Kurzgefasstes
etymologisch.,
Wörterbuch
der gotischen
Sprache
Christianus
Cornelius
Uhlenbeck
1
The New York Public Library
* *
Literary Society Foundation
German Philology Collection
I
1
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KURZGEFASSTES
ETYMOLOGISCHES WÖRTERBUCH
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GOTISCHEN SPRACHE
VON
D r . C. C. ÜHLENBECK,
Professor an der Univ. Leiden.
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ZWEITE VERBESSERTE AUFLAGE.
AMSTERDAM.
JOHANNES MÜLLER. &
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KURZGEFASSTES
ETYMOLOGISCHES WORTERBUCH
DER
GOTISCHEN SPRACHE
VON
D r . C. C. UHLENBECK,
Professor an dor Univ. Loiden.
ZWEITE VERBESSERTE AUFLAGE.
AMSTERDAM.
JOHANNES MÜLLER.
1900.
-1
TUE NEW VOKK
PUBLIC LIBHARY
585893Ü j
ASTOB, LEN9X AND
TILUES roi NDATIu.NS I
* 1951 l I
Huchriruckorui »ormals 1J. J. Brill, Leiden.
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VORWORT
Bei der abfassung dieses buches und bei der bearbeitung der vorlie-
genden zweiten ausgäbe, habe ich mich, abgesehen von der zeitschriften-
litteratur und von kleinern Schriften, welche in jedem einzelnen falle
angeführt sind, von Ulfila-ausgaben, specialgrammatiken und Wörterbü-
chern, hauptsächlich auf folgende werke gestützt :
Scu a db, Altdeutsches Worterbuch, 2. aufl., 1872—1882.
Paul, Grundriss der germanischen philologie, 1891—1893 (2. auti.,
1896—1899).
Norbbn, Abriss der urgermanischen lautlehre, 1894.
Streitberg, Urgermanische grammatik, 1896.
Klugb, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Bprache, 5. autl., 1894.
Franck, Etymologisch woordenboek der nederlandsche taal, 1892.
Klug« — Lutz, English etymology, 1898.
Frist, Grundriss der gotischen etymologie, 1888.
Thomsbn, Den gotiske sprogklasses indflydelse pä den finske, 1869.
Loewb, Die reste der Germanen am Schwarzen meere, 1896.
Lobwb, Die ethnische und sprachliche gliederung der Germanen, 1899.
Fick, Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen sprachen, 4.
aufl. bearbeitet von Bezzeuberger, Fick und Whitley Stokes, 1890 — 1894.
PBR880N, Wurzelerweiterung und wurzel Variation, 1891.
Brugmann, Grundriss der vergleichenden grammatik der indogermani-
schen sprachen, 1886—1893 (2. aufl., 1897).
DblbrCck, Vergleichende syntax der indogermanischen sprachen,
1893-1897.
Dß Saubburb, Memoire sur le Systeme primitif des voyelles dans les
langues indo-europeennes, 1879.
HüBBCnMANN, Das indogermanische vocalsystem, 1885.
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>1
■
IV VORWORT.
Bbchtei . Die hauptprobleme der indogermanischen lautlehre, 1892.
Schmidt, Kritik der sonantentheorie, 1895.
BrOcknbr, Die slavischen fremdwörter im litauischen, 1877.
Prbllwitz, Die deutschen bestandteile in den lettischen sprachen I, 1891.
Miklosich, Etymologisches Wörterbuch der slavischen sprachen, 1886.
Prbllwitz, Etymologisches Wörterbuch der griechischen spräche, 1892.
Lkwy, Die semitischen fremdwörter im griechischen, 1895.
Mbybr, Etymologisches Wörterbuch der albanesischen spräche, 1891.
HCbschmann, Armenische Studien I, 1883.
Hübscumann, Armenische grammatik, 1895 — 1897.
Horn, Grundriss der neupersischen etymologie, 1893.
Hübbchmann, Persische Studien, 1895.
HüßßCHMANN, Etymologie und lautlehre der ossetischen spräche, 1887.
Bartholomab, Handbuch der altiranischen dialekte, 1883.
Bartholomab, Vorgeschichte der iranischen sprachen (Grundriss der
iranischen philologie I).
Uhlbnbbck, Kurzgefasstes etymologisches Wörterbuch der altindischen
spräche, 1898—1899.
Schräder, Sprachvergleichung und Urgeschichte, 2. auti., 1890.
Von Bradkb, Ueber methode und ergebnisse der arischen alterthums-
wissenschaft, 1890.
Schmidt, Die urheimath der Indogermanen und das europäische zahl-
system, 1890.
Krbtschmer, Einleitung in die geschieh te der griechischen spräche, 1896.
IIbhn, Kulturpflanzen und hausthiere, 6. auti., 1894.
Zum Schlüsse habe ich den Herren Professoren Kbrn (Leiden), SlMOHfi
(Groningen) und Stürzingbr (Würzburg) für briefliche besserungs vor-
schlüge meinen aufrichtigen dank auszusprechen.
Hoffentlich wird auch diese zweite ausgäbe der etymologischen for-
schung dienste leisten können.
Lbidbn, im Januar 1900. 0. C. UHLENBECK.
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ERKLÄRUNG EINIGER ABKÜRZUNGEN.
a- 1 ipi 1 ai i i c i nlt.
bzw. Dezugsweise.
auHii. aiiuamscn.
com. cornisch.
cymr. cymrisch.
aign. atgnaniscn.
czech. czechisch.
airi8. aittrisiscn.
dan. dänisch.
ags. angelsächsisch.
dor. dorisch.
anu. aitnocnaeutscu.
engl, englisch.
ai. amnaiscn.
estn. estnisch.
air. anmscn (sammt imiteliriscn).
nnn. finnisch.
O IT LT 1 (1 1 f If 1 Mil k A n .-■» 1 r-\ « » . . i
hksj. ajtKircnensiaviscli,
franz. franzosisch.
511 51. t fllt II t Ol nie /»Ii
tliil L . l Ii* l Cll UM I 1 .
gall. gallisch.
alban, albanesißch.
• *
germ. germanisch.
'111 fl 1 1 nrif m an n
gib. gleichbedeutend.
auu. Himipiieniein scn.
got. gotisch.
anfr. altniederfränkisch.
gr. griechisch.
anorw. altnorwegisch.
gutn. gutnisch.
ap. altpereiach.
hd. hochdeutsch.
apr. altpreussisch.
hebr. hebräisch.
arab. arabisch.
idg. indogermanisch.
aram. aramäisch.
ind. indisch.
armen, armenisch.
ion. ionisch.
aruss. allrussisch.
iran. iranisch.
as. altsächsisch.
isl. isländisch.
aschw. altschwedisch.
ital. italienisch.
avest. avestisch.
kelt. keltisch.
bal. balüci.
kiruss. kleinrussisch.
balt. baltisch.
krimgot. krimgotisch.
baßk. baskisch.
kurd. kurdisch.
bret. bretonisch.
lapp. lappisch.
bulg. bulgarisch.
lat. lateinisch.
11
VI ERKLÄRUNG B1NIGBR ABKÜRZUNGEN".
lett lettisch
nnlfth THilahi a.ph
j>UlilU. JJUia Ulr"LLl .
lit. litauisch.
noln nolnisch
lw Ifthnwnrt '
L TT . IClill TT Ul (r.
■nrnvßriy ■ni , rtvftn7filiaf»)»
{(IUtOII/j. pi U V OIlliUllOIvU.
m- hfiilpufAi" Tniifpl-
Ul UÜUCUICL LLllllM-.
ruui. ruiuaiiiBLii.
macrv TnacvariArh
riifiR rn<5sisr»}i
1 UBB. lUSölBULl.
md. mitteldeutsch.
sab. sabinisch.
mencrl. mittelencrlisch.
schw. schwedisch.
mlid mi ItplhnHulpiitKph
III Uli.» LUltlwlUUuUUuU IDtU a
sjprh RprhiRph
mnd mit tplniftdprdftiifarh
11X11 U* 1X11 1< l^llllvUC 1 UDU UDO 11 •
skr sanskrit
mnl. mittelniederländisch.
slav. slavisch.
mn mittelnersisch
ULI 1/ • «ULLA v IvlUvl 01E7vU(
slov HlnvpniRph
n- bedeutet neu-.
snan. snanisch.
nd. niederdeutsch.
türk. türkisch.
nhd nPiiViriphrlftiitm^h
iirnhr lim VitmrpVi
ULLllJl. ULLI UI im 11 .
nl. niederländisch.
urcrerm. unrermanisch.
norw nor wpcti sf*Ti
11 W i TT * 11V1 TT ^ftt * 'Jvll •
V U . T UI U U 1X1 •
np. neupersisch.
ved. vedisch.
osk. oskisch.
vorgerm. vorgermanisch.
osset. ossetisch.
wend. wendisch.
pamphyl. pamphylisch.
wruss. weissrussisch.
paz. päzend.
wz. wurzel.
pkr. prakrit.
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aba m. ehemann, vielleicht zu
alul. uobo landbauer, uoban tätig sein,
ausüben, lat. opm werk, avest. -apah-,
-üpah- in hvapah-, hväpah- kunstreich,
ai. dpa» werk, apas religiöses werk,
zu welcher sippe auch an. aß kraft,
afie macht, erwerb, vermögen, ahd.
avalön sich rühren, arbeiten gehören
sollen. Oder ist aba ein in die n-
declination übergegangenes lall wort
der kinder (vorgerm. *apa) und hat
es ursprünglich 'vater 5 bedeutet
(Beitr. 22, 188)? Vgl. atta. Bezzen-
bergers Vermutung, dass aba mit lit.
vszvü Schwiegervater zu verbinden
wäre (Bezz. Beitr. 21, 296 fussnote
2), ist verfehlt.
abba vater, fremdwort : dßßx.
abrs stark, heftig, adv. ahraba
heftig, sehr, biabrjan sich entset-
zen, staunen, möglicherweise zu ai.
ambhrnd- gross, furchtbar, dmbhax
furchtbarkeit, macht, vgl. gr. xQvoe,
iJDfvc: reichlicher Vorrat (Johansson,
Idg. forschungen 3, 239 f. f.). Viel-
leicht ist abrs identisch mit czech. i
obr, slowak. obor riese (Prusik, Krok
il, 19). Eine ganz andere auffas- 1
sung des Wortes finden wir bei Liden |
(Stud. zur aind. und vergl. Sprach-
geschichte 74 f. f.), der an. afar in
hohem grade, besonders, ungemein,
sehr zur vergleichung heranzieht
(vgl. afar). Man beachte mikil*
abraba gegenüber an. afar mikcll.
af ab, an. af, ags. af, mf t of,
afri8. of, as. af, ahd. aba, abe, ab
ist weit im idg. sprachenkreise ver-
breitet: lat. ab (vor tönenden conso-
nanten aus *ap), gr. xir6, &xo, avest.
apa, ai. dpa. Vgl. afar, afta,
aftana, aftarö, aftra, aftuma.
afairjan abschrecken, ängstigen,
zu agis.
afaikan läugnen, verläugnen, ent-
hält ein sonst nicht belegtes simplex
-aikan, das mit ahd. eihhan (neben
eihhön) zusprechen identisch ist (Kö-
gel, Beitr. 16, 512 f. gegen OsthofT,
Beitr. 13, 395 f.).
afar nach, nachher, an. afar be-
sonders, sehr, ahd. afar, abttr wider,
abermals, dagegen, aber, ai. dpara-
der hintere, spätere, zu af.
afdanbnau taub, verstockt werden,
zu daufs.
afdani{>s abgehetzt, erschöpft, zu
an. deyja, as. döjan, ahd. iouiran
sterben, s. dauf)s.
afdöbnan verstummen, vielleicht
nur eine Schreibweise für *afdubnan,
1
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nebenform von afdumbnan. Vgl.
an. dofna seine kraft verlieren (Boer.
Museum 4, 281).
afdrausjan hinabstürzen und ga-
drawtjan stürzen enthalten ein sonst
nicht belegtes -drausjan, causativum
zu driusau. Vgl. ahd. tröran tröp-
feln, vergiessen, abwerfen.
afdrugkja m. übermässig trinken-
der, trunkenbold, zu drigkan. Vgl.
an. afdrykkja übermässiges trinken.
afdnmbnan verstummen , zu
dum hg. Vgl. afdöbnan.
afetja m. übermässig essender,
fresser, zu i t a n. Vgl. an. afdt über-
mässiges essen.
afgrundl))a f. abgrund, zu einem
unbelegten adj. *afgrundus grund-
los, vgl. ahd. ahgrunli abgrund. Für
gnindu- grund s. grunduwaddjus.
afiruj>s gottlos (gegensatz zu
gaguds fromm), vgl. ahd. ahgol abgott,
götzenbild (in welchem worte das
praefix aber eine ganz andere bedeu-
tung hat) und s. gu|).
afhaims (oder a/Aaimeül) von
der heimat entfernt, zu haims.
afhamön die kleidung ablegen,
anahamön die kleidung anlegeu, and-
hamön sich entkleiden, gahamön be-
kleiden, sich bekleiden, ufarhamön
sich etwas überziehen enthalten ein
sonst nicht belegtes -hamön bedecken,
wozu an. hamr hülle, haut, gestalt,
ags. -homa, as. -hämo, ahd. -hämo
hülle, ferner an. hams schlangenbalg
und ags. hemefie, afris. hemethe, ahd.
hemidi hemd (vielleicht auch h i m i n s).
Eine idg. wz. *xam- bedecken liegt
vor in gall. lat. camwia hemd (woraus
air. caimmse, während cymr. hefix <
aus dem germ. stammt), in gr.
KXßipx gewölbe, verdeckter wagen
und in ai. qümulya-, qämidd- wollenes
hemd (s. Johansson, Bezz. Beitr. 18,
12 f.). Unsicher ist die Zugehörigkeit
von gr. KdfAxpos krebs: vgl. Lewy,
Die semit. fremdwörter im griechi-
schen 17 f.
afhla]>an überbürden enthält ein
simplex -hlapan laden, dem ahd.
hladan und mit gramm. Wechsel an.
hlada, ags. hladan, afris. hlada, as.
hladan entsprechen. Dazu stellt sich
mit ablaut mhd. luot last, masse,
menge, das mit ags. hlöd beute,
häufe, schar, menge und anfr. hlötha
beute identisch ist. Neben der vor-
germ. wz. *klU- steht *kläd- in aksl.
kladq lege, stelle (inf. Marti): beide
beruhen auf der unerweiterten wz.
n-lä- in lit. Mju breite hin (inf.
klöli). S. über diese sippe Osthoff
(Idg. forschungen 5, 300 f.).
afhrisjan abschütteln und whrujan
ausschütteln enthalten ein simplex
-hrujan schütteln, ideutisch mit ags.
hrysjan schütteln, as. hrurtam zittern.
Mit an. hrista schütteln geht hrujan
auf vorgerm. *kru- zurück. Hierher
stellt Johansson (Beitr. 15, 229) ai.
krtdati tanzt, spielt, scherzt, dessen
(/ aus idg. zd entstanden sein und
dem st in an. hrista entsprechen
kann. Vgl. noch an. ags. hris, ahd.
hris reis, zweig und apr. craysi, crayse
halm, crays heu. Dagegen ist lat.
crissäre^ crisäre mit den schenkein
wackeln ferne zu halten, weil es eher
auf einer wurzelform mit dentalem
auslaut beruht.
afhwapjan ersticken, auslöschen,
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afhwapnan erlöschen sind vielleicht
mit mhd. verwepfen umschlagen (von
getränken), kahnig werden verwant.
Man vergleiche ferner lit. kvdpas
hauch, duft, wolgeruch, kvepHi duf-
ten, kvSpti hauchen, czech. russ. dial.
kop rauch, gr. xxx^iq rauch, xznüu
hauche aus, lat. vapor dunst, duft,
welche auf idg. p im wurzelauslaut
hinweisen.
afleifmn weggehen, bileipan ver-
lassen, galeipan gehen, h'xndarleipan
hingehen , vergehen , pairhleipan
durchgehen, ufarleipan hinübergehen,
uslexpan hinausgehen, bis zu ende
gehen, vergehen, enthalten ein Sim-
plex -leipan gehen, dem au. l/da,
ags. lulan, as. lilhan, ahd. lidan ent-
sprechen. Vermutungen über den
Ursprung von germ. *L\pan gehen,
leiden findet man bei Kern (Tijdschr.
v. Ned. Taal- en Letterk. 4, 313 f. f.)
und Franck (Anz. f. d. altertum 21,
305 f.).
aflifnan übrig bleiben, zu -leiban
in bileiban.
aflinnan fortgehen, weichen, an.
Unna ablassen, ruhen, ags. Unnau
weichen, nachlassen, ahd. bilinnan
weichen, nachlassen, nachgeben, mit
nn aus nie zu an. linr weich, nach-
giebig, lina besänftigen, lindern. Zur
wz. *lei-, werden gr. xlvxuxi •
rpUofixi fHesych.) und A/«^«/ ent-
weiche gestellt.
afmaui[>s ermüdet, zu ahd. mnojan,
muoan beschweren, beunruhigen, be-
kümmern, ärgern, verdriessen, an.
modr, ags. mede, as. mödi, ahd. mnodi
müde, lat. mölzs anstrengung, mühe,
last, masse, mofostm beschwerlich,
3
gr. (jLÜXot; anstrengung, mühe, [tüxus
matt, trüg, yt,6hu kaum (weiteres, doch
unsicheres bei Hirt, Beitr. 22, 229).
afskiuban wegschieben, vergos-
sen, ahd. tciaban, sceopan schieben,
stossen, dazu das aoristpraesens an.
üufa, ags. scufan, afris. sküva, mnd.
Schneen; ausserhalb des germ. aksl.
shtbtf reisse, lit. ttkubm, skubrus ge-
schwinde, eilig, skubti sich beeilen.
Man vergleicht ai. kxob/iate, k&ubhyati
schwankt, zittert, dessen anlaut aber
befremdet.
afslaupjan abstreifen, ags. «lypan,
as. slöpian, ahd. sloufan schlüpfen
lassen, anziehen, causat. zu sliupan.
afslanftjan in bestürzung verset-
zen, ängstigen, afslau]man in bestür-
t zung geraten, staunen. Bisher ist
I noch keine sichere anknüpfung ge-
funden (s. aber Johansson, Beitr.
14, 307. 322 f.).
afstass trennung, Scheidung, zu
afslandan sich entfernen, sich abwen-
den, s. stand an.
afswaggwjan schwankend machen,
causat. zu ags. swingan, as. xicingan,
ahd. swinnan schwingen, sich schwin-
gen, daneben mit tenuis im wurzel-
auslaut ahd. sirenken schwingen, mhd.
siranc biegsam, dünn, schlank. Neben
idg. *swe»q- in *siciggican,-#waggtrjan
steht *seuq- in aksl. mkati drohen
und *8uq- in lit. siikii, russ. skatt
drehen, lat. mcula winde, haspel.
Johanssons anknüpfung an ai vdncati
wanken, krumm gehen (Beitr. 15,
237) ist wegen der labialisation in
*swiggtcan nicht gut zu heissen, denn
vdncati hat mittleres idg. wie aus
lat. vacilläre hervorgeht.
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4
afswairban auswischen, bistcairban
bewisehen, abtrocknen, au. sverfa
feilen, abfeilen, drängen, ags. sweorfan
wischen, reiben, afris. swerva wandern,
herumschweifen, as. swerban abwi-
schen, ahd. swerban schnell hin und
her fahren, schwirbeln, wirbeln, ab-
wischen. Much (Zs. f. d. altertum
42, 169) vergleicht cymr. chicer fn
wirbeln, runddrehen. Falls wir von
einer wurzel *skwerp- ausgehen dür-
fen, ist Zusammenhang mit hwair-
• ban wahrscheinlich.
afla nach, hinten, ags. afftm af.
aftana von hinten, an. apian, ags.
fr/tan, as. ahd. aftan, ableitung von
afta hinten mit idg. das auch
in lat. snpernS von oben her u. dgl.
stecken kann.
aftarö hinten, comparativbildung
zu af, wie ap. apalaram ferner.
aftaürnail abreissen (intr.), dislaur-
nan zerreissen (intr.), gatadrnan sich
auflösen, vergehen, nl. tonten sich
auftrennen, auftrennen, zu -tatran,
a. distairan. Vgl. insbesondere ai.
drnati.
aftra zurück, widerum, an. aptr
zurück, hinten, widerum, ags. oc/ter,
as. ahd. aftar hinten, nach, zu af.
aftuma, aftumists der letzte, ags.
mj 'lernest, Superlativ zu af.
afwalwjan abwälzen, atwalwjan
hinzuwälzen, faurwalwjan durch vor-
wälzen verschliessen, waltcisän sich
wälzen, ags. tcielwan wälzen, urver-
want mit air. fillim biege, lat. voteo
wälze, gr. f/Au« wälze, umhülle: Wei-
terbildung der wz. *wet- in aksl. valiti
wälzen, lit. villi walken, skr. vdlati
wendet sich, dreht sich; vgl. waltj an.
agga, s. halsagga.
aggilus m. engel, an. engeil, ags.
engely as. engil, ahd. angil, engil,
christliches lehnwort aus gr. xyyt A<*
böte, lat. angelus. Vgl. arkaggilus.
agjrwus eng, an. ongr, ags. enge,*s>.
engi, ahd. angi, engi, ai. amhu-, air. cum-
ang, dazu mit /• suffix weitergebildet
aksl. qziikä, armen, andzuk, mit £-suf-
fix lit. dnksztas und auf einem «-stam-
me beruhend lat. anguslus (vgl. avest.
qzah-, ai. ämhas enge). Die wz. ist
enthalten in lat. cmgö, gr. &7%u
schnüre zusammen. Von aggwu- ab-
geleitet sind z. b. aggwipa, an. ongd,
ahd. angitha , enge, bedrängnis und
-aggicjan, an. ongva, engja, ags. engan,
ahd. angan, engen enge machen,
beengen.
agis n. angst, schrecken, ags. ege,
ahd. egi (egisa), alter Af-stamm zu
*agan fürchten (in unagands furcht-
los), ög fürchte, an. age schrecken.
fgjask erschrecken, alte furcht, welche
die nicht nasalierte form der wz.
von aggwus zu enthalten scheinen.
Ausserhalb des germ. sind hierher
zu stellen air. dgor fürchte, gr. IjJW
beängstigung, schmerz, leid (*-stamm,
also genau = agis). Vgl. afagjan
(daneben inagjan, usagjan), ögan,
un agei.
aglaitei f. unkeusch heit, ahd. aga-
leiji emsigkeit, eifer, Unverschämt-
heit, schlechtheit, daneben aglatlt
n., ahd. agaleiji, und das adv. ae.
agaldto, ahd. agaleijo, vielleicht za
agls.
agls schimpflich, usagljan belästi-
gen, aglus beschwerlich, ags. egek
lästig, eglan schmerz zufügen, eglia»
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w
schmerzlich empfunden werden kön-
nen mit agis verwant sein. Man
vergleicht air. ad schände.
aha m. sinn, verstand, inahs ver-
ständig, ahjan glauben, wähnen,
ahma m. geist, ahd. ahta beachtung,
aufmerken, ags. eahtian, ahd. ahtön
beachten, erwägen, an. ;Hla (*ahtilön)
meinen, denken. Diese Wortsippe
lässt sich nicht ausserhalb des germ.
nachweisen, denn gegen Zusammen-
hang mit idg. *oq- sehen spricht das
fehlen der labialisation.
ahaks f. taube soll nach Loewe
(Idg. forschungen 3, 146 f.) aus
osset. äxsinäg taube entlehnt sein,
welche Vermutung aber an ahd. äk-
faila taubenschlag scheitert. Holt-
hausen (Idg. forschungen 5, 274)
denkt an Zusammenhang mit lat. ac-
cipiter habicht (für *acipiter aus *aco-
taube und einer ableitung von *pet-
fliegen). Neben ahaks stand -dübö,
s. hraiwadubö.
ahana f. spreu, dazu mit gramm.
Wechsel an. ogn, ags. egenu, ahd.
aijana; vgl. alat. agna ähre (aus *acna),
gr. xx** spreu und mit andern Suf-
fixen lit. aküta-s granne, gr. x%vpov
spreu.
ahma, s. aha.
ahs n. ähre, an. ax, ags. ear, ahd.
ahir, ehir, womit lat. acus (gen.
aceris) getreidestachel, hülse des ge-
treides, spreu identisch ist. Die ähre
ist nach ihrer spitze benannt, vgl.
ags. egl stachel, lit. asztrus, aksl.
ostrti scharf, lat. acies schärfe, acus
(gen. acf/s) nadel, acuo spitze, schärfe,
acutus spitz, scharf, äcer spitz, scharf,
stechend, gr. xxptm scharf, xxiq spitze,
stachel, xx*i, xxuxvi spitze, xxxx^^
gespitzt, ixoiv wurfspiess, ixtvvi
Wetzstein, xxxtvx spitze, stachel,
xxxi/os distelart, armen. aseXn nadel,
i ai. äcri- scharfe ecke, kante, schneide,
I dran- schleuderstein, stein, fels.
ah tau acht, krimgot. athe (d. i.
achte), an. ätta, ags. eahta, afris.
achta, as. ahd. ahto (dazu das ord.
ahtuda, ags. eahloda, ahd. ahtodo),
\ lit. asztüni, aksl. osmt, air. acht, lat.
octo, gr. öxtu, armen, itth, avest.
afta, ai. as0(u).
ahtaudögs achttägig, s. ah tau
und dags. Vgl. fidurdögs.
ahwa f. wasser, an. o, ags. ea,
as. ahd. aha, kelt. -apa, lat. aqua %
dazu mit ablaut an. «ger meer, gott
des meeres. Johansson (Idg. forschun-
gen 2, 20 f.) vergleicht das zwei-
felhafte ai. /•</- Nach andern
hätte ahtca idg. xw und wäre es im
arischen durch *äcvä repraesentiert
(dcvüvant- wässerig? Rv. 10, 97, 7,
vgl. Athv. 18, 2, 31).
aibr n. opfergabe, «tt. \ty., kann,
wie oft angenommen wird, Schreib-
fehler für *tibr sein : vgl. ags. Uber,
ahd. z'ebar opfer, opfertier und aus-
serhalb des germ. lat. daps mahl,
dapino tische auf, damnum schade
(= an. tafn opfertier), gr. 3«tto>
zerreisse, Ixirx** aufwand, ttlnvov
mahl.
aiffapa öffne dich, fremdwort:
i<$$x$x.
aigan besitzen, haben, mit gramm.
Wechsel aih-aigum (mit h auch fatr-
aihan anteil haben), an. eiga, ags.
agan, as. egan, ahd. eigan ; dazu
aigin n. eigentum und aihts f., ahd.
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ekt eigentum, an. xtt familie. Vgl.
avest. 7*- vermögen, ai. ige habe zu
eigen. S. auch aihtrön.
aihtrön bitten, betteln, beten,
nach Johansson (Beitr. 15, 223)
desiderativbildung zu aigan, der
ein nominalstamm *aihtra- zu gründe
liegt: vgl. die lat. desiderativa auf
-urio wie parlurio zu pario gebäre.
aihwatundi f. dornstrauch. Der
erste teil dieser Zusammensetzung
ist wol sicher das germ. *exwa-
pferd : an. jör, ags. eo/t, as. rhu (in
ehuscalc pferdeknecht), identisch mit
air. eck, lat. equus, gr. Ikkoc, ivttoc,
avest. aspa-, ai. dcva-, wozu das fem.
lit. atzvii, lat. equa, ai. dcvä (ein
anderes idg. wort für c pferd :> ist armen.
dzi, ai. hdi/a-). Die bedeutung von
-tundi dagegen ist schwer zu erraten :
man denkt an Zusammenhang mit
tun]) us, welchenfalls aihicatundi
etwa c pferdezahn 3 wäre (vgl. skr.
aqvadam*[rä tribulus lanuginosus,
falls dieses nicht in cvadam*irä zu
ändern ist).
aikan, s. afaikan.
afkklesjö f. kirche, aus gr. / xkA>jW«.
ailöe mein gott, fremdwort: eXui.
ainabaiir m. eingeborner (einziger)
söhn, s. ains und baür.
ainahs einzig, nur substantiviert
als ainaha, ainahö (so zu lesen statt
ainöhö), an. einga-, ags. dnga, as.
mag, ahd. einag, vgl. aksl. inokü
einig, allein, mönch, lat. ünicus
einzig. Zu ains.
ainakls einzeln, einsam, vgl. an.
einka einzeln, ekk/'a, aschw. ankja
wittwe, amkil wittwer. Zu ains.
ainamuiidilia f. einmütigkeit setzt
ein adj. *ainamunds einmütig voraus
(vgl. skr. ekamali- einmütig): s.
ains und gamunds.
ainfal|)S einfältig, an. einfaldr,
ags. dnfeald, as. enfald, M.'ein/aH :
davon abgeleitet ainfalftei f. einfalt,
ahd. ein/alii. Das suffix -falf)a- ist
dem gr. -t^Ato;, -ttXxvios (z. b. in
3/t«Atoc, Itirxiatot; zweifach) nahe
verwant: s. falf)an.
ailllif elf, au. ellefo, ags. endleofan,
ellefan, afris. andlova, elleve, as.
ellehan, ahd. einlif, wozu das ord.
als *ainlifta anzusetzen ist (an. eüefte,
ags. endliifta, afris. ellefta, as. ellifto,
ahd. einlifto), gebildet wie tvcalif
zwölf. Eine ähnliche bilduug liegt
nur im litauischen vor, wo die Zahl-
wörter von 11 bis 19 das element
-Uta enthalten (z. b. venSlika elf,
penkiolika fünfzehn, devynidlika neun-
zehn). Ueber Vermutungen kommen
wir nicht hinaus : man beachte noch
anorw. vcllugu elf mit dem ord.
ains ein, an. ein», ags. an, afris. an,
en, as. en, ahd. ein, identisch mit apr.
ains, lit. tvW, aksl. ino- (z. b. inocedu,
d. i. ainabaiir, und in inorogu einhorn),
air. den, Sin, alat. oinon, lat. vnus,
gr. olvtf (eh* eins auf dem würfel).
Mit anderen suffixen gebildet, doch
wurzelverwant sind gr. olo$ allein,
einzig, avest. aeva-, ap. aica- ein
und ai. eka- ein. Vgl. ainabaür,
ainahs, ainakls, ainamun-
d i f) a , ainfal{»8, ainlif, ains-
hun. Rrimgot. iia ist vielleicht =
an. eitt.
ainshun irgend einer enthält das
suffix der Unbestimmtheit -Ann, wozu
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7
sich mit gramm. Wechsel und anderer
vocalstufe ahd -gin stellt. Ausserhalb
des germ. sind lat. -cun- (in quicunque
wer immer u. dgl.) und ai. -cand
irgend zu vergleichen.
aipiskatipei f. bischofsambt, aus
gr. iirivKortf.
ai'piskaüpus m. bischof, aus gr.
aipistaüle f. brief, aus gr. IvtirroKfi.
air früh, an. dr früh, anfangs,
ags. dr, as. er, ahd. er vorher, vor,
ehe, zu air. an-dir von osten, gr.
vipi am frühen morgen, #p/o* früh,
avest. ayar- tag. Dazu airis,
airiza, vielleicht auch jer.
airis früher, vormals, ahd. «ra,
adv. zum comp, airiza älterer, Vor-
fahr, ags. skrra y afris. erra, ahd.
eriro zu air.
airinön böte, gesanter sein, an.
drna ausrichten, zu airus.
airiza, s. airis.
airkni{>a f. reinheit, echtheit,
ableitung von -airkns rein (in unairhis
unrein), ahd. erchan, erchen recht,
echt. Verwant sind gr. xpy6c. hell,
ipyfa weiss, glänzend, ai. drjuna-
weiss, also auch die idg. Wörter für
Silber 3 : lat. argentum, armen. arUath,
avest. 9r9zata-, ai. rajatd- und mit
anderem suffix gr. tUpyupog. An.
jarknasteinn, ags. eorcnanstdn, eorclan-
itdn, eorcamtdn edelstein gehört nicht
hierher, sondern ist mit Bouterwek
(Zs. f. d. altertum 11, 90) und Sievers
(Beitr. 12, 182 f.) auf chald. jarkän
gelblicher edelstein zurückzuführen.
airpa f. erde, boden, grund, an.
jqrd, ags. eorde, afris. erthe, as. ertha,
ahd. erda, verwant mit an. jqrve
sand, ahd. ero erde, gr. ipotfy zur
erde, nicht* zu arjan pflügen.
afr]»akunds von irdischer abkunft
enthält ein part. perf. pass. -kunds
erzeugt, das fast zum suffix herab-
gesunken ist : vgl. godakunds,
gumakunds, himinakunds,
innakunds, qinakunds. Zu der
in kuni enthaltenen wz. *yen- erzeu-
gen (vgl. ai. jätd- geboren).
airpeins irdisch, irden, ahd. irdin,
zu air{)a.
airus m. böte, an. dir, ags. dr,
as. er; vgl. an. erendt, örende, ags.
nrende, as. ärundi, ahd. ärunti bot-
schaft, dessen vocalverhältnisse noch
immer dunkel sind (aksl. orqdije
Werkzeug ist aus dem germ. entlehnt).
airzei f. verfuhrung, betrug,
irrlehre, mhd. irre irre, irrtum, zu
a i r z e i 8.
airzeis irre, verführt, ags. eorre,
yrre, afris. ire, as. im* zornig, erbittert,
ahd. irrt verirrt, irre; davon abge-
leitet airzei und airzipa f. irrtum,
betrug, ahd. irrida; urverwant mit
lat. erräre irren, ai. irasydti zürnt,
ist übelgesinnt, irsya neid, eifersucht
(weiteres bei Froehde, Bezz. Beitr.
20, 186).
airzipa, b. airzeis.
airzjan irre machen, verfuhren,
as. irrean, ahd. irran, zu airzeis.
aistan scheuen, ehren, mit tt aus
idg. zd, wie aus dem verwant en
ai. ide preise, verehre hervorgeht.
Dazu gehören noch lat. aestvmäre
(aus *aizditumäre) achten, schätzen
und ohne das d suffix an. eir gnade,
milde, ags. dr, as. ahd. era ehre
(mit r aus z, also got. *aiza f.).
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8
ail>ei f. mutter, ahd. eidi, eidhi,
wie atta urspr. ein ladlwort der
kinder. Hierher an. edda grossmutter
ans *aipidö.
ai|)8 m. eid, an. eidr, ags. dp,
afris. as. HA, ahd. eid, ausserhalb
deB germ. nur air. 6eth eid, denn
gr. Iraq (Hesych.), das Hoffmann
(Bezz. Beitr. 18, 289) herangezogen
hat, muss nach Lewy (Bezz. Beitr.
19. 247) anders gedeutet werden.
Vielleicht gehört der dental zum
su Iii x, welchenfalls gr. xfoot erzählung,
rede, lob, xv-xlvofixi (das praefix ist
xvx-) stelle in abrede, verneine, ver-
weigere verglichen werden dürfen
(Osthoff, Bezz. Beitr. 24, 199 f. f.).
af I>{>au oder, an. eda, ags. edda,
oppe, ahd. eddo, edo, daneben afris.
ieftha, as. eftho und mit rätselhaftem
r ahd. erdo. Einen unsicheren erklä-
rungsversuch hat Johansson (Bezz.
Beitr. 13, 120 f. f.) gewagt. Wahr-
scheinlich ist in afppau als zweites
glied pau enthalten. Auffällig anklin-
gend ist bask. edo oder, das aber
kaum aus dem germ. entlehnt sein
wird.
aiwaffgeli n., aiwaggeljö f. evan-
gelium, aus gr. evxyyiktov; dazu
mwaggeluta m. evangelist aus gr.
evxyreX&Tfc und aiwaggeljan das
evangelium verkündigen aus gr.
ivxyyeXeft.
aiweins ewig, as. ahd. ewin, zu
ai ws.
aiwlski n. schände, unaiicisfo
schandlos, aitcükön schändlich han-
deln, gaaiwul'ön beschämen, be-
schimpfen, ags. deicisc schändlich
lassen sich mit gr. xhws schände,
x\v%pfo schändlich kaum vereinigen.
aiwlaugja m. segen, spende, aus
gr. evXoyix.
aiws m. zeit, ags. «, Am zeit,
ewigkeit, ahd. ewa lange zeit, ewig-
keit, air. du (aus *äiweslu-), lat.
aevvm, aetäs alter, aelernu* ewig, gr.
xiuv lebenszeit, ewigkeit, attl, atl,
xi h, xUv immer, ai. ayus lebensdauer.
Der acc. aiic bedeutet „je" in ni
aiic nie, niemals, vgl. an. «, ei, ags.
d, as. ahd. eo, io immer und ags.
nd, as. ahd. neo, nio nie, niemals.
Vgl. aj u k du J)8.
aiwxaristia m. dank, aus gr.
£U%Xpt<TTlx.
atz n. erz, an. eir, ags. dr, ahd.
er,* lat. aes (aeru) erz, avest. ayah-
metall, metallener topf, ai. dyas
metall, erz, eisen. Ein anderes wort
für c erz, metall 3 ist an. raude rotes
eisenerz, aksl. ruda erz, metall, lat.
raudus knpfermüuze, np. rö metall,
gelbguss, glockenspeise, ai. lohd-
roterz, kupfer, metall, eisen, das
mit rauj)8 urverwant ist (vgl. noch
sumer. urud kupfer). Vgl. aiza-
smipa und eisarn.
aizasmijia m. schmied enthält
das allgem. germ. wort für „kunst-
fertiger metallarbeiter, schmied" :
an. smidr, ags. smid, afris. smith,
ahd. smid, verwant mit ahd. smida,
mhd. gemlde metall, metallschmuck,
ahd. smeidar metallkünstler. Ausser-
halb des germ. sind gr. vitixn schnitz-
messer und <r^/vutf hacke heranzu-
ziehen: man beachte, dass an. smidr
sowol 'arbeiter in holz' wie 'in
metall' bedeutet. Schwierig zu beur-
1 teilen ist aksl. mSdt kupfer, erz.
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9
Vielleicht gehört es in diesen Zusam-
menhang. Vgl. gasmipon.
iguk(lü|>s f. ewigkeit, abgeleitet
von *ajuks, ags. ece ewig, zu aiws.
Das suffix -düfn- in ajukdüfis ist mit
lat. -lüti- in juvenilis jugend, senectm
hohes alter u. s. w. identisch.
ak sondern, aber, ags. ac aber,
und, as. ak, ahd. oh aber, dennoch,
sondern: weiteres ist nicht ermittelt.
ukeit (akH) n. essig, wahrschein-
lich so und nicht als akeiU (akets)
m. anzusetzen, ags. eced, as. ecid,
daneben mit metathesis ahd. ejjik
nl. edik, altes lehnwort aus lat.
acttum Weinessig. Auf got. akeit
beruht aksl. ocUä.
akran n. frucht, an. akarn, ags.
seeern t engl, acorn, nl. aker eichel,
hd. ecker eichel, buchecker (ecker
weist auf *akrin-). Vielleicht hat das
wort einmal „wilde frucbt" bedeutet
und gehört es zu akrs: vgl. lat.
agrestis und gr. aypm wild (= ai.
ajryiv- auf der ebene befindlich).
Zimmer (bei Zupitza, Die germ.
gutturale 213) stellt akran zu cymr.
aeron früchte, eirynen pflaume, ir.
dirne schlehe.
akrs m. acker, an. akr, ags. xeer,
frie. ekker, as. akkar, ahd. ackar,
accar, lat. ager, gr. iyp&c, acker, ai.
djra- tritt, ebene, flur, zu an. aka
fahren, air. -aig treibt, lat. ago, gr.
iya treibe, armen. aUem bringe,
führe, avest. azaili, ai. djati treibt.
Die urspr. bedeutung des Wortes ist
'weide auf welche das vieh getrieben
wird': vgl. hd. trifl zu treiben.
alabalstraün n. alabaatergefäss,
aus gr. *\&ß<HTTpov, das semitischen
Ursprunges sein soll (Lewy, Die semit.
fremdwörter im griechischen 55).
Man beachte das vor str eingescho-
bene / in alabalstraün : weil das wort
oltc. Xey. ist, darf man an verschrei-
bung denken.
alabrunsts f. brandopfer enthält
ein sonst nicht belegtes •bruwsU
brand, das mit ahd. brunst identisch
ist und zu brinnan gehört. Ala-
all, ganz findet sich noch in alakjö
insgesammt, alamans m. nom. plur.
die ganze menschheit, alaparfa ganz
dürftig (nur alafjarba belegt) und
entspricht dem as. ahd. ala- ganz
in as. alahtcit ganz weiss, alajung
ganz jung, ahd. alawäri ganz wahr-
haft: germ. ala- ist nebeuform zu
alla-, s. all s.
alakjö insgesammt enthält das
unter alabrunsts besprochene ala-,
ist aber von dunkler bildung.
alan wachsen, an. ala zeugen,
hervorbringen, nähren, ags. alan
nähren, air. a/7 nährt, lat. alo ernähre,
gr. «vaXroi; unersättlich (unsicheres
bei Froehde, Bezz. Beitr. 20, 185).
Dazu aljan aufziehen, mästen; vgl.
noch alds, alls, al{)eis.
alawerei f. volle aufrichtigkeit
(Cosijn, cod. all&tcerein), vgl. ahd.
alawäri ganz wahrhaft. Ueber ala-
8. alabrunsts. Das zweite compo-
{ sitionsglied -icerei ist eine ableitung
von *icer# wahr, s. tuzwerjan,
u n w e r j a n.
aldöma m. alter, zu alpeis.
Auffällig ist das mittlere ö.
alds f. alter wird mit aljjeis
zu alan gestellt, was wegen der
bedeutung kaum bedenken erregen
10
kann : man vergleiche die verschie-
denen bedeutungen von ai. vardh-
wachsen, gedeihen, gedeihen machen,
vrddhd- erwachsen, alt. Vgl. fram-
al drs.
aleina f. eile, wol verschrieben
für *alina, weil die übrigen germ.
sprachen auf kurze mittelsilbe hin-
weisen : an. oln, ags. ein, ahd. elina.
Ausserhalb des germ. gehören hierher
air. uile, lat. u/na, gr. &Xi*n ellen-
bogen ; etwas ferner stehen ai. aratnt-
ellenbogen, eile (avest. frarüpni-
enthält die entsprechende iranische
form) und lit. ulektis, 6leUu eile,
apr. wolti* Unterarm, woalti* eile
(wollis, woalii* scheint ein k verloren
zu haben), aksl. lakütt ellenbogen,
eile, woneben lit. alkune, ellune,
lett. elkons, apr. alkunis ellenbogeu
(weiteres bei Liden, Beitr. 15, 517).
alew n. öl, vielleicht durch kelti-
sche vermittelung aus lat. *olevom,
oiwum öl entlehnt (s. Much, Beitr.
17, 34 und Solmsen, Idg. forschun-
gen 5, 344 f.). Man bedenke aber, I
dass die vorhandenen keltischen for- !
i
men (ir. ola, cymr. oleic, bret. oleo)
nicht auf *olevom, sondern auf
*olevom zurückgehen, weshalb die
erwähnte hypothese nicht für sicher
gelten darf (Zupitza, Beitr. 22, 574
f.). Ags. ele, ahd. olei, oli beruhen
auf lat. oleum. Der Ursprung von
lat. oliva olive, olivum, oleum ö4, gr.
i\xlx Ölbaum, $\xtov öl ist nicht
bekannt: wahrscheinlich sind die
lateinischen Wörter aus den griechi-
schen hervorgegangen und entstam-
men diese selbst dem Orient. Vgl.
noch Kretschmer, Einl. in die ge-
schiente der griechischen spräche
112 f. f.
alhs f. tempel, ags. ealh, as. alah,
zu ags. ealgian schützen, gr. aKxti
wehr, kraft, xXxiixos stark, xhxxp
schütz, xXxXxeJv abwehren, xXxxbu
helfe. Die grundbedeutung von alh*
ist "geschützter, eingefriedigter ort".
Man vergleicht noch alit. f/*a*hain,
lett. elfo götze, abgott und gr. «Aa-c?
heiliger hain aus *x\*js<; (Hoffmaun,
Bezz. Beitr. 25, 106). Gegen die
heranziehung von gr. * "AXriq namen
des tempelbezirks von Olympia
(Thumb, Kuhns Zs. 36, 188 f. f.)
erheben sich lautliche bedenken.
Eine synonyme wz. mit r liegt vor
in lat. arceo, gr. dpxiu wehre ab,
lat. arx bürg, arca kiste, armen.
argel hindernis (vgl. mit anderer
lautfolge lit. rdklas Schlüssel, rakinli
schliesseu).
alja als, ausser, zu aljis.
aljakuns fremd, s. aljis und
ku ni.
aljan aufziehen, mästen, zu alan.
aljan n. eifer (davon aljanön
eifern), an. eljan, ags. eilen, as. ellean,
eilen, ahd. elljan, eilen eifer, tapfer-
keit, verwant mit an. elja neben-
buhlerin, ahd. ello rival. Vgl. ai.
art- verlangend, begierig; anhänglich;
missgünstig, unfromm, feindselig,
feind, ari/d- anhänglich, ergeben, lieb,
gütig. Den verschiedenen bedeutun-
gen liegt der begriff des strebens
und begehrens zu gründe. Anders,
aber kaum richtig Froehde (Bezz.
Beitr. 20, 185).
aljar anderswo, ags. ellor, aB. ellior
anderswohin, mnl. eider anderswo,
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11
wie an. eliur, ella anders zu aljis.
Gebildet wie her, Ii war u. s. w.
aljaj) anderswohin, zu aljis.
aljajun anderswoher, zu aljis.
Das suffix -pro in aljaprö (a 1 1 a j) r o ,
hwa|>ro u. s. w.) ist mit -dre. in
hidre, hwadre, jaindre verwant: s.
hidre.
aljis anderer, air. aile, lat. alius,
gr. iA/.:--, armen, ail. Mit diesem
worte zusammengesetzt sind aljakuns
anderswoher stammend (-kuns zu
kun i), aljaleikö anders (-leikö zu
leik). Vgl. alja, aljar, aljaf),
alj a[>ro.
allandjö vollständig, völlig, zu
alls und'andeis.
allaprö von allen seilen her, zu
alls. Gebildet wie aljaprö.
allis überhaupt, gar, allerdings,
denn, ags. ealles, as. alles, ahd. allis,
alles gänzlich, gen. von alls.
alls all, ganz, jeder, an. allr, ags.
eall, as. al, ahd. al {aller), daneben
ala- Cs. alabrunsts), urverwant
mit air. uile all, ganz (aus *olio-).
Mikkola (Bezz. Beitr. 25, 73 f.)
vergleicht noch lit. al-venus ein jeder,
alai, alda jeder, all. Germ, alla- ist
wahrscheinlich aus *alna- entstanden,
doch gehört kaum zu der in alan
erhaltenen wz. *al- wachsen, gedeihen,
zunehmen (ausführlich über alls
Brugmann, Die ausdrücke für den
begriff der totalität 66 f. f.).
alpeis alt, dagegen *alda- in
krimgot. alt, ags. eald, as. ald, ahd.
alt. Mit alds und an. pld alter
wahrscheinlich zu alan.
amen wahrlich, amen, fremdwort :
aras m. schulter (oder ist amsa
als nom. anzusetzen?), urverwant
mit lat. umerus, gr. u/xos, armen, us,
ai. amsa-.
an fragepartikel, lat. an, gr. xv.
ana an, auf, gegen, ags. an, as.
an, ahd. ana, urverwant mit aksl.
</-, vü in, lat. an- in anhelare aufatmen,
gr. xvx, xvx auf, an, avest. ana auf.
Dazu gehören auch lit. nu von, aksl.
na auf, gr. xvu oben.
anabiudan befehlen, anordnen und
faurbiudan verbieten enthalten ein
simplex -biudan, identisch mit an.
bjoda anbieten, entbieten, gebieten,
anzeigen, vorbedeuten, ags. beodan
ankündigen, anbieten, as. biodan an-
bieten, ahd. biotan anbieten, darrei-
chen, gebieten. Urverwant sind lit.
budinti wecken, budrits wachsam,
aksl. bädeti wachen, büdrü wachsam,
air. buide dank, gr. irfüSoftxt, nvv-
SxvoiAXt erfahre, avest. baodaite be-
merkt, ai. bddhami erwache, bemerke,
nehme wahr. Vgl. anabüsns,
bi uf>s.
anabüsns f. gebot, as. plur. anbvsni,
zu anabiudan. Vgl. ohne praepo-
sition ags. bysen. Germ, büsni- beruht
auf idg. *bhütsni- } vgl. usbeisns.
anafllh n. empfehlung, zu ana-
filhan empfehlen, 8. filhan.
anahaims (oder anahaimeist) in
der heimat weilend, zu haims.
anaks plötzlich, sogleich, ai. anjas,
aiijasä geradeaus, sogleich, vgl. auch
aksl. naglti plötzlich, jähe. Nach
Bugge (Idg. forschungen 5, 173 f.)
soll anaks aber aus armen, anakn-
plötzlich entlehnt sein.
anaknmbjan sich niederlegen (zum
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12
essen), Umbildung von lat. accumbere.
Vgl. kubitus.
anakunnatl lesen, aikunnan zuer-
kennen, gewähren, gakunnan erken-
nen, lesen enthalten ein schwaches
-kunnan (-kunnaida), das urspr. mit
kunnan kennen, wissen (kann,
kunPa) identisch ist.
analaugns verborgen, geheim,
analaugniba insgeheim, analaugnt-i
f. Verborgenheit, 8. laugnjan.
analeikö ähnlich, ahd. anahh,
*analihho. Zu ana und leik.
n n an iah tj an gewaltsam behandeln,
ableitung von anamahta f. gewaltsame
behandlung, s. ana und mahts.
anaminds f. verdacht, zu m u n an :
-mindi- entspricht genau skr. mantt-
denken. Vgl. gamin|)i, gamunds.
ana n. s. usanan.
a iiauan |> j an wagen, sich erkühnen,
an. nenna sich an etwas machen,
sich um etwas bekümmern, sich zu
etwas verstehen, ags. nedan wagen,
sich wagen, as. nät/tian, ahd. nendan
wagen, zu ahd. ginindan mut zu
etwas haben, vielleicht mit nijian
verwant.
ananiujan erneuern, ananiujipa
erneuerung, zu niujis.
anapraggan bedrängen, nl. nd.
prangen drücken, pressen, mhd.
phrange einengung, einschliessung,
p/irengen, pfrengen in die enge brin-
gen, zwängen, einzwängen, bedrän-
gen, beschweren, gewiss nicht aus
ak.sl. -prggq spanne, sondern echt-
germ. Das p im anlaut wird aus
idg. 6 entstanden sein, weshalb Zu-
sammenhang mit gr. ßpiyxos luft-
röhre, Schlund, schluck vermutet
werden darf : man beachte schw.
prang enge gasse, Schlund, das sicher
zu -praggan gehört (Johansson, Kuhns
Zs. 36, 346). Anders Zupitza (Die
germ. gutturale 25 f.), der von spr
ausgeht und lett. «prangfit einsperren,
einschnüren, lit. sprangus würgend,
aksl. -prggq spanne, prtfgii joch her-
anzieht.
anaqiss f. schmäh rede, zu anagipan
schmähen, s. qif>an: w in -y/W-
(vgl. gaqiss) beruht auf idg. tt.
anaqiujan beleben (auch gaqiujan),
zu qius.
anasilan still werden, vgl. lat.
silere schweigen, womit -ttian (-*«-
laida) auch in der flexion überein-
stimmt.
anasiuns sichtbar, aus ana und
Biuns. Vgl. ags. onsien anblick, ge-
stalt.
anastödjan anfangen (auch dmtöd-
jan), zu st and an.
anatrimpan herantreten, bedrän-
gen, dazu das intensivum mhd.
i trampeln Bchwer auftretend sich be-
wegen und mhd. trumpfen laufen.
Ohne nasal findet man nl. nd. trappen
treten, engl, to trape schlendern und
mhd. treppe, trappe treppe, stufe. Die
etymologie dieser sippe, welche Feist
(Beitr. 15, 552) vorschlägt, wird
kaum das richtige treffen.
ana|>aüiia verfluchter, fremdwort:
ana |>i vvan dienstbar machen (auch
gapiwan), zu |)ius.
anawafr{is zukünftig, zu ana
und wairf)an.
anawammjan beflecken, zu warn m.
anawiljci f. Willigkeit, sauftmut,
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zu ana und wiljan. Zunächst be-
ruht anawiljei auf einem adj. *ana-
iciljis willig.
and entlang, auf, über, als ver-
balpraefix ebenfalls and-, als nomi-
nalpraefix dagegen anda-, z. b. andni-
man annehmen, andauern* angenehm.
Das praefix and-, anda- hat als grund-
bedeutung „entgegen" und kommt
auch sonst im germ. vor: an. and-,
ags. and-, ond-, as. au// , ahd. ant-.
Weiterhin sind verwant: alit. anta
auf, zu, lit. ant auf, lat. ante vor,
gr. ävt/, xvtx gegenüber, ai. dnti
vor sich, in der nähe, gegenüber.
Vgl. andizuh.
andabaühts f. lösegeld (gegen-
kauf), zu bugjan.
andabelt n. tadel, zu andbeitan
mit Worten kränken, schelten, s.
bei tan.
andahaftN f. antwort, Verteidigung,
zu andhafjan antworten, s. hafjan.
andahait n. bekenntnis, zu andhai-
tan bekennen, s. haitan. Vgl. ags.
andettan bekennen.
andalanni n. Vergeltung (gegen-
lohn), zu laun. Vgl. ags. andlean.
andanahti n. zeit gegen die nacht
hin, abend, zu nahts.
andaneipH widrig, gegnerisch, zu
neif).
andauern n. empfang, andauern«
angenehm, zu andniman annehmen,
s. niman. Ahd. antnenian bedeutet
„wegnehmen, fortnehmen, aufneh-
men, auf borg nehmen." Vgl. an.
ndm das nehmen, nscmr annehmbar.
andaiitimts f. annähme, aufnähme,
zu andniman (s. andanem). Das t
in andanumU scheint von fralmtn u.
dgl. herübergenommen zu sein : vgl.
ahd. numfl, nun/t nehmen, ai. nali-
Senkung, Verbeugung.
andasets entsetzlich, abscheulich,
ags. andt&te, vgl. ahd. antsajig
furchtbar, zu andsitan scheuen, ängst-
lich prüfen, berücksichtigen, ahd.
anUizzan sich entsetzen, erschrecken,
furcht haben, s. sitan.
andastafcjis m. Widersacher, zu
sta |)8.
andastaua m. gegner vor gericht,
zu s t a u a.
aii(la|>ähts besonnen, vernünftig,
zu andjtagkjan erwägen, sich besin-
nen, s. Jiagkjan.
anduugt n. angesicht, andaugiba
ins angesicht, offen, freimütig (auch
andaugjö), amd. andouge im ange-
sicht, zu augo. Vgl. ags. and4ages.
andawafrjii n. preis (gegen wert),
zu wair{»s.
andawaürdi n. gegenrede, ant-
wort, as. andvourdi, andieqrdi, ahd.
antumrti, zu andwaürdjan.
andawizns f. unterhalt, gäbe zum
unterhalt, mit icaüawizn* f. schmaus
und gawizncigs sich mit freuend, zu
w i i ö n.
andawleizn n. angesicht (oder
andatcleizns m., was jedoch weniger
wahrscheinlich ist) kann wegen des
z nicht ohne annähme analogischer
Umgestaltung mit wleitan, wlits
verbunden werden.
andbahti n. amt, dienst, andbahU
m. diener, andbahljan dienen, ags.
anbiAt, ambiht amt, dienst, ambiht
diener, as. ambahUkepi dienst, ambaht-
man diener, ahd. ambahli, atnbaht
amt, dienst, ambaht diener, ambahten
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einen dienst vollbringen. Die sippe
beruht vielleicht auf gall.-lat. ambac-
tus dieustmann und andbahts, andbahti
können durch anlehnung an and-
erklärt werden. Kern (briefliche mit-
teilung) und Prusik (Krok 11, 161)
halten and-bahti, and^bahts für echt-
gerra. und vergleichen ai. bkaj-,
bhaktd-, bhaktt-. Neben seiner grund-
bedeutung 'teilen' hat bhaj- u. a.
die bedeutungen c sich begeben zu,
sich wenden an, lieben, dienen, ver-
ehren 3 . Vgl. auch das hierhergehörige
slov. bogali gehorchen.
andbundnan gelöst werden, zu
andbindan losbinden, s. bindan. i
Vgl. insbesondere ai. badhnati.
andeis m. ende, an. ender, ende,
ags. ende, as. endi, ahd. anti, enti,
zu air. et ende, spitze, ai. dnta-
grenze, ende, rand, saum: dem germ.
worte entspricht genau ai. dntya-
am ende befindlich, letzt.
andhruskun untersuchen, erfor-
schen, an. hör skr klug, ags. ahd. horsc
rasch, klug, haben wahrscheinlich
sk aus tk und sind mit an. hradr,
ags. hrsxd, ahd. rad schnell verwant.
Wenn wir von ganz unsicherem ab-
sehen, ist nichts weiteres ermittelt
(vgl. u. a. Meillet, De Indo-Europaea
radice men- 25).
andizuh entweder, zusammenge-
setzt aus andiz-, vielleicht compara-
tivbildung zu and in der grundbe-
deutung „gegenüber", und uh.
andletnan entlassen werden, ab-
scheiden, zu letan.
andstald n. darreichung, dienst-
leistung (eher so als andstaldi m.),
andstaldan mit etwas versehen, etwas 1
geben, darreichen, godaldan erwer-
ben, besitzen, dazu aglailgastaMs
schändlichen gewinn erstrebend. Das
westgerm. hat nur die Zusammen-
setzung ags. hagusteald, h.xgsteald
jüngling, unverheirateter, as. hagu-
stald knecht, junger mann, ahd.
hagastalt, hagwtUdt besitzer eines
kleinen umfriedigton grundstücks
(eigl. hagbesitzer, im gegensatz zum
hofbesitzer), tagelöhner, hagestolz.
Germ, stald- ist aus stal- weiterge-
bildet, das in as. stellian, ahd. stalljan,
slellan stellen vorzuliegen scheint
(dieses kann aber denomiuativum
von ahd. stal, gen. stalles, Standort,
stelle, stall sein, dessen // nach
Sievers, Idg. forschungen 4, 337 f.
aus dl assimiliert ist). Vgl. Btöls.
andstaürran widerspenstig sein,
ahd. storrm hervorstehen, ragen
(■staurran, staurraida stimmt dazu
auch in der floxion), verwant mit
ahd. star {starablint starblind) starr,
dem ai. sthird- hart, fest genau ent-
spricht (vgl. jedoch Zubaty, Sitzungs-
berichte der kön. böhm. ges. der
Wissenschaften, 1895, XVI, 3, der
sthird- auf grund des comparativs
stheyän aus idg. *sthiro- erklärt).
Die hochstufe der wz. liegt vor in
gr. <rrepefa hart, fest: vgl. noch lit.
stSras dick, aksl. starü alt und s.
stairö.
andtilön anhängen, gatilön erzie-
len, erwirken, ags. tilian, teolian
sich beeifern, das feld bebauen, as.
tilian erzielen, erreichen, anfr. tilön,
ahd. zilön sich beeilen, denominati-
vum von til.
andwafr{>i n. gegenwart, ange-
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sieht, andwalrp'xs gegenüber, and-
Kai'r}>« gegenwärtig, ags. andweard,
as. andward, ahd. anlwart, antwert
gegenwärtig, antwartida gegenwart,
zq wairpan.
andwarirdjan antworten, as. and-
wordian, ahd. antwnrtan, mit anda-
waürdi zu and und waürd. Vgl.
die denoininativa filuicaurdjan viele
worte machen und ubilwaurdjan
schmähen. *
annö f. sold, jahrgeld (der stamm
ist annön-) lässt Bich wol am besten ]
als entlehnung aus lat. annöna lebens-
mittel erklären.
ans m. oder n. balken, an. dss y
nicht genügend erklärt. Hoffmann
(Bezz. Beitr. 25, 108) vergleicht
ohne genügenden grund lat. onus
last, ai. dnas lastwagen. Kann lit.
(fsa, lat. ansa henkel mit ans ver-
want sein?
ansts f. gunst, an. äst, ags. est,
as. ahd. anst, zu an. unna gönnen,
lieben, ags. unnan gönnen, gewähren,
gern sehen, wollen, as. ahd. unnan
gönnen, gewähren. Verwantschaft
mit -anan (s. usanan) ist wegen
der bedeutung unsicher (vgl. jedoch
Wood, Publications of the Modern
Language association of America
14, 313) und auch sonst ist keine
ansprechende anknüpfung gefunden :
am ehesten darf man gr. ovhqßi
nütze heranziehen, denn das von
Feist (Beitr. 15, 546) bemerkte ist
nicht stichhaltig.
anj>ar ander, an. annarr, ags. öder,
as. ödar, ädar, ahd. andar, identisch
mit lit. dnlras, apr. anlars, osset.
ändär, ai. äniara- und verwant mit
avest. amja-, ap. aniya-, ai. anyd-
ander. Ob ak8l. vütorii und gr. ctTtpos
hierher gehören (s. Meillet, Idg.
forschungen 5, 329), ist unsicher.
apaüstaülei f. apostelamt, aus gr.
X7i o<jToh.vi und apaustaülus m. apostel
aUS gr. CtTTGtTTOXOC.
aqizi f. axt, an. ex, $x, ags. #«r,
as. aeujt, ahd. akis, acchus, verwant
mit gr. axt, heil und viel-
leicht mit lat. ascia axt (falls es
durch metathesis aus *acsia entstan-
den ist: vgl. das Verhältnis von lat.
viscus, vis cur» zu gr. von lit.
vdszkas, aksl. vosku zu ahd. wahs,
Kretschmer, Einl. in die geschichte
der griechischen spräche 164 fuss-
note 3).
ara m. adler, an. are, orn, ags. earn,
ahd. aro, arn, lit. erelis, are'lis, aksl.
orUü, com. er, cymr. ertjr adler, gr.
opvic (gen. Spv'ßot) vogel, wahrschein-
lich zu gr. opvüfit bewege, erhebe,
ai. fnSli erhebt sich, erreicht, erregt,
erhebt.
arbai{>8 f. arbeit, mühsal, an.
erfede, ags. earfod, as. arbedi, arbed,
ahd. arabeit, arapeit, arbeit, dazu
das denominativum arbaidjan arbei-
ten, dulden, ahd. arpeitan, arbeilen.
Wahrscheinlich ist arbaips keine
Zusammensetzung, sondern ableitung
von einem vb. *arban, *arbaida,
das vielleicht in Schweiz, arbsn,
nassau. enw arbeiten fortlebt. Aus-
serhalb des germ. sind heranzuziehen:
lit. arbonas rind ('arbeitendes tier',
Beitr. 16, 562), aksl. rabü, robü
knecht, diener, leibeigner, poln. robic
arbeiten, armen, arbaneak gehilfe,
diener, und weiter mit unerklärtem
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d im anlaut lit. ddrbaz arbeit,
darbus arbeitsam, dtrbti arbeiten : vgl.
lit. aszarii, ai. dem neben got. tagr,
air. der, lat. dacruma, lacruma, gr.
3ix;y träne und lit. )lgas neben aksl.
dlügü, gr. iohixfa, ai. dirghd- lang.
arbi n. erbe, erbschaft, an. ar/V»
ags. .y/^V, as. <?rftt, ahd. arbi, arpi,
erbt, davon abgeleitet arbja m. erbe
(arbjö ist das femininum dazu), an.
arfe, ahd. arpeo, erbo. Verwant sind
air. orbe, orpe erbe, comarpe miterbe,
lat. orbus, gr. 6p$xvö$ verwaist,
armen, orb waise. Der begriffsüber-
gang von 'verwaister' zu 'erbe' ist
leicht zu verstehen und ebenso der
von 'verwaistes gut' zu 'erbgut, erb-
schaft'. Anders über arbi Sievers
(Beitr. 12, 176 f.), der von der be-
deutung 'vieh' ausgeht: an. arfr
bedeutet auch 'ochse' und ags. yrfe
wird auch für 'vieh' gebraucht, vgl.
noch ags. orf vieh {hiorf hausgerät).
arbinuinja m. erbnehmer, erbe,
s. arbi und niman. Vgl. ags.
yrfenuma, ahd. erbinomo.
arbja, arbjö, s. arbi.
arhwazna f. pfeil, an. ?r, ags.
earh stellen sich zu lat. arctu bogen
(arquilenen* bogenschütze). Schräder
(Bezz. Beitr. 15, 289 f.) hält idg. !
*arq- für einen baumnamen und
vermutet zusammenbaue: mit hd.
arfe, arbe pinus cembra, was jedoch
wegen des f (b) sehr bedenklich ist.
Eine andere unsichere Vermutung
findet man bei Torbiörnsson (Bezz.
Beitr. 20, 140).
arjan pflügen, an. erja, ags. erian,
ahd. erran, ein allgem. europ. wort :
lit. ariu, ärti, aksl. orjq, orati, air.
airim, lat. aräre, gr. xpiu. Dazu an.
ardr pflüg, lit. drklas, aksl. ralo,
air. arathar, lat. arätrum, gr. xporpov,
armen, araur. Bask. arAalu, arhatzen
eggen stammt wahrscheinlich aus
lat. arätvm y aräre.
arka f. kästen, geldkasten, arche,
an. ork kiste, sarg, arche, ags. earc,
earce kiste, bundeslade, arche, kästen,
ahd. arahha, archa arebe, vorchrist-
liches lehnwort aus lat. arca kiste,
kästen. Aksl. raka grabhöhle und
*raky (czech. rakev sarg) sind in
verschiedenen perioden aus dem germ.
entlehnt: raka beruht auf arka und
*raky auf •ar&ö.
arkaggilus m. erzengel, aus gr.
apzxyyexoc, lat. archangelu9.
armahafrtN barmherzig, ahd. arm-
herz, dazu armahai'riei (und ar-
mahafrtijm) f. barmherzigkeit, ahd.
armherzi. Wie arm an lat. christ-
lichen Wörtern nachgebildet (mUeri-
cors, muericordia) : aus arms elend
und hairtö.
armaiu f. barmherzigkeit, zu
arm an (praet. armaida).
arman sich erbarmen, nachbildung
von lat. misereri, zu arms elend.
arms arm, elend, an. armr, ags.
earm, as. ans, ahd. aram, arm kann
aus *arbma- entstanden und mit
arbai|js verwant sein (Noreen,
Pauls Grundr. I 1 , 465). Nach Jo-
hansson (Beitr. 15, 223 f.) beruht
es aber auf *arbna-, das er mit gr.
2p3)x*6$ verwaist (s. arbi) ver-
gleicht. Meillet (Mem. de la Soc.
de Ling. 10, 280) erklärt arms aus
idg. *ormo- und vergleicht armen.
oXormim misereor („une forme redou-
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blee avec dissimilation de r en A").
Alles unsicher. Vielleicht ist 'bemit-
leidet, bemitleidenswert' die grund-
bedeutung von am»: vgl. finn. lw.
artna* gratus, carus und B. Osthoff,
Beitr. 18, 252 f.
arms m. arm, an. artnr, ags. earm,
aa. arm, ahd. aram, arm. Die flexion
nach der *- klasse ist bei arm» wahr-
scheinlich nicht ursprünglich. Ver-
waot sind apr. irmo arm, oberarm,
aksl rame echulter, arm, lat. armm
vorderbug, armen, armukn ellenbo-
gen, avest. arsma- arm, ai. irma-
vorderbug, arm.
arnibn fest, sicher, beruht auf
einem adj. *arneh, verwant mit ags.
eornost Zweikampf, ernst, ahd. ernusl
kämpf, ernst, festigkeit, wozu aus-
serhalb des germ. ai. drna- wallend,
flutend, aufbrausend, unruhig, woge,
flut, ström, kampfgewühl, arnavd-
wallend, flutend, woge, flut, meer,
drna» woge, meer gestellt werden
können. Zunächst liegt den germ.
Wörtern der begriff 'anstrengung' zu
gründe, der sich aus dem des wogens
und wühlens entwickelt haben mag.
Die wz. steckt vielleicht in gr. Spvüßi
bewege, erhebe, ai. riuUi erhebt sich,
erhebt, bewegt. Vgl. ara.
arömata n. plur. spezereien,fremd-
wort: dpüftxTct.
arwjö vergebens, ahd. arawvn,
amln, arawingün. Johansson (Beitr.
15, 224) vergleicht gr. xpxtät; (aus
*ipxrjo-) locker, dünn, schwach.
asans f. erntezeit, ahd. aran, am
ernte, identisch mit apr. a»»ani»,
aksl. jesenl herbst. Vgl. ferner an.
?»» feldarbeit, annask versorgen,
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sorge tragen, sich mühen, ags.
earnian verdienen, ahd. arnön ernten
und mhd ästen bebauen. Hierher
stellt man noch lat. annöna lebens-
mittel für *änöna aus *a»nöna durch
volksetymologische anlehnung an
annux jähr (s. zuletzt Froehde, Bezz.
Beitr. 21, 322 f. f.). Vgl. asneis.
asiluqai'rnus m. mühist ein (= ags.
e»ulcweorn) enthält das sonst nicht be-
legte -qairnu» mühle, dem an. Ivern,
ags. aoeorn, afris. quem, aa. quem,
ahd. quirn entsprechen. Das wort
findet sich auch im baltoslavischen
und keltischen : Ii t. girnos pl., aksl.
zrüng mühle, air. hr6 niühlstein,
handmühle, cymr. breuan handmühle,
com. brou mühlstein. Mit Sii.grdvan-
stein zum somapressen gehört -qatrnu»
vielleicht zu alban. griA zerhacke,
zerbröckle, gtrest schabholz, Schabei-
sen. Vgl. malan.
asilus m. f. esel, ags. e»ol, eosol,
as. ahd. etil, gemeingerm. lehnwort
aus lat. a»inu», dessen n bei der
entlehnung durch / ersetzt wurde
(vgl. katils) oder vielleicht eher
aus dem deminutivum a»ellu» (Luft,
Zs. f. d. altertum 41, 241 f.). An.
um beruht dagegen auf afranz.
asne und aus derselben quelle stammt
ags. a»»a (air. assan aus ags. gen.
assan). Aus germ. *a»ilu- oder *a»ila-
sind lit. asila», apr. asilis, aksl. orilü
entlehnt. Die nordeurop. eselnamen
entstammen also mittelbar oder un-
mittelbar dem lat. a»inu», das selbst
etymologisch noch nicht aufgeklärt
ist und trotz Q. Meyer (Idg. for-
schungen 1, 319 f.) kaum etwas
mit gr. ovo; zu tun haben kann.
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Wahrscheinlich ist asinus orientali-
schen Ursprunges: s. G. Meyer a. a. o.
und Schräder, Sprachvorgl. und Ur-
geschichte »385.
asneis m. tagelöhner, ags. eme,
ahd. axni, emi, zu asans.
assarjus in. pfennig, aus gr.
X<T7XßtOS.
&sU\\) n. Sicherheit (wahrscheinlich
so und nicht ada])s f.) ist aus dem
armenischen entlehnt und beruht
auf armen, hattat fest, wie Bugge
(Idg. forschungen 5, 172) zuerst
gesehen hat. Das /) in astaf) erklärt
er aus dem einfluss gotischer wort-
formen wie tnilaj), liuhaj), naqafj, staj>.
aste m. ast, ahd. ast, den übrigen
germ. dialecten fremd, ist identisch
mit gr. 5%os ast, zweig, knorren
und armen, ost ast. Neben idg. *ozdo-
steht *ö:do- in ags. 6*t, mnd. öH
knorren, knoten. Wol mit unrecht
vergleicht man noch air. att ge-
schwulst (aus *a:do-).
at zu, bei, an, an. at, ags. at,
as. at, ahd. aj, identisch mit air.
ad-, lat. ad zu.
at;i]»ni. s. a|»n.
atisks m. Saatfeld (oder atisk n.),
ahd. ejjid; urverwant mit lat. ador
speit.
atenarpjan benagen (?), vgl. ahd.
«närfan zusammenschrumpfen, ver-
ziehen, nl. snerpcn scharf schlagen,
scharf durch die luft rauschen, beis-
sen (von einer wunde), an. snarpr
scharf.
atta m. vater, ein lallwort ohne
geschichte, wie es fast in jeder spräche
gibt, vgl. ahd. alto, aksl. otXci (*otii)
vater, air. aile pflegevater, lat. atta,
gr. «tt«, alban. at vater, osset. äda
Väterchen, skr. atta mutter, ältere
Schwester und ausserhalb des idg.
z. b. bask. atta, magy. atya vater,
finn. ä'iti mutter, türk. ata vater.
Es gibt auch ähnliche lall Wörter für
'vater', welche mit t anlauten: bulg.
tati, tatko, serb. tajko, czech. Uta,
poln. wend. tata, russ. tata, tjatja,
lit. te'iis, com. tat, lat. tata, gr.
t xr x , t<ttä, ai. tatd-, tata- (auch
als anrede des vaters an den söhn)
u. s. w. Natürlich ist das gotische
wort erst nach der lautverschiebung
neu gebildet worden, denn ein vor-
germ. *attan- hätte *a*san- geben
müssen. Aelter als atta ist aif>ei
mutter, dessen f> auf vorgerm. t zu-
rückweist. Vgl. haimu|)li.
at|)insan heranziehen, anfr. thintan,
ahd. tftinnan, dinsan ziehen, lit. t(stt
ziehen, dehnen, recken, ai. ta/k*at/ati
zieht hiu und her, schüttelt. Die
idg. wz. *tem- ist eine erweiterung
von *ten- (s. ufjianjan).
atwitains f. beobachtung, zu
witan beobachten (mtaida).
a[m n. jähr, auch aiafmi n. (at-
ajmi). Das wort gehört vielleicht
mit lat. annu* (aus *atnos) zu ai.
dtati geht, wandert (s. Froehde, Bezz.
Beitr. 16, 196 f.; Strachau, Bezz.
Beitr. 20, 8).
al>l>au aber, Zusammensetzung aus
ap- = lat. at aber und f)an.
audags glückselig, an. audegr,
audngr, ags. eadvj, as. ödag, ahd.
otag begütert, reich, ableitung mit
-aga-, -iga-, -uga- von auda- in
audahafts.
audahafte beglückt, beseligt ent-
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hält den gemeingerm. stamm auda~:
an. auitr, ags. ead, as. öd, ahd. öl
besitz, gut, reichtum. Dazu an.
audenn, ags. enden, as. ödan ge-
schenkt, verliehen. Zimmermann
(Bezz. Beitr. 23, 275 f.) vergleicht
lat. autumnm herbst und eigennamen
wie Aulu*, Julia. Air. üaithne Puer-
perium ist ferne zu halten. Für
-Juifts s. haban.
auftö vielleicht, etwa, allerdings
(einmal uflö geschrieben) ist wol mit
ufla verwant.
aupidaürö n. fenster, ahd. auga-
tora, vgl. ags. eagduru, s. augu
und daürö.
augjan zeigen, abd. ougan, zu
augo. Die ags. form tewan geht
regelrecht auf älteres *agwjan zurück.
augö n. auge, krimgot. oeghene
(= augöna), an. auga, ags. e'age, afris.
fige, as. öga, ahd. ouga, dessen au
auf altem einfluss von auso oder
auf contamination von germ. *ag-
und *aw- (beide unter verschiedenen
lautlichen bedingungen aus idg.
*oq-) zu beruhen scheint, ist urver-
want mit lit. akw, aksl. oko (gen.
ocese) auge, oci die beiden äugen,
okno fenster, lat. acutus auge, gr.
tyaytxi werde sehen, fauirx habe ge-
sehen, oyi.yt.xix (lesb. cttitxtx) äugen,
fovt die beiden äugen, armen, ahn
auge, aekh äugen, welche auf eine
wz. *ög- sehen hinweisen. Nach Hirt
(Beitr. 22, 231) wäre augö aus *oq?qa
entstanden und zunächst mit gr.
huTcvt zu vergleichen. Einige forscher
trennen augö von der wz. *oq-\
Stokes (Kuhns Zs. 35, 151 f.)
und Zupitza (Die germ. gutturale
74) stellen es zu air. nag höhle,
grab (vgl. für die bedeutungsent-
wicklung ir. derc auge, höhle und
hebr. ajin auge, quelle). Wider an-
ders Kawczyriski (Arch. f. slav. phiL
11, 610 f.), der augö mit aksl. ncili
lehren, vgl-nali sich gewöhnen (a.
biühts) verbindet. Will man augu
durchaus von der wz. *oq- trennen,
so liegt es am nächsten das germ.
wort zu ai. ohate nimmt wahr,
beachtet, merkt auf zu stellen. Vgl.
andaugi, augjan.
auhjon lärmen, auhjödm m. lärm,
getümmel können auhjön, avhjödm
gelesen werden: wol mit unrecht
hat man darin die tiefstufe *uq- der
wz. *weq- reden (ai. vdkli redet,
uvocatn, gr. eiirov ich sprach u. 8. w.)
gesucht. Andere vergleichen lett.
auka Sturmwind, »erb. ttka geschrei,
slov. ukati jauchzen, air. uch seufzen.
Onomatopoetisch.
aühniists, b. aühuma.
aühns m. ofen (wol nicht avhn
n.), dazu mit gramm. Wechsel anorw.
ogn, aschw. ugn und mit unerklär-
tem labial an. o/n, ags. ofen, ahd.
ovan. Man vergleicht gr. ittvös ofen
und ai. ukha kochtopf. Ein an klin-
gendes wort für 'ofen' hat auch das
baltische, apr. urnjini«: vielleicht ist
dieses aus dem deutschen entlehnt.
auhsa m. ochse, an. ore, ags.
ojta, ahd. ohso, cymr. geh, avest.
u%*an-, ai. ufoan-, vielleicht zu ai.
uhdli sprengt, spritzt aus oder zu
ai. nhali wächst heran. Für andere
namen des, riudes s. 8 t i u r.
aühuma, auhumist*, aühm 'xsU höchst
(die form anhuma wird comparati-
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20
visch gebraucht), ags. ymeü (a. Ehris-
mann, Beitr. 18, 232), zu apr. ucko-
praofix zur superlativbildung.
auk denn, nämlich, an. auk dazu,
darauf, auch, ags. e'ac, afris. äk,
aa. ök, ahd. ouh auch wird gewöhn-
lich zu a u k a n gestellt. Einige hal-
ten es aber für identisch mit gr.
auye widerum, hingegen, ferner.
aukan wachsen, zunehmen, meh-
ren, an. auka hinzufügen, vermehren,
atirtja m. gürtner, ableitung von
kraut, an. urt, eher verwant
mit waürts als, wie Kluge (s.
Pauls Grundr. I 2 , 339) vermutet,
aus lat. hortvs entlehnt. Lid6n (Ein
balt. slav. aulautgesetz 23 fussDOte)
stellt anrti- mit ahd. orzön excolere
zu aksl. rastq wachse (*or*t<}) y alban.
rit wachse, mache gross.
ausö n. ohr, an. eyra, ags. eare,
afris. äre, as. ahd. öra, urverwant
ags. eacian (dazu das starke part. mit lit. aiuu, aksl. ucho (gen. uieie)
eacen), as. okian (dazu das starke
part. ökan), ahd. ouhhön vermehren,
urverwant mit lit. dugti wachsen,
augmli erziehen, lat. augeo vermehre,
auguztu* erhaben, avest. aojah-, ai.
ojas kraft, macht, ugrd- gewaltig.
Eine s- Weiterbildung derselben wz.
liegt vor in lit. duhztas hoch, gall.
Uxeilodünum üochstadt, air. 6s, ua*
über, lat. auxilium Zuwachs, Verstär-
kung, hilfe, gr. *u£«, av%xvu ver-
mehre. Vgl. wahsjan, wakan
und wökrs.
aürahi f. grabeshöhle (wol nicht
aurahjö), vielleicht ein fremdwort:
Bugge (Idg. forschungen 5, 177)
vermutet armenischen Ursprung, ohne
jedoch das etymon nachweisen zu
können.
aürali n. schweisstuch, aus lat.
öräle.
aürkeis m. krug, ags. orc aus
lat. urceus. Aksl. vrucl ist aus dem
gotischen entlehnt.
aürtigards m. garten, ags. ortgeard
baumgarten, aus aurti- (s. aürtja)
und gards. Aksl. vrülogradu beruht
auf aurtigard* oder einer ähnlichen
altgerm. form.
ohr, mi die beiden ohren, air. au,
6, lat. auris, aus- (in ausculläre), gr.
ous (gen. utSc) ohr, iou. ouxra obren,
avest. uÜ ohr. Auf got. *ausa-hrigga-
oder *ausi-hrigga- (vgl. ahd. örring)
beruht aksl. u*er$gü, usergzi oh rring:
dass ring auch im gotischen vor-
handen war, wird noch durch krim-
got. rincky ringo bestätigt.
aul>s öde (oder auj)eis1) f an. amtr,
ahd. ödi, nach Froehde (Bezz. Beitr.
20, 195 f.) zu gr. xutrtos leer, eitel,
vergeblich, umsonst (aus **xiriod).
E* gab im germ. auch ein gleich-
lautendes adj. mit der bedeutung
'leicht', das wahrscheinlich etymo-
logisch verschieden ist. Von ow/>#
abgeleitet ist avfnda f. einöde, wüste :
vgl. ahd. ödi, das im gotischen
*auj>ei lauten würde, und das neutrum
an. eyde.
awe|)i n. Schafherde, mit ags.
eowde, ahd. eirit zu *awi-, an. arr,
ags. eowu, as. enui, ahd. ouwi, ou,
lit. avh, aksl. ovt- (nur ovtca), air.
6i, lat. ovijt, gr. fiV, oU, ai. dvi- schal*.
Avfepi ist eine collectivbildung, wel-
che sich mit lat. vinetum, fruticHum
u. s. w. vergleichen lässt (van Hel-
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21
ten, Beitr. 20, 506 f.). Das verhält- j leicht, azHi n. leichtigkeit, annehm-
nis von awepi zu ags. eowde, ahd. ! lichkeit, lust. Bugge (Idg. forschun-
etcil ist dunkel. Vgl. awistr. Für gen 5, 172 f.) denkt an entlehnung
'lamm, schaf hat das gotische lam b aus armen, azat frei, das selbst auf
(vgl. auch wiprus), während im pers. aziid (avest. azäta-) zurückgeht,
scand. das schaf auch fih genannt azgö f. asche, mit auffälligem zg
wird. Eine andere germ. bezeichnung gegenüber an. aska, ags. asce, irsce.
ist ags. sceap, as. scäp, ahd. «cd/.
iiwiliuj» n. danksagung, dazu
awiliudön dank sagen. Mit awi- wer-
den verglichen gall. avi- (in Avican-
tus), air. eo- gut, con-6i servat, lat.
avere gesegnet, gegrüsst sein, ai.
dvati freut sich, fördert, hilft, schützt
(vgl. gaunijan). Das zweite com-
positionsglied -Huf) ist das gemein
germ. wort für 'lied' : an. ljud, ags.
le'od, ahd. lioth, liod (s. liupon).
awistr n. schafstall, ags. eowestre
und ohne das r ahd. ewist, zu *awi-
schaf (s. awef>i). Man hält awistr
für eine Zusammensetzung *awi-tcistr,
in welcher das eine tri durch sil-
bendissimilatiuti geschwunden wäre:
vgl. ahd. wist aufenthalt, Wohnort
(s. wists). Doch Schulze (Kuhns
Zs. 29, 270) erklärt awistr aus
*owi~ttt-tro- und ahd. ewist aus *oici-
*Ut- und vergleicht altindische bil-
dungen wie go»(hd- Standort von
kühen, kuhhürde, kuhstall. S. auch
Ehrismann (Literaturblatt 16, 217).
awo f. grossmutter, an. de urgross
vater, Ii t. avynas, apr. airis, aksl.
uß oheim, air. aue, 6a enkel, cymr.
ewithr oheim, lat. avus ahnherr,
avvnculus oheim. Dazu *auhaims, ags.
eam, afris. em, ahd. oheim oheim: s.
