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Full text of "Kurzgefasstes etymologisches Wörterbuch der gotischen Sprache"

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Kurzgefasstes 
etymologisch., 
Wörterbuch 
der gotischen 



Sprache 




Christianus 



Cornelius 
Uhlenbeck 




1 



The New York Public Library 
* * 

Literary Society Foundation 
German Philology Collection 







I 



1 



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KURZGEFASSTES 

ETYMOLOGISCHES WÖRTERBUCH 



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GOTISCHEN SPRACHE 



VON 



D r . C. C. ÜHLENBECK, 

Professor an der Univ. Leiden. 



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ZWEITE VERBESSERTE AUFLAGE. 



AMSTERDAM. 

JOHANNES MÜLLER. & 
Kd ' 1!M, °' ISfe' 



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KURZGEFASSTES 



ETYMOLOGISCHES WORTERBUCH 



DER 



GOTISCHEN SPRACHE 



VON 



D r . C. C. UHLENBECK, 

Professor an dor Univ. Loiden. 



ZWEITE VERBESSERTE AUFLAGE. 



AMSTERDAM. 
JOHANNES MÜLLER. 
1900. 



-1 



TUE NEW VOKK 

PUBLIC LIBHARY 

585893Ü j 

ASTOB, LEN9X AND 
TILUES roi NDATIu.NS I 
* 1951 l I 



Huchriruckorui »ormals 1J. J. Brill, Leiden. 



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VORWORT 



Bei der abfassung dieses buches und bei der bearbeitung der vorlie- 
genden zweiten ausgäbe, habe ich mich, abgesehen von der zeitschriften- 
litteratur und von kleinern Schriften, welche in jedem einzelnen falle 
angeführt sind, von Ulfila-ausgaben, specialgrammatiken und Wörterbü- 
chern, hauptsächlich auf folgende werke gestützt : 

Scu a db, Altdeutsches Worterbuch, 2. aufl., 1872—1882. 
Paul, Grundriss der germanischen philologie, 1891—1893 (2. auti., 
1896—1899). 
Norbbn, Abriss der urgermanischen lautlehre, 1894. 
Streitberg, Urgermanische grammatik, 1896. 

Klugb, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Bprache, 5. autl., 1894. 

Franck, Etymologisch woordenboek der nederlandsche taal, 1892. 

Klug« — Lutz, English etymology, 1898. 

Frist, Grundriss der gotischen etymologie, 1888. 

Thomsbn, Den gotiske sprogklasses indflydelse pä den finske, 1869. 

Loewb, Die reste der Germanen am Schwarzen meere, 1896. 

Lobwb, Die ethnische und sprachliche gliederung der Germanen, 1899. 

Fick, Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen sprachen, 4. 
aufl. bearbeitet von Bezzeuberger, Fick und Whitley Stokes, 1890 — 1894. 

PBR880N, Wurzelerweiterung und wurzel Variation, 1891. 

Brugmann, Grundriss der vergleichenden grammatik der indogermani- 
schen sprachen, 1886—1893 (2. aufl., 1897). 

DblbrCck, Vergleichende syntax der indogermanischen sprachen, 
1893-1897. 

Dß Saubburb, Memoire sur le Systeme primitif des voyelles dans les 
langues indo-europeennes, 1879. 

HüBBCnMANN, Das indogermanische vocalsystem, 1885. 



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>1 

■ 



IV VORWORT. 

Bbchtei . Die hauptprobleme der indogermanischen lautlehre, 1892. 

Schmidt, Kritik der sonantentheorie, 1895. 

BrOcknbr, Die slavischen fremdwörter im litauischen, 1877. 

Prbllwitz, Die deutschen bestandteile in den lettischen sprachen I, 1891. 

Miklosich, Etymologisches Wörterbuch der slavischen sprachen, 1886. 

Prbllwitz, Etymologisches Wörterbuch der griechischen spräche, 1892. 

Lkwy, Die semitischen fremdwörter im griechischen, 1895. 

Mbybr, Etymologisches Wörterbuch der albanesischen spräche, 1891. 

HCbschmann, Armenische Studien I, 1883. 

Hübscumann, Armenische grammatik, 1895 — 1897. 

Horn, Grundriss der neupersischen etymologie, 1893. 

Hübbchmann, Persische Studien, 1895. 

HüßßCHMANN, Etymologie und lautlehre der ossetischen spräche, 1887. 

Bartholomab, Handbuch der altiranischen dialekte, 1883. 

Bartholomab, Vorgeschichte der iranischen sprachen (Grundriss der 
iranischen philologie I). 

Uhlbnbbck, Kurzgefasstes etymologisches Wörterbuch der altindischen 
spräche, 1898—1899. 

Schräder, Sprachvergleichung und Urgeschichte, 2. auti., 1890. 

Von Bradkb, Ueber methode und ergebnisse der arischen alterthums- 
wissenschaft, 1890. 

Schmidt, Die urheimath der Indogermanen und das europäische zahl- 
system, 1890. 

Krbtschmer, Einleitung in die geschieh te der griechischen spräche, 1896. 

IIbhn, Kulturpflanzen und hausthiere, 6. auti., 1894. 

Zum Schlüsse habe ich den Herren Professoren Kbrn (Leiden), SlMOHfi 
(Groningen) und Stürzingbr (Würzburg) für briefliche besserungs vor- 
schlüge meinen aufrichtigen dank auszusprechen. 

Hoffentlich wird auch diese zweite ausgäbe der etymologischen for- 
schung dienste leisten können. 

Lbidbn, im Januar 1900. 0. C. UHLENBECK. 



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ERKLÄRUNG EINIGER ABKÜRZUNGEN. 



a- 1 ipi 1 ai i i c i nlt. 


bzw. Dezugsweise. 


auHii. aiiuamscn. 


com. cornisch. 




cymr. cymrisch. 


aign. atgnaniscn. 


czech. czechisch. 


airi8. aittrisiscn. 


dan. dänisch. 


ags. angelsächsisch. 


dor. dorisch. 


anu. aitnocnaeutscu. 


engl, englisch. 


ai. amnaiscn. 


estn. estnisch. 


air. anmscn (sammt imiteliriscn). 


nnn. finnisch. 


O IT LT 1 (1 1 f If 1 Mil k A n .-■» 1 r-\ « » . . i 

hksj. ajtKircnensiaviscli, 


franz. franzosisch. 


511 51. t fllt II t Ol nie /»Ii 

tliil L . l Ii* l Cll UM I 1 . 


gall. gallisch. 


alban, albanesißch. 


• * 

germ. germanisch. 


'111 fl 1 1 nrif m an n 


gib. gleichbedeutend. 


auu. Himipiieniein scn. 


got. gotisch. 


anfr. altniederfränkisch. 


gr. griechisch. 


anorw. altnorwegisch. 


gutn. gutnisch. 


ap. altpereiach. 


hd. hochdeutsch. 


apr. altpreussisch. 


hebr. hebräisch. 


arab. arabisch. 


idg. indogermanisch. 


aram. aramäisch. 


ind. indisch. 


armen, armenisch. 


ion. ionisch. 


aruss. allrussisch. 


iran. iranisch. 


as. altsächsisch. 


isl. isländisch. 


aschw. altschwedisch. 


ital. italienisch. 


avest. avestisch. 


kelt. keltisch. 


bal. balüci. 


kiruss. kleinrussisch. 


balt. baltisch. 


krimgot. krimgotisch. 


baßk. baskisch. 


kurd. kurdisch. 


bret. bretonisch. 


lapp. lappisch. 


bulg. bulgarisch. 


lat. lateinisch. 



11 

VI ERKLÄRUNG B1NIGBR ABKÜRZUNGEN". 



lett lettisch 


nnlfth THilahi a.ph 

j>UlilU. JJUia Ulr"LLl . 


lit. litauisch. 


noln nolnisch 


lw Ifthnwnrt ' 

L TT . IClill TT Ul (r. 


■nrnvßriy ■ni , rtvftn7filiaf»)» 

{(IUtOII/j. pi U V OIlliUllOIvU. 


m- hfiilpufAi" Tniifpl- 

Ul UÜUCUICL LLllllM-. 


ruui. ruiuaiiiBLii. 


macrv TnacvariArh 


riifiR rn<5sisr»}i 

1 UBB. lUSölBULl. 


md. mitteldeutsch. 


sab. sabinisch. 


mencrl. mittelencrlisch. 


schw. schwedisch. 


mlid mi ItplhnHulpiitKph 

III Uli.» LUltlwlUUuUUuU IDtU a 


sjprh RprhiRph 


mnd mit tplniftdprdftiifarh 

11X11 U* 1X11 1< l^llllvUC 1 UDU UDO 11 • 


skr sanskrit 


mnl. mittelniederländisch. 


slav. slavisch. 


mn mittelnersisch 

ULI 1/ • «ULLA v IvlUvl 01E7vU( 


slov HlnvpniRph 


n- bedeutet neu-. 


snan. snanisch. 


nd. niederdeutsch. 


türk. türkisch. 


nhd nPiiViriphrlftiitm^h 


iirnhr lim VitmrpVi 

ULLllJl. ULLI UI im 11 . 


nl. niederländisch. 


urcrerm. unrermanisch. 


norw nor wpcti sf*Ti 

11 W i TT * 11V1 TT ^ftt * 'Jvll • 


V U . T UI U U 1X1 • 


np. neupersisch. 


ved. vedisch. 


osk. oskisch. 


vorgerm. vorgermanisch. 


osset. ossetisch. 


wend. wendisch. 


pamphyl. pamphylisch. 


wruss. weissrussisch. 


paz. päzend. 


wz. wurzel. 


pkr. prakrit. 





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aba m. ehemann, vielleicht zu 
alul. uobo landbauer, uoban tätig sein, 
ausüben, lat. opm werk, avest. -apah-, 
-üpah- in hvapah-, hväpah- kunstreich, 
ai. dpa» werk, apas religiöses werk, 
zu welcher sippe auch an. aß kraft, 
afie macht, erwerb, vermögen, ahd. 
avalön sich rühren, arbeiten gehören 
sollen. Oder ist aba ein in die n- 
declination übergegangenes lall wort 
der kinder (vorgerm. *apa) und hat 
es ursprünglich 'vater 5 bedeutet 
(Beitr. 22, 188)? Vgl. atta. Bezzen- 
bergers Vermutung, dass aba mit lit. 
vszvü Schwiegervater zu verbinden 
wäre (Bezz. Beitr. 21, 296 fussnote 
2), ist verfehlt. 

abba vater, fremdwort : dßßx. 

abrs stark, heftig, adv. ahraba 
heftig, sehr, biabrjan sich entset- 
zen, staunen, möglicherweise zu ai. 
ambhrnd- gross, furchtbar, dmbhax 
furchtbarkeit, macht, vgl. gr. xQvoe, 
iJDfvc: reichlicher Vorrat (Johansson, 
Idg. forschungen 3, 239 f. f.). Viel- 
leicht ist abrs identisch mit czech. i 
obr, slowak. obor riese (Prusik, Krok 
il, 19). Eine ganz andere auffas- 1 
sung des Wortes finden wir bei Liden | 



(Stud. zur aind. und vergl. Sprach- 
geschichte 74 f. f.), der an. afar in 
hohem grade, besonders, ungemein, 
sehr zur vergleichung heranzieht 
(vgl. afar). Man beachte mikil* 
abraba gegenüber an. afar mikcll. 

af ab, an. af, ags. af, mf t of, 
afri8. of, as. af, ahd. aba, abe, ab 
ist weit im idg. sprachenkreise ver- 
breitet: lat. ab (vor tönenden conso- 
nanten aus *ap), gr. xir6, &xo, avest. 
apa, ai. dpa. Vgl. afar, afta, 
aftana, aftarö, aftra, aftuma. 

afairjan abschrecken, ängstigen, 
zu agis. 

afaikan läugnen, verläugnen, ent- 
hält ein sonst nicht belegtes simplex 
-aikan, das mit ahd. eihhan (neben 
eihhön) zusprechen identisch ist (Kö- 
gel, Beitr. 16, 512 f. gegen OsthofT, 
Beitr. 13, 395 f.). 

afar nach, nachher, an. afar be- 
sonders, sehr, ahd. afar, abttr wider, 
abermals, dagegen, aber, ai. dpara- 
der hintere, spätere, zu af. 

afdanbnau taub, verstockt werden, 
zu daufs. 

afdani{>s abgehetzt, erschöpft, zu 
an. deyja, as. döjan, ahd. iouiran 
sterben, s. dauf)s. 

afdöbnan verstummen, vielleicht 
nur eine Schreibweise für *afdubnan, 

1 



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nebenform von afdumbnan. Vgl. 
an. dofna seine kraft verlieren (Boer. 
Museum 4, 281). 

afdrausjan hinabstürzen und ga- 
drawtjan stürzen enthalten ein sonst 
nicht belegtes -drausjan, causativum 
zu driusau. Vgl. ahd. tröran tröp- 
feln, vergiessen, abwerfen. 

afdrugkja m. übermässig trinken- 
der, trunkenbold, zu drigkan. Vgl. 
an. afdrykkja übermässiges trinken. 

afdnmbnan verstummen , zu 
dum hg. Vgl. afdöbnan. 

afetja m. übermässig essender, 
fresser, zu i t a n. Vgl. an. afdt über- 
mässiges essen. 

afgrundl))a f. abgrund, zu einem 
unbelegten adj. *afgrundus grund- 
los, vgl. ahd. ahgrunli abgrund. Für 
gnindu- grund s. grunduwaddjus. 

afiruj>s gottlos (gegensatz zu 
gaguds fromm), vgl. ahd. ahgol abgott, 
götzenbild (in welchem worte das 
praefix aber eine ganz andere bedeu- 
tung hat) und s. gu|). 

afhaims (oder a/Aaimeül) von 
der heimat entfernt, zu haims. 

afhamön die kleidung ablegen, 
anahamön die kleidung anlegeu, and- 
hamön sich entkleiden, gahamön be- 
kleiden, sich bekleiden, ufarhamön 
sich etwas überziehen enthalten ein 
sonst nicht belegtes -hamön bedecken, 
wozu an. hamr hülle, haut, gestalt, 
ags. -homa, as. -hämo, ahd. -hämo 
hülle, ferner an. hams schlangenbalg 
und ags. hemefie, afris. hemethe, ahd. 
hemidi hemd (vielleicht auch h i m i n s). 
Eine idg. wz. *xam- bedecken liegt 
vor in gall. lat. camwia hemd (woraus 
air. caimmse, während cymr. hefix < 



aus dem germ. stammt), in gr. 
KXßipx gewölbe, verdeckter wagen 
und in ai. qümulya-, qämidd- wollenes 
hemd (s. Johansson, Bezz. Beitr. 18, 
12 f.). Unsicher ist die Zugehörigkeit 
von gr. KdfAxpos krebs: vgl. Lewy, 
Die semit. fremdwörter im griechi- 
schen 17 f. 

afhla]>an überbürden enthält ein 
simplex -hlapan laden, dem ahd. 
hladan und mit gramm. Wechsel an. 
hlada, ags. hladan, afris. hlada, as. 
hladan entsprechen. Dazu stellt sich 
mit ablaut mhd. luot last, masse, 
menge, das mit ags. hlöd beute, 
häufe, schar, menge und anfr. hlötha 
beute identisch ist. Neben der vor- 
germ. wz. *klU- steht *kläd- in aksl. 
kladq lege, stelle (inf. Marti): beide 
beruhen auf der unerweiterten wz. 
n-lä- in lit. Mju breite hin (inf. 
klöli). S. über diese sippe Osthoff 
(Idg. forschungen 5, 300 f.). 

afhrisjan abschütteln und whrujan 
ausschütteln enthalten ein simplex 
-hrujan schütteln, ideutisch mit ags. 
hrysjan schütteln, as. hrurtam zittern. 
Mit an. hrista schütteln geht hrujan 
auf vorgerm. *kru- zurück. Hierher 
stellt Johansson (Beitr. 15, 229) ai. 
krtdati tanzt, spielt, scherzt, dessen 
(/ aus idg. zd entstanden sein und 
dem st in an. hrista entsprechen 
kann. Vgl. noch an. ags. hris, ahd. 
hris reis, zweig und apr. craysi, crayse 
halm, crays heu. Dagegen ist lat. 
crissäre^ crisäre mit den schenkein 
wackeln ferne zu halten, weil es eher 
auf einer wurzelform mit dentalem 
auslaut beruht. 

afhwapjan ersticken, auslöschen, 



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afhwapnan erlöschen sind vielleicht 
mit mhd. verwepfen umschlagen (von 
getränken), kahnig werden verwant. 
Man vergleiche ferner lit. kvdpas 
hauch, duft, wolgeruch, kvepHi duf- 
ten, kvSpti hauchen, czech. russ. dial. 
kop rauch, gr. xxx^iq rauch, xznüu 
hauche aus, lat. vapor dunst, duft, 
welche auf idg. p im wurzelauslaut 
hinweisen. 

afleifmn weggehen, bileipan ver- 
lassen, galeipan gehen, h'xndarleipan 
hingehen , vergehen , pairhleipan 
durchgehen, ufarleipan hinübergehen, 
uslexpan hinausgehen, bis zu ende 
gehen, vergehen, enthalten ein Sim- 
plex -leipan gehen, dem au. l/da, 
ags. lulan, as. lilhan, ahd. lidan ent- 
sprechen. Vermutungen über den 
Ursprung von germ. *L\pan gehen, 
leiden findet man bei Kern (Tijdschr. 
v. Ned. Taal- en Letterk. 4, 313 f. f.) 
und Franck (Anz. f. d. altertum 21, 
305 f.). 

aflifnan übrig bleiben, zu -leiban 
in bileiban. 

aflinnan fortgehen, weichen, an. 
Unna ablassen, ruhen, ags. Unnau 
weichen, nachlassen, ahd. bilinnan 
weichen, nachlassen, nachgeben, mit 
nn aus nie zu an. linr weich, nach- 
giebig, lina besänftigen, lindern. Zur 
wz. *lei-, werden gr. xlvxuxi • 
rpUofixi fHesych.) und A/«^«/ ent- 
weiche gestellt. 

afmaui[>s ermüdet, zu ahd. mnojan, 
muoan beschweren, beunruhigen, be- 
kümmern, ärgern, verdriessen, an. 
modr, ags. mede, as. mödi, ahd. mnodi 
müde, lat. mölzs anstrengung, mühe, 
last, masse, mofostm beschwerlich, 



3 

gr. (jLÜXot; anstrengung, mühe, [tüxus 
matt, trüg, yt,6hu kaum (weiteres, doch 
unsicheres bei Hirt, Beitr. 22, 229). 

afskiuban wegschieben, vergos- 
sen, ahd. tciaban, sceopan schieben, 
stossen, dazu das aoristpraesens an. 
üufa, ags. scufan, afris. sküva, mnd. 
Schneen; ausserhalb des germ. aksl. 
shtbtf reisse, lit. ttkubm, skubrus ge- 
schwinde, eilig, skubti sich beeilen. 
Man vergleicht ai. kxob/iate, k&ubhyati 
schwankt, zittert, dessen anlaut aber 
befremdet. 

afslaupjan abstreifen, ags. «lypan, 
as. slöpian, ahd. sloufan schlüpfen 
lassen, anziehen, causat. zu sliupan. 

afslanftjan in bestürzung verset- 
zen, ängstigen, afslau]man in bestür- 
t zung geraten, staunen. Bisher ist 
I noch keine sichere anknüpfung ge- 
funden (s. aber Johansson, Beitr. 
14, 307. 322 f.). 

afstass trennung, Scheidung, zu 
afslandan sich entfernen, sich abwen- 
den, s. stand an. 

afswaggwjan schwankend machen, 
causat. zu ags. swingan, as. xicingan, 
ahd. swinnan schwingen, sich schwin- 
gen, daneben mit tenuis im wurzel- 
auslaut ahd. sirenken schwingen, mhd. 
siranc biegsam, dünn, schlank. Neben 
idg. *swe»q- in *siciggican,-#waggtrjan 
steht *seuq- in aksl. mkati drohen 
und *8uq- in lit. siikii, russ. skatt 
drehen, lat. mcula winde, haspel. 
Johanssons anknüpfung an ai vdncati 
wanken, krumm gehen (Beitr. 15, 
237) ist wegen der labialisation in 
*swiggtcan nicht gut zu heissen, denn 
vdncati hat mittleres idg. wie aus 
lat. vacilläre hervorgeht. 



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4 



afswairban auswischen, bistcairban 
bewisehen, abtrocknen, au. sverfa 
feilen, abfeilen, drängen, ags. sweorfan 
wischen, reiben, afris. swerva wandern, 
herumschweifen, as. swerban abwi- 
schen, ahd. swerban schnell hin und 
her fahren, schwirbeln, wirbeln, ab- 
wischen. Much (Zs. f. d. altertum 
42, 169) vergleicht cymr. chicer fn 
wirbeln, runddrehen. Falls wir von 
einer wurzel *skwerp- ausgehen dür- 
fen, ist Zusammenhang mit hwair- 
• ban wahrscheinlich. 

afla nach, hinten, ags. afftm af. 

aftana von hinten, an. apian, ags. 
fr/tan, as. ahd. aftan, ableitung von 
afta hinten mit idg. das auch 

in lat. snpernS von oben her u. dgl. 
stecken kann. 

aftarö hinten, comparativbildung 
zu af, wie ap. apalaram ferner. 

aftaürnail abreissen (intr.), dislaur- 
nan zerreissen (intr.), gatadrnan sich 
auflösen, vergehen, nl. tonten sich 
auftrennen, auftrennen, zu -tatran, 
a. distairan. Vgl. insbesondere ai. 
drnati. 

aftra zurück, widerum, an. aptr 
zurück, hinten, widerum, ags. oc/ter, 
as. ahd. aftar hinten, nach, zu af. 

aftuma, aftumists der letzte, ags. 
mj 'lernest, Superlativ zu af. 

afwalwjan abwälzen, atwalwjan 
hinzuwälzen, faurwalwjan durch vor- 
wälzen verschliessen, waltcisän sich 
wälzen, ags. tcielwan wälzen, urver- 
want mit air. fillim biege, lat. voteo 
wälze, gr. f/Au« wälze, umhülle: Wei- 
terbildung der wz. *wet- in aksl. valiti 
wälzen, lit. villi walken, skr. vdlati 
wendet sich, dreht sich; vgl. waltj an. 



agga, s. halsagga. 

aggilus m. engel, an. engeil, ags. 
engely as. engil, ahd. angil, engil, 
christliches lehnwort aus gr. xyyt A<* 
böte, lat. angelus. Vgl. arkaggilus. 

agjrwus eng, an. ongr, ags. enge,*s>. 
engi, ahd. angi, engi, ai. amhu-, air. cum- 
ang, dazu mit /• suffix weitergebildet 
aksl. qziikä, armen, andzuk, mit £-suf- 
fix lit. dnksztas und auf einem «-stam- 
me beruhend lat. anguslus (vgl. avest. 
qzah-, ai. ämhas enge). Die wz. ist 
enthalten in lat. cmgö, gr. &7%u 
schnüre zusammen. Von aggwu- ab- 
geleitet sind z. b. aggwipa, an. ongd, 
ahd. angitha , enge, bedrängnis und 
-aggicjan, an. ongva, engja, ags. engan, 
ahd. angan, engen enge machen, 
beengen. 

agis n. angst, schrecken, ags. ege, 
ahd. egi (egisa), alter Af-stamm zu 
*agan fürchten (in unagands furcht- 
los), ög fürchte, an. age schrecken. 
fgjask erschrecken, alte furcht, welche 
die nicht nasalierte form der wz. 
von aggwus zu enthalten scheinen. 
Ausserhalb des germ. sind hierher 
zu stellen air. dgor fürchte, gr. IjJW 
beängstigung, schmerz, leid (*-stamm, 
also genau = agis). Vgl. afagjan 
(daneben inagjan, usagjan), ögan, 
un agei. 

aglaitei f. unkeusch heit, ahd. aga- 
leiji emsigkeit, eifer, Unverschämt- 
heit, schlechtheit, daneben aglatlt 
n., ahd. agaleiji, und das adv. ae. 
agaldto, ahd. agaleijo, vielleicht za 
agls. 

agls schimpflich, usagljan belästi- 
gen, aglus beschwerlich, ags. egek 
lästig, eglan schmerz zufügen, eglia» 



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w 

schmerzlich empfunden werden kön- 
nen mit agis verwant sein. Man 
vergleicht air. ad schände. 

aha m. sinn, verstand, inahs ver- 
ständig, ahjan glauben, wähnen, 
ahma m. geist, ahd. ahta beachtung, 
aufmerken, ags. eahtian, ahd. ahtön 
beachten, erwägen, an. ;Hla (*ahtilön) 
meinen, denken. Diese Wortsippe 
lässt sich nicht ausserhalb des germ. 
nachweisen, denn gegen Zusammen- 
hang mit idg. *oq- sehen spricht das 
fehlen der labialisation. 

ahaks f. taube soll nach Loewe 
(Idg. forschungen 3, 146 f.) aus 
osset. äxsinäg taube entlehnt sein, 
welche Vermutung aber an ahd. äk- 
faila taubenschlag scheitert. Holt- 
hausen (Idg. forschungen 5, 274) 
denkt an Zusammenhang mit lat. ac- 
cipiter habicht (für *acipiter aus *aco- 
taube und einer ableitung von *pet- 
fliegen). Neben ahaks stand -dübö, 
s. hraiwadubö. 

ahana f. spreu, dazu mit gramm. 
Wechsel an. ogn, ags. egenu, ahd. 
aijana; vgl. alat. agna ähre (aus *acna), 
gr. xx** spreu und mit andern Suf- 
fixen lit. aküta-s granne, gr. x%vpov 
spreu. 

ahma, s. aha. 

ahs n. ähre, an. ax, ags. ear, ahd. 
ahir, ehir, womit lat. acus (gen. 
aceris) getreidestachel, hülse des ge- 
treides, spreu identisch ist. Die ähre 
ist nach ihrer spitze benannt, vgl. 
ags. egl stachel, lit. asztrus, aksl. 
ostrti scharf, lat. acies schärfe, acus 
(gen. acf/s) nadel, acuo spitze, schärfe, 
acutus spitz, scharf, äcer spitz, scharf, 
stechend, gr. xxptm scharf, xxiq spitze, 



stachel, xx*i, xxuxvi spitze, xxxx^^ 
gespitzt, ixoiv wurfspiess, ixtvvi 
Wetzstein, xxxtvx spitze, stachel, 
xxxi/os distelart, armen. aseXn nadel, 
i ai. äcri- scharfe ecke, kante, schneide, 
I dran- schleuderstein, stein, fels. 

ah tau acht, krimgot. athe (d. i. 
achte), an. ätta, ags. eahta, afris. 
achta, as. ahd. ahto (dazu das ord. 
ahtuda, ags. eahloda, ahd. ahtodo), 
\ lit. asztüni, aksl. osmt, air. acht, lat. 
octo, gr. öxtu, armen, itth, avest. 
afta, ai. as0(u). 

ahtaudögs achttägig, s. ah tau 
und dags. Vgl. fidurdögs. 

ahwa f. wasser, an. o, ags. ea, 
as. ahd. aha, kelt. -apa, lat. aqua % 
dazu mit ablaut an. «ger meer, gott 
des meeres. Johansson (Idg. forschun- 
gen 2, 20 f.) vergleicht das zwei- 
felhafte ai. /•</- Nach andern 
hätte ahtca idg. xw und wäre es im 
arischen durch *äcvä repraesentiert 
(dcvüvant- wässerig? Rv. 10, 97, 7, 
vgl. Athv. 18, 2, 31). 

aibr n. opfergabe, «tt. \ty., kann, 
wie oft angenommen wird, Schreib- 
fehler für *tibr sein : vgl. ags. Uber, 
ahd. z'ebar opfer, opfertier und aus- 
serhalb des germ. lat. daps mahl, 
dapino tische auf, damnum schade 
(= an. tafn opfertier), gr. 3«tto> 
zerreisse, Ixirx** aufwand, ttlnvov 
mahl. 

aiffapa öffne dich, fremdwort: 
i<$$x$x. 

aigan besitzen, haben, mit gramm. 
Wechsel aih-aigum (mit h auch fatr- 
aihan anteil haben), an. eiga, ags. 
agan, as. egan, ahd. eigan ; dazu 
aigin n. eigentum und aihts f., ahd. 



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6 



ekt eigentum, an. xtt familie. Vgl. 
avest. 7*- vermögen, ai. ige habe zu 
eigen. S. auch aihtrön. 

aihtrön bitten, betteln, beten, 
nach Johansson (Beitr. 15, 223) 
desiderativbildung zu aigan, der 
ein nominalstamm *aihtra- zu gründe 
liegt: vgl. die lat. desiderativa auf 
-urio wie parlurio zu pario gebäre. 

aihwatundi f. dornstrauch. Der 
erste teil dieser Zusammensetzung 
ist wol sicher das germ. *exwa- 
pferd : an. jör, ags. eo/t, as. rhu (in 
ehuscalc pferdeknecht), identisch mit 
air. eck, lat. equus, gr. Ikkoc, ivttoc, 
avest. aspa-, ai. dcva-, wozu das fem. 
lit. atzvii, lat. equa, ai. dcvä (ein 
anderes idg. wort für c pferd :> ist armen. 
dzi, ai. hdi/a-). Die bedeutung von 
-tundi dagegen ist schwer zu erraten : 
man denkt an Zusammenhang mit 
tun]) us, welchenfalls aihicatundi 
etwa c pferdezahn 3 wäre (vgl. skr. 
aqvadam*[rä tribulus lanuginosus, 
falls dieses nicht in cvadam*irä zu 
ändern ist). 

aikan, s. afaikan. 

afkklesjö f. kirche, aus gr. / xkA>jW«. 

ailöe mein gott, fremdwort: eXui. 

ainabaiir m. eingeborner (einziger) 
söhn, s. ains und baür. 

ainahs einzig, nur substantiviert 
als ainaha, ainahö (so zu lesen statt 
ainöhö), an. einga-, ags. dnga, as. 
mag, ahd. einag, vgl. aksl. inokü 
einig, allein, mönch, lat. ünicus 
einzig. Zu ains. 

ainakls einzeln, einsam, vgl. an. 
einka einzeln, ekk/'a, aschw. ankja 
wittwe, amkil wittwer. Zu ains. 

ainamuiidilia f. einmütigkeit setzt 



ein adj. *ainamunds einmütig voraus 
(vgl. skr. ekamali- einmütig): s. 
ains und gamunds. 

ainfal|)S einfältig, an. einfaldr, 
ags. dnfeald, as. enfald, M.'ein/aH : 
davon abgeleitet ainfalftei f. einfalt, 
ahd. ein/alii. Das suffix -falf)a- ist 
dem gr. -t^Ato;, -ttXxvios (z. b. in 
3/t«Atoc, Itirxiatot; zweifach) nahe 
verwant: s. falf)an. 

ailllif elf, au. ellefo, ags. endleofan, 
ellefan, afris. andlova, elleve, as. 
ellehan, ahd. einlif, wozu das ord. 
als *ainlifta anzusetzen ist (an. eüefte, 
ags. endliifta, afris. ellefta, as. ellifto, 
ahd. einlifto), gebildet wie tvcalif 
zwölf. Eine ähnliche bilduug liegt 
nur im litauischen vor, wo die Zahl- 
wörter von 11 bis 19 das element 
-Uta enthalten (z. b. venSlika elf, 
penkiolika fünfzehn, devynidlika neun- 
zehn). Ueber Vermutungen kommen 
wir nicht hinaus : man beachte noch 
anorw. vcllugu elf mit dem ord. 

ains ein, an. ein», ags. an, afris. an, 
en, as. en, ahd. ein, identisch mit apr. 
ains, lit. tvW, aksl. ino- (z. b. inocedu, 
d. i. ainabaiir, und in inorogu einhorn), 
air. den, Sin, alat. oinon, lat. vnus, 
gr. olvtf (eh* eins auf dem würfel). 
Mit anderen suffixen gebildet, doch 
wurzelverwant sind gr. olo$ allein, 
einzig, avest. aeva-, ap. aica- ein 
und ai. eka- ein. Vgl. ainabaür, 
ainahs, ainakls, ainamun- 
d i f) a , ainfal{»8, ainlif, ains- 
hun. Rrimgot. iia ist vielleicht = 
an. eitt. 

ainshun irgend einer enthält das 
suffix der Unbestimmtheit -Ann, wozu 



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7 



sich mit gramm. Wechsel und anderer 
vocalstufe ahd -gin stellt. Ausserhalb 
des germ. sind lat. -cun- (in quicunque 
wer immer u. dgl.) und ai. -cand 
irgend zu vergleichen. 

aipiskatipei f. bischofsambt, aus 
gr. iirivKortf. 

ai'piskaüpus m. bischof, aus gr. 

aipistaüle f. brief, aus gr. IvtirroKfi. 

air früh, an. dr früh, anfangs, 
ags. dr, as. er, ahd. er vorher, vor, 
ehe, zu air. an-dir von osten, gr. 
vipi am frühen morgen, #p/o* früh, 
avest. ayar- tag. Dazu airis, 
airiza, vielleicht auch jer. 

airis früher, vormals, ahd. «ra, 
adv. zum comp, airiza älterer, Vor- 
fahr, ags. skrra y afris. erra, ahd. 
eriro zu air. 

airinön böte, gesanter sein, an. 
drna ausrichten, zu airus. 

airiza, s. airis. 

airkni{>a f. reinheit, echtheit, 
ableitung von -airkns rein (in unairhis 
unrein), ahd. erchan, erchen recht, 
echt. Verwant sind gr. xpy6c. hell, 
ipyfa weiss, glänzend, ai. drjuna- 
weiss, also auch die idg. Wörter für 
Silber 3 : lat. argentum, armen. arUath, 
avest. 9r9zata-, ai. rajatd- und mit 
anderem suffix gr. tUpyupog. An. 
jarknasteinn, ags. eorcnanstdn, eorclan- 
itdn, eorcamtdn edelstein gehört nicht 
hierher, sondern ist mit Bouterwek 
(Zs. f. d. altertum 11, 90) und Sievers 
(Beitr. 12, 182 f.) auf chald. jarkän 
gelblicher edelstein zurückzuführen. 

airpa f. erde, boden, grund, an. 
jqrd, ags. eorde, afris. erthe, as. ertha, 
ahd. erda, verwant mit an. jqrve 



sand, ahd. ero erde, gr. ipotfy zur 
erde, nicht* zu arjan pflügen. 

afr]»akunds von irdischer abkunft 
enthält ein part. perf. pass. -kunds 
erzeugt, das fast zum suffix herab- 
gesunken ist : vgl. godakunds, 
gumakunds, himinakunds, 
innakunds, qinakunds. Zu der 
in kuni enthaltenen wz. *yen- erzeu- 
gen (vgl. ai. jätd- geboren). 

airpeins irdisch, irden, ahd. irdin, 
zu air{)a. 

airus m. böte, an. dir, ags. dr, 
as. er; vgl. an. erendt, örende, ags. 
nrende, as. ärundi, ahd. ärunti bot- 
schaft, dessen vocalverhältnisse noch 
immer dunkel sind (aksl. orqdije 
Werkzeug ist aus dem germ. entlehnt). 

airzei f. verfuhrung, betrug, 
irrlehre, mhd. irre irre, irrtum, zu 
a i r z e i 8. 

airzeis irre, verführt, ags. eorre, 
yrre, afris. ire, as. im* zornig, erbittert, 
ahd. irrt verirrt, irre; davon abge- 
leitet airzei und airzipa f. irrtum, 
betrug, ahd. irrida; urverwant mit 
lat. erräre irren, ai. irasydti zürnt, 
ist übelgesinnt, irsya neid, eifersucht 
(weiteres bei Froehde, Bezz. Beitr. 
20, 186). 

airzipa, b. airzeis. 

airzjan irre machen, verfuhren, 
as. irrean, ahd. irran, zu airzeis. 

aistan scheuen, ehren, mit tt aus 
idg. zd, wie aus dem verwant en 
ai. ide preise, verehre hervorgeht. 
Dazu gehören noch lat. aestvmäre 
(aus *aizditumäre) achten, schätzen 
und ohne das d suffix an. eir gnade, 
milde, ags. dr, as. ahd. era ehre 
(mit r aus z, also got. *aiza f.). 



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8 



ail>ei f. mutter, ahd. eidi, eidhi, 
wie atta urspr. ein ladlwort der 
kinder. Hierher an. edda grossmutter 
ans *aipidö. 

ai|)8 m. eid, an. eidr, ags. dp, 
afris. as. HA, ahd. eid, ausserhalb 
deB germ. nur air. 6eth eid, denn 
gr. Iraq (Hesych.), das Hoffmann 
(Bezz. Beitr. 18, 289) herangezogen 
hat, muss nach Lewy (Bezz. Beitr. 
19. 247) anders gedeutet werden. 
Vielleicht gehört der dental zum 
su Iii x, welchenfalls gr. xfoot erzählung, 
rede, lob, xv-xlvofixi (das praefix ist 
xvx-) stelle in abrede, verneine, ver- 
weigere verglichen werden dürfen 
(Osthoff, Bezz. Beitr. 24, 199 f. f.). 

af I>{>au oder, an. eda, ags. edda, 
oppe, ahd. eddo, edo, daneben afris. 
ieftha, as. eftho und mit rätselhaftem 
r ahd. erdo. Einen unsicheren erklä- 
rungsversuch hat Johansson (Bezz. 
Beitr. 13, 120 f. f.) gewagt. Wahr- 
scheinlich ist in afppau als zweites 
glied pau enthalten. Auffällig anklin- 
gend ist bask. edo oder, das aber 
kaum aus dem germ. entlehnt sein 
wird. 

aiwaffgeli n., aiwaggeljö f. evan- 
gelium, aus gr. evxyyiktov; dazu 
mwaggeluta m. evangelist aus gr. 
evxyreX&Tfc und aiwaggeljan das 
evangelium verkündigen aus gr. 
ivxyyeXeft. 

aiweins ewig, as. ahd. ewin, zu 
ai ws. 

aiwlski n. schände, unaiicisfo 
schandlos, aitcükön schändlich han- 
deln, gaaiwul'ön beschämen, be- 
schimpfen, ags. deicisc schändlich 
lassen sich mit gr. xhws schände, 



x\v%pfo schändlich kaum vereinigen. 

aiwlaugja m. segen, spende, aus 
gr. evXoyix. 

aiws m. zeit, ags. «, Am zeit, 
ewigkeit, ahd. ewa lange zeit, ewig- 
keit, air. du (aus *äiweslu-), lat. 
aevvm, aetäs alter, aelernu* ewig, gr. 
xiuv lebenszeit, ewigkeit, attl, atl, 
xi h, xUv immer, ai. ayus lebensdauer. 
Der acc. aiic bedeutet „je" in ni 
aiic nie, niemals, vgl. an. «, ei, ags. 
d, as. ahd. eo, io immer und ags. 
nd, as. ahd. neo, nio nie, niemals. 
Vgl. aj u k du J)8. 

aiwxaristia m. dank, aus gr. 

£U%Xpt<TTlx. 

atz n. erz, an. eir, ags. dr, ahd. 
er,* lat. aes (aeru) erz, avest. ayah- 
metall, metallener topf, ai. dyas 
metall, erz, eisen. Ein anderes wort 
für c erz, metall 3 ist an. raude rotes 
eisenerz, aksl. ruda erz, metall, lat. 
raudus knpfermüuze, np. rö metall, 
gelbguss, glockenspeise, ai. lohd- 
roterz, kupfer, metall, eisen, das 
mit rauj)8 urverwant ist (vgl. noch 
sumer. urud kupfer). Vgl. aiza- 
smipa und eisarn. 

aizasmijia m. schmied enthält 
das allgem. germ. wort für „kunst- 
fertiger metallarbeiter, schmied" : 
an. smidr, ags. smid, afris. smith, 
ahd. smid, verwant mit ahd. smida, 
mhd. gemlde metall, metallschmuck, 
ahd. smeidar metallkünstler. Ausser- 
halb des germ. sind gr. vitixn schnitz- 
messer und <r^/vutf hacke heranzu- 
ziehen: man beachte, dass an. smidr 
sowol 'arbeiter in holz' wie 'in 
metall' bedeutet. Schwierig zu beur- 
1 teilen ist aksl. mSdt kupfer, erz. 



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9 



Vielleicht gehört es in diesen Zusam- 
menhang. Vgl. gasmipon. 

iguk(lü|>s f. ewigkeit, abgeleitet 
von *ajuks, ags. ece ewig, zu aiws. 
Das suffix -düfn- in ajukdüfis ist mit 
lat. -lüti- in juvenilis jugend, senectm 
hohes alter u. s. w. identisch. 

ak sondern, aber, ags. ac aber, 
und, as. ak, ahd. oh aber, dennoch, 
sondern: weiteres ist nicht ermittelt. 

ukeit (akH) n. essig, wahrschein- 
lich so und nicht als akeiU (akets) 
m. anzusetzen, ags. eced, as. ecid, 
daneben mit metathesis ahd. ejjik 
nl. edik, altes lehnwort aus lat. 
acttum Weinessig. Auf got. akeit 
beruht aksl. ocUä. 

akran n. frucht, an. akarn, ags. 
seeern t engl, acorn, nl. aker eichel, 
hd. ecker eichel, buchecker (ecker 
weist auf *akrin-). Vielleicht hat das 
wort einmal „wilde frucbt" bedeutet 
und gehört es zu akrs: vgl. lat. 
agrestis und gr. aypm wild (= ai. 
ajryiv- auf der ebene befindlich). 
Zimmer (bei Zupitza, Die germ. 
gutturale 213) stellt akran zu cymr. 
aeron früchte, eirynen pflaume, ir. 
dirne schlehe. 

akrs m. acker, an. akr, ags. xeer, 
frie. ekker, as. akkar, ahd. ackar, 
accar, lat. ager, gr. iyp&c, acker, ai. 
djra- tritt, ebene, flur, zu an. aka 
fahren, air. -aig treibt, lat. ago, gr. 
iya treibe, armen. aUem bringe, 
führe, avest. azaili, ai. djati treibt. 
Die urspr. bedeutung des Wortes ist 
'weide auf welche das vieh getrieben 
wird': vgl. hd. trifl zu treiben. 

alabalstraün n. alabaatergefäss, 
aus gr. *\&ß<HTTpov, das semitischen 



Ursprunges sein soll (Lewy, Die semit. 
fremdwörter im griechischen 55). 
Man beachte das vor str eingescho- 
bene / in alabalstraün : weil das wort 
oltc. Xey. ist, darf man an verschrei- 
bung denken. 

alabrunsts f. brandopfer enthält 
ein sonst nicht belegtes •bruwsU 
brand, das mit ahd. brunst identisch 
ist und zu brinnan gehört. Ala- 
all, ganz findet sich noch in alakjö 
insgesammt, alamans m. nom. plur. 
die ganze menschheit, alaparfa ganz 
dürftig (nur alafjarba belegt) und 
entspricht dem as. ahd. ala- ganz 
in as. alahtcit ganz weiss, alajung 
ganz jung, ahd. alawäri ganz wahr- 
haft: germ. ala- ist nebeuform zu 
alla-, s. all s. 

alakjö insgesammt enthält das 
unter alabrunsts besprochene ala-, 
ist aber von dunkler bildung. 

alan wachsen, an. ala zeugen, 
hervorbringen, nähren, ags. alan 
nähren, air. a/7 nährt, lat. alo ernähre, 
gr. «vaXroi; unersättlich (unsicheres 
bei Froehde, Bezz. Beitr. 20, 185). 
Dazu aljan aufziehen, mästen; vgl. 
noch alds, alls, al{)eis. 

alawerei f. volle aufrichtigkeit 
(Cosijn, cod. all&tcerein), vgl. ahd. 
alawäri ganz wahrhaft. Ueber ala- 
8. alabrunsts. Das zweite compo- 
{ sitionsglied -icerei ist eine ableitung 
von *icer# wahr, s. tuzwerjan, 
u n w e r j a n. 

aldöma m. alter, zu alpeis. 
Auffällig ist das mittlere ö. 

alds f. alter wird mit aljjeis 
zu alan gestellt, was wegen der 
bedeutung kaum bedenken erregen 



10 



kann : man vergleiche die verschie- 
denen bedeutungen von ai. vardh- 
wachsen, gedeihen, gedeihen machen, 
vrddhd- erwachsen, alt. Vgl. fram- 
al drs. 

aleina f. eile, wol verschrieben 
für *alina, weil die übrigen germ. 
sprachen auf kurze mittelsilbe hin- 
weisen : an. oln, ags. ein, ahd. elina. 
Ausserhalb des germ. gehören hierher 
air. uile, lat. u/na, gr. &Xi*n ellen- 
bogen ; etwas ferner stehen ai. aratnt- 
ellenbogen, eile (avest. frarüpni- 
enthält die entsprechende iranische 
form) und lit. ulektis, 6leUu eile, 
apr. wolti* Unterarm, woalti* eile 
(wollis, woalii* scheint ein k verloren 
zu haben), aksl. lakütt ellenbogen, 
eile, woneben lit. alkune, ellune, 
lett. elkons, apr. alkunis ellenbogeu 
(weiteres bei Liden, Beitr. 15, 517). 

alew n. öl, vielleicht durch kelti- 
sche vermittelung aus lat. *olevom, 
oiwum öl entlehnt (s. Much, Beitr. 
17, 34 und Solmsen, Idg. forschun- 
gen 5, 344 f.). Man bedenke aber, I 

dass die vorhandenen keltischen for- ! 

i 

men (ir. ola, cymr. oleic, bret. oleo) 
nicht auf *olevom, sondern auf 
*olevom zurückgehen, weshalb die 
erwähnte hypothese nicht für sicher 
gelten darf (Zupitza, Beitr. 22, 574 
f.). Ags. ele, ahd. olei, oli beruhen 
auf lat. oleum. Der Ursprung von 
lat. oliva olive, olivum, oleum ö4, gr. 
i\xlx Ölbaum, $\xtov öl ist nicht 
bekannt: wahrscheinlich sind die 
lateinischen Wörter aus den griechi- 
schen hervorgegangen und entstam- 
men diese selbst dem Orient. Vgl. 
noch Kretschmer, Einl. in die ge- 



schiente der griechischen spräche 
112 f. f. 

alhs f. tempel, ags. ealh, as. alah, 
zu ags. ealgian schützen, gr. aKxti 
wehr, kraft, xXxiixos stark, xhxxp 
schütz, xXxXxeJv abwehren, xXxxbu 
helfe. Die grundbedeutung von alh* 
ist "geschützter, eingefriedigter ort". 
Man vergleicht noch alit. f/*a*hain, 
lett. elfo götze, abgott und gr. «Aa-c? 
heiliger hain aus *x\*js<; (Hoffmaun, 
Bezz. Beitr. 25, 106). Gegen die 
heranziehung von gr. * "AXriq namen 
des tempelbezirks von Olympia 
(Thumb, Kuhns Zs. 36, 188 f. f.) 
erheben sich lautliche bedenken. 
Eine synonyme wz. mit r liegt vor 
in lat. arceo, gr. dpxiu wehre ab, 
lat. arx bürg, arca kiste, armen. 
argel hindernis (vgl. mit anderer 
lautfolge lit. rdklas Schlüssel, rakinli 
schliesseu). 

alja als, ausser, zu aljis. 

aljakuns fremd, s. aljis und 
ku ni. 

aljan aufziehen, mästen, zu alan. 

aljan n. eifer (davon aljanön 
eifern), an. eljan, ags. eilen, as. ellean, 
eilen, ahd. elljan, eilen eifer, tapfer- 
keit, verwant mit an. elja neben- 
buhlerin, ahd. ello rival. Vgl. ai. 
art- verlangend, begierig; anhänglich; 
missgünstig, unfromm, feindselig, 
feind, ari/d- anhänglich, ergeben, lieb, 
gütig. Den verschiedenen bedeutun- 
gen liegt der begriff des strebens 
und begehrens zu gründe. Anders, 
aber kaum richtig Froehde (Bezz. 
Beitr. 20, 185). 

aljar anderswo, ags. ellor, aB. ellior 
anderswohin, mnl. eider anderswo, 



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11 



wie an. eliur, ella anders zu aljis. 
Gebildet wie her, Ii war u. s. w. 

aljaj) anderswohin, zu aljis. 

aljajun anderswoher, zu aljis. 
Das suffix -pro in aljaprö (a 1 1 a j) r o , 
hwa|>ro u. s. w.) ist mit -dre. in 
hidre, hwadre, jaindre verwant: s. 
hidre. 

aljis anderer, air. aile, lat. alius, 
gr. iA/.:--, armen, ail. Mit diesem 
worte zusammengesetzt sind aljakuns 
anderswoher stammend (-kuns zu 
kun i), aljaleikö anders (-leikö zu 
leik). Vgl. alja, aljar, aljaf), 
alj a[>ro. 

allandjö vollständig, völlig, zu 
alls und'andeis. 

allaprö von allen seilen her, zu 
alls. Gebildet wie aljaprö. 

allis überhaupt, gar, allerdings, 
denn, ags. ealles, as. alles, ahd. allis, 
alles gänzlich, gen. von alls. 

alls all, ganz, jeder, an. allr, ags. 
eall, as. al, ahd. al {aller), daneben 
ala- Cs. alabrunsts), urverwant 
mit air. uile all, ganz (aus *olio-). 
Mikkola (Bezz. Beitr. 25, 73 f.) 
vergleicht noch lit. al-venus ein jeder, 
alai, alda jeder, all. Germ, alla- ist 
wahrscheinlich aus *alna- entstanden, 
doch gehört kaum zu der in alan 
erhaltenen wz. *al- wachsen, gedeihen, 
zunehmen (ausführlich über alls 
Brugmann, Die ausdrücke für den 
begriff der totalität 66 f. f.). 

alpeis alt, dagegen *alda- in 
krimgot. alt, ags. eald, as. ald, ahd. 
alt. Mit alds und an. pld alter 
wahrscheinlich zu alan. 

amen wahrlich, amen, fremdwort : 



aras m. schulter (oder ist amsa 
als nom. anzusetzen?), urverwant 
mit lat. umerus, gr. u/xos, armen, us, 
ai. amsa-. 

an fragepartikel, lat. an, gr. xv. 

ana an, auf, gegen, ags. an, as. 
an, ahd. ana, urverwant mit aksl. 
</-, vü in, lat. an- in anhelare aufatmen, 
gr. xvx, xvx auf, an, avest. ana auf. 
Dazu gehören auch lit. nu von, aksl. 
na auf, gr. xvu oben. 

anabiudan befehlen, anordnen und 
faurbiudan verbieten enthalten ein 
simplex -biudan, identisch mit an. 
bjoda anbieten, entbieten, gebieten, 
anzeigen, vorbedeuten, ags. beodan 
ankündigen, anbieten, as. biodan an- 
bieten, ahd. biotan anbieten, darrei- 
chen, gebieten. Urverwant sind lit. 
budinti wecken, budrits wachsam, 
aksl. bädeti wachen, büdrü wachsam, 
air. buide dank, gr. irfüSoftxt, nvv- 
SxvoiAXt erfahre, avest. baodaite be- 
merkt, ai. bddhami erwache, bemerke, 
nehme wahr. Vgl. anabüsns, 
bi uf>s. 

anabüsns f. gebot, as. plur. anbvsni, 
zu anabiudan. Vgl. ohne praepo- 
sition ags. bysen. Germ, büsni- beruht 
auf idg. *bhütsni- } vgl. usbeisns. 

anafllh n. empfehlung, zu ana- 
filhan empfehlen, 8. filhan. 

anahaims (oder anahaimeist) in 
der heimat weilend, zu haims. 

anaks plötzlich, sogleich, ai. anjas, 
aiijasä geradeaus, sogleich, vgl. auch 
aksl. naglti plötzlich, jähe. Nach 
Bugge (Idg. forschungen 5, 173 f.) 
soll anaks aber aus armen, anakn- 
plötzlich entlehnt sein. 

anaknmbjan sich niederlegen (zum 



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12 



essen), Umbildung von lat. accumbere. 
Vgl. kubitus. 

anakunnatl lesen, aikunnan zuer- 
kennen, gewähren, gakunnan erken- 
nen, lesen enthalten ein schwaches 
-kunnan (-kunnaida), das urspr. mit 
kunnan kennen, wissen (kann, 
kunPa) identisch ist. 

analaugns verborgen, geheim, 
analaugniba insgeheim, analaugnt-i 
f. Verborgenheit, 8. laugnjan. 

analeikö ähnlich, ahd. anahh, 
*analihho. Zu ana und leik. 

n n an iah tj an gewaltsam behandeln, 
ableitung von anamahta f. gewaltsame 
behandlung, s. ana und mahts. 

anaminds f. verdacht, zu m u n an : 
-mindi- entspricht genau skr. mantt- 
denken. Vgl. gamin|)i, gamunds. 

ana n. s. usanan. 

a iiauan |> j an wagen, sich erkühnen, 
an. nenna sich an etwas machen, 
sich um etwas bekümmern, sich zu 
etwas verstehen, ags. nedan wagen, 
sich wagen, as. nät/tian, ahd. nendan 
wagen, zu ahd. ginindan mut zu 
etwas haben, vielleicht mit nijian 
verwant. 

ananiujan erneuern, ananiujipa 
erneuerung, zu niujis. 

anapraggan bedrängen, nl. nd. 
prangen drücken, pressen, mhd. 
phrange einengung, einschliessung, 
p/irengen, pfrengen in die enge brin- 
gen, zwängen, einzwängen, bedrän- 
gen, beschweren, gewiss nicht aus 
ak.sl. -prggq spanne, sondern echt- 
germ. Das p im anlaut wird aus 
idg. 6 entstanden sein, weshalb Zu- 
sammenhang mit gr. ßpiyxos luft- 
röhre, Schlund, schluck vermutet 



werden darf : man beachte schw. 
prang enge gasse, Schlund, das sicher 
zu -praggan gehört (Johansson, Kuhns 
Zs. 36, 346). Anders Zupitza (Die 
germ. gutturale 25 f.), der von spr 
ausgeht und lett. «prangfit einsperren, 
einschnüren, lit. sprangus würgend, 
aksl. -prggq spanne, prtfgii joch her- 
anzieht. 

anaqiss f. schmäh rede, zu anagipan 
schmähen, s. qif>an: w in -y/W- 
(vgl. gaqiss) beruht auf idg. tt. 

anaqiujan beleben (auch gaqiujan), 
zu qius. 

anasilan still werden, vgl. lat. 
silere schweigen, womit -ttian (-*«- 
laida) auch in der flexion überein- 
stimmt. 

anasiuns sichtbar, aus ana und 
Biuns. Vgl. ags. onsien anblick, ge- 
stalt. 

anastödjan anfangen (auch dmtöd- 
jan), zu st and an. 

anatrimpan herantreten, bedrän- 
gen, dazu das intensivum mhd. 
i trampeln Bchwer auftretend sich be- 
wegen und mhd. trumpfen laufen. 
Ohne nasal findet man nl. nd. trappen 
treten, engl, to trape schlendern und 
mhd. treppe, trappe treppe, stufe. Die 
etymologie dieser sippe, welche Feist 
(Beitr. 15, 552) vorschlägt, wird 
kaum das richtige treffen. 

ana|>aüiia verfluchter, fremdwort: 

ana |>i vvan dienstbar machen (auch 
gapiwan), zu |)ius. 

anawafr{is zukünftig, zu ana 
und wairf)an. 

anawammjan beflecken, zu warn m. 

anawiljci f. Willigkeit, sauftmut, 



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13 



zu ana und wiljan. Zunächst be- 
ruht anawiljei auf einem adj. *ana- 
iciljis willig. 

and entlang, auf, über, als ver- 
balpraefix ebenfalls and-, als nomi- 
nalpraefix dagegen anda-, z. b. andni- 
man annehmen, andauern* angenehm. 
Das praefix and-, anda- hat als grund- 
bedeutung „entgegen" und kommt 
auch sonst im germ. vor: an. and-, 
ags. and-, ond-, as. au// , ahd. ant-. 
Weiterhin sind verwant: alit. anta 
auf, zu, lit. ant auf, lat. ante vor, 
gr. ävt/, xvtx gegenüber, ai. dnti 
vor sich, in der nähe, gegenüber. 
Vgl. andizuh. 

andabaühts f. lösegeld (gegen- 
kauf), zu bugjan. 

andabelt n. tadel, zu andbeitan 
mit Worten kränken, schelten, s. 
bei tan. 

andahaftN f. antwort, Verteidigung, 
zu andhafjan antworten, s. hafjan. 

andahait n. bekenntnis, zu andhai- 
tan bekennen, s. haitan. Vgl. ags. 
andettan bekennen. 

andalanni n. Vergeltung (gegen- 
lohn), zu laun. Vgl. ags. andlean. 

andanahti n. zeit gegen die nacht 
hin, abend, zu nahts. 

andaneipH widrig, gegnerisch, zu 
neif). 

andauern n. empfang, andauern« 
angenehm, zu andniman annehmen, 
s. niman. Ahd. antnenian bedeutet 
„wegnehmen, fortnehmen, aufneh- 
men, auf borg nehmen." Vgl. an. 
ndm das nehmen, nscmr annehmbar. 

andaiitimts f. annähme, aufnähme, 
zu andniman (s. andanem). Das t 
in andanumU scheint von fralmtn u. 



dgl. herübergenommen zu sein : vgl. 
ahd. numfl, nun/t nehmen, ai. nali- 
Senkung, Verbeugung. 

andasets entsetzlich, abscheulich, 
ags. andt&te, vgl. ahd. antsajig 
furchtbar, zu andsitan scheuen, ängst- 
lich prüfen, berücksichtigen, ahd. 
anUizzan sich entsetzen, erschrecken, 
furcht haben, s. sitan. 

andastafcjis m. Widersacher, zu 
sta |)8. 

andastaua m. gegner vor gericht, 
zu s t a u a. 

aii(la|>ähts besonnen, vernünftig, 
zu andjtagkjan erwägen, sich besin- 
nen, s. Jiagkjan. 

anduugt n. angesicht, andaugiba 
ins angesicht, offen, freimütig (auch 
andaugjö), amd. andouge im ange- 
sicht, zu augo. Vgl. ags. and4ages. 

andawafrjii n. preis (gegen wert), 
zu wair{»s. 

andawaürdi n. gegenrede, ant- 
wort, as. andvourdi, andieqrdi, ahd. 
antumrti, zu andwaürdjan. 

andawizns f. unterhalt, gäbe zum 
unterhalt, mit icaüawizn* f. schmaus 
und gawizncigs sich mit freuend, zu 
w i i ö n. 

andawleizn n. angesicht (oder 
andatcleizns m., was jedoch weniger 
wahrscheinlich ist) kann wegen des 
z nicht ohne annähme analogischer 
Umgestaltung mit wleitan, wlits 
verbunden werden. 

andbahti n. amt, dienst, andbahU 
m. diener, andbahljan dienen, ags. 
anbiAt, ambiht amt, dienst, ambiht 
diener, as. ambahUkepi dienst, ambaht- 
man diener, ahd. ambahli, atnbaht 
amt, dienst, ambaht diener, ambahten 



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14 



einen dienst vollbringen. Die sippe 
beruht vielleicht auf gall.-lat. ambac- 
tus dieustmann und andbahts, andbahti 
können durch anlehnung an and- 
erklärt werden. Kern (briefliche mit- 
teilung) und Prusik (Krok 11, 161) 
halten and-bahti, and^bahts für echt- 
gerra. und vergleichen ai. bkaj-, 
bhaktd-, bhaktt-. Neben seiner grund- 
bedeutung 'teilen' hat bhaj- u. a. 
die bedeutungen c sich begeben zu, 
sich wenden an, lieben, dienen, ver- 
ehren 3 . Vgl. auch das hierhergehörige 
slov. bogali gehorchen. 

andbundnan gelöst werden, zu 
andbindan losbinden, s. bindan. i 
Vgl. insbesondere ai. badhnati. 

andeis m. ende, an. ender, ende, 
ags. ende, as. endi, ahd. anti, enti, 
zu air. et ende, spitze, ai. dnta- 
grenze, ende, rand, saum: dem germ. 
worte entspricht genau ai. dntya- 
am ende befindlich, letzt. 

andhruskun untersuchen, erfor- 
schen, an. hör skr klug, ags. ahd. horsc 
rasch, klug, haben wahrscheinlich 
sk aus tk und sind mit an. hradr, 
ags. hrsxd, ahd. rad schnell verwant. 
Wenn wir von ganz unsicherem ab- 
sehen, ist nichts weiteres ermittelt 
(vgl. u. a. Meillet, De Indo-Europaea 
radice men- 25). 

andizuh entweder, zusammenge- 
setzt aus andiz-, vielleicht compara- 
tivbildung zu and in der grundbe- 
deutung „gegenüber", und uh. 

andletnan entlassen werden, ab- 
scheiden, zu letan. 

andstald n. darreichung, dienst- 
leistung (eher so als andstaldi m.), 
andstaldan mit etwas versehen, etwas 1 



geben, darreichen, godaldan erwer- 
ben, besitzen, dazu aglailgastaMs 
schändlichen gewinn erstrebend. Das 
westgerm. hat nur die Zusammen- 
setzung ags. hagusteald, h.xgsteald 
jüngling, unverheirateter, as. hagu- 
stald knecht, junger mann, ahd. 
hagastalt, hagwtUdt besitzer eines 
kleinen umfriedigton grundstücks 
(eigl. hagbesitzer, im gegensatz zum 
hofbesitzer), tagelöhner, hagestolz. 
Germ, stald- ist aus stal- weiterge- 
bildet, das in as. stellian, ahd. stalljan, 
slellan stellen vorzuliegen scheint 
(dieses kann aber denomiuativum 
von ahd. stal, gen. stalles, Standort, 
stelle, stall sein, dessen // nach 
Sievers, Idg. forschungen 4, 337 f. 
aus dl assimiliert ist). Vgl. Btöls. 

andstaürran widerspenstig sein, 
ahd. storrm hervorstehen, ragen 
(■staurran, staurraida stimmt dazu 
auch in der floxion), verwant mit 
ahd. star {starablint starblind) starr, 
dem ai. sthird- hart, fest genau ent- 
spricht (vgl. jedoch Zubaty, Sitzungs- 
berichte der kön. böhm. ges. der 
Wissenschaften, 1895, XVI, 3, der 
sthird- auf grund des comparativs 
stheyän aus idg. *sthiro- erklärt). 
Die hochstufe der wz. liegt vor in 
gr. <rrepefa hart, fest: vgl. noch lit. 
stSras dick, aksl. starü alt und s. 
stairö. 

andtilön anhängen, gatilön erzie- 
len, erwirken, ags. tilian, teolian 
sich beeifern, das feld bebauen, as. 
tilian erzielen, erreichen, anfr. tilön, 
ahd. zilön sich beeilen, denominati- 
vum von til. 

andwafr{>i n. gegenwart, ange- 



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15 



sieht, andwalrp'xs gegenüber, and- 
Kai'r}>« gegenwärtig, ags. andweard, 
as. andward, ahd. anlwart, antwert 
gegenwärtig, antwartida gegenwart, 
zq wairpan. 

andwarirdjan antworten, as. and- 
wordian, ahd. antwnrtan, mit anda- 
waürdi zu and und waürd. Vgl. 
die denoininativa filuicaurdjan viele 
worte machen und ubilwaurdjan 
schmähen. * 

annö f. sold, jahrgeld (der stamm 
ist annön-) lässt Bich wol am besten ] 
als entlehnung aus lat. annöna lebens- 
mittel erklären. 

ans m. oder n. balken, an. dss y 
nicht genügend erklärt. Hoffmann 
(Bezz. Beitr. 25, 108) vergleicht 
ohne genügenden grund lat. onus 
last, ai. dnas lastwagen. Kann lit. 
(fsa, lat. ansa henkel mit ans ver- 
want sein? 

ansts f. gunst, an. äst, ags. est, 
as. ahd. anst, zu an. unna gönnen, 
lieben, ags. unnan gönnen, gewähren, 
gern sehen, wollen, as. ahd. unnan 
gönnen, gewähren. Verwantschaft 
mit -anan (s. usanan) ist wegen 
der bedeutung unsicher (vgl. jedoch 
Wood, Publications of the Modern 
Language association of America 
14, 313) und auch sonst ist keine 
ansprechende anknüpfung gefunden : 
am ehesten darf man gr. ovhqßi 
nütze heranziehen, denn das von 
Feist (Beitr. 15, 546) bemerkte ist 
nicht stichhaltig. 

anj>ar ander, an. annarr, ags. öder, 
as. ödar, ädar, ahd. andar, identisch 
mit lit. dnlras, apr. anlars, osset. 
ändär, ai. äniara- und verwant mit 



avest. amja-, ap. aniya-, ai. anyd- 
ander. Ob ak8l. vütorii und gr. ctTtpos 
hierher gehören (s. Meillet, Idg. 
forschungen 5, 329), ist unsicher. 

apaüstaülei f. apostelamt, aus gr. 
X7i o<jToh.vi und apaustaülus m. apostel 

aUS gr. CtTTGtTTOXOC. 

aqizi f. axt, an. ex, $x, ags. #«r, 
as. aeujt, ahd. akis, acchus, verwant 
mit gr. axt, heil und viel- 

leicht mit lat. ascia axt (falls es 
durch metathesis aus *acsia entstan- 
den ist: vgl. das Verhältnis von lat. 
viscus, vis cur» zu gr. von lit. 

vdszkas, aksl. vosku zu ahd. wahs, 
Kretschmer, Einl. in die geschichte 
der griechischen spräche 164 fuss- 
note 3). 

ara m. adler, an. are, orn, ags. earn, 
ahd. aro, arn, lit. erelis, are'lis, aksl. 
orUü, com. er, cymr. ertjr adler, gr. 
opvic (gen. Spv'ßot) vogel, wahrschein- 
lich zu gr. opvüfit bewege, erhebe, 
ai. fnSli erhebt sich, erreicht, erregt, 
erhebt. 

arbai{>8 f. arbeit, mühsal, an. 
erfede, ags. earfod, as. arbedi, arbed, 
ahd. arabeit, arapeit, arbeit, dazu 
das denominativum arbaidjan arbei- 
ten, dulden, ahd. arpeitan, arbeilen. 
Wahrscheinlich ist arbaips keine 
Zusammensetzung, sondern ableitung 
von einem vb. *arban, *arbaida, 
das vielleicht in Schweiz, arbsn, 
nassau. enw arbeiten fortlebt. Aus- 
serhalb des germ. sind heranzuziehen: 
lit. arbonas rind ('arbeitendes tier', 
Beitr. 16, 562), aksl. rabü, robü 
knecht, diener, leibeigner, poln. robic 
arbeiten, armen, arbaneak gehilfe, 
diener, und weiter mit unerklärtem 



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16 



d im anlaut lit. ddrbaz arbeit, 
darbus arbeitsam, dtrbti arbeiten : vgl. 
lit. aszarii, ai. dem neben got. tagr, 
air. der, lat. dacruma, lacruma, gr. 
3ix;y träne und lit. )lgas neben aksl. 
dlügü, gr. iohixfa, ai. dirghd- lang. 

arbi n. erbe, erbschaft, an. ar/V» 
ags. .y/^V, as. <?rftt, ahd. arbi, arpi, 
erbt, davon abgeleitet arbja m. erbe 
(arbjö ist das femininum dazu), an. 
arfe, ahd. arpeo, erbo. Verwant sind 
air. orbe, orpe erbe, comarpe miterbe, 
lat. orbus, gr. 6p$xvö$ verwaist, 
armen, orb waise. Der begriffsüber- 
gang von 'verwaister' zu 'erbe' ist 
leicht zu verstehen und ebenso der 
von 'verwaistes gut' zu 'erbgut, erb- 
schaft'. Anders über arbi Sievers 
(Beitr. 12, 176 f.), der von der be- 
deutung 'vieh' ausgeht: an. arfr 
bedeutet auch 'ochse' und ags. yrfe 
wird auch für 'vieh' gebraucht, vgl. 
noch ags. orf vieh {hiorf hausgerät). 

arbinuinja m. erbnehmer, erbe, 
s. arbi und niman. Vgl. ags. 
yrfenuma, ahd. erbinomo. 

arbja, arbjö, s. arbi. 

arhwazna f. pfeil, an. ?r, ags. 
earh stellen sich zu lat. arctu bogen 
(arquilenen* bogenschütze). Schräder 
(Bezz. Beitr. 15, 289 f.) hält idg. ! 
*arq- für einen baumnamen und 
vermutet zusammenbaue: mit hd. 
arfe, arbe pinus cembra, was jedoch 
wegen des f (b) sehr bedenklich ist. 
Eine andere unsichere Vermutung 
findet man bei Torbiörnsson (Bezz. 
Beitr. 20, 140). 

arjan pflügen, an. erja, ags. erian, 
ahd. erran, ein allgem. europ. wort : 
lit. ariu, ärti, aksl. orjq, orati, air. 



airim, lat. aräre, gr. xpiu. Dazu an. 
ardr pflüg, lit. drklas, aksl. ralo, 
air. arathar, lat. arätrum, gr. xporpov, 
armen, araur. Bask. arAalu, arhatzen 
eggen stammt wahrscheinlich aus 
lat. arätvm y aräre. 

arka f. kästen, geldkasten, arche, 
an. ork kiste, sarg, arche, ags. earc, 
earce kiste, bundeslade, arche, kästen, 
ahd. arahha, archa arebe, vorchrist- 
liches lehnwort aus lat. arca kiste, 
kästen. Aksl. raka grabhöhle und 
*raky (czech. rakev sarg) sind in 
verschiedenen perioden aus dem germ. 
entlehnt: raka beruht auf arka und 
*raky auf •ar&ö. 

arkaggilus m. erzengel, aus gr. 
apzxyyexoc, lat. archangelu9. 

armahafrtN barmherzig, ahd. arm- 
herz, dazu armahai'riei (und ar- 
mahafrtijm) f. barmherzigkeit, ahd. 
armherzi. Wie arm an lat. christ- 
lichen Wörtern nachgebildet (mUeri- 
cors, muericordia) : aus arms elend 
und hairtö. 

armaiu f. barmherzigkeit, zu 
arm an (praet. armaida). 

arman sich erbarmen, nachbildung 
von lat. misereri, zu arms elend. 

arms arm, elend, an. armr, ags. 
earm, as. ans, ahd. aram, arm kann 
aus *arbma- entstanden und mit 
arbai|js verwant sein (Noreen, 
Pauls Grundr. I 1 , 465). Nach Jo- 
hansson (Beitr. 15, 223 f.) beruht 
es aber auf *arbna-, das er mit gr. 
2p3)x*6$ verwaist (s. arbi) ver- 
gleicht. Meillet (Mem. de la Soc. 
de Ling. 10, 280) erklärt arms aus 
idg. *ormo- und vergleicht armen. 
oXormim misereor („une forme redou- 



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blee avec dissimilation de r en A"). 
Alles unsicher. Vielleicht ist 'bemit- 
leidet, bemitleidenswert' die grund- 
bedeutung von am»: vgl. finn. lw. 
artna* gratus, carus und B. Osthoff, 
Beitr. 18, 252 f. 

arms m. arm, an. artnr, ags. earm, 
aa. arm, ahd. aram, arm. Die flexion 
nach der *- klasse ist bei arm» wahr- 
scheinlich nicht ursprünglich. Ver- 
waot sind apr. irmo arm, oberarm, 
aksl rame echulter, arm, lat. armm 
vorderbug, armen, armukn ellenbo- 
gen, avest. arsma- arm, ai. irma- 
vorderbug, arm. 

arnibn fest, sicher, beruht auf 
einem adj. *arneh, verwant mit ags. 
eornost Zweikampf, ernst, ahd. ernusl 
kämpf, ernst, festigkeit, wozu aus- 
serhalb des germ. ai. drna- wallend, 
flutend, aufbrausend, unruhig, woge, 
flut, ström, kampfgewühl, arnavd- 
wallend, flutend, woge, flut, meer, 
drna» woge, meer gestellt werden 
können. Zunächst liegt den germ. 
Wörtern der begriff 'anstrengung' zu 
gründe, der sich aus dem des wogens 
und wühlens entwickelt haben mag. 
Die wz. steckt vielleicht in gr. Spvüßi 
bewege, erhebe, ai. riuUi erhebt sich, 
erhebt, bewegt. Vgl. ara. 

arömata n. plur. spezereien,fremd- 
wort: dpüftxTct. 

arwjö vergebens, ahd. arawvn, 
amln, arawingün. Johansson (Beitr. 
15, 224) vergleicht gr. xpxtät; (aus 
*ipxrjo-) locker, dünn, schwach. 

asans f. erntezeit, ahd. aran, am 
ernte, identisch mit apr. a»»ani», 
aksl. jesenl herbst. Vgl. ferner an. 
?»» feldarbeit, annask versorgen, 



7 

sorge tragen, sich mühen, ags. 
earnian verdienen, ahd. arnön ernten 
und mhd ästen bebauen. Hierher 
stellt man noch lat. annöna lebens- 
mittel für *änöna aus *a»nöna durch 
volksetymologische anlehnung an 
annux jähr (s. zuletzt Froehde, Bezz. 
Beitr. 21, 322 f. f.). Vgl. asneis. 

asiluqai'rnus m. mühist ein (= ags. 
e»ulcweorn) enthält das sonst nicht be- 
legte -qairnu» mühle, dem an. Ivern, 
ags. aoeorn, afris. quem, aa. quem, 
ahd. quirn entsprechen. Das wort 
findet sich auch im baltoslavischen 
und keltischen : Ii t. girnos pl., aksl. 
zrüng mühle, air. hr6 niühlstein, 
handmühle, cymr. breuan handmühle, 
com. brou mühlstein. Mit Sii.grdvan- 
stein zum somapressen gehört -qatrnu» 
vielleicht zu alban. griA zerhacke, 
zerbröckle, gtrest schabholz, Schabei- 
sen. Vgl. malan. 

asilus m. f. esel, ags. e»ol, eosol, 
as. ahd. etil, gemeingerm. lehnwort 
aus lat. a»inu», dessen n bei der 
entlehnung durch / ersetzt wurde 
(vgl. katils) oder vielleicht eher 
aus dem deminutivum a»ellu» (Luft, 
Zs. f. d. altertum 41, 241 f.). An. 
um beruht dagegen auf afranz. 
asne und aus derselben quelle stammt 
ags. a»»a (air. assan aus ags. gen. 
assan). Aus germ. *a»ilu- oder *a»ila- 
sind lit. asila», apr. asilis, aksl. orilü 
entlehnt. Die nordeurop. eselnamen 
entstammen also mittelbar oder un- 
mittelbar dem lat. a»inu», das selbst 
etymologisch noch nicht aufgeklärt 
ist und trotz Q. Meyer (Idg. for- 
schungen 1, 319 f.) kaum etwas 
mit gr. ovo; zu tun haben kann. 



