners,  sie  habe  die  gewaltige  umwälsung 
der  fsemetrie  «ad  tte»eatMeh  der  lebre  Toa  dea  kegeUmlttett  dnrdi 
die  neaeren  aosebaanngea  gseehaa  und  deren  fruohtbarkeit  und  klar- 
heit  selbst  erkannt;  daher  ist  man  leicht  geneigt,  diese  methode  auch 
auf  der  schule  zu  verwenden,  dadureh  den  blick  der  achule  au  erweitern 
oad  •«  Tertiefen  und  sie  su  selbofelbfttigem  Ikeodig««  wAaMw  aas»- 
leitea,  aber  bie  jelet  iet  ee  aoch  nicht  gelvagea  tfoUi  sahlreicher  iaAer» 
essanter  versuche,  unter  anwendnng  der  neueren  geometrie  ein  orga- 
nisch«« ganae  aua  der  clementargeometrie  für  die  schulen  zu  schaffen. 


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deut»cher  philologen  und  ecbulmäuiier  zu  Trier.  627 

Mi«r  UdO)*  dit  belHuidlvif  dar  kegrclMliaiMe  SMb  d«y  wwmNm  «a- 
MhwwiCBweUe  in  der  prima  der  realschalen  eine  völlig  isolirte  dis* 
ciplin  ausser  Zusammenhang  mit  den  übrigen  zweigen  der  elementar- 
martbeiDatik.  die  analytische  bebandluugsweise  der  kegeischnitte  wird 
■qImmi  detliAlb  TielfAeh  fon  den  ]«br«ni^  angewaadt,  well  di«  gmad- 
aaMluuiangen  der  coordinatengeometrie  ja  ein  wesentliober  bettandtell 
der  mathematischen  ausbildang  sind,  die  von  den  schülern  der  höheren 
lehian^talten  verlangt  wird,  er,  redner,  empfieblt  trotident  die  beband- 
imig  der  kegelicliBlIte  naeh  Apolloalns  ¥011  Perg».  legt  mmn  diivoli  elma 
•elkiefen  kegel  den  bauptschnitt,  senkrecht  zur  ebene  des  gmndkreises, 
80  schneidet  jede  zu  dein  hnuptscbnitt  senkrechte  ebene  den  kegel  in 
einer  ellipse,  byperbel  oder  parabelt  je  nachdem  die  Schnittlinie  der 
•bea«  mit  dem  hauptsehnitie  beide  sehenkel  des  letatern  anf  eiaar  eeita 
der  kegeltpUaa«  anf  verschiedenen  seitea  deftalbea  adav  aadtteli  flbar- 
hanpt  nur  einen  schenke]  schneidet,  ans  dieser  erzengnngsart  der 
kegelscbnitte  leitet  sieb  leicht  für  jede  art  derselben  eine  characte- 
ristiscbe  proportion  ab,  welche  für  die  weiteren  entwicklungeu  ebenso 
firaehtbar  Ist,  als  sie  aiek  auch  leicht  ia  aine  eoordinafeeaglelelinaf  om- 
formen  läszt.  die  eigenscbaften  der  brennpnncte  erhält  man,  wenn  man 
in  einen  geraden  krei«kegel  zwei  sich  nicht  schneidende  und  nicht  l)e- 
rübrende  kugeln  beschrieben  denkt,  an  welche  die  den  kegelschuitt 
arseaganda  M»eaa  aatiaaeabana  iat.  diasa  etareamatriialia  ■aeahaanag 
ist  dabei  äuszerst  fruchtbar  und  hat  den  vorzug,  dasz  sie  den  schülern 
die  mannigfaltigste  Übung  in  der  auffassung  räumlicher  gebilde  gewährt; 
das  stereometrische  sehen  wird  geübt,  ein  weiterer  vorsug  dieser  be- 
baadlaagaweiM  Ist  dar  eaga  ansehleas  aa  die  atereonetrie«  ia  «alab 
letsterer  dar  aohOltr  eiab  leieht  bei  dem  satse,  dasz  die  kegelfläche 
durch  ebenen  parallel  aum  grundkreise  in  kreisen  geschnitten  wird,  die 
frage  stellt,  welche  achuitthgur  durch  andere  ebenen  erzeugt  werde; 
biar  Ifaidat  dar  aebtller  dia  aatvort  die  aaiwabl  dar  lahrbMar,  Ia 
denen  nach  dar  aagegebeaea  nafthade  die  kegelscbnitte  behandelt  sind« 
ist  freilich  äuszerst  gering;  anazer  dem  lehrbucbe  des  redners  ist  nur 
die  geometrie  des  maszes  von  ächlömilch  als  brauchbar  zu  bezeichnen; 
sollte  aber  die  methode  von  schulen  adoptirt  werden,  so  würden  sich 
dia  lehrbncher  bald  finden. 

Bei  der  auf  den  Vortrag  folgenden  discussion  sprach  sich  prof.  dr. 
Günther  (Ansbach)  im  sinne  des  redners  für  die  anwendung  der  älte- 
sten methode  in  den  realschulen  aus  als  der  einfachsten  und  frucht- 
barsten, prof.  Beaaakle  glaubt  aiaar  aoaiblaatiaii  dar  analytischen 
mit  der  synthetischen  methode  den  vorzug  geben  zu  sollen,  während 
director  dr.  Langguth  (laerlohn)  die  analytische  methode  in  den 
Vordergrund  stellt  und  erst  bei  repetitiouen  die  synthetische  benutzt 
w&Maa  will»  asbUasslich  aialgt  laaa  siab  aal  folgeada  tbaaat 

'für  dea  Unterricht  in  realprioia  empfiehlt  sich  bei  be- 
handlung  der  kegelscbnitte  eine  combination  dercar- 
tesischen  mit  der  einen  oder  anderen  synthetischen 
aetbada  aar  anwaadiuig  an  bringen'. 

Orlantalltaba  sacilon. 

Dia  arientallteba  «aaUan,  bei  walabar  sieb  99  mitglieder  einge- 
Bcbfieban  hatten,  hielt  anter  dem  voraitie  des  bra.  prof«  dr,  Gildemeistar 

aus  Bonn  drei  sitznngen  ab,  von  denen  eine  von  den  geschäftlichen 
Verhandlungen  der  deutschen  morgenländischen  gesellschaft  eingenommen 
wird.  geb.  hofrath  prof.  dr.  Fleischer  aus  Leipzig  machte  mitteilungeu 
Über  eine  gegenwärtig  ia  Beirat  arsebelDende  arabiadM  aaeyklopädie, 

welche  von  Petros  BistÄni,  einem  arabischen  Christen,  redigiert  wird, 
da  alle  abendländischen  mit  einem  vocale  beginnenden  namen  der  eigen- 
tümlichkeit  der  arabischen  spräche  gemUsz  in  dem  ersten  buchstaben 


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(M      BüfcM  Otr  dit  f  lAiaitliiif  (tu  4tr  Mn  Tertammlung 


behandelt  werdc^n,  so  ist  derselbe  so  nnif^ehnt,  dasz  die  drei  bi«  jetsi 
erachieneneu  (^rosEen  foliobände  den  ersten  bnchstahen  noch  nicht  g-anz 
umfansen.  wenn  Aoch  der  orspruogliche  zweck  des  werke«  wol  die  ver- 
■dttluAg  4m  ■bwill^iiwhw  wimtm  sm  dl*  ■wrfHilteiar  iai,  wo  kftbea 
doch  di«  Mf  dm  ortoot  und  nsmentUch  die  anf  die  arAbiiche  weit  be- 
zii(^lichen  artikel  fGr  die  occidentalen  hohen  wert,  die  quellen  über  den 
occideoi  sind  Torsüglich  fransöiiacbe,  eogUiche,  beziehuogsweiee  ameri- 
^■■iwfc»  wcriM.  w  ■■•wM  d«r  «rttk«I  tot  M  d«r  nangelhalleii 
lilteraturkeimtiiiaK  ▼{•Ukeh  nicht  glttoUtak.  fttr  den  Orientalen  f^mtu 
rien  iit  die  einflechtung  Ton  illustrationen .  deren  clich^s  sich  der  Ver- 
leger von  europäischen  und  amerikanischen  buchbändlern  verschafft  hat. 