Osthoff (Beitr. 13, 447 f. f.). Armen.
hat- grossvater gehört nicht hierher.
azets leicht, adv. azetaba gern,
ahd. asca. Osthoff (Beitr. 13, 396
f. f.) nimmt ein germ. *astayön- an,
woraus *azdyön- (azgön-) und *astkön-
(ahd. asca) entstanden wären, und
vergleicht zunächst gr. dörre,
trockne, i^Ofixi verdorre, i^otiverxi
vertrocknet, !?* dürre, trockenheit,
x^xxioc dürr, trocken, dörrend, aus-
trocknend, erhitzend, entflammend,
deren £ auf grund von czech. apoln.
ozd malzdarre, slov. czech. ozditi,
poln. ozdzic malz dörren, klruss.
vznifca rauchloch im strohdache aus
idg. zd erklärt werden muss. Die
wz. *azd- ist eine ^erweiterung von
*<?.*- in lat. ärere trocken sein, dürr
sein, äridus trocken, ardere brennen,
glühen (aus * aridere, denn *azdere
hätte *ädere gegeben), ai. dsa- asche,
staub (s. auch Kern, Tijdschr. v.
Ned. taal- en letterk. 9, 190 f. f.).
uz viiic gen. pl., fremdwort: tüv
b.
ba, enclit. partikel, vgl. etwa lit.
bei, apr. bhe und. Ueber das adver-
bialsuffix -ba, welches etymologisch
wol von der partikel verschieden
ist, s. Bugge (Idg. forschungen 5,
177).
badi n. bett, an. bedr polster
(dieselbe bedeutung haben die aus
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22
dem germ. entlehnten finn. patja, I
estn. padi), ags. fjfd, as. bed, ahd.
betti bett, beet. Franek vergleicht
die idg. wz. H/nuhh)-, *bhodihy gra-
ben, stechen in lit. tafo grabe, taipti
stossen, stechen, lett. bedre grübe,
gruft, aksl. W</ stosse, steche, cymr.
grab, lat. fodxo grabe, was aber
wegen an. bedr, finn. j»a(/a polster
nicht ohne bedenken ist (s. auch
Braune, Beitr. 23, 250). Eher wird
Kern (Tijdschr. v. Ned. taal- en
letterk. 1, 37) recht behalten, der
badi als dasjenige, worauf man drückt
oder liegt, zu ai. bädhate drängt,
drückt (s. bidjan) stellt. Weniger
befriedigend ist die anknüpfung an
lit. padis Untergestell, aksl. podu
boden, welche Bugge ( Beitr. 13, 176
f.) vorgeschlagen hat, zumal weil es
nicht für sicher gelten darf, dass anl.
b auf idg. p zurückgehen kann.
bagms m. bäum, vgl. an. badmr
und ags. beam, afris. bäm, as. bom J
ahd. boum. Man hat westgerm. *bauma-
aus *baywmd- erklären wollen, wo-
durch es sich mit bagw$ vereinigen
liesse, doch Johansson (Beitr. 15,
224 f.) hat dazu einen anderen weg
gefunden, indem er *bauma- auf
idg. *blwumo- und bagma- auf älteres
*baggma-, *baggtc»ma-, *haww9ma-,
idg. *bnoicsmo- zurückführt und beide
zur idg. wz. Hhew- sein, werden
in bau an stellt: vgl. insbesondere
gr. Qüßx gewächs. Auch dieses darf
aber nicht für sicher gelten, denn
das d in an. badmr sträubt sich
gegen jede bisher vorgebrachte erklä-
rung (vgl. jedoch Loewe, Die ethnische
und sprachliche gliederung der Ger-
I manen 5 fussnote). Zu beachten ist
noch aschw. bagn baumstamm, das
sich zu bagim verhalten könnte wie
an. boin, ai. budhnd- zu ags. bolm,
ahd. bndam, gr. iroSpiiv boden.
bat beide, n. 6a, an. gen. beggja
(= *baddje\ ags. begen, bd, wozu
baju|>s und afris. bede, ahd. beide,
bide, vgl. lit. abu, aksl. oba, lat.
ambo, gr. änQu, ai. ub/i/nt. Der anlaut
der genannten, unzweifelhaft zusam-
mengehörigen Wörter macht grosse
Schwierigkeiten, welche bis jetzt
nicht gelöst sind.
baidjiin zwingen, an. beida, ags.
bndan, as. bfdian, ahd. heilten zwin-
gen, drängen, urverwant mit lit.
baidgti scheuchen, aksl. bediti zwin-
gen zu b' ; da not, vgl. obidHi ver-
letzen, obida unrecht und vielleicht
alban. U eid, schwur. Weiteres ist
nicht ermittelt.
bafrabagius m. maulbeerbaum.
Falls btit'ra- eigl. 'birne' bedeutet,
geht es mit ahd. bira und ags. peru,
an. peru auf lat. pirum (pl. pira)
zurück. An dieser stelle sei erwähnt,
dass uns auch der gotische apfel-
namen überliefert ist : krimgot. apel,
d. i. *apl«, vgl. an. eple, ags. ivppel,
ahd. opful und ferner lit. Sbüla*,
aksl. abttiko, jablüko, air. aball, nball
( vgl. dazu Schräder, Sprachvergl. und
Urgeschichte 1 400).
bairan tragen, an. bSra, ags. aa.
ahd. heran, allgem. idg.: aksl. berq
sammele, nehme, air. berim, ht./ero,
gr. Qipv, armen, lerem trage, avest.
baraiti, ai. hhärati trägt. Vgl. barms,
barn, baür, baürfjei, berusjos,
gabaür, gabaür^s.
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23
bairgahei f. bergland, Hairgah»
gebirgig, abgeleitet von germ. *ber-
ga-\ au. bjarg fels, ags. beorg, as.
ahtl. birg, urverwant mit air. bri
berg, armen, bardzr Loch, berdz höhe,
avest. b»r»zant-, ai. brhdnt- hoch
Aksl. bregit ufer weist dagegen auf
idg. mittleres oder labiovelares g
im wurzelauslaut : vielleicht ist es
aber aus dem germ. entlehnt. Andere
gotische Wörter für 'berg' sind fair-
guni und krimgot. rinUch, das mit
ags. rind, ahd. rinta rinde zusam-
mengehört („Die bergmasse kann
als die rinde der erde aufgefasst
werden" Kock, Beitr. 21, 435 f.).
Vgl. baürgs.
bairgan bergen, an. bjarga, ags.
beorgan, as. ahd. bergan, findet sich
ausserhalb des germ. nur im slavi-
schen: aksl. brtgtf bewahre, behüte.
bafrhts hell, glänzend, an. bjartr,
ags. beorht, as. ahd. bßraM, zu lit.
berszti wird weiss, alban. barB weiss,
avest. braza- strahlend, bräzaiti strahlt,
ai. bkrajate glänzt, strahlt, bhdrga*
glänz (mit auffälligem g, das durch
analogische Umbildung erklärt wird).
Ungeachtet des l sind lat. fulgeo
glänze, ßagräre lodern, brennen, gr.
fyxtyu brenne, <pAo'£ flamme kaum
ferne zu halten : wahrscheinlich stan-
den schon in der Ursprache *bhery-
und *bhely- neben einander. Von
bahhtt abgeleitet ist u. a. bair/dei f.
helle, klarheit, ahd. ptrahti.
baitrs bitter, dazu mit ablaut an.
bitr, ags. bitior, as. ahd. bittar. Zu
beitan.
bajö|>8 beide, zu bai. Vgl. die
litauischen zahlwortbildungen auf
I -Ha» wie dvejiias anzahl von zweien,
balgs m. schlauch, an. belgr, ags.
belg, bylg, ahd. balg balg, schlauch,
dazu mit ablaut ahd. bulga lederner
sack und ausserhalb des germ. gall.
bnlga ledersack, air. bolg sack. G.
Meyer (Idg. forschungen 1, 325)
fügt noch tarent. (tcKyoc schlauch
hinzu, indem er annimmt, dass tioxydt;
für *ßoky6s geschrieben sei. Die
Wörter beruhen auf dem begriff des
geschwollenen und gehören zu an.
bolgenn aufgeschwollen, ags. as.
ahd. belgan aufschwellen, zornig sein,
air. bolgaim schwelle. Vgl. ferner
apr. po-balzo pfühl, bahinu kissen,
slov. Uazina federbett, serb. blazina
kissen, polster, avest. bärazii kissen,
ai. bar/tu opferstreu, upa-bdrhana-,
upa-bdrhani decke, polster.
balsan n. baisam, mit auffalligem
n gegenüber ahd. baUamo, das auf
lat. bahamum aus gr. ßäXvxpov be-
ruht. Das gotische wort ist wol un-
mittelbar aus dem griechischen ent-
lehnt, wie auch arab. balasän. Gr.
ßzXvxftov selbst ist semitischen Ur-
sprunges : vgl. hebr. bü&um, arab.
j baSäm balsamstrauch (s. Lewy, Die
semit. fremdwörter im griechischen
41).
hal(>aba kühn, dreist, beruht auf
einem adj. *balfjs, an. ballr, ags.
beald, as. ahd. bald kühn, dreist,
j Dazu baljiei f., ahd. baldl kühnheit
und baipjan kühn sein, an. bella
sich erdreisten, ags. byldan, as. bel-
dian, ahd. balden kühn machen. Ver-
want ist an. baldr, ags. bealdor fürst,
woher der name des gottes Balder.
Ganz unsicheres bei Johansson, Beitr.
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24
15, 225 f. und Osthoff, Beitr. 18, ] tod, verderben. Gehört germ. ban-
255 f.
balwawesei f. bosheit, muss viel-
leicht *balirawei*ei geschrieben wer-
den (vgl. hindarweisei arglist, 8.
hindarweis). Das erste compositi-
onsglied balwa- ist gemeingerm. :
an. hol, ags. bealu, as. balu, ahd. balo
verderben, übel. Davon abgeleitet
ist balwjan quälen, an. bolva verflu-
chen. Ausserhalb des genn. ver-
gleicht man wol mit recht aksl. holt
krank, hott krankheit, boleti schmer-
zen leiden. Bugge (Beitr. 13, 182)
und Osthoff (Beitr. 18, 256) den-
ken aber an Zusammenhang mit
gr. dXofa verderblich, indem sie das
b für praefixal halten: nach Bugge
läge hier idg. *po- vor, was lautlich
nicht zu rechtfertigen ist; nach Ost-
hoff wäre das b in balwa- aus idg.
*bhi-, *bhy- zu erklären. Noch anders
Schräder (Kuhns Zs. 30. 466), nach
welchem balwa- mit XdX.fallo betrüge,
gr. x7ro0aMoe nichtig, $>jAo; betrü-
gcr zu verbinden wäre, und Bezzen-
berger (Bezz. Beitr. 21, 316 fuss-
mit ablau tsentgleisung zu air. benim
schlage, bret. benaff schneide, aksl.
biti schlagen (s. Zupitza, Die germ.
gutturale 30 f.)? Gr. Qom mord
(zu Stivu schlage u. s. w.) darf nicht
herangezogen werden.
banst« m. scheuer ist verwant
mit an. bau, ags. bös kuhstall, mhd.
banse scheune (das unbelegte skr.
bhhm- kuhstall wird besser zur seite
gelassen). Windisch (Idg. forschun-
gen 3, 76 f. f.) vergleicht dazu air.
be*s gewohnheit, sitte und beruft
sich wegen der bedeutung auf gr.
föos wohnung, stall, gewohnheit,
herkommen, sitte. Verfehlt ist Schrä-
ders versuch (Kuhns Zs. 30, 483 f.)
bansls mit gr. <rw-^)f^, vv-<pet6c Schwei-
nestall zu vermitteln, welche combi-
nation auch bei Feist (Beitr. 15,
546 f.) keine Zustimmung gefunden
hat,
barbarus m. barbar, aus ßxpßxpos.
barizeins von gerste bereitet, ab-
geleitet von *baris gerste, an. barr
getreide, ags. bere gerste, urverwant
note), der gegen die lautgesetze ai. | mit aksl. braHno speise, russ. boroino
hvar- schief gehen vergleicht.
roggenmehl, serb. bulg. braäno mehl
bandi f. band, feseel, ags. bend, (s. Pedersen, Idg. forschungen 5,
afris. bende, as. pl. bendi, zu b i n d a n.
bandjam. gefangener, zu bindan.
bandwa, bandwö f. zeichen, mlat,
longobard. bandum banner (franz.
banniere, ital. bandiera, span. bander a
ist germ.). Dazu bandwjan, an. benda
ein zeichen geben. Zusammenhang
mit gr. Qzlvu zeige ist unsicher.
54) und mit lat. far (gen. farru)
speit. Vgl. auch aksl. bärü eine
hirsenart.
Daring m. schoss, busen, an. barmr,
ags. bearm, as. ahd. barm, zu ba i ra n.
Identisch gebildet ist gr. (popßfa
tragkorb.
barn n. kiud, krimgot. baar knabe,
banja f. wunde, an. ags. beti, as. an. barn, ags. bearn, afris. bern, as.
beni- in beniivunda, zu an. baue, ags. ahd. barn kind, vgl. lit. bernas knecht.
bona, as. bano mörder, ahd. bano jüngling. Dazu barnüks, an. bernskr
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25
kindisch, lit. berniszkas knechtisch.
Wahrscheinlich zu bairan.
barusnjan ehren, ein wort dunke-
len Ursprunges, das nach Bugge (Idg.
forschungen 5, 175 f.) aus armen.
barepa&tim, barepaStanam verehre ent-
lehnt sein soll. Die abweichende form
des gotischen wortes erklärt er durch
den einfluss von berusjos (vgl.
über barusnjan Bugge, ßeitr. 13,
178 f.).
hast, s. weinabasi.
batlza besser, batists best, an.
betre, beztr, ags. belera, betst, afris.
betere 1 best, as. betaro, best, ahd.
hefäßTQt bejjist, unregelmässige stei-
gerungsformen zu göds, sind ver-
want mit böta. Zusammenhang mit
ai. bhadrd- erfreulich, glücklich, gut
(idg. Hhndro-), bhändis{ha- am besten
preisend, bhdndate wird gepriesen,
ist glücklich, freut sich ist nicht
wahrscheinlich. Vgl. gabatnan.
bauail wohnen, bauains f. wohnung,
an. bua, ags. buan, as. ahd. büan
wohnen, bebauen, lit. butt, aksl. byti
sein, air. buith das sein, lat.* fui
war, gr. Qua zeuge, avest. bavaiti,
ai. bhdvati wird, ist. Zu dieser allgem.
idg. wz. gehören u. a. an. ags. bu,
as. ahd. bn bau, wohnung, an. bmt
bude (vgl. lit. bütas haus, air. both
hütte und mit idg *bhö- aus *bhöu-
meng. bdpe, mhd. buode bude, wie
an. b6l wohnstatte) und vielleicht
auch bagms.
bantrjan, s. usbaugjan.
bauljau, s. ufbauljan.
baur m. geborener, an. burr, borr,
ags. byre söhn, zu bairan.
banrd, s. fotubaürd.
batirgN f. stadt, an. borg, ags. as.
ahd. bürg bürg, stadt, identisch mit
gall. brig- in Jirigiani, ßrigantes (vgl.
den germ. volksnamen Burgnndwnes),
air. bri berg (gen. breg), avest. barsz-,
bzraz- höhe und verwant mit b a \ r-
gahei. Gr. vvpyoc türm ist natür-
lich ferne zu halten. Von battrgs
abgeleitet ist baurgja m. bürger,
mitbürger. Vgl. bibaürgeins.
baürgswaddjus f. Stadtmauer,
grunduwaddjus f. (m.) grundmauer,
mipgardiwaddjus f. Scheidewand ent-
halten ein sonst nicht belegtes -waddjus
mauer, das mit an. veggr, ags. wag,
afris. wäg, as. weg wand identisch ist.
Man vergleicht lit. vyti, aksl. viti
drehen, winden, lat. viere binden,
flechten, ai. vydyati umhüllt, vdyaii
webt, flicht und denkt an eine grund-
bedeutung 'flechtwerk, geflochtene
wand.' Vgl. biwindan, wein.
baürpei f. bürde, an. byrdr, byrde,
ags. byrden, ahd. burdi, zu bairan.
baul>s taub, stumm, geschmacklos
kann urspr. 'stumpf bedeutet haben
und mit nd. butt stumpf, plump,
norw. dial. butt stück holz verwant
sein. Meillet (Mem. de la Soc. de
Ling. 10, 282) vergleicht armen.
buth stumpf und mit anderem suffix
lit. bukus spitzlos, stumpf. Weniger
wahrscheinlich ist die von mir aus-
j gesprochene Vermutung (Beitr. 20,
563), dass baups mit au durch ein-
wirkung des synonymen daufs zu
air. bodar, ai. badhird- taub zu stel-
len sei.
beidan erwarten, an. btda erwar-
ten, ertragen, ags. btdan verweilen,
erwarten, ertragen, as. bidan, ahd.
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26
bilan warten wird gewöhnlich mit
lat. fido vertraue, gr. ice&u über-
rede identificiert, was wegen der
bedeutung nicht für sicher gelten
darf (vgl. bidjan). Mit baidjan
kann beiden aus semasiologischen
gründen- nicht verbunden werden.
Vgl. us bei sns.
beist n. Sauerteig, mit »t aus tst
(s. Brugmann, Idg. forschungen 6.
102 f.) zu bei tan. Vgl. gabeist-
jan, unbeistei, unbei8tjö|)s.
beitan beissen, an. btta, ags. bitan,
as. bitan, ahd. //«ja«, urverwant mit
Iht.Jtndo, ai. bhinddmi, bhedämi spalte.
Vgl. andabeit, baitrs, beist.
berusjö* m. plur. eitern, urspr.
part. praet. act. zu bairan.
bi bei, an, um, ags. 6t, öe-, as.
bi, be-, ahd. bi, bi-. Man vergleicht
aksl. obü, dessen bedeutungen genau
mit bi übereinstimmen, lat. ob ent-
gegen, und mit nasal ags. ymb, ymbe,
ahd. umbi um, lat. amb-, gr. ifiCJ)i
u. ß. w. In avest. aitci, ap. abiy,
ai. abht herbei, zu, um scheinen
zwei idg. praepositionen zusammen-
gefallen zu sein (*ebhi und *mbhi).
Alles unsicher.
biabrjan, s. abrs.
bibaürgciiis f. umwallung, zu
*6ibaurgjan umwallen : *baurgjan ist
denominativum von baürgs.
bida f. bitte, gebet, as. beda, ahd.
b'eta, zu bidjan.
bidagwa m. bettler, von dunkeler
bildung, zu bidjan. Ist bidagwa,
wie Kluge (Pauls Grundr. P 447)
und Zupitza (Die germ. gutturale
95) annehmen, für *bidaga verschrie-
ben? Vgl. ags. bedecian betteln.
bidjan bitten, beten, betteln, an.
bidja, ags. biddan, as. biddian, ahd.
bittan gehört nach Kern (Tijdschr.
v. Ned. taal- en letterk. 1, 32 f. f.)
zu ai. badhale drängt, drückt: man
beachte die Übereinstimmung von
an. knebeit, as. kneobeda kniebeugung,
anbetung mit ai. jnudadh- die knie
beugend. Dazu gehören noch lit.
bdda8 hungersnot, hunger, gr. rtöo;
drang, Sehnsucht. Osthoff (Beitr. 8,
140 f. f.) hält bidjan für ein ver-
bum mit wurzelhaftem i (baj) statt
*baip wäre als entgleisung zu erklä-
ren) und vergleicht \*t.ßdo vertraue,
gr. irtßv überrede (vgl. beidan).
Noch anders, aber gewiss verfehlt
Bezzenberger (Bezz. Beitr. 16, 252),
der gegen die lautgesetze das b in
bidjan aus einem velarlaute entstan-
den sein lässt, Vgl. bida, bidagwa.
bifaihö f. Übervorteilung, bifaihön,
gafaihön übervorteilen, zu faih.
bigafrdan umgürten, u/gatrdan
aufschürzen, in den andern sprachen
mit tiefstufe der wz. : an gyrata, ags.
gyntan, as. gurdian, ahd. gurten, zu
gai r d a.
bigitan finden, erlangen, antreffen,
an. geta erlangen, erreichen, vermu-
ten (daher geta Vermutung, gata
rätsei), ags. gietan bekommen, erhal-
ten, begietan erfassen, erreichen, er-
langen, forgietan vergessen, afris.
urjeta, forjeta vergessen, as. bigttan
finden , fargetan vergessen , ahd.
pigejjan erreichen, erlangen, erwer-
ben, irkejjan, firgejjan vergessen.
Mit germ. *gelan erfassen, erlangen,
vermuten, raten sind urverwant:
aksl. gadati raten (daneben gatati),
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lat. prehcndo ergreife, praeda (*prai-
keda) beute, hedera epheu, gr.
erlange (l^«3ov, %tivoiJLa.i).
bihait n. streit, ags. ä<?W drohung,
prahlrede, as. bihti drohung, ahd.
bikeij verheissung, gelobung, zu
Hihaitan (s. haitan), ags. behdlan,
ahd. biAeijan verheissen, geloben. Von
bihait abgeleitet ist bihaitja m. streit-
süchtiger, prahler.
bijands in bijandzuppan zugleich
aber auch, unbekannten Ursprunges.
bilaibjan übrig lassen, an. leifa,
ags. lirfan, belxfan, causativum zu
bileiban.
bMaigön belecken, lit. Uziu, aksl.
lizq, air. Itgim, lat. lingo, gr. A«/«£«,
armen. Itzum, np. Usam (für *lezam),
ai. rehmi, lehmi lecke. Dazu auch
ags. liccian, as. leccön, liccön, ahd.
leccön, tecchön mit kk aus idg. yhn,
Tgl. gr. Ät%vos lecker, naschhaft,
A(^vfy« belecke, benasche.
bileiban bleiben, ags. bclifan,
afris. bellva, bliva, as. biliban, ahd.
TOom, mit aflifnan, bilaibjan,
laiba, liban zu lit. Dpti ankle-
ben, lipsznus klebrig, aksl. Upiti,
•ftnqti, -lipati ■ anhaften, ankleben,
ttpiti zusammenkleben , festkleben
(causat.), lat. lippu* triefäugig, gr.
iX('t$u salbe, xXettpxp, xXoiQvj salbe
(mit 0 statt TT durch entgleisung),
kirxpfa fett, xliros, A/t« (acc.) fett,
hvxpilt; anhaltend, beharrlich, XIttx-
beharre, ai. rip- schmieren, kle-
ben, limpdti bestreicht, beschmiert,
lepa- salbe, teig, tünche, schmutz.
bimait n. beschneidung, zu bimai-
Uin beschneiden, s. maitan.
bimampjan verhöhnen, verspot-
ten, weist auf eine idg. wz. mit b
im auslaut. Trotzdem darf man es
kaum von gr. ßipt^oßxt tadele,
ßouitpt tadel trennen, welche eine
wz. mit ausl. bh voraussetzen.
biliatihan erlaubt sein, ganauhan
genügen (aus ganah es genügt ist
lit. gana genug entlehnt), ahd. gina/i
es genügt, mit ganaüha, ganöhs
zu an. nd erreichen, air. at-chöm-naic
accidit, cöim-nactar potuerunt, lat.
nanciscor erreiche, avest. nasaiti, ai.
ndcati, ar-noti erreicht. Auch lit. neszti,
aksl. nesti, gr. iveyxeTv tragen gehö-
ren hierher.
bindan binden, an. binda, ags. as.
bindan, ahd. bintan binden, avest.
bandämi, ai. badhnami binde. Dazu
lit. bind ras genösse, lat. offendimen-
tum kinnband an der priestermütze,
offendix knoten, band, gr. *e7<rax
tau, seil, iretSipis Schwiegervater
(vgl. ai. bdndhu- verwanter). Vgl.
andbundnan, bandi, bandja,
gabinda, gabundi.
Ii i n in Iis ja n ausspähen, ahd. pinitt-
9an erfahren, finden, erreichen, erlan-
gen, ohne praefix ags. neosian, neosan
untersuchen, versuchen, aufsuchen,
vielleicht erst durch entgleisung in
die tu-, u- reihe gekommen und mit
lat. nanciscor erreiche, ai. ndcati
erreicht, agnöti erreicht, erlangt
(s. binaühan) vergleichbar. Vgl.
nin hs eins.
biranbön berauben, an. raufa,
ags. rcafian, as. röbön, ahd. roubön
rauben, denominativum von *rauba-,
ags. re'af, afris. räf, as. röf(\w nödröf
gewaltsame entreissung), ahd. roub
raub, zu an. rjufa, ags. reofan
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brechen, zerreissen und ausserhalb
des germ. lit. rnpHi kümmern, rü-
pedu sorge (diese bedeutungen las-
sen sich sehr wol aus dem grund-
begriff des brechens erklären), rupas
rauh, holperig, rupts eine bauchkrank-
heit bei pferden, raupdi masern, rau-
pU blatter, rdup&a* aussatz, serb.
rupa loch, grübe (vgl. an. rauf loch),
poln. rupic beissen, lat. rumpo zer-
reisse, zerbreche, rüpes fels, klippe,
bal. röpag fegen, np. rubüdan rauben,
ruftan fegen, ai. rupyali hat reissen
im leibe, rdpi- reiseender schmerz,
ropa- loch, höhle, lumpdü zerbricht,
plündert, raubt. Vgl. raupjan.
Neben idg. *reup-, *rup- stand ein
synonymes Heup-, *lup- in ahd.
lauft bast, lit. lupti schälen, aksl.
lupiti abziehen, schälen, lupezl raub
und *leub-, *lub- in aksl. *lubti rinde
(südslav. russ. poln. czech. lub).
bireks, bireifo (oder birikmt) ge-
fährdet, unbekannten Ursprunges.
birödeins f. üble rede, zu birödjan
sich unwillig äussern, murren, s.
r ö dj an.
bininains f. heimlicher anschlag,
beruht auf *rünan (praet. *rünaida), I
ags. rvnxan y anfr. rünan, ahd. rünen
flüstern, raunen, zu runa.
bisauljan beflecken (dazu buaulrins
f. befleckung, buaulnan sich verun-
reinigen), norw. dial. styla beflecken,
saula schmutz. Man vergleicht aksl.
chula tadel, lästerung, c^kM* lästern,
welche wegen des anl. ch besser zur
seite gelassen werden (s. jedoch |
Pedersen, Idg. forschungen 5, 64).
Auf grund von an. taurr feuchte
erde, schlämm, kot wird man das l
in germ. saut- zum suffix ziehen
müssen. Weitere unsichere combina-
tionen findet man bei Person (Wur-
zelerw. 175), der ohne genügenden
grund an die sippe von ai. sunoii
denkt.
bisineitan beschmieren, gasmeifan
schmieren, ags. sntitan werfen, schla-
gen, afris. smita werfen, ahd. smijan
beschmieren. Falls die grundbedeu-
tung von germ. *smitan 'werfen'
ist, darf man aksl. smtdn dunkel-
braun nicht vergleichen.
bistugq n. anstoss, ärgernis, zu
bistigqan an etwas stossen, s. atig-
qan.
bisunjane ringsum, beruht anf
-sunjan-, erweiterung von idg. *sni-
(tiefstufe zu *sent-), part. praes. der
wz. *<?*- sein. Vgl. sunja, sunjis.
bindan, 8. anabiudan.
bingan biegen, ahd. biogan, dane- «
ben das aoristpraesens ags. bugan,
an. nur bogenn gebogen. Ahd. buhil
hügel macht es wahrscheinlich,
dass wir mit einer wz. *bheufc-, *bhuk-
zu tun haben; die andern idg. spra-
chen weisen auf *bheug-, *bhug- : lit.
bngt'i erschrecken, baugm furchtsam,
lat. fugio, gr. Q>tvyu fliehe, avest.
buj- ablegen, reinigen, befreien, ret-
ten, bu%ti- befreiung, rettung, päz.
bö%lan retten, bal. bözay öffnen, los-
binden, ai. bhujami biege, bhugnd-
gebogen, bhogd- windung, krümmung
(anders Meillet, Notes d'etymologie
grecque 8 f. f.). Hierher *buga,
krimgot. boga bogen, an. böge, ags.
boga, as. ahd. bogo. Vgl. usbaugjan.
Mühls gewohnt, aus bi und -nht»,
das auf idg. *u»Ho- zurückgeht, vgl.
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Iii junktas gewohnt, junkti gewohnt
werden, jaukhili gewöhnen, aksl.'
vyknqii sich gewöhnen, uciti lehren,
ai. ucyati findet gefallen an etwas,
ist gewohnt, ucild- gewohnt, ange-
messen, entsprechend, 6ka» behagen,
gefallen, wohnstätte.
biliös m. tisch (so und wol nicht
bivp n.), an. bjodr, ags. beod, as.
biod, ahd. beot, piot, zu -biudan in
anabiudan. Aus got. biuda- ist
aksl. bljudo, bljudu, bljuda, bljudva
schüssel entlehnt. Das wort bedeu-
tete urspr. den gegenständ (tisch,
schüssel), worauf etwas vorgelegt
oder dargeboten wird.
biwaibjan umwinden, an. veifa
in schwingender, zitternder bewe-
gung sein, ags. icdßan schwanken,
ahd. ziweibjan zerstreuen, weibön
schwanken, schweben, unstet sein,
urverwant mit avest. vip- werfen,
entlassen, ai. ve'pate regt sich, zitiert,
bebt, vipa*- erregung, begeisterung,
vipra- begeistert, sänger, dichter.
Neben idg. *weip- steht *wi&- in
wei pan.
biwindnn umwinden, einwickeln,
dugamndan verwickeln, umcindan
fertig winden enthalten das gemein-
germ. *windan winden, wickeln: an.
nWa, ags. as. ahd. windan. Dazu
das causativum wandjan. Ausser-
halb des germ. sind noch keine be-
ziehungen gefunden: man vermutet
ursprüngliche Zugehörigkeit zur ei-,
»-reihe und vergleicht die idg. wz.
*ve%-, *wi- winden, woraus germ.
*wind- weitergebildet sein könnte
f. vgl. baürgswaddjus, wein).
blandan mischen, an. blanda, ags.
as. blandan, ahd. blantan, damit
ablautend blinds und an. blunda
die äugen schliessen, blundr Schlum-
mer, urverwant mit lit. blandßli die
äugen niederschlagen, blendzvüs ver-
finstere mich, bifida wird abend,
priblfsta fangt an finster zu werden,
pryblindt, priblindlma* abenddämme-
rung, aksl. blqdili, blpti irren, blqdil
irrtum, hurerei, bledt betrug. Hierher
gehört noch germ. * blunda-, mlat.
blundu*, blondus blond, eigl. 'gemischt'
(vgl. ags. blanden-feax). Ausführlich
handelt über diese sippe Liden (Stud.
zur aind. und vergl. Sprachgeschichte
76 f. f.), der lit. baldndu, baldndt
wilde taube, baldnda melde und ai.
bradhnd- rötlich, falb {*bhlndhnoA)
heranzieht. Nach ihm wäre der ur-
sprüngliche sinn der wz. 'dunkel,
trübe machen' und träte dieser noch
deutlich in germ. Hlunda- hervor
(dann hätte sich die bedeutung 'blond'
nicht aus 'gemischt' entwickelt).
hlanfcjan entkräften, an. biet/dank
zaghaft werden, as. blödian, ahd.
plödjan schwach, zaghaft machen,
denominativum von *blaupwt, an.
blaudr, ags. blead schwach, kraftlos,
as. blödi, ahd. plödi gebrechlich,
schwach, zaghaft. Bugge (Beitr. 13,
180 f.) hält das b in Hlaupu* für
ein praefix und denkt an Zusam-
menhang mit lit. paliduü aufhören.
Mehr empfehlung verdient die an-
knüpfung an gr. (pxotüpos gering,
schlecht, wertlos (daneben (petüXos
aus *$Kxv\o().
hleiftjan mitleid haben, barmher-
zig sein, ahd. bilden sich freuen, zu
bl eips.
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blei{)8 freundlich, barmherzig, an.
blidr mild, sanft, ags. blute mild,
sanft, fröhlich, as. bfidi, ahd. blidi
heiter, freundlich. Bugge (Beitr. 13,
181 f.) fasst das b als praefix und
vergleicht lit. palHi hingiessen. Nicht
viel überzeugender stellt Johansson
(Beitr. 15, 226 f.) bleifis zu ai. ml/iyati
welkt, erschlafft, indem er das y zur
wz. zieht. Insofern mag er recht
haben, dass er in dem bl idg. ml
sucht : vgl. etwa ai. mrityati zerfallt,
löst sich auf (Beitr. 20, 563 f.).
blesan, s. ufblösan.
bliggwan bläuen, sehlagen, mnl.
blouiven, ahd. bliuwan ist ausserhalb
des germ. nicht nachgewiesen: die
vorauszusetzende idg. wz. ist Hhleu-
oder *mleu-.
blinds blind, an. blindr, agß. as.
blind, ahd. Mint, zu bland an.
blöma m. blume, an. blomc, ags.
blöma, as. biomo, ahd. bluorno, zu
ags. blöwan, as. blöian, ahd. blnojcn,
bluowen blühen. Hierher gehören
auch ags. bled, ahd. blnot blüte und
an. blad, ags. bind, ahd. Mal blatt,
weiter ags. blöslma, mhd. bluost blüte,
welche auf Hhlö-s- beruhen. Ausser-
halb des germ. findet man ebenfalls
*bhlö- und *bhlö8-: air. bldth blume,
blüte, lat. flös blume, flörrre blühen.
Zusammenhang mit -bltsan (s. uf-
blesan) ist wahrscheinlich.
blötan anbeten, verehren, an. blöta,
ags. bl6tan, ahd. pluajan opfern,
wozu blötinassu» m. Verehrung,
guj)blöstrei8. Aussergerm, be-
ziehungen sind nicht mit Sicherheit
nachgewiesen. Man vergleicht das
mehrdeutige lat. flämen priester (aus I
I *flädmen1 Bugge, Bezz. Beitr. 3, 98).
ftach andern wäre dieses wort mit
j ai. brahmun- zauberpriester, brdhman-
zauberspruch zu identifizieren (s.
Kretschmer, Einl. in die geschiente
der griechischen Sprache 127 f. f.).
blöj) n. blut, krimgot. (fehler-
haft für *blut), an. blöd, ags. blöd,
afris. as. blöd, ahd. bluot weisen auf
idg. *bhlolo- oder *bhläto-, vielleicht
zu *bAlö- blühen (s. blöma).
bnauan zerreiben scheint aus b-
(in tonloser silbe aus bi- entstanden)
und -nauan zusammengesetzt zu sein,
[ vgl. an. nua, gm/a- (g-nria), ahd.
nf/an zerreiben. Vielleicht zu der
unter n a u |> s besprochenen wz. *«««-
quälen, falls diese urspr. 'reiben'
bedeutet hat (vgl. noch Boer, Mu-
seum 4, 281 f.).
böka f. buchstabe (plur. bökö»
buch, brief, Urkunde), -bäh n. (fra-
bauhlaböka Verkaufsurkunden), an.
bök, ags. böc, as. bok, ahd. bvoh
buch, urspr. 'buchentäfelchen zum
einritzen von runen", zu jm. bok,
ags. boc-ireow, ahd. buohha, \til. fägv«
buche, gr. dor. Qxyii;, ion. att.
<$w6$ speiseeiche, phryg. Biyalot
eichengott (? Torp, Idg. forschungen
5, 193 f.), womit Bartholomae (Idg.
forschungen 9, 271 f.) kurd. bvz
eine ulmenart zu vermitteln sucht.
Aksl. buky buche, buchstabe ißt aus
germ. *bökö entlehnt. Vgl. noch
Sievers, Pauls örundr. I 2 , 252
(anders l l , 241 f.).
bökareis m. Schreiber, schriftge-
lehrter, ags. böccre Schreiber, vgl.
ahd. buohhüri Schreiber, schriftge-
lehrter, zu böka.
31
bot« £ nutzen, vorteil, an. ags. '
64t, as. böta, ahd. buo^a besserung,
yergütung, zu batiza. Davon ab- ,
geleitet ist boljan bessern, an. bfta,
ags. betau, as. bötian, ahd. buojan
bessern, vergüten.
brahw n. blinken, z winken (wol
so und nicht braAws m.), verwant
mit an. brjd, brd funkeln, braga
flamme, bragd blinken (subst.), br'egda,
ags. bregdan an das licht ziehen,
mhd. brehen leuchten. Die anlautende
gruppe br scheint hier aus mr her-
vorgegangen zu sein : vgl. lit. merkti
mit den äugen blinzeln, wozu sich
auch maürgins und lit. brJfozta
es tagt, apybre'nzkü morgendämnie-
rung (und aksl. brtzgiil) stellen las-
sen (Johansson, Kuhns Zs. 30, 445
f. f.).
braids breit (wol richtiger braips),
an. breidr, ags. brdd, afris. as. bred,
ahd. breit, dazu braidei f. breite,
ahd. breiti. Man vergleicht gr.
ßp&ut schwer, ßpftos last, ßp\5u
bin schwer, beschwere, bin überlegen
und geht von einer mit mr anlau-
tenden wz. aus (Johansson, Kuhns
Zs. 30, 451). Begrifflich dürfte diese
combination wenig zu empfehleu sein.
Ganz unbefriedigend ist eine andere
etymologie von braids, nach welcher
es aus *mrait6- zu ai. mrt'tgati zer-
fallt, löst sich auf entstanden wäre.
Vgl. usbraidjan.
brakja f. kämpf, zu brikan.
briggan bringen, ags. ahd. bringan,
daneben ags. brengan, as. brengian
aus *brangjan. Die Vorgeschichte des
Wortes ist dunkel, denn Johanssons
erklärungsver8uch (Beitr. 15, 227 f.)
darf kaum für gelungen gelten. Falls
das b in briggan aber wirklich aus
bi entstanden ist, so darf man frei-
lich an Zusammenhang mit ahd. ringt
leicht, gering, wertlos, mhd. geringe
leicht, schnell, bereit, gering denken,
denn der begriff des bringens kann
auf dem des beförderns und beschleu-
nigens beruhen. Vgl. jedoch cymr.
he-brvyng wegführen, abführen.
brikan brechen, kämpfen, ags.
as. brccan, ahd. brScAan brechen, air.
-brugad brechen, lat. frango breche,
ai. -bhraj- in giribhrdf- aus bergen
hervorbrechend. Daneben steht eine
wzform ohne r in air. bongaim, ai.
bhandjmi breche (vgl. brüks). Vgl.
brakja, gabruka, usbruknan.
brinnan brennen, an. brinna,
brenna, ags. beornan, byrnan, as. ahd.
brinnan. Ausserhalb des germ. nur
air. brennim sprudele (Strachan, Bezz.
Beitr. 20, 12). Nur mit annähme
verschiedener determinative ist ver-
wantschaft mit air. berbaim, \&t./erveo
koche denkbar. Vgl. alabrunsts,
brinnü, brunjü, brunna, ga-
brann j an.
I) rin no f. fieber, zu brinnan.
brojmr m. bruder, krimgot. bruder,
an. br6der, ags. brodor y as. bröthar,
ahd. bruoder, lit. broter- (in broterili*
brüderchen, sonst brolis), aksl. bratrü,
bratu, air. brdthir, lat. /räter, gr.
Qpxnip, Qpxrup (mit politischer be-
deutung: teilnehmer einer (PpxTpli),
armen. e\bair, avest. ap. brätar-, ai.
bhratar-.
brö^rahans m. pl. gebrüder, zu
bröj>ar (vgl. skr. bArätr&a-).
bröl>ralubö f. brüderliebe (auch
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bröpraluböl), s. brof)ar und liufs. 1 aufschwellen, knospen hineinfuhren.
brülgan gebrauchen, an. bruka, Vgl. auch ags. brgsan brechen, air.
ags. brucan, as. brükan, ahd. brüchan, | bruim zerschlage, zerschmettere (zu-
b. brüks. nächst aus *brüsyö). Vergebens hat
brüks brauchbar, ags. bryce, ahd. ' Bugge (Beitr. 13, 320 f. f.) versucht
pruchi, zu lat. frügt* nutzen, fruchte, brüst* mit aksl. präsi brüste zu ver-
mitteln.
hm [if'aJiN m. bräutigam, hundafaps
m. befehlshaber über hundert mann,
synagögafaps m. Vorsteher einer
synagoge, püsundifaps m. befehls-
haber über tausend mann enthalten
ein sonst nicht belegtes -faps herr,
das mit lit. pats ehemaun, lat. potis
vermögend, gr. toVis gemahl, avest.
paiti-, ai. palt- herr identisch ist.
Aksl. goxpodi herr ist nach Hirt
(Beitr. 23, 333) aus got. *gastifaps
entlehnt (vgl. dazu lat. hospes, gen.
Aospitis gastfreund).
brü|>s f. (braut), Schwiegertochter,
an. bnUtr, ags. bryd % as. briid, ahd.
brüt braut, eigl. ein verbalabstractum
idg. *mrüti- Versprechung, Verlobung
zu avest. rnraomi, ai. brdvimi spreche,
sage («. Beitr. 22, 188 und Hirt,
Beitr. 22, 234). Anders, aber ver-
fehlt Bugge (Beitr. 13, 184 f.).
Das krimgot. scheint ein anderes
wort für 'braut' gebraucht zu haben,
nämlich scAuos (vielleicht druckfehler
hnos = got. **ntut schnür,
fruor (aus *frugvof) geuiesse. Dane-
ben steht eine wzform ohne r in
lat. fungor gebrauche, ai. bhundjmi
geniesse (vgl. brikan).
brunjri f. brünne, patfzer, an.
brynja, ags. byrne y ahd. brunja, brunna
(aksl. briinja ist lehnwort aus ahd.
brunja), ein Wort dunkelen Ursprun-
ges. Früher stellte man es des erz-
glanzes wegen zu b r i n n a n , jetzt
denkt man an Zusammenhang mit
air. bruinne brüst (vielleicht ist
brunjö aus dem keltischen entlehnt).
Zu beachten ist noch bask. burni,
burdin eisen (s. Versl. en Meded.
der Kon. Akad. 3° Beeks, 8, 205 f.).
brnnna m. brunnen, quelle, krim-
got. brunua, an. brunnr, ags. afris.
burna, as. ahd. bntnno, darf wegen
air. brennim sprudele zu brinnan
gestellt werden. Weniger wahrschein-
lich ist verwantschaft mit gr. (ppictp
brunnen, armen, axbeur quelle (s.
Johansson, Bezz. Beitr. 18, 36 f.).
brusts f. pl. brüst, ahd. brüst,
dazu mit ablaut an. brjöst, ags.
breast, afris. briast, as. briost, vgl. ] Schwiegertochter, vgl. au. snor, sn$r,
etwa air. bruinne brüst, das aber j ags. snoru, ahd. snur, snura, aksl.
eher mit bru nj ö zusammengehört. \snücha, lat. nurvs, gr. vv6$ t armen.
Vielleicht ist brüst* als 4 die auf- nu, ai. snum, Holthausen, Anz. f. d.
schwellende' mit as. brustian knos- j altertum 24, 33). Auch das krimgot.
pen, slov. serb. brst, klruss. brosti 1 wort für 'hochzeit' (marzu* mit z = p
knospe zu verbinden, welche uns in | zu lit. wart) braut, Solmsen, Kuhns
die sippe von an. brj6ta, ags. breotan I Zs. 35, 481 f. f.) ist uns durch
brechen, mhd. briejen hervorbrechen, I Busbeck erhalten geblieben.
für
r sc
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bu^rjan kaufen, ags. bycgan, as.
duggian. Cnbekaunten Ursprunges,
byssatin fremdwort: ßvtrtrov, aco.
ZU ßÜVVOf.
d.
daban, s. gadaban.
daddjau säugen, aschw. dteggja
säugen, vgl. aschw. dm saugen, ags.
dem säugeu und ahd. täan säugen.
Daddjan-daggja ist identisch mit
aksl. dojif säuge und ai. dhdyämi
sauge, trinke ; ahd. täan entspricht
genau lett. deju, armen, diem sauge.
Zu derselben wz. gehören ahd. lila
weibliche brüst, lit. pirmdelys die
zum ersten mal geboren hat, was
soeben geboren worden ist, lett. deU
söhn, aksl. rf% kind, air. d'dh sog
(3 pers.), del zitze, lat. felüre sau-
gen, femina weib, filiu* söhn, gr.
bfaxro sog, SvfXvi mutterbrust, SijKv;
weiblich, armen, dal, dail biestmilch,
dayeak amme, avest. daenu- tierweib-
chen, mp. däyak amme, ai. d/iaru-
saugend. dhälri amme.
dags m. tag, krimgot. tag (soll
natürlich *dag heissen), au. dagr,
agä. dxg, as. dag, ahd. tag, dazu
mit ablaut ah tan d 9g b , f i d u r-
dögs und an. do"gr tag und nacht,
ags. dögor tag. Ausserhalb des germ.
sind verwant: lit. ddgas, daga ernte-
zeit, apr. dagu sommer, ai. nidaghu-
hitze, sommer, zu lit. degti brennen,
avest. dazaiti, ai. ddhati brennt.
Dag» (= lit. daga») ist also 'die
zeit wo die sonne brennt'. Ob avest.
azatt-, ai. dhan-, dhar, dkan- (vgl.
an. <%r, ags. dögor mit r aus z)
hierher gehört, ist zweifelhaft: vgl.
das unter arbai[>s bemerkte und
s. Bugge (Bezz. Beitr. 14, 72 f.).
daigs m. teig, an. deig, ags. dag,
ahd. teig, zu deigan.
daila f. teil, anteil, mina, an.
deila Zwiespalt, ahd. teila teilung,
teil, zu dails.
dailjan teilen, zuteilen, an. deila,
ags. divlan, as. drlian, ahd. teilan,
denominativum von dails und also
mit aksl. deliti identisch.
dails f. anteil, ags. difl, afris. as.
drt, ahd. teil, verwant mit aksl.
delü teil.
daiinönareis m. besessener, neu-
bildung mit -areis (vgl. b ö k a r e i s ,
laisareis, liupareis, müta-
reis, sökareis, wullareis) zu
gr. Ixifiuv daemon.
dal n. tal, Vertiefung, grübe, an.
dalr, ags. dul, as. dal, ahd. tal tal,
identisch mit aksl. dolü loch, grübe,
gr. 56\o$ kuppeldach (die begriffe
'Wölbung' und 'Vertiefung' liegen
einander ganz nahe). Dazu dalaft
abwärts, nieder, dalapa drunten,
dalapro von unten her. Vgl. i b d al j a.
dammjan, s. faurd amnij an.
daufs taub, verstockt (davon d an-
bei, dau6i[)a f. taubheit, Verstockt-
heit, vgl. ags. deafu und an. deyfd,
und afdaubnan), an. daufr, ags.
de'af, afris. däf, anfr. douf taub,
ahd. tou/j nichts empfindend, stumpf-
sinnig, taub, närrisch, toll, verwant
mit mhd. lob nicht bei verstände,
toll und ags. daß an, ahd. toben rasen,
toben. Weiter vergleicht man gr.
TüCpAs'c blind, dunkel, tüQos rauch,
Tvtpu mache rauch, TÜ(pb*u räuchere,
3
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34
mache hoflartig, stumpfsinnig. Vgl.
dum b 8.
daühtar f. tochter, an. dotier, ags.
dohtor, afris. dochter, as. dohtar,
alid. tohter, lit. dukte\ aksl. dtisti,
gr. buyotTvip, armen, dustr, avest.
duydar, ai. duhiUir- (für ai. h gegen-
über gr. y vgl. mikils und s. von
Fierlinger, Kuhns Zs. 21, 478).
datihts f. gastmahl, vielleicht
urspr. 'zurüstung, bereitung' zu gr.
rev%u verfertige, rüste, bereite
(Holthausen, Anz. f. d. altertum
24, 33).
dauns f. dunst, geruch, an. daunn
dnft, geruch, woneben mit anderem
suffix ahd. toum dampf, dunst, duft,
geruch, zur idg. wz. *dhü- (die
form der hochstufe ist nicht festge-
stellt) in an. dyja schütteln, gr. 9ü«
stürme, rase, opfere, ai. dhünoti
schüttelt, bewegt, von welcher auch
lit. dumai pl., aksl. dj/tnti, lat. ffmus
rauch, gr. 5üß6<; gemüt (du/*/««
räuchere), ai. dhnma- rauch abgelei-
tet ist.
daupjan taufen, sich waschen
(eigl. 'untertauchen'), as. döpian, ahd.
toufan taufen, causativbildung zu
d i u p s. Die Angelsachsen und Scan-
dinavier hatten andere Wörter (ags.
fulwian und an. krhtna).
dartr n. tor, türe, ags. as. dor,
ahd. tor, daneben dauröns f. pl.,
krimgot. thurn (d. h. *dnrn f. pl.)
und an. dyrr pl., ags. dum, afris.
dure, dore, as. dura, ahd. turi, ver-
want mit lit. durys pl. türe, dvdras
hof, aksl. dvirl türe, dvortl hof, air.
dorus tor, lat. fures pl. tor, fomm
marktplatz, gr. %px, armen, dupn
(«-stamm, vgl. daürön*), pl. durkh,
avest. doar-, ap. dnvar-, ai. dvär-,
dur- (statt *dhvär-, *dhur- durch
die mit bh anlautenden casussuffixe)
türe. Vgl. daürawards, faüra-
daüri.
daürawards m. türhüter, daura-
warda, dauratcardö f. türhüterin, ags.
dumtoeard, ahd. torwarto türhüter,
s. daür und ward ja.
daüröns, s. daür.
daursan, s. gadaürsan.
dau{)jan töten, an. deyda, ags.
dydan, ahd. toden, zu dau|>8.
<l;iu|is tot, an. daudr, ags. dead,
as. död, ahd. iöt, zu an. deyja, as.
dnjan, ahd. toutcen sterben, aksl. daviti
erwürgen, vgl. ai. dhünoti schüttelt,
bewegt {carirath dhünute schüttelt
den körper von sich, befreit eich
vom körper), causat. dhävayati (dhü-
nayati).Yg\. afdaui|)s, dau])jan,
dau|)us, diwans, gadauj)nan.
dau|>us m. tod, an. davde, ags.
deap, as. dötA, ahd. töd, s. dauf>s.
Davon abgeleitet daupubleu zum
tode bestimmt.
deigan kneten, aus thon formen,
wozu daigs, digrei, gadigis,
verwant mit lat. jlngo bilde, figüra
gestalt, figulus töpfer, osk. fethus»
muros, gr. Te7%o<;, toT^o« mauer,
armen, dizem häufe, dät häufe, avest.
uzdaeza- aufhäufung, pairidaeza- um-
friedigung, daezayeiti häuft, ap.
didä festung, ai. degdhi bestreicht
(ydh statt dji durch entgleisung),
deha- körper, deht aufwurf, wall,
dämm, dehalt schwelle, terrasse,
dehlka ein best, insect, das die erde
aufwirft, uddehika termite. Dazu ge-
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35
hören auch lit. dizli, d'ezti durch-
prügeln (vgl. für die bedeutung mhd.
smijen streichen, schlagen), lett. deiH
anbieten, aufschwatzen (eigl. an-
schmieren) und aruss. dtza, klruss.
diza, poln. dzieia, czech. dizf, slov.
deza teigmulde, backdöse (s. Zubaty,
Arch. f. slav. phil. 16, 339;.
deisei, b. fi lud ei sei.
del»8, s. gade|)s.
diabatilus m. teufel (dazu]das fem.
diabula verläumderisch, als adjectiv
zu qinö), an. djnfoU, ags. de'o/ol,
afris. diovel, as. diubal, ahd. tiuval,
christliches lehn wort aus gr. hxßoXos,
lat. diaboltu.
diakarinus m. diener, diaken,
christliches lehnwort aus gr. hiKovos,
lat. diaconus.
digrei f. dichtheit, fülle, abgelei-
tet von einem adj. *digrs, vgl. an.
digr dick, mhd. tiger adv. gänzlich,
völlig, zu deigan.
dis aus einander, nur in Zusam-
mensetzung, vielleicht aus lat. dis-
entlehnt,
dishniupan zerreissen (wozu das
intransitive dishnujman), aschw. njupa
kneifen, vgl. ags. ähneapan abpflüc-
ken (weitere, doch unsichere combi-
nationen bei Johansson, Beitr. 14,
364).
disskreitan zerreissen (daneben
das intransitive dU&krilnan), vgl.
oberd. Schweiz, schrissen, schreinsen,
bair. schritzen, wozu vielleicht nd.
tchrel, nhd. schrill mit vorgerm. //
aus idg. dl (Schröder, Zs. f. d. alter-
tum 42, 61).
distaheins f. Zerstreuung, zu
diüahjan zerstreuen, s. tahjan.
distal ran zerreissen, aus einander
treiben, gala/ran zerreissen, zerstören,
auflösen enthalten das sonst nicht
belegte -tairan reissen (dazu -taürnan,
8. aftaürnan), identisch mit ags.
Uran zerreissen, ahd. zeran (meist
firztran zerstören). Ausserhalb des
germ. lit. dirü schinden, aksl. derq
schinde, zerreisse, corn. dam stück,
.gr. Zcpu schinde, avest. dar- spalten,
ai. dfnami spalte.
diswin)jjaii auseinanderwerfen ,
winfmkaurö worfschaufel (für -skaurö
s. winfiiskauro), vgl. ahd. winta
worfel, witttön worfeln und ags.
windman, engl, tcinnow schwingen,
wannen, wie lat. ventilare wannen
zu winds. Auch lit. vHyü worfeln,
vHykU worfschaufel, serb. vijati
worfeln, slov. vtcnica, poln. iciejaczka
worfschaufel und lat. vannm wanne
(ahd. wanna ist wahrscheinlich daraus
entlehnt) gehören zur idg. wz. *«?«-
wehen (s. waian).
diswiss f. auflösung, zu *dimidan
losbinden, auflösen, s. gawidan
und vgl. gawiss.
diups tief, an. djupr, ags. deop,
afris. diap, as. diop, ahd. Hof, davon
abgeleitet diupei f. tiefe, as. diupi,
ahd. txufi und diupipa f. tiefe, an.
dypt, engl. depiA, urverwant mit lit.
dubia hohl, dhbti hohl werden, dubinti
j aushöhlen, vertiefen, dauba schlucht,
dauburys tiefe stelle zwischen bergen,
dumbury« gegrabener teicb, tiefe stelle
in einem fluss (vgl. ahd. tumphilo
tiefe stelle im wasser, Strudel), dkli
Vertiefung, höhle (mit ü aus idg. ö
aus ou), cyinr. dw/n, air. domun
tief. Neben *idg. *dheub- steht *dheup-
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36
in ags. djjfan, du/an, an. dyfa, deyfa
tauchen, mnd. bedoven niedergesun-
ken, mhd. tobel enges tal, aksl. duphtu
hohl, dupina höhle, dupüka loch,
duplU, dupli hohl, duplja höhle. Vgl.
daupjan.
dius n. wildes tier (diuza-), an.
dyr, ags. deor, as. dior, ahd. tior,
vgl. ags. deor kühn, ahd. ieorlih
wild. Gewöhnlich stellt man </itt^a-
zur idg. wz. *dAeu9-, *dhwet- atmen :
lit. diuti ins keuchen geraten, dütHi
schwer aufatmen, ddutos pl. obere
luft, lüfte, dawtinti lüften, dvesiu \
hauche (inf. dve'sti), dvdte atem, geist,
aksl. düchnqti, dychati atmen, duchil
atem, geist, vüzduchü luft, dusa atem,
seele, gall. du&io- daemon, gr. 'cfc;
gott (aus *dhweso-, vgl. dfocpxroc). ',
Lat. bestia ist wegen des anlautenden
b (statt des zu erwartenden f aus ,
dhw) ferne zu halten: vgl. jedoch
Hirt, Beitr. 22, 229 f. Eine gute
parallele für die angenommene be-
deutungsent wicklung von dius bietet
lat. animal tier zu anima atem,
seele.
di Wims sterblich, part. praet. intr.
zu an. deyja, as. döjan, ahd. touwen
sterben, s. dau|>s.
dömjan urteilen, an. dfma urtei-
len, sprechen, ags. deman, as. domian
richten, ahd. iuotnjan urteilen, rich-
ten, ehren, rühmen, denominativum
von döms.
dönis m. urteil, an. domr urteil,
gericht, Satzung, ags. dorn urteil,
gericht, meinung, ansehen, rühm,
afris. dorn rechtliche entscheidung,
gericht, as. dorn meinung, urteil,
gericht, ahd. tuom urteil, gericht,
Satzung, tat, leistung, macht, stand,
zustand (davon abgeleitet domjan),
zu ags. dSn, afris. dua, as. dön, ahd.
luon tun (idg. wz. *dAe-, *dAö-, 8.
g a d e f) s). Vgl. insbesondere ai.
dhaman- wohnstätte, gesetz, Ordnung,
zustand, macht (avest. dämanr ist
'geschöpf). Dem gotischen worte
entsprechen genau phryg. foufto; '
cryvoSo; und gr. ^a/aoc häufe. Aksl.
duma rat, dumati denken sind aus
dem germ. entlehnt.
draban, s. gadraban.
dragan tragen, autladen, an. draya,
ags drayan ziehen, afris. draya tra-
gen, eintragen, ertragen, as. drayan,
ahd. trayan tragen. Sichere anknüp-
fung fehlt; man vergleicht aksl.
dräzati (d. i. drlzati) halten, avest.
drazmtf hält fest (vgl. Zupitza, Die
germ. gutturale 177).
dragk n. trank, as. dranc, ahd.
iranc, zu drigkan.
dragkjan tränken, ags. drencan,
as. drenkian, ahd. irencan, causativum
zu drigkan.
draibjan treiben, bemühen, ags.
drxfan, ahd. treiben, causativum zu
dreiban.
drakma m. drachma, aus gr.
tpxxw, lat. drachma. Der acc. drak-
mein ist die griechische casusform
drauhsna f. brocken, abfall, ein-
mal ohne h geschrieben: falls das
wort wirklich drauxna gelautet hat,
gehört es zu driusan.
draühtinassus m. kriegsdienst,
drauhtinön kriegsdienste tun, abge-
leitet von dem in draühtiwitöj)
und gadraühts steckenden drattAli-.
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37
drarihtiwitöt» n. kriegsdieust, Zu-
sammensetzung aus drauhti- und
witof). Mit drauhti- sind an. drött,
ags. dryht, afris. dracht, as. druht-,
ahd. truht gefolge, schar identisch.
Zu driugan.
drausna, s. drauhsna.
dreiban treiben, an. drifa sich
hastig bewegen, rasch herbeieilen,
ags. drtfan, as. driban, ahd. trihan
treiben. Das wort ist ausserhalb des
germ. nicht widergefunden. Vgl
d rai bj a n.
drigkan trinken, drincan im
epigramm (scapiamatziaiadrincan), an.
drekka, ags. as. drincan, ahd. trin-
han. Sichere anknüpfung fehlt (vgl.
Schulze, Kuhns Zs. 27, 606 und
Zupitza, Die germ. gutturale 161).
Vgl. afdrugkja, dragk, dragk-
jan, drugkanei, wein d rüg k j a.
driugan kriegsdienste tun, an.
dH/$j<*> ags- dreogan vollfuhren. Man
vergleicht lit. drduga» gefahrte, aksl.
drvgü genösse, freund und gall.
drungos, air. drong Bchar. Zusammen-
hang mit as. -driogan, ahd. triogan
trügen, an. draugr gespenst, draumr,
ahd. iroum träum, air. aur-drach ge-
spenst, avest. druzaiti lügt, betrügt,
ai. druhyati schädigt, avest. druj-,
ai. drith- gespenst ist nicht wahr-
scheinlich. Vgl. draühtinassuB,
drauhti wituf), gadrauhts.
driuHan fallen, ags. dreosan, as.
drioman, dazu das causativum -draugan
(s. afdrausjan). Johansson (Kuhns
Zs. HO, 422) vergleicht gr. bpxiiu
zerbreche, zermalme. Eher sind lett.
dnwka krümchen, brocken, cymr.
dryll, lat. frmtum brocken verwant.
Vgl. drauhsna, driuso, drus,
usdrusts.
driusö f. abhaug, jähe stelle, zu
dri usan.
dröbjan trüben, verwirren, ags.
drefan trüben, ahd. truoban trüben,
aufregen, verwirren, betrüben, mit
dröbna m. Verwirrung, aufruhr,
dröbnan unruhig, irre werden, zu
ags. drof, as. dröbi, ahd. truobi trübe,
vgl. an. draf, ags. dricf, ahd. pl.
trebir liefe, treber, lit. drebiu werfe
breiiges dass es spritzt, air. drabh
siliqua, gr. rpiQu mache dick, mache
gerinnen (vgl. Beitr. 16, 563 und
Thumb, Kuhns Zs. 36, 182 f.).
drugkanei f. trunkenheit, ahd.
truncheni, abgeleitet von drugkans,
part. praet. (mit activer bedeutung)
zu drigkan, vgl. ags. druncen,
ahd. tmnchan betrunken.
drnnjns m. schall, vgl. isl. drynr
gedröhn, drynja dröhnen (wozu Boer,
Museum 4, 282), nd. drönen, nl.
dreunen dröhnen, ahd. treno dröhne,
urverwant mit gr. Bpijvoq totenklage,
klagelied, $püvx£ ' x^ifv, ai. dhrdruiti
tönt (im Dhatupsltha).
drus m. fall, stürz, zu dri usan.
du zu, vereinzelt und unerklärt
(ganz zweifelhaftes bei Bugge, Beitr.
12, 420 f.).
du im, s. h raiwadübö.
dugan taugen (nur in der form
daug es taugt, nützt belegt), an. duga,
ags. dugan, afris. duga, as. dugan,
ahd. tvgan tauglich, nütze sein,
wahrscheinlich verwant mit lit. ddug
viel, russ. duzij, djuzij stark, rüstig
und vielleicht mit gr. t#w%&> ver-
fertige, rüste, bereite, rvyx^ vu treffe,
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38
habe glück, tu%*i Schicksal, glück.
Bezzenberger (Bezz. Beitr. 16, 247)
stellt dugan und lit. ddug zu ai.
dogdhi melkt, beutet aue.
duginnan beginnen, ags. dginnan, I
beginnan, onginnan, as. abd. biginnan
anfangen, begiunen, ahd. inginnan
öffnen, aufschneiden haben g aus idg.
k (im wortinlaut nach Verners ge-
setz) und weisen auf ein urspr.
praesens *-kentp6, vgl. aksl. naihiq,
pocintf fange an, beginne, kont an-
fang (Bugge, Beitr. 12, 405 f.),
denen Zubaty (Arch. f. siav. phil.
16, 386 f.) noch baltische und in-
dische Wörter anzureihen versucht,
Bragmann (Grundr. 2, 1007) führt
das g von duginnan aber auf idg.
yh zurück und vergleicht ai. Ainoti,
hmvati setzt in bewegung, treibt an.
Vgl. noch Zupitza, Die germ. gut-
turale 116.
dulgahaitja m. gläubiger, s.
dulgs und haitan.
dulgs m. schuld (eher so als dulg
n.), an. dolg- feindseligkeit, kämpf,
dolgr feind, daemon, ags. dolg, afris.
dulg, dolg, ahd. tolg wunde: die
verschiedenen bedeutungen lassen
sich alle auf die der schuld (durch
Verwundung u. s. w.) zurückführen.
Ausserhalb des germ. sind verwant :
aksl. dlügii schuld, air. dligcd pflicht,
gesetz, recht, dligim verdiene, cymr.
dleu, dyleu, coro, dylly schuldig sein,
bret. die schuld, dleout Schuldigkeit,
Vgl. den aufsatz von d'Arbois de
Jubainville über gemeinschaftliche
rechtsausdrücke der Kelten und Ger-
manen (Mem. de la Soc. de Ling.
7 , 286 f. f.). Ein anderes urteil
über die Wörter für 'wunde' hat
Ehrismann (Beitr. 20, 60).
duljis f. fest (davon duljyan ein
fest feiern), ahd. tuld. Keine der
vorgeschlagenen etymologien ist nur
einigermassen befriedigend. Vielleicht
ist dul/)8 eigl. 'tollheit' und enthalt
es die tiefstufe der unter dwals
besprochenen wz. *dAwel-. Ist apr.
tuldunan freude ein lehnwort aus
dem germanischen ?
dum 1)8 stumm, an. dut/ibr, ags.
dvmb stumm , ahd. tumb stumm ,
dumm, töricht, taub, vielleicht mit
daufs verwant. Oder ist dumba-aus,
*dhipbh(h entstanden und ist gr.
tolQo; n. staunen zu vergleichen?
dwalawatirdei f. törichtes gerede,
abgeleitet von *dtvalawat4rd* törichtes
redend, s. dwals und waürd.
dwalinön töricht sein, verrückt
sein, abgeleitet von *dwalmar, as.
dwalm, ahd. twalm betäubung, be-
täubender dunst, zu germ. *dwelan,
s. dwals.
dwals töricht (davon dwalipa f.
torheit), zu ags. as. -dwelan sich
irren, ahd. -iwelan steif werden, be-
täubt werden, vgl. ags. gedicola
irrtum, ketzerei, ahd. gxtwola be-
törung, ketzerei, ags. as. dol, ahd.
lol töricht, an. dnl einbildung. Man
vergleicht mit recht gr. Sekts
schlämm, schmutz, botepJc schlam-
mig, trübe, finster, verwirrt, betört,
SoAö'a» trübe, verwirre, wozu vielleicht
auch air. dall blind (cluas-dall taub)
I gestellt werden darf. Der ganzen
i sippe scheint der begriff der finster-
j nis und der Verwirrung zu gründe
zu liegen : vgl. noch lit. dülis räu-
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39
cbermasse, dklke stäubchen, lat.
füligo rus8, skr. dhüli- staub, dkülikä
nebel, welche die tiefstufe *dhül-
der wz. *dhwcl- enthalten können.
Gehört ai. dhvdrati bringt durch
tauschung zu fall, beschädigt in
diesen Zusammenhang? Schliesslich
sei erwähnt, dass krimgot. ielich
töricht nicht hierher gehört, sondern
aus türk. telyq entlehnt ist. Vgl.
duljis, dwalmon.
e.
ei dass, damit (auch partikel zur
bildung der relativa), zum relativen
pronominalstamm idg. *yo-, ai. yd-,
gr. 2e u. s. w. (s. Sütterlin, Idg.
forschungen 4, 93 f. f.)
elsarn n. eisen, an. Uarn, jdm,
ags. tsern, tren, afris. isern, as. ahd.
uarn (Uan), aus gall. üamo-, air.
{am. Anders Johansson (Bezz. Beitr.
18, 17 f.) und Much (Zs. f. d. alter-
tum 42, 164 f.).
eigarneins eisern, ahd. isamm,
zu eisarn.
f.
fadar m. vater, an. fader, ags.
fader, afris. fader, as. fadar, ahd.
fatar, air. athir, lat. pater, gr. ttxt^p,
armen, hair, avest. ap. pitar-, ai.
pitdr-,
fadrein n. Vaterschaft, eitern,
vorfahren, fadrein* f. geschlecht, zu
fadar.
faginön sich freuen, an. fagna,
ags. fagnian, as. faginön, faganön,
fagnön, ahd. faginön, feginön, abge-
leitet von *fagina-, an. feyenn, ags.
fagen, as. fagin, fagan froh, ver-
want mit fahef)8 und mit ags.
gefeon sich freuen, ahd. gif'eho freude,
gifehan sich freuen, fehön verzehren,
essen (s. Braune, Beitr. 12, 396 f.).
Gewöhnlich denkt man an Zusam-
menhang mit fagrs und fahan.
fagrs passend, geeignet, an. fagr,
ags. fager, as. ahd. fagar schön
(davon abgeleitet mit gramm. Wechsel
gafahrjan), zunächst verwant
mit ags. gefegan, afris. föga, as.
fögian, ahd. fuogen fugen und mit
an. fögja putzen, weiterhin mit lit.
piUzti schmücken, aksl. patli be-
schützen, hüten (Zubaty, Arch. f.
slav. phil. 13, 478 f. f.), lat. päx
friede, gr. xavvxkos pflock, ai. pdca-
schlinge, fessel, strick, woneben mit
idg. media ags. fme Zeitraum, ahd.
fah teil, fach, russ. paz fuge, lat.
pango befestige, compüges fuge, pägus
gau, gr. irviyvvtii mache fest, füge
(vgl. ai. pajrd- kräftig, feist, derb ?).
Zu derselben wz. gehören fähan,
fullafahjan, gafehaba und
vielleicht faginön, fahef)s: die
grundbedeutung ist 'fugen, ordnen,
befestigen, zurechtmachen'. Strachan
(Bezz. Beitr. 20, 24) stellt noch air.
dil angenehm zu fagrs.
fähan fangen, an. fd, ags. fön,
afris. fem, as. ahd. fähan, nasalierte
praesensbildung zu der unter fagrs
besprochenen wz. Vgl. lat. pango
befestige, skr. panjara- käfig (mit
idg. y). S. auch gafähs.
fahe[>s f. freude, mit gramm.
Wechsel zu ahd. fagen willfahren, vgl.
faginön, fagrs.
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<
40
faiati tadeln, ablautend mit f i j an,
zur wz. *pei-, *pl- (vgl. lat. prior
schlechter, gr. tt^iix leid, verderben,
ai. päpd- schlecht, päpmdn- Unheil,
schaden, sünde).
faih n. betrug (dazu bifaihu,
bifaihön), vgl. mit abweichendem
consonantismus an. feilen verderben,
ags. /Ideen, aa. fecan, ahd. feihhan
arglist und ags. fieol unbeständig,
frivol (also wz. *peik-, *peig-). Aus-
serhalb des germ. finden wir *peik-
und *petK- : lit. peikti fluchen, piklas
böse, pykti zornig werden, apr. -paikä
trügt, air. oech feind (ags. bepdean
betrügen geht als lehuwort auf kelt.
*poiko- zurück), ai. picuna- böse ge-
sinnt, verräterisch, verläumderisch,
piqäcd- daemon. Vgl. filufaihs.
faihön, s. bifaihö (bifaihön).
faihs, s. filufaihs.
faihu n. vermögen, geld, an. fe,
ags. feoh, aa. feho, ahd. ßhu, feho
vieh, vermögen, alit. peius, apr.
pecku, lat. pecu, pecus, avest. pasu-,
ai. paed- (pdcu-) vieh. Auffallig ist
das k im baltischen gegenüber avest.
ai. g (s. ähnliches unter s w a \ h ra).
Vgl. für die bedeutuugsentwicklung
•vieh, vermögen, geld' lat. pecülium
vermögen, peennia geld zu pecu,
pecus und skatts.
faihufriks geldgierig, an. frikr
gierig, kühn, ags. fr?c verwegen,
ahd. freh habsüchtig, begierig, un-
erklärt (Kauffmann, Beitr. 12, 514
und Hirt, Beitr. 23, 352 denken an
Zusammenhang mit frafhnau).
Davon fathufrikei f. geldgier, vgl.
ahd. f recht, frecchi habsucht, begier.
faihugairiiN habsüchtig, an. fe-
gjarn,*. faihu und gairnei {gairns).
fafhugelgö f. habsucht, s. faihu
und g e i g a n.
fafhu]>raihns m. (oder faihupraikn
n. ?) reichtum enthält als zweite»
compositionsglied f)rai'hns gedränge,
häufe, menge, zu f>reihan.
fair ver-, untrennbare partikel,
ahd. fir-, far- (vgl. faür, fra).
Wahrscheinlich ist fair aus idg.
*peri entstanden (vgl. fri- in fri-
sahts) uud identisch mit lit. per
durch (vgl. aksl. pre , russ. pere-
durch, über einen räum hin), lat.
per durch, gr. irtpi, 7repi um, über,
avest. pairi vor, gegen (als praeüx
'um'), ai. pari rings, um, gegen,
von-her.
fafrguni n. berg, ags. firgen-
waldhöhe, ahd. i'irgunnia Böhmer-
wald und Erzgebirge, an. Fjorggn
mutter des donnergottes, kelt. Her-
cgnia silva, zu ags. furh flehte, ahd.
foraha ftihre, lat. quereus (aus *perqos)
eiche, skr. parkaü ficus infectoria
und lit. Perknnas donnergott, eigl.
'eichengott' (Hirt, Idg. forschungen
1, 479 f. f.). Anders Wiedemann
(Idg. forschungen 1, 436), der aksl.
pragü schwelle, russ. pordg schwelle,
Stromschnelle vergleicht. 8. noch
von örienberger (Arch. f. slav. phil.
18, 13), dessen ausführungen mich
nicht überzeugen. Synonyme Wörter
findet man unter bairgahei.
fairhwus m. weit, an. fjor, ags.
feorh, ahd. f 'erah leben, an. firar,
ags. firas männer, menschen, as.
tnid firihun, ahd. mit firahim unter
den menschen (vgl. krinigot. fers
I mann = got. *fa/r/ttcs). Gr. Kpzxfäec
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u
Zwerchfell liegt begrifflich zu weit
ab. Verfehlt ist auch von Grienber-
gers erklärungsversuch (Arch. f. slav.
phil. 18, 14 f.), der als grundbe-
deutung 'das herz, als schlagendes'
annimmt und lit. Perkvnaa heranzieht.
fairina f. beschuldigung, schuld,
an. firn, ags. firen, as. ahd. firina
verbrechen. Vielleicht ist fair- praefix
und darf man an Zusammenhang
mit inilö denken.
fafrinöü beschuldigen, an. firna
dasselbe, ags. ßrenian sündigen, ahd.
firinön mit schuld beflecken, zu
fairina.
fafrneis alt, ags./yr» alt, Bs.fern
vergangen (vom jähre), ahd. firni
alt (daneben mit anderer ablautsstufe
an. forn alt, as. ahd. forn ehemals),
zunächst verwant mit lit. pernai im
vorigen jähr und ap. parana- ehema-
lig, früher. Vgl. an. t fjont, mhd.
tert, air. inn-urid, gr. vipurt, vipuiri,
armen. Aeru, ai. parrii im vorigen
jähr, welche als zweites compositions-
glied *-vt aus *-wet (vgl. gr. foo$
jähr) zu enthalten scheinen. Wahr-
scheinlich ist idg. *per- alt, vergan-
gen mit *per- fern (s. fa i rra) urspr.
identisch. Von fatrnna ist fair nifm
f. alter (vgl. an. fi/rnd) abgeleitet.
fairra fern (davon fatrrapro von
ferne), an. fjarre, ags. feor, as. fSr,
ahd. ferro, vgl. air. ire jenseitig,
gr. Ttkpx weiter, iripxv jenseits,
tepctlot jenseitig, armen, heri fern,
ai. pdra- entfernter, parda fern, weiter,
jenseits ( neben purda vor, avest. /><//-ö
vor, von-her, gr. vxpos früher, vor,
s. faür). Verwantschaft mit fair-
neis ist wahrscheinlich.
fiürweitjan umherspähen, auf
etwas hinsehen, zu witan.
fairweitl n. Schauspiel, zu fair-
weitjan.
fairzna f. ferse, as. ferana, ahd.
feraana, daneben der /-stamm ags.
///ran, urverwant mit lat. perna
hinterkeule, schinken (dazu pernix
schnell, hurtig), gr. rrepvx ferse,
schinken, avest. püana-, ai. pärsni-
ferse (= ags. fyran).
fal|>aii falten, an. falda, ags.
fealdan, ahd. falten, mit -falfia (s.
ainfal])s) zu gr. -vxXtos, -irXxvtos
-fach, -faltig und skr. pn{a- falte,
tasche, tüte. Doch aksl. pletq flechte
miiss von falpan getrennt werden
(s. flahta).
fana m. stück zeug, schweisstuch,
ags. afris. fana, as. ahd. fano zeug,
tuch (ags. gmtfana, ahd. gundfano
fahne), sicher verwant mit lat. pannua
läppen, gr. nijvoc, xwov (dor. vxviov)
einschlägfaden. Man vergleicht lit.
p)nti flechten, aksl. peti spannen,
opona Vorhang (o-pona), ponjava Um-
hang, kleid, welche Wörter jedenfalls
mit spinnan verwant sind: die
idg. wz. ist *speth, *pen-.
fani n. kot, an. ags. fen, afris.
fenne, ahd. fenna sumpf, urverwant
mit apr. pannean moosbruch, gall.
ana sumpf, wozu vielleicht noch
skr. panka- schlämm, kot, sumpf
und ags. fiiht, ahd. fvht feucht
(Liden, Bezz. Beitr. 21, 93).
faran fahren, wandern, an. fara,
ags. as. ahd. faran, wozu das cau-
sativum an. ffra bringen, ags. /Vra»
gehen, ziehen, as. fortan, ahd. fuoren
führen, urverwant mit aksl. perq
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42
fliege (inf. ptraii, prati), pariti flie-
gen, schweben, gr. veipu durchdringe,
topos durchgang, für:, xopivofi&i
reise, ai. p/parli, pärdyati führt
hinüber u. s. w. Vgl. fair, fair-
neis, fairra, farjan, faür,
faüra, fra, gafaürds.
farjan zu schiffe fahren, an. ferja^
ags. as. ferian, ahd. ferjen, zu
far an.
faskja m. binde, aus lat. fascia
entlehnt.
fast an festhalten, fasten, an./orfa,
ags. fu-ntan, ahd. fasthi, fastön fasten
(aksl. po*tü fasten, fastenzeit, postiti
fasten sind lehnwörter aus dem
germ.), zu *fastu-, an. fastr, ags.
fmt, as. fast, ahd. fetti fest, dem
armen, hast fest vollkommen ent-
spricht. Wegen des verwanten ai.
patUjar haus und hof, feste wohn-
stätte ist die idg. grundform mit st,
nicht mit zd anzusetzen (Beitr. 20,
328). Vgl. fastubni.
fastubni n. haltung, beobachtung,
fasten, vgl. an. as. ahd. fasta fasten,
fastenzeit, zu fast an.
faf>a f. zäun, mhd. vade zäun, Schei-
dewand, unbekannten Ursprunges.
faj>8, s. bru[)fa|)S.
tau ho f. fuchs, an. f6a, ahd./oAa,
daneben mit *-suffix ags. fox, as.
fofo, ahd. ftihs (an. fox im über-
tragenen sinne für 'betrug'). Wahr-
scheinlich ist fauhö, fuchs urspr.
'das geschweifte tier' : vgl. avest.
pusä- zopf, kopfputz, ai. pnccha-
schwanz, schweif und die slavische
wz. pilch-, pych-, puch-, welche 'bla-
sen, aufblasen, aufgedunsen sein* u.
dgl. bedeutet und deren ch auf idg.
ks (= ahd. As in fuAs) zurückgehen
kann. Man beachte insbesondere russ.
j puch flaumfedern, daunen, milchhaar,
feines wolliges haar an tieren, ptuist^j
j wollig, dicht, buschig (8. Beitr. 22,
538). Nach Jacob Grimm und Franck
(Notgedrungene beitrage zur etymo-
logie 22 f. f.) wäre fuchs vielmehr
als 'faucher, fauchtier' aufzufassen:
falls man diesen gedanken bevorzugt,
darf man zunächst an russ. pyckdü,
pyidCf, pychnutt stark blasen, atmen
anknüpfen. Coaijn (Taal- en letterbode
5, 65) und Wood (Publications of
the Modern Language Association
of America 14, 319) schlagen wider
einen andern weg ein und verglei-
chen gr. xuxv6<; schlau (die grund-
bedeutung dieses Wortes ist aber
'dicht' und der fuchs wird wol eher
nach einem äusserlichen kennzeichen
benannt sein). Mit der Hesychischen
glosse 0ov*i • aXuxexfi;, welche Schrä-
der (Bezz. Beitr. 15, 135 f.) heran-
zieht, ist nichts anzufangen.
faür vor, für, faura vor, vorn,
vorher, an. fyrer, ags. for, as. for,
fora, für, furi, ahd./ora,/«r», urver-
want mit air. ar vor, gr. %xpi bei,
neben, iripoq früher, vor, avest. paro
vor, von-her, Sii.purds vor, vorn, puro
vor, vormals. Zu derselben sippe
gehören fair, fairneis, fairra,
fra (wz. *per- in faran?).
faura, s. faür.
faüradaüri n. räum vor der tür,
gasse, s. faüra und daür.
faürafllli n. vorbaut, s. faüra
und fill.
fariratr,agga m. Vorsteher, Verwal-
ter, fauragaggx n. vorsteheramt, ver-
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waltung, faüragaggja m. Vorsteher,
Verwalter, vgl. an. forenge fuhrer,
ags. foregenga Vorläufer, Vorgänger,
s. faüra und gaggan.
faürahah n. Vorhang (auch faurhäh
n.), mhd. vürhanc, s. faüra und
hühan.
fatiramal>leis m. Vorsteher, faü-
ramapli n. vorsteheramt, vgl. an.
forauele füraprache, s. faüra und
maf)lj an.
fatiratani n. Vorzeichen, wunder,
zusammengesetzt aus faüra und
•An»: über dieses letztere ist nichts
ermittelt.
fatirbatihts f. loskaufung, zu
*fa*rbugjan loskaufen, s. bugjan.
faürdamnijau verdammen, ver-
wehren, hindern, mhd. vertemmen
(das simpler ■ dämm j an = ags. dem-
man, hd. dämmen), zu an. dammr,
mhd. tarn dämm, dessen Vorgeschichte
dunkel ist. Man denkt an Zusam-
menhang mit gr. hunos häufe, das
zur idg. wz. *dhe- gehört (s. dum s).
Eine andere Vermutung findet man
bei Boer (Museum 4, 281).
fatirdönieins f. Vorurteil, zu
*/aurdämjan im voraus urteilen, s.
dumj an.
faürhah, s. faürahah.
faürhtei f. furcht, vgl. zgs.fgr/ito
und as. ahd. forhta, forahta, zu
faürhtB.
farirhtjan fürchten, ags. forhtian^
as. farahtian, for/dian, ahd. forahtan,
furihtan, zu faürhts.
fatirhts furchtsam, ags. forftt,
as, forakt, forht, ahd. foraht, viel-
leicht eigl. 'affectus' (welche bedeu-
tung an stellen wie ags. pd icdron
tnid cgsan Calle dfyrhte noch hin-
durchschimmern soll) und identisch
mit ai. sprstd- zu sprgdti berührt
(Zupitza, Die germ. gutturale 6).
Die idg. wz. wäre *(s)perK-, Oder
gehört faürhts mit lat. querquerus
zum zittern kalt (*perqero-1) zu einer
idg. wz. *perq-1 Vgl. Bezzenberger
(Bezz. Beitr. 12, 77), der zwar lat.
querquerus heranzieht, aber unzuläs-
siger weise von idg. q im anlaut
ausgeht.
faürlageins f. Vorlegung, zu faür-
lagjan vorlegen, s. lagjan.
faürmüljan das maul verbinden,
zu an. mule, ahd. müla maul, das
unbekannten Ursprunges ist. Mit
m u n f) s hat es wahrscheinlich nichts
zu tun.
faürstassein m. Vorsteher,' zu
*fanrstandan voranstehen, s. stan-
dan.
faürl»is vorher, vgl. ahd. fore
des vordem, s. faür und f>ata.
faürwaipjan verbinden, mhd. wei-
fen schwingen, haspeln, causativum
zu weipan.
fawai pl. wenige, an. fdr, ags.
fea, afris. fe, as. fä, fö, ahd. fao,
fö wenig, urverwant mit lat. paucus
wenig, paullus klein, gr. iravpot;
wenig, gering. Man stellt diese Wör-
ter zu gr. Trauet mache aufhören,
iravcfAzt höre auf.
feinan, s. in fein an.
fera f. gegend. seite, ahd. fiara.
