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Full text of "Zur Geschichte des Bauernkriegs in Südwestdeutschland"

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Zur geschichte 
des 
bauernkriegs 
in 



Südwestdeut... 




Karl Hartfelder 





fiarbarti Coürcjr ILtbraru 

PROM im 

J. HUNTINGTON WOLCOTT FUND 

Ksi;il>|ishi-d by RdOBN WoHOTT (II. U. iSjti), in memory 
nf his fatlier, for "tlie pprchafee of book> of per- 
manent value, the preferenc« te bc ^iven to 

\\{>rk> >>1" lli^tory, PbtiÜca] Kconomv. 

and Sociotogy." (Letter of Roger 

VVoicott, June i. 189t.) 



Keceived 




t 

I 



Bur 

iffdlirfltf in §wtnk\tp 

in 

<püöxK>eftbe\xtfd}tanb. 

SSon 

Dr. Ittr! |artfelÄer. 




Stuttgart. 

Verlag bcr &. ©otta'fdjen SBudjfyanbtung. 

1884. 



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*• »/ v 



VI' J 



infontertjeit tn töejtetjung auf Weberfeljungen , Jlnb von free 
flfrlagsljanMuna. uorbeljaltfn. 



$rud toon ©tbiüber Ärönft in Ötuttßart. 



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f o r ro o x t. 



Die Darfteflungcn beä beutfcfyen JöaueinfriegeS im »origen 
3ar;rf;unbert fttifeten fia} fyauptfäcfyticr; auf eine beffyränfte Anjat/t 
üon (Scjronifen, in toelcfyen bie ©etoegung beS 3aljre8 1525 er* 
jäfylt mar. 2)ie ©driften oon £arer ober (£riuitu8, XtjomaS 
Hubertus *!eobiu§, ©nobaliuS unb ©djluffer oon ©ubenburg 
ftub bic OueUeu, au3 toetdjen neben einigen ©riefen unb 
©Triften reformatoriftfjer Männer faß augfcfyltejjlicty geköpft 
mürbe, ©elbft ber 3)arfteUung »on %. 55. oon 93ud}t;otfc l ) 
mer!t man nod) fefyr an, bajj fte ttbermiegenb naef) ßfyronifen ge* 
arbeitet ift. 9?euerbing§ fyat ftd) nun bie 3atjt bit\tx gebrutften 
33auernfrieg3^f|ronifeu feljr beträdjtüd) oermetjrt, mie baS unten 
©eite 1-3 folgenbe S5crjcic^ni§ ber micfjtigfien CueUen unb $i(f§* 
mittet bemeift ^r. 3. 9)?one, %x. t SBaumann unb mehrere etfäffifcfje 
©etebjten f)aben ftd) baS 53erbien|t ermorben, fotdje gleichzeitigen 
2)arftetlungen burd) $)rutftegung ber ®efct)ic$t3fcf>reibung jugäng* 
lid) gemalt $u Ijaben. £a aber jebe @r$ä§(ung eines menn audj 
nod) fo gut unterrichteten 3 c i*9 eno fT cn * 2 ) b 0( h mx e ^ nen * m * 



>) ©eföi<f)te ber gtegteruna fterbinanb I. 99b. II. (Söten 1831.) 
©. 121-221. 

'*) 3« oen gut unterrid^teten Scitflenofien gehörten 3. 93. $etcr 
£arer, Sefretär be§ Jlurfürften Subnrig V. öon ber ^ßfalj, ber ungenannte 
Sdjreiber ber dtyronif, toeldje öon Wone in 93b. II ber „Cueflenfammlung 
jur SBabtfdjen CanbeSgefajtdfjte" beröffentlidjt worben ift, ber ©Treiber bc§ 
Xrud)feffen üon SGBalböurg, beffen $mrfteuung Qt. 2. 99aumann in ben 
„Duellen jur (Sejdjidjte beS 58auernfrieg§" hat bruefen Iaffen, u. a. 



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- IV - 



fettigen unb aud) räumlich befchränften Söericcjt ju geben »ermag, 
fo mar e§ ein bebeutenber ^ortfdjritt, bajj man in unferem ^at)v* 
Imnbert mit ber Veröffentlichung ber reichhaltigen 33auerntriegs 
forrefponbenjen begonnen ^at. £iefe meift amtlichen SIftenftücfe 
bitbeten eine üiel juoerläfftgere ©runblage unb eine bebeutenb 
reichet füefjeube Duelle a(ä bie ermähnten (S()ronifen '). 

$)a biefe Duetlenpublifationen befonberS reichhaltig füv ba§ 
fübroeftlidje 2>eutfchlanb unb ©ehmaben waren, fo lag ber ©ebanfe 
nahe, mit $tlfe beS neuen Materials bie bisherigen ÜJarftellungen 
beS 93auernfrieg§ in biefen £anbfd)aften einer SReoifion ju unter« 
gießen, ©erne ^ätte id) meine Arbeit aud) auf ©djroaben au3* 
gebebt. 911S mir aber §err Slrchiorath Dr. ^r. 2. Naumann, 
ber oerbiente unb bewährte ftorfdjer auf biefem hiftortfdjen ftelbe, 
mittheilte, ba§ er bemnächft felbfi eine $>arftellung beS Jauerns 
friegS in <Scr)tt)aben f(r)reiben »erbe, grengte ich nieine $>arfietlung 
auf baS obere ^Rr)eLntr)at unb bie unmittelbar anftojjenben Gebiete 
ein, fo baj$ ber ©unbgau unb ba§ 93rei§gau bie ©übgrenje unb 
bie furpfä^ifdjen 2anbe bie Worbgrenae bilben. 

Sei einer genauen 2ttufierung be§ gebrueften 2J?aterial§ er» 
gab (ich jebodj eine Wenge dürfen. 93iele fünfte blieben bunfel, 
in anberen ftäüen ftanb SluSfage gegen 2lu§fage, unb fo fal) idj 
mich genötigt, in 9lrcr)ioen unb SSibliotheten nach »eiteren 
Quellen gu fuchen. ©inc reiche Ausbeute befonberS für baä 
rechte 9if)einufer gewährten bie @ch% be3 ®enerat*?anbe§archiö8 
in Karlsruhe, faft noch n,e ^ r at?er DaS königliche §au§; unb 
©taatSarchio in Stuttgart, baS 3immermann für feine Ü)ar* 
fteHung in burcr)au§ unjulänglicher SBeife beigejogen \)at. ©ehr 
bebeutenb mar auch bie SSanernfriegforrefponbenj im ftäbtifdjen 
Slrchio ju Colmar, ein roerth»otle§ (Seitenftücf ju ben üou 
SSircf im ©trafcburger Urfunbenbuch oeröffentlichten Sitten ber 
©tabt Strasburg. Sludt) ba« fiäbtifche Slrchio ju ^reiburg i. 23. 



J) lieber bie <Sä)ranfe, tveldje übrigens aud) fold)en amtltä)en 
Wtenflüden gejefct ifi, höbe id) unten ©. 826 einige SBemerfungen gemad)t. 



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— V — 

lieferte nodj mandjeS unbefattnte unb unbenüfcte ©djrtftfrütf, ob- 
g(eid) ©Treiber, ber ehemalige 33ertoaiter btefeS 2(r($u>§, ben 
größten £f>eil feiner ^ublifation bemfelben entnommen ^at. <Bo* 
bann fanben ftdj im %x6)'m ber ©tabt <5peter einige Stften* 
faSjifel unb Urfunben, »etdje eine Vereiterung unferer $ennt* 
niffe über bie 99auernbetr>egung in biefem Steile be8 SRfyeintyateS 
ergaben, %üx baS (5(fa§ gemährte nod> einige Ausbeute eine 
§anbfdjrift ber fömgtidjen $of* unb £anbe§btbtiottyef ju 3ttün<$en, 
roetdje „9ftam;oftßeimfd)e ÄriegSaften" begeidmet ift. 9?ur bürfttg 
aber toaren bie 9rotijen au§ bem $rei§ard}io gu ©peier. 

dagegen maren bie 9?adjforfdjungen in mehreren anberen 
Sfrdnoen unb Söibliotfyefen oljne (Srfolg. £)ie $of* unb SanbeS* 
bibliotbef ju^arUrufye unb bie beiben UniocrfitätSb ibtiotr)ef en 
ju ^eibelberg unb ftreiburg enthalten unter iljren ,§anb* 
fünften feine Kummer, bie mir tyätte bienltd) fein fönnen, too* 
»on idj midj burd) (Sinfta^tnatyme ifyrer #anbfa^rtftenfata(oge 
überzeugte. Slud> baS fiäbtifdje %xä)ir> gu SBreifaa), ber einfl 
fo bebeutenben ©tabt, enthielt fein einzige« Hftenftütf auS bem 
33auernfrieg. Der 33ranb in Sotge beS 23ombarbement§ am 
©nbe be§ oorigen ^afjrfjunbert« Ijat biefen Zf)tii ber 2lrc$iüatten 
gänj(ia) »ermattet, toie mir $err Dr. & 91. Detter mitgeteilt 
Ijat. ©benfo ergebnislos mar eine SRadjforfdmng in ben Slrdnoen 
ber ehemaligen SRetdjSftäbte Offen bürg unb ©engenbadj in 
ber Ortenau. $err $>iafonu§ Ü)?aurer tljetlte mir mit, bafj 
and) in $cn gingen ftdj nid)tS auf ben SBauernfrieg 33ejfigltdje§ 
mefyr ermatten fyabe. 35ie gleite 9?ad)rid)t erhielt id) oon $errn 
$rofeffor d\)t. SRober au8 53 i Hin gen, ber feit einigen %a\)xtn 
feine freie 3«t bem jiäbtifdjen Slrdjto bafetbft juwenbet. $err 
Ardjiüratfy Dr. %x. 2. Naumann in $>onauefd>ingen fd)rieb 
mir, bafe toeber baS fürftenbergifdje $auptard}u> nod) bie bortige 
$ofbtbliotljef Inedita für mein Steina Ijabe. Aeljnlidjen 23efd)eib 
gab mir £err 2lrdjioar Dr. <ßfannenfd)mieb bejüglidj beS ÄreiS* 
ardu'oS ju ©otmar. ©ine Hoffnung, bie fid> auf baS oon 23oetl 
gefertigte 33eraeitt)ni§ ber SReutlinger'fa^en (SoUectaneen in lieber* 



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- VI - 

lingen ftüfcte, ergab fidj bei genauerer 9tod}fovfcf)ung als nichtig, 
unb ebenfo oergeblich mar eine Nachforfdmng im fläbtifdjen ^rdjiö 
ju $)urlach, welche $err Direftor %td)t für micr) anftettte, unb 
im ftäbtifdjien Slrchio $u ^ßforghetm, tDe(ct)c id) felbft oornalnu. 

£rofcbcm mar ba8 in ben früher erwähnten Slrchiöen ge« 
funbene Material ^ufammengenommen mit ben gebrucften Duellen 
fo reia), bafj ber SSerfuch einer neuen Ü)arfieÖung lofmenb erfc^ien. 
©in ^auptunterfd^ieb ju ben früheren £)ar|tellungen fc^ctut mir 
ber, baj$ bie Söauernbetoegung be§ $afyrc3 1525 fid) weniger at§ 
eine SReitye üon friegerifchen ©reigniffen, fonbern Dielmehr als 
eine lange Äette ber müheooüften Unterhandlungen ergibt. $)ie 
3o§( ber ®en>altthaten, ©flachten, 3«flörungen »Ott ß'löftern, 
Eroberungen oon ©täbien u. f. tt?. ijt {(ein, wenn man fte mit 
ben gasreichen Tagungen unb Verätzungen oergleicht, meiere ben 
größten Z.tyil beS ^a^reS 1525 unb ber fommenben 3ei* ax &- 
füllen. SBatb finb e§ bie $ervfchaften ober bie 93auern allein, 
bie fid) jufammenftnben, balb auch bie Vertreter oon beiben, um 
in gemeinfamer ©eratljung ben bebroljten ober fdjon oerlorenen 
^rieben »ieber^erjuiieHen. ftür SöreiSgau unb ©unbgau ^aben 
bie (Sibgenoffen in freunbnadjbarlidjer ©eftnnung (ich noch bc* 
fonbere Mtyt gegeben. (Sine aufmerffame unb billige 33er* 
gleichung meiner Arbeit mit ben früheren wirb ergeben, ba§ in 
»iclcn Slbfdjnitten oon ber früheren jTarflellung fein ©tein mein* 
auf bem anbern geblieben ijt; in anberen ift bie ättere ©rgählung 
»enigftenS berichtigt ober oerooflftänbigt, unb üiete Slbfdjnitte 
bieten einen bisher gang unbefannten ^nljalt. ©3 märe ein 
£eidjte8 gemefen, bie Unric^tigfeit früherer 3>arftetlungett wie 
5. 93. 3intmermann8, ©djreiber§, ©trobelS unb anberer an Dielen 
fünften ju geigen unb fa(i jebe ©eite mit polemifdjen Slnnter* 
hingen gu oerfet)en. f$ä) glaubte baoon abfegen gu follen, ba 
bie Nachprüfung meiner $>arfteßung burdj ben 3)rucf Dieler 
Duellen leicht ifl unb ich aufcerbem hoffe, bie »eiteren oon mir 
benagten Slrchioalien, fomeit bieg noch nicht gesehen ift, wenig* 
jtenS in föegejlenform oeröffentlichen gu tonnen. 



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- VII - 



Aujjerbem fügte id) nod} groci turge £)arjieflungen über 
.§ijiorifer beS ©auernfriegS bei, über meiere man bis jefct wenig 
©idjereS gemußt hat, unb über bie ich eine fRet^e neuer unb ju* 
pedäfflger Angaben machen tonnte. (58 mögen jtoet ©aujieine fein 
gu ber bis jefet wenig gepflegten §ifioriographie beS 16. $af)x* 
hunbertS. 

2ttetne Arbeit ergebt nicht ben Anfpruch, eine ®efchi<hte be§ 
S3auerntrieg8 im fübwefttichen £eutf<hlanb gu fein: e8 fmb bloß 
Beiträge ju einer folgen. 9Jteine8 ©radjtenS wirb eine foldje 
bann erft getrieben werben tonnen, wenn auS ber Verborgen- 
heit ber Ardjioe noch mt)t foldje Ardjioalien oeröff entlicht fmb, 
»eldje bie bem Söauernfrieg oorange^enben 3«ftänbe in ein fyefle§ 
£idjt rüden. 

©ine ©vgänguug für bie Eaiftellung über ba8 (Slfaß unb 
bie Ortenau enthält meine auf ©eite 1 erwähnte Arbeit über 
(Straßburg, beren 2£ieberabbruct bcSljalb nicht angezeigt fdjien, 
»eil bie „8orfd)ungen jur beutfa^en ©efdjiehte" allgemein ju* 
gänglid) fmb. $>och tonnten fym einige (Erweiterungen $u mefc 
reren Abfdmttten jene« AuffafceS gegeben werben. 

£)ic Arbeit über bie 93ranbfdjafcung im 33rei3gau nach bem 
SBauerntrieg oon 1525, welct)e ^ßoinfignon im 35b. XXXVII 
ber „3*itfd)rift für bie ©efdnchte be8 £)berrhein8 w Deröffentlidjt 
hat, tonnte ich nicht mehr benttfccn, ba ber £>ruct meiner Arbeit 
fchon gu weit oorgerüeft war. Aud) wirb um @ntf$ulbigung 
gebeten, baß (Slfaß in ben erften Partien be3 5k<he8 mehrfach 
a(8 männliches unb nicht als fäc^Uc^ed ©ubfwntio gebraust ift 

©8 erübrigt mir noch, an biefer ©teile einer Anjahl oon 
Scannern, bie mich außer ben ©. V u. VI genannten unterftüfct 
haben, meinen wärmßen Dant für bie freunblic^e fjörbemng 
meiner Arbeit aussprechen : ©cheimem 2egation8rath Dr. oon 
©djloßberger unb Ardnorath Dr. ©tälin in ©tuttgart, ©tobt* 
ardn'oar 2J?oßmann in Colmar, ©tabtarc^ioar foinfignon 
in ftreiburg i. 33., Dr. $tlgarb in £eibelberg, QtoiftonSpfarrer 
Dr. ftocholl inÄöln, ^rofeffor Dr. $otfcm ann, ©ttftSbirettor 



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— VIII — 

Dr. ©ridjfon unb Dberbibliotfyefar Dr. SBaracf in (Strasburg, 
$rei3ardjiDar Dr. ©djanbetn in (Speier, SRatljSfdjreiber SBalter 
in Offenburg, ^ßrofeffor ©djtoab in Uebcrlingen unb ©tabtratlj 
SBorner in ^Bretten, ©anj befonberS bnnfbar mufj ic§ nod) 
$errn Slr^ioar Dr. *ßfannenfd)mieb in ©olmar unb #errn 
^rofeffor Dr. $au3ratlj in $eibetberg fein. 

^eibetberg im 9?oDember 1883. 



Dr. -fiarl ü)artf elber. 



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3) er Sauernfrieg om Obergern (*Wone Oueflenf. II 17). 
IBauernfrieg in ben SBiStyttmern ©beier, 5Borm§, SBürjburg u. gjlainj 

(«ölone Duellen!. III 646). 3ft bie jtoette §älftc be§ SBer!<$en§ 

Don #arer mit Varianten. 
§r. fi. Saumann Duellen jur ®efcfncl)te be§ Sauernfrieg§ in Ober« 

fönmben. Bübingen 1876 (33b. 129 ber Sibliot&el beS Utcrar. 

33er. $u (Stuttgart). 
§r. 2. Saumann ftficn jur ©eföietyte beS beutföen SauernfriegeS 

aus Dberföwaben. Srciburg, §erber. 1877. 
c 1 e r § a a r e r eigentliche 2Barb>fftige bcfd&reibung be& SatorenfriegS j 

2öte berfelbe bor Rimbert 3af)ren | nembliä) im 3a$r 1525. faft 

an allen enben SeutföeS ßanbeS angangen | bnb nriber gebcmbfet 

»orben. SJamalS in Seutfö bnb fiatein betrieben. 2>ur<$ Sß. 

$aarcrn. Sfetmnber erftmalS in Xeutj$er foraä) in ben DrucT 

gegeben, tJFrancffurt | 3n Verlegung Loftan ttmmonS 1625. 4<\ 
(9ceuerbing8 nrieber abgebrndt in 2>robjen& Materialien jur 

neueren ®efäi<$te.) 
#. §artfelber ©tra&burg im Sauemfrieg 1525 (tforjttjungcn jur 

beulen ©ejajitbte XXIII 221—285). 
#artfclber $er Sauernfrieg in ber Crtenau im Saljre 1525 

(3eitjd&r. b. Öcfcflia). f. ©eförbrg. ber ©efajid&tS., WtertyumS- u. 

»oll§Iunbe bon Sretburg, bem SrciSgau je. $b. V (1882) 385). 
#. §artf elber Urfunblicb> Seiträge jur @ef$i$te beS Sauernfrieg§ 

im «reiggau (3«tför. f. b. @ej*. b. Oberrb- XXXIV 393). 
$ug Millinger Gljronif (SJlone OueDeni. II 80). 



«) Bette« für einjelne »6f$nitte toi<$tiae e$riften unb «uffäfc« finb on ber 
fcetreffenben «Stelle genannt 

$artf elber, ®eftbt<$te bei »auemfrieg«. 1 



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— 2 — 



ftr. X. tfrauS ^Beiträge jur ©ejä)i<$te beS beulen 33auerntrtegeS 

1526 OHnnoIen f. ftaffautfdje «Herßum«!, ic. XII (1873) 21). 
9?. b. fiiliencron 2)ie I)iftortfd)en S3oH§lieber ber Eeutfcbcn bom 

13. bi§ 16. SoMunbet*. »b. III. Seidig. 1867. 
g. §r. Ocdj Sie ^Beiträge jur ©efd)td)te beS 33nuernfrieg5 in ben 

|d)tt)äbiidj»fr8nftid)en ©renslanben. 2(u8 t)anbfd)riftli<f)en, meift 

ard)ibalifd)en Ouctlen gefd^ö^ft unb fyeTauSgegeben. 9Jtit einer 

SBorrcbe bon 3- ©• ^Patjl. §eilbtonn. 1830. 
Otto #einridj ^Pfaljöraf r §erjog ju 9ieuburg, Xagcbud) über ben 

f$elbjug gegen bie aufrityreriföen SBouern im Safjre 1525 (ftreb« 

berg ©ammlung bjftor. ©djrtften IV 363). 
Ulrirf; bon IRabboItfiein SJerjeirfmifc ber (Seilte beS S3auern« 

aufrufjrS bon 1525 (bei Katygeber 5)ie §ercfd;aft töabboltflein 

(Strasburg 1874). ©. 69. — Sgl. bagu Alsatia, b>rau8geg. 

bon ©tober (9RttIb>ufen 1854 u. 65). ©. 135. u. Ctirio- 

aitefl d'Alsace (Colmar 1861-62) 269 ff. 
Stmtlidje ©ammtung ber ältern ßibgenßffijdjen Wbjdjiebe. Xic eib» 

genöffifdjen Hbfdjiebe aus bem Zeiträume oon 1521—1528. 39earb. 

oon 3ot). ©tri (Her. 93b. IV. flbtfclg. 1«. Sßrugg 1873. 4°. 
£. ©äjreibcr $er beutfdje 33auernlrteg. ÖHeitfaeiHge Urfunben, !>erau§» 

gegeben u. eingeleitet b. ©cb>. XbJ. I— III. greiburg 1863 

bis 1866 (gortjetjung beS „Urfunbenbud)S ber ©tabt greiburg 

im SBreiSgau"). 3m 33udje furj mit ©Treiber angeführt. 
§. ©djrciber $aS 33reiSgou im S3auernfriege bom Mre 1525 (in 

bejfen „Saftfjenbudj f. (Sefä). u. 9Htertb,um in ©übbeutjäjl. ftreib. 

1839, 233—308). 

3. % ©djunf 93on bem 9lufrutjr beS gemeinen SJotfeS in ©djtoabpn, 
ftranfen, X&ttringen, 6lfaS, am Styeinftrom (Beiträge j. ÜRainaer 
Öefd). mit Urff. 9Rains u. ftranff. 1789. 33b. II 1)1). 

% 93. ©djun! §ortgefe§te 9lac$ri($ten bom S3auernlriege (a. 0. O. 
III 63). 

©. ©<$n>araerbt 9lad}ridjt bon bem 33ouernoufrub,r ob. bäuri^en 
jtrieg. fcrSgeg. bon SBürbinger im „«Reuburger ßoflectaneen» 
blott". 3ob,rg. 43 (1879). 

91. ©tern 9tegeften jur ©efdjidjte beS SBouernlriegeS, bornämlidj in 
ber $falj, nadj ben 93fäljer, im ©enerQl.2onbe8-9lrcf)ib ju ftarlS- 
rub> befinblidjen ßobialbüc&ern (Seitfd&r. f. b. ©efö. b. Oben!). 
XXIII 179). 



») fciefe ton 6$unt beröffentli^te „alte $anbf$rift" ift im toefentU$en ein 
«utjufj au« £arerS £<t*ift mit unerheblichen Stenberuncjen. 



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— 3 — 



«. 20. ©trobel SBaterlfinbiföe @e|($i<$te be§ gljoffeS :c. IV. $1)1. 
©trafeb. 1844. 

§. SBircf Sßolitifay (Eorrejbonbenj ber ©tabt ©tra&burg im 3eitaltrt 
ber Deformation. ßrfter «anb 1517 — 1580. Gearbeitet bon 
§. 35. ©trajjb., Srübner. 1882. (Urfunben u. Elften ber ©tobt 
©trafcburg ic. 3»eite Hbtfjeilung.) 

SB. «ogt $ie Gorrefoonben3 be§ fct)toöbifd)tn SBunbe§^auptmann§ Wvia) 
s ÄTjt bon Augsburg a. b. 3. 1524 u. 1525. (Sin Beitrag jur 
@efd)idjte be§ JBouernfrtegeS in @<$»aben (3ettjcfjr. b. f)ijior. ÜBer. 
f. ©(fjnmben u. «Reuburg VI (1879) ©. 281. VII (1880) ©. 283). 

Nie. Vollcyr de Seronville Lhietoire et Recueil de la Triom- 
phante et glorieuse victoire obtenue cemtre les seduyetz et 
abusez Lutheriens mescreans du pays Daulsays | et autres 
treshault et trespuissant prince et eeigneur Anthoine par la 
grace de Dieu duc de Calabre | Lorraine et de Bar etc. 
en deffendant la foy cathoJicque | nostre mere leglise | et 
vraye noblesse | A lutilite et prouffit de la chose publicque 
(Paris 1526). 

3$ benütjte bon biejem feltenen SPerfe bo§ Sremblar ber 
faiferlict)en Uniberfttöil« unb £anbe§bibIioit)ef ju Strafeburg. 
2Bald>ner u. ^ ot). *8obent SBiograbljic be8 Xrudjfefjen ©eorg III. 
bon SBalbburg. ?luS fjanbföriftltdjen Oueflen bearbeitet u. mit 
einem "Anfang oon Urfunben berjetjen. (Jonftana. 1832. 

fr. 2. SBalbner oon ftreunbftein 3)er 93auernfrieg im Cber«(SIja&. 
2lu§ ber gefä)riebenen ©fjronif (Alsatia, $r§geg. bon«. ©töber. 
1873-1874. Golmar 1875) ©. 299. 

6cf. 2Öieger§$eim, ©urger 3U 9teia)emoe$cr, S)iarium bon 1525 ti. 
ßleine €f)ronit über ben 93auernfrieg Stnno 1525 (Alsatia^ fjr§geg. 
bon «. ©töber 1856-57 («Ifjaufen, 9KfeIer). ©. 389. 

20. Simmermann ungemeine (Seilte beS großen GauernfrießeS. 
£f)I. I— III. Stuttgart. 1841—1843. — 9teue ganj umgear» 
bettete Auflage in jwei «änben. ©tuttg. 1856. 



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3toei £tftortfet be3 Sauetttftteg^ 

L JJeter ijarer. 

3fn ben früheren 3)arfteüungen bcS SBauernfriegeS finben 
ftety »rinjipIoS brei ©djriftjfcfler nebeneinanber angeführt: $eter 
Sparer, ©nobaliuS unb £ljoma§ Hubertus SeobiuS. (§ty* bie 
ßorrefaonbenjen ber Surften, §cerfü^rer unb SBanern au8 ben 
3fa^rcn 1524 unb 1525 oeröffentlidjt waren , mußten bie bret 
fleinen ©djriften ber erwähnten Tutoren in ber SC^at als 
^auptqueQen für bie benfwttrbigen Gegebenheiten ber 23auern* 
bewegung gelten. 3U§ man aber mit fritifdjen klugen baS 33er* 
Ijättnifj berfelben prüfte, ergab bafj bie Heine ©cfyrift beS 
^ubertuS nur ein lateimfdjer Slu8gug au8 §arer3 ©cfyrift, ©no* 
baliuS im wefentlidjen bie lateinif^e SBtebergabe beSfetben $arer 
ift, burd) wenige Bufäfce a u$ ©tetban unb anbern nalje Uegenben 
Ouetten oermeljrt. £)aljer fonnte man fidj oon ba an bie Sin* 
fü^rung ber beiben abhängigen ©ctyriftfteüer erlaffen: e8 genügte 
auf $arer allein $u üerwetfen 

Ueber bie perfÖnlid)en 35crr)ä(tniffc biejeS Üttanne§ tuufjte 
man bis Dor furger 3eit fel)r wenig, unb fctbfl in ber mono« 
9rapr)ifc^en 99eljanblung beSfelben oon S^äfer 2 ) tonnte ni^tS 
öon i^m mit ©i^er^eit auSgefagt werben, als wa§ fdjon im 



1) »onfe ©eutföe ©cfö. im Rätter b. Reform. VI* 65. 

2) D. ß. @$äfer Das ©et1)ältni& b. bret @cjd)id)rjd)retber b. 
SBaucrnfrtcgS: #arer (GttnttuS), (SnobaliuS u.2eobtu§. Mpi. $iff. 1876. 



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£ttet { ) feiner 2)arfteüung beS SauerntriegeS fleht, bafc er näm* 
lieh ©efretär im $ienfie beS Äurfürften Submig V. oon ber $fa(& 
gemefen unb als folcher im $eere feines ^ürflen ben Söauernfrieg 
mitgemacht f)at. $)urch 93enüfcung einiger Urfunben, bie bis 
jefct unbeachtet geblieben waren, ifl neuerbingS »enigftenS einiget 
Sicht auf feine ^erfÖntid)feit gefallen 2 ), aber eS bleiben auch 
fo noch bie aflertoichtigfien fragen unbeantwortet, ©o ifi bis 
jefct meber fein ©eburtS* ober £obeSjahr, noch fein ^eimatäort 
betannt. @r ^etrat^ete Margareta ©cr)»arfcerbt, bie ©chroefter 
s ^§iliüp SManchthonS, bie übrigens fdjon einmal mit SlnbreaS 
©tichS oon SReuenmarft, Äanjleioertoalter ju ^eibelberg, Oer« 
heiratet gemefen mar unb aus biefer erften @h* auch brei &inber 
hatte. (Bie gebar ihrem $meiten ÜÄanne oier $inber, einen ©olm 
unb brei Töchter, ftarb aber fchon ben 17. Januar 1540, erft 
34 3fahre alt 3 ), oon ihrem S3ruber SDJelanchthon, bem fie als baS 
föbenbUb feiner Butter erfdt)ten, ^erjüch beflagt 4 ). $arer über* 
lebte feine ftrau, benn eine Urfunbe auS bem 3tah re 1542 5 ) be* 
richtet, bafj ber Äurfürft Submig ihn für feine langjährigen treuen 
jDienfte burch eine jährlich gu erhebende ©elbfummc auS ber für* 
fürftlichen Cammer belohnt habe. 3nSbefonbere ^atte ftch £arer 
biefe Auszeichnung baburch oerbient, bafj er bie fchroiertgen 
2ehenSoert)ältniffe ber ^fafy in einem ©al* ober tfehenbuct) neu 
orbnete 6 ). 

DaS ift im ©runbe aUeS, toaS mir bis jefct oon §arerS 
perfönlichen SSerhältniffen mit Sicherheit miffen. eitles SBeitere 



1) «IlerbingS ni<$t beS $rurfe§, ber blofe ben 9lamen gibt, fonbern 
in ber 3Rttnd>ner §anbfd)rift. SBergl. (Schäfer a. a. O. ©. 7. 

2) £artfelber Ueber $eter §aret in ben „ftorjdjungen j. beutfä. 
^ef^tcbte" XXII 439. 

3) gförftcr Sie Sdjtoarjetbe («Stubien u. ftritifen 1880 S. 124). 
Corp. Ref. III 1017: erat efligies matris et singulari gra- 

vitate praedita. 

5) Slbgebrurft Qrorfefcungen XXII 442. 

6 ) 2Jermutf)li<$ ift baS im ©eneral < 2anbe§ard&io in Karlsruhe be» 
finblic^e fiebenbud) baS ttutograjrt) §arer§. ftorjt&ungen 3. b e u t fd? e n 
®t\d). XXII 441. 



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— 6 — 



fann nur auf SBafyrfdjeinlidjfett Slnfprud) magert. <2o ift e8 
j. 93. t)öd)ft n>at;rfd)eintid), bafj er ein geborener ^ßfätjcr ift: ober 
roenigftenS fc^r lange in ber <ßfalj gelebt Ijat. £5ie ©oradje 
feiner jroei ®ebid)te jeigt eine SDJenge ber £>ialefteigenthttmttdj* 
feiten, bie ftdj bis I^eute in ber ^Jfalj erhalten fjaben. 

^ebenfalls Ijat er eine gebiegene ©djulbitbung erhalten, roa8 
um bie SÖenbe be$ 15. ^^nnbertS im oberen 9tyeintyat leicht 
möglid} fear, ba fidj fyier eine IRei^e oortrefflidjer ©deuten fanb. 
©djon feine ©tellung al8 ©efretär be3 Äurfurften fefct eine 
tüdjtige ©dwlbilbung oorauS, aber aud) feine SBerfe bemeifen 
biefelbe. $n ber (Einleitung ju feinem 33auernfrieg jeigt er, baß 
ifym bie römifdje ©efdjidjte befannt mar. (Sbenfo ift bie SBor» 
rebe ju bem (Sremplar feinet SöerfeS, loetdjeS er Äönig ^erbinanb 
bebicirt fyat, ein 93etoet§ feiner flaffifdjen 93ilbung , ). ferner Ijat 
er ©rflärungen ju ben Epistolae familiäres oon (Sieero ge* 
fdjrieben, meldje in ben SluSgaben beS IG. 3alpl}unbert8 toieber* 
fyolt gebrueft toorben finb " 2 ). üftodj oertrauter fd>eint er mit ber 
SBibet getoefen ju fein, au§ ber er feine SBetfpiele fdjöoft. ©o* 
bann ergibt fid) au8 bem einen feiner ©ebidjte, baf$ er Söolfram 
oon ©fdjenbad) mit ©rfotg gelefen Ijat. Um feinen 2efern bie 
$oct)$eit beS Äurfürften fjrriebrtd) II. anfdjjaulidjer ju machen, 
gebraust er SBergleidmngen mit $önig 2lrtu3 unb feiner SLafet* 
runbe. 2Bir fyören ba oon ©igune, ^ßarcioal, Stfdnonatulanber, 
$ancetot, £ituret unb anberen ©ejtatten au§ Gfcfyenbadjä £)id}* 
tungen 3 ). 5lud) fonft bemeifen feine jteei ©ebidjte eine oielfeitige 
SBitbung, Vertrautheit mit ben (Sitten be$ $ofe8 unb eine reidjje 
Sülle praftifdjer ©rfafyrung. 

XaS $auptn>erf $arer§, bem er bis jefct fogar allein feinen 
fa^rif tftellerifa^en fernen oerbanfte, ift eine Sarfteflung beS SSauern* 
friegeö, $uerft beutfei) abgefaßt, bann oon ifym felbft in8 $?atei 



1) (l\)mt\ Sie fcanbjäjriften ber !. f. $ofbif>ltou>f ju SBien 
I 590. 3n ber £orajau§ßabe, toelcfye gr. 3renicu§ im 3aljre 1567 in 
ftranffurt bruden liejj, foü bie vita Horatii oon #arer oerfofet fein- 
S5od) tonnte id) btefe 9tu§flabe bis je^t nirgenbS finben. 

2) ©evßl. boju Corp. Ref. XVII 1-7. 

3j Wone «abifdj. 2Ud)iö I (1826) ©. 89. 



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— 7 — 



nifd)e übertragen 1 ), ©r Ijat ba§ 2öerf nidjt fctbft üeröffentüdjt 
ir-ie überhaupt feine feiner Arbeiten. 3)ie SBiener #ofbibIiotfcef 
beftfct eine §anbfdjrift beSfelben, roeldje §arer im ^aljre 1531 
mit einer lateintfeben Storrebe bem $ßnig ^erbinonb toibmete. 
^punbert 3&bre bat baSfelbe in hanbfd}rift(id)er SBerborgenljeit 
gefdjlummert, bis ein unS Unbehnnter baSfelbe in ffranffurt bei 
Slmmon im Ü)rucf erfdjeinen tiefj. 3n>ei 3fa^re fpäter (1627) 
«rfd)ien e3 nodjmalS in berfelben ©tabt, aber bei ^o^ann ©tötfetn. 
5Die beiben $lu§gaben fotten, abgeben üom £itelb(atte, doCU 
fommen übereinfrimmen 2 ). £)er Herausgeber, ber in ber Söibel 
unb ben lateinifiben Tutoren betoanbert ift, tme feine (Zitate au§ 
§ora$, ©aloianuS unb Derfdjiebenen 33üdjern ber ^eiligen ©djrift 
bemeifen, gibt in ber SBorrebe an, bafj ber üDrucf nacb „einer 
atten glaubroürbigen ^»anbfc^rtft" „auf einem fyoljen ÜDomflift 
einer fttrnebmen teutfdjen ©tabt" gemalt ift. @r fud)t als un* 
patteiifd)er <2d)iebSrid)ter fid) über bie beiben ^arteten ju fteflen 
unb finbet, bafj man baS SBort beS $ora^: Trojanos intra 



1) 2>er genaue $itel be§ $rude§ Reifet: eigentliche SQ*art)afftige 
bejd)rei | bung befc S8an>renfrieg§ | 2Bie betjelbe bor l)un« | bert Sauren j 
nemblid) im Satjr 1525. | faft an allen enben Xeutfd)e§ 2anbc§ angan» | 
gen | önb toieber gebentyfet loorben. | XamalS in £cutfä) unb fiatein be» | 
fd)rieben | $urd) £. ^ßetcr #aarern. | Setmnber erftmalS in $euifd)er 
forad) in ben | $rud gegeben, granlfurt. 3n Verlegung 2Mann 
*mmoni§ | 1625. 4<>. 127 <5. ©o lautet ber Site! freiltd) nid)t in 
ben £anbfd)riften. $)ie triel einfachere Raffung beSfetben ftef)t bei 6d)äfer 
£>a§ 2*erf)filtni& ber bret (Sefd). ic. ®. 7. lieber bie §anbjd)riften biefel 
ÜBexfS ift an berjelben 6teHe berid)tet. SSergl. baju aufeer ß^mel nod) 
Pödinger Ueber ältere Arbeiten 3. batyerifdjen u. pföljifdjen ©efdjidjte 
(Wanblgn. b. f)ift. Waffe b. ÜRündjener Mab. XIV. 58b. III (1879) 
6. 80). 

2) 3d) fabe nur bie Ausgabe öom Safjre 1625 gefetjen. — 2)er 
tnteini|d)e %e%l ftetyt bei ftxtfytx Reram Germanicarum Scriptores, 
ed. Struve III 233. S)ie Ueberfe^ung ift nod) ©trutie stylo admodum 
horrido abgefafet. 3n ©oebel Setträge aur <Staatengefd)id)te öon 
^uro^a (ßemgo 1767) foß aud) ein Nbbrucf ber <&d)riit öarer§ fielen, 
bod) fonnte id) trotj btelem §erumfragen ba3 S8ud) nid)t erlangen. 
WeuerbingS tiat ©roöfen in feinen Materialien ^arer§ 6d)rift 
toieber abbruden Iaffen. 



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— 8 — 



moros peccatur et extra amoenben tonne. £>a er 2utber alä 
eine Autorität für bie (Srflärung ber 33ibel anführt, fo gehört 
er unzweifelhaft ber lut^erifc^en Ätrdje an. 

£>a8 Keine SSudj jerfäHt in 95 ©am'tcl, oon benen jebeö 
mit befonberer Ueberfdjrift ocrfebcn ijt. $arer beginnt mit bem 
Bufftanb im $egau unb Oberfdjtoaben unb fdjliejjt mit bem 
jug be8 §eere8 ber rhcinifdjen dürften oon SBeifcenburg i. ©. 
unb bem $)anfgotte3bienjt, melden Äurfürjt Subwig V. »on ber 
^ßfalj nadt) ber glü<fltcr)en 93eenbigung beS ÄriegeS ju Reibet« 
berg feiern ließ. $)er SBerfaffer beabftdjtigt, mie er in ber 93or* 
rebe fagt, befonbcrS ben ©auernfrieg in ber ^Pfolj ju bef djreiben. 
Seil aber berfelbe in bem genannten Sanbe ftdj aus ber Bauern* 
empörung an ber £)onau, am Bobenfee unb Allgäu entroicfelt 
Ijat (ja eind ift au8 bem anbern gleichwie eine „oergifte pefiU 
lenjifdje i'uft geflofjen"), fo mu{$ er aud) auf biefe ©ebiete $urtid> 
greifen. 93ei ber Beurteilung be8 Serted ijt aber biefe Don 
#arer felbft auSgefprodjene Slbfidjt fejtjuljalten, benn barauS er- 
flärt ftd), ba§ alles, toaS nidjt unmittelbar mit bem 3 u g c feines 
„gnäbigen $errn", be8 Äurfürjten, jufammentyängt , nur ©in* 
leitung, ©pifobe ober Erläuterung ift. 5luct) ergebt er nid)t bnt 
Slnfprud) einer ausführlichen 2)arftetlung, toaS ihm gennjj mög* 
Itct) getoefen wäre, fonbem er will nur „etlichermajjen unb jum 
X^eil summarie" betreiben. 

3)a ber Äurfttrft auf biefem 3uge feine &an£(et jebenfaÖS 
mit ftd) führte, fo ift fein 3^cifel, bajj ber pfäljifc^e ©efretär 
ein gut unterrichteter Dfann für bie (Sreigniffe bed ^a^reä 1525 
ift. Sluferbem aber oerfichert $arer aud) auSbrttcf lid) , bafj er 
„bie ÜDing $um St^eil gefefjen, jum %f)t\l unoerfälfchet gehört" ')• 
21ud) fonft h ö * er „oon anbern gtaubtoürbtgen beuten gemiffen 



i) 2m ber lateinifdjen 93otrebe beS bem UBnig Qferbinanb ßetoib- 
meten ßjemplarS fagt er: Anootata sunt autem, que vel ipse vidi, 
vel que a fide dignis, ut gesta sunt, accepi. S^mel a. a. O. I 591. 
£afj e8 getDtffenljaft nabm, ergibt ftd) aud) barauS, bafc er au§ 
Langel an juüerläjfigen Duellen auf bie 2)arfteflung ber SBetoegung in 
Salzburg uerfttdjtete (quod eins notitiam ploene ac synceriter habere 
nequiverim). (Xfjmel a. a. O. I 591. 



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— 9 — 



unjtoetfenlt^cn 53er tdjt empfangen". 2Ber biefe glaubroürbigen 
Seute gewefen, nriffen mir nutyt, ba ev nirgenbS t^re tarnen 
nennt. © d) ä f e r l ) meinte 33eri$te aus ben ^angleien beS SBi* 
fd^ofö Don ©peier unb SBttrjburg, beS $ergogS Sinton Don So« 
ttyringen, beS Sanbgrafen $§ilipp oon Reffen unb beS £erjog§ 
t$rtebrid) oon 33oiern als Duellen annehmen ju müffen. 

2ßenn man fidj biefe „Äanjleiberidjte" mögltdjft einfad) oor* 
jhflt, als ©(^reiben, wie fte bamalS in Spenge oon §of ju $of, 
oon 9?ad)bar gu SRadjbar gingen, fo mag biefer Slnnafyme beiji:* 
ftimmen fein. Vermöge feiner amtlichen ©tetlung (einte $arer 
ben %xti}att biefer 3uf<$riften tennen unb tyat fie bann fp&ter, 
Dermut^Iidj mit SBiüen beS Äurfürften, für feine $arftetlung 
oertoertfyet. 

$)aS SEBid^ttgfte aber bleibt immer, bajj Sparer für feljr oieteS 
Slugenjeuge ift 2Bir beftfcen nun aujjerbem eine $)arfteHung 
beS $uge$ oon Äurfttrft £ubnrig V. bis jur 33eenbigung beSfelben 
oor SBeijjenburg i. @S ift unoerfennbar, bafc biefe ©djrift 
in bem innigflen ^erioanbtfdjaftSüerfyättnifj ju $arerS $>arftellung 
fteljt. £>ie (Sapitel finb alle gletd) Übertrieben, bie Reihenfolge 
berfelben ftimmt oottfommen überein 3 ); and) ber £ert ift berart 
oerwanbt, bafj man bie oon Sttone oeröffentlidjte $)arftellung 
auä) fdjon für ben jweiten £Ijeil oon <ßeter Sparers ©djrift ertlärt 
Ijat 4 ). Slber bod) meinen bie beiben $)arftetlungen in ber ©pradje 
fo Dielfad) ooneinanber ab, bafj biefelben toenigftenS in ber unS 
oorliegenben ©eftalt unmöglich für ibentifcf) erflärt werben fönnen. 
$arerS 93udj ift freier oon ben SBenbungen unb SluSbrtiden beä 
$)ialeftS. ÜDer 2efer gewinnt ben (Sinbrud, als ob ber SSerfaffer 
ober ein anberer ben £ert nochmals einer forgfältigen ßorrectur 
unterworfen, in ber ©djriftfpradje anftöfjige SBorte auSgemerjt, 
ba§ ©anje gteid)fam brutffertiger gemalt Ijätte. ©ad)lid)e SBtber* 



') 91. a. O. @. 13. 

i) SSeröff entließt öon SWone OuetUnjammlg. b. 93ab. ganbeSgejdj. 
III 546- 566, unter beut Eitel: „SBauernfrteg in ben S8i§tf>ümern Speier, 
2öorm§, äBürjbura u. ÜRaina." 

3) *Rr. 1 biefer $arfietfung entfprt($t bem Gop. 55 bei §arer. 

4) ©tälin fflßirtemb. ®ejc$. IV 253. 



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- 10 - 



fprfidje Don ^ebeutung g»ifchen ben beibcn Veröffentlichungen finb 
nid)t üorhanben. 3m ganjen finb bic Abweisungen geringfügig. 
9?ur „bie genauen Üttarfchberichte" »erben in ber auBgeftthrteren 
©arfteflung »eggelaffen, üermuthlich »eil man ihnen fein aUge* 
meinereS ^ntereffe beilegte. 

Wlan hat baS 33erhä(tniß ber beiben SDarfteüungen baburdj 
ju erflären gefugt, baß man bie t>on ättone Deröff entließe ©djrift 
für baä Üagebudj erflärte, welche« $arer »ährenb be§ $etb$uge8 
niebergefdjrieben hat. „<5chon ein oberflächliches betrachten biefeS 
(SchrtftftücfeS geigt, baß mir e§ mit einem £agebuche ju t^un 
haben, unb biefeS »irb burd) ein näheres Eingehen auf ben 3n* 
halt beftätigt. üDie einzelnen ©reigniffe »erben ohne allen ßu* 
fammenhang erzählt, unb nirgenbS finbet ftd) ein *ßunft, ber auf 
eine planmäßige Abfaffung fließen ließe." „®ur$ nach bem 
(Sinjuge £ub»tg8 in ^eibelberg machte fidj ^arer an bie Slbfaffung 
feiner £>enffd)rift. Sefet hatte er nun fielt , genauere ©rfunbi* 
gungen über biefe« unb jene« einziehen unb barnadj ^c^lcr^aftcS 
gu oerbeffern, unb fo »erben auch bie fadjlidjen Abweichungen 
beiber £ejte erflärtich. ÜDer ausführlich ftrategif^e SBcric^t »ar 
gegen bie Stenbenj ber SDenffchrift. ÜDarum ließ $arer bie ge= 
nauen Sttarfchbertchte beS EagebucheS »eg unb führte nur bie 
furchtbaren £fjatfadjen an, um ju belehren unb gu »amen *)." %n 
biefer ©djilberung ifk junächft bie Behauptung auffatlenb, baß 
bie (Sreigntffe ofme allen ^ufammenhang ergäbt feien. 3)er SBer* 
faffer hat aöerbingS einen 3"fammenhang für feine ÜDarfteDung, 
ben djronologifdjen. @r ergäbt bie ©retgniffe, »ie fie nacheinanber 
gefeiten ftnb, b. h- er läßt ihnen ihren natürlichen 3ufammen* 
hang. @r felbjt fagt, er habe ordine temporis servato gefdjrieben, 
»aS ^liniuS für baS erfie in hiftorifdjen ©Triften erflärte 2 ). 
3)amit ift ber Vorwurf ber angeblichen ^lanlofigfeit oon felbft 
»iberlegt. £er $lan beS 53erfaffcrS befteht eben barin, einen 
getreuen 33erid)t Don bem 3uge DeS $urftirfien gu geben. 

Aber bie oon 2)?one veröffentlichte $arfteüung macht feines* 
»egS ben ©inbruef eines Tagebuch?. £ie (Sreigniffe ftnb gewiß 



1) Sdjäfcr a. o. C. e. 14. 

2) af>tnel o. a. O. I ö'»l. 



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— 11 — 



nidjt £ag für £ag eingetragen, dagegen fpricht fdjon bie ©lieberung 
beS ©toffeS in ungefähr gleich grofje Gapitel. fteber biefer %h> 
fchnitte behanbelt ben ©egenftanb, meiner burdj bie Ueberfchrift 
bezeichnet wirb, in erfdjöpfenber SBeife, unb bie £arfteflung macht 
burdt)au8 nicht ben halbfertigen, abgeriffenen ©inbruef einer £age§* 
aufjei^nung. $)er £efer hat oielmehr bei jebem ber $tbf<hnitte 
bie ©mpftnbung, als ob ber ©Treiber feinen ©toff DoUfiänbig 
bet)errfche unb auS ber Spenge beffen, was er wetjj, baS SBtffenS* 
werthe unb Söebeutenbere herausgebe unb abrunbe. ÜDie einzelnen 
©apitet fmb lauter Heine Silber, wie fie nur jemanb entwerfen 
fann, ber über baS tlQernäd^fte hinau8fcf)aui. 

©S bleibt benfbar, bafj bie oon 9J?one oeröffentttd^te ©chrift 
ber erfte JBerfuch $arerS gewefen ift. üftachbem er, oom fjelb^ug 
gurütfgefefjrt, in ^eibetberg auch Material für bie ©reigniffe, 
roelti^e bem £uge SubmigS oorangingen, benüfcen fonnte, Ijat er 
möglicherweife feine urfprünglid/e $)arjtetlung baburd) erweitert, 
baf$ er bie »orangehenben ©reigniffe in 54 ©apiteln erzählte 1 ). 
£och bürfte baran faunt ju zweifeln fein, obgleich eS SWone 
getljan hat, bafj bie oon ihm oeröffentlichte jDarjteflung jebenfaÜS 
auch auS $arerS fteber gesoffen ift. 

©ine weitere ©dmrierigfeit bieten bie zahlreichen Abweichungen 
ber beutfehen unb ber bei fjrcl)cr gebrueften lateintfdt)en ^Relation 2 ). 
SBenn ©chäfer ertlärt, $arer fyabt fein 2Berf felbft nicht inS 
i'ateinifche übertragen, fo ift baS um fo zweifelhafter, als bie in 
SBien befinbliche unb ^erbinanb I. gewibmete §anbfdt)rift mit 
ihrem lateinifchen £ert laut ber SJorrebe boch oon $arer felbft her* 
rührt, ©ine lefcte ©ntfeheibung hinüber fann nur berjenige fällen, 
welkem bie SBenüfcung beS SBiener ©ober möglich ift. 3>ie SOiög* 
lichfeit, baj$ bie oon Dreher gebruefte lateinische Delation nicht 
oon §arer felbft herrührt, bleibt fo lange einftweilen noch begehen. 

iJer ©tanbpunft, ben §arer ben S3auern gegenüber einnimmt, 
war buret) feine amtliche (Stellung gegeben. 2)er ©efretär beS 



1) 2lu<h bie 9Köfllid)feit ift r>orf)anben, bnfe bic t»on Sttone beröffent. 
lid)te Earfieflung burd) $erßttmtnetung ber ßtmjen Arbeit §arcr§ ent« 
ftonben ift. 

2) ©träfet a. o. C. B. 18—27. 



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— 12 — 



Äurfürfien oon ber $fa(g formte unmöglid) für bie ^Bauern 
gartet ergreifen, bod) fann tt)m bei atter ©ntfdjiebenljeü gea,en 
bie 2luffiänbifd)en baS ©treben nad) einer geroiffen Unparteilich* 
feit nidjt abgefprodjen »erben. 33e$eid)nenb für feine 2luffaffung§* 
roeife ift bie furje Sorrebe, in roeld)er er bie ©mpörung (unb 
nur eine foldje ift it)m ber 33auernfrieg) al8 ein „graufam Oer« 
giftetet £after" bejeid)net. Der S3auernfrieg fietjt it)m auf gleicher 
Sinie mit bem Unternehmen be8 rud)Iofen (Satilina im alten 9lom. 
3Kit befonberer Vorliebe unb 2tnfd)auiid)feit ergäbt er beätjalb bie 
©d)anbtr)aten ber ^Bauern. Dod) ift er nic^t fo einfeitig, bar} er bei 
ben Sauern blofj ©chatten unb bei it)ren ©egnera blofj £id)t finbet. 
@r erjäljlt aud) £t)aten ber dürften unb Sauernfeinbe, bie ben» 
felben nidjt jur @r)re gereidjen. @r übt <$ered)tigfeit gegen bie 
©egner, foroeit it)m bieS bei feiner Stellung möglid), unb foroeit 
mir baS oon einem ©d)riftfiefler beS 16. 3at)rf)unbert§ oerlangen 
fönnen. Der größte fanget unb bod) aud) »ieber ber gröfjte 
53orjug feiner DarfteÜung r)ängt mit bem Umflanbe gufammen, 
bafe er in ben (Sreigniffen felbft brin ftet)t. <So fommt er einer* 
fettS nid)t ju einer Sluffaffung ber gangen Tragweite ber 93eroe* 
• gung, anbererfeitS aber Hebt feiner <5d)Überung, toenigftenS im groeiten 
£r)ei(e (unb biefe ifr allein gefd)id)tlid) roertr}ooÖ unb guoerläffrg) 
eine griffe unb Unmittelbarfeit an, roetd)e überall ben Eugens 
jeugen merfen tö^t unb ba3 ^ntcreffe beS Seferä feffelt. 

Daneben r)at $arer aud) gebidjtet ober nötiger gefagt ge= 
reimt. Denn bie beiben oon it)m t)anbfd)rifttid) nod) oorr)anbenen 
®ebid)tc finb roie äat)lreid)e anbere ©ebid)te jener 3eit feine ^ßoefte, 
fonbern Reimereien. Da3 eine ©ebid)t betjanbelt bie $od)jeit be8 
*ßfal$grafen unb ßurfürften ftriebrid) IL, beffen aar)(reid)e SBanbe* 
rungen, @nttäufd)ungen unb ^täne fein Sertrauter £r)oma$ $u* 
bertuS au3 2tttttd) un8 fo anfdjaulid) in ben latetnifd)en Ännalen beä 
dürften gefdjilbert r)at Wad)bem fidr> ftriebrid) mehrere $örbe bei 



*) Th. Hubertus Leodius Annales de vita et rebus gestis 
Friderici II electoris Palatini libri 14. Francof. 1624. lieber bie 
£anbfd)rtften ber beiben @ebid)te oergl. SB i Ifen ©efd). b. §etbelb. 
93ü<§erfammlungen ©. 407. 416. $)te ©trajjburßer £anbfd)rift beS einen 
©ebidjt§, wobon Sflone DueKenj. III 646 ftmdjt, ift 1870 öerbrannt. 



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13 — 



fjürfitnnen geholt ^attc, erlebte er, fdjon grau geworben, nodj bie 
$rcube, ba{$ bie faiferlidje ütfuhme, Dorothea, geborene ^rtnjefftn 
oon 2)änemarf, feine Bewerbung mit (Genehmigung be« $aifer§ 
annahm. 3)ie ©infyofang berfelben, i^r glänjenber (Smpfang ju 
$eibelberg unb bie mit bem SBeilager oerbunbenen ^eftli(^!eiten 
bilben ben ©egenfianb beS ©ebidjteS 1 ). 3)te 3uoer(äfflg(eit be§ 
Augenzeugen unb bie Sorgfalt beS für fyöfifdje 3)inge aufmerfs 
famen ©Treiber* machen ba§. ©ebidjt mit feinen 4461 Herfen 
gu einer mert^ooüen Duette für ßufturgef duckte unb pfäljifchc 
tfocatgefdjidjte. 2Öir (ernen au8 ben profaifc^ genauen 23efcr)retbungen 
bie tarnen ber pfäl$ifdjen (Sbeln unb #ofbeamten, bie lange SRei^en* 
folge ber fteierlidjfeiten, mit benen ein fürftli$e8 Söetlager im 
16. ^a^rtyunbert begangen würbe, unb tte^rtlic^eS. $arer be* 
fleifjigt fidfj ber größten ©enauigfeit bi§ herunter auf bie Angabe 
ber ©peifen unb SBertljetlung ber (St^ptäfce beim Wlafyl. Ü)ie (Sin* 
(eitung ober S?orrebc ift ein weiterer 93ewei8 feinet tüchtigen 
SSibetfenntnifj, inbem er auS ben ©prüfen ©alomoniS unb anberen 
©Triften alten unb neuen £efiamente8 bie Belege für feine An= 
fid^ten bezieht. Üftit einem Atrofiidwn feines 9?amen8 ^Jeter 
£arer fd)tie§t ber Skrfaffer feine Arbeit, bie tt>al)rfdjeinlid) 1536 
entfianben ift. 

33a8 anbere ®ebid)t 2 ), meldjeB ben Ärteg beS Sanbgraf en ^fyilipp 
oon Reffen unb beS ^erjogd 3of)ann ju Saufen gegen bie 53ifcfyöfe 
au8 Anlafj ber ^ßadfifchen $änbet betreibt, tragt a0e bie tyaxat* 
terifiifdjen ©tgenfdjaften beS erften, biefetbe SBreite unb biefelbe 
^ßoefielofigfeit ber SJarfleflung. ÜDie $anbfd)rift, in »etdjer e$ 
erhalten ift, geigt eine anbere £anb al8 bie beS erjien ®ebicr)te§, 
in welcher mir oermuthtid) ba§ Autograph beS ü)i^terS befifcen. 

$ie ©pradje ber beiben ©ebidjte »err&th ben ©otyn ber ^ßfalj, 
man müfcte benn annehmen, bafe £arer bie <$igentl)ümK$feiten beS 
^fäljer 3)iale!te8 burdj langen Aufenthalt in ^eibelberg ange* 



1) $>ie lieber jä)riften ber einzelnen 3Ibj$nUte finb beröffentliä)t bei 
ft. Saab er €>aaen beS ftetfartljalS ic. S. 62. Einige ©teilen au§ 
bem <&ebiä)te flehen aud) bei 2R. Stofcnberg OueHen jut ©efäiäjte 
beS fcetbelberger 6$loffe8 (§etbelberg 1882) 6. 92—106. 

2) 3$ hoffe bie beiben ®ebid)te bernnSa^ft beröffentltä)en ju Unnen. 



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— 14 — 



nommen fyat. 33i8 fyeute ift für bie $fä($er Üftunbart cfyarafteriftifd) 
bic 93erfd>lutfung beS „e" in ben SBorfUben „ge" unb „be", 
unb fo finbcn mir bie formen „gfeffen" für gefeffen, „gfüttert", 
„gfdjad;", „gmartig", „gfa^mud", „gftnb", „gmaa^, „giert", 
„bf^efyen", „bfdjaumen", „bfyaufung", „bfoljten" unb jaljUofe 
anbere Söeifpiele bafür. 2)ic fd)led)te $lu8fpradje mancher ÜJofalc 
fd)etnt jdjon im 16. 3<*Wnnbert in bcr ^ßfalj üblirf) gemefen ju 
fein: „entgicft" für entjürft, „foirn" für fpfiren, „gefirt" für ge* 
füljrt, „gerifi" für gerüftet u. a. SBefonberS bejeidmenb ift ferner 
„{jot 1 * für Ijat, „gen>e3t" für gemefen, bie 33er fdjludfung be8 Slrtifelä 
„b'Äirdjen" für bie Äirdjen, w id) rebbe" für id} rebe u. a. 

Söenn $arer audj fein glänjenber ©tern erfter ©röfte am 
Gimmel unferer Literatur unb ®efdjid)tfdjreibung ift, fo bleibt er 
immerhin eine bemerfenSmertlje (Srfdjeinung, an metdjer meber ber 
©efdHdjtfcfyreiber nod) ber iHterarljifiorifer oorübergeljen barf, 
ofyne Um $u beadjten. 3 U 9^ C ^ ft no er unD Der a ^ <Sd}riftfielIer 
freiließ ungleich bebeutenbere Hubert ^eobiua 1 ), roeldjer mit iljm 
bemfelben Äurfürften gebient unb am nämlidjen ^ofe gelebt r)at, 
unoeräd)tlid)e 3eugen ber geiftigen 93ilbung am ^eibetberger #ofe 
in ber erften £älfte beä 16. 3at;rljunbert3. 



2. (Beorj Sdjwat^erM, ßrwber Pdilipp itlelaitdjtljons. 

£)er »fcrtjifaje IRüftmeifter ©eorg (ö^mavjerbt mürbe große 
ftreube an feinen fünf Äinbern erlebt Ijaben, menn nid)t ein 
partes ©djirffal ben treffü^en unb in feiner $unft tüd&tigen 
SHann früfoeitig Ijinroeggerafft $ätte SBurbe boc$ fein ältefter 
©oljn ^iliflp, meinem ber gelehrte ©rofjonfet SReutyin ben 



1) SBergl. über biejen meinen ^IxtiTcI in bcr Allgemeinen beut|d)en 
SBiograp^ie s. v. 2eobiu§. 

2) (Sr flatb f$on 1607, nod)bem er mehrere 3al)re leibenb gewefen, 
angeblich weil er im J>fät8tf($en Grbfolgetrieg 1504 au8 einem öon ben 
geinben vergifteten Brunnen getrunfen Ijatte. 6. ©djmibt 
gjlelandjt^on S. 4. 



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- 15 - 



tarnen in SJielandjtljon gräcifirte, ber oielbewunberte „Server 
$)eutfd)(anb3 M unb £utfyer8 treuer ©eljilfe bei feiner reforma= 
torifcfyen Arbeit. 3)ie brei £ödjter 91nna, Ü)?argaretfya unb 
^Barbara mürben wadfere $au8frauen unb beriefen in ber ©r* 
jiefjung einer großen $inberfdt)aar ben oortreffltdjen ®eijt ifyreä 
üäterlutyen $aufeä 1 ). 3)er jweite <Sofyn, ©eorg, nad) bem 35aler 
genannt, ift $wat nic^t fo bebeutenb wie fein reicher begabter 
SBruber ^ßfyilipp, oerbient aber wegen feiner t)tftorifd}en Stiftungen 
unb feiner mefyrfact) im £eben erprobten £üd>tigfeit größere 33e* 
adjtung, als ifym bisher $u STE^eil geworben ift. ©rfdjwerenb 
roivfte bte oor turjer Qtit ber Umftanb, bajj feine brei dt)ronifti* 
fdjen jDarfteQungen nur Ijanbfdjriftlidj oorljanben waren, tftad)« 
bem ftc nun oon 3- ÜJJone unb SBürbinger burdj ben 
$)ruif befannt geworben, gilt e$, biefe ©djulb ab jutragen unb 
bem trüber s ßfnlipp 2Jtetandj>tt)on8 bie ifym gebütyrenbe ©teile 
in ber Ijiftorifdjen Literatur anjuweifen. 

3)er au8 $eibelberg jtammenbe ©eorg ©djwarfcerbt Ijet* 
rottete ^Barbara Deuter, bie Softer be§ angefeljenen Kaufmanns 
3ot)ann Deuter auS Bretten 2 ). 33ier $af)Tt nad) feinem erften 
©ofme 'ipinlipp würbe im ^aljre 1500 tfym fein jweiter <5olm 
@eorg geboren. üDa ber SSater im S)ienfte be8 Äurftirften oiel 
oon ju $aufe ab wefenb war, nalmt fid) bev ©rojjoater Deuter, 
ein für feinen ©tanb mit feltenen Äenntniffen oerf ebener ÜJiann, 
liebeooü ber IjoffnungSooflen ©nfel an. 3118 bie 3eit Ijerannafyte, wo 
ber ältere ^ßfyilipp in bie ©djule getieft werben mufjte, fo lieg fiefy 
ber ©rojjoater oon feinem ©djwager iReuc^ltn einen ^ßfor^eimer, 
mit tarnen 3ol)anneS Unger, als £et)rer empfehlen. S3on einem 
SBefudj ber öffentlichen ©dmle in ^Bretten würbe abgefet)en, ba 
ber Seljrer berfelben an ber bamalä fyerrfcfyenben Suftfeudje litt. 

©emeinfam mit feinem S3ruber ^ilipp würbe nun aud) ber 
jüngere ®eorg mit jwei Oettern im grofjoäterlidjen ^»aufe in bie 



1) SJtargaretlja Ijatte in jttet (Styen 7, Sktbara gar 12 Ätnber. 
Sörflcmann ©te ©djwarjerbe. $f)eol. 6tub. u. ftritif I (1830) ©.119. 

2) Seine grau mar bie 6djtoffter be§ berühmten 9teu$Iin. (£. 
8d}mibt $f)il. SRriomfitypn €. 1. 



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— 16 — 



SlnfangSgrunbe be§ 2Biffen§ eingeführt. Johannes Unger, ber 
theologifche unb mebijinifche ©tubien gemalt fyatte, aber auch 
binreichenbe ©prachfenntniffe befafj, mar ein guter Se^rer unb 
3)?elandjttyon h&t ihm fein ganjeS 2eben ein bantbareÄ Slnbenfen 
beroafyrt 1 ). 93ermuthlich badete ©eorg an feinen erften Setyrer 
niebt meniger banfbar gurüd als fein ©ruber Ißfytftyp. 

3m Sabve 1507 flarben balb nact)einanber ber ©rofcoater 
Acuter unb ber Sater <3a>arfcerbt. Deuter« SBittme, ©lifabeth 
SReucblin, jog nun in ihre ©aterftabt ^ßforjheim gurtief unb nabm 
ihre brei (£nfel Philipp unb ©eorg ©cbmarfcerbt unb ftobann Deuter 
mit fic^. £>ie bortige Sateinfa^ule genofc eines bebeutenben unb xooty* 
oerbienten tRufeS, unb eine giemlidje Slnjaht tüchtiger 9ttänner, bie 
auS ihr heroorgegangen, unter benen SReud)lin unb üfletanchthon bie 
c|vo§ten finb, bemetfen bie Sticbtigfeit be8 in if>r ^errfa^enben 
©eifteS 2 ). damals mirften ©eorg ©immter oon SBtmpfen unb 
3ot)ann $ilbebranb oon ©chmefcingen al8 2el)rer an berfetben. 
£tyne ,3meifel ^at ©eorg ©chmarfcerbt, mie fein ©ruber ^ilipp, 
ben Unterricht biefer treffüchen Scanner bis gu ibrem SBeggang 
im Qa^re 1511 genoffen, ©djmerlid) aber ^at er an bem $rioat* 
curfuS £ljeil genommen, in bem ©immler ben ©ruber 3tyittpp 
unb einige anbere gute ©ebtiter im @riea)ifa)en unterrichtete, ba 
er moljl noch gu jung bafür mar. 

3m Sa^re 1509 oertiefe fein ©ruber ^Uto» bie ^forj^eimer 
<5ä)uk, um bie Unioerfität ^eibelberg ju begießen, ©ermuthlich 
blieb ber erft neunjährige ©eorg noch eine 3^ittang bei ber ©rojj* 
mutter jurücf, um feine Äenntniffe in ber ^forgheimer ©chule ju 
ermeitern 3 ). 2Bie lange biefer Slufenthalt noch gebauert $at, 
miffen mir nicht. 1513 mürbe er in Bübingen immatriculirt 



*) Vierordt De Johanne Ungero. (ßarlßr. 1844. ^Jrogr. 
SBetl.) ©. 7. Sine anfd&aulidje ©a^tlberung feiner l'ehrwetje bei Sdjtntbt 
SJlelan^on 6. 4. 

2) (Sine eingebenbe ©ehilberung biefer €>d)ule bei ^flttger ©efd). 
ber ©tabt «Pforjheim 6. 193. 

3) SBürbinger (Weuburg. (SoHett. 42,2) behauptet bteS als fid)er, 
in ber Ginleitung jur „$fäljifä>n SReinuhrontf, oljne jebod) eine Duelle 
bafür anjußeben. 



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— 17 — 

unb fjat Ijier gemeinfam mit [einem ©ruber flubirt. $>a feine 
9ttutter in ©retten jurücfgebüeben mar, feljrte er fpäter unb jwar 
{ebenfalls f$on »or 1519 wieber in feine ©aterftabt jurtirf *) unb 
abgefefjen mm einigen Reifen, j. ©. audj nadj Wittenberg ju feinem 
inbej} berühmt geworbenen ©ruber, ijat er fein ganjeS übriges 
Seben in ©retten »erbracht. ©r überlebte WUpp ü)celand)U)on, 
ber 1560 ftarb, jebenfaflg, benn erft 15H1 fdjfofc er feine föeim* 
cfyronif ab. ©ein £obe8j(«)r aber ift nidjt befannt 2 ). 

Site mofytyabenber Sttann, mit guter ©dmtbilbung üerfeljen, 
naljm ©eorg balb eine geartete (Stellung in feiner ©aterftabt 
ein. (Scfwn 1531 wirb er in einer Urfunbe 9)fttgtteb be« ©e* 
ridjteS genannt 3 ). 1546 ift er ©dmtttyeijj 4 ), unb 1548 würbe 
er furfürftUdjer Heller für ©retten, in welker (Sigerifdjaft er bie 
(Gefälle be3 2anbe8fürjten einjujie^en Ijatte. 21(8 er am 
25. Sanitär 1561 feine £arftettung ber ©etagerung ©rettenS 
»om Sofyxt 1504 abfdjfojj, war er immer noefy ©dmltljeifi in 
feiner $eimat 5 ). 

©r ift breimat ocr^ctratl^ct gewefen: juerft mit 5lnna, ber 
Softer 9Jceldjior &edjel§, ber Dermutfylid} ibentifdj ift mit bem 
^cc^cl, ber ®eorg8 Butter fpäter getjeiratljet Ijat. ©eine jWeite 
ftrau tyiefj Äatfyarina $refj unb feine tefete war 9c. ©awmannS 
SBittwe. %u% biefen biet (Sljen entfproffen jwölf ßinber, acfyt 



• *) ©n if)tn ben 18. 2)e3ember 1519 ju »retten fd)on feine älteftc 
Xocfjter geboten rourbe. £>a§ Sarjr be§ SBauernfriegS 1525 ^at er eben- 
falls ju ^Bretten gelebt, jo bofe er als Mugenjeuge berieten fonnte. 

2) 20 ürb tnger meint, (Seorg mUffe baS Mr 1566 nod) erlebt 
fjaben, ba er in ber 8leimd)ronif eine 9tad)rid)t aus bem 3at)r 1566 
irrtyümltd) jum 3af)r 1560 bringe. 3d) tonnte jebod) eine |old)e ntd)t 
ftnben. 

3) ßlunainger Ürfunbl. ©ejd). b. Gifterjienjer Wbtei *öcaul« 
bronn S. 81. 

4) 6r fann e§ aud) fd)on öorber getoejen fein. *Rur fehlen bafür 
bie urhmblid)en Waä)rid)teii. 

5) 6r unterjeidjnet bie SSorrebe: „@d)ulü)eife ju ^Bretten". 9Jtone 
QueUenfamml. II 2. — @in üon tym im 3af)re 1553 geftifteteS gemaltes 
©IaSfenfter mit feinem Soppen ift bcjdjrieben ©ebreS Brettens Äteinc 
(Tbronit ©. 282. 

$artfel*er, ©eföic^te bc8 »auernfrieg«. 2 



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— 18 - 



Softer unb üier ©bljne. (Sine einige frü^ oerftorbene £odjter 
aufgenommen, fyaben ade feine £öd)ter geljeiratfyet, unb ©eorg 
würbe burd) beten Mti^enben $inberfegen oietfacfyer ©rojjoater. 
©eine ©djwiegerföfme waren meift geartete 2Jiänner, Beamte in 
ad)tung§»ertt/en (Stellungen ober wofylljabenbe ©inwolmer oon 
Bretten. Bon feinen Söhnen nmrbe bev nadj bem Bater ge* 
nannte ©eorg Bürgermeifter ju 2öeifjenburg im ©Ifafj 1 ). £er 
jüngere ©igiSmunb ftubtrtc Wittenberg unb £eibelberg 2Äebijin 
unb madjte feinem berühmten ©fjeim 9J?eland)tI}on grofje $reube l ). 

Bruber be8 grojjen ^Reformators war er ein Sluljänger 
ber Deformation in ber lutfyerifcfyen ftorm, unb er war beSljalb 
aud& unjufrieben, ald im %di)n 1556 ^urfürft Ott $einria) jur 
2)urd>fttfyrung ber Deformation in ber ^ßfalj einen nidjt ent* 
fd^iebenen tfutljeraner unter bie Bifitatoren aufnahm 3 ). 

%uä) Ijatte er als Bruber 2Mand)tl)on3, ber ötetfad) ber 
'-Berater ber pfäl$ifdjen $urfürfkn gewefen ifi, Zutritt am £ofe 
§u ^eibetberg. (Sutern folgen Befudje auf bem $eibetberger 
©djlofj, wobei er fidj mit bem ^rinjen (Sljriftopl) unterhielt, 
oerbantte er bie Anregung ju feiner ©dfrift über bie Belagerung 
Brettens 1504, bie er na$ ben Angaben feiner Borrebe für ben 
genannten bringen gefa^rieben t>at. 

Befonbere Beachtung oerbient fein Berfyältnifj ju feinem 
Bruber. ©ie ftanben beftänbig in brieflidjem Berfefyr, wie ftdj 
auS ben Briefen 3)?e(and)tljon3 an ßamerariuS unb (S^ttträuS 
ergibt, benn bie Briefe felbft ftnb aüe bis auf jwei oertoren 4 ). 



J ) tiefem Umftanb öerbanfen wir bic genaue Äenntmfe ber 93er» 
(jfiltmfjc ber ganjen ftanrilie, ba §ertjog fie in feiner „(Jljaffijdfien 
Gtyronif" berietet. SSergl. ftörftemann in ben ©tubien u. ßritifen 
(1830) I 121. 

2) (Genaueres über it)n bei ©trobel 2Relanä)tf)oniana ®. 42. 

3) 6. ©djmtbt ©er %lntr)eit ber ©trafeburßer an ber Sieformation 
in Glmrtfalä ©. XV. 

•») fciefc atoei »riefe an ®eorg ftetjen bei ©efjreS a. a. O. ©. 154 
u. 160, aus Sifdjer (ßeben 3Mand)t$onS) abgebrueft. fieiber fehlen 
fte im Corpus Reformatoruni. (SS ift möglid), bafc bie 9Jteland)tI)on§ 
an @eorg in »retten ju ©runbc gegangen finb, als 1689 bie gan3e ©tabt 
oon ben tfrangofen eingeäjdjcrt mürbe. 



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- 19 - 

%[% 2ttetan$tI)on 1529 jum föeligionägefpräct) naaj Harburg 
ging, tub er feinen Söruber bafyin ein unb mar bann fcf)mer$li$ 
enttäufa^t, als biefer nidjt tarn: „Seben £ag ^abe i$ auf bidj 
gehofft unb bieS auS jtoei Urfadjen: erftlidj »ollte tdj gern noc$ 
met/r oon bem £obe meiner UHutter roiffen, ton toeldjem bu mir 
fo toenig gefd)rieben Ijaft. metye ifyr noä) manche £r}rcme. 
2>ajj fte no$ meiner in tyren legten Slugenbticfen ermahnt f)at, 
freut midj ^erjüd^. #annft bu bidj oon ©efa^äften lo8 machen, 
fo fomm unb erjage mir alle« auSfüfyrlidj. ©obann foUtcft bu 
mid) au$ bei meinen jefcigen ©orgen tröften unb aufnähten. 
9tfein #erj ift ooü oon ftümmerniffen." ©benfo fyerjlidje £öne 
fdjlägt ein jroeiteS ©djreiben an, baS 2J?eland}tl}on oon 2lug§* 
bürg auS 1530 an feinen Sruber rietet, unb in bem er $lage 
fttljrt über bie Slnfeinbungen, roeldje er megen ber Slbfaffung ber 
SlugSburger (Sonfeffton erleiben mufjte. 2118 im Safyre 1539 
2Mand>tf)on feinen Stob nalje glaubte unb beSljalb fein £efta* 
ment machte, ba jä^tt er unter ben Scannern, toeldjc i^m lieb 
ftnb, juerji feinen 33ruber ®eorg auf, nod> oor feinem ffreunbe 
SamerariuS l ). ©eorg toar im $cfyx 1544 beforgt um bie 
©idjerfyeit feinet 33ruber§; er rätlj it>m brieflich, Wittenberg ju 
oertaffen unb ftdj an einen fidjern Ort ju begeben, unb 9Mana> 
ttyon toiü ftdj bie eadje einmal überlegen*). TO 1556 ®eorg 
feinen 23efud> in Wittenberg anfünbigt, fa)reibt 2Keland>tr;on ooa 
ftreube an feinen ftreunb (SfjöträuS, bafj ifym in feinem ©reifenalter 
nidjtS ©üjjereS r)ättc ju £t)eil »erben fönnen, unb menn er ben 
Jag oon feines SBruberS Hnfunft fa>n toüfjte, mürbe er aud) 
(SfyöträuS einlaben, ju tym ju fommen. ^ebenfalls mia er tym 
alles f abreiben, »a§ ©eorg erjagten mirb 3 ). 2lud) an ©ante* 
rariuS f abreibt 2Mand>tljon, bafj ber ©ebanfe an baS kommen 
feines 33ruber§ eine füfje Hoffnung fei 4 ). ÜDiefeS fa^öne SBer* 



') Corp. Ref. III 828. 

2) Corp. Ref. V 488. 

3) Corp. Ref. VIII 733. 785. ®eorg ©ä)toar$erbt unb ®fatr«u5 
waren ßanbSleute. SHerorbt ®cjdj. b. eöang. Ätrdje 93aben8 I 345. 

4) % a. O. VIII 700. Bnbere Stellen, an benen 2JWand)fy>n 
jeinen »ruber erwähnt, fmb Corp. Ref. VIII 422. 633. 



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- 20 — 



Ijältnifj fyat crft ber £ob ättelancfytfyonS aufgelöst. 9?od) rocntge 
Monate Der feinem Stöbe fjatte 9)Jeland)tI)on an (XiSner in $>eibeU 
berg gefdjrieben, wie fefjr er fiä) nad) feinem 33ruber feljne 
unb in bem £eftamente, ba§ er am £age üor feinem Ütobe ge* 
fdjrieben Ijat, rüfymt er nod) bie Fides feines Börnberg ©eorg 2 ). 
jTiefer roibmete in ber pfäljifcfyen SReimdjronif feinem 23ruber 
fotgenben 9cadjruf, ber djarafteriftifdj für beS -DianneS gebiegene 
5lrt ijl: 

2)er »eitberttbmt unb t)oct)geIct)rt 

tp^ilitit» 2ReIand)tbon, genannt 6ä)war$erbi, 

Sflein Heber ©ruber, bem ©ott gnabt, 

6 ein letften %aq geenbet bat 

3u Wittenberg in ©ajenlanbt. 

Sein 9lame war aller Söelt betant, 

©rettbcim fein SSaterlanbt ift gewejen, 

%-a bat er gelernt fa^retben unb lefen, 

#at gelebt breb unb fedjjtg 3abr, 

SBife er, wie borfieet, 2ob§ berfobr, 

3m Üttonat Iritis ben 19. lag 

£>e5 roar bei ben ©elebrten groje {{lag. 

93itttd) folt idj meer öon ibm jd&reibcn, 

©o nnl id)S babei Iajfen bleiben, 

SBeil er mein Ieiblid)er Sßruber toar. 

©ott für in an ber Gngel <öä)ar. 

©ein 2eer finfi fonft unb fein Segenbt, 

©ott ocrletb un§ allen ein feligS gnbt. 

£rei Arbeiten ftnb e$, burify bie ©eorg (ödjroarfcerbt fidj 
eine ©teöe in ber ®efduä)te ber fyiftorifdjen Literatur ermorben 
Ijat. £)ie erfte berfelben bürfte bie „9?aa)rtdjt t>on bem Säuern* 
aufrmjr üon anno 1514—1526" fein 3 ). S)ie SDarfteQung tfl pro* 
faifä), fdjliefet aber mit Herfen ab. ©djtoarfeerbt beginnt jtoar 



1) Corp. Ref. IX 1021. 

2) Corp. Ref. IX 1099. 

3) ^erau§gegeben u. mit Einleitung bon % SBürbinger im 9leu« 
burger Göll ectaneen • SBIatt. Mrg. 43. SBergl. baju @i§ung§« 
beriete b. 3Jittncr)ener flfab. (p^tlof. « ^iftor. Älafie). 1879. I ©. 207 
bis 217. 



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— 21 — 



mit bcit Öauernempörungen, bie bem großen Bauernfrieg beS 
3at)re§ 1525 oorangingen; biefelben ftnb aber nur angebeutet 
unb einlettungSroeife bezaubert. 2>er Hauptinhalt ber ©ct)rift ift 
bie $)arfte£(ung be3 Bauernfriegä im Brucfyratn unb Äraidjgau 
unb f>ier wieber befonberS in ber ©tabt ©retten. %m legten 
Sfyeil werben aud) bie Vorgänge in anberen ©egenben beS meft* 
lidjen unb [üblichen Deutfdjtanb furj berührt. 2)aS gange 2öer( 
fdjltejjt mit einer gereimten 9?ufcanwenbung, bie an ben Sefer ge* 
richtet ijt, unb in wetdjer ber Berfaffer feinem jkrf entwirfelten 
l*ocalpatrioti8mu8 9lu8bru(f »erteilt. 

2Ba8 ben SBertfj biefer Ijiflorifdjen ftarftedung betrifft, fo 
barf fte in ben meiften Reiten a(§ unbebingt juoertäfftg gelten. 
Dag meifte Ijat ber SSerfaffcr a(§ Slugenjeuge miterlebt. 
gebilbeter 2)tann, ber gut gu beobachten oerftanb, berietet er bie 
@d)icffa(e ber Bauernerljebung in fetner Baterftabt unb beren 
9?ad)barfc§aft. 2lber aud} anbere (Sreigniffe im entfernteren 
SRrjeintfjale unb Brucf)rain ergäbt er fo guoerläfftg, bajj feine 
Darfteflung bem unbebingt juoertäffigen Beridjt über biefe Vor- 
gänge, melden Sttone in ber „Oueöenfammlung ber babifcfyen 
£anbe§gefdj>tdjte'' (II 17—41) oeröffentlic^t hat, nirgenbS miber* 
fpridjt. ©8 barf ^ier baran erinnert werben, bajj fein <5cf>wager 
s ßeter $arer, ber befannte ©efdjicfytfdjreiber be§ Bauernfriegä, 
mar, ber in feiner Stellung alä ©efretär beS Äurfürften oon 
ber ^Pfalj iljm juoerläffigeS Material oerfäaffen tonnte. 

(Sein jmeiteS Serf bürfte bie (Stählung ber Belagerung 
ber ©tabt Bretten im 3af>r 1504 buret) £erjog Ulrtcr) oon 
SBürttemberg gemefen fein 1 ). ÜDiefetbe ift bem "ißfalggrafen 
©hrijtoph, bem @ol)ne beS $urfürften $riebrict) III. beS frommen 2 ), 
gewibmet, »elcfyer, obfdjon nur jeljn 3at|re alt, in einer Unter; 
rebung mit ©djmarfcerbt, großes ^ntereffe für beffen Bater jtabt 
gejeigt hatte, unb welchem ber Berfaffer bie streue ber Bürger 
Bretten« burch ein gefdjicfytlidjeS Beifpiel beweifen wollte. 



1) torudt bei ÜHone OueUeniamml. II 1—17. 

2) Eerfelbe ftarb 1574 in Der <2d)laä)t auf ber tölorfer^oibc im 
Kampfe gegen bie ©panier, £ autle Genealogie b. #auje§ SBittelSbad) 
3. 63. 



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- 22 - 



3n einer profanen SBorrebe gibt ©chwarfcerbt barüber 
$luffd)tuji, bie £)arfteClung felbft beginnt unb fdjliejjt mit Herfen. 
3)ic eigentliche UJarfteüung ift aud) fywc in ^ßrofa. $)a ber SSer* 
faffer erft oier $at)xt alt war, al8 Ulrich oon Sßürttemberg bie 
©tabt belagerte, fo tonnte er hier nicht auä eigener (Erinnerung 
fd^öpfen wie beim S3auernfrieg. $)odj lieferten if>m jwei klugen* 
jeugen ba$ Material, Äonrab oon ©iefingen, ber im Saljre 1504 
S3ogt ober, wie ber pfätjifche SluSbrucf lautete, $aut oon Bretten 
toax, unb (Srpf Ulrich oon gelangen. Slber aud) noch anbere 
glaubwttrbige i'eute, weld)e bie ©reigniffe miterlebt h a tt* n > 
matten ihm Sftittheilungen. 3)?one beftimmt ben SBerth biefer 
©rjählung mit folgenben SBorten: „3)a (©eorg ©chwarfcerbt) 
in ber ©tabt ^Bretten wohnhaft war, fo tonnte er eine ooU* 
ftänbige ©rfunbtgung oon ben beuten einziehen, welche bie 33e* 
tagerung mitgemacht hatten, unb für ba§ ^^atfäd^ttd^e ift 
fein Bericht juoerläffig. ©eine Anficht unb fein Urtheil ge= 
hören aber ihm unb feiner 3eit an unb fmb oon ben £h at M en 
ju trennen" 1 ). 

©eine britte Arbeit ift bie „^ßfäljifdje $teimcf)romf", wie 
SBürbinger biefelbe be^eidmenb genannt h a ^)> nmfafjt 
eine 2)arftellung ber ©reigniffe oon 1536 — 1561 unb btirfte am 
Anfang oerftümmelt fein. 2)?an fieht nicht ein, warum gerabe 
mit biefem $a\)x begonnen werben fofl. Sludt) weift baS „nun" 
in ber erften ft»f etwas Vorhergegangene^ tyn. 5)aS ©an^e 
ift in gereimten Herfen getrieben, bie fehr an bie Slrt ber 
3)?eifterfmger gemahnen. 5lufjer bem SReim fyat bie Darftetlung 
nicht oiel ^ßoetifcheä. $)ie ©prad)e ift ohne ©chwung unb (aum 
oon ber ^Srofa oerfchieben. Sluch in biefer 2)arfteüung jeigt fidj 
ber Söerfaffer gut unterrichtet. $>ie ©reigniffe finb annalenartig 
bei jebem ei^elnen Saljre oerjeichnet, unb ftmar oerbinbet ©dt)warfc* 
erbt ©reigniffe oon großer ^tftorifd^cr Tragweite mit Nachrichten 
über locale Vorgänge au3 feiner unmittelbaren 9?achbarfchaft. 
$>äufig fügt er auch feine Beobachtungen über baS Sßetter, gute 



1) Sttone Cuellenf. II 1. 

2) Veröffentlicht bon SBürbinger im 9teuburger GofledaneenMatt 

*Bb. 42. 



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- 23 - 



ober föfedjte (Srnten u. bergt, hinju. £umeift 9^* er einfache 
<5rjähtung be8 ©efd^enen, unb nur feiten mifcht ftd> bie föc* 
flerion ein. 

Den brei Darfteflungen gemeinfam ifi ber ausgekrochene 
öfätjifche Patriotismus, ftriebrich I. ber Siegreiche ^atte feinen 
Untertanen burd) feine gtänjenben X^aten einen tyoljen <Stol$ 
auf i^r $ürftenhauä unb iljr #eimattanb eingeflößt, unb fo hängt 
auch <S<hmarfcerbt mit inniger Eingabe an beiben. ©r meint, 
unter ben ofdtjtfchen ßurfürften fei nie ein Xrjrann geroefen, fo lange 
baS ©efchledjt gemährt habe 1 ). Der toöale ^fäljer ift zugleich 
ein frommer ©t)rift unb guter ^roteftant, ber in ber 23ibet be* 
manbert ift unb feine Anflehten mit (Sprüchen auS ber fettigen 
(Schrift belegen fann. ©eine ganje Sluffaffung ber ©efdjichte ift, 
mie bei Dielen feiner 3*Kgenoffen, eine burdjauS religiöfe. 2Bie 
in ber SRatur, fo fönne man ®ott auch in feinen „irbifdjen ficht* 
barlichen Saaten, ©efchidjten unb SBerfen" erfennen, bie in ber 
Söibel unb ben ßh^mtai ju lefen feien 2 ). 

<5o ift ©eorg ©chtoarfccrbt, menn auch fein ©tern erfter 
©röfee in ber ©efchidjtfchreibung bei 16. SahrljunbertS, ooc ^ 
eine bebeutfame unb beachtenswerte ©rfcheinung, geroinnenb 
burch bie 23efcheibenheit unb @h r ^^ eit fcincS ganzen SEBefenS, 
toerthoofl als ein juoerläfftger 3euge ber oon ihm bargefteflten 
©reigniffe. 



1) gteimd&romf 93. 185 ff. 9tud) TOanäjtfjtm hatte bt§ an ba§ 
<5nbe jeinel 2eben§ biejen ^fäljer Patriotismus. SJergl. meinen Wuf« 
fatj: *DMand)thon§ fofitere 9?ejiehungen ju feiner tfäljiid&en #eimat 
<6tubten b. ebang.^rot. ©eiftlid)en $aben§ VIII 111). 

2) 9)1 one Ouetlenfamml. II 2. 



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Sübüdjcr ©Ifojju 



®Uiä) nacfy bem Dflerfefte, „als bie $irdj weisen anjugeljen 
pflegen", traten fid) einige dauern in ©fdjenjwetler unter ber 
Leitung eines gewiffen -Iftattljiaä 9?ibl)art, „eines unntifcen 
böfen -iDfenfdjen", jufammen, jogen nad) $elfranjfird) unb fielen 
bem bortigen Pfarrer $an6 SSerner in bag §au§ 2 ). SDcrfcIbc 
würbe »on ben S3auern at§ 33unbe0genoffe angefefyen, ba er burd) 
feine ^rebigten nicfyt wenig ju ber fyerrfcfyenben Unjufriebenljeit 
beigetragen fyatte. ©in unmttrbtger üDienfd}, wie §an§ ferner 
war, fdjämte er ftd) nietyt, gemeinfam mit ben dauern feinen 
SBeinleüer auszutrinken. Sftacfybem fte atKe trunfen geworben, 
(ehrten bie S3auern mieber nad) $aufe jurücf, ber Pfarrer aber 
ging in feiner £runfenljett in bie $irdje, ergriff ein fjäfynlein, 
eilte bamit auf einen freien $lafc unb rief: 2BoI)l fyer, iljr 
SanbSfnedjt! @3 fammelten fid) aömäljüdj gegen 100 dauern 
um tljn. Slber aud) ^tcr fdjlug bie Untreue junäd>ft ben eigenen 
$errn. 2)er aufgeregte |)aufe 30g aläbalb in baS ^ßfarrfyauä 
unb Raufte übel barin, fo bafj ber ©djaben auf über 500 ©ulben 
gefc^äfct würbe. „jDoS t^ät ben dauern fdjmecfen; ber Teufel 
gefegne eS ifynen, aber eS ift bem ^ßfaff $anfen gar red)t gefdjefyen. 



1) Sem fübltd&ficn Streite be§ GlfnffeS. 

2) Chronique des Dominicains de Guebwiller @. 124. S)a» 
Don abfcänQtg ift M. Tschamser Annales ob. 3af)r§«©efd)i{fjten ic. 
II 35. ©Udler ©ejefc. b. $iStfrimS ©ttafeburg I 359. 



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— 25 - 

meil er ju btefer 2lufrut)r beftenS geholfen, moburch tote Hauern 
noch mutiger unb unftnniger morben", fagt ber Herfaffer ber 
Shronif oon ©ebmeiter. 

Damit war baä 3eichen jum 2luff*anb im <2unbgau gegeben. 
9113 bie Äunbe biefeS Vorganges in bie Dörfer brang, btlbeten 
ftd) überall Raufen oon Unjufriebenen, auch au§ ber &art famen 
foldje; biefelben $ogen nun im £anbe umher unb fugten ^farr* 
häufer, Äirdjen unb Flößer heim. 3unäcr}ft fiel ttyrcr 2öutt) ba§ 
ftrauenftofter ©chönenfteinbad) jum Opfer; bie Wonnen ent* 
famen noct) rechtzeitig mit ihrem Heidjtoater nach (Snfi^eim, baS 
ßlofter aber mürbe ooüftänbig auSgeplünbert uub bann oerbrannt J ). 

3n ber elften 9)?aimoche brach ber $aufe oon neuem auf: 
ein £ljeit „wollte gen ^Regi^eim, ber anbere gen 2Bittenheim, bev 
britte gen (Sennheim $u fliehen. Sltfo 30g ber ganje $aufc 
Hattenheim ju"«). 

5118 fich bie Hauern ftarf genug jum Angriff auf bie ©täbte 
füllten, jogen fte am 6. $Nat cor <§ulj unb mürben ohne 
©chmierigfeiten eingelaffen, „auf bajj (bie ©inmohner) befto beffer 
i^ren alten 9?eib unb £>ajj an un§ ©ebmeilern möchten auälaffen", 
meint ber Herichterftatter auS lefcterer <stabt. 

Den 8. 9ftai famen bie Hauern oor ©ebroeUer unb for* 
berten bie 6tabt auf, ju ihnen gu fchmören. (58 mürben jeboct) 
blofj bie $auptleute, an ihrer (spifee Heinrich SBefcel, einge* 
(äffen; biefe fafen ben Hürgern bie Hauernartifet oor, morauf 
bie leitenben Männer ftct) Hebentjeit erbaten. 2öenn aber biefelben 
gehofft fetten, baf$ bie ganje ©emcinbe eines <5inne3 mit ihnen 
fein merbe, fo jeigte ftct) balb, bajj fte bie ©timmung berfelben 
nicht hinlänglich fannten. Drei 3«»ftc, bie mittlere unb niebere 
föebjunft unb bie Häcferjunft, nahmen nicht Zty'd an ber Herathung 



1) Alaatia 1873,74 S. 303. ftrttfjjeitig jdjon \d)rinm bie £unb* 
gauer (jüljlung mit ben anbern Raufen gefugt ju fyaben. %1)xt SS et* 
treter werben auf ben 9. 9Kai in 3Rol§()cim erwartet. SHrcf 9lr. 240 
%nm., 9lr. 269 9lnm. 

2) Wn üerfd&icbenen Crten wirb angegekn, baß bie dauern öc§ 
Sunbgaui 3000 2artb§fned)te au§ ber ßibgenoffenjdjaft in if)ren So(b 
genommen (jiitten. SBergl. ©. 47. 



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- 26 - 



im Sürgerhaufe, fonbern gelten auf einer 3unftftube eine Ser* 
fammlung für fia) ab. 3« ty ncn fingen fidj bic ©inmohner 
ton SBerg^oIj nnb SergholjaeU, meiere ebenfalls mit ben dauern 
fmupathiftrten. $on ben anbern oier 3 ün f tcn trat b\o% <ßeter 
©glatter, 3unftm«ifter ber obern SRebaunft, ber ©adje ber dauern 
bei unb würbe ton ihnen jum Hauptmann gemalt. $ie obere 
föebjunft, bie 9)?efcger*, ©chnetber* unb ©cf>miebäunft blieben oor 
bem JöürgerljauS oevfammett unb Ratten bie fefte Slbficht, bie 
Sauern nicht ^ereinjitloffen. 2US aber bie ©imoohner oon bem 
nahen Süfjl unb ©engeren, bie juerft Ratten treu bleiben moÜen, 
ebenfalls ben Sauern jufielen, fchroanb ihnen ber 9)futh unb fte 
fügten ftdj ber Majorität. Man lieft bie Sauern in bie ©tabt, roo fie 
oon oielen auf baS befte aufgenommen mürben. 9llS Anhänger ber 
dauern werben namentlich angeführt @rt)arbt Süblin, £ienharb 
Jtletmoerltn, ^aftian SDfunbtftjünbt ber junge unb SlauS $o§. 
SefonberS waren ftleinmerlin unb SRoS auf ben 3"nftftuben 
umhergegangen unb hatten bie Sürger unb 3ünftigen für ©in? 
(affung ber Sauern ju gewinnen gefugt. Sei bem Raufen be* 
fanben fidj oiele oon ©ulj, bie ftd) „oiel unntifcer jeigten als 
bie Sauern felbft". 2Bic £)iebe unb SHäuber brangen fte in baS 
^rebigerflofter, brauen Giften unb haften auf, nahmen ?etnwanb, 
3imts unb $u»fergefchirr, ©ifenwerf u. a. weg unb »erfauften 
alSbalb it>ren SRaub. Sluch ©afriftei unb Kirche mürbe nicht 
gefront. „©ie nahmen alles, was fte nur fanben; baS §oljwerf 
aber jerfchlugen fie in ©tücfe; bie barbarifdjen milben dürfen 
hätten nicht alfo gehaufet als wie bie oon ©utj." 3" Den „cor* 
nehmften hieben" unter benfelben gehörten 2)?arquarb $eriot, 
©imon unb ^afob ©d)ärer, $anS $anren, 5£)icbolt 3ucferwirth, 
Üftarquarb Reblin unb ÜDiebolb 9ftöS»erger. $a8 Älofter jur 
©ngelpforte erlitt baS gleiche ©chicffal 1 ): „?tenharb Sure hat bie 
©tubenöfen bei ber ©ngelporthen mit einem SR idjtf Riegel einge* 
fchlagen." „tyx §erj lachte ihnen im 2eib, bajj fie ihre 93o8^cit 
hatten ooübringen fönnen: fte oermeinten, fte hätten eine gar grofje 
unb löbliche Xfyat begangen." Slbgefehen oon bem, wa§ ein jeber 



i) Wud) JUofter DJturbad) würbe fäwer heini0ejuä)t. 



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— 27 — 



für fi$ geraubt fyatte, führten bic SBauern and) nodj ganje SBagen 
»oll 2öein unb frrudjt, ©etb unb ©ut auS ©ebroetter fyinn>eg. 
33on ©ebioeiler aber ging ber £ug gegen ©ennfyeim, cor »eifern 
fic fid) ben 13. 9)iat lagerten 

2ln Xfjann, »cld^cS gut befefct unb bewacht roar, magten ftd^ 
bie dauern nidjt. <Bo oft fidj ((eine Slnfammlungen üor feinen 
dauern bitbeten, würben fic burdj ©djüffe oon ber 9)iauer ber* 
trieben. Die ©intoofmer Don £fyann gogen am 27. 9M unb 
audj fpäter nod) einigemal auS ber ©tobt unb brauten befonberS 
ben SUtfirfyr dauern nidjt unerhebliche 93erlufte bei 2 ). 

28%enb biefe ©reigniffe fid) abfpielten, tiefen beftänbig 
Unteit)anblungen nebenher, burd) welche übrigen« bie dauern in 
ifyrem treiben ftdt) ntdjt fet)r beeinfluffen ließen. 9lud) nadj einer 
anberen ©eite hatte man ben Hilferuf gerietet. 

Die öftrcidjifche Regierung ju ©nfi^eim hatte fdjon in ben 
erften Sagen beS 9J?ai bie §ilfe ber benachbarten elfäfftfchen föeiajä* 
ftäbte, bie ben dauern nid)t fo öerhafct waren roie baS öftrei^ifa^e 
Regiment, erbeten. Die dauern hätten fernere Drohungen au8* 
geflogen, wenn man it)re ©ef^merben nicht erlebige, unb bie föegie* 
rung fah im ^intergrunb bereits ben Untergang aller ©hrbarfeit unb 
SDbrigfeit. Colmar, toctd^cS bie üon (SnftSfyeim »erlangten Südjfen 
unb ©chüfcen nicht entbehren fonnte, erflärte fiel) menigftenS jur 
SSermittelung bereit. <Sdc)on ben 5. üttai fdjrieb ber SRatt) nad; 
©chlettftabt unb ÄaiferSberg, bafc eS eine 93otfchaft an bie Raufen 
bei (SnftS^eim abfertigen merbe. Den 6. 2Wai fmb ber ©dmltheife 
$onrab Sßidgram unb ©eorg $effelring mit anbern ©efanbten 
bereits untertoegS. 9?ad^ einer S3efprea^ung mit ben. Herren ju (SrnfiS* 
heim begaben fie ftd) ju ben gerabe bei Sfenheim Itegenben Sauern. 
Diefelben lafen ihnen auS einem „gebrueften Büchlein" bie 
12 Slrtifel oor, mit ber ©rtlärung, bafe fte barauf „ftradS" be* 
fielen tooüten. 2lud) fügten fie bie ftorberung ^inju, bajj man 
ihnen fämmtliche §abe oon ^uben unb ©eifttia^en ausliefere, bafe 
fte bamit nach it)rem ©utbünfen ^anbeln fönnten. SllS bie ©e* 
fanbten ber ©täbte fragten, ob fie biefe Söebingungen ber Regierung 



1) ©djreiber Wt. 228. 

2) Sjö^mfer II 34. 



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— 28 - 

in ©nfi§ljetm tmttfjetfen füllten, müßten bie dauern nichts baoon 
wtffen, ließen e§ aber fchlieflidh gefdjehen, ba{$ bie 5lbgeorbneten 
ber ©täbte e8 für ifyre ^ßerfon ber Regierung mitteilten. 3n 
(Snfi8^eim mar man übrigens fdjon längft genau Über bie Sorbe* 
rungen ber 33auern unterrichtet. Den 8. 9D?ai ^atte bie bei 
3fenf)etm oerfammelte 93auerfd>aft in einem (Schreiben oerfichert, 
fte Ratten in feiner anberen $lbfid)t einen (5ib jufammengefdjmoren 
als ^rieben in ber £anbfdjaft ju machen. 

©leid) ju ^Beginn ber Bewegung ^atte fid) bitter £anä 
3mer oon ©ilgenberg im Auftrage ber ©nfiS^eimer Regierung 
nad} SÖafet begeben, ben SRatfy biefer <3tabt „auS fonberem güt* 
liehen nachbarlichen SBiflen ermahnt", mit SRücffidjt auf bie (Srb* 
einung ein nachbarlich Sluffe^en ju haben. Die (Sibgenoffeu 
Ratten fc^on früher auS eigenem eintrieb ©abritte $ur Beilegung 
beS §anbel3 get^an Der Statlj oon 23afel befchlofj, ftdj ber 
(Sache anzunehmen unb ben SBerfudj gu machen, bie dauern oor 
@nfi§^eim „au$ bem $elbe $u bringen" unb fd)rieb be§ljalb nach 
3ürich, Söern, ©olothurn unb 8tt>fftau)'en. Da man aber 
fürchtete, bafj e8 ju lange bauern mürbe, bis bie Vertreter ber 
oter Kantone gefommen wären, fo f Riefte 33afel ©efanbte mit 
folgen oon 9)Jül§aufen fdjon in ben erften Dagen be§ 9)cai ab, 
bie aber wenig erreicht ju ^aben fd>einen 2 ). 23alb folgte ein 
^weiter SSerfud), unb bie SÖaSler ©efanbten waren oon benen oon 
3ürid) unb «Solothurn bieSmal begleitet 3 ), ©ie ritten am Dag 
oon (£r)rifti Himmelfahrt (25. 2Kai) auS ber <Stabt unb erreichten 
ben 33auernhaufen am Slbenb beS näd)ften DageS bei Hattenheim. 
Da eS fchon 5lbenb8 war, fo oerfcf)oben bie ©efanbten bie $er* 
hanblungen auf ben borgen be§ folgenben Dag§. %m nämlichen 
Dage, an bem bie ©efanbten 5k fei »erliefen, r)atte Heinrich 
2Befcel im tarnen ber anberen Sßauernhauptleute einen oerföhn* 
liehen Sörief nach SBafet gefdndt. Vertreter ber <5täbte Colmar, 
©chlettjtabt, fünfter, Ingweiler im ©t. ©rifdwnathal, Sttrfheim, 
s Jtuffacf), $errli§h«'ni, ©Urbach, ^eiligheug, 2Wörfchweiler u. a. D. 



1) ©Treiber 9lr. 242. 

2) Alsatia 1873/74 @. 303. 

3) ©Treiber 9?r.265. Gibgenöjf. Wäjiebe IV l» @. 664. 



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— 29 - 



roaren aua) im Sager erfdjienen unb Ratten i^rc 33ermittetung ange* 
boten. Die Söauevn Ratten ba8 Anerbieten banfbar angenommen unb 
bte ©efanbten gebeten üjr 33efte§ ju ttyun. SÖkfcel forberte nun aud) 
bie ©tabt 23a) et auf, bie 9?otf> beS 93otfeS ju £er$en ju f äffen, 
ben armen beuten in biefer ©adje belnlflid} ju fein unb momöglidj 
einen gütigen SBergleia) Ijerbeijufüljren. Söürbe baS aber ntdjt 
gelingen, fo rufe man bte (Stabt um tfyätlidje $ilfe an 1 ). 

Die $erljanblungen am 27. 2Jtai bauerten lange, bis man 
enbltdj auf fotgenbe Sebingungen eine Einigung erhielte. Die 
(Sibgenoffen fotlten auf Verlangen ber dauern eine ©efanbtfdjaft 
an ben §ergog Anton oon i'otfyringen abgeben (äffen, bamit e§ ilmen 
nidjt roie iljren SSrübern $u 3abern unb ©djerroeiler gel)e. (Sbenjo 
foHten fie bie ©nfiäfyeimev Regierung nebft Abel unb SRitterfa^aft 
oermögen, „für iljre ^erfon unb bie, fo unter ba§ $au8 Deftreidj 
gehören, ben fünf Orten ober brei Orten, fo ber 3eit beftimmt 
mürben, ju oertrauen gütlta) barin 51t fteljen; ob bie nidjt oor* 
fal>en mbd)t, redjtlidj barin laffen fpredjen unb babei ju bleiben, 
fo motten fie ben (Sibgenoffen oertrauen oor atien anbern", benn 
ber Abel Ijabe ifynen nie SBort gehalten. Den Raufen rootlten 
fie jroar nicfyt auflöfen, ober, mie ber AuSbrutf lautete, „jerbred^en", 
rooljt aber nad) ^abö^eim fid) jurütfjiefien, bis bie ©efanbtfdjaft 
mieber auS i'otl/ringen mit ber Antmort be8 £erjog3 ^urürf* 
geteert fei. 

hierauf ritten bie ©efanbten nadj ©nfiS^eim, mo fie ben 
oerfammelten Regenten, SRätfyen unb fRittcrfc^aft bie 23ebingungen 
oortrugen. Die Herren antmorteten, für ifyre ^ßerfon feien fie 
mit ben ÜBebingungen einoerftanben, aber e8 ftünbe nidjt in tfyrer 
ÜJ?ad)t, eine Bufage f ur i() rc dürften gu geben. Da braujie ber 
33ürgermeifter ^einria^ 9Jieltinger oon Söafel auf: „2Bo ift jefct 
euer f^ürft? 2Ber fyilft eudj jefct? Söollet iljr e§ nidjt tfjun, fo 
faget e$, fo motten mir mieber gu ben ÜBauern unb ed tfmen an« 
jeigen, benn mir motten fie nid)t oerfürjen." Diefe fräftigen 
Söorte oerfeljlten ifyre SBirfung nidjt. Drei ober oier ftredten 



l) £a§ für ftdj ntd)t redjt berftänblid> Wftenftüd bei © reib er 
9fr. 266 wirb ßut erßänjt bur<$ GtbgenSff. 9lbj<$icbc IV 1* ©.666 
9fr. 4. 



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- 30 - 



„ihre $ö»fe mit bem &mboogt jufammcn", unb als nun bie @ib* 
genoffen aufftanben unb meggef)en moÜten, rief man it)nen ju: 
„yi'ityi atfo, lieben §erren, ben (Sinn ^at eS nicht; mie it)r eS 
begehret, fo motten mir eS annehmen." $)en Herren mag biefeS 
Nachgeben jef^r ferner geworben fein, benn fte Ratten immer ge* 
hofft bie ^Bauern mit ©ematt ju untermerfen unb biefem 
3»erfe noch am Sage Don <Sdjerroeüer einen ®efanbten an ^erjog 
2lnton abgeben laffen, ber Um in ber 9?acfyt auf bem blutigen 
$elbe traf unb (allerbingS erfolglos) $um SJtarfdt) in ben ©unb* 
gau aufforberte. 

jDtc (Sibgenoffen feilten nun ben iöauern bie Annahme ir)rcr 
SBebingung bur<h bie Regierung ju ©nfisheim mit unb festen 
eine Sagung feft. 

AlSbann brachten fte bie Angelegenheit auf einer beSljalb oon 
SBafel oerlangten Sagfafcung ber ©ibgenoffen ju 33aben am 29. SERai 
jur (Sprache. ÜDie <Schmei$er Ratten ein boopelteS ^ntcreffe ba* 
bei: einesteils mar ihnen ber 3ug.beS $>erjogS Anton mit feinen 
iöauernfcfylädjtereien aud) für fte bebrofjlicfy erfcf)ienen, bann 
aber trollten fte aud) baS (Stfaß, baS Äorn* unb Sßeinlanb für 
bie ©ibgenoffen, oor 93ermüftung bemahren. 3>a aber bie SBoten 
ntc^t gleichmäßig inftruirt maren, fo befchtoß bie SJiefyrljeit ftch 
btefer (Sache nidt)t anzunehmen, ausgenommen ben %aU, baft 
23unbeSgenoffen angegriffen mürben, für bie man £eib unb ©ut 
einfefcen mürbe. 

Erfolgreicher mar eine anbere Sagung $u93afel, melche auf 
(Sinlabung btefer (Stabt oon Zürich, 33ern, (Solotljurn unb (Schaff* 
häufen befdn'cft mürbe unb oom 30. Sftai bis 5. $uni berietl). 

SRodt) beoor übrigens bie SÖeratljung begann, maren neue 
©chmterigfeiten megen beS oerabrebeten „AnftanbeS" entftanben. 
2)en 28. 2Wat hatte f"h °i c Regierung oon GfcnftSbeim in einem 
an bie ju 33afel oerfammetten (Sibgenoffen gerichteten Schreiben 
beflagt, baß bie oerabrebete 2Baffenruc)e, bie bis jur ^eimfehr 
ber ©efanbten oon 9?ancr; bauern foüte, oon bem Raufen im 
33reiSgau nicht gehatten merbe, baß berfelbe oielmehr oor dreifach 
jiehe, um bie (Stabt auf feine (Seite ju bringen. 2)ie Herren 
ju ©nfiSheim oerlangten beShalb, baß eine eibgenöfftfehe ©efanbt* 
fchaft alSbalb nach bent 93retSgau abgehe, um bie 33auern ju 



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- 31 — 



oerantaffen, Don weiteren Sljätlidjfeiten ab$uftel)en. 9?ad)* 
fdjrtft war hinzugefügt, man Ijabe erfahren, bafj bic dauern 
fettere $3er(eumbungen gegen if)re Herren auSftreuten, als ob 
biefetben iljre Untertanen törannifdj unb fyerrifd) mijftanbetten, 
ben Söeibern bie Prüfte unb ben $inbern bie Ringer abfcfynitten, 
einige fogar töbteten. $)tefe unwahren Slnflagen, bie Strafe »er» 
bienten, hätten nur ben $toed, bei ben ©ibgenoffen Söibermiüen 
gegen Oeflrctc^ unb bie ftirftlidje £)urd)Iaud)t ju erregen. 9ttan 
bitte baljer, bergteidjen ©rbtdjtungen feinen ©tauben ju fc^enfen 

3)ie ,,©enb* unb üttadjtboten" ber fünf ©täbte famen biefem 
2Bunfd/e nad>, unb eS gelang ifynen in ber £f)at, oon §anS 
§ammerjtein unb ©regoriuS ^üüer, ben 33auernfyau»t£euten im 
93reiSgau, baS SBerfpredjen gu erhalten , ba§ fic ftd) auS bem 
treibe ju iljren SBeibern unb $tnbern tljun unb jtiflejUtjen woflten 
bis jur ^eimfefyr iljrer ©efanbten oon ©trafcburg. $)te (Sib* 
genoffen boten „atS £iebfyaber ber ©eredjtigfeit" aujjerbem eine 
„furge" Jagung in Neuenbürg a. fltfj. an, um bie obwaltenben 
©djwierigfetten beizulegen 2 ). 

ttnbererfeitS bef tagte ftd) aud) § einriß SBefcet, oberjler 
Hauptmann im ©unbgau, bei 93afet, bafc ber $lbel ben ©titlfknb, 
welken bie dauern treulidj gelten, nidjt beobachtete. 2lud) würben 
ju Söelfort täglid} 93auern erfroren, „barob fie gräjjlidj befdjwert 
würben". 

£rofc, aÜebem traten bie 2)?acf}tboten ber erwähnten fünf 
eibgenöffifdjen ©tobte ben 30. Sftai in 23afel jufammen. ÜÄüU 
Raufen ^atte angefragt, ob eS ebenfalls eine ©efanbtfdjaft bagu 
fdjicfen foße. ©S t)at aber ben 3lnfdjein, als ob eine ^Beteiligung 
biefer <Stabt nidjt feljr erwünfdjt gewefen wäre, unb ber ©titl* 
ftanb würbe fdjliefjlidj ofyne biefelbe abgefdjloffen. 95on leiten 
ber SSauern erfdjien „eine anfeljnlidje 33otfd>aft auS bem ©unb* 
gau, 33elfort unb Sftunbat" unb am 5. $uni ^atte man fic^ 
fct)lie^lic^ auf fotgenbe 33ebingungen oergtidjen: 

1) 3 ueT ft foQten atte £ljättid)feiten unb Serben, roeldfe bis 
bafun jwifdjen bem Regiment ju ©nftStyeim, bem Slbel, bem 



l) Schreiber «Rr. 281. Gibßenöf?. 9C6f Cetebe IV 1*3.678. 
«) eibgenbii. Hbfcft. IV 1» S. 680 9lr. 1 u. 2. 



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— 32 - 



iöifdjof »on (Strasburg, beut 9lbt üon £überS uttb Bürbach 
unb ihren Stn^ängern einerfcitS uttb bcr 53auerfchaft im ©uttb« 
gau je. anbcrcrfcttS bis ju (Snbe ber gütlichen Unterhanblungen 
eittgefteflt werben, fo baj$ alle £fyet(e mittlerweile ohne (Sorge unb 
©droben miteinanber oerf ehren (wattbeln, wohnen unb weferen) 
fottten. 

2) £>amit baS gefchehe, würbe eS für nötfytg erachtet, bafj bie 
Parteien, nämlich baS Regiment ju ©nftSheim im tarnen beS 
abwefenben ©r^evjogS ^erbtnanb üon Dejtreich uub „ihre WiU 
haften" ftd) in befter fjorm gegen bie 33auern fchrtftlich Der« 
fdjreiben, biegen Slnftanb bis jutn ©nbe ber oon ben ©ibgenoffen 
angebahnten Unterhanblung rebltch $tt galten unb nichts Unfreunb* 
licheS ober $I)ätlid)e$ »orgunehmen. $n gleicher SÖeife foll fid) 
bte 23aucrfchaft für Ü)re Reifer unb Anhänger oerfdneiben unb 
bte (Gegenpartei olme aüe 9lu3nafyme befknS ftchern. 

3) £)iefe ^Beschreibungen beiber Zty'ite fotten alSbalb in SBafel 
hinterlegt unb treulich aufbewahrt werben, bamit auf jebe etwaige 
$lage gemäjj ber 33iüigfeit entfdueben werben fann. 

9?ath ©rlegung ber 93riefe foU jeber ©tanb oon ©tunb an 
aujjer ©orgen fein unb nach «ftaufe gießen. 

4) 2Betl fidf> aber bte ©mpörung f>auptfäd^ttd^ wegen ber 
©eiftlic^en unb ihrer (Güter, auch wegen einiger anbern Söefdjwerben 
erhoben \)at unb bie S3auerfchaft guten ©runb $u hoben meint, 
ben ©eiftlidjen bie auf bem Selbe ftehenben f^rttc^te nicht ju ent* 
richten, fo ^at man oerfügt, bafc $eu, $orn, $aber, Joggen, 
SBeigen, ©emüfe :c. auf ihren (Gütern an jebem Ort Oon ber 
Dbrigfeit unb rechtfehaffenen beuten, bie baju befonberS ju oer* 
orbnen finb, in Soften beS betreffenben (GuteS eingebracht, ftcher 
hinterlegt unb oor SBerberbnifc gefchüfct werben foü, bamit eS 
jule^t bem jenigen Ztyil, welchem eS nach ©illtgfett jttfkht, Oer* 
abfolgt werben fann. Slber bie 3 c h n * cn foflen oon benjenigen, 
bie fotdt)c bisher eingenommen hoben, wieber oerliehen unb Oer* 
fattft werben ; boch finb bie geiftlicheu $ehnten burch bie (Empfänger 
bi§ auf weiteres ju Hinterhalten. 

5) ferner fotl bie Söauerfame bis jum (Snbe ber gütlichen 
Unterhanblung ber ftrohnbienfte für ihre Dbrigfeiten über* 
hoben fein. 



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- 33 - 



6) Da eine Sttt^t Söauern, bie oon ben Hbeligen gefangen 
worben fmb, nod) im ©efängnifc liegen, fo foü baS Regiment 
oon ©nfiäfyeim im tarnen ber Jperrfdjaft bafyin mirfen, baj? bie* 
felben in iljrem ©ebiet enttebigt werben, 3ebo$ fjaben bie ©e* 
fangenen oorljer $u befdjwören, bafj fie ftdj wieber an bem Orte 
ber ©efangenfdjaft einftnben wollen, wenn bie SSermittelung wiber 
(Smarten fruchtlos bleiben foöte. 

7) $n ber 3uoerfid)t, bafj Steile biefem Slbfcfyiebe nad)* 
(eben werben, fyat man oereinbart, falte er mirflidj ooüjogen 
wirb, auf (St. Ulrid)8 £ag (4. Statt) wieber in Söafct $u evfd^einen, 
um mit ber Söer^örung ber Parteien ju beginnen, benen Ijtefttr 
auBbrticflidj freies (Geleit oerfprodjen werben fofl, um alSbann 
nadj Gräften bie ©mpörung gütlich ju fdjlidjten, in ber Hoffnung, 
bafj fid) alle Steile billig in ben $anbel f Riefen werben. 

SBeil bie Söoten ber übrigen ©täbte „Oermten", fo ift SBafcl 
beauftragt, ifyren §erren eilenbS 23erid)t ju geben, ob ber 2tb= 
fdjieb oon beiben (Seiten bewilligt wirb 1 ). 

^Bauern unb ^errfc^aften fcfyeinen gleich fefyr mit biefer S8cv= 
einbarung einoerftanben gewefen gu fein. 93alb liefen bie ge* 
wttnfdjten föeoerfe, welche Dom 7. — 13. $uni batirt ftnb, in 93afel 
ein: ben 7. $uni oon bem 23auernf)auptmann £einrid) 2öefcci, 
ben 10. $uni oon ber Dorberöftreidufdjen Regierung, am nämlichen 
£age audj oom Slbel unb ber ©eiftlidjfeit be8 ©unbgauS, am 
10. 3uni oon ben bifdjöfltdj ftrafjburgifdjen SRät^cn unb 33efefyl§* 
Ijabern , am 13. Sunt oon 2lbt ©eorg oon 2Wurbad) unb i'überS 2 ). 



4. Die StaM (fnftsljeim. 

.ßmifdjen (Solmar unb Üftttlfyaufen, etwa§ näljer bei festerem, 
lag baS fdwn erwähnte ©nf iSfyeim, ba& im 16. Sfatyrljunbert ber 
<Sifc ber öfrreid)ifdi)en Regierung für ben ©Ifafc unb bie „oorbern 

1) (Sibgenöff. «bfdptcbc IV 1» ©. 677. ©%en* btejer Unter. 
f)ant>Iuna.en in SBafet juxten ®e|anbte biejer 6taM Cffenburfl ben ^rieben 
3totiä)en Warfgraf (frnft öon Stoben unb feinen Untertanen ju bermilteln. 

2) Xiejelben flefjen bei ©Treiber 9lr. 309. 319. 320. 321. 
$artf elber, @ef$t<$te be* SBauernfrieg*. 3 



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- 34 - 



£anbe" beS §aufeS $absburg war. §iex refibirten, wie bie amtlidje 
Begeidjnung lautete, „ber £anboogt unb Statthalter, bie SRätfye unb 
Regenten beS faiferltchen ^Regimentes." Beim Ausbruch beS $riege& 
befletbete ÜZBithelm oon 9^appo Itft e i n bie Stürbe beS Sanb* 
oogteS. Seine Stfyätigfeit war aDer f^on beSwegen oon feiner 
eingretfenben Bebeutung, weil tlmt eine genügenbe bewaffnete Sttadjt 
nidjt gu (Gebote ftanb. 2Öenn bie öfttetc^if^e Regierung ben 
5tuffianb im ©Ifaß nicht mit bewaffneter £anb ntebergefchlagen 
hat, fo tarn bieS nicht öon einer humanen Dentmetfe, bie ben 
Bauern unb ihren ^orberungen Stedmung trug, wie bie ^Reichs* 
ftabt Straßburg eS t^at. Sftancherlei Urfunben unb befonberS 
baS S5er^alten ber ©nfisheimer ^Regierung nad) bem Slufftanbe 
geigen, baß bie öflreid^ifc^e Regierung bie Bauern am liebften 
wie £ergog SInton oon Lothringen betjanbelt hätte, wenn fie über 
ein ^peer wie ber lothringer gu oerfügen gehabt t^ätte. 

3)agu fam, baß ber Sanboogt mit einer Begleitung oon 
25 Leitern am Dftermontag (SnftShetm oerließ, um ftd) gum 
fdjroäbifd>en Bunbe gu begeben, unb gerabe in ben Dftertagen brach 
bie flamme beS SlufruhrS überall im ©Ifaß mit 2Wad)t hcroor. 
(Sechs Sage nachher, ben 23. Sloril, ließ ftd) ber ©bie Don 
(Hilgenberg als bem Statthalter beS £anb»ogteS oon ben Sur* 
gern gu ©nftSheim ^ulbigen Da ringsum bie Bauern ungu* 
f rieben waren, fo mürben ffttßfnechte aus ber £anbfd)aft in bie 
Stabt gebogen, Briefe gingen an ©bie unb Prälaten hinaus, baß 
fie mit ihrem bewaffneten ©efolge ftch einftnben füllten. $luch 
mußten fidh bie ©inroohner ber Stabt für ben %aU einer @in* 
fdjließung einftweilen mit 93?ehl oerforgen, „bann eS mußte nie* 
manb, reaS bie Bauern tlmn wollten". 2ln St. SRarrtag (ben 
25. $lpril) mufterte Runter §an8 ^atob SQBatbner bie $ned>te, 
beren 3af)l öÜmählid) auf 100 gejtiegen war, „auf bem ©rün", 
fefcte ^auptleute unb SBeibel ein unb gab jebem gwei (Bulben. 
Slucf; mußten ber ^ir^err Dr. $eter SBidgram unb feine $aolane 
geloben „bie 2lrtifet gu h^ten". 



] ) IpauptqueHe für biegen Slbjdjnitt ifl bie Gfjronit SBalbncrS öon 
greunbfitrin. SBergl. baau SDt. Ütterflen 6nft§f)eim ic. II 14. $)ie ba« 
felbft als ungebrudt beäcid)netcn Sljromfen finb je^t faft alle gebtudt. 



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— 35 - 



$>en 28. Slpril flüchteten bic Älofterfrauen Don 8d}önenfkhu 
bad) unb Diele ©bele in bie ©tabt, ba bie dauern gu Qdbfyeim, ' 
©fc^enjroeiler unb ber Umgegenb „ein Fähnlein aufgeworfen" 
Ratten, auf bem mit golbenen 23uchftaben bie ©orte ^JefuS 
©hriftu§ ftanben, „unb e8 tt>arb ein unerhört feltfam ©efdjrei 
oon ben teuflifdjen 53auern allenthalben." 

Sftun fing man an, bie 23jore ftreng ju bewachen, unb fogar 
üon ben ^ßneftern unb $aülanen mufcte ieben Stag an jebem %fyox 
einer mit bem ©eweljr üBadje galten, ®enn bie bewaffnete Sftann* 
fetjaft fcheint immer nod) ju fdjwach gewefen ju fein, ©o fct)rteb 
bie ^Regierung ben 3. SDJai nach Colmar um 20-25 (Sdjüfeen 
unb einige #anbbü<hfen, bie man „neben SRegiäljeim oorbet" fänden 
fotle, bamit fie oon ben Söauem nicht niebergelegt würben, welche 
93itte freiließ Colmar nicht erfüllen fonnte. 3>en 4. ätfat brang 
ba§ ©erücht in bie <5tabt, bafj ber ju ^abS^eim lagernbe #aufe 
flct) feilen wolle, um oerfdnebene £)rte ber 9?ac^barfd)aft in ben 
S3unb ju zwingen. 2)a mürbe £ärm ju ©nfis^eim gefd)lagen 
„unb mar jebermann auf mit feinen ©etoefyren, bie ©betn, bie 
ba lagen, aud} ber ^Srior oon £t: Helten, ber 9lbt oon fünfter, 
ber £>rben3fomthur oon (3t. ftoljann ju ©ulj, ber 2Beifybifd)of 
oon (Strasburg unb anbere mehr." (S§ fetjeinen, menn man ben 
£fwnner Slnnaten ©tauben fdjenfen barf, um biefe 3 clt 33erhanb== 
lungen mit ben dauern fiattgefunben ju l/aben. „93ier $Rcgi= 
mentSljerren" gingen, nad)bem man tlmen fixeres ©eleit oer« 
fprodjen hatte, I)inau§ unb tabelten bie SSauern, bafj fie mit ben 
SBaffen ausgesogen feien, ba fie bod) Herren ^aben mttfjten unb 
tt)rcr Dbrigfeit £reue gefchmoren ^ätteu. £)ie 23auent entgeg^ 
neten, man brütfe fte hart, fie wollten felbft ÜReijier unb frei fein, 
auc^ olme §errfchaft leben. Sluf bie Mahnung nach |>aufe ju 
jie^en unb fiiü ju fein, entgegneten fie, bafj fie einen ©ib ju* 
fammen gefchworen hätten fid) nicht ju trennen. 3118 bie dauern 
bie blinfenben SBaffen auf ben dauern unb bie Dollen 2Baffer= 
gräben fahen, jogen fte roieber „hinter ftd)" 1 )- — 



i) M. Tschamser Annales ob, Saf)r§»®efd)id)ten fron Xfjonn jc. 
II 35. 



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— 36 — 



51m fotgenben £ag erfduenen $lbgefanbte oon ©djtettftabt 
unb $aifer§berg, balb uad^er audj foldje oon 99afel unb 9D?üU 
Raufen, um jwif^en bcn dauern unb ber öfrreidjifdjen Regierung 
gütliche Unterfyanblungen einzuleiten. 

%vl$ ben 9tufjeidmungen 2Balbner3 oon ^reunbftein erfahren 
mir, toelcfye ©beln in biegen fttirmifdjen lagen in ber ©tabt waren: 
juerft ber i'anboogt Sßityelm Don Stappoltftein, ber tnbeffen n>ieber 
jurficfgefeljrt mar, mit feinen «Söhnen, bie Regenten unb 9tätf)e ber 
Regierung, ^tanfer jE>aoib üon £anbecf unb Dr. $afob ©türjel oon 
SBudfytjeim, jroei Herren auS bem 93rei§gau, ferner bie Fünfer ^riebrid) 
oon ^attftatt, ^aul Don Sfcinad), SRutanb oon Slnbtau, §an& oon 
SRuoft, ©eorg oon Slnbtau, ber (Jble oon $oIjenfürft, 5llbrcd)t 
oon UlegiSljeim, ^ermann oon ^agenbadj, SBeltin oon -ßfvrt unb 
feine ©öfyne, S8eatu3 oon s J3firt unb fein ©olm, bie Herren oon 
SRatfyfamfyaufen , SDitinfterol, fttotpad), Stngrätt oon ®ebtoeiler, 
4?an8 oon Söittetöfyeim unb oiele anbere 1 ). 

3)a bie ?age immer bebrofylidjer mürbe, fo fud)te man notf) 
meitere $nedjte ju gewinnen unb bot fogar oier ©ulben ©olb 
für ben üflonat. 33ogt, ©d)ultfyeijj unb SRatlj, fotoie ftbfterlicfye unb 
roeltltd)e ^ßriefterfdjaft, meldte in ber Söauernbetoegung nur eine 
©träfe be8 ^immetö fafyen, bemühten ftdj burdj fleißiges ©ingen, 
S3eten unb ütteffetefen <$otte$ 3orn roenben. $U8 ber SRatlj 
anorbnete, ba| bie ©eiftlicfyfeit gerabe fo „frofynen, machen unb 
am £tjor fytiten foUe mie anbere oom $lbel", fträubte ftdj nur ber 
Äir^err 2 ) bagegen, „oieUeid)t fürchtete er, man nä^me tfym baS 
©einige brausen, £em fagte man, er mödjte fyeimjtefyen." 2>en 
Slnorbnungen be8 Statfyeä gefyordjten aber fotgenbe: Dr. ßonrab 
SBicfgram, Seifybifdjof oon ©trafjburg, ber 2lbt oon äRunjler, 
ber Ißrior oon ©t. Lettin nebft einem ©onoentpriefter, ber Seiest* 
oater ber Tonnen oon ©d)önenfteinba$, ber $trd$err Dr. <ßater 
unb neun Äaplane. 



1) $a§ botlfiänbtge SBerjei^ntg in ber Alsatia 1873/74 6.304. 

2) 2Ber biefer ÄHröjtjerr ift, fieljt nid)t in ber Cuefle. $5afe e§ ober 
Dr. Äonrab ffiidgram nidjt fleteejen fein fann, wie bie flnm. 9ir. 1 in 
Alsatia 1873/74 S. 305 toi II, Ief)rt bie ftortfefcunö bafelbft. 



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- :rr — 



Die 93orfid)t§maj$regeIn jdjttfetcn übrigen^ 6nfi3f)eim. D^ne* 
bcm war bie (Stabt burdj fcftc ÜJtauern unb boppclten ©raben 
befeftigt 1 ). SBäljrenb bie SBauern ringsum brannten unb »erfyeerten, 
wagten fic e3 nic^t, ©nfiäf)etm felbft anzugreifen. Daburdj würbe 
bie ©tabt $um SluSgangSpunft unb Slbffceigequartier für bie ©es 
fanbten, me(d)e ben ^rieben »ermitteln foüten. $lm Jag nad) 
(grifft Himmelfahrt ben 26. ÜJiai ritten j. 53. bie 15 Vertreter 
oon ©olotljurn, ^Bafct unb 3«rid} au8 ben ifwren oon (Snfteljeim, 
um jmifdjen ben SSauern unb bem Slbel „9tadjtung" ju f djaffen 
unb fobann nadj 9?ancr/ ju §erjog $(nton fid) $u begeben. 

(Sine traurige 53ebeutung erlangte ©nft$f>eim erft nadj SBecnbU 
gung be§ Krieges baburd), bafe fyier bie jafjlretdjen Hinrichtungen 
oörgenommen würben, welche trofc aller Verträge oon ber öffreichU 
uhen Regierung jur gänjlid^en Beruhigung be8 i*anbe§ für nötfyig 
erachtet Würben (ß. 57). 



5. Ber „StiWtonb" im Sunbgau unb ixt tiertjanblungen 
ju ßafel oom 4. Ms 14. 3uli. 

9tfa<hbem bie Regierung gu (SnfiSf)eim am 10. %um i^re 3«^* 
mung ju bem SBaSter ©tiflftanb erteilt hatte (<S. 83), fanb fie fd)on 
ben 13. 3uni Gelegenheit ju neuen Etagen gegen bie dauern. 
Die 3ugeftänbniffe in 33afel waren ihr mtthfam abgerungen unb 
fctywerlidj fe^r ernft gemeint. Hudj bürfte immer noch eine ftifle 
Hoffnung auf Herzog Slnton oorhanben gewefen fein. SGBenigftenä 
ging balb nachher baä ©erüdjt, ber lothringer ermuntere ben 
funbgauifdjen 5lbel feine „böfe Dichtung" anzunehmen unb fteüe 
baftir ein £eer oon 30,000 2Jfann in «uSfich^). Die Herren 
oon ©nfiShcim bef tagten fid), baj$ bie dauern ber $errfd)aften 
iDibmoelgart, 53elfort, SRofenfelS unb 2ftünftero( erflärten, fte 



1) Chronique des Dominicains de Guebwiller II 128. 

2) Gibßenöfi. flbfdjtebe IV 1* S. 698 Nr. 2. 



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— 38 — 

mürben mit ^ericourt feinen ^rieben galten. $ludj mar trofc beS 
SlnftanbeS baS ®lofter l'tiftel oon Untertanen beS 93ifcfyofS ju 
SBafel fdjwer {jeimgefuefyt worben. $n ber Söocfye nad) ^ßfingjien 
waren bie dauern in bie Slbtei gefallen, Ratten bie grojje (£on= 
oentftube abgebrochen, alle SBoImräume jerflört, bie fd)önen eifemen 
©itter oor ben Altären weggeriffen, bie fteinernen ^foften ber 
Äircfye unb be$ ÄreujgangS jerfdjlagen, bie 3iegel oon ben Däfern 
abgehoben unb weggeführt. ^nSbefonbere würben nodj bie Unter« 
tränen auS bem ^firter 9lmt befdjutbigt, ben ®irdjenfd}afc, bie 
Sötidjer unb anbereS, baS fte ju i'üfcel geraubt Ratten, jum 33er» 
faufe aufgeboten ju Ijaben. $lud) oerfauften fte ®üter, nieder 
unb SBiefen, $orn unb ©raS, bie ju ben $öfen beS $lofierS 
gehörten •). 

Hudj anbere ©egenflänbe oeranlafjten einen fortbauernben 
93rtefwed)fel gwifdjen 93afel unb ©nftSljeim. 3" toterer ©tabt 
erneuerte ftdj ber SBerfud), burdj SBerfcfyleppung unb $inauSfdt)ieben 
baS ungern ©ernährte in [einer ÜZBirfung mögticl)jlt abgufdjwädjen 2 ). 
$11S ber 4. $uli nat)te, ba tief nodj ein Schreiben oon (Snftätyeim 
ein, worin erflärt war, man fei jwar fetyr bereit, ben angefefcten 
Jag ju 23afel ju befugen, aber bie 33auern broljten, fte wollten 
ftdj wieber ergeben, wenn bie Slngelegenfyeit nit^t auf biefer Jag* 
fafcung erlebigt würbe. Sttan oerlange für bie ©efanbten freies 
©eleit für bie Jagleiftung unb bie ^eintfe^r. ©rljalte man biefe 
3uftc^erung nia^t, fo werbe man ben Jag ni$t befanden 3 ). 

£)iefe ^uftdjerung beS ©eleiteS btirfte übrigens oljne (Schwierig* 
fett fofort gegeben worben fein. £)ie ©nfiSfyeimer ^Regierung war 
bei ben SBerfjanblnngen burdt) bitter §an§ $nter oon ©ilgen* 
berg unb £anS 93ertolb oon SReinad}, ber 3(bel burdj 9tulanb 
oon Slnblau, Slnfelm £abmannSbörfer unb $anS ftafob SBalbner 
oertreten 4 ). ©S fdjetnt oon biefen mandj ljarteS SBort gefallen 



1) ©Treiber 91r. 328. 329. 

2j ©Treiber 91r. 341. 347. ßiboenöjf. 9tbfd)tebe IV 1* 
e. 737. 

3) ©d)reiber <Hr. 369. gibaenöfi. «b|tt)iebe IV 1« ©. 737. 
»r. 4. 

4) ©Treiber 9lr. 370. 



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— 39 - 



[ein. 60 fagte einer ber ©nfi3()eimer sperren au <ßeter ©glatter, 
ber als Vauernoertreter für ©ebroeiler erfdjienen mar unb allerlei 
fecfe Sieben führte: 2BaS t^uft bu ba? ©eh bu heim unb rüt)re ») 
beine Sieben. „DaS mar bem ^eter ed)fatter je^r fchimpflich," 
fügt ber ©^ronifl ^tn^n 2 ). 

Unter Vermittlung ber ©efanbten oon 3«rt^ Vern, Vafel, 
©olothurn unb ©djaffhaufen begannen fobann am feftgefefeteu 
Sage bie Verljanblungen bamit, bafc bie sperren Dom Regiment 
ju (SnfiSheim, bie Vertreter beS SlbelS unb ber Prälaten im 
©unbgau unb bie föätfye beS VifdmfS oon (Strasburg fur$ an 
baS bist/er ®efdt)ehene erinnert unb gefragt mürben, ob fie beooCU 
mächtigt feien, gemäfj ben früher gegebenen 3ufagen fo h ü unter* 
fjanbeln, ba§ bie Errungen beigelegt unb Vlutoevgiefcen oermieben 
merben fönne. 2ltS hierauf bie Vertreter ber Vauern gefragt 
mürben, erflärten biefelben, fie Ratten Vollmacht, alles roaS fie 
$u Gottenheim unb $abSheim jugefagt, anzunehmen, nötigen* 
falls auch einen rechtlichen ©ntfdt)eib $u etmarten. $)ie StäbingS* 
leute brauten biefe ©rflärung an bie Vertreter oon (SnfiSheim, 
meld)e anerfannten, ba|j fie ju (SnftSheim ftet) „$um fechten" er* 
boten haben, für ben Sali, bafj ©üte fruchtlos bleibe; fie erflärten 
auet) „für il)re ^erfonen baS gu erftatten; allein ber #errfcha?t 
»on Oeftreich gütlich ober rechtlich etmaS ju oertäbingen, feien 
fie nicht befugt. 4 ' Üfciefc unermartete ©rflärung, burch bie baS 
frühere als „ein SDttjjoerftanb" bejeidmet mürbe, rief ein langes 
#in* unb #erreben heroor, baS refultattoS oerlief, fo bafj man 
bie (Sache auf fidt) beruhen laffen mufjte. 9cun fähigen bie £ä* 
bingSleute oor, man motle juerft bie Vauern ©erhören, bann bie 
^Intmorten unb ©egenflagen ber Herren oernehmen unb hierauf 
gütliche bittet oorfchlagen. 9?achbem bieS allgemein gebilligt 
roorben, brauten bie Vauern guerfi ihre „gemeine ?anbeSbefchmerben 
unb baneben oiele örtliche klagen" oor. $>iefetben umfaßten 
24 fünfte 3 ), ©ie forberten junächft baS SRecht, bie ©eiftlichen 
mählen ju bttrfen ; auch foöten bie ©eiftlichen ber roeltlichen ©e* 



1) führen = ben Üicbberg Dom Unfraut reinigen. 

2) Chronique des Dominicains de Guebwiller ©. 133. 

3) $a§ jehr umfangreiche ©thrifipttcf fleht bei Schreib er 9tr.381. 



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- 40 — 



rictytgbarfeit, „ben laüfcfyen ©cboten unb Verboten" unterteilt [ein. 
2)en großen Reimten wollten fte geben unb j»ar oom SEBein, $orn 
unb allem bem, „roa8 mit bem ^ßflug gebaut toirb", ausgenommen 
oom ©emüfe, #anf unb 2Öerg. £)od) füllten barauS ber ©eljalt 
ber ©eiftlidjen unb bie Armenpflege beflritten »erben. Xtn ffeinen 
^eljnten, ber in ber ©d)rift feinen ©runb fjabe, wollten fte aber 
nidjt metjr geben, ©benfo oerlangten fie bie SIbfdjaffung ber Seib* 
cigenfdjaft, bie in ber ^eiligen <2djrift nidjt begrünbet fei; aujjer* 
bem fei aud) allgemein befannt, bafc baS löblidje §au& Oeftreidj 
©igenleute nie gehabt fyabe. £)odj »ollen fte i^rcr oon (Sott ge* 
festen £)brigfeit, bem £aufe Deftreidj, in allen jiemlidjen ^Dingen 
geljorfam fein. Daran fdjloffen fid^ bie Sorberungen bc3 9led)te3, 
jagen, fifäen, Sögel fangen unb 4?olfl im SBalbe fyolen ju btirfen, 
ber 33erminberung unb billigen Abfdjäfcung ber ©ülten oon ben 
©titern, ber unparteüfdjen föedjtfpredjung unb feiner aflguljofjen 
(Strafen für fleine tJrcocl. 2Benn ©emeinbegut oon ben §err* 
fcfyaften »iberrea^tlidj weggenommen, foüe e§ »ieber fyeraugge* 
geben »erben. 23efonbere $lage »urbe nod) über ben £obfaü, 
ber eine Steige ber £eibetgenfd>aft »ar, unb ben 9Reute5in3 *) ge* 
füljrt. Sßeitere 33efd)»erben betrafen ba§ 2Beiberedjt ber geift* 
liefen unb »eltlidjen §errfd)aften, bie Saftnadjt* unb ©tupfelf)ül)ner, 
ben fdjleppenben unb foftenreidjen ©eridjtSgang bei einem £ob= 
l'd)lag. SBenn man bisher oon einem (eben ©ertdft nad) ©nft& 
l)eim, oon ba nadj ^nnäbrud, oon ba »ieber an ba8 Cammer- 
geriet oor ben Äaifer nad) Kottweil fyabe appeüiren fönnen, fo 
foÜte baS in 3ufunft »egen ber grofjen Unfoften nicfyt meljr ftatt^ 
Ijaft fein. 3)?an foöe ein $tppetlation8gert$t im @(faf$ einfefcen. 

93efonber8 unjuf rieben »aren bie dauern mit ben Älöftern, 
oon benen männiglidj befannt fei, ba§ fte ftcfy unoerfdjämt be= 
rühmten, „aufjerfjalb ber 2Belt gu fein", »äfyrenb fie alle ©titer 
ber 2Belt, aua? bie »eltlidje ^errfc^aft an ftd) jögen, grofje ©djäfce 
an Söaarfdjaft, 2Bein unb Äorn fammelten, unb bennodj „niemanben 
ntifclid) nod) beljolfen" feien, iljre ftrudjt meifkntfyeilS ju treuem 
Reiten „um $»ei ©elb" oerfauften u. f. ». 5)Jan fotle beSljalb 



i) 3in§ toon neu gerottetem Sanb. 



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— 41 — 



beren augenblidlidje ^nfaffen „in ^rieben abfterben laffen" unb 
fic bann fdjliefjen. 

ÜBenn bie bisherigen 93efd)Werben faft überall ftd) wieber* 
fyolen, wo bie dauern fid) befd)weren, fo finben fid) aud) foldje, 
bie fonft nur feiten ober gar nicfyt oorfommen. ©o wollten fie 
5. 33. ÜBeg* unb 33rürfen$ölte in $ufunft «u* ba geben, »0 ÜEBege 
unb 33rücfen audj in gutem .ßuftanbe erhalten würben. Slud) 
©erlangten fie ^ <3al$ faufen gu Dürfen, „wo unb wie ifynen be- 
liebt", um nid)t, wie bisher, <Salj „um jwei ©elb" faufen §u 
müffen. 5lud> foüen ade $uben auger ?anb getrieben unb weber 
al§ SBtirger nodj alS $interfaffen gebulbet werben. 

Wild) 33efd)rc>erben rein localer 9?atur mürben oorgebradjt. 
(So beflagten fid> bie auf bem £anbe SBolmenben im $lltfird)et 
unb ^firter 9lmt, bafj fie mit (Steuern mefyr al§ bie ©täbte 
3lltftrd& unb ^5firt belajxet feien. 

hierauf erhielten bie Vertreter be§ funbgautfdjen 2lbel§ unb 
ber Prälaten ba§ 2Bort. $>iefelben meinten, fie Ijätten groav 
©runb gegen bie 99auern fdjarf ju flagen, wollten ftd) aber furj 
f äffen. SBon ben „oermeinten" iöefdj werben t)ätten fie früher 
nidjt SBiffen gehabt, audj oon „fonbem 2tt>elS»erfonen, bie folcfye 
Slrtifel berühren, nidjt genugfamen 33erid>t empfangen" t ). 3m 
übrigen, meinten fie, fönne biefer Uebermutlf ber dauern nur 
jum SJerberben gereichen. 2)ie Slrtifel bünften ir)ncn föon be§* 
fyalb gang unbillig, ba eS nidjt Aufgabe ber Untertanen, fonbern 
oielmeljr ber Dbrigfeit fei, neue Drbnungen unb ©afcungen gu 
machen. Die dauern aber wollten mit iljrem beginnen bem ßaifer, 
Äurfürflen u. f. w. beä 8teid)e§ in ifyre Remter greifen, 3m gangen 
mar bie Antwort beä Slbelä unb ber Prälaten ablelmenb. <Sie 
erflärten bie meiften ftorberungen ber Sauern für unannehmbar, 
inbem fie fid> faft überall barauf beriefen, bafj bie ©tnridjtungen, 
beren Hbfcfyaffung »erlangt würbe, oon fyoljem Sllter feien. 93ei 
einigen fünften würbe nähere Slufflärung geforbert. Slelmticfy 
lautete audj ber 23efd)eib ber Anwälte beä 93ifd)of3 oon Straß* 
bürg *). 



') 3)ie Antwort ftef)t in extenso bei ©djretber 9ir. 382. 
2) £te Antwort fielet 8 4) reib er flr. 382. 



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- 42 - 



Die ©ibgenoffen matten ficf) nun an baS müheoolle 51mt, 
bcn Slnfprüchen bcr beiben Parteien geregt gu werben. <5ie be- 
netzen guerft bie allgemeinen ^anbeSbefchmevben, an benen am 
mcifien gelegen war, in bev Hoffnung, nach ber (Srlebigung ber 
^auptfadje auch begüglid) ber übrigen Prüfet eine befriebigenbe 
Uebereinfunft herbeiführen gu fönnen. (sie faxten ihre SBorftyläge 
in 24 $lrtifel gufammen l ) unb legten fie guerft ben iöauern oor. 
^Tiefe fanben fie gwar etwas befcf/werlich, wollten fie aber fchtieß* 
Itc^ ber fttvftlichen Durchlaucht unb ben ©ibgenoffen gu ©efatlen 
annehmen. Die Herren oom Regiment, fomie bie Vertreter beS 
9(belS unb ber Prälaten erflärten für ihre $erfon auch 
einoerftanben gu fein, aber oiele ber SIrtifel beträfen bie <ßerfon 
beS £anbeSfürften, bem fie nichts »ergeben bürften. (Sie müßten 
baljer beffen Sntfcheib abwarten. 

Da bie DäbingSleute bie Ucbergeugung gewannen, baß man 
in ber Dh at ohne 3uftimmung beS ©rghergogS fterbinanb nicht« 
DauernbeS erreichen werbe, fo einigte man ftd) auf folgenben 
Slbfchieb : ber früher gesoffene Snftanb foUte nebft ben ©eteitS* 
briefen (Mtigfeit bis gum 30. %u\i haben; währenb biefer 3eit 
foHte feine Partei gegen bie aubere etwas £hät(i$e* oornehmen 
unb ber ^rieben oöllig ungeftört bleiben. Da bie ©tbgenoffen 
auch bie QJiöglichfeit bebachten, baß bis gum 30. 3uti bie 3« s 
ftimmung beS (SrghergogS noch nicht eingetroffen fein tonnte, fo 
brangen fie weiter barauf, baß für biefen ftall ber Slnftanb bis 
gum Bt ftiurengentag, b. h« 10. Sluguft weiter bauern fotle, ob* 
gleich bie Herren oon ©nftSheim fidt; fehr bagegen fträubten. 
^nbeffen füllten bie dauern ihrer Dbrigfeit ©eriajt unb Stecht 
ergehen laffen wie oor biefer Srrung, ausgenommen bie fünfte, 
wegen beren bie Empörung ausgebrochen fei. DaS noch oor* 
hanbene ©ut foüen fie ben #löftern ohne Bbgern ausliefern 
nebft bem großen Selmten, trofcbem baß hierüber ber frühere 
Slbfchieb anberS beftimmt hatte. 9cur follten bie ©otteShäufer 
bie burch baS ©infammein entftanbenen äoßen tragen. Doch 
füllten bie Söauern gegen bie ©eiftlichen unb beren ©ttter nichts 
UnfreunblicheS oornehmen. 



t) ©rtrurft bei ©djreiber «Rr. 383. 



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- 43 — 

2113 fobann bie etwaigen ©trafen jur (Spraye tarnen, welche 
bie SBauern für it)ren Ungehorfam ju erwarten Ratten, betonten 
biefelben, fic Ratten fld^ nicht gegen it)re $>errfchaften empören, 
fonbern nur ftd) felbft (Erleichterung oerfdjaffen wollen. 2öenn 
fte wiber ihren l'anbe§h*rrn gehanbett ^aben füllten, fo bitten fte 
um ©nabe, unb e§ mürbe auf it)r Verlangen bie Abfenbung einer 
©efanbtfchaft an ben ©r^er^og oereinbart, bamit fie benfelben 
für bie 33auern um ©nabe bitten unb auffovbern füllten, bie 
nocr) ^ängenben Slrtifel „gnäbiglidj gu übergeben unb auSju* 
fpredjen". $n gleichem ©tnne foflte bie ^Regierung oon @nfi§s 
heim ftcfj oermenben. 2Benn ber (Sr^ergog feine ©inwiUigung 
erteile, fo wolle man ftcf) mieber am ^auren^entag in 33afel oer^ 
fammeln, um bie fchmebenbe Angelegenheit gütlich ober rechtlich 
$ur ©ntfcheibung ju bringen, ©oUte aber bie fürfttid^c ©ins 
wiüigung wiber ©rwarteu unb &offen oerweigert »erben, fo folle 
33afel fofort baoon benachrichtigt werben, bamit e§ bie anbern 
£)rte baoon in föenntnijj fefcen fönne. 

Xer Söifdjof oon (Strasburg unb feine Untertanen im 
Sftuntat foüten burd) biefen Abfd)ieb ebenfalls biö jum ^auren^en* 
tag gebunben fein. 

Ttx Anftanb würbe unterfdjrieben im Manien ber £>errfdjaft 
©efheich, be8 Abels unb ber ^ßrätaten im ©unbgau oon ^Ritter 
$an3 %mtx oon (Hilgenberg unb §an3 S3crd)toIb oon SRtnach, 
im tarnen be3 23ifct)of3 oon Strasburg oon beffen $anjler 
Stel^anS SRedjburger unb bem S3ogt ^ßeter oon SBefthaufen, im 
tarnen ber dauern oon ben ^auptleuten Heinrich SBefcet unb 
$an3 ^ßflümlin oon £anber burch i^xzn (Schreiber 

3u Abgeorbneten an ben @rgr)erjog würben ber Altoberft* 
junftmeifter ^afob Gießer unb ber 9tath8jchreiber Heinrich ^Ri)h incv / 
beibe oon Sßafel, beftimmt' 2 ). 



1) GtbaenöH. «bjthiebe IV 1- 8. 735. 

2) ©Treiber Ulr. 388. 



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— 44 — 



6, Sie Kagunj j« ßafel am 21. äurjuft unb bie jmriie 

(Erljelmttj im Sunbgau. 

2öäf)renb beS «StiüftanbeS blieb eS im (sunbgau im ganzen 
ruf)ig; nur fc^etnt bie Regierung (SnfiSljeim bie iöauern un* 
freunbltd) betjanbelt ju haben. (Sr^ergog ^rbinanb hatte burd) 
©abreiben auS Augsburg oom 2. Sluguft an bie fünf etbgenöffifdjen 
Orte Süxity, Sern, 93afct, ©olotfjurn unb ©djafffmufen jroar in 
eine Verlängerung beS SlnfknbeS mit ber Vauerfdjaft bis gum 
20. Sluguft gewilligt, aber fein StiQfa^tteigen in ber ^auptfadje 
fam einer Ablehnung gleidj. 9?ad) (SnfiSheim fd)rieb er am näm* 
liefen £age, er gebenfe in furjer 3 c * t na ^ Den »orbern 2anben 
$u fommen, unb babei ergäbe fid) bann Gelegenheit, bie Sadjen 
grünblicf)er ju orbnen. £)ie (Sibgenoffen Ratten oergeblidj eine 
Verlängerung beS SÖaffenftiflfknbS bis ju <£t. ©atlentag, b. h- 
bem 16. Dftober oerlangt 1 ). 

?US baS ©nbe beS SlnftanbeS nahte, famen 9?ad)rid)ten oon 
neuen Lüftungen auS (SnftSheim. £a ber ©rj^erjog feine 3« 1 
ftimmung immer nod) nicht gegeben hatte, fonnte man baS nid)t 
anberS beuten, als ba{$ bie Öftreidnfche Regierung entfdjfoffen fei, 
ben bisherigen 2Beg gütlicher Verhanblung ju oerlaffen unb bie 
©adjen mit 2Baffengemalt ju @nbe gu führen. Vafel fc^rieb 
beShalb an baS Regiment ju (SnftSheim unb machte bavauf auf* 
merffam, bajj man erwarte, bie Regierung »erbe bis jum ©nbe 
ber unmittelbar beoorftehenben Sagung feine ©eroalt brauchen. 
%ud) bie Vauerfdjaft roerbe fo lange SRuhe \)altm. SCBcnn aber 
bie Regierung bagu nicht geneigt fei, fo erwarte man umgeljenbe 
Antwort, um bie Sauern benachrichtigen ju fönnen " 2 ). 

S3alb jeigte fid), bafj ber 9lrgwof>n SBafelS nicht unbegrünbet 
ijemefen mar. 2lm 21. $luguft erfdjienen auf ber geplanten 
Xagung jmar bie Vertreter ber dauern, aber bie oon (SnftSfjetm 



') ©d)rcibcr «Kr. 401. 402. 93ergl. baju eibgenöff. Hb* 
triebe IV 1* ©. 760. 

2) Sdjretber 9lr. 422. 



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— 45 — 



fehlten, unb in einem (Schreiben, baS einige Jage nadu^er eintief, 
erflärte bie Regierung, oon furftlidjer £urd)laudjt feinen Auftrag 
gu einer weiteren Stagteiftung gu fyaben r ). Ü)eSgIeid}cn fehlten 
bie Anwälte beS SBifdjofS oon Strasburg. 2)iefelben waren 
auf ber SReife nadj iöafel gu fRuffac^ geblieben, als fie ton »er? 
fd>iebenen Seiten erfahren Ratten, baft ber £ag oon ©nfiSljeim 
au§ nidjt befdjirft werbe. 2Benn aber ©rgljergog ^erbinanb an ber 
gütlichen 33ertyanb(ung nidjt Xljeit neunte, fo fei aud) bamit nidjt 
oiel erreicht, bafj ber Söifdjof oon (Strasburg fid} mit feinen Unter« 
tränen auSföljne, benn ^erbinanb fönne aud) gegen bie (enteren 
mit Strafen einf freiten, ba fie aud) gegen ifyn [\d) »ergangen 
Ratten 2). 

3unädtyft befcfymerten fidj nun bie dauern über bie unfreunb* 
lia)e 33eljanb(ung oon Seiten ber Regierung unb beS ?lbelS, ob» 
gleidj fie gern ben Slnftanb tuelten unb fid} willig einer gütlichen 
SBerfjanblung ober rechtlichen (Sntfdjeibung fügten. Sie erinnerten 
bie (Sibgenoffen an if>r Serfpredjen, bem jenigen rätfylidj unb be« 
hilflid) fein gu wollen , ber fidj gerne gum ^rieben weifen laffe. 
Sie feien beSt)alb auS bem §elbe gebogen. SRun aber Ratten fie 
bie Stbjufyt fidt) wieber gu fammeln unb ftdj mit gewaff neter §anb 
ber ©ewalt gu erwehren. SBenn fie aber erwartet Ratten, in 
biefem ^Beginnen oon ben ©ibgenoffen unterftüfct gu werben, 
fo erwieS fid) baS als ein Srrtlwm. $n 33ern ^atte man geahnt, 
bafj bie funbgauifdje ©auerfdjaft gu 55afel bie ^orberung be* 
waff neter £ilfe fteüen würbe, unb beSljalb war 23em, wie audj 
Scfyaffhaufen, bei biefer Stagung unoertreten geblieben 3 ). 

Unmöglich aber tonnte Söafel allein mit Qüxid) unb Solo« 
tljurn bie dauern mit Waffengewalt unterftüfcen, maS gleidjbe* 
beutenb mit einem Ärieg gegen Defitreidj gewefen wäre. 2Jian 
erflärte beSljalb ben dauern, waS man bisher getrau t)ßbe, fei 
alles auS bem SSeftreben geftf)et)en, 23lutoergief$en unb £anbe§; 
Verheerung gu oermeiben. 2ltlerbtng8 habe man früher geäußert, 
bem friebli^en unb nachgiebigen Zijtii bie $anb reiben gu wollen, 



1) ©d&teiber 9lr. 429. 

2) Sdjrcibet 9lr. 423. 

3) ©Treiber Nr. 424. 



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— 46 — 

aber btc Sfteinung fei babei nidjt bie gemefen, Gewalt &u 
brausen unb jentanben ju nötigen, <Sdjon auf ber Ickten Tagung 
fjabe man bic 3umutfyung Der dauern, fic mit ben Staffen gu 
unter jrüfcen , „in gutem Deutfcf)" abgemiefen, babei aber fid) er* 
boten alles ju tljun, um eine gütliche Vereinbarung ljerbei$ufüi)ren. 
Üttan fteUe bem ©rmeffen ber 33auern anleint, roaS fic ©uteS 
bamit fcfjaffen würben, wenn fte jefet wieber inä fjelb jögen. Da 
ber ©rj^erjog nod) nid)t in§ £anb gefommen, audj 33ern unb 
Sdjaffljaufen ausgeblieben feien, fo fönne man jefct nichts weiter 
tljun, at§ auf ber näd)ften Montag fd)on jtattfinbenben Dagfafcung 
ber (Sibgenoffen ju Sucern in freuen berichten, ma§ bisher oor* 
gefallen unb wa§ auf bem ©piele ftel)e, unb bann beS bring* 
lidjften um SRatl) bitten, ob man nicfyt bem ©rjljergog unb bem 
^Regiment fdjreiben unb nodjmalS nadj Mitteln fuc^en foüe, wo* 
burdj ber $erwüftung be8 2anbe3 unb bem 53lutoergiefjen oorgebeugt 
werben fönne. Dafür wolle man ftdj feine SDJüfye reuen taffen 1 ). 

Die brei oertretenen Kantone fcfyeinen für fidj 51t einer ent* 
fdjiebeneren ©pradje gegen baS ©nftSljeimer ^Regiment entfd)loffen 
gewefen gu fein. Slber auf bem (&d)reiben, worin bieg gum 2tuB* 
bruef gefommen, ftefyt ber Skrmerf: „Diefer 53rief ifl nid)t über* 
fdjicft worben. w SDfan fürchtete ofjne ben fixeren fRüd^att ber 
anbern ©ibgenoffen fid) $u tief eingulaffen. Dod) beraumte öafel 
für ben 30. Slugufi eine weitere ,3ufammenfunft an, benn e8 fei 
ju beforgen, wenn eS naef) bem SBitten ber Herren ginge, bafj 
ba§ ?anb auf brei %a\)xt fyinauS oerberbt würbe, moburdj aud) 
empftnbüdjer 2flangel an SBein unb ©etreibe entfielen müffe. 
Dfynetjin werbe man in biefem §alle bie eigenen Untertanen 
nur fdjwer ju «ftaufe behalten fönnen. 

SÖäfyrcnb biefer Unterljanblungen gu 33afel fyatte aber im 
©unbgau ba£ Üölutoergiefjen oon neuem begonnen. $ludj be* 
flagten ftdj jefet bie dauern über allerlei Gewalttaten, bie wäljrenb 
be§ 9lnftanbe§ gegen fte oerübt worben: triebe unb ©eleit fei 
il)nen gebrochen worben, ber $lbel Ijabe ^Bauern ermorbet, einer 
$inbbettertn burd) bie SSrujt geftodjen, $ird)en beraubt, 9Jttil)len 
jerfiört, oiele Rieden unb Dörfer geplünbert, „etliche fromme unb 



i) GibßenöU. «bliebe TV 1» 759. 



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— 47 - 



reblidje ©efeÜen beS ?eben3 getröftet unb barnad) gelängt." Den 
23. Sluguft fielen bie Seifigen oon ©nfiSljeim über bie 33auern 
tjer unb richteten ein 931utbab unter iljnen an. ©elbft ber ©eb= 
»eiler Sfyronift, ein fo entfduebener $etnb ber Säuern, berietet 
bortiber mit folgenben SBorten: „93iel fromme efyrlidje Söauern, 
bie mit ben anbern vcbcQifdt)cn nid)t gehalten fjaben, bie mürben 
an <St. 93artfjolomäi Slbenb oon benen Don (£nfiSl)etm tljeils ge* 
fangen, erftodjen, tljettS aber fonften übel tractieret, ©Ott im Gimmel 
fei eS geflagt. £) maS für ein grofjeS ©lenb mar e§!" ! ) 

©in neues 331utbab folgte biefem erften am 30. $luguft, an 
»eifern £ag ber Slbel ben ^Bauern bei SU^ad), nad) anberer %\u 
gäbe bei 9lltftrdj empftnbltdje SJertufie beibrachte. ©3 i\t be* 
jeidmenb für bie oorftcfytige, faft ängftlic^e Ißolitif ber ©ibgenoffen, 
ba§ bie eibgenöfftfcfyen Änedjte, meiere bie ©unbgauer S3auern 
als „gute ©efetlen" in ©olb genommen Ratten, unb bie ju §ab§* 
fyeim unb SRirljeim lagerten, gurüefgerufen mürben, obgleich eS 
feinem 3metfel unterliegt, bafc bie ©nmpatljte ber meiften (5tb* 
genoffen ben (Sunbgauer dauern unb nidjt ber öftreid}ifd)en föe* 
gierung gehörte 2 ). 

©onntagS ben 3. ©eptember rücften bie 53auern unter Sefcel 
3lad}fö um 9 Ufyr oor ©ulj unb oerlangten ©inlafj 3 ). Stber 
bie 3 c iten Ratten fid^ feit bem „©tittfianb" geänbert. Einige 
STage üorfyer Ratten fid^ 5«ar bie ©uljer nod) f)öd)ft ungeberbig 
gegen iljren £errn, ben Söifdjof oon ©trafjburg, benommen ober, 
wie bie Duelle fagt, „gar groblidj gehalten," als er ju 9?uffact> 
gemefen mar. Um ber ©träfe bafür gu entgegen, Ratten fie fid) 
gern bie Skrmtttetung beS 9HbteS oon ßlofter 2)turbadf) gefallen 
laffen, bem eS audj gelungen mar, eine SBerfölwung Ijerbeijufüfjren. 
3n Erinnerung baran oermeigerten jefct bie ©uljer ben dauern 



1) «. a. O. S. 133. 

2) 9ßcr 0 l. barüber gibgenöjf. ?l b ^ i e b e IV 1" 6. 766. 
9lr. 1-3. 

3) $te #auptqueflen für bie folgende Earfteflunfl fmb bie SD o mini» 
faner«Gl)ronif öon ©ebmeilev 6. 134 unb ßiltencron III 600. 
— $jd)am|er Slnnale§ öon Stfjann II 35 Ijat bie ©ebnjeiler (Hjnmif 
au§gejd)rteben. 



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- 48 - 



ben ©intaß. -Unoerridjteter 3>inge mußte ber Raufen trieber ab* 
fliegen unb manbte ftdj nad) bem 2>orfe llfffjolj. SDiandje (Sin* 
molmer be§felben retteten fiel) noct) ju rechter $eit in ben 2Balb, 
anbere würben erfiodjen, unb ber 9teft, meldjer in ber töirdje 
gefangen gehalten mürbe, mußte fein £eben mit 500 ©ulben er* 
taufen, ien 2Bein bafelbft ließen fief} bie Säuern gut fdnnetfen, 
unb audj anbern ^roüiant fanben fte reidjtid) cor. 

3fyre meiteren $läne gingen gegen ba3 ©täbtdjen 2öatt< 
m eiler. -ftodj rcd)tgeitig Ijatte man t^ter flnecfyte gur SBerfiärfung 
üon £l)ann, ©ebmeiler unb bem Slbt oon Stöurbad) jugefdjicft 
ermatten. $)ie ©inroofynerfdmft fjatte mit benfelben einen ©ib 
gufammengefdjmoren, lieber ?cib unb 2eben ju oerlieren, al§ ben 
93auern bie ©tabt ju übergeben, fo lange nodj ein Stein auf 
bem anbern fei. 3 un ^f^ föttft* SGBc^el ein „Sörieflein" burefy 
eine $rau in bie ©tabt, morin er jur Uebergabe aufforberte. 
£ienfyart JOtt üon SBattmetler, metdjer ben (Sturm auf feine SBater* 
ftabt burdj ein ©pottgebidjt auf bie dauern oereroigt fyat, fagt 
beSfjalb : 

„SaS ift ben (Serien 1) ein flrofee ©rijanb, 
#aben fte fein Kotten in ifjrem Sanb, 
SDafe Sßetber «rief muffen trogen?" 

9tber biefe$ ©abreiben t>erfef)lte feine SBirfung gerabe fo wie 
ein gmeiteS, roeldjeS oon gmei 33auern, 3iörg $tir§ner unb £einridj 
SBeingeoflein mit tarnen, tiberbradjt mürbe. 31I§ biefen ber ©in* 
laß oermeigert mürbe, entlebigten fte ftd) ifyre§ Auftrages, inbem 
fie ifyren 93rief in ben ©raben ber ©tabt marfen. 3)er S3rief 
mürbe aufgeftfdjt unb ber öerfammelten ©emeinbe oorgelefen. $>te 
barin enthaltene Slufforberung ÜßkfcelS gur Uebergabe machte bod^ 
einigen ©inbruef, benn bie üon SBattmeiler baten um 33ebent$eit, 
bie aber oermeigert mürbe. -i)?odj efye ber £ag anbradj, oerfudjten 
bie ^Bauern einen ©türm auf bie ©tabt , ber aber mißlang 2 ). 
©c$on um 7 Ufjr mürbe ber ©türm erneuert, aber roieber o^ne 



i) So nennt er Die SBauern. 

'•*) 9lfld) ber ©ebtoeiler Gljronif. Warf) bem bei ßiliencron III 600 
ftetjenben Siebe Otts fcat e§ ben Wnfajein, al§ ob ber erfte ©turnt erft 
Borgens um 9 Ubr erfolgt fei. 



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— 49 — 



(Svfolg. 9?un fammelten bic ^Bauern ifyre Gräfte ju Ufffyotj 
einem neuen Angriff, ber an (Stärfc bie beiben erften übertraf. 
9?ad) ber einen Eingabe war e§ 9 Uljr, nadf) ber anbern fa?on 
2J?ittag§$eit, al§ bie dauern unter lautem £rommelf(fyatt Uff^olj 
üerliefjen unb „mit fernerer Drbnung" gegen SBBattweiler ^ogen. 
Söenn Sienljart Ott berietet, baf fic jefct einen ©ib gefcbworen 
fyätten, ber üjre „größte $reub" gewesen, aöe umzubringen, bic 
über fteben 3afyr oft waren, fo »ollen wir ba8 bem 3)idjler ju 
gut galten. $>ie angebliä) 16,OX) SJiann jtarfen 53auern Ratten 
ftd) in jwei Raufen gereift. -Eer Hauptmann SBefcel, roe(dr)er ju 
^ßferbe faß , unb neben bem ber befannte §an§ ju ber Statten 
einen $ut auf einem Speere trug, ritt guerft oor ba3 ©tabttfyor 
unb forberte unter jDroIjungen bie ©inwofyner auf, bie Stabt ju 
übergeben. 

„Xer Hauptmann 1 ) fpradj: 2öir feinb btr nct bolb, 

sfflir penb'^) btr »eber ©über nod) ©olb, 

£arbei folt un§ Ion 3) bleiben! 

3u SBattwetler ba feinb reblid) 2eut, 

35u wirft uns nit betreiben." 

9113 fid) nun bie dauern baran matten bie ftaübrücfe ju 
jerfyauen, antworteten bie SBertljeibiger mit ©djüffen auä „ Poppet* 
fyafen", unb batb tagen fec^S dauern niebergeflrecft oor bem £fyor. 
3fn bem ftdj nun entfpinnenben Kampfe geid^nete ftd) befonberS 
53aftian oon ^Battweiler, „ba8 ebel 93Iut", burd) gefdnrfte 93c* 
bienung ber ®efd)tifee auS. 5ludj bie Sefafcung beö (5djloffe3 
$irjenftein, ba§ über ^Battweiler lag, naljm aufS erfolgreiche 
i^eil unb fügte burdj wo^lgejielte ©du'tffe ben dauern beträft* 
ticken (Schaben ju. 

3tber and) bie ^Bauern (ämpften tapfer. (Sie liefen tobeS« 
mutljig bid an baS ©tabttfwr, wofelbft bann bie grauen unb $inber 
auf bie Angreifer fyetfjeS SBaffer fyerabgoffen ober große (Steine 
auf fte fdjleuberten. 



«) 93on «Battweiler. 

2) ©eben. 

3) Soffen. 

$artfelber, ©efät^t« bei )öauernfnefl«. 4 



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— 50 - 

„Ta§ lo6 td> aud) t»ie Söeiber aH, 
Sie trugen ©teilten jung unb alt 
äöol auf bie «Dtnuer unb SBeren. 
©ar mannen (Herfen man bomit warf, 
X>afe er fein Hugcn tr)et berferen." 

Ter Äampf war für bie Sauern, bie fein ©efdjüfc Ratten, 
ju ungleich ätoar feinen einige bis auf bie 3»«»™ ber SDfauer 
gelangt ju fein, aber fdjließlidj mürbe ber (»türm abgefdjtagen, 
unb in eiliger ftludjt brängten fie fidj über „bie £>orfmatte". 
„ftren (einer tuolt ber Ijinterft fein, fle treten cilenbS fliegen." 

Sie fammetten ftd) roteber „auf bem föedjen" unb f teuren 
jefct angeblidj einen neuen ©ib, bajj afle ©tnroofmer oon Satt* 
weiter fterben müßten. Sllsbann führten fte in ber Sftäfje ber 
Wltyk einen SEBagen mit Oettern gegen bie Stabtmauer, aber nur 
eine einige brauten fte an bie Sftauer felbft, unb batb würbe 
au(t) btefe bur$ einen Sdjuß jertrümmert. $iamäfyli$ ging ben 
Säuern aud) bie Munition au§, unb ber ©turnt enbigte mit 
einer allgemeinen %tüty. 

„@ie flutjen bon bannen fdjierc 
Unb frudjen burd) bie tReben au§ 
SCBte bie #unb auf äffen bieten." 

Xer ©turnt war buref) bie ftanbljafte £apferfett ber ©in* 
rooljner flegrei^ abgefdjlagen. „83on ben ©naben ©otteS unb 
ftürbitt ber feligfien Jungfrau ÜJfariae rote aua*> aller ©otteS 
^eiligen," meint ber 2Köndf> oon ©ebroeiler, „mußten bie raube* 
rif^en Säuern abermals abgießen." Sor ben SWauern lagen 120 
tote unb 80 föroeroerrounbete Sauern, roetyrenb bie ©inroolmer 
ber Stabt nur 3 2ttann oerloren Ratten. ®er Sag be8 SturmeS 
mar ber 6. September. $te Sauern ©erließen Ufffjolg erft am 
7. (September unb jogen gen 2eimbacr}. $)er mißlungene Sturm 
tjatte einen fo nieberfa^lagenben ©inbrud auf fte gemalt, baß 
ftd) ber Raufen auflöfte unb e8 ben Hnf(t)ein r)atte, als fei ber 
$rteg ju ©nbe. 

£en iperren in ©nftäljeim aber mürbe e3 übel oermerft, baß 
fte gar ni(^t8 jur Rettung SBattroetlerä unb anberer Orte ge* 
tfyan Ratten, „obroof)l eS tyre ^öa^fte Sdjulbigfeit geroefen roäre, 
abfonberlid) ben «Dorffdjaften unfer« fürftlidjen Stift« (ÜHurba<$) 



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— 51 - 



beijufpringen , aber eä war niemanb ju $au8. 3|jre £apferfeit 
fabelt fic nur allem feljen laffen bamate, als fte bie armen Um 
fdmlbigen tribulirten: fie in ben ÜDörfern erwürgten, i^nen, salva 
verecundia, bie $ül)e, sterbe, (Sdjafe, «Sdnoeine, ©änfe, $üfynet 
unb anber§ metyr fyinmeg nahmen. @o lange unfer gnäbiger 
&err ©eorgiuS, btefer fromme ftttrjt oon Stturbad), na<$ ©nfi§* 
fjetm 2Betn, $orn unb $aber in großer Quantität Ijat jufü^ren 
(äffen, ba mar er ein guter fttirft; man tb.ät ifym alles ®ute§ 
anerbieten unb oerfpredjen. $)a ifyn aber bie Wotty anfitieß unb er 
$ilfe am allermeiften oon nötigen fyätte, ba wollte ifyn niemanb. 
erfennen. 2ttan badjte nimmer an bie ©uttlmt, bie er benen oon 
(SnfiSljeim getfyan Ijatte. ©Ott oerjei^e eS ben groben unbanf* 
baren @nft^eimern. M £)a3 ift baS Urteil eincS ftreng fatyolifdj 
gefinnten 9flanne3, ber in ben SBauern nur Räuber unb 23bfe* 
wit^tcr falj. 

93alb madjten fidj bie ftotytn ber SBauernnieberlage cor 
^Battweiler geltenb. @c$on ben 10« (September ließ ber 23ifdwf 
con (Straßburg bie (Sutger oon neuem fyulbigen. $ugletd) tie^ 
er einige SRatljSmitglieber, .ßunftmeifier unb 93ürger in baS ©e* 
fängniß legen, aud) mehrere nad) SRuffadj in ©emafyrfam führen. 

UebrigenS motten bie SBauern balb eingefefyen Ijaben, baß 
ifyr SluSeinanbergeljen ein $eljler gemefen, inbem fie baburd) ber 
(SnfUfyeimer Regierung', welche fein ©rbarmen fannte, weljrloS 
überliefert würben, ©ie fammelten fldj beSljalb in ber SWitte 
beä ©eptember oon neuem ju .§absf)eim unb föixfyeim unb fcfyitften 
bem S3tf(^of oon (Straßburg fomie bem %btt oon 2flurbadj aufs 
neue Ibfagebriefe. 



7. Weitere DerdanMimsen wegen ber Sunbjauer 

tf Ottern. 

$3ewunbern$wertl) ift bie tluSbauer ber ©ibgenoffen, befonberS 
ber (Stabt 93afel, mit weldjer fie bie faft au8ft$t&lofe Arbeit, ben 
Steuern im (Sunbgau unb 93reiSgau erträglidje ©ebingungen ju Oer? 
mittein, mit unoerbroffenem @if er betrieben. üDie jweibeutige Spaltung 



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— 52 — 



bcr ©nfiSheimer Regierung, ber man jebeS 3 u 9 c [ tan b m fc ob trogen 
mufjte, ^tdt bie (Sibgenoffen nicht ab, immer mieber neue Xa* 
gungen jur Bereinigung ber Angelegenheit ju oeranftalten unb $u 
befänden. @8 ifl unameifelhaft, bafj bie öftreidjifcfye Regierung 
auc^ (ängfi nachgegeben hätte, menn bie ©ibgenoffen unter fidt) 
einig unb ju entfdnebenem ipanbeln entfchloffen gemefen wären. 
Aber in ©nfi8h«m mufjte man fet/r mohl, bafj baS nicht ber $aü 
mar, unb barum fut^te man burch Berfdjleppung ber (Sache 3eit 
ju geminnen. AnbererfeitS ift gemi§, bajj menn bie (Sibgenoffen 
nicht bie XäbingSleute gemefen mären, (Srjherjog ^erbinanb auch 
fein Siebenten getragen hätte, feinen Unterthanen im ©unbgau 
unb BreiSgau bog ©chieffat ber fdjmäbifchen Bauern ju bereiten. 
9f achbem in £)berfchmaben bie SRuhe mit SBaffengemalt mieber h«v* 
gefteUt mar, hotte in ber £hat ^erbinanb ben $lan gefaßt, mit ben 
freigemorbenen Xruppen einen 3ug inS ^R^eirtt^at ju machen. Bereits 
hatte er ftch ben 2flarfgrafen Don Baben, ber föetchSftabt Offen* 
bürg unb anbern ©tänben beS Meiches anfagen laffen. 2Benn 
biefer 3"9 trofcbem nicht ftattfanb, fo mar baran neben ber SRticf* 
ficht auf bie (Sibgenoffen noch °i c Dermittelnbe ^^atigfeit beS 
9#arfgrafen Philipp Don Baben fc^ulb *)• 2>erfelbe hatte ein 
großes ^ntereffe baran, fterbinanbS #eer Dom ^H^eint^at fem ju 
halten, ba auch bie breiSgauifchen Unterthanen feines BruberS 
©ruft baburch bebroht gemefen mären. 

IDen 1. September traten auf bie ©tnlabung Bafels h" 1 
bie ©efanbten ber fedjS Orte 3ürich, Bern, Bafel, ©otothurn, 
©chafftaufen unb Appenjen ju einer neuen Beratung in Bafet 
jufammen. $)ie anberen £>rte, melche ebenfalls eingelaben gemefen, 
blieben ohne (Sntfchutbigung meg 2 ). Bafel führte junächft bittere 
#lage über ben funbgouifchen Abel, ber unmittelbar nach Abtauf 
beS ©tillftonbeS, fchon ben 21. Auguft, über bie Bauern h*vge* 
fallen fei unb fie baburch gu bemaff neter ® egenmehr gejmungen 
habe, obgleich ©rgherjog gerbinanb bie Unterhanblung noch nicht 
abgelehnt hotte. 3 u 9feKh rouroe em ©^reiben oerlefen unb ab* 



1) $>a§ ©enauere barüber in bem Wbfdjniit Über ben ätoeiten Offen* 
burger «ertrag. 

2 ) ßtbgenöf). «bliebe IV 1- @. 767. 



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- 53 - 



fdjriftlid) ben ©efanbten mitgeteilt, in bem 2)?arfgraf ^ßfjilipp 
oon 33aben melbete, er Ijabe mit $erbinanb perfönliä) unterfyanbelt; 
berfelbe f;abe in eine gütliche Xagung in Offenburg gewilligt, 
fofern fidt) aucf) bie (Gegenpartei baju oerftefje. 3)tefe Jagung 
follte am £>ienftag nadj unferer lieben grauen (Geburt, b. fy. am 
12. (September ftattfinben. hierauf oerlafen bie ©efanbten i^re 
^nftrufttonen, bie faft gleichförmig baljin lauteten, baj$ fte bie 
9?oflmacfyt ju gtitlidjer Unterfyanblung Ijätten, um burd) 2öieber* 
fjerfteöung beS ftriebenS £anbfdjaben ju oerljüten unb ÜBittmen 
unb SBaifen ju erfparen. Q>3 Ijalb ein oom 2. (September 

batirteS <Sd)reiben nad) ©nfteljeim abgefeiert, worin fie ftd) gur 
9$ermittelung beS 3n*ben§ erboten. !Da in$mtfd)en f^erbinanb 
ber Regierung oon ©nfiSbeim mitgeteilt fjatte, meiere 3wfa{J* n cr 
an SDfarfgraf ^pfulipp gegeben, fo jeigten ftd) bie ©nfiSljeimer 
$erren audj bereitwilliger. (Sie wollten für ben Saß, ba§ bie 
dauern abzögen, ben (Stillfianb galten, fonft fidj aber nidjt 
weiter binben. 

Xen 2. (September waren audj bie SBertreter ber dauern 
erfdjienen. 2Bie früher fd)on, erflärte man irmen oon neuem, baft 
man jwar feine Sflülje freuen werbe, um eine gütliche ©inigung 
berbei$ufüf/ren, bafj man aber eine $tlfe mit SBaffen ntdjt leiften 
werbe. ^ugleid) würbe übrigens bie §orberung erneuert, bie 
eibgenbffifajen Änedjte, weldje bie 33auern in tyren ©olb genommen, 
ju entlaffen. SBeldjen (Sinbrucf biefe Antwort auf bie dauern 
madjte, erfeljen mir auS einem (Schreiben berfelben oom 4. (September. 
2ßir lernen barauS ben ganjen Jammer im £ager ber dauern 
fennen, bie um Ujre Hoffnungen betrogen waren. ©8 ift bie 
(Spraye ber SJergweiflung, wenn ber Hauptmann §einria) SBefcel, 
ber wieber an bie (Spifce ber S3auern getreten war, an bie be* 
fannten fünf eibgenöfftfd)en Orte fajreibt: „Siebe Herren, treue 
liebe ©ibgenoffen. ÜBir bitten eudj um ©otte§tt>itten unb um ber 
(Gered)tigfeit willen. Saffet eud) bie große Ungeredjtigfeit, ©ewalt 
unb ^odjmutty, ben bie £eute mit uns armen beuten treiben, 
erbarmen, ©ünjitige Herren, treue liebe ©tbgenoffen. S55tr 
armen ?eute oertrauen einer löblidjen ©ibgenoffenfdjaft unferen 
£etb, @l)re unb (Gut auf biefe <3eit, fonft oertrauen wir feinem 
anberen ftürfien nodj ,J>errn; benn fte Ijaben un8 oerberbt, ge- 



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— r>4 — 



ölünbert, nehmen uns, roaS mir fyaben, Derberben ba§ l'anb, 
treiben un3 oon 2Beib, $inb, §au§ unb $of." „2Btr fyaben aÜ 
unfer Xag gehört: wo eine löbliche (Sibgenoffenföaft gehört §at, 
bafj fromme eljrlidje £eute ntc^t ju föedjt ober ju S3ittig!eit fyaben 
fommen mögen unb man eine löbliche ©ibgenoffenfdjaft um bie 
©ered&tigfett unb 53iüigfeit angerufen fyat, fo finb fie iljnen be* 
b,ilf(i(^ baju gemefen. 2Bir bitten eu$ fürber um ©otteS »iüen 
unb um ber ©eredjtigfett mitten, un8 gu ber ®ered)tigfeit unb 
33iflig!eit beljolfen ju fein, bamit toeitereS SMutoergiefeen oerfyütet 
nrirb, SBittmen unb SBaifen beföüfct, befdnrmt unb ba3 ?anb 
nid^t fo etenbigftd) oerljeert unb oerberbt wirb" 1 ). 

3a?ob 9?aget oon Alten*©d&önftein, Liener beä 9ttarf* 
grafen ^tyüipp, tljeüte brieflich mit, bafc tym fein #err Grebenj* 
briefe für bie Regierung gu ©nfiä^ctm unb bie SÖauern im ©unbgau 
gegeben fyabe, um bie beiben Parteien jum 23efudj beS £age8 in 
Offenburg gu beftimmen. Da er ftd) beSljalb an bie ©ibgenoffen 
um 9?aty manbte, fo rieben fyn btefetben, ftdj perfön Ud) an Ort 
unb ©teile für bie <©ad)e ju oermenben. 

93afet betonte ferner, toie bringlid) iljm bie balbtge Orbnung 
ber Angelegenheiten im ©unbgau fei. Denn bei ©ermüftung be§ 
l'anbeä brofye ifym ein großer ©djabe. Abgefeljen oon ©djulben, 
bejöge SBafel oon bem ©unbgau an ©tilten mefyr al§ 10,000 ©utben, 
bie eS ju oertieren in ©efatyr jtänbe. (£8 {teilte beäljalb ben Antrag, 
bie ©ibgenoffen fotlten an ben (Sr^erjog unb feine Regierung, 
an ben Abel unb bie Prälaten im ©unbgau ffyreiben, wenn fie 
ttyätüdj oorgeljen unb baS £anb oerberben »otlten, fo mögen fie 
auc^ oerfpredjjen, benen oon S9afe( bie baburdj entftetyenben 93ertujte 
gu erfefcen ober aber ba3 £anb tynen unoerrotiftet al8 <ßfanb über* 
laffen, tote bie Sttitglieber be§ fdnoäbifdjen 23unbeS, al8 fte ben 
.^erjog Ulridj oon Württemberg oertrieben, eS gegenüber ben 
(Sibgenoffen aud) Ijaben tfyun müffen. Da bie ©efanbten für 
biefen Sali nidjt inftruirt toaren, fo nahmen fte bie ftorberung 
Shfel« in ben Abfdjieb auf, unb bie Antwort ber Obrigfeiten 
fotlte fa)rifttia> erfolgen. 



i) ©d) reib er *Hr. 425. ®<$r. &at bn§ Saturn falfä auf ben 
21. Ttuguft rebucirt. 



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— 55 — 



£»ie SUjätigfeit 3afob Gagels war übrigens Don ©rfolg ge* 
mefen, mie bie inamifdjen eintaufenben ©abreiben jeigten. £>ie 
(SnfiSljeimer ^Regierung mar jur 33efdjicfung be$ ßffenburger 
£age8 bereit, ebenfo bte dauern, melo)e aber auSbrütflidj Der« 
langten, ba§ ftd) t^rc (Gegner $anben ber ©ibgenoffen r*er* 
fdjreiben füllten, ben Slnfhnb ju galten. $u8 bem §elbe motlten 
fte jebod) fior beffen Ablauf nid>t gießen. SBenn aber meber 
gütlidje nod) redjtlidje Unterf/anblung jum ^rieben füt/re unb ber 
Slbel fortfahre, baS £anb in üerberblid)en ©djaben bringen, 
fo mödjten bie ©ibgenoffen barauf feljen, bajj fie nidjt mit SBeib 
unb $tnb baS £anb räumen müßten. w ©o bitten mir treulid) 
unb ernjtlidj als ju unferen l'iebften, ba§ irjr ba3 2anb ju 
euren $anben nehmet unb bemar/ret" l ). £>ie Herren Don 
©nftefyeim Ratten übrigen« ben ©ibgenoffen mitgeteilt, bafc fic 
eine redjtlidje ©ntfdjeibung bur$ bie @ibgenoffen unbebingt ab- 
lehnten; eine foldje ^abe bte fürftlidje 3)urd}lau$t bem SNarfgrafen 
^ß^ilipp aud) md)t oerfprodjen (Sinige funbgauifdjen Slbeligen 
mte ber ftreifyerr (S^^riftop^ ju 9Jiör3perg unb Seffort, $an§ r>on 
Uttenljeim, 9Jtattl)äu§ Don Iptingen, ^a!ob föatt unb ©regoriuS 
(Sigelmann Ratten ftd) jmar bereit ertlärt, ftd) megen iljrer Saaten 
in ©afel ju oerantmorten 3 ), aber bie ©praa^e be3 Regiments ju 
(Snfi^eim war fttfyner unb entfäloffener benn jemals, bitter 
bejammerten fic^ bie Regenten unb fRät^e über bie (Sibgenoffen, 
meldte ben 33auern bei iljrem „bbfen unb uneljrbaren SSornelmten" 
beljilflid) feien, unb bafe fid) bie dauern be§ SrofteS unb bev 
£ilfe berühmten, meldje ilmen bie ©ibgenoffen in SluSfidjt geftellt 
hätten. Unter ^Berufung auf bie mit Dejiretdj gefa)loffene (Srb; 
«inung, auet) bie (Styrbarfeit mirb bie fofortige .ßurütfberufuna, 
ber bei ben ^Bauern befinblidjen $ned}te »erlangt. 