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18 



Wahrscheinlich ist asinus orientali- 
schen Ursprunges: s. G. Meyer a. a. o. 
und Schräder, Sprachvorgl. und Ur- 
geschichte »385. 

asneis m. tagelöhner, ags. eme, 
ahd. axni, emi, zu asans. 

assarjus in. pfennig, aus gr. 

X<T7XßtOS. 

&sU\\) n. Sicherheit (wahrscheinlich 
so und nicht ada])s f.) ist aus dem 
armenischen entlehnt und beruht 
auf armen, hattat fest, wie Bugge 
(Idg. forschungen 5, 172) zuerst 
gesehen hat. Das /) in astaf) erklärt 
er aus dem einfluss gotischer wort- 
formen wie tnilaj), liuhaj), naqafj, staj>. 

aste m. ast, ahd. ast, den übrigen 
germ. dialecten fremd, ist identisch 
mit gr. 5%os ast, zweig, knorren 
und armen, ost ast. Neben idg. *ozdo- 
steht *ö:do- in ags. 6*t, mnd. öH 
knorren, knoten. Wol mit unrecht 
vergleicht man noch air. att ge- 
schwulst (aus *a:do-). 

at zu, bei, an, an. at, ags. at, 
as. at, ahd. aj, identisch mit air. 
ad-, lat. ad zu. 

at;i]»ni. s. a|»n. 

atisks m. Saatfeld (oder atisk n.), 
ahd. ejjid; urverwant mit lat. ador 
speit. 

atenarpjan benagen (?), vgl. ahd. 
«närfan zusammenschrumpfen, ver- 
ziehen, nl. snerpcn scharf schlagen, 
scharf durch die luft rauschen, beis- 
sen (von einer wunde), an. snarpr 
scharf. 

atta m. vater, ein lallwort ohne 
geschichte, wie es fast in jeder spräche 
gibt, vgl. ahd. alto, aksl. otXci (*otii) 
vater, air. aile pflegevater, lat. atta, 



gr. «tt«, alban. at vater, osset. äda 
Väterchen, skr. atta mutter, ältere 
Schwester und ausserhalb des idg. 
z. b. bask. atta, magy. atya vater, 
finn. ä'iti mutter, türk. ata vater. 
Es gibt auch ähnliche lall Wörter für 
'vater', welche mit t anlauten: bulg. 
tati, tatko, serb. tajko, czech. Uta, 
poln. wend. tata, russ. tata, tjatja, 
lit. te'iis, com. tat, lat. tata, gr. 
t xr x , t<ttä, ai. tatd-, tata- (auch 
als anrede des vaters an den söhn) 
u. s. w. Natürlich ist das gotische 
wort erst nach der lautverschiebung 
neu gebildet worden, denn ein vor- 
germ. *attan- hätte *a*san- geben 
müssen. Aelter als atta ist aif>ei 
mutter, dessen f> auf vorgerm. t zu- 
rückweist. Vgl. haimu|)li. 

at|)insan heranziehen, anfr. thintan, 
ahd. tftinnan, dinsan ziehen, lit. t(stt 
ziehen, dehnen, recken, ai. ta/k*at/ati 
zieht hiu und her, schüttelt. Die 
idg. wz. *tem- ist eine erweiterung 
von *ten- (s. ufjianjan). 

atwitains f. beobachtung, zu 
witan beobachten (mtaida). 

a[m n. jähr, auch aiafmi n. (at- 
ajmi). Das wort gehört vielleicht 
mit lat. annu* (aus *atnos) zu ai. 
dtati geht, wandert (s. Froehde, Bezz. 
Beitr. 16, 196 f.; Strachau, Bezz. 
Beitr. 20, 8). 

al>l>au aber, Zusammensetzung aus 
ap- = lat. at aber und f)an. 

audags glückselig, an. audegr, 
audngr, ags. eadvj, as. ödag, ahd. 
otag begütert, reich, ableitung mit 
-aga-, -iga-, -uga- von auda- in 
audahafts. 

audahafte beglückt, beseligt ent- 



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19 



hält den gemeingerm. stamm auda~: 
an. auitr, ags. ead, as. öd, ahd. öl 
besitz, gut, reichtum. Dazu an. 
audenn, ags. enden, as. ödan ge- 
schenkt, verliehen. Zimmermann 
(Bezz. Beitr. 23, 275 f.) vergleicht 
lat. autumnm herbst und eigennamen 
wie Aulu*, Julia. Air. üaithne Puer- 
perium ist ferne zu halten. Für 
-Juifts s. haban. 

auftö vielleicht, etwa, allerdings 
(einmal uflö geschrieben) ist wol mit 
ufla verwant. 

aupidaürö n. fenster, ahd. auga- 
tora, vgl. ags. eagduru, s. augu 
und daürö. 

augjan zeigen, abd. ougan, zu 
augo. Die ags. form tewan geht 
regelrecht auf älteres *agwjan zurück. 

augö n. auge, krimgot. oeghene 
(= augöna), an. auga, ags. e'age, afris. 
fige, as. öga, ahd. ouga, dessen au 
auf altem einfluss von auso oder 
auf contamination von germ. *ag- 
und *aw- (beide unter verschiedenen 
lautlichen bedingungen aus idg. 
*oq-) zu beruhen scheint, ist urver- 
want mit lit. akw, aksl. oko (gen. 
ocese) auge, oci die beiden äugen, 
okno fenster, lat. acutus auge, gr. 
tyaytxi werde sehen, fauirx habe ge- 
sehen, oyi.yt.xix (lesb. cttitxtx) äugen, 
fovt die beiden äugen, armen, ahn 
auge, aekh äugen, welche auf eine 
wz. *ög- sehen hinweisen. Nach Hirt 
(Beitr. 22, 231) wäre augö aus *oq?qa 
entstanden und zunächst mit gr. 
huTcvt zu vergleichen. Einige forscher 
trennen augö von der wz. *oq-\ 
Stokes (Kuhns Zs. 35, 151 f.) 
und Zupitza (Die germ. gutturale 



74) stellen es zu air. nag höhle, 
grab (vgl. für die bedeutungsent- 
wicklung ir. derc auge, höhle und 
hebr. ajin auge, quelle). Wider an- 
ders Kawczyriski (Arch. f. slav. phiL 
11, 610 f.), der augö mit aksl. ncili 
lehren, vgl-nali sich gewöhnen (a. 
biühts) verbindet. Will man augu 
durchaus von der wz. *oq- trennen, 
so liegt es am nächsten das germ. 
wort zu ai. ohate nimmt wahr, 
beachtet, merkt auf zu stellen. Vgl. 
andaugi, augjan. 

auhjon lärmen, auhjödm m. lärm, 
getümmel können auhjön, avhjödm 
gelesen werden: wol mit unrecht 
hat man darin die tiefstufe *uq- der 
wz. *weq- reden (ai. vdkli redet, 
uvocatn, gr. eiirov ich sprach u. 8. w.) 
gesucht. Andere vergleichen lett. 
auka Sturmwind, »erb. ttka geschrei, 
slov. ukati jauchzen, air. uch seufzen. 
Onomatopoetisch. 

aühniists, b. aühuma. 

aühns m. ofen (wol nicht avhn 
n.), dazu mit gramm. Wechsel anorw. 
ogn, aschw. ugn und mit unerklär- 
tem labial an. o/n, ags. ofen, ahd. 
ovan. Man vergleicht gr. ittvös ofen 
und ai. ukha kochtopf. Ein an klin- 
gendes wort für 'ofen' hat auch das 
baltische, apr. urnjini«: vielleicht ist 
dieses aus dem deutschen entlehnt. 

auhsa m. ochse, an. ore, ags. 
ojta, ahd. ohso, cymr. geh, avest. 
u%*an-, ai. ufoan-, vielleicht zu ai. 
uhdli sprengt, spritzt aus oder zu 
ai. nhali wächst heran. Für andere 
namen des, riudes s. 8 t i u r. 

aühuma, auhumist*, aühm 'xsU höchst 
(die form anhuma wird comparati- 



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20 



visch gebraucht), ags. ymeü (a. Ehris- 
mann, Beitr. 18, 232), zu apr. ucko- 
praofix zur superlativbildung. 

auk denn, nämlich, an. auk dazu, 
darauf, auch, ags. e'ac, afris. äk, 
aa. ök, ahd. ouh auch wird gewöhn- 
lich zu a u k a n gestellt. Einige hal- 
ten es aber für identisch mit gr. 
auye widerum, hingegen, ferner. 

aukan wachsen, zunehmen, meh- 
ren, an. auka hinzufügen, vermehren, 



atirtja m. gürtner, ableitung von 
kraut, an. urt, eher verwant 
mit waürts als, wie Kluge (s. 
Pauls Grundr. I 2 , 339) vermutet, 
aus lat. hortvs entlehnt. Lid6n (Ein 
balt. slav. aulautgesetz 23 fussDOte) 
stellt anrti- mit ahd. orzön excolere 
zu aksl. rastq wachse (*or*t<}) y alban. 
rit wachse, mache gross. 

ausö n. ohr, an. eyra, ags. eare, 
afris. äre, as. ahd. öra, urverwant 



ags. eacian (dazu das starke part. mit lit. aiuu, aksl. ucho (gen. uieie) 



eacen), as. okian (dazu das starke 
part. ökan), ahd. ouhhön vermehren, 
urverwant mit lit. dugti wachsen, 
augmli erziehen, lat. augeo vermehre, 
auguztu* erhaben, avest. aojah-, ai. 
ojas kraft, macht, ugrd- gewaltig. 
Eine s- Weiterbildung derselben wz. 
liegt vor in lit. duhztas hoch, gall. 
Uxeilodünum üochstadt, air. 6s, ua* 
über, lat. auxilium Zuwachs, Verstär- 
kung, hilfe, gr. *u£«, av%xvu ver- 
mehre. Vgl. wahsjan, wakan 
und wökrs. 

aürahi f. grabeshöhle (wol nicht 
aurahjö), vielleicht ein fremdwort: 
Bugge (Idg. forschungen 5, 177) 
vermutet armenischen Ursprung, ohne 
jedoch das etymon nachweisen zu 
können. 

aürali n. schweisstuch, aus lat. 
öräle. 

aürkeis m. krug, ags. orc aus 
lat. urceus. Aksl. vrucl ist aus dem 
gotischen entlehnt. 

aürtigards m. garten, ags. ortgeard 
baumgarten, aus aurti- (s. aürtja) 
und gards. Aksl. vrülogradu beruht 
auf aurtigard* oder einer ähnlichen 
altgerm. form. 



ohr, mi die beiden ohren, air. au, 
6, lat. auris, aus- (in ausculläre), gr. 
ous (gen. utSc) ohr, iou. ouxra obren, 
avest. uÜ ohr. Auf got. *ausa-hrigga- 
oder *ausi-hrigga- (vgl. ahd. örring) 
beruht aksl. u*er$gü, usergzi oh rring: 
dass ring auch im gotischen vor- 
handen war, wird noch durch krim- 
got. rincky ringo bestätigt. 

aul>s öde (oder auj)eis1) f an. amtr, 
ahd. ödi, nach Froehde (Bezz. Beitr. 
20, 195 f.) zu gr. xutrtos leer, eitel, 
vergeblich, umsonst (aus **xiriod). 
E* gab im germ. auch ein gleich- 
lautendes adj. mit der bedeutung 
'leicht', das wahrscheinlich etymo- 
logisch verschieden ist. Von ow/># 
abgeleitet ist avfnda f. einöde, wüste : 
vgl. ahd. ödi, das im gotischen 
*auj>ei lauten würde, und das neutrum 
an. eyde. 

awe|)i n. Schafherde, mit ags. 
eowde, ahd. eirit zu *awi-, an. arr, 
ags. eowu, as. enui, ahd. ouwi, ou, 
lit. avh, aksl. ovt- (nur ovtca), air. 
6i, lat. ovijt, gr. fiV, oU, ai. dvi- schal*. 
Avfepi ist eine collectivbildung, wel- 
che sich mit lat. vinetum, fruticHum 
u. s. w. vergleichen lässt (van Hel- 



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21 



ten, Beitr. 20, 506 f.). Das verhält- j leicht, azHi n. leichtigkeit, annehm- 
nis von awepi zu ags. eowde, ahd. ! lichkeit, lust. Bugge (Idg. forschun- 
etcil ist dunkel. Vgl. awistr. Für gen 5, 172 f.) denkt an entlehnung 
'lamm, schaf hat das gotische lam b aus armen, azat frei, das selbst auf 
(vgl. auch wiprus), während im pers. aziid (avest. azäta-) zurückgeht, 
scand. das schaf auch fih genannt azgö f. asche, mit auffälligem zg 
wird. Eine andere germ. bezeichnung gegenüber an. aska, ags. asce, irsce. 



ist ags. sceap, as. scäp, ahd. «cd/. 

iiwiliuj» n. danksagung, dazu 
awiliudön dank sagen. Mit awi- wer- 
den verglichen gall. avi- (in Avican- 
tus), air. eo- gut, con-6i servat, lat. 
avere gesegnet, gegrüsst sein, ai. 
dvati freut sich, fördert, hilft, schützt 
(vgl. gaunijan). Das zweite com- 
positionsglied -Huf) ist das gemein 
germ. wort für 'lied' : an. ljud, ags. 
le'od, ahd. lioth, liod (s. liupon). 

awistr n. schafstall, ags. eowestre 
und ohne das r ahd. ewist, zu *awi- 
schaf (s. awef>i). Man hält awistr 
für eine Zusammensetzung *awi-tcistr, 
in welcher das eine tri durch sil- 
bendissimilatiuti geschwunden wäre: 
vgl. ahd. wist aufenthalt, Wohnort 
(s. wists). Doch Schulze (Kuhns 
Zs. 29, 270) erklärt awistr aus 
*owi~ttt-tro- und ahd. ewist aus *oici- 
*Ut- und vergleicht altindische bil- 
dungen wie go»(hd- Standort von 
kühen, kuhhürde, kuhstall. S. auch 
Ehrismann (Literaturblatt 16, 217). 

awo f. grossmutter, an. de urgross 
vater, Ii t. avynas, apr. airis, aksl. 
uß oheim, air. aue, 6a enkel, cymr. 
ewithr oheim, lat. avus ahnherr, 
avvnculus oheim. Dazu *auhaims, ags. 
eam, afris. em, ahd. oheim oheim: s. 
Osthoff (Beitr. 13, 447 f. f.). Armen. 
hat- grossvater gehört nicht hierher. 

azets leicht, adv. azetaba gern, 



ahd. asca. Osthoff (Beitr. 13, 396 
f. f.) nimmt ein germ. *astayön- an, 
woraus *azdyön- (azgön-) und *astkön- 
(ahd. asca) entstanden wären, und 
vergleicht zunächst gr. dörre, 
trockne, i^Ofixi verdorre, i^otiverxi 
vertrocknet, !?* dürre, trockenheit, 
x^xxioc dürr, trocken, dörrend, aus- 
trocknend, erhitzend, entflammend, 
deren £ auf grund von czech. apoln. 
ozd malzdarre, slov. czech. ozditi, 
poln. ozdzic malz dörren, klruss. 
vznifca rauchloch im strohdache aus 
idg. zd erklärt werden muss. Die 
wz. *azd- ist eine ^erweiterung von 
*<?.*- in lat. ärere trocken sein, dürr 
sein, äridus trocken, ardere brennen, 
glühen (aus * aridere, denn *azdere 
hätte *ädere gegeben), ai. dsa- asche, 
staub (s. auch Kern, Tijdschr. v. 
Ned. taal- en letterk. 9, 190 f. f.). 
uz viiic gen. pl., fremdwort: tüv 



b. 



ba, enclit. partikel, vgl. etwa lit. 
bei, apr. bhe und. Ueber das adver- 
bialsuffix -ba, welches etymologisch 
wol von der partikel verschieden 
ist, s. Bugge (Idg. forschungen 5, 
177). 

badi n. bett, an. bedr polster 
(dieselbe bedeutung haben die aus 



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22 



dem germ. entlehnten finn. patja, I 
estn. padi), ags. fjfd, as. bed, ahd. 
betti bett, beet. Franek vergleicht 
die idg. wz. H/nuhh)-, *bhodihy gra- 
ben, stechen in lit. tafo grabe, taipti 
stossen, stechen, lett. bedre grübe, 
gruft, aksl. W</ stosse, steche, cymr. 

grab, lat. fodxo grabe, was aber 
wegen an. bedr, finn. j»a(/a polster 
nicht ohne bedenken ist (s. auch 
Braune, Beitr. 23, 250). Eher wird 
Kern (Tijdschr. v. Ned. taal- en 
letterk. 1, 37) recht behalten, der 
badi als dasjenige, worauf man drückt 
oder liegt, zu ai. bädhate drängt, 
drückt (s. bidjan) stellt. Weniger 
befriedigend ist die anknüpfung an 
lit. padis Untergestell, aksl. podu 
boden, welche Bugge ( Beitr. 13, 176 
f.) vorgeschlagen hat, zumal weil es 
nicht für sicher gelten darf, dass anl. 
b auf idg. p zurückgehen kann. 

bagms m. bäum, vgl. an. badmr 
und ags. beam, afris. bäm, as. bom J 
ahd. boum. Man hat westgerm. *bauma- 
aus *baywmd- erklären wollen, wo- 
durch es sich mit bagw$ vereinigen 
liesse, doch Johansson (Beitr. 15, 
224 f.) hat dazu einen anderen weg 
gefunden, indem er *bauma- auf 
idg. *blwumo- und bagma- auf älteres 
*baggma-, *baggtc»ma-, *haww9ma-, 
idg. *bnoicsmo- zurückführt und beide 
zur idg. wz. Hhew- sein, werden 
in bau an stellt: vgl. insbesondere 
gr. Qüßx gewächs. Auch dieses darf 
aber nicht für sicher gelten, denn 
das d in an. badmr sträubt sich 
gegen jede bisher vorgebrachte erklä- 
rung (vgl. jedoch Loewe, Die ethnische 
und sprachliche gliederung der Ger- 



I manen 5 fussnote). Zu beachten ist 
noch aschw. bagn baumstamm, das 
sich zu bagim verhalten könnte wie 
an. boin, ai. budhnd- zu ags. bolm, 
ahd. bndam, gr. iroSpiiv boden. 

bat beide, n. 6a, an. gen. beggja 
(= *baddje\ ags. begen, bd, wozu 
baju|>s und afris. bede, ahd. beide, 
bide, vgl. lit. abu, aksl. oba, lat. 
ambo, gr. änQu, ai. ub/i/nt. Der anlaut 
der genannten, unzweifelhaft zusam- 
mengehörigen Wörter macht grosse 
Schwierigkeiten, welche bis jetzt 
nicht gelöst sind. 

baidjiin zwingen, an. beida, ags. 
bndan, as. bfdian, ahd. heilten zwin- 
gen, drängen, urverwant mit lit. 
baidgti scheuchen, aksl. bediti zwin- 
gen zu b' ; da not, vgl. obidHi ver- 
letzen, obida unrecht und vielleicht 
alban. U eid, schwur. Weiteres ist 
nicht ermittelt. 

bafrabagius m. maulbeerbaum. 
Falls btit'ra- eigl. 'birne' bedeutet, 
geht es mit ahd. bira und ags. peru, 
an. peru auf lat. pirum (pl. pira) 
zurück. An dieser stelle sei erwähnt, 
dass uns auch der gotische apfel- 
namen überliefert ist : krimgot. apel, 
d. i. *apl«, vgl. an. eple, ags. ivppel, 
ahd. opful und ferner lit. Sbüla*, 
aksl. abttiko, jablüko, air. aball, nball 
( vgl. dazu Schräder, Sprachvergl. und 
Urgeschichte 1 400). 

bairan tragen, an. bSra, ags. aa. 
ahd. heran, allgem. idg.: aksl. berq 
sammele, nehme, air. berim, ht./ero, 
gr. Qipv, armen, lerem trage, avest. 
baraiti, ai. hhärati trägt. Vgl. barms, 
barn, baür, baürfjei, berusjos, 
gabaür, gabaür^s. 



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23 



bairgahei f. bergland, Hairgah» 
gebirgig, abgeleitet von germ. *ber- 
ga-\ au. bjarg fels, ags. beorg, as. 
ahtl. birg, urverwant mit air. bri 
berg, armen, bardzr Loch, berdz höhe, 
avest. b»r»zant-, ai. brhdnt- hoch 
Aksl. bregit ufer weist dagegen auf 
idg. mittleres oder labiovelares g 
im wurzelauslaut : vielleicht ist es 
aber aus dem germ. entlehnt. Andere 
gotische Wörter für 'berg' sind fair- 
guni und krimgot. rinUch, das mit 
ags. rind, ahd. rinta rinde zusam- 
mengehört („Die bergmasse kann 
als die rinde der erde aufgefasst 
werden" Kock, Beitr. 21, 435 f.). 
Vgl. baürgs. 

bairgan bergen, an. bjarga, ags. 
beorgan, as. ahd. bergan, findet sich 
ausserhalb des germ. nur im slavi- 
schen: aksl. brtgtf bewahre, behüte. 

bafrhts hell, glänzend, an. bjartr, 
ags. beorht, as. ahd. bßraM, zu lit. 
berszti wird weiss, alban. barB weiss, 
avest. braza- strahlend, bräzaiti strahlt, 
ai. bkrajate glänzt, strahlt, bhdrga* 
glänz (mit auffälligem g, das durch 
analogische Umbildung erklärt wird). 
Ungeachtet des l sind lat. fulgeo 
glänze, ßagräre lodern, brennen, gr. 
fyxtyu brenne, <pAo'£ flamme kaum 
ferne zu halten : wahrscheinlich stan- 
den schon in der Ursprache *bhery- 
und *bhely- neben einander. Von 
bahhtt abgeleitet ist u. a. bair/dei f. 
helle, klarheit, ahd. ptrahti. 

baitrs bitter, dazu mit ablaut an. 
bitr, ags. bitior, as. ahd. bittar. Zu 
beitan. 

bajö|>8 beide, zu bai. Vgl. die 
litauischen zahlwortbildungen auf 



I -Ha» wie dvejiias anzahl von zweien, 
balgs m. schlauch, an. belgr, ags. 
belg, bylg, ahd. balg balg, schlauch, 
dazu mit ablaut ahd. bulga lederner 
sack und ausserhalb des germ. gall. 
bnlga ledersack, air. bolg sack. G. 
Meyer (Idg. forschungen 1, 325) 
fügt noch tarent. (tcKyoc schlauch 
hinzu, indem er annimmt, dass tioxydt; 
für *ßoky6s geschrieben sei. Die 
Wörter beruhen auf dem begriff des 
geschwollenen und gehören zu an. 
bolgenn aufgeschwollen, ags. as. 
ahd. belgan aufschwellen, zornig sein, 
air. bolgaim schwelle. Vgl. ferner 
apr. po-balzo pfühl, bahinu kissen, 
slov. Uazina federbett, serb. blazina 
kissen, polster, avest. bärazii kissen, 
ai. bar/tu opferstreu, upa-bdrhana-, 
upa-bdrhani decke, polster. 

balsan n. baisam, mit auffalligem 
n gegenüber ahd. baUamo, das auf 
lat. bahamum aus gr. ßäXvxpov be- 
ruht. Das gotische wort ist wol un- 
mittelbar aus dem griechischen ent- 
lehnt, wie auch arab. balasän. Gr. 
ßzXvxftov selbst ist semitischen Ur- 
sprunges : vgl. hebr. bü&um, arab. 

j baSäm balsamstrauch (s. Lewy, Die 
semit. fremdwörter im griechischen 
41). 

hal(>aba kühn, dreist, beruht auf 
einem adj. *balfjs, an. ballr, ags. 
beald, as. ahd. bald kühn, dreist, 
j Dazu baljiei f., ahd. baldl kühnheit 
und baipjan kühn sein, an. bella 
sich erdreisten, ags. byldan, as. bel- 
dian, ahd. balden kühn machen. Ver- 
want ist an. baldr, ags. bealdor fürst, 
woher der name des gottes Balder. 
Ganz unsicheres bei Johansson, Beitr. 



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24 



15, 225 f. und Osthoff, Beitr. 18, ] tod, verderben. Gehört germ. ban- 



255 f. 

balwawesei f. bosheit, muss viel- 
leicht *balirawei*ei geschrieben wer- 
den (vgl. hindarweisei arglist, 8. 
hindarweis). Das erste compositi- 
onsglied balwa- ist gemeingerm. : 
an. hol, ags. bealu, as. balu, ahd. balo 
verderben, übel. Davon abgeleitet 
ist balwjan quälen, an. bolva verflu- 
chen. Ausserhalb des genn. ver- 
gleicht man wol mit recht aksl. holt 
krank, hott krankheit, boleti schmer- 
zen leiden. Bugge (Beitr. 13, 182) 
und Osthoff (Beitr. 18, 256) den- 
ken aber an Zusammenhang mit 
gr. dXofa verderblich, indem sie das 
b für praefixal halten: nach Bugge 
läge hier idg. *po- vor, was lautlich 
nicht zu rechtfertigen ist; nach Ost- 
hoff wäre das b in balwa- aus idg. 
*bhi-, *bhy- zu erklären. Noch anders 
Schräder (Kuhns Zs. 30. 466), nach 
welchem balwa- mit XdX.fallo betrüge, 
gr. x7ro0aMoe nichtig, $>jAo; betrü- 
gcr zu verbinden wäre, und Bezzen- 
berger (Bezz. Beitr. 21, 316 fuss- 



mit ablau tsentgleisung zu air. benim 
schlage, bret. benaff schneide, aksl. 
biti schlagen (s. Zupitza, Die germ. 
gutturale 30 f.)? Gr. Qom mord 
(zu Stivu schlage u. s. w.) darf nicht 
herangezogen werden. 

banst« m. scheuer ist verwant 
mit an. bau, ags. bös kuhstall, mhd. 
banse scheune (das unbelegte skr. 
bhhm- kuhstall wird besser zur seite 
gelassen). Windisch (Idg. forschun- 
gen 3, 76 f. f.) vergleicht dazu air. 
be*s gewohnheit, sitte und beruft 
sich wegen der bedeutung auf gr. 
föos wohnung, stall, gewohnheit, 
herkommen, sitte. Verfehlt ist Schrä- 
ders versuch (Kuhns Zs. 30, 483 f.) 
bansls mit gr. <rw-^)f^, vv-<pet6c Schwei- 
nestall zu vermitteln, welche combi- 
nation auch bei Feist (Beitr. 15, 
546 f.) keine Zustimmung gefunden 
hat, 

barbarus m. barbar, aus ßxpßxpos. 

barizeins von gerste bereitet, ab- 
geleitet von *baris gerste, an. barr 
getreide, ags. bere gerste, urverwant 



note), der gegen die lautgesetze ai. | mit aksl. braHno speise, russ. boroino 



hvar- schief gehen vergleicht. 



roggenmehl, serb. bulg. braäno mehl 



bandi f. band, feseel, ags. bend, (s. Pedersen, Idg. forschungen 5, 



afris. bende, as. pl. bendi, zu b i n d a n. 

bandjam. gefangener, zu bindan. 

bandwa, bandwö f. zeichen, mlat, 
longobard. bandum banner (franz. 
banniere, ital. bandiera, span. bander a 
ist germ.). Dazu bandwjan, an. benda 
ein zeichen geben. Zusammenhang 
mit gr. Qzlvu zeige ist unsicher. 



54) und mit lat. far (gen. farru) 
speit. Vgl. auch aksl. bärü eine 
hirsenart. 

Daring m. schoss, busen, an. barmr, 
ags. bearm, as. ahd. barm, zu ba i ra n. 
Identisch gebildet ist gr. (popßfa 
tragkorb. 

barn n. kiud, krimgot. baar knabe, 



banja f. wunde, an. ags. beti, as. an. barn, ags. bearn, afris. bern, as. 
beni- in beniivunda, zu an. baue, ags. ahd. barn kind, vgl. lit. bernas knecht. 
bona, as. bano mörder, ahd. bano jüngling. Dazu barnüks, an. bernskr 



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25 



kindisch, lit. berniszkas knechtisch. 
Wahrscheinlich zu bairan. 

barusnjan ehren, ein wort dunke- 
len Ursprunges, das nach Bugge (Idg. 
forschungen 5, 175 f.) aus armen. 
barepa&tim, barepaStanam verehre ent- 
lehnt sein soll. Die abweichende form 
des gotischen wortes erklärt er durch 
den einfluss von berusjos (vgl. 
über barusnjan Bugge, ßeitr. 13, 
178 f.). 

hast, s. weinabasi. 

batlza besser, batists best, an. 
betre, beztr, ags. belera, betst, afris. 
betere 1 best, as. betaro, best, ahd. 
hefäßTQt bejjist, unregelmässige stei- 
gerungsformen zu göds, sind ver- 
want mit böta. Zusammenhang mit 
ai. bhadrd- erfreulich, glücklich, gut 
(idg. Hhndro-), bhändis{ha- am besten 
preisend, bhdndate wird gepriesen, 
ist glücklich, freut sich ist nicht 
wahrscheinlich. Vgl. gabatnan. 

bauail wohnen, bauains f. wohnung, 
an. bua, ags. buan, as. ahd. büan 
wohnen, bebauen, lit. butt, aksl. byti 
sein, air. buith das sein, lat.* fui 
war, gr. Qua zeuge, avest. bavaiti, 
ai. bhdvati wird, ist. Zu dieser allgem. 
idg. wz. gehören u. a. an. ags. bu, 
as. ahd. bn bau, wohnung, an. bmt 
bude (vgl. lit. bütas haus, air. both 
hütte und mit idg *bhö- aus *bhöu- 
meng. bdpe, mhd. buode bude, wie 
an. b6l wohnstatte) und vielleicht 
auch bagms. 

bantrjan, s. usbaugjan. 

bauljau, s. ufbauljan. 

baur m. geborener, an. burr, borr, 
ags. byre söhn, zu bairan. 

banrd, s. fotubaürd. 



batirgN f. stadt, an. borg, ags. as. 
ahd. bürg bürg, stadt, identisch mit 
gall. brig- in Jirigiani, ßrigantes (vgl. 
den germ. volksnamen Burgnndwnes), 
air. bri berg (gen. breg), avest. barsz-, 
bzraz- höhe und verwant mit b a \ r- 
gahei. Gr. vvpyoc türm ist natür- 
lich ferne zu halten. Von battrgs 
abgeleitet ist baurgja m. bürger, 
mitbürger. Vgl. bibaürgeins. 

baürgswaddjus f. Stadtmauer, 
grunduwaddjus f. (m.) grundmauer, 
mipgardiwaddjus f. Scheidewand ent- 
halten ein sonst nicht belegtes -waddjus 
mauer, das mit an. veggr, ags. wag, 
afris. wäg, as. weg wand identisch ist. 
Man vergleicht lit. vyti, aksl. viti 
drehen, winden, lat. viere binden, 
flechten, ai. vydyati umhüllt, vdyaii 
webt, flicht und denkt an eine grund- 
bedeutung 'flechtwerk, geflochtene 
wand.' Vgl. biwindan, wein. 

baürpei f. bürde, an. byrdr, byrde, 
ags. byrden, ahd. burdi, zu bairan. 

baul>s taub, stumm, geschmacklos 
kann urspr. 'stumpf bedeutet haben 
und mit nd. butt stumpf, plump, 
norw. dial. butt stück holz verwant 
sein. Meillet (Mem. de la Soc. de 
Ling. 10, 282) vergleicht armen. 
buth stumpf und mit anderem suffix 
lit. bukus spitzlos, stumpf. Weniger 
wahrscheinlich ist die von mir aus- 
j gesprochene Vermutung (Beitr. 20, 
563), dass baups mit au durch ein- 
wirkung des synonymen daufs zu 
air. bodar, ai. badhird- taub zu stel- 
len sei. 

beidan erwarten, an. btda erwar- 
ten, ertragen, ags. btdan verweilen, 
erwarten, ertragen, as. bidan, ahd. 



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26 



bilan warten wird gewöhnlich mit 
lat. fido vertraue, gr. ice&u über- 
rede identificiert, was wegen der 
bedeutung nicht für sicher gelten 
darf (vgl. bidjan). Mit baidjan 
kann beiden aus semasiologischen 
gründen- nicht verbunden werden. 
Vgl. us bei sns. 

beist n. Sauerteig, mit »t aus tst 
(s. Brugmann, Idg. forschungen 6. 
102 f.) zu bei tan. Vgl. gabeist- 
jan, unbeistei, unbei8tjö|)s. 

beitan beissen, an. btta, ags. bitan, 
as. bitan, ahd. //«ja«, urverwant mit 
Iht.Jtndo, ai. bhinddmi, bhedämi spalte. 
Vgl. andabeit, baitrs, beist. 

berusjö* m. plur. eitern, urspr. 
part. praet. act. zu bairan. 

bi bei, an, um, ags. 6t, öe-, as. 
bi, be-, ahd. bi, bi-. Man vergleicht 
aksl. obü, dessen bedeutungen genau 
mit bi übereinstimmen, lat. ob ent- 
gegen, und mit nasal ags. ymb, ymbe, 
ahd. umbi um, lat. amb-, gr. ifiCJ)i 
u. ß. w. In avest. aitci, ap. abiy, 
ai. abht herbei, zu, um scheinen 
zwei idg. praepositionen zusammen- 
gefallen zu sein (*ebhi und *mbhi). 
Alles unsicher. 

biabrjan, s. abrs. 

bibaürgciiis f. umwallung, zu 
*6ibaurgjan umwallen : *baurgjan ist 
denominativum von baürgs. 

bida f. bitte, gebet, as. beda, ahd. 
b'eta, zu bidjan. 

bidagwa m. bettler, von dunkeler 
bildung, zu bidjan. Ist bidagwa, 
wie Kluge (Pauls Grundr. P 447) 
und Zupitza (Die germ. gutturale 
95) annehmen, für *bidaga verschrie- 
ben? Vgl. ags. bedecian betteln. 



bidjan bitten, beten, betteln, an. 
bidja, ags. biddan, as. biddian, ahd. 
bittan gehört nach Kern (Tijdschr. 
v. Ned. taal- en letterk. 1, 32 f. f.) 
zu ai. badhale drängt, drückt: man 
beachte die Übereinstimmung von 
an. knebeit, as. kneobeda kniebeugung, 
anbetung mit ai. jnudadh- die knie 
beugend. Dazu gehören noch lit. 
bdda8 hungersnot, hunger, gr. rtöo; 
drang, Sehnsucht. Osthoff (Beitr. 8, 
140 f. f.) hält bidjan für ein ver- 
bum mit wurzelhaftem i (baj) statt 
*baip wäre als entgleisung zu erklä- 
ren) und vergleicht \*t.ßdo vertraue, 
gr. irtßv überrede (vgl. beidan). 
Noch anders, aber gewiss verfehlt 
Bezzenberger (Bezz. Beitr. 16, 252), 
der gegen die lautgesetze das b in 
bidjan aus einem velarlaute entstan- 
den sein lässt, Vgl. bida, bidagwa. 

bifaihö f. Übervorteilung, bifaihön, 
gafaihön übervorteilen, zu faih. 

bigafrdan umgürten, u/gatrdan 
aufschürzen, in den andern sprachen 
mit tiefstufe der wz. : an gyrata, ags. 
gyntan, as. gurdian, ahd. gurten, zu 
gai r d a. 

bigitan finden, erlangen, antreffen, 
an. geta erlangen, erreichen, vermu- 
ten (daher geta Vermutung, gata 
rätsei), ags. gietan bekommen, erhal- 
ten, begietan erfassen, erreichen, er- 
langen, forgietan vergessen, afris. 
urjeta, forjeta vergessen, as. bigttan 
finden , fargetan vergessen , ahd. 
pigejjan erreichen, erlangen, erwer- 
ben, irkejjan, firgejjan vergessen. 
Mit germ. *gelan erfassen, erlangen, 
vermuten, raten sind urverwant: 
aksl. gadati raten (daneben gatati), 



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21 



lat. prehcndo ergreife, praeda (*prai- 
keda) beute, hedera epheu, gr. 
erlange (l^«3ov, %tivoiJLa.i). 

bihait n. streit, ags. ä<?W drohung, 
prahlrede, as. bihti drohung, ahd. 
bikeij verheissung, gelobung, zu 
Hihaitan (s. haitan), ags. behdlan, 
ahd. biAeijan verheissen, geloben. Von 
bihait abgeleitet ist bihaitja m. streit- 
süchtiger, prahler. 

bijands in bijandzuppan zugleich 
aber auch, unbekannten Ursprunges. 

bilaibjan übrig lassen, an. leifa, 
ags. lirfan, belxfan, causativum zu 
bileiban. 

bMaigön belecken, lit. Uziu, aksl. 
lizq, air. Itgim, lat. lingo, gr. A«/«£«, 
armen. Itzum, np. Usam (für *lezam), 
ai. rehmi, lehmi lecke. Dazu auch 
ags. liccian, as. leccön, liccön, ahd. 
leccön, tecchön mit kk aus idg. yhn, 
Tgl. gr. Ät%vos lecker, naschhaft, 
A(^vfy« belecke, benasche. 

bileiban bleiben, ags. bclifan, 
afris. bellva, bliva, as. biliban, ahd. 
TOom, mit aflifnan, bilaibjan, 
laiba, liban zu lit. Dpti ankle- 
ben, lipsznus klebrig, aksl. Upiti, 
•ftnqti, -lipati ■ anhaften, ankleben, 
ttpiti zusammenkleben , festkleben 
(causat.), lat. lippu* triefäugig, gr. 
iX('t$u salbe, xXettpxp, xXoiQvj salbe 
(mit 0 statt TT durch entgleisung), 
kirxpfa fett, xliros, A/t« (acc.) fett, 
hvxpilt; anhaltend, beharrlich, XIttx- 
beharre, ai. rip- schmieren, kle- 
ben, limpdti bestreicht, beschmiert, 
lepa- salbe, teig, tünche, schmutz. 

bimait n. beschneidung, zu bimai- 
Uin beschneiden, s. maitan. 

bimampjan verhöhnen, verspot- 



ten, weist auf eine idg. wz. mit b 
im auslaut. Trotzdem darf man es 
kaum von gr. ßipt^oßxt tadele, 
ßouitpt tadel trennen, welche eine 
wz. mit ausl. bh voraussetzen. 

biliatihan erlaubt sein, ganauhan 
genügen (aus ganah es genügt ist 
lit. gana genug entlehnt), ahd. gina/i 
es genügt, mit ganaüha, ganöhs 
zu an. nd erreichen, air. at-chöm-naic 
accidit, cöim-nactar potuerunt, lat. 
nanciscor erreiche, avest. nasaiti, ai. 
ndcati, ar-noti erreicht. Auch lit. neszti, 
aksl. nesti, gr. iveyxeTv tragen gehö- 
ren hierher. 

bindan binden, an. binda, ags. as. 
bindan, ahd. bintan binden, avest. 
bandämi, ai. badhnami binde. Dazu 
lit. bind ras genösse, lat. offendimen- 
tum kinnband an der priestermütze, 
offendix knoten, band, gr. *e7<rax 
tau, seil, iretSipis Schwiegervater 
(vgl. ai. bdndhu- verwanter). Vgl. 
andbundnan, bandi, bandja, 
gabinda, gabundi. 

Ii i n in Iis ja n ausspähen, ahd. pinitt- 
9an erfahren, finden, erreichen, erlan- 
gen, ohne praefix ags. neosian, neosan 
untersuchen, versuchen, aufsuchen, 
vielleicht erst durch entgleisung in 
die tu-, u- reihe gekommen und mit 
lat. nanciscor erreiche, ai. ndcati 
erreicht, agnöti erreicht, erlangt 
(s. binaühan) vergleichbar. Vgl. 
nin hs eins. 

biranbön berauben, an. raufa, 
ags. rcafian, as. röbön, ahd. roubön 
rauben, denominativum von *rauba-, 
ags. re'af, afris. räf, as. röf(\w nödröf 
gewaltsame entreissung), ahd. roub 
raub, zu an. rjufa, ags. reofan 



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28 



brechen, zerreissen und ausserhalb 
des germ. lit. rnpHi kümmern, rü- 
pedu sorge (diese bedeutungen las- 
sen sich sehr wol aus dem grund- 
begriff des brechens erklären), rupas 
rauh, holperig, rupts eine bauchkrank- 
heit bei pferden, raupdi masern, rau- 
pU blatter, rdup&a* aussatz, serb. 
rupa loch, grübe (vgl. an. rauf loch), 
poln. rupic beissen, lat. rumpo zer- 
reisse, zerbreche, rüpes fels, klippe, 
bal. röpag fegen, np. rubüdan rauben, 
ruftan fegen, ai. rupyali hat reissen 
im leibe, rdpi- reiseender schmerz, 
ropa- loch, höhle, lumpdü zerbricht, 
plündert, raubt. Vgl. raupjan. 
Neben idg. *reup-, *rup- stand ein 
synonymes Heup-, *lup- in ahd. 
lauft bast, lit. lupti schälen, aksl. 
lupiti abziehen, schälen, lupezl raub 
und *leub-, *lub- in aksl. *lubti rinde 
(südslav. russ. poln. czech. lub). 

bireks, bireifo (oder birikmt) ge- 
fährdet, unbekannten Ursprunges. 

birödeins f. üble rede, zu birödjan 
sich unwillig äussern, murren, s. 
r ö dj an. 

bininains f. heimlicher anschlag, 
beruht auf *rünan (praet. *rünaida), I 
ags. rvnxan y anfr. rünan, ahd. rünen 
flüstern, raunen, zu runa. 

bisauljan beflecken (dazu buaulrins 
f. befleckung, buaulnan sich verun- 
reinigen), norw. dial. styla beflecken, 
saula schmutz. Man vergleicht aksl. 
chula tadel, lästerung, c^kM* lästern, 
welche wegen des anl. ch besser zur 
seite gelassen werden (s. jedoch | 
Pedersen, Idg. forschungen 5, 64). 
Auf grund von an. taurr feuchte 
erde, schlämm, kot wird man das l 



in germ. saut- zum suffix ziehen 
müssen. Weitere unsichere combina- 
tionen findet man bei Person (Wur- 
zelerw. 175), der ohne genügenden 
grund an die sippe von ai. sunoii 
denkt. 

bisineitan beschmieren, gasmeifan 
schmieren, ags. sntitan werfen, schla- 
gen, afris. smita werfen, ahd. smijan 
beschmieren. Falls die grundbedeu- 
tung von germ. *smitan 'werfen' 
ist, darf man aksl. smtdn dunkel- 
braun nicht vergleichen. 

bistugq n. anstoss, ärgernis, zu 
bistigqan an etwas stossen, s. atig- 
qan. 

bisunjane ringsum, beruht anf 
-sunjan-, erweiterung von idg. *sni- 
(tiefstufe zu *sent-), part. praes. der 
wz. *<?*- sein. Vgl. sunja, sunjis. 

bindan, 8. anabiudan. 

bingan biegen, ahd. biogan, dane- « 
ben das aoristpraesens ags. bugan, 
an. nur bogenn gebogen. Ahd. buhil 
hügel macht es wahrscheinlich, 
dass wir mit einer wz. *bheufc-, *bhuk- 
zu tun haben; die andern idg. spra- 
chen weisen auf *bheug-, *bhug- : lit. 
bngt'i erschrecken, baugm furchtsam, 
lat. fugio, gr. Q>tvyu fliehe, avest. 
buj- ablegen, reinigen, befreien, ret- 
ten, bu%ti- befreiung, rettung, päz. 
bö%lan retten, bal. bözay öffnen, los- 
binden, ai. bhujami biege, bhugnd- 
gebogen, bhogd- windung, krümmung 
(anders Meillet, Notes d'etymologie 
grecque 8 f. f.). Hierher *buga, 
krimgot. boga bogen, an. böge, ags. 
boga, as. ahd. bogo. Vgl. usbaugjan. 

Mühls gewohnt, aus bi und -nht», 
das auf idg. *u»Ho- zurückgeht, vgl. 



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29 



Iii junktas gewohnt, junkti gewohnt 
werden, jaukhili gewöhnen, aksl.' 
vyknqii sich gewöhnen, uciti lehren, 
ai. ucyati findet gefallen an etwas, 
ist gewohnt, ucild- gewohnt, ange- 
messen, entsprechend, 6ka» behagen, 
gefallen, wohnstätte. 

biliös m. tisch (so und wol nicht 
bivp n.), an. bjodr, ags. beod, as. 
biod, ahd. beot, piot, zu -biudan in 
anabiudan. Aus got. biuda- ist 
aksl. bljudo, bljudu, bljuda, bljudva 
schüssel entlehnt. Das wort bedeu- 
tete urspr. den gegenständ (tisch, 
schüssel), worauf etwas vorgelegt 
oder dargeboten wird. 

biwaibjan umwinden, an. veifa 
in schwingender, zitternder bewe- 
gung sein, ags. icdßan schwanken, 
ahd. ziweibjan zerstreuen, weibön 
schwanken, schweben, unstet sein, 
urverwant mit avest. vip- werfen, 
entlassen, ai. ve'pate regt sich, zitiert, 
bebt, vipa*- erregung, begeisterung, 
vipra- begeistert, sänger, dichter. 
Neben idg. *weip- steht *wi&- in 
wei pan. 

biwindnn umwinden, einwickeln, 
dugamndan verwickeln, umcindan 
fertig winden enthalten das gemein- 
germ. *windan winden, wickeln: an. 
nWa, ags. as. ahd. windan. Dazu 
das causativum wandjan. Ausser- 
halb des germ. sind noch keine be- 
ziehungen gefunden: man vermutet 
ursprüngliche Zugehörigkeit zur ei-, 
»-reihe und vergleicht die idg. wz. 
*ve%-, *wi- winden, woraus germ. 
*wind- weitergebildet sein könnte 
f. vgl. baürgswaddjus, wein). 

blandan mischen, an. blanda, ags. 



as. blandan, ahd. blantan, damit 
ablautend blinds und an. blunda 
die äugen schliessen, blundr Schlum- 
mer, urverwant mit lit. blandßli die 
äugen niederschlagen, blendzvüs ver- 
finstere mich, bifida wird abend, 
priblfsta fangt an finster zu werden, 
pryblindt, priblindlma* abenddämme- 
rung, aksl. blqdili, blpti irren, blqdil 
irrtum, hurerei, bledt betrug. Hierher 
gehört noch germ. * blunda-, mlat. 
blundu*, blondus blond, eigl. 'gemischt' 
(vgl. ags. blanden-feax). Ausführlich 
handelt über diese sippe Liden (Stud. 
zur aind. und vergl. Sprachgeschichte 
76 f. f.), der lit. baldndu, baldndt 
wilde taube, baldnda melde und ai. 
bradhnd- rötlich, falb {*bhlndhnoA) 
heranzieht. Nach ihm wäre der ur- 
sprüngliche sinn der wz. 'dunkel, 
trübe machen' und träte dieser noch 
deutlich in germ. Hlunda- hervor 
(dann hätte sich die bedeutung 'blond' 
nicht aus 'gemischt' entwickelt). 

hlanfcjan entkräften, an. biet/dank 
zaghaft werden, as. blödian, ahd. 
plödjan schwach, zaghaft machen, 
denominativum von *blaupwt, an. 
blaudr, ags. blead schwach, kraftlos, 
as. blödi, ahd. plödi gebrechlich, 
schwach, zaghaft. Bugge (Beitr. 13, 
180 f.) hält das b in Hlaupu* für 
ein praefix und denkt an Zusam- 
menhang mit lit. paliduü aufhören. 
Mehr empfehlung verdient die an- 
knüpfung an gr. (pxotüpos gering, 
schlecht, wertlos (daneben (petüXos 
aus *$Kxv\o(). 

hleiftjan mitleid haben, barmher- 
zig sein, ahd. bilden sich freuen, zu 
bl eips. 



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30 



blei{)8 freundlich, barmherzig, an. 
blidr mild, sanft, ags. blute mild, 
sanft, fröhlich, as. bfidi, ahd. blidi 
heiter, freundlich. Bugge (Beitr. 13, 
181 f.) fasst das b als praefix und 
vergleicht lit. palHi hingiessen. Nicht 
viel überzeugender stellt Johansson 
(Beitr. 15, 226 f.) bleifis zu ai. ml/iyati 
welkt, erschlafft, indem er das y zur 
wz. zieht. Insofern mag er recht 
haben, dass er in dem bl idg. ml 
sucht : vgl. etwa ai. mrityati zerfallt, 
löst sich auf (Beitr. 20, 563 f.). 

blesan, s. ufblösan. 

bliggwan bläuen, sehlagen, mnl. 
blouiven, ahd. bliuwan ist ausserhalb 
des germ. nicht nachgewiesen: die 
vorauszusetzende idg. wz. ist Hhleu- 
oder *mleu-. 

blinds blind, an. blindr, agß. as. 
blind, ahd. Mint, zu bland an. 

blöma m. blume, an. blomc, ags. 
blöma, as. biomo, ahd. bluorno, zu 
ags. blöwan, as. blöian, ahd. blnojcn, 
bluowen blühen. Hierher gehören 
auch ags. bled, ahd. blnot blüte und 
an. blad, ags. bind, ahd. Mal blatt, 
weiter ags. blöslma, mhd. bluost blüte, 
welche auf Hhlö-s- beruhen. Ausser- 
halb des germ. findet man ebenfalls 
*bhlö- und *bhlö8-: air. bldth blume, 
blüte, lat. flös blume, flörrre blühen. 
Zusammenhang mit -bltsan (s. uf- 
blesan) ist wahrscheinlich. 

blötan anbeten, verehren, an. blöta, 
ags. bl6tan, ahd. pluajan opfern, 
wozu blötinassu» m. Verehrung, 
guj)blöstrei8. Aussergerm, be- 
ziehungen sind nicht mit Sicherheit 
nachgewiesen. Man vergleicht das 
mehrdeutige lat. flämen priester (aus I 



I *flädmen1 Bugge, Bezz. Beitr. 3, 98). 

ftach andern wäre dieses wort mit 
j ai. brahmun- zauberpriester, brdhman- 
zauberspruch zu identifizieren (s. 
Kretschmer, Einl. in die geschiente 
der griechischen Sprache 127 f. f.). 

blöj) n. blut, krimgot. (fehler- 
haft für *blut), an. blöd, ags. blöd, 
afris. as. blöd, ahd. bluot weisen auf 
idg. *bhlolo- oder *bhläto-, vielleicht 
zu *bAlö- blühen (s. blöma). 

bnauan zerreiben scheint aus b- 
(in tonloser silbe aus bi- entstanden) 
und -nauan zusammengesetzt zu sein, 
[ vgl. an. nua, gm/a- (g-nria), ahd. 
nf/an zerreiben. Vielleicht zu der 
unter n a u |> s besprochenen wz. *«««- 
quälen, falls diese urspr. 'reiben' 
bedeutet hat (vgl. noch Boer, Mu- 
seum 4, 281 f.). 

böka f. buchstabe (plur. bökö» 
buch, brief, Urkunde), -bäh n. (fra- 
bauhlaböka Verkaufsurkunden), an. 
bök, ags. böc, as. bok, ahd. bvoh 
buch, urspr. 'buchentäfelchen zum 
einritzen von runen", zu jm. bok, 
ags. boc-ireow, ahd. buohha, \til. fägv« 
buche, gr. dor. Qxyii;, ion. att. 
<$w6$ speiseeiche, phryg. Biyalot 
eichengott (? Torp, Idg. forschungen 
5, 193 f.), womit Bartholomae (Idg. 
forschungen 9, 271 f.) kurd. bvz 
eine ulmenart zu vermitteln sucht. 
Aksl. buky buche, buchstabe ißt aus 
germ. *bökö entlehnt. Vgl. noch 
Sievers, Pauls örundr. I 2 , 252 
(anders l l , 241 f.). 

bökareis m. Schreiber, schriftge- 
lehrter, ags. böccre Schreiber, vgl. 
ahd. buohhüri Schreiber, schriftge- 
lehrter, zu böka. 



31 



bot« £ nutzen, vorteil, an. ags. ' 
64t, as. böta, ahd. buo^a besserung, 
yergütung, zu batiza. Davon ab- , 
geleitet ist boljan bessern, an. bfta, 
ags. betau, as. bötian, ahd. buojan 
bessern, vergüten. 

brahw n. blinken, z winken (wol 
so und nicht braAws m.), verwant 
mit an. brjd, brd funkeln, braga 
flamme, bragd blinken (subst.), br'egda, 
ags. bregdan an das licht ziehen, 
mhd. brehen leuchten. Die anlautende 
gruppe br scheint hier aus mr her- 
vorgegangen zu sein : vgl. lit. merkti 
mit den äugen blinzeln, wozu sich 
auch maürgins und lit. brJfozta 
es tagt, apybre'nzkü morgendämnie- 
rung (und aksl. brtzgiil) stellen las- 
sen (Johansson, Kuhns Zs. 30, 445 
f. f.). 

braids breit (wol richtiger braips), 
an. breidr, ags. brdd, afris. as. bred, 
ahd. breit, dazu braidei f. breite, 
ahd. breiti. Man vergleicht gr. 
ßp&ut schwer, ßpftos last, ßp\5u 
bin schwer, beschwere, bin überlegen 
und geht von einer mit mr anlau- 
tenden wz. aus (Johansson, Kuhns 
Zs. 30, 451). Begrifflich dürfte diese 
combination wenig zu empfehleu sein. 
Ganz unbefriedigend ist eine andere 
etymologie von braids, nach welcher 
es aus *mrait6- zu ai. mrt'tgati zer- 
fallt, löst sich auf entstanden wäre. 
Vgl. usbraidjan. 

brakja f. kämpf, zu brikan. 

briggan bringen, ags. ahd. bringan, 
daneben ags. brengan, as. brengian 
aus *brangjan. Die Vorgeschichte des 
Wortes ist dunkel, denn Johanssons 
erklärungsver8uch (Beitr. 15, 227 f.) 



darf kaum für gelungen gelten. Falls 
das b in briggan aber wirklich aus 
bi entstanden ist, so darf man frei- 
lich an Zusammenhang mit ahd. ringt 
leicht, gering, wertlos, mhd. geringe 
leicht, schnell, bereit, gering denken, 
denn der begriff des bringens kann 
auf dem des beförderns und beschleu- 
nigens beruhen. Vgl. jedoch cymr. 
he-brvyng wegführen, abführen. 

brikan brechen, kämpfen, ags. 
as. brccan, ahd. brScAan brechen, air. 
-brugad brechen, lat. frango breche, 
ai. -bhraj- in giribhrdf- aus bergen 
hervorbrechend. Daneben steht eine 
wzform ohne r in air. bongaim, ai. 
bhandjmi breche (vgl. brüks). Vgl. 
brakja, gabruka, usbruknan. 

brinnan brennen, an. brinna, 
brenna, ags. beornan, byrnan, as. ahd. 
brinnan. Ausserhalb des germ. nur 
air. brennim sprudele (Strachan, Bezz. 
Beitr. 20, 12). Nur mit annähme 
verschiedener determinative ist ver- 
wantschaft mit air. berbaim, \&t./erveo 
koche denkbar. Vgl. alabrunsts, 
brinnü, brunjü, brunna, ga- 
brann j an. 

I) rin no f. fieber, zu brinnan. 

brojmr m. bruder, krimgot. bruder, 
an. br6der, ags. brodor y as. bröthar, 
ahd. bruoder, lit. broter- (in broterili* 
brüderchen, sonst brolis), aksl. bratrü, 
bratu, air. brdthir, lat. /räter, gr. 
Qpxnip, Qpxrup (mit politischer be- 
deutung: teilnehmer einer (PpxTpli), 
armen. e\bair, avest. ap. brätar-, ai. 
bhratar-. 

brö^rahans m. pl. gebrüder, zu 
bröj>ar (vgl. skr. bArätr&a-). 
bröl>ralubö f. brüderliebe (auch 



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32 



bröpraluböl), s. brof)ar und liufs. 1 aufschwellen, knospen hineinfuhren. 

brülgan gebrauchen, an. bruka, Vgl. auch ags. brgsan brechen, air. 
ags. brucan, as. brükan, ahd. brüchan, | bruim zerschlage, zerschmettere (zu- 
b. brüks. nächst aus *brüsyö). Vergebens hat 

brüks brauchbar, ags. bryce, ahd. ' Bugge (Beitr. 13, 320 f. f.) versucht 
pruchi, zu lat. frügt* nutzen, fruchte, brüst* mit aksl. präsi brüste zu ver- 
mitteln. 

hm [if'aJiN m. bräutigam, hundafaps 
m. befehlshaber über hundert mann, 
synagögafaps m. Vorsteher einer 
synagoge, püsundifaps m. befehls- 
haber über tausend mann enthalten 
ein sonst nicht belegtes -faps herr, 
das mit lit. pats ehemaun, lat. potis 
vermögend, gr. toVis gemahl, avest. 
paiti-, ai. palt- herr identisch ist. 
Aksl. goxpodi herr ist nach Hirt 
(Beitr. 23, 333) aus got. *gastifaps 
entlehnt (vgl. dazu lat. hospes, gen. 
Aospitis gastfreund). 

brü|>s f. (braut), Schwiegertochter, 
an. bnUtr, ags. bryd % as. briid, ahd. 
brüt braut, eigl. ein verbalabstractum 
idg. *mrüti- Versprechung, Verlobung 
zu avest. rnraomi, ai. brdvimi spreche, 
sage («. Beitr. 22, 188 und Hirt, 
Beitr. 22, 234). Anders, aber ver- 
fehlt Bugge (Beitr. 13, 184 f.). 
Das krimgot. scheint ein anderes 
wort für 'braut' gebraucht zu haben, 
nämlich scAuos (vielleicht druckfehler 
hnos = got. **ntut schnür, 



fruor (aus *frugvof) geuiesse. Dane- 
ben steht eine wzform ohne r in 
lat. fungor gebrauche, ai. bhundjmi 
geniesse (vgl. brikan). 

brunjri f. brünne, patfzer, an. 
brynja, ags. byrne y ahd. brunja, brunna 
(aksl. briinja ist lehnwort aus ahd. 
brunja), ein Wort dunkelen Ursprun- 
ges. Früher stellte man es des erz- 
glanzes wegen zu b r i n n a n , jetzt 
denkt man an Zusammenhang mit 
air. bruinne brüst (vielleicht ist 
brunjö aus dem keltischen entlehnt). 
Zu beachten ist noch bask. burni, 
burdin eisen (s. Versl. en Meded. 
der Kon. Akad. 3° Beeks, 8, 205 f.). 

brnnna m. brunnen, quelle, krim- 
got. brunua, an. brunnr, ags. afris. 
burna, as. ahd. bntnno, darf wegen 
air. brennim sprudele zu brinnan 
gestellt werden. Weniger wahrschein- 
lich ist verwantschaft mit gr. (ppictp 
brunnen, armen, axbeur quelle (s. 
Johansson, Bezz. Beitr. 18, 36 f.). 

brusts f. pl. brüst, ahd. brüst, 
dazu mit ablaut an. brjöst, ags. 
breast, afris. briast, as. briost, vgl. ] Schwiegertochter, vgl. au. snor, sn$r, 
etwa air. bruinne brüst, das aber j ags. snoru, ahd. snur, snura, aksl. 
eher mit bru nj ö zusammengehört. \snücha, lat. nurvs, gr. vv6$ t armen. 
Vielleicht ist brüst* als 4 die auf- nu, ai. snum, Holthausen, Anz. f. d. 
schwellende' mit as. brustian knos- j altertum 24, 33). Auch das krimgot. 
pen, slov. serb. brst, klruss. brosti 1 wort für 'hochzeit' (marzu* mit z = p 
knospe zu verbinden, welche uns in | zu lit. wart) braut, Solmsen, Kuhns 
die sippe von an. brj6ta, ags. breotan I Zs. 35, 481 f. f.) ist uns durch 
brechen, mhd. briejen hervorbrechen, I Busbeck erhalten geblieben. 



für 



r sc 



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33 



bu^rjan kaufen, ags. bycgan, as. 
duggian. Cnbekaunten Ursprunges, 
byssatin fremdwort: ßvtrtrov, aco. 

ZU ßÜVVOf. 



d. 



daban, s. gadaban. 

daddjau säugen, aschw. dteggja 
säugen, vgl. aschw. dm saugen, ags. 
dem säugeu und ahd. täan säugen. 
Daddjan-daggja ist identisch mit 
aksl. dojif säuge und ai. dhdyämi 
sauge, trinke ; ahd. täan entspricht 
genau lett. deju, armen, diem sauge. 
Zu derselben wz. gehören ahd. lila 
weibliche brüst, lit. pirmdelys die 
zum ersten mal geboren hat, was 
soeben geboren worden ist, lett. deU 
söhn, aksl. rf% kind, air. d'dh sog 
(3 pers.), del zitze, lat. felüre sau- 
gen, femina weib, filiu* söhn, gr. 
bfaxro sog, SvfXvi mutterbrust, SijKv; 
weiblich, armen, dal, dail biestmilch, 
dayeak amme, avest. daenu- tierweib- 
chen, mp. däyak amme, ai. d/iaru- 
saugend. dhälri amme. 

dags m. tag, krimgot. tag (soll 
natürlich *dag heissen), au. dagr, 
agä. dxg, as. dag, ahd. tag, dazu 
mit ablaut ah tan d 9g b , f i d u r- 
dögs und an. do"gr tag und nacht, 
ags. dögor tag. Ausserhalb des germ. 
sind verwant: lit. ddgas, daga ernte- 
zeit, apr. dagu sommer, ai. nidaghu- 
hitze, sommer, zu lit. degti brennen, 
avest. dazaiti, ai. ddhati brennt. 
Dag» (= lit. daga») ist also 'die 
zeit wo die sonne brennt'. Ob avest. 
azatt-, ai. dhan-, dhar, dkan- (vgl. 
an. <%r, ags. dögor mit r aus z) 



hierher gehört, ist zweifelhaft: vgl. 
das unter arbai[>s bemerkte und 
s. Bugge (Bezz. Beitr. 14, 72 f.). 

daigs m. teig, an. deig, ags. dag, 
ahd. teig, zu deigan. 

daila f. teil, anteil, mina, an. 
deila Zwiespalt, ahd. teila teilung, 
teil, zu dails. 

dailjan teilen, zuteilen, an. deila, 
ags. divlan, as. drlian, ahd. teilan, 
denominativum von dails und also 
mit aksl. deliti identisch. 

dails f. anteil, ags. difl, afris. as. 
drt, ahd. teil, verwant mit aksl. 
delü teil. 

daiinönareis m. besessener, neu- 
bildung mit -areis (vgl. b ö k a r e i s , 
laisareis, liupareis, müta- 
reis, sökareis, wullareis) zu 
gr. Ixifiuv daemon. 

dal n. tal, Vertiefung, grübe, an. 
dalr, ags. dul, as. dal, ahd. tal tal, 
identisch mit aksl. dolü loch, grübe, 
gr. 56\o$ kuppeldach (die begriffe 
'Wölbung' und 'Vertiefung' liegen 
einander ganz nahe). Dazu dalaft 
abwärts, nieder, dalapa drunten, 
dalapro von unten her. Vgl. i b d al j a. 

dammjan, s. faurd amnij an. 

daufs taub, verstockt (davon d an- 
bei, dau6i[)a f. taubheit, Verstockt- 
heit, vgl. ags. deafu und an. deyfd, 
und afdaubnan), an. daufr, ags. 
de'af, afris. däf, anfr. douf taub, 
ahd. tou/j nichts empfindend, stumpf- 
sinnig, taub, närrisch, toll, verwant 
mit mhd. lob nicht bei verstände, 
toll und ags. daß an, ahd. toben rasen, 
toben. Weiter vergleicht man gr. 
TüCpAs'c blind, dunkel, tüQos rauch, 
Tvtpu mache rauch, TÜ(pb*u räuchere, 

3 



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34 



mache hoflartig, stumpfsinnig. Vgl. 
dum b 8. 

daühtar f. tochter, an. dotier, ags. 
dohtor, afris. dochter, as. dohtar, 
alid. tohter, lit. dukte\ aksl. dtisti, 
gr. buyotTvip, armen, dustr, avest. 
duydar, ai. duhiUir- (für ai. h gegen- 
über gr. y vgl. mikils und s. von 
Fierlinger, Kuhns Zs. 21, 478). 

datihts f. gastmahl, vielleicht 
urspr. 'zurüstung, bereitung' zu gr. 
rev%u verfertige, rüste, bereite 
(Holthausen, Anz. f. d. altertum 
24, 33). 

dauns f. dunst, geruch, an. daunn 
dnft, geruch, woneben mit anderem 
suffix ahd. toum dampf, dunst, duft, 
geruch, zur idg. wz. *dhü- (die 
form der hochstufe ist nicht festge- 
stellt) in an. dyja schütteln, gr. 9ü« 
stürme, rase, opfere, ai. dhünoti 
schüttelt, bewegt, von welcher auch 
lit. dumai pl., aksl. dj/tnti, lat. ffmus 
rauch, gr. 5üß6<; gemüt (du/*/«« 
räuchere), ai. dhnma- rauch abgelei- 
tet ist. 

daupjan taufen, sich waschen 
(eigl. 'untertauchen'), as. döpian, ahd. 
toufan taufen, causativbildung zu 
d i u p s. Die Angelsachsen und Scan- 
dinavier hatten andere Wörter (ags. 
fulwian und an. krhtna). 

dartr n. tor, türe, ags. as. dor, 
ahd. tor, daneben dauröns f. pl., 
krimgot. thurn (d. h. *dnrn f. pl.) 
und an. dyrr pl., ags. dum, afris. 
dure, dore, as. dura, ahd. turi, ver- 
want mit lit. durys pl. türe, dvdras 
hof, aksl. dvirl türe, dvortl hof, air. 
dorus tor, lat. fures pl. tor, fomm 
marktplatz, gr. %px, armen, dupn 



(«-stamm, vgl. daürön*), pl. durkh, 
avest. doar-, ap. dnvar-, ai. dvär-, 
dur- (statt *dhvär-, *dhur- durch 
die mit bh anlautenden casussuffixe) 
türe. Vgl. daürawards, faüra- 
daüri. 

daürawards m. türhüter, daura- 
warda, dauratcardö f. türhüterin, ags. 
dumtoeard, ahd. torwarto türhüter, 
s. daür und ward ja. 

daüröns, s. daür. 

daursan, s. gadaürsan. 

dau{)jan töten, an. deyda, ags. 
dydan, ahd. toden, zu dau|>8. 