Schräder (s. Kluge, Literaturblatt
18, 2) vergleicht air. tar. Ganz
unsicheres bei Ehrismann (Literatur-
blatt 16, 218).
forja m. nachsteller, zu ags. för
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plötzliche gefahr, as. für Nachstel-
lung, ahd. fära nachstellung, betrug,
lauer, gefährdung, gefahr, färi lauer
(mit etwas anderer bedeutung an.
fär unglück, seuche). Man vergleicht
lat. periculum gefahr, experior ver-
suche, gr. irelpx versuch, list, be-
trug. An Zusammenhang mit faran
ist kaum zu denken.
fetjan schmücken, ags. fxted ge-
schmückt, vgl. an. fat kleid (auf
got. pL *fata = au. fat scheint span.
hatoy port. fato kleidervorrat hinzu-
weisen). Man denkt an Zusammen-
hang mit ahd. vaföön fassen, weil
dieses u. a. auch 'sich kleiden' be-
deutet.
fldurdögs viertägig, s. fidwor
und dags. Vgl. ahtaudögs.
fldurfal|>s vierfältig. vgl. ags.
feowerfeald, afris. fiutcerfald, ahd.
fiermlt. 8. fidwur und ainfalfts.
fidurragini n. amt eines vierfür-
sten, s. fidwor und ragin.
fldwör vier, daneben ßdur- in
fidurdogs viertägig, fidurfalps vier-
fältig, fidurragini amt eines vier-
fürsten, krimgoj. fyder (dazu fur-
deithien vierzig, vgl. fidwor tigju*),
an. fjorer, ags. feower (fiper- in
fiperfe'le vierfüssig), afris. fiuwer,
fiower, fior, as. fiuwar, fiwar, fior,
ahd. fior, fiar. Das / ist durch den
einfluss des folgenden w aus idg. q
entstanden, vgl. lit. kctur), kctveri,
aksl. cetyre (subst. cetvero), air. cethir,
gall. petor- (in petorritum vierrädriger
wagen), cymr. petguar, pedicar, com.
penwar, bret. perar, lat quatuor, osk.
petora, umbr. petur-, gr. dor. Thope;,
ion. revaspes, att. TtTTxpcs f aeol.
ir hupte, ici<rvpt$, armen, tkiorhk,
avest. cajiwärö, ai. catvaras (schw. st.
caiur- .
fidwörtafhnn vierzehn, vgl. an.
fjorUin, ags. feowertyne, afris. /«rer-
tine, as. fiertein, ahd. viorzehan, 8.
fidwör und taihun.
fldwör-tigjua vierzig, vgl. an.
fjorer tiger } ags. feowertig, afriß.
fiuteertich, fiorlig, as. fiwartig, fiorlig,
ahd. fiorzug, s. fidwör und tigus.
figgragul|> n. fingergold, ring, an.
fingrguli, s. figgrs und gul|).
flggrs m. finger, an. fingr, ags.
afris. finger, as. ahd. fingar, eine
spezifiaebgerm. bezeich nung, welche
mit ags. fyst, ahd. fürt, aksl. ppft
faust auf einer idg. wz. *petix- be-
ruht und nicht mit fimf (idg.
*pii'tqe) vermittelt werden kann.
Sonstige anknüpfung ist nicht ge-
funden.
qjan hassen, an./ra, ags. /Aya«,
feon, ahd. fiin hassen, ai. piyati
schmäht, verhöhnt, piyaka- schmäher,
piyu-, piyatnü- höhnisch, mit faian
zur idg. wz. *pti-, */;!- (andere, aber
verfehlt Honmann, Bezz. Heitr. 18,
149).
tijiuids m. feind, an. fjdnd*, ags.
fe'ond, afris. fand, fiund, as. fiond,
fiund, fiend, ahd. ßamt, substanti-
viertes part. praes. zu fijan.
fla|>wa f. feindschaft zu fijan.
fllhan verbergen, begraben (ana-
filhan überliefern, übergeben, anem-
pfehlen), an. fUa verbergen, über-
geben, ags. befe'olan anvertrauen,
überlassen, afris. bifula, as. ahd.
bifelhan bergen, begraben, anver-
trauen, übergeben. Man führt den
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begriff des verbergens auf den des
begrabene zurück und denkt an
Zusammenhang mit gr. vihexus beil,
ai. parafu-, pdrcu- beil, Streitaxt (vgl.
Lewy, Die semit. fremdwörter im
griechischen 178, der irtkinut; und
paraqu- nach Schmidt, Die urheimath
der Indogermauen 9 53 als ent-
lehnungen aus assyr. pilaqqu beil
erklärt, und dagegen Museum 3,
82 f.). Vgl. filigri, fulgins,
fulhsni.
filigri n. versteck (wahrscheinlich
so, nur der dativ filigrja, filegrja
ist belegt) scheint auf einer zwei-
silbigen wz. *pelen- zu beruhen,
welche mit *pel%- in filban ab-
lautet.
All, s. filleins.
tili ei ns ledern, ags. feilen, ahd.
/Hin, ableitung von n. feil (in
\mttsfill aussatz), an. -fjall, filla,
ags». /eil, afris. as. ahd. fei, urver-
want mit lat. pelli* feil (pellinm
ledern = /Mcini), gr. vikXx milchei-
mer (eigl. 'feil, ledersack' Schräder,
Kuhns Zs. 30, 479 f. f.) und wei-
terhin mit gr. -xtXatq in epuviirek*<;
hautentzündung, -vt\o$ in iirekot
noverharschte, hautlose wunde, xik/xx
sohle am fuss oder schuh (= ags.
filmen häutchen auf dem auge, Vor-
haut). Neben *pel~ finden wir *ple- in
lit. plevt, russ. plem, plend häutchen.
Alma, filmet, s. u s f i 1 m a.
fllu viel, an. fjgl-, ags. feolu
(feala), afris. fgl, as. ahd. /du,
neutrum des adjectivs *filu* = air.
il, ablautend mit gr. iroXvs, iroku
(nach Schmidts regel aus *xxhvc,
*raAy), avest. pouru-, ap. paru-, ai.
puru-, welche auf idg. *priu- zurück-
gehen. Die Wörter gehören zu der
unter fulls besprochenen wurzel.
flludeisei f. Schlauheit, arglist.
Mit -deüei vergleicht man ai. dxdh ye
schaue hin, nehme wahr, denke, dht-
j gedanke, dhira- klug, verständig,
wozu mit 4-suffix dhiya*änd- auf-
| merkend und ädhUamäiia- (Rv. 10,
20, 6). Zur wz. dhi- gehören u. a.
I avest. daeman- gesicht, döifira- auge,
np. didan sehen, alban. dtlure, ditme
Weisheit, gelehrsamkeit, dindk listig.
fllufaihs sehr bunt, mannigfaltig,
ags. fdh, fdg, as. ahd. feh bunt,
an. feigr, ags. /dge, ahd. feigi dem
tode verfallen (eigl. 'gezeichnet'),
urverwant mit apr. peuai schreibt,
aksl. pUtru bunt, pUati, pi*ati schrei-
ben, gr. ttoikUoc bunt, ap. nipiitanaiy
schreiben, avest. pae*ah-, ai. pe'ga*-
gestalt, form, schmuck, purupe'ca*-,
purupe'ca- vielgestaltig, pecald- künst-
lich gebildet, schön, reizend, lieblich,
gefällig, geschickt, pimedti schmückt.
Wahrscheinlich ist auch die sippe
von faih hierher zu stellen. Neben
idg. *pein-, *pix- steht eine form
mit nicht-palataler media im wur-
zelauslaut : lat. pingo male, pictor
maier, ai. pitij- malen (Dhatup.),
pinjdra- rötlich gelb, goldfarben,
pingald- rötlich braun (hierher viel-
j leicht noch aksl. pfgü bunt, das
aber aus germ. *faina-, *faiga- ent-
lehnt sein kann).
ftlugalaufs sehr wertvoll, s. ga-
la ufs.
flluMna f. Vielheit, menge, zu f i 1 u.
filuwatirdei f. geschwätzigkeit,
filuwaurdjan viele worte machen,
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beruhen auf einein adj. *Jilutrai!rds,
an. fjoloritr, s. filu und waürd.
flmf fünf, krimgot. fgnf (so muss
statt fyuf gelesen werden), an.y/ww,
ags. ftf, afri8. as. ftf, ahd. Jim/,
finf. Das zweite f ist durch den
einfluss des vorhergehenden labials
aus idg. q entstanden : vgl. lit. penk),
aksl. pf>tt (aus *pekt1 = ai. pankti-
füufzahl), air. c6ic, gall. pempe-,
cymr. com. y^i»/, bret. pemp,
lat. quinque, osk. umbr. y>«w/?, gr.
7rivT( f aeol. irifiirf, armen, AftHgr,
avest. panca, ai. pdnca.
nmftaihun fünfzehn, vgl. an.
fimmtan, ags. ßßgne, afris. ßßine,
as. fif tein, ahd. Jinßehen, s. flmf
und taihun.
flitiftatafhunda der fünfzehnte =
ahd. Jinßazehento. Darin enthalten
ist /m/fa der fünfte, an. //»m*e,
ags. afris. ßßa, as.ßßo, ahd.
Jimßo, ßnßo, vgl. lit. penktas, aksl.
lat. quintus, gr. irsfAirroq.
fliiif-tigJiiH fünfzig, vgl. an. /'wiwt
%<?r, ags.ßßig, *in%.ßßich,ßßech,
as. ßßig, ahd. Jimßug, s. fimf
und tigus.
flu {tun finden, erkennen, erfahren,
an. Jinna, ags. ßndan, afris. Jinda,
as. ahd. Jindan finden, urverwant
mit air. etaim. finde aus *pcnt-)
und mit gr. irrir^ trug («tät- aus
*»pnt-), falls dessen urspr. bedeutung
'erfindung' gewesen ist (Schräder,
Kuhns Zs. 30, 466). Man vermutet,
dass der begriff des findens sich aus
dem des gehens entwickelt hat und
vergleicht ahd. fendo fussgänger,
fundtn eilen. Sütterlin (Beitr. 18,
261) überzeugt mich nicht.
fiskja m. fischer, zu fisks.
flskön fischen, an. fitka (Jhkja),
ags. Jiscian, as. ahd. ßicön, lat.
pigcari, zu fisks.
fisks m. fisch, krimgot. Jisct, an.
ji*kr, ags. fsc, Jix, afris. as. f*k,
ahd. Jisc, air. tose, lat. pucis fisch.
Vielleicht ist fixks urspr. 'tier mit
flossfedern, finnen', vgl. czech. jtisk
unentwickelte junge feder, ekr.
piccha- Schwanzfeder (Zubaty, Kuhns
Zs. 31, 9 f. f.). Oder müssen wir
das wort als 'schleimiges, schlüpf-
riges tier' erklären und mit skr.
piccha schleim von reis und andern
fruchtkörnern , jnechala-, picchild-
schleimig, schlüpfrig, schmierig ver-
titaii gebären, verwant mit air.
idu geburtswehen : idg. wz. *pid-
(Feist, Beitr. 15, 547).
flalita f. haarflechte (wol nicht
flahtö), zu an. fleüa, ahd. fiihian
flechten. Ausserhalb des germ. aksl.
plcsti flechten (mit * aus x; das
praesens pletq erklärt sich durch die
analogie von gnetq: gnesti, metq:
mesti u. dgl.), lat. plecto flechte,
plico (*pleco, -plico) falte, gr. xA^xm
flechte, *-Aox>J geflecht, ai. jtrapia-
geflecht, geflochtener korb.
flaugjan, s. usflaugjan.
Haut, ja Ii prahlen, denominativum
zu flauts.
Hanls prahlerisch, ahd. flao^lihho
adv. stolz, vielleicht zu lat. plaudo
klopfe, poche, klatsche (Holthausen,
I Anz. f. d. altertum 24, 34).
flödu» f. (oder m.) flut, an. flod,
ags. flod, as. fiöd, ahd. fluol, zu an.
I floa, ags. flowan fliessen, das mit
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47
gr. wXua schwimme, schiffe, *\uto;
schwimmend, schiffend, schiffbar auf
einer wz. *plö(u)- beruht. Dieses
*plö{u)- ist aber die dehnstufige form
von *pleu~ in ahd. flawen, lit. pldtdi
spülen, aksl. pluti tiiessen, schwim-
men, schiffen, lat. pluit es regnet,
gr. xAf'a schiffe, schwimme, ai.
plavate schwimmt, schifft, schwebt,
springt und vielen andern Wörtern.
Dazu die ^-erweiterung *pleud- in an.
fljota, ags. fleotan, ahd. ßiojjan flies-
sen, lit. plaudziu wasche, plmtu ge-
rate ins schwimmen, plüdiz schwimm-
holz, air. con-ludimm gehe.
flu kam beklagen, as. flöcan, ahd.
ßuohhön fluchen, verwünschen (im
ahd. findet man noch das starke
part. farßuokhan verworfen, böse,
vgl. an. flokenn verworren), beruht
auf der idg. wz. *plöy-, *pläk- schla-
gen in lit. pUikti schlagen, geissein,
aksl. plakati sich die brüst schlagen,
trauern, weinen, lat. planiere sich
die brüst schlagen, beklagen, gr.
xkWvOfit, 7rKvi99u schlage, vXwvt
schlag.
fodjan ernähren, aufziehen, an.
ffda, ags. fedan, afris. feda, as.
födian, ahd. fuottan, ablautend mit
ahd. fatunga nahrung, speise, zu
gr. ir«Wö/t**i esse, womit Strachan
(Idg. forschungen 2, 370) noch air.
tU wuchs (aus *pätto-), äioim wachse
vergleicht. Vielleicht ist die wz. *p<U-
eine Weiterbildung von *pü- in lat.
pätco weide, futtere, pänu brot,
piibvlum futter. Aksl. pitati nähren
gehört nicht hierher, sondern zn
lit. pl. pUn% mittagmahl, mittag,
süden, avest. pitu-, ai. pitu- nahrung
(vgl. jedoch Hirt, Beitr. 22, 233).
fodr u. scheide, ahd. fuotar kleid-
futter, futteral ist von ahd. fuotar
nahrung, futter etymologisch ganz
verschieden. Unserem fodr entspricht
ai. pdtrar behälter, gefäss, zu pdmi
schütze. Die wz. ist *pö(i)- t vgl. gr.
xüfjLX deckel, tüv herde, xotfuiv hirt
(= lit. pSmu).
fön n. feuer, gen. funin*, &n.fune,
vielleicht mit ahd. für, umbr. pir,
gr. xvp, armen, hur feuer, czech.
pyr glühende asche und lat. pnru*
rein zu ai. punati reinigt, pävakd-
reinigend, läuternd, feuer. Anderer-
seits liegt es aber nahe fön mit apr.
panno feuer, panmtaclan feuerstahl
zu verbinden.
fotubandi f. fussfessel, s. fötus
und bandi.
fotubaürd n. fussbrett, schemel,
an. fotbord, engl, footbonrd, enthält
das gemeingerm. -baurd brett, an.
bord, ags. as. bord, ahd. bort, ablau-
tend mit gib. ags. bred, ahd. bret
und mnl. fort, ßtokes (Kuhns Zs. 35,
151) vergleicht air. bruiden hof, pa-
last (aus *brodinä). Cymr. bwrdd und
air. bord sind aus ags. bord entlehnt.
fotus m. fuss, an. fotr, ags. fdi,
afris. as. föt, ahd. fuoj, urspr. con-
sonautstamm, vgl. lat. pä (gen.
pedu), gr. dor. att. ttoxih (gen.
tc3oV), armen, otn, avest. päd-, ai.
päd-, päd-, zur idg. wz. *ped- in ai.
pddyate fällt, geht, aksl. padq falle.
Dazu an. fet schritt, lit. ptda, lat.
peda, armen, het, ai. padd- fussspur,
weiter lit. pddas fusssohle, patlu
Untergestell, aksl. podü boden und
viele andere wörter.
48
fra ver-, untrennbare partikel, ahd.
fra- ("vgl. fair, faür), lit. pra-,
aksl. pro- vor, ver-, air. ro- verbal-
partikel, lat. pro- (neben pro, pröd-),
gr. trpö, avest. fra-, ai. prd- vor,
ver-. S. aucb fr am, fruma.
fraatjan zur speisung verteilen,
an. etja fechten (beissen) machen,
ahd. azzen, essen speisen, beköstigen,
causativum zu itan (fraäan aufes-
sen, praet. mit contraction frrt).
fragan versuchen, ein zweifelhaf-
tes xt. \ey., vielleicht eig\.fr-agan,
*fra-agan, vgl. agis (Holthausen,
Anz. f. d. altertum 24, 34).
fragifts f. Verleihung, (im plur.)
Verlobung, zu fragiban verleihen,
vergeben, b. gib an.
fragildan vergelten, tugildan ver-
gelten enthalten das gemeingerm.
-gildan (urgerra. *geld~), an. gjalda
bezahlen, ags. gieUfan, afris. gelda,
jelda, as. geldan, ahd. geltan bezahlen,
vergelten, gelten, wozu mit gramm.
Wechsel aschw. gjalla. Mau vergleicht
air. gell pfand, gellaim verspreche,
gr. TtkSot; • XP*°$ (Hesych.), icpeiku
bin schuldig. Unsicher (vgl. OsthofT,
Idg. forschungen 4, 268 f. f.). Aksl.
zledq zahle, büsse ist aus germ.
*geldan (*gelpan) entlehnt. Vgl. gild,
g i 1 s t r.
frahin[>an gefangen nehmen, ushin-
f)an gefangen nehmen enthalten ein
sonst nicht belegtes -hinjmn fangen,
wozu hunps f. (?) gefangenschaft , ags.
hmt beute, ahd. hunda in heri-hunda
krieg3beute, verkünden fangen. Vgl.
h a n d u s. Neben -hin])an mit ]) aus
idg. I finden wir im ags. offenbar
verwante Wörter mit t aus idg. d,
nämlich hunta jäger, Aunttan jagen
(ganz unsicheres bei Bechtel, Bezz.
Beitr. 23, 250).
fra ihn an fragen, an. frSgna, ags.
frignan, ablautend mit an. fr&gr,
ags. gefrxge berühmt, ahd. fraga
frage, fragen, frühen, frügön fragen,
beruht auf der idg. wz. *prex- ü»
lit. pranzyti fordern, bitten, pfrszti
zufreien, pirszlgs freiwerber, aksl.
prositi bitten, air. arco erflehe, imm-
chom-arcim frage, cymr. erchim fra-
gen (die wzform *perx- auch in
as. ahd. fSrgön fordern, bitten), lat.
precor bitte, procu* freier, armen.
harsn braut, avest. frasna-, ai. pracnä-
frage, befragung. Ein inchoativum
dieser wz. ist ahd. forscöm forsche,
lat. posco verlange, fordere, armen.
harthmnem frage, avest. psrzsaiü, ai.
prcchdli fragt.
fralsan versuchen, in Versuchung
führen, verwant mit dem schw. vb.
ags. frdeian versuchen, as. früm
in Versuchung führen, gefährden,
ahd. freuön in gefahr oder schrecken
sein. Daneben steht mit *-suffix
*frautan, an. freusta versuchen, auf
die probe stellen, wovon fraislubni
f. Versuchung abgeleitet ist.
fra i sin Ii ni f. Versuchung, s. frai-
san.
fraiw n. same, geschlecht, nach-
kommenschaft, an. fnt same, viel-
leicht aus idg. *pro-iwo- oder *pro-
eiwo- zur wz. *ei- gehen, mit der
urspr. bedeutung 'hervorgehendes,
hervorkommendes', vgl. ai. <?W-lauf,
gang, weg (Osthoff, Beitr. 20, 95
f.). S. iddja.
fralet n. freilassung, erlass (oder
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fralets m.?), mhd. verläj ausgelas-
senheit, frechheit, mit fraleis m.
freigelassener zu fraletan freilassen,
erlassen, ags. forlxtan, as. farlälan,
ahd. farläjan, s. letan.
fraliusan verlieren, forleosan y
as. ahd. farliosan, dazu das intran-
sitivum fralusnan verloren gehen.
Mit laus beruht -liumn auf der
idg. wz. *leus- lösen, Weiterbildung
von *Uu- in an. lyja klopfen, schla-
gen, entkräften, lat. luo bezahle,
büsse, löse, gr. Au» löse. ai. lunati
schneidet ab. Vgl. lew, lun.
fralusts f. verlust, as. farlmt,
ahd. forlust, zu fraliusan.
fram von, fort, weiter, an. fram,
ags. from, as. ahd. fram (dazu
frama|)s, framis), wie gr.
vp6(to$ der vorderste zu fra. Vgl.
fruma.
framaldrs im alter vorgerückt,
bejahrt, aus fram und an. aldr,
ags. ealdor, as. aldar, alid. altar
alter (vgl. a 1 d s).
frania|)S fremd (oder fratnapjisl),
ags. frewpe, fremde, as. fremithi,
ahd. framadi,f remidi entfernt, fremd,
ableitung von fram in der bedeu-
tung 'entfernt von'. Vgl. mit ablaut
as. *frumiiAi 1 mnd. vrömede.
franiapjan entfremden, ahd. fre-
midan, fremidön, zu f r a m a J> s.
framgähte f. fortschritt, zu ahd.
framgangan fortschreiten , hervor-
kommen, s. fram und gaggan.
framis weiter, an. fremr, compa-
rativ zu fram.
framwafr])!» fernerhin, vgl. ahd.
framwort, f remitiert, frammorles vor-
wärts, sofort, ferner, framwerlig
vorwärts gerichtet, gelingend, s.
fram uud wairf)an.
framwigis fortwährend, für im-
mer, s. fram und wigs.
fraqisteins f. Verschwendung, zu
fraqistjan verderben, verlieren, ahd.
firquisten verderben, vernichten, um-
bringen, s. qistjan.
fraslindan verschlingen, ahd far-
slintan, ablautend mit ahd. slunt
Schlund. Die bedeutung 'verschlin-
gen' hat sich aus 'gleiten' entwic-
kelt: vgl. älter-niederrhein. slenden
gleiten, älter-nl. slinderen gleiten,
ausschlüpfen und mit t schw. slinta
gleiten, slant glatt, schlüpfrig, engl,
dial. to slent gleiten, schlendern, nhd.
dial. schlenzen schlendern. Vielleicht
ist der ablaut von -slindan unur-
sprünglich, welchenfalls Zusammen-
hang mit ags. sltdan, mhd. sliten
gleiten, an. siede, ahd. slito schütten,
ags. slidor schlüpfrig, lit. slidus glatt,
stydkelis schlüpfriger weg, slydinHi
etwas ausgleiten, aksl. sledü spur
wahrscheinlich ist. Vgl. noch Johans-
son, Beitr. 14, 326.
frastisibja f. kindschaft, s. fr as ts
und sibja.
frasts m. (oder f.?) kind, nicht
mit lat. pröles nachkommenschaft
vergleichbar, weil dieses doch wol
zu alo (s. alan) gehört, und eben-
sowenig mit lit. periu brüte, lat.
pario gebäre, gr. vtpns, irjpif, %6pTZ$
kalb, pkr. pädi weibliches kalb zu
verbinden. Osthoff (Beitr. 20, 89 f. f.)
lässt uns die wähl zwischen zwei
etymologien : 1° frasti- aus *pro-s-ti-
zur wz. *se- sähen (s. saian), 2°
frasli- aus *pro-s(p)-ti- zu lat. prö-
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täpia, prötäpies nachkommenschaft,
söpio penis, ai. sdpa- penis, täpdyant-
futuens.
fraj»i n. sinn, verstand, frapjan
verstehen, denken, fröp* klug, ver-
ständig (s. fröjis), verwant mit
lit. praniu werde gewohnt, supraniit
verstehe, protaa verstand, apr. prätin
acc. rat, iss-prettun verstehen, lat.
interprea (gen. interpretu) vermittler, J
ausleger.
frapjamarzeins f. verstaudsver-
wirrung, s. f r a J>i und marzjan.
frapjan, s. frajii.
frauja m. herr (dazu fraujinön
herrschen, fraujincutsus m. herrschaft),
an. Freyr namen eines gottes, ags.
frea, as. fröio, fröho, fräo, frö, ahd.
frö herr und *fraujö f. herrin, frau,
an. Freyja namen einer göttin, hua-
freyja hausfrau, ahd. frouwa herrin,
frau beruhen auf einer 10-ableitung
von fra: vgl. ai. pnrva-, pürvyd-
vorder, erst (s. fruma). Ueber die
lautverhältuisse handelt Osthoff (Idg.
forschungen 8, 53 f.).
frawardjan verderben, entstellen,
ahd. farwarian, causativum zu fra-
wairpan zu gründe gehen, as. far-
togr&an, ahd. farwerdan, s. wairj>an.
t'rawaurhts sündhaft, as. fancarht,
ahd. farworaht und frawanrht* f.
sünde, ags. forwyrht, as. farwnrht,
beide zu frawaurkjan sündigen, as.
farwirkian, ahd. fincirken, s. w a ü r k-
jan.
fraweit n. räche, strafe, mhd.'l
vericij verweis, zu fra w ei tan.
fraweitan rächen, ahd. fancijan
tadelnd vorwerfen, ohne das praefix i
ags. un'tan, as. witan, ahd. wijan
vorwerfen, wahrscheinlich zur idg.
wz. *weid- sehen (s. w i t a n). Vgl.
für die bedeutung lat. animadverUre
wahrnehmen, strafen und idweitjan.
frei d ja» Bchonen, an. fr/da schmüc-
ken, zieren, ahd. vrlten hegen, bät-
schein, zu &n.fridr, ags. frid hübsch,
schön, angenehm, lieblich, ai. pritd-
vergnügt, befriedigt, geliebt, lieb,
freundlich, zu frijön.
freihals m. freiheit (eigl. freier
hals, freihalsigkeit), an. frjdU frei,
ags. freoU freiheit, ahd. frihaU freier
mann, s. fr eis und hals.
freis frei, ags. /reo, afris. ahd.
fri ist identisch mit cymr. rhjdd
frei und ai. priyd- lieb, b. frijön.
Die bedeutung 'frei' hat sich auB
'vergnügt, befriedigt' entwickelt (vgl.
f reidj an).
frijal>wa f. liebe, skr. priyatva-
liebsein, liebhaben, zu freis.
frijapwaiuilds liebreich, s. fri-
jaj)wa und mildipa (-miUls).
frijön lieben, ags. freon, denomi-
nativum von idg. *priyo- lieb (s.
freis), vgl. aksl. prijaü günstig
sein, prijateU freund, prijaziä liebe,
air. riar wille, wünsch, verlangen,
avest. frinümi, ai. primimi erfreue.
Vgl. freidjan, gafri]>ön."
frijonds m. freund, an. frxnde
verwanter, ags. fre'ond, afris. as.
friund, ahd. /rinnt freund, substan-
tiviertes part. praes. zu frijön.
friks, s. faihufriks.
frisahts f. bild, beispiel, rätsei,
zu Bäk an. Mit fri- sind lit. pr$,
pri, aksl. pri bei und die unter
fair genannten Wörter zu verglei-
chen.
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51
fri{)ön, 8. gafrif)ön.
frius n. (?) frost, zu *friusan frie-
ren, an. frßsa, ags. fre'osan, ahd.
friosan, urverwant mit lat. pruina
reif, frost, prürire jucken, alban.
pruS brennende kohlen, ai. pldfaü
brennt, versengt, prusva gefrorenes
wasser, reif. Die bedeutungen 'frieren'
und 'brennen' liegen einander ganz
nahe.
fröps klug, verständig, an. frodr |
kundig, gelehrt, ags. fröd klug,
erfahren, alt, afris. as. fröd, ahd.
frnot verständig, weise (davon frö-
dei f. klugheit, verstand, einsieht,
an. frfde, ahd. fruoti), lit. prötas
verstand, apr. prälin acc. rat, zu
f r a J> i. Noch ganz unsicheres bei
Kawczyriski (Arch. f. slaT.phil.il,
611 f.).
fruina der erste, mit anderer ,
lautfolge ags. forma, &s.formo. DaTon
abgeleitet ist die superlativbildung
frumisls der erste, &g9.forme«la, wozu
frumisii n. anfang. Ausserhalb des
germ. lit. pirma* und mit anderem
suffix aksl. prit&ti, avest. pourva-,
paoureya-, ap. paruva-, paruviya-, ai.
phrva-, pürvyd- (vgl. fr au ja). Mit
fruma ist fr am nahe verwant.
frnmabaür m. erstgeborener, s.
fruma und baür.
frumadei f. vorrang, beruht auf
einem adj. *frumaps, zu fruma.
. frums m. (?) anfang, zu fruma.
fugls m. vogel, an. fugl, ags.
fugol, as. fugal, ahd. fogal, vielleicht
verwant mit lit. pduksztis vogel.
Man denkt aber gerne an Zusammen-
hang mit *ßiugan, indem man an-
nimmt, dass fugla- durch disaimila-
tion aus *flugla- entstanden sei (b.
usflaugjan).
fula m. füllen, an. fole, ags. fola,
alid. folo, verwant mit lat. pullus jun-
ges, gr. vüxos junges tier, füllen. Man
vergleicht alban. pjeX zeuge, gebäre.
fulgins verborgen, part. praet.
pass. zu filhan.
fulhsnl n. Verborgenheit, an.
fylgsne versteck, zu filhan.
fallafahjan genüge leisten, be-
friedigen, s. füll s und fagrs.
fullatöjis vollkommen, s. fulls
und taujan.
fullaweis vollkommen weise, ««-
weis unwissend, unkundig, hindarweis
hinterlistig enthalten das sonst nicht
belegte -weis wissend, weise, dem
an. vis», ags. wis, as. ahd. wis ent-
sprechen. Mit -wiss (8. m i |) w i s s e i ,
u n w i 8 s) weist -weis auf ein idg.
part. *wld-to- zu w i t a n , vgl. lat.
Vitus gesehen, gr. a'iffTo; ungesehen.
fullawita m. vollkommen wissen-
der, unteita in. unwissender, vgl. an.
vite signal, ags. wita zeuge, ratgeber,
ahd. wijjo wissender, zu witan.
fulleil»8 f. (?) fülle, ags. fyllad,
fyllid, zu fülle.
fulli|) n. (?) Vollmond, zu fulls.
fulljan füllen (dazu fullnan voll
werden), an. fyllu, ags. fyllan, as.
fullian, ahd. füllen, zu fulls.
fullö f. fülle, ausfüllung, ahd.
folla, vulla fülle, zu fulls.
fulls voll, an. fullr, ags. afris.
as. /«/, ahd. fol (dazu -füllet in
u f a r f u 1 1 e i), lit. ptlnas, aksl. plunü,
avest. pmtta-, ai. pf/md, vgl. lat.
plenus, avest. fräna-, ai. präna- und
air. Idn, cymr. laun. Die Wörter
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sind participia der wz. *pel-, *ple-
in lit. ptlti giessen, schütten, air.
Ifttaim fülle, lat. im-pleo fülle au,
gr. vißfrKijfii fülle, TA>*pifc voll,
armen. Ii voll, Inum fülle, vX.ptparti,
prniili füllt, ja/-«/«'- voll. Vgl. filu.
füls faul, stinkend, an. füll, ags.
ful, ahd. ffd, verwant mit an. füenn
verfault, feyja verfaulen lassen, füna
faulen. Ausserhalb des germ. gehö-
ren dazu lit. puti faulen, puliai pl.
eiter, lat. pwt eiter, pülere faul sein,
stinken, gr. ti)u bringe zum eitern,
ttüS« mache faulen, ttvov eiter, armen.
hu eiteriges blut, avest. püiti- fäulnis,
ai. pigati wird faul, stinkt, päga-
jauche, eiter, pkti- faul, stinkend.
f'uuisks feurig, zu fön.
ga untrennbare partikel, in der
an wendung vielfach mit air. lat. com-
übereinstimmend, doch lautlich und
etymologisch davon verschieden, denn
Bugges versuch (Beitr. 12, 414 f.)
ihre urspr. identität- darzutun ißt
nicht gelungen. Oft verbindet man
ga- mit aksl. go, ze und ai. gha,
ha, was aber wegen der blassen be-
deutung dieser Wörter kaum erweis-
bar ist. Meillet (Mem. de la Soc.
de Ling. 9, 52 f. f.) denkt mit
mehr recht an verwantschaft zwi-
schen ga- und aksl. za hinter, armen.
z- um, bei, über, während.
gaaggwjan einengen, s. agg w u s.
gaaiginön zu eigen machen, in
besitz nehmen, vgl. an. eigna, ags.
dynian, ahd. eiginen, zu aigin, s.
aigan.
gaainanan vereinzeln, zu ains.
gaandjan aufhören, enden, an.
enda, ags. endian, as. endian, endön,
ahd. enfen, entön enden, zu and eis.
gaarbja m. miterbe, s. arbi.
gabatnan vorteil haben, zu b a t i z a.
gabadr m. schmaus, gabaur n.
Steuer, zu gabairan in der bedeutung
'zusammentragen', s. bairan.
gabaürgja m. mitbürger, b.
b a ü r g s.
gabaürjaba gern, gahavrjö])u» m.
lust, vergnügen, krimgot. borroUeh,
vielleicht zu gabaur m. schmaus (s.
gabaur).
gabaür|)8 f. geburt, an. burdr,
ags. gebyrd, as. giburd, ahd. capnrt %
giburt, air. brith geburt, lat. fon
zufall, avest. -forati- darbringung,
ai. bhrtt- das tragen, zu bairan.
gabei f. reichtum, ahd. kepi, davon
gabeigs, gabigs reich (aksl. gobtdzü
reichlich, fruchtbar ist gotisch), an.
gofogr, gofugr ansehnlich. Bugge
(Beitr. 12, 416 f.) stellt gabei zu
lat. cöpia überflnss (aus *co opia),
was aus lautlichen gründen nicht
annehmbar ist. Eher sind gabei, ga-
beigs mit gib an verwant, vgl. lit.
gnbenü befordern, bringen, aksl. go-
bino, gobina feldfrüchte, aruss. gobina
fruchtbarkeit. Für ganz sicher darf
aber auch dieses nicht gelten.
gabeistjan durchsäuern, zu beiat.
gabinda f. band, ahd. binta binde,
zu bind an.
gablindjan blind machen, verblen-
den, an. blinda blenden, zu blinde.
gabrannjau verbrennen, inbrann-
jan in brand stecken, an. breuna,
ags. bxrnan y as. brennian, ahd. pren-
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53
nan, brennen brennen machen, an-
zünden, caueativurn zu brinnan.
gabruka f. abgebrochenes, broc-
ken, vgl. ahd. brocco, zu brikan.
gabundi f. band, bund, zu bi n dan.
gadaban passen, sich ereignen,
gadöfs schicklich, passend, ags. ge-
dafen geziemend, gedafenian gezie-
men, gedefe geziemend, gedseftan
ordnen, ged&fte passend, freundlich,
mnl. ghedoef sich fügend, nl. deftig
anständig, vornehm, verwant mit
lit. dabtnti, dabinUi schmücken, dab-
nus zierlich, aksl. doba gelegenheit,
bezdobi zur unzeit, dobrii gut, dobti
tapfer, podoba anständigkeit, podobati
geziemen, udvbhiü leicht, lat. faber
künstler.
gadaila m. teilnehmer, genösse,
ahd. giteilo, zu dails.
gadaubjan taub, verstockt machen,
an. deyfa taub machen, stumpf
machen, mhd. touben betäuben, zu
daufs.
gadauka m. hausgenosse, nicht
genügend erklärt.
gadaürsan wagen, gadar* wage,
ags. dear, as. gidurran, gidar, ahd.
turran, lar, giturran, gitar, zur wz.
*dhers- wagen, vgl. lit. dre*u wage
(inf. drftti), drqsits dreist, mutig
(welche auf *dhrens-, *dhrons- be-
ruhen), gr. Sxpvlu, Sxppea bin mutig,
$«p<ro$, Spavos, 5ip<ros mut, kühuheit,
bpxiruti mutig, bxpvxXha kühn, avest.
dardi- wagen, ap. adarsnanJt wagte,
ai. dhr?n6ü, dhdrmti wagt, dhrmu-
kühn, mutig.
gade{)$ f. tat (s. auch missa-
deps, wall ade" j)s), an. ddd, ags.
dxd, as. däd, ahd. M, zur wz. *dht-,
*dhö- in lit. dhni, dedu lege (inf.
dHi), aksl. dSjt h dezdq lege (inf. dHi),
dfjati tun, gall. dede hat gestellt,
lat. condo gründe, verberge, credo
glaube, gr. riSnw, armen, dnem
setze, avest. dadämi, ai. dddhämx
setze, tue, mache. Vgl. döms.
gadigis n. gebilde, zu deigan.
gadiliggs m. vetter, verwanter,
ags. gscdeling^ as. gaduling^ ahd. ga-
tulinc verwanter, beruht mit gö|)S
auf einer wz. mit den bedeutungen
'zusammengehören, passen, genehm
sein', vgl. ags. gegada, as. gigado,
mhd. gegaie genösse, gaten zusam-
! menkommen, vereinigen, ags. geador,
tögsedere, mhd. gater zusammen und
I ausserhalb des germ. aksl. goditi,
' gode bytx genehm sein, godlnü, pri-
j : r>':<l( genehm, godü zeit, godina zeit,
i stunde. Ferner stehen lett. gads habe,
Vorrat, air. gataitn nehme weg, er-
beute, stehle, ai. gadh- festhalten
(lat. habeo habe, halte, besitze, habi-
lu leicht zu halten, passend, geeignet
siud mehrdeutig). Zu gadiliggs, göps
gehört noch krimgot. gadeltha schön,
got. *gadilata, neutr. zu *gadü» (vgl.
czech. hodily tauglich) : s. von Grien-
berger, Zs. f. d. phil. 30, 127
und Holthausen, Anz. f. d. altertum
24, 34.
gadiupjan tief machen, ausgraben,
zu diups.
gadöfs schicklich, passend, ags.
gedefe geziemend, mnl. ghedoef sich
fügend, zu gadaban.
gadraban aushauen , vielleicht
mit Hoffmann (Bezz. Beitr. 18, 288
f.) zu gr. Tpxcpoq • rxcpoq (Hesych.).
Ganz unsicher ist verwantschafl mit
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akßl. drobiti feinmachen, zerstückeln,
droht hu fein, zerstückelt.
gadraühts in. kriegsinann, zu
driugan. Vgl. kriingot. cadariou
(*gadriuga ?).
gafahrjan zubereiten, zu fagrs.
gafäh n. (?) fang, vgl. an. fang
n., ags. ah«!. fang m., zu fahan.
gafaürds f. Versammlung, rat,
vielleicht zu faran.
gafaurs gesittet, enthaltsam, un-
faurs geschwätzig, uuerklärt.
gafehaba anständig, ehrbar, zu
fagrs.
gafilh n. begräbnis, zu filhan.
gafrafrjei f. Verständigkeit, zu
fra[>i.
gafri|)ön versöhnen, befrieden, an.
frida friedlich machen, ags. gefri-
dian, as. frithön, ahd. fridön be-
schützen, zu an. fridr, ags. freodu,
as. frithiti ahd. fridu friede, verwant
mit freidjan und frijön,
gaggan gehen, an. ganga, ags.
gongan, afris. gonga y as. ahd. gangan,
verwant mit lit. zengiu schreite,
Einhnis schritt, prazanga vergehen,
Übertretung, sünde, gr. koxuv* stelle
zwischen den schenkein (wahrschein-
lich aus *x*ȣwv>> durch den einfluss
des folgenden «, idg. *yhngh ), avest.
zanga- knöchel, mp. zang fuss, osset.
zängä knie, ai. jdüghä unteres bein,
jdngahe schlägt mit den flügeln
oder beinen, jdmhas flügelschlag,
jaghdna- hinterbacke, schamgegend.
Ein ganz anderes wort ist krimgot.
geen, as. gän, ahd. gen, gän : vgl.
xizv.* 1 * xt%*vu erreiche, ai. jthile I
geht fort, geht hervor.
gaggS m. gang, gasse, an. gangr, 1
as. ahd. gang gang, zu gaggan.
gagrefts f. beschluss, befehl (auch
gagreift* geschrieben), unbekannten
Ursprunges.
gagudn fromm (besser gogup«),
gegensatz zu a f g u |> s.
gahahju zusammenhängend , zu
hah an.
gahait n. verheissung, ags. geJuU,
ahd. gaAeij, zu haitan.
gahardjan verhärten, verstocken,
an. Herda, ags. hyrdan, afris. herda,
as. herdian, ahd. hartan, hertan här-
ten, zu hardus.
gahlaiba m. genösse, ahd. galeipo,
zu hlaifs. Vgl. für die bedeutung
franz. compagnon (*cotnpäniönem) zu
pain, lat. päni*.
gahöbains f. enthaltsamkeit, zu
gahaban sxk sich enthalten, s. ha b a u.
gahllgds f. verstand, gesinnung,
bewusstsein, ags. gehygd gedanke,
as. gihugd gedanke, gedächtnis, ahd.
gihugt gedächtnis, zu hugs, hug-
jan.
gahwairbs fügsam (mitwandelnd),
zu h w ai r ban.
gahwaljan wetzen, anreizen, an.
hvetja, ags. Aiceltan, ahd. Awazzan,
wetzen, denominativum von an. hvatr
rasch, feurig, ags. Awvt scharf, ver-
wegen, kühn, as. -Atcat, ahd. Awaj
scharf, verwant mit hwassaba,
h w o t a , h w Q t j a n. Russ. chvat
mutiger mensch entstammt dem
scandinavischen. Man denkt an ver-
wan tschaft mit ai. codati, coddyati
treibt an (wz. *keud- neben *kwed-).
gahweitjan weiss machen, ahd.
Aicijan, zu Ii weit s.
gaiamiian acc.,fremdwort: yUvvxv.
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55
gaibnjan ebnen, vgl. an. ja/na,
ahd. ehanön, zu ibne.
gaidw n. raangel, ags. gdd man-
gel, armut, afris. gäd etwas erwünsch-
tes, as. gen. pl. ged(e)ono, mit ahd.
git gier (dazu ags. gtUian, mhd. gilsen
habgierig sein) zu lit. geidfiic be-
gehre (inf. geisti), aksl. tidq warte
(inf. Ztdati). Andere trennen gaidw
von ahd. git u. s. w. und stellen
es zur idg. wz. *-yhe\i)- in gr. xfrtoc
abgeleitet von dem adj. -gairn* be-
gierig (in fmhugairn* geldgierig),
an. gjarn, ags. geom, as. ahd. gern,
das mit russ. zdrkij begierig, lüstern,
zdriti lust erwecken, reizen, umbr.
heriest, osk. herest er wird wollen,
lat. horior ermuntere, hortor ermahne,
gr. %xlpta freue mich, ai. hdryati
hat gern, begehrt zu einer idg. wz.
*yher- begehren , streben gehört.
Sütterlin (Idg. forschungen 4, 97 f.)
mangel, %>ipos verwaist, entblösst, stellt -gairns zu gr. d5cpi%a verachte,
avest. zazäiti, Ki.jdhäli verlässt, kind-
verlassen, niedrig, mangelhaft, er-
mangelnd (vgl. Schulze, Kuhns Zs.
27, 423).
gailjan erfreuen, mhd. geilen,
denominativum von *gaih, ags. gdl,
verschmähe (von *xBtpoc, dessen x
ein alpha privativum sein soll), was
kaum richtig sein kann. Vgl. gredus.
gairn oder gairu n. spitzpfahl,
stachel. Man vergleicht lat. veru
spiess, bratspiess, was jedoch an
as. gel, ahd. geil mutwillig, üppig, ! got. g: lat. v scheitert. Mit mehr
ausgelassen, lustig, urverwant mit
lit. gailus scharf, ätzend, jähzornig,
mitleidig (man gailu mir ist leid),
aksl. dzflü heftig (skr. helä leicht-
sinn, Sorglosigkeit, Übermut gehört
kaum hierher). Anders Schröder, Zs.
f. d. altertum 42, 64 f.
gafrda f. gürtel, an. gjqnt, dazu
mit tiefstufe der wz. an. ggrdell,
ags. gyrdel, ahd. gurtil, gurtila (vgl.
bigairdan). Man denkt gerne an
Zusammenhang mit gards. Fick
(Bezz. Beitr. 17, 321 f.) vergleicht
die Hesychischen glossen xopSixxt •
MVTpoQot (vupoi) und xopSiXats xx)
xipSiv • (tous aupove) xx) ritv vvffTpoQjv,
was wegen der bedeutung wenig zu
empfehlen scheint.
gairdan, s. bigairdan.
gairnei f. begehr, verlangen, ahd.
gerni und gatrnjan begehren, an.
girna, ags. giernan, as. girnian sind
recht stellt Zupitza (Die germ. gut-
turale 171) gairu zu lit. gdirö stange.
unis jan, s. usgaisjan.
gaitehi n. zicklein, ags. gitten,
ahd. geijjin zicklein, geijin adj. von
ziegen, lat. haedinu* von jungen
bocken, zu gaits.
gaits f. ziege, an. geil, ags. gdl,
ahd. geij, urverwant mit lat. Aaedus
bock (vielleicht zu lit. zdidziu spiele,
vollziehe den beischlaf). Das krimgot.
hat ttap für 'ziege', das mit poln.
klruss. slov. cap, czech. cdp, magy.
czdp, rura. alban. cap bock identisch
ist : wahrscheinlich stammt die ganze
sippe aus dem iranischen, wo wir
parai capeS bock, np. capU einjähri-
ger bock vorfinden, das mit an. ha/r,
ags. htefer bock, air. caera schaf,
cymr. caer-iwrch rehbock, lat. caper
bock, capra ziege, gr. xdirpot eber
in einem ablautsverhältnis stehen
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kann. Andere idg. wörter für 'bock,
ziege' sind lit. ozys bock, oszka ziege,
lett. äzu bock, apr. wosee ziege, aksl.
jaztno feil, ai. ajd- bock, ajd ziege,
ajtna- feil ; dann ags. hecen, mnd.
höken zicklein, aksl. kozUu bock,
koza ziege; weiter gr. armen.
aiU ziege; an. bukkr, ags. bvcca,
ahd. Äotr, air. bocc, cymr. £ir<?>4 bock,
armen. buU lamm, avest. büza- bock,
np. buz ziege, bock ; ai. bdrkara-
zicklein, slov. blekaS meckerer, bock.
Ai. chdga-, chagalu- bock, osset. Ȋy
ziege sind nicht mit ags. sce'ap, as.
scäp, ahd. scäf schaf zu vergleichen
und auch ai. bastd- bock steht ver-
einzelt da. Auf grund der zahlreichen
proethnischen benennungen der ziege,
wird man wol annehmen dürfen,
dass die Zähmung dieses tieres in
der idg. periode stattgefunden hat.
gajuk n. paar, gajuka m. genösse
(dazu das fem. gajukö genossin),
gajukö f. Zusammenstellung, gleich-
nis, zu juk.
gakratön zermalmen (yakröluda
ist nach Sievers für gakrutöda ver-
schrieben), vielleicht verwant mit
kriustan, krusts.
gakuntls f. Unterordnung, gehor-
sam, zu gakunnan sik sich unter-
ordnen, s. kunnan.
gaknsts f. prüfung, vgl. ai. /«>ft-
gunst, befriedigung, zu kiusan.
galaista m. begleiter, anhänger,
zu laists.
galanbjan glauben, uslaubjan er- |
lauben, an. leyfa loben, erlauben, 1
ags. gelyfan glauben, dlyfan gestat-
ten, as. gilöbian glauben, ahd. gilou- I
ben glauben, irlouben zulassen. Die !
grundbedeutung von -laubjan ist
•gutheissen, gerne haben' : es gehört
zu der unter Hufs besprochenen
wz. *leub/t- begehren, liebhaben,
galaufs schätzbar, wertvoll (auch
| galuf* ?), zu ] i u f s. Interessant ist
es, dass die ableitung *galaubei f.
sich im lehn wort provenz. galaubia
aufwand, pracht erhalten hat.
galeika m. miteinverleibter, zu
leik.
galeiks ähnlich (davon galeiki n.
gleichheit, ähnlichkeit, galeikon gleich
stellen, gleich machen, nachahmen),
an. gltkr, ags. gelte, as. gilic, ahd.
galih, gilih gleich, eigl. 'dieselbe
gestalt habend', zu leik. Vgl. ins-
besondere lit. Ijjgtts, lett. lidzig«, apr.
poligu gleich. S. auch leik an.
galga m. galgen, kreuz, m.galge,
ags. gealga, as. ahd. galgo galgen,
urverwant mit lit. zalga, armen.
dzaxk stange (s. Bartholomae, Studien
zur idg. Sprachgeschichte 2, 12).
Man beachte, dass ahd. galgo, mhd.
galge auch 'gestell am Ziehbrunnen
den eimer aufzuhängen um das was-
ser heraufzuziehen' bedeutet.
galigri n. beilager, mhd. geligere
lager, vgl. ags. geliger beischlaf, zu"
ligan.
galiug n. lüge, götze, zu liugan
lügen.
galufs, s. galaufs.
galükan schliessen, einschliessen,
einfangen, uslükan aufschliessen,
öffnen, herausziehen (dazu galuknan
sich schliessen, usluknan sich öffnen),
an. luka, ags. lucan, afris. luka, as.
-Iwan, ahd. -lühhan schliessen. Wie
verhält dieses wort sich zur idg.
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57
wz. Heug- brechen in ags. lucan,
afris. lvka 1 ahd. liohhan ziehen, rau-
fen, ÄAuxT07rf3>j unzerreissbares band,
ai. rujdti zerbricht, rugnd- zerbro-
chen (vgl. lit. Imzti, IduSyti brechen,
russ. Ivznutt schlagen, stosseu mit
idg. y) und zur idg. wz. Heug- bie-
gen in an. lykna die knie beugen,
an. lokkr, ags. locc, ahd. loc locke,
lit. fotgnas geschmeidig , biegsam ,
gr. Avy/£« biege, winde, drehe?
Vgl. usluks.
gamaindü{)s f. gemeinschaft, zu
g a m a i n s. Für das suffix ist a j u k-
düfis zu vergleichen.
gamainei f. gemeinschaft, teil-
nähme, ahd. gimeini, zu gamains.
Kiuna inj an teil haben, teil nehmen,
gemein oder unrein machen, ahd.
teil nehmen, mitteilen, zu
gamains.
Kamanis gemeinsam, anteil ha-
bend, gemein, unrein, ags. genukne,
ahd. gimeini gemeinsam, gemein,
zunächst verwant mit alat. commoinu,
lat. communis gemein, gemeinsam,
allgemein (vgl. ains = alat. oinos,
lat. ünns). Nach ßugge (Beitr. 12,
416) soll auch das praefix ga- dem
lat. com- entsprechen, was aber in
phonetischer hinsieht mehr als be-
denklich ist (s. g a). Der begriff der
gemeinsamkeit beruht auf dem des
Wechsels, vgl. an. meinn schädlich,
nein schade, beachädigung, Unglück,
ags. man, as. men falschheit, ver-
brechen, frevel, ahd. mein falsch,
trügerisch, lit. mdinas tausch, mai-
*yti tauschen, aksl. mena änderung,
Wechsel, meniti ändern und ohne
das «-suffix lett. miju tausche, skr.
mdyate tauscht (vgl. maidjan,
m i s s ö).
gamain])S f. gemeinde, Versamm-
lung, vgl. ahd. gimeinida, zu ga-
mains.
gamaips schwach, verkrüppelt,
ags. gemxd, as. gemed, ahd. kameil,
gimeit töricht, eitel, zu maidjan.
tramalt eins f. auflösung, zu *mali-
jan auflösen, an. melta verdauen,
denominativum von isl. maltr ver-
fault, verdorben, sauer geworden,
ahd. malz hinschmelzend, kraftlos.
Germ, malta- lautet ab mit ags.
m 'eltan sich auflösen, schmelzen, ahd.
smelzan schmelzen, gr. i&ttäo> erwei-
che, schmelze (wz. *meld-, *smeld-).
Vgl. m i 1 d i J) a.
gamalwjan zermalmen, zerstossen,
an. mqlva in stücken brechen, vgl.
gr. /uuAA« zerreibe (aus *mlv>yö,
Johansson, Beitr. 15, 232). Idg.
*melic-, *molw- ist aus *mel-, *moU
weitergebildet (s. mal an).
ganian n. mitmensch, genösse,
genossenschaft, an. gaman, ags. gamen,
gomen, afris. game, gome, as. ahd.
gaman freude, lust, fröhlichkeit, aus
ga und mana- (s. man na). Andere
Boer (Museum 4, 281). Russ. gomon,
poln. gomon, czech. homon lärm
stammt aus dem germ.
ganiarkö f. grenznachbarin, *ga~
marka m. grenznachbar, ahd. ga-
marcho grenznachbar, s. marka.
ganiaudjan, s. maudjan.
gamaurtrjan abkürzen, zu ags.
myrge kurzweilig, ahd. murg- kurz
(in murgfari zerbrechlich), das mit
air. mere, merg runzel, cymr. mer-
stagnans, merydd schwach, lat. brevu,
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58
gr. ßpx%v$ kurz verwant sein kann.
Nach andern wäre das germ. adjec-
tiv mit lat. murcus kurz identisch
(zu ai. marcdifati versehrt, beschädigt,
beeinträchtigt).
ganilnlii n. andenken, an. minne
gedächtnis (nn aus nft), zu munan.
Vgl. anaminds, gamunds.
gamutan räum haben, ags. molan
dürfen, können, mögen, müssen,
afris. möla, as. mölan, ahd. muojan
räum finden, freiheit haben, dürfen,
können, mögen, müssen. Der Ursprung
dieses Wortes ist nicht gefunden:
mau vergleicht cymr. meddu besit-
zen, meddiant macht, ansehen. Del-
brück (Syntax 2, 331) erklärt gamöi
aber als 'habe mich ausgemessen'
und stellt es zur idg. wz. *me-,
*mSd- messen (s. mela, mit an).
Vgl. gamotjan, möta.
gamö^jan begegnen, an. mfta,
ags. metan, gemäan, as. mötian, mhd.
muoten, vielleicht mit gamötan
in entferntem Zusammenhang stehend.
Aber wie sind die bedeutungen zu
vermitteln? Vgl. ma|)l, möta.
gamunds f. andenken, gedächtnis,
ags. gemynd, ahd. gimunt, zu mu-
nan. Vgl. insbesondere lit. atminth,
aksl. pameM gedächtnis, lat. mens
geist, verstand, ai. matt- gedanke,
meinung, sinn. S. auch anaminds
und gaminjn.
ganagljail annageln, an. ncgla,
ags. nivglian, as. neglian, ahd. negilen,
denominativum von *nagla-, an. nagl,
ags. nxgel, as. ahd. nagal nagel (im
westgerm., wie im gotischen, auch
'hölzerner, eiserner nagel', welche
bedeutung wir im scandinavischen
bei der ableitung an. nagle wider-
finden), urverwant mit lit. ndgas
nagel, klaue, naga huf, aksl. noga
fuss, nogüll nagel, air. ingen, inga,
cymr. eguin, lat. unguis, gr. £vu$
nagel, wozu mit idg. kh np. nä%un
nagel, ai. nakAd-, nakhdra- nagel,
kralle. Vgl. mit auffälligem m armen.
magxl kralle, klaue. Ueber die ab-
stufung der Wurzelsilbe 8. Bartho-
lomae (Bezz. Beitr. 17, 132 f.).
ganaitjan lästern, schmähen, mhd.
geneijen plagen, s. naiteins.
ganasjan gesund machen, heilen,
erretten, ahd. ginerjan, causativum
zu ganisan. Aus *ganazjan (ahd.
ginerjan) ist aksl. gonoziti retten
(davon mit dehnung das iterative
gonazati) schon früh entlehnt worden.
ganadha m. genüge, genügsam-
keit, zu ganauAan, s. binaühan.
ganawiströn begraben, denomi-
nativum von *nawistra-, das entwe-
der aus *nawi-sUra- (Schulze, Kuhns
Zs. 29, 270 f.) oder aus *natni-
icistra- (s. awiatr) entstanden ist.
Für nawi- 8. naus.
ganipnan traurig werden, vgl.
ags. gempan dunkel werden, genip
mist, nebel. Weiteres ist nicht er-
mittelt.
ganisan genesen, gerettet werden,
selig werden, ags. genesan, as. ahd.
ginesan (aksl. gonY-sti, gonesti, ganfz-
tiqti, goneznqti gerettet werden ist
j eine alte entlehnung aus dem germ.,
vgl. ganasjan) beruht auf der
idg. wz. *nes- sich vereinigen, sich
zusammentun, zurückkehren, heil
werden in air. fuinim gehe unter
(von der sonne, aus *oo-ncsÖ), gr.
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59
vioptett kehre zurück, »foros heim-
kehr, ai. namte gesellt sich, ver-
einigt sich mit, Xasatyäu — Acvinäu
Götterärzte (Kern, Tijdschr. v. Ned.
taal- en letterk. 1, 37 f. f., vgl.
Brunnhofer, Urgesch. der Arier 3,
99). Vgl. gansjan, nasjan.
gani.sts f. rettung, genesung, heil,
as. ahd. ginut, zu ganisan.
gani[>jos m. pl. die verwanten,
s. nijjjis.
gaiidhjan genüge leisten (mit
dem intr. ganöAnan), an. gnfyja, ahd.
ginuogan, zu ganöhs.
traiinhs genug, viel, an. gnogr,
ags. genoh, as. ginög, ahd. ginuog,
zu ganauhan, s. binaühan.
gansjan verursachen (?), mit dem
praefix ga- zur wz. *nes- (s. g a n i-
8 an); urspr. 'hervorkommen machen'
(Johansson, Beitr. 15, 228 f.).
gapaidon bekleiden, zu paida.
gaqiss f. Verabredung, adj. über-
einstimmend, zu gaqipau verabreden,
ags. gecwipan, as. giquM/t</n, ahd.
giquedan sagen, sprechen, s. qijian.
gaqunijKi f. Versammlung enthält
ein verbalabstractum -qumps zu
qiman, identisch mit ahd. cum/t
kunft, lat. -venti- (in convcntio Zu-
sammenkunft), gr. ßä<rt( schritt, ai.
gdti- gang.
garafhtei f. gerechtigkeit, ahd.
gerSAti, zu garaihts. Ebenfalls
garai'htipa f. gerechtigkeit, ahd. gi-
rihtida Zurichtung und garaihtjan
richten, rechtfertigen, ahd. garihtan
richten.
garaihts gerecht, ahd. gereht, s.
rai h t a.
garai[is angeordnet, bestimmt, an.
grriitr bereit, frei, leicht, ags. gerade,
mhd. gereitt fertig, bereit, zur band,
bereite bereitwillig, bereit, geschickt
(dazu raidjan), tirverwant mit air.
re'id leer, frei, cyrar. rhwydd frei, un-
beschwert. Wahrscheinlich ist 'fahrt-
bereit' die urspr. bedeutung und
gehört das wort* zu der sippe von
an. rida, ags. rtdan, ahd. ritan reiten,
fahren, ags. rdd fahrt, zug, engl.
road Strasse, air. riadaim fahre, rtad
fahren, reiten (subst.), gall. reda
wagen (vgl. über germ. ridan Luft,
Zs. f. d. altertum 41, 237).
garal>jnn zählen, zu r a f) j ö.
garazna m. nachbar, an. granne
und garaznö f. nachbarin, an; granna,
zu razn.
garda m. gehege, stall, afris.
garda, as. gardo, ahd. garto garten,
zu gards.
gards in. haus, an. gardr zäun,
eingehegter hof, ags. geard umfrie-
digung, garten, wohnung, as. gard
Umzäunung, wohnung, ahd. gart
kreis, ein gemeingerm. wort, woraus
lit. gdrdas hürde, aksl. gradü ein-
hegung, stadt (vgl. aürtigards,
weinagards) aller Wahrscheinlich-
keit nach entlehnt sind. Wenn das
d in gard« aus dh entstanden ist,
so können lit. zdrdu hürde, apr.
sardis zäun zur vergleichung heran-
gezogen werden (man beachte ai.
gfhd- haus, dessen g dem 5 in zdrdi*
nicht entspricht) und ist verwant-
schaft mit -gairdan, gairda kaum
abzulehnen. Man darf gards aber
auch auf *ghort6- zurückführen und
es mit air. gort saat, lat. hortua
garten, gr. ztp™< gehege, hof,
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60
futter gleichsetzen. Vgl. gar da.
garedaba besonnen, ehrbar, adv.
zu *garrps, s. garedan.
garedan auf etwas bedacht sein,
fauragaredan im voraus bestimmen,
undredan gewähren, urredan aussin-
nen enthalten ein sonst nicht belegtes
-redan besorgen, beraten, dem an.
rdda, ags. r.vdan, afris. rida^ as.
rädan, ahd. rätan entsprechen. Im
krimgot. ist das wort nicht belegt;
nach breen = *bredan braten wäre
es als *reen anzusetzen. Ausserhalb
des germ. sind verwant: aksl. raditi
sorgen, nerodit geringschätzung, radi
wegen (doch radü froh ist wegen
des damit identischen ags. rot ferne
zu halten), air. imm-rudim überlege,
überdenke, avest. rädaiti macht zu-
recht, ap. rädig wegen, ai. rddhyati,
rädhnSti kommt zu recht, bringt zu
stände. Vgl. rüdjan.
garehsns f. bestimmung, rat-
schlu88, keinesfalls mit gr. ipfiyo»
helfe zu verbinden, sondern vielmehr
zu ragin.
gariuds ehrbar (besser garivfjs),
an. rjödr rötlich, ags. reod rot,
zu rau{)8. Gariuds ist also eigl.
'leicht errötend', vgl. gr. ipcföof**i
erröte.
garüni n. heimliche beratung, ags.
gergne, as. girüni geheimnis, ahd.
garüni, girüni geraune, geheimnis,
zu rüna. Vgl. an. grvnr verdacht,
gruna verdenken, bezweifeln (Wad-
stein, Idg. forschungen 5, 28).
garunjö f. Überschwemmung, zu
garinnan zusammenlaufen, s. rin-
uan. Ebenso garunx f. markt, Strasse
igarutm-).
gasaht« f. tadel, Zurechtweisung,
zu gasakan schelten, anfahren, s.
sakan.
gasibjön sich versöhnen, zu sibja.
gasin [»ja m. reisegefährte, ahd.
gUindo gefolgsmann, dienstmann,
zu sinf)8. Vgl. mi|)gasin))a.
gaskadweins f. beschattung, ob-
dach, zu " ixkadwjan beschatten, s.
s k a d u s. Vgl. as. scadoian, tcadqwan,
ahd. «catewen, scatwan.
gaskafts f. Schöpfung, geschöpf,
ags. gesceaft, ahd. gascaft, gucaft,
zu gaskapj an.
gaskalki n. mitknecht, zu skalks.
gaskapj an schaffen, an. skepja,
ags. scyppan, afris. skeppa, as. scep-
pian, ahd. scep/en. Dazu *akapja m.
schaffe, keilner, nur im epigramm
(scapiamaiziaiadrincan) belegt, das von
*skap, as. scap, ahd. »caph Bchaff,
bottich abgeleitet ist (vgl. fiskja,
kasja): dieses *skap- liegt vor in
krimgot. kilemachkop ebibe calicem.
Skapjan weist auf eine idg. wz. *skab-,
welche 'schaben, schneiden, bilden'
bedeutete, vgl. lit. tkabu schneide,
haue (in f. tkabäi), akabua scharf,
aksl. »kobll kratzeisen, russ. sköhelt
hobel, skoblitt hobeln, lat. tcabo
kratze. Eine synonyme wzform *skap-
findet sich in skaban.
gaskeirjan auslegen, übersetzen,
zu skeirs. Vgl. an. skira reinigen,
skfira erklären.
gasköhi n. ein paar schuhe, ags.
gescjji as. gisköhi, ahd. guscuoki, zu
I sköhs. Ebenso gaakohs beschuht,
! mhd. gcachuoch.
gaslei{)jan schädigen, zu sleifjs.
gasnti)K)li schmieden, ags. amidian,
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61
ahd. ttnidön, zu -stnipa, a. aizasmif)a.
ga8Öf>jan sättigen, zu 8ö|>.
gastagqjan anstossen, causativum
zu stigqan.
gastaldan, gaslalds, s. andstal-
dan.
gastaürknatl erstarren, an. storkna
gerinnen, ahd. kislorchanen erstarren,
mit an. ttyrkr stärke, kraft, tiyrkja
stärken, ttorkr storch (der starre
vogel), ags. storc, ahd. st&rah storch
zu an. tlerkr, ags. Hearc, as. ahd.
ilarc stark. Urverwant sind lit.
strdffti erstarren, erfrieren, lett. Hre-
ffeie eiszapfen, russ. strdgij streng,
mp. tturg, np. sulurg, riturg stark,
gross. Vgl. über diese sippe Zubatjf,
Sitzungsberichte der kön. böhm. ges. I
der Wissenschaften, 1895, XVI, 29.
gastigöds gastfreundlich (besser
gastigöpt), 8. gast 8 und göps.
gastöpanan zum stehen bringen,
zu st and an.
gaste m. fremdling, gast, an. gestr,
ags. giest, gyst, as. ahd. gast, aksl.
gostt gast, lat. hostu feind, urspr.
'fremder', vgl. hospes gastherr (8.
unter brüf>fal>s). Brugmann (Idg.
forschungen 1, 172 f. f.) stellt auch
gr. Zbros , %ivot; hierher, indem
er in $- die tiefstufe von *ghoa-
sieht.
g&snljan gründen, zu an. sula,
ags. sgl, ahd. *w£säule. Vgl. sauls,
sulja.
gaswiknn|»jan offenbaren , kund
tun, zu swikunf)s.
gaswögjan seufzen, nfmögjan auf-
seufzen, swögatjan seufzen, ags. *w6-
gan, twegan rauschen, klingen, as. i
«wögan rauschend einherfahren, lit. I
svagiu töne (inf. svagHi). Swögatjan
ist ein intensivum wie lauhatjan.
Vgl. swegni]>a, swiglün.
gatanijan zähmen, bändigen, an.
lewja zähmen, gewöhnen, ags. temian,
ahd. zamjan, zemman zähmen, urver-
want mit air. damnaim binde zu,
lat. domäre zähmen, gr. Ixßxu be-
zwinge, osset. domun zähmen, ai.
ddmyati ist zahm, zähmt, damdyati
zähmt. Vgl. gatemiba, gatiman.
gatarhjan auszeichnen, gatarhips
berüchtigt, mit ags. torht, as. toroht,
torht, ahd. zoraht hell, klar zur idg.
wz. *derx- sehen, vgl. air. derc auge,
dercaim sehe hin, ad-con-darc ich
sah, gr. iipKOfistt, armen, tesanem
sehe, avest. dädarasa, ai. daddrca
habe (hat) gesehen.
gatarnjan entfremden, nach Bugge
(Idg. forschungen 5, 174 f.) aus
armen, autaranam werde entfremdet,
werde beraubt, was nicht für sicher
gelten darf.
gatass, s. ungatass.
gataüra m. riss, gataurp* f. Zer-
störung, zu gatatran, s. distal ran.
gateihan anzeigen, verkünden,
aussagen, an. tjd zeigen, mitteilen
(schwach), tigenn ausgezeichnet, ags.
te'on zeihen, ofteon, as. a/tihan ver-
sagen, ahd. zihan, mit ahd. zeigön
zeigen zur idg. wz. *deix- zeigen,
aussagen, vgl. air. do-decha er sage,
lat. dico sage, gr. Jf/xvü/t*/ zeige,
avest. dis- zeigen, ai. dicdti zeigt.
gatemiba geziemend, adv. zu
*gat?m8, ahd. gizämi, ablautend mit.
gatiman.
gatewjan verordnen, bestimmen,
zu tewa.
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62
gatils passend, geeignet, zu Iii. |
gatiman geziemen, anfr. ttman,
ahd. z&nan, mit gatemiba wahr-
scheinlich zur idg. wz. *dem- zähmen
(b. gatamjan).
gatimrjÖ f. gebäude, zu timrjan.
gatwö f. gasse, an. gata pfad,
gasse, ahd. ga^a Strasse, vielleicht
verwant mit an. gat loch, ags. geat
tor, tür, . eingang, Öffnung, as. gat
loch, höhle, das nicht genügend
erklärt ist (vgl. Holthausen, Beitr.
11, 553; Zupitza, Die germ. gut-
turale 201). Andernfalls könnte gatwö
auf einer wz. für 'gehen' beruhen:
man vergleicht air. n-gaidh ging.
Lit. gatve tritt, lett. gatwa weg zwi-
schen zäunen, durchgang sind wahr-
scheinlich aus dem germ. entlehnt.
gapagki n. bedenklichkeit, zu
J>agkjan.
gajmirsan verdorren, an. perra
trocknen, ablautend mit ]>aürsus.
Dieselbe praesensbildung liegt vor
im griechischen : tkpsoyt.au werde
trocken.
gajmrban sich enthalten, an. par/a
nötig sein, ags. pear/an, pearjian
not leiden, ahd. darben entbehren,
sich enthalten, ablautend mit |)a\'ir-
ban.
gal>aurbs enthaltsam, zu J)aur-
ban.
ga{>aürsnaii verdorren, an. porna
trocken werden, zu jtaursus.
gal>lahsnan erschrecken, zu |t 1 a h s-
jan.
ga{>laihaii liebkosen, freundlich
zureden, trÖBten, ahd. flehan, flehön
schmeicheln, dazu an. flär, ags. fldh
falsch, hinterlistig. Osthoff (Beitr. 13,
399 f. f.) vergleicht u. a. gr. Xxixxc
hure, A<*/x*£&> betrüge, welche ein
t im anlaut verloren haben können.
gaplaihta f. freundliches zureden,
trost, zu ga|)laihan.
ga^r&sk n. dreschtenne, zu |)ris-
kan.
gapwastjan stark, fest, sicher
machen, zu *Pwa*U fest, sicher, s.
|> w a s ti |) a.
gauja m. bewohner eines gaues,
einer gegend, zu gawi.
gaunijan wahrnehmen, bemerken,
an. geyma, ags. gteman, as. gömian,
ahd. goumjan, goumön achten, an.
gaum, gaumr, ahd. gouma beachtung,
acht, wozu mit ablaut isl. gutua
achten, ags. ofcrgumian nicht be-
achten, vernachlässigen, as. fargumön
dasselbe, sollen nach Johansson (Beitr.
15, 228) das praefix ga~ enthalten
und mit aksl. umü verstand verwant
sein. Dieses ist mit suffix -wo- zur
wz. *aw- (s. awiliu[>) gebildet und
lässt sich zunächst mit ai. Omyä
gunst, schütz, hma- helfend, schüt-
zend vergleichen (s. aber Pedersen,
Idg. forschungen, 5, 68). Nach an-
dern gehört gaumjan mit wurzelhaf-
tem g aus gh zu aksl. govHi verehren,
czech. hovHi pflegen, lat. foveo hege,
pflege (s. Zupitza, Die germ. gut-
turale 172). Vgl. noch Wood (Pu-
blications of the Modern Language
Association of America 14, 326),
der nicht lat. foveo, sondern lat.
faveo begünstige heranzieht. Lett.
gaume njetnt, gaumit wahrnehmen sind
aus dem germ. entlehnt.
gauule^jan arm machen, zu un-
leds.
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63
gaunön klagelieder singen, klagen
(dazu gaunöpu* m. wehklage). Man
vermutet, dass gaunön auf der idg.
wz. *yheu~ rufen beruht, vgl. lit.
zaveti besprechen, zaubern, aksl. zovq
rufe, avest. zavaiti, zbayeiti, ai. hdvate,
hvdyati ruft. Anders Froehde (Bezz.
Beitr. 21, 325 f. f.), der lat. fünu*
trauer heranzieht und Zusammenhang
mit gaurs annimmt. Vgl. guf).
gaoripa f. betrübnis, ai. ghoratä
grausigkeit, zu gaurs.
gaurs betrübt, traurig, vgl. ahd.
görag erbärmlich, gering, elend, ur- |
verwant mit klruss. zuryty betrüben,
russ. zuritt schelten, air. gure schmerz-
haftigkeit, heftigkeit, ai. ghord-
furchtbar, grausig, heftig (s. Zupitza
Die germ. gutturale 172). Vgl.
gaunön, gauri|)a.
gawadjöll verloben, an. vedja zum
pfände setzen, ags. weddian verpfän-
den, verloben, ahd. wetten verpfänden,
wetten, entrichten, zahlen, zu wadi.
gawairjri n. friede, eintracht, vgl.
ahd. giwurt wolgefallen, zu wairpan.
gawaknan erwachen, an. vakna,
ags. wxcnan, zu wakan.
gawaintns befleckt, unrein, zu
wamm.
gawargjan ächten, verdammen,
ags. wearigean, wyrigean dasselbe, as.
varagean martern, quälen, ahd. wer-
gan verdammen, verfluchen, zu *wargs
geächteter Verbrecher, s. w a r g i ]) a.
gawaiirdi n. gespräch, zu waürd.
gawaürki n. geschäft, gewinn,
ahd. geicurcAe wirken , tun , zu
watirk j an.
gawatirstwa m. mitarbeiten zu
waürstw. I
gawaürts gewurzelt, zu waürts.
gaweisön nach einem sehen, be-
suchen, sorgen, as. ahd. wisön sehen
nach, besuchen, heimsuchen, sich
eines annehmen, beruht auf dem
stamme weisa- (s. unweis) in sei-
ner urspr. bedeutung 'Behend'. Vgl.
an. visa, ags. wtsian, as. msean, ahd.
wüten weisen und lat. visere besehen,
besichtigen, besuchen.
gawi n. gau, gegend, ags. -ge,
and. -gö } ahd. gawi, gewi, gowi, nicht
genügend erklärt. Feist (Beitr. 15,
547 f.) stellt gawi (*ga-wiA-l) zu
weih s. Schräder (s. Anz. Idg. for-
schungen 9, 172) deutet es ebenfalls
als 'gemeinschaft von dörfern', führt
es aber auf *ga-aw-ia~ zurück und
vergleicht gr. oU dorf (mit den von
Hesych. überlieferten nebenformen
cäyjf ' ttuftif. ovxi ' CpwA*/, uxf • tx;
xufjcxc). Osset. yau, gau dorf scheint
ein lehnwort aus dem gotischen zu
sein, wie auch osset. mid met, honig
sich als entlehnung aus got. *midm
(=an. mjodr, ags. meodu, ahd. metu)
erklären lässt (Loewe, Idg. forschun-
gen 3, 146 f.).
gawidan verbinden, ahd. wUan
binden, anjochen, verwant mit air.
fedan gespann, geschirr, cymr. gwedd
joch, ai. vlvadhd- schulterjoch, trag-
holz, proviant. Vgl. diswiss, ga-
wi 8 8. Ist an. vdd, ags. w;ed, as.
wäd, ahd. wät kleid hierher zu stellen?
gawigan schütteln, bewegen, an.
v'ega bewegen, tragen, wiegen, wägen,
ags. wegan sich bewegen, bewegen,
tragen, bringen, afris. wega wiegen,
ahd. wögan sich bewegen, wiegen,
wägen, lit. vezit (inf. vfozti), aksl.
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64
vezq (inf. verti), lat. veho fahre, gr.
paraphyl. vtxitta soll bringen, avest.
vazaili, ai. vdhali fährt. Dazu wag-
jau, wigs und krimgot. waghen,
an. vagn, ags. tc&gn, an fr. -wagon,
ahd. wagan, air. wagen, skr.
vahana- fahrend, fahren, schiff, vahana-
zugtier, gespann, reittier, vehikel,
wagen, schiff (vgl. aksl. vozu, gr.
Ijgtt wagen).
gawiljis einmütig, willig, zu
wilj a.
gawiss f. Verbindung, gelenk, zu
g a w i d a n.
gawizneigs sich mit freuend, mit
andawizns, waüawizns zu
wizün.
gawrisqatl frucht bringen, an.
roskenn gewachsen, roskna heran-
wachsen, vielleicht mit einem suf-
fix *-sqo- zu avest. varad-, ai. vardh-
wachsen (weiteres bei Liden, Ein
balt. slav. anlautgesetz 21). Gewiss
mit unrecht hat man ai. Vffydr bäum
und ai. vraqc- abhauen, spalten her-
angezogen.
gawundön verwunden, an. part.
undadr, ags. wundian, afris. icundja,
ahd. vmntön, zu wunds.
gazatifylakio dat., fremdwort :
gazds m. stachel, an. gaddr, ahd.
gart, davon an. gedda hecht. Man
denkt an verwantschaft mit aksl.
gvozdi keil, nagel (wie ist aber das
v zu erklären?) und mit lat. hasla
speer, das auf *gAazdAä zurückgehen
kann. Ahd. gardea, gerta gerte, rute
hat urspr. r und kann also nicht mit
gazds verwant sein (s. Cosijn, Tijdschr.
v. Ned. taal- en letterk. 13, 19 f. f.).
geigan erstreben, gageigan gewin-
nen, faihugeigö f. habsucht, urver-
want mit lit. gSzhU verlange heftig,
pagSzu räche. Gr. kIvitx gelüst ge-
j hört nicht hierher.
geisnan, s. usgeisnan.
giba f. gäbe, an. gjof, ags. giefu,
[ afris. g$ve, jSve y as. gSba, ahd. giba,
zu gi ban.
tri Iiiiii geben, an. gSfa, ags. gie/an,
afris. gSva , jSva , as. gSban, ahd.
\ gSban, urverwant mit lit. gabenti beför-
dern, bringen, air. gabavm gebe, nehme.
Vgl. fragifts, gabei, giba.
gibla m. giebel, zinne, ahd. gibil
giebel, gebal schädel, köpf, dazu mit
ablaut an. gafi giebel. Die urspr.
bedeutung ist 'köpf, vgl. gr. xeQaKtj,
das mit maced. (?) yotßxxiv • fyxiQx-
Aöv vi KtCpxXiiv (llesych.) auf einer
idg. grundform *ghebhalä oder *ghe-
bh»lä beruht.
gild n. Steuer, an. gjald Zahlung,
strafe, lohn, ags. gield ersatz, Opfer,
afris. geld, jild geld, as. geld Zahlung,
opfer, abgäbe, lohn, ahd. gSli Zahlung,
Vergeltung, ersatz, opfer, abgäbe,
Steuer, geld, zu -gildan, s. fra-
gil d an.
gildan, s. frag i Ida n.
gilstr n. Steuer, ahd. ghehtar
opfer, abgäbe, Steuer, zu -gildan, s.
fragildan.
gilstraiiieleins f. steaerverzeich-
nung, s. gilstr und meljan.
gilpa f. sichel, vielleicht verwant
i mit an. gelda castrieren, geldr, ahd.
galt gelt, keine milch gebend, un-
j fruchtbar. Die wz. hätte 'schneiden,
I das getreide abschneiden, verschnei-
' den' bedeutet.
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65
Pinnau, s. duginnan.
gistradagis morgen, an. (girr mor-
gen, gestern, ags. geostra, gistrandfrg,
ahd. gteteron gestern, urverwant mit
lat. Aeri (davon kesternus), gr. z$*<,
alban. dje, aveat. z//ö } ai. Ayas gestern.
gitan, s. bigitan.
iriutiin giessen, an. gjtUa werfen,
ags. geotan, afris. giata, as. giotan,
ahd. giojan giessen, beruht mit lat.
fundo (perf. füdi) giesse und alban.
dükc wachs (*yAud-lo-) auf idg.
*yAeud-, Weiterbildung von *yheu-
in gr. %4u giesse, xon guss, trank-
opfer, yj 7 J^x guss, armen, dzaunem
weihe, opfere, avest. zaotar- priester,
zaof)rä' opfergabe, Weihwasser, ai.
juAöli opfert, AStar- priester, Aotrd-
opfer.
glaggWÖ, glaggicuba genau, adv.
zum adj. *glaggwns genau, sorgfäl-
tig, an. gloggr klug, klar, scharf,
ags. glcaw, as. ahd. glau klug, er-
fahren, einsichtig, vorsichtig. Man
denkt an Zusammenhang mit an. glöa
leuchten, glühen, schwed. glö scharf
anblicken, ags. gtöwan, ahd. gluoan
glühen, cymr. glo, bret. glou kohlen,
gr. j£A«;ö; gelblich, grünlich, wozu
mit ablaut lit. Utja dämmerung
(vgl. die unter gul{) besprochene
wz. *yheL).
glitmunjan glänzen, denominati-
vum von *glitmuni f. glänz (gebildet
wie 1 a u h m u n i), vgl. an. glit glänz,
glita, glitra glitzern, as. glilan, ahd.
glljan glänzen. Aksl. glftdHi, glfdaii
schauen gehört eher mit mhd. glinzen
schimmern, glänzen, air. at-gleinn
demonstrat, inglennat vestigant zu-
sammen.
gödakunds von guter abkunfl, s.
gö|)8 und air{)akunds.
güljan grüssen, begrüssen, an.
gfla trösten, beruhigen, mit ablaut
zu an. gala, ags. ahd. galan singen
und an. gjalla, ags. giellan ertönen,
ahd. gSllan laut tönen, schreien.
Göljan wäre urspr. 'freudig zurufen'.
gö|)8 gut, tüchtig, schön, an.
god.; ags. god, afris. as. göd, ahd.
guot, dazu gödei f. tugend, as. gödi,
ahd. guoti güte. Das wort gehört
zu der unter gadiliggs besproche-
nen wz. (anders Lagercrantz, Kuhns
Zs. 35, 287 f. f.). Krimgot. knauen
gut ist ein got. acc. *knawana — an.
kndn zu an. kndr tüchtig, dem lat.
gnävus tätig entspricht (von Grien-
berger, Zs. f. d. phil. 30, 124).
graba f. graben, an. gryf höhle,
grab, zu grab an. Vgl. ahd. graba
grabscheit, spaten.
graban graben, an. grafa, ags.
grafan, anfr. gravan (as. nur bigra-
ban), ahd. graban, urverwant mit
lett. grebju schrape, aksl. grebq grabe,
rudere (inf. grcsti), grobti grübe, grab.
Ferner stehen lit. grttiu harke, raffe,
grabinHi hin und her greifen, aksl.
grabiti rauben, avest. gzrwnäiti, ai.
grbAnati ergreift. Vgl. graba,
g r ö b a.
gramjan erzürnen, aufreizen, an.
gremja, ags. gremian, gremman, ahd.
gremjan, gremman, zu an. gramr, ags.
grom, as. ahd. gram zornig, vgl. an.
grimmr, ags. as. grim, ahd. grim,
grimmi grimmig, ags grimetan, ahd.
gramizzön, gremizzän brüllen, toben
und ausserhalb des germ. lit. gru-
menli aus der ferne leise und dumpf
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donnern, apr. grumins donner, aksl.
grtmBi donnern, gromÜ donner, gr.
knirschen, xwt/(u wiehere,
avest. granta- erzürnt.
gramst n. (?) Splitter, unbekann-
ten Ursprunges.
gras n. gras, kraut, an. gras, ags.
grses, gwrs, as. ahd. gras, ablautend
mit mhd. gruose junger trieb der
pflanzen, ferner verwant mit an. gröa,
ags. gröwan, ahd. gruoan grünen,
wachsen, an. grfnn, ags. gre'ne, as.
gröni, ahd. gruoni grün, wozu aus-
serhalb des germ. lat. grämen gras
(gr. x*- u P°* gelblich, grünlich ist
nicht aus *XP<»pfa dissimiliert, son-
dern hat idg. I, vgl. ^Ae'jf grün,
gras und die unter glaggwo ge-
nannten Wörter). Anders Zupitza
(Die germ. gutturale 203), der die
germ. sippe mit lat. horreo starre,
sträube mich, gr. zhw wüst, un-
fruchtbar, ai. hart- starr werden,
sich sträuben verbindet.
gredags hungrig, an. grddogr,
ags. gr.rdig, as. grädag, ahd. grätag
gierig, zu gredus.
gredön hungern, zu gredus.
gredus m. hunger, an. grddr, ags.
gried gier, hunger, vgl. etwa lit.
gardus würzig, wolschmeckend, air.
gorle hunger (mit tt, idg. dhnt), ai.
grdhyati ist gierig, grdAnu- gierig,
gfdhra- gierig, geier. Andere Hirt
(Beitr. 23, 291), der gredus mit
gairnei verbindet. Vgl. gredags,
gr ed un.
greipan greifen, an. gripa, ags.
grtpan, afris. gripa, as. gripan, ahd.
grifan, ablautend mit an. greipa,
ags. grdpian und mit an. gripr eigen-
tum, kleinod, grip, ahd. grif griff,
vgl. ausserhalb des germ. lit. grebiu
greife, graibyti umhergreifen, lett.
griba wille, gribB wollen.
gretan weinen, krimgot. eriten
(mit * wie mine — mena, schliptu
= slepan), an. grata weinen, laut
jammern, mhd. gräjen schreien,
ablautend mit an. grfta zum weinen
bringen, ags. gretan, as. grötian,
ahd. gruojan anreden, angehen, ent-
weder zu ai. hradate tönt oder aber
zu apr. gerdaut sagen, gr. <Ppx£u
zeige an, sage (Ark. f. nord. fil. 14,
388). Auffällig wegen des abweichen-
den vocalismus Bind ags. greotan,
as. griotan.
greis m. (?) weinen, an. grdtr, zu
gretan. Falls gretan mit ai. hräd-
verwant ist, darf grets mit ai. hrada-
getön, getöse identifiziert werden.
grids f. schritt, stufe (besseren»,
zu aksl. grgdq komme, air. ingrennim
verfolge, lat. gradior schreite, gradus
schritt, stufe.
grindafrajyis kleinmütig , aus
grinda- zerrieben und fra{)i. Grinda-
stellt sich zu ags. grindan zerreiben,
lit. gre'ndu, grendHu reibe, grdndyti
schaben, lat. frendo knirsche.
gröba f. grübe, höhle, an. gr6f,
anfr. gruova, ahd. gruoba, zu gra-
| ban.
grundu waddjus f. (m.) grund-
| mauer, aus grundu- und -waddju* (6.
baürgs waddj us). Grundu-, nom.