2Benn übrigen» bie lefcte ^orberung, melt$e \a ton ben (Sib* 
{jenoffen felbft fdjon mer/rfad) geftetlt morben mar, nia^t mirffam 
gemorben, fo mar baran bie Steigerung ber eibgenöf jiföen &ned>te 
fd>ulb. SMefelben Ratten föon ben 31. Stuguft entgegnet: 2Btr 



1) 6d)retber 9lr. 449. 

2) 6d)reiber 9lr. 460. 

3) Schreiber 9lr. 440. 



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- 50 — 



haben ber armen £eute üDfujj unb 53rot gcgeffcn unb mit ihnen 
getrunfen, ^aben auch etmaS ©elb empfangen, bajj e8 fchimpflicf/ 
märe unb auch meinen lieben .§erren (ben 23aSlern), begleichen 
gemeinen ©ibgenoffen nachteilig mödjt »erben u. f. m." ÜDie 3^1 
ber Unechte ©ermehrte fidj trofc ber Abmahnungen beftänbig, bodt) 
fam e§ jmifchen ben S3auern unb ben Gruppen ber Regierung, 
bie übrigens ebenfalls il)re SBerbungen fortfefcte, nur $u unbe* 
beutenben ©charmüfeetn. 9)?an öermieb xoofy abfidjtttdj oon beiben 
Seiten einen $auptfcf)lag ju führen 1 ). 

^njTDtfcr)cn nahte ber £ag ju Of f enb urg, ber 12. September, 
roo ba§ 2oo§ ber Sunbgauer unb S3rei§gauer ftch entleiben 
follte. 3)er 2)?artgraf oon Stoben unb bie ©tabt SBafcl gaben 
ficf| Diel 2)?ttlje, bie ©ibgenoffen jur 33efdncfung beäfelben ju be* 
fttmmen, aber ohne ©rfolg. Sern hatte feinen ©efanbten ernjilich 
getrieben, fte füllten nur im Umfreife ber ©ibgenoffenfdjaft 
fjanbeln Reifen, tiefem SRatlje fdjfoffen fict; bie anberen Orte an, 
fo bafj fchltefjlich 33afel allein ftanb. freilich mar man tyier auch 
in höherem ©rabe beteiligt al§ fonft in ber ©ibgenoffenfdjaft. 
(£§ fcheint, bafj SÖafct bem Sunbgauer Raufen fogar ©elb oor= 
gefirecft hat. 2Benigften8 mar in S3ern btefeS ©erücht oerbreitet, 
unb bie SBerner ©efanbten ju 33afet erhielten »on ihrer Regierung 
ben Auftrag, fiel) barnadt) genauer ju erfunbigen, unb ergebe ftch, 
bafj ba§ ©erücht auf SSa^r^eit beruhe, fo füllten jie auSfprechen, 
bafj man bie Sache befremblich ftnbe, meil baburdj bie ©ibgenoffen^ 
fdjaft ju großem Schaben fommen fönne. 

UebrigenS fanb bie SSerfammlung gu Offenburg ftatt, unb 
e3 gelang, burdj einen Vertrag bie beiben Parteien gu befriebigen. 
Da« ©enauere barüber roirb fpäter in bem Slbfdmitt über ben 
feiten Offenburger Vertrag erjäljlt. 

Erofcbem fanben bie Sunbgauer nicht bie erfelmte SRulje. 3)ie 
Regierung ging mit rütfficfytSlofer «Strenge gegen bie Anführer 
oor, unb hinter ben „t-erfdjloffenen Spüren" be8 ©eri^tSfaaleS 
mürbe 33luturt^eit auf SSluturt^eit gefällt, ©nfi^eim mürbe oom 
iBolfe batb als bie blutige Schlachtbant bezeichnet, an bem fein 



i) Sßcrßl. Qua? Gibgenöff. Abriebe IV l» S. 773. 



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— 57 - 



9?ame nidjt oerloren fei, benn ©nfis^cim ftamme Dom lateini* 
f^cn Ensis. (Sine fo entfdneben bauernfeinblidje £arfteflung wie 
bte ©ebmeUer G^ronif fagt oon biefen Vorgängen: „£)te ©blen 
oon (SnftSljeint waren gar ttyrannifety. ©te liefen bie armen £eutc 
in ben Dörfern fangen, gen (SnftStyeim führen unb Urnen bte Äöpf 
abfragen. <So gar oerfdjonten fte nidjt bte ©eifHidjen, inbem 
fte otel Sßricftcr an bte S3äume aufhängten, ©ott erbarme eS in 
bem ^o^en Gimmel, unb ba unfer gnäbiger §err (Der 2lbt oon 
^urbac^) foldjed ntd^t wottte geftatten unb und fo gnäbig mit 
ber (säjafeung mar, baä oerbrofc bie (Sbeht oon ©nfieljeint fo 
feljr, bafc fte tfnn bedmegen fetnb waren." 3 um 3 a h r * 1526 
berietet biefelbe Duelle : „&a8 elenbe betrübte SBefen mäf)ret nod) 
allezeit ju ©nftSfyeim. D wie manchem frommen Pfanne ^at 
man unfcfmtbtger SBeife ben $opf abgefdjlagen. ©ott fei eS ge* 
flagt in bem $tmmet. 2öir ftanben ljier (ju ©ebmeiler) nidt)t 
in geringen Sorgen wegen afl$ugrofjer STörannei ber (SnfiSfjeimer, 
aber ber fromme Sttrft, ber $lbt oon Üfturbad), unfer gnäbigfter 
t §err, t)at fufy gegen und erjeigt als wie ein gütiger SSatcv." 
„§Ül)rmat)r fo unfer frommer $ürft foldjeS nidjt getljan fjätte, fo 
Ijätten bie oon (£nft§fjeim und in unferen eigenen Käufern gefangen 
genommen." 

(53 if* nidt)t unmafjrfdtjeinlidj, bafc bie ^ßeft, welche im 3<Ujr 1526 
in ©nftSfyeim auSbradt) unb ben größten £t)eil beS 5lbel§ unb ber 
Söürgcrfdjaft für eine 3eitlang au $ Dcr ©tobt oertrieb, mit ben 
jafylreidjen £eidjnamen ber Eingerichteten in 3ufammenhang ge* 
ftanben $at. 

Slber felbft bie, welche au§ $urd)t oor ber ©träfe §au8 unb 
$of im <5tid)e gelaffen, fanben feine SRufye oor ber öjtreidnfdjcn 
^Regierung. Sftadjbem fte fluerft in SDttttfjaufen eine 3eitlang Unter« 
fünft gefunben, jebodt) auf ^Betreiben oon ©nftäfjeim audgewtefen 
worben, wanbten fte fidt) meiftenS naef) 33afel, aber aud) bafjin 
folgte Urnen ber $aj$ ber öftrei^ifc^en Regierung, ^tuf S3or- 
fteQungen oon (Snftdfjetm Wied ber tRat^ einen STljeil beSfelben au8, 
aber bie ^Regierung gu ©nftdfjeim war bantit nic^t jufrteben, unb 
ben 4. j^ejember 1525 beflagte fufj biefetbe oon neuem, bafj 
iöafet immer nod) eine Sln^a!)! „fRäbc(§fü^rcv unb ^auotfädjer" 
in feinen -Dfauern fdjüfee. 2öeun 93afel fein SSertjatten bamit 



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- 58 - 



gerechtfertigt hatte, bafj biefe gasreichen Einrichtungen gegen ben 
Cffenburger Vertrag feien, fo erHärte bie Regierung gu @nfld^etm # 
ba§ fei ein ütfi§»erftänbnijj, benn gerabe nadt) biefem Vertrag fei 
fte berechtigt, mit ©trafen gegen bie SRäbelSftiljrer oorgugehen 
5lud) »ürbe (einer hingerichtet, 0 ^ ne vorher oor einem ©erichte 
rechtäfräftig üerurtheilt gu fein 1 ). 33afel tuanbte fleh auch an 
Ü)?arfgraf ^ß^tüpp Don 93aben, ber ba3 ^auptDerbienfr, ben Offen* 
burger Vertrag gu Staube gebraut gu haben, für fich beanfpruchen 
(onnte, unb auch btefer richtete ben 12. 3)egember ein (Schreiben 
in ähnlichem Sinne nach ©nfiS^eim, jeboch ebenfalls ohne ©rfolg '-*). 
Xit öftreichifche Regierung Uefj fidt) in ihrer blutigen Arbeit nicht 
beirren. £a§ allgemeine (Sntfetjen über ihre ipanblungSroeife 
(äfjt feinen 3 ro ^H barüber auffommen, bajj biefe Sluälegung fce§ 
gmeiten Offenburger 53ertrag§ gegen bie Meinung ber StäbingS* 
teute unb fonftigen SBertragSoerteanbten mar. 2tber in ^nfid^etm 
fühlte man ftdt) jefct, nachbem ber ©türm befd)tt?oren mar, roieber 
ficher unb beutete bie ©unft ber 33erhä(tniffe in rücffichtSlofer 
Steife au8. 



8. iMfill)ttufen t <E. 

Ü)hUhaufcn gehörte feit 1515 bem iöunbe ber ©ibgenoffen 
an, nachbem e3 fchon feit 1466 ein gugemanbter Ort ber ©tb* 
genoffenfehaft geroefen mar. ftrühgeitig hatte bie eöangelifche ^rebigt 
hier eine «Stätte gefunben, unb infonberheit toirfte MifofauS 
^rugner auf ber Langel für biefelbe 1 *). 3>er föath war nur 



i) ©Treiber Wr. 489. 
*) Schreiber 5ir. 492. 

3) Duellen für ben fotamben 9lbjd)nitt finb: (Wiefl) £>er Stabt 
«Dlülljaujen ©efdjichte bi§ junt %af)x 1816. SHülhauj. 1816. ZQl. 1 13 ». 
SR. ®raf ©efch. b. Stabt Mhaufcn. 9JcüIf)auf. 1820. II 30. 93e« 
jonbcrS aber H. Mossmann Mulhouse pendant la r6volte des pay- 
sans in P. Ristelhuber Bibliogr. Alsacienne 1871 6. 138. 9151)« 
virt)t ©ttttbeilungen ou& b. ®efd). b. ebana. ffiräjc be§ GljaffeS III 180. 



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- 59 - 



jum £f>ctl bcr Reform jugethan, aber ber gröjjte %\)t\[ ber 
58tirgerfchaft ftonb auf ©ette ber ^JJräbifanten. %\xd) fcheinen 
unter bem nieberen SBolfe manche Anhänger ber 33auern gemefen 
gu fein. 3ltS am 27. $lpril, am £)onnerftag nach bem «Sonntag 
Duaftmobogemti, bie $unbe oon ber (Erhebung ju ©fchenjmeiler, 
ipeüfranjf treh unb anberen Orten in bie ©tabt brang, oerfam* 
metten ftdj bie Üttitglieber ber ©djmiebejunft auf ber ßunftftube. 
©ie befchloffen ben £of beS $lofterS £üfcel, nahe bem ©aSler 
%\)ox, nadt) ber Stbenbgecfye auSjuplÜnbern. 3)er SRoir), melier 
baoon $unbe erhielt, fehiefte einige feiner 9Jfitglieber mit ben 
3unftmeifkrn an bie Ungufriebenen unb liefj ihnen unter Sin* 
bro^ung ber ftrengften ©trafen gebieten, fid) ruhig ju ©erhalten, 
ihrem Vorhaben ju entfagen unb ol)ne fein ©eljeifj nichts 311 
unternehmen, $urj na^er erfuhr man, bafj bie SSauern SRtr* 
heim oertaffen Ratten, um unter ben Stauern ber ©tabt oorbeU 
gujieljen. ©ofort würben an jebeS Xfyox Sttitgtieber beS SRatheS 
unb 3 un f tmc if tcr abgefdn'cft, ba gu befürchten mar, bajj bie Un* 
gufriebenen bie dauern eintaffen mürben. 3)ant biefen SSorftdt)t8* 
maßregeln erfolgte übrigens ber SBorbeimarfd) ber SSaitern olme 
»eitere ©törung. Sluf ber 3unftftube ber ©djmiebe fielen unter* 
befj b,i^ige Sieben. £er 3 un f tmc ^ er 3<>h ann ©rüneifen, bei 
bebro^t mar, benachrichtigte alSbatb ben SRath, unb einige 3Wit* 
glieber beSfelben nebft ben 3 un ft mc ift ern begaben fich in (Site 
auf bie 3 un Wube. $ier fanben fie nur noch einige 3 un fti9A 
bie ihnen in mürrifchem £one fagten, bafj fie über bie Slbftdjten 
ber 3 un f* unterrichtet morben mären, wenn fie auf bem SRath- 
haufe geblieben fein mürben. £)er SSürgermeifter fct)rtc beSljalb 
eilig bahin jurücf unb balb erfchienen etwa 40 ber Unjufriebenen. 
3)er ©precher berfelben betlagte fid) über bie gegen fie ergriffenen 
ÜJJafjregeln unb beftrttt, baft fie bie Slbficht gehabt hätten, fich 
ju empören. 3)er Statt) lieft nun bie Uujufriebenen ben ©aal 
oerlaffen, um ruhig beraten ju fönnen. 3 uru ^9 cru f en unD Dc * 
lehrt, bafj man nichts als ben ^rieben ber ©tabt unb ben atU 
gemeinen Sftufcen erftrebe, gaben fie fich jufrieben, auch nicht 
einmal, als man ihnen oerfpraa), morgen fotltc auf ben 3ünften 
über bie ©ache beraten werben, ©ie wollten ihres ©ibeS ent* 
bunben fein unb oerlangten eine allgemeine 53erathung burch bie 



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— 60 — 



iöürger auf bem SHarftptafc, ba man bic ^efchmerben ber ein* 
jelnen 3« n f tc fä on oft unterbrtieft habe, gieren gab übrigens 
ber 9?att) nic^t nadj, ba c8 ©efefc unb 93raud) fei, bic bürget* 
fcfyaft nach 3" n ften gu oerfammeln. 

£en nächften £ag trug ber Statt) ben fünften, unb jmar 
jeber einjetn, bie (Bache oor unb beflagte fict)- über ben Unge^or* 
fam ber Ungufrtebenen unb bie ©eroaltthätigfeit, mit ber man 
tt)n bebrängt hatte. 2öenn man bie ©djulbigen nic^t beffrafe, 
fei e8 nid)t möglich, bie Stabt gu regieren. 

9?ad)bem bie 3ü n f tc bie Söefchroerben be8 SRathS jur 33e= 
ratfyung genommen Ratten, ließen fic burefj ihre 3unftmeifter bem 
s Jtathe erffären, baj$ fie bie it)m angetane SBergeroaltigung be* 
bauerten. <5ie betrachteten ben SRatb, als ir)re Dbrigfeit unb 
feien bereit, ihm jeben ©eljorfam ju teiften. 5D?it ben ©djulbigen 
habe man gef»rod)en: biefelben hätten it)r Unrecht eingefe^en unb 
bäten um ©nabe; in ber fixeren Hoffnung, bafj biefelben in 3«* 
fünft ähnliche Slu8fd>reitungen nicht begeben mürben, bäten bie 
3ünfte, ©nabe gegen bie ©c^ulbigen ju üben. 

£)ie Fürbitte ber anberen 3 un ft e fß* bie €5ct)miebe fd/eint 
ihren Qxotd nicht oerfer)lt ju haben. $lber auch ber Statt) t) atte 
fein Siel, bie $erfteflung ber Stühe unb Orbnung in ber <5tabt, 
erreicht 

SKülljaufen mürbe aber auch in (Sdjroierigfeiten mit ber 
Öftreic^ifajen Regierung oertoicfelt. %l& biefclbe nad) bem 
Offenburger Vertrag begann, bie ©dmlbigen ju beftrafen, »er* 
ließen üiele |>au3 unb $of unb begaben fich nadt) ÜNülhaufen, 
mo fte roenigftenS üorerft ©chufc unb Unterfunft fanben. Stuf 
ber eibgenöfftfa^en Stagfafeung am 3. 9ioüember 1525 $u Sutern 
führten jroei ©efanbte be8 ©r^erjog« gerbinanb bittere $lage, 
bajj man ben „Söanbiten" (fo lautete ber offizielle Sluäbrucf ber 
öflreinjifcb.en Regierung für bie Flüchtlinge) befonberS in (Stein 
unb Wül^aufen Unterfunft gewähre. £)ie Vertreter ber ©ib* 
genoffen t>erf»ract)en bie (Sache in ©rroägung ju gießen unb nach 



l) lieber ba§ Madjfotel biefer SBorgflnge im 3ahre 1529 oergl. 
«Diofjmann a. o. C. 5. 144. 



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— 61 — 



©nfigfyeim berieten ju motten Slufeerbem beioirfte bic ^mt* 
neigung ber ©tabt jur eoangelifchen £ehre, bafe man in ©nfiS* 
heim ber ©tabt ntdjt feljr gebogen mar. ©leidt) §u Slnfang bev 
Söemegung ^atte baS Regiment ju ©nftSheim „fehr freunblidj an 
bic (Statt begehrt", ba biefe ©adje nid)t bieg baS ^>au8 Ocft« 
reich, fonbern aud) fie unb alle Dbrtgfeit unb (Sfyrbarfeit angebe, 
meldte ju regieren unb etmaS ju vertieren t)abe, bafe -äftülhaufen 
bie ^Bauern unb beren $lngehörige nid)t beherbergen, auch nid)t 
gu Söürgern annehmen, fonbern fid) beren $db unb ®ut ent* 
[erlagen fotle, aUeS unter ^Berufung auf bic mit ben ©ibgenoffen 
gefd)Ioffene ©rbeinung beS £aufeS Deftreich- 

SttSbann befdmlbigte bie öfrreid)ifd)e Regierung bie ©tabt, 
■äftüthaufen ^abe mit ben Steuern unter einer $>edte gefteeft. <2>o 
oft ßriegSoolf oon ©nftSheim ^er gebogen fei, t)abe ber £t) unns 
mäd)ter ein Fähnlein (>erau8gel)ängt, um bie dauern ju marnen. 
^reili^ erflärten bie Sftülhaufener bagegen, bafe biefeS nur ben 
©urgent jum üftufcen gefdjefjen fei. @S fei bei ihnen Söraudj, in 
ÄriegSgeiten bie Söürger auf biefe SEBctfc oon ber Annäherung 
Söemaffneter $u benachrichtigen. 2ludj mürbe ber ©tabtfehretber 
oon Sftülhaufen befchulbigt, bie SSauern nach &abSheim berufen 
ju fyabtn. 

©päter liefe fidt) bie Regierung ju ©nft3r)eim allerlei lieber* 
griffe ju ©dmlben fommen. Pfarrer £inf in Sfljach, auch ber 
Pfarrer oon Sörunnftabt, melier Kaplan ju 3ftülhaufen mar, 
mürben meggeführt unb als Anhänger ber neuen Sehre in ©nfiS- 
heim hingerichtet. Sftoch gröfeere SSermicfelungen entjtanben, als 
bie öflreichifche ^Regierung ben Pfarrer Johannes $ofer ju (Stein* 
brunn unb ebenfalls Kaplan gu SWülhaufen fefinefnnen liefe, um 
ihn nach ©nfiSheim $u bringen. (Sinige f^reunbe beSfelben 
lauerten bem ,3uge flu f unD befreiten ihn „in bem üftoben* 
heimer S3ann unter ben 93orbäumen ber $artt)". Sttodt} im 
3at)re 1527 führte 3J?ttthaufen auf ber eibgenöfftfehen EunbeS* 



i) GibßenBff. «bliebe IV 1* ©. 796. «häufen ^at 
übrigens bieje ©djütjlinge auStoeijen müff en, worauf fte größtenteils nad) 
99a|el flohen. 6 dj reib er 9ir. 499. SBergl. oben ©. 57. 



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- 62 — 



Deifammlung $u l'ujetn bittere Älage gegen ©eftieidj wegen 
fold&er Uebergriffe J ). 

Nebenbei fyatte ftcfj 2)iülljaufen bemüht, .im 33unbe mit ben 
©ibgenoffen atmfdjen ben fämpfenben Parteien im ©tfafe ju Der* 
mittein, roie in anberen ?lbfd)mtten gezeigt ift. 



i) Gibßenöff. flbf^iebe ic. IV l» 3. 1105. 



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9Kittletcr (Slfa^ 



9. JUtsbrnd) bes ^ufltonbes bei <Dberel)nl)cim 
unb in ber Wmjejenb. 

- 

3n bem unter Diele §errfdmften geseilten mittleren unb nörb* 
tiefen @lfaf$ geigte fidj bereits im Söinter Don 1524 auf 1525 faft 
Überaß eine gewaltige ©älfrung unter ber SöeDölferung. 2tn Dielen 
Orten prebigten fd^on mehrere $al)re ^ßräbifanten „bie neue £eljre'', 
welche fobann Don ben dauern in iljrem (Sinne gebeutet mürbe. S3e= 
reit£ üflitte Januar 1525 lub ber faiferlidje Unteroogt ftafob Don 
üftoeräperg bie 10 ©täbte beS (SlfaffeS gu einer Söefpredmng nad) 
Hagenau ein, ba „ber 93unbfd)ulj Don neuem fein ^paupt ergebe unb 
biefeä üftal bie (Empörung gegen jebe Autorität ftd) im Manien be§ 
©DangeliumsJ ausbreite". Sludj mar e§ bem Sanboogt gu Ojren 
gefommen, bajj ber gemeine Sttann ftdj oerneljmen tiefe, er motte 
feine 3inf* n unb 3el)nten nie ^ r galten, ©benfo müffe man mit 
ben ffrronbtenften unb anberen £etjtungen ftiße fielen. 2)ie an» 
gefegte Tagung erfdjien toegen be8 broljenben „SBunbfdjuljS" g. $3. 
ber (Btabt (Solmar fo bebeutfam, baf$ fie ÄaiferSberg, ba8 fidj 
nic^t burdj eine SSotfdjaft Dertreten (äffen rooüte, brieflich ben 
SRatI) gur S3etb,eiügung gab. 9luf ber Tagung, bie @nbe Januar 
ftatt fanb, braute ber i'anbDogt Imuptfädjlicfy brei fünfte gur 
©pratfye. 3)er erfte betraf bie ftorberung Dieter ©emeinben nad) 
einem <ßräbifanten, bie ilmen ba§ Sßort ©otteS rein unb lauter 
prebigen fonnten. ©obann regte er bie ftrage an, ob man mcfyt 
bie beginnenbe ©emegung, beren £ragmeite er einfalj, fd)ärfcv 



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— 04 — 



beobachten foHe, unb ob brittcnö bie ©täbte bereit wären, mit 
bewaffneter $anb eintretenben $atle§ ben l'anboogt ju unterjtt't|en. 
Ta bie ©efanbten feine Vollmachten Ratten, um hierüber bin* 
benbe $ufagen gu geben, fo traten Vertreter ber <Stäbtc einige 
Sage nachher in (Strasburg jufammen. Xie meiften waren bev 
9lnficf)t, bajj man bev ^orberung nach tüchtigen ^räbifanten ent* 
fprecf)en foüte. 2Bo ein ^riefter al§ untauglich erfunben würbe, 
fofle mau anftatt beffen einen „frommen, ehrbaren, oerftänbigen 
^ßriefter mit ehrlichem 2Befen" einfefcen, bamit er ba§ (Soangelium 
oerfünbe. mit einer fchärferen ^lufftc^t über bie Bewegung 

war man einoerftanben; bod) gu einer bewaffneten §ilfe wollten 
fte fid) nicht oevpflichten. ©ie meinten, ber Sanbbogt fönne fict) 
Sucrft einmal mit bem ^ßfaljgrafen £ubwig, bem SMfchof oon ©peier, 
ber Regierung in @nfi§ljeim unb anberen ^crrfc^aften in8 benehmen 
fe^en; fobann fönne man barübev weiter bevathen. ©nbgiltig 
entfcr/ieben über biefe fragen fotttc erft ben 6. Februar in ©traft* 
bürg bei einer neuen Verfammlung werben. ÜDort foflte bie 
Antwort für ben £anboogt feftgeftetlt werben. SBelctyen 93cfct>cib 
ber (entere ermatten $at, ift au8 ben mir jugängtichen Duellen 
nio)t beutlidt). ^ebenfalls beruhigte er fidt) babei nidt>t unb lub 
auf Xonnerjhg nach Sätare, b. i. ben 30. ütfärj, oon neuem ju 
einer 93erfammlung ein. §ierju waren außer ben ©täbten auch 
Diele dürften, wie ber Äurfttrfi ton ber ^falj, ber 2Karfgraf oon 
Söaben, unb anbere Herren aufgeforbert worben. bereits war 
aber bie ©efaffr fo brohenb, bafc eine (Sinigfeit nicht mehr t)ev* 
aufteilen war. ^falg befchicfte ben Sag gar nicht; ber SMarfgraf 
oon 33aben liejj erfläven, man foQe fetnethalben nicht weiter 
fjanbeln, unb bie ©efanbten ©trajjburgS, welche feine Vollmacht 
„ ab gufchlieften" Ratten, theitten mit, bafe ©trafeburg jwar bereit 
fei, bei einem Aufruhr gegen bie 93iüigfeit unb ba§ ©ort ®otte8 
auä^ugiehen, aber wenn etwa« UnbiüigeS gegen ben armen ütfann 
oorgenommen werbe, wollten fte e& anbere ausrichten laffen. ©o 
oerliefen bie Söerhanblungen refultatloS unb „bie ©adje würbe 
®ott befohlen". 

$er §agenauer Sag geigt, wie ratt)lo8 bie meiften £>brig* 
feiten ber Bewegung gegenüber ftanben. ^nbeffen bauerte e« 
trofcbem noch einige $eit, big e8 gum offenen Aufruhr fam. 



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- 65 - 



3m mittleren ©tfa§ begann btc ^Bewegung guerft in ber ©egenb 
oon Obereljnljeim unb bem Dbittenberg l ). ©d)on im %i- 
bruar beS^a^reS 1525 tratljter Clement ft itQttx, ein ©ärtner 
auS ©trafeburg, als ^ßrebiger auf unb oerfammette auf ben liefen 
t)on @t. £eonf>arbt ein jafytreidjeS ^ubtifum um fia) 2 ). ©in* 
labungen oon (Sinmofynern ju £>berel)nfyeim unb SöernarbSroeiter 
folgcnb, prebigte er audj bei lefcterem ÜDorfe. üftun oerfammelte 
ber 9ftatf} gu Dbereljnfyeim bie Vertreter ber ©emeinbe, unb eS 
!am ber Söefdjlujj gu ©tanbe, bafc ber ^rebiger Dom ©ebiete ber 
<2tabt ftd^ fern gu Ratten fyabe. $l(S trofcbem Clement 3i c fll cr 
eine weitere SBerfammlung abmatten wollte, mürbe biefelbe mit 
Gewalt auSemanber getrieben. ©leid)geitig befdjwerte fidj Ober* 
efynfyeim bei bem SRattye ju ©trafcburg über 3iegter, unb ber 
<3täbtemeijter Söernljarb SBormfer antwortete, bajj Strasburg 
feine gange Autorität aufbieten mürbe, um ben unbequemen *ßre^ 
biger, unter Berufung auf feinen ber ©tabt geteifteten 93ürgereib, 
gur fRüdffc^r nad) (Strasburg ju bewegen. 

Slber wenn man and) ben Urheber ber Bewegung abrief, 
ber oon ifym auSgeftreute (Samen war auf frudjtbaren ©oben ge* 
fallen. $n ben legten £agen beS Februar fammette fid) ein 
$aufe aus SRoSljeim unb £)bereljnf)eim unb bebrofyte baS $Iofter 
Xruttenfyaufen , worauf übrigens ber SRatfj beiber ©täbte eine 
Unterfudjung gegen bie £ljeilneljmer einleitete, Sludj in SRoSfyetm 
Ijatte (Clement ,3ieg(er geprebigt unb babei ben £eyt ju ©runbe 
gelegt : $ltte ^Sflanjen, bie mein fytmmüf^er SSater nidjt gepflangt 
Ijat, foflen ausgerottet werben. Unter biefen fangen oerftanb 
er bie ERöndje unb Pfaffen, bie tobtgufdjlagen er feinen gufybrern 
anriet^. ÜKitte SDfärj oerbreitete fi<$ plÖfclid) baS ©erttdjt, ba§ Der* 
fcfyiebene ©emeinben in ber ©egenb beS ObUienbergeS bie $tbftdjt 
Ratten, bie ÄtÖfter £ofyenburg, Sftiebermtinfter , Jrutten« 
Raufen u. a. ju überfallen. StlS ber faifertiaje $icefanjler 



1) V. Guerber Histoire politique et religieuse de Haguenau 
1 199. (Slötfler ©efd). b. SBiStljumS «Strofeburg I 358. 

2) SSergl. aud) nod) SB. %. 9tö$rtd) ©ejd). b. Deformation im 
t5t|a% (Strafeburg 1880) 1 284. 

£artftlber, ©ef$ic$te be« »auernfrieg*. 5 



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- 66 — 



9?ifo(au3 3^9^ 1 )/ oer neue & err °on Söarr, baoon fyßrte, »er* 
bot er feinen Untertanen auf baS firengfte, bie ©renken feines ©es 
bietet gu ttberfdjreiten ober einen ^ßräbifanten, gleidwiel ob weit* 
liefen ober geiftlio^en ©tanbeS, »rebtgen gu laffen. £rofebem 
erfc^ten balb nad)fjer, ben 2. 2löril, ber fd)on erwähnte ©trafc* 
burger ©ärtner ßlement 3iegler in $ eil igen fte in. £)a er bie 
$ir$e oerfdjloffen fanb, gog er auf ben $ird$of, wo ficfy bie 
ÜJienge um tljn fammette. 211$ 9?itolau§ 3^ c 9^ er baoon Äunbe 
erhielt, gab er ben 93efef)l, einen gewiffen Seon^arb ©rurfer oon 
^etligenffatn, welcher im Verbaut jknb, ben ^ßräbifanten f/erbet* 
gerufen gu fyaben, in8 ©efängnifj gu werfen, unb al§ biefer fidj 
ber ^eflne^mung burd) bie %iud)t entgog, ließ er einen anberen 
©tnwofyner oon $ei(igenflein fefhteljmen, »eil er mit ber ©lode 
bie SSerfammtung gufammengerufen fyatte. 35a entftanb am fol* 
genben £age eine allgemeine ©rfyebung, an ber ftd) befonberS bie 
(Einwohner oon SBoerfdj, Ottrott, (St. Sflabor unb SöernarbS* 
©eiler beteiligten, ©ine Hauptrolle babei fpielte ein ©trafjburger 
93ürger, ber SEBirtlj gum tiefen Heller. Sludj gefeilten ftd) Un* 
jufriebene au§ ben Vorftäbten oon Oberefynljeim gu bem Raufen. 
(Jbenfo nahmen bie 33ewol)ner be8 na^en £)orfe$ $)orti8f)eim, 
meld)e§ ber <£tabt Strasburg gehörte, eine broljenbe Haltung an 
unb erflärten, fte würben nötigenfalls bem Raufen gu §ilfe 
fommen. SDic $ufftänbifä)en, welche feljr oerfdjteben bewaffnet 
roaren, fammetten fid) bei §eiligenftein unb brauten bafelbft bie 
Wadjt gu, um große $euer gelagert. SDen folgenben Sag {durften 
fte 12 ©efanbte an 9?ifolau§ Qk^kx mit ber gorberung, ben 
©efangenen frei gu geben unb oon einer Verfolgung beS flüchtigen 
©rüder abguffeljen. $>a 3"9^r über feine namhafte 2tfadjt Oer* 
fügte, fal) er ftd) genötigt nadjgugeben. $>urd) biefen ©rfolg 
ermutigt, festen bie 12 Vertreter gu bem Raufen nad) ^eiligen* 
jtein gurüd. £ier würbe ein „föing" gebilbet unb ein S3unb 
befduooren, worauf ber gange &aufe nadj Ottrott gog, wo als* 
bann bie enbgiltige Organifation oorgenommen würbe 



1) Qx war aud) Sanbbogt in Sdjtt>aben. 

2) J. Gyss Histoirc de la ville d'Obemai I 348. 33 irrt 9tr. 1Ü2. 



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- 67 — 



3>er SRatlj Don Obereljttfyetm beobachtete biefe Vorgänge auf 
baS forgfättigjle unb tljat feinerfeitS aQe3 r um bie ©inioolmer Don ber 
£f)eUnat)me an ber Bewegung fern ju Ratten, ©ine Söurgerfdjaar be= 
fefcte bie 93orßabt, in toeldi>er bie Anhänger ber ^Bauern tootmten. 
£ro$bem meinte SftfolauS ßiegler, bie ©tobt Dberetynfjeim für bie 
Vorgänge ju $ei(igenfiein DerantmortÜct) machen $u müffen. ©djon 
ben 25. 3J?ärj mar ber Unterzogt %atob Don SDfoerSperg in Ober* 
efmfyeim erfdjienen, um mit bem föatlje ber ©tabt bie jtoeefbien* 
liefen SÜftafjregetn gu befpreeffen. SWadj ben Vorgängen Don 
§eiligenjlein erfdjien er Don neuem, unb an ben nun ftattfinbenben 
Serattyungen, bie brei £age bauerten, nahmen aud) ^afob Don 
Oberfirdj, ber §ofmeifter be3 Söifctyofä Don ©trajjburg, SBolfgang 
Don i'anbSperg unb •ftifolauS diegfer 2^il; naefy beren 33een* 
bigung begab fld> ber Unteroogt aldbatb nad> 93ernarb8toeUer, 
um bie (Sinmoljner ju iljrer ^ßflidjt jurttcfyufüljren. 3lber fdt)on 
ben 10. April ertönte bie ©turmglocfe Don SSernarbStoeiler Don 
neuem unb rief ju einer 93erfammlung auf ber fogenannten §aart. 
(£§ tarnen meljr at§ 400 3Jienfdt)en gufammen unb biteben bis 
$um folgenben £ag bei einanber; ftc trennten ftdj erfl, nadjbem 
ber Söefdjlitü gefaxt toorben, auf SDftermontag, ben 17. April, 
Don neuem jufammenjufommen. AIS ber SRatlj Don Cber* 
e^n^eim bie Unbotmäjjtgfeit feiner Untertanen falj>, roanbte er 
fid} an ben faiferlidjen Unteroogt oon 2ftoer8perg, ber in einem 
frf)arfen (Schreiben bie SÖernarbSmeiler an bie ifym perfönlid) ge« 
gebenen Besprechungen mahnte unb unter Anbrotmng Don ftrengen 
©trafen Derbot, an ber geplanten Berfammlung Streit ju nehmen. 
£rofcbem fanb am Dftermontag bie SSerfammlung ftatt, unb tytx 
würbe ber folgenf etymere 93efd)luj$ gefaxt, mit bem Raufen bei 
Dor(iSb,eim eine Bereinigung einzugehen, melier baburd) auf 
mehrere £aufenbe ann?uc§8 unb aläbalb bie Abtei Altborf überfiel 

$)er £anboogt oon Unter*@lfafe fyatte noch oor ber jmeiten 
Berfammlung am 12. April an ben 9iatlj oon Strasburg in 
biefer Angelegenheit gefdjrieben unb tlm gebeten, feinerfeitS bie 



i) 93ergl. meinen Slufjc^ in ben „Sorfchungen j. beutfef). ©efäi^tc" 
XXIII 232, 



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— 68 — 



£)orli8ljeimer Untertanen üon bem Hufftanb abgalten, aber 
bie Semütyungen beS SRatljeä ermiefen fidj als erfolglos 1 ). 

©in anberer Söanern^aufe fammelte ftd) inSarr, ofyne ba§ 
ÜftitolauS 3^ e 9^ er e $ tyinbern tonnte. $lm Dftertage befdfytoffen 
bie 3lnfttljrer beSfetben, baS ^riorat Xruttenfyaufen gu über* 
fallen. Ü)te 9)?önd)e, bie bei 3 e ^en oon bem 9lnfd)lag Äunbe er« 
hielten, fonnten nodl} entfliegen, unb ber Sauernljaufe machte nun 
bie oerlaffenen ®ebäube gu feinem ©eneralquartier wie ber anbeve 
ba& Älofter Slltborf. ©ine Heinere ©d^aar lagerte fidj bei 3t. £eon* 
Ijarb unb bem ^ßriorate ffctbfirdf>; aud) bie Slbteien §ol)enburg 
unb 9?iebermünfter Ratten gleiches ©djidffal. Ringsum tauften 
Sauernfdjaaren auf, fo bafj balb bie ganje ©egenb in ben ^änben 
ber $lufftänbifdi>en mar. ÜDie Sttöndje unb Slbeligen Ratten fidfy 
größtenteils nadj Dberefynljeim geflüchtet unb hinter beffen fejien 
dauern it)rc SBertljfadjen unb fonftige §abe in ©idjerljeit ge* 
bracht. ÜJttt gierigen Slugen blitften bie Säuern oon ben Sergen 
nad) ben fdjü^enben Stljürmcn unb SDtouern, fyinter benen bie be- 
gehrten ©cfyäfce lagen. ÜDa mürbe moljl manage fedfe fRebe laut 
mie: „©efyt tfyr bie Stürme bort! (Sie merben balb abgebrochen 
unb eben merben. Unfere sperren merben niemanb meljr inS 
SRarrentyäuSlein legen. $>te Herren auf ber $errenftube foH man 
gum iJenfter ^inau§»erfen; mir aber moüen sperren merben. 
9J2it bem ©öangelium in ber £anb mirb ftd) atleS machen (äffen. 
2öer jefct Surgermeifter tfit, ber mirb nidjtS, unb mer 3 un fc 
metjter, ber mirb faum ein ©affenfnedjt" 2 ). 

Son ben Serfudjen, meiere bie Sauern matten, um bie 
©tabt in ifyre ©emalt $u befommen, mirb in bem folgenben 
5lbfd)nitt get)anbelt merben. 



t) SBtrrf 9h. 193. 

2) ®n c a. O. I 853. 



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< 



— 69 - 

10. Die fjttitfen mm 3ttenweiler, Srntietttiaufen tmb 

Gbersjjeimmänller. 

£rutten^aufen mar eine %btti bei #eiltgenftein, unweit 33arr, 
meldte, im 12. 3flf>rfyunbert gegiftet 1 ), einft ton bebeutenbem 
s Jtetd}tf)um gewefen, aber im 16. ^aljrfyunbert burd) fd)led)te 
2Birtf)fcfyaft unb anbere Umjlänbe in ifyrem Vermögen jiemlicfy 
fyeruntergefommen mar. Söebeutenber noc^ mar bie alte Stbtct 
©berSfyeimmtinfter, in ber (Ebene awifd^en ©cfjlettjtabt unb SBen« 
fetb gelegen 2 ). Der britte Ijier in Setradjt fommenbe Ort mar 
Littenweiler, ein am $lblmng ber $ogefen gelegenes Dorf jwifdjen 
ben jwet Älöjtern, beffen ehemaliges $lofier feit 1463 mit £ruttens 
Raufen »ereinigt mar 3 ). 9?adj biefen brei Orten ftnb Raufen 
oon dauern genannt, bie batb getrennt auftreten, batb aud) 
mieber als ein gemeinfamer $aufe erfdjeinen. Sei ber jebenfattS 
nur locferen Organifation ber Sauern mar eine jeitwetlige Söer* 
einigung ober Trennung, wie eS gerabe bie Umßänbe »erlangten, 
mdjt mit ©djmierigfeiten oerbunben. 

2ÜS Hauptmann beS Raufend »on ^ttenmetter erfdjeint in 
ben ©(^reiben 3 at $ a *t fl 8 ©enget; Hauptmann ju Xrutten* 
Raufen mar Submig 3 i c 9 1 c r unb neben ifym wirb no(Jj ©eorg 
©ergenmacfyer genannt. $)er größte 2^eil biefer ©djaar bürfte 
fc^on an ben Vorgängen ju ÜDorliSljevm unb $lltborf beteiligt 
getuefen fein 4 ). 5118 lefctere Slbtei „auSgegeffen" mar, trennte 
ftdj bie ©djaar, unb wäljrenb ber größere Xfyeil unter ©raSmuS 
©erber »orerft nodj in $ltborf blieb, bann fid) gegen SRorbweftcn 
manbte, gogen bie erwähnten §auptleute mit iljren beuten gegen 
©üben unb ©tibmeften ab. ©cfyon ben 27. Slüril fonnte 9?tfolauS 
3iegler $u 33arr an ben Obriftmeijter Ulrid) SBirtner ju fjreiburg 
»on biefer Trennung berichten 5 ). 



1) ©Iödtler ©cfd). b. »tlt&umS ©trafcburg II 485. 

2) o. O. S. 243. 

3) «. a. C. ©. 487. 

*) Sergt. barüBer „ftorfdjnngen 3. beittfö. ©eftt)." XXIII 225. 
5) Streiftet 9lr. 192. 194. 



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— 70 — 



^auptpcd war, neben ^ßlünberung ber ermähnten unb 
anbern Älöfhr ber ©egenb, befonberS ber, bie (Stabt £>berelmljetm 
in ifyre ©etoalt ju befommen. 

9?od> elje bie eigentlidje Hufforberung üon ^tltborf eingetroffen 
mar, ^atte ftdj ber fRat^ üon £)berelml)eim, bereits ben 21. Slpril, 
nadj ©trafjburg um föatlj gemanbt 1 ). Balb erfdjienen audj bie 
Boten beS Slltborfer Raufen» unb ©erlangten, ber 9latf> fotle 
Beoollmächttgte „mit üofler ©ernaU" an fie abfanden. $n Sllt* 
borf ©erlangte man üon ben ©efanbten, bie ©tabt foUc bie 
SDiöndje unb ©eiftlidjen, bie fidj in biefelbe geflüchtet, ausliefern, 
ebenfo bie ©üter unb allen Befty ber Softer, n>ela)e bafelbft 
niebergelegt toorben, ben Bauern bie Xtjore öffnen unb in tyre 
Bruberfa^aft f$tt>ören. %m ftalle ber Steigerung mürbe ber 
@tabt bie Belagerung angebroljt. 

5lm ©amftag nad> Oftem, ben 22. Slprtl, fdjicfte Submig 
3iegler, oom Raufen ju £ruttenl>aufen, ein ©^reiben, morin er 
ftd) als Hauptmann „mitfammt ben djrijitidjen Brübern" be* 
Seidmet. £er Eingang Hingt fe^r biblifa?, eS ift ba bie tRebe 
oon bem „2obe ©otteS unb ber ?iebe beS Sflädjften", bafc jefct 
üon ©ott bem $errn baS £idjt lieblid) ^erbringe u. bgl.' 2 ). 3um 
©ctyluffe mirb fobann bie Auslieferung beS ÄlofterguteS oerlangt, 
M eS fei SBein, $om ober anbere ßlemobe, nichts ausgenommen, 
flein ober grofe*. $)ie gleite $orberung (teilte ber §aufe bei 
Slltborf, offenbar in Berabrebung mit bem anbern. 

5118 Jebod} Obere^n^eim ben Bauern ben SEBiflcn nid^t tljat, 
befonberS aud) beSb,alb, »eil bie ©tgentljttmer ber begehrten ©üter 
baS ©trafcburgcr Bürgerrecht Ratten, traten ©raSmuS ©erber 
unb anbere $auütleute in bem Äapitelfaal $u Xruttenljaufen 
m%enb ber legten Sage beS Styril ju einer Beratung &u= 
fammen, unb eS mürbe einftimmig ber Befdjlujj gefaxt, oor Ober* 



l ) 93ircf «Rr. 208. 

2; Gyss (Hist. d'Obernai I 356) berwetft wegen ber tljcologifdjen 
(Einleitung borouf, bafc (Element 3i<öl« f)ier geprebigt l)at unb ber 
£aufe öon Xruttenljaufen bie S)eoMe füfjrte: „Goangeltum, (J^rifhiS unb 
Clement Regler". 



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— 71 



efynfyeim ju jic^cn, bic Auslieferung ber Älofiergüter ju Der* 
langen unb im SöeigerungSfatl feinen «Stein auf bem anbern ju 
laffeit. ftür Dberelmfyetm mar bic ©efa^r um fo größer, als in 
ber ©tabt Uneinigfeit fyerrfdjte. „SBann mir einträchtig in unfer 
©tabt wären/' fd>rcibt ber SRatfy md) ©trafeburg, „wollten mir 
unS ofyne S^if** f° Da * D n "^* erfdjrecfen taffen." Daju fam, 
bafc bie meiften ßlöfter, beren ©titer in ber ©tabt lagen, baS 
AuSbtirgerredjt ju ©trafeburg befafen unb man beSljalb im Au3* 
IteferungSfaüe baS ©infdjreiten (Strasburgs gegen bie ©tabt be* 
fürchten mußte. 2>er SRatlj bat beSljalb in einem ©^reiben Dom 
1. Sftai bie ©tabt ©trafeburg, fie möge bod) wegen ber „ßlojter* 
unb ^ßfaffengttter" an bie Bauern ^reiben 1 ). 

3n ben erflen Sagen beS SDiai richteten bie Raufen Don 
Sttenweiler unb Altborf neue Drohungen gegen Oberetjnfyeim, 
unb inSbefonbere »erlangte ber Altborfer £aufe eine entfdnebene 
Antwort, unter §injufügung ber ©rflärung, fonjt mit 40,000 3)iann 
oor bie ©tobt ju jieljen. Der SRatfy wanbte fidj nadj allen ©eiten, 
an Derfdjiebene ©täbte unb ben Unteroogt Don SKoerSpcrg, um 
$ilfe, aber überall würbe berfetbe Befdjeib gegeben, bafe man 
felbft bebrängt fei unb nidt)t Reifen fönne. ©trafeburg antwortete, 
bafe Obcrefjnfjeim um jeben *ßreiS treu bleiben muffe, unb betonte 
nod} aufeerbem, bafe bie Abteien $oljenburg unb Sfliebermünjter, 
beren ©üter in £>beret)nt)eim lagen, ©trafeburger Bürgerrecht 
befäfeen unb ieber Berluft berfetben bie ©tabt felbft treffen würbe. 

Die bebrofyte Sage ber ©tabt war fo befannt, bafe ftdj mef>r* 
malS baS ©erü$t Derbrettete, Dbereljnheim fei in bie $änbe ber 
dauern gefallen. Der föaty tljat übrigens atteS, um bie ©tabt 
oor biefem ©djieffat &u bewahren. @r lieg bie Stauern auS* 
beffem unb mit ©eföüfcen Derfe^en, erforfc^te burety jatjlreidje 
$unbfdjafter bie Bewegungen unb pane ber Bauern unb blieb, 
wenigpenS jum jEt)etl, in Sßermanenj auf bem föattyljauS. Aber 
nidjt btofe Don aufeen, audj Don innen brofyte ber §cinb, unb eS 
mad)te ni^t geringe 2Hu^e, bie Unjufriebenen im 3 aumc 5» 
Ratten. BefonberS fdjwierig war baS nafye Dorf BernarbSweiler. 



i) SBtrcf 9lr. 243. 



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72 



Xa motten bie dauern gu Anfang beä StfonatS ü)?ai (Srnft 
mit ib,ren Drolmngen. (58 fammelte ftd) eine bebeutenbe @$aar, 
bie gut mit ©efcfyüfc unb ÜRunition oerfeljen war, um bic <5tabt. 
3unäd)fl gab £)beretyn1)eim 9?ad)rt<$t baoon nadj ©tra&burg, benn 
fdjon auf ben 2)iorgen beä 7. 3Wai mufcte ben Sauern ein 33c* 
fc^eib gegeben »erben >). ©letdjjettig toanbte ftc§ Oberefynfyeim 
nod) einmal in feiner SKotb, an ben 2anboogt üon 2WoerS»erg, 
ber jebo$ leine $ilfe kiften fonnte. ©r erteilte ben töaty, für 
ben %aü, bafc man fapitutiren müffe, bodb, toenigjlenS Sebingungen 
gu jMen, feie fie bie (Stabt &abtxn injroifd^en oon ©ra8mu3 ©erber 
erzwungen Ijatte, unb legte gu biefem «3©ecfe eine ©opie ber 
gaberner Kapitulation bei. Den 19. üflai oerfudjten bie dauern 
in ber Dfyat einen Angriff, ber aber glüdlidj abgeflogen tturbe. 
Da oeränberte ftdj plöfclic^ bureb, ba8 ©rfdjeinen beä lotr^rtn* 
giften Speeres bie (Situation mie mit einem ©djlage. @t$on am 
20. 2Rai jogen bie ?otbjtnger unter ben Stauern oon Obereljn* 
f)eim oorbei. Die dauern aber Ratten ftc^ bei bereu Slnniüjerung, 
eiligft na$ ©üben gemanbt 2 ). 

Slufjer ben Säuern oor Oberefynfyeim Ijat befonberS ber 
$aufe oon ^ttemoeiler in bejtänbtgen Serttricfelungen mit 
(Strafeburg gelebt. Die Sauern Ratten bie ©beln oon 
Slnblau, meldte ©trajjburger Sürgerrecfyt befafen, unb SBotf* 
gang SReb, Pfarrer ju Dambad), bebrobj, unb ber SRatb, mujjte 
au bie in Slltborf gegebenen 3»f«9cn erinnern, »orna$ bie Säuern 
bie ©trajjburger Sürger fronen wollten. SRatürlid} fMte 
3a$aria8 ©enget jebe f einbüße Stbftdjt in Slbrebe, oerfta^erte 
fogar im ©egentljeil ben angeblidj Sebroljten ju $ilfe fommen ju 
wollen, wenn Urnen jemanb ©ewalt antyun mürbe. 3lu$ bitten fte 
einanber gegen feinen SBiöen in tyre Srüberfdjaft gezwungen. 
„Denn wer nid)t gern oon be8 ^eiligen ©oangeliumS unb be& 
cfyriftlidjen ©laubenä willen bei un8 ftefyn unb galten will, bem= 



1) SHrdf «Hr. 259. 

2) Cbereljm>im fjat, abgelesen öon t>en £auj>ifd)ulbigm, bie dauern 
nadj bem Kriege fef)r milbc befjanbelt. Sergl. barübfr o. a. C. 
I 361. 



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— 73 — 



[elbigen foll mit gutem ÜÖMllen Don und gu jiehen erlaubt (ein", 
fchliejjt ba$ ©abreiben '). 

DaS $lofter Sin Mau, meiere 8 ebenfalls ^Bürgerrecht in ©trafj* 
bürg befafj, ^atte 14 §uber SBein in feinem §of gu 33arr liegen. 
^o^anneS ^ßtünctel, (Schaffner ber $lebtiffin &u 2lnblau, benach* 
nötigte am 28. Süril bie ©tabt Strasburg, bog ber Sein« 
oorrath bebroh t fei unb ber SRatlj fülle fid) mit bemfelben für 
bie 200 fl. bejaht machen, welche er bem Älofter geliehen habe. 
Diefer ^ßlan bürfte fdjtoerüefy gelungen fein; e§ fcheint, bafj bie 
Sßauern baoon $unbe befamen, benn ber §anptmann ?ubtt)ig 
3i^g(er fdjrieb am 2. 2)Jai nad) 33arr, man foße baS in ber 
©tabt liegenbe ©ut beS $loßer3 Slnblau meber abfahren nodj 
oerfaufen laffen 2 ). 

$luch in einem anbern fjaöe fügten fid} bie Söauem ber 
©tabt «Strasburg md}t. 3)er SRath i)atte fich be$ 2lbte§ gu 51 (t= 
borf unb w be8 JpaufeS ju @tcf)hoferi w angenommen. 3 a 4 a ^ a ^ 
©enget beantwortete aber am 30. Sloril ba8 ©abreiben ©trafj* 
burgS bahin, ber Raufen Ijabe einftimmig befchtoffen, bem 93e* 
ge^ren be8 SRatheS nic^t $u entfpredjen, ba ber Slbt ju Slltborf 
„oor bem Ueberjug" nicht ©tra&burger S3ürger gemefen fei. £a§ 
§au$ gu ©idjhofen foQe aßerbingS nicht abgebrochen, toofyl aber 
„bem £)orf unb anbern ju 9fufc" oerfauft unb bem gellen Raufen 
für bad erlöfte ©elb Rechnung abgelegt »erben. SBäre ber Slbt 
oor^er ©trafjburger Bürger getoefen, fo hätte man ilm unbe* 
leibigt gelaffen 3 ). Sehnlichen Söefdjeib mufjte fich ber SRath auch 
»egen eines ütfaierhofeS be3 ÄlofierS Slnblau gefallen laffen, be* 
treffe beffen gacharta« ©enget ben 5. 9ttai antwortete, berfelbe 
mürbe toeber abgebrochen noch oerbrannt, fonbern oerfauft, „mie 
man fonfi gethan hätte" 4 ). 

Ueberhaupt machte baS Älofter Slnbtau bem ©trafjburger 
SRathe oiele 9?oth. &mx\t *J atten öic $«ifen oon Sruttenfjaufen 



i) SHtd SRr. 223. 
SBird 9lr. 228. 

3) SHrd 9tr. 240. 

4) 93trd 91r. 254. 



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- 74 — 

unb $ttenroeiler baäfelbe unter Slnbrotmng ber Sßlünberung in 
ihren 33unb fingen wollen unb waren nur mit 9D?ü$e buref) 
(Strasburg oon ihrem Unterfangen abgehalten morben. £)a richtete 
am 5. üftai Äunigunbe oon SReinad), bie Stebtiffin be8 ßlofkrS, 
einen neuen Hilferuf nach (Strasburg. Die ju ©berSheimmünfter 
liegenben dauern waren t>or bem ßlofter erfa^ienen unb wollten 
bem (Stifte bog @cb,idfat anberer Älöfkr bereiten, gwar hatte 
ber £aufe üon (Sber8heimmünfter, ber fieb, urfprünglich bei Dam* 
bach unb ©üfidj gefammelt hatte '), einige £age oor^er nach 
Strasburg berietet, man jminge niemanben mit ©riefen ober 
SBorten $u ihrem Raufen. 9cur bie frei 3uftrömenben würben 
buret) einen ©ib auf bie Ertifel oeroftichtet, meldte man ihnen 
oorher funb gebe. 2Ber bie Slrtifet nicht annehmen wolle, bfirfe 
unbehelligt abgießen, Die bebro^te SIebtifftn bat am 5. 2)im ben 
$ath, er möge eiligfl einen ober jwei ®efanbten au8 (Strasburg 
feejiefen, um mit ben 33auern ju reben, benn fte beforge, bafc ein 
(Schreiben wirfungSloS fein werbe 2 ). 

Sludt) wegen 33enfelb, baS mehrfach oon ben S3auern be* 
bror)t würbe, ^atte Strasburg mancherlei (Schwierigfeiten, um eS 
ju fthüfcen. On biefem ftaüe war übrigen« bie ST^ätigfcit beS 
tRatheS oon ©rfolg gefrönt 3 ). 

Der $aufe üor (SberSheimmünfter l>attc Hambach unb 
©üfich heimgefucht unb bann feine 33oten in ba3 iRicb gefchieft. 
Die dauern oon Sebent, 33alfeenheim unb anbern Dörfern 
hatten ebenfalls ju bem Raufen gefchworen. Unter bem Ober* 
befehl oon SBolf SBagner oon ^^etnau mucb,8 ber Raufen big 
auf 2000 an unb lagerte fidj ju <Sdfc)erweiler unb Dambach 4 ). 
SBeitere Unternehmungen beSfelben werben in bem folgenben 9lb* 
fchnitte berührt werben. 

t) Alsatia 1854/55 <5. 149. $a§ 9lu§i$retben toon 2Bolf 
SÜngner, bem Hauptmann biefe§ $aufen§, fleht Alsatia 1852,53 
®. 230. 

2) Sit* 9lr. 225. 254-256. 

3) »iref Nr. 241. 265. 

4) Alsatia 1854/55 3. 152. 



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— 75 - 



11. Die ijerrfdjaft Kapoltftein. 

„2)runten im £fjale, am $uj$e be§ 33erggipfel§, auf roeldjem 
bie brei ftattli^en Burgen SRappoltfUin einft fo ftolg tn§ £anb 
fyineinf Rauten, liegt, umgeben üon grünen 9tebt)tigeln, baS alter* 
tfytimlidje ©täbtdfen SRappoltäroeiler, bie einfüge $aupt* unb 
s Jieftben$ftabt ber eblen fürftdjtigen unb gefkengen Herren Don 
SRappoltftein" 3m 16. 3af>rr)unbert mar baS ©täbtdjen 
mit dauern unb türmen roofyl bewehrt; brei moljl befejtigte 
£fjore führten inS ftrete. 3 ur 3«* oc & StuSbrua^S ber 93auern- 
bemegung fafj im $errenl?aufe ber ©tabt ber eble Ulrid} oon 
SRappoltfiem, ber ©o^n SBifljelmä oon SRappoltftein, be§ oft* 
reidjifcfjen Sanbüogteä in £)ber*(5lfafj, unb führte an Stelle beS 
abmefenben 93ater8 unb 33ruber8 bie Regierung. Ulrtdj, welcher 
bie gange Söauernbemegung in bem ©täbtdjen miterlebte, Ijat feine 
©rlebniffe in biefen ftürmifcfyen £agen fpäter aufgezeichnet, unb 
biefem Umftanbe »erbanfen mir e§, bajj mir über bie Vorgänge 
in unb um SRappoltSmeiler gut unterrichtet ftnb 2 ). 

£ie $unbe Don ber 93aueranfammlung gu Slltborf mäfjrenb 
ber £)ftergeit mar audj nad) föappoltöroeiter gebrungen unb Ijatte 
bie 33eDölferung aufgeregt, Sludj maren manche Ungufriebene 
aus ber ©tabt nact) SUtborf gegangen 3 ). 55a liefe am üttorgen 
be8 <5t. ©eorgentaged, ben 23. 9lpril (e8 war ein ©onntag), 
Ulrid) oon SRappoltflein ben ©tabtfdjaffner unb einige 9tatfyä= 
mitglteber ju fid) befdjeiben unb trug tfmen auf, bafür gute 
©orge gu tragen, bajj fia) niemanb metyr au8 ber ©tobt ent* 
ferne unb gu ben ÜBauera fdjmöre. Sil« fpäter Utrtc^ eben gur 



i) 5Ratf) gebet Sie £errfd)aft NaMJoltftein <S. 2. 

V) tteber biefe ©arfteflung öergl. bie Utad&weije S. 2. 

3 ) ©o toor fä)on ben 17. Wpril ber ^interjajfe SJliäjel Dolberg ju 
ben ^Bauern gelaufen, bann ober wteber 3urüdgefef)rt unb braä) öon bem 
ff eller feines §aufe§ aus ein 2od) in bie ©tabtmauer, um bie dauern 
einjulaffen. 



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— 76 - 

Ätrdje gehen wollte, erfchien ber ©tabtfdjaffner 2eonharb Frachter 
»ieberum imb berichtete, einige 33ürger oon ber oberen ©tabt 
hätten ju fotdjen au8 ber unteren gefagt: „©obalb ihr gegeffen 
habt, fo taffet euch bei einanber auf bem Sflarft finben, ba wollen 
wir bie ©adt)en anfangen." Sluch fei oom Älofter bie Siebe ge* 
mefen. Ulrich orbnete nun fofort an, bafj bie „Weiterer ober 
Seinlänber" *) fich bewaffnet in baS Älofter begeben, bajj man 
ferner bie ©locfenfeile auf jog jur Verhütung oon ©türmen. tluch 
befdjieb er ©toffel 2KöÜer, Matthäus SKeber nnb Urban Reibet« 
berg in3 ßlofhr. $118 Ulrich jur 3eit be8 <ßrebigtläuten8 
eben bahin ging, fanb er biefelben nebft ben Weiterem fchon ba* 
ielbjt anwefenb. ©toffel TOÖer begann fofort ftch ju ent* 
fchutbigen, »ett er meinte, man motte ihn gefangen nehmen, ba 
er mit ben anberen ba8 Slbenbmahl unter beiberlei ©ejxalt ge* 
nommen hatte. 2118 ihn Ulrich be8halb beruhigte unb ihm mit- 
theilte, bafj er fie megen be8 beabfichtigten SlufjtanbeS berufen 
habe, erflärte Urban £eibelberg, er f) aDe xn feinem §aufe oor 
oieten bürgern erflärt, e8 gehe bie föebe, ber £anboogt 9Q3ttr)cIm 
oon föappoltjtein wolle noch biefe 9?a^t mit 1500 ^ferben 
fommen, bie ©tabt überfallen, alle ©inwoljner umbringen, unb 
er felbft h<t&e biefe SKittheilungen oon einem SBächter, mit tarnen 
Säpolin. SRadjbem ber ©tabtfehaffner biefe Angabe betätigt hatte, 
mürbe ber ©tabtwei6el beauftragt, ben SBächter Stöpplin auf bie 
Sürgerjtube ju führen, $aum aber mar ba8 befannt geworben, 
fo liefen etliche jufammen unb riefen, man fotle bie ©turmglocfe 
läuten unb SBaffen holen, ©obann »urbe Stöpplin bem SBeibel 
entriff en unb in bie Weuftabt geführt. 5118 ber Störm bis inß 
$Ioj*er brang, fthiefte Ulrich bie Weiterer ab, um ju erfahren, wie 
bie ©achen jiänben. (5r felbft begab fich mit einigen Slbeligen 
auf ben Sftarft, wo er einen Zty'd ber ©emeinbe oerfammelt 
fanb unb fie folgenbermajjen anrebete: „2BaS ift baS für ein 
i'ärm mit ben SBaffen? e8 wirb nicht gut thun, benn ich mag 
roohl leiben, bajj »er alfo jorntg wollt fein, brausen bei ben 



i) „@o ben getoetfwem öeroebenS laben müffen" Stat^geber a. 

o. O. @. 70. 



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- 77 - 

böfen dauern ift." 2>a erflärten bie ^Bürger, fie hätten gefürchtet, 
i'äpplin mürbe mit ber Holter befragt, big er ju ihrem (Begaben 
auSfage. Ulrich „entfdmlbigte" nun feinen SBater, ben $anboogt, 
unb ©erlangte, ba§ man ^äpptitt herbeibringe. £>erfelbe würbe 
auc^ gebraut „mit ©piefcen unb $arnifch" unb gab nach anfängt 
liebem „©tufcen" $u, ba{$ er bie aufregenben SBorte gefagt. 9?ad) 
bem ©emährSmann gefragt, moHte er e8 anfangs unter ber ÜDtefcig 
gehört haben, unb als ber 3Kefeger Sur eiblich auSfagte, bie bebent- 
liehen SBorte nicht gehört ju haben, erflärte £äpptin, e3 oon feiner 
ftrau gehört ju h a °en. 9ton nahmen ftd} einige au8 ber ©e* 
meinbe be$ Unglücflichen an unb baten, man fode ihm SSebenf* 
jeit geben. Ulrich aber ermiberte: „3hr SBürger, ba ihr fehel, 
bafc er niemanb fann anzeigen, fo hoffe ich, er h a b'B erlogen unb 
erbietet, unb hoffe, ihr fotlet nichts bamiber reben, bafj ich ihn 
lafe einlegen, bis er ftch weiter bebenft." Obgleich bie ^Bürger 
bamit nicht fonberlich einüerftanben roaren, mürbe £äpplin in 
ben „$äpg" gelegt, boch oerfprad) Ulrich ben ^Bürgern, er 
mürbe ihn nicht peinlich befragen, ohne bafj oon jebem Viertel 
ber ©tabt einer babei fei. SllSbann begehrten fie SBein auS 
bem $lofter, unb Ulrich lieg für jebeS Viertel ber ©tabt $mei 
Oh m flogeben. 

Slber fa)on um 3 Uhr famen bie auS ber £)berftobt miebev 
auf bie £errenftube unb fagten, ber ?äpplin w mög oerfürjt mer* 
ben" unb SDJarttn ©pörten habe biefelben SBorte gerebet. 3)e3* 
halb fotte man entmeber auch otefen (e8 mar offenbar ein cor- 
nehmer ^Bürger, ber ju Ulrich fydt) einlegen ober Stöpplin mieber 
frei geben. SBäljrenb Ulrich jeboch ©pörlen ju entfchulbigen 
f uchte, fam beffen ÄeHnerin in bie ©tube unb rief: „©näbiger 
§err, fie motten meinen $errn im $au§ tobt fragen." 3)erfelbe 
mar inbeffen in bie Äirche gefommen, oon mo ihn Ulrich h°^ en 
lieg. Unter lautem ©efdjrei mürbe er herbeigebracht unb be* 
fchulbigt, „imSReben" bie gefährlichen SSBorte gefprochen gu haben, 
darauf erflärte ber Ängefchulbigte, er fei bei -Uiartin §ol8* 
fdmeiber$ %xau gemefen unb habe luftige ©djmänfe gerebet, mie: 
Bärbel, euer $auS rnufc mein merben, ihr h<*bt oiel guten ©pect 
barin. ^Darauf fyabt fie ihm geantmortet: ©o muj$ euer $auS 
mein merben, morauf er gefagt fyabt: ich ^ orc / e $ kommen oiel 



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— 78 — 



Leiter in§ £anb, bie »erben uns [trafen. £>a§ Sllleä fei im 
(sdjerje gerebet morben, unb wenn man e§ anberS erfinbe, foöe 
man ifyn frrafen. 

Xtx erregte $aufe aber gab ftd) mit biefer ©rflärung ntdjt 
aufrieben unb befianb auf feiner ftorberung, entweber müffe man 
©pörlen aud> in8 ©efängnijj legen ober 2äpplin frei laffen. 
9?adj oielem ©efdjrei erflärte Ulridj Don SRappoftftein: „(So if>r 
barum bittet, min id) fäpptin IjerauS (äffen." $aum mar ba§ 
gefd>efyen, fo erfdnen berfelbe übermütig oor ber iperrenftube 
unb rebete, potfyenb auf ben erregten Raufen, „öiet fpötttfdje SBort" : 
„©Ott tyat mirS im ©djlaf eingegeben, unb e3 ftedt mir im $erjen; 
id> will eS fagen, mann 3eit wirb, unb wie e8 gegangen ifr, ©Ott 
gebe eud) eine gute 9?ad}t unb mir aud) eine." darauf erwtberte 
Ulridj, er werbe bie ©adfye unterfucfyen, unb ergebe fufy, bafj 
Stöpplin gelogen Ijabe, fo werbe er tyn [trafen. 

Sftun fcfyrteen einige au§ bem Raufen, barunter attdj üttartin 
93irfel, man fofle bie Sljore jmifcf)en ber oberen unb unteren 
<Stabt auftaffen ober Heber gan$ abbrechen, bamit fte jufammen* 
fommen fönnten, wenn ein Wärmen entfiele. £)amtt war Ulridj 
aber nidjt einoerftanben unb Jagte, [ie fyätten feinen ©runb jur 
iöeforgnifj, aud) f)abe er nodj auSreidjenb fromme 33ürger, um 
fte ju [trafen. ^Darauf Ijtn entfernte ftdj bie lärmenbe <©djaar, 
fam aber ba(b oon neuem unb liefj erflären, eS fei oiel Stoben* 
mein in ber ©tabt, ben wollten fte trinfen unb feinen anberen. 
3Ba$ fonnte ber madjtlofe Ulrid) anbereS ttmn, a($ biefe ^orberung 
bewilligen? 3)odj fügte er funju, fte f Otiten eS mit Söefdjeibenljett 
tljun, bamit fte nidjt trunfen würben, einanber fdjlügen unb bie 
©tabt an^ünbeten. 9ll8balb würbe in 2ßolf <5d)neiber3 $eüer 
ein ftafj oon $mei $uber angeflogen, unb Scanner wie Söeiber 
beteiligten fid) bei bem beeren beSfelben. 

2118 ba8 §a§ um 6 Uljr be3 SlbenbS auSgetrunfen war, 
würbe aufs neue eine 33er[ammtung auf bem 9J?arfte gufammen* 
berufen, wobei ©cfyott ber ©djneiber ba§ üöort ergriff: „3ty* 
33ruber, wir wollen morgen jufammenfommen unb gufammen 
irfjrcören, unb wer nidjt mit un8 fdjmören will, bem wollen wir 
burd) ba8 $au3 laufen unb gur <stabt IjinauBjiofjen. 2Bem ba§ 
red^t ift, ber ^ebe bie $anb auf." 9?atürlid) mürbe oon ber oom 



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- 79 - 



2Bein erhifcten Spenge ein folcher $orfd)lag bereitwiüigft ange- 
nommen; fobann bebten fle bic ÜBadjen mit 100 5Jt*ann in 
ÜBaffen. Ulrich, bem ber 5lbel unb fein ©eftnbe ergeben blieb, 
traf alle 93orficht8majjregeln, foweit noct) feine Wtatyt reifte, 
unb aud) feine £eute matten bie 9?ad)t r)inburd^. 

Um 1 Uf)r in ber 9?adjt blies ber Söä^ter ben £ag an, 
unb fofort liefen einige an bie ©tabtthore unb bemächtigten ftch 
ber ©chlüffet. SERehr als 150 -ättann fammeften ft<h auf ber 
SBürgerftube, unb Ulrich fudjtc oergebltch biefetben burd) 3 urcDen 
jum 9?achhaufegehen gu belegen. Sie antworteten, fie Ratten 
ftttrmen ^ören unb wollten nun bewaffnet bei einanber bleiben, 
bis ber SDtorgen anbreche, hierauf matten fte einen SRing auf 
bem ütftarft unb befchloffen, in ben §of beä §an3 oon $>attftatt 
ju fallen. 35on neuem mahnte fie Ulrid) oon ihrem ^Beginnen 
ab. (Sr ritt felbfl in ben $of in ihren Sting unb beflagte ftch, 
bafj fte burdj SEBegna^me ber ©d)lüffet ilm ju ihrem ©efangenen 
gemalt, erinnerte fte an ©ib unb ©h* unb ermahnte fte, boch 
fo ju hanbeln, bajj fte e» oerantworten tonnten. £a ft^rie einer 
auS bem Raufen: „fthr ^abt nodj hinten eine Pforte am ipof, 
ba mögt tt>r ^inau8gel|en. M Sluf neue§ 3ureben Ulrichs trat 
©chott ber ©dmeiber ^eroor unb fing an, etliche mit Tanten 
ju rufen, wie «Stoffel Sfleber, Äonrab £rtlteb, 2BoIf ju ©teinen, 
©abriet ©djerer, ^ßeter Pilger, 3iegler8 33aumeifter, @tcpt)art 
53urenfd)mtbt, S3ern^arb Sur, Sftartin SRubiger, Urban Reibet* 
berg unb anbere Sftadj furjer Sßeratfyung oor bem $of (amen 
fte ^erein unb forberten Ulrich auf, er foüe nebft bem Slbel eine 
halbe ©tunbe ftch entfernen, bamit fie ruhig beraten fönnten. 
©ie hofften, baß ihre ^anbtung bem £errn nicht mißfallen foHe, 
benn fie wollten e8 fo machen, bajj e3 ber #errfchaft unb ber 
®emeinbe ju 9htfeen gereichen foüe. 

9ll3bann traten bie oon ©d)ott (berufenen jufammen, nahmen 
einen beS ©chretbenS funbigen 9)?ann gu fidt) unb festen ihre 
Slrtifel auf. hierauf würben bie ^Sriefter herbeigerufen unb ge* 



i) Sie meiften btefer dornen lauten bei 9tatl)flc& er o. a. C. 
3. 144 flanj anbei». 



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- 80 - 



jwungen, ofyne alles Söebenfen bie 2lrtifel an$unefmten unb $u 
befdj wären. Sleljnltd) ging eS mit bcn SRatljSfyerren, bie ebenfalls 
fdjwören mußten, unb fdjliejjlicfy fdjmuren alle bort SSerfammelten 
gleichfalls auf bie 3lrtifel. 3>iefe Vorgänge bauerten oon 5 — 8 Uljr 
beS Borgens. SllSbann »urbe audj Ulrid) gerufen, ber fofort 
mit ben ^beligen erfdfyien. ©abriet ©djerer laS im Auftrag 
beS #aufenS bie Slrtifel oor, unb nun mürbe ber SRapoolt* 
fteiner aufgeforbert, biefelben ebenfalls ju befd) wären unb „ju 
fyanbfyaben", bagegen wollten fte tfmt f<f) wären, fein £eben unb fein 
©ut ju beginnen. 5U3 aber Ulri$ fid) beffen weigerte unb 
barauf fyinwieS, bajj fie feinem $ater, bem £anboogt, fdjon ben 
@ib geleitet hätten, fdjrie einer auS bem Raufen: „£)er SlmmetfUr 
oon (Strasburg mufc audj f dawären, warum md)t audj bu?" unb 
als er trofc allen ©d^reienS nidfjt jur ©tbeSleißung • gebraut 
werben tonnte, fo gmang man wenigftenS bie Slbeligen baju. 
$)iefer ©ib foflte freilief), wie baS immer bei ben oon ben Söauem 
geforberten (Siben erflärt »urbe, üjrem ber $errf(f)aft geleiteten 
(5ib feinen Äbbrud) tljun. 

^nbeffen mar eS SlbenbS 9 Ufyr geworben, „hierauf ^aben 
bie Bürger ineljr ^ubenwein gewußt, ben Ijaben fte jum 3mbi§ 
getrunfen." SllSbann würbe ein 2luSfdfm§ üon 40 SDZann eins 
gefegt, an bie ©pifce traten als ^auptleute (Stoffel 9ttüÜer, 
Söernfyarb 93ur, <ßeter Pilger unb Üftartin 93irtel, auS jebem 
Viertel ber ©tabt einer 1 ). Diefe nahmen fofort bie Regierung 
an ftd>, unb bamit f>atte bie ifteoolution in ber ©tabt geftegt. 

©ie unterzogen übrigens bie Slrtüel einer nochmaligen $>urd)* 
ftdjt unb fanbten fte hierauf an Ulric^ oon SRappottftein, ber mit 
bem Slbel barüber beriet^ unb fte am 3Menftag, ben 25. Slpril, 
am 2ftarcuStage , mit ber 33emerfung gurücffdjicfte, er tiefte ftdj 
für feine ^ßerfon oiele baoon gefallen. 3)odj fönne er für feinen 
Söater unb feine Sörttber feine Antwort geben, unb man fotle 
beSfyalb ©efanbte nad) $reiburg ober ©nfiSt)eim abliefen. 



J ) 9lud) Ijier finb bie dornen toieber ücrfdjieben Uberliefert. 9tod) 
Alsatia 1854/55 @. 146 beftanb ber 9lu§jd)ufe auS 150 9Jlann, tt>a§ 
untoat)rfd;einlid) ift. 



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— 81 — 



jDiefen ^öejdjeib wieberholte Ulrich auf Verlangen oor ber Oer* 
fammelten 99ürgerfchaft auf beut Sttarftplafc. ©ogteich mürben 
üier auS beren üftitte ausgewählt, um bie 93otfdjaft ju über» 
nehmen, unb ba unter ben gewählten auci» fold^e waren, welche 
$um bisherigen SRegimente gehörten, fo würben an beren ©teile 
fofort wieber ©rfafcmänner gemäht. 33alb ritten bie üier ®e* 
fanbten ab, begleitet oon „SWeifter Heinrich", ben Ulrich Don 
feinetmegen beigab, unb mit einer SEBadje oerfehen, um junächft ben 
£anboogt auf jufua^en. „^njwifchen haben fie (bie (Sinwohner oon 
SKappoltSweiler) ^ubenwein getrunfen unb wohl gelebt unb Diel feit* 
fame SReb getrieben Don ^ßrteftern unb Slbel unb iperrft^aft unb 
wollten nur noch baS ^intert^or jumauern unb bie 33rticfe abwerfen, 
©ie fyaben aud) mit ben ^rieftern $u üttacht gejet)rt bis in bie 
3)?itternaä)t unb wenig gearbeitet Weber Sßeib noch 2Jcann. M 

33ei einer SSerfammlung ber ©emeinbe am Ü)ienftag b,atte 
ftdt) ber fredt)e Stöpplin abermals oerne^men laffen, ber SRatfy werbe 
bie ©emeinbe oerratb,en. £>a würbe berfelbe auf Slnfudjen ber 
SRatfySmitglieber in ben X^urm gefegt unb peinlich befragt, ©r 
betannte nun, nicht blofj bie ?äfterreben gegen bie ^errfchaft tx- 
fonnen unb erlogen, fonbern aud} etneS £)iebftafyt$ ftc^ fdjulbtg 
gemalt ju haben. IDamit war fein ©djidfal befiegelt: er würbe 
cor ben StuSfdjufj geführt unb gum Xobe burch ben ©trang Der» 
urteilt. Doch würbe biefe ©träfe in Einrichtung mit bem 
©abwerte umgewanbett, unb am 8. 2ttai fiel fein Äopf „bei bem 
$reu$ oor bem £f)or jwif^en ben ©ruben". 

£>en 29. Slprit feierte bie ©efanbtfchaft jurütf unb brachte 
für Ulrich D ^ c Vollmacht wegen ber Slrtifel, unb fofort begannen 
bie 58eratt)ungen barüber. Sftachbem eine (Einigung erhielt war 
(oermuthlich h at Ulrich oon 9iappoltfiein bie 2)?ehr$ahl ber $lrtifel 
annehmen müffen), würben fie ber ©emeinbe mitgeteilt. 3)aS SRe* 
fultat biefer Vorgänge war bie ©oHftänbigeütfachtlofigfeit Ulrichs, an 
beffen ©teile ber SluSfchufj bie ©tabt regierte. Sur bie S3eööl(erung 
aber war bie Annahme ber Slrtifet gleichbebeutenb mit ^uchtlojtg* 
feit, wie nachfiet)enbe 2Borte auS Ulrichs (£h*onif geigen : „<5S 
war ben jweiten Jag l ) im 9)?ai. $)ann nach $°rung ber ^rtifel 



i) 5>ie §anbfd)rift Alsatia 1854/55 hat iuthümlid) „ben 12. 9Jtat". 
£artfelber, Qeföitye Ui Sauer nfriegs. 6 



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I 



— 82 - 

(mben fie alle bie s 2lrt geholt uub mit ganjen Raufen bic 23äum 
in ber (Sulfc abgehauen unb aufgemalt. 93i3 5lbenb ftnb Söeiber 
mit trommeln au§ ber <©tabt gebogen unb ^aben SBeib unb 
9)?ann ein jcbcS eine ©tang mit ^eim getragen. Unb auf be8 
hl. ÄreujeS $lbenb ba jogen bic SBeiber auS ber 9fieberftabt mit 
einem l'umüenfähnlein unb etliche SBeinfHcher burdj bie ©tabt 
unb gingen auf ^ßeter 93ogetweib §au3 loS. £a war $itterlein >), 
ben wollten fie fyaben. Ü)od) id) ftettte bie <Sacf) ab unb ließ 
t^nen jwei ©h m Dom ^fubenmein geben, worauf fie, wie Dorjteht, 
in bie <©ulfc jogen. ^tem auf be§ $rcuje3tag liefj ich 
15 Rentner %lttfd) focf)en unb gab oier SBiertet 9)?eht bagu, barauä 
warb 33rob gebaefen, unb fie tranfen Don $errn 3J?artin @pörlin£ 
SBein, ben fie nidt)t anber§ begnabigen wollten, er gebe benn 
2 $uber SBeinS unb 4 %tyx. ba3 h a * er ttmn muffen." ©elbft- 
oerfiänblich fehlte e8 babei auch nid/t an frechen Sieben gegen bie 
$errfchaft. 

£en 25. Slpril mar übrigen^ UlricfjS 33ruber, ©eorg Don SRap« 
poltftein, Dor bem ^ungfrauentljor erfd^ienen. Ulrich, welcher gerabe 
jur SDfeffe gehen wollte, begab firf) fofort bafyin unb fagte ju feinem 
Söruber: „3$ bitte bidj, reite hinweg, benn ich bin ein gefangener 
2J?ann. $i) bitte biefj auch, bu wollft bem $errn S3ater fagen, baj$ 
er benen, bie man gu ihm fehtefen wirb, nichts tljun möge, fonft 
»erben idj unb bie ©beln alle erwürgt, ftdj werbe il)m ben 
gangen £anbel in ©efdjrift nachliefen." Stuf biefe SBorte ritt 
©eorg fchleuntgft hinweg gu ihrem SBater naef) ftreiburg. 

^nbeffen war ber $aufe Don (SberS^eimmtinfter (@. 74) unter 
bem Oberbefehl Don ÜBolf SBagner mächtig angef^woüen unb hatte 
ftd) be§ benachbarten <St. <ßi(t bemächtigt. 2113 Ulrich baoon hörte, 
oerfammelte er bie ®emeinbe unb ließ ftch oerfprechen, bajj fie 
feinen §muben hereinlaffen wollten. Sll§bann fehiefte er einen 
gewiffen 3i ea J cr > Don bem er nicht ahnte, bafc er gum SBerräther 
werben würbe, al§ $unbfdjafter ab. £erfelbe erreichte ben Raufen 
noch oor 6t. $itt unb war bei beffen ©innahme behilflich, fobann 



') SJoTjüglidje JEBeinatt , bie auf bem tfreujberg bei ©ebtoeiler 
roäajfi. 



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— 83 - 



forbertc er fic auf, nad) föappoltäroeiler ^eraufjujic^cn, mo man 
fte fejmüdjft erwarte. 3)?ontag ben 8. 9)tai SftadjmittagS um 
3 Ufir ersten ber $aufe r>or ber (5tabt, forberte biefelbe jur 
Uebergabe auf „mit Diel guten 2Borten", „aÖe§ unter einem guten 
<2d)ein, aber ben Teufel im $erjen", meint Ulridj in feiner 
2)arftettung. 5U3 aber festerer bie Uebergabe oermeigerte, jogen 
fte SlbenbS ab mit »ieten $)rot;»orten, fie mürben mit einem 
größeren Raufen mieberfommen. 

©in ferfer ©efeüe, ber fogenannte <5d)lemmevt;an3, ritt nod) 
einmal jurüd unb führte eine befonbere Unterrebung mit Ulridj, 
roeldjer bemfelben jebod) erflärte, bafj er baS ©oangelium beffev 
verfiele al§ alle bie dauern. Slber Don ifyrem ©ebaljren Ijabe 
er barin nictjtö gelefen. 2113 <2djlemmert)an3 fdjliefclidj <ßrot>iant 
Derlangte, brof)te Ulria) mit (ödjiefjen, unb auf eine rjöfynifctje 
SRebc beä ©djlemmerljanS liefe Utridj in ber Zf)at „ jmet ©drangen 
unb etliche $afen über fte gefjen". 

$lnbrea§ 3tegler mürbe t»on mehreren befdmlbigt, bafj er bie 
dauern Ijerbeigejogen fyabe. £a fefcte Ulridj i£;m ben ©öiefj auf 
bie SBrufi unb fagte: „©rfaljr id) baS gemifj in einem %a\)x, fo 
foÜ e§ bir nidjt gut werben." 2öät;renb er auf bem ©raben war, 
fielen bebenflidje SReben. Xa rief Ulridj mit lauter ©timme: „993er 
juerft ben SRatlj geben wirb, bafj man bie ^Bauern Ijereinlaffe, 
in ben miQ idj meinen ©piefj flehen, unb lieber will id) felbft 
ben erfien Scrmfj unter fte tljun, at8 bafj id) bulbe, bafj fie t)erein= 
fommen." 5)ie Söauern gogen in ber Sftadjbarfdjaft umfjer, unb 
il)r Raufen mehrte ftdj ftetig; babei mangelte eS ilmen an $vo> 
fiiant. -IRittmod) ben 10. 2)fat machten fte einen SRufjetag unb 
fdudten it)rc 33oten in§ fRtcb, um bie ganje 93et>ölferung aufju* 
mahnen. %m ü)onnerftag lagerten fte Dor 9lappolt$meiler in ben 
SBeinbergen unb benüfcten bie SRebftetfen unb i-atten ju iljren feuern. 
£)oct) f djoffen fte nidjt in bie ©tabt, unb audj au3 ber Stabt 
würbe nitfyt gefdwffen, benn bie dauern Ratten fjineingefdjrieben, 
wenn man einen einzigen 2ftann erfdjiefje, fo mürben fte bie ©tabt 
fdjteifen unb feinen (Stein auf bem anbern taffen. ÜDen folgenben 
£ag erhielten fte ©inlafj ju 23ergt;eim, mo fte 5000 5Wann 
fiarf einbogen. „Xa t;aben fte ben 3uben ade i^rc 33üctjer unb 
4f)re ©efefctafetn jerriffen unb tfjre $irdje jerftört, unb t;at man 



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- 84 — 



bie %ut)tn aß in ein £auS getfyan unb £eut barüber gefefct, wo 
einer fein <ßfanb löfen wollte, warb eS ifym gegönnet unb fammetten 
bie baS ©elb." 

U(ric^ fjatte fdjon früher in fetner bebröngten i'age an bie 
benachbarten Orte 93ergl)eim, töetdjenmeier, ©nftSljeim, $lmmcrfd}* 
»cier, ÄaiferSberg, ©olmar, ©djlettftabt, ^eiligfreuj, £ttrtl)eim, 
fünfter unb $erli8fyehn gefdjrieben, unb ©efanbte berfelben waren 
juerft in SRetdjenmeier , bann in (Solmar jufammengetreten. üttan 
rourbe einig, baf$ man bie ^Bauern um freies ©eleit für eine 
©efanbtfdjaft bitten fotle, waS aua) jugefagt würbe. 5lber bie 
©efanbten, weldje ftd) gu 33ergfyeim mit ben dauern beforaa^en, 
richteten nid)tS auS; auf bie ^orberung, bie dauern fottten 33erg* 
Ijeim räumen unb nietyt weiter herauf aieljen, entgegneten bie 
Skuernljauptteute „mit Bielen glatten 2Borten\ bajj fte in brüber* 
lieber 2tebe ba feien unb ntd)t anberS fämen. Sluf biefen ab* 
lefmenben 33efa)eib gelten bie ©täbte eine neue ^erat^ung ju 
(Solmar, moju bie faiferlidjen föätlje §an3 Smmer oon Hilgenberg 
unb ftriebridj oon $attffcabt erfdnenen. Slber aud) biefe mufeten 
feinen anbern £roft ju geben, als „ba§ ein jeber auf baS ©eine 
lugen 1 ) muffe". 

©onntagS ben 14. 2)2at 2 ) jogen bic ^Bauern mm Söergljeim 
über bie SBiefen jum ©teffenheuj. §ier blieb ber Raufen jurücf, 
wcüjrenb ityre $>auptleute oor baS Z\)ox oon SRappoltSweiler ritten, 
©ofort liefj Ulrid) ©türm fliegen, baß bie Bürger fid^ waffneten. 
3?nbeffen gingen aber bie »ier §auptleute unb mehrere »om 2luS= 
fdmfj tyinauS oor baS £l)or unb bewilligten ben 23auerntyaupt* 
leuten auf u)r Verlangen ftdjereS ©eleit in bie ©tabt, o^ne bafe 
man Ulridj barum befragt fyatte. $IIS man nadj biefem fdjirfte, 
befanben fidj bie Söauernfü^rer bereits im £>ofe beS §errn oon 
$attftabt. Ulrid) fetbft gibt übrigens ju, bag biefelben tym „mit 
f lugen Söorten" auSemanberfefeten, „wie tyr Söenefymen fo reblidj 
unb etyrlid) wäre", ©ie begehrten Weber ©d)loj$ nodj ©tabt, 



1) ©d)auen, fefjen. 

2) 2>te §anbjd)rtft Ulrid)§ gibt aud) btefeS ©atum, wie mehrere 
anbere, falfd) an. 



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- 85 - 



fonbern wollten bloß ba8 ß&angelium fdjüfcen unb formen, bamit 
e3 lauter unb Mar geprebigt werben fönne. ©ie feien niemanben 
feinb, außer «Pfaffen, 2Könd)en, Tonnen unb Stoben", bie allein 
moüten fte frrafen. 

9?adjbem Ulridj ilmen lange jugeljört tyatte, bat er um 
33ebenfjett, um fi$ mit ber (Semeinbe ju unterreben. 9113 
bie Bürger auf bem Stfarfte oerfammelt waren, fragte fic 
Ulrtd), ob fte ifym jefct ben gefdjmorenen <5ib galten, ifyn unb 
fein ©ut, «bei unb ^rieflerfd^aft fdfüfcen woüten. Die fteinbe 
feien oor ber ©tobt, unb bie $auptleute fogar fdjon innerhalb 
ber dauern. ^Tnfiatt ftdj fofort barüber au§$ufpred>en, ob fte 
bie S3auem einlaffen wollten, »erlangten fie gunäcfyft SSerlefung 
ber Hrtifet. 9?a<fybem (Gabriel ©aperer biefelben oorgelefen Ijatte, 
gab e8 ein großes ©efdjrei , worauf fict) Ulridj für einige 3eit 
äurüdjog. 

änjmifdjen Ratten bie Sourtere ber dauern in ber <2tabt 
fdjon Verberge auSgcfdjrieben, audj war oor bem §auB oon GlauS 
SRagnu« ein ©algen errietet. ütfan fpradj babei bem Äloftermein 
tapfer ju. 2lud) überzeugte ftcJr) Ulrich, bafj an eine ernfttidje 
33ertf)eibigung faum ju benfcn war, wenn bie Söauern einen Sin* 
griff matten. Die SSürger fdjütteten auf bem ©raben baS *ßuloer 
aus unb erflärten, wer unter bie ^Bauern fliege, ben wollten fie 
tobtfdjlagen. 2lud> fyätten fte feine <Spiej$e, um auf bie dauern 
ju fielen. 

%S3> Ulrid) jum TOarftc $urürffel>rte, fyatte fid) bie ©emeinbe 
nod} nidjt geeinigt: bie einen woüten bie dauern einlaffen, bie 
anbern waren bagegen. Da richteten mehrere Bürger an ben 
Slappoltfieiner bie $rage: „©näbiger §err, mißt 3fyr iRettung in 
einem ober jwei Dagen?" $118 jebodj Utrid) erflärte, er wiffe 
Rettung erft in ad)t Dagen, entgegneten fie ifym, ba$ fei lang, 
unb bie 9J?ef>rjal)l ber ©emeinbe fiimmte für ©inlaffung ber 
S3auern. Utrid) fagt jur ©ntfdmlbigung in feinem 33erid)t: „3$ 
Ijab feine $ilf oon meinem £anb8fürften gehabt nod) oon Regenten 
nod| S3ater nod) trüber nod) ^reunben nod) ©täbten nod) 
Rieden." 

Ulrid) machte jefet nod) einmal einen 9$erfud), bie $aupt(eute 
burdj 3 ur *ben u "b 93erfpred)ungen jum Slbgug ju oeranlaffen, 



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- 8G - 



aber oergeblid). 5118 er fal), baß bie ©inlaffung ber dauern 
nidjt meljr ju fyinbern mar, roottte er menigftenS nod) einige 93e* 
bingungen crjttnngen, tote j. 33. baß fein $of , audj bie S53ot)n* 
Käufer ber ^ßriefter unb be§ 2lbel§ frei bleiben füllten, baß man 
fein ©efcfyüfe megfüljren, aud) nid)t oor ©nfiSfyeim jiefjen bürfe u. a. 
9lber aud; biefer 23erfud) mißgttttfte: einer Don ben Jpauptteuten 
fagte, „e§ märe ba8 ©oangetium, baß ber SSater ttuber ben <5otyn 
unb ber <3ot>n roiber ben SBater fein muffen". 

SlbenbS jroifdjen 5 unb 6 Uf|r fetten bie Sauern tyren 
©in&ug, nadjbcm fie nä^er an bie ©tabt fyerangefommen unb 
Sftiene gemalt Ratten, bie Sieben in ben SBeinbergen abjufdjneiben 
unb baburdj bie ©tabt ju fcfyäbigen. Die Söauernfyauptleiite 
nahmen für fidj ba3 §au§ be3 (5tabtfd)reiber§ unb ließen ftd) 
bie ©djlüffel ber ©tabttljore bringen. „Da fyaben fidj bie SBauern 
mit ^reffen unb Saufen bie 9?ac^t meiblidj gehalten unb finb 
gleidj in ber ^ßriefter Käufer geloffen, ba Söein geholt unb barinnen 
gefreffen, toa§ fie fanben. Unb am Sftorgen frül) ljaben fte an* 
gefangen in ba$ $lofler ju taufen unb alle QtUtn aufgetreten, SSett 
unb XrÖg in ben umgeftoßen, bie 93tid)er jerjerrt, in ber 

SHberei (99ibliotl)ef) $enfter aerfdjlagen unb »on (Sffenfoeifen alles 
herausgetragen, bie ©lotfenfeile abgeriffen, auf bie Orgel geftiegen, 
etttc^c Söilber au$ ben £afeln genommen, etliche jerljauen, ba§ 
fftifynlein in ber ©t. $atfmrinenfapefle gerriffen unb $ofenbänbel 
barauä gemalt, bie (Stangen ber -ftlofterfäljntein genommen unb 
^ßrofoßenftäb barauS gemacht, ben 33ruber ^afob, ben SDföncfy, 
geftoßen unb fo erfdjrecft, baß er in 10 Xagen barauf geftorben 
ift" 1 ). UebrigenS beteiligten fidj bei biefen getoaltttjätigen unb 
ro^en ©cenen audjj 9)iänner unb SBeiber au§ ber ©tabt. Die 
^ßriefter erhielten gegen je 50 fl. einen ©cfyirmbrief. Die ^Bürger 
mußten im $of be§ §an§ oon §attftabt ben dauern fdjrcören, 
baß fte baS ©oangelium fdjtifcen unb fdnrmen unb im $aüe bie 
dauern angegriffen mürben, benfelben $u 5>tlfe jiefyen moÜten. 
■iftaturltd) mürbe audj Ijier bie allgemein beliebte ©laufei, meldte 
am beutlicfyften bie bei ben SBauern fyerrfdjenbe Unflarljeit jeigt, 



i) 9tatf>Geber @. 100. Alsatia 1856/57 <E. 347. 



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— 87 - 

hinzugefügt, bafj biefer ©ib bcm bcr ^crrfc^aft gefrorenen 
Unterttyaneneib feinen Ibbrudj tfyun fofle. Sludj ber Stbet mußte 
ben dauern ben (£ib leiten. 93on tUridj »erlangten fie benfetben : 
„aber id) liefe midj auäreben unb fyabe feinen @ib $u ifynen gc- 
fdjmoren." 

Onbeffen tieften bie ©inwofyner »on öemar lUridj »on 
SRappoltStoeUer um feine $ermittelung bei ben dauern bitten, 
bamit nidjt ber ^eüe £aufe in baä ©täbtt^en felbft fade. Die 
<2acfye gelang, unb bie »on ©emar mußten bie 23ebingung am 
nehmen, bafc baS ©aalbudj *) abfeie, bie ^ßriefter ton ©entar unb 
föappoltStoetfer Söeiber nehmen unb beutf^e 2tteffe galten foüten. 

ÜfiontagS ben 15. 2Wai ertönte ba$ $?ärmaeid)en für bie 
dauern, worauf fte burdj bie SNieberpforte jogen, fid^ auf ben 
Siefen fammelten unb oor SReidjentoeier rücften. %n fliappoltä* 
lucitcv Ratten fte ungefähr 30 guber SBein auägetrunfen, nattirlid) 
olme ettoaS bafür gu jaulen. 3n9teid}enmeier tranfen fic bem 
®eift(ia)en ebenfalls 20 ffrtber, ber £>errf$aft 2 ) int 3^"^of 
4 ftuber, fo bajj Utrid^ ben »on ben dauern in Söergtyeim, SRap* 
poltötoeiler unb föeicfyemoeier getrunfenen unb »erborbenen SBetn 
auf 100 ftuber beregnet. 

Den 16. SJiai toar audj $lmmerf$roeter in it)rc ©emalt 
gefallen, unb Ijicr tourbe ber 23efd)htj$ gefaxt, bie <£tabt $aifer§* 
berg anzugreifen 3 ). 

Sltäbalb gingen Söoten nad) föeidjenroeier unb föappoltS* 
toeiler unb »erlangten ©efa)üfc; oon lefcterer <Stabt führten fie 
fämmtli$e8 fnntoeg. Slufjer ben 60 Üflann, t»el<$e bie ^Bauern 
ebenfalls auS SRappoltSroeiler aufboten, fdjloffen fta) nodj etroa 
50 freiroiUtg an. 

53eim Slnjug beS §erjog§ Slnton oon £otI)rtngen rourbe ben 
dauern bod) bange. Den 21. 2Rai »erfammelten fiefy 9lbgeorbnete 
»on SReidjentoeier, ßaiferSberg, baS übrigens bamalS bereit« ein 



i) Saalbudj, in ber anbem £anb|djrift Seelbud), tft ba§ 5}ud), in 
wefdjem bie ©runbftürfe unb @ü(ten toerjeidjnet waren. 
2 ; 9tetd)enweier war witrttenibergi|d). 
3 ; SJirrf Wr. 281. 



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- 88 — 

boppelteä ©piel trieb, Sdnmerfdjmeier unb Ätcnjt)eim in föappoltä* 
weiter, unb audj Utrtdj mujjte an ber 93eratijung unb bcn 93c* 
fc^tüffcn teilnehmen. 3" na # würbe ein <5d)xeibtn an ©olntav 
abgefertigt, in weldjem i^r (Sntfd)luj$ mitgeteilt mar, am ?anb= 
graben bie ^einbe ju erwarten unb bie 2flannfd)aft Don 93ergfjeim, 
weldje bereit« bort aufgeftettt war, ju unterftttfeen. ©olmar foüte 
ebenfalls 100 Sftann mit ©efdjüfc bafjin abfänden, bamit fte oor 
fernerem Stäben bewahrt würben unb ber Unfd)ulbige nid)t mit 
bem ©cfjutbigen burdj bie $einbe leiben müffe. 

2Bie nun $erjog $lnton oon Lothringen immer näher fam, 
forberten bie dauern neuerbingS 50 2J?ann oon SRappoltöweiler, 
welche audj alSbatb bis an ben Sanbgraben rütften, wo fte mit 
anbern SSauernfdjaaren jufammentrafen. 5118 bie beiben $eere 
bei Weierweiler ftd} gegenüberflanben unb weithin im £anbe bie 
©turmglotfen bie fäumigen SBauern herbeiriefen, ba fam auch 
„ba§ ©efd^rei" nach SRappoltS Weiler, „hierauf ^at man geftürmt 
mit aüen ©locfen jwifdjen jwei unb brei Uljr unb ift jufammen- 
gelaufen mit ben ©ewefjren unb haben ohne mein (nämlich Ulrichs ) 
Riffen unb 93efef>f ba§ Fähnlein genommen unb finb auSgejogen. 
Xa bin id) auf ein Sftofj gefeffen unb ihnen nachgeritten oor§ 
%\)ox unb ba bei ber 3^ c 9 e ^üttc fic gebeten, fte fottten nicht fo 
fe^r eilen, e8 tf)ät nicht fo nott)." £)tefe Slbmalmung r) fl lf aber 
gerabe fo wenig al8 bie anbere, nict)t über ben Sanbgraben $u 
jte^en. Ulrich begleitete bie Schaar big an bie SBanngrenje unb 
teerte bann in bie ©tabt jurürf, begleitet oon 50 ÜJJann, bie fich 
ilmt anfchloffen. §ier traf er noct) mehrere 23orftcht8inaj$regeln, 
mäc)renb ber Äampf bei ©chermeiler fct)on tobte. ^aa^tS um 
11 Uhr langten Flüchtlinge oon bort, bie bem ©dnoerte ber 
lothringer entflogen waren, oor ben £h oren Don SRappoltSweiler 
an unb fanben ©inlajj. ©tc berichteten, „fte (bie 93auern) feien 
alle erf tragen ". „Sllfo ifl ein grofjeS ©efdjrei oon SBeibern 
unb Äinbern ben 2lbenb unb ©onntag SftorgenS gcfc^cr^cn.* 1 SBtc 
fid) fpäter jeigte, waren in ber £f>at 100 Bürger ber ©tabt 
in bem treffen geblieben 1 ). 



*) $ie tarnen fcerjetben fielen Curiositäs d'Alsace I 281. 



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— 89 - 



£a Ulrich fürchtete, $er$og Anton »erbe feinen (Steg burcf; 
(Sinnahme ber benachbarten Orte au8nüfcen, orbnete er an, „ftcr) 
jur SBeljr gu fchicfen" unb bafe man in jebem £aufe SBaffer ^abe. 
5njtt)ifct)en trafen ©efanbte oon ©ergheun, ^Rctc^cntDctcr, Äienjhetm, 
AmmerSroeier unb $aifer3berg bei Ulrich ein, um feinen SRatfy 
ein$ur)olen; man fcfyrieb bem £er$og, bie genannten Orte erfüllten 
tt)n um freies (Geleit für ihre ©efanbten, um ihm au§einanber* 
fc^cn ju fönnen, roie fte in ben Raubet gefommen feien. Ter 
lothringer tljeilte in ber Antmort bie ©rtinbe mit, tx>e(cr)e ihn jn 
feinem ßuge oerantafjt hatten, unb beftimmte, bafj bie genannten 
Orte ftd) in Hagenau oeranttoorten füllten »). At8 aber fpäter 
ber £erjog »erlangte, bie genannten Orte füllten fld> oor if)m in 
Dianen rechtfertigen, fo fanben neue 93eratljungen gu iReicf)en»eier 
ftatt, unb eS mürbe befchf offen, Vertreter nach ©nfiSr)ctm ju ihrer 
Obrigfeit ju fehiefen unb ba um ©nabe anjufuchen 2 ). An biefem 
(Schritte betheiligte (ich Ulrich üon SRappottftein nicht. £ie 23e* 
bingungen, welche bte ©nft&hettner Regierung fteflte, maren erften§, 
ba§ bie Abgefallenen oon neuem Imlbigten, unb jroeitenS, bafj bie 
$äbel§ftihrer, meldte bie Sauern eingelaffen hatten, oor unpar* 
teiifchen Richtern gerietet unb geftraft mürben. $n ber SEBoche nach 
^ßftngften ritten ^nebrich oon ^attfiabt, SRutanb oon Anblau unb 
Dr. ©eorg ©chnefcer oon <2>tabt gu <Stabt unb oon ÜDorf ju j£orf, 
um im Auftrag ber ($nftgr)etmer ^Regierung bie §ulbigung entgegen« 
junehmen. Ulrid) oon SRappoltftein oerfammette, noch ehe bie brei 
genannten Vertreter ber Regierung erfchienen, bie ©emeinbe, fonnte 
aber trofc ber 9?ieberlage oon ©chermetfer biefetbe nur mit oieter 
2Kühe unb nach langem 3ureben baju bringen, bafc fie oerfprachen, 
ben ©ommiffären ben ©ib leiften ju motlen. 2>en 9. $uni 9?achmtts 
tagS gmifchen ein unb jmei Uhr mürbe bie ©ibeSleifhtng in bem $of 



1) JRathoeber ©. 109. Sßirrf 9lr. 325. Sie Angabe, bafe bie 
Stäbte fid) in Ungenau üerantworten follen, ftetjt blofe in ber (Hjronif 
UIrtdjS t>on SRappoHfietn. $a§ Sdjreiben bei SSinf unb bie fpätft ge« 
fteHte Qforbenmg be§ #erjog§, bafe bie 6tfibte in *Rancto fid) ent^ 
fdjulbigen joflen, madjen fte wenig wabrldjetnlid). 

'*) Alsatia 1873/74 S. 306. «ber bie Wngnbe, bafe Ha^olti« 
Weiler babei öertreten war, ift fäjwerltd) rid)tig. 



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- 90 — 



beä $errn üon £attftabt oorgenommen. Utrtc^ berichtet bieg 
©reignijj, ba& einen erfhn 5tbfd>lu§ ber ^Bewegung für föappoltS* 
weiter bebeutete, unb fügt bie Sorte Ijinju: „®ott »od, bafj 
e§ woljl geraty." 

(Scfywierigfeiten entftanben burdj bte ©intretbung einer Söranb* 
fdjafcung, wetdje burd) bie ©nftSfyeimer Regierung aud) oon ber 
£errf$aft iftappottfiein geforbert mürbe. $er tfanboogt SBityelm 
oon ^Happottftcin nafym ftd) feiner Untertanen fefyr entfd)ieben an 
unb betonte, bajj biefetben mit tym übereingefommen feien, clje eine 
§Ufe oon (5nft8f)eim eingetroffen, unb bafj fte bemgemäfi aud) nidjt 
naty bem Dffenburger Vertrag befyanbett werben tonnten. SÖeiter 
beanfprutye er für fidj fogar eine anfefynlicfye (Summe oon ben 
53ranbf(fyafeung§gelbern, bie fonft im (Stfajj jufammengefommen, 
unter auäbrücflidjer Berufung auf feine 8eftaüung unb bie grofjen 
Äojien, meldte tym ber 23auerntrieg oerurfadjt ^attc. $)iefe 
^orbermtg fdjlug jebod) ©r^erjog fterbinanb runbmeg ab; anberer* 
feit§ aber fajeint Söityelm oon föappoltftein burdj Skrfdjteppung 
ber Angelegenheit feine Untertanen oor ber itmen jugebadjten 
(S^äbigung bewahrt ju fyaben. 

3m Safyre 1529 mar bte 93ranbfa>feung noty nid)t bejaht. 
$lud; föeidjenweier unb Horburg, ©emar, ßeflenberg, Äien^etm, 
Slmmerfdjmeter, (Sigotäljeim unb anbere maren nod) im föütfftanbe. 
©i^ergog fterbinanb fefcte ben 12. ©ept. 1529 oon Dfen au8 
eine (Sommiffion ein, um biefe ©aaje ju orbnen, bodj ift ber 
©rfotg baoon nidjt befannt. 

^Dagegen fyatte SBttyefm tängft bie günftige £age benüfct, 
um feinen eigenen ©dmben fidj erfefcen ju Iajfen. $en 11. ÜDe* 
$ember 1525 würbe ber Vertrag mit ber ©tabt SRappottSmeiter ab* 
gefdjloffen, burd; wefdjen fidj biefelbe ju folgenbem bereit ertlärte 1 ): 

1) <5ie oerpftidjten fidj, ifyren £errn, ber fie mieber ju ©naben 
angenommen f>at, bei ber ©eftrafung ber SRäbetSfüfyrer ju unter* 
ftüfeen. 



*) 2)er erfte %\)t\l ber Urlunbc jfifylt furj bie Csreigniffe ber 5?c* 
roegung auf unb beftättgt in allen tüefentüdjen fünften bte SDacftettung 
ber (J^rontf Utrid)§, Söergl. bie 2Rund)ener £>anbfdjrift (Cod. Germ.) 
Wr. 4925 f. 131. 



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- 91 — 



2) ÜDie £abe berjenigen, »eiche burd) bog ©evtdjt »egen 
ihrer bei bem 2lufruf)r oerübten ftveoel jum £obe oerurtheilt 
»erben, fällt an Sötlhelm. dagegen fdt)enft berfelbe bie fonft 
erhobenen ©trafgelber ber flüchtig ©eroorbenen ber ©emeinbe „su 
©teuer unb $ilfe". 

3) ^Die ©tnmo^ner ber ©tabt ftnb eiblich oeroflichtet, bie 
Slnftiftcr ihrem £errn ober beffen Anwälten ju übergeben, „bannt 
boS Uebet geftraft »erbe". Slber niemanb fott gelungen fein, 
feine 93er»anbten anjujeigen ober auszuliefern. 

4) ©ie bejahen im £aufe ber nächften j»ei SDtonate bem 
SBüdjfengiefjer bie j»ei ©efchüfce, »eld^e berfetbe für ©chlojj 
Kobern neu gegoffen hat, nadt)bem fie bie alten ©efchtifee jerfprengt 
Ratten. $lud) müffen fie ihren fytxxn für bie fonft »eggeführten 
ober jerforengten w 93üchfen w entfdjäbigen, fo»ie bem Slbel, ber 
^ßriefierfchaft unb bem $lofter ju 9la»üolt8»eiler ben angerichteten 
«Schaben erfefcen. 

5) 2Beil fie freoell)after SBeife ihrem iperrn bie SBeibenftö'cfe 
in ber ©utj abgehauen ^aben, »irb abgerebet, bajj fte ihrem 
£erra burdj ^roljnbienfte Reifert f ollen, »enn berfetbe über fur^ 
ober lang einen SBeiljer $»ifct)en ber ©trajje unb ben Sieben an* 
legen »id. 

6) $ein ©imoofmer ber ©tabt barf in 3 u f un ft °h ne ® rs 
laubntfj be§ §errn eine 93ü<hfe über Selb tragen. 

7) Niemanb barf fernerhin bei £eben8ftrafe eine öffentliche 
ober ^imticc)e 9tottung machen. 

8) (Sie jahlen ihrem £errn im £aufe ber nächften brei 3&h re 
3500 (Bulben als ©djabenerfafe. 

9) 233er au8 ber ©tabt in ber nächften 3eit abziehen »iü, 
barf bieS erft thun, wenn er feinen Slntheil am ©trafgelb 
erlegt hat. 

10) SQ3ilhelm oon SRapooltftetn ift nicht oerpflichtet, „fidj ber 
©ache ju belaben", »enn bie §errfdjaft oon Ocftrcidt) »egen be3 
ingerichteten ©djabenS eine ftorberung erhebt 1 ). 



i) $)ajj er bie§ übrigen? trotjbetn getf>an fjat, nmrbe fdjon <B. 90 
ertofttint. 



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— 92 — 

11) Der „gnäbige $err" foü „au§»enbig btcfcr Verfdjreibung" 
®nabe unb Vergebung üben. 

Damit war übrigens bie Angelegenheit nocfy nic^t erlebigt. 
3n ben erften Dagen be3 ^reS 1526 tfagte ber ©Offner beS 
©rafen Sßityelm, Diebolb SBalther, gegen mehrere Bürger unb 
£interfaffen ber ©tabt föappottSmeiter, meldje roäljrenb ber ©r* 
fyebung ftd) befonberB ljerüorgetljan Ratten, ©ie foüten an Seib 
unb Seben gerietet »erben, unb üermutljlidj f)at baä ©ertdjt 
biefen Anträgen entfprottyen, wenn unS audj fixere 9ha>idjten 
barüber mangeln. 

Aetynlidje S3ebingungen nrie ber ©tabt föappoltSmeiler mafye 
2Bityelm ber ©emeinbe 23ennmei(er, rottet feiner 3eit bei 
beginn be8 Aufftanbeä i^re ^orberungen in 14 Artifel formulirt 
unb Utric^ toon SRappoltjtein übergeben hatte. $ür bie mana^erlei 
Vergeben, meiere ftd) bie ©emeinbe Ijatte $u ©Bulben fommen 
laffen, mufjte fie taut Vertrag üom 5. 2Wärj 1526 eine ©umme 
con 400 ©utben erlegen. 

Einige 2Boa)en üorljer Ratten bie üier $irdjfpiele Urbei§, 
©djnierlad), Urbadj unb &tll ty rcn ^rieben mit SBifljelm 
gemalt. Dag ^auptoerge^en biefer ©emeinben mar bie ^Jlünberung 
ber Abtei ^ßairt§. ©ie mußten ben angerid)teten ©djaben erfefcen 
unb aufjerbem nocf> il)rem „gnäbigen §errn" 2000 ©ulben bejahen. 



12. Ketdiemoeier, fiaifersberj unb bie benadjbarten 

©rfe"). 

SBäljrenb ber £)fterfeiertage, alfo ungefähr um biefelbe $t\t, 
wo ju Xorlt^eim unb Aftborf bie Bewegung begann, famen 
dauern »on 93eb(enljeim unb -äftittelmeier gufammen unb 
befc^Ioffcn jufammenjufc^mören. Auf ©t. ©eorgStag ben 23. April 



i) £auptqueflen für biejen Wbfdfjnitt finb bie beiben (5§ronifen bon 
ßrfarb aßicacra^eim unb Ulrich bon föabbol tftein. SBergl. 
6. 2 u. 3. 



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fielen fie in ben flöfterlidjen ^flegetyof 33 ur gmifdjen 2)iittetweier 
unb ^Reic^entueter *), wofelbft ftdj auet) einige ©tnwoljner ber lefc* 
teren ©tobt ju iljnen gefeilten. Der in 93ur wolmenbe Sftöndj 
mürbe oertrieben, ber SBein ausgetrunken unb „wafyrlidj elenbiglid) 
ipauS gehalten, 3n ber $irdje Ijaben fte bie ^eiligen Don ben 
Altären geworfen, bie Dätyer unb ben (Einbau be8 $aufe§ jer- 
riffen, bie ^enfter jerfdjlagen u. f. n>." Den näct}ften £ag ritt 
5öafiian Stndf, Sogt ju SReidjenweter, ju ben 93auern fyinauS unb 
fragte fte, wie fte baju tarnen, folgen Unfug $u oerüben. Da 
würbe ifjm bie Antwort, e8 fei beffer, fte tfyäten'S al3 anbere. 
3m natyen ©ber 8lj eint münfter tyatte ftet) ebenfalls ein $aufe ge* 
fammelt, ein meijjcS ^ä^ntein matten (äffen, worauf bie SBorte 
ftanben: „©otteS SBort bleibt ewig" 2 ). SSauern üon Sebtenfjeim 
waren ju biefent Raufen geritten, Ratten ju tljm gefdjmoren unb 
tyn eingelaben herauf ju jiefyen, wa3 autfy fpäter gefdjalj. ©8 
fanb eine Sereinigung be8 S3ujrer §aufen3 mit bem oon ©ber§* 
rjeimmunfter (<5. 74) ftatt, inbem beibe folgenbe Slrtifet annahmen: 

1) ©ie oerlangten einen ^riejter, ber ba8 (Soangelium nad) 
ber regten Meinung »rebigt. 39i8 jefct fei ifmen ba§ ©oangelium 
oorenttyalten unb nad} bem ©eij unb ©igennufe geprebigt unb 
ber arme 93auer8mann in grojje Sefdjmerbe gebraut worben. 

2) Der grojje unb Heine $d)nte foHte abgefdjafft fein. 

3) ©8 foüte feinen 3»n3 unb Bülten metyr geben. SBenn 
einer 20 fl. ©üter für ein Satyr geliehen tyabe, fo foUte er einen 
(Bulben 3in8 aüe Saljr unb jwar fo lange geben, „bt8 bie ©djulb 
wett ift*. 

4) 5ltte SBaffer foflen frei fein. 

5) ©benfo aüe SBälber unb bag £013. 

6) ©benfo baS SBilbpret. 

7) 9Hemanb foH leibeigen fein. 



!) fReidjcnwei« gehörte bamals bem £erjog bon SBBürttemberg. SJur. 
war ein §of be§ #lojter§ SpairtS. 

2) ©o berietet Gdarb 2Bieger§f)eim Alsatia 1856/57 6. 341. 
UBat>rfd)cinlid) ober flanben bie SBud)ftaben V. D. M. I. E., b. verbum 
dei manet in eternum barauf. SJergl. tJorjäjungen j. beutfd)en 
©ef$iä;te XXIII 248. 



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8) <5k wollen (einen anbern dürften haben, als ber if>nen 
gefällt. 

9) ©eridjt unb SRecht foÜ bleiben wie oon Atters h cr l ). 

10) 2Benn fic einen Slmtmann hätten, ber nicht für ftc fei, 
fo wollten fie ©ewalt t)aben, einen nach, ihrem ©efaüen ju fefcen. 

11) (Sie »Otiten feinen Üobfaü mec)r an bie $irdje geben ' 2 ). 

12) SEBenn oor 3eiten bie §errfchaft eine Sllmenbe, Werfer 
ober SBiefen, an fid) gebogen unb ©igenthum barauS für fidj ge= 
macht ^ätte, fo fotte e$ bie ^errfd^aft mieber fyerauSgeben. 

2Ber biefe Slrtifet nicht befchwören wollte, ber r)at oom Raufen 
„entlaufen müffen". 

SBährenb bie dauern brausen biefe $rtifel fchwuren, fuct)te 
ber SSogt oon 9teidt)enweier bie 93ürgerfd)aft in ber £reue ju er- 
halten: ben 25. 2l»rit liefe er bie Bürger bem $önig fterbinanb 
ben §ulbigungSeib (eiften. 9lm Nachmittag beSfelben £age§ er- 
fdjien ber 33urer §aufe, bei bem auch oiele oon SReidjenmeier 
waren, mit fliegenbem Fähnlein oor bem unteren £f;or ber ©tabt 
unb begehrte, mit ben (Einwohnern oon SReitfyenweier ju Hbenb 
effen ju bürfen. „2Bir in ber <3tabt," erjä^lt SöiegerS^cim, 
„wußten nicht, wie wir'8 oerfte^en follten, unb wollten fie nicht 
herein laffen, ob e8 gleich unfere 93ürger unb eitel dauern auS 
unferer £errfd)aft waren." 2>ie fjatlbrücfc blieb aufgewogen; SRath 
unb SSogt erteilten ben Sefdjeib, baß fte wohl bereit gewefen, 
mit Urnen ju 5lbenb ju jehren, wenn fte nicht mit bewaffneter 
$anb unb mit fliegenbem ftäf)nlein erfdjienen wären, üflan fchicfte 
i^nen jeboch eine £)tj m SQ3cin »or ba3 Zfyor, mooon fie übrigens 
faum oier 2ftaj$ tranfen unb bann abzogen. 2Bteger§heim be* 
rietet, bafj oiele in ber ©tabt eS mit ben Sauern gelten unb 
biefelben ju biefem 3 U 9 C eingelaben Ratten. 

%m folgenben £ag liegen ber SRath unb Sogt bie gan^e ©e= 
meinbe jufammenrufen unb fct)lugen oor, bie ©inwolmer follten einen 
Sürgereib fdjwören bei einanber $u leben uub &u ftevben, fid) ju 
unterftüfcen, um ?eib, Qfyn unb ©ut ju retten unb bie fteinbe 



i) Ablehnung be§ römtfdjen 3fed)te§. 

3) 93ergl. ju Sobfall Alsatia 1856/57 S. 342 «nm. 



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- 95 — 



abzutreiben. 933er bamit nidjt einoerftanben wäre, ber foCIte ab- 
treten. Sludj wollte man einen 93erfud) machen, ben in 53ur 
liegenben Raufen gur Sluftöfung unb ^eimfeljr ju bewegen. £er 
SSogt, gwei SRatljSmitglieber unb jwei Vertreter ber ©emeinbe 
ritten ju ben ©auern IjinauS unb bradjten fie in ber Sfyat baju, 
bafc fte in ber 9?acfyt üom 28. 2lpri( wieber abzogen „ein jeglicher 
in fein ©ewafyrfam". 2)iefe Trennung fcfjeint aber nur oorüber* 
geljenb gewefen gu fein, benn SBiegerSfyeim ergäbt unmittelbar 
barauf, baf$ bie 53auern unter ujren $aupt(euten £an3 ©bertin 
unb £emridj @gen, bie beibe gu SRetdjenweter 33urger waren, 
ba§ Äfofter 93ur ausgeleert Ijaben. 

<3onntag ben 7. Sftai gog ber $>aufe oon ©beräljeimmtinfter, 
mit einem ^älmlein, baS ju Söarr ftd) gefammelt Ijatte, oor <2t. 
$ippolr;t unb naljm eS ein, ben näd^fien Jag oor Oberbergfyeim, 
unb al§ biefe§ nict)t fofort überging, gegen 33ebtenljeim. £efctere§ 
nebft Dftyeim, üttittelweier unb &unaweier traten in bie 93rüber= 
fc^aft ber dauern. $13 ber SSogt öon SReidjenweier SlbenbS ju 
iljnen ljinauSritt unb fie nad) bem (Srunbe i^red ©rfd)einen§ 
fragte, beantworteten fie feine ftrage mit ber ^orberung, Steigen* 
Weier fotle ebenfalls gu ilmen fd)Wören unb bie gwölf Slrtifel an* 
nehmen. $ür ben ^afl ber Steigerung brofyten fie mit 93ela* 
gerung. 25er SSogt erftärte, er werbe ifynen morgen bie Antwort 
be8 9Ratl>e§ unb ber ©emeinbe mitteilen. 

2)ienfiag ben 9. üftai oerfammelte er bie ©emetnbe mit ber 
©(oefe, erinnerte fte an ben neulid) gefdjworenen 93ürgereib gegen* 
fettigen ©djufeeS unb trug tynen bie ftorberung oe g £ a ufen8 bei 
93eblenf)eim oor. Senn e8 ber ©emeinbe lieb wäre, fo wolle er 
bie Säuern nidjt fyereinlaffen. ÜDa fagte ber eine, er Ijabe fein 
^uloer unb feinen (stein (#uget), womit man auf bie ^Bauern 
fliegen fönne. $)er anbere meinte, er ^abe feine $etlebarbe, 
womit er auf bie dauern fragen, ber britte erflärte, er Ijabe 
feinen Spiejj, mit bem er naä) ben S3auern ftedjen fönne u. f. w. 
Waö) mefyrfadjem $in* unb £erreben würbe befdjloffen, bajj 
SRetdjenweier tfc§ ben Steuern anfd^tiefeen fotte, wenn ÜBergtjeim 
unb SRappoltSweiler bieS ebenfalls tljun würben. Wit biefem 
93efdjeibe ritten ber SSogt, jwei 9Ratf>3mitglieber unb gwei 93er* 
treter ber ©emeinbe ju ben dauern. $aum aber Ratten (entere 



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biefe SBorte Devnommen, fo nahmen fie ba8 SRatfyämitglieb ©tepfyan 
(£rbinger unb bcn Sürger £)3wa(b jDtefcnboct> feft, um ftc atö 
©eifeln jurüd $ulja(ten , gaben übrigens btefelben balb nad$er 
mieber frei. 

9?un würbe Sergfyeim Don neuem jur Uebergabe aufgeforbert. 
$U*batb liefj ber Watf), ber in feiner Sebrängnifc feinen anbern 
SluSmeg fafy, Soten nad) 9tappott$weiler, ftteidjenweter, $ten^eim, 
Slmmcrfc^rDcicv unb ÄaiferSberg geljen, um für ben nädfjften £ag, 
ben 11. Ü)?at, eine Sefpredjung ju SReidfyenmeier ju oeranftatten. 
SJttnf dou ben fed)3 ©täbtcfyen waren einig, fidj gegenfeitig $u 
Reifen unb „baä So(f auS bem l'anbe ju fdjlagen". 9?ur ÄaiferS* 
berg wiberfpracfy, we&fyatb e§ 51t feinem binbenben 33e[c^(uffc fam. 
$n§ bie ©efanbten Don Sergfyeim nadj 4>aufe jurtidffeljrten unb 
oon bem 3)?tfjerfolge berichtet Ratten, traf ber 9tatlj trofcbem An* 
ftaften jur 33ertfjeibigung unb fagte ben dauern ab. £>iefe 
liegen al3ba(b in aüen Dörfern ber 9?ac^barf(^aft ©türm tauten, 
unb e§ famen gegen 14,000 jufammen. 2lt8 bie üföeiber ju Serg* 
Jjeim baS faljen, wollten fie ben Sogt gerreifeen. @8 fam ju 
jturnüfdfyen Auftritten, bie bamit enbigten, baj$ man bie Sauern 
«inlieg unb ju ifynen fdjwur. „£a jerriffen ftc ben ^uben il)re 
Stidfjer, welche fie gern um 400 ©ulben gelöft Ratten, unb nahmen 
ifynen afle8, was fie Ratten, festen aud) $wet ©djaffner barüber, 
bie ber ^uben ©ut oerljanbetn mußten. £)en ©eiftfid^en [offen 
fte tfyren 2Bein au§ unb hielten fettfam $>au8." £>ie ©tabt mujjte 
fobann GO Sflann ju bem Raufen jretlen, meldte ben 12. Wlai 
<md) abzogen. 

9?un ging ber 9)?arfdj ber Säuern gen föappoftSweiler, unb 
bie bortigen (SSreigniffe ftnb in bem oorangeljenben Abfdjnitte bar* 
gebellt worben. Son 9tappoIt§ weiter jogen fie nadj Sfteidjen* 
»eier. am ©onntag ©antäte (ben 14. üflai) bie Sauern 
oor ben Xtjoren erfdjienen, fo machte ber SRatt), metc^er burdj bie 
(Sapttutation ber beiben ermähnten ©täbtdjen Doflftänbig ent* 
müßigt war, nidjt ben geringften Serfudj be8 2Biberftanbe8. 3)?an 
fdjladjtete neun Ockfen unb bot ba3 $teifdj ben Sauern an. 
SRadjbem biefelben eingelaffen waren, fdjmur bie ©emeinbe ju 
iljnen unb fleüte 30 9ftann ju bem Raufen, unter wetzen aud) 
©cfarb SBieger^eim, ber Serfaffer ber ©Ijronif, Wetter biefe 



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— 97 — 



Darfkflung Ijauotfädjlidj folgt, ftd) befanb. Die (Stnreiljung biefer 
breiig machte einige ©fyoierigfeit, inbem fte ftify weigerten, gu 
bem meifeen fjrälmtein ber Beblenfyeimer fdjtobren. SBolf SBagner 
ton Steinau, ber Hauptmann beS $aufen3, legte ben (Streit 
baburdj bei, bafc er anorbnete, bie oon SReidjenweier unb Bebten* 
fyeim füllten ein neue« gemeinfameä ^älmlein ermatten. @8 ift 
felbftoerflänblid), bafe bie Bauern audj ju SReidjenweier fic^ an 
bem Seine ber ©eiftlidjen gütlidj traten. 

2lm 15. üftai ging ber 3)?arfd), nad)bem ©igolSljeim ge* 
fyulbigt Ijatte, gegen $ienjl>eim, ba3 bie Bauern aber erft am 
nädjfien Jag eintiefe. Dagegen ffräubte fid) Slmmerfdjroeier 
$uerft feljr entfdjiebcn gegen bie Slufnafyme ber Säuern. 

Slläbalb nadj ber Slufforberung burd) bie Bauern ging ein 
Bote naefy ©nfiSfyeim unb fragte beim SRegtmente an, ob man 
auf Berflärfung unb im %aft ber Belagerung auf ©ntfafc fwffen 
btirfe. Mein fie erhielten jur Slnttoort, man fei in ©nftefjeim fetbft 
fo fefyr bebrängt, bafj bie Regierung jur 3«* «»^t im ©tanbe fei, 
§ilfe ju leiften. Dodj oertröftete man Hmmerfdjtoeier mit 3ftid)et 
<$utfe, bem ©ruber beS §erjog3 Stnton oon Kötteringen, „ metd)er 
förberlicty fei unb anbere ©täbte entf Kütten »erbe". 2118 biefer 
fdjledjte Jroft in 2tmmerfd}»eier befannt würbe, oerlangten bie 
Bäter ber ©tabt oon ben Bauern Bebenfjeit, bie aber abgefangen 
würbe. Diefelben begannen »ielmefyr al8balb bie ©tabt „tyärtig* 
üdf" gu beftürmen. ©8 ift nidjt ganj ftdjer, an meinem Jag 
biefer ©türm ftattgefunben Ijat, wafyrfdjetnlid} am 17. 9)fai l )- 
Der föebmann Battmann föeinfyart, ein früherer ßriegSmann, 
eilte beim Beginn be8 ©turmeS au8 ber 3unfiftube auf ben 
9D?arftplafc unb erinnerte bie Bürger baran, bafj bie Sßelfdjen 
be8 DelplJinatS feiner 3eit, at8 fie in8 £anb gefommen, 2Beib 
unb $inb gefcfyänbet Ratten. SBeil aber bod) feine Hoffnung auf 
(Jntfafe fei, fo bünfe e8 tlm beffer bei ben Deutfa>n, nämlidj ben 
Bauern, at8 bei ben SBelfdjen $u fterben. ©obann begab er fid) 



*) So gibt tocnigften§ 2öieger§f)eitn an, ber fonft glaubwürdig tft. 
Dkd) S Treiber 5tr. 378, einem icfjr anidjaulidjen S8erirf)te, müßte e§ 
nber etwa aä)t Sage fpäter gewejen fein, ftud) fonft wollen bie beiben 
33erid)te nidjt red)t gufamtnen ftimmen. 

Tarife Iber, ©efAicfete be« »auernfrice*. 7 



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— 9* - 



auf bie dauern unb rebete bic Selagernben an: „hieben SBrüber 
unb (Scangelier! 3d? bitt euch um baS Reiben ®ottc3, auct> 
barum, bafc ich and) etwa ein $rieg8mann gewefen, t)öret mich." 
5U8 man ihm jurief, man motte i!m gern anhören, erftärte er, 
fie fottten »om ©türme abfielen, benn wenn ber SKatt) auch mct)t 
woöe, bie Söürgerföaft würbe fie eintaffen. ®raf Don tupfen, 
©cfmltheifj &u 2lmmerfd)tt>eier, ber babei gefhnben, foü bie Siebe 
föeinfyartS gebilligt unb burdj eine fofortige tlbflimmung bei 
üöürgerfchaft ben Öefchtujj herbeigeführt fyabtn, bajj man bie 
dauern eintaffen fotte. 9?a(t) bem anbern 93crtdt)tc jeboch fott im 
entfcheibenben Kugenbiidf ein ©treit unter ben bürgern au8ge= 
brodln fein, ba ein Xtyii berfetbcn für ©tntaffung ber Sauern mar. 
SBährenb fte brinnen fidj ^erumfc^tu^eit , tiefen einige auf bie 
dauern unb fctjrieen : „£iebe 33rüber, fommt unS ju §ttfe. 2Bir 
motten einanber felbf* hierin erwürgen." (Sofort öffnete man bie 
Stpre, D i c ^ aU em brangen ^rein, unb am nädtften Sag fa>wur 
auch Slmmerfchmeter ju bem Raufen. 

Xa tarn Xonnerftag ben 18. SDcai bie Sotfdjaft oon ben 
Vorgängen bei 3abern l ) unb jugteich bie Stuff orberung , bie bei 
Slmmerfchweier liegenben Sauein fottten ihren Srübern ju $ilfe 
fommen. IDic dauern oon unterhalb be& £anbgraben3 waren 
fofort entfdjtoffen, ba8 eiblia^e $erfprechen gegenfeitiger $itfe ju 
erfüllen unb hinabjujiehen. bereits {durften fie bie SBagen mit 
bem erbeuteten ®ute ab, ba erhob fict) ein entfdjiebener SBiber* 
fprud} »on ben dauern oberhalb be§ £anbgraben§, meldte überall 
bie ©turmgtoden bis f)inab nach Sergheim tauten tieften. Stuf ben 
SBiefen oon Hmmerfchmeier orbneten fid) bie dauern in $mei <5d)[ad)U 
orbnungen, unb e§ mar nahe baran, bafj e3 jum Kampfe unter 
ihnen fetbft fam. £te §auptteute ber Sauern oon oberhalb bem 
£anbgraben hielten nun ben anberen oor, wenn fie abziehen wollten, 
fo fottten fie ihre bisherigen SunbeSgenoffen ir)reS (StbeS ent= 
binben, auch baS gemeinfam erbeutete @ut herausgeben unb bie 
entftanbenen Unfoften erfefcen. „2öenn fie aber ba Hieben, fo 
wottten fie gemeinfam mit ihnen fchatten unb matten unb fich 
mehren wie fromme, rebtiche £eute." (Snblid) gaben bie oon 
■> 

0 SBcrgl. Wct>nitt 16. 



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— 99 — 



unterhalb beS ?anbgrabenS nad) unb blieben, ©cfarb 2BiegerSf)eim 
fügt ber ©rjäfjfang biefeS (SreigniffeS funju: „@lje wir fie Ijätten 
(äffen oon unS jiefyen, eljer müßten fie unS erwürgt fjaben ober 
mir fie, unter ben jmeien müßte eines obgelegen fein." 

9?un mürbe befcfyfoffen, gemeinfam oor ÄaiferSberg ju 
jiefjen. £er SRatlj biefer ©tabt fyatte bie ©efafyr fyeranfommen 
feJjen unb fdwn am 14. 9ttai naefy ber (Sinnaljme oon Bergfyeim 
unb töappottSmeüer nadj (Strasburg um $ilfe gefdjrieben. ©S 
ifi in bem ©abreiben ausgeführt, baj$ ÄaiferSberg einem gemattigen 
Angriff ntdjt wtberftefyen fönne, bafc man aber trofebem fidj „nid)t 
lieberlit^" ergeben wolle. 2öeil unter ben SReictySftäbten im i'anbe 
leiber fein Bünbnifj ju ©tanbe gefommen fei, fo ^abe man fein 
Vertrauen auf (Strasburg „als ein §aupt im i'anbe" gefegt. 
£eSljatb bitten fie um eine föatfySbotfdjaft, wetdje jwifdjen ber 
©tabt unb ben dauern güttief) oermittetn unb lefctere gum Slb* 
jug bewegen fönne l ). 

(Segen 13,000 Bauern festen fief^ inbefc in Bewegung unb 
begannen bie Belagerung oon bem (Stariffinnenflofter SllSpad) 
auS. Sftodj benfelben &benb ging baS Ätofter in Rammen auf. 
2>ie Bauern oon oberhalb beS i'anbgrabenS jogen üjr ©efajüfc 
bei 2lmmerfdjmeier auf ben Berg, bte oon SReidjenweier unb 
Bergheim fieüten i^re ©efdjü&e „bieffeitS bei bem ÄaiferSberger 
©djloj?" auf. ©inen falben Jag bauerte bie Befdjiejjung , ba 
erfa^ien ein weifeS Sä^ntem auf ben dauern. ÜDie Unterfyanbs 
lungen bauerten bis in bie 9?acf)t, worauf bie Bauern ©tnlajj 
erhielten 2 ). $>er SRatf) oon Reifersberg machte fpäter ber (Btabt 
Strasburg SWelbung oon feinem Bünbnifj mit ben Bauern. £ie 
bemalt unb „ber ©ebrang" berfelben fei fo groß gewefen, ba§ 
eS einen Bertrag t>abe annehmen müffen, obgteid) eS fid) „treffltd) 
gur üBe^re" gefegt habe 3 ). Slber wenn bie 8tabt audj ju bem 
Raufen fdjwur, mit bem $er$en gehörten fRatt) unb Bürgerfdjaft 
ntdjt $u ben Bauern, unb fd)on wenige Jage na^^er gingen 
Briefe beS StatfjeS nad) (Sohnar, worin biefe um ihre Bermittelung 



i) Birrf 9*r. 281. 

*) SSergl. oud) Alsatia 1873/74 S. 305. 
3) SHrtf 9tr. 314. 



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— 100 — 



bei bem l'anboogte angegangen nmrbe. 2öie bie $ürfprache für 
ßaiferSberg einer ber $auptgegenftänbe bei ber Solmarer $er= 
fammlung war, fott im 18. 2lbfd>nitt gegeigt werben. 

©infiweilen ^atte fidt) bind} bie ftegreicfjen fjortfe^rttte ber 
dauern ber Raufen berart oermehrt, bafc e3 nött)ig würbe, itm 
oon neuem gu organifiren. 2)ie§ gcfct)ar) cor ben aflauem oon 
$aifer§berg, freitags ben 19. 2Kai. 2Bolf 395 agner würbe 
gum oberften Hauptmann beftellt, ber gange Raufen in gwei 
(Sa^aaren eingeteilt unb über bie eine $an3 Söccf oon fünfter, 
über bie anbete ?eng Detter oon #unaweier gefefct, ber früher 
bei benen oon Söeblenheim %ä\)nxid) gewefen war. Slnton 33ecf 
oon Söeblen^eim trug ba8 ftähnletn für ben gangen Raufen. 

©in 33ote berichtete oon bem 23lutbabe bei ßabern unb gm 
gleich, bafe §er§og Slnton im (Sinne hätte herauf gugieljen unb 
bie 33auern gu fragen. 3)a befdjtoffen bie ^auptleute ber dauern 
am näcfyfkn £ag, bem fteinbe bis an ben £anbgraben entgegengu* 
gietjen unb bort ü> £ager gu fd)lagen. Slüe ©täbte, bie gu ben 
dauern gefd)woren Ratten, mufften nod) einmal eben fo »tele Wann 
[teilen wie baS erftc 9tfal. (Schon am nächften £age ging bann 
berSttarfch lanbabwärtS nach bem £anbgraben, ber gum ©teü% 
bichein beftimmt war. £)ie beiben ©paaren beS §aufen8, Welche 
getrennt markierten , foUten ^tcr wieber gufammentreffen. 2118 
aber bie Sauern oon oberhalb beS £anbgrabenS unb auch *>kf c 
nur gum £f>eil an bem beftimmten $la$e eintrafen, waren bie 
anbern fytx nicht mehr gu fmben. <Sie hatten fi<h W on flogen 
(Schermeiler unb $efteni)olg gewanbt, ba baS $eer beS Lothringers 
bereits in ber 9?ät;c war. 33ote auf ©ote traf bei ben am £anbs 
graben (Stehenben ein unb riefen fie flehentlich um §ilfe an. 
£rofc ber ^Bemühungen beS SBogteS SBafttan i'inf oon Neichens 
Weier, welcher fte gurücf hatten moüte, eilte fchlieffttch ber größte 
%i)tii in ber Dichtung oon <Scf)erweiler baoon, unb fchon eine 
(Stunbe fpäter ftanben fie im harten Kampfe gegen bie lothringer, 
©darb SBiegerShetm h a * fpäter barüber folgenbeS Urtheil gefällt: 
„hätten fie bem S3ogt gefolgt, es wäre feiner erfragen worben, 
fonbern am £anbgraben bei einanber geblieben. $lber eS rcar 
feine £)rbnung ba, eS wollte feiner bem anbern folgen unb ein 
jeglicher mehr wiffen als ber anbre. $ch meinte, bafj bie dauern 



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— 101 — 



Doft teufet mären. 2luct) Ratten mir jum Zty'il ^auptleute, bie 
un§ »erführt, »erraten unb Derfauft Ratten" ')• ®ie ©c^tad^t 
fctbft foll in bem 17. Slbfdjnitte gefchilbert »erben. 

$lt§ bie $unbe Don ben Vorgängen in SReichenmeier nach 
Stuttgart fatn, fehiefte bie bortige Regierung SReiflge ab, melctje 
bie SRäbelSführer fejtnahmen, gur $Rict)tftatt führten unb einige 
unter bem niebern Sljor enthaupteten, ©eitere mürben burd) 
baß < £aatt)if<f)enfotntnen einer ©räfin Don föappottjlein Derfct)ont. 



13. Colmar 2 ). 

Unter ben jer)n DRct^Sftäbten ber SanbDogtet Hagenau nahm 
im 16. O^t^unbert (Sotmar eine ber erßen (Steden ein. ©ine 
zahlreiche roo^I^abenbe SSürgerfdjaft, Don ber noch ein großer 
Z\)t\i fidt) mit SBeinbau unb 2anbmirtr)fchaft befchäftigte, füllte 
bie dauern, unb felbft baS benachbarte reiche ©chlettftobt, mit 
meldt)em ein freunbfchaftlict)er SSerfefjr gepflegt mürbe, mujjte tro$ 
feines lohnenben §anbel3 mit ©Ifäffer SBeinen jurüefftehen. ©ie 
fafl in allen ©täbten £eutfchlanb3, bie einen achtbaren SBürgerftanb 
befafcen, mar bie gemaltige 33emegung ber ©eifter um biefe 3eit auch 
hier oerfpttrbar. £>ie &afyl Der Unruhigen fcheint aber nicht groß 
gemefen ju fein, unb inäbefonbere hatte baS ftäbtifche ^ßatrijiat, 
bie fogenannte ©Ijrbarfeit, »eiche bie ßäbtifchen Remter meijt im 
SBefifce hatte, menig ©nmpathie für bie SReformbemegung ber >$tit. 
Xie in ber jmeiten §älfte be8 3ßh rc 8 1524 fchon überall in ber 
?uft fchmebenbe SBemegung beS 33auernftanbe§ machte fich auch i" 
Colmar bemerftich 3 ). ^Bereits mürben Steuerungen laut mie: 



1) Aisati a 1856/57 ©. 354. tiefer angebliche SSerratr} burd) 
93auemb,auptteute bürfte übrigens blofj in ber Sßhantafte 2Bieger&heim§ 
erjftiren. 

2) §auptquefle für biefen 2lbjd)mtt waren Wräjibnlien au§ bem 
ftäbtijd)en 7lrd)iö ju Colmar. 

3 ) ö. Ä od; oll £>ie Einführung ber Deformation in Colmar (Gol= 
mar 1876) 6. 6. 



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— 102 — 

man mürbe in bcr nädjften ffaftengett mit bcn $löftern tfyeilen. 
Ter Tefan 8 t. <ßeter Ijatte einen „SDiietfjting", b. f). ^ttfS* 
getftlidjen — §an£ mar fein Sttame — angenommen, meldjer bie 
eoangelifcfyen ?e^ren auf bie Äanjet braute unb fdjon nadj brei 
ober oier ^ßrebigten einen jiemli^en Sln^ang befafj. Ter ©tabt* 
ratl) Ijatte aber menig ©efatlen baran unb mar entfdjloffen , bie 
„faif erlidjen SDfanbata" gegen bie eoangefifdje £etyre in ber ©tabt 
aufrecht ju erhalten. 2ll§ fid) angeblttf> toegen be8 eoangelifdjen 
^räbifanten einige „jufammenfdjtugen", fo faftte ber IRat^ ben 
@ntfd)lufj, biefe 23emegung im (Sntftefjen $u unterbrürf en , unb 
ben 15. Tejember 1524 mürbe ber 33efdjtu§ bem Ramtel mit* 
geseilt, mit ber 5}emerfung, burdj foldje ^ßrebigten merbe ber 
gemeine Sftann ju Slufruljr unb SBibermärtigfeit gereift. Ter 
Tefan unb baS ganje Kapitel ju ©t. ^ßeter, mit meinem ber 
iRatt) bamalS mehrere ©treitpunfte r)attc, mar in ber ©adje be§ 
^3räbifanten fct)r entgegenfommenb. Ter Tefan erflärte, er felbft 
fyabe an ben ^ßrebigten feineä •JftietfyltngS folcfyeS 2ftij$fallen, bafc er 
benfelben fdmn jmeimat — frei(td) oljne ©rfotg — geftraft unb 
beSljalb baS ^ßrebigen für bie Sufunft unterfagt f)abe. 2ludj> bie 
©tröffen ber ©tabt maren in biefer ©adje mit bem SRatlje ootl* 
fommen einoerftanben, aber trofcbem ging bie 93emegung meiter. 
@3 mar am $lbenb be§ TfmmaStageS, bereits brannte ba8 £id)t 
in ben Käufern, ba fammelte ftdfy oor bem $aufe beS JObriften* 
meifterS ein Raufen oon ungefähr 100 9flenfd)en, oier „$aupt* 
teute unb Urfadjer" gingen in baS £au§ unb baten, man foüe 
ben ^räbifanten mieber prebtgen (äffen, ©ie feien oon „etUdjen 
auS bem $irtb,fpiet ©t. $eter" barum gebeten morben. 2118 ber 
Obrifhneifter erflärte — ba§ einige, ma8 er tfyun tonnte — 
baS ftünbe nicfyt in feiner Sftadjt, fo mürbe oon ben (Sprechern 
be§ §aufen§, übrigens in burd^auS beftfyetbener unb $iemlid)er 
Söeife, bie SBitte oorgetragen, bann möge er menigflenS bei bem 
Te^anten ein SBort für ben ^räbifanten einlegen, $ud) biefe 
33itte mürbe abgemiefen unb ber föatb, ertfyeift, bie Unjufriebenen 
füllten fic^ an ben Sftatlj menben. JDbgleid) bieS ntdjt gefdjafy, 
beftt^äftigte fi$ ber Watt) fdmn einige Tage fpäter, ben 24. Te= 
jember, mit ber Angelegenheit. Tie ©prectyer be8 ^aufenS, $u 
benen £ubmig ßopp, SDJatt^iaS ©d)erer unb SDfattfnaS SReber 



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— im - 



gehörten, würben oorgelaben unb it)rien ernftüd^ev Vorhalt über 
ihre ^anblungSweife gemacht. 33ei bcm SJerhör [teilte fidj h cv * 
au§, bafc ber ^räbtfant nicht unbeteiligt an ber Bewegung war. 
%ud) wollte ber Vlatf) $unbe ton einem 23ttnbni{j ^aben, baS fie 
gefdjloffen Ratten, „alle 2iebe unb alles i-eib miteinanber $u 
bulben". SllS ber Btath oerlangte, bie 9?äbel8führer foöten bie 
Slnfttfter auS bem Äirihfpiel <&t. 5ßcter angeben, meinten biefe, 
fte wollten ben ganzen Raufen mit oor ben SRath bringen, bann 
fönne er ftdj bie ?eute felbft befefyen. 

Xie Hngefchulbigten Stetten jefct mit ihren ©efinnungä* 
genoffen auf ihren 3unftftuben , j. 35. auf benen ber Siebs unb 
5lcferleute, »eitere 3ufamntenffinfte unb brauten ihre ^orberungen 
in bie $orm üon 13 Slrtifeln. $)iefelben finb ber $lrt local ge* 
färbt, bafj eine SBergleidmng mit ben 12 $lrtifeln ber fdjwäbi* 
fdjen SSauern unjuläfftg ijl. S3orangefteÜt war bie ©rffärung, 
bajj fie in 3uf""f* feinen £eutpriefter mehr haben wollten, welcher 
nach be8 $apitel8 unb $)edjanten ©efaüen prebigen müffe. 6onft 
gingen fie ifyre§ (Seelenheils oerluflig, ba8 SBort <&otte§, bei bem 
fie (eben unb bleiben wollten, bürfe nidjt oorenthalten werben. 
5lua) fpracfyen fie in einem jweiten Slrtifel ir)rc $erwunberung 
barüber au8, bafc man ihnen bie iDcanbata oon SRegenSburg oer- 
fdjwetge, wäljrenb biefelben fonft allenthalben angeflogen feien. 
<£benfo wollten fie bie ^ßrioilegienbriefe, mit welchen $aifer unb 
Könige (Solmar befa^enft hätten, ^ören, bamit fte nach benfelben 
leben tonnten. 3n einem oierten 5lrtifel war bie ^orberung auf* 
a,efieüt, bafj bie ^riefhrfa>ft, fowie 9)iöna^e unb Tonnen, bie* 
felben Mafien wie bie Bürger, alfo ©teuer, ©ewerf, SBadjen, 
Frohnen u. bergl. tragen foHten. üDen ©influfe be$ eoangelifdjen 
ißräbtfanten merft man auch in bem fünften Slrtifel, in welkem 
»erlangt war, bafj bie „unehrlichen £eute" — e3 waren h^upt» 
fädjlich bie fahrenben kirnen gemeint — auS Colmar ausgetrieben 
werben foflten. Söegüglich ber Srolmbienfte, meinten fie, fei e8 
oor 40—50 Sauren beffer gewefen, unb fie wünfehten biefen alten 
3uftanb jurücf. Slnbere Sorberungen belogen fia) auf bie Sllmenb, 
auf ftreiwein, ber früher gelegentlich auf 3unftftuben gereicht worben, 
unb ähnliche^. 9?eben biefen Hrtifeln fcheinen oon einzelnen noch 
befonbere ftorberungen bem SRathe oorgetragen worben ju fein. 



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104 — 



Tie Bewegung erfcfnen beut SRat^c fo bebrohlich, baß er bcn 
1. 3tanuar 1525 eine eingefyenbe Söeratlmng barüber abhielt unb 
fich gegen bie in ben Slrtifeln enthaltenen Vorwürfe Dern)eibigte. 
3luch mar oon (schlettftabt gemetbet worben, bafc man erfahren 
^abe, e8 hätten fich, 3u (Eolmar auf 8t. (BtephanSnacht g e g en 
GOO auS ber ©emeinbe „ber lutf^crtfc^cu ©eft halber" aufammen* 
gethan. SluSbrücflich würbe erflärt, bafj ber föath nur bie Geh- 
rung unb Btörberung beS 2Borte8 ©otteS wolle, $luch wtffe man 
nicht, bajj jemals gegen bie Derbrieften Freiheiten unb ^Retf/te bei- 
gabt gehanbelt »orben. ©ntgegenfommenber war ber 33efcf)eib 
bezüglich ber Setjiehung ber ßlöfter ju ben bürgerlichen Saften. 
2Benn man erfahre, bafc in anbern $eich§jiäbten fotc^eS gefdjehe, 
fo fei ber SRatr) nicht abgeneigt, baS ©letale in (Solmar eingu* 
führen. 2tud) bie unehrlichen £eute unb fahrenden kirnen woüte 
ber iRatt) burchauS nicht fct)üfcen. ©r habe in ben festen fahren 
mehrfach ton ben Langeln oerfünbigen laffen, bajjj niemanb bie= 
felben häufen ober h*rbergen foüe. Slufjerbem würbe aber noch 
befdjloffen, bajj wer in gufunft ju ©olmar j\ur 9?ac$tgeit bei 
einer Ißerfon gefunben würbe, geftraft werben foüe, „er fei ein 
(Sämann ober ein Pfaffe". SBeniger nachgiebig jeigten fich bie 
föatljSfreunbe in anbern fingen, wie bei ben ^rohnbienfien unb 
anberem. Die Antwort beä !Ratc)c« würbe nun einjeln ben 3ünften 
oorgetragen, bie im ganjen bamit envoerjtanben waren, 9fachbem 
ber fRatt) ftet) auf btefem SBege bie ©ewigheit r>crfcr)afft hatte, 
bajj ber größere Ztyii Dcr ^Sürgerfdjaft nicht $u ben Unjufrie* 
benen gehörte, fytlt er e8 f ur angemeffen, ftrenger gegen bie 
9täbeteführer oorjugehen. (Schon ben 7. Januar 1525 jtanben 
biefetben Dor bem föathe unb würben fcharf inS Verhör genommen. 
Die Unterfuchung jog fich längere 3eit hin, unb als in^wifchen 
ber 33auernauffianb ausbrach, fcheint ber SRath auS poUtifct)en 
©rünben auf feiner aÜjuftrengen (Strafe beftanben ju fyabm. 
Die „Urfächer" mußten für baS ©efd)ehene um SBerjeihung bitten 
unb famen mit einer gelinben ©elbftrafe buref}. 53on ihren fämmt* 
liehen Sorberungen würbe nur bie einige, welche fich a «f Die 
Älöfter bejog, ernftlich berüefftchtigt, biefe gewig auch nur be8* 
halb, weil fte ben $ntereffen beS SRau)e3 erfpriefsttch war. Der 
coangelifche ^ßräbifant war fct)on in ben erjten Dagen beS Januar 



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— 105 - 

oerabfduebet morben. 3n ©djlettjiabt, wol)in er gu Dr. ^fjrngio 
ftd} begeben Ijatte, berühmte er fta% er werbe wieber naefy Golmar 
gurücf teuren, unb wenn man Ujm oerweigere, baS SBovt ©ottcS 
oon ber Äangel gu prebigen, werbe er eS auf offenem ÜDtovfte 
tfmn, aud) wenn er beSfjalb tobt gefdjlagen werbe, liefen großen 
SBorten föeint aber nidjt bie £f)at gefolgt gu fein. 

Da (am in ber 2Boa> oor Dflern eine neue Beunruhigung. 
33ürgermeifier unb SRatf) oon edjlettftabt ^rieben, gwet Solmarer 
©inwofyner gärten fid^ in offener Verberge bei bem SBtrtb. gum 
fdjwargen Abler anSgetaffen, bemnä^jit würben 600 Mann oon 
ber Acferleut*, föeb* unb ©ärtnergunft baS 23arfüj$erttofler über* 
faüen unb fobann bafelbft fo lange „ityreS SBillenS leben, bis fie 
tf>r ^orne^men erlangt Ratten". AlSbalb oerfammelte ber SRatfy 
bie (Schöffen, trug if>nen bie 9?adjrtdjt oor unb fpradj gugleitf) 
fein SBerwunbern über foldje Dinge auS, ba er bisher eine ge* 
fyorfame ©emetnbe gehabt Ijabe. ^ebenfalls unterblieb ber lieber* 
fad, wenn er überhaupt geplant war. SBenige Dage nad$er 
würbe in ber ©tabt baS ©erüdjt umfyergetragen, ber SRatlj wolle 
400 Leiter oon (SnfiS^eim in bie ©tobt aufnehmen. Die Un* 
gufriebenen, mel^e bem ©erüdjte ©tauben föenften unb fidj ba* 
burety bebroljt glaubten, gelten aufs neue 3«f<"nmenfünfte in 
einem ©arten ab. Abermals erfdjienen ©inmoljner ber <5tabt 
oor bem föatlje unb wollten AuStunft über baS ©erttdjt Ijaben. 
Dem ©ertidjte lag übrigens etwaS Dtyatfäd>(id)eS gu ©runbe: 
gwar nidjt bie Regierung gu ©nftSfyeim, welche bamalS jebenfaUS 
feine 400 oerfügbaren Leiter ljatte, wo&l aber ber faiferliaje 
i'anboogt oon Untereifa jj, ftreiljerr $anS 3afob »on 9ftörSperg 
unb Jöeffort, ^atte in einem ©djreiben oom 21. April Solmar 
gur Dreue ermahnt unb fidj erboten, mit 3 — 400 Leitern in bie 
©tobt gu fommen, um ben böfen ©mpörungen nad) ©ebüljr gu 
begegnen. Der föatf) (am bur$ baS Anerbieten in grofje 33ev* 
legent)eit, benn einesteils war man auf bie reicfySftäbtifcfye ftretl)eit 
gu ftolg, um fid) burdj bie Leiter beS £anboogteS befdjüfcen gu 
laffen, anberntljeilS burfte man bod) ben (aiferli^en £anboogt 
nidjt oerlefcen. So würbe benn befcfjloffen, bem ftmboogt nid)t 
fdjriftlid), fonbern mttnbltd) für fein Anerbieten gu banfen, ba 
man oiel $erbrujj in ber 93ürgerfdjaft burd) bie ©inlaffung ber 



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- 106 — 

Weiter fürchte. $)odj mürbe üon jefct an auf Anregung beS £anb* 
üogteS auf eine beffere $ut ber ©tobtt^ore gehalten, ftmmer 
ängfttidjer tourbe bie (Stimmung, immer aufgeregter bie ©emütfyer. 
$>en 26. 3lprU braute ein Bürger bie 9?adjndjt, bie er üon einem 
33auern gehört Ijaben trollte, btefe 9?adjt würbe bie ©tabt üon 
ben dauern überfallen. Sltäbalb tiefe ber SRatty auf ben günften 
berumfagen, bafc bie S3ürger nacfy ber 93etglodfe mit ujren Staffen 
auf bem Sttarftplafe erfreuten follten. 9?adj eingetretener £)unfel* 
fjeit mußten bie ©Ölbner üor ber ©tabt ftreifen. 5ttÄ fic aber 
jurürffetyrten, ofme etmaS SßerbädjtigeS gefunben ju Reiben, auger 
bafe fie einen einigen dauern gefangen Ratten, ging nad) 11 Uf)r 
bie bewaffnete 23ürgerfd)aft nadj $aufe. 

$>er SRatlj war eifrig bemüht, bie ©emeinbe ju beruhigen 
unb üon ben SBauern abgalten. <S$on ben 21. 5lüril Ijatte er 
buvdj bie 33iertetmeifier befannt mad^en laffen, ber ©unb üon 
(Bdjwabtn fyabe große ©iege über bie ©auern erfaßten, „etwa* 
üiel" gefangen genommen, üerjagt, SBeiber unb $inber ins ©lenb 
getrieben unb if)re ©üter üerbrannt. SBenn ber Sluffitanb in 
(Sdjroaben üoflenbä niebergemorfen fei, »erbe ba§ $eer in baS 
(Slfafj tyerabjietyen, um bie fdmlbtgen dauern ju ftrafen. Um 
alten ©djaben unb 23lutüergief$en ju üermeiben, foHte ftcb, bie 
93ürgerf<$aft ru^ig üerljalten. 293er aber irgenbmie ficb, befd>ert 
füllte, foüe beim $atf>e bie Steige madjen. 2ludj ben in ber 
©tabt befinblidjen ftid&tbürgern unb Änedjten mürben bie gleiten 
©rma^nungen gegeben. 

©3 mar ein 3eictyen ber Seit, bajj ben 27. Slprit ba« ®a* 
pitet ju ©t. ^eter fidj felbft ju bürgerlichen Seiftungen erbot; 
befonberS motlten fte audj an ber £afi be§ SÖadjebienfteS mittragen. 
3n ber <5tabt fprad) man üon neuen gufammentünften ber Un* 
jufriebenen, unb fo befdjtofj ber iRatlj biefem unfidjern 3«fto«b 
ein ©nbe gu machen unb auf ben 28. Slpril bie gan$e ©emeinbe 
jufammenjurufen. 

SluS <£d)lettftabt Ijatte man bie SRadjrify erhalten, bafc ber 
9iatl> bafetbft fid) einen SluSfdmfj üon 50 SDcitgliebern au« ber 
93ürgerfc$aft beigefeUt fyabe. 2118 ba^er in ber SSerfammlung ber 
ganzen ©emeinbe ju Colmar ber Obriftmeifter ben $orfdf)lag 
eines folgen 3lu8fcbuffe3 mochte, fo fyatte er üermutblicfy baju 



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- 107 — 

Dörfer btc gujximmung be§ $att)eS ermatten. ©runb ber 
©infefcung mürbe angegeben, man wolle in 3ufunft folc^e $inge 
Oermten, bie biäljer gegen ben 9BiOen beä fRat^cS gefd^en waren, 
äuglet^ war ber 9tatf> entföloffen, jefct auefy, wie in »erfcfyebenen 
anbern ©täbten, gegen bie Älöfter oorjugetyen, beren retdje 33c* 
ftfcungen mit 92cib erfüllten. £)abei aber war e§ wegen ber 
etwaigen folgen wünfäenSwertl) , fi$ einen fötidtyatt in ber ge* 
fammten SSürgerfdjaft ju fiebern. 3ebe 3«nft fotltc oter 53er* 
treter, brei 3ünfte, worunter aud) bie föeb* unb Slcferleute, ie 
fed)§ fteüen. £>a bie 3 ü »f tß mit bem 93orfdt)tage einüerftanben 
waren, würbe fofort gur 2Öa$l gelitten; unter ben ©ernähren 
befanb ftü) aber {einer ber üier 9GBortfür)rer au§ ber Xejember* 
bewegung 1524. 6o fyatte ber Watt) einen üofljtänbigen ©ieg 
erfochten: er fyatte feine 3iele erreicht unb bod) bie ©preajer ber 
Unjufriebenen [eben ©influfieS beraubt. 

£er SRatty, bie (Stoffen unb ber neugemär/lte Sluäfdniji 
bewältigten fiefy junäd^ft mit ber (Steuerung be§ 3ubengute§ 
unb ber (Sinjie^ung ber Äloftergüter. 2ll§ bie SSauern ringsum 
auf bem flauen £anbe ftd> erhoben, Ratten fic$ bie $uben mit 
üjrer beweglichen $abe in bie ©tabt geflüchtet. $lber au$ Ijier 
gab eS gierige ©efeflen, unb befonberS bie iRebleute füllten ifyre 
3unftftube mit geflogenem Subengut. ®«fe ©aci)e war um fo 
bebentltdjer, als Diele Snben unter faifertidjem ©djufc jtanben 
unb ber faifertit^e tfanboogt ju Hagenau für feine ^flegbefo^lenen 
eintrat. ©§ würbe nun befdjloffen, bafc bie 3unftmeifter gebieten 
füllten, bafe baä geraubte ^ubengut, foweit cS nodj oorljanben 
war, wieber an feinen Ort jurüefgebrad^t werben follte. ^n ber* 
fetben ©ifeung erfdjienen audj bie Vertreter ber $löjter in (Sot* 
mar, ber ^rebiger*, 23arfüf$er* unb 2lugufUnermönd)e, be§ SBnben* 
llofhrS, be3 $aufe§ oon ©t. Soljann, beS $lofter§ unter Sinben 
unb be$ ju ©t. Äatljarina, bie ba§ i^nen brotyenbe ©djicffal 
ahnten, unb baten um ben ©djufc ber ©tabt. Xa fie fiä) ju< 
gleidj erboten, alten 5Befcr)(cn be3 1Ratt)cS nactßufommen, würbe 
it)nen ber ©djufc jugefagt unb gleichzeitig baS ©ebot ausgegeben, 
bafj man fernerhin bie $löfter rtidt)t met)r übertaufe. 3 n welcher 
SBeife bie 93äter biefen erflehten ©ajufc ber $löfter oerftanben, 
foüte fidj balb jetgen. 33ei einer Umfrage, bie unter ben $erfammelten 



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- 108 - 

getfyan nnnbe, jeigte ftcf> ^afob 93 aber, ber mefjrfad) als 
#iat}f)Sfreunb bcjcic^nct ift, fefjr tro^ig unb »erlangte, baß man 
tyn mehrere (Schriften, bte er bei ftcf) Ijabe, oorlefen laffe. £>er 
(spdjultfyetß brauste feine ganje f^efttgfeit, um biefen SSerfud) ju 
oereiteln, aber bie SRatljSmitglieber oergaßen ben SBorfaü nid)t, 
unb naefy ber 9?iebermerfung ber 23auernberoegung würbe Saber 
cor ®eridjt gefteflt unb 20 SInHageounfte gegen üm geltenb ge* 
macfyt. 9lucf; fyielt man ben 3eit»unft für geeignet, um ber ©tabt 
ben 2Bt)bcnr)of mit feiner SDfüfyle, meldjer bem Äloßer 5ttaulbronn 
gehörte, gu oerfcfyaffen. §ier fließ man aber auf größere (Sdjroie* 
rtgfeiten, roeil bie Regierung ju ©nftStyeim bie <5ad)e an ben £anbeS* 
fjerm oertoteS. 

©djon ben 30. 2lpril famen bie Vertreter ber ©emeinbe unb 
ber StuSfdjuß roieber jufammen. 'Die (Sljrbarfeit füllte fta) mteber 
fixerer, unb eS mürbe unter anberem ber 33efcf)luß gefaxt, baß 
93erfammlungen auf ben 3unftftuben, 93ünbniffe, (Sonfoirattonen 
bei ©träfe beS £eibeS unb ®utcS in 3ufunft »erboten feien, ja 
eS fottte jeber Söürger bei feinem gefcfjmorenen ©ibe üerpflid|tet 
fein, berartigeS fofort beim Statte jur Hnjeige ju bringen. 33on 
• ebenfo großer 2Bid)tigfeit toar bie (Sinfefcung einer ©ommiffton 
aus 2Kitg(iebern beS SRat^eS, ber ©Höffen unb beS SluSfdmffeS, 
reelle bie Softer beftdjtigen unb beren ©infommen erforfdjen, 
unb afö fcfyon ben folgenben £ag bie Älöfier baS Skrjeicfmiß ifyrer 
©infüufte oortegten, baSfelbe prüfen unb bem fltatfje berieten 
fo Ilten, mie man biefelben nad) SSermögen „belegen" fonne! SDaS 
grauenflofier unter Sinben fucf)te in einem (Schreiben barum an, 
fid> ganj in bie £anb ber (Stabt begeben ju bürfen. 9run ging 
eS mit ber SSergemaltigung ber ©eifttidjen rafet) oormärtS: f$on 
in ben nädjfien Sagen mußten bie ®eiftlid)en ben ©ürgereib leiften, 
maS audj oljne SBiberftanb gefäal); nur behielten fie fid) cor, 
iljre ^flifyen gegen ben ©tfdjof ju 93afel unb baS ©tift nidjt 
oerlefeen ju müffen. ©obann mürbe ben $lofterinfaffen geboten, 
menn baS 2Imt Borgens gelefen, bie Älofteroforten ju fließen 
unb nid)t in ber ©tabt „umfyerjufdjroeifen". £)ie Urfunben 
unb 3tnSbüc§er mußten ausgeliefert roerben, fomie bte $ofc 
barfeiten unb anbere wertvolle ©egenftänbe, bie fi$ im 93efifc 
beS .ftlofierS befanben. 3Son ben ©etreibeoorrät^en im Softer 



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— 10«) — 



mürben einige ljunbert Viertel an arme Bürger oerfdjenft; frei» 
lid) foüte ba§ Ausgegebene genau oer$eid)net werben. f5rembe 
2Äöndje, bie nidjt „$inber be§ $lofter§" waren, würben auS* 
gewiefen. $)ie jungen Tonnen, wetdje oon ifyren Verwanbten 
IjerauSüerlangt würben, burften baS Älofter oerlaffen. Ojne @r* 
laubnifc be§ ^Rat^ed burften Weber 2ftönd}8* nod) 9?onnenflöfter 
9?ooi$en aufnehmen; bie Verwaltung fämmtlidjer Älöjier fottte 
burdj einen weltlidjen Verwalter in 3 u tu n ft beforgt werben. 
SBenn bann nad) 3af)ren bie legten Älofterinfaffen geworben 
wären, fo foüten bie $löfter abgetan fein unb tf>r Vermögen 
ber ©tabt gehören. 

$)iefe§ Vorgehen beS !Ratr)eS unb ber ©emeinbe fann wenig 
Xfyeilnaljme erweden; benn e$ ift oon bem niebrigften (SgoiSmuS 
geleitet. (Sine anbere Ijöfyere £riebfeber ifl audj bei ber forg* 
fältigften £)urd)forfdjung ber Elften nidjt nadjjumeifen. 2öemt 
man in anbern ©täbten, wie 33. in (Strasburg unb Dürnberg, 
nidjt minber fajonungSloS mit ben $löftern »erfuhr, fo war bie§ 
bort bebingt burdj bie Annahme beS eoangelifdjen SBcfcnntntffeS. 
2öer bie 2eljren ber Deformation billigte, bem tonnte baä flöfter* 
lidje £eben, baS auf einem anbern religiöfen Voben erwadjfen 
war, nidjt mefyr als oerbienftlid) erfdjeinen, unb bie Aufhebung 
ber Älöjter war bann bie natürlia^e $otge. §ier aber unb in 
<2d)lettjkbt wollte man bei ber alten Äirdje bleiben; ber eoan* 
gelifdjc "ißräbifant, welker nod) nidjt fedjSmat geprebigt fyatte, 
mufjte bie «Stabt oerlaffen, aber bie unbequemen ^ßrioilegien be§ 
&leru8 foüten nicfyt mefyr gebulbet, baS reidje ©ut, welches bie 
$löfter feit ^afyrljunberten gefammelt Ratten, foüte ©igentfyum 
be§ ftäbtifdjen ©emeinmefenS werben. 

SQBer mödjte eine foldje $albf)ett, eine foldje ftnconfequenj, 
ber bie unebeln 9)?ottoe auf bie ©tirne gefd)rieben finb, oertljeU 
btgen? S3ei einem ÜDjeite ber 23ürgerfdjaft fdjetnt man mit bem 
föatfye, wenn fid) audj offener Sötberfprudj nidjt Ijeroormagte, 
nia^t jufrieben gewefen ju fein, unb befonberS waren eS bie 
grauen, welche, wie immer, wenn e3 ftd) um religiöfe 3)inge 
Ijanbelt, ifyrer 3unge f re i cn ^ au f ließen. ®en !• 9W<" mujjte 
ber SRatl) einen befonberen 23efeljl gegen bie „unoerfdjämten 
SReben etlia^er 2Beib§perfonen M ergeben taffen, wetdje fid) auf 



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— 110 - 



bem 2ftarft unb an bcr ÜJiefcig aufs beutltdjjk ausließen. &a 
bieS ben Scannern nidjt geftattct fei, fo fönne eS bcn SBeibem 
nod) Diel weniger geftattet werben. 2Öie unfidjer trofc beS ge* 
wählten 2luSfcf|uffeS bie Sage noch, immer war, ergibt fidj audj 
auS ber abfäjlagigen Antwort an bie ©nftSljeimer Regierung, 
weldje ben 3. 9)?ai oon ßolmar 20 — 25 ©djüfcen unb einige 
93üd)fen erbeten Ijatte. S3ürgermeifter unb 9tatty fdjrieben trofc 
Erneuerung ber SBtttc gurücf, baft fte weber ©cfyüfcen nod) ©tieften 
entbehren fönnten, wenn fie in biefen fdjweren $tittn nidjt un* 
wieberbringlidjen ©djaben leiben foHten. 

9#itte SJfai würbe bie Haltung ber benadjbarten ^Bauern* 
Raufen immer bebroljltdjer. £rofc metyrfadjer 93ermtttelungSoor* 
fdjläge Ratten fte fidj oernelmien (äffen, bafj fie oon tljrem 33e* 
ginnen ntdjt ablaffen woflen. 2lÜe ©täbte unb Dörfer, bie fiefj 
ntdjt unterwarfen, foHten Ijeimgefudjt werben. $m 1Ratc)e ber 
©tabt (Colmar machte man fidj mit bem ©ebanfen einer ÜBelage* 
rung, bie man nalje beoorfte^enb glaubte, oertraut unb beregnete 
bereit^ ben „merfltdjen ©d^aben", ber barauS entfteljen würbe. 
3ur 93erufyigung beS gemeinen SftanneS würbe aber im oorauS 
ber 33efdjlu§ gefaxt, bafj ber entfteljenbe ©djaben an ©ütern, 
Sieben, SBiety u. f. w. oon ber ©tatst getragen werben folle. 3 Us 
gteidj würbe bte 33ürgerfd(jaft oon neuem gewarnt, ftet) mit ben 
Söauern einjulaffen. ©elbft eine Unterrebung mit benfelben würbe 
oerboten, bamit niemanb mefyr p ben dauern „manble unb reite", 
©olmar Ijatte fdjle<$te Erfahrungen in biefer 9licf)tung gemalt. 
£>te Untertyanblungen, meldje eS auf SBunfct) ber Regierung »on 
EnftSljeim gemeinfam mit ben ©täbten ÄaiferSberg unb fünfter 
unternommen Ijatte, waren erfolglos geblieben. Um ber Bürger* 
fdt)aft für ben ftafl eines Eingriffes gewiß $u fein, würbe notf>* 
malS Umfrage gehalten, unb als fte fid} mit £eib unb ©ut jum 
SBiberftanb bereit erhärte, fo würbe aßen benen, welche gerabe 
in beS 9tatt)eS Sefferung ober ©träfe fianben, jebe ©träfe er* 
laffen. ©o gelang eS in ber Xfyat, bie ©tabt ju bewahren trofc 
ber wieber^olten SBerfucfye ber dauern, Colmar gu gewinnen. 
SefonberS brtngenb war bie ^orberung Söolfgang SBagnerS, be§ 
oberßen Hauptmanns beim Raufen ju (SberSfyeimmünfter, als bie 
9?ad)rid)t Dom 91nmarfd& beS $ergogS $lnton oon Lothringen fam. 



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~. 111 - 

£en 20. 5D?ai antwortete tf}m ©olmar, bafj e§ bie Säuern nicht 
einladen, aud) eine Abmachung wegen ber Ätoftergüter nid)t aiu 
nehmen »erbe. ÜBenn aber eine frembe Nation biefe $?anbe§* 
gegenb behäbigen würbe, fo fietten ftc ihre £ilfe in tluSfia^t. 

UebrigenS füllten fid^ bie dauern (£ohnar§, je nät)er ba§ 
„melfche" $eer be§ Lothringers tarn, täglich mehr mit Flüchtlingen, 
©er Sdjretfen, Wetter oor ben tfremben ^erging, war grenjenloS, 
unb wer irgenb fonnte, »erlief bie ungefd)üfcten Dörfer. 2)och war 
bie Flutet unnötig, ba ber £erjog burd) ba8 S33ci(crtr)al über bie 
SSogefen jurücff ehrte. SBeldjen ü)?ü^en fidt) ber iRat^ ju Colmar 
unterzog, um ben ^rieben wieber ^erjufleüen, unb wa§ man 
ju Colmar felbft terhanbelte, ift in einem anbern Slbfdmitt $u 
(efen. ©ine bauernbe Folge ber 33auernbewegung für ©otmar 
war bie Unterbrütfung ber neuen £ec)re, obgleich eS ^ier ebenfo 
wenig wie in anbern SReidjSjtäbten an einem oorbereiteten 23oben 
gefegt hatte. 



14. ätyettpatt. 

$n ©djtettftabt hatte baS Sah* 1524 bie «ürgerfchaft in be* 
ftänbiger Aufregung gehalten, ©in leichtfertiger 9ftenfch, Johann 
3afob (Schüfe oon £raubach, hatte burdj ftälfchung Don <Scf)rift* 
ftticfen, nac^ wetzen ber bamatige ©dmltheijj ©rgerS^eim angeblich 
mit ber ©nft§heimer Regierung jur SBefeitigung ber ftäbtifa^en 
<ßrioilegien confpirirte, bie auf il)rc Freiheiten ftolje 33ürgerfcf>aft 
aufS ticfftc erregt, edhliefjlich war bie 3Bat)r^cit an ba§ £icht 
gefommen, unb <schüfc büßte feine ^reoetthaten mit bem £obe '). 
Unter ben Einwohnern hatte ber reformfreunbliche ^ßrebiger $aul 
(Seibenjticfer, genannt ^h rt )gio, für feine eoangelifchen &hren 



i) Beat. Rhenanus Rerum Geimanicarum libri III. (Ba?il. 
1531) @. 158. Dorlan Notices historiques snr l'Alface etc. ((SoI* 
mar 1843) II 132. 



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— 1112 — 



großen Shtfyang gefunben 1 ). dagegen fafeen im föatfye einige 
entfdjiebene ©egner beS ^räbifanten, unb mefyrfacfy würbe baS 
benadjbarte ßofotar bur$ «riefe beS ©djtettftabter 9tat1je& 
oor ber tut^ertfe^cn £eljre gewarnt, $ludj ber gelehrte 53eatu§ 
fltyenanuS, ber ffreunb beS (SraSmuS, ber feit 1520 meift $u 
<3djfettftabt in feinem ererbten oäterüdjen §aufe mofynte, neigte 
attmäfyiid) meljr ju ben ©egnern ber Deformation Die @r* 
regung unter bem nieberen 93otfc wudjS, als <5eibenfticfer bie 
Ütteffe beutfdj feierte, bie ©leoation unterliefe unb baS Slbenb* 
maljt unter jmeierlei ©eftalt ausfeilte. Unter ben ^löfkcrn ber 
<5tabt Ijatte baS ^rauenflofter <So(o ben Unwillen ber ©eoölferung 
am meiflen erregt. %n ben erften STagen beS Februar 1525 
fammette ftdj ein großen $aufe oon 3)Mnnem unb grauen oor 
bem Softer, erbrachen bie Pforte unb plünberten ba§ Softer au§, 
obgleid) ber ißatr) ernftlid) abgemahnt Ijatte. 3)te Obrigfeit befaß 
übrigens nodj bie $raft, wenigftenS nadj gegebener 2^at einige 
oon ben SRäbelSfüfyrern feftneljmen $u taffen: eS waren SBU^etm 
£)äpp unb feine %ia\i ©Ife, $IauS Sölofujj unb feine tJrau Slbel* 
fyeib, $an8 Sötfmann unb ^audtS $mff. $lber jur SBerurttyeiUmg 
ber (Sdjulbigen fehlte eS ben SRatfySfyerren an 3ttutf>. Deshalb 
wanbten fie ftd) in biefer (2>adje an ben faiferttdjen ?anboogt für 
Unter^Slfafe ju Hagenau, obgteidj ©djlettftabt feine eigene ©e= 
ridjtSbarfeit fyatte unb bis jefct nidjt wenig ftotj auf biefeS tyx'u 
oilegium gewefen war. ^rei^err ^>an$ oon 3J2örSperg unb 93effort, 
£anboogt beS ÄaiferS für baS untere ©Ifafj, (ub bie ©täbte 
Hagenau, Dberefynfyeim, SRoSljeim, $aiferSberg, 3J?ünficr unb 
£ürff)eim ein auf ben 16. Februar ©efanbte nad) ©etylettftabt 
ju fdjirfen. $US er aber bie Vertreter ber ©täbte bat, ftd) a(§ 
Dieter in biefem §anbet brausen ju laffen, erbaten ftd) biefe 
äunädjft einen £ag 23ebenfjett. ©obann weigerten fie ftd), ba§ 
$td)teramt in biefer <§adje ausüben gu wollen, weit eine fötale 



1) Ueber ^rOflio Dort an a. o. C. 1 349. 5Köl)Tt<$ Öcjd). b. 
^Reformation im Gljnfe I 400. 

2 ) 91 b. £orannij 53cat. 9ll)enanu§. Gin Hoßrapt)tid)er SBcrfudj. 
fSit$unp§£>eri$tc b. Liener Wnb. W..f)ifl. ftlnffe. «b. 70. 1872.) 
S. 240. 



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— 113 — 



IBefefcung be8 ©erid)t8 ntc^t bloß ber SuriSbtftton oon ©djlett* 
ftabt jumiber fei, fonbern aud) allen anbern ©täbten bcr Vanb* 
»ogtet jum 9?actytfyeil gereidjen mürbe. £)ie gteidEje (Srflärung 
mürbe oon bcm „gefeffenen ?Rat^c" ber ©tabt abgegeben, unb 
jugleidj roicS ber <S»recf)er ber ©täbte mit berebtem 2Äunbe auf 
bie ^Jadjtfyetle l)in, meiere für ©djlettftabt in ^ittunft flu § e | nev 
folgen §anblung$tueife entfielen müßten. 2Benn fte auf iljrc 
eigene ©erid)t3bartett oer$id)teten, mürbe in 3u?unft jeber ^Bürger 
feine ©adje $um großen (Stäben ber ©tabt oor ben Sanboogt 
bringen fönnen. jDic SRattySmitgtieber gaben nun ben 2luf= 
f(§luj$, ba§ fte nur beStyalb ben l'anboogt erfud)t Ratten, metl 
fte tf/rer ^Bürger nid)t ftd)er gemefen feien. $luf Sitten ber oer* 
fc^iebenen (Sefanbten, ber Sanboogt möge bod) ©djlettjtabt felbft 
ba8 ©ertdjt befefcen laffen, ermiberte berfetbe „mit gültigen, 
gütigen 2Borten", er Ijabe ja nur auf ©djlettftabtS SBunfdj fo ge* 
Ijanbett. %uä) Ijabe er nur beSljalb jugefagt, um ben ^rieben 
in ber ©emeinbe ju ermatten, benn bie ftngeflagten gelten iljren 
SRatty für parteiifd). SGBie tönne er fo fdjneü feine gegebene $ Us 
fage oergeffen unb ftdj mit einer mäd)fernen 9?afe jum ?tigner 
matten (äffen. 5ttÖ fdjtiejjlid) ber £anboogt brotyte, er »olle meg^ 
reiten unb fidj ber ©adje nidjt meiter annehmen, ba ließen ftd) 
bie ®efanbten, mit SluSnaljme ber oon Hagenau, umfUmmen, 
unb ben 18. Februar in ber efrülje begann ba§ ©eridjteoerfaljren. 
3)er Sanboogt liefe burd) $eter SSbtlenpadj bie $lage Dortragen, 
bie auf Crimen laesae maiestatis unb Slufruljr lautete. 

9118 23ertljeibiger ber $lngeflagten trat ber Pfarrer ^aul 
©eibenftidfer auf. 9?ad)bem er einiges jur ©ntfdjulbigung feiner 
©tienten gefagt fyatte, appellierte er an ba8 üttitleib ber Sftidjter, 
unb auf fein ©efyetfj warfen fid) bie Slngeflagten auf bie Äniee 
nieber unb flehten bie fRic^ter um ®nabe an. 9lud) bie 93rüber 
<$eorg unb Ulridj oon 9lappoItftein legten fjürbitte für bie Un* 
glücflid^en ein, bedgleid;en bie Runter ©eorg 9ltbred)t unb $einrid) 
oon SRatljf ankaufen. $118 fdjliefjtid) fogar ber (Schaffner beS ge* 
plünberten &(ofterd ©ölo fid) benfelben anfd}to§ unb meinte, bie 
Tonnen Ratten bie ©etoaltttyat um ®otte§ mitlen erbutbet, tonnte 
toer £anboogt nidjt mefyr miberfteljen. ä^ar meinte er, er fönne 
c8 'Dor bem Äaifer nidjt oerantmorten. $)ie 33eftagten mußten 

$artf elber, Gefällte be* SBauernftieg*. 8 



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— IM — 

Urfefybebriefe auSftetten, bie <Stabt oertaffen unb ücrfpre^cn, im 
£aufe bcr nädjften 10 3af>re nicfyt mefyr ben 53ann Don (Sdjlett* 
ftabt betreten ju wollen. 

Die $ürfprad)e für bic Slngettagten bürfte neben ber eöan^ 
getifd^en ©efinnung beS Pfarrers ein ©runb gewefen fein, bafj 
fpäter ber SRatfy Don ^cfytettfiabt ^ßaut (Scibenflicfer entliefe. 
aber wenige 2öocr/en fpäter bie SBauern beS (SlfaffeS fid) erhoben, 
fuett ftcb, bie 53tirgerfdjaft Don (Sdjtettflabt Dorerfl rufyig. ©efanbte 
ber ©tabt bemühten fidj mit Vertretern Don (£oImar unb anberen 
s }?ad}barftäbten ben ^rieben gmifdjen ben ^Bauern unb ben $err* 
fc^aften fyeräufreflen. 5118 aber bie SBogen ber Bewegung im 
Slprit immer f)Öf)er fliegen, Derliejjen manche ber S3ürger bie ©tabt 
unb begaben ftdj ju ben 33auern. 2Öie ber $aufe Don ©ber$* 
fjetmmünfter immer näfyer tarn , begaben fid} bie Vertreter 
©djlettftabtä fyinauS ju bemfelben, um mit ben SBauern ju 
unterfyanbetn. Den 9. 2)?ai rief bie ©lotfe bie 33ürgerftr)aft jus 
fammen. 'Der ©djuftljeifj, melier Don feiner Sftiffion jurürfge* 
fefyrt war, erftattete 33eridjt unb fdjtojj feine Sftebe mit ber ftrage, 
wa§ man tlmn fotte. Die ^Bauern lagerten bei 33eMemjeim unb 
forberten bie 9)iitwirfung (SdjlettftabtS. 2Benn bie Söürgerfdjaft 
für ben SGBiberfianb gegen bie dauern fei, fo würbe man fidf) 
üertfyeibigen, fo (ange man fönne. ©in bumpfeS Stturmeln folgte 
biefen ©orten. Die meiften Slnwefenben fdjtenen unentfdjtoffen 
ju fein. Da trat einer au§ ben !Rctt)en ber Bürger unb fagte, 
er Ijabe feine Söüdjfe unb fein ^utoer, mit bem er auf bie S3auern 
fließen fönnte. Slnbere führten älmlidje SReben, unb eS war 
beutttdj, bajj Diele feine Neigung ju einem bewaffneten 2öiberpanb 
gegen bie 93auern Ratten. SlnbererfeitS wollte man mit ben 
dauern bodj nicfyt gemeinfame <Sad)e machen. Da aber eine (5nt* 
fdjeibung ben auf Antwort wartenben üöauern gebracht werben 
mujjte, fo würbe fdjliejjlid) ber S3cfd)Iuß gefaxt, man wolle e£ 
matten wie bie ju Dberbergfyeim unb SRappoltS weiter. SBäfyrenb 
eine ©efanbtfd)aft biefen 33efcfyetb an bie dauern brachte, eilten 
33oten nadj 9tappo(t8wei(er, SReicfyen Weier, ^ienj^eim, 2lmmerfd)s 
weier unb $aifer§berg. 2)?an Dereinbarte, ftdj am 11. 3#at eine 
gemeinfame Verätzung ju SReidjenmeier abmatten. Die 93er* 
treter Don Oberbergljeim, welche guerft fpradjen, rieben ju ent^ 



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— 115 — 



ffyebenem Sßiberftanbe , ohne ieboch alle Slnmefenben überzeugen 
ju fönnen. £ro$bem mufete gerabe föetchenmeier guerft unter ben 
oertretenen ©täbten feine X^ore ben dauern öffnen. %n <&d)UtU 
ftabt blieb bagegen ber !Rat^ feft: ungeachtet ber oielfadjen $luf 5 
forberungen burdt) bie dauern würbe it)nen fein (Sinlafe gemährt. 
Um fo ftürmifd>er ntag e8 ober gelegentlich innerhalb ber SWauern 
hergegangen fein. Um fein Hnfe^en ju oerftärfen, liefe ber $ath 
bürde) bie 3ünfte einen 2lu§fchufe oon 50 9flitgliebern wählen, 
unb in ber nächften 3eit mürben atte wichtigen Söefdjlüffe oon 
biefem Sluäfdmfe jufammen mit ben 100 (Schöffen ber ©tobt ge= 
fafet. £>en 26. Slpril jog ber föatf) mit 3uftimmung btefer 150 
Vertreter ber ©emeinbe bie $abe fäntmtlicher Älöfter ber ©tabt 
an ftch- MeginSbriefe, Urbarbücher unb fonjttgen Urfunben würben 
„ju §anben ber ©tabt" genommen, Sluch liefe man bie $lofler* 
infaffen einen ©ib fd)Wören, bafe fte nicht« oon bem $Ioftergut ent* 
frembet ober oerborgen hätten; wenn aber etwas geflüchtet ober 
oeräufeert worben, foflte e§ aläbalb wieber beigefcf)afft werben. 
(Sine enbgiltige ©ntfcfjeibung über baS ©dt)icffal ber Älöfter foüte 
erft getroffen werben, wenn fte Nachricht hätten, wie man eS 
bamit in ©trafeburg, ©olmar unb anberen ©täbten halte Sludj 
mufete bie weltliche ©eifUidjfeit fich eiblich oerpflichten, bie ©ebote 
unb ©erböte be0 fRat^c§ unbebingt gu befolgen. ©cf>lettftabt 
rechtfertigte biefe Sttaferegeln in einem ©djreiben an (Solmar 
bamit, bafe ber „erhifcte ©epöfel" bie Älöfter habe plünbern unb 
nieberreifeen wollen. £>o<h waren trofc ber 9)?aferegeln gegen bie 
^töftcr oiele noch fehr erregt. 9luch fonft machte bie eingefchüci^ 
terte „©htbarfeit" ber unjufriebenen Sßürgerfchaft ©onceffionen. 
9tteifter Melchior Scanner, welker bie ©tabt auf ber SBerfamm* 
lung ju (Solmar ben 26. 3J?ai ju oertreten hatte, erhielt ben 
Auftrag, babei für einen gütlichen Ausgleich mit ben dauern ju 
mirfen, auch föt bewaffnete $ilfe gegen bie 93auern gu oermeigern, 
wie benn auch gefd^c^cn ift. $ur ©ntfchulbigung würbe ange= 
führt, in ©chlettfiabt fei eine folche 3fienge flüchtiger mit SEBeib 
unb Äinb jufammengeftrömt', bafe man oollauf befchäftigt fei, 
wenn man ©tabt unb Bürger bewahren wolle. Unmöglich fönne 
man in ber gegenwärtigen Page SWannfchaft, ©efchttfe ober ^ßuloer 
entbehren. $a man habe fogar einen Hauptmann mit 50 ftufe* 



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— 116 — 

fttedjtcn in ©olb genommen unb ben $)ienftfned)ten in ber ©tabt 
ein möchentlicheS SBartegelb jugefagt. ©nbe 3)?ai ^errf(^te eine 
foldje Aufregung in ber Seoötferung, bafj ber SRath ben SBefchlufc 
fafjte, ben feit alter Qtit üblichen ^Jfingftmarft nicht abzuhalten, 
ba man ber Sürgerfdjaft immer noch nid;t fidler mar. 