<l;iu|is tot, an. daudr, ags. dead, 
as. död, ahd. iöt, zu an. deyja, as. 
dnjan, ahd. toutcen sterben, aksl. daviti 
erwürgen, vgl. ai. dhünoti schüttelt, 
bewegt {carirath dhünute schüttelt 
den körper von sich, befreit eich 
vom körper), causat. dhävayati (dhü- 
nayati).Yg\. afdaui|)s, dau])jan, 
dau|)us, diwans, gadauj)nan. 

dau|>us m. tod, an. davde, ags. 
deap, as. dötA, ahd. töd, s. dauf>s. 
Davon abgeleitet daupubleu zum 
tode bestimmt. 

deigan kneten, aus thon formen, 
wozu daigs, digrei, gadigis, 
verwant mit lat. jlngo bilde, figüra 
gestalt, figulus töpfer, osk. fethus» 
muros, gr. Te7%o<;, toT^o« mauer, 
armen, dizem häufe, dät häufe, avest. 
uzdaeza- aufhäufung, pairidaeza- um- 
friedigung, daezayeiti häuft, ap. 
didä festung, ai. degdhi bestreicht 
(ydh statt dji durch entgleisung), 
deha- körper, deht aufwurf, wall, 
dämm, dehalt schwelle, terrasse, 
dehlka ein best, insect, das die erde 
aufwirft, uddehika termite. Dazu ge- 



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35 



hören auch lit. dizli, d'ezti durch- 
prügeln (vgl. für die bedeutung mhd. 
smijen streichen, schlagen), lett. deiH 
anbieten, aufschwatzen (eigl. an- 
schmieren) und aruss. dtza, klruss. 
diza, poln. dzieia, czech. dizf, slov. 
deza teigmulde, backdöse (s. Zubaty, 
Arch. f. slav. phil. 16, 339;. 

deisei, b. fi lud ei sei. 

del»8, s. gade|)s. 

diabatilus m. teufel (dazu]das fem. 
diabula verläumderisch, als adjectiv 
zu qinö), an. djnfoU, ags. de'o/ol, 
afris. diovel, as. diubal, ahd. tiuval, 
christliches lehn wort aus gr. hxßoXos, 
lat. diaboltu. 

diakarinus m. diener, diaken, 
christliches lehnwort aus gr. hiKovos, 
lat. diaconus. 

digrei f. dichtheit, fülle, abgelei- 
tet von einem adj. *digrs, vgl. an. 
digr dick, mhd. tiger adv. gänzlich, 
völlig, zu deigan. 

dis aus einander, nur in Zusam- 
mensetzung, vielleicht aus lat. dis- 
entlehnt, 

dishniupan zerreissen (wozu das 
intransitive dishnujman), aschw. njupa 
kneifen, vgl. ags. ähneapan abpflüc- 
ken (weitere, doch unsichere combi- 
nationen bei Johansson, Beitr. 14, 
364). 

disskreitan zerreissen (daneben 
das intransitive dU&krilnan), vgl. 
oberd. Schweiz, schrissen, schreinsen, 
bair. schritzen, wozu vielleicht nd. 
tchrel, nhd. schrill mit vorgerm. // 
aus idg. dl (Schröder, Zs. f. d. alter- 
tum 42, 61). 

distaheins f. Zerstreuung, zu 
diüahjan zerstreuen, s. tahjan. 



distal ran zerreissen, aus einander 
treiben, gala/ran zerreissen, zerstören, 
auflösen enthalten das sonst nicht 
belegte -tairan reissen (dazu -taürnan, 
8. aftaürnan), identisch mit ags. 
Uran zerreissen, ahd. zeran (meist 

firztran zerstören). Ausserhalb des 
germ. lit. dirü schinden, aksl. derq 
schinde, zerreisse, corn. dam stück, 

.gr. Zcpu schinde, avest. dar- spalten, 
ai. dfnami spalte. 

diswin)jjaii auseinanderwerfen , 
winfmkaurö worfschaufel (für -skaurö 
s. winfiiskauro), vgl. ahd. winta 
worfel, witttön worfeln und ags. 
windman, engl, tcinnow schwingen, 
wannen, wie lat. ventilare wannen 
zu winds. Auch lit. vHyü worfeln, 
vHykU worfschaufel, serb. vijati 
worfeln, slov. vtcnica, poln. iciejaczka 
worfschaufel und lat. vannm wanne 
(ahd. wanna ist wahrscheinlich daraus 
entlehnt) gehören zur idg. wz. *«?«- 
wehen (s. waian). 

diswiss f. auflösung, zu *dimidan 
losbinden, auflösen, s. gawidan 
und vgl. gawiss. 

diups tief, an. djupr, ags. deop, 
afris. diap, as. diop, ahd. Hof, davon 
abgeleitet diupei f. tiefe, as. diupi, 
ahd. txufi und diupipa f. tiefe, an. 
dypt, engl. depiA, urverwant mit lit. 
dubia hohl, dhbti hohl werden, dubinti 

j aushöhlen, vertiefen, dauba schlucht, 
dauburys tiefe stelle zwischen bergen, 
dumbury« gegrabener teicb, tiefe stelle 
in einem fluss (vgl. ahd. tumphilo 
tiefe stelle im wasser, Strudel), dkli 
Vertiefung, höhle (mit ü aus idg. ö 
aus ou), cyinr. dw/n, air. domun 
tief. Neben *idg. *dheub- steht *dheup- 



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36 



in ags. djjfan, du/an, an. dyfa, deyfa 
tauchen, mnd. bedoven niedergesun- 
ken, mhd. tobel enges tal, aksl. duphtu 
hohl, dupina höhle, dupüka loch, 
duplU, dupli hohl, duplja höhle. Vgl. 
daupjan. 

dius n. wildes tier (diuza-), an. 
dyr, ags. deor, as. dior, ahd. tior, 
vgl. ags. deor kühn, ahd. ieorlih 
wild. Gewöhnlich stellt man </itt^a- 
zur idg. wz. *dAeu9-, *dhwet- atmen : 
lit. diuti ins keuchen geraten, dütHi 
schwer aufatmen, ddutos pl. obere 
luft, lüfte, dawtinti lüften, dvesiu \ 
hauche (inf. dve'sti), dvdte atem, geist, 
aksl. düchnqti, dychati atmen, duchil 
atem, geist, vüzduchü luft, dusa atem, 
seele, gall. du&io- daemon, gr. 'cfc; 
gott (aus *dhweso-, vgl. dfocpxroc). ', 
Lat. bestia ist wegen des anlautenden 
b (statt des zu erwartenden f aus , 
dhw) ferne zu halten: vgl. jedoch 
Hirt, Beitr. 22, 229 f. Eine gute 
parallele für die angenommene be- 
deutungsent wicklung von dius bietet 
lat. animal tier zu anima atem, 
seele. 

di Wims sterblich, part. praet. intr. 
zu an. deyja, as. döjan, ahd. touwen 
sterben, s. dau|>s. 

dömjan urteilen, an. dfma urtei- 
len, sprechen, ags. deman, as. domian 
richten, ahd. iuotnjan urteilen, rich- 
ten, ehren, rühmen, denominativum 
von döms. 

dönis m. urteil, an. domr urteil, 
gericht, Satzung, ags. dorn urteil, 
gericht, meinung, ansehen, rühm, 
afris. dorn rechtliche entscheidung, 
gericht, as. dorn meinung, urteil, 
gericht, ahd. tuom urteil, gericht, 



Satzung, tat, leistung, macht, stand, 
zustand (davon abgeleitet domjan), 
zu ags. dSn, afris. dua, as. dön, ahd. 
luon tun (idg. wz. *dAe-, *dAö-, 8. 
g a d e f) s). Vgl. insbesondere ai. 
dhaman- wohnstätte, gesetz, Ordnung, 
zustand, macht (avest. dämanr ist 
'geschöpf). Dem gotischen worte 
entsprechen genau phryg. foufto; ' 
cryvoSo; und gr. ^a/aoc häufe. Aksl. 
duma rat, dumati denken sind aus 
dem germ. entlehnt. 

draban, s. gadraban. 

dragan tragen, autladen, an. draya, 
ags drayan ziehen, afris. draya tra- 
gen, eintragen, ertragen, as. drayan, 
ahd. trayan tragen. Sichere anknüp- 
fung fehlt; man vergleicht aksl. 
dräzati (d. i. drlzati) halten, avest. 
drazmtf hält fest (vgl. Zupitza, Die 
germ. gutturale 177). 

dragk n. trank, as. dranc, ahd. 
iranc, zu drigkan. 

dragkjan tränken, ags. drencan, 
as. drenkian, ahd. irencan, causativum 
zu drigkan. 

draibjan treiben, bemühen, ags. 
drxfan, ahd. treiben, causativum zu 
dreiban. 

drakma m. drachma, aus gr. 
tpxxw, lat. drachma. Der acc. drak- 
mein ist die griechische casusform 

drauhsna f. brocken, abfall, ein- 
mal ohne h geschrieben: falls das 
wort wirklich drauxna gelautet hat, 
gehört es zu driusan. 

draühtinassus m. kriegsdienst, 
drauhtinön kriegsdienste tun, abge- 
leitet von dem in draühtiwitöj) 
und gadraühts steckenden drattAli-. 



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37 



drarihtiwitöt» n. kriegsdieust, Zu- 
sammensetzung aus drauhti- und 
witof). Mit drauhti- sind an. drött, 
ags. dryht, afris. dracht, as. druht-, 
ahd. truht gefolge, schar identisch. 
Zu driugan. 

drausna, s. drauhsna. 

dreiban treiben, an. drifa sich 
hastig bewegen, rasch herbeieilen, 
ags. drtfan, as. driban, ahd. trihan 
treiben. Das wort ist ausserhalb des 
germ. nicht widergefunden. Vgl 
d rai bj a n. 

drigkan trinken, drincan im 
epigramm (scapiamatziaiadrincan), an. 
drekka, ags. as. drincan, ahd. trin- 
han. Sichere anknüpfung fehlt (vgl. 
Schulze, Kuhns Zs. 27, 606 und 
Zupitza, Die germ. gutturale 161). 
Vgl. afdrugkja, dragk, dragk- 
jan, drugkanei, wein d rüg k j a. 

driugan kriegsdienste tun, an. 
dH/$j<*> ags- dreogan vollfuhren. Man 
vergleicht lit. drduga» gefahrte, aksl. 
drvgü genösse, freund und gall. 
drungos, air. drong Bchar. Zusammen- 
hang mit as. -driogan, ahd. triogan 
trügen, an. draugr gespenst, draumr, 
ahd. iroum träum, air. aur-drach ge- 
spenst, avest. druzaiti lügt, betrügt, 
ai. druhyati schädigt, avest. druj-, 
ai. drith- gespenst ist nicht wahr- 
scheinlich. Vgl. draühtinassuB, 
drauhti wituf), gadrauhts. 

driuHan fallen, ags. dreosan, as. 
drioman, dazu das causativum -draugan 
(s. afdrausjan). Johansson (Kuhns 
Zs. HO, 422) vergleicht gr. bpxiiu 
zerbreche, zermalme. Eher sind lett. 
dnwka krümchen, brocken, cymr. 
dryll, lat. frmtum brocken verwant. 



Vgl. drauhsna, driuso, drus, 
usdrusts. 

driusö f. abhaug, jähe stelle, zu 
dri usan. 

dröbjan trüben, verwirren, ags. 
drefan trüben, ahd. truoban trüben, 
aufregen, verwirren, betrüben, mit 
dröbna m. Verwirrung, aufruhr, 
dröbnan unruhig, irre werden, zu 
ags. drof, as. dröbi, ahd. truobi trübe, 
vgl. an. draf, ags. dricf, ahd. pl. 
trebir liefe, treber, lit. drebiu werfe 
breiiges dass es spritzt, air. drabh 
siliqua, gr. rpiQu mache dick, mache 
gerinnen (vgl. Beitr. 16, 563 und 
Thumb, Kuhns Zs. 36, 182 f.). 

drugkanei f. trunkenheit, ahd. 
truncheni, abgeleitet von drugkans, 
part. praet. (mit activer bedeutung) 
zu drigkan, vgl. ags. druncen, 
ahd. tmnchan betrunken. 

drnnjns m. schall, vgl. isl. drynr 
gedröhn, drynja dröhnen (wozu Boer, 
Museum 4, 282), nd. drönen, nl. 
dreunen dröhnen, ahd. treno dröhne, 
urverwant mit gr. Bpijvoq totenklage, 
klagelied, $püvx£ ' x^ifv, ai. dhrdruiti 
tönt (im Dhatupsltha). 

drus m. fall, stürz, zu dri usan. 

du zu, vereinzelt und unerklärt 
(ganz zweifelhaftes bei Bugge, Beitr. 
12, 420 f.). 

du im, s. h raiwadübö. 

dugan taugen (nur in der form 
daug es taugt, nützt belegt), an. duga, 
ags. dugan, afris. duga, as. dugan, 
ahd. tvgan tauglich, nütze sein, 
wahrscheinlich verwant mit lit. ddug 
viel, russ. duzij, djuzij stark, rüstig 
und vielleicht mit gr. t#w%&> ver- 
fertige, rüste, bereite, rvyx^ vu treffe, 



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38 



habe glück, tu%*i Schicksal, glück. 
Bezzenberger (Bezz. Beitr. 16, 247) 
stellt dugan und lit. ddug zu ai. 
dogdhi melkt, beutet aue. 

duginnan beginnen, ags. dginnan, I 
beginnan, onginnan, as. abd. biginnan 
anfangen, begiunen, ahd. inginnan 
öffnen, aufschneiden haben g aus idg. 
k (im wortinlaut nach Verners ge- 
setz) und weisen auf ein urspr. 
praesens *-kentp6, vgl. aksl. naihiq, 
pocintf fange an, beginne, kont an- 
fang (Bugge, Beitr. 12, 405 f.), 
denen Zubaty (Arch. f. siav. phil. 
16, 386 f.) noch baltische und in- 
dische Wörter anzureihen versucht, 
Bragmann (Grundr. 2, 1007) führt 
das g von duginnan aber auf idg. 
yh zurück und vergleicht ai. Ainoti, 
hmvati setzt in bewegung, treibt an. 
Vgl. noch Zupitza, Die germ. gut- 
turale 116. 

dulgahaitja m. gläubiger, s. 
dulgs und haitan. 

dulgs m. schuld (eher so als dulg 
n.), an. dolg- feindseligkeit, kämpf, 
dolgr feind, daemon, ags. dolg, afris. 
dulg, dolg, ahd. tolg wunde: die 
verschiedenen bedeutungen lassen 
sich alle auf die der schuld (durch 
Verwundung u. s. w.) zurückführen. 
Ausserhalb des germ. sind verwant : 
aksl. dlügii schuld, air. dligcd pflicht, 
gesetz, recht, dligim verdiene, cymr. 
dleu, dyleu, coro, dylly schuldig sein, 
bret. die schuld, dleout Schuldigkeit, 
Vgl. den aufsatz von d'Arbois de 
Jubainville über gemeinschaftliche 
rechtsausdrücke der Kelten und Ger- 
manen (Mem. de la Soc. de Ling. 
7 , 286 f. f.). Ein anderes urteil 



über die Wörter für 'wunde' hat 
Ehrismann (Beitr. 20, 60). 

duljis f. fest (davon duljyan ein 
fest feiern), ahd. tuld. Keine der 
vorgeschlagenen etymologien ist nur 
einigermassen befriedigend. Vielleicht 
ist dul/)8 eigl. 'tollheit' und enthalt 
es die tiefstufe der unter dwals 
besprochenen wz. *dAwel-. Ist apr. 
tuldunan freude ein lehnwort aus 
dem germanischen ? 

dum 1)8 stumm, an. dut/ibr, ags. 
dvmb stumm , ahd. tumb stumm , 
dumm, töricht, taub, vielleicht mit 
daufs verwant. Oder ist dumba-aus, 
*dhipbh(h entstanden und ist gr. 
tolQo; n. staunen zu vergleichen? 

dwalawatirdei f. törichtes gerede, 
abgeleitet von *dtvalawat4rd* törichtes 
redend, s. dwals und waürd. 

dwalinön töricht sein, verrückt 
sein, abgeleitet von *dwalmar, as. 
dwalm, ahd. twalm betäubung, be- 
täubender dunst, zu germ. *dwelan, 
s. dwals. 

dwals töricht (davon dwalipa f. 
torheit), zu ags. as. -dwelan sich 
irren, ahd. -iwelan steif werden, be- 
täubt werden, vgl. ags. gedicola 
irrtum, ketzerei, ahd. gxtwola be- 
törung, ketzerei, ags. as. dol, ahd. 
lol töricht, an. dnl einbildung. Man 
vergleicht mit recht gr. Sekts 
schlämm, schmutz, botepJc schlam- 
mig, trübe, finster, verwirrt, betört, 
SoAö'a» trübe, verwirre, wozu vielleicht 
auch air. dall blind (cluas-dall taub) 
I gestellt werden darf. Der ganzen 
i sippe scheint der begriff der finster- 
j nis und der Verwirrung zu gründe 
zu liegen : vgl. noch lit. dülis räu- 



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39 



cbermasse, dklke stäubchen, lat. 
füligo rus8, skr. dhüli- staub, dkülikä 
nebel, welche die tiefstufe *dhül- 
der wz. *dhwcl- enthalten können. 
Gehört ai. dhvdrati bringt durch 
tauschung zu fall, beschädigt in 
diesen Zusammenhang? Schliesslich 
sei erwähnt, dass krimgot. ielich 
töricht nicht hierher gehört, sondern 
aus türk. telyq entlehnt ist. Vgl. 
duljis, dwalmon. 

e. 

ei dass, damit (auch partikel zur 
bildung der relativa), zum relativen 
pronominalstamm idg. *yo-, ai. yd-, 
gr. 2e u. s. w. (s. Sütterlin, Idg. 
forschungen 4, 93 f. f.) 

elsarn n. eisen, an. Uarn, jdm, 
ags. tsern, tren, afris. isern, as. ahd. 
uarn (Uan), aus gall. üamo-, air. 
{am. Anders Johansson (Bezz. Beitr. 
18, 17 f.) und Much (Zs. f. d. alter- 
tum 42, 164 f.). 

eigarneins eisern, ahd. isamm, 
zu eisarn. 

f. 

fadar m. vater, an. fader, ags. 
fader, afris. fader, as. fadar, ahd. 
fatar, air. athir, lat. pater, gr. ttxt^p, 
armen, hair, avest. ap. pitar-, ai. 
pitdr-, 

fadrein n. Vaterschaft, eitern, 
vorfahren, fadrein* f. geschlecht, zu 
fadar. 

faginön sich freuen, an. fagna, 
ags. fagnian, as. faginön, faganön, 
fagnön, ahd. faginön, feginön, abge- 



leitet von *fagina-, an. feyenn, ags. 
fagen, as. fagin, fagan froh, ver- 
want mit fahef)8 und mit ags. 
gefeon sich freuen, ahd. gif'eho freude, 
gifehan sich freuen, fehön verzehren, 
essen (s. Braune, Beitr. 12, 396 f.). 
Gewöhnlich denkt man an Zusam- 
menhang mit fagrs und fahan. 

fagrs passend, geeignet, an. fagr, 
ags. fager, as. ahd. fagar schön 
(davon abgeleitet mit gramm. Wechsel 
gafahrjan), zunächst verwant 
mit ags. gefegan, afris. föga, as. 
fögian, ahd. fuogen fugen und mit 
an. fögja putzen, weiterhin mit lit. 
piUzti schmücken, aksl. patli be- 
schützen, hüten (Zubaty, Arch. f. 
slav. phil. 13, 478 f. f.), lat. päx 
friede, gr. xavvxkos pflock, ai. pdca- 
schlinge, fessel, strick, woneben mit 
idg. media ags. fme Zeitraum, ahd. 
fah teil, fach, russ. paz fuge, lat. 
pango befestige, compüges fuge, pägus 
gau, gr. irviyvvtii mache fest, füge 
(vgl. ai. pajrd- kräftig, feist, derb ?). 
Zu derselben wz. gehören fähan, 
fullafahjan, gafehaba und 
vielleicht faginön, fahef)s: die 
grundbedeutung ist 'fugen, ordnen, 
befestigen, zurechtmachen'. Strachan 
(Bezz. Beitr. 20, 24) stellt noch air. 
dil angenehm zu fagrs. 

fähan fangen, an. fd, ags. fön, 
afris. fem, as. ahd. fähan, nasalierte 
praesensbildung zu der unter fagrs 
besprochenen wz. Vgl. lat. pango 
befestige, skr. panjara- käfig (mit 
idg. y). S. auch gafähs. 

fahe[>s f. freude, mit gramm. 
Wechsel zu ahd. fagen willfahren, vgl. 
faginön, fagrs. 



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< 



40 



faiati tadeln, ablautend mit f i j an, 
zur wz. *pei-, *pl- (vgl. lat. prior 
schlechter, gr. tt^iix leid, verderben, 
ai. päpd- schlecht, päpmdn- Unheil, 
schaden, sünde). 

faih n. betrug (dazu bifaihu, 
bifaihön), vgl. mit abweichendem 
consonantismus an. feilen verderben, 
ags. /Ideen, aa. fecan, ahd. feihhan 
arglist und ags. fieol unbeständig, 
frivol (also wz. *peik-, *peig-). Aus- 
serhalb des germ. finden wir *peik- 
und *petK- : lit. peikti fluchen, piklas 
böse, pykti zornig werden, apr. -paikä 
trügt, air. oech feind (ags. bepdean 
betrügen geht als lehuwort auf kelt. 
*poiko- zurück), ai. picuna- böse ge- 
sinnt, verräterisch, verläumderisch, 
piqäcd- daemon. Vgl. filufaihs. 

faihön, s. bifaihö (bifaihön). 

faihs, s. filufaihs. 

faihu n. vermögen, geld, an. fe, 
ags. feoh, aa. feho, ahd. ßhu, feho 
vieh, vermögen, alit. peius, apr. 
pecku, lat. pecu, pecus, avest. pasu-, 
ai. paed- (pdcu-) vieh. Auffallig ist 
das k im baltischen gegenüber avest. 

ai. g (s. ähnliches unter s w a \ h ra). 
Vgl. für die bedeutuugsentwicklung 
•vieh, vermögen, geld' lat. pecülium 
vermögen, peennia geld zu pecu, 
pecus und skatts. 

faihufriks geldgierig, an. frikr 
gierig, kühn, ags. fr?c verwegen, 
ahd. freh habsüchtig, begierig, un- 
erklärt (Kauffmann, Beitr. 12, 514 
und Hirt, Beitr. 23, 352 denken an 
Zusammenhang mit frafhnau). 
Davon fathufrikei f. geldgier, vgl. 
ahd. f recht, frecchi habsucht, begier. 

faihugairiiN habsüchtig, an. fe- 



gjarn,*. faihu und gairnei {gairns). 

fafhugelgö f. habsucht, s. faihu 
und g e i g a n. 

fafhu]>raihns m. (oder faihupraikn 
n. ?) reichtum enthält als zweite» 
compositionsglied f)rai'hns gedränge, 
häufe, menge, zu f>reihan. 

fair ver-, untrennbare partikel, 
ahd. fir-, far- (vgl. faür, fra). 
Wahrscheinlich ist fair aus idg. 
*peri entstanden (vgl. fri- in fri- 
sahts) uud identisch mit lit. per 
durch (vgl. aksl. pre , russ. pere- 
durch, über einen räum hin), lat. 
per durch, gr. irtpi, 7repi um, über, 
avest. pairi vor, gegen (als praeüx 
'um'), ai. pari rings, um, gegen, 
von-her. 

fafrguni n. berg, ags. firgen- 
waldhöhe, ahd. i'irgunnia Böhmer- 
wald und Erzgebirge, an. Fjorggn 
mutter des donnergottes, kelt. Her- 
cgnia silva, zu ags. furh flehte, ahd. 

foraha ftihre, lat. quereus (aus *perqos) 
eiche, skr. parkaü ficus infectoria 
und lit. Perknnas donnergott, eigl. 
'eichengott' (Hirt, Idg. forschungen 
1, 479 f. f.). Anders Wiedemann 
(Idg. forschungen 1, 436), der aksl. 
pragü schwelle, russ. pordg schwelle, 
Stromschnelle vergleicht. 8. noch 
von örienberger (Arch. f. slav. phil. 
18, 13), dessen ausführungen mich 
nicht überzeugen. Synonyme Wörter 
findet man unter bairgahei. 

fairhwus m. weit, an. fjor, ags. 
feorh, ahd. f 'erah leben, an. firar, 
ags. firas männer, menschen, as. 
tnid firihun, ahd. mit firahim unter 
den menschen (vgl. krinigot. fers 

I mann = got. *fa/r/ttcs). Gr. Kpzxfäec 



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u 



Zwerchfell liegt begrifflich zu weit 
ab. Verfehlt ist auch von Grienber- 
gers erklärungsversuch (Arch. f. slav. 
phil. 18, 14 f.), der als grundbe- 
deutung 'das herz, als schlagendes' 
annimmt und lit. Perkvnaa heranzieht. 

fairina f. beschuldigung, schuld, 
an. firn, ags. firen, as. ahd. firina 
verbrechen. Vielleicht ist fair- praefix 
und darf man an Zusammenhang 
mit inilö denken. 

fafrinöü beschuldigen, an. firna 
dasselbe, ags. ßrenian sündigen, ahd. 
firinön mit schuld beflecken, zu 
fairina. 

fafrneis alt, ags./yr» alt, Bs.fern 
vergangen (vom jähre), ahd. firni 
alt (daneben mit anderer ablautsstufe 
an. forn alt, as. ahd. forn ehemals), 
zunächst verwant mit lit. pernai im 
vorigen jähr und ap. parana- ehema- 
lig, früher. Vgl. an. t fjont, mhd. 
tert, air. inn-urid, gr. vipurt, vipuiri, 
armen. Aeru, ai. parrii im vorigen 
jähr, welche als zweites compositions- 
glied *-vt aus *-wet (vgl. gr. foo$ 
jähr) zu enthalten scheinen. Wahr- 
scheinlich ist idg. *per- alt, vergan- 
gen mit *per- fern (s. fa i rra) urspr. 
identisch. Von fatrnna ist fair nifm 
f. alter (vgl. an. fi/rnd) abgeleitet. 

fairra fern (davon fatrrapro von 
ferne), an. fjarre, ags. feor, as. fSr, 
ahd. ferro, vgl. air. ire jenseitig, 
gr. Ttkpx weiter, iripxv jenseits, 
tepctlot jenseitig, armen, heri fern, 
ai. pdra- entfernter, parda fern, weiter, 
jenseits ( neben purda vor, avest. /><//-ö 
vor, von-her, gr. vxpos früher, vor, 
s. faür). Verwantschaft mit fair- 
neis ist wahrscheinlich. 



fiürweitjan umherspähen, auf 
etwas hinsehen, zu witan. 

fairweitl n. Schauspiel, zu fair- 
weitjan. 

fairzna f. ferse, as. ferana, ahd. 
feraana, daneben der /-stamm ags. 
///ran, urverwant mit lat. perna 
hinterkeule, schinken (dazu pernix 
schnell, hurtig), gr. rrepvx ferse, 
schinken, avest. püana-, ai. pärsni- 
ferse (= ags. fyran). 

fal|>aii falten, an. falda, ags. 
fealdan, ahd. falten, mit -falfia (s. 
ainfal])s) zu gr. -vxXtos, -irXxvtos 
-fach, -faltig und skr. pn{a- falte, 
tasche, tüte. Doch aksl. pletq flechte 
miiss von falpan getrennt werden 
(s. flahta). 

fana m. stück zeug, schweisstuch, 
ags. afris. fana, as. ahd. fano zeug, 
tuch (ags. gmtfana, ahd. gundfano 
fahne), sicher verwant mit lat. pannua 
läppen, gr. nijvoc, xwov (dor. vxviov) 
einschlägfaden. Man vergleicht lit. 
p)nti flechten, aksl. peti spannen, 
opona Vorhang (o-pona), ponjava Um- 
hang, kleid, welche Wörter jedenfalls 
mit spinnan verwant sind: die 
idg. wz. ist *speth, *pen-. 

fani n. kot, an. ags. fen, afris. 
fenne, ahd. fenna sumpf, urverwant 
mit apr. pannean moosbruch, gall. 
ana sumpf, wozu vielleicht noch 
skr. panka- schlämm, kot, sumpf 
und ags. fiiht, ahd. fvht feucht 
(Liden, Bezz. Beitr. 21, 93). 

faran fahren, wandern, an. fara, 
ags. as. ahd. faran, wozu das cau- 
sativum an. ffra bringen, ags. /Vra» 
gehen, ziehen, as. fortan, ahd. fuoren 
führen, urverwant mit aksl. perq 



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42 



fliege (inf. ptraii, prati), pariti flie- 
gen, schweben, gr. veipu durchdringe, 
topos durchgang, für:, xopivofi&i 
reise, ai. p/parli, pärdyati führt 
hinüber u. s. w. Vgl. fair, fair- 
neis, fairra, farjan, faür, 
faüra, fra, gafaürds. 

farjan zu schiffe fahren, an. ferja^ 
ags. as. ferian, ahd. ferjen, zu 
far an. 

faskja m. binde, aus lat. fascia 
entlehnt. 

fast an festhalten, fasten, an./orfa, 
ags. fu-ntan, ahd. fasthi, fastön fasten 
(aksl. po*tü fasten, fastenzeit, postiti 
fasten sind lehnwörter aus dem 
germ.), zu *fastu-, an. fastr, ags. 
fmt, as. fast, ahd. fetti fest, dem 
armen, hast fest vollkommen ent- 
spricht. Wegen des verwanten ai. 
patUjar haus und hof, feste wohn- 
stätte ist die idg. grundform mit st, 
nicht mit zd anzusetzen (Beitr. 20, 
328). Vgl. fastubni. 

fastubni n. haltung, beobachtung, 
fasten, vgl. an. as. ahd. fasta fasten, 
fastenzeit, zu fast an. 

faf>a f. zäun, mhd. vade zäun, Schei- 
dewand, unbekannten Ursprunges. 

faj>8, s. bru[)fa|)S. 

tau ho f. fuchs, an. f6a, ahd./oAa, 
daneben mit *-suffix ags. fox, as. 
fofo, ahd. ftihs (an. fox im über- 
tragenen sinne für 'betrug'). Wahr- 
scheinlich ist fauhö, fuchs urspr. 
'das geschweifte tier' : vgl. avest. 
pusä- zopf, kopfputz, ai. pnccha- 
schwanz, schweif und die slavische 
wz. pilch-, pych-, puch-, welche 'bla- 
sen, aufblasen, aufgedunsen sein* u. 
dgl. bedeutet und deren ch auf idg. 



ks (= ahd. As in fuAs) zurückgehen 
kann. Man beachte insbesondere russ. 

j puch flaumfedern, daunen, milchhaar, 
feines wolliges haar an tieren, ptuist^j 

j wollig, dicht, buschig (8. Beitr. 22, 
538). Nach Jacob Grimm und Franck 
(Notgedrungene beitrage zur etymo- 
logie 22 f. f.) wäre fuchs vielmehr 
als 'faucher, fauchtier' aufzufassen: 
falls man diesen gedanken bevorzugt, 
darf man zunächst an russ. pyckdü, 
pyidCf, pychnutt stark blasen, atmen 
anknüpfen. Coaijn (Taal- en letterbode 
5, 65) und Wood (Publications of 
the Modern Language Association 
of America 14, 319) schlagen wider 
einen andern weg ein und verglei- 
chen gr. xuxv6<; schlau (die grund- 
bedeutung dieses Wortes ist aber 
'dicht' und der fuchs wird wol eher 
nach einem äusserlichen kennzeichen 
benannt sein). Mit der Hesychischen 
glosse 0ov*i • aXuxexfi;, welche Schrä- 
der (Bezz. Beitr. 15, 135 f.) heran- 
zieht, ist nichts anzufangen. 

faür vor, für, faura vor, vorn, 
vorher, an. fyrer, ags. for, as. for, 
fora, für, furi, ahd./ora,/«r», urver- 
want mit air. ar vor, gr. %xpi bei, 
neben, iripoq früher, vor, avest. paro 
vor, von-her, Sii.purds vor, vorn, puro 
vor, vormals. Zu derselben sippe 
gehören fair, fairneis, fairra, 
fra (wz. *per- in faran?). 
faura, s. faür. 

faüradaüri n. räum vor der tür, 
gasse, s. faüra und daür. 

faürafllli n. vorbaut, s. faüra 
und fill. 

fariratr,agga m. Vorsteher, Verwal- 
ter, fauragaggx n. vorsteheramt, ver- 



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43 



waltung, faüragaggja m. Vorsteher, 
Verwalter, vgl. an. forenge fuhrer, 
ags. foregenga Vorläufer, Vorgänger, 
s. faüra und gaggan. 

faürahah n. Vorhang (auch faurhäh 
n.), mhd. vürhanc, s. faüra und 
hühan. 

fatiramal>leis m. Vorsteher, faü- 
ramapli n. vorsteheramt, vgl. an. 
forauele füraprache, s. faüra und 
maf)lj an. 

fatiratani n. Vorzeichen, wunder, 
zusammengesetzt aus faüra und 
•An»: über dieses letztere ist nichts 
ermittelt. 

fatirbatihts f. loskaufung, zu 
*fa*rbugjan loskaufen, s. bugjan. 

faürdamnijau verdammen, ver- 
wehren, hindern, mhd. vertemmen 
(das simpler ■ dämm j an = ags. dem- 
man, hd. dämmen), zu an. dammr, 
mhd. tarn dämm, dessen Vorgeschichte 
dunkel ist. Man denkt an Zusam- 
menhang mit gr. hunos häufe, das 
zur idg. wz. *dhe- gehört (s. dum s). 
Eine andere Vermutung findet man 
bei Boer (Museum 4, 281). 

fatirdönieins f. Vorurteil, zu 
*/aurdämjan im voraus urteilen, s. 
dumj an. 

faürhah, s. faürahah. 

faürhtei f. furcht, vgl. zgs.fgr/ito 
und as. ahd. forhta, forahta, zu 
faürhtB. 

farirhtjan fürchten, ags. forhtian^ 
as. farahtian, for/dian, ahd. forahtan, 
furihtan, zu faürhts. 

fatirhts furchtsam, ags. forftt, 
as, forakt, forht, ahd. foraht, viel- 
leicht eigl. 'affectus' (welche bedeu- 
tung an stellen wie ags. pd icdron 



tnid cgsan Calle dfyrhte noch hin- 
durchschimmern soll) und identisch 
mit ai. sprstd- zu sprgdti berührt 
(Zupitza, Die germ. gutturale 6). 
Die idg. wz. wäre *(s)perK-, Oder 
gehört faürhts mit lat. querquerus 
zum zittern kalt (*perqero-1) zu einer 
idg. wz. *perq-1 Vgl. Bezzenberger 
(Bezz. Beitr. 12, 77), der zwar lat. 
querquerus heranzieht, aber unzuläs- 
siger weise von idg. q im anlaut 
ausgeht. 

faürlageins f. Vorlegung, zu faür- 
lagjan vorlegen, s. lagjan. 

faürmüljan das maul verbinden, 
zu an. mule, ahd. müla maul, das 
unbekannten Ursprunges ist. Mit 
m u n f) s hat es wahrscheinlich nichts 
zu tun. 

faürstassein m. Vorsteher,' zu 
*fanrstandan voranstehen, s. stan- 
dan. 

faürl»is vorher, vgl. ahd. fore 
des vordem, s. faür und f>ata. 

faürwaipjan verbinden, mhd. wei- 
fen schwingen, haspeln, causativum 
zu weipan. 

fawai pl. wenige, an. fdr, ags. 
fea, afris. fe, as. fä, fö, ahd. fao, 
fö wenig, urverwant mit lat. paucus 
wenig, paullus klein, gr. iravpot; 
wenig, gering. Man stellt diese Wör- 
ter zu gr. Trauet mache aufhören, 
iravcfAzt höre auf. 

feinan, s. in fein an. 

fera f. gegend. seite, ahd. fiara. 
Schräder (s. Kluge, Literaturblatt 
18, 2) vergleicht air. tar. Ganz 
unsicheres bei Ehrismann (Literatur- 
blatt 16, 218). 

forja m. nachsteller, zu ags. för 



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44 



plötzliche gefahr, as. für Nachstel- 
lung, ahd. fära nachstellung, betrug, 
lauer, gefährdung, gefahr, färi lauer 
(mit etwas anderer bedeutung an. 
fär unglück, seuche). Man vergleicht 
lat. periculum gefahr, experior ver- 
suche, gr. irelpx versuch, list, be- 
trug. An Zusammenhang mit faran 
ist kaum zu denken. 

fetjan schmücken, ags. fxted ge- 
schmückt, vgl. an. fat kleid (auf 
got. pL *fata = au. fat scheint span. 
hatoy port. fato kleidervorrat hinzu- 
weisen). Man denkt an Zusammen- 
hang mit ahd. vaföön fassen, weil 
dieses u. a. auch 'sich kleiden' be- 
deutet. 

fldurdögs viertägig, s. fidwor 
und dags. Vgl. ahtaudögs. 

fldurfal|>s vierfältig. vgl. ags. 
feowerfeald, afris. fiutcerfald, ahd. 
fiermlt. 8. fidwur und ainfalfts. 

fidurragini n. amt eines vierfür- 
sten, s. fidwor und ragin. 

fldwör vier, daneben ßdur- in 
fidurdogs viertägig, fidurfalps vier- 
fältig, fidurragini amt eines vier- 
fürsten, krimgoj. fyder (dazu fur- 
deithien vierzig, vgl. fidwor tigju*), 
an. fjorer, ags. feower (fiper- in 
fiperfe'le vierfüssig), afris. fiuwer, 
fiower, fior, as. fiuwar, fiwar, fior, 
ahd. fior, fiar. Das / ist durch den 
einfluss des folgenden w aus idg. q 
entstanden, vgl. lit. kctur), kctveri, 
aksl. cetyre (subst. cetvero), air. cethir, 
gall. petor- (in petorritum vierrädriger 
wagen), cymr. petguar, pedicar, com. 
penwar, bret. perar, lat quatuor, osk. 
petora, umbr. petur-, gr. dor. Thope;, 
ion. revaspes, att. TtTTxpcs f aeol. 



ir hupte, ici<rvpt$, armen, tkiorhk, 
avest. cajiwärö, ai. catvaras (schw. st. 
caiur- . 

fidwörtafhnn vierzehn, vgl. an. 
fjorUin, ags. feowertyne, afris. /«rer- 
tine, as. fiertein, ahd. viorzehan, 8. 
fidwör und taihun. 

fldwör-tigjua vierzig, vgl. an. 
fjorer tiger } ags. feowertig, afriß. 
fiuteertich, fiorlig, as. fiwartig, fiorlig, 
ahd. fiorzug, s. fidwör und tigus. 

figgragul|> n. fingergold, ring, an. 
fingrguli, s. figgrs und gul|). 

flggrs m. finger, an. fingr, ags. 
afris. finger, as. ahd. fingar, eine 
spezifiaebgerm. bezeich nung, welche 
mit ags. fyst, ahd. fürt, aksl. ppft 
faust auf einer idg. wz. *petix- be- 
ruht und nicht mit fimf (idg. 
*pii'tqe) vermittelt werden kann. 
Sonstige anknüpfung ist nicht ge- 
funden. 

qjan hassen, an./ra, ags. /Aya«, 
feon, ahd. fiin hassen, ai. piyati 
schmäht, verhöhnt, piyaka- schmäher, 
piyu-, piyatnü- höhnisch, mit faian 
zur idg. wz. *pti-, */;!- (andere, aber 
verfehlt Honmann, Bezz. Heitr. 18, 
149). 

tijiuids m. feind, an. fjdnd*, ags. 
fe'ond, afris. fand, fiund, as. fiond, 
fiund, fiend, ahd. ßamt, substanti- 
viertes part. praes. zu fijan. 

fla|>wa f. feindschaft zu fijan. 

fllhan verbergen, begraben (ana- 
filhan überliefern, übergeben, anem- 
pfehlen), an. fUa verbergen, über- 
geben, ags. befe'olan anvertrauen, 
überlassen, afris. bifula, as. ahd. 
bifelhan bergen, begraben, anver- 
trauen, übergeben. Man führt den 



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45 



begriff des verbergens auf den des 
begrabene zurück und denkt an 
Zusammenhang mit gr. vihexus beil, 
ai. parafu-, pdrcu- beil, Streitaxt (vgl. 
Lewy, Die semit. fremdwörter im 
griechischen 178, der irtkinut; und 
paraqu- nach Schmidt, Die urheimath 
der Indogermauen 9 53 als ent- 
lehnungen aus assyr. pilaqqu beil 
erklärt, und dagegen Museum 3, 
82 f.). Vgl. filigri, fulgins, 
fulhsni. 

filigri n. versteck (wahrscheinlich 
so, nur der dativ filigrja, filegrja 
ist belegt) scheint auf einer zwei- 
silbigen wz. *pelen- zu beruhen, 
welche mit *pel%- in filban ab- 
lautet. 

All, s. filleins. 

tili ei ns ledern, ags. feilen, ahd. 
/Hin, ableitung von n. feil (in 
\mttsfill aussatz), an. -fjall, filla, 
ags». /eil, afris. as. ahd. fei, urver- 
want mit lat. pelli* feil (pellinm 
ledern = /Mcini), gr. vikXx milchei- 
mer (eigl. 'feil, ledersack' Schräder, 
Kuhns Zs. 30, 479 f. f.) und wei- 
terhin mit gr. -xtXatq in epuviirek*<; 
hautentzündung, -vt\o$ in iirekot 
noverharschte, hautlose wunde, xik/xx 
sohle am fuss oder schuh (= ags. 
filmen häutchen auf dem auge, Vor- 
haut). Neben *pel~ finden wir *ple- in 
lit. plevt, russ. plem, plend häutchen. 

Alma, filmet, s. u s f i 1 m a. 

fllu viel, an. fjgl-, ags. feolu 
(feala), afris. fgl, as. ahd. /du, 
neutrum des adjectivs *filu* = air. 
il, ablautend mit gr. iroXvs, iroku 
(nach Schmidts regel aus *xxhvc, 
*raAy), avest. pouru-, ap. paru-, ai. 



puru-, welche auf idg. *priu- zurück- 
gehen. Die Wörter gehören zu der 
unter fulls besprochenen wurzel. 

flludeisei f. Schlauheit, arglist. 
Mit -deüei vergleicht man ai. dxdh ye 
schaue hin, nehme wahr, denke, dht- 
j gedanke, dhira- klug, verständig, 
wozu mit 4-suffix dhiya*änd- auf- 
| merkend und ädhUamäiia- (Rv. 10, 
20, 6). Zur wz. dhi- gehören u. a. 
I avest. daeman- gesicht, döifira- auge, 
np. didan sehen, alban. dtlure, ditme 
Weisheit, gelehrsamkeit, dindk listig. 

fllufaihs sehr bunt, mannigfaltig, 
ags. fdh, fdg, as. ahd. feh bunt, 
an. feigr, ags. /dge, ahd. feigi dem 
tode verfallen (eigl. 'gezeichnet'), 
urverwant mit apr. peuai schreibt, 
aksl. pUtru bunt, pUati, pi*ati schrei- 
ben, gr. ttoikUoc bunt, ap. nipiitanaiy 
schreiben, avest. pae*ah-, ai. pe'ga*- 
gestalt, form, schmuck, purupe'ca*-, 
purupe'ca- vielgestaltig, pecald- künst- 
lich gebildet, schön, reizend, lieblich, 
gefällig, geschickt, pimedti schmückt. 
Wahrscheinlich ist auch die sippe 
von faih hierher zu stellen. Neben 
idg. *pein-, *pix- steht eine form 
mit nicht-palataler media im wur- 
zelauslaut : lat. pingo male, pictor 
maier, ai. pitij- malen (Dhatup.), 
pinjdra- rötlich gelb, goldfarben, 
pingald- rötlich braun (hierher viel- 
j leicht noch aksl. pfgü bunt, das 
aber aus germ. *faina-, *faiga- ent- 
lehnt sein kann). 

ftlugalaufs sehr wertvoll, s. ga- 
la ufs. 

flluMna f. Vielheit, menge, zu f i 1 u. 
filuwatirdei f. geschwätzigkeit, 
filuwaurdjan viele worte machen, 



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46 



beruhen auf einein adj. *Jilutrai!rds, 
an. fjoloritr, s. filu und waürd. 

flmf fünf, krimgot. fgnf (so muss 
statt fyuf gelesen werden), an.y/ww, 
ags. ftf, afri8. as. ftf, ahd. Jim/, 
finf. Das zweite f ist durch den 
einfluss des vorhergehenden labials 
aus idg. q entstanden : vgl. lit. penk), 
aksl. pf>tt (aus *pekt1 = ai. pankti- 
füufzahl), air. c6ic, gall. pempe-, 
cymr. com. y^i»/, bret. pemp, 

lat. quinque, osk. umbr. y>«w/?, gr. 
7rivT( f aeol. irifiirf, armen, AftHgr, 
avest. panca, ai. pdnca. 

nmftaihun fünfzehn, vgl. an. 
fimmtan, ags. ßßgne, afris. ßßine, 
as. fif tein, ahd. Jinßehen, s. flmf 
und taihun. 

flitiftatafhunda der fünfzehnte = 
ahd. Jinßazehento. Darin enthalten 
ist /m/fa der fünfte, an. //»m*e, 
ags. afris. ßßa, as.ßßo, ahd. 

Jimßo, ßnßo, vgl. lit. penktas, aksl. 
lat. quintus, gr. irsfAirroq. 

fliiif-tigJiiH fünfzig, vgl. an. /'wiwt 
%<?r, ags.ßßig, *in%.ßßich,ßßech, 
as. ßßig, ahd. Jimßug, s. fimf 
und tigus. 

flu {tun finden, erkennen, erfahren, 
an. Jinna, ags. ßndan, afris. Jinda, 
as. ahd. Jindan finden, urverwant 
mit air. etaim. finde aus *pcnt-) 
und mit gr. irrir^ trug («tät- aus 
*»pnt-), falls dessen urspr. bedeutung 
'erfindung' gewesen ist (Schräder, 
Kuhns Zs. 30, 466). Man vermutet, 
dass der begriff des findens sich aus 
dem des gehens entwickelt hat und 
vergleicht ahd. fendo fussgänger, 
fundtn eilen. Sütterlin (Beitr. 18, 
261) überzeugt mich nicht. 



fiskja m. fischer, zu fisks. 

flskön fischen, an. fitka (Jhkja), 
ags. Jiscian, as. ahd. ßicön, lat. 
pigcari, zu fisks. 

fisks m. fisch, krimgot. Jisct, an. 
ji*kr, ags. fsc, Jix, afris. as. f*k, 
ahd. Jisc, air. tose, lat. pucis fisch. 
Vielleicht ist fixks urspr. 'tier mit 
flossfedern, finnen', vgl. czech. jtisk 
unentwickelte junge feder, ekr. 
piccha- Schwanzfeder (Zubaty, Kuhns 
Zs. 31, 9 f. f.). Oder müssen wir 
das wort als 'schleimiges, schlüpf- 
riges tier' erklären und mit skr. 
piccha schleim von reis und andern 
fruchtkörnern , jnechala-, picchild- 
schleimig, schlüpfrig, schmierig ver- 



titaii gebären, verwant mit air. 
idu geburtswehen : idg. wz. *pid- 
(Feist, Beitr. 15, 547). 

flalita f. haarflechte (wol nicht 
flahtö), zu an. fleüa, ahd. fiihian 
flechten. Ausserhalb des germ. aksl. 
plcsti flechten (mit * aus x; das 
praesens pletq erklärt sich durch die 
analogie von gnetq: gnesti, metq: 
mesti u. dgl.), lat. plecto flechte, 
plico (*pleco, -plico) falte, gr. xA^xm 
flechte, *-Aox>J geflecht, ai. jtrapia- 
geflecht, geflochtener korb. 

flaugjan, s. usflaugjan. 

Haut, ja Ii prahlen, denominativum 
zu flauts. 

Hanls prahlerisch, ahd. flao^lihho 
adv. stolz, vielleicht zu lat. plaudo 
klopfe, poche, klatsche (Holthausen, 
I Anz. f. d. altertum 24, 34). 

flödu» f. (oder m.) flut, an. flod, 
ags. flod, as. fiöd, ahd. fluol, zu an. 
I floa, ags. flowan fliessen, das mit 



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47 



gr. wXua schwimme, schiffe, *\uto; 
schwimmend, schiffend, schiffbar auf 
einer wz. *plö(u)- beruht. Dieses 
*plö{u)- ist aber die dehnstufige form 
von *pleu~ in ahd. flawen, lit. pldtdi 
spülen, aksl. pluti tiiessen, schwim- 
men, schiffen, lat. pluit es regnet, 
gr. xAf'a schiffe, schwimme, ai. 
plavate schwimmt, schifft, schwebt, 
springt und vielen andern Wörtern. 
Dazu die ^-erweiterung *pleud- in an. 
fljota, ags. fleotan, ahd. ßiojjan flies- 
sen, lit. plaudziu wasche, plmtu ge- 
rate ins schwimmen, plüdiz schwimm- 
holz, air. con-ludimm gehe. 

flu kam beklagen, as. flöcan, ahd. 
ßuohhön fluchen, verwünschen (im 
ahd. findet man noch das starke 
part. farßuokhan verworfen, böse, 
vgl. an. flokenn verworren), beruht 
auf der idg. wz. *plöy-, *pläk- schla- 
gen in lit. pUikti schlagen, geissein, 
aksl. plakati sich die brüst schlagen, 
trauern, weinen, lat. planiere sich 
die brüst schlagen, beklagen, gr. 
xkWvOfit, 7rKvi99u schlage, vXwvt 
schlag. 

fodjan ernähren, aufziehen, an. 
ffda, ags. fedan, afris. feda, as. 
födian, ahd. fuottan, ablautend mit 
ahd. fatunga nahrung, speise, zu 
gr. ir«Wö/t**i esse, womit Strachan 
(Idg. forschungen 2, 370) noch air. 
tU wuchs (aus *pätto-), äioim wachse 
vergleicht. Vielleicht ist die wz. *p<U- 
eine Weiterbildung von *pü- in lat. 
pätco weide, futtere, pänu brot, 
piibvlum futter. Aksl. pitati nähren 
gehört nicht hierher, sondern zn 
lit. pl. pUn% mittagmahl, mittag, 
süden, avest. pitu-, ai. pitu- nahrung 



(vgl. jedoch Hirt, Beitr. 22, 233). 

fodr u. scheide, ahd. fuotar kleid- 
futter, futteral ist von ahd. fuotar 
nahrung, futter etymologisch ganz 
verschieden. Unserem fodr entspricht 
ai. pdtrar behälter, gefäss, zu pdmi 
schütze. Die wz. ist *pö(i)- t vgl. gr. 
xüfjLX deckel, tüv herde, xotfuiv hirt 
(= lit. pSmu). 

fön n. feuer, gen. funin*, &n.fune, 
vielleicht mit ahd. für, umbr. pir, 
gr. xvp, armen, hur feuer, czech. 
pyr glühende asche und lat. pnru* 
rein zu ai. punati reinigt, pävakd- 
reinigend, läuternd, feuer. Anderer- 
seits liegt es aber nahe fön mit apr. 
panno feuer, panmtaclan feuerstahl 
zu verbinden. 

fotubandi f. fussfessel, s. fötus 
und bandi. 

fotubaürd n. fussbrett, schemel, 
an. fotbord, engl, footbonrd, enthält 
das gemeingerm. -baurd brett, an. 
bord, ags. as. bord, ahd. bort, ablau- 
tend mit gib. ags. bred, ahd. bret 
und mnl. fort, ßtokes (Kuhns Zs. 35, 
151) vergleicht air. bruiden hof, pa- 
last (aus *brodinä). Cymr. bwrdd und 
air. bord sind aus ags. bord entlehnt. 

fotus m. fuss, an. fotr, ags. fdi, 
afris. as. föt, ahd. fuoj, urspr. con- 
sonautstamm, vgl. lat. pä (gen. 
pedu), gr. dor. att. ttoxih (gen. 
tc3oV), armen, otn, avest. päd-, ai. 
päd-, päd-, zur idg. wz. *ped- in ai. 
pddyate fällt, geht, aksl. padq falle. 
Dazu an. fet schritt, lit. ptda, lat. 
peda, armen, het, ai. padd- fussspur, 
weiter lit. pddas fusssohle, patlu 
Untergestell, aksl. podü boden und 
viele andere wörter. 



48 



fra ver-, untrennbare partikel, ahd. 
fra- ("vgl. fair, faür), lit. pra-, 
aksl. pro- vor, ver-, air. ro- verbal- 
partikel, lat. pro- (neben pro, pröd-), 
gr. trpö, avest. fra-, ai. prd- vor, 
ver-. S. aucb fr am, fruma. 

fraatjan zur speisung verteilen, 
an. etja fechten (beissen) machen, 
ahd. azzen, essen speisen, beköstigen, 
causativum zu itan (fraäan aufes- 
sen, praet. mit contraction frrt). 

fragan versuchen, ein zweifelhaf- 
tes xt. \ey., vielleicht eig\.fr-agan, 
*fra-agan, vgl. agis (Holthausen, 
Anz. f. d. altertum 24, 34). 

fragifts f. Verleihung, (im plur.) 
Verlobung, zu fragiban verleihen, 
vergeben, b. gib an. 

fragildan vergelten, tugildan ver- 
gelten enthalten das gemeingerm. 
-gildan (urgerra. *geld~), an. gjalda 
bezahlen, ags. gieUfan, afris. gelda, 
jelda, as. geldan, ahd. geltan bezahlen, 
vergelten, gelten, wozu mit gramm. 
Wechsel aschw. gjalla. Mau vergleicht 
air. gell pfand, gellaim verspreche, 
gr. TtkSot; • XP*°$ (Hesych.), icpeiku 
bin schuldig. Unsicher (vgl. OsthofT, 
Idg. forschungen 4, 268 f. f.). Aksl. 
zledq zahle, büsse ist aus germ. 
*geldan (*gelpan) entlehnt. Vgl. gild, 
g i 1 s t r. 

frahin[>an gefangen nehmen, ushin- 
f)an gefangen nehmen enthalten ein 
sonst nicht belegtes -hinjmn fangen, 
wozu hunps f. (?) gefangenschaft , ags. 
hmt beute, ahd. hunda in heri-hunda 
krieg3beute, verkünden fangen. Vgl. 
h a n d u s. Neben -hin])an mit ]) aus 
idg. I finden wir im ags. offenbar 
verwante Wörter mit t aus idg. d, 



nämlich hunta jäger, Aunttan jagen 
(ganz unsicheres bei Bechtel, Bezz. 
Beitr. 23, 250). 

fra ihn an fragen, an. frSgna, ags. 
frignan, ablautend mit an. fr&gr, 
ags. gefrxge berühmt, ahd. fraga 
frage, fragen, frühen, frügön fragen, 
beruht auf der idg. wz. *prex- ü» 
lit. pranzyti fordern, bitten, pfrszti 
zufreien, pirszlgs freiwerber, aksl. 
prositi bitten, air. arco erflehe, imm- 
chom-arcim frage, cymr. erchim fra- 
gen (die wzform *perx- auch in 
as. ahd. fSrgön fordern, bitten), lat. 
precor bitte, procu* freier, armen. 
harsn braut, avest. frasna-, ai. pracnä- 
frage, befragung. Ein inchoativum 
dieser wz. ist ahd. forscöm forsche, 
lat. posco verlange, fordere, armen. 
harthmnem frage, avest. psrzsaiü, ai. 
prcchdli fragt. 

fralsan versuchen, in Versuchung 
führen, verwant mit dem schw. vb. 
ags. frdeian versuchen, as. früm 
in Versuchung führen, gefährden, 
ahd. freuön in gefahr oder schrecken 
sein. Daneben steht mit *-suffix 
*frautan, an. freusta versuchen, auf 
die probe stellen, wovon fraislubni 
f. Versuchung abgeleitet ist. 

fra i sin Ii ni f. Versuchung, s. frai- 
san. 

fraiw n. same, geschlecht, nach- 
kommenschaft, an. fnt same, viel- 
leicht aus idg. *pro-iwo- oder *pro- 
eiwo- zur wz. *ei- gehen, mit der 
urspr. bedeutung 'hervorgehendes, 
hervorkommendes', vgl. ai. <?W-lauf, 
gang, weg (Osthoff, Beitr. 20, 95 
f.). S. iddja. 

fralet n. freilassung, erlass (oder 



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49 



fralets m.?), mhd. verläj ausgelas- 
senheit, frechheit, mit fraleis m. 
freigelassener zu fraletan freilassen, 
erlassen, ags. forlxtan, as. farlälan, 
ahd. farläjan, s. letan. 

fraliusan verlieren, forleosan y 
as. ahd. farliosan, dazu das intran- 
sitivum fralusnan verloren gehen. 
Mit laus beruht -liumn auf der 
idg. wz. *leus- lösen, Weiterbildung 
von *Uu- in an. lyja klopfen, schla- 
gen, entkräften, lat. luo bezahle, 
büsse, löse, gr. Au» löse. ai. lunati 
schneidet ab. Vgl. lew, lun. 

fralusts f. verlust, as. farlmt, 
ahd. forlust, zu fraliusan. 

fram von, fort, weiter, an. fram, 
ags. from, as. ahd. fram (dazu 
frama|)s, framis), wie gr. 
vp6(to$ der vorderste zu fra. Vgl. 
fruma. 

framaldrs im alter vorgerückt, 
bejahrt, aus fram und an. aldr, 
ags. ealdor, as. aldar, alid. altar 
alter (vgl. a 1 d s). 

frania|)S fremd (oder fratnapjisl), 
ags. frewpe, fremde, as. fremithi, 
ahd. framadi,f remidi entfernt, fremd, 
ableitung von fram in der bedeu- 
tung 'entfernt von'. Vgl. mit ablaut 
as. *frumiiAi 1 mnd. vrömede. 

franiapjan entfremden, ahd. fre- 
midan, fremidön, zu f r a m a J> s. 

framgähte f. fortschritt, zu ahd. 
framgangan fortschreiten , hervor- 
kommen, s. fram und gaggan. 

framis weiter, an. fremr, compa- 
rativ zu fram. 

framwafr])!» fernerhin, vgl. ahd. 
framwort, f remitiert, frammorles vor- 
wärts, sofort, ferner, framwerlig 



vorwärts gerichtet, gelingend, s. 
fram uud wairf)an. 

framwigis fortwährend, für im- 
mer, s. fram und wigs. 

fraqisteins f. Verschwendung, zu 
fraqistjan verderben, verlieren, ahd. 
firquisten verderben, vernichten, um- 
bringen, s. qistjan. 

fraslindan verschlingen, ahd far- 
slintan, ablautend mit ahd. slunt 
Schlund. Die bedeutung 'verschlin- 
gen' hat sich aus 'gleiten' entwic- 
kelt: vgl. älter-niederrhein. slenden 
gleiten, älter-nl. slinderen gleiten, 
ausschlüpfen und mit t schw. slinta 
gleiten, slant glatt, schlüpfrig, engl, 
dial. to slent gleiten, schlendern, nhd. 
dial. schlenzen schlendern. Vielleicht 
ist der ablaut von -slindan unur- 
sprünglich, welchenfalls Zusammen- 
hang mit ags. sltdan, mhd. sliten 
gleiten, an. siede, ahd. slito schütten, 
ags. slidor schlüpfrig, lit. slidus glatt, 
stydkelis schlüpfriger weg, slydinHi 
etwas ausgleiten, aksl. sledü spur 
wahrscheinlich ist. Vgl. noch Johans- 
son, Beitr. 14, 326. 

frastisibja f. kindschaft, s. fr as ts 
und sibja. 

frasts m. (oder f.?) kind, nicht 
mit lat. pröles nachkommenschaft 
vergleichbar, weil dieses doch wol 
zu alo (s. alan) gehört, und eben- 
sowenig mit lit. periu brüte, lat. 
pario gebäre, gr. vtpns, irjpif, %6pTZ$ 
kalb, pkr. pädi weibliches kalb zu 
verbinden. Osthoff (Beitr. 20, 89 f. f.) 
lässt uns die wähl zwischen zwei 
etymologien : 1° frasti- aus *pro-s-ti- 
zur wz. *se- sähen (s. saian), 2° 
frasli- aus *pro-s(p)-ti- zu lat. prö- 



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50 



täpia, prötäpies nachkommenschaft, 
söpio penis, ai. sdpa- penis, täpdyant- 
futuens. 

fraj»i n. sinn, verstand, frapjan 
verstehen, denken, fröp* klug, ver- 
ständig (s. fröjis), verwant mit 
lit. praniu werde gewohnt, supraniit 
verstehe, protaa verstand, apr. prätin 
acc. rat, iss-prettun verstehen, lat. 
interprea (gen. interpretu) vermittler, J 
ausleger. 

frapjamarzeins f. verstaudsver- 
wirrung, s. f r a J>i und marzjan. 

frapjan, s. frajii. 

frauja m. herr (dazu fraujinön 
herrschen, fraujincutsus m. herrschaft), 
an. Freyr namen eines gottes, ags. 
frea, as. fröio, fröho, fräo, frö, ahd. 
frö herr und *fraujö f. herrin, frau, 
an. Freyja namen einer göttin, hua- 
freyja hausfrau, ahd. frouwa herrin, 
frau beruhen auf einer 10-ableitung 
von fra: vgl. ai. pnrva-, pürvyd- 
vorder, erst (s. fruma). Ueber die 
lautverhältuisse handelt Osthoff (Idg. 
forschungen 8, 53 f.). 

frawardjan verderben, entstellen, 
ahd. farwarian, causativum zu fra- 
wairpan zu gründe gehen, as. far- 
togr&an, ahd. farwerdan, s. wairj>an. 

t'rawaurhts sündhaft, as. fancarht, 
ahd. farworaht und frawanrht* f. 
sünde, ags. forwyrht, as. farwnrht, 
beide zu frawaurkjan sündigen, as. 
farwirkian, ahd. fincirken, s. w a ü r k- 
jan. 

fraweit n. räche, strafe, mhd.'l 
vericij verweis, zu fra w ei tan. 

fraweitan rächen, ahd. fancijan 
tadelnd vorwerfen, ohne das praefix i 
ags. un'tan, as. witan, ahd. wijan 



vorwerfen, wahrscheinlich zur idg. 
wz. *weid- sehen (s. w i t a n). Vgl. 
für die bedeutung lat. animadverUre 
wahrnehmen, strafen und idweitjan. 

frei d ja» Bchonen, an. fr/da schmüc- 
ken, zieren, ahd. vrlten hegen, bät- 
schein, zu &n.fridr, ags. frid hübsch, 
schön, angenehm, lieblich, ai. pritd- 
vergnügt, befriedigt, geliebt, lieb, 
freundlich, zu frijön. 

freihals m. freiheit (eigl. freier 
hals, freihalsigkeit), an. frjdU frei, 
ags. freoU freiheit, ahd. frihaU freier 
mann, s. fr eis und hals. 

freis frei, ags. /reo, afris. ahd. 
fri ist identisch mit cymr. rhjdd 
frei und ai. priyd- lieb, b. frijön. 
Die bedeutung 'frei' hat sich auB 
'vergnügt, befriedigt' entwickelt (vgl. 
f reidj an). 

frijal>wa f. liebe, skr. priyatva- 
liebsein, liebhaben, zu freis. 

frijapwaiuilds liebreich, s. fri- 
jaj)wa und mildipa (-miUls). 

frijön lieben, ags. freon, denomi- 
nativum von idg. *priyo- lieb (s. 
freis), vgl. aksl. prijaü günstig 
sein, prijateU freund, prijaziä liebe, 
air. riar wille, wünsch, verlangen, 
avest. frinümi, ai. primimi erfreue. 
Vgl. freidjan, gafri]>ön." 

frijonds m. freund, an. frxnde 
verwanter, ags. fre'ond, afris. as. 
friund, ahd. /rinnt freund, substan- 
tiviertes part. praes. zu frijön. 

friks, s. faihufriks. 

frisahts f. bild, beispiel, rätsei, 
zu Bäk an. Mit fri- sind lit. pr$, 
pri, aksl. pri bei und die unter 
fair genannten Wörter zu verglei- 
chen. 