Prall  Rfttivj  Mi  Püfto  WH  (fai  tnmMMMr  ipraehe)  «inen  ver- 
trag, in  welekeai  «r  «Im  fast  gans  BMie  tluoHe  erläuterte,  eemSas 
welchi  r  die  semitischen  Teeeleeiebea  mm  eowtiiMiiiiiiifigiii'ee  maa  deien 
Ttrkiirzung  herstammen. 

Prof.  J.  Oppert  ans  Paris  sprach  über  'die  fregmente  der  epo- 
pHeii,  welehe  die  schSpfnng  and  Sintflut  nmtk  iMkylenischer  anffassnng 
betreffen*,    die  bisherigen  dentschen  Übersetzungen  sind  alle  nach  den 
englischen  Versionen  p:ebild«'t  und  sind  daher  wie  diese  unrichtig,  erst 
kürzlich  hat  der  redner  selbst  die  richtige  Übersetzung  geliefert  und 
trtgt  tie  alt  dia  aSt^  gewordeneB  mfiewinime»  und  mit  den  «r- 
lluternnpon  vor.    hauptsächlich  zeigt  er  hier,  dasz  die  Engländer  in 
den  babylonischen   Inschriften  stets  nur  bestätigungen  der  biblischen 
darsteliung  finden  wollten,  während  zwischen  beiden  weaentliche  unter- 
nhtede  beeltliea.  Mhe«  der  inepffiug  dar  weit  aaeh  des  babyleiiieclieB 
entthnfeas  *efai  ehaei,  daa  meer,  war  die  mutter,  die  dies  fwae 
nnirersum  zeugte;  die  götter  waren  einst  ohne  dasein,  zuerst  wurden 
die  götter  Lohma  und  Lahama  (m.  o.  f.)  erschaffen,  u.  s.  f.'  zeigt  den 
grossen  geg«Mali  gegen  die  InnMlitiielM  aaHurang.    die  eintfliit, 
welche  in  dem  epos  vom  Istubar  beschrieben  wird  and  deren  Schilderung 
wol  analopien  mit  der  biblischen  darstellang  bietet,  entbehrt  grade  des  j 
weeentlichsten  moments  israelitischer  aaffassong,  des  ethischen  momeutes;  I 
•!•  tot  alekt  dooreli  Tenebaldong  des  manaehengewMeelitM,  eoftden  | 
doNll  die  räche  einer  niederen  gottkeit  ber^igeführt,  der  plan  zu  der- 
selben wird  aber  von  einem  andern  gotte  dorn  könige  Adrahasis  ver- 
rathen,  der  sich  durch  ein  schiff  vor  dem  nilgemeinen  Untergang^  rettet 
und  60  den  plan  der  rernichtang  des  ganzen  mcn&chengeschlechtee  ' 
Teteitelt. 

Prof.  dr.  Strack  aus  Berlin  spracli  über  'Abraham  Firkowitscli  und 
den  wert  seiner  entdeckungen*.  dieser  bekannte  1874  verstorbene  falscher 
wollte  —  wenigstens  beim  beginne  seiner  fälschungen  —  seiner  karäischen 
Umelltsneeele  In  dsn  engen  der  Buso  ein  mügüehst  bobes  alter  und 
volle  Selbständigkeit  sichern,  um  nicht  mit  den  rabbanitischen  Juden, 
die  sich  nicht  des  vollen  biirgerrechtes  wie  die  Karaer  erfreuton,  viel- 
mehr sich  in  gedrückten  Verhältnissen  befanden,  verwechselt  und  diesen 
gleichgestallt  tn  wwien.  debtr  erlssd  er  eine  eigne  ■ebüpfungsliat  die, 
▼on  der  biblischen  um  161  jähre  abweicht,  ebenso  eine  exilsära,  die  mit 
dem  8n  Jahrh.  vor  Cbr.  beginnt;  die  Karäiten  sollten  sich  schon  frühe 
von  den  übrigen  Israeliten  getrennt  haben,  i^ambjrses  soll  ihnen  die 
Krim  für  dienste  Im  Sc^thenkriege  geschenkt  bebe,  er  batte  rtole  wert> 
Totto  bandscbriften  und  fälschte  hier  und  anf  grabschriften  mit  nage« 
meiner  kunstfertigkeit  und  schlaulieit  die  Jahreszahlen,  um  so  ru  vor- 
christlichen daten  zu  gelangen,  der  vortragende  war  1874  zur  aofklärung 
der  Sache  selbst  in  der  Krim  gewesen  and  erlllaterte  das  rerlaiuraii  des 
ftliebsrt  dnreb  eine  zahl  von  beispielen. 

Donnerstag  den  26n  schlössen  sich  an  die  sitzung  der  orientaliBchcn 
section  die  Verhandlungen  des  1877  in  Wiesbaden  gegründeten  deutschen 
Vereins  zur  erforschung  Palästinas  an,  welche  anschlieszlich  geschäft- 
ttehe  eagelegenbeltMi  betrafen. 


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deatsoher  philologen  und  schalm&nner  bu  Tmr.  629 

Oentich-romsnisohe  seotion. 

Unter  dem  Vorsitze  des  hrn.  prof.  dr.  Wllmaiiiui  hielt  die  deutsoh- 
romanische  sectioiif  bei  welcher  sich  41  mitglieder  eingeschrieben  hatten, 
vier  Sitzungen  ab;  die  erste  derselben  war  nur  der  constituierong,  Ter- 
teilung  einiger  eonriften  ('Estener  gloBseii'  rom  prof.  Grtwiiiif»  'fragmont 
einer  mittelhochdeutschen  Übersetzung  der  Ilias'  eine  arbeit  Lachmanns, 
die  ßirli  in  Haupts  nachlasz  fand)  und  einem  kurzen  berichte  über  die 
fortschritte  der  bevorstehenden  voUendung  des  mittelhochdeutschen  Wörter- 
buchs gewidmet,  an  stelle  des  Eum  stellvertretenden  vorsltsenden  ans- 
ersehenen  hm*  prof.«  dr.  IVnter  aus  Bonn,  welcher  durch  krankheit  am 
besuche  der  Versammlung  verhindert  war,  wurde  hr.  prof.  dr.  ten  Brink 
aus  Strasbzurpf  gewählt  und  übernahmen  die  hrn.  dr.  Kräuter  aus  Saar<- 
gemünd  und  dr.  Franck  aus  Bonn  das  amt  als  secretäre. 