Sluf bie Nachricht nämlich oom (Sinmarfch ber lothringer in 
baS ©Ifafc mürben bie ^Bauern bringenber. SBolfg&ng SBagner, ber 
oberße Hauptmann be§ §aufen§ oon ©berSljeimmtinfter , meiner 
ÄaiferSberg eingenommen hatte, fragte an, ob fi<h ©chlettßabt nicht 
mit ihnen oerbünben motte. Abermals mürbe bie ®emeinbe Dom * 
iRatlje befragt, aber ba8 einzige, ma8 man in SluSftdjt ftellte, mar, 
ba| man gegen eine frembe Nation Skiftanb leiften unb auch ^ßro- 
oiant liefern motte. 2)och blieben bie Zfyoxe nach mie oor ben 
Sauern oerfc^toffen , unb auSbrürflich mar bie Sebingung ange* 
merft, bafj unter aßen Umftänben bie ©tabt „oorbemahrt", b. h« 
ben Raufen oerfchloffen bleiben füllte. 3)ie Sauern (afen freilich 
au§ biefem ©djreiben anbereä tyrauä, als barin ftanb, unb SBolf- 
gang 2Bagner fchicfte atdbalb eine ^bjc^rift beSfelben an (Solmar, 
bamit auch biefe ©tabt fidj „brüberlich unb chrifilidj ju ihnen 
oerpflichte". $n einem beförderen ©abreiben mufjte ©chlettftabl 
ber SRadjbarßabt oerfichero, bafj eS meber 9JJannfchaft noch Stichfen 
an irgenb einen Raufen getieft habe, auch nicht ju f Riefen ge* 
benfe. Dlmebem mahnte bie fettere #eimfuehung 3^ernS ^uv 
Sorftcht, fein ©chicffal mit ben Sauern $u oerbinben. 

$ie Sage ber ©tabt mürbe immer fritifcfyer, als bie Säuern 
beim herannahen be8 $er$og§ Slnton oon Lothringen am nahen Sanb* 
graben ©tellung nahmen. 3)en $bhepunft erreichte bie Aufregung, 
al§ am 20. üflai bei bem nahen (Weierweiler bie entfd)eibenbe ©chladjt 
gefdjlagen nmrbe. ©chaaremoeife ftanben bie ©inmo^ner auf ben 
SBätten unb dauern unb blieften mit ängjiUcher ©pannung nach 
ben Sergen, oon mo bie bumpfen (Schläge be8 ferneren (Sefcfyüfceä 
unb ber betäubenbe Särm be8 blutigen ÄampfeS ^erüberfä^aUten. 
TO mit einbredjenber 3)unfetyeit ©paaren flüchtiger Säuern oor 
ben X^oren anlangten unb flehentlich um Slufnatyme baten, mujjte 
man, mem bie ^alrne be8 ©iegeS zugefallen mar. 2)ie Sauern 
hatten fidjer gehofft, hinter ben feften 3ttauern ber ©tobt, bie man in 
lefeter 3eit für bauernfreunblich gehatten, SRettung unb Obbach ju 



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— 117 — 



finben. Slber bie 9?icberlage fyatte bie ©abläge Dollfiänbig ge* 
änbert, unb ber Dorfidjtige SRatty hütete fief} »ofyl, bur<$ Slufna^me 
ber ^lüdjtltnge bem (otfyringifdjen ^er^og Wittag ju fteinbfelig* 
feiten ju geben, obwohl er früher bie 2lufna§me bet $(tt(^tigen 
Derfprodjen tyatte. $)ie £ljore blieben gefdjtoffen, unb Diele ^Bauern 
mürben in nädjßer 9^äfye ber (Stabtmauer Don ben lotfyringifdjen 
Leitern niebergemefcelt. ©ine bteibenbe $o(ge ber Setoegung für 
bie (Stabt war, roie im nafyen ©ototar, bie Verbannung ber neuen 
tfcljre unb ber unbebingte ©ieg ber alten Äirdje 1 ). 



i) SJergt. ju biefem Ätttritfl aufjer ©orlan auä) Sttobel IV 12., 
Revue d'Alflaoe VII (1865) 206, befonberS ober 2lr$tbalicn be§ etaM. 
ort^iöS ju Colmar. 



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£et50(j Sltttmt öon Sot^rincjen unb bag 



15. ttorkrettongen bes Ijerjogs jum Jtog gegen bie 

ßauent. 

£>ie gefährliche ^Bewegung im ©Ifafc wät)renb be§ 2lpril§ 1525 
bebrotyte aud) ba3 benachbarte Lothringen. $n ben legten £agen 
biefeS ütfonatä fc^eint ^er^og 2lnton oon Lothringen, ber 
bei feiner ftreng fathotifdjen ©eftnnung ! ) in ber ganjen Bewegung 
nur bie folgen ber Lehren Sutherd erbltcfte, unb beffen ©ebict 
jefct fetbft bebroht werben anfing, ben ©ntfchlujj eines $rteg3* 
jugeä gegen bie 33auern gefaxt ju h fl ben. SBenigfknS benadj* 
rid)tigte er ben 2. 2ftai feine Sörüber oon feinen planen, oon 
benen ©raf Lubwig oon SBaubemont eben erft au8 SKailanb ju* 
rücfgefehrt mar. £)en 3. 3)iai fchon trat eine SSerfammlung ber 
lothringifdhen ©rofeen in Dfancto jufammen, worauf nacr) gefa)d)cnev 
Söeratfmng ©raf Lubwig oon SSaubemont fleh eilig $u dlaubiuS 
oon ©uife, beut franjöftfchen ©tatthaftev in ber (Ehantoagne, eben* 
faHä iöruber be§ $erjogS 9lnton, begab, um auch biefen für ben 
Selbjug ju gewinnen. (EtaubiuS h a ** c \$ on oen ^ften Sftachs 
rieten auS bem ©Ifajj feine Lüftungen begonnen, unb nachbem 
er mit feinem 33ruber Lubwig in ■äftejiereS jufammengetroffen, 
begaben fte fich nach Ättignij, wo fie fchon GOOO gelbrifche Unechte 

i) Ueber feine ftrengen 9)iafereaeln gegen bie neue Üef>re cf. Digot 
Histoire de Lorrüine IV2 42. 



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— 119 



©erfammett trafen. (Sie äogen burd) SBar, mo fie fveunblicfj cm= 
©fangen mürben, nad) 9?ancü, mofelbft bereits bie lotfyringifdjen 
DienfUeute mit bemaffnetem ©efolge eintrafen. 3ta ber 9Mfye ber 
93ogefen jtanb fd)on eine <Sd)aar beutfdjer Detter unb $ned)te, 
um einen etmatgen (Sinfaß ber ©Ifäffer 93auern abgalten 1 ). 

^ergog Slnton, ber feinen Ueberflufj an ©etbmttteln befaß, 
fyatte ftd^ an ben 93ifd)of unb baS Kapitel in £oul gemanbt. 
$3ereitmit(igfi gemährten ifym biefe eine größere (Summe unb 
(iejjen ju bem Smede fogar (Statuen auS ebelm Üttetaü ein- 
f d)mel jen 2 ). 

(Sin meiterer SSruber beS $erjogS, Sötfd^of 3tof)ann üon 2)?efc 
unb SBerbun, ber fdjon u)ätig gemefen mar ben (Statthalter ber 
Champagne ju gemimten, beeilte ftd) ebenfalls, ©elbmittet jufammen« 
zubringen unb SRüjtungen gu mad)en, ba fein ©ebiet nid)t meniger 
bebroljt mar als baS feines SBruberS 5lnton. ©S mar aber aud) 
bie l)öcr)fte 3eit, entfd)iebene 9J?a|regeln ju treffen. %n einem 
SBalbe bei ©uemunb Ratten fid) 4—5000 ^Bauern, meldte bie 
Söerge pafftert Ratten, üerfd)anjt, morauf §anS üörubad), SBogt 
beS ermähnten DrteS, fid) fofert 100 Leiter unb 5—600 beutfd)e 
Änedjte erbat, eine SBitte, bie jebod) nid)t erfüllt mürbe, ba man 
bie $auptmacr;t burd) Abgabe fleiner Abteilungen nittjt fd)mäd)en 
moflte. $nbeffen fammelte ftd) ein Raufen üon dauern in ber 
9?cu)e üon ®ieu$e, bie Untertanen beS §ergogS maren. 91IS man 
in Unter^anblung mit iljnen trat, (teilten fie bie ?$orberung, ifjr 
SBiel) in bem jungen Söatb meiben laffen ju btirfen unb überhaupt 
nad) ben 12 Artifeln beljanbelt ju merben, meld)e üon jenfeitS beS 
feines ju Urnen gefommen feien. %n biefem §afle moflten fte 
Üjrem dürften, ben fte fonft fel)r ju fd)äfcen erflärten, mieber ge* 
f)ord)en. -DJeljr als 400 begaben ftd) übrigens, olme ben ©rfolg 
ber Unterr; anbiungen ab^umarten, $u bem (Slfäffer Raufen, ber 
fid) bieSfeitS ber 53ogefen bei ©uemunb gelagert fyatte. SDiefc 
Vorgänge üeranlafjten bie 23efd)leuntgung ber Vorbereitungen ju 
bem ßriegSjug: man forgte jefct eiligft für bie nötigen £ebenS= 



1) Les gensdarmes allemans nommez Espannisquenectz. Vollcyr 
f. 3, h>eld)er für bieten unb bie näd)ften «bföntHe eine §auptqueHe ift. 

2) $igot a. a. O. IV* 49. 



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— 120 — 



mittel unb bte Artillerie, worauf ficb, ba8 Jpeer in Bewegung 
fefcte unb junächft nact) bem ©täbtchen unb ©djlo§ SBic $og 
£en näc^jien £ag folgte ber 4>erjog feinem $eere, nad^bem er 
ftä) noch burdj eine firdjliche Seier jum ^elb^ug gegen „bie 
Lutheraner" oorbereitet ^atte. %n feinem ©efolge war unter 
anberen aud) ^eobor oon <5t. G^aumont, Abt oon ©t. Anton 
in SBiennoiS, als aooftolifcher ©ommiffar »gegen bie fefcerifd)en 
Lutheraner". Ueberfyaupt fajjte ber $erjog unb feine Umgebung, 
ben &rieg als einen ©laubenSfrieg auf für bie ^eilige 2J?utter* 
firc^e, meiere bie Äefcer ^erflören wollten. Ü)er ©efdjichtfchreiber 
be§ 8vL§i$, SJoHcor, fdjilbert unter §inmei£ auf ähnliche atttefta- 
inentltctye Vorgänge, wie ber $erjog Abfdtjieb oon SBeib unb Äinb> 
nahm unb ganj wie ein altteftamentlüfyer Patriarch (enteren feinen 
(Segen gab. $>te ftranjtSfaner ber jtrengen Obferoanj beauftragte 
er, fleifjig baftir ju beten, bafj ber (atb,olifc^e ©laube gerettet 
werbe, inbem er „fchöne Söorte fagte, ähnlich benen, meiere bei* 
hl. Paulus an bie $i)effatoni$er M richtete. ®ie ©emahlin be& 
$er$og§ forgte bafür, bafj gan^e ©paaren, ©lerifer unb Laien, 
jum ffi. SWolauS, bem Patron Lothringens, waflfahrteten unb- 
alle SBege oon *ßro$effionen bebeeft waren. 

SBä^renb ber ^erjog ^rteg^ratr) hielt, langten 23oten an, 
welche berichteten, bafj oiele lothringifche dauern längft, mit bem 
Strtd um ben $alS unb ®nabe flefyenb, jurüdgefehrt wären,, 
wenn ihnen nicht oon ^Bauern auS bem §eere beS $erjog8 ba& 
$3ieb, weggenommen worben. (So aber b,ätten fie fid) in großer 
AnjabJ in ba§ $rauenflofter iperbt^^ettn geworfen unb bort flarf 
befeftigt. SBä^renb ba8 $eer be8 £erjog8 noch fletig wuchs, langten 
auch Briefe oon ben dauern an, welche berichteten, bafj mehrere 
beutfehe Sürßen unb Herren 53ünbniffe mit ihnen gemacht hätten^ 
fie beabftdjttgen nichts gegen ben $erjog. 3h r einziges 93effreben 
fei, bie eoangelifdje 2öaf)rheit wieber aufzurichten, welche burch bad- 
falfd)e Regiment ber ©eiftlichen unterbrüeft worben fei' 2 ). £)er 



1) Vollcyr f. 3 u. 5. 

2 ) $>ie|e ^Bauern führten ein rothe§ &nbieaäfreu3 im »eigen §elb 
(en leur enseigne blanche la croix rouge sainet Andre), Vollcyr 
f. VIII. 



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— 121 — 



Lieberbringer ber Schreiben büfjte feinen 2)iutfy mit bem £ebcn: 
ber $>erjog lieg ilm oor ben SC^oren üon 9?ancn ^inrtcf)ten, inbem 
er in ber Ueberbringung beS SöriefeS ein Crimen laesae inaie- 
statis \a\). 

$on groger Jöebeutung für bie ^olge foQte eine Wufforberung 
ber Regierung gu (5nft§heim »erben, meiere in biefen Jagen 
eintraf. £a3 Schreiben fdjilberte bie grofje SBermirrung im füb* 
(ic^en ©Ifafj, bie Zaubereien unb ^ßlünberungen ber Söauern foraie 
bie großen Gefahren für bie $irdf)e. $)er £ergog fotite be§I)alb 
eine Stnja^t bitter auf ftdjeren SBegen über bie 93erge nach 
©nflÄ^eim, ba8 auf ba8 r)öc^fte bebro^t war, fehiefen. Diefer 
erften Slufforberung gefeilten ftet) füäter noch weitere üon anbercr 
Seite bei, woburch baS ©inrtiefen beS $er£og$ im ©Ifajj befchleunigt 
würbe unb ben (Sfyarafter eines rechtmäßig unternommenen 3uge3 
erhielt. 

^nbeffen fammeften fich bei bem $eere be§ $er$og8 immer 
mehr Herren au8 ben benachbarten Grenzgebieten £)eutfchlanb3, 
wo bie Söauern überall in ^eUern Slufflanb waren. So crfcr>tcn 
unter anberen auet) Graf SReinharb üon %itfty$tDtibxüdtn unb 
berichtete, bafc oon feinen 6000 Untertanen feine fech$ ihm treu 
geblieben feien. S3ei einer 9tecogno$cirung gegen bie dauern 
hatte ber fct)on erwähnte $3ogt $an3 93rubad) ba3 Unglücf, bafe 
er burefy einen Unfall mit feinem Sßferb in bie $änbe ber dauern 
fiel, bie ein £öfege(b oon 2000 fl. oon Ujm verlangten, nac^bem 
i^n oorher ein Sßauer ^atte jwingen wollen, bie 12 Prüfet an* 
junehmen, feinem $lbel ju entfagen unb bad 93erfürechen abzugeben, 
nie mehr einem dürften gu bienen 

9?achbem man an ber Stabtmauer oon $ttc eine ^ßrobe oon 
ber SeiftungSfähigfeit ber lothringifchen Artillerie oorgenommen 
hatte, auch injwifdhen bie Grafen üon Guife unb 55aubemont mit 
weiteren ©paaren eingetroffen waren, fefcte fid) baS $eer wieber 
in üflarfd} unb erreichte 2)ieuje. £ier lagen in bem wohlbefeftigten 
Schlöffe eine grojje 2Renge Lebensmittel, welche bem $eerc fehr 
ju ftatten famen. 33or ben dauern oon Xieuje tyidttn bie 



i) Vollcyr f. 13. 53ircf 9lr. 278. 



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- 122 — 



.pevveu eine Üxt oon 9)iufterung über bie oerftf)iebenen ©djaaren 
unb freuten fid) ihrer tüchtigen ^Bewaffnung unb Haltung, ^erjog 
Anton übernahm jefct ben £)bevbefefy( über ba§ ganje $eer, fetbft* 
t>ci*ftäub(id> nur mit ,3uftimmung Q ß er dürften, weld)e Gruppen 
hergeführt Ratten. 3>a§ $>eer würbe auf 10—11,000 fÖiann 
gefd)äfct, unb war au8 5)eutfchen, ^a"jofen, Stfieberlänbern unb 
Spaniern flufammengefetjt r ). 

(Sine (Gelegenheit, feinen $ampfe§muth gu erproben, würbe 
ifnn aber oorevft nid>t geboten. $)ie Söauern Ratten nämlich 
Votr)ringen oerlaffen, ein £t)eil ^atte fiel) in baS ©Ifafj jurüd* 
gebogen, ein anberer Xfytil hatte fiel) nad) bent naffauifchen Orte 
Xientcringen begeben. (So langte benn ba8 .£>eer, olmc auf 
SBiberftanb geftofcen ju fein, ben 13. 3)?ai in (Saarburg am 
$ufce ber 33ogefen an. $ier entftanben jum erftenmal ©d)mierig* 
feiten, nict)t etwa burd) bie $etnbe, oon benen md)t§ jn fet)en 
war, fonbevn burd) bie weit auSgebelmten SantonnementS, 
weldje bie ^erprooiantirung erfd)merten, unb burd) bie 93ers 
fa^ieben^eit ber (Sprache, benn in biefer ©egenb würbe überall 
beutfd) gefproehen. 

jDa Lothringen oon ben (Schaaren ber dauern oerlaffen war, 
fo würbe ber ganje 3"9 nat)e$u jwetfloS gewefen fein, wenn man 
nicht bie nunmehr eintreffenben 2lufforberungen be8 93ifdjof3 
SÖilhelm oon (Strasburg unb be$ faiferlidjen LanboogteS für baS 
Unter^lfafj um fdjleunige £>itfe erhört hätte 2 ). 2)ie bifd^öf (ic^e 
Stabt 3c>DCvn war trofc oielfad)er Abmahnungen oon oerfdjiebenen 
3citen fd)lief$Ud) ju ben 33auern übergegangen, bie in großen 
Raufen unter beut fttlmen unb oerfdjtagenen Hauptmann (SraämuS 
©erber fiel) oor ber <Stabt gelagert hatten, inbem fie mit 9fed)t 
3abern als ben wichtigfren $lafc unb (Stüfcpunft gegen bie an* 
rüdenben Lothringer betrachteten. $)er 2Kfd)of unb oerfetyiebene 
(Slfäffer §erren [teilten auch bewaffnete §ilfe in SluSftcht: man 



i) 6<hreiber 9lr. 222. ©ird Mr. 266 9lnm. einen »eftanb- 
thcil >e§felben bildeten bie „Sllbaneien unb «Strabioien", „eine leiste 
tfoöaflerte, meldte früher im Sienft ber Stcpublif Don 93enebin war". 
£. Stj<her ©efd). b. ©tabt 3<ibern 6. 21. 

2j ftorfdjungen 3. beutjehen ©ejthiajtc XXIII 250. 



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moüte 3000 ^ßferbe unb nod) ^ujjootf ftetten. %üd) Lebensmittel 
für bie 9Irmee auf t^rem ^Dtarfdje burdt) baS ©(jag mürben Der; 
fprodjen. $lufjerbem crfCärtc ^o^ann 2J?urner, ber SBogt ju 
SflaurSmünfter, bcr Ueberbringer btcfcr Dtfadjriditen , bafj bcr 
Söifcfyof unb anbcrc $crrf(^aftcn bcm &er$og il)re ©täote unb 
33urgen jur Verfügung jicöcn mürben *). Slelmlicr; fpracty bcr 
cbcnfaÜS erfdjeinenbe ©efanbte ber ©tobt ©trajjburg, ^Ritter 
£anS Änoblocf;. S3on hier auS gingen SlntonS 33oten an baS 
Regiment ju (SnfiSheim unb bie oerfchiebenen ^Reid^dftäbte im 
©tfajj, worin er ihnen feine $tlfe anbot, umgefeljrt aber oon 
ihnen bie Unterfitifcung feines §eereS mit Lebensmitteln Der* 
langte. 

Der $erjog fehtefte ftdj jefct an bic SBogcfen gu tiberfajreiten. 
Die SBeiber unb Äinber ber LanbSfnechte mürben megen bcr 
©chmierigfett ber SBege unb ^ßäffe in bcr Hbtei §effc jurüdgetaffen. 
©raf oon ©alm erhielt ben Auftrag, mit 3—4000 ^Reitern «Babern 
ju befefcen, mogu er übrigens $u fpät fam. Die erregte 33c* 
üölferung ber ©tabt hatte ben .£>er$og oon 93raunfd)meig fammt 
ben übrigen 9JJitgliebern beS DomfapitelS burd) ihre Gattung 
oerantajjt bie ©tabt $u oerlaffen unb bie dauern aufgenommen. 
Shidt) mürben $unbfd)after $ur 3luSforfd>ung bcr SBege unb be* 
nadjbarten Orte auSgefdudt. Daj$ man in ber £h at fct)r auf 
ber $ut fein mußte, jeigten Nachrichten, mornad) 30,000 S3auern 
bei 3 a °crn oercint maren. Hudt) traf ein meitcrer 33ote bcr 
53auern ein, metcr)er ein ©djrciben an ben §er$og überbrachte, 
in bem fie ebenfaüS ihre ftaty auf 30,000 angaben, ^ei biefer 
©abläge mar'eS oon großer SBidjtigfeit, bafj bic Lothringer ohne 
©chmierigfeit in bem ©chfoffe ^o^barr, oon mo aus man btc 
(Segenb meiern überfein unb beherrfdjen tonnte, ©inlafj fanben. 
DaSfelbe gehörte bem SMfdjof oon Strasburg, unb ber Sogt 
Slbolf 93uter fdt)icftc felbft einen S3oten an ben $erjog nad) ©aar* 
bürg, um bcmfelben bic Üßefefcung beS mistigen ©djloffeS anju* 
bieten, menn er oerfpred)e, nach ©cenbigung beS Krieges baS 



i) An bon plaisir du dit seigneur duc et de ses gens. Volley r 
f. 22 b . 



- 124 — 



3cf)(o$ beut Sifcfjof mieber jurücfgugeben. ©leid^eitig fjatte er 
©raSmuS © erber, ben Sauernfufyrer, melier baS <Sd)lof$ jur 
Uebergabe aufforberte, abgewiefen l ). 



16. ttieberlage ber flauern bei Mern. 

(SraSmuS ©erber ^atte feine ©teflung in 3&bem nadj 2flög* 
(tc^teit befeftigt. !£a bie ©tabt ju Hein mar, um ade dauern, 
beren &a\)l jebod) mit 30,000 gewifj ju fyodj gefct)ätjt wirb, aufeu* 
nehmen, fo lagerten Diele aufcerfyalb ber dauern auf bem $elbe. 
©tobt unb Umgebung bitbete ein grofjeä ?ager, wofelbft bie auf 
ba§ üerfdjiebenfte bewaffnete @<§aar ben Angriff erwartete. Un* 
gunftig für bie Säuern war, bajj fie fein grobes ©efdjfifc unb nur 
wenig ^ßufoer Ratten. 5lud) Ratten fie unüorftdjtigerweife üergeffen, 
ben 5ßaj$ oberhalb ber ©tabt ju befefcen 2 ). 3)en 15. SKat brad) 
ber Sortrab be3 lotljringtfdjen $eere8 von ©aarburg auf unb 
roanbte fidj gegen 3 a ^ ern3 )« Unter bem Sefeljl ber ©rafen 
Don ©utfe unb Saubemont befehle berfelbe bie Sinken, ju 
beren §U|en Sabern ftd) ausbreitet, wobei fie „bie Sauern 
unb ?utl;eraner, bie $inber SeUat3" »or ftd) fa^en, wie Soflenr 
jtcf) aufibrütft. 21(8 bie Sauern bieS faljen, gogen fte in ©ajaaren 
au8 ber ©tobt unb jleflten ftd) in ©d)lad)torbnung, „wie £eute, 
wel^e friegertfdjer Saaten nittyt unfunbig waren", $fn biefen 
©egenben, meint ber franjöftfttje Seridfterftatter, feien bie Sauern 
gewöhnt, „ber 9?atur ber alten Xtutfäm folgenb" in ifjrer Su* 
genb baS $rteg$f)anbrc>erf auszuüben unb bann wieber ju ityrer 
Umblicken Arbeit $urtldjufel)ren. ^nbeffen fdjidte ftd} bie Se* 
fafcung üon §ofybarr an fyerabjufteigen, aud) traf ber $erjog mit 
feinen ©paaren ein. Xa erfcfyien ein Sauer mit Sriefcn oon 



1) 2). gifdjer (Seilte ber Stobt Sabem @. 22. 

2) 2). 8ifd)er (Seid), b. ©tobt 3abern ©. 21. 

3) fcouptquelle aud) fUr biefen Mfönitt ift Vollcyr. 



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— 125 — 



($ra3mu$ Berber, worin berfelbe eine Unterrebung verlangte. Ob; 
g(eid) man im (ot^ringifd^en Lager barin nur einen SJerfudj faf), 
3eit ju gewinnen, um bie in ber 9cadjbarfdjaft fteljenben ©paaren 
noch ^eranjujie^en, mürbe bem Verlangen bodj entfprochen 1 ). $)a 
rief ber Xljurmmädjter auf §ohbarr, baß bie ©paaren ber S3auern 
ftd) auflösten unb »erfolgt oon ben Lothringern ber ©tobt jueitten. 
Mehrere Abteilungen beS (ot^ringif^en $eere8 befehlen hierauf 
bie ($bene, um bie SSerbinbung jwifdjen ben Raufen in 3abern 
unb bem erhofften 3 U S U 9 abjufchneiben , unb warteten aisbann 
bie Anfunft be8 $erjog8 ab, ber fid^ in ©in^ar^aufen, bem 
je^igen 'jßfaljburg, maffnete. $err Don 93ettyune, ber Anführer 
einer Söogenfchtitjenabtheilung , reeller unter bem trafen ©uife 
befestigte, wagte fid) ju weit oor. @r oerfolgte bie dauern bis 
an ein ©tabtthor oon 3 aDern / wo cr S^^ft Dom $ferbe ge; 
worfen unb bann gelobtet würbe, ©ein Körper würbe mit s D?ü^e 
ben dauern entriffen unb in ber Wafyt 3übern8 beigefefct, wäljrenb 
„feine ©eele", wie ber jtreng tat^olifa^e SSoöcDr fagt, „in ben 
§tmmet flog unter bie üftärtörer unb SRitter, meldte für ben 
(glauben unfereö $errn ^fefuS G^riftuÄ in ihrem Leben Leib unb 
©ut geopfert tyaben". ^nbeffen traf baS $auptb,eer beS $er$og£ 
in f^bner Orbnung ein, nadjbem e§ ben ©ngpafj ^olberlot^ 
glücflich burch&ogen b,atte, unb nadj fur^er iRuhe unter ben frönen 
Zäunten ber Slbtei ©t. ^ofyann am fjfufec ber ©djlöffer ©erotb^ecf 
würben bie ©efd)üfce bei ber 2)c"tihle Don 3 orn ^°f cn aufgefaßt. 
(Sofort begann baS feuern, wobei ben Lothringern baS Unglücf 
aufließ, baß eine große Kanone in fjolge übermäßiger Labung in 
©tücfe jerfprang. ÜDie ^Bauern beantworteten ba8 Breuer fo ge« 
\djidt, baß bie lotfyringifdje Artillerie ihren ©tanbort Derließ unb 
in einem benachbarten Keinen ©eljblj, ungefähr 600 ©abritte oon 
3abern, bei ©t. $toh ann unb ©teinburg ftd> aufftellte. Sei lefc* 
terem Ort, wo ein ©djloß beS 33ifc^ofö Don ©traßburg war, fab. 



i) 6(^on Sonntag ben 14. <Mai ^atte ©erber in ben Dörfern weit 
unb breit ©torin läuten laffen, unb e8 waren 1500 dauern ju Stephans» 
felb, 2000 ju tHeutcnburß unb 2000 3U Supfftein gejammelt. SHrcf 
*Rr. 295. 



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— 126 - 



man überall bie (Spuren ber 3erftörung, meldte bie dauern an* 
gerichtet Ratten. ©3 lagen allenthalben Steile Don ättefjbüdjern 
unb Äircf)engeräthen umher, bie fte jevftört, aud) einige Leichname 
foldt)er, bie ftch ben SBauern Wtberfefct Ratten. (Sin an bie dauern 
abgefdjidter $erolb melier fte jur Uebergabe aufforbern füllte, 
würbe mit ©Hüffen empfangen unb entging nur mit genauer 
9?otf) bem £obe. 

hierauf mürbe in einem $rieg8ratfy befdjloffen, bie @nt> 
(Reibung auf ben folgenben ^ag ju oerfchteben. $er$og Slnton 
begab ftdt) ju feinem SBruber, bem (Sarbinal oon Lothringen, 
melier mit bem apojtolifdjen Sommiffar in ©djlofj (Steinburg 
roofmte. £ie beutfe^en Lanb§fnechte lagerten ftcfy auf ben SBiefen, 
bie Italiener, welche (StfartSweiler öerlaffen hatten, in ber S3or= 
ftabt oon 3 aDern au f Der ©eite gegen 9)?aur8mtinfter; anbere 
©paaren, wie bie SItbanefer unb ©tratioten, Stetten im freien 
$elb, um feinen Sujug me h r in °i c <5tabt gu laffen. 

£>en folgenben £ag, £>ienftag ben 16. 9ttai, mürben Qdte 
für ba8 Jpeer auf gef djlagen, zugleich auch eine Capelle errietet, 
in meldjer neben bem 93ilbe be§ (SrlöferS unb ber ©otteSmutter 
aud) baS beS Ijeit. 3tohanne§, be§ WifolauS, be§ ^atronS 
oon Lothringen, be8 fyeil. ©eorg, be§ $atron3 ber Stüter, unb 
anbere aufgehellt würben, worauf bie ^rinjen unb (Sbeln ftd) §u 
einer $eier oerfammelten, um ®ott bafür ju banfen, bajs er baä 
£eer wohlbehalten burdj bie 33erge geleitet unb ihnen bie §einbe, 
meldte in 3G&ern eingeft^loffen waren, in bie §anb gegeben hatte, 
^nbeffen brauten bie ©olbaten einzelne 93auern gerbet, welche 
fid) burdj flucht oor ben Lothringern Raiten retten wollen. 
Mehrere dauern, bie oon bem Oberfchultheifjen 2Bolf $ranfc ton 
©eiSpotöheint, ber oon Hagenau jurürfgefehrt war unb (ich bei 
bem §eere befanb, befdmlbigt würben, £ag3 juoor einen Italic* 
nifdjen Hauptmann oerwunbet ju haben, würben angefi^tS ber 
©tobt hingerichtet. 

$a !am bie Nachricht, bafe an einem feften £>rt hinter bem 



i) (£§ war ber $i$ter gierte ©rinßor. Digot Hist. d. Lorj. 
IV 2 55. 



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- 127 — 



Speere eine <5d)aav dauern fid) befinbe, oermuthtid) um fidt) 
mit ben in 3abern ©ingefdjloffenen ju oereinigen. %i& 
balb würben 400 italienifdje Sölbner gegen biefelben abgefegt, 
welche eine 2lnjat}l ber dauern töbteten unb ben Ort in §lam* 
men festen. 

(5m ©erüdjt, wetdjeä fidt) im §eere oerbreitete, bajj 30.000 
93auern oon jenfettS beS S^eineS heranzögen, machte bie dürften 
geneigt, mögttdjft balb eine @ntfd^eibung ^erbeijufü^ren. Die 
oon ben beutf^en dürften unb ^errfdjaften in 9(u8ficht gesellten 
§t(f3oölfer trafen nur in geringer 5lnjahl ein, ba bie meinen 
berfelben in ftolge ber Bewegung $u $aufe nicht entbehrt 
werben tonnten. 

2Bät)renb 3«^n fcfl eingefchloffen blieb, famen balb oon 
ba unb bort Nachrichten über ba8 Sluftauchen oon dauern« 
[paaren im dürfen beö $eere§, bie aber jebeämal rafch ytx* 
ftreut würben. Da traf Üftittag§ um 2 Uhr bie Reibung ein, 
ba§ ein großer SBauernljaufe bei bem Dorfe Luofftein fidj jeige. 
Die (Stratioten unb Sllbanefen, welche bejtänbig bie ®egenb burdj* 
ftreiften, waren juerft auf fie geflogen, wie fie, an einem h 0( h* 
gelegenen Ort gelagert, ifjre 3Jia^ljeit einnahmen, um fuh ya\\\ 
Angriff auf bie Lothringer gu ftärfen. ©ie waren gut bewaffnet 
unb führten Lebensmittel unb 2J?unition mit fid^. Der fjhranjofe 
iBotlcqr oergleüfjt t^ren 3ug mit ben (Sigambrern unb §unnen, 
mit ben ©ot^en unb (Simbern. Die beiben trüber beS ^er^og», 
Glaubiuä oon ®uife unb ber ®raf oon 33aubemont, erbaten fidj 
bie ©rlaubntfj ben 33auernr)aufen angreifen gu bürfen unb festen 
ftcfy atäbalb mit mehreren $ecre8abthei(ungen, worunter auch 
Strtiöerie war, in Bewegung. 23ei beren Annäherung jogen bie 
dauern au§ Lupfßein r)erau8, fteüten au$ ben 2öagen eine 2Bagen? 
bürg jufammen, oerbanben biefelben burdj Fretter, in benen fie 
(2>d)ie|fcfyarten anbrachten. Aber biefe rafch angelegte 53efeftigung 
war nicht im ©tanbe, bem Angriffe ber Lothringer lange SBiber* 
ftanb flu leiften, unb balb jogen fid) bie dauern in ba3 ftarf ht- 
f eftigte Dorf Lupfftein jurürf. 9?un entflanb ein h eftiger $ampf 
um baS Dorf fetbft, bei bem bie Lothringer nur langfame ^oxU 
fd)ritte machten, ba e§ it)nen an ?5U§oolf gebradj. Die ©rafen 
oon ©uife unb $aubemont waren oon ben s #f erben abgeftiegen 



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unb rümpften mit ber haften Üapferfeit. 9$erfchicbene 9)?ale 
mürbe ber Angriff erneuert, bis eS enblich gelang, in ba§ $>orf 
felbfk einzubringen. Die SSauern gogen ftd) jefct in bie $irdje 
guruef. ^nbeffen fd}lugen bie flammen ton ben brennenben 
Käufern auch an bie ^treffe unb ergriffen ba8 Dach- 1)a ftreeften 
bie Unglücflichen ihre iptite au$ ben Senflern unb {testen um 
©nabe, aber e8 mar bereits ju fpät. $ie flammen geftatteten 
feine Annäherung mehr an ba3 brennenbe ©ebäube, unb bie 
barin SBefinblidjen gingen etenb gu ©runbe. Stfan fdjäfcte im 
£eere ber lothringer bie $aht ber Umgefommenen auf 5 — 6000 *) 
unb ganje 39ädt)e com ©tut ber ©rfdjtagenen, oermtfeht mit bem 
Siegen, riefelten bürde) bie ©äffen beS £>orfe8, ba8 gänjtich ger* 
flört mürbe. Unter ben Umgefommenen maren auch „oiel junge 
Knaben, je^n«, jmölf*, achtjährig*, ba bie ©tratioten fte unbarm* 
herjig erwürgten, menn fie ihnen in bie $>änbe fielen. „SBeiber 
unb Jungfrauen" a j, cr fy a ben fte „in3 $orn gefdjleift unb ge* 
fchänbet" 2 ). £ie Nachricht oon bem entfefcttthen 33lutbabe flößte 
ber ganzen benachbarten 93eoölfcrung einen gemaltigen ©chreefen 
ein. 9?och am felben $lbenb erfdnenen gegen 30 SBagen mit 
SBeibern unb Äinbern au§ ben benachbarten ^Dörfern oon £upf* 
ftein oor ben Spören ber SBefte Röckersberg, meldje ber (Stobt 
©trajjburg gehörte, unb flehten injtänbig um ©inlafj. @S mar, 
mie ber S3ogt Sfteinbolb SJöltfcf) an ben SRatl) berichtete, ein $ln* 
blief, „ba§ e8 ©ott unb bie 2Belt modjt erbarmt fyabtn". ©r 
nahm bie Söebrängten auf unb brachte fte in ben ©tätten unb 
Scheunen beS 93ort)ofe8 unter; als er fie am näct)ften Sag nach 
Senheim in ^Begleitung feines 9lcfermeifter§ unb Äne(it)te8 fdnefte, 
um SBaffer ju holen, ba famen ©tratioten I^irt^u ^ fpannten bie 
acht ^Jferbe au3, jerhieben ba8 @efd)irr unb oermunbeten bie 



i) $te beutjajen ©erid&te nehmen blo& 2000 an. Sßirtf 9lr. 293. 
295. &on ben fiothrmgern fotl blofe ber Hauptmann bon ©t. 9Kalo 
unb 9 9)tann gefallen fein. £aret ©. 39 nimmt 2000 Xobte an unb 
fdjätjt ben gtmjen Raufen auf 6000. (SodjläuS u. $h 0 *nan 0 e & en 
4000 <£r|d)lagene an au mann Duellen @. 786 unb baöon abhängig 
S. 116). 

•i) Alsatia 1854/55 ©. 151. 



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beiben Begleiter bid jum £obe. 93öttfch mar über biefe ©ewalt 
t§at ratlos, ba er ben 93efel)t fyatU, „ntdjt Diel ju fc^tegen" '). 

Säljrenb ber Äampf bei £upffletn tottrete, entlub fidj ein 
ferneres ©ewitter Über 3 Ä ^ ern unD °i c Umgegenb. T^er 23li$ 
erfcfylug bie üföädjter am X^ormeg nadt) (Strasburg. <3cfnr»erlid? 
hat übrigens, wie man gemeint ^at, biefer Unfall ©ra8mu§ 
Berber benimmt, mit bem ^erjog in Unterr)anblungen wegen bev 
llebergabe oon 3a&ern 5« treten. 3)aju bürfte ifyn oielmehr baS 
luftige £rompetengef$metter oeranlafjt ^aben, mit meinem im 
lotfyringifdjen $eere bie $unbe oon bem <Siege bei £upfftem ge- 
feiert würbe, ©erber mochte jefct bie Ueberjeugung gewinnen, 
bafj er auf (Sntfafc faum mehr ^offen bürfe, unb bed^alb fnüpfte 
er Unter^anbtungen mit bem Seinbe an 2 ), ©(eichfteitig aber gingen 
(Senbboten mit Briefen an bie beutfdjen ?anb8fned)te, um fic jum 
s 2lbfafl ju bewegen, wa8 jeboch erfolglos war. $)em §erjog bot 
er bie Uebergabe ber (Stabt an, wenn er bie Sauern mit ihrer 
■§abe ir)rcr SEßege jieljen lajfen würbe, unb äugteid) oerfpracfy er 
ber Äircr)c unb bem Slbel ben angerichteten (Schaben ju erfefcen. 
Slnton lehnte jeboch biefen SBorfdjlag ab unb oerlangte Unters 
werfung auf ©nabe unb Ungnabe, woju er jwei (Stunben 23e* 
bentyeit gewährte. 3 u 9fci$ oerfpradt) er milbe 23etyanblung, be* 
fonberS wenn fie fiel) ber Äirche wieber juwenben würben. 
<§an8 oon 33rubach, ber in ber ©efangenfehaft ber Sauern 
war, würbe frei gegeben, nadjbem er in beftänbiger £eben§gefat)r 
gefdjwebt ^atte. ©erber oerfprach 100 ©eifeln für bie (Sicherheit 
feiner 33erfpredt)ungen ju fteflen. $lber gerabe bie HuffleQung 
ber ©eifeln fd^eint in ber <Stabt $u großen 3^^^^^ 9* 5 
führt ju ^aben. SBenigftenS entftanb in ber 9?ad)t eine grofje 
(Schlägerei, bei ber einige ba$ Seben einbüßten. SBerfdnebenc 
9iabe(§füt)rer machten fidt), begünjtigt oon bem heftigen Stegen, 
Über bie dauern baoon. ©erber unb bie (Seinen faljen ihre 



1) SBirdf <Rr. 300. 

2) 2Beld)e Etüfce ©erber gab, um 6tra&burQ§ SBetftonb für fidj 
au gewinnen, t)abe iä) in ben „fjorfebungen j. beutfd)en (Se- 
f^tdfrte" XXIII 251 gejeigt. 

$ o r t f 1 1 b e r , <8ef*i*t« be « SJauernfrieg«. 9 



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t>ilflof c Lage ein unb ergaben fidj auf ©nabe unb Ungnabe. 
Der 17. 2Wai würbe al§ Jag be8 Slu^ugS befttmmt, unb- 
$ cr ä°9 Slnton traf, wenn man ben SBorten feine* SobrebnerS 
Soflcor ©tauben fdjenfen barf, SorftchtSmaßregcln , um atled 
weitere 93lutoergießen $u oermeiben. 

%m borgen be§ genannten £age§ Öffnete {ich baS Zfyor 
3abern8 unb fyerauS jog bie <Sa?aar ber Säuern, al8 ©dju^* 
fle^enbe mit weiften ©täben oerfehen, nachbem fic öorljer ihre 
Staffen abgelegt Ratten. Die gelbrifchen Lanbgfnecfjte be8 ^er^ogS 
geleiteten rechts unb tinfS ben 3ug, wobei fte bie Landen auf bem 
üöoben nachfchletften, um bie Säuern jufammen^u^alten. Da ent* 
ftanb jmifdjen einem £anb§fnecht unb einem Sauern olöfcHd) (Streit, 
unb Unterer fefcte fid) jur 2öet)re, weif er, wie berietet wirb, 
fürchtete feines ©elbeS beraubt ju werben. $ludj erjä^It Sollcur, 
bie Sauein Ratten burdt) SRufe: „Luther fotl leben," bie ©o (baten 
gereijt. ^löfclich ertönte ber 9tuf: „©plaget ju, e$ ift un§ er« 
laubt" 1 ), unb nun entftanb eine cntfefclidje Sftefcelet. Die LanbS* 
fnea^te fdt)tugen bie wet)rlofen Sauern nieber, unb biefe fugten 
ftch burd} fa^leunige flucht nach ber ©tabt gu retten. $lber bie 
meiften würben fdjon oorher niebergemat^t; bie LanbSfnechte 
brangen gleichzeitig mit ben ^liehenben in bie ©tobt, obgleich 
©raf ©alm mit feinen Leitern ba§ ju ©er^inbern fuchte. £ier 
würbe bie 2)iefcelei fortgefefct; nic^t nur bie noch in ber (Stabt 
beftnblicf)en Sauern würben gemorbet, auch ber größte üt^eil ber 
©tabtbemohner feilte biefeS ©djieffat. Diejenigen Säuern, 
welche nach anbern Dichtungen aus ber ©tabt Ratten entfliegen 
woflen, fielen ben Lothringern in bie £änbe unb würben getöbtet. 
9?och <2djlimmere§ märe gefchet)en, wenn nicht iefct bie Surften 
herbeigeeilt wären unb größeres Unheil oerhütet hätten. Die 
gelbrifchen (Sölbner, meiere bie gange ©tabt ausgeraubt hatten, 
wollten 3 aDcrn au $ in Sranb fteefen, wa8 aber oerhinbert 
würbe, Sludj bie Serwunbeten mußten gefront werben, unb wer 
oon ben Einwohnern noch lebte, würbe oerfdjont, wenn fte ba& 
lothringifche Äreuj ftch angeheftet hatten. 



i) SBollcör f. 52 erHärt, e§ fei eine Stimme oom fctmmel ae. 
wejen ! 



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©djmerlidj rotrb e8 je gelingen, bie >$a\)l ber ©rfdjlagenen 
mit (Sicherhett anzugeben. 9113 am folgenben £ag bie ©trafc 
burger ©efanbten ber @tabt nagten, fanben fte fd)on lange oor 
ber ©tabt ben ©oben mit deichen überbeeft. $n ben Spören lagen 
folche Raufen, ba§ man nur mit ÜKülje unb über £eidjen reitenb 
biefelben pafftren fonnte. 3n ben Waffen unb Käufern lagen bie 
©rfchlagenen „faft bitf aufeinanber" »). ©oüctir berietet, e8 feien 
16,242 Sauem in unb um äabern, baju noch 1500, meldje 
auf ber %iud)t getöbtet mürben, nad) ber Angabe ber ^ra^iS* 
faner begraben roorben. £>od> mar bie &a\)l ber Umgekommenen 
größer 2 ). £)er ©(^ulbigften einer, nämlich ©raSmuS Berber, 
mar beut Stöbe entronnen. @r hatte fta) mit anbern 93auern in 
ba8 bif^öflid^e ©djlojj jurüdgejogen unb bann lapitulirt. Um 
Slbenb be§ blutigen £age§ ftanb er an einem SBeibenftrunf an* 
gebunben mit einem ©trtcf um ben §alS, unmeit bem $reujfetbe, 
in ber 9?ät)e beS tjergoglia^en SagerS unb harrte fetner Einrichtung. 
(Sin feefer ©efefle, mie er mar, gratulirte er ben Herren, bajj er 
nicf)t entfommen fei, fonft mürbe er ilmen bö8 oergolten haben, 
©r fpraäj Don 60— 80,000 dauern, bie er fonft auf bie ©eine 
gebracht hätte. 3)en $erjog bejeidjnete er unter heftigen <5chtmpt> 
reben als einen eibbrüdt)tgen 2ttann. 9?ach ©oUcttrS Slngabe, bie 
freilich nur mit SBorftcht aufzunehmen tjt, ^atte er eS auch auf 
bie 3erftörung Dieter ©täbte, ©chföffer unb Älöfter unb bie (£r* 
richtung einer neuen ©efte abgefehen. guin £obe Derurtheilt, 
rourbe er oon feinem ehemaligen ©arbier, ber fidt) als genfer 



l) SBirtf «Jtr. 304. 316. 

*) 3n 3abcm befanb fid) eine ^tnja^I $inber au§ 2otr)ringen unb 
fttanfreieb, »eläje öon ihren eitern bajelbft untergebracht »Daren, um 
bie beutid)e €tyrad)e ju erlernen, ©tefe retteten ihr Sieben baburd), bafj 
fte fid) Dornen unb hinten auf ihren ftleibern mit bem lotf)ringifd)en 
ftreuje bejeidjneten, tt>a§ aud) manche Einwohner öon S^ern nachgeahmt 
^aben. »ollcDr f. 64. SRone Oueflenj. II 32 f>at bie Angabe eines 
anbern «ugenjeugen über bie endliche „Sd)lä«hterei". SJergl. auch 
Schreiber 9lr. 255. ^orfebungen j. Deutzen ©ej<htd)te 
XXIII 253. ©lörfler ©efd). b. »tSthumS Stra&burg I 360. 



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— 132 - 



brauchen ließ unb baburd) fein Leben rettete, auf ein Sßfcrb 
gefefct, erbroffett unb an einer Söcibc aufgehängt. 3Kit i^nt würbe 
fein ehemaliger Slbiutant, ^ßeter §ohl, ^ n 9 er ^^* 

($3 ift nicht ganj dar, welcher Slntheil oon <Sefwlb an beut 
©emefcel bem §er$og 3lnton jufäUt. SBenig ju bebeuten §at e£, 
bafj ber fchmeichlerifche Lobrebner be£ dürften, ber flreng fat^o« 
lif^e SSoÜcttr, i^n oon ber ÜJiitfchulb frei fprtdjt, üietmehr betont, 
wie er feinerfeitS nach Äräften bem 93lutbab $u fleuern unb bie ferneren 
folgen ber Äataftrophe ju milbem fudjte. @3 ijr jeboch gemi§ 
jujugeben, ba§ bei einem auS fo »erfa^iebenen unb bebenfüchen 
Elementen jufammengefefcten $eere e8 fd)tt)er mar, 3 ut h* un o Orb* 
nung aufregt ju erhalten. (Schmerlich barf man annehmen, baj$ 
bie 9>?c^ctct oon vornherein geplant mar. $er Slnlajj ergab ftch 
ungefudjt auB einer rein jufäfligen Urf ad)e, unb bie ror)e, »er= 
milberte $lrt ber ©btbnerfdjaaren, inSbefonbere ber nteberlänbi* 
fdjen Unechte, trägt einen $aupttheit ber <5chulb. (Schmerlich 
mürbe aber bie blutige £t) at M c f e SluSbehnung angenommen 
haben, wenn im §eere oon oben herunter ein anberer ©eifi ge* 
nährt toorben märe, liefen ©eift lernen "mir am beflen auä 
bem fdjmetchlertfchen SGBerfe $3oHcör3, melcf/er ben 3«g mitgemacht 
hat, fennen: e3 ift ber eines fanatifchen $affe3 gegen bie Sauern, 
in benen er nur Lutheraner, Undjriften, bösartige $efcer, bie aüe§ 
jerftören wollen, fteht. @r macht ohne Umftänbe Lutger mit feiner 
Lehre für bie ©reuet be3 SBauernfriegS oerantmortlich. £rofe 
afler theotogifchen unb biblifchen ©chnörfet, bie ©raSmuS ©erber 
in feinen (Schreiben anmanbte '), wirb boef) fein billig ÜDenfenbev 
in bem füt)nen unb oerwegenen ©efetlen au8 ÜM8h«nt ben föe* 
präfentanten ber neuen Lehre anerfennen. $oflcör fcheint über* 
haupt feine 2lh nun 9 DQDOn * u ^btn, bajj ein berechtigter 

$ern in ber 33auernbewegung fteefte, mie benn eine fpätere 3«t 
frieblicher ©ntmicfelung oiele jener ftürmifchen ftorberungen be§ 
armen Cannes im $ahre 1525 thatfächlich oerwirflicht hat. 3u* 
gleich ifi aber boch ftetä ju bebenfen, bafj alle ©reuel unb töoh* 



') Gr^at fie übrigens ntd)t ielbft berfa&t, ba er toeber fdjreiben no<$ 
lefen tonnte. 



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— 133 — 



fyeiten, roeldje fidj bie ©tfäffcr dauern im erften SRaufdje ber 
tfreiljeit unb in ftolge langer Söebrttdfung ©cfyulben fommcn 
liegen, üergltd^en mit ber entfestigen Äataftropfye bei 3abern nur 
Äinberfpiel ftnb SDiefelbe ©efinnung toie 33oöcörS ÜBerf atfymen 
übrigens aud) mehrere SSolfSIieber auf bie $ata ftropfye »on 3abern. 
©o fingt ein unbefannter £)id)ter: 

„$en SBuren warb ber fa^intyf ju r)ert, 

it rnuften Dil entlaufen: 

ber ein ftarb ^te, bcr anber bört, 

man gab in ftreid) 311 laufen; 

ba§ fdjuf ir etoangelium, 

fei rooren blinb unb alfo bumm, 

fei modjten nit gar entrinnen. 

2)o toa§ grofi not unb trurig dag 
üon mannen unb bon wiben; 
id) ad)t, e§ fei bon got ein plag, 
btl mutioill %ten§ triben." 

%uä) entftanben lieber, »ctc^c ebenfo, wie SSottcqr, in $erjog 
5Inton ben Detter beS cfyriftlidjen ©laubenS feierten: 

„^otringer, bu tril frumer 1)tr, 
got büe bir bin Ceben ftiften! 
ber bo§bett bift bu fid)er Ier 
unb ganj ein frumer Triften; 
bir nit gefiel ber buren rot, 
borumb nod) mand)er Hget bot, 
öon binem üolf erfragen. 

2)a& geb bir got ben redeten Ion, 
teefl bir ftn gnab jufcnben, 
bafj miigft afljtt gar tool befton 
unb bin fürfa^ ootlenben, 
bie Iutb>ri ganj bilgen ab, 
bie buren bringen an bettetftab, 
bie fid) borin ftnt geben 2)." 



i) SJergl. übrigens aud) bie für Slnton abologetifdje £arfteflung 
bei Di got Hist. de Lorraine IV 59. 

•i) Siliencron £iftor. 58oItSlieber III 497-499. 



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511S $erjog Slnton auS 3 aDcrn ^ wohin er um 2 Utjv ge* 
ritten mar unb lange fnieenb am Elitäre ber $ran$iSfanerftrche 
gebetet hatte, jurücffetjrte, erfd)ien ber fdwn ermähnte ©raf ^h^PP 
oon $anau bei ir)m. (5r ^atte megen Üfeumeiler allerlei Diffe- 
renzen mit bem trüber beS ^er^ogS, bem ßarbinal unb SMfdfcjof 
üon Ü)iefc, melier 9?ewoeiter für fidt) beanfprud)te, inbem er er« 
flärte, bafe feine Vorgänger cS btofe an Lichtenberg oerfefct hätten. 
33ereitS mar eine größere ©djaar üon Leitern unb ^ufjoolf unter 
bem Söefeljl beS (trafen üon <Salm baljin abgegangen unb ptün* 
berte unterwegs Doffenheim. Die ©inroolmer oon 9?euioeiler 
Ratten olme ©c^teierigfeiten fapitulirt, unb ©raf oon ©alm be* 
gnügte ftd) bamit, einige SRäbelSführer hinrichten $u laffen. Waty 
bem er eine fleine 23efafcung bafelbft jurürfgelaffen unb noch bie 
Dörfer (SniolSheim, ©rieSbad) unb ^attmatt befefct hatte, teerte 
er gum §aupt^eere jurücf. ,,©vaf ^itipp geigte ficf) übrigens 
fct)r geneigt, bie 9?ed)te anguerfennen, meiere bie $irdt)e oon 9)?efc 
auf s J?euroeiler r)attc, benn auf ihm laftete ber troftlofe ©ebanfe, 
bajj ifym feine eigenen Untertanen ben ©eljorfam gefünbigt 
hatten" »). 

511S baS $eer ber Lothringer fid> fcfyon jum Slbmarfdj rüftete, 
erfd)ien eine (Schaar oon grauen auS 3 aocni / tofltfen M untcv 
£t)ränen unb klagen bem $>ergog ju $ü§en un0 flehten um 
©nabe für bie -äftänuer, roetche noch am &ben maren unb in 
©efangenfdjaft gehalten mürben. 3luch baten fie ihn, bafür ju 
forgen, bafj niajt nad) feinem Slbgug 3abern mjtlenbS in flammen 
aufgebe. Slnton geigte ftch ihren 33itten geneigt, liefe ihnen Lebens* 
mittel reichen, auch einen £h*il oc§ fö on aufgelabenen 'tßrooianteS 
mieber für fie ablaben. ©in Hauptmann ber herzoglichen ©arbe 
fehrte mit einer $lbtheilung ©olbaten jurücf, burchfuchte nochmals 
bie <2>tabt nach oerftedften 33auern, oon benen man »eitere Söranb* 
ftiftung befürchtete, unb brachte in ber £!t}at noch mehr als 500 
gufammen. Siele oon ben ©efangenen mürben übrigens baburch 
frei, bafj elfäffifche (Sbelleute fie loSfauften ober fidj für fie oer* 
bürgten. 



i) Strobcl IV 53. 



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- 135 - 



$luf bcm £eid)cnfelbe begannen bie £obtengräber tfyr trau? 
vigeS $lmt. ©3 mürben ungeheure ©ruben gegraben, in metcfye 
man bie Veidjname legte, unb nodj Ijeute nennt ba§ 33o(f biefen 
Ort bie Äefcergrube. ©tnige £etd)en blieben unbeftattet auf bent 
■üftarterberge liegen. „£ange nadjljer oermieben bie SBanberer 
burdj Sabern reifen, beä argen ®eftanfe§ wegen, meldjen bie 
V'etdmame auSbünfteten. ?lucf) mürbe noef) fpäter ba3 $lnbenten 
an biefe unerhörte ©d)Iäd)teret burd) bie ju Raufen aufgefdud)? 
teten ©cfyäbel unb ©ebeine ber ungtücflidjen £anbteute ermatten, 
^ebodj nad) bem 4?infcfyeiben mehrerer Sflenfcfyengefdjledjter Der? 
fdjwanben biefe 3 eu S n ^fT c ^ jammeröotten $lu8gangä be§ 35er? 
fudjä ber 33auern jur §erfteflung ber ftreifyeit" *). 



17. 9er Äampf bei idjerweiler unb bie fjeimkeljr bes 

fjenogs nad) Cotljringen. 

Wad} ber $ataftrop!je bei 3 a ^ crn würbe im lotf)ringtfcf}en 
Vager $rteg3ratfj gehalten, ma3 weiter gefdjeljen fofle. 3>ie föätljc 
beS $erjog§ waren ber 5(nfict)t, man fönne jefct nadj ber lieber: 
werfung ber Säuern wieber Ijeimfeljren. Stnton fetbft aber unb 
feine 33rüber fa^en tr)r SBert noc^ nidjt al§ beenbigt an. (Sie 
brannten »or Äampfbegierbe, unb bie Slufforberungen Derfdjiebener 
§errfdt)aften im (SIfajj trugen gemijj baju bei, bajj bie SSorfdjIägc 
ber föätlje abgelehnt unb ber 9)?arfd> fortgefefct würbe. £en 

18. 9J?ai, 3)?orgen§ um 11 Uf>r, bradt) ba§ $eer auf, um nac^ 
2flaur3münfter ju gießen. 

£>ie lotfyringifdjen iRät^e unb Beamten, welche baä £eer be? 
gleiteten unb etwaS abfeitS Don ber $auptfd)aar ritten, mürben 
plöfclidj in nidjt geringen ©a^reefen üerfefct, ate tor iljnen eine 
bewaffnete ©djaar auftauchte, weta^e bireft auf fte jufam. Salb 
jebod) jeigte fid), ba§ ber ©d)redfen unbegrünbet gewefen: e$ 



i) 2>. Örijd&er ©ejd). b. Stnbt 3abern S. 25. Strafeburg maäjte 
übrigens quo) jefct nod) Serfudjc, ben £eräog mitb 311 ftimmen. »vor* 
j^ungen 3. beutfrfieti ©ef<$i<fltc XXIII 258. 



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I 



— 136 — 

waren ber fatferliche Lanboogt be8 Unter*©lfaffe§ unb bie ©trafc 
bürget ©efanbten mit ihrem (befolge, meldje nagten, um bem 
$ergog im tarnen be$ $aifer8 unb ber iReid^dftabt $u feinem 
großen ©rfolg ©lütt ju münfchen. Slnton empfing fie auch fpäter 
im $au§ be§ $3ogte$ Turner ju 2)Jaur3münfter, bei bem er 
Cuartier genommen ^atte, mofelbft bann auch bie ®ratulation8* 
reben gehalten mürben 1 ). 

2118 baä $eer be8 Lothringers oor SDfauramünfter an* 
langte, machte ein Anhänger ber dauern ben Söcrfudt), ihm ba$ 
Xl)or ju oerfchliefjen, büfjte jebodt) fein Unterfangen mit bem Leben. 
3n 2ttaur3münfter Ratten bie SSauern übel gekauft, unb inSbefonbere 
hatte bie alte Slbtei ferner gelitten. $)er Slbt $afpar Stiegert, 
melden nad> einer Eingabe bie dauern fogar lebenbig Ratten Oer? 
brennen motten, mar nur mit 2)iühe bem £obe entgangen unb 
hatte fid} nach ©aarburg unter ben ©drnfc ber Lothringer ge^ 
flüchtet. Sn ber $irthe mar atteS jerf dalagen unb geraubt, mit 
Söüdjern unb Urfunben ^atte man bie Oefen get)ei$t, unb beinahe 
Ratten bie ^Bauern bie $trd)c felbft untergraben unb jerftört, 
menn fie ntdt)t burdj bie Nachricht oon bem h^rannaljenben Speere 
ber Lothringer üeranlafjt morben mären, eiligft nach 3abern ab? 
gurücfen 2 ). 211S bie <Sotbaten beim ©inmarfch überall bie ©puren 
ber 3 cr f*örung fahen, begannen fie fofort ju piünbern, unb nur 
ba§ ©infchreiten ber lothringifchen Släthe unb be3 apoftoltfchen 
(SommiffärS rettete 2ttaur8münfter oor bem ©djicffat 3abern§. 
33ogt Turner, melcher bie Erbitterung ber ©olbaten fannte, oerfam* 
melte mährenb btefer gefährlichen <Stunben bie meinen ©inmohnev 
an einem fidjern Ort, mo fie ben $lbjug be§ $eere§ in (Stille ab* 
marteten unb fo ber ©efat)r entgingen. SSoflcttr erzählt, bafj fie 
beSh^b gelobten, bem alten ©lauben treu ju bleiben, unb auch ^ r 



1) SSergl. au# 8?orfd)ungen beutfd). ©eWd)tc XXIII 258. 
2)a$ cntjc^littjc «lutbab bei gabern betntrüe übrigens, bafc bie ber» 
jptodjene £ilfe Don ©trafeburg bem §erjog nidjt geleiftct tourbe. 

2 ) *Dfand)e ©egenftänbe, bejonberS aud) Reliquien, ftaien nod) recb> 
jeitig »erborgen toorben unb tarnen Ibüter wieber jum 9Sorfd&ein. Sollcljr 
f. 69 b . Sßcrgl. au<$ £. gifttjer @cjä). b. ©tobt 3«bem B. 19. 



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— 137 — 



33erfprecf>en hielten. $n SDtaurSmünfter fingen bie Lothringer auch 
einen ehemaligen SranjiSfanermönch Don 3abern, melier toährenb 
ber Saucrnberoegung fein Älofter oerlaffen unb in SDiaurSmünfier 
als "jßrcbtgcr ber neuen Lehre aufgetreten mar. 5lro&bcm er ftd) 
burd) SBermummung untenntlich gu machen fmhte, tourbe er er* 
fannt, mit einem ©efäljrten $um -tobe oerurtheilt unb beS folgen« 
ben £age3 oor bem $lbmarfch beS $eereS fammt feinem LeibenS* 
geführten an einem ^enjtertreu^ be§ ^Rat^aufeS aufgehängt. 

£)ie ©imootmer ton 9flaurSmünfter mujjten bem £ergog als 
i^rem §errn ben ^ulbigungSeib leiften. Um borgen beS 19. Sttai 
befugte ber $erjog mit ben (Seinen ben ©otteSbienft , unb 
fobann fefote ftch baS ^>eer in Söeroegung, um nach Lothringen 
jurücfjufehren. 3 uer ß ging ber 3 U 9 burd) baS Ärontljal nach 
2Wol$heim. Sie fanben bie Styore beS ©täbtchenS, in roct^cS 
fid) bie ^ac^barn ringsumher geflüchtet hatten, gefc^toffen, unb baS 
.peer lagerte fleh auf bem Selbe jtoifchen üflolSheim unb £) adjftein. 
£er $erjog aber unb feine oornehmen Begleiter fanben Unter* 
fünft in bem bifdjöflichen ©chloffe $>achftein, baS gut befeftigt 
unb reichlich mit Lebensmitteln unb Munition oerfehen mar 1 )- 

3n ber 9ttitternad)t beS 20. 2ttai bradj baS lothringifdhe 
$eer mieber auf, um über ©t. Söitt unb baS Leberthal nacb, Loth= 
ringen jurüefgufehren. 5llS aber ber 3«9 über ©tofcheim h^ naug * 
fam, erblidte man gasreiche ^3rooiantn>agen auf ber ©trafje, unb 
ein großer ©taub geigte an, ba& ein bebeutenber $aufe fi(h fytx 
angefammelt habe. 

<5cr/aaren auS bem unteren unb oberen ©Ifafj waren am Lanb* 
graben, ber (Brenge oon Ober* unb Unter*@lfafj, gufammenge* 
ftrömt, um ftch ben oerhafjten „SGBalen" entgegenstellen. £>er 
$ath oon ©(hlettftabt hatte brieflich gemelbet, bafj fie jwar bie 
£f)ore ben dauern nicht öffnen tonnten, bajj fie aber wohl bereit 
feien, im SRothfafl eine 33erjtärfung oon 200 üttann unb auSreichenb 
^rooiant, ^uloer unb ©efdjüt} ju liefern; aud) füllten für ben 
Sali einer ftieberlage bie ©auern Sct/lettftabtS Xfaxt offen ftnben. 



») £ie ©ejanbten ber ©tobt ©trafeburg öerließen ben £er3og unb 
beflaben fid) nad) SBenfelb. SJergl. ftondjungen j. beut|d)en ($e. 
id)id)te XXIII 254. 



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— 138 — 



Uebrigen3 mürbe in ber ftolge feine Don biefen Skrfprecfmngcn 
gegolten ')• untere Jpaufe (ber ^Bauern) 30g gegen bie 

$erabrebung bis an bie fog. Söurnerbrt'tcfe unb rüdte hinauf 
biä Äeftcn^olj' 2 ). 

3>a§ lotljringifcfye $eer mar ertnfibet üon bem Dier teilen 
langen SDiarfdje unb ber Sonnende; aud) war ein Üfyeit be§ 
oolfeS nod) Weit ^urücf. Srofebem würbe fofort füblidj oon @tofc= 
l)eint bie (Scfjtadjtorbnung gebilbet. £ic dauern, beren £aupt- 
madjt beiCScfyermetter ftanb, Ratten bie beffere (Stellung inne 3 ). 
Wü bem dürfen gegen ein SSogefcntfml gefetjrt, ftü^ten fte ftdj, in 
brei Raufen georbnet, auf beiben klügeln auf Söeinberge. $\)x 
3afylreid)e§ ©efcf)üfc, ba§ fie jum Ztyil auS ÜtapooItSmciler wegge* 
füfyrt Ratten, war auf bie (Btrafte gerietet, auf welker bie Lothringer 
heranziehen mufjtcn. 2lud) Ratten fie 4000 friegägeübte LanbS* 
fned)te unb Schweiber bei fiefy, bie nicht weniger gut bewaffnet 
waren at§ bie $einbe 4 ). 9?achbem bie dauern eine Iotl)ringifcf>e 
'«Reiterfc^aar jurütfgebrängt Ratten, ertönten ringsum in ben Dörfern 
bie <8turmg(ocfen unb riefen fäumige 53auern ju bem $eere. 

9ll§ hierauf ber $rieg§rath jufammentrat, mar ber ©raf oon 
®uife ber Anficht, man folle bie <5ä)iad)t auf ben nädtften £ag 
oerfchieben, ba bie 9?adjt tyerannatye, audj in ber ben Lothringern 
itnbefannten ©egenb fid) fumpfige Stetten am ^ufj ber S3erge 
finben fönnten, metdje in ber £)unfetheit ben Eingriff erfdjweren 
würben. $(ufjerbem feien ba§ ganje §eer unb bie ^Jferbe burdtj 



1) Alsatia 1856/67 S. 352. lieber bie SJorgänge ju Sdjlettftabt 
wS&renb be§ 58auernfrieg§ unb für* öorljer oergt. ben ?lbfd>nüt 91r. 14 
über 3ä)lcttftabt. 

2) Strobel IV 57. 

3 ) 3l)re 6tärfe wirb jetjr öerjcfyieben angegeben. 6od}läu§ (Sau* 
mann Duellen <B. 786) gibt 19,000 an. (Scfarb 2öicg er Steint, ber 
bie <5fl)Iad)t auf ©ette ber Sauern mitgemaä)t hat, fdjätjt bie Sauern 
auf 7000 unb bie Springer auf 30,000. 2ßie bie letjte 3af)l über* 
trieben ift, jo bürfte bie ber Säuern biet 31t Hein fein. Cine genaue 
Säfjlung t)nt fjicr gewiß ebenfo wenig, wie anberwärtS bei ben Sauern 
ftattgefunben. Alsatia 1856 57 S. 351. 

*) Utad) Snumann Elften 9?r. 351 waren e§ nur 1500 Änedjte. 



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— 139 - 

ben 9)torfd) crmübet, unb bann fehle noch ein £l)eü beS ^ujjüolfeS. 
2ll§ biefe Siebe für bie 3)cutfchcn tiberfefct morben, ergriff ein 
beutfd^er SanbSfnedjtljauptmann im tarnen ber übrigen ba§ 
SBort unb rteth in energifdjen SBorten jum fofortigen Angriff, 
meil ba§ ©tiüe^alten ber Lothringer ben SBauern ben SWutr; er* 
höhen unb fie mährenb ber 9?ac^t geroijj noch Verhärtungen erhalten 
mürben. iDieS ftimmte bie dürften um, unb e§ mürbe befd)loffen, noch 
benfelben 9lbenb (e3 mar bereits 6 Uhr) ben $ampf aufzunehmen. 
$)er §erjog orbnete an, bafj ©rot unb 2öein jur (Jrfrifdjung 
unb ©tärfung ber 9J?annfchaften ausgefeilt mürbe. %ud) oerlieh 
er mehreren ©bctleuten, bie fid) fdjon erprobt Ratten, bie 9titter= 
mürbe, barunter auch bem ©rafen »on $aubemont, ber fobann ben 
$ampf begann. $}ei ©chermeiler angelangt, griff er eine 33er* 
fd^anjung an, morin ftch 2000 dauern befanben, trieb biefelben 
trofc ihrer ü)ict?rjat)I heraus unb jagte fie bis an baS 2>orf felbft, 
hinter bem bie Hauptmacht beS fteinbeS ftanb. ^nbeffen begann 
auch baS ©efdjüfc gu fpielen, aber bie dauern fdt)offen 3U ho<h 
unb richteten feinen Stäben an. £er ©raf oon ®uife trieb, 
nac^bem ber #erjog SWaferegeln getroffen t)aitz, um feine 
Stfanfen gegen etwa noch eintreffenbe ©paaren $u fiebern, bie 
Söauern auS bem £orfe !jukui8/ baS alSbann ange^ünbet mürbe. 
2lber nun begann erft ber entfdjeibenbe $ampf mit ber $aupt« 
macht beS ftcinbeS: bie dauern gelten <Stanb, unb ba fie bie 
gtinftigere (Stellung Ratten, mürben bie Lothringer mehrmals 
jurüefgemorfen. $>ie 33efd)affenr;eit beS DrteS gemattete bem §ergog 
nic^t bie ©ntfaltung feiner ganzen (Streitfraft. (Schliefelich aber 
gelang eS ihnen, bie Üffiagenburg ju burdjbrechen; bie LanbSfnechte 
unter bem Oberbefehl beS .§errn oon Söeaulieu warfen ben elften 
Raufen ber dauern, ber groeite mürbe burch bie Leiter geflogen, 
unb nun ergriff ber britte $aufe bie %iud)t, momit bie Schlacht 
oon ben Lothringern gemonnen mar. 

£er SSerluft ber dauern bürfte 3000 big 4000 betragen 
haben t), unb eS mirb berichtet, bajj fie alle lungefommen mären, 



i) £te Angaben fthtoanten jmijcfjen 3000—12,000. £er s 43eria)t 
bei Siirtf 9t r. 312 gibt nur 3-4000 an. 12,000 bürfte ju fach pe* 



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— 140 — 



roenn nidjt baä fdjüfcenbe Tuntel ber SNadjt einen £t)etl ber 
<ylief)enben gerettet Ijätte. So waren aflein au§ SRaüpoltSroetfer 
106 Bürger unter ben ©efaüenen l ). %bix auif) bie lothringer 
Ratten bebeutenbe 93erlufte erlitten. ©in 23erid)t ber ©trafcburger 
©efanbten, meta^e ba§ $eer bis jum 3lbenb begleitet unb fid) 
roä^renb be8 ÄampfeS nad} 23enfelb begeben hatten, fprid^t oon 
1 — 500 ^ufjgängern, bie ber $eqog oerloren ^abe. £)a3 $eer 
9lnton3 machte grofce 33eute. $Hä)t blofj bafc bie ^almlem unb 
baä ®efcr)üfc ber SBauern in 5lnton3 ftänbe fiel, man fanb aud) 
üiel geraubtes Äirdjen* unb $loftergut, nrie $eld)e, ÜDionftranjen, 
$reuje, ©elb u. a., in ihrem £ager. ©in £ljeil ber Söauern flot) 
nad) bem nahen (Schlettftabt, too flc aber nidr)t eingetaffen unb 
Dor beut X\)ox erftoct)en mürben. Slnbere ftiegen auf SRujjbäume, 
Don n>o bie ©olbaten fie am nädjften borgen ^erunterf troffen. 
33i§ jum Gierten Stag blieben bie £eicf>en auf bem $elbe liegen, 
„ift ein elenber ©efcfymacf unb erbärmlich $u fet)en getoefen". 
£ann trug man bie 2Baffen gufammen, oerbrannte fte, n>arf bie 
Üu^fenro^re in tiefe ©ruben unb beftattete oben barauf bie ©e= 
faflenen '*). 

«£ange 3«it na $ Dcm blutigen Kampfe oon ©chertoetler 
rourben bie ©ebeine ber unglücflidf>en bort gefallenen £anbteute 
in einer auf bem (Schladjtfelbe aufgeführten ^erfö^nungSfapctle 
aufgefegt, unb ba8 Slnbenfen an biefe SRieberlage erhielt fic^ burdj 
folgenbe über ber 21jür ber Capelle angebrachte 3nfct)rift: 

3ft ntd)t eine fonbere ßlag 
2)re)?fef)en $auienb in einem ©rab? 



griffen fein, ba aud) ber SBeridjt bei SS au mann Elften 9tr. 351 nur 
bon 5000 jpridjt. (üdarb 2Bteger§f)eim, toeldjer bie <Sd)lad)t mitgemadjt 
fjat, gibt ben SBerluft auf beiben ©etten auf 8000 an (Alsatia 1856 57 
S. 354). SBergl. aueb, «aumann Duetten @. 116 u. 576. 

i) töatfjgeber £te Jperrfajaft »appoltftetn ©. 111. 

'•ij SRatljgeber Sie £errfd>aft 9taw>oltftein S. 108. 3m topfe 
war aud) 9tubolf S&euber, Pfarrer in Oftyetm, mit feinen «Pfarrtinbetn 
gefallen. Alsatia 1856 57 ©. 354. 



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— 141 — 



r 

£er ©tanbort bicfcr Capelle erhielt ben tarnen beS großen 
Selbe»- i). 

2) er iperjog erlebte bie $reube, bajj baS ®erüd)t, weldjeS 
feinen Sruber, ben ©rafen Saubemont, für gefallen erflärt Ijatte, 
ftdj als falfdjeS erwieS. £>aS £eer ber ?otljringer lagerte auf 
bem ©djladjtfelbe, mitten unter ben lobten. 9?ur baS ftußoolf 
fonnte Rulje ftnben. $>ie Leiter waren tljeilS bis tief in bie Radjt 
hinein mit ber Verfolgung ber Säuern befcfyäftigt, oon benen 
mefyr auf ber ftlucfyt umfamen, als in ber ©d?lacf)t gefallen waren, 
tfyeilS mußten fle ftd^ beftänbig in Sereitfdjaft galten (and) ber 
§erjog blieb ju ^ferbe), weit man neue Singriffe ber dauern 
fürchtete. £)aS §ecr ber Sauern war übrigen« in einer folgen 
Sluflöfung, bafj biefe Sefürd)tungen fid) als ungegrünbet erwtefen. 

3) en folgenben Jag würbe ÄriegSratl) gehalten, um über 
bie fofortige $etmfeljr ju beraten. SWarfgraf ©rnft oon Saben, 
ber wäljrenb be« Kampfes mit feinem (befolge eingetroffen war, 
aber nidjt metyr baran S^eil genommen fyatte, gab ben Ratl), 
man fotle nad) ÄriegSbraudj brei £age auf bem <5$lad)tfelbe 
lagern, bamit bie elfäfftfctyen Herren unb ©täbte 3eit unb ©e* 
legenfyeit fänben, bem Sieger ir)rc ^ulbigung unb ©efdjenfe bar* 
jubringen 2 ). $erjog Slnton, ber bie Stimmung ber ©Ifäffer 
beffer fannte unb woljl wußte, bajj biefelben burdj bie Räubereien 
feines $eere$ fetyr erbittert waren, trat felbft in einer Rebe bem 
Sorfdjlag beS SRarfgrafen entgegen, unb eS würbe bie fofortige 
äetuttyr burdj baS Leiter tt>at bef Stoffen. Urfprüngli^ chatte 
$er$og Slnton felbjt 2uft gehabt, über ben 9tyein, „ben er noct) 
nie gefe^en fyabe", gegen bie recfytSr^einiföen Säuern ju stehen 3 ). 
©<$on ben 9. 2Nai, alfo gleich ju Seginn beS SugeS, tyatte er 
bur$ ben faiferli^en Sanboogt §anS Safob \>tm 2ttör3perg bei 
£ru$fe§ ©eorg oon SBalbpurg angefragt, ob man no$ weiter 



') SHa)er ©ejd). bon 3abern 6. 27. 

*) SJtarfgraf (Srnfi rjofflc bermuu)lt$, toftyrenb biefer 3eit ben 2ottj« 
ringer beftfimnen ju fönnen, iljtn bei ber 9ltebern>erfung feiner brei§« 
gauifd)en Untertanen bet)ilflid) 3U fein. SJergl. auä) SBi rdf 9lr. 316. 

3) 2BaId)ner.$obent truäjfefc ©eorg Beilage 6. 120 u. Beilage 
6. 24. 



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- 142 - 



feine $ilfe gegen bie dauern roünfdje. 3)er ÜrudtfeB fdjicfte bte8 
©abreiben befürroortenb an ben fdjroäbtfdjen 53unb unb ben (5r$« 
fjerjog ^erbinanb oon Ceftreidj, weldje aber beibe feine Slntmort 
gaben. 2)?an roünfdjte bie £Ufe beS „9Ba(en" nidjt, toobl au8 
^urc^t, bafj ber £oljn für feinen S3eiftanb fein geringer fein toerbe l ). 

3n ber 9?ad)t nun, bie auf bie ©djladjt oon ©djermeiler 
folgte, erfdjien im lotfyringifdjen £ager 33eat oon ^ßfirt als 2lb- 
gefanbter ber öflreicfHfdjen Regierung ju ©nftSljeim mit ber tluf 
forberung, ber $er$og fofle mit feinem $eere in ben ©unbgau 
t)inaufgief)en unb bie funbgauifdjen dauern um ©nfiSfyeim ju 
paaren treiben. Obgleidf) ber $lbgefanbte am folgenben S£age 
feine SBemüfyungen fortfefete unb bem $erjog fdjmeidjelnb fagte, 
baf$ eine allgemeine $urdj)t oor ifym unter bie ^Bauern gefommen 
fei unb fte cor tfym überall fliegen mürben, blieb ber iperjog feft 
auf feinem SBorfafce fofort ljeim$ufel)ren. @r mar offenbar über 
bie ablefmenbe Gattung be8 (5rj^ergog8 unb be§ fdjmäbifdjen 
$unbe3 nod) unjufrieben. Slufjerbem erftärt fidj bie fdjnelle 
^eimfetyr aber audj au§ ber ©timmung ber lotljringifdjen 9tätl)e, 
meldte mit SRüdftdjt auf bie grojjen Soften für baS §eer fdjon nadj 
ber Äataftroolje oon 3abern für Söeenbigung be§ 3uge§ geforodjen 
Ratten 

£er SDtorfd) ging übrigens nia^t fo f^nell ooran, als man 
gehofft Ijatte, »eil man an oerfdjiebenen Orten bie 33ertyaue unb 
anbere oon ben dauern angelegten §emmniffe entfernen mujjte. 
@o fanb man &it, unterwegs ben STanfgotteSbienfi für ben 
©ieg ju ©djerweiler ju feiern, ben man in bem genannten, ganj 
niebergebrannten 3)orfe nidjt fyatte abgalten fönnen. £>en 
22. 2)?ai traf baS $eer in föaon=r@tape ein, mo eS bie 9?ad)t 
über blieb. §lm nädjflten £age fanb fyier bie feterlidje Söeifefcung 
mehrerer ©belleute ftatt, roeldje bei ?upfjiein, Qabixn unb ©djer* 
toeiler gefallen waren. $lm 24. 9Jiai jog ber $erjog mit feinen 
53rübern unb anberen SSorne^men roieber in feiner SReftbenj iftanet) 
ein, mo ifm bie 23eoölferung fubelnb empfing. £aS $eer löfte 



1) Naumann CueUcn B. 576. 

2) SBoumann Wien 9lr. 351. 



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- 143 - 



ftdj alSbalb auf, unb bie gemieteten Sölbner mürben mit bop* 
peltem <Sotbc entlaffen. $)er ^pergog aber machte fdjon ben nächften 
£ag ju bem §t\i. 9?ifolau8, bem ©cfMfcpatron Lothringens, eine 
Pilgerfahrt unb brüette bemfelben burd) eine reiche Stiftung ben 
3>anf für feine glücfliche $eimfel>r auS. 

$>er $erjog tjatte 3oI)ann oon £elmftabt, bem 93ogte oon 
Hornburg, unb ^fafob Sermeringer gu «Saarburg ben Huftrag 
erteilt, ein Skrjeidmifj ber <5ct)ulbtgen in feinem Lanbe, oon 
benen übrigens oiele fid^ ber ©träfe burd) fftudjt entzogen Ratten, 
anzufertigen. $>ie 3 a ^ *> cr ©chulbigen mar aber fdjliefjltdj fo 
groß, bajj man oon einer Verfolgung berfelben abfte^en mußte '). 

ÜDie oon ben Lothringern meggeführte 93eute, meiere auf einer 
langen SBagenreihe bem $eere nachgeführt mürbe, mar fehr be* 
beutenb. £rofc ihrer Bigotterie hatten fic ftch fctbft oor Kirchen* 
raub nicht gefreut, unb oergebtich »erfuchten nachträglich elfäfftfche 
Äirchen mieber in ben 99eftfc geraubter Äirchengeräthe $u fommen. 
Mehrere £age lang glich 9tonci), ^o Die ^ cut « theilmeife »er* 
fauft mürbe, einem großen 9ftarfte. 3m ©(faß aber blieb ein 
unauslöschlicher (Sinbrucf oon bem 3«gc ber Lothringer, unb einen 
befonberen §aß marf bie 93eoölferung auf bie LanbSfnechte, 
benen man mit Blecht bie ©dmlb ber unmenfehlichen Schlächterei 
bei ftabtxn beimaß 



18. Die Derfammlumjen ju Colmar uni ijagemm. 

Sttitte 2ftai hatte fleh bie Lage für baS mittlere unb obere 
©Ifaß hö# ^ttifch gehaltet. £)aS SSlutbab bei ^abern erfüllte 
bie ©emüther meithin mit <5<hrecfen, unb in mancher ber «einen 
©täbte beS mittleren unb obern ©IfaffeS fragte man fuh: 2Bie 
mirb eS unS ergehen, menn ber ^erjog baS Lanb ^eraufaicljt? 
SBefonberS bebroht maren ©täbte, mie $aiferSberg, fRappottö* 



1) Digot Hist. de Lorr. IV 2 68. 



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— 144 — 



meiler, Üteidjenweier unb anbere, treibe oon ben dauern in ifyren 
93unb gezwungen worben. 2lber audj bie größeren, wie (Solmar, 
Sdjlettftabt unb Cberefynfjeim, meldte bte Dfjore ben 33auern 
nidjt geöffnet Ratten, Nörten mit ängstlicher Spannung oon bem 
fdweüen §eranrü<fen be8 lotljringifdjen $rteg§I)eere8. Söct ber 
allgemeinen ©eftürjung unb SKatfyloftgfeit luelt man e8 für nüfclidj, 
auf einer Dagung ju (Colmar ftdj über bte ju ergreif enben Wlafc 
regeln fdjlüffig ju machen. ©dwn ben 20. 2Rai fyatte ÄaiferS* 
berg, ba8 ber dauern längft überbrüfftg mar, wofyl audj bie 
©träfe fürchtete, Solmar aufgeforbert, ein ©^reiben an ben 
faiferlidjen £anboogt üon Unter*(5lfafj ju beförbern, in meinem 
bie ©nabe beSfelben angefügt würbe. 3 u .^ e ^ begehrten fte 
oon (Sotmar einen SRatlj, wie fte ftdj ber Söauern unb beS er* 
^mungenen ©ibe« entlebigen fönnten, ba fte „bei bem Steide" 
bleiben wollten. 

Den 23. üttai traten bie ©efanbten ber Regierung ju (SrnftS* 
fyetm mit benen oon ©olmar, ©djlettftabt, fünfter in ©t. 
©regorientljal, Dürffyeim, SRuf fadj, §erlt3l>eim, ©ulj* 
ba$ unb $eiligfreuj in (Sotmar jufammen. 3 unä ^ einigte 
man fid), bajj bie ©täbte eine 93otfdjaft an bie dauern im ©unb* 
gau fdntften unb benfelben bie S5ermittelung mit ber Regierung 
in (SnfiSfjeim anböten '). ferner oereinigten fid) bie Vertreter 
ber Regierung mit benen oon Colmar, ©djlettftabt, fünfter unb 
£ürttjeim ju einem Söiltgcfuc^ für ÄatferSberg an ben faiferlidjen 
£anboogt in Unter*@lfajj. Darin würbe I)eroorge§oben, bafj 
12,00) dauern oon fteben Orten auS bie ©tabt befa^offen unb 
$aifer$berg trofc tapferer ©egenweljr gezwungen Ratten. Dod) 
fei iljr 2ßiüe nidjt, für ewige Sage ben 93auern anhängen, 
unb e$ wünf^e $ilfe, um wieber in feine frühere ©teflung $u* 
rütffeljren ju tonnen. Der wia^tigfte S3efa^lu§ aber, ber am 
26. 9)?ai gefaxt würbe, betraf bie etwaige gegenfeitige $ilfe. $ür 
ben ftaß, bafc bie ©üte bei ben S3auern nidjt oerfinge, foUte je 
eine ©tabt ber anbern jujie^en. Die ©efanbten oon ©djlettftabt 



i) 9Tud) ben «reilgauer Raufen fd)eint ba8 Anerbieten frieMi«f»er 
SBermittelung gemodjt wovben ju fein. 



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— 145 — 

unb fünfter, aua) ber SSogt Don RuffaaV), welche bafüv feine 
SSofimacrjt Rotten, tonnten ft$ ^ierju nidjt oeroflidjten. £te 
(Stimmung ber Slnwefenben tyob fid), als fRittcr $an8 3mer oon 
Hilgenberg im tarnen beö ©nflS^eimer Regimentes bie W\U 
tljeilung madjte, jebem ber oertretenen Orte auf beffen Verlangen 
Rettung bringen &u wollen, wenn tyre Sttadjt audj Itcin fei. Stufjer* 
bem mürbe ber 93ermittelung§oerfudje ber ©ibgenoffen, auf bie 
man ^ofye @tü<fe fe|te, ©rmftynung getljan. 3um ©$tuffe mürbe 
eine neue 3ufawmenhmft in SluSftdjt genommen. 

2Bär)renb man fo in Colmar bertetlj, befdjäfttgte ftd& ber 
faiferlidje tfanboogt oon Unterlaß mit einer är)nlt<$en ^ufammen* 
fünft in Hagenau, bie aber einen weiteren Jhete umfaffen foöte. 
<£r Ijatte ba3 lottyringiföe $eer eine ©trecfe weit auf feinem 
<Siege8$ug begleitet unb nadj ber ©djladjt oon ©d^erweiler ernft* 
tidje $erfud)e gemad&t, ben #erjog jum 3uge in ba8 obere ©tfafc 
gu beftimmen. 2118 Slnton barauf ni$t einging, Ijatte ft$ ber 
Sanboogt menigften8 oerfpre^en laffen, bajj ber £erjog eine bem* 
näd)j* in Hagenau gufammentrctenbe Berfammtung beriefen wolle, 
in melier man eine Bereinigung gegen bie „bunbfdmtyifdjen" 
(Smpörer aufridjten werbe. 3)ie8 fyatte 5lnton oor feiner uner* 
warteten $eimfefyr burdj baS SBeilertljat in ber £l)at noct) Oer* 
forodjen. £)er Sanboogt, welker fidj juerjl nadj SBenfelb 
unb bann nad) Hagenau jurttdf begab, mar jefet wieber guter 
£)inge. ÜDurd} bie blutigen Rieberlagen bei gabern unb <S$ei> 
weiter war bie größte ©efaljr in ber unteren Sanboogtei 
befeitigt. Oljnebem lebte er ber feften 3uoerjid|t, bog bemnäct)jt 
baS $eer beS f<$mäbifdf>en 93unbe8 erfajeine; am 21. 2Hat fd&rieb 
er fogar nadj ©otmar, baSfelbe fei ma^rfd>einlidj fd)on bei Offen* 
bürg angelangt. S5on Rorben ^er nagten bie Äurfürjien oon 
^falj unb Strier, um ooüenbS Rulje ju Waffen. <5o liefj er 
fdjon ben 24. SRai bie @inlabung8fd>reiben an bie „anftogenben" 
Surften, ©rafen, Herren unb ©täbte $u einer SBerfammlung er* 



l) 2>ie|er (er ^te% ?Peter öon äBeyt{)Quien) mufete bie 3"Pintmung 
feines §errn, be§ fBifd^ofS r»on ©trafeburg, einholen, »eld)e bann oud) 
gegeben würbe. 

$artf elber, ®ef#ic$te Ui »auentfrieß«. 10 



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— 146 — 



gelten, meiere ben 6. ftuni in Hagenau jufammentreten foüte. 
%{& Qxoid »ar angegeben bie 93erljütung einer neuen ©rljebung, 
ber 33auern, oon benen freiließ 30,000, wie ba8 ©djreiben fagte, 
„burdj bie ©nabe be8 aümäd)tigen ©otteS unb bie getreue $üfe 
beS $erjog8 Don Sottyringen" erfragen »orben »aren. Um 
ntc^t unvorbereitet in bie SBerfyanbfongen einzutreten, tub Hagenau 
bie anbern ©täbte ber unteren £anboogtet ju einer SBorDerfammtung, 
am ^ttngftmontag in Hagenau ein. ÜDer SanbDogt aber nafym 
in$»ifdjen ÄaiferSberg »ieber $u ©naben an, bamit er ficö, bie 
Stimmung ber ©täbte ntdjt oerberbe. ^n einem ©abreiben oom 
26. Wlai an Colmar tfyeilt er mit, bafj er bie ©tabt bemnädjft 
»ieber fdnoören laffen »öde. Stttt SRücf ficr)t auf bie beoorßetyenbe 
Sagung oon Hagenau glaubten bie ÜRitglieber ber SBerfammlung 
ju Gohnar Dorerft mit einer Erneuerung üjrer SBerattyung |$u* 
»arten $u foflen, »omit aud) bie (SnfiSfyetmer Regierung einoer* 
ftonben »ar. 

©o traten benn bie $3eooUmäd)tigten ber dürften unb ©täbte 
ben 6. Sunt Don neuem ju einer Sagung in Hagenau jufantmen. 
Der erfte ©egenftanb i^rer ^eratfyung »ar bie ^ufjlteßung eine& 
$eere8 Don 1000 Leitern unb 3000 ftufcfnedjten, faܧ fid) bie 
dauern »ieber empören »ürben. @8 »urbe ein „Slnfd&lag" 
gemalt, »ie bei ber ©teflung biefer Sttannfcfyaft Derfabren »erben 
foüte, unb ber f)ier mitgeteilt wirb, »eil er für bie £etftuncj3= 
fäljigfeit ber bamaligen Jperrfdjaften im oberen SRljetntljal oon 
2Bert$ ift: flurfürft £ub»ig Don ber $fatj jteüt 170 gerüftete 
<ßferbe 0. 600 2Kann $u 2 ftelbfölangen, 1 tfartaune nebft 
2Bagen, $uloer u. f. »., ber Äurfürft oon Srier 100 $ferbe, 
300 S5fuj$tned)te unb 2 ftalfonete, (Srjljerjog fterbinanb Don 
Ceftretdj »egen ber Sanboogtet im oberen ©Ifafj 125 $ferbe, 
1 $artaune unb 2 ^efbfdjtangen mit SluSrüflung, ber faiferßdje 
tfanboogt in Untersölfafe 60 ^ßferbe, ber SMfäjof oon ©trajjburg 
nebft $>omfapitc( 60 ^ferbe, 220 Sufjgänger, 1 ^elbfölange unb 
1 ftalfonet, ber 33ifdjof Don ©peter 25 <ßferbe, ber $er$og t>on 
?otf>ringen unb ber (Sarbtnal Don 9ttefc 225 <ßferbe unb 800 flnedjte, 



i) Watürlid) gerüftete SReiter mit gerüfteten Uferten. 



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— 147 — 



©erjog £ubtoig Don $foIj*3 n)e i Dr ö^ cn ^5 ^ßferbe unb 115 Änedjte, 
2Rarfgraf $h ili W Don SBaben 65 $ferbe, 225 Änechte, 1 gelb* 
f dränge unb 2 ffallonete mit &u8rüftung, 9D?arfgraf @rnjt Don 
33aben, bcr Söruber be8 oorigen unb Inhaber bcr obigen üttarf* 
graffchaft, 16 ^ferbe unb 100 ßnefye, bie SRitterfdjaftSgemeinbe 
Don (Sdjlojj Ortenberg unb im SBeüerthat 25 $ferbc, ©raf SRein* 
harb ju SBitfc^ 30 $ferbe, ©raf Wfyp 30 <ßferbe, 

©raf Oo^ann £ub»ig Don SRaffau 30 ^ßferbe, ©raf ©eorg Don 
m\6) 8 $ferbe, ©raf SBithefot Don ftürftenberg, «ßfanbinhaber 
ber Sanboogtei Ortenau, 16 ^ferbe unb 200 ßnetye, ©raf ©mi<h 
Don Seiningen 6 $ferbe ober in eigener ^erfon, bie ©tabt ©träfe* 
bürg 70 *ßfcrbe, 325 Änedjte, 2 gelbfdjlangen unb 2 ftalfonete, 
bie ©täbte ber SanbDögtei Hagenau nebjt ben SReidjSjtäbten ber 
Ortenau, Offenburg, ©engenbadj unb 3 C ^ am ©armerSbadj 
500 fötedjte, 2 ftelbfchlangen unb 2 galfonete, bie ©tabt ©peier 
60 tfnefye unb 1 ftetbfdjlange, bie ©tabt SBormä 60 Änefye 
unb 1 ftelbfälange. 

2)en Oberbefehl über biefeS ©eer fottte Freiherr %atob Don 
2ftbr§perg, ber fatferlta)e Sanboogt in ©agenau, haben. 3)och 
fottte ihm babei ein ÄriegSrath $ur ©eite ftehen, in wetzen jeber 
ftürft ober ©err je ein ättitglieb, bie ©tabt ©trafeburg aud) ein 
unb bie ©täbte ber Sanboogtei ©agenau unb Ortenau jroei WiU 
glieber ju ernennen Ratten. ÜDod) war audbrüdlid^ auSbebungen, 
baf$ btefeS ©eer nur gegen bie empörten Söauern oerroenbet »erben 
bürfe. $)a§ Siecht ber 3»fa«tmenberufung flanb allein bem tatfer* 
ticken Sanboogt in ©agenau ju. Die einzelnen ©erren hatten 
für bie Verpflegung unb ben ©olb ber Don ü)nen geftetlten 9ttann= 
fct)aften aufglommen. 

2Bie auS ben aufgejagten a^eilneljmem fidj ergibt, erftredte 
ftch ber 2Birfung§frei§ biefeS ©eereS, ba« in 2Birftid}teit niemals 
jufammengefommen ift, über bie ganje ©bene be8 Oberrheine», benn 
bie meiflen ©errfdjaften ber regten $h e i n f eite > roic Dic ÜRarfgrafen 
Don 93aben ober 93Jt(r)elm Don ^ürftenberg, befafjen feine linfS* 
rhetnifdjen ©ebiete. ©ätte man flct) gtoei SÄonate früher auf ein 
fotajeä ©eer geeinigt, fo märe ber 3ug ber „SBelfdjen" unter bem 
©erjog Don Lothringen nic^t nöthig gemefen. Uebrigen» mar 
biefer „Slnfthlag" einjimeilen nur ein ^rojett, unb auf einem 



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— 148 - 

weiteren Dag ju Hagenau, ben 19. Stoni, foflten ftd) bie $err* 
fdjaften über bie Sinnahme be3 „SlnfchtageS" entleiben. 

Den folgenben Sag, ben 7. 3uni, befaßte ftd) bie $erfamm* 
tung nodj mit anberen fragen. Die adt)t fünfte, welche pr 
(Sprache famen, betrafen folgenbe ©egenftänbe: 

1) Die Sauern foflten angehalten »erben, afle ihre ©e»ehre, 
95tt<hfen unb fonftigen SBaffen abzugeben, »ie auet) ber Sanboogt 
Don Hagenau unb Lichtenberg bereit» feiner Söauerfchaft bie 
SBaffen abgenommen hatte. 

2) ÜBegen ber Pfarrer unb ^ßräbtfanten im SBiSthum ©trafc 
bürg fofl eine jebe Dbrtgteit bar auf achten, bafj bie Pfarreien mit 
frommen Grießem befefct »erben, »et<he ba$ ©oangelium lauter 
unb rein ohne menfc^lt^e 3ufäfce prebtgten, auch bie Untertanen 
ju brtiberlidjer Siebe unb jum ©eljorfam gegen bie Obrigfeit 
anhielten. Styr SluSfommen, baS „^entlieh" fein fofl, ift auf ben 
Sehnten anju»eifen ober anberS beizubringen. 2Öenn fidt) biefe 
Pfarrer nicht recht gelten, foflte ber Obrigfeit bie Slbfefcung 
geftattet fein. 

3) Sin bie ftrage ber fteijügigteit »urbe nicht gerührt, „weil 
noch oon niemanb bejj ein Eingriff gefc^e^en ift w . 

4) S3ejüglic^ ber „h°h cn S3ef erwerben u , »eiche bie Unter* 
tränen geäußert fyaben, »irb ben Dbrigfeiten ber Rath gegeben, 
ftch ber Slrt babei gu galten, baj$ fte gegen ©ott unb bie SBelt 
ftd) beSljalb oerant»orten fönnen. 

5) Da» geraubte ®ut ber ßlöfter unb ©eiftlic^en, fotteit e3 
noc^ »orljanben ift, muf$ jurütfgegeben »erben. SBenn ftch jemanb 
bagegen foerrt, fo ift er bafür ju jrrafen. 

6) Die Ääufe oon ©ütero, bie früher ben ^löftern ober ber 
®eijtltd)feit gehört ^ben, finb unfräftig unb abgetan. 

7) Da« SBranbföafcen ift abaufteflen. 3n biefer (Sache fofl 
ftch bie Dbrigfeit billig erroeifen, »enn bie Untertanen jum 
©ehorfam jurüefgefehrt finb. 

8) Die Obrigfeiten foflen bie Seifigen unb Unechte, bie jefct 
müfjig in ben Verbergen herumliegen unb burdt) , i^re Räubereien 
ju einer Sanbolage gemorben finb, ab»eifen. 

Die ©efanbten nahmen biefe acht Slrtifel „hinter fidt)", um 
barüber bie ©ntfeheibung ihrer £errfchaften einzuholen unb bei 



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— 149 — 



ber nädjften Tagung barauf Antwort ju geben. >Dod) bürften 
manche biefer Slrttfel auf feljr entfd^iebene 33ebenfen geßofeen fein. 
<5o fd&eint j. 33. Slrtifet 1 unb 4 ntc^t ben ©eifafl beS SRatyeS 
oon Hagenau gefunben $u fyaben. ^e geringer bie ©efaljr burd) 
bie Säuern ttmrbe, befto »eniger 2uf* begeigten bie regierenbcn 
klaffen, (Soncefftonen ju madjen. 

3u einer enbgiltigen Regelung fdjeinen bie ©täbte um fo 
weniger Neigung gehabt ju Ijaben, als gerobe Jefct Ulm einen 
gemeinen ©täbtetag auSfdjrieb. SBarum foßte man fttt) 
im (5lfa§ früher binben als anbertoärtS? Dlmebem brachte 
jeber roeitere 93erjug neue SBortfyetle für bie SRegierenben unb 
brücfte bie 33auerfd>aft tiefer herunter. 2113 beS^alb bie SBot* 
fdmften am 19. 3uni Don neuem in Hagenau jufammentraten, 
fehlten mehrere, bie bei ber erften Tagung gewefen »aren, fo aucfy 
ber Äurfürft Don ber $fal$. (£r mo^te nad) ben glänjenben 
©iegen, bie er an mehreren Orten über bie Säuern erf Otiten 
f>atte, ft$ aUein ftarf genug füllen, mit bem Kufftanbe fertig ju 
roerben. Ü)er £anboogt freilid) meinte, man müffe auf ben 4. $uli 
eine neue SBerfammlung Ratten, unb betrieb einleiten bie @r* 
vid)tung einer ffreifenben Lotte oon 200 Seifigen, toeldje bie 
legten ^ad^udfungen ber ^Bewegung ooüenbS unterbrüden foHte. 
<5d}on ben 27. %\mi füllten bie ju fleßenben Leiter in Hagenau 
eintreffen, aber bie $errfdjaften flehten ftcb, nic^t feljr beeilt ju 
Ijaben, unb al8 bie ©efanbten ben 4. 3ult mieber jufammentratcn, 
mar bie ftrcifcnbc Lotte immer nod) nid)t $u ©tanbe gefommen. 
3ugleid) liegen hierbei bie Äurfürften oon ^ßfalj unb £rier erflären, 
ba§ fte iljre Leiter $u ber geplanten ftreifenben Lotte nidjt fäiden 
mürben, unb bie fdjönen Lebensarten, roeldje man natürtitb, babei 
nic^t fparte, änberten an ber £f>atfad}e nichts. Lun ermäßigte 
ber faiferlidje £anboogt feine 2lnfprüdE>e oon 200 Leitern auf 100, 
ba er immer nodj meinte, „biefe SanbSart müffe in befferer iput 
fein". $>ie Sertljeitung ober „ Auflage" tourbe in folgenber SBeife 
gemalt: ©r^crgog fterbinanb oon Oejitreidj 15 $ferbe, ber 
Garbinal oon Wlt$ unb ber $erjog oon Sotfjringen 34 $ferbe, 
äurfürft Subttig nur 6 <ßferbe, Eiföof unb Äapitel oon ©trafc 
bürg 4, ber Sanboogt für Unter*<£lfafe 8 <ßferbe, Sitfd) unb Hagenau 
ebenfo oiele, ®raf ©eorg gu 33itfd) 1 «ßferb, ©tabt 6trajjburg 



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— 150 — 



12 ^ferbe, ©tabt Üftefc 6 ^ßferbe unb bte ©täbte ber Lanboogtei 
ebenfo Diele. @chon bett 12. füllten biefe Detter $lbenb& an ber 
Verberge Hagenau fein, aber unjmeifelljaft ift auch baS nicht 
geschehen, ©eit bte ©efafyr übermunben, mar eS mit ber (Stnigfett 
ber ^errfchaften oorbei, unb e8 ermatte jefct wieber bie alte 
©iferfud^t unb ber Sfteib, monach (einer bem anbem einen SBov? 
tljeil gönnte. 3ug(eid) freute man in ber gelbarmen jebe 
Üeijhtng, meldte nicht bie äujjerfte Sflotfj oerlangte. ©emi§ aber 
Ratten auch bie benachbarten dürften, welche urforünglich eine 
größere Weitergab,! als ber fatferliche tfanboogt [teilen füllten, feine 
Sufr, tf>re Sttannfdjaften unter frembem Oberbefehl bienen ju 
laffen. ©o finb biefe Serljanblungen ju Colmar unb Hagenau 
ein forechenbeS SBilb ber 3erfatyrenl)eü unb ©chmerfäUigfeit, meiere 
im bamaligen Deutfc^lanb in allen öffentlichen fingen §txx\d)te. 
5)ie kleinen blidfen neibifdt; auf bie ©rojjen, unb gu »atriotifcher 
?eijhtng ift meber bei ben kleinen noch bei ben ©rojjen irgenb 
»eiche Neigung oorhanben. Doch $ atte M öu $ V ltx »ieber 
gezeigt, bajj bie einzigen leiftungSfähigen bemalten unter ber 
jahllofen üttenge oon §errfchaften bodt} nur bie mächtigeren, faft 
fouoerainen dürften, »te 3. 23. bie Äurfürften oon $falj unb 
£rier fotoie ber $er$og oon Lothringen waren. 



19. Weißentiitnj unb Me fjaufeit im nörblüljett 4lfa6. 

Seifcenburg i. @. mar im 16. 3«h^ un bert eine ber jehn 
SReichSjfäbte, bie jur Sanboogtei Hagenau gehörten, unb erfreute 
fleh, wie eine ziemliche 5lnjahl anberer reichsunmittelbarer ©täbtdjen 
im fübmeftlichen 3)eutfchlanb, faiferlicher $riütlegien, über beren 
forgfältiger 5Be»a$rung bie 93äter ber ©tabt eiferfüchtig »achten. 
3fn biefen (leinen ftäbtifchen ©emeinwefen ^errfc^te cincrfcitS ein 
<Stol$ auf bie Unabhängigfeit ber SBaterftabt, ber faft lächerlich 
mar im SBerhältnifc ju ber thatfächlichen 9Kadht, über »eiche 



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— 151 — 



trief etben im entfdjeibenben ftaüe verfügten, anberntheilS aber mar 
in benfelben burch bie gerichtliche (Sntwicfelung ein SBohlftanb 
unb 93ilbung8grab Dereinigt, ber in einem wohltljuenben (Segen* 
fafc $u ber geringen ©intoofynerjaljl biefer 2anbftäbtchen ftanb. 
2Bie wenig SBiberjtonbSfähigfeit ^ter oorrjanben toax, jeigte ftd^ 
aber jebeSmal fofort, wenn bie föriegSfurie burch ba8 Sanb brauste. 
<5täbte, bie, geftüfct auf ihre pergamentenen ©riefe, lange 3afjre 
ben Uebergriffen geiftli(^er unb weltlicher dürften $u trofcen Oer* 
mochten, oerloren fofort allen $att ober erlagen bem erften Sin* 
fhirm, wenn ber $anbel au8 bem ©eric^töfaal auf ba$ ©flacht' 
felb oertegt unb anftatt burdj $tooofatenf<hriften burch Steiter unb 
Kanonen entfehieben würbe. 

@ine folche &rifi$ war für oiete ©tftbte im ©übmeften 
3)eutfchlanb§ ber 33auernfrieg be§ ^a^reS 1525. Sluch 2Beifjen« 
bürg entging biefem ©djicffale nicht, unb fein $008 ^at baburdj 
noch ein befonbered ftittereffe, ba| oor 2Beifjenburg8 dauern ber 
«3ug ber Äurfttrften von ber $fat^ unb oon SCrter enbete, burch 
ben ber Söauernaufftanb in ben (Segenben am mittleren tR^ein, 
9?ecfar unb SWain niebergeworfen würbe. Sie ber £ruchfe§ oon 
üBatbpurg am 53obenfee, in ©d^waben unb ben benachbarten 
(Segenben bie gefährliche Bewegung bämpfte, fo übernahmen #ur* 
pfalj unb £rier mit einigen Heineren oerbünbeten dürften biefelbe 
Aufgabe für bie fränfifchen (Segenben, unb bie lefcte (Station bei 
ihrem blutigen (Sefchäfte war eben SGBei&enburg *). 

3m $lpri( be8 $ahre8 1525 2 ) bilbeten fleh Raufen oon auf« 
ftänbifchen dauern in ber (Segenb nörblich oon Üöeijjenburg, 
Untertanen be8 33ifchof8 oon ©peier unb be§ $urfürften oon 
ber $falg. ©benfo h^rrfchte ber (Seift ber Unjufriebenheit in ber 
benachbarten $errfdjaft (Sutenberg unb ben zahlreichen Dörfern, 



i) §auptquefle für ba§ golgenbe ift baS Sd)riftchen CtjUöerS: 
Der SBanerniTieg um äBetfccnburg anno 1525. Wad) einem Bei bem 
«ronbe ber ©trafeburger SBtbliot^ef im 3at>re 1870 ju ©runbe ge« 
gangenen 2Ramtfcript bon 99alu)afar SB o eil. £erau8geg. oon ftreunben 
ber einheimifchen ©cf<hid)te im «reife SBeifeenburg. Söetfeenburg 1873. 
80. 130 6. 

'*) Ueber eine frühere SBetoegung ju 20. oergl. SStrcf S. 106. 



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— 152 - 

mel^e bcm Benebietinerflojhr äßeifeenburg gehörten »). $n ber 
uralten Slbtei Beyenburg, bic einen au8gebe!jnten ©runbbeftfc 
inne Ijatte, befleibete feit 1500 SRübiger, jugenannt ftifctyer, bic 
2lbt8toürbe, ein üttann, roeltf>er ben Tätern ber ©tabt nidjt jutn 
beften gefmnt mar unb in ber ftolgejeit »iel Unheil über SBeifcen* 
bürg gebraut §at 2 ). 3" ben erwähnten Bauern gefeilten fid) 
meitere au8 bem SSBaSgau unb 2Befterric§, unb alle biefe oerbanben 
fidj fc^liegltc^ mit ben Slufßänbifdjen au8 bem pfalj^meibrücftföen 
%mtt Äleeburg ju bem fog. Äfeeburger Raufen, bem fi$ fpäter 
audj bie dauern au8 föiebfelg unb ©d)meiglmfen anföloffen. 
SÖalb famen aud) Bauern au8 bem ©peierifd>en unb ber Sßfatj 
fyinju bis hinunter gegen 2Borm8, fo baß in biefen unteren ®e* 
genben be8 ©lfaffcö Ijauptfädjlid) brei Raufen ertoftynt »erben, 
ber Äleeburger, SBefterridjer unb 2tferlifa>, bie batb getrennt 
auftreten, batb auefj oereint ^anbeln, jcbenfaUS immer in Ber* 
binbung mit einanber geblieben ftnb. ©päter fam nodj ber fog. 
&olben^aufe baju, aud) ber befdjorne $aufe genannt, meiner ft(fy 
bei bem Softer ©türjelbronn bilbete unb baSfelbe gang auSplünberte. 

£)a fomit bie Bauerföaft ring8 um Setjjenburg im Stuf* 
ftanb mar, beeilte ft$ ber fRat^ ber ©tabt, feine BorfefyrungS* 
maßregeln ju treffen. ÜDer Bürgermeifter $emrid) $üter mit 
nod) jmei Begleitern ging Don 3«nftftube ju 3unftftube, mofelbft 
man bie Bürger oerfammelt Ijatte, unb legte benfelben an8 $er$, 
in biefer gefäljrlidfen £age bie ©tabt nicfyt gu oerlaffen unb bei 
ber Berttyetbigung berfelben ju Reifen. 5lber fdmn mar ber ®eift 
ber Unjufrieben^eit au$ innerhalb ber ©tabtmauern. ÜDer Bürger» 
meiner befam mit feinen ©efätyrten „oicle fänöben Sieben 4 ' ju 
fyören, unb befonberS mar bie Q\xn\t ber Gebleute, meldje bura) 
ifyren Beruf unter allen Bürgern ber Bauerf^aft am nädjfren 
jtanben, feljr miberfpenftig. ©iner berfelben, mit tarnen BadmS 
$ifd)badj, ber fpäter au8 ber ©tabt entmtd) unb mit ©eorg 
$ifd)bad) Hauptmann beim Äleeburger Raufen mürbe 3 ), rtetr) 



») Steje Dörfer finb oufgcaä^lt bei 99oelI »auernfrieg 6. 9. 
*) Genaueres über if)n bei Strobel IV 63. 
3) Setgl. über ifm £arer ßap. 32. Gr Ijatte juerfi Hauptmann 
beim 9leuburger Raufen »erben tooflen. 



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— 153 — 



bagegen feinen ©efätyrten, ftdj an biefed ©ebot ni<§t ju lehren. 
„3uft fc^eint bie ©onne unb if* &it, bafe man ©wte matye, man 
mad}t SDiartini feine @rnte, aber jefct ift eS 3eit." Slugerbem 
mürbe ber @d(mhmad)er 2)?td)ael ©ei| fpätcr befdfyulbigt, einer ber 
$>auptanftifter ber (Empörung in SBeifjenburg geroefen ju fein, 
unb ber 9tat^ bejeugte auf Verlangen ber ©tabt ©trafcburg, bajj 
©etfc attejeit miber ben fHat^ getyanbelt unb fidfj aufgelehnt f>abe 1 ). 

S)ie ©efaljr für 2Betfjenburg rowijg, ba bie aufrüljrerifdjen 
SÖauern fid? iefct ring§ um bie (Stabt in aflernäd)fler 9?cilje feljen 
liegen. $)a oerfammelte am @onntag ^ubitate (ben 7. üftai) ber 
SRatl} bie gange ®emeinbe im 23ürgertyof borgend in ber ftrüfje 
jmif^en 6 unb 7 U^r. $)ie ©emeinbe erneuerte ifyren JpuIbtgungS« 
eib unb oeroflietytete fid), bie ©tabt SBeifjenburg „bei bem fyt. ^Heidt) 
ju galten", ben dauern fiefy ntc^t anschließen , ftc audjf nid^t 
mit ®efc§üfc ober Munition gu unterftüfcen. Slucfy bie 3nf äffen 
ber Flößer, gleidjoiel ob roetttic^ ober geifHid}, mußten nodj am 
nämlict)en Vormittag biefelben 3 u f ö 9 en etbUdf} oerftdjern, unb »er 
fidj beffen weigerte — e§ waren aber nur $mei — mujjte fofort 
bie €>tabt oerlaffen. $\i$Uid) mürben aud) bie SJorfe^rungen 
jur SBertljeibigung gegen einen etwaigen Angriff getroffen: man 
ernannte ju biefem Sroerfe einen SluSfdjufj, ber auS bem SRebmann 
9?ifo(au8 Sftoberer bem jungen, bem 9tatfy8mitgUeb §ieronwnu3 
£e(roig unb bem (ödmfymactyer Katern ÜRufcborf beftanb. 

©8 mar aber aud) bie Ijödjjte 3ett, auf ber §ut 5U fein, 
menn 2Beif$enburg mdf)t mit ben Skuern gemeinfdwfttiche Sad^e 
madjen moüte. S3eim Älofter Neuenbürg im ^agenauer f$torfi 
^atte fid) ein gewaltiger Raufen angefammelt 2 ), ber bie ©tabt 
SBeijjenburg unb ben Äteeburger Raufen burdj ©d)veiben unb 



1) SBird 9tr. 327. 328. 

2) SBocll 6. 11 Qifit feine etärfe auf 20,000 Wann an, tuaS 
jebenfaüS übertrieben ift. SJergl. aud) §arer 93efd)reibung beS dauern- 
IrießS Äaj>. 29. S)ie dauern felbft fteflen im Salle ber SBunbeSgenoffen- 
fd)aft #Ufe burd) 20,000 Mann (6 tr ob el IV 67) ober gar 30,000 Wann 
(Sßixd 9lr. 210) in lu§ftd)t. 5)od) fonnten blofc bie brei Raufen bon 
SUtborf, Sieb^anlfelb unb Neuenbürg jufammen fo Diel 2)tannfd)aft auf- 
bringen, unb aud) ba§ bürfte nod) Uebertreibung fein. 



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- 154 — 



©efanbte $um beitritt aufforderte l ). 2öenn man bie dauern nicfyt 
gutroittig in bie ©tabt einlaffc, fo mürben flc im 23unbe mit 
breigelm anbem Raufen ben (£inlag ergingen unb atteS ermiifrgen 
unb ruiniren. 3) er Latfy oon Söctgenburg foüe einige ©efanbte 
ju ifynen fanden, bamit biefelben gemeinfer^afttier) mit Urnen mit 
bem öfheicfyifdjen £anboogt im untern @lfag oertyanbelten. 3 um 
minbeften aber foOte man iljnen bie „Pfaffen unb 2ftÖnd}e" fammt 
ifyrer §abe preisgeben. £)afür feien flc bann bereit, ber ©tabt 
für ben %aü eine» Angriff« mit 30,000 SDtann ju $ilfe ju 
fommen. SöefonberS entfdjteben lautete baS jmeite ©cfyretben 
ber Äleeburger, bie injroif^en auf 3000 angemadjfen waren 
unb unoerjüglidj Antwort ©erlangten. Latttrlid) waren aud) 
r)ier bie religiöfen Lebensarten ntc^t gefpart, roie benn baS 
eine (Schreiben „QfcfuS unfer $err", unb baS anbere „Qfcfuö 
unfer üttittler " begann 2 ). 

$lud) ber Raufen im Horben ber ©tabt bei üftinfctb mürbe 
broljenber: ^roei Hbgefanbte erfdjienen unb brauten ganj älmlidje 
^orberungen oor, wie fte Don ben Raufen im ©üben auSgefprodjen 
morben. 3ua,let($ oerlangten fte, bag 200 auS ber ©tabt ju 
iljnen fommen foQten, unb als alles baS abgelehnt mürbe, fliegen 
fte heftige ü)ro^ungen auS, bog fte Diele §eppen (Rippen 3 ) bei* 
fammen hätten, um bie Leben abjufdjneiben. üDiefe 2Borte Oer» 
fehlten it)re SBirlung nidjt. j£er §auptreid}tfyum ber ©tabt 
beftanb in ben $al)lreidjen Weinbergen, meldte fte umgaben. Söalb 
liegen ftdj „etliche letdjtfertige ^ßerfonen" oerneljmen, efye fte bie 
üffietnberge ruiniren liegen, motlten fte lieber bie Pfaffen ausliefern 
unb bie dauern einlaffen. Qu aflebem fam nod), bag an oier 
Orten in ber ©tabt Steuer auSbrad}. SllS man einen gemiffen 
$onrab Umlauf 4 ), melier ber JöranbfUftung oerbäctytig mar, inS 
©efängnig legte unb oerljörte, ma^te berfelbe, ofyne bag man bie 



i) lieber ben Weuburger Raufen oergl. Sor jdf)ungen j. beutfd)en 
©cfd)i$te XXIII 234. 

*) SJergl. baju aud) 6trobeI IV 67 u. 68. 
3) gBtnjermeffer. 

*) ®t war nic^t au§ Söeifeenburg , fontern au§ SBefn^eim in ber 



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— 155 — 



Roller anwanbte, merfwürbige SluSfagen, weldje bic ©inwolmer 
in nod) größeren €>ä)re<fen oerfefcten. @r erflärte, Slbt SRttbiger 
Ijabe tyn ju feinen ©erbrechen angestiftet. Derfetbe tyabe tljm 
jugerebet, bie ©efdjttfce auf ber ©tabtmauer ju oernageln, wa8 
er au$ an einem ©tttrf gur s Jtod)t$eit getljan Ijatte. (Sbenfo fyabe 
tfym ber 21bt bie ©toffe jur Söranblegung gegeben unb eine große 
SBetoljnung oerfprodjen, wenn er feine Aufträge oofljiefye. £rofc 
ernftyafter 3ureben, dw$ angefid^tS beS £obe8 feine Sügen au8* 
fcufagen, blieb Umlauf bei feinem ©eftänbnijj, unb ijt audj ofyne 
Söiberruf ben f5euertob für feine ^anblungen geftorben l ). 

Ufa nun audj ber Äleeburger Raufen mit ber 3 er f^^rung 
ber Weinberge brofyte, war in ber @tabt lein Spalt meljr. Die 
Gebleute erflärten, lieber bie dauern einlaffen ju wollen als um 
$ab unb ®ut fommen. Der SRatfy mar iljrem drängen gegen« 
über maa)tlo8 unb tonnte e8 nidjt Ijinbcrn, bafj bie Gebleute jum 
offenen Slufruljr fd)ritten unb £auptleute auS iljrer SDfttte »aalten. 
9fun erfdjienen geiftlidje unb weltliche ^nfaffen ber <5tabt, für 
ifyren 33eft$ beforgt, oor bem dlafyt, unb oerlangten, baf$ man 
ttyre $abe inoentarifire unb ftdjere 2 ). Diefe SSitte würbe com 
SRatlje erfüllt, unb e$ war bie Ijödjftc 3eit baju gewefen, benn 
balb barauf brangen bie Unjufriebenen in „einige geifittdje Käufer 
unb ^aben auf DiSfretion gelebt". 

DieS war ben 6. 2lpril gefdjefyen. Ueber bie Vorgänge ber 
nädjflen brei SBodjen ftnb wir nidjt unterrichtet. SBermutfylid) 
bauerte bie Unorbnung unb Verwirrung weiter. Da ber iRatl) 
ber ©tabt a^nen mochte, bajj er bereinft SRedjenfdjaft über bie 
Söefdjäbigung ber $Iöfter unb ifyrer $abe werbe geben müffen, 
fo traten SRatl) unb ©emctnbe ben 28. 2lortl jufammen unb 
wählten einen SluSfdjufj, in welkem unter anberen aud) ber 



1) 53erßl. 8 oe 11 6. 121. $o on ber 2öat)r|eit biefeS ©eflänb« 
niffeS nid)t ju jtoeifcln ift, fo fe%t biefeö ©rcignife tiefe 3ertottrfnifte 
3toifd)en bem 9lbt unb ber ©tobt Söeifeenbutg borau§. 

2 ) $ie SJnöentorifirun« gefd;af? befonberS auf ben Statt) bc§ ©eutfd). 
orbenSfornttjurS §einrid) 2Rarjä)afl öon Sßappenrjeim unb be9 3or)anniter« 
Tomtt)ur§ (Sljrifiopr) @d)ober in SBetfeenbura. ©trobel IV 69. 



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— 156 — 



33tirgcrmctftcr 9?ifotaud Ütfoberer, ber SHtbürgermetfiter ©ichhart 
$arft unb ber ©tabtfd>reiber £h oman ©chachinger waren. 3)iefe 
befefcten mit 60 bürgern baS große Älojier, beffen Bemohner 
in beftänbiger ©efaljr fdjmebten, führten biefelben je jmei unb 
§met heraus nach bem ^ßrebtgerHojier unb ließen fte bafelbft be* 
machen 1 ). Sludh Raffte man bie Äleinobien ber Äirchen unb 
$löfter bei ©eite, um fte nicht ben 2lufjiänbifa)en in bie §änbe 
fallen ju laffen. 

jDabei fyerrfdjte in ber ©tabt eine ooflfiänbige $lnard)ie. ÜDie 
Unbotmäßigen pausten fdjlimm in ©tift unb Älofter. SDkn be* 
gann fogar unter ber Leitung eines gemiffen %atob SanbSbergev 
bie ©t. ©tep^an§fir(^e abzubrechen, ©in SH^etl ber Unjufriebenen 
50g auS ber ©tabt, fchloß fich bem Äleeburger Raufen an unb 
beseitigte fid) bei ber Belagerung be$ benachbarten ©djloffeS 
©t. föemtt an ber lauter, melcheS bem $bte Milbiger gehörte. 

j£)a erfdjienen einige au3 bem 9tat^e ber Bauernhaufen, bie 
»or genanntem ©djloß tagen, in SBeißenburg mit ber erneuten 
^orberung um ©efchüfc unb ^ßuloer. 3)ie mieberum auSgeforodjene 
-Drohung, im SBeigerungSfalle bie hieben ab^uja^netben, bemirfte, 
baß bie Gebleute auf ba8 entfd^tebenfte ©erlangten, man folle bie 
$orberungen ber Bauern erfüllen. £)er fltath, ber mof)l aljnte, 
roeldje ©efaljr bamit für bie ©tabt entfiele, ©ie ftch benn aud) 
fpäter gezeigt hat, oerfammelte bie ganje Bürgerfchaft im Bürger- 
hof unb ließ tyx burdj ben ©tabtfdjreiber einen Brief beS $uv- 
fürjten Don ber ?fal$ oorlefen, in melchem ba8 ©djloß ©t. 9iemo 
a(3 baS offene $au& ber $fal$ erflärt unb mit ber Ungnabe 
mehrerer mächtiger Sürßen gebroljt mar, wenn man fid) bei ber 
Belagerung oon ©t. SRemto betheilige. 3lber ber Brief fomie bie 
berulugenben SBorte, toeldje ber ©tabtf Treiber Ijinjufügte, fruchteten 
nicr)t8 mehr, ^ßeter $olb, ber 3unftmetfter ber Gebleute, flieg 
auf einen Raufen Bauholz ber im $ofe aufgethürmt mar, unb 
rief: „£tebe Bürger, fehrt euch nicht baran. @S !ann jeber 



i) Steje SHafcregel liefe auä) eine anbete Deutung ju, als bie ber 
Sidjerung ber SRöndje. 55ie freinbe SBeifcenburgS Ijaben fester bartn 
eine ©eroaltttiat gegen ba§ grofee filofter gelegen. 



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- 157 - 



©Etiler eine foldje Schrift machen, (Sie fommt Don <St. SRemö ober 
oon (Bermersheim 1 ). £)er ^faljjgraf tt)eiß # nidjt8 baoon. £>arum 
no$ einmal: feiert euä) nic^t baran. @8 ttyut ni$t gut, ober ü)r 
reutet bie SBur^et au8" 2 ). 3)tefe fetfen SBorte oerf eilten üjre 
SGBirfung nidjt. @8 tyalf ntdjtS, bafj ber (Stabtfdjreiber oerfidjerte, 
©iegel unb §anbf$rift be8 ©Treibens betoiefen unzweifelhaft feine 
s 2led^tfyeit. @8 flamme auS ber pfälgifdjen $an$let. SERan fotte bodj 
bebenfen, in meldje (Gefahren man üBeifjenburg ftürje. $)er $urfürfi 
würbe froh fein, einen ©runb jum Kriege ju finben. (St. SRemo 
fei bemfelben fd)irmoermanbt, unb er mürbe gewiß bie (Gelegenheit 
fict) nicht entgegen laffen, an ber (Stabt SRache ju nehmen. 

2lt8 bie Sftitgtieber be8 92at^d fahen, baß fie auf biefem 
2öcge nichts erreichen tonnten, fiecften fie fid} fynttx ben ©efc^ü^- 
meifier, ber abficf)tltcfy ba§ ©efc^irr oerbarb, fo baß bie SBiber* 
fpenßigen bloß eine jpalbfartaune weggufchteppen oermod)ten 3 ). 
ÜDa e8 bamit Iangfam ging, fo machte man noch oerfdjiebene 
$3erfuche, ba8 ©efctyn^ mieber $urücf jubringen, bie aber bem 
33ürgermcifier beinahe ben Stob gebracht Ratten. Obgleich inbeffen 
bie Nachricht eintraf, baß (St. SRemü fapitutirt fyabt, mürbe bodj 
baä ®efdjü$ weiter geführt. 3)ic 93efafcung be8 (SchloffeS nahm 
man „in ©elttbbe", baS ©djloß mürbe geplünbert unb angejünbet. 
Üöährenb bie dauern bamit befdjäftigt maren, fchlepptcn unbemertt 
einige Bürger oon SBeißenburg ba8 ©efchüfc jurücf, fo baß bie 
dauern feinen einzigen <Sdmß bamit getrau haben 4 ). 

9hm jog ber ßteeburger Raufen gen Horben unb eroberte 
(Stabt unb ©djloß SBergjabern. Hua) ben ^Burgen ftnbenbrunn 
unb ©räfenftein be§ (Grafen ©mich be8 altern oon ?einingen 
rourbe ein 35efud) abgeftattet. üftad) biefen ©rfolgen erfduenen 



1) 3). t). «S ift entroeber eine Qrrfinbung be§ SlbteS Äübiger ober 
beS SBifd)of§ bon <5peier, bem ®ermerBt}etm gehörte. 

2) ©oell 8. 17. 

3) «Ra$ 6trobel JV 71 würben no<$ fed)§ Öalconeilem ober 
S)o^eIr)afen weggeführt. 

4 ) ©o toemgftenS behauptet 93 o eil. SlnberS fretlid) fcarer (Äap. 33), 
ber behauptet, baß bie SBürgerfdjaft öon äöei&enburg ir)r ©efd)ü$ ge- 
Hetjen b>be. 



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- 158 - 



fic oereint mit bcm Seftemchcr unb SBaägauer Raufen oor Otiten* 
jiabt in ber 9?äl)e ooft SBeißenburg. £>te ©turmglocfe rief bic 
23tirger ber ©tabt auf bie SDfauern jur 33ertheibigung. Vj 2 ©tunbe 
jhnben bie 23auern in Drbnung int Selbe. 33on neuem erfchienen 
Slbgefanbte berfelben, an ihrer ©pifce ber ©ohn eine8 SBeifjen* 
burger 93ürger8, unb oerlangten unter großen Drohungen, bafc 
man 200 Sftann au8 ber ©tabt ju ihnen ftofeen laffe. 3)odj ^jatte 
man in ber ©tobt noch ^eftigfeit genug, um biefer SDroImng mit 
einer ©egenbrohung ju begegnen. $)ie 93auern wagten t% nicht, 
SBeifjenburg offen ju beftttrmen, unb gogen oor ba8 benachbarte 
©chlofc DRöbern, ba§ ftrtebrich oon ftlecfenjtein gehörte, ber fidt) 
bamal§ bei bem §eere be§ fdjwäbifcfyen 33unbe8 befanb, plfinberten 
e§ au8 unb brannten e& nieber. STer im ©chloffe befinblia^e 
SSruber beS ©igenttyümerS, ^fafob oon ftlecfenftein, ©tiftSljerr in 
Xrter, welcher ftd) in einen Ofen oerfteeft hatte, würbe entbeeft 
unb fonnte fein Seben nur baburdj retten, bajj er ju ben SSauern 
fajwur. 93ei biefer ®ewalttf)at beseitigte fia} inSbefonbere aud) 
ber fogenannte $olbenhaufe *). 

Waa) biefem (Erfolge würbe 33eratt)ung gehalten unb „mit 
aufgehobenen $änben" betroffen, oor SZBct Jenburg ju sieben, bie 
Weinberge ju oerberben unb bie Bürger ju gwingen, ju ihnen gu 
f dawären. 3wei SBeifcenburger Bürger, bie fid) ju ben dauern 
gefa^tagen Ratten, hinterbrachten biefen <ßlan. $)a aber traf 
plöfelid) bie Nachricht ein, ber $er$og oon Lothringen fei oor 
©lfafc*3abern mit einem $eer erf cfnenen, unb bie 93auem be* 
fct)loffen, ihren bebrängten trübem ju $ilfe ju eilen, ©ie rücften 
in ber Dichtung oon Pfaffenhofen ab, aber balb brachten weitere 
35oten bie Äunbe oon ber großen Sfieberlage, welche bie dauern 
oon 3abern burch baS lothringifche $eer erlitten hatten; auch 
fehiefte ihnen ber ©raf oon #anau, burch beffen ©ebiet fte Rotten 
giehen müffen, einen Slbfagebrief, unb fo wanbten fte ftch nach 
bem ßleeburger 2lmt jurücf, in ber Slbftcht, 2Beijjenburg angu* 
greifen. 



1) Watt) §arer #ap. 33 fjatten fic jubor nott) ba§ pfäljijd}e €elj 
überfallen unb ba§ boriige ©tift ßeötttnbett. 



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- 159 — 



33efonber3 gefäfyrlid) würbe nodj ein anberer $>aufe, ber 
i'anbau überrumpelt unb gur Verausgabe Don geiftltd)em ©ute 
gezwungen fyatte. $)erfetbe Derfudjte 2Beif$enburg ba8 gleite 
©djicffal gu bereiten, unb lagerte fid) unweit ber (Btabt. Sßet 
biefem Raufen befanben ft(ty, gemifj gum £fyeif gegwungen, Diele 
Amtleute unb ©cfyultljeifjen auS bent $ergogtI)um ^weibrütfen unb 
bem Steinum ©peier, unter anberen bie ©dmttfyeijjen Don Üttin* 
felb, $anbel unb $etbe8l)eim, ber 23ürgermeifter Don fteuftabt, 
einige SRatfjätnitglieber Don 23erggabern unb anbere. SSefonberfc 
fetf benahmen ftc^ §an§ 93übel, ©cfyultfyeijj Don Sttinfelb, ber 
aberma^ mit Sßemidjtung ber SBeinberge brofjte, nnb Ü)?atl)e8 
Oofel, ©<$ult$eif$ Don $anbel, bem baS SluS* unb Einreiten in 
SBeifcenburg oerboten würbe, unb welker beSljalb brofyenb au§= 
rief: „3fyr wollt miä) jefct ni^t mt\)t ctnlaffcn, meinen Pfennig 
gu geljren. 3$ Ijoffe aber, in furger 3«* otyne eure ©inmiüigung 
fyineingufommen." 

(S§ fdjten nun mtrflidj mit ben beftänbigen ÜDrobungen (Srnft 
werben gu wollen, unb felbft Äafpar 93reitenacfer, ber Dbriftljaupt* 
mann ber ©tobt, gab jefct ben Statt), man fotlc ben ^Bauern 
100 ©piejj, gwei Sonnen ^ßutoer unb gwei Zentner S3Iei oorftrecfen, 
„bamit man ftc Dom §alfe bringe" 

$)er 2ttartent)eimer, $leeburger 2 ) unb Sefterrit^er Raufen 
gogen ftdj auf bem SRennfelb gufammen. £)er $elbfdjü& Don 
SBeifjenburg faß nalje babei in einem 3Serftetf unb Ijörte, wie bie 
dauern ben Söefdjlufe faxten, 2Beij$enburg angugreifen, wa8 er 
fofort in bie ©tabt melbete. SUSbalb lieg man bie ©turmglocfe 
läuten, um bie £l)ore unb dauern gu befefeen. Einige SBeijjen* 
burger ^Bürger, bie ftd) gu ben dauern fyinauS begeben Ratten, 
rieben biefen, enblidj ben ©turnt gu wagen; man würbe nidjt 



1) Ob bieS ttnrtli<$ geilen, ift bei $o eil ©. 21 ni^t erjfibU. 
<Rad& bem fpäteren Auftreten be8 ^faljgrafen unb fetner S8unbe§genoffen 
fdjeint e§ aber in ber 2tjat geidjeben au fein. 

2) 2)a8 ift ein 2öiberfprud> gegen Öarer Aap. 33 u. 34, wonaä) 
f«$ ber ßleeburger §aufc angebli^ fofort oufgelöft bot, als bie 9?aä> 
rtdt>t ber ftieberlage öon eifajj«3abern eintraf. 



- 160 — 



auf fte fcfn'efjen. %n ber %\)at natjte ein $aufe Don ungefähr 
1000 3)?ann auf ©cfyleid>megen ber ©tabt, fanb aber bie £Ijore 
befefct unb mit ©efd)üfc Derfefyen, fo bafj fte ben Angriff nidjt 
unternahmen. 5118 man iljnen mitteilen liefe, bafj fte feinblid) 
empfangen mürben, machten fte $efyrt, feuerten iljre fämmttidjen 
<&efdjttfce gegen bie ©tabt ab unb jogcn fyinmeg l ). 

jDtcfc entfdjiebene Gattung gegen bie dauern täfjt faft Der« 
mutzen, atS ob im Innern ber ©tabt bte äufriebenfyeit jurücf* 
gefeiert märe. £)a8 ift aber feineSroegS ber ftatl. £rofc beS 
3ufammenl}aft8 gegen bie 33auern bauerten bie tumuttuarifdjen 
Auftritte in ber ©tobt meiter. $lm 9. 3Kai rief man bie Äanonifer 
be8 ©tifteS ©t. ©tepfyan jufammen unb Derlangte ifyre Urfunben 
unb ©üttregifter. TO fte erftärten, bafj bie oertangten £>tnge 
bei ifyrem Defan in ©peier tagen, fo mufjten fte ein ©^reiben 
bafyin abgeben laffen, bafj biefe(ben au3 bem $aufe be8 befand 
in baS be& 2lttbürgermeifier8 ber ©tabt gebraut »erben fottten. 
©onntagS ben 13. HKai Derbrannten bie Unjufriebenen Dor ben 
Sporen be8 ©t. $eter8fiifte8 alle 3«n8regtfter Don ©t. ^Jeter unb 
©t. ©tepljan, beren fte Ijabljaft merben tonnten. $)en 17. Sftat 
befahlen fte ben (£anonici8 ju ©t. ©tepfyan atte itjre ©üter an* 
^ujeigen. $lu<§ fudjte man fte ju jmingen, auf aüe ^rioitegien 
ber ©tabt gegenüber ju Oermten, an ben Saften unb ©teuern, 
mie bie anberen Bürger, mitjutragen 2 ). Obgleich auf ber 
Sagung ju Hagenau (©. 148) erfannt roorben, bafj man ben 
Ätöftern unb ©tiften ba8 Sfyrige mieber gurtitf geben mttffe, fo 
(ehrten fta) bie Unruhigen in SBeifjenburg fo menig baran, bafj 
fte nidjt btofj SBein unb betreibe, fonbern am 13. ftuni mieber 
einen SBagen Doli 33üd>er, ginSregifter unb bergt, auf bem 2Jiar?t* 
plafc Derbrannten. 3 U 9^^ ^ c 9 tc man ben Äanonüern unb ©Üaren 
ber ©tifte ©t. ©tepljan unb ©t. <ßetri 14 Strttfel oor, in benen 



1) $>ie ^Bauern baten jetjt um bte Sermittelung Strasburgs. 8 i r d 
Wr. 297. gorfdjungen }. beutjd&en @efd)iajte XXIII 254. 

2 ) daneben fd)eint bie ©tabt eS bod) mit bem faifetlid)en Sanb» 
DOfit ju Hagenau nid)t terborben ju baben. SBenigftenS correfoonbtrt fte 
nod) in ben legten £agen be§ SÜlai mit i$m. SJträ* 9fr. 319. 



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- 161 — 

folgenbe iJrorberungen enthalten waren: ^Jrebigt be§ ©oangeliumS 
unb ©infefcung bcr Pfarrer buvd} ben Wati} bcr ©tabt, ,§etratr; 
bcr ©etjtlidjen, menigftenS in ben Rotten, wo bcr ©etftlidje btefjev 
mit feiner $au8f)ätterin jufammengelebt fyatte. ferner foflen 
bie ©eiftti^en an allen haften ber ©tabt, wie bie Söürger, tfyeil* 
nehmen. 3fyre SRecf)t8c}änbet foflen oor bent ©eridfyte beS 9?atfye$ 
flu SBeijjenburg menigfhn8 in crftcr ^nfknj entfdjieben werben. 
2)ie $lbtei fofl ifyre oter 9)?af}tmtiljlen a(8 freie ©djenfung ber 
©tabt tiberlaffen. 9?adf> bem £obe ber $Iofiertnfaffen fofl mit 
ben „©titern beiber ©tifte gefjanbett werben, wie ba§ in anbern 
iJürfteniljümern unb ©tobten, audfj umliegenben (Stiftern gehalten 
wirb", b. Ij. bie ©tabt woflte fte eingießen; bodj foflte ben ®eift* 
liefen gemattet fein, über ifjre ^Sriüatgüter tejiamentarifdj ju oer= 
fügen. $fle ewigen 93oben$tnfe foöten nact)ge(affen, ebenfo auf bie 
SRticfforberung beffen oerjidjtet »erben, wa§ ben Ätöftern wätjrenb 
bei 33auernfrieg§ abgenommen worben. ferner füllten fie it)re (Sin* 
wiüigung jum Slbbrud; ber ©t. ©tepljanSfirdje geben. (Snbüct) 
foöten fie alle biefe ftorberungen eiblid) unb fcf)riftli# bewilligen. 

©elbftüerftönbltd} wollte bie ©eifttidjfeit biefe 3 umut ^ un 9 en 
ftet) nicfyt gefallen (äffen, unb am 15. $uni 9<*& eine baljtn* 
lautenbe fcfyriftü^e Antwort. Uber fct)on am 17. 3uni jmang 
man fte, in aüe ftorberungen ju willigen, nur foflte tynen bie 
genommene $abe wieber jurücf gegeben »erben, aber audj biefeS 
SSerfpredjen »urbe nidjt gehalten, ©<$on am 20. $\xm Ratten 
fte ftd) über neue ©ewalttfyätigfeiten $u beflagen: man oerfaufte 
ilmen baS ©etreibe oom ©peid&er »eg u. bergt. Diefe Vorgänge 
be»eifen übrigens, bafc nidjt blofj eine Heine 2lnjat)l Unjufriebener 
auS bem $ott bie ©dmlb für bie in ber ©tabt oorgefaöenen 
Unorbnungen trägt. $>ie Herren oom SRatl) benüfcten, »enn fte 
audj nitfyt offen gu ben fjreunben ber 9?auern übertraten, bie 
günftige ©elegenfyett, bie <ßrioilegien ber ©eiftltctyfett ju befdmeiben 
unb bie 2Hadjt ber ©tabt ju erweitern 1 ). ©etegentli^ erfahren 



l) SBocII @. 27. Siefer Sßunft iji me$r 311 betonen, al§ eS bei 

SBoeÜ* gefäte^t, um ba§ Rötere Auftreten bc§ ^faljgrofen ?ubn>ig 311 
öerfte&en. 

$ auf «Iber, ©eföi<$t« te« »auerntrUtf«. 11 



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— 162 — 



mir audj, bajj felbft bcr Sürgermeifter Äafpar 33reitenader, ber 
8tabtfdjreiber Spontan <2d)adjtnger unb anbcre 9ttitgtteber ber 
„(Styrbarfeit" fid) „ju ben föeootttrten gefc^tagcn"* 9?ur baburdj 
erflären ftd) bte »eiteren 93ermicfetungen, in mel^e 2Beifjenburg 
gegen ©nbe beS 23auernfriege§ geraten tft. 

^nbeffen fyatte %bt SRubtger »on SEßeifjenburg bte 3 C ^ benü^t, 
um bte ©tabt Söeijjenburg bei Äurpfalg, Jlurtricr, bem faiferlidjen 
^Regiment, bem i'anboogt, Äammergeridjt unb fdjmäbifdjen 53unb 
ju verflogen i ). ©r fyatte alle ^ebet in ^Bewegung gefefct, um 
ftd) für bie Uebergriffe ber oerljajjten „©fyrbarfeit" ju rädjen. 
3n 2Beif$enburg fyatte man baoon $unbe befommen, unb ber 
2lb»ocat ber (Stabt, Dr. töonrab oon ©djmabadj, erhielt Auftrag, 
bte Sßertfyeibigung ber ©tabt ju übernehmen. 

$>a8 erfte (Schreiben (Dom 1. $uli 1525) ging an ba8 
fatferlidje ^Regiment unb betonte bie Unfd)ulb SSeifjenburgS. jDo* 
mit mar bte Sitte »erbunben, ber faiferttdje £anböogt ju Hagenau 
möge Sefefyl erhalten, SBeifjenburg gegen etwaige £f)ätlid}feiten be8 
^fatjgrafen ober beä Slbteä s Jiubiger ju fcfyüfcen. tiefer SBunfaj 
mürbe erfüllt, aber ba8 ©djreiben Ijatte nidjt ben gemünzten 
©rfotg. 

Ter Sanboogt in Hagenau, melier natürltdj aud) um £ilfe 
gebeten morben, t)atte gmar grojje Neigung, ber bebrängten ©tabt 
ju Reifen, aber feine ü)?ad)t mar ju befcfyränft. @r t)atte bie 
neun anbern ÜteidjSfiäbte feiner £anboogtei, bie oljnebem ben 
11. eine SSerfammtung in (Strasburg abgalten rooüten, aufs 
geforbert, it)re ©efanbten aud} für bie Vertretung Geizenburgs 
im Vager ber dürften mit Vollmachten $u oerfeljen. ©§ tft Übrigend 
begeidjnenb, ba{$ ber ©tettoertreter beä ßaiferS in biefer ?anbeS* 
gegenb fötale Littel brauet, um eine freie SReic$§fiabt gegen 
dürften beS $Reid>eS ju fdjüfcen. 

©in (Schreiben cümlicfyen $nl)alt8 ging an baS faiferlidje 
$ammergeridjt, »orauf ber SBefcfyeib eintraf, bafc ftd) Dr. <Sdm)a* 
badj in biefer <£>ad)e an baS faiferlidje Regiment $u menben Ijabe. 
3efct geigte fi$, mie menig papierene 3?cfe^(c bebeuten, »enn 



i) SBocII ©. 28. 



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103 — 



einmal bic @ntfcf)eibung ben SBaffeu anleint gegeben ift. ÜCenn 
tro§ neuer SDJanbate beS faiferlicfyen Regiments rütfte $urfürft 
^ubmtg oon ber ^ßfalj mit ben oerbünbeten dürften in ber Stichs 
tung auf 2öetf$enburg ^u. SBon 9ieufiabt a. b. au$ fanbte 
er ein (Schreiben morin er Söefdjmerbe führte, bajj bie Söeifjen* 
burger bie aufftäntotfdfjen ^Bauern beim UeberfaU Don <Selj, ba§ 
bamal§ üfäljifch war, unterftüfct hätten, ©obann mürbe ber 
®emaltthaten ©rmähnung gethan, über bie fich $lbt ?Rubiger, 
„fein ehrmürbiger iRatt) unb lieber getreuer", beflagte 2 ). Söeifjen* 
bürg t)abe ferner bie oor (5t. SRemtt Uegenben dauern mit 3)iann* 
fdjaft, ®efchüfc unb ^uloer untevftüfct; burdj bie (Sinna^me biefeS 
(SdjtoffeS erft feien bie dauern fo fetf gemorben unb hätten ben 
großen Schaben angerichtet, ©r ^abe als (Sc^u^err beä SlbteS 
SRubiger, bem <St. SRemo gehörte, nach bem i'anbfrieben bie 
^flidt)t ju »erlangen, bafe alter Schaben erfefct, ber ^ropft unb 
feine ©eifUUfyen ju 2Beif$enburg mieber ganj tjergeftettt, wie oor 
bem Kriege, benfelben bie fd)ulbigen Abgaben entrichtet, er felbfl 
unb bie anberen dürften unb Herren oom $lbel fcf)ablo§ gehalten 
mürben. £er 9tath oon SBeijjenburg fc^iefte biefeä ©^reiben 
fofort an ben faiferlidjen Sanboogt in Hagenau unb bat benfelben 
um feine 33ermtttelung, meldte berfelbe auch jufagte. 3)aoon 
matten bie #lath8h err n fofort bem ^urfürften Submig mieber 
OJiitthetfung unb fügten bei, bajj ber l'anboogt mit bem Äurfürften 
perfönlich auf einer angezeigten „äftalftatt" oerhanbeln motte 3 ). 

$ie ÜBei§enburger maren aber fefyr im ^rrthuin, menn fie 
glaubten, baburd) ben $urfürften unb feine 33unbe3genoffen, beren 
<8etbftgefüljl buret; bie glänjenben ©rfolge am 9?etfar, ÜRain unb 



i) Eotirt üom 30. 3uni 1525. SBoelt a. a. D. ©. 35. 
föubtger hatte fttt) injtmjdjen unter pfäljiidjen 6dmt| begeben, 
um ben Jturfürften für ftet) ju gewinnen. 

3) Wart) #arer ©. 122 (ftap. 91) ging biejen Unterhanblungen ein 
3*erjud) be§ fturfürften ooran, bie Slabt burd) Ueberrumpelung ju ge* 
»innen. $er obetfte Selbfjaupimann ^abe mit einem Raufen Sietftger 
bie 6tabt berannt unb jei bann toieber in§ 2ager jurücfgcfef)rt. S)a 
aber 58 o eil baoon gar nid)l§ berietet, fo |d)eint mir §arer§ 9lad)rid)t 
äwetfelhaft. 



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- 104 — 



SRIjein geweigert roorben, aufhatten $u fönnen. DaS^ecr ber93erbün- 
beten riitfte weiter unb oon ©obramfkin fcljrieb £ubwig ben 3. ftuti 
nochmals an Söeijjenburg, er fjabe erwartet, fle würben fid) beffcr 
in bie (Sache fdjitfen. (Sie füllten f ctbfl bebenfen, wie befchwerlich e§ 
fei, mit einem auf bem 3#arfdje befinblidjcn $eere ftitt ju liegen, unb 
fie feilten beSfjalb bie (Sache nochmals überlegen, ba er mit bem 
Speere gegen fie oorrüefen »erbe. 9Zun erlie§ ber SHath oon üEBeifjeu* 
bürg ein langes (Schreiben, „eine ^nftruftion unb 93erantmortung," 
an ben ^urftirften, worin erflärt würbe, ba§ eS gegen feinen 
SBiflen gefdjehen, wenn einige £eute auS 2Beijjenburg ju ben 
33auern gelaufen feien. 3)ie ^auptanftifter ber Unorbnungen 
feien auS ber (Stabt gewiefen worben. Auch besagten fie bie 
Vorgänge ju (Selj. 2öaS bie 3lnflagen beS SlbteS SRubiger wegen 
Vergewaltigung betreffe, fo feien biefelben unwat)r. üEBährenb ber 
gefährlichen $eit, wo gegen 9000 Sauern oor SEBeifjenburg ge* 
legen, ^ätten bie ©eiftlicfyen in it)rer Sebrängnijj felbjt oerlangt, 
bajj man fie oor ben Slufftänbifchcn ft^irme unb ihre ®titer in* 
üenttre. 6ine (Srjählung, wie fie ber Auslieferung üon ©efdjfite 
unb IßulDer an bie dauern lange wiberftrebt, unb eine Anflage 
ber Uebergriffe unb ^ntriguen beS SlbteS SRubiger foUten bem 
^urfürft it)re Unfcfjulb flar erweifen, bamit er fie „unbefchwert 
laffe". 

„®S t)at aber McS nichts fruchten wollen," fagt SBoell ')• 
fturfttrfi £ubwig mit feinen SBerbünbeten rücfte mit feinem £eer 
bis in baS benachbarte Sftinfelb, unb üon ba fam ein $erolb 
unb Trompeter oor SBeifcenburg geritten, um einige Vertreter beS 
SRatfjS unb ber ©emeinbe ba^in inS ?ager ju befletlen. ÜDiefer 
2lufforberung fonnte man nidt)t gut ausweichen, <Sie fanben ba* 
felbjt im $*ager bereits ben ^reiherrn $anS 3afob ju SUfoerSperg 
unb 53effort, ben £anboogt oon Unterelfafj, unb ben 3>eutfchorbenS= 
fomtr)ur auS SBeijjenburg, Heinrich 3)iarfdt)aü oon ^ßappenheim, 
beibe bereit, für SBeifjenburg $ürfprad)e einzulegen, £>ie iRäthe 
oon <ßfatj unb Trier lafen ihnen einen Vertragsentwurf in jehn 
Slrtifeln oor, worunter auch bie ftorberung oorfam, ^elm <ßer* 



>) @. 43. 



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— 105 — 



fönen auS Söeijjenburg auszuliefern , bamit man fic am 2eibe 
[trafen tonne, „Darüber ftd) bte $>eouttrten entfetten unb be* 
gefyrten tlmen bte ^erfonen gu nennen". £ie Antwort lautete, 
bie 2Beifjenburger foUten bte <2djulbtgen ausliefern, unb menn 
fic biefelben entfommen tiefen, fo müßten fic ftatt beren anbere 
jefm (teilen. $lufjerbem fotlte SBeifjenburg 6000 fl. (Stäben* 
erfafc jaulen unb baS grobe ©efdjüfc bem faifertidjen £anboogt 
abliefern t ). 

ißefonberS bie Ijod)mütf)igen SReben oon ©berfyarb <3d)enf 
oon (Srbadj tiefen bie SZBeifjenburger ©efanbten balb erfennen, 
maS fte ju erwarten Ratten. $>erfelbe erflärte nämltdj, iljm fei 
eS lieber, wenn bie SBeijjenburger ben Vertrag nid)t annähmen; 
er mürbe fonft einen ©djaben oon 1000 fl. fyaben, inbem er 
auf eine ^ßtünberung Iwffte T ). SBeijjenburg fei bie ©iftgrube, barauS 
bie ^Bauern atteS ©ift gefogen, unb mufft geftraft werben, ©benfo 
entmutfyigenb lauteten bie SBorte beS JfanälerS oon Xrier, ber 
furjmeg erflärte, bie $urfürften mürben ftd} mit 2öei^enburg in 
feine Skrtjanblttng einlaffen, eS müffe geftraft werben. SllS nun 
gar ber faiferlidje Sanboogt iljnen mitteilte, bie dürften mürben 
auf ifyren fjorberungen beftefyen, roenn audj mit einiger £ inberung, 
unb bei ber ^icfytannafmte ber SBebingungen fei ber SRuin ber 
©tabt fidjer, fo fehlten bie ©efanbten mit einer $opie beS S5er= 
traget mutfyloS nadj Söetfjenburg jurücf. 2Den C. 3ult 9Jadj* 
mittags 3 Uljr mürbe ber im 33ürgerljofe oerfammelten Bürgers 
fa^aft ber Vertrag oerlefen, unb bie ©efanbten erftatteten müttb* 
liefen SBeric^t oon bem, maS fte in 2)iinfelb gehört unb erlebt 
Imtten. 

Diefe 9Jiittl)eilungen riefen eine atigemeine ^eftürjung fyer* 
oor. £)en näd)ften borgen (7. ^ttli) um 7 Uljr oerfammelte 
fief} bie 33ürgerfcfyaft abermals im Söürgertyof, unb eS mürbe be= 
fdjloffen, ben Vertrag nicfjt anjundmten unb ben dürften ab^u* 
fagen. 3ugleid) begann man 33orfef)rungen jur 33ertljetbigung 
ju treffen: bie X^ore mürben gefcfyloffen, bte ©efctytifce aufgeführt, 



>) öaver 6. 122 (Aap. 91). 
'*) »oell 8. 44. 



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— 1<>6 — 



alle Söeroofynev 2Beifjenburg§, geiftlidje wie toeltlicfye, $u ben Staffen 
entboten. Diejenigen aber, n>ie ber Hauptmann $afpar breiten* 
aefer, §einri$ Wobeier, Pfarrer $u St. 3tofyann, feit 1522 Der* 
fyeiratfjet, metc^c bie $Racr)e beä $urfttrften nnb fetner ©erbün* 
beten 511 fürchten Ratten, »erliefen in ©tle bie Stabt nnb fugten 
in (Strasburg Sid)erl;eit. 3m fcinbtidjen ?ager aber beutete man 
bieg $inau§fct)ieben ber ©ntfcfyeibung auf ben anbern £ag als 
eine Vift ber SBeifjenburger, tr-oburd) bie oerbünberen dürften ge* 
taufet roerben foüten '). 

Da erfcfyten plöfclid) eine Schaar r>on 300 Stauern 2 ) bei 
bem Altbürgcrmeifter ber Stabt nnb erflärte, fie rootlten olme 
einen fetter Solb Veib unb ©ut für SBeifjcnburg einfetjen. 
Dtefelben Ratten fiel) bis jefct in ber 9?äl)e ber Stabt oerfteeft 
gehalten unb bie 9?acr)rtd)t ermatten, bajj e§ ^roifdjen 2Beifjenburg 
unb ben oerbiinbeten dürften jum Kampfe fcnnnen fotte. (Sbenfo 
fam au§ (Strasburg ba§ Anerbieten oou 400 Jöüdjfenfdjüfcen. 
(53 tuaren jerfprengte Stauern, bie ebenfalls ofyne irgenb roeldje 
©ntfd)äbigung ber Stabt bienen njoütcn. Der SRatlj lehnte aber 
bie jroei Anträge ab, um ben (Gegnern nidjt ©etegenljeit $u 
geben, fie ber ©emeinfdjaft mit ben aufrüfyrcrifcfyen Stauern ju 
befdjulbigen. 

Den 8. 3Mi erfd)ienen bie $cinbe oor ber Stabt: ber $ur* 
fiirft Don ber ^Jfalj lagerte fid} bei Sdjroeigern , ber oon Drter 
bei SRedjtenbacf), ba§ eJufjoolf [teilte fidj in ber ^afelbadj auf. 
9?odj am gleiten Jag begann bie Skfdue&ung unb jroar juerft 
be3 oberen DIjore§. Die Söeifjehburger fyofften audj jefct nod) 
auf §ilfe oon Seiten beä taiferlid)en ^Regimentes. (5S erfd^ienen 
and) in ber Dfjat groci fatferlicfye SRätlje im ü?ager ber ^rtirflen, 
aber nichts befto weniger begann am 9. 3fuli (eS war Sonntag) 



!) ftarer ßap. 91. Wuä) auf Strasburg war man im Sager 
ber dürften |d)Iedjt ju forcd)en. 6§ ging t»aS ©erüd)t, ©trafcburg 
unb Söeifjenburg feien miteinanber uerbünbet , erftere§ §abe toret 
Säfmlem ilnedjte s Jlaä)tt in bie ©tabt geworfen ic. 2Hrcf Kr. 328 
tfnm. 3. 

2 ) Strobel IV 79 gibt GOO an. 



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— 167 — 

in ber ^rrttlje bic S3cf<^tc§ung bcr (Stabt oon neuem, unb 
jwar „mit folcfyer ©eroatt, baß baS ©rbreid) ergitterte unb 
oiel ©laSfenfter in ben Käufern jerbracfyen". SDiefeS 9Wal 
roenbete fidj ber Angriff nidjt mefyr gegen ein einzelnes £f)or, 
fonbern gegen bie ganje (Stabt unb bauerte bis 9?ad)tS um 
10 Ufyr. jDic ©efafyr mürbe fo groß, baß bie SöefafeungSmann* 
fc^aft bie SBefjren ©erließ. Xit Verlufte an SÖcenfdjen [feinen 
übrigens nidjt groß geroefen gu fein. AIS 9ÄontagS in ber 
$rtil)e bie Vefcfyießung »on neuem begann, machten bie SBeißen* 
burger nod) einen Verfudj, bie dürften ju besänftigen. Aber 
bie ©adje mißlang, unb ber tfangler oon Xrier fagte ben Ab* 
gefanbten inS ©efidfyt, er roiffe, baß man bem Äaifer einen 
(Gefallen erroeife, roeun man SBeißenburg »lünbere unb gänjlid) 
ruinire. 

SBäfyrenb beS (SdjießenS erfdjien ptöfclid) ein $erolb mit 
einem Trompeter an bem 53abroeger Qefct ^agenauer) Sfyore unb 
metbete, man fofle bem ©gießen eine Seit taug (Sinljalt tfmn; 
bie $roei faiferlidjen SRätfye, bie oorljer im £ager ber dürften ge* 
roefen, wollten ben Vertretern ber ©tabt 9J£ittt)eilungen madjen. 
Ttx Waty orbnete brei frühere SBürgermeifter unb ein SKatljS* 
mitglieb ab, unb bie faiferlidjen föätlje erf (arten nun biefen, fie 
fjätten erfolglos bie dürften gebeten, oon ber Belagerung ab* 
aufteilen. Aud) fönnten fie nidjt oerfdjmeigen, baß bie beiben 
Äurftirfien nic^t gegen ben SBiHen ber faifcrlidjcn Sttajeftät fyan* 
betten, unb wenn fie felbft ntc^t Sökißenburg bezwingen fönnten, 
fo Ijätten fie 93otlmad)t, ben fdjroäbiföen 23unb unb anbere tRcic^S^ 
ftänbe um §ilfe anjuge^en. Qum ©djluffe erteilten fte ben SRatfy, 
SBeißenburg folle ben angebotenen Vertrag annehmen, getyn ©dml* 
bige ausliefern unb 10,000 fl. begaben. 2)en näcfyften £ag, 
£>ienjtag ben 11. 3uli, morgens um 11 Ufyr, erfdjienen fte mieber 
an berfelben ©teile unb verlangten bie Auslieferung oon nur 
ad^t ©dnilbigen, oon benen oier mit bem ©djrocrte gerietet unb 
oier bur$ ÄÜrjung ber Ringer geftraft werben foüten. Aud) bie 
©elbfumme mar auf 8000 fl. ermäßigt, bodj ©erlangten fie un* 
oergüglit^ Antwort. 

£)ie ?Ran)Soerorbneten baten nun bie faiferlidjen SRätfye, tt)nen 
auf baS SRatl^auS ju folgen unb ir)re Anträge bem 9tatf>e unb 



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168 — 



bcn ^unftmeifiern oorjutragen. Srofcbem aber fanben bte 33or* 
fcfyläge nidjt btc fofortige allgemeine Billigung, obgleich man jefct 
bodj miffen fonnte, baß feine §ilfe ton außen ju erwarten mar. 
Unterbeß ging bie 33cfc^tc^ung ber Stabt meiter, am Xienfiag 
allein fielen GOO Scfyüffe gegen bie Stabt, „baß e§ im ganzen 
Vanb, aueb, über ben SRljein erfdmll", unb fo falj fid) 2£eißenburg 
fdjließlid) genötigt, „\\d) in (Snab unb «Straf feiner $urfürft^ 
liefen ©naben ju ergeben" J ). 

3m £ager ber ^ürfien r)atte man mäljvenb ber Belagerung 
nod) für anbere 1)inge $eit gefunben. £ie Bermittelung oon 
©efanbten ber Stäbte Strasburg, 2Borm§, (Speier, Hagenau, 
^anbau u. a., meld)e fämmtlid) für 3Beißenburg eingetreten maren, 
fjatte man entfdneben jurüefgemiefen unb nur bie ber beiben 
faiferlidjen ©efanbten — e§ maren ©raf Dietrid) oon Wanbev* 
fdjeib unb ftrieberid) üon £inbbad) -) — n?tc fdjon erwähnt, gelten 
(äffen, £ie umliegenben Dörfer mürben fämmtlicf} gebranbfdjafct. 
9?ad) Selj mar fdmn früher eine Schaar entfenbet morben, um 
ben Ort mieber in Beftfc ju nehmen. Sieben Sdjulbige mürben 
mit bem Sdjmerte Eingerichtet. 3lu§ bem l'ager oon SBeißen^ 
bürg erließ $urfürfl l'ubmig an feine Amtleute ben Befehl, bem 
Älofter (Suffertfyal mieber ju feinen eingebüßten ©ütern ju oev^ 
Reifen 

3n ba§ ^nftrument be$ Vertrags mußten bie SBeißenburgcr 
trofc alleä 2Biberfprud)3 bie Bemerfung aufnehmen laffen, baß 
bie Stabt „ntcfyt flein ober menig" bie Bauern „mit Büdjfen, 
^uloer, £cut unb anberm" unterfttifct fjätte 4 ). $)ie Bebingungen, 
meldte Söeißenburg annehmen mußte, maren folgenbe: 5lfle 
mäljrenb beä BauernaufftanbeS gefefyloffenen Verträge unb ?lb= 
maefyungen foflen aufgehoben fein, %n Sonberfyeit follen bie ber 



1) §ier wifccrUJredjm öarer (Stap. 93), ber btc Uebergabe 
föon Xienftog 9lfrenb, unb $oell (S. 50), ber fic erft 9Jlttttt>od)§ flatt. 
ftnben läftt. #arcr bürfte tytv (Knauer fein. 

2) 33 o eil fagt ftriebrirf) öon ßippan». 

3) 3 eitf^r. f. b. ®efd). b. Cberu). XXIII 192. 

■*) $oe!t @. 51. Xie Stabt projeffirte fpfiter megen bicfeS er» 
jtuungenen 5?erlroa§. %. a. 0. S. 80. 



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— 169 — 



©eiftlidjfeit abgetrofcten ,3ugeftänbniffe ungiltig fein unb 3^ n f cn 
unb ©titten mieber tote oor bem Kriege entrichtet »erben. <&o* 
bann foöte SBeifjenburg bem tropfte unb feinem Kapitel ben 
erlittenen (Schaben erfefcen. Dabei foÖten aud) bic 33auern 
be£ Äleeburger 5lmte& einen £f)eit ber ©ntfdjäbtgung tragen, 
unb falls man mit biefen nidjt einig »erben fönne, fotlc 
ber Äurfürft oon ber ^ßfalj unb ber faiferlicfjc Sanboogt 
ju Hagenau bie ©ntfdjeibung barüber fyaben. Die #aupt* 
räbelSfüfyrer ju SZöeifjenburg füllten fofort unb in ©egenroart 
be$ Äurfürften unb ber faiferltcfyen ©cfanbten am £eibe ge* 
ftraft, bie entflogenen Bürger oljne ©rlaitbnijj be§ faifer» 
lidjen ?anboogteS nict)t meljr in bie ©tabt aufgenommen mer* 
ben. <3ämmtlidje§ grobe ©efdjüfc ber <Stabt mußte bem $ur* 
fürjten £ubmig ausgeliefert merben. Der $aifer foütc mies 
berum bie 93ogtei gu ÜEBeifjenburg erhalten. 2löe ©üter 
unb Söaaren, meldjc in ,3ufunft au ^ ocm s #mte Dafyn nadj 
2Öeij$enburg ober umgefef)rt gebracht mürben, fottten joUfrei 
bleiben, »eil ber ßnrfürft oon Drier biefeS „$lmt bei feines 
©tiftS £änben behalten unb Ijaben" mürbe. Die an ben Äur* 
fürfkn oon ber ^ßfal$ ju entridjtenbe ©ntfdjäbigungSfumme 
mürbe auf 8000 fl. feftgefe^t unb foöte in jmei Terminen be* 
jafytt merben. $ür bie richtige 3aljlung foöte Speier ober l'anbau 
33ürgfdmft leifien. Allerlei meitere Goncefftonen bezüglich ber ©e= ' 
ridjtSbarfeit unb beS 3°öved)te§ matten ben 9lbfdjlu§ biefeS 
Vertrage« 

SRittmodj ben 12. ftuli ritten bie beiben $urfürften burdj 
baS 93abmegertfyor mit 2000 Leitern in bie (Stabt. $luf bem 
3Rarftplafc mürbe ber ermähnte Vertrag oorgelefen unb hierauf 
gefiegelt. Die beiben faiferltdjen ©efanbren hängten ebenfalls 
tl)re (Bieget an baS ©djrtftftiuf. ©obann bradjte man ad)t 
©dmlbige $ur 39eftrafung gerbet. 53on biefen mürbe £anS ÜWerfel 
oon $leeburg, Kaplan an ber St. ^olmnniSftvdje, ^eter £änel 
unb 3#rg ®ocf fofort entfjaupiet, ben übrigen mürben bie Ringer 



l) TOtucf be§ SöertraßS bei SBoell S. 50. (Sin tRegcfi 3 ei t- 
ftfjrift f. b. ©cfd). b. Ckrrfc XXIII 193. 



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— 170 — 



gefügt Tk dürften fehrten in ihr £ager jurücf, bie ©labt 
aber blieb oon ihren £ruppen befefct. ©obann lieferte SBeifjen* 
bürg [ein ©efdjüfc ab, „fech§ ©tiief Söüchfen, barunter waren 
jicei fa)Öne ßarthaunen, auf bie neue $orm faft fäuberlidj ge* 
macht, trieben große eiferne kugeln" $)ie ©efct)üfce würben 
unter ben ©iegern oertheilt. £>ie Üöeljanblung 2Beifjenburg8 ift 
feine milbe ju nennen, unb e8 ift offenbar, baj? $urpfalj nur bie 
günftige Gelegenheit bcinifete, feinen längft angefammelten ©roü 
an ben Söetjjenburgern au^ulaffen. Xenn bie Vergehen ber 
(Stabt im Söauernfricge waren nicht ber Slrt, bafj man fie billiger 
SBeife mit folgen ©trafen belegen fonnte. SDaS war auch bie 
Meinung ber 3 e i t 9 cno ff cn - So fu$t 5. 93. ^örg SBefcet üon 
Gchujfenrieb, ber Serfaffer etneS ViebeS auf ben ©auernfrieg, ben 
®runb ber SBe^anblung Geizenburgs in feinem früheren $er* 
galten jur ^aiy. 

Sic (nämlid) bic 28ei&enburgcr) tratent auf bem ^ffaftcr, 

£>cttent ein großen ^rnd)t, 

9iebtenbt bem ^Urften Softer, 

£abent ifjn gar Derart. 

3ft long Don ihn gefäjefyen 

Sßor etwan mnnd)em Sabj, 

SBeil man§ Ijot überleljcn, 

9fleintcnt, fic b>ttent§ gar»). 

2>ie dürften bauten jefet an bie $eimfehr; it>re Aufgabe, 
bie 9?ieber»erfung beS 23auernaufftanbe§ in ber $urpfalj unb ben 
benachbarten ©ebieten, war glänjenb beenbigt. 9)?an ^attc oict 
me^r erreicht, als man ju hoffen gewagt. Äurpfalj unb £rier 
orbneten noch ourch einen am 13. 3uli oor Sßeijjenburg abge* 



1) 93 0 eil ©. 57. 9lad) §arer ifap. 94 würben blofj jweten bic 
Ringer abgehauen, „bie übrigen würben abgebetten". 3?ergl. aud) ©löcflcr 
(Scfd). b. EißtyumS Strasburg II 240. 

2) Sic ©ejd)ü&e älteren ©Aftern! jd)offen meift ©teinfugeln. SBcrgl. 
aud) £ entmann #rieg§gejd)id)te b. Sßaöern je. I 80. 

3) fiiliencron 2)ic ^iftor. SBolfSlieber ber £eutfd)cn III 450. 



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— 171 — 



f chloff enen SSertrag bie SBertfyeüung ber erhobenen 93ranbfcha£ungen 
©obann nahmen bie beiben $urfürften „gar ein freunbüchen unb 
lieblichen Slbfchieb üen einanber". 3>er tfhirfürfl oon Strier jog 
mit feinem §eere burefj ba§ neu erworbene Sfott 3>alm ber 
mat ju. Äurfttrjt i'ubmig fertigte fobann feine SReiter ab unb 
jog mit bem übrigen $eere unb ber 23eute über 9l^einjabern 
nach ©ermer8l)eim, wo er nodt) ein (Strafgericht üornaljm. !£en 
18. ^ult fefcte er mit feinen Leitern ^ier über ben fR^cin, ba§ 
^ufjoolf aber mit bem ©efdutfe überfdjritt ben ©trom bei ©peier. 

£ubmig ^ielt einen glänjenben (Sinjug in feine IRefibeitj 
£eibelberg. (*> — 700 Leiter unb bie grofce ©chaar be§ tJujjoolfeä 
50g auf baS (Schlofe ; ben nädjften Xag würbe ein feierlicher $)anf= 
gotteSbienft in ber <Stift3fird)e jum tyii. ©eift abgehalten unb 
fobann ein jeber, ber nicht jum $>ofgefinbe gehörte, nach & au f e 
entlaffen l ). 

^n SBeijjenburg aber fef/rten ruhige ßuftänbe unb bie alte 
Drbnung ber £tnge mteber, foweit nicht ber abgefchloffene $er= 
trag im SBege ftanb. 2)ie ©eiftlichen tarnen wieber in ihre $löfter 
jurücf. Slbgefanbte berfelben erfduenen »or bem 9iath unb oer^ 
nichteten bie mährenb be£ Krieges oon ihnen erzwungenen 33er* 
tragSurfunben. 3n ©egenwart be8 faiferlichen V'anboogtS mürben 
bie 2ftagifter Valentin Sdjaub unb Pantaleon ©piefi, bie am 
alten ©lauben I^iii^ctt, ju Pfarrern in ber «Stabt beftellt, meldte 
„(ich wohl t)idttn" unb „bie abgefteflte 2J?efj wieber einführten 4 '. 
2>er Sluggang beS 33auernfrieg8 würbe für SBeijjenburg wie für 
oiele anbere £>rte jum StiÜftanb ber reformatorifchen ^Bewegung. 
£>ie Drbnung be§ SBerhältntffeS gu ben $löftern mar jebodt) 
fo ferner, bafj fie ju langjährigen ^ßrojeffen führte. bauerte 
mehrere 3ahrget)nte, bis bie enbgiltige (5ntfd)etbung getroffen 
mürbe 3 ). 

UebrigenS beteiligte fich auch Dcr Jaiferliche £anboogt oon 
Unter^lfafe an ber ©eftrafung berjenigen, welche bie Bewegung 



1) 8eiH$rift f. b. GJefö. b. Cbert^. XXIII 193. 

2) SOlonc OucKcnf. 11 40. 

3) £n§ Ginjelne barüber ift natfaulefen bei »oell 6. 58 ff. 



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— 172 — 



gu Söetßenburg oerfdntlbet Ratten. 3)er Schuhmacher ÜRictjael 
<3eifc, angeblich ber $auptanftifter bcr (Empörung, hatte [\dj nadt) 
Strasburg geflüchtet. £>a ©erlangte ber Vanboogt burdj (Schreiben 
oom 14. 3uti Dom (Btrajjburgcr 9tatt) bie Einrichtung (SeifcenS, 
ber bamalS bereits in einem ©trajjburger Werfer lag '). 

^nbeffen jögertc man in (Strasburg, biefem Slnfmnen gu 
entfpredjen, unb obgleich, ber SRatt) Don Söeijjenburg betätigte, 
ba$ £eifc ftetS gegen ihn gehanbelt, auch beftänbig bie ©egner be$ 
SRatheS nach beftem Vermögen unterftü^t habe, fo beeilte fidj ber 
Strafjburger $ath boct) nicht mit bem SöoUgug ber ©träfe, $m 
Wooember ift <3eifc immer noch (befangener, unb e*> ift gtoeifeU 
haft, ob er überhaupt hingerichtet mürbe 2 ). 



20. ßcftrafuii0 bcr ^djulbijcn unb ilcuorbnung bcr 

ttcrl)ältm(fc im dlfoß. 

$aum roaren bie S3aucrn bei $abern Qcfc^Iagcn , [o bauten 
bie Herren auch fchon auf ein gemeinfameS Vorgehen gegen „bie 
Ueberbliebenen". $U§ Ort ber 3ufammcnfunft mürbe Hagenau 
angefefct. £er ©ebanfe fdt)cint oon ^ergog 9lnton Don Lothringen 
ausgegangen ju fein. 3)ie betheiligten £errfct)aften erhielten @in* 
labungen $u ber Sagung. <5o fchrieb bereits ben 27. Sttat ber 
Lanboogt ju Hagenau an ben Äurfürften Lubmig oon ber $falg, 
eS fei nöthig, ftch ju berathen für ben §att, bafj bie dauern 
mieber ein $euer angünben möchten. $>a bie 5lufforberung im 
tarnen be§ $atfer3 erging, fo »aren bie £errfchaften jur 33e* 
fehiefung fehr bereit, ßurfürfi ?ubrnig oon ber ^falj fehiefte auf 



!) Wurf) 5)ktihi§ 3»ntrim, früherer SluguFtincrprior $u SföetRenBurg, 
ber ebenfalls noch Strasburg entflohen unb bort gefangen gelegt toorDen 
h>ar, würbe berfolgt. 

2) SBircf «Kr. 327. 328. 



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- 173 - 



ben beftimmten £ag, bcn ÜWontag nadj 'Sßfingften (5. ftuni), feinen 
SRatf) Dietrirf} oon Balberg mit ber nötigen ^nffruftion ab J ). 
$lnton oon Kötteringen Ijatte SSertreter ber 93auerfdjaft au$ bem 
oberen ©Ifafj ebenfalls nadj Hagenau gemiefen, n>o bie ganje Sin* 
gelegenfyett gefdjlidjtet werben foßte. DaSfelbe fagte er audj ben 
Slbgefanbten ber ©nfiS^eimer Regierung nadj ber ©djladjt bei 
©a^ermeiter' 2 ). 

£>ie Regierung be§ 33tfd)of3 oon Strasburg beutete bie 
9?ieberlage ber SBaucrn ju iljren (fünften auS. Der 93ifd)of 
2Bifr)ctm felbft, welker roäfyrenb ber gangen ©rljebung als 33er* 
matter be3 erlebigten ©rjbiStljumS üÜfaing abroefenb gemefen, 
fefjrte jefct jurtitf unb „falj mit bitterem ©djmcrj auf baS »er* 
öbete i'anb, baS bem 2luge nidjtä als krümmer unb 3^tftörung 
barbot". (5r nafym eine lang feinen ©tfc in bem bifd)öfli<$en 
©djloffe bei SRuffacfy, mäfyrenb bie btf$öflicf)e Regierung unb 
baS Kapitel prooiforifd) nad) jDadjfteut jog, ba in bem fdjmer 
fyeimgefuc^ten 3<*fo™ oorerft ein Slufentljalt unmöglich mar. 
tfefetere <Stabt mürbe für ifyr ©ermatten im Söauernfrteg nod) ba* 
burdj gejrraft, bajj man tfyr ba§ SRedjt entzog, ben Unterfdjult- 
fyeifjen, ben 9tatr) unb ba8 ©eridjt ju befefcen. 3lm Slbenb bc3 
21. 3uni gelten ber &erjog oon Sraunfcfymeig , ©tetloertretcr 
beS 93tfdmf3, ber bifdjöflidje $ofmeifter $afob oon Dberfird?, 
$ofi oon ©ebacfy, Amtmann ju ©pftg, SBolf Äranfc oon ©eifpolä* 
fyeim, Oberfdjultfyeifj ju 3 a k«it, SBernfyer ju SRuft, Stmtmann $u 
-DfarfotStjeim unb noc§ anbere SSeamte unb Dienftleute be§ 33U 
fdmfS iljren ©ingug in ber jefet oeröbeten 33ifd)of§rejtbenä 3 a & c ™. 
©t^on am näcfyften borgen $mifd)en 6 unb 7 Uljr oerfammelten 
fidj bie Bürger, „fooiel beren nod) ju 3^bern gemefen", auf bem 
9?at^aufe unb leiteten oon neuem ben §ulbigung$eib. ©obann 
mürben fie oon bem @ibe lo8gefprodjen, melden fie ben dauern 
gefdjmoren Ratten. 

Utfe bifdjöflidjen ©emetnben, meiere an bem Stufjknb £ljeil 
genommen Ratten, mürben ber SReifye nac§ gur 5Serantmortung 
unb SBeftrafung naefy 3)a$ftein oorgclabcn. «Sie mujjten bie 



1) ÜRone Oucflcnj. II 37. 

2) S>a§ ©eitere ber ß l. im «M^nttt 18. 



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- 171 — 



SBaffen fyerauSgeben, Don neuem ^utbigen unb je nad) Vermögen 
unb ber Größe ihrer 5>erfchulbung eine gemiffe SlbtragSfumme 
gahlen. $lud) bie gurüdfer)renben dauern, meldje ben 3)ie|je(eicn 
entgangen maren, würben nicht oergeffen, unb mußten ftd) mit 
Gelb Don ben (strafen toSfaufen. 2>te in ben Verließen Don 
^oc^barr unb anbern (Bdjlöffern fc^ma^tenben (befangenen mur* 
ben gum X\)t\l frei gegeben, wenn burch Unterfudjung feftgeftettt 
mar, baß fie nidjt gu ben SRäbetSführern gehört Ratten, ©treng 
bagegen mürbe mit ben SRäbelSführern »erfahren. (5§ mürbe ein 
befonberer Gerichtshof eingefefet, melier bie Unterfud^ung gegen bie 
£auptfd)ulbigen gu führen ^atte. „Toi) ließ eS ftd) ber 23ifct)of 
angelegen fein, bie burd) feine ^Rät^e getroffenen SDJaßregeln nach 
Gutbünfen gu mtlbern." 3fm gangen mar bie 3 a h* ocr 
gerichteten nicht groß, befonberS im Vergleich gu ber ü)c*enge Don 
Ungttidlichen, meldje in (SnfiSheim bem ©trange ober 53etle Der* 
fielen. Xtn 7. Februar 1526 mürben ÜNarfuS ©erber, SBolf 
Gerftenmetl unb Matthias $utmacfyer au § 3 aDern Seile 
hingerichtet. 3)en folgenben Jag erlitten oier ©inmohner ton 
2öeDerSheim baS gleiche l'ooS. SSon weiteren SBluturthetlen mirb 
nicht berichtet. ÜDie übrigen Gefangenen, bie man für §aupt* 
fchulbige fytlt, mürben nach 2Rot§hcii" gebracht, um bort oor 
einem gemifchten Gerichtshof ih r Urt^cil gu erhalten. Börner, 
©efretär beS Gerichtshofes in 3 aDcrn / ^ u0 * m tarnen ber bifchöf* 
liehen ^Regierung bie ©täbte Hagenau, ©chlettftabt, (Colmar, 
Offenburg unb Oberehnheim ein, 23eooHmächtigte auf SKontag 
nach ^ätare nach Boisheim gu fehiefen, fobann bie Schultheißen 
oon SRuffad) unb ben $3ogt Don ©gtSheim, perfönlich bafelbfl gu 
erfcheinen, „um ein anbereS SDJalefiggericht Reifert gu befefcen w . 
©benfo fehiefte 2ftarfgraf Ißh^W Don ®<*ben im tarnen $aifer 
$arlS V. ©tnlabungS« unb 33effotlungSfchreiben. tiefer Gerid)t3 ; 
hof toerurtheilte noch neun gum Stöbe. %m übrigen aber ließ 
man bie h<W c SWUbc matten. „Slüe bifchöflichen Unterthanen, 
bie an ber SRebeüion Slntheit genommen Ratten , erhielten 93er* 
geihung. £)ie bifchöfliche Äanglei fchrieb am ©onntag ^nDocaoit 
152G an ben Dffigial megen ber ben üöauern, melche im Der« 
gangenen Aufruhr bie Kirchen unb Älöfier fyatttn halfen brechen 
unb berauben, gu ertheilenben Slbfolution unb befahl ihm gur 



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— 175 — 



Vergebung aller il)rer <5ttnben ein ©eneralmanbat an ade ®eift* 
üdjen beS 23i8tbum3 auSgufcfyretben" •). 

Sleljnlid} oerfufyr bie Regierung in ber 33ogtei $odjer$= 
berg. 3)en 21. %uni nafjm eine bifcfyöflidje (Sommtffion, an 
i^rcr <8>pifce ©eorg Don 33raunfd)meig, bie §ulbtgung ber Unter» 
tränen au3 ber ganzen Wogtet in bem $>orfe ©ugenljetm ent* 
gegen. ©obann erfolgte bie ©injiefyung oon (Gütern ber <Bd)uU 
bigen. $ür bie gange Söauerfcfyaft mürbe eine ©träfe oon je 
fünf ©ulben für bie einzelne £erbflätte feftgefefct. ÜWidjel oon 
$)umingen, ein $aupträbel§füt}rer, mürbe burdj ben ©eridjtSljof 
in Qabtxn jur Sölenbung oerurtfyeüt, meiere «Strafe fobann oom 
33ifdjof baljin gemitbert mürbe, bajj man i!jn b(ofc beS einen 
5tuge§ beraubte 2 ). 

$)ie midjtigfte fjolge beS 33auernfrieg3 mar, bafj man oon 
jefct an im ganzen bifd)öflidjen bebtet mit rucfftd}t§(ofer (Strenge 
gegen bie eoangelifdje Neuerung oorging. lieber bie ©trafen ber= 
jenigen (Semeinben, mel($e bem SSifdjof gemeinfam mit ber ©tabt 
©trafcburg gehörten, ijt an einem anbern Ort fd)on geljanbelt 3 ). 

33efonber§ milb unb gütig oerfuljr Äafpar SRieggert, Abt 
oon 5ttaur8münfter, obgleich bie 23ebrofyung feinet bebend unb 
bie ißermüftung feines ÄlofterS für ifyn ein ©runb gu ftrengem 
3$orgetyen Ratten fein fönnen. @r ©ermittelte Dielen Unglücflidjen 
bie ^Befreiung au0 bem Werfer. „3" ieglidf/er Aufopferung mar 
er bereit, um bem armen SSolfe feine 33ebrüdfung ju milbern unb 
feinen ©räueln unb Söerbredjen SSerjeiljiung ju bemtrfen." 

fflaä) bem Kriege erhielt Dbereljnljeim oom faiferlidjen 
Sanboogt ju Hagenau eine Hufforberung, biejenigen Untertanen 
fefijunefymen, meiere an ber Söemegung Xtyil genommen unb ben 
SSauern ben @ib gcleiftet Ratten, $m ^nterefTe ber üöeruf/igung 
ber ©emütljer befd)lofj jebodj ber ^Hat^, mit 9itfolau§ Regler, 
§err ju 33arr, melier bamals bie SJogtei über Oberefynfyeim 
fyatte, ein gfltü$e& Slbfommen gu treffen, fo bafj biefer fi$ mit 



1) fjli f 4 er ®e\ä). 0. 3abern ©. 28. 

2) Re*ue d'Alsace 1872. 6. 430. 

3) gorfd)ungen j. beutjd&. ©ej($td)te XXIII 281. 