*grundus, an. grunnr, ags. afris. as.
grund, ahd. grünt grund, boden weist
auf vorgerra. *ghrn-tu-, das noch nicht
in andern sprachzweigen widergefun-
den ist. Möglicherweise gehört es
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zu gr. ZP*' V &> streife, bestreiche
(Persson, Wurzelerw. 72 f.).
gadafaürhtä gottesfürchtig, ags.
godfyrht, ahd. gotforht, 8. guj) und
faürhts.
gildalaus gottlos, isl. gudlauss,
b. guf) und laus.
gudhüs n. tempel, vgl. nihd.
goteshü* gotteshaus, kirche, kloster.
Hü* n. haus, krimgot. hu* (d. i. hü*),
an. ags. hu*, afris. as. ahd. hü*
(aksl. ckyzit ist lehnwort aus dem
germ.) geht vielleicht auf idg.
*küdzho- aus *küdh*o- zurück, wel-
chenfalls es mit huzd zur wz.*keudh-
verbergen gehören kann. Ein anderes
wort für 'haus' ist razn.
gudja m. priester, an. gode, gude
priester, tempel Vorst eher, gydja pries-
terin, vgl. ahd. coling tribunus, zu
guj). Nach Osthoff (Bezz. Beitr. 24,
197 f. f.) wäre die grundbedeutung
von gudja 'berufer, besprecher, Zau-
berer'. Davon gudjinön das priester-
amt versehen, gudjina*su* m. priester-
amt.
gulf> n. gold, krimgot. gollz (iz
ist p, vgl. (zo = \)u), an. gull, ags.
afris. as. ahd. gold (finn. kulta ist
aus dem germ. entlehnt), ablautend
mit lett. zeit* und aksl. zlato y wozu
sich wahrscheinlich skr. hä{aka- stel-
len lässt. Mit avest. zaranya-, ai.
htranya- gehören die genannten namen
des goldes zur idg. wz. *yheL gelb,
grünlich sein, vgl. ags. geolo, as.
ahd. gelo, lat. helvu* gelb, air. gel
weiss, Ii t- zulia* grün, zeliu grüne,
zole gras, kraut, aksl. zeii/e kraut,
zelenu grün, avest. zairi-, ai. hdri-
goldgelb u. s. w. Gr. %pu>ro<; gold ist
dieser sippe fremd: es gilt für ent-
lehnt aus hehr, phoen. chärüs. Ein
anderes proethnisches wort für 'gold'
ist lat. aurum, sab. au*um, apr. au*i*,
lit, duksa* (air. 6r y cymr. ator und
bask. urre entstammen dem lateini-
schen, bzw. dem romanischen). Vgl.
glaggwö.
gul|>eins golden, an. gullenn, ags.
gylden, as. ahd. guldin, zu gul{).
guma m. mann, an. gume, ags.
guma, as. gumo, gomo, ahd. gomo,
urverwant mit lit. zmi, apr. smoy
mensch (lit. pl. iW/*<?*), alat. acc.
| hemönem, lat. homo mensch, nemo
(aus *ne-hemo) niemand. Das wort
ist abgeleitet von idg. *yhetn- erde,
vgl. lit. zemS, aksl. zemlja erde, lat.
humu* boden, gr. %atyL&i am boden,
avest. z»m- t ai. jam- erde. Der ur-
sprüngliche anlaut der sippe ist ydh,
wie aus gr. %$üv, ai. k*dm- her-
vorgeht.
guniaknnds männlich, s. guma
uud air|)akund8.
gunds m. geschwür (oder gund
n.), an. ags. ahd. gund, urverwant
mit gr. KxvSütoj geschwulst, ge-
schwür (Holthausen, Kuhns Zs. 28,
282). Vgl. noch russ. zud das jucken,
zud/a jucken, aksl. *zqdä, *ztfdeii
(? Beitr. 22, 189).
guj> m. und n. gott, an. god,gud,
ags. afris. as. god, ahd. got, eigl.
«was man beruft; incantatum, excan-
tatum, adjuratum numen', zu lit.
z^xvHi besprechen, zaubern, aksl. zovq
rufe, avest. zavaili, zbayeili, ai. hdvate,
hvdyali ruft, avest. znla-, ai. hüld-
gerufen (Osthoff, Bezz. Beitr. 24,
191 f. f., vgl. Morph. Unters. 4,
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68
84 f.). Anders Aufrecht (Bezz. Beitr.
20, 256) und Liden (Bezz. Beitr.
21, 97). Der stamm des wortes ist
guda-, nicht gujya- (Hench, Beitr.
21, 562 f. f.). Vgl. gaunön.
gu{>askaunei ( besser gudaskaunei)
f. gottesschönheit, s. gu[> und
skauns.
gupblüstreis m. gottesverehrer,
in seinem zweiten gliede verwant
mit ahd. blnostar opfer, zu blütan.
h.
haban haben, an. ha/a, ags. hab-
ban, afris. habba, hebba, as. habbian,
hebbian, ahd. haben, stimmt in wz.
und flexion auffällig mit lat. habere
überein, mit welchem es aber aus
phonetischen gründen nicht ohne
weiteres verglichen werden darf.
Man hat haban und habere unter
einer wzform *khabh- (Kluge, Kuhns
Zs. 26, 88) oder * X abh- (Kozlovskij,
Arch. f. slav. phil. 11, 392) zu ver-
einigen versucht, wodurch aber nicht
alle Schwierigkeiten gelöst werden.
Vielleicht ist haban in alter zeit aus
lat. habere entlehnt (vgl. Luft, Kuhns
Zs. 36, 145 f. f.) und dieses ent-
weder mit gadiliggs oder mit
ags. gea/ul, ahd. gabal(a), air. gabul
gabel, lit. gubti einhüllen, gabana
armroll, wruss. habac ergreifen, ai.
gäbharti- deichsei, Vorderarm ur-
verwant. Man beachte aber alban.
kam ich habe, das mit haban auf
einer wz. *kabh- beruhen könnte.
Aus gahaban *ik sich enthalten ist
aksl. chabiti s§ entlehnt und auch
ochaba eigentum scheint auf haban
zu beruhen. Vgl. gahöbains.
hat] an heben, an. he/ja, ags. heb-
ban, afris. heva, as. hejfian, ahd.
heßan, zunächst vergleichbar mit
lat. capto nehme, ferner mit lett.
kämpf, fassen, lit. kumpstu werde
krumm, kdmpa* ecke, winkel, gegend,
cymr. cael erlangen (aua *kapelo-\
lat. campus feld (= lit. kdmpas), gr.
xäfnrTu krümme, beuge, xux* griff,
»eijTöf, dor. xiirot; garten (vgl. as.
höba, ahd. huoba hufe), ai. kdmpate
zittert. Die grundbedeutung der wz.
ist 'biegen, krümmen', woraus sich
die begriffe des fassens und hebens
leicht entwickeln konnten. Vgl.
hafts, hamfs.
haftjan heften, ags. hxflan, as.
heftian, ahd. heßan, zu hafts.
hafts behaftet, gebunden, an. haptr
leibeigener, ags. hseft gefangen, as.
ahd. haß behaftet, gebunden, gefan-
gen, identisch mit gall. -capto* ge-
fangen, air. f. cacht dienerin (aus
*kaptä), cymr. caeth gefangener,
diener, lat. captus gefangen, zu
hafjan. Vgl. haftjan.
hähan hängen, schweben lassen,
ags. h6n, afris. hua, as. *hähan (nur
das part. bihangan ist belegt), ahd.
hähan hängen, wozu das intr. hähan,
praet. hähaida, an. hanga, ags. hon-
gian, as. hangön, ahd. hangen hangen,
wahrscheinlich verwant mit ai. can-
kate schwankt, zweifelt, vermutet,
qanka besorgnis, furcht, verdacht,
zweifei, wozu auch lat. cunctor zau-
dere gezogen wird. Hierher gehören
noch an. hixtta gefahr, hxtta riskieren.
haidns m. art, weise, an. heidr
ehre, würde, ags. hdd, as. hed, ahd.
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heit stand, rang, beschaffenheit, art
und weise, identisch mit ai. ketu-
lichterscheinung, helle, bild, erken-
nungszeichen, zu ce'tali nimmt wahr,
bemerkt, erscheint. Mit andern Suf-
fixen gehören hierher: an. heidr
heiter, wolkenlos, heid der heitere
himmel, ags. hddor, as. hedor, ahd.
heitat heiter, klar (wozu mit * im
anlaut Iii. skaidrus hell, klar und
mit ablaut avest. vi}>ra-, ai. citrd-
hell, bunt).
haifsts f. streit, zank, wettkampf
(davon haifstjan streiten, kämpfen),
an. heipt hass, räche, ags. h;ht gewalt,
heftigkeit, afris. haest eile, mnd.
heut heftigkeit (dazu das adj. ags.
h&sle, afris. haesie, ahd. heisti heftig),
vielleicht urverwant mit ai. kepi-
übelgesinnt (? Beitr. 21, 104;, wozu
air. ciapaim quäle, ciopadh ärger mit
p aus pp (? Zupitza, Kuhns Zs. 36,
244). Zupitza (Die germ. gutturale
182; stellt haifsts zu ai. tfikam
rasch, schnell. Nach einer älteren
auffassung wäre haifsts eigl. 'Zwie-
spalt' und mit aksl. ctpiti spalten
zu verbinden.
haihs einäugig, air. cdech, corn.
cuic einäugig, lat. caecvs blind, vgl.
skr. hehara- schielend. Hierher stellt
man gr. xaixfa nordostwind (eigl.
'der dunkele'?).
hailjan heilen, an. heila, ags.
h&lan, as. helian, ahd. heilan, zu
h a i 1 s.
hails heil, gesund, an. heilt, ags.
hdl t afris. as. hei, ahd. heil. Busbeck
führt als krimgot. ieltsch lebendig,
gesund und iel leben, gesundheit
an, womit er hails und hail zu
meinen scheint: für das fehlen des
h vgl. eils — hails im epigramm
(inter eils goticum) und krimgot.
ael, das h a 1 1 u s widergeben soll.
Ausserhalb des germ. entsprechen
apr. hail- in kailüstiskan acc. gesund-
heit, aksl. cSlÜ ganz, heil, air. ce'l,
cymr. coil vorbedeatung (an. heilt,
ags. h&l ist 'glückliches Vorzeichen'),
gr. xoTXu ' rb kx\6v (Hesych.), doch
ai. kevala- ausschliesslich eigen, allein,
lauter, ganz, gesammt ist im suffix
verschieden (s. Johansson, Idg. for-
schungen 2, 28). Ausführlich über
hails handelt Brugmann (Die aus-
drücke für den begriff der totalität
41 f. f.). Vgl. hailjan.
hainiö|)li n. heimatliches gut,
erbgut, ahd. heimödili heimat, Zusam-
mensetzung aus haims und -öplja-,
vgl. *öf>ala-, *öpila- in an. ödal, ags.
e'del, as. ödil, ahd. nodal, nodil
erbgut, stammgut, ablautend mit
an. adal anläge, geschlecht, ags.
scdelu n. pL edle abkunft, as. adali,
ahd. adal edles geschlecht und ags.
sedele, as. edili, ahd. edili edel, adelig.
Schräder (s. Anz. Idg. forsch ungen
9, 172) stellt diese sippe zum lall-
wort *alo- vater, aksl. *otü, ottci
(vgl. a t ta). Man beachte lit. teviszke:
tevas , slov. dedina: dedü, russ.
(v)Slcina : otec u. dgl.
haims f. dorf, flecken, an. heimr
wohnung, weit, ags. harn, afris. häm,
hem, as. hem, ahd. heim heim, Wohnort,
apr. caymis dorf, lit. kemas bauern-
hof (dazu kaimynas nachbar) ist
i weder mit heitea- (s. heiwafrauja),
noch mit hweila zu verbinden.
I Eher darf man mit "Windisch (Idg.
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forschungen 13, 78 f. f.) air. com,
corn. bret. cuf, cymr. cu teuer,
hübsch, lieblich, angenehm, lieb zur
vergleichuug heranziehen, denn der
begrifl' 'wohnstätte, heim* lässt Bich
ungezwungen aus einer adjectivischen
bedeutung 'lieb, eigen' erklären.
Ganz unsicher ist die Zugehörigkeit
von gr. mm dorf (idg. *kömä auB
älterem *köi>na>). Ueber die flexion
von Aaims (Aaimi-, plur. Aaimw) vgl.
Hirt (Beitr. 22, 236 f.).
bafraiseis nom. pl M fremdwort:
etipfotit;.
hairda f. herde, an. Ajord, ags.
heord, ahd. Herta ist ursprünglich
nicht verschieden von ahd. Airta
Wechsel, wie uns das entsprechende
aksl. crPda reihe, tagesfolge, herde
lehrt. Auch apr. kerdan acc. zeit
ist damit identisch. Dass die balti-
schen dialecte das wort auch in der
bedeutung 'herde' gekannt haben,
geht aus der ableitung lit. kerdziu*
hirte hervor. Man vergleicht noch
ai. cdrdAa-, cdrdAas- herde, schar,
dessen c aber nicht mit slav. c, balt.
k in einklang ist. Ein einderes wort
für 'herde' ist wrif>us. Vgl. hair-
deis.
hairdeis m. hirte, an. Airder, ags.
Ayrde , as. Airdi , ahd. Airti , zu
hairda. Vgl. insbesondere lit. kerd-
z\u* hirte. Ein anderes idg. wort
für 'hirte' ist lit. pemu, gr. xo<£t»fv.
luil'rtö n. herz, an. Ajarta, ags.
Aeortc, afris. ASrte, as. Aertu, ahd.
Aerza, allgem. idg., vgl. lit. szirdh,
aksl. srüdlce herz, sreda mitte, air.
cridc, lat. cor (gen. cordis), gr. xxplix,
xjfp, armen, sirt. Im arischen findet
sich für 'herz' ein anklingendes,
jedoch im anlaut abweichendes wort:
avest. zorzd-, zar?daya-, ai. Afd-,
Ardaya-. Mit Aatrlo vergleichbar ist
aber ai. crad- in craddAd glaube ,
vertrauen, craddddAiiti glaubt, ver-
traut, billigt (vgl. lat. crfido glaube).
Vgl. hair|>ra.
hafrj>ra u. pl. eingeweide, inneres,
lierz, ahd. Airdar eingeweide, dane-
ben mit anderer lautfolge ags. Areder
eingeweide. Kluge (Pauls Grundr.
1', 336) und Johansson (Beitr. 15,
229) verbinden das wort mit hairtö,
indem sie von einer grundform
*Kretro- aus *nred-tro- ausgehen. An-
dere denken an Zusammenhang mit
aksl. brhla n. pl. lenden, daß sich
auf *kert-tlo- zurückführen läset.
Wenig empfehlung verdient die Ver-
bindung von Aairpra mit haürds.
hafrus m. schwort, an. Ajprr,zgB.
Aeoru, as. Aeru (in comp.), identisch
mit ai. cdru- geschoss. Die grund-
bedeutuug des Wortes ist wol 'röhr,
rohrstab', vgl. ai. card- röhr, pfeil.
Unbefriedigend ist dagegen anknüp-
fung an ai. cfiurti zerbricht (wozu
u. a. gr. xfpxw6<; donnerkeil) oder
an gr. xelpu schere, vernichte, das
Luft (Kuhns Zs. 36, 145) zur erklä-
rung von hatrus heranzieht.
hals n. (?) fackel, wahrscheinlich
als Aai-za- aufzufassen, jedoch nicht
genügend erklärt. Entfernter Zusam-
menhang mit heitö ist wahrschein-
lich.
haitan nennen, rufen, heissen, an.
Aeila, ags. Adtan, afris. Atta, as.
Aetan, ahd. Aeijan, unbekannten Ur-
sprunges. Vielleicht darf man an
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Zusammenhang mit ai. keta- verlan-
gen, absieht, aufforderung, einladung
und gr. xoitxi ■ yvvaiKÜv tTt&vnixi
(Hesych., s. Hoffmann, Bezz. Beitr.
18, 287) denken, welche aber auf
idg. t im wurzelauslaut hinweisen,
während haitan idg. d enthält. Zupitza
(Die germ. gutturale 105) beurteilt
haitan ganz anders. „Da ein benen-
nen so viel wie ein unterscheiden
eines dinges von andern ist", ver-
gleicht er lit. skMzin scheide, aksl.
cedili seihen, wodurch wir in die
sippe von skaidan hinübergefübrt
werden.
Haiti f. befehl, mhd. heije, zu
haitan. .
haij>i f. feld, an. heidr heide, un-
fruchtbares land, ags. hsed heide,
heidekraut, wüste, ahd. heida heide,
heidekraut, unbebautes land, urver-
want mit gall. -cetum, cymr. coit
wald (über das angebliche air. ciad
s. Feist, Beitr. 15, 548), lat. -cetum
in bücetum kuhtrift. Ai. kselra- feld
gehört nicht hierher. Einen ähnlichen
bedeutuugswechsel findet man bei
waggß: vgl. auch aksl. lag-Ü wald,
russ. lug wiese und ags. iceald, as.
ahd. wald wald, an. vpllr feld.
hai]>iwisks wild, zu haifu.
liuijmo f. heidin, *haif>na m. heide,
an. hei denn, ags. h&den, afris. as.
hethin, ahd. heidan, heithin heidnisch,
heide soll als nachahmung von lat.
pägänue heide (zu pägus dorf, district)
von haif)i abgeleitet sein und sich
von den Goten zu den andern Ger-
manen verbreitet haben. Torp und
Bugge (Idg. forschungen 5, 178 f. f.)
halten es für ein fremdwort aus
dem armenischen, wo hdhanoa (aus
gr. iSvoe) in der bedeutung 'heide,
heidnisch' vorliegt: das ai wäre durch
anlehnung an haipi zu erklären.
Das gebräuchliche wort für 'heiden'
(t« I5v»j) ist fnudös (s. |)iuda).
hakuls m. mantel, an. hpkoll, ags.
hacele, ahd. hachul, ein dunkeles
wort, das nicht mit aksl. koza feil
(zu koza ziege) verglichen werden
darf. Vgl. apr.. kekuli» badelaken
und aksl. cechlä decke, welche viel-
leicht aus dem germ. stammen.
halba f. hälfte, seite, an. hal/a,
ags. healf, as. halba, ahd. halba, zu
halbe.
halb» halb, an. halfr, ags. healf,
as. half, ahd. hall, wahrscheinlich
verwant mit ai. kalpayati ordnet,
verteilt, kälpate wird geordnet, wird
zu teil : die grundbedeutung der wz.
ist dann 'schneiden, hacken, durch
schneiden oder hacken verteilen' und
halbs ist eigentlich 'in zwei teilen
geschnitten, geteilt'. Man vergleiche
noch die mit a anlautende sippe von
lat. sculpo meissele, schneide, ritze,
scalpo kratze, schabe, schneide, ritze,
gr. ffxachoijs maulwurf, vKOtop pfähl,
wozu an. skjalf, ags. scelfe, scylfe
bank, brettergestell gehört (s. Pers-
son, Kuhns Zs. 33, 289). Nach einer
andern, mir nicht wahrscheinlichen
auflassung wäre das b in halbs suf-
fixal und lit. tzalh seite zu ver-
' gleichen.
haldan hüten, weiden, an. halda
(daneben mit gramm. Wechsel aschw.
halla\ ags. healdan, afris. halda, as.
haldan, ahd. halthan (= aschwed.
hallo), haitan halten, zusammenbal-
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72
ten, bewahren. Eine sinnverwante
idg. wz. Holt- oder *kalt- ist nicht
gefunden. Man kann das t für prae-
sensbildend halten und mit Zupitza
(Die germ. gutturale 106) die sippe
von ai. kaläyali treibt, hält, kalayati
treibt vergleichen. Dazu gehören
u. a. gr. xixoftoii treibe an, rufe,
xiAA« treibe, ßouxökoe rinderhirt,
air. büachaill, cymr. bugail hirt.
haldis lieber, mehr, an. Aeldr,
as. hald, ahd. halt vielmehr, comp,
zu ahd. halto sehr, unerklärt.
halisaiw kaum, aus halt»- und
aiw (8. aiws). Für halis- ist keine
anknüpfung gefunden.
halja f. hölle, an. hei, ags. hell,
afris. helle, as. aellia, ahd. hellet, zu
der unter huljan besprochenen wz.
*xel- verbergen, bedecken. Lautlich
identisch mit halja ist air. cuile k eller.
halks arm, dürftig, gering, wird
ohne genügenden grund mit gr.
xoxoßos verstümmelt, zerbrochen, nie-
drig verglichen : gr. ß Hesse im
gotischen nicht k, sondern q erwar-
ten. Zudem ist xchoß6<; wol nur eine
dialectische form für *xo\er6s und
mit xoXouu verstümmele zu verbin-
deu (Breal, Mem. de la Soc. de
Ling. 10, 66). Aksl. chlakü unver-
heiratet (aus *cholkü) kann aus halks
entlehnt sein : vgl. die bedeutungen
von ahd. hagastalt unter andstald
(anders über chlakü Prusik, Kuhns
Zs. 33, 157; Pedersen, Idg. for-
schungen 5, 64).
hallus m. fels, krimgot. ael stein
(wol *all zu lesen; ohne h wie
ieltsch = h a i 1 s , ano = *hanjö, 8.
hana), vgl. an. hallr bergabhang,
fels, ags. heall fels, an. hello flacher
stein, finn. lw. kallio (got. •halljö)
fels, ags. hyll hügel. Die Wörter
haben II aus vorgerm. In, wie aus
lit. kdlnas berg, lat. colli* hügel^
hervorgeht, und gehören mit lit.
kalva anhöhe, lat. culmen gipfel, gr.
xoXuvfa, xoAavjf hügel zur idg. wz.
*kel- heben, emporragen in lit. kUti
heben, lat. excello rage hervor. Air.
doch stein darf kaum hierher gezo-
gen werden (die grundform ist
*klukä). Vgl. hals.
hals m. hals, an. hals, ags. heals,
as. ahd. hals, identisch mit alat.
collus, lat. collum (*kolso-), wahr-
scheinlich zur idg. wz. *kel- heben,
emporragen (s. h al 1 u s). Ihre genaue
entsprechung haben hals, collus an
I aksl. klasü ähre (aus *kolsü): s.
Zupitza, Die germ. gutturale 50 f.
Anders Noreen, Idg. forschungen 4,
320 f. f.
halsagga m. nacken (cod. baUag-
f/an), in seinem zweiten gliede {-agga)
vergleichbar mit gr. xyxuv bug (nicht
mit aeol «£t<pijv ' *vx* v Hesych.),
zur idg. wz. *ank- (*onk-) biegen,
krümmen in an. ange, age. onga,
abd. ango stachel, an. otigoll, ags.
ongel, ahd. angul angel, lit. änka
schlinge, aksl. qkott haken, air. ecath
fischhaken, lat. uneus gekrümmt,
haken, aneus einen krummen arm
habend, gr. lyxoq Widerhaken, iyxos
tal, schlucht, «yxo/nj, dyxdXti ellen-
bogen, &yxu\oe gekrümmt, ayxuXvi
schlinge, riemen, iyxtarpov angelha-
ken, ai. ankw- biegung, seite, schoss,
haken, zeichen, ancati, dcati biegt,
krümmt.
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73
halts lahm, an. haltr, ags. healt,
afris. as. hall, ahd. hak lahm, hm
kend, vielleicht verwant mit slav.
*kUld-, *knlt- in russ. koldyka lannier,
hinkender mensch, koldykalt, kolty-
chdU hinken, kölca hinkender, kolty-
nSgiji kolcendgij lahm, hinkend. Vgl.
noch armen. ka\ lahm, hinkend
(Bugge, Kuhns. Zs. 32, 50).
hal]»ei, s. wilj ahal{>ei.
Ii a nif's verstümmelt, as. häf, ahd.
hamf, ursprünglich 'gekrümmt, ge-
bogen', zur unter hafjan bespro-
chenen wz. *kamp- biegen (vgl. 11t.
kurnpa* krumm, skr. kumpa- lahm
an der hand).
Ii an n m. 8. afhamün.
bana m. hahn, finn. Iw. kana
henne, an. hane, ags. hana, afris.
hona, as. ahd. hano hahn, dazu *hanjö,
krimgot. ano (für den anlaut vgl.
h a 1 1 u s), ags. henn, ahd. henna henne
und mit ablaut an. pl. hfnt, as. hön,
ahd. huon huhn, an. hfna henne.
Wahrscheinlich beruht diese sippe
auf einem verlorenen vb. *hanan
singen (vgl. lit. gaidys hahn zu gUu
singe), vgl. air. canitn, lat. cano
singe, gr. yi-xavöf * 6 »XeKTpuuv
(Hesych.), eigl. 'frühsänger' und fer-
ner lit. pl. kdnkUs zither, skr. kati-
kanch reif, ringförmiger schmuck,
arm band, kankani schmuck mit klin-
genden glöckchen. Hier sei erwähnt,
dass die Goten auch für 'ei' das ge-
meingerm. wort besassen : *addi,
krimgot. ada (d i. pl. *addjal), an.
egg, ags. xg, as. ahd. ei (vgl. aksl.
jage, lat. övum, gr. nicht aber
air. og, cymr. tcy, com. uy).
handugei f. Weisheit, vgl. ahd.
hantigi Wildheit, wut, zu h a n d u g 8.
handugN weise, vgl. ahd. hantag
wild, ungestüm. Vielleicht ist air.
cond sinn, verstand zu vergleichen.
Osthoff (Beitr. 13, 418 f. f.) führt
handug« auf idg. *k6m-dkugho-s zurück
und stellt es zu d u g a n , was aber
wegen ahd. hantag kaum richtig
sein kann. Die bedeutungen von
handugs und hantag lassen sich sehr
wol mit einander vereinigen, vgl.
gr. f&acboßoii rase, (Axv'tx raserei, uijviz
zorn, ßivo; kraft, mut, zorn, ai.
manyu- eifer, zorn zur wz. *men-
denken. Aksl. chqdogii erfahren ist
aus dem gotischen entlehnt.
handus f. hand, krimgot. handa,
an. hond, ags. hond, afris. as. hand,
ahd. hant, wahrscheinlich als 'die
fassende, greifende' zu hinpan (s.
frahin|)an). Andere denken an
Zusammenhang mit hund (handus
hätte dieselbe vocalstufe wie gr.
-KOVTX).
handuwaürhte mit der hand ge-
macht, vgl. ags. hondtoeorc, ahd.
hantwerch werk der hände, s. han-
dus und waürkjan.
hausa f. schar, finn. lw. kansa,
ags. hös, ahd. hansa, weder aus *kom-
söd (*kom- — lat. cum und *söd zu
sitan), wie Bugge (Beitr. 12, 418 f.)
vorschlägt, weil dieses im germ.
*hamsa gegeben hätte; noch mit
Osthoff (Beitr. 13, 425 f. f.) zu lat.
Consus namen eines gottes, consul
ein amtstitel. Ganz unsicheres findet
man noch bei Zupitza, Die germ.
gutturale 109.
hardnhairtei f. hartherzigkeit,
*hardvhairts hartherzig, ags. heard-
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74
heort, s. h a r d u s und h a I r t ö.
hardus hart, an. hardr hart, stark,
ags. htard hart, stark, tapfer, afris.
herd, äs. hard, ahd. hart, harti, herli
hart, fest, urverwant mit gr. xpxrv:,
xpxrepöc, xaprepos stark, gewaltig,
fest, hart, xpxroc (aeol. xpiroe) stärke,
xxprx stark, sehr (vgl. ahd. harto
sehr, höchst), xpxrxi-Xeu; hartsteiuig,
xpxrxi'plvoi mit harter haut, xpxrxi-
irelos mit hartem boden, wahrschein-
lich auch mit aksl. crfotvü massiv,
fest (*cirsivü aus *krt-ttco-), russ.
cersteijj hart, altbacken und mit skr.
ka(hind-, Hihora- hart, fest, steif (ß
aus rt%). Vgl. noch lit. *ar*«* bitter,
skr. katn- scharf, beissend, welche
aber besser mit der idg. wz. *kert-
schneiden verbunden werden. Ganz
unberechtigt ist die heranziehung
von avest. x raiu ~ verstand, ai. krdtu-
plan, einsieht, kraft.
hnrjis m. heer, an. herr, ags. afris.
here, as. fori, ahd. hart, heri, urver-
want mit apr. karjis (so zu lesen
statt kraffis) heer, kariawoytU heer-
schau, lit. karias heer, kara* krieg,
aksl. kara streit, air. eoire heer,
schar, ap. kara- heer. Dazu stellt
Osthoff (Idg. forschungen 5, 275
f. f.) auch gr. xotpxvcc heerführer,
herrscher, herr, gebildet wie |)iu-
dans zu |)iuda. Identisch mit
xolpxvos ist anorw. Eerjann = Ödinn
(Bugge, Beitr. 21, 422).
hatan hassen, an. hata, ags. halian,
afris. hatja, as. hatön, ahd. hajjen,
hajjön, zu der unter hatis bespro-
chenen wz.
hatis n. hass, zorn (dazu krimgot.
atochta malum = *halugatd), an. hair,
ags. hete, afris. hat, as. heti, ahd.
haj hass, feindselige gesinnung oder
handlung, vgl. cymr. cawdd belei-
digung, zorn, entrüstung, air. cais,
cymr. eds hass, gr. xviisc, dor. xxhoq
kummer, trauer, woneben mit idg.
t an. Hodr mythischer naine, ags.
hradu-, ahd. hadu-, gall. cattt-, air.
cath kämpf, mhd. Aader zank, streit,
cymr. cadarn tapfer, ai. qdtru- feind
(vgl. auch gr. xoroc zorn, groll),
lieber das zu hatu gehörige ahd.
hajussa, hajitsa hexe s. Noreen (Idg.
forschungen 4, 324 f. f.). Vgl. h a-
4an, hatizön, hatjan.
hatizön grollen, ableitung von
h a t i 8.
hatjan hassen , wie hatan zu
hatis. Vgl. ahd. hezzen hetzen, jagen,
antreiben, das aus *hatjan verscho-
ben ist.
haubi[> n. haupt, krimgot. hoef
(wol hoeft zu lesen; für das oe für
got. au vgl. brue = *brauji, s. h lai fs),
an. häuf od, ags. hiafod, afris. häved,
as. höbid, ahd. houbit, ablautend mit
an. hvfa, ags. hufe, ahd. hüba haube
(unsichere aussergerm. beziehungen
bei Berneker, Idg. forschungen 10,
152). Daneben stehen formen mit
idg. a in der Wurzelsilbe, nämlich
an. hofod, lat. caput, skr. kaput- (in
kapucchala- das haar am hinterhaupte,
s. Johansson, Idg. forschungen 3,
236) und ags. hafola köpf, ai. kapala-
schädel, schale (vgl. noch lat. capil-
lus haupthaor). Das gegenseitige Ver-
hältnis von idg. H-aup- und *kap-
ist noch nicht genügend aufgeklärt
(s. Zupitza, Die germ. gutturale
104). Vgl. kaupatjan.
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75
haubi{>wunda m. am köpfe ver-
wundeter, vgl. ags. heafodwund, as.
höbidwunda wunde am köpfe, s.
haubij) und wunds.
hauhei f. höhe, as. ahd. höhl, zu
haub s.
hanhhairts hochmütig, ags. heah-
heort) s. hauhs und hairto.
hauhisti n. das höchste, gebildet
wie frumuti (s. fruma).
hauhipa f. höhe, rühm, ags.
heahdu, ahd. höhida höhe, zu hauhs.
hauhjan erhöhen, ahd. höhjan,
zu hauhs.
hauhs hoch, an. hör (neben hur),
ags. heah, afris. häch, as. ahd. höh
(dazu an. hangt, mhd. houc hügel
und mit ablaut ahd. *hugil, hd. hügel),
urverwant mit lit. kaukarh hügel,
kdukas beule, lett. kukurs höcker,
buckel, russ. kuca häufe, skr. kuca-
weibliche brüst. Neben *keuk- sich
wölben steht eine gleichlautende und
urspr. damit identische wz. mit der
bedeutung 'sich zusammenziehen,
sich krümmen' (vgl. • u. a. aksl.
kukonosu krumninasig, bulg. kuka
haken, air. cuar krumm, skr. kucdti,
kuticaie zieht sich zusammen, krümmt
sich). Vgl. hiuhma, huhjan.
hauhtmhts hochmütig, s. hauhs
uud hugkjan.
haunjan demütigen, erniedrigen,
ags. hynan erniedrigen, ahd. honen
schmähen, zu hauns.
hau ns niedrig, demütig, ags. he'an
niedrig, elend, schmachvoll, ahd.
höni (statt des zu erwartenden *hön)
verachtet, schmachvoll, niedrig, iden-
tisch mit lett. kaum schäm, schraach,
schände, gr. xxvvif • xax&q (Schulze,
Kuhns Zs. 29, 270), beruht auf
einer wz. *kau-, wie aus lit. kuvitis
sich schämen und gr. xxvpös ' xxxöq
hervorgeht.
haürds f. hürde, tür, an. hurd
bürde, tür, ags. *hyrd, mengl. hirde
tür (ags. hyrdel hürde, flechtwerk),
ahd. hurt fleohtwerk aus weiden oder
reisig, hürde, urverwant mit apr.
korto gehege, eingehegtes jagdrevier,
air. certle knäuel, lat. crätes flecht-
werk, hürde, gr. xxprxKot korb,
xuprix flechtwerk, xvprot;, xvpr*} dsch-
reuse, käfig, skr. kdta- geflecht,
matte zu ai. krndtti spinnt, dreht,
crtdti bindet, heftet. Vgl. hairbra.
haüri n. kohle, an. hyrr feuer,
vgl. lit. kürli heizen, aksl. kuriti
rauchen, slov. kuriti heizen, ai. kü-
layati (neben kmlayati) versengt,
kuküla- hülsenfeuer. Andere stellen
hauri in die e-reihe und vergleichen
ags. heord, as. herth, ahd. herd herd,
ags. hierstan rösten , hientepanne
bratpfanne, ahd. harsta frixura, ga-
harüit frixus, lit. käraztas, lett. karat*
heiss, karset erhitzen, aksl. krada
(*korda ?) rogus, fornax, lat. carba
kohle (s. zuletzt Zupitza, Die germ.
gutturale 114).
harirn n. horn, an. ags. afris. as.
ahd. horn horn, trinkhorn, trompete,
galat. xxpvov * t>jv aitoiyyx (Hesych.),
gr. xapvoq ' vpißxrov (Hesych.), ab-
lautend mit air. com trinkhorn, lat.
comu horn. Auf idg. *xrn- beruht
auch ai. cfiiga- horn, das man gern
mit gr. xopvftßoe spitze zusammen-
bringt. Vgl. ferner au. hjortr, ags.
heorot, ahd. hiruj hirsch; apr. tinou
reh, . cymr. carw, corn. carow, lat.
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cervus hirsch (woneben mit abwei-
chendem guttural Ht. kdrve, aksl.
krava kuh) ; air. cru huf, avest. srvä-
klaue, hörn, np. sarü(n) horn ; aksl.
srilna (*rirna) reh; gr. xicx: horn.
Vgl. h wai rnei.
hatiroja m. hornbläser, vgl. abd.
-hurno in einhurno einborn,zu haürn.
haürnjan das horn blasen, vgl.
ahd. hürnen mit hornhaut versehen,
zu haürn.
hausjan hören (selten hawsjön),
statt *hauzjan, vgl. an. heyra, ags.
hyran, afris. hera, höra, as. hörian,
ahd. harren, vielleicht verwant mit
gr. dxctiu höre {*sin-kou4-yö1). Zusam-
menhang mit ausö ist kaum denk-
bar (h- in hawjan und ix- in xxoüu
zur wz. *ax- scharf?). Unsichere
binationen finde i man noch bei Berne-
ker, Idg. forschungen 10, 151.
hawl n. heu, gras, an. hey, ags.
heg, as. houwi, ahd. hewi, hou, viel-
leicht mit ru88. kovyti Steppengras
(Beitr. 22, 191) zu an. hoggva, ags.
he'awan, as. hauwan, ahd. houwan
hauen, lit. kduti schmieden, schlagen,
aksl. kovati schmieden , lat. endo
schlage, schmiede, welchenfalls 'zu
hauendes' die urspr. bedeutung ge-
wesen wäre. Gr. to/>j, tc&x gras,
kraut (= lit. p£va wiese) darf nicht
verglichen werden. Liden (Uppsa-
lastudier 94) stellt hatoi zu lit. sztka*
grünfutter (— skr. cäka-).
hazjan loben, ags. herian loben,
preisen, ahd. hären, heren rufen,
schreien dürfen weder mit ai. codi
weist zurecht, züchtigt, belehrt,
regiert, noch mit ai. edmsati sagt
her, recitiert, lobt, verkündet (mit
festem nasal, vgl. Brugmann, Idg.
forschungen 1, 177) verglichen wer-
den. Auch lat. carmen lied (zu gr.
xjfpuf, dor. xxpöt; herold, ai. käru-
sänger) ist nicht mit hazjan verwant.
heitö f. fieber beruht mit an.
heitr, ags. hat, as. afris. het, ahd.
h> ' ; heiss und an. hite, ags. hit, as.
hittia, ahd. hizza (man beachte die
Verschiedenheit, der bildungsweiße)
hitze auf einer idg. wz. mit d im
auslaut: daneben stehen formen mit
idg. t, nämlich lit. kaitra feuerglut,
kaitrus hitze gebend, kditinti erhitzen,
heizen, kaituly* sch weiss. Vielleicht
aber ist das litauische t durch den
einfluss sinnverwanter Wörter zu er-
klären (vgl. »zdltas kalt, sziltas warm,
Zupitza, Die germ. gutturale 1 12 f.).
Vgl. hais.
heiwafrauja m. Hausherr enthält
ein sonst nicht belegtes heitca-, vgl.
an. hjn mann und frau, dienstboteu,
ags. htwan pl. hausgesinde, ahd.
hiwo gatte, hausgenosse, hitea gattin.
Zunächst vergleichbar sind lett. sewa
frau, lat. elvi* bürger, ai. ceva- lieb,
wert, civd- günstig, gütig, heilsam,
lieb. Mit apr. seimim, lit. tzeimyna
hausgesinde, lett. mime gesinde, aksl.
/t^nit person, semija gesinde gehört
idg. *xeitco-, *xitco- zur wz. *xei-
liegen, wohnen in gr. xeJroti, avest.
ttaeti, ai. qete liegt. Wegen des ver-
schiedenen gutturals ist haims
ferne zu halten.
helei fremdwort: jJa/.
her hier, an. ags. her, as. her,
hir, ahd. hiar, zum pronominalstamm
hi- (s. h i m m a), gebildet wie a 1 j a r,
|)ar u. s. w.
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77
hejyö f. kammer, urverwant mit
lat. catinm napf, topf, gr. xorvXtt
höhlung, becher, xotuXos planne, ai.
cdtantr sich versteckend, -cätana-
verscheuchend, cdtväla- höhlung.
hidre hierher, an. hedra, ags.
hider, zum pronominalstamm hi- (s.
h i m m a), gebildet wie hwadre wohin,
iaindre dorthin. Das suffix -dri ist
mit -pro (8. aljaf>rö) verwant:
ausserhalb des germ. vgl. lat. citrä
diesseits, ultra jenseits, ai. dtra hier,
tdtra dort u. s. w.
hilms m. heim, an. hjalmr, agß.
afris. as. ahd. heim (daraus entlehnt
ist aksl. 4Umü aus *felmü t *cAelmü:
aus hilms wäre *Utmü geworden),
zu germ. Ulan verbergen (s. hul-
jan). Vgl. ai. cdrman- schütz.
hilpan helfen, an. hjalpa, ags.
helpan, afris. Aelpa, as. helpan, ahd.
helfan entspricht dem lit. szelb- in
szelbiüs suche mich zu helfen. Dane-
ben steht lit. szelpiü unterstütze,
fordere.
himinakunds von himmlischer
abkunft, ags. heofoncvnd, 8. airf>a-
kunds.
himins m. himmel, an. himenn,
daneben formen mit b, das in den
casus obliqui vor n lautgesetzlich
ans m entstanden war: an. dat. hifne,
ags. heofon, as. hiban. Nur im suffix
davon verschieden ist as. himil, ahd.
himil, humil (ablaut), dem gr. x/4tx-
in xfii\($pov stubendecke, dach fast
genau entspricht. Vielleicht dürfen
wir diese wöfter mit der unter
afhamön besprochenen wz. *xam-
bedecken verbinden, wobei aber der
vocalismus Schwierigkeit macht. Nach
einer anderen auffassung wäre himins
eigentlich 'heimstätte der götter' und
mit haims verwant: vgl. an.
godheimr, heimar godä, uppheimr für
'himmel'. Dann wäre das t in himins
ursprünglich und gr. xftc\e§pov ferne
zu halten. Mir scheint die erstge-
nannte etymologie den Vorzug zu
verdienen.
himma dat. in himma daga heute,
hina acc. in und hina dag bis auf
diesen tag, hita acc. n. in und hita
bis jetzt enthalten einen pronomi-
nalstamm Ai-, der auch in her und
hidre steckt und in ags. he, as.
he er als personal prouomen erscheint
(as. hindag heute = got. hina dag,
vgl. afris. hiudega, as. hiudu, hiudiga
und ags. heodseg, das dem as. ent-
stammen soll). Ausserhalb des germ.
stellen sich dazu lit. szts, aksl. st,
air. ei dieser, lat. eis diesseits (und
citrä, vgl. hidre), gr. xti-, aeol.
xif dort. Lat. hie dieser ist ferne zu
halten (vgl. aber Hirt, Beitr. 23,
356 f.).
hindana hinter, jenseits, ags. as.
hindan, ahd. hinlana hinten, gebildet
wie aftana, s. hindar.
hindar hinter, über, jenseits, ahd.
hintar, alte comparativbildung, wie
aus an. hindre der spätere, folgende,
ahd. Axniaro der hintere hervorgeht.
Zusammenhang mit dem pronomi-
nalstamm hi- (s. himma) darf nicht
für sicher gelten. Eine andere un-
sichere Vermutung findet man bei
Zupitza, Die germ. gutturale 116.
Vgl. hindana, hindumists.
hindarweis hinterlistig, ähnlich
gebildet wie ahd. hintarscranch be-
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trug. Für -tcns s.'unweis.
hiiidumiste der hinterste, entfern-
teste, Superlativbildung zu *hinduma,
ags. hindema, das selbst ein alter
Superlativ ist (vgl. h i n d a r).
hin|>an, s. frahin|>an.
hiri hierher, komm, dual hirjal*,
plural hirjifj kommt, unklar (vgl.
Paul, Idg. forschungen 4, 334; Luft,
Zs. f. d. pbil. 30, 426 f. f.).
hiufan wehklagen, ags. he'ofan,
as. hioban, ahd. hiufan, hivban (dazu
as. ho/na wehklage), wegen des /
weder mit lit. kdukli heulen, noch
mit lit. ttzdukli schreien (Bezzenber-
ger, Bezz. Beitr. IG, 120) zu ver-
gleichen. Man denkt noch an Zusam-
menhang mit lat. cupio begehre,
ai. kupyati gerät in aufregung, wallt
auf, erzürnt, zürnt, was wegen der
bedeutungsdifferenz ebenfalls abzu-
lehnen ist.
hiuhma m. häufen, menge (auch
hiuma geschrieben), mit hühjan
zu der unter hauhs besprochenen
wz. *keuk-.
hiwi n. aussehen, schw. hy haut,
hautfarbe, ags. ht'ew, heoxc gestalt,
vgl. ai. chavi, chavi- feil, haut, haut-
farbe, glänz, Schönheit (Zupitza, Die
germ. gutturale 207).
hlahjan lachen, krimgot. lachen,
an. hldja, ags. hlyhhan, as. hlahhian,
ahd. hlahhan, dazu mit ablaut -hlöhjan
in ufhlöhjan auflachen machen.
Vgl. gr. xKütrvu (neben xXü^u) glucke,
air. cluiche scherz. Vorgerm. *klok-,
*klök- ist zweifelsohne onomatopoe-
tisch.
hlaifs m. brot, an. hleifr, ags.
hldf, ahd. hlcib, leip brot, laib brot
I ist offenbar dasselbe wort wie aksl.
! chfSbü und lit. klepa*, lett. klaip*.
I Meist hält man, wie ich glaube mit
recht, aksl. chUbH für ein lehnwort
aus dem germ., indem man annimmt,
I dass die baltischen Wörter zunächst
I dem slavischen entstammen. Was
I lit. Hepa* anbetrifft, mag dies rich-
tig sein, doch ist es bei lett. klaips
wegen des ai wahrscheinlicher, dass
es unmittelbar in einer frühen
periode aus dem germ. entlehnt ist.
Koziovskij (Arch. f. slav. phil. 11,
386) meint aber hlaif* und chlebü
als urverwaut betrachten zu dürfen,
indem er beide mit lat. libu*, lihum
kuchen, fladen identifiziert und auf
eine grundform *^Aw*^o- zurückfuhrt,
wogegen aber zu bemerken ist, daes
die existenz eines ursprachlichen ton-
losen velaren oder gutturalen Spi-
ranten keineswegs für bewiesen gel-
ten darf (s. Arch. f. slav. phil. 16,
380 f.). Ebensowenig befriedigt die
auffassung Lidens (Beitr. 15, 514 f.),
der hlaif 8 und libum unter der annähme
zweier grundformen *(*)kloibko~ und
*«kleibho- (oder **klibho-) zusammen-
bringt, wozu mhd. ISekuoche, libezelte
lebkuchen eine dritte ablautsform
{*klibho-) enthalten sollen, oder der
Vorschlag Pedersens (Idg. forschun-
gen 5, 50) hlaif*, chlebü und VAurn
unter einer urform mit anl. tenuis
aspirata zu vereinigen. Kern (Tijdschr.
v. Ned. taal- en letterk. 5, 55), der
chlebü als ein lehnwort betrachtet,
stellt hlaif* zu hleibjan schonen, sich
freundlich annehmen, an. hltfa, ahd.
liban schonen, schützen, wobei er
von dem begriffe des schützenden,
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stärkenden , ernährenden ausgeht.
Dagegen erhebt Kluyver (Tijdschr.
v. Ned. taal- en letterk. 8, 254 f. f.,
insbesondere 257 f.) den einwand,
dass die allgemeine bedeutung 'nah-
rungsmittel' weder bei Alaifs, noch
bei dem daraus . entlehnten aksl.
cAlebu bezeugt ist (nur in den jün-
geren slavischen sprachen lässt sich j
diese nachweisen, vgl. z. b. czech.
chhbiti nähren, 6ich nähren): nach
Beiner ansieht ist Alaif» vielmehr
ein altes wort für 'kuchen, brotku-
chen', das später die bedeutung 'laib,
einzelnes brot* annahm, und kann es
in früher zeit von einem unbekann-
ten volke entlehnt sein. Mit dieser
letzten Vermutung berührt sich Möhl
(Mem. de la Soc. de Ling. 7, 403),
der in hlaifs ein lehnwort aus einer
ural-altaischen spräche sehen will.
Zuletzt sei noch erwähnt, dass das
gotische noch ein anderes wort für
l brot' besessen hat, nämlich *braup
n., krimgot. broe, dem an. braud,
ags. bre'ad, afris. bräd % as. bröd, ahd.
bröt entsprechen (vgl. an. ags. brod,
ahd. brod brühe, an. brugga, aschw.
bryggja, ags. brtowan, ahd. briuwan
brauen, air. bruitA das kochen, bntthe
brühe, lat. defrMnm eingekochter
most, thrac. ßpvrov, ßpüros gegohre-
nes getränk, hier). Culturhistorisches
bei Schräder, Laib und brod (Philo-
logische Studien, festgabe für Eduard
Sievers zum 1 October 1896).
hlains m. hügel (oder Alain n. ?),
an. Mein felsvorsprung , zu ags.
hlinian, hleonian, as. Alinön, ahd.
Alinen intr. und ags. hhrnan, ahd.
Altinen trans. lehnen, vgl. lett. slains
einschüssig, air. clöin schief, unge-
recht, böse. Die wz. ist *ttlei- sich
neigen, lehnen : lit. tzliiju lehne
an, tzlditas bergabhang, lat. aeclinäre
sich anlehnen, hinneigen, clivu* hü-
gel, gr. xA<vu neige, lehne an, xxlfix
neigung, himmelsgegend, x\tvn bett
(vgl. ahd. Alina lehne), xA/tü? ab-
hang, hügel, xA/toc, xA/to$ hügel, ai.
erdyati lehnt. Vgl. hlaiw, hlei-
duma, hleif>ra, hlija.
hlaiw n. grabhügel, grab (dazu
Alaiwamös f. pl. gräber), ags. Aldw
grabhügel, grabstein, as. Ale'o grab-
stein, ahd. Ale'o, le.o grabdenkmal,
hügel, zur wz. *xlei- sich neigen,
lehnen (s. hlains), vgl. insbeson-
dere lat. elivus hügel und mit ab-
weichender bedeutung lit. »zleivas
krummbeinig.
hlaiwasnös, s. hlaiw.
Mamma f. falle, mit an. Alemmr
fallstrick, falltür zu an. Alamrna
einen schweren schall von sich geben,
Alymja klingen, hlymr klang, lärm,
ags. Alemman tosen, tönen, mit ge-
räusch zuschlagen, as. ahd. hlamön
brausen, rauschen, vgl. lat. clämor
lärm, geschrei, clämäre schreien (wei-
teres bei Johansson, Beitr. 14, 309 f.).
hlas heiter, fröhlich, mit ablaut
zu lat. clänu heiter (Holthausen,
Anz. f. d. altertum 24, 34).
hlal>an, s. afhla]>an.
hlanpan, s. ushlaupan.
hlants m. loos, erbschaft, an. Alaut
loos, anteil, opfer, abd. Akj, löj
loos, erbteilung, mit an. Alutr, ags.
Alot loos, ahd. Aluj, luj erloostes,
landanteil zu an. Aljöla, ags. Aleotan,
as. Aliotan, ahd. Aliojan erloosen,
80
erlangen. Nach Schräder (Kuhns Zs. I
30, 475) beruht die ganze eippe auf
*Alut- mit lu aus /, womit er gr. j
x\täo<; zweig vergleicht : zu m Alut-
wären mit secundärem ablaut *Alaufa-
und * Aliulan gebildet. Zupitza (Die
germ. gutturale 119) vergleicht aber
lett. kljüt werden, gelingen, kljnlas
Schicksal, lit. nekliulas unheil, miss-
geschick.
hleibjan schonen, sich freundlich
annehmen, an. AKfa, ahd. liban
schonen, schützen. Kern (Tijdschr.
v. Ned. taal- en letterk. 5, 55) ver-
gleicht lat. clupeus, clipeus schild,
indem er sich auf gib. an. AUfiskjddr)
beruft (Zupitza, Bezz. ßeitr. 25, 94
erklärt AUf als 'korbschild' und ver-
gleicht air. cliab korb).
hleiduma link, alter Superlativ
mit comparativbedeutung, wie air.
cle link zur wz. *xlei- sich neigen,
lehnen (s. hlains).
hletyra f. zeit, hütte, formell
gleichzusetzen mit lat. *clitra, umbr.
kletra packsattel (lat. clitellae ist
deminutivum), wie Froehde (Bezz.
Beitr. 17, 303) erkannt hat. Vgl.
ferner ags. -Altdan, as. -Alidan be-
decken, an. Alid tür, ags. afris. Al'xd
deekel, tür, ahd. lit deckel und aus-
serhalb des germ. lett. »Uta aus
liegenden hölzern gemachter zäun,
air. cliatA hürde Insgesammt be-
ruhen diese Wörter auf der wz. *xlei-
sich neigen, lehnen (s. hlains),
wie auch gr. *A/o7« hütte, zeit. Aksl.
ktf.Ct haus kann wegen seines /• nicht
mit Aleipra urverwant sein.
hleijirastakeins f. laubhüttenfest
(zeltsteckung) enthält als zweites
glied -stakein* steckung, das auf
*stakjan stecken, ahd. steccAen beruht.
Dieses ist eine causativbildung zu
*slikan (s. staks, s t i k s).
hlifan stehlen, urverwant mit apr.
au-klipUt verborgen, verstohlen, lat.
depo, gr. xA/tt«. stehle, x/S-Jj, xAe-
reve, kA<ttj}^ dieb, xAöjnj diebstahl.
h I ift us m. dieb, vgl. gr. xAstti»*?,
zu hlifan.
hlija m. zeit, hütte, vielleicht ver-
schrieben für *Alitca-, vgl. an. Ale,
Ali) schütz und das aus dem germ ent-
lehnte aksl. cAlSvü stall. Jedenfalls
zur wz. *xlei- sich neigen, lehnen
(ß. hlains, hlei^ra).
hliuma m. gehör, ohr, formell
am besten vergleichbar mit avest.
sraoman- gehör (vgl. auch ahd. Aliu-
munt leumund, ai. crömata- guter
ruf, uerühmtheit und an. Aljomr laut,
ton), gehört zur idg. wz. u-
hören in ags. Alud, afris. as. nlüd,
ahd. hlüt helltönend, laut, ags. Aleo-
dbr ton, melodie, aksl. sluti ger innt
werden, berühmt sein, slovo wort,
slava rühm, air. clunim höre, ein
rühm, clotA berühmt, lat. cluo, clueo
heisse, in-clutus berühmt, gr. xAi/co
höre, xxicuxt bin berühmt, xxdog
rühm, xAuWc berühmt, armen, lu
hörbar, Ivr hören, künde, avest.
surunaoiti, ai. cpwli hört, avest.
sravaA-, ai. crdva* rühm, avest. »Hita-,
j ai. qrntd- berühmt. Vgl. hliup.
Neben *xleu- steht *xleus- in ahd.
Alosen zuhören, horchen, lüstren hor-
chen, ags. Alyst gehör, Alystan auf-
horchen, zuhören, as. Alust gehör,
an. Alust ohr, aksl. sly&ati hören,
slucAu gehör, slusati horchen (das
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baltische hat formen mit k statt
des zu erwartenden *z: lit. Husli,
Hautyti gehorchen, kldwti fragen),
air. cloor höre, avest. sraoxa- gehor-
sam, traoS- gehorchen, ai. crosamäna-
willfahrig, vertrauend, $ru#{{- Will-
fährigkeit, vertrauen, willig, gehor-
sam. Vgl. hliu|).
hliuf) n. (?) zuhören, aufmerksam-
keit, stille, an. hijod gehör, ton,
aur wz. m xleu- hören, vgl. insbeson-
dere avest. sraota- hören, wie auch
slov. dut verdacht, serb. slvta wer
ahnt. S. hliuma.
hlöhjan, s. hlahjan.
hl in rei f. lauterkeit (dasselbe ist
ktiUripa f.), ahd. Alütlri, lütri, zu
hlütrs.
hlütrs lauter, rein, ags. hluttor,
afris. Mütter, as. hlüttar, ahd. fi'üttar,
lülar, vielleicht zu gr. kAv£<u spüle,
x- 'V woge (vgl. ohne dental im
wurzelauslaut lat. cluo reinige, eloüca
cloake). Znpitza (Die germ. guttu-
rale ■•119} und Berneker (Idg. for-
schungen 10, 152) stellen hlütrs zu
czech. kliditi reinigen, Houditi sauber
machen, klid ruhe, russ. k/judt
Ordnung.
huaiwjan erniedrigen, causativum
zu hneiwan, vgl. an. hneigja,ngs.
hiuegan, as. hnrgian, ahd. hneigvn,
neigen.
hnaiws demütig, niedrig, ags.
hndg, zu hneiwan.
hnasqus weich, fein (von gewän-
dern), vgl. ags. hnewe zart (wozu
Sievers, Beitr. 24, 383) und ahd.
na*cön naschen. Man denkt an Zu-
sammenhang mit ai. kiknasa- schrot,
lit. kni*u wühle, grabe: die bedeu-
tung 'fein, zart' hätte sich aus 'zer-
rieben' entwickelt.
hneiwan sich neigen, sinken, vgl.
an. hn/ga, ags. as. ahd. hnigan. Qerm.
*hneigw- wird mit lat. co-niveo (perf.
co-nixi) Bchliesse die äugen, blinzele,
nictäre winken verbunden, wol ohne
genügenden grund (s. aber Johans-
son, Beitr. 14, 366). Vgl. hnaiw-
j a n , hnaiws.
hniupan, s. dishniupan.
hnu[)ö f. Stachel (nicht hnuto),
vgl. gr. xvuSoc • axavBx (juxpi (He-
Bych.), vielleicht zu avest. »«ab-
schlagen, ai. cndthiti durchbohrt,
durchstösst (Thumb, Kuhns Zs. 36,
190 f. f.).
höha m. pflüg, ahd. *Jinoho (nur
deminutiv huohüi), vgl. air. cecht,
manx keeaght pflüg (nicht aber aksl.
socha knüttel, russ. sochd hakenpflug,
wie Pedersen, Idg. forschungen 5,
49 f. annimmt). Meist verbindet
man höha mit lit. szaka ast, armen.
thsax zweig, np. *ä% zweig, ast,
horn, geweih, ai. cakhä ast, wozu
air. gec, cymr. caingc, aksl. sqfcü
ast, ai. caitku- pflock, pfähl (vgl. an.
hdr ruderdulle, hall pfähl? Liden,
Uppsalastudier 89 f.).
hölön betrügen , ahd. huolian
täuschen. Zu hölön, *höljan stellen
sich vielleicht gr. xtfA^a> bezaubere,
betöre, verführe, miKtiSftif bezaube-
rung, entzücken, vgl. auch lat. ca-
lumnia rünke, verläumdung.
hörs m. hurer, ehebrecher (dazu
Aörinön huren, ehebruch begehen,
hörinatsu* m. hurerei, ehebruch), an.
h6rr hurer, höra, ags. höre hure
(ahd. huorra hure ist dagegen aus
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*hörjo), mit an. ags. A6r, ahd. Auor
ehebruch, hurerei wahrscheinlich zu
lett. kor* lüstern, air. cara freund,
eanum ich liebe, lat. citrus lieb (vgl.
ai. curu- lieb, lieblich, schön aus
idg. *kcru-). Aksl. kurüca hure ist
aus einem germ. worte (etwa *Aorwa)
entlehnt.
hrainei f. reinheit, ahd. Arcini,
zu hrains.
hrainjahafrts reines herzens, rein
herzig, vgl. an. AreinAjartadr , s.
hrains und hairtö.
hrninjail reinigen, as. Arenian,
hrtnön, ahd. Areinjan, reinön, zu
hrains.
hrains rein, an. Areinn, as. Areni,
ahd. Areini ist wegen der dial. deut-
schen bedeutung 'fein gemahlen, ge-
siebt' (rheinfränk. Schweiz.) als eine
ableitung der idg. wz. *krei- sichten,
sieben zu betrachten, wozu ags.
Ar/dder, ahd. rilara, air. criatAar,
lat. cribrum sieb, gr. xp/v« scheide,
unterscheide, entscheide (nicht mit
lat. cerno gleichzusetzen).
hraiwadübö f. turtel taube (lei-
chentaube) enthält als erstes glied
Araiua-, an. Am, ags. hrd{w), afris.
Are-, as. ahd. Arto leichnam. Sichere
anknüpfung fehlt. Die sippe von
an. Art/r, ags. Anhnc, as. Arft, ahd.
rö roh, ungekocht, ai. kravis rohes
fleisch u. s. w. darf nicht verglichen
werden. Mit -dtibo taube, an. dufa,
ags. dnfe, as. düba, ahd. tüba ist
air. dub schwarz als verwant zu be-
trachten, denn in vielen idg. spra-
chen ist die taube nach ihrer dun-
keln färbe benannt worden (ai. kap6ta-,
np. kabvtar taube zu np. kabiid blau ;
osset. ä%sinäg taube zu avest. axsaena-
blauschwarz; gr. irihtiz wilde taube
zu 7re\id; schwarzblau; aksl. golqbl,
rufls. golul/i taube zu russ. goluboj,
apr. golimban blau). Ein anderes
: wort für 'taube' ist ahaks.
hramjan kreuzigen, vielleicht zu
ahd. rama stütze, gesteil (vgl. aksl.
kromi rand). Man kann aber auch
an Zusammenhang mit gr. Kpluxuxt
hange, xpfftxvvufti hänge denken:
Vgl. noch Ehrismann (Beitr. 20,
57 f.).
hrisjan, s. afhrisjan.
hröpjan rufen, schreien, ahd. ruo-
fen, mhd. riefen, neben *Aröpan,
an. Aropa (verläumden), ags. Aröpan,
as. Aropan, ahd. ruofan, 8. hröps.
hröps m. geschrei, an. Ar6p spott,
schmach, ags. Arup, ahd. ruof ge-
schrei beruht mit hröpjan auf
einer idg. wz. *(s)kreb- schaben,
schrapen (und die dadurch entstan-
dene lauterscheinung), vgl. an. skrapa,
mengl. scrapien schrapen, Vit. skrebHi
rascheln, aksl. skrobotü geräusch.
Johansson (Iteitr. 15, 229), der diese
erklärung von Aröpjan, Aröps gegeben
hat, setzt aber *{s)kräb- als wz. an.
Man vergleiche noch mit idg. p an.
Arafn, ags. Ar<r/n, ahd. Araban rabe,
; lat: crepo knarre, krache, rausche,
ai. kfpate jammert, fleht, ersehnt.
I Slov. Arup tumult ist aus dem goti-
schen entlehnt (s. Beitr. 20, 38).
hröt n. dach, an. Aröt, zunächst
verwant mit ags. Ar6»t schlafstange
der hühner, as. Aröst dachgesperre.
Falls das ö auf urspr. öu zurück-
geht, können aksl. kryti decken, ver-
bergen, russ. krf/m, krov, krövlja
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83
dach verglichen werden (Wiedemann,
Idg. forachungen 1, 194).
hröpelgs ruhmreich, siegreich,
an. krödogr ruhmvoll, ags. kredig
sich freuend über, zu an. hrSdr,
ags. kred, krödor, ahd. hruod- rühm,
mit as. hröm, ahd. krumn rühm und
an, hr6i rühm, aksl. kram Schönheit
auf idg. *krä- beruhend. Dazu stellt
sich ein synonymes *kär- in ai. car-
karmi erwähne rühmend, käru- Sän-
ger, lobsänger, kirtt- rühm, wozu
auch lat. carmen lied, gr. jojpüf, dor.
xetpüZ herold (vgl. noch ai. karkari-,
karkari laute und gr. xxpxxtpu lasse
erdröhnen).
hrugga f. stab, ags. hrung balken,
mhd. runge wagenrunge, unbekann-
ten Ursprunges. Aksl. ckoragy fahne
ist aus dem germ. entlehnt.
hrük n. (?) krähen, hrftkjan krähen,
vgl. an. hraukr seerabe und ausser-
halb des germ. gr. xpxwyt geschrei,
xpxuyx^u schreie (daneben steht
* krank- in lit. kraukti krächzen,
krankljs krähe, aksl. krukü rabe, ai.
kräuned- brachvogel und *kraux- in
ai. krögati schreit, kreischt). Eine
synonyme, ebenfalls onomatopoeti-
sche wz. *krög-, *krag- liegt vor in
an. krokr, ags. kröc t ahd. kruok krähe,
gr. xpu^u krächze, xpxfr schreie
(vgl. lit. krokti röcheln, grunzen,
lat. cröcw krächze u. a. m.). Endlich
gibt es noch eine wz. *kreig- in an.
hrtka knirschen, gr. xpifr knarre,
kreische (vgl. aksl. krikii geschrei,
kricati schreien und klikü ruf, klik-
nqti, klicati, klicati schreien, rufen).
hruskan, s. andhruskan.
hnggrjatl hungern, an. hungra,
ags. hyngran, afris. kunger a % as.
hungrian, ahd. hnngiren, kungerön,
zu hührus.
ho^jan denken, meinen, an. hyggja,
ags. hycgan, as. kuggian, ahd. huk-
kan, kuggan denken, meinen, beab-
sichtigen, zu hugs sinn.
hugH m. sinn (oder kug n., was
weniger wahrscheinlich ist), an. Augr,
ags. hyge, afris. hei, as. hugi sinn,
gedanke, ahd. hugi, kugu sinn, an-
denken, freude, dazu gahugds,
h u g j a n. Die grundbedeutung von
kug« ist 'wallung, geistige erregung',
weshalb man das wort zu gr. xvxau
rühre ein, xvxiuv mischtrank, xvx*fipov
mischkelle stellen darf (Beitr. 22,
541 f.). Mit unrecht vergleicht man
ai. cocati leuchtet, glüht, brennt,
trauert, cuc- flamme, glut, schmerz,
c6ka- glut, qual, schmerz, kummer.
Eine andere etymologie, welche Fick
(Bezz. Beitr. 17, 320) vorschlägt,
ist in streit mit den lautgesetzen
und kann deshalb unberücksichtigt
bleiben. Noch anders Mikkola (Bezz.
Beitr. 22, 239 f. f.), der hugs mit
lit. kdukas kobold, hausgeist ver-
bindet, das dann urspr. 'seele' be-
deutet hätte (über kdukas in seinen
verschiedenen bedeutungen handelt
von Grienberger, Arch. f. slav. phil.
18, 69 f.).
hugs n. (?) landgut, gen. kugsis,
unbekannten Ursprunges.
hühjan sammeln, aufhäufen, mit
hiuhma zu hauhs.
hührus m. hunger, hungersnot,
mit gramm. Wechsel an. kungr, ags.
kungör, afris. hunger, as. ahd. hungar
(vgl. huggrjan), zu an. hd pla-
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gen, quälen, lit. kanka qual, leiden,
kenkli wehe tun, fehlen (ka* tdv
ke'nkia! was fehlt dir?), gr. xxxßfc •
cirptipos ifAireKos, xxxtSis ' A/jeifp<V,
xxx&x ' XifmpA, xeyxti ' retvqi (He-
sych.). Die urspr. bedeutung der
wz. ist wahrscheinlich 'brennen', vgl.
gr. xxyxxiva ■ SxXxei, fypxivei, xay-
xxhfat; xxrxxtxxviihoi; (s. Schulze,
Kuhns Zs. 29, 270).
hulistr n. hülle, decke, an. huhtr
futteral, vgl. mit ablaut aga. helustr,
heohtor Schlupfwinkel und ohne das
r-suffix ahd. hülst decke, zu huljan.
huljan verhüllen, an. ht/lja, as.
-hullean, ahd. huljan, mit ablaut zu
ags. as. ahd. hslan hehlen, verbergen,
vgl. air. celim verberge, cuile keller,
lat. celäre verbergen, verhehlen, occulo
verberge, cella keller, zelle, gr. xxMx
hütte, scheune, nest, k /..-;.-. xovkeSs
scheide, ai. fdlä hütte, haus, gemach,
stall, carand- schützend, schütz, cur-
man- schütz. S. halja, hilms,
hulistr, hulundi, ushulon.
Iiullts hold, gnädig, an. hollr, ags.
as. ahd. hold hold, ergeben, treu,
eigentlich 'geneigt', zu *halju (s.
wilj ahal |)ei). Anders Kaufmann
(Beitr. 18, 143 f.), der h*lp* mit
lat. ctimen* zu der unter huljan
besprochenen wz. stellt, und Luft
(s. Zupitza, Die germ. gutturale
108), nach dessen ansieht AuI/js mit
lat. cullus identisch wäre. Ganz un-
berechtigt ist der vergleich von skr.
ciitu- artige rede, liebliche worte,
schmeichelworte. Vgl. unhul]>a.
hulundi f. höhle, urspr. partici-
pialbildung zur wz. *xel- verbergen
(s. huljan), vgl. an. holr, ags.
afris. ahd. hol hohl, wozu das deno-
minativum ushulon. Mit unrecht
hat man gr. kuA« pl. Vertiefung
unter dem auge herangezogen,
hun, s. ainshun.
hund n. hundert, ags. as. hund,
ahd. hunt, daneben die Zusammen-
setzung *hundarap (-ra/> zu -rapjan,
s. garaj)jan), an. hundrad 120,
100, ags. hundred (north, hundrad),
afris. hundert, as. hundarod, ahd.
hunterit, hundert. Germ. *hunda- 120,
, 100 hat in vorgerm. zeit gewiss nur
I 'hundert' bedeutet, wie aus den ent-
sprechungen in andern sprachen her-
j vorgeht: lit. szimtas, air. cet, lat.
centum, gr. h-xxriv, avest. sata-, -ai.
I qatd- hundert. Die idg. grundform
' *xml6- war aus *txmt6-, *dxmto-,
| *deKoml<>- hervorgegangen und ist als
j eine ableitung von taihun {*dexmt
aus *dexomt) zu betrachten: die
stärkere lautstufe *xomt- liegt vor
in gr. -xovtx (gegenüber ai. ~qat).
Vgl. Bugge (Bezz. Beitr. 14, 72),
Kretschmer (Kuhns Zs. 31, 361 f. f.),
Streitberg (Idg. forschungen 5, 372
f. f.). Schliesslich sei erwähnt, dass
bask. ehun hundert nach Beitr. 18,
399 trotz Schuchardts Widerspruch
(Beitr. 18, 532 f.) für eine ent-
lehnung aus got. ain hund zu gelten
hat, und dass die Krimgoten das
alte wort für 'hundert' durch das
aus osset. *ädä, np. *ad entlehnte
suda ersetzt hatten, wie auch die
Slaven ihr einheimisches **eto für
das nur als iranisch erklärbare *ulo
aufgegeben haben (vgl. aber Prusik,
Krok 11, 19).
hitiHhifaI>s, s. brü|>fa{>8.
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huilds m. bund, an. Aundr, ags.
afris. as. Aund, ahd. Amt. Gemein-
germ. *Aunda- aus *Kun~to- (über
das dentalsuffix s. Hirt, Beitr. 22,
231 f.) ist weitergebildet aus idg.
*xtcon-, *xun-, vgl. lit. szü (geu. szüns),
air. cu (gen. con), gr. xvuv (gen.
xuv6$), armen, Sun (gen. *a»), avest.
spä (gen. sünö), ai. ptfd (gen. cunaJt).
Die lautgestaltung von lat. ca«»*
(vgl. catulus, s. Bugge, Bezz. Beitr.
14, 57) ist nicbt genügend erklärt.
hunsl n. opfer, an. ags. And,
aus idg. *xw/tt-llo- zu lit. szventas,
aksl. ffVgAfi avest. tpznta- heilig. Wei-
tere combinationen (mit gr. ttx$
ganz u. s. w.) können als zu gewagt
unberücksichtigt bleiben. Es sei noch
erwähnt, dass Detter (Zs. f. d. alter-
tum 42, 55 f.) Auml als 'hecatombe'
erklärt und mit hund verbindet,
gewiss aber mit unrecht.
hunslastalis m. opferstätte, altar,
b. hunsl und sta|)8.
huii|is. s. frahinpan.
hups m. hüfte, ags. kype, ahd.
Auf, vgl. gr. xvßoc höblung vor der
hüfte, lat. cuho neige mich. Andere
denken an Zusammenhang mit nd.
tcAuft Schulterblatt, alban. sup, avest.
tupU-, ai. cupti- Schulter. Dunkel igt
au. huppr hüfte.
hüs, s. gudhüs.
hnzd n. hört, schätz, an. Aodd,
ags. as. Aord, ahd. Aort, vgl. zunächst
gr. xütöot; höhluug, weibliche schäm
und lat. ewslos Wächter. Germ. Auzda-,
idg. *kuzdho- ist vielleicht aus
*kudzdAo-, *kuddAo-, *kudAto- entstan-
den und gehört dann zur wz. *keudA-
in ags. Aydan, cymr. euddio verber-
gen, gr. xetöu verberge; andernfalls
darf man an an. Aautx schädel, lit.
kuuxzas grosser Schöpflöffel, kiduszia
ei, kidusze hirnschädel, ai. körn- be-
hälter, koH(Aa- Unterleib, inneres ge-
mach, Vorratskammer, Schatzkam-
mer, ringmauer, gefass anknüpfen.
Vgl. gudhüs, skaudaraip.
huzdjan schätze sammeln, ags.
Aordian, ahd. gikurlen, zu huzd.
hwadre wohin, zu hwas, gebil-
det wie hid re.
hwairban wandeln, an. Averfa,
ags. Aweorfan, afris. Awerva, as.
Aicörban, ahd. Aw&rban, AwSrfan sich
wenden weist durch seinen gramm.
Wechsel auf eine wz. mit idg. p im
anslaut. Man vergleicht gr. xxpvx-
A/jcao; schnell, xxpr6<; handwurzel (s.
Schräder, Kuhns Zs. 30, 473 und
Solmsen, Kuhns Zs. 30, 602): %(tp
im xxpxy wäre also 'die hand, da
wo sie sich dreht.' Die urspr. be-
deutung der wz. tritt klar hervor
in an. Avirfell wirbel, zopf, ring,
kreis, nl. icervel drehung im wasser,
vom winde, drehende achse, hals-
wirbel, kopfwirbel, ahd. wirßl, nir-
bil wirbel. Aus dem altindischen hat
Zupitza (Die germ. gutturale 57)
chrpa- getreideschwinge herangezo-
gen; dagegen habe ich kürpara-
eilbogen, knie zu ' Awairhan gestellt.
Vgl. afswairban, gahwairbs,
hwarbon, hweilahwairbs.
hwafrnei f. hirnschädel, an. Avern
die zwei bootförmigen weissen kno-
chen im fischgehirn, Averna topf,
schale, aksl. erhia schüssol (Zupitza,
Bezz; Beitr. 25, 102), skr. karanka-
8chädel, gefass weisen auf idg. q
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im anlüut. Dagegen finden wir idg. j
x in an. hjarne, alid. hirni gehirn [
(mit rn aus rzn, rsn wegen nl. her- j
senen), an. hjarse scheitel, lat. cere-
brum gehirn (aus *Kere*ro-), cernuus
kopfüber (aus *xerzn-), gr. xdpx } |
xip*i haupt, xipxvov, xipwov haupt,
zipfel, xipvos, xipvov opferschüssel,
xoVf schlafe, köpf, xpxvot; heim,
xpxvtov schädel, armen, sar höhe,
gipfel, avest. sarah-, ai. ctras köpf
(auch cirmn-, vgl. an. hjarne, ahd.
hirni; und firm-, vgl. gr. xdpvtt).
Ursprünglich standen zwei stamme,
*xeres- und *xeren-, neben einander,
vgl. gr. xipzg und haürn. Eine
ganz kurze form ist in gr. xip köpf
erhalten, das aber * im auslaut ver-
loren haben kann {xip ist dann idg.
V. schwächste form von *xeres-).
hwaiteis m. weizen, an. hveite,
ags. hwikte, as. hweti, ahd. hweiji,
mit gib. schw. dial. waite, mengl.
white zu hweits, vgl. alban. öard
weizen = bar$ weiss. Lit. kvUya wei-
zenkorn, pl. kveczidi weizen ist eine
alte entlehnung aus dem germ. (vgl.
noch apr. gaydis, geyde mit uner-
klärter lautgeslaltung).
hwaiwa wie, ahd. hweo, weo, wio,
zu hwas.
hwan wann, wie, as. hwan, air.
can, cymr. bret. pan wann, zu
Ii was. Vgl. ags. hwonne, ahd. htcanne
wann und as. hwanda weil, denn,
ahd. hwanta % wantu warum, lat. quando
wann (weiter auch lit. kada wann,
aksl. kitde wo, kqdu, kqde woher,
avest. kada, ai. kada wann).
hwanhun irgend wann, s. hwan
und ainsh u n.
hwapjan, s. afhwapjan.
hwar wo, an. hvar = ai. kar- in
kdrhi wann (vgl. par), zu hwas.
Vgl. ags. hwdr, as. ahd. hwar und
lit. kür wo.
hwarböu wandeln, umhergehen,
an. hvarfa, ags. hwearfian, as. hwar-
bort, ahd. warbön, warjaön, zu hwair-
ban.
hwarjis wer von mehreren, an.
hverr, zu hwas. Vgl. lit. kurls
welcher.
hwas wer, aschw. hvar y har, ags.
hicä, vgl. ahd. hwer. Der idg. pro-
nominalstamm *qo-, *qe- liegt u. a.
vor in lit. k<is, aksl. kä-to wer, air.
co, ca was, lat. quod welches (vgl.
got. hwa, an. hvat, ags. hwxt, ahd.
htoaj), gr. iro-, ion. xo-, ap. avest.
ka-y ai. kd-. Daneben steht *qi~ in
lat. qvis, gr. t/?, iran. ci- wer, ai.
■cid irgend, Hm was, ndki-s niemand
(k statt c nach kd-) und *qu- in
avest. kuftra, ai. kütra wo, wohin,
woher (auch in lit. kür wo?
s. hwar). Vgl. hwadre, hwaiwa,
hwan, hwar, hwarjis, hwa{),
hwaf>ar, hwa|)rö, hwö, hwe-
lauf>s, hwileiks.
hwashun irgend jemand, vgl. ai.
kdccana, s. hwas und ainshun.
hwassaba scharf, streng und
hwassei f. heftigkeit, strenge, ahd.
hwassl, wessi schärfe beruhen auf
dem adj. *hwass, an. hvass, ags.
hn\r#, ahd. hwas, was scharf. Vgl.
gah watj an.
hwaf) wohin, zu hwas.
hwaj>ar wer von beiden, an. hvdrr
(vgl. as. hwedar, ahd. hwedar) wer
von beiden, lit. kairas welcher, wel-
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eher von beiden, aksl. kotarii, koterA
welcher, gr. irdrspos, ion. xerepos,
avest. katära-, ai. kalard- welcher
von beiden (hierher auch lat. uteri),
zu bwas.
hwal>jan schäumen , Awafyö f.
schäum, schw. dial. Avaa, zu ai.
kvdthati siedet. Unsicher ist Zusam-
menhang mit lat. quatio schüttle,
erschüttere. Vgl. Zupitza (Die germ.
gutturale 56), der Awafyan, Awajw
von kvdthati trennt.
hwa|>rö woher, zu hwas, vgl.
aljaf)rü.
hwe alter instrumental von Awa,
s. hwas.
hweila f. zeit, stunde, ags. Awü,
as. hied, Avila, ahd. hwda, wila zeit,
weile, urspr. 'ruhepunkt', vgl. an.
Avila bett, hvt'ld ruhe und h w e i 1 a n.
Czech. cAvile, poln. chwila, klruss.
chvylja weile ist germanisch.
hweilahwai'rbs eine zeit lang
dauernd, unbeständig, vgl. ahd. Awi-
liwerbi Unbeständigkeit, s. hweila
und hwairban.
hweilan weilen, zögern, aufhören,
an. Avila ruhen, ags. Awilan, ahd.
teilen, teilön weilen, sich aufhalten,
mit hweila zur idg. wz. *qei-, *qye-
ruhen in aksl. pociti ruhen, pokoji
ruhe, lat. quietus, tranquilu* (tranquil-
hu) ruhig, wozu auch ai. cird- lang-
während und air. cae, vulgärlat.
(gall.) cayvm haus. Eine synonyme
wz. *xei- liegt vor in Aeitca- (s.
hei wafrauja). Hai ms gehört
einer andern sippe an.
liweits weiss, an. Avttr, ags. Amt,
afris. as. Awit, ahd. Awij, wij, mit
hwaiteis zur idg. wz.*x/rtfiV/- weiss,
glänzen in lit. «zeidus blank, glän-
zend, skr. eoindate glänzt, leuchtet
(Dhätup.), neben *xweil- in lit.
*zvintii werde hell, szvecziu leuchte,
szveicziu putze, szvaityti hell machen,
aksl. tvelii licht, svilHi, xvlnqti leuch-
ten, avest. xpaeta- weiss, ai. r;veld-
weiss, lieht, evetate leuchtet, evitna-
weisslich (vgl. afris. as. Auntt mit
II aus idg. dn oder tn\ pntnyd-,
evitrd- weisslich, weiss. Als krimgot.
ist uns für 'weiss' die verdorbene
form wicAtfjata überliefert: vermut-
lich ist *cAwitata = Aweitata oder
*cAteitgata = *Aiceitigata (s. von Grien-
berger, Zs. f. d. phil. 30, 127) ge-
meint.
hwelaul>s wie gross, s. hwas
und laudi.
hwileiks wie beschaffen (auch
AwHeika), ags. hwilc, as. Awilic, ahd.
AtceliA, AwntUh, irioliA, s. hwas
und leik.
hwilftri (?) f. (Wölbung), sarg,
totenbahre, zu an. Aval/ Wölbung,
Avelfa wölben, ags. Awealf gewölbt,
as. biAwelbian überwölben, bedecken,
mhd. weihen wölben, vgl. ausserhalb
des germanischen gr. xöKvoe; busen.
Mit unrecht hat man auch lat. cul-
cita polster und ai. küred- büschel,
bündel, wulst herangezogen.
hwöftuli f. prahlerei, rühmen,
■ zu hwopan.
hwöpan prahlen, sich rühmen,
ags. hwöpan drohen, vgl. etwa gr. xi-
ßx\o$, x6ßapoe possenreisser (Thuinb,
Kuhns Zs. 36, 193 f. f.). Hirt(Beitr.
23, 292) betrachtet das p als ablei-
tend und vergleicht gr. xD$o$ rühm.
' Vgl. hwöftuli.
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hwöta f. drohung, an. hol, mit
ablaut zu gahwatjan, hwas-
saba. Anders Hirt (Beitr. 23, 292),
der gr. xütx& beschimpfe heran-
zieht. Vgl. hwotjan.
hwötjan drohen, an. hfla, zu
hwota.
hynsöpö f. ysop, aus gr. Zaaunocy
das auf hebr. ezöb beruht (s. Lewy,
Die semit. fremdwörter im griechi-
schen 38).
i.
ibai fragewort (ob denn, etwa,
doch nicht etwa), auch als conjunc-
tion (damit nicht), daneben iba, vgl.
an. ef, ags. gif, afris. jef, 8f, as.
ef, ahd. ihn und mit ablaut adän.
of, afris. jof, of, as. of, ahd. oba.
Man hält ibai , iba u. s. w. für
alte casusformen eines Wortes, das
'zweifel' bedeutet: an. ef, if und
8fe, ife zweifel, ahd. iba zweifel,
bedingung. Vgl. etwa aksl. püvali,
vuspuvali, upüvali hoffen, zapft, zapa
verdacht, vu neza(j)apq unverhofft,
lat. opinor vermute, meine, opto
wünsche, gr. iZouriw plötzlich.
Speyer (briefliche mitteilung) stellt
auch das altindische fragewort dpi
hierher. Vgl. jabai, nibai.
ibdalja m. abstieg, abhang, zu
dal. Mit ib- vgl. ags. ef- in eofol
schuld (*ef-hdl), eofohian lästern
(*ef-hdkian), s. Sievers, Ags. gram-
matik 3 17.
ibnaleiks von gleicher beschaf-
fenheit, an. jafnUkr, ags. efenlic,
ahd. ebanlih, s. i b n s und 1 e i k.
ibnn.sk au Iis (oder ibitaskaunM)
gleich schön, gleichgestaltet, s. i b ns
und skauns.
ibns eben, gleich, an. jaftt, ags.
eft'/i, as. eban, ahd. eban (daneben
mit m ags. entn, vgl. In in ins,
stibna), nach Johansson (Beitr. 15,
229 f.) ein -»o-particip zur wz. *aim-,
*im- in lat. aemulor suche gleich-
zukommen, imilor komme gleich,
ahme nach , imägo ebenbild. Viel-
leicht beruht *aim- auf *ayem-, wes-
halb er auch ai. yamd- zwilling
heranzieht (vgl. air. emuin gemini).
ibuks sich rückwärts bewegend,
vgl. ahd. ippihhön zurückrollen und
ags. Sbbu, mnd. ebbe das zurücklau-
fen des wassers, ebbe (unsicheres bei
Johansson, Beitr. 15, 230).