In  der  sweiten  iitnmf ,  donnontag  den  S6o  mpt.,  hielt  prof.  dr. 
Martin  (Straszburty)  einen  Vortrag  über  die  gralsage,  zunächst  trat  er 
der  allgemeinen  annähme  entgegen,  nach  welcher  "Wolfram  von  Eschen- 
bach nur  den  Parcival  von  Chrestian  von  Troyes  benutzt  und  alles 
fibrige,  telbtt  teinea  gewUuramaiin  Kyo«  «rfnnden  habe.  altfraDs5iifehe 
gedichte  aus  dem  bretonischen  sagenkreifO  sind  mehrfach  verloren  ge- 
gangen; auch  spielt  Wolfram  an  verschiedenen  stellen  auf  andere  ge- 
dichte hin,  woraus  wir  schlieszen  müssen,  dasz  diese  dem  dichter  und 
■eittom  poblienm  bekannt  gewesen  fein  mfisten,  wenn  erateier  nieht 
leerei  spiel  getrieben  hfttte.  wenn  man  die  namen  und  sagen  deutschen 
Ursprungs  als  einen  beweis  für  die  gröszere  Selbständigkeit  Wolframs 
anführt,  so  ist  dies  keineswegs  ein  directer  beweis,  da  die  altfranzö- 
rtaehe  sage  mehrfach  derartige  elemente  «i^Kenommen  hat;  die  sage 
▼om  Schwanritter  findet  sieh  Hiebt  bloB  bei  Wolfram,  sondern  anoh  bei 
einem  späteren  fortsetzer  von  Chrestian  von  Troyes,  so  dass  also  eine 
gemeinsame  uns  nicht  mehr  erhaltene  quelle  vorhanden  gewesen  sein 
mnss»  als  Teffdienste  Wolframs  Terbleiben  demnaeh  die  in  der  gancen 
UtteralV  des  mittelalters  sonst  nicht  mehr  auftretenden  stilistischen 
Vorzüge,  die  Vertiefung  der  fabel  namentlich  durch  die  psychologische 
motivierong  und  die  in  ihrer  form  unfranzösischen,  auf  persönliche  ver- 
hftltnisse  des  diehters  sidi  beziehenden  namen.  einen  beweis  f&r  die 
v^eite  Verbreitung  der  bretonisehen  sagen  in  damaliger  seit  gibt  auch 
das  über  gebühr  bis  jetzt  vernachlässigte  gedieht:  die  kröne  von  Hein- 
rich vom  Türlin.  dieser  Verfasser  nennt  für  seine  erzählung  ebenfalls 
Chrestian  von  Troyes,  aber  merkwürdiger  weise  grade  für  solche  stücke, 
die  in  den  nns  erhaltenen  werken  des  letsteren  sieht  enthalten  sind; 
andere  teile  geben  keine  quellen  an,  stimmen  aber  —  wie  schon  Lach- 
mann bemerkte  —  mehr  mit  Chrestian  ala  mit  Wolfram  überein;  dasz 
dabei  Heinrich  nicht  als  erfinder  in  den  ihm  eigentümlichen  zügen 
ansnsehen  ist,  deutet  der  weehsel  der  namen  für  dioMiben  personen  an. 
daher  ist  die  annähme  einer  compilation  berechtigt,  welche  annähme 
noch  dadurch  bestärkt  wird,  dasz  Heinrich  einzelne  abenteuer  anfäng- 
lich als  bereits  überstanden  bezeichnet,  die  er  selbst  erst  später  aus- 
IfibrUoh  eisShlt  und  dass  mehrere  eingewebte  emüblnngen  in  spllteren 
engliseben  und  französischen  gedichten  sich  wiederfinden,  nun  gibt 
Heinrich  selbst  an,  aus  einem  buche  geschöpft  zu  haben,  sowie  kürzen 
zu  wollen,  daher  ist  wol  mit  Sicherheit  auf  ein  französisches  werk  com- 
püatoriseb«!!  ehamkters  an  sehHessen«  neben  den  poetischen  beerbei- 
tangen  hat  der  Sagenkreis  mündlioho  ttberlieferung  in  prosaischer  form 
erfahren,  wofür  directe  sengnisse  vorliegen.  —  Von  besonderer  Wichtig- 
keit ist  das  gedieht  die  kröne  von  Heinrich  für  die  gralsage,  deren 
entwiekinng  nicht  ohne  Torbehalt  der  vortragende  seichnete.  zweimal 
kommt  in  dem  eben  bezeichneten  epos  Gawein  zum  gral,  das  erste  mal 
ist  der  name  zwar  nicht  genannt,  aber  der  bericht  weist  deutlich  genug 
auf  den  gral  hin:  Qawein  iludct  in  einer  bnrg  auf  einem  rahebette  einen 

N.  jahrb.  f.  phü.  vu  pid.  U.  ftbU  1879.  hA.  IS.  41 


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880     Bcdeh»  übt  dit  ▼•riMadlimgwi  dm  ila  Tmymnhaig 


greif,  dem  eine  Jungfrau  eine  kristallBchale  mit  frischem  blute  bringt, 
in  der  nacht  fiudet  Gawein  seinen  wirth  todt,  er  selbst  erwacht  am 
■Will  alltis  te  falde.  das  sweite  mal  findet  Qnwein  den  nnnmelir 
Mch  g:pnannten  gral  nod  rrU'st  fhircli  seine  frage  den  hüter,  der  mit 
der  gesellst  halt  nur  scheinbar  lebt,  die  erlösung  solcher  nur  scheinbar 
lebender  tindet  man  auch  iu  den  deutschen  und  andern  fremden  sagen- 
krtiiia;  ortWuh  tollMi  bed— teaie  b«nMb«r  i«r  ▼on»H  Tenamert 
in  ^e^gen  und  schir>sBem  hausen,  ein  solch  verzauberter  konig  ist  auch 
der  gralhüter,  der  meist  nicht  mit  n amen  bezeichnet,  bei  Wolfram  aber 
Amfortas  (der  kranke)  genannt  wird.  Ton  ihm  zu  unterscheiden  ist 
Art»,  TM  wdebi«  nb«r  fast  fimllebM  enlklt*wlfd;  BAeh  der  «II« 
gemeinen  bretoniäclien  sage  werden  seine  wunden,  an  denen  er  his- 
siecht,  durch  die  fee  Morgan  geheilt,  diesem  mythus  liegt  wol  eine 
Torsteliong  vom  Wechsel  der  jahretzeiten  zu  gründe,  in  den  späteren 
qii«ll«tt  ffMbtSal  der  gral  mit  Artw  TerbiadeB,  er  Iii  aMila  m  eine 

Seisterhafte  erneuerung  der  tafeirunde  und  seine  eigettsohl^  Bur  die 
es  '^tischlein  deck'  dich  !*  die  rein  sinnliche  auffassun^  des  grals  zeigt 
sich  in  den  späteren  fortsettongenChrestians,  wo  wir  auch  den  mystischen 
«akn&pfnngen  mImt  imaderlmifl  an  die  «hriatUehe  legende  (Josef  tob 
ib-irnnthia)  findM,  bIso  ebenso  wi«  bcd  BBderB  WBTkeB  dar  IlbaifBBf 
TOn  der  volkssage  zu  der  legende. 

Dr.  Behaghel  aus  Heidelberg  sprach  über  eine  neue  ausgäbe  der 
Eneide  Ton  Heinrich  von  Veldeke.  die  frfihere  ausgaben  —  von  £tt- 
BlBIIer  —  ist  dadurch  mangalbaft,  dasz  der  herausgeber  die  verschie- 
ficnen  handschriften  in  ihrem  werte  falsch  beurteilt,  diese  zerfallen  in 
zwei  gruppen  —  auf  der  andern  seite  die  Qothaer,  Wiener,  Berliner 
und  Munchener,  auf  der  andern  die  beiden  in  Heidelberg  n.  s.  f.  — ; 
daB  arataB  raBg  nehmen  bei  einer  claaaification  der  hands^riftaB  Bwai 
mss.  aus  dorn  IfjH  jahrh.  ein.  die  sprachliche  herstellung"  des  textes 
ist  äusserst  ncliwLr,  «la  keines  der  vorhandeiiou  manuscripte  einen  text 
aufweist,  den  man  in  seiner  Schreibweise  einer  ausgäbe  zu  gründe  legen 
ktoata.  daher  muss  man  das  gediakt  ki  dia  Brandarl  daa  dfehlare,  in. 
die  Sprache  von  Mastricht  und  umgegend  umschreiben,  für  ein  solcbei 
unternehmen  würde  zunächst  die  frage  zu  entscheiden  sein,  ob  der  Ver- 
fasser der  legende  vom  hl.  Servatius  identisch  ist  mit  dem  verfaaser 
dar  EaaMa.  kBBptgriBda,  die  gegaa  doraB  Idaatftftl  fdtand  gemackt 
worden  sind  ^  dia  spräche  und  der  angeblich  geistliche  stand  des 
dichters  der  legende  —  sind  bereits  von  Braun  und  Martin  widerlegt 
worden,  der  abstand  in  stil  und  technik  zwischen  den  beiden  gedichten 
aiMii  iiak  laldit  daraus,  daas  dia  legeoda  ein  jugendwaik  das  diaktan 
der  £neida  Ist.  dabei  zeigen  beide  dieselbe  eigentfimliche  schwäche 
der  öfteren  Wiederholung  desselben  wertes  rasch  nach  einander;  der 
apUog  dar  Eneide  hat  grosse  ähnlichkeit  in  bezug  auf  den  inneren  bau 
mt  dam  dü  la  baoha  das  SatTBlfBs;  alasalaa  nasdniaksweisan,  salbsl 
ganze  versa  itlBMBaa  in  beiden  wörtlich  überein,  besonders  in  daa 
schilderung-en  der  quälen  in  der  hölle  und  in  der  unterweit;  da  nun 
sprachlich  sich  feststellen  läszt,  dasz  die  legende  von  Servatius  älter 
ist,  also  nichts  ans  der  jüngeren  Eueide  entnommen  kabaa  kann,  dasa 
nber  die  iegande  nur  wenige  jahra  firfiber  als  das  andere  werk  gedichtet 
sein  kann,  so  müssen  wir  annehmen,  dasz  die  Verfasser  beider  gadiekta, 
gleichen  namens,  identisch  und  nur  eine  Person  sind. 