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einer ©ntfßäbigung oon 40 ©ulben begnügte, beren 3<ßhwg ben 
(£in$elnen je naß SSerfßulben auferlegt mürbe. SluSgefßloffen oon 
biefer Slmneftie maren ade, melße eines ferneren 33ergeljen3 fßutbig 
maren ober in ber 3 ro ifß en J e it oa & Strafjburger 33ürgerreßt er* 
roorben Ratten, um ber Strafe $u entgegen, £ie ermähnte (Straf* 
futnme oon 40 Bulben mujjte Don etwa 70 ©inmofynern oon 
£)beref)nf)eim unb SöernarbSmeiler aufgebraßt werben unb bie 
Straffumme betrug für bie (Sinjelnen 2 — 8 *ßfunb. Unter biefen 
befanben fiß fogar einige, melße an ber Sßlaßt oon Sßermetler 
teilgenommen, fict) aber burß tJlußt gerettet Ratten. 6in be* 
fonbereS 23erfafyren mürbe gegen aOe biejentgen eingeleitet, melße 
größere 33evgef;en fiß Ratten ju Sßulben fommen laffen, j. 33. 
eine $auptmann8ßette bei ben Sauern befteibet Ratten, ftnbeffen 
erlitt feiner berfelben bie £obe8ftrafe. 3" Den Sßutbigen gehörte 
9?ifolau$ 3 ttrn tion 33ernarb3meiler, ber bei ben Raufen oon 
£ruttenl)aufen unb Sttenmeiler eine »richtige SRoUe gefpielt tyatte. 
SDbgleiß er ba8 (Strafeburger 5)ttrgerreßt erworben fyatte, mürbe er 
gu einer Strafe oon 8 ^ßfunb Pfennig oerurttjeilt, unb trofc ber 
©infpraße Strajjburg§ unb ber Slebtiffin oon S^ieberniünftcr, 
welche ßn at8 ßren früheren Beamten für ftß beanfprußte, blieb 
e§ babei. X>ie (entere fußte auß einen anbern Sßutbigen ju 
fßüfcen, £fyibaut $elf oon St. Wabor, aber gleißmotyl würbe ber* 
felbe jur (Erlegung einer anfefmlißen ©elbftrafe gelungen unb 
fobann für immer au$ ber Stabt oerbannt. ÜDer $auptfßutbige 
mar ^oljann Selber, naß feinem (Geburtsort ÄaoferSberger ge* 
nannt, ber baS 93ürgerreßt oon Dbereljnljeim befajj. @r mar 
eineS ber Häupter be8 $lltborfer #aufen3 gemefen, ^atte Slnßeil 
genommen an ber (Sinnafyme oon 2)?ol£f)eim unb 2>aßfUin, an 
ber 3 cr ftö™ng oer $irße oon $a§laß unb ber Capelle ju 
Söifßofsßeim. 9luß mürbe er befßulbtgt, bei bem Sturm auf 
£)beret>nl)eim gemefen ju fein. 2)a bie Stabt $anfer8berg 
fiß für benfetben oermanbte, fo begnügte man ftß bamit, ßn 
jum Sßabenerfafe gu oerurttyeilen unb au8 ber Stabt ju Oer* 
bannen 



1) Gyss Histoire de la ville d'Übernai I 360. 



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— 177 — 



ifreifyerr Sodann ju 2)Joer3perg unb Seffort unb Runter 
SJfeldjior oon föeinad) Ratten als Vertreter ber Regierung ju 
(5nfi§f)eim bie Seoölferung bc§ 2)?ünftertl)al§ unb üon ©ran* 
miller aufgeforbert, ftdj mit ©eweljr unb $arnifdj ben 28. Hugttft, 
SDforgenS 10 Ul)r, bei bem £d}Iof$ oon SRorfdjmeier eingufinben. 
£>afe(bft foUten fic ntdjt blofj bem (Sr^erjog Serbtnanb aufS 
neue ljulbigen, fonbern aud) bie tynen auferlegten 23ebingungen 
befdjwbren. Vettere enthielten folgenbe Slrtifel: 

1) Xte dauern foUten in 3 u ^ un f^ a ^ e 8» n f en / Bülten unb 
£ienfte iljrer $errfd)aft, ber &irdje unb bem 3lbel teifkn, wie 
fte Don 5tlter§ f>er fd>ulbig gewefen. 

2) @ie füllten ofme 6rlaubnij$ ber Obrigfeit „fyinfürter ju 
ewigen 3t\tm u unter ftdj feine Skrfammlung noä) 33ünbnifj 
mad)en, aud> feine Sßaffen trogen außer ifyren £egen. 

3) ©ie follen ben Älöftern ©otte8tf)al unb Äaltenbrunnen 
ben jugefügten ©djaben erfefcen unb jmar nadj ber ©djäfcmtg 
be3 ©nfteljeimer Regimentes, faü3 fte nia^t eine gütliche 55er* 
einbarung mit bem 5lbt unb tropft genannter ©otteäfyäufer üor- 
gießen. 

4) (Sbenjo werben fte allen $ird)en, ^3ricficrn unb 31beligen 
ben wäfjrenb beS $lufruljr§ erlittenen <Sd>aben erfefcen „nadj 
9J?utf)maj$ung ifyrer £errfd)aft unb JDbrigfeit". 

5) (Sie werben bie Stöppel aller ©lüden im 9D?ünftertl)al 
abtief ern unb bi$ „$ur 53egnabigung unb (Srlaubnijj" feine anbern 
©loden läuten, alä bie in ben $löftem befinblidtyen. 

G) (Jeber Untertan ift oerpfltäjtet, „infonberä" ber £err^ 
fdjaft £>ulbigung ju tfntn, „mte fte ba8 au£ alter ©ewofynljeit 
fdmlbig gewefen". 

7) 2Ber ftdj biefen ^ebingungen nidjt fügt, beut foö nidjt 
meljr geftattet fein, im 2ftunftertfyal ju wohnen. $)te gelwrfamen 
Untertanen follen terpflidjtet fein, benfetben gu ergreifen unb 
ber Obrigfeit gefangen ju überliefern. 

£>iefe 33ebingungen mürben öon ben 2ftttnftert$ätern ange* 
nommen; gugleic^ lieferten biefelben ifyr ©efdjüfc unb Munition 
an bie Gommiffare ab. $lua) überantworteten fte ifyneu „alle 
iljrc ^ßrioilegia, $reiljetten, ^nftrumenta, 93rief, 9)?unimenta unb 
©eroafyrfame gu fidlem ^panben". 

£ a r t f 1 1 b t v , ®«f*i*t< be8 «auernfrieß«. 1 2 



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— 17* — 



£ie (atabt Öhanwiller mußte ferner aüe ihre SBefefttgungen 
fc^tcifcit unb „btc Korten au8 ben Ingeln tljun unb abreißen, 
tote man gewöhnlich eine ©tabt ^erfrört", fo baß fie wie ein 
„unbefchtoffen £>orf unb bäuerliche 2Bot)nung" bleiben foü. $luch 
würben fie eiblich oerpflichtet, bem SRegimente „ben erften auf* 
rührigen 2Ruthmac$er unb ©unbfchutjer, ber biefer Ijöflifdjen, 
teuflifchen Empörung unb Skrfammlung Anfänger unb Urfadjer 
gemefen, anzeigen, bamit beSfetben Söehaufung unb ^auS^äbtic^c 
2öofmung oon <Stunb an jerriffen unb gänzlich jerftört »erbe, 
bcrgeftalten, baß fürbertnn niemanb barin wohnen möge". 2Ber 
einen folgen Urfahr »erborgen, foü an ?eib unb 2eben geftraft 
»erben. Tamit aber auch in 3»fo n ft niemanb in einem folgen 
$>auS ober auf einer folgen $offktt molmen möge, foÜ inmitten 
ber $offiatt ein SJcarfftetn in ber $öhe eines SttanneS errietet 
werben, worauf bie @inwot)ner £ag unb %afyx beä aufgerichteten 
Vertrags „oon wegen ir)rcr 33ert)anbtnng , ÜJieutcrci unb 35er- 
fammlung fc^reiben unb graben werben (äffen" l ). 

2Bie gefährlich eS für einen Anhänger ber neuen Anflehten 
war, ficf| in einer ©egenb feljen ju laffen, bie unter bem ©in= 
fluß oon ©nfiäheim jtanb, foüte $aul 53olj, ber frühere Slbt oon 
$uggl)ofen, erfahren, als er im September in fein jerftörteS 
$Iofkr jurüeff e^ren wollte, unb boch war er nie ein entfdjiebener 
Anhänger Öutr)crä gewefen. 33ereit3 war oon (SnfiSheim ber luf* 
trag gegeben worben, bei feiner föücffehr ihm nicht« mehr gu geben. 
$n Schlettftabt bei feinem gefinnungSoermanbten ^reunbe ©apibu§ 
fanb er bann eine einftweilige .ßufluchtäftätte 2 ). 

$n ber bifchöflicf) ftraßburgifchen (Stabt <Sulj, für welche 
ber jweite Dffenburger Vertrag biubenb war, mußten oon jebem 
£au3gefäß fecr/3 ©ulben gegeben werben. Slußcrbem würben bie 
fteben 3unfte aufgehoben „jur ©traf, weil bie ©uljer wiber ihren 
33ifchof rebeüirt hatten". 5tuf Weujahrätag Hbenb würbe „ber 
33ö§wicht" s Iflarquarb $eriot oon ©ulj erfchoffen, weit er bie 



>) ©Treiber 9lr. 439. 

9löf|ric$ SJltttljeil. au§ b. ®eirt). b. ebang. Jtirttje b. 6Ifaffe§ 

III 208. 



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— 179 — 



dauern oeranlafet Ijatte, nadj Sutj unb ©ebmeiler ju jiefyen. 
(Sv fyatte fidj miber ®ebot au§ bcr Stabt gemalt, at3 bie 33a*uern 
nad) 'jßfünberung beS $Iofier8 ^fent)eint in ben Sunbgau gießen 
molften unb Imtte i^nen gugerufen: „$ef)ret um, benn btc oon 
Sufg begehren eurer." 

3n ©ebroeiler erfdjien ben 20. September „unfer gnäbiger 
£err üon ^pugftetn" auf bem 9tatl$au8 unb liefe bie fteben fturfU 
meifter fommen. 9U§bann fagte er ju ^ßeter Sd)fatter, ber Ober? 
junftmeifter mar: n $(f) fage bir, bu bift fein 3u"f tmeifter meljv, 
unb id) miH bid) in meinen Sadjen unb ©efdjäften gu feinen 
(Sfjren mcljr brausen." $ln [einer Stelle mürbe (Steoin 9J?efier 
als 3unftmeijter befteltt. ^luf ber SReb^unft lu'ett fobann ber neu 
ernannte (£teotn Detter am 20. (September ein ©ebot ab, ju 
bem er aud) $an8 Stolfc, ben ^auptgegner $cter SdjfatterS, ent* 
bieten tiefe, ber wegen beö festeren bei 36 ©eboten niemafä er* 
fd)ienen mar; af§ berfelbe erfd)ien, führte 3)ieoer felbft ^ßeter 
<£d)lattern auS ber 3 un ftß UDC unD »erbot ifjm nochmals ju 
fommen, „meil eä ber gnäbige iperr alfo befohlen". 3m Satyr 
1527 mürbe berfelbe nod) nadjträglid) wegen einer ©emalttfyat 
belangt, bie er Xljeobalb oon ^agenbadj, einem ©belmann ju 
ilUurbact;, jugefügt fyatte. (£r mürbe nod)mat8 feiner früheren 
(Sijren entfefct „unb mufete bem oon ^agenbac^ unb aßen anbern 
einen öffentlichen SBiberruf tfyun in ber $ird)e auf bem Lettner, 
gerabe in ber Seit, ba ber ^ßriefter Ijat moflen prebigen". Sonft 
ermäßigte ber $lbt oon 2)htrbad} ben ©inmofynern oon ©ebmeifer 
bie Strafe oon fecfyä ©ulben auf oiev 

SBeniger nad)ftdjtig geigte fid) bie (SnfUfyeimer Regierung 2 ). 
%{$ fte im SBinter 1526—27 mieber oon ^reiburg, mofyin fte 
roegen ber -ßefl 5U ©nftäljeim (S. 57) ifyren Sifc oerfegt fyatte, 
jurücfgefeljrt mar, mürben bie (Jinmofyner oon ©ebmeiler auf ben 
20. Januar oorgelaben. 55ier oon ben fteben 3ünften, b. f;. bie 
obere SRebjunft, bie ber SKefcger, Sdmeiber unb <5d)miebe mürben 
für unfdmlbig befunben unb fonnten abgießen. £)te anbern brei, 



l) Chroniqac des Dominicains de Guebwiller S. 140. 
*) SJergl. barüber oUn e. 37. 56-58. 60-62. 



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— 180 — 



bic niebere unb mittlere ^cb^unft unb bie ^äeferjunft, mürben 
befonberä in baS 2*erf)ör genommen. Sie mürben bc§ ©iiioer* 
flänbnifTeö mit ben dauern bejcf/ulbigt unb be3f)alb be§ ü)icin* 
eibec angesagt. Ta§ (Srgebnifc be£ barauä cutfieljenben ^ßro* 
^effco ift mir nicfyt befannt '). 



1) CUronique tl* 8 Dominicains iie Guebwiller S. 151. Ueba 
Strafen unb Wiuorbnunß in anberen $t)eilcn be§ Gljafie§ ift oben an 
betriebenen Stetten jrfjon adjanbelt loorben. Scrgl. ©. 89—92. 101. 
111. 117. 168—172. 



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Sitr^fa(5 f ba§ SBiStljum Steter unb bie 
untere 9Jtarfßtaffdjaft Sabem 

21. Öoruerljanblttiujcn nni iliiflunjen in fiurpfalj. 

Unter ben jafytreicfyen ©ebieten ber oberen Stfyeinebene mar 
feineä, üielleidjt Strasburg allein ausgenommen, oon größerer 
oolittfdjer 93ebeutung, atö ba§ $urfürftentl;mm ^fafj bei 9t!jein. 
Die töurfüvften, au§ n?ittcläbad£>ifcr)eui Stamme entfproffen, refi- 
birten in bem ftattlidjcn unb feften (Bdjtoffe über §etbelberg. 
3fyre i'anbe belwten fid) auf beiben ©eiten be§ 9?^einftrome§ au§, 
begleiteten ben Stedar ftromaufn?ärt§ unb fanben ifjren Kbfdjhtjj 
in ber SDberpfalj am böfjmifdjen Gebirge, ©ine lebhafte, leitet 
erregbare unb jat){rcic^e Seoölferung bebaute ben fruchtbaren 
Söoben ber gefegneten föfyeinebene. 

©eit bem ^aljn 1508 regierte in ber ^fa^ ^ubroig V., 
(Soljn be£ £umani(tenfi*eunbe3 ^3r)ilipp be§ $luf richtigen, ©ine 
oortreffHcfye ($rjief|ung l ) fyatte ben ^ßrinjen gu einem tüchtigen 
$Ranne fyerangebttbet. 2Benn er audj fpäter ntdjt, roie fein 
$ater, ein 9ftäccn ber lateinifcfyen Poeten unb ljnmamftifcfyen 
©eleljrten gemorben ift, fo jlteflt i^m bie ©efd)td)tfcf)reibung boefy 
ein ef}renbe§ 3e u 9 n ifj/ befonberä feine§ (S^arafterS au§. „^eben 



t) ©ein (Srjiefyet toar SBcrncr oon 5:t)emar ßetoejen. SScraU bartiber 
$t. £artfelber Söerner oon £f)cmar, ein ^eibel&erger £umanift. 
ffarlSr. 1880. (©eoaratabbruef nu§ 58b. 33 b. 3citfd)r. f. b. ®ejtt). b. 
Cfrerrf).) 



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— 1«2 - 



einer tüchtigen ritterlichen ^evfönlichfeit unb einer gefunben %iu 
läge an £eib unb Seele befaß Vubmig nichts GHänjenbeä, äujjer* 
üc^ $itvlity$; ernft, [tili unb mit Worten fparfam, gefiel er 
nte^r burch fein gebiegene§, äuocrläffigeS SBefen, als burch ^öfifc^e 
unb glatte fünfte bed Umgangs. 2ludj ber Aufenthalt am 
(taiferlichen unb franjöfifchen) ^>ofc hatte baran nichts geänbert; 
vielmehr hatte fich baS ftefte unb (Starre in feiner 9?atur baburdj 
noch beftimmter auSgebilbet" 

Schon im $ahre 1524 mürbe ßurfürft ?ubmig oeranlafet, 
ftch über feine Stellung 31a- Söauernbemegung au^ufürechen. 3m 
£>f tober fchrieb er an bic öftreich ifd)e Regierung in Württemberg, 
ate ihm biefelbe Äunbe oon bem Aufjtanbe im $egau gegeben 
hatte, bafj e§ il;m gut fcheine, Unterhanblungen mit ben §egauern 
ju führen. Doch mar er auch bamit einoevftanbcn, bafc man ba§ 
faifevliche Regiment ju Clingen, ben fchmäbifchen 53unb, bem 
auch $urpfalj al3 53unbe3gtieb angehörte, unb anbere ©inungS-- 
oermanbte beä $aufe§ Dcftrcia) um §ilfe unb Lüftung angehe, 
um nötigenfalls gegen bie Bauern ju gießen unb ihnen einen 
Scheden einzujagen. 3a er ift fogar bereit, fdmn bie Lüftung 
ju beginnen; nur bittet er um rechtzeitige Benachrichtigung. 3118 
fobann mtber SSermuthen bie #cgauer nicht auSeinanbergingen, 
fonbern fich m ©egentheil ocvftärften, fo mürbe ju Ulm auf 
einer SBerfammlung ber 9J?itgtteber be§ fchmäbifchen BunbeS eine 
„eilenbe $tlfe" befchlojTen, unb im Dezember erflärte ftch turfürft 
?ubmig bereit, ben ihn treffenben Ztyii Der eilenkn ^ilfc „bem 
©rgher^og ffcrbinanb unb ber öftreichifchen Regierung in SBürttem* 
berg $u ©efaflen" $u fteüen. Mit bem Ausgang beS 2Btnter§ 
fammelten fich bi ß dauern in ben oberen ©egenben, mit benen 
man eine gütliche Berftänbigung ermartet hatte, oon neuem, 
unb bie mürttembergifche Regierung bat ben Äurftirflen um 
3ufchicfung oon 30 Leitern. £ubmig mar auch ^5« erbötig; 
nur oerlangte er, bafj bie Regierung einen £h cit ber barauS ent= 
ftehenben Unfojten tragen foUte' 2 ). 



1) £äuffer ©efd). b. rljctn. ^Pfalj I 501. 

2) Tafür unb für bie folgmben 9lbfd)nttte waren mir bic ©tutt- 
narter 9lrd^it»alicn fehr nu^Iitt). 



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- 183 - 



£>cr ^urfürft fonntc um fo letzter feine ^a^barn mit 
Xrupoen unterfttifcen, als e§ in ben ^fäl^er ©ebieten mäljrenb 
beS SBinterS 1524 auf 1525 trofe ber 33en>eglid)feit ber 93eobl* 
ferung ruljig geblieben mar. $ud) leitete tyn bei (einer 23ereit= 
tt?iUigfeit ju bewaffneter $ilfe ber ©ebanfe, „bajj man folgen 
(Sachen beffer auf frembem 99oben als auf eigenem begegne". 
9tfit bem Anfang beS 3rttf)ling§ fleHten ftdj oermutljUd) in ber 
<Pfalj, wie überall im fübmeftlicfyen Deutfcfylanb, bie ©enbbotcn 
ber ©d^margroälber unb ipegauer SBauern mit iljren aufreijenben 
(Schreiben ein, unb eS mehrten fidj bie brotyenben 5tn§eid}en einer 
in ber SBeoölferung oorljanfcenen ©ätyrung. <Sä>n ben 25. 9Mär$ 
fdjreibt ber $urfürft an feinen früheren 33unbeSgenoffen in ber 
(Sirfingifa^en $eljbe, ben ©rjbifdjof Don £rier, er foöe insgeheim 
burc§ feine Amtleute barauf aalten laffen, ob nidjt frembe ^er^ 
fönen in fein i'anb (amen, n>eld)e bem gemeinen S3olf baS 33or* 
fyaben ber 33auern „mit guten ©orten oorfjielten". 3lud) fügte 
er bie 53itte bei, £rier folle ftdj „aufS ©tärffte in Lüftung 
fänden unb bereit madjen" $n Xxitr fyatte man aber allerlei 
Sebenfen: man fafy in bem „weitläufigen unb großen £anbet" 
ein „93erfyängmfj ©otteS", ba{$ man bem lutfyerifdjen §anbel, ber 
bem göttlichen ©tauben, feiner ©torie unb (Sfyre fyödjtidj junüber 
fei, fo lange jugefeljen Ijabe, ofyne iljm ju mehren. SBoUte man 
jefct ©emalt amoenben, fo mürbe barauS grofjeS SBluroergiefjen 
entfielen. $lud> fei gu beforgen, baf$ bie 2ftannfd)aft, mit melier 
man bie Säuern fcfylagen rooüe, ben dauern jufalle: „baS aber 
toürbe ber ©arauS fein unb bann fein 9tatl) mefjr ju finben." 
<£$ fei beSljalb beffer, bie 33auern burd) Sttadjgiebigfeit in folgen 
fingen, „an benen ber Obrigfeit nidjt oiel gelegen fei", ju oer* 
följnen. 

$)ie oerföfynlidje Stimmung madjte aber balb einer anberen 
Ißlafc. ©djon ben 1. Slpril lief ein weiteres ©abreiben £ubmig§ 
ein, meines ben ganzen ©rnft ber Sage fdn'lberte. Die ^Bauern 
in ftranfen um SRotljenburg a. %. unb im 93iStlmm SCBttrjburg 
Ratten fidj erhoben. Xie im 3)rucf erschienenen 12 ftrtifel waren 



') «nnalen f. Waffautfäe 9lltertljum§funbf XII 26. 



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— m - 



an bie dauern in ber tyai% unb ürier gefd)irft worben unb bev 
gemeine Wann jeigte fta> überall unjuf rieben. £er (Srjbifdjof 
ton Ürier liefe bealjalb fofort an [eine Amtleute unb ?efjen§leute 
ein ©ebot ausgeben, fid) ju rüften, um feinem SRufe gewärtig 
ju fein, bie <Stäbte unb anberen befeftigten Orte würben beauf« 
tragt, ifyre Stürme unb dauern auS^ubcffern. Wenige Sage 
fpäter fam au§ $eibelberg, wo e3 offenbar an bewaffneten 
mangelte, ein weitere« ©abreiben, in bem 50 gertiftete ^Pferbe 
üerlangt würben. 3)er (Srjbifdjof oerforad) biefelben atöbalb nad) 
ben £)fterfeiertagcn f^irfen gu wollen 1 ). 2ll§ nun gar nodj ber 
21ufftanb bei 3>urlad) unb im 33rul)rain, alfo in aÜernädtftev 
9i% oon $etbelberg, auäbrad), »erlangte ber $urfürft weitere 
50 Leiter, bie ebenfalls Dom (Srabifdwf in 2lu3fid)t gejteüt würben. 

Wenn aber l'ubwig nidjt fofort mit ber £fyat gegen bie 
dauern oorging, fo fjatte bie3 nod) einen anberen ©runb. ©ein 
ernfter unb nüchterner ©inn liefe ifnt nid)t oerfennen, bafe bie 
dauern in manchem nidjt fo Unrecht fjatten; er trug Skbenfen, 
fein eigen 33olf §u oerberben unb „cfyriftlicfy Sölut gu üergtefeen". 
9?id)t ungern betrat er ben Weg gütlicher 9?erfyanblungen, be* 
fonber§ mit ben tinfSrfyeinifdjen Untertanen, benen er Slbljilfc 
iljrer 33efa)werben auf einem ju berufenben £anbtage in SluSftdjt 
fteate*). £a fam i^m ber ©ebanfe, bafe ber burdj bie ©eburt 
ber ^ßfalj angefyönge Welandjtljon, ber feit einer föeüje oon 
Sauren neben i'utfyer an ber $odjfdjule ju Wittenberg lehrte, 
ber richtige Wann fein bürfte, um in biefen 9c*ötl)en ju fjelfen. 
211« ein ©ofyn ber ^falj unb ein §auotoertreter ber neuen £etyre 
mufete er ben dauern wiflfommen fein. Slufeerbem bürfte nodj 
2Mand)tljon§ (Schwager 9lnbrea3 <Stid)S, Verwalter ber für* 
fürftlidjen Äanglei, feinen §errn barauf fyingefüljrt Ijaben. 3>en 
18. SWot 1525 fdjrieb Äurfürjt Vubwig an ben Wtttenberger 



l) a. C. 9Jr. 5. 7. 8. 14. 15. 
fiubwigS tfrifbenSltebe war |o befannt, bafe ein ßanb§tneä)t auf 
iljn folgenbcn Spruä) aebidfjtet f)at: „Sßenn bie föunbe fid) raufen unb 
ber ^faljgraf fommt baju, \o wirb flleirf} fRufj.'' föeijlmann #rieg§* 
gefdjidjte b. SBatyern ic. I 52. 



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- 185 - 



(belehrten unb bat tlm, fiel) „ber (Sachen $u gut ju belaben" unb 
baS Slmt eineä <5chteb§manne3 auf bem bereits ausgetriebenen 
t'anbtage jwifchen tf)m unb feinen Untertanen ju übernehmen, 
ba er „oor anberen in ber fettigen <Scr)rift erfahren unb geübt, 
berühmt unb orrne «Steifet Dcm Rieben unb ber ©eredjtigfeit 
geneigt" (ei. ^ür ben %aU, bafj er nid}! perfönlich in £eibel= 
berg erfreuten fönne, folle er menigftenS fchriftlich feinen „$att) 
unb ©utbttnfen auS göttlicher, rechter, Wahrer, eoangeltfcher 
©d)rift" Riefen unb barin angeben, mit Anzeigung oon 33ibel* 
[teilen, wie fich bie Weltliche Obrigfeit ju ben 12 Slvtifeln oer* 
Ratten fotlc Ä ). 

3)?eIand)thon, welcher nicht perfönlich nach §eibelberg fommen 
fonnte, machte fid) alSbalb an bie Aufarbeitung einer 2Biber* 
tegung ber 33aucrnartifel, welche fpäter auch im ^nicfe erfchienen 
ift' 2 ). ©cf)on in ben erfien Sagen beS 3uni fonnte er feinem 
ftreunbe (£amerariu§ fchreiben, bafc er bie Schrift an ben £ur= 
fürften abgefcrjicft ^abc 3 ). 3n ber (Sinleitung geht er 4>aoon 
au§, bafj bie SÖauerfchaft mit ihren 2lrtifeln fich felbft auf baS 
©oangelium berufe unb erbötig fei, mit bem 2öort ©otteS ftdj 
weifen ju laffen. SSiele oon benfetben feien $war muthmtflig unb 
oom Jeufei geblenbet, anbere aber fünbigten auS Unwiffenheit 
unb biefe foßen jefct burch feine (Schrift belehrt »erben. 3uerft 
befpricfjt er fobann ba§ üöefen be$ wahren ©laubenS, ber inners 
lieh im §er$en wohne, unb ber „l'tebe oon reinem ^perjen", 
welche in ber (Srftillung ber (Gebote ©otteS befiehl ben 9?ächften 
liebe, nicht töbte u. f. w. 

$m Slnfchlujj an bie Diel benüfcte ©teile im 13. Kapitel be$ 
SRÖmerbriefeS fefct herauf 9Jtelanehtf/on baS SBefen ber Obrig- 
feit au&etnanber : £a§ (Soangelium forbert ben ©efwrfam gegen 
bie Dbrigfeit, benn biefe ift oon ©ott eingefefct. ©8 mag immer* 
hin fein, bafj bie eine £)brigfeit leiblicher ift, als bie anbere. 
SJian feilet bie ©ttter in ©adjfen anberS, a(S am W)tin, aber 



i) Corp. Reform atorum ed. Bretschneider I 743. 
*) aBieber nr-gebrueft Corp. Ref. XX 641. 
3) 91. a. C. I 748. 



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- ISO — 



ein (Sfjrtft foQ um be8 ^rtebeng mitten bei feineS £anbe8 SRedjten 
bleiben, unb menn er nic^t juf rieben ift, fo tyut er feiner ©eete 
©djaben. 5lufjerbem aber binbet ^ßaufuS audj baS ©emtffen, 
man foU ber Obrigfett ntc^t geljorfam fein, »eil eine ©träfe auf 
ben Ungeljorfant gefegt ift — fo müffen mir ja audj einem 
Räuber gefyordjen — fonbern um be§ ©emtffenS miÜen. 

Der ©efyorfam gegen bie Dbrigfeit befteljt aud) barin, bafj 
man il)r ©djojj unb 3°^ entrichtet, fie fttrdjtet unb it^r (Styr* 
erbietung entgegenbringt. ©Ijrerbtetung beftefyt aber nid)t blofj 
in äußeren Dingen, im Zeigen be8 $o»fe§ unb ^utabjie^en. 
Dabei geljt eä oft, mie menn einer im ©piel jufteljt. Wlan 
meint, man tonne e3 beffer machen. Die Untertanen meinen 
oft, ftc tonnten ©djaben oerfjüten, menn fte felbft regierten. Die 
dauern matten e§, mie menn jemanb Don einem $reunb 
100 (Bulben empfinge unb fid) nun barüber besagte, bafj unter 
benfelben ein ober jmei (eichte feien, anftatt ftd^ für bie anberen 
guten gu bebanfen. 

Sie aber, menn ein $ürft feine Untertanen Ijart unb un= 
billig befdjmert? %ud) in bem %aüt, bafj ein Surft bidj fdfytnbet 
unb fdwbt, fyaft bu fein SRedjt jum 2lufrufyr. Denn mer ba3 
(Sdjmert nimmt, mirb burdj ba3 ©djroert umfommen. <§elbft 
menn alle Slrtifel ber dauern im ©oangeltum geboten mären, 
fo tyanbelten fte borf) miber ©Ott, meit fie e§ mit ®ematt unb 
5lufruljr erjmingen wollen. 2Ba§ aber biefe Hrtifcl im aUge* 
meinen betrifft, fo t)ätte ber 33erfaffer berfetben, ber bie ^eilige 
Schrift fo oft falfdj angeführt Imt, aud) feinen tarnen fyinju* 
fügen foÜen. ($§ ^at einen böfen <5d>ein, menn man ftd) foldjer 
btinben ©treibe bereifen miß. Dalmer ift mofyl $u ermeffen, ob 
foltfje £ügen oon ®ott ober bem Deufet fyerftammen, ba ber 
©Treiber ber Slrtifel ben armen einfältigen beuten ben ©djetn 
ermetft, als ob fte auf bie ©a>ift ftd> grünbeten, rcäfyrenb e3 
bod> greuliche £ügen ftnb. 

2flelandjtljon befprtdjt atöbann bie einzelnen 9lrtife( ber 
dauern. 23e$üglid) beS erften, morin bie ^rebigt be8 ©oangeliumS 
geforbert ift, mirb gefagt, menn bie Obrigfett ba§ (Soangelium 
©erbiete, fo fei ba§ noefy fein ®runb $um Slufrufyr. 2ttan foüe 
üielmefjr an btejenigen Orte gelten, mo bte redete \?efyre ju r)öi*crt 



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- 187 - 



fei. (5& märe freiließ gut, ba| bic Äirdjen aüentfyatben felbft 
bie Wiatyt fyätten, i^ren Pfarrer wählen, bod) muffe bei bev 
SBaljl aud) ber ^ttrft fein, baniit md)t $lufrufyr geürebigt ober 
vorgenommen merbe. 

Sßenn bie 33auern ben 3 ernten unter Berufung auf ba§ $lltc 
Xeftament oermeigern, fo ift ba8 Unrecht, benn ba§ 3llte Xeftament 
binbet un8 nicfyt. 2Bir finb fcf)ulbig, ben 3^«ten ju geben, weil 
bie Obrigfeit eine foldfye Orbnung mit ben (Gütern gemalt r)at. 
Xie ©d)rift aber lehret an oielen ©teilen, bajj man fdjulbig fei 
ju geben, waS bie weltlidje Obrigfeit eingefefct l)at. 

©benfo ift e8 ein ^reoel unb ®ewalttl;at, roenn bie dauern 
bie ©d^rift anführen, um ntdjt mefyr leibeigen ju fein, ©fjriftuä 
fyat unä atlerbtngä frei gemadjt, nämlid) getftlid) »on unferen 
(Sünben. $)e§f)alb ift bie ^orberung ber S3auern gegen bie 
^eilige (Sdjrift. $a, eB märe nötlug, bajj ein fold) milb unge* 
jogen 93olf, als bie £)eutfdjen ftnb, nod) weniger ^rei^cit fyätte, 
al§ e§ fyat. 

Uud) ift e§ oierteng Unrecht, in ben SBälbern ber dürften 
ju jagen, benn audj ba3 römifdje SRedjt ertaubt, bafj jeber ©igen* 
tfyümer ba8 betreten feines SBeftfetfyumä »erbieten fann. $>od} 
fott ba8 2Dilb ben dauern nid)t gum ©d)aben gereichen bürfen. 
Senn aber bie 33auern oerlangen, bafj ein jeber oor iljnen be^ 
weifen foH, wie er in ben Söefifc eineä SßalbeS ober ftiföwaffera 
gefommen ijt, fo ift ba8 ©ewalttyat, benn bie Säuern finb nid)t 
Weiter. 

93ejttglidj ber Söälbcr fod man jwar audj feine (Gewalt 
brausen, »enn aber jemanb $llmenbmalb an ftdj gebogen fyat, 
fod berfelbe auf rechtliches (Jrfudjen feinen §et)ler burd) föücfgabe 
wieber gut machen. 

SSegüglidj ber §rot)nbienfte foü red)tlidje ©ntfdjeibung ein* 
treten. £)odj räth $Mandjtf)on ber Obrigfeit, hierin um be§ 
^rieben« willen nachgeben, 3>er gleite SRatt) wirb audj für 
bie im fiebenten Prüfet enthaltene ^orberung erteilt, bafj bie 
Herren tr)rc dauern nid^t weiter bringen unb jwingen, aud) nidjt 
weitere 3)ienfk unb anbereS »on ilnten umfonjt begehren foflen. 

2Benn bie 93auern im achten Slrtifel über afljugrole 53e* 
laftung ifyrer ©ttter burdj $'in\tn unD Bülten f lagen, fo meint 



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— lss 



3Reland)tt)on, ba3 fei eine weitläufige ©ad)e. Ebenfalls fei e§ 
llnredjt, ba§ anbete bie ©djulben jagten, roeldje bie dauern ge* 
ma&)t traben. ganzen empfiehlt er aber in betreff biefer 
#orberung ba§ Wort beS Slpcftclä ^ßau(u§ an £imott)eu£, baß 
niemanb gu mett greifen unb feinen trüber überoortljeilen fofl, 
benn ber $err fei ein 9fid)ter über ba§ alles. 

©eljr fyart lautet ber 33efd)eib Dfetancf)tf}on§ auf ben neunten 
Slrtifel, in roetdjent bie dauern ftd) über parteiifdje 9ted)tfprecfyung 
unb ungerechte ©trafen befdjmerten. SöMr erfennen ben fonft fo 
milbeu SEBittenberger ©elefyrten nidjt meljr, wenn er ber Obrig* 
feit ba$ 9ted)t beliebiger ©träfe beilegt; benn bie £)eutfd)en feien 
ein fold) ungezogen, mutfyroiüig, blutgierig 23olf, bafj man fte 
billig üiel t)ärter galten foüte. ©alomo fage in ben ©pridj* 
mörtern, bem $ferb gehöre eine beißet, bem ©fei ein ftaum unb 
be§ Warren dürfen eine SRutfyc. 3 ll 9^ c ^ nenne ®ott baS roelt* 
üdje Regiment ein ©djmert; ba§ ©djroert aber fofl fcfyneiben, 
c$ fei ©träfe an ®ut, Veib unb l'eben, roie eS bie 9}fiffetl)at 
forbert. 

5?ejüglio7 be§ jeljnten SlrtifelS meift 9fleland)tt)on auf baä 
über ben fedjften ©efagte jurürf. 

Senn bie dauern im elften Slrtifel bie 3lbfd)affung beä 
iogenamiten £obfatle8, b. fy. bie Abgabe eine§ ©türfS $iefy ober 
cine§ Allcibeä bei einem SobeSfaÜ »erlangt Ratten, fo meint ber 
#erfaffer, „an bem ©tütf füllte bie Cbrigfeit roeid£)en". $emt 
cS fei gegen ©otteS ©ebot, arme 2öaifen ju berauben; aud) 
läge bte (Schrift : ber Sittfraucn .ftleib follft bu nicfyt nehmen 
$um <ßfanb. 

3n einem ©djlufjroorte fpridjt $)Mand)rt)on nochmals feine 
ernfte $ttifjbi(Iigung be§ SlufrufyrS au§, in meinem er md>t§ fc^cn 
fann, ald eine Slufreijung be§ Teufels, burdj meiere ba8 ©oan* 
gelium geläftert mirb. „Wodj finb bie 9lufrüf)rifd)en alfo be* 
feffen oom Teufel, baß fte nidjt rootlen gerügt fein, ©ie Der» 
adjten it)re ©ibe; mag fte beroiüigen, galten fie nidjt unb f freien 
barnatfy, e8 fei eoangelifd). ftet)t aber gcfdjrieben im anberen 
©ebot, e8 roerbe feinem £reulofen roofyl get)en." Xod} gibt er 
ben dürften ben SRatf), bem 53egef)ren naefy 5lbfct)affung »on 
Uebelftänben barin nachzugeben, bafc fte ben S^ifebraud) ber 9)?effe 



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— 189 — 



abfdjafften, auS ben geiftlidjen ©ütern bie 3dmfen bewerten unb 
ben (Söltbat aufhöben. 2Benn bie dürften in biefer SBetfe 
freunblicf) bcn $t)XQti begegneten, mürbe ein gutes 2Bort audj 
einen guten Ort ftnben. Uebertyaupt rätf) er in einem befonbeven 
2lnl)ang jur 9JJilbe: bie Sürßen foflen 2J?aß galten, bamit ben 
llnfd)ulbigen nichts Unbilliges roiberfafjre. 2)ie Herren al8 bte 
Vernünftigen foflen gütig »erfahren , ba üiele Sauern nur au§ 
Surdjt, anbere au3 jtfyorfyett gefünbigt fyaben. (SfyriftuS fpridjt: 
©elig fmb bte ©ütigen, benn fte »erben ba§ £-anb erobern. £a§ 
fyetßt freunblid) unb fürftlidj mit ben beuten getyanbelt: e3 finb 
bie dürften fdmtbtg, ntdjt bloß bie Söfen ju (trafen, fonberu 
aud) ben Unfd)utbigen befyolfen ju fein , ). 

<3o bämpft $>Mandjtf)on ben fteflenroeife fcfyarfen Jon feiner 
(Schrift am (Snbe in mofyttfyuenber 2Beife ab. Sejüglid} bei 
weiften Sorberungen ber Säuern mußte er ftd) au§ ©rünben 
ber Sibel unb be3 römifdjen $Redjte§ ablefynenb Debatten, unb 
inBbefonbere mußte er ben 2Beg be§ Slufrufyrö, roeldjen bic 
Sauern jur £urd)füljrung iljrer $orberungen geroäf>lt Ratten, 
auf ba§ @tf)ärffle mißbilligen. 3lber biefe lTJißbilligung riß ifyn 
nicfyt foroett fort, baß er nidjt eine gütliche ^Beilegung ber Se* 
roegung buvd) toetfeS 9?ad)geben ber Surften für ba§ Seftc ge* 
galten fjätte. 3>a8 ift ber lefcte Sinn ber ©djrtft 3ftetancr,tljon$, 
unb nur roer einzelne (Stetten auä bem 3«fannnen^ang reißt unb 
inSbefonbere ba§ manne (Scfytußmort wegläßt, roirb iljr einen 
anberen <Sinn geben fonnen* 2 ). 



•) 5?ergt. baju meinen ^ufjatj: <ütelan#ü)on§ Rötere SSejiefcunßen 
au feiner pföljijc^cn £>eimat (©tubien ber ebang. ©cifMtfien bc§ ftvonf). 
»oben 23b. VIII $eft 4). 

2) 6o rjat e§ 3. 18. Zimmermann ©cfä). b. großen <8auernfrie0 
112 478 gemalt, Aua) (F. @4mtbt (5ßf)iliW ^Mana)U)on 6. 124) 
t»at ben legten Sinn ber 6d)rift nid)t red)t gefaxt, »enn er fdjrciM: 
„9JMand)tf)on fannte nid)t au§ eigener 9lnia>uung ben 9iotl)ftanb ber 
bamaligen 5bauerjrf)aft; ©ol)n etne§ n>ot)U)at>euben ©tabtbürßtr*, frür) 
unter ®elel)rten erjogen, bte, außer u)ren SBücfjern, Don ber SBelt nid)t§ 
roufjten, war tym bn§ (flenb ber jocialm 3?erT)äItntffe beS arferbauenben 
33olfe§ fremb." 



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— l'JO — 



($leid)5ettig l)atte ftdj $urfürft £ubwig in einem ärmlid)en 
3djreiben an ^o^ann 93ren$ gewanbt, meiner bamalS ju §aü 
ba8 2lmt eine§ ^ßrcbigerS inne fyatte ! ). 2lud) biefer fonnte nidjt 
verfönlidj etfdjeinen, wie e8 ?ubwig gewünfd)t, fonbern Riefte, 
ein ©utad)ten über bie 12 Arttfcl ber dauern. %m wefentliet)en 
ftimmt er mit 3Jceland)tfwn überein, wenn er audj in mehreren 
titelt unwichtigen fünften oon it)m abweidjt. Xer Jon beS^ 
felben ift nod) rurjiger, als ber be8 2Bittenberger ©elefyrten unb 
bie Darlegung in Dielen fünften eingefyenber unb forgfältiger 2 ). 
^ebenfalls brauste fiel) nadj biefen beiben ®utad)ten £ubwig 
feine weiteren 53ebenfen ju machen, wenn er bie dauern auf£ 
neue $um ©et)orfam jwang. UebrigenS t^at £ubwig mit [einem 
^uSjug nid)t gewartet, bis SftelandjtfwnS Antwort eintraf. @rft 
ben 18. 3??ai t>atte ber $urfürft getrieben, unb fdt>on ben 23. Tiai 
oerliejj baS §eer §eibe(berg 3 ). 

Mittlerweile hatte fid) nämlid) in ber furfürjtlidjen föefibensftabt 
ein für jene Reiten ftattlic^cö £eer gebammelt. Donneiftag Abenb 
nac^ Kantate ritt burd) bie £l;ore £eibelberg§ (Srjbifc^of iRic^arb 
oon £rier, begleitet Don nur fieben Leitern. 150 SReifige r;atte 
er in £abenburg jurürfgelaffen 4 ). Durd) weitere 3«5 U 9« D « rs 
ftärfte er feine $eereöabtl)eilung auf 300 Leiter unb 1500 mo\)U 
gerüftete nieberlänbifd)e $ujjfned?tc. 91ud) ?anbgraf W^PP Don 
Reffen fd)icfte an SReiftgen unb ftujjgängern, wa3 er entbehren 
tonnte. Daneben t)atte $urfürft Üubwig alle feine ©beln auf* 
geboten unb Anwerbungen gemacht, fo bajj fcrjliefjlidj ba§ §eer 



i) ^ortmonn u. Säger Mann $rena I 424. ($>a§ übet betn 
Briefe ftefjenbe Xatum ift au tilgen naä) bem am <£nbe be§ 9?riefe§ 
ftebenben.) 

a ) SSon einer eingetjenben 2Biebergabe beSfelben wirb an biejev 
Stelle abgelesen, ba fie fid) bei § artmann u. Säger a. a. C. ftnbet. 

3) Sanad) ift ^e^Imann ÄriegSgefd). b. Samern k. 152 au Oer» 
bejjern. tebenfo ift c§ ntdjt ganj ridjtifl, föenn Sanffen ©cfd). b. 
Deutfd). JBolfeS II 577 fagt, baß unfere 8d}tift erft nad) ber SBeftegung 
ticr Säuern abgefaßt fei. 6d)on in ben erften Sagen be§ Suni batte 
k»n ©utadjten al'flcfdjttft. 

Wone Cueflenf. II 31. 



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— 191 — 



1000 Detter unb 3000 ^ufjgänger gä^lte. 9ln ©efdjüfcen fyatte 
eS Don Anfang an md)t gefehlt 

(Sfye Submig £eibelberg »erlief fyatte er eifrig für ^rooiant 
unb SDfunition geforgt, fo bafj er fa^liefjlicfy „überflüfftg oerfefyen 
unb gerüftet mar". Ueber fein fejteS ©djlojj ^ettenbü^ ju 
^eibelberg unb bie ©tabt fefcte er (Sdjenf 3Seltin ju (Srbadj als 
Hauptmann. $tud) blieben gegen 100 (Sbelleute, auf wetd)e ber 
fturfürft ein befonbere§ Vertrauen fefcte, im ©cfyloffe jurüd. 
Dann lieg er ben wertvolleren Dljeil ber Äleinobien, meiere fein 
„2lltoater $fal$graf £ubwig bei ber fjunbirung beS (Stiftet jum 
fjettigen (Seift in ^eibelberg baljin oerorbnet fyatte", in bie fixeren 
(Semötbe be8 (SdjloffeS bringen unb fteflte bem 93ürgertneifter 
unb SRatl) Don §eibelberg einen 9teoer3 barüber au§ 2 ). Dagegen 
würbe ein ftälmletn $nedjte, beren man oermutfylid} nic^t ganj 
ficf>er war 3 ), außerhalb beä ©djloffeä in ein £ager gelegt. 2ludj 
waren im <S<$loffe ber 93ifdwf ®eorg »on ©peter, 23ruber beS 
#urftirjten, unb ber Deutfdjmeijter Dietrich oon (Sleen au§ 
s 3ftergentf>eiut- ©rjbifdjof SRiäjarb oon SErier bagegen, Söifc^of 
Äonrab Don SBürgburg, fomie ^faljgraf Ott §einridj, 9ceffe beS 
$urfürjten, fa^Ioffen fitfy bem ©efolge £ubwig3 an. 

2lm Wittag beä 23. ÜKai »erliefe ba8 $eer $eibelberg in 
ber Widmung naefy ©üben in folgenber Orbnung 4 ): Doran jogen 
bie furpfäljifdjen ffteiter unter bem SBefe^le beS pfälgifc^en 
^arf^aüS Söilljelm oon §abern, baS „SRennfärmlein" gäijlte 
150 <ßferbe unter ^5ctcr oon ©Urenberg. Darauf fftgte ©(fyenf 
©bert, £>err ju ©rbadj, oberfter ftelbljauptmann ber ^fatj, mit 
einem „gemaltigen Raufen, barin er bei 400 ^ßferb gehabt, je 



1) £arer Äap. 48. 93ei 9)tone Oueflenj. 11 33 9tr. 50 werten 
4000 ftu&fncdjte angegeben, bod) bürfte §arer barüber befjer unterridjtet 
jein. *Rad) ber Angabe bon Sßfaljgraf Ott Reinritt) aäfjlte baS §eer 
4000 gjlann 3U gufe unb 1100 $ferbe, nad) anberen 6000 Sufjgänger 
unb 2000 Leiter. £e olmann ßrieg§gc|d). b. labern ic. I 52. 

2) 3ettfd)rift f. b. ©e|d). b. Cberrl). XXIII 184. 

3) <£§ waren bie, welche nad) ©retten gefd)tcft worben, öon benen 
3. 222 nod) bejonberS getianbelt wirb. 

4) 2) 0 § ©enauere über biejen 3«fl ftcf»t bei £» e D 1 m a n n a. a. 0. 1 52. 



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- 192 



15 in einem (Hlieb". Tie $auptfatyne unter ifym führte ber 
2öilb= unb SKfycingraf 3oI)ann. 

%n biefe fc^tofTen fid) bie oOO Leiter be3 ©rjbtfd^ofS Don 
Xrier, welche ber s ))iarf<$a(f beweiben felbft georbnet t^atte , unb 
250 ^ferbe be§ „Sulitfj unb (Sleuei'djen Hauptmanns", „unb fmb 
aüer 3 CU 9 Safyuen blau unb roeijj Dertfyeilt, auggenommen beä 
gemalt igen Raufen 8 Sahnen, berj'elbe i(t rotl) unb mit ber ^ßfalj 
©appen gejeidjnet geroefen." 

Xod) mürbe in bie[er Orbnung in ber 3lrt abgemedjfelt, 
bafc jeben £ag eine anbere föeiterabtfyeilung an bie ©pifce fam 
unb ba§ SRenufafmlcin bilbete. 

Sin bie Leiter jdjloffen fidj 3000 $uBfnea)te, beren oberfter 
Hauptmann i'confyarb »on (Sdjmarfccnberg . mar. 1000 »on biefen 
maren „juni ®efcfnt|j üerorbnet". „3)iefelben jogen aüjeit mit 
bem ©efdmfc unb ftufjfnedjten jum nädjften im Selb unb im 
Vager." 3 cu 9 me if* er war ®*org Wippenberg unb SBagenmeifter 
Sriebridj §albgen>acfyfen. Tie 1500 Srierifdjen Sujjfnedjte fUefcen 
erft im Selbe mit bem $eere jufammen. 

Slufcerbem Ijatte ber ^urfürfl nod) 150 Leiter im «tnt 
liegen, bie erft »or ^[ebberö^eim jum Speere tonien. Xann 
ftanben 250 pfäljifc^e Leiter beim £eere be8 fämäbiföen $unbe§, 
geführt oon Xietrid) üon ©Dönberg, bem furfürftlidjen Burg* 
grafen ju Slljei. £ie Salme biefer 5lbtf)eilung, meiere bei 33öb* 
lingen mit 91u8seicfmung fämpfte, trug Sriebrid) Don Slör§* 
i>etm i). Ä 

Weben ben Lüftungen unb ben Anfragen bei 9)?eland}tf)Dn 
unb SBren^ gingen beftäubig 93erfyanblungen mit bem fdnuäbifd)en 
23unbe unb ber bftreidnfdjen Regierung in Württemberg einher, 
roie in bem folgeuben ^Ibfdjnitt gegeigt werben fofl. 



l) £arev Aap. 56. 



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— 193 — 



22. fhirpfnlj in feinem Derljältmß jum fd)wäbifd)en ßunb 
unb jnr töörttembenjifdien Regienmjj. 

Unftreitig btc größte iÖebeutung im fübroejttidjen 2)eutf^tanb 
um bie SBenbe bc8 15. ^afyrfyunbertS befajj bcr fdjroäbifdje 
33 unb, eine Vereinigung üon dürften, $Reid}8(täbten unb anbern 
SRetd)8ftänben, bei meldjer ber ©influfc OeftreidjS oortoog $ur$ 
cor bem Vauernfrieg Ijatte berfelbe feine 9ttadjt in ber Vertreibung* 
be$ $erjog§ Ulridj Don SBürttemberg gezeigt, unb aud) im ^Bauern- 
frieg ermie§ er ftd) al$ bie einjige teiftungäfäfyige ftaatüc^e Organt* 
fation in (Schwaben. 9ßur bem $eere be£ fdjtoäbifdjen Vunbeä 
unter £rudjfejj (&eorg üon SBalbpurg bantte man bie lieber* 
roerfung ber ^Bauern Dom 33obenfee bi§ an ben Sftain. 2Ba§ für 
bie oberfdjmäbifcfjen £anbe ber fdjtoäbifcfye Vunb, baS leiflete für 
bie fränfifdjen ©ebietStfyette am Styein, Stedar unb 2)?ain $ur* 
pfalj, jum £IjeU in Verbinbung mit £rudjfejj ©eorg. 

3u Anfang be8 frujreS 1525 Imtte Äurfürft fcibttig ber 
loürttembergifdjen Regierung auf Verlangen 30 ^ßferbe jugeftfyidt ; 
balb nadjljer befcfytofj ber fdjroäbifcfye 53unb eine eilenbe SöunbeS* 
fyilfe gegen bie Vauern aufjubringen, unb fo fonnte am 16. Februar 
bie mürttembergifdje Regierung £ubn)ig mitreiten, er fofle bie 
30 Leiter bei ben Vemaffneten in Anredjnung bringen, mo$u er jefct 
ton VunbeSroegen verpflichtet roorben fei (<B. 182). 2Benige Sage 
nadjljer erging baS AuSfd&reiben be§ Vunbeä an bie ©tänbe be* 
jügUd) ber Aufbringung oon 24,000 (Bulben, meldte jur 33eftaÜung 
unb 33efotbung oon ©ötbnern oermenbet «erben foflten. $urpfal$ 
nimmt in bem VergeidjmB mit 2550 ©utben bie britte (SteÜe 
ein, nur Deftreta) mit 3300 ©utben unb Vaöern mit 3000 (Bulben 
galten mebr " 2 ). Ueberfyaupt geigte $urfürft i'ubmig grofje Opfern 
roittigfeit in ber ?eijtung oon 9)cannfc^aft unb (Selbbeiträgen, barin 
managen anbern ißunbeSgliebern fer)r unähnlich, meiere am Itebfteu 
ntcf>t§ gejagt fyätten unb ba8 wenige, tt)a§ ifjnen auferlegt toorben, 



t) Stälin aöittemberg. ©e|c^. III 618. 
SBoßt Wx. 70. 

$>avtf«lbci\ ©efrti^te be« ^aufrufrifc»«. 13 



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— 1<>4 — 



nur mibermidig unb jögernb letfleten l ). 2Benn jebod) ©^ergoi* 
fterbtnanb ton Oeftreid) um bicfc 3eit an £ubmig bog 9lnfud)en 
ftellte, „taut ßrbeinigung $u Äbfteüung bcg 2ln$ug$ oon §crjog 
lUrid) unb be& 93ornefjmen8 bcr aufrüljrigen SÖauern 2000 SRetftge 
nad) (Stuttgart $u [Riefen fo mar bie (Srfüüung btefed ©efuct)e§ 
iebenfaU§ für ben Slugenblitf nidjt möglich $>enn btc gan^c 
pfätgifd^e SJtadjt, meldje oljnebem auf bie jafylreidjen <Sdt)(Öffcr unb 
©täbte jerftreut mar, bürftc faum fo oiel betragen Ijaben' 2 ). 

3m 9)?ärj ging baS juerft oerlangte drittel oon Seifigen 
jum 33unbe8tyeere ab. Söatb trafen neue Auflagen ein. $n ben 
erften Jagen beS Slpril mürbe ba3 $meite ^Drittel ber 93unbe8l>ilfe 
eingemahnt. $)a bem Äurfttrjt biefeSmal freie 2BaIjl gelaffen 
mürbe, ob er in üftannfdjaft ober in ©elb feine i'eifhtng machen 
moüte, 50g er baS (entere oor, benn ringS um ü)n ftanb fdfyon 
aüeS in offenem tfofrufjr, fo bafj er feine SReiftgen nidjt entbehren 
fonnte 3 ). 2Benige Jage juoor tyatte er fd)on (Selb unb 3^ tc 
für feine beim §eere befinblidjen Veute an £rud)fej$ ©eorg ab= 
geljen (äffen. 

Xagegen fonnte er bem Söunbe in einer anbern (Sadje nidjt 
roiHfatyren. bie Söauernfyaufen bei $>eilbronn unb 93racfenljeim 
immer gröfjer mürben, erhielt ber Äurfürft oon 93unbe8 megen 
ben Auftrag, ber mürttembergifdjen Regierung mit reifiger 9ttann= 
fdjaft fofort ju $ilfe gu jie^en. 'fcaju mar aber ?ubmig trofc 
feines guten SDitten« nify im (Stanbe. 3>a§ ©injige, maS er gut* 
3ett tf)un fonnte, mar, bajj er feineu 9ttarfdjatl mit Seifigen in 
ben Äraictygau, ber an bie bebrütten Orte angrenzte, abfdjufte 4 ). 
3ttarfd)afl SBil^elm oon $abern jog mit feiner SReiterfdjaar über 
9)Jaulbronn nadj SJfoäbad) unb 53orberg, bodj fonnte er au$ 
fanget einer genügenben Wlaty gegen bie großen Söauernljaufen 
nichts oon Söebeutung unternehmen, £ubmig fonnte um fo roeniger 



') «. q. O. 9tr. 138. 

2) Naumann Wten 9ir. 110. 

3) JBogt 9lr. 180. 

4) Ob bicfc Unternehmung biefelbe ift, wie bie bon §arcr Rap. 17 
erjagte? 



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— 195 — 



Reifen, ba gleichzeitig fein @ch*»ager, ber Sttarfgraf $f>itipp con 
Sßaben, beffen (Stäbtlein $)urlach oon ben 33auern eingenommen 
morben, fich mit ber gleichen SMtte um fHcifigc an ü}n manbte. 
Vubnng fchrieb beg^alb ben 11. Slpril an ben 93unb um §ilfe, 
unb im $aÜe, bafj biefe nic^t geleiftet werben tonnte, foflte man 
roenigftenS ba3 lefete drittel ber auferlegten SöunbeS^itfe nicht 
etnforbern, fonbern btefelbe if)m, ^ftainj, SBürjburg unb bem 
£eutfchmetfter ju Üttergentheim (äffen 

^Darauf antroortetete ber 33unb, man fei rooljl bereit, bem 
$urftirjten gu Reifen, aber für ben $lugenblicf fei eine Trennung 
be§ §eere$, ba8 gegen bie brei Raufen Slflgäu, 33obenfee unb 
!8altringen im ^relb liege, untunlich- 9D?an werbe alSbalb bem 
bebrängten dürften ju £ilfe eilen, wenn biefe Raufen gefcf)lagen. 
2)er $urfürffc fotte einftweilen, nrie aud) 33ifd)of SBilhelin oon 
(Strasburg, 200 SReiter auf 23unbe3fofkn annehmen, aber auch 
feine noch rücffiänbigen ©elber in (Site begasten 2 ). 3)er Unteren 
Auflage tonnte Submtg nid)t nachfommen, ba in $olge ber (tetig 
machfenben ©mpörung baS ©elb U)m unentbehrlich war. (Sbenfo 
wenig bürfte er einem wetteren Auftrag be§ 93unbe§, baS bebrohte 
Sdt)Io& ©Qwangen burd) eine 23efafeung oon 20—30 Leitern ju 
ftchern, entfprodjen haben 3 ). 

£te £age be§ $urfürjten mürbe jefct immer rrittfd)er. £>b* 
gleich er bie nod) auSftehenbeu ©elber nid}t befahlen tonnte, mürbe 
i^m fdjon am 19. Slpril eine neue Auflage gemacht. $>er 33unb 
befchtojj eine „neue Anlage oon 33,000 ©ulben" ausschreiben, 
ba bie 9?ott) e8 erforbere. 3)ie 33auernerhebung fei immer noch 
im SBachfen, ja fte fange in ganten jefct erft an, unb obwohl 
man ber Söebrängnijj ber SöunbeSfiänbe recht wohl bewujjt fei, fo 
fei bie fjorberung boch unumgänglich- $)te oon ber ?falj Der* 
langte ©umtue betrug 34Q0 ©ulben. 

©ehr lebhaft mürbe in ftolge ber gemeinfamen Sebrängnifj 
ber SJerfehr mit ber öftreichifchen Regierung in SBürttem* 



1) Sogt 9lr. 193. 

2) 91. a. O. 9ir. 207. 

3) 91. a. C. 9ir. 220. 221. Der gTetc^e fBefet)! war aud) an bie 
#erjoge Ctthemrirf) unb $f)iltM> öon toct $fala ergangen. 



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— 196 — 



berg. %m 12. April ©erlangte btefelbe, ber Äurfürft fotte al§* 
balb {eine Leiter auf 2öetn§berg jieben laffen, wo biefelben mit 
i^rert bewaffneten fid} »ereinigen fönnten. §ür ben ftaU, bafc 
bte ^Bauern mteber in furfürfllic^eS ©ebtet fielen, foflten bie 
mürttembergifchen Leiter aud) gegen biefe Reifen. Um nachbrüettidjer 
gegen bie dauern hanbeln ju fömten, mürbe eine «erfammlung 
ju flfloSbach oerabrebet, meldte aufjer ber Äurpfatj unb ber 
Regierung ju Stuttgart auch Äurmainj unb ber $eutfchmeifter 
Don üftergentfyeim beriefen foflten. Aber bie Verwirrung in 
ben ®egenben am 9?etfar hatte einen folgen ©rab erreicht, bafc 
am beftimmten £age, am 19. April, nur bte ©efanbten oon 3^ainj 
in SftoSbadj eintrafen ')• 3)ie Stuttgarter Regierung ^atte ben 
föath Dr. Sofmnn «out für 2flo3bach beooömächtigt. £erfelbe 
hatte {ich juerft nad} $cibetberg begeben, mo mitttermeile aud) ber 
£>eutfdjmeifter eingetroffen mar unb bie Skrfyanblungen tonnten 
hier in ber furftirftüdjen s Jtefibenj ftattftnben. £>ie Verätzungen 
betrafen fe^r mistige Angelegenheiten: ber föurfürft fd)lug ber 
mürttembergifchen Regierung cor, gemeinfam mit ihm ein ^elb* 
(ager gu beziehen, »ofetbft er in fedj8 Sagen mit mentgftenS 
2000 SWann ju ftufj unb ju ^ßferb erfcheinen rnoUe. 

Ate Drt ber Vereinigung mar $il3bach im $raidjgau ober 
Vaihingen a. @. ober 3Jiaulbronn au8erfefyen. 3 ucr f* rooüte 
Vubmig mit 500 Leitern unb bem nötigen ©efcfyüfc für i!m unb 
bie mürttembergifcfye Regierung eintreffen. 3n etma ad)t Üagen 
merbc bann auch ber ?anbgraf üon Reffen mit 1000 ÜJtann gu $uf$ 
unb 1200 Leitern erf feinen. Aufjcrbem r)atte ein Hauptmann auS 
ben 9iiebcrtanbcn angeboten, 4000 $ncd)te auö ben nieberrl)einifd)en 
($egenben herauf zuführen, unb ber töurfürft fd)lug nun ber mürttem* 
bergifcfyen Regierung cor bie $älfte berfetben anzunehmen, mäl;renb 
er bie anberen 2000 befolben motlte. Tüeje feien nicht „hietänbifch" 
unb mürben be3fmlb nach DCn dauern nicht fragen. 2Jtit biefer 
s If?annfchaft fönne man bie 53auern fo lange ^trt^alten r big ber 
£rud)fefj mit bem bünbifchen £eere hci'beifomme. Aud} mürbe 



i) Sie nmrttembergijdje Stegierunn tjatte juerft 9ftau!6ronn al§ Crt 
fcer flujantmenfunft öor(]cjd)Inßen. 



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197 — 



2ftarfgraf $f)tttpp oon 93aben $ur 9)iitmirfung auf geforbert : ber* 
felbe erbot fid) alSbalb fdjrtftlid), fofort mit bewaffneten erfd^einen 
gu wollen, wenn Umt ber Ort ber gufammentunft mitgeteilt 
würbe, 3m ganjen ^atte Dr. 33out au£ ben 9$eif)anMungen bie 
Uebergeugung gewonnen, bafj „ber Sturfürft in alle SBege baä 
Söejte t^un unb treulich mit aller möglichen §ilfe gu ber (Stuttgarter 
Regierung galten wolle". 

£)ie lefctere, welche inflwifdjen il)rcr <Sict)err)cit halber oon Stutt- 
gart nad) Bübingen übergeftebett war, nahm jeboch bie SBorfc^täge 
£ubwig§ nicht an, angeblich weit eS i^r an beut nötigen ©elbe man= 
gelte. 1>a8 ©innige, woju fie ftdj ocrjranb, war bie tfeiftung oon 
1000 Bulben, um bie mebertänbifdjen Unechte fd)neller w t)erauf 
gu bringen, bieg jebodj mit ber auSbrücf liehen SSemerfung, bajj 
fte nicr)t im ©tanbe fei, auch nur einen Xtyil berfetben $u befotben. 
$n Bübingen, wo man bem fd)mäbifd)en SBunbeäheere unter 
£ruchfej$ ®eorg nahe war, fefcte man auf biefeS feine Hoffnung. 
2luch ging bie Siebe oon einer großen $ln$aht oon $necf)ten, welche 
(Seorg oon ^runbäberg herbeiführe. 3>er $urfürjt lie§ fidj burdj 
biefe abweifenbe Antwort in feinem 3^un nict)t beirren. (5r fuhr 
fort, alte $ned)te, bie ficf) if)m anboten, in feinen @olb $u nehmen. 
3a, tx wollte fogar baS Öanboolf ju bem 3 U 9 C aufbieten, ftanb 
aber baoon wieber ab, al§ er fic^ burdj eine Sflufierung baoon 
überzeugt ^atte, bafj „bie $>inge mit bem i'anboolfe allenthalben 
unjtet feien". 

$)en 21. Slortl hatte ßurfürfi l'ubwig fein ©efudj um £>ilfe 
an ben fa^mäbifchen 33unb erneuert 1 ), unb jefct enblidj war man 
in ber £age, bemfetben ju entfpredjen. £)en 27. Slpril fct)rtcben 
bie 33unbe§hauptleute, nad^bem ber 33altringer §aufe gefiraft unb 
bie gwei Raufen am 23obenfee unb im Allgäu burd) Verträge 
beruhigt feien, woUe ber 33unb „bem $urfürften unb ben SBifchöfen 
oon Sttainj unb Söürjburg gu ©efaflen bie obere 9lrt oerlaffen", 
obgleich bie Vafl im $egau unb ©chwarjwalb fcl)v befdjwerlich 
fei, unb burdj Sürttemberg in bie Sanbe ber genannten ^ürjlen 
Riehen, ©onntag ben 30. Slpril foÜte ba$ §eer fdwn in Bübingen 



i) SS oat flr. ?38. 



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— 198 — 



ftefjen l ). ©letdje i)iad>rid)t fam oon ber rotirttembergifdjen SRe* 
gierung au£ Bübingen, meldje nodjmatö Don bem $urfürften an* 
gegangen rourbe, ifyren (Sinflujj baljtn aufzubieten, bajj ber 
3ug beS !Öunbe3ljeere§ nidjt nad) ftranfen abgeteuft »erbe. 
$on $)irfdjau au8 fdjrieb fobann Xrudjfefe ®eorg am 5. 5)cai 
felbft an ben fturfürften unb forberte ilm auf, ben £)rt JU be* 
fttmmen, roo ba3 fcfyroäbtfdjc unb pfä^ifa^e §eer fid) oercinigen 
fönnten'i). 

On^mifajcn nafmi bte pfäl^ifc^e <3djaar, meldte bei bem 
fcfyroäbifttjen Söunbeäljeer fianb unb gemeinfant mit ber $J?annfd}aft 
be3 Dtoinjer 33ifd)of3 burdj groben Don Hutten befehligt mürbe, 
rufymooflen 3lntljeil an ber <2d)lad)t oon Böblingen 3 ). ®eorg 
Xrudjfejj aber n>ed)felte nod) mehrere Briefe mit bem Äurfürfien 4 ), 
bt§ bie Bereinigung ber beiben Speere in ber 9?ä^e oon 5}rud)fal 
ftattfanb, um oon ba an gemeinfam ben 3"9 an Den 9)fain *u 
maa^en. $m ganjen r)attc ber Slurfürft feine 33unbeSpflid)ten 
opferroiflig unb nad) beften Gräften erfüllt, unb toenn ilmt ber 
3ug beä SöunbeäfyeereS aud) oon Wufeen mar, fo fjatte umgefetyrt 
iebcnfaU§ feine §ahung bem fdjroäbifdjen $unbe ntdjt weniger 
genügt. 



23, 9ie Raufen in ben Imksrljemifdiett (Betteten kr 
jpfalj, bts ßistynrns «Sjieter u. a. 

3n bem £>orfe Dcufeborf bei £anbau lourbe am (Sonntag 
na$ Oftern, ben 23. Slpril 1525, nad> alter ®erooljnIjeit $ird)* 
meifye gehalten, meiere jaljlreidj oon ben ©inmolmern ber um* 
liegenben Orte befugt rourbe. IDabet oerpflidjteten ftdj „etlidje 



t) »o 9 t Wr. 279. 

*) Naumann Elften Nr. 264. 

3) Naumann Duetten S. 583. 

4) Sieielben ftct;en bei Naumann Wten 9k. 292. 299. 307. 320. 



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— 109 — 



leichtfertige Knaben mit einem ©efprädj" gufammen, in ber %b* 
ficht, einen neuen Raufen gu bttben. 93ei ©tebelbingen fyinter 
s vanbau lag bamalS ber §of ©etlroetler, welker bem Softer 
(Suffertfjal gehörte. £ier auf einem 33erge »erfammelten fic^ 
in ber 9?ad)t bie Ungufriebenen unb erhielten baoon bie 33e* 
geichnung ber % e i 1 m e i I e r § a u f e n. (Sie gingen oon ba 
in bie umliegenben Dörfer, Rotten bie üöauern au8 ben 
Letten unb berebeten fte gum 5lnfchlufi an ben Raufen. $118 
ber ÜÄorgen anbrach, maren ihrer fd^on fjunbert bei einanber, 
bie in ba§ (Siebelbinger £fjal gogen. 2118 $afob Don Rieden* 
ftein, %ant gu (SJermer^eim, in beffen SBcjtrf bie meiften XfyiiU 
nehmer be§ $aufen3 gehörten, baüon benachrichtigt morben, brach 
er alSbalb nach bem ©iebelbinger Xtjal auf, rebete feinen Dienern 
gu, treu gu bleiben unb rooüte bie 33auern augeinanber treiben. 

jeboch btefelben ben $aut mit feiner (Schaar fomnteu faljen, 
tiefen fie uon felbft auäeinanber. $aum aber mar ber §aut 
heimgeführt, in ber Uebergeugung, bie 93emegung fei beigelegt, fo 
fainmelten fich bie Ungufriebenen am gleichen Orte mieber, fielen 
in ba8 ©tift iHingenmünfter, fobann ba§ $lojter $örbt, ba§ 
OohanniterhauS £etmbach unb ben Sflömhhof ^ec^tcrSr)ctm r 
„nahmen $orn, Sßein, SMeh unb ©ffenfpetS barau§ unb lebten 
in (SauS" 1 ). 

2ll§ ber fogenannte $olbenhaufe ober befchorene §aufe fid) 
21nnroeiler§ bemächtigte, liefen bie Söauern au3 ben Remtern 9?eiu 
faftel, 2)?abenburg unb $irrmeiler ebenfalls im (Siebelbinger 
%i)a\ gufammen, angeblich um oem ßolbenhaufen SBiberftanb gu 
thun unb ihn an »eiteren ^lünberungen gu oerhinbern. 9?aa> 
bem fie fich wit ben anbern Ungufriebenen gu ®eilmeiler Oer* 
bunben hatten, „üermanbelten fie ihr ©emüth, h icttcn ^oxt 
nicht, gogen nichtSbeftomeniger über ihre Nachbarn" unb gmangen 
noch »eitere in ihre SBruberfdjaft. ©eilroeiler unb ©ufferthal 
mürben nochmal« auSgeplttnbert unb »ermüftet. (Sobann ging 
ber 3"9 ™dj Böchingen, meines föubolf oon geifefeim gehörte. 
Deffen ©chlofc mürbe geplünbert unb in Söranb gejheft. 3)aS 



') #arer Aap. 36. 



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— '200 — 



gleiche ©dndfal fyatte ber Äropäberg, ^panö Don Balberg gehörig, 
hierauf roälgte fidj ber $aufe nac^ £eiläbrü(f bei ©benfoben, 
wofelbft fie ba§ ^yrauenflofier überfielen unb „im 93ranb ttad) 
Gimmel fahren liefen". $on Iner fdjirften fie Slbtljeilungen naefy 
ben ipeierifdjen ©cfylöffern ©beöfyeim, $ef!enburg ') u. a. <5ie 
matten fo Diel Sßeute, baß fie bie #alfte berfelben in Äirrmeiler 2 ) 
liegen (äffen mußten. UebrigenS mucfyS bev Raufen nod) fort* 
mäfyrenb. Tie 93auern füllten fidj jefct jtarf genug, fogar einen 
Angriff auf baä fefte fteuftabt gu wagen. $ie <stabt ^atte 
ftarfe dauern unb Stürme, unb wenn bie 23eDölferung einiger- 
maßen guoerläffig gemefen märe, mürbe e8 gemiß möglich gemefen 
fein, biefelbe gu Imlten. Xtx Äurfürft fonnte ben Söebrängten 
gmar nicfyt mit 33eroaffneten gu §ilfe fommen, gab ftdj fonß aber ade 
3)Jüf)e, biefelbe in £reue gu erhalten. CDic dauern maren gen 2Bin= 
gingen gegogen „auSmenbig ber 9?euftabt" unb fähigen bafelbft „auf 
bem SBieljberg gegen ber ©tabt aufwärts" ifyr ?ager auf. 35on fytev 
au§ forberten fie 9?euftabt am Sonntag 2fiifericorbia bomini, b. Ij. 
ben 30. Slpril gur Uebergabe auf. Wittags um 3 1% gogen 
fie näfjer gur <§tabt unb am ©onntag ftubilate, ÜMittagS um 
12 Uf>r, ging biefelbe über. £er tfurfürft t)atte bie Bürger 
„gang Däterlidj unb treulidj oor fola) lofer, leichtfertiger, eljrDer- 
geffener SRotte Derroarnet unb gu aüem ehrbaren bittid) mäßigen 
Siefen »ermahnet". 2lber aQed mar umfonft gemefen. Ilud) fyatte 
er in biefer <5ad)e an S8ifd)of ®eorg Don (Speier gefdjrieben, ba 
Diele 33auern beä ($eilroeiler §aufen§ (Speierifdje Untertanen 
maren. £er 33ifd)of mar aud) bereit, burefy feine SRätfye einen 
SSerfucf) matten gu laffen, bie ©eilmeiler, mie Dörfer bie 5kucf)* 
rainer gu befdjroidjtigen, aber er (am gu fpät 1 ). 

©in anberer £aufe, „au§ Söefeljl be$ %aut& 33altfmfar Don 
»Rofenberg gebilbet", nannte fxd) nadj bem ©täbtdjen Sauters 
bürg. T\t £auptleute beSfelben — einer berfelben mar ber 



l) 3e$t SDtarburfl. SBergl. 3. ®. üe^monn Urf. ®ejfl)i<$te öon 
£anbau in b. $falj ©. 219. 

'*) £ier würbe aud) be§ 5Hfdjof§ Schloß gebrochen. 
3> £aret Äap. 38. 9Hone OueHenj. II 28 «Rr. 31. 



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— 201 — 

ÜÖÜrgermeißer StfiflauS ÜBinftafl ju 2auterburg l ) — crf Lienen mit 
40Ü 2)tann 2)£ontag Slbenb nad> $ubilate (8. 9)?ai) in Ubenfyeim, 
bem jefcigen ^fyilippSburg, um mit bem SBifc^of wegen iljrer SBc* 
fdjwerben $u unterfmnbeln. Obgleia) fic ju Sauterburg unb $in> 
»eiler übel gekauft Ijatten, gab man ifjnen einen ©tier. (Sie wollten 
oon ben §auptleuten beS 33ruf)rainer £>aufen§ nad) Ubenfyeim befteüt 
fein. $)od} Ratten fie Dornet bie bifd)öflt($en Beamten in £auterburg 
unb Äirrwetler ju allerlei „®elübben M gezwungen. 3n Ubenfjeim 
fdjeint eS übrigens nic^t ju Unterfmnblungen gefommen ju fein. 
Die §auptleute beS Sauterburger §aufen8 begaben ftd) beSljatb 
am folgenben £ag, ben 9. 3tfai, nadj Sörudtfal, unb crflärten bei 
ber föücffeljr, bie #auptleute ber Söruljrainer, wettye in ÜÖrucfyfat 
oerfammett waren, hätten irmen ben Auftrag erteilt, mit iljrem 
Raufen bie ättabenburg ju befefcen, um fic oor Uebetfall unb 
^ßlünberung ju bewahren' 2 ), 3n Erwägung nun, baß tyr Raufen 
wegen feiner ®röße fdjwer ju oerprooiantiren fei, aud) bie dauern 
iljre ^elbarbett nidjt oerfäumen tonnten, wollten fie „jutn ®e= 
fallen unb jur SSerbefferung ifjreS gnäbigen $errn, beS 5Mfa>f§ w 
nur ©inige jur SSefefcung ber Sttabenburg unb Don Burrweiler 
aborbnen, aucfy (Schloß SJiartentraut unb DetbeSljeim einnehmen 
laffen, bamit ftdj fein fremb SSolf barein f abläge unb bie Unter* 
tränen be§ (StifteS (Speier unjertrennt blieben ; bie übrigen foüten 
injwifdjen nad) §au8 gefyen. (Sie »erlangten beSfwlb (Sajriften, 
bamit bie S5ögte unb Betler ber genannten Drte unb SBurgen fie 
einließen. 23ifdjof ©eorg, ber i^uen ntd^t mißtraute, ließ bie 
gewünfdjten 23riefe ausfertigen, aber bie S3auern nahmen nur bie 
für bie 9)?abenburg befttmmten an fidj, unb jogen am SDtittwodj 
Ijinweg. ©obalb fie in bie 33urg eingelaffen waren, „Ijaben fie 
rapiat capiat gemadjt unb baS (Sdjloß gar auSgeplünbert" 3 ). 



1) Simonis fciftor. Beitreibung aller »ifd&öff ju Speier 6. 201. 

2) 2>ic «rufjrainer tjatten fidj bereits mit SBtf^of (Seorg güttia) 
geeinigt, «ergl. flbfd&nitt 24. 

3) 9lad) ber $arfteüung bei Simonis a. a. S. 201 fallt bie 3er* 
ftörung nid)t bem fiauterburger Raufen, „bie ftd) jum SC^eil »o&l barinnen 
gehalten fjaben", fonbem bem flolbenfaufen jur Soft. 



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(Siemens tfletn, $an§ Giebel, <Sdjuttljci§ gu ?auterburg, 
imb anbere in ber 23urg befinblidje bifdjöflidje 93eamte mürben 
oon ben dauern bebrotyt unb entgingen faum bem £obe. Tk 
auSgeplttnberte 2)fabenburg würbe am folgenben ©arnfkg nad) 
Otobilate (13. s U?ai), SlbenbS 7 Ufyr, angejünbet unb ausgebrannt. 
33ei ber $eimfcl)r überfiel ber l'auterburger £aufe nodt) ba§ 
<3djlofe ^ocfrim am SHfyein unb begann baSfelbe abzubrechen, bod) 
fdjeincn bie mächtigen, Ijeute nod) bewunberten Ouaber be§ feften 
93aue§ iljnen fo oiel ü)?ül)e gemalt ju fjaben, bafj fic balb baoon 
abjtanben. 2ludj in Vauterburg würbe fo übel gekauft, bafc „bie 
SBeiber auS ben umliegenben Dörfern hinein in« (Schloß famen 
unb fid) fo gang ooll SBctnS gefoffen Ijaben, baj? fte nidjt meljr 
gelten mod)ten" >). 

Sngwifdjen war aud) bie (stabt Sanbau in bie (Gewalt ber 
dauern gefallen. £er ®eilwciler Raufen fjatte fidj einige Sage 
$u ÜWörtyeim gelagert unb oon Ijier au§ oertjanbelt. Stonbaii 
mußte allen SBein unb atleS betreibe IjerauSgeben, welches bie 
Älöfter §ornbad), ©uffertfyal, £>örbt unb ftlingenmünfter bafyin 
geflüchtet Ratten. 3 U btcjem 3wetfe Ijatte man ju £anbau üon 
jebem $äl)nlein jwei dauern in bie <3tabt eingelaffen, welche ben 
SBein unb bie $rüd)te auftreiben mußten' 2 ). 

(Sine ©djaar $!eintngifdjer dauern, anfangt nur 300 SRann 
ftavf, fammelte ftd) bei ^orfcnljeim. 3 U ^ nen gefeilten ftdt) balb 
„etliche böfe Äinber oon ^PfebberSfyeim 14 unb ^Wangen bie um* 
liegenben Orte ju fidj. £>iefelbcn jogen oon *£orf ju j£>orf in 
ber Umgegenb oon 2öorm$ unb übcrftelen baS $rauentlofter 
§od$eim, baS auSgeplünbert würbe. $)a$ gleite ©djitffal erlitt 
Älofter Liebenau, fobann ging e§ gegen <5tift SReuIjaufen oor 
SGBormS. §ier feilten fie mit ben (StiftSfjerren ab, unb eS oer- 
brüberten ftd) mit ifynen gwei ©anonifer, Philipp ©djenfel oon 
2Jfergentf)etm, ber ben dauern fic^ als $anjler unb (Schreiber 
nüfclidj madjte, unb <Sirt Gatter. 

•iftun jog ber Raufen oor $ern3l)eim, weldjeS ben Nerven 
oon Balberg gehörte. Sttactybem fie Ijier olme alle ©egenmefyr 



l) <Dtonc Cucflenf. II 30 ff. 
?) Wonc Cufllcnf. II 32. 



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— 203 — 



eingetaffeu morben, gwangen fie bie ©emeinbe, tynen 40 9)?ann 
beigugefellen unb einige §afenbüd)fen gu teilen, Set bev ftort^ 
fefcung tljreS SRaubgugeS famen fte in ba§ große £orf Dftfjofen 
im furofälgifdjen ©ebtet. „ftafelbft ftärften fic ftd) gum befkn, 
at8 fic tonnten, brauen ben £)omfjerren ifjre §äufer ab" unfc 
gwangen bie benadjbarten Dörfer in iljren Sunb. <5obann 
rürften fte nadj Ueberwälttgung beS $?einingtfdjen Dorfes Sedjt* 
Ijeim nadj SBeftfyofen, „einem fefyr fronen nufcbarlidjen 
ftletfen", bamatä gur ©ätftc ber $urpfalg gufiänbig. ©ie 
brachten ^ier bie Säuern in ifyre Srttberfdjaft, olme baß es 
eines 3mange§ beburft fyätte *). 

SBä^renb biefer Vorgänge ersten in ber ©egenb ber tfäU 
gifdje 2)iarfd>all SSMlbelm oon #abern mit 300 Seifigen unb 
500 $ujjfned>ten, melier ben Auftrag ^atte, ba8 5lmt $lgei gu 
befdurmen unb cor weiterem Abfall gu bewahren. $ll§ er „ber 
lofen Sauern inne würbe", manbte er ftdj gegen SBeftfyofen. 
TObalb oerliefcen gegen 3000 Sauern ben Rieden, fteflten ftd) in 
<5cfylad)torbnung auf, wobei fte einen §ügel mit SBeinbergen über 
bem $)orfe befe|ten, welcher bie ©egenb befyerrfdjte. %\)xt günftige 
©tcüuug fyielt ben 3flarf djafl Dom Singriff ab, obgtetdj er w be« 
^panbelS begierig war". (5r begnügte ftcfy beSljalb bamit, fein 
©efdjüt} breimal unter bie Sauern gel)en gu taffen, worauf bie= 
felben fid) in baS £>orf flüchteten. £)ie etnbredjenbe 9?ad)t Ijielt 
ben Ü)iarfd)afl oon ^ortfefcung be8 Kampfes ab, boc^ würben 
nod) (>0 Sauern auf ber $lud)t mebergemadjt. $n ber 9cadjt 
aber 50g ber gange §aufe ab in ber SRidjtung oon 9?euftabt, 
wo er fidj mit bem anbern Raufen oereinigte unb bann gemein* 
fam mit biefem ba3 furofälgifdje 2Bacf)enfjetm einnahm. §ter 
blieben bie Sauern gunäd>ft liegen unb gwangen bie benadjbarten 
Ortf^aften in ityren Sunb. Sei ben s .ßlünberung8gügen fiel ifynen 
audj bie Slbtei Himburg gum Opfer' 2 ). 



i) $ie ßeidjtigfeit, womit bic 93ouern jum Abfall gebraut tourben, 
oevanla&t #arer Aap. 39 ju ber 93emerfung: „$n Summa bic ©auer* 
jdjaft in§gemein waren faft alle eines Sinnes unb über einen Seift ge^ 
fragen." 

*) <8. £ertjog Gbeliaff. Gfjronif (@tra&6. 1592) ®ud) II 170. 



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5t utf Urft V'ubroig war für ben 2lugenblid au&er £tanb, bcn 
XUufftanb mit (Gewalt nieberäufdjlagcn. Dlntebem mar er geneigt, 
ben Slufru^r feiner Untertanen lieber „burdj bie ©üte al8 burefy 
ben ©rnft unb ®emalttljaten ftitten, aud) ba£ SljrifUnMut 31t 
oergieften fo oiel als möglid) $u oermeiben". Der SRatlj oon 
^euftabt bemühte fidj trofc feine« SlbfaÜeä, einen gütlichen 5kr* 
gteid) herbeizuführen unb beftiminte, int CSinuerftänbnife mit ben 
Sauernhauptleuten, ben 5?urfürften ju einer 3ufammenfunft. Die 
dauern fdjidten ihm einen (Seleitäbrief, bod) burfte er nicht me^r 
als 30 Leiter mitbringen. i'ubwig erfdnen am Mittwoch nad) 
Subilate in ber ftrttlje bei bem Dorfe $orft, wofelbft ftdj aud} 
bie Söauernljauptleute, benen umgefetjrt ber ^urfürft einen ©e= 
lettSbrief überwirft fyatte, einfanben. 91(8 bie Serhanblungen 
begonnen fyatten, tarnen plöfclich „beibe Raufen auch in ber Orb* 
nung fjergerücft, liefen bie gefeen ') fliegen unb ftdj behauen". 
Tie dauern wollten bamit offenbar bem tfurfürften if>re <Stärfe 
geigen unb tfjn einflüstern. 9?ach langen Serhanblungen einigte 
man fid) enblidj bahin, bafi bie Sauern ihre Raufen, roeldje in 
Oiefer (Segenb auf 8000 2Rann gefehlt würben, auftöfen unb 
ein jeber nach §aufe jiehen foUte. Die eingenommenen <5täbte, 
Sdilöffer unb Rieden fotlten geräumt unb ihren Herren wieber 
jurücf gegeben, auch fernerhin nichts herausgenommen unb ent* 
roenbet werben. Wud) foüten bie dauern nichts mehr gegen ben 
•Murfürften unb feine ©chirmoermanbten unternehmen. Umgefe^rt 
oerfprad) Vubmig aud) gegen bie dauern fülle ju ftet)en unb einen 
l'anbtag auSjufdjreiben, auf wettern bie Sefdjwerben ber dauern 
cntfdneben werben foüten. Der Äurfürft 50g aisbann mit ber 
Sürgerfchaft oon Üieuftabt, „welche in ber £)rbnung ging", in 
biefe ©tabt. Ueber 9?ad)t aber fd)eiuen bie Sauern Sebenfen 
befommen ju haben. DeS anbern DagS erfdjienen it)re ©pred^er 
wieber bei bem $urfürften unb wollten Dag unb ÜWalßatt beS 
VanbtageS wiffen. V'ubwig entfprach tt)rer ffyrberung unb lub 
fie an feine Dafel. „Da fat) man Sauern unb i'anbeäljerm pi* 



») £ie ftäfjnlfin. ftarer, welker biefe« ?tu§brucf gebraust . ttmr 
ein SJnuernfeinb. 



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— 205 — 



fammenfifcen, 5ufammen effen unb trinfen. ©r fyatte, fo fd)ien'§, 
ein $er$ ju ifynen unb fic ju tym." SllSbann entliefe er fic 
gnäbtg, teerte nadj $eibelberg gurüct unb erliefe ba3 Sluäfdjreiben 
im ganzen 2anb. 9lud) gebot er feiner SRitterfdjaft unb feinen 
SlmtSleuten, nichts 2Bettere§ gegen bie dauern bis jum Sonbtag 
ju unternehmen l ). 2)er ?anbtag füllte in ber 2Boc$e nad) <ßfingften 
ftattftnben unb bie 23efd)lüffe beSfelben für bie pfätgifc^en Sanbe 
auf beiben Seiten be§ SRfjeineS binb^nb fein. 

SBenn bie 33en?egung bamit nid)t ju ©nbe mar, fo ift eS bic 
<5djulb ber beiben 33auernfjaufen $u ©adjenfyeim unb ©ingingen, 
rcetdje ftd? um bie bem Äurfürften gegebenen 3ufagen ntdjt funu 
merten. £ro| ber $lbrebe plünberten fic bie jroei ©djlöffcv 
©olffburg unb ©injingen bei Sfteuftabt, ebenfo 9tuppert3= 
berg, „ein gut ©afferfyauä, bem pfal^gräfifdjen §Dfmeifter nnb feinem 
trüber jugefyörig". $n Unterem, ba§ fie oon ®runb auS „auf- 
fegten", madjten fie grofee 33eute an £au§ratlj, ©ein unb Brückten. 
$)a8 gleidje ©djtcffal erlitt ÜDorf unb ©djlofe ÜTetbeSfyeim, meldte 
bem 33ifd)of oon (Speier gehörten. 

hierauf trennte fid) ber ©acfyenfyeimer Raufen unb jog 
mieber naef) bem „®au" in bie ©egenb oon ©ormf unb quar* 
tirten „ifyr ^Regiment mit einer SBerfammlung" in ©tift SReuljaufen 
ein. 3)ie anbern bagegen jogen oor £anbau unb fangen bie 
<2tabt, trofc be§ (Sträubeng ber SBürgerfdjaft, ifmen $orn unb 
©ein, ©igentfmm ber ©eifHidjfeit, IjerauSjugeben 2 ). 

TO fie feinen ©intafe in £anbau erlangen tonnten, warfen 
fie ftd) auf bie bem trafen oon £ötoenjtein gehörige Söurg 
(Sdjarfenecf, welche auSgeplünbert unb aufgebrannt würbe. 
Silber Rauften fie in ben <S<$löffern 9?eufaftel unb £rifeU, 



*) £arcr Stap. 42. 5krgl. oben ©. 185. 

2 ) Sdjon borget tjatte ber ÜRaU) ber ©labt bie ©cfinnungSgeuofien 
ber dauern unter ben ^Bürgern burd) eine ät)ttlic^c ©penbc befriebtgf. 
3. ®. 2 et) mann Urfunbl. ©eidjtajte ü. Sanbau i. b. «Pfala (3ieuftabt 
a. £. 1851) ©. 128. UebvigenS mufeten ber $cd)ant unb fein Kapitel 
fpäter bod) au§ ber Stabi* flüd)tcn , unb erft nadfjbcm fie einen ©eleit§« 
brief öom 9latf>e empfangen Ratten, fürten fic roieber prürf. 



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— 20ö — 



roofelbft fie tfoax ©inlajj fanbcn, olme jeboch ju plünbern. 3118* 
bann ging bcr 3"9 nach bcm Wönd^ö^of Ü)J örll)c im bei Vanbau, 
roofetbft fie ftd) mieber einlagerten. $>ier erhielten fte Nachricht, 
bafc ihre 33rüber in 3 a & crn Don & er J°$ Slnton oon Lothringen 
fdjtoer bebrängt würben. 2ll8batb matten fie ftd) auf ben 9)iarfcf) 
ba^in. 3118 fie aber in ber ®egenb oon 2Beifcenburg bie 92acr)- 
ridjt oon ber ftieberlage ber Sauern bei 3abern erhielten, entfiel 
ifmen ber 2Rurt) unb ber $aufe jerflreute ftd). $amtt fdjien bie 
Bewegung oon neuem beenbigt ju fein. 

Xod; fc^ien eS nur fo. $)ie Bewegung ^atte bie ©emittier 
51t lebhaft erregt, als bafc fte mieber fo rafd) gur 9Ru^e Ratten 
fommen tonnen. 2Benn auch ber 4>aufe auSeinanbergegangen, fo 
waren bod) bie $auptleute in SMUigheim beifammen geblieben, in 
ber fefien 3lbficht, wenn ©efafyr im $erftuge, U)re Leute mieber 
gufammenguvufen. 3118 nun Äurfttrft Lubroig mit feinen SunbeS* 
genoffen ben 23. IKai §eibetberg oerliefe oermut^eten fte fofort, 
ba§ ber 3ng auch ihnen gelten mürbe unb erhoben ftd) oon neuem, 
roietoofyl ber $aut oon Bermersheim fie „treulich oermaljnt unb 
gewarnt fyatte, nichts meiterS in mittels oorjuncljmen". 93ers 
geblid} erinnerte er fte baran, bajj fte bem Äurfürften oerforodjen 
Ratten, bis ju bem auSgefc^rtebenen Lanbtag ruhig ju »arten. 
(Sie fammelten fia? ju 2)iörlhetm bei Lanbau unb oerübten mieber 
®emaltthättgfetten. 

£>er Jeimann 3l8mu8 oon ber Rauben, §err $u $)irm* 
ftein, ,,^tng ein leidjt ©eftnbleiu" an fid) unb fiel junächft bem 
Pfarrer ju 35irmftein in baS §auS. 3118 hier aUeS tüchtig ge* 
olünbert, fdjämte fid) ber eble $err nicht, „uneingebenf feiner 
(5ht*n un o 33erroanbtfd>aft", auch ber (Stellung feiner SBorfa^ren 
am ^Pfäljer $of, feinen Raufen in baS $lofter $ranfenü)al ju 
führen, mo ebenfalls mit Rauben unb $ertoü(ien fchlimm gehäuft 
mürbe. 



i) SBergl. 8. 191. 



t 



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— 207 - 



24. Dir red)t$rljeuufd)en (Bebicle bes ßtstljmnfi Sytkt 
unb bie untere Jtlarkgraffdjaft ßaben. 

£>ie ©egenb, beren <Sd)icffate im Solgenben gefdjilbert ©erben 
foüen, ift junäajft bie untere SDtorfgraffdmft 33aben, ein HeineS 
£anb, bamalS regiert Don bem Rumänen ^ittoo I., ber mit einer 
turöfäljtfdjen ^rinjeffut öermäfytt mar. Sßljitipps (Hinflug mar 
übrigen^ größer, als bie SluSbefynung feine« SänbctyenS erroarten 
liefe, ba er ^räjibent beä föeidjSregimentä mar. S)ie mic^tigften 
<5täbte ber unteren üttarfgraffdjaft roaren $forjf>eim, $)urlad> 
uub SBaben »). 3)ie babifdjen ©ebietötljeile in ber £)rtenau, 
im 33rei£gau unb fonft Ratten tljre eigenen £tt)icffate unb 
merben fpäter befonberS befyanbelt 2 ). Sftörbücfy an bie ißlaxU 
graffdfyaft grenzte ber öftlid} oom Steine gelegene £f)ett beä 23i8= 
tfyum§ ©peier an, befteljenb au8 ben fünf Remtern 33rud)fa(, 
®rombacfy, $i§Iau, ^Rotenburg unb Ubenljeim ober $ljitipp§burg, 
mie jefct ber 9?ame lautet 3 ). Diefe ganje ©egenb ftifyrt l;eute 
nod) mie bamatS ben -Warnen be§ 93rul)rain8 4 ) unb erftreeft ftdj 
nörblid) big nafye an §eibetberg, bie bamalige rurpfätatfdje SKeft* 



1) Staftatt ober 9iaflriten war bamalS nod) ein 2)orf. 

2) «efonberS widjtig ift bie 31)ätigfeit <ßt)ilipj>§ unb feiner 9iätr)e 
in ber Ortenau, wo er ben belannten Drtenauijd)en ©ertrag ju 6tanbe 
bradjte, woöon fpäter. ber oberen *Dlarfgrafjd)aft regierte (Srnft, 
!ßl)ilit<p§ SBruber, ber bei feinen Untertanen ebenjo berbafet nie ^3r)ilfpp 
beliebt war. SBergl. ju biejem 9tbjd}nitt meinen Wufjatp £)er SBauenu 
frieg in ber *£Rarfgraffd)aft 93aben u. im ©rutjrain ($Beftbeutjd)e 3eitfd)r. 
I (1882) 66—87), wo aud) bie Duetlen bejprodjen ftnb. 

3) Sie Warnen fammtltajer Drtfdjaften biefer Remter finben fid) 
s ])tone Ouetlenf. II 34. SJlit llnred)t be3eid)net Simmermann SBauern- 
frieg Uli 595 Obenbeim, SRotenfrutg unb fliSlau al§ ©täbte. ßetjtere 
jroei waren bifdjöflid) fpeierifdje Sd)löffer, Obenbeim, öfH. öon SBrudjfal, 
war ein $orf. 

4) $a§ SDöort ©rutjrain bot nid)t§ mit bem 9tt)ein ju t^un, wes- 
halb aud) bie Sdjreibung «rubrem ober SBrurbein falfd) ift. ©rubrain 
ift aus 93rud)rain entflanben unb bejeidmete urjprunglid) ben SRain, bie 
Jpgeltette im Often be§ $rud)e§ ober «Sumpfes im 9lt)eintr)al. 



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- 208 - 



benj, im Cften tta^e au Bretten, baS im 16. Saljrhunbert &ur 
Äurpfalj gehörte, unb im Seften bis an ben Wftin l ). 

©erabe in bicfcr ©egenb mar für bie SBauernbemeguug ein 
künftiger ©oben. DaS leichtlebige unb unfdjwer ju erregenbe 
Temperament ber fränftfe^cn Söeoölf erung , bie fich faumoon ben 
beweglichen unb unruhigen ^folgern unterfcheibet, ^atte fyier fchon 
im Oa^re 1502 ju einem $orfpiel beS 93auernfnegeS geführt 2 ), 
©in unruhiger ftopf, 3ojj ftri*, oon Untergrombach, h attc cine 
geheime SBerfchwörung unter ber l'anbbeoölferung angebettelt, 
„einen S3unbfchuh", bem balb gegen 7000 Üttänner unb §rauen 
angehörten. Doch beoor bie SBerfchwörung ausbrach, würbe fie 
burch ben SBeichtftuhl entbeeft. Das §aupt ber Serfchwbrung 
enttarn, um barauf in Vehen im sbreiSgau eine ähnliche Bewegung 
heroorjurufen unb noch fpäter, fchon mit grauem Söart, ben 
grofjen 33auerntrieg im £>egau ju erleben 3 ). Einige ber <2chut* 
bigen würben oerftümmclt, unb bie ganje Unternehmung Der* 
eitelt. Doch bie reoolutionären ^been glimmten unter ber Ober* 
fläche ©erborgen weiter, unb ber ftrüfjling beS ^ahreS 1525 fachte 
biefelben gu einem mächtigen SBranbe an, ber, wie eS fcheint, ben 
größten Dljeil ber ©auernbeoblferung ergriff. 

$m %a\)x 1524, wo im füblichen Schwar^walb unb im £>egau 
ber Slufftanb bereits ausgebrochen mar, fcheint eS in ber WlaxU 
graffchaft unb im 53ruhrain nod) ruhig geblieben ju fein. Vielleicht 
trug baju bie Haltung beS SBtfchofS oon Speier ,bei, ber bei Qtittn 
burch feine SRätf)e mit ben dauern hatte unterhanbeln laffen. Die 
Söerhanbluug l>atte ben gewünfcr)ten (Srfolg: bie Söruhrainer ant* 
worteten, ba§ fie [ich als gehorfame unb fromme Untertanen 
gegen feine bifchöflichen ©naben ermeifen wollten. Dagegen oer* 
fieberte ihnen ber 33ifcf)of, bafj er fie gegen jebe ®emaltthat fchüfcen 
unb jdn'rmen wolle, ^luf ben ^ßalmtag beS ^ahreS 1525 (9. $lpril) 
aber rotteten fid) marfgräflichc ^Bauern in Söerghaufen nahe bei 



! ) tfcigenbuij ber flrcucfjgau 6. 274. Tarnad) ift Qeglntann 
JUiegSflejä). b. Samern jc. I 50 311 öerbeffern. 

2) Zimmermann ^ouernfr. Ii 150. Sttone 93ob. Slrchiö 11165. 

3) SÖcrgl. So. <Sd)r eiber Ter Shinbfdjub 31t tfeben. Sreiburg 1824. 



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— 209 — 



Durladj jur 9?ad>t$ctt gufammen '). ©ie waren au§> Äöniggbad), 
Söilferbingen unb anberen Orten be3 ^finjtlmte '*). Offenbar 
Ratten fie ®cflnnung8genoffen in Durlad}, benn biefe ©tabt öffnete 
oljne SGBiberftanb bem Raufen, ber fa>n auf 2000 angemadrfen 
war, bie D^ore, nacfybem fie Borgens um 4 1% oor ber ©tabt 
erfduenen waren unb ber Amtmann einen oergebltdjen SSerfua) ftc 
abgalten gemalt Ijatte. bereits Ratten ftd) audj dauern au8 ber 
babifdjen §arbgegenb unb bem benad)barten ©peierifdjen r)inju* 
gefeilt, ©ämmtlidje Dörfer bis hinauf nadj ^ßfor^etm mürben 
jum Stufftanb aufgeforbert ; aud) nad) (Sulingen gingen ©abreiben 
ab. 2ll3balb aber erfdnenen SBoten oon Sftarfgraf $t)ilipp, um 
mit ben Slufftänbifdjen ju unterfyanbeln. (5r liefj bie dauern 
auf f orbern, ifjm tyre 23efdjmerben oorjutragen, unb für biefeS 
9J?a( gelang eS nod) ben ©türm ju befdnoören; benn bie dauern 
gerftreuten ftdj, naüjbem ber Sftarfgraf fte feiner ($nabe Ijatte Der* 
fidjern laffen, mieber in it)rc Dörfer. $aum aber mar biefeS ge* 
fdtyefyen, fo erfdjien Kilian Don Sßermangen mit einer ©djaar 
Seifiger unb jünbete im Auftrage ^ßfyilippS baS Dorf Söergfyaufen 
an, ba§ $ur §älfte nieberbrannte. „Deft maren bie Söauern 
ntdjt roofyl aufrieben, barum fte audj in ber fjolge mit ben 
Säuern am SSrufyraine bie ganje Ü)farfgraffd)aft Ralfen ein* 
nehmen" 3 ). 

3n ber 2Bod)e nad} Oftern bradj ber 2luffhnb im benaaV 
barten SBrufyrain auS. ©inmo^uer be$ Dorfes 3ftalfcfy unb 
<5d}loffe3 &i§Iau füb(ia) oon ^eibelberg fetten einen fjufyrmann 
be8 93ifd)ofe§ auf, meldjer SBeine oon ©djlofj SRotfjenberg nad? 
ber SRefibenj be§ 23ifd>of« führte, unb moöten ifm Biringen, mit 



1) SRone Oueflenf. II 18 <Hr. 5. $>iefe Ouefle, n>elä)er SDione ben 
ZHtl „Stouetnlrteg am Cberrbein" gegeben $at, ift fjöäjft jubcrläffig, 
ba fte Don einem funbigen Planne au§ ber nöajften Umgebung be§ 
S)ifdjof§ @eorg oon Speier f)«rüfjrt. SBergl. Weuburg. (Soll cd. 43, 16. 

2) ©d)n?ar3erbt 6. 16 bat bafür bie 93ejeid)nung „9temad)inger« 
ttjal" oon bem jetjt öerjd)tounbenen @d)Iojj ber Herren oon SRemdjingen 
bei SBilferbingen. WarTgraf ^ilipp nennt ©röljingen unb jwei »eitere 
Dörfer bei $urlnä) als ©itj ber Unjufriebenen. S5ir cf Dir. 342. 

3) ©d;un! II 12. 

£artfelber, ®ef*td>te be8 »auetnfrieß«. 14 



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— 210 — 



feiner Labung ju bem 53auernhaufen bei 2Bein8berg £u fahren. 
£>er $ned)t mufjte fi$ jeboch mit guten SBorten l)erau$£ureben 
unb rettete trot} ber Drohungen ber dauern bie ihm anvertraute 
Labung. 2lu$ ber angeführten ftorberung aber ergibt ft<h, bafc 
ber ©eijt bcS Aufruhrs oon £)ften unb 9?orbo(ien ^er genährt 
würbe, wofür auch anbere ^atfad^en forechen 1 ). 

Schon am nächften £ag nach bem erzählten SBorfaU, ben 
20. ^tprtt, fammelten ftdj etwa 50 unjufrtebene 93auern unb bischöf- 
liche Untertanen auf bem tfcfcenberg 2 ) nörblidj Don Sörttcf^ 
fal, ber weithin ba8 ^eint^at be^errfd^t. Sie liegen Sd/reiben 
an bie benachbarten Dörfer ausgehen, man foüe ihnen mit ge* 
waffneter §anb aujiehen, „um ba8 CSoangettum unb bie göttliche 
©erechtigtett retten gu helfen." <£inc3 btcfer Schreiben fiel bem 
$ogt be§ benachbarten Schlöffet ÄiSlau in bie £änbe, ber baSfelbe 
fofort bem Söifdwf nach Ubenheim (^hHippSburg) übcrfchicfte. 
2)er SSifdjof, bem oermuthlich feine auSretchenbe unb juoerläfftgc 
bewaffnete 2J»annfchaft ju ©ebote fhnb, betrat nun ben SEBeg ber 
SSerfjanblung unb liefe bie Slufftänbigen an ihre oor furjem ge= 
gebene 3"f a 9* öcä ©ehorfamä erinnern. SBatb aber geigte ftd}, 
wie wenig auf folche Besprechungen unb SBerficherungen , oon 
einer oielföpfigen 2Jienge gegeben, in 3«*«* oer Aufregung ju 
bauen ift. ©ine 2ln$ahl 23rut)rainer oerlangten oon $an8 oon 
Sühel, bem Oberamtmann ober, wie bie Söejeidmung bamalS 
lautete, bem $aut im Söruhrain eine gütliche Unterrebung, an* 
geblich um babei behilflich ju fein, bie Aufruhrer ju trennen unb 
ju (trafen. @3 war ba§ jeboch eine Sift, um ft<h bed ^autS $u 
bemächtigen, ber ftch nur burch fdjleunige flucht oor ber ©e* 
fangennahme retten fonnte. Unterbeffen aber wuchs ber Raufen 
auf bem £efcenberge bebeutenb an. £rofcbem oerhanbelte ©ifdjof 
©eorg weiter: e8 ging ein Schreiben an bie auf bem tfefeenberge 
Skrfammetten, in welkem ber 33ifchof fte nochmals an ihre 3 Us 



1) £ie #egauer unb ©d)toarjn)äfoer dauern hatten bie Stubrainer 
tmtd) ein ©d)reiben junt Wuiftanb aufaeforbert. »aumanit Duellen 
5. 577. Db aber baSjelbe je anßelommen iftl 

2) Wone Oueflenj. II 19 9tr. 6. 



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I 



— 211 - 

fage beg (SetyorfamS erinnerte unb fobann »erlangte, ihre etwaigen 
33efchwerben gegen feine ^erfon, feine Liener ober fonft oorju* 
bringen, bamit fie fpüren fönnten, bafj er Urnen ein gnäbiger unb 
gütiger #err fei. 3luf biefeS ©^reiben, „gar eine gnäbige ©<hrift" 
oon bem 33erid}terftatter genannt, erhielt ber Söifc^of am borgen 
be§ 23. Slpril bie Antwort ber Söauern, bajj fie nur gelungen 
früher ®ehorfam oerf proben hätten, ©egen feine $erfon Ratten 
fie gar nichts, bod) Ratten fte bie Irtifel ber 8auerfd)aft an* 
genommen unb feien entfchloffen , ber ©eifttichfeit, „bem be* 
fronten faulen Raufen", weber 3^3 nodj äehnten ju ent* 
rieten. 9hrr auf biefe 33ebingungen hin feien fte ju Unter^anb* 
hingen erbötig. 

33ifd)of ©eorg, ber ein ©ruber be§ Äurfürften £ubwig oon 
ber ?$falj war, fdjeint ftch fofort, nacfybem bie erften Nachrichten 
oon bem Slufftanbe eingetroffen waren, an feinen Sruber um 
§ilfe gewanbt ju ^aben. S)er pfäfyifche Sftarfchafl Sßtl^elm oon 
§abem rücfte wenigftenS atSbatb oon §eibelberg mit 200 Leitern 
unb einigen ©efchtifcen lanbaufwärtS , um fid) mit ber Keinen 
©djaar fpeierifcher Leiter unter §an$ oon Sähet ju oereinigen, 
unb fam bis oor ©cf)(of$ $i§Iau. ©3 waren auch dauern, Unter« 
tränen be8 S3ifc^of8, mit aufgeboten worben. 3)iefe fähigen ficij 
aber jefct $u ben 5lufjtänbifc^en unb oereitelten babura? ben $ln* 
griff auf ben Sefcenberg; berfelbe mar nämlich an ben Abhängen 
mit SEBeingärten bebecft, fo ba|$ bie Detter be8 33ifct)of£ unb be$ 
Äurftirften, benen aujjer ben abgefallenen 33auern fein f^ufpolf 
beigefeflt roar, feinen ©türm unternehmen tonnten I ). ^ebenfalls 
fc^eint ber pfäfjifche ÜRarfdjau' feine günfiigen Nachrichten an ba§ 
pfäljifche $of lager gebraut ju ^aben; benn noct) am nämlichen 
©onntag, bem 23. 2lpri(, erhielt ber 93ifct)of oon §eibelberg au§ 
brieflich ben Natt), fict) mit ben SSauern $u oertragen unb ihre 
93efchwerben abgufieüen. ©o ging benn noch am fetben Sage 
ein ©^reiben be3 ©ifdwfeä oon Ubenljeim nach oem Sefeenberge, 
worin er feine S3ereitwiüigfeit ertlärtc, fetbfl bei ihnen ju er= 



i) En bietet ©teile wirb ber SBeridjt bei «Dcone erft burd) §arer 
S. 29 red)t öerftönblid). 



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- 212 — 



fcfjeinen unb mit ihnen gu unterhandeln. 2öie wenig er noef; 
auf frembe §ilfe hoffen tonnte, geigte ihm ein SPrief be§ üttarf^ 
grafen W^PP &on 93aben, ber in berfelben 9?ad)t eintraf, 
^itipp erflärte, aufcer (Stanb gu fein, ihm $ttfe gu fenben, ba 
feine eigenen Untertanen in ber Ortenau ftd> empört hätten unb 
ringä um it)n baS gange Sanb in Slufruhr fei 

Söalb geigte fich, meldte f glimmen folgen baS mijjgUicfte 
Unternehmen auf ben Vehnberg ^atte. ßaum mar ber SBrief 
beS 2)?arfgrafen getefen, fo begehrte — eS mar um 9Jfitternadjt — 
$an3 Don 23ühel ©mlafj im (Schtojj gu Ubenhetm. @r braute 
bie Nachricht, bafj auch bie dauern be3 SlmteS Obenheim unb 
beS Dorfes UnterömiSheim, ba£ bem ßlofter s J)faulbronn gehörte, 
aufgeftanben feien unb iörudjfal eingenommen hätten. SSon jefet 
an mar fein §alt mehr, unb bie flamme be8 Aufruhrs lief 
fdmeU oon Dorf gu Dorf, fo bafe balb ber gange 53ruhrain in 
ooüem flufftanbe mar. 

©ifdjof ©eorg erfannte bie §itfloftgfett feiner £age unb 
erinnerte fich jefet ber mehrfachen ©inlabungen fetneS iöruberS 
nach $>eibelberg. (Sr übergab bem ©beimann ©htiftoph »on Ober* 
ftain, genannt SRedjenberger, unb einigen ©ehilfen, benen man 
Bürger au$ Ubenheim gugefeüte, ba3 (Schlofj gur Obhut unb be* 
flieg am borgen be8 24. Slprit ba§ ^ßferb, um in bem feften 
(Schlofj gu £eibelberg (Schüfe gu fudjen. %m Xfyoxt tröftete er 
noch bie Untertanen unb oerfprach ihnen feinen (Schüfe, aber 
faum mar ber Söifdmf oerfchmunben, fo geigte fl<h/ bajj felbft in 
feiner unmittclbarften 9iähe fein Skrlafj mehr gemefen. 2)ian 
brang in feine ©emächer, ^olte bie §arntfche unb »erlangte bie 
Skrroaltung be§ (Schloff eä, um barin „nadj (Gefallen gu effen unb 
gu trinfen, gu f chatten unb gu matten" '*). 

Der 5Mfdjof fyattz. mohl gemußt, marum er fich ni fy na£ *> 
<Speier menbete, beffen fefte dauern gegen ben 5tnbrang ber 
dauern boct) auch ^iitlängltc^ (Schüfe geboten hätten. Die (Schief* 
fale, melche ba^bort gurücfgebüebene Domfapitel in ben nächjien 



i) 9)tone q. a. C. ©. 20 9?r. 9. 
j | *) Etone a. a. C, B. 21 91r. 10. 



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— 213 — 



Sagen burdföumadjen fyatte, bebroljten bie bifdjöflidje Ü)?adt)t nidjt 
weniger als ber Ü3auernaufrul)r l ). $aum fjatte ficf) bie Wacfyricfyt 
Don ber Slnfammlung auf bem 2efeenberge unb bem mifjglüeften 
3ug beS pfäljifdjen SWarfdjaüS in ber (Stabt »erbreitet, fo be* 
mädjtigte fidj eine grofje Aufregung ber ftäbtifdjen Söeoölferung, 
unb man mar balb einig, bajj jefct ber geeignete 3eitpunft ge* 
fommen fei, um bie $rim(egien beS 93tfdjofS unb feinet Kapitels, 
bie man tängft miberwillig trug, ju befdmeiben. ©djufcloS ben 
brofyenben Prangern preisgegeben, unterzeichneten fdjliejjlidj bie 
Alapttulare ben it)nen oon SBürgermcifter unb SRatt) ber ©tobt 
aufgenötigten Vertrag, unb 5Mfd)of ©eorg ratificirte baS ©djrift- 
ftücf, fo ungünftig eS aud) bem iBiStfmm fein mochte, nur um r»on 
biefcr (Seite SRufye ju befommen. (5r fyoffte wotyl, biefen er- 
zwungenen Vertrag wieber abfdjütteln ju fönnen, wenn if)m nur 
erft bie 33emt)igung ber 33auern gelungen fein würbe. 

Da^u follte aber eine perfbnlidje Unterrebung mit benfelben 
bienen. 33alb geigte fid) jebodj, bajj bie 33auern felbft eine 3 U * 
fammenfunft mit bem SBifdwfe ntc^t wtinfcfytcn: als berfelbe einen 
^ßlafc im SBalbe bei Fronau, ben fogenannten ^trfdjfprung, als 
Ort ber SufamwenfuHf* Dorf<$hig, fanben bie dauern ben ^piafc 
„nidjt gelegen". £rofcbem »erliefe 33ifdwf ©eorg, bem menigftcnS 
für feine ^erfon freies (Geleit üerfprodt)en war, am üflittwod) ben 
26. %px\i 4)cibclbcrg unb ritt mit geringem ©efolge bis oor 
Sörudjfal. 3 U feinem ntdt)t geringen ©rftaunen mufjte er aber 
l)ier erfahren, bafc bie Söauein gar ntdjt mefyr bafelbjt waren, 
fonbern in bie üftarfgraffdjaft Söaben abgezogen feien '*). 5)a in 
$}rud)fal felbft baS 33auernregiment fyerrfcfyte, fo war eS nic^t ge* 
ratzen, bie ©tabt fetbft ju betreten, unb eS blieb bem 23ifdwf 



1) 2)ic ouSfiifjrlit^e S)arfleflung biefcr Grcigmffe folgt unten in bem 
flbfdmttt über ©peter 6. 245 ff. SBergl. oud) ©etffel ßaiferbom II 183. 
Pentling (Sefö. b. Söifdr). 3U €peier II 255. 

2) Ser ©eleitSbrief für ben ©ijd&of Sogt 9tr. 283. $ie »auern 
batten flaj bei ed&lofj unb £orf Orombad) gelagert. «benb§ fotelte Hü) 
f)ier eine löjtlidje ©ei$iä)te ab, bie seigte, tote toenig juöerlöiftg bie 
juiammengelaufenen Raufen waren. £iefelbc tft Heuburg. Collect. 
W. 43 €. 36 rrjfftyt. 



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— 214 — 



nid)td übrig, ald mieber ben Jpetmmeg anzutreten , worauf er 
nach einer flüchtigen Slnfehr in (Schloß SEBerfau 3lbenb3 wteber 
unoerrichteter (Sache in §eibelberg eintraf 1 ). $on ^ier feierte 
er, ba er in feiner SSerlaffenheit unb SBebrängnife feinen anberen 
2lu8weg ju pnben wujjte, üon neuem feinen Sanbfchreiber an bie 
dauern, unb fdjon am 27. Slpril ^atte er einen weiteren ®eleit§; 
brief in ^pänben. 3« §eibelberg war man immer noch ber bis* 
herigen Anficht, bafe Nachgeben ba« befte fei, unb bie äRel^aljl 
ber pfäljifchen föätlje mar ber Meinung, baj$ ©eorg nochmals 
bie dauern auffudjen muffe' 2 ). 

Mittlerweile hatte ber s 2lufftanb in ber Marfgrafföaft S3aben 
mächtig um (ich gegriffen. geigte ftch, baß jene erfie Dämpfung 
ber Erhebung burdj bie Verbrennung üon 33erghaufen wenig 
gefruchtet hatte. Die Erbitterung ber ©emüther war fo grojj ge* 
worben, bafc bie SWarfgräflidjen fofort gemeinfame (Sache mit 
ben 23ruljraimfcf)en matten unb in it)re Söruberfdjaft fchworen. 
Die fefte (Stabt Durlach folgte bem Söeifpiel SruchfalS, fefcte ben 
marfgräfüchen Vogt gefangen unb öffnete ben dauern bie Xfyoxt 3 ). 
Unweit Durlach lag bie alte iöenebittiner*2tbtei (SotteSau; gegen 
biefe manbte fich nun bie ganje Sfißuth ber oerbrüberten Sßauern. 
©Ottenau würbe geplfinbert, unb bie Sluffiänbifdjen oerlangten 
oon 2)Jarfgraf Philipp, ba§ mit ben (Steinen be$ ÄlofierS ba§ 
oerbrannte 33ergt)aufen wieber aufgebaut werben foÜe. Schwerlich 
ifi biefeS gesehen, aber ©Ottenau fyat (ich oon btefem fchweren 
(Schlage nie mehr ganj erholt 

(Sin Ztyil ber dauern fcheint iebod) im 33rut}ram geblieben 
ju fein; benn als 33ifdwf ©eorg (ich CDen oon neuem anfchicfte, 
bem Raufen ber 53ruberfchaft nachziehen , fam ber t£aut be§ 
©djloffeS ÄiStau unb berichtete, bafe bie ^Bauern biefeS Schloß 
unb fein $au§ abbrechen wollten, ©eorg that, waS man in 



1) 9Rone a. a. D. ©. 21 9tr. 13. 

2) «ötonc a. o. D. ©. 22 ftr. 16. 

3) SKonc a.a.O. 6. 22 <Rr. 15. £arer®. 30. ©djon6töltn 
(©. ®. IV 1 @. 295 Slnm. 1) %at barauf aufmerfjnm gemacht. bafc an 
btejer Stelle bei §arer Elarlgraf ©eorg in „Wipp" ju öetbefiern ift. 



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215 — 



foldjer ?age tlmn tonnte: er tröjtete, ermutigte unb lieg eine 
$ooie feines ©ctcitSbrtcfcS anfertigen, um tl)n ben Sauern $u 
geigen. Dabei beharrte er auf feinem Sorhaben, mit ben Sauern 
perfönltcb, 5U unterhanbeln, unb erreichte noch benfelben Jag 
(28. Äpril) ©djloß Ottenburg (jefct flartSborf) nahe bei Sruc^ 
fal. Einige Sauern üon Untergrombach geleiteten ihn am nädjffrn 
Jage weiter. Vorbei an Durladj, ba8 üon ben Säuern befefct 
gehalten mürbe, gelangte ber Sötfc^of mit feinen wenigen Seglettern 
nad^ oem ® or f e Sangenfteinbach , baS bem Softer ^errenalb ge* 
hörte. $ier bot ftch ber fleinen ©chaar ein SBttb ber Serwüfhmg 
bar: bie Sauern hatten ben §errenalbifchen #lojterhof geplünbert, 
mit ben jerriffenen ^ergamenturfunben bie SBege beftreut unb 
ihre $üte gefchmücft. Die Uttehrjahl ber Sauern mar aber fdjon 
weiter gegen baS (Sifteraienflofter §errenalb gebogen unb hatte 
ben Sefehl ^tntertaffen, ber Sifchof folle ihnen bahin nachfolgen. 
©amStag ben 29. Slüril, SttittagS um 2 Uhr, erreichte enblidj 
berSifdjof ben aufflänbifchen §aufen in§errenalb, ber fich in 
unb um ba8 Älojter gelagert hatte. 

Slber meld) ein Silb ber äerftörung bot jefct ba8 friebliche 
®otte8hau8 bar! 2Bie hatten bie rohen Sauern in biefer ftiüen 
^Infiebelung gehäuft, meldte bie Herren Don ©berfietn, bie IBlaxV 
grafen oon Saben unb anbere §errengefchlechter ber Sflachbarfchaft 
feit 3ahrl)unberten mit ©djenfungen reich gemacht, unb in beren 
ftiHer Äloflerfirche mancher bitter unb SDfarfgraf ben eroigen 
Schlaf gefunben hatte! 1 ) Die wenigen Älojterfnechte hatten mit 
ben Sauern gemeinfame Sache machen unb in bie Sruberfdt)aft 
ber Sauem fchwören mtiffen. ©obann waren bie ©mpörer in 
ben SBeinf eller gebrungen unb hatten bie großen ftäjfer jerfd) lagen, 
fo baß ber SBein in ben Heller floß: „eine junge ©anS hatte 
barin umherfchwimmen tonnen, ohne auf ben Soben ju fommen." 
©elbft ber Sifchof mußte füäter ben SBein auS bem Äübel trinfen. 
Ringsum war ber Soben im $lofhr mit ben Slättern alter 
Silber unb ben §efeen fchöner $ergamentur!unben berart bebetft, 
baß ber Sifchof unb bie ©einen, al3 man fic fpäter in3 Älofter 



i) Beitreibung be§ Oberamtc§ Neuenbürg (6tuttg. 1860) ©. 179. 



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— 210 — 



führte, überaß auf bie Ueberrefte tcv $ibliotr;et unb be8 3Ud)iitö 
treten mujjten. 2öa8 ber auäbauernbe §kif$ ber 2)?önche feit 
3ahrr)unberten in ftiüer ^tofter^eöe gearbeitet hatte, mar burct) 
ben rot)en 93anbali§mu$ ber dauern in bem 3 e ^ raum c i nc ^ 
einzigen £ageS oerborben worben. Wufyt bcffcr fat) c& in ber 
Si lojterfirdje auS : bie Silber, ©tüfyle, alleS mar $erfcf)lagen, unb 
felbft baä ©aframent t)atte feine (Schonung gefunben. ©egen 
9lbenb, alä ber Söifdwf fdwn int ßlofter war, ertönte plßfclich ber 
$uf: „baä Älofkr brennt!" Xodj gelang eS noch, baä fteuer 
nach fur^er fteit wieber ju löfcr)en l ). 

$3ifchof ©eorg unb feine Begleiter fanben in bem au8gc= 
plünberten Älofter (bie 9)?6nche waren geflüchtet unb oerbargen 
fidj in ben benachbarten Sälbern) auf auSgeftreutem ©trot) ein 
armfeltgeä Nachtlager, benn bie dauern oermeigerten eine Untev- 
hanblung an bem Tage ber Slnfunft. 33ei ilmen {erliefen jwet 
SHätfye beS 2JJarfgrafen v ?l)tlipp oon 33aben, bie in ber gleiten 
$lbfid)t, wie ber Sifajof ©eorg, erfdjienen waren. Diefelben 
tonnten übrigens bie 9)JittfjeÜung machen, bafj bie dauern ben 
9Warfgrafen aufgeforbert Ratten, ftdj in i^rc iÖruberfdjaft ju be< 
geben, bog aber ber 9)farfgraf feineämegS gewillt fei, biefem 
Slnfinnen ju entfpredjen SBor bem ®emad)e, worin ber 93ifchof 
unb bie anberen fchliefen, ftanben bie ganje Nacht hinburd} SBadjen, 
angeblich jum Schufc gegen einen Ueberfaü. 

£er SBifc^of mochte wot)l froh f" n / at & Der borgen bed 
30. $lpril hcraufbämmerte — e8 war ber ©onntag Misericordia 
domini — ber it)n au« feiner peinlichen £age befreite. %n ber 
ftrühe traf ein Schreiben be8 SDJarfgrafen ^3^itip)> ein, wonach 
bie mit ben dauern $u führenbe 93erf)anblung auch a «f Stoben 
unb bie ^ßfalj fich erfireefen foüte. S3or ben oerfammelten Raufen, 



1) eine genaue Beitreibung ber 3«ftörung unb be§ angerichteten 
«ajabenS im JUofter £errenalb ift in einem 9lotariat§infirument ent- 
halten, baS 3eüfd)r. f. b. ®ef<h. b. Dberrh. XXXIII 358 abgebrudt 
ift. Xanad) roirb ber Sajaben auf 30,000 @ulben gefdjiujt, eine grofee 
©umme für bamalS. UebrigenS toaren nadj eben biefer Guefle auch 
rottrttembergifdje unb anDere Bauern bei ben Hufftänbifdjen. 

*) gJlone a. a. C. 6. 24 <Rr. 20. 



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- 217 — 



bie burd) bic „Jpauptleute unb baS Regiment" oertreten waren, 
hielt ber iöifchof felbft eine furje einlettenbe $lnforache, in welcher 
er erflärte, bafj ^nnfer 33crn^arb ©öler oon SRaoenSburg in 
feinem tarnen bie SBerhanblung führen fotte. ©3 fei bemerft, 
bafc biefe in burchauS majjoollen formen fid} bewegte, ba eine 
perfönlicfje (Erbitterung gegen ben ritterlichen 93ifd)of nicht oor* 
hanben war. @o war j. 33. noch SlbenbS juoor ber ©dwttheifj 
ton Obenljeim jum 33ifdwf gefommen unb fjatte it>n getrottet, 
er fotle guten $JJutlje8 fein, fie wollten ©eine ©naben für ihren 
$errn behalten unb ir)n reifer machen, al8 er juoor gewefen fei '). 

$>aS „Regiment" ber dauern, beffen ©üredjer ber ©tabt; 
fdjreiber oon Sruchfat war, erflärte fchüejjlich, bajj bie ©ac^e ein 
fo fernerer #anbel fei, „aller weltlichen 2Bei3ljeit ju ho<h", baj$ 
fie iefct bem SMfdwf feinen enbgiltigen ©ntfdjeib geben fönnten. 
$>och bewilligten fte bie ftorberung beS 93ifchof8, bafj er fidj feiner 
fämmtlichen (Schlöffer bebienen bürfe, nur fotlte baS unbewaffnet 
gesehen. @ie wollten auch ocn StWof als ihren $errn aner* 
fennen ' 2 ) unb afle3 thun, waS bem göttlichen 2Bort unb ©Dam 
gelium gemäß fei; boch müffe baS ber 93if<hof ebenfo wie fie be* 
fdjwören. SlnberS bagegen fprachen fte fich gegen ba§ $>omfapitet 
au8, „ber ^faffheit Hefter" ju ©peter wollten fie jerftören unb 
ihnen feine Abgaben mehr befahlen. Um fte ju befchwichtigen, 
erflärte ftch ber 93ifdwf fogar baju bereit, wo fie ^ßrebiger wüßten, 
bie ba3 2Bort ©otteS unb tjt'diQ ©öangetium prebigen wollten, 
ba§ ju geftatten 3 ). 

5118 jum ©chlujj ber 33ifd)of ©eorg für ben SDJarfgrafen oon 
Söaben unb ben Äurfttrflen oon ber ^Jfalg ein gutes 2Bort ein= 
legte, fo erwiberte ber ©tabtfchreiber oon 93ruchfal, fie hatten 
bereits bem $JJarfgrafen mitgeteilt, bafj ihr Vornehmen ihm nicht 
juwiber fein folle. 2BaS bie ÄaufmannSgüter betreffe, bie unter 



1) SRone a. a. C. S. 23 Wr. 19. Simonis §iftor. ^Befc^reibunfl 
otter »ifdjoffm ju ©pegr (ftreib. i. 1608) S. 200. 

2) £8 ift ba8 ein djarofteriftif^er Untcrfäieb ju bet 9Refjraaf)l bcv 
onberen Raufen, bie gumeifi nur ben Äaifer anerfennen wollten. 

3) gjlone a. o. D. ©. 25 9?r. 21—23. 



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— 218 — 

pfätjifdjem Geleit in bem pfäljifcfyen (Stäbteljen ©retten lägen, unb 
■Deren .perauSgabe fie oerlangt fyätten, fo wollten fic baoon ab« 
fielen, falls fein anberer $aufe nadj benfelben feine §änbe aus?* 
ftrecfte. (Sie oerfpradjen fogar, wenn 5ßfa(^ / ©peier unb S3aben 
fidj oeretnigten, fetbft mit biefen gegen anbere 93auern^aufen jiefjen 
$u wollen, faÜ3 biefelben gegen einen ber brei genannten dürften 
Sögen. 

3>iefe Unterfyanblungen füllten ben borgen auä. £>a traf 
jur 3)?ittag8$eit ein (Schreiben oon ben auffiänbifdjen 93auern ju 
SSaüjingen unb (Stromberg ein, bie iljre §ilfe anboten. $)te 
beiben ©auernanfüfyrer , Sriebricfy SBurmb unb §an§ oon §aüe, 
waren bereit ju antworten, bafe fie ftdj mit (©peier unb S3aben 
oertragen Ratten, unb auf beS 33tf(^of8 ®eorg SBitten würbe nodj 
tyinjugefttgt, bajj fic mit <ßfalj in Unterfyanblung pänben, um bie 
genannten Raufen oon einem ©infafl in bie pfälgifd^en 2anbe 
abgalten. 3ugleidj 9 m 9 e ^ ne Abteilung ber dauern in ba§ 
linfärljeinifdje ©ebtet oon (Speier ab, um Mitteilung oon ber 
Uebereinfunft be8 23tfd)of8 mit ben dauern $u machen, bamit bU 
fpeierifcfyen Untertanen „unjertrennt" blieben unb fidj nic^t mit 
anberen Raufen oerbünben foflten 

ftrolj über ba§ (Srreidjte flieg ber 33tfdjof wieber $u <ßferbe 
unb ritt ^eibelberg ju. $118 er an bem nafyen ^rauenflofter 
Srauenalb oorbeifam, bot jld) Umt ein äf)nli<f)e8 23ilb bar 
wie in ^errenalb; benn aud) biefeS $lofrer war oon ben 
dauern auSgeplünbert worben. $ll§ bie Untertanen be8 $lo* 
fterS unruhig geworben waren, fyatte ber 2ftarfgraf oon 93aben 
bem bebrängten ©Ottenaus eine 5tnja^( Änedjte au8 feinem 
<3täbtdjen $uppenl)eim ju £ilfe getieft. £)tefe fcfjeinen aber 
balb gemeinfame @adje mit einem aufftänbtfdjen Raufen gemalt 
$u Ijaben, ber au§ SDialfdj, (Sulingen unb töafiatt flufammenge* 



1) Hud) über anbere $tnge tourbe nott) berbanbelt, j. 55. ba§ 
6tt)idial beS 6rt)ultbeifeen bon 2Btefenl$al unb beS bifd)Bflitt)en «eflerS 
bon SJrudjfal. (Sin Qffibnlein Äneöjte ging jur 93efefcung bon (SernSbad) 
im ÜRurßt&at ab, ba§ jur §älfte bem 93ifd)of gehörte. SJtone a. a. C. 
©. 26, be|. bie «nm. 



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\ 



— 219 - 

taufen war, unb bcr nodj cor bcr Bereinigung mit ben iöru^ 
rainern ba8 Äfofter geplünbert \)at 1 ). 

23et ber ^Ivetten ^lünberung be8 $lofkr8 burdj bie oeretnigten 
Söruljratner unb 2Harfgräflid)en Ratten bie dauern l)icr nod) einen 
großen 93eutefunb getyan. ©3 mar ein fhinerner ©arg mit großen 
ßoßbarfeiten oor ber Äirdje ausgegraben worben, unb baä ©erlitt 
erjäfjlte, ein 2flönd), ber wegen Ärantyeit im Softer aurtitfge* 
laffen worben fei, at« bie Tonnen nadj ©ernSbacfy entflogen, fjabe 
baS SSerjterf ber tftofierfdjäfce oerratyen. 

UeberaU friejj ber Eifdjof bei feinem Kitt na$ §eibelberg 
nod} auf bewaffnete dauern. %m 3)orfe ©tettfelb brängte fld^ 
ein feefer ©efelle, ^auluS 3)opff, mit feinem ©piejj an ©eorg 
Ijeran unb fragte, mäljrenb ber i8ifd)of mit einem £runfe 23efd)etb 
tfmn mujjte, benfelben, wie il)m bie <3ad>e gefiele. „Sefct beffer 
als gu tinfang antwortete ber ©efragte*). £)en 1. 2Hai ritt 
©eorg mit feinem fleinen ©efolge (au§er 33ernf)arb <&öter Ratten 
Um nodj CDietricf) oon Balberg, ber 2anbfdjretber unb Äanjler 
begleitet) wieber burdj $etbelberg§ £l)ore unb erftattete ben pfäl= 
jift^en Käthen 33erid)t. $lber nod) war bie fttit ber SRulje nidjt 
gefommen. <5ä)tm am jmeitnädjften Sage mujjte ber 99ifdjof ju 
einer weiteren SBerfammlung nadj Ubenfyetm (^tyilippSburg) getyen, wo 
über ba£ ©d>idfal feines Kapitels u. a. entfdjieben werben foHte. 

2ftittmod> ben 3. 9)?ai trafen bie Slbgeorbncten beS Qom 
fapitetä unb ber (Stabt (Speier inUbenljeim ein, nacfybem iljnen 
münblidj memgftenS ftdjereä ©eleit oerfprodjen worben. £)te 
dauern fcr)tcften ^riebridj SBurm mit einigen ^rälmlein, unb iljr 
§auptfpred)er war aud> t>ier, wie gu $errena(b, $an3 $ofyermut, 
ehemaliger Stab tf Treiber gu ©rua^fat, obgleidj biefer oielleidjt 
nur gezwungen ben 3ug mitmadjte. ©in £ljeit ber Säuern teerte 
foeben oon einem 3^9* jurücf , ben fie über ben fltyein gegen 
Älofler $örbt unb anbere £)rte unternommen Ratten 3 ). $)er 
93ifa>f na^m fid) nad) Gräften feine« Kapitels, „ber ^fafföeit", an, 



1) SRone Oueflenj. I 229. 

2) Ueber ba8 fpatetc ©d&icffol SopffS bergt. Simonis a. a. C. 
@. 200 ff. 

3) fcarer 6. 31. 



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I 



— 220 — 

n>eldje8 ton bcn dauern für iibcrflüffig imb „nichtömerth" crflärt 
rourbe. ©r liefe bitrd) feinen «Sprecher iöernfjarb ©öler fogar barauf 
aufmerffam machen, bafj in ftotge ber neueren Vorgänge bie $api= 
tulare Bürger ber Stabt Speier fo gut feien toie bie anberen, unb 
bic dauern foOten bebenfen, baf$ (Speier freie SReidjSftabt fei l ). 

2lber fo nachgiebig fonft bie dauern geroefen, in biefem 
fünfte, gegen bie ©eiftlichfeit, faunten fie feine föücffidjten. @8 
geigte fic^ hier, mie faft überall im iöaucrnfrieg, bafj ber §aupt* 
hafj ber „armen l'eutc", mie bie dauern bantal« Riegen, gegen 
bie ©eifttichfeit gerietet mar. Um nur ©inigeS ju retten, 
mufcte ber 53ifchof in manchem nachgeben unb in einen 93er* 
trag mit ben dauern miliigen, ber am 5. Üttat befiegelt mürbe 
unb folgenbe fed)3 fünfte enthielt' 2 ): (£r)lcn8 fotlte fortan im 
gangen 5öt8tt)um baä tjeilige (Soangelium ol)ne allen menfc^lic^cn 
3ufafc geprebigt rcerben. 3roeiten§ follte ber 33ifdjof alleiniger 
$err im $8i3tt)um fein unb ba£ Xomfapitet nichts met)r gu fagen 
haben : *). Drittens follte in 3ufunft bie ©eiftlichfeit feine 3infen 
unb ©tilten mehr erhalten aujjer oon ©igengütern, unb baS ^tüeS 
„biä auf eine gemeine SBeränberung beS geiftltdjen (Stanbe8\ 3 um 
Vierten oergic^teten bie 93auern bis gu biefer $eränbcrung auf bic 
(Srfefcung ber $ojten it)reö 3 U 9&, toeta^e fic beanfprudjt Ratten. 
3um fünften foÜte bei ber ^noentirung aller ©titer be§ Stifts 
burd> bie ©tabt Speier ein SBerorbneter beS SBifc^ofS gugegen 
fein unb ber iöifdjof auch eine $opie biefeS aufgeteilten SBer* 
geidmiffeS erhalten. 3" m Sechften fotlten bie S3auern ber ©eift= 
lichfeit StdjerheitSbriefe auSfteUen unb ben anbern Söauernhaufen 
mittheilen, bajj fte ftd) mit ber ©eiftlichfeit oertragen hätten, unb 



1) $ic Vorgänge, bura) »eiche ba§ Kapitel fetner ^ßrioilegien be* 
raubt toorben, finb eingebenb in bem 9lbjd)niit 27 gejcbUbcrt. SJergl. auch 
©eiffel tfaijerbom II 183. 93ejüglid) ber Bewegung be§ SBauernhaufenS 
in biefen Sagen öergl. SBircf ?Rr. 363. 

2) 3Rone a. a. O. B. 27 Wr. 30. Simonis a. a. C. S. 206. 

3) Tiefer jwrite $unft, auf ben bie ©auern noä) einen befonberen 
aöerth legten, jeigt fo rect)t bie Äurjftdjtigfeit ber dauern; benn ber 
$ija>f mufete jur Ausübung feiner 9ted)te in bem au§gebet)nten ©ebtete 
fcod) Beamte b<ricn, unb ba§ toaren bis je^t eben bie Äa^itulare gewejen. 



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— 221 — 



nad) Vermögen tlmen Reifen mürben. 3 um ©c^Iuffc mufcte bic 
®eiftlichfeit eine gröjjere Lieferung von Lebensmitteln verfprechen, 
meldte bie Sauern im Dorfe ^ein^aufen in ©mpfang nahmen. 

31(3 jeboch bie Unterfjänbter ber Sauern gu ben 3^rigen 
gurüeffehrten, nahmen biefetben an bem federen SertragSpunfte 
Slnftofj, inbem fte unter feinen Umftänben gegen anbere Sauern 
fämpfen wollten, menn biefetben etma ©peier belagern rooflten. 
Son neuem erf Lienen beShatb mehrere äftitglieber beS „ Regiments 
an ihrer ©pifce als Sprecher 2)feifter §ainrich, ©tabtfa)reiber gu 
Durlaeh (bod) fehlte bieSmal ber oberfie Hauptmann, ftriebrtch 
• 2Burm), unb verlangten eine ©rflärung, bag fte nicht verpflichtet 
fein follten, gegen anbere Raufen gu fämpfen. $113 fie nun belehrt 
mürben, bafc ber ©inn beS fcdt)ftcn SlrtifelS ber fei, bafe fic nicht 
gegen anbere Raufen fämpfen, fonbern nur 9)?ittheilung von bem 
Sertrage mit ber ©eiftüdjfeit ihnen machen follten, beruhigten 
fic fid} unb gogen ab. 

Stuf Setreiben beS SifdmfS ©eorg fam fobann ben 8. s Dtai 
auch Uebereinfommen gmifchen ber $falg unb bem „hellen 
Raufen" ber ©peierifchen unb marfgräflichen Sauern gu <2>tanbe. 
Die Sauern verpflichteten fid), gegen Äurfürft Öubmig unb bie 
©einen nichts gu unternehmen unb bie ©trafen im Sruhrain 
roieber gu öffnen. Der Äurfürft bagegen verfprad}, ben 3 U 9 
gegen bie Sauern aufzugeben unb biejenigen feiner Untertanen, 
bie etma gu ben Slufftänbifchen gelaufen fein füllten, bei ihrer 
£eimfehr nicht gu [trafen 1 ). 

9?achbem bie Sauern auf biefe SEBeife ihre §o*berungen ge* 
fiebert glaubten, verfammelte fich auf Montag nach ^ubilate 
(8. 9Äat) ber gange $aufe auf bem $elbe gu SGBiefenthal, h^* 
nochmals ©emeinbe ab unb gog bann ein jeber in feine $eimat 
ab. Mer (Streit unb $ampf fchieu beenbet, ber (Sieg ber Sauern 
ohne eine blutige Xfyat entfärben ; verloren ^atte bei ber gangen 
Seroegung nur bie ©eiftlichfeit. ©3 foüte aber anberS fommen, 
als eS nach Dcr ©emeinbe gu 2Biefentha( ben Slnfchein ^atte. 



1) 9)tone q. a. C. £. 29 Wr. 33 u. 34. $crgl. baju 3eitfd)v. 
f. b. ©cjd). b. Obcrrh- XXIII 184. 



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- 222 — 



Tai „Regiment" ber dauern unb ihre §auptleute begaben 
fid) nach ©ruchfal, um fytx beifammen £u bleiben unb bie SBeiter* 
entmtcfelung ber $3erhältniffc abzuwarten. SWit £eidjtigteit tonnten 
fic hier 5—6000 SJtann in aüer edmcMgfeit für ben Wothfall 
jufammenbringen. 23alb gelangten auch klagen bed 33if$of§ 
©eorg an ba8 „Regiment" über allerlei (Gewalttaten, welche ein jetne 
^auern^aufen in ÄiSlau unb anberen (Schlöffern beS 93ifchof§ 
gegen ben Vertrag oerübt Ratten, ohne bafc jebo<f> ba8 „SRegi* 
ment" eintritt. Aud) noch anbere Vorgänge mußten 55erbac^t 
erregen, benn noch am f elbigen £ag, wo man ju SBiefenttjal 
auäeinanbergegangen war, erfcr)ien ber Sauterburger £aufe ju « 
Uben^eim unb behauptete, oon bem „Regiment" ba^in befleüt 
ju fein. 

SBalb ergab fi<h, wie unguoerläfftg bie 95erfpredmngen ber 
dauern waren. %n bem pfäljifchcn ©täbtehen Bretten lagen 
.SaufmannSgüter au$ Dberbeutfdjlanb im SBerth oon 200,000 fl., 
beren ftchereS (Geleit ber Äurfürft oon ber ^ßfalg übernommen 
^atte. SBegen ber Unftcr)err;eit ber Söege tonnte aber bie 2Beiter= 
führung nad) ftrantfurt nicf)t gewagt werben. £>ie 33ruhraU 
nifc^en unb anbere dauern Rieften nun mehrere (Gefanbtfchaften 
nach Bretten, um bie Auslieferung biefer (Güter ju erlangen. 
3Me (Gefahr war um fo gröjjer, ba eine grpfje Partei in ber 
©tabt ben SSauern geneigt war unb gemeinfame ©ache mit ihnen 
machen wollte '). %l% bie $unbe baoon nach §eibelberg brang, 
fenbete ber $urfürft ben bitter 2Bolf Ulrich oon Ehingen mit 
Seifigen unb $nedjten nadt) ©retten jum ©chufee ber ©tabt unb 
ber mertI)üoüen üBaaren. Aber noch ehe biefe ba$ ©täbtehen 
fclbft erreichten, würben fic oon einer weit überlegenen ^Bauern* 
jctiaar umftellt unb entgingen ber Sftiebermefcelung nur baburch, 
ba§ fic fich bereit erflärten, fofort nach $>eibetberg jurüetjutehren. 
j£)cr $urfürft war über biefe ^anblungSweife h^ft aufgebracht, 
ba bie 33ruhrainer oerfprochen hatten, ihm bie ©tragen wieber 
ju offnen, ©ine SBefchwerbe bei ben §auptleuten nttfcte nichts, 
inbem biefelben burch ben (SdMlthei&en oon Obenheim ertlären 



«) 3?erflT. barüfccr ben flbfömtt „Bretten" 9ir. 25. 



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- 223 - 



liegen, bag fte ftdj übet be3 <ßfalggrafen ungegrttnbete SBefd^toerbc 
wunbern müßten »). Balb aber foflte bte fyit fommen, wo ba§ 
„Regiment" eine folcfye <£pratt)e bebauern mugte. 

Bereits fyatte ber Slufftanb feine Ijödtfte ©ntmidelung hinter 
fu§: in ©djwaben führte baS #eer be8 f^wäbifdjen BunbeS feine 
energifdjen ©erläge gegen bie Bauern. $löfcttd> erfdjien ein 
Raufen oerfprengter Bauern, bie ftdj au3 ber Sßteberlage bei 
Böblingen gerettet Rotten, im Bru^rain unb tonnte nur oerworren 
oon bem ©rlebten berieten; fo unerwartet war ber ftetnb ^er 
fte gefommen 2 ). 

Balb trafen aud) 9?a$ridjten oon »eiteren SRteberlagen ber 
Bauern im SRieg, in ©Ifagjabern u. a. ein. $n £etbelberg war 
man jefct ju einer entfdu'ebeneren $anblungSmeife gegen bie Bauern 
entfd^loffen. $)en 23. üftai gog $urfürft Subwig mit feinem ftatt* 
üdjen £eere gegen <Sd)log ^Rothenberg, nadjbem er Dörfer <2>tabt 
unb ©djlog §eibelberg, worin ntdjt geringe <scfyäfce lagen, burefy 
eine auSretcfyenbe unb guoerläffige Befafcung unter ©djenf Beitin ju 
@rba<$ fyinlängltdj gefiebert Ijatte 3 ). Beim SluSmarjdj erlieg ber 
$urfürß einen £age3befdjl, in bem er anzeigte, bag er mit bem 
$urfürflen oon Xrier unb anberen Bettern unb tfreunben einen 
$rtegS$ug burd) feine unb ber Brüber unb Bettern $anbe unter« 
neljme. $)en ÄriegSleuten oerbot er bei SeibeSftrafe, einen $letfen, 
£orf ober §of gu Derbrennen ober gu branbfdjafcen, einen Bauern 
gu fangen ober gu fragen, Biefy, SBein ober anbereS mit (Gewalt 
wegzunehmen, auger ^eu, <5trotj, ^üljner unb ®änfe 4 ). Bei bem 
«£>eere befanben fid) auger bem $urftirften ?ubwig nodj ^falggraf 
Otto §einridj, §ergog ju Auburg 5 ), ber ©rjbtfdwf unb Äurfürft 



1) SRone o. o. D. ©. 31 9h:. 43. lieber biefe ©aäje ifl #arcr 
(6. 32) als j>fätjijd(jer Sefretär beffer unlerriä)tet. 

2) Sttone a. q. D. ©. 32. 

3) £arer S. 70. $ie flnorbnung unb ^ufammenietjung biejeS 
3ug§ tft genau beidjrieben in bem Slbjdjnüt „Sßoröerfjanblungen unb 
Lüftungen" «Hr. 21 6. 191. 

3eitfd)r. f. b. 6^4. b. Dberr$. XXIII 195 Heg. 9tr. 5. 
5) $erfclbe füfjtte emXagebim), ba§ bei grebberg ©amml. ^ifft. 
@d)riften IV 363 abgebrurft tft. 



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— 224 - 



üon Erter, ber iöiföof »on SBür^burg unb oiete ©bettcutc. 3n 
Rothenberg fiel §an8 »on £atfieim, ein (Sbelinann, ber §aupt* 
mann bei ben dauern gemefen mar, in bie ©emalt beS Äurftirften. 
3>erfelbe mürbe einfimeilen in baS $eibelberger <Sc^fo§ gefangen 
gefefct, bis über fein ©chieffat entfärben fein mürbe l ). 9?och an 
bem nämlichen Sage mürbe baS 3>orf hälfet) fdnoer bafür 
geftraft, bafj I)ier ber flufftanb ausgebrochen mar. £)er pfä(* 
jiftt^e 9)torfchaÜ, SBilhelm oon §abern, rücfte mit ^ufjoolf nnb 
Seifigen oor baS üerftt^anjte Torf. @in furjer $ampf, in 
meinem auch ba§ ©efchüfc beS §auptheere8 jur Slnmenbung 
fam, nnb in bem ber üflarfdjatl oon einer $ugel getroffen 
mürbe, ofme jeboch ©erlebt gu merben, entfdu'eb fein (Sdncffal : 
eS mürbe fammt ber $irct)e niebergebrannt unb einige dauern 
barin niebergemadjt. 

%m nämlichen £age t^atte ber $urfürfi bie §auptleute unb 
baS Regiment beS 33ru§rainifa^en §aufenS unb inSbefonbere bie 
®emeinben 23ruchfat, Rothenberg unb Ubenheim aufgeforbert, ba 
fie ben „ s 2lbfchiebSbrief" nicht gehalten, rooburd) mettere (Empörung 
im $raidjgau entftanben fei, ben Söifdjof ©eorg roieber einjufefcen, 
bie ihnen übergebenen Urfunben auszuliefern , SRäbelSführer 
unb SBaffen herauszugeben unb für ben angerichteten ©djaben 
40,000 fl. ju zahlen' 2 ). 

©ine meitere $lufforberung erging fa^on am nädjften Xag 
(24. 9)("ai) an bie (Stäbte ^for^eim, $)ur(adj unb ©Klingen, 
meiere bem 9flarfgrafen oon S3aben gehörten, l'ubmig ermahnte 
fie, fidt) ben 33ruhratnifchen nicht angufa^lie^en. ©ine etma bem 
9Jfarfgrafen abgebrungene Urfunbe mögen fte alSbalb biefem ju> 
rücf geben, unb für ben $afl ber Steigerung meift er fie barauf 
hin, mie nar)e ihnen baS ÄriegSlager feines unb beS fchmäbifdjen 



1) §arer £. 74. Sretyberg IV 365. $en 8. «uguft 1525 
würbe er auf Otiten be§ 5Mjä)of§ öon «Speicr unb be§ Sßfaljgrafen Ctio 
^einrid) bom fturfürften begnabigt, unb nad)bem er Urfebbe gejdjrooren 
hatte, au§ bem Qef&ngnifc entlaffcn. ßeitjdjr. f. b. ©efd). b. Oberrb- 
XXIII 194 Heg. Hr. 30. 

*) 8ettfc*r. f. b. ©efd). be§ Cterrfc XXIII 186 Heg. 6. 



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— 225 — 



S3unbeS^ccre§ fei. $on biefen brei ©täbten mo^te 2)urtaeh ben 
metften ©runb fyabtn, feinen ^rieben mögliche rafc^ mit bem 
$urfürften machen, ma§ aud> fdjon ben 26. 2Rai gefdjah 
©ine ähnliche Slufforberung mie ber #urfürft fdjeint au<f> ©eorg 
£ruchfej$ »on SGBalbpurg erlaffen ju haben 2 ). 

3)a8 weithin befannt roerbenbe ©rempet, baS man ju ÜHalfdj 
ftatuirt fyattt, tt)ir!te einfehtichternb im ganzen SBru^rain. (Einige 
©emetnben, »eldje überhaupt mit bem $ufftanb nicht einoerftanben 
gemefen, mie ©rombadj, Irlach, ^ö^lingen u. a., fugten burd) 
23tfchof ®eorg§ SBermittelung (Schüfe unb Jpilfe. £>er Äurfürft 
aber nahte bereits mit feinem $eere ber ©tobt Sörudjfat, um ben 
entfdjeibenben ^djlag $u führen. Offenbar fyatte man ^ier auf 
entft^iebenern SBtberftanb $n ftojjen erwartet. 3)enn $urfürft 
i'ubmig ^atte fich an ®eorg Struchfefj »on 2Bafbpurg, ben ^rßfyrer 
be§ fchwäbifchen SöunbeS^eereS, ben (Sieger oon SBobftngen, gemanbt 
unb ihn gebeten, gegen SBruchfat ju gießen 3 ). §ier nämlich h aitc 
fca§ w 33auernregiment" feinen (Sife, unb aufcerbem ftanb im nahen 
©ppingen ber „Pfaffe" (Sifenhut mit feiner ©djaar. 3)erfelbe 
ftel balb bem Xruchfeffen »on SBalbpurg in bie #änbe, ber ifm 
an £ubnng auslieferte, ©djon ben 25. 9ttai — eS mar am Sag 
»on (Sljrifti Himmelfahrt — befanb ftch 93rucf)fal in ben $änben 
beS *ßfaljgrafen, nadjbem f^on »or^er ©chlo§ $t§(au genommen 
morben, mo oier Sauern burdj ihren eigenen genfer auf be§ 
$urffirften S3efe^( Eingerichtet mürben. Sörudjfal hatte nach f" r ä ev 
SBerhanbtung fich auf ®nabe unb Ungnabe ergeben. $)ie dürften 
nahmen im bif<hÖfli<hen ©chlofj ihr Ouartier, fftitter unb Unechte 
mürben in ber (Stabt untergebracht. 



1) 31. a. D. S. 186. 9tegg. 9tr. 7 u. 8. Sßforjheim war treu 
geblieben, (Sttlingen aber bon ben SBauern beje^t morben. ©arum gibt 
e§ aud) bon $forjbetm leinen £>uTbigung8reber§, tote bon aßen nnberen 
Orten ber unteren SJtarfgraffdjaft. 

2) »autnann Elften 9tr. 321. 

3) 2Bald)ner-99obent 5Eruä)je& ©eorg III bon SBalbburg 6. 142. 
©ie benennen aber ben Äurfürftcn trrtfjümliö) (£afimir. 9)1 one a. a. C. 
©. 33 <Rr. 62. Naumann «Ifen *Rr. 320. 

§artfelber, ©efötAtc b*3 »auernfrieg*. 15 



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— 22»; - 



benfelben Slbenb oerfammelte ftch auf 53cfc^l bcr gürften 
ber Math unb bic gange ©emeinbe Söruchfal auf bcm <ßlafe öov 
bem ©chtoß, too ber »fälsche #ofmeißer £ubtoig oon Slecfenfietn 
ben Acuten fc^arf inä ©emiffen rebetc unb jle aufforberte, bie 
SRäbelSfüljrer anzugeben. 9?adj langer 93erathung mürben ungefähr 
70 genannt unb inS ®efängni§ gelegt, too ftc fo gebrängt toaren, 
baß ftc beinahe erftieft mären. 3)cn nächften $ag mürbe juerft 
an (Sifenljut unb brei SDtttfchutbigen nach turpem Verhör „im 
Tanten beä 33unbeS" bie ©träfe burdj Einrichtung mit bem (Schwerte 
oofljogen •). ©egen Slbenb führte man bic 70 anberen befangenen 
au8 bem £r) urm > mo fte bie größten Dualen audgeftanben Ratten, 
in ben Vorhof be8 ©chloffeS unb liefe fte in einen Sfting treten. 
$)er Sftachrichter begann nun feine blutige Arbeit; eben mar ber 
$opf be3 fünften gefanen unb fcf)on !niete ber (Sechfte nieber, ba 
riefen bie umfteljenben Herren unb ©rafen bem genfer $u, er 
foüe in feiner blutigen Arbeit inne galten. SWan eilte, mä^renb 
bie anberen Unglücflit^en auf bem ©oben lagen unb olme Unterlaß 
mit aufgehobenen $)änben um Varmhergigfeit fchrieen, jum $ur* 
furften unb bat um Vegnabigung ber Uebrigen. Submig ließ ft<h 
erbitten unb f^enfte ben noch Uebrigen ba3 ^eben 2 ), nac^bem fie 
ben Vertrag befchmoren hatten, welchen ber Äurfürft oorher mit 
ben Vertretern ber fünf Remter Vruchfal, ©rombach, $t8lau, 
Rothenberg unb Ubenr/eim im Vruhrain gefchloffen hatte 3 ). 

ÜTiefelben oerfprachen, auf bie bem SMfdjof oon (Speier ab* 
gebrungenen 3ugeftänbniffe ^ u terjicr^ten, entließen bie Stfarfgräf* 
liehen auS ihrem Söunbe, erflärten fi<h bereit, oon neuem au hulbigen, 
bie Staffen unb bie föäbelSftihrer auszuliefern, bie tyort oon 
33ruchfal abzubrechen, 40,000 fL ©chabenerfafc $u jahlen, wofür 



1) Seral. ben «bjehnitt 26 über @i|enf)ut im ffratchaau 6. 244. 

2) $)anad) ift bie nicht ganj genaue ©arftefluna, bei SB aldt)n er» 
SBob-ent @. 143 ju berichtigen. 

3) 3)te jicmlich au§a,ebel)nte Urtunbe ift in extenso abgebrueft bei 
Elone «ab. ?lrcr). II 174. OueUenf. II 34. (Sin Segeft au8 bem 
^ßfäljer <£opialbu<h in ber 3 ei t\ ehr. f. b. (Hefct). b. Oberrh. XXIII 187 
5Reg. 9lr. 9. «crgl. auch Wopp @ejd). b. ©tabt $hiliw>§&ura (1881) 
'S. 53. 



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- 227 - 



fte Bürgen fhllten «), geraubte ©üter mieber fyerau3$ugeben, bie 
Abgaben wie oon $Utev3 Ijer entrta^ten. 

2B%enb biefer Vorgänge waren bie §auptleute beS fdjwäbi* 
fdjen SöunbcS ebenfalls ju Sörudjfal, inbeffen ba8 §eer bei bem 
wenig entfernten Dbenfyeim ein Sager gef^lagen tyatte. 3>a§ 
§eer be§ fc^toäbtfc^en Söunbeä mar nämlicfy nadj bem (Siege bei 
Böblingen in ben Äraidjgau unb 23ruljrain gebogen, um gemeinfam 
mit bem $urfürften ben $ufftanb ju Dämpfen 2 ). SBor Obenfyetm 
angelangt l)atte ber £rud)fefj bie dauern beS befeftigten Dorfes 
buvd) 23oten jur Uebergabe aufgeforbert, war aber tedf jurüds 
gemiefen worben. $113 inbejj bie Dbenljeimer dauern (e8 waren 
200 an &afy) bie Leiter be0 $hmbe3fyeere8 erblitften, baten fie 
um ©nabe, bie ifynen mit iRücfficr)t auf x\)t übermütiges 2luf= 
treten oermeigert würbe 3 ). $)er £rudjfejj erflärte, fte feilten fiefy 
jefct nur tapfer oert^eibigen. Ü)ie Obenljeimer jogen jeboct) oor, 
i\)x $eil in ber §lud)t ju fudjen, worauf ungefähr 25 Don ben 
^Reitern eingeholt unb niebergemadjt würben. £)er £rudjfef$ 
bejefete baS $)orf, unb bie beiben $eere, baS pfäljifdje unb 
fcfymäbifdje, trafen fobann auf bem 2Bege flwifdjen 93rudjfal unb 
Dbenljeim gu einer frieblidjen Begrüßung jufammen. SlbenbS 
bejog ber STrudjfefj in unb bei Dbenfyeim ein Sager. $n ber 
s Jto$t loberten ölöfclid) an fünf ©teilen bie Stammen auf. SDie 
Söauern Ratten fidj unbemerkt fyerbeigefdjlid&en, um föadje für iljre 
erftodjenen SBrüber ju nehmen, unb ber erlittene ©d^aben tyielt 
baS §eer nod) einen £ag oom SBeitermarfa^ ab 4 ). 

2)er fdjwäbifdje SöunbeSfelbfjerr unb ber Äurfürft befdjloffen 
nun trjre $eere 5U oeretnigen, jogen burdj ben $raidjgau, wo 



i) £a§ erfte 3iel biefer Summe, beftebenb in 5000 ©ulben, 
jagten fie ben 5. 3uni. 3>te Quittung 3ettf*r. f. b. @ejd). b. Dberr$. 
XXIII 187 9teg. *Rr. 10. (Sine Wnjafjl bon Dörfern erhielt eine (Sr« 
Ieid)terung, tnbem bie üon i&nen bem §eere beS fdjtofibiidjen SBunbeS 
besagte SBranbjdjafcung an obiger Summe abgezogen würbe. 

») SBaumann Elften 9lr. 320. 

3) ©öäter würbe SJlnrj 2:ud)fd)erer, ^lltfc^ult^ei% ju Obenb«m, mit 
einer ©elbjumme ßeftraft. 3Jlone «ob. Hrä). II 188. 

4) Naumann Duellen 6. 678. 763. 



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— 228 - 



eine flnjafyl Dörfer 31t jüdjtigen maren, trafen bann bei ftüvfelb 
jujainmen unb marfdjirten gemeinfam gegen bie Dbenmälber 
dauern, sunädtft in ber föicfytung nadj Dcedarfutm »). 

Tamit mar ber Äufftanb im 33ruf>rain niebergemorfen. Sie 
ättei $>auptleute ftriebridj Söurnt unb $>anS oon $afl, beibe 
au8 Sörudjfal, waren oon ben dauern beS Dorfes §uttenljeim 
fefrgcnommen unb eingeliefert morben: fte fajjen jefct hinter ben 
feften dauern beS SdjloffeS $>eibelberg bis jur ©ntfdjeibung i^rcö 
<Sd)tcffalS r ). 3m gangen mar bie (Empörung, abgefeljen üon ber 
einzigen ftorberung ber gänjlidjen Slbfdjafiung afler Abgaben an 
bie ©eiftlidjfeit, in biefer ©egenb majjooü* »erlaufen. SnSbefonbere 
beflecften ftd) bie dauern burd) feine einzige blutige Xfyat, barin 
fel)r oerfdjieben oon ben 23auernljaufen, bie öfUicfy Dom SBruljrain 
aufgetreten finb. Slud) bie (Sieger gelten fid} innerhalb ber 
©renken ber -ättäjjigung, unb nur baS einzige Sorf -ilValfd) mujjtc 
fernerer büjjen, bafj eS jidj ntd)t ofmc ©egenmeljr unterworfen fyatte. 
Sie Einrichtung ber fünf dauern im ©djlofcfyof ju 33rud)fal fc^eint 
aüerbingS nic^t mit großer Söefonnen^eit angeorbnet ju fein, aber 
oergltcfyen mit ben in anberen ©egenben SeutfdjlanbS üblichen ^Bauern* 
abfdjladjtungen barf and} biefe Z\)at als burdjauS mafjoofl gelten. 

©einen äußeren 2lbfcf)luj$ erhielt ber 5lufftanb burd) bie (5r* 
neuerung ber £ulbigung, meldje am 14. $luguft, am SDiontag nadj 
bem £aurentiuStag , burdj bie Remter SBrudjfal, Wittenburg unb 
©rombad) $u 53rud}fal, $tSlau, Ubenfyetm, SRotfyenberg unb bie 
Wogtet £)benf;eim ju SRtngolSljeim oorgenommen mürbe. Wii 
ben lefcteren mürbe etmaS fct)ärfcr gerebet als mit ben erfteren, 
ba fic aud) bie <5d)ulbigeren maren. 3)er pfäljifdje BeooUmäcfytigte, 
<5d)enf ©bewarb ju (Srbad), entbanb fie beS ©ibeS, ben fte bem 
^fal^grafen gefdnooren Ratten, morauf fte bem 23if$of oon <5»eier 
ton neuem ©efyorfam fdjmuren 3 ). 

1) Sfreoberö IV 366. 

2) Wo tu OucKenj. II 34 (Wr. 53) u. 37 (<Rr. 56). Kopp @ef4- 
ber Stobt $f)iliw§burg 6. 53. 

3) «Ölone Cucflcnf. II 40 (9tr. 74) u. 41 (9lr. 75). Hufcerbem 
mufeten toerjrfikbene Dörfer beS SlmteS tftSlau iljre Siegel abliefern. 9lut 
bem 2)orfe 9Jtingol§l)etm würbe fein eigenes Siegel gelaffen, »eil fjier 
bicle (Seridjtsuerfjanblungcn ftait fonben. Eltone Sab. Wrd). II 186. 



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— 229 — 

Äaitm war iebodj ber Sluffhnb im 33ruf)rain niebergemorfen, 
fo erfriert bei 93ifd)of ©eorg oon ©oeier, bcr btS (Snbe Steli ju 
$eibelberg blieb, SBernljarb »on ©nbingen als Slbgefanbter be§ 
s 3J?arfgrafen Don 33 ab en unb befdjmerte fid) über bie §anblung§* 
weife ber 33rufyrainer in ben Jagen beS 9luffianbe§. (§& rourbe 
angeführt, ba§ fie in ben marfgräflitfjcn Gedern ju 3)urtad) eine 
„merflidje Summe 2ßein§ auSgetrunfen", bie beiben $löfter 
$erven* unb $rauenalb fdjtocr befcfyäbigt, Ettlingen, S3aben u. f. ro. 
eingenommen fjätten, be$ljalb fyabe ber 3)iarfgraf jefct bie Slbficfyi, 
bie ©djulbigen bafür beftrafen. 93ifdjof ©eorg, beffen Unter* 
tränen foeben bem »fal^tfctyen Äurftirjien ge^ulbigt Ratten, mar 
aufjer (Stanbe barüber ju entfdjeiben unb legte bie marfgräflidjen 
33efdjtoerben ben pfäljtfdien SRätf/en oor, unb biefen gelang eä, 
ben 3)iarfgrafen unter §inroeifung auf bie ferneren ©trafen, 
meiere ben 33ruf)rainern fdjon auferlegt roorben, gu befriebigen '). 

3n ber nörbüdjen 2flarfgraffd)aft 93aben fcfjetnt um biefe 
3eit bie SRufye fdjon mieber ooüftänbig fyergefteflt geroefen gu fein. 
(Sine 9lbtfyeilung ber oereinigten 33rur)ratner unb 2J?arfgräflidjen 
Ijatte nad) ber @innat)me beS ©täbtd^enä (Ettlingen fidj gegen 
39aben geroanbt unb baSfelbe eingenommen 9Jiarfgraf ^iliop 
mar ein bei ben Untertanen beliebter §err unb ©ermittelte aud} 
in ber Drtenau einen Vertrag mit ben Bauern. $)odj fdjeint 
biefer, ber unter bem tarnen „£)rtenautfcf>er Vertrag" befannt, 
audj burdj ben 3)rurf oerbreitet roorben ift, fict) nicfjt auf bic 



1) SRone a. a. O. 37 (9ir. 57. 58. 63). $ie Wad)ria;t bei Nau- 
mann Duellen ©. 679: „urbem vero (sc. Brusellam comes Pala- 
tinus) Spirensi episcopo, suo fratri, restituit", Derträgt ftd) nid)t mit 
ben Urfunbcn unb ift barum nid)t listig, 3>ie SRücfgabe erfolgte erft 
jpäter. Bergl. baju ©. 785 unter „Brufiel". 

2) $ie Angabe be§ CTodjläuS bei Baumann Duellen 6. 784, bafe 
ber 9Jtarfgraf Don feinen Untertanen Diele lutf)erifä)e 9lrtifcl f)abe an« 
neunten mUffen, um ^rieben ju fjaben, ift ju unbeftimmt, als ba§ etwa§ 
barauS gefolgert »erben fönnte. SBenn ber Angabe bei Naumann 
«tten 6. 285 9lr. 302. 1 <&la\ibm beijumejfen ift, fo toaren bie gor« 
berungen bcr Bauern bcr unteren SRarfgraffäjaft bie 12 Wrttfel unter 
SSoranfteflung be§ S3erlangen§ nad) ber ^rebtgt beS (£bangelium§. 



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230 — 



unteren £anbe beS 3)farfgrafen evftrecft gu haben, lieber bie 
eigentlichen Abmachungen in ber unteren 3)tarfgraffd)aft befifcen 
wir feine genügenben Quellen mehr; wie fchon erwähnt, waren 
auc^ marfgräfltche ©efanbten bei ben 93erhanblungen im $lofter 
$>errenatb jugegen gemefen, unb 50tfc^of ©corg oon «Speier ^attc 
fta) grofje Wüty gegeben, für feinen fürftlidjen Nachbarn günftigc 
Sebingungen ton ben dauern $u erlangen, ^ermuthlict) waren 
bie Söebingungen für ben SRarfgrafen ungefähr biefelben, wie bie, 
unter benen ber Sifdjof unb Äurfürjt ?ubmig mit bem „dauern* 
regimente" ftd) geeinigt hatten. 3n ben lefeten £agen be8 9)?ai 
hulbigten bereite bie marfgräflichen Sauern oon neuem ihrem 
£anbe§herrn tiefer begnügte fid) bamtt, einige 9täbel£führer 
einftmeilen Dert)aften unb nach oen ©(^löffern 9#ühlburg unb 33aben 
abführen ju laffen, ben „böfen" unter ben ^Bauern ihre SBaffen 
abjunehmen, mährenb bie übrigen biefe fogar behalten Durften' 2 ). 
9?ur baS Sünbnife mit ben 23ruhraincrn hatte ftc gefährlich gemacht. 
Sftachbem aber biefe burch ba§ §eer be§ ^ßfalggrafen $ubmig ge= 
jüchtigt waren unb bie SPJarfgräflichen bem Sünbnijj mit ihnen 
feierlich entfagt hatten, genügte eine milbere 33eftrafung, ba auch 
ber angerichtete (Schaben nicht fehr bebeutenb gewefen ju fein 
fcheint. $)enn was bie brei Älöfler ©otteSau, ^perrenalb unb 
^rauenalb erlitten hatten, war gunächft feine birette (Sch&bigung 
be§ 3)iarfgrafen. 9?ach ben §ulbigung3urfunben ju urteilen, 
fcheint jwar ber Slufftanb bie gcfammte i'anbbeoölferung ergriffen 
ju h^ben, unb eS bürfte faum ein einziges £orf »orhanben ge« 
wefen fein, ba§ nicht an ber CSmpörung theilgenommen hat. Slber 
wie bei ben Söruhrainern, wenbete fia) auch bei ben 2ftarfgräfltchen 
bie ganje 2öuth gegen bie Älöfler, unb bie S3auern hatten bem 
2ftarfgrafen fofort beim beginn gefchrieben, ihr Vornehmen fei 
bem 3»Jiarfgrafen „nicht juwtber". 5luct) hatten fie gewünfcht, ber 
Sttarfgraf möge ftch mit ©peier unb $falj einigen, unb für biefen . 
Sali fogar ihre §ilfe gegen anbere ©egner gugefagt. 



1) Tic UntermcrfungSutfunben im ®eneral.2anbc5ard)U) ju HarB- 
ruhe ftnb üom 25. Wai bi§ 3. 3uni batirt. 

2) 9)Une Ouettenf. II 6. 38 9ir. 60. 



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— 231 — 



25. Sic Btait ßxttitn. 

2öenu bie 3upänbc be8 ^eute babifc^cn ©täbtdjenä «retten 
roafyrenb beS «auernaufftanbä einer befonberen £)arfleflung fyter 
geroürbigt merben, fo tft baran feineäroegS bie ®röjje «rettenä 
fcfmlb. 3)a3fetbe befi^t jefct faum 4000 ©intoo^ner unb fyat ©er* 
mutf>licf) auä) im 16. ^aljrfyunbert nidjt meljr gejagt 1 ). $&er 
trofe feiner nid)t großen «eoölferungäaaljl gehörte ©retten im 
16. ^aljrtyunbert ju ben Juwelen in ber #rone oon Äurpfafj: 
ein tüdjtiger Bürger fitanb, ber fid^ burdj ftteijj unb ©o^lftanb 
au^eidmete, braute eine föeifje trefflidjer ÜRänner fyeroor, beren 
tarnen bie fCcmc »fäl$ifctye ©tabt roeit^irt befannt matten, bc* 
fonberS feitbem iljr größter <Bot)n, ^ßfyilioo ätfelandjtfyon, in 933it* 
tenberg eine ©tätte für feine oielfeitige £fyätigfeit gefunben Ijatte. 

«retten oerbient eine befonbere £)arftellung, weil es in einem 
9}?ittel»unft ber «auernbetoegung gelegen mar. $)er fRat^ be3 
©täbtdjenS erhielt «riefe oon ben Raufen im «rutyrain, ftabtv; 
gäu, $raid)gau unb SBttrttemberg, bie alle gleidj gierig bie $änbe 
nad) ben in «retten geborgenen ÄaufmannSgütern ausreiften. 
£ann finb mir burdj bie ©Ijromf oon ©eorg <Sd)n>arfcerbt über 
bie Vorgänge in ber ©tabt auf§ genauefte unb guoerlfifftgfte 
unterrichtet. 3n mancher anbern ©tabt im fübtoeftlicfyen $>eutfd)= 
(anb ift e§ gemtfj äljnlid) zugegangen; ba aber biefe feinen 
©cfnoarfeerbt gefunben fyaben, ber bie ftürmifdjen Jage mit an* 
fdjaulid)er jDarßeüung ber Stfadjmelt überliefert I)at, fo roeifc bie 
©efdudjte nid)t§ mefyr oon ifmen, unb bie tomfdjen (Sdjicffale 
«rettenä lönnen als ©rfafc bafür gelten. 

3n ber 9?adj}t Dorn Oftermontag (17. Sloril) 1525 erhoben 
fid) gegen 60 «auern oon ©ufyfelb, gflifen^ufen, <5ternenfel3 
unb anbern Orten nörblid) unb norböfttid^ oon «retten, fielen 



i) ©retten ^at aüerbingS in ben ftranjofenlriegen je&r fernere @d)irf. 
falc erlebt. <S. ft. (Serres »retten« fleine Gljronif 6. 57. (Sine an- 
mutige @d)ilberung be§ ©täbt<$cn§ au§ bem 16. 3al)r$unt>ert bat 3. 
G am er ort uS gegeben (Vita Melanchthonis. Ed. Strobel (1777) p. 1). 
Skrgl. aud& Jac. Micyllus Sylvae (1564) p. 141. 



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— 232 — 

junädjft in bem 3)Jönd}t)ofe ju Hertingen ein, ber bem Älofter 
$errenalb gehörte, unb Rauften übel bafelbfi Xtx anbredjenbe 
borgen aber jeigte ben $3eroofmern oon Hertingen, wie fleht bie 
3at)l ber Hufftänbifdjen war, unb ermutigte fic $u energifdjer 
v 2lbwet)r. £er 33auernfmufe jog ftdj nun junäctyfi in baä benadj* 
barte 3 a ^ er 9 äu / m cr f l(j ^ Dur $ 3" ta «f fo bebeutenb »erfiärfte, 
bafc fle in ber britten Wadjt fct)on mieber in Hertingen erfdjienen 
unb buret) ro^e <ßlünberung 9Rad)e nehmen tonnten, 3fyr näd)fter 
iÖefuc^ galt ber reiben (Sifterjienferabtei SWaulbronn im 3aber* 
gäu, wo fte ebenfalls eine grauenoofle 93ermüflung anrichteten. 
3afylreid)e 33üct>cr ber alten &lofterbibliotf)et würben jerriffen unb 

aUe§ auögeplünbert 0. 

$on t)icr auä fetjidten bie Söauern einen Drohbrief nad) 
Bretten, in bem fic anfragten, treibe ©efinnung man gegen fic 
fjabe. (Sie feien bereit, felbß ju fommen, unb roenn man fic 
nict)t einlaffen motte, fo mürbe alles in ber <Stabr, roa§ über 
fieben 3taf>r alt fei, ermürgt. £er Slnfdjfag galt üiefleidjt roe* 
niger ber <Stabt, als ben 32 ferner betabenen SGBagen mit $auf= 
mannSgütern, bie unter pfötgifc^em Geleit bt§ Bretten getommeu 
unb nun megen ber Unftdjertyeit ber ©trafen oorerft f)ier jurüd= 
gehalten morben maren. 

3lm §ofe in §eibelberg f)attc man aber $unbe oon bev 
grofjen ©efa^r, in melier bie wertvollen ÄaufmannSgttter 
jdjroebten, unb ein ©abreiben be8 Äurfürften l'ubwig an 33ürger= 
meifter, fRatl) unb ®emeinbc ^Bretten trug ber ©tabt auf, für 
bie ©idjerljeit be3 geborgenen ©uteS &u forgen, unb madjte fic 



1) £aubfqueflc ift ©. €>d) wart} erbt 9lact)rid)t öon bem ^Bauern» 
aufruljr ober bäurifdjen Ärieg. Stöttgetfjeilt öon Söürbinger. 9leu» 
burger Gofledaneenblatt ^atjrg. 43 (1879) ©. 1 — 48. SBergl. baju 
©itjungSberidjfc b. 2Hünd)ener Slfab. ^tlof. -Ijiftor. ftlnffe) 1879 I. 
8. 207-217. 

2) Söürbinger a. o. 0. S. 18 Wnm. 4 bemerft 3U bem Sluß* 
bruef: „unb war öawren^ flefler" ber Gf)ronif „Hauptmann be§ 
#aufen§". 2)a eS aber einen Hauptmann biefeS WamenS ntd)t gibt, 
fo finb bie ©orte fo ju f offen : Sorena, b. b. SJerfd&leuberung war ÄeHer, 
b. Verwalter ober #err im Älofter. 



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— 233 — 



fetbft haftbar baftir £>te ftotb in bcm ©täbtchen aar jefct nidjt 
Kein, beim e3 langten noch weitete (Schreiben oon bem 33nu> 
rainer unb bem Stuttgarter 33auernhaufen an, bie ©erlangten, 
bajj man fie an ber 23eftfcnaljme ber SBaaren nicht ^inbern ober 
§um minbefkn btefelben nidjt auS ber ©tabt laffc. $lle biefe 
Schreiben würben fofort nacf) $eibetberg getieft unb bie brin* 
genbe Söitte um bewaffnete $ilfe ausgebrochen. £)er Äurfürft 
oerfprach biefe and), ohne bafj er fic fogleich f^itfen tonnte. 
Xenn bei ber aagemeinen Verwirrung war e8 faft unmöglich, 
Sölbner ju ermatten; auf bie Säuern war aber nirgenbä mehr 
ein Verlag. 

ÜDie Sage in Bretten war um fo bebenflicher, als audj lein 
furfürfrlicher SJogt augenblicfluh jugegen war. (Seine Stelle Der* 
far> „ein raiftger Änecht", Slbam ©geübte Don Speier, ber ba§ 9$ogt* 
unb Meramt Dermaltete, aber trofc aller Sorgfalt unb 3tfülje ber 
£age nic^t gewachfen war, ba er erfl furj oorher aufgewogen unb 
mit ben Verhältniffen ntcr)t oertraut war. ^Daneben befanb fidj 
noch in Bretten ber ©beimann $an§ Don Stein*$allenfel§ 
mit jelm Seifigen, ber bie SBaaren geleitet hatte, unb ber nun mit 
Sct)euble alles that, waS in feinen Gräften jtanb, um bie ©tobt 
unb ben SBaarenjug bem $urftirjien ju erhalten. 

$)a man fofortige bewaffnete $ilfe nicht gu erwarten ^atte, 
fo ^alf man fid) einftweilen felbjt, um einem ptö$(id)en UeberfaH 
ber SSauern $u begegnen. @8 würbe eine Sturmorbnung feft* 
gefegt, wonach alle waffenfähigen männlichen ©tnwoljner, gleich* 
oiel ob geiftlidj ober zeitlich, auf baS Särmjeichen an einer be* 
ftimmten Stelle ju erfc^einen Ratten, Sobann bcftcCCtc man bie 
©inmormer be8 benachbarten $)orfe§ 9t in dingen oor ba§ %$ox 
beä ÄirdjhofcS. $ier würbe mit ihnen unterhanbelt, ob fie ihrem 
§errn treu bleiben unb in bie Stabt jieljen wollten, um bie 3 a ^ 



i) Sluctj an ben SBauernbaufen unter £an$ SBunberer unb HKalern 
geuerbac^er, toeldhe ©retten ebenfalls aufgeforbert hatten, jefjrieb Äutfürft 
Subtoig. £tefe entfctjulbigten ft«$ bamit, bafe »retten nur burch ein 93er* 
fehen be§ ©^reiberS oufgeforbert worben fei! Sogt Wr. 274. 302. 
2Bic mi&lidj eS übrigen! mit ben flaufmannSgütern ju »retten ftanb, 
fieht man auS Sogt 9lr. 345. 



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- 234 — 



bcr 23evtf)eibiger ju oerftärfen. £>iefelben (iefecn ftdj bereit ftnben, 
liegen 2Beib unb $tnb braufjen unb jogen mit ifyren Staffen in 
bie ©tabt. Üttit fliegenbem ^älmlein würben bie SRinflinger am 
<3tabttt)or eingeholt, unb nun ging e8 auf ben SKarftolafc, wo 
ftdj bie gauje Süvgerfdjaft oerfammelte. ÜJfan hielt eine ©eineine 
ab, unb aufeer ben SRinf Ungern mufjten alle in ber (Stabt an* 
wefenben <ßerfonen männlichen ©efchlechteS, „Fuhrleute, 23ürger* 
jöhne, £>ienftleute, ^riefter unb ©duiler" ju ber 23ürgerfa>ft 
fd)tt)ören. ©obann würben bie dauern in guten ©tanb gefefct, 
bie 6a)üfcen auf bie Stürme »erteilt; bie SÖÜrger, unter bie 
man bie ©eiftlidjen unb Fuhrleute be« SBagen^ugeÄ gemifa^t 
hatte, befefcten bie dauern. SRingS um bie ©tabt würben 
33orpofien aufgehellt, um bie Annäherung ber fteinbe rafä) ju 
erfahren, unb bei 9?adjt banb man ju größerer (Sicherheit bie 
«Sd^äfer^unbe an ^flöcfe, bie man in einiger Entfernung oon ber 
flauer eingerammt trotte, um nid)t überrafd)t $u werben. $>ie 
übrigen Waffenfähigen Ratten ihren ©tanbort auf bem WaxlU 
olafc, um oon fytt au3 rafd) an bie bebroljte ©teile ^u eilen. 
3n jeber §au^altung mujjte bie 9?ad}t über ein Reffet mit 
SBaffer am fyeuer fielen, um für ben fyatl eineS Eingriffes fofort 
hetfjeä SBaffer gu fjaben, ba8 auf bie (Stürmenben fyerabgefäjüttet 
werben fonnte. 

^nbeffen fam oon ben üerfdjiebenen ©auern^aufen ©abreiben 
auf ©abreiben, in benen ber (Sinlafc geforbert unb bie fdjlimm* 
ften Drohungen auSgefprodjen waren, $n Bretten ^atte fid) bie 
$unbe Don ber fdjrecflichen SBluttljat ju SBeinSberg oerbrettet 
unb bie $urd)t oor einem ähnlichen ©djicffal bemächtigte fia) ber 
©emüttjer. oerfammelte ftdj be^atb ber fllath unb befcfylojj 
gemeinfam mit bem Slmtmann, noch gwölf 9ftitglieber au$ ber 
„äujjeren" ©emeinbe in ben SRatfy aufjunehmen. 3 U liefen wählte 
man foldje, „bie am meiften ©efdjrei macht, unb man ihnen ba§ 
s D?aul fonft nit oerftopfen funnt". 

9?id)t§befto weniger wudjä bie Unjufriebenheit. Die (Stabt* 
t^ove mußten gefa^loffen bleiben, unb nur grauen burften hinauf 



1) 3 immer mann WUg. ®efdj. bc§ gro&en 5touernfrieg§ II 284. 



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— 235 - 



um Butter für baä Siel) ^eveinsuf^affen. 3)en ÜNäunern glaubte 
man baä §inau3gel?en unterfagen $u müffen, bamit fein Serrefyv 
mit ben aufftänbifdjen Sauern ftattfinben fönne. 25a fyörte man 
balb laute klagen; ba§ Siel) oerberbe in ben ©tällen, bie Werfer 
unb Söetnberge blieben ungebaut; wie 9)?önd)e im ßlofter müßten 
fle hinter ben ©tabtmauern fifcen, unb baS fei bod) afle§ nur 
um ber 9ieiä)en Witten. 3m pfa^gräfifa)en $rieg *) Ijabc man 
»enigflenS freie Serföfttgung belogen, imb befonberS Nagten bie 
föinflinger, ifjre SBeiber unb Äinber Ratten $u §aufe niäjt« 
5» effen. 

9?un befajlojj ber ?Rat^, auf gemeine Soften Srob baden 
unb an bie Slermeren in ber ©tabt oertfyeilen ju laffen. Slber 
nur für ad)t £age befdjnnd)tigte man bamit bie Unjufrtebenen, 
unb bie alten klagen erhoben fid) oon neuem unb ftärfer al§ 
juoor. 3)abet trafen täglidj neue Briefe ber Sauernfyaufen ein, 
bie immer toieber bie frühere $orberung um (Sinlafj erneuerten. 
£)ie Unflufriebenfjeit fteigerte fiel) burd) bie 9?ad)ritt)ten , bie tvoij 
aller Sorftajt in bie ©tabt orangen, wie bie Slufftänbtfdjen branden 
fdjlemmten unb e§ ftcfy roofyl fein liegen, 3mnier beutlicfyer geigte 
e8 fid), bafj audj in ber ©tabt unter bem nieberen SBolfc Unju^ 
friebene genug waren, bie mit ben Säuern fompatljiftrten. 

SBieberum oerfammette fidj ber 9?atfy, treil man etnfafy, bafj 
etroaä gefdjefyen muffe, um ber fyerrfdjenben Unjufrieben^eit $u 
fteuern. (Sin reicher Wann, 9)Md)ior $>edjetl, ®aftwirtf) jur Ärone, 
erbot ftd| ein Ofym SBein unentgelblid) fyerauSjugeben, unb burdi 
weitere ©djenfungen braute man eS bi§ auf oier £)lmt. 9cuu 
mürbe beraten, mie biefe ©penbe, „bie iebermann woljlgeftel", 
»erbraust werben fotlte. Söäfjrenb mehrere oerßänbige Männer 
meinten, man folle jebem, ber eS oerlange, eine 2#aa3 Söein ins 
$au8 tragen, bamit er tyn mit 2öeib unb $inb trinfen fönne, 
ober bodj menigftenS an jebem £age nur eine £)ljm jur Sertfyei* 
lung fommen laffen, forberte ber grojje $aufe ber Unjufrtebenen, 
man fofle iljnen ben 2Bein auf baS Stallaus geben, bamit fic 



!) ©er ba^erüdj^TöUil^c Grbfolgetvieg, auä) ßanbSfmter ftrieg 
(1504). fcäujfer 0ef*. b. M>tm. $fal 3 1 473. SRone OueBenf. III. 