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51 



fri{)ön, 8. gafrif)ön. 

frius n. (?) frost, zu *friusan frie- 
ren, an. frßsa, ags. fre'osan, ahd. 
friosan, urverwant mit lat. pruina 
reif, frost, prürire jucken, alban. 
pruS brennende kohlen, ai. pldfaü 
brennt, versengt, prusva gefrorenes 
wasser, reif. Die bedeutungen 'frieren' 
und 'brennen' liegen einander ganz 
nahe. 

fröps klug, verständig, an. frodr | 
kundig, gelehrt, ags. fröd klug, 
erfahren, alt, afris. as. fröd, ahd. 
frnot verständig, weise (davon frö- 
dei f. klugheit, verstand, einsieht, 
an. frfde, ahd. fruoti), lit. prötas 
verstand, apr. prälin acc. rat, zu 
f r a J> i. Noch ganz unsicheres bei 
Kawczyriski (Arch. f. slaT.phil.il, 
611 f.). 

fruina der erste, mit anderer , 
lautfolge ags. forma, &s.formo. DaTon 
abgeleitet ist die superlativbildung 
frumisls der erste, &g9.forme«la, wozu 
frumisii n. anfang. Ausserhalb des 
germ. lit. pirma* und mit anderem 
suffix aksl. prit&ti, avest. pourva-, 
paoureya-, ap. paruva-, paruviya-, ai. 
phrva-, pürvyd- (vgl. fr au ja). Mit 
fruma ist fr am nahe verwant. 

frnmabaür m. erstgeborener, s. 
fruma und baür. 

frumadei f. vorrang, beruht auf 
einem adj. *frumaps, zu fruma. 
. frums m. (?) anfang, zu fruma. 

fugls m. vogel, an. fugl, ags. 
fugol, as. fugal, ahd. fogal, vielleicht 
verwant mit lit. pduksztis vogel. 
Man denkt aber gerne an Zusammen- 
hang mit *ßiugan, indem man an- 
nimmt, dass fugla- durch disaimila- 



tion aus *flugla- entstanden sei (b. 
usflaugjan). 

fula m. füllen, an. fole, ags. fola, 
alid. folo, verwant mit lat. pullus jun- 
ges, gr. vüxos junges tier, füllen. Man 
vergleicht alban. pjeX zeuge, gebäre. 

fulgins verborgen, part. praet. 
pass. zu filhan. 

fulhsnl n. Verborgenheit, an. 
fylgsne versteck, zu filhan. 

fallafahjan genüge leisten, be- 
friedigen, s. füll s und fagrs. 

fullatöjis vollkommen, s. fulls 
und taujan. 

fullaweis vollkommen weise, ««- 
weis unwissend, unkundig, hindarweis 
hinterlistig enthalten das sonst nicht 
belegte -weis wissend, weise, dem 
an. vis», ags. wis, as. ahd. wis ent- 
sprechen. Mit -wiss (8. m i |) w i s s e i , 
u n w i 8 s) weist -weis auf ein idg. 
part. *wld-to- zu w i t a n , vgl. lat. 
Vitus gesehen, gr. a'iffTo; ungesehen. 

fullawita m. vollkommen wissen- 
der, unteita in. unwissender, vgl. an. 
vite signal, ags. wita zeuge, ratgeber, 
ahd. wijjo wissender, zu witan. 

fulleil»8 f. (?) fülle, ags. fyllad, 
fyllid, zu fülle. 

fulli|) n. (?) Vollmond, zu fulls. 

fulljan füllen (dazu fullnan voll 
werden), an. fyllu, ags. fyllan, as. 
fullian, ahd. füllen, zu fulls. 

fullö f. fülle, ausfüllung, ahd. 
folla, vulla fülle, zu fulls. 

fulls voll, an. fullr, ags. afris. 
as. /«/, ahd. fol (dazu -füllet in 
u f a r f u 1 1 e i), lit. ptlnas, aksl. plunü, 
avest. pmtta-, ai. pf/md, vgl. lat. 
plenus, avest. fräna-, ai. präna- und 
air. Idn, cymr. laun. Die Wörter 



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sind participia der wz. *pel-, *ple- 
in lit. ptlti giessen, schütten, air. 
Ifttaim fülle, lat. im-pleo fülle au, 
gr. vißfrKijfii fülle, TA>*pifc voll, 
armen. Ii voll, Inum fülle, vX.ptparti, 
prniili füllt, ja/-«/«'- voll. Vgl. filu. 

füls faul, stinkend, an. füll, ags. 
ful, ahd. ffd, verwant mit an. füenn 
verfault, feyja verfaulen lassen, füna 
faulen. Ausserhalb des germ. gehö- 
ren dazu lit. puti faulen, puliai pl. 
eiter, lat. pwt eiter, pülere faul sein, 
stinken, gr. ti)u bringe zum eitern, 
ttüS« mache faulen, ttvov eiter, armen. 
hu eiteriges blut, avest. püiti- fäulnis, 
ai. pigati wird faul, stinkt, päga- 
jauche, eiter, pkti- faul, stinkend. 

f'uuisks feurig, zu fön. 



ga untrennbare partikel, in der 
an wendung vielfach mit air. lat. com- 
übereinstimmend, doch lautlich und 
etymologisch davon verschieden, denn 
Bugges versuch (Beitr. 12, 414 f.) 
ihre urspr. identität- darzutun ißt 
nicht gelungen. Oft verbindet man 
ga- mit aksl. go, ze und ai. gha, 
ha, was aber wegen der blassen be- 
deutung dieser Wörter kaum erweis- 
bar ist. Meillet (Mem. de la Soc. 
de Ling. 9, 52 f. f.) denkt mit 
mehr recht an verwantschaft zwi- 
schen ga- und aksl. za hinter, armen. 
z- um, bei, über, während. 

gaaggwjan einengen, s. agg w u s. 

gaaiginön zu eigen machen, in 
besitz nehmen, vgl. an. eigna, ags. 
dynian, ahd. eiginen, zu aigin, s. 
aigan. 



gaainanan vereinzeln, zu ains. 

gaandjan aufhören, enden, an. 
enda, ags. endian, as. endian, endön, 
ahd. enfen, entön enden, zu and eis. 

gaarbja m. miterbe, s. arbi. 

gabatnan vorteil haben, zu b a t i z a. 

gabadr m. schmaus, gabaur n. 
Steuer, zu gabairan in der bedeutung 
'zusammentragen', s. bairan. 

gabaürgja m. mitbürger, b. 
b a ü r g s. 

gabaürjaba gern, gahavrjö])u» m. 
lust, vergnügen, krimgot. borroUeh, 
vielleicht zu gabaur m. schmaus (s. 
gabaur). 

gabaür|)8 f. geburt, an. burdr, 
ags. gebyrd, as. giburd, ahd. capnrt % 
giburt, air. brith geburt, lat. fon 
zufall, avest. -forati- darbringung, 
ai. bhrtt- das tragen, zu bairan. 

gabei f. reichtum, ahd. kepi, davon 
gabeigs, gabigs reich (aksl. gobtdzü 
reichlich, fruchtbar ist gotisch), an. 
gofogr, gofugr ansehnlich. Bugge 
(Beitr. 12, 416 f.) stellt gabei zu 
lat. cöpia überflnss (aus *co opia), 
was aus lautlichen gründen nicht 
annehmbar ist. Eher sind gabei, ga- 
beigs mit gib an verwant, vgl. lit. 
gnbenü befordern, bringen, aksl. go- 
bino, gobina feldfrüchte, aruss. gobina 
fruchtbarkeit. Für ganz sicher darf 
aber auch dieses nicht gelten. 

gabeistjan durchsäuern, zu beiat. 

gabinda f. band, ahd. binta binde, 
zu bind an. 

gablindjan blind machen, verblen- 
den, an. blinda blenden, zu blinde. 

gabrannjau verbrennen, inbrann- 
jan in brand stecken, an. breuna, 
ags. bxrnan y as. brennian, ahd. pren- 



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nan, brennen brennen machen, an- 
zünden, caueativurn zu brinnan. 

gabruka f. abgebrochenes, broc- 
ken, vgl. ahd. brocco, zu brikan. 

gabundi f. band, bund, zu bi n dan. 

gadaban passen, sich ereignen, 
gadöfs schicklich, passend, ags. ge- 
dafen geziemend, gedafenian gezie- 
men, gedefe geziemend, gedseftan 
ordnen, ged&fte passend, freundlich, 
mnl. ghedoef sich fügend, nl. deftig 
anständig, vornehm, verwant mit 
lit. dabtnti, dabinUi schmücken, dab- 
nus zierlich, aksl. doba gelegenheit, 
bezdobi zur unzeit, dobrii gut, dobti 
tapfer, podoba anständigkeit, podobati 
geziemen, udvbhiü leicht, lat. faber 
künstler. 

gadaila m. teilnehmer, genösse, 
ahd. giteilo, zu dails. 

gadaubjan taub, verstockt machen, 
an. deyfa taub machen, stumpf 
machen, mhd. touben betäuben, zu 
daufs. 

gadauka m. hausgenosse, nicht 
genügend erklärt. 

gadaürsan wagen, gadar* wage, 
ags. dear, as. gidurran, gidar, ahd. 
turran, lar, giturran, gitar, zur wz. 
*dhers- wagen, vgl. lit. dre*u wage 
(inf. drftti), drqsits dreist, mutig 
(welche auf *dhrens-, *dhrons- be- 
ruhen), gr. Sxpvlu, Sxppea bin mutig, 
$«p<ro$, Spavos, 5ip<ros mut, kühuheit, 
bpxiruti mutig, bxpvxXha kühn, avest. 
dardi- wagen, ap. adarsnanJt wagte, 
ai. dhr?n6ü, dhdrmti wagt, dhrmu- 
kühn, mutig. 

gade{)$ f. tat (s. auch missa- 
deps, wall ade" j)s), an. ddd, ags. 
dxd, as. däd, ahd. M, zur wz. *dht-, 



*dhö- in lit. dhni, dedu lege (inf. 
dHi), aksl. dSjt h dezdq lege (inf. dHi), 
dfjati tun, gall. dede hat gestellt, 
lat. condo gründe, verberge, credo 
glaube, gr. riSnw, armen, dnem 
setze, avest. dadämi, ai. dddhämx 
setze, tue, mache. Vgl. döms. 
gadigis n. gebilde, zu deigan. 
gadiliggs m. vetter, verwanter, 
ags. gscdeling^ as. gaduling^ ahd. ga- 
tulinc verwanter, beruht mit gö|)S 
auf einer wz. mit den bedeutungen 
'zusammengehören, passen, genehm 
sein', vgl. ags. gegada, as. gigado, 
mhd. gegaie genösse, gaten zusam- 
! menkommen, vereinigen, ags. geador, 
tögsedere, mhd. gater zusammen und 
I ausserhalb des germ. aksl. goditi, 
' gode bytx genehm sein, godlnü, pri- 
j : r>':<l( genehm, godü zeit, godina zeit, 
i stunde. Ferner stehen lett. gads habe, 
Vorrat, air. gataitn nehme weg, er- 
beute, stehle, ai. gadh- festhalten 
(lat. habeo habe, halte, besitze, habi- 
lu leicht zu halten, passend, geeignet 
siud mehrdeutig). Zu gadiliggs, göps 
gehört noch krimgot. gadeltha schön, 
got. *gadilata, neutr. zu *gadü» (vgl. 
czech. hodily tauglich) : s. von Grien- 
berger, Zs. f. d. phil. 30, 127 
und Holthausen, Anz. f. d. altertum 
24, 34. 

gadiupjan tief machen, ausgraben, 
zu diups. 

gadöfs schicklich, passend, ags. 
gedefe geziemend, mnl. ghedoef sich 
fügend, zu gadaban. 

gadraban aushauen , vielleicht 
mit Hoffmann (Bezz. Beitr. 18, 288 
f.) zu gr. Tpxcpoq • rxcpoq (Hesych.). 
Ganz unsicher ist verwantschafl mit 



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54 



akßl. drobiti feinmachen, zerstückeln, 
droht hu fein, zerstückelt. 

gadraühts in. kriegsinann, zu 
driugan. Vgl. kriingot. cadariou 
(*gadriuga ?). 

gafahrjan zubereiten, zu fagrs. 

gafäh n. (?) fang, vgl. an. fang 
n., ags. ah«!. fang m., zu fahan. 

gafaürds f. Versammlung, rat, 
vielleicht zu faran. 

gafaurs gesittet, enthaltsam, un- 
faurs geschwätzig, uuerklärt. 

gafehaba anständig, ehrbar, zu 
fagrs. 

gafilh n. begräbnis, zu filhan. 
gafrafrjei f. Verständigkeit, zu 
fra[>i. 

gafri|)ön versöhnen, befrieden, an. 
frida friedlich machen, ags. gefri- 
dian, as. frithön, ahd. fridön be- 
schützen, zu an. fridr, ags. freodu, 
as. frithiti ahd. fridu friede, verwant 
mit freidjan und frijön, 

gaggan gehen, an. ganga, ags. 
gongan, afris. gonga y as. ahd. gangan, 
verwant mit lit. zengiu schreite, 
Einhnis schritt, prazanga vergehen, 
Übertretung, sünde, gr. koxuv* stelle 
zwischen den schenkein (wahrschein- 
lich aus *x*ȣwv>> durch den einfluss 
des folgenden «, idg. *yhngh ), avest. 
zanga- knöchel, mp. zang fuss, osset. 
zängä knie, ai. jdüghä unteres bein, 
jdngahe schlägt mit den flügeln 
oder beinen, jdmhas flügelschlag, 
jaghdna- hinterbacke, schamgegend. 
Ein ganz anderes wort ist krimgot. 
geen, as. gän, ahd. gen, gän : vgl. 
xizv.* 1 * xt%*vu erreiche, ai. jthile I 
geht fort, geht hervor. 

gaggS m. gang, gasse, an. gangr, 1 



as. ahd. gang gang, zu gaggan. 

gagrefts f. beschluss, befehl (auch 
gagreift* geschrieben), unbekannten 
Ursprunges. 

gagudn fromm (besser gogup«), 
gegensatz zu a f g u |> s. 

gahahju zusammenhängend , zu 
hah an. 

gahait n. verheissung, ags. geJuU, 
ahd. gaAeij, zu haitan. 

gahardjan verhärten, verstocken, 
an. Herda, ags. hyrdan, afris. herda, 
as. herdian, ahd. hartan, hertan här- 
ten, zu hardus. 

gahlaiba m. genösse, ahd. galeipo, 
zu hlaifs. Vgl. für die bedeutung 
franz. compagnon (*cotnpäniönem) zu 
pain, lat. päni*. 

gahöbains f. enthaltsamkeit, zu 
gahaban sxk sich enthalten, s. ha b a u. 

gahllgds f. verstand, gesinnung, 
bewusstsein, ags. gehygd gedanke, 
as. gihugd gedanke, gedächtnis, ahd. 
gihugt gedächtnis, zu hugs, hug- 
jan. 

gahwairbs fügsam (mitwandelnd), 
zu h w ai r ban. 

gahwaljan wetzen, anreizen, an. 
hvetja, ags. Aiceltan, ahd. Awazzan, 
wetzen, denominativum von an. hvatr 
rasch, feurig, ags. Awvt scharf, ver- 
wegen, kühn, as. -Atcat, ahd. Awaj 
scharf, verwant mit hwassaba, 
h w o t a , h w Q t j a n. Russ. chvat 
mutiger mensch entstammt dem 
scandinavischen. Man denkt an ver- 
wan tschaft mit ai. codati, coddyati 
treibt an (wz. *keud- neben *kwed-). 

gahweitjan weiss machen, ahd. 
Aicijan, zu Ii weit s. 

gaiamiian acc.,fremdwort: yUvvxv. 



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gaibnjan ebnen, vgl. an. ja/na, 
ahd. ehanön, zu ibne. 

gaidw n. raangel, ags. gdd man- 
gel, armut, afris. gäd etwas erwünsch- 
tes, as. gen. pl. ged(e)ono, mit ahd. 
git gier (dazu ags. gtUian, mhd. gilsen 
habgierig sein) zu lit. geidfiic be- 
gehre (inf. geisti), aksl. tidq warte 
(inf. Ztdati). Andere trennen gaidw 
von ahd. git u. s. w. und stellen 
es zur idg. wz. *-yhe\i)- in gr. xfrtoc 



abgeleitet von dem adj. -gairn* be- 
gierig (in fmhugairn* geldgierig), 
an. gjarn, ags. geom, as. ahd. gern, 
das mit russ. zdrkij begierig, lüstern, 
zdriti lust erwecken, reizen, umbr. 
heriest, osk. herest er wird wollen, 
lat. horior ermuntere, hortor ermahne, 
gr. %xlpta freue mich, ai. hdryati 
hat gern, begehrt zu einer idg. wz. 
*yher- begehren , streben gehört. 
Sütterlin (Idg. forschungen 4, 97 f.) 



mangel, %>ipos verwaist, entblösst, stellt -gairns zu gr. d5cpi%a verachte, 



avest. zazäiti, Ki.jdhäli verlässt, kind- 
verlassen, niedrig, mangelhaft, er- 
mangelnd (vgl. Schulze, Kuhns Zs. 
27, 423). 

gailjan erfreuen, mhd. geilen, 
denominativum von *gaih, ags. gdl, 



verschmähe (von *xBtpoc, dessen x 
ein alpha privativum sein soll), was 
kaum richtig sein kann. Vgl. gredus. 

gairn oder gairu n. spitzpfahl, 
stachel. Man vergleicht lat. veru 
spiess, bratspiess, was jedoch an 



as. gel, ahd. geil mutwillig, üppig, ! got. g: lat. v scheitert. Mit mehr 



ausgelassen, lustig, urverwant mit 
lit. gailus scharf, ätzend, jähzornig, 
mitleidig (man gailu mir ist leid), 
aksl. dzflü heftig (skr. helä leicht- 
sinn, Sorglosigkeit, Übermut gehört 
kaum hierher). Anders Schröder, Zs. 
f. d. altertum 42, 64 f. 

gafrda f. gürtel, an. gjqnt, dazu 
mit tiefstufe der wz. an. ggrdell, 
ags. gyrdel, ahd. gurtil, gurtila (vgl. 
bigairdan). Man denkt gerne an 
Zusammenhang mit gards. Fick 
(Bezz. Beitr. 17, 321 f.) vergleicht 
die Hesychischen glossen xopSixxt • 
MVTpoQot (vupoi) und xopSiXats xx) 
xipSiv • (tous aupove) xx) ritv vvffTpoQjv, 
was wegen der bedeutung wenig zu 
empfehlen scheint. 

gairdan, s. bigairdan. 

gairnei f. begehr, verlangen, ahd. 
gerni und gatrnjan begehren, an. 
girna, ags. giernan, as. girnian sind 



recht stellt Zupitza (Die germ. gut- 
turale 171) gairu zu lit. gdirö stange. 

unis jan, s. usgaisjan. 

gaitehi n. zicklein, ags. gitten, 
ahd. geijjin zicklein, geijin adj. von 
ziegen, lat. haedinu* von jungen 
bocken, zu gaits. 

gaits f. ziege, an. geil, ags. gdl, 
ahd. geij, urverwant mit lat. Aaedus 
bock (vielleicht zu lit. zdidziu spiele, 
vollziehe den beischlaf). Das krimgot. 
hat ttap für 'ziege', das mit poln. 
klruss. slov. cap, czech. cdp, magy. 
czdp, rura. alban. cap bock identisch 
ist : wahrscheinlich stammt die ganze 
sippe aus dem iranischen, wo wir 
parai capeS bock, np. capU einjähri- 
ger bock vorfinden, das mit an. ha/r, 
ags. htefer bock, air. caera schaf, 
cymr. caer-iwrch rehbock, lat. caper 
bock, capra ziege, gr. xdirpot eber 
in einem ablautsverhältnis stehen 



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56 



kann. Andere idg. wörter für 'bock, 
ziege' sind lit. ozys bock, oszka ziege, 
lett. äzu bock, apr. wosee ziege, aksl. 
jaztno feil, ai. ajd- bock, ajd ziege, 
ajtna- feil ; dann ags. hecen, mnd. 
höken zicklein, aksl. kozUu bock, 
koza ziege; weiter gr. armen. 
aiU ziege; an. bukkr, ags. bvcca, 
ahd. Äotr, air. bocc, cymr. £ir<?>4 bock, 
armen. buU lamm, avest. büza- bock, 
np. buz ziege, bock ; ai. bdrkara- 
zicklein, slov. blekaS meckerer, bock. 
Ai. chdga-, chagalu- bock, osset. Ȋy 
ziege sind nicht mit ags. sce'ap, as. 
scäp, ahd. scäf schaf zu vergleichen 
und auch ai. bastd- bock steht ver- 
einzelt da. Auf grund der zahlreichen 
proethnischen benennungen der ziege, 
wird man wol annehmen dürfen, 
dass die Zähmung dieses tieres in 
der idg. periode stattgefunden hat. 

gajuk n. paar, gajuka m. genösse 
(dazu das fem. gajukö genossin), 
gajukö f. Zusammenstellung, gleich- 
nis, zu juk. 

gakratön zermalmen (yakröluda 
ist nach Sievers für gakrutöda ver- 
schrieben), vielleicht verwant mit 
kriustan, krusts. 

gakuntls f. Unterordnung, gehor- 
sam, zu gakunnan sik sich unter- 
ordnen, s. kunnan. 

gaknsts f. prüfung, vgl. ai. /«>ft- 
gunst, befriedigung, zu kiusan. 

galaista m. begleiter, anhänger, 
zu laists. 

galanbjan glauben, uslaubjan er- | 
lauben, an. leyfa loben, erlauben, 1 
ags. gelyfan glauben, dlyfan gestat- 
ten, as. gilöbian glauben, ahd. gilou- I 
ben glauben, irlouben zulassen. Die ! 



grundbedeutung von -laubjan ist 
•gutheissen, gerne haben' : es gehört 
zu der unter Hufs besprochenen 
wz. *leub/t- begehren, liebhaben, 
galaufs schätzbar, wertvoll (auch 
| galuf* ?), zu ] i u f s. Interessant ist 
es, dass die ableitung *galaubei f. 
sich im lehn wort provenz. galaubia 
aufwand, pracht erhalten hat. 

galeika m. miteinverleibter, zu 
leik. 

galeiks ähnlich (davon galeiki n. 
gleichheit, ähnlichkeit, galeikon gleich 
stellen, gleich machen, nachahmen), 
an. gltkr, ags. gelte, as. gilic, ahd. 
galih, gilih gleich, eigl. 'dieselbe 
gestalt habend', zu leik. Vgl. ins- 
besondere lit. Ijjgtts, lett. lidzig«, apr. 
poligu gleich. S. auch leik an. 

galga m. galgen, kreuz, m.galge, 
ags. gealga, as. ahd. galgo galgen, 
urverwant mit lit. zalga, armen. 
dzaxk stange (s. Bartholomae, Studien 
zur idg. Sprachgeschichte 2, 12). 
Man beachte, dass ahd. galgo, mhd. 
galge auch 'gestell am Ziehbrunnen 
den eimer aufzuhängen um das was- 
ser heraufzuziehen' bedeutet. 

galigri n. beilager, mhd. geligere 
lager, vgl. ags. geliger beischlaf, zu" 
ligan. 

galiug n. lüge, götze, zu liugan 
lügen. 

galufs, s. galaufs. 
galükan schliessen, einschliessen, 
einfangen, uslükan aufschliessen, 
öffnen, herausziehen (dazu galuknan 
sich schliessen, usluknan sich öffnen), 
an. luka, ags. lucan, afris. luka, as. 
-Iwan, ahd. -lühhan schliessen. Wie 
verhält dieses wort sich zur idg. 



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57 



wz. Heug- brechen in ags. lucan, 
afris. lvka 1 ahd. liohhan ziehen, rau- 
fen, ÄAuxT07rf3>j unzerreissbares band, 
ai. rujdti zerbricht, rugnd- zerbro- 
chen (vgl. lit. Imzti, IduSyti brechen, 
russ. Ivznutt schlagen, stosseu mit 
idg. y) und zur idg. wz. Heug- bie- 
gen in an. lykna die knie beugen, 
an. lokkr, ags. locc, ahd. loc locke, 
lit. fotgnas geschmeidig , biegsam , 
gr. Avy/£« biege, winde, drehe? 
Vgl. usluks. 

gamaindü{)s f. gemeinschaft, zu 
g a m a i n s. Für das suffix ist a j u k- 
düfis zu vergleichen. 

gamainei f. gemeinschaft, teil- 
nähme, ahd. gimeini, zu gamains. 

Kiuna inj an teil haben, teil nehmen, 
gemein oder unrein machen, ahd. 

teil nehmen, mitteilen, zu 
gamains. 

Kamanis gemeinsam, anteil ha- 
bend, gemein, unrein, ags. genukne, 
ahd. gimeini gemeinsam, gemein, 
zunächst verwant mit alat. commoinu, 
lat. communis gemein, gemeinsam, 
allgemein (vgl. ains = alat. oinos, 
lat. ünns). Nach ßugge (Beitr. 12, 
416) soll auch das praefix ga- dem 
lat. com- entsprechen, was aber in 
phonetischer hinsieht mehr als be- 
denklich ist (s. g a). Der begriff der 
gemeinsamkeit beruht auf dem des 
Wechsels, vgl. an. meinn schädlich, 
nein schade, beachädigung, Unglück, 
ags. man, as. men falschheit, ver- 
brechen, frevel, ahd. mein falsch, 
trügerisch, lit. mdinas tausch, mai- 
*yti tauschen, aksl. mena änderung, 
Wechsel, meniti ändern und ohne 
das «-suffix lett. miju tausche, skr. 



mdyate tauscht (vgl. maidjan, 

m i s s ö). 

gamain])S f. gemeinde, Versamm- 
lung, vgl. ahd. gimeinida, zu ga- 
mains. 

gamaips schwach, verkrüppelt, 
ags. gemxd, as. gemed, ahd. kameil, 
gimeit töricht, eitel, zu maidjan. 

tramalt eins f. auflösung, zu *mali- 
jan auflösen, an. melta verdauen, 
denominativum von isl. maltr ver- 
fault, verdorben, sauer geworden, 
ahd. malz hinschmelzend, kraftlos. 
Germ, malta- lautet ab mit ags. 
m 'eltan sich auflösen, schmelzen, ahd. 
smelzan schmelzen, gr. i&ttäo> erwei- 
che, schmelze (wz. *meld-, *smeld-). 
Vgl. m i 1 d i J) a. 

gamalwjan zermalmen, zerstossen, 
an. mqlva in stücken brechen, vgl. 
gr. /uuAA« zerreibe (aus *mlv>yö, 
Johansson, Beitr. 15, 232). Idg. 
*melic-, *molw- ist aus *mel-, *moU 
weitergebildet (s. mal an). 

ganian n. mitmensch, genösse, 
genossenschaft, an. gaman, ags. gamen, 
gomen, afris. game, gome, as. ahd. 
gaman freude, lust, fröhlichkeit, aus 
ga und mana- (s. man na). Andere 
Boer (Museum 4, 281). Russ. gomon, 
poln. gomon, czech. homon lärm 
stammt aus dem germ. 

ganiarkö f. grenznachbarin, *ga~ 
marka m. grenznachbar, ahd. ga- 
marcho grenznachbar, s. marka. 

ganiaudjan, s. maudjan. 

gamaurtrjan abkürzen, zu ags. 
myrge kurzweilig, ahd. murg- kurz 
(in murgfari zerbrechlich), das mit 
air. mere, merg runzel, cymr. mer- 
stagnans, merydd schwach, lat. brevu, 



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58 



gr. ßpx%v$ kurz verwant sein kann. 
Nach andern wäre das germ. adjec- 
tiv mit lat. murcus kurz identisch 
(zu ai. marcdifati versehrt, beschädigt, 
beeinträchtigt). 

ganilnlii n. andenken, an. minne 
gedächtnis (nn aus nft), zu munan. 
Vgl. anaminds, gamunds. 

gamutan räum haben, ags. molan 
dürfen, können, mögen, müssen, 
afris. möla, as. mölan, ahd. muojan 
räum finden, freiheit haben, dürfen, 
können, mögen, müssen. Der Ursprung 
dieses Wortes ist nicht gefunden: 
mau vergleicht cymr. meddu besit- 
zen, meddiant macht, ansehen. Del- 
brück (Syntax 2, 331) erklärt gamöi 
aber als 'habe mich ausgemessen' 
und stellt es zur idg. wz. *me-, 
*mSd- messen (s. mela, mit an). 
Vgl. gamotjan, möta. 

gamö^jan begegnen, an. mfta, 
ags. metan, gemäan, as. mötian, mhd. 
muoten, vielleicht mit gamötan 
in entferntem Zusammenhang stehend. 
Aber wie sind die bedeutungen zu 
vermitteln? Vgl. ma|)l, möta. 

gamunds f. andenken, gedächtnis, 
ags. gemynd, ahd. gimunt, zu mu- 
nan. Vgl. insbesondere lit. atminth, 
aksl. pameM gedächtnis, lat. mens 
geist, verstand, ai. matt- gedanke, 
meinung, sinn. S. auch anaminds 
und gaminjn. 

ganagljail annageln, an. ncgla, 
ags. nivglian, as. neglian, ahd. negilen, 
denominativum von *nagla-, an. nagl, 
ags. nxgel, as. ahd. nagal nagel (im 
westgerm., wie im gotischen, auch 
'hölzerner, eiserner nagel', welche 
bedeutung wir im scandinavischen 



bei der ableitung an. nagle wider- 
finden), urverwant mit lit. ndgas 
nagel, klaue, naga huf, aksl. noga 
fuss, nogüll nagel, air. ingen, inga, 
cymr. eguin, lat. unguis, gr. £vu$ 
nagel, wozu mit idg. kh np. nä%un 
nagel, ai. nakAd-, nakhdra- nagel, 
kralle. Vgl. mit auffälligem m armen. 
magxl kralle, klaue. Ueber die ab- 
stufung der Wurzelsilbe 8. Bartho- 
lomae (Bezz. Beitr. 17, 132 f.). 

ganaitjan lästern, schmähen, mhd. 
geneijen plagen, s. naiteins. 

ganasjan gesund machen, heilen, 
erretten, ahd. ginerjan, causativum 
zu ganisan. Aus *ganazjan (ahd. 
ginerjan) ist aksl. gonoziti retten 
(davon mit dehnung das iterative 
gonazati) schon früh entlehnt worden. 

ganadha m. genüge, genügsam- 
keit, zu ganauAan, s. binaühan. 

ganawiströn begraben, denomi- 
nativum von *nawistra-, das entwe- 
der aus *nawi-sUra- (Schulze, Kuhns 
Zs. 29, 270 f.) oder aus *natni- 
icistra- (s. awiatr) entstanden ist. 
Für nawi- 8. naus. 

ganipnan traurig werden, vgl. 
ags. gempan dunkel werden, genip 
mist, nebel. Weiteres ist nicht er- 
mittelt. 

ganisan genesen, gerettet werden, 
selig werden, ags. genesan, as. ahd. 
ginesan (aksl. gonY-sti, gonesti, ganfz- 
tiqti, goneznqti gerettet werden ist 
j eine alte entlehnung aus dem germ., 
vgl. ganasjan) beruht auf der 
idg. wz. *nes- sich vereinigen, sich 
zusammentun, zurückkehren, heil 
werden in air. fuinim gehe unter 
(von der sonne, aus *oo-ncsÖ), gr. 



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59 



vioptett kehre zurück, »foros heim- 
kehr, ai. namte gesellt sich, ver- 
einigt sich mit, Xasatyäu — Acvinäu 
Götterärzte (Kern, Tijdschr. v. Ned. 
taal- en letterk. 1, 37 f. f., vgl. 
Brunnhofer, Urgesch. der Arier 3, 
99). Vgl. gansjan, nasjan. 

gani.sts f. rettung, genesung, heil, 
as. ahd. ginut, zu ganisan. 

gani[>jos m. pl. die verwanten, 
s. nijjjis. 

gaiidhjan genüge leisten (mit 
dem intr. ganöAnan), an. gnfyja, ahd. 
ginuogan, zu ganöhs. 

traiinhs genug, viel, an. gnogr, 
ags. genoh, as. ginög, ahd. ginuog, 
zu ganauhan, s. binaühan. 

gansjan verursachen (?), mit dem 
praefix ga- zur wz. *nes- (s. g a n i- 
8 an); urspr. 'hervorkommen machen' 
(Johansson, Beitr. 15, 228 f.). 

gapaidon bekleiden, zu paida. 

gaqiss f. Verabredung, adj. über- 
einstimmend, zu gaqipau verabreden, 
ags. gecwipan, as. giquM/t</n, ahd. 
giquedan sagen, sprechen, s. qijian. 

gaqunijKi f. Versammlung enthält 
ein verbalabstractum -qumps zu 
qiman, identisch mit ahd. cum/t 
kunft, lat. -venti- (in convcntio Zu- 
sammenkunft), gr. ßä<rt( schritt, ai. 
gdti- gang. 

garafhtei f. gerechtigkeit, ahd. 
gerSAti, zu garaihts. Ebenfalls 
garai'htipa f. gerechtigkeit, ahd. gi- 
rihtida Zurichtung und garaihtjan 
richten, rechtfertigen, ahd. garihtan 
richten. 

garaihts gerecht, ahd. gereht, s. 
rai h t a. 

garai[is angeordnet, bestimmt, an. 



grriitr bereit, frei, leicht, ags. gerade, 
mhd. gereitt fertig, bereit, zur band, 
bereite bereitwillig, bereit, geschickt 
(dazu raidjan), tirverwant mit air. 
re'id leer, frei, cyrar. rhwydd frei, un- 
beschwert. Wahrscheinlich ist 'fahrt- 
bereit' die urspr. bedeutung und 
gehört das wort* zu der sippe von 
an. rida, ags. rtdan, ahd. ritan reiten, 
fahren, ags. rdd fahrt, zug, engl. 
road Strasse, air. riadaim fahre, rtad 
fahren, reiten (subst.), gall. reda 
wagen (vgl. über germ. ridan Luft, 
Zs. f. d. altertum 41, 237). 

garal>jnn zählen, zu r a f) j ö. 

garazna m. nachbar, an. granne 
und garaznö f. nachbarin, an; granna, 
zu razn. 

garda m. gehege, stall, afris. 
garda, as. gardo, ahd. garto garten, 
zu gards. 

gards in. haus, an. gardr zäun, 
eingehegter hof, ags. geard umfrie- 
digung, garten, wohnung, as. gard 
Umzäunung, wohnung, ahd. gart 
kreis, ein gemeingerm. wort, woraus 
lit. gdrdas hürde, aksl. gradü ein- 
hegung, stadt (vgl. aürtigards, 
weinagards) aller Wahrscheinlich- 
keit nach entlehnt sind. Wenn das 
d in gard« aus dh entstanden ist, 
so können lit. zdrdu hürde, apr. 
sardis zäun zur vergleichung heran- 
gezogen werden (man beachte ai. 
gfhd- haus, dessen g dem 5 in zdrdi* 
nicht entspricht) und ist verwant- 
schaft mit -gairdan, gairda kaum 
abzulehnen. Man darf gards aber 
auch auf *ghort6- zurückführen und 
es mit air. gort saat, lat. hortua 
garten, gr. ztp™< gehege, hof, 



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60 



futter gleichsetzen. Vgl. gar da. 

garedaba besonnen, ehrbar, adv. 
zu *garrps, s. garedan. 

garedan auf etwas bedacht sein, 
fauragaredan im voraus bestimmen, 
undredan gewähren, urredan aussin- 
nen enthalten ein sonst nicht belegtes 
-redan besorgen, beraten, dem an. 
rdda, ags. r.vdan, afris. rida^ as. 
rädan, ahd. rätan entsprechen. Im 
krimgot. ist das wort nicht belegt; 
nach breen = *bredan braten wäre 
es als *reen anzusetzen. Ausserhalb 
des germ. sind verwant: aksl. raditi 
sorgen, nerodit geringschätzung, radi 
wegen (doch radü froh ist wegen 
des damit identischen ags. rot ferne 
zu halten), air. imm-rudim überlege, 
überdenke, avest. rädaiti macht zu- 
recht, ap. rädig wegen, ai. rddhyati, 
rädhnSti kommt zu recht, bringt zu 
stände. Vgl. rüdjan. 

garehsns f. bestimmung, rat- 
schlu88, keinesfalls mit gr. ipfiyo» 
helfe zu verbinden, sondern vielmehr 
zu ragin. 

gariuds ehrbar (besser garivfjs), 
an. rjödr rötlich, ags. reod rot, 
zu rau{)8. Gariuds ist also eigl. 
'leicht errötend', vgl. gr. ipcföof**i 
erröte. 

garüni n. heimliche beratung, ags. 
gergne, as. girüni geheimnis, ahd. 
garüni, girüni geraune, geheimnis, 
zu rüna. Vgl. an. grvnr verdacht, 
gruna verdenken, bezweifeln (Wad- 
stein, Idg. forschungen 5, 28). 

garunjö f. Überschwemmung, zu 
garinnan zusammenlaufen, s. rin- 
uan. Ebenso garunx f. markt, Strasse 
igarutm-). 



gasaht« f. tadel, Zurechtweisung, 
zu gasakan schelten, anfahren, s. 
sakan. 

gasibjön sich versöhnen, zu sibja. 

gasin [»ja m. reisegefährte, ahd. 
gUindo gefolgsmann, dienstmann, 
zu sinf)8. Vgl. mi|)gasin))a. 

gaskadweins f. beschattung, ob- 
dach, zu " ixkadwjan beschatten, s. 
s k a d u s. Vgl. as. scadoian, tcadqwan, 
ahd. «catewen, scatwan. 

gaskafts f. Schöpfung, geschöpf, 
ags. gesceaft, ahd. gascaft, gucaft, 
zu gaskapj an. 

gaskalki n. mitknecht, zu skalks. 

gaskapj an schaffen, an. skepja, 
ags. scyppan, afris. skeppa, as. scep- 
pian, ahd. scep/en. Dazu *akapja m. 
schaffe, keilner, nur im epigramm 
(scapiamaiziaiadrincan) belegt, das von 
*skap, as. scap, ahd. »caph Bchaff, 
bottich abgeleitet ist (vgl. fiskja, 
kasja): dieses *skap- liegt vor in 
krimgot. kilemachkop ebibe calicem. 
Skapjan weist auf eine idg. wz. *skab-, 
welche 'schaben, schneiden, bilden' 
bedeutete, vgl. lit. tkabu schneide, 
haue (in f. tkabäi), akabua scharf, 
aksl. »kobll kratzeisen, russ. sköhelt 
hobel, skoblitt hobeln, lat. tcabo 
kratze. Eine synonyme wzform *skap- 
findet sich in skaban. 

gaskeirjan auslegen, übersetzen, 
zu skeirs. Vgl. an. skira reinigen, 
skfira erklären. 

gasköhi n. ein paar schuhe, ags. 
gescjji as. gisköhi, ahd. guscuoki, zu 
I sköhs. Ebenso gaakohs beschuht, 
! mhd. gcachuoch. 

gaslei{)jan schädigen, zu sleifjs. 

gasnti)K)li schmieden, ags. amidian, 



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61 



ahd. ttnidön, zu -stnipa, a. aizasmif)a. 

ga8Öf>jan sättigen, zu 8ö|>. 

gastagqjan anstossen, causativum 
zu stigqan. 

gastaldan, gaslalds, s. andstal- 
dan. 

gastaürknatl erstarren, an. storkna 
gerinnen, ahd. kislorchanen erstarren, 
mit an. ttyrkr stärke, kraft, tiyrkja 
stärken, ttorkr storch (der starre 
vogel), ags. storc, ahd. st&rah storch 
zu an. tlerkr, ags. Hearc, as. ahd. 
ilarc stark. Urverwant sind lit. 
strdffti erstarren, erfrieren, lett. Hre- 
ffeie eiszapfen, russ. strdgij streng, 
mp. tturg, np. sulurg, riturg stark, 
gross. Vgl. über diese sippe Zubatjf, 
Sitzungsberichte der kön. böhm. ges. I 
der Wissenschaften, 1895, XVI, 29. 

gastigöds gastfreundlich (besser 
gastigöpt), 8. gast 8 und göps. 

gastöpanan zum stehen bringen, 
zu st and an. 

gaste m. fremdling, gast, an. gestr, 
ags. giest, gyst, as. ahd. gast, aksl. 
gostt gast, lat. hostu feind, urspr. 
'fremder', vgl. hospes gastherr (8. 
unter brüf>fal>s). Brugmann (Idg. 
forschungen 1, 172 f. f.) stellt auch 
gr. Zbros , %ivot; hierher, indem 
er in $- die tiefstufe von *ghoa- 
sieht. 

g&snljan gründen, zu an. sula, 
ags. sgl, ahd. *w£säule. Vgl. sauls, 
sulja. 

gaswiknn|»jan offenbaren , kund 
tun, zu swikunf)s. 

gaswögjan seufzen, nfmögjan auf- 
seufzen, swögatjan seufzen, ags. *w6- 
gan, twegan rauschen, klingen, as. i 
«wögan rauschend einherfahren, lit. I 



svagiu töne (inf. svagHi). Swögatjan 
ist ein intensivum wie lauhatjan. 
Vgl. swegni]>a, swiglün. 

gatanijan zähmen, bändigen, an. 
lewja zähmen, gewöhnen, ags. temian, 
ahd. zamjan, zemman zähmen, urver- 
want mit air. damnaim binde zu, 
lat. domäre zähmen, gr. Ixßxu be- 
zwinge, osset. domun zähmen, ai. 
ddmyati ist zahm, zähmt, damdyati 
zähmt. Vgl. gatemiba, gatiman. 

gatarhjan auszeichnen, gatarhips 
berüchtigt, mit ags. torht, as. toroht, 
torht, ahd. zoraht hell, klar zur idg. 
wz. *derx- sehen, vgl. air. derc auge, 
dercaim sehe hin, ad-con-darc ich 
sah, gr. iipKOfistt, armen, tesanem 
sehe, avest. dädarasa, ai. daddrca 
habe (hat) gesehen. 

gatarnjan entfremden, nach Bugge 
(Idg. forschungen 5, 174 f.) aus 
armen, autaranam werde entfremdet, 
werde beraubt, was nicht für sicher 
gelten darf. 

gatass, s. ungatass. 

gataüra m. riss, gataurp* f. Zer- 
störung, zu gatatran, s. distal ran. 

gateihan anzeigen, verkünden, 
aussagen, an. tjd zeigen, mitteilen 
(schwach), tigenn ausgezeichnet, ags. 
te'on zeihen, ofteon, as. a/tihan ver- 
sagen, ahd. zihan, mit ahd. zeigön 
zeigen zur idg. wz. *deix- zeigen, 
aussagen, vgl. air. do-decha er sage, 
lat. dico sage, gr. Jf/xvü/t*/ zeige, 
avest. dis- zeigen, ai. dicdti zeigt. 

gatemiba geziemend, adv. zu 
*gat?m8, ahd. gizämi, ablautend mit. 
gatiman. 

gatewjan verordnen, bestimmen, 
zu tewa. 



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62 



gatils passend, geeignet, zu Iii. | 

gatiman geziemen, anfr. ttman, 
ahd. z&nan, mit gatemiba wahr- 
scheinlich zur idg. wz. *dem- zähmen 
(b. gatamjan). 

gatimrjÖ f. gebäude, zu timrjan. 

gatwö f. gasse, an. gata pfad, 
gasse, ahd. ga^a Strasse, vielleicht 
verwant mit an. gat loch, ags. geat 
tor, tür, . eingang, Öffnung, as. gat 
loch, höhle, das nicht genügend 
erklärt ist (vgl. Holthausen, Beitr. 
11, 553; Zupitza, Die germ. gut- 
turale 201). Andernfalls könnte gatwö 
auf einer wz. für 'gehen' beruhen: 
man vergleicht air. n-gaidh ging. 
Lit. gatve tritt, lett. gatwa weg zwi- 
schen zäunen, durchgang sind wahr- 
scheinlich aus dem germ. entlehnt. 

gapagki n. bedenklichkeit, zu 
J>agkjan. 

gajmirsan verdorren, an. perra 
trocknen, ablautend mit ]>aürsus. 
Dieselbe praesensbildung liegt vor 
im griechischen : tkpsoyt.au werde 
trocken. 

gajmrban sich enthalten, an. par/a 
nötig sein, ags. pear/an, pearjian 
not leiden, ahd. darben entbehren, 
sich enthalten, ablautend mit |)a\'ir- 
ban. 

gal>aurbs enthaltsam, zu J)aur- 
ban. 

ga{>aürsnaii verdorren, an. porna 
trocken werden, zu jtaursus. 

gal>lahsnan erschrecken, zu |t 1 a h s- 
jan. 

ga{>laihaii liebkosen, freundlich 
zureden, trÖBten, ahd. flehan, flehön 
schmeicheln, dazu an. flär, ags. fldh 
falsch, hinterlistig. Osthoff (Beitr. 13, 



399 f. f.) vergleicht u. a. gr. Xxixxc 
hure, A<*/x*£&> betrüge, welche ein 
t im anlaut verloren haben können. 

gaplaihta f. freundliches zureden, 
trost, zu ga|)laihan. 

ga^r&sk n. dreschtenne, zu |)ris- 
kan. 

gapwastjan stark, fest, sicher 
machen, zu *Pwa*U fest, sicher, s. 
|> w a s ti |) a. 

gauja m. bewohner eines gaues, 
einer gegend, zu gawi. 

gaunijan wahrnehmen, bemerken, 
an. geyma, ags. gteman, as. gömian, 
ahd. goumjan, goumön achten, an. 
gaum, gaumr, ahd. gouma beachtung, 
acht, wozu mit ablaut isl. gutua 
achten, ags. ofcrgumian nicht be- 
achten, vernachlässigen, as. fargumön 
dasselbe, sollen nach Johansson (Beitr. 
15, 228) das praefix ga~ enthalten 
und mit aksl. umü verstand verwant 
sein. Dieses ist mit suffix -wo- zur 
wz. *aw- (s. awiliu[>) gebildet und 
lässt sich zunächst mit ai. Omyä 
gunst, schütz, hma- helfend, schüt- 
zend vergleichen (s. aber Pedersen, 
Idg. forschungen, 5, 68). Nach an- 
dern gehört gaumjan mit wurzelhaf- 
tem g aus gh zu aksl. govHi verehren, 
czech. hovHi pflegen, lat. foveo hege, 
pflege (s. Zupitza, Die germ. gut- 
turale 172). Vgl. noch Wood (Pu- 
blications of the Modern Language 
Association of America 14, 326), 
der nicht lat. foveo, sondern lat. 
faveo begünstige heranzieht. Lett. 
gaume njetnt, gaumit wahrnehmen sind 
aus dem germ. entlehnt. 

gauule^jan arm machen, zu un- 
leds. 



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63 



gaunön klagelieder singen, klagen 
(dazu gaunöpu* m. wehklage). Man 
vermutet, dass gaunön auf der idg. 
wz. *yheu~ rufen beruht, vgl. lit. 
zaveti besprechen, zaubern, aksl. zovq 
rufe, avest. zavaiti, zbayeiti, ai. hdvate, 
hvdyati ruft. Anders Froehde (Bezz. 
Beitr. 21, 325 f. f.), der lat. fünu* 
trauer heranzieht und Zusammenhang 
mit gaurs annimmt. Vgl. guf). 

gaoripa f. betrübnis, ai. ghoratä 
grausigkeit, zu gaurs. 

gaurs betrübt, traurig, vgl. ahd. 
görag erbärmlich, gering, elend, ur- | 
verwant mit klruss. zuryty betrüben, 
russ. zuritt schelten, air. gure schmerz- 
haftigkeit, heftigkeit, ai. ghord- 
furchtbar, grausig, heftig (s. Zupitza 
Die germ. gutturale 172). Vgl. 
gaunön, gauri|)a. 

gawadjöll verloben, an. vedja zum 
pfände setzen, ags. weddian verpfän- 
den, verloben, ahd. wetten verpfänden, 
wetten, entrichten, zahlen, zu wadi. 

gawairjri n. friede, eintracht, vgl. 
ahd. giwurt wolgefallen, zu wairpan. 

gawaknan erwachen, an. vakna, 
ags. wxcnan, zu wakan. 

gawaintns befleckt, unrein, zu 
wamm. 

gawargjan ächten, verdammen, 
ags. wearigean, wyrigean dasselbe, as. 
varagean martern, quälen, ahd. wer- 
gan verdammen, verfluchen, zu *wargs 
geächteter Verbrecher, s. w a r g i ]) a. 

gawaiirdi n. gespräch, zu waürd. 

gawaürki n. geschäft, gewinn, 
ahd. geicurcAe wirken , tun , zu 
watirk j an. 

gawatirstwa m. mitarbeiten zu 
waürstw. I 



gawaürts gewurzelt, zu waürts. 

gaweisön nach einem sehen, be- 
suchen, sorgen, as. ahd. wisön sehen 
nach, besuchen, heimsuchen, sich 
eines annehmen, beruht auf dem 
stamme weisa- (s. unweis) in sei- 
ner urspr. bedeutung 'Behend'. Vgl. 
an. visa, ags. wtsian, as. msean, ahd. 
wüten weisen und lat. visere besehen, 
besichtigen, besuchen. 

gawi n. gau, gegend, ags. -ge, 
and. -gö } ahd. gawi, gewi, gowi, nicht 
genügend erklärt. Feist (Beitr. 15, 
547 f.) stellt gawi (*ga-wiA-l) zu 
weih s. Schräder (s. Anz. Idg. for- 
schungen 9, 172) deutet es ebenfalls 
als 'gemeinschaft von dörfern', führt 
es aber auf *ga-aw-ia~ zurück und 
vergleicht gr. oU dorf (mit den von 
Hesych. überlieferten nebenformen 
cäyjf ' ttuftif. ovxi ' CpwA*/, uxf • tx; 
xufjcxc). Osset. yau, gau dorf scheint 
ein lehnwort aus dem gotischen zu 
sein, wie auch osset. mid met, honig 
sich als entlehnung aus got. *midm 
(=an. mjodr, ags. meodu, ahd. metu) 
erklären lässt (Loewe, Idg. forschun- 
gen 3, 146 f.). 

gawidan verbinden, ahd. wUan 
binden, anjochen, verwant mit air. 
fedan gespann, geschirr, cymr. gwedd 
joch, ai. vlvadhd- schulterjoch, trag- 
holz, proviant. Vgl. diswiss, ga- 
wi 8 8. Ist an. vdd, ags. w;ed, as. 
wäd, ahd. wät kleid hierher zu stellen? 

gawigan schütteln, bewegen, an. 
v'ega bewegen, tragen, wiegen, wägen, 
ags. wegan sich bewegen, bewegen, 
tragen, bringen, afris. wega wiegen, 
ahd. wögan sich bewegen, wiegen, 
wägen, lit. vezit (inf. vfozti), aksl. 



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64 



vezq (inf. verti), lat. veho fahre, gr. 
paraphyl. vtxitta soll bringen, avest. 
vazaili, ai. vdhali fährt. Dazu wag- 
jau, wigs und krimgot. waghen, 
an. vagn, ags. tc&gn, an fr. -wagon, 
ahd. wagan, air. wagen, skr. 

vahana- fahrend, fahren, schiff, vahana- 
zugtier, gespann, reittier, vehikel, 
wagen, schiff (vgl. aksl. vozu, gr. 
Ijgtt wagen). 

gawiljis einmütig, willig, zu 
wilj a. 

gawiss f. Verbindung, gelenk, zu 
g a w i d a n. 

gawizneigs sich mit freuend, mit 
andawizns, waüawizns zu 
wizün. 

gawrisqatl frucht bringen, an. 
roskenn gewachsen, roskna heran- 
wachsen, vielleicht mit einem suf- 
fix *-sqo- zu avest. varad-, ai. vardh- 
wachsen (weiteres bei Liden, Ein 
balt. slav. anlautgesetz 21). Gewiss 
mit unrecht hat man ai. Vffydr bäum 
und ai. vraqc- abhauen, spalten her- 
angezogen. 

gawundön verwunden, an. part. 
undadr, ags. wundian, afris. icundja, 
ahd. vmntön, zu wunds. 

gazatifylakio dat., fremdwort : 

gazds m. stachel, an. gaddr, ahd. 
gart, davon an. gedda hecht. Man 
denkt an verwantschaft mit aksl. 
gvozdi keil, nagel (wie ist aber das 
v zu erklären?) und mit lat. hasla 
speer, das auf *gAazdAä zurückgehen 
kann. Ahd. gardea, gerta gerte, rute 
hat urspr. r und kann also nicht mit 
gazds verwant sein (s. Cosijn, Tijdschr. 
v. Ned. taal- en letterk. 13, 19 f. f.). 



geigan erstreben, gageigan gewin- 
nen, faihugeigö f. habsucht, urver- 
want mit lit. gSzhU verlange heftig, 
pagSzu räche. Gr. kIvitx gelüst ge- 
j hört nicht hierher. 

geisnan, s. usgeisnan. 

giba f. gäbe, an. gjof, ags. giefu, 
[ afris. g$ve, jSve y as. gSba, ahd. giba, 
zu gi ban. 

tri Iiiiii geben, an. gSfa, ags. gie/an, 
afris. gSva , jSva , as. gSban, ahd. 
\ gSban, urverwant mit lit. gabenti beför- 
dern, bringen, air. gabavm gebe, nehme. 
Vgl. fragifts, gabei, giba. 

gibla m. giebel, zinne, ahd. gibil 
giebel, gebal schädel, köpf, dazu mit 
ablaut an. gafi giebel. Die urspr. 
bedeutung ist 'köpf, vgl. gr. xeQaKtj, 
das mit maced. (?) yotßxxiv • fyxiQx- 
Aöv vi KtCpxXiiv (llesych.) auf einer 
idg. grundform *ghebhalä oder *ghe- 
bh»lä beruht. 

gild n. Steuer, an. gjald Zahlung, 
strafe, lohn, ags. gield ersatz, Opfer, 
afris. geld, jild geld, as. geld Zahlung, 
opfer, abgäbe, lohn, ahd. gSli Zahlung, 
Vergeltung, ersatz, opfer, abgäbe, 
Steuer, geld, zu -gildan, s. fra- 
gil d an. 

gildan, s. frag i Ida n. 

gilstr n. Steuer, ahd. ghehtar 
opfer, abgäbe, Steuer, zu -gildan, s. 
fragildan. 

gilstraiiieleins f. steaerverzeich- 
nung, s. gilstr und meljan. 

gilpa f. sichel, vielleicht verwant 
i mit an. gelda castrieren, geldr, ahd. 
galt gelt, keine milch gebend, un- 
j fruchtbar. Die wz. hätte 'schneiden, 
I das getreide abschneiden, verschnei- 
' den' bedeutet. 



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65 



Pinnau, s. duginnan. 

gistradagis morgen, an. (girr mor- 
gen, gestern, ags. geostra, gistrandfrg, 
ahd. gteteron gestern, urverwant mit 
lat. Aeri (davon kesternus), gr. z$*<, 
alban. dje, aveat. z//ö } ai. Ayas gestern. 

gitan, s. bigitan. 

iriutiin giessen, an. gjtUa werfen, 
ags. geotan, afris. giata, as. giotan, 
ahd. giojan giessen, beruht mit lat. 
fundo (perf. füdi) giesse und alban. 
dükc wachs (*yAud-lo-) auf idg. 
*yAeud-, Weiterbildung von *yheu- 
in gr. %4u giesse, xon guss, trank- 
opfer, yj 7 J^x guss, armen, dzaunem 
weihe, opfere, avest. zaotar- priester, 
zaof)rä' opfergabe, Weihwasser, ai. 
juAöli opfert, AStar- priester, Aotrd- 
opfer. 

glaggWÖ, glaggicuba genau, adv. 
zum adj. *glaggwns genau, sorgfäl- 
tig, an. gloggr klug, klar, scharf, 
ags. glcaw, as. ahd. glau klug, er- 
fahren, einsichtig, vorsichtig. Man 
denkt an Zusammenhang mit an. glöa 
leuchten, glühen, schwed. glö scharf 
anblicken, ags. gtöwan, ahd. gluoan 
glühen, cymr. glo, bret. glou kohlen, 
gr. j£A«;ö; gelblich, grünlich, wozu 
mit ablaut lit. Utja dämmerung 
(vgl. die unter gul{) besprochene 
wz. *yheL). 

glitmunjan glänzen, denominati- 
vum von *glitmuni f. glänz (gebildet 
wie 1 a u h m u n i), vgl. an. glit glänz, 
glita, glitra glitzern, as. glilan, ahd. 
glljan glänzen. Aksl. glftdHi, glfdaii 
schauen gehört eher mit mhd. glinzen 
schimmern, glänzen, air. at-gleinn 
demonstrat, inglennat vestigant zu- 
sammen. 



gödakunds von guter abkunfl, s. 
gö|)8 und air{)akunds. 

güljan grüssen, begrüssen, an. 
gfla trösten, beruhigen, mit ablaut 
zu an. gala, ags. ahd. galan singen 
und an. gjalla, ags. giellan ertönen, 
ahd. gSllan laut tönen, schreien. 
Göljan wäre urspr. 'freudig zurufen'. 

gö|)8 gut, tüchtig, schön, an. 
god.; ags. god, afris. as. göd, ahd. 
guot, dazu gödei f. tugend, as. gödi, 
ahd. guoti güte. Das wort gehört 
zu der unter gadiliggs besproche- 
nen wz. (anders Lagercrantz, Kuhns 
Zs. 35, 287 f. f.). Krimgot. knauen 
gut ist ein got. acc. *knawana — an. 
kndn zu an. kndr tüchtig, dem lat. 
gnävus tätig entspricht (von Grien- 
berger, Zs. f. d. phil. 30, 124). 

graba f. graben, an. gryf höhle, 
grab, zu grab an. Vgl. ahd. graba 
grabscheit, spaten. 

graban graben, an. grafa, ags. 
grafan, anfr. gravan (as. nur bigra- 
ban), ahd. graban, urverwant mit 
lett. grebju schrape, aksl. grebq grabe, 
rudere (inf. grcsti), grobti grübe, grab. 
Ferner stehen lit. grttiu harke, raffe, 
grabinHi hin und her greifen, aksl. 
grabiti rauben, avest. gzrwnäiti, ai. 
grbAnati ergreift. Vgl. graba, 
g r ö b a. 

gramjan erzürnen, aufreizen, an. 
gremja, ags. gremian, gremman, ahd. 
gremjan, gremman, zu an. gramr, ags. 
grom, as. ahd. gram zornig, vgl. an. 
grimmr, ags. as. grim, ahd. grim, 
grimmi grimmig, ags grimetan, ahd. 
gramizzön, gremizzän brüllen, toben 
und ausserhalb des germ. lit. gru- 
menli aus der ferne leise und dumpf 

5 



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66 



donnern, apr. grumins donner, aksl. 
grtmBi donnern, gromÜ donner, gr. 

knirschen, xwt/(u wiehere, 
avest. granta- erzürnt. 

gramst n. (?) Splitter, unbekann- 
ten Ursprunges. 

gras n. gras, kraut, an. gras, ags. 
grses, gwrs, as. ahd. gras, ablautend 
mit mhd. gruose junger trieb der 
pflanzen, ferner verwant mit an. gröa, 
ags. gröwan, ahd. gruoan grünen, 
wachsen, an. grfnn, ags. gre'ne, as. 
gröni, ahd. gruoni grün, wozu aus- 
serhalb des germ. lat. grämen gras 
(gr. x*- u P°* gelblich, grünlich ist 
nicht aus *XP<»pfa dissimiliert, son- 
dern hat idg. I, vgl. ^Ae'jf grün, 
gras und die unter glaggwo ge- 
nannten Wörter). Anders Zupitza 
(Die germ. gutturale 203), der die 
germ. sippe mit lat. horreo starre, 
sträube mich, gr. zhw wüst, un- 
fruchtbar, ai. hart- starr werden, 
sich sträuben verbindet. 

gredags hungrig, an. grddogr, 
ags. gr.rdig, as. grädag, ahd. grätag 
gierig, zu gredus. 

gredön hungern, zu gredus. 

gredus m. hunger, an. grddr, ags. 
gried gier, hunger, vgl. etwa lit. 
gardus würzig, wolschmeckend, air. 
gorle hunger (mit tt, idg. dhnt), ai. 
grdhyati ist gierig, grdAnu- gierig, 
gfdhra- gierig, geier. Andere Hirt 
(Beitr. 23, 291), der gredus mit 
gairnei verbindet. Vgl. gredags, 
gr ed un. 

greipan greifen, an. gripa, ags. 
grtpan, afris. gripa, as. gripan, ahd. 
grifan, ablautend mit an. greipa, 
ags. grdpian und mit an. gripr eigen- 



tum, kleinod, grip, ahd. grif griff, 
vgl. ausserhalb des germ. lit. grebiu 
greife, graibyti umhergreifen, lett. 
griba wille, gribB wollen. 

gretan weinen, krimgot. eriten 
(mit * wie mine — mena, schliptu 
= slepan), an. grata weinen, laut 
jammern, mhd. gräjen schreien, 
ablautend mit an. grfta zum weinen 
bringen, ags. gretan, as. grötian, 
ahd. gruojan anreden, angehen, ent- 
weder zu ai. hradate tönt oder aber 
zu apr. gerdaut sagen, gr. <Ppx£u 
zeige an, sage (Ark. f. nord. fil. 14, 
388). Auffällig wegen des abweichen- 
den vocalismus Bind ags. greotan, 
as. griotan. 

greis m. (?) weinen, an. grdtr, zu 
gretan. Falls gretan mit ai. hräd- 
verwant ist, darf grets mit ai. hrada- 
getön, getöse identifiziert werden. 

grids f. schritt, stufe (besseren», 
zu aksl. grgdq komme, air. ingrennim 
verfolge, lat. gradior schreite, gradus 
schritt, stufe. 

grindafrajyis kleinmütig , aus 
grinda- zerrieben und fra{)i. Grinda- 
stellt sich zu ags. grindan zerreiben, 
lit. gre'ndu, grendHu reibe, grdndyti 
schaben, lat. frendo knirsche. 

gröba f. grübe, höhle, an. gr6f, 
anfr. gruova, ahd. gruoba, zu gra- 
| ban. 

grundu waddjus f. (m.) grund- 
| mauer, aus grundu- und -waddju* (6. 
baürgs waddj us). Grundu-, nom. 
*grundus, an. grunnr, ags. afris. as. 
grund, ahd. grünt grund, boden weist 
auf vorgerra. *ghrn-tu-, das noch nicht 
in andern sprachzweigen widergefun- 
den ist. Möglicherweise gehört es 



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67 



zu gr. ZP*' V &> streife, bestreiche 
(Persson, Wurzelerw. 72 f.). 

gadafaürhtä gottesfürchtig, ags. 
godfyrht, ahd. gotforht, 8. guj) und 
faürhts. 

gildalaus gottlos, isl. gudlauss, 
b. guf) und laus. 

gudhüs n. tempel, vgl. nihd. 
goteshü* gotteshaus, kirche, kloster. 
Hü* n. haus, krimgot. hu* (d. i. hü*), 
an. ags. hu*, afris. as. ahd. hü* 
(aksl. ckyzit ist lehnwort aus dem 
germ.) geht vielleicht auf idg. 
*küdzho- aus *küdh*o- zurück, wel- 
chenfalls es mit huzd zur wz.*keudh- 
verbergen gehören kann. Ein anderes 
wort für 'haus' ist razn. 

gudja m. priester, an. gode, gude 
priester, tempel Vorst eher, gydja pries- 
terin, vgl. ahd. coling tribunus, zu 
guj). Nach Osthoff (Bezz. Beitr. 24, 
197 f. f.) wäre die grundbedeutung 
von gudja 'berufer, besprecher, Zau- 
berer'. Davon gudjinön das priester- 
amt versehen, gudjina*su* m. priester- 
amt. 

gulf> n. gold, krimgot. gollz (iz 
ist p, vgl. (zo = \)u), an. gull, ags. 
afris. as. ahd. gold (finn. kulta ist 
aus dem germ. entlehnt), ablautend 
mit lett. zeit* und aksl. zlato y wozu 
sich wahrscheinlich skr. hä{aka- stel- 
len lässt. Mit avest. zaranya-, ai. 
htranya- gehören die genannten namen 
des goldes zur idg. wz. *yheL gelb, 
grünlich sein, vgl. ags. geolo, as. 
ahd. gelo, lat. helvu* gelb, air. gel 
weiss, Ii t- zulia* grün, zeliu grüne, 
zole gras, kraut, aksl. zeii/e kraut, 
zelenu grün, avest. zairi-, ai. hdri- 
goldgelb u. s. w. Gr. %pu>ro<; gold ist 



dieser sippe fremd: es gilt für ent- 
lehnt aus hehr, phoen. chärüs. Ein 
anderes proethnisches wort für 'gold' 
ist lat. aurum, sab. au*um, apr. au*i*, 
lit, duksa* (air. 6r y cymr. ator und 
bask. urre entstammen dem lateini- 
schen, bzw. dem romanischen). Vgl. 
glaggwö. 

gul|>eins golden, an. gullenn, ags. 
gylden, as. ahd. guldin, zu gul{). 

guma m. mann, an. gume, ags. 
guma, as. gumo, gomo, ahd. gomo, 
urverwant mit lit. zmi, apr. smoy 
mensch (lit. pl. iW/*<?*), alat. acc. 
| hemönem, lat. homo mensch, nemo 
(aus *ne-hemo) niemand. Das wort 
ist abgeleitet von idg. *yhetn- erde, 
vgl. lit. zemS, aksl. zemlja erde, lat. 
humu* boden, gr. %atyL&i am boden, 
avest. z»m- t ai. jam- erde. Der ur- 
sprüngliche anlaut der sippe ist ydh, 
wie aus gr. %$üv, ai. k*dm- her- 
vorgeht. 

guniaknnds männlich, s. guma 
uud air|)akund8. 

gunds m. geschwür (oder gund 
n.), an. ags. ahd. gund, urverwant 
mit gr. KxvSütoj geschwulst, ge- 
schwür (Holthausen, Kuhns Zs. 28, 
282). Vgl. noch russ. zud das jucken, 
zud/a jucken, aksl. *zqdä, *ztfdeii 
(? Beitr. 22, 189). 

guj> m. und n. gott, an. god,gud, 
ags. afris. as. god, ahd. got, eigl. 
«was man beruft; incantatum, excan- 
tatum, adjuratum numen', zu lit. 
z^xvHi besprechen, zaubern, aksl. zovq 
rufe, avest. zavaili, zbayeili, ai. hdvate, 
hvdyali ruft, avest. znla-, ai. hüld- 
gerufen (Osthoff, Bezz. Beitr. 24, 
191 f. f., vgl. Morph. Unters. 4, 



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68 



84 f.). Anders Aufrecht (Bezz. Beitr. 

20, 256) und Liden (Bezz. Beitr. 

21, 97). Der stamm des wortes ist 
guda-, nicht gujya- (Hench, Beitr. 
21, 562 f. f.). Vgl. gaunön. 

gu{>askaunei ( besser gudaskaunei) 
f. gottesschönheit, s. gu[> und 
skauns. 

gupblüstreis m. gottesverehrer, 
in seinem zweiten gliede verwant 
mit ahd. blnostar opfer, zu blütan. 



h. 



haban haben, an. ha/a, ags. hab- 
ban, afris. habba, hebba, as. habbian, 
hebbian, ahd. haben, stimmt in wz. 
und flexion auffällig mit lat. habere 
überein, mit welchem es aber aus 
phonetischen gründen nicht ohne 
weiteres verglichen werden darf. 
Man hat haban und habere unter 
einer wzform *khabh- (Kluge, Kuhns 
Zs. 26, 88) oder * X abh- (Kozlovskij, 
Arch. f. slav. phil. 11, 392) zu ver- 
einigen versucht, wodurch aber nicht 
alle Schwierigkeiten gelöst werden. 
Vielleicht ist haban in alter zeit aus 
lat. habere entlehnt (vgl. Luft, Kuhns 
Zs. 36, 145 f. f.) und dieses ent- 
weder mit gadiliggs oder mit 
ags. gea/ul, ahd. gabal(a), air. gabul 
gabel, lit. gubti einhüllen, gabana 
armroll, wruss. habac ergreifen, ai. 
gäbharti- deichsei, Vorderarm ur- 
verwant. Man beachte aber alban. 
kam ich habe, das mit haban auf 
einer wz. *kabh- beruhen könnte. 
Aus gahaban *ik sich enthalten ist 
aksl. chabiti s§ entlehnt und auch 
ochaba eigentum scheint auf haban 



zu beruhen. Vgl. gahöbains. 

hat] an heben, an. he/ja, ags. heb- 
ban, afris. heva, as. hejfian, ahd. 
heßan, zunächst vergleichbar mit 
lat. capto nehme, ferner mit lett. 
kämpf, fassen, lit. kumpstu werde 
krumm, kdmpa* ecke, winkel, gegend, 
cymr. cael erlangen (aua *kapelo-\ 
lat. campus feld (= lit. kdmpas), gr. 
xäfnrTu krümme, beuge, xux* griff, 
»eijTöf, dor. xiirot; garten (vgl. as. 
höba, ahd. huoba hufe), ai. kdmpate 
zittert. Die grundbedeutung der wz. 
ist 'biegen, krümmen', woraus sich 
die begriffe des fassens und hebens 
leicht entwickeln konnten. Vgl. 
hafts, hamfs. 

haftjan heften, ags. hxflan, as. 
heftian, ahd. heßan, zu hafts. 

hafts behaftet, gebunden, an. haptr 
leibeigener, ags. hseft gefangen, as. 
ahd. haß behaftet, gebunden, gefan- 
gen, identisch mit gall. -capto* ge- 
fangen, air. f. cacht dienerin (aus 
*kaptä), cymr. caeth gefangener, 
diener, lat. captus gefangen, zu 
hafjan. Vgl. haftjan. 

hähan hängen, schweben lassen, 
ags. h6n, afris. hua, as. *hähan (nur 
das part. bihangan ist belegt), ahd. 
hähan hängen, wozu das intr. hähan, 
praet. hähaida, an. hanga, ags. hon- 
gian, as. hangön, ahd. hangen hangen, 
wahrscheinlich verwant mit ai. can- 
kate schwankt, zweifelt, vermutet, 
qanka besorgnis, furcht, verdacht, 
zweifei, wozu auch lat. cunctor zau- 
dere gezogen wird. Hierher gehören 
noch an. hixtta gefahr, hxtta riskieren. 

haidns m. art, weise, an. heidr 
ehre, würde, ags. hdd, as. hed, ahd. 



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69 



heit stand, rang, beschaffenheit, art 
und weise, identisch mit ai. ketu- 
lichterscheinung, helle, bild, erken- 
nungszeichen, zu ce'tali nimmt wahr, 
bemerkt, erscheint. Mit andern Suf- 
fixen gehören hierher: an. heidr 
heiter, wolkenlos, heid der heitere 
himmel, ags. hddor, as. hedor, ahd. 
heitat heiter, klar (wozu mit * im 
anlaut Iii. skaidrus hell, klar und 
mit ablaut avest. vi}>ra-, ai. citrd- 
hell, bunt). 

haifsts f. streit, zank, wettkampf 
(davon haifstjan streiten, kämpfen), 
an. heipt hass, räche, ags. h;ht gewalt, 
heftigkeit, afris. haest eile, mnd. 
heut heftigkeit (dazu das adj. ags. 
h&sle, afris. haesie, ahd. heisti heftig), 
vielleicht urverwant mit ai. kepi- 
übelgesinnt (? Beitr. 21, 104;, wozu 
air. ciapaim quäle, ciopadh ärger mit 
p aus pp (? Zupitza, Kuhns Zs. 36, 
244). Zupitza (Die germ. gutturale 
182; stellt haifsts zu ai. tfikam 
rasch, schnell. Nach einer älteren 
auffassung wäre haifsts eigl. 'Zwie- 
spalt' und mit aksl. ctpiti spalten 
zu verbinden. 

haihs einäugig, air. cdech, corn. 
cuic einäugig, lat. caecvs blind, vgl. 
skr. hehara- schielend. Hierher stellt 
man gr. xaixfa nordostwind (eigl. 
'der dunkele'?). 

hailjan heilen, an. heila, ags. 
h&lan, as. helian, ahd. heilan, zu 
h a i 1 s. 

hails heil, gesund, an. heilt, ags. 
hdl t afris. as. hei, ahd. heil. Busbeck 
führt als krimgot. ieltsch lebendig, 
gesund und iel leben, gesundheit 
an, womit er hails und hail zu 



meinen scheint: für das fehlen des 
h vgl. eils — hails im epigramm 
(inter eils goticum) und krimgot. 
ael, das h a 1 1 u s widergeben soll. 
Ausserhalb des germ. entsprechen 
apr. hail- in kailüstiskan acc. gesund- 
heit, aksl. cSlÜ ganz, heil, air. ce'l, 
cymr. coil vorbedeatung (an. heilt, 
ags. h&l ist 'glückliches Vorzeichen'), 
gr. xoTXu ' rb kx\6v (Hesych.), doch 
ai. kevala- ausschliesslich eigen, allein, 
lauter, ganz, gesammt ist im suffix 
verschieden (s. Johansson, Idg. for- 
schungen 2, 28). Ausführlich über 
hails handelt Brugmann (Die aus- 
drücke für den begriff der totalität 
41 f. f.). Vgl. hailjan. 

hainiö|)li n. heimatliches gut, 
erbgut, ahd. heimödili heimat, Zusam- 
mensetzung aus haims und -öplja-, 
vgl. *öf>ala-, *öpila- in an. ödal, ags. 
e'del, as. ödil, ahd. nodal, nodil 
erbgut, stammgut, ablautend mit 
an. adal anläge, geschlecht, ags. 
scdelu n. pL edle abkunft, as. adali, 
ahd. adal edles geschlecht und ags. 
sedele, as. edili, ahd. edili edel, adelig. 
Schräder (s. Anz. Idg. forsch ungen 
9, 172) stellt diese sippe zum lall- 
wort *alo- vater, aksl. *otü, ottci 
(vgl. a t ta). Man beachte lit. teviszke: 
tevas , slov. dedina: dedü, russ. 
(v)Slcina : otec u. dgl. 

haims f. dorf, flecken, an. heimr 
wohnung, weit, ags. harn, afris. häm, 
hem, as. hem, ahd. heim heim, Wohnort, 
apr. caymis dorf, lit. kemas bauern- 
hof (dazu kaimynas nachbar) ist 
i weder mit heitea- (s. heiwafrauja), 
noch mit hweila zu verbinden. 
I Eher darf man mit "Windisch (Idg. 