Die  dritte  Sitzung,  freitag  den  26  sept.,  wurde  ganz  ausgefüllt  mit 
dam  rafaraia  des  Oberlehrers  dr.  Weganer  Im  namen  der  n  Gara  ar- 
nannten  aoounission  über  die  bearbeitnuf!;  dent^ichcr  dialektgrammatiken 
und  mit  der  discussion  über  die  von  dem  gen.  aossohosz  vorgelegten 
thesen.   die  letzteren  lauteten: 

1.  IMa  arsta  «irfinba  dar  dtalaktfarsakmf  Ist  aa  daa  dialaklisakaa 
Sprachstoff  phonetisch  und  grammatisch  genau  zu  fixieren  uad  SO  dar 
kistorisohen  spracUorsahong  sogiiagUek  sn  maohas. 


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detttflcher  pbüologen  und  scbulmäoAer  zu  Trier« 


631 


9.  2«  dief  em  iw«eke  loll  «In«  railie  tob  diftlekt|^ainiii*tik«n  In  du 
leben  gorofen  werden,  die  naeh  eSaem  geneineamen  pUne  getrbeitet 

werden  sollen. 

3,  Die  Anlage  derselben: 

ä)  sie  sollen  snerat  eine  genaue  lantphjsiologisolie  beaehret- 
bung  aller  im  einzelnen  dialekte  vorkommenden  laute  geben; 

b)  sie  sollen  eine  Übersicht  enthalten  über  die  veränderung^en, 
welcbe  die  altgermanischen  laute  im  betreffenden  dialel^t  erfahren 
beben ; 

c)  die  grammatiken  eollen  einen  abriei  der  ilezi<nielehre  ent- 
halten,  hierbei  sind  zu  verzeichnen: 

a)  die  substantiva  und  verba,  welche  aus  der  starken 
in  die  schwache  flexion  und  umgekehrt  übergetreten  sind; 

P)  die  noeh  im  dialekt  wirklioh  gebranehten  starken 
präterita ; 

d)  wünschenswert  erscheint  eine  genaue  beobachtnng  der 
acceutverhältnisse  des  dialekts; 

a)  beim  werte  in  paose; 

ß)  beim  wort  innerhalb  de«  «at^effigea  (Terhftltaif  ?ob 
wort  zum  satzacccnt); 

e)  wünschenswert  erscheint  ferner  eine  genaue  angäbe  der 
nnfikalleelien  intenralle  in  der  redet 

a)  nach  den  logischen  ailaneen  (hehanptongmts,  frafe* 

•atz,  ausruf  u.  s.  w.); 

ß)  nach  den  psychologischen  nüancen  (affecte)j 

f)  wQaseheniwert  nnd  »jntaktieehe  beobaohtnngen: 

a)  im  eiafaehen  aatae,  besondere  ttber  ^e  easns  ond 

tempore ; 

ß)  im  zusammengesetsten  satze,  besonders  Uber  die  tthig- 
keit  der  nnterordnung  der  sStae  nna  ikrea  ersats,  über  moli 
nnd  ibre  Umschreibung; 

g)  wünschenswert  ist  eine  stilistische  msamineilSteUunf  f 

a)  abstractes  und  concretes; 

ß)  auf  welehem  gebiete  finden  sloh  nfiaiiotenuigeii  der 
▼orsteUongen: 

aa)  naeh  saofaUehen  differeafen  der  TorsteUnngea 

selbst; 

ßß)  na^  psychologisehen  dfiforensea,  wobei  be- 
sonders die  nüaneen  für  edle,  alltägliche,  kosende  nnd 

komische  rede  ins  auge  zu  fassen  sind. 
Die  Zusammenstellungen  sind  nach  sachlichen  kategorien 
in  der  angedeuteten  weise  vorsnnebmen; 

h)  die  grammatiken  sollen  ferner  enthalten  ein  lexikallsehes 
Verzeichnis  aller  etj'mologisch  nicht  durchsichtigen  Wörter. 

4.  Jede  grammatik  behandelt  einen  historisch  und  oulturhistoriscb 
seit  alter  zeit  zusammengehörigen  besirk: 

a)  die  grundlage  bildet  der  beimatsort  des  Verfassers; 

b)  die  behandelte  landschaft  ist  in  ihre  dialektsprengel  zu 
zerlegen  mit  genauer  angäbe  aller  an  einem  dialektsprengel  ge- 
hörigen Ortschaften; 

e)  die  dialektgreasen  sind  mögliehst  dnreh  natürUebe  oder 
y  historisch-politische  grenzen  sn  bestimmen; 

d)  die  gesichtspunkte  bei  der  abgrenzung  sind  die  differenzen 
in  den  lautgesetzen,  in  der  gesamtlage  der  Sprachwerkzeuge  und 
in  dem  aeeente; 

e)  die  Verschiedenheit  in  der  behandlang  der  analogie  und 
der  beeinflussuug  des  dialekts  durch  die  Schriftsprache  resp.  die 
nachbardialekte  ist  kein  gruud  zur  Scheidung  in  verschiedene 
dialeittsprOBgeL  sie  wird  an  betreffender  stelle  Termerkt. 

41* 


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632 


Bericht  ilber  die  Terhandlongen  der  Sin  Tertammlimg 


f)  die  abgrenzont^  9m  ^Ualekti  voa  «einen  iiaelibftrdUIckten 

und  im  mImb  dialektaprengel  fUellWlt  in  der  einleitung  oder 
in  einer  am  »chlussf  fui<:i  ii  lrii  znr'ammeuliiinpenden  abhandlung-. 
hier  sind  aach  die  verschiedeneu  sprengel  mit  bequemen  namen 
SU  benennen,  neeh  denen  sie  Im  texte ller  gremnintik  angeführt 
werden. 

5.  T^m  das  nötige  matprinl  für  jeden  einzelnen  ort  zu  gewinnen 
mUsseii  Fragebogen  au^^'earbeitet  und  gedruckt  werden,  in  denen  eine 
reihe  gramroatisch^charakteristischer  Wörter  som  umBetzen  in  den  dialekt 
nnffeflihrt  werden. 

6.  Um  die  kosten  für  druck  und  versondunp  der  fragebog'en  zu 
decken,  Boll  der  reichskanzler  des  deutschen  reichs  um  eine  Subvention 
aus  reichsmitteln  gebeten  werden,  auch  soll  ihm  die  bitte  aosgesprocheu 
werden,  desz  er  die  beantwortnng  der  Ümgebofen  den  lehrem  nnd  geiet- 
liehen  auf  dem  land<>  pinpfelileii  mJifro. 

7.  Da  der  vertrieb  der  dialektg^ranimutiken  nur  innerhalb  eines 
kleinen  publicums  möglich  sein  wird,  äo  soll  der  reichskanzler  gebeten 
weiden,  nneh  das  traeuilndlerieelie  natemebmen  ens  relehemittehi  vnter- 
•Uitsen  zu  wollen. 