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— 2M\ — 



ftd) auch einmal einen guten lag machen tonnten, oieüeicht werbe 
®ott wieber föath Raffen. Sa3 J)alf e3 ba, bafj bcfonnene 
teilte einwanbten, man foHe bod) bie gefährliche ?age bebenfen, 
unb wenn ber fteinb »löfclich bann erfd)iene, fönne man mit be* 
tvunfenen Veuten nichts ausrichten. Söefonnenheit fam bereits 
nicht me^r ju Sorte: man trug grojje £ifche inS ÜanjhauS, 
unb ber grojje §aufe tyat fleh bei Sörob unb 2öein gütlich; „bodj 
wäre beffer gemefen, flc hätten SBaffer bafür getrunfen", fügt ber 
Ghronijl ^inju. 

2öährenb biefe grofje 3ed)erei ftattfanb, langte plöfetict) bie 
iVachricht an, ber S8auernf)aufen bei bem <Stäbtcr)en ©och$h c ""> 
beffen Hauptmann ber „Pfaffe" Johann ©ifenhut war, be= 
abfichtige noch in ^ li U x 9?act)t, Bretten $u (türmen, unb $abz 
[ich bereite mit Leitern unb anberem ÄriegSgerätlje oerfehen, 
unb wenn bie oon ^Bretten fich wehreu unb auch nur einen 
x .0iann umbringen würben, fo rnüfete alles in ber (Stabt fterben. 
"Der Amtmann gerieth in grofje 33eftür$ung unb oerfammelte 
alSbalb ben SRatl), um ihm ben $orfchlag ^u machen, bie %t- 
meinbe burch baS Värmgeichen gufammenjurufen. SBieberum rieben 
befonnene s D?änner, beren e8 in ber (Stabt boct) noch immer 
gab, oon biefem Schritte ab; ein großer Xty'xi ber (Einwohner 
fei betrunfen; auch erboten ftch bie 9^atr)St;crren felbfl bie Sachen 
für biefe bracht ju übernehmen; oieQeicht fei e$ auch bieSmal 
wieber ein blinber Wärmen. Ü)er Slmtmann aber, bem bie blutige 
XJjat oon Reinsberg nicht au£ ber 33orjtellung weichen wollte, 
unb ber fich *> or einem ähnlichen (Schief fal fürchtete, machte gel* 
tenb, bafj er oerfprochen §abt, ber ©emeinbe feine wichtige 9?ach* 
rieht oorjuenthalten. (So würbe benn geläutet unb bie ©emetnbe 
fam wiber ©rmarten fchnell jufammen. 

£>er Amtmann erfchien nun oor ber oerfammelten Spenge 
unb machte ihr SJitttheilung oon ber angeblichen brohenben ®e* 
fahr. £>a trat junächfl ein junger Slrmbrufhr, Samens SEBenbel, 
herüor unb fragte an, wie eS benn mit ^ßuloer unb sölei in ber 
<Stabt befteöt fei; man müffe barüber aufgeflärt fein, wenn man 
fich 9 e 9 cn fecn «fci" 0 wehren wolle. £>amit war baS >$tityn i u 
einem allgemeinen Tumult gegeben: einer rief bem feefen fjrage- 
fteder $u, eS fei nicht feine (Sache, fleh borum ju beftimmern. 



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— 237 — 

SBieber anberc fdjrieen anbcreS; ber genojfene 2Bein tfjat feine 
2i>trfung, unb ba ber größte Üt^ett betrunfen toar, entßanb ein 
folt§e8 ®efd)ret, „baß ber jeljnte (ntdjt) miffen mödjt, ma§ ber 
elfte rebt ober meinet". ©nblidj oerfdmfften ftdj (Sinige ©el)ör, 
bie ber Slnftdjt roaren, man foüe auf bie anrü(fenben Bauern ntdjt 
fofort fließen, fonbem guerft mit tynen unterlmnbeln. 9?un aber 
erflärte ber Slmtmann, menn ba8 bie Slnftdjt ber ©emeine fei, 
fo gelje er juoor aus ber Stabt, ba er feine £uft Ijabe, ba§ 
©djidfal oon SBeinSberg erbulben. ÜDarauf mürbe ber Särm 
noc& mel toller, inbem fofort ber iRuf erfdjoü, man foüe bie £l)or* 
fdjlüffel ©ermaßen/ bamit er ni$t auS ber ©tabt fönne. 9?oa> 
mala bemühte ft($ ber Amtmann jum SBorte ju fommen, aber 
atS er fafj, baß aße Slnffrengungen oergeblidj feien, oertieß er bie 
jTobenben unb begab ftd) in feine SBofmung. 

£>er oben ermähnte SBirty 2KeItyor §ecf>eü blieb auf ber 
treppe be8 föat^aufeS fielen unb gab ft$ Diel Sflülje, bie ?är* 
menben mieber fliU ju bringen. (Snblidj gelang e3 üjm, unb er 
führte nun auS, baß fte bod) bem $urfürften treu bleiben füllten, 
»ie fie e8 im pfäljtfdjen ©rbfotgefrieg gemefen. <£ie fottten be* 
benfen, meldjeä fernere ©du'cffal iljrer SBeiber unb Äinber Ijarre, 
wenn fie ju ben Säuern übergingen; benn ber Äurfürft mürbe 
ftdjer firenge Vergeltung üben. 2ludj fei bie ©efafjr ntdjt fo groß; 
fie feien bur<§ ifyre dauern auSreidjenb gefaxt unb bie Bauern 
fyätten fein ©efdjüfc, um fte nieberjulegen. 

©nbtidj gelang e§ ben SBorten be8 befonnenen Cannes, bie 
SRufye mieber fyergufteflen, unb bie IDfefyrjafyl ber Berfammelten 
jerftreute ftdj. 2lnbere jogen auf tyre SBadjpoften auf ben dauern, 
nur eine f leine Sln^a^t rotberftrebte audj jefct nod), bebroljte ben 
Amtmann unb $>an£ oon Stein *$atlenfel8 unb beruhigte ftdj 
erft, als ber Bürgermeifter 9?ifolau8 ©tüber bie ©djlüffel ber 
©tabt in Bermaljrung nafnn. 

£er anbredjenbe borgen fanb bie unjufriebenen j3nfaffcn 
Brettens, bie tfyren 9Raufd> auSgefdjlafen Ratten unb ftd> jefct 
iljreS Betragend fdjämten, in gang anberer Stimmung. WHan 
bat ben Amtmann um Vergebung, ba fte füllten, „baß ber <5adj 
gu oiel gefd>e^en mar". (£$ mürbe ^rieben in ber <©tabt, unb 
man beflagte ftdj aud) nidjt mefyr über ben Langel, aber ber 



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— 238 — 



öeleit§r)auptmann §an3 oon (s tein Kallenfels ritt mit feinen 
Leitern Ijinweg, oermutr)lici) weil er (ein jweiteS üttal eine fold^e 
v ??ad)t erleben wollte. 3um ©tfafee aber famen balb nad^er 
200 bewaffnete $rieg3fned)te, bereu Hauptmann ein 33auer, ^ßeter 
oon <Sd)ifferftabt, war, unb bie oon 2Bolf Ulridjoonftlefyingen 
unb einer fleinen SReiterjdmar bis Bretten geleitet würben. 

Um nädjften £ag fdjon ließen bie neuen Hnfömmlinge bem 
s Jiarl)c ber Stabt Bretten erflären, baß fte oon allen fingen, bie 
oorgingen, wie aua) oon fommenben unb get)enben Briefen unter* 
rietet ju werben ©erlangten. <5ie wollten auf 93efer)l beS $ur* 
fürften ber ©tabt in allem als redjte $rieg£leute befwlfen fein, 
unb ba eS fid) ebenfo um tyr tfeben, wie um baS ber Bürger 
fjanble, fo müßten aud) oon ben 3t)rigen mit babei fein. Ob* 
gleid) bem Amtmann unb SRatfye biefe $orberung ungelegen fam, 
tonnte man nicfyt gut ausweichen, unb eS würbe befdjloffen, baß 
jwölf oon ben $riegS(euten in ben föatt) aufgenommen werben 
füllten. Sluci) bie Sachen würben gemeinfam oon ber bewaffneten 
Schaar unb ber Söürgerfdjaft belogen. ©ineS £ageS fam $u ben 
erfteren ein Söotc aus ber ®egenb oon ^euftabt a. b. wo bie 
ftnedjte faft alle ju $aufe waren, unb berichtete oon ber reiben 
Söeute, weldje bie bortigen dauern, it)re i'anbSleute, burct) SRaub 
unb ^ßlünberung matten. £>aburtf) entftanb große Unjufrieben* 
r)eit unter tfynen: fie wären lieber bei bem Raufen tt)rer auf* 
ftänbifdjen 93ruber gewefen, unb man mußte ifrnen fet;r einbring* 
lief) jureben, bis fie fiel) $um bleiben oerftanben. 

2Bie fetjr noct) immer gegen bie ©auern SBorficr)t nötfng war, 
bewies ber 5lnfd)lag eines ©infpännigen, b. I). Stabtfned)teS, ber 
Bretten ben Sauern in bie §anb fpielen wollte. 3m benad)* 
barten $lofter 9)?aulbronn lag ber 23auernr)auptmann ftädle 
oon Bödingen mit feinem Raufen, liefen rannte ber sörettener 
©tabtfnedjt SÜBenbel 3lrnolbt, unb fo erbot ftd) eines £agS ber* 
felbe, er wolle hinüber nad) 2J?aulbronn unb mit Sä'ctfe reben, 
baß er 33retten ungeftört ließe, £rofc beS 2lbmat)nenS oon (Seiten 
beS iRatljeS oertieß Slrnotbt bie <Stabt, fam erft am näd)ften 
Xage gurüd unb fagte „nit oiel, waS er auSgertdjt f>ätte". 
Salb nad$er erfduenen einige i'anbSfnedjte am 2^or, bie geßern 
in ättaulbronn gebettelt unb baburci) ßenntniß beTommen Rotten, 



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— 239 — 



bafe 2Benbel $lrnolbt bie ©auern auf fiftige SBeife in bie ©tabt 
laffcn moöe. Sttan hatte it)m bafür at8 ©elotjnung einen Sagen 
mit $aufmann$gut unb eine ©efmufung in ©retten oerforocf)en. 
%uty oon anberer ©eite würbe biefe ^cadjricht betätigt, $a traf 
noct) ein (Schreiben Don Säcfle ein, morin berfelbe mitteilte, 
SBenbel Slrnolbt fyabt roegen ©retten mit i^m gerebet, unb wenn 
bem alfo fei, fo foüten bie ©rettener 2eute ju einer Unterrebung 
mit ihm ^erauSfc^itfen. man barüber im ÜRatt^e oerhanbelte 
unb bem herbeigerufenen SBenbel baoon Sttitthetlung machte, fo 
fteCCte berfelbe jmar mit ^eiligen (Schmüren in &brebe, bafe er 
erflärt $aben fodte, im Auftrag be8 föatljeS oon ©retten ^u 
Ijanbetn, fonnte aber bod) bie Wafy&jtxnn nicht Überzeugen, bafe 
er ganj unfeejutbig fei. 9)can berichtete beSt;alb biefe ©orgänge 
in einem (Schreiben an ben ßurfürften, unb Senbet, bem übrigens 
bei ber <Sad)e nicht ganj geheuer mar, mürbe mit ber ©efMnng 
beauftragt %U er ben UrtaSbrief am anbern Sage ju Reibet- 
berg bem Äurfürfkn, ber mit oieten ©beln im <8cfytoj$f}ofe jtonb, 
übergeben unb Subroig ben ^nl)alt oernommen hatte, liefe er ju* 
erft bie Xfyoxt fliegen unb SGBenbel fofort feftnehmen unb in8 
©efängnife merfen. SRad} ber ©eenbtgung be8 ©auernfrtegeS h at 
er feinen ©errath mit bem £eben befahlt: auf bem 9#arfte ju 
^eibelberg mürbe er nebft fünf anbern (Schulbigen Eingerichtet. 

Taburct) mürbe bie $ufmerffamfeit am pfälgifchen ipofe oon 
neuem auf ©retten gelenft, unb ba bie ©auemhaufen immer nod) 
in ber 9?äf)e be3 (StäbtdjenS lagerten, fehiefte ber Äurfür ji ein ftähn« 
lein nieberlänbifd)er Unechte, benen jum ©eleit 24 Seifige unter 
bem ©efet)l SBotf Ulrichs oon Ehingen beigegeben mürben. Tie 
auffiänbifchen ©auern befamen &unbe oon bem herannahen biefer 
©dmar unb ein $aufe oon ungefähr 3000 oerlegte bei Unter* 
öroidheim ben 2Beg. 35er oon gelangen liefe ben ©auern er* 
Hären, fie fämen nicht ihrethalben, fonbern fte feien auf ©efefyl 
be§ Äurfürften ba, unb er bitte baher um ungehinberten $)urct)* 
(afe. ©eine Heine (Schaar geriete) aber in einige ©eftürjung, ba 
man bie ©tärfe beS ©auernhaufenS nicht fannte. £er an bie 
©auern getiefte ©ote tarn unoerrichteter (Bache jurücf, ba bie* 
felben erftärten, nur mit bem Hauptmann ber (Schaar felbft unter* 
hanbeln ju moüen. @o mufete Sßolf oon fingen fid) ent* 



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— 240 — 



fließen unb ju ben Bauern ^tnübcrrciten. $>iefe »erlangten, 
füfyn geworben burdj baS bisher (Srreidjte, er fofle tont $ferbe 
Ijerabfteigen, unb als ber ton ^lefjingen bamit jögerte, gab üjm 
$anS oon §aU, ber Bauernfyauptmann, beruljigenbe 3ufttfyerung, 
fo baß er ben Bauern ben ffiiüen tfyat. £rofcbem oerlief bie 
Unterljanblung otme (Srfolg, unb SBolf fefyrte $u ben ©einen $u* 
rücf, in ber feften 9lbfid)t, flc^ ben $urdföug gemaltfam ju er* 
Döingen. 

3)a fließ er aber bei ben £anb$fnedjten auf unerwarteten 
SBiberfiaub. Diefelben weigerten fidj ju fämpfen, ba fie bto§ 
Befeljl fjätten, als Befafcung fid) naä) Bretten &u legen, nic^t 
aber ftd) auf bem SBege bafyin &u fd)lagen. 2BaS fonnte nun ber 
Hauptmann anberS tfyun, a(S mit ben Bauern fid) baljin einigen, 
baß fie feine (Sdjaar ungelu'nbert jurilcfjie^en ließen, wogegen er 
ben dauern baS Berfpredjen geben mußte, ebenfalls auf bem 
SBege feinen (Stäben an^uria^ten. Unoerridjteter 3>inge fam bie 
3d)aar nadj §eibelberg jurürf; unb als balb nad^er ber #ur* 
fürft jum Kampfe mit ben Bauern auSjog, mußten biefe lieber* 
länber gur ©träfe in $eibelberg als Befafcung gurürfbleiben 

£>ic ®efal)r für Bretten ging torüber, olme baß eS ben 
dauern bie Üljore Ijätte öffnen müffen 2 ). $>er Bauernljaufe ju 
Waulbronn jog gegen Stuttgart ab, bie übrigen Raufen fonnten 
bem £eere beS Äurfttrften, ber fidj mit bem beS Srudjfeffen oon 
SBalbpurg nod) oereinigte, nidjt wiberfte^en unb fläubten beim 
5lnmarfd> berfelben auSeinanber. 

911S baS %afyx 1525 oergangen unb wieber SRufye in £5eutfaV 
lanb geworben, erinnerte man ftdj in Bretten jener frtirnufdjen 
9?ad)t, in welcher bie trunfene (Sememe bie Beamten bebroljt 
Ijatte unb bie ©tabt beinahe gu ben Bauern übergegangen wäre. 
2)ie größten (Sdjreier würben ins (Sefängniß gelegt, aber nur 
für furje Qtit. (Sinjelnen würben 3 e ^ en w SGBangen ge* 



1) SJione Cueflenf. IT 31. 33ergl. aud» oben S. 191. 

2) 9Mandjtf)on, ber im fernen 28titenlierg ilunbe oon ben SBor» 
flängcn in ^Bretten erhalten fyaite, ift ftolj barnuf, baß bie ©ürger feiner 
Sönterftobt treu geblieben finb. Corp. Ref. I 748. 



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— 241 — 



brcmnt, „etlichen bie Ringer ein mentg abgefürjt". £>ie ton 
©retten mürben wegen ihrer Ergebenheit hodj gepriefen „unb be* 
famen hiermit ein ganj gut ©efdjrei". $)er Sl;rontjt (Schmarl 
erbt fat) in ber ^Rettung feiner SSaterftabt btc ©nabe ©otteS unb 
üerjeidmete für feine Mitbürger unb beren Äinber bie (Sreigniffe 
biefcS DerhängnifjDoflen ^a^re§ jur marnenben £eljre, bafj fte ©ott 
flirrten unb ber Dbrigfeit ger)orfam bleiben foflten. 



26. Der „Pfaffe" «ifenliut im Iratdjjau. 

3>er $raicr)gau mar im 16. S^Munbert fchon bebeutenb $u= 
fammengefchrumpft. SBenn er urfprünglid) ben SRIjein als 2Beft=, 
ben 9?ecfar als Stforb* unb Dftgrenje gehabt unb im <£übcn an 
ben ^3fing= unb $llbgan geftofcen fyatte, fo umfafjte er in ber $t\t 
bc§ 23auernfriege8 roefentlich bie ^anbfdmft jmift^en $urpfalg, bem 
93i§tf)um ©peier, bem 9?etfar unb ber unteren Sftarfgraffdjaft 
23aben, einen fruchtbaren ?anbftrich, in bem ein zahlreicher unb 
begüterter SIbel anfäffig war «). 

Skrmuthlich h attcn au( h ^ e dauern be§ $raidjgaue§ im 
2Binter 1524/25 aufregenbe 33riefe Don ben ^egauern ermatten 2 ). 
$m Frühjahr 1525 bürften t>iele berfelben gu ben benachbarten 
Raufen gelaufen fein, benn ringsum loberte ber 2lufftanb in tyUtn 
stammen. 2)och braute bie Beruhigung ber 33ruhraincr auch h* er 
eine 3"t lang SHuf)e. $>a fteflte ftch am ©onntag ^nbilate 
(= 7. 50?at) „ein leichtfertiger Pfaffe", mit tarnen 2lnton (£ifen= 
hut auä bem ©täbtehen Appingen 3 ), ber unter ber £anbbeüölfe* 
rung üiele Anhänger jählte, an bie ©pifee ber Ungufriebenen. ©r 
foü ftch angeblich felbft gum Hauptmann aufgercorfen l)abe\\ A ). 



J ) S eigen bufc $er ßraichgau (»retten 1878) 8. 78. 

2) Naumann Duetten 577. 

3) Oer toar früher Pfarrer ju Söctler im 3^beraau gewefen. 

4 ) £arer ßap. 43. Gr jofl früher mit einem hjurttembergifchen 
Raufen bor Stuttgart getoejen fein. 

$artfelbcr, Oefc^id^te Ui »ouernlricgS. 16 



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- 242 - 



$alb ergingen nach allen SRidjtungen ©inlabungSfchreiben gum 
ftnfdjfajj an ben Raufen, bie nach $arerS Hnfidjt „mit mehr 
giftigem, giftigem (£rn(t gefoicft" waren al8 bie anberer ©paaren. 
5tuch Ijier fehlte bie theologifdje ©infleibung nicht; benn fte fingen 
afle an: „©ebulb unb Demuth, 33eftänbtgfeit in unferem $eilanb 
3efu Ghrifto." 93i8 jefet gälten bie Söauern, welche als liebe 
SBrttber angerebet finb, fetter hinter ber §errfchaft Amtleuten, 
begleichen bei Pfaffen unb 9ttön$en gefeffcn, nun aber feien 
beren §änbel an ben £ag gefommen, wofür ©ott ju »reifen fei. 
©ie f ollen be^atb fid) bei ber ©tobt ®odj8l)eim einpnben, mit 
einem SBagen oerfehen, „bannt ba8 (Soangeltum unb bie (berechtig* 
feit einen Fortgang nehme", ffür ben ftaH, bag bie Slufgeforberten 
nicht erflehten würben, war bie Drohung hinzugefügt, bafj bann 
©ifenlmt mit ben ©einigen gu ihnen fommen werbe. 3uerft ge* 
wann er bie ©inwotyner be8 ©täbtchenä ©ochSheim, welkes ben 
(trafen »on ©berftein gehörte, für feine ©adje. 3n bem Säger 
bafetbft fammelte fidt) ber Raufen, ber balb auf 200 angeworfen 
war. Sei bemfelben ftellte ftd) auch (S^riftop^ ^offner, Bürger* 
meifler in bem furpfäljifchen Rieden $il8bact), mit 14 ©efeflen 
ein. 9?achbem juerjl ba8 ©d)lo§ ber §erren oon SHenjingen 
überfallen unb auSgeplünbert worben, rtiefte ber Raufen „mit 
aufgeregtem ^ä^nlein M oor bie ©tabt Appingen, wo bie ehe- 
maligen ^ßfarrfinber (SifenhutS bie dauern ot)ne SBiberftanb ein* 
ließen. S3on ba an ging c8 nach $eibel8hetm, einem jwif^en 
^Bretten unb 33ruchfal gelegenen ©täbtdjen, ba8 ebenfalls in bie 
©cwalt ber Söauern fiel Unter ben zahlreichen Dörfern, beren 
fic^ ©tfemjut bemächtigte, wat auch ber Rieden $il8ba<h, wo* 
fetbft bie dauern ben neugebauten furfürjtlichen Getier au8* 
tranfen unb ben ÄeHermeifter gefangen nahmen. &m SEBege 
jwifchen §il8bad) unb ©inSheim lag ba§ ©djlojj be8 (Stolen 
$an§ §tppolöt oon Benningen, ber ©teinSberg 2 ), fonft ber ßompafc 
auf bem $raidt)gau genannt, weil er mit feinem weithin ftdjtbaren 
X§ urm al8 SBegweifer biente. Die SBauem matten bamit „ein 
Sufifeuer unb ©Breden, baS allenthalben in bem ganzen SReüier 



1) SJergl. neben £arer auch 3Jt. <£ruf ii ©djtoübiföe <E$roni! II 210. 

2) 9Boumonn Wien 9hr. 274. 



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- 243 — 



ringS Ijerunt gu fefyen mar". $5er ftetS nodj ttacfyfenbe $aufe 
eroberte fobonn Sinsheim, »on ben Bürgern freunblid) aufge* 
nommen. Oberhalb be8 £>rte§ lag ein reidjeö ©tift, ba8 
fetter Ijeimgefudjt tourbe. 5E>ie Bauern fielen ben ©tiftS^erren- 
in bte Jpäufer, fdjlugen bie §en(ter ein, bwcfyen bie ©ebäube 
ab unb plünberten ba$ ©tift oolljtänbtg aus. §ier blieben fie 
einige Sage jtitt liegen, „benn fle fanben jiemli^en Sranf unb 
^rooiant in ben ©tift^äufern". 

Äurfttrft Submig ton ber <ßfalg, „ber lieber bie ®üte als ben 
©rnft leuchten laffen moflte", audj fömerlicfy bamalS genug 3Äann* 
fd^aft gur Verfügung ^atte, erbot ftd) in einem ©(^reiben an ben 
Raufen, feine SRätlje, übrigen» in guter Begleitung, fänden gu 
wollen, um bie etmaigen Befc^merben gegen bie furfürftlia> Sie* 
gierung entgegenzunehmen. Antonius ©ifen^ut unb Spontan föeufj 
antworteten alä bie §auptleute be8 Raufen«, fte feien mit einer 
Unterrebung einoerftanben, bodb, foütc ber $urfür|t nidjt metyr als 
gefm Leiter ffycfen. ©raf ^ijilipp üon jftaffau, #err gu 2Bie^ 
baben, unb einige pfälgifdje ^Rötr)e führten bie Unter^anblungen 
auf ber beftimmten 9Mßatt. 9?ad)bem fte ftdj mit ben Bauern 
auf einen Slbfdneb geeinigt fcatten, ©erlangten fte, bajj ber Raufen 
ftdj auflöse, »äljrenb fte oon §eibelberg neue BoHmadjten unb 
Snftrufttonen einholten. 3)ie Bauern blieben aber trofcbem bei 
einanber, ja fie gelten ntct)t einmal — fo »enigflenS berietet 
§arer — ba8 Berfprcü^en flaueren ©eleiteS, „fonbern ergeigten 
ftcfy gegen bie Sftättye mit trofcigen ©eberben, SBorten unb 2ßerfen 
bermafjen, ba§ fte eine gange 9?adjt in ©efaljr $eibe8 unb 2eben3 
geftanben, aud) ftdj ade ©tunb unb $lugenbltct anberS nichts 
benn ©terbenS getröften mußten. 11 ©ie gaben biefelben erft 
frei, nad^bem itynen ber ßurfürft „etliche unbillige Urtifel" »er* 
nrifligt unb barüber eine Urfunbe auSgefteKt fjatte 1 ). lieber« 
Ijaupt befanb ftdj bie gange £anbbeoolterung be$ $raid)gau§ 
in einem Sauntet, ber roie eine anftecfenbe $ranfljeit um ficfy 
griff. ÄlS 2Beiricf> oon ©emmingen in 2ftia^elfelb bie Bauern 
beim Älange ber ©turmglorfen fragte, wa8 er Urnen benn gu 



1) 3ettfd)r. f. b. ©efä. b. DBerr$. XXIII 187. 



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— 244 — 



£eibe getfyan, gaben ftc $ur Slntmort: 9fid)t3, aber wir müffen eS 
mit ben anberen galten '). 

UebrigenS foUtc ©ifenlmt fein füfyneS Unterfangen mit bem 
Jeben büjjen. 2ll£ ©eorg Srucfyfejs oon Söalbpurg mit bem §eer 
bcS jd)roäbifd)en 23unbe3 in ben $ratd>gau fam, fiel ifym ©ifenfmt 
in bie §änbe. ©r f Riefte benfelben „als eine $erefyrung" an 
Äurfürft ?ubnrig nad} 53rud)fal, ber ifm nebft brei anberen be- 
fangenen auä (Appingen nad) turpem 33erl)ör im (Stfyloj$of 
üörucfyfal mit bem (Sdjrocrte fyinricfytcn liefe' 2 ). 

Die ftraidjgaucr nutzten ifjre Sfjaten unter ©ifenlmt burd) 
eine 53ranbfd)afcung büjjen, unb nicfyt alle §errfd)aften bürften 
gegen itjrc Untertanen fo milb »erfahren fein mie ber @ble 
(Stephan Don Benningen, tiefer fdjrieb ben 29. üttat an Xxuty 
fejj ©eorg, al§ ber üöranbmeifter be§ fdjroäbifcf)en SBunbeä feine 
armen £cute ju ©rombadj bei Sinsheim mit einer Söranbfdjafcung 
belegt Ijatte. Xiefelben feien, mit $lu$nalnne üon einigen „grin* 
bigen «Schafen gar nid)t ben dauern jugefallcn. 2lud) müßten 
fie Don §aufe entlaufen, roenn man bie auferlegte (Summe ein* 
treibe, ba fie nod) Don ber pfäljift^en ^efybe Ijer tief in ©dmlben 
fteeften 

Ten SintDolmem Don ©odj$l)eim mürben jroct (Strafen 
auferlegt, bie eine burd) tfurfürft i'ubmig oon ber ^Sfalg, bie anbere 
unb amar eine ©elbfumme Don 500 ©ulben burdj Xrucf)fefj ®eorg. 
3)ie „armen ?eute" manbten fid) be^alb an ifjren §errn, ben 
(trafen sßerntyarb ju ©berftein, ber nebft feinem ©olme SBilfyelm 
fid) bei bem Äurfürflen unb bem £rud)feffen aÜe üttüfye gab, feinen 
Untertanen bie auferlegte «Strafe ju erfparen 4 ). 

£>b übrigens biefe Söemütmngen Don irgenb meinem (Srfolg 
begleitet maren? 

Ten 5. 3mti [teilten bie Vertreter oon ©ppingen, §eibet3* 
Ijeim, £iUbaä) unb (SinSfjeim für fid) unb iljre 53unbe8* 



1) Sterorbt ©ejd). b. ebang. ßirdje 93aben§ I 210. 

2) Jparer Stap. Gl. SJergl. oben ®. 226. 

3) 39 a um an n Stften 9lr. 335. 
*) 91. a. O. 9lr. 336. 



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- 245 — 



Vertreter bem $urfürften einen SReuerS au<3, ba§ fic fidj „eigen* 
miüig, frerjentlidj unb mutfymiflig über (5ib unb *ßflidjt empört", 
bem $urfürflen, feinen Wienern unb 2el)en3männern Sdjlöffer, 
(Stäbte, Steden, §äufer u. f. m. »erbrannt unb üermüftet r)ätten, 
bajj fic bereit feien, bie Don £ubmig für bie ^reüaffung ber 
pfä($ifd)en ?Rätr)e errungene Urfunbe !t)erau§jugeben , ftdj auf 
©nabe unb Ungnabe ju ergeben, 3 c ^> n * en / 3i n 1 cn > Kenten, ©ülten 
unb ^ro^nen ju jagten, „mie frommen Seuten gebührt" { ). 



27. Sit ReidjB.ftoM Spcicr 2 ). 

Unter ben mächtigen iRcid>Sftäbtcn am SRljein mar im 16. Satyr* 
Ijunbert ©peier nidt)t bie geringfte. ©benfo mie ba8 benachbarte 
2Öorm3 mar bie fdjone (Btabt mit ifjren ftattttc^cn Käufern unb 
iljrem aften 1)ome, ber ®rabftfitte einer langen SReifje üon $aifern, 
oftmate ber $3erfammmng§ort für bie Vertreter beS beutfdjen 
^eidjeS. (Sinige ber midjtigften SReicf;3tage Imben feinen Tanten 
ju einem befannten unb öielgenannten in ber beutfcfjen ©efdudjte 
gemalt. Sieben einem behäbigen unb reichen Sßürgerftanbe, melier 
auf feine faiferttdjen Privilegien ftotj mar, fcr)ü^ten bie fhrfen 
dauern einen Söifc^of mit feinem Kapitel nebft einer ja^tretc^en 
©tiftSgetftlidjfeit. Sfleibifcf) blieften ber SRatf) unb bie efyrfamen 
Bürger auf bie jaljlreidjen Breitseiten ber „pfafffyeit", olme fid) 
jeboefy buret) tt)re SDftfjgunft ju ungefefelicfyen £anb(ungen üerleitcn 
ju laffen. £>enn ber SBifdmf mit feinem &nr)ange befafe nidjt Mo& 
motyfoerbriefte SRedjte, fonbern audj auf beiben leiten beä fltyeineS 
ein frattlidjeS (Gebiet mit $al)Ireicrjen SBurgen, meldjeS ba§ ber 
©tabt an 2Iuäbet)nung meit übertraf 3 ). Seit bem ^atyre 1513 fafc 



1) 3eitj<$r. f. b. ©eja). b. Obmt). XXIII 187. 

2) ^auptquefle für tiefen Wbfdjmtt waren 3lrd;iöalien aus bem 
6tnbfarä)ib ju ©peter. 

3 ) $>ie ßeioö^rilidje SReftbenj t>e§ SBijdjofS war übrigen! nid)t Speier, 
fonbern Ubentyeim ($f)ilipp§burg). 9lopp ©efd).b. ©tobt s -pf)ilipp§butg 6.41. 



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— 246 - 

auf bcm bifctyöfltcfyen ©tufyle ®eorg, <5olm be« Äurfttrjten $ljtlij>p üon 
ber 9$falj, ber in bcn Sirren beä 33auerntrieg8 an feinem 93ruber 
£ubtoig, bem regiercnben ßurfürften, einen ftarlen SRüdtyatt fyatte *). 

©djon in bcn erfkn 2Bod)en beS ^afyre« 1525 brangen be* 
unruljigenbe ©erüfye in bie ©tabt*). 93efonber8 föeint bie 
©cifUidjteit für tyre unb tyrer £>abe <5tdjerf>eit ernftüd^e 93eforg* 
niffe gehegt $u Ijaben. 93ereit8 ben 25. Februar erfdjtcnen unauf= 
geforbert üor bem oerfammelten fJRat^c »on ©oeier $robft ©teten* 
berger, ber £)efan be« 3)omjtifte8, unb bie Vertreter ber brei 
geijtlidjen (Stifte unb fpradjen iljre 93efriebigung barüber au§, baß 
93ürgermeifter unb töatlj in biefen „erfctyrecfenlidjen Käufen" bie 
£ljttrme, dauern unb £l>ore fo fürfidjtiglid) bemalen laffe. 3m 
Satte ber Wotlj unb ©efafyr feien fie bereit nad) Gräften ju Reifen. 
2)icfe $ilfe tonnte nur als Unterjtüfeung mit ©elb unb Naturalien 
Derflonben »erben. $)ie 33tirgerf<$aft blieb oorerft nodj ruljig, 
unb bamalS afynte toofyt faum jemanb, metdj fdjtoere Sirren Über 
bie (Stabt fommen würben. 

On ber Sodje nadj Dflern, als brüben im SBrufyrain bie ^Bauern 
anfingen gufammenjulaufen (<S. 209), fing bie 23en>egung aud) in ber 
©eoölferung ©oeierB an. (Sine ^Injaljt unjufriebener $anbn>erfer 
tarnen 2lbenb8 ba unb bort in ben Käufern jufammen. %n festeren 
SBertyören tcurbe eine Üteilje berfelben mit tarnen bejeidmet: ©ilg 
2ttatyer, SBernfyarb ©djeffcl, $afob ton ^rantfurt, £eonl)arb Mütter, 
SWartin (Sdjtoifcer, 3oft $>ud)fctyerer, ^einric^ ©lafer, Soft $aft, 
9?ittau$ ©ergenraeber unb anbere. 33ei biefen SSerfammlungen, 
bie man „Äolben" nannte, unb beren £fjeilnelnner mit jebem £age 
mudjfen, würbe anfangs wenig gerebet; man tegelte, tränt ©ein 
unb unterhielt fidj auf anbere Seife, ©elegentlid; würben audj 
bie „neuen ^ßfalmobten" unb anbere lieber gefungen. ©efäljrlicfyer 
mürbe bie Bewegung, al8 ftd) an ben ,3«fa»intentÜnften ein gemijfer 
§an8 oon Ulm, ber ba$ 33ürgerred)t in ©peier befajj, beteiligte, 
©in terfer föebner, wujjte er ben fd^on oorljanbenen Unwillen gegen 



1) SRemling @ej<$i<$te ber »ifööfe ju ©peter II 231. 

2) $ie ©arjleKung üon 3immermann II« 146 entölt faft in 
jeber 3eile eine Unrid)ttofeit. WnityoS für meinen 3wed max <£. SBeife 
©efö. b. ©tabt ©peicr. ©peier 1876. 



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— 247 — 



tote ©ctft(id)fcit ju fteigcrn. ©r fragte ju wietoertyoltenmalen tote 
$erfammetten, »eld^e er at8 liebe Srtttoer unto ®ef eilen anrebcte, 
ob jte bereit feien, toie „SRadftung" (fo bezeichnete er toie $reil)eiten 
toer <&eiftlid)feit) abjutfyun. 3)abei ließ er burd)b(icfen, bafj manche 
im föatfye fäjjen, toie folc^e jDinge gern fäfjen. S5on einer nadj* 
traglidjen ©träfe fönne toeSfyalb feine 9tebe fein, ©^liejjltdj lieft 
er barüber abftimmen, ob man nidjt fd)on am näa^ften Sage, tS 
mar toer ©amftog nadj Dftern, toem Söürgermetfter toie 93ttte oor* 
tragen fofle, toer ©eiftlidjfeit t^re SBorredjte flu befdmeiben. $>urdj 
§antoauftebung mürbe ein $lu8fdjuf$ für toiefen gemäht. 
$)ie tarnen toer 2lu8f(§uf$mitglietoer waren auger $an$ oon Ulm 
Slnton 2Mer, Slau8 Umentyumb, ftranj ©rabinggaben, Soft 
Fretter, §an8 ©etler unto §an§ 9teb toer ©djneiber. ^rreiltd) 
ging toie ©adje nid)t fo leitet, als $an8 oon Ulm feinen Slnljängern 
eingeretoet l)atte. ^nfontoerljeit bewaffnete ftd) toer SRatty jur 
©egenwetyr, als er am folgentoen Sag $untoe oon toer geplanten 
Bewegung erhielt. Ob fdjon um toiefe Qtit einzelne 3ünfte tyre 
ftäntoigcn Vertreter im Sager toer Sßru^rainer dauern gehabt $aben, 
wie in toer ©tobt behauptet wurtoe, ift nia^t mit ©idjer^eit $u 
entfäeitoen. 

S3ürgermeifter unto SRafy traten übrigens aüeS jur ©i<$erfyett 
oon ©peier, ma8 in tyren Gräften mar. ©djon am 20. Slprit 
Ratten toie SSäter toer ©tatot über SKafcregeln $um ©djufce gegen 
einen UeberfaÜ burdj toie Söauern beraten. @8 »urtoe geboten, 
toaf$ fein SSürger wfujrento toer „forglidjen Saufe" toie ©tatot Oer* 
laffe unto ju toen Söauent gelje. 2öer e8 toodj ttyue, toem wertoe 
man fofort SBeib unto $inb nadjfdnden, unto fein ^Bürgerrecht 
foHte für aüe Qtittn oerfa^erjt fein. Slujjertoem fotlte jetoermann 
bei feinem toer ©tatot geleiteten ©itoe oerpflia^tet fein toer £)brig* 
feit fofort Hnjetge flu machen, wenn iljm toer ©tatot bebrofylidje 
enterte ju Öftren famen. ©otoann wurtoen toie Söürger aufge* 
fortoert, ifyre SEBaffen rüften. SDie Ü£f)ore unto SBefjvgänge wurtoen 
tourefy toie 3 ttn f** fö ar f bemalt, ^nfontoer^eit fotlten toie Sfyore 
ftetS tourdj bewaffnete Bürger unto SRatljSmitglietoer befefct bleiben. 
Borgens foQten toie Pforten erft geöffnet wertoen, wenn toie wadje* 
tyabenben Sljortyttter ftä) tourdj einen ©ang au8 toen „ flehten 
Z^xUm" überzeugt Ratten, bajj feine ©efatyr oor^antoen fei. 



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— 248 — 



SBäljrenb ber ftadjtjeit foüten bewaffnete Bürger not ber ©tobt 
auf 2Ba$e bleiben, fo bag feine Ueberrumpelung mbglid) mar. 

UebrigenS war aud) feine 3«t we^r ju oerlteren, wenn man 
mit ben 33auern nidjt gemeinfame <5ad)e madjen wollte. <&d)on 
ben 25. Slpril lief oon bem „^Regiment unb ber gemeinen 33er* 
fammlung ber 93auerfd)aft am 33rufjrain, jefct ju 33rudjfal" ein 
SlufforberungSf abreiben ein, worin betont würbe, ba§ fie ein d)rijt* 
licfyeS SBorljaben Ratten unb nur bie Don ©Ott gegebene ^rei^eit 
unb ba$ ^eilige (SSoangelium fyanbljaben wollten. $>abei fmb fie 
angeblid) ooll unjweifelfyafter Hoffnung, bafj bie ©peierer Urnen 
SftatI) unb SBctfkanb angebeiljen laffen, „wie fie üor ©Ott aud) 
fdmlbig feien". Tie Sauern wollen beSfyalb mit bem ganzen 
f>eflen Raufen nad) (Speier gießen, niemanben beläftigen, nur baft 
iljre ©egner ifynen „bie (Speifung" reichen foflen. ©ie wollen jidj 
mit 93ürgermeifter unb iRatl) unterreben, unb wenn fie in bie 
(Stabt etngelaffen, bafür forgen, bajj bei ben ^einben be§ ÄreujeS 
(Sfyrifti Söefferung gefdjaffen werbe. ©leidjjeitig fdjidte „©regoriu« 
^utmadjer, Trabant beS ©berften ber 33rufyrainer dauern", ein 
(Betreiben an bie §utmad)crjunft ju (Speier, worin biefelben 
frommen Lebensarten oon §anbf)abung beS (SoangeliumS wieber* 
feieren, ©benfo wirb audj Ijier oerfidjert, ba§ bie ©eiftlidjfeit 
„nid)t Ijötyer angegriffen" werbe, nur füllten fie ©ffen unb £rinfen 
liefern. SSenn aber »Speier ba$ ^eilige 2Dort ©otteS nic^t be* 
benfe unb fuf) nidjt gutwillig jeige, fo werben bie 33auern^aufen 
oon brei (Seiten gegen bie ©tabt jum Angriff ^eran^ie^en. 

©leid^ettig nal>m bie Bewegung in ber 33ürgerfdjaf t gegen 
bie ©eiftli^feit iljren Fortgang. @§ unterliegt wofyl feinem 
gweifel, bafj bie auf SBefdmcibung ber ^rioilegien beS $leruS 
genuteten 33ejtrebungen bem föatfje nidjt ganj unerwttnfdjt famen, 
wenn er audj fpäter, nadjbem ber $rieg gegen Erwarten geenbigt 
Ijatte, e8 für nüfclidj ^ielt, bie <&ad)t fo barjufitetlen, als ob er 
burdj bie Unjufriebenen unter ben bürgern ju feinem 33orgefyen 
gezwungen worben fei. Um ganj ftdjer ju fein, orbnete ber SRatfy 
an, bajj bei ben 3tt«ftcn eine Umfrage bejüglid) ber Slufnalmte 
ber ©eijtlidjfeit in ben S3ürgeroerbanb gehalten werben fofle. £ie 
Antwort fiel oerfdjieben aus. £>te $au£genoffen meinten, ber 
SRatlj wiffe hierüber felbft am beften 33efd)eib. ©tnige 3ünfte 



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— 249 — 



feinen gar feine Antwort gegeben jn haben. üBieber anbere 
erflärten, fie fügten ftch ber Majorität. Die $if<her meinten, e§ 
gentige, bie ©etftlichfeit in ben (Schirm ber Stabt aufzunehmen, 
ba§ ^Bürgerrecht brauche man ihnen nicht ju geben. Die ©dmeiber 
erflärten, man folle ber ^ßfaffheit ba8 ^Bürgerrecht erfl geben, menn 
fte ber SBifdjof t^rcr Pflicht lebig gefprochen habe. Diefer 3lnftd)t 
fdjloffen fid) noch mehrere 3finjte an, auch fügten einige bie für 
ben 3nnftneib be^eichnenbe 53emerfung f)ix\%u, bafj bie ©eiftlichfeit 
feinerfei (bewerbe ober §antirung treiben fotte. Darauf hin fonnte 
ber 9lath entfehiebener oorgehen. (Schon ben 24. Slpril erfchienen 
in einer SSerfantmtung ber oier ftäbtifchen (Stifte ber 33ürgermeifter 
<ßeter SBrumt mit oier $Rath§mitgüebern unb zahlreichen Vertretern 
ber ©emeinbe, um burdj ben 9#unb be§ <Stabtfchreiber§ z u er* 
flären, baj$ bie ©emeinbe bie Erfüllung oou acht Slrtifeln burch 
bie „^faffheit" oerlange. Die ©eiftlichfett hatte derartiges geahnt 
unb ihre 2#afjregeln getroffen, fotoeit eS in ihrer Äraft ftanb. 
DaS Kapitel hatte ben Domfdmfc unb anbere Äoftbarfetten be§ 
StifteS in ftajere Verwahrung genommen Den 16. 9Iprtl hatten 
fie ben SBtfdmf, ber nicht in (Speier mar, burch £>§toalb oon 
©rombach aufgeforbert, bie <Sd)löffer be3 ipochftifteä unb befonberS 
bie Äejtenburg, mofelbft ba8 Slrchio be§ ißiäthumS mar, mohl $u 
befteöen. 9(uct} mar burch $apitel3befchlug ein allgemeiner Urlaub 
bewilligt morben, mornach ftd) ieber <Stift3angehÖrige, menn er 
e8 für feine (Sicherheit für nothmenbig erachtete, au§ ber <Stabt 
entfernen fonnte. 3113 nun ber <Stabtfd>reiber Dieter Dramel am 
24. Slprit ber ©eiftlichfeit bie acht 2lrtifel oorgetragen hatte, lieg 
man biefelbe ftch «"t« f"h berathen, wobei Dr. (Simon SRiebeifen 
unb <ßeter SRartch, bie Notare be$ Kapitels, zugegen maren. Dod) 
fonnte oou einer freien 93erathung im ©ruttbe nicht bie 9?ebe fein, 
benn brausen ftanben mehr als 500 oon ber ©emeinbe unb er; 
Härten, fte mürben bie (Stifte überfallen, au§plünbern unb „<Satf* 
mann machen", menn bie ©eiftlichfeit nicht nachgebe. Um ihr 
£eben ju retten, erflärten fleh bie bebrängten $lerifer jur Annahme 
ber acht Slrtifel bereit, unterliegen jeboch nicht, audj einen ^ßroteft 



1) fr 3k*. töemling ©efe$. b. «BtfcC»5fe ju epeter II 255. 3. ©eijjcl 
$er Äntjerbom jii ©pcier II 183. 



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— 250 — 



gu ^rotofoü ju geben. (§& nimmt ftct) freilich feltfam au8, menn 
baneben in ber Einleitung ber 93ertrag8urfunbe $u lefen tft, fie 
hätten „mit gutem Siffen unb SBiffen, ungebrungen unb unge* 
jungen freimiöig" bie Urnen mit „freunblieher fleißiger 93itte" 
übergebenen Slrtifel angenommen. ÜDer 3nt)alt beS Ueberein* 
fommenS mar aber fotgenber: 

1) 2)ie ©eijtlichfeit ift nicht bagegen, bag baS SBort ©otteS in 
aUen Pfarren, Flößern unb $trct)en lauter unb flar geprebigt mirb. 

2) „£ie Pachtung ber ^faffheit", melche neulich burd) Un, 
oerßanb beS 9Rath§ unb ber ©emeinbe aufgerichtet mürbe, unb 
bie bodj miber ®ott unb aUeS SRect)t, auch »iber brttberlidje 
SHebe unb ^reunbfa^aft fei, follte abgetan fein unb bie Urfunbe 
barüber atöbatb bem SRathe herausgegeben werben. 

3) SlÜe 3infen, meiere fleh nicht urfunblt<h belegen laffen, 
foflten in 3"funft rttc^t metjr entrichtet merben. 

4) SEBenn berjenige, melier 3inf«t «no ©ttlten ju Rahlen 
hatte, über bie e8 Urtunben gab, bie Urfunbe einfeuert moflte, 
fo foll ihm biefe mitgeteilt merben „ohne alle Hinterlegung ber 
$auptfumme w . 

5) SGBeber bie ^faffheit noch anbere follen „$ur Unehre fifeen"; 
beShalb follte für ben ftaH, baj$ einer eine „argmöfmifche <perfon" 
bei fich ffaht, eine Slenberung gefchehen t). 

6) SBenn Käufer „crflagt" mürben unb bie ©ntfetjeibung 
bahin gehe, bog bie betreffenben Käufer mieber aufgerichtet mürben, 
follte bie §offtatt ber ©tabt unb ©emeinbe oerfaflen fein, menn 
ber ©ntfeheibung feine Steige geleiftet merbe. 

7) Ueberhaupt miH e$ bie ©emeinbe mit ber ©eifHidjfett 
halten, mie anbere umliegenbe ©täbte 2 ). 

8) ^in\tn unb ©ülten, melche für S3igtlien unb ©eetmeffen 
oon ben 93orfat)ren gegiftet feien, foUten fernerhin tobt unb ab 
fein, „meil e8 betrüglichermeife oon ben Sitten genommen, mit 



1) Ueber ähnliche SBeftimtnungen in granffurt bergl. $lrä)it> f. 
ÖranffurtS ®t}$. 9t. fr V (1872) ©. 76. 

2 ) 3u ben umliegenben ©täbten würbe fogar Strasburg gerechnet, 
wojelbft wegen biejeS fünftes angefragt würbe. $>a8 ©tabtard)tb ju 
©peier beft# nod) bie Antwort be§ Watzel öon ©trafcburg. 



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— 251 — 



Ueberreben, eä fäme ben ©eeten im ftegfeuer ju £roft, fammt 
anbcren fmanjifßen ©rfinbungen. 9?un aber fiß mit göttlißcr 
Sa^rtjeit bepnbet, baß eS Weber ben lobten noß ben Sebenbigcn 
nüfcliß, fonbern oerbammliß unb bie (Senugbefße^ung (©enug* 
ttyuung, ©atiSfaction) unferer ©rtöfung gefu baburß »erlebt 
werbe" 

Slrttfel 5 unb 8 bemeifen, bag bie „neue Seljre" bamalS in 
©peier fßon Shßänger gefunben Ijatte, unb baß eS nißt bloß 
materielle, fonbern auß reltgiöfe ©rünbe waren, weiße bie S3ürger= 
fßaft gegen bie ®eifrtißfeit aufbraßten. 

ftaßbem bie ßlerifer naßgegeben Ratten, (teilten SSürgermeifter 
unb iRatlj benfelben unter bem 26. Slprit einen ©ßufc* unb ©ßirm* 
brief für beren ^erfon unb Vermögen auS. 

2)en 3. ätfai Ratten ber 23ifßof, bie Vertreter be8 DomfapitelS 
unb ber ©tabt ©peier mit ben §auptteuten be8 Sörutyrainer 
Raufend eine 93ef preßung ju Ubenfyeim, bie gu einer (Einigung 
führte 2 ). $)en (5. 9J?ai (hüten bie 93auern ben ©ißerfyeitSbrief 
für bie ©peierer ©eißlißfett auB. 3mei £age naßljer mußten 
ade noß in ©peier anwefenben ®ei(tlißen ben 33ürgereib oor 
tjerfammeltem SRatfye fßwören, wobei noßmalS oerftßert werben 
mußte, baß (te an fein frembeS ©erißt fiß wenben, auß in feine 
Empörung gegen SRaß unb ©emeinbe willigen wollten. TObann 
würben fle in $umefenr)eit beS 39ürgermeifterS „in §erm ftotjann 
Äranßen 93etyaufung gegen bem *§irfßb,orn über gelegen" ge= 
mujtert; felbfk bie ätteften $)omfyerrn würben nißt oerfßont. ©te 
mußten (iß, wie bie anbern 53ürger, mit $arnifß unb SCßaffen 
oerfefyen. „3)ie SBruft, bie oorfyer ber (£f>orro(f becfte, Ijttflte nun 
ber eifeme £armfß, unb auf bem Raupte faß, (tatt ber Pfaffen« 
fyaube, ber Manfe §elm ; bie §anb aber, fo bisher nur ütteßbuß 



1) 55er ganje JSerlrag ift abgebrutft bei (Simonis q. o. O. ©. 203. 
SBergl. aud) SJogt «Rr. 399. ©er mefafadj betjou^tctc 3ujammen$ang 
ber 6peterer Wrtifel mit ben §tantfurtern (j. SB. aud) Sanften $eutjd). 
@ejd). II 560) läßt fid) au§ ben epeierer'Wten toenigftenS nid)t betoeifen. 

2) ©a8 Genauere barüber ©.219 (f. SBielletd&t war e§ erft ben ö.9Rai. 
— UebrigenS tjt Uben^eim ba§ heutige $f)üipp§burg, ntdjt Dben&eim, 
toie 3t mm ermann 112 146 meint, weldjeS öftlid) oon »rudjjal liegt. 



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— 2fr> 



unb Sörcüier gu führen gemohnt mar, ^ielt jefct bie Stange, bie 
$euerbüchfe ober ba3 ungewohnte ©dmjert" 1 ). ftaft fdjeint e$, als 
ob Manche an bem friegerifcheu $h un ihre ffreube gehabt hätten: 
„(e3 ftnb) barunter oiel freubiger, mehrhafter ^ßerfonen gemefen, 
haben ihre fonberen §aupt= unb ©efehlSleut gehabt, auch folang 
ber dauern 2Büt^en gemähret, fia) in guter Lüftung gehalten, 
afleä auf ihre eigenen Stoßen. " Slugerbem jagten bie oier Stifte 
bem föatfye 800 (Bulben jur Vöhnung für angeworbene Unechte 2 ). 

2)enn wenn auch ber Sötfdjof mit ben Söauern ein Slbfommen 
getroffen hatte, bie ©tabt fdjeint gu feiner (Sinigung mit ben 2luf* 
ftänbifc^en gefommen ju fein, %m ©egentljeil, ber SRath oerfchärfte 
bie $orficht3majjregeln gegen eine plöfeliche Ueberrumpelung. ©in 
Zf)t\l ber Bürger, oermuthlifh au3 ber tttaffe ber ärmften, befam 
(£olb, bajj fic bem Sadjbienft für bie <£tabt beffer nad)fommen 
tonnten. $on neuem mürben bie SBehrgänge unb £fyore unter* 
fucht, bie Bürger mit ihren Staffen gemuftert unb $lefyntid)e8 be- 
forgt. jDie dauern Ratten in ben crjtcn £agen be8 3J?ai ben 
■ßlan gefaxt oor (Speier ju jieljen. 9?ad)bem fie bie untere 2ftarfgraf* 
fdjaft iöaben bur^gogen unb bie $löfter Herren* unb tJrauenalb 
im 2llbtt)al ^eimgefua^t Ratten, mar ein oon 9ftüf)lburg au3 
auf ba§ linfe ^{^einufer gegen Stauterburg, ber anbere nach Üben- 
heim gebogen, $n ben nächften Jagen moflte man fid) mieber 
oereinigen unb oor <2peier rüden. (Sie hofften immer noch Unter* 
fiU^ung in ber 23ürgerfd)aft fdbft gu finben. Ü)en 4. 3>?ai erhielt 
bie 3 un ft junt Äönig iu <£peier einen neuen 33rief be§ Söru^ratner 
.£aufen§, in meinem abermals oerftdjert wirb, bajj fie nur megen 
55er^inberung be3 göttlichen SBorteS unb ber unerträglichen, ilmen 
oon ©eiftftdjen unb Söeltlichen auferlegten haften bie Staffen er* 
griffen hätten. £)ie 3 un f^9 eno ff en möchten fich bedr)atb „bruber* 
lieh ju ben JÖaueru fefcen", bamit fie unbefdjäbigt in (Speier ein* 
fefyren fönnten. UebrigenS fd)einen in ber J^at manche Bürger 
für bie dauern gemefen ju fein unb ihnen ^Briefe gefdjicft ju 
^aben. 53ei ber in Ubentycim abgehaltenen 23efprechung, bie ju 
einer ©inigung beä 33ifchof3 mit ben dauern führte, erhielten 



1) % ©eiücl II 187. 

2) ©tmoni§ a. a. O. S. 208. 



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— 253 — 



bte cbcnfaÜS anmefenben ©efanbten ber <Stabt oom ©ifdjof unb 
ben SBauernhauptleuten bie beruhigenbe 33erftcherung, (Speier »erbe 
Don einem „Ueberjug" üerfchont bleiben unb „mit ben Söauern 
»ertragen werben u . 3US bte günftigen, melden bie 23ruhrainer 
getrieben Ratten, bte Briefe bem föathe jur ^Beantwortung 
übergaben, beriet^ berfelbe ernftltch barüber unb ben 5. SDfai er* 
ging bie Antwort, bafj man ftet) oon ben dauern nichts SBbfeS 
öerfehe. (Speier fei als freie 9teid)Sftabt bem Äaifer unterworfen 
unb alS beffen getreue Untertanen fönnten fie bie SBauern nicht 
einlaffen. (Schmerlich waren bie ^Bauern bamit fe^r aufrieben, 
aber bie ftarfen dauern unb bte SBachfamfett ber 23efafcung 
fdt}einen auf bie dauern einen folgen (Sinbrutf gemalt ju fabelt, 
bajj fie aud) nicht einmal ben $erfuch eines Angriffes wagten. 

$n ber nächften 3eit bürfte bie Aufregung ber ©emüt^er ju 
(Speier angebauert fyabtn, ohne bafe ieboer) nennenswerte @reig= 
niffe eintraten. 3)ie 33eoölferung einiger benachbarten Dörfer, 
bie nicht abgefallen mar, flüchtete bei bem SBteberauSbruch beS 
SlufftanbeS ir)rc bewegliche &abe nach (Speier. Sludj bie föätt}c 
tcS 23ifchofS baten um bie Slufnafymc einer treu gebliebenen ®c< 
meinbe unb fügten tyn%u, ber 53ifd)of werbe foldjeS einer <Stabt 
(Speier gnäbig gebenfen. 2Bte ftch TOtte $unt brol)enbe ©erüct)te 
oerbreiteten, bie ^Bauern aus Schwaben wollten ftd) herunter an 
bett 9lt)ein tt)un, „unter bem (Schein, als ob ftc in bie ©rnte gum 
(Sdmeiben jiet)en wollten", f Rieften bie pfälgifd)en ^Beamten oon 
(Speier eine SBarnung, man möge »erbä^tige dauern an ber 
s Jll)einfä^re nicht überfein. 311S jebod) ber $urfürft oon ber 
^ßfalj bie dauern bei 93febberSheim gefchlagen hatte, flüchteten fidt) 
einige Sftitglteber beS (Speierer Kapitels in fein i-ager unb führten 
ernftlidje klagen gegen bie Vergewaltigung burdj bie ©tabt. 
Äurfürfl 2ubwtg nahm ftdt) ber (Sad)e um fo mehr an, als auch 
fein Söruber ®eorg bie gleiche 23efd)tr>erbe oortrug unb bat, ba« 
(Stift (Speter als fchtrmoerwanbt $u bebenfen. £en 28. $unt 
tub £ubwig bie SBertreter ber ©tabt jur Verantwortung cor ftd). 
3>a er nicht wünfd)e, bajj bie <Sad)e ber (Stabt jum Schaben 
ausklage, fo fotlten fie ben 93tfdjof unb feine ©eiftlichfeit miebev 
einfefcen, bie abgezwungenen VertragSurfunben tlmt in feinem i'ager 
bei Freinsheim ober Lambsheim abliefern. (Stmaige Sefdjwerben 



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— 254 — 

rotfl er oon ihnen anhören unb für bereit ^Beilegung Sorge tragen; 
boct) ©erlangt er eine fofortige Antwort. Aber noch ehe btcfcr 
Sörtef nach (Speier gefommen fein burfte, waren bie Vertreter ber 
Stabt bereit* im furfürftlichen £ager erfdjienen. ®enn fdjon ben 
28. ftuni [teilten biefelben im Sager bei ^ßfebberShetm eine Urtunbe 
auS, worin fte nach oorauSgegangcncr Unterhanblung bem Äur* 
fürften oerfprechen, ben ber ©eißltchfeit abgezwungenen Vertrag 
^erau^ugeben, bie (&eiftlid)feit in ihre alten fechte mieber ein« 
Zufefcen, in SDionatSfrift ben Vertrag wieber aufzurichten, ber üor* 
her jwifchen bem 33if$of, feiner s .ßfaffheit, auch ber gemeinen 
©eifttichteit unb ber ©tabt ©peier burch $3ermittetung beS pfät= 
3ifd)en Kanzlers Florenz Don Benningen aufgerichtet unb fobann 
abgefchafft worben. £ie »eitere Ausführung biefeS SSerfprechenS 
fällt auf ben 8. 3uli 1525. An biefem Sage übergaben ber 
©ürgermeifter unb SRatf) bie fraglichen Urfunben. 3 u 9 (ei( ^ Der * 
fprechen fie auch Da8 ©jemplar beS „©taatSoertrageS" 1 ), baS 
unoerfehrt erhatten geblieben, ^xau^no^tUn, bie anberen faifer» 
(ichen unb fonftigen ^rioilegienbricfe , beren (Bieget fte fc^on ab* 
gefdmitten hatten, mit gebührlichem (Eingang unb SBefchlug in ein 
„offen tfibeü" abfehreiben unb mit ben (Siegeln ber ©tabt unb 
fämmtlicher 3«nfte oerfehen ju Iaffen*). 

Aber wenn auch ber 5Ratt) bie ber ®etßlichfeit abgezwungenen 
ftreiheitSbriefe in bem erften ©Breden hetauSgegeben hatte, fo 
tonnte man fleh kabei Doch nicht beruhigen. SöenigjtenS einige oon 
ben 3uge|*änbniffen woüte ber föath ber ©tabt erhalten. ©8 be* 
gannen bie Unterhanbtungen mit bem ßurfürften Subtoig oon 
neuem, ©peicr oerlangte unter anberem, bajj auih bte ®cifUia> 
feit oom SDfehl unb SEBein, überhaupt oon fyab unb ©ut baS 
Ungelb, SBeggelb, SBieggelb, ^fortengelb unb bergleichen geben 
fotlte. £ie klagen ber ©eidlichen gegen Bürger oon ©peier 



1) §ö(hft njahrfd&einltd) ber bur# ben flanier bon Benningen ber* 
mittclte Sertraa. 

2) Simonis 209. 3eitj<hr. f. b. @ej<h- b. Cberrh. XXIII 192. 
$>tefe8 „offene fitbell" würbe übrigens in ber pfäljif^en ßanjlei b«' 
gefteflt. <gS trug baS Datum auf St. 3afob beS hl. 3»»ölfbofen tag 
1526. 



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— 255 — 



foflten wenigfteng in crflcr Snjknj oor bcn ©ertöten ©peier 
geführt »erben. 2lu<$ foflte ber Wati) über ba8 weltliche ®eftnbe 
ber (Seijtlidjfeit tote über Bürger oerftigen fömten. ferner fottten 
bie ®etfHidt)en oon ben bürgern feine 3infen unb (Stötten ergeben, 
meldte ße nidt)t mit glaubtotirbigen Urfunben belegen fönnten. 3)ie 
©eifUid)fett tjatte aber an bem $urfürften einen gnäbigen Gtönner 
gefunben, nnb baä einzige, toaS ©peter erreichte, war bie 3&1?fong 
einer beftimmten Abgabe. SDurcty einen ju #eibelberg ben 14. SCugujt 
abgefdjfoffenen Vertrag tourbe beftimmt, bajj bie gefammte ©eifc 
It^feit »on ©peier patt otler anberen Abgaben ber ©tabt Jährlich 
200 ©utben entrichte, ©tjarafterifttfeh für bie SSertragfd&lie&enben 
if* e8, toenn in einem ©^tujjfafc hinzugefügt toirb, bajs bie 
©cifili^en ben 2Beinf<hanf, ben fte bisher hinter oerfctyloffenen 
Spüren geübt Ratten, abpellen foflten; toenn fte aber unter ftd) 
fctbft bei einanber in <$efeflfd)aften feien, {offen fte, toie äuüor, 
,,tyren ©ein ju trinfen Wlafyt ^aben" 1 ). 

2B%enb ber SRatl) bie in ber SBauernbetoegung erlangten 
$3ortt)eile ber ®eijttid)feit gegenüber nur toiberjfrebenb Verausgab, 
unterlieg er e8 bodj nidjt, bie Slnftifter ber gangen 23en>egung, 
burä) toeldje bie ©eijtUctyteit jum Nachgeben gelungen toorben, 
ju »erfolgen. 3n8befonbere mujjte ftäj §an8 oon Ulm, obgleich 
er baS ^Bürgerrecht ju ©peier befajj, au8 ber ©tabt flüchten. 
9J?an brauchte ein Opfer, auf ba$ man bie ©d}u(b be8 Sorge* 
faflenen ablaben fonnte, unb e8 ging tyvc, rote in oielen anberen 
©täbten. £>ie (S^rbarfeit heimle bie Sortierte, toeldje bie 93e* 
roegung gebracht ^atte, nact) Gräften ein, ftatuirte aber burety 
Verfolgung ber Unjufriebenen ein (Stempel, um ftdj oor ber SReitfy^ 
regierung rechtfertigen $u fömten. 3)ie auf ben ipanbel mit £an8 
oon Ulm bezüglichen $ftenßtt<fe jinb beSljalb eine unerquicflia^e 
Seftüre. $)erfetbe SRath, toeldjer ftd) bie 23etoegung ber Bürger« 
fdjaft i\x nufee gemalt fyattt, geht mit ber größten §ärte gegen 



i) Bud) babei beruf)ißte man fid) nod) ntd)t, unb etft bcn 3. Ja- 
nuar 1626 tourbe ber enbßiltiße 9tb|d)tcb gejdjlojfen. Simonis ©. 210. 
lieber bie Htt, tote baS ©clb aufgebraßt tourbe, oergt ebenbajclbft 
6. 211. 



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ben Urheber berfelben in ©peier üor. $U§ bie <Sad)e üor baä 
faiferlid^e Regiment (Sulingen * a m> toerroeigerten ftc bemfelben 
fogar ba§ (Geleit. (58 nimmt ft$ feltfam au§, roenn ber Mail) 
jur föedjtfertigung ber föeleitSüermeigerung aud) anführt, §an§ 
uon Ulm fyabe „unter einem eüangelifcfyen »erblümten ©djein" 
eine neue, unerhörte Orbnung einführen motten, ©r trage bie 
(sajulb, menn bte 23ürgerfdjaft nidjt reblid) unb treu erfunben 
morben fei. §an3 Don Ulm, beffen Vermögen größtenteils in 
(Speier angelegt war, mußte fidj übrigens bie ^ürfprad)e ber 
©rafen "ißfjilipp ju -iftaffau, ^Pfyilipp Sit <5olm8 unb anberer §erren 
$u terfdjaffen, unb eS fd)eint, bafc er rcenigflenS fein Vermögen 
fyerauäbefam. j£od) rourbe ifjm noefy im £>ejember 1526 nidjt 
bloß ber SBofjnfttj, fonbern aud) ein öortibergefyenber 2luf enthalt 
in ber (Stabt abgeflogen, „ba nad) bem föei($8abfd)ieb tein 5luf* 
miegter mcljr jugelaffcn werben fönne". 



28. ßcfiejunj it$ Aufltonbes in kn linksrljetntfdjen 
(Behieten tum Äurpfalj und Speier. 

Shtrfürft l'ubroig fyatte gemeinfam mit bem £eer be§ fdjmä* 
bifdjen SBttnbeS in rafdjem ©iegeägug ben $rai$gau, ben Sauber* 
unb ©djüpfergrunb burd^ogen unb ben Slufftanb in ben ©egenben 
unterbrürft, roo er in feiner aflergefäfyrtidtften $orm aufgetreten 
mar. Slud) bei Sßürjburg waren bie Säuern unterlegen 1 ), unb 
£ubmig manbte ftdj alSbann mit bem üerbünbeten ©rjbifdjof oon 
£riev ben SJkin fjinab, um feine eigenen linfSrljeinifdjen (gebiete 
ju beruhigen. £)ie urfprünglidje 5Ibfid)t, gegen SJfainj unb in 
ba§ SRljeingau ju jieljen, mürbe aufgegeben, ba burd) bie 35er» 
mittelung beS (Statthalters oon IDJainj eine frieblidje Beilegung 
be8 3lufftanbe§ erreicht mürbe 2 ). 



l) Oed) Sie 9eitrff B e S. 202. gfiuffer ®c]ä). b. r$ein. «Pfalj 1 534. 
*) 3. Sonifcn ©cf$. b. beutf*. S3olfe§ II* 541. 549. 



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— 257 — 



2)a8 #eer 30g oon Sljajaffenburg unb ^Dieburg nad) Oppen* 
heim, bei welkem pfäljtfäen ©täbtd)en ber $tty\n Übertritten 
mürbe. Äunbfdjafter waren bem $eere oorauSgegangen unb 
brauten balb SRadjrtcht Don bem Speere ber ^Bauern auf ber tinfen 
tR^einfeite. Um *ßfingften waren in biefen (Segenben bie Sluf* 
rührer bei Weußabt wieber jufammengelaufen unb jmar l'eute, 
bie früher bei öerfa)iebenen Raufen gewefen waren. 2118 fte ju 
beträdjtfi^er ©tärte angewadjfen, jogen fte nach DggerShetm, 
nahmen aläbann bie met)r nad) bem ©ebirge ju Iiegenben Dörfer 
Lambsheim unb $rein$h«t" ein. $on ba ging e§ oor ba§ pfäl* 
gif^e @a)Iog ÜDirm^eim, mofetbjt ber furfürfUta^e 93ogt mit 
14 Sttann, melier bie Uebergabe oerweigerte, erwürgt würbe. 
$)ie 2eid)en würben burd) bie ftenfter hinaufgeworfen, bie ®e* 
bäube geplünbert unb fobann abgebrochen, ebenfo beS SunferS 
„2Bolf oon Slffcnftcin ©chlöfctein" bafelbfl. ©in oor bem Xorfe 
tiegenbeS $au8 be8 SöifajofS oon 2Borm& feilte baSfelbe ©djic!* 
fal. 9?un mälzte fidt) ber erregte §aufe oor ©chlofj 2llt*2einingen. 
jDic bafelbfl wotynenbe (Sräftn oon SBejterberg würbe gezwungen, 
„ben e^rlofen 33öfewia)tern" ein ©ffen ju bereiten unb fte bei 
£ifdje gu bebienen: „eines folgen ftoljen hoffärtigen ©emütb,^ 
waren bie Abenteurer". 2luch $llt* Rehungen entging ber $lün* 
berung nicht, ebenfo ba§ SBefterbergifdje ©chlofc, baS $lofter 
§ainingen unb anbere 33urgen ber Sftadjbarfdjaft. Sltöbann folgten 
ber naj|auifd)e Wieden #ir<hheim, bie ©a^löffer 93oIanben unb 
©tauffen. hierauf lagerten fte fidj im ,,©au\ $)ie bisher 
mü^eloS erreichten ©rfolge h a M en ben Uebermutt) ber $3auern 
geweigert: „fte liegen ftd} bebünfen, fie wären fdjon Üftetfter 
im £anb unb Ratten ben ©ieg in §änben". 952an tonnte 
von it)nen bie IRebe hören, fte wollten ben $faljgrafen fammt 
feinem $eere, unb wer ihm ju §tlfe tarne, erfdjlagen. liefen 
Prahlereien entfpradt) fretlidj ihre 9)?aa)t nid)t, benn ber £>aufe 
würbe oon ben $unbfd)aftern beS Äurfürften auf 7—8000 SDfann 
gefchäfet. 

©3 !am bie 9?adjrid)t, al3 ber $urfttrft noch in Oppenheim 
weilte, bie SBauern lagerten bei Dalsheim, 3n ber ftrüf>e be3 
Borgens oerliefj ber pfäljifdje 3J?arfcr)aU 2BUhelmoon£abern 
mit bem $ortrab, „beut SRennfahnen", heimlich Oppenheim, inbem 

.fcartfelber, <Bef*i*t« b«8 »aucrnlneg«. 17 



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fte Junten gum ©djlofj lunau§gelaffen mürben, um bie Sauern 
aufeufudjen. Um 8 U^r jog audj ber Äurfürft mit bem ganzen 
$eere au8 ber ©tabt in fttblidjer SRidjtung gegen Seftyofen. 
Salb ftiefj &u ib,m ber mainjif^e ©tattfyalter mit 300 $ferben. 
^nbeffen befam SEBilfyelm oon §abern bie ÜJJelbung, bafc bie Säuern 
in ber 9?aa)t ÜDalStyeim oerlaffcn Ratten unb gegen ©unb^eim 
gebogen maren, mofelbft $an3 oon Obcrftein eine Surg befafe. 
Salb Ijatte ber pfäljifdje StfarfdjatI tyre ©pur unb jog ifynen 
nad) ^febberS^eim nadj. ©ie tarnen eine ©tunbe oor üjm an 
unb mürben ton ben (Sinmofmern ofyne S33iber(tanb eingelaffen, 
obgleidj fyier befannt mar, ba& ber ßurfürft in Äürje mit feinem 
,£>cere erfdjeinen »erbe, $ünf STagc juoor tyatte ber Surggraf 
oon Sll^ei bem ©täbt^en 200 Sttann als Sefafcung angeboten, 
tra§ aber abgeleimt morben. 

9fa$bem ber 2)?arfd)all Don £>abern bie ©telhmg ber Säuern 
erfunbet, madjte er baoon eilig bem Äurfürften Reibung, ber 
fofort baS $eer in ©djladjtorbnung aufftcöte unb gegen *ßfebber8= 
Ijeim oorrticfen liefe. %m Selbe oor ber ©tabt angelangt, befätofc 
ein $rieg8ratlj, baS £eer bis auf Südjfenfdjujjmeite an bie ©tabt* 
mauer fyeranjufüljren unb mit bem leisten ©efcfyttfc oon bem 
©t. ®eorgenberg aus, wo eine $trd)e mit mehreren Käufern 
ftanb, bie SGBe^ren auf ben dauern ju besiegen. $)ie Sauern 
ermieberten baS $euer, unb nadjbem bie @efd)üfee eine ©tunbe 
lang ji$ begrüßt Ratten, rücfte ein £l)eil be$ furfttrfUi^en £eere8 
über ben ^friembadj, melier bur$ bad ©t&btdjen fliegt, bitter 
groben oon Hutten, mainjifc^er üttarfdjafl, erhielt ben Auftrag, 
für ein £ager ju Jorgen, aucf> Ouartier* unb fjuttermeijter mit* 
junet)men, ba man annahm, bie Selagerung beä ©täbt($en£ 
mürbe nicfyt fo fd^nefl tt)r ©nbe finben. $18 £agerplafc mürbe ein 
Sßiefengrunb oberhalb oon ^ßfebber&fyeim gemäht. 3)a öffnete 
fiel) plöfcüd) ba§ £f)or, unb bie Sauern gogen etma 7000 üftann 
ftarf IjerauS 1 ). $ber nad) furjem Kampfe, nadjbem ba8 pfäU 



*) CesüßH^ be§ ©runbe§ für biefen Ausfall oerßl. § ermann 
JthiegSgeid). oon 93aoern ic. I 79, beffen XaTfteflung übrigens fein SBitb 
Oer 6d)Mt gibt. 



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— 259 — 



jifdje ©efdjüfc in tfjre ^Reihen „gegangen", flogen fie unb „liefjen 
ihr bcpcS Vermögen hinter fid}". £)ie pfäljifchen unb mainjifchen 
Detter richteten unter ben $IieI)enben ein mächtiges 5Mutbab 
an, baS noch größer geworben märe, wenn nicht bie fchüfcenben 
2J?auern Don $febber8heim einen üTheit gerettet Ijätten. jEHe 
3a^t ber erftodjenen dauern würbe im pfälgifc^en $eere auf 
4000 gefehlt. 

Onjmifcfjen war bie Waty hereingebrochen, unb bamit unter 
bem ©tfmfce ber 3)unfetyeit 9?iemanb auS ber ©tabt entweichen 
fonne, würbe fte oon bem ftujjoolf umftcÜt. 2lm nächften borgen 
befchoß man ^febberSheim oon neuem. Sßatb erfdjienen ©efanbte 
ber ^Belagerten unb boten bebingungSlofe Uebergabe an. $)en* 
felben würbe eingefchärft, feinen ber SRäbelSftthrer auS ber ©tabt 
entrinnen $u laffen. ©S war am ©onntag nach 3fohannig 93ap* 
tiftä, ben 25. %um, ba orbnete ber $urftirft an, baf$ aöe SBauern, 
bie nicht furpfäljifche Unterthanen waren, bie ©tabt oerlaffen 
unb fidt) in einen SRing begeben foflten, welcher oon ben SReU 
fxgen gebtlbet würbe. §ier wollte man „bie (Saoitanier unb 
SRäblinSführer" oon ben Slnbern abfonbern unb ihnen „bie oer= 
biente ©träfe miberfahren laffen". @S famen gegen 3000 dauern 
auS bem ©tabtthor, nachbem fte juoor ihre Staffen in ber ©tobt 
abgelegt hatten, $n ber ©tabt blieben noch etwa 1000 gurücf. 
Obgleich ben $erau§jiehenben gefagt worben, bajj jeber Juchts 
oerfuch bie fof ortige SRiebermefcelung jur ftolge fyabt, begannen 
fcod) bie legten, nachbem baS ©tabtthor ftch wieber gefdjloffen, in 
ihrer £obeSangft ju fliehen. SRun entwtcfelte ftch eine ©cene, bie 
an IRohheit nur aHju fehr an bie ÜRefcelei oon 3abern erinnert. 
Xit geleitenben Leiter eilten ben ftliehenben nach uno h^ eDen fi e 
ohne (Erbarmen nieber. 2118 bie Seifigen an ber ©pifee beS 3 u 9 e & 
oon ber $ör)e herab bieg gewahrten, fielen fie ebenfalls in bie 
wehrtofen S3auern unb töbteten oiete berfelben. itoax eilte 
$urftirjt ?ubwig, „bem folche $anblung je nicht lieb war", mit 
feiner Umgebung ^erbei unb fuchte „alles ernfilichen möglichen 
^leifjeS" baS 93lutbab ju ftiüen. (58 gelang ihm aber erft, 
nachbem mehr al§ 800 erftochen waren. $on ben übrigen 
würben 30 $auptfdmlbige ausgewählt unb fofort mit bem 



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— 260 — 



(Schwerte Eingerichtet, bie übrigen aber begnabigt unb nad) ber 
§eimat entlaffen ! ). 

9ttittlermeile mar e8 $lbenb geworben. £)a man befürchten 
mußte, bajj bie nod) in ber ©tabt befinblichen ^Bauern oietletdjt 
in ber ^aä)t herausfallen mürben, fo erhielt SBtl^elm oon §abern 
ben Auftrag, mit bem SRennfahnen hincinjujiehen unb „bie <5ad) 
felbfi $um beßen erfehen". (Sr oerfammelte bie 93auern auf 
bem Kirchhofe, mät)lte 150 au3 unb fperrte biefetben in bie Äirdje 
ein. ©obann trug er ben bürgern oon $febber8t)eim auf, bar* 
über $u machen, bajj feiner ber ©tngefdjtoffenen m&hrenb ber Stacht 
entrinne. 2Benn Don ben Säuern meldje enttarnen, fo motte er 
ebenfo oiele au8 ber Qaty ber $febber8h*intt* ^Bürger topfen 
laffen. ftuQUid) gebot er noa) ben ©tnmohnern, meiere für it)ren 
Abfall empfinblich gejüct)tigt merben füllten, biejenigen, me(ct)e (ich 
in ben Gedern, «Speichern ober fonjt in ben Käufern oerfteeft 
Ratten, bei Slnbrohung ftrenger ©träfe bi8 jum nädjften üflorgen 
auSftnbig ju machen, ©obann fe^rtc ber SDcarfchafl mit feinen 
Leitern in ba8 £ager oor ber ©tabt jurücf. %m näct)ften borgen 
nahm er fobann bie (Srefution oor. lu§ ben in ber Äirdje (Sin* 
gefperrten unb roeiteren 300, melche au3 ihren Serftccfen hevoor* 
gebogen mürben, liefe er 24 mit bem ©chmerte ^inrid>teit. 

^ngmifchen oerhanbelten bie furpfätjifchen 3^ät^c mit ber 
33ürger|chaft $febber§heim$, oon ber fd>on beim SluSfall au8 ber 
(Btabt 93iele erfroren morben. ©eitere oter Bürger mürben jum 
STobe oerurtheilt unb mit bem ©d)merte hingerichtet, ber ©tabt 
fetbft eine beträchtliche 33ranbfd)afcung auferlegt. ©ie mujjte alle 
ihre Staffen, befonberS auch ihr ©efctjüfc in ba8 ©chlofc nach 
2Ujet abliefern. $luf$erbem beraubte man fte aller Freiheiten, fo 
oiele man beren auffpüren tonnte, morauf bie ©inmohner oon 
neuem ^ulbigen mußten' 2 ). 



») Sie gjceljelei bei <ßf ebbcr§f)eim , toelaje 800 dauern ba§ Seien 
foftete, unterjdjeibet fid) alfo boeb, bebeutenb bon ber ÜHiebermad&ung. bon 
16,000 bei Kobern. 9tadj anberen Angaben ftnb 1500 SBauern nieber* 
geftod)en »orben. Sanjjen ©efd). b. bcuijdjen 93olfc§ II 550. Sollte 
aber ipater, ber 800 angibt, f)ier nidjt beffer unterrichtet fein 1 ? 

2) öarer ffap. 84-90. 2Rpne Cuetlen). II 39. 



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- 261 — 



Unter bcn bei ^febber^eim (befangenen befanb ftdj aud) ber 
ehemalige SanonicuS Philipp S dientet au$ bem Stifte 5Rcu^aufen 
bei 2Borm$, ber bei ben Söauern Schreiber unb Rangier gemefen 
trar. (£r büßte feine ©ergeben ebenfalls mit bem $opfe. 

On bem Sager cor ^fcbberS^eim fanben and) bie ©erljanb* 
lungen mit ben SRtyeingauern, mit ftranff urt, SBormS unb ©peter ftatt. 
Die Sftjeingauer S3auern mußten ber $fal$ 15,000 (Bulben bejahten 
unb auf Diele ©orredjtc oerjidjten, üflainj jaulte 3000 (Bulben 
@ntfd)äbigung. 2Borm8, Srranffurt unb (Speier 1 ) mußten ftcb, ©er* 
pflichten, ber ©eijilidjfeit mieber alle bie 9?edt)te zurückgeben, 
welche fie berfelben wätyrenb ber 33auernbewegung entriffen Ratten. 

Den 26. 3uni tjatte ©djenf ©bewarb, §err ju ©rbad), 
ber oberfte Selb^auptmann be8 Äurfurßen, allen bürgern »on 
SBormS, welche Lebensmittel in ba8 ftelblager bringen mottten, 
©ctmfc jugeftd^ert unb bem ÄriegSoolf geboten, biefelben unbe* 
fycüigt pafftren gu laffen 2 ). SBäljrenb ber Söauernbewegung Ratten 
bie föätt)e ber ©tabt, if>ren ©tattmetfter unb Söürgermeifter an 
ber ©pifce, bie 3«t für günftig erachtet, um ber „<ßfafft)eit" aller* 
lei äiigeftönbniffe abzwingen. 9tfan fdjaffte einen früheren ©er* 
trag „mit allen Älaufeln unb 3«nWcgc(n" wieber ab, melden 
einft 53tfc^of föeint)arb unb fein Äapitel mit ber ©tabt abge* 
fcnjoffen. Die Vertreter ber ©tabt mußten jefct bem ßurftirjlen, 
beffen 33ruber ©oabjutor beS ©tifteS SGBormS mar, oerfpred^en, ben 
abgefdjafften ©ertrag, beffen Urfunbe jerfd^nitten morben, wieber 
aufzurichten, aud) auf alle ber <$eijtU$teit abgezwungenen Siebte gu 
Oermten. Die Urfunbe barüber mußte oon ben 3ünften befiegelt 
werben, boeb, fä)eint man oon einer weiteren Ausbeutung ber Lage 
Slbftanb genommen ju haben, inbem (ich ber Äurfürft mit ber 
2öiebert)erfteflung beS 3 u ft önDe 3 üor ocm Kriege begnügte 3 ). 

Auch noch anbere Dinge fanben fytx ihre (Srlebigung: ®raf 
®eorg oon SBerthetm bezahlte ben 28. 3uni bie Summe oon 



1) $a§ ©mauere über Speier S. 253 ff. SJergl. aud> ^anfjen 
©efö). b. beutjtt). SolfeS II 549. 

2) 3eü|chr. f. b. ©efö. b. Dberrf). XXni 188. 

3) $auli (©eja). b. Stabt 2Borm§ 1825) geben« biejer Sreigniffe 
mit teiner Silbe. 



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— 262 - 



2500 ©ulben, welche tym unb feinen Untertanen auferlegt 
worben 1 ). §erjog £ubwig, ©raf ju SBelbenj, erf^ten mit 
100 Weitem unb machte Don ba an ben föeft be8 ftelbjugS mit. 
SRattybem noch $wei SRäbelSführer, welche auf ber flucht im Hmt 
Sautern aufgegriffen worben, Don benen ber eine, 9JU$ael 33ufd} 
Don ©ermer^eim, früher Dom Äurfürften Diel ©uteS erfahren 
hatte, mit bem ©abwerte Eingerichtet worben, fefcte fid} ben 
29. $um ba3 $eer gegen ^reind^eim in Bewegung. Ojne 
ÜßBiberffcanb unterwarfen pdf} bie ©inwohncr, unb nac^bem einige 
Söürger mit bem Schwerte gerichtet unb ben ©MWolmern ä^n^ 
liehe 93ebingungen auferlegt waren, nie nachher in9?euftabt, jog 
$urfürp l'ubwig oor Untere ©tabt. 

(Segen biefe war man im §eere ber Serbünbeten fe^r auf« 
gebraut, weil pe trofc aller Bemühungen Don §etbelberg aus 
jchliefjlkh boch bie dauern eingelaffen ^atte (@. 200). 5ln SEBtber* 
ftanb würbe nach ber ©$(ad)t Don ^ßfebberS^eim nicht met)r gebaut. 
Xa8 $eer würbe in mehreren benachbarten Orten untergebracht. 
Sldjt SSürger unb „ etliche ber redjtfdjutbigen Änaben" würben auf 
bem 9D?arftölafce Eingerichtet, anbere tn8 ©efängnijj gelegt. 

£>ie fechS Slrttfel, welche bie ganje ©emeinbe befchroören 
mugte, enthielten folgenbe 93eftimmungen : 

1) Weuftabt mug alle, welche ihm einen @ib „in 33erpflich* 
tung biefeä ^anbete" geleitet hatten, beSfelben entbinben. 

2) (Sobann bem Äurfürften Don neuem ben $ulbigung8eib 
leiften, alle ^rioilegienbrtefe, SBaffen, e3 feien Surfen, Spieße, 
$eu*ebarben, ©^werter, £)egen ober lange ÜHeffer an Orten, bie 
ihnen bezeichnet würben, abliefern, fernerhin folche ohne ©rlaub* 
nifj nicht taufen. 

3) ÜDie Entflohenen bürfen ohne®rlaubni| be3 Äurfürften nicht 
mehr aufgenommen, auch threipabe ihnen nicht ausgeliefert werben; 
wenn pe aber ftch wieber einteilten, müffen fte fejlgenommen werben. 

4) ferner waren bem Äurfürften in $wei Terminen 
1400 ©ulben ju aatjlen, wofür Sttortfc Don 9Jcor§he"n unb $an3 
Don ©tcinfaUenfelS fla) oerbürgen mußten. 



l) 3eitf$r. f. b. ©cj(h. b. Cberr^. XXIII 189. 



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— 263 — 



5) Sitte 3"tfett/ Kenten, ®ttften, ffro^nen u. f. n>. müffen 
nad) a(tem ©erfommen toieber geleitet worben. 

6) Den dürften, (trafen, sperren, Gittern unb ®eiftftdjen 
ift: ber zugefügte ©djaben erfefcen, audj bic ben ©ciflUc^en 
abgebrungenen ©onceffionen irtcbcr aufzugeben. 

Der Sürgermeifier fammt ben 2Hitgliebcrn be« föatyS, 
treiben ba8 Seben gefäenft rourbe, mußten »eitere 1000 Oulben 
erlegen. ©a^uU^etg §an3 ftorft, „ber fta) ferner unb groß toiber 
$flia)t unb ®ib »ergangen", mußte außerbem auf eine <5a>tbfor* 
berung an ben Äurfürjten im betrag Don 600 Bulben »ersten 1 ). 

SRun gaU eS no$ 2Beißenburg unb bic benadjbarten Orte 
$u gültigen, »o^in jidj ba8 $eer aläbafb in Bewegung fe|te. 
Da8 (Sin^lne barüber fte^i oben im Slbf^nitt über Beißenburg *). 

Die meifien fpeterifdjen Remter auf ber linfen 3tyeinfeite 
mußten fiä) einer boppelten ©träfe bequemen. Suerft »urben 
fie Don bem Äurfürjlen Don ber $fa(j unb feinen SBerbttnbeten 
gebranbfdjafct, unb fobann legte itynen auä} noa) ib,r eigener 
bifäöfUcfyer SanbeStyerr eine ©träfe auf. $1(8 bie Untertanen 
be8 9lmte8 Sauterburg Don ben SSauernnieberlagen Nörten, 
gaben fie allen SEBiberftanb auf unb ergaben (1$ bem 23tfcfyof 
auf ®nabe unb Ungabe. Die SBebingungen, unter benen fie toieber 
ju ©naben angenommen mürben, waren folgenbe: 

1) Sitte ben §errfd)aften „in biefem $anbef abgezwungenen 
Verträge foflen tobt, ab unb nidjtig fein. ' 

2) Die Untertanen finb bereit, auf SBege^ren ityreS gnäbigen 
&errn Don ©tunb an neu $u Ijulbigen, nie metyr in eine SSerbinbung 
gegen ifyrc Herren $u mittigen, „wie geljorfamen frommen beuten 
gebührt", baneben atte tyre SBaffen, $arnifdje, 33ücf)fen, ©pieße, 
^eflebarben, lange ^Keffer, aud) bie Degen unb „$auer" nidjt au§« 
genommen, abliefern unb auf Sagen bem dürften überantworten. 

3) Diejenigen ^erfonen, „meldje ber <5a$en unb SSer^anb* 
lung megen" aus ben Dörfern entflogen waren, bürfen nia)t 



1) 25amit tt>8d)ft bie auf 92euf!abt im ganzen entfallene <5umme 
auf 3000 Bulben, »erßt. £arer Äap. 90 unb 3ettfd)r. f. b. Öefd). 
be« Cbetrb. XXUI 190 «nm. 2. 

2) »erat. ©. 160-172. 



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— 264 — 



»ieber aufgenommen, audj i^nen tf>re $abe ittc^t oerauäfolgt 
»erben. So aber ein folget „fyauptfttfytx", b. föäbetSführer 
ftd) ftnbcn laffe, foflte er f eftgenommen unb ber Dbrigfeit über» 
liefert »erben. Da8 Vermögen ber (Entflogenen foü, nact) ^tbgug 
ber barauf entfaflenben Unfopen, bem dürften anheimfallen. 

4) Die Xfyort Don Vauterburg foüten Don «Stunb an au$= 
gehoben unb ohne ©rlaubnijj ber Obrigfeit nicht »ieber einge* 
hängt »erben. 

5) fttir ben angeritten «Stäben foüten bie ©auern bem 
33ifa^of 12,000 ©ulben in fünf Sielen erlegen. 

6) Die beiben jerftörten ©chtöffer 2Habenburg unb Socfgrim 
foüten burd) ftrohnarbeiten »ieber aufgebaut unb ba8 baraufc 
geraubte ®ut jurüefgegeben ober erfefct »erben. Die fürpttdjen 
Veamten, meiere in bie Vrüberfdjaft ber dauern gelungen 
»orben, foüten nicht« an ber (Sntf^äbigungSfumme ju jaulen 
^aben. ©benfo foüten bie 2Bitt»en unb Saifen frei fein, beren 
üttämter ober Väter in bem Aufruhr umgefommen »aren. 

6) %ixx bie richtige 3al?tung ber 12,000 ©ulben @nt= 
fdjäbigung ip Vürgfdjaft ju fteflen unb im ftaüe, bafc bie 
Sauern fäumig »erben, ^at ber Sifdjof baS töecht, fleh an 
ihrem „Seben, ihrer $abe unb ©ütern feine« ©efaÜenS jeberjeit 
ju erholen". 

7) Slüe (Stäbte, ©chlöffer, Dörfer unb (iegenben ©Üter, 
meiere ber Obrigfeit abge»anbt tourben, faüen »ieber an fte 
jurüd, w »ie eS oor biefer §anbfang unb ©ntfefcung ge* 
ftanben §<\t u . Da8, »a8 ben Amtleuten geraubt »orben, foü 
na(^ gütiger Vereinbarung erfefct »erben, ©elingt eS nict)t, 
barüber eine gütliche Vereinbarung ^erbeiguführen, f° h a & cn 
ftch bie Vauern bem SluSforuch beS 5Bifd^ofö unb feiner föätye 
ju fügen. 

8) Die Stauern »erben bie oom Vifct/of ju ertaffenbe 2BaIb= 
orbnung annehmen, benn btöljcv fei großer 2T?i§braud^ unbiüiger 
Seife unb ohne 9?ot^ oon ben dauern in ben bif «höflichen 9Bäk 
bern geübt »orben. 

9) 3« ni ©chfoff e mußten fte »erforedjen, aüe 3el)nten, Qin\t f 
Kenten, ©ülten unb ©efäüe, »ie bie oon SKterS $erfommen flnb, 
»ieber &u entrichten. 



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— 265 — 



25er ©ertrag würbe am £>ienjtag nadj ffronletdmam, b. f). 
ben 20. Sunt, gu Uben^eim (<(tyilipp8burg) befugelt 1 ). 

SBätyrenb ba§ pfäl$ifd) * trierifd&e $eer Dor SBei&enburg 
lag, begab fid) ber bifd^öftid^e ftaut SBalt^afor Don Rotenberg 
in ba& 2Imt £auterburg, naljm bie $ulbigung ber Söauem ent* 
gegen nnb beftrafte bie SRabelSfttfyrer , befonberS audj bie* 
jentgen, meldte bie beiben ©djlöffer 9ttabenburg unb Socfgrim be* 
fd>äbigt Rotten«). 

Stuf Freitag naa? EffumptiontS 2Kariä, ben 18. Sluguft, 
waren bie Untertanen auä ben Remtern Sanbedf, SWabenburg, 
©beS^eim nnb ^Urweiler na(6, ©beweint bejieflt, um oon 
neuem ju tyulbigen. 5118 ein Sauer Dom <ßlafce Dor bem <5d)loffe 
fliegen wollte, festen tym bewaffnete nad) unb matten t^n 
nieber. ©onß erfolgte bie $ulbigung oljne ©djmtertgfeit. $1(8* 
bann würben fünf §auptfc§ulbige feftgenommen unb jur 53e* 
firafung nad) Äirrmetler abgeführt. $)en näd&jUn Jag erfolgte 
bie ^ulbigung be8 3lmte8 £)eibe8ljetm. $ier, wie überall 
bei biefen #ulbigungen, mürbe ben S3auern in fdmrfer 9tebe 
„iljre tDrannifa^e §anblung nadj ber Sänge erg&ljlt", unb eä 
wirb Dermutljlia) audj an ber -ftufcanwenbung unb ernfter 3ttaf>* 
nung ntdjt gefehlt tyaben. 

33effer erging eS benjenigen ^Dörfern, meldte wie (Schiffer* 
ftabt, ^einljofen, SBal^eim, 33erg^>aufen, ^arttyaufen, ^eiligen* 
ftein unb $ubenf)ofen treu geblieben waren unb nur auf SBefefyl 
be§ 33t(cf)ofS ju ben Sörufyratnem gefdjmoren Ijatten, welker ba= 
burd) „ba8 ftiftifdje 93olf ungertrennt behalten wollte". £>iefe 
mußten jebod) Dor £>ubenfyofen oon neuem ^ulbigen, unb „man 
r)at mit iljnen bo$ aud) gnäbigltd? gerebet". Slud) würbe iljnen 
geftattet, iljre $)egen unb £angmeffer bis auf weiteren 33efdjetb 
ju tragen, unb SBiföof (SJeorg ,,^at fta) gnäbiglid) erboten, iljnen 
ein gnäbiger Jperr gu fein unb %vl bleiben" 3 ). 



i) 3Konc 3?ab. <Hr$. II 182. 3eitfd)r. f. b. <Sefä. oeg Oberr$. 
XXIII 188. 

*) SKonc Cueflenf. II 40. 

3) 2Rone Queflenf. II 41. % »aber SBabenia II (1840) 6. 186. 



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— 2G6 — 



j£)te ber bortigen 23eüölferung eigene $eid}t(ebigtett machte 
fid} felbft in biefer ferneren 3 e *^ gdtenb, n>ie fotgenbe SRetme 
jeigen, bie ein 93auer ber ®egenb gebietet Ijat: 

(SinSmalS, ba id) ein &rieger toa§, 

SJtetnS eignen Herren unb GtybB bergafj, 

3Iu$ in gutem 2Bob,n unb Gtyren jag, 

$)a branf id) ju Äeftenberg »aB, 

©uten 2Betn aus bem großen t$afe; 

Äieber, ratf), wie befam mir ba§? 

©leid) bem §unb, ba er t&t baS @ra§. 

Gin Crt unb breigefjen ©ulben bie 3rten l ) n>a3. 

$er leufei gelegen mir ba82). 

Ober: 

Gin§mal§ im 3ab> unb ©ommerjeit 

2Barb monier gled feiner §ab queit*). 

$>a§ maä)t ber «auern §afc unb Weib. 

©arnad) aber umb ein Heine 3*it 

2öarb bie #err|d)aft toor)I geleibt. 

®a§ tt>et ber 93auern großer Weib, 

Unterm (Sbangelü ©d)etn erlcit, 

Unb Uber ad)t 5£ag nid)t weit. 

$u toeifct tool, »o ^feberSb^eim Ieit, 

£>ab,m bie Sßfalj mit bem ©e&eug reit, 

ÜBßiber bie Sauern für)rt ein ©treit, 

$>a gar mandjer erftodjen Ieit. 

SBurben if)rer #ab unb Wahrung queit, 

m]o $at'S als Unglüd gefeit, 

©ein ber Qfronbienft unb ©ulben queit, 

SBie ber §unb, ber §10$ im Hugft Ieit, 

©ejd)af)e nad) ßfcrifti ©eburt ber Seit 

ftiinfje&tujunbert XXV ein anber un8 geit*). 

ÜDie eingeljenben ©trafgelber festen bie Herren in ©tanb, 
ben angeridjteten (Schaben jum £fyei( »teber ju beffern. lieg 



*) 3ed)e. 

2) Bei 93. fccrfcog Gbelfaff. G&ronii (©tra&b. 159») 8ud) II 170 
finb einige biejer SJerje auf Wbtet Simburg belogen. 

3) Duitt. 

4) ©imonil 3. 201. 



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— 267 — 



23ifd)of ©eorg Don ©peier atSbalb nadj bem 9lufftanb bie nieber* 
gebrannte üflabenburg „oiet beffer, luftiger unb ba$u toe^rftcfyer'', 
a(S fie getoefen, »ieber aufbauen. 2luf ben fRat^ feines 93ruber§ 
unb ber »fätjif^en ^Rät^e oertoanbte er g{eid)$ettig große ©ummen 
auf bie Slntage eines feflcn ©Joffes in ber iRfyeinniebetung bei 
Ubenljeim, um für fommenbe f$äüe einen ftdjeren 3«P«^^ort ju 
f)aben J ). 



i) %. a. O. S. 21 L Wopp (Sefö. b. ©tobt qtyttiwtturg ©.65. 



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$>a8 SBreiSgau ift jene blüfyenbe £anbfdjaft am Dberrfyein, 
roeldje im SBeften Don bem SRIjein, im Horben Don ben f?lüf}d}en 
@Ig unb 931eidj, im Dften Don ben §öljen bc8 ©(^mar^rDatbcä 
unb im ©üben mieber Dom Btyein unb ber SBiefe begrenjt nurb. 
.peute ein Xljeil beS ©rojjfyerjogtljumS SBaben, mar eS im 16. $al>r* 
fyunbert in mehrere (Gebiete geseilt. SEBeitauS ber größte £tyeil 
gehörte bem £au3 §ab8burg unb bem Sttarfgrafen Don 93aben, 
bod) bilbeten befonberä bie babifcfyen ®ebtet8tljeile (ein gufammen* 
Ijängenbeä Territorium. $m nörblidjen £fyeit tag, an bie $or* 
berge be8 ©djtoarjtDalbeg jidj fd&miegenb, ^reiburg, bie $erle be3 
©cmeS, auSgejeidmct burd) eine Müfyenbe £>oct)fcfyule unb eine 
rooljtyabenbe 93ürgerfdjaft, meldte auf ifyre reichen ^ßrioitegien fo 
ftolg mar toie bie ©imooljner irgenb einer SReidjSftabt. 2Beftlid> 
baoon am 9lr)ctn lag baS fejte Söreifadj, bamalS eine mächtige 
unb reiche ©tabt, bie aud) Diele Schiebungen jum ttnfen SRljein* 
ufer ljatte. 

%n biefer £anbfdjafl mar ber SBoben für eine SBolfSertyebung 
gut Dorbereitet. ©djon im %afyxt 1513 mar in bem jDorfe Setyen 
bei ftreiburg eine geheime ©erbrtiberung, ein ,,93unbfd)ulj < ', entbeeft 
worben, ber ftdj mettljin unter ber SBeoöKerung Derjtoeigte Wlan 
fyatte bie ©d^ulbigen geflraft, ber eigentttdje Urheber freitiety ent* 
fam, um im ftatyre 1525 toätyrenb beS grojjen 93auernfriege3 
nochmals im §egau aufeutaudjen. Slber bie auSgejtreuten ^been 



i) §. ©Treiber 2)cr ©unbfd&uf) au fielen im ©reiißau. 3 im- 
m er mann 12 40. SBird I 104. 



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— 269 — 



fcfyeinen unter ber 23auerfdjaft weiter gelebt ju Ijaben. 3)aju 
tarn, bajj audj im 93rei§gau bie Sefyre SutljerS trofc ber ©trenge 
ber öfrreid>ifa>n Regierung mandje Slnfyänger in (Stabt unb 2anb 
gefunben ^atte 3)te ^ättgfeit beS ^räbitanten ©tyer in bem 
©täbtdjen Äenjtngen tann als ein SSorfpiel beS 93auernfriege8 
betrautet »erben unb fott beS&atb int folgenben Slbfdmitt eine 
einge^enbe 2)arfieuung pnben. 



29. Der flräMhant (ßtyn in fienjutjen. 

3m 3fa^re 1522 nafym bie öftretdjifdje ©tabt Äenjingen 
ben $räbifanten Safob Dtfjer oon £auterburg in ir)rc $)ienfte 2 ). 
Xerfelbe tjatte eine trefftidje Ijumanifiifdje Söilbung genoffen unb 
im %af)xt 1517 fldj an ber §odjfdjule ftreiburg bie SBttrbe eine§ 
SHcentiaten erworben 3 ). Seinen 9?amen tjatte er als §erau§geber 
unb Ueberfefcer oon ©Triften beS berühmten ©eilerS oon ÄaiferS* 
berg befannt gemalt 4 ). 9?adjbem er eine 3 c ^(ong an ber Uni« 
oerjitdt ^reiburg gelehrt ^atte, mar er Pfarrer in bem benadj* 
barten marfgräfttcfy babifdjen ÜDorfe SBolfenmeiler geworben. $)en 



1) §. ©ä? reib er ©efd). b. ©tobt frreiburg III 288. SBierorbt 
©efäi^te ber ebang. tftraje in »oben I 163. 3. »ober ©efö. b. 
©tobt grreiburg II 34. 

2) $ie £autotquefle über bie SJorgfinge in Äenjtngen war ein SDlanu* 
feribt, überfdjrieben „Unberriäjtung unb waljrljafte Wnjeigung ettliojer 
£>anblung fcalb, betreffenb einen Statt) unb gemeine $urgerfä)aft ber 
©tobt Äenjingen anno 1524 borgangen", h>eld)e8 im Mr($ib ©t. Xtjomä 
ju ©tra§burg mar, unb ba§ no$ SBterorbt (I 171 9nm. 2) bafelbft 
benüljt f)at. £a§felbe fdjeint fettbem in SBerftofe geraden ju fein, ba e§ 
trofc ber gütigen 93emüJ>ungen beS §errn $rof. £oIftmann unb ber forg* 
fältigen 9ladjforfd;ungeu bc§ £>errn $)trettor§ <?rtä)fon ntd)t mcfjr ouf)u> 
finben war. $a§ 9lr$ib ber ©tobt Äcnaingen beftyt feine auf Dttjer 
bejügHdje Strdjibalten metjr. 

3) Ch. Schmidt Histoire litte>. de l'Alsace (Paris -Stras- 
bourg 1879) I 376. 

4) a. O. II ind. bibl. Nr. 182-184. 187. 



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— 270 — 

fdjon früher begonnenen innigen SSerfefyr mit bem berühmten 
3afiu8 on ber ftreiburger $od)fd)ule, ber bamalS nodj ein ftreunb 
ber Deformation mar, fefetc er auefy in SBolfemoeiler fort, unb 
ber alte 3aftu£ Ijat manche ©tunbe mit bem jugenblid)en üflagifter 
3afobu8 in anregenbem ®efprad>e oerbradjt. 3 a fto& fdjreibt feinem 
ftreunbe SBonifaj Slmerbad) im $at)Te 1520 oon SBolfcntoetler auS, 
bafj er bie ^erienjeit bei feinem SafobuS, einem „gefrorenen 
Slnfyänger oon Sutfyer unb @ra8mu8", jubringe, unb rüfymt üjm 
wie 3tt)tngli gegenüber feine Sauterfeit unb SRedjtlidjfeit 1 ). 

Dtfyer fanb für feine Ee^ren in Äenjingen balb jaljlreidjen Hn* 
fyang. 9?id)t blojj baj$ bie grauen feine eoangelif^en ^rebigten gern 
Nörten, auef) oiele 9tfänner, felbft Sftitglieber be8 9tatl>e8 unb ber 
<Stabtfd)retber, fielen i^m ju. 8u$kii) erfreute er ftdt) ber fdjüfcenben 
®unft beS Zitters 233 olf oon §irn^eim, welker bamalS als 
^fanb^err bie §errfdjaft Äenjingen^ümberg oon Oefrrcidj inne 
t)attc2). 

Slber bie X^ätigfeit £)tljerS follte ni^t oon langer 3)auer fein. 
2>ie $unbe oon ben eoangelifcfycn ^ßrebtgten £)%r8 n?ar aud) nad? 
^onftanj gebrungen, unb er ttmrbe burd) ben Sifdjof jur $erant* 
mortung oorgelaben. $m Auftrage be8 SRatfyeS begab fi$ nun 
ber ©djultfyeifj unb ©tabtfdjreiber oon Äenjingen nadj fjreiburg 
ju bem Defan, um fiefy nadj ber Urf adje ber SBorlabung 51t er» 
funbigen. 2118 ber 93efdjeib gegeben mürbe „wegen fefcerifcfyer 
lutfyertfcfyer $ rebigt", legte ber. <Sd)ultl)etf} eine 33ibel oor mit ber 
(Srflärung, Dtfyer t^abe nur, toa8 barin enthalten fei, gelehrt. 
53alb traf jebodj bie jtoeite 53orlabung für ben ^ßräbÜanten in 
Äenjingen ein. £>er SRatfy nafym ftdj jefct feines Sßräbifanten in ber 
SBeife an, bajj er jufammen mit ben Hentern, b. I). ben SSertretern 
ber fünfte, ben S3eftyufj fafjte, baS oon Ot^er oerlünbigtfc ©otteS* 



1) Zasii epist. ed. Riegger. p. 31: cum Jacobo nostro, Erasmi 
Lutherique adiurato diente, viro, si quisquam apud nos agat, cum 
sinceritate rara humaoissimo et placidissimo. — p. 523: Jacobura, 
parochum paganum, virum, si quisquam est, sincerum et recti 
propositi doctumque, cum quo, quando nimis lutherassit, saepe 
ad amicitine modum diseepto. 

2) Ueber biefen bergl. 6d)au-tn§.ßanb X (1883) ©. 33—38. 



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— 271 — 



»ort anzunehmen unb lieber alles ju wogen, afS baoon abzugehen. 
Ate man bie Vürgerfd&aft über biefe Angelegenheit befragte, mar 
ftc mit biefent 33efc§fo§ ootlfommen einoerftanben: mit Setb nnb 
tfeben flehe jie $u bem föath unb wolle be8 <ßräbifanten Se^re galten 

Ad)t Sage nad£> bem ^fingftfe|t 1524 mujjten bie Äenjinger 
Söttrger ihrem ^fanbljerrn 2Bolf oon Rintheim ben j%li<$en 
§ulbigung8eib fthmören. Vei btefer ©elegenhett fprad&en fie au<h 
bie Sitte au8, ihren ^rebiger begatten $u bürfen. bitter SBolf 
gab ihnen ben 33ef<heib, er wiffe wotyt, baf$ üfteifter 3afobu§ nur 
SBaljrheit Ic^rc. £)odj fönne er ihrem SGßunf^e nur unter ber 
33ebingung entfpredjen, ba§ fte ba8 Abenbmahl nicht unter beiberlei 
®eftalt nähmen, nidjt beutfefj taufen, au# feine beutfdje 9)feffe 
tefen liegen. (Srjherjog fterbinanb ^abe ihm jmar burch jwei 
©abreiben »erboten, £>ther länger gu bulben, er hoffe aber bem* 
felben ju einer etyrlidjen Verantwortung Reifen gu fönnen. 

SRitter SEBolf begab fid) hierauf jum (Srj^erjog, ber gerabe in 
^veiburg war. Aber ein nidfyt geringer @>djreifen entftanb in $en* 
gingen, als ein ©abreiben 2Bolf8 in &en£ingen anlangte, bafj §er* 
binanb ben ^ßräbifanten Weber feljen noch hären motte. £)ie 33ürger* 
fcfyaft beriet!) nun über eine neue 93ittfc$rift an SBolf oon ^irnfyeim. 

^nbeffen matten fleh balb neue (Sinflüffe geltenb, welken 
Äengingen nicht gewachfen war. @dwn gu Anfang be3 3a^te§ 
1524 ^atte ftdj im 23rei8gau bie Nachricht oerbreitet, Äenjingen 
fei lutherifch geworben. $m 3uni oerfammelten fid) bie oorber* 
bftreichifchen ©täube gu 93retfadt) jum Sanbtage unb babei 
würbe gegen $enjtngen, SBalbSljut unb iR^emfelben ber Vorwurf 
t efcerifdjer Neuerung erhoben. „ fjreiburg hatte auch bei biefer txxty 
tigert Senfur ben Vorftfc unb führte gefdfjüfct unb gefpornt oon 
ber Regierung eine heftige, fogar leibenfdjaftlid)e ©pradje. ©3 
erttärte unter anberem bem benachbarten Äengingen: £uther§ 
Dpinion oerführe gum Aufruhr, gur Äefcerei unb gum 93unbfchuh; 
man werbe aber aud) ohne §Ufe oon fürftlidjer Durchlaucht Die 
betreffenben ^rießer ober 2aten gu {trafen wiffen. $a man werbe 



l) $>er Math hatte aud) geltenb gemad)t, bafc ©otteSlfiflern, 3u* 
trinfen unb anbere üppige Softer in ftenjingen erjt aufgehört hätten, 
feit CtherbaS (Jbangelium prebtge. 



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fogar oon feinem @ute, oon (einem ©efchüfce unb »ad fonft im 
Vermögen, baron Rängen, um nötigenfalls biejentgen, meldte fef= 
ttfdjen <ßerfonen Huf enthalt gönnten, noch mef>r $u ftrafen als 
bie Später felbfi, fte feien, wer fie motten. Hn biefe ©rflärung 
ftreiburgS fchlofj fl<h dreifach, ©nbingen unb SQßalbfiro) an" i). 

SBeflürjt festen bte tfenjinger Hbgeorbneten nach §aufe ju* 
rüct. Ter ©tabtrath fanb für geraten, ben <ßrebtger auS ber 
<5tabt ju fänden. 2US £>t^er, bem Vefeljle gelmrfam, an baS 
Thor fam, mürbe er Don einer Slnjafyl junger Vürger, einer 
©chaar oon grauen, $anbmerf3gef eilen u. a. umringt unb ge* 
maltfam in fein §auS gurüdgebradjt. Ter SRath, ber in fidj 
gefoalten mar, befanb ftch jefct in großer Verlegenheit. Ten näcr)ften 
Tag berichtete er nach ftretburg unb ^atte bie ©ctjmäche, bie $auot* 
fdjulb auf bie SBeiber ju f Rieben, ijretburg antmortete, ba§ 
$en$ingen fein bisheriges ehrliches SBefen burdj Aufgabe feines 
2JiännerrechteS felbft oerfleinere; oon Ot^er aber Reifet eS: „§ättc 
euer ^ßräbifant eine fo große iHebe ju euch, als er oorgibt, fo 
foQte er felbft in baS Slenb gehen unb euch unb eure Äinber 
nicht in biefe 9?oth oerftrtcfen; ihr mürbet bennoch gute fromme 
©hriften bleiben, mie euere Voreltern ohne 3*°^^ au( ty gemefen 
finb." 

311S biefeS (Schreiben in &en$ingen anlangte, lieg ft<h Other 
nicht mehr halten: ben 24. #uni oerliefe er bie ©tabt, begleitet 
oon 200 Vemaffneten , bie ftch nicht oon ihm trennen mollten. 
3hr 2Beg ging juerji nach bem benachbarten Torfe üttalterbingen, 
welches bem ÜJcarfgraf en ©rnfi oon SSaben gehörte, ber fleh 
bisher als ein ©önner JOtherS gezeigt hatte. Von hi^r begaben 
fict) 12 5lbgeorbnete ju bem 3)iarfgrafen, melier ftch gerabe auf 
bem (Schlöffe Nothberg aufhielt. Terfelbe tabelte juerft, bafj fte 
bewaffnet unb in fo großer Hnjahl ausgesogen feien, ©ie foßten 
mieber flurüeffehren unb ben ^räbifanten in feinem ®emahrfam 
laffen. Slber bie SRücffehrenben fanben bie Thore gefchloffen unb 
bie Vrücfen aufgewogen. 3 U 9^ C ^ mürbe ihnen ber ©efcheib, man 
habe fict) ihretmegen an ben ©rjhcrjog gemenbet unb fei beffen 
befehle gemärttg. 



J) £. Sd)reiber Melchior Ofatilin 6. 23. 



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— 273 — 



Auf einem »eiteren Sanbtage ju Vreifadj ben 29. ftuni erbot 
fidj ber ©tabtratlj Don ftreiburg eine Bejahung öon 150 3ttann 
nadj Äengingen ju legen, n>a8 bie ©ommtffäre ber öjrreidjifdjen 
Regierung bereitnulligft annahmen. Damit fd)»anb für bie *äu& 
getretenen bie lefcte Hoffnung auf balbige SBieberaufnatyme, unb 
ba auä) 2Kar?graf ©rnft Dttyer ni^t bauemb fd)üfcen fonnte, fo 
»anberte berfelbe mit ungefähr 150 Begleitern r^einabmärtS na$ 
©trajjburg. Den 1. ^ult jogen bie Vertriebenen mit toeifjen 
©täben in ber §anb als ^ilfefle^enbe fttüdjtlinge bur$ bie Sfyore 
ber 8teidj8(tabt. ©ie fanben bei ber euangelifä geftnnten Bürger* 
fc^aft freunbltdje Aufnahme; befonberS ber moIjHjabenbe Pfarrer 
3eU, melier früher in ftretburg ^ßrofeffor gemefen mar, naljm 
ftd) ber $itftofen an. ©eine ©fcefrau Äatljarina geb. ©c^üfein 
beherbergte 80 ßenginger unb jpeifte mehrere SBodjen lang nie 
weniger als 50—60 berfelben. %uä) fdjrieb biefelbe eine Zxop 
färift an bie grauen ber Vertriebenen in Äenjingen, welche unter 
bem Xitel: „Den leöbenben ©Ijriftenglaubigen »eöberen ber gmein 
gu Äenfciugen, meinen Sttitfd^roeftem in ©Ijrifto $t\\i ju fanben" 
im Drucf erfdjien i ). Die ©tabt ©trafjburg unb 9Äarfgraf @rnft 
legten bei ©rjfyerjog §erbinanb ^ttrfpradje für bie Vertriebenen 
ein, aber junä^ft ofyne Erfolg. Die Sage änberte ftdj erft, als 
fjreiburg auf Bitten beS Zitters JJBolf mm $irnf)eim 2 ) feine 
fdjroffe Haltung gegen Äenjingen aufgab unb eine Bittfdjrift an 
ben ÖanbeSfyerro richtete. Darin Ijeijjt eS unter anberem: 

„2Bir ^ören, baj$ bie SD^e^r^eit ber Ausgetretenen burd) einen 
marfgräfifdjen Pfaffen, §err §anS ju §ecflingen 3 ), »erführt 
morben, in beS SWarfgrafen >£anb mit bem $räbi!anten ju 
gießen; bafelbft mürben fte §anbljabung jum Siebte pnben. Unb * 



1) SHerorbt I 174. %. SB. SRö^ric^t <DHtt$ eilungen au§ ber 
@eföt<$te ber ebangel. Äir#e b. GljaffeS III 160. 

2) reib er <Rr. 9. ©erjelbe mu&te fid) übrigens öon ber 6tnbt 
^reiburg fdjreibeit laffen, er würbe „minber geirrt" haben, toenn er ben 
9tai$ ber Regierung befolgt l)ätte. 

3) Bertlingen bei flenatngen, §auptort ber flcinen £errfA)aft 
üi<$tene<f, h>eld)e ben ©rofen t>on Bübingen gehörte. SJierorbt I 174 
Slnm. 3. 

$artfclber, ÖefWe bei »auernfrieß«.^ 18 



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— 274 - 



ift, »ie fic fagen, nie Ujr Hillen ge»efen, gegen fürftliche 2)urch= 
tüud)t ober fonft jemonb ArgeS ober 2Biberwärtige8 Dorjunehmen. 
Darum »olle ©». fürftliche Durchlaucht biefc Abgetretenen be8 
ftrengen föechteS überleben; benn »o bafcfelbe gegen fic gebraucht 
unb fic für eljrtoS erfannt würben, fönnten fie boch @». fürjt. 
liehen Durchlauft niemals met)r nüfctich fein. Zubern haben fie 
bei 350 Äinber in ßenjingen jurücfgelaffen, bie afle ©etiler »erben 
müßten; benn ihre Wahrung unb Gelegenheit ifi nift bermajjen, 
bafe benfetben ßinbern burä) 33ogteien ober fonfi, »ie @». fürft= 
liefen Durchlauft ^infiruftion anjeigt, nüfcttch möchte ge^anbelt 
»erben. Aber ber Hauptfächer ^atb »ollen wir nift anberS ge* 
beten haben, als bajj anbern ju einem ©rempel mit benfetben, 
»ie fie e8 oerbienen, nach aCter (Strenge be8 Rechts gehanbelt 
werbe. (Sobann flnb bie oom föathe unb bie übrigen Don $en* 
fingen, toetc^e in ber <§tabt gehorfam geblieben, bei Eroberung 
ber <5tabt in (Sib genommen »orben, ihr ?eib unb Gut nicht ju 
©eränbern; nur meinen fie, fte füllten ber ©chulbigen nicht ent* 
gelten, biefer @ibe entlaffen unb ihnen al8 ©hrenleuten vertraut 
»erben. Da3 »olle (5». fürftliche Durchlauft auch bebenfen 
u. f. ».' M ) 

Die „Hauptfächer u mußten benn auch für ihr £Bergef?en bü§en. 
üttan nahm j»ar bie Vertriebenen »ieber in bie ©tobt auf, aber 
„über ben @r$fefcer unb bie peben, »eiche oon $en$ingen gu (5nfi8= 
heim in Gefängniß lagen", erging ein firengeS Gericht. Der (£r$= 
fefcer bürfte ber<Stabtfchreiber gewefen fein, »elcher befchulbigt 
»urbe, bad Abenbmahl unter beiberlei Geftatt eingeführt ju haben. 
,Huf bem Afdjenhaufen ber oerbrannten beutfehen (Soangelien unb 
lutherifchen (Schriften, bie man in feinem §aufe unb in ben 
Wohnungen ber übrigen 93ürger gefunben, mußte er nieberhtieen, 
unb nun fchlug ihm, in Gegemoart feiner §rau unb Äinber, ber 
echarfrichter am 7. 3utt 1524 ben flopf ab."*) 



1) Schreibet SR. Sattlin S. 25. 

2) SHerorbt I 176. ©ebreiber I «tnt 6. XXIII. Worte 
OueÄenf. II 142. Sieben bem 6tabtf$retber galt ber Sßirth 3ttt Ärone 
nodj al§ ein 3läbel§fttr)rer. SJerßl. auf »aber Gefö. b. 6tobt 
greiburg II 89. 



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— 275 - 



Unter ben SRidjtern waren auefy $lbgeorbnete Don fjreiburg 
gewefen. ®abura) fteigerte fidj nodj ber fdjon üorfyanbene Unwille 
im SöreiSgau gegen bie ©tabt. SöefonberS bie Stimmung ber 
marf gräflichen Untertanen mar eine feljr erbitterte. Öiejjen fidj 
^rreiburger im §od)bergifd)en feigen, fo mußten fie l)i>ren, wie man 
t?on ben „©Reimen oon ftreiburg" fpraä), „weldje bie »on $en* 
fingen überwogen unb oerborben" Ratten, 2ttan wofle fd)on ba^u 
Reifen, bafj bie ©tabt in furjer $tit überwogen unb gefdjlctft 
roerbe, ba e8 baS ®otte8wort „üerbruefen" wofle. @8 fam im 
£)orfe Oeningen in einem SBirtlfSljaufe, baS eine Slnjaljl f^ret* 
burger befugt Ratten, $u folgen ©cenen, bafj ber (Stabtratty mm 
§reiburg fidj mit einer ©efdjwerbe an ben Sflarfgrafen @rnjt 
menben mußte J ). 

^m 3)ejember beS $aljre§ 1524 oermanbten fidj bie breiS* 
gauifa^en <8tänbe bei bem ©r^er^og, um bie $en$inger, bie nicfjt 
abgefallen waren unb {109 bisher Wohlgefallen Ratten, uon ben 
brürfenben Auflagen DoflenbS ju befreien, meldte Söitte ber ©rj* 
herjog aud) erfüllte. $)odj blieb $enjingen au$ in ber $olge 
fatholifd) 2 ). Dtyer hat für feine eöangetifa^e $rebigt eine ©tätte 
in SRetfarjtetnadj unb an anbem Orten gefunben 3 ). 



30. 5er (Einfall in bau JMünHerttjal 1524. 

j£te unjufriebenen Untertanen be$ ÄloßerS ©t. ©lafien 
auf bem <2(hroarjwalb beunruhigten weithin bie ^errf^aften, ba 
jeben Slugenblicf ju befürchten ftanb, baß fie Don ben §ityen beö 
©djwarjwalbea ^erunterfteigen unb bie überall oorhanbenen Un* 
jufriebenen ebenfalls gum Slufftanb oeranlaffen mürben. 9m 



1) 3ettf<$r. XXXIV 397. S)te Antwort beS SRarlgrafen borouf 
bei ©djreiber !Rr. 17. 

2) 3eitfd)r. XXXIV 408. 

3) SHerorbt I 238. Schmidt Hist. litt. 1376. 



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— 27G - 



§erbfte be« 3atyre8 1524 fugten unruhige Äöpfe im oberen 
SreiSgau eine Serbinbung mit ben ©djmaräWälbem ^er^ujletlen. 

Nettersheim (teilten fid> in bem $aufe beS 2Birtye8 ©toffel 
tfarrer awei SBalbleute ein, ber eine ein Heiner üttann oon 
©cf)önau, ber anbere oon SWünjter oben auf bem ©tern, „ein 
langer ©auer" im rotten SRotf 1 ), ber Ääfe feilbot, ©te gelten 
ljeimlidje ©efpredmngen unb oerabrebeten einen ©infaü in baS 
93rei8gou. 

Den 2Beg baf>in wollte man burdj baS 3}iünjiert^al nehmen. 
3n>ei Umflänbe empfahlen biefen *ßlan : Ijier lag junäc^ft bie reidje 
unb uralte Senebif tiner abtei ©t. Grubbert, beren ^lünberung 
gefahrlos fdjien unb reiche 33eute oerfpradj. Dann aber mar ein 
£f)eit ber Untertanen beS SlbteS unjufrieben unb geneigt, ge* 
meinfame ©adje mit ben ©d^war^wälbern ju machen. Die ^äben 
ber SBerfdnoörung waren fdwn längft getnüpft, unb eine gan$e 
$lnjatyl Sauern im 9)?ttnftertf)al mattete nur auf baS Qtityn, 
um ft$ fofort ju ergeben 2 ). 

$aum waren ju Anfang bed Dezember 1524 bie erften 
Sttadjridjten oon ben (Erfolgen ber ©c^margmälber unb ber 93c* 
brotyung Millingens befannt geworben, als jur allgemeinen Ueber* 
rafdmng ber §errfdjaften, meiere ben fteinb ntc^t an biefer ©teile 
erwartet Ratten, bie Untertanen be$ SlbteS oon ©t. Slaflen unb 
anbere Sauern aud ber ©egenb oon ©Grönau unb Dobtnau ba8 
9)£ünftertf)al herunterfliegen. Die Unjufriebenen in biefent Dfyale 
jogen Urnen mit pfeifen unb trommeln entgegen unb riefen Urnen 
ein freunblidjeS „®ott Wtllfomm" ju. 

Der Heinere Dfyeil ber Sauerfcfyaft wollte bem &bte SDtartin 
oon ©t. Drubbert treu bleiben. Die $aftoogtei über ba8 Älofter 
war in ben §änben ber Herren »on ©taufen, unb ba ber ba* 
malige Inhaber ber Jpcrr[ct)aft ©taufen uodj unmünbig war, fo 
führte ber Deutfäorbenäfomtljur oon ftreiburg bie Sormunbfdjaft, 



i) ©er rou)e JRodf ift toafcjdjeinlid) ber rotye h^mbartige 9lo(f, 
welken bie §o$en f>eute nod) tragen. 

©Treiber 9lr. 135—137. Huä) im ®täbtd)en Staufen, wo 
fofiar ber Sogt 8tupreä)t £etb ilmen günfHg gefinnt toar, fanben fidfr 
jahlreidje Huf)änger. 91. a. O. 9h. 468 a. 



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— 277 — 



unb an bicfcn erging aud) gunädjjt bic Sitte um #ilfe. Derfelbe 
listete fofort ein ©djreiben an bie Ungufriebenen, in meinem er 
aufforberte „fttfleguftetyn'' bis gum näcfyjien borgen, roo er fommen 
unb mit ifynen oerljanbeln »erbe. Die Slmtleute, meldje biefeS 
©^reiben gu überbringen Ijatten, fanben bereits bie ©emeinbe 
oerfammelt, unb als fie baS ©djreiben »orgulefen begannen, 
rief $eter Langenberg, einer ber Unguf nebenan *) : ,,9?ein, maS 
motten mir mit ben $lebermäufen ! Sttan miß uns mieber baS 
©älmlein burd) baS 2)?aul [treiben. " Der Srief fonnte in ber 
Dljat nidjt gu (5nbe gelefen merben. <ßeter Langenberg forberte 
btejenigen, meld)e eS mit ben SBatbbauern galten wollten, auf, 
§u i$m gu treten, unb ba biefeS bie 5D?cr)r^cit mar, fo er* 
folgte fdjneU eine Bereinigung ber Dftünjtertfjäler mit ben 
©djmargmälbern. Die fagten bem Slbte ben @ib auf unb ftelen 
bann inS Älofter, baS ausgeraubt unb geplünbert mürbe. 2Bie 
grünblid) biefe SluSplünberung oorgenommen mürbe, ergibt 
ftd) auS bem Umftanbe, bafj §anS Lrienöfen unb „ber teufet* 
fdunieb" fogar bie eifernen ^ebjtangen auS bem $amin herunter* 
riffen. 

Die treu gebliebene Sftinbergaljl ber Säuern Ijiett eine 3« 5 
fammenfunft in bem §aufe oon ÜJKdjel Söalbtmann, um gu be* 
ratzen, maS fie jefet tfyun füllten. Da erfa^ien mieber ber er» 
mahnte Langenberg mit einer bemaffneten ©djaar, rebete bie 
SSerfammelten an „ifyr meineibigen oerrät^erifa^en Sööferoidjt" 
unb gmang pe, ebenfalls gum Raufen gu fdjmören. 

Die $>errf(f}aften beeilten ftd), baS bebrofyte SreiSgau oor 
meiterer $eimfua^ung gu bemafyren. Den 12. Degember fa^rieb 
$r et bürg an bie Öfrreidjifdje SReciierung im @lfag, ba§ baS 
Älofier ©t. Grubbert überfallen morben unb bie Sauern beab* 
fia^tigten in ba« SreiSgau tyerauSguf allen. „Lott ber £err mofle 
eS menben, eS mirb unter bem gemeinen 2J?ann eine fa^recfltcfyc 
©mpörung." 2tm gleiten STage gingen audj ©abreiben an ben 
3Warfgrafen Srnjt gu Saben unb an Sreifad) mit ber bringen* 
ben Slufforberung um §ilfe unb 9fat§ 2 ). 



») 6r würbe foäter jur ©träfe geöier^etlt. Sd)reiber 9ir. 136. 
«) 6 tt) reib er 9lr. 105. 106. 108. 



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— 278 - 



®leichjeitig fammelte ftdj ein Raufen Unjufriebener bei 
Neuenbürg a. oon mehr als 1000 Sftann 1 ), unb ifreiburg 
gab fid} nun o0e2)iü^e, bie oom ^ufftonb nodj nicht ergriffenen 
Dörfer ber SRadjbaTfchaft ju marnen unb in ber Dreue ju er* 
galten. Die ©emeinben ©bringen, (Staufen, §citer8^eim, 
@^renfletten unb $rofcingen erhielten noch am 12. Dejember 
Schreiben, in benen fic aufgeforbert mürben, fl<h ruhig ju »er* 
Ratten; benn eS mürbe ben ftreiburgern mirtlid) leib tljun, menn 
ilmcn etma§ „Sterbliche« unb ©erberbUa^eS " aujiofeen foltte 2 ). 
Der 33ogt oon ßrofeingen oerfammelte feine ©emeinbe unb t^ettte 
ihr baS Schreiben mit. „$ung unb Sttt, %xm unb SReich" maren 
einmütig, bafc fie ihrem ^unfer treu bleiben motlten, unb e3 
würbe befchloffen, fofort ben Kirchhof ben — gemöbnlichen $er* 
tfjcibtgungSplafc ber Dörfer — auSjurüften unb ftd), menn nöt^ig, 
bis aufs äufjerfte $u mehren. Slud) bie Antwort auS §etter8 
heim lautete beruljigenb, unb ebenfo fdjrieb Kirchhofen, bafc fi<h 
ftreiburg »on ihnen nur „alleS £ieb3 unb ©ut8" &u oerfehen 
^abe 3). 

Sehr energifd) ging bie Regierung in CSnfiSljemt oor, an 
beren Sötfee ber Üanboogt 2Bithelm oon SRaopoltftein ftanb. 
@8 mürben fofort brei Äunbfcf/ajter auSgefchtcft, bie auf oer* 
fc^iebenen 2Begen bie Stärfe ber §aufen im StfÜnftertljal au§< 
funben fottten. 2Ba3 bie ^Regierung an bewaffneter -Wacht jur 
Verfügung hatte, mürbe aläbalb nad) Neuenbürg abgefd)icfi, mobin 
ftdj auch unoer^üglich ein 2lu$fd)ufc ber ^Regierung begab. Die 
Herren oon Salfenftein, Äonrab Sturjet, ber ^Ritter 2ttartin oon 
SRedjberg unb ÜBenbel jum SBiger befamen SBcfc^I, ihre SRttftung 
nach Gräften ju befdjleuntgen unb fleh mit ihren S3emaffneten in 
Neuenbürg ctnjufinben. 2Jcarfgraf @rnft oon $3aben fchrieb oon 
Sdjlojj Höchberg, er fei bereit, 200—300 Unechte ju fehiefen. 
Mnber trbftttch lauteten bie Nachrichten auö dreifach/ ba§ jmar 
bereit mar, feine $nedjte fofort nach ©taufen ju fenben, aber ju* 
gleich mttthetlte, bajj bie Sauern ju 9tteber*$Rimfingen unb @h ren * 



1) Schreiber Nr. 109. 3citjd)r. XXXIV 404. 

2) Schreiber 9lr. 110. 

3) H. a. C. flr. 112-114. 



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— 279 — 



ftetten erflärten, fte mürben feine ^fremben im l'anbe bulben unb 
fofort ©türm läuten, wenn bie $neä)te au$ ©reifaä) ober SReuen* 
bürg anrttcften 1 ). ftreiburg lieg e8 an »eiteren üttafynfdjreiben 
nicht fehlen, um bie 9tacfybaw ju fchleumger #ilfe ju oeranlaffen. 
Sftarfgraf @rn|t würbe um »eitere 100 Änedjte angegangen, bie 
©tobt Söreifadj ton neuem an bie fofortige äbfenbung feiner 
Unechte nach ©taufen gemannt. 

U\xä) Unterhaltungen würben eingeleitet: ber S)eutja> • 
orbenSfomtlmr oon ^reiburg als ftettoertretenber Äaftcnoogt be3 
ÄlofterS ©t. Grubbert begab ftdj mit einigen SRathSmitgltebern 
oon greiburg nach bem 2Rünfterthal. £>oä) f^einen bie Unter* 
hanblungen nicht oon groger öebeutung gewefen ju fein; auch 
mürben fte üermutljUd) oon ben ©reigniffen überholt. ©dwn am 
17. 'Dejember mar in ftreiburg $unbe oon ber ©efefcung be§ 
SWünfterthatS eingetroffen, wenn man auch Genaueres noch nicht 
wußte?). 

SllS bie ©chwarjwälber bie ftattliaje ©djaar gemährten, 
welche in ber @ile jufammengefommen war, fo jogen fte — wie 
e8 fäeint — ohne $am»f in ihre 93erge jurttef. $>a8 fünfter* 
tljal unb ba8 auSgeolünberte #lofter mürben befefct, ben SRäbel§= 
fü^rern bie Jpäufer angejünbet unb eine große 23eute an SBieb, 
gemalt unb weggetrieben 3 ). ÜDen 20. ÜDejember (am fobann 
eine SSertragSabrebe mit ben 33auern be8 oberen unb unteren 
9#ttnftertljale8 ju ©tanbe. 3)iefelben mußten ben §errfd)aften 
oon neuem ^ulbigen, bodj behielt fidj £)e|treich etwaige weitere 
©dritte gegen bie ©dfmlbigen oor. 3" einem jweiten SCrttfcl 
verpflichteten fie ftch, alle ©teuern, (Bülten, 3i n f* unb SDienfte 
wieber fo ju leiflen wie oor bem Ausbruch ber Empörung. 
SSejttglich be$ angerichteten ©d)aben3 würbe feftgefteüt, baß wenn 
ber $lbt oon ©t. Grubbert ntc^t SBerjicht leifte, biefe Singelegen* 
heit ju ^nnSbrucf, ©nftd^eim ober ©tuttgart $um restlichen 



i) ©d)reibcr Nr. 107. 111. 116. «u<h in ©taufen hielten e8 
oiele mit ben JBouern unb wollten anfangs bie „Herten öon GnfiSheim" 
nicht einlaffen. «. a. O. !Rr. 468 a. 

*) %. a. 0. <Rr. 118. 119. 121. 128. 

3) Naumann Duetten 6. 531. 



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— 280 — 



3(uStrag fotmnen fofle. ferner mujjten bie dauern geloben, ben 
t^nen zugefügten ©djaben an niemanben rächen ober bei nie= 
manb ftdj barüber befeueren $u motten. 3um fünften mufcten 
fie getoben, baS Äloßer St. Grubbert ferner ntc^t behäbigen 
ju »öden. SÖürbe bieS trofcbem gefdjehen, fo bettelt fid) ber 
9lbt baS ^Rec^t weiterer ©trafen bet Untertanen an 2eib unb 
©ut cor. (Setbftoerftänbltd) mufjten fie auä) oerfpredjen, ftcfy 
• in 3 u f un ft i eDer ©mpörung unb ©onfoiration ju enthalten. 
2tudj foflten fie unteretnanber wegen beS ©efdjeljenen fidj md)t& 
©djftmmeS jufügen, „fonbern einanber SRedjt geben unb neunten, 
wie fromme £eute tljun fotten". (£in (Sremptar beS Vertrags 
mürbe ben dauern eingeljänbigt, ein anbcreS auf ber ßanjtei $u 
(JnfiSheim hinterlegt '). 

$)amit ^atte eS ben $lnfd)ein, als ob bie broljenbe ©efaljr 
für baS 33retSgau befeitigt märe. $ie §erren in ffreiburg aber 
fa^en tiefer als oiele 93ertrauen8feltge unb fdjrteben ben 22. $)t= 
jember an iljre ftreunbe ju Millingen: „Ob eS babei bleiben 
mirb, mögen mir nit miffen, bann baS gemeine SBolf ift gan& 
emoörerifd) unb aufrühren^." 

3u folgen trüben 93ermutlwngen mürben fie oermutljliä) 
auch burdj bie Haltung ihrer bäuerlichen Untertanen, bie man 
aufgeboten Imtte, oeranlafjt. %atob $\Ux auS $irch$arten ^atte 
beim SluSjug miffen wollen, gegen men man fämpfen fofle, unb 
angebeutet, [bafc er unb feine ©efinnungSgenoffen nid)t gegen bic 
dauern festen würben. 2118 er aber trofcbem bem befehle ©e* 
fwrfam geleiftet unb oor bem Softer <Bt grubbert angelangt 
war, fo machte er juerfi oor bem %f)ox ein Steuer an unb &og 
fobann mit einigen ©efätyrten ein %a§ 2Bein auS bem Äefler, 
baS gern einf am ausgetrunken mürbe 2 ). 5luch anbere Slnjeichen oon 
Unbotmäjjigfeit rechtfertigten bie trübe (Stimmung ber Siegierenben. 



1) Sä) reibet 9lr. 127. (Srjljttjog Setbinnnb bejeigte toenig Suft, 
ben SBertrag nnjunchmen, wenn eine SSermutfjung in 59oumann§ Elften 
6. 48 rid)ttg ift. 

2) 3eitfd)r. XXXIV 457. 



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— 281 — 



31. (Erhebung am nörblidjen £aifer|lul)l. 

3n bcm norbwefUia>n Steife beS 93reiSgauS ergebt fld> auS 
ber fcbene jwifd)en SRfyeut unb ©dfwarawatb ein ©ebirge, baS 
fdjon im 16. 3af>rljunbert ben Tanten Äaiferjhityl führte. 6tn 
ßranj oon meinbauenben ©emeinben fdnnfitft ringsum ben $u§ 
ber Söerge; nur einige wenige ÜDörfer Hegen im Innern beS @e* 
birgeS. <5d)on jur De 8 93auernfriegeS war, wie baS nod) 
fyeute ber Satt ift, ber SBeinbau bie ^auptna^rungSquefle ber 
93ewoljner. 3)ie Unjufriebenfyeit f(t)eint in ben ^Dörfern ber SRorb- 
feite größer gewefen ju fein als am ©tibranbe. Sieben bcm 
©täbtdfjen ©nbingen liegt am äufjerften 9?orbo(tenbe baS uralte, 
aus römtfdjer 3 e ^ ftammenbe bieget. SBefttidj unb fubweßtid} 
»on (Snbingen liegen Äönigfdjafffyaufen, tlmoltern, £etfelljeim, 
ÄiedjlinSbergen, ^ea^tingen unb SSifa^offingen. 

3m £)orfe SSergen ober, wie eS gemölmltd} Ijeijjt, $tedjlin3* 
bergen, ba eS einß bem $reiburger ©efd)led)te ber Äüdjlin gehört 
fyat, befajj baS ©iftergienferflofter lennenbaa) einen $of unb Diele 
©üter. 3n biefem $>orfe war bie Unjufrieben^eit befonberS grofj. 
3luf ben Sonntag ©ftomiljt — ^faffenfafbtadjt — r)atte bei 
einer ©afterei im $lofterf)of ein 33auer, mit tarnen Söolf 
$rummifen, bem 9ftönd)e zugerufen: „-Dflöndj, trag auf, wir 
wollen e§ balb f elber nehmen." find) mr/ftifd)e retigiöfe (Elemente 
mit communifiifa^en Slnfdjauungen lebten in ber 33eoölferung. 
(Sin anberer Söauer, fydii ßurfcmann, fagte gum ©rafen ©eorg 
oon Bübingen *2id)tenedf: „Söruber #org, mein ?eib bein £eib, 
bein Seib mein ?eib, bein ©ut mein ©ut, mein ©ut bein ©ut, 
wir ftnb alle gleite ©rttber in ©l)rifto" *)• Um bie geh, ba ber 
©türm in ber oberen üflartgraffdjaft loSbradf), erfdjjien eines 
£ageS ber Sttöndj, welker als Verwalter beS ÄlofterS auf bem 
§ofe fafj, bei bem ©djultljeifj ber ©emeinbe unb feilte iljm mit, 
ba§ feines ©leibenS auf bem £ofe nia)t meljr fein fönne. ÜDer 
im $ofe bienenbe ßüfer Ijatte üjm bie ©efatyr ©erraten. «IS 



i) 3<$reiber Sir. 468 d. 



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fidj ba£ ©erüd)t Don bcr ftlucfyt be§ Ü)?Öndje§ im £)orfe Der* 
breitete, ba fammelten ft$ gegen Slbenb bie Unjufriebenen oor 
bem £aufe be8 ©djulttyeifjen unb fragten, ob e8 tocfyx fei, bajj 
ber 2Wöna> entflogen. ftadjbem ber ©djultfyeifi ba8 betätigt 
fjatte, entftanb ein müfte« ©efdjrei im Raufen: „3ft ber 2flöna) 
flttdjtig roorben, fo moÜen mir ifm nicfyt mefyr für einen Herren 
unb eudj nidjt $u einem 6d)ultfyeifjen fyaben." 2)er ©a^ultfyeijj 
mußte fämeigen unb fidj in fein $au8 jurücfjie^en. $aum ^atte 
er fid) fdjlafen gelegt, fo mürbe ein mächtiger ©tein gegen feinen 
i'aben gefdjleubert, bafc berfetbe jerbrad) unb ber ©tein auf fein 
Söett fiel. 9?un brang ber ©djmarm in ben Äloftertyof, »tünbertc 
benfetben au§, fd)lug bie $ityner, Rauben unb ®änfe tobt, unb 
ate mit anbred^enbem borgen Selber unb $tnber fiä> gu ben 
Scannern gefeilten, mürbe „gegeffen, getrunfen unb ein milb 2eben 
geführt", Secfli Äurfemann unb $onrab $ieffer, jmei SKäbelS* 
füfyrer, fallen in biefem müften treiben eine SBirfung beS ^eiligen 
®etfteS; fte fagten: „Hl* ba3 53olf alfo ungeftttm ifl gemefen, ©Ott 
unb ber ^eilige ®eift mirfen in bem 55olf, ©ott motte eS alfo 
Ijaben unb e8 müffe (fo) fein. 41 

3nbeffen oerbreitete ftd) ba8 ©erüdjt oon biefen Vorfällen 
in ben 9?ad)barbörfern, unb balb fanben fid> auS Entöltem, 
<5a8bad) unb SGBeijjmeil ©efinnungögenoffen ein. 9?un mürbe 
bie S5ertt)ttflung im Älofierfyof nodj grünblid)er beforgt: eS mürbe 
aÜe0 „jerriffen, jerfdjlagen, jerfto&en". 

Unter ben neu $lngefommenen befanb fidj audj §an£ 8'xitx 
auB Slmoltern, ber fpäter bie ©teile etneS Hauptmanns bei ben 
Sauern belleibet fyat. 

3)er SSermttflung be8 ÄlofterS folgte eine Söerat^ung im 
2Btrtl)8l}au[e, maS nun meiter gefdjeljen fodte. @8 maren nur 
jefyn üttänner, bie baran tfyeilnaljmen. @8 mürbe befdfloffen, in 
ba§ 3)orf SGBeijjmeil ju gießen, roetc^eS bem ÜÄarfgrafen oon 
33aben gehörte, unb mo ©eftnnungSgenoffen ber Ungufriebenen 
molmten. £)afelbft oereinigte man fia) ju einer neuen Beratung 
an einem „fyeimlidjen Orte": oermutbltdj mar e8 eine Sftieberung 
am Steine, mo fie hinter ftdj eine Sörttde aufgießen fonnten. 

9J?an einigte fidj, SBolf ftifdjer unb einige anbere ^Bauern ju 
bem 93auenu)aufen jenfeitä be8 SRfjeinS gu fctyidfen, melier ftd} bei 



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— 283 — 



fteftenfjolfc gelagert fyatte, um oon bort SRatfy unb $ilfe ju er« 
langen. $)iefe ©efanbten berichteten über ben ©rfotg i^rer ©en- 
bung roteber an $an§ Qiltx Don Imoltern. 9hin ging eine größere 
Slnjaty SBreiSgauer in ba8 @lfaß hinüber unb blieben mehrere 
Sage bei ben bortigen Raufen. 9?adj langen ©eratfmngen fcbrouren 
bic $aiferfttiljler ju ben ©Ifäffern unb erhielten oon itynen bie 
jroölf Slrtifel. $an3 giler unb S3a(lian oon SBö^t Ratten in* 
beffen ein ftäljntein in ©dhlettftabt machen laffen, unb hierauf teerte 
bie gange ©djaar na$ bem 33rei8gau jurürf. %n bem 2>orfe 
©aSbad} ließen fie tyr gtfynlein fliegen unb fielen sunädjft in 
bie $öfe beS ÄlofterS Sennenbacty gu $tedj>ltn3bergen unb 
Harbern 

£)er $aufe fdfeint jefct fa^netl angemaßten ju fein. Sludj in 
bem na^en ©täbtßen @n bin gen, »o ber föatlj oon ben S3auern 
nidjt« miffen mollte, gab e$ genug Unjufriebene. §an3 ftikx 
rühmte fi$ foäter ju Söafel im SBirt^^auS $um $o»f, er ^abe 
gu (Snbingen fo oiele Anhänger gehabt, baß ifjm bie ©tabt offen 
geroefen fei. 3)er Raufen [c^eint beäfyalb rafcfy in bie ©tabt ©in* 
laß erhalten ju ^aben. $an8 9I»oH, Südjfenfdjießer oon 3edj* 
ringen, „ein großer 53ub", oerlangte, baß man bie ©emeinbe %\x- 
fammenrufe. $)er ©tabtratf) war tnadjtloö gegen ben roilben 
Raufen unb mußte aufrieben fein, baß man ifym mancherlei eins 
räumte, ©nbingen mußte gtoar in bie 23ruberfdjaft fd)»ören, 
aber feine 3 u 9 e ^rig!eit §um $aufe Oeftreut) foßte baburd) nid)t 
berührt merben' 2 ). 

3n biefe $tit faßt oermutfylidj aud) bie 3erftörung be8 marf= 
gräflich babifdjen ©d)loffe8 $bct)tngen, ba3 in ber ^ä^e be3 
$)orfe3 $ld}farren gelegen mar unb oon ben Söauern oertoüftet 
mürbe 3 ). 

U)er §aufe mürbe immer größer, unb balb fehlten bie 33e* 
mo^ner feinet einzigen 3)orfe8 am nörbltdjen Äaiferjtuljl meljr. 



1) Treiber Nr. 468d. 499. 

2) *. a. O. Nr. 344. 

3) Später wollte niemanb ben Slnftifter biejer $$at fennett. ®ie 
babij^en Untertanen au8 ber oberen 9Rarfgrafföaft, loeldje biefer ifat 
bef<$ulbi0t würben, lehnten eS ent|cl>ieben ob. Qeitf^r. XXXIV 437. 440. 



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- 2*4 — 



%ud) ba8 ©täbtdjen 93urft>eim auf ber SCBcpfcitc fiel in bic §änbc 
ber dauern. $n bcm SBcr^ci^nife bcr ©dmtbtgen, ba8 na$ bem 
Stiege für bie ©ertöte aufgcfteat mürbe, ftnb folgenbe gemein* 
ben üertreten: neben bem ©täbtctyen (Snbingen bie Dörfer 2Bt$I, 
föotbroeil, <5a%baä), Entöltem, Äiecfytinäbergen, Sedjtingen, 
93if auffingen, Sl^farren, Äönigfdjafföaufen , SBeijjmeit. 2lm 
jaljlreid&jkn fmb bie dornen au« $iedjlin8bergen. Slber biefeä 
Skrjeidmife beroeift, bajj fo jiemlid) bie ganje ©eoölferung be3 
nörblidjen $aiferftuf)le8 ftd> erhoben tyatte. Sin ber ©oifee ftanben 
$an8 3 itcr DonSlmottern unb 9ftatt^iS ©d&umadjer ton 
Siegel. £>er $aufe $atte nidjt bloß fein eigenes ftä^nletn, 
fonbern audj ein ©iegel, beffen befanntltdj Diele Raufen ent* 
beerten. £)er Pfarrer VLUiä) ju ^ec^tingen mujjte ftdj mit 20 ft. 
feine ©idjerljeit erfaufen. SDie Söauem fteüten if)tn einen ©idjer* 
fyeitSbrief au§, in bem biefe ^orberung begrünbet ift mit ber 
„Unbitb, fo er unb anbere ^ßriefter auS bem gemeinen SBolf lange 
3eit üerfyatten unb »erfd)tt)iegen fyaben" 1 ). Sttadjbem ber Jpaufen 
fytnlängttd) angemaa^fen mar, roanbte er fldf} naefy Dften gegen 
$en$ingen, mo er mit ben ^Bauern au8 ber Ortenau unb ber 
.pcrrfäaft £o$berg jufammentraf. 



32. ^lusbrud) bes 3luf/tanbe$ in ben 4jjerrfd)aften 
Adlberg, Äenjimjen unb ßaftelberj. 

©inige ©tunben nörb(iü) oon ftretburg erljob fid) inmitten 
ber SBorljtigel be3 ©djmarjtDalbeg auf einer ftattlidjen Unljitye ein 
uralter ©ifc beS järingif^babifd^en §ttrftenfmufe3, ba3 ©djlofs 
.§ad)berg, beffen 9?ame bie $3olf3ett)tnoIogte bamalS in $od)berg 
unb $eute in £ odjburg umgeroanbelt t)at. ©3 mar ber fefte Littel* 
cunft ber $>errfa>ft $odjberg unb ju jener Seit ber gewöhn* 



l) € Treiber <Rr. 245 a. 



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- 285 — 

ftdje Sßotyrtftfe beS 2Harfgrafen ©rnft ju SBaben unb Höchberg, 
ber ftch mit feinem S3ruber ^ß^ilipp in bie babif<hen £anbe geseilt 
hatte, ba tyr SBatcr (Sbnftoph an unheilbarer ©eifieSfchtoäche litt. 
3u ber ^errfdjaft Höchberg gehörten nicht bloß bie benachbarten 
Orte, morunter befonberS ©mmenbigen ju nennen tjt, fonbern auch 
mehrere Dörfer am Äaiferftuhl. 

SRorbweftlich Don Höchberg liegt baS <5täbtd)en $en gingen, 
ebenfalls ber namengebenbe 99?ittelpunft einer §errfdjaft, bie bem 
#aufe£)eftreich gehörte unb bamalS anSBolf Don$irnheim,9ftath ber 
öftreid)if($en Regierung in SBürttemberg, oerpfänbet toar (©. 270). 
Defllich ton §od}berg lag bie §errf(^aft ßaftelberg, fo genannt 
oon einem Schlöffe, baS fic^ über bem ©täbtehen SBatbfird) im 
telgthale erhob, ebenfalls ein Söefifctlmm beS $aufeS Deftreich unb 
bamatS als <ßfanb in ben §änben beS $errn Don ©taufen. 

$HS bie Unru^igpen in biefen brei #errfchaften unb Anfänger 
beS SlufruhrS werben bie Untertanen beS 9ftarfgrafen ©rnjt be* 
geichnet, ber bei bem SBolfe nid)t fo beliebt war wie fein SSruber 
^tipp. Unter ben §oc^berger dauern ^atte ^a!ob Ot^er in 
&engingen Diele Anhänger gegählt, unb als ber reformatorifd) 
gejtnnte 5ßrebiger ber broljenben ©efa^r ^atte »eichen müffen, 
^atte fidt) unter ilmen eine groge (Erbitterung gegen ifreiburg ge* 
bilbet, baS ber Ur^cbcrfd^aft ber Vertreibung £)therS angeflagt 
mürbe l ). 

3m 2Konat $lpril jeigten ftd) fcfjon beutliche (Spuren ber 
brotyenben ^Bewegung im ^ochbergifc^en. $)o<h bieb üttarfgraf 
@rnjt Dorerjt noch mit feiner gangen Familie auf ber SSefte §odt) s 
berg unb fefcte biefelbe in 35ertheibigungSjujianb. 3)en 28. Slprit 
fcfjrieb er nad) ^reiburg um einen ©entner (Salpeter, unb ba§ 
raptim am ©chluffe feines Schreibens lägt almen, bag bie ©efaljr 
bereits eine brohenbe geworben. Studt) in ^reiburg mugte man, 
bag Don biefer Seite (Sefatyr brohe, unb als in ben erften Stögen 
beS 9)2ai SSorfic^tSmagregeln jur Sicherheit ber Stabt getroffen 
tourben, fteöte man auch £unbfdt)aften auf für „Äcngingen, 2)enj= 



i) SOergl. oben S. 275. 3eitf$r. XXXIV 395. Später würben 
bie dauern ber obern ajtarfflraffd)aft bcföulbtgt, bur<h einen Einfall bie 
£od&berger a«m Wufftanb toeranlafet au hoben. a. D. 6. 438. 



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— 2S6 - 

lingen unb ba um". 3n ben nächflen Üagen fd)on — ben 5. Mai 
— »erlief Harfgraf ©ruft fein ©chlog unb fudjte fammt feiner 
gangen Emilie hinter ben ÜHauera ft«iburgS ©<hufc, öon mo er 
ben 7. SWai ein ©abreiben an bie ©tabt Sßafet richtete, in bem 
er feine Sage fd)ilbertc ')♦ 

3n furjer 3 eit f<h«nt ber Raufen ber SlufriUjrertfd)en 
mächtig angefchmoUen ju fein, unb auch ^ier bürfte bie 9Dfehr* 
jat)l ber länblid)en 93eüölferung fidj an ber ©emegung beteiligt 
haben. *än bie ©ptfee beS ftaufcnS trat £lemi SRübi »on 
Halterungen, unter it)m jianb als ^rä^nric^ ^fofef Sttefcger 
au« bemfelben Dorfe. Unter^auptteute waren § am ann Hefeger, 
üftidjael ©trub unb Lettin ©cheremberg toon £)enj= 
lingen, Lettin üon Haurach u. a. £>a man mot)l füllte, 
ba£ ohne ®efchtifc gegen baS fefte §od)berg nichts auszurichten 
mar, fo befchlojj ber Raufen eine anbere ©emaltthat. 

9?örbtid^ oon §ocit)berg in einem einfamen S^&ta^en beS 
©djtoar jmalbeS tag baS reiche CEifier$ienferttofter Dennenbach, 
eine ©tiftung ber järingifa^*babifa)en Familie, burdj beren ©unft 
bie SDfimdje ju bebeutenbem ©ttterbeftfc gelangt maren. Hbt unb 
(£onoent fd) einen oor bem hereinbrechen ber Bewegung in f^rcU 
bürg, mo baS Älofter feit alter 3eit einen $of hatte, ©dmt} ge» 
fud)t ju fyaben. ©egen baS friebliche ©otteShauS mäljte ftdj jefct 
ber roilbe $aufe. 9Kan brang in baSfelbe ein, unb felbft bie 
$irdje mürbe nicht gefront. 3fn ber Hoffnung ©olb unb $ojt* 
barteiten bafelbft 511 finben, brach man bie zahlreichen ©r&oer 
in ber Äirct)e auf; benn öiele (Sbetn ber Sftachbarfchaft, ooran bie 
Harfgrafen gu $adjberg, Rattert nach mittelalterlicher ©itte im 
^rieben beä ßlofterS ihre lobten begraben. $)ie ©rabfteine 
mürben jerfchlagen; $anS SBirtfj auS bem Dorfe ^Balingen, ber 
fpäter feine Dhat mit bem $opfe gebüßt hat, flieg beim ^lunbern 
auf SBranntmein, ben er ausfluttete unb mit einem Sichte anjünbete. 
Daburdj fingen bie ©ebäube rafch fteuer. Der Öranbftifter raubte 
auS ber Älofierfirche 9tte§gemänber unb $aramente, bie er nachher 
in ber Äönbringer $ird)e nieberlegte. §anS SSifcher oon 93uch* 



i) ©Treiber 9lr. 199. 208. 216. 



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— 287 — 



fyeim unb onbcrc jünbeten ben $aberfpeiä)er an. Da§ ßfofter 
brannte ooflßänbig nieber, unb jmei Monate lang bauertc bie 
©tut, fo bafc ba8 Älojier, mie bic SWöndje fagten, föliefc 
tidj „einem giegelofen äljntid)er faty als einem Älofter". £>er 
©djaben mar fo bebeutenb, bag er auf 30,000 ©ulben gefd>äfct 
mürbe *). 

£a8 na$e bei Äenjingen gelegene ©titerjienfcrinnenf (öfter 
SBonnentljal unb ba8 <ßaulmerflöfterlein Äirnljalbe erlitten 
in biefen Sagen ba8 gleite Sdjicffal unb ebenfo ba8 marfgräflidje 
©(^lofe Sanbetf, meines juerffc auSgeolünbert unb fobann ben 
flammen übergeben »urbe. 

5Iuct) in Äenjingen felbft ©urbe fdjlimm gekauft; benn 
bafelbjt mar ber ©d)utt$ei§ mit ben dauern im SBunbe. $ier hielt 
man aud> Verätzung Über bie »eiteren Unternehmungen 2 ). ®e* 
meinfam mit ben Vertretern be8 JOrtenauer unb $aiferjtüljler 
§aufenS, meiere injmif^en eingetroffen maren, mürbe, oermut^lid) 
auf Antrag ber ©ä^margmälber, bie ^Belagerung ffreiburgS be* 
fc^foffen ; bod) rücftc nur ein Sfyeil ber Raufen nadj $ft*tburg ab 
unb lagerte fid) im Horben unb ^Beften ber @tabt. ©in anberer 
X^cit manbte jtdj $ur gleiten $t\t nadj Dften gegen ba8 ©täbt* 
ä^en SBalbfirä), über bem fid> bie Äaftelburg erhob. 5)er 
SRath oon 2BaIb!ir^ hatte bisher, mie ^reiburg, ftd} an ben Vor« 
teljrungen jur 9?ieberfmltung ber ^Bauern beteiligt, ©ine oon 
ber ©tabt SBalbtirä) gemietete ©ölbnerfdmar mar g. SB. bem be? 
brängten Millingen ju §ilfe gebogen unb erft im Saufe beS $)e* 
jember 1524 mieber jurürfgerufen morben 3 ). 

Die SBauern unter $amann Dietger oon Denklingen lagerten 
fic^ jefct oor bie ©tobt, unb fdmn am 24. 3Kai, an bemfetben 
Sag, an meiern aud) ftreiburg in ben Vauernbunb gelungen 



1) $er Sag b«8 »ranbeS ift bermuthliä) ber 3. Wai getoejen. 
2)a8 «r$to hmrbe größtenteils gerettet unb befindet fid) jefct im General» 
2anbe8arä)to ju Karlsruhe. 6 d) reib er 9lr. 314. 3eitf <ir)r. XXXIV 
414. 448. 

2) ToS Genauere barttber in bem BbfönM über grelburg. 

3) SWone Duellen j. II 93. 



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— 288 — 



mürbe, mußte fic fidj gu einem Vertrage mit ben SBauern bequemen. 
2>ie SSer^anblungen mürben unter (Siefen ju $oflnau bei einem 
SBirt^S^auS geführt. 55on ©etten ber Säuern maren außer bem 
Dberften be8 $aufcn8 noch jugegen ber ^ßrofoß SJeltin oon 
3J?auract}, ber #ogt 9)fichet ©trub unb SBeltin ©djeremberg $u 
2>enjlingen, ber SSogt Ütfartin Siegler oon ©mmenbingen unb ber 
33ogt ®rafc 2#urer oon Suchholj. £>ie Sebingungen, unter melden 
man fiel) einigte, waren folgenbe: ©albtirct} mußte ber Srüber* 
fct)aft ber Säuern beitreten, bo<h foHte baburd) ber Sreueib gegen 
ben $aifer unb baS §au§ Oeftreict) unb ben oon Oejtreia) gefegten 
^fanb^errn in feiner SBcife »erlebt ober beeinträchtigt merben. 
©ie füllten ba8 (Joangelium „hanbhaben, fd)üfeen unb f firmen" 
unb „nach ©rfenntniß gelehrter unb meifer 2eute" baju Reifen, 
bie Sefdjmerben abjuthun, oon meldten ber gemeine Sttann be* 
brängt mürbe. ÜDie Gegner be8 ©tangeliumS füllten gejmungen 
»erben, bamit bie ®ere<htigfett an ben £ag fomme unb bie 2Rtß* 
bräune, ba3 ©otteSläftern, 3«trinfen, ©d)änben oon grauen unb 
Jungfrauen unb anbere Sefd)merben abgefd)afft mürben. 

SBalbfirä) behielt ftd) oor, baß feine Freiheiten unb (berechtig- 
feiten unoerlefct bleiben füllten. 2>ie ©tabt unb ba8 ©cbloß haftet* 
berg foüte nid)t burd) ^lünberung ober Sranb befdjäbigt merben 
unb oon ber ©tabt befefet bleiben, ©benfo foflte bie $farrfira)e 
ju Söalbfirct) mit tt)ren rf 3^ eroen un0 Ornamenten" nicht angetaßet 
merben. Slud) füllten aQe jur ©tabt (Gehörigen an £etb unb 
®ut ungefdjäbigt bleiben unb bie Sauern ihr @ffen unb Printen 
begaben. 

©oUte ein $lu3gug nöthig merben, fo ^atte 2Balbfir<h bie 
Verpflichtung, für ben Unterhalt feiner 2eute gu forgen. 3)od) 
brauchte e3 nidt)t gegen ftretburg, Millingen unb dreifach $u 
fämpfen, e8 müßte benn fein, baß ber fytUi $aufe oon ba an» 
gegriffen mürbe unb alle 3J?enfct)en au^iehen müßten. 

$>ie ©tifUjerren unb (Sapläne beä©t. 2Rargaretl)enpifteS 
in SBatbftrd) füllten bie ermadjfenen Sofien tragen Reifen unb ber 
©tabt mie Sürger unb ©ölbner fchmören, bamit fie felbfl unb 
it)re Käufer gefa^irmt merben fönnten. 

SEBürbe aber SBalbfirdj oon irgenb einer ©eite angegriffen, 
fo Rotten bie Sauern bie Pflicht, ber ©tabt ju £ilfe ju fommen. 



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— 289 — 



25ie ©auern behielten ftdj oor, „ba§ ©tift, bic ©tiftfyerren 
' unb ^ßriejterfdjaft an ©efdjmevben ober an (Gütern nadj ber 33tUig* 
fett mit ber ©tabt gu {trafen". 

£)iefe ©erabrebung rourbe ber ©ürgerfdjaft mitgeteilt, aber 
„ba nirgenbS £roft, $ilfe unb Rettung ju ftnben" mar unb man 
bie ©tobt ntd)t länger galten tonnte, fo liefe man ben ©auern* 
Hauptmann mit einem ftäljnlein $ned)te in bie ©tabt unb befdjmor 
bie Slrtifel. 3)ie dauern, melaje ein eigenes „©itfdjit" (^etfa^aft) 
Ijatten, befiegetten ben Vertrag 

SD^tt biefem ©ertrag fyatte ftdj SBalbfira) günftigere ©e=* 
bingungen errungen, als fie am gleiten £age bem benadfjbarten 
tJretburg jugeftanben mürben. Siigleid) 5^9* auc fy Dev ©ertrag, 
baj$ jmifa^en ben ©ürgern unb ben ©tiftSfjerren ein bebeutenber 
®egenfafc beftanb. ®er SReidjtfjum unb bie ^rei^eiten be§ ©tifteS 
erregten Unjufrtebenljeit, unb man benüfcte bie bargebotene Gbu 
legentyeit, um bie reidjen 3tift§^crrcn ju erteiltem unb il)rc 
^ßrioilegten ju befdmeiben. ©djmerlid) aber Ijat biefer ©ertrag 
eine lange T>auer gehabt, unb tnSbefonbere bürfte bie (Einfügung 
ber ©tiftStyerren in ben bürgerlichen ©erbanb nie erreidft roorben [ein. 

3)er £>o$berger §aufe unter (i lernt föübt fdjeint na$ ber 
(Kapitulation ftreiburgS unb ©reifadjS in ber $errfa>ft §oa)berg 
bei einanber geblieben gu fein. %i% ber ©tt^roarjmälber $aufe 
oon ^reiburg ©efdjüfe unb 2ttannfa>ft oerlangte, »anbte ft$ bie 
©tabt buwfj ®efanbte befdjmerenb an Cüemi föübi,, ber auf bie 
©ehe ftreiburgS trat unb bie ftorberung al§ gegen ben ©ertrag 
geljenb anerfannte. %n bem ©abreiben oom 3. 3uni, »oorin er 
ba§ ber ©tabt mitteilte, lub er btefelbe audj ein, ifyre ©efanbten 
gemeinfam mit benen be8 £od)berger $aufen§ nad) JDffenburg 
$u fenben*). 



1) ©Treiber 9lr. 261. 

2) «. a. C. 9lr. 303. 304. 



19 



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- 290 - 



33. flejinn ber Ärljelmiuj in ben ^errfdjaften fiaben- 
weiler, Hotteln und Saufenden}. 

£er füblidje proteftantifdje Ztyii be8 33rei8gau8 fü^rt Ijeute 
nod) ben Konten „SRarfgräflerlanb", eine (Erinnerung an jene 
3eit, wo er neben ber §errfd)aft §odjberg baS $auptbeftfctfyum 
ber üttarfgrafen oon 23aben in biefem ©aue mar. 3toi 16. Satyr* 
tyunbert glieberte fid) biefer 93eftfc in brei §errf(fyaften, bie ityre 
9?amen oon ben brei ©djlöffern SöabenmeUer, Saufettberg 
unb Sätteln tyatten. Üöei ber Leitung jtt>ifd)en ben SDfarfgrafen 
Wtipö unb ©rnft Don Vaben waren biefe ^errfajajten beut 
(enteren ju %\)t\t geworben. (Sine grojje SfafyängUdjfeit an ben 
regierenben dürften burfte man tyier nia^t erwarten, ba biefe Sanbe 
erft feit 1503 mit bem $u8fterben ber 2J?arfgrafen oon $adjberg* 
Saufenberg burdj (Srboertrag an SBaben getommen unb atfo 
beim SluSbrud} beS grojjen 33auernrriegeS nodj fein -Ittenfdjenatter 
babifa^ »aren. 5luf$erbem war bie Ungufriebentyeit ber 33eoöIrV 
rung burd> einzelne fyarte Verfügungen be8 früheren 2Warfgrafen 
©tyriftopty geförbert morben, benen fidj bie Vertreter ber Sauer* 
fdjaft fjartnäcfig wiberfefcten. Slud) lieg bie ^Bewegung ber 
Söälberbauern bie SDfarfgräfler nidjt jur SRulje fommen, wie benn 
oom <5d)warjwalb tyer itynen audj bie jwölf SBauernartifel mit* 
geseilt würben. 

Odjon im 2)iärg 1525 fam ein 33auemau8fdjufj ber brei 
^errfdtyaften in ßanbern jufammen, um über bie Sage ju be* 
rattyen Amtleute beä Stfarfgrafen ©rnft, mefctye ebenfalls 
jugegen waren, erboten ftdty etwaige 93e[d)werben entgegenzunehmen 
unb bafür forgen ju wollen, bog Slbfyilfe getroffen werbe. £)er 
SJfarfgraf f)atte gehofft, bie 33auern würben ftdj bamit aufrieben 
geben, aber balb jeigte futy, ba§ biefe Hoffnung irrig gewefen. 
£)ie UnterljanbUtngen begannen oon neuem: e8 würben ben SBauern 
„otetertet überflüffige Vorfdjläge" gemalt, wie ber Sttarfgraf fidj 



i) 6b ctlt n ©ejd). b. Stabt Sd&otfljeim (©äjotffjeim 1878) ©.29. 



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— 291 - 



in einem (Schreiben auSbrücft, aber aüeS ofyne ©rfolg. Sie luben 
Den £anboogt »on Sätteln ju einer 93efpred)ung nadj 23aben* 
roeiler ein, angeblich um ber 2anbfd)aft „efyrlid) unb ntifcüd)" ju 
fein. £>ort jeigten Ujm bie $au»t(eute ber ^Bauern an, „bafj in 
Summa bie Sadje barauf fitere", bafc fie am £ag püor bie 
12 Slrtifel angenommen fyätten unb ftc beabftdjtigten ein Regiment 
ju madjen, b. t). eine Söauernregierung einjufefeen. 2Beun Ü)farf* 
graf ©rnft bereit fei, ir>r £err als Steüoertreter be8 $aifer§, 
ben fte aüein über ftdj bulben »oflten, ju fein unb bie dauern* 
artifet ju galten, fo wollten fie tyn als §erm anfef/en uub 
ifym feine Sdjlöffer (äffen, daneben würben aud) anbere Sieben 
laut: eS fei bie Meinung ber Sanbfdjaft, ein eigenes Regiment 
ju machen, alle Remter mit ^Bauern ju befefeen, feine (Sbelleute 
unb Herren ju bulben, al8 einzigen ©ebieter ben Äaifer angu* 
erfennen, unb wenn ber ÜHarfgraf an ÄaiferS Statt regieren 
wolle, müffe er aud) ein 53auer fein, üftarfgraf (Srnft fanb biefe 
SReben mit $Red)t „erbärmlidj ju työren" unb erflärte baS Auftreten 
ber dauern für unbanfbar, ba er Urnen bisher ein gnäbiger §err 
geroefen. 2Betl er feine £ufl tyatte, fötale SBebingungen an$unet)men, 
fo „befahl er bie Sadje ©Ott bem $lHmäcf)tigen unb ber 3eit M 
unb blieb »orerft im Sdntfce ber Stabt fjreiburg 1 ). 

Sediere naljm fid) be§ oerlaffenen dürften an unb rüstete ein 
ernfteS SDtaljnfdjreiben an bie $auptleute ber ^errfdjaften Saufen* 
berg, SRötteln unb 93abenwetler. ÜDie Stabt ^reiburg fpridjt 
barin junädjft ifjr Söefremben über baS SBorgefaflene aus, ba fte 
»je unb je gehört f>aben, bafj bie 2Warfgrafen oon SBaben mit 
tfyren Untertanen unb bie Untertanen mit Urnen ftcf) gnäbiglidj 
unb untertljämgltd} gehalten Ratten". Sobann erbietet fte fid) 
jur 33ermittelung , um „Bfrieb unb (Sinigfeit, fo ©ott felbft be* 
fönten unb gegeben Ijat, ju matten", inbem baran erinnert wirb, 
weldjeS (Slenb unb weldjer Jammer au8 folgen ^änbetn er* 
warfen mag. 

2Btr beftfcen feine 9?aä)rtdjt barüber, wie biefeS Anerbieten 
üon ben dauern aufgenommen würbe. Sie f feinen feinen ®e* 



i) Schreibet Nr. 216. 



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— 292 — 



brauet) baoon gemacht ju haben. Jnbejj fchritt auch bte Bewegung 
weiter ooran. Die bauern au§ ber iperrfchaft babenweiler 
unb Äug gen famen bei bem Älofter 91^ eintrat bei 9)iüü^eim 
£uf anraten. Die berattwng bafelbft enbete bamit, bafe ber gange 
$aufe gegen baS nahe £>eiter§heim, ba§ ben Johannitern ge* 
hörte, $og, e3 gur Kapitulation j»ang unb ooüftänbig auSplün* 
berte. .£>ier fanb bann auch ber Slnfchlufc an einen Sljeil ber 
öftreidnfehen Untertanen im bretegau ftatt 1 ). 

SDiarfgraf (Srnft, melier feine ©chlöffer, befonberS ^Hotteln, 
ernftlich bebroht fah, wenbete ftd) nach bem befreunbeten bafel 
um §itfe. Da8 (Schreiben, welches oon einem boten in einem 
hohlen ©toef an $onrab Dietrich oon bolfenr)eim, ben £anboogt 
auf Hotteln, beförbert würbe, fam Don ba ftdjer nach bafel. ©rnjt 
bat um 30 bewaffnete unb jwei SRathStjerren für Hotteln, um 
e3 gegen bie dauern galten ju fönnen. Der iRath fcheint ber 
ber bitte nicht abgeneigt gewefen ju fein unb oerlangte fofort 
oon feinen brei ®efanbten bei bem bauernrjaufen beriet über 
bie augenbltdliche Vage' 2 ). Die Äbftc^t beS SDfarfgrafeu fam ben 
bauein ju Dfyxen, unb fic famen ihr baburef) guoor, bajj fte ben 
burgoogt jroangen eine bauernfdjaar oon 50 2)iann aufzunehmen. 
(Sie oerfpradjen nichts wegzunehmen unb bem dürften bie bürg 
bewahren gu wollen. %m ©cfyloffe würbe nichts gerßört al8 baS 
©ewölbe, in welkem bie Urfunben, SRobel unb Urbarien aufbewahrt 
waren. 2Bie überall, fallen bie bauern auch h^r in biefen lften= 
ftücfen bie bemeiSmittcl ju ihrer bebrüefung, unb glaubten burdj 
beven äerftörung ihre haften abfchütteln gu fönnen. Sluch bie 
(schlöffer (Staufenberg unb babenweiler würben oon ben bauern 
befefct*). s .Dfarfgraf (Srnft, welcher [ich unterbeffen nach breifach 



1) Schreib er 9lr. 206. 603. 3n biefe Seit faßt öermutf)Iiä) aud> 
bie $lünberung be§ ÄlofterS ©utenau bei «Rotenburg o. £«8Ö Ie 
©efäj. b. ©labt Neuenbürg a. % III 262. 

2) Die Warnen ber brei Reißen ättolfgang Ccber, §einria) nm Wein, 
§an§ Oberrieter, jämnitlid) 9tatl)§freunbe. ©äjretber <Hr. 227. 

3) S Treiber 9ir. 241. 35. 9In§f)elm ferner (njronif (SBern 
1833) VI 295. SRad) »eenbigung be§ Krieges fugten bie Sauern bie 
93cje&ung ber brei ©äjlöffcr baburd) ju rechtfertigen, ba& fle biejelben 




— 293 - 



begeben hatte, fud)te burefj »eitere Unterfmnblungen bie dauern 
umstimmen, aber alles mar oergeblict). 9c*un beabfi^tigte er bie 
©tabt 93afet für fia) ju geroinnen, unb ben 15. 9)toi bat er fie 
um einen ®eleit«brief , um mtinblid) unterhanbeln ju !önnen 
3n$roifchen trafen im Sßreiägau bie 9?ad)richten oon ben 9iieberlagen 
ber 33auern bei Böblingen unb 3abern ein, unb ber 9)farfgraf 
begab fict) gunäa^p nach ©trafjburg, um Seifige anzuwerben. 
$on ^ier [abrieb er aufs neue nad) 93afel unb roiebertjotte feine 
frühere SBitte»). 

2>ie Untertanen be3 üttarfgrafen roaren inbeffen oor %xtu 
bürg gebogen unb Ratten fich ^ier im ©üben unb SBeften gelagert. 
3fn i^rer Witte, auf bem $etbe ju ©t. ©eorgen, fanben bie Unter* 
hanblungen mit ^reiburg ftatt, nact)bem bie ©tabt oorfjer einen 
oergebUcc)en SBcrfuct) gemadjt fyattt, bie 9)?arf gräfter ju einer gc* 
trennten Unterljanblung $u geroinnen 3 ). 3lu$ bem Vertrage mit 
^reiburg erfahren rotr auet) bie Tanten ber Anführer be§ $aufen3. 
Oberfter Hauptmann roar £an§ 4>ammerfUtn oon Beuerbach; 
unter it)m ftanben ber Söredfyer oon ©chopfhetm, einer alten unb 
angefefyenen Familie biefer ©tabt angehörig, üttorij l)?itt)art oon 
ÜBoÜbad), $atob ©djerrer, üftartin £ang unb §an3 ©chmiblm ton 
53abenroeiler. üftach ber Kapitulation Biburgs sogen bie marf* 
gräflichen dauern aud) mit oor SBreifad); nad) beffen $atl bürften 
bie meifien in Ujre §eimat jurüdgefehrt fein. 

33afcl ^atte bem üflarfgrafen auSroeidjenb geantwortet, jeboch 
fict) jur $ermittelung mit ben 93auern erboten. (Srnft tr)ei(te nun 
mit, baj$ er oon gütlicher Unterfjanblung laum nod) etroaS erroarte. 
$la<f) oielen ^Bemühungen hätten ihm feine Untertanen erflärt, 
fie feien ju einem Vergleich nur bann erbötig, roenn er Vollmachten 
oom $aifer, bem dürften oon Oefheid) unb anbern Obrigfeiten 
beibringe, ba§ bie mit ihnen oerbünbeten Raufen bie gleichen 33e* 



bem Warfßrofen erhalten rooflten, bamit fie nid)t in bie ©emalt frember 
Raufen fielen. Seitfdjr. XXXIV 437. 

i) ©Treiber 9er. 237. 
%. o. O. 9er. 245. 

3) *. o. 0. 9er. 248. 252. 



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— 294 — 



bingungen erlangen foflten. ©elbfioerftänblith fcheiterte an biefem 
unmöglichen ©erlangen oorerfi ein gütliches Abfommen. Trofcbem 
ift er ber (Stabt 93afel für ihr Anerbieten bantbar, benn er möchte 
gerne „oerberblichen (Schaben, Sölutoergiejjen unb anbere Unart" 
oermieben roiffen l ). 

Tie (Sreigniffe im fonftigen Teutfdjtanb bemirften in furjer 
3eit eine ooflftänbige Umwanblung in ben ®efinnungen ber ©auern, 
bie fobann jum Öffenburger 33er trag führte, wie in bem 
barauf bezüglichen Hbfc^nttt weiter unten nadjjulefen ift. ©ruft 
hatte fich aunächft nach ©trajjburg unb oon ba jum $eere be§ 
£>erjog8 Anton begeben unb ^erfudje gemacht benfelben $ur ftort* 
fefcung feine« 3«g,e8 in ben ©unbgau unb 23rei8gau ju beftimmen. 
©rft nachbem bie8 mißlungen, entfchlofj er Jtch ben Seg gütlicher 
55erhanblung ju befreiten 2 ). 



34. Ausbrud) bes AufflonbeB im mittlere« (5(treid)ifd)en) 

(Tljeil bes flreisgaits. 

SNirgenbS in bem öftretdt)tfdt)en iöreiSgau waren bie Unter* 
thanen unjufriebener als in bem ©täbtehen ©taufen. Tie §err* 
fchaft (Staufen, beffen bamaliger Söcfi^er unmünbig war, mürbe 
Don bem $ormunb beSfetben, bem Teutfchorbengfointhur oon 
ftreiburg, öermaltet, gegen ben als einen „ifönch" bie SBeoblfe* 
rung einen großen SGßiberwiüen r)ccjtc. ©chon beim (£infaÜ ber 
(5chtt>ar3toälber in ba8 benachbarte 2J?ünfterthat im oerfloffenen 
Oahre hatten manche (Einwohner ihre Unjufriebenheit laut werben 
laffen*). Ter 55ogt Ruprecht $eib hatte geäujjert: „Ter 33unb ift 
in bie Staffen gefallen unb wirb ihr ben SSoben auSfto&en, baß 
wir ber ©chinberei loä werben." @in alter 93auer, mit tarnen 



i) 91. a. C. 9tr. 257. 

»cvqI. oben 6. 141. 
3) gjergl. oben 6. 277. 



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— 295 — 



2$aftu8, war bamalS bcr Anficht geroefen, man foüc bcn SBalb* 
bauern galten unb ba8 Regiment oon ©nfi^eim nicht in bie 
©tabt laffen. £)enn bie §erren oon ©nftSfjeim nnb ^rcibuvg 
feien ©lutjmnbe. 

5118 nun bie Watyify oon bem ^Cufftanb in ber obern 2ttarf* 
graffdjaft eintraf, brach ber tyette Aufruhr au8. $ln ber ©pifee 
ber Unjufriebenen ftanb ber ©tabtfdjreiber ©regoriuS 2Hüller. 
<Sr ^atte jtear oorljer bem DeutfchorbenSfomthur in ^reiburg 
oerfpredhen müffen, 9Kittel unb SBege ju fuetjen, bafj bie dauern 
ber ^errfdmft „ftifl fäjjen unb SRtemanben überwögen". (Sr hielt 
fich aber an biefe 3ufage fo wenig gebunben, baf er fetbjt ben 
Oberbefehl über oier ftähnlein annahm unb einer ber etnflufc 
reiften £auptleute, wenn nidf}t ber einflu|$reidjfte, unter ben 
93rei8gauer Raufen mürbe. £>h ne 3wwfel fant ihm babei feine 
©emanbt^eit im fdjrifttidjen unb münblichen SluSbrucf fetyr ju 
Statten; benn an folgen beuten Ratten bie dauern feinen 
Ueberflufc. 

3h*n jur ©eite ftanb ber alte, fd)on ermähnte 93afiu§, ber 
fich „ganj freoentltdj miber ade £>brigfeit gefegt, ben @beln, 
Prälaten unb ^ßriefterfchaft ba8 $h r€ nehmen, jerfdjlagen unb 
5evbred^en geholfen". @r erflärte: „®ott fei gelobt, bajj mir ber 
©djinberei unb be8 ©ct}aben8 lebig gemorben ftnb," S3ei bem 
Raufen oerfah er bie Remter eines SBeutemeifterS unb ^Rotten* 
fü^rerS. 

$lehnttdhe hieben fonnte man Don $afpar Söüljler unb bem 
alten $ogt ^einrict) (SleuSle ^ßren. ?efcterer meinte: „2Bir 
^aben Jefct feine Herren. 2Bo ift ba8 Regiment oon ©nfiShe»»/ 
ber £anboogt, nämlich SBil^ctnt oon SRappoltftein unb ber $om- 
tlmr ju ^reiburg? 2Btr tooflen fernerhin QoU unb Umgelb fctbft 
behalten; benn e8 ift früher auch unfer getoefen." 

(Sin meiterer ©efinnungSgenoffe mar 93artholme @gfen* 
bürg er, ber fich ebenfalls „mit oiel freoentlichen SBorten gegen 
bie JDbrigfeit fe|te" unb feinen Jochtetmann auf bie ßanjel 
fehiefte unb prebigen lieg. 

©in oerborbener ütfefeger, $onrab Gleu3lcr, ber baS $lmt 
eine« SRottenmeifterS annahm, erflärte: „®i bafj uns ©otte« 53lut 
fchänbe, hätten mir gleich anfänglich SWönch, Pfaffen unb ©bie 



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— 296 — 



tobt geftyagen, fo mären mir jefct beS SBefenS »ertragen, unb e§ 
t!)ut ni$t gut, mir (plagen flc nod> tobt. " 

(Sin meiterer, mitkamen Äafoar ©erber, erflärte, meber 
3ef>nten, nod) ©teuer unb Umgetb in 3 u funft jaulen ju moflen. 
33 olle ©$erer mürbe ©djafcmetfter unb Srabant oon ©re* 
goriuS äKüfler. ©tner ber gef%lidjften mar ber ftafelinbauer, 
melier ben SRatrj ertt)eiltc, man fofle bie SWarffteine beS ÄloßerS 
©t. Grubbert jerfdjlagen, um beffen ®üter megjunet)men. 9ta 
türlict) galten auet) iljm bie $crren oon (SnfiStyeim unb ffrei^ 
bürg als Sölutyunbe. $n ber SRatljSftube ju ©taufen fagte er: 
„©Düte id) ben ©belleuten nid)t fteinb fein, fo bin id> boa> ben 
£ellerfd)lerfern ^reinb, bie färben in ben Vermein tragen." (£r 
moöe ÜRiemanben mefjr ben .^ulbigungSeib leiften unb moüe e£ 
aud) ftumeg bringen, baß man in Satyr unb Jag ber $>errfd)aft 
nief}t mieber tyulbigen ober fdjmören müffe '). (5r I)at fpäter ben 
3ug oor ffreiburg mitgemadjt, in ber 2)farfgraffd)aft §od)berg 
unb in oerfdjiebenen Orten beS $aiferfhil)leS geraubt unb ge* 
plünbert. 

Wild) ein mürbelofer ®eiftlic$er gehörte jur Partei ber Un- 
gufriebenen. Kaplan 92if(aud ©djnubt, ber „fufy je unb je miber 
bie $errfd)aft gefegt, feines SBillenS gelebt, unb nie baju gebraut 
merben tonnte, bafj er in ber $irdje tfyue, moju er oerpflidjtct 
mar", nat)m beim tluSbrudj ber Unruhen feine JpauS^äÜerin gur 
(£l;e unb jog ebenfalls mit bem Raufen. ^Daneben mirb nodj ein 
©fyepaar mit tarnen Xifdnnadjer ermähnt, „SBinfelprebtger auf 
beS i'utfyerS Stteinung"; andj biefe maren beS „®emütr)S M , feinen 
$errn mefyr ju bulben. 

i'eute, bie oon folgen ©efinnungen erfüllt maren, trugen 
fein 33ebeufen, als bie 9?ad)rid)t oon bem Ueberfall beS 3ot)axi> 
niterfyaufeS in §eiterSljeim eintraf, fofort ju bem Raufen ^in^ 
über ju ge^en unb gemeinfamc ©adjc mit ben SDfarfgräflidjen 
gu machen, „hinter bem tRütfen beS föattyeS" ©erliegen fünf 



') (£r fjat feine freien Sieben unb $f>aten ipftter mit bem üeben 
beaa^lt. Gr würbe in frreiburg jum $obe berurtfjeilt, mit bem ©abwerte 
fjtngeriäjtet, fein Körper in öter ©tUrfe 3erfauen unb bie ©tücfe auf bie 
freie fai|erlitt)e fianbftra&e gelängt. 



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■ 



— 297 — 

9)iann ©taufen unb traten mit ben bei §eiter8r)eim £agernben 
in Unterhaltung. 