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70 



forschungen 13, 78 f. f.) air. com, 
corn. bret. cuf, cymr. cu teuer, 
hübsch, lieblich, angenehm, lieb zur 
vergleichuug heranziehen, denn der 
begrifl' 'wohnstätte, heim* lässt Bich 
ungezwungen aus einer adjectivischen 
bedeutung 'lieb, eigen' erklären. 
Ganz unsicher ist die Zugehörigkeit 
von gr. mm dorf (idg. *kömä auB 
älterem *köi>na>). Ueber die flexion 
von Aaims (Aaimi-, plur. Aaimw) vgl. 
Hirt (Beitr. 22, 236 f.). 

bafraiseis nom. pl M fremdwort: 
etipfotit;. 

hairda f. herde, an. Ajord, ags. 
heord, ahd. Herta ist ursprünglich 
nicht verschieden von ahd. Airta 
Wechsel, wie uns das entsprechende 
aksl. crPda reihe, tagesfolge, herde 
lehrt. Auch apr. kerdan acc. zeit 
ist damit identisch. Dass die balti- 
schen dialecte das wort auch in der 
bedeutung 'herde' gekannt haben, 
geht aus der ableitung lit. kerdziu* 
hirte hervor. Man vergleicht noch 
ai. cdrdAa-, cdrdAas- herde, schar, 
dessen c aber nicht mit slav. c, balt. 
k in einklang ist. Ein einderes wort 
für 'herde' ist wrif>us. Vgl. hair- 
deis. 

hairdeis m. hirte, an. Airder, ags. 
Ayrde , as. Airdi , ahd. Airti , zu 
hairda. Vgl. insbesondere lit. kerd- 
z\u* hirte. Ein anderes idg. wort 
für 'hirte' ist lit. pemu, gr. xo<£t»fv. 

luil'rtö n. herz, an. Ajarta, ags. 
Aeortc, afris. ASrte, as. Aertu, ahd. 
Aerza, allgem. idg., vgl. lit. szirdh, 
aksl. srüdlce herz, sreda mitte, air. 
cridc, lat. cor (gen. cordis), gr. xxplix, 
xjfp, armen, sirt. Im arischen findet 



sich für 'herz' ein anklingendes, 
jedoch im anlaut abweichendes wort: 
avest. zorzd-, zar?daya-, ai. Afd-, 
Ardaya-. Mit Aatrlo vergleichbar ist 
aber ai. crad- in craddAd glaube , 
vertrauen, craddddAiiti glaubt, ver- 
traut, billigt (vgl. lat. crfido glaube). 
Vgl. hair|>ra. 

hafrj>ra u. pl. eingeweide, inneres, 
lierz, ahd. Airdar eingeweide, dane- 
ben mit anderer lautfolge ags. Areder 
eingeweide. Kluge (Pauls Grundr. 
1', 336) und Johansson (Beitr. 15, 
229) verbinden das wort mit hairtö, 
indem sie von einer grundform 
*Kretro- aus *nred-tro- ausgehen. An- 
dere denken an Zusammenhang mit 
aksl. brhla n. pl. lenden, daß sich 
auf *kert-tlo- zurückführen läset. 
Wenig empfehlung verdient die Ver- 
bindung von Aairpra mit haürds. 

hafrus m. schwort, an. Ajprr,zgB. 
Aeoru, as. Aeru (in comp.), identisch 
mit ai. cdru- geschoss. Die grund- 
bedeutuug des Wortes ist wol 'röhr, 
rohrstab', vgl. ai. card- röhr, pfeil. 
Unbefriedigend ist dagegen anknüp- 
fung an ai. cfiurti zerbricht (wozu 
u. a. gr. xfpxw6<; donnerkeil) oder 
an gr. xelpu schere, vernichte, das 
Luft (Kuhns Zs. 36, 145) zur erklä- 
rung von hatrus heranzieht. 

hals n. (?) fackel, wahrscheinlich 
als Aai-za- aufzufassen, jedoch nicht 
genügend erklärt. Entfernter Zusam- 
menhang mit heitö ist wahrschein- 
lich. 

haitan nennen, rufen, heissen, an. 
Aeila, ags. Adtan, afris. Atta, as. 
Aetan, ahd. Aeijan, unbekannten Ur- 
sprunges. Vielleicht darf man an 



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71 



Zusammenhang mit ai. keta- verlan- 
gen, absieht, aufforderung, einladung 
und gr. xoitxi ■ yvvaiKÜv tTt&vnixi 
(Hesych., s. Hoffmann, Bezz. Beitr. 
18, 287) denken, welche aber auf 
idg. t im wurzelauslaut hinweisen, 
während haitan idg. d enthält. Zupitza 
(Die germ. gutturale 105) beurteilt 
haitan ganz anders. „Da ein benen- 
nen so viel wie ein unterscheiden 
eines dinges von andern ist", ver- 
gleicht er lit. skMzin scheide, aksl. 
cedili seihen, wodurch wir in die 
sippe von skaidan hinübergefübrt 
werden. 

Haiti f. befehl, mhd. heije, zu 
haitan. . 

haij>i f. feld, an. heidr heide, un- 
fruchtbares land, ags. hsed heide, 
heidekraut, wüste, ahd. heida heide, 
heidekraut, unbebautes land, urver- 
want mit gall. -cetum, cymr. coit 
wald (über das angebliche air. ciad 
s. Feist, Beitr. 15, 548), lat. -cetum 
in bücetum kuhtrift. Ai. kselra- feld 
gehört nicht hierher. Einen ähnlichen 
bedeutuugswechsel findet man bei 
waggß: vgl. auch aksl. lag-Ü wald, 
russ. lug wiese und ags. iceald, as. 
ahd. wald wald, an. vpllr feld. 

hai]>iwisks wild, zu haifu. 

liuijmo f. heidin, *haif>na m. heide, 
an. hei denn, ags. h&den, afris. as. 
hethin, ahd. heidan, heithin heidnisch, 
heide soll als nachahmung von lat. 
pägänue heide (zu pägus dorf, district) 
von haif)i abgeleitet sein und sich 
von den Goten zu den andern Ger- 
manen verbreitet haben. Torp und 
Bugge (Idg. forschungen 5, 178 f. f.) 
halten es für ein fremdwort aus 



dem armenischen, wo hdhanoa (aus 
gr. iSvoe) in der bedeutung 'heide, 
heidnisch' vorliegt: das ai wäre durch 
anlehnung an haipi zu erklären. 
Das gebräuchliche wort für 'heiden' 
(t« I5v»j) ist fnudös (s. |)iuda). 

hakuls m. mantel, an. hpkoll, ags. 
hacele, ahd. hachul, ein dunkeles 
wort, das nicht mit aksl. koza feil 
(zu koza ziege) verglichen werden 
darf. Vgl. apr.. kekuli» badelaken 
und aksl. cechlä decke, welche viel- 
leicht aus dem germ. stammen. 

halba f. hälfte, seite, an. hal/a, 
ags. healf, as. halba, ahd. halba, zu 
halbe. 

halb» halb, an. halfr, ags. healf, 
as. half, ahd. hall, wahrscheinlich 
verwant mit ai. kalpayati ordnet, 
verteilt, kälpate wird geordnet, wird 
zu teil : die grundbedeutung der wz. 
ist dann 'schneiden, hacken, durch 
schneiden oder hacken verteilen' und 
halbs ist eigentlich 'in zwei teilen 
geschnitten, geteilt'. Man vergleiche 
noch die mit a anlautende sippe von 
lat. sculpo meissele, schneide, ritze, 
scalpo kratze, schabe, schneide, ritze, 
gr. ffxachoijs maulwurf, vKOtop pfähl, 
wozu an. skjalf, ags. scelfe, scylfe 
bank, brettergestell gehört (s. Pers- 
son, Kuhns Zs. 33, 289). Nach einer 
andern, mir nicht wahrscheinlichen 
auflassung wäre das b in halbs suf- 
fixal und lit. tzalh seite zu ver- 
' gleichen. 

haldan hüten, weiden, an. halda 
(daneben mit gramm. Wechsel aschw. 
halla\ ags. healdan, afris. halda, as. 
haldan, ahd. halthan (= aschwed. 
hallo), haitan halten, zusammenbal- 



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72 



ten, bewahren. Eine sinnverwante 
idg. wz. Holt- oder *kalt- ist nicht 
gefunden. Man kann das t für prae- 
sensbildend halten und mit Zupitza 
(Die germ. gutturale 106) die sippe 
von ai. kaläyali treibt, hält, kalayati 
treibt vergleichen. Dazu gehören 
u. a. gr. xixoftoii treibe an, rufe, 
xiAA« treibe, ßouxökoe rinderhirt, 
air. büachaill, cymr. bugail hirt. 

haldis lieber, mehr, an. Aeldr, 
as. hald, ahd. halt vielmehr, comp, 
zu ahd. halto sehr, unerklärt. 

halisaiw kaum, aus halt»- und 
aiw (8. aiws). Für halis- ist keine 
anknüpfung gefunden. 

halja f. hölle, an. hei, ags. hell, 
afris. helle, as. aellia, ahd. hellet, zu 
der unter huljan besprochenen wz. 
*xel- verbergen, bedecken. Lautlich 
identisch mit halja ist air. cuile k eller. 

halks arm, dürftig, gering, wird 
ohne genügenden grund mit gr. 
xoxoßos verstümmelt, zerbrochen, nie- 
drig verglichen : gr. ß Hesse im 
gotischen nicht k, sondern q erwar- 
ten. Zudem ist xchoß6<; wol nur eine 
dialectische form für *xo\er6s und 
mit xoXouu verstümmele zu verbin- 
deu (Breal, Mem. de la Soc. de 
Ling. 10, 66). Aksl. chlakü unver- 
heiratet (aus *cholkü) kann aus halks 
entlehnt sein : vgl. die bedeutungen 
von ahd. hagastalt unter andstald 
(anders über chlakü Prusik, Kuhns 
Zs. 33, 157; Pedersen, Idg. for- 
schungen 5, 64). 

hallus m. fels, krimgot. ael stein 
(wol *all zu lesen; ohne h wie 
ieltsch = h a i 1 s , ano = *hanjö, 8. 
hana), vgl. an. hallr bergabhang, 



fels, ags. heall fels, an. hello flacher 
stein, finn. lw. kallio (got. •halljö) 
fels, ags. hyll hügel. Die Wörter 
haben II aus vorgerm. In, wie aus 
lit. kdlnas berg, lat. colli* hügel^ 
hervorgeht, und gehören mit lit. 
kalva anhöhe, lat. culmen gipfel, gr. 
xoXuvfa, xoAavjf hügel zur idg. wz. 
*kel- heben, emporragen in lit. kUti 
heben, lat. excello rage hervor. Air. 
doch stein darf kaum hierher gezo- 
gen werden (die grundform ist 
*klukä). Vgl. hals. 

hals m. hals, an. hals, ags. heals, 
as. ahd. hals, identisch mit alat. 
collus, lat. collum (*kolso-), wahr- 
scheinlich zur idg. wz. *kel- heben, 
emporragen (s. h al 1 u s). Ihre genaue 
entsprechung haben hals, collus an 
I aksl. klasü ähre (aus *kolsü): s. 
Zupitza, Die germ. gutturale 50 f. 
Anders Noreen, Idg. forschungen 4, 
320 f. f. 

halsagga m. nacken (cod. baUag- 
f/an), in seinem zweiten gliede {-agga) 
vergleichbar mit gr. xyxuv bug (nicht 
mit aeol «£t<pijv ' *vx* v Hesych.), 
zur idg. wz. *ank- (*onk-) biegen, 
krümmen in an. ange, age. onga, 
abd. ango stachel, an. otigoll, ags. 
ongel, ahd. angul angel, lit. änka 
schlinge, aksl. qkott haken, air. ecath 
fischhaken, lat. uneus gekrümmt, 
haken, aneus einen krummen arm 
habend, gr. lyxoq Widerhaken, iyxos 
tal, schlucht, «yxo/nj, dyxdXti ellen- 
bogen, &yxu\oe gekrümmt, ayxuXvi 
schlinge, riemen, iyxtarpov angelha- 
ken, ai. ankw- biegung, seite, schoss, 
haken, zeichen, ancati, dcati biegt, 
krümmt. 



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73 



halts lahm, an. haltr, ags. healt, 
afris. as. hall, ahd. hak lahm, hm 
kend, vielleicht verwant mit slav. 
*kUld-, *knlt- in russ. koldyka lannier, 
hinkender mensch, koldykalt, kolty- 
chdU hinken, kölca hinkender, kolty- 
nSgiji kolcendgij lahm, hinkend. Vgl. 
noch armen. ka\ lahm, hinkend 
(Bugge, Kuhns. Zs. 32, 50). 

hal]»ei, s. wilj ahal{>ei. 

Ii a nif's verstümmelt, as. häf, ahd. 
hamf, ursprünglich 'gekrümmt, ge- 
bogen', zur unter hafjan bespro- 
chenen wz. *kamp- biegen (vgl. 11t. 
kurnpa* krumm, skr. kumpa- lahm 
an der hand). 

Ii an n m. 8. afhamün. 

bana m. hahn, finn. Iw. kana 
henne, an. hane, ags. hana, afris. 
hona, as. ahd. hano hahn, dazu *hanjö, 
krimgot. ano (für den anlaut vgl. 
h a 1 1 u s), ags. henn, ahd. henna henne 
und mit ablaut an. pl. hfnt, as. hön, 
ahd. huon huhn, an. hfna henne. 
Wahrscheinlich beruht diese sippe 
auf einem verlorenen vb. *hanan 
singen (vgl. lit. gaidys hahn zu gUu 
singe), vgl. air. canitn, lat. cano 
singe, gr. yi-xavöf * 6 »XeKTpuuv 
(Hesych.), eigl. 'frühsänger' und fer- 
ner lit. pl. kdnkUs zither, skr. kati- 
kanch reif, ringförmiger schmuck, 
arm band, kankani schmuck mit klin- 
genden glöckchen. Hier sei erwähnt, 
dass die Goten auch für 'ei' das ge- 
meingerm. wort besassen : *addi, 
krimgot. ada (d i. pl. *addjal), an. 
egg, ags. xg, as. ahd. ei (vgl. aksl. 
jage, lat. övum, gr. nicht aber 
air. og, cymr. tcy, com. uy). 

handugei f. Weisheit, vgl. ahd. 



hantigi Wildheit, wut, zu h a n d u g 8. 

handugN weise, vgl. ahd. hantag 
wild, ungestüm. Vielleicht ist air. 
cond sinn, verstand zu vergleichen. 
Osthoff (Beitr. 13, 418 f. f.) führt 
handug« auf idg. *k6m-dkugho-s zurück 
und stellt es zu d u g a n , was aber 
wegen ahd. hantag kaum richtig 
sein kann. Die bedeutungen von 
handugs und hantag lassen sich sehr 
wol mit einander vereinigen, vgl. 
gr. f&acboßoii rase, (Axv'tx raserei, uijviz 
zorn, ßivo; kraft, mut, zorn, ai. 
manyu- eifer, zorn zur wz. *men- 
denken. Aksl. chqdogii erfahren ist 
aus dem gotischen entlehnt. 

handus f. hand, krimgot. handa, 
an. hond, ags. hond, afris. as. hand, 
ahd. hant, wahrscheinlich als 'die 
fassende, greifende' zu hinpan (s. 
frahin|)an). Andere denken an 
Zusammenhang mit hund (handus 
hätte dieselbe vocalstufe wie gr. 

-KOVTX). 

handuwaürhte mit der hand ge- 
macht, vgl. ags. hondtoeorc, ahd. 
hantwerch werk der hände, s. han- 
dus und waürkjan. 

hausa f. schar, finn. lw. kansa, 
ags. hös, ahd. hansa, weder aus *kom- 
söd (*kom- — lat. cum und *söd zu 
sitan), wie Bugge (Beitr. 12, 418 f.) 
vorschlägt, weil dieses im germ. 
*hamsa gegeben hätte; noch mit 
Osthoff (Beitr. 13, 425 f. f.) zu lat. 
Consus namen eines gottes, consul 
ein amtstitel. Ganz unsicheres findet 
man noch bei Zupitza, Die germ. 
gutturale 109. 

hardnhairtei f. hartherzigkeit, 
*hardvhairts hartherzig, ags. heard- 



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74 



heort, s. h a r d u s und h a I r t ö. 

hardus hart, an. hardr hart, stark, 
ags. htard hart, stark, tapfer, afris. 
herd, äs. hard, ahd. hart, harti, herli 
hart, fest, urverwant mit gr. xpxrv:, 
xpxrepöc, xaprepos stark, gewaltig, 
fest, hart, xpxroc (aeol. xpiroe) stärke, 
xxprx stark, sehr (vgl. ahd. harto 
sehr, höchst), xpxrxi-Xeu; hartsteiuig, 
xpxrxi'plvoi mit harter haut, xpxrxi- 
irelos mit hartem boden, wahrschein- 
lich auch mit aksl. crfotvü massiv, 
fest (*cirsivü aus *krt-ttco-), russ. 
cersteijj hart, altbacken und mit skr. 
ka(hind-, Hihora- hart, fest, steif (ß 
aus rt%). Vgl. noch lit. *ar*«* bitter, 
skr. katn- scharf, beissend, welche 
aber besser mit der idg. wz. *kert- 
schneiden verbunden werden. Ganz 
unberechtigt ist die heranziehung 
von avest. x raiu ~ verstand, ai. krdtu- 
plan, einsieht, kraft. 

hnrjis m. heer, an. herr, ags. afris. 
here, as. fori, ahd. hart, heri, urver- 
want mit apr. karjis (so zu lesen 
statt kraffis) heer, kariawoytU heer- 
schau, lit. karias heer, kara* krieg, 
aksl. kara streit, air. eoire heer, 
schar, ap. kara- heer. Dazu stellt 
Osthoff (Idg. forschungen 5, 275 
f. f.) auch gr. xotpxvcc heerführer, 
herrscher, herr, gebildet wie |)iu- 
dans zu |)iuda. Identisch mit 
xolpxvos ist anorw. Eerjann = Ödinn 
(Bugge, Beitr. 21, 422). 

hatan hassen, an. hata, ags. halian, 
afris. hatja, as. hatön, ahd. hajjen, 
hajjön, zu der unter hatis bespro- 
chenen wz. 

hatis n. hass, zorn (dazu krimgot. 
atochta malum = *halugatd), an. hair, 



ags. hete, afris. hat, as. heti, ahd. 
haj hass, feindselige gesinnung oder 
handlung, vgl. cymr. cawdd belei- 
digung, zorn, entrüstung, air. cais, 
cymr. eds hass, gr. xviisc, dor. xxhoq 
kummer, trauer, woneben mit idg. 
t an. Hodr mythischer naine, ags. 
hradu-, ahd. hadu-, gall. cattt-, air. 
cath kämpf, mhd. Aader zank, streit, 
cymr. cadarn tapfer, ai. qdtru- feind 
(vgl. auch gr. xoroc zorn, groll), 
lieber das zu hatu gehörige ahd. 
hajussa, hajitsa hexe s. Noreen (Idg. 
forschungen 4, 324 f. f.). Vgl. h a- 
4an, hatizön, hatjan. 

hatizön grollen, ableitung von 
h a t i 8. 

hatjan hassen , wie hatan zu 
hatis. Vgl. ahd. hezzen hetzen, jagen, 
antreiben, das aus *hatjan verscho- 
ben ist. 

haubi[> n. haupt, krimgot. hoef 
(wol hoeft zu lesen; für das oe für 
got. au vgl. brue = *brauji, s. h lai fs), 
an. häuf od, ags. hiafod, afris. häved, 
as. höbid, ahd. houbit, ablautend mit 
an. hvfa, ags. hufe, ahd. hüba haube 
(unsichere aussergerm. beziehungen 
bei Berneker, Idg. forschungen 10, 
152). Daneben stehen formen mit 
idg. a in der Wurzelsilbe, nämlich 
an. hofod, lat. caput, skr. kaput- (in 
kapucchala- das haar am hinterhaupte, 
s. Johansson, Idg. forschungen 3, 
236) und ags. hafola köpf, ai. kapala- 
schädel, schale (vgl. noch lat. capil- 
lus haupthaor). Das gegenseitige Ver- 
hältnis von idg. H-aup- und *kap- 
ist noch nicht genügend aufgeklärt 
(s. Zupitza, Die germ. gutturale 
104). Vgl. kaupatjan. 



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75 



haubi{>wunda m. am köpfe ver- 
wundeter, vgl. ags. heafodwund, as. 
höbidwunda wunde am köpfe, s. 
haubij) und wunds. 

hauhei f. höhe, as. ahd. höhl, zu 
haub s. 

hanhhairts hochmütig, ags. heah- 
heort) s. hauhs und hairto. 

hauhisti n. das höchste, gebildet 
wie frumuti (s. fruma). 

hauhipa f. höhe, rühm, ags. 
heahdu, ahd. höhida höhe, zu hauhs. 

hauhjan erhöhen, ahd. höhjan, 
zu hauhs. 

hauhs hoch, an. hör (neben hur), 
ags. heah, afris. häch, as. ahd. höh 
(dazu an. hangt, mhd. houc hügel 
und mit ablaut ahd. *hugil, hd. hügel), 
urverwant mit lit. kaukarh hügel, 
kdukas beule, lett. kukurs höcker, 
buckel, russ. kuca häufe, skr. kuca- 
weibliche brüst. Neben *keuk- sich 
wölben steht eine gleichlautende und 
urspr. damit identische wz. mit der 
bedeutung 'sich zusammenziehen, 
sich krümmen' (vgl. • u. a. aksl. 
kukonosu krumninasig, bulg. kuka 
haken, air. cuar krumm, skr. kucdti, 
kuticaie zieht sich zusammen, krümmt 
sich). Vgl. hiuhma, huhjan. 

hauhtmhts hochmütig, s. hauhs 
uud hugkjan. 

haunjan demütigen, erniedrigen, 
ags. hynan erniedrigen, ahd. honen 
schmähen, zu hauns. 

hau ns niedrig, demütig, ags. he'an 
niedrig, elend, schmachvoll, ahd. 
höni (statt des zu erwartenden *hön) 
verachtet, schmachvoll, niedrig, iden- 
tisch mit lett. kaum schäm, schraach, 
schände, gr. xxvvif • xax&q (Schulze, 



Kuhns Zs. 29, 270), beruht auf 
einer wz. *kau-, wie aus lit. kuvitis 
sich schämen und gr. xxvpös ' xxxöq 
hervorgeht. 

haürds f. hürde, tür, an. hurd 
bürde, tür, ags. *hyrd, mengl. hirde 
tür (ags. hyrdel hürde, flechtwerk), 
ahd. hurt fleohtwerk aus weiden oder 
reisig, hürde, urverwant mit apr. 
korto gehege, eingehegtes jagdrevier, 
air. certle knäuel, lat. crätes flecht- 
werk, hürde, gr. xxprxKot korb, 
xuprix flechtwerk, xvprot;, xvpr*} dsch- 
reuse, käfig, skr. kdta- geflecht, 
matte zu ai. krndtti spinnt, dreht, 
crtdti bindet, heftet. Vgl. hairbra. 

haüri n. kohle, an. hyrr feuer, 
vgl. lit. kürli heizen, aksl. kuriti 
rauchen, slov. kuriti heizen, ai. kü- 
layati (neben kmlayati) versengt, 
kuküla- hülsenfeuer. Andere stellen 
hauri in die e-reihe und vergleichen 
ags. heord, as. herth, ahd. herd herd, 
ags. hierstan rösten , hientepanne 
bratpfanne, ahd. harsta frixura, ga- 
harüit frixus, lit. käraztas, lett. karat* 
heiss, karset erhitzen, aksl. krada 
(*korda ?) rogus, fornax, lat. carba 
kohle (s. zuletzt Zupitza, Die germ. 
gutturale 114). 

harirn n. horn, an. ags. afris. as. 
ahd. horn horn, trinkhorn, trompete, 
galat. xxpvov * t>jv aitoiyyx (Hesych.), 
gr. xapvoq ' vpißxrov (Hesych.), ab- 
lautend mit air. com trinkhorn, lat. 
comu horn. Auf idg. *xrn- beruht 
auch ai. cfiiga- horn, das man gern 
mit gr. xopvftßoe spitze zusammen- 
bringt. Vgl. ferner au. hjortr, ags. 
heorot, ahd. hiruj hirsch; apr. tinou 
reh, . cymr. carw, corn. carow, lat. 



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76 



cervus hirsch (woneben mit abwei- 
chendem guttural Ht. kdrve, aksl. 
krava kuh) ; air. cru huf, avest. srvä- 
klaue, hörn, np. sarü(n) horn ; aksl. 
srilna (*rirna) reh; gr. xicx: horn. 
Vgl. h wai rnei. 

hatiroja m. hornbläser, vgl. abd. 
-hurno in einhurno einborn,zu haürn. 

haürnjan das horn blasen, vgl. 
ahd. hürnen mit hornhaut versehen, 
zu haürn. 

hausjan hören (selten hawsjön), 
statt *hauzjan, vgl. an. heyra, ags. 
hyran, afris. hera, höra, as. hörian, 
ahd. harren, vielleicht verwant mit 
gr. dxctiu höre {*sin-kou4-yö1). Zusam- 
menhang mit ausö ist kaum denk- 
bar (h- in hawjan und ix- in xxoüu 
zur wz. *ax- scharf?). Unsichere 
binationen finde i man noch bei Berne- 
ker, Idg. forschungen 10, 151. 

hawl n. heu, gras, an. hey, ags. 
heg, as. houwi, ahd. hewi, hou, viel- 
leicht mit ru88. kovyti Steppengras 
(Beitr. 22, 191) zu an. hoggva, ags. 
he'awan, as. hauwan, ahd. houwan 
hauen, lit. kduti schmieden, schlagen, 
aksl. kovati schmieden , lat. endo 
schlage, schmiede, welchenfalls 'zu 
hauendes' die urspr. bedeutung ge- 
wesen wäre. Gr. to/>j, tc&x gras, 
kraut (= lit. p£va wiese) darf nicht 
verglichen werden. Liden (Uppsa- 
lastudier 94) stellt hatoi zu lit. sztka* 
grünfutter (— skr. cäka-). 

hazjan loben, ags. herian loben, 
preisen, ahd. hären, heren rufen, 
schreien dürfen weder mit ai. codi 
weist zurecht, züchtigt, belehrt, 
regiert, noch mit ai. edmsati sagt 
her, recitiert, lobt, verkündet (mit 



festem nasal, vgl. Brugmann, Idg. 
forschungen 1, 177) verglichen wer- 
den. Auch lat. carmen lied (zu gr. 
xjfpuf, dor. xxpöt; herold, ai. käru- 
sänger) ist nicht mit hazjan verwant. 

heitö f. fieber beruht mit an. 
heitr, ags. hat, as. afris. het, ahd. 
h> ' ; heiss und an. hite, ags. hit, as. 
hittia, ahd. hizza (man beachte die 
Verschiedenheit, der bildungsweiße) 
hitze auf einer idg. wz. mit d im 
auslaut: daneben stehen formen mit 
idg. t, nämlich lit. kaitra feuerglut, 
kaitrus hitze gebend, kditinti erhitzen, 
heizen, kaituly* sch weiss. Vielleicht 
aber ist das litauische t durch den 
einfluss sinnverwanter Wörter zu er- 
klären (vgl. »zdltas kalt, sziltas warm, 
Zupitza, Die germ. gutturale 1 12 f.). 
Vgl. hais. 

heiwafrauja m. Hausherr enthält 
ein sonst nicht belegtes heitca-, vgl. 
an. hjn mann und frau, dienstboteu, 
ags. htwan pl. hausgesinde, ahd. 
hiwo gatte, hausgenosse, hitea gattin. 
Zunächst vergleichbar sind lett. sewa 
frau, lat. elvi* bürger, ai. ceva- lieb, 
wert, civd- günstig, gütig, heilsam, 
lieb. Mit apr. seimim, lit. tzeimyna 
hausgesinde, lett. mime gesinde, aksl. 
/t^nit person, semija gesinde gehört 
idg. *xeitco-, *xitco- zur wz. *xei- 
liegen, wohnen in gr. xeJroti, avest. 
ttaeti, ai. qete liegt. Wegen des ver- 
schiedenen gutturals ist haims 
ferne zu halten. 

helei fremdwort: jJa/. 

her hier, an. ags. her, as. her, 
hir, ahd. hiar, zum pronominalstamm 
hi- (s. h i m m a), gebildet wie a 1 j a r, 
|)ar u. s. w. 



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77 



hejyö f. kammer, urverwant mit 
lat. catinm napf, topf, gr. xorvXtt 
höhlung, becher, xotuXos planne, ai. 
cdtantr sich versteckend, -cätana- 
verscheuchend, cdtväla- höhlung. 

hidre hierher, an. hedra, ags. 
hider, zum pronominalstamm hi- (s. 
h i m m a), gebildet wie hwadre wohin, 
iaindre dorthin. Das suffix -dri ist 
mit -pro (8. aljaf>rö) verwant: 
ausserhalb des germ. vgl. lat. citrä 
diesseits, ultra jenseits, ai. dtra hier, 
tdtra dort u. s. w. 

hilms m. heim, an. hjalmr, agß. 
afris. as. ahd. heim (daraus entlehnt 
ist aksl. 4Umü aus *felmü t *cAelmü: 
aus hilms wäre *Utmü geworden), 
zu germ. Ulan verbergen (s. hul- 
jan). Vgl. ai. cdrman- schütz. 

hilpan helfen, an. hjalpa, ags. 
helpan, afris. Aelpa, as. helpan, ahd. 
helfan entspricht dem lit. szelb- in 
szelbiüs suche mich zu helfen. Dane- 
ben steht lit. szelpiü unterstütze, 
fordere. 

himinakunds von himmlischer 
abkunft, ags. heofoncvnd, 8. airf>a- 
kunds. 

himins m. himmel, an. himenn, 
daneben formen mit b, das in den 
casus obliqui vor n lautgesetzlich 
ans m entstanden war: an. dat. hifne, 
ags. heofon, as. hiban. Nur im suffix 
davon verschieden ist as. himil, ahd. 
himil, humil (ablaut), dem gr. x/4tx- 
in xfii\($pov stubendecke, dach fast 
genau entspricht. Vielleicht dürfen 
wir diese wöfter mit der unter 
afhamön besprochenen wz. *xam- 
bedecken verbinden, wobei aber der 
vocalismus Schwierigkeit macht. Nach 



einer anderen auffassung wäre himins 
eigentlich 'heimstätte der götter' und 
mit haims verwant: vgl. an. 
godheimr, heimar godä, uppheimr für 
'himmel'. Dann wäre das t in himins 
ursprünglich und gr. xftc\e§pov ferne 
zu halten. Mir scheint die erstge- 
nannte etymologie den Vorzug zu 
verdienen. 

himma dat. in himma daga heute, 
hina acc. in und hina dag bis auf 
diesen tag, hita acc. n. in und hita 
bis jetzt enthalten einen pronomi- 
nalstamm Ai-, der auch in her und 
hidre steckt und in ags. he, as. 
he er als personal prouomen erscheint 
(as. hindag heute = got. hina dag, 
vgl. afris. hiudega, as. hiudu, hiudiga 
und ags. heodseg, das dem as. ent- 
stammen soll). Ausserhalb des germ. 
stellen sich dazu lit. szts, aksl. st, 
air. ei dieser, lat. eis diesseits (und 
citrä, vgl. hidre), gr. xti-, aeol. 
xif dort. Lat. hie dieser ist ferne zu 
halten (vgl. aber Hirt, Beitr. 23, 
356 f.). 

hindana hinter, jenseits, ags. as. 
hindan, ahd. hinlana hinten, gebildet 
wie aftana, s. hindar. 

hindar hinter, über, jenseits, ahd. 
hintar, alte comparativbildung, wie 
aus an. hindre der spätere, folgende, 
ahd. Axniaro der hintere hervorgeht. 
Zusammenhang mit dem pronomi- 
nalstamm hi- (s. himma) darf nicht 
für sicher gelten. Eine andere un- 
sichere Vermutung findet man bei 
Zupitza, Die germ. gutturale 116. 
Vgl. hindana, hindumists. 

hindarweis hinterlistig, ähnlich 
gebildet wie ahd. hintarscranch be- 



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78 



trug. Für -tcns s.'unweis. 

hiiidumiste der hinterste, entfern- 
teste, Superlativbildung zu *hinduma, 
ags. hindema, das selbst ein alter 
Superlativ ist (vgl. h i n d a r). 

hin|>an, s. frahin|>an. 

hiri hierher, komm, dual hirjal*, 
plural hirjifj kommt, unklar (vgl. 
Paul, Idg. forschungen 4, 334; Luft, 
Zs. f. d. pbil. 30, 426 f. f.). 

hiufan wehklagen, ags. he'ofan, 
as. hioban, ahd. hiufan, hivban (dazu 
as. ho/na wehklage), wegen des / 
weder mit lit. kdukli heulen, noch 
mit lit. ttzdukli schreien (Bezzenber- 
ger, Bezz. Beitr. IG, 120) zu ver- 
gleichen. Man denkt noch an Zusam- 
menhang mit lat. cupio begehre, 
ai. kupyati gerät in aufregung, wallt 
auf, erzürnt, zürnt, was wegen der 
bedeutungsdifferenz ebenfalls abzu- 
lehnen ist. 

hiuhma m. häufen, menge (auch 
hiuma geschrieben), mit hühjan 
zu der unter hauhs besprochenen 
wz. *keuk-. 

hiwi n. aussehen, schw. hy haut, 
hautfarbe, ags. ht'ew, heoxc gestalt, 
vgl. ai. chavi, chavi- feil, haut, haut- 
farbe, glänz, Schönheit (Zupitza, Die 
germ. gutturale 207). 

hlahjan lachen, krimgot. lachen, 
an. hldja, ags. hlyhhan, as. hlahhian, 
ahd. hlahhan, dazu mit ablaut -hlöhjan 
in ufhlöhjan auflachen machen. 
Vgl. gr. xKütrvu (neben xXü^u) glucke, 
air. cluiche scherz. Vorgerm. *klok-, 
*klök- ist zweifelsohne onomatopoe- 
tisch. 

hlaifs m. brot, an. hleifr, ags. 
hldf, ahd. hlcib, leip brot, laib brot 



I ist offenbar dasselbe wort wie aksl. 
! chfSbü und lit. klepa*, lett. klaip*. 
I Meist hält man, wie ich glaube mit 
recht, aksl. chUbH für ein lehnwort 
aus dem germ., indem man annimmt, 
I dass die baltischen Wörter zunächst 
I dem slavischen entstammen. Was 
I lit. Hepa* anbetrifft, mag dies rich- 
tig sein, doch ist es bei lett. klaips 
wegen des ai wahrscheinlicher, dass 
es unmittelbar in einer frühen 
periode aus dem germ. entlehnt ist. 
Koziovskij (Arch. f. slav. phil. 11, 
386) meint aber hlaif* und chlebü 
als urverwaut betrachten zu dürfen, 
indem er beide mit lat. libu*, lihum 
kuchen, fladen identifiziert und auf 
eine grundform *^Aw*^o- zurückfuhrt, 
wogegen aber zu bemerken ist, daes 
die existenz eines ursprachlichen ton- 
losen velaren oder gutturalen Spi- 
ranten keineswegs für bewiesen gel- 
ten darf (s. Arch. f. slav. phil. 16, 
380 f.). Ebensowenig befriedigt die 
auffassung Lidens (Beitr. 15, 514 f.), 
der hlaif 8 und libum unter der annähme 
zweier grundformen *(*)kloibko~ und 
*«kleibho- (oder **klibho-) zusammen- 
bringt, wozu mhd. ISekuoche, libezelte 
lebkuchen eine dritte ablautsform 
{*klibho-) enthalten sollen, oder der 
Vorschlag Pedersens (Idg. forschun- 
gen 5, 50) hlaif*, chlebü und VAurn 
unter einer urform mit anl. tenuis 
aspirata zu vereinigen. Kern (Tijdschr. 
v. Ned. taal- en letterk. 5, 55), der 
chlebü als ein lehnwort betrachtet, 
stellt hlaif* zu hleibjan schonen, sich 
freundlich annehmen, an. hltfa, ahd. 
liban schonen, schützen, wobei er 
von dem begriffe des schützenden, 



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79 



stärkenden , ernährenden ausgeht. 
Dagegen erhebt Kluyver (Tijdschr. 
v. Ned. taal- en letterk. 8, 254 f. f., 
insbesondere 257 f.) den einwand, 
dass die allgemeine bedeutung 'nah- 
rungsmittel' weder bei Alaifs, noch 
bei dem daraus . entlehnten aksl. 
cAlebu bezeugt ist (nur in den jün- 
geren slavischen sprachen lässt sich j 
diese nachweisen, vgl. z. b. czech. 
chhbiti nähren, 6ich nähren): nach 
Beiner ansieht ist Alaif» vielmehr 
ein altes wort für 'kuchen, brotku- 
chen', das später die bedeutung 'laib, 
einzelnes brot* annahm, und kann es 
in früher zeit von einem unbekann- 
ten volke entlehnt sein. Mit dieser 
letzten Vermutung berührt sich Möhl 
(Mem. de la Soc. de Ling. 7, 403), 
der in hlaifs ein lehnwort aus einer 
ural-altaischen spräche sehen will. 
Zuletzt sei noch erwähnt, dass das 
gotische noch ein anderes wort für 
l brot' besessen hat, nämlich *braup 
n., krimgot. broe, dem an. braud, 
ags. bre'ad, afris. bräd % as. bröd, ahd. 
bröt entsprechen (vgl. an. ags. brod, 
ahd. brod brühe, an. brugga, aschw. 
bryggja, ags. brtowan, ahd. briuwan 
brauen, air. bruitA das kochen, bntthe 
brühe, lat. defrMnm eingekochter 
most, thrac. ßpvrov, ßpüros gegohre- 
nes getränk, hier). Culturhistorisches 
bei Schräder, Laib und brod (Philo- 
logische Studien, festgabe für Eduard 
Sievers zum 1 October 1896). 

hlains m. hügel (oder Alain n. ?), 
an. Mein felsvorsprung , zu ags. 
hlinian, hleonian, as. Alinön, ahd. 
Alinen intr. und ags. hhrnan, ahd. 
Altinen trans. lehnen, vgl. lett. slains 



einschüssig, air. clöin schief, unge- 
recht, böse. Die wz. ist *ttlei- sich 
neigen, lehnen : lit. tzliiju lehne 
an, tzlditas bergabhang, lat. aeclinäre 
sich anlehnen, hinneigen, clivu* hü- 
gel, gr. xA<vu neige, lehne an, xxlfix 
neigung, himmelsgegend, x\tvn bett 
(vgl. ahd. Alina lehne), xA/tü? ab- 
hang, hügel, xA/toc, xA/to$ hügel, ai. 
erdyati lehnt. Vgl. hlaiw, hlei- 
duma, hleif>ra, hlija. 

hlaiw n. grabhügel, grab (dazu 
Alaiwamös f. pl. gräber), ags. Aldw 
grabhügel, grabstein, as. Ale'o grab- 
stein, ahd. Ale'o, le.o grabdenkmal, 
hügel, zur wz. *xlei- sich neigen, 
lehnen (s. hlains), vgl. insbeson- 
dere lat. elivus hügel und mit ab- 
weichender bedeutung lit. »zleivas 
krummbeinig. 

hlaiwasnös, s. hlaiw. 

Mamma f. falle, mit an. Alemmr 
fallstrick, falltür zu an. Alamrna 
einen schweren schall von sich geben, 
Alymja klingen, hlymr klang, lärm, 
ags. Alemman tosen, tönen, mit ge- 
räusch zuschlagen, as. ahd. hlamön 
brausen, rauschen, vgl. lat. clämor 
lärm, geschrei, clämäre schreien (wei- 
teres bei Johansson, Beitr. 14, 309 f.). 

hlas heiter, fröhlich, mit ablaut 
zu lat. clänu heiter (Holthausen, 
Anz. f. d. altertum 24, 34). 

hlal>an, s. afhla]>an. 

hlanpan, s. ushlaupan. 

hlants m. loos, erbschaft, an. Alaut 
loos, anteil, opfer, abd. Akj, löj 
loos, erbteilung, mit an. Alutr, ags. 
Alot loos, ahd. Aluj, luj erloostes, 
landanteil zu an. Aljöla, ags. Aleotan, 
as. Aliotan, ahd. Aliojan erloosen, 



80 



erlangen. Nach Schräder (Kuhns Zs. I 
30, 475) beruht die ganze eippe auf 
*Alut- mit lu aus /, womit er gr. j 
x\täo<; zweig vergleicht : zu m Alut- 
wären mit secundärem ablaut *Alaufa- 
und * Aliulan gebildet. Zupitza (Die 
germ. gutturale 119) vergleicht aber 
lett. kljüt werden, gelingen, kljnlas 
Schicksal, lit. nekliulas unheil, miss- 
geschick. 

hleibjan schonen, sich freundlich 
annehmen, an. AKfa, ahd. liban 
schonen, schützen. Kern (Tijdschr. 
v. Ned. taal- en letterk. 5, 55) ver- 
gleicht lat. clupeus, clipeus schild, 
indem er sich auf gib. an. AUfiskjddr) 
beruft (Zupitza, Bezz. ßeitr. 25, 94 
erklärt AUf als 'korbschild' und ver- 
gleicht air. cliab korb). 

hleiduma link, alter Superlativ 
mit comparativbedeutung, wie air. 
cle link zur wz. *xlei- sich neigen, 
lehnen (s. hlains). 

hletyra f. zeit, hütte, formell 
gleichzusetzen mit lat. *clitra, umbr. 
kletra packsattel (lat. clitellae ist 
deminutivum), wie Froehde (Bezz. 
Beitr. 17, 303) erkannt hat. Vgl. 
ferner ags. -Altdan, as. -Alidan be- 
decken, an. Alid tür, ags. afris. Al'xd 
deekel, tür, ahd. lit deckel und aus- 
serhalb des germ. lett. »Uta aus 
liegenden hölzern gemachter zäun, 
air. cliatA hürde Insgesammt be- 
ruhen diese Wörter auf der wz. *xlei- 
sich neigen, lehnen (s. hlains), 
wie auch gr. *A/o7« hütte, zeit. Aksl. 
ktf.Ct haus kann wegen seines /• nicht 
mit Aleipra urverwant sein. 

hleijirastakeins f. laubhüttenfest 
(zeltsteckung) enthält als zweites 



glied -stakein* steckung, das auf 
*stakjan stecken, ahd. steccAen beruht. 
Dieses ist eine causativbildung zu 
*slikan (s. staks, s t i k s). 

hlifan stehlen, urverwant mit apr. 
au-klipUt verborgen, verstohlen, lat. 
depo, gr. xA/tt«. stehle, x/S-Jj, xAe- 
reve, kA<ttj}^ dieb, xAöjnj diebstahl. 

h I ift us m. dieb, vgl. gr. xAstti»*?, 
zu hlifan. 

hlija m. zeit, hütte, vielleicht ver- 
schrieben für *Alitca-, vgl. an. Ale, 
Ali) schütz und das aus dem germ ent- 
lehnte aksl. cAlSvü stall. Jedenfalls 
zur wz. *xlei- sich neigen, lehnen 
(ß. hlains, hlei^ra). 

hliuma m. gehör, ohr, formell 
am besten vergleichbar mit avest. 
sraoman- gehör (vgl. auch ahd. Aliu- 
munt leumund, ai. crömata- guter 
ruf, uerühmtheit und an. Aljomr laut, 
ton), gehört zur idg. wz. u- 
hören in ags. Alud, afris. as. nlüd, 
ahd. hlüt helltönend, laut, ags. Aleo- 
dbr ton, melodie, aksl. sluti ger innt 
werden, berühmt sein, slovo wort, 
slava rühm, air. clunim höre, ein 
rühm, clotA berühmt, lat. cluo, clueo 
heisse, in-clutus berühmt, gr. xAi/co 
höre, xxicuxt bin berühmt, xxdog 
rühm, xAuWc berühmt, armen, lu 
hörbar, Ivr hören, künde, avest. 
surunaoiti, ai. cpwli hört, avest. 
sravaA-, ai. crdva* rühm, avest. »Hita-, 
j ai. qrntd- berühmt. Vgl. hliup. 
Neben *xleu- steht *xleus- in ahd. 
Alosen zuhören, horchen, lüstren hor- 
chen, ags. Alyst gehör, Alystan auf- 
horchen, zuhören, as. Alust gehör, 
an. Alust ohr, aksl. sly&ati hören, 
slucAu gehör, slusati horchen (das 



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81 



baltische hat formen mit k statt 
des zu erwartenden *z: lit. Husli, 
Hautyti gehorchen, kldwti fragen), 
air. cloor höre, avest. sraoxa- gehor- 
sam, traoS- gehorchen, ai. crosamäna- 
willfahrig, vertrauend, $ru#{{- Will- 
fährigkeit, vertrauen, willig, gehor- 
sam. Vgl. hliu|). 

hliuf) n. (?) zuhören, aufmerksam- 
keit, stille, an. hijod gehör, ton, 
aur wz. m xleu- hören, vgl. insbeson- 
dere avest. sraota- hören, wie auch 
slov. dut verdacht, serb. slvta wer 
ahnt. S. hliuma. 

hlöhjan, s. hlahjan. 

hl in rei f. lauterkeit (dasselbe ist 
ktiUripa f.), ahd. Alütlri, lütri, zu 
hlütrs. 

hlütrs lauter, rein, ags. hluttor, 
afris. Mütter, as. hlüttar, ahd. fi'üttar, 
lülar, vielleicht zu gr. kAv£<u spüle, 
x- 'V woge (vgl. ohne dental im 
wurzelauslaut lat. cluo reinige, eloüca 
cloake). Znpitza (Die germ. guttu- 
rale ■•119} und Berneker (Idg. for- 
schungen 10, 152) stellen hlütrs zu 
czech. kliditi reinigen, Houditi sauber 
machen, klid ruhe, russ. k/judt 
Ordnung. 

huaiwjan erniedrigen, causativum 
zu hneiwan, vgl. an. hneigja,ngs. 
hiuegan, as. hnrgian, ahd. hneigvn, 
neigen. 

hnaiws demütig, niedrig, ags. 
hndg, zu hneiwan. 

hnasqus weich, fein (von gewän- 
dern), vgl. ags. hnewe zart (wozu 
Sievers, Beitr. 24, 383) und ahd. 
na*cön naschen. Man denkt an Zu- 
sammenhang mit ai. kiknasa- schrot, 
lit. kni*u wühle, grabe: die bedeu- 



tung 'fein, zart' hätte sich aus 'zer- 
rieben' entwickelt. 

hneiwan sich neigen, sinken, vgl. 
an. hn/ga, ags. as. ahd. hnigan. Qerm. 
*hneigw- wird mit lat. co-niveo (perf. 
co-nixi) Bchliesse die äugen, blinzele, 
nictäre winken verbunden, wol ohne 
genügenden grund (s. aber Johans- 
son, Beitr. 14, 366). Vgl. hnaiw- 
j a n , hnaiws. 

hniupan, s. dishniupan. 

hnu[)ö f. Stachel (nicht hnuto), 
vgl. gr. xvuSoc • axavBx (juxpi (He- 
Bych.), vielleicht zu avest. »«ab- 
schlagen, ai. cndthiti durchbohrt, 
durchstösst (Thumb, Kuhns Zs. 36, 
190 f. f.). 

höha m. pflüg, ahd. *Jinoho (nur 
deminutiv huohüi), vgl. air. cecht, 
manx keeaght pflüg (nicht aber aksl. 
socha knüttel, russ. sochd hakenpflug, 
wie Pedersen, Idg. forschungen 5, 
49 f. annimmt). Meist verbindet 
man höha mit lit. szaka ast, armen. 
thsax zweig, np. *ä% zweig, ast, 
horn, geweih, ai. cakhä ast, wozu 
air. gec, cymr. caingc, aksl. sqfcü 
ast, ai. caitku- pflock, pfähl (vgl. an. 
hdr ruderdulle, hall pfähl? Liden, 
Uppsalastudier 89 f.). 

hölön betrügen , ahd. huolian 
täuschen. Zu hölön, *höljan stellen 
sich vielleicht gr. xtfA^a> bezaubere, 
betöre, verführe, miKtiSftif bezaube- 
rung, entzücken, vgl. auch lat. ca- 
lumnia rünke, verläumdung. 

hörs m. hurer, ehebrecher (dazu 
Aörinön huren, ehebruch begehen, 
hörinatsu* m. hurerei, ehebruch), an. 
h6rr hurer, höra, ags. höre hure 
(ahd. huorra hure ist dagegen aus 



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82 



*hörjo), mit an. ags. A6r, ahd. Auor 
ehebruch, hurerei wahrscheinlich zu 
lett. kor* lüstern, air. cara freund, 
eanum ich liebe, lat. citrus lieb (vgl. 
ai. curu- lieb, lieblich, schön aus 
idg. *kcru-). Aksl. kurüca hure ist 
aus einem germ. worte (etwa *Aorwa) 
entlehnt. 

hrainei f. reinheit, ahd. Arcini, 
zu hrains. 

hrainjahafrts reines herzens, rein 
herzig, vgl. an. AreinAjartadr , s. 
hrains und hairtö. 

hrninjail reinigen, as. Arenian, 
hrtnön, ahd. Areinjan, reinön, zu 
hrains. 

hrains rein, an. Areinn, as. Areni, 
ahd. Areini ist wegen der dial. deut- 
schen bedeutung 'fein gemahlen, ge- 
siebt' (rheinfränk. Schweiz.) als eine 
ableitung der idg. wz. *krei- sichten, 
sieben zu betrachten, wozu ags. 
Ar/dder, ahd. rilara, air. criatAar, 
lat. cribrum sieb, gr. xp/v« scheide, 
unterscheide, entscheide (nicht mit 
lat. cerno gleichzusetzen). 

hraiwadübö f. turtel taube (lei- 
chentaube) enthält als erstes glied 
Araiua-, an. Am, ags. hrd{w), afris. 
Are-, as. ahd. Arto leichnam. Sichere 
anknüpfung fehlt. Die sippe von 
an. Art/r, ags. Anhnc, as. Arft, ahd. 
rö roh, ungekocht, ai. kravis rohes 
fleisch u. s. w. darf nicht verglichen 
werden. Mit -dtibo taube, an. dufa, 
ags. dnfe, as. düba, ahd. tüba ist 
air. dub schwarz als verwant zu be- 
trachten, denn in vielen idg. spra- 
chen ist die taube nach ihrer dun- 
keln färbe benannt worden (ai. kap6ta-, 
np. kabvtar taube zu np. kabiid blau ; 



osset. ä%sinäg taube zu avest. axsaena- 
blauschwarz; gr. irihtiz wilde taube 
zu 7re\id; schwarzblau; aksl. golqbl, 
rufls. golul/i taube zu russ. goluboj, 
apr. golimban blau). Ein anderes 

: wort für 'taube' ist ahaks. 

hramjan kreuzigen, vielleicht zu 
ahd. rama stütze, gesteil (vgl. aksl. 
kromi rand). Man kann aber auch 
an Zusammenhang mit gr. Kpluxuxt 
hange, xpfftxvvufti hänge denken: 
Vgl. noch Ehrismann (Beitr. 20, 
57 f.). 

hrisjan, s. afhrisjan. 
hröpjan rufen, schreien, ahd. ruo- 
fen, mhd. riefen, neben *Aröpan, 
an. Aropa (verläumden), ags. Aröpan, 
as. Aropan, ahd. ruofan, 8. hröps. 

hröps m. geschrei, an. Ar6p spott, 
schmach, ags. Arup, ahd. ruof ge- 
schrei beruht mit hröpjan auf 
einer idg. wz. *(s)kreb- schaben, 
schrapen (und die dadurch entstan- 
dene lauterscheinung), vgl. an. skrapa, 
mengl. scrapien schrapen, Vit. skrebHi 
rascheln, aksl. skrobotü geräusch. 
Johansson (Iteitr. 15, 229), der diese 
erklärung von Aröpjan, Aröps gegeben 
hat, setzt aber *{s)kräb- als wz. an. 
Man vergleiche noch mit idg. p an. 
Arafn, ags. Ar<r/n, ahd. Araban rabe, 

; lat: crepo knarre, krache, rausche, 
ai. kfpate jammert, fleht, ersehnt. 

I Slov. Arup tumult ist aus dem goti- 
schen entlehnt (s. Beitr. 20, 38). 

hröt n. dach, an. Aröt, zunächst 
verwant mit ags. Ar6»t schlafstange 
der hühner, as. Aröst dachgesperre. 
Falls das ö auf urspr. öu zurück- 
geht, können aksl. kryti decken, ver- 
bergen, russ. krf/m, krov, krövlja 



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83 



dach verglichen werden (Wiedemann, 
Idg. forachungen 1, 194). 

hröpelgs ruhmreich, siegreich, 
an. krödogr ruhmvoll, ags. kredig 
sich freuend über, zu an. hrSdr, 
ags. kred, krödor, ahd. hruod- rühm, 
mit as. hröm, ahd. krumn rühm und 
an, hr6i rühm, aksl. kram Schönheit 
auf idg. *krä- beruhend. Dazu stellt 
sich ein synonymes *kär- in ai. car- 
karmi erwähne rühmend, käru- Sän- 
ger, lobsänger, kirtt- rühm, wozu 
auch lat. carmen lied, gr. jojpüf, dor. 
xetpüZ herold (vgl. noch ai. karkari-, 
karkari laute und gr. xxpxxtpu lasse 
erdröhnen). 

hrugga f. stab, ags. hrung balken, 
mhd. runge wagenrunge, unbekann- 
ten Ursprunges. Aksl. ckoragy fahne 
ist aus dem germ. entlehnt. 

hrük n. (?) krähen, hrftkjan krähen, 
vgl. an. hraukr seerabe und ausser- 
halb des germ. gr. xpxwyt geschrei, 
xpxuyx^u schreie (daneben steht 
* krank- in lit. kraukti krächzen, 
krankljs krähe, aksl. krukü rabe, ai. 
kräuned- brachvogel und *kraux- in 
ai. krögati schreit, kreischt). Eine 
synonyme, ebenfalls onomatopoeti- 
sche wz. *krög-, *krag- liegt vor in 
an. krokr, ags. kröc t ahd. kruok krähe, 
gr. xpu^u krächze, xpxfr schreie 
(vgl. lit. krokti röcheln, grunzen, 
lat. cröcw krächze u. a. m.). Endlich 
gibt es noch eine wz. *kreig- in an. 
hrtka knirschen, gr. xpifr knarre, 
kreische (vgl. aksl. krikii geschrei, 
kricati schreien und klikü ruf, klik- 
nqti, klicati, klicati schreien, rufen). 

hruskan, s. andhruskan. 

hnggrjatl hungern, an. hungra, 



ags. hyngran, afris. kunger a % as. 
hungrian, ahd. hnngiren, kungerön, 
zu hührus. 

ho^jan denken, meinen, an. hyggja, 
ags. hycgan, as. kuggian, ahd. huk- 
kan, kuggan denken, meinen, beab- 
sichtigen, zu hugs sinn. 

hugH m. sinn (oder kug n., was 
weniger wahrscheinlich ist), an. Augr, 
ags. hyge, afris. hei, as. hugi sinn, 
gedanke, ahd. hugi, kugu sinn, an- 
denken, freude, dazu gahugds, 
h u g j a n. Die grundbedeutung von 
kug« ist 'wallung, geistige erregung', 
weshalb man das wort zu gr. xvxau 
rühre ein, xvxiuv mischtrank, xvx*fipov 
mischkelle stellen darf (Beitr. 22, 
541 f.). Mit unrecht vergleicht man 
ai. cocati leuchtet, glüht, brennt, 
trauert, cuc- flamme, glut, schmerz, 
c6ka- glut, qual, schmerz, kummer. 
Eine andere etymologie, welche Fick 
(Bezz. Beitr. 17, 320) vorschlägt, 
ist in streit mit den lautgesetzen 
und kann deshalb unberücksichtigt 
bleiben. Noch anders Mikkola (Bezz. 
Beitr. 22, 239 f. f.), der hugs mit 
lit. kdukas kobold, hausgeist ver- 
bindet, das dann urspr. 'seele' be- 
deutet hätte (über kdukas in seinen 
verschiedenen bedeutungen handelt 
von Grienberger, Arch. f. slav. phil. 
18, 69 f.). 

hugs n. (?) landgut, gen. kugsis, 
unbekannten Ursprunges. 

hühjan sammeln, aufhäufen, mit 
hiuhma zu hauhs. 

hührus m. hunger, hungersnot, 
mit gramm. Wechsel an. kungr, ags. 
kungör, afris. hunger, as. ahd. hungar 
(vgl. huggrjan), zu an. hd pla- 



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84 



gen, quälen, lit. kanka qual, leiden, 
kenkli wehe tun, fehlen (ka* tdv 
ke'nkia! was fehlt dir?), gr. xxxßfc • 
cirptipos ifAireKos, xxxtSis ' A/jeifp<V, 
xxx&x ' XifmpA, xeyxti ' retvqi (He- 
sych.). Die urspr. bedeutung der 
wz. ist wahrscheinlich 'brennen', vgl. 
gr. xxyxxiva ■ SxXxei, fypxivei, xay- 
xxhfat; xxrxxtxxviihoi; (s. Schulze, 
Kuhns Zs. 29, 270). 

hulistr n. hülle, decke, an. huhtr 
futteral, vgl. mit ablaut aga. helustr, 
heohtor Schlupfwinkel und ohne das 
r-suffix ahd. hülst decke, zu huljan. 

huljan verhüllen, an. ht/lja, as. 
-hullean, ahd. huljan, mit ablaut zu 
ags. as. ahd. hslan hehlen, verbergen, 
vgl. air. celim verberge, cuile keller, 
lat. celäre verbergen, verhehlen, occulo 
verberge, cella keller, zelle, gr. xxMx 
hütte, scheune, nest, k /..-;.-. xovkeSs 
scheide, ai. fdlä hütte, haus, gemach, 
stall, carand- schützend, schütz, cur- 
man- schütz. S. halja, hilms, 
hulistr, hulundi, ushulon. 

Iiullts hold, gnädig, an. hollr, ags. 
as. ahd. hold hold, ergeben, treu, 
eigentlich 'geneigt', zu *halju (s. 
wilj ahal |)ei). Anders Kaufmann 
(Beitr. 18, 143 f.), der h*lp* mit 
lat. ctimen* zu der unter huljan 
besprochenen wz. stellt, und Luft 
(s. Zupitza, Die germ. gutturale 
108), nach dessen ansieht AuI/js mit 
lat. cullus identisch wäre. Ganz un- 
berechtigt ist der vergleich von skr. 
ciitu- artige rede, liebliche worte, 
schmeichelworte. Vgl. unhul]>a. 

hulundi f. höhle, urspr. partici- 
pialbildung zur wz. *xel- verbergen 
(s. huljan), vgl. an. holr, ags. 



afris. ahd. hol hohl, wozu das deno- 
minativum ushulon. Mit unrecht 
hat man gr. kuA« pl. Vertiefung 
unter dem auge herangezogen, 
hun, s. ainshun. 
hund n. hundert, ags. as. hund, 
ahd. hunt, daneben die Zusammen- 
setzung *hundarap (-ra/> zu -rapjan, 
s. garaj)jan), an. hundrad 120, 
100, ags. hundred (north, hundrad), 
afris. hundert, as. hundarod, ahd. 
hunterit, hundert. Germ. *hunda- 120, 
, 100 hat in vorgerm. zeit gewiss nur 
I 'hundert' bedeutet, wie aus den ent- 
sprechungen in andern sprachen her- 
j vorgeht: lit. szimtas, air. cet, lat. 
centum, gr. h-xxriv, avest. sata-, -ai. 
I qatd- hundert. Die idg. grundform 
' *xml6- war aus *txmt6-, *dxmto-, 
| *deKoml<>- hervorgegangen und ist als 
j eine ableitung von taihun {*dexmt 
aus *dexomt) zu betrachten: die 
stärkere lautstufe *xomt- liegt vor 
in gr. -xovtx (gegenüber ai. ~qat). 
Vgl. Bugge (Bezz. Beitr. 14, 72), 
Kretschmer (Kuhns Zs. 31, 361 f. f.), 
Streitberg (Idg. forschungen 5, 372 
f. f.). Schliesslich sei erwähnt, dass 
bask. ehun hundert nach Beitr. 18, 
399 trotz Schuchardts Widerspruch 
(Beitr. 18, 532 f.) für eine ent- 
lehnung aus got. ain hund zu gelten 
hat, und dass die Krimgoten das 
alte wort für 'hundert' durch das 
aus osset. *ädä, np. *ad entlehnte 
suda ersetzt hatten, wie auch die 
Slaven ihr einheimisches **eto für 
das nur als iranisch erklärbare *ulo 
aufgegeben haben (vgl. aber Prusik, 
Krok 11, 19). 

hitiHhifaI>s, s. brü|>fa{>8. 



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85 



huilds m. bund, an. Aundr, ags. 
afris. as. Aund, ahd. Amt. Gemein- 
germ. *Aunda- aus *Kun~to- (über 
das dentalsuffix s. Hirt, Beitr. 22, 
231 f.) ist weitergebildet aus idg. 
*xtcon-, *xun-, vgl. lit. szü (geu. szüns), 
air. cu (gen. con), gr. xvuv (gen. 
xuv6$), armen, Sun (gen. *a»), avest. 
spä (gen. sünö), ai. ptfd (gen. cunaJt). 
Die lautgestaltung von lat. ca«»* 
(vgl. catulus, s. Bugge, Bezz. Beitr. 
14, 57) ist nicbt genügend erklärt. 

hunsl n. opfer, an. ags. And, 
aus idg. *xw/tt-llo- zu lit. szventas, 
aksl. ffVgAfi avest. tpznta- heilig. Wei- 
tere combinationen (mit gr. ttx$ 
ganz u. s. w.) können als zu gewagt 
unberücksichtigt bleiben. Es sei noch 
erwähnt, dass Detter (Zs. f. d. alter- 
tum 42, 55 f.) Auml als 'hecatombe' 
erklärt und mit hund verbindet, 
gewiss aber mit unrecht. 

hunslastalis m. opferstätte, altar, 
b. hunsl und sta|)8. 

huii|is. s. frahinpan. 

hups m. hüfte, ags. kype, ahd. 
Auf, vgl. gr. xvßoc höblung vor der 
hüfte, lat. cuho neige mich. Andere 
denken an Zusammenhang mit nd. 
tcAuft Schulterblatt, alban. sup, avest. 
tupU-, ai. cupti- Schulter. Dunkel igt 
au. huppr hüfte. 

hüs, s. gudhüs. 

hnzd n. hört, schätz, an. Aodd, 
ags. as. Aord, ahd. Aort, vgl. zunächst 
gr. xütöot; höhluug, weibliche schäm 
und lat. ewslos Wächter. Germ. Auzda-, 
idg. *kuzdho- ist vielleicht aus 
*kudzdAo-, *kuddAo-, *kudAto- entstan- 
den und gehört dann zur wz. *keudA- 
in ags. Aydan, cymr. euddio verber- 



gen, gr. xetöu verberge; andernfalls 
darf man an an. Aautx schädel, lit. 
kuuxzas grosser Schöpflöffel, kiduszia 
ei, kidusze hirnschädel, ai. körn- be- 
hälter, koH(Aa- Unterleib, inneres ge- 
mach, Vorratskammer, Schatzkam- 
mer, ringmauer, gefass anknüpfen. 
Vgl. gudhüs, skaudaraip. 

huzdjan schätze sammeln, ags. 
Aordian, ahd. gikurlen, zu huzd. 

hwadre wohin, zu hwas, gebil- 
det wie hid re. 

hwairban wandeln, an. Averfa, 
ags. Aweorfan, afris. Awerva, as. 
Aicörban, ahd. Aw&rban, AwSrfan sich 
wenden weist durch seinen gramm. 
Wechsel auf eine wz. mit idg. p im 
anslaut. Man vergleicht gr. xxpvx- 
A/jcao; schnell, xxpr6<; handwurzel (s. 
Schräder, Kuhns Zs. 30, 473 und 
Solmsen, Kuhns Zs. 30, 602): %(tp 
im xxpxy wäre also 'die hand, da 
wo sie sich dreht.' Die urspr. be- 
deutung der wz. tritt klar hervor 
in an. Avirfell wirbel, zopf, ring, 
kreis, nl. icervel drehung im wasser, 
vom winde, drehende achse, hals- 
wirbel, kopfwirbel, ahd. wirßl, nir- 
bil wirbel. Aus dem altindischen hat 
Zupitza (Die germ. gutturale 57) 
chrpa- getreideschwinge herangezo- 
gen; dagegen habe ich kürpara- 
eilbogen, knie zu ' Awairhan gestellt. 
Vgl. afswairban, gahwairbs, 
hwarbon, hweilahwairbs. 

hwafrnei f. hirnschädel, an. Avern 
die zwei bootförmigen weissen kno- 
chen im fischgehirn, Averna topf, 
schale, aksl. erhia schüssol (Zupitza, 
Bezz; Beitr. 25, 102), skr. karanka- 
8chädel, gefass weisen auf idg. q 



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86 



im anlüut. Dagegen finden wir idg. j 
x in an. hjarne, alid. hirni gehirn [ 
(mit rn aus rzn, rsn wegen nl. her- j 
senen), an. hjarse scheitel, lat. cere- 
brum gehirn (aus *Kere*ro-), cernuus 
kopfüber (aus *xerzn-), gr. xdpx } | 
xip*i haupt, xipxvov, xipwov haupt, 
zipfel, xipvos, xipvov opferschüssel, 
xoVf schlafe, köpf, xpxvot; heim, 
xpxvtov schädel, armen, sar höhe, 
gipfel, avest. sarah-, ai. ctras köpf 
(auch cirmn-, vgl. an. hjarne, ahd. 
hirni; und firm-, vgl. gr. xdpvtt). 
Ursprünglich standen zwei stamme, 
*xeres- und *xeren-, neben einander, 
vgl. gr. xipzg und haürn. Eine 
ganz kurze form ist in gr. xip köpf 
erhalten, das aber * im auslaut ver- 
loren haben kann {xip ist dann idg. 
V. schwächste form von *xeres-). 

hwaiteis m. weizen, an. hveite, 
ags. hwikte, as. hweti, ahd. hweiji, 
mit gib. schw. dial. waite, mengl. 
white zu hweits, vgl. alban. öard 
weizen = bar$ weiss. Lit. kvUya wei- 
zenkorn, pl. kveczidi weizen ist eine 
alte entlehnung aus dem germ. (vgl. 
noch apr. gaydis, geyde mit uner- 
klärter lautgeslaltung). 

hwaiwa wie, ahd. hweo, weo, wio, 
zu hwas. 

hwan wann, wie, as. hwan, air. 
can, cymr. bret. pan wann, zu 
Ii was. Vgl. ags. hwonne, ahd. htcanne 
wann und as. hwanda weil, denn, 
ahd. hwanta % wantu warum, lat. quando 
wann (weiter auch lit. kada wann, 
aksl. kitde wo, kqdu, kqde woher, 
avest. kada, ai. kada wann). 

hwanhun irgend wann, s. hwan 
und ainsh u n. 



hwapjan, s. afhwapjan. 

hwar wo, an. hvar = ai. kar- in 
kdrhi wann (vgl. par), zu hwas. 
Vgl. ags. hwdr, as. ahd. hwar und 
lit. kür wo. 

hwarböu wandeln, umhergehen, 
an. hvarfa, ags. hwearfian, as. hwar- 
bort, ahd. warbön, warjaön, zu hwair- 
ban. 

hwarjis wer von mehreren, an. 
hverr, zu hwas. Vgl. lit. kurls 
welcher. 

hwas wer, aschw. hvar y har, ags. 
hicä, vgl. ahd. hwer. Der idg. pro- 
nominalstamm *qo-, *qe- liegt u. a. 
vor in lit. k<is, aksl. kä-to wer, air. 
co, ca was, lat. quod welches (vgl. 
got. hwa, an. hvat, ags. hwxt, ahd. 
htoaj), gr. iro-, ion. xo-, ap. avest. 
ka-y ai. kd-. Daneben steht *qi~ in 
lat. qvis, gr. t/?, iran. ci- wer, ai. 
■cid irgend, Hm was, ndki-s niemand 
(k statt c nach kd-) und *qu- in 
avest. kuftra, ai. kütra wo, wohin, 
woher (auch in lit. kür wo? 
s. hwar). Vgl. hwadre, hwaiwa, 
hwan, hwar, hwarjis, hwa{), 
hwaf>ar, hwa|)rö, hwö, hwe- 
lauf>s, hwileiks. 

hwashun irgend jemand, vgl. ai. 
kdccana, s. hwas und ainshun. 

hwassaba scharf, streng und 
hwassei f. heftigkeit, strenge, ahd. 
hwassl, wessi schärfe beruhen auf 
dem adj. *hwass, an. hvass, ags. 
hn\r#, ahd. hwas, was scharf. Vgl. 
gah watj an. 

hwaf) wohin, zu hwas. 

hwaj>ar wer von beiden, an. hvdrr 
(vgl. as. hwedar, ahd. hwedar) wer 
von beiden, lit. kairas welcher, wel- 



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87 



eher von beiden, aksl. kotarii, koterA 
welcher, gr. irdrspos, ion. xerepos, 
avest. katära-, ai. kalard- welcher 
von beiden (hierher auch lat. uteri), 
zu bwas. 

hwal>jan schäumen , Awafyö f. 
schäum, schw. dial. Avaa, zu ai. 
kvdthati siedet. Unsicher ist Zusam- 
menhang mit lat. quatio schüttle, 
erschüttere. Vgl. Zupitza (Die germ. 
gutturale 56), der Awafyan, Awajw 
von kvdthati trennt. 

hwa|>rö woher, zu hwas, vgl. 
aljaf)rü. 

hwe alter instrumental von Awa, 
s. hwas. 

hweila f. zeit, stunde, ags. Awü, 
as. hied, Avila, ahd. hwda, wila zeit, 
weile, urspr. 'ruhepunkt', vgl. an. 
Avila bett, hvt'ld ruhe und h w e i 1 a n. 
Czech. cAvile, poln. chwila, klruss. 
chvylja weile ist germanisch. 

hweilahwai'rbs eine zeit lang 
dauernd, unbeständig, vgl. ahd. Awi- 
liwerbi Unbeständigkeit, s. hweila 
und hwairban. 

hweilan weilen, zögern, aufhören, 
an. Avila ruhen, ags. Awilan, ahd. 
teilen, teilön weilen, sich aufhalten, 
mit hweila zur idg. wz. *qei-, *qye- 
ruhen in aksl. pociti ruhen, pokoji 
ruhe, lat. quietus, tranquilu* (tranquil- 
hu) ruhig, wozu auch ai. cird- lang- 
während und air. cae, vulgärlat. 
(gall.) cayvm haus. Eine synonyme 
wz. *xei- liegt vor in Aeitca- (s. 
hei wafrauja). Hai ms gehört 
einer andern sippe an. 

liweits weiss, an. Avttr, ags. Amt, 
afris. as. Awit, ahd. Awij, wij, mit 
hwaiteis zur idg. wz.*x/rtfiV/- weiss, 



glänzen in lit. «zeidus blank, glän- 
zend, skr. eoindate glänzt, leuchtet 
(Dhätup.), neben *xweil- in lit. 
*zvintii werde hell, szvecziu leuchte, 
szveicziu putze, szvaityti hell machen, 
aksl. tvelii licht, svilHi, xvlnqti leuch- 
ten, avest. xpaeta- weiss, ai. r;veld- 
weiss, lieht, evetate leuchtet, evitna- 
weisslich (vgl. afris. as. Auntt mit 
II aus idg. dn oder tn\ pntnyd-, 
evitrd- weisslich, weiss. Als krimgot. 
ist uns für 'weiss' die verdorbene 
form wicAtfjata überliefert: vermut- 
lich ist *cAwitata = Aweitata oder 
*cAteitgata = *Aiceitigata (s. von Grien- 
berger, Zs. f. d. phil. 30, 127) ge- 
meint. 

hwelaul>s wie gross, s. hwas 
und laudi. 

hwileiks wie beschaffen (auch 
AwHeika), ags. hwilc, as. Awilic, ahd. 
AtceliA, AwntUh, irioliA, s. hwas 
und leik. 

hwilftri (?) f. (Wölbung), sarg, 
totenbahre, zu an. Aval/ Wölbung, 
Avelfa wölben, ags. Awealf gewölbt, 
as. biAwelbian überwölben, bedecken, 
mhd. weihen wölben, vgl. ausserhalb 
des germanischen gr. xöKvoe; busen. 
Mit unrecht hat man auch lat. cul- 
cita polster und ai. küred- büschel, 
bündel, wulst herangezogen. 

hwöftuli f. prahlerei, rühmen, 
■ zu hwopan. 

hwöpan prahlen, sich rühmen, 
ags. hwöpan drohen, vgl. etwa gr. xi- 
ßx\o$, x6ßapoe possenreisser (Thuinb, 
Kuhns Zs. 36, 193 f. f.). Hirt(Beitr. 
23, 292) betrachtet das p als ablei- 
tend und vergleicht gr. xD$o$ rühm. 
' Vgl. hwöftuli. 