8.  Lieber  die  aufbewahrong  der  beantworteten  fragebogen  entscheidet 
der  reichskanzler. 

An  der  debette  beteiUgen  ileli  MMer  dem  referentm  oberiebrer 
dr.  Wegeoer,  namentlich  die  prof.  Willmanns,  Martin,  Schmidt,  Stengel 
und  dr.  Ziemer;  es  wurde  dabei  als  bedenklich  bezeichnet,  die  Unter- 
stützung des  deutschen  reiches,  noch  ehe  man  feste  anhalte  über  die 
etwaigen  betten  hebe,  sn  begehren,  tolebe  entrige  iden  anetiehtelos. 
bei  der  abstimmung  werden  these  6  und  7  Terworfen  nnd  auf  antrag 
von  prof.  dr.  Martin  wird  die  alte  commission  (Sievers,  Braune,  Paul, 
Wegener,  Winteler)  beauftragt,  die  angelegenheit  weiter  zu  treiben  und 
der  ttelien  Yoieeblftge  Uber  einselne  wene  sn  meeben.  bei  der  dieenecion 
dee  wisseneehaftlichen  teiles  der  thesen  seigt  sich  wol  Terschiedenheit 
der  ansiehten  in  kleineren  einselbeiien,  dagegen  ein  ToUea  einTerstindnis 
in  allem  wesentlichen. 

In  der  Tlerlen  nd  letsten  titznng,  samstag  den  97  aepi.  teilte  prof. 
dr.  E.  Schmidt  (Straeiburg;  nach  einigen  ulgemelaen  braierknngen 
über  die  ziele  und  wege  der  Klopstockforschung  aus  einem  zum  druck 
fertigen  aufsatz:  'beitrüge  zur  kenntnis  der  Klopstockschen  jugendljrik^ 
eine  nea  aufgefundene  ode  'an  herm  Schmidten'  mit,  bespricht  deren 
antonohaft  und  gibt  eine  ältere  in  Rings  nachlasz  gefundene  fassnng 
der  ode  'an  Ebert'  wieder;  letztere  zeigt  eine  freie  jugendliche  färbnng, 
welche  Klopstock  später  ebenso  wie  eine  an  Hagedom  gerichtete  stelle 
ängstlich  und  völlig  verwischt  hat. 

Dr.  Senf  fort  (Würzburg)  hielt  hierauf  noch  einen  ansföhrliehen 
Vortrag  über  die  kurfürstliche  deutsche  gesellschnft  zu  Mannlieim.  der 
kurfürst  Karl  Theodor  hatte  für  die  Pfalz  in  seinen  aufklärnngsbestre- 
bungen  sehr  viel  gethan;  aber  alle  seine  rühmlichen  einrichtuugen  er- 
weekten  nur  bei  eintelnen  geiebmaek  nnd  knnatsinn,  da  die  nasse  des 
Volkes  durch  die  Jesuiten  von  der  auficlärenden  bildang  fern  gehalten 
und  durch  die  herrschaft  der  lateinischen  spräche  im  gelehrtentum,  der 
französischen  spräche  und  anschauung  im  leben  jeder  nationalen  ge- 
•Innung  fremd  gemaebt  war.  der  Jeeoite  Klela  maebte  1760  aneret  lehrer 
nnd  Schüler  mit  den  gfründem  deutscher  dichtung  und  kritik  bekannt, 
bierfür  wurde  er  sofort  entfernt,  nach  aufhebung  des  ordens  kehrte  er 
inrflck,  wurde  professer  der  schönen  Wissenschaften  und  suchte  nun  die 
mitwlrkung  gleichgesinnter  mftnner  fVr  die  fSrderung  der  nationalen 
bildung.  eine  freie  veretadgung  kam  nicht  zu  stände,  dagegen  gab  der 
kurfürst  der  von  Stephan  von  Stengel  geplanten  deutschen  gesellschaft 
unter  dem  schütze  des  fürsten  im  october  1776  den  stiftungsbrief.  der 
bierin  ansgesproebene  aweek  war,  spraebe  und  gesehmaek  in  allen 


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deutscher  pbüologen  und  BehalmBimer  m  Trier.  633 


ständen  zu  reinigen,  die  künste  und  Wissenschaften  in  die  muttersprache 
zu  verweben  und  dadurch  auch  im  gemeinen  leben  zu  verbreiten,  auf 
dasz  sie  jedem  getreuen  Pfälzer  verständlich  und  su  eigen  würden,  die 
AUS  den  Terschiedensten  lebensstdlongen  genommenen  mitglieder  yer^ 
sammelten  sieb  monatlich  und  trugen  die  hier  gewonnenen  anregungen 
— >  zünftige  gelehrsamkeit  war  bei  allen  Versammlungen  ausgeschlossen 
—  ins  Volk,  die  deutsche  spräche  wurde  überall  auf  kanzel,  in  schule 
und  tlieaier,  im  kalender  a.  s.  f.  gereinigt,  gemeinntttsige  kenntnisse 
durch  wort  und  Schrift  verbreitet,  die  erfolge  konnten ,  da  eine  rück- 
haltlose kritik  verpönt  war,  mit  den  fortschritten  im  übrigen  deutsch- 
land  nicht  gleichen  schritt  halten,  aber  sie  -verführten  die  mit  holtitelu 
geeehmfiekten  gesellseliaftsmitf lieder  sn  fibersehätemig  and  PISlser  loeel- 
Patriotismus,  welcher  Lessing  aus  Mannheim  vertrieb,  die  monatsschrift 
'Pfälzer  beiträge  zur  gelehrsamkeit»  war  zwar  nicht  officielles  organ 
der  gesellschaft,  diente  aber  doch  deren  ansichten,  sie  zeigte  den  Pfälzer 
Btols  und  die  rhetorlsohe  Terflaebnng.  —  Die  ganse  rielitnng  dei  geseU- 
sehaft  —  fOr  dae  volk,  gegen  die  gelehrsamkeit  —  zeigt  die  anschau- 
nngen  ITerders,  man  blieb  auf  dessen  gemässigterem  standpunct  und 
folgte  nicht  den  modernen  Verehrern  derber  Wirklichkeit,  bei  dem  drama 
wimeehte  man  naeh  Ooethes  yorgang  stoft  aus  der  deutedien  gesehiclite^ 
verlangte  aber  in  einem  Preisausschreiben  stücke  in  jambischen  TeneD» 
da  die  höchste  stufe  poetischer  Vollkommenheit  für  die  prosa  unerreich- 
bar sei.  vor  allen  traten  Dalberg  und  Klein  für  den  vers  in  der  tragödie 
ein,  letzterer  neigte  mehr  den  fransSsisehen  ansehauungen  zu,  zog  das 
heroische  tranerspiel  dem  bürgerlichen  Lessings  TOr  und  verlangte  die 
teachtung  der  drei  einheiten  entgegen  dem  freieren  englischen  principe. 
Schiller  war  auf  veranlassung  Kleins  in  die  deutsche  gesellschaft  auf- 
genommen worden,  welch  letzterer  die  aaswüchse  der  räuber  wolwoUend 
aber  entscbieden  getadelt  hatte,  die  lectüre  französischer  dramen,  die 
iibunp^en  in  versen  seitens  des  dichters  des  Don  Carlos  sind  wesentlich 
auf  den  bisher  unterschätzten  cinflusz  Kleins  zurückzuführen.  —  Einer- 
seits hielt  die  gesellschaft  an  der  Verbreitung  der  Wissenschaften  im 
▼olke  fest,  setste  auf  poetische  behandlung  pfftuiseher  Stoffe  preise  aus 
und  suchte  so  ihren  local pfälzischen  charakter  zu  erhalten,  anderseits 
aber  gab  sie  durch  mehrere  Unternehmungen  den  letzteren  auf  und  zerrisz 
dadurch  das  band  mit  dem  volke.  so  wurde  schon  früh  die  —  freilich 
nie  ins  praktische  leben  fibersetste  —  idee  einer  gesehichte  der  deutedl«! 
spräche  angeregt;  die  preisaufgaben  zeigen  noch  mehr  solcher  die  ur- 
sprünglich engen  grenzen  des  Vereins  überschreitenden  themata.  bis  1794 
waren  10  bände  Verhandlungen  erschienen,  denen  sich  nach  längerem 
Bwisdienranme  nodi  ein  elf  ler  anschlosi;  krieg  und  politisehe  Saderungen 
liessen  die  geseDsehaft  su  grabe  gehen. 

(fortsetsung  folgt.) 