Dbgteidj ba8 ©cr)Ioj$ Don bewaffneten befefet war, tonnte 
man eS bod) nidjt galten, ba Verrate) in beren Sttitte aflen 2Biber^ 
ftanb vereitelte. SZÖeil man ba3 ©ewitter fcfjon einige 3eit ^atte 
fommen fehen, fo t)atte ber $omt$ur angeorbnet, SGBein unb Äorn 
nad) ftreiburg wegzuführen. $>a8 £au»t ber Unjufriebenen, §an3 
©raf, t)atte mit feinen Rangern bie SCBegfü^rung oerfn'nbert, 
ben SBein ju ^eiter^eim oertauft, ba8 Äorn aber nadj ©taufen 
gefdn'cft, e8 matten laffen unb unter feine Anhänger oert^eitt. 
@r wujjte bem $omtr)ur bie ©chlüffel ju entwenben, unb a(8 bie 
Üttarfgräfüdjen oor ^eiterS^eim anlangten, Ijiefe er fie witttommen, 
tiefj fte in baS ©ct)lof$, worauf baSfetbe geptünbert unb ausgeraubt, 
bie £)rben§geijilid)en hinaufgetrieben mürben, (Sin Xtyeil ber ge= 
matten Sßeute flofj auch nad) ©taufen nnb anbern benachbarten 
Drten l ). 

$ier in $eiter8jjäm fanben atebann S3erat^ungen ftatt, bie 
bamit enbeten, bafj bie marfgräflidjen unb öpreic^ifc^en dauern 
jufammenfehwuren, ^ätyntein bilbeten, bie Remter oerth eilten unb 
fobann einen Slnfdjlag auf Neuenbürg a. iRt). matten. ©3 ging 
eine Sbotfdjaft bac)in ab, an beren ©oifce Äafpar ©erwer oon 
©taufen, um bie ©tabt auf juforbern, in bie 33rüberfcr)aft ber 33auern 
ju treten. Unter ben ©efanbten befanb ftet) auet) ber erwähnte 
§an§©raf oon $etter3^eim / weiter oor bem oerfammelten 
SRath ju Neuenbürg erffärte, fie feien oon einem hatten Raufen, 
ber in eine d)rifUid)e Sßruberfdjaft gefcf)tt>oten fyabt, gef(t)irft. 
Neuenbürg fei aufgeforbert, berfelben SBruberfdjaft fid} anjiu 
fd)ließen, unb bie §erren oom SRath f Otiten fofort mit 3a ober 
Sftein antworten. $>er iRatt) entfpradj übrigeng biefem SSBunfdje 
nid)t unb lehnte oorerfi eine entfdjeibenbe Antwort ab. Stteuen* 
bürg fct)idte alsbalb einen ©ilboten xtad) Biburg unb bat um 
f(t)(eunige $ilfe, bie aber nic^t gewährt werben tonnte, ba %ni- 
bürg felbjt ernjtlidj bebroljt war. 9?ad)bem bie ableljnenbe 9lnt* 
wort Neuenbürgs beim Raufen eingetroffen, bef<hloj$ man fofort 



1) @d)r eiber 9lr. 468 b. 503. 504. 



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— 298 — 



mit gefammter ÜWadjt oor bie ©tobt ju rüden. 2)te Qa\)i ber 
©ertheibiger war ju gering, aud) waren 9)iand)e in ber Stabt 
ben ©auern freunblidj gefilmt, unb fo mußte Neuenbürg ju ben 
dauern fchwören »). 

$on ^eiter^eim auS nntrbe aud) ein SRaub^ug nach 93 oll* 
fdjweil nnternommen. §ier jtanb ba8 Schloß eineS Sdmewlin, 
eine» 9)?itgliebe§ biefer reiben unb ^ar)(rcid^cn ftreiburger *ßatricier* 
familte. 3)abei fielen bie Säuern audj in bie benachbarten ^roofteien 
Selben unb St. Ulrich, bie ebenfo wie ba8 Schloß ju 5?otl- 
fchweil ooflftänbtg ausgeraubt würben. ÜDer tfaßünbauer ton 
Staufen, welcher Söeutemetfler war, lieg allein auS 93otIfchweil 
GO 2)?alter $orn wegführen. SDtc fonftige 93eute auS biefen brei 
Orten würbe oerfaujt 2 ). 

93on ^eiterS^eim au8 ging auf ben SRatb, oon §an§ ®raf 
aua^ eine 93otfdjaft nach dreifach, um biefe Stabt jur Ueber* 
gäbe aufeuforbern. £)a ®raf nid)t felbft mitgeben fonnte, gab er 
wenig jtenS ben ©efanbten 93efehl, „mit waS £rufc unb ©rnft fie 
bie (Stabt aufforbern foHten" 3 ). 

$lud| in ben nat>en Dörfern Sftorfingen unb Offnabingen 
fdjeint ber größte Xtyii ber 93eWolmer fidj ber Bewegung gleich 
ju 93eginn angefchtoffen ju haben. £)er 93ogt ju S^orftngen gab 
ben Seinen ben Auftrag, wenn fte ©inen im ftelbe reiten fähen, 
er fei ebel ober unebel, benfelben fofort tobtjufchlagen ober $u 
erftechen. $)erfelbe „oerbeutete" auch bie §abe eines im 3)orfe 
wohnenben 3nben, fowie ben braunen Söaopenrocf unb anbereit 
93efife beS §errn oon Tiengen, ftn ben Schloff ern ju Kirch- 
hofen unb 93 i engen würbe $orn unb SBein geraubt unb auf 
SBagen weggeführt. 93ejeichnenb für bie 93orjielIungen ber Un* 
jufriebenen bürfte baS ©eftänbniß eines gewiffen Schwab au8 
Offnabingen fein, welker fpäter oor ben Richtern auSfagte, 
er fyabt bei ber Belagerung oon ^retburg gehofft reich ju 



1) $anaä) ift £>uggle (©efd). b. etabt Eeuemnirg III 262) ju 
berbejfern, toeldjer behauptet, Neuenbürg fei erft nach Syburg gefallen, 
©ä) reib er 9fr. 468 a. 504. 

2) 31. d. O. 9fr. 503. 
9) %. a. O. 9fr. 604. 



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— 299 — 



»erben, „fo er hinein tarne". SBtirbe ein Bürger fid) mehren, 
wenn er in fein §au§ fäme, benfelben rooüte er tobtfdjlagen. 
Sludj ttoüte er Reifen, ben %lbet „au^ureuten" nnb tobtju* 
fdjlagen l ). 

(Sin §auptfifc ber Un^ufriebenen mar ba§ Dorf «Rieben 
SRtmftngen, »o ein tottrbelofer ©eiftltdjer, SlnbreaS 3ttefcger »on 
Söabemoeiler, an ber ©m'fee jknb. @r fagte ju feinen Söauern, 
e8 feien üiele 9lrtifel, bantit man ben Grießem bie ^enfionen ober 
Stbfenjen oon it)ren ^frünben nidjt müffe geben. $ud) bürfe man 
e§ ni<i)t miijx butben, bajj ber arme Sflann gebrüeft unb befd)roert 
toerbe; benn ©Ott möge eS nid^t me^r (eiben, bafj ber SBauer 
unterbrüeft »erben fotte. @r fiel mit feinen Anhängern in ba§ 
©chlofj Sftungtngen unb eignete fidt) bie bafelbffc oorgefun- 
benen 93üdt)er an 2 ). (Bobann fiel man audj in ben SGBeinfeller, 
unb Sftefcger fdjämte fidt) nid^t, ben SBauern ben SGßein aufzutragen. 
SBci ber ^fönberung be§ ©petc^erS trug er felbft brei ©äefe 
$om herunter auf ben SBagen unb fagte, a(§ er ben erften 
fn'njteflte: „Da§ ift bie f$rühme§," beim ^weiten unb britten: 
„Da8 ift bie 2)UtteImej$, baä ift baS ftrof)namt." ©obann ftieg 
er auf ba3 Dach be8 ©chloffeä, warf otete Siegel Jjerab unb jer- 
ftörte ein ganjeS Giertet be§felben. $ln ber ©ptfce ber 33auern 
50g er nach SBotfenweüer, wo fic^ anbere Ungufriebene ein* 
fanben, unb roofetbft eine ©emetnbe gehalten »urbc, in ber man 
ben berüchtigten ipanS in ber Sftatt e,n oon ©ünbüngen jum 
^rofofen Ȋt)lte. 

Der Pfarrer oon 9fteber*9tim fingen büfjte nach 33emä(tigung 
be§ SlufjtanbeS feine ffreoetthaten mit bem £eben. Da§ (Bericht 
ju ^reiburg oeruvtt)eitte ir)n $um £obe. üttan fefete tt)n auf einen 
Marren, führte ilm ^inau» jum ©algen unb ^ängte it)n an einen 
benachbarten Söaum. ©ein £eidmam blieb bafelbft h an 9 cn »^ u< 
bem 31t einem Söeifpiel unb ©yempel" 



1) ©djretber «Kr. 492a. 

1) (S§ isaren eine QQtije ©ibel, ein attcS $eftament, eine beutfd)e 
^oftifle unb bie ^rebiaten ©eilerS öon ÄfttferStcrg. 
3) @d)tetber 9lr. 502. 



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— 3<H) - 



3n 9)? u n g i n g e n maren ber $ogt unb Pfarrer treue Slnljänger 
i^red abeligen Jperrn. §an% ©djädjtelin, baä $aupt ber Un* 
jufrt ebenen im Dorfe, liefe be8f>atb ben 33ogt binben, bur^prtigeln 
unb entfette ifjn feine« $mte8. Den Pfarrer fdjleppte et an einem 
Strirf cor ben oerfammelten Raufen unb fdjalt ifm öffentlidj einen 
3*errättyer. 9113 ber Änefy beS ©tyojfterrn einen Dljeil üon beffen 
§abe nadj Sörctfacr) megfüljren wollte, mofyin ftd) fein $err ge= 
flüchtet r)attc, »eroberte §an8 ©djädjtelin Um baran unb fprengte 
au«, ber <Sd)loftöerr liege burd) 16 <Sti$e auf ben Dob oermunbet 
banieber. Der Deufel foHe ib,n nur ljolen; er mürbe benfelben 
nidjt mefyr als §errn anerfennen. „Dem ftunfer gehört nic^td 
me^r, e8 ift atleS unter." €obann ging <sdjäd>teltn im Dorf 
umfyer unb gmang bie Säuern bei i^rem (Sibe, bem Raufen 
jiijugie^en. Steigerte ftd) einer be§, fo fcfylug er ifym einen 
^fafyl oor ba8 ^au«, meldje ©renje ber betroffene ntdjt über* 
fdjreiten burfte. 

©o jtürmifd) unb rol) ging e$ in ben öftreid)ifdjen Dörfern 
beS SöreiSgauS ju. 2Benn mir oon oieten anbern Orten nidjt 
©leidjeS frören, fo ift baran bie £ti(fenfyaftigfeit unferer Cueflen 
fcfjulb. Die gange SeoÖlferung , mit geringen SluSnafymen, mar 
in ber größten Semegung. @8 mar aUeS oorbereitet, um bie auf* 
geregte Sttaffe ju einem größeren Unternehmen, ber Sefagerung 
$retburg8, gu Bereinigen '). 



35. /reiburg. 

3m ©ommer be§ ^aljreS 1524, a(d anbertoärtS bie Sauern 
fid) fdmn erhoben Ratten, mar bie Seoölferung beS 33rei8gauS nod) 
rufng geblieben, ftreiburg, bie mädjtigfte (Stabt ber ?anbfä)aft, 
mar fo befannt megen feiner gut fatfmüfcfyen, ber neuen 93emegung 



i) 6 Treiber Wr. 501. 



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— 301 — 



abgeneigten ®efinnung, bafj bie aufftänbifdjen SBauern be8 ©rafen 
©igmunb oon tupfen feinen Sefdjtoerbebrief an btefe ©tabt ab* 
geljen Iie§en, »%enb fte fonft bei allen möglichen ©täbten unb 
§errfdjaften Wagten Slud) fua^te ftreiburg bie bebro^ten §err- 
fdjaften unb Ätöfter ju ermutigen unb pcHtc feine Unterflüfeung 
in Slugfidjt." @o fa^rieb e8 3. 23. an 3(bt Sofyann üon ©t. 33lafien, 
man motte i^m treutid) Reifen, „bamit ba8 böfc Unlraut oon bem 
guten auSgereutet werbe" 2 ). 

S)ie #errfdjaften ahnten, baj$ iljnen eine gemeinfame ©efaf)r 
beüorfte^e unb fugten bafyer gegenfeitigen Slnfdjlujj. SJJarfgraf 
(Srnft, beffen Untertanen fidj allerlei Ueberfdjreitungen gegen 
^reiburger S5tirger Ratten $u ©Bulben fommen raffen, fdjrieb ben 
28. $uguft nadj ^reiburg, metdjeS fidj barüber befa^roert ljatte, 
man möge nadjbarlidje ®ebu(b fyaben; e§ gefalle itjm burdjs 
au$ nidjt, bafj mit ^reiburg nia^t 9?ad}barfdjaft gesotten merben 
foüe 3 ). 

9?od} im ©eptember 1524 war eS in unb um ftreiburg fo 
rufyig, bafj ber $lbt »on <St. 93laften für baS $rduo unb bie Äofc 
barfeiten feines ÄlofterS feinen befferen SlufbetoafyrungSort nmfjte 
als ffreiburg unb beS^atb ben föatty ber (Stobt erfucfyte, biefelben 
fdjidfen gu bürfen 4 ). 3)en 12. ©eptember erteilte bie ^Regierung 
gu ©nfisljeim ben Sefetyl, ^reiburg fofle 175 $uj$fnedjte „mit 
§arnifd) unb ®eroefyren, mit langen ©picjjen ober $anbbüd)fen" 
auSrüften, um baS ungeljorfamc 3öatb8fmt gültigen ju Reifen. 
3)ie $unbe Don biefer SRüjlung brang audj nad) SÖalbSfyut, unb 
biefeS beeilte fidj, bei ftreiburg um 3lbmenbung ber broljenben 
<5Jefar)r ju bitten 5 ). Sreiburg fyatte aber f$on oorfjer auf einem 
£anbtage ju SBreifad) ber Regierung ju @nft§Ijeun oerforodjen, 



t) ©äjretber 9lr. 11. 
*i) a. O. ftr. 13. 

3) 9t. a. 0. *Rr. 17. 3 c 1 1 f d) r. XXXIV 395. SBerQl. (Ut<$ oben 
©. 275. 

4) Sdjreiber Mr. 30. 3um Sdjaben be§ ßlofterS fam biejer 
Sßlan nid)t aanj jur SluSfmjrunß. 3>od) bürfte baS SJteifte nad) ftreiburß 
übergeführt toorben fein. Wone Ouelleni. II 49. 

5) Sd&reiber »r. 40. 54. 



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— 302 



„biefer ungefyorfamen, bübifc^en, lutfyerifdjen (Satten falber" •) ju 
2£a(b3ljut nichts oljne ba$ 2öiffen ber Regierung ju tljun, unb 
e3 beburfte mehrerer Votföaften oon SBalbSljut, bis ftreiburg ftety 
$u einer fd)ücf)ternen Fürbitte entfdjlojj, ob man biefe Singelegen* 
t>eit nicfyt bnrd) eine lagung beilegen fönne. ftn ©nflSljetm mar 
aber menig t'uft oorljanben, ba8 fefcertfdje SBalbä^ut fo leidjter* 
bingS baoonfommen ju laffen; man münzte oielmeljr, an ber 
ungefjorfamen ©tobt ein „@xempel M $u ftatuiren unb oerljielt fia) 
feljr $urücff)altenb. £en 3. Oftober fragte ber bfireicf}ifdje ©tatt* 
t)altcr in Cberelfafj, §an3 $mer oon (Hilgenberg, bei ftreiburg 
an, ob eS nid)t 3—4000 ft. gu ben föüjtungen für biefen 3«9 
oorftrerfen fönne' 2 ). 

$>ie Umtriebe beS $erjog3 Utrict) oon Württemberg im 
§egau unb bie in biefer £anbfd)aft fd)on oorljanbene Unjufrieben* 
fyett bemirften aümäljlicf) eine fkigenbe 93emegung in ben angren* 
jenben ©egenben. £>ie madjfenbe aflfeitige ©efaljr bürfte audj 
ber ^auptgrunb gemefen fein, toeäljalb man gegen SBalbSlmt 
weniger entfdncben auftrat, £en 8. Oftober lub beäfyalb bie Re- 
gierung in ©nftSfjeim bie oorberöfiretdnfdjen ©tänbe gu einer 55er- 
fammlung naefy Neuenbürg a. ein. 

ftreiburg blieb audj ferner bereitwillig, bie ©täbte beö 
iörciSgauS in iljren Vorbereitungen gegen bie Söauevn gu 
itnterjrttfcen. ©rft als man iljm mefyr jumutfyete, al8 e3 »er* 
forocfyen r)atte unb ofme grofce (Stnbujje nidjt ju leißen im 
©tanbe mar, befd)roerte fid) bie ©tabt. (58 (tagte ber 9te* 
gierung ju ©uftSfyeim', baß eö nidjt menig Vefcfjtoerung em* 
pfangen tyabe, meil man ifym unb ben anbern „armen ©täbten 
im 93rei$gau" jumut^e, aüein bie oberen SRfjeinftäbte unb ben 
iJBalb ju befefcen unb mit ^rooiant ju oerforgen. ©te be* 
rufen fidj auf ifyre treue Spaltung bei ber SDtfyer'fdjen Verne* 
gung in $en$ingen unb iljre bisherige Dofertotütgfett unb Oer« 
langen eine gleichmäßige Verkeilung ber Mafien. 2Ba8 fte fo* 



i) G§ war bic Angelegenheit mit SBalt^afar fcubmeier. 95erßl. %. 
otern liebet bie jtoölf flttifel ber »auern (ßei^ig 1868) 6. 57. 
■i) e^teiber *Rr. 60. 63. 64. 



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— 303 — 



bann als U)r Slntfjetl treffe, moöen fte treu unb reblich tragen 
Reifen i). 

3n feiner ©tobt be$ VreiSgauS fonnte man fich über ben 
Sortgang ber Vemegung fo gut unterrichten , als in ftreiburg. 
§ter famen unb gingen beftänbig bie Voten ton unb nach allen 
Dichtungen. ©in regelmäßiger Verfehr mit ©nftSheim, Vreifach, 
Vafel, ben SBalbftäbten am IRtyin, Vifltngen unb anbern Orten 
bemirfte, ba§ ber Nath jeweils bie bejten Nachrichten erhielt unb 
biefetben bann mieber befreunbeten Nachbarn jufommen lieg. SluS 
bem gleiten ©runbe mar aber greiburg am meiften in ber £age, 
bie Nolle eines Vermittler 8 ju übernehmen ober, wo eS nöir)ig 
mar, tytftxti) einzutreten. 

$118 im ÜDejember 1524 Viflingen nach Srciburg berichtete, 
bajj bie aufpänbifchen Vauern üor ba8 benachbarte Tüfingen 
fich gelegt \)aUn, ba geht alSbatb ein $retburger Vote an ben 
Vauernljaufen, um bemfelben ju erMären, Tüfingen fei mit bem 
ihnen befreunbeten Millingen oerbünbet, unb man oerlange be8* 
halb auf baS ernftlichfte, oon bem Vornehmen ab^uftehen. bleich- 
Zettig aber gehen 100 bewaffnete Unechte oon Sreiburg nach bent 
bebrohten Viflingen ab, unb ein Vote forbert bie Nachbarin VreU 
fach au f/ ebenfalls bewaffnete Sttannfchaft auf ben ©chwarzwatb 
ZU fehiefen 2 ). 

Valb aber fam bie ®efal)r ber ©tabt näher, ©in Vauern* 
häufe oom ©djwarzwalb mar in ba8 SD?tinjtert^aI herabgezogen unb 
hatte ba8 $lofhr @t. Grubbert überfaflen unb geölünbert (<3. 276). 
$>a gingen fchon ben 12. Dezember Schreiben an bie ©emeinben 
©bringen, ©taufen, «^etterd^etm, ©hrenftetten unb 
Ärofcingen, moburdj biefe ^Dörfer gewarnt mürben, gemeinfame 
(Sache mit ben Vauern zu machen. SBenn ^emanb fich bcfdjtrevt 
fühle, fo fofle er nicht burch ©emaltthat, fonbern nach be£ Netttjä 
Orbnung unb nach faiferlichen fechten oor einem Nichter gu feinem 
Nechte ju fommen fudjen 3 ). 



1) ©<h reib er 9fr. 89. 

2) q. D. 9fr. 92-95. 98. 

3) a. O. 9fr. 110. 



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— 304 — 



$n$mifd)en mürbe bie l'age ffreiburgS immer bebenftidjer. 
9J?an märe jefct frofy gemefen, metin man bie nadj Millingen ge^ 
fdjirfte 2)iannfa)aft mteber jurürf gehabt fyätte, unb fdmn am 
16. Dejember mürbe Aldingen aufgefordert, bte 100 $nedjte 
mieber jurucffeljren gu laffen / bamit man in eigener ©adje „befto 
ftattlidjer fyanbeln fönne". 511$ bagegen ba8 bebrängte Millingen 
feine 9?otfy fdn'lberte uub geltenb madjte, ba§ bie Abberufung ber 
2)tannfdjaft mie eine §rlud)t auSfefye, »erntete $reiburg auf bie 
fofortige ^eimfe^rr um fo mefyr, ba eS gelang, mit ben dauern 
im SJtttnftertbal einen Mergleidj tyerbeigufütyren, nadjbem bie 
©ctymaramälber mieber abgezogen waren. S3alb aber brofyten 
neue ©efaljren unb trofc ber mieberfyolten Mitte Millingens er* 
fielt ber ^reiburger Hauptmann Sfomann ben Mefefl, „ge^ 
ftrafS unb oon ©tunb an" mit feiner ©djaar gurüdju teuren, 
ba fie fonfi tyn unb feine $ned)te nidjt ferner im @olb galten 
fönnten l ). 

3>ie (sdnoierigfeit ber £age oeranlafete, bafc bie »orber- 
öftreidjifdjen tfattbftänbe im Januar 1525 in ftretburg jufam* 
inentraten. @8 fam f ier eine ganje SHeifye brennenber fragen jur 
Merfanblung, ba« ©du'tffal ber ©inmof ner oon Äenjingen, meldje 
Dtfer angefangen Ratten, bie Mitte ber ©tobt Saufenburg um 
eine Mefafcung u. a. 2 ). Sie fefr man ben @mß be3 klugen* 
blirf» begriffen f atte, jeigte ftd), als bie Regierung mit ber %ox; 
berung eine» „©djafegelbeä" feroortrat. ©onft pflegten folaje 
Sorberungen nur ju langem £>in* unb §erreben $u führen, 
diesmal aber mürben bie breilgautfdjen <5täbte aläbalb einig, 
baj$ ein foldjeä $tlf3gelb feineSmegS $u terfagen fei, unb e§ 
mürbe blofj bie Mebingung gefteflt, bajj btefeB ®elb nur gegen bie 
dauern oermenbet merben bürfe 3 ). 

Malb traten neue ^orberungen an fjreiburg feran. Mit 
(schreiben Dom 10. Februar »erlangte bie Regierung $u (Stifte 



>) a. O. 127. 129-132. $en 26. Sejember sogen bte grei- 
burger Anette nt». Wtone Cueüenf. II 93. 

*) ed^reiber Wr. 143. 3eit|0jr. XXXIV 408. 
3) 6d)reiber 9lr. 147—149. 



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— 305 — 



heim biejenige 3<x1)l ber $ned)te, welche man Württemberg »er* 
fprodjen hatte, ba £erjog Ulrich mit einem (Sinfafl oon $ohen* 
tmiet au§ brot)te »). 

3n Tautenburg lag ebenfalls eine ©dmar oon 50 unb 
in ©ä (fingen 20 ftreiburger, unb bie ©tabt trug ohne Älagen 
bie ferneren haften , weld)e bie Unterhaltung ber Unechte it)r 
auflegte. 

SWittterwetle fam man altertet gefährlidjen Umtrieben in ber 
©tobt felbft auf bie ©pur. Martin ©utter, ein üttefeger, 
^atte oerfudjt, eine $etf(hmörung anzubetteln unb „Diele 3 un f s 
tigen" ju feinein SBornehmen bewogen, ftür bie ,3ufammenfünfte 
hatte er, wenn man feinen geeigneteren $lafc ftnben füllte, fein 
eigene^ $auS angeboten. ÜDer SRath fam aber ber ©ache auf bic 
©pur unb legte ba$ §aupt ber 33erfd)tuorenen in ben Werfer. 
$)och fünfte man fid} no<h ftc^er genug, benfelben balb wieber gegen 
Veifhing ber Urfet)be auS bem ©efängnifc enttaffen ju fönnen 2 ). 

©leidjwohl aber traf mau jefct umfaffenbe 2flaf$regeln, um 
bie ©tabt üor einer Ueberrafdmng ton aufcen unb innen gu (lagern. 
(SS mürbe ben 3ünfttgcn eingefchärft, ihren §arnifch anzulegen 
unb bie oorgefchriebenen Staffen gu tragen. „%n $ti\tn be3 
©turmS unb üflorbgefdireiS" foUte Speermann in ber ©tabt bei 
feinem @ibe oerpflidjtet fein, bem Nachbarn $u flopfen. SBenn 
©türm geläutet mürbe, füllte man nicht mehr auf bem Kirchhof fta} 
fammetn, mie bisher, ba bie bahin führenben ©trafen eng waren 
unb biefer $la$ oom $einbe überfehen werben fonnte, wenn er 
auf bem SSerge war 3 ). 3)er ©ammlungSplafc füllte ber %i}dy^ 
marft fein, wo bie alte SKcfcig gefianben hat. $lud> foCCtc ieber 
.^anbwerfSmeifter feine ©efeflen bewaffnet mit ftd) auf ben 33er* 
fammlungSplafc führen. ($benfo füllten au(h bie ermachfenen 
Söürgerföhite jur 3«it beS ©turmeS bewaffnet „unter baS 93anner 



1) $ie breiSgamidjen ©täbte batten 1000 *Dtann augefagt. ©Treiber 
Wx. 150. 

2) 9t. a. C. Wr. 160. 

3) 2>er Rir^bof war bamal§ nod) um baS fünfter tytum, auf 
bem Jeggen TOnfterpIag. 

$ a r t f e I b e r , ®ef$i$tc Ui »auernf riefl«. 20 



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j 



— 306 — 

laufen". Slußerbem mürben 23eftinunungen getroffen, um bie 
£I)ore unb bie dauern $u fiebern l ). 

2)?ittter wette gingen bie ^eijtungen ftreiburgS für bie 93e* 
fafcung in £aufenburg weiter. 3)en 22. Stfärj föicfte ber Btatfy 
wieber 102 fl. batjin, um bie ^ned^te $u begaben. ©letdjjctttg 
würbe aud) ber SÖunfct) auSgefprodjen, bie Üttannföaft möchte fo 
ba(b al& möglich jurüeffe^ren. $!a ein Üljert berfelben in ftotge 
oon übermäßigem ffietngcnuß fi$ ungebührlich aufgeführt t)atte, 
würbe biefem 2Bttnfdje wiHfat}rt unb nur ber Hauptmann mit 
einer flehten Scfyl bafelbft jurttcfbei}atten '*). 

SSefonber« unjufrieben geigten f\d) bie 23auern oon £)aöib 
oon tfanbeef, ber auf bem <Sd)Ioffe SBtßnecf öfHid) »on ftretburg 
faß. Sludj bie Untertanen ber ©tabt Biburg in ßirctjj arten 
waren unruhig unb ber Pfarrer bc8 XorfeS, Ulrich SEBefener 
oon (StariS, ber ju ber neuen ?et)rc hinneigte, bürfte nicht gan^ 
unfdjulbig baran gewefen fein. 2Benn er 5. $ö. feinen Steuern 
auSeinanberfefcte, bie 9#effe fei fein Opfer, wie bisher ©inige 
irrtümlich geglaubt hätten, ©r)rifiu8 fei nur (Sinmal geopfert 
worben unb h aDC am $reuj für unfere ©ünben genug ge* 
tt)an, man fofle beäljalb bie $lbenbmaf)l8etemente ntct)t anbeten, 
fonbern ©ott, fo war biefe „9#aterie" für ben SSerftanb feiner 
Steuern ju fdjwierig, fo baß biefelben au$ feinen £et)ren gan$ 
anbere ©djlüffe machten 3 ). 33on ^ier (feinen Steten in bie 
Stear unb auf ben ©chwar^walb gegangen ju fein, um bie bor« 
tigen Raufen $u einem (Einfall in bad 93rei8gau ju »eran* 
(äffen. Sreiburg t)atte beftänbig mehrere $unbfefyafter auf bem 
SBalbe unb erfuhr balb oon biefen Umtrieben, ©djon am 
10. $lprit berichtete e8 nad) @nfi8heim, baß ber §aufe bei ?öf* 
fingen unb Stennborf „ fic^ merfen (äffe", er motte bemnächfi in 
ba§ S3rei3gau, unb fcr)on am nädjften SEag fönnen fte bie weitere 
Sfttttheilung machen, ber eine £aufe wofle burdj ba8 2Wünflertl)aI 



') ©Treiber a. 0. O. Wr. 162. <£§ war größtenteils nur eine 
neue ginfd)ärfung ber ftäbtijäjen eturmorbnuna. ©djreiber ©efd). b. 
@tabt greiburß II 204. 

2) @d)retber 2>er beutjc$e «auemfrieß «Rr. 166. 168. 

3) 91. a. O. <Rr. 411. 412. 



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- 307 - 



über ©t. Grubbert unb bcr anbete burdj ba8 ©Ijad^ert^al über 
SÖalbftrd) ^erabjteJ/en 1 ). ©3 Ijat nichts Unmaf)rfd)einlid)e3, menn 
Später bie ©tabt ftreiburg in ifyrer 23ertt>eibigung3fdjrift fagte, 
bafj ber große (Sifer ftretburg§ für bie §errfd^aften gegen bie 
neue 2eljre unb bie Söauern bie lefcteren ju iljrem 3 U 9 gegen 
^reibnrg Ijauotfädjltd} oeranlafct fmbe 2 ). £)ie SSitte um §ilfe 
an bie Regierung ju ©nffäljeim mürbe immer brtngenber, unb 
^reiburg erhielt aud) Don bem £anboogt in JDber^lfafj bie 3 Ust 
fidjerung, bafj er mit feiner 3ttannfd)aft aläbatb nad) §reiburg 
fommen werbe. 5ludj mürben Lüftungen im ©Ifafe ju gleichem 
3merfe auägefdjrieben 3 ). $n ber 9?ad)t oom 18. auf ben 19. 2lpril 
ritt ber ßanboogt au8 ©nfiSfyeim in fjhrriburg ein unb 
tfyat, mag in feinen Gräften jianb, um ben S3auern entgegenju* 
roirfen. $lud) ber ^oljannitermeifter Stofyann oon ^attftein erinnerte 
fufj, baß er allen ®runb fyabe, §reiburg ban!bar gu fein unb 
erttärte fid) auf Anfrage bereit, 300—400 fl. oorjuftretfen 4 ). 

£>ie £age $reiburg3 mar aUmäfylid) fo bebenflia), bafj ton 
au^en fommenbe ipilfegefudje nidjt metyr erfüllt merben tonnten. 
Dodj fdjöpfte man neue Hoffnung, als SBoten ba§ $orrütfen be§ 
fdjroäbifdjen 33unbe§f)eere3 unter ®eorg £ruä)fejj oon SBalbpurg 
melbeten. 

Anfangs üftai würben bie 93auern bei flüggen unb $eiter§* 
fyeim unb audj in ber $errfd)aft $od)berg unruhig, unb ber SRatl) 
ber ©tobt traf neue Maßregeln jur ©tdjerljeit ^reiburgä. «ßunädjft 
f enbete man Äunbfdjafter in bie ©egenb oon Lenglingen unb $ e n* 
fingen (@. 285). ©obann mürbe ben ^or^ütern an ben ©djufc* 
gattern SBa^famfcit aud) mäljrenb be8 £ag8 eingef^ärft unb nodj 
mand)evlei auSgebeffert. ftrembe foOten fernerhin nidjt mefyr bei 
ben SC^oren, SBrücfen unb SBefyren fielen bleiben bürfen. ©ämmt« 
Udje Stürme ber Wlautx in ben $3orßäbten — e8 maren beren 
13 — mürben mit befonberen SBadjen oerfe^en. Und) an anbern 



i) 6 Treiber «Rr. 171. 172. 
*) %. a. D. 9lr. 465. 
3) «. a. O. 9lr. 173—175. 182. 
■*) %. a. D. 9*r. 186. 190. 



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— 308 — 



Orten in unb außerhalb ber Stabt würben fhrfe $ofkn auf- 
gefteat. 

^ür bie 9?ad}tjeit mürben Signale oerabrebet, „bantit bie 
Wadjtmäfyer einanber oerfte^en fönnten". £ie ©inmofnier füllten 
ftd) abfyeilunggmeife — «bei, ©eiftlictyfeit, Safcbürger u. f. m. 
— untereinanber oeroflidften. 2Ber aber baS nietet molle, „er 
n>är Stubent, ^faff ober Vaie", ber foUe auS ber Stabt meinen. 
£em gemeinen 2)?ann foütc Matt) eingefprodjen merben, inbem 
man iljm fagte, baß bie Stabt mit ®efä)üfc unb ^roüiant gut 
oerfefyen fei. 

Da ju befürchten mar, baß bei einer Belagerung ftrciburgS 
baS ffiaffer abgefdjnitten mürbe, fo foflte nodj ein fjinreidjenber 
Borrati; betreibe im »orau§ gemalten unb eine oon ^ferben 
getriebene 2ttüf)le angelegt merben. 

BefonberS eifrig mürbe aber an ben Bertljeibigungämerfen 
gearbeitet, bie SBefjren, Sdjufcgatter unb ^atlbrücfen »erntel/rt, 
dauern unb Stürme jurBcrtljeibigung eingerichtet. Bor ben 9)?auern 
legte man neue ©räben, SEBäÖe unb Blocffyäufer an u. f. m. r ). 

$>a man jefct ©elb in ber Stabt nötljig brauste, fo floffen 
bie Solbgelbcr für bie an anbern Orten ftefycnben ^toiburger 
$ned)te meniger regelmäßig, fo baß 3. B. Saufenburg am 3. 9Kat 
ftdj für biefelben oermenben mußte, ba fte ftd} „eljrbarlicfj unb 
treu unb mofyl gehalten unb feiner einen Bürger erzürnt r>abc"' 2 ). 

tfreiburg genoß im ganzen BreiSgau großes Vertrauen, be§* 
fyalb mürbe e§ bei ber mad)fenben ©mpörung oon allen Seiten 
um Bermittelung angegangen. 2Bolfoon$irnl)eim,ber ^fanb« 
Ijerr ber §errfdjaft Äenjingen unb Dürnberg, melier burd) feine 
amtlidje Stellung in SBürttemberg ^urüifgerjalten mar, fdjrteb in 
biefem Sinne fcf)on ben 4. SDfai an ^reiburg, er müffe um feineß 
§errn mitten alles oerlaffen, ma8 er Siebe« auf (Srben fjabe. 
Dabei ift er freilief) ber fyarmlofen Meinung, baß eine Belehrung 
feiner Untertanen in ^enjingen genügen mürbe, um biefelben 
mieber $ur 9iut;e ( ^u bringen. Den 5. 9Jcai traf Slfarfgraf 



1) «. n. O. 9lr. 208. 
*) %. a. O. Wr. 211. 



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— 309 — 



G£rnß gu 53aben unb ^ Oelberg in ^reiburg ein unb bat gteid)= 
falls um ftürfpradje bei feinen Untertanen in ben §errfcfyaften 
©aufenberg, SRötteln unb SSabenmeiter. ®ie <Stabt fcfyrteb audj 
fdjon nädjften £ag8 an biefetben unb machte geltenb, baß bie 
i><arfgrafcn oon $3aben ft<fy jeberjeit gnäbig gegen iljre Unter* 
tfyanen »ermatten hätten. SDaS ©djreiben fdjeint aber feinen großen 
©inbruef gemacht ju lwben, benn ber 9tfarfgraf magte oorerft 
nicfyt meljr bie ©tabt ju oerlaffen l ). 

£>ie ©tunbe ber ©ntfdjeibung fam immer näf>er. ^reiburg mar 
ringä oon fteinben umgeben, menn biefelben aud} nodj mehrere 
©tunben entfernt franben. 23oten gingen oon Raufen ju Raufen, 
unb nadj taut geworbenen Sieben, man motte ftreiburg angreifen 
unb [djteifen, mufcte ftcf) bie ©tabt auf baS ©dfjlimmfte gefafct 
machen, Sei §eiter8f)eim tagen bie dauern auS ben babifdjen 
§errfcfwften ©aufenberg, Hotteln unb Söabenmeiler, im Horben 
maren bie Untertanen ber $errfd)aft Äenjingen unb Dürnberg 
in fettem Slufrufjr, unb bei itjnen maren ja^reid)e ©paaren au3 
ber Ortenau. 2lm gefährlichen aber maren bie Raufen auf bem 
©djmarjmalb, metdje bereit« auf bem 3«g« flogen ^reiburg maren 
unb ftotj auf bie in ber Saar errungenen ©rfotge baS Sreiägau 
jefct ernjllid) bebrofyten. ^Dcn 12. üttat gogen fte oom Softer 
©t. ©eorgen über S'urtmangen nad) ©t. ^ßeter unb $ird)jarten 
unb maren bamit auf jtäbtifdjem (Gebiete angelangt 2 ). £>er DRatc) 
fcfyicfte einige Vertreter ru'nauS, um bie S3auern ju fragen, me£* 
fyalb fie in $irdjjarten lagerten unb im £anbe umf)erjögen. 
$aum maren bie ©efanbten jurücfgefeljrt , fo traf audj ein 
(Schreiben ber „^auptleute unb föättye beS Raufend auf bem 
©djmarjmalb" an ftreiburg ein, in roetdjem junädjft bie <&rünbe 
iljrer Unjufrtebenfyeit auSeinanbergefefct finb. ©ie feien bermafjen 
mit Abgaben überlaben, bafj fte nicfyt mel)r befielen tonnten. 3 Ui 
nädjft oerlangen fte, baj$ bem gemeinen Sflann ba3 ©otteSmort 
rein üerfünbigt merbe. 2Ba8 baS ^eilige ©oangelium jugebe, 
moflten fte ber ©etftticfyfeit unb roeltlicfyen Dbrigfeit (äffen. Ta 



1) a. D. %r. 112. 113. 115. SBergl. nud) oben S. 291. 

2) gjlone Ouetlcn?. II 96. 



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— 310 



bte ^rreiburger bod) aucfy ber „Herren (Bdjtnberet" fennen, fo 
rounbern fic ftd), baß ijreiburg babei Reifen mofle, bic „armen 
93äuerlein auf bem Vanbe" ju jroingen, bte ©ematttljätig* 
feiten nod) länger ju butben. <Sie fdjliefcen mit ber $lufforbe* 
rung, ^reiburg fofle in ifyre Sörübcrfc^aft eintreten, in brüber* 
tiefer Webe ftdj mit iljnen üerbinben unb baS göttliche ^Rec^t 
fyaubf>aben ! ). 

3u §reiburg mar man offenbar fefyr beftürjt, obgleich feit 
einiger $t\t biefed ©reignifc oortyer^ufeljen gemefen. $lm näm* 
tid)en £age fdjrieb aud) bie Regierung oon (SnfiSfyeim von ben 
trofUofen 3"f^nben im (Slfajj unb fpracfy bie ©rmartung au£, 
bog man <8d)lojj unb (Stabt bem §aufe JDejtrcic^ erhalten 
toerbe' 2 ). £)ie 53auern Ratten auf eine fd)nefle Antwort gehofft, 
unb atö biefelbe nicfyt fommen moflte, fdjrieben fie am nämlidjen 
£age (14. s D?at) nodjmatS. tiefer Srtef ift nodj tfyeologifdjer 
etngefteibet al« ber erfte: „Xer triebe (Sottet be3 9lUmäd)tigen 
fei mit eud) 2löen." ©ie tagen jefet gu Äirdjjarten „allein au§ 
brüberttdjer £tebe, baS 2Bort ©otteS unb ba8 heilig ©oangeltum 
bem gemeinen 93olf ju prebigen, aud) aller Oberfeit geiftttdjev 
unb roeltüdjer, taut beS ^eiligen (Soangelii gefyorfam ju fein". 
(Sie »erlangen jefct eine Antwort burefy ben Ueberbringer biefeä 
33riefeS unb ft^üe^en mit einer £rof)ung, wenn ftd) ^reiburg 
nidjt mit tynen oerbünben motte 3 ). 

SEBeitereS ©djmeigen mar nun unmöglid). SDian fdjrteb beä* 
fyalb ben 15. üftai surücf, bafj man am nädjften £age bie ©e- 
meinbe oerfammeln motte, um über ben Antrag ber Sauern gu 
entfdjeiben, unb auf Wittag foflten fte Antwort fyaben. 

2)er Raufen mar übrigens nid)t ruljig in förderten ge* 
blieben, fonbern Imtte ba8 ©tyofj SBiSnecf, mefdjeä bem bitter 
$)aotb oon £anbe<f gehörte, im ©türm eingenommen, gepttin* 
bert unb oerbrannt 4 ). 



h Schreibet 9ir. 229. 

a. C. 9?r. 228. 
3) 91. a. O. 9ir. 230. 
*) Wont Ouetlenf. II 97. 



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— 311 — 



Km 15. 9ftai nodj erging audj bte Antwort bcr ©tabt grei- 
fe urg, fic Wime nidjt ofyne SBiffen unb SBiflen ifyrer §err}d)aft 
Oeftretd) fidj in foldje §änbe( einladen. 2)odj fei man bereit, 
wie bisher, gute 9?ad)barfd)aft ju galten unb bei ben §errfdjaften 
ber Sauern ju ©ermitteln, „wo biefelben einige ©djinberei gegen 
fic gebrauten foflten". ©ie wollten babei feine Soften freuen. 
3um ©<§lufj geben fte ju bebenfen, wie „göttlidj, glüdlid) unb 
fettg" e8 fei, in ^rieben ju (eben 1 ). 

yioty am nämlidjen Sag um 4U|r mürbe in $ird)jarten 
bie Kntwort an ffreiburg abgefaßt, find) btefeS 2flat wieber be= 
ginnen bie Sauern mit einer Söibctftcttc: „Stieb unb ©nab oon 
@ott bem KUmädjtigen burefy unfern $errn 3efu§ (Sfyrift ju aßen 
Seiten mit un8 allen." ©ie feilen ber ©tabt mit, bag bie $rei= 
burger Untertanen in bem S^ale bei SBiSnecf ju tynen gefämoren 
bätten, um „ba§ ©otteäwort burdj ba8 ^eilige ©oangelium ju 
förbern". Son einer Sermittelung wegen ber ©fynberet ber 
Herren erwarten fie ntdjtS; benn afle Sauern feien mit Abgaben 
unb Sienfhn ber Krt übertaben, „bafj e§ ©Ott leib fei". Ku$ 
fte wollen bem §aufe Deftreidj feinen ©djaben jufügen. 3"™ 
©bluffe ©erlangen fte unter ÜDro^ungen eine fd)nelle Antwort. Km 
(Snbe be8 ©djreibenS ftefct: „(Soangelö, ©oangelo, ©oangelo"' 2 ). 

2>er Wlutf) ber ^reiburger bürfte wieber gediegen fein, als 
oermutljlid) um biefelbe geit ein Sote üon SiMngen bie WaaV 
ridjt ton ber grofjen Ufteberlage ber Sauern bei Söflingen braute 
unb bie bebrängte ©tabt ermahnte, „männlidj unb unerfdjrocfen" 
ju fein 3 ). @8 fdjeint, bafj ftreiburg ben ©^war§wälbern ben 
Sorfä^tag gemalt fyat, weiter mit tlmen ju nnterfyanbeln, aber 
getrennt oon bem bret$gauifd)en Raufen, tiefer Sorfdjlag würbe 
jebod) abgelehnt unb ber ©egenoorfötag gemalt, ffreiburg möge 
fedjS SRatfySfjerren unb fed)8 oon ber ©emeinbe in ben SRing ber 



1) ©Treiber a. a. D. 9lr. 232. 

2) 6§ nimmt fld) fe$r gemtttblid) au§, wenn bie ^Bauern in einem 
Postscriptum oon ber \o bebro^ten 6tabt gretburg „jwei 9Hld)er ^Jnoier 
utn i^r ©elb" berlongen. ©d) reib er 9fr. 233. 

3) «. a. O. 9fr. 234. 



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- 312 — 



dauern f dürfen, um über ben (Eintritt in bie Sörüberfcfjaft 511 
beraten. £)iefelben „bürfen nic^t weit reiten ober gefjen, bann 
mir »ollen auf biefen £ag näber $u eud) Raufen". :WodjmalS 
fdjrieb fjreiburg an bie <Sd)mar$wälber, fie fottten abjiefjen, bann 
wolle man ftdj für einen ^rieben bei ber §errfdjaft oerwenben. 
%üd) 2ftarfgraf @rnft oon 23aben würbe bafür ju gewinnen fein, unb 
fo fönnten bie ©auern wieber ju SBeib unb $inb jurücffommen. 
$)ie Antwort barauf war, bafj §an8 Füller oon 93ulgen= 
bac§, „oberjter Hauptmann auf bem ©djwarjwalb", ber ©tabt 
melbete, fte hätten ftdj mit ben jwei ^eiligen eoangelifdjen Raufen 
be$ 53rei8gau3 oerbrübert unb feiner tyanbte olme ben anbern 1 ). 

9?adj einer Angabe ber Millinger ©Ijronif fott §anS 2#üCler 
in biefen Sagen einen 3ug ©l^arf) gemalt unb oon ba 
Martin oon SRedjberg, welker mit 2öeib unb $inb nad) ftreU 
bürg flolj, oertrieben fyaben. ^ebenfalls tonnte biefer 3«g nur 
mit einem Stfyeil be8 ©djwarjwälber £aufen8 gemadjt worben 
fein, unb aud) fo if* nod) zweifelhaft, ob er gerabe in biefen 
Sagen ftattgefunben Ijat 2 ). 

Snbeffen fammelten fidj bie Raufen um bie ©tabt unb 
fdjloffen btefelbe oofljtänbig ein. $m Often, auf ben Sergen unb 
im Styal, lagerten bie @d)warjwälber unter $an8 Füller oon 
Söulgenbad), bie gef%lid)ften unb woljl aud) bie jafylretdjften oon 
allen. $m ©üben ftanben bie dauern auö ber oberen Wlaxb 
graffd^aft, oermutfjlid) mit ©paaren auS bem fübltdjen 23rei&gau, 
unter &an8$ammerfUin; im SBejien unb Horben ftanben bie 
oom Äatferßutyl, ber §errfd)aft §od)berg unb ber Drtenau unter 
3erg $eib oon Satyr 3 ). 

2)ie ©rfjtrarjwälber Ratten äunäcfyjfc ba8 £orf (Sbnet befefct, 
bie Äartljaufe jwifdjen ($bnet unb fjreiburg überfallen unb au^ 
geptünbert. S5on fyier fliegen oier bewaffnete dauern ben 93erg 
hinauf, welker ftreiburg beljerrfdjte, unb famen unbemerft bis an 
baä 931otff>au8, weldjeä aujjerljalb beS ©rabenS be8 <5d)loffe£, 



1) *. a. O. «Rr. 238-241. 243. 

2) Sttone Cueflenf. II 97. 

3) »aber ©ejd). b. Siabt ftreiburg II 25. 



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— 313 — 



ber fogen. ©urgfyalbe, angelegt worben l ). Obgleich in ber Söurg* 
fyatbe 200 $nedjte lagen, fdjeint baö 33lodIjau3 bod) augenbttcfv 
lief) otyne ©efafcung gewefen gu fein. $)ie oier SSauern nahmen 
baSfelbe in 23eftfc unb wenn audj bie ftaUbrtttfe naa^ bem ©a>toffe 
foglei(f> aufgewogen würbe , fo blieb bodj ba3 33(octyau8 in ber 
§anb beS fteinbeS. „@S War ein fdjöner 2ttatabenb, bie Herren 
fafcen, wie gewöfjnlid), auf bem ÜHttnfterotafc cor tyrem ®efeH* 
föaftSljaufe junt Hilter, als ülöfclia> einige tyunbert <2a)üffe au& 
£afenbü$fen bie SEBegna^me be8 SBfocfyaufeS oerfünbeten. <5d> 
gteidj würbe (Sturm gefajtagen unb bie SBürgerfdjaft blieb bie 
9?a$t Ijinburdj unter Stoffen; bodj unternahmen bie Sßauern 
wäljrenb ber 3)unfetyeit nidjta weiter, als bajj fic ©drangen* 
büdrfen ben 33erg Ijinaufeogen, womit fte am fotgenben Sag bie 
Stabt beffridjen unb einzelne Käufer nieberwarfen ober be* 
fdjäbigten"*). 

©djon oortyer Ratten bie dauern ber <§tabt baö Söaffer ab* 
gegraben, ^n ber $rür)e be£ anbreajenben £age§ führte man 
©efdjüfce oor ba& Martins* unb £)ieb3tf)or unb befdjofe ba3 
SSlotfljauS. £)ie ©auern Ratten aber in ber 9?adjt bie S^üre 
mit ©djanjförben fo gut oerwaljrt, bafj bie Äugeüt wirfung3lo8 
abprallten unb fie ungeljinbert bie SBefdnejjung ber ©tabt fort« 
je^en tonnten. $ud) ein SluSfaU ber Reiterei mifcglüdte: !aum 
oor bem £f;ore angelangt, muftte fte wieber in bie <5tabt jurüd, 
unb ein (Sbter oon fjalfenftcin fiel burd) eine Äanonenfuget 3 ). 

9?un würbe ein ÜÖkffenjriüftanb oerabrebet; ba aber ein 
Äinedjt au8 ber Söurgljalbe auf einen ^Bauern feuerte, weiter au3 
bem Sölotffyauö an ba$ ©cfjlofj ljerangefd}ttd)en war, fo begann 
bad <5a*>iej$en oon neuem. $>ie S3auern ridjteten tr)r ®efdjüfc 



1) ftad) SJtone Ouetlenf. II 97 gefror) ber Ueberfaü am 15. Wai. 
$a§ ift aber nad) ben Gorrefoonbenjen üom 16. unb 17. <Dlai bei 
Sd) reib er 9lr. 238 u. 243 faum möglid), unb ber Ueberfaü Dürfte am 
17. ober 18. *Diai ftattgefunben faben. 

2) ©d)reiber @ejd). b. ©tobt Sreiburg III 280. Wone Ouefleni. 
II 49. SBergl. oud) 2Bald)ner.»obent 6. 117. 

3) 3n !BiHingen toar man über bie bebrängte Sage g"iburg§ gut 
unterrtdjtet. Naumann «ften flr. 303. 



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— 314 — 

nad) bem üflünftertfyurme unb trafen aud) ben §eün beSfetbcn. 
„2Bir moflen ben SDtfttnftertljurm bem $f;urme ju $ird>$arten 
gteid) machen/ rief Ulrid) $inblmnfen <5olm Don 33urg I ). (Später 
geftonb berfetbe im 93erljör, ber Hauptmann au8 bem $tetgau 
mit bem rotten kantet unb rotten 33art, ber ein guter <Sd)ü$ 
gemefen, Imbe in baS fünfter gesoffen. 3ludj anbere müfte 
SReben mürben laut: man bef tagte, bafj man nic^t aUe ftreiburger 
mit einem einzigen (Edjufj tobten fönne u. bergt. 

9tbenb8 8 Uljr mürbe mieber SBaff enftitlftanb oerabrebet. 
£a8 <Stf)limmfte für ftreiburg mar, bafj man auf bie eigenen 
Veute nity mefyr jäl)fcn tonnte. 511« bie 2ßa$tmeifler bie Sofien 
oifitirten, bemerften fie „ädertet Untreue unb ©efatyr". Xie 
Sßadjen correfponbirten über bie dauern tu'nab mit ben dauern, 
unb ber föatl) überzeugte )id), bafj bei ber günftigen (Stellung 
be8 fteinbeS auf bem <Sd)lofjberg unb ber Unjuoertäfflgleit ber 
^efafcung unb nieberen 23et?ö(ferung an einen bauernben SBiber* 
ftanb nidjt mefyr ju benfen mar. 2)ie Vertreter ber ©eißtidjfeit 
unb be3 2lbel3 in ber (Stabt maren berfelben Meinung, unb fo 
rourbe befdjtoffen, um größerem (Sdjaben oorgubeugen , mit ben 
dauern gu unterljanbeln. 3)en 20. 5D?ai machte man nodjmatS 
ben SBerfuaj, bie 93auern ju einer getrennten SBerfyanMung mit 
ben einjetnen Raufen gu bringen, aber ein ©einreiben $an8 
3)?üQer8 oon 23ulgenbad) belehrte fie über bie ^rucfytloftgfeit 
btefe« 93orlmben8. 2)en 21. 9J?ai fd)rieb berfetbe nochmals an 
^reiburg, fie foÜten ntd^t auf $bel unb §erren fefyen, fonbern 
in ityre ©rtiberfcfmft eintreten, um meitereS ©tutoergtejjen ju oer* 
meiben 2 ). 2teb,nlid) lauteten bie ©(^reiben oom marfgräfltd)en 
unb bretSgauifdjen Raufen üom nämtidjen £age 3 ). 

9?ad)bem ffreiburg fid^ nad) aßen (Seiten bis ju ben §auen- 
fteinern auf bem (Sdjmarjtoalb oevgebftcfy um $>ilfe gemanbt tyatte, 
lieg e§ am 23. 9ttat 300 bewaffnete dauern in bie (Statt. Den 



i) £>etfelbe tourbe im ^luguft öon ben greiburaern jum £obe ber* 

iirtfjeilt unb mit bem ©djwerte binßeridjtet. <S Treiber 9?r. 392 a. 

*) ©djreiber *Rr. 249. 261. 

3) 91. a. O. *Rr. 252. 253. 



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— 315 — 



folgenben £ag traten Abgeorbnete ber <Stabt unb bcr 33auew bei 
<5t. (Georgen auf ber 9flalfiatt gufammen unb beriefen ben 
Vertrag. Al§ Vertreter ber S3auern jinb genannt bie „SDbriften, 
ftelbhauptleute unb ^oppelfölbner" 3erg §etb Don Saljr *) mit 
ben Unterhauptteuten ^erg ©chefclin, (ElauS Schumacher, £an§ 
Söafcmann, §an§ ftikx unb $atob $urfelin, au« ber oberen Wlaxb 
graffchaft §an8 $ammerftein at8 Dberfkr unb bie Unterhauptleute 
SSrecf^er Don Schopf f>eim, ü)fori$ 9?itf/art Don SBolpadj, Safob 
©cherrer, Martin Sang unb $>an§ (Schmiblin Don Söabenmeiler, 
Dom ©chwarawälber Raufen $an« 9flüfler oon Bulgenbach al§ 
©berfter mit feinen $auptleuten, au8 ber $errfd)aft ^odjberg 
@regoriuS 2Küfler unb (Slewt ftübi. ftreiburg fehltest mit ben 
Bauern eine djriftliche Bereinigung „bem atimächtigen, ewigen 
(Sott Bater gu Sob unb ©h*/ audj gu ©röffnung beä ^eiligen 
(SoangeliumS göttlicher Sßa^r^eit unb jum Beiffanb ber göttlichen 
©erechtigfeit, jur Aufrichtung eines gemeinen SanbfriebenS unb 
Zur Abtilgung unbilliger Befchmerben, womit ber gemeine arme 
2Äann Don geiftlicher unb weltlicher Dbrigfeit mtber ba8 SGBort 
bei h e ^'9 en ©oangeliumg ©t^rtfit befdjwert worben fet". 

$m erften Artifel »urbe fobann feftgefefct, bafj bie 93ertrag$* 
Dermanbten gemeinfam bemüht fein fottten, einen Sanbfrieben ju 
ftiften, bie SBefchwerben ber Bauern beizulegen, bie Seljre unb ba§ 
SBort (grifft aufzurichten, fich gegenfeitig mit ©efchüfc unb Süftann* 
fchaft ju unterftttfeen unb „ben ftufs ju einanber $u fefcen", fo oft 
e8 nöthig werbe, 

£)er zweite SIrtifel bejtimmte, baj ftreiburg burdj ben 33er* 
trag an feinen bem $aufe Oeftreich geleiteten ©iben nicht ge* 
hinbert werben folle. Auch feilten ade Freiheiten ber Stabt, 
»eiche ihr bie Äaifer unb dürften Don Deftreidj Derliehen Ratten, 
unangetaftet bleiben, „fooiel fich fol<h e $ Dcm fettigen ©Dan* 
gelio Dergleicht". Slujjerbem fottten ben Bauern 3000 fl. gezahlt 
werben als ein „Berehrgetb Don wegen ber ©eifttichtett, *ßräla* 



i) ©teje JBovonfteÜuna. $eib§ ift auffallenb, bo fonft als oberfter 
Anführer #nn§ TOlIer öon ^Bulgenbach genannt toirb. SJtone OueUenf. 
II 49. 



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ten, oom $be( unb SRitterfchaft"; bafur aber würbe (Sicherheit 
bcö SetbeS unb @ute8 jugefichert. 

SBegen ber $löfter gveiburg wollte man fünftigfym be* 
ratzen, um fie abjut^un, $u Reiten, wie in anbern (Stäbten unb 
i'anbfchaften ungefähr. 

£er Vertrag, angenommen „auf TOttwocf) nach Vocem ju- 
eunditatis anno 25 u , ift unterzeichnet „®eoriu8 2HüUer, Haupt- 
mann über mer ftähnlein" »)• 

3>enfelben Jag machte auch baS benachbarte SBalbfird) feinen 
^rieben mit ^reiburg (<S. 288). 

©leid^eitig erfunbigte fid) auch ber *wn (Strasburg 
nad) bem (Stanbe ber Unterhanbtungen mit ben 93auern unb 
jeigte ft<h jur Vermittelung bereit. Sluffaüenb if* bie fühle %nU 
wort $reiburg8. £>a8 am 25. 2Kai abgefafjte SCntmortfchreibeii 
erwähnt nämtich ben am Jage oort)er abgefchloffenen Vertrag 
mit feiner (Silbe. $ti ftretburg, wo bie ftreng fatholifche Partei 
im föegunente fajj, fdjeint man feinen Verfehr mit ber fefcertfch 
geworbenen Nachbarschaft gewünfeht ju haben, (Sonft wäre ein 
fotcheS (Schreiben unbegreiflich' 2 ). 

SBa(b jeigte fid), baj$ bie im Vertrag enthaltenen Slrtifel 
nicht bie einzigen Verpflichtungen waren, wetche ^reiburg ju er« 
füllen hotte. den 25. 2Wai trafen jwei (Schreiben oon bem 
wieber bei Äircbjarten (iegenben (Schwarjwälber Raufen ein, in 
beren erftem bie dauern bie ftreilaffung derjenigen verlangten, 
welche nicht wegen eines „2Ra(efi& tt f eftgenommen worben. $)a8 
jweite Schreiben aber theilte mit, ein jeber ju ihrer SSruberfdjaft 
Gehörige fei üerpflichtet, jwei Äreujer iperbftattgelb $u jahten. 
£)ie §erren oom SRath, welche „ehrfame weife Herren unb 33rüber" 
angerebet werben, foden baSfelbe fammeln unb unoerjttglich ihnen 



1) Sä) reib er Wr. 260. ÜJconc Oueflenf. II 49. Unter ben 
dauern ranren mandje, befonber§ bie angeworbenen #ned)te, toeläje mit 
btefem Vertrag nid>t juf rieben toaren. ©ajretber *Rr. 502. 

2) «. a. D. 9lr. 261-263. Sötrcf 9lr. 376 — 378. UebrigenS 
jcfceint ©tra&burg fi# bennod) für ftreiburg bei ben Sauern bemüht ju 
haben. Sß iref 9lr. 316. 



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— 317 - 



fdjicfen l ). 2Bie bie dauern ben Vertrag mit ^reiburg terftan* 
ben, jeigten fic audj burety anberc ^anblungen. @ine $ln$alj( 
Söaucrn fing an in ben SBaffern ber ©tabt ju ftfdjen, olwe ba§ 
man e8 Ijinbern fonnte. Slnbere fielen in bie ©efifcungen jtäbti* 
fetyer Untertanen ein, unb toaS fte nid)t roegfdjleppeu fonnten, 
©erroüjieten unb jerfd^Iugen fte. freilich beflagte ftdj ftreiburg 
bei bem Dor 33reifadj liegenben Raufen, aber fdjmerlidj t)at baä 
Diel gefruchtet. %n ben Duetten roenigflenS finben ftd) feine Sin* 
IjaUSpunfte bafür. 

ftreiburg ^atte aud) ju bem Raufen, ber nadj Stbfdjluji bee 
Vertrags oor 99 reif ad) &og, jmei 23eüoflmäd)tigte aborbnen 
muffen: ben SKeifkr Wric$ SBirtner unb SBityelm SBogt, beibe 
s Jtatt)8mitgtieber. 2ÜS ben 26. SDtai auef) Sreifaa) fapituttrte unb 
in bie ©rüberfdjaft ber SSauern eintrat, mujjte ftreiburg auf 
Verlangen ber 93auern ba$ ©tabtftegel an bie 93ertrag3urfunbe 
Rängen 2 ). SBeitergefyenbe ^orberungen um ©efdjüfc, ^ßufoer unb 
üftannfdjaft mürben üon ber ©labt abgelehnt; bod) mu§te fte ftd) 
bequemen, ben dauern oier ^akonetlein nad) (Bd}(o§ Himburg ju 
leiten, um ben SRfyein gegen eine etwaige Ueberfdjreitung buref) 
bie üfikljcfyen ju üert^eibigen. ^reiburg Ijat fpäter in feiner SBer* 
tljeibigung3fd)rift erftärt, bie vier ©efcfyüfce feien „nic^t üiet ©t)ren 
wert!) geroefen". 2lud) t)ätte bie baju bejtimmte 33ebienung8mann- 
fdjaft ben geheimen 33efefy( gehabt, biefetben ju jerfprengen, menu 
bie dauern fie gu einem anbern 3roede $u gebrauchen Derfudjten. 
Slujjerbem ^ätten fie bie (Sefctyüfce balb mieber jurüefgeforbert 3 ). 



1) ©djreiber 9hr. 267.268. 3u biejen Sorberungen ber SBauern 
oergl. bie SBeftimmungen ber bon Kornelius beröffentliäjten 2anbe§* 
orbnung («bljanbtgn. b. f>ift. klaffe b. Mnd). «fab. IX (1866) ©. 190). 

2) tt. o. C 9lr. 273. fyxntx befam ftreiburg nod) ben Auftrag, 
ben urjbrünglid) auf Rapier gejctjri ebenen Vertrag nodjntalS auf 5ßergn« 
ment abfdjreiben unb mit feinem ©tobtfiegel beriefen au Inffeiu Ä. a. 
O. 9lr. 283. 2>abei tjerrjd&te üon Seiten ber »ouem bie 9lbftd)t, ftrei* 
burg§ «Rante berart ju combromittiren, bafj e8 niä)t meb,r au§ ber 
«ruberjdjaft auSjd&etben fonnte. Senn ©regoriuS TOHer, ber £aubt« 
mann be§ bor Srctjaä; liegenben £oufen§, hatte ein eigenes ©tegel. 

a. O. 9h. 285. 

3) ©Treiber Nr. 465. 



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©ine »eitere ftolge beS ©intrittS in bie ©rüberfdjaft ber 
dauern »Dar, bar} ftreiburg ben 27. 2ftai ben ©täbten ©iüingen, 
«Säcfingen unb i'aufenburg anzeigte, e3 tonne it)nen mit bem bis* 
herigen *3"f a fc" an bewaffneter 2)iannfchaft nicht mefyr bienen. 
Die ©täbte foüten entroeber bie bei ihnen liegenben ^reiburger 
Unechte beurlauben ober auf eigene Soften unterhatten 

2Benn ^reiburg auch ben im ©ertrag übernommenen ©er* 
pflidjtungen nact/fam, fo würbe bie Slnnafyme bod) unrichtig fein, 
bar} e§ baS mit grofjer ©ereitmilligfeit gethan hat. Den Herren 
in ftreiburg »oltte e8 in ber ©efeüfdjaft ber Sauern nicht behag* 
lid) »erben, »te fie auct) fcf)on am 27. 9)tai fid^ über allerlei ©er= 
tragSoerlefcungen ber ©auern im Äirchsartner Xljal bef<h»erten 2 ). 
2113 ^einfelben oon ftreiburg Sluäfunft über baS Gesehene 
»erlangte, fo fchrieb man jurücf, fic hätten fid^ „eiliger mar}" 
mit ben ©auern oereinigt. Genaueres fönnten fie nicht mit* 
teilen, ba ber ©ertrag fich gur 3eit in ben §änben ber ju ben 
©auern oerorbneten föatljSmitglieber befmbe. ©3 ift unjtoeifcl* 
haft, bar} man jefct fdjon ben abgerungenen ©ertrag bebauerte 
unb nur auf eine paffenbe Gelegenheit »artete, um ftdj ber ©ürbe 
ju enttebigen. 

2luch bie ©auern ft^einen bie ©mpfinbung gehabt $u haben, 
bar} ^reiburg nicht ganj offen gegen fie fei, obgleich bie ©tabt 
ihnen fchrieb: „2Btr meinen e8 ehrlich unb gut, »ollen auch all* 
»eg, fo oiet an und gelangt, treulich rathen unb gu gutem ^rieben 
helfen." SBenn ftch ftreiburg über bie ©auern befdnoert Tratte, 
fo befch»erten ftch bi e f c au $ »ieber über ^reiburg unb baten e$ 
„um aller ^fachbarfchaft unb ©rüberjchaft »iüen", nicht gegen 
„ba£ ©oangelium" $u h^nbeln unb jeben bei bem ©einen ju be* 
laffen. „<3o ba3 geflieht, fo »erbet ihr oon Gott bem $errn 
©armherjigfeit unb ^rieben erlangen." Darauf blieb tfreiburg 
auch bi ß Antwort nicht fctmlbig unb flagte, bar} gegen ben ©er« 
trag feinen allen Siechten unb Gebräuchen beftänbig ©intrag 
gefchehe 3 ). 



1) ©djrciber 9lr. 277. 

2) «. a. O. 5Rr. 275. 

3) 91. a. D. 9ir. 283—285. 



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— 319 — 



SGBenn ^reitmrg gehofft Ijatte, burd) etnftweiligen 5lnfdjlujj 
au bie Söauent ber ©a^wierigfeiten lebig gu werben, fo geigte 
fidj baS immer als ein Srrtfyum. Sludj mit bem breiSgauifdjen 
Raufen entftanben 1 , wie fdjon bie 3"* mit <5d}warg= 
wälbem, neue 3roiftigfcton- SBätyrenb bicfctbcn bei £eiter8f>eim 
lagerten, würbe baS ^reiburg nalje gelegene (Sdjloß 3) ad) zwangen 
oerbrannt unb weiter bie £)rol)ung laut, man werbe ben sperren 
oon ÜDadjSwangen ba§ betreibe auf bem ftelbe oerbrennen, fo 
baj} ftreiburg Don neuem 33efd)roerbe führen mufjte. 

£)ie glängenben ©rfolge, weld)e ba« fdjwäbifd&e SBunbeätyeer, 
Slnton oon Öot^ringen unb ber Äurfürft oon ber $falg über bie 
Slufftänbifa^en errungen Ratten, waren aflmäljlidj audj gur $ennt= 
itig ber Stauern gelangt. £>er ©djmargwälber §aufe, ber fid) 
bei Meuftabt gelagert tyatte, füllte fid^ auf« ernftlictyfte bebro^t 
unb wanbte fid? in ben legten Sagen be§ 3ftai nad> ftreiburg, 
man möge 53eoolImäa)tigte gu tfjnen f Riefen, um wieber gu „einem 
frieblidjen ÜZBefen" gu gelangen, ^reiburg entforad) ber 93itte 
burdj $lbfenbung oon brei SRatf)8oermanbten unb fdjrieb aud) nadj 
Millingen, man möge „mit ben ©adjen ftilljieljen M , bamit beßo 
eljer ^rieben gemalt unb bem Sölutoergiefjen gefteuert werben 
fönne 1 ). 

Hudj bie 93rei8gauer Raufen fingen an, ber oeränberten 
2age SRedmung gu tragen: ©regoriuS 9JiüHer, ber oberfte §auot* 
mann im füblidjen 23rei8gau, fdjrieb ben 3. 3uni oon 33afel au3 
nadj ^reiburg unb fprad) ben SBunfdj auS, ^eiburg möge fein 
33efU8 gur SGBieberljerftellung beS fJriebenS tljun, „bafc mit ftrieb 
unb Vernunft unb nia)t burd) bie ©freier mit bem ©djwert ge* 
Ijanbelt werbe", ©benfo fdjrieb (£lewi SRttbi, ber Hauptmann be8 
§od)berger Raufend, in gang anberem £one als früher, Sludj 
er wtinfd)te bringenb bie §erfleUung be8 Rieben« unb forad) bie 
Erwartung au8, bafj ^reiburg feine *ßflid)ten gegen bie 23rüber* 
fdjaft erfüllen werbe. MerfeitS rtiftete man fidj gu einer Tagung 
in Offenburg. Sludj ^reiburg war eingelaben, unb auf SSer= 
langen bc8 üflartgrafen ©rnft gu 33aben übernahm eS bie 



') Sdjreiber 9lr. 291. 298. 



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- 320 - 



Verpflichtung, beffen Familie , »ctc^c feit ttuSbruch ber ©im 
pörung in ftreiburg gemefen war, in (Sicherheit eben bat)in ju 
geleiten 1 ). $er Stfarfgraf, »eitler in ber testen 3eit in ©trafc 
bürg unb anbern ©täbten ©ölbner gegen feine Untertanen ge* 
werben hatte unb bie ©einen wieberfefjen wollte, lieg ftd) ©on 
Sreiburg einen SReoerS barüber auSjkUen, ber auch gern ge* 
geben würbe 2 ). 

©ine ®efanbtfd>aft an (Sr^eräog fterbinanb unb ga^Irctcr>e 
©^reiben an einflußreiche $erfbnlichfeiten, wie 3. 33. an SBolf 
oon Rintheim, ben ^fanbherrn ber §errfd)aft Äenjingen, ber 
TOtglieb ber öftreidufchen Regierung in SBürttemberg mar, be* 
^eeften bie äerftreuung be8 2Äij$trauen8, mit bem ^retburg oon 
allen (Seiten wegen feine« 93unbe8 mit ben dauern bet)anbelt 
würbe 3 ). ©8 fudjte überaß $u aeigen, bajj e8 nur gezwungen, 
ber ä'ufcerjkn 9?oth weichenb, $u ben dauern gefäworen habe, ba 
nach SBegnahme be8 23tocfhaufe8 auf bem ©chlofcberge an einen 
ernftlidjen SBtberftanb nicht mehr gebaut werben fonnte, ^aupt* 
fächlich auc^ beSr)alb , weit fttemanb ber bebrängten ©tabt tro| 
aller Hilferufe gegen bie Uebermac^t ber dauern Seiftanb geleitet 
hatte 4 ). jDiefe $>arfteflung entfpradt) im mefentlichen ber 2Bat)r* 
tjeit, unb anbere ©täbte, beren £age günftiger gewefen, hatten 
im ©runbe feine Veranlaffung, fo geringfügig Don „ben sperren 
in fjretburg" 5U reben. 

Obgleich ftreiburg noch ©efe^ü^c unb Unechte bei bem 
©chwar^wälber Raufen h&tte, würbe e8 oon ben dauern bod) 
fchon mit bem größten 2)?ij$trauen behanbett; biefeS jteigerte fia) 
noch, afö bie ©tabt eine weitere ^orberung um 3ufenbung oon 
^annfehaft unb ©efchüfc an bie ©chwarjwälber entfehieben ab» 
lehnte. Unter ben Söauern ging bie SRebe, ffreiburg werbe im 
geheimen Unechte gegen bie SBauern unb befonberS gur 58e* 



1) 2)cr SHarfgraf liefe übrigen? feine ftamtlie ohne SBiffen be§ 
1RaU)c§ au§ ftreiburg toegfüfjren unb nad) SBreifaä) in Sicherheit bringen. 
<Sä)r etber *Rr. 352. 

2) 91. a. ©. 9?r. 306 a. 

3) 9t. a. 0. 9lr. 306 Beilage. 310. 

4) Sie 3af)I ber Bauern nrirb meift auf 12,000 angegeben. 



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- 321 



fefeung be3 ©djtoffeS $odjberg '). £>en 9. 3uni liefe bic ©tabt 
£an8 SBtrtlj oon ©Otlingen, ber befonberS bei bem Söranbe be§ 
Äloffrr« £ennenba$ beteiligt gemefen unb aufeerbem auf bem 
ftreiburger ©djtofeberg tyerumfpionirte, in $erbern feftnefymen unb 
nadj abgelegtem ©eftänbnife am folgenben £age mit bem ©djmerte 
l)inridjten 

Um für alle ftäüe gerttftet ju fein, mürben balb barauf oom 
föatfj neue SSorfidjtSmaferegeln befdjloffen: man beftettte oon neuem 
§auptleute, #rieg8rätl)e, 2Baa)tmeifter. ütfan reoibirte ntc^t blofe 
bie alte ©intljeilung ber 3ünftigen in Kotten, fonbern e8 mürbe 
aud) ben ®etftlidjen unb 2ftön$en eingefäärft, ft$ in Kotten ju ? 
fammenjut^un. 3fn ftotge ber neulid) gemalten Erfahrungen 
mürbe eine iRofemüljle angelegt, unb jugleidj ging eine Slufforbe* 
rung an bie ©iniooljner oon ®tinter§tljal, au$ iljre SWü^le in bie 
©tabt ^ereingufü^ren 3 ). 

SlnbererfeitS aber trafen au$ bie ©auem ernftli^e Slnftatten, 
um ba8 fäumige ^reiburg ju ©rfüflung feiner 23unbe8pflid)ten ju 
oeranlaffen. $>en 10. 3um erliefe $an8 ÜJtttller oon Eulgem 
bad) mit ben anbern §auptleuten ein feljr entfdjiebeneS ©djretben, 
in meinem 200 SDJann unb jmei ©efcfyüfce mit ^ßuloer oerlangt 
mürben, 2lber bie „getreuen SBrüber", »ie bie §retburger oon ben 
^Bauern angerebet mürben, geigten menig $ujt, biefer ^forberung 
ju entfpredjen unb erflärten, ba$ mürbe iljnen bei ber ^errfdjaft 
nur $u grofeem ©traben gercidjen, unb man fofle iljnen bie 2eU 
ftung erlaffen. @S begann nun ein langes §in= unb $erfdjreiben 
^rotfe^en ben ©^marjmälber ©auern unb ber ©tobt SJrciburg, 
tpobet bie SSauern immer mieber „ba8 ©du'nben unb ©d}aben" 
ber Herren betonten, ba8 abgetan merben müffe 4 ). 

Snbeffen oerfammelten fidj bie Vertreter be3 Sttarfgrafcn 
©rnft unb anberer §errfd)aften in Dffenburg, um einen Rieben 



1) %. a. O. ttr. 311. 

2) % a. O. «Rr. 814. 

3) 3eitjd)r. f. b. @efd^. b. Dberr$. XXXIV 416. 

*) 6d)teibet 9lr. 317. 325. 380. 331. 335. 338. «Dlone Oucflenf. 
II 101. „$)te öon ftreibura fcfttten mögen leiben, bafc bet SBetn xo&xc 
toieber in bem ftafe gewefen." 

$artf elber, (&ef$i$te be« »ouemftuß«. 21 



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— 322 — 

mit ben dauern tyerjußeQen. ($8 gelang menigfienS ein oorläu* 
figeS Uebereinfommen ju erzielen, ^reiburg, melc^ed burd) jmei 
<&efanbte babei oertreten mar wahrte ftdj bei ber 93erfyanblung 
©on oornfyerein feine ©elbftänbigfeit baburdj, ba§ c8 ju ^ßrototott 
erflären liefe, e8 Ijabe gegen feinen i'anbeSfürfien feine 93ef$merbe 
unb bie jn üerabrebenben Slrtifel fönnten feine ©cttung für t>ie 
©tabt beanfprudjen $a man in £)ffenburg nid)t ganj einig 
roeiben fonnte, fo oerfammelten fid) bie Vertreter ber dauern ben 
17. 3um ©on neuem in ftreiburg unb berebeten mehrere SWaf* 
regeln gur ©eru^igung be8 t'anbe«. Snäbefonbere füllte ba§ 
häufige (Sturmläuten in ben Dörfern unterbleiben. 9Gur ber in 
jebem ÜDorfe aufgcfteCttc Hauptmann fottte ba8 SReajt fyabcn, bie 
©rlaubnifc jum häuten ju geben. SEBidjtigere 9tod>ria)ten füllten 
fofort na$ ftreiburg gemelbet »erben, mo 2tti$el SBagner, 
Hauptmann p fteiterSljeim, unb (Sfyriftoffel ©<$mab, §aupt* 
mann &u Äbnbringen, Ujren beftänbigen Hufentlmlt in ber §er* 
berge jum ©almen nahmen, um alle mistigeren ÜDinge fofort 
mit bem töattye ber ©tabt beraten unb orbnen ju tonnen. S3ier 
33oten, „bie Jag unb 9?ad)t reiten" unb immer bereit &u fein 
Ratten, füllten möglidjft fdjnefl bie nötigen Äunbfdjaftcn unb 
33ef<$ltiffe im SöreiSgau oerbreiten 3 ). 

2)er SRatl) ber ©tabt Ijielt e3 jefct für angegeigt, ©dritte bei 
ber Regierung ju tljun, um etmaigen Übeln folgen feiner früheren 
.§anb(ungen oorjubeugen. Slbgeorbnete gingen nadj ftnnSbrud 
unb erftatteten 33eria)t. ©3 mar freitid) nicfyt gang ma§r, menn 
biefelben erflärten, ftreiburg l)abe $u ben dauern fdjmören müffen, 
meil fte megen Bbgrabung beS SBafferS bie 9Jtü$len nidjt mefyr 
Ratten benüfeen tonnen unb itynen fo bie „SeibeSnatyrung" au& 
gegangen fei. $)te Regierung Ijtelt bie (SntfdmlbigungBgrttnbe für 
genügenb, erflärte jmar, ber S3unb mit ben Söauern märe beffer 



1) Ulrid) SiBirmer unb 2öil$elm Sogt. 6d)reiber Hr. 834. 

2) greibura, $ai fpfiter fein «erhalten ju Offenburg fef>r ju feiner 
Skrtljeibtgung benufct; bie Stabt Offenburg mad)te i$m babei allerlei 
@d)toierigteiten. geitfdjr. XXXIV 450. 452. ©djreiber %r. 389. 

3) 6d)reiber Er. 337. 



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— 323 — 



oermieben morben, man wolle fte aber in ©naben annehmen unb 
man erwarte, bag fic fta) wieber als ge^orfame Untertanen er* 
weifen füllten tote tyre Borfaljren *). ^Ce^nltc^ wie ftreiburg er* 
ging eS aud) anbem brei3gauifa)en ©täbten. SDtc beftänbigen 
SRedjtSoerlefcungen ber Bauern unb bie %uxty oor einer (Strafe 
burd) bie Regierung liefjen biefelben nidjt gur SRulje fommen. 
(So feilte (Snbingen ben 20. 3uni an ftretburg mit, bajj e8 in 
<£nfi8tyetm äfmli(§e ©abritte gettyan, wie ftreiburg in SnnSbrutf, 
unb e8 toar oon einer Berfammlung ber Bertreter fämmtlicfyer 
brei3gautfd)en ©täbte bie SRebe, um eine gemeinfame Bitte bei ber 
Regierung einzureiben 2 ). $)ie <5djmar$wälber Bauern ahnten 
Don biefen Borgängen fdjwerltdj etwaS, fonfi tottrben fic fttf) ntdjt 
nod) mehrmals um SRatlj nad> ^reiburg getoanbt fyaben 3 ). 

©o entfdjlofc ftd) benn fjreiburg ben 17. %ul\, ben entfa)eU 
benben ©djritt ju ttmn unb ben Bauern ben Bertrag abju« 
fünben. Ü)ie Bertreter ber <5d)toar$toä(ber unb BreiSgauer 
Bauern waren auf einer Tagung $u Bafel oerfammelt, als fte ba3 
©djreiben $reiburg8 erhielten , worin bie ©tabt ftdj oon ifynen loä* 
fagte, ba fte gegen ben Bertrag „mefyr bann in einem 2Beg wiber- 
wärtig geljanbelt Ijaben". 2)enfelben Sag ging aud) ein ©djreiben an 
(Srjljerjog ^erbinanb ab, weldje8 bie SRadjrtdjt oon ber 3lbtUn* 
bung be8 BertrageS enthielt unb jugleid) bie Bitte um Unter« 
ftü^ung burd) Bewaffnete auSfpradj 4 ). $ber bamit war ber 
Watt) ber ©tabt nodj ntdjt jufrieben: man befd)lo§ bie ©d)ul- 
bigen aud) ju {trafen unb feilte fdjon ben 19. 3fuli biefe 2lbfid)t 
ber üorberöftreidnfdjen ^Regierung gu ©nftStyetm mit. Ratten 
aber bie ^mburger §erren erwartet, bamit ber Regierung etwas 
Slngene^meS ju erweifen, fo jeigte tlmen ein fofortigeS (Schreiben 
ber Regierung, wie falfdj fte geregnet Ratten. $er £anboogt 



>) «. q. D. 9tr. 339. 
*) %. a. O. 9h. 344. 

3) 91. a. D. 5Rr. 348. 353. 

4) «. o. D. 9lr. 385. 38*6. Bufeerbem nal>m bie ©tobt 1000 RntQU 
in tyren ©olb. 9ttone Ouetlenf. II 103. *Rad& anbern Angaben übrigens 
nur 600. ©Treiber III GtnI. f>. XV. SBet ber »nnafjme berfelben 
mar 8-retbura ntflt immer fllüdltd). a. O. 9lr. 890. 



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I 



— 324 — 

SBiUjelm oon föappoltfiein füradj jtoar feine ftreube über bie %b* 
fünbung be8 Vertrages au8, aber oon einer 93effrafung ber 
©a>lbigen rietl) er entf Rieben ab unb erftärte ferner, tynen 
augenblidlid} aud) feine Unterftttfcung geben ju fönnen. ftreiburg 
lieg ftd) ober bur$ folc^e föafyfdjläge in feinem 2$un nidjt be* 
irren unb fefcte afle bie ©a^ulbtgen gefangen, beren eS ^ab^aft 
»erben tonnte •). nun bie „©enb* unb 3)?adjtboten" ber 
©täbte ©trafjburg, SBafel, 23reifaa) unb Offenburg fidj für bie 
Sreiburger Untertanen oermanbten, fo ertlärte ber föatfj, er fei 
burd) ben Ofjenburger Vertrag nid>t gebunben, ba feine SöeooÜ* 
mäßigten als „93eijtänbe* unb nid)t als Partei bei ben 33er* 
fyanbtungen zugegen gemefen feien. 

Slber bie $anblungän>eife ftreiburgS fanb wenig 33eifaü. 
©elbft bie Regierung in ©nfiStyeim lehnte e3 Dorfta)tig ab, 
ftreiburg auf beffen Söunfdj einen Wat\) ju erteilen, ©d)mad}tieber 
entftanben gegen bie „bunbeäbrüdjigc" ©tabt unb mürben in ben 
©täbten be8 33rei8gau3, 3. 33. in ©taufen, auf ber ©trafje ge* 
fungen '*). $US ftreiburg oon ©reifaa) bie ©effrafung ber ©dwl- 
bigen »erlangte, lehnte aud) biefe ©tabt bie Slufforberung ab, 
benn ber Slufrufyr im 33rei8gau unb ©djtt>arjtt>atb fei nodj fo grojj 
wie je, unb fte feien bisher gegen ^ebermann unparteiifd} gemefen. 
ftreibürg fdjeint übrigens mit ber größten §ärte aufgetreten $u 
fein: in ßira^arten mürben „etlia^e crßodjen, etlichen §au8 unb 
§of Derbrannt, etlidje gefangen genommen", überhaupt groger 
©djaben angerichtet, fo bafj bie ©emeinbe öerjmeifhtngSooII nad) 
fjreiburg fdjreibt, ob fte bie $ird)jartener ganj oertrieben l)aben 
moflten 3 ). W\t ber gleiten ©trenge mie gegen bie eigenen 



t) Säjon in ben erften Sagen luurbeit brei Säuern au§ bcm Gimmel* 
reidj gefajjt, in ben SÜebStfmrm gelegt unb erft auf Serlangen ber 3Rarf* 
grafen bon SBaben unb ber ©täbte ©trafeburg, Safel, Offenburg unb Sretfad) 
gegen eine bebeutenbe $ürgjd)aft entlaffen. 6ä)reiber 'Jlr. 393. 394. 

i) «. a. O. Wr. 397. 398. 405. 406. 

3) fl. a. O. *Hr. 414—416. £a8 Saturn bei 9)ione (GueHenf. 
II 104) 10.-16. September mufc foljd) fein, $ie flirä)aarter wollten 
übrigens unfa^ulbig unb nur t>on ben 6a)tt>arjtoälbern gejtoungen fein. 
Sau mann Hften 9lr. 440. 



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- '325 - 



Untertanen $u Ätrc^arten manbte fidj bie ©tabt an&j gegen 
#irdjf>of cn > ©taufen unb anbere 33rei3gauer Orte, ^afob $ofc, 
ein (Sinmotyner oon $eiter3fyeim, f>atte geäußert, bie ftreiburger 
hätten an ben dauern wie ©feinte unb SSöfetoidjte geljanbelt. 
3u feinem Unglütf fam er in bie ©eroatt ber ©tabt, metdje ttjn 
oerurtfjeitte unb if>m tont ©d)arfrid)ter auf bem Sifc^marft bie 
5TDC1 oorberften Ringer ber regten £anb abbauen tiefe. Slußer* 
bem mußte er in ber Urfetfbe nod) oerfpreten, 10 $funb Wappen 
als ©träfe gu jagten „ofme afle Siberrebe". £>ie ©tabt fdjretbt 
ben 25. Stugujt an ©rjfjerjog fjerbinanb, fte Ijabe ben Unter* 
tfyanen oier Slrttfet vorgelegt, unb als biefetben beren Slnna^me 
oenoeigerten, fie mit „SRaub, S3ranb unb SCobtfdjIag" enblid) jum 
9?ac^geben gebraut 1 ). £>aoib oon ?anbetf, beffen Untertanen 
ju 2ittenroeiler, ^atfenbitl, @§pad), SBießned, ftalfenftetn, @bnet 
unb anbern Orten fid) mieber unterworfen Ijatten, erroirfte einen 
Söefeljl ber Regierung in (5nfi8f)eim an ftreiburg, mornadj bie 
©tabt md)t3 gegen biefetben unternehmen fotte, moju oermuttidj 
große 2uft oort>anben mar' 2 ). 5ludj in ber ©tabt felbft fua^te 
man bie ©djutbtgen ju (trafen. 3)ie ^eftfefcung eineS gemiffen 
33taft S3omer erregte große Aufregung unter feiner Sunft. 2ttan 
fuelt 3ufammenfunfte in ber 3unftf)erberge c * nc 9 an ä c ©djaar 
erfaßten im fRat^S^ofe unb »erlangte bie ^reitaffung SSomerS, 
olme baß jebod) etroaä erregt roorben ju fein fa^eint. hingegen 
ließ ber SRatfy bie jroei $lnftifter biefer ^Bewegung ergreifen unb 
mit bem ©abwerte ^inria^ten. $)er SRattj blieb mit jät)er §art* 
uärfigfeit auf ber einmal betretenen 23atm unb tieß ftd) burd) 
feine ©inforadjen oon außen ober innen beirren. 

3ugteid) oerftanb e8 ber SRatt) burdj gefdjidte Untertjanb* 
tungen bie ©unft ber Regierung $u gewinnen. 3118 er nad) 
(Snffätjeim mitteilte, er beabftdjtige feine Untertanen nad) bem 
Offenburgifdjen Vertrag mieber Imlbigen ju laffen, befam er be* 



>) £ Treiber Wr. 421. 426. 427. 431. 

2) 0. 0. ?Rr. 434. Sin gletd)er 99efef)l erging tocgcn ber jog. 
SWarf, weftlid) öon Sreiburg, n>eld)e ffonrab Stürjel bon $ud)$eim ge« 
l>öric. 91. 0. C. 91r. 442. 



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— 326 — 

rufyigenbe 3«r i ^rungen: ein faiferlidjer (£ommif[ar »erbe bem* 
näa)fi erfdjeinen unb bie 93erljältnif[e mieber orbnen 2)ie ©tabt 
lieg inbeffen eine 33ertljeibtgung8f$rift aufarbeiten, um 
il)re Haltung roäfyrenb bc8 Krieges ju rechtfertigen, $n berfelben 
nmrben mit großer ©enauigfeit biejenigen fünfte jufammengefteflt, 
bie jur (Sntfdjutbigung $reiburg8 bienen tonnten, anbererfeitS 
aber bodj aua^ manche« oerf abwiegen , »a« ju fernerer Anflöge 
bienen fonnte. So erflärt 5. 33. bie <Sd)rift, ^reiburg fyabe nur 
©ier ©efd)üfce jur SSertfyeibigung be8 9tyetne8 gegen bie SBelfdjen 
auf furje 3eit geliehen, w%enb e8 boef) audj bem ©effwarj* 
wälber Raufen ©efcfyttfce ^ottc abgeben muffen 2 ). üDie Regierung 
ju ©nfiS^etm Riefte biefe ©djrift fofort nadj Bübingen an ©r^ 
tyerjog ^erbtnanb. ftreiburg beauftragte ben <B tab tf c^r eiber 
U Cr i et) SSifcfyer, bie <5a$e nodj perföntiefy $u üertreten, unb 
fdjon ben 31. Oftober faf) man fta^ am erwünfebjen ftitl. @rj* 
fyerjog ^erbinanb ttyeilte unter biefem 2)atum ber ©tabt mit, er 
fyabe ifyre ($ntfd)u(bigung üernommen unb fei für bieSmat bamit 
jufrieben. @r erwarte, baj$ ^reiburg in 3ufunft gegen ba8 ^au§ 
Oejfreidj fid} fo erjeige, bajj man ®runb I)abe, bie <5tabt in 
gnäbigem (Bdjufc ju Ijaben 3 ). 



36. Wind) 3afm$ uitb Me ßaueni. 

2Bir fdjöpfen unfere $enntni|j be8 33auernfrieg8 überroiegenb 
auS amtlichen Slftenftütfen, aus Schreiben, ©utaa^ten, ^ßrotofoUen 
u. bergt. Xamit gewinnen wir ein juoertäfjigeS S3itb jener benf* 



i) «. a. O. 9tr. 459-461. 

«) $>ie ©d)rift bom 5. Oftober bei 6 d) reib er Wr. 465. — 9Hone 
Oueßenf. II 99. 

3) ©djretber 9tr. 466. 469. 471. 2Beld)e Stritte, fe fiter bie 
dauern ju fltra)jarten unb ber 9tad)barfd)aft traten, jebenfattS mit Sin* 
toilligung ftreiburgS, berietet Saumann ttften 9tr. 440. 



■äug* 



— 327 — 



mttrbigen Vorgänge, aber einer foldjen Darfteüung Webt audj bie 
©infeitigfeit an, meldte oon amtlichen ©chriftftürfen unzertrennlich 
ift SBad an 3w»ertäfftgfeit unb £reue gewonnen wirb, muf$ oft 
bejaht »erben mit bem SBerluft ber SBärme unb $lnfchaulichfeit. 

gefd}et)en ju allen j&tittn üiel mehr Dinge, al8 in amtlichen 
<S^riftflüdEen fielen. 3n8&efonbere finben bie (Sefühle unb ©m* 
pftnbungen ber geitgenoffen fetten ihren 2Beg in ba§, ma$ fid) 
bie SBeljörben auftreiben. ©8 ift barum eine millfommene ©r* 
gänjung ju ber oben gegebenen ©djilberung frreiburgS, bafj mir 
Briefe oon einem bamalS in ^reiburg tebenben ©elehrten befi|en, 
bie ebenfalls oon biefen ©reigmffen berieten. £tynebie8 hat e3 
ein eigene« ^ntereffe, ju beobachten, melden ©inbrutf ber dauern* 
fturm auf einen bebeutenben üttenfdjen, melier mitten brin in ber 
Bewegung ftonb, machte. Diefer ©etc^rte if* Utrid^ 3aflu8, ober, 
»ie er mdjttatimftrt ^eigt, 3 a ft oon #onjton$, ber berühmte 
SRecf)t§leI)rer ber ^retburger §o^fc^uIe 

©r ^atte, mie bie meiften §umaniften, Sut^er bei feinem 
erften Auftreten freubig jugeftimmt unb ihn als einen 2Witftreiter 
be§ ©raSmuS bejeidmet, für melden er fd)on längft auf ba§ 
^nnigfte eingenommen mar. $lber feit ber £eipjiger Disputation, 
mo £utf)er an bem Primat be$ $apfie$ unb ber Rettung be3 
fanontfdjen fRe^ted ju rütteln wagte, mar 3afiu8 fühler in feinen 
$ulbigungen gemorben. Der „alte ^urifl" regte fid^ in ilmt, 
metc^er an ber ©eringfehäfcung ber ihm teuren fird)li<hen 92e<ht3# 
fafcungen großen $lnfto§ nahm. Slujjerbem mar im 33reiSgau ba8 
2Öormfer ©bift oerfttnbet morben, unb e8 mar in ffreiburg, wo 
ber Statt) ber ©tabt oon ©ifer für bie alte Se^re erfüllt mar, 
nidjt rathfam, bie ©ömpathie für ben SBittenberger Reformator 
merfen gu (äffen. Der le$te SReft oon Dheilna^me für £uther, 
bie 3 a ftu$ oielleicht noch gehabt fyattt, fdjmanb aber mit bem 
Ausbruch beS SBauemtriegS , für melden er mit oielen anbern 
3eitgenoffen £uther oerantmortüch machte. Die trübe Stimmung 
be§ bamatö fdmn mehr als 60 jährigen 9ttanne8 fteigerte fleh noch 
burch mieberholte unb längere ^ranf^eit. 



i) «. St in^ing Utrid) 3ofiu§. »ajel 1857. 



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- 328 - 



$Ü$ bie dauern ^rcibuvg immer näljer tarnen, ba ergreift 
ifyn fdjroere ©orge, unb in einem Briefe an feinen ftreunb Söonifaj 
Slmerbad) in Vafel ma(^t er feinem gepreßten §ergen mit einem 
„Dominus provideat" tfuft 1 ). 93alb barauf fdjreibt er »ieber 
an benfelben oon ber „unglütffeligen Vernnrrung", in meiere nidjt 
blofj ftreiburg, fonbern bie ganje £anbfcfyaft burdj bie Bauern 
oerfefct ift. „Denn bei und ift Ellies »oll oon Unruhe, Drauer, 
©efaljren unb Eingriffen, fo bafj beinahe feine ©tunbe ift in ber 
roir nic^t irgenb ein Verberben ju fürdjten Ijaben. 2u$cr, bie 
Sßcft beS ?5rtcbcnS , baS nid)tStt>ürbigf*e unter aßen jroeibeintgen 
©efdppfen, fyat ganj Deutfdjlanb in eine fol$e Verwirrung ge* 
ftürjt, baj$ man eS fdjon für föufye anfeljen mug, wenn man nit^t 
fofort ju ®runbe geljt. Darüber fönnte id> Viele« {abreiben, 
menn mir nicr>t ber ©ram bie fteber au« ber §anb riffe"' 2 ). 

%iä bie Bauern ftreiburg eingefd)loffen Ratten unb eS oom 
<2d)lo{$berg auS befdjoffen, fiel aud) eine $ugel in baS £au8 beS 
3afiu«. s Jtod)bem bie Bauern burdj ben ^Cbfc^tug beS Vertrag! 
befrtebigt waren, fdjrieb 3afiuS an f cincn getreuen Elmerba<$: 
„Die Äugeln ber ®efd)üfce fmb in unfere Käufer geflogen, unb 
na^bem bie SBaffercanäle befdjäbigt unb fdjliefjlt<$ abgefönitten 
waren, ljaben mir Diele Sage baS SBaffer entbehren müffen. Ellies 
geigte baS Bilb beS ©lenbeS." 

@inem anbern ftreunbe, bem faiferlidjen ©efretär ^atob 
(Spiegel, fdjrieb er nodj auSfüfyrlidjer: „<3ed}8 2Bod)en lang be* 
breiten unS bie fteinbe ober, wenn bu lieber totHfi, bie räube* 
rifdjen dauern. Denn fefyr lange fdjweiften fie auf ben benad)* 
barten gelbem umljer unb griffen uns enbltd), fidj brüftenb mit 
großer 2ftadjt, mit 12,000 Bewaffneten unb mefyr an. 9?ad)bem 
fte auf bem Berg, melier über bie <ötabt emporragt, feften %u% 
gefafct ober ifyn oielme^r befefct Ratten, fo legten fte bafelbft einen 
2Batl unb einen Verbau an unb betätigten bie ©tabt ber Elrt 
bur<$ $anonenfd)üffe, bafj feine Hoffnung mar, bie Belagerung 
länger aushalten, ©ie f$(euberten eine a^tpfttnbige (Stfenfugel 
in mein §au§, meldje einen großen Dljeil einer 2öanb jerftörte. 



1) Zasii epistol. ed. Riegger p. 89. 92. 

2) Zaeii epistol. p. 97. 




329 — 



Stujjerbem fdwffen ftc in otele Käufer Äugeln Don ungefjeuerm 
©emidjt, fo bajj eine grojje Sln^l jufammengefttirat ift. deiner 
oon £)enen, meldje auf ben SWauern an oerfcfyiebenen Orten auf 
2Bad)e ßanben, war fl^er ; fo feljr würben fie mit ©efdwffen jeber 
Slrt überfc^üttet. 2)a8 Söaffer, olme weites 9Kemanb leben fann, 
^aben fie uns mißgönnt, ba fie ade Duellen unb Sonate ab* 
gruben unb bie burd) bie ©tragen ber <5tabt fliefjenben ©ädjlein 
trotfen legten. (5$ war ein <Sdjaufpiel gutn ©rbarmen, als fo 
mefe Sugtljiere, ^ferbe, Ockfen unb anbereS $3ielj, baS fiefy freute, 
auä ben SBrunnen ju faufen, oor $>urjt brüllten. Obenbrein war 
un§ nodj bie 33enügung ber Uftüfjlen genommen, fo baf$ wir ba- 
l)in gebraut würben, bafj 3*ber an feiner Rettung oergweifelte. 
<£m au8 ben ©beln rteulicr) gebilbeteS ©efdjwaber oon ungefähr 
50 Leitern, unter wetzen fid) audj ber 9lbt oon ©futtern befanb, 
madjte wie leichtbewaffnete einen $lu$faH gegen bie (Schaar ber 
^feinbe, aber faum oor bem Xfyore angefommen, würben fie ge* 
jmungen, fidj wieber gurticfjujtefyen, naetybem burdj einen Kanonen* 
fcf/ufs ein junger (Sbler oon ^alfenftein getöbtet werben, ©nblidj 
gebot, ja jmang un8 bie Wotf), bie fein ©ebot fennt, ba§ man 
auf jebe mögliche 33ebingung, wenn ftc nidjt ganj unbillig war, 
wegen beS $rteben$ Untertjanblungen begann, welker nad) oielem 
§in* unb iperreben fd)liefjlicf) ju ©tanbe tarn. $)ie £>auptfad)e 
babei war, bajs wir erregten, baj$ bie ^errfa^aft be£ $aufeä 
Oejtreidj unS unoerlefet ermatten blieb. Slufeerbem einigte man 
ftd) noct) über einige alberne unb lädjerlidje fünfte, wie 
baS bei ©auern ju gefdjefyen pflegt, bafj nämlidj baS 
(Soangetium oertljeibtgt ober, wie bie dauern fagen, 
gefyanbljabt werbe, g(eid) a(d ob bie (Sljriftenmenfctten bieä 
oorljer nt^t gettyan hätten, ferner, bajj ber öffentliche triebe 
gehalten, ben ^einben SBiberßanb, ben Bauern 33eiflanb ge* 
leiftet werbe, um bie ©ebrüdungen be8 SlbelS oon fid} abgu* 
wenben unb äljnlidje $)inge, bie ofjneljtn auS freien ©lüden Wie* 
manb oermeigern fann. Sefet aber finb wir auf neue SBirren 
gefafjt, inbem fie nach ben Verträgen ©inigeS ju erreichen fudjen, 
was oertragSmäfjig ni$t geforbert werben fann. ©8 ift jefct 
beine Aufgabe, mit ganger Äraft fo &u fagen balun ju würfen, 
ba§ man biefer Ärantyeit bei 3«iten entgegentritt, bamit fie ntd)t 



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— 330 — 

tiefere SÖurjeln f erlägt , fo baj$ man fie fetner nicht mehr ober 
nur mit groger 9Jfüi)c ausrotten !ann. Unfer ftürft barf nicht 
länger rut)en, benn wenn man ben oerwirrten 3«f*<mben nic^t 
fteuert, fo mu§ man eine Wieberlage befürchten, bic in äw&mft 
nicht mer)r gut gemadjt »erben fann" 1 ). 

£iefe 2Borte geigen beutlich, welche ®efinnung in ben leiten* 
ben Greifen ftreiburg« batb nach bem Slbfchlujj mit ben dauern 
herrfchte. (Sie fmb eine ©eftätigung ber obigen ÜDarfleüung. 
2JJan war entfdjloffen, ben dauern bei ber erften fic^ bietenben 
©etegen^eit wieber ben Vertrag abjufünben. £)ie Vereinbarungen, 
ju benen man ftdj hatte bequemen müffen, werben als abgefömarft 
unb täcr)erU<^ bejeidwet, unb ein früherer begeiferter Anhänger 
£utt)er3, wie &a[\tö, macht ftd) über bie „$anbljabung be8 ©oan* 
geliumS" luftig. 3)em ©riefe beSfelben an ©megel ift aber um 
fo größere debeurung beizulegen, ba festerer als ©efretär be8 ©rj* 
tyerjogS ^erbinanb oon bem ^n^alt beSfelben bei feinem §errn 
einen fetjr wirfungSoollen (gebrauch machen tonnte. Die Sinnahme 
liegt fogar na^e, t»a§ ber drief ntc^t ofme biefe Slbfuht gefchrie* 
ben ift. 



37. firetfad). 

©chon früt)e fchetnt e8 in dreifach, wie in ben anbern 
©täbten be8 dreiSgauS, Anhänger ber neuen £chre gegeben ju 
^aben. 9^oc^ oor bem Auftreten 2uther8 war ein dreifacher 
©etftlicher, Johann Renner, ober, wie er fleh gewöhnlich mit 
latinifirtem Warnen nennt, ©allinariu§ als Anhänger frei* 
finniger 3foeen befannt geworben. (5r ftanb in innigem derfetjr 
mit ÜZBimpfeling, (SraSmuB unb anbern ^umaniflen 2 ). 3 ur 3 e ü 
beS dauernfrieg« mirfte ber Pfarrer Äonrab §aa8, ein Sin* 
hänger i'utherS, in ber ©tabt. ©r trug feine 2lnftcf)ten fogar 



1) Zasii epistol. p. 397. Sanften beutf<h. SBolfei 
II 484. 

2) SHerorbt ©ef<h. b. eb. JHrd> SabenS I 280. 



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- 331 — 



auf ber Äanjel üor. 2)ie dornten be§ ÄlofterS Marienau, 
beren 33eicf}tiger er mar, ttmrben burdj i^n für bie neue £etyre 
getoonnen. %\xä) unter bem nieberen SSolfe bürfte er ntandje 2ln= 
länger gefunben haben. 3m 9J?at beS 3af)reS 1525 fam e§ $u 
einem offenen ©treite jtotfe^en bem eonferoatiü gepnnten 9tatr)e 
unb ber ©emeinbe. $)ie Semegung ersten bem oftreidnfdjen 
£anbüogt in £)ber*@lfaß fo bebenflich, baß er fdjteuntgfi ben 
fliatr) oon (Strasburg, ber beiben Parteien genehm mar, $ur 
«ermittelung aufforberte, um großem ©d)aben ret^tjeitig oorju- 
beugen 

Ueber bie Haltung SBreifadjS wä^renb beS S3auernetnfaü8 
im 9Künjkrtl)(rt unb in ben fommenben 9)tonaten mürbe in ben 
betreffenben Stbfdmitten berietet 2 ). 9?od^ nid}t aufgehellt ift ba§ 
93erhättniß SöretfadjS ju ben üor ^reiburg ttegenben dauern. 
SBäljrenb bie ©tobt nodj furj ü ort} er fid) nact) ©nftSfyeim um §itfe 
gegen bie SBauem, toeldje aflerbingS nidjt gemährt »erben f onnte, ge« 
»anblatte, fott e8 in fUHem ©inoerfiänbniß mit ben dauern 
cor ^reiburg gemefen fein. SBenigfienS fagte fpäter §an§ 
9?uff erlin oon ® Ottenheim au8, baß ein 33ote oon SBreifad) unter 
ifmen erfdn'enen fei, mä^renb fte bei §a8ladj üor ftreiburg lagerten. 
■Jcadj einer mit ben $aupt(euten ber dauern gepflogenen 93er* 
tjanblung, metdje für bie anbern geheim gemefen fei (nur „bie 
großen $anfen M Ratten baran theifaehmen bürfen), fyabt ilmi ber 
S3ogt oon Strengen gefagt, bie Sßauem fönnten „frifdj unb tapfer" 
fein; benn bie Herren oon 93reifad) »o Ilten feinen fremben ©aft 
über bie «rüde laffen 3 ). 

9118 ftreiburg mit ben dauern abgefd)(offen ^atte, jogen bie 
Raufen oor SBrcifatät), um aud) biefeS in if>ren «unb ju jmingen. 
$n ber ©tabt oerbreitete fta) plöfclid) baS ©erüd)t, baß bie 93e* 
n> ohnerinnen be§ ßfofterS Marienau am (5cfart8berg burd) «er* 
ratf) in ber nä<hften 9tfad)t bie ©tabt ben «auern in bie §änbe 
fpiclen to Otiten. ©8 foflten angeblidj «auern burch eine Pforte 
beS ÄtofterS in ber ©tabtmauer eingeladen werben. (Sofort um* 



1) SSird Nr. 277. 

2) SBergl. oben €. 278-279. 288. 298. 301 (324). 

3) 3eüjdf)r. XXXIV 449. 



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— 332 — 



gaben bewaffnete 93ürger Hartenau, nahmen bie Slebtiffin mit 
tljren (SonoentSfrauen feft, führten aÜe §abe weg unb brauen baS 
Älofter ab. DaS ^fßrtdjen in ber (Stabtntauer würbe äugemauert *). 

Drofcbem fonnte ftdj 93reifacfy gegen bie dauern nidjt Ratten. 
<2d)on ben 25. 9J?ai forberte eine ©efanbtfdjaft bie ©tabt jur 
Gaottutation auf. Die Slufnaljme in bie SSrttberfdjaft füllte an 
bem 33erljältnifj bev <5tabt jum £anbe8fürften nidjtS änbern. 
9?adj gefdjeljener 53eratf>ung beantwortete 93reifad> ben 26. 9JJat 
bie $lufforbevung: fte Ratten feine 93efd)werben gegen ityren £anbe§* 
fürften. Da fte bem $aifer unb ©rjijerjog fterbinanb geljulbigt, 
fönnten fte olme beren SBiffen unb SBiüen einen S3unb nidjt 
fdjliefcen. $(udj Ratten fte ftd) bid jefct gegen bie Söauern nadV 
bärtig gehalten, ijmen 9?ad)rid)t oom $er£og $lnton oon ?otfyrin* 
gen gegeben, jubem ifynen oerforodjen, Sftiemanben buvd) 33rcif act) 
gießen ju (äffen, ber bie dauern angreifen wolle. (Sie erbieten 
fidj fdjliefjtid), mit ben dauern gute ffteunbfdjaft galten gu woüen, 
itjr ?eben unb Vermögen baran ju fefcen, bog 9ftemanb, er fei 
beutfd) ober welfdj, burd) üjre <3tabt gegen bie 53auern gießen 
bürfe 2 ). 

Sluf ©runblage biefer Slnerbietungen fam ben 26. üflai ein 
Vertrag ju (Stanbe: 33reifadj mußte nict)t in bie 33rttberfd)aft 
fdjwö'ren, aber bagegen oerfpredjen, ben SRfyetnübergang §u Oer* 
tljeibigen. Die Vertreter ber SSauern bei biefem Vertrag waren 
§an8 ^ammerßein, §an§ Sttüfler, (SIewi fRübt, 3erg $eib unb 
©regoriuS 9J?üfler. 2(udj waren bie $lbgefanbten ber ©tabt ftreU 
bürg jugegen 3 ). 

Die Sauern Ratten Breifad) fo gttnftige ©ebingungen juge* 
ftanben, ba auS bem (Slfajj bie 9?adjrid)ten oon ben ferneren Webern 
lagen ber dauern in$wtfd)en eingetroffen waren. Der $bfd)toj$ 
war fo rafd) erfolgt, baß bie ©efanbten ber <§tabt unb be§ 



!) 2)tefe ©etoalttfyat gegen ba§ ßloffer üertmtfelte bie ©tabt in einen 
langen Sßroaefj. 5Ro§mann-(Sn§ @ejd). b. ©tabt ©reif ad) 6.301. — 
A. Coste Notice historique et topographique eur la ville de Vieux- 
Brisach (Mulhouse 1860) p. 174. 

2) ©Treiber 9h. 272. 

9) fl. a. O. Wx. 273. Stoßt, noa) oben ©. 317. 



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— 333 - 



©tifteä (Strasburg, melcfe jmifa^en ©reifadj unb ben dauern 
fatten Oermitteln wollen, bamtt ju foät famen J ). 

93on jefet an bemühte ftä) bie (Stabt SBreifadj mieber, SRufe 
unb ^rieben in ba8 93rei8gau jurü(f$ufüfren. 23retfa(fer ®e* 
fanbte 3. 33, »ermittelten bei ben jmei Verträgen £u 23afel. 3ft« 
Tanten ftnb (Simon (Sattler unb SlauS 2Bafferfun. $>ie <Stabt 
mujjte ifre unabhängige (Stellung gegen dauern wie §errf(faften, 
inSbefonbere audj gegen ftreiburg, ju wahren '-*). 

£)iefe ablefnenbe Haltung oeranlafjte greiburg ju einer 
$lage gegen ©reifaef bei bem ©rgferjog fterbinanb. 93reifa(f 
fabe ben lutferifa^en (Sadjen angefangen, einen folgen ^rebiger 
gehabt unb ba8 oor bem ©tfartsberg gelegene ßlofter Marienau 
abgetragen u. f. m. <So ftreng fat^otifd^ femerfeitS ©rjferaog 
fterbinanb mar, fo fonnte er jidf boef nteft entfalten, auf eine 
foltfe ©ingabe ju ermibern: „@8 märe unfer« ®efatlen8, bag ifr 
euef foldjer Errungen falber gttttid) miteinanber oerglufen 
fättet" 3 ). 



38. Ser er/le ©ffenburjer Vertrag. 

(Scfon mäfrenb bie dauern oor ftreiburg lagen, fatte bic 
(Stabt ©trajjburg fuf jur S3ermittetung mit ben dauern er» 
boten. $a8 ©cf reiben berfelben mar aber ju föät ge!ommen: 
„eS fat ftcf nidjt fd)Ufen motten", unb efe bie mäcfrige föeid?^ 
ftabt fetfen fonnte, fatte ftreiburg mit ben dauern abf (fliegen 
müffen. üDie ^Bauern maren fobann oor 33reifadj gebogen, unb audj 
biefe ©tobt f atte natf menig Sagen ifren ^rieben mit ben Raufen 
gematft. $)ie näd)fte mitftige tfrage mar jefct bie nadj ber 
ftaltung be$ SBerfältniffeS ber marfgräfltdf en Untertf anen. 
3)tarfgraf (Srnft oon 93aben fatte SSreifad) bereits oertaffen unb 
in (Strasburg 3 u P u£ f fc gefunben. 9?od) oor ber Kapitulation 
fatte Söreifadf ben SBauern baS Anerbieten gemalt, gemeinfam 



1) ©d&reiber 9lr. 279. 

*) $a8 9läf cre barüber in bem Wbfdjmtt über ftreiburg bej. ©. 324. 
3) 6d)reiber ITT Ginl. XXIX. 3cHfd&r. XXXIV 452. 



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- 334 — 

mit biefen eine 23otfcf)aft an ityren $errn ju fdjicfen, fidj eS grotje 
Unionen unb Arbeit fofkn ^u Iaffcn, um roieber „SRutye, Rieben 
unb ©inigteit" heräujteflen. @S ift md)t befannt, ob biefer 2ln* 
trag jur Ausführung gefommen tjt. ^efct forberte fjrreiburg in 
einem ©(^reiben Dom 26. ÜJfai bie ©tobt ©tra§burg jur $er* 
mittelung in gleicher ©a$e auf unb begegnete bamit einem 
üffiunfdje beS ©trajjburger fRat^ed, „ber gern triebe fudjte unb 
331utoergie§en Oermten" wollte »). 

Tie ©trafjburger ©efanbten, meiere eben nad) Offenburg 
reiten wollten, befamen ben Auftrag, fta> fofort na<f> bem VreiS* 
gau ju oerfügen, ©ie begaben ftd> gemeinfam mit ben Vertretern 
be§ ©trafjburger Kapitel« na$ ©<$lettftabt, um fytx ben ©eleitS* 
brief ber dauern abzuwarten. $erfelbe bürfte balb eingetroffen 
fein, unb man fcfyeint ft$ junäa^ft barüber geeinigt ju I)aben, bafc 
einige marfgräflidje dauern ftdj mit ben ©trafcburger 53e ; 
oollinä^tigten fctbft jum üttarfgrafen nadj Strasburg oerfügten, 
um baS ©enauere ju oerabreben. 9lud} auf (Seiten ber ©auern 
mar jefct entfduebene Neigung ju einer frieblidjen Regelung ber 
33ert)ältniffe oorljanben, unb fte fpradjen baS audj in einem ©djrei* 
ben an ^reiburg auS. 3n einer fef>r bibüfd) gehaltenen Antwort 
jndjte fic ftreiburg in biefer Slbftcfyt ju bejlärfen: „Wieweit ©ott 
bem £errn nicfytä meljr gefällt benn triebe, unb wo triebe tft, 
ba wofmt ©ott, fo ratzen mir abermals auf baS aüergetreulic^jte, 
ifjr wollt euer ©emütfy $u fjrieb unb SRutye jteflen." ©djon ben 
31. ffllai fonnte (Strasburg berieten, bajj 9D?arfgraf @rnft cor* 
läufig mit feinen Untertanen einig geworben unb man eine $a« 
gung auf ben 5. $vmi nadj Offenburg anberaumt f>abe 2 ). 

3n bem üttarfgrafen hatte ftd) eine oolljfänbige ©inneS* 
änberung ooflgogen. @r mar oon Strasburg feiner Qtit i um 
§eer beS §erjogS 51nton geeilt, ^atte, aflerbingS nur als 3 U? 
flauer, bem treffen oon ©cherweiler beigewohnt unb bann oer* 



1) 6d)reiber «Rr. 272. 274. Sud 9lr. 378. 

2) Sdjreibet *Rt. 278. 279. 283. 284. 290. »irrf 9lr. 379 
bis 382. 93ei biefer etjten Hbrebe ju Strasburg »Daren au$ bie tjrei» 
burger ©ejanbten jugegen. ©d)reiber 9lr. 297. 



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— 335 — 

gebltdj ben §erjog Slnton beftimmen oerfudjt, in ben ©unb* 
gau gu jieljen, mol;l in ber ftiücn Hoffnung, ba8 $eer oon ba 
in ba& nafye 33rei3gau gegen feine eigenen Untertanen führen 
ju fönnen (©. 141). 2118 tym biefer Wem mt&glütft mar, fal> er 
fxd) genötigt, ben SEBeg gütlicher Verfyanblung betreten 1 ). 

$)amit war audj einem SBunföe ber üorberöftretdjifdjen 
SRegterung entfprodjen. (Sine 33otfd>aft ber ©ibgenoffen öu8 Süxid}, 
SBafel unb ©olofyurn, bie ebenfalls »ermitteln wollten, erhielt 
nod> in Vafel ein ©^reiben au8 (SnftS^eim, fte foüten fldj afle 
Üttülje geben, bamit „mit ben ©adjen ftitt geftonben werbet 
s J)?an fyatte l)ier no($ bie größten Söeforgniffe oor allerlei $>ro* 
jungen , weil bie ^Bauern angeblich fürchteten , ba| man ifyren 
2Beibern bie Äinber üon ber 93ruft reiben, benfetben bie Ringer 
abbauen unb etliche gar töbten wolle, benn bie Regierung fyanble 
„übermenftfylid), unctyrifHtd) unb tttrannifd)"' 2 ). 

3n 93a fei fanb in ben erften £agen be8 ^uni eine 8rt 
Vorbefassung für bie Dffenburger Verfammlung ftatt. ©regor 
3Rütter, jefct ber mictytigfte Hauptmann be$ 93rei8gauer Raufend, 
war mit Sien^arb $ucfy§, bem Slltbürgermeifter ju Neuenbürg, 
unb jmei Vertretern ber £anbfdjaft nad> Vafel fyinaufgeritten unb 
fyatte fyier eine Vefpredjung mit ben eibgenöfftfetyen Vertretern. 
9?eben Vafel waren nodj ftüxiä), Vern, ©olotlmrn unb ©djaff* 
Raufen oertreten. Vefonber8 eifrig bei ber Beilegung ber SBirren 
jeigte fid) ba8 mit bem 2ttarfgrafen befreunbete Vafel. SDic @ib* 
genoffen waren einftimmtg ber 2lnftct>t, „eS fei jefct beS ©ctyimpfe§ 
genug". 9lud^ wollten fte ben lag in Offenburg befänden 3 ), 
waS bie Säuern münfdjten, ba fie ju benfelben ba8 Vertrauen 
Ratten, fie würben bie ©adje fo orbnen, baj$ „man beffen nia)t 
geladen würbe". 

Obgteia) e8 fidj junäcfyft nur um bie Untertanen be8 Wlaxh 
grafen ©rnft Rubelte, fo rttftete man fi<fy boo> aflerfeitS junt 23e- 



1) ©ird !Rr. 312. 316. Vollcyr f. 90. 

2) 6d)reiber Nr 281. 

3) ©ie tooUten öon SBafel auf bem 9tyetn nad) ©trafcbutg fahren, 
roa% fcewte nidjt me$r mögltd) wäre. 6 d) reib er 9lr. 299. 



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336 — 



fudj be8 £age8. 33i8 batyin foüte im 93rei8gau nidjtS ftetnb* 
feligcS unternommen »erben. $lud) »erlangten bie Sauern, bafj 
man mit ©rfyebung ber Abgaben, befonberS beB §eujeljnten§, 
beffen Seit jefet gerabe mar, bis jum Sluätrag ber ©adjen $u* 
warten fofle , ). 

$n lefcter ©tunbe nod) mar eS jmeifelljaft geworben, ob 
man in Offenburg würbe ruljig tagen fönnen. Denn bie 
Raufen be8 SBreiSgaueS trafen ernfHidje Hnftalten, ftd) in ber 
Wäty oon Offenburg ju lagern, unb baburd) einen Drucf auf bie 
itferfyanblungen felbfi ju üben. Den 4. 3uni berieten ©dmlt* 
fyetfe, SKeifter unb 9Ratl> oon ©ttenljetm na$ ©trajjburg, bafe ber 
bei ßenjingen tagernbe §aufe au8 ber 2ftarfgraffd)aft $o$berg, 
fobann bie ©täbte ^enjingen, Bübingen, Söurfyeim unb ber 3^a(* 
gang am $aiferßul)l, bie fämmtlicty ber 33rttberfdjaft ber 93auern 
Ratten beitreten muffen, fte aufgeforbert Ratten, bie §ätfte i^rcr 
$Kannfdjaft in ber ©tabt] unb ©ogtei ju i^nen ju fdjitfen, benn 
fie fyätten bie $lbftd)t, bei ftriefenfyeim unb 9Heberfd)opfIjeim 
mit 14 ftäfmlein ein Vager &u begießen big jum. @nbe ber 35er* 
lwnblungen in Offenburg. 9?atürlidj erflärten fte $ur 33eru$igung, 
bajj fie „metterä 9ftemaub überjiefyen" wollten 2 ), ©regortuS 
Ütfüller, Hauptmann in ber ganzen §errfdjaft ©taufen, mit 
anbem „£>auptleuten unb Doppelfötbnern", fd^rieb unter bem 
gletdjen Datum nad) (Strasburg, man tyabe bei biefem geplanten 
3uge oor Offenburg nidjt bie 5lbftd)t, bie ©trafjburger Unter« 
tränen gu SRonnenmeier, ^Rittenweier unb $HImann$meier ju be* 
(eibigen, fonbern ftd) „wie reblicfye SRadjbarn gegen fte ju galten", 
wenn ft^ Strasburg gleid&faflS wie bisher ^tette. Diefer 3«9 
aber gefdjefye blojj ju ir)rer $ertljeibigung, bamit e8 tynen niä)t 
wie anbem S3auern^aufen gelje, wenn ber £ag ju Offenburg ftdj 
jerfd&lage 3 ). 

©8 gelang ben ©trajjburger ©efanbten, biefe broljenbe ®t> 



1 ) 2>te SBHte toegen be8 £eujc$nten§ , t>on ben ©auern ber §err« 
m)aft ffiöHetn an SBafet gerietet. ©Treiber <Rr. 308. 

2) SBirc! 91r. 384. SJergT. baau Nr. 386. 

3) ®ird Hr. 385. 



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— 337 — 



fafyr abjuwenben, wenn fic aud) nicfyt Ijinbern tonnten, bafj trofc* 
bem einige 6djaaren ftd) in ber Ottenau einfteüten *). 

£ag ber SBerfammlung mar ber 5. 3uni 6e$etcfjnet. 
ÜBon Sen ©ibgenoffen war übrigens btojj bie ©tabt 93afet Der* 
treten 2 ). Slufjerbem waren no$ jugegen bie Vertreter ber ©täbte 
(Strasburg, Offenburg, S3reifac$ unb ftreiburg, be8 2anbDogte§ 
Don Unter=@lfajj, be8 SBifd^ofö unb 3)omfapttel§ Don Strasburg 
unb beS Sftarfgrafen $fn'li»p oon 33aben, welche für SDfarfgraf 
(Srnft 93oflmad>t Ratten. $>te $bgeorbneten ber dauern waren 
Martin Weff Don Äanbern für bie §errfdjaften föötteln unb 
©aufenberg, bitter SBernfyer Don Äippen^eim für bie ^errföaft 
33abenweiler, ©regoriuS Mütter oon Staufen für bie öffreidn* 
fcf>cn S3auern im 33rei§gau unb bie §errfdjaft £>odjberg. 

i^reiburg lieg ju Seginn ber SSer^anblungen $u $rotofofl 
erttären, bajj e8 feine SBefcfywerbe gegen feinen £anbe8fürften fyabe. 
2Benn eS trofcbem oertreten fei, fo gefcfyefye bie§, um einen gemeinen 
i'anbfrteben aufzurichten unb fobann ber £anbfdjaft befnlflid; ju 
fein, iljrer 93efdjmerben erlebigt ju werben, ^ebenfalls hätten 
bie ju befcfyltefjenben Slrtif ei feine (Geltung für ffretburg 3 ). %uti) 
würbe in Dffenburg bejügltdj ber Slnforberungen unterljanbett, 



1) 61eibanu§ (ed. am Gnbc I 262) er^ä^It : Legati mittuntur 
Jacobus Sturmius, Conradus Johamus: eorura hortatu atque ser- 
mone persuasi, cum a Basiliensibus quoque legati venissent et ab 
aliis quibusdam, domum illi revertuntur, cum iaro prope Laranu 
quatuor ab Argentorato milliaribus, consedissent. &arnad) isörc 
bie ganje aufftänbtfd)e 93auerff^aft be§ SBrei§gau§ herabgezogen. $a 
aber feine anbere juoerlfifftge Angabe bafür oorfjanben ift, fo bUrfte bier 
eine Ungenauigfeit be§ 6Ieibanu§ oorliegen. 

'*) £>ie 93a§ler (Scfanbten waren 99ürgermcifter §einrid) 2Weltinger, 
ber 3lÜ*Dbcrftjunftmeifter Sur, Qt'xqUx, bie fftat^berren §an§ Oberriet 
unb Äafoar 5?od). 6 d) reib er 9lr. 307. Wad) S trieft er Gibgenöff. 
«bfd)iebe IV 1- ©. 681 joflte man freilid) aud) ben 3ürid)er ©ejanbten 
al§ anwejenb öermutben. 

3) 3eit^a)T. XXXIV 450. 452. $ie Vertreter §reiburg§ waren 
ber ©erbermeifter 2öilf)elm SJogt, meld)er aud) ben Vertrag für fämnit. 
lid)e ©läbte unterzeichnet §ai, unb Ulrid) SBirtncr. ©d)reiber 9fr. 332. 
$artfelber, ©eföi$tt be8 »auernfrieß«. 22 



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- 338 — 



welche bie bedrängten ©chmargmälber Raufen neuerbingS mieber 
an ftreiburg geftettt Ratten, unb tueld^e bie (Btabt als gegen ihren 
Vertrag mit ben dauern geljenb feine £ufi ^atte gu erfüllen 

Sluch bie (Stobt 33afe( gab währenb ber Offenburger $er= 
hanblungen ihren ©efanbten einen Auftrag, ber nicht im bireften 
3ufammenl>ang mit ber £age8orbnung ftanb. $>ie bebrängten 
(Slfäffer dauern Ratten fich in ftolge ber ©auemabfchlachtungen 
bnrdj $nton Don Lothringen nach iöafcl um $ilfe gemanbt, unb 
biefeS gab feinen ©efanbten ben Auftrag, biefe ©ache gur (Spraye 
gu bringen, bamit nicht »eiteret „23lutDergie§en, 93erberbung oon 
l'anb unb Leuten, ba§ letber gu Diel befdjeljen", jfottfinben möge, 
©benfo baten bie breiSgauifdjen unb marfgräflichen dauern für 
ihre S3rüber auf bem <£<hmargmatbe, bie oon ben ©rafen oon 
ftürftenberg, ben sperren oon (Stettenberg unb anbern Slbeligen 
ber Saar ^art bebrängt mürben. 5)iefelben fügten Ijinju, bafc 
fie DertragSmäjjtg gebunben feien, bem §aufen beä £an§ 2Hüüer 
Don Bulgenbach beiguftehen, wenn bie SBebrängungen nicht auf* 
Nörten '*). 

2>aburch erflärt e3 fich, bafe man erft ben 13. 3uni ben 
Vertrag gu ©tanbe braute. SEerfelbe war Dorerft bloß für äftart« 
graf ©rnft unb feine Untertanen binbenb. Die ergielte Einigung 
betraf folgenbc fünfte: 

1) $ebe ^errfdjaft foflte fia) felbft mit ihren Uirterthanen 
gütlich oerjtänbigen. SGBürbe ba8 nict)t ober nur gum Xtyii ge* 
lingen, fo foflte auf einer Tagung gu SSafct ben 18. $uli bie 
(Einigung herbeigeführt merben. TO $äbing3!)erren fottten babei 
bie Vertreter ber ©täbte 93afel, ©trajjburg, Söreifad) unb Offen* 
bürg fein, auch no( h ©ibgenoffen ober mieber bie 2äbing§hcrren 
Don Offenburg t^ätig fein, toenn beibe Parteien bamit etnoer« 
ftanben mären. 3)ie ÜäbtngSherren follten über biejenigen fünfte, 
über welche eine frieblidje ©inigung nicht ergielt merben tonne, 
eine rechtliche (Sntfcheibung geben, unb babei fott eS bann bleiben 
ohne „ weiteres 2lu8giehen, SlDpelliren unb föebuciren". 



1) a. O. 9lr. Sil. 

2) *. a. O. *Rr. 307. 326. 



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— 339 — 

2) Anlief) follte eS mit ben ©ntfchäbigungSanfprüchen ber 
$errfchaften an ihre Untertanen gehalten »erben. 233ürbe bis 
gur Sagung in 33afet ein frteblicher Ausgleich über bie <Snt= 
fchäbtgungSfumme nicht erlangt, fo follte barüber ebenfalls oon 
ben SäbingSherren entfehteben »erben, unb »enn nöt^g, auch 
burd) rcc^Ui^c (Sntfcheibung. £em Urteil follte „ftraef" bie 
Vollziehung beSfelben folgen. 

3) ftach Unterzeichnung beS Vertrages füllten bie Raufen 
nicht mehr zufammenberufen »erben, ©ine Ausnahme baoon 
follfe nur bann ftattftnben, »enn einer ber in ben Offenburger 
Vertrag (Singefc^loffenen angegriffen ȟrbe. 

4) 2Bemt ber 9>carfgraf „ber Pflicht halb" 93efch»erung trage, 
fo mögen barüber bie SäbingSherren ebenfalls gerichtlich entleiben. 
5Die Untertanen foHen ihrer $errfchaft »ieber ©ehorfam leiften 
»ie oor ber Empörung. Umgefehrt fotl bie fcerrfchaft gegen bie 
Untertanen gnäbig unb gütig fein unb fie »egen ber Empörung 
nic^t an 2eib, (Sbre ober ©ut ftrafen. SBenn aber manche Unter* 
tanen »ä^renb ber Empörung fold)e Saaten begangen haben follten, 
bie trofe beS Vertrags eine befonbere ©träfe »erbienten, fo fotte bie 
(Strafe burch bie Sanbfdjaft beftimmt unb oo^ogen »erben. 

£ie Untertanen foaten ihren §errfchaften »ieber 3inS, 
©ült unb ©teuer geben; bodj foüte über befonberS läfHge unb 
ftreitige Abgaben ju «Bafel gütlich entfdiieben »erben. 

£ie £äbingSherren hatten bie Verpflichtung, bie SDcarfgrafen 
W^PP «nb ©rnft oon SBaben, baS Regiment 31t ©nftSheim öon 
»egen ber dürften ton Oeftreich unb bie ©rafen oon ^ürftenberg 
„auf baS fleifjigfte" anzufügen, ebenfalls ben Offenburger Ver* 
trag anzunehmen. 

bezüglich ber Raufen im $egau, $letgau unb in ben an* 
bern ©ebieten außerhalb beS „§ürj*enthumS" Deftreid) unb beS 
©ebieteS ber ©rafen oon ftürftenberg „»iffe man nichts ju han* 
beln". Xod) »ürben bie £äbingSherren benfetben gute Vor* 
fünften geben, „»0 fte baS begehren an ihre Obern". 

2)?arfgraf ©rnft fo»ohl als feine Untertanen follen bis jum 
SluStrag ber ©ad)e freien unb fiebern SBanbel unb 2Bot)nung 
haben „bei unb oon bem 3h*en, »ie unb »ann ihnen geliebt, 
gu unb oon ju fommen". 



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— :340 — 



Wach Aufrichtung beS Vertrages follen bem SDtarfgrafen feine 
feften Käufer jurüefgegeben unb ebenfo it)m, feinen Stenern unb 
3ugemanbten weggenommenes ©ut gurücfgefleÜt »erben. £odj 
bürfe ber 2Harfgraf feine ©djlöffer unb fein ©efdjüfc bis jur 
Laster (Sntfcheibung nicht gegen feine Untertanen gebrauten. 
Xiefe Verpflichtung foUte für baS #auS ©eftreich, ben ÜHarf* 
grafeu Philipp Don Reiben, bie trafen oon ^tirfknbera, unb alle, 
meldte etma noch ben Vertrag annehmen mürben, giltig fein. 

SBürbe biefer Vertrag oerlefct merben, fo füllten bie £äbingS= 
Herren „allen ftleijj unb ©rnft anfeljren", baß berfetbe mieber 
hergefteüt merbe. 

Der Vertrag foUte in gmei Urfunben ausgefertigt merben, 
mooon bie eine ben £>errfchaften, bie anbere ben dauern über* 
geben merben follte. 33ei etmaigen (Schmierigfeiten in ber AuS* 
legung ftanb bie (Sntfcheibung bei ben XäbingSherren. 

Wachbem ben dauern biefe Artifel »orgetragen morben, fo 
hatten fie „etlicher ©tücf ^aib etmaS ÜJfangel", unb bie fHät^c 
beS 9J?arfgrafen W^PP a ^ VeooUmächtigte beS 2Warfgrafen 
(Svnft begannen oon neuem ju unterhanbeln. (Schließlich erhielte 
man boch bie 3ufiimmung ocr dauern burch ^injufügung oon 
jmei meiteren Artifeln: 

Xer große 3 c h nte f°fle »ie oon Alters her gegeben, boch 
bis jur enbgiltigen ©ntfeheibung an „gemeinem $lafc erlegt unb 
bafelbft behalten merben". Der f leine 3«h ntc faßte bagegen erlaffen 
unb mit ben $rohnbienften einftmeilen fttflgeftanben merben. 

XaS ©efchüfc beS ülffarfgrafcn unb ber 33auern fotle in bic 
(Stabt Neuenbürg gebracht merben unb bort bis jur enbgiltigen 
(Sntfcheibung bleiben l ). 

Wach Slbfchlufj beS Vertrages gingen Abdriften beSfelben 
an baS Regiment ju ©nfiSheim, ben ÜJJarJgrafen tyfy'u 
lipp roegen feiner §errfdjaft £ahr unb ben ©rafen 
Söilhelm oon dürfte nberg, als ben ^ßfanbljerrn ber l'anb* 
oogtei Drtenau, mit ber Aufforbcrung, bemfelben ebenfalls bei* 
3utreten. Die Antmorten foöten nach (Strasburg gefchieft merben; 
ber föath biefer (Stabt hatte ben Auftrag, menn alle Antmorten 



l) Schreibet 9fr. 332. 



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— 341 — 



eingetroffen feien, ^met $lbfct}riften baoon fertigen gu laffen unb bie 
33auern unb beteiligten §errfdt)aften baoon gu benachrichtigen. 

3ugleid) erinnerten bie £äbing§hetTen nochmals baran, „ba* 
mit Sftiemanb ber ^eilige £ag irre", bafj bie 5lbgefanbten ber 
33a8ler Tagung ben 17. ftuti ju 9?ac^t an ber Verberge fein 
fottten, fo bafc am borgen beS 18. 3uti bie S5erl)anbtungen it)ren 
Anfang nehmen fönnten. 

£>a§ eine (Sjemplar be§ Vertrags, roelc^ed bie 33auern ju 
beanfprudjen hatten, fotlte oorerft in 33afe(, ba3 ber §errfd)aften 
in Strasburg hinterlegt werben. $n Söafet foöte fobann ber 
bauembe $lufberoafyrung$ort benimmt werben. 

£)er Vertrag felbft mürbe befiegelt unb feine ^Beobachtung 
an (SibeS (Statt burd) $anbfdt)(ag gelobt 1 ). 

;Die Hauptfrage mar nun, meldte (Stellung bie Regierung gu 
©nfi§hcim gu bent Vertrage einnehmen merbe. $)enn ein grofjer 
Xtyil ber SBreiSgauer mar öftretd^ifdt), unb man mujjte befürchten, 
bafc eine Ablehnung beS Vertrages buret) bie öftreidnfehe SRegie* 
rung ben Slufftanb im 33rei8gau oon neuem anfachen merbe, meit 
bie marfgräflichen unb öjtreichtfchen Unterthanen jidt) jufammen 
gelobt hatten. 

(Schon ben 15. 3uni beantmortete ber i'anboogt 2BÜheIm 
toon SRappoltfUin, ber an ber (Spifee ber ^Regierung im Dber« 
(Stfajj ftanb, burch feinen Rangier Söabft bie gufenbung be£ Offen* 
burger 33ertrag8. ^n ber Antwort mirb junächft bie Neigung 
jum ^rieben ton (Seiten ber ^Regierung betont, jeboch „bei ^öct)fter 
S2öar)rt)cit unb stauben" oerpehert, bajj eS nicht in ihrer Üttacht 
ftehe, ohne Genehmigung be8 (SrgherjogS fterbinanb ben Vertrag 
anzunehmen, ©ine 3ufttmmung ohne ©rtaubnifj beS ©rjher^ogS 
mürbe nicht binbenb unb unfräftig fein. (Sie fönnten ftd) be8* 
halb gunächft an meiteren SBerljanblungen nicht betheiligen unb 
müßten guoor gerbinanb benachrichtigen. 5luct} müßten fte oor* 
her mit ben betheitigten $errfchaften unb Herren fich befprechen. 
£a biefe aber meit auSeinanber mohnten, jutn £t;eil auS bem £anbe 
oertrieben feien, fo fei bie $rift bis jur S3a§fer Tagung ju fuv^). 



«) 9(. n. D. «Hr. 333. 

'i) % a. C. <Rr. 33G. »iref 9?r. 390. 



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— 342 — 



@3 jeigte ftd), bajj bie Befürchtungen wegen ber QjnftSljeimer 
Regierung ni$t unbegrünbet gewefen waren. Die DäbingStjerren 
beS Offenburger Vertrag« bemühten fid), ben folgen be3 er= 
teilten BefdjeibeS juDoraufommen. 3n bem (Schreiben, meld)e3 
ben Bauern im Breiägau benfelben übermittelte, warnten fie cor 
neuem Aufruhr unb Derfpradjen, bajj fie „mit työdjftem pfeife 
anbere Littel unb 2Bege fudjen würben", bamit alle Steife wieber 
ju ^rieben unb ©mtracfyt fämen, aud) wenn ©r^er^og ^erbinanb 
ben Bertrag ablehnen foßte. ©in weitereg (Schreiben forberte 
Bafel auf, man möge „©ebenfenS haben, wie ber (Sache $u tfmn", 
bamit bie Bauern $ufriebengefieflt würben ')• 

Die Bauern fcheiuen gegen biefe Berftdjerungen mtjjtrauifch 
gewefen ju fein, ©in Bauernauäfchufj, welker in ©ichftetten 
am Äaiferftuhl Derfammelt war, lub ju einer neuen 3 u f antraen> 
fünft auf ben 2. 3uli in biefem Dorfe ein. Die ©inlabungen 
würben weit umher, fogar bis in bie Ortenau öerfdjicft. Doch 
fdjeint bie Berfammlung nicht ftattgefunben ju t|aben. üftarfgraf 
@rnft t)atte ein neues befchmidjtigenbeS (Schreiben an bie Bauern 
gefanbt unb biefelben aufgeforbert, ade i^re Befcfywerben in einer 
Schrift nieberjulcgen, biefelbe ifmi mitjutf>eilen, um barüber 
beffer unter^anbeln ju fönnen' 2 ). 

Die Dereinigten Bemühungen ber $errfchaften ^tten fdjliefc* 
lieh ben gemünfd)ten ©rfolg. Den 1. 3nli richteten bie Oberjten 
ber marfgräflichen unb breiägauifchen Bauern ein ©^reiben an 
bie Bertreter beS £anboogte3 Don Unterlaß, be$ Bifdjofä unb 
Domfapitetö Don (Strafeburg unb ber ©täbte Strasburg, Offen* 
bürg, Bafel unb Breifach, worin fie flunädjft ihr Befremben 
äußerten, bafc bie (SnfiS^iwer Regierung boct) ben Bauern im 
©unbgau ohne SBiffen unb Soßen be§ (Sr^crgogS einen Slnlajj 
bewißigt fyabe 3 ), weldjeS bißigerweife ihnen aud) Ijätte wiber* 
fahren fönnen. Drofcbem aber moßen fie ba§ $reu$ dtjxifti auf 
fich laben unb ir>rc (Sache unb fic^ ®ott befehlen. 3war würben 



0 Sdjreiber <Jir. 346. «irtf 9lr. 393. 

Schreiber Wr. 353. 
3 ) Die ©unbgnuer Ratten bic§ an bie 38rei§G<>ucr gejehrieben. 
©djreiber 9tr. 360. 



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- 343 — 



ihre Srüber auf bem ©chmarawalbe, bie in $o(ge be3 Offen* 
burger HnlaffeS nad) §aufe gebogen feien, üon benen ju Sittingen 
hart bebrängt, unb fte feien eigentlich benfelben jum Seiftanb 
verpflichtet; trofcbem wollten fte in ^rieben ju £>aufe bie Tagung 
$u Safel abwarten, bamit man „bie Silltgfeit an ihnen fpüren" 
möge ] )- 

Mittlerweile gaben ftdj ber taboogt in Unter *@lfaj$, baä 
Äapitel in Strasburg, bie ©täbte <Straj$burg, Offenburg unb ftrcU 
bürg alle 9ftühe, um ©r^cr jog ^erbinanb $ur Annahme be8 
Offenburger Vertrages, ber inbeffen auch oon üttarfgraf ^ß^ttipp 
oon Saben unb ben (trafen oon $ürftenberg angenommen worben 
war*), ju bewegen. 2luch bie SRäthe be3 fehwäbifeben SunbeS 
unb ©eorg Srudjfefj oon SBalbpurg erhielten Sittfehreiben, fie 
möchten ihren ©influjj bei ^erbinanb gu bemfelben fttoedt geltenb 
machen 3 ). 

%btx fchon erwuchs eine neue (Sdjwierigfett für bie £äbingä> 
herren. 3>ie Äurfürften Don ^ßfatj unb $rier hatten ben Säuern* 
aufftanb am 9?etfar, 9)?atn unb ber $falj niebergeworfen unb 
beab ficht igten jefct mit ihrem ftattlict)en §eere in ben ©unbgau 
unb SreiSgau ju jiehen, um auch bi c f c £anbfchaften ju [trafen. 
SBetl bteS in offenbarem SCBiberfpruch ju ben 3 u f a 9 en ftanb, welche 
ben Sauern gegeben waren, bemühten [ich bie $äbing&herren auf 
ba§ emftlichfte, bie dürften oon ihrem Vorhaben abzubringen, 
wa3 ihnen aber erft nach mehrfachen Sitten gelang 4 ). 

Turdj ba3 beftänbige 3°9 ern ber öftreichifchen ^Regierung 
würbe atleS in §rage geftellt. £)te Sauern unb ^errfchaften 
waren oofl Mißtrauen gegeneinanber, unb wenn fpäter in Safel 
gettagt würbe, ber Offenburger Slnlafj fei mehrfach oerlefct wor« 
ben, fo war ba$ bei einer folgen (Währung unb Sewegung ber 
ganzen Seoötferung nicht oerwunberlid). 



») SBircf 9ir. 399. 

2) «. a. O. flr. 398. 403. StrtdtUr ^tbgenöff. «bliebe IV 1* 
@. 699. 

3) Schreiber Nr. 354. Surf 9h. 396. 397. 404. 
*) iüircf 9lr. 398. 400. 401. 



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- 344 — 



39. tterijaniilungen mit ben markgräflirtjcn unb öft- 
reidjifdjen litntert^atten im flreisgan ju ßofel. 

£ie Tagung in 23afel mar auf ben 17. %üti ausgetrieben, 
©rjljerjog fterbinanb fyatte fid) immer nod) nic^t über fein 33er= 
r>ältrtt^ jum Offenburger Vertrag auSgefprodjen , fo bajj bie 
öftretd)ifd}en Untertanen beS SBreiSgauS ber 93erfammfang mefyr 
aU 3ufdjauer, Denn a ^ wirflid) S3ctr)eiligtc beiwohnen mußten. 
2>iefe3 §inau3fdueben ber Antwort ber Regierung war um fo 
härter, al§ bie öftreidjifdje ^Regierung ifyren Untertanen in Ober» 
(Slfafc ba8 tängft bewtüigt Ijatte, worauf bie 33rei3gauer bi§ jefct 
oergeblidj warteten, ©ajon ben 14. ^uli war unter 3$ermitte= 
lung ber ©ibgenoffen ju 33afct ber triebe mit ben (Slfäffern ju 
(Btanbe gefommen. 

©leid) ju Einfang ber SBerfyanblungen traf ein (Schreiben ber 
Stabt ^reiburg ein, moburd} fie, wie fdjon feiner 3 clt 3 U ©ff en ' 
bürg, erftärte, bajj fic oon je mit iljrem £anbe8f)erren gufrieben 
gemefen unb feinen ($runb ju Slenberungen wtffe. Stwa ju 
faffenbe 33efdj(üffe Ratten alfo feine ©eltung für fie ! ). ©leid}* 
geitig erfdjienen aud) Vertreter ber ©emeinbe $ird)$ arten, 
um gegen ^reiburg $lage gu führen. 35ier ©inmofjner biefer 
®emeinbe waren im Vertrauen auf ben Offenburger 2lnlaj$ nad) 
^reiburg auf ben 2Bod)enmarft gegangen, oon bem ©tabtratfye 
aber feftgenommen unb in ben jDiebSt^urm gelegt worben, um 
gerichtet unb geftraft $u werben. £)ie SBermenbung ber XäbingS* 
Herren um beren ftreilaffung war erfolglos, inbem Shreiburg ton 
neuem erftärte, feine Vertreter feien nur at8 Söctftänbcr in 
Offenburg gemefen, unb bann fyätten bie SSauern meljrfad) ben 
Offenburger Vertrag felbft nidjt gehalten. 2ln ben Äirdjjarter 
Säuern werbe man aber fo ^anbeln, baß anbere an ifynen „ein 
©benbilb" nähmen unb nidjt fo lieberlid) ifjrer Obrigfeit (Sib 
unb ©Ijr überfäfjen. £enn bie dauern biefer ©emeinbe fyätten 



1) £a}u ©Treiber <Rr. 389. 



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— 345 — 



feiner 3"t £an« Sflüüer Don Vulgenbad) eingeladen, Dom 
©djwargwalb herab gegen ^reiburg gu gießen l ). 

Die Vermittler bei ben Untcrtyanblungen waren, wie in 
Offenburg beftimmt worben, bie Vertreter ber @täbte (Strajj* 
bürg, Vafet, Offenburg unb Vreifacb. SlfS Veoofl* 
mäd^tigter beS SKarfgrafen ©rnft mar Äonrab Dietridj Don 
Votfenfjeim, £anboogt gu Hotteln, erfcluenen. Die (Sprecher 
ber Säuern waren 3erg Dt für bie Ütfarfgraffctyaft £od)berg, 
§anS $ammerftein Don fteuerbadj für bie §errfdjaften 
©aufenberg, Hotteln unb Vabenwetler, (SregoriuS SKülIer 
Don ©taufen für bie öftreidjifcfjen Untertanen im VreiSgau, 
le^terer nur für ben f$aß, bajj ©rgfyergog ^erbinanb bie Vaöter 
Abmachungen auch für feine Untertanen genehmigen mürbe. 

Die Verhanblungen währten eine gange SBoche, unb erft ben 
25. $uli würbe ber Vertrag untergeicfjnet. 9)?an r)atte bamit 
begonnen, baf$ bie Vertreter beS 9ftarfgrafen bie Vauern be= 
fdjulbigten, fie Ratten ben Offenburger 2ln(a§ nicht gehalten, waS 
biefe freilich entf^ieben beftritten. 

3?m erften Artifel mußten bie Vauern Derfpredjen, ba§ fte 
bem §aufe JDeftrcicr) ben gugefügten (Stäben erfefcen wollten, 
unb gwar gemäfc bem Offenburger Vertrag, wenn ©rghergog 
tjerbinanb benfelben beftätigen fottte. 

3um gweiten füllten bie Vauern bem Sflarfgrafen feine 
<2>djlöffer, baS ©efdjüfc unb bie fonfiigen Dinge, bie fte noch 
tmberredjtlid) befäjjen, gurüefgeben. Ausgenommen waren oier 
§albfct)langen, welche bie Sanbfchaft als ihr ©igent^um bean* 
fpru^te. 3m übrigen aber füllten begüglid) beS ©efchüfceS bie 
Veftimmungen beS Offenburger Vertrags fernerhin ©iltigfeit 
§aben. 

Die Untertanen foHten bis gum fommenben ©t. £orengtag 
(b. h- bem 10. Auguft) Don Dorf gu Dorf bem SJJarfgrafen 
auf« neue fmlbigen unb oerfprechen, baf$ fie in 3ufunft in feine 
©mpörung mehr willigen unb gu feiner fRottc mehr fctjwbren 
würben. Da eine fotdje borfweife £utbtgung bis jefct nicht 



i)ißergl. oben ©.324. 8djrciber 9lr.394. 395. SHrci 9lr. 410.411. 



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— :J46 - 



üblich gewefen, mußte ÜNarfgraf ©rnft bagegen oerfpredjen, bajj 
baburdj ben alten fechten unb (Gewohnheiten ber Söauern, auch 
bem Offenburger Vertrag (ein Abbruch gefd)ehen fofle. 

2Benn bie #errfct)aften glaubten, an einzelne ^ßerfonen »um 
tuafeft&ifö unb bcrgtctcr)cn §änbel" befonbere Slnfprüdje machen 
ju tonnen, fo foflte ba8 cor bein t'anbgeri^t be8 Ort» gefeiten, 
wo ein 3eber angefeffen fei. £a3 £anbgericht füllte ju biefem 
3wecfe, wie oon ÄlterS h er > mit „ehrbaren, tapferen unb reb* 
liefen ^ßerfonen" au« bem (Gerichte felbft befefct werben. 

iöegtiglidj ber bürgerlichen (Strafen ober baran fiefy fnüpfenber 
Sorberungen foflten bie SäbingS^erren, unb wenn ba$ nic^t 
möglich fei, bie (Gerichte entfd)eiben. 

(Sollte über bie oon ben ^errfdjaften beanfprudften @nt* 
fcf)äbigungen eine gütliche (Einigung nic^t erjielt werben, fo foflte 
barüber ein rechtliches Urteil laut beS Offenburger Vertrags 
eingeholt werben. 

Vefctever foflte auch ©iltigfeit behalten bezüglich ber S3e- 
jdjmerben ber Untertanen, bod) foflten biejenigen 53efa)»erben 
aufgenommen fein, meiere bie gemeine ^anbfdjaft unb nicht bie 
§errfchaft allein beträfen. 

jDic Xäbingä^rren übernahmen bie Verpflichtung, eine 33ot* 
fd)aft an ©rjherjog ^erbinanb abzufertigen unb ihn $ur 
nähme beS Offenburger StnlaffeS unb biefer 23a8ler Mbrebe auf« 
juforbern, einftweilen aber mit thätlicher ^anblung gegen bie 
dauern ftifl ju flehen. 

3um (Sdjluffe erhielten bie marfgräflichen 93auern ben Sluf* 
trag, ihre 93efchwerben, nach tlrtifeln georbnet, in einer (Schrift 
bem SKarfgrafen ju übergeben, bamit eine gütliche Verhanblung 
barüber ftattfinben fönne. diejenigen fünfte, worüber man 
nicht einig werbe, foflten bann auf einer weiteren Jagung ju 
Söafet, am ©onntag nadj ^Bartholomen, b. h- *>en 27. Sluguf* 
beigelegt werben 1 ). 

SBenn fchon ber Offenburger Vertrag für bie dauern un* 
günftiger ausgefallen war, als ber Ortenauer (<S. 385), fo würben 



i) ©d)reiber 9lr. 306. 



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— 347 — 



bie dauern mit btefer ©aSler Slbrebe um einen weiteren (Stritt 
jurürfgebrängt. 2>ie allgemeine £age, tnSbefonbere bie oollftänbige 
9?iebern>erfung beS SlufjianbeS in anberen £anbfchaften, belehrten 
fie, bafc fie nur burdj flugeä Nachgeben Schlimmerem Dorbeugen 
tonnten. <So fc^toffen benn am 25. Sluguft bie Vogteien 
Sljiengen, Mengen, Opfingen, &a8lach, Sßolfen* 
weil er unb Sdjallftabt auä ber unteren ^errfdjaft 33aben* 
meiler einen Vertrag mit bem Sttarfgrafen, roornach fie für jebeS 
§au8 0 ©utben ©trafgelb flu gaffen Ratten. Ü&en folgenben 
£ag mußten bie ©emeinben ber brei Xtyäkt $ba, (5§padh unb 
s Jior fid) ba^u beqnemen, bem 5J?arfgrafen als bem $aftenoogt 
be3 $lofier3 St. ^ßeter biefetbc Strafe ju jaulen '). 2Benn man 
mit ben dauern oon Saufenbcrg, Hotteln unb ber oberen §err* 
fdjaft Söabemoeiler nid)t gleichzeitig abfchlofj, fo mag bie Sdmlb 
baran ein füfmer Vauer, §an§ in ber hatten geheijjen, tragen, 
ber in ber 9?äf?e oon Schopfheim ben Verfuch einer neuen 
Schiiberhebung machte, £erfelbe erfdjien mit einer Schaar 2ln* 
länger unb einem fliegenben Fähnlein unb mollte Schopfheim 
überfallen. üttarfgraf (Srnft fdjicfte eilig Voten an feilte Unter* 
tfjanen unb forberte fie jur Vertreibung beS 5lufroiegler3 auf. 
SRafd) fammelten (ich 600 Üttarfgräfltche unb $an8 in ber s D?atten 
oerfdjroanb, um fpäter an anberen Orten fein Unternehmen oon 
neuem ju oerfuchen' 2 ). 

$luch fonfi berotefen bie marfgräflidjen dauern, bafc e3 ihnen 
ernjxlich um ben ^rieben ju thun mar. ÜDen 22. Sluguft fchrieben 
fie an ben föath oon Strasburg, bantten ihm für feine 99e* 
mühungen ju Offenburg unb Vafel unb baten auf ihre Soften 
einen ©efanbtcn nach ® a f cI h u fdn'cfen, bamit fie „ju 9luh unb 
^rieben tommen möchten" 3 ). 

3u ber neuen Verfammtung in Vafel erfchienen nur bie 
Vertreter ber §errfchaften Saufenberg, Hotteln unb be§ 
oberen XfytiitZ oon Vabentoeiler. 3Jiit feinen anberen 



l) 3eitj#r. XXXIV 41G ff. 
*) 3 eitf^r. XXXIV 438. 
3) SBtrcf flr. 418. 



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— US — 



■ 



bretSgautften Untertanen fyatte ber ÜNarfgraf fit ffym »er- 
tragen l ). 3)ie öftreidjifä)en SBretögauer aber tagten , ®ant ben 
S3emü^ungen be3 ÜJfarfgrafen Wlipp oon 93aben/ in Offenburg 
gu ä^nlid^em ^xotdt' 1 ). £)ie SBerfammtung fteint Übrigend nidjt 
auf ben angefagten £ag, fonbern erfl einige SBoc^en fpäter im 
September jufammengefommen ju fein. 

S)ie SSermittelung in ©afe( tag roieber in ben §änben ber 
Vertreter ber Stäbte Strasburg, Söafet, Cffenburg unb Söreifat- 
Xer Ijeroorragenbfte unter benfelben war unflreitig ber ©betfnedjt 
3afob ©türm, Strasburgs genialer (Staatsmann. £>ie 33er* 
fyanblungen begannen bamit, bajj bie Anwälte beä Ütfarfgrafen 
(Srnft $(age gegen beffen Untertanen unb iljre Slnljänger führten 3 ). 
@3 mürbe nia^t Mofj ber gange Slufruljr mit aüen feinen (Seroalt* 
traten unb Uebergriffen angeführt, fonbern not befonberä ljer* 
oorgeljoben, bafj fie gegen ben SDffenburger Slnlafj bem Sftarf* 
grafen ben 3et)nten jurücfbefyalten unb üerfajroenbet gälten. $lud) 
trügen fie burd) ifyren (Sinfaü in bie Üftarfgrafftaft §odjberg 
bie Stnlb, bafj bie bortigen Untertanen ebenfalls aufgeftanben 
feien. Sie beantragten beSfyalb bei ben £äbing§l)erren al§ Straf* 
gelb 20 ^ßfunb geller für jebeS $au8 unb aufjerbem gegen ein* 
gelne not befonbere bürgerlite Strafen, 3m ganzen ftäfcte 
ber 9)Jarfgraf ben angeritten Stäben in ben brei ^errftaften 
auf 30,000 (Bulben. Söefonbere Etagen mürben not 9 e 9 en T°k 
genbe ©emeinben erhoben: SBtnterSroeiler , ©grtngen, 
Wiltingen, SBinjen, 2Bö!)l, Vorrat, 93rombat, Stein, 
Tegernau unb bie ganje $ogtei Spötteln. %xo§ be$ 
testen iöaSler Vertrags Ratten bie Untertanen ber genannten 
brei ^errftaften nitt oon $)orf gu $)orf gefmlbigt. $)aburdj 
fei ber 9)farfgraf genötigt geroefen, feine Sttöffer mit Ijunbert 



1) 3eitfd)r. XXXIV 441. 
UebrigenS waren in Safel quo) Vertreter ber öftrcidjifdjen Unter* 
tnnen im 93rci§gau jugegen. ßettjdjr. XXXIV 441. 

3) £a§ unbatirie edjriftftüd fielet bei g(|r eiber *Rr. 396a, ber 
öS aber unridjttger SBeifc in ben 3ult fetjt. eine SJergleidjung mit 
Scitjdjr. XXXIV 436 Iefjrt, bnfe e§ in ben September 15<?5 3« 
feljen ift. 



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— 349 - 



Unechten $u befefcen, unb bic Ausgaben bafür »erlange er be§= 
halb ebenfalls oon ilmen. 

$)ie (Sprecher ber dauern fugten biefe 5lnflagen möglichjt 
gu entfräften: bie marfgräf liehen (Schlöffer wollten fic nur be£* 
halb befefct fyabtxi, bamit nic^t frembeS Volf, befonberS bie 
(Schmarjwälber Vauern, fid) barin feftfe^ten. VefonberS wollten 
fte feine ©djulb an ber 3*r(*örung ber <Schlöffer Sanbecf unb 
Ehingen tragen l ). Sluch fei baS ©trafgelb oiet ju fjo^ be= 
meffen. SBenn fie oon jebem §au§ 20 ^ßfunb ©täbler unb aufcer= 
bem nodj 30,000 ©ulben jagten follten, fo müfcte mehr al§ bie 
§älfte oon ilmen „$au8 unb §of, Söeib unb $inb M oerlaffen, 
unb ob bantit bem dürften unb ber 2anbfd)aft gebient fei, möge 
man felbft oerftänbiger SBeife überlegen. Stuch betonten fie ihre 
Verbienfte um bie Vertreibung beS .§an8 in ber üttatten, wo* 
burd) ihnen 2000 ©ulben Unfofkn entftanben feien. 

$ie iHätr>e be£ ÜJfarfgrafen gaben bezüglich ber ©trafgelbei 
nach unb e$ würben 5 ©ulben für jebeS §au§ fejtgefefct, wobei 
übrigens bie Käufer ber SBittwen ganj frei bleiben füllten 2 ). 
Slufjerbem würbe ein Vertrag aufgerichtet, ber 40 $lrtife( enthielt, 
oon Welmen bie erfhn 20 allgemeinere Ver^ältniffe, bie folgenben 
aber Vefchwerben einzelner Dörfer betrafen. 

1) 3)er erfte Slrttfel bejog ftdj auf bie 33efefcung ber 
^frünben. $)a§ oon ben dauern geforberte VefefcungSrecht ber 
©emeinben würbe abgefeimt. £ie Verleihung fotlte auch ferner* 
hin bem aufteilen, ber fie bis jefct befeffen hatte. £>och foHten 
neu $u befefcenbe Pfarreien nicht mehr mit DrbenSleuten, fonbern 
nur mit weltlichen (Weißlichen befefct werben. 

$>ie Vefteüung ber Pfarrer war aufjerbem wiberruflich, unb 
bei entftehenben klagen tonnte ber ^ßatronatSherr bie $frünbe 
einem anberen ©eifilichen übergeben. Die Pfarrer füllten ben 
©emeinben „ba$ ^eitt^e ©oangelium unb ©otteSwort nach ber 



1) 3«>tid?r. XXXIV 437. Melbft ift ba§ Söort „me" 3. 10 
oon unten in „nie" 3U änbern. (Sbenfo ift bei fingen Slnm. 2 311 
oerbeffern „«in 6d)lofe bei Ed)farren im £atjerftuf)l". 

2) 3eitfrf)r. XXXIV 441. 



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- 350 — 



^eiligen ©djrift prebigen", bamit biefelben »on „i'after, Slufruljr, 
(sünben unb Ueppigfeit" abge»anbt unb $u gutem (Seljorfam 
ge»iefen »ürben. 

2) Der grofje Stfynie, b. I;. bcr 3^ ntc Don 2&ein, $orn, 
Steigen, (Spelt, Joggen, ©erfte, $aber unb §eu foflte audj in 
3ufunft gegeben »erben; bagegen foflte ber fleine Stfyntt, oud) 
©trerjefmte gefyeifjen, oon &anf, ftladjä, 2Berg, 33oljnen, ©rbfen, 
i'infen, $otg, Slüben, $raut, 3roiebeln, Slepfeln, Söirnen, ^Sferben, 
Kälbern, ©d)»einen, ^ü^nern, ®änfen, «Schafen, 3^9*« u. bergt, 
in SBegfaü fommen. 2lu3 bem großen äetmtat foflte audj ber 
®efjalt be8 Pfarrers beftritten »erben unb j»ar burdj ben 
3efmtljerrn felbft, „bamit bie Untertanen be8 täglichen §eifdjen§ 
oon ben Pfarrern erlebigt werben unb ben armen beuten ofyne 
befonbere Selofmung unb 23efd)»erbe $anbreidjung ber (Sacra* 
mente gebeten möge." Da biäfyer ben dauern bureb. „ungeteilte 
Pfaffen, fo (burd) bie ab»efenben ^frttnbebefi^er) ju $3tcarien 
ober (Saplanen gefegt" »orben, otele Mafien entftanben waren, 
foflte jeber feine Pfarre fetbft befifcen unb oerfefyen. ©ine SluS* 
na^me »urbe bloß bei attergfdjroadjen unb franfen (Seiftlidjen 
geftattet. 

3) DaS Verlangen ber $luffyebung ber £eibeigenfd)aft »urbe 
abgelehnt, jebod) ben dauern oerfprod)en, bafc fic aud) frei fein 
fönten, »enn ba§ £au3 Ocftrcic^ über furj ober lang feine 
Untertanen frei geben »ürbe. Dodj füllten $»ei aus ber £eib* 
eigenfdjaft Ijerftammenbe Abgaben, ber Dobfafl, b. l>. bie Abgabe 
bei einem (Sterbfafl, unb bie Ungenoffame, ba§ ©traf gelb für bie 
SJerefyelidmng mit bem ipörigen ober ber gärigen eineä anberen 
iperrn, abgerafft fein. Die dauern foüten, w »o unb mit »em 
fie »ollen, »eiben unb mannen" bürfen. 9?ur ber freie 3 U 9 
ober bie $rei$ügigfeit »ar auSgefdjloffen. SBenn aber einzelne 
Dörfer feit alter 3*i* ^ety be3 freien 3"9^ Ratten, foflte 
baä aud) in 3 u ^ un f^ unangetaftet bleiben. 

4) Die Sauern Ratten Sreiljeit ber $a$s oerlangt, „ba bie 
Dfjiere in ben 2Bälbern, bie 33öget in ben lüften unb bie ftifdje 
im Saffer für bie Sftenföen oon ©ott erf Raffen feien". ©8 »urbe 
tlmen aber blo§ baS ^agbredjt auf SBären, 2Bötfe, $üd)fe unb ber* 
gleiten fcfyäbtidje Dfjiere, aud) §afen jugeftanben. De3 Qtfy 



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— 351 — 



wilbeä aber follen ftc „fiety müffigen". SKur wenn £irfdje, SRefye 
unb 2Bilbfdt)weine in bie Aecfer, (Satten ober Sieben einbrechen 
würben, burften fie btefelben erlegen, mufcten aber bie Sagbbeute 
bei- §errfd)aft abliefern. 

$)er Vogelfang ftonb jebem oon @t. ^oljanmS* bis 8t. 
33alentin8tag frei, bodj blieben ftafanen, Aueihalmen, ipafel* unb 
SRebtyityner ber ^errfc^aft oorbefjalten. 

3n bem 33efifc ber ftifcfjmaffer fottte niemanb geftört werben, 
©oüte ftety bodt) ergeben, ba£ bie Dbrtgfeit ober fonft jemanb fid) 
ein $ifdjwaffer unred)tmäj$igermeife angeeignet hätte, fo foüte 
baäfelbe jurüdgegeben »erben. 

5) Söenn bie ©auem oerlangt Ratten, bafc bie SBälber als 
„(Sefdjöpfe ®otteS f ohne bie ben ■JRenfdjen ju (eben unmöglich" 
fei, junt Allgemeingut gemalt werben füllten, fo würbe jwar biefe 
^orberung abgewiefen, bodj foöten bie §errf^aften ben Unter* 
tfjanen Söau* unb Sörennfyolj nad) Söebarf liefern. An bem ©eferit 
füllten bie 93auern gegen eine beftimmte Abgabe Xfyeil haben. 

6) Auch bie ©erlangte Abfdjaffung aller f^ro^nbienfte würbe 
nicht jugeftanben. jDoch würbe ben $errf(^aften bie Pflicht auf* 
erlegt, ben Sröhnenben ©ffen unb Xrinfen ober ftatt beffen 
10 Wappen für ben £ag gu geben. 9?eue $ro!)nbienfte foflten 
jwar feine mehr eingeführt werben, bod) füllten bie ^Bauern 
auf Verlangen für ihre $errfd)aften gegen angemeffenen £ol)n 
arbeiten. 

7) ®üter, weldt)e berart mit 3tnfen unb ®ülten überladet 
waren, ba§ fie ben Anbau nicht mefyr lohnten, füllten ben sperren 
aufgegeben werben; bodt) war ber 53auer fd)utbig, juoor nod) bie 
oerfaüenen 3tnfe abzutragen. Aufjerbem würben bie $errfd)aften 
oerpflichtet, ben Sauern bie Abgaben oon Gütern jn erlaffen, 
wenn fie burch ein Naturereignis ober $rieg großen (Schaben 
litten '). Auc^ würben ben 33auern noch manche 3«9«f tÄnDm ff c 
bezüglich ber Ablöfung ber 3tnfen unb ©ülten gemalt, wobei 
1 ©ulben ©tilte mit 20 Bulben Kapital berechnet würbe. 



1) 3eiti(^r. XXXIV 425 Seile 8 oon unten finb „heer" unb 
„schaden" ju trennen. 



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8) SBejüglid) ber fogenannten „ftreoel" Ijatten bie Unter* 
tränen geflagt, bafj fic oft megen geringfügiger üDinge unb par* 
teiifch gefhaft mürben. 3" n ächft würbe nun fcftgeftetlt, bajj man 
ed bei ben bisherigen ©trafen, mie eS oon Alters ^er brauch ge= 
mefen, belaffen moÜe. SDie ©cridjtc, meiere mit unparteiifdjen beuten 
ju befefcen feien, foHten „nach ®eftalt ber £ljaten unb 33efchulbi= 
gung unb nach ihrer ßonfctenj" erfennen. Jpanbelte e$ fich nic^t um 
einen üflalef^freoel unb erbot fich ber Angeflagte jur Söürgfchaft* 
fteflung, fo fottte üjm ba§ nicht abgeflogen unb er md)t ge* 
fangen gefegt merben. Auch follten bic Amtleute nicht mehr in 
Angelegenheiten ihrer $crrfchaften Siecht fprechen bürfen. 

9) ^ejügltch beS „SobfallS" rourbe bie ^orberung ber 
dauern erfüllt. „Seil baS Abreiben aller «Wengen auS 
biefer Seit aüein im SiÜen unb ber bemalt ®otte8 beS 
mächtigen gefefct", fo füllten in 3«^«"fl bie £obfäÜe nicht mehr 
erhoben »erben. 9?ur menn bie ©abe beS SobfaÜS an geliehene 
©üter gefnüpft mar, fotlte eine Aufnahme gemalt merben. 
(Solche „erfdjäfcige $äHc" follten bis auf gemeiner djnftlicher 
ober SRetchftSänbe Aenberung meiter befielen. $>och burfte ber 
„(Srfdjafe" nicht über 1 Bulben betragen. 

10) ©ine meitere Söefchmerbe mar ber 3 inS Don beuten 
ober 9ieutgütern, b. h- Gütern, bie erji neuerbingS burch 
3?obungen für ben Acferbau nufcbar geroorben roaren. 93on 
biefen fotlte nur bann $in% gegeben merben, menn oon ihnen 
fchon oorher 3^8 entrichtet morben. Unberechtigte SReutejinfe 
füllten in SegfaU gerathen. 

11) jDic ^orberung auf Abfchaffung ber ^aftnacht* unb 
<5tupfelhüt)ner mürbe abgelehnt. $)iefelben foflten mie bis* 
her unb auch auf biefelben Sage abgeliefert merben. Ser feine 
kühner befajj, h attc 6 Wappen für baS $uhn p befahlen. Auch 
anbere Abgaben, mie 33otenmein, 33annmein, Sadjtgelb, Jüchen« 
haber, ^ägergelb unb anbere follten in 3ufunft entrichtet merben. 

12) 23efonber3 fthmer mürbe bie ©träfe „be8 SobtfchlagS" 
empfunben. Senn nämlich 3temanb megen eines SftorbeS bem 
Arme ber ©erechtigfeit verfiel , fo mürbe auch fein Vermögen 
eingebogen, fo bafj bie Familie be§ Eingerichteten in ©lenb unb 
Armuth ^urücfbtieb. Sieben Vereinfachungen im SRechtSüerfahren 



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unb einigen fonftigen Erleichterungen mürbe beS^alb aucf> be* 
fiimmt, bafj bie 2Bittme iljr Vermögen guerft abfonbern bürfe, 
efye bie Obrigfett bie ©träfe ergebe. 

13) ftad) ber befte^enben £anbe8orbnung ^otte man auch 
wegen geringfügiger (Sachen oon ben SBochengerichten an ba8 $apf^ 
geriet 1 ) auf Atteln unb Don biefem an ben durften unb fein 
§ofgeri(^t appeöiren fönnen. SDie ?eid^tigfeit ber Appellation würbe 
jefct baburdj Derminbert, bafe man in 3ufunf t oon ben 2Bodjengerid}ten 
an ba3 $apfgert<ht nur, wenn e8 ftd) um eine (Summe oon inin* 
beftenS U > $funb (Stäbler, unb oon bem Äapfgeric^t an ben dürften 
appeHiren burfte, wenn eS ftd) um minbejienS 20 s ^funb (Stäbler 
hanbelte. 33ei fog. „^freoeln 41 fotlte bie Appellation an baS $apf* 
geriet nur bei einer (Straff umme oon 5 $funb, oon biefem aber 
weiter feine Appellation an ben dürften geftattet fein. 

14) Oo^anna, bie %oä)ttx ^ß^itippS, beS legten ättarfgrafen 
oon §ochberg*<Saufenberg, „ba8 Fräulein oon !©elfcf)cns9?euburg'', 
hatte allerlei „Anfpradjen" an bie £anbf<haft gefleHt. Bezüglich 
biefer würbe beftimmt, bafj, wenn ber $ürji bem „ Fräulein M 
3ufagen gemalt ^abe, er fie auch galten foüe. 

15) SBenn bie 33auern Abfa^affung aller Älöfter oerlangt 
Ratten, fo »urbe jefet befiimmt, bafj bie Obrigfeiten je „nach ®e= 
legenfjeit unb ©eftalt ber Sachen" barüber entfe^eiben foUten. 

IG) ©ejüglich geflogenen ®ute§ fyatte bis jefct bie ©inrich* 
tung beftanben, bafj e§ ber $errfdjaft oerfiel, wenn man e8 bei 
bem ergriffenen Später noch oorfanb. %n Qütunft foUten blof 
bie Soften für bie ^eftnefjmung beä SDiebed oon bem ®ute ab« 
gebogen, ba8 noch übrig Sleibenbe aber bem Söefiohlenen mieber 
jurütfgegeben werben. 

17) 3)ie «Steuern foUten wie bisher entrichtet werben. Ü?ur 
in bem fjalle, wo ftdj ergeben würbe, bafj feit SDtenfchengebächtnifj 
eine unberechtigte @rhöh un 9 pattgef unben , fofl biefelbe wieber 
ermäßigt werben. 

18) SBejüglich beS SöanneS unb ber 33annbriefe würbe bem 
dürften an« ^erj gelegt, „ba ben £äbing$herren nicht Wlaty i(t 



0 ©o genannt, weil es auf bem Äapf, b. 1). ber Äuppe öon 9töt* 
teln gehalten würbe. 

$artfelbtr, <S«f<$t$ie bed »auecnfricfl*. 23 



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ben abautfyun", bafc er frürfehung gebraute, bamit berfelbc nicht 
leichtfertig gebraust »erbe. 

19) 23ejüglich beS „3agen8 unb fcagenS", b. h- ber Dicnfc 
leifhwgen ber Söauern bei ben Sagben Der §erren, worüber fidj 
bie Söauern wegen ber ihnen baburdj ermachfenben Soften fairer 
bettagten, würbe feflgefefct, baß bie ^errfdjaft benjenigen, beren 
$tlfe fte brauste, ©ffen unb Printen geben füllte. 3uglcic^ 
würbe ba« Umhergehen ber Säger mit tyren $unben Don Dorf 
ju Dorf in ber ftaftenjeit, wobei bie dauern burdj baS ^raffen 
ber Sagbleute Diel ju leiben Ratten, für bie ßuturift unterfagt. 

20) Die Untertanen Ratten ftch befdnoert, baf$ it)nett felbft 
bei geringfügigen (Sachen geboten werbe, it)r 3 e «9i"6 btim 
abjugeben. $n 3"*«"^ foüte bei einer ©elbfrrafe baS 3«"9 m § 
»erlangt werben unb erft, wenn ba8 ©elbgebot übertreten war, 
foUte ba& ©ibgebot erfolgen. 

Die weiteren Slrtifel betrafen bie SBefdjwerben einzelner 
©emeinben, wie Beuerbach, (Schopfheim, (Sgringen, Dof* 
fenbadj, fingen, Hattingen, (Simelbingen, 93lanfin* 
gen, Äiechlinäbergen, $6ntgfchaf fhaufen, Entöltem '), 
Püggen, 93abenmetler, SBeitenau, ^Bütlingen , §otjen, 
Steinen, SDJärft unb 2Binter$wciler. Die meiften berfelben 
foHten burch richterlichen ©prud) entfdn'eben ober auf einer Dagung 
in dreifach 1526 beigelegt werben. 

SBejtiglid) ber oier §albfchlangen , welche bei ber legten 
33a$Ier Tagung oon ber £anbfd)aft als (Stgcnthum beanfpruefft 
worben, würbe befchloffen, bafj fte auf @>d)(ofj Spötteln nieber* 
gelegt, aber Weber gegen bie £anbfdjaft noch gegen ben £anbe$* 
ftirften gebraucht werben fönten 2 ). 

23ebenft man, wie wenig günftig ftd) überall bie Sache ber 
dauern gemattet h a *te, fo wirb man bem humanen ©inn be§ 
SÄarfgrafen @rnft alle 5lnerfennung joden müffen, ber (ich noch 
ju folchen 3w9 e f tä nbniffen herbeilief. 

1) &teäjlin§beraen, ßönigfc&affljauien unb Slmoltern gehörten ju 
feiner ber brei £errfd)aften 53abennmler, Snujenberg unb IRötteln. 

2) 3eiff<hr. XXXIV 419. 



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— 355 — 



40. 5er jweite ©ffenbnrger tiertrag 
(18. September 1525). 

Schon neigte fidj ber Tlonai Sluguft bem (Snbe gu, unb 
immer noch ^arrtcn bie öftretdjifdjen 33rei8gauer ängfUidt) i^rcS 
©c$icffat8, foroeit ftc nic^t, »Die ftreiburg, ihren befonbern Rieben 
mit bem ©rghergog gemalt Ratten. 2Benn btefer bis jefct bie 
2tu§bc^nung ber Dffenburger unb 33a§(er Verträge auf feine 
Untertanen nicht genehmigt ()atte, fo lag ber ®runb barin, bat} 
er nad) ber glüdflid)en 23efiegung ber dauern in Schwaben beab* 
fidjtigte, bie Öftreid)ift^en Untertanen im ^eint^ale, befonberä 
im SBreiSgau unb Sunbgau, burdj einen $rieg8gug in ähnlicher 
JBeife gu gültigen. 33ei biefem Verfahren brauste man ben 
33auern feine (Einräumungen gu machen unb fonnte Diel be= 
beutenbere Summen auS ber 33eDölferung preffen, al8 e§ burd) 
©trafgelber möglich war. Df> ncocm war nad) ber faft allge* 
meinen 23eftegung ber 93auern ein fotd^cr 3ug faum nod) mit 
befonberen ©efahren oerfnüpft. 

^erbinanb roanbte ftd) beS^atb an ben üttarfgrafen ^ßh*' 
lipp Don 93aben unb bat ihn um bie ©rlaubnijj beS 3ug§ 
burd) bie marfgräflid;en ?anbe. 33ei ber 9J?acfytfteflung $erbU 
nanbS fonnte ber Sttarfgraf bie SBittc nicht roofyl abfragen. 
Xod) tt)at er fofort weitere Schritte, um cS nicht gum 3 U 9 C 
fommen gu (äffen. Shirt) waren bie Untertanen feines 33rubev§ 
©rnft bebroht, ba ber ©rghergog auch fie für bie auf bftretdfu'fcfyem 
©ebiete angerichteten 33erroüftungen beftrafen wollte. 3 u 9l e it 
^atte fie fterbinanb gemeinfam mit feinen eigenen Untertanen 
gu einer 2?erfammlung nad) Offenburg eingelaben, wie wenn ber 
erfte Offenburger Vertrag nicht gcfdt)toffen unb bie 53a8ler Wh- 
machungen i m $ u ti nid>t ftattgefunben fetten. 3flarfgraf ^'xi'ipp 
war fofort nach Bübingen geeilt, um bie Sache feines 33ruberS 
bei bem ©rgfjergog perfönltch gu führen. (5r hob befonber§ tyx- 
oor, bat} neue SBerljanblungen mit ben Untertanen (ErnftS gegen 
bie gefchloffenen unb befiegelten Verträge gingen, tluc^ fei itjm 
unb feinem SSruber nichts Don bem angerichteten «Schaben be= 



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— 356 — 



fannt. Doch feien bie Bauern fc^on burdj bie Verträge oon 
Dffenburg unb Bafel $um Schabenerfafc oerpflichtet, wenn ber 
@r$erjog ben angerichteten Stoben genau bezeichnen würbe, 
fterbinanb Ijatte ftdj mit biefer ©rtlarung beruhigt, unb in 
feinem Schreiben ©om 1. «September berief ft$ 2ttarfgraf Philipp 
auf biefe» 3ugeftänbnijj. Sugtetc^ erneuerte er bie Bitte, mit 
ben Untertanen feine» ©ruber« ©rnft „auf ein anber 9ttaf$" 
ju ljanbeln, al& mit ben BreiSgauern unb Sunbgauern, bie eben* 
faÜS nac^ Dffenburg gelaben waren 1 ). 

©rjherjog fterbinanb , welcher ben einflußreichen Philipp 
aus mehreren ©rünben nicht »erleben burfte, gemährte fchon 
ben 3. September biefe SBitte unb befreite bie Untertanen be§ 
ÜJtorfgrafen (Srnft üon bem Befud) ber Berfammlung ju Dffen^ 
bürg. Sludj ein anberer SBunfch ^ß^UtppS würbe erfüllt: e$ er* 
ging eine Seifung nach ©nfi§heim unb an bie fltitterfchaft be§ 
SunbgauS, einftmeilen mit „tätlicher ^anblung" flittjufiehen, 
bi§ ber Offenburger Jag entfärben habe*). 

Da bie dauern beä SunbgauS eine immer brohenbere 
Spaltung annahmen, bie ©ibgenoffen gerabeju aufforberten, ben 
Sunbgau ju ihren §anben gu nehmen, fo geigte fich bie öfi- 
reichifche ^Regierung ju friebticher Beilegung geneigter als früher. 
Den 12. September fehiefte ^erbinanb bem SDcarfgrafen ^ß^ilipp 
ben (Entwurf ber Slrtifel, auf welche hin ftch bie Regierung mit 
ben öflreichtfchen Untertanen beS BreiSgauS unb SunbgauS 
einigen wollte. 

Diefelben umfaßten folgenbe $orberungen: 

1) Die Bauern foüten bie Verträge, welche fie untereinanber 
aufgerichtet haben, ber fürfHichen Durchtaucht überantworten unb 
fich ber barin fejtgefefcten Verpflichtungen gegenfeitig entbinben. 
5luch foHien fie bie ftätmletn, bie fte oieüeicht noch hätten, ber 
§errfdjaft abliefern. 

2) Steoer Bauer, welcher an ber ©mpörung Stheil genommen 
hatte, foüte feinen §arnifd), Büct}fe unb 2Beljre, aufgenommen 



1) ©djrciber 9lr. 446. 

2) Schreiber ftr. 447. 



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- 357 - 



Degen unb ©djwert, feinem Amtmann abliefern. Diefe SBaffen 
fotlten üon Den 93auern nit^t mer)r gebraust werten burfen 
aufcer gur 33ef$Üfcung oon Sanb unb beuten, unb baS #tnau3* 
geben ber SBaffen fottte ganj in ber £anb ber Dbrigfeit liegen. 

3) SDtc Untertanen foüten oon neuem ^ulbigen unb wieber 
aÜe§ tfyun, wa§ fie oor bem Slufrufyr getrau Ratten. 3ebe§ 
Dorf foüte fid> wegen beS entflanbenen ©a>ben8 mit feiner 
§errfct)aft gtitlidj Dergleichen. $udj ber fremben $>errfd)aften 
zugefügte (Stäben foüte erfefct werben. SBürbe leine gütlidje 
©inigung barüber erjielt, fo foüte bie ©ntfc^eibung burd) ben 
©r^erjog gegeben werben unb oon ibm feine weitere Berufung 
ftattfinben. 

4) 3fn ftrd)üd)ett Dingen foüte bie „djrtftlicfje-Drbnung" 
wie bisher unoeränbert bleiben, „bis eine weitere Drbnung unb 
ftürfeljung befdjfieljt". Dagegen fotlen fid^ and) bie ©eiftlidjen 
„getieft" galten unb etwaige SSerge^en il)rcn Dbern angezeigt 
werben. SBürben aber biefe nUt)t einf abreiten , fo foüte bie 
weltlidje Obrigfeit bie ©träfe »errängen. $ludj foüte ben Ätrdjens 
pflegen aüeS genommene ©ut wieber jurüdgegeben werben unb 
bei etwaigen ©treitigfeiten bie lefcte (Sntfdjeibung aud) hierüber 
in ber £anb beä dürften liegen. 

5) Die föäbelSfüfyrer unb Urheber foüten je nadj tyrer SBer* 
fdjutbung gejrraft werben. 

6) Me SSerfammlungen wiber bie Obrigfeit, aüe§ ßufam* 
menrotten fowie bie $ird)weu)en foüten bei Dobe8ftrafe oer* 
boten fein. 

7) Die Äird^öfe 1 ) unb ftarfen Stürme foüten auf SBcfctjl 
ber Regierung burd) bie Untertanen felbfit gebrochen werben. 

8) Die lanblidje Söeoblferung foüte 6 (Bulben ©trafgelb für 
jebeS $au§ jaulen. Dabei foüte ber 9teid)e bem Firmen ju ipilfe 
fommen, bie ©trafgelber ber ©täbte aber befonberer herein* 
barung oorbe^alten bleiben. SBittmen unb SBaifen waren oom 
©trafgelb befreit, auger wenn fid) ergeben foüte, baß SBittwen mit 
„Sorten, SRatlj, £ilfe ober Diäten fid) ungefaßt gehalten" Ijätten. 



•) ®a§ waren bie geflungen ber Dörfer. 



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— 35* 



9) diejenigen Untertanen, welche fidj ben dauern nidjt an« 
gefdjloffen Ratten unb ber £>crr|cfyaft treu geblieben waren, füllten 
nidjt allein Dom ©trafgelbe frei bleiben, fonbern eS foUte ilmen 
and) ber zugefügte Stäben erfefct werben. denjenigen Unter« 
tränen, welche ber §errfd)aft jugejogen waren unb ityr „mit bem 
i'eibe" gebient fjatten, foHten wegen tyrer £reue für bie fom* 
menben jwei 3af)rc bie Abgaben erlaffen fein. 

10) Söürben (S^ulbige an bem £eben geftraft werben, fo 
folle Don it)rcr $abe nur fo Diel genommen werben, bafj man 
bie burd) bie $inri$tung entftanbenen Unfoften berfen fönne, ber 
übrig bleibenbe SReft aber ben (Srben zufallen. 

11) denjenigen aber, weldje fid) burd) %iuti)t biefer ©träfe 
entflögen, füllten 2Beib unb $inb nadjgefdntft, Ujre $abe aber 
oon ber Regierung weggenommen werben. 33on biefem einge* 
jogenen ©ute füllten G ©ulben bem dürften ju £f>eil werben, 
3 ©ulben bem ©erat ober ^unfer be8 dorfeS unb oon bem 
übrigen ben treugebliebenen Untertanen ifyr (Schaben erfefct 
werben. 

2ßer einen entflogenen töbtet, ber fott gwei 9tfonatfolbe 
auS ber ©intertaffenfe^aft be3 ©etöbteten ermatten. 

12) SBürbe man einen Entflogenen einfangen, fo fofle ber* 
felbe feiner flujiänbigen Dbrtgfeit übergeben werben. «Sollten 
aber babunfy ber §errfd)aft Unfoften entfielen, fo burfte ber 
griffene aud) an £>rt unb <5tefle abgeurteilt werben. dodj war 
babei oon bem ®r^erjog baS 23egnabigung8redjt oorbe^alten. 

13) die Untertanen follten bei ®ibe8pfli^t gebunben fein, 
bie (Entflogenen wo immer möglicf) fefljune^men unb ber £)brig* 
feit ju überliefern. 

14) Etwaige SBefdjwerben gegen ifyre Slmtleute unb Dbrig* 
feiten follten bie dauern bei ber fürftlidjen Regierung an* 
bringen l ). 

!j)ie auf dienftag nad) SDfariä ©eburt (12. September) 
anberaumte 33erfammlung §u Offenburg würbe oon ben 23e= 
tfyeiligten unb ben Dorn e^erjog ©tngelabenen flaljlreicf) befdueft. 