Iddja ging, ags. e'ode entspricht
genau dem ai. imperfect äyäm, dyäl
zu ydli, avest. yäiti geht, fährt. Die
wz. *yä-, welche auch in lit. joju
reite (inf. jöli), aksl. jada fahre, reite
und lat. jänua türe vorliegt, ist
verwant mit *ei in lit. eimt, aksl.
idq, air. ethaim, lat. eo, gr. elpi,
avest. aeimi, ai. emi gehe. Vgl. j e r.
idreiga f. reue, idreigön reue
empfinden, vielleicht eine Zusammen-
setzung von id- zurück, wider (s.
ij») und -reiga, -reigön, vgl. air.
ailhrech poenitens, aithrige reue,
busse, in deren erstem element das
urkelt. praefix alt- steckt (Kluge,
Literaturblatt 18, 1). Zupitza (Kuhns
Zs. 35, 262) trennt idreiga von den
genannten keltischen Wörtern. An.
iitrar eingeweide, idra gereuen, idrask
bereuen 6ind ferne zu halten.
idweit n. schimpf, schmach, ags.
Sdic/l, as. edtcil, ahd. itamj, urspr.
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89
etwa 'das zurückblicken', aus id-
zurück, wider (s. i\>) und -weil zur
wk. *wdd- sehen (s. witan). Vgl.
id weitjan.
idweltjan schmähen, schelten, ahd.
ilaicijjen, zu i d w e i t.
iftuma späterer, folgender, alter
Superlativ mit comparativbedeutung
zu gr. im, Itti auf, zu, bei, armen.
ev und, auch, avest. aipi, ai. dpi
auch, auch nur.
igqar euch beiden gehörig, an.
ykkarr, ags. incer, zu igqara, igpis
dualformen des pron. 2 pers. Wahr-
scheinlich ist igq- erst dem organisch
entstandenen ugk- (s. ugkar) nach-
gebildet worden.
ik ich, krimgot. ich (d. i. ü), an.
ek (urnord. daneben -ka), ags. ic,
afris. ik, as. ic, ahd. ih, ihha, alit.
esz, lit. asz, lett. es, apr. es, as, lat.
ego, gr. iyu, iyav, armen. «, avest.
mm», ai. Üom, wozu mit ablaut
slav. aksl. jazu, azü. Für ai.
/* gegenüber gr. y, lat. ^ s. daüh-
tar, kinnus, mikils.
im bin, an. em, ags. eom, lit.
esml, aksl. jVfflrf, air. am, alat. m///,
lat. sum, gr. */>/, aeol. Iac/b/, armen.
em, avest. oflflM, ai. dmi. Vgl.
Bunja.
in in, auf, wegen, an. /, ags. as.
ahd. in, lit. f, apr. en, air. lat. m,
gr. ivl, ht, Iv. Auch in den ablei-
tungen lat. inier, avest. antars, ai.
a»&/r zwischen (dazu okal.jelro leber,
innen, lat. interus innerlich, gr.
Irrepx gedärme, armen, dnderkh pl,
eingeweide, avest. antara-, ai. dntara-
innerlich, antra- eingeweide) und lat.
intus, gr. frr4f drinnen (dazu gr.
ivTdfbix eingeweide, vgl. ai. antas-
tya-). Vgl. inn.
inahs, s. aha.
infeinan gerührt werden, sich
erbarmen, vgl. lat. pius fromm, pietät
besitzend (Johansson, Beitr. 15, 228},
ingardja m., ingardjö f. hausge-
nosse, zu gards.
inilö f. anlass, vorwaud, vgl.
fai rina.
inkil{)ö f. schwanger, zu k il {»ei.
inknnja m. stammverwanter, zu
ku ni.
imnaidelns f. vertauschung, preis,
zu inmaidjan (tauschen), verwandeln,
8. maidjan.
inn hinein, an. ags. inn, zu in.
Vgl. inna, innuma.
inna drinnen, inne, an. ags. mm*,
as. afris. inna, inne, ahd. inna, inni,
inne, zu inn, in. Vgl. inna na,
inna|)ro.
innakunds zum geschlecht gehö-
rig, ags. incund, s. inna und air-
I>aku nds.
innana innen, an. ags. innan, ahd.
innana, zu inna. Vgl. aftana.
lunatgähtn f. eingang, eintritt,
zu innatgaggan hineiugehen, s. gag-
gan.
innapro von innen, zu inna.
Vgl. alja|)rö.
iiiniujijiaf.erneuerung, zu niujis.
innuma innerer (dazu ags. inne-
mest), alter Superlativ mit compara-
tivbedeutung zu inna. Vgl. das
anders gebildete lat. intimus, avest.
anfoma-, ai. dntama-.
inraühtjan ergrimmen, unerklärt
(ganz unsicheres bei Johansson, Beitr.
1 15, 236).
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90
InsahtN f. erzählung, darstellung,
angäbe, zu tWa^a» darlegen, erör-
tern, b. sakan.
insaiyan an seilen hineinlassen,
zu *sail n. seil, an. seil, ags. sdl,
as. sei, ahd. seil, das mit ahd. silo
riemenwerk des Zugviehs, an. sttne,
ags. sima, as. simo strick und ags.
sdda, ahd. seito schlinge, strick auf
der idg. wz. *säi- binden beruht,
vgl. lit. htsaiU verbindungsstange
am wagen, silas strick, sieb, lett.
s'enu binde, saite band, aksl. silo
strick, sSti schlinge, netz, air. sin
kette, halsband, lat. saeta bürste,
avest. hita- gespann, haetu- brücke,
Aaenä- heer, schar, ai. sydli, sinati
bindet, sein- band, fessel, brücke,
se'nä heer.
intru8gjan einpfropfen, unerklärt
(unsicheres bei Johansson, Beitr.
15, 238).
inu, inuh ohne, ablautend mit an.
an, 6n, as. äno, ahd. äna, änu, äno,
vgl. gr. avsu und osset. änä ohne,
wahrscheinlich verwant mit un-.
Man beachte noch aksl. vHnü hinaus,
v&nt draussen und ai. vinä ohne,
mit anl. w.
inweitan anbeten, eigl. 'ansehen',
zur wz. *toeid- sehen (s. witan).
inwidan verleugnen, unerklärt.
Vgl. gawidan.
inwinds verdreht, verkehrt, inwin-
dipa f. Ungerechtigkeit, zu -urindan
in biwindan?
inwitöffö unter dem gesetze ste-
hend, s. witö{).
is er, ija acc. fem., ila es, krimgot.
ies er (in ies varthata ille fecit), ahd.
er, ej, air. 4 er, ed es, lat. w, id,
gr. h diesen, avest. aem dieser (f.
im), ai. aydm dieser, iddm dies, m
acc. ihn, sie, es.
Hau essen (dazu mit ablaut afetja,
uze. ta), an. eta, ags. etan, afris.
Ha, as. itan, ahd. ejjan essen, air.
esse esus, lat. edo, gr. IJw, fobiu
esse, tdou. xi werde essen, armen.
utem esse, avest. ad- essen, ai. ddmi
esse. Die stärkere wurzelform *ed-
liegt vor in lit. Hmi, Hu fresse,
aksl. jamt esse, gr. ittfibf part. perf.
i[i und, aber, denn, nun, wenn,
id- wider, zurück, an. id-, ags. as.
ed-, ahd. ita-, it-, id-. Man vergleicht
air. aith wider, lat. et und, gr. Ui
ferner, noch, avest. aiti, ai. dli über
und andere partikeln.
i'udaiwiskon jüdisch leben, zu
iudaitcisks jüdisch.
iumjö f. menge, vielleicht aus
*iufnjön- (>iumnjän- oder > iufmjön-)
zu aschw. ymjmin, schw
• ymntg reicn-
lieh, verwant mit ufjo (Johansson,
Beitr. 15, 230 f.). Nach Bezzenber-
ger (Bezz. Beitr. 21, 316 fussnote)
wäre iumjö mit an. ymja schreien,
aumr unglücklich, lit. untaras stürm,
ungestüm, ümdi plötzlich, sogleich,
lett. aumakam in menge, mit ge-
dränge, rasch, eilig zu verbinden.
iup aufwärts, nach oben, mit p
aus ppi das vor dem hauptaccent
aus vorgerm. pn entstanden war,
also zunächst vergleichbar mit an.
ags. uppe, upp, afris. uppa, oppa, as.
uppa, uppe, ahd. uf {vf, üfe), mhd.
uffe auf und verwant mit uf (b.
Johansson, Beitr. 15, 239 f. f.).
iupa droben, zu iup (wie inna
zu inn).
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iupana (von oben), von neuem,
zu iupa (vgl. aftana).
iapaprö von oben her, zu iupa
(vgl. alja{>rö).
iusila f. erleichterung, imiza bes-
ser, es besser habend beruhen auf
einer wurzelform *eus-, welche viel-
leicht mit *wes- in ai. vd*u- gut,
V(Ui//än besser (s. wizon) identisch
ist (Kern, Tijdschr. v. Ned. taal- en
letterk. 4, 317 f. f.).
izwar euer, vgl. an. yttarr, ags.
eower, ahd. iuwar, zu izwara, izwi*
pluralformen des prou. 2 pers.
j.
ja ja, ags. gea, afris. je, as. ahd.
fä, vielleicht identisch mit gr. >»
wahrlich, fürwahr. Vgl. j ai.
jabai wenn, vielleicht verwant
mit ibai, oder aber ein alter casus
des relativpronomens *yo- (s. ei).
jah und (auch in tcapiamatziaia-
drincan), urnord. jah, as. ahd. ja
und, auch, ahd. joh und, auch, selbst,
und zwar, aber.
jal ja, wahrlich, zu j a (ja : jai =
gr. yjj : val).
jainar dort, zu jains. Vgl. her,
hwar u. s. w.
jaind dorthin, zu jains. Vgl.
hwa{).
jaindre dorthin, zu jains. Vgl.
hidre.
jaindwalrl>8 dorthin, s. jaind
und wairjian.
jains jener, vgl. an. enn, inti, ags.
geon, ahd. jener, ener. Eine ausführ-
liche besprechung der verschiedenen
ansichten über germ. *jaina-, *jina-,
*ina- findet man bei Honmann-
Krayer (Kuhns Zs. 34, 144 f. f.).
jainjiro von dort, zu jains. Vgl.
alj a jiro.
ja|>t>e -jafrpe, sei es-sei es: jafifie
ist aus jah /)<? assimiliert (s. jah
und j)e).
jau fragepartikel, aus ja und u.
jer n. jähr, an. dr, ags. gear,
afris. jer, as. jer, jär f ahd. jär jähr,
czech. poln. m&s. jar frühjahr (urslav.
*j£rü), avest. yüra jähr, dazu mit
ablaut gr. upoc zeit, jähr, upx zeit,
frühling, stunde. Vielleicht gehört
idg. *yero-, *yäro- zu der unter
iddja besprochenen wz. *yä- gehen,
denn das Vorhandensein eines ablau-
tes e:ä ist nicht zu leugnen (vgl.
z. b. hors), doch ist auch Zusam-
menhang mit air denkbar, indem
man einen ablaut *ay(e)r-: *yer- zu
gründe legt.
jluka f. oder jiuks m. streit, zank,
jiukan kämpfen, unerklärt. Man denkt
an idg. *jeug- verbinden (s. juk)
und weist hin auf skr. abhiyunaktx
greift an.
jiuleis m. julmonat, an. yler
December, /Ä, ags. geol, geohhol
mittwinterfest, julmonat, ein altgerm .
totenfest (Mogk, Pauls Grundr. 3",
391 f.). Bugge (Ark. f. nord. fil.
4, 135) stellt das wort zu lat. jocm,
joculus scherz, spass (vgl. lit. juka*
gelächter, scherz, spott). Zupitza (Die
germ. gutturale 64) vergleicht aber
an. el Schneesturm, np. yax eis
(: avest. aex*-\ Ich selber habe j6l
j als 'einladung' gedeutet und es mit
' ai. ydcate heischt, fleht, bittet ver-
bunden : beim y^feste wurden viele
92
eingeladen und fand eine grosse j
veizla statt.
jöta m. iota, aus gr. lüra (hebr.
jöd).
ju schon, nunmehr, ags. ju, gio,
geo, as. ju, giu, gio, ahd. ju, giu, j
ablautend mit lit. jdu, nksl.yw schon. I
juggalan|)8 m. jüngling, zu juggs
und laudi.
jagg8 jung, an. ungr, ags. geong,
afris. as. ahd. jung ist identisch mit
air. öac, Sc jung, lat. juvencus jung,
junger ßtier, jüngling, ai. yuvacd-
jugendlich. Idg. *yuKnu6- (mit y
anzusetzen wegen gr. "r*x/v$o<, zu
einem verlorenen *u*kö; = juggs) ist
eine Weiterbildung von *yuwen-,
avest. yuvan-, ai. yuvan- jung, wozu
mit übertritt in andere declinations-
classen lit. jdunas, aksl. junil, lat.
iuvenu jung. Die wz. ist *yeu-, vgl.
ai. ydviyän jünger, ydvistfa- jüngst.
Vgl. jühiza, junda.
jühiza jünger, comparativ mit
gramm. Wechsel zu juggs.
juk n. joch, an. ok, ags. gioc,
geoc, as. juk, ahd. juA, joh, lit. jun-
gen (mit n aus dem vb.), aksl. igo
joch, air. ughaim pferdegeschirr (Wei-
terbildung), cymr. tau, com. iou,
lat. jugum, gr. %vyov, armen, luts
(vgl. Zupitza, Die germ. gutturale
13 f.), np. dzuy, ai. yugd-, zur idg.
wz. *jeug- anschirren, verbinden in
lit. jungiu, lat. jungo, gr. ^eüyvüfit,
armen. Itsem, avest. yuj- y bi.yundjmi.
Vgl. jiukan, jukuzi.
jukuzi f. joch, knechtschafl, ags.
gycer joch {*jnkizi), zu juk. Vgl.
lat. jügerum ein morgen landes.
j niida f. jugeud, lat. juventa, zu
juggs. Vgl. ags. geogod, as. jugud,
ahd. jugund jugend, ai. yuvatt- jung
und air. oitiu, lat. juventus jugend.
jüs ihr, vgl. an. er, ags. ge\ ge,
as« gh 0 e y ahd. ir und ausserhalb
des germ. lit. jus, gr. bpelt, aeol.
upues, alban. y«, avest. yns, yüBm,
ai. yüydm.
k.
kaisar m. kaiser, ags. cdsere, afris.
X-ewer, as. XrÄfar, ahd. keimt, entlehnt
aus gr. Kxlvxp, lat. Caesar. Aksl.
e&arl beruht zunächst auf ahd. kei-
aar, wie auch an. keisare dem deut-
schen entstammt. Russ. cari (tsarj),
das aus cSsart verkürzt ist, wird oft
mit unrecht Czar geschrieben.
kaisaragild n. kaisersteuer, s.
kaiser und gild.
kalbö f. junge kuh, kalb, an. kalfr,
ags. cealf, anfr. calf, ahd. chalb
kalb, kalba, chalba weibliches kalb,
ablautend mit ags. cilfor- (in cilfor-
lomb), ahd. chilburra, kilbira mutter-
lamm und urverwant mit gall. galba
schmerbauch, gr. le\$v; gebärmut-
ter, 2c>.$ • $ (4.yirpx (mit o = germ.
a), Mk$x% ferkel, dle\06g bruder
(gebildet wie skr. sagarbha- au»
demselben leibe geboren, mit einer
leibesfrucht versehen, vgl. sodara-,
sodarya- demselben mutterleibe ent-
sprossen, leiblicher bruder, aus st-
und udara- bauch), avest. garwa-,
ai. gdrbha- mutterleib. Wir werdeu
bei dieser sippe Wechsel der reiu-
velaren und labiovelaren guttural-
reihen annehmen müssen (vgl. Zu-
pitza, Die germ. gutturale 77 f.).
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93
Ferner muss erwähnt werden, dass
es auch formen mit r gibt, näm-
lich aksl. Zreb§ füllen, gr. ßpttpog
leibesfrucht, kind, junges (avest. ga-
nvcor, ai. gdrbha- können ebensowol
idg. I wie r enthalten) : vgl. aus
dem germanischen an. krof the
cutrup carcase of a elaughtered ani-
mal, kryfja to split, em bowel.
kalds kalt, an. kaldr, ags. ceald,
afrie. as. cald, ahd. kalt, ehalt, altes
•io- partieipium zu an. kala, ags.
calan frieren, ablautend mit an.
htlde, aschw. kyld kälte und mit
ags. cöl, ahd. chuoli kühl. Ausserhalb
des germ. sind verwant : lit. gebneni*
heftige kälte, geluma strenge, pric-
kelnde kälte, gellt stechen, aksl.
gololt eis t USdica, slov. zttd glatt-
eis, klruss. ozeleda regen mit schnee,
eis an bäumen, lat. gelu kälte, frost,
geläre frieren, frieren machen, osk.
gda reif, gr. y<A«v3pov ■ \f/vxpov
(Hesych.). Lit. geht stechen hat
wahrscheinlich die urspr. bedeutung
der wz. bewahrt. Eine ableitung von
kalds, nämlich *kaldiggs brunnen,
ist uns nur in dem slavischen lehn-
wort klad$zl (neben kladenM) erhal-
ten: auch aksl. chladü (*cAoldä)
kühle, kälte scheint aus dem germ.
entlehnt zu sein (anders Kozlovskij,
Arch. f. slav. phil. 11, 886 f.). Es
gab auch ein got. *kaldjö brunnen,
vgl. an. kelda und finn. lw. kaltio.
kalkjö (oder kalkil) f. hure, kal-
Ümmvim m. hurerei, ehebruch, unbe-
kannten Ursprungs.
kannjan bekannt machen, kund
tun, an. kenna kennen machen, be-
zeichnen, kennen, erkennen, ags.
cennan bekannt machen, bekennen,
zuerkennen, erzeugen, afris. kanna,
kenna erkennen, bekennen, as. -ken-
niaiiy ahd. -chennan, -kennan kennen,
causativum zu kunnan.
kapillön sich das haar scheren,
von lat. capillus haupthaar. Wahr-
scheinlich beruht es zunächst auf
einem gr. *xx7riMxv aus *capillare
(Luft, Zs. f. d. altertum 41, 241
fussnote).
kara f. sorge, an. kor kranken-
bett (auch kiera klage, beschwerde),
ags. cearu, as. cara sorge, leid, kum-
mer, wehklage, ahd. chara wehklage.
Falls 'wehklage' die urspr. bedeu-
tung ist, darf man an ags. eyrm
geschrei, lärm, as. karm wehklage,
air. gairm, cymr. garm geschrei, air.
gdir, cymr. gatcr ruf, geschrei, gr.
yvipuc, dor. yxpvc stimme, schall,
osset. yär, qär geschrei, ton, stimme,
ai. grnali singt, lobt, kündigt an
u. s. w. anknüpfen (vgl. *gers- in
ags. eeorran knarren, ahd. kerran
schreien, wiehern, rauschen, lit. gdr-
sas schall, lat. garrio schwatze, plau-
dere, gerro possentreiber uud andern
Wörtern). Diese sippe ist onomato-
poetischen characters (vgl. die ab-
weichende darstellung bei Zupitza,
Die germ. gutturale 78). Vgl. ka-
rön.
karkara f. kerker, mit ags. cear-
cern y as. ahd. carcari, karkeri und
air. carcar aus lat. carcer.
karön sich kümmern, sorgen, ags.
eearian sorgen, as. carän, ahd. charön,
charen beklagen, trauern, wehklagen,
zu kara.
kas n. gefäss, krug, an. ker, as.
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94
kar, ahd. char, nicht genügend er-
klärt (unsicheres bei Osthoff, Bezz.
Beitr. 19, 321 und Zupitza, Die
germ. gutturale 193). Vielleicht ist
das wort eine alte entlehnung auB
dem Orient: vgl. arab. kä», aram.
käsä becher. Vgl. kasja.
kasja m. töpfer, zu kas.
katiln m. kessel (gewiss nicht
kaiil n.), an. ketell, ags. cytd, as.
kelil, ahd. ckejjil, gemeingerm. lehn-
wort aus lat. calinu* napf, topf
(woraus noch ahd. cArjjin, cAejji)
oder dessen deminutivum catillwt
(vgl. asilus). Dem germ. entstam-
men lit. kdtilas, apr. catiU, aksl.
kottlü und finn. kattila.
kaupatjan ohrfeigen soll nach
Bugge (Idg. forschungen 5, 274) aus
dem armenischen entlehnt sein. Eher
enthält es aber einen nominalstamm
kaupatr = haubij), der von einem
nicht-germ. volke mit vorgerm. con-
sonantismus zu den Goten oder deren
vorfahren gekommen war.
kaupön handel treiben, an. kaupa,
ags. cypan, afris. käpja, as. cöpön,
cöpian, ahd. koufön, koufen. Kau-
pön und *kaupjan sind fremden Ur-
sprungs und beruhen auf lat. caupo
krämer, Schenkwirt, wie as. mangön
handeln auf lat. mango händler (vgl.
jedoch Franck, Anz. f. d. altertum
21, 299 f.). Von den Germanen ist
der stamm *kaup- auch zu den Bal-
ten, Slaven und Finnen übergegan-
gen, vgl. apr. kaupiskan handel, aksl.
kupü, kuplja kauf, kupiii kaufen
(aus *kaupjan), kupfct kaufmann, finn.
kauppa handel, kaüppias kaufmann.
kaürban fremdwort: Kopßxv.
kaürbanaün fremdwort: xopßxvxv.
kaum n. korn, getreide (dazu
kaurnö f. korn, körnchen), an. korn,
ags. as. ahd. com korn, getreide,
ablautend mit an. kjarne, ahd. ktrno
kern, beruht auf der idg. wz. *?er-
zerreiben, vgl. aksl. artino korn, kern,
lit. firnit erbBe, apr. syrne frucht-
korn, getreidekorn und ferner air.
grdn, cymr. pl. graum, lat. gränum
korn. Als vb. finden wir *yer- in
ai. jiryaü wird morsch, wird alt, löst
Bich auf, wird verdaut, jirnd- zerfal-
len, morsch, alt, wozu jdrant- alt =
gr. yipovr- greis, jards alter (vgl.
gr. y%px$\ avest. zaurvä- alter, aksl.
zrUi reif werden, »iizort reif und
viele andere Wörter. Es sei noch
erwähnt, dass Busbeck uns die krim-
got. form von kaum erhalten hat,
nämlich kor mit Schwund des ausl.
» wie in baar = 6arn.
kaürus schwer (nicht kaur» oder
kaureu), gr. ßxpüt;, avest. gouru-,
ai. guru- (comp, gdriyän, superl.
gdrüiha-), vgl. lat. gravis und ap.
*gräna-, np. girän. Zu kavrus wird
auch cymr. bryw stark gestellt.
Ableitungen von kau'rtt* sind kavrei,
kanripa f. schwere, last, kaurjan
belasten, beschweren.
kausjaii prüfen, kosten, schmec-
ken, zu kiusan. Aus kausjan ist
aksl. kusiti entlehnt.
kawtsjö f. caution, Wechsel (erst
in der neapolitanischen Urkunde um
550), aus lat. cautio (vgl. Wrede,
Sprache der Ostgoten 73, 166). Man
beachte das ältere lafktjö aus lat.
lectio.
keinan keimen (dazu uskijon*
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9f>
hervorgekeimt), ags. ctnan aufsprin-
gen, bersten, zerplatzen, keimen (vgl.
cinu risB, sprang), as. ahd. kinan kei-
men, wozu as. kimo, ahd. chimo keim
(slov. cima, aksl. *cima ist germ.)
und ag8. ci'tt, as. kith, ahd. -kidi
schössling, spross. Wegen der bedeu-
tung 'aufspringen, bersten' darf man
keinem nicht mit ai. jinöti regt sich,
treibt an verbinden. Eher mag keinan
mit lit. zysti aufblühen, zydHi blühen,
&da* blüte zusammengehören (Zu-
pitza, Die germ. gutturale 79).
kelikn n. türm, oberes Stockwerk,
aus gall. celicnon türm (vgl. noch
Luft, Zs. f. d. altertum 41, 240).
kilpei f. mutterleib (dazu inkil-
l>o), mit ags. cild kind und aschw.
kolder junge brut zu ai. ja^hdra- (aus
•jalthara-, Fortunatov, Bezz. Beitr.
6, 217) bauch, jarlu- vulva. Gr.
3<At« • aihiov yvvxtxeiov ist wol ferne
zu halten.
k im] ins m. Statthalter, landpfleger
(nicht = bürg, hendinos könig) beruht
auf einem /-stamm Hindi- aus idg.
*yenti- zur wz. *yen- erzeugen (b.
kuni), vgl. lat. gen» stamm, ge-
schlecht, das auf idg. *yenti- oder
*ynti- zurückgeht, und avest. fra-
zainti- nachkoramenschaft.
kinnns f. kinnbacke, an. kinn
wange, ags. ein, afris. kin, as. kinni,
ahd. kinni, chinni kinnbacke, kinn
hat nn aus nie (der nom. kinnus
für *kiniut hat das nn aus den
endungsbetonten casus entnommen),
vgl. air. gin mund, lat. gena wange,
dentes genuini backenzähne, gr. yivvt
kinn, yivttov, ytvni$ kinn, bart,
armen, tsnaut kinnbacke, wange, np.
zanax, bal. zanfik, zanik, ai. hdnu-
(= germ. *kinu-, air. gin, lat. genu-,
gr. yivus), hanavya- (= gr. ytveiov)
kinnbacke. Für germ. k, gr. y gegen-
über ai. h sind daühtar, ik,
mikils zu vergleichen. Ob lit.
zdndas kinnbacke, lett. züd,s scharfe
kante, kinn, gr. yvtöos kinnbacke,
schneide mit kinnus in entferntem
Zusammenhang stehen, ist nicht aus-
gemacht.
k'ml us m. kleinste münze, fremd-
wort : lat. centum hundert (?). Auf
germ. *kinta weist aksl. egta münze.
kiusan prüfen, wählen, an. kjdsa,
ags. ceosan, afris. kia-sa, as. ahd.
kiosan, mit kausjan, gakusts,
k u s t u s zur idg. wz. *yeus- kosten,
prüfen, vgl. air. to-gu wähl, do-r6i-gu
elegit, lat. gusläre schmecken (zu
gustus, s. kustus), gr. ytvo) lasse
kosten, yeuofiai koste, alban. äefa
ich liebte, ap. daustar-, np. döst
freund, avest. zaosa-, ai. josa- gefal-
len, juMite hat gern, liebt, geniesst,
kostet.
klianyan klingeln, JUimö f. klin-
gel, schelle, onomatopoetisch wie
z. b. skr. kinkini glöckchen und hd.
klingen, klinget, klingeln.
Kniu n. knie, an. kne, ags. cneo,
afris. kniu, kne, as. kn'eo, ahd. kneo,
kniu, aus *ynaco-, Weiterbildung von
idg. *yönu-, *yenu-, *ynu-, in lat.
genu, gr. yovu (für *yivv nach
*yo*r6s) knie, yvü% auf -die knie,
yvvxfToc auf die knie sinkend, yuvlx
ecke, armen, üunr, mp. zänük, np.
ziinü, ai. jdnu, jiiu- (in prajnu- dessen
knie auseinander stehen = avest.
fra&nu-, vgl. gr. TpJfcvu in die knie
96
sinkend ; auch in ahhijnü knielings,
kniend, bis ans knie, jnnbädh- die
knie beugend). Vgl. knussjan.
kno|)s f. geschlecht (so und nicht
knöda), ahd. cAnöt, chnuat ist mit
dem suffix -ti- von der wz. *>»ö-,
*yne-, *ynö- erzeugen (Weiterbildung
von *yen-, s. kuni) abgeleitet, vgl.
lat. n<i(io geburt, geschlecht, nation
(Weiterbildung von *ynäti- mit -ön-),
gr. yvvi<no$ vollbürtig (in die o-classe
übergegangen), ai. jnidl- verwanter
und ferner ags. cnösl, as. knösal, ahd.
chnuoml geschlecht, gall. -gnötos, lat.
(g)nfUu* geboren, gr. yvo»r6t ver-
wanter, bruder = lett. znols Schwie-
gersohn, Schwager, gr. -yvnTos ge-
boren.
knussjan auf die knie fallen, viel-
leicht denominativum von *knu*su#,
zu kniu. Weniger wahrscheinlich
ißt eine andere erklärung, nach wel-
cher knussjan zu an. knotta (damit
ablautend ags. cnedan, ahd. chnrlan,
aksl. gneUi, inf. gnesti) kneten zu
stellen wäre (Kögel, Beitr. 7, 177 f.) :
kniwam knussjand* wäre eigentlich
'mit den knien drückend'. Vgl. noch
an. knosa, ags. cnysmn, cnossian
zerdrücken.
. kriustan knirschen, aschw. irjftta
quetschen, vgl. aksl. «ilgmtt'Ui .se
sich grämen, russ. grustt gram,
welche auf einer wz. mit d im aus-
laut beruhen und mit lit. grud'ziu
stampfe, rühre das gemüt durch
ermahnung, graudus rührend, herz-
bewegend verwant sind. Oder darf
man krius- in kriustan als eine #-
erweiterung der wz. *greu- betrach-
ten, welche in lit. griuti zusammen-
fallen, in trümmer zerfallen, griauti
etwas mit getöse niederbrechen,
donnern vorliegt ? Der vergleich von
lit. gräuziu nage, aksl. gryzq belsse,
gr. ßpu%u knirsche ist abzulehnen.
Vgl. gakrutön, krusts.
krutön, s. gakrutön.
krusts f. knirschen, zu kriustan.
kubitus m. lager am tische, aus
lat. cubitus.
kukjan küssen, unerklärt.
kumbjan, s. anakumbjan.
kumei fremdwort: Koupti.
knnawida f. fessel, ags. cynewirfäe,
ahd. khunaicilh, cuoniowidi, vgl.
-widan in gawidan. Das wort ist
noch immer dunkel.
kuni n. geschlecht, stamm, an.
kyn, ags. cyn, afris. kin, aa. ahd.
cunni, zur idg. wz. m yen- erzeugen
in lit. zentm Schwiegersohn, Schwa-
ger, aksl. zgtt Schwiegersohn, air.
ro-genar wurde geboren, gein geburt,
acymr. -gint kind (vgl. as. ahd. Hud,
woraus aksl. fydo), alat. gennnt sie
erzeugen, lat. gigno erzeuge, genta
geschlecht, gr. yiyvonoti werde (aor.
3 pl. iyivovro = ai. ajananta), yhot
geschlecht, yivoi; geburt, abstam-
mung, armen. Unanim erzeuge, üin
geburt, avest. zizananti sie erzeugen,
ai. jdnatiy jamiyati erzeugt, jänat
geschlecht (= gr. yivo$ = lat. genus),
jdna- mensch, leute, geschlecht,
stamm und vielen andern Wörtern.
Vgl. air|)akunds, aljakuns,
inkunja, kindins, samakun?.
Zu derselben wz. gehören an. hnr
mann vornehmer abkunft, verwanter
des königa, ags. cyne-, ahd. kuni-
könig und an. konongr % ags. cyning,
igiuzec °y
Googl
97
as. cuning, ahd. chuning, knning
könig, aus welchem lit. kunigas
(herr), pfarrer, apr. konagis könig,
lett. kunga herr, aksl. künegu, kün^zt,
russ. knjazl fürst entlehnt sind (vgl.
reiks, das ebenfalls in das balti-
sche, nicht aber in das slavische
drang). Neben der wzform *yen-
finden wir *ynü- in lat. nätcor werde
geboren u. s. w. (auch *ynf-, *ynö-,
s. k n ü ]i s). Dazu stellen sich noch
np. zialan gebären, geboren werden,
zäd geburt, ai. jogate wird geboren,
jäti- geburt, geschlecht, jätd- gebo-
ren. Vgl. kunnan.
kuniian erkennen, kennen, wissen
{kann, prät. kunpa und -kunnan,
-kunnaida, s. anakunnan), an.
kunna, ags. cunnan, afris. kunna,
konna, as. cunnan, ahd. kunnan, chun-
nan kennen, wissen, können, mit
gakunds, kannjan, kun}>i,
kun|>8 zur idg. wz. *yen- wissen,
kennen in lit. Hnoti wissen, zenklas
zeichen, air. ad-gema erkannte, armen.
Uaneay kannte, antsan unbekannt,
avest. ä-zainti- wissen, künde. Neben
*yen- steht *yne-, *ynö- in ags.
cndican, ahd. chnäan wissen, einchnua-
dü insignis, cnuodäen ein erkennungs-
zeichen geben, aksl. znati kennen,
wissen, znam?, znakil zeichen, air.
gndth bekannt, lat. {g)no*co erkenne,
(g)nölwt bekannt, gr. yiyvowxu er-
kenne, yvuris bekannt, ai. jmdä-
gekannt, bekannt, jnana- kenntnis.
Vgl. ap. adünii er wusste, np. dänum,
ai. jändmi weiss. Es fällt schwer
idg. *yen-, *ynä- erzeugen von *yen-,
*yne- wissen zu trennen: es stehen
ja die begriffe 'kennen, können, ver-
mögen' und 'zeugungsfähig sein,
erzeugen' einander zu nahe (vgl.
kun i).
kunpi n. künde, erkenntniss, zu
| kunnan.
k im [>s bekannt, an. kunnr, kuttr,
I ags. ciitt, as. cüd, ahd. chund, kund,
' part. praet. pass. zu kunnan.
kustus m. prüfung, vgl. an. kostr
läge, umstände, ags. cyd wähl, aus-
erlesenes, afris. kest beliehung, wähl,
as. ahd. kust prüfung, wähl, zu
kiusan. Dem got. worte entspricht
genau lat. gmtus geschmack.
laggamödei f. langmut, ahd.
lancmöti, langmuoti, zu *laggamöj)s,
ahd. lancmöt langmütig, s. laggs
und mo])s.
laggei f. länge, ahd. Icngi, zu
laggs.
laggs lang, an. langr, ags. long,
afris. long, lang, as. ahd. lang, air.
long-, lat. longus beruhen auf idg.
*dlongho-, wie ap. dranga- beweist.
Vgl. weiter aksl. dlügü, gr. SsAi^öc,
ap. darga-, avest. dar?ya-, ai. dirghd-
(superl. draghitfha- für *dnÜis{Aa- =
avest. dräjUla-), welche die nasallose
wzform *dlegA-, *d,dg/t-, *dlgh- ent-
halten, wozu sich noch ohne d im
anlaut lit. Vgas stellt. Unsicheres
bei Äupitza, Bezz. Beitr. 25, i)0 f.
Vgl. tulgus.
la&jan legen, an. leggja, ags.
lecgan, afris. ledsa, as. Icggian, ahd.
leggan, causativum zu ligan. Vgl.
aksl. loHti legen.
laiall schmähen (wol so und nicht
98
lauan), (an.) isl. Id tadeln, zunächst
vergleichbar mit air. Kim klage an.
Daneben steht idg. */</- in lit. 16} u
belle, aksl. lajq belle, schmähe, lat.
lamentum wehklagen, läträre bellen,
ai. raijati bellt. Vgl. noch gr. Kxietv,
Ax-Ä'JLi-jxi • QSlyyeiSxt (llesych.).
laiba f. Überbleibsel, ags. Idf,
afris. lawe, as. /f7>a, ahd. leiba, leipa,
zu -leiban in bileibau.
laigai'ön fremdwort: Xiyeüv, lat.
legio.
laigön, s. hilaigon.
laikan springen, hüpfen, an. leika
spielen, sich spielend bewegen, zün-
geln, ausführen, zurichten, ags. Idcan
springen, fliegen, schwimmen, wo-
gen, flackern, dazu laiks und das
schwache vb. mhd. leichen aufsprin-
gen, in die höhe steigen, mit einem
sein spiel treiben, verspotten (das-
selbe ist got. bilaikan), täuschen,
betrügen. Ausserhalb des germ. sind
verwant: lit. Idigyti wild umher-
laufen, air. I6eg kalb, gr. eteXifr
mache erzittern, schwinge, np. ä-
le%lan springen, ausschlagen (vom
pferde), kurd. lizim spiele, ai. rejati
erschüttert, rejate hüpft, bebt, zit-
tert, zuckt. Daneben steht mit tenuis
im auslaut aksl. likii reigen, likovati
tanzen : vgl. das unbelegte skr. reka-
frosch.
laiks m. tanz, an. leikr spiel, ags.
Idc spiel, kämpf, beute, gäbe, ahd.
leih spiel, melodie, zu laikan.
laiktjö f. leseabschnitt, mit ahd.
lectja, leczea aus lat. lectio. Vgl.
ka w t sj ö.
lals ich weiss, praeterito-praesens,
dazu laisjan, laiats, lists,
1 u b j a 1 c i s. Die idg. wz. *leU-
scheint 'einem spur nachgehen, nach-
spüren' bedeutet zu haben, vgl. ahd.
vaganle.isa Wagenspur, mhd. lein,
leise spur, geleise, lit. lys&, aksl. lecha
beet, lat. lira furche, delirus wahn-
I witzig (aus dem geleise geratend).
laisareis' m. lehrer, vgl. ahd.
leräri, zu laisjan.
laiseigs zum lehren geschickt,
ahd. Urhj gelehrig, zu laisjan.
laisjan lehren, ags. Idran (woraus
entlehnt an. Lrra), as. lerian, ahd.
Urran, Itrcn, causativum zu *lei*an,
s. lais. Daneben stand im germ.
das intr. ags. leornian, as. linön,
ahd. Urnen, lernen, Union. Vgl. lai-
sareis, laiseigs.
laistjail folgen, ags. Idstan, afris.
lästa, Irsta, as. lestian, ahd. leiden
befolgen, leisten, vollführen, zu
laists.
laists m. spur, an. lelür fuss,
socke, ags. IdH fussspur, spur, form,
ahd. leiti spur, leisten, zur wz. *leu-
einem spur nachfolgen, s. lais.
lamb n. lamm, an. lamb, ags.
lomb, as. ahd. lamb, unbekannten
Ursprungs (vielleicht 'das blökende'
zu skr. rdmbhate, Idmbhate brüllt).
Mikkola (Bezz. Beitr. 21, 219 f.)
vergleicht lett. löps hauavieh, das
aber wie finu. laminar, lapp. labbat
aus dem germ. entlehnt ist. Im
finnisch-lappischen hat das wort die
bedeutung 'schaf, welche wir bei
gutn. lamb widerfinden. Andere wör-
| ter für 'schaf, lamm, widder' findet
.man unter awef)i, wi|)rus.
land n. land, an. land, ags. fand,
as. land, ahd. lant, urverwant mit
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air. land, lann freier platz, das auf
Handhä zurückgeht, und ablautend
mit schw. Unda bracbfeld, apr. lin-
dern tal, aksl. Icdina unbebautes land.
lieber bask. landa ackerland 8. Beitr.
18, 400 und dagegen Schuchardt
(Beitr. 19, 537 f. f.). Finn. iw. lan-
na* bedeutet 'Utas vadosum, vadum'.
lasiws schwach, kraftlos, vgl. ags.
leswe, lyttee falsch, übel, böse, mhd.
erlernen schwach werden und an.
lasenn nicht ganz, zerstört. Man
denkt an Zusammenhang mit aksl.
loii mager.
latei f. trägheit, ahd. lajji, zu
la t s.
latjan träge machen, aufhalten,
an. leija, ags. lettan, afris. letta, as.
leltian, ahd. lezzan hemmen, hindern,
aufhalten, zu lats.
lats träge, an. latr, ags. l;ct träge, j
afris. let böse, as. lal, ahd. la~ t
träge, zur idg. wz. *led- lässig sein, j
s. letan.
la[>a]eikö willig, gern, s. lapön
and leik.
lajmn einladen, berufen, an. latta, ;
ags. ladian, afris. lathja, ladja, as. .
ladian, ladöjan, ahd. ladön, laden
beruht auf einem nominalstamm lapa-
(in lapaleikö willig). Indem man das
P zum suffix zieht, vergleicht man
gr. Aijv wollen, wille, wozu
auch air. air-le wille, lithe gehor-
sam gestellt werden. Ob skr. IMi
ergreift, nimmt herangezogen werden
darf, ist zweifelhaft. Mhd. luoder
lockspeise, spiel, gespött, Schlemme-
rei, lockeres leben, liederliche Weibs-
person, versteck, hinterhalt ist wegen
der bedeutungen ferne zu halten (s.
Osthoff, Idg. forschungen 5, 311 f.).
laubjan, s. galaubjan.
laudi f. gestalt, mit -lauj)s in
hwelaups, juggalau[)8, sama-
lauj>s, swalau|)3 zu liudan.
laufs m. blatt, in allen andern
sprachen n., an. lauf, ags. leaf, afris.
täf, as. löf, ahd. louh laub, blatt,
wahrscheinlich mit ahd. loufl baum-
rinde, bast zu lit. lupli, aksl. lupili
schälen, abziehen (s. biraubön).
Aehnlicherweise gehört lit. Idpas
blatt mit gr. \sirot, Xotos rinde,
schale zu gr. Kenu schäle ab.
laugujan leugnen, an. legna ver-
bergen (vgl. für die bedeutung got.
galaugnjan sich verbergen), ags. lyg-
nan, as. lögnian, ahd. louganen, lou-
genen, ableitung von -laugni- in
analaugm verborgen, geheim, vgl.
an. laun heimlichkeit, ahd. lougua,
lougin leugnung und mit ablaut
liugn. Die Wörter gehören zur wz.
Heugh- verheimlichen, 8. liugan
lügen.
la u hat ja n leuchten, blitzen, ahd.
lohazzen Hammen, lougazzan feurig
sein : wegen dieser doppelheit im
ahd. kann das got. wort sowol lau-
haijan wie lauhaijan gelautet haben.
Mit an. löge, mhd. lohe flamme be-
ruht lauhaijan auf der idg. wz. *leuk-
leuchten, 8. liuhaf).
lau h um ii i (lauhmtmi) f. blitz, flam-
me, entweder mit du oder au, wie
lauhat jan zur wz. *lcuk- leuchten.
Vgl. an. Ijvme, ags. le'oma, as. Homo
glänz, lat. Urnen licht.
laun n. lohn, an. laun, ags. le'an,
afris. lfm, as. ahd. Ion, urverwant
mit aksl. loPÜ jagd, fang, lat. hierum
100
gewinn, Laverna Diebsgöttin, gr.
ivoXxvu geniesse, Xeix, dor. Aas/*,
ion. Ajj?>j beute, hv(i; kriegsbeute,
Ayi'ic kriegsgefangen, Kyi^oytzt führe
als beute fort, skr. (unbelegt; Iota-,
lutra- beute, geraubtes gut. Vgl.
noch air. Inag lohn, preis, fo-lad,
cymr. go-lud reichtum, air. Idinc
fröhlichkeit, cyinr. llaicen fröhlich.
lauuawargs undankbarer (Verbre-
cher hinsichtlich des lohnes'), s.
1 a u n und w a r g i \i a.
laus los, leer, eitel, nichtig, au.
lanss frei, lose, verfallen, nicht mehr
giltig, schwach, ags. leas leer, be-
raubt, betrügerisch, falsch, afris.
las los, ledig, as. ahd. los frei, ledig,
bar, beraubt, frei, mutwillig, locker,
leichtfertig, ablautend mit -liusan in
fr a Ii u 8 an.
lausawaürds nichtig schwatzend,
lausatcaurdi n., lausawaurdei f. leeres
geschwätz , leere geschwätzigkeit ,
vgl. an. lausordr, lansyrdr dessen
wort nichtig ist, wortbrüchig, laus-
yrde wortbruch, as. lösitord lose
rede, s. laus und w a ü r d.
laushandja m. einer mit leerer
hand, s. laus und handus.
lausjan lösen, erlösen, eintreiben,
an. leysa, ags. Igsan, as. lösian, löson,
ahd. lösjan, lösen, losön lösen, zu
laus.
lausqiprs nüchtern, s. laus und
qi J)us.
leds, 8. unleds.
leiban, s. bileiban.
leihts leicht, an. lettr, ags. U'ohl,
afris. licht, ahd. HAU, liht, aus ur-
germ. *lin%la-, *lenxta-, vgl. lit.
leugras, lengvus, aksl. Itgaka leicht,
air. lau, lu klein, schlecht (compar.
lugu, laigiu), lat. levis leicht, gr.
s\axO: gering, i\z$pi<; rasch, avest.
*rayn- schnell, hurtig, r.>njaili ist
schnell, ai. raghu-, laghu- leicht,
schnell, rdihhate eilt. Zu derselben
sippe gehören mhd. lingen vorwärts
kommen, gelingen, ags. lungor, ahd.
lungar schnell (vgl. gr. ikxQpöc),
an. lutiga, ags. lungen, ahd. lungun
I lunge.
I «
leih waii leihen, an. Ijd, ags. le'on,
afris. lia, as. ahd. lihan (dazu ein
got. fem. *leihwa, ahd. *liha, woraus
aksl. Uchva wuclier), zur idg. wz.
I *lciq- überlassen in lit. Izku lasse
I (inf. fikli), pdlaikas, dttaikas, aksl.
oImI'I'ü Überbleibsel, rest, air. leiccim
lasse, überlasse, lat. linquo, gr. AfiVa
| verlasse, Xotx6c übrig, armeu. Ikhanem
verlasse, avest. irina^li, ai. riudkli
lässt, lässt übrig, räumt, riktd-,
I reku- leer und andern Wörtern,
leik n. leib, fleisch, leichnam, an.
l(k leib, körper, leichnam, ags. lU
leib, afris. lik körper, leiche, as. lik
leib, fleisch am leibe, leiche, ahd.
lih aussehen, äusseres, leib, körper,
leiche, urverwant mit apr. laygnan,
air. lecco wange. Die grundbedeu-
tung des Wortes ist 'gestalt', wie
aus galeiks, leikan, lit. lygvs,
lett. lldzigs, apr. jwligu gleich (vgl.
mit labiovelarem guttural air. alte
angenehm, cymr. ttyffelyb consimilis)
hervorgeht. Man beachte auch die
nasalierte form skr. li/iga- kennzei-
chen, abzeichen, merkmal. Mit auf-
fälligem k stellen sich dazu aksl.
lice antlitz, zülolikü boshaft (4iH**
got. -leiks, ahd. 4U): man kann an
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entlehnung aus dem germ. denken.
Ehrismann (Beitr. 20, 53) stellt leik
zu ahd. gtleih gelenk, mhd. »ich lei-
chen sich biegen, aber kaum mit
recht.
leikan gefallen, -leikön in galeikön
gleich stellen, gleich machen, nachah-
men , an. Uka , ags. l/cian , afris.
likja, as. licön, ahd. liehen gleichen,
gefallen, zu leik, galeiks.
lein n. leinwand, an. ags. lin,
as. ahd. lin flachs, leinwand, ein
europ. wort unbekannter herkunft:
lit. Unat pl., aksl. llnii, air. lin, lat.
linum, gr. klvov. Wahrscheinlich sind
lein und air. Un aus lat. linum ent-
lehnt. Wenn gr. Afra acc. gewand
mit xivov in beziehung steht, so ist
als wz. zu betrachten : vgl. ai.
Ii- sich anschmiegeu, lina- anliegend,
gr. Xeloc glatt (Schräder bei Hehn,
Kulturpfl. und hausthiere 8 185).
leitils klein, wenig (dazu krim-
got. lista parum = ags. Lr*t), an.
Ktell, vgl. mit abweichendem voca-
lismus ags. Iglet, as. Inttil, lutlic,
ahd. luzzil, luzig. Vielleicht gehört
leitil* mit der bedeutungsentwicklung
'entfliessend, verschwindend, klein'
zu lit. Ididau lasse fliessen, leidziu
lasse, entlasse (Johansson, Beitr. 15,
231 f.). Das synonyme wort mit u-
vocalismus wird mit der unter Ii u ts
besprochenen sippe verbunden.
lei[>an, s. aflei|)an.
leipu n. (?) obstwein, an. ags.
h% afris liii, as. Ikt, ahd. Utk, lid
süsses getränk, urverwant mit gr.
ixtttrov (weingefäss), becher mit v
aus TT (Schulze, Kuhns Zs. 29, 255),
ferner mit lit. Iglus regen. Die wz. ist
•fei* in lit. leju, aksl. Ujq, Ujq giesse.
lekeis m. arzt, ags. Idee, ahd.
lächi, l'dhhi, eigl. 'besprechet (s.
lekinön), vielleicht vor der laut-
verschiebung aus air. Uaig arzt ent-
lehnt, eher aber damit urverwant
(Luft, Zs. f. d. altertura 41, 237).
Die bedeutungsentwicklung 'bespre-
cher, arzt' findet man auch bei
! russ. vrdet: vrdlt, aksl. balij'. bajati.
Aus dem germ. stammen aksl. lekil
heilmittel, lekart arzt, ttkovati, leciti
heilen.
lekinön ärztlich behandeln, heilen
(dazu lekinassus m. heilung), an.
ldkna, ags. Idcnian, as. läknön, ahd.
I tüchinön, lähhinön heilen, mhd. läche-
lten besprechen, lächenxre beschwö-
re^ besprecher, zu lekeis.
letan lassen, an. lata, ags. latan,
\ afris. Uta, as. lätan, ahd. lü.jan, mit
1 a t s zur idg. wz. *le'd- lässig sein
I in aksl. lenn faul (aus *UdnÜ), lat.
lassm matt (mit tiefstufe wie lati),
gr. \*iheiv trüg, müde sein (s. Süt-
terlin, Idg. forschungen 4, 99 f.).
Vgl. noch alban. 11 lasse, l } o$ mache
müde. Hierher gehören vielleicht an.
loskr faul und air. lese träge, deren
sk aus tk entstanden sein kann.
lew n. (?) gelegenheit (dazu lew-
jan), zu lit. liduti aufhören, lett.
Ijaut zulassen, erlauben, apr. au-läut
sterben, czech. leviti nachlassen. Zu-
sammenhang mit idg. *leu- lösen
(s. fr al in s an) ist nicht ganz sicher.
Vgl. über lew Persson (Bezz. Beitr.
19, 279 f. f.) und Froehde (Bezz.
Beitr. 20, 211 f.).
lewjan preisgeben, verraten, ags.
Idtcan, ahd. -läen, zu lew.-
c
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102
libati leben, an. Ufa übrig sein,
leben, aga. libban, afris. libba, aa.
libbian, lebölt, ahd. leben, libjan, mit
der grundbedeutung 'übrig sein' zu
-leiban in bileiban.
ligan liegen, *ligjan, an. liggja,
ags. licgan, afris. //^a, lidsa, as.
liggian, ahd. liggan, ligan, urverwant
mit lit. allagdi lange brach gelegner
acker, aksl. /fy</ lege mich (inf.
/t.^/), Iffatf liegen, fo£t/i legen
(= lagjan), /off lager, sqlogä bett-
genosse, air. lager, grab, oymr.
lle ort, gtce-lg bett, lat. /<Ww* lager,
bett, gr. KSpyrti ■ xoiiiireu (Hesych.),
A^e« lager» bett, «Ao^o* gattin
(=aksl. sqlogü).
ligrs lager, bett, beilager, ags.
%<r lager, krankenlager, afria. Ugor,
leger liegen, läge, as. ahd. legar la-
ger, zu ligan. Vgl. galigri.
lima fremdwort: xi(ax.
linnan, s. aflinnan.
lisao lesen, ernten, an. llsa, aga.
Itsan, afris. lern, as. ahd. ISsan, aus-
lesen, lesen, vorlesen, urverwant mit
lit. lesit picke auf.
listeigs listig, ahd. listig, zu Iis ts.
lists f. list, listige nachstellung, an.
aga. as. ahd. IUI klugheit, kunst-
fertigkeit, geschicklichkeit, list, iden-
tisch mit aksl. UefÜ betrug (dazu
lüftet betrüger, lUüti betrügen), das
aber lehn wort sein kann. Jedenfalls
gehört liste zu der unter lais be-
sprochenen wz.
lita f. heuchelei, vgl. ahd. Uz,
mhd. litt, litze grille, laune, albern-
heit, dazu -litjan in miplitjan mit-
houcheln und ferner ahd. lizzö/i,
liziton nachahmen, tizzilunc nachah-
mung. Weiteres ist nicht ermittelt.
liteius f. bitte, aus gr. a<tjj mit
gotischer endung.
li{ius m. glied, an. lütr, ags. Iii,
afris. Utk, Hd y as. Iii, ahd. Utk, lid,
verwant mit an. limr glied, lim
zweig, ags. Um glied, zweig. Man
vergleicht lit. l'emfi stamm, statur.
liubaleiks lieblich, ags. leoflic,
as. Hoflic, lioblic, ahd. liublih, s.
liufs uud leik, galeiks.
liudan wachsen, aga! leodan, as.
liodan, ahd. leodan, liotan, mit an.
loienn bewachsen, haarig, rauh, Ida
(festgewachsen sein), festhangen, fest-
kleben (s. Johansson, Kuhns Zs. 30,
346 f.) zur idg. wz. *leudh- wach-
sen, auf welcher auch laudi und
ludj a beruhen. Ausserhalb des germ.
gehören hierher : gr. iteutroptxi werde
kommen, $Au$ov kam, e'i\ij\ou5* bin
gekommen, faevStpot frei (vgl. osk.
luv/reis gen.), avest. raoiaiU, ai.
rodhati, r6hali wächst, steigt. Dazu
stellt sich noch ags. le'od, ahd. Hut
volk, lett. Ijaudis leute, volk, aksl.
ljudn volk, Ijudlje leute.
liufs lieb, an. Ijrifr, ags. le'of,
afris. liaf, as. Uof y ahd. Hob, mit
galaufa, galaubjan, lubaine
zur idg. wz. *leubh- begehren in
j aksl. ljubit lieb, ljuby liebe, Ijuliti
lieben, lat. lubet, übet beliebt, ge-
fällt, lubens, libens gern, willig, /«-
bido, libldo lust, verlangen, begierde,
ai. li(bh/ali begehrt, lobha- begierde.
Ii iura f. ehe, s. liugan heiraten.
liugan lügen, an. Ijuga, ags. leo-
gan, afris. liaga, liatza, as. ahd.
liogati) mit analaug ns, laugn-
jan, liugn zur idg. wz. *leugh-
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1Q3
verheimlichen in aksl. lilgati lügen,
ttizl lüge, air. logaissi gen. men-
dacii.
liugan heiraten, liuga f. ehe, ur-
verwant mit air. Inige eid. Dazu
auch ahd. urliugi krieg ('gesetzloser
zustand')?
liugn n. lüge, vgl. an. ags. li/ge
und as. lugina, ahd. lugin, zu liu-
gan lügen.
liugnawatirds lügnerisch, s. liugn
und waürd.
liugnja m. lügner, zu liugn
liuha{) n. licht, vgl. ags. leoht,
afris. liachl, as. ahd. Höht licht, helle,
verwant mit lauhatjan, lauh-
muni und ferner mit an. ljöme,ags.
leoma, as. liomo glänz, an. Ijös licht,
ags. lixan leuchten, ahd. liehen hell
und andern germ. Wörtern. Die ganze
sippe beruht auf der idg. wz. *leuk-
leuchten, vgl. lit. Idukas mit einer
blässe an der stirn, apr. lauxnos pl.
gestirne, aksl. luca strahl, air. löche
blitz, luach- weiss, lat. lux licht,
lüceo leuchte, Ulmen licht, lüna mond,
gr. Xtvxiq licht, glänzend, weiss,
Xeutrau sehe, a/x(p/AÜK>j, Auxa'$«; Zwie-
licht, dämmerung, \v%vo<; leuchte,
armen, lois licht (gen. lutoy), avest.
raox$na- leuchtend, raocah- glänz, ai.
rocate leuchtet, rocand- licht, hell,
glänz, rukmä- gold, geschmeide u.
s. w. Aurällig ist das * im armen.,
das auf idg. x hinweist: auch ai.
rvcant- glänzend und aksl. lym kahl
(* aus ks, vgl. ai. ruhsd- glänzend,
strahlend) setzen eine wzform *leux-
voraus. Vgl. liuhtjan.
Huhtjau leuchten, ags. leohtian,
lie/ttan, as. liohiian, ahd. linkten,
zum germ. stamm *lcu%ta-, s.
liuhaf).
liusan, s. fraliusan.
Huts heuchlerisch (dazu liulei f.
heuchlerei), lutön betrügen, ags. lot
betrug, lytegian heucheln, sich ver-
stellen beruhen auf der idg. wz.
*lend~ gebogen sein, 6ich beugen in
an. luta, ags. Intan sich neigen, nie-
dersinken, lit. liüdHi trauern (eigl.
'gebeugt sein'), liudnas traurig, nie-
dergeschlagen, aksl. ludiii täuschen,
IvdÜ töricht, cymr. lludded müdig-
keit, mattigkeit. Hierher vielleicht
noch ags. Igtet, as. lultil, lultic, ahd.
luzzil, luzig (vgl. leitils).
I i u |> iuris m. sänger, ahd. liudäri,
zu liu[)0n.
liu{)ön singen, ags. leodian, ahd.
liudön, denominativum von *liup n.
lied (s. awiliuf)), an. Ijod, ags.
leod, ahd. liolh, liod. Man vergleicht
air. luad gespräch, rede, löid lied,
lat. lam (gen. laudU) lob, welche
aber idg. d (nicht t wie Hup) im
wurzelauslaut haben.
löfa m. flache hand, an. lofe,
daneben ags. 16/ und ahd. laffa. Vgl.
aksl. lapa planta ursi, slov. poln.
russ. lapa pfote, welche genau dem
ags. worte entsprechen, lett. lepa,
kurd. lapk pfote (Justi, s. Kretschmer,
Einl. in die geschichte der griechi-
schen spräche 102).
lubains f. hoffnung, zur idg. wz.
*leu6A- begehren, s. liufs. Vgl. an.
lofa loben, preisen, erlauben, ags.
lofan, ahd. loöön, loben loben, an.
ags. lof, ahd. lob lob, preis, rühm.
lubjaleis giftkundig, zauberkundig
(dazu lubjaleisei f. gift künde, zaube-
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104
rei), enthält als zweites glied -leit,
das zu lais gehört. Mit lubja- sind
verwant an. Uff heilkraut, ags. Uff
zauber, gift, ahd. Ivppi gift, Zauberei
und ausserhalb des germ. air. lu'xb
kraut, strauch, pflanze.
ludja f. antlitz, zu liudan. Vgl.
as. lud äusseres, ahd. antlütti ant-
litz und ausserhalb des germ. avest.
raorfa- wuchs, ansehen, np. röi ge-
siebt.
lilftus f. (?i luft, an. lopt, ags.
hrfty as. ahd. luft, dunkeln Ursprungs:
vgl. 'an. lopt oberes geschoss des
hauses (wozu Ehrismann, Beitr. 18,
228 f.). Dürfen wir au Zusammen-
hang mit ai. ropdyali denken, das
als causativum zu rö/iati wächst,
steigt gebraucht wird?
luknn, s. galukan.
lukarn n. leuchte, gutn. lukarr
kleines feuer, entlehnt aus dem kel-
tischen, vgl. air. IScharn, luacharn,
cymr. llugonr, corn. lugam leuchte,
laterue, lampe (mit lat. lücerna zur
wz. *leuk- leuchten, s. liuhaj»).
Auch eisarn ist keltisch.
lnkarnastafia m. leuchter, s.
lukarn und sta]>s. Vgl. gutn.
Inkarnastatt leuchter.
lun n. (?) lösegeld, davon Hnnjan
loskaufen (s. usluneius). Es be-
ruht auf der idg. wz. *leu- in lat.
luo bezahle, gr. Au« löae, ai. lunami
schneide ab, lüni- das abschneiden.
Vgl. fraliusan.
lustön begehren, ahd. lustön, wie
ags. lystan zu lustus.
liistus m. lust, an. lyst, ags. lud,
lyst, afris. as. ahd. tust, wahrschein-
lich mit lu aus / zur wz. *tas- in
poln. leuy, russ. Idsyj begierig, lüs-
tern, gr. >.ixxlofJLxt begehre, skr.
aUii-fusati (aus *lalsati) begehrt,
lälasa- begierig, -/«w in a lata- träge,
müde, matt, lasati strahlt, glänzt,
erscheint, ertönt, spielt. Dazu ge-
hören auch aksl. laska Schmeichelei,
laskati schmeicheln, lat. lascicus aus-
gelassen, üppig, geil: vgl. mit an-
derer laut folge an. elska lieben.
lustusams ersehnt, as. ahd. lunt-
M« anmutig, lieblich, zu lustus.
Im oii betrügen, s. Huts.
magan vermögen, können, an.
mega vermögen, ags. m&g, afris. mei,
as. ahd. mag kann, vermag, urver-
want mit aksl. mogq vermag, kann
(inf. mofU), air. dofor-maga'm ich
vermehre, gr. m%oa t ß>i%*p hilfe-
mittel, Werkzeug, list. Vgl.
magus, mähte, megs.
inaga]>s f. jungfrau, ags. nuigd,
as. magath, ahd. magad, femininbil-
dung zu magus.
niagula m. knäblein, deminutivum
zu magus.
magus m. knabe, knecht, an.
vwgr söhn, ags. mag», as. magu söhn,
jüngling, knecht, zu magan und
deshalb nicht mit air. macc knabe,
söhn, cymr. bret. map, corn. mah,
sondern mit air. mog, mug sklave
zu vergleichen. Bernekers Vermu-
tung, dass magm mit lit. rnogm zu
verbinden sei fldg. forschungen 9,
361), ist abzulehnen. Vgl. maga})?,
ma wi, megg.
niahteigH mächtig, möglich, an.
igmzec Dy
Google
105
muttegr, mdttogr, ags. mi/dig, 88.
ahd. mäklig mächtig, fähig, zu
m a b 1 8.
mahts f. macht, vermögen, kraft,
an. tndttr, ags. meuht, miht, afris.
macht, as. ahd. ma/d, identisch mit
aksl. moxtt, zu magan.
maidjan verändern, verfälschen,
an. meida verletzen, beschädigen,
verstümmeln (vgl. jedoch Zupitza,
Bezz. Beitr. 25, 98 f.), urverwant
mit lett. metöt austauschen, alat.
moitäre, lat. mütare verändern, ver-
wechseln, gr. eikel. ßotTCf dank,
Vergeltung. Die wz. *meit-, *moit-,
welche auch in gamai{)s und
mai|)ras vorliegt, beruht auf der
einfacheren wz. *mei-, *moi- (s. ga-
mains). Vgl. miß so.
maihstus m. (?) mist, ags. mio&,
meox, ahd. mist kot, mist, dünger,
zur idg. wz. *meiyh- harnen in an.
miga, ags. mlgan, nd. migen. Aus-
serhalb des germ. gehören dazu Ut.
meziu harne, mrziu dünge, mVzaldi
pl. harn, serb. mizali, lat. mingere,
nijere harnen, gr. harne,
ßotxof ehebrecher, armen, mizem
harne, avest. maczaiti, ai. mehati
harnt (s. J. H. Kern, Idg. Forschun-
gen 4, 106 f. f.). Mit unrecht wird
auch ni mer ameise (vgl. krimgot.
miera) hierher gestellt, denn dieses
darf trotz des dunkeln vocalismus
nicht von an. maurr und seinen ver-
waisten getrennt werden.
mail n. (?) runzel, ags. mal, ahd
meil fleck, unerklärt (vgl. jedoch
Schröder, Zs. f. d. altertum 42, 62,
der mail mit vorgerm. // aus dl zu
maitan stellt).
• mafinbrana m. pergament, aus
gr. neptßpxvx (lat. membrüna).
ni,' ins. s. gamains.
mais mehr, ags. md, as. ahd. me,
adv. zu t/iaiza, s. maists.
maists grösst, höchst, an. mestr,
ags. md.H, afris. Wüst, me»t, as. mrst,
ahd. meid grösst, Superlativ zu -mer»
(s. merjan), vgl. air. mdam, muam
der grösste (Osthoff, Beitr. 13, 441
f.). Der comparativ dazu ist maiza,
an. meire, ags. mdra, afris. mara, as.
ahd. meto grösser, mehr, vgl. air.
mdo, moo grösser.
maitan hauen, schneiden, an.
meita, ahd. meijan, unerklärt. Dazu
gehören an. meitell, ahd ji7 meis-
sel, norw. meil schnitt, scharte, art
traggerät, ränzel, an. meis» zuge-
hauenes holzgerät zum tragen, ge-
flochtener tragkorb, korb, norw. meis
weidenkorb, schw. dial. meis höl-
zernes gestell zum tragen auf dem
rücken, ahd. mcusa gestell zum tra-
fen auf dem rücken (s. Liden, Beitr.
15, 512 f.).
uiai|trns ra. geschenk, an. pl.
meidmar, ags. mdfium, as. mrthom,
medum geschenk, kostbarkeit, kleinod,
zu maidjan in der urspr. bedeu-
tung 'verwechseln'. Eine speciali-
sierte bedeutung zeigt mhd. meidem
maiza, s. maists.
nialan mahlen, an. mala, as. ahd.
malan, vgl. lit. mal*, aksl. mdjq,
air. melim, lat. molo mahle, armen.
malern zerstosse, wozu auch ga-
malwjan, das mit gr. uv\Xco zer-
reibe ablautet, und an. m)d, ags.
melu, as. ahd. melo mehl, dem
1
106
serb. mleuo, poln. mlewo, alban. mjeX
entsprechen. Das gotische wort für
'mühle' ist qai'rnu* (s. asiluqair-
nus). Es können die wörter für
•mahlen' and 'mühle' lange nach
der sogenannten Völkertrennung vom
einen stamm zum andern gewandert
sein. Vgl. malma, malo, mulda.
malma m. sand, vgl. an. mahnt
metall, erz, ags. mcalmxU'tn Sandstein,
und mit ablaut as. ahd. mi'lm staub,
lit. melmn nierenstein, steiukrankheit.
Man hält mahna für eine ableitung
der wz. *md-, *mol- zerreiben in
mal ad.
malo f. motte, vgl. an. molr und
aksl. moll. Man erklärt malö als
'mahlendes, d. h. staub oder mehl
machendes tierchen' und stellt es
zu malan.
ii in KU, s. un tilamalsks.
in;'. Heins, *maUjan, s. gamal-
teins.
mauimö f. fleisch, vielleicht aus
*mazmö zu rairaz (vgl. Mikkola,
Bezz. Beitr. 22, 241 f. f.).
maiiiniöna m. inammon, reich-
tum, aus gr. px/zuvis.
mampjan, s. bimampjan.
nianagdülis f. menge, überfluss,
zu man ags, gebildet wie ajuk-
düps.
managei f. menge, volk, ags.
menigu, as. mcnigi, ahd. managt,
menigi, zu manags.
nianagfal|>s mannigfaltig, ags. ma-
nigfeald, as. manag/atd, ahd. manag-
faltj zu manags, gebildet wie
ainfal |js.
niauags viel, ags. manig, manig,
as. ahd. manag, urverwant mit aksl.
münogil viel und air. menic häufig.
maiianiarir|»rja m. menschenmör-
der, zu *manamavrjn n. menschen-
raord, das als erstes glied den stamm
inana- (s. man na mann), als zwei-
tes glied m a ü r f» r enthält.
mannst |is f. ( menschensaat) ,
menschheit, weit, aus mana- (s.
man na man) und -srf)s f. saat, an.
sxde, «ad, ags. sdd, as. sad, ahd. täl.
Germ, scdi- und s*da- sind abstracto
bildungen zur wz. (s. saian).
nianauü n. (?) gestalt, vielleicht
aus armen, nmanaux nachahmend
(Bugge, Idg. forschungen 5, 274),
eher aber eigl. *mana-(h)uli aus ma-
na- (8. manna) und *huli zu hul-
jan (Holthausen, Anz. f. d. alter-
tum 24, 34).
nianleika m. bild, ags. manlica
statue, götzenbild, ahd. manalihho
bild, gestalt, statue, vgl. an. man»-
Ukan statue, s. manna mann und
leik.
manna m. mann, an. madr, ags.
man, mon, afris. as. ahd. man, neben
mana- in Zusammensetzungen, wie
ai. manu- mensch, menschheit, ma-
nu*- mensch, mann, zur wz. *rnen-
denken (s. munan). Manna beruht
auf einem idg. stamme *moncn-,
*monn- (Bezzenberger, Deutsche lite-
raturzeitung 1890, 14; Wiedemann,
Kuhns Zs. 32, 149; J. Schmidt,
Kuhns Zs. 32, 253 fussnote), nicht
auf *ww/k-, *monw-, weshalb die
früher allgemein angenommene iden-
tität mit ai. manu- abzulehnen ist.
Die ausführungen Bernekers (Idg.
forschungen 9, 360 f.) sind verfehlt.
Man beachte noch aksl. «,/£# mann,
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107
dessen bildungsweise unklar ist.
mannisks menschlich (davon man»
HÜködu* m. menschliche natur), an.
mennskr, ags. as. ahd. mennixc, zu
man na. Anders Kluge (Literatur-
blatt 18, 2), der die frage aufwirft,
ob das adjectiv mit der ahd. Sub-
stantivierung mennwco mensch nicht
vielmehr auf Mannus als eigennamen
zurückgehen müsse.
nianwns bereit, manwipa f. be-
reitschaft, manwjan bereiten, zurich-
ten, unerklärt. Man denkt an Zu-
sammenhang mit lat. mania band.
marau a{>a fremdwörter: ptxpxv
ibx.
niarei f. meer, see, vgl. an. marr,
ags. mere, afris. mar, as. ahd. meri,
ablautend mit ags. mar, as. mör,
ahd. muor lache, sumpf und urver-
want mit lit. märte pl. ha ff, aksl.
morje, air. muir, lat. mare meer, gr.
'Afitptftxpc; söhn Poseidons. Vgl. gr.
ifiipx graben, Wasserleitung (afris.
mar ist 'graben, teich') und ai.
margadä meeresküste, grenze, das
auf einem verlorenen *marya- meer
(vgl. das unbelegte, wahrscheinlich
prakritische mira- meer, grenze) be-
ruhen könnte. Mit Hirt (Idg. for-
schungen 1, 475) dürfen wir noch
bL Irak salzig (vom wasser), gr.
ßpu£ meerschlund, ßpu%io<; tief hier-
her stellen, denn germ. und griechisch
hr können auf mr zurückgehen. Vgl.
m a r i s a i w s.
niarikreitus m. perle, ags. mere-
greot, as. merigrita, merigriola, ahd.
marigrio.j, aus gr. yLxpyxp'nv\- mit
anlehnung an mar ei und im west-
germ. als 'meer-gries' aufgefasst.
marisaiws m. see, s. marei und
sai ws.
marka f. marke, grenze, gebiet,
an. mark wald, ags. mearc grenze,
bezirk, afris. merke grenze, as. marca
grenze, landgebiet, ahd. marca grenze,
grenzland, bezirk, urvenvant mit
air. mru'tg, bruig mark, bezirk, lat.
margo rand, np. marz landstrich,
mark (vgl. noch Fick, Bezz. Beitr.
22, 223, der mit unrecht gr. v Apyo$
heranzieht).
martyr (?) m. märtyrer, aus lat.
martyr (gr. ßccprupof).
inarzjan ärgern, anstoss geben,
ags. micrran, as. merrian, ahd. mer-
ren hindern, stören, kaum eine cau-
sativbildung zur wz. *mer#- verges-
sen (lit. mrrszti vorgessen, ai. mfsyate
vergisst). Vgl. aksl. mrüzHi, mrüz-
ntfti verabscheuen, deren z aber grosse
Schwierigkeiten macht, weshalb sie
wol besser ferne gehalten werden
(vgl Zupitza, Die germ. gutturale
196).
matibalgs m. speisetasche, 8.
mats und balgs.
matjan essen (auch im epigramm
.<tca/)iamatziaiadrincan) , denominati-
vum von mats. Vgl. an. metja mit
übertragener bedeutung.
mats m. speise, an. matr, mala,
ags. mctc, as. mal, meti, abd. m/15,
dazu ags. mos, as. mö.v, ahd. muos
speise, gekochte speise. Man ver-
gleicht lat. mando kaue, gr. tixerxZ
mund, (AxvTx^oi kaue, wol mit un-
recht. Am ehesten gehört maU zu
ai. mddati in seiner urspr. bedeutung
'ist gesättigt' und ist es eigl. 'mit-
tel zur Sättigung': vgl. ferner air.
108
mause speise, mess eichel, alban.
matt mäste, maim adj. fett, mahne
subst. fett. Vgl. niatjan.
ninjia m. (?) made, wurm, ags.
muda, as. matho, ahd. taado, dazu
an. ma\)kr. Der vergleich mit au.
motte, ags. mohjw, h/oJ>/h\ mhd. motte,
matte motte bringt uns nicht weiter.
Man beachte noch das ebenfalls
dunkele skr. malkuua- wanze.
ma|>l n. (?) Versammlungsplatz,
markt, an. mal rede, ags. m.rdel
Versammlung, as. ahd. mahal Ver-
sammlung, gericht, vertrag, daneben
afränk. *malla-, mlat, Wallum, mallus
gerichtsversammlung nus *marfla-
(Sievers, Idg. forschungen 4, 336).
Liden (Beitr. 15, 513 f.) geht von
der bedeutung '( Versammlung* )platz,
stelle' aus und vergleicht lat. ma-
cula fleck ; besser erklärt Wiedemaun
(Idg. forschungen 1, 512 f.) das
wort aus *inatlo-, m mad-tlo- zu ga-
motjan. Majd wäre also 'raeeting-
place'.
ma{>ljan reden, an. mala, ags.
mattet 'tan, as. mahalian, ahd. ma/ia-
leti , zu maj)l, wie gr. xyzuvuv zu
iycpx. Das wort ist auch im krim-
got. belegt: ich malthata ego dico.
maildjan erinnern, urverwant mit
aksl. mysli gedanke (aus *myd-tlt)
und air. »mvanaim ich denke (aus
*8moudniöt).
niaürgins m. morgen, an. myr-
genn, t/iorgonn, ags. morgen, viergen,
as. ahd. moryun, urverwant mit Ht.
merkti mit den äugen blinzeln, aksl.
mrakv finsternis, viriikindi dunkel
werden, avest. mahrka- tod, verder-
ben, ai. markd- Verfinsterung, woue-
ben mit idg. media im wurzelauslaut
an. myrkr, ags. mirce, as. mirki fin-
ster, an. myrkr, mjorkve, myrkve
dunkelheit, Ht. mirgHi flimmern,
mdrgas bunt. Vgl. ferner lit. brtkazta
es tagt, apg/jreszkis morgendämme-
rung (s. brahw, dessen hw gegen-
über g in mavrgins Schwierigkeit
macht). S. über mavrgins Johansson
(Kuhns Zs. 30, 445 f. f.), Solmsen
(Kuhns Zs. 34, 23 f. f.), Zupitza
(Die germ. gutturale 136).
mauTj^jan, s. gamaürgjan.
maürnan sorgen, besorgt sein, an.
r/ioma, ags. murnan, as. mornian,
mornön, ahd. mornen, zur idg. wz.
**mer- gedenken in lat. memor ein-
gedenk, gr. fiipißvx, fiipfAifp* sorge,
uipßtpos sorgenvoll (denkwürdig?),
avest. maraiti {-hnaraiti), ai. smdrali
gedenkt.
niaür{»r n. raord, ags. mordor,
vgl. das im suffix verschiedene an.
ags. mord, afris. as morth, ahd. mord.
Ursprünglich hat madrpr einfach
•tod' bedeutet, denn es gehört zur
idg. wz. *mer- sterben. Diese liegt
vor in lit. m)rti sterben, mirth tod,
aksl. mlra sterbe (inf. mrHi), mnltvä
Cd. i. mrifcu) tot, gestorben, sümriti
(d. i. sHmrlfi) tod, air. warb tot, lat.
moriur sterbe, mortuvs tot, mors tod,
gr. ßpoTÖ; sterblich, »nßpoToi; un-
sterblich, armen, mepanim sterbe,
mard mensch, avest. marsyeite stirbt,
mar?ta-, ap. marliya- mensch, ai.
mriydte stirbt, mrtd- tot, mdrta-,
mdrlya- sterblich, mensch, mrtyd- tod.
Vgl. maürjirjan.
niaür]irjan morden, ahd. mnrthi-
ren, murdran, zu maürjtr.
igiuzec °y
Google
109
mawi f. raädchen, jungfrau, an.
ar, femininbildung zu magus.
mawilö f. mägdlein, an. meyla,
ags. meowle, deminutivum zu mawi
(zu Sütterlin, Idg. forschungen 4,
101 vgl. Zupitza, Die germ. guttu-
rale 65 fussnote).
megs m. Schwiegersohn, an. nuujr
verwanter durch heirat, ags. mt'vg,
afris. m^cA, as. ahd. mag verwanter,
mit ablaut zu magus.
im ins mein, an. minn, ags. mm,
as. ahd. min, zum pronominalstamm
mi- in mu mir, mik mich, vgl. lit.
man mir, mana mein, vtanl; mich,
aksl. me mich, air. me ich, lat. me
mich, mens mein, gr. fit, ißi mich.
iftfe mein, armen, mekh wir, ap.
avest. mam mich, ai. mdm mich,
mdhyam mir (vgl. lat. mihi).
mekeis m. schwert (nicht meki
n.), an. nueker, ags. mece (mit an-
glischem oder kentischem e), as.
mäki; auch als krimgot. belegt in
der form mycha. Aksl. mlct, meßt
und finn. miekka entstammen dem
germ. worte. Man hat kaum das
recht an Zusammenhang mit air.
machtaim, lat. macto schlachte zu
denken.
mel n. Zeitpunkt, zeit, stunde,
mela pl. schriftzeichen, schrift, an.
null, ags. mal, afris. as. ahd. mal
Zeitpunkt, mahl, auch ahd. *mäl (in
anamali fleck, narbe;, mhd. mal fleck.
Die grundbedeutung ist 'zeichen,
punkt'. Man verbindet mel gern mit
der unter mela besprochenen wz.,
wozu auch lit. mela* jähr, zeit ge-
hören kann. Nach Schröder (Zs. f. d.
altertum 42, 63) wäre mel unmit-
telbar mit mitan zu verbinden
{mel mit vorgorm. // aus dl). Wider
anders Detter (Zs. f. d. altertum
42, 57). Vgl. meljan.
mela m. seheffel, zur idg. wz.
*me- messen in aksl tnSra maass, air.
do-nt-madir fuerat emensus, air-med
maass, lat. mHior messe, gr. ßijTis
ratschluss, avest. mä- messen, ai.
mtmite misst, matra- maass. Vgl.
mel, mena, mitan (wozu gr.
(tfopov).
meljan schreiben, as. mälön, ahd.
mitUn, mälön mit einem zeichen ver-
sehen, malen, zu m-la pl. schrift-
zeicheu, schrift, ahd. anamali fleck,
narbe, mhd. mal fleck (s. mel).
Von Grienberger (Arch. f. slav. phil.
18, 71) stellt mela schriftzeicheu
und meljan schreiben zu lit. me'lys
blauer farbstoff, mUynas blau, lett.
mein* schwarz, gr. ßh.x: dasselbe,
ai. mala- schmutz u. s. w., kaum aber
mit recht.
meiia m. mond, krimgot. mitte
(d. i. mitte, vgl. etilen = gretan,
schlipen = sie p an), an. matte, ags.
m6na, afris. möna, as. ahd. mann,
mit meno|)ä auf einem idg. stamm
*mewt- beruhend, doch in die n-
declination übergegangen. Vgl. lit.
menti (gen. menesio), aksl. mesect,
air. mt (gen. mü), lat. mensis, gr.
fijv (aeol. gen. pfrv«), armen, a-mis,
avest. mih'th-, ai. m/m, md$a- (auch
nutme-1). Vielleicht beruhen alle diese
Wörter für 'mond' und 'monat' auf
der idg. wz. *me- messen (s. mela).
menöl>s m. monat, an. mänattr,
ags. monad, afris. mönad, ahd. münöd,
s. ferner uieua.
110
mC'rilm f. künde, gerächt, an.
mw.nt, ags. tnu'ntu, as. tnuritJia, ahd.
märida, zu -min, s. uierjan.
mcrjait verkündigen, an. Mu£ra,
as. Marian, ahd. mär/an, denomina-
tivum von -w? : r.» bekannt, berühmt
(vgl. meri|>a, wailamers), an.
murr, ags. nulre, aa. ahd. muri herr-
lich, berühmt, urverwant mit slav. j
-mSrü in FladimSrü u. 8. w., gall.
-märujs in f'iridomäru» und andern
eigennamen, air. w«r, w/Jr gross («wo
grösser), gr. -pupos in ty%ti'm.upo$
speerberühmt. Als grundformen ha-
ben -mno- und -moro- zu gelten,
welche auf einer wz. *«<?-, be- ,
ruhen. Vgl. m a i s t a und s. Osthoff
(Beitr. 13, 431 f. f.).
mers, s. merjan, wailamers.
nies n. tisch, Schüssel, kelter,
ahd. mia» tisch, wie ags. wese aus i
vulgärlat. M&a, lat. menm (anders
Mikkola, Bezz. Beitr. 22, 244).
midjasweipains f. sindflut, dessen
erstes glied midja- dem aksl. mezda
mitte entspricht (a. midjis). Was
•swcipain» anbetrifft, so kann dieses
eigl. 'fegung' bedeutet haben und
zu an. sveipa atreichen, achwingen,
einhüllen, ags. strjpan, afris. jnoipa
schwingen, fegen, ahd. weif an
schwingen, schweifen gehören. Mid-
iasweipain» wäre also 'fegung der
mitte'. Vgl. weipan.
midjis mitten, an. midr, ags.
midd, as. tniddi, ahd. aiiiti, aksl.
*mczdo- (mezda mitte), gall. media-
(air. mide, medön mitte), lat, media»,
osk. meßo-, gr. ftivw, (ifoos, armen.
med: (subst. mitte), avest. maidya-,
ai. mddhya-, Torp (s. Bu gge, Beitr. >
21, 428) stellt noch lit. mSdi» bäum,
holz, apr. median wald hierher, deren
ältere bedeutung 'grenze' gewesen
sein kann ( vgl. an. mork wald, urspr.
'grenzland'j. Vgl. miduma.
miüjungards m. bewohnte erde,
an. midgardr, ags. middangeard, as.
middilgard, ahd. mittigart, mitiilgarl,
miitingart, eigl. 'mittelgehege', s.
midjis und gards. Midju nganU
ist gebildet wie ai. madhydmdina-
mittag.
miduma f. mitte, an. mjodm hüfte,
wie ahd. metemo mediocris, avest,
marfima- mittelst und ahd. mittamo
mitte, ai. madhyamd- mitten super-
lativbildung zu midjis. Vgl. mi-
dumon.
midumün vermitteln, ags. med-
mian, ahd. mt-tcm^n, zu miduma.
mikildül>s f. grosse, zu mikils,
gebildet wie ajukdu[>s.
mikilei f. grosse, anfr. mikili, ahd.
mihhili, zu mikils.
mikils gross, an. mikell, ags. micel,
as. mikü, ahd. mihhil, michil, urver-
want mit lat, magnus gross, magi»
mehr, gr. fiiyas, (jLeyxXo- gross
(nfya — an. mjok sehr), armen, tuet»
gross, ai. majmän- grosse, vgl. auch
avest, mazani-, ai. mahant- gross (s.
ähnliches unter daühtar, ik, kin-
nus).
mikillmhts hochmütig, s. mi-
kils und Juigkjan.
mildilia f. milde, ahd. miltida
beruht auf -mild» mild (vgl. un-
mild s), an. mildr, ags. afris. milde,
as. mildi, ahd. milti, urverwant mit
air. meldaeh weich, zart, gr. ftx\S*-
k6s weich, zart, mild, patöoiv weich-
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111
ling, ai. mdrdhati lässt nach. Die
wz. *meldh-, neben welcher auch
*meld- erscheint (z. b. in apr. malda-
juug, aksl. mladü jung, zart, lat.
inollU weich, gr. x<jLx\bwu schwäche,
zerstöre, ai. mfdu- weich, mild, vgl.
auch ga malt eins), ist vielleicht
aus *mcl- weitergebildet, vgl. gr.
tixkxxh weich, sanft und malan.
mi Iiis, s. mildi[)a, unmilds.
milhma m. wölke, ein dunkeles
wort, das verschieden beurteilt wird.
Johansson (Beitr. 15, 232 f. f.) stellt
es zu einer idg. wz. *smelk-, *melk-
und vergleicht u. a. lett. xtnulkun-
kleinigkeit (stüubchen), smilts, smilkls
(lit. ttmiltU) sand, sntalks fein, dünn.