«  o 
e 

In  dem  referate  über  die  allgemeinen  Sitzungen  haben  sich  folgende 
irrthÜmer  eingeschllclient  p.  517,  z.  15  v.  u.  Plutareiis  statt  Isidors; 
z.  13  V.  u.  Yipsanius  Philargyrns  Aqaila  statt  Phil.  Yips.;  s.  8  v.  n« 
'erst  seit  dem  16  jahrh.'  statt  'erst  seit  Carpentiers  schrift  Tironische 
noten';  z.  4  v.  a.  3  =  D  statt  .S  =  D,  z.  2  v.  u.  N  statt  \.  =  men- 
tum.  p.  518,  s.  8  o.  /  statt  A  alias,  X  statt  ]}U  =  quousque  tandem 
abutere  Oatiliaa  patientia  nostra? 


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6M 


Btriobtigungen  und  ergftnzuQgeiL 


«8. 

bp:riciitjgungen  und  Ergänzungen* 

zu  artikel  'die  Zwickauer  Schulordnung  vo;ei  1523*, 

jahrg.  1879  hefi.  11. 


f.  528  zfilo  1—3  V.  o.  lies:  geht  nllcnlin;,'»  wie  Simler  und  die 
•oottigen  grammatiker  jener  zeit  (aasgeuomroen  Gaza  im  4n  buclie 
MlMr  grammatik  «ad  die  iwei  Baaeler:  Oecolampadios  and  Cepuriaua) 
mmt  die  syntaz  nicht  ein. 

<<.  528  7..  13  V.  o.  lies:  —  eine  mit  Occolampads  dragfliate  Ter- 
wandte,  sehr  übersichtliche  forinenlehre  und  kurze  syntax  — . 

8.  528  s.  14  V.  o.  füge  hinzu:  auch  Oec<^lampads  dragmata,  die, 
•oriel  ieh  ge— hen  habe,  aaf  8linl«r  wad  Ctow  fsmo,  In  den 

pclehrtenschnlen  D  -utsclilands  keinen  solchen  eingang  gefanden,  wie 
Meiunchthons  graimnalik.  gerade  die  iiuzweifelhaften  Vorzüge,  die  sie 
noch  vor  der  letzteren  besitzen:  die  berücksichtigung  sämtlicher  un- 
fgii«lgriftff  Miiwarter  (im  In  teil«^  ••  18ft— tlt  dmt  ed.  prine.;  ni«ht 
blosz  der  anoroala  auf  ^ii,  die  Melanchthon  anführt)  and  die  (nach  un- 
seren begriffen  freilich  noch  dürftige)  behandlung  der  syntax  (im  3n  teile 
'de  coBttractione',  s.  221—253),  scheinen  nebst  dem  rufe,  dessen  sich 
MeianehiboB  «rflrrato,  ilire  «llfMMiM  Terbreitang  mebwert  sn  bmben. 

s.  532  absatz  2,  z.  4—6  r.  o.  liats  später  (vor  1495)  Lncians  todten- 
gesprächo  und  (vor  1496)  'eini^rp  bücher  des  ITomer'  verdolmetschte, 
ferner  den  Uomerischen  froschmause  krieg  in  iateiu.  hexametern  wieder- 
gab (di«  illMte  gedmolrte  ibtnttsong  BaseUins)  und  die  Mbrüt  des 
Hippokrates  d«  pnieywli<ia#  hominii  (IMt)  aowie  »ebme  patristlsebe 
Wtrke  übertrug. 

s.  633  z.  17 — 19  o.  lies:  .  .  .  auf  deatschem  boden^'  und  wahr- 
■cMalieb  ebeo  das  werk,  dnreb  welehet  Reaehlin  1491  dia  bSebate  vw» 
WWndsrang  seines  gönners  Dalberg  aiMgte,  der  .... 

s.  526  anm.  37  extr.  fü^e  hinzu;  nach  Fr.  J.  v.  Bianco,  die  alte 
oniTersität  Cöln  (1866)  1  386  erklärte  Qoada  ia  Cöin  griech.  und  lat. 
rtdaer  and  dichter. 

627  anm.  39  ezir.  Aga  bAnsa:  die  dragmata  behandaia  ia  drei 
teilen  die  lectio  (laut-  und  accentuationslehre) ,  infiexiones  partium 
orationis  (flextoaslehrej  and  surntaxia  (inclos.  d.  adverb.»  ooxganction., 
praepos.). 

a.  618  aiMB.  4t  s.  S  t.  o.  fBga  hiaiat  daa  ooBpaadlam  behandelt, 

nach  einer  kurzen  lautlehre,  in  drei  teilen  und  neun  capiteln  das  nom. 
substant.,  adject.,  verb.  (2  cap.;  am  schlusz  die  verba  anomala  auf  ^l), 
pronom.,  praepos.,  die  coustructio  (»  Santax;  hl.  G  6^ — S^)  und  die 
aeeentoation.  die  eei^anetieneB  lind  TeivefeeB.  aom  fobhiaa  iat  *iit 
iudidem  veluti  e  tabula  observationes  et  iaiomatom  Tarietatem  OOgno- 
soere  liceret',  Odyss.  V'II  81 — 113  abgedruckt. 

s.  528  anm.  4^  init.  füge  hinzu:  eine  laut-  und  accentuationslehre, 
aa  dereii  Mdilmie  Aber  die  artikel,  über  nameroa  und  camu  gehandelt 
and  die  grlsob.  saUseiehen  gelehrt  werden. 


für  den  dniok  an  spät  eiagegaagea.  die  redaction. 


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INHALTSVERZEIOfiNIS. 


AImU,  die  belageruDg  desselben.    {P.  i.  P.)    s.  102.  113.  172. 

—  iQr  geseliiehte  der  beUgenmg  desMllMii.  (Wm^enberg.)  g. 
Altes  und  neues  aus  der  schule.    (Fahle.)    s.  365. 
Aufsatz,  der  lateinische;  abschafifung  desselben  nn  den  gymnasien  in 

Elsasz -Lothringen,    {ZUscher.)    s.  161. 
Anfsati,  der  dentodie,  siehe  Laof, 

Möhnsen:  mosaiken  und  Silhouetten,    charakterograpbische  sUnationf» 

und  entwickeluugsbiider.   Leipzig  1877.    {Jung,)   s.  446. 
BmrtheU  dentsehe  natlonalUtterntar«  nebe  RSpß, 
Belgische!  «BtonlelitoweMB  new.  (Fügner.)   tf.  457. 

Berichtigungen  und  ergSnzungen.    s.  208.  634. 

Binix:  die  gymnastik  der  HeUenen.  Gütersloh  1878.  {fiUuer.)  s.  295. 
Biondo,  FlsTio  (Blondus).  fein  leben  md  eetee  werke.   {A*  Matius.) 

8.  65.  130.  180.  219. 
Blockt  Maurice',    kleines  handbuch  der   nationalökonomie.     AQt  dem 

französ.  von  A.  y.  Karen.   Aachen  1878.   {Dietrich,)   s.  619. 
BoetiuSf  das  erste  gedieht  desselben.   {Gatda,)   s.  466. 
Buchner:  leitfaden  der  kansigeeehielite.   Eeeen  1878.  (6^.)  a.  148. 
Busch,  siehe  Ellendt. 

^ticA«en«cAüto:  griechisches  lesebach.  3e  aufläge.  Berlin  1876.  {Bachof,) 
s.  382. 


•Msi  kleiner  schulatlas  in  19  karten,  für  die  ersten  unterriobtsstuf en. 

Leipzig  1877.    [Kropatschek.)    s.  31. 
Beinhardt',  beiträge  zur  dispositionslehre.    2e  aufläge.    Bromberg  1878. 
(^Mif.)   s.  «64. 

Deutsch',  beiträge  zur  methodik  des  ^eograpbiteben  unterrldits.  Lelpilg 

und  Wien  1878.    {Kropatschek.)    s.  40. 
Dihm:  französisches  Tocabular.    Breslau  1879.    {W,  JB.)   s.  278. 
DMui  nieebiBebee  übungsbneb»  fßr  die  unteren  stufen,  teil  1  und  2. 

BreeUMi  1878.  {OfiU,)  s.  188. 