0 Sdjreiber Wr. 453. 



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— 359 



Vertreten waren junädjft bie öfttet^tfd^en Untertanen beä 
SreiägauS, foweit fic nid)t, wie ^reiburg, bereits tyren ^rieben 
mit ber £errfcr)aft gemalt Ratten, ooran bie Untertanen ber 
£errfdjaft ©taufen, beä DfjafgangS am Äaiferftufyl, bie Unter* 
tränen ber ©tabt $reiburg, bie Sauern au8 bem 2ttünftertl)al, 
bem $irdjfpiel u. a., fobann bie Vertreter ber funbgauifdjen 
Raufen au8 £uf$borf, Neimen, ©peefbadj, £irftngen u. a. l ). Die 
Sermittetung be« Vertrages mar bem Sttarfgrafen ^Ijilipp oon 
Saben unb ber ©tabt Safel anvertraut '*). ÜJian lief} e8 an 
„ernftliajem Steig" nic^t fehlen, unb „nadj oielfältiger #anblung" 
fam ben 18. (September ber fog. gtteite Offenburger ©ertrag 
$u ©tanbe, melier folgenbe 16 Slrtifel enthielt: 

1) Die Untertanen be§ ©rrterjogS gerbinanb ergaben fief) 
üjrem §errn auf ©nabe unb Ungnabe, boc^ fotlte tfmen auf 
Sitten beS üttarfgrafen unb ber ©tabt Safel biefe ©rgebung in 
ber nac^fteljenben SBeife genulbert fein. 

2) Die Serträge, welche bie Säuern untereinanber gemalt 
Ratten, waren aufgehoben. Die Urfunben barüber wie bie etwa 
nodj oorljanbenen ^ä^nfein würben ber $errfd}aft abgeliefert. 

3) (Sbenfo foüten alle SBaffen, auger Degen unb ©djwert, 
ben (Sommiffären be8 dürften abgegeben werben. Diefetben 
burften auf befonbereS Sitten ber Sauern fie wieber jurüdgeben, 
aber nur jur Rettung unb jum ©dmfee beS £anbe$, nidjt gegen 
bie Dbrigfeit. ftn^befonbere foCtte fein Sauer mefyr eine Söü^fc 
über $elb tragen bei einer ©träfe oon 10 (Bulben. 

4) Die Untertanen mußten Don neuem Ijulbigen unb bie 
£eißungen wie oor bem Kriege wieber aufnehmen. Der ben 
^errfdjaften jugefügte ©djaben war $u erfefcen, unb bei etwaigen 
©treitigfeiten barüber lag bie ©ntfdjeibung in ber §anb be§ 
©rj^erjogS unb feiner SRätlje. %ud) foüte fein. Sauer auger 
£anb jie^en bürfen, elje er »on neuem gebulbigt unb ba8 ©traf* 
gelb erlegt ^atte. 



1) 3)ie üoflftänbigcn 38erjetd)ntfie bei Sd) reib er 9fr. 457. 

2) SRarfgraf W^PP botte ben 2Bun|d; au§gefprod)en, bafc fi<$ bie 
ßibgenoffen babei f>elr)eUigen joHten. S9ern war aber bagegen gewefen. 
©trirfler (Sibßenöff. ?lbfd)iebe 6. 770. 



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1 



— 360 — 

5) %n firdjlictjcn fingen burfte feine Slenberung oorge* 
nommen »erben. $lud) bie oben ermähnten ^orberungen %tx* 
btnanbS bejüglidj ber Haltung ber ©eifilictyfeit, ber ©eridjtSbar* 
fett über fle unb ber SRücfgabe be8 entwenbeten ©ute8 an bie 
^irdjenpfleger würben angenommen. 

6) Die 9ftäbel8füf)rer füllten nadj i^ren $anblungen bejtraft 
teerben, bod) erjt nad)bem fte „genugfam Derart" unb „grünb* 
Iid)e eigentliche (Srfunbigung* eingebogen mar. $ludf) Ijier ftanb 
bie lefcte ©ntfd?eibung ben SRictytern be8 ©r§l)er$og8 ju. 

7) 5We $3erfammlungen, bad ©fließen oon 33ruberfd)aften 
unb bie Abhaltung oon ^irdnoeifyen »aren bei MenSftrafe oer* 
boten. 

8) S5on jebem $aufe füllten 6 (Bulben (Strafe gejault werben 
unb jwar 3 ©ulben in 9)?onat8frift, bie anberen 3 ©ulben auf 
©t. 9)tartin8tag über ein $a1)x. 

9) Die ©traf gelber ber ©täbte blieben befonberer ^Ser^anb- 
lung oorbefjalten. 

10) SBittwen, Söaifen unb foldje, melden i^re §abe weg* 
genommen worben, maren oon biefem (Strafgelbe frei, auSge* 
nommen foldje, meiere burdj Sorte ober Saaten fd)ulbtg be= 
funben mürben. 

11) (Sbenfo füllten biejenigen, meiere ber Dbrigfeit treu ge* 
blieben »aren, frei oon biefer ©träfe bleiben unb tynen ber ent* 
ftanbene (Schaben erfefct werben. 

12) Denjenigen, welche burd) ftludjt fid) ber ©träfe tnU 
jogen, fotlten SGBeib unb $inb nadjgefdncft unb ifjre $abe einge* 
jogen werben. S3egügtic^ ber SBerttyeilung be8 eingebogenen 
©uteS fanben bie oben erwähnten SBorfcfjläge fjerbinanbä Wh* 
nannte. 

13) ©benfo bie SBorfdjläge bejüglid) ber Söeftrafung (Snt* 
flotyener, falls man i^rer Ijabljaft würbe. 

14) $ein Untertan burfte bei feinem ©ibe bie ©ntflofjenen 
belaufen ober oerbergen. 33ielmel>r >maren fle jur fteftnaljme 
unb Ablieferung berfelben an bie Dbrigfeit üeroflidjtet. Dod} 
brauste ein SBater feinen ©oljn, ein trüber ben anbern, ein 
©otyn feinen SSater ober ein ©djwager ben anbern nic^t anju* 
geigen, aber beherbergen ober oerbergen burfte er i^n audj nidjt. 



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— 361 - 



Ueberfytupt foflten bte Untertanen feinen ^gelaufenen ftremben 
aufnehmen. 

15) etwaige SBefdjmerben gegen feine Slmtleute oerfprad) ber 
©r^erjog $u unterfudjen unb nadj mieber getanener $ulbtgung 
wieber ab$ufietlen. 

$n einem 16. Slrtifel verpflichteten ftdt) bie Vertrags* 
oerwanbten jur (trengen ^Beobachtung biefeS Vertrages. 

(Seftegelt würbe baS ftriebenSinfrrument burc^ ©r^erjog 
fterbinanb, 9)farfgraf W^W 33aben unb bie ©tabt SBafct. 
3ugleicb, würben bie <Stäbte ©trafcburg unb Offenburg burdt) 
^fyilipp aufgeforbert, ben Vertrag ebenfalls ju ftegeln, waS auc$ 

$)ie <stabt Srciburg befam oon ©nfiSljeim auS bie 2Beifung, 
ben Vertrag für ir)rc Untertanen ebenfalls anjuneljmen*). (Sdjon 
ben 24. September fd)rieben bie (Sunbgauer an bie oorber* 
öftreic^ifd^e Regierung, bafj fie bem SBertrag treulich nadjfommen 
wollten unb nad) §aufe gebogen feien. Die in @olb gernmu 
menen eibgenöfftfdjen $necf>te feien nad) 33afel entlaffen 3 ). 

<Sdt)wierigfeiten wegen ber Slnnalmte beS Vertrags matten 
blojj bie ^reiburger Untertanen unb benachbarten ©djwarjwälber 
Raufen. 5tn mehreren Orten fanben neue Slnfammlungen ftatt, 
bie bann erflärten, fte wollten fdjledjterbingS feinen £>errn met)r 
anerfennen als ben Äaifer. 2luct) wollten fte Weber ben großen 
nod) ben f (einen .Sehnten geben, woju fte burdj ben ^weiten 
Offenburger Vertrag bod) verpflichtet waren. 2)ie ^Bauern Iml* 
bigten jwar faft überaß oon neuem, aber man fonnte ilmen ntdjt 
trauen. @in wäljrenb ber Empörung geflogener ©eifilid&er fefyrte 
wieber jurttcf. Da fagte it)m ein 33auer, unmittelbar nadjbem 
er feinen §ulbigungSeib geletftet r)atte : gibt nidt)tS 33cffeve3, 
als wir fdjlagen nodj heute bie Pfaffen unb ©eifilidjen alle tobt." 
Rubere erflärten, fte wollten fagen unb tlmn, waS man oon 
ilmen begehre, bis bie SReiftgen unb £anbSfne(tyte mieber auS 



i) ©Treiber 3Rr. 457. 458. 93irdf 9ir. 422. 53er 0 l. au* 
Sorfd&unaen j. beutfd&eu @ efd^t c^te XXIII 282. 
*) ©d)reiber 9lr. 461. 
3) %. a. C. flr. 462. 



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— 362 — 



bem l'anbe feien. (Sie Ratten immer gehört: Sangen @ib ftnb 
©ott leib. 

ftreiburg richtete beäfjalb an bie oorberöftreidjifdje Regie- 
rung bie iBitte um ©rridjtung eine« ©treifforo« oon 200 bis 
300 $tonn für fommenben SGBinter, um ben neuen broljenben 
(Sefafyren $u begegnen i). 

3?alb rourbe übrigen« aud)' über 33erlefcung be8 Dffenburger 
Vertrag« burd; bie Regierung geflagt. ©8 fäeint, bajj man in 
©nfi§f)eim mit rürffidjtSlofer (strenge gegen bie Räbetäfü^rer 
unb (Sdmlbtgen oorging. 60 befd&mert fi$ S3afel gegen bie 
Dorberöftrei^ifa^e Regierung, bafj bie SBeljanbtung ber <5i)üU 
bigen $u ftreng unb nid?t oertragSgemäfj fei. 3)ie SBer^anblungen 
ju ©nfiSljetm nmrben geheim, „hinter oerfdjloffenen Spüren" ge= 
füf)rt unb ^treia^e söluturtyeUe üoOftrccft 



4L tferljanulmigen über ÄntfdjäMjttngen im) ier 

Millinger MfA)\ib. 

9ltle bisherigen Verträge unb indbefonbere ber jtueite Offens 
burger ©ertrag Ratten bejiimmt, bajj bie Untertanen iljren $err* 
fdjaften ben angeridjteten ©djaben erfefcen müßten. SRarfgraf 
©rnft fyatte fid) auf ber jmeiten Radier Tagung mit einer Der* 
fyältnijjmäjjig geringen ©etbftrafe begnügt. 2lnber$ badjte bie 
Regierung be§ ©rjfyerjogS §erbinanb, meiere ben üolfen ©rfafc 
für ben angerichteten (Stäben anftrebte. %na) bie breiSgauifdjen 
©tänbe waren eifrig bemüht, bie (£ntfdjäbigung8gelber Don ben 
eigenen Untertanen nie oon benen be8 babifdjen üttarfgrafen 
einzutreiben, ©benfo foflten bie dauern ber ©rafen oon dürften* 
berg, tupfen unb anberer Herren beigejogen merben. 



i) %. a. C. flr. 467. 

~i) Sßcrgl. ba§ ©cnauere oben 6. 57 u. a. n. C. 



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— 363 — 

Den 7. Dcooember 1525 ernannte Serbtnanb burdj ein Sie* 
feript Don Tübingen ju ©ommiffären für biefeS Ökfchäft ben 
^reüjerrn ©ehweiefart Don (Sunbelfingen, §an8 3afob Don £anbau, 
Vogt ju ftellenburg, ben föttter SBolf Dietrich Don $onburg, 
Vogt ju Tuttlingen, ben Vürgermeijier ©Ringer ju Millingen 
unb SBolfgang 23arther, SBürgermeifier ju fingen. Diefelben 
foltten eine „gelegene 9J?alftatt unb Ort" beftimmen, auch allen 
^eife anfehren, bamit bie fyiefyer geljörenben Veftimmungen be3 
^weiten Offenburger Vertrags ausgeführt mürben. Die donu 
nüffäre Ratten in aüen ben fällen bie te^te ©ntföeibung ju geben, 
in wetzen eine gütliche Vereinbarung jmifa^en £errfchaften unb 
Untertanen nid?t erjielt mürbe 

Prälaten, föitterfchaft, SIbel beä 23ret8gau§ unb bie ©tabt 
ftreiburg liefen im £aufe beä Monats ftooember bie bretmalige 
Slufforberung an alle Vetheiltgten ergeben, fid) in ber 3eit Don 
biefer Slufforberung bte gum 6. Dejember über bie ©ntfdjäbi* 
gungSjumme gütlich ju oereinbaren. 3 U oen ©ingelabenen ge* 
Nörten nicht allein fämmtliche ^errfdjaften beS VreiägauS mit 
ihren Untertanen, fonbern auch zahlreiche §errfcf)aften ber füb* 
liehen unb öftlichen Ortenau 2 ). 

3n bem (SinlabungSfdjreiben fianben bie SBorte, bafj bie 
breiSgauifchen ©tänbe weiter rathen wollten, wie fic fjanbeln 
würben, wenn bie ©ingelabenen nicht erfreuten füllten. iDlaxU 
graf GSrnft oon Söaben fanb barin eine Drohung, ja faft bie $ln* 
fagung einer «yehbe. $113 bie Vertreter ber <ötänbe baoon hörten, 
richteten fic ben 20. 9?oDember ein Schreiben an ben SDfarfgrafen, 
baj$ ihr Schreiben biefen (Sinn nicht habe; e§ fei feine Drohung 
oon ihnen beabftchttgt, fie würben blojj fo hobeln, wie fich ge* 
bührt 3). 

Hueh bei $lnbern erregte baS Schreiben 2lnftojj. 2öolf Don 
^irnheim, ber <ßfanbherr oon Äenjingen^ürnberg, hat e3 „mit 



1) Schreiber <Rr. 473. 

») Sie DoOftfinbige fiifte ber eingelabencn bei e^t eiber «Rr. 474. 
Sic Sthroiertflfeiten , welche in ber Crtenau baburdf) entflanben, finb in 
fpäteren ftofönitten nod) eingeficnb bejprod)en. 

3) S^reiber Br. 478. 



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- 3G4 — 



Söefrembuug Dcrnommen, in tlnfefyung, bafc er ifjr Üttttbruber 
unb Bürger" fei. Sludj ^abe er Slnfprtiaje an bie ©tänbe ju 
machen, ba beren Untertanen iljm bie ©tabt Äenjingen abge* 
brungen unb fein §au3 auggeraubt tyaben. ©eine Meinung mar, 
man liege beffer bie gegenfettigen Sorberungen, fo bafe feiner ben 
anbern trete. Dann fie fyätten genug gegen ftrembe $u tfmn 1 ). 

SRitter (Sfyrifiojt ftucfy« nafjm ftd) feiner Untertanen in 
ber §errfa>ft Sriberg an unb fpra$ ben SBunfd) au«, man foüe 
ben redjtliayn (Sntfcfyeib feinem $crrn ober $m anljeimftetlen unb 
feine Sauern „nidjt meiter beteibigen unb befdjmeren"'*). 

Die föerrfdjaften Ratten jefct ba8 eigene ^ntereffe im Sluge, 
wenn fie für tyre Untertanen eintraten. Durd> grofje ©traf* 
gelber mürbe bie ©teuerfraft iljrer (Gebiete gu tyrem eigenen 
©taben gemtnbert. $ud) begannen jefct bie gegenfeitigen $ln= 
fdutlbigungen, inbem 9?iemanb angefangen ^aben, alle nur oon 
Anbern üerfüfyrt unb gelungen fein motlten. ©o befdmlbtgte 
SMfdmf Sljriftopl} oon 23afel, ber wegen feiner Jperrfdjaft 
©djliengen 3 ) beseitigt mar, bie marfgräflidjen Söauern als bie 
33erfü^rer feiner Untertanen 4 ), ©raf SRubolf oon ©ulj 
f djrieb jurücf, er fyabe mit §ilfe fürftl. Durcfylaudjt unb anberer 
$erren feine Untertanen ferner an £etb unb ©ut geftraft unb 
bitte beSlwlb oon ferneren ©trafen abjufteljen 5 ). 

^nbeffen mürben (Bc^abcntibcrf daläge aufgehellt. Die 
©tänbe beS 23rei§gau8 berechneten tren erlittenen ©djaben auf 
100,000 fl., eine beträd)tlid)e ©umme für jene 3*it« ®$ beredj- 
nete ©t. Grubbert 4000 fl., ©futtern 6000 fl., ©tten^eim= 
münfier 8000 fl., Söonnetal G250 fl., ©ünterötat 2118 fl., 
Slbetyaufen 1268 fl., £ennenbadj 30,000 fl., bie ^olmnniter* 
Sommenbc 7000 fl., bie §erren oon ^ftrt 4000 fl., bie §errin 
ton Da$§mangen 4873 fl., bie ©tabt greiburg gegen 20,000 fl., 



i) «. a. O. »r. 479. 
*) Sd&reiber 9ir. 485. 

3 ) 6te umfafcte batnali bie fünf Crte 6d)IienQen, SteinenflnM, 
2Waud>n, Sftein unb £altingcn. 3eitfäjr. XXXIV 451. 
J) 9t. a. D. Er. 490. 
5) 3eitftf>r. XXXIV 446. 



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— 365 — 



roobei freilid) bcr ©otb für 600 gemietete Änedjte miteinge* 
rennet war, u. f. w. 

150 ©inlabungen ergingen $u ber SSerfammlung nadj 35iU 
lingen, bie auf Montag natty bem ©onntag Duaftmobogeniti 1526 
(9. Slortl) iljren Anfang nehmen fottte. Äutß, bie 2)?arfgrafen 
oon Söaben, oon benen man bie ^öd^fte ©ntfcfyäbigungSfumme be* 
anfprucfyte, waren gelaben, ebenfo bie ©tabt ©trajjburg wegen 
tfyrer 33ogtei (Sttenljeim. £>a wandle ©tänbe einen genieinfamen 
Vertreter fdjicften, fo ftcütcn fiefo, in Millingen ungefähr 50 Kläger 
ein, oon benen bie meinen bem geifttidjen ©tanbe angehörten. 
ÜDer 33ifd)of Don Söafel war burd) Dr. ^ofyann $abri »ertreten, 
©trafjburg beftimmte, bafc ein SluSfdmjj oon ©ttenfyeim nad) 
lingen geljen foflte. $)emfelben würben Dr. Äafpar Salbung als 
SReä)t8beijtanb unb SBenbling oon ©t. ^otyann als ©predjer bei* 
georbnet 

$lud) bie ®efanbten ber SDfarfgrafen oon 23aben waren er* 
fdjtenen „$u ©Ijren beS ©r^erjogä", aber nur um gegen etwaige 
53efdjltiffe SBiberfpruct) einzulegen, worauf fie fid} wteber entfernten. 
,,©te erflärten, bie aufgeteilten (Sommiffäre nid)t für unpartetifd) 
galten ju fönnen; biefelben feien jum Streit fürftl. 'I'urcfylaudjt 
SRätlje unb Liener, juni £ljeil beren Untertanen, ©benfo ungelegen 
unb parteiifd) fei bie SWalftatt, $u ber bie marfgräflicfyen Untertanen 
ifyren ftdjern 3 u 9 an 9 nic^t haben motten. ÜDic ©tänbe • feien 
mit benen oon Söllingen im 93unbe unb fjätten benfelben wäljrenb 
be3 2lufruljr$ 3ufafc QtWätf weSljalb audj ber 33ürgermeifter 
biefer ©tabt al$ (Eommiffär ebenfo wenig wie bie übrigen tauge, 
weldje bamalS ©djaben gelitten Ratten unb beStyalb nodj gegen 
fie erbittert wären. 3)ie SBorlabung fei ju fpät erfolgt unb rotber 
baS gemeine ^Ree^t. ©nblidj binbe ber jweite Offenburger 33er; 
trag, um ben e§ fldj hier fyanble, bie Untertanen be8 Stfarfgrafen 

„2)ie ©rafen oon ftürftenberg unb Üupfen brauten burdj i^re 
Anwälte oor: fte feien oon $aifer unb Königen gefreit, trügen 



i) Strrf 9lr. 442. ßuerft mnt bic laßung föon auf ben 19.9ebr. 
geplant. 3)1 one Oueflenj. II 105. 



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— 366 — 



audj if>re ©raffdjaften unb ^errfc^aftcn Don folgen gu öe^eit. 
Xofytx gediente e8 fidj aud) nidjt, bajj fie tyre ftretyeiten fctbft 
fa^mälerten unb ftd> um tyrer Untertanen willen oor einen frem* 
ben 5Rtc^tcu jküten" »). 

£ie (Stragburger ©efanbtfdjaft f Gilberte junä^ft bie §al* 
tung ber SSogtei (Sttenljeim im Söauernfrieg unb erflärte, fic feien 
erfcfyienen, um bie (Sommiffäre anjuf)ören, boefy müfcten fie bagegen 
proteftiren, bafj biefelben über (Strajjburger Untertanen einen 
rid)terlia)en (Sntfc^eib gäben. Omebem Ijabe (Strasburg ben jmeiten 
Offenburger Slbfdn'eb ntdjt angenommen' 2 ). 

3)ie Sommiffäre be§ ©r^erjogS ertlärten jmar biefe $ro* 
tefte für „ungegrünbete unb nid)tige Einwürfe" unb oerlangten, 
bafj „gefyanbelt unb erfannt" »erben müffe, ofyne jebod) bie brei 
wiberfprea^enben Parteien babureb, ju überzeugen. £rofcbem mürbe 
bie 33erljanblung weiter geführt unb ben 14. Slpril folgenber 9lb* 
fdjteb gegeben: 

1) 3Me Untertanen fyaben bie oon ben Prälaten unb ber 
SRitterfdjaft &u f^retburg erhobene 93ranbfd)afcung oon 3000 f(. 
bi§ näd)ße ^fingften mieber an ben SBedjfel na$ ^reiburg ju 
antworten. 

2) ©ie f ollen alles geraubte ©ut, ba§ nodj oor^anben fei 
ober fünftigljin wieber jum 33orfd)ein fomme, „fleineS ober großes, 
nidjw ausgenommen", ben ©igentfjümern wieber gurtitfgeben. 

3) (Sie foüten nad) Gräften unb beftem 2Biffen bie Urbare, 
^obel unb 3i nSD üa^er, meldte wäfyrenb ber ©mpbrung oernidjtet 
morben waren, wieber tyerfteflen Reifen. 

4) (Sie foflten auf ©rfudjen ber (Stdnbe waljrljafte Äunb« 
fdjaft über fonjtige $in& linö ©d)utburfunben geben, bie eben* 
faÜS jerftört worben waren. 

5) ©S follte oon jeber §erbftatt, weldje bem dürften bie 
SBranbfdjafcung be$aljtt Ijabe, ein (Strafgelb oon 3 ©ulben 1 SBafcen, 
ben ©ulben ju 12 V2 ©Willing Pfennig Wappen geregnet, an 



1) Treiber III Ginl. XXV. 

2) ©irrf «Är. 442. gorfifcungen 3. beutjd&en ©cfd}id)te 
XXIII 283. 



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bie ©tänbe in brci 3ieten an bcn Sedjfet gu ffretburg geant* 
»ortet »erben. 

6) Die EretSgauer dauern foUten für feitfjerigeg 3tfa>n, 
Sögeln, Sagen unb berartige Dinge ungeßraft bleiben, aber e§ 
in gufunft unterlaffen. (Sie foflten ftd) fernerhin „in aUroeg" 
galten, »ie e3 Untertanen gezieme 1 ). 

3n einem »eiteren 9lbfä)nitt »irb gegeigt »erben, bog bie 
2Karfgrafen fia^ biefem 93efd)Iuffe nidjt fügten. 93on ber (Stabt 
(Strasburg unb tyrer 33ogtei ©ttenljeim fd&einen bie ©ommtffäre 
fetbft Umgang genommen ju fyaben. (Strasburg f>at »enigftenfc 
ben Millinger Vertrag nidjt angenommen, unb oon »eiteren 25er* 
Ijanbfangen über ©ntfdjäbigungen , meiere bie Wogtet ©ttenfyeim 
ju jaulen gehabt fjätte, berieten bie Duellen nidjtS. 



42. (EntftpMjungswjjanblunjcn mit den Jtarkgrafeit 
oon Sailen unb kr Vertrag ju Neuenbürg a. Hl). 

Die ©tänbe be3 33reiSgau§ »aren einmütig ber 2tnftcf>t, 
bajj bie Untertanen be8 9#arfgrafen ©ruft bie fdjltmmften im 
ganjen ©au ge»efen feien. 90?an oerftieg fid) fogar ju ber über* 
fpannten SSefdjulbigung , bafc »enn bie SWarfgräfltdjen nidjt ge* 
»efen »ären, cS gar ntdjt jum Äujflanb im 23rei§gau gefommen 
fein »ürbe. 3n einer langen Ätagefdjrift legte man ben Gom* 
miffären be§ ©rgljeräogS alle bie 93ergeljen unb ©eroalttfyaten oor: 
fie Ratten SBein, $orn, ^aber, Sßielj, §au8ratf), <2ilbergefdjirr, 
Äleinobe, Kleiber, ©efdjü§ geraubt, $irä)en unb gemeinte Orte 
auSgeolünbert, „überhaupt in feinem Sreoel noa) ärgern " et»a§ 
gejpart. (Sie richteten beä^atb an bie ^Regierung bie 33itte, bie 
2ftarfgräf(td)en jum (Scfyabenerfafc anhalten'' 2 ). 



1) 6d)reiber Wr. 506. 

2) flcitjrtH XXXIV 442. 



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- :m — 



33alb geigte fia) jebodj, baf e8 nicht fo leidet aar, biefem 
Sunfdje ju entfpredjen. Die Üttarfgrafen Ratten an beut (Srj* 
^erjog ^erbtnanb einen bebeutenben föücfyatt; befonberS ber ein* 
flujjreiche SDfarfgraf ^ilipp, beffen Unterfiüfcung ^erbinanb $u 
Dielen anbern Dingen brauste, mujjte berücf (tätigt werben. 

Stl§ bie breiSgauifchen ©tänbe fahen, baj$ bie 2Harfgrafen 
©chmierigfeiten matten, oerfuchten fie e& auf gütigem SGBege. 
Sftarfgraf ©rnft erflärte fich bereit, einen Dag auf ben 25. 
bruar ju SBrctf ad^ gu beriefen. Der SluSfchufj ber breiSgaub 
fc^en ©tänbe benachrichtigte jefct feine 9ftitglieber, bafj ben 
15. ftebruar eine 33orberatIjung gu ftreiburg ftattfinben »erbe. 
Man wolle befprechen, wie man ju dreifach bie Sache angreife 

@S fdjeint aber nicht, bafe man in dreifach einen nennend 
werben ©rfolg Ijatte. Mittlerweile entftanben neue Schwierig* 
feiten. Durch oen er f* cn Offenburger unb fobann burd) ben 
©aSler ©ertrag hatten bie marfgräflichen dauern ^Befreiung üom 
fletnen 3 c ^ nicn oerfprochen erhalten unb oerweigerten ihn be§= 
hatb auch benjenigen ^errfdjaften, welche ben SBaSler Slbfdjieb 
nicht angenommen hatten. So besagten fich 2lbt Äonrab oon 
(Schuttern unb 2Btlhelm jum SBiger, DeutfcfjorbenSfomthur ju 
fjrreiburg, bei Marfgraf ©rnji barüber, bafj bie Einwohner be3 
Dorfes Sttalterbtngen ben Meinen 3et)nten ihnen nicht ab= 
lieferten. Der ÜJtarfgraf erflärte nun, bafj er gemäfj ben be* 
ftehenben Verträgen feine Unterthanen auch nicht ba$u jwingen 
fönne. Die S3efchroerbefÜhver hätten gu 33afel erfcheinen unb ihre 
^ntereffen oertreten follen. SEBeil aber ba8 nicht gesehen fei, 
füllen fie bie Sache bis auf ben SReidjStag in Speier ruhen (äffen, 
©inem 33efchluffe ber SHeichSftänbe würben ftch feine Unterthanen 
fügen 2). 

$118 bie 9flarfgrafen gegen bie Söefchlttffe ju Millingen 
(14. 2lpril 1526) proteftirten , befchloffen bie breiSgauifchen 
Stänbe, ihre Sache bei ©rgh^jog ^erbinanb perfönlich ju be- 
treiben, ©ine ©efanbtfdjaft ging nach Bübingen unb fanb am 



1) 3eitfd)t. XXXIV 448. 449. 

2) 3citfd)r. XXXIV 454, 



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— 369 — 

£ofe frcunblicfjc Aufnahme, ^erbinanb ertlärtc fidt) bereit, ben 
beiben 3)?arfgrafen fchreiben ju motten, ba§ fic bie fchmebenbe 
Angelegenheit burdt) ein üon beiben Parteien ju bejkttenbeS 
(EduebSgertcht entleiben laffen möchten, unb bei biefem (£ntfcf)eibe 
folle eä bann fein 93emenben haben, ©leider SSefdjeib mürbe auch 
wegen ber Untertanen ber ©rafen üon ^ürftenberg, 2uüfen, <5ulj 
unb ber Sperren Don ©Rettenberg gegeben 1 ). 

2)urdj ©ntfchliejjung dorn 13. Wlax beftimmte $erbinanb für 
biefeS ©djiebSgeridjt ben bitter §an8 %atob üon £anbau, 33ogt 
ju SReflenburg, Dr. 3fa!ob ©türjl üon 95uc^heim, ben ftirfllidjen 
tRath $an§ ^afob SBalbner unb §anS SBerner üon (fingen, 
93ogt gu Halingen. Wit biefen foflten fidj bie ©efanbten ber 
üttarfgrafen üon ÜBaben, ber ©rafen üon $ürftenberg :c. ben 
7. 3uni in ^reiburg üereintgen, um bie lang Jjtrtgefdjteüüte $ln* 
gelegenljeit ju <5nbe ju führen. £)en 2. ftuni n>urbe biefe Jag? 
fafcung aber auf ben 21. $m\i oerfchoben. ^erbinanb erflärte 
jmar fpäter ben ©tänben, bajj bie Verlegung nur feinet* unb 
nicht ber SDtarfgrafen megen erfolgt fei. SDodj bürfte er bafür 
Jämmerlich (Stauben gefunben haben 2 ). 

2113 nun aber aud) biefer Sag üon ben üttarfgräflidt)en mdt)t 
befugt würbe unb fterbinanb ben 16. $ul\ ju einer neuen Za- 
gung beftimmte, mürben bie breiSgauifdjen ©tänbe fc^roierig. 
Sie moüten nidt)t länger Eingehalten fein unb richteten ben 
23. 3«ni eine ©efdtjmerbe an $erbinanb, ber fich inbeffen jum 
Reichstag nach ©üeier begeben hatte. Darin mar junächft bittere 
ßlage über bie marfgräflichen 93auern geführt, welche „bie regten 
Urfahr, Anfänger unb Slufmiegter" beim Aufpanb gemefen feien 3 ). 
Aden anbern §errfchaften im föeich fei üon ben dauern ber 
(Schaben erfefct morben, „nur mir allein hängen noch a ™ #reuj". 
©ie hatten bie $3ermuthung, bajj bte SBerfdjiebung ber £agfafcung 
„nur aus fonberer ^raftif ber 3Karfgrafen befchehen" fei, bie für 



1) 3eitfd&r. XXXIV 454 ff. 

2) 3eitf$r. XXXIV 458. 

3 ) Umgefef)tt behaupteten freittet) bie 9Rarf gtäfttdjen , üon ben oft* 
retd)ijd&en ^Bauern berführt »orten 3U fein. ©Treiber 9ir. 496. 

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— 370 



unb für erfkebten, „fte in ba8 meite ÜReer ju führen". $>iefer 
SBerjug unb Umtrieb gereiche bem (Srahctjog unb ihnen ju 
„©chimpf, ©pott, ©eradjtung unb ©d)ma^ M . SBenn aber auf ber 
Tagung ben 16. %u[i mieber nichts erreicht »erbe, fo mürben 
fte bie 2tfarfgrafen unb bie ermähnten ©rafen als ^anbfricbenS- 
brec^er beljanbeln '). 

©leicfcäeitig ging eine ®efanbtfchaft ber ©tänbe nach (Speier, 
um bie Angelegenheit pcrfönlict) ju betreiben 2 ). 5D?an »erlangte 
eine ©umme t>on 70,000 ft. „9ca<h langem fojifpieltgem Untrer* 
treiben festen fte jeboch unüerri^teter ©act;e (ungefdjaffet mit 
grofjen Soften) unb mit ber (Srfaijrung jurürf, bafj man ihnen 
jmar allenthalben gute 2öorte gegeben habe, bod) Sßtemanb ben 
tfrtchS beiden unb bie Üttarfgrafen auf fid^ laben »olle" 3 ). 

Slufjerbem richtete $erbinanb ben 6. 3uli ein beruijigenbeS 
©abreiben an bie ©tänbe, morin er bebauert, bafc man nicht fdjon 
ben 15. ^uni auf ber geplanten £agfafeung bie 23efchmerben Ijabe 
erlebigen fönnen. Xie näc^fte Sagung würbe abermals „erfrretft" 
unb jmar auf fommenben 27. $luguft. 35enn bie SDfarfgrafen 
unb ihre 9tätf>e tonnten in ©peier megen ber SReidj8fad)en jefct 
nicht entbehrt »erben. SBeil aber bie „Säufe" jefct überall im 
fReid^e unb in §erbinanb§ ©rblanben beforglidj feien, fo bittet 
er, jefet nad) Gräften §rieb unb ©inigfett $u Rattert. SGBoflten 
bie ©tänbe bem nicht juftimmen, fo fönnten fte einftmeilen 
ohne bie HKarfgrafen mit ben ©rafen oon fjürftenberg, ©ulj, 
i-upfen unb ben ©beln Don ©Bellenberg h anDC fa/- k°ch foden 
fte ntct)t8 SBiberrechtltcheS gegen bie SWarfgrafen unb ©rafen be* 
fchliefjen 4 ). 

jDie ben ©tänben ermad)fenben Unfofien fyatttn allmählich 
eine beträchtliche &öhe erreicht. 3)aher befchlofj man, bajj menn 
einmal bie ©ntfchäbigungSfumme ausgezahlt mürbe, juerjt bie 



- 1) 3füf(hr. XXXIV ©. 460. 

2) G§ mären 12—13 ^erjonen. % a. O. ©. 465. 3)ie ^nftrultion 
für bic ©efanbten ebenbaf. ©. 461. 

3) ©Treiber III Ginl. p. XXVII. 
*) 3cit|d)r. XXXIV 464. 



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— 371 — 



entftanbenen Unfoften abrieben feien, c^c man %\xx SBertljeihnig 
fdjreite «). 

Die ©dnoierigfeiten roegen ber 2#arfgrafen bauerten aber 
fort, unb fo fdjien e§ ben ©tänben fd}(ieglic§ ratsam, ben 
3Beg gütlicher 93err)anblung p betreten unb bie geforberte ©mnme 
bebeutenb ju ermäßigen. Den IG. Df tober 1527 tarn enbltd) ju 
Neuenbürg a. W). ber (£ntfd}äbigung§Dertrag jroifdjen ben 
(Stäuben unb ben Untertanen beS Sttarfgrafen @rn(i $u ©tanbe. 
Die oereinbarten SBeftimmungen maren folgenbe: 

1) Die Untertanen be8 9ttarfgrafen (Srnft im 23rei§gau 
galten ben ifmen ^gefallenen Dfyeil an ber Don ffreiburg er« 
t)obenen Sranbfdjafeung Don 3000 fl. auf fommenben ©t. ®eorgen* 
tag (23. Hprit 1528) an ben SGBedjfel in ftretburg jurttcf 2 ). * 

2) Diefelben jaulen ben ©tänben als ©ntfdjäbigung für ben 
zugefügten (Stäben 15,500 ft. (ben ©ulben ju 12 ^ ©du'Hing, 
SHappen ober 15 33afcen gerechnet) in brei Terminen. 

3) Huf Verlangen ber $errfct)aften fotten fte befulflid) fein, 
bur<f> juDerläffige Angaben bie gerftörten Urbarien, IRobel unb 
3in§büdjer mieber ^erjujtellen. 

4) 5lfle§ geraubte ©ut, ba8 man jefct roeijj ober ftinftig 
nodj auäfinbig maäjt, foÜ gurürfgegeben roerben 3 ). 

Damit Ijatte biefe läftige unb lang Derfa*)Ieppte Singelegen* 
fyeit U}r @nbe gefunben. §reilidj fiel jefct bie ©ntfdjäbtgung für 
bie (Stnjelnen fct)r gering au£ unb eS gab Don neuem grofje Un* 
jufriebenfyeit. ©raf Äonrab Don Bübingen, $err auf £td}tenetf, 
j. 93. roieS bie ifjm $ugetr)eilten 100 fl. als „fdjimpfltd}" jurüd. 
Dodj t)ören mir nidjt, bafj noct) meitere ©djmierigfetteH entftan* 
ben wären. 



1) *. a. O. ©. 465. 

2) «ntyeil Betrug 1295 ©ulben. ©d)reiber III Ginl. 
p. XXVIII. 

3) a. D. *Rr. 507. 



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Crtenaiu 



43. Die norMidjC ©rtcuau. 

Tic Ortenau ift bie £anbfdjaft, roefdje ftdj nörblidj tom 
Sket&gau bis an bcn OoSbad) auSbefynt. 3m 2öejten bilbct ber 
9tyetn bic ®rengc uub im Cften bic (Bdmecfdjmeläe beä <5d)roaxfr 
roatbe§. SBäfytcnb fyeute bicfcS gange ©ebtet bem ©roffterjog* 
tfmm SBaben angehört, mar e8 im 16. ^aljrlmnbert gur 3eit be3 
39auernfrtege« in toicle !lcinc $errfd)aften geteilt. 3)em 93ifdjof 
ton (Strasburg gehörten bic Remter Dberfird) unb Heuern, ber 
<8tabt (Strasburg bic Wogtet ©ttenfyeim. SDiarfgraf Wlipp ton 
23abcn befajj, gemeinsam mit 9?affau, bie §errfd)aft £aljr unb 
für ftd) bcn ©tridj an ber 9?orbgren^e. Der norbtoefUtdje TljeU 
gehörte, jufammen mit linförljeinifdjen (Gebieten, jur ©raffdjaft 
§anau*2idjtenberg. 3m öftlidjen Tfjeil ber £anbfdjaft Ratten bie 
trafen ton ^ürftenberg unb sperren ton ©erotttöetf iljre S8e= 
fifcungen, unb bie ?anbtogtei Drtenau befanb ftc^ jur Qtit be§ 
93auern!riegcS als ^ßfanbfdjaft in ber §anb beS ©rafen SBilfyefm 
ton ^ürftenberg. Tie nndjttgften Softer maren bie 39enebiftiner* 
abteien ©c^marjaa^, ©djuttern, (Sttenfyeimmünftcr unb ©engen* 
badj unb baä ^ßrämonftratcnferflofkr Slflerfyeiügen. 

Ter $?oben mar in ber SDrtenau für eine (Srtjebung be8 £anb* 
tolfe£ gut tovbereitet. ©djon im $ofyxe 1514 mar eS ju 33üfyl gu 
einem Slufftanb gefommen. Ter 2lnjtifter beSfelben, ber fogenannte 
©ugelbaftian, fyatte jroar fein terroegeneö Unternehmen mit bem 



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:J73 — 



Äopfe büfeen müffen, aber- bie Unjufriebenljeit ber dauern mar 
bannt nictjt beigelegt 1 ). 

£ie meiften §errfc$aften ber Ortenau maren ber fird)Ud)en 
föeformbemegung nidjt abgeneigt. 3>ie <3tabt ©trajjburg mar 
gerabeju ber fyoxt unb $auptfifc ber Deformation am Obergern. 
Slber aud) baS SDomfapitel beS 33i8tyumS ©tra&burg, meldjcS 
bamalS unter ber Leitung beS £>efan$ ©igmunb oon £ofyenlol)e 
ftanb, ba ber ©ifdjof als 3$ermefer beS CSrjbiStrjumS SCRatnj ab* 
mefenb mar, galt ntdjt für unbebingt reformfemblid). SWarfgraf 
^ilipp oon 33aben unb SBilljelm oon ftttrftenberg maren ber 
$irdjenoerbefferung günjiig geftimmt, unb in ©engenbadj gab cS 
ebenfalls ja^lrcic^c 33efenner ber neuen l'eljre' 2 ). $>iefe Xrjat* 
fadjen finb mistig, um ben ©ang ju oerfteljen, melden bic 93e* 
megung in ber Ortenau genommen Ijat. 

ü)er 93auernaufjtanb mar in ben benachbarten ©ebieten fdmn 
^eftig entbrannt, als eS in ber Ortenau nodj rur)tg blieb. ©S 
liegt feine Dfadjridjt oor, bafe fdr)on im %ai)xt 1524 in irgenb 
einem Steile ber £anbfd)aft ©djroierigfetten entftanben mären. 
2lnberS aber mürbe eS, als ber f^rü^üng 1525 inS £anb jog. 
£>ie <Senbboten ber ©djmarjmälber unb §egauer 23auern litten 
ben SBinter allem $lnfdjein nadj fleißig bentifct, um aud) bic 
SSauern ber Ortenau unjufrieben ju madjen unb gegen ifyre 
§errfdmften aufeumiegeln. Slufjer ben 23oten fdjeinen audj 33riefe 
oon ben 93auem im £egau eingetroffen ju fein, meldte gum $uf* 
ruljr ermahnten 3 ). ©inen befonberen 3lnlaj$ fdjeint man ilmen 
fjier unb in ber benachbarten Üftarfgraffajaft 53aben nidjt gegeben 



1) $ic älteren Storftellungen biefer 93c»eaung bon §. Schreiber 
($)er SBunbfdjur) ju ßefjen unb ber arme Äonrab ju 3Büf)l. ftreiburg 
1824) unb Zimmermann (<8efd). b. orofoen SBauernfriegeS 1? 1 1 1) 
finb berichtigt bei Huppert (®ejct). b. Crtcnau I 71) unb SRcinfrieb 
(fturaßefa&te ©ejd). b. Stabtgcm. »fi$I. SJerme^rtcr Slbbrud au§ bem 
Öreiburger 2)töccf.«9lrd)io XI. Sreib. 1877). 

2) SHerorbt <3efd). b. eü. ßird)e 5Baben§ I 156. 308. 315 unb 
a. a. C. 

3) Naumann Duellen <5. 577. SBergl. aud) meine Arbeit in ben 
ftorfäjungen 3. beutfd). ©efcf>. XXIII 256. 



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— :*74 — 

51t Ijaben. SBenigftenS erflärte Üttarfgraf ^ß^ttipp oon Söaben bcn 
(Strafjburger ®efanbten auf btc ftrage nadj ber Urfacfye ber Un* 
$ufriebenl)eit, er roiffe (eine unb au$ feine Amtleute Ijätten feinen 
Slnlafj gegeben 1 ). 

Den 3ußanb im Anfang beS $rtif)Ung8 lernen mir au§ 
einem (Schreiben fennen, »eldjeS ber bifdjöflid^ftrafjburgifdje 
©^offner tflauS ÜNaner an bie Üiätfje be3 S3tfct>ofö föicfte 2 ). 
<&a)on im Söinter l)attc fia? in bem bifcffbflidjen Dorfe ©aSbadj 
ein Söauer au§ Benenberg in ©cfymaben niebergelaffen, »eldjer 
bcn 2lrgwofm ber £)brigfeit erregte. UeberaÜ jogen frembe un= 
befannte £eute untrer. Da8 gemeine 93olf l)ielt ba unb bort 
3ufammenfünfte ab, ju benen bie lanbe8üblid)en „©änfeeffen" 
ben SBorwanb bieten mußten. Die dauern oerliefjen nur be* 
maffnet it^r Dorf, unb foldje, bie trofc ber entfd&iebenften 9ttal>* 
nung oon (Seiten ber Dbrigfeit fic^ bisher feine SBaffe an* 
gerafft Ratten, traten e3 jefct mit ©ifer »on felbft. SöereitS 
mürbe oon mannen bie SRebe laut, nur ba8 Dreileber, b. Ij. 
ber 93unbf(fyut} (roetl er au§ <Sol)le, Dberleber unb Siemen be- 
ftanb) fönne ifynen nod) Reifen. @ine ®ät)rung fyatte atlent* 
falben bie 53eüölferung ergriffen, unb man roagte audj bereits 
^öefcfyroerben , junäd^fl locater 9?atur, laut gettenb ju machen. 
©0 besagten ftd) am 1. $lprtl bie Vertreter ber (Semetnben 
Urloffen, fRic^eln unb 3 imme ^ tt UDer bt ß 93orred)te einer SRufyle 
bei SRendjen bei ben jirafjburgifdjen unb fürftenbergifdjen 9lmt* 
leuten. 

Die Obrigfeiten fafyen fid) genötigt, gu ber Söemegung 
(Stellung ju nehmen, menn fte ifmen rtict)t über ben $opf machen 
foüte. SRarfgraf ^ßljilipp oon 33aben badjte gunädjft an ein 
bewaffnetet ©infdjreiten, unb ba er felbft über feine genügenbe 
bewaffnete 9)?ad)t oerftigte, bat er bie (Stabt Strasburg um 
Unterßtifcung burefy etlidje Seifige unb 100 ^ßferbe unb Ueber* 
laffung oon 12 Donnen ^ßuloer unb einigen 23ttd)fenfd)üfcen, meldje 



1) SBircf Dir. 342. 

*) $>a8felbe mx Beilage cinc§ berlorenen SBrtefe§, jo bafc mir fein 
Saturn nid)t fennen. 



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— 1375 — 

Bitte aber abgeflogen würbe 1 ). Der Ratt) ber ©tabt mar ber 
Anficht, bajj eS gerattert fei, biefe <Sad)e nicht mit bemalt ju 
entleiben, fonbern „mit ©üte hinzulegen". Diefe oermtttelnbe, 
im aflgemeinen bauernfreunblid)e (Stellung hat (Strasburg mäljrenb 
ber ganzen Bewegung feftgehalten, unb ba(b gelang e8 auch, ben 
HWarfgrafen ^ß^ilipp ju berfelben Gattung ju beftimmen. Ot/nebem 
genoß biefer $tttft, melier burd) feine (Stellung als 'tßräfibent be§ 
faiferlichen Regimentes bamatS einflußreich war, bei bem gemeinen 
Scanne großer Beliebtheit, we3r)alb aud) feine Bauern immer erf lär= 
ten, baß ihre ftorberungen „bem Sttarfgrafen nicht juwiber" feien 2 ). 

ferner fam befonberä bie Stellung be§ Bifdt)of8 oon 
Strasburg in Betraft; an ber ©pifee be8 Domfapitetö ftanb 
©raf ©igmunb oon §ofyen(ofye, melier einer Reform ntc^t ab* 
geneigt war. Auch baä Domfapitet war ber Anficht, baß e§ 
beffer fei, bie Bewegung burd) freunblicheS (Sntgegenfommen ju 
befchmichtigen, unb am 13. April erhielt £lauS Stfeöer ben Auf- 
trag, mit ben einzelnen ©emeinben ju unterljanbefn unb tr)rc Be* 
fchmerben fid) oortragen ju laffen. (£r begann biefe Arbeit am 
16. April unb beenbete fte gemeinfam mit bem Amtmann Rubolf 
oon 3ei3fam oen 23. beäfelben SJJonatS. Die Reihenfolge, in 
trelajer 9ttener bie bifchö^i<h»fxraßburgifchen ©erid)te bereifte, war 
nach feinen Berichten folgenbe: ©aöbad), Oberftrch, Dppenau, 
Ad)ern, Appenweier, ©rießhetm, Renten •'*). @S war ba8 ber 
ganje norböftlidje Xtyil ber Örtenau. Die Ber^anblungen fc^etnen 
ruhig geführt worben ju fein, unb faft überall waren noch bie 
(Schultheißen unb S3ögte bie ©pred)er ihrer ©emeinben. Die 
Unjufriebenen hatten fleh not ^ ntc^t ju ben Führern ber ©emeinben 
emporfchwingen tonnen. 



1) SSircf <Rr. 342. $er Math ber ©tobt ©trafeburg genoß auf 
beiben Seiten be§ 9il)ein§ bei ben SBauern großes ttnfeljen. Statbgeber 
©trafeburg im 16. 3abrf). (Stuttgart 1871) ©.95. Sforjdjungen 3. 
beulten @e|d)td)te XXIII 224. 

2) Wone Oueflenf. II 25. 8ergl. aua) oben ©. 217 (am (Snbe 
ber Seite). 

3) $ie «eria)te finb bom 16., 18., 19., 20., 21., 22. u. 23. Hpril 
batirt unb nod) fämnitUdj erhalten. 



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— 376 — 



ÜDic einzelnen Sorberungen ber 93auern führen jwar bie 93e= 
jeidmung „$trtifel", aber nirgenbS treffen wir auf bie „12 Slrtifel " 
ber fdjwäbifdjen 93auerfdjaft, obgletd} einige Sorberungen betbert 
genteinfam ftnb. Sie erflärten ftdj bereit, bie alten djrifHtdjen 
Drbnungen ju galten, bem 33ifd)ofe treu ju bleiben unb ftd} mit 
ben auffiänbifd)en dauern nidjt $u oerbinben. Sie Ratten „einen 
frommen $errn unb gute Amtleute, über bie fte fidj nidjt be* 
f tagten", ^a, fte waren fogar erbötig, tfjrem §errn ju Reifen, 
wenn er bebrängt würbe. $>ie ©efetywerben waren faft atte ört= 
üdjer 2trt; fo beflagten ftdj bie £eute au8 bem ©eridjt ^Icfyem, 
baf$ ber $ogt nic^t bei ifjnen bleibe 1 ). £)ie ©emeinbe 3i mmer " 
befdjmerte ftd) über ben 9Wüt>Ienjwang oon SRendjen, fo bafj fein 
frember SMfler ju Urnen fahren bürfe. 3n ®rie|#eim flagte 
man über Abgaben an 9)iid)ael Söofcljctm unb bie £erren üon 
2J?ül)ltieim $u (Strafeburg, oon benen man nidjt wiffe, warum 
man fte geben fotte. ©djwierigfeiten matten nur bie ®eri$te 
Sippenweier unb ®ric§r)cim. $)ie Sorberungen berfelben 
ftnb einanber ätemlid) är)nlicr) unb erinnern fdjon an bie 12 Slrtifel 
ber Sauerfcfyaft, wenngleich nod) ^auptbeftimmungen berfelben 
fehlen, (Sie »erlangten unter anberem, bie eigenen 2eute foflten 
als £tnterfaffen bejubelt werben, ber flehte 3c^ntc ganj weg* 
fallen, ber große 3efmte ber Äirdje gegeben werben unb bie 
Pfarreien foflten oon ben ©emeinben unb ber §errfd}aft gemein* 
fam befefet werben. $)a§ ^ü^nerfammeln folle aufhören unb bie 
Soften für bie 3^ r « n 9 &« 3ta<jben nidjt me^r oon ben Säuern 
getragen werben. Sifö> unb Vogelfang fofltc frei unb bie 23e* 
nüfcung be3 SGBalbeä unb ber SGBeibe gemeinfam fein. Slnbere 
SBefd^werben betrafen ben fogenannten ©terbfatl, Srofynbienfte, 
Lieferung oon ©trob unb Äraut u. bergt. 2113 aber bie bifd)ö> 
liefen Beamten ben dauern erflärten, bafj „etliche biefer Slrtifel 
befdjwerlicf) unb unannehmbar" feien, fo jetgten ftd) biefelben ju 
Unterljanbtungen bereit unb oerftdjetten ebenfalls i^re ©rgeben* 
fjeit. $)ie ©erhanblungen in allen ®eri<f>ten enbeten bamit, baß 



1) «ergl. baau ^3^. Huppert ßurje @efd)i$te ber @tabt Bojern 
6. 33. 



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— 377 — 



bie Amtleute bcn dauern icbcS üflal einige ftuber Sßein 
$um 33eften gaben. Die Untertanen beS ©erichtS Dberftrch 
f feinen nachträglich bereut \)abtn, baß fte nicht mehr ge* 
forbert Ratten. SBenigftenS lief balb barauf ein (Schreiben beS 
(Schuttheißen oon Dberfird) ein, worin berfelbe noch einige 
2Bünfd)e auSförach. 

©o hatte e8 ben Slnfchetn, als ob eS gelingen würbe, ben 
bifd)bflid)*jtrafeburgifd)ett Streit ber Drtenau oor bem ringsum 
entftanbenen 33ranb gu bewat)ren unb bie Bewegung burdj ®üte 
unb Sflachgiebigfeit beizulegen. SRafdj aber foUte fid^ bie ganje 
£age änbern, unb eS jeigte fid), baß eS unmöglich mar, Ijier eine 
ruhige Snfet inmitten ber gewattigen Bewegung ju fdjaffen. (Srft 
am 18. Slpril hatte baS @ericf)t Oberf ird) bie bifchöf liehen Slmt* 
leute feiner Ergebenheit oerftchert, unb fc^on ben 27. 5lprü fertigt 
Slrnolb $fau oon föüopur, ber als SBogt auf bem benachbarten 
<Sd)loffe ^ürfteneef faß, eine S3otfc^aft an ben fRatt) Don ©trag* 
bürg ab, baß ju Dberfirdt) ein großer Aufruhr losgebrochen fei l ). 
Der Raufen, ber bei Cberfirch fidt) fammelte, befam 3 U 8 U 9 aVL % 
ber ganjen nörblichen Drtenau, wie man auS ben Stauten feiner 
§auptleute fetyen famt. Diefelben waren: 2Bolf (Schfitterlin, 
©eorg oon SBimpfen auS Sichern, 3RathiaS (Schniber oon £inr, 
«Schanj (Sambier, Stephan oon SRenchen, @gon §aaS oon ©aS* 
bach, ber (Schultheiß oon ©cfartSmeier u. Ä. 2 ). Diefelbe 993a^v* 
nehmung wie ber Bogt auf ^ürßeneef hatte auch 2Rarfgraf ^^iüpp 
oon Baben gemacht, unb fdt)on am 23. Slpril bittet er ben SRath 
gu (Straßburg um Nachrichten über bie Bauern unb am 28. Slpril 
theilt er mit, baß bie Raufen fleh f^9 mehren 3 ). 

Slber woher biefer fchnefle Umfchlag? @8 unterliegt wohl 
feinem 3u>eife(, baß bie Berbtnbung mit ben benachbarten Raufen 
auch bie bisher ruhige Beoölferung mit fortriß. OfaSbefonberS 
hatte fleh in Dcr norbweftlichen Drtenau bei bem bloßer 
©chwarjach ein großer $aufe gebilbet, größtenteils Untertanen 



1) »itef a. o. C. 9lr. 347. 

2) «. o. O. 9lt. 349 (gegen Gnbe). 

3) 31. a. C. 9ir. 345 «. 350. 



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- 378 - 



beS ©rafen ßon jpanau. T)iefe waten um fo gefährlicher, als 
[ie befiänbig 3$erbinbung Ratten mit ben großen ©paaren beS 
©IfaffeS. ©3 waren gegen 4000 ©Ifäffer dauern über ben SRljetn 
gefommen, unb ber ©chwarjad>er $aufe fyattt ju ihnen ge= 
fdjworen '). 3)ann aber muffen auch ©enbboten ber fc^wäbtfehen 
dauern mit ben 12 Slrtifeln eingetroffen fein. Tenn toä^renb 

m 

noch oor wenigen Tagen nirgenbS biefe ftorberungen D er fc^iuäbU 
fd^en 23auerfd)aft genannt worben, führt bereits ben 27. Slpril 
ju ^djern ein Sauernhauptmann bie „Slrtifel" aus beut „Söu^" 
an, baS auS ©djwaben gefommen tft'*). 

Ueber bie Vorgänge ju ©chwarjad) berietet ein fpäterer 
93erichterftatter, ber noch Oueden hatte, bie jefct oerloren ftnb, 
f olgenbermajjen : „3>en 25. SIpril 1525 ftürmte ein bewaffneter 
©djwarm Säuern auS ben umliegenben ©egenben, moju fic^ felbfl 
einige flöfterlid^e Untertanen gerottet Ratten, mit Trommeln unb 
pfeifen in bie Slbtei ©chwarjad}, ©peicher unb ÄeHer, $ifkn 
unb $äfien, Kirche, ©afriftei unb Elitäre würben erbrochen unb 
ausgeraubt. $lde $eld)e, SDfonfrranjen unb fämmtlidjer Kirchen* 
Dorratt) würbe ^inweggenommen, jerriffen unb oerwtijtet, 2000 
Viertel $orn nebft aüen anberen (Gattungen Stüdjten, 50 Viertel 
$)U1)l t Meie, pfiffe :c, 00 ©tütf SRinboieh, 250 ©tücf ©chafe, 
250 ©chweine, 1000 ©tücf ftifche, G ftuber 2Bein, ©peef, SRaua> 
fleifd), ©chmal$, 93utter fammt allem JpauSrath würbe theilS $u 
©runbe gerietet, theilS f)tnweggefüljrt, t^et(S terfoffen unb Der« 
frefjen wäljrenb ber 8 Tage, als biefer räuberifdje §aufc fich im 
Softer auffielt. T)en unerfefclichften SSerluft hat bie Hbtet bamalS 
an it)rer 33ibliot^ef unb an bem Slrdjioe erlitten, ba alle perga* 
mentene unb anbere 33ücher, alle uorfyanbenen ©Triften unb Ur* 
fuuben, was nicht juoor nach ©trafjburg in ©id^er^eit gebraut 
war, jerriffen, oerbrannt unb oernic^tet worben. T)ie SÜconche 
flüchteten alle, unb eS hat fajt 2 $a\)xt bis ju ihrer ?Rücffc^r 



t) 91. a. D. 9tr. 351. Umgefehtt haben auä) ortcnautfdje Bauern 
an ben JBerathungen ber (Slfftjfer in Neuenbürg bei Hagenau %^til ge« 
nommen. SHrd 5lr. 205 9lnm. Öoriä)ungen 3. beutja^en ©e* 
jd)iä)te XXIII 234. 

2) %. a. O. <Rr. 349 Beilage (in t>cr Witte). 



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— 379 - 



gcbauert" *). 9lucf) in bem benachbarten Stäbtchen ©toü^ofen mar 
eS fdjon jum Hufftanb gefommen, wie bie ©efanbten ber Stabt 
Strafeburg nach §aufe berichten 2 ). 

3)00} fet)ren wir ju bem Raufen ber norböflCic^en Ortenau 
jurücf, ber üor Oberfirch lag unb beSljalb furjmeg ber £>ber= 
firdjer §aufe Reifet. TOt biefem mar eine gufammenfunft 
5lc§ern auf ben 27. Slprtl oerabrebet werben. 2118 Vermittler 
waren erfc^tenen Söernljarb SBurmfer unb Äafpar Stornier, bte 
®efanbten ber Stabt Strafeburg, unb Dr. £>ieronomu3 Vehuä, 
ber Äanjler beä SWarfgrafen oon 53aben :} ). Stud) bie Vertreter 
ber ortenauifdjen 9teicf)3ftäbte Offenburg unb ®engenbad) feinen 
jugegen gemefen ju fein 4 ). Von ber anberen Seite erfcfjienen bie 
§auptlettte be§ Oberfircher §aufen§, bie fdwn erwähnt würben, 
wäfjrenb ber $aufe felbft üor Dberfirch geblieben gu fein fc^eint. 
ßaum aber Ratten Nachmittags bie Ver^anblungen begonnen, fo 
fam ein ©tlbote aus Softer Schwarzöd) , welcher melbete, bag 
bie dauern oor Schwarjad) neue Sorberungen an ben %bt [teilten. 
9?ad>bem fidt) ber babifdje Äanjter für ba3 bloßer Schwarzöd) 
oerwenbet r)attc, mürbe bie Unterfyanblung mieber aufgenommen. 
2113 ftd) fobann ber 23auernf)auptmann 2BoIf Schütterlin über bie 
haften unb bte £eibeigenfdjaft ber SBauern befchmert hatte, rourbe 
ber $anjler VefmB aufgeforbert, au§ einem Vitd) bie au§ Schwaben 
gekommenen 2lrtifet ju lefen 5 ). Sobann erklärten fie, auf ben 
12 3(rtife(n beharren gu wotten, unb f prägen jugeeich bie 55ttte 
au$, ber •Dfarfgraf uub bie Stabt Strafeburg möchten ihnen bie 
fchriftlidje Verficherung geben, bafe für fie fein IWachtheil au§ 
biefen Verhanblungen erwachfe, bann wollten fie ihre Sache ihnen 
ganj anheim geben. £>a bie 90?ittel3perfonen oon ben betheiligten 



1) ©erettete 28a$rf)eit in einer biplomatifdjen ®efa)id)te ber Ibtei) 
Sd^warjach am {Rheine ic. 93ruä)fal 1780. 2<\ 6. 145. 2)cbuftion§» 
Wrift. 

2) 8irÄ fix. 349. 

:t ) lieber biefen begabten Vtnnn bergt. Söierorbt ©efaj. b. etoang. 
Äirdje in SBaben I 132. 

4) SSircf a. a. C. 9lr. 349 «eil. 

5) S8ertnutf)Iiaj tonnten bic 93auern felbft nicht lefen. 



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— n&o - 



$errfcfyaften feine Vollmachten ju einem enbgtltigen §lbfchlu§ be« 
fa§en, fo einigte man ftdj fd)liejjlich auf folgenben „SCbfchteb": 
Xte !X^eilne^mer be8 93auernauffianbe§ foüten oon ihren £err* 
fchaften weber am Veib noch am Vermögen gefhaft »erben. £ur 
Unterhanbtung über bie 12 Slrtifel fofle eine neue Verfammtung 
$u Stenden ^ufammentreten. $ie fRät^e be8 SWarfgrafen unb bie 
©efanbten ber ©tabt Strasburg füllten auch bort bie Sermittler 
fein. Tie Vauern aber foüten einem gewägten HuSfdmfj bie 
Vollmacht jum 2lbfchluffe erteilen 1 ). ilSbann würbe mit ben 
Vertretern be3 ©chwar^adjer £>aufen8 oerhanbelt, bie aud) zu- 
gegen waren. 3unächft »erfprach ber babifdje $anjler benfelben, 
bafj man fie ungefränft (äffen wolle. Umgefe^rt aber foHten auch 
bie dauern nicht in ba§ £anb be3 3J?arfgrafcn gießen. $lfle§ 
SBeitere follte auf einer 3 u f ammen ^ un f* in Unterac^ern ober 
Fichtenau jum $lu§trage gebraut werben. 3"*" ©djluffe Der* 
langten bie dauern, ber Ütfarfgraf folle Urnen au8 ben (Gütern 
feiner ©eiftliefyfeit eine „Verehrung" fchaffen, aber nicht „unter 
0—8 ftuber 2Bctn unb 100 Viertel tforn", wie er fdjon £ag§ 
juoor bem Obertirc^er Raufen 10 ftuber Sein unb 100 Viertel 
•Horn gefpenbet hatte' 2 ). 

©egen Slbenb ritten bie ©efanbten natt) bem nahen ©täbtdjen 
Vühl, n>o fie, oermut^lta) ihrer (Sicherheit falber, übernachteten, 
um fid) bc§ nädjjten £age3, Freitag ben 28. Stpril, ju bem Raufen 
bei ©dnoarsadj ju begeben. ©ie fdjä&ten ihn auf 3000 2ttann, 
barunter Diele Vauern auS bem ©tfajj; bodj lagen noch weitere 
©paaren bei bem uatjen <Sd)erjl)eim. 3)ie ©efanbten erhielten 
c)icr ben Vefcheib, bajj fte ohne 3 u fK mmun 9 ^ rcr ©unbcS- 
genoffen im ©Ijajj, gu benen fie gefdjworen Ratten, nicht ab* 
fchliefeen fönnten. 3>och waren fie für ftd> bereit, bie $u Sichern 
oerabrebeten Vebingungen anzunehmen. £)te ©efanbten begaben 
fidj nach bem <Btäbtd)cn ©totlhofen, um ljier bie Antwort be§ 
©djwaraacher £aufen§ abzuwarten. Sludj ^ier Ratten fie (Ge- 
legenheit, ju beobachten, wie unjuoerläffig bie ganje 93et>ölfe* 



1) $er Hbföieb ift abflcbrudt ©d)reiber 91r. 197a. 

2) SBirrf a. a. 0. 9tr. 349. 



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— 381 — 



rang mar, bernt mährenb ihreS Aufenthaltes bafelbß entjtanb ein 
Aufruhr unb nur mit SWtihe gelang ihnen bie oortäufige $)äm* 
pfung beSfelben*). 

^nbeffen aber würbe ber Raufen bei ©djmarjad) immer un« 
gebulbiger, bä bie Lebensmittel fnap» ju »erben anfingen. 3fyre 
ÜDro^ungen, fte mürben jufehen, mo bie Pfaffen ftfcen, bie 2Bein 
unb (Sffen ^aben, bewirf ten, bafj Urnen auS bem babifdjen 
<Stäbtd)en (Steinbach alSbalb bie üerforodjenen adjt guber Sein 
unb 100 Viertel &orn jugeführt mürben 2 ). SöefonberS unju* 
trieben mürben fte, als bie Stfadjrify eintraf, bajj bie Sauern 
beS 93rut)rainS unb ber ÜRarfgraffd&aft mehrere Älöfter — eS 
waren ÖtotteSau, $errenalb unb fyrauenalb — geptünbert Ratten 3 ). 
<Bk fürchteten, burdj i^r <5tiMiegen an ber 33eute oerftirjt $u 
merben. 

£)en 30. April begaben fid> bie ©efanbten abermals ju bem 
(Schmarjacher Raufen, um bie Unterljanblungen ju @nbe ju führen. 
Sie fanben aber menig (Geneigtheit bagu bei ben dauern. 2)ie* 
felben beflagten ftdj über Langel an Steift unb erflärten, noch 
feine Antwort oon ihren SöunbeSgenoffen im ©Ifafj ju haoen, fo 
bafj fte oorerft nicht abfchtiejjen fönnten. Unoerrichteter Dinge 
mußten bie ©efanbten mieber nach 23ühl jurüeff ehren. 3n ber 
9cad)t aber erfchienen ungefähr 400 2flann oon bem Schmarjacher 
Raufen oor Söühl unb begehrten, bafe baS ©täbtehen ju ihnen 
fchmöre, mie eS ©toflhofen auch gethan, unb ihnen ©inlajj ge* 
mähre. £)a8 Anerbieten ber (Sefanbten, mit ihnen ju unter* 
hanbeln, mürbe entfehieben jurüefgemtefen. ©chliefjlich öffnete 
Söüht bie Tfyon unb bie dauern »lünberten ben ^farrhof, ob* 
gleich man ihnen 2Bein unb S3rob gegeben ^atte. 3)ie ©e* 
fanbten Strasburgs h at * cn ourch biefen ©ang ber ©reigniffe 
eine fehr büfiere Auffaffung beS gangen §anbelS gemonnen 
unb fchrieben nach ^flufe, bafj bie dauern fchmerlid) nachgeben 
mürben, unb bajj, menn eS nicht gelinge, bie ©chmarjacher 



1) 93irrf a. o. O. 9er. 349. 

2) 3Hrd Ulr. 352. 

3) gjiref 9lr. 352. 355. SBergl. oben ©. 214 ff. 



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;W2 — 



doh ben ©Ifäffern ju trennen, eS um bie SWarfgraffdjaft ge= 
fdjehen fei '). 

%m 9)Jorgen be8 1. Ütfai brauen bie ©efanbten oon 35ül^l 
auf unb ritten $u bem Dberfireher Raufen, ber au$ 8000 SDfann 
beftefyen foHte. <Bit fanben ^ier mehr (Geneigtheit jur Unter» 
hanbfong. 9U8 i(men bie ©efanbten bie Urfunben »orlafen, »o* 
burdj bie dauern oon ihren $>crrfchaften $u einer Unterfyanbhwig 
fidjer ©eleit ju einer ßufammenfunft oerfprodjen erhielten, fo 
waren bie ©auem bejj aufrieben, obgleich ein fotct)cr ©eleitäbrief 
oon ben ©rafen ton £>anau unb 33itfdj nicht babei »ar. (Sie 
»oflten aut^ bie ßufage ^aben, bafe man fie fc^ü^en »erbe, falls 
nac^ Sluflöfung i^rcö Raufen« anbere SBauernfdjaaren fie be- 
farbigen »otlten. Xie ©efanbten (Strasburg« erteilten ihrem 
5JJagiftrat ben SRath, biefen $orfd)lag anzunehmen, ba fonft eine 
Bereinigung be8 Oberfire^er Raufen« mit bem bei ©ernSbad) 
fte^enben auS ber unteren ÜJfarfgraffdjaft 33aben ju befürchten 
fei' 2 ). Slita? ber babifdje #anjler $ehu8 fchrieb naa? ©tra&burg, 
»egen „ber angehäuften ©mpörungen" foüc man feine 3uftim* 
mung ju ben ftorberungen geben 3 ). 

%m 2. 9JJat erteilte ber ©trajjburgcrSRath feinen ©efanbten eine 
Snftruftion $ur llnterhanbfong mit bem Oberfircher Raufen, 
unb am folgenben Xage fonnte ©ernfjarb SBurmfer nach ©träfe* 
bürg berichten, bajj fie nach fo"9* r Unterhanblung mit oiel 9)?tihe 
unb Arbeit ben Vertrag ju ©tanbe gebraut hätten 4 ). £)ie haupt- 
fädjttchften Stimmungen beSfelben »aren folgenbe: Suerft mürbe 
bie in Schern getroffene 2(brebe beftätigt unb auf ade auSgebelmt, 
melche $um Oberfircher Raufen gehörten. SDic ©tcherheitSfchreiben 
ber ^errfdjaften für bie dauern foöten big junt enbgiltigcn %b* 
fchhtfc in ©trajjburg hinterlegt »erben. $)ie dauern foflten einen 
9(u§fchu§ »ähten, ber im Manien aller dauern auf einem £ag 
ju iRenchen mit ben ©efanbten beS 9)?arfgrafen unb ber ©tabt 
«Strasburg ben Vertrag enbgiltig befchüefeen foflte. ftür Die 



l) «irrf 9lr. 355. 
1) «. a. D. 9tr. 356. 
3) 91. a. O. 9lr. 358. 
•») Sßirrf <Rr. 359 u. 362. 



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— 383 — 



Dauer ber SBerhanblungen finb bic 9iätf>c beS üttarfgrafen unb bic 
©efanbten ©trafcburg« ihres SibeS gegen ihre Obrigfeit ju entbin* 
ben. Diefe unb ber 93auernauSfchu§ fchmören ben Sauern ju, bafe 
fie bei ben 93erljanblungen nur bic @^re ©otteS, bie ?iebe jum 
5tf äfften unb ben Aufgang beS SBorteS ®otteS im ?Iuge haben wollten. 
Der in brei ©remplaren auSgufertigenbe Vertrag ift bei bem WlaxU 
grafen, ben ©täbten (Strasburg unb Offenburg ju hinterlegen. 
Die dauern haben baS SRed)t, jeber 3eit (Sinftcht baüon ju nennen 
ober eine Bbfchrtft baüon fid) fertigen ju taffen. Damit bie 
dauern nicht überoortheilt werben rönnen, foü oon feiner $err* 
fcfwft „Doftor" als ©efanbter gebraust werben '). Die 
anberen Raufen ber 9J?artgraffchaft feien aufeuf orbern , ebenfalls 
biefem Vertrage beizutreten. 

Damit gab ftc^ ber Oberfircher Raufen jufrieben unb jer* 
ftreute ftd), unb als ber ©chwarjacher Raufen nod) 200 ©ul* 
ben oom ©tift $u Söaben unb bem ßlofter SHchtenthal erpreßt 
^atte, na^m auch er bie 33ebingungen an unb ging ebenfalls nach 
§aufe, nadjbem man ben 5. 2)?ai ju Offenburg einig geworben 
mar. Die ^errfdmften Ratten allen ©runb, mit biefem einft* 
meiligen Slbtoinmen aufrieben ju fein, unb bie gütliche Beilegung 
ber gefährlichen ^Bewegung ift ein SBeweiS für bie ©efehieflichfeit 
ber Unterhänbler. $m gangen mar eS in ber nörblichen Ortenau 
nirgenbs ju blutigen ©emaltthaten, mie in ©d>waben an Dielen 
Orten, gefommen. DaS $lofter ©thmargach war aüerbingS ferner 
heimgefucht unb auSgeplttnbert morben, unb ebenfo mar eS bem 
^rämonftratenferfl öfter SIH erheil igen bei Oberfirch ergangen. 
2Bann biefeS gefchehen, ift nidjt mit ©icherr)eit $u fagen; boch 
liegt bie Sinnahme nahe, baß bie ^lünberung 9lflerheiligenS noch 
oor ber Unterhanblung Dorn 3. Üftai ftattgefunben hat. 9?achbem 
ber Oberfircher $aufe fidj ber ©tabt Oberfirch bemächtigt tjatte, 
rourbe junächft ber .ftloftevhof, ben Merheiligen bafelbfi hatte, 
geolünbert. $n $ird)e $u Oberfirch würbe ebenfalls föltmm 



i) ®er ©inn biejer SBefiimmung ift ber, bnfe bic ^Bauern feine 93er* 
Ijanblung im €>inne be§ römifä)en 9teä)tc§ roünjäjten. 33clju§ mar übrigens 
Doctor utriusqe juris unb f)aiit bie SScrtjanblungen )u 9fend)en geleitet. 



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— 384 — 



^ebauffc: $)ie Söauern erbrachen ben Altar, leerten ben ^n^alt be§ 
ÄelcheS auf ben üöoben, traten bie $oftien mit grüßen. Xret 
heilige Häupter, bie üereljrt mürben, 3ertraten fte ebenfalls, riffen 
bie £ebftangen Don ben ©emölben, ben Sfteffingfchmud: oon ben 
©rabfieincn beS Abels unb fd)(ugen fämmtliche ^enfier mit ben 
Söappen abeliger Herren ^inauS. Aebnüd} erging eS im Älofter* 
hof ju Kautenbach unb im Älojrer Allerheiligen felbft, wo bie 
befte £abe ieboch fdwn geflüchtet mar '). 

(Schon ben G. 2)toi fünbigte 9)Jarfgraf ^^ilipp oon $kben 
ben 93etheiligtcn an, bafe bie in AuSfteht genommene SSerfamm* 
lung am 22. Ü)iai in Meuchen ftattfinben fotte' 2 ). Xie Söauern 
ber nörbltchen Ortenau waren jmar nach $ a ufe gegangen unb eS 
hatte ben 3lnfd;cin gehabt, als ob bie ganje ^Bewegung beigelegt 
fei. 2Öie wenig aber benfelben ju trauen fei, jeigte ftch bei oer* 
fchiebenen Anläffen. (Schon am 8. 2J?ai befthwerte fidr) j. 93. bie 
<$emeinbe Fichtenau über bie f leine 23efafcung, welche Strasburg 
in Schlofe Fichtenau gelegt ^atte 3 ). 3elm £age foäter lief in 
Strafeburg ein Schreiben beS 33ogte8 ju ^ttrßenecf ein, worin 
berfelbe um Ueberlaffung oon oier Söüchfenfchüfcen bat unb jugleid) 
mittheilte, eS ginge bie SRebe burch baS i'anb, bajj ber Aufruhr 
fchlimmer als oorher losbrechen foUe 4 ). $)ie Schwierigfeit ber 
Vage würbe noch größer, als bie ©rafen oon £anau*£tchtenberg 
ftch an bie getroffene Abrebe ju Achern nicht gebunben erachteten 
unb ihre in bie Dörfer jurtitffehrenben Unterthanen mit Strafen 
belegen wollten, bie ftch bann ^itfcfuc^cnb an bie Stabt Strafe* 
bürg wanbten, „bamtt fte nicht gar um ihren ©eitel fämen" 5 ). 



1) $teje Sdjilberung nad) einem 93erid)te öom 14. 3uli. Slber 
fllau§ Wetter fagt, er babe ttielmal fdjon über fold)e 2)inge gcjd)rtcben, 
fobaft e§ ttol)l geftattet ift, bieje ©ewalttfjaten früher fetjen. — 
3ettid)r. f. b. @ejd). b. Cberrf). XXIII 127 totrb berietet, ba& aud) 
bie 33urg ©ofenftein bon ben ©auern jerftört rourbe. 3)od) fonnte id) 
einen ftdjern SBcleg bafür ntd)t finben. 

2 ) 93ird 9k. 364 („echierist monteg noch dem sontag vocem 
ocunditatis morgens frue zu suben uren w ). Sau mann Elften 267. 

3) SBircf flr. 358. 368. 

4) q. O. «Kr. 371. 

5) 91. a. O. <Rr. 372. 



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— 385 — 



2Bie unftdjer ftd} bie §errfd)aften füllten, gef)t aud) barauS tyer* 
oor, baß bic beftettten Unterfjänbter für ben £ag Wntyn, bte 
SRättye be8 üflarfgrafen unb btc ©efanbten <Straßburg8, oon ©eorg 
Don SBimpfen, bem Hauptmann be§ „ Oberlauf en8 M , am 19. ättat 
nochmals neue ©eleitäbriefe »erlangten, obgleich ifjre alten Briefe 
nodj ©iltigfeit fyaben fottteu '). 511» aud) ber bifctyöflictye 2lmt* 
mann $lau§ SDieöer einen ©eteitäbrief nadj SRendjen oon ben 
dauern »erlangte, mürbe feine Sitte ntd)t erfüllt, unb feine Sage 
in <&töbad) mar ber Slrt, baß er fdjreibt, alle feine $abe ba^ 
felbft fei entmertf;et; nid)t einmal einen $ne$t bürfe er 
fduefen unb bie $auptleute Ratten bie ganje Regierung im Sanbe 
an ftd} geriffen" 2 ). 3)ie (Srregung ber ©emütfyer mar gu groß 
gemefen, al3 baß fte fo fdjneÜ fyätte gejtiflt merben fönnen. 
Slußerbem befanben ftdj bie Raufen ber benachbarten l'anbfdjaften 
nodt) in großer SBetoegung, befonberä in ber f üblichen Ottenau, 
mooon balb eingefjenb berietet merben fofl, unb ließen audj bte 
in ber nörblidjen £>rtenau nia^t jur föulje fommen. 

£rofcbem aber fanb bie beabftdjtigte Sufammentonft in 
Wengen ben 22. 9)tai fiatt. 3)ie Stätte beS 9)kr!grafen ^iltpp 
oon Saben, an i^rer (Spifee Dr. ^ieronömuS 23e!)u8, unb bie 
©efanbten ber «Stabt (Straßburg führten bie Unter^anblung al§ 
bie bejMten „ SäbingSleute". Vertreten maren oon (Seiten ber 
$errfdjaften $ifa>f SBttyelm oon (Straßburg, ©raf föeim 
f>arb oon 3n*ibrücf en , £>err ju 93itfa), ©raf 2Bityelm oon 
Sürftenberg als £anboogt ber Drtenau, ©raf fytyivpp gu $anau* 
Lichtenberg, bie bitter Sityelm Rummel 3 ) oon (Staufenberg 
unb 2Bolf oon Sinbecf, beibe al3 Vertreter ber ortenauifdjen 
SRitterföaft. 

9Kan einigte ftc^ über 12 Slrtifel. £er erfte betraf bie 
Söefcfcung ber ^farrftellen. 2Benn eine ^frünbe erlebigt 
mürbe, fo foüte ber Se^en^err biefelbe nur mit Suftimmung oc g 



») %. a. C. 9ir. 373. 

'<*) ßlau§ heftet an 2Bolf üon ßanbSberg ben 20. s JJla\ 1525. 

3) SBitcf 9lr. 349 fü^rt einen SÖBiflem fcünel an. Sollte ba& nid)t 
ein i'ejefeljler für Rummel jetn> (Sbenfo bürften bie Herren „öon 
©d)»eoenburcj" oetlejen fein au§ „©a)aroenburcj, Schauenburg". 
$artftlber, ©eföidjte Ut »auettifritg«. 25 



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- :i8G - 



©ertdjteä ober eines SluäjchuffeS ber ©emembc befefcen Dürfen, 
unb jwar foüte nur ein getiefter unb tauglicher ^ßriefter juge* 
(äffen werben, ber prebigen unb baS SBort ©otte8 oerfünben 
tonne. fluch fotlc man fic^ guoor über fein „2Bef*n, SBanbet unb 
Haltung" erfunbigen, ob ba8 efyrijilidj unb ehrlich fei. 3«9,ki<h 
ioüte eine flbfefcung beä ©eiftlichen erfolgen fönnen, wenn er ftch 
umoürbig erweife, bodj auch baju fei bie 3"fttntmung ber ©e* 
meinbe ober be3 fluSfchuffeS einholen. Sfud) mürbe beftimmt, 
ba& bie Pfarrer baS ©otteSmort lauter unb unoerbunfelt nad) ber 
Siegel beö alten unb neuen £eftamente8 prebigen unb auf 33er* 
langen ifjre Anficht au3 ber (Schrift bemeifen foüten. 2>a baä doan* 
gelium eine gute SJotfäaft ©otteS fei, foüten bie ^räbifanten auf 
ber $anjel nicht läftern unb fchmähen ober Aufruhr erregen, bie 
3umiberhanbelnben aber geftraft werben. 2Beil aber manche oon 
ben jefct oorhanbenen Pfarrern nicht prebigen fönnten, fo foflte 
im £aufe ber nächften oier SRonate eine folc^e (Einrichtung getroffen 
werben, bajj bie bisherigen ©eifilichen jwar feinen Langel leiben, 
bajj aber auch bie Untertanen bie SBerfünbung beS göttlichen 
SBorteS nicht entbehren mü&ten. 

£er jweite Artifel betraf ben 3ehnten. $er 3ehnten oon 
2Bein, $orn, £aber, überhaupt oon ädern betreibe, „wa$ bie 
9JJtihle bricht", foüte auch in 3ufunft entrichtet »erben, Sttan 
hatte biefen bisher ben grojjen 3*h ntcn genannt; bagegen foüte 
ber fogenannte fleine 3^"ten Don ©otj, Dbji, %laä)$, föttben, 
3roiebeln, Kälbern, (Schweinen, ©änfen, Lienen, <ßferben u. f. w. 
in 3«*»"!* »egfaÜen. SBer bisher (einen $eu* unb §anf$ehnten 
entrichtet hatte, foüte auch fernerhin baoon frei fein. 2Ber aber 
§eu* unb ^panfjehnten bisher geleitet, foüte in 3"fu"ft nur ben 
äwan^igften „Raufen ober <Sthaub" geben. %ua) ba8 ©infammeln, 
befonberS be§ Sßeinjehnten, foüte in einer weniger brüefenben 
SBeife gefchchen. $lu8 bem 3 e h nten aDcr foüten bie Pfarrer be= 
folbet werben, bamit ftch biefelben nicht burch „9?ebenfchtnberei", 
wie Opfer* unb $3eichtgelb, befahlt machen müffen unb auch Dcn 
Armen §anbreuf)ung thun fönnen. 

Ttv britte flrtifel betraf bie ^reijügigfeit unb (Steuern. 
$ie in bem Vertrage ^begriffenen foÜen ben freien 3«9 unb 
oon einanber fyabtn, boa) nur an biejenigen Orte unb $u ben* 



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— 387 - 

jenigen £errfd)aften, bte ihren Untertanen auch freien gug ge* 
ftatten. Do bte ©he nach göttlicher Drbnung frei fei, folle ^in= 
fort Ocbermann „meiben unb mannen" bürfen, mit mem er motte. 
2Beil bte ©auern tf>ren Jperrfdjaften bte Abgaben nicht üermetgern, 
aber in ber Ortenau oielerlei $err|chaften feien, foHten bie Unter* 
tfyanen tr)rc ©teuern unb Abgaben an bent Orte entrichten tonnen, 
mo fte gerabe roofmen. Damit nun baburd) bte §errfcr)aften nicht 
gefd)äbigt mürben, füllen fidj biefetben barüber unb unter einanber 
öergleicfyen 1 ). (Sollte int heiligen beutfc^en !Reidt)e bie Setbeigens 
fdjaft abgetan unb ftretgügigfeit befchlojfen roerben, fo fottten 
biefe 39efcf)Iüffe audj für bie Örtenau gelten. 

Der öierte drittel betraf ba§ ^agbrecfyt. ftebermann foüte 
ba§ Siecht haben, ba§ fchäbltdje SBilb, »ie ©ären, SBölfe, Südrfe, 
SZÖilbfafcen u. bergt, ju tobten ober ju fangen, bod) foÜen ftd) 
bte 53auern be§ übrigen SGBilbpretS enthalten. Die §errfdt)aften 
foÜen bafür forgen, bajj baö SBtlb jum Schaben be§ dauern 
nicht aüjufehr überhanb nehme. (5§ foüte gemattet fein, bie gelber 
unb Siebberge bura) (Gröben unb ßäune ju ftdt)ern; foÜten aber 
bie Sßilbfchmeine trofcbem fcf)aben, fo bürfe ber 93auer biefetben 
tobten ober fangen, nur mar er oerpfltchtet, bie ^agbbeute an ben, 
meinem ber SBilbbann gehörte, abzuliefern. 33cftcr)cnbc ©erechtig? 
feiten bezüglich be§ ftangeä oon (Schmarjmilb foflten unangetaßet 
bleiben. 

Der Vogelfang foüte freigegeben fein; aufgenommen foflen 
2Btlbenten unb ftafanen fein, bereu 3agb feit 5t(terS ben §err* 
fttjaften guftänbtg mar. 

Die f$ifchmaffer, metdje oor 9Jlenfchengebenfen ©tgenthum 
ober Sehen ber §errfcr)aft gemefen, foüten eS aud; fernerhin 
bleiben. 2Bo aber eine §errfchaft feit 2ftenfchengebenfen ein 
ÜBaffer einer ©emeinbe entzogen habe, foüe baSfelbe ber ®emetnbe 
al3 Sllmenb jurüefgegeben merben. 



i) 3)tan t)ot wobt nid)t berjudjt, biefc SBeftunmung pxatii\ä) 3U 
machen. 6onft würbe ftdj beren llnburdjfüfjrborfeit für bie bamalige 
Seit erwiefen tjaben. $enn bie einjclnen Abgaben üon ©cbäuben unb 
©ütern woren ju jafjlreid) unb flogen on \o ücrjri&icbene ©erec^tiöte ob, 
bafe an einen 33era.lei$ faum ju benfen war. 



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- 388 — 

Ter fünfte flrtifcl hanbelte »on bem 2Balbe. Ta ^icv an 
oerfchiebenen Orten bie Vcrhältniffe feljr ungleich maren, fo mürbe 
im allgemeinen feftgefteflt, bie $errföaften foUten ein (Sinfehen 
haben, wenn e$ ben Untertanen an Vau* unb Vrennholj mangle, 
bodj foüc bie Vermüftung ber Kälber »erhütet »erben. 

Ter fecbjtc unb ftebente Artifel ^anbelte »on ben ftrofyn= 
b teuften, ©er bisher »on benfelben frei gemefen mar, foflte eä 
auch in 3utunft bleiben. Tie SRät^c beS SJJarfgrafen matten 
baä Anerbieten, wegen ber ftrot)nbienfte mit ben Untertanen 
ihres &errn befonberö ju untcrljanbeln, ma3 »on benfelben an- 
genommen mürbe. $ür bie anberen mürbe beftimmt, bafj fte 
verpflichtet feien, ntd)t über »ier Sage im Gafyre für ihren §errn 
$u froren unb roährenb biefer $tit follen fte entmeber »erföftigt 
werben ober act/t Pfennige täglich erhalten. Toch foOten bie Unter* 
tfynten fa^ulbig fein, für angemeffenen i'ohn für ihre ^errf^aft 
ju arbeiten. 

Ter achte Artifcl fyanbelte »on ben ©ülten. SBenn ^emanb 
ein ®ut al§ Velgen trug ober im Vcftanb ^atte unb ftd) oon ber 
flu entric^tenben Abgabe afläufet)r befchroert füllte, foUte er ba§ 
s <Hecht ^aben, baä ©ut aufjufagen, bodj mit einer ^rifl oon einem 
Vierteljahr. 2Benn einer ein (Srblehengttt hatte, baä h erunters 
gefommen mar unb bie barauf laftenbe ®ült nicht trug, foflte ein 
©a^iebägericht oon Unoarteitfchen barüber entfeheiben, bamit ber 
arme 2)?ann nicht ocrgeblich arbeite. (Sollten bie ®üter »on 
^ernanb burch Vermächtniffe an Kirchen, ^flöftcr ober ©tifter all* 
gufehr belaftet fein, fo foll bie Dbvigfeit mit SRath beS ©erithte§ 
unb eine§ Auäfchuffeö Vefferung fchaffen. SBürbe aber bei 
fommenbe Reichstag über biefe Tinge anbere Vefiimmungen 
treffen, fo follen alle Veftimmungen biefeS ArtifelS abgefdmfft fein. 

Ter neunte Artifel h anoclte Don ocn ©trafen ober 
„ftre»elu". 3n Sufunft fottte fein „ftreoel" mehr oon ben 
Unterthanen genommen merben, ber nicht oom ©erichte erfannt 
märe. Tie Vergehen follen »or bem ©eriehte be0 OrteS oer* 
hanbelt merben, mo fte begangen morben ftnb. ^ßarteiifche dichter 
follen entfernt unb anbere an ihre ©teile gefegt merben, boch 
follen auch bi c f e au 2 bemfelben Rieden fein, mo ba0 ©eria)t tfl, 
ober roenigftenS au§ einem benachbarten. 



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— 389 - 

.$at ^emanb einen $reoel begangen, wegen beffen er nicht 
peinlich belangt »erben fann, fo bafc er feine £etbe§* ober 2eben^ 
[träfe oermirft hat, fo fofl it)n bie Dbrigfeit nicht juoor in ben 
£fyurm fefcen unb bann bo<h noch [trafen. SBegen berfelben (Sache 
foflte man nur einmal geftraft werben. 

$er geinte Slrtifet ^anbelte oon bem ®emeinbegut ober 
Stint enb. 2Benn fid) ergibt, bafc ^emanb einer ©emeinbe SBicfcn, 
nieder ober fonjiigeS Sltmenb gegen ihren SBiflen genommen fyat, 
fo fofl er ber ©emeinbe ba§ entjogene ®ut wteber aurücffteüen. 
$och fofl ba§ Äaufgelb wieber jurüdfgegeben »erben unb ein 
gütlicher S3crgtcic^ jmifd^en beiben Parteien [tattfinben. 

$)er elfte Slrtifel fyanbelte oon bem fogenannten „$atl", 
b. h- ber Slbgabe, welche bei einem £obe8fafl oon ber betreffenben 
Familie an bie ^errfdjaft gegeben »erben mujjte. 3)a £eben unb 
(Sterben eineS jeben 2ftenfct)en in göttlicher ©ewalt flehe, fo foflen 
bie £obe8fäfle, welche bt^er bem „§aI§^erren M gegeben »urben, 
abgefdjafft fein. (Sine Sluänahme foflte blofj bei bem fogenannten 
„@rf$afc" gemalt »erben, baS Ijeijjt in bem ftaüe, wenn bie 
©abe beä „$afl3" an geliehene ober gepachtete ©üter gefnüpft 
war, weit folcfye ©üter ju einem Heineren ausgeliehen ju 
werben pflegten. £)odj würbe auch für biefen ftafl eine ©in« 
fdjränfung beftimmt; wenn bie gange SSerlaffenfdjaft nid}t über 
50 f(. betragen würbe, foflte aud) bie Abgabe unterbleiben. Sei 
einer $interlaf[enfchaft oon 50—100 fl. foUte ber „%aü u nid)t 
l j 2 p. unb bei noch größerer $interlaffenfchaft nicht 1 fl. über- 
[teigen. 

Me8 baS foflte Rettung haben, bis bie allgemeinen Geichs* 
[tänbe ober eine „djriftliche (Sammlung" anberä befehlen würben. 

£)er jwölfte ober (Schtufjartifel befagte nochmals, ba§ biefe 
gange Vereinbarung fo lange beftet)en foflte, bi§ bie ©tänbe beä 
heiligen römifchen Meiches etwa§ anbereS feftfefcen würben. 3)ie 
6ibe, welche bie dauern ihren eingelnen Raufen gugefchwoven 
fyatten, foflten hiermit abgethan fein. Sludj foflten bie Unterthanen 
nicht gu anberen Raufen gietjen unb [ich ^ rcn ßbrigfeiten ge? 
horfam ergeigen. Umgefehrt foflten auch bie ^perrfchaften ihr 
fchon gu Sichern gegebene^ 33erfprecf)en h^ten un b bie ©auern 
wegen beS ®efcf)ehenen nicht ftrafen ober gur fHcc^cnfd;aft gief>en. 



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— 390 — 



SBürbc aber ein iöauernfyaufe mit bewaffneter £anb in ba§ Gebiet 
ber $ertrag$oerwanbten einfallen, fo foüten $crrfd)aften unb 
dauern gemeinfd)aftlich mit bewaffneter §anb ben ©infaü ab» 
mehren. SBürben aber in 3 u f un ft u & er irgenb einen s J$unft beä 
©ertraget Schwiertgfeiten in ber Auslegung entfielen, fo foüten 
bie SRäthe beä 9)Jarfgrafen ^ffilipp unb bie ©efanbten 
ber ©tabt (Strasburg, „fo biefen ©ertrag gemacht 
haben", bie ©ntfc^eibung geben. 

Die befonberen Söefdjmerben, meiere einzelne ©emeinben unb 
Rieden oorgebracht Ratten, foüten burd) gütliche ©erhanblung mit 
ben ^perrfdjaften oom Sage ju SHenchen big jum erften Sonntag 
nad) ^Jfingftcn beigelegt werben. SBcnn man aber nicht einig 
werben würbe, fo foflte bie (Sntfcheibung burd) eine neue Tagung 
ju 9iendjen am 19. Quni herbeigeführt werben l ). %iix biefe 33er* 
t)anblung waren fchon ben 23. üftai Dr. §ieronnmu§ 2kt}u§ unb 
bitter iöernharb Söurmfer oon (Strasburg namentlich alä ©er* 
mittler beflimmt worben. 

ÜDiefen ©ertrag gelobten fämmtlidt)e $lbgeorbnete, mit auf= 
gehobenen Jpänben au (Sibe§ (Statt, ju Ratten. Slufjer ben oben 
erwähnten Vertretern ber ^errfchaften gefchah bieS auch burdh bie 
93ürgermeifter unb baä ©ericht oon Dberfirch, Stoühofen, Stein* 
batt), Fichtenau, ©fl$I, Sichern, «ifchofShetm, SBiüflett, Oppenau 
unb Staufenberg. 

Auffallen wirb oieüeidjt, bafj in bem gangen ©ertrag bie 
Älöfter mit feiner Silbe erwähnt ftnb. blieb biefen fetbft 
überlaffen, fid) mit ben dauern ju oereinbaren. 3)ie (Srflärung 
biefer SRafjregel liegt in ber reformation&freunbltchen Haltung 
ber ©tobt (Strasburg unb be§ 9)farfgrafen "»ß^iüpp, bie an 
ber Spaltung ber Softer fein Sntereffe hatten *). Die Söauern 



i) lieber biefen „Drtenauifdjen Söertrag", ber nodj im 3af)re 1525 
3u 6irafeburg unb greiburg gebrudt tourbe, öergl. SBird a. a. C. 
91r. 406 %nm. Well er Repert. typograph. 9tr. 3254 u. 3255. 
£d)tu|fer öon ©uberburg $>er speurijd) tfrteg (fBafel 1573) 8. 49. 
»enfen©. 545. SBierorbt ®t\<f). b. et>. ßirdje SBobenS I 214. SerQl. 
3U biejem «ertrag ben oben @. 349 ff. beforod)enen. 

3 ) Sierorbt ®efd). b. eb. ßira)e 58aben§ I 156. 



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— 391 — 



Ratten au» nat)eliegenben ®rünben nod) weniger ©runb, für 
bicfctben einzutreten. (Sin großer £I)eU bcr ^ßfarrfiellen ber nörb* 
ltdjen Drtcnau gehörte ben Älöftern ©djtoarjadj, Allerheiligen 
unb ©futtern, welche btefelben mit ihren 2)?önchen befefcten unb 
baburch Dielfach baS Sfttjjfatlen bcr (SJemeinben erregten 1 ). 

3m ganzen wirb man zugeben müffen, ba§ bie Unterhänbler 
beS Vertrag« ihre Huf gäbe gut gelöjt haben. Der „Drtenauifdje 
©ertrag 4 ' mar baS ©rjeugnifj einer befonnenen unb oerftänbigen 
£anblungSmeife, bie mit ben gegebenen ©erhältniffen ju rennen 
mufjte. Wit Ausnahme oieUeicht eines einzigen fünftes (Art. 3) 
waren bie Abmachungen ber Art, ba§ eine praftifche Durchführung 
berfelben möglich mar, ohne alle bisherigen ©erhältniffe gerabeju 
auf ben $opf ju fteÜen. (5* unterfdjeibet fidj baburch üortheil* 
haft öon ben 12 Artifetn ber fdjmäbifchen ©auerfajaft mit ihrem 
fdjroffen SbealiSmuS, beren Durchführung nur auf ben Krümmern 
ber bisherigen gefellfchaftlichen unb ftaatlid)en £)rbnung möglich 
gemefen fein mürbe. DaS auch bei anberen ©elegenheiten be* 
miefene prafttfdt)c ©efdutf beS $anjlerS ©efjuS unb beS ©trafc 
burger SRatheS h attc mieber gtänjenb bemährt. Die 

ifolgejett fmt auet) bewiefen, bajj bie ^errfdjaften, eine einzige 
ausgenommen, eS ehrlich bei ben Abmachungen gemeint hatten, 
unb menn ber ©ertrag trofcbem feine lange Dauer gehabt hat, 
fo finb baran nichtoorherjufehenbe ©reigniffe fchutbig, bie meiter 
unten genauer ergäbt werben fotlen. ©orerft burfte man bie 
brohenbe ©ewegung in ber nörblichen Drtenau als beigelegt 
anfehen. 

SöeachtenSmerth ift, bafj eS ben ^errfdjaften unb ihren ge* 
fehieften Unterhänblern in ber Dh at gelungen ift, bie Raufen ber 
füblichen unb nörblichen £)rtenau oon einer Bereinigung, welche 
fo nahe lag, abzuhalten unb bie beiben Steile ber £anbfd)aft unter 
üerfchiebenen ©ebingungen mieber jum ©eljorfam gurücf jubringen. 
Der in föendjen ben 25. 2ttai gefchloffene ©ertrag hatte in feinem 
legten Artifel beftimmt, baj$ bie ©efchwerben ber ©injelgemeinben 
burch befoubere ©erhanblungen beigelegt werben fotlten. 



i) ^h- 9tup*>ert ©cjd). b. Ortennu I 106. 



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— 392 — 



@f)e biefe begannen, fudjte noch ba§ $lofter SU lerfyeil igen 
feinen ^rieben mit ben dauern ju machen. £>tefe3 alte $rämon= 
fUatenferflofter be3 (SchmarjmalbeS mar, toie aud) ba3 Älofter 
(Schwar^ach, nicht in ben Vertrag ju SRendjen mit eingetroffen 
morben. ÜJton überlief bie Älöfter ihrem eigenen (Schicffal, nnb 
für ©djwarjadj roenigfknä entftanb baburd) eine mehrjährige 
Unterbrechung be8 Höfterlichen KebcnS. Allerheiligen einigte ficf> 
fdjon ben 29. 2ftai ju Oberfirch mit ben dauern. AIS Vertreter 
ber Unteren erf feinen in ber 93ertrag§urfunbe 3ö*g oon 
©impfen au8 Addern alä oberfter Hauptmann, 333 otf i)iftet= 
fttoeig unb £)iebolb ©ro§h«g »on SÖ3iaftctt # Sßolf (Schtit* 
terli unb Johannes (Schmarj oon SBolfadj, »on Dppenau 
Martin (Sentit, $an3 33olber, ^afob Stten unb #an§ 
(Stcffan au8 bem (Suljbach, ton Ulm Saftian ®rtminger, 
2)*ichael33öder, ©rfhanä unb SBolf 2ttefcger, oon föewhen 
(Stephan SWürer unb $enfet Söder unb oiele Anbere. £ic 
meiften Dörfer ber nörblichen Ortenau bürften babei oertreten 
gemefen fein. £ie Sermittelung jmifchen bem Abt mit feinem 
ISonoent unb bem SauernauSfchuB tibernahm Arnotb $fau oon 
föüppur, Sogt auf ^ürftcnetf, unb Äafpar töümler als 
Vertreter ber (Stabt (Strasburg. Serntjarb Öäugner oon 
Urloffen unb 23ajitian ©riminger oon Ulm führten oon (Seiten 
ber dauern baS SBort. 3)abei mürbe gleich im erflen Artifel 
beftimmt, bafc ber SRendjener Vertrag nid)t oerlefet «erben bürfc. 
9#an einigte ftch unter folgenben Sebingungen: $>er Abt unb 
feine 2Köna> follten mieber in ben ®enufj ber ®üter unb 3infen 
be§ Älofterä treten. $>er SauernauSfdjufc füllte alle Ornate unb 
•ftirchengeräthe, ebenfo allen ^auSratt) unb bie Urfunben bem 
Älofter unb feinen £öfen $u Kautenbach unb Oberfirch gurürf^ 
geben. SEßaS bie dauern fonft bem Softer abgenommen unb oer= 
äußert fyaütn, fotle nicht jurütf gegeben »erben. Allerheiligen 
foUte im Kauf ber nächften acht £age bem 33auernau§fchujj 100 fl. 
etnhänbigen. 3m übrigen motlte man ftdt) mieber gegenfettig 
oertragen unb ba3 ©efdjehene oergeben unb oergeffen. $er 33er* 
trag mürbe an ©ibe§ ©tatt burch $anbfd)lag bekräftigt unb für 
bie SBauern, melche (ein eigenes (Siegel Ratten, ftegette 3unfer 
©ebharb oon 9?euenftein. Der Abt unb feine SNönche 



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- 393 - 



motten froh fein, fo glimpflich baoon gcfommen ju fein, unb 
ber ©ertrag fdjetnt »on beiben ©eiten treu gehalten morben 
ju fein. 

$en 7. Sunt begannen fobann bie ©ingelunterljanblungen ») 
mit ben Untertanen be8 ©ert^tS Sichern. ÜDte dauern brauten 
17 ©efchwerben oor. ftujjer bem ©anngelb befchmerten fie ftd) 
auch über baS SBa^tgetb für ben Kirchhof in ©aSbad), ber ein 
fefter 3uflu$t8ort für bie Seiten ber ^otr) war' 2 ), fyxntx wollten 
fte ben ©turmjinS für (Strasburg unb ba§ Ungetb für ba§ 
©pttal genannter ©tobt genünbert l>aben. ©injelne ©emeinben 
tagten über ben ©endjtSamang, über Unfoften, meiere ihnen bie 
^agben ber Amtleute oerurfachten , über ^Beeinträchtigung beS 
2Beiberecf>tc3 u. f. w. 3n cinjetnen fünften gaben bie Bauern 
nac^, in «nberen bie Amtleute, SHe meiften foüten burdj ge* 
richttiche ©ntfe^eibung ober eine fpätere ©erljanblung georbnet 
werben. 

Hm nädt)ften £ag, ben 8. 3uni, würbe mit ben dauern ber 
(Berichte Appenweier unb @riejj!jeim oerhanbelt. IDicfcIben 
brauten fogar 19 93efdjn>erbeartife( »or. ©ie betrafen baS $ühnei- 
fammetn ber Amtleute, bie Ausgaben, »eiche burcit) bie 5^9^" 
ben dauern oerurfacht mürben, bie ^rolmbienfte, welche man bem 
©dmlu)eifjen pon Üienchen leiften mufjte. 3>er pierte Slrtifet ba* 
gegen Imt allgemeinere ©ebeutung: bie ©auern perlangten nidt)t 
nach „auStänbifdjen SRed)ten" bet)anbelt ju werben, wie e8 neuer* 
bingS bem „armen 2)ianne" gefd)ehe, inbem er baburth }u Per* 
berblichem Schaben unb großen Soften fomme. 3Darin fpricht 
fich bie Oppofition be8 beutfehen ©olfSbemujjtfeinS gegen ba8 
römifche s «Recht mit feinen gelehrten Richtern au3, welches bamalS 
in 2)eutfdt)lanb ftdj ©ingang perfchaffte. ©0 lange nach beutfehem 
©rauche unter ber £inbe ober an ber ©trafje ba8 Siecht „gefchöpft" 
würbe, fyaitt ber ©auer mitreben fönnen, unb nur ungern 
liefj er pon biefem .fterfommen. 



i) $te|e unb bie folgcnben UnterfyanblunGen müffen ^xtx furj be« 
fjnnbdt werben, ba fte faft nur locale§ Sntereffe Ijaben. 

*) Huppert ©ejd). b. Crtenau S. 113 Wnm. 2. $0311 Wonc 
»ab. flrdjiö II 147, wo über befeftigte ßirrfräöfe gehanbelt wirb. 



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394 — 



Weitere klagen handelten com äRühlenjwang, unter bem 
einzelne ©emeinben ju leiben Ratten, ©on ber Ueberlaftung ber 
©üter mit ©tilten, ©on bem ©injie^en beS Vermögend berjentgen, 
welche einem „3flalefifc" oerfielen unb hingerichtet würben, über 
bie Abgabe oon 6troh, ba8 unberechtigte £oljfchlagen ber Slmt* 
leute in ben ©emeinbewälbern , über Ungelb für ben SBein, ba§ 
Sanngelb, ben Vorwerfe! ber ©fün^e 1 ), bie „Verehrungen", 
b. h- errungene ©efchenfe an bie Beamten u. f. w. 

Tie einzelnen Sefchwerben würben üon ben Amtleuten fel)r 
üerfdueben aufgenommen, Sejüglich ber $lage über baä frembe 
$ed)t lautete ber Sefdjeib, bie Sauern foflten ihre ftorberung 
fallen laffen unb juf rieben fein, dagegen würben ihnen mehrere 
Slrtifel fofort jugeftanben; weitaus bie meijien aber füllten jutn 
rechtlichen 2lu§trag fommen, ober wie ber SluSbrucf lautete, „jum 
rechtlichen ©ntfchetb flehen ober genommen werben". Dabei burfte 
freilich bie .fterrfchaft in ben meijien fällen auf ben ©ieg ihrer 
Sorberung hoffen. 

Tie Untertanen ber ©emeinbe ©rte^^eim fct)einen be* 
fonberS unjufrieben gewefen ju fein. 9?achbem nämlich bie obigen 
Strtifel erlebigt waren, brauten fie noch ßier weitere ftorberungen 
oor, bie in ähnlicher üöeife befchieben würben. 

Den 8. $um trugen bie ©emeinben 3"nSweier unb 
©chutterwalb ihre Sefchwerben oor; Urnen folgte bie ©emeinbe 
gemach- Die klagen unb bie Sefcheibe barauf waren ähnlich 
wie bei ben oben gefächerten. 

Die ^>crrfct)aftcn fühlten fich jefct fchon wieber ftcher. <Bo 
wagte j. 33. ber Schaffner be8 großen ©mtal« ju Strasburg 
ben 15. Ouni ben bischöflichen Amtmann Detter in ©aSbach auf* 
guforbern, bie beträchtliche Summe oon 75 $funb Pfennige »er* 
faüener 3infen in ^ieber^chern boch enblich für ihn einzutreiben. 
Da aber oiele ftorberungen noch nicht ausgetragen waren unb 
biefe auf einer weiteren 93erfammlung entfdjieben werben foöten, 



') Huppert (Seid), b. Crtenau 6.85. 5>te mümjprägenben £err« 
jdjaften normen nur ihr eigenes (Selb. 2)a nun bielerlet anbereS (Selb 
umlief, jo mußten bie ©ouern burd) ben „2torn>e<hjel" ©djaben erleiben. 



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— 395 - 



fo traten bic $errfdjaften bereits in UnterfyanMungen barüber, 
um \ü6)t unoorbereitet üor ben dauern ju erfdjeinen. £en 
11. 3uni Mrieb ®eorg Söerger, 8d;affner auf Ortenberg, 
an Dr. Sotyann föe^burger, ben bifa^öf Utf> * ftrajjburgifctyen 
Rangier, ob eS ntd^t geraden fei, ba§ bic ,§errfc^aften einen Sag 
guoor gufammen fommen foflten. 

Ob biefe $oroerfamm(ung jiattgefunben fyat, ift au3 fanget 
an 9caa>id)ten nid)t gu entleiben. Ten 19. 3uni oerfammelten 
fidj gu 9tend)en bie bif^öfti^ftrafeburgif^en SlmÜeute fRubolf 
oon St'i&tam, Amtmann gu Oberfirdj/ Amtmann $lau§ 
9tteoer au§ <&a&ba6) unb ber ©efretär ®eorg Horner, im 
Warnen be§ ©rafen Bil^elm Don ftürftenberg AnbreaS 
$efc unb ®eorg 23erger, ©djaffner gu Ortenberg, bagu bie 
Vertreter ber ©emeinben beä ©cric^tö Addern. $>te gu er* 
lebigenben fünfte waren baS 93anngelb, Söadjtgelb, ber ©türm* 
ging, ba3 Ungelb unb ber 33or»ed}fe( ber 9)iünge. 

SBegügltd) beS SÖanngelbeS erHärten bie Ijerrfdjafttidjen 
Beamten, bafj e8 ein atteS $erfommen fei. 9?ur au8 befonberS 
gnäbigem 2Biöen tjätte man ben Untertanen gugelaffen, ben 
Söein felbft auSgufdjenfen, wofür nämli$ baä ^anngelb bejaht 
werben mufjte. SBenn bie Untertanen mit bem 23anngelb ungu* 
f rieben feien, fo mürbe bie Obrigfeit lieber ben Söannmetn felbft 
auSfcfyenfen, wie fie ba§ früher im 93raud) gehabt unb gmar oon 
^Rechtswegen, efye man ben Untertanen ben 23annfd)anf be* 
willigt habe. 

SBe^ügltc^ beS SBadjtgelbeS für ben $ird>I?of gu <5töbad) 
erHärten bie Amtleute, baj$ biefe Angelegenheit gunädjft ben 33ifdjof 
oon (Strasburg allein betreffe. $>aSfelbe fei oon alter Qtit fjer 
in (^ebrau^ gemefen unb gum SJort^eit ber Untertanen, bamit 
fie in ÄriegSgeiten einen ^ßlafc hätten, wo fie fid) unb i^re £abe 
bergen fönnten. 

©egüglidj beS ©turmgtnfeS erHärten bie §errfd)aften, 
fie wollten beffen ©ingielmng fo lange unterlaffen, bis bie 
redjtlid) c ®runblage biefer Abgabe unterfudjt fei. ßrfinbe ftdt) 
jebodj, bafj eS ein 3in3 oon einem Kapital fei, wetdjeS bie 
Untertanen aufgenommen haben, fo füllte tnen bie SBieber* 
löfung gemattet fein. 



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- :\m - 

53om Ungelb jcboc^ fönnc man nic^t „weisen", ba e§ ein 
§erfontmen [ei, ba§ über 9)?enfchengebächtnif$ hinauf reiche; auch 
ftü^c ftcb, baSfelbe auf bie <ßfanbbriefe, treibe bie ^fanbljerren 
ju beobachten oerpfltchtet feien. 

Segen bcö 93 ovrocdt>f elö ber 5)?ünje gaben bie Amtleute 
ben SBefdjeib, bafj bie $errfchaften baoon ja feinen 93ort$eil 
hätten. Tie Untertanen feien felbfi fc^utb baran, menn ihnen 
berfelbe läftig falle. Xa fte in ©trajjburger Gebiet anfäfftg feien, 
wären fie nicht verpflichtet, anbereS ©elb anzunehmen, als man 
Don ihnen ocrlangc, b. h- eben ftrafjburgtfcheS. 

£cn (Sinmohnern oon 3« n 8meier mürbe erflärt, bafj bie 
3in§h«hner fich auf ben <ßfanbfchaft3brief ftüfcten unb beStmlb 
nicht erlafTen merben tonnten. 

3m rcefentüchen ähnliche 33cfdt>ctbe mürben ben 33auern ju 
Appenweier, ©riefeheim unb au8 anberen Orten $u ^h^ 1 )- 
(Schließlich einigte man ftdj auf einen Abfchieb, ber bie 93er ^ 
einbarung in acht fünften ^ufammenfafete unb oon Dr. §iero* 
nomuB $chuö, fomie oon bem <5trafjburger bitter 33er nharb 
SBurmfer befiegelt tourbe. 

2Nan fieht, bafc bie §errfchaften fich ben fjrorberungen ber 
©auern gegenüber mieber fefter fühlten. 9J?an mar jmar geneigt, 
ben „Drtenauifchen Vertrag" ju hatten unb ben SBauern ba§ 
ju (äffen, ma£ man ihnen bamats eingeräumt ^atte. Anberer- 
fcitS mar man aber auch entfdjloffen, bie 9?achgiebigfett nicht 
mehr auSjubehnen unb meitergehenbe Sorberungen abjumeifen. 
Um biefe 3 e ^ ^^r baS (Sdhicffal ber iBauernerhebung im füb= 
mejUichcn Xeutfdjlanb entfehieben unb jmar ju Ungunften ber 
Unterthanen. (5§ gereicht ben §errfchaften ber Ortenau jur 
©hrc, bafc fte e§ nicht machten, mie eS anbertoärtS ging, unb 
bie oeränberten Umftänbe benüfeenb, bie abgetrofcten ßugejtänbniffe 
für nichtig erflärten. SBenn aber trofebem in ber fjofge nochmals 
eine meitere (Sinfchränfung ber am 25. 9)?ai gegebenen $ugeftänb* 
niffe ftattfanb, fo maren baran unoorhergefehene ©reigniffe fchulb, 



J ) 2)ieielben ftnb öon 3U Iocaler SBebeutung, als bnf; fte eingehen*) 
f)ier erläutert »erben fönnten. 



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— 397 - 



bic in SRencfyen noch aufeerlmlb bcv 33eredmung bcr Unterhanbein* 
ben lagen. £)ie Urfadje mar fjauotfächlich ber 2Biberftanb ber 
sperren üon $ an au Lichtenberg, be3 ©rafen SReinharb oon 
3roetbrücfen unb Söitfch unb be8 trafen Wdipp üon §anau, 
weldt)e an $erjog Hnton oon Lothringen unb bem $urfür)len 
Lubwig V. oon ber ^ßfalj mächtige fjüvfprcc^cr befafcen. Tie 
(Sdnlberung biefer oerwtcfelten S5ert)anblungen fowie ber legten 
3ucfungen beS Sluffianbeä »erben ber ©egenftanb eines befonberen 
foäteren ^Xbfd^nittcS [ein. 

Ueber ben öftlichen Ztyil ber Drtenau, ba8 $ingigtf>al 
mit ben fRci^fräbtcn ©engenbadj unb 3*U a. unb beren 
©djicffale wäl)renb beä 23auernfriege§, wiffen wir nur fel)r wenig. 
XU fonfl fo reichlich flteßenben Duetten für bie Drtenau oerfiegen 
hier plöfclich. 2)te bürftigen Zotigen, bie an öerfdnebenen Orten 
gefammelt werben muffen, taffen oermuthen, bafj e8 auch tytx 
nicht ohne ftürmifche Bewegungen abgegangen iji. Sfnäbefonbere 
fd>eint bie uralte s 2lbtei © eng enb ad) bie 9?oth ber Qtiitn 
emofunben ju haben, (schon im 3ahre 1523 hatte bie i'anbfdjaft 
£)rtenau beim SRetchäregimente ju Dürnberg fuoolicirt wegen beS 
fogenannten £ob* ober <Sterbfatte§, »eichen bie Slbtet ©engenbadj 
feit alter 3^* m Dcr Ortenau erhob. Söenn irgenb ^emanb 
ftarb, fo »erlangte ber 2lbt ba§ befte (Stücf S3ieh auS bem $>aufe, 
unb roo fein SBteb, oorhanben mar, ba8 befte $leib. Xic Lanb* 
fchaft flagte, bajj fie baburch bermafjen bebrüeft fei, baf$ ftc ihren 
^errfdjaften fernerhin bie fchulbigen Abgaben nicht entrichten fönne. 
„<3o ergibt e§ ftch in jebem 3af}r, unb befonberä fo bie fterbenbe 
3eit bei un§ regiert, bafj. mancher arme Sftann ftirbt unb otel 
Heine unerjogene $tnber (unter ihm oerlafct, ber nicht mehr als 
ein $ühlein (hat), barau§ er fein $inb erziehen fotlte, bie bann 
ein $lbt ^u ©engenbad) für ben %aU nimmt." @3 wirb bann 
ferner geltagt, bajj fie baburch mit ber Qtit fo oerarmen müffen, 
bafj fie Weber SBeib noch $inber erhatten tonnten unb fchliejjlich 
auS bem Lanbe getrieben würben. Xa§ SReidjSregtment mar biefen 
Sßitten nicht abgeneigt gewefen unb hatte Unterhanbtungen ein* 
leiten laffen. Xiefelben §ogen fich aber in bie Länge, unb al§ 
bie Unruhen be§ S3auernfricg§ begannen, mar man noch nicht 
einig geworben. 3efet erftanben ber $lbtei oiel gefährlichere $einbe 



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in bem eoangelifdj gefwnten föattye ber <Stabt unb SBtlfyelm 
oon ^ürflenbcrg, bcr alä Äafknoogt beS ßloßer« unb at§ 
l'anboogt ber Ortenau einen bebeutenben ©inffufj auf bie Äfofter* 
angelegenfyeiten beanfprudjte <2djon ju Anfang be8 ^reS 
1525 fdjritt man 31t einem offenen $erfu$, baS Ätofter aufju* 
fyeben. <äbt Wlipp unb fein Content mürben oon SBityetm oon 
ftürftenberg unb bem SRatfye ber 6tabt gefangen gefefct, unb ben 
25. Februar unterzeichneten fte eine Urfunbe, moburdj ber Hbt 
unb bie Gonoentualcn eine ^ßenfion gugefidjert erretten, bafür 
aber tfjrerfeitS oerfpredjen mußten, „Dom ®otte8l)au8 abgu= 
treten"' 2 ). £er SBerfucfj ber ßlofteraufljebung mifjglücfte ttbru 
gen«, ba aufcer bem Vanboogte unb bem föatlje ber ©tabt 
audj nodj anbere tfaftoren in 33etrad)t (amen. 2>ie8 ^tclt 
freiließ ben ftürftenberger nid)t ab, feine 93erfud)e audj fpater 
nod) fortjufejjen 

233ie bie dauern be§ Ätnjtgt^aleä ftdj gehalten fyaben, 
fönnen mir nur annäfiernb au3 einzelnen eingaben erfdjüefcen. 
2ln Slufforberungen jur Beteiligung an bem Slufftanbe fyat e3 
fidjerlid) nidjt gefehlt unb bie Raufen ber 33aar unb be§ €>djmar$* 
roalbeä fjatten fdjon frtifje ba$ Äinjigifml bebror^t unb fpäter aud) 
Xriberg in 33efifc genommen 4 ), ©in £l)eU ber fttrftenbergifcfyen 
Untertanen in ber Ortenau ljatte ftcf) gleidj $u Anfang be8 2luf* 
ftanbeä erhoben unb mar bem Dberfircfyer Raufen gugejogen. 
^Jiarfgraf Sßfyilipp oon 53aben geigte bem $lu§fdjufj berfetben bie 
Tagung in 9ftenct)en auf ben 21. ÜJiai an, mie berfetbe fttirft aud> 
Sugleid) ÜÖMlljelm oon ^ürftenberg baoon benacfyrtdjtigte 5 ). Ter 
l'anboogt r)atte nämlid) IjÖtjeren *ßflicf)ten folgen müffen unb 
mar gerabe mä^renb ber fdjlimmften $tit be8 ftafyreS 1525 
abmefenb, ma§ gemife ntdt)t baju beitrug, bie 93auern etnju* 



i) SBie rorbt $ejd). b. eö. ftirdje Saben§ 1 315. 
i) Sreib. £iöcei..?lra)it> VI 3 ff. 

3) Huppert in b. 3eit|a>. f. b. ©efa). b. Cbertf). XXXIII 128. 
») Saumann Elften 26. Mono Oueflenf. II 96. 
3) Saumann Slften 267. 3m tftbruar galt übrigens baS ßinjig» 
4r>nl nod) für eine ftä)ere ^affage. 91. a. O. 103. 



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— 399 — 



fdjüd?tern ©eine Vertreter Ratten fobann ben „£)rtenauifcb,en 
Vertrag" mitgeftegelt , unb ber größte £bjil ber 93auern wirb, 
wie im Horben ber Drtenau, mit bem ©rreidjten aufrieben ge* 
rcefen fein, ©injetne ^adjridjten beuten jeboefy barauf tjin, 
baß Dörfer aud) fjier tumuttuarifdje ©cenen ftattgefunben Ijaben. 
$öd)ft maljrfdjetnlia) tuurbe <©dj(oß ©djenfeiijeU geolünbert. 
93efonber§ bie dauern au3 bem oberften £Ijeit be§ $ingigt§a(e3 
fdjeinen fidj jufammengetljan 51t Ijaben unb tfyalabmärtS gebogen 
ju fein. SBolfadj würbe gur Uebergabe aufgeforbert unb fo* 
bann SRippolbSau unb ©djapoadj in bie 93ruberfdjaft ge* 
jmungen 2 ). 

!£)oct) muß auf eine eingeljenbere £arjtettung beä 23auern* 
friegä in btefer ©egenb fo lange oerjidjtet werben, bis e3 ge* 
fangen ift, reifer fließenbe Duellen bafüv ju erfetytteßen. 

@nbe 3uni verbreitete fieb, plÖ|Uaj eine neue Aufregung in 
ber Drtenau. !£en 22. ftuni berichtete ®eorg 93erger, fürften* 
bergifcfyer ©djaffner in ber Drtenau, nad) (Straßburg, baß ifmi 
®raf SBilljelm oon ^ürftenberg oon Samberg au§ Ijabe mitteilen 
(äffen, baß er pfammen mit bem ^faljgrafen Shibwig V. unb 
anberen dürften beabficfytige, in furjer $tit „mit einem merf liefen 
SBolf" oor (Straßburg unb in bie Drtenau ^inaufjujie^en. ^oct) 
brauche bie (Stabt (Straßburg nidjtö $u beforgen 3 ). £er 8vlx* 
fürft unb feine 3Serbtinbeten Ratten nämüd) mit ber ©roberung 
2Beißenburg8 i. ir)re Aufgabe in $ranfen gelöft unb fugten 
für ir)r großes §eer, beffen Unterhalt oiel ©elb foftete, anber* 
weitige S3efa)äftigung 4 ). 

Um biefelbe erhielt $an8 $rafcer, bifdjöflidjer 5$ogt ju 
5Id)ern, Don ben fttrftenbergtfcfyen Slmtleuten ju Dffenburg „ Briefe" 
ober Urfunben, mit einem rotten $reuje unb einem 2lb(et oer* 



0 SBird 9ir. 394. Naumann Duellen 513. 540. 546. u. 0. £. 
'*■) Naumann Wien 403. 2)ic ©tfifm <5Hfa6ei^a toon Sürftenberß 
ju ©djenfenjeH jdjeint bie 6d)ulbigen milbe befionbelt $u ^aben. 

3) SHrcf Nr. 394. 

4) Ste^e ben flHdjnitt 9h. 19 „SBeißenburQ im »auetnlrieg." (©. 163) 
u. Strobel ©efd&. b. GljafieS IV 80. 



uigmzea Dy Vjüü 




- 400 — 



fet)en, mit S. P. l ) bezeichnet unb oon ©eorg Srudjfejs oon 
2Balbpurg unterf trieben, um fie in ben Dörfern anjuftlageir, 
barin war ebenfalls ber $lnmarft beä ^fatjgrafen in 2lu§fttt 
gcftetlt unb ben dauern ber SRath erteilt, fic^ auf ©nab unb 
Ungnabe $u ergeben. ßurfürft £ubwig V. ^atte ju biefem ge* 
planten 3"9« »o^ bie befonbere Beranlaffung, bajj bie Herren 
oon §anau^icl}tenbevg, welche Vc^enSleute beS ^fatjgrafen waren 
unb nadjträglia) ben „Drtenautf^en Vertrag" unterteilet Ratten, 
auf biefe SBctfc fUh ber eingegangenen Verpflichtung $u entgehen 
äfften. £en Untertanen ber genannten ©rafen würbe gleit^jeitig 
mitgeteilt, bafj ber ©raf ^ilipp Don 4>anau4!ict)tenberg, melier 
feine „freunbli^e liebe Softer" ju »erheiraten gebente, oon it)nen 
erwarte, bajj fie eine ©elbfumme jur SluSfteuer beitrügen, bamit fie 
ber „grojjeu unb ftwereu Strafe" für bie ©mpörung entgingen, 
ttudj wollte @raf SBilhelm oon ftürftenberg, bafc man bie 9täbelS* 
führet- beä 9lufftanbeS erfunbe. 

Xiefe ftorberungen fließen aber bei ben BertragSoerwanbten 
auf SBiberftanb. Tie bitter ©eorg Don Bat, ßlauS oon 
Schauenburg, Jtafpar oonDJülheim unb ber ftrafjburgifte 
Schaffner waren ber Anfuhr, baß bie ftorberung einer ©elbfumme, 
einer „Branbftafcung", gegen bie ju SRen^en getroffene Verein* 
barung fei. $luch oerhehlte man ftcr) nicht, bafj bie $unht oor 
einem 9tachejug be§ Äurfürften bie faum beruhigten Säuern 
oon neuem jum $lufftanbe treiben fönne. £>a§ biefe Befürchtungen 
nicht übertrieben waren, jeigt bie Scfnlberung ber 3uftanbe, welche 
.ttlauä Diener fton am 14. $uli an ba3 £)omfapitel 31t Straft 
bürg fehiefte. <5r ergäbt, unter ben Bauern gehe jefct bie SRebe, 
fie hätten bei ber legten Empörung etwas oergeffen. Üttan hätte 
in allen Drten, wo bie Bauern aufgeftanben waren, fämmtliche 
Slmtlcutc unb ©belleute auf einen beftimmten £ag gu einer 
©afterei, „einem Söohlleben", einlaben, beim ©ffen bann $änbel 
anfangen unb fte tobt fdjlagen follen. Sluch hatten bie Bauern 
noch feinen <&<S)xtdtn über bie geftet)enen Sreigniffe. So fei 
heute ein 2Birth oon Stabellwfen mit feiner ftrau bei ihm ju 
Ofjenburg gewefen unb hätte ihm mitgeteilt, bafc fte oiel SBein 

l) 'JlMüräunß für Sigillura prineipis. 



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— 401 - 



unb 3inngefdnrr getauft fyätten, um nädtften (Sonntag eine %tft* 
lidjfeit ju »eranftatten. @S fei ein §armentan§ unb Slrmbruft* 
fliegen, 2Betttaufen unb ^reiSfegeln („umb ein gab taufen, um 
ein gab fegten fpilen unb fünft Dil guter gefelfcbaft Ijaben") in 
SluSfidjt genommen. ©S würben ba oiet gute ©efeüen jufammen* 
fommen unb aucf> er, ber Amtmann, fei eingetaben. $!auS 
9)fener tonnte aber feine teilte, ©erabe biefer SBirtr) fyatte fidj bis 
je$t atS einer ber unbotinäfjigften gegeigt, unb fo fonnte er in ber 
<5tntabung nur einen Slnfdjtag auf fein £eben fefyen. (Sr rietf} atfo 
ben SBirtljSteuten, bie beabftdjtigte ©afterei Heber ju unterlaffen, 
ba fte fidf) ja befiänbig über s ilrmutt) bettagten unb teine Abgaben 
entridjteten. Dod) würbe ifym jnr Slntmort, bajjj baS 3inngef$trr 
bereite getauft unb eingepaeft fei unb bie (Sacfye nid^t mefjr geänbert 
werben fönne. Der 9lmtmann madjte feinem ©roll in bem S3eria)te 
an baS Kapitel in fotgenben Söorten ?uft: „3cfy meifj aber einen, 
wenn baS Dorf (©tabeUjofen) fein wäre, fo würbe er aud) jum 
^pa^nentanj fommen, atS §af)n auf bem #auS. Die ©eiligen, 
bie in anberen £anben getdjtn getljan fyaben, motten baS £anb 
»ertaffen. (So motten bie £eute feinen ©tauben fjaben, fte feljen 
bann fttityn." 3n einem (Schreiben oom 17. 3uti betont er 
nochmals, ba£ auf ben genannten Sonntag feine $ird)meüje, 
feine Stfeffe ober fonft etwas StefynlidjeS fatte. Der 2öirtlj fei 
ein böfer SBube, twbe fid) früher fd^on für einen $riegSmann 
ausgegeben unb fei beim Dberfirdjer Raufen Hauptmann ge* 
wefen. Der ©atjnentang fanb übrigens unter jatjtreia^er 33e* 
tfyeitigung ftatt; audj würben Verätzungen babei gepftogen, 
beren ^nfyalt aber IftauS Hefter trofc alter 23emüfyung ni^jt er* 
fahren fonnte. 

Der ©auptgrunb, meSffatb eS in ber nörblicfjen Ortenau 
nidjt ju einer bauernben 93erufu'gung ber Seoötterung fam, tag 
in bem Söiberftanb ber ©rafen ju §anau*2id}tenberg gegen ben 
„Ortenauifcfyen Vertrag", wooon unten in einem befonberen Stb* 
fa^nitte geljanbett werben fott. 



•fcortfelbtr, öeföitfte bei «auernfvitfl«. 20 



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- 402 — 



44. Die fiftlidie (Örtenou. 

3n ber fübltc^en Ortenau mar bic Erregung unb Unju-- 
friebenfyeit bcr ©emütber fogar früher ^um BuSbrudj gefommen 
al8 im nörblidjen Sljeil. $)ie beibcn Älöfter ©futtern unb 
Ettenljcimmünfter mit tyrem retten ©üterbefifc reijten bic 
29egel)rlicfyfeit bcr dauern, unb ^ier wie überall in ber Ortenau 
wenbetc fiel) bie Erbitterung oorjugSweifc ober faft auSfdjliefjlicf; 
gegen bie ©etfttidjfeit. 2Bär)renb man mit ben ©ersten ber 
nörbltd)en Ovtenau gütlicf} untcrfjanbelte unb tyre SBefdnoerben 
entgegen nafyn, Ijatte bie ©auerfdjaft ber Umgegenb oon Öatjr 
unb Euenheim bereits eine broljenbc Haltung gegen bie ermähn* 
ten SHöftcr angenommen. %bt Äonrab oon ©futtern manbte 
fld) an ben ttaftenoogt feine» ßlofterS, ®angolf t>on ©erolbS* 
ecf, um $tlfe, bcr audj ben 16. Slprtl an bie ©tobt 2a$r unb 
bie ®emeinbe ftriefenfycim fdjrieb, er tyabe gehört, bafe fic tür$* 
lidj ©emalttljaten gegen ba3 unter feinem ©dmfce fle^cnbe Älofter 
(Sdmttern begangen hätten. Er »erbe nidjt bulben, baf$ bie 
weiter beabftdjtigten ©djäbigungen au8gefltyrt mürben, unb er »er* 
lange, baß fie ftd) barüber auÄforedjen foüten. ®anj äfynlicfy falj 
e8 in Ettenfyeimmünfter auä. ©dwn ben 17. %px\l erfaßten Hbt 
i'aureutiuä oor bem 9tatlj be§ ©täbtdjenS Euenheim unb fragte, 
mef$ er fld) bei „gegenwärtiger Empörung ber ^Bauern" üon tlmen 
ju gewärtigen fyabe, unb ob er bie ©ütev beS ÄlofierS in ber 
©tobt bergen bürfte l ). 

9?ad)bem bcr erjte Anfang gemalt mar, ging e8 reifjenb 
fdmell oorwärtS. ©dwn am 19. Wpxii brang eine (Schaar be= 
maffneter dauern au8 bem j£)orfc ^riefen^eim in baä Softer 
©djuttern unb üerlangte broljenb oom Slbt unb Eonoent bie $lu§* 
lieferung eine» im Saljre 1510 gefdjloffenen Vertrages, burd) 
melden bie $rtefent}eimer ftd) in iljren SRedjten auf Sllmenb, SGBeib* 
gang u. f. w. beeinträchtigt glaubten. 2Ba8 wollten bie meljrlofen 



i) Söirrf !Rr. 343. 



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- 403 - 



Onfaffcn beS äfoftevS tt>unV Xcr 5tbt lieferte bie «eitragSurfunbe 
auS; mir merben aber balb fehen, bajj er burd}au§ nicht gefonnen 
mar, auf fein föecfyt ju »ersten. 

Unmittelbar nach btefer gemaltfamen Scene f^eint er übrigens* 
baS Softer oerlaffen unb fich nach ©ttenheim begeben ju haben, 
mo er mit bem SIbte Laurentius oon ©ttenheimmünfter jufammen* 
traf. ©enigftenS richteten bie beiben Siebte oon Ottenheim auS 
nod) am 19. Slpril ein Schreiben an ©angolf oon ©erolbäecf, 
worin fie tym mitteilen, bajj fte fdjon einige geit bie Slbfidtjt 
gehabt, tlm auf feinem Stoffe aufjufuchen. (&8 »irb bann er^ 
jählt, baß bie ©inmo^ner ton fjriefen^eim baS SHmenb unb bie 
©eibe oon ©futtern unrechtmäßiger ©eife in SÖenufcung ge* 
nommen unb bie 93ertrag3urfunbe oom %at)xt 1510 abgerungen 
^aben. $>a§ Schreiben fdjüefjt mit einer bringenben SBittc um 
§ilfe. ©angolf richtete am 20. Slpril ein Schreiben an bie ®e* 
meinbe Ätppenheim, »orin er biefelbe bringenb mahnt, oon einem 
etmaigen SInfd)lag auf ©ttenheimmünfter abjupehen. ftaflS fie 
eine 93ef<hmerbe gegen baS ßlofter hätten, fo foöen fie ihm bie* 
felbe oortrageu, bamit er bie 33ermittelung übernehmen fö'nne. 
Unter bemfelben Saturn beantwortete er auch ba$ Schreiben ber 

beiben Siebte. 3 U 9^4 ^ äDt er # £ 8 U c i n > Dc * ^ a 9 un0 ^ti 
Watyt roiü er mit ihnen fein „Sörob unb ©ein t^etten, fo gut er 
e§ $at", fle foüen bei ihm baheim fein, Sobann berichtet er, 
ba§ er bereits eine ©otfdjaft noch Schuttern abgeorbnet habe, 
um bie fechte beS ÄlofterS gegen bie ^riefenheimer ju oertreten 
unb nach einer ihm ^gegangenen ÜHelbung hatten biefelben baä 
Älofter fchon mieber oerlaffen. @r fänbe eS für gut, wenn bie 
beiben Siebte, ober menigftenS einer $u ihm !ommen mürbe, um 
bie Slngelegenhciteu ju beraten unb bie beiben ©otteShäufer oor 
fernerem Schaben ju bemahren. 

£ie Siebte hatten aber feine Luft, mit ©angolf fein „ibrob 
unb ©ein ju tt)eilen". Sie ahnten mohl fchon Damals feine 
eigenntifcigen Slbftchten, bie fpäter beutlich ju Sage traten. üRäg* 
lid} ijt jmar immerhin, bafj ©angolf auS 9J?angel an Seifigen 
unb Unechten für ben Slugenblicf feine Schüblinge nicht anberS 
als burch Schreiben oertheibigen fonnte. Slnfiatt nach Dcm ?5clfcii= 
nejt ©erolbSecf ju jiehen, begaben fich bie Siebte Laurentius unb 



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- 4o4 — 



ftonrab nact> bem fefteit ^reiburg, roo auch anbere Aebte 
benachbarter .tf löfter ©dmtj fugten '). Wod) am felben 20. April 
liefe tfonrab oon 8ct)uttern burdj ben 9c*otar in ftreiburg ein 
3nftrument anfertigen, in bem er feierlich gegen bie errungene 
Auflieferung bev $ertrag$urfunbe proteftirte. 

Der Aufftanb war in biefer ©egenb offenbar im SBachfen. 
An bem «erhalten ber <Btabt Ottenheim, reelle $u ©tvafeburg 
gehörte, unb beren ©^reiben an ben SRatf) erhalten fmb, lä§t 
ftd} ba« aufä beutli^fie oerfolgen. Den 17. April berichtete 
^ubroig £>ornecf oon Cornberg, $ogt $u (Ottenheim, nach ©trafen 
bürg, bafe ber Abt ju ©ttenhetmmünfter feine ©üter in ber ©tabt 
bergen moUe. ©r bittet um ^nfiruftion, wie er fid) gu »erhalten 
habe, fügt aber fofort hi«au, bafe (ich bie ©tabt länger gegen bie 
dauern roerbe galten fönnen, wenn man bie Äloftergüter in bie 
©tabt aufnehmen mürbe, ba ber Abt für tiefen ftaü" bie ©tabt 
mit Sein unb ftorn $u unterftüfeen oerfprochen habe. Der SBogt 
meint, bie (Strafeburger Herren müfeten ein gut Auffegen auf it)re 
Otabt haben, ba an aüen (Snben ein merflicher Aufruhr herrfdje 
unb Untreue unb Arglift fidj jeige 2 ). Der fRat^ oon ©trafeburg 
erteilte barauf ben ©efc^eib, man foüe bie $loftergttter nach ocnt 
SBunfche be£ Abteä in ber ©tabt bergen unb fc^tt^en. Aber faum 
roar ba$ gesehen, fo jeigten fich bie größten ©chroierigfeiten. 
-Die dauern ber Nachbarschaft maren offenbar unjufrtcben, bafe 
ihnen bie Söeute, bie fie fchon für fieser gehatten, entrtffen »erben 
foUte. ©chon ben 24. April berichten bie Vertreter ber ©emeinbe 
(Ottenheim nach ©trafeburg, e8 fei $u befürchten, bafe bie dauern 
ber OTachbarfchaft über fie hcrfaüen mürben, »enn fte ftch mit ben 
©ütern beä ßlofterä beiüben, unb ba ber Abt gar nicht bem 
©trafeburger 93ürgeroerbanb angehöre, fo erfunden fie ben 9lath, 
bie ©üter be8 ÄlofterS megführen flu laffen. Auch ocr Bürger 



1) 5 reib. 2>iöcef.-?trchiö XIV 148. ^it fjreiburg fernen Da- 
mal« ad)t vertriebene Aebte jujammen. — ©angolf ö. ©eroIbSetl hotte ju 
Anfang ber ©eroegung bem Srjfjeraog Qferbinanb bereittoilligfi feine 
Öilfe in AuSftdjt geftetlt f 30g aber fpäter cor, ju fcaufe ju bleiben 
unb bloft feine töeiter ju id)tcfen. Naumann Elften 24. 50. 90. 

2) SHrtf flr. 343. 



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- 405 - 



in Ottenheim mar man fdwn nicht ntet)v fidjer, benn ber SRath 
oon ©trafjburg wirb aufgeforbert, ju ber SBegfafyrt bcv ©üter 
eine StathSbotfchaft abjufdjirfen, bamit bie Bürger ben 'übt nicht 
baran fnnberten Der ©trafjburger 9lath fdjeint jebod} mit 
ber (Erfüllung biefer Sitte gezögert ju haben. Die Sauern auS 
$ippenr)eim unb bem Slmte £afyr »erlangten nun Don (Ottenheim 
bie Sluälieferung ber ®üter unb wollten ba8 Serfpredjen haben, 
baj$ man fte au ber (Sinnahme be§ $lofter3 ©tten^eimmtinjter 
ntcr)t hinbere. j&roax verweigerte ber Sogt noch torerjt ben 
Sauern bie ©üter, aber gteichjeittg (ben 30. ^Iprtl) fcfyrieb er 
um fd)teumge #ilfe nach (Strasburg 2 ). Da biefe am 2. Üttai 
noch nicht eingetroffen mar, fo wirb bie Sitte erneuert unb ju* 
gleich bie Semerfung hinzugefügt, ohne fofortige $itfe fei e§ nic^t 
möglich, (Ottenheim ber ©tabt ©trajjburg ju erhalten, benn bie 
Sürger ftimmerten fleh nidjt mehr um ihren @ib, unb ®ebot 
unb Serbot feien mirfungSloS 3 ). ©trafjburg fanbte jwar jefct 
eine Sotfchaft an bie Sauernljaufen, bie bei Ottenheim lagerten 
— e3 waren ihrer brei — aber ber (Srfolg mar fein großer, 
©o »erlangte benn am 6. 2ftai „©chultheifc, 9)?eifter, föath unb bie 
ganje ©enteinbe ju Ottenheim, baju bie gange Sogtei ju @tten* 
^eim gehörig" gerabeju bie ©rtaubnijj, ju ben Sauern fdnoören 
gu bürfen. Son ben brei Sauernhaufen waren ©efanbte in ßtten* 
heim erfduenen unb hatten erflärt, wenn bie ©tabt nicht ju ihnen 
hatte, fo würben fte biefetbe angreifen. Die Sürger fürchteten 
nun für ihr (Sigentfmm, baju „einen Abgang an SBälbem, 
2Bonne unb SBeibe, fo ihr »ätertich (Srbe fei", ©ie hätten bie 
Sauernartifel tefen X)üxtn unb auch mit ben Sauern bartiber ge* 
fprodjen, unb e3 bebünfe fie, bafj fie fich alter Sitligfeit 
unb ©r/vbarteit befleißigen. Die Sauern feien nicht gegen 
bie faifertiche Stfajejtät, noch »iber baS töbtiche $au8 Oeftreid) 
ober bie ©tabt ©trajjburg, fonbern nur gegen bie 5)(önche unb 



') 9t. n. O. Wr. 340. 

*') % o. C. 9ir. 354. Unter bie treffe ?ef)rieb er „cito, cito, 

cito". 

3) a. C. <Rr. 360. 



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- 406 — 



etliche Pfaffen. <8o bitten fie benit etnfiroeilen bis jum „SluStrag 
ber ©adjen" ju ben Söauern fdm?ören ju bürfen, oljne bafj ba* 
burdj bie SRedjte (Strasburgs »erlebt »erben foflen. 2)a8 alfo 
war baS SRefultat ber 14tägtgen 33erljanb(ungen , bafc man 
mit ben dauern gemeinjame ©adje ju machen befdjlojj, unb fo 
irie t)icv bürfte eS in ben meijten fteinen ©tobten gegangen 
fein, über bie wir auS 9)fangel an Otteöen weniger genau unter* 
richtet jlnb. 

Söäljrenb biefer Vorgänge in ©ttenfyeim bauerten bie Unter* 
Ijanblungen ©angolfS oon ©erolbSerf mit ben 99auern fort, 
unb auS biefer (iorrefponbenj erfahren mir ben Sortgang beS 
^luffianbeS. Ter (scfyultfyeifc unb baS ©eridjt oon ©futtern, 
mel^e bie ernftlidje 5ibftd)t Ratten, treu ju bleiben, berichten ben 
1. 9J?ai nad) ©erolbSed, bafc an biefem Jage dauern auS ^riefen* 
Ijeim, Vafyr, $eiligenjefl , Obermeier, Wcifcn^cim , ^djenfyeim, 
Senglingen, Öberidmpfljeim unb anbern Orten bemaffnet baS 
AMofter ©ajutteru überfallen, baS $f>or befefet, ben %\x% unb 
Gingang oerfjinbevt, einen Odtfen meggenommen unb neun Viertel 
$ow Dom Speicher meg in bie äRityle geführt fyaben. 3>er ©e= 
meinbe ©futtern erflärten biefelben, bajj fie feine böfe Slbftdjt 
gegen fte fyätteu, ebenfo menig gegen ben $aifcr, ben 3flarfgrafen 
oon 33aben ober ben §errn oon ®erotbSe<f. 3um ©cfylufc gaben 
fte ber ©emeinbe Sajuttent einen Jag Söebcnfjeit, ob fie eS mit 
ifwen Ratten molle, unb biefe bat fobann bei ©angolf um 33er* 
fyaltungSmafjregeln •). 3)en 2. Ü)?ai fdjrieb berfelbe an bie im 
Älofter futtern tiegenben dauern, bajj fte 9?iemanben fernerhin 
behäbigen unb baS Softer unb bie Bürger oon 8djuttern nidjt 
me^r betätigen fotlten. £od) für tfjn mar bie §auptfadje, maS 
er am ©nbe beifügte. 211S haften» ogt beS ÄloßerÖ ijatte er eine 
jäfjrlidje Abgabe an betreibe unb iföein ju beanfprudjen. 
52 Giertet ftorn unb oier ftuber 2Bein chatte er fdjon erhalten, 
eS fmnben nocf> 25 Viertel #orn unb 100 Viertel #aber auS, 
unb er frägt nun bei ben dauern an, ob fte gemißt feien, biefe 
tyn ungefyinbert im Älofter abloten gu laffen. 2luS Langel an 



i) $er ciftc tfjreS £d)reibcn§ bei Wone Oudlenj. III 670. 



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— 407 — 



urfunblictyen 9Jactyridtyten mtffcn mir nictyt, ob itym bieje §orberung 
bewilligt würbe, ^ebenfalls tyat (Sangolf feine $lnftrengungen 
gemalt, feines SlmteS als Äaftenoogt »arten unb ben ©traben 
ber $löfler ju oertyinbem ober wieber einzubringen. 

SD^ittlcrtoctle war aber bie Sage fo ernfi geworben, baj$ fo* 
rcotyl 3flartgraf ^ßtyiliop üon Baben, beffen ^errfa^aft Satyr 
ernftlicty bebrotyt mar, als aucty bie (Btabt ©trafjburg ntctyt metyr rutyig 
äitfetyen tonnten, 3n ber nörblidjen Drtenau war oorläufig SRutye, 
■(©. 384) unb fo tonnte man feine £tyätigfeit bem füblictyen £tyeil 
ber Sanbfctyaft juwenben. ©djon ben 7. 2)Jai ging ein ©ctyreiben 
beS Wartgrafen nadty ©trajjburg, in welctyem er bat, eine ©efanbt« 
fdjaft ju ben Raufen bei ©ttentyetm unb ©dmttern abjuorbnen, 
bie in Satyr mit feinen ©efanbten jufammentreffen foflte, bamit 
oiefelben bie Bertyanblungen gemeinfam führten *). %m borgen 
beS 8. SJtai befanben fiety groei <Strafjburger, babei als ©oreetyer 
ber bereits erprobte Berntyarb Sßurmfer, in Satyr, wo fie aucty 
ben Sanbf Treiber oon Baben fanben. $lber einer gemeinfamen 
Styätigfeit [teilten fiety plöfclicty unerwartete (Setywierigfeiten in ben 
3Beg. X>ic babtfetyen Amtleute in Satyr tyatten ben Btirgermeifter 
ber ©tabt mit mehreren Begleitern ju ben bei ©ttentyetm lagern« 
ben Raufen getieft, um mit itynen ju untertyanbeln, unb biefe 
waren noety ntctyt jurüctgefetyrt. 9llS nun trofcbem bie ©träfe* 
burger fiel) auf ben 2Beg machen wollten, erflärten bie Satyrer 
Amtleute, ber Sanbfctyreiber oon Baben würbe fiety ber größten 
@efatyr auSfefcen, wenn er mitginge; benn er würbe als ©etywager 
beS oertyafjten SlmtSfctyreiberS oon Satyr ben Bauern ntctyt genetym 
fein. 3>a nun aber bie (ötrafeburgifctyen ©efanbten barauf be* 
ftanben, bajj aucty ein Vertreter beS Sflarfgrafen fie begleite, weil bie' 
Bauern tyauotfäctylicty babifctyeUnterttyanen feien, fo würbe Sientyarb 
•Vtuctylin, genannt Seim er, ber ebenfalls Amtmann gu Satyr 
war, bamit beauftragt. 2118 fte fiety fobann auf ben 2Beg maetyten 
unb gegen ©ttentyeim ritten, tarnen itynen bie Satyrer 3lbgefanbten 



i) SB i r cf 9tr. 366. 3>cr ÜRarfgraf forittyt nur üon jtoei Raufen, 
tofityrenb e6 bod) frütyer brei gewefen. Gntweber tyatten fiä) 3ioet toeretttigi, 
ober ber Etarfgraf war ungenügenb unterrietytet. 



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entgegen unb berichteten, bafe fie mit ben dauern bahin einu\ 
geworben feien, einen SiuSfcfjufe ju bilben unb bemfelben auf 
einer 3ujanimenfunft {n ** a h v am °i c ftreitigen fünfte 

ju unterbreiten. Nun fyatte e§ feinen 3 w *tf mehr, bafe Weimer 
bie Strafeburger weiter begleitete, unb er fet)rte mit ben ?aljrer 
©efanbten nad) i'ahr jurürf, trofc ber ©inreben öernfjarb 2Burmfer§. 
Tie Strafeburger aber ritten it)rer ^nftruftion gemäfe allein 
weiter flu bent Raufen Sie untertjanbeften mit ben dauern 
unb wufeten biefelben gu allerlei 3 u f a 9 en 5 U beftiinmen 2 ) ; 
welcher s 2lrt biefelben waren, ift and Langel an Duetten nid)t 
befannt. 

Srofc ber furnier igen Vage (Stten^eim§, mitten in ber em^ 
pörten Vanbfd)aft, mar eS bodj gelungen, baS Stabilen ber 
Stabt Strafeburg ^u erhalten. (5§ mar ba3 gemife baä $erbienft 
beS firafeburgifrfjen £>ogte$ ober }lmtmanu§, ber in (Ottenheim 
fafe. Ten dauern tonnte ba$ nid)t unbefannt bleiben, unb fte 
warfen beöfyalb ihren &aupthafe au f liefen $)?ann. Den 16. 9Wai 
berichteten bie Vertreter ber ©emeinbe (Ottenheim nach Strafeburg, 
bafe ihre ^otfdjaft oon bem Raufen bei |)erboljheim — bie ^Bauern 
hatten ft<±> unterbefe gegen Stiben nach oem 23rei8gau ju gebogen 
— gemelbct habe, bie dauern hätten einen Slnfchlag gegen ihren 
Slmtmann oor. Sie erfuchten ben SRatt), benfelben ju fchüfcen, 
bafe er aud) ferner jimt „£roft" für fie als „ein frommer ©bei* 
mann unb SBogt" bei ihnen wohnen tonne 3 ). ©in Hauptmann 
beS ©ttenheimer §aufen8 [teilte jwar in Sbrebe, bafe fie bem 
Amtmann — er hiefe, früher erwähnt würbe, l'ubwig 
£orne<f oon Cornberg — einen f^c^bebrief getieft hätten 4 ). 
3>er föath t>on Strafeburg fcheint aber ernftliche 33eforgniffe für 
feinen Beamten gehabt ju haben, unb $ornecf oerliefe jum S3e- 
bauern ber ©ttenheimer feinen Soften, bie fobann am 22. Üttai 



1) SHrrf <Rr. 367. 

2) 2>aS fleh* «"§ «iref Wr. 374 betbor, wo ein SJauernfjauptmann, 
CnjoruS Debolt, bnS gerabeju auSfprid^t. 

3) «Birdf <Rr. 369. 
91. n. O. *Ht. 370. 



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— 409 — 



baten, ihn wieber ju ihnen fchtcfen ober wenigffcnä für eine 
3eit lang einen Vertreter gu beftimmen 

Die bisherigen geringen (Srfolge ber SBerljanblungen geigen, 
bajj bie 53eoölferung ber füblichen Ortenau Diel erbitterter unb 
fcrjwteriger gu behanbeln mar, als bie beS nörblit^en S^etlS. 
SBäcjrenb bie Raufen bei Oberfirdj unb ©chwarjach nach ben 
erften 33erhanblungen auSeinanber gegangen waren, blieben fte 
hier hartnäefig beifammen. %m 10. 2ftat machte einer ber $auot* 
leute, 3erg im ©iefeen, furgweg ber ©ie§enjerge' 2 ) geheifjen, ben 
babifd)en Hmtleuten in ?a^r ben 93orfdj(ag, gemeinfam mit irrnen 
einen ftuSfdjujj ju bilben unb bann bie $löfter unb "jßropfteten ju 
$engtngen, SBonnent^al unb SBalbfircf) im nahen SBretSgau ^eimgu* 
fud)en. 2118 bie Beamten ilmt unb feinen frreunben entgegen gelten, 
fte hätten ja mit bem 9D?arfgrafen ftd) »ereinbart, ihre 93efchwerben 
einer Jagung ber gemeinen ?anbfctyaft ju unterbreiten unb e3 fei 
fein ®runb mehr beifammen gu bleiben, fo erflärten bie Sauern, fie 
Ratten mehrere ben Flößern unb ©angolf gehörenbe ®emeinben 
ju ihnen frören laffen unb fbnnten nid)t auSeinanber gehen, 
ehe fte eine Sicherheit hätten, bafür ftrafloS ju bleiben. %atob 
Wagel oon ber alten ©cr)önftetn unb l'ienharb $u<hlin ber Weimer, 
bie beiben 3lmtleute ju £at)r, fchrieben in biefer ©ache fofort an 
©angolf oon ©erolbSecf unb baten ihn, bie ^Bauern baburd) ju 
befriebigen, bajj man fte einftweileu bis auf weiteren Söefchetb be& 
SJfarfgrafen bei bem (Sibe, ben fte bem Raufen geleiftet hätten, 
belaffe; natürlich füllten baburch feine fechte ber fllöfter oerlefct 
werben. 9?ur fo bringe man bie dauern auSeinanber, anbern- 
falls würben ihnen noch mehr julaufen. 

©d>on ben nächften £ag beantwortete ©angolf bieS (Schreiben. 
@r habe oon bitter Söernljarb SBurmfer unb §an§ ©rfjarb oon 
Kottweil, ben ©trafeburger (Sefanbten, eine äufchrift erhalten, 
ba§ fte im Auftrage beS SRatheS oon ©trafjburg mit ben 93auern 



1) %. o. C. Wr. 375. 

<£r toar wegen 5Rtfjr)onbIunfl einer ßlofterfrau in§ ©efänanifc 
gelegt , ober burd) bie ^Bauern gemaltjntn befreit worben. ÜBann DieS 
gesehen, ift nid)t befonnt. Sd)r eiber 9lr. 503. 



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— 410 — 



in ©ttenfyeim unterfjanbelt Ratten, boetj in ber Slrt, bafc feinen 
unb anbereit Untertanen fein ©djaben barauS entfte^en jotle. 
3fyre 99itte fei, bie Untertanen wieber fyeimfommen $u laffen, 
unb fie hätten ju biefem Qrvtdt frei ©eleit gugefagt. 2Beil baS 
nun Don ber <5tabt (Strasburg in gutem Vertrauen oerfprodjen 
worben, fo »olle er eS aud) babei laffen, bafj er feine Unter* 
tfyanen wegen ifyreS 3"9$ 5 um Raufen naefy (Sttenfyeim nidjt [trafen 
werbe, ^öe^ügtid) ber bem Älojier ©ttenfyeimmtinfter gehörigen 
Untertanen fyabe er als Äafteuoogt fein föecfyt, foldje 3"fafl*n/ 
wie man fte »erlangt fjabe, $u geben, ©r fetbfi trage bie $aft= 
üogtei ju Veljen, unb eS fei itym unmöglich, baS, was bem ftlofier 
$uftef)e, flu »ergeben. 3)ie ©trafjburger ©efanbten f)ätten iljm 
auefy barüber nichts gefdjrieben, unb aufeerbem fyabc er baoon fein 
Söiffen, bag bie ßlofteruntertfyanen bem üflarfgrafen fia> Oer* 
pflichtet hätten. 

Mad) biefem Söriefwecbfel fyat eS ben Slnfefyetn, als ob bie 
Vafjrer Slmtleute bie Gelegenheit beilüden wollten, bie $ol>eit3* 
rechte if>reS dürften auSaubetynen. ©S märe aber immerhin auety 
benfbar, bafj bei ber fyerrfdjenben Verwirrung bie babifdjen 5öe* 
amten bem @ie§enjerge unoerbienteS Vertrauen gefdjenft fyaben 
unb baS Opfer üjrer Vetdjtgläubtgfeit geworben fmb. 

$uS einem ©^reiben ber klebte oon ©futtern unb ©tten* 
fjeimmttnfter, bie immer noefy in ^iciburg weilten, an ©angolf 
(batirt oom 14. Ü)?ai) erfahren wir aud), ba§ bie beiben ßlöfter 
3 war oon ben dauern „eingenommen, oerwüftet* unb ausgeraubt, 
aber watyrfdfeinlicr; nid)t oerbrannt worbeu fmb ©angolf wirb 
aufgeforbert, ba eS nidjt in ber 2ttacfyt ber Siebte ftänbc, bo$ bie 
tflöfier unb fie felbfl $u fäüfeen, bamit fie 51t tyreni föecrjte fommen 
unb er fidj audj als Äaftenoogt erweife. 

(Sin i^eil ber dauern auS ber f üblichen Drtenau war übri* 
genS um biefe fttit gar nidjt mefjr in biefer ©egenb. Vermute 



i) $>nrnadj bütfte 3immermann ©eid). b. grofeen SBauernfrieg§ 
in 131 ju berbefjem fein. — $>a§ ju Gtten^eimmünfter geraubte ®ut 
tourbe burdj ben SÖirtf) 9lufter oon Ottenheim unb einen <2d)netber auS 
Äippen^eim üerfauft. @d)teiber 9tr. 468 c. 



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- 411 — 

(id) Ratten iljn Stufforberungen bcr ©djroarflroälber unb SöreiSgauer 
Raufen oerantafjt, roeiter nad) ©üben ju gießen unb fidj mit ilmen 
vereinigen. Da3 Ijart an ber ®renje beä SSretSgaueS liegenbe 
^erbol^eim fäeint befonberS lebhaft an ber 33eroegung Streit 
genommen flu Ijaben. ©ein ©djultljeijj wirb befdmlbigt, ben 2ln* 
tafj flur SSefdjäbigung be§ fdjon im 33rei3gau gelegenen Äenflin* 
gen gegeben ju ^aben ©benfo fdjtcfte er 93oten an bie Dörfer 
3Utmann8roeier unb SBittenmeier, beren (Sinmotyner oon 
©futtern mieber nadj §aufe geflogen roaren, mit ber Drohung, 
wenn fte nia^t oon ©tunb an flu iljnen flögen, fo motte er mit 
bem Raufen über fie fommen unb „bie Statten unb 3Xfäu[c au8 
ben Käufern bringen" 2 ), ©a>n ben 16. 2Kai tyatte ber Raufen 
oov ©ttenljeimmünfter eine Sotfajaft nad) Äenjingen gefdntft 
unb unter „ fettf amen Drob, »orten" ©erlangt, bajj man iljnen bie 
©üter ber Älöfter unb ®eiftlicf>en augtiefere. WiQad ©djirm, 
©^offner unb ©tabtfa>eiber bafelbft, tyatte fofort bei SBolf oon 
£>irnljeim, bem bamaligen ^ßfanbljerrn ber ^perrfa^aft $enflingen, 
um ^ertyaltungSmajjregeln angefragt unb ben 33efcfyeib erhalten, 
man fotte ftd> in ber ©tabt ^enflingen „ber ©etfiliajen unb tyrer 
©ttter nid)t betaben". Damit nidjt flufrieben, roanbte fid) (Schirm 
an bie ©tabt ftreiburg unb forberte biefetbe auf, fte motten ben 
Äenflingem ernftlid) fdjreiben, bie geiftliajen ©üter flu fa^üfcen; 
ev beforge, bajj ber Teufel mit im ©piele fei 3 ). Sitte biefe 95or* 
feljrungen fdjeinen aber ntc^td gefrudjtet flu ljaben, unb balb mar 
$enflingen in ben §änben ber dauern. Der „ortenauifd)e £aufe" 
unter feinem Stnfütyrer ©eorg $eib oon Safyr fyat „jur lieber* 
gäbe ber ©tabt ^enflingen roefentlidj beigetragen" 4 ). %n biefer 
©tobt würbe nun audj bie gemeinfa^afttidje 33etagerung ftreU 
bürg 3 befanden unb befdjloffen 5 ). Sludj festen bie dauern in 



•) ©dj reib er <Rr. 468 c. 
'*) %. Q. O. 9lr. 497. 
3) fl. a. C. 9tr. 214. 

*) «. a. O. 9tr. 253. ©djreiber $et «retSgau im »auerntrieg 
(taid)enbud) f. ®ef$. u. Altert*, in 6tt*beutföl. 1839) 3. 261. $ergt. 
find? oben ©. 287. 

5) «. a. C. 91r. 499. 



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— 412 — 



.Reilingen ein ®erid)t auä iljrer 2)?itte ein unb fprad^cn ben 
(tieften jerge, ber wegen einer an einer Älofkrfrau oerübten ®e~ 
roalttfyat gefangen geroefen, frei 

$on Äenjingen ging ber 5)Jarfd) nadj ^reiburg. 9$om 15. 
btö 20. Wai fammelten fld) bie SBauernljaufen um bie £aupt* 
[labt beS Sörctägaued. Sluf ber 2Beft* unb Worbfeitc ber ©tabt 
lagerten bie dauern au$ beut 93rei8gau, ber ätfarfgraffdjaft $odj* 
berg unb ber Orten au*'). %m 21. 2Jiai fd)lo§ $reiburg einen 
2Baffenftillftanb mit ben dauern unb am 24. barauf einen 95er» 
trag, burd) ben e§ in bie d)rifUid)e 55ruberfdjaft ber 93auern 
aufgenommen tourbe. $lu8 biefem erfahren mir aud) bie 
Warnen ber Stnfttfyrer be8 ortenauifäen ^aufenä. ©ie müffen 
eine geartete Stellung unter ben 33auern eingenommen Ijaben; 
benn ifyre tarnen ftefyen an ber ©ptfce ber Vertreter ber söauer* 
fdjaft. @8 ftnb: 3erg $eib oon ?af)r, Oberfter, ^erg 
©djefctin, $lau$ ©djuljmadjer, £an8 SJafcmann, £an§ 
3 i I c r unb %atob Würfele, Unterljauptleute 3 ). $on ba 
fdjeinen bie Ortenauer aud) gegen Söreifact^ mitgezogen ju fein, 
unb als ben 26. s DJai audj biefe ©tabt mit ben ^Bauern ab 
fdjliejjen mufjte, evfdjeint 3erg $eib mieber an ber ©pifee ber 
Üßauern 4 ). 9?ad) biefem ©rfolge bürften bie Ortenauer mieber nad) 
$aufe gebogen fein. 2Benigjlen8 erfdjeint oon jefct an ©regoriu§ 
TOWer alä ber eigentliche Vertreter ber 93rei8gauer 3?aucrfdjaft. 

3m Anfange be3 SftonatS Sunt fdjetnt ein großer £tyeil bet- 
rauern in ber füblidjen Ortenau mieber $u §aufe gewefen 511 



i) %. a. O. r<T. 503. 

■i) ©djreiber <$W$. b. Stobt greiburg III 279. 2>ieie (Sreig. 
nijje fönnm f>ier nur fürs ongebeutet tuerben. 33ergl. bo§ (Genauere oben 
e. 312 ff. 

•*) 8ä)teiber 9tr. 2G0. £>on8 fttler n>nr fidfoer nu§ Slmoltern im 
Äniierftu^I. 91. o. O. 91r. 210. ftür 93ofcmonn fjot € djreiber (a. 0. 
O. *Rr. 468 c) jelbfl fpflter Seemann gelcfen. #Iou§ ©dnifjmodjer tft 
bermutf)lid) berjelbe, toeld^er fonft #Iou§ €><f)mtel)eimer Reifet. 91. a. C. 
9lr. 468 c. SHrrf 9*r. 370. tfurfele bütfte, tote ßiler, ein 93rei§gauer 
geioeien fein. 

4) € Treiber Nr. 273. SBergl. aud) oben 6. 332. 



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- 413 — 



fein, ©c^on ben 4. 3»ni roenigftenB ftreiben bie Untertanen 
ber §errf<f>aft i*a^r nad) ©traßburg, baß fie „anfyeimft" gebogen 
feien, nadjbem ftc ftdj mit bem s 3)?arfgrafen oertragen I|ätten l ). 
jTarnad) fcfyeint ber Verlauf ber geroefen ju fein, baß ber $Jlaxh 
graf unb bie ©tabt Strasburg getrennt jebeä mit feinen eigenen 
Untertanen unterfyanbelt fjaben. 3Karfgraf ^ß^ilipp fd^eint fobann 
fidj erbötig gezeigt 511 fyaben, bie $eftfe§ungen, roeldje in Offen« 
bnrg bemnädjft jroifdijen feinem 93ruber, bem "äftarfgrafen ©rnft, 
unb feinen Untertanen gemacht merben folltcn, audj auf bie füb* 
licfye Ortenau auSjubefmen. 2)er größere %\)tii feiner Untertanen 
in ber §errfdjaft Valjr mar bamit offenbar jufrieben unb 30g fyier* 
auf naefy £aufe. 3)aß bieg ber mafyrfcfyeinlicfyc Hergang gewefen, 
ift auä ber Söeftimmung ber XäbingStyerren be£ Offenburger 
Vertrags Dom 13. 3uni h ü ftli e fe ei V mornadj eine ©djrift an 
ben Sttarfgrafen ^^tlipp ju fänden fei mit ber $3itte, ben 53er« 
trag „oon roegen ber ^errft^aft £af)r" anjunetjmen 2 ). $>ic dauern 
Ratten allen ®runb, bei einigermaßen günftigen ©ebingungen 
ifyren ^rieben mit ben ^errfcfyafteu ju ma^en. 3n ben testen 
£agen beS 2)?onat£ 2)iai fyatte ber Äurfürft oon ber ^3fatj unb 
feine SSerbünbeteu ben Srufyrain unb bie untere s D?arfgraffd>aft 
45aben jur SRulje jurücfgebradjt. ©djon Dörfer Ijatte baS £eer 
be3 fd>n>äbifdjen 33unbe§ bie fdjroäbiften dauern $u paaren ge= 
trieben, unb bie au$ bem ©(faß fommenben 'ifladjridjten lauteten 
für bie S3auern nidjt gtinftiger. Üftarfgraf ^ß^itiop oon 93aben 
ualjm ben Offenburger Vertrag an, toie jmei Schreiben beroeifen, 
unb ba er mit ben 53auern ber nörblicfyen Ortenau befonberä 
abgefd)loffen fyatte, fann fidj bie Slnna^me be§ Offenburger 53er* 
traget nur auf feine Untertanen int $tmte Valjr begießen 3 ). 

Ueber ben $n^a(t beS am 13. 3uni ju ©tanbe gefommenen 
Offenburger SBertragS mürbe fcfyon oben ©. 338 berichtet. 

Der SRatb, oon. ©traßburg fyatte fic^ mäfjrenb ber SSerfjanb* 
lungen Diele 9J?tif>e gegeben, um bie $öret§gauer, meiere oor 



i) «iref 9lr. 386. 

©Treiber ttr. 333. 
3) ®ird 9hr. 396. 398. 



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- 414 - 



Offenburg pichen wollten, oon ber Ortcnau fern ju galten. 
(58 ift ein 53ewei8 ber biplomatifchen unb polttifchen Sähig; 
feit ber leitenben 9Känner ber föeidjaflabt, bajj e« ihnen in ber 
Üfyat gelang, ben #ug ber ©reiSgauer Raufen $u hintertreiben, 
wenn fie auch nicht Ijinbcrn tonnten, bafj einzelne ©paaren ftdj 
boct) einfielen. 

(Jntfchiebener als 2flarfgraf ^ilipp f^eint bie ©tabt 
(Strasburg gegen it)re Untertanen in ber füblidjen Ortenau 
aufgetreten ju fein. Wadjbem bie erfte ©efa^r ttberwunben unb 
e§ gelungen war, bie ©tabt (Ottenheim trofc ihrer Hinneigung $u 
ben dauern in ber £reue ju ermatten, befafc man an ifyr einen 
feften <2tttfcpunft, wo man fixere Untertunft finben, unb oon wo 
au8 man bie dauern fajäbigen fonnte. (So erfahren wir benn 
au3 jwei Schreiben oon Ottenheim oom 0. unb 10. $uni, bafe 
(Strasburg feinen Untertanen einen „Befehl" ober eine „Slbfor» 
berung" jufommen lägt '), unb Ottenheim oerftchert bagegen, ba& 
e$ bemfetben gemäft ftd) bis jefct gehalten ^abe unb audj ferner 
»erhalten wolle. 2Benn wir gleich ben Inhalt btefeS „SBefehlS" 
nicht fennen unb nur ju oermut^en oermögen, fo jeigt boch ber 
Umftanb, bafj «Strasburg wieber „befehlen" fann, ftatt immer ju 
„hanbeln", eine bebeutenb oeränberte 2age. Da8 Slnfe^en ber 
Obrigfeit war wieber geftiegen unb fyatte ftch oon neuem be= 
feftigt, woju bie f^weren Wieberlagen ber dauern in (Slfafj, 
Schwaben, unb ftranfen ba8 Ütteifte beigetragen ^aben mögen. 
Da Strasburg bie wicfytigfte SRoUe bei ber 33erhanblung be8 
Offenburger Vertrags ju i^eil geworben war, fo bttrfte ber er* 
wäljnte „Söefehl" an bie Untertanen barin bejtanben ^aben, 
oorerft in SRufye ben ©rfolg ber Offenburger Tagung ab^u* 
warten. Die weitere fogen. „Hnforberung" fdjeint ber ©efeljl an 
bie ©emeinben gewefen ju fein, einen Dheil ihrer waffenfähigen 
2J?annfd)aft nach Ottenheim ju legen, trjeilS um biefeS Stäbtchen 
galten ju (önnen, theilS auch um bie Dörfer felbft ju fchwächen. 
Die ©emeinben kappet a. 'Sil)., ©rafenhaufen, 9lingd^eim r 
Stuft, 9?ieberhaufen, SlllmannSweier, Rittenweier, 



«) »iref <Rr. 387. 388. 



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— 415 — 



ätteiffenfyeim, HItborf, Saltburg unb ©djmieljeim er* 
Härten ftdj auf befragen trofc ber fortbauernben Drohungen ber 
nod> aufflänbifdjen Raufen bereit, bem „Befehle" ber <5tabt 
«Strasburg nadjfommen ju motten. 3Wan bot benfelben an, 
etwaige foftbare ©üter hinter ben fdfüfcenben dauern (Ottenheims 
ju bergen l ). 

Die Beunruhigung bev 33eoölferung bauerte übrigens fort. 
Da man ju Offenbuvg nid^t ganj einig geworben mar, mürbe 
ben 17. 3uni ju Sreiburg oon neuem unterl>anbett unb nod)* 
malS ein „Slbfdjieb' 4 gegeben. Unter ben Vertretern ber 53auer- 
fc^aft erfdjeint ^iev mieber ftörg (Sdjäjtin oon Äupoenljetm 
als „Hauptmann oon ben gemeinen Stäbten unb ber tfanbfdjaft 
baju oerorbnet" 2 ). Slber auch bamit mar bie SBemegung noch 
nid)t beigelegt unb bie Ungufriebenljeit befonberS ber SSreiSgauer 
noch nicht geftiüt. Den 30. $uni theilt Ottenheim bem ©trafc 
burger SRath mit, ba§ jmei ©efanbte oon ber „obern unb niebern 
33crfammlung" bei it)nen erfduenen feien, ihren „Hauptmann unb 
fjähnrid) beS Kriegs " bei bem auf bem $etbe oon ©t. ©eorgen 
bei $retburg gegebenen ©ibe ermahnt hätten, auf ben 2. 3uft ju 
@id)ftettcn am Äaiferftuhl in ihrem „großen SRath" ju erfdjeinen, 
um ferner mit ilmen gemeinfam ju ^anbetn 3 ). Die fembfelige 
Stimmung gegen bie ©eifttidjfeit mar im ftuli nod) fo jtorf, bajj 
ber $lbt oon ©futtern nid)t jurütfjufehren magte. Den 
30. 3uli fragte er bei bem 53ogt unb «Schultheißen oon @tten* 
^eim an, ob er roäljmtb beS §erbfteS bei ihnen ©dmfc fmben 
mürbe 4 ). 9lber ben 11. $(uguft fag er nod) in ftreiburg unb 
fdtjrieb oon ba an ©angolf oon ©erolbSetf. Diefer fc^eint 
bie lange $lbmefenheit beS SlbteS fehr flu feinem S3ort^ctI au§* 
gebeutet ju fyabtn. Der $lbt Äonrab bittet it)n, feinen Unter* 
tränen ben ,,©ib ju eutf dalagen" unb baS Sc^a^gelb ihnen mieber 
ju geben, mo foIdjeS genommen morben fei. DiefeS ©^reiben 



») SJirtf 9lr. 387. 

•i) Schreibet *Rr. 337. 

3) mxd Er. 396. SSeral. oben 6. 342. 

4) SBird <Jlr. 413. 



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— 416 — 



äeigt auch, welche 3uftänbe bamalä in bem nicht oerbra unten 
Älofier ^etr^ten. $er 9(bt beflagt e3, bafj ber <Prior, melier 
mit einer $ln$af)l Mönche wieber in betn »ermüdeten ^loftcr 
wohnte, über ®angolf gefpottet ^abe, unb fud^t ilm mit fetner 
3ugenb unb Unerfahrenrjeit ju entfd>ulbigen. 2lbt Äonrab ^atte 
mancherlei oon bem treiben im Älojier erfahren unb be^atb ben 
Pfarrer s i)fatthäu3 ju ©futtern ju feinem ©teÜüertreter ernannt. 
$ie üWönche hätten nämlich bie platten" aumachfen laffen, baS 
JDrbenSgewanb abgelegt, §oren, ^rüfymeffe, Slmt unb 9Se§per 
n'idjt mehr gehalten unb liefen in ben Käufern be§ £)orfe8 umf>er. 
€ein ©teüoertreter foüte biefem treiben ein ©übe machen unb 
bie ©ruber oeranlaffen, im ©ieebenfjaufe bei einanber ju bleiben, 
benjenigen aber, welche ftd) feinen Slnorbnungen nicht fügten, 
©ffen unb £rtnfen üerwetgern. 3"a,tadj ^atte Äonrab Zuä) nach 
(Edjuttern getieft, bamit man Hutten für bie (Jonoentualen bar* 
au« mache, unb er bittet ©angolf, ben Pfarrer Matthäus ju 
unterftttfcen, bamit wieber Orbnung in ba8 Älofter jurüdfe^re; 
um ben eigennüfcigen ©erolbäecfer ju gewinnen, oerfpricht er ihm 
ben im ftlojiergarten geworfenen £anf, obgleich er benfelben 
eigentlich felbft brause unb blutarm fei l ). 

Die <5tabt Strasburg jeigte ftch ben ftorberungen ber jwet 
ftlöfter Diel geneigter alä beren eigennüfciger Äaftenoogt. @djon 
ben 2. Sluguft Ratten fte i^rcit in Kottweil befinblichen ©efanbten 
eine ^nftruftion gefrfneft, wornact) biefelben mit bem SRatlje $u 
Ottenheim unterhanbeln foüten, bajj ber 9lbt oon Ottenheim« 
münfter bei ihnen wormen unb ab* unb jureiten bürfe, wie er e8 
oon ihnen »erlangt fjatte. Sludj foüten ilmt ber ffruetyt* un b 
2Beinjeb,nten olme ©chmierigfeiten oerabfolgt unb bie benachbarten 
dauern aufgeforbert werben, ebenfattS biefe Abgaben ju ent* 
richten' 2 ). i)oct) fd)eint (Strasburg ben Dffenburger Vertrag 
nia^t auf feine Untertanen in ber fübltdjen Ortenau au§gebef)nt 
^u haben 3 ), biefelben btirften im wefentlichen wieber in ihr alteS 



l) <Wone OueHmf. III 670. 
*) 55 irr! 9lr. 416. 
3) fl. a. O. 9lr. 436. 



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— 417 - 



23erf)ä(tntj$ gu Strasburg gurücfgefefyrt fein, roie e§ öor bcm Kriege 
beftanben tmtte. 

©o mar audj in biefem Xljeil ber Ottenau ber tfrteg olme 
SBlutoergtejjen »erlaufen. £)ie Untertanen beS 9)farfgrafen Wlipp 
»on 23aben erregten einige (5rlei<f)terungen, aber bei weitem ni$t 
baS, roa8 ber Ortenautfdje Vertrag gu föendjen eingeräumt fmtte. 
Ob bie §errfcl)aften, ärmltdj mie ftreiburg, nad) bem Kriege bie 
£auptfdjulbigen gur $erantroortung gebogen unb geftraft Imben, 
ift aus 9)?angel an 9?ad)rtd)ten nic^t feftgufteüen. %n einem 33er* 
geidjnijj ton fRäbctöf üljrern , rote fie für bie ©ericfyte nod) im 
3afyre 1525 aufgefteüt mürben, erfahrnen aud) einige Ortenauer, 
ber ©dmltfjeijj »on $erbolgfyeim, ber SBirty dufter üon @tten* 
fjetm unb ein ©dmeiber Don $ippenljeim, fobann bie unS fdmn 
befannten £)auptleute 3örg ©iefcer, $lauS ©djmieljeimer oon 
$ippenfyeim, §anS Seemann gu ^riefenrjeim unb 3örg ©djäfcltn 
oon 2af)r Ob aber biefe roirfti^ geftraft roorben ftnb, ift um 
befannt. 3m ganzen Ratten bie £>errfd)aften baS 33eftreben, naa> 
bem ber Slufftanb niebergeroorfen unb bie ©efaljr als befeitigt 
angufefjen mar, ifyre Untertanen gu entfdmlbigen, um nidjt burdj 
bie ©trafen unb ©ntfd)äbigungen an anbere §errfdjaften bie 
©teuerfraft if/reS ©ebieteS gu minbern. ©o nafym fidj bie ©tabt 
©trajjburgbeS ©täbtdjenS © 1 1 e n e i m an, als bie breiSgauif cf>en 
©tänbe baSfelbe gum ©d^abenerfatj beigteljen motlten. ©ofort 
rourbe geltenb gemalt, bafj bie gange 9$ogtei (Jttenfjeim •Kieman* 
ben „fonberlid) befdjäbigt" fyabe, aud) gu $)aufe geblieben fei trofc 
ber oielen 2)rof;roorte ber 2lufftänbifd)en. ©elbft ©trafjburgS 
£fyätigfeit, bie 33auern gu beruhigen unb gu gerftreucn, mirb 
betont, um bie Untertanen gu fdjüfcen' 2 ). ©elbftoerftänblid} 
rooflte jefct audj ftebermann unfdmlbig unb nur burdj bie anbern 
»erführt »orben fein, ©o erflärten bie ©ttenfjeimer, bafj fie in 
foldje Empörung fid) nie gern gefdjlagen unb nur auf bie cut- 
fdjtebenften 3)ro^ungen burd? $erbo!gljeim, 2ttaf)tberg unb Äippen* 



1) @d)r eiber <ßr. 468c. fluffntlenb ift, t>aß Öeora fceib nuS 
i'atir fef)lt. ©oflte er inbejj fleftorben fein? 

2) «. a. O. 9tr. 487. 488. »ergl. aud> oben 6. 366. 

4? a r t f e l b c r , ®e f$i$tc bf * «auer nfrieflS. 27 



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— 4ls — 



fyeim ben ^lufftätibifd^en jugegogen jeien. Die Älöfter £ennen= 
badj unb SBonnentljal feien fdron oor ifyrem StuSjug Derbrannt 
roorben. „2Bafyr ift ober, ba§ wir au$ Ijodj gelungener 9?otI> 
unb roiber unfern äöiflen mit anbem oor ftreiburg jie^eit 
muffen, unb ba§ unfern Änedjten, beren auf 200 geroefen, jebem 
fünf 33afcen geworben unb au8 bem übriggebliebenen ®elb bem 
Hauptmann nad> allem Äbjug adjt fronen unb brei ©Wifling 
311 Stjeil geroorben." "über fonft motten fie burd)au8 unfd)utbig, 
fein, ja fogar f\d) noa> #erbienflte um bie $>crrfd)aften er* 
roorben Ijaben 1 1. 

©anj äfmlid) nalmi fidj ©eorg oon !öad) feiner Unter* 
tränen in £>rfa)roeier an. @r fdjrieb an bie bretögauifdjen 
©täube, bafj bie armen i'eute gu ©rfdmxier nie bie Slbfidjt 
gehabt Ratten, etroaS Unbifligeä oorjuneijmen. ©ie feien oon 
ttjren 9tod>barn , befonberS oon benen ju ©ttenljeim 2 ) , be= 
brofyt unb fdjltefelidj gegroungen roorben, bafc fie ilmen „einen 
v ?Jiann unb einen falben Sagen" ^aben fctyiden müffen. 3m 
übrigen aber finb fie gleidjfaCtö unfdmlbig, tote bie oon ©tten- 
r/eim 9 ). 

©benfo oertyeibigten (£(aubiuS 25öcflin oon iöörflinSau 
unb Amtmann ^ermann Rüffel gu Steinau bie ©emeinben 
SBittenroeier unb SllfmaunSroeier, roeldje nur burety fernere 
Drohungen gum 3«g t« *>en 93rei3gau gezwungen fein rooflten. 
Die aufftänbifdjen Raufen fyätteu bie „tyxtw genommen unb gen 
tfetyen geführt, bafelbfl ^abe man groet oon tyrer iRottc genommen 
unb gen ftretburg geführt. 2BaB ba gefyanbelt, ba8 mögen tyr 
(nämlid) bie brei8gauifcf)en ©tänbe) metyr SBiffen« tragen, bann 
roir" 4 ). 

bitter l'ubroig Eöcflin unb $an« 53ocf nehmen fic$ ber 
©emeinbe ©djmieljeim an. Huct) biefe ift natürlich faft gang um 
f^ulbig. ^ur Skr^ütung be« edjlimmften finb fie „in 9?ou> 
gebrungen" roorben, „ber ©moörung einen 3ufafc gu tfjun, Ijaben 



l) o. C. 91r. 488 5JciI. 

W\t ftimmt ba§ jur 6elbftt>ert()eibiaung 6tten^cim§? 

3) Sdjretber 9lr. 491. 

4) *. o. C. 9ir. 497. 



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- 419 - 



aber baneben 3fyrer ©naben weber an ifyren ©otteSljäufern, 
Käufern ober Rieden ober in anbere 2Beg mit föeifjen, 3 er * 
fdjlagen ober Verbrennen gar nitfyt beteibigt", e8 ift itynen aud) 
nichts baoon geworben „bann allein fünf 93afcen, bie wir bann, 
baju wa§ oon Jiloftergütern fyinter unä f auf weis gefommen 
mag fein, erbietlid) fmb mieber ju geben". 2Ba8 fie getyan, 
ift nidjt au« eigenem Sftutfywiflen , fonbern nur auS 3wang 
gef^efjen '). 

Die SJmtteute ber £errfdmft Vafyr beantworteten bie $or* 
berung bev bretSgauifdjen ©tänbe auf (Sntfdjäbtgung mit ber 
©egenforberung, iljnen bod> juerft biejenigen ju bejeidmen, meldte 
iljnen ©djaben jugefügt, ferner wo unb wann ber ©djaben oor* 
gefommen, unb wie grofj er fei. 2U8 fte barauf bie grobe 2Int* 
wort erhielten, ba§ fie wotyl oerftanben fyaben bürften, wer ben 
Sdjaben jugefügt frnbe, fo fdjreiben fie jurücf, ba man ifyrer Söittc 
nid)t entforedje unb bie Uebeltfyäter ntc^t namentlid) bejeidme, 
aud) bie ©rbfje be8 <5d)abenS nia)t angebe, fo Ratten bie SöreiS* 
gauer (Stänbe felbft ju ermeffen, ba& fte ifmen feine genügenbe 
. Antwort geben fönnten 

©rofje ©djmierigfeiten entftanben für bie ©emeinbe 
(2 futtern, ©d)on in ben erften Jagen be3 SMonatä Januar 
würbe ifyr eine Labung nad> Viflingen auf ben 9. Slpril juge* 
fteflt, wo bie ©ntfdjäbiguugSfumme feftgefefet werben foöte. Do 
ber Slbt beS &1ofter8 ©futtern unter ben Ätagenben in ViÜtngen 
erfdjeint, fo bürfte er neben ben brei8gauifd)en ©tänben bie $aupt* 
forberung an bie ©emeinbe gefteflt fjaben. Unter ben ©emeinben 
im Millinger Slbfdjieb fetylt aflerbtngS ©dmttern 3 ), aber auö 
anbern Slftenftürfen ergibt fidj, bafc ©futtern gur 3 Q W un 9 einer 
iöranbfdjafcung oerurtfjetlt mürbe, mit beren ©riegung man ftd) 
übrigens nidjt übereilte. Den 17. 3uni 1526 erhielt ©futtern 
eine neue Labung oom öftreidjifd)en £anb»ogte nad) ©nfiöljeim, 
um nad?träglid> ben Offenburger Vertrag ju befdjwören, 



l) © Treiber 9lr. 498 mit »eil. 
'i) «. a. O. 9lr. 481—483. 
3) «. a. D. 9lr. 606. 



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- 420 — 

roie anbere Untertanen auch getljan Ratten. $lnt (Scfyluffe mar 
bie Xrofmng beigefügt, bajj man, roenn fte biefc ftorberung nicht 
erfüllten unb bie 23ranbfd)afcung nic^t begasten, mit ernftlia^er 
Strafe gegen fie »orgefyen moüe. 