Näher stehen lit. mndlkas dunst,
milkli schwachen dunst von sich
geben (s. Zupitza, Die germ. gut-
turale 135). Andere denken an ver-
wantschaft mit lett. milsl es wird
dunkel/ lit. milxzti zusammenziehen
von gewitterwolken, wozu mit media
im wurzelauslaut air. tnelg tod (todes-
dunkel), gr. ifAoXyäq dunkel, finster-
nis. Hoffmann (Bezz. Beitr. 18, 289)
stellt milhma zu gr. ßiXxiov ' xpjvt)
(Hesych.).
militön kriegsdienste tun, aus
lat. mil'Uäre.
milij) n. honig (dazu ags. müue
honigsüss), air. mil, lat. mel (gen.
i*ellu). gr. yt,t\i (neXiT-), armen, mekr.
miluks f. milch, an. mjolk, ags.
meoluc, afris. mcloi, as. miluk, ahd.
miluh, zu ags. melcan, ahd. mtlchan
melken. Dieses starke vb. beruht
auf der idg. wz. *mely- abstreifen,
melken in lit. me'lzu (inf. mikzti),
aksl. miuzff (inf. mlhli), air. bligim
melke, melg, milcht (blicht) melk,
lat. mulgeo, gr. xpteXyu melke, avest.
manzaüi, ai. mrjdti wischt, streift
(daneben *mel%- in ai. mrculi berührt
und andern Wörtern). Schwierigkeit
bietet nur aksl. mleko milch, das
wahrscheinlich aus dem germ. ent-
lehnt ist, doch von einigen forschern
für echt-slavisch gehalten wird. Jagic*
(Arch. f. slav. phil. 11, 308 f.) sieht
in ml&to eine Weiterbildung eines
consonantischen Stammes nom. **tU
aus *mlf-z, gen. *mlfee (vgl. slov.
mlhivo, mtez biestmilch, czech. Mie-
zivo, mleziua, slowak. mledvizo), wo-
I ffetren freilich nicht viel einzuwen-
den wäre — nur ist das ansetzen
eines Stammes *mlrz- zu hypothetisch.
Auch Kirste (Arch. f. slav. phil. 12,
307 f. f.) hält mh'ko für slavisch,
doch er stellt es zunächst zu gr.
ßxpTTu fasse, indem er von einer
wz. *mclq- ausgeht. Dieses *melq-
wäre eine nebenform von *mtlx- in
lat. mulceo streiche, ai. mrcdti wischt,
streift.
niiiuz n. fleisch, krimgot. menus
(wol *mems zu lesen), vgl. apr.
menm, aksl. meso, alban. mit, armen.
Nif, ai. mämm- (mäms-). Die idg.
grundforra ist *mhn*o- t woneben
*mnnsro-: air. mir stück fleisch, lat.
memhrum glied (membräna dünne haut).
Nasallose formen liegen in lit. mem
und ai. mas vor (vgl. mammö
nnd s. Mikkola, Bezz. Beitr. 22,
241 f. f.).
minniza kleiner, geringer, jünger,
minnut» kleinster, geringster, an.
miune, minnttr, ahd. minniro y minnutt,
urverwant mit aksl. mtnjlfi, minij
112
kleiner, geringer, jünger, lat. minor
kleiner, minimM kleinster, zur idg.
WZ. *mei- vermindern (urspr. iden-
tisch mit der gleichlautenden unter
gainains, maidjan besprochenen
WS«) in com. minow verkleinern, min-
dern, lat. minuo, gr. ßivvbcc
miudere, ai. minali mindert, wozu
auch gr. ßtiuv kleiner. Das nn in
germ. *minnis- ist aus nie entstanden.
Anders über minniza Meillet (De
Indo-Europaea radice tnen- 9), der
es ohne genügenden grund von der
wz. *mei- trennt und es mit lit.
menkas gering, klein, air. menh klein,
armen, manr klein, fein, ai. manak
ein wenig verbindet. Vgl mius,
minznan.
mius geringer, weniger, ags. ahd.
min, adv. zu minniza.
minznan sich vermindern, zu
minniza, inins.
lllissade{is f. inissetat, ags. misd.t'd,
as. misdad, ahd. missitat. Mum- ge-
hört wahrscheinlich nicht zu ags.
mtdan, as. mithan, ahd. midan meiden,
an. missa, ags. musau, ahd. missen
vermissen, sondern ist wegen der
bedeutung von missaleiks, mis-
saqiss vielmehr mit misso zu ver-
binden. Für -tl>'f)s s. gadef)s.
missaleiks verschieden,, ags. mis-
Ue t as. mislic verschieden, ahd. mU-
silih, missalih, s. missö.
missaqiss f. wortstreit, eigl. 'wech-
selnde', zu missaqijmn streiten, s.
missö uud qil)an.
missö gegenseitig, in Zusammen-
setzung missa-, auch mit der bedeu-
tung 'verkehrt, miss-', identisch mit
air. wm- verkehrt, zur idg. wz.
*mrith- abwechseln f Weiterbildung von
*///<*/-, s. gamainsi in aksl. mitr,
mit u kl alterne, ai. milhas, gegensei-
tig, in Uhu, mithuyA verschieden, falsch.
methati, mithdti wechselt ab, zankt,
gesellt sich zu. Vgl. maidjan.
mitadjö f. maass, zu mitaj)B.
mitan messen, an. meto, schätzen,
ags. metan, afris. mi'ta, anfr. metan,
ahd. mejjan messen, mit m i t a j) s ,
m i t 0 n , u s m e t zur idg. wz. *med-
| Weiterbildung von *we-, s. mela)
in air. midiur, midim urteile, schätze,
denke, lat. meditäri überlegen, modus
maass, modius seheflel, gr. p&ofxat
erwäge, trage sorge, ßtfoftxi ersinne,
fasse einen beschluss, ße$tfivo$ maass,
seheflel, fjtirpov maass (aus idg.
*mctro-, *mettro-, *uieil-tro-\, (Jt.nZcq
ratschlag, armen, mit sinn.
mita{>s f. maass, zu mitan.
mitön (ermessen), denken, ahd.
mejjön, zu mitan.
mi|i mit, an. med, ags. mid, afris.
mith, as. mid (midi), ahd. mit (miti),
urverwant mit gr. f*t7x mit, avest.
ma{, ai. smdt zusammen, sammt, mit.
mi|>gardiwaddjus f. (zwischen-
hauswand), Scheidewand, s. mi[>,
gards und -waddjns (baürgs-
w a d d j u s).
mil>gasin|>a m. geführte, s. mi\>
uud sin[)S, vgl. an. tinne gefährte,
ags. {iceg-)gestda reisegefährte und
gasinfija.
mil>litjan, s. lita.
mil>wissei f. mitwissen, gewissen,
*mipwm mitwissend, zu mipwiian
mitwissen, sich bewusst sein, 8.
witan.
mizdö f. lohn, ags. med, meord,
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113
afris. mrde, aide, as. m*da, mieda,
ahd. miita, miata, urverwant mit aksl.
mtzda, gr. fiiadt:, avest. mizda- lohn,
ai. miilhd- kampfpreis, kämpf. Dazu
vielleicht lat. miles söldner (aus
*mides, *mizdes).
m od ags zornig, an. m6dogr wild,
zornig, finsterer gesinnung, ags.
nUtdig, as. mödag, mödig, ahd muotic
mutig, zu mö|)3.
möjan, s. afmauips.
motu f. zoll, vgl. an. tnufa ab-
gäbe, lohn bei bestech ung, ahd.
müta abgäbe, zoll und das aus dem
germ. entlehnte aksl. mg/o lohn,
gewinn. Man denkt wol mit unrecht
an entlehnnng aus inlat. mfita ab-
gäbe, das vielmehr deutsch zu sein
scheint. Zusammenhang mit gamö-
tan und gamDtjan ist kaum
wahrscheinlich.
mötan, s. gamö tan.
mötareis m. Zöllner, zu raota.
mütjan, s. gamotjan.
nio|is m. mut, zorn, an. modr
zorn, finstere gesinnung, ags. niod,
as. tnöd, ahd. muot gemüt, mut, mit
ahlaut zu aksl. sil-mejq wage, gr.
fjt.xioi4.xi strebe, trachte, nxifixu ver-
lange heftig. Ist lat. mos sitte (gen.
märt*) auch hierher zu stellen? Andere
auffassungen von möps findet man
hei Meillet (De Indo-Europaea radice
men- 11 f.) und Hirt (Beitr. 22, 229).
mükamöflei f. santtraut, *müka-
mOp* sanftmütig enthalten einen adjec-
tivstamm mitka- weich, verwant mit
an. mjrikr, engl, meek sanft, weich,
an. mykva besänftigen, mijke dünger,
norw. dial. mauk flüssigkeit und
vielleicht mit \ir. moc/U weich, sanft,
mild. Eine unsichere Hypothese über
den Ursprung dieser sippe findet
man bei Johansson (Beitr. 15, 234
f. f.). Für -mödei s. mo|)8.
mnlda f. staub, an. mold, ags.
molde, ahd. molta staub, erde, wie
malma wahrscheinlich zu mal an,
vgl. ahd. muljan zerreiben (woraus
russ. muliti entlehnt ist) und air.
moll spreu (aus *muldo-).
munan meinen, denken; geden-
ken, wollen (in diesen bedeutungen
praet. munaida), an. muna sich erin-
nern, gedenken, werden, mögen, sol-
len, ags. gemunan eingedenk sein,
as. farmunan nicht denken an, un-
eingedenk sein, verleugnen, zur idg.
wz. *men- denken, vgl. u. a. lit.
menii (inf. mfnli) gedenke, menu (inf.
minili) erwähne, aksl. mlnjq (inf.
näntti), air. do-moiniur meine, mentne
geist, sinn, lat. memini ich erinnere
mich, mens geist, moneo vermahne
(vgl. ags. manian, as. manön, ahd.
mannt erinnern, ermahnen), gr. ßifxovx
gedenke, verlange, i&ivos mut, zorn
(= avest. mana/t-, ai. mdnas sinn),
avest. ap. man- denken, ai. mdnyale
denkt, meint. Munan, man ist schon
in vorgerm. zeit ein praeterito-
praesens gewesen, denn auch lat.
memini und gr. ftiftovx haben prae-
sensbedeutung. Neben *men- steht
*mnä- in gr. ftiitvfaxx erinnere,
ttin»tifi*t bin eingedenk, skr. mnäta-
erwähnt, Ausführlich über diese
sippe Meillet, De Indo-Europaea
radice men- *mente agitare', Paris
1897. Vgl. anaminds, gamin|>i,
gamunds, manna, muns, ufar-
m annön.
1
114
mumlon das augenmerk auf et was
richten, sich hüten vor, an. mundo
eine waffe auf jmdn richten, mit as.
mendian, ahd. mendan sich freuen
zur secundären wz. *mendh- seinen
sinn auf etwas richten, lebhaft sein
(wahrscheinlich Weiterbildung von
*men- denken, s. munan), vgl. lett.
müdu erwecke, erwache, gr. fiarrSxvu
lerne, fi*be7v lernen, fiteyStptj stirn
und in un drei.
muildrei f. ziel, ahd. muntah
eifer, zu ahd. muntar eifrig, behende,
lebhaft, verwant mit lit. mandrujt
munter, aksl. mqdrh weise, avest.
mqzdra- verständig. Die Wörter ge-
hören zu der unter mundon an-
genommenen wz.
inuns m. gedanke, an. munr sinn,
zu munan.
iiiim Jis m. mund, an. munnr, mudr,
ags. mnd, afris. mund, as. müd, ahd.
mund, urverwant mit lat. mentum
kinn, zur wz. *men- hervorragen in
lat. eminerc, prömhu-re. Vgl. cymr.
mynydd, corn. menit, lat. mowt (gen.
monti*) berg, ferner nach Meillet
(De Indo-Europaea radice men- 8)
air. muin- hals, ai. mdnyä nacken
mit ihrer auch im germanischen
weit verbreiteten sippe. Nach einer
andern auflassung wäre munpi mit
-muL- in f a ü r m u 1 j a n zu verbin-
den.' Hirt (Beitr. 22, 228) erklärt
munpa- aus *stmiito- und vergleicht
gr. arifix (s. stibna). Auch lat.
mtntum führt er auf dieselbe grund-
form zurück.
Ii.
nadrs m. (?) natler, an. nadr,
nadra, dazu mit ablaut ag». nddtlre,
as. nädra, ahd. nutara. Ausserhalb
des germ. sind verwant: air.
cymr. nadyr, corn. nader schlänge,
natter, lat. natrix wasserschlange.
nagljan, s. ganagljan.
nahtamata m. nachtmahl, rahd.
nahtmaj, 8. nahts und mats.
nahtä f. nacht, an. ndtt, n6tt, ags.
neaht, niht, afris. nacht, as. ahd.
naht, lit. naktia, aksl. noati, air.
nocht (tn-nocht heute nacht), lat. nox
(gen. noctis), gr. vu£ (gen. wkt6(),
alban. nate, ai. naht- (noro. nak),
ndkti-, naktdn-. Vgl. ü h t w ö.
naiteinn f. lästerung, -naitjan
lästern (s. g a n a i t j a n) , ags. mitan,
ahd. nei j jan plagen, quälen, urver-
want mit lett. naida hass, nidu hasse,
gr. ovetlot Vorwurf, tadel, ai. nid-,
nidä spott , schmach, nindati verspot-
tet, schmäht, tadelt, verachtet. Vgl.
nei J).
naitjan, s. naiteins.
namnjan nennen, an. nefna, ags.
neunian, as. nemnian, ahd. nemnen,
denominativum von namö, vgl.
gr. ivofialvu.
namö n. name, an. na/n, ags.
notna, afris. nama, as. ahd. namo
(wozu mit ablaut mhd. -nuomen, nl.
noemen nennen), urverwant mit apr.
emmens, cmnea, aksl. imf, air. ainm,
lat. nömen, gr. Svofia, armen, anun,
avest. ap. näman-, ai. n*\man-,
nanfcjan, s. ananan|)jan.
naqajis nackt, an. nokkvedr, ags.
nacod, afris. nakad, ahd. naccot, nah-
hui, urverwant mit lit. n'uyaa, akel.
nayu, air. nocht, lat. nüdua (*noudo*
aus *noyvedoa), gr. yvpvdc, avest.
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115
mayna-, ai. uagnd-. Holthausen (Anz.
f. d. altertum 24, 34) identifiziert
gr. yupvSt mit avest. mayna-, indem
er beide auf idg. *nogtno- (mit la-
biovelarem g) zurückführt.
nardus m. narde, ahd. narda,
nartha, aus gr. v«p$o«, lat. nardus.
Gr. viphs ist ein lehnwort aus dem
Orient, vgl. hebr. nerd und skr.
nalada-. Wahrscheinlich kam das
urspr. indische wort durch phoeni-
cische Vermittlung zu den Griechen
(s. Lewy, Die semit. fremdwörter
im griechischen 40).
nasjan retten, erretten, ags. neri-
gan, as. ahd. nerian, causativum zu
-nisan in ganisan.
nati n. netz, an. ags. afris. as.
net, ahd. nezzi, (wozu mit ablaut an.
n6t grosses netz) beruht mit an.
mir, ags. netele, ahd. najja, nejjila
nessel auf einer wz. *ned- (nebenform
von *nedh- = ai. nadh-, nah-) nähen,
stricken, vgl. lit. nendre Schilfrohr,
air. nenaid nesseln, gr. xbixvi nessel,
n»3y? netzhaut um die eingeweide,
np. nad, nai schilt' (s. Windisch,
Idg. forschungen 8, 84; Sütterlin,
Idg. forschungen 4, 92; Brugmann,
Die ausdrücke für den begriff der
totalität 60). Dunkel ist lat. nmsa
fischreu8e, netz.
natjan benetzen, ahd. nezzan, deno-
minativum von *nuU, anfr. nat, ahd.
»aj nass, weder mit nati, noch
mit ai. nadi fluss verwant. Eher
beruht *naU mit gr. vorepöc nass,
voriu bin nass auf einer idg. dop-
pelwurzel *nod-, *not-\ s. ähnliches
unter hatis.
naribaünbafr fremdwort: novemöer.
naatHbandi f. (zwangsband), fessel,
s. naups und bandi.
uuiHli |»aürHs notwendig; f. drin-
gendes hedürfnis, wie auch as. nöd-
thurft, ahd. nötdurufl (und ags.
nüdpearf), s. nauj)8 und paürfts.
naüh noch, as. ahd. noh, aus idg.
*nu-ge und jetzt, s. du und uh.
iiaühan, s. binaühan.
nans m. toter, an. nur leiche,
vielleicht mit gr. vixvq, avest. na&u-
leiche zur wz. *nex- umkommen in
air. ec, bret. ankou tod, lat. nex ge-
waltsamer tod, necäre töten, noceo
schade, gr. vtxpic leichuam, vex&t;
häufe leichen, avest. nasyeiti, ai.
naeati, ndcyati geht verloren, kommt
um. Oder gehört naw mit aksl. navt
leiche zu der unter naujjs bespro-
chenen sippe? Vgl. ganawiströn.
nau]>jan nötigen , zwingen , an.
Heyda, ags. ntedan, as. nödian^ ahd.
nötjan, zu nau ]>s.
nau[>8 f. not, zwang, an. naudr,
ags. nead, med, afris. ned, näth, as.
nöd, ahd. not, nöth, identisch mit
apr. nauli- not und verwant mit
aksl. naviti ermüden, nyti erschlaf-
fen. Vgl. lett. nüve tod, nävH töten,
aksl. navt leiche und air. n6ine,
cymr. netvyn hungersnot. S. auch
b nau an, naus.
nawiströn, s. ganawiströn.
ne nein, nicht (emphatisch), air.
im nicht, lat. vr dass nicht, gr. vif-,
ai. na nicht, ablautend mit ni
und un,
nehw, nehtea nahe, adj. *nehws,
an. ndr, ags. ne'ah, as. ahd. näh,,
urverwant mit lit. nokti einholen,
erreichen, lett. näht hinkommen,
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116
kommen (Zupitza, Die germ. gut-
turale 66 f.).
nehwjan nahen, nahen machen,
vgl. an. nd orreichen, as. nühian,
ahd. nahen nahe bringen, nahen, zu
n e h w.
nehwundja m. der nächste, zu
uflhw. Vgl. abd. nähunt nah, in
der nähe, in die nähe, beinahe.
noi nicht (emphatisch in der frage),
ahd. ni, aus idg. *ne-id, vgl. iit.
nei auch nicht, nicht einmal, gleich-
sam, wie, aksl. ni und nicht, noch,
lat. ni, ap. naiy, avest. twi{, ai. nkd
nicht (Osthoff, Beitr. 8. 312).
neib n. neid, an. nid höhn,
schmach, ags. nid streben, anstreu-
gung, feindseligkeit, afris. nith, as.
nid eifer, hass, ahd. nid kampfgrimm,
groll, eifersueht, neid und air. nith
not, bedrängnis, kämpf beruhen auf
idg. *neit-, nebenform von *neid- (s.
naiteins, üsthoff, Morph. Unters.
4, 325 f. f.). Aehnliches findet man
unter hweits und auch sonst.
neiwan (?) grollen, ein sehr zwei-
felhaftes wort. Man vergleicht ags.
neoicol pronus (= mnl. niel), wozu
Cosijn (Tijdschr. v. Ned. taal- en
letterk. 8, 243 f. f).
nel>la f. nadel, an. tuU, ags. mrdl,
as.' nadla, ahd. nadala, zur idg. wz.
*sne-, *ne- nähen, spinnen in ahd.
näjan, näwan, naan nähen, air. snim
spinnen (subst.), sndth faden, sndthat
nadel, lat. tte're spinnen, weben,
nemen gewebe, gespinst, gr. via
spinne, fovy spann, iüwttTot gut ge-
sponnen, viißot faden, vijtric spinnen
(vgl. ahd. nät naht), vijTpoc rocken.
Finn. niekla ist eine alte entlehn ung
aus dem germanischen. Vgl. s n orj ö.
ni nicht, an. (selten) ne, ags. ne,
afris. as. ahd. ni, ne, lit. ne, aksl.
ne, lat. nS- (in erstarrten bildungenj,
avest. na, ai. nd, ablautend mit ne
und un.
nibai inif/a) wenn nicht, ausser,
doch nicht etwa, as. neba, nebo,
nein*, ahd. niim, nipa, nipo, nuOa,
aus ni und ibai (iba).
niflwa f. rost, wozu vielleicht an.
nidfylr (Falk, Ark. f. nord. fil. 5,
III). Liden (Stud. zur aind. und
vergl. Sprachgeschichte 60) denkt
an wurzelverwantschaft mit ai. nila-
dunkelfarbig, schwarzblau, dunkel-
blau, lat. renuleo, niteo glänze, air.
niam glänz und andern Wörtern.
nih noch, und nicht, vgl. as. ahd.
noh. Dem gotischen worte entspricht
genau lat. neque: s. ni und uh.
niiiuui nehmen, an. nivta, ags.
as. niman, ahd. n'eman, zur idg. wz.
*nem- zuteilen, sich zuteilen, nehmen
in gr. vifiu teile aus, vifionett teile
mir zu, benutze, geniesse, weide,
vific: weidetrift, von*) Verteilung,
vofiöc weide, wohnsitz, vdfioe gesetz,
vundu teile zu, lat. nemus hain. Lit.
imit, aksl. imq, air. -imim nehme,
lat. emo kaufe beruhen auf idg.
*iimo, aoristpraesens zur eelben wz.
Wahrscheinlich ist *netn- zuteilen,
nehmen urspr. mit *nem- beugen
<= ai. nam-) identisch. Vgl. anda-
uern, andanems, andanumts.
nipuan, s. ganipnan.
nisai), s. ganisan.
nihaii unterstützen, wahrscbeiu-
lich aus *ne]mn und verwant mit
an. ndd ruhe, as. ginätha, nfitha huld,
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117
hilfe. ahd. ginäda gnade. Vgl. ai.
nüthd- hilfe, Zuflucht, schutzherr,
nadkamäna- hilfe suchend, flehend,
nädhitd-, näthitd- hilfsbedürftig, in
not befindlich, wozu auch air. ar-
neithim stütze, halte, erwarte gestellt
wird.
ni[>jis m. verwanter, an. nidr
abkömmling, verwanter, ags. pl.
nifrfia* männer, aus *neptgo- und
identisch mit aksl. nefijl, neiij neffe,
gr. -veipios in xvnpiös geschw ister söhn
(*- aus Dieser stamm ist wei-
tergebildet aus *nepöt-, vgl. an. tiefe
verwanter, ags. nefa enkel, neffe,
ahd. n'evo neffe, verwanter, alit. nego-
tii, nepalis, nepntis enkel, neffe, air.
nia (gen. niad) schwestersuhn, lat.
nepö* (gen. nepötia) enkel, avest. ap.
napätr, ai. näpät nachkomme, enkel,
wozu das feminin um an. nipt nahe
verwante, ahd. nift enkeliu, Stief-
tochter, alit. neptia, air. neckt, lat.
nepiia, ai. naptx enkelin. Vermutun-
gen über den Ursprung von *nepU-
dnrfen als zu unsicher hier uner-
wähnt bleiben. Vgl. nihjö.
nihjö f. verwante, zu nihjis.
niuhseins f. heimsuchung. s.
biniuhsjan. Vgl. an. njoan aus-
spähung, künde, nachricht.
niuhsjan, s. biniuhsjan.
iiiujis neu, an. ngr, ags. mwe,
neowe, afris. nie, as. ahd. niutei,
nim, identisch mit Lit. ndvja*, gall.
mvio-, air. nue, lat. Novius, gr. ion.
vtloq, ai. ndvt/a-, Weiterbildung von
idg. *newo- } alit. navaa, aksl. novit,
lat. novua, gr. vtoc, avest. nava-, ai.
ndva-, wozu auch armen, nor (vgl. gr.
vtxpöc). Vgl. niuklahs, niun, n u.
niuklahs neugeboren, unmündig,
kindisch, zu niujis. Wahrscheinlich
ist nivklaha- eine Weiterbildung von
*niukla- und bedeutet es eigl. 'novi-
tius' (Gallee, Gutiska 2, 39).
niun neun, an. n/u, ahd. niun,
woneben *niwun, ags. nigon, afris
as. nigun, allgemein idg., vgl. apr.
neurin- (in newinta der neunte), lit.
devym, aksl. devett (mit anl. d nach
dcazimt, desett\, air. noi-n-, lat. novem,
gr. ev-vex, armen, inn, avest. nava,
ai. nava. Busbeck hat noch die
krimgot. form nyne überliefert. Viel-
leicht gehört niun zu idg. *newo-
(8. niujis). Mit dem dual ahtau
scheint eine reihe abzuschliessen und
'neun' wäre dann 'ein neues' (»Streit-
berg, Anz Idg. forschungen 7, 255).
niunda der neunte, an. munde,
ags. niaoda, as. nigundo, ahd. ninnto,
zu niun. Vgl. apr. netvinta, lit.
derfnlaa, aksl. devgiü, gr tvxroq.
niuntehund neunzig, zu niun.
Hintan erlangen, gemessen, an.
njota, ags. neotan, afris. nieta, as.
niotan, ahd. niojan nutzen haben
von, benutzen, gemessen, urverwant
mit lit. nauda nutzen, ertrag, ndudgti
begehren, panuati gelüsten. Dazu
nuta, unnuts.
nöhjan, -nöha, s. ganöhs.
nöta m. (oder nötö n.?) schiffs-
hinterteil, unerklärt.
nu jetzt, an. ags. afris. as. ahd.
ȧ jetzt, nun, lit. nugi nun denn,
aksl. nynS nun, air. no, nu partikel
beim praesens, lat. nunc jetzt, nudiua
lertiua vorgestern, gr. vi/, vüvi, vi/v,
avest. nn, niirzm, ai. «ß, nündm
jetzt, nun. Auf idg. *«/?, tiefstufe
118
von *neico, beruhen wol die Wörter
für 'neu', s. niujis.
nata m. fänger, fischer, zu niu-
tan.
mit«, s. unnuts.
0.
Ö interjection, wie lat. ö, gr. u.
ögan fürchten, praeterito-praesens,
ablautend mit agis.
ögjan in fureht setzen, zu ogan.
ösanna freindwort : ävxwx.
<»|>li. s. haim o |> 1 i.
paida f. leibrock, ags. päd, as.
prda rock, ahd. pheit, pfeit hemd,
rock (wozu gapaidon bekleiden, vgl.
mhd. enphetten entkleiden), aus vor-
germ. Haiti — gr. thrac. ßxhvi hir-
tenrock aus ziegenfellen. Finn. paita
entstammt dem germanischen. Vgl.
noch alban. petkt kleid aus *paitaka.
paintekustän fremdwort: jt**tij-
xofl-Tjfv, acc.
papa m. vater, bischof, aus gr.
parakletus m. trüster, aus gr.
irxpxKXnros.
paraskafwe fremdwort : irxpx-
paska, pasj-a fremdwort: xxv%x.
paürpura f. purper, aus lat. pur-
pura, das auf gr. iropQvpx beruht.
Das griechische wort ist zweifelsohne
semitisch: Lewy (Die semit. fremd-
wörter im griechischen 1~8) ver-
gleicht hehr, bafar glänzen, Safr'tr
teppich, aram. Hfarpara morgenröte
und lässt ircpQupx zunächst aus
*<r(pcpirupx entstanden sein.
peikabagms m. palmbaum, aus
peika- und bagms. Peika- ist viel-
leicht durch keltische Vermittlung
aus lat. ficm feige entlehnt (Much,
Beitr. 17, 33). Der Ursprung von
ficm ist nicht bekannt : kaum steht
es in Zusammenhang mit gr. ovkov,
boeot. tüxov (s. Hehn, Kulturptl. und
hausthiere "560 f., Lewv, Die semit.
fremdwörter im griechischen 22 f.).
Ganz anders wird peika- von Jo-
hansson (Kuhns Zs. 36, 383 f.)
beurteilt. Er hält das wort für ger-
manisch und vergleicht an. pik
stachel, zacken, ags. ptc spitze ( : np.
bidi, ai. Oija- samen?).
pistikeins echt, unverfälscht, aus
gr. »kttikcV mit dem got. suffix
-ein*.
plapja f. Strasse, aus lat. platea
Strasse, gaese, platz (gr. rXxrtix sc.
iWs). Das zweite p in plapja ist
einer assimilation zuzuschreiben.
plats m. (oder plat n.?) läppen,
dicken, fetzen, kaum aus aksl. plaiä
läppen entlehnt, das vielmehr *plöt«
gegeben hätte. Eher steht platt in
Zusammenhang mit mnl. plet, nd.
plttte läppen, 6tück, vgl. mnl. mnd.
plat platt, mnd. pletten plätten, ags.
pliHtan flach schlagen. Wie diese
sippe sich zu gr. xXxruq flach verhält,
ist nicht deutlich. Anders über plaU
Johansson ( Kuhns Zs. 36, 372 f. ), der
es mit mnl. plet, nd. plette zu einer
idg. wz. *bled-, *6?ld- (urspr. *6eled-)
stellt und u. a. schw. dial. palt fet-
zen, läppen, flicken, kleidungsstüek,
dän. dial. palt, päft, pjall stück,
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-
LI«
teil, nd. pal((e) läppen, fetzen zur
vergleichuug heranzieht.
plinsjan tanzen, aus aksl. plesaii
(praes. pl§Sq aus *ple3-jt{).
praggan, s. anapraggan.
praitöria, prattöriaun, fremd wort:
irpxnzpicv (lat. praetorium).
praizbytafri n. oder praizbytairei
f. priesterschaft, aus gr. irpfaßurepiov.
praüff'tus in. prophet, auch prau-
fetes, aus gr. wpo^JjfTif?. Das femi-
ninum dazu ist praufHcu, gr. irpö-
0jJt/<. Ableitungen von pradfdu*,
siud pratt/Hi n. Weissagung, prau-
■fHjan weissagen.
psalma, psalmö f. psalm, wie ags.
psealm, sealm und ahd. psalmo, salmo,
salm aus lat. psalmus, gr. tya\pi6q.
puggs m. (?) beutel, geldbeutel,
an. pungr, ags. pung, ahd. pAunc,
{scaz-]fung beutel, nd. pung, punge,
pungd beutel, kleiner sack, päck-
lein, bündel (woraus lit. pungntgs
bündel, päckchen), pungen, pungeln
ein pack tragen, vgl. mlat. punga,
puncha, mgr. -Koxtyy^, irouyyiov, rum.
punge beutel, ital. dial. ponga kröpf
der vögel, aksl. pqgy knöpf. Viel-
leicht ist die sippe germanisch, denn
nd. pungd könnte mit ai. bdkura-
ein blaainstrument (?) identificiert
werdeu (Johansson, Kuhns Zs. 36,
367).
pund n. (?) pund, an. ags. afris.
as. pund, ahd. pAuni, altes lehnwort
aus lat. pondo indecl.
qaifioil weinen, an. kveina, ags.
cwdnian, woneben mit anlehnung
an wai an. veina, ags. trdnian, ahd.
tceinön. Man vergleicht wol mit un-
recht gr. ühivu empfinde schmerz,
jammere, ulftet, geburtswehen, indem
man in «- ein praefix oder sogar
einen prothetischen vocal sieht. Eher
gehört qainön mit an. kv/da fürch-
ten, ags. ctt'i'dan klagen (Lidän, Bezz.
Beitr. 21, 103 fussnote) zu lit.
geddli singen, aruss. gajati krähen,
ai. gdgati singt (vgl. die semasio-
logische begründung bei Thumb,
Kuhns Zs. 36, 196 f. f.).
qafrnus, s. asiluqairnus.
qairrun sanftmütig, an. kvirr,
kgrr still, ruhig, mhd. kürte zahm,
milde, vielleicht urverwant mit lit.
gurvs locker, bröckelig (s. Bezzen-
berger, Bezz. Beitr. 3, 81), eher
aber mit lit. gerat gut (Hirt, Beitr.
23, 352).
qens f. gattin, an. kvdn, kvdn,
ags. cwen, as. quitn, identisch mit
skr. -jäni-, mit ablaut zu qino.
qiman kommen, krimgot. kommen
(kaum richtig), au. koma, ags. cuman,
afris. kuma, koma, as. cuman, ahd.
qu'eman, coman, cuman, zur idg. wz.
*gem- (mit labiovelarem g) gehen,
kommen in gr. ßxbv gehe (aus
*gwgö), imperat. ßxvxe = ai. gdccha,
armen, ekn er kam = ai. dgan, avest.
jasaiti kommt = ai. gdcchati geht,
ai. gdmanti sie gehen, gdmantu sie
sollen gehen, vgl. mit unerklärtem
n lat. venio komme, adv&na ankömm-
ling, osk. kom-fjened convenit, umbr.
benust venerit, com. ben, bret. beim,
air. beim {*benxmen-) schritt. Dage-
gen sind lit. gimti geboren werden,
lat. gentium Zwilling, ai. jämi- leib-
1 520
lieh vergeh wintert wegen der bedeu-
tungsdifferenz ferne zu halten. Neben
*gem- steht *//</- in gr. (ßw, <lor.
tßüv = 81. dgäm ging u. s. w. Vgl.
gaqum})8, qums.
qinakundti von weiblichem ge-
schlecht, 8. qino und airjia-
ku n d.s.
qinö f. weib, an. kona, ags. ewene,
as ahd. quetia, allgemein idg., vgl.
apr. genno, genna, aksl. £ena, air.
ben (gen. t/tna), cymr. biot, gr. ? uv>f,
boeot, ßxvä, armen, kitt, avest.^«//,
jaini- y ai. gna, jdni-. Dazu qens.
qistjan verderben, mnd. quuten,
ahd. quixlan, chwixten verderben, ver-
nichten, nicht wie an. krixla zu an.
kvixlr zweig mit der urspr. bedeu-
tung "die äste abschneiden', sondern
zu ahd. quixl Vernichtung, verderben.
Dieses gehört vielleicht zu lit. gendu
gehe entzwei, verderbe, gad)nti be-
schädigen, verderben (dann wäre d
hier aus ttt entstanden, s. Brugmann,
Idg. Forschungen (5, 103) oder aber
zu lit. gteti erlöschen, ausgehen,
gexyli, gesinli löschen, aksl. gax/iqli
erlöschen, gaxili löschen, gr. <rßh-
vvpt lösche, ai. jdxalc ist erschöpft.
qi|>an sagen, an. kveda, ags. cwt-
(tun, afris. quetha, as. quHhan, ahd.
qu'edan beruht auf einer wz. mit l
im auslaut und darf also nicht un-
mittelbar mit skr. gddaü redet,
spricht, sagt verglichen werden.
Ansprechend stellt Wiedemann ( big.
Forschungen 1, 513) air. bei mund,
lippe (aus *bello-) zu qi}>an. Ueber
ältere etymologien s. Zupitza, Die
germ. gutturale 87. Vgl. -qisx in an a-
qiss, missaqiss u. s. w., unqejjs.
<lil>uhufta schwanger, s. qif>us
und hafts.
qi)inN m. bauch, mutterleib, an.
kvidr Unterleib, ags. evid bauch,
ahd. quiti vulva; dazu lausqijirs.
Man denkt an Zusammenhang mit
lat. ulerux bauch, mutterleib, was
lautlich nicht ohne bedenken ist.
Andere vergleichen gewiss mit un-
recht ai. ja\hdra- (s. kilfiei) oder
lat. venler bauch, gr. yxvj^p Unter-
leib, magen.
qius lebendig, in den andern germ.
sprachen mit unerklärtem k: an.
kvikr, kifkr, ags. ctrieu, cueu, afris.
as. quik, ahd. quee. Das gotische
wor( ist aus idg. *gJwo (mit labio-
velarem <j) entstanden, vgl. lit.//yr<w,
aksl zivil, air. b/u, be'o, cymr. bytr,
bret. beu, osk. bivo-, lat. virus leben-
dig, gr. ßhc leben, ai. jivu- leben-
dig, zur wz. *gtuh leben in aksl.
zivq, lat. vivo, armen, keam lebe,
avest. jvaili (jivaili), ai. ßvati lebt.
qrammilm f. feuchtigkeit, zu
*qrummx, au. kramr feucht. Man
vergleicht lit, grinuti wegsinken (in
wasser oder schlämm), gramzdgti
sinken machen, aksl. greznqti einsin-
ken, greza kot, grqzifi einsinken
machen. Wir haben wol mit Kluge
und Zupitza qrammifia in *kran)mil)<i
zu ändern und dann auch *kromm$
zu schreiben.
qums m. ankuuft, vgl. ags. cyme,
zu qiraan.
r.
rabbnunm fremdwort: sctßßouvL
rabbei fremdwort: pxßßti.
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121
ragin n. rat, besehluss, an. regia
die ratschlagenden göttlichen mächte,
götter, as reffin-, regan- göttlicher
ratschluss, ahd. reffin- in eigen-
namen , verwant mit gareh^ns f.
bestiinmung, ratschluss und mit
rah n j an.
Hüthums m. ratgeber, ratsherr,
zu ragin.
ratrinön (raten), beherrschen, an.
rag na beschwören, ags. regnian, re-
nian anordnen, bestimmen, zu ragin.
rahnjau rechnen , verwant mit
ragiu. In den andern germ. dialec-
ten findet man nur formen mit k:
ags. reconian, afris. rekenja, ahd.
r'ehhanön (dazu an. rok Ursache, grund,
ereignis, wunder, ags. racu, as. raka,
ahd. rahha rede, rechenschaft, sache).
Was die got. form mit h anbetrifft,
so könnte man aksl. rekq (Inf. resti)
sage, rokn termin, recl rede, wort,
raknqti, raciti wollen, ai. raedyati
ordnet, verfertigt, errichtet, bereitet,
bewirkt zum vergleich heranziehen.
Vgl. röhsns.
rahtön darreichen, denominativum
von *rahta-, zu rakjan in ufrak-
jan. Vgl. raihts.
raidjan anordnen, festsetzen, ags.
r&dan, mhd. reiten, denominativum
von raida-, s. g a r a i \> 8. An. greida =
garaidjan.
nu litis allerdings, denn, nämlich,
zu raihts.
raihts gerade, recht, an. re'iir,
ags. riht, afris. riucht, as. ahd. r'eht, I
zur idg. wz. *rey- reckeu, richten
in ufrakjan, vgl. zunächst air.
recht gesetz, lat. rectus, gr. opettTÖs auf-
recht und avest. 9r»zu-, ai. tju- gerade.
raip, s. skaudaraip.
raka fremdwort: faxi.
rakjan, s. ufrakjan.
rasta f. (rast), meile, an. rmt
Wegstrecke, ags. rast ruhestätte; la-
ger, ruhe, as. rasta, resta ruhelager,
totenlager, ahd. rasta ruhe, rast,
Wegstrecke, wurzelverwant mit razn
und mit air. drus wohnsitz (aus
*ad-rostn).
rajyö f. zahl, rechnung, as redia
rechenschaft, ahd. redja, redea rechen-
I schaft, rede und antwort, rede, er-
zählung, nachricht, identisch mit
| lat. ratio berechnung, rücksicht,
I grund, zur wz. *re- in reri glauben,
ratus berechnet, bestimmt, giltig,
wahr. Breal (Mem. de la Soc. de
Ling. 7, 135 f. f.) hält auch rapjö
für ein lehnwort aus dem lateini-
schen, indem er pich auf kawlsjö
aus cautio und latktjö aus lectio be-
ruft. Vgl. garaf)jan.
raj)8 leicht, vgl. ags. rtede, ahd.
rado schnell und an. roskr keck,
tapfer, ahd. rase schnell (aus *rotko-
oder *rotsko-). Wahrscheinlich gehö-
ren diese Wörter zu einer wz. mit
der bedeutung 'eilen, schnell sein',
vgl. air. rethim laufe und afris.
reih, nd. ahd. rad, lit. rdtas, air.
roth (gall. petorritnm vierrädriger
wagen), lat. rata rad, avest. rapa-,
ai. rdiha- wagen.
raubön, s. biraubön.
rarihtjan, s. inraühtjan.
raupjan rupfen, ags. rypan aus-
reissen, abrupfen, ahd roufen raufen,
rupfen enthalten eine idg. wz. *reub-
woneben *reup- in biraubön.
raus n. rohr, an. reyrr, ahd. rör,
122
nicht genügend erklärt. Vielleicht
gehört ram zu einer idg. wz. *reu«-
bewegen, wozu sich auch skr. rom-
zorn, rosati, rmyali ist unwirsch, ist
missmutig, zürnt, ru*{a- erzürnt,
zoruig, lit. rüstas unfreundlich, zornig
aussehend stellen lassen (Ark. f. nord.
6L 15, 157 f.). Hirt (Beitr. 22, 234
f.) und Hoffraann (Bezz. Beitr. 25,
106 f.) vergleichen mit unrecht gr.
tpoQos röhr, das zu epiQu gehört
(von Hirt werden ausserdem noch
»erb. rogoz rietgras, poln. royoz binse
herangezogen). Noch anders, aber
gewiss verfehlt Bugge (Beitr. 13,
334). Auch lat ruscus mäusedom
ist ferne zu halten.
ran | »s rot, an. raudr, ags. read,
afris. räd, as. röd, ahd. röt, mit
gariuds zur idg. wz. *{e)reudh- rot,
röten, rot sein in lit. rauda rote
färbe, raudonas rot, rudas braunrot,
rüdls rost, rüdyti rosten, rudu (gen.
ruden*) herbst, aksl. rildfiti sg sich
röten, rädru rot, rüzda rost, obrydati
9§ erröten, ruda erz, metall, air.
rüad, cymr. rAüdd, com. rud, bret.
ruz, lat. ruber rot, ruf tut (umbr.-osk.
lehn wort wegen des f) rötlich, gr.
ipetöo röte, ipubpot rot, avest. raoi-
dita- rötlich, ai. rdhita- rötlich, rotes
pferd, rudhiid- rot. Idg. *(e)reudk-
ist eine erweiterung von *(e)reu-, I
vgl. armen, arev, ai. ravi- sonne,
avest. aurma- glänzend, weiss, ai. \
aruw- rot, feuerfarben, aruna- rötlich
und andere Wörter.
razda f. mundart, spräche, an.
rodd laut, stimme, ags. reord stimme,
spräche, ahd. raria stimme. Man
stellt das wort entweder zu rodjan
oder aber zu ai. rdmti, rasati schreit,
brüllt, heult. Aksl. gorazdii erfahren
beruht auf einem unbelegten adj.
got. *garazds eigl. "mit rede ver-
sehen, gut redend'.
razn n. haus, an. rann, ags. arit,
verwant mit rasta.
redan, s. garedan.
reikl n. reich, herrschaft, au.
rtftf, ags. rtce, as. rUci, ahd. rihhi,
uralte entlehnung aus kelt. rigio-,
air. rige reich. Apr. riici ist zunächst
aus dem got oder altdeutschen ent-
lehnt. Vgl. reiks.
reiks m. herrscher, als adj. 'mäch-
tig, vornehm' (vgl. an. rfkr), wone-
ben *reikeis herrscher, herr, das
durch apr. rikys vorausgesetzt wird
und dem ags. r/cc, as. riki, ahd.
rihhi mächtig, vornehm, herrlich
entsprechen. Reih ist sehr früh aus
kelt. -rur, air. r! (gen. rig) könig
(= lat. r>-jr, ai. r<y-, rd() ontlehnt
worden, zugleich mit reiki aus
der ableitung kelt. riguh. Anders,
aber nicht überzeugend Brugmann
(Grundr. 1', 504). Aus dem germ.
drang der stamm *rik-, *rikui- in
das baltische : alit. rikys könig, ry-
kduti herrschen, rikunia Verwalterin,
apr. riky», rykyes, reykeis herr, rika-
tcie du herrschest, rickäusna- regie-
rung, rikyska- obrigkeit, rikytrisko-
herrlichkeit. Von reiks ist das vb.
reikinön beherrschen abgeleitet.
reirail zittern, reirö f. zittern,
erdbeben, gewiss urverwant mit ai.
lelaydti schwankt, schaukelt, zittert,
leldyä schwank, in unruhiger bewe-
gung, weshalb Bugges hinweis auf
armen, ercrem zittere (Idg. for-
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schlingen 5, 176) zwecklos ißt.
reisan, s. urreisan.
rign n. regen, krimgot. reghen,
an. ags. regn, afris. rein, as. ahd.
reff an, nicht genügend erklärt, vgl.
etwa lit. rökli staubregnen, rohe
Staubregen (Zupitza, Die gerin. gut-
turale 136). Lat. rigäre bewässern
und alban. pje§ fliesse, quelle, rinne,
tropfe sind ferne zu halten und das-
selbe gilt von gr. ßptx u benetze,
denn anl. idg. mr hätte im gern».
br gegeben. Vgl. rignjan.
rignjan regnen, an. rigna, wie
ahd. r'eganön zu rign.
rikan anhäufen, mhd. rechen
zusammenscharren, wozu an. relca,
ahd. rehho harke und mit ablaut
gib. ags. racu, mnl. rahe. Vgl. lat.
rogus Scheiterhaufen. Man denkt an
Zusammenhang mit -rakjan, s. ufrak-
jan.
rimis n. ruhe, urverwant mit lit.
rtmli ruhig sein, romu* gelassen,
ruhig, sanftmütig, gr. epctpai liebe,
begehre, tpifix ruhig, sanft, leise,
avest. rämayeili beruhigt, airime
ruhig, ai. rdmate steht still, ruht,
hört auf, ergötzt sich. Mit recht
werden auch lit. remti stützen und
air. fo-rimim lege, setze hierher ge-
stellt.
rinnail rennen, laufen, an. rinna,
renna, ags. as. ahd. rinnan. Gewöhn-
lich erklärt man germ. *rinnö aus
*rinwö, auf welche grundform auch
ai. rtnvätni (belegt ist arinvan) zu-
rückgeht. Die wz. *rei- liegt weiter
vor in aksl. rinqti stossen, Üiessen,
roj bienenschwarm, izroj effueio semi-
nis, lat. rivns bach, ai. rimtmi lasse
] laufen, lasse Üiessen (über das Ver-
hältnis zu rruimi 8. Osthoff, Morph.
Unters. 4, 216, dessen äusfiihrun-
gen mich aber nicht überzeugen).
Gegen diese etymologie spricht aber
der ablaut rinnan : rann (vgl. rinnö,
runs, urrannjan), weshalb bis-
weilen vorgezogen wird von einer
wz. *renn- auszugehen und air.
roinnim entlaufe (s. Strachen, Bezz.
Beitr. 20, 12) zu vergleichen. Ich
wage es nicht in dieser schwierigen
j frage zu entscheiden. Vgl. urreisan.
riüilö f. giessbach, ahd. rinna
Wasserleitung, zu rinnan. Ueber
die lehnwörter poln. ryntca, rynna
rinne s. Arch. f. slav. phil. 15, 482.
riqis n. fiusternis, an. rfkbr fin-
sternis, dämmrung, gr. tpeßos dun-
kel der Unterwelt (ipeßevvtt aus
iptßurvos finster), armen, erek abend,
ai. rdjas dunstkreis, luft kreis, dust,
nebel, dunkel, staub. Die Wörter
gehören zu gr. pi^u färbe, ai. rdjyati
ist rot, färbt sich,
riuus, s. gariuds.
riurei f. Vergänglichkeit, verder-
ben, *riuri/)a = an. ryrd verlust, zu
ri urs.
riurjan verderben, an. ryra, zu
r i u r s.
riurs vergänglich, sterblich, an.
ryrr gering, arm, zur wz. *reu-
zerb rechen in lat. ruere stürzen,
ruina einsturz, trümmer, ai. räviftam
zerschlug, mld- zerschlagen, vgl. an.
ryja den schafen die wolle ausreissen,
lit. rduii, ravtti ausraufen, ausreis-
sen, jäten, aksl. rüvq reisse aus,
ryjq grabe, runo vliess, air. ruam
spaten, grabscheit, lat. ruere raffen,
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aufwühlen (anders, aber verfehlt
Bugge, Beitr. 18, 338 f.).
rö^jan reden, an. rf&a, vgl. air.
nordidiu sage, spreche und die sippe
von garedan. Vgl. razda.
rohstis f. hof, vorhof, unerklärt
(man denkt an Zusammenhang mit
rah nj an).
rums m. (?) räum, als adj. 'ge-
räumig, weit', an. rüm freier platz,
lagerstätte, bett, sitzplatz, ags. nun,
as. ahd. rüm räum, als adj. ags.
rum, mhd. rüm geräumig, vielleicht
mit suffixalem m zu aksl. ravtnü
eben, lat. rüs (gen. rüris) land, avest.
ravah- weite.
rüna f. geheimnis, geheime be-
ratschlagung, geheimer beschluss, an.
ags. rttn, as. ahd. rüna, mit *rünan
i*rimaida, s. birünains), garüni
und an. raun Untersuchung zu lett.
runät reden, air. run geheimnis, gr.
eptuvxu spüre nach.
runs m. lauf, vgl. ags. ryne, zu
rinn an. Daneben -rund- in ga-
runs, urruns, vgl. ahd. run*,
runsa lauf des wassers, fluss, bach,
graben.
8.
8a dieser, der, f. so (s. w r eiter die
grammatiken), alat. acc. m. tum,
f. »am, gr. i, avest. Aa- y hä, ai.
sd, sd.
saban n. leinenes tuch, totenkleid,
wie ahd. saban leinenes tuch, aksl.
savanü leinenes hemd, totenkleid
aus gr. vxßxvov, lat. sabanum lei-
nenes tuch. Das im griechischen
spät erscheinende wort bedeutete
urspr. 'zeug in Saban (bei Bagdad)
gemacht' (s. Lewy, Die semit. fremd-
wörter im griechischen 127).
sabbato. sabbatus m. Babbat, aus
gr. vxßßxrov, das hebräisch ist.
Vgl. ahd. sambajtac Sonnabend, das
wegen seines m nicht auf axßßxrov,
sondern auf vifjLßxrov zurückgeht :
s G. Meyer (Idg. forschungen 4,
326 f. f.).
satrgws m gesang, Vorlesung, an.
songr, ags. song, as. ahd. sang ge-
lang, lied, mit ablaut zu siggwan.
Vgl. gr optty stimme, rede, orakel
(wz. *seugh-, *songh- mit labiovela-
rem gh).
sagqjan versenken, an. sfkkva,
ags. sencan, as. -senkian, ahd. sanch-
jan, senchan, causativum zu sig-
qan. Vgl. aksl. isaciii trocken
machen, metall schmelzen, sqcilo
Schmelzofen.
sagqs m. (oder sagq n.?) unter-
gang, westen, zu sigqan. Vgl. an.
sfki sinken, höhle.
sai sieh, adv. und iuterj., ahd.
se-nu (= sai nu), nach Osthoff
J (Beitr. 8, 311 f.) aus idg. *so-id =
I ved. sd id, sed und idg. *sä-id =
ved. sd id, sed. Eine ähnliche er-
klärung hat Osthoff von nei ge-
geben.
saiaii säen, an. sd, ags. sdtean,
afris. tea, as. säian, ahd. säjan, säen,
säwen , mit manase])8 zur idg.
wz. *se- säen, werfen, vgl. lit. stju
säe, stmu Bame (nur im pl. Samens,
simenys saat, leinsaat gebräuchlich),
aksl. stja säe, shn?, air. sü same,
lat. se.ro (*sisö für *sisemi) säe, perf.
tevi, satus gesät, fernen same, gr.
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h f*t (*sise,mi) werfe, sende, perf. dq>-
kutKx ( vgl. satsö zu saian), wo. wurf
(vgl. as. ahd. «ämo, lit. akal.
sentg, lat. seinen) .
saihs sechs, krimgot. an.
*e\a* f ags. #t'j", afris. *<?>, as. ahd. sehs,
lit. a^z/, aksl. sestl (Weiterbildung
mit -ti-, eigl. 'sechszahl'), air. se',
cyinr. chwech, lat. mv, gr. ?£, ri%,
armen, veths, avest. xfeaf, ai. sds-,
sd\, pali e£a, aus idg. *scks 1 *(ls)tcexs
(a. de Saussure,. Mem. de la Soc.
de Ling. 7, 75 f. f.).
saihsta der sechste, an. teUe, ags.
«ixta, afris. sexta, as. se'Aslo, ahd.
*<?>kto, sehto, vgl. lit. szeszlas, aksl.
air. lat. «vr/w«, gr.
*xto{, ai. sas{h(U, zu saihs. Apr.
t«c4& beruht natürlich auf *uxs,
tiefatufe zu *«vic* = gr. ri$.
saihwan sehen, an. */*«', ags. *<?om,
aa. ahd. *<^a», mit siuns auf einer
idg. wz. *seq- beruhend, welche
kaum mit *seq folgen (lit. seku,
air. secAur, lat. sequor, gr. sxoßxt,
ai. identisch ist. Eine ganz
unsichere etymologie gibt Wiede-
mann (Idg. forschungen 1, 257 f.),
der lit. sakyti sagen, lat. inseque,
gr. Uveve sag an vergleicht. Man
beachte noch alban. «*oA ich sehe
lieh du siehst), wozu Brugmann
(Grundr. I 2 , 758 f.). Air. ad-chlv
ich sehe, ad-ches« ist gesehen worden
(Zupitza, Die germ. gutturale 68)
gehört nicht hierher.
sailjan, s. inaailjan.
sainjaii säumen, zögern, mhd.
«einen, zu an. seinn, ags. sxne, mhd.
«eine langsam, träge, das auf *«oini-
beruht. Daneben steht *«oimi- in
ahd. lang-stimi langsam, wozu der
comp. ags. smnra. Man denkt an
Zusammenhang mit aei|>UB und
lat. sino (perf. sivi ) lasse, desino lasse
; ab, höre auf.
sair n. achmerz, an. sdr wunde,
ags. sdr achmerz, wunde, afris. as.
ahd. «er schmerz , neben *saira-z
(daraus finn. sairas krank), an. surr,
ags. sdr, as. ahd. ser schmerzhaft,
zu einer wz. *sai- schmerzen, welche
auch in air. sdeth leid, mühe, krank-
heit und vielleicht in lat. saucius
verwundet, verletzt (*sayvl-ios r ! Ost-
hoff, Idg. forschungen 6, 37 f. f.)
vorliegt. Ganz unsicheres bei Hirt
(Beitr. 23, 354).
saiwala f. seele, leben, ags. sdwol,
afris. sele, as. seola, ahd. seula, sela
beruht auf einer wz *sei-, *soi-,
vgl. apr. seilin acc. ag. ernat, eifer,
anstrengung, seilins acc. pl. sinne,
seiUsku andacht, aksl. sila kraft, ge-
walt (Persson, Bezz. Beitr. 19, 276
f. f.). Gr. xifaot beweglich, schnell
und lat. saevus wild sind bei dieser
auffassung ferne zu halten. Ueber
die westgeim. formen des Wortes
s. van Helten (Beitr. 20, 508 f. f.).
An. «dl ist ein lehnwort aus dem
angelsächsischen.
saiws m. see, sumpf, an. sdr meer,
ags. sie, afris. se, as. ahd. seo see,
meer, aus urgerm. *saigwi-, wie ahd.
gi-xig see, aumpf wahrscheinlich
macht. Eine befriedigende erklärung
des Wortes ist mir nicht bekannt
(das wort gehört kaum in die sippe
von an. *«*, ags. seon, ahd. sihan
seihen, an. siga, ags. sigan, as. ahd.
sigan niederfallen, tröpfeln, ai. «»-
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126
cdti giesst, seka- guss u. B. w.).
sakan streiten, rechten, ags. as.
sacan, ahd. sahhan tadeln, schelten,
vor gericht streiten, mit an. sok
rechtssache, sache, ags. sacu streit,
fehde, as. saka, ahd. sahha streit,
Streitsache, rechtshandel, sache, Ur-
sache zu air. saigim ich sage, spreche.
Vgl. frisahts, gasahts, sakjo,
sakuls, unandsöks. Verwant-
schaft mit sökjan ist wahrschein-
lich. Die sippe von ai. saj- haften
ist ferne zu halten.
sakjö f. streit, zu sakan.
siikkus m. sack, an. sekkr, ags.
sircc, ahd. sac, gemeingerm. lehn-
wort aus lat. saccus oder gr. trxxxoe.
Das wort entstammt dem hebr.
phoenic. sag.
sakuls streitsüchtig, zu sakan.
salbön salben, ags. sealßan, as.
»alttön, ahd. salbön, denominativum
von *salba salbe, ags. sealf, as. salha,
ahd. »alba, urverwant mit gr. Sxim,
iKwts ölflasche, /Ato? • tXxtov, arexp
(Hesych.), alban. gaxps hutter, ai.
sarpw zerlassene butter, srprd- fett
(adj.). Vgl. mit Q cypr. txtycc •
ßoÖTVpOV.
saldra f. possen, unedler witz,
kaum eine ableitung der wz. *W-
springen in lat. salio, gr. aXXoßxt,
eher mit Bugge (Idg. forschungen
5, 170 f.) als entlehnung aus armen.
IsaXr scherz, witz zu betrachten.
salipwös f. pl. wohnung, her-
berge, as. selil/ia, ahd. salida, selida,
mit an. salr, ags. sele, salor, sid,
as. seli, ahd. sal saal, halle zu sal-
jan herberge haben, wohnen, blei-
ben. Aksl. xelitva wohnung ist viel-
leicht aus dem germ. entlehnt ,
vielleicht aber mit salijnea urver-
want.
saljan herberge haben, wohnen,
bleiben, vielleicht urverwant mit
aksl. selo hof, dorf, das aber auch
zur wz. *sed- (s. s i t a n) gehören
kann. Vgl. salifiwos. Lat. solum
grund, boden ist ferne zu halten.
8aljan opfern, an. selja, ags. sel-
lan, afris. sella, as. sellian, ahd.
saljan, seilen übergeben hat natür-
lich mit saljan wohnen, salij)-
wös wohnung nichts zu schaffen.
Nach Osthoff (Beitr. 13, 457 f. f.)
hat die bedeutung 'übergeben, als
opfer darbringen' sich aus 'annehmen
machen' entwickelt und ist saljan
eigl. causativum zu gr. kXtTv, Ixfobxi
nehmen, womit noch air. sellaim
ich nehme zu vergleichen ist.
salt n. salz, krimgot. soll, an.
sali, ags. sealt, as. salt, ahd. salz,
ablautend mit as. sultia Salzwasser,
ahd. sulza Salzwasser, Sülzwurst und
urverwant mit lett. sali, aksl. solt,
air. salann, lat. sal, gr. &Xt, armen.
ax. Man hat ein idg. paradigma
*sald t gen. *salnes angesetzt. Vgl.
sal tan.
saltan salzen, an. salta, ags. seaU
tan, ahd. salzan, vgl. air. saillim,
lat. sallo salze, zu salt.
sama derselbe, an. same, samt; ahd.
sama, urverwant mit aksl. samii, air.
som selber, samail gleichnis, lat.
similis ähnlich, gr. 01*6$ derselbe,
ofixxö: gleich, eben, Sfiet zugleich,
armen, harn- = gr. ifio- (z. b. Aam-a-
bair ==■ b(to-*xTpio<;), avest. hama-, ai.
samd- derselbe, gleich: idg. *sTm-,
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r
127
***»-. Vgl. samjan, sums.
samafra|»jis einträchtig gesinnt,
s. sama und frajn.
Kamakuns von gleichem ge-
schlecht, verwant, vgl. an. mmkgnja
und gr. OftSyvios, b. sama und
kuni.
samalanl»s gleich gross, s. sama
und laudi.
samaleiks von gleicher beschaf-
fenheit, übereinstimmend, an. sam-
likr, ahd. samalik, s. sama und
leik. Vgl. ags. adv. samltce.
samana beisammen, an. saman,
ags. wl samne, as. saman, iö samane,
ahd. Sarnau, zi samene, ai. samana,
zu sama.
saniaqi88 f. Übereinstimmung, s.
sama und qi|>an. Vgl. an. sam-
kvxdr übereinstimmend, samkcnde Zu-
stimmung.
samasaiwals einmütig, s. sama
und saiwala.
sania{> zusammen, ags. samod,
as. samad, ahd. samct, samant, zu
sama.
samjan gefallen, vgl. an. sama,
sfona passen und ags. sefte, as. sü/ti,
ahd. semfti sanft. Ausserhalb des
germ. gehören hierher: air. täm
ruhe, sdim ruhig, mild, gr. *ft*\6$
weich, zart, ijfitpos sanft, mild, ge-
fällig, zahm, ai. saman- gute und be-
schwichtigende worte, milde, freund-
liches entgegenkommen, sünlva- das-
selbe (s. von Bradke, Idg. fortchun-
gen 5, 273 ; Froehde, Bezz. Beitr.
21, 324 f.). Im letzten gründe be-
ruht die ganze sippe auf sama.
8aiidjan senden, an. senda, ags.
sendan, as. sendian, ahd. smten, cau-
sativum zu *si»f)an gehen, s. sin|>s.
sarwa n. pl. waffen, rüstung, ags.
searu, as. ahd. saro, vgl. an. sorve
halsband aus aufgereihten perlen
oder steinen. Man beachte, dass ags.
searu auch 'kunst, list' bedeutet.
Vgl. lat. severe, gr. elpetv knüpfen,
wozu air. sretk reihe und das unbe-
legte skr. sarai faden. Apr. sancis,
lit. pl. szarvdi rüstung sind gotisch.
satjan setzen, an. setja, ags. settan,
as. settian, ahd. sezzen, causativum
zu sitan.
saps satt, an. sadr, ags. sud, as.
sad, ahd. sal, mit söj), gasöj>jan
zu lit. sotus sättigend, leicht zu
sättigen, *6ti* Sättigung, Sattheit,
sSlinti sättigen, air. sathech satt,
sditk Sattheit, lat. satur satt, sat,
salis genug, satiäre sättigen. Das t
ist suffixal, vgl. gr. Stop sattsam,
genug, axroi unersättlich (-etro- =
got. sada-), AiAtvat sättigen. Nicht
genügend erklärt ist aksl. sylü satt,
das kaum von den genannten Wör-
tern getrennt werden darf. Man ver-
mutet entlehnung aus dem germ.
(oder lit.?).
sarihts f. sucht, krankheit, an.
sott, as. ahd. sukt, abstractbildung
zu siukan. Zupitza (Die germ.
gutturale 165) vergleicht air. sockt
das stillschweigen.
sauil n. sonne, vgl. sugil und
an. ags. söl, ferner lit. saute, cymr.
corn. keul, lat. söl, gr. v,hu:, hom.
)}<Aio«, dor. <iixto$, cret. *ßh>tc: : idg.
*sawel-, *8äicl-, *suwel-. Auf die letzt-
genannte grundform weist noch
ai. sttar, avest. kram. Mit sunna,
sunnö beruhen diese Wörter auf einer
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idg. wz **äu-, *tü- 'leuchten'.
Haoljan, - bisauljan.
Hanl* f. gäule, vgl. an. tula, ags.
»gl, ahd. »vi, nicht genügend erklärt.
Zupitza <Bezz. Beitr. 25, 93; ver-
gleicht mit k* im anlant Ii?. szuUu
pfeiler, stände, fassdaube, slov. sulj
hölzernes gefass, gr. £yAev, auAa»
bolz, balken, knöttel. Vgl. gasul-
j a n , s n 1 j a.
Haiirga f. sorge, betrübnis, an.
ags. *org, as. wrga, ahd. sorga, xworga,
nicht genügend erklärt. Man ver-
gleicht lit. sergiu behüte, adrga*
hüter oder lit. sergu bin krank, air.
»erg krankheit. Auch ai. sirfoati
kümmert »ich um wird herangezo-
gen. Vgl. Pedersen, Bezz. Beitr. 19,
298 f. f.; Zupitza, Die germ. gut-
turale 179 f., Bezz. Beitr. 25, 104
f. 8. auch saürgan.
Hatirgan sorgen, isl. sorga, ags.
sorgian, as. sorgon, ahd. sorgen, mor-
gen, denominativa zu saürga.
sanfm f. grund (xdyo:), unerklärt.
saujis m. opfer, gutn. saupr spru-
delquelle, zu an. sjddti, ags. seodan,
ahd. siodan sieden, kochen. Gehört
an. saudr schaf hierher? Neben *seut-
steht **wet- in ahd. swedan langsam
dampfend verbrennen, abdampfen,
wozu ags. swadul, mhd. swadem
dampf, dunst. Weiteres ist unsicher.
Vgl. s u |)j an , s u j)n.
geinagafrns selbstsüchtig, an.
s/ngjarn habsüchtig, geizig, s. seins
und faihugairns, gairnjan.
seins sein, ihr, an. rinn, ags. sin,
as. ahd. sin, zum pronominalstamm
si- in Mt, sik sich, vgl. apr. sebbri,
sicn, aksl. sehe, *c, lat. sibi, *e, avest.
h", Aöi, <?, welche auf idg. **e-
hin weisen : danehen *nro- in
swes nnd seinen verwanten (s.
Feist, Beitr. 15, 548 f. f.).
sei|>ttM spät, -*eiftf seit in pana-
sei/> weiter, vgl. an. ags. std spät,
ags. siddan seit, später, as. sid, sidor,
ahd. sid, »idor seitdem, später, seit.
Man vermutet Zusammenhang mit
I sainjan: wenn air. #i'r lang, ewig,
lat. xtv« spät, ai. säydm abends,
spät verglichen werden dürfen, dann
ist eine wz. *sri-, *si- anzunehmen.
sels gütig, mild, an. still glück-
lich, vgl. ags. ssclig gut, glücklich,
ahd. sälig glücklich, gesegnet, selig,
heilsam, sälida, mhd. Steide glück,
heil, tätliche auf glückbringende
weise, ablautend mit ags. north.
sflra | *9öliza ) besser. Man vergleicht,
kaum mit recht, cymr. holt, alat.
sollus ganz u. s. w. (s. Brugmann,
Die ausdrücke für den begriff der
; totalität 43 f. f.). Sehröder (Zs. f. d.
\ altertum 42, 63) erklärt teh als
'zur niederlassung geeignet, wohn-
lich' und stellt es mit vorgerm. U
aus dl zu sitan. Unwahrscheinlich.
sel>s, s. s a i a n und manasebs.
si sie (ea), vgl. air. 9t und ai.
sgo. Ap. Aga-, das dem ai. »yd- ent-
spricht, hat relative bedeutung.
sibak|>anei fremdwort: vxßx%-
sibja f. verwantschaft, an. Sif
eine göttin, pl. sifjar 'affiuity, con-
nection by marriage', ags. sibb ver-
wantschaft, friede, as. sibbia, ahd.
sippa, sippea verwantschaft, sippe,
aus idg. *sebhyä, vgl. ai. sabhti Ver-
sammlung der dorfgemeinde, ge-
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129
meindehaus, spielhaus, fiirstenbof,
gerichtshof, sdbhya- in der sabhä
befindlich. Dazu noch akßl. sebrü
freibauer.
sibun sieben, krimgot. ttwti&f an.
ttjau, ags. seo/on, afris. soven, sigun,
aa. sibun, and. (Lex Salica) septun,
ahd. sibun, lit. septynt, aksl. sedmt
(nach dem ordinale sedmü aus
*sebdmo-), air. »-, lat. septem,
gr. irri, armen. avest. Aöjöfc/,
ai. sapld. Ueber den wegfall des t
im germ. s. Brugmann (Idg. for-
schungen 5, 376 f. f.).
sibuntehund siebzig, zu sibun.
sidön sich als sitte aneignen,
üben, an. sida sittsam machen, as.
-sidön, ahd. sitön machen, tun, aus-
fuhren, zu sidus.
sidus m. sitte, an. sidr, ags. as.
sidu, ahd. -situ, mit sidön zur idg.
wz. *sedhr, *swedh-, vgl. gr. 15 0$
gewohnheit, sitte, «fad« bin gewohnt.
»,Soc sitte, gebrauch, herkommen,
pl. wohnort, j$&«o$ traut, ai. svadha
gewohnheit, sitte, behagen. Wahr-
scheinlich beruht *swedh- auf *swe-
4~ -dh- (ai. svd- und wz. dhä- ?), denn
lat. suesco gewöhne mich (perf.
suevi) lässt sich nicht auf eine wz.
mit 'ausl. dh zurückführen. Dagegen
wird lat. sodäUs gefährte auf *sicedh-
beruhen. Vgl. über diese sippe Feist
(Beitr. 15, 548 f. f.).
sifan frohlocken, unerklärt (kaum
zu gr. tylcc spiel, i^iofixi spiele,
ergötze mich).
siggwan singen, vorlesen, krimgot.
tintjhen, an. syngva, ags. singan, afris.
siunga, as. ahd. singan singen, s.
saggws.
sigis n. sieg, an. sigr, ags. sigor,
sige, as. sigi-, ahd. sign, sigi, iden-
tisch mit avest. hazah-, ai. sdhas
macht, sieg, zu gr. t%fi» halte, habe
(aor. Uxtv), ai. sdhaii bewältigt,
vermag, erträgt. Hierher gehört noch
gall. sego- gewalt, sieg. Vgl. sihu.
sigislauo n. siegeslohn, s. sigis
und laun.
sigljan besiegeln, ahd. -sigiljan,
zu sigljö. Vgl. an. innsigla, lat.
insigillare.
sigljö f. Biegel, wie mhd. sigel
aus lat. sigiUum. Vgl. an. innsigle
Siegel und sigljan.
sigqan sinken, an. s^kkva, ags.
as. sincan, ahd. sinkan, vgl. armen.
ankanim falle (Meillet, Mem. de la
Soc. de Ling. 8, 288) und mit idg.
tenuis lit. senku, sekti fallen, sich
senken, seklus seicht, aksl. prf-sg&nqd,
pre-s%oati versiegen, gr. avirerof un-
versieglich , e&Q$ti sank , ai. asa$-
cdnt-, (Uakra- nicht versiegend (vgl.
Schmidt, Kritik der sonantentheorie
62 f. f.). Vgl. sagqjan, sagqs.
sihu n. sieg, wahrscheinlich Schreib-
fehler für *sigu, nebenform von
sigis (s. Lorentz, Idg. forschungen
5, 381).
sikls m. (?) sekel, aus gr. cr/xAc$,
<riy\o<;, welche auf hebr. feqel be-
ruhen.
silan, s. anasilan.
silba selber, selbst, an. sjdl/r,
a g 8 - ft fri 8 - as - *ctfi a ^d. selb,
s'elp, unerklärt (man vergleicht mit
unrecht air. selb, cymr. helto besitz).
silbasiuneis m. augenzeuge, s.
silba und siuns.
silbawiljis m. freiwillig handeln-
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!
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der, s. silba und wilja. Vgl. an.
«jdl/vUjande.
sildaleik n. Verwunderung, «üda~
leiks seltsam, wunderbar, sildaleikjan
sich wundern, bewundern, vgl. zu-
nächst ags. »yllt'c. Eigentlich ist
»ildaleih 'eine seltsame gestalt ha-
bend', vgl. an. sjaldan, ags. «eldan,
afris. neiden, ahd. »elian selten.
silubr n. Silber, krimgot. nlvir,
an. nlfr, ags. «eolfor, afris. «elover,
silver, as. silubar, ahd. «ilabar, «ila-
par, ein dunkeles wort, das wahr-
scheinlich zunächst aus aksl. strebro
entlehnt ist und aus Kleinasien sei-
nen weg nach Europa gefunden hat.
Unsicheres über den Ursprung des
Wortes bei Hehn, Kulturpfl. und
hausthiere 8 548; Brimnhofer, Ur-
gesch. 2 , 7 f. ; Schräder, Sprach-
vergl. und Urgeschichte 1 264 f.;
verf., Beitr. 20, 43 f. f.; Prusik,
Krok 12, 65 f. f. Lapp. «ilbba, bask.
zillar, lit. siddbras, apr. «irablan,
«irapli«, lett. sidrabs, «udrab« können
uns bei der Urgeschichte von «ilubr-
«irebro kaum dienste leisten, denn
sie sind alle erst aus dem germ.
entlehnt. Das idg. wort für 'silber
ist lat. argentum, armen, arlsalh,
avest. mzata-, ai. rajatd-, wozu noch
gr. ocpyuw (s. airknij)a).
silubreins silbern, ags. «eol/ern,
afris. »elvi™, as. «ilnhrin, «Uafrin,
ahd. «Uberin, zu silubr.
simle einst, vormals, vgl. ags.
simle, simle«, as. «imla, «imbla, sim-
lon, ahd. simbles, «imble, simblum
immer. Das wort beruht auf idg.
*»em- ein: lat. semel einmal, nmplex
einfach, gr. eh, uix, h, armen, mi
ein, avest. h-a-zanra-, ai. «a-kd«ra-
eintausend, «akft einmal (vgl. gr.
sinap n. (?) aenf, ags. «enep, ahd.
«enaf, entlehnt aus lat. «inäpi, gr.
ffiväxt (woneben trbäxu, v«xv, ion.
(r/yjfjr/, vivnirv). Woher ist das wort
zu den Griechen gekommen?
sineigs alt, betagt, «inwla ältester,
urverwant mit lit. «ena*, air. «en,
lat. senex face, «enem) alt, gr. tvt}
der letzte tag des abgelaufenen mo-
nats, armen, hin (mit auffälligem h,
denn sonst ist anl. * völlig geschwun-
den;, avest. Aana-, ai. «Ana- alt. Vgl.
sin t ein g,
slnteins immerwährend, täglich,
sinteinö immer enthalten als erstes
glied den idg. stamm **cn- alt (s.
sineigs), vgl. ai. sdnü von jeher,
«anätdna- ewig. Mit -ieina- vergleicht
man mit recht lit. denk, apr. d-eina,
aksl. dini tag, air. denn* Zeitraum,
lat. -dinae (in nundinae), ai. dtna-
tag.
sin{>8 m. mal, urspr. 'gang, weg'
(wol nicht «inj) n.), an. tum, ags.
ftf, as. «id, ahd. sind gang, weg,
reise, identisch mit air. «et, bret.
hent weg, vgl. ferner ahd. xinnon
gehen, reisen, streben, sinnen '(idg.
*sentn-) und mit abstracter bedeu-
tung lat. «entire wahrnehmen, empfin-
den, raeinen. Unsicheres bei Zupitza
(Bezz. Beitr. 25, 94). Vgl. ga b i n j)j a,
mi |)gasin|)a, sandjan, ussindö.
sipöneis m. schüler, jünger, kaum
mit Much (Beitr. 17, 33) aus einer
hypothetischen ableitung der w«.
*seq- folgen im keltischen (air. seckur
ich folge), eher mit der urspr. be-
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r
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deutung, 'junker, herr' aus aksl.
sitan sitzen, *siljan, an. sitja,
ag8. sillan, aß. sillian, ahd. #izz<?»,
urverwant mit lit. sHrni, sH&u (inf.
sitze, (inf. setze
mich, aksl. sesü sich setzen, sedSli
sitzen, *a^t setzen, air. sttide sitz,
«fljWi« setze, cymr. seddu, lat.
sitzen, gr. s^ouxt setze mich, avest.
/W-. ai. sad- sitzen (ttdämi sitze,
vielleicht für *sidämi aus *si£dämi,
vgl. gr. ?£« und lat. sido). Vgl.
andasets, satjan, sitls. .
sitls m. sitz, sessel, nest, ags.
seil, ahd. sejjal, zu sitan. Vgl.
gall. sedlo-, lat. sella, gr. lacon.
Iaa* ; auch aksl. sedlo sattel, das
aber aus *sed#lo- entstanden ist.
siujan nähen, (an. sftja), ags.
seounan, Stewart, ahd. siuwan, urver-
want mit lit. siuti nähen, siülas
faden, aksl. sili nähen, Silo ahle,
pfrieme (vgl. die aus der gleichen
wz. gebildeten ahd. siula und lat.
sibula), lat. suo nähe, sülor schuster,
gr. KxTTÜfiv zusammenflicken, xxtr-
vOptx ledersohle , ufjLtjv häutchen ,
v/in; (gefüge), weise des liedes
{ioilw), gesang, ai. sivyati näht,
syütd- genäht, sgüman- band, riemen,
naht, sktra- faden.
siukan kranken, schwach sein,
ahd. sivchan, siuhhen, verwant mit
siuks und saühts.
sinke! f. siechtum, krankheit,
Bchwachheit, ahd. siuhhi, zu siuks.
siuks siech, schwach, an. sjükr,
ags. seoc, as. sioc, seoc, ahd. sioh
beniht auf einer vorgerm. wz. *seug- :
daneben steht *sweg-, *swog- in mhd.
swach armselig, verachtet, schwach.
Unsicheres bei Wood, Publications
of the Modern Language Association
of America 14, 310. Zupitza (Die
germ. gutturale 165) vergleicht an-
sprechend lit. saugus behutsam, sorg-
sam, sauguli behüten. Vgl. saühts,
siukan, siukei.
siuns f. gesicht, aussehen, erschei-
nung, an. sjön, syn, ags. sten, syn,
as. «»«, mit gramm. Wechsel zu
sa i hwan.
skaban (schaben), die haare ab-
schneiden, an. skafa, ags. sca/an,
ahd. scaöan, scapan schaben, zuridg.
wz. *skäp- in lat. scapres (neben
scabres) schäbig, gr. exxirTa grabe,
hacke, <sxxtxw, grabscheit, hacke,
vgl. auch lit. skupli schneidend höh-
len, shdptas krummes schnitzmesser,
np. Sikäflan spalten und ohne das
anl. s aksl. kopati graben, gr. xive-
rot grübe, grab, Vertiefung, np.
Jcäflan spalten, graben. Daneben steht
eine wurzelvarietät mit idg. b in
gaskapjan.
skadus m. schatten, ags. sceadu,
as. scado, ahd. scato, urverwant mit
air. scdlh, com. scod schatten, gr.
axfoos dunkelheit, ffxoreivöf (*<rxo-
rewof) dunkel, blind, vxÖTtot; dunkel,
heimlich, alban. kol dunkelheit. Vgl.
gaskadweins.
skaftjan in bereitschaft setzen,
zu -skafts in ga skafts.
skaidan scheiden, trennen, ags.
sceadan, afris. sketha, as. scettan, ahd.
sceidan, wozu an. skeid weile, sk/d,
ags. scidy afris. sM, ahd. seil scheit,
beruht auf einer idg. wz. mit / im
auslaut (vgl. etwa lit skailyli zählen,
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132
aksl. cistiy citati zählen, lesen Zu-
pitza, Die germ. gutturale 150),
woneben mit idg. d lit. skbd&iu
scheide, skedra, lett. skaida span,
skaidU verdünnen, aksl. ctditi seihen,
lat. scindo, gr. <r%l£oi spalte, <r%/£*
scheit, <r%iv$«A^$ splitter (vgl. avest.
sid-, bal. sindag spalten, ai. ehinddmi
spalte). Vgl. haitan.
skalja f. ziegel, an. siel, ags.
scyll schale, muschel, mit ags. scealu,
ahd. scala schale, hülse zur idg. wz.
*xkel- spalten, s. skilja« Vgl. ins-
besondere aksl. skotika muschel und
alban. hal'e schuppe, gräte, splitter,
bart der ähren (= skalja).
nk alks m. diener, knecht (davon
skalkinän dienen , skalkinassus m.
knechtachaft), an. skalkr, ags. scealc
dienstmann, as. ahd. scalc knecht,
diener. Man denkt an entlehnung
aus air. scoloc leibeigner (s. d'Arbois
de Jubainville, Mem. de la Soc. de
Ling. 7, 286 f. f.).
skaman schämen, ags. sceomian,
ahd. scam^n, scamön, denominativum
von *skama, ags. seeomu, afris. scome,
as. ahd. scama (vgl. an. skomm). Dieses
wird meist mit der unter a f h a m ö n
besprochenen wz. in Zusammenhang
gebracht ('s. Johansson, Kuhns Zs.
30, 428 f. f.) : skaman sik wäre urspr.
'sich bedecken'. Vgl. skanda.
skanda f. schände, ags. seeowd,
ahd. scanta, zu skaman.
skapjan, s. gaskapjan.
skatts m. geldstück, geld, an.
skattr »teuer, tribut, ags. sceatt kleine
müuze, geld, vermögen, afris. sket
geld, vieh, as. scal geldstück, geld,
vermögen, ahd. scaz geld, vermögen,
vgl. das wahrscheinlich aus dem
germ. entlehnte aksl. skotit vieh,
geld. Qehört skatts mit tt aus idg.
dn zu lett. skedens kleines abgespal-
tenes holzstück, gr. rxetxwü/ju zer-
splittere, zerstreue (vgl. ai. ksad-
zerlegen, verteilen)? Eine ableitung
von skatts ist skattja m. geldwechsler.
skapis, s. skafijan.
skapjan schaden, an. skada, skedja,
ags. sceddan, afris. skathja, ahd.
scadön, scadm. Das in den verschie-
denen dialecten teils starke, teils
schwache vb. beruht auf einer idg.
wz. *skät(A)-, vgl. air. scathaim lähme,
verstümmele , scathad Verstümme-
lung, gr. «fl-Kif3ifc unversehrt, un-
verletzt, wol behalten (s. Osthoff,
Beitr. 13, 459). Dem «-stamme
-<jK*5t<;- entspricht, von der wurzel-
stufe abgesehen, skapis n. schaden:
sonst dndet man im germ. einen
»-stamm an. skade schade, ags.
sceada Schädiger, feind, afris. skaiha
schade, as. secuto- Schädiger, ahd.
scado Schädiger, schade. Vgl. noch
an. skfdr schädlich, sköd ungemach,
elend, mit dem vocal des praeteri-
tums. Vgl. ska{>ulB.
skajuils schädlich, unrecht tuend,
vgl. ahd. scadal, zu skapjan.
skandaraip n. (oder skaudaraip*
m. ?) lederriemen. Zu skauda- stellen
sich an. skauder pl. scheide, mhd.
xchöte schote (eigl. 'bedeckung') und
ohne das anl. s lat. endo heim aus
leder, avest. x ao ^ a - heim (vgl. ags.
hydan, cymr. euddio verbergen, gr.
xetöa verberge, s. huzd). Was
-raipa- anbetrifft, dies ist identisch
mit an. reip seil, ags. rdp riemen,
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133
seil, afii8. räp seil, ahd. reif seil,
reif, band, fessel (Froehde, Bezz. Beitr.
17, 318 vergleicht mit unrecht lat.
corrigia schuhriemen).
skauns schön (oder »kanneist),
finn. lw. kaunis schön, ags. scyne,
as. ahd. scöni hell, glänzend, herr-
lich, schön (vgl. guf>askaunei,
ibnaskauns) wird gewöhnlich als
'beschaubar, sehenswert, ansehnlich'
aufgefasst und zur idg. wz. *skeu-
schauen, sehen (s. skuggwa, us-
8 k a w s) gestellt. Andere denken aber
an verwantschaft mit air. cuan schön,
angenehm, cymr. cun anziehend, lie-
benswürdig und mit lit. szauniis,
Kaunas tüchtig, brav.
skaürö, s. win|>iskaürö.
skaürpjö f. skorpion, ans lat.
tcorpio.
skauts m. (oder skaut n.?) sauin
des kleides, an. skaut ecke, ende,
zipfel, ags. sceat ecke, keil, zipfel,
bösen, afris. skät rockschoss, ahd.
scöj kleidschoss, rockschoss, zipfel,
mit ablaut zu *skiutan schiessen,
krimgot. Schieten (mittere sagittam),
an. skjöta, ags. sce'otan, afris. sciata,
skieta, as. sce'otan, ahd. sciojan. Wz.
*sKend- ist mit d aus *sKeu- weiter-
gebildet, das in lit. szduju schiesse,
aksl. sujq, sunq stosse, schiebe vor-
liegt. Man beachte insbesondere lit.
szdudyti mehrfach schiessen, alban.
heb werfe. Zupitza (Die germ. gut-
turale 153) trennt skauts von
und vergleicht lett. skaudre scharfe
kante, nkaudrs scharf, lit. skndrvs
dasselbe, lat. cauda schwänz (das
letztgenannte wort war schon von
Leo Meyer herangezogen worden).
Aksl. skulü saum des kleides ist
lehnwort aus dem germanischen.
Vgl. skewjan.
skeima m. leuchte, fackel, an.
sk/tne, ags. sctma, as. ahd. scimo
glänz, zur wz. *skei- leuchten, b.
skeinan. Zunächst vergleichbar ist
air. sciam, sceim Schönheit.
skeinan leuchten, scheinen, an.
sk/na, ags. sctnan, afris. skina, as.
sctnan, ahd. skinan, praesensbildung
mit n- suffix zur wz. *skei- leuchten,
vgl. skeima, skeirs und ferner
gr. ftxti schatten, vxot&e dunkel,
alban. he schatten, anmut, np. saya
schatten, ai. chäyä glänz, schatten.