MUendt:  lateinische  grammatik.    19e  aufläse  ron  M.  A.  Seyffert  und 

H.  Bnsdb.   Berlin  1878.  {Sameg.)   s.  144. 
Bntffegnung.    (Sander,)  s.  109. 
ErUttrung,  (Aayter.)  s.  III. 

JRMsr,  Kimot  Qoethes  Faust  fiber  entstebnng  nnd  composttion  des 
gediebts.  Staltgart  187a  {Sehrtifet.)  s.  847.  888. 

^eteniuti  hebräische  grammatik,  siehe  Kautzsch, 

—  hsbrllsebes  wSrfcerbneb,  siebe  MSMmu 
Goetbes  Faust.    Schriften  über  denselben.    (Schreyer,)    s.  347.  386. 
Qoetbes  gedieht  'Qrenaen  der  atensobbeit*.  erklttnmg  desselben.  (JCsra.) 
s.  198.  — .  / 

Qoldeaes  Mitalter,  sagen  und  Torstellungen  von  demselben  im  class. 
altertosi.  ißUMof,)  a.  W. 


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636 


Inbaiüiverzeichak 


OHtrtildi»  und  UUiaiMh«  eatnslehre ,  aaf  retnltoie  der  ▼tifleielMO- 

(^on  sprachforschnnp  gegründet.    <  //olzweisz{g.)   s,  1. 
QjBuuuuakeloraMr,  «U«  modwmtak,  «ielie  SckautL 

H«Mitokt  frammAtik,  beitri^  sw  dtnelben.   (LtM.)  s.  411. 
ThtOitÜich-praktiiches  lehr-  und  Übungsbuch  sor  «nKMUC  hftblli- 

•chcn.    KÄflsrahe  1879.    {DeimUmj.)    g.  661. 
HgrÖMi:  hilfibttcb  für  die  dt^atiichu  liUtiratorgesciiichte.    2r  teil.  Gotka 
107».  INmmmm.)  t.  M0. 

—  4Hs  neahochdeitttebe  Htteratnr.    erläuternde  lieinibiiim>i  nun 
Idlfibncb.    Ootha  1879.    (yasemann.)    s.  509. 

—  k»Ueigeburut*ff8redeD.   3e  aofl.   Maiiis  1879.  {Keck,)  s.  621. 
Bmttmmt  «rieeUeehe  eefcolgrMUMtlk.  BerUa  187».  (JfWi^.)  «. 
BtUMrandi  vom  deatseben  spracbunterricbt  in  der  eihile  nr«  leTer» 

mehrte  aufl.    Leipzig:  1879.    [Gelbe.)    8.  563. 
iiuauucüsmiij,  eintiusz  dewelben  auf  das  i^eistige  leben  Deatscblands. 

Mtrael:  samtnlan^  selten  p'e wordener  pädagog-iscber  sektilkea  des  16a  lud 
17n  jabrb.   Zechopau  1079.   {fügner.)   e.  444. 

BTirr^TP***  W*  Oeimiag  hebräische  grammatik  nach  Roedlger  völlig  Hin- 
gearbeitet asw.   22e  aafl.  Leipiig  1878*  (igetfwiiwy.)  n  166^ 
0.  Kaven,  siehe  Block. 
Koch:  alias  zu  Cäsar,  siebe  Meyer. 

KoreU:  Migiiei,  histotr»  de  U  r^rolvIioB  ftru9«i«^    I<el|Mi|t  1877. 

(^Glaser.)    s.  65. 

—  A.  de  Lamartine,  voyage  en  Orient  £erUn  1878.  {QUuer.)  a.  194 

Tnstt  der  4e«tsehe  anfeats  la  dm  dkem  gymitisliilaiiiii    8n  anfl. 

Berlin  1878.    {Wendt.)    s.  612. 
Xiateinischer  aufsatz,   abacbaffang  desselben  in  Bbaas  -  Lothringen. 

{Züscher.)    a.  161. 

Laoteesets,  ein  aafebllehef,  im  aeohoelkdeiitfckea.  (JTriwiffer.)  8. 401. 
LmnuUUeritnr,  m  denelben.  (Bmmhm.)  •.  tl.  8k 

MsMy  t  IftttfofselM  frtmmntfk  fir  naAm%  «ad  mittlere  elaifea.  6e  Ter- 

beeaerte  aufl.    Bonn  1878.   (AiiM.)  f. 
Meissner:    lateinische    phraseolofrie    für  dit  obMlB  gymaanialcUwen. 

Leipzig  1878.    (Schmalz.)    s.  436. 
Meyer:  der  evangelische  religionsanterricht  anf  den  höheren  schulen. 

Haaaover  1878.   {Paa$ch,)   s.  50. 
Miiur,  F.  und  A.  Kocht  atlaa  sa  Caesars  bellom  gallieam.  £s«ea  1879. 

(P.  in  P.)   s.  267. 
Mühlau  und  Folckx  Gesenius*  hebräisches  und  chaldäisches  Wörterbuch. 

86  aafl.  Leipsig  1878.  «.  484. 

MMOer,  Oomtüm»  aekroleg.  898. 

Vakrolog  8ber  Cornelias  Mttiter.  s.  898. 

Moetes  scholasticae.   1.  eine  schalrede.  s.  14.   8.  über  die  bildoag  des 
philologiaehen  iehrers.   (*  *  *)  a.  806.  858. 

PeiiOBalaoilsen.   (herausgeber.)   s.  63.  159.  303.  898.  818. 
Programme,  philologische.    {Benicken.)    s.  201.  667. 
Programme  der  provinz  Westfalen,  von  1877.    {HölMcker.)    s.  297. 
Programme,  lippische,  von  1877.    {Hölscher.)    s.  808. 
Prometheas,  la  sage  aad  dlebtoag.  Vortrag.  (MMejf.)  ••  78. 

Seligionsunterricht  an  höheren  schulen,  Schriften  darüber.  {Pamch,)  s.  50. 
BaligloBaaaterrielii  «af  gjmaaaiea.  (Muger.)      88.  181. 


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Inhaltsverzeichnifl.  637 

Seliffionimitenicht,  cor  behandlnog  dettelben.   (lUeder,)   f.  487.  . 

Hhoaomani  carmen  ineditum.    {G.  F.  Müller.)   s.  61. 
Hope:  Karl  Barthcls  deutsche  nationallitteratar  der  neoieit.    9e  aui. 
Gütersloh  1876.    {Glaser),    s.  565. 

Mander:  geograj^iiseha  tabelle  zum  gebnnch  in  unteren  elaiMB.  Ber- 
lin 1878.    (kropatschek.)    s.  37. 

Sckmidf  K.  A,:  die  modernen  gjmnasialreformer.  Stuttgart  1878. 
(Bomsras  orientalis.)  i.  885. 

Sehmidtf  J.:  Goethes  Fanat.  ein  versuch.    (Schreyer.)  s.  347.  386. 

Schroeder  und  Thiele :  Lesainga  Hamborgiache  dramatorgie.  Halle  1877. 
{Humbert,)   b.  21. 

flebnlen,  bdbere  trad  deren  yerfassong.   (Borasina  orientalie.)   s.  818. 

Schule,  altes  and  neues  ans  derselben.    {Fahle.)    s.  365. 
Schulordnung,  die  Zwickauer  von  1523.    (Müller.)    s.  476.  521.  602. 
Schulze:  Philipp  Wackernagel,    ein  lebensbild.   Leipzig  1879.    {Todt.)  , 
8.  161. 

i^meni  Heliand.   Halle  1878.    {Thiele.)   s.  m. 

S^e,  James:  Lessing,  bis  life  and  writinga.  %  vol.   London  1878» 

{Humbert.)    s.  84. 

Suhle:  schal  Wörter  bucb  zu  Xenophona  anabaeia.  Breslau  1876.  (Foff- 
^redU.)  a.  887. 

Vhiele:  Lessings  dramaturgie,  siehe  Schröder. 

Trampler:  die  constructive  methode  des  geographischen  unterrichia« 
Wien  1878.   {KropaUekekJ)  a.  46. 

Verfassung  der  höheren  schulen.    (Borussus  orientalis.)    s.  318. 

Versammlung,  vierunddreiszigste,  deutscher  philologen  und  schulmäoner 
in  Trier  1870.   (ürmdM,)   a.  611.  671.  628. 