Die ©emeinbc Sdmtteru fcheint jeboch burdj biefeS 
3 abreiben nicht feht beunruhigt roorben gu fein, ftm Sluguft n?ar 
bie Sranbfchafcung immer noch nicht begabt. Den 5. Sluguft 
erft roanbte fte ftd) an ©angolf oon ©erolb§ed unb bat 
tfyn um feine ^ermittelung bei ber Öftreich ifdjen Regierung in 
©nfiSheim. (#angolf geigte auch bei biefer (Gelegenheit toieber 
feinen alten ©igennufc. Statt ber Sitte gu willfahren, begann 
er felbft bie Sranbfdjafcung eingutreiben unb oerfchonte babei 
felbft bie Liener bc« ÄlofterS Schuttern titelt, fo ba§ Slbt ßonrab 
proteftiren mußte, daneben aber blieb bie ftorberung ber breiS* 
gautfehen Stänbe befielen. 5lm 1. Slpril 1527 festen biefelben 
bei ©emeinbe Schuttern nochmals eine ftrift Don 14 Sagen, 
roäfjrenb beren fic bie f^ulbige Summe erlegen foUte. Waty 
tvägtich [teilte fic^ heraus, baß ©angolf Don ber Regierung feinen 
Auftrag gur Erhebung ber Sranbfdjafeung gehabt fyaüt. ©r . 
berief ftch gegenüber ber @nftSheimer Regierung auf fein Secht, 
als Äajtenoogt beS ÄlofterS Schuttern gu einem folgen 93orgehen 
befugt gu fein. Den 6. Ü)fat 1527 erhielt er jeboch ein fe^r ent- 
fchiebeneS Schreiben au« (SnfiShetm, mit bem (Singug ber SBranb* 
fa^afcung „ftiUe gu ftet>n", bis baS faiferlie^e Regiment biefe Sache 
entfehieben hätte. 

heimliche Söebrängniffe n>ie Schuttern mußten bie ©emein; 
ben Sdjroeighaufen unb 2Bittetba<h burc^mac^en. Sie er* 
hielten ben 17. $uni 1520 ebenfalls eine 3lufforberung auS 
(SnftSheim, bie SBranbfchafcung gu erlegen unb nachträglich ben 
Offenburger Vertrag gu befchmören. SllS ©angolf Don ©erolbSecf 
für Tie ein freunblidjeS 2Bort bei ben breiSgautfchen Stänben 
einlegte, tarn ber Sefcheib, fic füllten enbltch begahlen; wären fte 
unb anbere gu §aufe geblieben, fo loürbe nicht ber große Schaben 
angerichtet toorben fein. 

2luch baS $lofter ©ttenheimmünfter betrieb fehr entfehie* 
ben bie ©rfefcung fernes SchabenS. 5llS bie ©emetnben kippen» 
heim, Wahlberg, Sulg, Selchenbach, Seelbach unb Sdjuttcrthal 



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— 421 - 



bie 3af)l""9 bcr geforbeiten Summe Derweigerten , flagte Übt 
Laurentius beim faif erlidjen &ammergerid)t, unb bie genannten 
©emeinben erhielten ben 31. Sftärj 1528 eine Storlabung nad) 
(Speier. ©benfo mufeten fidj fdjliefjticfy bie Untertanen ber £err 
fc^aft tfaljr bequemen, ifyrcn ^rieben mit ©ttenljeimmünfter unb 
edmttern $u machen. £>urd> Vertrag Dom 28. SWärj 1530 oer= 
pflichteten fic ftc^ gur ^hma, einer @ntfd)äbigung8fumme üon 
2600 fl. Sin bieder (Summe mußten aud> bie jur §errf$aft 
Vafyr gehörigen ©emeinben ftriefenljeim, ßippenfjeim unb 3$en; 
Ijcim mittragen. 

(Sdjon im ga^re 1526 Ratten fic^ bie 3Sogteien SReidjeiu 
badj, (Seelbad) unb (Sdjuttertfjal gefallen laffen muffen, bem 
$errn oon Tau teufte in, beffen (Sdjlofj flc geplünbert unb 
ferner befdjäbigt Ratten, 60 fl. ju jaulen, unb bei ber SBieber* 
berfteüung be3 <Sd)loffe§ befyilflicfy gu fein l ). 

dagegen fdjeint e§ ber (Stabt (Strasburg unb ifyren ge^ 
fd)itften Unterljänblern gelungen gu fein, ifyre 93ogtei (Sttenfyeim 
oon bev Vaft ber (Sntfdjäbigung ju befreien, roie fd)on erfcäfynt 
rourbe' 2 ). 



45« Bie (Grafen uott fjauau-ftdjtenbenj unb ßitfd)- 
3©eibriiAen imb kr ortenamfdje Vertrag 3 ). 

Tic sperren ber ©rafföaft #anau*£idjtenberg, ©raf <ßl>ilipp 
Don §anau unb ©raf SReinfjarb üon 93itfdj»,3 »eibr titfen, 
Ratten ftdj anfangt an allen gemeinfamen (Schritten gur 33erutngung 
ber dauern beteiligt, 3fyre Söeüoflmädjtigten maren bei ben 
Untevljanblungen in SRendjen crfcfyienen unb Ratten am 25. 9J?ai 



1) (91eint)arb) ^roamat. ©efd). b. fcaufeS ©erolbSed. Urfunbenb. 
6. 268. 

2) Oben S. 307. 

3) Xiefe bcrwirfelten SöcrfjälmiRe finb bei SRatbfltber i$io ®raf« 
frfjoft §annu^'idjtenberfl. ©frn&butfi 1876) nid)t berüfjrt. 



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— 422 — 



ben „Ortenautfdjcn Vertrag" mit befugett. ©S mufj bodj wohl 
angenommen werben, bajj bie iöeüoümädjttgten bev beiben ©rafen 
ba$u bie Vollmacht oon ihren Herren hatten. Ter Vertrag war 
ja bev Slbfcblufj einer längeren Untertjanblung gewefen unb bie 
genannten (trafen Ratten ber Bewegung ebenfo machtlos gegen* 
über geftanben, wie bie anberen $errfchaften ber Ortenau. 

Önbefien hatte fich (Snbe ÜWai unb im üKoitat 3uni bie Sage 
oollftänbig geänbert. 3n ©chwaben, ftranfen unb im ©ffafe 
waren bic dauern burd) blutige ©erläge ferner gejüdjtigt worben 
unb oollftänbig unterlegen. Die Herren oon .ftanau bereuten eS 
jefct, fo nachgiebig gewefen fein unb in SRendjen ben Vauern 
Dinge eingeräumt ^u haben, burd} rottet ir)rc ©inftinfte in 3« s 
fünft bebeutenb bcfdjnitten würben. 

Tie übrigen VeviragSoerwanbtcn waren trofc ber oeränberten 
Verhältnifje cntfdjloffen, it?rc Verfpred)ungeu 51t galten unb ben 
Vertrag auszuführen. Da erschienen anfangt ^uli bei bem 
AWarfgrafen ^?r;i(tpp oon 33 ab en ©efanbte ber ©rafen oon 
SMtfd) unb £anau unb crflärten ihm, ihve «Herren gebähten bem 
Vertrag ju SHenchcn md)t nachjufommen, ba fte nur gezwungen 
in bcnfelben gewilligt, unb fie beabfichtigen ihre Unterthanen für 
bie Empörung $u ftrafen. Die ©efanbten würben jwar fofort 
barauf aufmerffam gemacht, bafe bic (trafen boch felbft ben 58er* 
trag ratificirt unb aud) fpäter auf ®runb biefeS Vertrags ein 
Urtheil in WijjheÖigfeiten gwifchen ihnen unb ihren Unterthanen 
ton ben Vermittlern angenommen hätten, unb eS ben (trafen 
nicht gezieme, aQeS baS git ignoriren. Der Warfgraf ©erlangte 
hierauf eine Antwort auf ben 4. 3uli, erhielt aber feine unb auf 
eine weitere Anfrage würbe ihm ber s -8efcheib, fie würben bent; 
nächft einen eigenen Voten mit einer folgen fchirfen. Der SDfarf* 
graf machte oon biefen Vorgängen nun 9Jtittheilung nach ©träfe* 
bürg unb bat, bie <Stabt möchte ebenfalls ihren Einflufj geltenb 
machen, um bie (trafen juv Einhaltung beS Vertrages ju Der* 
anlaffen. (Sonfi fei ju beforgen, bafj bev Slufftanb oon neuem 
ausbreche unb bie dauern auS beut immer noch wty beruhigten 
VreiSgau 3«S«9 erhielten »). 

l; 33 i ref 9lr. 406. 



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- 423 — 



Der 9)Jarfgraf mar fetneSmegS gemiüt, fict) folc^e Dinge oon 
Sen ©rafen gefallen ju laffen, unb als er fafy, mte biefetben bte 
3lngetegenl)eit abfidjtlict) oerftyepoten, manbte er ftdj befdjmerenb 
an bte faiferlicr)e Regierung, ©cfyon ben 14. 3ult erging oon 
(Sulingen ein faifertidjeS ©ebot an bie ©rafen, ben Vertrag $u 
Ratten, um nidjt neue SBermirrungen Ijeroorjurufen. 

Die ©rafen Ratten aber an $erjog Slnton oon Kötteringen unb 
bem ßurfürften oon ber *ßfalj einen ftarfen SRütffyalt unb fügten 
ftd) biefem faiferlidjen ©ebote nidjt. ©ie erwarten junücfyfi ber 
©tabt ©trafjburg, bajj bie ©inmifligung gum „Drtenauifdjen 
Vertrag" oon itjrer (Seite nur burd) eine Ueberfdjreitung ber 33oU* 
matten ifyreS ©efanbten gu erMären [ei. ©leic^eitig mit ber 
erjmungen gegebenen ©inroiüigung fyabe ©raf Wlipp „cor @ljren* 
teilten eine ^rotcjtatton getfjan" unb feinem ©efanbten, bem $ogt 
von SMfdmfäfyeim, befohlen, „in biefe #anblung nidjt meiter gu 
getjetten". Da aber ba8 fiäbtifdje Slrdjio $u Strasburg eine 
^Ibfdjrift ber 9$otlmacf)t für bie ©efanbten nadj föencfyen tyeute 
no$ beftfct, fo fmb mir in ber Vage, biefe Slu&ftüdjte als bemühte 
Unmaljrfyeiten ju begeidmen. Denn biefe SSoflmadjt erflärt ben 
Amtleuten Don Rienau unb söifdjofSfjeim, bajj bie ©rafen oon 
$itf$ unb $anau mit allem, ma3 jene in betreff beS „£)rtenaut-- 
fdjen 53ertrag§" gutheißen mürben, einoerftanben feien unb ben 
ab$ufdjltefjenben Vertrag galten moüten. 93on ber angeblidjen 
^ßrotefiation ift mit feinem 2Bort bie föebe l ). Sßie eifrig aber 
bie ©rafen tyr SBerf betrieben, geigten bie ©(^reiben beö 2lmte8 
V'icfytenau unb oon fedjS ©emeinben au3 ber ©rafföaft $anau, 
meldte oom 20.— 22. 3uli in Strasburg eintiefen, unb in melden 
biefelben tyre oöOige Untermerfung gegenüber ben ©rafen oon 
3Mtfd} unb £anau angeigten' 2 ). Damit mar ber „Ortenauifcfje 
Vertrag" menigftenS für biefe #errfdjaft aufgehoben. $uf meinem 
SBege biefe jefct fdjeinbar freimiflige Untermerfung gu ©tanbe 
gefommen mar, geigte ftdj jeboct) fpäter. 



») SBtrd «Rr. 408 ttnm. 1. 

2) 5ßit{f 9ir. 409. S)te Warnen ber (Semeinben finb 2BiHftett, 
Weuenjanb, Hltenfanb, ©ä)»etal)au|en, fluertfjeim unb Äorf. — Wud) 
SCRarfgraf ^f)ilipp erhielt foldje ©^reiben. 



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— 424 - 



s IWarfgraf ^tyilipp forberte nad) biefen Vorgängen burd> 
©djreiben üom 1. Stuguft bie „ Ortenauifdjen 3$ertrag$oerwanbten u r 
ooran bie <5tabt Strasburg unb baS Domfapitel beä s 43t§t^um§ 
auf, burdj eine neue Xagung ju 9?ieber*2ldjern auf 2ttittwod> 
8t. ?auren$en ^Ibcnb (= 9. ^uguft) bie neu entftanbenen 
©djwierigfeiten ju löfen. @r war freiließ, wie fein bängter 
SScfmö an ben SHitter Söernfjarb SÖurmfer fdjreibt, „im §anbet 
unluftig", ba er foldje Sdmnertgfeiten nid^t erwartet fyatte. 
GMeid^ettig aber gingen (Sdjreiben be§ s DJarfgrafen an bie IjanauU 
fdjen ©emeinben, weldje fidj oom SHendjener Vertrag loägefagt 
Ratten, worin er benfelben erflärte, bajj fte nunmehr oerpfltdjtet 
feien, ifjm ben im SBauernfrieg jugefügten Stäben $u erfefcen, 
wibrigenfaöS er anberc Littel ergreifen werbe ! ). 

Die beabfia^tigte $erfammlung gu 9?ieber*$d)ero fanb ftatt» 
unb man einigte fidj bafytn, ba{$ Söifdjof 2öilljetm oon ©trafc 
bürg, 2JJarfgraf s }3f)iltpp oon23aben unb ®raf SQBtt^cIm t>o n 
^ürftenberg ein neues (2 abreiben an bie ^anauifa^en ©emetnben 
abgeben laffen foUten'). $n bemfelben wirb ausgeführt, bajj man 
mit 33efremben tfyre ^Ibfünbung be§ Ortenauifdjen Vertrags er* 
galten fyabc. ©ie hätten feiner gett entgegen beut faiferti^en 
tfanbfrieben Dbcrfirdj überfallen, ba3 Älofter löer^eiügcn unb 
beffen ^robfteien $u Oberfira^ unb Vautenbadj oerwüftet unb au8* 
geraubt, aud? fonft ber ©eiftlidjfeit merflid)en (sdjaben jugefügt, 
bie in ber $anb be§ ©rafen Söityelm oon ftürftenberg befinblia>e 
^fanbfdjaft Dom IRcic^ unb Offenburg überwogen unb ju bebeu* 
tenben Soften üeranlafjt, feien oor ©djlofj Ortenberg gelegen, 
Ratten baä $lofiter <5a^marjad), welches bem Üftarfgrafen oon 
^öaben fdurmüerwanbt fei, geplünbert, bie babifdjen Orte 33üb,l 
unb ©teinbad} fyeimgefudjt, einen Sfyetl ber ortenautfdjen bitter- 
fd?aft, bie iljre £ef)en8leute feien, in ifyren $unb gezwungen unb 



i) SBircf 9h. 414 u. 415. 

'*) SBenn bic ©tabi Strajj&urß bnbet fefjlt, \o Ijat bieg oertnutt)lidj 
barin feinen ®runb, bafc btejelbe feine SBefä)äbtauna,en erfahren tjatte. 
JBenn aber bie SBertrefer ber 9iitterfd)oft fehlen, So ift ba§ baburä) Oer* 
anlaßt, ba& mehrere berfelben mit bem „Crtenauijä>n SJertraa" unju« 
frieben ronren. 53 1 r cf 9lr. 419 9lnm. 3. 



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— 425 — 



fonft Diel $reoel unb ÜJiuttjtoillen oerübt. $ür alles ba$ n>ivb 
nun (Sntfdjäbigung unb ®enugtljuung verlangt uub eine Antwort 
„mit biefem 93oten" geforbert. Um ben Würfen frei gu Ratten, Oer* 
ftd)erten bie beteiligten $errfd)aften ityren eigenen dauern, bafj 
fie feft entfdjloffen feien ben Wendfcncr Vertrag ju galten, unb 
bajj fie ein ©leidjea oon ifmen erwarteten, ®raf SBilljelm oon 
ftürfienberg ljatte feine dauern eigen« ju bem 3»etfe oerfammeln 
(äffen, um ilmen biefe Wtttfyeilung ju mad)en. 

£>ie i'age ber fjanauifd)en SSauern war nun in ber £f)at 
bebauernStoertlj. ©ie Ratten auf Anbringen iljrer Herren ben 
£>rtenauer Vertrag gefünbigt, um einer fd)roeren 93ejtrafung oon 
©etten berfelben gu entgegen. $>amtt aber brofjte iljnen jefet bie= 
felbe $eimfud)ung burd) bie anberen $3ertrag§oew>anbten. s J0?an 
begreift baljer, ba§ fie jefct iljr #eil nirgenbS anbers meljr fudjen 
fonnten als in einer neuen ©rfyebung, ju ber fte in ber 33er* 
jroeiflung getrieben würben. Ü>er 33ogt ju 33ifd)of^eim fonnte 
fceäljalb balb bem ©rafen Wlipp oon $anau berieten, ba§ bie 
dauern am Wfyeine fid) oon neuem jufammentljun unb fd)wören, 
unb bie beiben ©rafen mußten baran benfen, geeignete ÜJfajjregeln 
ju treffen, um ber neuen $erfd)wörung begegnen ju tonnen. 

Srofcbem aber beginnt um biefelbe 3«i ber fefte 3uf<mtmen* 
^alt ber anberen ortenauifd)en SBertragsoerwanbten fid) $u lodern, 
unb bamit fliegen bie 5lu$fid)ten ber ©rafen oon SBitfrf) unb 
$anau auf bie (£rreia)ung iljreä 3^*- 99ifd)of oon ©träfe* 
bürg mad)te nad) ber SJerfammlung $u Wieber*21d)ern am 9. Sluguft 
bem Warfgrafen oon iöaben bie 2)fittl)eilung, bafc mehrere Witter 
au» ber Drtenau mit bem Wend)ener Vertrag unjufrieben feien, 
unb biefe U3efd)werben oeranlajjten eine neue 3ufammenfunft Der 
beteiligten, ©eil ber SBifajof oon Strasburg feine ®efanbten 
nid)t früher fd)i(fen tonnte, tourbe biefelbe nad) mand)er(ei 93er* 
fanblungen auf ben 2. Oftober nad) Obertird) au*gefd)rieben »). 

Wittlerweile aber oerbitterte ftd) baa $3erJ)ältni§ jwifd)en 
ben beiben Parteien immer meljr. £>ie Hanauer dauern merften 
balb bie feinbfelige ©altung ber ©tabt Strasburg gegen ifyve 



i) «irrf 9ir. 419-421. 



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420 — 



Herren, unb manche oon Denjenigen, ireCc^e bic SRache ber ©rafen 
ju befürchten Ratten, begaben ftdj bed^alb in ben ©cfyufc ber 
Weich§ftabt. Um 21. September oerlangte ©raf ^^ilipp bie 3tu8* 
(ieferurtg einer Anzahl fote^er Untertanen. (£r bezeichnete elf 
berfetben namentlich nnb Droste im SÖeigerungÄfaÜe mit fötage 
oor ben jujiänbigen ©eridjten. Strasburg liefe ftd) aber nicht ein* 
fchtichtern unb erflärte, man fönne ja barüber ju Oberttrch auf 
ber anberaumten Verfammlung oerhanbeln '). 3 U 9^'^ a & er oei ' 5 
anlafjten bie T>rof)ungen be& ©rafen ^3fyt(ipp ben ©rrajjburger 
föath ju entfehiebenerem Auftreten. @8 ging eine ©efanbtfehaft 
an ben iNarfgrafen oon Vaben, um biefem bie jämmerliche i'age 
ber Hanauer dauern, wie fie oon ben Flüchtlingen gealbert 
tourbe, ju berichten. Vit ©rafen Ratten bie dauern juerft 
fchroören (äffen, nicht auS ber ©raffchaft ju ziehen, ehe fU bie 
Sdjafcung befahlt hätten, ©obann toar bie ©chafcung ungerecht 
Dertt)eilt unb manchem armen dauern zwei 9J?al fo oiel auferlegt 
roorben, als er überhaupt leiften fonnte. $n ber Verzweiflung 
oerliefjen bann oiele SBeib unb f?inb unb baten ben SRath in 
<5traf$burg, ihnen bod) Z» Reifen, ba fte be8 Vertrag« h aI & er in 
folch (Slenb gefommen feien, ©raf ^ ölIC l*i nen 2l"8* 

lieferungSantrag bamit begrünbet, bafe bie geflohenen Sauern 
allerlei ^reoel begangen hätten. Xiefc» {teilten nun bie ftlttcht* 
linge in Äbrebe unb bezeichneten ihre Gattung zum ©ertrag als 
ben einzigen ©runb ihrer Verfolgung. IDer SDcarfgraf foüe be«* 
halb in Oberfirch barauf hinttnrfen, bafc bie ©rafen oon Ziffer) 
unb §anau bem Vertrage nachfämen'^). 

Söätjrenb biefer Vorgänge befdjäftigte bie ©emüther noch 
eine anbere ©eforgnife. (Schon am 10. Sluguft ^atte ©rgherjog 
^erbinanb oon Oeft reich w% 9lug$burg bem Sttarfgrafen 
oon Vaben gefchrieben, er beabfichtige mit feinem fämmtlichen 
ßriegSoolf ju föojj unb ftujj einen 3«9 in Die oorberen £anbe 
ju machen, um ba§ (Stfafj, bie Crtenau, ben ©unbgau unb 
33rei3gau ootlenbö ju beruhigen nnb bie ungehorfamen Unter* 



i) 55irtf Wr. 423 u. 424. 
*) «itrf 9lr. 425. 



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427 — 



tfyanen ju [trafen. Die ortenauifdjen 93ertrag3oermanbten 
münzten aber einen foldjen 3ug um fo weniger, als flc baburdj 
felbft ootlftänbig in ben $intergrunb gebrängt morben fein 
mürben. Die <Stabt Dffenburg unb iljr efyrfamer Watt) geriet!) 
in nidjt geringe Aufregung, als in ber 9?ad)t be8 26. Äuguft 
ein <5d)reiben oon ^erbinanb eintraf, in meinem er anfünbigte, 
bafj er 600 ^ferbe naä) Offenburg $u legen gebenfe, bajj bie* 
fetben fdjon in wenigen Sagen eintreffen mürben unb man für 
Verbergen unb ©taflung (Sorge tragen foüe. Der föatl) faßte 
fofort ben 23efdjlufj, ben föatfyfcfyreiber an ben ©r^ergog abju* 
fd)tcfen, um eine foldje £aft unb ©efaljr oon ber ©tabt abju* 
menben. ©r fotlte gelteub madjen, bafe Dffenburg r)öc^ftcnö 
200—300 Leiter unterbringen fönne. 9ln $eu, $aber unb 
<Strof) Ratten bie Bürger fetbft megen ber 2tti§ernte großen 
ÜÄangel, unb aujjerbem fteeften fte in ©Bulben, meiere iljnen ber 
Söauernfricg oeranlafjt I^ättc. 9?atürlid> unterlieg man md)t, 
barauf tynjutoeifen, mie tapfer ftet) Offenburg bisher gegen bie 
lutljerifd)en <ßräbifanten unb dauern gehalten fyabe 1 ). 

Slm 3. Oftober fanb bie Sagung ju Oberfird) ftott. 2Ü8 
Säbingäljerren maren erfdjienen bie Söeooümädjtigten be8 SöifdjofS 
oon (Strasburg, beS Üflarfgrafen oonSBaben, be« trafen 
SBilfjelm oon fjürflenberg unb ber <Stabt (Strasburg. 
2lujjerbem maren noö) oertreten Sil breast oon ©elbenecf, beS 
ty. SReid&eS (Srbfüdjenmeifter, 2Bilfyelm$ummel unb $an$ 
ftrtebrtdj SBiebergrtin oon Staufenberg, ©bewarb 
fööber oon föobecf unb $an8 oon 9?euenfUtn, fämmtüa^ ber 
ortenauifd)en föitterfd)aft angel)örig. 

3unä*ft einigte man ft$ barüber, bafe man ben ortenauif^en 
Vertrag galten motte, trofe alter . entftanbenen <5d)mierigfeiten. 
3uglei<b, mürbe beffen Slrttfel 12 oon neuem betont, mornad) ber 
Vertrag nur fo lange bauern füllte, bi8 bie ©tänbe be8 SReidjeS 
etma einen anberen 23efd)lu& faffen mürben. Sludj bie meitere 
Söefttmmung , bafj bei Sftifeoerftänbniffen unb (Streitigfeiten über 
ben Vertrag bie $äbing8fyerren beSfelben bie ©ntfdjetbung geben 
follten, mürbe erneuert. 



!) $er 3"Ö öerbinante fom nid)t jur Wulfüljrung. 



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428 



©obann mürbe beftimmt, wenn einzelne ^erfonen mährenb 
be8 StufftanbeS (schaben erlitten haben foüten, bafe biefer ihnen 
erfefct würbe. $lud) foüten geraubte ©egenftänbe, bie flc^ noch 
betbringen lie&en, wteber jurüefgegeben werben. (Sbenfo füllte 
and) Derjenige Schaben erfefct werben, Wetter „nach abgerebetem 
Slnflanb", b. h- nach, 23efchluj$ be3 ortenauifchen Vertrags noch 
jugefügt worbett war. 

Diejenigen dauern, welche ben Vertrag ju SRenchen ange= 
nommen, trofcbem aber benfelben übertreten Ratten ober noch 
übertreten würben, foUten an Vcib unb ©ut geffcraft werben unb 
bie Dbrigfeiten hierbei einanber Reifen. 

ferner foOte (ein Untertljane, gleidjoiel ob weltlichen ober 
geifUidjen ©tanbeS, bei £eibe8firafe ein §anbro^r über Selb 
tragen. $lüe Jlirchmethen foUten abgefteUt fein unb bie Drommeln 
unb ftähnlein auf ben Dörfern bei ben Amtleuten unb £>brig= 
feiten hinterlegt werben. 

Schließlich würbe noch feftgefefct, bajj bie £)brigfeiten über 
bie 2Birtf)8häufer in Stäbten unb Dörfern ©rfunbiguugen ein* 
Riehen unb alle oerbädjtigen Verbergen, in welken etwa 33erfamm* 
lungeu abgehalten würben, aufheben füllten t ). 

55ejügli(h ber Hanauer ©rafen, welche ben Dag gu Ober* 
tixd) nicht befchieft hatten, angeblich weil er ihnen nicht angezeigt 
worben fei* 2 ), würbe befd)loffen, ihnen ntitjutheilen, bafj in Ober* 
(irch Tinge oerhanbelt worben feien, an welchen ihnen Diel ge- 
legen fein tntiffe; fie foUten befall? fo balb als möglich eine 
93erfammlung nach Hagenau aufreiben unb perfönlich babei 
erfcheinett, um barüber Bericht ju erhalten. ©inftmeilen aber 
foüten fie, bamit nicht „unwieberbringlicher Unrath" entftehe, mit 
ben Strafen gegen ihre Untertanen inne halten 3 ). 

3itgleich würbe eine ^nftruftion für bie an bie ©rafen ju 
fehiefenben ©efanbten ausgearbeitet. Sie foüten ben lefcteren 
üflittheilung oon ben ^efchlüffen machen, burch welche man in 
Cberfird) ben ortenauifchen Vertrag ergänzt hatte, unb bie ©rafen 



i) »ird 9ir. 426. 
i) W. q. O. Tir. 424. 
:») «. a. C. 9lr. 427. 



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- 429 - 



aufforbern, bem Vertrage nad^ufommen unb baS wieber rüct- 
gängig matten, wa§ fie gegen benfelben gefyanbelt Ratten. Stürben 
fie fid) beffen weigern, fo füllten bie ©efanbten betonen, bafe 
gerabe bie Hanauer dauern ben $ufftanb begonnen Ratten, oor 
SRendjen gebogen feien, bie Untertanen be& 93ifdwf3 unb beS 
©rafen oon ftürftenberg gezwungen hätten, mit iljnen fidj ju oer* 
einigen u. f. w. SBürben bie ©rafen ben ©ertrag nidjt Ratten, 
fo werbe man oon beren Untertanen ben zugefügten ©traben 
fiefj erfefcen laffen. 3lufjerbem Ratten bie ©rafen üjre 93efugniffe 
auefy baburdj überje^ritten, ba§ fie ben bei iljnen moljnenben 
Untertanen be3 9ttarfgrafen oon SSaben eine große ©djafcung 
aufgelegt, tyren eigenen Untertanen übergroße haften aufgebürbet 
unb ber ©tabt ©trafjburg ba3 „föedjt be8 freien BugeS abge* 
ftrieft" bätten. ©otlten bie ©rafen auSweidjenb antworten ober 
bie ©adje oerfdjleppen wollen, fo foüten bie ©efanbten auf baä 
entfäiebenfte auftreten unb ben ©rafen $u bebenfen geben, wa8 
alles barauS folgen werbe 1 ). 

£en 10. Ottober beantworteten bie ©rafen bie Äufforberung 
ber übrigen ortenauifeben ©ertragSoerwanbten. ©ie erflärten fid) 
bereit, bem an fie genuteten ©erlangen $olge ju leiften. $)odj 
feien fte für ben Slugenblicf ber %xt mit ©eföäften überlaben, 
baj$ fie nidjt in eigener <ßerfon erfechten, aud) felbft in aller ^ 
näd^er 3eit feinen £ag anberaumen fönnten. £ie ©ertragt 
oerwanbten möchten bafyer felbft eine Tagung in Hagenau be? 
ftimmen unb iljnen rechtzeitig baoon Äenntnifj jufommen laffen. 
3)ort wollten fie bann audj bie ©rünbe angeben, warum fie jur 
3eit mit ben ©trafen gegen tyre Untertanen nid)t aufhören 
fönnten. 

$en 12. Dftober (Rieften bie tRät^e beä SKarfgrafcn eine 
$opie biefer Antwort nadj ©trafcburg unb ben 28. Oftober würbe 
ben beteiligten mitgeteilt, bafe man am 7. Wooember in SBüljl 
gufammenfommen folle, um eine Antwort an bie ©rafen ju be* 
raten, aud} weitere Maßregeln jur Öeruljigung ber Ortenau $u 
beftlieBen' 2 ). 



') % a. C. 9ir. 428. 

*) %. o. C. 9lr. 429 u. 430. 



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— 430 — 



£iefe beftänbigen Jagungen, wo bie Angelegenheit regel* 
mäfeig oon einer Berfammlung auf eine weitere oerfehleopt wirb, 
ftnb ein Beweis, mit welcher ©ebulb, aber auch mit melier 
3ä^igfeit unfere 33orfa^ren tf;re 3iete ©erfolgten. <5o famen 
benn biefelben, welche am 3. Oftober in Dberfirdj bei einanber 
geioefen waren, am 7. ÜWooember wteber in Bühl jufammen. 
3uerft einigte man fict) über ein (schreiben, baB als ihre gemein* 
fame SÖillenSäufeerung an bie ©rafen oon Bitfeh unb $anau ab* 
ging. 3n bemfelben waren im wefentlichen bie nämlichen $or^ 
berungen enthalten, wie fte bie ©efanbten geltenb gemalt Ratten, 
welche am 4. Oftober oon ©berfiret) auS an bie ©rafen gefdneft 
Würben waren, ^ür ben ftafl, bafe aud) biefeS (schreiben wtrfung§= 
lo8 bleiben follte, mürbe ber Befchtufe gefaxt, auf einer neuen 
Berfammluug bie nötigen 2)faferegeln ju beraten. ©leichjeitig 
gingen oon oerfdjiebenen (Seiten Schreiben an bie Hanauer dauern, 
ben angerichteten (Schaben ju erfefcen, wenn fie nicht ©djümmerem 
fich ausfegen wollten. 

Serner einigte mau ftd) barüber, bafe bie (Schrift, in melier 
bie bei bem faifertittjen SRegtmente ju ©felingen gemalten falfdjen 
Angaben ber (trafen wiberlegt mürben, burd} ben ÜWarfgrafen oon 
Baben in ©fingen oorgelegt werben unb ber babifdje £anbfyof= 
meifter unb Bernharb SBurmfer, meldte gur Seit in ©fingen maren, 
biefe (Sache bafelbjt entfehieben betreiben foflten. 

3>ie weiteren Befdjlüffe oon Bühl belogen ftd) auf bie enb= 
giltige Beruhigung ber Bauern. 9)fan befdjlofe eine ftreifenbe 
fllotte für bie £>rtenau ju errieten, flu welcher ber Bifchof oon 
(Strafeburg, bie (Stabt (Strafeburg unb ber Warfgraf oon Baben 
je jwölf, SBilhelm oon prftenberg fec^S Seifige ftellen füllten. 
SBürbe ba« Bebürfnife eintreten, fo foüte biefe föotte burd) 
$ned)te ju ftufe oerjtärft werben, meldte bie Amtleute ber ein* 
jelnen ^errfetjaften ju befchaffen h aDC " foflten. £)er Bewirf, in 
welchem biefe SRotte ju ftreifen hatte, umfafete bie gange Ortenau, 
oon ber Bleich im ©Üben big in bie untere 9tfarfgraffchaft hinein ntit 
ben Zty&Uxn beS (Schwar^walbeS unb aufeerbem noch ba§ ©ebiet 
be8 BifdjofeS unb ber (Stabt (Strafeburg auf ber linfen SR^cinfcitc. 

Zugleich würbe baS ju Oberfirch befchloffene Berbot be8 
SaffentragenS erneuert. Auch füllten bie $errf<haften biejenigen 



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— 431 — 



Untertanen, »eld^e jum $3efifc einer Söffe verpflichtet »aren, 
oon biefer Verpflichtung befreien unb bie Ablieferung ber SGBaffen 
perlangen. 

Die ftreifenbe föotte foüte unentgeltlich bie SBrticfen unb 
ftäcjren be8 ^R^etned benttfeen bürfen. 3h r befonbereS Augenmerf 
hatte fie auf einfam liegenbe 2Birth§h äu f e * unb §öfe ju rieten. 
Doch foüte fie gelber unb ©arten fronen unb auet) bie ?eute 
auf ber ©trafee nicht muth»iflig »erleben. 

Aufjerbem befamen bie bifchöfliet)en SRäthe ben Auftrag, auefy 
ben £anboogt ton Unter* (Slfafj gur ^Beteiligung an ber SRotte 
aufeuf orbern, in welkem %aUt bann au3 ber einen SRotte &»ei 
gebilbet »erben fönnten. Die SRotte foHte beftehen big auf 
SBieberabfünben mit einer 14tägigen $tinbigung§frift 

93om gleiten Sage ifi ba8 ©djreiben an baS faiferlidje 
Regiment batirt, in »eifern bie falfchen Behauptungen ber trafen 
»on Söitfdt) unb ^panau »iberlegt »erben. Da in bemfelben nur 
bic oben bargefMten S^atfac^en jufammengeftellt ftnb, bebarf e£ 
an biefer ©teile feiner genauen SBiebergabe be$ 3nt)alte8 biefeä 
©chreibeuS. 9?ur ein $unft fei ^eroorgeb, oben : Die Vertrags* 
oer»anbten betonen, bafj ber Aufftanb gerabe int Hanauer (Gebiet 
ausgebrochen fei unb j»ar am 25. April be$ SahreS bei 2öiDU 
ftett unb ba§ oermittelft ber fltyeinfäljre eine grofje Anjahl gräf* 
lieber Untertanen oon ber anberen SRljeinfeite t)erübergefommen 
feien 2 ). 

Die ©rafen oon 93itfct) unb $>anau fuhren aber in ber $e* 
brüefung ihrer Untertanen fort, als ob nichts gesehen »äre. 
Den 14. SRooember fchrieb Q*raf ^^tlip» an bie ©emeinbe Sitl* 
ftett, bafe er fie jum britten unb legten üJJale aufforbere, bie 
auferlegte ©umme für bie AuSfteuer feiner Softer binnen brei 
Dagen nach ©»pfemg beS ©Treibens &u erlegen, wenn nicht ber 
9?achrichter unb genfer gegen fie einfdjreiten fotle 3 ). 

Den IG. 9?o»ember erging fobann ein neues ©chreiben ber 
©rafen an ben SRatt), »orin bie alten ©ntfeemtbigungen ©on 



>) SMrd «Rr. 431. 

*) %\t& 9lr. 431 Hnm. 2. 

3) edjreibcr 91t. 476. 



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— 432 — 

neuem wieberfyolt werben. 9feu ift nur ber ©djluB, wornadj 
fte ftdj erbieten, SReefyenfdjaft gu geben oor bem Äaifer, ben 
beiben Vanboögten im ©Ifajj, oor ©rjb^rjog S^binanD/ 
bem ^Pfalftgrafen fiubwig unb bem SHfdjof ©eorg oon 
©peier 1 ). ©leidf^ettig ging ein <8d>reiben an ben WlaxV 
grafen Don 53aben, in welkem fte ben Vorwurf einer abftd^ 
liefen ^erfttyleppung iljrer Angelegenheit abjuleljnen fudjten. ©ie 
t)ätten unterlaffen einen Sag in Hagenau anjufefcen, »eil ©raf 
SReinfyarb jur .fcodjjeit be8 ^raljgrafen gelaben unb ©raf 
'ityttipp oon £>anau im begriff gewefen fei, feine untere £err* 
fc^aft ju befugen, woran ifnt bann eine plöfcltdje ©rfranfung 
oerbjnbert tyabe. ÜJfan fiefyt, um tluSreben mar man auf biefer 
Seite nidjt »erlegen. 

$)em entfpredjenb waren aud) bie »eiteren SluffteÜungen beö 
©djrcibenS. ©o erflärten fte 5. SB., ber ortenauif^e Vertrag fei 
oon ifmen nur unter ^.uoteft angenommen worben, unb wenn ifyr 
©efanbtcr biefen ^roteft aud) nicfyt eingelegt Ijätte, fo bleibe ber* 
felbe boa) ju SKedjt befielen. 9lud) fyätten nidjt ityre Untertanen 
ben Slufftanb begonnen unb bie anberen §errfdjaften geplünbert, 
fonbern untgefefyrt, bie marfgräf liefen dauern feien bie Urheber 
gewefen, Wa§ fte „genugfam bartljun" tonnten. 3" gleicher 2Beife 
mürben bie übrigen Vorwürfe in Slbrebe gejteüt, unb gum ©a)Iuffe 
erboten fte ftdj jur SRecfyenfdjaft oor bem Äaifer, feinen 2anb* 
oögten im ©Ifafj unb ben dürften, welche fte audj ©trafeburg 
gegenüber genannt Ratten' 2 ). 

£)ie ©rafen waren nicfyt untätig gewefen, ftdj an entfd)et= 
benber ©teile ^reunbe ju gewinnen, unb nur unter biefer 93orau§* 
fefcung erflärt e3 ft$, bajj fie jefet felbft jum Singriffe überju* 
gelten wagten. $en 17. Wooember feilte ber ?anboogt in Untere 
(Slfafe bem (Strafeburger 9tatlj mit, bafj er auf ben 12. S)ejember 
einen Sag nacb, Hagenau angefefct fyabc, um über bie au8 ber 
©raffcfyaft £anau*£td}tenberg ©ntflofyenen, welche in ©trafjburg 
©djufc unb Unterfunft gefunben fjatten, $u oerfyanbeln 3 ). £)en 



i) S5er «ßfaljgraf war ifjr SM)en§f)err unb SBifäof ©eorg beffen 93ruber. 
'*) SHrtf <Rr. 433. 
3) 0. C. Wt. 434. 



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- 433 - 



21. 9cooember fdjrieb $riebrid) ©tumöfyart, fyanauifctyer Amtmann 
511 SBiflftett, nadj ©trajjburg, gegen 30 dauern feien au§ feinem 
%mt entflogen unb gelten ftd), feie baS ©erüdjt gefje, gröfjten* 
tljeitö in ©trafcburg anf. £a er oorauSfefee, bafc biefelben tyn 
bei bem SRatlje oerläfterten unb „jur S3ant Rieben", fo lege er 
eine 93erantmortung&fdi)rift gegen biefe 33erleuinbungen bei. 3m 
übrigen aber erwarte er, bajj fte ben ©ntflofyenen feinen ©lauben 
fünften unb fte au§ ber ©tabt auSWtefen l ). 

2>a§ 3af)r 1525 ging gu ($nbe, otyne bafc bie leibige 2ln s 
gelegenfyeit ber Hanauer ©rafen beigelegt gewefen märe. $ie* 
felben Ratten fufy, Dom SReidjäregimente abgemiefen, an ben 
s Jteidj§tag gewanbt unb $wei 33eDollmäc^ttgte nad) 9lug8burg 
getieft. 9113 bie ©rafen audj com faiferltdjen Äammergeric^te 
abgemiefen waren, traten fte einen (Stritt, ber fetyr folgender 
werben tonnte; ©raf föeinljarb wanbte ftdj ben 1. Februar 
1526 an ^erjog Slnton üon Sotljringen, ben ©ieger oon 
©IfafKjabern, um SBeifianb. @r peilte tym bie @ad)e ebenfo 
bar, wie wir fte au§ ben ©djreiben ber betben ©rafen fennen 
gelernt fyaben, unterlieg aber nify, unter Söerttcfftdjtigung ber 
religiöfen £>enf weife beS «fterjogä oon bem „undjriftlidjen unb 
lutljerifdjen Sorljaben" ber dauern ju fpredjen. £)er $ergog 
Riefte ben 7. Februar eine Slbfdjrift btefer Petition an bie 
ortenauifdjen 5SertragSoermanbten unb fügte bie 93itte bei, nichts 
„jäfyling3" gegen feinen £efyen3träger Dorjune^men' 2 ). 

@nbe be8 5D?onat3 2ftärj erhielten bie ortenauifdjen Vertrag»« 
oerwanbten ein ©abreiben be8 $urfürßen £ubwig V. oon ber 
^falg, ber fi$ ebenfo, wie ^erjog Slnton, ber beiben ©rafen, 
feiner „©fyrmoermanbten unb £e^en8leute", annahm. 

SSeina^e wäre e8 übrigen» gum offenen Kampfe jmifd&en 
©trafcburg unb ben ©rafen getommen. ©in wofytyabenber 93auer 
aus (ScfertSweier, ber £erbenjÖrg, Ijatte ftd) ben 33ebrütfungen 



1) SJirtf 9tr. 438. 

2 ) 31. a. O. 9lr. 441. ©raf Sß&iliW Don £anau war $l)rilneljmer 
am duge bc§ ^»erjogl im (Slfafe getoejen unb ^atte fid) burd) 95erjtd)t auf 
Tieutoeiler nod) befonberm Wnjprud) auf 5)anf erworben. Volley r f. 61. 
SBetßl. aud) oben ©. 134. 

$artf<lber, 0tf<$ic$te be« »auernlriefl«. 28 



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— 431 — 



feiner Herren baburch ju entziehen gtfudjt, baj$ er Bürger ju 
(Strasburg geworben mar. er nun in feine frühere §eimat 
jurütffehrte, um feinen §au8rath abjuholen, ©erfammelte ber $$ogt 
bie ©emeinbe „mit läutenber ©locfe", liejj §erbcnjörg f eftnehmen 
unb in bad ©chlofc naa) SBiUftett führen. Äaum war bie $unbe 
baoon nach «Strasburg gelangt, fo »erlangte ber SRatlj bie ftreU 
laffung feines Bürgers, unb al8 biefe oerweigert würbe, befchloffen 
bie (strafeburger ftch felbft ju Reifen. $en 11. April 1526, am 
Mittwoch nach Ouaftmobogeniti, jogen in ber Morgenfrühe 
600 Bürger ju ftufj unb SRofj, mit ©efdjüfcen oerfehen, au8 ben 
Xfann ber <5tabt nach SBiüftett. ©raf tytyüw entflog bei ihrem 
herannahen au§ bem ©chlofj unb ber $erbenjörge würbe nun 
aud bem ©efängntfe befreit, ohne bafj man auf SBiberfianb ge* 
ftofcen wäre. %m Triumphe teerte bie <Bä)aax hierauf nach 
Strafiburg jurürf, wo ber auf einer Äanone fifcenbe befreite Mit* 
bürger beim ©tnjuge mit $ubel empfangen mürbe 1 ). 

3)ie mächtigen ftürfpredjer matten bie ©rafen noch fülmer 
in ihrem Auftreten als bi^er. $n SBiUfiett fa§ ein gewiffer 
SBolf <5a^enterlin, ber im Bauernfrieg Hauptmann gewefen 
war, unb welchen beähalb bie ©rafen mit einer h°h cn (Strafe 
belegt Ratten. 5113 er biefelbe nid}t bellte, würben feine ©üter 
mit Befchlag belegt. £>a führte ©cheöterlin feine bewegliche £abe 
9?ac§t« heimlich weg unb floh nac ^ ©trafcburg, wo er fleh um 
ba3 Bürgerrecht bewarb. £er hanauifä* Amtmann »erlangte 
nun oon bem 9?atf)e ber (Stobt beffen Auflieferung. $ll§ 
(Scrjettterlin beSfjalb oernommen mürbe, fo ma^te er Auhagen, 
welche ein eigentümliche« tficht auf baß ©erhalten ber ©rafen 
mährenb beä ÄriegeS warfen. @r geftanb ju, Hauptmann im 
Kriege gewefen ju fein, boch fei er baju gezwungen worben, unb 
er habe bie SBttrbe mit SBiffen unb SBitten beä ©rafen i>ub= 
wig oon §anau, be8 BruberS oon ^ß^iüpp , angenommen. 



i) Sie Stabt §at tiefen Slft ber @elbflt)tlfc nad)träglid) fdnuer 
bufeen müjfen. ^afjrc 15S7 mürbe fte jur 3<»hlmt0 tum 50 W. ©olb 
unb ber ^rojefefoften be§halb öerurtljeilt. ©d)eible @efd). b. bab. 
$anauerlanbe§ 6. 46. Stathgeber Sie ©raffdjaft $anau'£td)tenberg 
©.83. SJird <B. 249. 3Rone CueHenf. II 142. 



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— 435 - 



liefet §abe ben $luffknb für feine Smdt auänüfcen moflen unb 
bel^atb bie dauern mit ^ßuloer, v -81et unb Lebensmitteln unter- 
ftüfct. ferner Ijabe er aufgeforbert, §an8 §\i%Ux, ben ^nfiegler 
beä SMfdmfS oon ©trajjburg, nieberjumerfen, maä aud) gefdjeljen 
fein mürbe, menn ntc^t er, nämtidj ©djetjterlin, bagwifd^en 
getreten märe. Waty ber (Sinnaljme oon Oberfircty fyabe ber ©raf 
fidj nadj frönen gerben erfunbtgt unb biefelben für fid) be* 
anfpruetyt. $om Raufen bei ©futtern $abe er einen SQBagen mit 
$afer »erlangt unb aua) erhalten. 9catürlidj erflärte <5ct;eöterlin 
fld) fetbft für ooUfommen unfctwlbig unb mufcte oiel oon ben 
©emalttljätigfeiten beS ©rafen gegen bie armen dauern ju 
berieten 

(Sined Ratten bie ©rafen oon 93itfet) unb $anau bod) erreicht, 
nämli$ bie «erföleppung ber ©adje. @rft ben 24. Wai 1526 
tarnen bie $ertrag8oerioanbten mieber in Dberfirdj jufammen; 
ba jeboa> ber Vertreter be3 S3ifdjof3 oon ©trafcburg o^ne 93otU 
matten mar, fonnte man feinen enbgittigen 93efdjlufj f äffen, ob* 
gletdf) Äanjter $etyu§ feljr barauf brang, bafj man bem ^erjog 
ftnton unb bem Äurfürjten Lubmig eine Slntmort erteile, be* 
fonberS ba aud) ber $Reid)8tag fo nafye fei, auf bem bie ©ad)e 
entfdjieben merben fofle. £>ie ©adje gefkltete fidt) jefet für bie 
©rafen nod) gttnftiger, ba auc^ ber Sifdjof oon ©trafjburg 2)?iene 
machte, fid) oon ben SBertragSoermanbten gurücfjujie^en. ftür 
biefe oeränberte Haltung bürften jmei ©rttnbe beftimmenb ge* 
mefen fein: junädjjt mußte Slrtifel 1 be£ ortenauifdjen Vertrages, 
mornad) bie ©emeinben (Sinfluj} auf bie Sefefcung ber <ßfarrßeflen 
fyaben foÜten, bem 33ifcc;of mit ber 3eit unerträglich merben. 
$)ann aber Ijatte er aud) ©runb genug, bem $er$og Slnton für 
bie SRiebermerfung be8 SlufflanbeS banfbar $u fein. Srofcbem fam 
man ben 25. Oftober nochmals in Sldjern jufammen. @S maren 
bie Eeoollmädjtigten be« 2Warfgrafen Wlipp oon SJaben, be3 
fa>f$ oon ©trajjburg unb be« ©rafen oon ftttrftenberg erfdjienen. 
2Barum bie ©tabt Strasburg ni$t oertreten mar, ift nidjt beut* 
lict). $)ie $3erfjanblungen trugen biegmal einen anberen (5f)arafter 



i) SHrrf 91r. 444. Sie Wng<feö<n$cit €djfbtcrlin§ bnuerte nod) 
mehrere 3a$re. 



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-- 43t> - 



cttö bisher. -D?an moflte $mar ben ortenauifa^en Vertrag nidjt 
ganj foUcn (äffen, aber man einigte fid), iljn einer ätemlidj ein* 
gefyenben 9ieoifion unterbieten. 3 U c » nem Söcfc^tuffc fam e8 
Ijier nod) nidjt, ba j. 33. audj bie 5litterfd)aft nic^t oertreten mar. 
ÜJJan fyatte ftd; jefct Überzeugt, bafj e8 bei ftarrem ftejiljaltctt an 
bem Vertrag nid)t gelingen mürbe, bie ©rafen oon ©itfd) unb 
."panait jur ©vfüüung beS Vertrages $u jmingen. Slnbererfeitö 
war bie ffiufye roieber im l'anbe Ijergefteflt unb oon ben dauern 
nia^tS mefyr ju füva^ten. $aft überall in beulten £anben war 
man ju ben ^uftänben jurütfgefefyrt, mie fie oor bem Sßauernfrieg 
bejtanben Ratten. 60 mirb eS begreif(id), bafc bie $errfdjaften 
baran bauten, aud bie[cr ©ad)(agc ifyren ©ortljetl ju jiefyen. 

Die föeoifion be8 ©ertragS foütc auf einer ©erfammlung 
fiattftnben, roelaje Ütfarfgraf Wlipp auf ben 11. 3J?ärj 1527 
nad) 23aben anberaumte. Da jeboe^ ©ifdjof SBilfyelm mit biefem 
Jag nidjt einoerftanben mar unb ber $)?artgraf mit feinen töättyen 
jum föeia)3tag na$ SRegenSburg abreifen mufcte, fo würbe bie 
©erfammlung oerfdmben big 51t bereit SRüdfefjr, unb erft am 
27. 3uni trat mau in SDffenburg üon neuem jufammen. 

Die ortenauifdje 9uttcrfa>ft mar ebenfalls fyterljer eingelaben 
morben, erfdjien aber nia^t, ba fie ben ©ertrag nidjt mefyr Ratten 
moflte. Die babifa^en föätfje traten jmar nod? fct)r entfdueben 
für baö t5e^attcit an ben eingegangenen 93erpflid)tungen ein, 
aber bie ©eoollmädjtigten bed iöifäofS unb be3 trafen oon 
ftürftenberg miberfpraa^en fo entfd)ieben, bajj gar ni$t8 erreify 
mürbe. DaS ©innige, worüber man einig mürbe, mar ber ©e* 
fdjlujj, am 6. Sluguft oon neuem in Dffenburg jufammenju« 
tommen. SiuS biefer ©erfammlung fdjeint aber nichts gemorben 
ju fein. Die föittetfdjaft unb ©eiftlidffeit, meldje beibe 00m S3U 
fdwf oon Strasburg eingelaben morben, lehnten bie ©etl)eiligung 
ab, ba ber ©ertrag nur bind) bie 9?otl) abgerungen morben unb 
iljnen fcf^r bcfd)roerlid) fei. 

^aft fct)cint e§, al§ ob audj baS ^ (öfter (Sdjmarjadj o!me 
feinen ©djirmoogt, ben Sftarfgrafen, feinen ^rieben gemalt ^ätte. 
Den 9. Sluguft 1527 fajlojj Slbt Sodann un0 fein Sonoent einen 
©ertrag mit einem Dljeil ber Hanauer ®emeinben, moburd) fi<$ 
bie Hanauer ©auern oeroflityeten, 300 fl. <5$abenerfafc gu jatyfen. 



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— 437 — 



Dafür fofltcn aber alle SBeteibigungen unb ©eroaltt^ätigfetten 
Dergeffen fein. 

©o roar f(§lief$Ud) ber 2)?arfgraf Don SBaben ber einzige, 
roeldjer ben ortenautfajen Vertrag gehalten roiffen wollte. Ob er 
e3 aber getljan Ijat, nadjbein fid) ade anberen 93ertrag8oerroanbten 
jurüdgegogen Ratten, ifl unbefannt, aber aud) unroafyrfdjeinltd). 
©r fyatte getfym, roaS in feinen Gräften lag, unb roenn e8 am 
(Snbe fyier in ber Ottenau ging rote anberroärtS, fo roar e8 ntdjt 
bie ©djulb ^ilippS oon «oben unb feiner 9tät$e. 



46. ttfyi ttadjjttAunjen im iUjctntljal. 

Die blutige ©trenge, mit ber mandje $errfd)aften, befonberS 
audj bie ©nftSljeimer Regierung bie ©dmlbtgen »erfolgte, liejj in 
oielen Orten bie ^Bewegung ntd)t jur SRufye fommen. Die %fa 
futyrung Dor ba8 ©nfiSljeimer Dribunal bebeutete faß regelmäßig 
ben Dob. 2BaS SBunber, roenn manage in ber SBerjroeiflung ber 
Verfolgung burdj eine neue Empörung ju entgegen fugten. 93e* 
fonberS gefäfyrlid) roar ein geroiffer §an§ in ber Ütfatten, 
ber feiner $tit bei ben ©unbgauern geflanben unb j. 58. beim 
(Sturm auf SBattroeiler einen §ut auf einer ©tange ben ©tu> 
menben Dorangetragen Ijatte 1 ). ©eine §er!unft ift unftd/er: nad) 
ber einen Angabe roar er aus ber ®egenb Don Sförblingen, nadj 
ber anbern au8 bem Dorfe ©Hüblingen im 93rei8gau 2 ). ©in 
Derroegener ©efelle, ber nur nodj eine Jpanb fyatte, ein ehemaliger 
$rieg8fned)t, mit rotljem Söaret gefdmttidt, burdjftretfte er fjeim* 
lid} bie Dörfer auf beiben (Seiten beS 9tyeine8 im ©Ifafc, Sörci§= 
gau unb ber Ortenau. ©ineS SlbenbS um Merfyeiligen 1526 



1) SUtencron III ©. 502, wo et §an§ ju ber Watten Reifet. 
(SBevgl. aud) oben ©. 49 u. 347.) 

2) ©ajreiber III Ginl. <5. XXI u. <Rr. 468. 



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- 438 — 



fanb cv fich oon ©ciSbact) au$ int l'oh bei Dbcrfirch im 92ench« 
ttjal mit ungefähr 50 ^crabgefommencn dauern jufammen. ©r 
trug benfetbcn oor: „auf baS nächfte ^rü^ja^r »erbe e§ »ieber 
losgehen; im ©aufenberger Stmt ^abe er fdjon j»ei ftäfynlein, 
800—1000 Unechte, mit benen er an £id)tme§ (2. Februar) im* 
oerfehcnS ba8 SRötteler Hmt überfallen »erbe, ba8 bereit» für 
ihn gewonnen fei. Dahin »erbe er bie ©erfammelten führen 
unb jebem juoor noch anbertf>alb (Bulben $anbgelb auszahlen. 
(Sofort »ürben alle ©belleute unb ©eiftliche, fo»ie icbcr, ber e& 
nic^t mit itmen hatte, tobtgefchtagen unb beren Vermögen unter 
it)nen geteilt »erben. 93on (Steuern unb 3^nten fei feine SRebe 
mehr. Sil* Weiterziehen »erbe, »enn er »ieber unter Urnen er* 
fc^etrte unb fte jum Raufen bringe, ein §au8 ober ©djeuer am 
gejünbet »erben." 

3nt ftanuar 1527 »urben in (Strasburg oier JÖÜrger 
gefangen gefegt, »eiche burd) allerlei ©erfprechungen fich bemüht 
Ratten, „bie ©emeinbe an fich ju jiehen unb jugleich bie Waty 
barn gu bearbeiten, auf ein gegebene« 3eichen * n ©tabt ju 
[türmen unb ftd} bevfelben ju bemächtigen. ÜDaS ^Regiment ber 
^auerfdjaft — fo Ijiejs e8 — »ürbe balb angehen." 

(Sine ä^nlic^e, »enn aud) minber gefährliche ^Bewegung regte 
fich in ben Dörfern bei ©peier unter bem tfanboolf. 

Slber bie $errfdjaften fyatitn ein fcharfeS Huge für folche 
Vorgänge. ©djon ben 18. Januar 1527 benachric^tete ü)?arf> 
graf W^PP »on 93aben, »eld)er bamalS beim föeichSregimente 
in (Sulingen »ar, ben SBifdjof ©eorg oon ©peier über bie Söc* 
»egung beS MattenhanS unb bittet ihn, fein Slugenmerf auf 
biefe Dinge ju lenfen l ). 2lud) anbere dürften, meiere oon biefer 
neuen 93e»egung bebrot)t »aren, bürften ähnliche Mitteilungen 
erhalten hoben. Die Sage fdjien ben oier r^einifc^en Äurfttrften 
gefährlich genug, um ftch burch ein 23ünbnijj gegen bie Möglich* 
feit eines neuen 93auernfriegS ju fchüfcen. Den 17. October 1527 
»urbe oon ben ©rjbifchöfen oon Maina, ßöln unb Strier unb 
bem Äurfürflen oon ber ^Pfalg ber ©ertrag abgesoffen 2 ). 



t) 3eiijd)r. f. b. ©ejd). b. Cberrf>. XXIII 198. 
'i) a. D. 3. 199. 



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— 439 - 



3» ben lefcten £agen be§ 3af>re8 bcfamcn bie furpfälftifdjen 
Beamten $unbe Don mehrfachen Sufammenfünften auf ber Unfen 
!5tyeinfeite. Den 27. Dezember ging au8 ber §etbelberger & N an$let 
ein 3Scrjei(^ni§ ber ©djulbigen an ben SMfchof Don ©peter mit 
ber SMtte, bie ^Bezeichneten auf einen £ag feft$unehmen, in8 ©e= 
fängnifc ju legen unb nad) ihren „<Praftifen w ju forfcf)en. Stirben 
fie nichts gefielen, fo folle man fte roegen ihres <ßraffen§ unb 
©pielenS [trafen. Die Unterfuc^ung ergab nur, bafj ^Bauern auS 
ben Dörfern um ©peier ju §artl)aufen unb Treisbach mehr* 
fad) in einer ©chenfe, auch in anberen Käufern ftd) jufammen* 
gefunben Ratten, ©in ©ptelmann hatte bei tc)ren ©djmaufereien 
unb 3«^getageu aufgefpielt. 5ltö man »eitere ©eftänbniffe nict)t 
erreichte, mußten ftdj bie bifchöflichen iRicr)tcr bamit begnügen, 
bie ^Bauern mit einem ftrengen Verweis roieber au8 bem ©e= 
fängnifc gu entlaffen. 

©o mar ber gefährliche 23ranb im obern 9ty€intya( nrie in 
anberen ©egenben DeutfdjlanbS gelöst morben. @3 war, mit 
einem (Ehroniften r *ben, „ein Reuter 2lu8trag, bafj bie, »eiche 
ftd} be3 ßarreuä gewibert hätten, in SBagen fmb eingefpannt 
roorben" 



') SBal. Anselm, genannt 9tub, »erner Gljronif (ttern 1883) 
VI 301. 



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guüal'f s -'gUßafldjt. 



Seit« 

SBidjtifjfiic Duetten unb $Uf8mittel 1—3 

3*oet giftoriler be8 ©aucrnfricgö. 

1. ^Jcter Sparer 4 — 14 

£arer8 persönliche SJcr&ältnijfe 4—5. ©eine UMtbung 6. 
©eine ©$rift über ben SBauernfrieg 6—12. ©eine jtoei 
Gebiete 12-14. 

2. ®eorg ©ä)tt>arfcerbt, »ruber Sßf)Uib& SJlelan^- 

tfconS 14-23 

©eine perfönlidjen 8erf)ältnific 14 - 18. «erbMlnifj jum 
furbfäljifcb>n £of unb ju feinem ©ruber 9Jtelanä)tf>on 
18—20. ©eine brei t)iftortfcb>n Arbeiten 20-23. 

©fiblidjeS Glfafc. 

3. 9lu§brud& be§ SlufftanbeS im ©unbgau .... 24—33 

3luf|ionb in ^j^enjmeiier unb ^tclfratijttrd) 24. 3^0 
gegen ©ulj u. ©ebroeiler 25—26. ©ennljeim u. Xtjonn 
27. Xte öftreidjifdje Regierung ju @nfi3t)eim fuä)t £ilfe 
bei ben elfäffifdjen 9leid)§ftäbten 27, bei Sajel 28. 95er« 
I)onbIungen im fiager ju ©Ottenheim 28—29. Gibgc* 
nö1fifdt)e ©ejanbte bei ber 6nft§b>imer Regierung 29—30. 
Tagung unter Sermittelung ber ßibgenojfen in 93afel bom 
30. mal bi§ 5. 3uni 30. ©crflleid) ju »ajel (5. 3uni) 
jwifcficn bem Regiment ju ©nfiäljeim unb ben ©unb« 
gauer Söoucrn 31—33. 

4. $ic ©tobt €n|iSt)eim 33—37 

©ifo ber b orber öfireid^ifd^en Regierung 33 — 34. 2)er 
©tattf)alter 3mer bon Hilgenberg trifft SBorfufjilmaferegeln 
gegen bie Säuern 34. 5Bert)anblungcn mit ben bor ber 
©tabt Iiegenben ©nuern 35. 3of>lf«<$« in bie ©tobt 



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— 442 — 

Seite 

geflüchteter Slbel 36. *Heue Sd&utjmaRregeln gegen einen 
«Ängriff 36. (*nfi§l)eim wirb t»on ben «Bauern nicf}t an- 
gegriffen 37. 

5. T>er „Stillftanb" im Suubgau unb bie «Bertjanb* 

lungcn ju «Bafel üom 4. bis 14. 3uli . 37—43 
il logen ber (*nfi§ljeimer !Regiemng über neue @ewalt* 
ttjotm ber dauern 37—38. 9leue «Bebingungen für bie 
«Befcfjirfung ber Tagung 38. Unier «Öermittelung ber ($ib* 
genoffen beginn bev «Uerljanb hingen; bie Sorberungen ber 
«Quem in 24 «Mrtifeln 39—41. Slblefyienbe Haltung ber 
Herren oom Hbel unb ber Prälaten 41. Vertagung ber 
(Jntfdjeibung bis junt 30. 3uli, eo. 10. fluguft 41-42. 

ti. Xie Tagung ju «Bafel am 21. 9luguft unb bie 

jwette ($r$ebung im Sunbgau .... 44 — 51 
(?rjf)erjog Qfcrbinanb oon Ccftretct) genehmigt bie «Bei* 
längerung beS ©tiflftanbeS, lefynt aber fonft bie «Bebin» 
gungen ab 44. ©ic Tagung am 21. «Huguft nur Don 
ben «Bauern befd&idt 44-45. Sie «Bauern rufen bie 
tfibgenoffen bergeblicb, um #ilfe an 45—46. «Bieber« 
beginn ber fteinbfeligfeiten im Sunbgau; jweimaligcS 
«Blutbab unter ben «Bauern, burtt) bie (SnfiSr)eimer Herren 
angeriajtet 47. £ie eibgenöffifdjen Wnenjte obberufen; 
bie dauern oor Sulj unb in UP0I3 47—48. Sturm 
auf Battweiler 48-50. Unttjätigfeit ber GnfiSfieimer; 
folgen ber «Bauemnieberlage in «Battweiler 51. 

7. 30 e i t e r e «öerrjanbl ungeu wegen ber ©unbgauer 

«Bauern 51—58 

«HuSbauer ber (£ibgenoffcn I ei ber «öermittetung beS örie» 
benS unb beren Ginflufc 51—52. 2>urcr) ben (iinflujs 
beS *Dlnrfgrafen «Philipp öon «Baben witb (Srjtyerjog %jtx\>\i 
nanb ben Bauern gttnftiger geftimmt 52—53. Xcr 
»auemfü^rer äöefcel fetylbert ben Gibgenojfen bie ber« 
jweifelte ßage ber «Bauern 53—64. «Bafel öerlanßt bon 
ber borberöftrei(bJfct)en Regierung ben Sunbgau als 
«Pfanb wegen etwaiger «erlufte 64. flllfeitige «Bereit« 
willigfeit, bie ©aäje auf einer Offenburger Xagung ju 
fdjlidjten; bie Sunbgauer «Bauern wollen tt}r üanb ben 
ßibgenoffen Uberantworten 55. $ie cibgenöffifcr)en ßneä)tc 
bei ben Sunbgaucrn üerweigern bie $eimfer)r 55—56. 
Tagung ju Ottenburg ben 12. September 56. «Blutige 
«Beflrnfung öieler ©eiftlid)er unb «Bauern in <?nfi6f>eim 



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- 443 — 

3<ilc 

56— 57. Verfolgung bcr flüchtig gegangenen dauern 

57— 58. 

8. 9MIi)aufen i. 6 58-62 

Unier ber Sürgerföaft biele 9lnf)ängcr bcr cüangcliidjen 
fiepte 59. SBorftf^tSma^regeln bc§ ©tobtratfjeS Beim 
SBorbcimarf$ ber ©unbgauer dauern öor bcr ©tabt; 
grofec UngufTieben^eit unter bcr ©djmiebejunft 59. 9Jc- 
ruf)igung ber ©Urgertöaft burc$ SSertjanblung mit ben 
fünften 60. ©d&toierigfeiten mit ber <fnfi§$cimer Re- 
gierung, weil »Itmujen flüchtige SBauern fällst 60-61. 
Uebcrgriffe ber öftreicWd&en Regierung auf EMUtjnuiener 
©ebiet 62. 

SMiWcreS <£lfa§. 

9. WuSbrud) beS 9lufftanbc§ bei Cbere^nljeim unb 

in ber Umgegenb 63—68 

93eginn ber ^Bewegung jdjon im hinter 1524/25 63. 
2)ie Tagungen ju ©trafebuvg unb Hagenau uerlaufen 
ofjne SRejuItat 64. ^rebigten Glement 3icgler§ in bcr 
©egenb öon Dbere^eim unbbem Cbilienberg 65. £er 
faijerltd&e SBicefanjler RifoIauS S'^Uv in 53mr muf; 
ben 9kuem nachgeben 65—66. Xroty ber SBcmülwngen 
öon Dbcrefjnfyeim unb bem llntcrüogt Safob öon 9ÄörS« 
öerg Bereinigung bcr ©auern um Dberef;n^eim mit bem 
Raufen ju 2>orIi§l)cim 67. Ueberfott be§ ?Priorat§ 
$ruttcnf>aujen burd) ben SJauernfjaufen öon SBnrr 68. 

10. $ie Raufen öon Sttenweiler, trul tcnl) auf en 

unb ßberS^eimmünfter 69—74 

SMeje brei Raufen balb getrennt, balb toieber oereint 69. 
$>ie ^auötleute berfelben ftreben nnd) bem UJefitj öon 
Dberefmf>eim 69—70. Dbere^eim letynt bie Sluffor* 
berung ber Stauern ab unb loenbet fid) öergeblid) nad) 
mehreren ©eiten um #ilfc 70—71. $er Angriff auf 
bie ©tabt wirb abgejdjlagcn 72. ©(^»ierigleiten be§ 
^ttemoeiler £aufcn§ mit Strasburg 72—73. SBertoidfe* 
lungen beSjelbcn mit Strasburg wegen Hnblau, %U* 
borf unb (Si^ofen 73. SBenfclb 74. Raufen öon Gber§« 
fyeimmünfter 74. 

11. Sie §crrjd)aft Siatoö ol t jtein 75-92 

£ie SSrüber SBil^elm unb Ulrid) öon Waööoltftein 75. 
beginn beS WufftanbrS in ber ©tabt SRopboltSroeiler in 
ben legten £agen be§ flörit 75—78. flujammenfteflung 



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— 4U — 

Seite 

ber Sortierungen ber Unjufriebenen in Wrtifel 79. $b« 
fenbung einer ©efanbti<b,aft nn ben ÜJanbbogt Utrkb, 
bon JRobboltftein 81. 8ud)tIofigfeit in ber ©tabt 82. 
Der Raufen bou (iber&ljeimmttnfter h>irb in bie Stabi 
eingeladen unb fjauft fcbjimm bafelbft 82—86. Q%» 
ceffe in IReidjenweier 87. 9lu§$ug ber 3taM>oltSweiter 
SRannfdmft jur 6d)Iaä)t bon ©$erweiler 87—88. 
©ertyanblungen UlriebJ bon SRabboItftein mit iperjog 
flnton oon i'otyrinflen unb mit ber ©emeinbe ju 9tab» 
boltSweiler 89—90. Unterwerfung unb ©eftrafung ber 
©dmlbigen in ber ©tobt unb ber ^>errfcr)aft 90—92. 

12. 9teid)enweier, ftaiferSberg unb bte benadj- 

borten Orte 92—101 

ftnfammlung ju iücWenb/im unb SRittelroeier 92—93. 
Bereinigung mit brm Raufen bon 6berSb,eimmünfter 
unb Wuffteflung Don 12 Wrtifeln 93—94. Bewegung 
bor unb in SReidjenweier. 94 - 95. 9Bergf)etm oon ben 
dauern befetjt 96. 3ug ber Bauern gegen Steigen* 
n>eier 96. ©igol§&,eim, ßtenj!)eim unb Wmmerfd&weier 
werben uon ben Bauern bejwungen 97—99. Belage» 
rung unb Eroberung bon ßaifer&berg 99—100. 9leu« 
orbnung be§ BnuerntjaufenS unb Watfä) nad) bem 
itoubgroben 100—101. 

13. Gotmar 101—111 

Stimmung ber Bebölferung bor beginn ber 33 e« 
wegung 101. Unruhen wegen eines ebangelifdjen Sßrä» 
büanten im Dejembcr 1524 102—103. Die Qforbc- 
rungen ber Unjufriebenen werben in 13 9Irtif flu ju« 
fammengefafct unb bem töatb, übergeben 103 — 104. 
Unterbrlidfung ber Bewegung unb 9lu§weifung be§ 
^rfibifanten 104—105. 91euc Beunruhigungen 105 
bis 106. «ilbung eines «uSjd&uffeS bon 50 3Rit« 
gliebern; ©iäjerung beS SubenguteS; Aufhebung ber 
JHöfter unb Befd)Iagnaf)me irjreS Vermögens 107—109. 
(Sbilt gegen bic unjufriebenen Sieben ber HÖeibcr 109 
bis 110. Greignifie in ber ©tobt bei bem Slnjug beS 
lott)ringifcf)cn £certS 110-111. 

14. ©d&lettftabt 111-117 

Umtriebe bon ©djütj bon Xraubnd) 111. Der ^ßräbu 
fant Sßtjrbgio unb feine ©egner 112. ißlünberung beS 
ÄlofterS ©blo 112. ©ertäjtSber^anbtung gegen bte, 



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— 445 - 



Seite 

raeldfje ba§ ÄHoftet geplünbert Ratten, unter bent SJor« 
fitje beS faiferlidjen SanbbogteS 112 — 114. 93erl)anb* 
lungert mit ben Sauern ju SBeb(enf)eint 114. Vergebliche 
Tagung 3U Uteiäjenweier 114—115. Wajjrcgelu gegen 
bie ßlöfter 115—116. Söolfgang 95?agner forbert gäjlett* 
ftabt nochmals jum Sünbnift auf 116. Verhalten ber 
©tobt naä) ber Sdjlactjt bei Sctjcrtoetler unb folgen 
bc§ »auemrtieg§ für bie 6tnbt 116-117. 

#eraog Sutern öon fiotljrttige» unb baö (Slfafc. 

15. Vorbereitungen be§ £>eraog§ jum gug gegen 

bie Säuern 118-124 

§erjog Wnton beranlafet feine Srübcr 3ur Setfjeiligung 
am guge gegen bte Säuern 118—119. Säuern* 
onfantmlungen bei (Suentunb 119. 5)er ßantpf gegen 
bie Sauern wirb a(§ ein ©laubenlfrieg aufgefaßt 120. 
5tufforberung ber GinftSfjeimer {Regierung an ben £er« 
30g jum Ginmarjä) in baS Glfafe 121. *Dlarfcr) be§ 
lottjringifdjrn §eereä öon iBic über SMeuje nad) ben 
Vogefen 121-124. 

16. Wicbcrlage ber Sauern bei gabern .... 124-135 

$ie 2otr)ringer tnarfcf)iren über Saatburg gegen gabern, 
tüojelbft bie Sauern unter (£ra§mu§ ©erber lagern 
124—125. £ie Artillerie beginnt ben ffampf 125 
bis 126. gortjetjung be§ Kampfe! ben 16. 2Hai unb 
töieberlage ber Sauern bei L'ubfftein 126—129. 6nt« 
fetjIidjcS Slutbab unter ben abjiefjenben Sauern 130 
bt§ 131. 2>er £>er$og roirb öon Sdjmeidjlern für bie 
Slutttjat gejjriefen 133—134. Abjug ber Cottjringer 
unb Seftattung ber Grjäjlagenen 134 — 135. 

17. £er tfampf bei £ct)ern)etler unb bie öeintletjr 

bei öeräogS naä) ßotfjringen .... 135-143 
$egen bie lotfjringijd&en 9lätt)e befd&liefjt £>erjog Anton 
im (Sinöerftänbnife mit feinen »rübern ftortfetmng be§ 
gugeS 135. $ie ßottjringer in SHaurSmünfter 136 
bis 137. ftortfetjung beS gugeS über 9Rol§f)eim unb 
Sadrftein bi§ Sä^erröetter 137-138. Stellung ber 
Sauern; ÄriegSratt) im lott)ringi|d)en £eere 138 bi§ 
139. Sieg ber ßottjringer unb grofee SBerlufte ber 
dauern 189 — 140. Warfgraf @mft bon Saben fudtjt 
üergebliä) bie £eimfet)r beS lotyringifdjen #eere§ auf- 



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— 44H — 

Seit« 

jufjalten 141. 9tüfffef>r t>e3 §erjog§ Hnton naä) Soth- 
ringen bura} ba§ iLOeilerthal 142—143. 

18. Xie SBcrf ammlungen $u (Solmar unb Hagenau 143—150 

©efährlichc l'age Dielet Stöbte im mittleren 6lfafe 
nadj) ber ©auernnieberlagc bei 3Q° e ™ 143—144. 
«erfammlung ben 23. Wai in Colmar unb Vermit« 
tclung jwtfc^en bem faifeiliaVn i'anböogt unb ber 
Stabt ilaiferSbera 144. 2>er faijerli^c fianböogt öon 
llnter.ßljiifc labet auf ben 6. 3uni bie §errjc$aften 
auf beiben Seiten be§ ÜRljeinS ju einer SJerfammlung 
ein 145 - 140. „?lnfä)lag" ber militärijdjen Stiftungen 
für bie £>errfd)aften 146-147. ©eratfjung ber S5er- 
fammlung über ad)t fünfte 148—149. Sic 93efhe« 
bungen bc3 i'onböoa,te§ Reitern an ber Oööofition 
ber ©täbte unb öerjdjicbener dürften 149—150. 

19. äöcifjenburg unb bic Raufen im nörbliäjen 

Glfafc 150-172 

UUeifeenburg, eine öon ben jef)n 9teid)Sftäbten ber ßanb« 
öogtei Hagenau 151. Vor SEOeifeenburg enbetc ber $ug 
ber flurfürften öon ty'alj unb £rier 151—152. (Snt- 
ftetjung uon öiec 93auernf)aufen bei SBeifeenburg 152 
bis 153. Xie 3unft ber Gebleute in Söeifcenburg 
tymöatfjifitt mit ben dauern 153. SBorfetyrungen 
gegen einen Angriff burd) bie dauern 154. 2>rol)ungen 
ber Ämtern gegen äßeifeenburg 154—155. Umtriebe 
be§ 9lbte8 öon JBeifeenburg gegen bie Stabt 155. SBoTl» 
ftänbige Wnardjie in ber Stnbt 156—157. Vergebliche 
Verjuxe be§ 9latf)e§, bie X(jeilnal)me ber Vürger an ber 
S&eftttrmung öon 6t. Slemö, ju hintertreiben 157—158. 
3Öeiterc Unternehmungen ber ^Bauern in ber Umgebung 
öon SBeifeenburg 158—159. Xie Söauern tuagen feinen 
Sturm auf bie ©tobt 160. Vergewaltigung ber ®eift» 
Unzeit 160—162. £ilfegefucb> 2öeifeenburg§ gegen 
ben flurfürften öon ber ^falj 162—163. 3Bef<$iefjung 
ber Stabt unb Kapitulation 163—170. s Äbjug be§ 
furfürftlid&en §eere§ unb folgen ber Vewegung für 
äöeifeenburg 171-172. 

20. SBeftrafung ber Sthulbigcn unb 9leuorbnung 

ber Verhältnijfe im (Slfafe 172—180 

Strafe ber Sd&ulbigen im ©iSt^um Strasburg 172 
bis 175, ju SKaurSmttnfter 175, ju Dberehnfjetm 175 



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— 447 — 

bt§ 176, im SRünftert&at 177-178, in S.ulj 178 bi§ 
179, in ©ebweiler 179—180. 



3ettc 



Änrbfals, baö S3i§^«m ©beier unb bie untere 
aRarfgraffdjaft Saben« 

21. SJoroerbanblungen unb Lüftungen in ßur» 

pUli . . 181-192 

Äurfürft Cubwig V oon ber ^[olj unb feine 33erf)anb» 
lungcn mit ber Bftreid&ifd/en Regierung in 2Bürttem» 
berg 181—182. 9Scrf)anblungen mit Jfurtrier 183 
bi§ 184. Subwig bittet 3JManc$tb>n unb ©renj um 
ein Outacbjen über bie jwölf Wrtifel ber Bauern 184 
bi§ 190. Sammlung eine§ §eere§ in £eibelberg unb 
9)larjä>rbnung beSfclben 190—192. 

22. Äurbfalj in feinem iterljältnife jum fdjwä« 

bijc^en ©unb unb jur Württemberg 

giften Regierung 192 198 

ftorberungen bc§ fd^mä6tfc^en S3unbe§ an Äurbfalj im 
SBinler 1524/25 193-194. 3ug be§ bfäljifdfen 9Rar- 
fd)aü§ 2Bilt>eIm bon fcabern bur$ ben #rai#gau 194 
bi§ 195. 99unbe8b,ilfe für Äurbfalj unb Ber^anb* 
Iungen mit ber öffreidjifdjen Regierung in SBürttem- 
berg 195—197. Xb,eilnab>e einer bfiUjife$en £eere§» 
abtyeilung am 3ug ^§ $ru<f)feffen ©eorg bon SBalb* 
purg 198. 

23. 2)ic Raufen in ben Iint§rt)einif d>cn ©ebicten 

ber ^Pf a I3 , be§ BiSt&umS ©beier u. a. 198— 206 
Slnfammlung be§ ©eilweiler #aufen§ 198—199. 3ug 
ber Bauern bor tReuftabt a. fg., ba§ ju ben Bauern 
jdjwört 199 — 200. ©er Sauterburger $aufe unb feine 
^lünbcrung ber «Diabenburg 200—202. Sanbau be* 
brängt 202. lufftanb in ber 9löb> bon SBormS unb 
ßambf bei 3Beftyofen 202—203. Bertjanblungen be§ 
fturfürfien mit ben Bauern ju gorft unb weitere ©e« 
maltt&aten ber Bauern 204—206. 

24. 2>ie rc$t§rl)einifd>en ©ebiete bc§ BiSt&umS 

Sbeier unb bie untere SJtarfgraf f cb>f t 

»oben 207—230 

5?ejd)reibung ber ©egenb unb frühere Bewegungen in 
berfelben 207 — 208. Berb,anblungen mit SJtarfgraf 
Sptyilibb bon ©oben unb Branb bon Belaufen 209. 



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— 448 — 

«Seite 

Wnjammlung ber dauern auf bem Cetjenberg unb ber* 
fleblic^er Sturm auf benfelben bmd) ben pfäljiföcn 
Worjdwn Söilljelm üon Kobern 210—211. ßinnafjme 
«niemals burdj bie «auem unb 3Iud)t bc§ «iid)of§ 
Öeorg üon ©pcier nod> £cibelberg 212. «ijdjof @corg 
fudjl bic «auein üergcbticf; auf 213. ?lu§bru$ bc§ 
2tufftanbe§ in ber Ecarigraffdjnft «oben 214. 3u- 
fammcntunft be§ «ija>f§ Öeorg mit bcn dauern in 
tflofter £crrennlb unb SUer&anblungen bajetbft 215 
bi§218. Wnberung üon ftrauennlb 218-219. «er- 
fmnblungen be§ «ijdjofS ®eorg mit ben dauern ju 
Ubenfjeim 219-2541. «ertrag be§ «iföofS üon 
Speier unb bc§ fturfürften Don ber Spfalj mit bcn 
dauern 221. 9icue ©äjtuierigfeiten mit ben dauern 
unb 9Iu§jug bcS furpfäljijäKn Speere» 222—224. 93c» 
jetjung ber 'Stobt «ruäjfat unb Strafgericht bajelbfi 
225—226. «ereinigung be§ furpfäljiftfjen $cere§ mit 
bem beS jd)»äbijd)cn «unbeS 227—228. gorberungen 
be§ «Diarigrofen ^bilipp Gnoe beS SlufftanbeS in 
«oben 229- 2.:o. 

25. Sie ©tobt «retten 231-241 

Sic pfät.jifaje ©tobt «retten liegt in einem Littel« 
punft ber «auernberoegung 231. Ausbruch be§ 9luf- 
ftanbeS unb 93Iünberung Don Sertingen unb WauU 
bronn 232. Srobungen ber «auern unb «orfefjrungen 
gegen einen Sturm in «retten 233—284. Unjufrie- 
bent)cil unter bem niebern «olf unb «ejdj»idjttgung§» 
üerfuehe 235—238. Umtriebe beS ©tabtfnechteS 9lr» 
nolb 238—239. Un3uüerläfftgfeit ber nieberlänbifä)en 
üonb§fnea)te unb «eftrafung ber Schulbigen 240—211. 

26. Ser „Pfaffe" (fijentjut im Uraia^gou .... 241-245 

©renjen beS Jhaid>gaue& 241. «eginn be§ Auf« 
ftonbeS unb Senbf<f)reiben (Siien^uiS 241—242. «er« 
hanblungcn mit ßurpfalj 243. Einrichtung GijenhutS 
unb «eftrafung ber ©djulbigen 244—245. 

27. Sie 9tetcf,§ftabt ©peier 245—256 

SBerljältniB ber ©tobt jum «ifajof unb Kapitel 245 
bi§ 246 3ufammenfünfte ber Unjufrtcbenen in ber 
«ürgerjehaft 246 — 247. «orfidjtSmajjregeln gegen bie 
«auern 247—248. «ergetoattigung ber (SJeiftliehfeit 
248—252. Semütfjigung ber ©tobt buref) ben Äur- 



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- 449 - 



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fiirficn bon ber ^ßfol j 253—254. ©treitigfeiten mit beut 
Biid)of unb Berfolgung bon ftan§ bon Ulm 254—256. 

28. Bejiegung be§ ^tufftanbeS in ben lint§rr)ei* 

nijdjen ©ebieten öon Jfurbfalj unb 

©peier 256 — 267 

3ug be§ furbfälaiiaVn §eere§ öon ißMirjburfl nad) 
Cpbent)eim 256—257. Weue ©emaIit(;oten ber Sauern 
257. ftampf bei $febber§l>eim 257—260. Berfanb* 
hingen mit ©beier, 5Borm§ unb granffurt; ©eorg 
oon aöertljetm 261—262. 3>cmütf)igung öon 9teu» 
ftabt a. 262-263. Seftrofung ber bijd)öjlid) 
fbeieriföen Untertanen auf ber linfen 9tf)einfeite 264 
bi* 265. Stimmung unter ben Bauern 266—267. 

»reiSgau. 

Beitreibung ber i'anbf^aft 268—269 

29. 2)er Sßrabifant Otfjer in Hesingen .... 269—275 

3)er ^räbifont Otr)cr unb SaftuS 269—270. ©rofcer 
Anfang OtfcerS in Renaingen 270. 2>er (Srjtjerjoß 
Serbinanb unb bie borberöfireiäjtfajen ©tänbe erüären 
\\ö) gegen Dtycr, ber Hesingen berlfifct 271—274. 
Slufnaljme CtfjerS unb feiner Segleiter in ©trafeburg 
273. Beftrofung ber ©cfmlbigen in Äenjingen unb 
wettere folgen 274—275. 

30. $er Einfalt in ba§ <DiünftertI)aI 1524 .... 275-280 

Xie Untertanen be§ ?lbte§ bon ©t. Blaffen auf bem 
€d)roarjwaIb faden in ba§ 3Hünftertf)al ein 275—276. 
Sie meiften Bauern beS SölünftettfyaleS fdjliefeen fid) 
ifmen an 277. Lüftungen gegen bie Bauern 278—279. 
Beftrafung ber ÄäbelSfÜljrer unb unfidjere ©timmung 
unter ber Sebölferung 279-280. 

31. Grfjebung am nörblidjen tfaiferftur)! .... 281—284 

WuSbrud) beS flufftanbel im 2)orfe ßied)lin§bergen 281. 
Serbinbung ber Bauern bon 2Beifemeit au§ mit 
ben 9lufftänbijd)en im Glfafe, n>of)er fte bie 12 «rtifel 
erhalten 282—283. Stbmarfd) be§ #aufen§ gegen 
Äenjingen 284. 

32. Hu§brud) beS «ufftanbeS in ben ^errfdjaften 

$od)berg, ßengingen unb Äaftelberg 284—269 

Betreibung beT brei £errfd)aften 284-286. 31ud)t 

beS SJlatfgrafen (Srnft bon Baben naä) gTeiburg unb 
(artfelber, <Ut|<$icf?u tti ©auernfrießö. 29 



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SHlbung eint§ $iiueml)nufm§ im £»o$bergifd)en 286. 
Serftörung öon Sennenbad), äöonnentbal, ßirubalbe 
unb iianbed 28H— 287. Eroberung oon UHalblird) 
unb ttaftclburg 287—289. 

33. beginn ber Grabung in ben §err jdbaften 

«abcnroeilcr, fliötteln u. Saufenbcrg 290—294 
Sßcrfammlungen in Äanbern unb SBabcntoeiler 290 
bi§ 291. Eroberung bon §citerS$eim; URarfgraf Grnft 
fielet «Bafel um fcilfe an 292. 3ug ber Elarfgröfler 
dauern nad) greiburg 293—294. 

31. SluSbrud) beS Wufftanbe« im mittleren (oft. 

retcrjif^en) Xljeil be§ ©rci§gaue§ . . 294—300 
llnjufriebenbeit in bem ©töbte^cn Staufen 294—296. 
?lnfd)lu& an bie Hufftänbifc&en in Nettersheim unb 
Wufforbcrung an Neuenbürg a. föf). 296—297. Huf« 
fJanb unb @eroalttf>aten in ben brei§gauifd&en Dörfern 
298-300. 

35. greiburg 300—326 

JRubigc ^uftänbc im 2Mre 1524 unb Tinfang 1525 
300—301. Srciburg unb bie ©iäbte unb Dörfer be8 
©vcisgaueS 302—304. Umtriebe bc§ gjie^gerS Sutter 
unb Erneuerung ber ftäbüffljen ©turmorbnung 305 
bis 306. Unruhen in Jlirdfoartcn unb neue 33orprt)t§» 
maßregeln ber Sfabt 306—308. SJermittelung für 
Sttarlgraf Grnft Oon ©aben 308-309. 9lnmarfä) ber 
6dm>arjroälber unter £an§ SKüllcr öon &ulgenba$ 
unb uergebliäje Unterbanblungcn mit benfelben 309 
bi§ 312. (Sinidflieftung ber ©tabt unb äöegnaljme be§ 
s -8lodl)aufeS auf bem edjlofcberg 312—313. Sßaffen- 
ftiflftanb unb Kapitulation; greiburg jäjroört in bie 
©ruberfdjaft ber dauern 313-316. Neue ©dmnerig. 
leiten jmifdjcn ftreiburg unb ben dauern 317—319. 
gretburg fud&t fidf» öon ben dauern loSjumad&en 319 
bt§ 321. greiburg lagt fid> bei ber Regierung in 
SnnSbrud entjdjulbigen unb fünbigt ben dauern ben 
«ertrag ab 322—324. S3err)alten ber ^Regierung in 
(fnfisbeim; (5r^eraog gerbinanb üerjei^t ber ©tabt 
324-326. 

36. Ulrid) 3afiu§ unb bie «auern 326-330 

grüneres SöertjältniB beS 3aflu§ 3U ßut&er 326-327. 
3afm§ beim ^erannarjen be§ SBauernljeereS unb roäf>» 



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— 451 — 

Seite 

renb ber Befdjiefmng Sreiburg« 328. ©ein SBrief on 
Bonifaj Wmerbad) 828—330. 

37. Breifaaj 330-333 

<£öangelifc$e Bewegung in ber ©tobt bor betn Säuern» 
frieg 330—331. Unflate« Ber$ältni& Breifad)« 3U 
ben öor greiburg liegenben Bauern 331. Berßemalti- 
ßunß unb 3«ftörung be§ JHoftet« SRarienau 331- 332. 
Bertrag mit ben Bauern 332—333. ©treitigfeit mit 
gretburg 338. 

88. ©er erfie Offenburgcr Bertrag 883—343 

©trafeburg« bermittelnbe $f)ätißfeit für ba§ BreiSgau 
333—334. <Sinne§änberung be« flttarfgrafen (Srnft öon 
»oben 334—335. Borbefored&ung in Bafel 335. 
£ie Bauern »otlen fid) in ber 9lät)c Offenburg« lagern 
336. Berfwnblungen öom 5.— 18. Sunt 337—838. 
3nfjatt beS Offenburger Berirage« 338—341. S)ie 
Wnnaljme btefel Bertrag« ftöfet bei (Srjfyerjog ger» 
binanb auf ©djtoierigfeiten 341—348. 

39. Ber^anblungen ju Bafel mit ben marfgräf» 

liefen unb öftrei^tf <$en Untertanen 

im BreiSgau 344—354 

Boröerbanblung 344. Malt be« ©ertrage« 345 
bis 346. ©trafgelber ber marfgräflidfoen Untertanen; 
§an« in ber ^Hatten 347. 9teue Berfcanblungen 3U 
Bafel mit einem %\)t\\ ber babifä)en Untertanen im 
Brei6gau 348—349. 3nbalt De« Bertrag« 349—354. 

40. ©er jttuite Dffenburger Bertrag (18. ©ej>» 

tember 1526) 855—362 

@t)^er3og fterbinanb beabfid)tigt einen 3«ß in ba§ 
Äf»eintr)ol jur Beflrafung ber ©unbgauer unb Brei«, 
gaucr 365. «Dtarfgraf $f)iIiM> fud)t ju öermitteln 356. 
ftorberungen be« Grj&erjog« fterbinanb an bie Bauern 
356-358. Wbfc$lu& be« Dffenburger Bertrag« unb 
beffen Annahme burd) Bauern unb fcerrfd&aften 359 
bi§ 362. 

41. Ber&anblungen Uber ßntf djäbigungen unb 

ber Billinger Wbfdjieb 362—367 

6rjb«tjog fterbinanb befteflt eine Äommiffion wegen 
ber Gntfdjäbtgungen 362—363. Bielfad)e Oöpofitton 
gegen biefelbe unb ©d)abenüberf#lflge 364 —365. Ber« 
fmnblungen ju Biflingen ; 2Biberforud& Strasburg« unb 



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— 452 — 

Gtite 

ber Warfgrafen oon 9?aben 366. 3nf)alt beS in Sit« 
Ungen bef(f)lofienen 9tbf$ieb§ 366—367. 

42. (£ntfd(>äbigung§öertjanb!ungen mit ben War!* 

grafcn oon ©oben unb ber Vertrag 

ju Neuenbürg a. M 367—371 

©fidmlbigungen gegen bie marfgrflflidjen Untertanen 
367. SBerotljuna. in 93reijad> unb neue «erwerben 
gegen bie Warfgräflid&en 368. Süerfcfciebung beS XageS 
unb ©eftrjtoerbe ber SßreiSgauer ©tänbe 369—370. 
©ertrag 3u Neuenbürg a. 9ty. 371. 

Ottenau. 

43. $ie nörblidje Ortenau 372—401 

©ren jen unb Gebiete ber Ortenau 373. Ungeftörte JRurje 
in ber Ortenau 1624 373—374. Warfgrof $$itiöb 
oon ©oben »ifl juerft bie Bewegung getooltfam nieber* 
werfen 374—376. ©ef<$n»erben ber bifd&Bftidj ftrafe- 
burgifajen ©auern 376-877. «ufftanb bei Cberfirdfr 
unb ©djtoaraad) 377—380. ©erfanblungen mit ben 
dauern 380—382. Sie ©auern gefcen aufeinanber; 
Wnfünbigung ber Tagung in SRenäjen 383-384. Eini- 
gung auf bie jtoölf Mrtitcl be§ ortennuif(f)en ©ertragS 
}U Nennen 385. Neffen 3n!)alt 885—390. SBürbi- 
gung beS ©ertrage§ 391. Vertrag ber ©auern mit 
bem Aloflcr Allerl>eiligen 392-393. einjelüertjanb- 
Iungen mit ben ©emeinben 898—895. 9leuer 95er» 
trag öon Stenden 395 — 396. Aufftanb in ben Bft» 
liefen feilen ber Ortenau 397—399. «Reue Auf- 
regung in ber Ortenau 399—401. 

44. ©ie füblid&e Ortenau 402—421 

©ebroljung ber ßlöftcr ©futtern unb (Sttenfceim- 
münfter 402. ©angolf oon ©eroIbSed unb bie Webte 
ber erwähnten fflöfter 403 — 404. Unruhen im 
Stäbtdjen (Jttenrjeim 404—406. ©erfjanblungen mit 
ben ©auern burdj bie ©efanbten beS Üttartgrafen $f)i» 
tipp öon ©oben unb ber ©labt ©trafeburg 407—408. 
9leue ©erfjanblungcn mit ©angolf oon ©erolbSetf 408 
bi§ 410. Xerrori§mu§ ber aufftiinbifdjen ©auern 
gegen bie ju #aufe gebliebenen 411. 3ug ber Cr= 
tenauer Raufen in baS ©reiSgau unb balbige $eim- 
fefjr berfelben 412—413. gntfc&iebeneS Auftreten 



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— 453 — 

Seite 

©trafcburgS unb be§ SJlarfgrafen $$UU>J> öon ©aben 
gegen if>re Untertanen 413 — 414. SBeabftd&tigte 
SBerjammlung ju (Stdjftetten ; 3 u fl°nbe im Älofter 
6d)uttcrn 415 — 416. 99eftrafungen unb SBertjanb» 
hingen über bie ju jafjlenben 6ntid)fibigungen 417 
bt§ 421. 

45. 3)ie trafen öon £anau»2i$tcnberg unb SBitfdj* 

3roeibrüden unb ber ortenauijc&e 55er» 

trog 421—437 

Abneigung ber genannten trafen, ben ortcnauiföen 
«ertrag 31t galten 421—423. SBerjammlung au «Rieber- 
Wajern 424. 9leue ©rtjebung ber Hanauer ©auern 
425. 9ceue SBeforgniffe unb Sagung ju Cberfirä) 
426—428. äöettere SBerföleppung unb <£rri<$tung 
einer ftrcifenben 9totte 428—431. S)ie trafen er- 
reichen tyren Srned, wenn gleid& ©tra&burg fld» jelbft 
5Red)t bevfäafft 432-437. 

46. Se^te Wacfoucfungen im 9tf)einttyal .... 437—439 

Umtriebe be§ #anS in ber Watten 437—438. SÖe- 
toegung in Strasburg unb im SBiSttjum 6peier 438 
bis 439. 



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sc. 

Wawern, m-etabt 322. 325. 
227, 22S. 380. 2S2. 390. 
392. 303. 395. 3iüL 4M, 42iL 
435. 

Pfarren, 9991. 93reifa$ 2S4. 
9lbel()Qujen, ehemaliges Itlofter u. 

$otf bei ftreiburg 3fi4. 
ton 9lffenfiein, Sßolf 2£L 
9llbanefen 122. L2iL 127. 
SUbflau 241. 

9llbt*al (falber untern 911*) 252, 
9lfler*eiligen / ebcmalifleS ^Jrämon» 

ftratenjertlofter, 9991. Cberfird) 

322. 284, SßA SÜL 3_0JL 424. 
9lflgäu P. 195. 107. 
flflmannSweier, 9391. £af)r 23JL 

411. 415. 41fi. 
SUtborf, Gant. 3Jlol8f)eim OL TA 

HL 92. lüiL 176. 
SUiborf, 9321. Gtten&eim 415. 
9Utenburg (jefct Äart&borf) 9391. 

93rud)ial 215, 22£L 
9Uten»8d)önftetn \. 9tagel. 
9lUenftabt bei Söeifeenburg L 6. 

152. 

9llttird), 6anton§*Crt im jübl. 

ßljnn 22. 4L 
9Ut«ttctnmgen, batyer. 9991. fjrau« 

fentfjal 252. 



Uirspnrfj , tflofter bei ffaijerSberg 

99 

«Ijei, Ijeff. flreiSftabt 132. 203. 
258. 

9Inmbaä),93onifa}, öon93afeI 270. 

9lmmerfdm>eier, Danton Äatjerl* 
berg 84. 87—90. 96—99. LLL 

Amnion, 3o*. 2. 

9lmoItern 9391. (Smmenbingen 2&L 
282. 284. 354, 412. 

»lau, Gont. 93arr 23, 

öon 91nblau, fcerr 7JL 

Don 9lnblau, ©eorg 3iL 

öon 9lnblou, 9lulonb 3JL 3& 8JL 

«ngrätt öon ©ebtueilcr 3JL 

9lnton, £erjog j. Sot^ringen. 

Winnweiler, baoer. 9391. 93ergjabein 
199. 

9löofl, §an§ 28£ 

9lpö e nw^ fT » Cficnburg 325. 

393. BOG. 
flöpenjefl 52. 
«j^offenbutg 252. 
9lttiflnb, in ^tnnfreid) 1 18. 
Sluenbeim, 9391. ßel)l 422. 
flüggen, 9391. 3Jlüllf)cim 302. 

354. 

9lugSburg 1£L 44. 426. 433, 
9löenfjeitn, Ganton SBBafieln^eim 
128. 



') (Srflärung bfr »Mürjunß«»t : C3(. = toürttcmbtrßifäe« Cbframt. SBSl = 
babif$ri *>r|irt*amt. ttant. — tljäffityer Canton. 



— 456 — 



8. 

«aar, Üanbftiafi öftlitü, to. SBreiS« 

«au 30JL 302. 338. 308. 
93abft, öftrcidjifdjer flanier in 

(rnfiSbeim ML 
t>ou S8ad) ( ©rora 400. 418. 
«aben, s JüJarfflrafiajaft 207-230. 

24.L 252. 2GS. 2ÄL 283. 285. 

225. 312. 315. 344-354. 323. 

382. 383. 413. 430. 
Doit 93aben, Warfaruf 33. 64. 142. 

215. 22 i. 28 >. 290. 22L 300. 

324.365. 367-371. 400. 425. 

42G. 

93aben, «Dlarfgrof (tyriftoiil) 285, 
290. 

Stoben] SMaifqraf (Srnft 1AL LLL 

207. 272. 273. 275. 277-279. 
2*5. mL 200-201. 3ILL 31HL 
312. 312 — 321. 333. 335. 
338 — 340. 342. 345-349. 
351- 351 1. 31)2,3113. ;-:o* . 3 71. 
413. 

93obcn, tRatfflrof ^bilipb 52-55. 

58. 142. 124, 125. 122. ML 

200. 212. 214. 2UL 213. 222. 

230. 285. 290. 332. 340. 313. 

348. 355. 352. 352. 3ÜL 328. 

372-325. 312. 322. 380. 

882-385. 390. 328. 422. 402. 

410. 413. 412. 422-424. 422. 

422. 421L 430. 432* 43G— 438. 
93aben (labert) ©«..Stobt 2DJL 

222. 230. 383. 430. 
UJabemoeiler, 6d)lo& unb £>err» 

fdjaft im 93rei§gau 200-204. 

222. 322. 315. 332. 345. 341. 

3M. 

«aber, 3afob 128. 

^Böblingen, 93«. Chnmenbingcn 

280. 321. 
Salbung, fiafoar, Dr. 325. 
93alingen, 0«.*Stabt 322, 
«alttingcn, C«. 2aut»t)eim 125. 

107. 

«altjenljeim 74. 
Starnberg 39JL 
«ar in ftranfreia} 112. 
Starr, (Tnnt.^Crt im eijafj ßfi. 
68. 00. 73. «)■'). 175. 



Stadler, SÖolfganq, 93ürgermeiftet 
in (*binqen 363, 
I 9taW 28-33. 36 - 39. 43— 4G. 
51 -5S. 283. 292—294. 3J11 
323. 324. 328. 333. 335. 332 
bis 354. 356, 352, 3JÜ, 368, 
• 9taiel, «i|*of 38. 225. 
Stafel, 93ifa)of Cbrifiopb 3ÜL 
93atten$eim, Gant. §ab8reim 25. 

28. 32. 
Stahmann, ßan§ 315. 412. 
9?aromann 12. 
; Stavern 123. 

Stavern, frerjog ^riebric^ 2. 
oon 9?eaulieu 132. 
SBetf, «nlon, bon «eblen^eim 100. 
| 93ecT, £>an§, bon Vlttnjter 100. 
«cblenbeim, Gant. Äaijcr§berg, 
92. 93. 95. 97. ]]4 

»eaWeim. MW*. ÄreiS 2Borm§ 

203. 

1 SBeffort \. EiörSperg. 
\ 93elfort 3L 32. 

23enfelb, ffant.-Crt im Glfaß 6JL 
24. 132. 140. 145, 
' Dennweiler, (Fant. £aifer§bcrg 22. 
93ergen \. ÄirdjHnSbergen. 
SJerger, ©eorg 325. 309. 
93erflt)au|en , baüer. 93«. <&pt\tx 
225. 

»erßbaufen, 93«. £urlatf> 22& 

209. 214. 
58era,f)etm, Gant. StapboltStoeiler 

83. 84. 87 - 89. öiL 91L 21L 
114. 

«crgtjolj, (Fant, ©ebweilcr 21L 
95ergt;ol33efl, Gant. (Sebweiler 26. 
SBerfljabern , batjer. 99«. »Stabt 

152. 152. 
93ern 28. 30. 32. 44-46. 5& 

52. 3JÜL 
93ernatb§weiler , Gant. 93arr 65 

bi§ 62. 2L 122. 
ferner, £an8 24. 
93ermeringer, 3af., ju ©aatburg 

143. 

Don SJerraangen, Kilian 209. 
bon 99etf)une 125. 
Tiengen, 93«. ©taufen 228, 
93ifliflbeim, baljer. D«. «ergjabem 



— 457 — 



SBinjeit, m. fiörradj 348. 354. 
SBirfcI, Martin 20. 80. 
«iidjoffingen, 9391. Sreijad) 28_L 

m, 

mä)ofät\\n, Gant. DioSbeim 123. 
s -i?ijtf)of8f)e»m f. 5R^einbi|c^oföf)eiiTi. 
SBttjd) f. 3">ei&tücfen. 
»lanfingen, 9391. Sörrad) 354. 
SBteidj, glühen im 93rei§gau 238. 
430. 

5BIofufe, JUauS 112. 
»od, öanS 418. 
»odenjeim 202. 

SJobenfeeS. 151. 12iL 195. 132. 
Böblingen, C¥t..©tabt m 128, 

223. 22iL 222. 233, 3J_L 
SBödjingen, bagcr. 93^1. l'anbau 

199. 

93ödel, fccnfct SS2_. 
»örfer, 9)Ztd)aet 322. 
Bödingen 091. fteilbronn 238. 
»ödlin. GlaubiuS, öon «ödlinSou 
418. 

SBödlin, Subtoig, öon 33ötflin§au 
418. 

»ödlinSau f. »ötflin. 

»oeü, 93altf)ajar, Gb>onift 151. 

163. 164. 
»oerfdj, Kant, ftoftfcim CiL 
»olanben, bntyer. ßirdjljetm« 

bolonben 2f>7. 
33otIidm>eil, 8«. ©taufen 22S. 
öon SBoIfcn^etm, ßonrab SMeirid) 

292. 34Ü. 
SBomer, 93lafi 32iL 
»onntorf, »«.-Stabt 306, 
SBofenftein, ehemalige 93urg bei 

Ottensen, 93 s 2l. fldjern 384. 
»Daberg, m«©tabt 134. 
»ratfenbeim, OtU©tnW 194. 
öon ©raunjdnoeig, ©eorg, .ffapt* 

tular beS tfapitelS öon ©träfe» 

barg 123. 123. 125. 

»iedf)cr öon ©djopftjeim 233. 
315 

»reijad) («ltbreifaity, ««..Stobt 

30.268. 271-273. 277-279. 
268, 283. 232. 233. 228* 300, 
301. 303 317. 320. 32A. 331) 
bi§ 333. 332. 338, 342. 345. 
318. 338. 412, 



SÖreiSgou 30. 3L 3ü 52, 56. 144. 

207. 238. 268—372. 408. 409. 

412-414. 418. 422, 426. 437. 
93reitenader, tfafpar 1Ü9. 132, 

166. 

»renj, 3ofc. 133. 

Bretten, »«.»©tobt 15. 12. IB. 

21. 22, 13_L 238. 218. 222. 

231-242. 
93rombodj, ^Örrad) 348. 
SBrubnd), £>an5, U>ogt ju ©ue* 

munb 113. 12L 122, 
SBrudjiaf, »«.«Stobt 198, 2ÜL 

207. 213. 212—215. 212. 219. 

222. 224=228. 242. 248. 251. 
93ruf)rain, ©egenb bei 93ru<^fal 

in »oben 2L 184. 231. 2Ü2 

bi§ 210. 212. 214. 213, 221 

bi§ 221L 227-231. 233. 24L 

243. 242, 248, 252, 2Ü3. 381. 

413. 

SBrunn, 5}?eter, SSiirgermeifter in 

©pcier 243. 
»runnftobt, Gant. tDlttfyaufrn i. G. 

SBudjbeim, 53«. ftreiburg 33. 283. 

287. 326 369 
Sudtfolg, 93«. SBalMirdj 288. 
»Übel, ©an§ 152. 
öon »übet. §anS, Wfdjofl. Saut 

im 93ruf)ratn 210-212. 
mt>\, »«..©tobt 372, 380-382. 

390. 424. 422. 430. 
»übl, Gant, ©ebweiler 23, 
SBübler, ßafpat 23a. 
99uler, «bolf 123. 
99ur, ©etnt). 80. 
93urg, 93«. ftreiburg 314 
93urt1jeim, 93«. 93rei|ad) 284. 236. 
SBufd), 9ttid>ael, öon (SermerSljeim 

262. 

93ur, bei 9teid)en»eicr 33- 95. 

ßamerariuS, 3oad>. 18. 13. 185. 
23L 

Champagne 118. 112. 
(Jbtiftopt) f. ^falj. 
ß^träuS, Eaöib 18. 13. 
Stcero 6. 
C.iSner 20. 



- 458 — 



öon Gleen, Xietr., $eutjcbjnciflcr 
1HL 

GleuSle, fceinrio} 295. 
GleuSler, ftonrab 21)5, 
Colmar 22. 28. 3S. 35. fiä» 84. 

88. 92—112. 114. 115. 143 

bi§ 14fi. 150. 114. 
Colmar, et. Speter 1112. 10Ü. 

3). 

Xadjftein, Gant. 9RolSl)eim 132. 

m hü. 

T acbStoangen, r d)!n|; bei Umfing, ' 

SB«, greiburg 319. 364. 
Tflnentart,Sprinjtejfrn Sorot!) ea 13. 
Xobn. bao/r. SB«. Sßirmafenj 169. 

HL 

öon Xalberg, fcerrcn 202. 
oon Salberg, Sietritb, 123. 2ÜL 
oon Talberg, #anS 2DJL 224. 
SalSbeim, fjejfijd). ffreiS SffiormS 

252. 258, 
Sambad), Gant, ©arr Ii. 24. 
Don Sautenftein, £err 42L 
Sebolt, SajaruS 408. 
SeitieSfjeinr, batjer. SB«. Weuflabt 

a. & 159. 2£LL 205. 265. 
Seulingen, SB«. Gmmenbingen 

286—288. 307. 
Sertingen (Unter- u. Ober») 091. 

Waulbronn 232. 
Dieburg, fceff. ffreiSftabt 257. 
Xitfenbact», CSroalb 96. 
Siemeringen , Ganton Seulingen 

122. 

Sieuje in Sotbringen 1UL 12L 
Senglingen, SB«. £abr 40Ü. 
2/irmftcin, booer. SB«, ftranfen- 

ifjal 206. 257. 
Siftelatoeig, STCoIf 332. 
Sonnu 8. 
Sopff, Spoul 219. 
XorliSfteim, Gant. <DlolSl)cim 66 

bis 69. 92. 
Sofienbaa}, SB«. Sd&opfbeim 354. | 
Sofienbeim, Gant, l'üijelftein 134. 
Sratoel, Sieter., ©tabtfd&reiber in 

Speier 242. 
Subenfjofen, baljer. SB«. Speier 

265. 



Surlaa}, SB«..£tabt 1B4. 195. 

202, 209. 214. 215. 220. 224. 

22h, 229. 
öon ^Urningen, 5Rid;el 175. 

Gberlin, £anS 95. 
6ber8b,eitntnUnfter, Gant, ©dpletl» 

ftabt 69. 24, 82. 93. 110. 1LL 

IM. 

öon Gberftein, Herren 215. 242. 
öon Gberftein, @raf Sßernljaib 
244. 

oon Gberftein, ®raf Sffiilfjelm 
244. 

Gbnet, 93«. frreiburg 312. 326. 
Ebringen, SB«, Öreiburg 22a 803. 
GdartSberg in S8reifa<b 33JL 323. 
GdartSweier, SB«. ftebl 322. 433. 
GdartSweiler, Gant. Sabern UML 
GrffjanS 392. 

Gbenfoben, baöer. SB«. Sanbau 
200. 

GbeSbeim, baöer. SB«, l'anbau 2M 

2r»r> 

Ggcn, fceinr. 9JL 
GgiSf)eim, Gant. SKMnjenljeim 124. 
Ggtenburger, SBartbolme 295. 
Ggringen, SB«. £örra<b 34H. 3hL 
Gbingen, C«.«©tabt 363. 
Gfjinger, SBürgermeifter öon Sßil« 

lingen 363. 
öon GtjrenbeTg, SJJeter 191. 
Gb,renftetten, SB«. Staufen 22& 

279. 803. 
Gidjbofen, Gant. Sßarr 23. 
Gt$ftetten,SB«.Gmmenbingen 342. 

Gimelbingen, SB«. Cörrarf) 354. 
Ginljarjljaufen, jetjtSPfaljburg 125. 
Gijenbut, 3ob,., ©eiftli<$er 225. 

226. 236. 241—245. 
Gflwangen, 0«.*Stabt 195. 
Glfafe A— ISO. 283. 302. 310, 

33JL 338. 343. 344. 328. 380 

bis 382. 413. 414. 422. 42fL 

432. 433. 437. 
<£Ifa&»3obem j. 3abern i. G. 
GIj, 51«fc*en im SBreiSgau 268. 
GIsa(f), SB«. 5©albfir($ 312. 



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— 459 - 



eia^al ((£l3CKWal) im nörblicfjen 

SBreiSgau 285. 302. 
§mmenbingen , 93«.»©tabt 285, 

288. 

Gnbingen, SB«, tfcnaingen 212, 

281. 283. 284. 323. 336. 
bon Gnbirtflen, 3?ernf). 229. 
enftS^eim, Gant.-Crt 25, 27—39. 

42-47. RO-fift. fiL 64, 80. 

8.L £6. 89, 90. 92. 105, 1Ü8. 

110. 111. 12L 123. 142. 144 

HS 146. 113. 114, 177—119. 

224. 228 — 280. 225, 226, 

301—304. 306, 302. 310. 323. 

224» 32fL 33iL 339—342. 356. 

ML SM, 419. 420. 432. 
(?bfig, <£ant. Sßarr 24. 123. 
Gbbmgen, S8«.*6tabt 225. 24L 

242. 244. 
bon (Sbtingen, Wattt). 55. 
GraSmuS, ©eftberiuS 112. 270. 

330. 

bon Grbad) , (Sberfjorb ((Sbert) 
©4en! 165. 191. 228. 261. 

oon ßrbad}, ©djent SBeltin 12L 
223. 

ßrbinger, ©tcbtjan 96, 
<?raer§r)eim, ©dnilttjcife ju©d)lett* 

fiabt 111. 
CrnolSfjeim, Gant. SQöern 134. 
Gjdjbadj ((SSbad)) 58«. Srciburg 

325. 342. 
bon Qfätribaä), SBolfr. 6. 
(Jtcbenjtbeüer, (£ant. §abSrjeim 24. 

35, 59, 
GSbatb, f. Wbndf). 
e&lingen, D«.»@tabt 182, 256. 

423. 430. 438. 

GuffertbXfllojier,babcr.S3W.©erg. 

gofifrn 168. 199, 202. 
GttenfKim, 9W.»©tabt 336, 3Ü5 

bis 362. 322. 402—404. 407. 

408. 410. 414—418. 421. 
Gttentjeimmünfter, efjemal. SBenc- 

bietinerflofter, SB«. 6ttenb,eim 

36 L 322, 402. 404. 405. 410. 

411. 416. 420. 421. 
(y ttenlKtrnrmtnfta-, «bt Laurentius 

402. 404. 421. 
Ettlingen, S8«..©tabt 209. 218. 

224. 22JL 229. 



ftatiri, Dr. 3«>t 365. 
galfenbüfjl, SB«, ftreiburg 32s. 
fjalfenftein, bei ftreiburg 325. 
bon ftalfenftein, Herren 228. 3JJL 
329, 

Öafelinbauer bon ©taufen 296. 
gelbfira), Sßriorat im Glfa& 68 
Qtrbinanb, (Irjljerjog bon Oeft» 

reirti, vömiirfi. König, alS iloifer 

fterbinanb L (1556-64) 6-8. 

LL 22. 42—46. 52—54. 60. 

90. 94, 142. 146. 149, 122. 

182. 124. 271-27") 280. 320. 

323. 325, 326. 830. 232. 333. 

341-346. 855-363. 365 bis 

370. 40JL 426, 422. 
Serna$, SB«. Obertird) 394. 
ftcuerbad), SB«. Smüflfjeim 293. 

345. 354. 
geuerbadjer, Katern 233. 
&ifd)bad). SBadjuS 152. 
ftifdjbad), ©eorg 15_2, 
$i|d)er, SBolf 282. 
ftifdjer f. «Rübiger. 
Aidlingen, SB«. Sörrorf) 348, 
bon öledenfiein,, ^riebr. 158. 
bon ftlfrfenftein, ^afob, Tvaut ju 

©ermerS^eim 158, 199! 
bon ftledenflcin Cubwig 226. 
bon gtern'ngen, Sffiolf Ulrid) 222. 

238—240. 
bon Sleb,ingen, (?rpf Ulrid) 22. 
bon SlörSfjeim, ftriebr. 192. 
gorft, baijer. SB«. Wtuftabt a. £. 

204. 

gorft, §anS, ©djultyetß ju 9Jeu= 

flabt a. £l 262. 
Sfranfen 183. 125, 128. 322. 414. 

422. 

5ranfentb>I, baljer. SB«. -Stobt 
206. 

ftrantfurt a. Et. 2. 222. 2fiL 
ftrauenalb, efjcmal. Örauenftofler, 
SB«. Ettlingen 218, 219. 229. 
230. 252. ÜSL 
ftreiburg L SB. 69. 80. t'2. 179. 
268-273. 275-280. 285 bis 
280. 2ÜL 293. 295—297. 299 
bi§ 32L 333. 334. 332. 338. 



— 460 — 



3^-345,355 359.361-364. 

Hf.f,-.W). 371. KU. 110 -412. | 

415. 417. 418. 
3rein§t)cim, bat)er. SB«. Weuftobt 

a. £). ^ 252. 2f>2. 
ftreiSbaü), »«. 3pciev 139. 
rtriebrid) L l Wal). 
ariebrid) III. Don ber s JJfalj f. 

biefeS. 

ftrieien&cim, 93«. tfa&r 33JL 402. 

40«. 417. 421. 
Don ftrunbSberg, ©eorg 197. 
üon ftreunbfiein, äiJnlbner SIL 
f^ucljS, GbjiftoDlj, Stüter 3M, 
ftud>S, 2ienl)arb 335. 
ftürfelb, C«. $eilbronn 228. 
Don fturftenbeto, ©rufen 338 bis 

340. M1L 'ML SM. m 370. 

372. 

Don ftütftenberg, eiijobetba 399. 
öon fturftenberg, ©raf 9Bilb,elm 

147. 322. 323. 385. 395. 393 

bis 400. 421. 425. 427_ 429, 

430. 435. 4.;r>. 
ftütftenetf, ©djlofe bei Dber!inf> 

im Stendal 322. 381. 392. 
fturtnmngen, 93«. Sriberg 309. 

©aflinariuS f. Renner, 
©anjenberg, ^eler 277. 
©au, ©egenb bei 2öormS 25L 
©ebweiler, ßont.-Crt 25. 22. 39. 

48. 52. 129, 
©ebweiler f. «ngrätt. 
©eilet Don ItaiferSberg 269. 299. 
©eilweiter, #of bei £anbau UüL 

200. 202, 
©eisba<$ (©aiSbatty, 93«. Cber- 

fireb, 438. 
©eiSpolSbeim, 6ant.-Cri 126. 123. 
©emnr, 6ant. 9iappolt§weifer 86. 

90. 

Don ©emmingen, Sflßeiridj 213. 

©engenbad&, »«.»Stobt 142. 372. 
373. 3^9. 397. 3f)fi. 

©engenbao}, «bt gtyilipp 398. 
©erber, ßraSmuS, 93auernb,aupt- 

mann auS 9KoI§b,eim 62. 70. 

122. 124 125 129. 13_L 132. 



©erber, «Diarf. 124. 
©ermerSbeim , bajjer. »«.«Stabt 

157. 171. 199. 206. 26 >. 
©ernSbatt), ^(..©tabt 218. 215L 

382. 

Don ©crolbSecf, §erren 372. 
Don ©eroIbSetf,©angolf 402—404. 

406. 402. 409. 410. 415. 416. 

420. 

©erolDSecf, e^einat. 93urg bei ßab,r 

403. 404. 4Q& 
©erolbSetf, 6cb>& bei3abern L G. 

125. 

©erftenwett, Sttolf 124. 

©erwer (©erber), Äafoar 296. 297. 

©iefeenjerge (^erg im ©ießen) 4DiL 

410. 412, 417, 
©ilgenberg f. ^mer. 
©nobaliuS 4. 

©o^S^eim, »«. »retten 23JL 242. 
244, 

©obramftein, bayer. 53«. Sanbau 
161. 

©öler, 93ernl)arb, Don SRaDenSburg 

217. 219. 220. 
©Ottenheim, 93«. 93reifa(b, 33L 
©otfeSau, ehemalige 93enebittiner« 

obtei bei tfarl3rub,e 214. 30. 

881. 

©otteStyal, Älofter im glfafe 122. 
©rnbinggaDen, fixani 247. 
©räfenftein, 6djIofe in ber Sßfalj 
152. 

©raf, fcanS 292. 298. 
©rafenljaujen, 9391. (Stten&eim 415. 
©ranwiüer, Gant. Seile 122. 128. 
©rieSbadb, bei 3abern 134. 
©tie&Ijeim, 93«. Cffenburg 325. 

393. 394« 396. 
©riminger, 93aftian 392, 
©ringor, gierte 126. 
©rö^ingen, 93«. S>urlad& 209. 
®romba<$, »«. einS&eim 244. 
©rombaci 99«. 99ru<b>t 202. 
Don ©rombacb,, Däwalb 219, 
©ro§b,ug, $)icbolb 392. 
©rutfer. Seonf). 66. 
©rüneijen, 3of). 59. 
©ünbltngen, 35«. «reijatb, 299. 

437. 

©uemunb in Ji'ot^riDgen LÜL 



©UnterSttjcrt, »9t. ftreiburg 324 
SM, 

©ugetbaftian 322, 323, 
©iiflcn^eim, Kant. Zru$ferS$eim 
175. 

öon ©uife, ©raf 124 124 125, 

138. 132. 
öon ©uije, fflaubiu§ US. 122. 
öon ©uife, Wxäjtl 22. 
öon ©unbelfingen, Sdjroeitfart 263, 
©unbbeini, fjeüijd). $rei§ 3l»orm§ 

258. 

©utenau, ehemalige! ßlofter bei 

Neuenbürg a. 9tf>. 222. 
®ulenberg,^errj$afttmGlfa&151. 

Haart bei Cberetjnfyeim 67, 

Haa§, (fgon 322. 

Haas, tfonrab 320, 324 

öon C>nbern, ÜBilf)., ^fäljifrfjer 
gHarföafl 124 134 20JL 2LL 
213. 224 252, 258. 260. 

HabStjeim, <£ant..Crt 2iL 35, 32, 

' 42. 54, 64 

Hamberg = Hohberg. 6. biefe§. 
öon Hamberg, SHarfgrofen 286. 
öon Oad)berg.Saufenberg, Statt* 

grafen 290. 
Habmann§börfcr, Slnjelm 38. 
Hänel, $eter 162. 
Hopp, 9BiU). 112. 
^offner, (Tfjriftoplj, öon ^ilSboO) 

242. 

öon Hagenbodj, Herrn. 36. 
öon Hogenbadj, %iftob. 179. 
Hagenau im ßlfafj 62. 82. 102. 

112. 112. 126. 144—150. 1G0. 

162. 163. 168. 1Ü2. 172—175. 

M 422. 422. 422, 
Hagenau, fianbbogtei 101- 147. 
' 150—172. 
Ungenauer gorft 152, 
Hoitlingen, ÄTofter in ber 5ßfal3 

257, 

^einrieb,, Sfabtfd&reiber au Sur« 

lorT) 220. 
HatbgctDadjjen, ftriebr. 102. 
öon ^ofl(e), §an§ 218. 222. 241L 
HaTl in Söürüemberg 12Q, 



Hattingen »9t. fcörra(& 354 3Ü4 
Hammerftein. ^an§, öon geuer» 

ba<$ 34 296. 812, 315, 332, 

846. 

öon fycinau (*2idjtenberg), ©rafen 

U2. 15a am m 204 322. 

401. 

öon £anou--$it ä), ©rafen 425. 
öon fyanau, ©raf $t)ilipp 134 

147 385, 397. 400 421 -437. 
Önnou«Üiif)tenberg, ©raf fiubtoig 

434 

$anau»2i$tenberg, @raff($aft 322. 
425. 

Han§, ^räbifant in Golmar 1D2, 

105, 102, 
HanS in (ju) ber Watten 42. 299. 

347. 437. 438. 
ißnrb, ©egenb roefttiä) unb nöro« 
" tid) öon Äarl§rut)e 202. 
Harbern (Harberertjof bei 2£ei§* 
' weil) 9391. tfenjingen 233, 
£arcr, *p e ter 4-14. 24 168. 242. 
242, 

Harft, ßidjtjart 156. 
Hart 25, 64 

Hartbaufen , batjer. 35*. Speicr 
' 265, 132. 

$a]ttba&, Certli<f>feit bei 9BBeifeen* 

bürg i, 6 . 166. 
Halladj, Gant. SRotlfrim 126. 
ÖaSIadj, 939t. Srciburg 32L 34L 
Hattmatt, Gant. 3abern 134. 
öon Qatlftatt, Herr 90. 
öon H'attftatt, %m\>x. 36.84S2, 
öon Hotlftatt, $an% 86. 
öon Hattftein. 3ofj., Sot)anniter* 

meifter 302. 
öon ber §<mben, 9t§mu§ 206. 
Hauenftein 314. 

He<$el(l). Welcbjor, öon »retten 

17, 225, 232. 
.Dettingen, 9391. Äenjingen 223. 
Hegau 8, 182. 183, 122, 202. 

24L 262, 302. 332, 322. 
Heib, 3rrg (©eorg), öon 2af)r 312. 

315, 332, 414 412, 412. 
Heib, föuöred,t 226, 224 
Heetberg 5. 10 IL 12, 15. 12. 

12, 20. 171, 124 184. lbö. 

190. 191. 190. 205-207. 211 



— 462 — 



bt5 214. 21K 211L 222, 222* 

228. 229, 282. 223, 239. 240, 

2 t 3. 255. 262. 429. 
fteibelberg, Urban 76, 
fteibelStjeim , 99«. 3?ru$jal 242. 

244. 

£einb,ofen bei ©bei« 265. 
fcetlbronn, C«.-Siabt UlL 
§eiligenftein, Sant. ©arr üfi.62. 

69, 

#eiligenftein, batftx. 5b«. Socier 

265. 

ftctligenjen, 5891. H'afjr lütL 
$eiligcn!rcuj, tfant. (folmar 28. 

84. 144. 
J&eil§brüd bei Qrbentoben 200. 
freimbad), ^orjannitcrtmuS in ber 

fceinrid), Weiftet, au« ftaüöoltS. 

meiler tLL 
t>eiter§b,eim, 99«. Staufen 276. 

228. 202, 2t ><i ' üüiL IKIL 

309. 31!). 322. 325. 
^eIfran',firri),(^ntA'anbier 24.5ä. 
oon C)clmftabt, 3ob,. 14H 
J^elioig, trieronbm. 153. 
fj)enncr, 3 ob., genannt @aflinariu§ 

330. 

£erbit}t)eim, Orauenttofter , bei 

Saaralben 120. 
fcerboljbeim, 33«. gttenfieim 408. 

1LL 4JJL 
J&erbenjörfl 132, 4M 
fcericourt 3iL 
fceriot, Ehrqu. 118. 
£erti§betm, Sont. 8Bin}tn$etitt 28« 
' 84. 144, 

fcerrenalb, etjemal. ßifterjienier« 
«öfter, O«. Neuenbürg 215. 
216. 219, 229, 230. 222, 252, 
3BL 

Arrenberg, C«..6tobt 374. 
§crrn§b,eim, ßreiS SÜormS 

" 2Ö2, 

fceffe, «btei in fiotljringen 123, 
fcefien, üantgraf ^ilibp iL 12, 

190. 196. 
#ilöebranb, 3ob,., aus Stfjroetjin« 

gen UL 

$il§bad), 93«. ©inlrjeim IM, 242. 
244. 



^immelreid), Ilial oft litt) Oon 

Sreiburg 324. 
oon §irnrjeim, UBolf, ^fanbberr 

oon flenjingen 270. 22L 213, 

286. 308. 32Ü. 3G3_ 41L 
6t. ^iöpolöt b. 3)air 95. 
fcirjdmu C«. Galm (ober C«. 

»Ottenburg?) 198_. 
Jpirfingen, Gant.-Drt 259* 
^irjenftein, (Sdjlojj bei 2Battroeiler 

49, 

£od)berg, 9?urg u. fcerr|d)aft im 
93rei§gau 222. 228* 284.. 29iL 
296. 307. 312. 315. 319. iüL 
336. 337 . 345. 348. 412, 

$od)berg'Sauienberg, 5Ji"arfgräfin 
3ob,anna 353. 

#otf)berg » Saufenberg , SHarfaraf 

93f>ilibp 353, 
fc»od)burg = ftodjberg. <S. bieje§. 
6o<#)eim, Ijcfi. ßreiS UöormS 202, 
^ödjingen, ehemalige 95urg bei 

«djtarrcn, 93«. 99reifad& 28L 

349. 

£örbt, botiei. 93«. ©ennerSfjeim 

lflfi. 2Ü2, 219, 
fcofer, 3ob. 6L 

£of)barr, 6d)loB bei 3abern LG. 

123-125. 124. 
fcofjenburg bei 93arr 65, 68, 2L 
oon £ob,enfürft 36. 
oon £>or)cnlolje, 6igmunb, 2)efan 

be§ etrafeburger ftabitel§ 313, 

375. 

^ob/ntroiel. Württemberg. Stfjloä 

im ftegau 305. 
§or>ermut, &an§ 212. 
§ot)l,$eier, «bjutnnt be§ dauern* 

fut)rcr§ Berber 13L 
£>olberIof>, (Sugoafe bei 3aberni.@- 

ftolSfdnieibcr, Martin 22. 
fcoljen, m. Brracb, 354. 
Hornburg 143. 

oon fconburg, SBoIf S)ietrid), Witter 

unb SJogt ju Tuttlingen 
Öot}, 3oJtob, oon SeiterSb.eim 325. 
^»ornba^, babeT. 93«. Smibiüdw 

202, 

©orburg bei Colmar 9JL 
Cornberg \. fcotned. 



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— 463 — 



ipornerf, Submig, öon Cornberg 

404. 408. 
Hubertus, SeobiuS 4. 12» Ii. 
ftubmeier, SBalt^af. 302. 
Rüffel, öermann, Amtmann ju 

Mfjeinau 418, 
^Ufingen, 93«. 2)onauefd)ingcn 

303. 

£üter, J&cinrie^, 93ürgermeifter in 
Söeifeenburg 152. 

ftuff, ^auluS 112. 

£ug$b,ofen, Softer im 2öetfertf)al 
im (£lfa% 128, 

öon ^ugftein 179. 

#unan>eier, Gant. 9tappoIt5wetler 
25. 100. 

Rummel, 9öitf)elm, öon Staufen- 
berg 385. 122, 

fcutjler, fcanS 43R 

ftutmadjer, ©reaoriuS 248. 

£utma<$er, Waitt). 124, 

öon .fcutten, groben 108. 258* 

ftuttenfjeim, 93«. 93rueb>l 228, 

Worfle öon Bödingen, Säuern« 

Hauptmann 238, 232, 
3bentl)ol ftba), 93«. ftreiburg342. 
S*ent)cim, 93«. Sabj 406. 42L 
SebSljeim b. C* berSfyeimmünfter 24, 
Sehlingen, mSBreijacfc 281.284. 
Settenbübl, S(b>fe über £cit>el- 

berg 101. 
^njaeb,, Sant. iöablfjeim 42, 6L 
3mer, £>an§, öon ©ilgenbern 2iL 

34. 38. 4JL £L Llä. äü2. 
Slngtoeiler im ©t. ©riic^onat^al 

362. 

SnnSbrucf 40. 229, 322. 323, 
Sorfgrim, bager. 93«. ©ermrrS« 

beim 202, 2&L 265, 
Böblingen, CIL 2>urlacb, 225. 
Sobann, 93Hrtof f. Wc^. 
aofcnnn/UMlb.unbatyeingraf Uli 
Sojel, TOattb,. 152. 
SrenicuS, gr. 6. 
3fen$eim, Gant. 6ulj 22. 2JL Lül 
Sftein, 99«. i'örra* 364. 
SMtemoeiler, (Fant. 93arr L (?Ifafe 

69. 2L 22.. 24. 126. 



ÄaiierSbcrg, Cant..Crt. 22. 3fL 
63. 84, 82. 80. 92—101. IKL 
112. 114. 116. 143. 144. 146, 
126. 

Kaltenbrunn en, SHofter im (ftfafe 
122. 

Kanbel, barjer. 93«. (Bermersheim 
1 69 

ffanbern, 93«. Sörradb, 290. 332. 
Äaiferftufjl, ©ebirge in ber 9tb,ein- 

ebene 281—285. 282.226, 312. 

336. 342, 349_. 352. 415. 
Kappel a.3ty., 93«.<SttenI)eim415. 
ftarl V., ftaijer 124. 223, 332. 

406, 432, 
ßarlSborf f. «ltenburg. 
ßorrcr, Stoffel 226. 
Äartfyauje, Älofter bei greiburg 

312. 

Änftelberg, ßerrfd&aft unb $d)lof$ 

im növbl. 93reiSgau 284-28». 
Kenjinflen,$8«.(?mment>ingen 262 

bi§ 225, 284, 285, 282. 3U2, 

304.302. 308, 33iL 3M. 401L 

411. 412. 
Kenjingen-flürnberg, fcerrfcbttTtim 

93ret8gau 270. 284 -289. 308, 

309L 320. 363. 
ßefjelring, ©eorg 2L 
Keftenburg, jetjt 5Rajburg in ber 

«Bfalj 200. 242. 266. 
ßeftenb,ol3, Gant. Sdjlettftabt 100. 

138. 283, 
ßetj, «nbr. 325. 

ilie$Iin§öergen,93«.93rciiorf) 281. 

283. 284, 354. 
ßieffer, ffonrab 282. 
ßienjfieim, Gant. ÄaiferSbcrg 88 

bi§ 90. 96, 97. U4. 
JRilger, ^Jet. 80. 
tfinbfjanS, Utriö) 314. 
ßinjigttjal 3ITL 

ßippenfjeim, 93«. Gttenljeim 403. 

405, 410. 412. 420. 42_L 
öon flippentyeim, 9QBernb,er, SRitter 

832. 

Kinheim, baper. 93«. Sranfen- 

tb,at 252. 
Ainhofen, 93«. ©taufen 298. 325. 



- 4G4 — 



flirdnartcn, 3391. jvreiburfl 280. 

300. IM) -HU. 314. 310.318. 

321. 3>6. 311. 
Jtirnbalbe, etjfmol. ^mlinevllofter 

bei Henningen «>87 
Jftirrlnrt), 3)91. 93ntaMol 22iL 
flirnoeiler, bnö,er. 3391. Vanbnu 

]{}«•) 201. 265. 

fliSInu, 3391. «ni(bjal 20JL 203 

bt§ 21L 222, 22ü 226. 

228. 

Werburg, Pont. 9CBeiftcnburg 1 52. 

155. 157-15!) 169. 
ftlein, CflemenS 2Ü2, 
ftleigou 3_LL 332. 
ßlingenmünflet, baljer. 3391. 9?erg» 

jnbern 132. 202. 
ÄnobM, §an§ 123. 
flod), ftnjönr «37. 
ilodjer§berg, 5B»rfl b. 6fabt Strafe« 

bürg bei Weugartfjeim, Gant. 

Söafiflntifim 128. 175. 
ffölu 428. 

ßonbringen, 93^1. (fmmcnbingen 

286. 322. 
flöniglbod), SB^I. £urlad>, 209, 
ßönigi(b,an"f)aufen, 9991. 33reifad) 

2KL 351. 
flörner, bifäöflid) ftrofeburgifdjer 

ectretfir 17jL 
flolb, 3*cter 156. 
Äolb, $f)ib., öon St. 9?abor 12k 
ilolbentmufe 139. 2ÜL 
ffoflnau, 9991. 30aIbTtrc^ 288. 
Äonftnn3 270. 322. 
Äonftona, 99ifa)of 22Q. 
ßobto, Siubw. 102. 
tforf, »91. tfebj 23 
Horner, ©eorg 3^5 
Äraidjgau 2L 124. 126, 224. 22£ 

227. 23L 2il - 245 2m 
tfrand), 3ob-, öon Speier 251. 
Hrantj, 2öolf, öon ©ei§öoI§b,eim 

126. 113, 
flrotjer, £an& 322, 
ßrefe, tfotfmrina 12. 
Äronau, 9391. 93ra<6>l 213. 
ßrontfjaf, ein $f)al bei 9Jfnur§« 

münfter 132. 
ßroö§berg (= ropfäburg), batyer. 

9591. Sanbau 200. 



| Anfingen, 9991. Staufen 22& 3m 
ßrummifen, SlBoIf 281. 
ftüdjün, cble§ <9rf$(r4t $u Ofrei* 

bürg 2ÜL 
fluööenfjeim, 9391. SJtaftntt 2 IS. 
fturmainj f. SJtainj. 
Äurpfnlj f. ^Pfalj. 
flnrfelin (flurfeie), ^afob 3JA Iii 
Jtur^mann, 3ecfli 2ÜL 282. 

Sabenburg, 999l.«6tabt 190. 
«äöölin IG ff. 
ttäugncr, 99ernf). 392. 
i>af)r,999l..«tabt 312. 315. 332. 

312. 402,405-413. 417.419. 

42L 

Canbau 163* 162. 128. 202. 

21Ü 206. 
öon üanbau, §on§ 3afob, Kiffer 

363. 369. 
Üanberf, bifööff. föeierifc$e§ 9!mt 

265. 

öon Üanberf, £aöib 36.306. 310. 
325. 

Sanbedf, @d)Iofe bei Jfönbrittgen, 

3391. Gmmenbingen 287. SliL 
fianbgraben, ©renje jwifdjenCbcr- 

unb Unter.GIfaR 88. 98-lOä 

HO. 132. 
2anb§bcrger, IML 
Canbfer, 6nnt..Drt 43, 
öon 2anb§öerg, 3i*olrgang 62. 
2nmb§b,eim, boocr 3391. gronfen« 

t$at 2£2. 2Ö2, 
iJang, «ölnriin 223. 31iL 
Snngenfteinbadj, ©91. £urlad) 2UL 
SaufenbuTg am 9ib,ein 304-306. 

308. 318. 
2flutenbarf>, 3391. Cbertirdj 384, 

392. 424. 
Siauter 15iL 

fiauterburg, CanL-Stabt 200 bis 
202. 222 252. 263-265. 2JÜL 

CeberffjQl im eifofe 

2eben, 9391. greiburg m 268, 
418. 

öon Seiningen, ffirafen 202. 
öon ßcintngen, ©raf Gmicf) L12. 
157. 



- 465 



Leimbach, Gant. Ibann 50. 
Neimen, Gant. $bann 359. 
Sehnet 4Q7-4Q 9. 
ßeifelheim, 9321. SBretja^ üfiJL 
ßeobiu* j. #ubertu§. 
ßefoenberg, Söcrg nörbl. oon 99rud)« 

jal 210, 212. 213, 
Seemann, £>nn§ 417. 
Eichenau, ÜJ*. tferjl 380. 384 

m 428, 
Lichtenberg, ©rafjdjaft im Glfafc 

134. 148 - 
Lichtenecf, 99urg u. Qrrrftylft im 

nörbl. ©reiSgau 273. 
Lichtental, t$Tauenflofierb.99aben» 

99aben 3S3. 
Liebenau, h<ff- ÄreiS 3Borm§ 202, 
Limburg, ?lbtet an ber §arbt 203. 
Limburg, ehemaliges 3d)Io& am 

fflfjein unterhalb 99reifact) 212. 
Lindf, 99afiian, Sßogt oon 9ieicf)en= 

Weier 9J. lflÖ. 
oon Linbbach, griebrich 16& 
Linbenbrunn, Schloß in Oer $fal) 

157. 

Linf, Pfarrer in 3ü><$ fiJL 
Linr., ftehl W3L 
oon LipOaro, griebr. lfia 
Littenweiler, 9931. ftreiburg 8_2iL 
Löjfingen, 99«. «Reuftabt 3DJL 
Lörrach, 99W..etabt 34a 
oon Löroenftein, @raf 205. 
Söllingen 120. 122, 126. 132, 

185. 137. 143. 
Lotbringen, £>eraog Wnion iL 29. 

20. 34, 22, ÖL 82, 9JL 100. 

110. 116-143. 1 45— 147. 14JL 

150. lfia 12a 20a m 

312. 222. 334. 335. 238, 892. 

423. 433. 435. 
oon Lothringen, Äorbtnal 12a 
Lothringer 110. 122. 123 125. 127. 

12a 130. 124. 136-141. 143. 
Silbers, ff Iofter im Gljafe 32. 88. 
Lütticb 12, 

ßttljel, Gifteraienjerflofter im©unb* 

gau 3_a 69, 
Lubroig V. j. «pfalj. 
oon Lupfen , ©raf 9a 26.2, 

869. 870. 
oon Lupfen, @raf ©tgmunb 301. 



Lupfftetn, Gant. 3abern L G. 125. 

127-129. 142. 
Lu&borf (Sunbgau) 351L 
Luther a 15. IIS. ULL UK 

184. 269. 270. 224. 2Sa 22L 

32a 330, 
Luaern 4iL 60. fi2. 

Wabenburg, li'djöfl. fpeierifcbeS 

©chlofe in ber $falj 19a 20L 

202. 264. 265, 262. 
Wärft, ©«. Lörrach 354. 
Magnus, Glaus 85. 
Wohlberg, 99M.grlenrjcim417.420. 
Wülfel), 99«. Ettlingen 218. 
SRalfö, 93«. JlBieSloch 20& 224. 

225, 228. 
Walterbingen, 9991. Gmmenbingen 

272. 286. 368. 
Wailanb ua 

Wain 151. 193. 198. 256. 343. 
Waina 195—198. 
Waina, GrabiSthum 173, 373, 
Waina, Grabifctjof 43K 
Oon Wanbcrjcbeib, 05raf SMetrich 
168. 

Harburg a. L. 19, 

Warienau, ßlofler in SBreijaeh 

331—333. 
Warientraut, bijcböfl. IpeierijcheS 

Schlafe in ber Sßfala 2QL 
Warr, ®egenb roefllict) oon ftitu 

bürg 325, 
Warfgräflerlanb 290—294. 
WarfolSbeim, Gant..©tabt 123. 
Warjchafl j. oon Spappentjeim. 
Warterberg bei Kobern L G. 13JL 
Wartent)eimer §aufe 159. 
WattenhanS j. #an§ in ber Watten. 
WattbäuS, Pfarrer in Schultern 

4ia 

Wnuchen, 9571. Wütlbeim 363, 
Waulbronn, ehemal. Gifteraienjer» 

abtei, OK-Stabt 10Ü. IM, 18& 

212. 232. 238. 240. 
Wrturacb bei Teglingen, W. 

Gmmenbingen 286. 
WaurSmünfter, Gant.«Crt 123, 

126. 135-137. 175. 



gartfelber, <8ff#l$tt bei ©auernfrtffl«. 



30 



xJ by Google 



— 466 — 



5)iöjburg f. fleftenburg. 
*DJoper, ©ilg, bon Softer 245. 
Wober, ©ijt 2D2. 
3)teci>ter8b,eim, 99«. ©pcier 122. 
Weber, Wotfb. 26. 
SKeifienbeim, 9?«. itobr 40Ü. 415. 
WelandMon, Vtyf. 5. U-20. 

184—190. 23L 240. 
Weltinger, fccinr. 22. 332. 
Wengen, 33«. ftreiburg 342. 
bon 3Jtenjingen, fcerren 242. 
We rgenttjcim , C«..©tnbt 12L 

Wertet, #on8, au§ Äleeburg 1<ÜL 
TOet? ISO. 

Wetj, 5Bijdb,of 3ob,cnn US, IM* 
14fi. 

bon We^ fforbinal Lili. 

We tycer, «nbreaS, bon^abentoeilet 

222. 

Welver, Hamann 2fiiL 2^1, 

Wf$ger, 3ojef 286. 

Wetter, Sffiolf 322. 

Wen, 3af. 322, 

Weber, fflftin 123, 

Weber, ^af., «Itoberftjunftmeifter 

bon 9?ojel 43. 
Wfber, ftlauS, brttrjöflid) flrofe- 

burgifeber ©^offner 324. 325, 

384. 385, SM. 325, 400. 401. 
Wegcr, Ven3 100. 
WejiereS in 3?ranfreid) 1 18. 
Widjelfelb, $«. ©instant 243. 
WicblluS, 3af. 231, 
Winfelb, batjcr. ©ermerS* 

beim 154. 151). IM. 165. 
WingolSbeim, 9B«. SBieSlod) 228, 
Witteltoeier, Gant. Jlatjer§berg 

92, 05. 

Wobentjcim, (Sani. fcab&ljeim 6L 
Woberer, Wfol. 153. 156. 
Woberer, fceinr. 166. 
WöIIer, ©foffel 26. 
Wömpelgart 32, 

Wörtern, baber. 95«. Sanbau 

202. 206. 
bon WorSperg u. 99effort, #an§ 

Safob, fianbbogt in Unter«@lja& 

55. 63. 02. 2L 22. 112. 141. 

145. 142. 122, 164. HL 122. 

177. 



W5r|d)WeiIer 28, 

Woler, «ni. 241, 

WolSbeim, <Sönt..Crt 25, 12L 

132, 124, 126. 
bon Wor8b>im, Worifc 262. 
Worfdjweter, (Font. ßaijer§berg 

122, 

Wo§baeb, 99«..©tabt 124, 196. 
Wütyauien L (S. 28, 3L 33. 36. 

67-62, 
Don Wttltjeim, Rafpar ML 
Wübl&urg, 9B«. f?arl8rur;e 230. 

252, 

Wüfler, ©regoriuS, öon ©touffn 

EL 29JL 296. 315—317. 319. 

332, 385-336. 345. 412. 
Wüfler ,§an8 , bon 93ulgenfraaj312. 

314, 315. 32JL332. 338. Bifi. 
Wütter, Stoffel 80. 
Wüflbeim, 93«. ©tobt 232. 
fünfter im ©regorient&al L <S. 

28. 35. 36, 84. 100. 110. 112. 

IM. 1ÜL 
bon Wünfterol, fcerr 26. 32. 
Wünfterttjat im etjafc 122, 
Wünftertbal im «reiSgau 225 

bis 280. 224, 3m 304, 306. 

H3i. :]")'.>. 
Würer, ©tepban 332, 
Wuntat im CFlfaß 3L 43. 
Wiltingen, 3?«. greiburg 299. 

300. 

Wurba<$, (Fant, ©ebtoeiler 32. 33. 

42. 48. 50. 122, 
Wurbafl, «bt ©eorg 51. 52. 
Wurer, ©tot}, 288. 
Würg , ftlüfeä)en j m unteren 

©djroaramolb 218, 
Wurner, 3ol)., 93ogt ju Waur§- 

müniter 123, 136, 
Wutfiorf, Watern 153, 

& 

Waget, ftafob, bon «lten»©c$ön» 

ftein 54. 55. 402. 
9loncb 30, 32. 82, HS, 112. 12L 

142. 143. 
Waffau 322, 

bon Waffau, ©rof 3ob,onn Cubwig 
142, 



— 467 — 



Pon Innern, ©raf $r)i(ipp 243. 
256. 

Metfor 15L 18L 193. 241. 343. 
fllecfarffeinadj, ^eff. JlreiS Sinben» 

felS 22k 
«Hedarfulm. ON.«®tabt 228, 
fteff, Martin 332. 
Weüenburg, $>anbgraffd)aft 36i 

369. 

«Reuburg n. 2X in 93arjern 211L 
Neuenbürg, ehemaliges Älofter bei 

Hagenau 152. 153. 328, 
Neuenbürg o. 8ty, m. SWüHIjeim 

31. 228. 222. 222. 222. 29iL 

302. 3&L 341L 367—371. 
fleuenjanb (©anb), 9391. #efjl 423, 
Dort Weuenftein, ©ebb,arb 392. 
bort 9ieuenftein, #anS 422. 
fleutaftel, boüer. 9321 Öanbau 139. 

205. 

Weu&aujen. Stift bei gBormB 202. 

205. 2GL 
Weufiabt a.b.£. 159. 163. 2C0. 

m 205. 2m 25L 262. M 

Hl 9. 

«Heuioeiler bei Kobern 134 422, 
<Rieberf>aufen, 9391. Gttenfjcim 415. 
9licberlänber 122. 
Webermünfter, (Fant. 93arr 65. üiL 

IL 126. 
9Keber»9timfingen, 9391. 93reifa<$ 

2m 299. 
*Ricber}djopfb,eim, 9391. Cffenburg 

336. 

«Ribfjart, «Wattf). 24. 
fltippenberg, ®eorg 192. 
Wtljart, Worij, t>on SBolpaa) 293. 

3JJL 
Wörbiiugen 432. 
JRonnentoeier, 9391. 2ab,r 236. 
ftorfingen, 9391. Staufen WL 
Dürnberg 109. 392. 
IRufferlin, §anS, öon ©Ottenheim 

331. 

Wußborf, baöer 939t. ßanbau 19S. 

Cfccrbergljetm f. 93ergf)eim. 
Cbcrefmb,eim, (£ant..©tabi 63 bis 
68.70 -72 112. 144. 124. im 



Cberfird), 9391..©tabt 322. 375. 

322. 379. 280. 382, 3Ö3, 390. 

392. 395, 39Ü 4ÜL 409. 424 

bi§ 428, 430. 435, 438, 
öon Cberfird), 3afob, £ofmeifter 

beS 93ija>fs üon ©trafeburg 61 

123. 
Cberpfalj 181. 
Oberriet, önnS 332, 
Cberrieter, §an§ 2m 
Cberfd)opff)eim, 93«. Sa$r 406. 
Oberfdjroaben 8. 

Don Oberftain, Gfjrift., genannt 

SRedjenberger 212. 
Oberweier, 9391. Cffenburg 40iL 
Obcnfjeim, 93«. 93rud)fal 202. 

212. 212. 222. 222. 228. 251. 
Dbüienberg im ßlfaß 65, 
Ceber, SBolfg. 292.. 
Ceftreid; 29. 3_L 32. 39. 4iL 43. 

45. 55, ÜL 9_L 142. 146. 149. 

182. 193. 270. 229. 283. 285. 

288. 293. 310. 311. 315. 226. 

329. 339. 340. 345. 350. 406. 

426. 

Oeftretd) f. fterbinanb L 
Oggersheim, baoer. 9391. ©pcier 

Dffenburg, »«..©tobt 33, 52 bis 
56. 58. 60. 90. 145, 147, 124. 
128. 28JL 294. 319. 32L 322. 
324. 325. 333-345. 355 bis 
362, 365. 366. 36ü 3JU 
399. 413-416. 419. 427. 436. 

Offnabingen, S91. ©taufen 29iL 

OoSbaä), ein ©eitenfftifedjen beS 
9tb,einS 322. 

Opfingen, 93«. greiburg 342. 

Cppenau, 9371. Cberfird) 375. 392. 

Oppenheim, fjejfifdje ÄreiSftabt 

Orfdjtoeier, 9391. <Sttenb,eim 418, 
Orfenau 142. 202, 212. 229, 284. 

282. 309. 312. 332. 340. 3_4jL 

346. 363. 372—437. 
Ortenberg, ©ä)Iofe im Glfafe 142. 
Ortenberg, eine 93urg in ber Or» 

tenau 395. 424, 
Cftfjeim, Gant. Reifersberg 95.. 
Cftfcofcn, f)eff. ÄreiS fflJormS 203, 
Ct, ^erg 345. 



- 468 — 



Ctf/er, %al, präbifont 269 - 275. 

285. 302. 301, 
Ott, 2ien&. 48 49. 
Cttrott, Gant. ftoSfceim 66. 

^arfifoV fcänbel 13. 

SßairiS, «btei bei Colmar 9_2i 

bon poppen b,eim,§etnr., v Dlarfd)afl 

15JL 1fi4- 

^falj bei Stljcin (ßurpfalj) 5. 6. 

8. 13. LL IS. 2L 150. 152. 

162. 120. 12L 181—206. 218. 

221. 231. 211. 2fifi-2fi7. 313. 

«Pfnlj, fturfürft U9_, l&L lfifi. 
157^ 15^ | Q9 217, 

Wala, ^foljgraf ff fjriflopl) 18. 21. 
^falj, fturfürftin $orotb,ea 13. 
?P?al3, ftriebricb, L 23 
^falj, fturfürjl Öriebria} 11. 6. 12. 
13. 

<tffalj, Sricbutf III. 2L 

Wall, JRurfüryt Subroig V. ü, 8 
bi§ LL L2. 2L 61. JJlL LLiL 
101. 103. UM. 166. m 121. 
172. 181 — 185. 193. 200. 201. 
Ä ÜL 22L 223 — 228, 
230. 232. 237. 239, 243 bi§ 
245. 253. 2M. Ä 258. 259, 
262. 263, 319. 392 323, 400. 
413. 423. 432. 433. 435 438. 

Wala, ipäter »urfürft Ctt 

fceinricb, liL 19L 135. 223. 221, 

^fol3, ßiitfUrft unb öerjog $b> 
lipp 181. 12JL 216. 

bon ifalj^wetbritcfen, fiubnug 
III. 

Walaburg 125, 

Wau, Wrnolb, bon fflüppur 327. 

WebberSfjetm, b,eff. ffreiß SBormS 
192, 202. 253. 251, 258-20 2. 
2i6. 

Pfaffenhofen , Gant. 99ud>§roeiler 

158. 
PfinjflQu 21L 
Winatb,al in 9aben 2Ö9. 
«ßfirt, Gant..Crt 38. 4L 
öon Wrt, Herren 361* 
öon $firt, 93eatu§ 36. 112. 



oon Vfirt, SJeltin 36. 

^flümlin, £an§ 43. 

Worarjeim, »«.-Stobt 15_ 16. 

2Ü2. 2Ü9, 221. 225. 
Pfriemba^ bei WcbberSrjeim 258. 
S|}f)ilipp§burg f. Ubenfrim. 
4$ljrbgio f. ©eibenftidfer. 
Walter, ßeonb,. 26. 
Wuaner, RifoL 58. 

8taon l'Gtape in Sotljringen 112. 
föappoltftein, £errfd&aft im eijafe 

75—92. 
bon töappoltftein, ©räfin 1QL 
oon 9iappoltftein, ©corg 82, 113, 
öon tRappoltftein, VLlxiä) 75—92. 

113. 

bon föappoltftein , 2Bilf)., faijerl. 

ßanbbogt in Dbtr»Gljafc 34. 36. 

75—77. 80. 90—92. 218. 295. 

324. 33L 311. 
DiappoItSroeiler, Gant.»Crt 25 bi§ 

112, ü£ UiL 111. IM 11Ü. 

113. 144, 

ftarid), ^eter, «Rotor 249. 

9taftfltt, SBfl.-Stabt 207, 2JÜ. 

fflaftetten f. töaftatt. 

öon fflatbsfamljauien 36. 

öon 9tatf)fam&auj en , ©eorg "211= 

bretfjt lü 
öon SRatbJamljaufen, ^einrieb, 113. 
Watt, 3at. 55, 
WoöenSburg f. ©öler. 
Neb, fcan§ 241. 
9ieb, 2Bolfgang 72. 
9ieber, «ölattb,. 102. 
öon {Remberg, Martin 228. 312. 
föedjburger, 3of). (3telb,an8) Dr. 

13. 395. 
SRedjenberger f. öon Cberftoin. 
Wed^tenbo^, ba^cr. »erg. 

jabern ißfi. 
»egenSburg 2Ö3. 136, 
9legi8b,eim,(5ont.<5nfi8b / eim25. 35^ 
öon fflegiStjeim, «Ibr. 36. 
SReia^enba^, SB«, fia^r 420. 421. 
Keid^enrceier, Gant. #aifer8berg 

84. 82. 89, 90. 92—101. 114. 

115. m. 



i Google 



— 469 — 



toott 9iein, Jgeirtr. 222. 
bort Äeinad&, SJert. §8. 
bon IReinad), tfunigunbe, ftebiijfin 

beS fllofierS Bnblau 24. 
bon SReinad>, 9JleI(f)ior 177. 
Don 9teinad), $aul 30. 
SRetnljarb, ©raf f. 8 tuctb rüden* 

«itfä. 
Steinhart, SBattmann ÖL 
bon 91emd)ingen, Herren 209. 
Stenden, fld&ern 375, 380. 

382—385. 390- 323, 305.397. 

3m 400. 412. 421—425. 42S. 

429. 

bon Stenden, ©tepT)an 377, 

[Rennfelb 15iL 

fteu^Iin 14, 15, 

9teu&, $$om. 243. 

föeutenburg bei 3o.bern L ßlfaii 

125. 
Steuter 15, 10, 
föeuter, SJarbara 15. 
ffieuter, 3of>. 10, 
iRf)ein IIS. 121. 141. 15L 108. 

17L 18L 105. 123, 202, 205, 

207, 24L245. 253. 25JL 2£& 

281. 282. 312. 33JL 372, 375. 

42i 432, 
Steinau, Gant. SBenfclb 22. 
fR&einbijdjofS&eim, flebl 3J20, 

413, 425, 
9tyeinfeloen am SRfjetn (©djweij) 

271. 318. 
9tt)eingau ^5iL 
törjeinljaufen bei ©peier 220. 
StMntyal, ehemalige! ßlofter bei 

«KuUbeim 292. 
9tt)einaabern, baticr. ©errnerS« 

Ijeim 171. 
9tt)enanu§, 99catu8 112. 
Kieseln 324. 

Ütiebel, §an8, ©$ultf>eijj in 8auter> 

bürg 202. 
Sitebeifen, Simon, Siofor 249. 
Stieb, ©egenb im (Slfafe 74, 83, 
iRiebfelj, 6ant. 2öei&enburg 152, 
Wiegel, SW. Gmmenbingen 281, 

284. 

föiegerf, Äajpar, Wbt ju SRaurS» 

müntfer LSJL 125, 
bon $iena$, #an5 93cr$toIb 43. 



JKingSfieim, Gttenfaim 415, 
JRintlingen, 9321. «reiten 233 bis 

ÜtippolbSau, 99W. 9QBolfa<$ 3ÜÜ, 
9ttrJ)eim, (£ant. §absl)eim 42. 5L 

iRobed f. Höber. 

Stöbern, <Sc^Io| bei SRappottSroeiler 
2L 

SRöber, (Sbertjarb, bon Stöbet! 427. 
Stöbern, ©d)Iofe bei Söei&fnburg 
158. 

Stötteln, SBurg u. £errföaf* im 
93rei§gau 290 - 294. 302. 336, 
337. 345. 347. 348. 353. 354. 
438. 

SRofjr (SRor), ftreiburg 342. 
SRomter, Äafpar 322. 
bon 9toienberfl,«aItf)oior 200. 2ßJL 
^ofenfelS 32. 

Mosheim, (£ant.«Drt 65. 112. 
«Rotenburg (.«Rothenberg), ®«. 

SBieSlod) 201, 202, 223. 224, 

226. 228. 
5Rotf)enburg a. %. 183, 
»Oßweil, m. 8teiia$ 284. 
bon Stotpad), £crr 36. 
tRottroeil, D^.-Stobt 40. 410. 
bon Stottioeil, #an§ (?rt>arb 409. 
«Rubi, ßleroi 2m 282, 315. 319. 

332. 

9tubiger,9lbtbon2Bei&enburg 152. 

155-157. 162-164. 
föümler, ßafpar 392. 
9iübbur j. Üpfau. 
ftuffacb, Gant.-Drt 28. 45, 47. 

5L 144. 145. 122, 124. 
bon 9tuofr, £an§ 30 
Ruppertsberg, pfäljijäeS ©d&tofc 

bei Weuftabt a. b. 2PA 
Stuft, 9991. Gttenfjeim 415. 
bon 9iuft, 9EBemf;er, Amtmann )u 

3Jtarfol5t)eim 123. 
Shtfter bon ^ttenlieim 410. 412. 
JRr^iner, ^einr. 42. 

©. 

©aarburg in ßot^ringen 122 bis 

124. 130. 143, 
&aö)]m 185, 



Soffen, fcerjog ^ofjann 13. 
©äcfingen, «*.-©tabt 305. 3J8, 
t>on ©alm, ®raf L23. 130. ISA. 
©aloianuS 2. 
©aljburg 8. 

©t. SMaften, efyemal. 9?enebiftiner- 

Hofter auf bem ©djroarjwalb 

275. 276. 301. 
6t. «lafitn. «bt 3ob,ann 3QL 
t>on ©t. (£b,aumont, Sljeobor, 

?lbt bon ©t.flnton in iUiennoiS 

120. 

6t. Äeorgen, 53«. ftreiburg 293. 

315. 41f). 
et. ftcoraen, «91. Millingen 309, 
6t. ^o^ann, «btei in 3abetti i.ff. 

125. 

6t. fieontyarbt bei Cberef)nr)eim 

65. fifiL 
üon 3t. Walo 128. 
©t.Wargaretljenftift bei JBalbfirdj 

288. 289. 
3t. Wabor, (Fant. 9to8r/cim 6iL 

176. 

3t. SHifotauS, Patron SotyringenS 

120. 126. 143. 
©t.^ßeter, eb/maligeS 93enebif tiner» 

flofter auf bem ©djroarjroalb, 

m. ftreiburg SOS. 317, 
©t. «Pill ($ilt) bei ©djlettftabt 82. 

137. 

3t. 9temr>, 3rf)(oi; bei $8ei&en- 
bürg L G. 153. 15JL 163. 

6t. irubbett, ehemaliges SBene- 
biftinerflofter im breiSgauifd&en 
TOün flertfal 226. 2TL 233. 280. 
206. 303. 307. 364. 

6t. Grubbert, 9Ibt Martin 176. 

6t. Wrid), 9391. ©taufen 230. 

6t. «eltin 3ß. 

©abibuS in ©djlettftabt 128. 

©a&bad;, WH. SBrcifad) 282 bis 
284. 

©aSbacb,, ®«. Sldjern 314 375, 
377. 385. 393—395. 

©nujenberg, SJurg unb §errfd)aft 
im SBreiSgau 290—294. 30JL 
337. 345. H47. 354. 438. 

Sattler, 3imon 333 

©d)ad)inger, £b,om. 15fL 162, 

©ajädjtelin, £anS 300. 



3d)affbaufen 28. 30. 33. 44—46. 

52. 3,^5. 

3d>aflftabt, »«. ftreiburg S4L 
©djatpad), SBoIfad) 39JL 
©djarfened, 93urg in ber v ^fal3 

205. 

©dmub, «alentin, SRagifler HL 
t>on ©djauenburg, JRIauS 400. 
üon ©djeflenberg, Herren 338. 369. 
370. 

©djenf j. bon (Sirbad). 

©djenfel, Wlipb, öon *Dlergent* 

heim 202, 2fiL 
3 Renten jetT, Söolfad) 399. 
©Aremberg, Jßiltin 286. 288, 
3d>erer, $ofle 29iL 
©djerer, ©abriet 80. 85. 
©djerer, TOattf). 102 
Sdjerrer, 3al 293. äl5. 
©djermeiler, Gant, ©djtettftabt 2JL 

30. 24. 88. 89. 100. 116. 135 

bis 113. 145. 113. 176. 334. 
Sfrrtfeim, «91. tfehl 380. 
©dje^lin, 3erg 315. 412* 412. 
3d>euble, Äb., oon ©peier 233. 
©djeüterlin, iffiolf 434. 435. 
©djifferftabt , batjer. W. ©peier 

265. 

©djtnbler, ©db,anj 377. 
©djirm, Widjaei 41L 
©djlatter, $eter 39. 17». 
©d)lemmerb,an8 8JL 
3d)lettftabt, Gant..©tabt 22.36. 

69. 84. IUI. 104-106. 111 

bis 112. 132. 138. 140. 144 

174. 178. 283. 334. 
ScüUertgen, m 9Mflb,cim 364. 
©ajmiblin, fcanS 223. 315. 
Sdnnibt, WiflauS, flaplan 2Ü1L 
©d)mit, Martin 3Q2. 
©djmiehcttn, 9391. (Sttenr)eim 415. 

418. 

©djmieheimet, ÄlauS 412. 417. 
Sdmeiber, äBolf 28. 
©djnetjer, ®eorg 

l rfinemlin , $atrtrierfamilte ju 

^rciburg 298. 
Sdjneiber, 9)lattl)taS 32L 
©djnicrladj, aant.«Drt 92. 
Sdjober, C^rittopb,, Johanniter» 

fornt^ur 155. 



Schönau auf bem ©äjnjarätoalb, 

932t..©tabt 22fi. 
Uon ©Dönberg, 2>ietr. 192. 
©d)önenfteinbadb,, grauenftofier, 

Gant. <B3i4tentjeim 2S.afi.3fi, 
©djönftein \. *RageI. 
©c&opfteim, 9351..etobi 293.315. 

347. 354. 
©d)ott öon SRoppoItSweiler 2& 22* 
©djüpfergrunb im Cbemualb 256. 
©ajütferlin, SBBolf 322. 3IiL 322, 
SctM, 3of>. 3af., öon Sraubad) 

111. 

©ä)iimad&er, ßlauS 315. 412* 
©dmmad&er, Sttattf). 284. 
©#uffenrieb f. Sffiefcel, Sorg. 
Scfcuttern, etjemal. Ätofter in ber 

Drtenau 364. 37JL 32L 402. 

JlvL JJüL ÜLL JJ_L Uli, I 

416, 419 — 421. 435. 

©ä)uttern, 9lbt flonrab 32iL 368, 

402. 404. 415. 416 4 ID. 420. 
©dmttertfml, m ßabr JL2ü 421. 
Sdjutfcrtoalb, SB. Cfienburg 324, 
Sdjmab, G&riftofiel 322. 
öon irfituatmd), Äonr. 162. 
©d&toaben löfi. 15L 123. 223. 

253. 355. 374. 414. 422. 
©d&wäbifdjer ¥unb 1ÜJL ML Mi. 

158. Ifi2> IßjL 1S2. 192-198. 

224, 225. 217. 
üon ©ajtoartjenberg, i'eonf). 192. 
SdjmaTtjerbt, 9tnna 15. 
©äjwartjerbt, SJarbara 15. 
©ajmar^erbt, ©eorg 14 - 23. 23L 

12lL ML 
Sdjmartjerbt, 9ttarg. 5. 15_ 
©ebmartjerbt, ©igiSm. Iß. 
©a>arj, 3ot). 322. 
Säjroarjaeb, ebemal. SBenebiftiner» 

ffofter, 9391. SBübJ 312. 322 bis 

3fil.3S3.311L 322, 402. 424. 

436. 

Sd)töarjad>, 2lbt ^o^ann 43fi. 
@cb>arjn>alb lfi3. 127. 208. 268. 

275. 27IL 222. 2ÜL 284. 287. 

282, 220. 224, 303.. 304, 3Öfi. 

302, SIL 312. 314. älft 320. 

31L32S. 224. 32iL 338. 343. 

342.3fiL ZLL 373, 322. 22*. 

LLL 430, 



Sdjwcigern bei Söeijjenburg i 6. 
166. 

©djtoeigtjüufen, SM. 6ttenb>im 

420. 42k 
Sä)toeigt)ofen, Gant. Hagenau 152. 
©etnoeiaer 135. 
©cb>et}ingen, S}9t.*©tabt lfL 
öon ©ebad), Soft, Amtmann ju 

f*fa 122, 
©eelbaä), 891. 2af)r 420. 421. 
©eibenftiefer, ^Jaul, genannt 5|M)rö,* 

gio IQh. 111-114. 
Seiler, fcanS 242. 
Sei$, 2Hid)ael 153. 122» 
Selben (=Sölben), 3391. ftreiburg 

298. 

öon ©elbeneef, fUbreäjt 422. 
©elj,(£ant..Crt 158.163. 164.168. 
©enget, Qoetjov. £2. 22. 23. 
©engeren, Sant.2autenbacf;»3efl26. 
©ennfyeim, 6ant.«Crt 2JL 
©ergemnadjer, (Seorg CiL 
Selber, $o&. 12fi- 
Don ©iefingen, Äonrab 22. 
Siebelbingen, baöer. 93^1. Üanbau 
192, 

©igelmann, ©regor. 55. 
©igolSb,eim , Gant, ßaijer&bcrg 

90. 22. 
©immler, ©eorg lfi. 
©inSfjeim, 332l..©tabt 242-244. 
Steiban 4, 
Sötben f. gelben, 
öon SolmS, 9Jf)ilipp 256. 
©olotfmrn 28. 30. 32. 32, 44. 

45. 52. 335. 
©panier 122, 

©peefbaeb, (Speepacb), Gont. 9Ut- 

fird) 352. 
Speier 14JL 160. lfifi. 162, 12L 

212. 212. 218. 220. 233. 245 

bi§ 256_ 2fiL 368—370. 42L 

438. 

©peier, «ijdjof 9. 64. 14fi. 15L 
157. 12L 200. 201. 205. 208 
W8 22L 225. 22fi. 228-230. 
245-246. 249. 251-253, 2M 
bis 2£2. 432. 438. 439. 

©peier, SBiStfnim 152. 152. 198 
biS 230. 2AL 242. 253. 263. 
bis 265, 



— 472 — 



Spiegel, 3af. 328. 330. 
©piefe, v ^nntolon 171. 
Epörlen. Wortin TL 78, 82. 
6tabetyofen, Cberfir* 400. 
401. 

Staufen, ©uro. unb ^trrfdfcaft im 

»reiSaau 22fi, 222. 29_4 

bis 238 3D3. 324. 326. 331. 

345. 35JL 
ton ©taufen, Herren 276. 285. 
Staufenberg in ber Ortenau f. 

Rummel, 
ton Staufenberg f. SBiebergrQn. 
©tauffen untoeit 2Borm8 2fi7- 
£teffan, #anS 3!)2. 
©teinbaa), $ üM 3^L 39ÜA24. 
©teinburg, ©d)lo§ bei 3abern LQ. 

125, 12fi. 
©teinbrunn, ffant. i'anbfer fiL 
©feinen, m. Sötto* SM, 
ton ©tein-flaflenfelS, §an8 233. 

237. 238. 262. 
©teine'nftabt, Wanheim 3JLL 
©teinSberg, S$tofe bei Sinsheim 

242. 

©tepbnnSfelb bei SBrumatt) L 6. 

125. 163. 

Sternenfels, CM. Waulbronn 28L 
©tetenberger, ^ßropft juSpeiet246. 
©tettfelb, SB*. $ru*fal 213. 
Stid>S, *nbr. 5. IM. 
©töetel, 3o$. 2. 

Stoflbofen, 93*. Hafiatt 379.381. 
390. 

©toty, §anS 129, 

©totfKim, (fant.SBenfelb 137. m 

Strasburg L <5. 3_L 32, 31, 35. 

5_L 64,65. £6, 70-74. 80. 99. 

109, IIS. 123, 128. 122, 132. 

136. 137. 140. 147. 140. 153. 

160. Ifi2. lfifi. 168, 122, 17JL 

126. 180. 250. 273, 2J13, 2M, 
316. 324. 331—335. 337, 338. 
340 -343. 345. 347. 348. 361. 

, 365—367. 372—375. 322 bis 
385 3 IM). 391.393- 395. 399. 
400. 404-410. 413—416. 421 
bis 424. 42ß. 422. 42JL 43H 
432—434. 438. 

Strafeburp,, 9Si§tf)um 148, 333. 
322, 373, 424, 



©trafeburg, Otf^of ©itfjelm 3JL 
43.4Ü.42. 122. 123. 125_ HiL 
146. 149. 173—175. 195, 332. 
342.325.385.424,425.421. 
429-431. 435. 436. 
Strafeburg, Domlapitel 343, 
©trafeburg, 2Bei&bifa>f 3JL 
©tromberg im Sa&refläu 218. 
©trub, S)lt$ael 286, 2M 
©türjel, 3af., ton SBu^eim 3JL 
369. 

StUrjel, ßonrab, ton 99uä)f)eim 

2m m 

©iürjelbronn, 6ant. 93itf<$ 152, 
©tump^art, ftrtebr. 433. 
©türm, 3af. 332. 3AS. 
Stuttgart 194, 19JL 197, 233. 

240. 241. 279. 
ton ©ulj, öirofen 36JL 370. 
oon ©ulg, ©raf Stubolf 364, 
Suis, Gant.»Crt im ©unbgau 25, 

2fi. 3JL. 42. im 179, 
Gulg, SB*, ettenbeim 420. 
Suljba*, m. Cberfir« 822. 
Suljbad), Sant. ^uc^Sroeiler 144. 
©uljfelb, S9*. Appingen 23L 
©unbgau 2.1-62. 142. 144. 294. 

335. 342. 343. 355. 256, 361, 

426. 

Sutter, Martin 305. 

Sülo, tflofter in ©fllettflabt 112, 



$aubergrunb 25G. 

Tegernau, S*. Sdjopffjeim 348, 

tennenbad), eb,emal. Gtftergienfer» 

flofter, SBSl.Gmmenbingen 28 L 

283. 286. 32L 3G4, 418, 
Xbalgang, ©egenb am ^aijerftub,I 

336. 359. 
Sfjann. Cant.-Crt 22. 48. 
$bemar f. SBerner. 
X$eningen,$39t.Gmmenbingm275. 
fttjeobor f. ©t. (£t)aumont. 
tauber, »ubolf, $farrer in Oft* 

^etm 140. 
Tiengen, W. greiburg 33L342. 
Hamann, 2anb§fncd)tt;auplmann 

304. 



— 473 — 



SijcbmaaVr 29JL 

lobtnau, B21. 6d)önau 22& 

Xoul in t$ranfreid) 119. 

Tranl'nd) \. 3 ctjih;. 

Irewer, 3ofl 247. 

Sriberg, ©tobt unb fterrjcbaft im 

©chtoarjtoalb 3fi3. 338, 
2rier 158. 438. 

Trier, tfurfurft, «rjfct^of 9lid)atb 

146.149—161.164—167. 109. 

171. 183. 184, 100-192. 223. 

224. 256. 242. 
Stier, Äurfürftentt)um 1S& 
Trifels, SBurn bei Wnmoeiler in 

ber $falj 205. 
Trucbfefe f. SBalbpurg. 
Truttenijaufen bei Barr 65. 68 

bis 70. 23. 123. 
Tübingen liL HTL Liia.32fi.S55, 

bon Bübingen, ©rafen 273. 
bon Bübingen, ©raf ftonrab, £>ert 

uon ßitbtened «71. 
Don Tübingen «Sidjtened, ©eorn 

281. 

Türtbeim, 6ant. SBinjen^eim 28. 

8jL 112. 144. 
Tucbfrbercr, Bcarr,, $lltfd)ultb,eife 

ju Obenb,eim 222. 
Tuttlingen, C21 --6tabt 3£i 



Ubenfjeim, jetjt »«.-Stobt $b,i- 
HbbSburg 20_L 207.210-212. 
212. 222. 224. 226. 228. 245. 
2ÜL 2Ü2. ifiiL 232. 

Uffrjolj, Cant. ©ennbeim 48—50. 

Ulm 14SL 

Ulm. B*. Obcrtirch 322, 

bon Ulm, trnnS, Bürger in 6b«er 

246. 212. 2Ü5. 25JL 
Ulrid), Pfarrer in ^ecbtinqen '284. 
Ulrich, f. Württemberg. 
Umenttjumb, ÄlauS 247. 
Umlauf, Ponr. 164. 
Unger, 3ob\, au§ ^forjbeim UL 

lfi. • 

Untergrombach »SL Brutbfal 208. 
Zlh, 215, 22L 221L 22Ä 



UnteröwiStjeim. 939t. Brucbjal 212. 

Urbad), Gant. 6d)nierlacb 22. 
Urbei§ bei SBeiler L 6. 22. 
Urloffen, »«. Cffenburg 374.392. 
uon Uttenheim, £an8 55. 

Balingen a. 6., Ofl..©tabt IM. 
218. 

t) ort Baubemont,8ubh)ig, ©rnf 1 ÜL 
12L 124. 122. 139. 14L 

BehuS, öieronbmuS, Dr., babijd&er 
ftonjter 323. 382. 383. 38k 
390. 39_L 326. 424. 436. 

bon Belbenj, ©raf Subtoig 2CJL 

Beitin bon SRaurad) 286. 288. 

©enebig 122. 

uon Benningen, #err 254. 
uon Benningen, ftlorenj 264. 
oon Benningen, Hippel. 242, 
oon Benningen, ©tebtjan 244. 
Berbun in §ranfreid) 119. 
Bic in Sotbringen 120. 121. 
BiennoiS j. 6t. (Hjnumont. 
Biflingen, B«..6tabt 226. 282. 

288. 303. HOL 31L 313, 318. 

319. 313. 362—368. 419, 
^Ödber, ftnnS 28fi 
Btjcber, Ulrid) 32G. 
Botf, 3örg 162. 
Böllenbad), ^etet IM. 
Bölt|d), ffleinbolb 128. 129. 
Bogeltoetb, $eter 82. 
Bogefen 69. 111. 112. 122. 122. 

138. 

Bogt, SÖilbelm 312. 322. 332. 
Bolber, fcanS 322. 
Boflebr, ©ejcbidjtiajreiber LL2 bis 
143. 

Bol3,$nul, 9lbt ju £ug3b,o? en 128. 
Bout, 3ob,., Dr., 196, 192, 

». 

2Bad)enb,eim, baljer. Weuftabt 

a. b. fc. 203. 205. 
2Bagner3Kdjel 322. 
Söagner, SBolf 14. 82. 92. 100. 

110. UJL 



— 474 — 



©albfird), »«.-Stabt 222. 

287-289. 302. 311L 409. 
SBaloner. £an§ %alob 34. 38.. 362. 
Don SUalbpurg, ©eorg, Irucfejefe 

141. 142, 151. 123. IM, 197. 

mm 2^ 24o. 244, mi, 

343. 4ÜÜ. 
iWalbSfmt, »«..Stabt 22L 3ÜL 
302. 

UOalbftatte am 9tf>ein 303. 
äöalbimann, 3Jlt(f>cl 221. 
Uüaflbura, 93«. Gttentjeim 115. 
mjalt^eT, Diebolb 92. 
iÜaljbeim bei Speier '^65. 
SBanner, 5Jteld)ior 115. 
SBafferfmn, fllauS 333. 
2Öa8gau 152. 15Ü. 
JHJollmeiler, ffant. Senheim IS 

bi§ 61. 432, 
oon 9Batttoeiler, 93aftian 49. 
3ÖciIertm3abcrgäu,C«.93rarfen« 

beim 24L 
aßeilfrtb.nl im <Slja& 111. 14L 

IIa, 142. 
Uiteinljeim, 93«.*6tabt IM, 
SBeinSberfl, C«.-Stobt 19JL 2QJL 

234. 236. 287. 

3Bei8n>ei(, dl. (Smmcnbina.en 2S2. 
284. 

ilßei&enburg L IL lü. 150 

bis 122. 2M 263. 2G5. 399, 

ÜBeitenou, 93«. Srbopffiehn 3£4. 

oon 2ÜeIi(ben«9leubur0, 3ob,nnna 
353. 

2Be nbel,«rmbvufter in »reiten 23iL 
9ßenbel, «rnolbt, Stabtfnedjt in 

»retten 238—239. 
Sömblinfl oon St. 3of)ann üiüL 
iWerner, £an§, öon (Idingen 369. 
aöerner öon STbemar 181. 
aöerjou (jetjt 9Betiauerf>of) , 93« 

Sd)toet}ingen 214. 
bon Berifirim, ©rof ©corg 2£L 
SBefener, Ulrich 306. 
Oon SBeflerberg, ©räfin 2Ü2. 
Seftetrid) IM, 15Ü. IML 
oon 9Beftyaufen, $eter 43. 1ÜL 
2Öeftb,ofen, f)ejfiicf). Ärei§ 2Borm§ 

203. 25& 
©et^el, ^einrieb, 25. 28. 29. 31. 

33, 43, 47—49. 53, 



©e^el,3örg,Don2cbuiienrieb 170. 
SBeijerStjettn, ßant. »rumatb, 174. 
äöirfgroin, Äonr., ©dmttfjeife oon 

Colmar 22. 34. ML 
2Öteberarün, §an8 ftriebrid), öon 

Staufenberg 427. 
9öieger§beim,<8tfarb92-98. 100. 

1ÜL 13& 14Q. 
SBBtefent^al, »«. ^rudjfal 218. 

221. ( ^22. 
jum 2Biger, ©enbel 278, 
»um iffiiger, SlW&elm 368. 
SÖilferbingen, *«. Surlad) 201L 
UÜilbclm, 93tfd)of \. Strafcbura. 

ainnftett, »«. 390. 392. 

423. 43L 433. 434. 
SBtlman, £an§ 112, 
oon 993impfen, ©eorg (3örg) 322. 

HSf). M92. 

3Bimpfen am 9lerfnr JJL 
9Bimp!)Itng, 3af. 331L 
oon UiMnbccf, ättolf 3S5. 
iUMnfiaÜ\ 9liHau§ 20L 
3öinteretoei(er, 93«. i'örrad) 348. 
M4, 

$Öinüingen, baoer. 93«. Weuftabt 

n. b. &. 200. 205, 
9Birtt>, 6anS 286, 32L 
Söirtncv, Ulricf) 69. 317. 322. 

332. 

SöiSnecf, 93utg, 99«. greiburg 30&. 

310. 31L 325. 
Söittelbad) 4211 
oon SHittelSbeim, £>an§ 3JL 
SOBittenbcrg 17—20. 1&L231 322. 
äBittenfjeim, Gant, ajlülboufen 25, 
9Biitentoeier, 93«. S.'af>r 336. 4LL 

AUL 418. 
9Bittlingen, 93«. ßörrac^ 3S4 
SBolfad», »«.-Ort 3m 39iL 
Üi?o!fentoeiIer, 93«. Sreiburg ^69. 

270. 299. 347. 
gBonbocb,, 93«. Cörracfj 293. 
9Bonnent^a!, eb^emal. Giftergienfer« 

Ilofter bei i?enjtngen 287. 804. 

409. 4IK 
9QBorm§ 142. 152, 168, 202. 2Q5. 

245. 261. 
9D0iorm§, 93ifcb,of Kein^arb 2Ü2, 

2ÜL 

9QBormier gbüt 32JL 



475 -- 



2Bürttemberfl 93. Ifi2. 192—198. 

231. 305. 308. 320. 
äöütttemberg , fcerjog Ulri# 21. 

22. öi 193. 3Ü2. 305. 
aßürjburn 195. 192. 256. 
SÖUrgburg, $ife$of 9. 224, 
Sürjburg, ©ijdjof flonrab 19L 
2BüTjbuTfl, 9Bi§t$um 183. 
2Bunberer, öanS 233. 
2Burm(b),Suebr. 218-220. 228, 
SBurmjer, ißetnt)., bon ©trafcburg, 

glittet 65. 329. 382. 390. 396. 

407—409. 424. 430. 
2Boben$of bei Colmar 1öS. 
Don ^t)W, »nftion 2S3, 
SBobl, SS«. §mmenbtngen 284. 
«Böhlen (9Bt)I)I) 2örra$ 348. 

3abergttu 23L 232. 

3abem L Gant.-Drt 29, 72, 

98, 100. llfi. 122-136. 142. 

143. 158. 159. 172. 173. ^06. 

223. 293. 433. 
3aifeniaufen, »&. »retten 23L 
3afiu§, Ufri* 270, 326-830. 
Säfi f. 3oflu§. 
3eigler, ßus 33i 
toon Steint, «ubolf 19JL 275, 

395. 
M LG. 92, 



8eÜ a. £armer§ba($, SBSl. ©engen- 

bat) 147. 337. 
Seil, flatfjnrina, geb. ©$üfcin 213. 
Seil, SRaitf)., Pfarrer in ©träfe- 

burg 273. 
Rettenberg im (Slfafe 90. 
gunlweier, 5B^t. Offenburg 394. 

396. 

3iegler, 9tnbr. 82. 33, 
Siegler, Clement 65, 6JL 70. 
3\ cgier, Öubn>. 69, 70. 23. 
Siegt«, ÜJlartin 2S8. 
Sieglcr, Wit, £err gu Barr ß6_ 

bi§ GS. 175. 
3ietrtm, 9Jlattf;., Wugufrinerörior 

122. 

3«cr, §an§ 282—284. 315, 412, 
3iler, Sofob 280. 
Simmern, mi Cffenburg 374, 
376. 

3orn!)ofcn bei 3<»bern L <?. 125. 
3ürid) 28. 30. 32. 39. 44. 45. 52, 

335. 332. 
oon 3u>"brit(fen*$BUj$, ©rafen 

149. 382, 
oon Stöctbrücf en=5öit^, 0" rcif©eorn 

142. 

bon8weibrucfen.5Bitfd&, @raf Wein- 
barb 121. 147. 385. 397. 421 
bis 432. 

3wetbrütfen 159. 

39w, Wfol. 126, 



torbeflfernngen int& Bufälje. 



©. 5. §arer jn)eint au$ mit bem $i#ter unb §umaniften 3af. 
«Mic^AuS befreunbet getoejen ju fein. 3$ beute barauf bie jwei 3Jetfe : 
Et nOB praecipue magno tegit ille favore, 
Uivite foccundat quem tua prole soror. 
£a§ an 9JMan<$tf)on geratete ©ebt^t be§ SRtcJjHuS fte^t in befleu 
Sy Wae (1564) p. 24. 

6. 8 u. 9. Qrür 2Beiffenburg lie§ Üöetfcenburg. 

6. 23. Wudfc % (SamerariuS urteilt günftig übet ©eorg 
©d&niarfcerbt. 99et feiner SBioflrnptjie 9Manä)tfyon§ tyat et ftä) (BeorgS 
9tat$ unb £ilfe bebient. SBergl. Camer. vita Melanchthonis Ed. Strobel 
pag. 9. 

6. 65. Sur gCBormjer lieft SBurmfer. 

6. 137. Sur 6t. Silt lie§ St. <pilt. 

©. 184 ff. ftttr fteblmann HeS Heitmann. 

6. 191. lieber bie e^ief jale ber Uniöerfttät im 99auernrrieg oergl 
£aufc ©ejdiidjte ber Uniöerfttät ipetbelberg (Wonnf)eim 1862) 1404 ff. 

©. 257. ßfür S)irm§f)eim Iie§ fcirmftciit. 

©. 275. SBegen ber »eiteren ©d&icffale OtljerS bergl. St. Reim 
©d)ttäbif(^e 9ieformationSgef$i$te (Bübingen 1855) S. 91. 

©. 300 ff. 3 U ^ em Wbfäjnitt Uber ftreiburg oergl. nodfj 6d)reiber 
©ef$td&te ber Wbcrt«Cubtt>ig»Uni»erfität ju ftteiburg (fjreiburg 1859) 
II 103. 

©. 325 u. 347. §ür GSpad^ lie§ ej^bottj. 

®. S47. 3ba Reifet je*t 3bent$al. — 5ür 9tor Iie§ 9to$r. 

6. 417. Stir 3örg Sellin lies 3erg 6d&e*Un. 



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