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88 



hwöta f. drohung, an. hol, mit 
ablaut zu gahwatjan, hwas- 
saba. Anders Hirt (Beitr. 23, 292), 
der gr. xütx& beschimpfe heran- 
zieht. Vgl. hwotjan. 

hwötjan drohen, an. hfla, zu 
hwota. 

hynsöpö f. ysop, aus gr. Zaaunocy 
das auf hebr. ezöb beruht (s. Lewy, 
Die semit. fremdwörter im griechi- 
schen 38). 

i. 

ibai fragewort (ob denn, etwa, 
doch nicht etwa), auch als conjunc- 
tion (damit nicht), daneben iba, vgl. 
an. ef, ags. gif, afris. jef, 8f, as. 
ef, ahd. ihn und mit ablaut adän. 
of, afris. jof, of, as. of, ahd. oba. 
Man hält ibai , iba u. s. w. für 
alte casusformen eines Wortes, das 
'zweifel' bedeutet: an. ef, if und 
8fe, ife zweifel, ahd. iba zweifel, 
bedingung. Vgl. etwa aksl. püvali, 
vuspuvali, upüvali hoffen, zapft, zapa 
verdacht, vu neza(j)apq unverhofft, 
lat. opinor vermute, meine, opto 
wünsche, gr. iZouriw plötzlich. 
Speyer (briefliche mitteilung) stellt 
auch das altindische fragewort dpi 
hierher. Vgl. jabai, nibai. 

ibdalja m. abstieg, abhang, zu 
dal. Mit ib- vgl. ags. ef- in eofol 
schuld (*ef-hdl), eofohian lästern 
(*ef-hdkian), s. Sievers, Ags. gram- 
matik 3 17. 

ibnaleiks von gleicher beschaf- 
fenheit, an. jafnUkr, ags. efenlic, 
ahd. ebanlih, s. i b n s und 1 e i k. 

ibnn.sk au Iis (oder ibitaskaunM) 



gleich schön, gleichgestaltet, s. i b ns 
und skauns. 

ibns eben, gleich, an. jaftt, ags. 
eft'/i, as. eban, ahd. eban (daneben 
mit m ags. entn, vgl. In in ins, 
stibna), nach Johansson (Beitr. 15, 
229 f.) ein -»o-particip zur wz. *aim-, 
*im- in lat. aemulor suche gleich- 
zukommen, imilor komme gleich, 
ahme nach , imägo ebenbild. Viel- 
leicht beruht *aim- auf *ayem-, wes- 
halb er auch ai. yamd- zwilling 
heranzieht (vgl. air. emuin gemini). 

ibuks sich rückwärts bewegend, 
vgl. ahd. ippihhön zurückrollen und 
ags. Sbbu, mnd. ebbe das zurücklau- 
fen des wassers, ebbe (unsicheres bei 
Johansson, Beitr. 15, 230). 

Iddja ging, ags. e'ode entspricht 
genau dem ai. imperfect äyäm, dyäl 
zu ydli, avest. yäiti geht, fährt. Die 
wz. *yä-, welche auch in lit. joju 
reite (inf. jöli), aksl. jada fahre, reite 
und lat. jänua türe vorliegt, ist 
verwant mit *ei in lit. eimt, aksl. 
idq, air. ethaim, lat. eo, gr. elpi, 
avest. aeimi, ai. emi gehe. Vgl. j e r. 

idreiga f. reue, idreigön reue 
empfinden, vielleicht eine Zusammen- 
setzung von id- zurück, wider (s. 
ij») und -reiga, -reigön, vgl. air. 
ailhrech poenitens, aithrige reue, 
busse, in deren erstem element das 
urkelt. praefix alt- steckt (Kluge, 
Literaturblatt 18, 1). Zupitza (Kuhns 
Zs. 35, 262) trennt idreiga von den 
genannten keltischen Wörtern. An. 
iitrar eingeweide, idra gereuen, idrask 
bereuen 6ind ferne zu halten. 

idweit n. schimpf, schmach, ags. 
Sdic/l, as. edtcil, ahd. itamj, urspr. 



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89 



etwa 'das zurückblicken', aus id- 
zurück, wider (s. i\>) und -weil zur 
wk. *wdd- sehen (s. witan). Vgl. 
id weitjan. 

idweltjan schmähen, schelten, ahd. 
ilaicijjen, zu i d w e i t. 

iftuma späterer, folgender, alter 
Superlativ mit comparativbedeutung 
zu gr. im, Itti auf, zu, bei, armen. 
ev und, auch, avest. aipi, ai. dpi 
auch, auch nur. 

igqar euch beiden gehörig, an. 
ykkarr, ags. incer, zu igqara, igpis 
dualformen des pron. 2 pers. Wahr- 
scheinlich ist igq- erst dem organisch 
entstandenen ugk- (s. ugkar) nach- 
gebildet worden. 

ik ich, krimgot. ich (d. i. ü), an. 
ek (urnord. daneben -ka), ags. ic, 
afris. ik, as. ic, ahd. ih, ihha, alit. 
esz, lit. asz, lett. es, apr. es, as, lat. 
ego, gr. iyu, iyav, armen. «, avest. 
mm», ai. Üom, wozu mit ablaut 
slav. aksl. jazu, azü. Für ai. 

/* gegenüber gr. y, lat. ^ s. daüh- 
tar, kinnus, mikils. 

im bin, an. em, ags. eom, lit. 
esml, aksl. jVfflrf, air. am, alat. m///, 
lat. sum, gr. */>/, aeol. Iac/b/, armen. 
em, avest. oflflM, ai. dmi. Vgl. 
Bunja. 

in in, auf, wegen, an. /, ags. as. 
ahd. in, lit. f, apr. en, air. lat. m, 
gr. ivl, ht, Iv. Auch in den ablei- 
tungen lat. inier, avest. antars, ai. 
a»&/r zwischen (dazu okal.jelro leber, 
innen, lat. interus innerlich, gr. 
Irrepx gedärme, armen, dnderkh pl, 
eingeweide, avest. antara-, ai. dntara- 
innerlich, antra- eingeweide) und lat. 
intus, gr. frr4f drinnen (dazu gr. 



ivTdfbix eingeweide, vgl. ai. antas- 
tya-). Vgl. inn. 
inahs, s. aha. 

infeinan gerührt werden, sich 
erbarmen, vgl. lat. pius fromm, pietät 
besitzend (Johansson, Beitr. 15, 228}, 

ingardja m., ingardjö f. hausge- 
nosse, zu gards. 

inilö f. anlass, vorwaud, vgl. 
fai rina. 

inkil{)ö f. schwanger, zu k il {»ei. 

inknnja m. stammverwanter, zu 
ku ni. 

imnaidelns f. vertauschung, preis, 
zu inmaidjan (tauschen), verwandeln, 
8. maidjan. 

inn hinein, an. ags. inn, zu in. 
Vgl. inna, innuma. 

inna drinnen, inne, an. ags. mm*, 
as. afris. inna, inne, ahd. inna, inni, 
inne, zu inn, in. Vgl. inna na, 
inna|)ro. 

innakunds zum geschlecht gehö- 
rig, ags. incund, s. inna und air- 
I>aku nds. 

innana innen, an. ags. innan, ahd. 
innana, zu inna. Vgl. aftana. 

lunatgähtn f. eingang, eintritt, 
zu innatgaggan hineiugehen, s. gag- 
gan. 

innapro von innen, zu inna. 
Vgl. alja|)rö. 

iiiniujijiaf.erneuerung, zu niujis. 

innuma innerer (dazu ags. inne- 
mest), alter Superlativ mit compara- 
tivbedeutung zu inna. Vgl. das 
anders gebildete lat. intimus, avest. 
anfoma-, ai. dntama-. 

inraühtjan ergrimmen, unerklärt 
(ganz unsicheres bei Johansson, Beitr. 
1 15, 236). 



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90 



InsahtN f. erzählung, darstellung, 
angäbe, zu tWa^a» darlegen, erör- 
tern, b. sakan. 

insaiyan an seilen hineinlassen, 
zu *sail n. seil, an. seil, ags. sdl, 
as. sei, ahd. seil, das mit ahd. silo 
riemenwerk des Zugviehs, an. sttne, 
ags. sima, as. simo strick und ags. 
sdda, ahd. seito schlinge, strick auf 
der idg. wz. *säi- binden beruht, 
vgl. lit. htsaiU verbindungsstange 
am wagen, silas strick, sieb, lett. 
s'enu binde, saite band, aksl. silo 
strick, sSti schlinge, netz, air. sin 
kette, halsband, lat. saeta bürste, 
avest. hita- gespann, haetu- brücke, 
Aaenä- heer, schar, ai. sydli, sinati 
bindet, sein- band, fessel, brücke, 
se'nä heer. 

intru8gjan einpfropfen, unerklärt 
(unsicheres bei Johansson, Beitr. 
15, 238). 

inu, inuh ohne, ablautend mit an. 
an, 6n, as. äno, ahd. äna, änu, äno, 
vgl. gr. avsu und osset. änä ohne, 
wahrscheinlich verwant mit un-. 
Man beachte noch aksl. vHnü hinaus, 
v&nt draussen und ai. vinä ohne, 
mit anl. w. 

inweitan anbeten, eigl. 'ansehen', 
zur wz. *toeid- sehen (s. witan). 

inwidan verleugnen, unerklärt. 
Vgl. gawidan. 

inwinds verdreht, verkehrt, inwin- 
dipa f. Ungerechtigkeit, zu -urindan 
in biwindan? 

inwitöffö unter dem gesetze ste- 
hend, s. witö{). 

is er, ija acc. fem., ila es, krimgot. 
ies er (in ies varthata ille fecit), ahd. 
er, ej, air. 4 er, ed es, lat. w, id, 



gr. h diesen, avest. aem dieser (f. 
im), ai. aydm dieser, iddm dies, m 
acc. ihn, sie, es. 

Hau essen (dazu mit ablaut afetja, 
uze. ta), an. eta, ags. etan, afris. 
Ha, as. itan, ahd. ejjan essen, air. 
esse esus, lat. edo, gr. IJw, fobiu 
esse, tdou. xi werde essen, armen. 
utem esse, avest. ad- essen, ai. ddmi 
esse. Die stärkere wurzelform *ed- 
liegt vor in lit. Hmi, Hu fresse, 
aksl. jamt esse, gr. ittfibf part. perf. 

i[i und, aber, denn, nun, wenn, 
id- wider, zurück, an. id-, ags. as. 
ed-, ahd. ita-, it-, id-. Man vergleicht 
air. aith wider, lat. et und, gr. Ui 
ferner, noch, avest. aiti, ai. dli über 
und andere partikeln. 

i'udaiwiskon jüdisch leben, zu 
iudaitcisks jüdisch. 

iumjö f. menge, vielleicht aus 
*iufnjön- (>iumnjän- oder > iufmjön-) 
zu aschw. ymjmin, schw 

• ymntg reicn- 
lieh, verwant mit ufjo (Johansson, 
Beitr. 15, 230 f.). Nach Bezzenber- 
ger (Bezz. Beitr. 21, 316 fussnote) 
wäre iumjö mit an. ymja schreien, 
aumr unglücklich, lit. untaras stürm, 
ungestüm, ümdi plötzlich, sogleich, 
lett. aumakam in menge, mit ge- 
dränge, rasch, eilig zu verbinden. 

iup aufwärts, nach oben, mit p 
aus ppi das vor dem hauptaccent 
aus vorgerm. pn entstanden war, 
also zunächst vergleichbar mit an. 
ags. uppe, upp, afris. uppa, oppa, as. 
uppa, uppe, ahd. uf {vf, üfe), mhd. 
uffe auf und verwant mit uf (b. 
Johansson, Beitr. 15, 239 f. f.). 

iupa droben, zu iup (wie inna 
zu inn). 



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91 



iupana (von oben), von neuem, 
zu iupa (vgl. aftana). 

iapaprö von oben her, zu iupa 
(vgl. alja{>rö). 

iusila f. erleichterung, imiza bes- 
ser, es besser habend beruhen auf 
einer wurzelform *eus-, welche viel- 
leicht mit *wes- in ai. vd*u- gut, 
V(Ui//än besser (s. wizon) identisch 
ist (Kern, Tijdschr. v. Ned. taal- en 
letterk. 4, 317 f. f.). 

izwar euer, vgl. an. yttarr, ags. 
eower, ahd. iuwar, zu izwara, izwi* 
pluralformen des prou. 2 pers. 

j. 

ja ja, ags. gea, afris. je, as. ahd. 
fä, vielleicht identisch mit gr. >» 
wahrlich, fürwahr. Vgl. j ai. 

jabai wenn, vielleicht verwant 
mit ibai, oder aber ein alter casus 
des relativpronomens *yo- (s. ei). 

jah und (auch in tcapiamatziaia- 
drincan), urnord. jah, as. ahd. ja 
und, auch, ahd. joh und, auch, selbst, 
und zwar, aber. 

jal ja, wahrlich, zu j a (ja : jai = 
gr. yjj : val). 

jainar dort, zu jains. Vgl. her, 
hwar u. s. w. 

jaind dorthin, zu jains. Vgl. 
hwa{). 

jaindre dorthin, zu jains. Vgl. 
hidre. 

jaindwalrl>8 dorthin, s. jaind 
und wairjian. 

jains jener, vgl. an. enn, inti, ags. 
geon, ahd. jener, ener. Eine ausführ- 
liche besprechung der verschiedenen 
ansichten über germ. *jaina-, *jina-, 



*ina- findet man bei Honmann- 
Krayer (Kuhns Zs. 34, 144 f. f.). 

jainjiro von dort, zu jains. Vgl. 
alj a jiro. 

ja|>t>e -jafrpe, sei es-sei es: jafifie 
ist aus jah /)<? assimiliert (s. jah 
und j)e). 

jau fragepartikel, aus ja und u. 

jer n. jähr, an. dr, ags. gear, 
afris. jer, as. jer, jär f ahd. jär jähr, 
czech. poln. m&s. jar frühjahr (urslav. 
*j£rü), avest. yüra jähr, dazu mit 
ablaut gr. upoc zeit, jähr, upx zeit, 
frühling, stunde. Vielleicht gehört 
idg. *yero-, *yäro- zu der unter 
iddja besprochenen wz. *yä- gehen, 
denn das Vorhandensein eines ablau- 
tes e:ä ist nicht zu leugnen (vgl. 
z. b. hors), doch ist auch Zusam- 
menhang mit air denkbar, indem 
man einen ablaut *ay(e)r-: *yer- zu 
gründe legt. 

jluka f. oder jiuks m. streit, zank, 
jiukan kämpfen, unerklärt. Man denkt 
an idg. *jeug- verbinden (s. juk) 
und weist hin auf skr. abhiyunaktx 
greift an. 

jiuleis m. julmonat, an. yler 
December, /Ä, ags. geol, geohhol 
mittwinterfest, julmonat, ein altgerm . 
totenfest (Mogk, Pauls Grundr. 3", 
391 f.). Bugge (Ark. f. nord. fil. 
4, 135) stellt das wort zu lat. jocm, 
joculus scherz, spass (vgl. lit. juka* 
gelächter, scherz, spott). Zupitza (Die 
germ. gutturale 64) vergleicht aber 
an. el Schneesturm, np. yax eis 
(: avest. aex*-\ Ich selber habe j6l 
j als 'einladung' gedeutet und es mit 
' ai. ydcate heischt, fleht, bittet ver- 
bunden : beim y^feste wurden viele 



92 



eingeladen und fand eine grosse j 
veizla statt. 

jöta m. iota, aus gr. lüra (hebr. 
jöd). 

ju schon, nunmehr, ags. ju, gio, 
geo, as. ju, giu, gio, ahd. ju, giu, j 
ablautend mit lit. jdu, nksl.yw schon. I 

juggalan|)8 m. jüngling, zu juggs 
und laudi. 

jagg8 jung, an. ungr, ags. geong, 
afris. as. ahd. jung ist identisch mit 
air. öac, Sc jung, lat. juvencus jung, 
junger ßtier, jüngling, ai. yuvacd- 
jugendlich. Idg. *yuKnu6- (mit y 
anzusetzen wegen gr. "r*x/v$o<, zu 
einem verlorenen *u*kö; = juggs) ist 
eine Weiterbildung von *yuwen-, 
avest. yuvan-, ai. yuvan- jung, wozu 
mit übertritt in andere declinations- 
classen lit. jdunas, aksl. junil, lat. 
iuvenu jung. Die wz. ist *yeu-, vgl. 
ai. ydviyän jünger, ydvistfa- jüngst. 
Vgl. jühiza, junda. 

jühiza jünger, comparativ mit 
gramm. Wechsel zu juggs. 

juk n. joch, an. ok, ags. gioc, 
geoc, as. juk, ahd. juA, joh, lit. jun- 
gen (mit n aus dem vb.), aksl. igo 
joch, air. ughaim pferdegeschirr (Wei- 
terbildung), cymr. tau, com. iou, 
lat. jugum, gr. %vyov, armen, luts 
(vgl. Zupitza, Die germ. gutturale 
13 f.), np. dzuy, ai. yugd-, zur idg. 
wz. *jeug- anschirren, verbinden in 
lit. jungiu, lat. jungo, gr. ^eüyvüfit, 
armen. Itsem, avest. yuj- y bi.yundjmi. 
Vgl. jiukan, jukuzi. 

jukuzi f. joch, knechtschafl, ags. 
gycer joch {*jnkizi), zu juk. Vgl. 
lat. jügerum ein morgen landes. 

j niida f. jugeud, lat. juventa, zu 



juggs. Vgl. ags. geogod, as. jugud, 
ahd. jugund jugend, ai. yuvatt- jung 
und air. oitiu, lat. juventus jugend. 

jüs ihr, vgl. an. er, ags. ge\ ge, 
as« gh 0 e y ahd. ir und ausserhalb 
des germ. lit. jus, gr. bpelt, aeol. 
upues, alban. y«, avest. yns, yüBm, 
ai. yüydm. 

k. 

kaisar m. kaiser, ags. cdsere, afris. 
X-ewer, as. XrÄfar, ahd. keimt, entlehnt 
aus gr. Kxlvxp, lat. Caesar. Aksl. 
e&arl beruht zunächst auf ahd. kei- 
aar, wie auch an. keisare dem deut- 
schen entstammt. Russ. cari (tsarj), 
das aus cSsart verkürzt ist, wird oft 
mit unrecht Czar geschrieben. 

kaisaragild n. kaisersteuer, s. 
kaiser und gild. 

kalbö f. junge kuh, kalb, an. kalfr, 
ags. cealf, anfr. calf, ahd. chalb 
kalb, kalba, chalba weibliches kalb, 
ablautend mit ags. cilfor- (in cilfor- 
lomb), ahd. chilburra, kilbira mutter- 
lamm und urverwant mit gall. galba 
schmerbauch, gr. le\$v; gebärmut- 
ter, 2c>.$ • $ (4.yirpx (mit o = germ. 
a), Mk$x% ferkel, dle\06g bruder 
(gebildet wie skr. sagarbha- au» 
demselben leibe geboren, mit einer 
leibesfrucht versehen, vgl. sodara-, 
sodarya- demselben mutterleibe ent- 
sprossen, leiblicher bruder, aus st- 
und udara- bauch), avest. garwa-, 
ai. gdrbha- mutterleib. Wir werdeu 
bei dieser sippe Wechsel der reiu- 
velaren und labiovelaren guttural- 
reihen annehmen müssen (vgl. Zu- 
pitza, Die germ. gutturale 77 f.). 



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93 



Ferner muss erwähnt werden, dass 
es auch formen mit r gibt, näm- 
lich aksl. Zreb§ füllen, gr. ßpttpog 
leibesfrucht, kind, junges (avest. ga- 
nvcor, ai. gdrbha- können ebensowol 
idg. I wie r enthalten) : vgl. aus 
dem germanischen an. krof the 
cutrup carcase of a elaughtered ani- 
mal, kryfja to split, em bowel. 

kalds kalt, an. kaldr, ags. ceald, 
afrie. as. cald, ahd. kalt, ehalt, altes 
•io- partieipium zu an. kala, ags. 
calan frieren, ablautend mit an. 
htlde, aschw. kyld kälte und mit 
ags. cöl, ahd. chuoli kühl. Ausserhalb 
des germ. sind verwant : lit. gebneni* 
heftige kälte, geluma strenge, pric- 
kelnde kälte, gellt stechen, aksl. 
gololt eis t USdica, slov. zttd glatt- 
eis, klruss. ozeleda regen mit schnee, 
eis an bäumen, lat. gelu kälte, frost, 
geläre frieren, frieren machen, osk. 
gda reif, gr. y<A«v3pov ■ \f/vxpov 
(Hesych.). Lit. geht stechen hat 
wahrscheinlich die urspr. bedeutung 
der wz. bewahrt. Eine ableitung von 
kalds, nämlich *kaldiggs brunnen, 
ist uns nur in dem slavischen lehn- 
wort klad$zl (neben kladenM) erhal- 
ten: auch aksl. chladü (*cAoldä) 
kühle, kälte scheint aus dem germ. 
entlehnt zu sein (anders Kozlovskij, 
Arch. f. slav. phil. 11, 886 f.). Es 
gab auch ein got. *kaldjö brunnen, 
vgl. an. kelda und finn. lw. kaltio. 

kalkjö (oder kalkil) f. hure, kal- 
Ümmvim m. hurerei, ehebruch, unbe- 
kannten Ursprungs. 

kannjan bekannt machen, kund 
tun, an. kenna kennen machen, be- 
zeichnen, kennen, erkennen, ags. 



cennan bekannt machen, bekennen, 
zuerkennen, erzeugen, afris. kanna, 
kenna erkennen, bekennen, as. -ken- 
niaiiy ahd. -chennan, -kennan kennen, 
causativum zu kunnan. 

kapillön sich das haar scheren, 
von lat. capillus haupthaar. Wahr- 
scheinlich beruht es zunächst auf 
einem gr. *xx7riMxv aus *capillare 
(Luft, Zs. f. d. altertum 41, 241 
fussnote). 

kara f. sorge, an. kor kranken- 
bett (auch kiera klage, beschwerde), 
ags. cearu, as. cara sorge, leid, kum- 
mer, wehklage, ahd. chara wehklage. 
Falls 'wehklage' die urspr. bedeu- 
tung ist, darf man an ags. eyrm 
geschrei, lärm, as. karm wehklage, 
air. gairm, cymr. garm geschrei, air. 
gdir, cymr. gatcr ruf, geschrei, gr. 
yvipuc, dor. yxpvc stimme, schall, 
osset. yär, qär geschrei, ton, stimme, 
ai. grnali singt, lobt, kündigt an 
u. s. w. anknüpfen (vgl. *gers- in 
ags. eeorran knarren, ahd. kerran 
schreien, wiehern, rauschen, lit. gdr- 
sas schall, lat. garrio schwatze, plau- 
dere, gerro possentreiber uud andern 
Wörtern). Diese sippe ist onomato- 
poetischen characters (vgl. die ab- 
weichende darstellung bei Zupitza, 
Die germ. gutturale 78). Vgl. ka- 
rön. 

karkara f. kerker, mit ags. cear- 
cern y as. ahd. carcari, karkeri und 
air. carcar aus lat. carcer. 

karön sich kümmern, sorgen, ags. 
eearian sorgen, as. carän, ahd. charön, 
charen beklagen, trauern, wehklagen, 
zu kara. 

kas n. gefäss, krug, an. ker, as. 



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94 



kar, ahd. char, nicht genügend er- 
klärt (unsicheres bei Osthoff, Bezz. 
Beitr. 19, 321 und Zupitza, Die 
germ. gutturale 193). Vielleicht ist 
das wort eine alte entlehnung auB 
dem Orient: vgl. arab. kä», aram. 
käsä becher. Vgl. kasja. 

kasja m. töpfer, zu kas. 

katiln m. kessel (gewiss nicht 
kaiil n.), an. ketell, ags. cytd, as. 
kelil, ahd. ckejjil, gemeingerm. lehn- 
wort aus lat. calinu* napf, topf 
(woraus noch ahd. cArjjin, cAejji) 
oder dessen deminutivum catillwt 
(vgl. asilus). Dem germ. entstam- 
men lit. kdtilas, apr. catiU, aksl. 
kottlü und finn. kattila. 

kaupatjan ohrfeigen soll nach 
Bugge (Idg. forschungen 5, 274) aus 
dem armenischen entlehnt sein. Eher 
enthält es aber einen nominalstamm 
kaupatr = haubij), der von einem 
nicht-germ. volke mit vorgerm. con- 
sonantismus zu den Goten oder deren 
vorfahren gekommen war. 

kaupön handel treiben, an. kaupa, 
ags. cypan, afris. käpja, as. cöpön, 
cöpian, ahd. koufön, koufen. Kau- 
pön und *kaupjan sind fremden Ur- 
sprungs und beruhen auf lat. caupo 
krämer, Schenkwirt, wie as. mangön 
handeln auf lat. mango händler (vgl. 
jedoch Franck, Anz. f. d. altertum 
21, 299 f.). Von den Germanen ist 
der stamm *kaup- auch zu den Bal- 
ten, Slaven und Finnen übergegan- 
gen, vgl. apr. kaupiskan handel, aksl. 
kupü, kuplja kauf, kupiii kaufen 
(aus *kaupjan), kupfct kaufmann, finn. 
kauppa handel, kaüppias kaufmann. 

kaürban fremdwort: Kopßxv. 



kaürbanaün fremdwort: xopßxvxv. 

kaum n. korn, getreide (dazu 
kaurnö f. korn, körnchen), an. korn, 
ags. as. ahd. com korn, getreide, 
ablautend mit an. kjarne, ahd. ktrno 
kern, beruht auf der idg. wz. *?er- 
zerreiben, vgl. aksl. artino korn, kern, 
lit. firnit erbBe, apr. syrne frucht- 
korn, getreidekorn und ferner air. 
grdn, cymr. pl. graum, lat. gränum 
korn. Als vb. finden wir *yer- in 
ai. jiryaü wird morsch, wird alt, löst 
Bich auf, wird verdaut, jirnd- zerfal- 
len, morsch, alt, wozu jdrant- alt = 
gr. yipovr- greis, jards alter (vgl. 
gr. y%px$\ avest. zaurvä- alter, aksl. 
zrUi reif werden, »iizort reif und 
viele andere Wörter. Es sei noch 
erwähnt, dass Busbeck uns die krim- 
got. form von kaum erhalten hat, 
nämlich kor mit Schwund des ausl. 
» wie in baar = 6arn. 

kaürus schwer (nicht kaur» oder 
kaureu), gr. ßxpüt;, avest. gouru-, 
ai. guru- (comp, gdriyän, superl. 
gdrüiha-), vgl. lat. gravis und ap. 
*gräna-, np. girän. Zu kavrus wird 
auch cymr. bryw stark gestellt. 
Ableitungen von kau'rtt* sind kavrei, 
kanripa f. schwere, last, kaurjan 
belasten, beschweren. 

kausjaii prüfen, kosten, schmec- 
ken, zu kiusan. Aus kausjan ist 
aksl. kusiti entlehnt. 

kawtsjö f. caution, Wechsel (erst 
in der neapolitanischen Urkunde um 
550), aus lat. cautio (vgl. Wrede, 
Sprache der Ostgoten 73, 166). Man 
beachte das ältere lafktjö aus lat. 
lectio. 

keinan keimen (dazu uskijon* 



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9f> 



hervorgekeimt), ags. ctnan aufsprin- 
gen, bersten, zerplatzen, keimen (vgl. 
cinu risB, sprang), as. ahd. kinan kei- 
men, wozu as. kimo, ahd. chimo keim 
(slov. cima, aksl. *cima ist germ.) 
und ag8. ci'tt, as. kith, ahd. -kidi 
schössling, spross. Wegen der bedeu- 
tung 'aufspringen, bersten' darf man 
keinem nicht mit ai. jinöti regt sich, 
treibt an verbinden. Eher mag keinan 
mit lit. zysti aufblühen, zydHi blühen, 
&da* blüte zusammengehören (Zu- 
pitza, Die germ. gutturale 79). 

kelikn n. türm, oberes Stockwerk, 
aus gall. celicnon türm (vgl. noch 
Luft, Zs. f. d. altertum 41, 240). 

kilpei f. mutterleib (dazu inkil- 
l>o), mit ags. cild kind und aschw. 
kolder junge brut zu ai. ja^hdra- (aus 
•jalthara-, Fortunatov, Bezz. Beitr. 
6, 217) bauch, jarlu- vulva. Gr. 
3<At« • aihiov yvvxtxeiov ist wol ferne 
zu halten. 

k im] ins m. Statthalter, landpfleger 
(nicht = bürg, hendinos könig) beruht 
auf einem /-stamm Hindi- aus idg. 
*yenti- zur wz. *yen- erzeugen (b. 
kuni), vgl. lat. gen» stamm, ge- 
schlecht, das auf idg. *yenti- oder 
*ynti- zurückgeht, und avest. fra- 
zainti- nachkoramenschaft. 

kinnns f. kinnbacke, an. kinn 
wange, ags. ein, afris. kin, as. kinni, 
ahd. kinni, chinni kinnbacke, kinn 
hat nn aus nie (der nom. kinnus 
für *kiniut hat das nn aus den 
endungsbetonten casus entnommen), 
vgl. air. gin mund, lat. gena wange, 
dentes genuini backenzähne, gr. yivvt 
kinn, yivttov, ytvni$ kinn, bart, 
armen, tsnaut kinnbacke, wange, np. 



zanax, bal. zanfik, zanik, ai. hdnu- 
(= germ. *kinu-, air. gin, lat. genu-, 
gr. yivus), hanavya- (= gr. ytveiov) 
kinnbacke. Für germ. k, gr. y gegen- 
über ai. h sind daühtar, ik, 
mikils zu vergleichen. Ob lit. 
zdndas kinnbacke, lett. züd,s scharfe 
kante, kinn, gr. yvtöos kinnbacke, 
schneide mit kinnus in entferntem 
Zusammenhang stehen, ist nicht aus- 
gemacht. 

k'ml us m. kleinste münze, fremd- 
wort : lat. centum hundert (?). Auf 
germ. *kinta weist aksl. egta münze. 

kiusan prüfen, wählen, an. kjdsa, 
ags. ceosan, afris. kia-sa, as. ahd. 
kiosan, mit kausjan, gakusts, 
k u s t u s zur idg. wz. *yeus- kosten, 
prüfen, vgl. air. to-gu wähl, do-r6i-gu 
elegit, lat. gusläre schmecken (zu 
gustus, s. kustus), gr. ytvo) lasse 
kosten, yeuofiai koste, alban. äefa 
ich liebte, ap. daustar-, np. döst 
freund, avest. zaosa-, ai. josa- gefal- 
len, juMite hat gern, liebt, geniesst, 
kostet. 

klianyan klingeln, JUimö f. klin- 
gel, schelle, onomatopoetisch wie 
z. b. skr. kinkini glöckchen und hd. 
klingen, klinget, klingeln. 

Kniu n. knie, an. kne, ags. cneo, 
afris. kniu, kne, as. kn'eo, ahd. kneo, 
kniu, aus *ynaco-, Weiterbildung von 
idg. *yönu-, *yenu-, *ynu-, in lat. 
genu, gr. yovu (für *yivv nach 
*yo*r6s) knie, yvü% auf -die knie, 
yvvxfToc auf die knie sinkend, yuvlx 
ecke, armen, üunr, mp. zänük, np. 
ziinü, ai. jdnu, jiiu- (in prajnu- dessen 
knie auseinander stehen = avest. 
fra&nu-, vgl. gr. TpJfcvu in die knie 



96 



sinkend ; auch in ahhijnü knielings, 
kniend, bis ans knie, jnnbädh- die 
knie beugend). Vgl. knussjan. 

kno|)s f. geschlecht (so und nicht 
knöda), ahd. cAnöt, chnuat ist mit 
dem suffix -ti- von der wz. *>»ö-, 
*yne-, *ynö- erzeugen (Weiterbildung 
von *yen-, s. kuni) abgeleitet, vgl. 
lat. n<i(io geburt, geschlecht, nation 
(Weiterbildung von *ynäti- mit -ön-), 
gr. yvvi<no$ vollbürtig (in die o-classe 
übergegangen), ai. jnidl- verwanter 
und ferner ags. cnösl, as. knösal, ahd. 
chnuoml geschlecht, gall. -gnötos, lat. 
(g)nfUu* geboren, gr. yvo»r6t ver- 
wanter, bruder = lett. znols Schwie- 
gersohn, Schwager, gr. -yvnTos ge- 
boren. 

knussjan auf die knie fallen, viel- 
leicht denominativum von *knu*su#, 
zu kniu. Weniger wahrscheinlich 
ißt eine andere erklärung, nach wel- 
cher knussjan zu an. knotta (damit 
ablautend ags. cnedan, ahd. chnrlan, 
aksl. gneUi, inf. gnesti) kneten zu 
stellen wäre (Kögel, Beitr. 7, 177 f.) : 
kniwam knussjand* wäre eigentlich 
'mit den knien drückend'. Vgl. noch 
an. knosa, ags. cnysmn, cnossian 
zerdrücken. 

. kriustan knirschen, aschw. irjftta 
quetschen, vgl. aksl. «ilgmtt'Ui .se 
sich grämen, russ. grustt gram, 
welche auf einer wz. mit d im aus- 
laut beruhen und mit lit. grud'ziu 
stampfe, rühre das gemüt durch 
ermahnung, graudus rührend, herz- 
bewegend verwant sind. Oder darf 
man krius- in kriustan als eine #- 
erweiterung der wz. *greu- betrach- 
ten, welche in lit. griuti zusammen- 



fallen, in trümmer zerfallen, griauti 
etwas mit getöse niederbrechen, 
donnern vorliegt ? Der vergleich von 
lit. gräuziu nage, aksl. gryzq belsse, 
gr. ßpu%u knirsche ist abzulehnen. 
Vgl. gakrutön, krusts. 

krutön, s. gakrutön. 

krusts f. knirschen, zu kriustan. 

kubitus m. lager am tische, aus 
lat. cubitus. 

kukjan küssen, unerklärt. 

kumbjan, s. anakumbjan. 

kumei fremdwort: Koupti. 

knnawida f. fessel, ags. cynewirfäe, 
ahd. khunaicilh, cuoniowidi, vgl. 
-widan in gawidan. Das wort ist 
noch immer dunkel. 

kuni n. geschlecht, stamm, an. 
kyn, ags. cyn, afris. kin, aa. ahd. 
cunni, zur idg. wz. m yen- erzeugen 
in lit. zentm Schwiegersohn, Schwa- 
ger, aksl. zgtt Schwiegersohn, air. 
ro-genar wurde geboren, gein geburt, 
acymr. -gint kind (vgl. as. ahd. Hud, 
woraus aksl. fydo), alat. gennnt sie 
erzeugen, lat. gigno erzeuge, genta 
geschlecht, gr. yiyvonoti werde (aor. 
3 pl. iyivovro = ai. ajananta), yhot 
geschlecht, yivoi; geburt, abstam- 
mung, armen. Unanim erzeuge, üin 
geburt, avest. zizananti sie erzeugen, 
ai. jdnatiy jamiyati erzeugt, jänat 
geschlecht (= gr. yivo$ = lat. genus), 
jdna- mensch, leute, geschlecht, 
stamm und vielen andern Wörtern. 
Vgl. air|)akunds, aljakuns, 
inkunja, kindins, samakun?. 
Zu derselben wz. gehören an. hnr 
mann vornehmer abkunft, verwanter 
des königa, ags. cyne-, ahd. kuni- 
könig und an. konongr % ags. cyning, 



igiuzec °y 



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97 



as. cuning, ahd. chuning, knning 
könig, aus welchem lit. kunigas 
(herr), pfarrer, apr. konagis könig, 
lett. kunga herr, aksl. künegu, kün^zt, 
russ. knjazl fürst entlehnt sind (vgl. 
reiks, das ebenfalls in das balti- 
sche, nicht aber in das slavische 
drang). Neben der wzform *yen- 
finden wir *ynü- in lat. nätcor werde 
geboren u. s. w. (auch *ynf-, *ynö-, 
s. k n ü ]i s). Dazu stellen sich noch 
np. zialan gebären, geboren werden, 
zäd geburt, ai. jogate wird geboren, 
jäti- geburt, geschlecht, jätd- gebo- 
ren. Vgl. kunnan. 

kuniian erkennen, kennen, wissen 
{kann, prät. kunpa und -kunnan, 
-kunnaida, s. anakunnan), an. 
kunna, ags. cunnan, afris. kunna, 
konna, as. cunnan, ahd. kunnan, chun- 
nan kennen, wissen, können, mit 
gakunds, kannjan, kun}>i, 
kun|>8 zur idg. wz. *yen- wissen, 
kennen in lit. Hnoti wissen, zenklas 
zeichen, air. ad-gema erkannte, armen. 
Uaneay kannte, antsan unbekannt, 
avest. ä-zainti- wissen, künde. Neben 
*yen- steht *yne-, *ynö- in ags. 
cndican, ahd. chnäan wissen, einchnua- 
dü insignis, cnuodäen ein erkennungs- 
zeichen geben, aksl. znati kennen, 
wissen, znam?, znakil zeichen, air. 
gndth bekannt, lat. {g)no*co erkenne, 
(g)nölwt bekannt, gr. yiyvowxu er- 
kenne, yvuris bekannt, ai. jmdä- 
gekannt, bekannt, jnana- kenntnis. 
Vgl. ap. adünii er wusste, np. dänum, 
ai. jändmi weiss. Es fällt schwer 
idg. *yen-, *ynä- erzeugen von *yen-, 
*yne- wissen zu trennen: es stehen 
ja die begriffe 'kennen, können, ver- 



mögen' und 'zeugungsfähig sein, 
erzeugen' einander zu nahe (vgl. 
kun i). 

kunpi n. künde, erkenntniss, zu 
| kunnan. 

k im [>s bekannt, an. kunnr, kuttr, 
I ags. ciitt, as. cüd, ahd. chund, kund, 
' part. praet. pass. zu kunnan. 
kustus m. prüfung, vgl. an. kostr 
läge, umstände, ags. cyd wähl, aus- 
erlesenes, afris. kest beliehung, wähl, 
as. ahd. kust prüfung, wähl, zu 
kiusan. Dem got. worte entspricht 
genau lat. gmtus geschmack. 



laggamödei f. langmut, ahd. 
lancmöti, langmuoti, zu *laggamöj)s, 
ahd. lancmöt langmütig, s. laggs 
und mo])s. 

laggei f. länge, ahd. Icngi, zu 
laggs. 

laggs lang, an. langr, ags. long, 
afris. long, lang, as. ahd. lang, air. 
long-, lat. longus beruhen auf idg. 
*dlongho-, wie ap. dranga- beweist. 
Vgl. weiter aksl. dlügü, gr. SsAi^öc, 
ap. darga-, avest. dar?ya-, ai. dirghd- 
(superl. draghitfha- für *dnÜis{Aa- = 
avest. dräjUla-), welche die nasallose 
wzform *dlegA-, *d,dg/t-, *dlgh- ent- 
halten, wozu sich noch ohne d im 
anlaut lit. Vgas stellt. Unsicheres 
bei Äupitza, Bezz. Beitr. 25, i)0 f. 
Vgl. tulgus. 

la&jan legen, an. leggja, ags. 
lecgan, afris. ledsa, as. Icggian, ahd. 
leggan, causativum zu ligan. Vgl. 
aksl. loHti legen. 

laiall schmähen (wol so und nicht 



98 



lauan), (an.) isl. Id tadeln, zunächst 
vergleichbar mit air. Kim klage an. 
Daneben steht idg. */</- in lit. 16} u 
belle, aksl. lajq belle, schmähe, lat. 
lamentum wehklagen, läträre bellen, 
ai. raijati bellt. Vgl. noch gr. Kxietv, 
Ax-Ä'JLi-jxi • QSlyyeiSxt (llesych.). 

laiba f. Überbleibsel, ags. Idf, 
afris. lawe, as. /f7>a, ahd. leiba, leipa, 
zu -leiban in bileibau. 

laigai'ön fremdwort: Xiyeüv, lat. 
legio. 

laigön, s. hilaigon. 

laikan springen, hüpfen, an. leika 
spielen, sich spielend bewegen, zün- 
geln, ausführen, zurichten, ags. Idcan 
springen, fliegen, schwimmen, wo- 
gen, flackern, dazu laiks und das 
schwache vb. mhd. leichen aufsprin- 
gen, in die höhe steigen, mit einem 
sein spiel treiben, verspotten (das- 
selbe ist got. bilaikan), täuschen, 
betrügen. Ausserhalb des germ. sind 
verwant: lit. Idigyti wild umher- 
laufen, air. I6eg kalb, gr. eteXifr 
mache erzittern, schwinge, np. ä- 
le%lan springen, ausschlagen (vom 
pferde), kurd. lizim spiele, ai. rejati 
erschüttert, rejate hüpft, bebt, zit- 
tert, zuckt. Daneben steht mit tenuis 
im auslaut aksl. likii reigen, likovati 
tanzen : vgl. das unbelegte skr. reka- 
frosch. 

laiks m. tanz, an. leikr spiel, ags. 
Idc spiel, kämpf, beute, gäbe, ahd. 
leih spiel, melodie, zu laikan. 

laiktjö f. leseabschnitt, mit ahd. 
lectja, leczea aus lat. lectio. Vgl. 
ka w t sj ö. 

lals ich weiss, praeterito-praesens, 
dazu laisjan, laiats, lists, 



1 u b j a 1 c i s. Die idg. wz. *leU- 
scheint 'einem spur nachgehen, nach- 
spüren' bedeutet zu haben, vgl. ahd. 
vaganle.isa Wagenspur, mhd. lein, 
leise spur, geleise, lit. lys&, aksl. lecha 
beet, lat. lira furche, delirus wahn- 
I witzig (aus dem geleise geratend). 

laisareis' m. lehrer, vgl. ahd. 
leräri, zu laisjan. 

laiseigs zum lehren geschickt, 
ahd. Urhj gelehrig, zu laisjan. 

laisjan lehren, ags. Idran (woraus 
entlehnt an. Lrra), as. lerian, ahd. 
Urran, Itrcn, causativum zu *lei*an, 
s. lais. Daneben stand im germ. 
das intr. ags. leornian, as. linön, 
ahd. Urnen, lernen, Union. Vgl. lai- 
sareis, laiseigs. 

laistjail folgen, ags. Idstan, afris. 
lästa, Irsta, as. lestian, ahd. leiden 
befolgen, leisten, vollführen, zu 
laists. 

laists m. spur, an. lelür fuss, 
socke, ags. IdH fussspur, spur, form, 
ahd. leiti spur, leisten, zur wz. *leu- 
einem spur nachfolgen, s. lais. 

lamb n. lamm, an. lamb, ags. 
lomb, as. ahd. lamb, unbekannten 
Ursprungs (vielleicht 'das blökende' 
zu skr. rdmbhate, Idmbhate brüllt). 
Mikkola (Bezz. Beitr. 21, 219 f.) 
vergleicht lett. löps hauavieh, das 
aber wie finu. laminar, lapp. labbat 
aus dem germ. entlehnt ist. Im 
finnisch-lappischen hat das wort die 
bedeutung 'schaf, welche wir bei 
gutn. lamb widerfinden. Andere wör- 
| ter für 'schaf, lamm, widder' findet 
.man unter awef)i, wi|)rus. 

land n. land, an. land, ags. fand, 
as. land, ahd. lant, urverwant mit 



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99 



air. land, lann freier platz, das auf 
Handhä zurückgeht, und ablautend 
mit schw. Unda bracbfeld, apr. lin- 
dern tal, aksl. Icdina unbebautes land. 
lieber bask. landa ackerland 8. Beitr. 
18, 400 und dagegen Schuchardt 
(Beitr. 19, 537 f. f.). Finn. iw. lan- 
na* bedeutet 'Utas vadosum, vadum'. 

lasiws schwach, kraftlos, vgl. ags. 
leswe, lyttee falsch, übel, böse, mhd. 
erlernen schwach werden und an. 
lasenn nicht ganz, zerstört. Man 
denkt an Zusammenhang mit aksl. 
loii mager. 

latei f. trägheit, ahd. lajji, zu 
la t s. 

latjan träge machen, aufhalten, 
an. leija, ags. lettan, afris. letta, as. 
leltian, ahd. lezzan hemmen, hindern, 
aufhalten, zu lats. 

lats träge, an. latr, ags. l;ct träge, j 
afris. let böse, as. lal, ahd. la~ t 
träge, zur idg. wz. *led- lässig sein, j 
s. letan. 

la[>a]eikö willig, gern, s. lapön 
and leik. 

lajmn einladen, berufen, an. latta, ; 
ags. ladian, afris. lathja, ladja, as. . 
ladian, ladöjan, ahd. ladön, laden 
beruht auf einem nominalstamm lapa- 
(in lapaleikö willig). Indem man das 
P zum suffix zieht, vergleicht man 
gr. Aijv wollen, wille, wozu 

auch air. air-le wille, lithe gehor- 
sam gestellt werden. Ob skr. IMi 
ergreift, nimmt herangezogen werden 
darf, ist zweifelhaft. Mhd. luoder 
lockspeise, spiel, gespött, Schlemme- 
rei, lockeres leben, liederliche Weibs- 
person, versteck, hinterhalt ist wegen 
der bedeutungen ferne zu halten (s. 



Osthoff, Idg. forschungen 5, 311 f.). 

laubjan, s. galaubjan. 

laudi f. gestalt, mit -lauj)s in 
hwelaups, juggalau[)8, sama- 
lauj>s, swalau|)3 zu liudan. 

laufs m. blatt, in allen andern 
sprachen n., an. lauf, ags. leaf, afris. 
täf, as. löf, ahd. louh laub, blatt, 
wahrscheinlich mit ahd. loufl baum- 
rinde, bast zu lit. lupli, aksl. lupili 
schälen, abziehen (s. biraubön). 
Aehnlicherweise gehört lit. Idpas 
blatt mit gr. \sirot, Xotos rinde, 
schale zu gr. Kenu schäle ab. 

laugujan leugnen, an. legna ver- 
bergen (vgl. für die bedeutung got. 
galaugnjan sich verbergen), ags. lyg- 
nan, as. lögnian, ahd. louganen, lou- 
genen, ableitung von -laugni- in 
analaugm verborgen, geheim, vgl. 
an. laun heimlichkeit, ahd. lougua, 
lougin leugnung und mit ablaut 
liugn. Die Wörter gehören zur wz. 
Heugh- verheimlichen, 8. liugan 
lügen. 

la u hat ja n leuchten, blitzen, ahd. 
lohazzen Hammen, lougazzan feurig 
sein : wegen dieser doppelheit im 
ahd. kann das got. wort sowol lau- 
haijan wie lauhaijan gelautet haben. 
Mit an. löge, mhd. lohe flamme be- 
ruht lauhaijan auf der idg. wz. *leuk- 
leuchten, 8. liuhaf). 

lau h um ii i (lauhmtmi) f. blitz, flam- 
me, entweder mit du oder au, wie 
lauhat jan zur wz. *lcuk- leuchten. 
Vgl. an. Ijvme, ags. le'oma, as. Homo 
glänz, lat. Urnen licht. 

laun n. lohn, an. laun, ags. le'an, 
afris. lfm, as. ahd. Ion, urverwant 
mit aksl. loPÜ jagd, fang, lat. hierum 



100 



gewinn, Laverna Diebsgöttin, gr. 
ivoXxvu geniesse, Xeix, dor. Aas/*, 
ion. Ajj?>j beute, hv(i; kriegsbeute, 
Ayi'ic kriegsgefangen, Kyi^oytzt führe 
als beute fort, skr. (unbelegt; Iota-, 
lutra- beute, geraubtes gut. Vgl. 
noch air. Inag lohn, preis, fo-lad, 
cymr. go-lud reichtum, air. Idinc 
fröhlichkeit, cyinr. llaicen fröhlich. 

lauuawargs undankbarer (Verbre- 
cher hinsichtlich des lohnes'), s. 
1 a u n und w a r g i \i a. 

laus los, leer, eitel, nichtig, au. 
lanss frei, lose, verfallen, nicht mehr 
giltig, schwach, ags. leas leer, be- 
raubt, betrügerisch, falsch, afris. 
las los, ledig, as. ahd. los frei, ledig, 
bar, beraubt, frei, mutwillig, locker, 
leichtfertig, ablautend mit -liusan in 
fr a Ii u 8 an. 

lausawaürds nichtig schwatzend, 
lausatcaurdi n., lausawaurdei f. leeres 
geschwätz , leere geschwätzigkeit , 
vgl. an. lausordr, lansyrdr dessen 
wort nichtig ist, wortbrüchig, laus- 
yrde wortbruch, as. lösitord lose 
rede, s. laus und w a ü r d. 

laushandja m. einer mit leerer 
hand, s. laus und handus. 

lausjan lösen, erlösen, eintreiben, 
an. leysa, ags. Igsan, as. lösian, löson, 
ahd. lösjan, lösen, losön lösen, zu 
laus. 

lausqiprs nüchtern, s. laus und 
qi J)us. 

leds, 8. unleds. 

leiban, s. bileiban. 

leihts leicht, an. lettr, ags. U'ohl, 
afris. licht, ahd. HAU, liht, aus ur- 
germ. *lin%la-, *lenxta-, vgl. lit. 
leugras, lengvus, aksl. Itgaka leicht, 



air. lau, lu klein, schlecht (compar. 

lugu, laigiu), lat. levis leicht, gr. 

s\axO: gering, i\z$pi<; rasch, avest. 

*rayn- schnell, hurtig, r.>njaili ist 

schnell, ai. raghu-, laghu- leicht, 

schnell, rdihhate eilt. Zu derselben 

sippe gehören mhd. lingen vorwärts 

kommen, gelingen, ags. lungor, ahd. 

lungar schnell (vgl. gr. ikxQpöc), 

an. lutiga, ags. lungen, ahd. lungun 

I lunge. 
I « 

leih waii leihen, an. Ijd, ags. le'on, 
afris. lia, as. ahd. lihan (dazu ein 
got. fem. *leihwa, ahd. *liha, woraus 
aksl. Uchva wuclier), zur idg. wz. 

I *lciq- überlassen in lit. Izku lasse 

I (inf. fikli), pdlaikas, dttaikas, aksl. 
oImI'I'ü Überbleibsel, rest, air. leiccim 
lasse, überlasse, lat. linquo, gr. AfiVa 

| verlasse, Xotx6c übrig, armeu. Ikhanem 
verlasse, avest. irina^li, ai. riudkli 
lässt, lässt übrig, räumt, riktd-, 

I reku- leer und andern Wörtern, 
leik n. leib, fleisch, leichnam, an. 
l(k leib, körper, leichnam, ags. lU 
leib, afris. lik körper, leiche, as. lik 
leib, fleisch am leibe, leiche, ahd. 
lih aussehen, äusseres, leib, körper, 
leiche, urverwant mit apr. laygnan, 
air. lecco wange. Die grundbedeu- 
tung des Wortes ist 'gestalt', wie 
aus galeiks, leikan, lit. lygvs, 
lett. lldzigs, apr. jwligu gleich (vgl. 
mit labiovelarem guttural air. alte 
angenehm, cymr. ttyffelyb consimilis) 
hervorgeht. Man beachte auch die 
nasalierte form skr. li/iga- kennzei- 
chen, abzeichen, merkmal. Mit auf- 
fälligem k stellen sich dazu aksl. 
lice antlitz, zülolikü boshaft (4iH** 
got. -leiks, ahd. 4U): man kann an 



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101 



entlehnung aus dem germ. denken. 
Ehrismann (Beitr. 20, 53) stellt leik 
zu ahd. gtleih gelenk, mhd. »ich lei- 
chen sich biegen, aber kaum mit 
recht. 

leikan gefallen, -leikön in galeikön 
gleich stellen, gleich machen, nachah- 
men , an. Uka , ags. l/cian , afris. 
likja, as. licön, ahd. liehen gleichen, 
gefallen, zu leik, galeiks. 

lein n. leinwand, an. ags. lin, 
as. ahd. lin flachs, leinwand, ein 
europ. wort unbekannter herkunft: 
lit. Unat pl., aksl. llnii, air. lin, lat. 
linum, gr. klvov. Wahrscheinlich sind 
lein und air. Un aus lat. linum ent- 
lehnt. Wenn gr. Afra acc. gewand 
mit xivov in beziehung steht, so ist 
als wz. zu betrachten : vgl. ai. 
Ii- sich anschmiegeu, lina- anliegend, 
gr. Xeloc glatt (Schräder bei Hehn, 
Kulturpfl. und hausthiere 8 185). 

leitils klein, wenig (dazu krim- 
got. lista parum = ags. Lr*t), an. 
Ktell, vgl. mit abweichendem voca- 
lismus ags. Iglet, as. Inttil, lutlic, 
ahd. luzzil, luzig. Vielleicht gehört 
leitil* mit der bedeutungsentwicklung 
'entfliessend, verschwindend, klein' 
zu lit. Ididau lasse fliessen, leidziu 
lasse, entlasse (Johansson, Beitr. 15, 
231 f.). Das synonyme wort mit u- 
vocalismus wird mit der unter Ii u ts 
besprochenen sippe verbunden. 

lei[>an, s. aflei|)an. 

leipu n. (?) obstwein, an. ags. 
h% afris liii, as. Ikt, ahd. Utk, lid 
süsses getränk, urverwant mit gr. 
ixtttrov (weingefäss), becher mit v 
aus TT (Schulze, Kuhns Zs. 29, 255), 
ferner mit lit. Iglus regen. Die wz. ist 



•fei* in lit. leju, aksl. Ujq, Ujq giesse. 

lekeis m. arzt, ags. Idee, ahd. 
lächi, l'dhhi, eigl. 'besprechet (s. 
lekinön), vielleicht vor der laut- 
verschiebung aus air. Uaig arzt ent- 
lehnt, eher aber damit urverwant 
(Luft, Zs. f. d. altertura 41, 237). 
Die bedeutungsentwicklung 'bespre- 
cher, arzt' findet man auch bei 
! russ. vrdet: vrdlt, aksl. balij'. bajati. 
Aus dem germ. stammen aksl. lekil 
heilmittel, lekart arzt, ttkovati, leciti 
heilen. 

lekinön ärztlich behandeln, heilen 
(dazu lekinassus m. heilung), an. 
ldkna, ags. Idcnian, as. läknön, ahd. 

I tüchinön, lähhinön heilen, mhd. läche- 
lten besprechen, lächenxre beschwö- 
re^ besprecher, zu lekeis. 

letan lassen, an. lata, ags. latan, 

\ afris. Uta, as. lätan, ahd. lü.jan, mit 
1 a t s zur idg. wz. *le'd- lässig sein 

I in aksl. lenn faul (aus *UdnÜ), lat. 
lassm matt (mit tiefstufe wie lati), 
gr. \*iheiv trüg, müde sein (s. Süt- 
terlin, Idg. forschungen 4, 99 f.). 
Vgl. noch alban. 11 lasse, l } o$ mache 
müde. Hierher gehören vielleicht an. 
loskr faul und air. lese träge, deren 
sk aus tk entstanden sein kann. 

lew n. (?) gelegenheit (dazu lew- 
jan), zu lit. liduti aufhören, lett. 
Ijaut zulassen, erlauben, apr. au-läut 
sterben, czech. leviti nachlassen. Zu- 
sammenhang mit idg. *leu- lösen 
(s. fr al in s an) ist nicht ganz sicher. 
Vgl. über lew Persson (Bezz. Beitr. 
19, 279 f. f.) und Froehde (Bezz. 
Beitr. 20, 211 f.). 

lewjan preisgeben, verraten, ags. 
Idtcan, ahd. -läen, zu lew.- 



c 



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102 



libati leben, an. Ufa übrig sein, 
leben, aga. libban, afris. libba, aa. 
libbian, lebölt, ahd. leben, libjan, mit 
der grundbedeutung 'übrig sein' zu 
-leiban in bileiban. 

ligan liegen, *ligjan, an. liggja, 
ags. licgan, afris. //^a, lidsa, as. 
liggian, ahd. liggan, ligan, urverwant 
mit lit. allagdi lange brach gelegner 
acker, aksl. /fy</ lege mich (inf. 
/t.^/), Iffatf liegen, fo£t/i legen 
(= lagjan), /off lager, sqlogä bett- 
genosse, air. lager, grab, oymr. 
lle ort, gtce-lg bett, lat. /<Ww* lager, 
bett, gr. KSpyrti ■ xoiiiireu (Hesych.), 
A^e« lager» bett, «Ao^o* gattin 
(=aksl. sqlogü). 

ligrs lager, bett, beilager, ags. 
%<r lager, krankenlager, afria. Ugor, 
leger liegen, läge, as. ahd. legar la- 
ger, zu ligan. Vgl. galigri. 

lima fremdwort: xi(ax. 

linnan, s. aflinnan. 

lisao lesen, ernten, an. llsa, aga. 
Itsan, afris. lern, as. ahd. ISsan, aus- 
lesen, lesen, vorlesen, urverwant mit 
lit. lesit picke auf. 

listeigs listig, ahd. listig, zu Iis ts. 

lists f. list, listige nachstellung, an. 
aga. as. ahd. IUI klugheit, kunst- 
fertigkeit, geschicklichkeit, list, iden- 
tisch mit aksl. UefÜ betrug (dazu 
lüftet betrüger, lUüti betrügen), das 
aber lehn wort sein kann. Jedenfalls 
gehört liste zu der unter lais be- 
sprochenen wz. 

lita f. heuchelei, vgl. ahd. Uz, 
mhd. litt, litze grille, laune, albern- 
heit, dazu -litjan in miplitjan mit- 
houcheln und ferner ahd. lizzö/i, 
liziton nachahmen, tizzilunc nachah- 



mung. Weiteres ist nicht ermittelt. 

liteius f. bitte, aus gr. a<tjj mit 
gotischer endung. 

li{ius m. glied, an. lütr, ags. Iii, 
afris. Utk, Hd y as. Iii, ahd. Utk, lid, 
verwant mit an. limr glied, lim 
zweig, ags. Um glied, zweig. Man 
vergleicht lit. l'emfi stamm, statur. 

liubaleiks lieblich, ags. leoflic, 
as. Hoflic, lioblic, ahd. liublih, s. 
liufs uud leik, galeiks. 

liudan wachsen, aga! leodan, as. 
liodan, ahd. leodan, liotan, mit an. 
loienn bewachsen, haarig, rauh, Ida 
(festgewachsen sein), festhangen, fest- 
kleben (s. Johansson, Kuhns Zs. 30, 
346 f.) zur idg. wz. *leudh- wach- 
sen, auf welcher auch laudi und 
ludj a beruhen. Ausserhalb des germ. 
gehören hierher : gr. iteutroptxi werde 
kommen, $Au$ov kam, e'i\ij\ou5* bin 
gekommen, faevStpot frei (vgl. osk. 
luv/reis gen.), avest. raoiaiU, ai. 
rodhati, r6hali wächst, steigt. Dazu 
stellt sich noch ags. le'od, ahd. Hut 
volk, lett. Ijaudis leute, volk, aksl. 
ljudn volk, Ijudlje leute. 

liufs lieb, an. Ijrifr, ags. le'of, 
afris. liaf, as. Uof y ahd. Hob, mit 
galaufa, galaubjan, lubaine 
zur idg. wz. *leubh- begehren in 
j aksl. ljubit lieb, ljuby liebe, Ijuliti 
lieben, lat. lubet, übet beliebt, ge- 
fällt, lubens, libens gern, willig, /«- 
bido, libldo lust, verlangen, begierde, 
ai. li(bh/ali begehrt, lobha- begierde. 

Ii iura f. ehe, s. liugan heiraten. 

liugan lügen, an. Ijuga, ags. leo- 
gan, afris. liaga, liatza, as. ahd. 
liogati) mit analaug ns, laugn- 
jan, liugn zur idg. wz. *leugh- 



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1Q3 



verheimlichen in aksl. lilgati lügen, 
ttizl lüge, air. logaissi gen. men- 
dacii. 

liugan heiraten, liuga f. ehe, ur- 
verwant mit air. Inige eid. Dazu 
auch ahd. urliugi krieg ('gesetzloser 
zustand')? 

liugn n. lüge, vgl. an. ags. li/ge 
und as. lugina, ahd. lugin, zu liu- 
gan lügen. 

liugnawatirds lügnerisch, s. liugn 
und waürd. 

liugnja m. lügner, zu liugn 

liuha{) n. licht, vgl. ags. leoht, 
afris. liachl, as. ahd. Höht licht, helle, 
verwant mit lauhatjan, lauh- 
muni und ferner mit an. ljöme,ags. 
leoma, as. liomo glänz, an. Ijös licht, 
ags. lixan leuchten, ahd. liehen hell 
und andern germ. Wörtern. Die ganze 
sippe beruht auf der idg. wz. *leuk- 
leuchten, vgl. lit. Idukas mit einer 
blässe an der stirn, apr. lauxnos pl. 
gestirne, aksl. luca strahl, air. löche 
blitz, luach- weiss, lat. lux licht, 
lüceo leuchte, Ulmen licht, lüna mond, 
gr. Xtvxiq licht, glänzend, weiss, 
Xeutrau sehe, a/x(p/AÜK>j, Auxa'$«; Zwie- 
licht, dämmerung, \v%vo<; leuchte, 
armen, lois licht (gen. lutoy), avest. 
raox$na- leuchtend, raocah- glänz, ai. 
rocate leuchtet, rocand- licht, hell, 
glänz, rukmä- gold, geschmeide u. 
s. w. Aurällig ist das * im armen., 
das auf idg. x hinweist: auch ai. 
rvcant- glänzend und aksl. lym kahl 
(* aus ks, vgl. ai. ruhsd- glänzend, 
strahlend) setzen eine wzform *leux- 
voraus. Vgl. liuhtjan. 

Huhtjau leuchten, ags. leohtian, 
lie/ttan, as. liohiian, ahd. linkten, 



zum germ. stamm *lcu%ta-, s. 
liuhaf). 

liusan, s. fraliusan. 

Huts heuchlerisch (dazu liulei f. 
heuchlerei), lutön betrügen, ags. lot 
betrug, lytegian heucheln, sich ver- 
stellen beruhen auf der idg. wz. 
*lend~ gebogen sein, 6ich beugen in 
an. luta, ags. Intan sich neigen, nie- 
dersinken, lit. liüdHi trauern (eigl. 
'gebeugt sein'), liudnas traurig, nie- 
dergeschlagen, aksl. ludiii täuschen, 
IvdÜ töricht, cymr. lludded müdig- 
keit, mattigkeit. Hierher vielleicht 
noch ags. Igtet, as. lultil, lultic, ahd. 
luzzil, luzig (vgl. leitils). 