Anders Hirt (Beitr. 23, 353 f.), der
skeinan mit aksl. sinqti illucescere,
sirii hell, licht, alban. si {sin-) auge
verbindet. Krimgot. schediit lux ist
dunkel.
skeirs klar, deutlich, an. skirr,
ags. sctr, afris. skire, as. skir, skiri
I klar, hell, lauter, vgl. air. c4r rein,
zu skeinan. Eues, sciryj lauter,
aufrichtig, aksl. *Uirü scheint aus
skeirs entlehnt zu sein.
skewjan wandern, an. skifoa gehen,
vielleicht zu lit. szuUdis im galopp,
lett. sidis schritt, lit. szevulys Split-
ter, vgl. die unter skauts bespro-
chene wz. *sxeu- (Wiedemann, Das
litauische praeteritum 32. 37).
skildus m. schild, an. skjoldr,
ags. scyld, afris. sk'eld, schild, as.
scild, ahd. skilt, urspr. 'brett', vgl.
lit. skiltis abgeschnittene Scheibe,
skeliu spalte (Kögel, Idg. forschun-
gen 4, 319), s. skilja. Hoflmann
(Bezz. Beitr. 18, 286 f.) vergleicht
skr. khe{a- schild, das besser ferne
134
gehalten wird. Dasselbe gilt natür-
lich von ai. chardts schirm, schütz,
das Bartholomae (Stadien zur idg.
Sprachgeschichte 2, 58) heranzieht.
skilja m. tieischer, zu an. skilja
spalten, scheiden, ags. scylian tren-
nen, lit. skeliu (inf. skelti) spalte,
skalh holzspan, aksl. skala fels, slov.
skala lichtspan, poln. skala fels,
skalka Splitter, air. scailim zerstreue,
breite aus, nehme aus einander, gr.
<rx*AA« scharre, hacke. Neben *skel-
steht *kd-, Hol- in aksl. koljq (inf.
Mali) steche, schlachte, dessen be-
deutung der von skilja sehr nahe
steht. Vgl. skalja, skildus,
skilliggs.
skilliggs m. Schilling, an. skil-
lengr, ags. scilling, afris. skilling, as.
ahd. scilling, vielleicht urspr. 'klin-
gende münze' zu an. skjalla, ags.
sciellan, ahd. scellan schallen, tönen,
klingen, oder aber zur wz. *skel- spal-
ten (s. skilja) mit der urspr. bedeu-
tung 'abgehauenes, kleines stück',
wie Persson (Kuhns Zs. 33, 286) an-
nimmt, indem er sich für die begriffs-
ent wicklung auf gr. xip/xct kleine
münze zu xtipu (schneide), Bchere,
vernichte beruft. Aus dem germ. ist
aksl. skülyti, sfilggu entlehnt (vgl.
kaupön, kintus, leihwan).
skip n. schiff, an. skip, ags. scip,
afris. as. skip, ahd. seif, scef, uner-
klärt (nicht aus gr. vxiQoc),
skiuban, s. afskiuban.
sköhs m. schuh, an. sk6r, ags.
scöh, sceoh, afris. skö, as. scSh, ahd.
sctioh, zu ahd. scehan eilen, aksl.
skokä Sprung, skociii, skakati sprin-
gen, air. der-scaigim zeichne mich
aus, scuc/iim gehe weg. Vgl. | k o h s 1.
skohsl n. böser geist, vielleicht
zu an. skaka erschüttern, schütteln,
ags. sceacan schütteln, eilen (Hell-
quist, Ark. f. nord. fil. 7, 45), vgl.
ausserhalb des germanischen skr.
khaj- umrühren (Dhätupätha), khaja-
rührstock, butters tössel, löffei. Eine
wurzelvarietät mit idg. tenuis im
auslaut liegt vor in ahd. scehan eilen
(s. skohs). Kauffmann (Beitr. 18,
154 f.) fasst sköhsl mit Grimm als
'waldgeist' auf und vergleicht an.
skögr wald, skage bewaldetes Vorge-
birge.
skreit&n, s. disskreitan.
skuft n. haupthaar, an. skopl,
verwant mit mhd. schöpf haar oben
auf dem köpfe. Urspr. wird skufi
'haarbüschel' bedeutet haben, vgl.
an. skauf, ags. sce'af, ahd. scoub bün-
del, strohbund, garbe, an. sk*fr
troddel, quaste, ahd. scubil büschel,
scobar schober, häufe, mhd. ein Scho-
ber hat ein büschel haar. Neben wz.
*skoup- steht Honp- in lit. kdupas,
aksl. knpü häufen, wozu ags. heüp,
ahd. hnf Oy houf mit p aus pp, vor-
germ. pn (Ehrismann, Beitr. 20,
54 f. f.). Vgl. noch czech. klruss.
cup, cupryna, poln. czupryna schopl
und daneben czech. ruse. cub, poln.
czub. Es sei noch hinzugefügt, dass
durch Busbecks aufzeichnung von
krimgot. bars uns auch das gotische
wort für 'hart' (= ags. beard, ahd.
bart, vgl. apr. bardus, lit. barzdä,
aksl. brada, lat. barba; dafür an.
skegg) erhalten ist.
skuggwa m. spiegel, an. skugyt,
ags. scva, ahd. scüwo schatten, mit
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135
*ttkaggvxjn schauen, ags. sceawian,
as. slauwön, ahd. scowoön, skauns,
*nkuggioinön, an. xkygna spähen,
ueskaws und andern germ. Wör-
tern zur idg. wz. *skeu-, *keu- in
aksl. cujq (inf. £»£») empfinde, fühle,
nehme wahr, gr. buo<rxdo$ opfer-
schauer, xoiu höre, merke, avest.
kacir daemonisches wesen, ai. kam-
weiser, äkuvate beabsichtigt, aküta-,
äküti- absieht. Vgl. noch lit. kavdti
hüten, verwahren, lat. caveo hüte
mich.
skula m. schuldig, Schuldner (sub-
stantivisches adjectiv), ags. -scola,
as. ahd. scolo, zu skulan.
skulan schulden, an. skulo, ags.
sculan, afris. skela, as. ahd. scolan,
urverwant mit lit. tkeliv (inf. skelHi)
schuldig sein, akola schuld, apr.
tkallunan acc. pflicht, skdlänts schul-
dig, potkulU ermahnen, vgl. ferner
lat. tcelu* verbrechen, frevel, gr.
VKoXtöi krumm, unredlich, armen.
9%aletn. gehe fehl, ai. »khälaii strau-
chelt, geht fehl.
sküra f. Sturm, sküra windis Sturm-
wind, an. skiZr, ags. scür regen-
schauer, as. ahd. scür schauer, Un-
wetter, hagel. Man vergleicht lit.
tziauri}*, aksl. severu nordwind und
ferner air. cua winter, cymr. catead,
corn. coual, cotoes, bret. couhat schauer.
s In hals (dahuU, vgl. sakuls,
s k a \> u 1 s) zum schlagen geneigt, zu
sla h an.
slahan schlagen, an. da, ags.
dean, afris. slä, as. ahd. slahan, ur-
verwant mit air. sligim, slechtaim
schlage, roselach schlug, vgl. avest.
har»caye\ü wirft, ai. srkd- geschoss (?).
I Weitere, doch ganz unsichere combi-
nationen findet man bei Johansson
(Beitr. 14, 311 f.). Vgl. slaühts.
slahs m. schlag, vgl. ags. siege
und an. slagr, dag, as. ahd. dag,
zu slahan.
sliulits schlicht, eben, an. slettr
grade, eben, glatt, sanft, mengl.
dighi, deght glatt, eben, afris. sliuht
schlicht, einfach, ahd. sieht grade,
eben, schlicht, einfach, klar, richtig.
Johansson (Beitr. 14, 321 fussnote 3 )
und Franck (Anz. f. d. altertum 21,
304) betrachten slaihts als eine par-
ticipialbildung zu meugl. sUken,
ahd. dihhan schleichen. Ganz unsi-
cheres bei Sütterlin (Idg. forschun-
gen 4, 96 f.).
slaühts f. schlachten, Schlachtung,
mit tiefstufe zu slahan.
slauföan, s. afslauf)jan.
slawan schweigen, vgl. mhd. dür
faulenzen, faulenzer, schw. dial. stum-
men sehr mager, schwach, norw.
dial. dünn werden vom ge-
treide, auch ags. slnma Schlummer
und seine verwanten (s. Persson,
Bezz. Beitr. 19, 262). Gewagt.
sloijm f. schaden, sleijm f. ge-
fahr, zu slei|)B.
slei|>jan, s. gasleipjan, slei]>s.
slei{»s schädlich, schlimm (oder
I deideisl), an. slidr grimmig, furcht-
bar, ags. diete grausam, grimmig,
gefährlich, as. didi grimmig, grau-
sam, böse, ungerecht, ahd. slidic
grausam, böse. Man vergleicht gr.
ahtrclv freveln, iAo/W« • «putpraiAos
I (wozu Johansson, Beitr. 14, 316).
I Ganz unsicher. Vgl. gas 1 ei f>j an ,
I slei|>a.
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136
slepan schlafen, krimgot. scAlipen I
(d. i. scAlipen, vgl. mine = mena,
criien — gretan), ags. slsepan, afris.
slepa, as. slapan, ahd. släfan, ver-
want mit nd. slap, ahd. slaf schlaff,
wozu mit ablaut aksl. slabü schwach.
Vgl. lat. labäre wanken, läbi gleiten,
ai. lamiale hängt herab (anders Hirt,
Beitr. 23, 292, der die sippe von
slepan mit lit. itlpti schwach wer-
den, sllpnas schwach verbindet,
indem er das p im litauischen durch
entgleisung erklärt).
sleps m. schlaf, ags. Mp, afris.
stip, as. släp, ahd. slaf, zu slepan.
slindan, s. fr as lind an.
sliupan schleichen, ahd. sliofan,
vgl. ags. slvpan. Mit afslaupjan
zu lat. lübricus schlüpfrig.
smair^r n. fett, vgl. an. mjor
fett, butter, ags. meoru fett, afris.
smere unschlitt, schmeer, ahd. smero
fett, Bchmeer und s mar na. Urver-
want sind lit. marsas, smarstvas,
smarsU fett, marslas, marce gestank,
air. smir mark, gr. (iupov y ffftvpov
salbe.
smakka m. feige, vielleicht zu
ags. smacc, ahd. mac geschmack,
ags. meccan schmecken, ahd. wec-
ken schmecken, geschmack empfin-
den, machen geschmack von sich
geben (Johansson, Kuhns Zs. 36,
383), vgl. lit. smaguridi leckerbissen,
smaguriduli naschen, magurysle nasch-
haftigkeit (Zupitza, Die germ. gut-
turale 165). Aksl. smoky beruht auf
germ. *smakkö.
smakkabagniM m. feigenbaum, s.
smakka und bagms.
smals klein, gering, ags. smxl,
I afris. mel, as. ahd. «mal, vgl. au«
smale klein vieh (ahd. malanöj, stna-
laj viAit). Ausserhalb des germ. ge-
hören hierher aksl. mala klein, air.
mtl tier, gr. u.y,xov kleines vieh, schaf.
Nniaraa f. mist, kot, s. s m a i r | i r .
sin ei tun, s. bismeitan.
sini|ta. s. aizasmif)a.
Mni|i(m. s. gasmij)ön.
smyrn n. (?) myrrhe, aus gr.
ffßvpvct, das wie ßvppx auf hebr. mör
beruht, doch sich an vpvpov salbe
(s. sm a i r|)r) angelehnt hat (s. Lewy,
Die semit. fremdwörter im griechi-
schen 42).
snaga m. oberkleid, unerklärt.
Man vergleicht zweifelnd gr. **k>j,
vdw wolliges feil, vliess, wozu viel-
leicht apr. nognan leder (d.i. *nok-
nant LidSn, Stud. zur aind. und
vergl. Sprachgeschichte 66 f.).
snaiws m. schnee, an. sndr, ags.
rndxc, as. ahd. sneo, allgem. idg.,
vgl. lit. snigas schnee, sndigala
Schneeflocke, sninga, tn<!kt es schneit,
aksl. snegü schnee, air. migid es
schneit, snechta schnee, lat. ninguere
schneien, lat. nix (acc. nivem) schnee,
gr. vtcpst schneit, vlQx acc. schnee
(= nivem), iyi-vvitpoq schneereich,
avest. snaezaiti schneit. Identisch ist
snaiws nur mit lit. mPgan, aksl. snfgi
und mit ai. snehct- glänz, glänzendes,
öl, fett, Zuneigung. Die bedeutung
des indischen Wortes ist darum in-
teressant, weil sie uns den grund-
begriff der wz. *sneigA- (mit labio-
velarem gh) kennen lehrt : es kann
ja nicht zweifelhaft sein, dass dieser
'glänzen* gewesen ist (ai. snthyali
I wird glänzend, empfindet Zuneigung).
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137
snarpjan, s. atsnarpjan.
snei^an schneiden, ernten, an.
sntdä, ags. xmdan, afris. tnUka, as.
snithan, ahd. snidan schneiden, uner-
klärt (s. aher Johansson, Beitr. 14,
354 f.).
sniumjan eilen, Tgl. ags. me'ome,
as. ahd. sniunw, sniomo adv. rasch,
schnell, mit sniumundö adv. eilig
zu s n i w a n. Vgl. mit abweichendem
8Ökn8 f. nntersnchung, forschung,
an. sökn angriff, anklage, zusammen-
fluss einer Volksmenge, kirchspiel,
ags. sSen suchen, Untersuchung, be-
such u. s. w., zu sökjan.
Söll n. (söps m.?) Sättigung, zu
sa{>8.
spaikulatur fremdwort: lat. spe-
culator.
spaiskuldr n. (spaishddrs m.?)
speichel, nicht genügend erklärt.
Vielleicht ist spaiskuldra verschrie-
sniwan eilen, sich bemühen, ags. [ ben rar *spaikuldra f vgl. as. spekalr-
vocalismus an.
snemmendes früh.
snimma. sncmma
sneotoan, vgl. an. snua wenden, keh-
ren, drehen, snydja eilen, unsiche-
ren Ursprungs. Gewöhnlich denkt
man an verwantschaft mit air. snuadh
fluss, gr. via schwimme, rat. vtüvo-
fixt, ai. snäuii trieft, muta- fliessend,
dra, ahd. speikhaltra, speichila, afris.
spekle, die mit ags. spald, spdil zu
8p ei w an gehören.
sparwa m. Sperling, an. spprr,
ags. spearwa, ahd. sparo, vgl. gib.
apr. tpurgliu spergla- (in sperglawa-
triefend (anders, aber kaum richtig nags Sperber, wie engl, sparrowhawk)
Johansson, Beitr. 14,' 342 f.).
snörjö f. flechtwerk, korb, vgl.
an. snfre geflochtener strick, ahd.
snuor schnür, band, seil, zur wz.
**»<?-, *ne- flechten, nähen, spinnen,
welche unter nef>la besprochen ist.
Man beachte insbesondere avest.
snävard sehne, päli nakäru-, ai. snd-
van-, snayu- band, sehne.
snntrs weise, klug, an. snotr, ags.
snotor, snotior, ahd. snnttar. Man ver-
gleicht gr. e&p&q reif, stark (wozu mit
ablaut skr. sändra- zäh, dick, dicht).
sökareis m. forscher, vgl. ahd.
suochäri sucher, zu sökjan.
Sökjan suchen, an. sßja, ags.
secan, as. sokian, ahd. suohhan, ur-
verwant mit air. saigim suche, lat.
sägire spüren, sagax scharfsinnig,
und gr. virotpoLsiov ' Hpveov iß<pepU
vTpcvSü (Hesych., s. Hoffmann, Bezz.
Beitr. 21, 140). Man denkt an idg.
*sper- mit dem fusse ausschlagen
in an. spema y sporna, ags. spunian
mit dem fusse ausschlagen, mit dem
fusse wegstossen, ahd. spornän mit
der ferse ausschlagen, lit. spiriu stosse
mit dem fusse, lat. sperno stosse
weg, verachte, gr. <raWp<w zucke,
zappele, ai. sphur&ti stösst mit dem
fusse weg, zuckt u. s. w. Vgl. noch
com. frau krähe, bret. frau eule
und lett. sparws bremse.
spaürds f. rennbahn, ags. spyrd,
ahd. spurt rennbahn, ai. spfdh- kämpf
zu spdrdhate wetteifert.
spediza später, spedists, spedumists
spätester, comp, und superl. zu
gr. nytofieti, dor. »yioptat führe. Vgl. ahd. späii spät. Man vermutet zuge-
sakan. hörigkeit zur wz. *sp(A)ei- in lit.
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I
138
spfju habe müsse, aksl. spfjq habe | ahd. spinnan, urverwant mit lit.
erfolg, lat. spes hoffnung, ai. sphayale \ ptnti flechten, aksl. pgti spannen,
wird feist und andern Wörtern, welche Vgl. fana.
auch im germ. verbreitet ist : ags. nprautö schnell, bald, vielleicht
spawan, ahd. spuon gelingen, ags. zu ags. spreotan, mhd. sprießen spries-
sped, ahd. spuot fortgang, gelingen sen. Vgl. lit. sprusiu dringe heraus
u.s.w. aus einer klemme, spravdZtu dränge
spei wan speien, spucken, an. spyja,
ags. sptwan, afris. spia, as. spiwan,
etwas gewaltsam in einen engen
Zwischenraum, lett. spraustes prijam
ahd. spiioan, spian, urverwant mit sich davon machen, cymr. Jfrwst hast
lit. spiduju, aksl. pljttjq, lat. spuo, und ohne den dental lett. sprautes
emporkommen, cymr. ffreuo fliessen
(hierher auch ahd. spriu spreu?). S.
dazu Bruginaun, Idg. forschungen
1, 177.
spyreida (?) m. korb, aus gr.
ffXvpU, gen. avupiio4-
stafs m. (?) element, an. stafr,
ags. stx-f, afris. tief, as. staf, ahd.
stab, «top stab, vgl. apr. stabis stein,
lit. stdbas gotzenbild, schlagtiuss,
lett. stabs pfeiler, säule, lit. stabarax
trockene baumaste, aksl. stoborä säule,
zur idg. wz. *sthebh- iu lit. stembti
sich befestigen, stabyli, stabdyti zum
stehen bringen, stebHis staunen, ai.
stabhnati, stabhnoti, stambkayaii stützt,
hemmt (vgl. Zubaty, Sitzungsberichte
der kön. böhm. ges. der Wissenschaf-
ten 1895, XVI, 14 f.). Aksl. stapü
stab beruht auf ahd. stap und gib.
air. sah ist ebenfalls aus dem germ.
entlehnt.
staggan, s. usstaggan.
staiga f. steig, weg, ahd. steiga,
gr. vrvo», armen, thkhanem (aor.
ethtikh) speie, np. tuf speichel, kurd.
iuw, tuk, osset. thu spucken, Spei-
chel, ai. HtMvämi speie, *(Ayütd- ge-
spieen. Die wz. ist onomatopoetisch,
vgl. bask. %stu y chistu, cAu, thu Spei-
chel. Vgl. spaiskuldr.
spilda f. schreibtafei , vgl. an.
spjaid brett, tafel, ags. speld splitter,
holzstück, mhd. späte abgespalte-
nes holzstück, handgerät der weberei,
zu mnd. spolden, ahd. spalten spal-
ten, vgl. bret. faut fissura, ai. spAu-
tdti platzt, spaltet sich, spAa{ayati
spaltet.
spill n. erzähluug, sage, fabel, an.
spjall, ags. as. ahd. spei, s. s p i 1 1 o n.
gpilla m. verkündiger, ahd. -spello
(in icärspello), s. spillön.
spillön verkündigen , erzählen ,
ags. spellian, ahd. spellön, denomina-
tivbildung zu spill. Das hierherge-
hörige apilla identificiert Froehde
(Bezz. Beitr. 19, 241 f. f.) mit gr.
'A-wiAA«v('ATfl'AA«v). Mit mehr recht mit ablaut zu steigan, vgl. lett.
zieht er lat. -pelläre sprechen, rufen stiga, aksl. slfdza, stXza pfad, sUgna
(in appelläre u. s. w.) heran. Anders Strasse und insbesondere alban. Siek
Schröder (Zs. f. d. altertum 37, 241) durchgang, eingang, weg, haarschei-
und Kögel (Idg. forschungen 4, 318). ( tel, dem staiga vollkommen ent-
spinnan spinnen, an. spinna, ags. I spricht.
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139
stainahs steinig, mit gramm.
Wechsel ags. st&nig, ahd. steinag (doch
steinaki steinichter boden), zu stains.
staineins steinern, ags. st&nen,
afris. nd. Stetten, ahd. steinin, vgl.
aksl. steninä steinig, felsig, zu
s tai ns.
stainjan steinigen, ags. stsenan
steinigen, ahd. steinen mit steinen
besetzen, steinm steinigen, zu stains.
stains m. stein, fels, an. steinn,
ags. stdn, afris. as. sten, ahd. stein f
urverwant mit aksl. stSna mauer,
steninü steinig, felsig. Gehört hierher
auch lit. stäint Pferdestall? Das n
in stains ist suffixal, vgl. gr. <rri»,
vtIqv steinchen, kiesel, avest. staera-
klippe, ai. styayaie gerinnt, wird
hart.
stafrnö f. stern, krimgot. siern,
an. stjarna, ahd. ste'rno neben ags.
steorra, as. ahd. sterro, erweitert aus
idg. *ster-, vgl. cymr. seren, com.
Heren, bret. derenn, lat. Stella (aus
**terlä), gr. itr^p, armen. astx, avest.
slar-, ai. star-,
stafrö f. unfruchtbare, urverwant
mit bulg. sterica gelt, lat. sterilis
unfruchtbar, gr. (rrstpa unfruchtbare
kuh, 9rißi<po( unfruchtbar, alban.
Ujept lamm, junge kuh, armen.
sterdz unfruchtbar, ai. stari- unfrucht-
bare, nicht trächtige kuh, stärke.
Die sippe gehört wahrscheinlich zur
idg. wz. *ster- starr sein (vgl. and-
s t a ü r r a n).
staks m. (?) mal, wundmal, mit
secundärem ablaut zu afris. steka,
as. stekan, ahd. stehhan stechen,
deren e aus i hervorgegangen ist,
vgl. ags. slician stechen, lat. instujare
anspornen, gr. arl^u steche, crrty/iet
stich, mal, avest. tiyra- scharf, ai.
tejate ist scharf, tejayati schärft, sta-
chelt an, tigmd- spitzig, scharf, tejas
schärfe, glänz, kraft. Vgl. hleij)ra-
s take ins , stiks.
st ul du Ii. 8. andstald.
stamms stammelnd, an. stamr,
stammr, ahd. stam, vgl. gib. ags.
stamor und ahd. slamal, wozu sta-
malon stammeln, auch as. ahd. stum
stumm. Urspr. war stamms 'in der
rede gehindert, stockend', denn das
verwante ahd. stemmen, Siemen be-
deutet 'einhält tun, stehen machen'.
standaii stehen, an. standa, ags.
standan, afris. stonda, as. standan,
ahd. stantan, Weiterbildung der idg.
wz. *si(u)ü-, *sl(A)e- in schw. stä,
dän. staae, afris. stän, as. ahd. sten,
stän stehen, lit. sloti sich stellen,
askl. statt sich stellen, stojati stehen,
air. tau, tS bin (*stägo), sessam stehen
(subst.), lat. släre stehen, sistere stel-
len, gr. i<TT»(u, dor. 7<rröifi,i stelle,
for*v stellte mich, stand, avest.
Aislaili, ai. liMhali steht. Vgl. af-
stass, anastüdjan, gasto|)a-
nan, staj>s stätte, staJ>B ufer,
stöjan, stöma.
stajra m. stätte, ort, gegend, stelle,
an. sladr, ags. Hede, afris. sied, as.
stad, ahd. Hat beruht auf *st<tdi-
aus vorgerm. *sl9ti-, vgl. lat. stati-o
Standort, posten, gr. vtüvh, ai. sthüi-
stehen (subst.), zur wz. *st(A)ä- (s.
standan). Nach Busbeck bedeutet
krimgot. statz nicht 'statte', sondern
'terra'.
staps m. (oder stob n.) gestade,
ufer, ags. sUed, as. statt, ahd. stad,
140
slado, zu st and an. Krimgot. stalz
terra ('land' im gegensatz zum
meere?) kann hierher gehören.
staua f. gericht, urteil, s. 8 1 o j a n.
staua m. richter, s. stöjan.
Htauastölfl m. richterstuhl, s.
staua und stöls.
starirknan, s. gastaürknan.
Htaürran, s. andstaürran.
stautan stossen, schlagen, an.
stauta, as. stötan, ahd. stojan stos-
sen, urverwant mit alban. slüti stosse,
vgl. ohne * an. pot ungestüm, lat.
tundo, ai. ludatni stosse. Vgl. noch
Ehrismann (Beitr. 18, 216). S. auch
|)uthaürn.
steigall steigen, an. stiga, ags.
stigan, afris. stiga, as. ahd. sligan,
urverwant mit air. ttagaim gehe,
schreite, lit. staiga adv. eilend, plötz-
lich, lett. staigäl wandeln, aksl.
stigny komme, erreiche, gr. rrt/gM
gehe, steige, ai. stighnoti steigt. Vgl.
staiga.
stibna f. stimme, ags. stemn,
stefn, afris. stemme, as. stemna, slemma,
ahd. Himma, mit urspr. m (vgl.
ibns), urverwant mit cymr. safn
mund, bret. staffn gaumen, gr. artfiet
mund, avest. staman- maul. Vgl.
m u n |> s.
stigqan stossen, an. stfkkva sprin-
gen, Btürzen, ags. stincan aufwirbeln,
vielleicht identisch mit ags. stincan
duften, übel riechen, ahd. stincan
einen geruch von sich geben, wird
mit lit. slengiüs strenge mich an,
widerstrebe, cymr. sangu treten, lat.
stingno lösche aus, distinguo trenne,
unterscheide verglichen. Die bedeu-
tu ngen machen Schwierigkeit.
st i k 1s m. becher, kelch, wird
meist mit an. stikell, ags. sticcl, ahd.
■■stich il stachel, spitze identifiziert,
indem man annimmt, dass das wort
erst nur die spitze des trinkhornes
bezeichnet hätte. Dagegen ist aber
zu bemerken, dass stikls vielmehr
ein wort für die Substanz 'glas' ge-
wesen zu sein scheint, denn das
jedenfalls damit identische aksl.
sliklo hat nur diese bedeutung, wes-
halb es bedenklich ist stikls mit der
unter staks besprochenen wz. zu
verbinden. Ist stikls aus aksl. sUklo
entlehnt? Vgl. Beitr. 22, 191.
stiks m. (?) stich, punkt, ags.
stice, mhd. stich, zu germ. *stekan,
*stikan, s. staks.
stilan stehlen, an. stela, ags. ste-
lan, afris. stela, as. ahd. stelan, vgl.
gr. VTipivKu, trrtpiu beraube, tripo/tai
bin beraubt. Osthoff (Beitr. 13, 460
f.) erklärt das / in stehlen durch
anlehnung an hehlen, (s. huljan).
Wie ist dann aber das l in air. lela,
teola dieb zu beurteilen ? Kern (brief-
liche mitteilung) stellt dieses kel-
tische wort zu germ. stelan.
stiur m. stierkalb, ags. steor,
anfr. stier, ahd. stior stier, woneben
ohne anl. * an. pjörr, nl. limburg.
deur, wird von Schulze (Kuhns Zs.
29, 271) auf *siiwuraz, idg. *slhe-
w9ro-s zurückgeführt und mit ai.
sthävira- dick, derb, vollwüchsig, alt
(mit tiefstufe der wz. sthürd-, sthüld-
dick) gleichgesetzt, wobei sich aller-
dings das fehlen des nominativ-J
recenuuer
her s k
teirs, swers wie in
baür, wair durch die kürze des
dem r vorangehenden vocales (hier
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141
also u) erklärt. Es ist aber bedenk-
lich das wort von den stiernamen in
andern sprachen zu trennen, welche
jedoch lautliche Schwierigkeiten dar-
bieten. Einerseits weist gall. tarvos,
air. iarbh, cymr. tarw, com. tarow,
bret. tarv, tarf auf eine idg. grund-
form *tarwo-s t andererseits muss man
für die formen in den übrigen spra-
chen ein ursprachliches *(s)t(h)auro-
ansetzen, vgl. apr. tauris wisent, lit.
tauras, tauris auer, aksl. turä, lat.
tau ms t gr. retüpos (das nicht aus
*txpro$ entstanden sein kann) stier,
avest. stooro-, mp. stör zugstier, np.
»utör, ustör rosa, osset. sturthä vieh.
Nicht gut beglaubigt ist skr. sthüra-
stier. Dagegen darf zigeun. shturno
stier als ein indischer beleg dieser
sippe angeführt werden, welche wir
selbst über den grenzen des idg.
Sprachgebietes widerfinden , denn
aram. tör y hebr. Sör, ureem. *iauru
stier lässt sich kaum von stiur,
avest. staora- u. s. w. trennen. Nach
Schmidt (Die urheimath der Indo-
germanen 7, vgl. Lewy, Die semit.
fremdwörter im griechischen 4) ist
es denkbar, dass die idg. Wörter
zum teile aus dem semitischen ent-
lehnt und vom einen volke zum
andern gewandert seien. Es wäre
aber auffällig, dass die Indogermanen
grade ein wort für 'stier' entlehnt
hätten, während ihre terminologie
der Viehzucht sonst so ausgebildet
ist: vgl. aihwatundi, aühsa,
awej)i, faihu, gaits, hairda,
hairdeis, swein, wrifjus, wul-
la und insbesondere noch an. kyr,
ags. cu, ahd. cAuo, lett. güws, aksl.
gov- (govgdo), air. b6 t lat. öös, gr.
ßoüi, armen, kov, avest. gäu-I, ai.
gdu-s.
stiurjan feststellen, bestimmt be-
haupten, vgl. ahd. xtiuri, stüri stark,
stattlich und vielleicht an. styra,
ags. styran steuern, ahd. stiur en len-
ken, leiten, stützen, wie auch an.
staurr pfähl. Man denkt an Zusam-
menhang mit lat. rSstauräre wider
aufrichten, gr. aTaupot pfähl mit
suffixalem r zu arv« richte auf,
gtvXo; säule. Was den vocalismus
anbetrifft, verhielte stiurjan sich zu
vrctvpfa wie stiur zu Tocvpot.
stlwiti n. (?) erdulden, geduld,
idg. *stewedyo-, woneben * study o- in
lat. Studium streben, eifer (Johansson,
Beitr. 15, 237).
8töjan richten, mit staua m.
und staua f. zu idg. *stäu- (Weiter-
bildung von *stä-, s. standan) in
lit. stoväi stehen, aksl. stavii stand,
staviti stellen.
Stöls m. stuhl, thron, an. stSU,
ags. st6l y afris. as. stöl, ahd. stuol,
urverwant mit lit. stülys baumstumpf,
stdlas tisch, aksl. ttolü sessel, apr.
sUdlit stehen, vgl. aksl. steljq breite
aus, gr. vrixxu stelle fertig, ai.
sthdla-, sthali- erhebung, anhöhe,
trockenes land, festland. Als krim-
gotisch ist stul sessel überliefert.
Vgl. andstald.
Stoma m. grundlage, formell iden-
tisch mit lit. stomn statur, lat. ste-
inen, gr. ffT^fuiv aufzug am Webstuhl,
ai. sthäman- Standort, kraft, zu der
unter standan besprochenen wz.
Vgl. noch cymr. se/yll, com. bret.
sevelt stehen mit * aus st. Anders,
142
aber kaum richtig wird stöma von I
Schröder (Za. f. d. al tertum 42, 68)
beurteilt.
8 trau j an streuen, an. strd, ags.
strigan, streowian, afris. strewa, as.
ströian, ahd. straujan^ strewen, urver-
want mit abret. strömt, lat. strävi
habe hingebreitet, struo häufe auf,
baue. Die wz. *strä%- ist weiterge-
bildet aus *ster-, vgl. akel. sttrq,
air. -sernatm^ lat. stemo, gr. ö-rdp-
vuA"> ffTopivpüfiiy ai. strnSmi, strndmi
breite aus.
striks m. strich, ahd. strih zu
ags. strtcan, ahd. strihhan streichen,
urverwant mit aksl. strigq schere
(inf. strtiti), lat. *tfr%o streife, *tfr*?a
strich, strigilis kämm. Neben *streig~
steht *streug- in an. strjüka streichen,
aksl. strügati scheren, strugü Werk-
zeug zum schaben, strugaü schaben,
gr. trrpiüyofiai schmachte hin, reibe
mich auf.
stubjns m. staub, ahd. stuppi,
mit ahd. sioup zu nl. stuiven, ahd.
stiohan stieben, das unerklärt ist
(vgl. Martin, Deutsche Litteratur-
zeitung 1893, N° 45).
SUgil n. (sonne) = ags. sygel aus
germ. *suml<-, idg. *sutcel- (avest.
hvar», ai. mar). Weiteres unter
sa u il.
sulja (?) f. sohle, ahd. *ola. Ent-
lehnung aus lat. solea schwelle (*sola
sohle) ist nicht sicher. Vgl. gasul-
j a n , s a u 1 s.
su ms irgend einer, an. sumr, ags.
as. ahd. sum, gr. «aw-, ai. sama-,
vgl. sama.
sundrö abgesondert, beiseite, an.
sundr, ags. sundor entzwei, afris. I
I sunder, as. sundar, ahd. suntar ab-
gesondert, vgl. gr. arep ohne, ai.
sanutdr weit hinweg und ferner air.
sain verschieden, besonders, lat. sine
ohne, avesi. Aanar» in der ferne,
fern von.
snnja f. Wahrheit, sunji-s wahr,
ap. hafiya-, avest. Aaipya-, ai. satyd-
wirklich, wahr, mit an. sannr, ags.
sött, as. söd wahr zur wz. *e%- sein,
s. im.
sunjis, s. sunja.
sunna m., sunnö f. sonne, krim-
got. sune, ags. afris. sunne, as. ahd.
suntio, sunna, zunächst auf *swen-,
*sun~ beruhend, vgl. air. fursunnud
erleuchten, avest. gen. %v?ng (neben
hürö zu hvar9) sonne. Dieses *swen-
ist aber aus *sü- weitergebildet, 8.
sauil.
snns sogleich, alsbald, plötzlich,
vgl. ags. s6na, as. ahd. »an.
Sanas m. söhn, an. sonr, ags.
afris. as. ahd. sunu, lit. süniu, aksl.
synü, ai. sünu-, mit air. sutk geburt,
frucht, ai. sutdr söhn und gr. ufrff,
v\v<; söhn zu ai. shte gebiert.
supön würzen, vgl. ahd. soffön,
unerklärt.
8üte angenehm, behaglich, ruhig,
mit ablau t zu an. sftr, ags. swete,
as. swöti, ahd. suoji, lat. suävis, gr.
v?5^-*, dor. ö£ü?, ai. svädu- süss. Vgl.
lat. suadere überreden, gr. ijioftat
freue mich, ^ovif lust, x^xvx ge-
falle, np. %västan wünschen, wollen,
ai. svädate ist erfreut, geniesst (neben
svddati macht schmackhaft, würzt).
sn]ijan, sujijmi kitzel empfinden,
nach Johansson (Beitr. 15, 237) zu
I der unter saups besprochenen wz.
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143
sufm n. magen (oder aufm* tu.),
vielleicht verwant mit sauf)8, su|>-
jan (s. Johansson, Beitr. 15, 237).
swa so, an. svd, ags. med, vgl.
ahd. »ö und s w e.
swaggwjan, s. afswaggwjan.
swaihra m. Schwiegervater, moaihrö
f. schwiegermatter, ags. meeor, ahd.
swehur, fem. an. svxra, ags. meger,
ahd. siüigar, allgem. idg. : lit. tze-
szvra«, aksl. svekrü, fem. svekry (mit
idg. X*), corn. hungeren, fem. hweger,
lat. *o<w, fem. soeru*, gr. ixupds,
fem. hnupx, alban. ü/Vp, vjehtp, fem.
vje'hepe (mit idg. £), armen, fem.
skemir, avest. #t>tf#i«*a-, np. %%sur,
fem. xutrü, ai. cvdfura-, fem. cvaqrit-,
swalrbaa, s. afswairban.
swalaujis so gross, so viel, s.
swa und laudi.
swaleiks so beschaffen, an. #ft*r,
ags. *toylc, 8. swa and leikf Vgl.
as. sulil; ahd. sulih.
s walle ins, e. uf s wall ein s.
swa nun s m. (oder swamn n.)
schwamm, an. svyppr, ags. mcotnm,
ahd. *twimp, nicht genügend erklärt
(man beachte gr. vofiQi* schwam-
mig, locker, porös).
swa ran schwören, an. wer/'a, ags.
merian, afris. tfcara, as. ahd. stoerian,
urspr. auch 'antworten' (an. »vara,
ags. andmearian), vgl. die sippe von
ai. rafrati tönt, erschallt, lässt er-
schallen.
sware vergeblich, umsonst, un-
erklärt.
swartfc (oder moartizl) u. schwärze,
tinte, zu swarts.
swart» schwarz, an. svartr^ ags. [
meart, afris. as. »wart, ahd. marz
schwarz , dunkelfarbig , ablautend
mit an. iorta schwarze färbe, »orte
schwarze wölke. Man vergleicht lat.
sordes schmutz, sordidu* schmutzig.
swe wie, zu swa.
Hwegnilm f. freude, frohlocken,
moegnjan frohlocken, verwant mit
g a s w ö g j a n.
sweiban aufhören, ablassen, vgl.
ahd. meiftön stille sein, nicht genü-
gend erklärt (s. Persson, Bezz. Beitr.
19, 263 f. f., dergr. vtaxxo» schweige
vergleicht).
swe in n. schwein, an. «Wir, ags.
sie in, afris. as. ahd. mein, zunächst
vergleichbar mit aksl. svinü vom
schwein, mnnija schwein, lat. svinus
vom schwein. Idg. *mvino- ist von
**ü- abgeleitet, vgl. an. syr, ags. mt,
ahd. m, cymr. hvcc, corn. hock, lat.
*üs, gr. <rüc, avest. hü-, ai. fükard-
schwein. Neben mein, stand im got.
*bargiu verschnittenes schwein (= an.
borgr, ags. bearg, ahd. baruh), woraus
bask. bargo junges schwein, ferkel
entlehnt ist (vielleicht ist auch aksl.
brartt ein lehnwort aus dem germa-
nischen : nach Hirt wäre es auf got.
Harws zurückzuführen). Andere Wör-
ter für 'schwein, eber, ferkel' sind
ahd. ebur, lett. veprs, aksl. veprl,
lat. aper eber; ags./WÄ, ahd. farah,
lit. pdrszas, aksl. pra»^ air. orc, lat.
porcus, gr. iropKOs schwein, ferkel.
sweipains, s. midjasweipains.
sweran ehren, verherrlichen, ahd.
»wären drücken, zu swers.
swerei f. ehre, ahd. mcäri schwere,
gewicht, kummer, zu swers.
swerijm f. ehre, ahd. meärida
schwere, zu swers.
144
swers (schwer), geehrt, an. scdrr,
ags. .str:ir, as. and. stoär schwer,
urverwant mit lit. tverti wägen,
suariti schwer, svdras, svora* gewicht.
swes eigen, an. svdss traut, lieb,
ags. stcsu eigen, afris. swes verwant,
as. ahd. swäs eigen, Weiterbildung
von idg. *swo-, *sctco-, vgl. apr.
swais, lit. gen. sdvo sein, aksl. svoji,
alat. novo», lat. svus, gr. Ms, ai.
svd- eigen (s. auch seine).
swibls m. Schwefel, schw. swa/vel,
ags. swe/el, ahd. swebal, unerklärt
(vgl. jedoch Much, Zs. f. d. alter-
tum 42, 165 f., der auf grund von
westf. swäggel eine ältere form
*sweqh- aus *swelqlo- ansetzt und
lat. sidpur vergleicht). Aksl. zupelti,
zuplü entstammt dem germ.
swiglja m. flötenbläser, zu Bwig-
lön.
8wiglön die flöte blasen, pfeifen,
ahd. sweglön zu sw'egala flöte, viel-
leicht zu gaswögjan, swegni|>a,
kaum dagegen zu gr. <rl%a> zische,
natürlich nicht za lat. sibiläre zischen.
swikns rein, unschuldig, keusch,
an. *ykn schuldlos, straffrei, vgl. ags.
'clearance from criminal charge',
unerklärt (wol mit unrecht fasst man
das wort als sw-ikm auf, indem man
gr. atyf«,ett scheue, avest. yaz-, ai.
yaj- verehren heranzieht).
swikun{>8 (ttwe.kunpa) offenbar, be-
kannt, zu idg. *9ice~, **wo- (s. swes)
und k u n f) s.
HWiltan hinsterben, an. svelta, ags.
as. swelian, ahd. twelzan, unerklärt.
Dazu swultawairpja und krim-
got. schwalth tod.
Nwinjiei f. stärke, kraft, mhd. »winde
I schnelle, heftigkeit, zu swinps.
swinJhN stark, gesund, an. tvinnr
S klug, verständig, ags. swid kräftig,
\ geschickt, as. »with, »withi, mhd.
»winde kräftig, heftig, tapfer, urver-
> want mit air. fe'taim, seiaim ich kann
< (vgl. noch Johansson, Beitr. 15, 238).
swistar f. Schwester, krimgot.
Schwester, an. syster, ags. sweoster,
afris. swesier, as. ahd. swestar, apr.
swestro, lit. se*u, aksl. *e*lra, air.
siur, fiur, cymr. ckwaer, lat. sorot
Schwester, gr. Up • %yarnp, ave^ifa,
armen, khoir, avest. fceaw^ar-, ai.
svdsar- Schwester.
swögatjan seufzen, s. gaswög-
jan.
swogjan, s. gaswögjan.
8wultawair|>ja m. der sich zum
tode neigt, s. swiltan und wair-
}>an.
swiraM (swunul) n. teich, zu an.
symja, svinma, ags. as. ahd. swimman
schwimmen (got. *sumjan, *swimman).
Vgl. cymr. chwyf bewegung.
synagogafajw m. Vorsteher einer
synagoge, s. synagöge und brüj>-
faps.
synagöge f. synagoge, aus gr.
X.
tagl n. haar, an. lagl pferde-
schwanz, ags. üegl, ahd. zagel schwänz,
vielleicht urverwant mit ai. dacu
die am ende eines gewebes hervor-
ragenden zettelfäden, fransen, Ver-
brämung eines gewandes, lampen-
docht. Air. dual locke, schnür, fran&e
muss wegen cymr. dull aus dem
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f -
I
14
spiele bleiben (a. Zupitza, Die germ.
gutturale 192).
tagr n. zähre, an. ktr y ags. tear,
afris. tär, abd. zahar weist mit sei-
nem gramm. Wechsel auf eine grund-
form mit teuuis im wurzelauslaut
und isf urverwant mit air. der,
cymr. dacr, alat. dacruma, Ist. /acrw-
ma, gr. J*xpy. Vgl. ohne anl. d lit.
<«rara, kurd. <wr, np. an, ai. «fr«,
ofra- (s. ähnliches unter arbaips).
Bei weiterer forschung ist auch
Meillet (Idg. forschungen 5, 331)
zu berücksichtigen.
talijan reissen, zerren, vgl. gr.
lixvu, ai. ddgämi beisse, deren u
aber auf idg. n zurückgeht: man
beachte ai. d/h/ts^ra-, avest. difstra-
spitzzahn, fangzahn, ahd. zangar beis-
send, an. long, ags. tonge, ahd. zanga
zange.
taihswa recht (gegensatz von
'link'), ahd. z'eso, urverwant mit lit.
deszine' rechte hand, aksl. detinii, air.
des», lat. dexter, gr. Itt-iic, avest.
dmina-y ai. ddknna- recht.
taihnn zehn, krimgot. Ihiine (für
11, 12, 13 tkiin-ita, thiinc iua, thiine
iria), an. ttu, ags. tjjn, afris. tian,
as. tehan, ahd. zehan, lit. deszimt,
deszimlis, aksl. desett (mit -Ii- suffix),
air. deich-n-, lat. decem, gr. lixx,
armen. tarn, avest. dasa, ai. </«ftf.
Vgl. hund und tigus.
tafhanda der zehnte, an. Hunde,
ags. le'oda, afris. tegotha, as. tihando,
ahd. s&mfo, zu taihun. Vgl. lit.
desztmlas, aksl. cfc*£>W, gr. Uxxroq.
taflinntehnnd hundert, zu tai
hun, vgl. an. Im tiger, ags. kund-
leoniig, ie'ontig, ahd. zehan zug, zehan zo.
5 .
Vgl. Brugmann (Grundr. 2\ 502)
und Schmidt (Die urheimath der
Indogermanen 24 f. f.).
taiknjan zeigen, bezeichnen, vgl.
an. teikna, ags. Utcnian, ahd. zei/tnan,
zu taikns.
taikns f. zeichen, wunder, an.
leikn, ags. tdcen, afris. teken, as. tekan,
ahd. zeihhan beruht auf idg. *deiy-,
*dmy-, neben form von *deix- in
g a t e i h a n . Vgl. lat. dignu* würdig,
wert.
tainjö f. korb, ahd. zeinna, zu
tain s.
tftins m. zweig, an. ieinn, ags.
tan, ahd. zein gerte, reis, unerklärt
(Wood, Publications of the Modern
Language Association of America,
14, 334 vergleicht die sippe von
gr. Zlsttxi eile, wirbel, Strudel,
rundes gefass, %Uvi wirbel, Strudel,
ai. diyali fliegt).
tairan, s. di st air an.
tai'trarkes m. vierfuret, aus gr.
TerpxpxK.
tnleijm fremdwort: täA/9 1 *.
t als, s. u n t a 1 s.
talzjan belehren, denominativum
eines Btammes *taliz-, vielleicht ver-
want mit -taU in untals.
tamjan, s. gatamjan.
tandjan anzünden, vgl. schw.
tända, ags. tyndan, ahd. zunten an-
zünden, zünden in brand sein, glühen.
Nur das mhd. hat ein starkes vb.
zinden brennen, glühen (got. *tindan)
bewahrt. Vgl. tuudnan.
tani, s. faüratani.
tarhjaii, s. gatarhjan.
tarmjan hervorbrechen lassen (?),
vielleicht zu -tatran in distal ran;
10
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146
oder müssen wir es mit Bugge (Idg. tewa f. Ordnung, gatetvjan ver-
forschungen 5, 175) als ein lehn- ordnen, bestimmen, ags. tdteian
wort aus dem armenischen betrach- (praet. tdwode) bereiten, zurichten,
ten? Vgl. armen, patarem breche.
tarnjuii, s. gatarnjan.
tas8, s. ungatass.
taui n. werk, tat (dat. toja), nl.
tooi schmuck, zu taujan.
tanjaii machen, tun, bewirken,
an. tifja, tjija tun, machen, helfen,
gerben, vgl. ahd. zawa tinctura, zu
taujan. Vgl. tewi.
tewi n. (?) schar von fünfzig mann,
verwant mit töwa.
tewjan, s. gatewjan, tewa.
tigus m. decade, mit -iehund zu
t a i h u n. Zunächst lassen sich gr.
nützen, ahd. zouwen fertig machen, ' }*xa$, ai. da$ät- zehuzahl mit tigus
bereiten. Osthoff (Idg. forechungen , vergleichen. Gegenüber iicai ligju*
5, 282) verbindet taujan und das u. s. w. hat das krimgot. stega 20,
dazu gehörige tewa mit md. zvwen i treithyen 30, furdexthxen 40.
sich voran bewegen, wohin ziehen, til n. (?) gelegenheit, ahd. zil
ahd. zawrn von statten gehen, ge- ziel, verwant mit andtilün, ga-
lingen, avest. dura- weit, data- böte,
ap. dnravj adv.. fern, ai. dura- fern,
weit, comp, däviyan, superl. ddvitfha-,
duvds-, duvazand- hinausstrebeud :
die grundbedeutung von taujan wäre
'vorwärts schaffen'. Lorentz (Idg.
forschungen 5, 342 f.) stellt taujan
dagegen zu gr. loühoc, lüXoc diener,
sklave, das dann urepr. 'verfertiger,
arbeiter' bedeutet hätte (anders über
lovXos, lüKot Lewy, Idg. forschun-
gen 2, 446 und Johansson, Idg.
forschungen 3, 229 f. f.). Wiedemann
(Das litauische praeteritum 38) ver-
gleicht lit. d'ttna brot mit taujan.
Auf ein zu taujan gehöriges *gataw*
fertig weist das lehnwort aksl. gotovü,
vgl. an. gotvar rüstungen, ags. gea-
tewe, geatice rüstung.
teihan, s. gateihan.
tils und mit der an. ags. afris.
praeposition til zu. Wahrscheinlich
beruhen diese Wörter auf einer wz.
*di- mit der bedeutung des festge-
setzten und bestimmten, vgl. ags.
t/d, as. Ud, ahd. zit zeit und gib.
an. ttme, ags. Uma f wie auch ahd.
zxla zeile, linie, reihe. Ausserhalb
des germ. können air. dil angenehm,
ai. d-diti- unbeschränkt in räum
und zeit, zeitlos, unendlich hierher
gehören.
timan, s. gatiman.
timrjam. Zimmermann, zu timr-
jan.
timrjan zimmern, erbauen, an.
timöra, ags. iimbrian, as. timbrön,
ahd. cimiarün, zimberen, zu an. tinlr,
ags. iimber bauholz, afris. timier,
as. timbar gebäude, ahd. zimbar bau-
takan berühren, ablautend mit ' holz, holzbau, wohnung, zimmer.
an. taka nehmen. Man vergleicht
lat. digilus, gr. JäxtuAo? finger. An-
ders Zupitza, Die germ. gutturale
169.
Man geht von der bedeutung 'holz-
material zum bauen' aus und ver-
gleicht gr. ^ißu baue, wozu aksl.
dotnu haus, air. aur-dam vorhalle,
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147
lat. domus, gr. Ss'a:,-, 3£, Zx.ux,
armen, i«« (gen. tan), avest. dmäna-,
nmäna-, dqm (locat.), ai. ddma-, däm-
hans. Aksl. dqbü bäum, eiche, holz,
iqbraea wald, eichenwald gehören
wahrscheinlich nicht hierher.
tinhan ziehen, an. nur togenn
gezogen, ags. tcon, as. tioAan, ahd.
rioAö», urverwant mit alat. domo,
lat. rfwo führe, gr. txi-WoseaSxt •
trauan vertrauen, an. *r«a, ags.
truunan, as. to/o», ahd. Mm, ver-
want mit triggwa, triggwß.
trau st i n. (?) bündnis, an. traust
Zuversicht, ahd. tröst trost, Zuver-
sicht, hilfe, schütz, mit an. traustr
sicher, stark, fest zu einer *- erwei-
terung der in trauan, triggws
vorliegenden wz.
triggwa f. vertrag, buud, ags.
treow, afris. triuwe, as. ireuwa, ahd.
triuwa treue, zu triggws.
triggws treu, zuverlässig, an.
tryggr, ags. treowe, trywe, afris. triuwe,
as. ahd. triuuri treu, urverwant mit
apr. drvutis glaube, lit. drittas fest,
stark, cymr. drut, drüd stark, gr.
Xpoöv ' ia%upcv (Hesych.). Vgl. trau-
an, trausti, triggwa.
trigö f. trauer, Widerwille, vgl.
an. tre'ge sorge, tr'egr unwillig, unge-
neigt, ags. irega, as. tr'e'go schmerz,
zu an. tr'ega betrüben, as. tr'tgan
leid sein (mit ablaut as. trägt ver-
druss, wie auch ags. trag, ahd. trägt
unwillig, verdrossen, träge), viel-
leicht urverwant mit poln. wzdragac
tif sich weigern (Zupitza, Die germ.
gutturale 181). Im Dhätupatha fin-
det sich eine wz. drägh- plagen,
quälen. Ganz unsicheres bei Johans-
son (Beitr. 15, 238).
tri in nun. s> anatrimpan.
trlu n. holz, bäum, an. Ire, ags.
treo, as. trio, urverwant mit lit. derva
kienholz (dasselbe ist an. tyrve), aksl.
druva pl. holz, drevo bäum, holz, air.
daur, cymr. derwen eiche, gr. 1pv$
bäum, eiche, lopu holz, balken, speer,
alban. dru holz, bäum, Stange, avest.
däuru, ai. ddru, dru- holz, zur idg.
wz. *der- in distairan.
triweins hölzern, vgl. aksl. drt-
vfinn, drMnH, gr. Jpuive«, avest.
drvaena-, zu triu.
trudan treten, an. troda, gegen-
über ags. tr'edan, afris. tr'eda, anfr.
tr'edan, ahd. tretan. Aussergerm. be-
ziehungen sind nicht gefunden.
trnKgjan, s. intrusgjan.
trusnjan, s. ufartrusnjan.
tllggl n. gestirn, an. tungl, ags.
tungol, as. tungal, ahd. zungal, nicht
genügend erklärt.
tuggö f. zunge, an. tunga, ags.
afris. tunge, as. tunga, ahd. zunga,
lat. lingua (aus *dingua), vgl. ohne
anl. d apr. insuwit, aksl. jezykn und
mit anlehnung an *leiyh- lecken (s.
bilaigon) lit. lizuvis, air. ligur,
armen, lezu. Avest. hizü-, mp. uzvän,
zuvän, ai. jihva sind davon etymo-
logisch verschieden.
tulgus fest, standhaft, as. tulgo
adv. sehr, urverwant mit lat. indul-
geo bin langmütig, gr. ev-ÜfXtxfc
fortdauernd, zu der unter laggs
besprochenen wz. (*deleg/i-, *dlegh-).
tundnan entzündet werden, zu
tandjan.
tun [ms m. zahn, an. tonn, ags.
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148
t6d, afris. tond, töth, anfr. Und, ahd.
zand, beruhen auf idg. m dnt-, *dont-,
vgl. lit. danth, air. dä, cymr. dant,
lat. rf<?**, avest. dantan-, ai. «fcMrf-,
ddnla-, woneben mit anl. vocale gr.
<töovc, armen, atamn. Urspr. ist *Jo»^-
ein participium zur wz. *ed- essen
(s. itan): man beachte Schmidts
bemerkungen (Kuhns Za. 32, 329).
tuzwerjan schwergläubig sein ,
zweifeln, enthält ein simpler -wer/an,
dem afris. toärja, ahd. wärjan (as.
wärün) bewähren, als wahr dartun j
entsprechen. Dieses -werjan beruht
auf dem gemeingerm. adj. afris. wer,
as. ahd. war (dazu ahd. wära, ags.
wxr, an. pl. värar), das mit aksl. vera
glaube, air. ftr, lat. venu wahr,
avest. ap. t>ar-, osset. urnyn, umin
glauben urverwant ist. Vgl. alawe-
rei, un werjan. Was tuz- in tuz-
werjan anbetrifft, dieses ist identisch
mit an. ags. tor-, air. do~ {do-chln
ruhmlos), gr. Jua- (üvaßevfa übelge-
sinnt), armen, t- (t-get unwissend),
avest. duz-, ai. du*- übel-.
twai zwei, f. twö*, n. twa, krim-
got. iua, an. tveir, tvier, tvau (dual
wie ah tau), ags. twe'gen, twa, tu,
afris. tirene, twa, as. twene, twö, twa,
ahd. zwene, zwo, zwei, lit. du, dvt,
aksl. dva, dve~, air. ddu, da, dt, lat.
duo, gr. Iva, Ivo, avest. <ft?a-, ai. dcau,
dvd, dve. Vgl. twalif, tweifls,
tweihnai, twis.
twalif zwölf, an. Ulf, ags. afris.
twelf, as. twelif, ahd. s. twai
und ainlif.
twalihwintrns zwölfjährig, ags.
twclfwintre, s. twalif und win-
trus.
tweifljan in zweifei versetzen, as.
twißian, ahd. zwifaljan, zu tweifls.
tweifls m. (?), as. twifal, ahd.
zwifat neben an. tyja und ags. tweo,
as. tot-fo, ahd. ziräio (und zwifo).
Beziehung zum zahl wort twai ist
wahrscheinlich (dazu auch lat. dubiiu
zweifelhaft, gr. loty zweifei, osset.
dawe, dau dasselbe).
tweihnai doppelt, je zwei, zu
twai. Vgl. insbesondere ahd. zweite
und die damit identischen formen.
Zu mij) tweihnaim marköm vgl. ags.
betwe'onum, betweoh, betweox zwischen.
twis entzwei (in twmtandan sich
trennen, twisstass), vgl. an. tvu-
rar, ahd. zwiror, lat. bis, gr. t(f,
avest. bii, ai. dvU zweimal, zu twai.
twisstass f. Zwiespalt, s. twis
und standan.
h
l>ad (besser pap) dahin, nur in
padei wohin, zu pa-, s. pata.
pagkjau denken, überlegen, an.
pekkja wahrnehmen, kennen, ags.
pencan, afris. thenkja, as. thenkian,
ahd. denchnn denken, mit gapagki,
fiagks, }>ugkjan zu alat. tongere
kennen, praenest. tongitio sententia.
pagks m. (?) dank, an. pokk f.,
ags. punc, afris. thanc, thonc, as.
thanc, ahd. danc, urspr. 'das den-
ken', zu I>agkjan.
pahan schweigen, vgl. an. pegja,
as. thagian, Ihagön, ahd. dagen, ur-
verwant mit lat. tacere schweigen.
pähö f. thon, au. pd, ags. pö,
ahd. düka, urgerm. *pan%ön-, mit
ablaut zu peihan.
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F
149
I>airh durch, vgl. ags. purh, afris.
tkruch, as. thnrh, ahd. duruh, durh
durch, derh durchlöchert und ags.
pyrel loch, ahd. durchil durchlöchert,
vielleicht mit idg. k -auffix zu gr.
TtTfnifAt, rirpiu durchbohre (Hirt,
Beitr. 23, 299). Anders Thumb,
Kuhns Zs. 36, 198 f. f. Vgl. f)airkö.
]iairko n. loch, öhr, vgl. gr.
rpürXit loch (Osthoff, Morphol. Un-
ters. 5, VI). Zusammenhang mit
}>airh ist wahrscheinlich.
I»afrsaii, s. gaf>airsan.
[>an dann, wenn, as. t/um, vgl.
ag"8. J>onne t ahd. danne dann, zu pa-,
b. })ata. Vgl. hwan.
avest. tat, ai. (od das. Vgl. j)ad,
j)an, fianamais, |>anasei{)s,
f>ande, J>ar, ]j a {> r ö , |)ö, {> e i.
Jmjirö daher, zu pa-, s. |>ata.
Vgl. aljajirö.
|»au als, nicht genügend erklärt,
vgl. |>auh.
Jianh obgleich, an. po, ags. peak,
as. thöh, vgl. ahd. rfo^. Man denkt
an idg. *to% qe, *tu qe, vgl. avest.
ai. tu doch, aber; für *qe s. uh.
Vgl. |>au und an. peyge jedoch nicht.
Jmürban bedürfen, an. purfa, ags.
pur/an, afris. tAurva, as. tAurban,
ahd. durfan, praeterito-praesens, wozu
g a ]; a r b a n , gaf)aürbs, |)arba,
panaiuais weiter, fürderhin, aus |>arbs, |)aürfts. Die sippe weist
pana- zu pa- (s. J)ata) und mau, auf vorgerm. *terp-, *torp-, *trp-,
adv. zu maiza. weshalb aksl. treba negotium, trebü
{>anasei[>N weiter, fürderhin, noch, notwendig, trfbovali bedürfen nur
aus pana- zu /<;/- (s. [)ata) und unter annähme einer wurzelvarietät
-seipi seit, ahd. rid zu sei|>us. ! mit b im auelaut verglichen werden
|>ande so lange als, weil, da, zu können. De Saussure (Mem. de la
|)an. Vgl. zur bildung lat. quando. Soc. de Ling. 7, 83 f.) vergleicht
{mnjan, s. uf{)anjan. | apr. enterpo es nützt, enlerpon nütz-
|»ar dort, an. par, vgl. ahd. dara lieh, welche uns in die unter Jirafst-
dorthin und mit ablaut ags. /u£r, Jan besprochene sippe hinüberführen,
aß. tAär, ahd. dar, zu pa-, s. })ata. patirfta nötig, mhd. dürft und
Dem germ. par entspricht genau paurfU f. bedürfnis, not, as. tAuruft,
ai. tar- in tdrhi dann, damals. Vgl. ahd. duruft, dürft, zu paürban.
h w a r. l»a ü nie i iis von dornen gemacht,
[mrba f. mangel, dürftigkeit, an. ags. pymen, ahd. durnin, zu {)aür-
nus.
|>aürnus m. dorn, an. ags. pom,
porf, ags. pearf, afris. Herne, as.
tharf, ahd. darba, zu |)aürban.
Jmrbs bedürftig, nötig, an. parfr afris. as. thorn, ahd. dorn, urverwant
nützlich, tüchtig, zu f>aürban.
Jiarihs (?), unerklärt.
mit aksl. trilnü (urslav. *C1rnü) dorn,
ai. tfna- grashalm, wozu mit ablaut
Jiata das, an. pai, ags. futt, afris. air. trdimn kleiner grashalm.
tAet, as. that, ahd. daj, gemein- {rnürp n. landgut, an. porp klei-
idg., vgl. lit. tag der, tat das, aksl. neres gehöft, ags. porp (neben prep,
1A der, to das, lat. is-tud, gr. to, prop), afris. as. t/iorp, ahd. dorf
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150
dorf, ein dunkele« wort. Auffällig
ist nhd. Schweiz, dorf besuch, Zu-
sammenkunft, das mit an. pgrpa
drängen eine urspr. bedeutung 'schar'
für Jtaurp wahrscheinlich macht:
vgl. auch lat. turba schar, gr. rupßti
Verwirrung, getümmel und für die
bedeutungsentwickluug ai. grama-
lit. tcnku reiche aus, habe genug,
Uinkws dicht, air. co-tecim coagulo,
tocqd, cymr. tgnged glück, armen.
thandzr dicht (mit auffalligem dz),
avest. ta%ma- kräftig, superl. lan-
cikta-, np. tandBdan zusammenziehen,
ai. taiic- zusammenziehen, gerinnen
machen. Vgl. J> ä h ö , |) e i h s ,
schar, dorf. Andererseits fällt es fjeihwö.
schwer paurp von lit. troba gebäude, peihs n. zeit, gelegenheit, vgl.
air. treh wohusitz, cymr. tref dorf, an. ags. jung, afris. as. (hing, ahd.
umbr. trebeit wohnt, hält sich auf, ding zur bestimmten zeit stattfin-
tremnu tabernaculum, lat. trabt bal- dende Volksversammlung. Der ver-
ken, gr. riptfxvcv. ripxfivov haus, gleich von lat. temptu zeit ist nicht
zimmer (mit fiv aus /3v) zu trennen. 1 in einklang mit den bekannten laut-
Ceber Vermutungen kommen wir i gesetzen. Vielleicht gehört pcih* zu
nicht hinaus. : }>eihan.
{mrirsjan dürsten, mit gaj»air- peihwö f. donner, urverwant mit
sau, gaf>aürsnan, paürstei,
f)aürsus zur idg. wz. *ters- troc-
ken sein, vgl. air. iart durst, lat.
aksl. tqca Sturzregen, russ. tum
regenwolke, vielleicht eigl. 'dichte
wölke' zu peihan. Oder verhält
torrao röste, dörre, gr. Ttpao/xat werde es sich zu |>eihß wie franz. tetxpete
trocken, armen, thapamim welke, ai.
thyati dürstet.
Jiatirstei f. durst, ags. pymt, as.
thurst, ahd. durst, vgl. auch an.
forste, zu |>aürsjan. Avest. tarhia-,
ai. tfma durst sind von pauntei im
suffix verschieden.
I>aürstl8 dürr, an. Jnirr, ags. pyrre,
as. thurri, ahd. durri dürr, ai. tr*u-
gierig, lechzend, zu |)aürsjan.
Jie dadurch, instrum. zu fiata.
Jiei dass, damit, erstarrter locat.
zu |>ata.
|>eihan gedeihen, zunehmen, ags.
gepeon, as. tfühan, ahd. dihan weist
mit ags. gelungen, as. githungan
stattlich, 'trefflich, an. pettr, mhd.
dihtc dicht, as. -thengian vollenden
auf idg. Henk-, *tonk-, *tuk-, vgl.
zu tcmpsl Vgl. Solmsen, Kuhns Zs.
35, 479 f. f.
I>eins dein, an. /Ann, ags. /)»»,
as. Ali», ahd. dm, zu apr. tebbd,
tien, aksl. teb£, t§, lat. tibi, te, vgl.
[>u. Das got. peius verhält sich zu
apr. twau, aksl. tvoji und lit. tdvtu,
lat. tum, gr. Ttfa wie sein 8 zu
apr. rnais, aksl. scoß u. s. w.
jh'wisa n. pl. diener, knechte, mit
ablaut zu |)ius.
[rinsan, s. atfnnsan.
t>inbi n. diebstahl, vgl. ahd.
diubja, zu |)iubs.
|>iubjö heimlich, verstohlen, zu
|)iubs.
Inubs m. dieb (besser piufs), an.
pjofr, ags. pe'of y afris. thiaf, as.
thiof, ahd. diob, vielleicht zu lit.
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w
151
tüpti sich niederkauern, sich in die
knie setzen, sich niedersetzen, tupHi
hocken, kauern. Ganz unsicheres bei
Bartholomae (Idg. forschungen 9,
270). Wörter für 'stehlen' findet
man unter hlifan (wozu das mit
fiinbt gib. kliftua) und stilan.
jriuda f. volk, an. pjöä, ngs.peod,
afris. tkiade, as. thioda, ahd. diota
volk, Ii t. tau (u, apr. taut« land, air.
tuath volk, osk. touta gemeinde.
Dazu })iudans, jnudiskö.
[»iiiduiiirunl i f. königshaus, könig-
reich, zu jnudans und gards.
[lindans m. könig, an. fyodann,
ags. peoden, as. thiodan, zu {»iuda.
Dazu ftiudanön herrschen, Jnudinaa-
sus m. königreich.
I>iudiskö heidnisch, adv. zu *piu-
diaka eigl. 'zum volke (fnuda) ge-
hörig', identisch mit ags. peodiac,
as. tkiudisc, ahd. diutuc, mhd. diutach,
tiutach, nhd. deutach,
{»iumugns m. diener, knecht, s.
|)ius und magus.
j)ius m. knecht, ags. />fW, ahd.
deo, wahrscheinlich aus idg. *teqo-,
urgerm. *f)egica-, wegen des ver-
schiedenen gutturals kaum mit an.
fjegn, ags. pegen, as. thügan, ahd.
degan degen, held, gr. rixvov kind
zu verbinden (wz. *lek- gebären in
gr. t/xt«, It(kov). Persson (Kuhns
Zs. 33, 291) stellt fiiua ansprechend
zu lett. tekania aufwärter, bedienter
(anders, aber kaum richtig Solmsen,
Kuhns Zs. 34, 2). Wahrscheinlich
haben fnus und tekania urspr. 'läu-
fer' bedeutet und gehören sie zur
wz. Heq- in lit. tetä, aksl. iekq laufe,
air. techim fliehe, avest. tacaiti, ai.
tdkti, tdkati läuft.- Vgl. für die be-
deutung an. ]mUl leibeigner und
ahd. drigil diener zu }>ragjan. S.
auch |)ewisa, |)iwadw, |)iwi.
I»in|» n. das gute, pl. guter, piu-
fjeiga gut, vgl. an. Jjydr mild, freund-
lich, pyda freundschaft. Man ver-
gleicht air. tuath links, nördlich (Stra-
chan, Idg. forschungen 2, 370), das
urspr. 'gut' bedeutet hätte, und lat.
tütus sicher (Johansson, Beitr. 15,
238). Vgl. |)iu|)jan.
{rinpiqiss f. segen, 8. jiiu p und
qi|>an.
|)iul>jan segnen, an. pyda freund-
lich machen, zu ]>iuf). Hoffmann
(Bezz. Beitr. 18, 289) zieht gr.
ruavfi ' tKtTcuei (Hesych.) heran.
piwadw n. knechtschaft, zu [>ius.
Für das suffix vgl. frija|>wa.
|)iwi f. dienerin, magd, an. Py,
fiyr, ags. peoKnt, as. thiwi, ahd. diu,
femininbildung zu |)ius.
Idahsjail erschrecken (trans.), ga-
' frfahanan (intrans.) beruhen nach
| Osthoff (Beitr. 13, 412 f. f.) auf
einer wz. •tiek- in lit. lekiu (inf. l&U)
fliege, Was Aug, lett. lecu (inf. tUf)
springe, hüpfe, lat. locuata heu-
schrecke. Auch jiliuhan zieht er
hierher, indem er Übergang (von der
tiefstufe idg. *tß- aus) in die germ.
u- reihe annimmt.
{ilaihan, s. ga|)laihan.
t>laqus zart, weich, unerklärt. Ahd.
jlah flach, glatt scheint ß aus idg.
pl zu haben.
plaühH m. flucht, zu j»liuhan.
jdiuhiin fliehen, an. jlyja, ags.
ßeon, as. ahd. fliohan weist mit
j>laühs auf eine sonst nicht belegte
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152
idg. wz. •lleuk-, •Oui-, Osthoff (Beitr.
13, 412 f. f.) verbindet Jdiuhan aber
mit jdahsjan. Noch andere Zu-
pitza, Die germ. gutturale 131.
|>rnfstjun trösten, ermutigen. Man
denkt an idg. *terp-, woneben auch
*trep-, *trop- stehen kann, vgl. lit.
lärpti gedeihen, tarpa gedeihen,
Wachstum, gr. ripiru erfreue, ripnc-
(jloli freue mich, ai. tfpyati, trpndti,
trmputi sättigt sich, wird befriedigt,
iarpdyati sättigt, befriedigt. Vgl.
\> a ü r b a n.
)>nurjan laufen, dazu an. f>rmll
knecht, unfreier und ahd. drigil die-
ner, vielleicht auch ags. Jmtg ver-
lauf, Zeitraum. Man vergleicht gall.
ver-trago* windhund, air. traig fuss,
tragud ebbe, lat. Iraho ziehe, was
wegen an. prall (*J>rüAilan) sehr
bedenklich ist. Eher dürfen wir mit
Zupitza (Die germ. gutturale 140,
Kuhns Zs. 36, 239) aksl. trilkä lauf,
slov. trSati laufen, air. tricc rasch
heranziehen. Gr. rpixu laufe, fut.
V'sO/"*' beruht auf idg. *dhregh-
(s. Beitr. 22, 191 f.).
1> null iis. s. faihu|>raihns.
Wamstet f. heuschrecke, zu as.
thrimman springen, hüpfen, lit. trimu,
lat. tremo, gr. rpi/tu zittere.
l>nvsaball»ei f. Streitsucht, s. bal-
|>aba. Was prasa- anbetrifft, denkt
man an. idg. *tres-, *lert- in lit.
truzu zittere, air. tarrach furchtsam,
lat. terreo schrecke, gr. rpem zittere,
fliehe, avest. Lmwiti, ap. Irmtiy
fürchtet, ai. trdsati zittert. Aksl.
trejsq schüttele ist eine contamination
von *lrem- (s. |>ramstei) und *tre&-.
I>reihan drängen, vgl. an. pryngva,
ags. pringan, as. Ihringan, ahd. driu-
gan dringen, drängen, drücken, dazu
falhuf)raihns. Germ. *prin%- ,
*/>ring- ist aus idg. *trctik- entstan-
den, das in lit. trenkti dröhnend
stossen, trdnksma* gedröhne, getüm-
mel vorliegt. Vgl. noch air. d*-tra\c
wünscht (dringt im geist nach etwas
hin), cymr. tncch, lat. innen* ge-
brochen, verstümmelt.
preihMl n. bedrängnis, zu Brei-
ll an.
l»reis drei, n. prija, krimgot. tria
(vgl. treithyen dreissig), an. />riV,
ags. f>ri, afris. ihre, as. ihrie, ahd.
dri, lit. tri/*, aksl. Irlje, air. tri, lat.
tri'*, gr. rp de, armen, erekh, avest.
prayö, ai. trdycu. Vgl. J> ridj a.
)>ridja der dritte, an. pride, ags.
jtridda, as. thriddio, ahd. dritto, vgl.
lit. trt'czias, aksl. irefl/i, cymr. try-
dydd, com. trysse, lat. tertius, gr.
rpiovis (dreifach , dagegen rp/ro«
dritter), avest. pritya-, ai. trtiya-,
zu ]> re is. Hierher noch pridjö zum
dritten male.
|)riskan dreschen, an. Jwetkja,
priskja, prytkva, ags. perscan, ahd.
dretkan. Die urspr. bedeutung von
dreschen kann 'lärmend stampfen,
treten' gewesen sein (ital. trescare
trampeln, tanzen, lehnwort aus dem
germ.), weshalb verwantschaft mit
lit. IraszkHi rasseln, klappern, aksl.
trhku krach angenommen werden
darf. Oder ist priskan eine inchoa-
tivbildung zu lit. trinit, aksl. firq,
lat. Uro reibe, gr. relpu reibe auf?
Vgl. noch Thumeysen, Kuhns Zs.
30, 352.
[»riu tan. s. us|>riutan.
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153
|)ro[>jan üben, vgl. aksl. traiili
verbrauchen, ausgeben, (s. Hirt,
Beitr. 23, 293).
t>rütsflll n. aussatz, prütsfilU aus-
sätzig, vgl. ags. prustfell aussatz,
prutian aufgeblasen sein, &n.prutenn
geschwollen. Das erste compositions-
glied priiU- gehört wahrscheinlich
nicht zu ]> riu tau, sondern zu lett.
trüdi moder, lit. truntti faulen, mo-
dern, gr. rpöu reibe auf (s. Persson,
ßezz. Beitr. 19, 268). Ueber -fill s.
filleins.
pu du, krimgot. tzo (tz = p, vgl.
goltz = gul|>), an. ags. pu, afris.
as. Uli, ahd. du, lit. tu, aksl. ty,
air. tu, lat. tü, gr. au, dor. tu,
armen, du (mit unerklärtem d), avest.
tum, ai. tväm. Vgl. |)eins.
Jiugkjan dünken, scheinen, an.
pykkja, ags. pyncan, afris. thinka,
as. thunkian, ahd. dunchen, mit ablaut
zu |>agkjan. Vgl. fnihtus und
hauh|)üht8, niikil j)ühts.
{lühtns m. meinung, dünken, zu
j)ugkjan. Vgl. an. pötte, pdttr.
[miau dulden, ertragen, an. pola,
ags. polian, as. tholian, ahd. dolen,
urspr. 'aufheben, tragen', urverwant
mit aksl. tolili besänftigen, air. tailo
miete, lohn, toi wille, teil schleu-
derriemen, lat luli ich trug, tolle
nehme weg, hebe auf, toleräre dul-
den, gr. TxXctaaoti, rMjvai ertragen,
aushalten, wagen, t&Xxvtov wage,
Tfhxf/.xv tragriemen, ai. tulayati hebt
auf, iuld wage.
jmsuiMli f. tausend, an. püsund,
ags. ptUend, afris. thüsend, as. thü-
«und- in thüzundig, ahd. dimmt, apr.
tmimtom, lit. tuhtanlvt, aksl. lysqfta,
tyatfta bleibt auch nach Bugges aus-
führungen (Beitr. 13, 326 f.) dunkel.
Er hält püsundi für eine Zusammen-
setzung aus JnU- (zu ai. tavds- kräf-
tig, kraft, mut, tuvumanl- kräftig)
und hund: demnach wäre pwsundi
mit den baltosla vischen formen ur-
verwant (idg. *tü9xomli, *lü8XJjiti).
Hirt (Idg. forschungen 6, 344 f. f.)
siebt in fiüsundi eine ableitung von
*J)üs (vgl. kvlundi, nehtoundja) und
betrachtet apr. lusimtons u. s. w. als
leb n Wörter aus dem germanischen.
Vgl. f) w a s ti {> a. Das krimgot.
scheint das einheimische wort durch
hazer aus np. hazar (avest. hazaiira-,,
ai. saAarra-) ersetzt zu haben.
l)üsundif'a{>s m. anfuhrer über
tausend, s. [)üsundi und bru[>-
faj)s.
puthaürn n. trompete, zu an.
pjöta, ags. peotan, ahd. diojan tönen,
rauschen : man vermutet eine grund-
bedeutung 'stossen' und Zusammen-
hang mit s tau tan. Für das zweite
glied s. haürn.
pwahan waschen, an. pvd, ags.
pwean, as. thwahan, ahd. dwahan
unerklärt. Man vergleicht apr. ticax-
tan badequast.
pwahl n. bad, tauf, ags. ptoeaf,
ahd. dvcahal, zu {iwahan.
Iiwafrhs (quer), zornig, an. pverr
quer, hinderlich, ags. ptceorh ver-
kehrt, ahd. dwerah schräg, quer,
vgl. ohne w die sippe von apr. tarkue
bindriemen, aksl. trakä band, gurt,
lat. forqueo drehe, gr. arpotwoc, Spin-
del, ai. tarku- dasselbe. Ganz unsi-
cheres bei Hoffmann, Bezz. Beitr.
25, 106.
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154
hwastiba f. festigkeit, Sicherheit,
vgl. etwa ai. tavtU- kräftig, kraft,
mut, zu taoiti ist stark, hat macht,
aksl. tyti fett werden u. 8. w. (Hirt,
Beitr. 23, 306). Vgl. ga|>wastjan.
byniiama m. rauchopfer, aus gr.
n.
u angehängtes fragewort, vgl. das
verbindende und hervorhebende ai.
u und gr. -u in xxvv.
ubils übel, schlecht, böse, ags.
yfel, as. ubü, ahd. ubil, eigl. 'über
die schranken gehend', mit ufar
zu uf (Johansson, Beitr. 15, 238 f.).
Identisch mit ubil* ist air./W schlecht,
denn beide beruhen auf einer idg.
grundform *upelo- (Stokes, Kuhns
Zs. 36, 274). Vgl. ferner an. 4fr
unfreundlich, übermütig, ahd. uppi
bösartig, bösewicht und air. uall
Übermut. Als krimgot! ist uns statt
ubiU ein dunkeles atochta malum
überliefert (*halu 9 ata zu hatis?
oder mit von Grienberger, Zs. f. d.
phil. 30, 127, als *atugata aufzu-
fassen und mit an. atall wild, schreck-
lich, ags. atol hässlich, schrecklich,
lat. ödi hasse, odium hass, armen.
ateam hasse zu verbinden?)
ubiltöjis übel tuend, s. ubils
und taujan.
ubilwatirds schmähsüchtig, s.
ubils und waürd.
ubizwa f. halle, vorhalle, ags.
efet, yfes dachtraufe, ahd. obisa,
obasa vorhalle, vgl. auch an. ups
vorsprung am dach : die Wörter ge-
hören zu uf (s. Johansson, Beitr.
15, 239 und Ehrismann, Beitr. 18,
227 f.).
uf unter, auf (in dieser bedeutung
nur in Zusammensetzungen), vgl.
an. upp, ags. up, upp, as. up auf,
aufwärts, ahd. oba über, oberhalb,
auf und ausserhalb des germ. air.
fo, lat. sub ijs-ub), gr. uro unter,
avest. upa, ai. vpa hinzu, bei, auf
(s. Johansson, Beitr. 15, 239 f. f.).
Vgl. iumjo, iup, ubils, ubizwa,
ufar, ufjo.
ufaibeis unter eid stehend, ver-
eidet, s. u f und ai [)s.
ufar über, jenseit, an. yfer, ags.
ofer, afris. ovir, as. ohar, ahd. «bar,
ubir, vgl. air. for auf, lat. super
(s-uper), gr. vxip, vvtip, avest. upairi,
ai. updri über, Weiterbildung von
uf. Vgl. ufara8sus, ufarö.
ufarassus m. übertiuss, zu ufar.
ufarfullei f. überfülle, ahd. ubar-
fulli, zu ufarfulls.
ufarfulls übervoll, s. ufar und
fulls.
ufnrgudja m. oberpriester, s.
ufar und gudja.
ufarhafnan sich überheben, zu
ufarhafjan überheben, 8. ufar uud
hafjan.
ufarhauseins f. das überhören,
s. ufar und hausjan.
ufarhiniinakunds von überhimm-
lischer abkunft, 8. ufar und himi-
n a k u n d s. *
ufarhleibr jan ein zeit bilden über
jemandem, s. ufar und hleibra.
ufarmandei f. Vergessenheit, s.
ufar und maudj an.
ufarmeleius f. Überschrift und gib.
ufanueli n., s. ufar und meljan.
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r
155
nfarniannön vergessen, zu mu-
ri a n. Das nn ist aus nw entstanden,
vgl. ai. mannte meint.
nfarö über, darüber, comparativ-
"bildung zu uf, vgl. lat. superus
(«-uperu*) der höhere, avest. upara-
der obere, ai. üpara- der untere, spä-
tere, upamä- der höchste. Vgl. u f a r.
ufarranneins f. besprengung, zu
*u/arrannjan besprengen, s. ufar
und -rannjan (urrannjan).
ufarskadwjan überschatten, vgl.
ags. sceadwian und ahd. seateicen,
zu skadus. Vgl. gaskadweins.
ufarskafts f. das zuerst geopferte,
anfang, zu ufar und -skapjan (s.
gaskapj an).
ufarswara m. meineidiger, s.
ufar und swaran.
ufartrusnjan übersprengen, viel-
leicht verwant mit gr. ipttroq tau,
wie Johansson (Beitr. 15, 238) ver-
mutet. Weiteres ist zu unsicher.
ufbauljan aufschwellen machen,
hochmütig machen, zur idg. wz.
Hhewel- schwellen in ags. bgle, ahd.
püüa, paula, air. bolach beule, lat.
folium, gr. QuXXcv blatt (s. Johans-
son, Beitr. 15, 225 f.).
nfblesan aufblasen, an. LUUa, ahd.
bläsan, s- erweiterung der idg. wz.
*bhle-, *bhlä- in ags. Mäwan, ahd.
bläen, lat. fläre (für den wurzelvocal
vgl. ahd. blao : lat. ßäxnu und ähn-
liche fälle), wozu gr. (pxtvxCpoq ge-
schwätz, schwatzhaft, (p^viu bin
schwatzhaft, (pky^otu schwatze und
andere Wörter. Ursprüngliche iden-
tität mit der unter blöma bespro-
chenen wz. ist wahrscheinlich,
ufblöteins f. gebet, bitte, *«/-
blöljan demütig bitten, zu blutan.
ufhanneins f. gehorsam, s. uf
*
und hausjan.
ufhlöhjan, s. hl ah j an.
uf hnaiweins f. Unterwerfung ,
ufhnaiwjan unter etwas beugen, un-
terwerfen, s. uf und hnaiwjan.
ufjö f. (?) überfluss, vgl. ahd.
üppig überflüssig, unnütz, nichtig,
leichtfertig, übermütig, uppi bösar-
tig, zu uf. Vgl. iumjö.
ufkuu{>i n. erkenntnis, ufkunnan
erkennen, s. u f und k u n n a n.
ufrakjan in die höhe recken, aus-
strecken, ahd. recchen recken, mit
rahtön, raihts zu lit. razyti rec-
ken, air. rigim strecke aus, lat. regit
richte, porrigo strecke, gr. ipiyu,
dpiyvüfit recke, avest. räzayeiti ordnet,
np. afräzam erhebe, ai. irajyäti rich-
tet, rUjäti, fjyati streckt sich. Die
wz. ist urspr. zweisilbig, wie aus
gr. ipey-: ai. iraj- hervorgeht. x
ufswalleins f. das aufgeschwollen-
sein, hochmut, *8walljan schwellen
machen, an. svello, ahd. »wellan,
causativum zu an. svella, ags. as.
ahd. swellan schwellen, unerklärt
(Pokrowskij, Kuhns Zs. 35, 230 f.,
vergleicht lat. imolescere zunehmen,
unmässig, übermütig werden, ituso-
lern unmässig, übermütig).
ufta oft, an. opt, ags. oft, as. oft,
ofto, ahd. oßo, unerklärt.
nftö, s. aüftö.
ufpanjan ausdehnen, an. penja,
ags. Jtenian, pennan, as. thenian, ahd.
denen, dennen dehneu, zur idg. wz.