Fischer:  Goethes  Faust,  neue  beiträge  aar  kritik  des  dichlera.  Stutt- 
gart 1875.    {Schreyer.)    s.  347.  386. 

Folck:  Gesenius'  hebräisches  Wörterbuch,  siehe  MüJdau, 

Tolkalieder,  die  denlaeben.   (Boxberger»)   a.  S88. 

Vollbrechi:  Wörterbuch  zu  Xenopbona  anabaaif.  8«  yorbeMMrte  aufl. 
Leipzig  1876.   (^.}   a.  67. 

WSeMeri  lebr-  und  lematoff  für  den  evangeliaeben  rellgionannterriebt 

usw.   Rudolstadt  1878.   {Pansch.)   a.  68. 
—   Josephs  geschichte  nach  der  genesis  und  nach  dem  targom  des 
Onkelos  uaw.   Rudolstadt  1878.   (Pansch.)   a.  64. 
Wemti  daa  kartenaeiebnen  in  der  aobnie  oaw.  Hfinehen  1878.  (JTro- 
patschek.)   a.  48. 

Wesener:  lateiniacbea  elementarbuoh.  aweiterteU.  Leipaigl879*  {Meine») 
s.  191. 

WBmamut  deataebe  granunatik  Ittr  nnler-  und  udttelelAaBeii  usw.  Berlin 
1877.  {Bgster.)  a.  600. 

SBik^ja:  griechisches  Übungsbuch  zum  Ubersetzen  usw.    le  abteilung  für 

ouarte.  Leipzig  1879.  {BUchof.)  a.  668. 
Zwiokaner  aobnlordnnng,  aiebe  acdraloidnong. 


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NAH£NSVERZ£ICHNIS 


I 

I 


Ärmht^  dr.,  prof.  am  gymaailiui  in  WifBiM.  a.  S54. 

Baobw,  dr.»  gynaiUllehm  In  ElMMeK      881.  668.  j 

BdttBB,  dr»,  obMtahMr  am  kadatUahwiM  in  Ploen.  6001 
BoiBBMu,  dr.,  obailelmr,  s.  s.  la  8irelil«i  bei  Dracdan.  888. 

CusBt,  djr.»  gymmniallehf  r  In  Frankfurt  a.  M.   s.  634. 

Damtaa,  dr.»  ptafewor  am  gymuMriaa  in  Xarlmbe.  i.  681. 
DnvaMB,  dr.  pfof.»  difaatar  am  gymnaalam  in  Srfiirt.  818. 
Daoan,  dr.,  diiaetor  dar  raalieliala  artitr  oidaiiiif  ia  Triaik  a.  611« 
671.  888. 

ExcaaoFr,  dr.,  director  em.  des  gymnasiums  in  Duisburg,   s.  73» 

Fasl8,  dr.,  profeMor  am  MariangymaailDm  ia  Poten.  ■.  866. 
FOoaaa,  de,  obariahrer  am  gymnaafam  ia  Oldaabnif.  •.  4U.  467. 

Gasda,  dr.,  Oberlehrer  am  prymnasium  in  Lauban.    s.  456. 

GxLBE ,  dr. ,  director  der  reaiächale  eu  Stolberg  in  Sachsen,    s.  563. 

Glasbb,  dr.,  oberlehrar  an  der  realsobnle  in  Giessen«   a.  65.  194. 

Hsina,  dr„  ord.  lehrer  am  gyamaikim  in  Weimeabarg.  b.  181. 
HoLumaao,  Oberlehrer  am  gymnaeinm  ia  Moara.   s.  166. 
HoLZWBiszio  dr.  I  Oberlehrer  am  gymnasinm  in  Bielefeld,    s.  1. 

HcMBERT,  dr.,  Oberlehrer  am  gymnasinm  in  Bielefeld,    s.  21.  84. 
HöLiOBaa,  dr.,  profesaor  am  gymna«iam  in  Herford,  s.  297. 

Jüsa,  dr.,  obarlebrer  am  gynmaalam  ia  MeMftti.  f.  448. 

Katser,  dr.,  Professor  am  gymnasinm  in  Tübingen,    s.  III. 
Keck,  dr.,  director  des  gymnasiums  in  Husum,    s.  621. 
Kehn,  prof.,  director  des  stadtgymnasinms  in  Stettin,    s.  196. 
Kbaeütbr,  Oberlehrer  am  gymnasinm  in  Saargemünd,    s.  401. 
KB0PAT8CHBS,  dr.,  Oberlehrer  an  der  realsohule  in  Brandenburg,  s.  31. 

Lar,  dr.,  profaaior  am  gyamatinm  ia  Saazbrfiekaa.  f.  411. 


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NamensTeneiehniB  der  mitarbeiter.  639 

Masius,  dr.  Alfred,  in  Leipzig,    s.  65.  130.  180.  219. 
MxsoEB,   prof.,    ephoras  des  theol.-philol.   seminarB  in  Scbönthal. 
8.  96.  121. 

Molleb,  dr.  prof.,  director  des  gymnasiams  in  Tilsit,    s.  49S. 
MüfLLBB,  dr. ,  Oberlehrer  an  der  klotterschale  Ilfeld,   s.  61. 
MÜLLBB,  obeilelirsr  mm  Mminar  ia  Planen.      479.  5tl.  602. 

Nasmiumi,  dr.  prof.,  director  des  stodtgjnmsBinme  in  Halle.  «.  609. 

OtrsEf  dr.,  Oberlehrer  am  kön.  gymnasinm  in  Dresden,   s.  188. 

PjoreoH,  dr,,  ord.  lehrer  am  gymnasinm  in  Bendabnrg.  a.  60. 

RuBDBB,  dr.,  Oberlehrer  am  gymnasinm  in  GKlttbinnen.   s.  487. 
BmAVD,  dr.,  kreissehulinspector  in  Kempen,   s.  649. 

Savdsb,  dr.,  gymnasiallehrer  in  Waren,   s.  109. 
Sahnbo,  dr.,  Oberlehrer  am  gymnasinm  in  Lnckan.    s.  144. 
Schmalz,  dr. ,  professor  am  gymnasinm  in  Mannheim,    s.  436. 
Scerkyeb,  dr.,  professor  an  der  landesschule  Pforta,    s.  347.  386. 
Stback,  dr.  prof.,  prorector  der  königl.  realschale  erster  Ordnung  in 
Berlin,   s.  424.  x 

TanU|  dr.,  Oberlehrer  am  gymnaiiinm  in  Boehwn.  e.  88t« 
Tons,  dr.9  regierangi-  n.  provlaiial-fehnlrath  in  Hagdebnrg*  161* 

'    VoLLBBEGHT,  rector  der  höhern  bürgerscbule  in  Otterndorf.   8.  337. 

I   WABTUBBao,  Oberlehrer  an  der  realsehnle  in  Enpen.  a.  876. 

Waanr,  dr.,  obersebnlrath  nnd  direetor  dee  gymnasiams  In  Karlamhe. 
618. 

I    ZiTSCHBB,  dr.,  gymnasiallehrer  in  Saargemünd,    s.  161. 

i  •        .  • 

;    W.  B.  in  Breslau,    s.  278. 

Bornssns  orientalia.  a.  818.  336. 
G.   s.  148. 

'    H.    8.  57. 

P.  in  P.    s.  102.  113.  172. 

Der  Verfasser  der  noctes  scholasticae  *  *  *   g.  306.  363. 


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ORTSVERZEIGHNIB 


JUvnam,   s.  895. 
BiaursL».  s.  29T. 

PniLON.    i.  298. 
BÜCUBGM.    s.  808. 

CLAumuft.  64T« 

COMTOM.  f.tMl 

DOBTMUKD.     8.  299. 

Dann  (Nwoitad«).  i.  iOl. 
Eiomwln,  t.  896. 


CK>nuu  t.  MI. 

HoLXMiin»».  t.  90L 

Müvsm.  s.  800. 

Rhbimb.   s.  801. 
RnrsBM.  1.  801. 

SoMoiuwBAUttii.  s.  a07. 

Wisbum.  s.  aOl. 
WiTTm.  8.  801. 

Zittau,   b.  397. 


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