I i u |> iuris m. sänger, ahd. liudäri, 
zu liu[)0n. 

liu{)ön singen, ags. leodian, ahd. 
liudön, denominativum von *liup n. 
lied (s. awiliuf)), an. Ijod, ags. 
leod, ahd. liolh, liod. Man vergleicht 
air. luad gespräch, rede, löid lied, 
lat. lam (gen. laudU) lob, welche 
aber idg. d (nicht t wie Hup) im 
wurzelauslaut haben. 

löfa m. flache hand, an. lofe, 
daneben ags. 16/ und ahd. laffa. Vgl. 
aksl. lapa planta ursi, slov. poln. 
russ. lapa pfote, welche genau dem 
ags. worte entsprechen, lett. lepa, 
kurd. lapk pfote (Justi, s. Kretschmer, 
Einl. in die geschichte der griechi- 
schen spräche 102). 

lubains f. hoffnung, zur idg. wz. 
*leu6A- begehren, s. liufs. Vgl. an. 
lofa loben, preisen, erlauben, ags. 
lofan, ahd. loöön, loben loben, an. 
ags. lof, ahd. lob lob, preis, rühm. 

lubjaleis giftkundig, zauberkundig 
(dazu lubjaleisei f. gift künde, zaube- 



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1 



104 



rei), enthält als zweites glied -leit, 
das zu lais gehört. Mit lubja- sind 
verwant an. Uff heilkraut, ags. Uff 
zauber, gift, ahd. Ivppi gift, Zauberei 
und ausserhalb des germ. air. lu'xb 
kraut, strauch, pflanze. 

ludja f. antlitz, zu liudan. Vgl. 
as. lud äusseres, ahd. antlütti ant- 
litz und ausserhalb des germ. avest. 
raorfa- wuchs, ansehen, np. röi ge- 
siebt. 

lilftus f. (?i luft, an. lopt, ags. 
hrfty as. ahd. luft, dunkeln Ursprungs: 
vgl. 'an. lopt oberes geschoss des 
hauses (wozu Ehrismann, Beitr. 18, 
228 f.). Dürfen wir au Zusammen- 
hang mit ai. ropdyali denken, das 
als causativum zu rö/iati wächst, 
steigt gebraucht wird? 

luknn, s. galukan. 

lukarn n. leuchte, gutn. lukarr 
kleines feuer, entlehnt aus dem kel- 
tischen, vgl. air. IScharn, luacharn, 
cymr. llugonr, corn. lugam leuchte, 
laterue, lampe (mit lat. lücerna zur 
wz. *leuk- leuchten, s. liuhaj»). 
Auch eisarn ist keltisch. 

lnkarnastafia m. leuchter, s. 
lukarn und sta]>s. Vgl. gutn. 
Inkarnastatt leuchter. 

lun n. (?) lösegeld, davon Hnnjan 
loskaufen (s. usluneius). Es be- 
ruht auf der idg. wz. *leu- in lat. 
luo bezahle, gr. Au« löae, ai. lunami 
schneide ab, lüni- das abschneiden. 
Vgl. fraliusan. 

lustön begehren, ahd. lustön, wie 
ags. lystan zu lustus. 

liistus m. lust, an. lyst, ags. lud, 
lyst, afris. as. ahd. tust, wahrschein- 
lich mit lu aus / zur wz. *tas- in 



poln. leuy, russ. Idsyj begierig, lüs- 
tern, gr. >.ixxlofJLxt begehre, skr. 
aUii-fusati (aus *lalsati) begehrt, 
lälasa- begierig, -/«w in a lata- träge, 
müde, matt, lasati strahlt, glänzt, 
erscheint, ertönt, spielt. Dazu ge- 
hören auch aksl. laska Schmeichelei, 
laskati schmeicheln, lat. lascicus aus- 
gelassen, üppig, geil: vgl. mit an- 
derer laut folge an. elska lieben. 

lustusams ersehnt, as. ahd. lunt- 
M« anmutig, lieblich, zu lustus. 

Im oii betrügen, s. Huts. 



magan vermögen, können, an. 
mega vermögen, ags. m&g, afris. mei, 
as. ahd. mag kann, vermag, urver- 
want mit aksl. mogq vermag, kann 
(inf. mofU), air. dofor-maga'm ich 
vermehre, gr. m%oa t ß>i%*p hilfe- 
mittel, Werkzeug, list. Vgl. 

magus, mähte, megs. 

inaga]>s f. jungfrau, ags. nuigd, 
as. magath, ahd. magad, femininbil- 
dung zu magus. 

niagula m. knäblein, deminutivum 
zu magus. 

magus m. knabe, knecht, an. 
vwgr söhn, ags. mag», as. magu söhn, 
jüngling, knecht, zu magan und 
deshalb nicht mit air. macc knabe, 
söhn, cymr. bret. map, corn. mah, 
sondern mit air. mog, mug sklave 
zu vergleichen. Bernekers Vermu- 
tung, dass magm mit lit. rnogm zu 
verbinden sei fldg. forschungen 9, 
361), ist abzulehnen. Vgl. maga})?, 
ma wi, megg. 

niahteigH mächtig, möglich, an. 



igmzec Dy 



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105 



muttegr, mdttogr, ags. mi/dig, 88. 
ahd. mäklig mächtig, fähig, zu 
m a b 1 8. 

mahts f. macht, vermögen, kraft, 
an. tndttr, ags. meuht, miht, afris. 
macht, as. ahd. ma/d, identisch mit 
aksl. moxtt, zu magan. 

maidjan verändern, verfälschen, 
an. meida verletzen, beschädigen, 
verstümmeln (vgl. jedoch Zupitza, 
Bezz. Beitr. 25, 98 f.), urverwant 
mit lett. metöt austauschen, alat. 
moitäre, lat. mütare verändern, ver- 
wechseln, gr. eikel. ßotTCf dank, 
Vergeltung. Die wz. *meit-, *moit-, 
welche auch in gamai{)s und 
mai|)ras vorliegt, beruht auf der 
einfacheren wz. *mei-, *moi- (s. ga- 
mains). Vgl. miß so. 

maihstus m. (?) mist, ags. mio&, 
meox, ahd. mist kot, mist, dünger, 
zur idg. wz. *meiyh- harnen in an. 
miga, ags. mlgan, nd. migen. Aus- 
serhalb des germ. gehören dazu Ut. 
meziu harne, mrziu dünge, mVzaldi 
pl. harn, serb. mizali, lat. mingere, 
nijere harnen, gr. harne, 
ßotxof ehebrecher, armen, mizem 
harne, avest. maczaiti, ai. mehati 
harnt (s. J. H. Kern, Idg. Forschun- 
gen 4, 106 f. f.). Mit unrecht wird 
auch ni mer ameise (vgl. krimgot. 
miera) hierher gestellt, denn dieses 
darf trotz des dunkeln vocalismus 
nicht von an. maurr und seinen ver- 
waisten getrennt werden. 

mail n. (?) runzel, ags. mal, ahd 
meil fleck, unerklärt (vgl. jedoch 
Schröder, Zs. f. d. altertum 42, 62, 
der mail mit vorgerm. // aus dl zu 
maitan stellt). 



• mafinbrana m. pergament, aus 
gr. neptßpxvx (lat. membrüna). 

ni,' ins. s. gamains. 

mais mehr, ags. md, as. ahd. me, 
adv. zu t/iaiza, s. maists. 

maists grösst, höchst, an. mestr, 
ags. md.H, afris. Wüst, me»t, as. mrst, 
ahd. meid grösst, Superlativ zu -mer» 
(s. merjan), vgl. air. mdam, muam 
der grösste (Osthoff, Beitr. 13, 441 
f.). Der comparativ dazu ist maiza, 
an. meire, ags. mdra, afris. mara, as. 
ahd. meto grösser, mehr, vgl. air. 
mdo, moo grösser. 

maitan hauen, schneiden, an. 
meita, ahd. meijan, unerklärt. Dazu 
gehören an. meitell, ahd ji7 meis- 
sel, norw. meil schnitt, scharte, art 
traggerät, ränzel, an. meis» zuge- 
hauenes holzgerät zum tragen, ge- 
flochtener tragkorb, korb, norw. meis 
weidenkorb, schw. dial. meis höl- 
zernes gestell zum tragen auf dem 
rücken, ahd. mcusa gestell zum tra- 
fen auf dem rücken (s. Liden, Beitr. 
15, 512 f.). 

uiai|trns ra. geschenk, an. pl. 
meidmar, ags. mdfium, as. mrthom, 
medum geschenk, kostbarkeit, kleinod, 
zu maidjan in der urspr. bedeu- 
tung 'verwechseln'. Eine speciali- 
sierte bedeutung zeigt mhd. meidem 



maiza, s. maists. 

nialan mahlen, an. mala, as. ahd. 
malan, vgl. lit. mal*, aksl. mdjq, 
air. melim, lat. molo mahle, armen. 
malern zerstosse, wozu auch ga- 
malwjan, das mit gr. uv\Xco zer- 
reibe ablautet, und an. m)d, ags. 
melu, as. ahd. melo mehl, dem 



1 



106 



serb. mleuo, poln. mlewo, alban. mjeX 
entsprechen. Das gotische wort für 
'mühle' ist qai'rnu* (s. asiluqair- 
nus). Es können die wörter für 
•mahlen' and 'mühle' lange nach 
der sogenannten Völkertrennung vom 
einen stamm zum andern gewandert 
sein. Vgl. malma, malo, mulda. 

malma m. sand, vgl. an. mahnt 
metall, erz, ags. mcalmxU'tn Sandstein, 
und mit ablaut as. ahd. mi'lm staub, 
lit. melmn nierenstein, steiukrankheit. 
Man hält mahna für eine ableitung 
der wz. *md-, *mol- zerreiben in 
mal ad. 

malo f. motte, vgl. an. molr und 
aksl. moll. Man erklärt malö als 
'mahlendes, d. h. staub oder mehl 
machendes tierchen' und stellt es 
zu malan. 

ii in KU, s. un tilamalsks. 

in;'. Heins, *maUjan, s. gamal- 
teins. 

mauimö f. fleisch, vielleicht aus 
*mazmö zu rairaz (vgl. Mikkola, 
Bezz. Beitr. 22, 241 f. f.). 

maiiiniöna m. inammon, reich- 
tum, aus gr. px/zuvis. 

mampjan, s. bimampjan. 

nianagdülis f. menge, überfluss, 
zu man ags, gebildet wie ajuk- 
düps. 

managei f. menge, volk, ags. 
menigu, as. mcnigi, ahd. managt, 
menigi, zu manags. 

nianagfal|>s mannigfaltig, ags. ma- 
nigfeald, as. manag/atd, ahd. manag- 
faltj zu manags, gebildet wie 
ainfal |js. 

niauags viel, ags. manig, manig, 
as. ahd. manag, urverwant mit aksl. 



münogil viel und air. menic häufig. 

maiianiarir|»rja m. menschenmör- 
der, zu *manamavrjn n. menschen- 
raord, das als erstes glied den stamm 
inana- (s. man na mann), als zwei- 
tes glied m a ü r f» r enthält. 

mannst |is f. ( menschensaat) , 
menschheit, weit, aus mana- (s. 
man na man) und -srf)s f. saat, an. 
sxde, «ad, ags. sdd, as. sad, ahd. täl. 
Germ, scdi- und s*da- sind abstracto 
bildungen zur wz. (s. saian). 

nianauü n. (?) gestalt, vielleicht 
aus armen, nmanaux nachahmend 
(Bugge, Idg. forschungen 5, 274), 
eher aber eigl. *mana-(h)uli aus ma- 
na- (8. manna) und *huli zu hul- 
jan (Holthausen, Anz. f. d. alter- 
tum 24, 34). 

nianleika m. bild, ags. manlica 
statue, götzenbild, ahd. manalihho 
bild, gestalt, statue, vgl. an. man»- 
Ukan statue, s. manna mann und 
leik. 

manna m. mann, an. madr, ags. 
man, mon, afris. as. ahd. man, neben 
mana- in Zusammensetzungen, wie 
ai. manu- mensch, menschheit, ma- 
nu*- mensch, mann, zur wz. *rnen- 
denken (s. munan). Manna beruht 
auf einem idg. stamme *moncn-, 
*monn- (Bezzenberger, Deutsche lite- 
raturzeitung 1890, 14; Wiedemann, 
Kuhns Zs. 32, 149; J. Schmidt, 
Kuhns Zs. 32, 253 fussnote), nicht 
auf *ww/k-, *monw-, weshalb die 
früher allgemein angenommene iden- 
tität mit ai. manu- abzulehnen ist. 
Die ausführungen Bernekers (Idg. 
forschungen 9, 360 f.) sind verfehlt. 
Man beachte noch aksl. «,/£# mann, 



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107 



dessen bildungsweise unklar ist. 

mannisks menschlich (davon man» 
HÜködu* m. menschliche natur), an. 
mennskr, ags. as. ahd. mennixc, zu 
man na. Anders Kluge (Literatur- 
blatt 18, 2), der die frage aufwirft, 
ob das adjectiv mit der ahd. Sub- 
stantivierung mennwco mensch nicht 
vielmehr auf Mannus als eigennamen 
zurückgehen müsse. 

nianwns bereit, manwipa f. be- 
reitschaft, manwjan bereiten, zurich- 
ten, unerklärt. Man denkt an Zu- 
sammenhang mit lat. mania band. 

marau a{>a fremdwörter: ptxpxv 
ibx. 

niarei f. meer, see, vgl. an. marr, 
ags. mere, afris. mar, as. ahd. meri, 
ablautend mit ags. mar, as. mör, 
ahd. muor lache, sumpf und urver- 
want mit lit. märte pl. ha ff, aksl. 
morje, air. muir, lat. mare meer, gr. 
'Afitptftxpc; söhn Poseidons. Vgl. gr. 
ifiipx graben, Wasserleitung (afris. 
mar ist 'graben, teich') und ai. 
margadä meeresküste, grenze, das 
auf einem verlorenen *marya- meer 
(vgl. das unbelegte, wahrscheinlich 
prakritische mira- meer, grenze) be- 
ruhen könnte. Mit Hirt (Idg. for- 
schungen 1, 475) dürfen wir noch 
bL Irak salzig (vom wasser), gr. 
ßpu£ meerschlund, ßpu%io<; tief hier- 
her stellen, denn germ. und griechisch 
hr können auf mr zurückgehen. Vgl. 
m a r i s a i w s. 

niarikreitus m. perle, ags. mere- 
greot, as. merigrita, merigriola, ahd. 
marigrio.j, aus gr. yLxpyxp'nv\- mit 
anlehnung an mar ei und im west- 
germ. als 'meer-gries' aufgefasst. 



marisaiws m. see, s. marei und 
sai ws. 

marka f. marke, grenze, gebiet, 
an. mark wald, ags. mearc grenze, 
bezirk, afris. merke grenze, as. marca 
grenze, landgebiet, ahd. marca grenze, 
grenzland, bezirk, urvenvant mit 
air. mru'tg, bruig mark, bezirk, lat. 
margo rand, np. marz landstrich, 
mark (vgl. noch Fick, Bezz. Beitr. 
22, 223, der mit unrecht gr. v Apyo$ 
heranzieht). 

martyr (?) m. märtyrer, aus lat. 
martyr (gr. ßccprupof). 

inarzjan ärgern, anstoss geben, 
ags. micrran, as. merrian, ahd. mer- 
ren hindern, stören, kaum eine cau- 
sativbildung zur wz. *mer#- verges- 
sen (lit. mrrszti vorgessen, ai. mfsyate 
vergisst). Vgl. aksl. mrüzHi, mrüz- 
ntfti verabscheuen, deren z aber grosse 
Schwierigkeiten macht, weshalb sie 
wol besser ferne gehalten werden 
(vgl Zupitza, Die germ. gutturale 
196). 

matibalgs m. speisetasche, 8. 
mats und balgs. 

matjan essen (auch im epigramm 
.<tca/)iamatziaiadrincan) , denominati- 
vum von mats. Vgl. an. metja mit 
übertragener bedeutung. 

mats m. speise, an. matr, mala, 
ags. mctc, as. mal, meti, abd. m/15, 
dazu ags. mos, as. mö.v, ahd. muos 
speise, gekochte speise. Man ver- 
gleicht lat. mando kaue, gr. tixerxZ 
mund, (AxvTx^oi kaue, wol mit un- 
recht. Am ehesten gehört maU zu 
ai. mddati in seiner urspr. bedeutung 
'ist gesättigt' und ist es eigl. 'mit- 
tel zur Sättigung': vgl. ferner air. 



108 



mause speise, mess eichel, alban. 
matt mäste, maim adj. fett, mahne 
subst. fett. Vgl. niatjan. 

ninjia m. (?) made, wurm, ags. 
muda, as. matho, ahd. taado, dazu 
an. ma\)kr. Der vergleich mit au. 
motte, ags. mohjw, h/oJ>/h\ mhd. motte, 
matte motte bringt uns nicht weiter. 
Man beachte noch das ebenfalls 
dunkele skr. malkuua- wanze. 

ma|>l n. (?) Versammlungsplatz, 
markt, an. mal rede, ags. m.rdel 
Versammlung, as. ahd. mahal Ver- 
sammlung, gericht, vertrag, daneben 
afränk. *malla-, mlat, Wallum, mallus 
gerichtsversammlung nus *marfla- 
(Sievers, Idg. forschungen 4, 336). 
Liden (Beitr. 15, 513 f.) geht von 
der bedeutung '( Versammlung* )platz, 
stelle' aus und vergleicht lat. ma- 
cula fleck ; besser erklärt Wiedemaun 
(Idg. forschungen 1, 512 f.) das 
wort aus *inatlo-, m mad-tlo- zu ga- 
motjan. Majd wäre also 'raeeting- 
place'. 

ma{>ljan reden, an. mala, ags. 
mattet 'tan, as. mahalian, ahd. ma/ia- 
leti , zu maj)l, wie gr. xyzuvuv zu 
iycpx. Das wort ist auch im krim- 
got. belegt: ich malthata ego dico. 

maildjan erinnern, urverwant mit 
aksl. mysli gedanke (aus *myd-tlt) 
und air. »mvanaim ich denke (aus 
*8moudniöt). 

niaürgins m. morgen, an. myr- 
genn, t/iorgonn, ags. morgen, viergen, 
as. ahd. moryun, urverwant mit Ht. 
merkti mit den äugen blinzeln, aksl. 
mrakv finsternis, viriikindi dunkel 
werden, avest. mahrka- tod, verder- 
ben, ai. markd- Verfinsterung, woue- 



ben mit idg. media im wurzelauslaut 
an. myrkr, ags. mirce, as. mirki fin- 
ster, an. myrkr, mjorkve, myrkve 
dunkelheit, Ht. mirgHi flimmern, 
mdrgas bunt. Vgl. ferner lit. brtkazta 
es tagt, apg/jreszkis morgendämme- 
rung (s. brahw, dessen hw gegen- 
über g in mavrgins Schwierigkeit 
macht). S. über mavrgins Johansson 
(Kuhns Zs. 30, 445 f. f.), Solmsen 
(Kuhns Zs. 34, 23 f. f.), Zupitza 
(Die germ. gutturale 136). 

mauTj^jan, s. gamaürgjan. 

maürnan sorgen, besorgt sein, an. 
r/ioma, ags. murnan, as. mornian, 
mornön, ahd. mornen, zur idg. wz. 
**mer- gedenken in lat. memor ein- 
gedenk, gr. fiipißvx, fiipfAifp* sorge, 
uipßtpos sorgenvoll (denkwürdig?), 
avest. maraiti {-hnaraiti), ai. smdrali 
gedenkt. 

niaür{»r n. raord, ags. mordor, 
vgl. das im suffix verschiedene an. 
ags. mord, afris. as morth, ahd. mord. 
Ursprünglich hat madrpr einfach 
•tod' bedeutet, denn es gehört zur 
idg. wz. *mer- sterben. Diese liegt 
vor in lit. m)rti sterben, mirth tod, 
aksl. mlra sterbe (inf. mrHi), mnltvä 
Cd. i. mrifcu) tot, gestorben, sümriti 
(d. i. sHmrlfi) tod, air. warb tot, lat. 
moriur sterbe, mortuvs tot, mors tod, 
gr. ßpoTÖ; sterblich, »nßpoToi; un- 
sterblich, armen, mepanim sterbe, 
mard mensch, avest. marsyeite stirbt, 
mar?ta-, ap. marliya- mensch, ai. 
mriydte stirbt, mrtd- tot, mdrta-, 
mdrlya- sterblich, mensch, mrtyd- tod. 
Vgl. maürjirjan. 

niaür]irjan morden, ahd. mnrthi- 
ren, murdran, zu maürjtr. 



igiuzec °y 



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109 



mawi f. raädchen, jungfrau, an. 
ar, femininbildung zu magus. 
mawilö f. mägdlein, an. meyla, 
ags. meowle, deminutivum zu mawi 
(zu Sütterlin, Idg. forschungen 4, 
101 vgl. Zupitza, Die germ. guttu- 
rale 65 fussnote). 

megs m. Schwiegersohn, an. nuujr 
verwanter durch heirat, ags. mt'vg, 
afris. m^cA, as. ahd. mag verwanter, 
mit ablaut zu magus. 

im ins mein, an. minn, ags. mm, 
as. ahd. min, zum pronominalstamm 
mi- in mu mir, mik mich, vgl. lit. 
man mir, mana mein, vtanl; mich, 
aksl. me mich, air. me ich, lat. me 
mich, mens mein, gr. fit, ißi mich. 
iftfe mein, armen, mekh wir, ap. 
avest. mam mich, ai. mdm mich, 
mdhyam mir (vgl. lat. mihi). 

mekeis m. schwert (nicht meki 
n.), an. nueker, ags. mece (mit an- 
glischem oder kentischem e), as. 
mäki; auch als krimgot. belegt in 
der form mycha. Aksl. mlct, meßt 
und finn. miekka entstammen dem 
germ. worte. Man hat kaum das 
recht an Zusammenhang mit air. 
machtaim, lat. macto schlachte zu 
denken. 

mel n. Zeitpunkt, zeit, stunde, 
mela pl. schriftzeichen, schrift, an. 
null, ags. mal, afris. as. ahd. mal 
Zeitpunkt, mahl, auch ahd. *mäl (in 
anamali fleck, narbe;, mhd. mal fleck. 
Die grundbedeutung ist 'zeichen, 
punkt'. Man verbindet mel gern mit 
der unter mela besprochenen wz., 
wozu auch lit. mela* jähr, zeit ge- 
hören kann. Nach Schröder (Zs. f. d. 
altertum 42, 63) wäre mel unmit- 



telbar mit mitan zu verbinden 
{mel mit vorgorm. // aus dl). Wider 
anders Detter (Zs. f. d. altertum 
42, 57). Vgl. meljan. 

mela m. seheffel, zur idg. wz. 
*me- messen in aksl tnSra maass, air. 
do-nt-madir fuerat emensus, air-med 
maass, lat. mHior messe, gr. ßijTis 
ratschluss, avest. mä- messen, ai. 
mtmite misst, matra- maass. Vgl. 
mel, mena, mitan (wozu gr. 
(tfopov). 

meljan schreiben, as. mälön, ahd. 
mitUn, mälön mit einem zeichen ver- 
sehen, malen, zu m-la pl. schrift- 
zeicheu, schrift, ahd. anamali fleck, 
narbe, mhd. mal fleck (s. mel). 
Von Grienberger (Arch. f. slav. phil. 
18, 71) stellt mela schriftzeicheu 
und meljan schreiben zu lit. me'lys 
blauer farbstoff, mUynas blau, lett. 
mein* schwarz, gr. ßh.x: dasselbe, 
ai. mala- schmutz u. s. w., kaum aber 
mit recht. 

meiia m. mond, krimgot. mitte 
(d. i. mitte, vgl. etilen = gretan, 
schlipen = sie p an), an. matte, ags. 
m6na, afris. möna, as. ahd. mann, 
mit meno|)ä auf einem idg. stamm 
*mewt- beruhend, doch in die n- 
declination übergegangen. Vgl. lit. 
menti (gen. menesio), aksl. mesect, 
air. mt (gen. mü), lat. mensis, gr. 
fijv (aeol. gen. pfrv«), armen, a-mis, 
avest. mih'th-, ai. m/m, md$a- (auch 
nutme-1). Vielleicht beruhen alle diese 
Wörter für 'mond' und 'monat' auf 
der idg. wz. *me- messen (s. mela). 

menöl>s m. monat, an. mänattr, 
ags. monad, afris. mönad, ahd. münöd, 
s. ferner uieua. 



110 



mC'rilm f. künde, gerächt, an. 
mw.nt, ags. tnu'ntu, as. tnuritJia, ahd. 
märida, zu -min, s. uierjan. 

mcrjait verkündigen, an. Mu£ra, 
as. Marian, ahd. mär/an, denomina- 
tivum von -w? : r.» bekannt, berühmt 
(vgl. meri|>a, wailamers), an. 
murr, ags. nulre, aa. ahd. muri herr- 
lich, berühmt, urverwant mit slav. j 
-mSrü in FladimSrü u. 8. w., gall. 
-märujs in f'iridomäru» und andern 
eigennamen, air. w«r, w/Jr gross («wo 
grösser), gr. -pupos in ty%ti'm.upo$ 
speerberühmt. Als grundformen ha- 
ben -mno- und -moro- zu gelten, 
welche auf einer wz. *«<?-, be- , 
ruhen. Vgl. m a i s t a und s. Osthoff 
(Beitr. 13, 431 f. f.). 

mers, s. merjan, wailamers. 

nies n. tisch, Schüssel, kelter, 
ahd. mia» tisch, wie ags. wese aus i 
vulgärlat. M&a, lat. menm (anders 
Mikkola, Bezz. Beitr. 22, 244). 

midjasweipains f. sindflut, dessen 
erstes glied midja- dem aksl. mezda 
mitte entspricht (a. midjis). Was 
•swcipain» anbetrifft, so kann dieses 
eigl. 'fegung' bedeutet haben und 
zu an. sveipa atreichen, achwingen, 
einhüllen, ags. strjpan, afris. jnoipa 
schwingen, fegen, ahd. weif an 
schwingen, schweifen gehören. Mid- 
iasweipain» wäre also 'fegung der 
mitte'. Vgl. weipan. 

midjis mitten, an. midr, ags. 
midd, as. tniddi, ahd. aiiiti, aksl. 
*mczdo- (mezda mitte), gall. media- 
(air. mide, medön mitte), lat, media», 
osk. meßo-, gr. ftivw, (ifoos, armen. 
med: (subst. mitte), avest. maidya-, 
ai. mddhya-, Torp (s. Bu gge, Beitr. > 



21, 428) stellt noch lit. mSdi» bäum, 
holz, apr. median wald hierher, deren 
ältere bedeutung 'grenze' gewesen 
sein kann ( vgl. an. mork wald, urspr. 
'grenzland'j. Vgl. miduma. 

miüjungards m. bewohnte erde, 
an. midgardr, ags. middangeard, as. 
middilgard, ahd. mittigart, mitiilgarl, 
miitingart, eigl. 'mittelgehege', s. 
midjis und gards. Midju nganU 
ist gebildet wie ai. madhydmdina- 
mittag. 

miduma f. mitte, an. mjodm hüfte, 
wie ahd. metemo mediocris, avest, 
marfima- mittelst und ahd. mittamo 
mitte, ai. madhyamd- mitten super- 
lativbildung zu midjis. Vgl. mi- 
dumon. 

midumün vermitteln, ags. med- 
mian, ahd. mt-tcm^n, zu miduma. 

mikildül>s f. grosse, zu mikils, 
gebildet wie ajukdu[>s. 

mikilei f. grosse, anfr. mikili, ahd. 
mihhili, zu mikils. 

mikils gross, an. mikell, ags. micel, 
as. mikü, ahd. mihhil, michil, urver- 
want mit lat, magnus gross, magi» 
mehr, gr. fiiyas, (jLeyxXo- gross 
(nfya — an. mjok sehr), armen, tuet» 
gross, ai. majmän- grosse, vgl. auch 
avest, mazani-, ai. mahant- gross (s. 
ähnliches unter daühtar, ik, kin- 
nus). 

mikillmhts hochmütig, s. mi- 
kils und Juigkjan. 

mildilia f. milde, ahd. miltida 
beruht auf -mild» mild (vgl. un- 
mild s), an. mildr, ags. afris. milde, 
as. mildi, ahd. milti, urverwant mit 
air. meldaeh weich, zart, gr. ftx\S*- 
k6s weich, zart, mild, patöoiv weich- 



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111 



ling, ai. mdrdhati lässt nach. Die 
wz. *meldh-, neben welcher auch 
*meld- erscheint (z. b. in apr. malda- 
juug, aksl. mladü jung, zart, lat. 
inollU weich, gr. x<jLx\bwu schwäche, 
zerstöre, ai. mfdu- weich, mild, vgl. 
auch ga malt eins), ist vielleicht 
aus *mcl- weitergebildet, vgl. gr. 
tixkxxh weich, sanft und malan. 

mi Iiis, s. mildi[)a, unmilds. 

milhma m. wölke, ein dunkeles 
wort, das verschieden beurteilt wird. 
Johansson (Beitr. 15, 232 f. f.) stellt 
es zu einer idg. wz. *smelk-, *melk- 
und vergleicht u. a. lett. xtnulkun- 
kleinigkeit (stüubchen), smilts, smilkls 
(lit. ttmiltU) sand, sntalks fein, dünn. 
Näher stehen lit. mndlkas dunst, 
milkli schwachen dunst von sich 
geben (s. Zupitza, Die germ. gut- 
turale 135). Andere denken an ver- 
wantschaft mit lett. milsl es wird 
dunkel/ lit. milxzti zusammenziehen 
von gewitterwolken, wozu mit media 
im wurzelauslaut air. tnelg tod (todes- 
dunkel), gr. ifAoXyäq dunkel, finster- 
nis. Hoffmann (Bezz. Beitr. 18, 289) 
stellt milhma zu gr. ßiXxiov ' xpjvt) 
(Hesych.). 

militön kriegsdienste tun, aus 
lat. mil'Uäre. 

milij) n. honig (dazu ags. müue 
honigsüss), air. mil, lat. mel (gen. 
i*ellu). gr. yt,t\i (neXiT-), armen, mekr. 

miluks f. milch, an. mjolk, ags. 
meoluc, afris. mcloi, as. miluk, ahd. 
miluh, zu ags. melcan, ahd. mtlchan 
melken. Dieses starke vb. beruht 
auf der idg. wz. *mely- abstreifen, 
melken in lit. me'lzu (inf. mikzti), 
aksl. miuzff (inf. mlhli), air. bligim 



melke, melg, milcht (blicht) melk, 
lat. mulgeo, gr. xpteXyu melke, avest. 
manzaüi, ai. mrjdti wischt, streift 
(daneben *mel%- in ai. mrculi berührt 
und andern Wörtern). Schwierigkeit 
bietet nur aksl. mleko milch, das 
wahrscheinlich aus dem germ. ent- 
lehnt ist, doch von einigen forschern 
für echt-slavisch gehalten wird. Jagic* 
(Arch. f. slav. phil. 11, 308 f.) sieht 
in ml&to eine Weiterbildung eines 
consonantischen Stammes nom. **tU 
aus *mlf-z, gen. *mlfee (vgl. slov. 
mlhivo, mtez biestmilch, czech. Mie- 
zivo, mleziua, slowak. mledvizo), wo- 
I ffetren freilich nicht viel einzuwen- 
den wäre — nur ist das ansetzen 
eines Stammes *mlrz- zu hypothetisch. 
Auch Kirste (Arch. f. slav. phil. 12, 
307 f. f.) hält mh'ko für slavisch, 
doch er stellt es zunächst zu gr. 
ßxpTTu fasse, indem er von einer 
wz. *mclq- ausgeht. Dieses *melq- 
wäre eine nebenform von *mtlx- in 
lat. mulceo streiche, ai. mrcdti wischt, 
streift. 

niiiuz n. fleisch, krimgot. menus 
(wol *mems zu lesen), vgl. apr. 
menm, aksl. meso, alban. mit, armen. 
Nif, ai. mämm- (mäms-). Die idg. 
grundforra ist *mhn*o- t woneben 
*mnnsro-: air. mir stück fleisch, lat. 
memhrum glied (membräna dünne haut). 
Nasallose formen liegen in lit. mem 
und ai. mas vor (vgl. mammö 
nnd s. Mikkola, Bezz. Beitr. 22, 
241 f. f.). 

minniza kleiner, geringer, jünger, 
minnut» kleinster, geringster, an. 
miune, minnttr, ahd. minniro y minnutt, 
urverwant mit aksl. mtnjlfi, minij 



112 



kleiner, geringer, jünger, lat. minor 
kleiner, minimM kleinster, zur idg. 
WZ. *mei- vermindern (urspr. iden- 
tisch mit der gleichlautenden unter 
gainains, maidjan besprochenen 
WS«) in com. minow verkleinern, min- 
dern, lat. minuo, gr. ßivvbcc 
miudere, ai. minali mindert, wozu 
auch gr. ßtiuv kleiner. Das nn in 
germ. *minnis- ist aus nie entstanden. 
Anders über minniza Meillet (De 
Indo-Europaea radice tnen- 9), der 
es ohne genügenden grund von der 
wz. *mei- trennt und es mit lit. 
menkas gering, klein, air. menh klein, 
armen, manr klein, fein, ai. manak 
ein wenig verbindet. Vgl mius, 
minznan. 

mius geringer, weniger, ags. ahd. 
min, adv. zu minniza. 

minznan sich vermindern, zu 
minniza, inins. 

lllissade{is f. inissetat, ags. misd.t'd, 
as. misdad, ahd. missitat. Mum- ge- 
hört wahrscheinlich nicht zu ags. 
mtdan, as. mithan, ahd. midan meiden, 
an. missa, ags. musau, ahd. missen 
vermissen, sondern ist wegen der 
bedeutung von missaleiks, mis- 
saqiss vielmehr mit misso zu ver- 
binden. Für -tl>'f)s s. gadef)s. 

missaleiks verschieden,, ags. mis- 
Ue t as. mislic verschieden, ahd. mU- 
silih, missalih, s. missö. 

missaqiss f. wortstreit, eigl. 'wech- 
selnde', zu missaqijmn streiten, s. 
missö uud qil)an. 

missö gegenseitig, in Zusammen- 
setzung missa-, auch mit der bedeu- 
tung 'verkehrt, miss-', identisch mit 
air. wm- verkehrt, zur idg. wz. 



*mrith- abwechseln f Weiterbildung von 
*///<*/-, s. gamainsi in aksl. mitr, 
mit u kl alterne, ai. milhas, gegensei- 
tig, in Uhu, mithuyA verschieden, falsch. 
methati, mithdti wechselt ab, zankt, 
gesellt sich zu. Vgl. maidjan. 

mitadjö f. maass, zu mitaj)B. 

mitan messen, an. meto, schätzen, 
ags. metan, afris. mi'ta, anfr. metan, 
ahd. mejjan messen, mit m i t a j) s , 
m i t 0 n , u s m e t zur idg. wz. *med- 
| Weiterbildung von *we-, s. mela) 
in air. midiur, midim urteile, schätze, 
denke, lat. meditäri überlegen, modus 
maass, modius seheflel, gr. p&ofxat 
erwäge, trage sorge, ßtfoftxi ersinne, 
fasse einen beschluss, ße$tfivo$ maass, 
seheflel, fjtirpov maass (aus idg. 
*mctro-, *mettro-, *uieil-tro-\, (Jt.nZcq 
ratschlag, armen, mit sinn. 

mita{>s f. maass, zu mitan. 

mitön (ermessen), denken, ahd. 
mejjön, zu mitan. 

mi|i mit, an. med, ags. mid, afris. 
mith, as. mid (midi), ahd. mit (miti), 
urverwant mit gr. f*t7x mit, avest. 
ma{, ai. smdt zusammen, sammt, mit. 

mi|>gardiwaddjus f. (zwischen- 
hauswand), Scheidewand, s. mi[>, 
gards und -waddjns (baürgs- 
w a d d j u s). 

mil>gasin|>a m. geführte, s. mi\> 
uud sin[)S, vgl. an. tinne gefährte, 
ags. {iceg-)gestda reisegefährte und 
gasinfija. 

mil>litjan, s. lita. 

mil>wissei f. mitwissen, gewissen, 
*mipwm mitwissend, zu mipwiian 
mitwissen, sich bewusst sein, 8. 
witan. 

mizdö f. lohn, ags. med, meord, 



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113 



afris. mrde, aide, as. m*da, mieda, 
ahd. miita, miata, urverwant mit aksl. 
mtzda, gr. fiiadt:, avest. mizda- lohn, 
ai. miilhd- kampfpreis, kämpf. Dazu 
vielleicht lat. miles söldner (aus 
*mides, *mizdes). 

m od ags zornig, an. m6dogr wild, 
zornig, finsterer gesinnung, ags. 
nUtdig, as. mödag, mödig, ahd muotic 
mutig, zu mö|)3. 

möjan, s. afmauips. 

motu f. zoll, vgl. an. tnufa ab- 
gäbe, lohn bei bestech ung, ahd. 
müta abgäbe, zoll und das aus dem 
germ. entlehnte aksl. mg/o lohn, 
gewinn. Man denkt wol mit unrecht 
an entlehnnng aus inlat. mfita ab- 
gäbe, das vielmehr deutsch zu sein 
scheint. Zusammenhang mit gamö- 
tan und gamDtjan ist kaum 
wahrscheinlich. 

mötan, s. gamö tan. 

mötareis m. Zöllner, zu raota. 

mütjan, s. gamotjan. 

nio|is m. mut, zorn, an. modr 
zorn, finstere gesinnung, ags. niod, 
as. tnöd, ahd. muot gemüt, mut, mit 
ahlaut zu aksl. sil-mejq wage, gr. 
fjt.xioi4.xi strebe, trachte, nxifixu ver- 
lange heftig. Ist lat. mos sitte (gen. 
märt*) auch hierher zu stellen? Andere 
auffassungen von möps findet man 
hei Meillet (De Indo-Europaea radice 
men- 11 f.) und Hirt (Beitr. 22, 229). 

mükamöflei f. santtraut, *müka- 
mOp* sanftmütig enthalten einen adjec- 
tivstamm mitka- weich, verwant mit 
an. mjrikr, engl, meek sanft, weich, 
an. mykva besänftigen, mijke dünger, 
norw. dial. mauk flüssigkeit und 
vielleicht mit \ir. moc/U weich, sanft, 



mild. Eine unsichere Hypothese über 
den Ursprung dieser sippe findet 
man bei Johansson (Beitr. 15, 234 
f. f.). Für -mödei s. mo|)8. 

mnlda f. staub, an. mold, ags. 
molde, ahd. molta staub, erde, wie 
malma wahrscheinlich zu mal an, 
vgl. ahd. muljan zerreiben (woraus 
russ. muliti entlehnt ist) und air. 
moll spreu (aus *muldo-). 

munan meinen, denken; geden- 
ken, wollen (in diesen bedeutungen 
praet. munaida), an. muna sich erin- 
nern, gedenken, werden, mögen, sol- 
len, ags. gemunan eingedenk sein, 
as. farmunan nicht denken an, un- 
eingedenk sein, verleugnen, zur idg. 
wz. *men- denken, vgl. u. a. lit. 
menii (inf. mfnli) gedenke, menu (inf. 
minili) erwähne, aksl. mlnjq (inf. 
näntti), air. do-moiniur meine, mentne 
geist, sinn, lat. memini ich erinnere 
mich, mens geist, moneo vermahne 
(vgl. ags. manian, as. manön, ahd. 
mannt erinnern, ermahnen), gr. ßifxovx 
gedenke, verlange, i&ivos mut, zorn 
(= avest. mana/t-, ai. mdnas sinn), 
avest. ap. man- denken, ai. mdnyale 
denkt, meint. Munan, man ist schon 
in vorgerm. zeit ein praeterito- 
praesens gewesen, denn auch lat. 
memini und gr. ftiftovx haben prae- 
sensbedeutung. Neben *men- steht 
*mnä- in gr. ftiitvfaxx erinnere, 
ttin»tifi*t bin eingedenk, skr. mnäta- 
erwähnt, Ausführlich über diese 
sippe Meillet, De Indo-Europaea 
radice men- *mente agitare', Paris 
1897. Vgl. anaminds, gamin|>i, 
gamunds, manna, muns, ufar- 
m annön. 



1 



114 



mumlon das augenmerk auf et was 
richten, sich hüten vor, an. mundo 
eine waffe auf jmdn richten, mit as. 
mendian, ahd. mendan sich freuen 
zur secundären wz. *mendh- seinen 
sinn auf etwas richten, lebhaft sein 
(wahrscheinlich Weiterbildung von 
*men- denken, s. munan), vgl. lett. 
müdu erwecke, erwache, gr. fiarrSxvu 
lerne, fi*be7v lernen, fiteyStptj stirn 
und in un drei. 

muildrei f. ziel, ahd. muntah 
eifer, zu ahd. muntar eifrig, behende, 
lebhaft, verwant mit lit. mandrujt 
munter, aksl. mqdrh weise, avest. 
mqzdra- verständig. Die Wörter ge- 
hören zu der unter mundon an- 
genommenen wz. 

inuns m. gedanke, an. munr sinn, 
zu munan. 

iiiim Jis m. mund, an. munnr, mudr, 
ags. mnd, afris. mund, as. müd, ahd. 
mund, urverwant mit lat. mentum 
kinn, zur wz. *men- hervorragen in 
lat. eminerc, prömhu-re. Vgl. cymr. 
mynydd, corn. menit, lat. mowt (gen. 
monti*) berg, ferner nach Meillet 
(De Indo-Europaea radice men- 8) 
air. muin- hals, ai. mdnyä nacken 
mit ihrer auch im germanischen 
weit verbreiteten sippe. Nach einer 
andern auflassung wäre munpi mit 
-muL- in f a ü r m u 1 j a n zu verbin- 
den.' Hirt (Beitr. 22, 228) erklärt 
munpa- aus *stmiito- und vergleicht 
gr. arifix (s. stibna). Auch lat. 
mtntum führt er auf dieselbe grund- 
form zurück. 

Ii. 

nadrs m. (?) natler, an. nadr, 



nadra, dazu mit ablaut ag». nddtlre, 
as. nädra, ahd. nutara. Ausserhalb 
des germ. sind verwant: air. 
cymr. nadyr, corn. nader schlänge, 
natter, lat. natrix wasserschlange. 

nagljan, s. ganagljan. 

nahtamata m. nachtmahl, rahd. 
nahtmaj, 8. nahts und mats. 

nahtä f. nacht, an. ndtt, n6tt, ags. 
neaht, niht, afris. nacht, as. ahd. 
naht, lit. naktia, aksl. noati, air. 
nocht (tn-nocht heute nacht), lat. nox 
(gen. noctis), gr. vu£ (gen. wkt6(), 
alban. nate, ai. naht- (noro. nak), 
ndkti-, naktdn-. Vgl. ü h t w ö. 

naiteinn f. lästerung, -naitjan 
lästern (s. g a n a i t j a n) , ags. mitan, 
ahd. nei j jan plagen, quälen, urver- 
want mit lett. naida hass, nidu hasse, 
gr. ovetlot Vorwurf, tadel, ai. nid-, 
nidä spott , schmach, nindati verspot- 
tet, schmäht, tadelt, verachtet. Vgl. 
nei J). 

naitjan, s. naiteins. 

namnjan nennen, an. nefna, ags. 
neunian, as. nemnian, ahd. nemnen, 
denominativum von namö, vgl. 
gr. ivofialvu. 

namö n. name, an. na/n, ags. 
notna, afris. nama, as. ahd. namo 
(wozu mit ablaut mhd. -nuomen, nl. 
noemen nennen), urverwant mit apr. 
emmens, cmnea, aksl. imf, air. ainm, 
lat. nömen, gr. Svofia, armen, anun, 
avest. ap. näman-, ai. n*\man-, 

nanfcjan, s. ananan|)jan. 

naqajis nackt, an. nokkvedr, ags. 
nacod, afris. nakad, ahd. naccot, nah- 
hui, urverwant mit lit. n'uyaa, akel. 
nayu, air. nocht, lat. nüdua (*noudo* 
aus *noyvedoa), gr. yvpvdc, avest. 



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115 



mayna-, ai. uagnd-. Holthausen (Anz. 
f. d. altertum 24, 34) identifiziert 
gr. yupvSt mit avest. mayna-, indem 
er beide auf idg. *nogtno- (mit la- 
biovelarem g) zurückführt. 

nardus m. narde, ahd. narda, 
nartha, aus gr. v«p$o«, lat. nardus. 
Gr. viphs ist ein lehnwort aus dem 
Orient, vgl. hebr. nerd und skr. 
nalada-. Wahrscheinlich kam das 
urspr. indische wort durch phoeni- 
cische Vermittlung zu den Griechen 
(s. Lewy, Die semit. fremdwörter 
im griechischen 40). 

nasjan retten, erretten, ags. neri- 
gan, as. ahd. nerian, causativum zu 
-nisan in ganisan. 

nati n. netz, an. ags. afris. as. 
net, ahd. nezzi, (wozu mit ablaut an. 
n6t grosses netz) beruht mit an. 
mir, ags. netele, ahd. najja, nejjila 
nessel auf einer wz. *ned- (nebenform 
von *nedh- = ai. nadh-, nah-) nähen, 
stricken, vgl. lit. nendre Schilfrohr, 
air. nenaid nesseln, gr. xbixvi nessel, 
n»3y? netzhaut um die eingeweide, 
np. nad, nai schilt' (s. Windisch, 
Idg. forschungen 8, 84; Sütterlin, 
Idg. forschungen 4, 92; Brugmann, 
Die ausdrücke für den begriff der 
totalität 60). Dunkel ist lat. nmsa 
fischreu8e, netz. 

natjan benetzen, ahd. nezzan, deno- 
minativum von *nuU, anfr. nat, ahd. 
»aj nass, weder mit nati, noch 
mit ai. nadi fluss verwant. Eher 
beruht *naU mit gr. vorepöc nass, 
voriu bin nass auf einer idg. dop- 
pelwurzel *nod-, *not-\ s. ähnliches 
unter hatis. 
naribaünbafr fremdwort: novemöer. 



naatHbandi f. (zwangsband), fessel, 
s. naups und bandi. 

uuiHli |»aürHs notwendig; f. drin- 
gendes hedürfnis, wie auch as. nöd- 
thurft, ahd. nötdurufl (und ags. 
nüdpearf), s. nauj)8 und paürfts. 

naüh noch, as. ahd. noh, aus idg. 
*nu-ge und jetzt, s. du und uh. 

iiaühan, s. binaühan. 

nans m. toter, an. nur leiche, 
vielleicht mit gr. vixvq, avest. na&u- 
leiche zur wz. *nex- umkommen in 
air. ec, bret. ankou tod, lat. nex ge- 
waltsamer tod, necäre töten, noceo 
schade, gr. vtxpic leichuam, vex&t; 
häufe leichen, avest. nasyeiti, ai. 
naeati, ndcyati geht verloren, kommt 
um. Oder gehört naw mit aksl. navt 
leiche zu der unter naujjs bespro- 
chenen sippe? Vgl. ganawiströn. 

nau]>jan nötigen , zwingen , an. 
Heyda, ags. ntedan, as. nödian^ ahd. 
nötjan, zu nau ]>s. 

nau[>8 f. not, zwang, an. naudr, 
ags. nead, med, afris. ned, näth, as. 
nöd, ahd. not, nöth, identisch mit 
apr. nauli- not und verwant mit 
aksl. naviti ermüden, nyti erschlaf- 
fen. Vgl. lett. nüve tod, nävH töten, 
aksl. navt leiche und air. n6ine, 
cymr. netvyn hungersnot. S. auch 
b nau an, naus. 

nawiströn, s. ganawiströn. 

ne nein, nicht (emphatisch), air. 
im nicht, lat. vr dass nicht, gr. vif-, 
ai. na nicht, ablautend mit ni 
und un, 

nehw, nehtea nahe, adj. *nehws, 
an. ndr, ags. ne'ah, as. ahd. näh,, 
urverwant mit lit. nokti einholen, 
erreichen, lett. näht hinkommen, 



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116 



kommen (Zupitza, Die germ. gut- 
turale 66 f.). 

nehwjan nahen, nahen machen, 
vgl. an. nd orreichen, as. nühian, 
ahd. nahen nahe bringen, nahen, zu 
n e h w. 

nehwundja m. der nächste, zu 
uflhw. Vgl. abd. nähunt nah, in 
der nähe, in die nähe, beinahe. 

noi nicht (emphatisch in der frage), 
ahd. ni, aus idg. *ne-id, vgl. iit. 
nei auch nicht, nicht einmal, gleich- 
sam, wie, aksl. ni und nicht, noch, 
lat. ni, ap. naiy, avest. twi{, ai. nkd 
nicht (Osthoff, Beitr. 8. 312). 

neib n. neid, an. nid höhn, 
schmach, ags. nid streben, anstreu- 
gung, feindseligkeit, afris. nith, as. 
nid eifer, hass, ahd. nid kampfgrimm, 
groll, eifersueht, neid und air. nith 
not, bedrängnis, kämpf beruhen auf 
idg. *neit-, nebenform von *neid- (s. 
naiteins, üsthoff, Morph. Unters. 
4, 325 f. f.). Aehnliches findet man 
unter hweits und auch sonst. 

neiwan (?) grollen, ein sehr zwei- 
felhaftes wort. Man vergleicht ags. 
neoicol pronus (= mnl. niel), wozu 
Cosijn (Tijdschr. v. Ned. taal- en 
letterk. 8, 243 f. f). 

nel>la f. nadel, an. tuU, ags. mrdl, 
as.' nadla, ahd. nadala, zur idg. wz. 
*sne-, *ne- nähen, spinnen in ahd. 
näjan, näwan, naan nähen, air. snim 
spinnen (subst.), sndth faden, sndthat 
nadel, lat. tte're spinnen, weben, 
nemen gewebe, gespinst, gr. via 
spinne, fovy spann, iüwttTot gut ge- 
sponnen, viißot faden, vijtric spinnen 
(vgl. ahd. nät naht), vijTpoc rocken. 
Finn. niekla ist eine alte entlehn ung 



aus dem germanischen. Vgl. s n orj ö. 

ni nicht, an. (selten) ne, ags. ne, 
afris. as. ahd. ni, ne, lit. ne, aksl. 
ne, lat. nS- (in erstarrten bildungenj, 
avest. na, ai. nd, ablautend mit ne 
und un. 

nibai inif/a) wenn nicht, ausser, 
doch nicht etwa, as. neba, nebo, 
nein*, ahd. niim, nipa, nipo, nuOa, 
aus ni und ibai (iba). 

niflwa f. rost, wozu vielleicht an. 
nidfylr (Falk, Ark. f. nord. fil. 5, 
III). Liden (Stud. zur aind. und 
vergl. Sprachgeschichte 60) denkt 
an wurzelverwantschaft mit ai. nila- 
dunkelfarbig, schwarzblau, dunkel- 
blau, lat. renuleo, niteo glänze, air. 
niam glänz und andern Wörtern. 

nih noch, und nicht, vgl. as. ahd. 
noh. Dem gotischen worte entspricht 
genau lat. neque: s. ni und uh. 

niiiuui nehmen, an. nivta, ags. 
as. niman, ahd. n'eman, zur idg. wz. 
*nem- zuteilen, sich zuteilen, nehmen 
in gr. vifiu teile aus, vifionett teile 
mir zu, benutze, geniesse, weide, 
vific: weidetrift, von*) Verteilung, 
vofiöc weide, wohnsitz, vdfioe gesetz, 
vundu teile zu, lat. nemus hain. Lit. 
imit, aksl. imq, air. -imim nehme, 
lat. emo kaufe beruhen auf idg. 
*iimo, aoristpraesens zur eelben wz. 
Wahrscheinlich ist *netn- zuteilen, 
nehmen urspr. mit *nem- beugen 
<= ai. nam-) identisch. Vgl. anda- 
uern, andanems, andanumts. 

nipuan, s. ganipnan. 

nisai), s. ganisan. 

nihaii unterstützen, wahrscbeiu- 
lich aus *ne]mn und verwant mit 
an. ndd ruhe, as. ginätha, nfitha huld, 



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117 



hilfe. ahd. ginäda gnade. Vgl. ai. 
nüthd- hilfe, Zuflucht, schutzherr, 
nadkamäna- hilfe suchend, flehend, 
nädhitd-, näthitd- hilfsbedürftig, in 
not befindlich, wozu auch air. ar- 
neithim stütze, halte, erwarte gestellt 
wird. 

ni[>jis m. verwanter, an. nidr 
abkömmling, verwanter, ags. pl. 
nifrfia* männer, aus *neptgo- und 
identisch mit aksl. nefijl, neiij neffe, 
gr. -veipios in xvnpiös geschw ister söhn 
(*- aus Dieser stamm ist wei- 

tergebildet aus *nepöt-, vgl. an. tiefe 
verwanter, ags. nefa enkel, neffe, 
ahd. n'evo neffe, verwanter, alit. nego- 
tii, nepalis, nepntis enkel, neffe, air. 
nia (gen. niad) schwestersuhn, lat. 
nepö* (gen. nepötia) enkel, avest. ap. 
napätr, ai. näpät nachkomme, enkel, 
wozu das feminin um an. nipt nahe 
verwante, ahd. nift enkeliu, Stief- 
tochter, alit. neptia, air. neckt, lat. 
nepiia, ai. naptx enkelin. Vermutun- 
gen über den Ursprung von *nepU- 
dnrfen als zu unsicher hier uner- 
wähnt bleiben. Vgl. nihjö. 

nihjö f. verwante, zu nihjis. 

niuhseins f. heimsuchung. s. 
biniuhsjan. Vgl. an. njoan aus- 
spähung, künde, nachricht. 

niuhsjan, s. biniuhsjan. 

iiiujis neu, an. ngr, ags. mwe, 
neowe, afris. nie, as. ahd. niutei, 
nim, identisch mit Lit. ndvja*, gall. 
mvio-, air. nue, lat. Novius, gr. ion. 
vtloq, ai. ndvt/a-, Weiterbildung von 
idg. *newo- } alit. navaa, aksl. novit, 
lat. novua, gr. vtoc, avest. nava-, ai. 
ndva-, wozu auch armen, nor (vgl. gr. 
vtxpöc). Vgl. niuklahs, niun, n u. 



niuklahs neugeboren, unmündig, 
kindisch, zu niujis. Wahrscheinlich 
ist nivklaha- eine Weiterbildung von 
*niukla- und bedeutet es eigl. 'novi- 
tius' (Gallee, Gutiska 2, 39). 

niun neun, an. n/u, ahd. niun, 
woneben *niwun, ags. nigon, afris 
as. nigun, allgemein idg., vgl. apr. 
neurin- (in newinta der neunte), lit. 
devym, aksl. devett (mit anl. d nach 
dcazimt, desett\, air. noi-n-, lat. novem, 
gr. ev-vex, armen, inn, avest. nava, 
ai. nava. Busbeck hat noch die 
krimgot. form nyne überliefert. Viel- 
leicht gehört niun zu idg. *newo- 
(8. niujis). Mit dem dual ahtau 
scheint eine reihe abzuschliessen und 
'neun' wäre dann 'ein neues' (»Streit- 
berg, Anz Idg. forschungen 7, 255). 

niunda der neunte, an. munde, 
ags. niaoda, as. nigundo, ahd. ninnto, 
zu niun. Vgl. apr. netvinta, lit. 
derfnlaa, aksl. devgiü, gr tvxroq. 

niuntehund neunzig, zu niun. 

Hintan erlangen, gemessen, an. 
njota, ags. neotan, afris. nieta, as. 
niotan, ahd. niojan nutzen haben 
von, benutzen, gemessen, urverwant 
mit lit. nauda nutzen, ertrag, ndudgti 
begehren, panuati gelüsten. Dazu 
nuta, unnuts. 

nöhjan, -nöha, s. ganöhs. 

nöta m. (oder nötö n.?) schiffs- 
hinterteil, unerklärt. 

nu jetzt, an. ags. afris. as. ahd. 
ȧ jetzt, nun, lit. nugi nun denn, 
aksl. nynS nun, air. no, nu partikel 
beim praesens, lat. nunc jetzt, nudiua 
lertiua vorgestern, gr. vi/, vüvi, vi/v, 
avest. nn, niirzm, ai. «ß, nündm 
jetzt, nun. Auf idg. *«/?, tiefstufe 



118 



von *neico, beruhen wol die Wörter 
für 'neu', s. niujis. 

nata m. fänger, fischer, zu niu- 
tan. 

mit«, s. unnuts. 



0. 



Ö interjection, wie lat. ö, gr. u. 
ögan fürchten, praeterito-praesens, 
ablautend mit agis. 

ögjan in fureht setzen, zu ogan. 
ösanna freindwort : ävxwx. 
<»|>li. s. haim o |> 1 i. 



paida f. leibrock, ags. päd, as. 
prda rock, ahd. pheit, pfeit hemd, 
rock (wozu gapaidon bekleiden, vgl. 
mhd. enphetten entkleiden), aus vor- 
germ. Haiti — gr. thrac. ßxhvi hir- 
tenrock aus ziegenfellen. Finn. paita 
entstammt dem germanischen. Vgl. 
noch alban. petkt kleid aus *paitaka. 

paintekustän fremdwort: jt**tij- 
xofl-Tjfv, acc. 

papa m. vater, bischof, aus gr. 

parakletus m. trüster, aus gr. 
irxpxKXnros. 

paraskafwe fremdwort : irxpx- 

paska, pasj-a fremdwort: xxv%x. 

paürpura f. purper, aus lat. pur- 
pura, das auf gr. iropQvpx beruht. 
Das griechische wort ist zweifelsohne 
semitisch: Lewy (Die semit. fremd- 
wörter im griechischen 1~8) ver- 
gleicht hehr, bafar glänzen, Safr'tr 
teppich, aram. Hfarpara morgenröte 



und lässt ircpQupx zunächst aus 
*<r(pcpirupx entstanden sein. 

peikabagms m. palmbaum, aus 
peika- und bagms. Peika- ist viel- 
leicht durch keltische Vermittlung 
aus lat. ficm feige entlehnt (Much, 
Beitr. 17, 33). Der Ursprung von 
ficm ist nicht bekannt : kaum steht 
es in Zusammenhang mit gr. ovkov, 
boeot. tüxov (s. Hehn, Kulturptl. und 
hausthiere "560 f., Lewv, Die semit. 
fremdwörter im griechischen 22 f.). 
Ganz anders wird peika- von Jo- 
hansson (Kuhns Zs. 36, 383 f.) 
beurteilt. Er hält das wort für ger- 
manisch und vergleicht an. pik 
stachel, zacken, ags. ptc spitze ( : np. 
bidi, ai. Oija- samen?). 

pistikeins echt, unverfälscht, aus 
gr. »kttikcV mit dem got. suffix 
-ein*. 

plapja f. Strasse, aus lat. platea 
Strasse, gaese, platz (gr. rXxrtix sc. 
iWs). Das zweite p in plapja ist 
einer assimilation zuzuschreiben. 

plats m. (oder plat n.?) läppen, 
dicken, fetzen, kaum aus aksl. plaiä 
läppen entlehnt, das vielmehr *plöt« 
gegeben hätte. Eher steht platt in 
Zusammenhang mit mnl. plet, nd. 
plttte läppen, 6tück, vgl. mnl. mnd. 
plat platt, mnd. pletten plätten, ags. 
pliHtan flach schlagen. Wie diese 
sippe sich zu gr. xXxruq flach verhält, 
ist nicht deutlich. Anders über plaU 
Johansson ( Kuhns Zs. 36, 372 f. ), der 
es mit mnl. plet, nd. plette zu einer 
idg. wz. *bled-, *6?ld- (urspr. *6eled-) 
stellt und u. a. schw. dial. palt fet- 
zen, läppen, flicken, kleidungsstüek, 
dän. dial. palt, päft, pjall stück, 



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- 



LI« 



teil, nd. pal((e) läppen, fetzen zur 
vergleichuug heranzieht. 

plinsjan tanzen, aus aksl. plesaii 
(praes. pl§Sq aus *ple3-jt{). 

praggan, s. anapraggan. 

praitöria, prattöriaun, fremd wort: 
irpxnzpicv (lat. praetorium). 

praizbytafri n. oder praizbytairei 
f. priesterschaft, aus gr. irpfaßurepiov. 

praüff'tus in. prophet, auch prau- 
fetes, aus gr. wpo^JjfTif?. Das femi- 
ninum dazu ist praufHcu, gr. irpö- 
0jJt/<. Ableitungen von pradfdu*, 
siud pratt/Hi n. Weissagung, prau- 
■fHjan weissagen. 

psalma, psalmö f. psalm, wie ags. 
psealm, sealm und ahd. psalmo, salmo, 
salm aus lat. psalmus, gr. tya\pi6q. 

puggs m. (?) beutel, geldbeutel, 
an. pungr, ags. pung, ahd. pAunc, 
{scaz-]fung beutel, nd. pung, punge, 
pungd beutel, kleiner sack, päck- 
lein, bündel (woraus lit. pungntgs 
bündel, päckchen), pungen, pungeln 
ein pack tragen, vgl. mlat. punga, 
puncha, mgr. -Koxtyy^, irouyyiov, rum. 
punge beutel, ital. dial. ponga kröpf 
der vögel, aksl. pqgy knöpf. Viel- 
leicht ist die sippe germanisch, denn 
nd. pungd könnte mit ai. bdkura- 
ein blaainstrument (?) identificiert 
werdeu (Johansson, Kuhns Zs. 36, 
367). 

pund n. (?) pund, an. ags. afris. 
as. pund, ahd. pAuni, altes lehnwort 
aus lat. pondo indecl. 



qaifioil weinen, an. kveina, ags. 
cwdnian, woneben mit anlehnung 



an wai an. veina, ags. trdnian, ahd. 
tceinön. Man vergleicht wol mit un- 
recht gr. ühivu empfinde schmerz, 
jammere, ulftet, geburtswehen, indem 
man in «- ein praefix oder sogar 
einen prothetischen vocal sieht. Eher 
gehört qainön mit an. kv/da fürch- 
ten, ags. ctt'i'dan klagen (Lidän, Bezz. 
Beitr. 21, 103 fussnote) zu lit. 
geddli singen, aruss. gajati krähen, 
ai. gdgati singt (vgl. die semasio- 
logische begründung bei Thumb, 
Kuhns Zs. 36, 196 f. f.). 

qafrnus, s. asiluqairnus. 

qairrun sanftmütig, an. kvirr, 
kgrr still, ruhig, mhd. kürte zahm, 
milde, vielleicht urverwant mit lit. 
gurvs locker, bröckelig (s. Bezzen- 
berger, Bezz. Beitr. 3, 81), eher 
aber mit lit. gerat gut (Hirt, Beitr. 
23, 352). 

qens f. gattin, an. kvdn, kvdn, 
ags. cwen, as. quitn, identisch mit 
skr. -jäni-, mit ablaut zu qino. 

qiman kommen, krimgot. kommen 
(kaum richtig), au. koma, ags. cuman, 
afris. kuma, koma, as. cuman, ahd. 
qu'eman, coman, cuman, zur idg. wz. 
*gem- (mit labiovelarem g) gehen, 
kommen in gr. ßxbv gehe (aus 
*gwgö), imperat. ßxvxe = ai. gdccha, 
armen, ekn er kam = ai. dgan, avest. 
jasaiti kommt = ai. gdcchati geht, 
ai. gdmanti sie gehen, gdmantu sie 
sollen gehen, vgl. mit unerklärtem 
n lat. venio komme, adv&na ankömm- 
ling, osk. kom-fjened convenit, umbr. 
benust venerit, com. ben, bret. beim, 
air. beim {*benxmen-) schritt. Dage- 
gen sind lit. gimti geboren werden, 
lat. gentium Zwilling, ai. jämi- leib- 



1 520 



lieh vergeh wintert wegen der bedeu- 
tungsdifferenz ferne zu halten. Neben 
*gem- steht *//</- in gr. (ßw, <lor. 
tßüv = 81. dgäm ging u. s. w. Vgl. 
gaqum})8, qums. 

qinakundti von weiblichem ge- 
schlecht, 8. qino und airjia- 
ku n d.s. 

qinö f. weib, an. kona, ags. ewene, 
as ahd. quetia, allgemein idg., vgl. 
apr. genno, genna, aksl. £ena, air. 
ben (gen. t/tna), cymr. biot, gr. ? uv>f, 
boeot, ßxvä, armen, kitt, avest.^«//, 
jaini- y ai. gna, jdni-. Dazu qens. 

qistjan verderben, mnd. quuten, 
ahd. quixlan, chwixten verderben, ver- 
nichten, nicht wie an. krixla zu an. 
kvixlr zweig mit der urspr. bedeu- 
tung "die äste abschneiden', sondern 
zu ahd. quixl Vernichtung, verderben. 
Dieses gehört vielleicht zu lit. gendu 
gehe entzwei, verderbe, gad)nti be- 
schädigen, verderben (dann wäre d 
hier aus ttt entstanden, s. Brugmann, 
Idg. Forschungen (5, 103) oder aber 
zu lit. gteti erlöschen, ausgehen, 
gexyli, gesinli löschen, aksl. gax/iqli 
erlöschen, gaxili löschen, gr. <rßh- 
vvpt lösche, ai. jdxalc ist erschöpft. 

qi|>an sagen, an. kveda, ags. cwt- 
(tun, afris. quetha, as. quHhan, ahd. 
qu'edan beruht auf einer wz. mit l 
im auslaut und darf also nicht un- 
mittelbar mit skr. gddaü redet, 
spricht, sagt verglichen werden. 
Ansprechend stellt Wiedemann ( big. 
Forschungen 1, 513) air. bei mund, 
lippe (aus *bello-) zu qi}>an. Ueber 
ältere etymologien s. Zupitza, Die 
germ. gutturale 87. Vgl. -qisx in an a- 
qiss, missaqiss u. s. w., unqejjs. 



<lil>uhufta schwanger, s. qif>us 
und hafts. 

qi)inN m. bauch, mutterleib, an. 
kvidr Unterleib, ags. evid bauch, 
ahd. quiti vulva; dazu lausqijirs. 
Man denkt an Zusammenhang mit 
lat. ulerux bauch, mutterleib, was 
lautlich nicht ohne bedenken ist. 
Andere vergleichen gewiss mit un- 
recht ai. ja\hdra- (s. kilfiei) oder 
lat. venler bauch, gr. yxvj^p Unter- 
leib, magen. 

qius lebendig, in den andern germ. 
sprachen mit unerklärtem k: an. 
kvikr, kifkr, ags. ctrieu, cueu, afris. 
as. quik, ahd. quee. Das gotische 
wor( ist aus idg. *gJwo (mit labio- 
velarem <j) entstanden, vgl. lit.//yr<w, 
aksl zivil, air. b/u, be'o, cymr. bytr, 
bret. beu, osk. bivo-, lat. virus leben- 
dig, gr. ßhc leben, ai. jivu- leben- 
dig, zur wz. *gtuh leben in aksl. 
zivq, lat. vivo, armen, keam lebe, 
avest. jvaili (jivaili), ai. ßvati lebt. 

qrammilm f. feuchtigkeit, zu 
*qrummx, au. kramr feucht. Man 
vergleicht lit, grinuti wegsinken (in 
wasser oder schlämm), gramzdgti 
sinken machen, aksl. greznqti einsin- 
ken, greza kot, grqzifi einsinken 
machen. Wir haben wol mit Kluge 
und Zupitza qrammifia in *kran)mil)<i 
zu ändern und dann auch *kromm$ 
zu schreiben. 

qums m. ankuuft, vgl. ags. cyme, 
zu qiraan. 



r. 



rabbnunm fremdwort: sctßßouvL 
rabbei fremdwort: pxßßti. 



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121 



ragin n. rat, besehluss, an. regia 
die ratschlagenden göttlichen mächte, 
götter, as reffin-, regan- göttlicher 
ratschluss, ahd. reffin- in eigen- 
namen , verwant mit gareh^ns f. 
bestiinmung, ratschluss und mit 
rah n j an. 

Hüthums m. ratgeber, ratsherr, 
zu ragin. 

ratrinön (raten), beherrschen, an. 
rag na beschwören, ags. regnian, re- 
nian anordnen, bestimmen, zu ragin. 

rahnjau rechnen , verwant mit 
ragiu. In den andern germ. dialec- 
ten findet man nur formen mit k: 
ags. reconian, afris. rekenja, ahd. 
r'ehhanön (dazu an. rok Ursache, grund, 
ereignis, wunder, ags. racu, as. raka, 
ahd. rahha rede, rechenschaft, sache). 
Was die got. form mit h anbetrifft, 
so könnte man aksl. rekq (Inf. resti) 
sage, rokn termin, recl rede, wort, 
raknqti, raciti wollen, ai. raedyati 
ordnet, verfertigt, errichtet, bereitet, 

bewirkt zum vergleich heranziehen. 