*ten- in lat. tendo spanne, teneo halte,
gr. rtha spanne, avest. tanaoUi, ai.
lanoti spaunt und in au. punnr, ags.
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15G
pynne, ahd. dunni, aksl. ItnükU, air.
tana, lat. te/ti«*, gr. tä*u-, np. /an«£,
ai. tanu- dünn, fein. Eine erweite-
rung dieser wz. ist unter at[)insan
besprochen.
ufwairs unter einem manne steh-
end, verheiratet, s. uf und wair.
ugkar uns beider, nicht belegt,
doch aus dem gen. dual, ugkara,
dat. acc. ugkiz, ugk zu entnehmen,
an. okkarr, ags. uneer, as. ahd. unker,
vgl. igqar. Die erklärung dieser
formen gehört in die grammatik.
uh, -// enclitische conjunction 'und'.
Was -h anbetrifft, dieses ist identisch
mit lat. que, gr. rt, avest. ai. ca
(idg. *qe); -üh dagegen (denn das
u wird lang gewesen sein) geht auf
idg. *-/t-qe zurück (s. Liden, Ark.
f. nord. fil. 4, 99 f. f., Persson, Idg.
forschungen 2, 212 f.).
ühteigH zeit zu etwas habend,
ühteigö zu gelegener zeit, zu u h t w o.
uhtwö f. frühe, morgendämme-
rung, an. otta, ags. u/ite, as. ahd.
uhta, aus *unxticön-, idg. *ijklw-,
weshalb urverwantschaft mit lit.
dnksü frühe, W dnksto von frühe
an, apr. angstainai frühe, morgens,
gr. *ktU strahl, ai. aktu- licht, strahl,
dämmerung, dunkel als sicher gel-
ten darf. Uralter Zusammenhang mit
nahts ist wahrscheinlich (idg. *nok-,
*onk-, *nk-).
nlbandos m. kameel, ags. olfend,
ahd. olbanla, wozu das aus dem
germ. entlehnte, doch volksetymo-
logisch umgestaltete aksl. vellbqdä,
veltblqdii, russ. verbljud kameel, apr.
weloblundu maultier (zunächst aus
dem slavischen). Wahrscheinlich be-
j ruht dieses wort mit ags. Mpetul,
ylpend, ahd. elfant y Helfant elefant
auf gr. i\i(p*t (gen. ikitpxvTog), lat.
elephas, dessen Ursprung streitig ist.
Nur dieses ist sicher, dass die Bö-
rner das wort von den Griechen be-
kommen haben. Weil faiQxt ur-
sprünglich 'elfenbein' bedeutet hat,
mag es zu einer wz. *elebh-, *dlbh-
weiss, weiss sein gehören, vgl. x>.Z'~
I weisser deck auf der haut, lat. albus
weiss, aksl. lebedl, *labqd1, an. elptr,
dlpt, ags. ielfelu, ahd. albij, elbij
schwan. Vielleicht ist auch gr. ike-
Qnit weissfisch (?) hierher zu stel-
i len. Andere halten faeQx; für ein
| fremdwort aus dem Orient , indem
| sie in ix- meist den semitischen
artikel, arab. al, sehen. Teils denken
sie an ai. ibha- elefant, das auch in
hebr. Sen-habbim zahn der elefanteu,
elfenbein zu stecken scheint, teils
an aegypt. ab, äbu elefant, elfenbein.
Die alte deutung von l\i<pas aus
als/ hindi indisches rind ist mit be-
stimmtheit abzuweisen. S. über dies
alles Lewy (Die semit. fremdwörter
im griechischen 5 f.), auf dessen
ausführungen das obenstehende in
hauptsache beruht.
un un-, negierendes praefix, iden-
tisch mit an. 6-, u-, ags. afris. as. ahd.
un-, air. an-, lat. in-, gr. iv-,
armen, an-, avest. ai. o-, an-, tief-
stufe zu ni. Vgl. auch inu.
unagands furchtlos, s. afagjan,
agis, ögan.
unagei f. furchtlosigkeit , wie
unagands zu agis u. s. w.
uiiairknN unheilig, unrein, s.
ai rkn i f»a.
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157
unandäöks unbestreitbar, zu and-
sakan bestreiten, s. sakan.
unbarnahs kinderlos, -barnah* kin-
der habend, zu barn.
unbeistei f. das nicht gesäuert
sein, *unbeüts nicht gesäuert, *6ei*t-
}ön säuern m unOeiitjöps nicht ge-
säuert, s. beist.
unbiari (?) n. wildes tier, uner-
klärt,
and für, um, bis, so lange als,
in Zusammensetzung auch unpa-, ags.
o<f, afris. as. und, ablautend mit and.
undar unter, an. age. afris. under,
as. undar, ahd. untar, urverwant
mit lat. in/rä unten, unter, inferus
der untere, infmus der unterste,
avest. adairi unten, comp, adara-,
ai. adAds unten, comp, ddAara-,
superl. adAamä-.
undarists unterster, superl. zu
undar.
imdarleija m. unterster, gering-
ster, substantiviertes adjectiv, von
dunkeler bildung. Mit -leija vergleicht
Bezzenberger (Bezz. Beitr. 3, 81)
lett. leijS niedrig gelegen.
undarö unter, zu undar.
undaurnimats m. frühstück, aus
undaürnx- und mats, vgl. ags. un-
demmete. Dem ersten gliede entspre-
chen an. undorn die mitte zwischen
mittag und abend, ags. undern vor-
mittag, ahd. unlorn mittag. Man
geht von dem begriffe der mitte aus
und stellt undaurni- zu lat. inür,
avest. antar», ai. antdr zwischen oder
betrachtet und- in undaurni- als tief-
stufe zu midjis.
nndiwanoi f. Unsterblichkeit, zu
diw an 8.
unfaürs ungesittet, s. gafaürs.
unfanrweis unvorsätzlich, *faur-
weis vorsätzlich, *faunmtan voraus
wissen, s. witan.
unfreideins f. nicht-schonung, s.
frei dj an.
ungastö[>s ohne feste statte, hei-
matlos, zu st and an. Vgl. gasto-
f>anan.
ungatasH ungeregelt, unordentlich,
vgl. mnl. getes sich fugend, passend,
fugsam (auch als subst.), das Brill
zuerst mit dem gotischen worte ver-
bunden hat (s. Verdam, Tijdschr. v.
Ned. taal- en letterk. 6, 300 f. f.,
Mnl. woordenboek 2, 1739 f. f.).
Bugge (Idg. forschungen 5, 171 f.)
meint aber, dass ungatass aus armen.
undar entlehnt sei : wie beurteilt er
dann mnl. getest
ulliraten i [is ungeordnet, unordent-
lich, *iewjan ordnen, zu tewa.
unhaili n. krankheit, unhails
krank, s. hails und vgl. an. vAeill
nicht aufrichtig, Unglück, ags. unhdl
krank, ahd. unheil ungesund, Unglück.
unhrainei f. Unreinheit, gib. un-
Arainijm f., ahd. unhreini, unhreinida,
zu unhrains.
unhraius unrein, an. uAreinn, as.
unhrtni, ahd. unAreini, s. hrains.
un hui m. unhold, teufel, nn-
f-> ags. unholda, as. ahd. un-
Aold m., ahd. unAolda f., zu hulf>s.
unhonslags nicht opfernd, zu
h u n 8 1.
unhweilö (nicht zögernd), bestän-
dig, unaufhörlich, zu hweila.
unkarja m. unbesorgt, substanti-
viertes adjectiv, zu kara.
unkaüreins f. unbeschwerlichkeit,
158
zu kaurjan belasten, beschweren,
abgeleitet von kaürus.
nnkja m. (?) ein landmaass, aus
lat. uncia.
unleds arm (besser unlr/ts), ags.
unlted elend, zu an. lad, ags. lud
grundbesitz. Ferner sind zu verglei-
chen aksl. Utt, Iftijq jettt licet, gr.
-Xtfio- vermögen, reichtum in ixtiot;
(8. Froehde, Bezz. Beitr. 20, 211 f.).
Ganz anders, doch gewiss unrichtig
wird unleds von Persson (Bezz. Beitr.
19, 280) beurteilt, der lett. litt
leicht, wolfeil, leichtsinnig, lit. Utas
blöde, einfältig heranzieht.
ii nl i u j 's nicht lieb, an. vljufr, ags.
unleof, ahd. unliup, s. liufs.
unlustus m. unlust, ahd. unlust,
s. lustus. Ags. unlust bedeutet
'lust zu schlechten dingen, wollust'.
unmahteigs unmächtig, unmög-
lich, an. vmdtiegr, ags. unmihtig,
anfr. ummahtig, ummehtig, ahd. un-
mahtig unmächtig, schwach, 8. mah-
teigs.
nnmahts f. unmacht, schwäche,
an. unuUlr, ags. unmiht, ahd.unmaAl,
s. mahts.
unnianariggWK unmenschlich, grau- 1
sam, nicht genügend erklärt.
unmilds unmild, lieblos, an. nmildr,
ags. unmilde, ahd. unmilli, s. mild 8.
imiiuls unnütz, ags. unnytt, ahd.
uunuzzi, vgl. an. unylja verschwen- j
dung, vnyttamr unnütz, unytr das-
selbe. Got. -nult, ags. nytt, ahd. nuzzi j
nützlich gehört zu n i u t a n : vgl.
lit. nauda nutzen.
unqeni]>s unbeweibt, an. ukv&ndr,
zu qens.
niiqejis unaussprechlich, vgl. an.
ukv&de verstummt, ukvedenn nicht
recitiert, zu qi|>an.
nnsahtaba unbestritten, *un*ahts,
zu sakan.
nnsar unser, ags. uter, ahd. unsar,
zu uns, an. oss, ags. us, ahd. uns,
idg. *w*-, *ntme-: gr. tßeJs, aeol.
iftfMS wir, avest. ahmaibya dat.,
ahma{ abl., ap. amä%am gen., ai.
asm an acc., atmdbhyam dat., amdd
abl., amikam gen. Damit lauten ab
ai. na* uns, lat. not wir.
unsel» böse, schlecht, an. iUxll
elend, ags. mittele, unttilig, ahd. vn-
sälig unselig, 8. sei 8.
unsibjis ungesetzlich, gottlos, ags.
ungetibb, ahd. unttppi nicht verwant,
s. sibja.
unsüti n. (?) unruhe, aufruhr, vgl.
ags. unswele, as. untwöti, ahd. w»-
suoji unsüss, 8. süts.
ii ii 1 als unfugsam, ungelehrig, vgl.
talzjan.
nnte so lange als, bis, da, dass,
nicht genügend erklärt (-# =lat. dcl).
untilamalsks unpassend (unttla-,
s. t i 1 , g a t i 1 s) hochmütig (?). Mit
-ntalskt, as. malte stolz, übermütig
vergleicht man lett. mulkit, ai. mir-
khd- dummkopf, mürechati gerät in
geistesverwirrung, wird ohnmächtig,
gerinnt, wird fest (was als die älteste
bedeutung anzusehen ist). Die wz.
ist *meU, wie aus ai. mürid- part.
praet. intr. und mhrti- fester körper,
materielle gestalt hervorgeht. S. über
diese sippe Johansson (Idg. forschon-
gen 2, 37 f. f.)
unlriggwK untreu, an. niryggr.
ahd. untrium, s. triggws.
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159
unl>a, s. und.
niiwähs untadelhafl, ags. icoh, as.
Kfd verkehrt. Die urspr. bedeutung
von gerin. *wanxa- ist 'krumm, ge-
bogen', vgl. ai. vdncati geht krumm
oder schief, wankt, wackelt, vaknU
gebogen, krumm, wozu lat. vaetllare
wanken, cymr. gwaeth schlechter.
Vgl. waggareis, waggs.
unwairpaba unwürdig, *unwai'rjjs,
an. dventr, ags. unieiente, ahd. un-
werd, b. wair|>s wert, würdig.
nnwamms unbefleckt, as. unwam,
vgl. ags. umcemme, s. wamm.
nnwadrstwö f. eine untätige, müs-
sige, s. waürstw.
anweis unwissend, unkundig, an.
«p*u, ags. unms, as. ahd. unwis neben
-weit, an. vUs, ags. as. ahd. «>w
wissend, kundig, weise, zu witan.
Eigentlich ist germ. *wi*a- aus
senheit, Unverstand.
unwuuands in angst befindlich,
sich nicht freuend, *ieunan, an. una
zufrieden sein. Mit winja und as.
ahd. vmnnia erquickung, lust, wonne,
wiese, weide, ags. wynn wonne,
freude gehört *wunan zur idg. wz.
*wen- begehren, streben, mühevoll
arbeiten, leiden, siegen u. s. w. in
winnan. Aus dem begriffe des be-
gehrens hat sich nämlich auch der
des liebens und der freude entwic-
kelt, vgl. cymr. gwen risus, subri-
sio, arrisio, lat. venu*, ai. vdnas lust,
vanoli, vanuii, vdnati wünscht, liebt,
erlangt, siegt, gewinnt.
ur, s. us.
urraisjan aufstehen machen, auf-
richten enthält ein simplex -raisjan,
an. reüa, causativum von -reisan (s.
urreisau). Vgl. mit gramm. wech-
*v>~ma- ein -to- particip, vgl. lat. sei ags. rara», arriran erheben, ahd.
rtnu. Vgl. unwiss. rerjan fallen machen, herablaufen
nnweniggs unverhofft, zu wens. machen, fallen lassen, verstreuen,
Vgl. an. dvdnn. vergi essen.
nnwerjan unwillig sein , unwe- urrannjan aufgehen lassen, an.
rei (?) f. Unwille, *unwers unwillig, renna, as. rennian, ahd. renn an rin-
an. vxrr freundlich, ruhig, angenehm, nen machen, causativum zu rin-
mit auffallender bedeutungsentwick- nan. »
lung zu *tcers wahr, s. tuzwerjan.
Vgl. alawerei.
unwiss ungewiss, an. ifoiss, ags.
urreisati aufstehen, -rexsan, an.
r/m, ags. rUan, drUan, as. ahd. rimn
sich erheben, steigen (im ahd. und
ungewiss, ahd. unioü, ungatris. Germ. ! mhd. bedeutet das wort auch 'fallen').
*tpt9*a- beruht auf idg. *witto- aus \ Ist idg. *reis- eine Weiterbildung
*md-to- (neben *tcid-to-, 8. u n w e i s) , von *rei- in ai. rindti, rtnvati lässt
-to- particip zu witan, vgl. air. fliessen, lässt laufen, riyate gerat
ro-f<-*s scitum est, gr. a-FivTot un- j ins fliessen (vgl. rinn an)? Vgl.
gesehen. Vgl. mipwissei. urraisjan, urrists.
anwita in. unwissender, tor, an.
dvile, ags. untoita, ahd. unwijjo, zu
witan. So auch nnwiti n. unwis-
urrists f. auferstehung, ags. drüi,
ahd. urrist, zu urreisan.
urrngks verworfen, ausgeschlos-
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160
sen (?), unerklärt («, aber Johansson,
Beitr. 15, 236).
nrrüninan sich erweitern, sich
öffnen, zu rUms.
urrnns m. ausgang, aufgang, ab-
tritt, urrutu f. ausgang, ahd. urruns(t),
zu urrinnan ausgehen, aufgehen, s.
r i n n a n.
118 aus, uz-, «r-, an. 6r % ur, ags.
or-
as. ur-, or-, ahd.
uner-
klärt.
usagljan belästigen (?), zu agls,
aglus.
usaiwjan sich ausdauernd be-
mühen (?), zu aiws.
usal[»:ui altersschwach werden, zu
a 1 1> e i s.
UManan aushauchen (nur praet.
uzön), -auati atmen, vgl. an. md
atem, anda atmen, hauchen, andask
aushauchen, sterben, urverwant mit
air. anal atem, lat. auimtu geist,
anima seele, gr. ivtpoe wind, ai.
dnili atmet, dnila- wind, wozu auch
aksl. vonja duft, qchati duften.
usbal[)ei f. erdreistung, frechheit,
s. bal|)aba.
usbaugjan ausfegen, wahrschein-
lich zu biugan (vgl. jedoch Ost-
hoff, Idg. forschungen 5, 293 f. f.).
Vgl. insbesondere avest. buj- able-
gen, reinigen, befreien, retten, büj*m
acc. reinigung, qzö-büj- aus not be-
freiend, bu,%li- befreiung, rettung,
bao%tar- befreier, piili pari-bhunjati
reinigt (Kern, briefliche mitteilung).
nsbeisns f. ausharren, geduld (auch
wbeisnei f.), usbeis-neig» geduldig,
zu usbeidan geduldig erwarten, aus-
harren, ahd. irbitaHi s. beidan.
nsbraidjan ausbreiten, an. breida,
j ags. bntdan, as. brfdian, ahd. breiten,
i zu braids.
unbruknan abgebrochen werden,
zu brikan.
usdauds eifrig (besser usdauß*),
unerklärt.
usdrusts f. lücke , loch (?) , zu
driusan.
usfairina m. tadellos, substanti-
viertes adjectiv, s. fairina.
usfiir|m f. ausfahrt (das heraus-
fallen, us skipa), zu faran. Vgl. an.
ör/or.
ustilh n. begräbnis, zu filhan.
UHfllma m. erschrocken, entsetzt,
substantiviertes adjectiv, wtßlmei f.
schrecken, erstaunen, verwant mit
m.falma tappen, tasten, sich schwan-
kend bewegen, zittern, felmr, felmtr
erschreckt, fHmta erschrocken sein,
zittern, gr. xtkefil^u erschüttere,
schwinge, med. erbebe, nixtfios
(icrSxtßoti) krieg. Die wz. *p(t)elem-
wird als eine Weiterbildung von
j *pel- (aus *ptel~1) in gr. irxXku
I schüttele, schwinge, lat. petto treibe
betrachtet.
usflangjan emporfliegen machen,
umhertreiben, -flaugjan fliegen ma-
chen, an. fleygja, ahd. flaugan, mhd.
vlougen, causativum zu *fliugan flie-
gen, an. fljuga, ags. fleogan, afris.
fliaga, ahd. fliogan, urverwant mit
lit. pltmkma feder, apr. plauxdine
federbett, air. luatnain fliegend, lat.
plüma feder. Die wz. ist *pleugh-
oder *pleuk- (vgl. Zupitza, Die genn.
gutturale 130 f.). Vgl. fugls.
usfodeins f. hinlänglicher lebens-
unterhalt, zu födjan.
usfratwjan ausrüsten, herrichten
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101
(für voQlfriv), ags. fnetwan, as. fra-
tahön schmücken, zu ags. frietwe,
as. fratah schmuck.
nsfulleins f. erfüllung, zu full-
jan.
«ssrais jaii erschrecken, von sinnen
bringen, utgeitnan ausser sich gera-
ten, erschreckt werden, von sinnen
kommen, an. geua wüten, vgl. ags.
gast, ahd. geitl geist, lit. ieidSiu ver-
wunde, zaizda wunde, air. goite ver-
wundet, avest. zöiSnu- hässlich, zöiz-
difta- hässlichst, ai. hedali ärgert,
kränkt, hedate ärgert sich (s. von
Bradke, Kuhns Za. 28, 295 f.).
usgeisnan, s. usgaisjan.
usijriidju m. mutlos, träge, sub-
stantiviertes adjectiv, unerklärt (mit
unrecht vergleicht Hirt, Beitr. 22,
230, ai. hrul feind, hru- von der
graden richtung abbiegen oder ab-
biegen machen, deren r auf idg. I
zurückgeht: zu ai. hvdrati, hvdlali,
hrunäli gehören u. a. lit. paiulnut
schräg, aksl. ziUü böse).
usgntnaii ausgegossen werden, zu
giutan.
ushaista m. mangel leidend, un-
erklärt (ganz unsicheres bei Wood,
Publications of the Modern Language
Association of America 14, 338).
nshauhnan erhöht werden, zu
hauhs.
ushlanpan aufspringen, -hlaupan
laufen, springen, an. hlaupa, ags.
hUapan, afris. hläpa, as. hlöpan, ahd.
hlaufan, loufen. Man vergleicht lett.
kluburt lahmer mensch, Jcluburät
hinken und mit p im wurzelauslaut
lit. klupoli in knieender Stellung
verharren, klupti niederknieen, stol-
pern. Zupitza (Die germ. gutturale
118) stellt auch czech. Mutali, poln.
klutac traben hierher (Hut- aus
*klo upt-).
ushulöii aushöhlen, an. hola, ags.
holian, ahd. holön, denominativum
von an. holr, ags. afris. ahd. hol
hohl, zu der in huljan, hulundi
u. s. w. steckenden wz.
nsk^aiiH, s. kein an.
uskan|>8 bekannt, offenbar, s.
kun{)8. Vgl. ahd. urchundan bekun-
den, bezeugen, as. urcundeo, ahd.
urchundo zeuge.
uslaubjan, s. galaubjan.
uslauseins f. erlösung, zu utlaut-
jan erlösen, ags. dlytan, ahd. urlötan,
s. lausjan. Vgl. an. örlaütn.
usli]»a m. gichtbrüchiger (ausser
besitz der glieder), zu li|)us.
usluks m. (?) Öffnung, zu uslükan
öffnen, s. galükan. Vgl. ags. loc,
loca verschluss, ahd. loh verschluss,
gefangnis, höhle, loch.
usluneins f. loskauf; erlösung,
*uslunjan. loskaufen, ags. älynnan,
zu lun.
nsmernan durch Verkündigung
verbreitet werden, utmerjan die künde
von jemandem ausbreiten, s. mer-
j a n. Vgl. ahd. urmäri hochberühmt,
herrlich.
iismet n. (utmilt m.?) aufenthalt,
verhalten, wandel, zu utmitan sich
aufhalten, s. mitan.
usqis8 f. verbreitete rede, ruf, zu
utgipan bekannt machen, s. qij>an.
ussateius f. erschaffung, Ursprung,
zu uttaljan setzen, gründen, erschaf-
fen, s. satjan.
ussiuilu (hervortretend), ausneh-
li
162
mend, vorzüglich, sehr, zu sinps. I ardriojan, öidriojan beschweren, be-
usskawjsiTi besonnen, klug ma- ' drücken, yerdriessen, dazu an. prot
chen , zur besinnung bringen, deno- 1 mangel, praut mühsal. Die germ.
minativum von usskaws, Tgl. ags. sippe ist zweifelsohne verwant mit
»ceawian, as. »kauwön, ahd. scowcön | aksl. trudu mühe, anstrengung, müh-
schauen.
usskaws (usskaus) besonnen, vor-
sichtig, verwant mit skuggwa und
skauns. Dem got. -*kaw* entspricht
gr. -vxoos in $uo<nt6ot; opferschauer.
Für die bedeutung von Msiaws be-
achte man ai. dküti-, äküia- absieht,
vorhaben.
usstass f. auferstehung, zu usstan-
dan auferstehen, s. standan. Vgl.
ahd. urstant.
USStlggan ausstechen, an. ntinga,
ags. Hingan stechen. Vielleicht be-
ruhen Hingan und an. Hptg> anü -
Hanga stange auf vorgerm. *Hink-
mit übertritt in die ablautereihe von
bindan. Dieses *Hink- könnte eine
varietät der in staks, stiks vor-
liegenden wz. sein. Anders, aber
durchaus unsicher Johansson, Idg.
forschungen 2, 4 f.
usstiurei f. zügellosigkeit, usHiu-
riba zügellos, ausschweifend, ahd.
Hiuri stark , bedeutend , stattlich ,
herrlich, stiuri stattlichkeit, Herrlich-
keit, vgl. stiurjan.
ustaikneinN f. darstellung, erweis,
beweis, ustaiknjan bezeichnen, erwei-
sen, s. taiknjan.
ustatihts f. Vollendung, Vollkom-
menheit, zu ustiuhan vollenden, s.
tiuhan. Mit -tauhts sind ags. tyht,
and. tuAt, ahd. zukt zug, zucht iden-
tisch, vgl. lat. duetio führung.
uspriutan beschwerlich fallen, an.
prjöta mangeln, ags. dpreotan, ahd.
sal, truditi beschweren, quälen, viel-
leicht auch mit air. Irott (*tru4no-)
zank, streit (vgl. ags. Hrutian strei-
ten, mhd. Hrüj streit, gefecht). Die
ursprüngliche bedeutung der wz.
*ireud- ist »drücken, stossen', welche
in lat. trüdo stosse, dränge noch
unverändert erhalten ist.
usl>röt>ein8 f. Übung, zu pro J)j an.
usjuilnins f. geduld, zu J)ulan.
uswahst* f. aus wachsen, zu wahs-
jan. Vgl. wahstus.
uswakjan erwecken, -wakjan wec-
ken, an. vekja, ags. loeccan, as. wek-
kian, ahd. wecchan, causativum zu
wakan.
uswalteins f. Umwälzung, Zerstö-
rung, zu uswaltjan umwälzen, um-
stürzen, s. waltjan.
UHwandeins f. Verführung, zu
uswandjan (sich) abwenden, s. wand-
jan.
uswaurhts f. sittlich vollkomme-
nes tun, gerech tigkeit, utwaurhU
gerecht, zu* umaurkjan vollkommen
handeln (?), s. waürkjan.
U8wadrpa f. Verwerfung, auswurf,
zu früh geborene leibesfrucht, zu
imocrfrpan verwerfen, auswerfen, ahd.
ancer/an, s. wairpan. Vgl. ahd.
worfa in winttcorfa worfschaufel.
usweihs unheilig, ahd. urmAi, 8.
weihs.
uswena m. hoffnungsloser, sub-
stantiviertes adjectiv, ags. orwene,
ahd. unoäni, zu wens.
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163
nswiss losgebunden, irre gehend,
zu *uswidan losbinden, 8. gawidan.
nt hinaus, heraus, an. ags. nt,
as. nt-, ahd. üj, vgl. air. nd-, od-
verbalpraefix und ai. ud- hinauf, hi-
naus, avest. us-, uz-. Vgl. nta,
uta na, utaj)rö.
uta ausserhalb, draussen, an. ags.
nie, afris. as. nta, ahd. üge, zu ü t.
fitana ausserhalb, an. ags. utan,
as. Ulan, ahd. üjana, zu Uta. Vgl.
aftana u. dgl.
üta|>rö von aussen her, zu ata.
Vgl. alja|>rö u. dgl.
uzeta m. woraus gegessen wird,
krippe, zu itan. Ueber eine ähnliche
bildung zu itan, doch mit ganz ande-
rer bedeutung, s. Muller (Tijdschr.
v. Ned. taal- en letterk. 13, 219 f. f.).
uzön, s. usanan.
wadüjiLs, s. baürgswaddjus.
wadi n. pfand, handgeld, an. ved
pfand, wette, ags. wed pfand, Unter-
pfand, afris. wed vertrag, verspre-
chen, bürgschaft, Sicherheit, ahd.
toetti pfandvertrag, rechtsverbindlich-
keit, pfand, wozu gawadjön. Wadi
ist gewiss kein lehn wort, sondern
urverwant mit lit. vaduti auslösen,
lat. vas (gen. vadis) bürge, vadimo-
nium bürgschaft, gr. xebxov, i$\ov
(*eirt3\ov) kampfpreiß.
wadjabökös f. pl. pfandbrief,
Schuldschein, s. wadi und böka.
waggareis m. (eher als waggari
n.) wangenkissen, kopfkissen, ags.
wongere, ahd. nangäri, mhd. wanger,
zu ags. wouge, as. ahd. wanga wange,
das man wol mit recht als 'gebo-
gene, gewölbte gesichtsfläche' auf-
fasst und mit ai. vdncati geht schief,
geht krumm, wankt, wackelt, vakrd-
gebogen, krumm verbindet (s. un-
wähs). Neben got. *waggö scheint
im germ. *wankja gestanden zu ha-
ben, denn dieses wird durch das ent-
lehnte ital. guancia vorausgesetzt.
Germ. *wank- liegt vor in an. vakka,
ahd. wanchön, wankön wanken, das
mit lit. vtngis bogen, krümmung,
ve'ngti etwas ungern tun (ausbeugen),
alban. vank, vangu feige, radkranz,
skr. vanjular calamus rotang (und
andere pflanzen, urspr. 'das sich beu-
gende, sich wiegende gewächs') auf
eine wurzelvarietät mit ausl. media
hinweist. Vgl. waggs.
waggs m. (wiese), paradies, an.
vangr, ags. wong, as. (ahd.) wang
feld, aue, nicht genügend erklärt.
Man vergleicht apr. wangus schlecht-
bestandener eichwald, halb ausgero-
dete waldfläche, das aber ein lehn-
wort aus dem germ. sein kann.
Vielleicht gehört waggs mit un-
wähs, waggareis zusammen.
wagjan bewegen, schütteln, ags.
wecgan, ahd. weggen bewegen, schwin-
gen, aksl. voziti fahren, fuhren, gr.
Sxioftxi lasse mich tragen, fahre,
causativum zu -wigan in gawigan.
wähs, s. unwähs.
wahsjan wachsen, an. vaxa, ags.
weaxan, afris. waxa, as. ahd. wahsan,
urverwant mit gr. ae%u vermehre,
med. wachse, avest. u%iyeiti, va%8a\ti,
ai. nkmti wächst (perf. vavdksa).
Neben *aweks- steht *auks- in lit.
dukszias hoch, air. 6s, nas über, lat.
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auxilium hilfe, gr. *u£«, ecul-äva
vermehre, welche Wörter uns in die
sippe von aukan hinüberführen.
Die wz. *awek*-, *auis- ist nämlich
aus *aweg-, *aug- (s. aukan) wei-
tergebildet. Vgl. uswahsts, wah-
stus, wakan, wokrs.
wallst us m. wachs, an. v$xtr y ahd.
wohnt, zu w a h s j a n.
wahtwö (wahtwal) f. wache, as.
ahd. wahta, zu wakan.
wai wehe, an. vei, ags. wd, as.
ahd. we, lett. im, air. fe, cymr.
gwae, lat. vae, vgl. wajamerjan.
waian wehen, ags. wdwan, afris.
wäja, ahd. wajan, urverwant mit lit.
vejas wind, aksl. vtjati wehen, vetrü
wind, air. feth luft, do-in-fethim
blase ein, gr. &*t<ri weht (*«f>»(ri),
diim wind, ai. traft' weht, väü*- =
avest. vä/a- wind, ai. vhyu- luft,
wind = avest. wy«- luft. Vgl. dis-
win])jan, winds, win|)i8kaürö.
waibjan, s. biwaibjan.
waideuja m. missetäter, s. wai
und -dep* (in gadej>s).
waifairhwjan wehklagen (wehe
weit rufen), ahd. weverhen, s. wai
und fairhwus.
waifajö f. kämpf, zu weihan
kämpfen.
wafhsta m. winkel, ecke, vielleicht
zu ir. feacaim biege (Zupitza, Kuhns
Zs. 36, 236).
wailistastains m. eckstein, s.
w a i h s t a und s t a i n s.
wafhtn f. sache, an. v«ttr wesen,
wicht, daemon, ags. wiht wesen, ding,
daemon, as. ahd. wiht geschöpf, we-
sen, ding, identisch mit aksl. vestt
sache, ding. Vgl. air. /echt (*weitä)
gang, reise, mal, cymr. gwaith mal,
welche zu -toigan (s. gawigauH
wagjan) gestellt werden. Andere
Prusik, Krok 4, 49. 11, 134.
wafla wol, vgl. ags, as. ml, ahd.
w'ela, wola, wie aksl. vole, rolje wolan,
zu wiljan. Vgl. ai. prdti vdrarn
nach wunsch.
wafladeds f. woltat (besser waila-
defut), ags. weldxd, ahd. wolaläi, s.
waila und -dep« (in gadej)8).
waüamers gut berufen, s. waila
und mörj an.
waflaqiss f. segen, s. waila und
qif>an.
waüawizns f. gute kost, schmaus,
s. waila und wizön.
wainags elend, unglücklich, ahd.
wenag elend, unglücklich, gering,
klein, urverwant mit lett. waina
schuld, wainigt schuldvoll, schadhaft,
air. fine sünden (Stokes, Bezz. Beitr.
9, 89). Ob diese Wörter mit wai
in Zusammenhang stehen, ist fraglich.
wainei dass doch, eigl. 'wehe,
dass nicht! schade, dass nicht!', 8.
wai und nei (Luft, Kuhns Zs. 36,
143 f.).
waips m. kränz, an. veipr kopf-
tuch, kopfbinde, ahd. wai/ binde,
zu w e i p a n.
wair m. mann, an. v'err, ags. as.
ahd. wer, lit. vyra* , air. /er, lat.
vir, aveat. vira-, ai. vird-, Idg. *w1ro-
mann, held kann mit lat. vis kraft,
gr. J<pi mit kraft und mit ai. vdyat
kraft, gesundheit, jugendkraft, lebens-
alter verwant sein.
wai'raleikö männlich, *wa{rahik»,
8. wair und leik.
wafrdus m. wirt, gastfreund, afrie.
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165
werda (in hmwerda), as. wird, ahd.
wirt haußherr, eheherr, wirt, vgl.
an. verdr mahl. Man vermutet Zu-
sammenhang mit ward ja (Wood,
Publications of the Modern Language
Association of America 328).
wairilö iwaxrilal) f. lippe, ags.
weleras, weoleras Uppen, vgl. an.
vyrr, afris. teere und ausserhalb des
germanischen apr. warsus lippe, Un-
terlippe.
wairpan werfen, an. verpa, ags.
weorpan, afris. w'erpa, as. werpan,
ahd. werf an, vielleicht urverwant
mit aksl. vrügq (inf. vrSfti) werfe,
ai. vpidkti wendet ab (3 pl. vfhjdnti).
Anders Noreen (Abriss der urgerm.
lautlehre 121), der lat. verberor
schlage heranzieht.
wairs schlimmer (adv.), an. verr,
ags. wyrif as. ahd. wir» wird zu as.
ahd. werran verwirren gestellt, das
mit lat. verro schleppe, schleife, fege,
gr. M-rtpvt riss fort verwant sein
soll. Kaum richtig.
wafrsiza schlimmer, ärger, ahd.
wirsiro, vgl. an. verre, ags. toyrsa,
zu wairs.
wafrju&n werden, an. v'e'rda, ags.
weordan, afris. w'ertha, as. wer San,
ahd. werdan, eigl. 'sich wenden',
welche bedeutung noch klar hervor-
tritt im suffix -wo/r/w in anawairf)s,
andwair|>8, jaindwairj)8, w i-
{)rawair|)s, an. -verdr, ags. -weard,
ahd. -wert eine gewisse richtung
habend, gerichtet, und in mhd. wir-
tel spinn wirtel, spindelring (vgl. aksl.
vreteno und skr. varinla) : man be-
achte auch das aus dem germ. ent-
lehnte aksl. *vrHegu, *vr£tfdzi (poln.
wrzeciqdz, rzeciqdz u. s. w.) kette,
das auf ahd. *wirting hinweisen
könnte, doch vielleicht eher auf germ.
*wraipinga- zu an. rida, ags. tcrutan ,
ahd. ridan winden, drehen beruht
(dazu gehört ja ags. wrdsn kette,
ahd. reuan nodus). Wairpan ist ur-
verwant mit lit. vereziu (inf. verstt)
wende, kehre, zwing«, vartifti fort-
gesetzt wenden, hin und her wen-
den, aksl. vrMSii wenden, drehen,
bohren, vratü hals, vratiti drehen,
air. adbartaigiur, adbartaigim adver-
sor, foirsed eggen, fertaid keule,
cymr. gwarthaf vertex , lat. verto
wende, gr. ßpgtrdtvSLv * Topvvyv. 'H Arial
(Hesych.), np. gättan wenden, drehen,
ai. vdrtate wendet sich, dreht sich,
befindet sich, benimmt sich, weilt,
ist. Zu wa<rpan scheint krimgot. iel
uburt sit sanum (Kail wairpai oder
ähnliches) zu gehören. Vgl. fra-
wardjan.
wairjrida f. Würdigkeit, würde,
ahd. wirdida, zu wair|>8 wert,
würdig.
wai r [>< in abschätzen , würdigen ,
ags. weordian, as. giwerthön, ahd.
giwerdön, zu wair|>8 wert, würdig.
wairjtä m. preis, wert, an. verd,
ags. weord, afris. w'erth, werd, as.
werd, ahd. werd, s. wairj)8 wert,
würdig.
wafr])S wert, würdig, an. v'erdr,
ags. weord, afris. werth, wird, as.
werd, ahd. werd, urverwant mit cymr.
gwerth pretium, vielleicht auch mit
lit. vertat wert, das aber eher aus
dem germ. stammt. Aksl. vrSdü in
nevrtdü sütvoriti <i*otoxipt*Zftv ist
gewiss ein lehnwort aus dem ahd. Vgl.
166
wair|>ida, wairf>on, wair{)8
preis, wert.
wait, s. witau.
wajaimlrjan lästern, s. wai und
merj an.
wakiin wachen, an. vaka, ags.
wacian, afris. waka, as. wakön, ahd.
wahktin, toachön beruht auf einer wz.
*toey- kräftig sein, munter sein (vgl.
mit idg. g wahejan und aukan),
weiche auch ausserhalb des germ.
vorliegt : air. feil wache, der heilige
abend, lat. vegere munter sein, erre-
gen, vigil wachsam, ai. väjdgati treibt
an. S. auch uswakjan, wökains,
w okrs.
waldan walten, an. valda, ags.
wealdan, afris. tcalda, as. toaldan,
ahd. waltan scheint d aus idg. / zu
haben (au. olla ich waltete mit II
aus //>), weshalb man lit. valdyti
walten, lenken, regieren, aksl. vladq
herrsche als lehnwörter aus dem
germ. betrachtet (ob mit recht, be-
zweifle ich). Air. flaith herrschaft
ist sicher mit waldan urverwant.
Dagegen ist lat. valere stark sein,
gesund sein, vermögen wahrschein-
lich ferne zu halten, denn sein 0
muss wegen lit. galHi können, im
stände sein wol auf labiovelares g
zurückgeführt werden. Vgl. wul-
|) US.
waldufni n. gewalt, herrschaft,
zu waldan.
walisa geliebt, treu befunden, zu
waljan, wiljan.
waljail wählen, an. velja, anfr.
ahd. wellan, causativbildung zur idg.
wz. *icel- in wiljan, vgl. akßl. vo-
liti wollen (in den jungem sprachen
auch 'wählen'), skr. varayati erwählt
sich, erbittet, wirbt um.
waltjan sich wälzen, an. velta,
ahd. welzan wälzen, zu an. velta,
ahd. toalzan walzen, wälzen, welche
| auf einer idg. d- erweiterung der
wz. *wel~ wälzen beruhen: vgl. af-
walwjan, w'alus, wulan.
whIuh m. stock, Btab, an. vylr,
afris. walu (in walub'era stabträger,
pilger), wahrscheinlich mit an. vaU,
lit. ap-valm rund zu lit. ve'lii wal-
ken, aksl. valiti wälzen, skr. vdlati
wendet sich, dreht sich (s. afwalw-
jan, waltjan).
walwisön sich wälzen, s. af-
walwjan.
walwjan, s. afwalwjan.
wamba f. bauch, leib, an. vpnb,
ags. womb, afris. wamme, anfr. ahd.
wamba , wahrscheinlich urverwant
mit ai. gabhd- spalte, vulva (Peder-
sen, Bezz. Beitr. 20, 238), vgl. fer-
ner poln. g§ba, czech. huba maul,
rus8. guba lippe, slov. göbec maul,
ai. gabhirä-, gambhird- tief, gdmbhan-
tiefe, grund, gambhdra- tiefe (Beitr.
22, 192). Vgl. noch cymr. gumbe-
laue uterus, bret. gwamm 'terme de
niepris pour dire femme': lehnwort
aus dem germanischen?
warum n. (oder wamms m.?) fleck,
an. vamm, ags. icom, afris. as. warn,
vielleicht verwant mit an. vdma 's
qualm, ailment', vdmr 'a loathsome
person', dän. vsemme 'to loath', vgl.
die idg. wz. *wetn- sich erbrechen
in lit. vemiit, lat. vomo, gr. frfo
osset. inf. vomun, mp. inf. vämUa*,
ai. vdmimi.
wan, s. wans.
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167
wanalns f. mangel, *wanan (praet.
*wanaida) mangeln, vgl. an. vana,
ags. wanian, ahd. warum vermindern,
zu wans.
wandjan wenden, an. venda, ags.
wenden, as. wendian y abd. wenten,
cansativurn zu -windan y s. biwin-
dan.
wand us m. rute, an. vyndr. Man
denkt an Zusammenhang mit -rcindan,
s. biwindan. Anders verf. (Beitr.
22, 192) und Justi (Zs. d. D. Mor-
genl. gesellschaft 50, 668), welche
wandtts als 'das schlagende' erklären
und es mit wunds, wundufni
verbinden.
wanina8SUS m. mangel, *waninön
mangeln, zu wans.
wans ermangelnd, fehlend, an.
vanr, ags. won y afris. wart, won (in
Zusammensetzungen), as. ahd. man,
woneben wan n. mangel. Man ver-
gleicht lat. vauus leer, eitel, gr. evw
ermangelnd, armen, unain leer, avest.
ai. ünar mangelnd (wz. *ewä-).
war behutsam (so eher als war*,
vgl. baür, wair), an. varr, ags.
wser, as. ahd. war (giwar) aufmerk-
sam, vorsichtig, urverwant mit gr.
opxu sehe, &px sorge, Vorsorge, ovpoe
Wächter. Vgl. ward ja. Aksl. varo-
vati hüten, prSdü-variti antevertere
sind germ. Ursprungs.
wardja m. Wächter, ahd. warto
und -ward* in daürawards, an.
vardr, ags. weard, as. ward, ahd.
vart, zur idg. wz. *wor- sehen, acht
geben in war. Vgl. wairdus.
wardjan, s. frawardjan.
warei f. behutsamkeit, Verschla-
genheit, ahd. (wert), zu war.
wargi|m f. Verdammnis, mit ga-
w a r g j a n zu ~tcargs in 1 a u n a-
wargs, au. vargr, ags. wearg ge-
ächteter Verbrecher, as. warag, ahd.
warg wüterich, miasetäter, geächteter
Verbrecher, urverwant mit lit. vdr-
gas not, elend, apr. warg» schlecht,
aksl. vragü feind, vraziti zaubern
(anders über germ. *warga- Kauff-
mann, Beitr. 18, 175).
war ja ii wehren, an. verja wehren,
schützen, ags. werian schützen, ver-
teidigen, as. werian, ahd. werjan
wehren, schützen, urverwant mit
lit. vertu schliesse, öffne, varyti trei-
ben , aksl. vtrq schliesse, otrworiti
öffnen, lat. operiö bedecke, schliesse
(*op-verio) , aperio enthülle, öffne
(*ap-verio), gr. Iputrbxi schützen,
hemmen, avest. var- hemmen, ver-
hüllen, ai. vfiiSti bedeckt, umschliesst,
hemmt,' wehrt, causat. värdyaii.
warmjan wärmen, an. verma, ags.
wyrman, as. wermien, ahd. werrnen,
zu *warms warm, an. varmr, ags.
wearm, afris. as. ahd. warm, das mit
apr. gortne hitze, air. gönn, lat. for-
«ikj, gr. beppfa, armen, dferrn, avest.
gardtna-, ap. garma- warm, ai. g/tarma-
hitze auf idg. *ghormo- y *ghermo-
(mit labiovelarem gh) beruht. Dieses
gehört zu einer wz. mit der bedeu-
tung 'warm, warm sein, brennen'
in aksl. gorSti brennen, grHi wärmen,
air. gorim wärme, brenne, gor wärme,
feuer, gr. Sipopxi, armen, dtepnum
werde warm, ai. ghp\6mi leuchte
(Dhätup.), ghrnd-, ghfrxir hitze, glut.
Anders Bezzen berger (Bezz. Beitr.
16, 257) und Zupitza (Die germ.
gutturale 38).
168
wasjan kleiden, an. verja, ags.
werlan, ahd. werjan, urverwant mit
lat. vestio, gr. tvvu,u.t (*rfovü(it) kleide,
tJfjLx, aeol. tptßx anzug, kleid, gr.
Ixv:; kleid, alban. vei kleide an,
hülle ein, armen, z-genum ziehe mich
an, avest. vaste kleidet sich, vaslra-
kleid, ai. veute kleidet sich, väsdyati
bekleidet, vdstra-, vdsman-, vdsana-
kleid. Vgl. wasti.
waati f. kleid, zu wasjan, vgl.
lat. vesti*, armen. z-gesl, gr. /«rSo*,
ir&fc kleid.
wato n. waaser, an. vatn, ags.
tarier, afris. water, weter, aa. watar,
ahd. wajar, wajjar, lit. vandä, apr.
und*, wund an, akal. voda waBser, air.
fand träne, os waaser (= ai. nUa-
quelle), lat. unda welle, gr. Zlup
(gen. vlxros), alban. ujt, phryg. ß&v,
armen, get, ai. uddn-, udaka- wasser,
zu ai. unudmi, undami benetze. Vgl.
wintrus.
wadrd n. wort, an. ord, ags. afris.
as. ward, ahd. wort, urverwant mit
apr. wird* wort, lit. vdrda* name,
lat. verbum wort, zur wz. *werdh-,
*wordh- sagen in air. for sagt (3
pl. fordat). Eine kürzere wzform
liegt vor in gr. slpa sage.
waürdajiuka f. wortstreit, s.
waürd und j iukan.
waurkjan wirken, tun, machen,
bewirken, an. yrkja, ags. wyrcean,
ahd. wurchen neben aa. wirkian, ahd.
mrkjan, urverwant mit air. do( f)airci
wirkt, fairged machte, gr. tplu ,
pi%a tue, avest. vmzyeiii wirkt,
wozu auch waüratw und an. verk,
ags. weorc, as. werk, ahd. werc, gr.
\pyov, armen, gorh werk, np. barz
feldarbeit. Hierher noch lit. verga*
sklave (Lorentz, Idg. Forschungen 5,
343). Als krimgot. i8t unB tzo tcar-
thata tu fecisti und ies warthata ille
fecit überliefert (got. waurhta).
wann ns m. wurm, schlänge, an.
ormr, ags. wyrm, afria. worm, aa.
ahd. wurm, urverwant mit lat. ver-
mu wurm, gr. tfftos • 9KÜky£ h %ü\oi<;.
Zubaty (Idg. forschungen 6, 155 f.)
vergleicht noch aruss. vermie n. coli.
dxplies, klrus8. vermjanyj rot, apr.
urminan, wormyan, warmun rot, Da-
gegen müssen lit. kirmu, aksl. crvvi
(aua *clrvX), *crümt (davon cräminX
rot), air. cruim, np. kirm, ai. krmi-
ferne gehalten werden.
watirstw n. werk, tat, aus *wur%-
ttwa-, zu waürkjan. Dem got.
worte entspricht genau avest. varilva-
handlung.
watirts f. wurzel, ags. wyrt, aa.
wurt, ahd. würz kraut, pflanze (mhd.
auch 'wurzel'), urverwant mit air.
/rem, cymr. gwreiddyn, lat. rädix
(*wräd-, vgl. an. röt) wurzel, gr.
pföxfAvoc ranke, junger trieb. Ob gr.
plfa wurzel hierher gehört, ist zwei-
felhaft. Vgl. aürtigards.
Wegs m. woge, an. vägr, ags. wag,
afris. weg, aa. wäg, weg, ahd. wäg-,
wahrscheinlich zu -wigan in ga-
wigan.
weiha m. priester, s. weiha.
weihan kämpfen, vgl. ags. wtgan,
ahd. wigan kämpfen und mit ablaut
an. vega kämpfen, erschlagen, wozu
waihjö, wigana und an. veig
stärke, urverwant mit lit. ap-veikii
bezwinge, vekä stärke, kraft, aksl.
vSkü krafl, lebensalter, air. ßchim
:ed by GoöqIgI
169
kämpfe, lat. vinco besiege. Vgl.
weihe heilig.
weihan weihen, heiligen, vgl. an.
xrigja, afris. wia, wiga, as. wihian,
ahd. wihan % denominativa zu weihs
heilig.
» cihi |ia f. weihe, heiligkeit, afris.
toitha, as. wihetha, ahd. wihida, zu
weihs heilig.
weih* heilig, as. ahd. wih heilig,
an. ve, ags. vrig, as. wih heiligtum,
vielleicht zu derselben wz. wie weihan
kämpfen: idg. *weik- verrichten,
kämpfen in lit. veikiu mache, ver-
richte, veikalas geschäft, veikiu schnell,
flink, vikrus rührig, väikas knabe
und den unter weih an kämpfen
angeführten Wörtern (vgl. auch Zu-
pitza, Die germ. gutturale 142 f.).
Anders Osthoff (Idg. forschungen 6,
39), der weihs als 'gesondert, ab-
getrennt' auffasst und es mit lat.
victima opfertier, opfer zu ai. vindkti,
vioekti, vevekti sondert, siebt, sichtet,
np. bextan sieben, afgh. vinjäl rei-
nigen, säubern, waschen stellt.
weihs n. flecken, dorf (gen. weihsü),
vgl. mit auffälligem k, das vielleicht
durch entlehnung aus dem lateini-
schen erklärt werden darf, ags. wie,
afris. wik, as. wie, ahd. wich. Weih«
ist urverwant mit apr. wais- (in
waispaltin acc. hausfrau), lit. v'esz-
(in v'hzpals herr, vUszkelis landstrasse,
vgl. veszMi zu gast sein), aksl. vl*i,
air. /ich (das meist als lehnwort
aus dem lat. betrachtet wird), lat.
vicus dorf, gr. o/xo$ haus, alban. vise
orte, plätze, avest. vis- dorf, vacsa-,
vaesman- haus, ai. vfg- niederlassung,
wohnsitz, gemeinde, geschlecht, veca-
haus, hurenhaus (dies in der späte-
ren spräche), veeman- haus; hof,
wohnung, gemach. Die Wörter ge-
hören zur idg. wz. *weix- eintreten,
weilen in avest. visämi gehe ein, ai.
vicami lasse mich nieder, trete ein,
gehe in, kehre ein, gehe heim.
wein n. wein, an. vtn, ags. win,
afris. as. ahd. win ist wahrschein-
lich zunächst aus lat. vinmi entlehnt,
das mit gr. owos wein, olvti rebe,
alban. vent (*woinä), armen, gini
(*woinio-) wein urverwant ist und
mit lat. vitis ranke, rebe zur idg. wz.
*wei- winden gehört (vgl. baürgs-
waddjus, biwindan):s. Schrä-
der, Sprachvergl. und Urgeschichte 1
468 f. Auch über den grenzen des
idg. Sprachgebietes begegnet uns
dasselbe wort, vgl. arab. aethiop.
wain, hebr. jajin, assyr. »»«, denen
ein ursemit. *wainu zu gründe ge-
legt wird (Jensen, Zs. d. D. Mor-
genl. gesellschaft 44, 705. 48, 464
f.). Aksl. vino wein ist aus dem
germ. entlehnt (vgl. weinagards)
und lit. vf/nas beruht zunächst auf
dem slavischen worte.
weinabast n. Weinbeere, an. vtn-
her, ags. wmberie, as. ahd. winberi:
das zweite glied dieser Zusammen-
setzung ist -basi, *bazi, an. ber, ags.
berie, ahd. beri, nl. bes und scheint
abgeleitet von einem alten worte,
das in norw. bas, beute kleines ge-
I büsch bewahrt geblieben ist (Bugge,
Beitr. 21, 421). Nach einer älteren
auffassung wäre -basi eigl. 'das ees-
I bare' und mit ai. bdbhasti zermalmt,
verzehrt, frisst zu verbinden.
weinagards m. Weingarten, wein-
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1
berg, kriragot. wingart, an. vmgardr, I
ags. wtngeard, as. wingardo, ahd.
wingart , wingarlo, s. wein und'
gards. Aksl. vinogradü ist aus dem
gerra. entlehnt (vgl. aürtigards).
weinatains m. weinrebe, s. wein
und tains.
weiitatriu n. weinstock, an. vfatre,
ags. wfnlre'ow, s. wein und triu.
weiiidrugkja m. weinsäufer, s.
wein und drigkan (auch af-
drugkja), vgl. an. vtndrukkenn
vom weine betrunken, vindrykkja
weintrinken, ahd. wintrinco weintrin-
ker, wintrunc/ial, wintrunchan vom
weine betrunken.
weinulN dem weine ergeben, trunk-
süchtig, zu wein.
weipan bekränzen, mhd. wtfen
schwingen, winden, wozu waips
und wipja, urverwant mit lat.
vibrare schwingen. Eine synonyme
wz. mit anlautendem # ist unter
midjasweipains besprochen. Vgl.
bi waibjan.
weis wir, nord. run. ciR, aschw.
vi(r), vgl. an. ver, ahd. wir, urver-
want mit avest. vaem, ai. vaydm.
Vgl. wit.
weis, s. fullaweis, unweis.
weisön, s. gaweisun.
weitan, s. fraweitan.
wcitjan, s. fairweitjan.
weltwöds m. zeuge (besser weit-
wöfys), eigl. 'der gesehen hat' (vgl.
fiir die bedeutung skr. mkstn- Zu-
schauer, zeuge), part. praet. act. zur
wz. *weid- sehen (s. witan), also
zunächst vergleichbar mit gr.
u. s. w. Man beachte apr. waidewul
oberpriester und air. ft'adu zeuge.
wönjail erwarten, hoffen, an. vstnas
ags. wenan, as. wanian, ahd. wamin
wanen hoffen, erwarten, vermuten,
meinen, zu w e n s.
wöiih f. hoffhung, au. vdn erwar-
tung, hoffnung, ags. wen erwartung,
hoffnung, Vermutung, meinung, afris.
wen meinung, as. wän erwartung,
hoffnung, ahd. wän erwartung, hoff-
nung, absieht, Vermutung, wahn,
urverwant mit lat. rrnäri jagen zur
wz. *wen- begehren in winuan:
vgl. für die bedeutung russ. ochota
lust, jagd und skr. tubdhaka- jäger,
lubd/u'i- begierig (Meillet, Mein, de
la Soc. de Ling. 9, 55 f. f.).
wepn n. waffe, an. vdpn y ags.
wdpen, afris. wepen, as. wapan, ahd-
wafan, vgl. aschw. an. vdkn, isl. vokn
(b. darüber Zupitza, Die germ. gut-
turale 18 f. f.). Zusammenhang mit
gr. oirXov gerät, pl. oirhx waffen ist
wahrscheinlich (über das p in wepn
vgl. Kauffmann, Beitr. 12, 526 f.).
werjan, s. tuzwerjan.
widan, s. gawidan.
widiiwamia m. waise, zu wi-
ll u w ö.
widnwo f. wittwe, ags. widuwe t
wuduwc, afris. widwe, as. widuwa,
ahd. wiluwa, wilaira, apr. widdewü,
aked. vtdwa, air. fedb, lat. vidua,
np. beva, osset. idäj, ai. vidhdva,
uralte femininbildung zu einer wz.
'leer werden, ledig sein', vgl. gr.
vjtSsoc ledig, unverheiratet.
wigadeiilö (oder wigadeinal) f.
distel, unerklärt.
wigan, s. gawigan.
wigana dat. sg. kämpf, krieg,
zu weihan kämpfen.
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wigs m. weg, an. vegr, ags. weg,
afris. wei, aa. ahd. weg, zu -wigan
in ga wigan. Vgl. lat. via weg,
das hierher gehören kann (idg.
*treyhyä).
wlkö f. zeitweehsel, woche, an.
ags. w*V», wucu, afris. infc,
as. "•■•7-//, ahd. icehha woche, zu an.
vikja, ykva, ags. wican, ahd. wihhan
weichen, ai. vijdle zittert, fahrt los,
eilt davon. Vgl. mit idg. tenuis lat.
vice* Wechsel, gr. elxu weiche. In
diese sippe gehören noch an. v-tsl,
as. ahd. wektal Wechsel.
wilja m. wille, an. vile, ags. willa,
afris. willa, wille, as. willio, ahd.
willjo, willo, ahstractum zu wiljan.
wiljuliul|>H f. Zuneigung, gunst,
vgl. an. hallr, ags. heald, ahd. Haid
sich vorwärts senkend, geneigt, wel-
che got. *haljis in derselben bedeu-
tung voraussetzen, und ausserhalb
des germanischen lit. at-si-kolti sich
anlehnen, atkalta rückenlehne, skr.
kdta- hüfte, kd{aka- bergabhang.
Wilja-hal])ei ist also 'das sich neigen
oder die Zuneigung des willens'.
Vgl. hulps.
wiljan wollen, an. vilja, ags. wil-
Inn, afris. willa, as. willian, ahd.
wellan, zur idg. wz. *wel- wählen,
wollen, vgl. waila, walisa, wal-
jan und ausserhalb des germ. lit.
velyti wünschen, gönnen, vale wille,
erlaubnis, macht, aksl. veljq (inf.
velUi) befehle, volja wille, gall. velio-
(in Veliocasses), cymr. com. bret.
guell besser, lat. volo will (inf. velle),
avest. var- wählen, wollen, ai. vpiile
erwählt, vdra- wähl, wünsch. Ah-
stractum zu wiljan ist wilja.
171
wilpeiH wild, an. villr, ags. afris.
wilde, as. ahd. wildi, vgl. cymr.
gwyllt wild, zu an. villa irre führen.
Liden (Bezz. Beitr. 21, 106 f..) denkt
an Zusammenhang mit russ. viljdtt
hin und her laufen.
wilwan rauben (wozu wilwa m.
räuber), unsichern Ursprungs (vgl.
de Saussure, Mem. de la Soc. de
Ling. 6, 338). Vgl. wulwa.
wimlaii, s. biwindan.
winds m. wind, krimgot. winlch,
an. vindr, ags. afris. as. wind, ahd.
mnt, cymr. gwynl, bret. gueni, lat.
ventus beruhen auf idg. *wetUo-,
Weiterbildung des part. *wenl- zu
waian. Vgl. diswin|)jan, win-
fnskaurö.
winja f. weide, futter, an. viu
grasplatz, Weideplatz, ahd. winne
weide, urspr. 'erquickung, lust', vgl.
as. ahd. wunnia (s. unwunauds).
Winja gehört sicher zur wz. *wen-
begehreu in winnan.
winna, winnü f. leiden, leiden-
schaft, an. vinna arbeit, ahd. winna
streit, zu winnan.
winnan leiden, an. f inna arbeiten,
erwerben, gewinnen, besiegen, über-
winden, aushalten, leiden, ags. win-
nan arbeiten, sich abmühen, strei-
ten, leiden, afris. winna erlangen,
gewinnen, as. winnan sich plagen,
leiden, kämpfen, gewinnen, ahd. win-
nan in heftiger aufregung sein, toben,
streiten, sich abmühen (&pr.gewinna
sie arbeiten ist wegen des vorge-
fügten ge- als entlehnung aus dem
germ. zu betrachten) beruht auf
der idg. wz. *wen- begehren, stre-
ben, welche eine sehr reiche bedeu-
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172
1
tungsentfaltung zeigt. Aus dem germ.
gehören hierher nnwunande,
wens, winja, winna, wunns
u. 8. w. (z. b. ags. wunian, ahd. teonen
wohnen); aus andern Sprachgebieten
sind zu vergleichen : ai. vanoti, vandti,
vdnati wünscht, liebt, erlangt, siegt,
avest. vanaiti siegt, mp. vänitan be-
siegen, schlagen, lat. venu* = ai.
vdnas lust, cymr. gwen risus.
wintrus m. winter, jähr, an. v'etr,
ags. afris. «finter, as. ahd. wintar,
urspr. 'regenzeit, waaserzeit', mit
ablaut und nasal zu watö, vgl.
zunächst lat. unda, lit. vandä (Liden,
Beitr. 15, 522).
win|>takatirö f. worfschaufel, in
seinem zweiten gliede identisch mit
gutn. skurä, as. ahd. scora schaufel,
vgl. mhd. schorn zusammenkehren,
schürn antreiben, reizen, schären und
ferner vielleicht an. skera, ags. ahd.
sceran schneiden, lit. skiriu, air.
scaraim trenne, scheide, lat. cemo
scheide, gr. xelpu schere, vernichte.
Für winfn- s. diswinf)jan.
win]>jan, s. diswin])jan.
wipja f. kränz, zu weipan.
wis n. windstille, nach Cosijn
(Taalk. bijdr. 1, 191 f. f.) mit der
urspr. bedeutung 'heiteres wetter'
zu idg. *wes- heiter sein (s. wizön
und w i s a n). Anders, aber kaum
richtig Osthoff (Morph. Unters. 4,
188 note).
wisan sein, verweilen, bleiben ist
eigentlich mit tnsan sich vergnü-
gen, schmausen (s. wizon) iden-
tisch. Schon in der urzeit entwickelte
sich bei der wz. *wes- sein, wohnen
die nebenbedeutung 'sich wol befin-
HeitrJ
den, gedeihen, es gut haben, sie'
zu gute tun' : einen ähnlichen ve
lauf nehmen wir bei ai. bhütt- wa
das erst nur 'das sein, die existensll
dann aber 'kräftiges oder vollkoml
menes dasein, tüchtigkeit, tauglich«]
keit, gedeihen, heil, wolsein, wol
fahrt' u. 8. w. bezeichnete (s.
19, 524 f. f.). In den andern
dialecten hat *we*an nur die urspr
bedeutung 'sein, bleiben': an. vesa,
vera, ags. as. ahd. wesan. Vgl. air.
foss bleiben, ruhe, lat. Vesta, grJ
ivrix herd, armen, gom bin, avest.
vanhaiti, ai. vdsati wohnt, verweilt,
übernachtet, vasati- verweilen, über-
nachten, wohnung, aufenthalt, mtiu-
sitz, ort, ding, gegenständ, sache,
vdstu- stätte, hofetatt, haus, gemacb
(vgl. gr. mtv, retvrv Stadt). Vgl.
wists.
wl88, s. unwiss, mi|)wissei.
wiss, s. us wies.
wiss, s. diswisß, gawiss.
Wiste f. wesen, natur, an. trist,
ags. as. ahd. wist: neben 'wesen'
und 'aufenthalt* zeigt das wort auch
bedeutungen wie 'speise, schmaus',
welche sich bei wizön anschliessen.
Wists ist ein verbalabstractum zu
wisan, vgl. zunächst air. feUs blei-
ben, rasten (subst.).
wit wir beide, an. vit, ags. tri/.,
vgl. lit. vedu, zu weis.
wita, s. fullawita, unwita.
witan wissen, praet. praes. tcait
weiss, an. vila, veit, ags. witan, trat,
afris. wita, wei, as. witan, wet, ahd.
**33<**, «'«J, vgl. apr. waidimai wir
wissen, aksl. vHfi, air. ro-feiar ich
weiss, ad-ftadaim verkünde, cymr.
yuiz
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f
173
gtpyddom wir wissen, gr. otix, armen.
ffiiem, avest. vaeda, ai. veda ich
weiss (neben vedmi). Der begriff
'wissen' beruht auf »gesehen haben'
(toait = oJix = veda, urspr. 'habe
gesehen', vgl. lat. vidi) und witan
gehört demnach zur idg. wz. *weid-
s eh en in lit. veizditi (für *veidi'ti)
sehen, veidas angesicht, aksl. vidSti
sehen, vidü anblick, aussehen, lat.
videre sehen, gr. tTXov ich sah, inf.
IZav. Neben witan-wait steht ein
echw. vb. witan-tcitaida, das die
urspr. bedeutung der wz., nämlich
'auf etwas sehen, beobachten' be-
wahrt hat und dem ahd. wijjen (in
giwijjen, irwijjen) entspricht (vgl.
lit. veizdHi, aksl. vidäi, lat. videre).
Vgl. fairweitjan, fraweitan,
idweit, inweitan, weitwöds,
witö{), witubni.
witödafasteis m. bewahrer des
gesetzes, gesetzkundiger, s. witö|>
und fastan.
witödalaisareis m. gesetzlehrer,
s. witö{) und laisareis.
witödalaus gesetzlos, s. witöb
und laus.
witöj) n. gesetz, an. vitad- (in
vitadsgjafe), afris. witat, anfr. witat,
ahd. wijjöd, zu witan.
witubni n. kenntnis, zu witan.
wibon schütteln, vgl. ai. vydthate
schwankt, taumelt, geht fehl, vithura-
wankend, taumelnd.
wij»ra gegen, wider, an. vidr, ags.
icider^ afris. wither, as. vridar, ahd.
icidar, vgl. ai. vitardm weiter, weiter
hin, zu W auseinander, hinweg.
wibraw;ur|>s gegenüber liegend,
ags. widerweard entgegengesetzt ,
feindlich, as. widerward feindselig,
widerwärtig, ahd. widarwert, widar-
wart entgegengesetzt, feindlich, wi-
dersinnig, s. wibra und wairban.
wipms m. lamm, an. vedr, ags.
weder, as. wethar, ahd. widar widder,
urspr. wol 'einjähriges tier, jähr-
ling', vgl. air. /eis sau, schwein
(*ve38t~ aus *veUi-), osset. ro##, ai.
vaUdr kalb zu idg. *welos- jähr, ai.
vatsard-, gr. troq (rhog) jähr, lat.
vetus alt (wie lit. vetuszas, aksl.
vetüchü). Hierher auch lat. vitulus,
gr. haxfa kalb? Zweifelhaft wegen
des i. Germ. Wörter für 'schaf fin-
det man unter awebi.
wizön schwelgen, wisan schmau-
sen, Bich vergnügen, andawizns f.
unterhalt, wattawizn* schmaus, ga-
wizneigs sich mitfreuend erweisen
mit wists (und wis?) eine wz.
*wes- sich zu gute tun, es gut haben,
heiter sein, schmausen, vgl. aksl.
veselü froh (Cosijn, Taalk. bijdr. 1,
191 f. f.), air. do-feotar sie assen,
fei* essen, cymr. gwest schmaus, lat.
vescor esse, avest. västra- futter,
weide, ai. dnu vävase hat aufgezehrt
(Geldner, Kuhns Zs. 27, 216 f. 260).
Nach Baunack (Kuhns Zs. 27, 561
f. f.) soll dieses *wes- auch im grie-
chischen vorhanden gewesen sein.
Ursprüngliche identität mit *wea-
sein, bleiben, wohnen ist kaum zu
bezweifeln: s. wis an und Beitr.
19, 524 f f. Anders Wood, Publi-
cations of the Modern Language
Association of America 14, 314.
wlaitön sich umsehen, spähen,
an. leita suchen, ags. wldtian schauen,
blicken, mit wlits (und anda-
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174
wleizn?) zu an. Uta, ags. tclUan
blicken, schauen. Wood (Publications
of the Modern Language Association
of America 14, 332) vergleicht gr.
i\\i%oi 'look awry, look askance,
leer' {*mwlidgöt).
wlite m. angesicht, an. litr aus-
sehen, färbe, glänz, ags. wlite glänz,
gestalt, afris. wlite angesicht, gestalt,
as. wliti glänz, angesicht, gestalt,
s. wlaiton. Lit. litis, lytis, lyte
gestalt, aussehen, form, sexus ist
nach Liden (Ein balt. slav. anlant-
gesetz 15 f. f.) aus dem germ. ent-
lehnt.
wlizjan schlagen, kasteien, zu
einem *wliza- rute, geissei, vgl. fer-
ner aksl. Iha eine aus ruten gefloch-
tene wand, hürde, slov. leska hasel-
strauch, air. fletc rute, gerte, ai.
vle*ka- schlinge (Liden, Ein balt.
slav. anlautgesetz 25 f. f.).
wöds wütend, besessen (besser
wö/lf), an. 6dr, ags. wöd, ahd. wvot,
vgl. an. ödr poesie, gesang, verstand,
ags. w6d stimme, gesang und air.
fdith, lat. vates seher, dichter, cymr.
gwawd lied. Ueber ai. avest. vat-
vgl. Hirt, Beitr. 23, 296 f.
>vok;iins f. wachen, *wökan-*wö-
kaida zu wakan.
wökrs m. zunähme, gewinn, Wu-
cher, an. Skr, ags. wöcor, afris. wöker,
ahd. wuohhar, zu der unter wakan
besprochenen wz. (vgl. w a h s j a n
und aukan), vgl. insbesondere ap.
vazarka- (vozrka-), mp. vazarg (vazrg),
np. buzurg, bazarg gross, avest. vazra-
keule, ai. vdjra- donnerkeil. Ai. vaja-
kraft, beute hat dieselbe ablautsstufe
wie wökrs.
wöpjan Bchreien, rufen,
an. fpa schreien, as. wöpian,
tcuojfan wehklagen, jammern, if
nen, zu an. 6p geschrei, ags. uutM
as. wöp, ahd. wuof j am mergescbJH
und ags. wepan (praet. tceup) wefir
nen, as. wöpan (praet wiop), ahd.
tcuofan (praet. wiaf) wehklagei
Verf. (Beitr. 22, 193) und von Ro!
wadowski (s. Anz. Idg. forschungeifl
8, 138) vergleichen aksl. valiti herauf
locken, herbeirufen. Andere Froehde
(Bezz. Beitr. 17, 319).
wö{>ei$ süss, lieblich, ags.
aa. tcöthi. Hoffmann (Bezz. Beitr. 18,
288) vergleicht gr. Qutm • rpovQikU,
tfu (Hesych.): das w in wöpeis wäre
aus labiovelarem gh entstanden. Zu-
pitza (Die germ. gutturale 34) ver-
wirft diese combination ohne genü-
genden grund.
wraiqs schräg, krumm, afris. wräk,
gr. pxißis krumm, idg. *wraigo- (mit
labiovelarem g).
wraka f. Verfolgung, ags. wracu
Verfolgung, strafe, räche, zu wri-
kan.
wrakja f. Verfolgung, zu w r i k a n.
wrakjan verfolgen, an. rekja ver-
folgen, nachspüren, zu wrikan.
wrakx m. Verfolger, zu wrikan.
wratodus m. reise, zu wratön.
wratön reisen, wandern, an. rata,
unerklärt. Man vermutet Zusammen-
hang mit an. röta, ags. wrötan, ahd.
ruojjan aufwühlen. Vgl. wratodus.
wrekei f. verfolgt sein, vgl. afris.
wreke, as. wräca, ahd. rächa, zu
wrikan.
wrikan verfolgen, peinigen, an.
r'eka, ags. wrecan, afris. wr'eka drän-
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175
gen, treiben, rächen, as. wrecan, ahd.
rehkan, r'echan strafen, rächen, nicht
genügend erklärt. Man vergleicht
lat. urgeo bedränge, gr. t Ipyo schliesse
ein, air. fraig wand, ai. vrajd- zäun,
umhegung, bürde, stall. Nach andern
wäre wriJcan mit np. garäzidan schrei-
ten, ai. vräjaii schreitet, geht, geht
fort, pra-vräjayati lässt wandern,
verbannt (vgl. an. rsekja vertreiben)
zu verbinden. Man beachte noch ai.
paru-vij- verstossener, auswürfling,
das auffallend mit ags. wrecca, as.
wrekkio, ahd. reccheo landflüchtiger
verbannter in bedeutung überein-
stimmt. Vgl. wraka, wrakja,
wrakjan, wraks, wrekei.
wrisqan, s. gawrisqan.
writs m. strich (in der schrift),
an. rit schreiben, schrift, engl. wrU
schrift, ahd. rij strich, buchstabe,
zu an. rtta, ags. writan, afris. wrila
schreiben, as. writan, ahd. rijan reis-
sen, ritzen, schreiben. Ausserhalb
des germ. ist die sippe nicht wider-
wrijius m. herde, wahrscheinlich
verschrieben für *wref)us t vgl. dän.
vraad, ags. wrxf) trupp, herde, ai.
vrtila- Bchar (Kluge, Beitr. 9, 193)
und ferner ags. werod schar, worn
menge, trupp, schar, air. foirenn,
foirinn abteilung, schar, cymr. gwe-
rin menge. Ein anderes wort für
'herde' ist h air da.
wröhjan beschuldigen, anklagen,
an. rfyja verleumden, ags. wregan,
afris. wrögja, as. wrögian, ahd. mögen
anklagen, beschuldigen, nicht genü-
gend erklärt (vgl. jedoch Hirt, Beitr.
23, 293). Vgl. wrühs.
wröhs f. anklage, an. rög (rogr)
Verleumdung, mhd. möge anklage,
ß. wröhjan.
wruggö f. schlinge, zu *wriggan,
ags. wringan fest zusammendrehen,
ahd. ringan pressen, ringen, verwant
mit ahd. würgen zusammenpressen,
würgen, an. virgell, as. wurgil strick,
lit. verziu schnüre zusammen, enge
ein, presse, aksl. vrilzq binde, fessele
(anders Liden, Ein balt. slav. anlaut-
gesetz 9).
wulau sieden, ablautend mit an.
vella kochen und ags. tceallan, as.
ahd. wallan wallen, zur idg. wz.
*wel- wälzen (s. afwalwjan, walt-
jan, walus). Dazu u.a. ags. wielm,
wyhn wallung, woge, ahd. walm hitze,
glut, wella welle, lit. vilnh, aksl.
vlitna dasselbe, alban. val'e wallung,
welle, woge, avest. varsmi-, ai. ürmi-
woge.
Wulfs m. wolf, an. ml/r, ags. umlf,
afris. wolf, as. wulf, ahd. wolf, lit.
vühas, aksl. vlUkü, alban. uFJt, avest.
vdhrka-, ai. vfka-, vgl. lat. Ivpus
(mit Bab. p), gr. Kunos, deren anlauts-
silbe auf idg. In aus wl zurückgeht
(Hirt, Beitr. 22, 230* f.). Anders
Zupitza (Die germ. gutturale 16 f.),
der wulfs mit lit. vilpiszys wilde
katze und lat. vulpes fuchs aus idg.
*wlp~ erklären will. Vielmehr gehö-
ren vulpes, vulpinus mit an. ylgr,
ahd. wulpa, ai. vfkt- wölfin zusam-
men (Hirt a. a. o.).
wulla f. wolle, an. ull, ags. wulle,
afris. wolle, ahd. wolla, urverwant
mit lit. vtlna wollfaser, pl. vtlnos
wolle, aksl. vlüna, air. olann, cymr.
gulan, ai. uniä wolle, vgl. gr. euAoc
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17G
kraus. Gehört lat. lana hierher oder
ist ea mit gr. Ai^nj identisch /
wullareis m. wollenarbeiter, wal-
ker, zu wulla.
wulj>ags herrlich, glänzend, wun-
derbar, zu w u 1 1> u 8.
wuljirs m. (?) Wichtigkeit, wert,
adj. wichtig, wertvoll, aga. wuldor
herrlichkeit, zu wulf>ua.
wnlpus m. herrlichkeit, vielleicht
mit tiefstufe zu waldan.
wulwa f. raub, zu wilwan.
ii u nun, 8. unwunands.
wunds wund, aga. aa. wund, ahd.
umnt, .wozu wundufni und an.
und, tage, wund, as. wunda, ahd.
wunta wunde, nicht genügend erklärt.
Man vorgleicht cymr. guant percas-
ait, yipün punctio, gr. yotr&Xxt (d. i.
tx-olKxi) • ouXxi (Hesych.) und ferner
lit. votls gesehwür, lett. wate, gr.
ureiXri wunde, ai. -väta- in aväla-
ungeachädigt. Doch könnte man auch
au Zusammenhang mit wandus
denken und ai. vadh- schlagen, er-
schlagen (aus *wndA-l) zur verglei-
chung heranziehen (Beitr. 22, 192).
wundufni f. wunde, plage, zu
w u n d a.
Wim ns f. leiden, zu winnan.
zulöten fremdwort: ftrAvrfo
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NACHTRAGE UND
BERICHTIGUNGEN
aba. Mit an. aß kraft ist gib.
ags. afol, abal identisch.
afmauil>s. Vor Hirt hat schon
Bugge (Beitr. 13, 316 f.) diese sippe
zu gr. xäftvu u. s. w. gestellt.
aglaitei. Ganz unsicheres über
die bilduog8weise von aglait- bei
Bugge (Beitr. 24, 438).
aigan. Anders Bugge (Beitr. 24,
449 f.), der mich nicht überzeugt.
afrj»a. Stokes (Bezz. Beitr. 25, 255)
identifiziert atrpa mit air. -ert land.
airns. Bugge (Beitr. 24, 430 f. f.)
verbindet airus mit au. ags. dr rüder.
Vgl. gr. uinipiTtjt; diener, gehilfe zu
ipfow rüderer. Seine ausfuhrungen
über das Verhältnis von airus zu
ärundi überzeugen mich nicht.
aiws. Neben ags. &(te) lebenszeit
(so!) steht ein gleichlautendes wort
mit der bedeutung 'gesetz, ehe'
(= as. i?o, ahd. eica), das wol nicht
hierher, sondern zu lat. aequw gehört.
aljan n. eifer. Anders Johansson,
Zs. f. d. phil. 81, 298.
andwatirdjan. Füge hinzu : ags.
andwyrdan.
arbaif«. Vgl. noch Bugge (Beitr.
24, 439), der das ai anders beurteilt.
asneis. Vgl. insbesondere as. a*na
lohn, abgäbe.
aste. Auch as. ast.
balgs. Auch as. balg.
baljiaba. Die alte gleichung *bal[u
= lit. bdlta* weiss hätte jedenfalls
erwähnt werden sollen. Als grund-
bedeutung wäre 'glänzend' anzuset-
zen (vgl. mein Etym. wb. der aind.
spräche 199 f. s. v. bhälam). fitselbe
bedeutungsentwicklung finden wir
bei ags. cd/ schnell, kühn, das ich
mit lit. idiba* blitz, Bbu glänze,
schimmere, leuchte, Sibinu leuchte,
ühurys licht, fackel verbinde.
banste. Skr. bhasa- in der bedeu-
tung 'kuhstall' existiert nicht (s.
Zachariae, Deutsche litteraturzeitung
1900, N° 2).
btenieiten. Vgl. Hirt, Der idg.
ablaut 37.
blei I»s. Hirt (Der idg. ablaut 122)
stellt blei})» zu mili{). Die eigent-
liche bedeutung wäre dann 'süss'.
braids. Ganz unsicheres bei Bugge
(Beitr. 24, 453 f.).
brül>s. Anders Wood, Modern
language notes 15, 95.
dugan. Die meinung Bugges
(Beitr. 13, 510 f. f.), dass das g aus
to entstanden und dugan mit ai.
tdvili zu vergleichen sei, ist unbe-
gründet.
faihufriks. Die folgenden Wörter
hätten noch erwähnt werden sollen:
178
an. frfkn kühn, tapfer, ags. frecne
gefährlich, schrecklich, verwegen,
as. fröcni kühn.
fafrra. L. armen, hepi.
faürataui. Ißt -tani eigentlich
'ramus sortilegus' und mit lit. dimis
binse, gr. J4vä£, dor. 3&vo£ rohr,
rute zu verbinden? So Bugge, Beitr.
24, 447. Vgl. tains (Nachträge).
flaks. Wood (Modern language
notes 15, 95) erklärt das wort als
'wassertier' und stellt es zu air. esc
fotubatird. Vielleicht gehört -baurd
zu lit. beriu streue (inf. berli): vgl.
Bugge, Beitr. 24, 453 f.
frainan. Bugge (Beitr. 24, 435
f.) vermutet Zusammenhang mit
ferj a.
fraiw. Bugge (Beitr. 24, 457 f.)
verteidigt die alte gleichung fraiw :
lit. periu, lat. pario. Hirt (Der idg.
ablaut 112) sucht fraiw mit gr.
avtlpa zu vermitteln.
gamai|>8. Anders Bugge (Beitr.
24, 456 f.).
gibla. Vgl. über yxßxxiv Hatzi-
dakis, Idg. forschungen 11, 319.
iril |>a. Eine andere ganz unsichere
Vermutung findet man bei Persson,
De origine ac vi primigenia gerundii
et gerundivi latini (Upsala 1900), 31.
hatis. Mhd. hader ist wol anders
zu beurteilen.
hlütrs. Vgl. noch lit. «zluju wische,
fege, szluta besen (s. Hirt, Der idg.
ablaut 103).
hnasqus. Unsicheres bei Wood
(Beitr. 24, 530).
hraiwadfibö. Ueber etwaigen Zu-
sammenhang von hraiwa- mit der
idg - IM
1
sippe von xpixs handelt Bugge
24, 427 f.).
hröt. Anders Hirt, Der
laut 77.
hng8. Es sei noch erwähnt. <laat
Bugge (Beitr. 13, 507 f. f.) das j
aus w herleitet und ai. äkuvale v
gleicht.
kaisaragild. L. kaisar.
lamb. Nach Hirt (Der idg. ablaut
122) wäre lamb eigl. 'tierjunges'
und eine ableitung von idg. *eltn-
hirsch (lit. elnU, aksl. jelerii, gr.
?AAo?, tX*(poq U. 8. W.).
leiht«. Noch as. adv. Uhto.
niaüistns. L. an. miga.
mail. Eine unsichere Vermutung
findet man bei Bugge (Beitr. 24,
433 f.).
maitan. Bugge (Beitr. 24, 437 f.)
erklärt maiian aus *pmaitan und
vergleicht lat. tondo schere {tond-
aus *tomrd-) t gr. riptva schneide.
Seine beurteilung der vocalverhält-
nisse will mir nicht einleuchten.
ma]>a. Unsicheres bei Hirt, Der
idg. ablaut 95.
maudjan. Wood (Modern language
notes 15, 96) vergleicht noch gr.
ßvbot; wort, (ttöeoftat rede.
niil(li|»a. Anders über mild* Hirt
(Der idg. ablaut 122).
miluks. Am ende 1. : ai. w^cdti
berührt.
naü. Vgl. über vrfu; Brugmann,
Idg. forschungen 11, 273 f. f.
mit w, nehtoa. Oder mit suffixalem
w zu an. nd erreichen, lat. nancitcor
u.s.w. (s. binaühan), wie Wood
(Beitr. 24, 530) vorschlägt. Noch
anders Hirt (Der idg. ablaut 130 f.).
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reiks. Gegen Brugmanns hypo-
these Hirt (Der idg. ablaut 143).
saggws. L. *seiigk-, *songh-.
s.tuls. Zeile 5 1. : Ständer.
Reis. Anders Wood (Beitr. 24,
531 f.), der die angeführten germ.
Wörter mit ags. sM zeit, günstige
zeit, gelegenheit, glücklicher um-
stand, glück von der wz. *se- in
Bai an ableitet. Die bedeutungsent-
wicklung wäre: säen, säezeit, rechte
zeit, günstige zeit, glück.
sniwan. Hirt (Der idg. ablaut
120) vergleicht ai. sanSti erlangt.
Kaum richtig.
snutrs. Hirt (Der idg. ablaut
120) stellt snutrs mit gr. vovt ver-
stand zu ahd. sin sinn.
standan. Zeile 7 1.: aksl.
Slipon. Vgl. noch Wood, Modern
language notes 15, 96.
tains. Zusammenhang mit lit.
dunis binse, gr. 16vaZ t dor. tavoc!-
rohr, rute ist auch trotz Bugge
(Beitr. 24, 446 f.) nicht wahrschein-
lich.
tandjan. Zeile 2 1. ags. on-tendan.
tekan. Hirts Vermutung (Der idg.
ablaut 30) ist unwahrscheinlich. Vgl.
noch Brugmann, Idg. Forschungen
11, 284 f. f.
|>eihs. Wenig ansprechend ist die
Vermutung Sütterlins (Bezz. Beitr.
17, 165 f.) dass pei/is-ping mit der
grundbedeutuug Anordnung, Festset-
zung' zu gr. räo-tru zu stellen sei.
Doch mag sie noch erwähnt werden.
Nach Stokes (Bezz. Beitr. 25, 258)
wäre an. ags. ping, ahd. ding von
peihs zu trennen und mit air. -tenc
ding(?) gleichzusetzen.
Imlan. Zeile 4 1. air. teile. Zeile
6 1. tollo.
ufbauljan. Osthoff (Vom supple-
tivwe8en der indogermanischen spra-
chen 66 f.) stellt die sippe von
ufbauljan, hd. beule zur wz. ^Zu-
wachsen = *bkeu- werden (vgl.
bau an).
wamba. Wood (Modern language
notes 15, 98) stellt das wort zu ai.
vapd eingeweidehaut, netzhaut, des-
sen a auf idg. zurückgehen kann.
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Buchdruckcrui voimal* E. J. Hrili,, Leiden.
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AUL 2 7 1951
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