Vgl. röhsns. 

rahtön darreichen, denominativum 

von *rahta-, zu rakjan in ufrak- 

jan. Vgl. raihts. 

raidjan anordnen, festsetzen, ags. 

r&dan, mhd. reiten, denominativum 

von raida-, s. g a r a i \> 8. An. greida = 

garaidjan. 

nu litis allerdings, denn, nämlich, 

zu raihts. 

raihts gerade, recht, an. re'iir, 

ags. riht, afris. riucht, as. ahd. r'eht, I 

zur idg. wz. *rey- reckeu, richten 

in ufrakjan, vgl. zunächst air. 

recht gesetz, lat. rectus, gr. opettTÖs auf- 

recht und avest. 9r»zu-, ai. tju- gerade. 



raip, s. skaudaraip. 
raka fremdwort: faxi. 
rakjan, s. ufrakjan. 
rasta f. (rast), meile, an. rmt 
Wegstrecke, ags. rast ruhestätte; la- 
ger, ruhe, as. rasta, resta ruhelager, 
totenlager, ahd. rasta ruhe, rast, 
Wegstrecke, wurzelverwant mit razn 
und mit air. drus wohnsitz (aus 
*ad-rostn). 

rajyö f. zahl, rechnung, as redia 
rechenschaft, ahd. redja, redea rechen- 
I schaft, rede und antwort, rede, er- 
zählung, nachricht, identisch mit 
| lat. ratio berechnung, rücksicht, 
I grund, zur wz. *re- in reri glauben, 
ratus berechnet, bestimmt, giltig, 
wahr. Breal (Mem. de la Soc. de 
Ling. 7, 135 f. f.) hält auch rapjö 
für ein lehnwort aus dem lateini- 
schen, indem er pich auf kawlsjö 
aus cautio und latktjö aus lectio be- 
ruft. Vgl. garaf)jan. 

raj)8 leicht, vgl. ags. rtede, ahd. 
rado schnell und an. roskr keck, 
tapfer, ahd. rase schnell (aus *rotko- 
oder *rotsko-). Wahrscheinlich gehö- 
ren diese Wörter zu einer wz. mit 
der bedeutung 'eilen, schnell sein', 
vgl. air. rethim laufe und afris. 
reih, nd. ahd. rad, lit. rdtas, air. 
roth (gall. petorritnm vierrädriger 
wagen), lat. rata rad, avest. rapa-, 
ai. rdiha- wagen. 

raubön, s. biraubön. 
rarihtjan, s. inraühtjan. 
raupjan rupfen, ags. rypan aus- 
reissen, abrupfen, ahd roufen raufen, 
rupfen enthalten eine idg. wz. *reub- 
woneben *reup- in biraubön. 
raus n. rohr, an. reyrr, ahd. rör, 



122 



nicht genügend erklärt. Vielleicht 
gehört ram zu einer idg. wz. *reu«- 
bewegen, wozu sich auch skr. rom- 
zorn, rosati, rmyali ist unwirsch, ist 
missmutig, zürnt, ru*{a- erzürnt, 
zoruig, lit. rüstas unfreundlich, zornig 
aussehend stellen lassen (Ark. f. nord. 
6L 15, 157 f.). Hirt (Beitr. 22, 234 
f.) und Hoffraann (Bezz. Beitr. 25, 
106 f.) vergleichen mit unrecht gr. 
tpoQos röhr, das zu epiQu gehört 
(von Hirt werden ausserdem noch 
»erb. rogoz rietgras, poln. royoz binse 
herangezogen). Noch anders, aber 
gewiss verfehlt Bugge (Beitr. 13, 
334). Auch lat ruscus mäusedom 
ist ferne zu halten. 

ran | »s rot, an. raudr, ags. read, 
afris. räd, as. röd, ahd. röt, mit 
gariuds zur idg. wz. *{e)reudh- rot, 
röten, rot sein in lit. rauda rote 
färbe, raudonas rot, rudas braunrot, 
rüdls rost, rüdyti rosten, rudu (gen. 
ruden*) herbst, aksl. rildfiti sg sich 
röten, rädru rot, rüzda rost, obrydati 
9§ erröten, ruda erz, metall, air. 
rüad, cymr. rAüdd, com. rud, bret. 
ruz, lat. ruber rot, ruf tut (umbr.-osk. 
lehn wort wegen des f) rötlich, gr. 
ipetöo röte, ipubpot rot, avest. raoi- 
dita- rötlich, ai. rdhita- rötlich, rotes 
pferd, rudhiid- rot. Idg. *(e)reudk- 
ist eine erweiterung von *(e)reu-, I 
vgl. armen, arev, ai. ravi- sonne, 
avest. aurma- glänzend, weiss, ai. \ 
aruw- rot, feuerfarben, aruna- rötlich 
und andere Wörter. 

razda f. mundart, spräche, an. 
rodd laut, stimme, ags. reord stimme, 
spräche, ahd. raria stimme. Man 
stellt das wort entweder zu rodjan 



oder aber zu ai. rdmti, rasati schreit, 
brüllt, heult. Aksl. gorazdii erfahren 
beruht auf einem unbelegten adj. 
got. *garazds eigl. "mit rede ver- 
sehen, gut redend'. 

razn n. haus, an. rann, ags. arit, 
verwant mit rasta. 

redan, s. garedan. 

reikl n. reich, herrschaft, au. 
rtftf, ags. rtce, as. rUci, ahd. rihhi, 
uralte entlehnung aus kelt. rigio-, 
air. rige reich. Apr. riici ist zunächst 
aus dem got oder altdeutschen ent- 
lehnt. Vgl. reiks. 

reiks m. herrscher, als adj. 'mäch- 
tig, vornehm' (vgl. an. rfkr), wone- 
ben *reikeis herrscher, herr, das 
durch apr. rikys vorausgesetzt wird 
und dem ags. r/cc, as. riki, ahd. 
rihhi mächtig, vornehm, herrlich 
entsprechen. Reih ist sehr früh aus 
kelt. -rur, air. r! (gen. rig) könig 
(= lat. r>-jr, ai. r<y-, rd() ontlehnt 
worden, zugleich mit reiki aus 
der ableitung kelt. riguh. Anders, 
aber nicht überzeugend Brugmann 
(Grundr. 1', 504). Aus dem germ. 
drang der stamm *rik-, *rikui- in 
das baltische : alit. rikys könig, ry- 
kduti herrschen, rikunia Verwalterin, 
apr. riky», rykyes, reykeis herr, rika- 
tcie du herrschest, rickäusna- regie- 
rung, rikyska- obrigkeit, rikytrisko- 
herrlichkeit. Von reiks ist das vb. 
reikinön beherrschen abgeleitet. 

reirail zittern, reirö f. zittern, 
erdbeben, gewiss urverwant mit ai. 
lelaydti schwankt, schaukelt, zittert, 
leldyä schwank, in unruhiger bewe- 
gung, weshalb Bugges hinweis auf 
armen, ercrem zittere (Idg. for- 



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123 



schlingen 5, 176) zwecklos ißt. 

reisan, s. urreisan. 

rign n. regen, krimgot. reghen, 
an. ags. regn, afris. rein, as. ahd. 
reff an, nicht genügend erklärt, vgl. 
etwa lit. rökli staubregnen, rohe 
Staubregen (Zupitza, Die gerin. gut- 
turale 136). Lat. rigäre bewässern 
und alban. pje§ fliesse, quelle, rinne, 
tropfe sind ferne zu halten und das- 
selbe gilt von gr. ßptx u benetze, 
denn anl. idg. mr hätte im gern». 
br gegeben. Vgl. rignjan. 

rignjan regnen, an. rigna, wie 
ahd. r'eganön zu rign. 

rikan anhäufen, mhd. rechen 
zusammenscharren, wozu an. relca, 
ahd. rehho harke und mit ablaut 
gib. ags. racu, mnl. rahe. Vgl. lat. 
rogus Scheiterhaufen. Man denkt an 
Zusammenhang mit -rakjan, s. ufrak- 
jan. 

rimis n. ruhe, urverwant mit lit. 
rtmli ruhig sein, romu* gelassen, 
ruhig, sanftmütig, gr. epctpai liebe, 
begehre, tpifix ruhig, sanft, leise, 
avest. rämayeili beruhigt, airime 
ruhig, ai. rdmate steht still, ruht, 
hört auf, ergötzt sich. Mit recht 
werden auch lit. remti stützen und 
air. fo-rimim lege, setze hierher ge- 
stellt. 

rinnail rennen, laufen, an. rinna, 
renna, ags. as. ahd. rinnan. Gewöhn- 
lich erklärt man germ. *rinnö aus 
*rinwö, auf welche grundform auch 
ai. rtnvätni (belegt ist arinvan) zu- 
rückgeht. Die wz. *rei- liegt weiter 
vor in aksl. rinqti stossen, Üiessen, 
roj bienenschwarm, izroj effueio semi- 
nis, lat. rivns bach, ai. rimtmi lasse 



] laufen, lasse Üiessen (über das Ver- 
hältnis zu rruimi 8. Osthoff, Morph. 
Unters. 4, 216, dessen äusfiihrun- 
gen mich aber nicht überzeugen). 
Gegen diese etymologie spricht aber 
der ablaut rinnan : rann (vgl. rinnö, 
runs, urrannjan), weshalb bis- 
weilen vorgezogen wird von einer 
wz. *renn- auszugehen und air. 
roinnim entlaufe (s. Strachen, Bezz. 
Beitr. 20, 12) zu vergleichen. Ich 
wage es nicht in dieser schwierigen 

j frage zu entscheiden. Vgl. urreisan. 
riüilö f. giessbach, ahd. rinna 
Wasserleitung, zu rinnan. Ueber 
die lehnwörter poln. ryntca, rynna 
rinne s. Arch. f. slav. phil. 15, 482. 

riqis n. fiusternis, an. rfkbr fin- 
sternis, dämmrung, gr. tpeßos dun- 
kel der Unterwelt (ipeßevvtt aus 
iptßurvos finster), armen, erek abend, 
ai. rdjas dunstkreis, luft kreis, dust, 
nebel, dunkel, staub. Die Wörter 
gehören zu gr. pi^u färbe, ai. rdjyati 
ist rot, färbt sich, 
riuus, s. gariuds. 
riurei f. Vergänglichkeit, verder- 
ben, *riuri/)a = an. ryrd verlust, zu 
ri urs. 

riurjan verderben, an. ryra, zu 
r i u r s. 

riurs vergänglich, sterblich, an. 
ryrr gering, arm, zur wz. *reu- 
zerb rechen in lat. ruere stürzen, 
ruina einsturz, trümmer, ai. räviftam 
zerschlug, mld- zerschlagen, vgl. an. 
ryja den schafen die wolle ausreissen, 
lit. rduii, ravtti ausraufen, ausreis- 
sen, jäten, aksl. rüvq reisse aus, 
ryjq grabe, runo vliess, air. ruam 
spaten, grabscheit, lat. ruere raffen, 



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124 



aufwühlen (anders, aber verfehlt 
Bugge, Beitr. 18, 338 f.). 

rö^jan reden, an. rf&a, vgl. air. 
nordidiu sage, spreche und die sippe 
von garedan. Vgl. razda. 

rohstis f. hof, vorhof, unerklärt 
(man denkt an Zusammenhang mit 
rah nj an). 

rums m. (?) räum, als adj. 'ge- 
räumig, weit', an. rüm freier platz, 
lagerstätte, bett, sitzplatz, ags. nun, 
as. ahd. rüm räum, als adj. ags. 
rum, mhd. rüm geräumig, vielleicht 
mit suffixalem m zu aksl. ravtnü 
eben, lat. rüs (gen. rüris) land, avest. 
ravah- weite. 

rüna f. geheimnis, geheime be- 
ratschlagung, geheimer beschluss, an. 
ags. rttn, as. ahd. rüna, mit *rünan 
i*rimaida, s. birünains), garüni 
und an. raun Untersuchung zu lett. 
runät reden, air. run geheimnis, gr. 
eptuvxu spüre nach. 

runs m. lauf, vgl. ags. ryne, zu 
rinn an. Daneben -rund- in ga- 
runs, urruns, vgl. ahd. run*, 
runsa lauf des wassers, fluss, bach, 
graben. 

8. 

8a dieser, der, f. so (s. w r eiter die 
grammatiken), alat. acc. m. tum, 
f. »am, gr. i, avest. Aa- y hä, ai. 
sd, sd. 

saban n. leinenes tuch, totenkleid, 
wie ahd. saban leinenes tuch, aksl. 
savanü leinenes hemd, totenkleid 
aus gr. vxßxvov, lat. sabanum lei- 
nenes tuch. Das im griechischen 
spät erscheinende wort bedeutete 



urspr. 'zeug in Saban (bei Bagdad) 
gemacht' (s. Lewy, Die semit. fremd- 
wörter im griechischen 127). 

sabbato. sabbatus m. Babbat, aus 
gr. vxßßxrov, das hebräisch ist. 
Vgl. ahd. sambajtac Sonnabend, das 
wegen seines m nicht auf axßßxrov, 
sondern auf vifjLßxrov zurückgeht : 
s G. Meyer (Idg. forschungen 4, 
326 f. f.). 

satrgws m gesang, Vorlesung, an. 
songr, ags. song, as. ahd. sang ge- 
lang, lied, mit ablaut zu siggwan. 
Vgl. gr optty stimme, rede, orakel 
(wz. *seugh-, *songh- mit labiovela- 
rem gh). 

sagqjan versenken, an. sfkkva, 
ags. sencan, as. -senkian, ahd. sanch- 
jan, senchan, causativum zu sig- 
qan. Vgl. aksl. isaciii trocken 
machen, metall schmelzen, sqcilo 
Schmelzofen. 

sagqs m. (oder sagq n.?) unter- 
gang, westen, zu sigqan. Vgl. an. 
sfki sinken, höhle. 

sai sieh, adv. und iuterj., ahd. 
se-nu (= sai nu), nach Osthoff 
J (Beitr. 8, 311 f.) aus idg. *so-id = 
I ved. sd id, sed und idg. *sä-id = 
ved. sd id, sed. Eine ähnliche er- 
klärung hat Osthoff von nei ge- 
geben. 

saiaii säen, an. sd, ags. sdtean, 
afris. tea, as. säian, ahd. säjan, säen, 
säwen , mit manase])8 zur idg. 
wz. *se- säen, werfen, vgl. lit. stju 
säe, stmu Bame (nur im pl. Samens, 
simenys saat, leinsaat gebräuchlich), 
aksl. stja säe, shn?, air. sü same, 
lat. se.ro (*sisö für *sisemi) säe, perf. 
tevi, satus gesät, fernen same, gr. 



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125 



h f*t (*sise,mi) werfe, sende, perf. dq>- 
kutKx ( vgl. satsö zu saian), wo. wurf 
(vgl. as. ahd. «ämo, lit. akal. 
sentg, lat. seinen) . 

saihs sechs, krimgot. an. 
*e\a* f ags. #t'j", afris. *<?>, as. ahd. sehs, 
lit. a^z/, aksl. sestl (Weiterbildung 
mit -ti-, eigl. 'sechszahl'), air. se', 
cyinr. chwech, lat. mv, gr. ?£, ri%, 
armen, veths, avest. xfeaf, ai. sds-, 
sd\, pali e£a, aus idg. *scks 1 *(ls)tcexs 
(a. de Saussure,. Mem. de la Soc. 
de Ling. 7, 75 f. f.). 

saihsta der sechste, an. teUe, ags. 
«ixta, afris. sexta, as. se'Aslo, ahd. 
*<?>kto, sehto, vgl. lit. szeszlas, aksl. 

air. lat. «vr/w«, gr. 

*xto{, ai. sas{h(U, zu saihs. Apr. 
t«c4& beruht natürlich auf *uxs, 
tiefatufe zu *«vic* = gr. ri$. 

saihwan sehen, an. */*«', ags. *<?om, 
aa. ahd. *<^a», mit siuns auf einer 
idg. wz. *seq- beruhend, welche 
kaum mit *seq folgen (lit. seku, 
air. secAur, lat. sequor, gr. sxoßxt, 
ai. identisch ist. Eine ganz 

unsichere etymologie gibt Wiede- 
mann (Idg. forschungen 1, 257 f.), 
der lit. sakyti sagen, lat. inseque, 
gr. Uveve sag an vergleicht. Man 
beachte noch alban. «*oA ich sehe 
lieh du siehst), wozu Brugmann 
(Grundr. I 2 , 758 f.). Air. ad-chlv 
ich sehe, ad-ches« ist gesehen worden 
(Zupitza, Die germ. gutturale 68) 
gehört nicht hierher. 

sailjan, s. inaailjan. 

sainjaii säumen, zögern, mhd. 
«einen, zu an. seinn, ags. sxne, mhd. 
«eine langsam, träge, das auf *«oini- 
beruht. Daneben steht *«oimi- in 



ahd. lang-stimi langsam, wozu der 
comp. ags. smnra. Man denkt an 
Zusammenhang mit aei|>UB und 
lat. sino (perf. sivi ) lasse, desino lasse 
; ab, höre auf. 

sair n. achmerz, an. sdr wunde, 
ags. sdr achmerz, wunde, afris. as. 
ahd. «er schmerz , neben *saira-z 
(daraus finn. sairas krank), an. surr, 
ags. sdr, as. ahd. ser schmerzhaft, 
zu einer wz. *sai- schmerzen, welche 
auch in air. sdeth leid, mühe, krank- 
heit und vielleicht in lat. saucius 
verwundet, verletzt (*sayvl-ios r ! Ost- 
hoff, Idg. forschungen 6, 37 f. f.) 
vorliegt. Ganz unsicheres bei Hirt 
(Beitr. 23, 354). 

saiwala f. seele, leben, ags. sdwol, 
afris. sele, as. seola, ahd. seula, sela 
beruht auf einer wz *sei-, *soi-, 
vgl. apr. seilin acc. ag. ernat, eifer, 
anstrengung, seilins acc. pl. sinne, 
seiUsku andacht, aksl. sila kraft, ge- 
walt (Persson, Bezz. Beitr. 19, 276 
f. f.). Gr. xifaot beweglich, schnell 
und lat. saevus wild sind bei dieser 
auffassung ferne zu halten. Ueber 
die westgeim. formen des Wortes 
s. van Helten (Beitr. 20, 508 f. f.). 
An. «dl ist ein lehnwort aus dem 
angelsächsischen. 

saiws m. see, sumpf, an. sdr meer, 
ags. sie, afris. se, as. ahd. seo see, 
meer, aus urgerm. *saigwi-, wie ahd. 
gi-xig see, aumpf wahrscheinlich 
macht. Eine befriedigende erklärung 
des Wortes ist mir nicht bekannt 
(das wort gehört kaum in die sippe 
von an. *«*, ags. seon, ahd. sihan 
seihen, an. siga, ags. sigan, as. ahd. 
sigan niederfallen, tröpfeln, ai. «»- 



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-1 



126 



cdti giesst, seka- guss u. B. w.). 

sakan streiten, rechten, ags. as. 
sacan, ahd. sahhan tadeln, schelten, 
vor gericht streiten, mit an. sok 
rechtssache, sache, ags. sacu streit, 
fehde, as. saka, ahd. sahha streit, 
Streitsache, rechtshandel, sache, Ur- 
sache zu air. saigim ich sage, spreche. 
Vgl. frisahts, gasahts, sakjo, 
sakuls, unandsöks. Verwant- 
schaft mit sökjan ist wahrschein- 
lich. Die sippe von ai. saj- haften 
ist ferne zu halten. 

sakjö f. streit, zu sakan. 

siikkus m. sack, an. sekkr, ags. 
sircc, ahd. sac, gemeingerm. lehn- 
wort aus lat. saccus oder gr. trxxxoe. 
Das wort entstammt dem hebr. 
phoenic. sag. 

sakuls streitsüchtig, zu sakan. 

salbön salben, ags. sealßan, as. 
»alttön, ahd. salbön, denominativum 
von *salba salbe, ags. sealf, as. salha, 
ahd. »alba, urverwant mit gr. Sxim, 
iKwts ölflasche, /Ato? • tXxtov, arexp 
(Hesych.), alban. gaxps hutter, ai. 
sarpw zerlassene butter, srprd- fett 
(adj.). Vgl. mit Q cypr. txtycc • 

ßoÖTVpOV. 

saldra f. possen, unedler witz, 
kaum eine ableitung der wz. *W- 
springen in lat. salio, gr. aXXoßxt, 
eher mit Bugge (Idg. forschungen 
5, 170 f.) als entlehnung aus armen. 
IsaXr scherz, witz zu betrachten. 

salipwös f. pl. wohnung, her- 
berge, as. selil/ia, ahd. salida, selida, 
mit an. salr, ags. sele, salor, sid, 
as. seli, ahd. sal saal, halle zu sal- 
jan herberge haben, wohnen, blei- 
ben. Aksl. xelitva wohnung ist viel- 



leicht aus dem germ. entlehnt , 
vielleicht aber mit salijnea urver- 
want. 

saljan herberge haben, wohnen, 
bleiben, vielleicht urverwant mit 
aksl. selo hof, dorf, das aber auch 
zur wz. *sed- (s. s i t a n) gehören 
kann. Vgl. salifiwos. Lat. solum 
grund, boden ist ferne zu halten. 

8aljan opfern, an. selja, ags. sel- 
lan, afris. sella, as. sellian, ahd. 
saljan, seilen übergeben hat natür- 
lich mit saljan wohnen, salij)- 
wös wohnung nichts zu schaffen. 
Nach Osthoff (Beitr. 13, 457 f. f.) 
hat die bedeutung 'übergeben, als 
opfer darbringen' sich aus 'annehmen 
machen' entwickelt und ist saljan 
eigl. causativum zu gr. kXtTv, Ixfobxi 
nehmen, womit noch air. sellaim 
ich nehme zu vergleichen ist. 

salt n. salz, krimgot. soll, an. 
sali, ags. sealt, as. salt, ahd. salz, 
ablautend mit as. sultia Salzwasser, 
ahd. sulza Salzwasser, Sülzwurst und 
urverwant mit lett. sali, aksl. solt, 
air. salann, lat. sal, gr. &Xt, armen. 
ax. Man hat ein idg. paradigma 
*sald t gen. *salnes angesetzt. Vgl. 
sal tan. 

saltan salzen, an. salta, ags. seaU 
tan, ahd. salzan, vgl. air. saillim, 
lat. sallo salze, zu salt. 

sama derselbe, an. same, samt; ahd. 
sama, urverwant mit aksl. samii, air. 
som selber, samail gleichnis, lat. 
similis ähnlich, gr. 01*6$ derselbe, 
ofixxö: gleich, eben, Sfiet zugleich, 
armen, harn- = gr. ifio- (z. b. Aam-a- 
bair ==■ b(to-*xTpio<;), avest. hama-, ai. 
samd- derselbe, gleich: idg. *sTm-, 



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r 



127 



***»-. Vgl. samjan, sums. 

samafra|»jis einträchtig gesinnt, 
s. sama und frajn. 

Kamakuns von gleichem ge- 
schlecht, verwant, vgl. an. mmkgnja 
und gr. OftSyvios, b. sama und 
kuni. 

samalanl»s gleich gross, s. sama 
und laudi. 

samaleiks von gleicher beschaf- 
fenheit, übereinstimmend, an. sam- 
likr, ahd. samalik, s. sama und 
leik. Vgl. ags. adv. samltce. 

samana beisammen, an. saman, 
ags. wl samne, as. saman, iö samane, 
ahd. Sarnau, zi samene, ai. samana, 
zu sama. 

saniaqi88 f. Übereinstimmung, s. 
sama und qi|>an. Vgl. an. sam- 
kvxdr übereinstimmend, samkcnde Zu- 
stimmung. 

samasaiwals einmütig, s. sama 
und saiwala. 

sania{> zusammen, ags. samod, 
as. samad, ahd. samct, samant, zu 
sama. 

samjan gefallen, vgl. an. sama, 
sfona passen und ags. sefte, as. sü/ti, 
ahd. semfti sanft. Ausserhalb des 
germ. gehören hierher: air. täm 
ruhe, sdim ruhig, mild, gr. *ft*\6$ 
weich, zart, ijfitpos sanft, mild, ge- 
fällig, zahm, ai. saman- gute und be- 
schwichtigende worte, milde, freund- 
liches entgegenkommen, sünlva- das- 
selbe (s. von Bradke, Idg. fortchun- 
gen 5, 273 ; Froehde, Bezz. Beitr. 
21, 324 f.). Im letzten gründe be- 
ruht die ganze sippe auf sama. 

8aiidjan senden, an. senda, ags. 
sendan, as. sendian, ahd. smten, cau- 



sativum zu *si»f)an gehen, s. sin|>s. 

sarwa n. pl. waffen, rüstung, ags. 
searu, as. ahd. saro, vgl. an. sorve 
halsband aus aufgereihten perlen 
oder steinen. Man beachte, dass ags. 
searu auch 'kunst, list' bedeutet. 
Vgl. lat. severe, gr. elpetv knüpfen, 
wozu air. sretk reihe und das unbe- 
legte skr. sarai faden. Apr. sancis, 
lit. pl. szarvdi rüstung sind gotisch. 

satjan setzen, an. setja, ags. settan, 
as. settian, ahd. sezzen, causativum 
zu sitan. 

saps satt, an. sadr, ags. sud, as. 
sad, ahd. sal, mit söj), gasöj>jan 
zu lit. sotus sättigend, leicht zu 
sättigen, *6ti* Sättigung, Sattheit, 
sSlinti sättigen, air. sathech satt, 
sditk Sattheit, lat. satur satt, sat, 
salis genug, satiäre sättigen. Das t 
ist suffixal, vgl. gr. Stop sattsam, 
genug, axroi unersättlich (-etro- = 
got. sada-), AiAtvat sättigen. Nicht 
genügend erklärt ist aksl. sylü satt, 
das kaum von den genannten Wör- 
tern getrennt werden darf. Man ver- 
mutet entlehnung aus dem germ. 
(oder lit.?). 

sarihts f. sucht, krankheit, an. 
sott, as. ahd. sukt, abstractbildung 
zu siukan. Zupitza (Die germ. 
gutturale 165) vergleicht air. sockt 
das stillschweigen. 

sauil n. sonne, vgl. sugil und 
an. ags. söl, ferner lit. saute, cymr. 
corn. keul, lat. söl, gr. v,hu:, hom. 
)}<Aio«, dor. <iixto$, cret. *ßh>tc: : idg. 
*sawel-, *8äicl-, *suwel-. Auf die letzt- 
genannte grundform weist noch 
ai. sttar, avest. kram. Mit sunna, 
sunnö beruhen diese Wörter auf einer 



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12* 



idg. wz **äu-, *tü- 'leuchten'. 

Haoljan, - bisauljan. 

Hanl* f. gäule, vgl. an. tula, ags. 
»gl, ahd. »vi, nicht genügend erklärt. 
Zupitza <Bezz. Beitr. 25, 93; ver- 
gleicht mit k* im anlant Ii?. szuUu 
pfeiler, stände, fassdaube, slov. sulj 
hölzernes gefass, gr. £yAev, auAa» 
bolz, balken, knöttel. Vgl. gasul- 
j a n , s n 1 j a. 

Haiirga f. sorge, betrübnis, an. 
ags. *org, as. wrga, ahd. sorga, xworga, 
nicht genügend erklärt. Man ver- 
gleicht lit. sergiu behüte, adrga* 
hüter oder lit. sergu bin krank, air. 
»erg krankheit. Auch ai. sirfoati 
kümmert »ich um wird herangezo- 
gen. Vgl. Pedersen, Bezz. Beitr. 19, 
298 f. f.; Zupitza, Die germ. gut- 
turale 179 f., Bezz. Beitr. 25, 104 
f. 8. auch saürgan. 

Hatirgan sorgen, isl. sorga, ags. 
sorgian, as. sorgon, ahd. sorgen, mor- 
gen, denominativa zu saürga. 

sanfm f. grund (xdyo:), unerklärt. 

saujis m. opfer, gutn. saupr spru- 
delquelle, zu an. sjddti, ags. seodan, 
ahd. siodan sieden, kochen. Gehört 
an. saudr schaf hierher? Neben *seut- 
steht **wet- in ahd. swedan langsam 
dampfend verbrennen, abdampfen, 
wozu ags. swadul, mhd. swadem 
dampf, dunst. Weiteres ist unsicher. 
Vgl. s u |)j an , s u j)n. 

geinagafrns selbstsüchtig, an. 
s/ngjarn habsüchtig, geizig, s. seins 
und faihugairns, gairnjan. 

seins sein, ihr, an. rinn, ags. sin, 
as. ahd. sin, zum pronominalstamm 
si- in Mt, sik sich, vgl. apr. sebbri, 
sicn, aksl. sehe, *c, lat. sibi, *e, avest. 



h", Aöi, <?, welche auf idg. **e- 
hin weisen : danehen *nro- in 

swes nnd seinen verwanten (s. 
Feist, Beitr. 15, 548 f. f.). 

sei|>ttM spät, -*eiftf seit in pana- 
sei/> weiter, vgl. an. ags. std spät, 
ags. siddan seit, später, as. sid, sidor, 
ahd. sid, »idor seitdem, später, seit. 
Man vermutet Zusammenhang mit 
I sainjan: wenn air. #i'r lang, ewig, 
lat. xtv« spät, ai. säydm abends, 
spät verglichen werden dürfen, dann 
ist eine wz. *sri-, *si- anzunehmen. 

sels gütig, mild, an. still glück- 
lich, vgl. ags. ssclig gut, glücklich, 
ahd. sälig glücklich, gesegnet, selig, 
heilsam, sälida, mhd. Steide glück, 
heil, tätliche auf glückbringende 
weise, ablautend mit ags. north. 
sflra | *9öliza ) besser. Man vergleicht, 
kaum mit recht, cymr. holt, alat. 
sollus ganz u. s. w. (s. Brugmann, 
Die ausdrücke für den begriff der 
; totalität 43 f. f.). Sehröder (Zs. f. d. 
\ altertum 42, 63) erklärt teh als 
'zur niederlassung geeignet, wohn- 
lich' und stellt es mit vorgerm. U 
aus dl zu sitan. Unwahrscheinlich. 

sel>s, s. s a i a n und manasebs. 

si sie (ea), vgl. air. 9t und ai. 
sgo. Ap. Aga-, das dem ai. »yd- ent- 
spricht, hat relative bedeutung. 

sibak|>anei fremdwort: vxßx%- 

sibja f. verwantschaft, an. Sif 
eine göttin, pl. sifjar 'affiuity, con- 
nection by marriage', ags. sibb ver- 
wantschaft, friede, as. sibbia, ahd. 
sippa, sippea verwantschaft, sippe, 
aus idg. *sebhyä, vgl. ai. sabhti Ver- 
sammlung der dorfgemeinde, ge- 



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129 



meindehaus, spielhaus, fiirstenbof, 
gerichtshof, sdbhya- in der sabhä 
befindlich. Dazu noch akßl. sebrü 
freibauer. 

sibun sieben, krimgot. ttwti&f an. 
ttjau, ags. seo/on, afris. soven, sigun, 
aa. sibun, and. (Lex Salica) septun, 
ahd. sibun, lit. septynt, aksl. sedmt 
(nach dem ordinale sedmü aus 
*sebdmo-), air. »-, lat. septem, 

gr. irri, armen. avest. Aöjöfc/, 

ai. sapld. Ueber den wegfall des t 
im germ. s. Brugmann (Idg. for- 
schungen 5, 376 f. f.). 

sibuntehund siebzig, zu sibun. 

sidön sich als sitte aneignen, 
üben, an. sida sittsam machen, as. 
-sidön, ahd. sitön machen, tun, aus- 
fuhren, zu sidus. 

sidus m. sitte, an. sidr, ags. as. 
sidu, ahd. -situ, mit sidön zur idg. 
wz. *sedhr, *swedh-, vgl. gr. 15 0$ 
gewohnheit, sitte, «fad« bin gewohnt. 
»,Soc sitte, gebrauch, herkommen, 
pl. wohnort, j$&«o$ traut, ai. svadha 
gewohnheit, sitte, behagen. Wahr- 
scheinlich beruht *swedh- auf *swe- 
4~ -dh- (ai. svd- und wz. dhä- ?), denn 
lat. suesco gewöhne mich (perf. 
suevi) lässt sich nicht auf eine wz. 
mit 'ausl. dh zurückführen. Dagegen 
wird lat. sodäUs gefährte auf *sicedh- 
beruhen. Vgl. über diese sippe Feist 
(Beitr. 15, 548 f. f.). 

sifan frohlocken, unerklärt (kaum 
zu gr. tylcc spiel, i^iofixi spiele, 
ergötze mich). 

siggwan singen, vorlesen, krimgot. 
tintjhen, an. syngva, ags. singan, afris. 
siunga, as. ahd. singan singen, s. 
saggws. 



sigis n. sieg, an. sigr, ags. sigor, 
sige, as. sigi-, ahd. sign, sigi, iden- 
tisch mit avest. hazah-, ai. sdhas 
macht, sieg, zu gr. t%fi» halte, habe 
(aor. Uxtv), ai. sdhaii bewältigt, 
vermag, erträgt. Hierher gehört noch 
gall. sego- gewalt, sieg. Vgl. sihu. 

sigislauo n. siegeslohn, s. sigis 
und laun. 

sigljan besiegeln, ahd. -sigiljan, 
zu sigljö. Vgl. an. innsigla, lat. 
insigillare. 

sigljö f. Biegel, wie mhd. sigel 
aus lat. sigiUum. Vgl. an. innsigle 
Siegel und sigljan. 

sigqan sinken, an. s^kkva, ags. 
as. sincan, ahd. sinkan, vgl. armen. 
ankanim falle (Meillet, Mem. de la 
Soc. de Ling. 8, 288) und mit idg. 
tenuis lit. senku, sekti fallen, sich 
senken, seklus seicht, aksl. prf-sg&nqd, 
pre-s%oati versiegen, gr. avirerof un- 
versieglich , e&Q$ti sank , ai. asa$- 
cdnt-, (Uakra- nicht versiegend (vgl. 
Schmidt, Kritik der sonantentheorie 
62 f. f.). Vgl. sagqjan, sagqs. 

sihu n. sieg, wahrscheinlich Schreib- 
fehler für *sigu, nebenform von 
sigis (s. Lorentz, Idg. forschungen 
5, 381). 

sikls m. (?) sekel, aus gr. cr/xAc$, 
<riy\o<;, welche auf hebr. feqel be- 
ruhen. 

silan, s. anasilan. 

silba selber, selbst, an. sjdl/r, 

a g 8 - ft fri 8 - as - *ctfi a ^d. selb, 

s'elp, unerklärt (man vergleicht mit 
unrecht air. selb, cymr. helto besitz). 

silbasiuneis m. augenzeuge, s. 
silba und siuns. 

silbawiljis m. freiwillig handeln- 

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! 



130 



der, s. silba und wilja. Vgl. an. 
«jdl/vUjande. 

sildaleik n. Verwunderung, «üda~ 
leiks seltsam, wunderbar, sildaleikjan 
sich wundern, bewundern, vgl. zu- 
nächst ags. »yllt'c. Eigentlich ist 
»ildaleih 'eine seltsame gestalt ha- 
bend', vgl. an. sjaldan, ags. «eldan, 
afris. neiden, ahd. »elian selten. 

silubr n. Silber, krimgot. nlvir, 
an. nlfr, ags. «eolfor, afris. «elover, 
silver, as. silubar, ahd. «ilabar, «ila- 
par, ein dunkeles wort, das wahr- 
scheinlich zunächst aus aksl. strebro 
entlehnt ist und aus Kleinasien sei- 
nen weg nach Europa gefunden hat. 
Unsicheres über den Ursprung des 
Wortes bei Hehn, Kulturpfl. und 
hausthiere 8 548; Brimnhofer, Ur- 
gesch. 2 , 7 f. ; Schräder, Sprach- 
vergl. und Urgeschichte 1 264 f.; 
verf., Beitr. 20, 43 f. f.; Prusik, 
Krok 12, 65 f. f. Lapp. «ilbba, bask. 
zillar, lit. siddbras, apr. «irablan, 
«irapli«, lett. sidrabs, «udrab« können 
uns bei der Urgeschichte von «ilubr- 
«irebro kaum dienste leisten, denn 
sie sind alle erst aus dem germ. 
entlehnt. Das idg. wort für 'silber 
ist lat. argentum, armen, arlsalh, 
avest. mzata-, ai. rajatd-, wozu noch 
gr. ocpyuw (s. airknij)a). 

silubreins silbern, ags. «eol/ern, 
afris. »elvi™, as. «ilnhrin, «Uafrin, 
ahd. «Uberin, zu silubr. 

simle einst, vormals, vgl. ags. 
simle, simle«, as. «imla, «imbla, sim- 
lon, ahd. simbles, «imble, simblum 
immer. Das wort beruht auf idg. 
*»em- ein: lat. semel einmal, nmplex 
einfach, gr. eh, uix, h, armen, mi 



ein, avest. h-a-zanra-, ai. «a-kd«ra- 
eintausend, «akft einmal (vgl. gr. 

sinap n. (?) aenf, ags. «enep, ahd. 
«enaf, entlehnt aus lat. «inäpi, gr. 
ffiväxt (woneben trbäxu, v«xv, ion. 
(r/yjfjr/, vivnirv). Woher ist das wort 
zu den Griechen gekommen? 

sineigs alt, betagt, «inwla ältester, 
urverwant mit lit. «ena*, air. «en, 
lat. senex face, «enem) alt, gr. tvt} 
der letzte tag des abgelaufenen mo- 
nats, armen, hin (mit auffälligem h, 
denn sonst ist anl. * völlig geschwun- 
den;, avest. Aana-, ai. «Ana- alt. Vgl. 
sin t ein g, 

slnteins immerwährend, täglich, 
sinteinö immer enthalten als erstes 
glied den idg. stamm **cn- alt (s. 
sineigs), vgl. ai. sdnü von jeher, 
«anätdna- ewig. Mit -ieina- vergleicht 
man mit recht lit. denk, apr. d-eina, 
aksl. dini tag, air. denn* Zeitraum, 
lat. -dinae (in nundinae), ai. dtna- 
tag. 

sin{>8 m. mal, urspr. 'gang, weg' 
(wol nicht «inj) n.), an. tum, ags. 
ftf, as. «id, ahd. sind gang, weg, 
reise, identisch mit air. «et, bret. 
hent weg, vgl. ferner ahd. xinnon 
gehen, reisen, streben, sinnen '(idg. 
*sentn-) und mit abstracter bedeu- 
tung lat. «entire wahrnehmen, empfin- 
den, raeinen. Unsicheres bei Zupitza 
(Bezz. Beitr. 25, 94). Vgl. ga b i n j)j a, 
mi |)gasin|)a, sandjan, ussindö. 

sipöneis m. schüler, jünger, kaum 
mit Much (Beitr. 17, 33) aus einer 
hypothetischen ableitung der w«. 
*seq- folgen im keltischen (air. seckur 
ich folge), eher mit der urspr. be- 



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r 



131 



deutung, 'junker, herr' aus aksl. 



sitan sitzen, *siljan, an. sitja, 
ag8. sillan, aß. sillian, ahd. #izz<?», 
urverwant mit lit. sHrni, sH&u (inf. 

sitze, (inf. setze 

mich, aksl. sesü sich setzen, sedSli 
sitzen, *a^t setzen, air. sttide sitz, 
«fljWi« setze, cymr. seddu, lat. 
sitzen, gr. s^ouxt setze mich, avest. 
/W-. ai. sad- sitzen (ttdämi sitze, 
vielleicht für *sidämi aus *si£dämi, 
vgl. gr. ?£« und lat. sido). Vgl. 
andasets, satjan, sitls. . 

sitls m. sitz, sessel, nest, ags. 
seil, ahd. sejjal, zu sitan. Vgl. 
gall. sedlo-, lat. sella, gr. lacon. 
Iaa* ; auch aksl. sedlo sattel, das 
aber aus *sed#lo- entstanden ist. 

siujan nähen, (an. sftja), ags. 
seounan, Stewart, ahd. siuwan, urver- 
want mit lit. siuti nähen, siülas 
faden, aksl. sili nähen, Silo ahle, 
pfrieme (vgl. die aus der gleichen 
wz. gebildeten ahd. siula und lat. 
sibula), lat. suo nähe, sülor schuster, 
gr. KxTTÜfiv zusammenflicken, xxtr- 
vOptx ledersohle , ufjLtjv häutchen , 
v/in; (gefüge), weise des liedes 
{ioilw), gesang, ai. sivyati näht, 
syütd- genäht, sgüman- band, riemen, 
naht, sktra- faden. 

siukan kranken, schwach sein, 
ahd. sivchan, siuhhen, verwant mit 
siuks und saühts. 

sinke! f. siechtum, krankheit, 
Bchwachheit, ahd. siuhhi, zu siuks. 

siuks siech, schwach, an. sjükr, 
ags. seoc, as. sioc, seoc, ahd. sioh 
beniht auf einer vorgerm. wz. *seug- : 
daneben steht *sweg-, *swog- in mhd. 



swach armselig, verachtet, schwach. 
Unsicheres bei Wood, Publications 
of the Modern Language Association 
of America 14, 310. Zupitza (Die 
germ. gutturale 165) vergleicht an- 
sprechend lit. saugus behutsam, sorg- 
sam, sauguli behüten. Vgl. saühts, 
siukan, siukei. 

siuns f. gesicht, aussehen, erschei- 
nung, an. sjön, syn, ags. sten, syn, 
as. «»«, mit gramm. Wechsel zu 
sa i hwan. 

skaban (schaben), die haare ab- 
schneiden, an. skafa, ags. sca/an, 
ahd. scaöan, scapan schaben, zuridg. 
wz. *skäp- in lat. scapres (neben 
scabres) schäbig, gr. exxirTa grabe, 
hacke, <sxxtxw, grabscheit, hacke, 
vgl. auch lit. skupli schneidend höh- 
len, shdptas krummes schnitzmesser, 
np. Sikäflan spalten und ohne das 
anl. s aksl. kopati graben, gr. xive- 
rot grübe, grab, Vertiefung, np. 
Jcäflan spalten, graben. Daneben steht 
eine wurzelvarietät mit idg. b in 
gaskapjan. 

skadus m. schatten, ags. sceadu, 
as. scado, ahd. scato, urverwant mit 
air. scdlh, com. scod schatten, gr. 
axfoos dunkelheit, ffxoreivöf (*<rxo- 
rewof) dunkel, blind, vxÖTtot; dunkel, 
heimlich, alban. kol dunkelheit. Vgl. 
gaskadweins. 

skaftjan in bereitschaft setzen, 
zu -skafts in ga skafts. 

skaidan scheiden, trennen, ags. 
sceadan, afris. sketha, as. scettan, ahd. 
sceidan, wozu an. skeid weile, sk/d, 
ags. scidy afris. sM, ahd. seil scheit, 
beruht auf einer idg. wz. mit / im 
auslaut (vgl. etwa lit skailyli zählen, 



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132 



aksl. cistiy citati zählen, lesen Zu- 
pitza, Die germ. gutturale 150), 
woneben mit idg. d lit. skbd&iu 
scheide, skedra, lett. skaida span, 
skaidU verdünnen, aksl. ctditi seihen, 
lat. scindo, gr. <r%l£oi spalte, <r%/£* 
scheit, <r%iv$«A^$ splitter (vgl. avest. 
sid-, bal. sindag spalten, ai. ehinddmi 
spalte). Vgl. haitan. 

skalja f. ziegel, an. siel, ags. 
scyll schale, muschel, mit ags. scealu, 
ahd. scala schale, hülse zur idg. wz. 
*xkel- spalten, s. skilja« Vgl. ins- 
besondere aksl. skotika muschel und 
alban. hal'e schuppe, gräte, splitter, 
bart der ähren (= skalja). 

nk alks m. diener, knecht (davon 
skalkinän dienen , skalkinassus m. 
knechtachaft), an. skalkr, ags. scealc 
dienstmann, as. ahd. scalc knecht, 
diener. Man denkt an entlehnung 
aus air. scoloc leibeigner (s. d'Arbois 
de Jubainville, Mem. de la Soc. de 
Ling. 7, 286 f. f.). 

skaman schämen, ags. sceomian, 
ahd. scam^n, scamön, denominativum 
von *skama, ags. seeomu, afris. scome, 
as. ahd. scama (vgl. an. skomm). Dieses 
wird meist mit der unter a f h a m ö n 
besprochenen wz. in Zusammenhang 
gebracht ('s. Johansson, Kuhns Zs. 
30, 428 f. f.) : skaman sik wäre urspr. 
'sich bedecken'. Vgl. skanda. 

skanda f. schände, ags. seeowd, 
ahd. scanta, zu skaman. 

skapjan, s. gaskapjan. 

skatts m. geldstück, geld, an. 
skattr »teuer, tribut, ags. sceatt kleine 
müuze, geld, vermögen, afris. sket 
geld, vieh, as. scal geldstück, geld, 
vermögen, ahd. scaz geld, vermögen, 



vgl. das wahrscheinlich aus dem 
germ. entlehnte aksl. skotit vieh, 
geld. Qehört skatts mit tt aus idg. 
dn zu lett. skedens kleines abgespal- 
tenes holzstück, gr. rxetxwü/ju zer- 
splittere, zerstreue (vgl. ai. ksad- 
zerlegen, verteilen)? Eine ableitung 
von skatts ist skattja m. geldwechsler. 

skapis, s. skafijan. 

skapjan schaden, an. skada, skedja, 
ags. sceddan, afris. skathja, ahd. 
scadön, scadm. Das in den verschie- 
denen dialecten teils starke, teils 
schwache vb. beruht auf einer idg. 
wz. *skät(A)-, vgl. air. scathaim lähme, 
verstümmele , scathad Verstümme- 
lung, gr. «fl-Kif3ifc unversehrt, un- 
verletzt, wol behalten (s. Osthoff, 
Beitr. 13, 459). Dem «-stamme 
-<jK*5t<;- entspricht, von der wurzel- 
stufe abgesehen, skapis n. schaden: 
sonst dndet man im germ. einen 
»-stamm an. skade schade, ags. 
sceada Schädiger, feind, afris. skaiha 
schade, as. secuto- Schädiger, ahd. 
scado Schädiger, schade. Vgl. noch 
an. skfdr schädlich, sköd ungemach, 
elend, mit dem vocal des praeteri- 
tums. Vgl. ska{>ulB. 

skajuils schädlich, unrecht tuend, 
vgl. ahd. scadal, zu skapjan. 

skandaraip n. (oder skaudaraip* 
m. ?) lederriemen. Zu skauda- stellen 
sich an. skauder pl. scheide, mhd. 
xchöte schote (eigl. 'bedeckung') und 
ohne das anl. s lat. endo heim aus 
leder, avest. x ao ^ a - heim (vgl. ags. 
hydan, cymr. euddio verbergen, gr. 
xetöa verberge, s. huzd). Was 
-raipa- anbetrifft, dies ist identisch 
mit an. reip seil, ags. rdp riemen, 



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133 



seil, afii8. räp seil, ahd. reif seil, 
reif, band, fessel (Froehde, Bezz. Beitr. 
17, 318 vergleicht mit unrecht lat. 
corrigia schuhriemen). 

skauns schön (oder »kanneist), 
finn. lw. kaunis schön, ags. scyne, 
as. ahd. scöni hell, glänzend, herr- 
lich, schön (vgl. guf>askaunei, 
ibnaskauns) wird gewöhnlich als 
'beschaubar, sehenswert, ansehnlich' 
aufgefasst und zur idg. wz. *skeu- 
schauen, sehen (s. skuggwa, us- 
8 k a w s) gestellt. Andere denken aber 
an verwantschaft mit air. cuan schön, 
angenehm, cymr. cun anziehend, lie- 
benswürdig und mit lit. szauniis, 
Kaunas tüchtig, brav. 

skaürö, s. win|>iskaürö. 

skaürpjö f. skorpion, ans lat. 
tcorpio. 

skauts m. (oder skaut n.?) sauin 
des kleides, an. skaut ecke, ende, 
zipfel, ags. sceat ecke, keil, zipfel, 
bösen, afris. skät rockschoss, ahd. 
scöj kleidschoss, rockschoss, zipfel, 
mit ablaut zu *skiutan schiessen, 
krimgot. Schieten (mittere sagittam), 
an. skjöta, ags. sce'otan, afris. sciata, 
skieta, as. sce'otan, ahd. sciojan. Wz. 
*sKend- ist mit d aus *sKeu- weiter- 
gebildet, das in lit. szduju schiesse, 
aksl. sujq, sunq stosse, schiebe vor- 
liegt. Man beachte insbesondere lit. 
szdudyti mehrfach schiessen, alban. 
heb werfe. Zupitza (Die germ. gut- 
turale 153) trennt skauts von 
und vergleicht lett. skaudre scharfe 
kante, nkaudrs scharf, lit. skndrvs 
dasselbe, lat. cauda schwänz (das 
letztgenannte wort war schon von 
Leo Meyer herangezogen worden). 



Aksl. skulü saum des kleides ist 
lehnwort aus dem germanischen. 
Vgl. skewjan. 

skeima m. leuchte, fackel, an. 
sk/tne, ags. sctma, as. ahd. scimo 
glänz, zur wz. *skei- leuchten, b. 
skeinan. Zunächst vergleichbar ist 
air. sciam, sceim Schönheit. 

skeinan leuchten, scheinen, an. 
sk/na, ags. sctnan, afris. skina, as. 
sctnan, ahd. skinan, praesensbildung 
mit n- suffix zur wz. *skei- leuchten, 
vgl. skeima, skeirs und ferner 
gr. ftxti schatten, vxot&e dunkel, 
alban. he schatten, anmut, np. saya 
schatten, ai. chäyä glänz, schatten. 
Anders Hirt (Beitr. 23, 353 f.), der 
skeinan mit aksl. sinqti illucescere, 
sirii hell, licht, alban. si {sin-) auge 
verbindet. Krimgot. schediit lux ist 
dunkel. 

skeirs klar, deutlich, an. skirr, 
ags. sctr, afris. skire, as. skir, skiri 
I klar, hell, lauter, vgl. air. c4r rein, 
zu skeinan. Eues, sciryj lauter, 
aufrichtig, aksl. *Uirü scheint aus 
skeirs entlehnt zu sein. 

skewjan wandern, an. skifoa gehen, 
vielleicht zu lit. szuUdis im galopp, 
lett. sidis schritt, lit. szevulys Split- 
ter, vgl. die unter skauts bespro- 
chene wz. *sxeu- (Wiedemann, Das 
litauische praeteritum 32. 37). 

skildus m. schild, an. skjoldr, 
ags. scyld, afris. sk'eld, schild, as. 
scild, ahd. skilt, urspr. 'brett', vgl. 
lit. skiltis abgeschnittene Scheibe, 
skeliu spalte (Kögel, Idg. forschun- 
gen 4, 319), s. skilja. Hoflmann 
(Bezz. Beitr. 18, 286 f.) vergleicht 
skr. khe{a- schild, das besser ferne 



134 



gehalten wird. Dasselbe gilt natür- 
lich von ai. chardts schirm, schütz, 
das Bartholomae (Stadien zur idg. 
Sprachgeschichte 2, 58) heranzieht. 

skilja m. tieischer, zu an. skilja 
spalten, scheiden, ags. scylian tren- 
nen, lit. skeliu (inf. skelti) spalte, 
skalh holzspan, aksl. skala fels, slov. 
skala lichtspan, poln. skala fels, 
skalka Splitter, air. scailim zerstreue, 
breite aus, nehme aus einander, gr. 
<rx*AA« scharre, hacke. Neben *skel- 
steht *kd-, Hol- in aksl. koljq (inf. 
Mali) steche, schlachte, dessen be- 
deutung der von skilja sehr nahe 
steht. Vgl. skalja, skildus, 
skilliggs. 

skilliggs m. Schilling, an. skil- 
lengr, ags. scilling, afris. skilling, as. 
ahd. scilling, vielleicht urspr. 'klin- 
gende münze' zu an. skjalla, ags. 
sciellan, ahd. scellan schallen, tönen, 
klingen, oder aber zur wz. *skel- spal- 
ten (s. skilja) mit der urspr. bedeu- 
tung 'abgehauenes, kleines stück', 
wie Persson (Kuhns Zs. 33, 286) an- 
nimmt, indem er sich für die begriffs- 
ent wicklung auf gr. xip/xct kleine 
münze zu xtipu (schneide), Bchere, 
vernichte beruft. Aus dem germ. ist 
aksl. skülyti, sfilggu entlehnt (vgl. 
kaupön, kintus, leihwan). 

skip n. schiff, an. skip, ags. scip, 
afris. as. skip, ahd. seif, scef, uner- 
klärt (nicht aus gr. vxiQoc), 

skiuban, s. afskiuban. 

sköhs m. schuh, an. sk6r, ags. 
scöh, sceoh, afris. skö, as. scSh, ahd. 
sctioh, zu ahd. scehan eilen, aksl. 
skokä Sprung, skociii, skakati sprin- 
gen, air. der-scaigim zeichne mich 



aus, scuc/iim gehe weg. Vgl. | k o h s 1. 

skohsl n. böser geist, vielleicht 
zu an. skaka erschüttern, schütteln, 
ags. sceacan schütteln, eilen (Hell- 
quist, Ark. f. nord. fil. 7, 45), vgl. 
ausserhalb des germanischen skr. 
khaj- umrühren (Dhätupätha), khaja- 
rührstock, butters tössel, löffei. Eine 
wurzelvarietät mit idg. tenuis im 
auslaut liegt vor in ahd. scehan eilen 
(s. skohs). Kauffmann (Beitr. 18, 
154 f.) fasst sköhsl mit Grimm als 
'waldgeist' auf und vergleicht an. 
skögr wald, skage bewaldetes Vorge- 
birge. 

skreit&n, s. disskreitan. 

skuft n. haupthaar, an. skopl, 
verwant mit mhd. schöpf haar oben 
auf dem köpfe. Urspr. wird skufi 
'haarbüschel' bedeutet haben, vgl. 
an. skauf, ags. sce'af, ahd. scoub bün- 
del, strohbund, garbe, an. sk*fr 
troddel, quaste, ahd. scubil büschel, 
scobar schober, häufe, mhd. ein Scho- 
ber hat ein büschel haar. Neben wz. 
*skoup- steht Honp- in lit. kdupas, 
aksl. knpü häufen, wozu ags. heüp, 
ahd. hnf Oy houf mit p aus pp, vor- 
germ. pn (Ehrismann, Beitr. 20, 
54 f. f.). Vgl. noch czech. klruss. 
cup, cupryna, poln. czupryna schopl 
und daneben czech. ruse. cub, poln. 
czub. Es sei noch hinzugefügt, dass 
durch Busbecks aufzeichnung von 
krimgot. bars uns auch das gotische 
wort für 'hart' (= ags. beard, ahd. 
bart, vgl. apr. bardus, lit. barzdä, 
aksl. brada, lat. barba; dafür an. 
skegg) erhalten ist. 

skuggwa m. spiegel, an. skugyt, 
ags. scva, ahd. scüwo schatten, mit 



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135 



*ttkaggvxjn schauen, ags. sceawian, 
as. slauwön, ahd. scowoön, skauns, 
*nkuggioinön, an. xkygna spähen, 
ueskaws und andern germ. Wör- 
tern zur idg. wz. *skeu-, *keu- in 
aksl. cujq (inf. £»£») empfinde, fühle, 
nehme wahr, gr. buo<rxdo$ opfer- 
schauer, xoiu höre, merke, avest. 
kacir daemonisches wesen, ai. kam- 
weiser, äkuvate beabsichtigt, aküta-, 
äküti- absieht. Vgl. noch lit. kavdti 
hüten, verwahren, lat. caveo hüte 
mich. 

skula m. schuldig, Schuldner (sub- 
stantivisches adjectiv), ags. -scola, 
as. ahd. scolo, zu skulan. 

skulan schulden, an. skulo, ags. 
sculan, afris. skela, as. ahd. scolan, 
urverwant mit lit. tkeliv (inf. skelHi) 
schuldig sein, akola schuld, apr. 
tkallunan acc. pflicht, skdlänts schul- 
dig, potkulU ermahnen, vgl. ferner 
lat. tcelu* verbrechen, frevel, gr. 
VKoXtöi krumm, unredlich, armen. 
9%aletn. gehe fehl, ai. »khälaii strau- 
chelt, geht fehl. 

sküra f. Sturm, sküra windis Sturm- 
wind, an. skiZr, ags. scür regen- 
schauer, as. ahd. scür schauer, Un- 
wetter, hagel. Man vergleicht lit. 
tziauri}*, aksl. severu nordwind und 
ferner air. cua winter, cymr. catead, 
corn. coual, cotoes, bret. couhat schauer. 

s In hals (dahuU, vgl. sakuls, 
s k a \> u 1 s) zum schlagen geneigt, zu 
sla h an. 

slahan schlagen, an. da, ags. 
dean, afris. slä, as. ahd. slahan, ur- 
verwant mit air. sligim, slechtaim 
schlage, roselach schlug, vgl. avest. 
har»caye\ü wirft, ai. srkd- geschoss (?). 



I Weitere, doch ganz unsichere combi- 
nationen findet man bei Johansson 
(Beitr. 14, 311 f.). Vgl. slaühts. 

slahs m. schlag, vgl. ags. siege 
und an. slagr, dag, as. ahd. dag, 
zu slahan. 

sliulits schlicht, eben, an. slettr 
grade, eben, glatt, sanft, mengl. 
dighi, deght glatt, eben, afris. sliuht 
schlicht, einfach, ahd. sieht grade, 
eben, schlicht, einfach, klar, richtig. 
Johansson (Beitr. 14, 321 fussnote 3 ) 
und Franck (Anz. f. d. altertum 21, 
304) betrachten slaihts als eine par- 
ticipialbildung zu meugl. sUken, 
ahd. dihhan schleichen. Ganz unsi- 
cheres bei Sütterlin (Idg. forschun- 
gen 4, 96 f.). 

slaühts f. schlachten, Schlachtung, 
mit tiefstufe zu slahan. 

slauföan, s. afslauf)jan. 

slawan schweigen, vgl. mhd. dür 
faulenzen, faulenzer, schw. dial. stum- 
men sehr mager, schwach, norw. 
dial. dünn werden vom ge- 

treide, auch ags. slnma Schlummer 
und seine verwanten (s. Persson, 
Bezz. Beitr. 19, 262). Gewagt. 

sloijm f. schaden, sleijm f. ge- 
fahr, zu slei|)B. 

slei|>jan, s. gasleipjan, slei]>s. 

slei{»s schädlich, schlimm (oder 
I deideisl), an. slidr grimmig, furcht- 
bar, ags. diete grausam, grimmig, 
gefährlich, as. didi grimmig, grau- 
sam, böse, ungerecht, ahd. slidic 
grausam, böse. Man vergleicht gr. 
ahtrclv freveln, iAo/W« • «putpraiAos 
I (wozu Johansson, Beitr. 14, 316). 
I Ganz unsicher. Vgl. gas 1 ei f>j an , 
I slei|>a. 



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136 



slepan schlafen, krimgot. scAlipen I 
(d. i. scAlipen, vgl. mine = mena, 
criien — gretan), ags. slsepan, afris. 
slepa, as. slapan, ahd. släfan, ver- 
want mit nd. slap, ahd. slaf schlaff, 
wozu mit ablaut aksl. slabü schwach. 
Vgl. lat. labäre wanken, läbi gleiten, 
ai. lamiale hängt herab (anders Hirt, 
Beitr. 23, 292, der die sippe von 
slepan mit lit. itlpti schwach wer- 
den, sllpnas schwach verbindet, 
indem er das p im litauischen durch 
entgleisung erklärt). 

sleps m. schlaf, ags. Mp, afris. 
stip, as. släp, ahd. slaf, zu slepan. 

slindan, s. fr as lind an. 

sliupan schleichen, ahd. sliofan, 
vgl. ags. slvpan. Mit afslaupjan 
zu lat. lübricus schlüpfrig. 

smair^r n. fett, vgl. an. mjor 
fett, butter, ags. meoru fett, afris. 
smere unschlitt, schmeer, ahd. smero 
fett, Bchmeer und s mar na. Urver- 
want sind lit. marsas, smarstvas, 
smarsU fett, marslas, marce gestank, 
air. smir mark, gr. (iupov y ffftvpov 
salbe. 

smakka m. feige, vielleicht zu 
ags. smacc, ahd. mac geschmack, 
ags. meccan schmecken, ahd. wec- 
ken schmecken, geschmack empfin- 
den, machen geschmack von sich 
geben (Johansson, Kuhns Zs. 36, 
383), vgl. lit. smaguridi leckerbissen, 
smaguriduli naschen, magurysle nasch- 
haftigkeit (Zupitza, Die germ. gut- 
turale 165). Aksl. smoky beruht auf 
germ. *smakkö. 

smakkabagniM m. feigenbaum, s. 
smakka und bagms. 

smals klein, gering, ags. smxl, 



I afris. mel, as. ahd. «mal, vgl. au« 
smale klein vieh (ahd. malanöj, stna- 
laj viAit). Ausserhalb des germ. ge- 
hören hierher aksl. mala klein, air. 
mtl tier, gr. u.y,xov kleines vieh, schaf. 
Nniaraa f. mist, kot, s. s m a i r | i r . 
sin ei tun, s. bismeitan. 
sini|ta. s. aizasmif)a. 
Mni|i(m. s. gasmij)ön. 
smyrn n. (?) myrrhe, aus gr. 
ffßvpvct, das wie ßvppx auf hebr. mör 
beruht, doch sich an vpvpov salbe 
(s. sm a i r|)r) angelehnt hat (s. Lewy, 
Die semit. fremdwörter im griechi- 
schen 42). 

snaga m. oberkleid, unerklärt. 
Man vergleicht zweifelnd gr. **k>j, 
vdw wolliges feil, vliess, wozu viel- 
leicht apr. nognan leder (d.i. *nok- 
nant LidSn, Stud. zur aind. und 
vergl. Sprachgeschichte 66 f.). 

snaiws m. schnee, an. sndr, ags. 
rndxc, as. ahd. sneo, allgem. idg., 
vgl. lit. snigas schnee, sndigala 
Schneeflocke, sninga, tn<!kt es schneit, 
aksl. snegü schnee, air. migid es 
schneit, snechta schnee, lat. ninguere 
schneien, lat. nix (acc. nivem) schnee, 
gr. vtcpst schneit, vlQx acc. schnee 
(= nivem), iyi-vvitpoq schneereich, 
avest. snaezaiti schneit. Identisch ist 
snaiws nur mit lit. mPgan, aksl. snfgi 
und mit ai. snehct- glänz, glänzendes, 
öl, fett, Zuneigung. Die bedeutung 
des indischen Wortes ist darum in- 
teressant, weil sie uns den grund- 
begriff der wz. *sneigA- (mit labio- 
velarem gh) kennen lehrt : es kann 
ja nicht zweifelhaft sein, dass dieser 
'glänzen* gewesen ist (ai. snthyali 
I wird glänzend, empfindet Zuneigung). 



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137 



snarpjan, s. atsnarpjan. 

snei^an schneiden, ernten, an. 
sntdä, ags. xmdan, afris. tnUka, as. 
snithan, ahd. snidan schneiden, uner- 
klärt (s. aher Johansson, Beitr. 14, 
354 f.). 

sniumjan eilen, Tgl. ags. me'ome, 
as. ahd. sniunw, sniomo adv. rasch, 
schnell, mit sniumundö adv. eilig 
zu s n i w a n. Vgl. mit abweichendem 



8Ökn8 f. nntersnchung, forschung, 
an. sökn angriff, anklage, zusammen- 
fluss einer Volksmenge, kirchspiel, 
ags. sSen suchen, Untersuchung, be- 
such u. s. w., zu sökjan. 

Söll n. (söps m.?) Sättigung, zu 
sa{>8. 

spaikulatur fremdwort: lat. spe- 
culator. 

spaiskuldr n. (spaishddrs m.?) 
speichel, nicht genügend erklärt. 
Vielleicht ist spaiskuldra verschrie- 
sniwan eilen, sich bemühen, ags. [ ben rar *spaikuldra f vgl. as. spekalr- 



vocalismus an. 
snemmendes früh. 



snimma. sncmma 



sneotoan, vgl. an. snua wenden, keh- 
ren, drehen, snydja eilen, unsiche- 
ren Ursprungs. Gewöhnlich denkt 
man an verwantschaft mit air. snuadh 
fluss, gr. via schwimme, rat. vtüvo- 
fixt, ai. snäuii trieft, muta- fliessend, 



dra, ahd. speikhaltra, speichila, afris. 
spekle, die mit ags. spald, spdil zu 
8p ei w an gehören. 

sparwa m. Sperling, an. spprr, 
ags. spearwa, ahd. sparo, vgl. gib. 
apr. tpurgliu spergla- (in sperglawa- 



triefend (anders, aber kaum richtig nags Sperber, wie engl, sparrowhawk) 



Johansson, Beitr. 14,' 342 f.). 

snörjö f. flechtwerk, korb, vgl. 
an. snfre geflochtener strick, ahd. 
snuor schnür, band, seil, zur wz. 
**»<?-, *ne- flechten, nähen, spinnen, 
welche unter nef>la besprochen ist. 
Man beachte insbesondere avest. 
snävard sehne, päli nakäru-, ai. snd- 
van-, snayu- band, sehne. 

snntrs weise, klug, an. snotr, ags. 
snotor, snotior, ahd. snnttar. Man ver- 
gleicht gr. e&p&q reif, stark (wozu mit 
ablaut skr. sändra- zäh, dick, dicht). 

sökareis m. forscher, vgl. ahd. 
suochäri sucher, zu sökjan. 

Sökjan suchen, an. sßja, ags. 
secan, as. sokian, ahd. suohhan, ur- 
verwant mit air. saigim suche, lat. 
sägire spüren, sagax scharfsinnig, 



und gr. virotpoLsiov ' Hpveov iß<pepU 
vTpcvSü (Hesych., s. Hoffmann, Bezz. 
Beitr. 21, 140). Man denkt an idg. 
*sper- mit dem fusse ausschlagen 
in an. spema y sporna, ags. spunian 
mit dem fusse ausschlagen, mit dem 
fusse wegstossen, ahd. spornän mit 
der ferse ausschlagen, lit. spiriu stosse 
mit dem fusse, lat. sperno stosse 
weg, verachte, gr. <raWp<w zucke, 
zappele, ai. sphur&ti stösst mit dem 
fusse weg, zuckt u. s. w. Vgl. noch 
com. frau krähe, bret. frau eule 
und lett. sparws bremse. 

spaürds f. rennbahn, ags. spyrd, 
ahd. spurt rennbahn, ai. spfdh- kämpf 
zu spdrdhate wetteifert. 

spediza später, spedists, spedumists 
spätester, comp, und superl. zu 



gr. nytofieti, dor. »yioptat führe. Vgl. ahd. späii spät. Man vermutet zuge- 
sakan. hörigkeit zur wz. *sp(A)ei- in lit. 



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I 



138 



spfju habe müsse, aksl. spfjq habe | ahd. spinnan, urverwant mit lit. 
erfolg, lat. spes hoffnung, ai. sphayale \ ptnti flechten, aksl. pgti spannen, 
wird feist und andern Wörtern, welche Vgl. fana. 

auch im germ. verbreitet ist : ags. nprautö schnell, bald, vielleicht 
spawan, ahd. spuon gelingen, ags. zu ags. spreotan, mhd. sprießen spries- 
sped, ahd. spuot fortgang, gelingen sen. Vgl. lit. sprusiu dringe heraus 
u.s.w. aus einer klemme, spravdZtu dränge 



spei wan speien, spucken, an. spyja, 
ags. sptwan, afris. spia, as. spiwan, 



etwas gewaltsam in einen engen 
Zwischenraum, lett. spraustes prijam 



ahd. spiioan, spian, urverwant mit sich davon machen, cymr. Jfrwst hast 
lit. spiduju, aksl. pljttjq, lat. spuo, und ohne den dental lett. sprautes 

emporkommen, cymr. ffreuo fliessen 
(hierher auch ahd. spriu spreu?). S. 
dazu Bruginaun, Idg. forschungen 
1, 177. 

spyreida (?) m. korb, aus gr. 
ffXvpU, gen. avupiio4- 

stafs m. (?) element, an. stafr, 
ags. stx-f, afris. tief, as. staf, ahd. 
stab, «top stab, vgl. apr. stabis stein, 
lit. stdbas gotzenbild, schlagtiuss, 
lett. stabs pfeiler, säule, lit. stabarax 
trockene baumaste, aksl. stoborä säule, 
zur idg. wz. *sthebh- iu lit. stembti 
sich befestigen, stabyli, stabdyti zum 
stehen bringen, stebHis staunen, ai. 
stabhnati, stabhnoti, stambkayaii stützt, 
hemmt (vgl. Zubaty, Sitzungsberichte 
der kön. böhm. ges. der Wissenschaf- 
ten 1895, XVI, 14 f.). Aksl. stapü 
stab beruht auf ahd. stap und gib. 
air. sah ist ebenfalls aus dem germ. 
entlehnt. 

staggan, s. usstaggan. 
staiga f. steig, weg, ahd. steiga, 



gr. vrvo», armen, thkhanem (aor. 
ethtikh) speie, np. tuf speichel, kurd. 
iuw, tuk, osset. thu spucken, Spei- 
chel, ai. HtMvämi speie, *(Ayütd- ge- 
spieen. Die wz. ist onomatopoetisch, 
vgl. bask. %stu y chistu, cAu, thu Spei- 
chel. Vgl. spaiskuldr. 

spilda f. schreibtafei , vgl. an. 
spjaid brett, tafel, ags. speld splitter, 
holzstück, mhd. späte abgespalte- 
nes holzstück, handgerät der weberei, 
zu mnd. spolden, ahd. spalten spal- 
ten, vgl. bret. faut fissura, ai. spAu- 
tdti platzt, spaltet sich, spAa{ayati 
spaltet. 

spill n. erzähluug, sage, fabel, an. 
spjall, ags. as. ahd. spei, s. s p i 1 1 o n. 

gpilla m. verkündiger, ahd. -spello 
(in icärspello), s. spillön. 

spillön verkündigen , erzählen , 
ags. spellian, ahd. spellön, denomina- 
tivbildung zu spill. Das hierherge- 
hörige apilla identificiert Froehde 
(Bezz. Beitr. 19, 241 f. f.) mit gr. 



'A-wiAA«v('ATfl'AA«v). Mit mehr recht mit ablaut zu steigan, vgl. lett. 
zieht er lat. -pelläre sprechen, rufen stiga, aksl. slfdza, stXza pfad, sUgna 
(in appelläre u. s. w.) heran. Anders Strasse und insbesondere alban. Siek 
Schröder (Zs. f. d. altertum 37, 241) durchgang, eingang, weg, haarschei- 
und Kögel (Idg. forschungen 4, 318). ( tel, dem staiga vollkommen ent- 
spinnan spinnen, an. spinna, ags. I spricht. 



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139 



stainahs steinig, mit gramm. 
Wechsel ags. st&nig, ahd. steinag (doch 
steinaki steinichter boden), zu stains. 

staineins steinern, ags. st&nen, 
afris. nd. Stetten, ahd. steinin, vgl. 
aksl. steninä steinig, felsig, zu 
s tai ns. 

stainjan steinigen, ags. stsenan 
steinigen, ahd. steinen mit steinen 
besetzen, steinm steinigen, zu stains. 

stains m. stein, fels, an. steinn, 
ags. stdn, afris. as. sten, ahd. stein f 
urverwant mit aksl. stSna mauer, 
steninü steinig, felsig. Gehört hierher 
auch lit. stäint Pferdestall? Das n 
in stains ist suffixal, vgl. gr. <rri», 
vtIqv steinchen, kiesel, avest. staera- 
klippe, ai. styayaie gerinnt, wird 
hart. 

stafrnö f. stern, krimgot. siern, 
an. stjarna, ahd. ste'rno neben ags. 
steorra, as. ahd. sterro, erweitert aus 
idg. *ster-, vgl. cymr. seren, com. 
Heren, bret. derenn, lat. Stella (aus 
**terlä), gr. itr^p, armen. astx, avest. 
slar-, ai. star-, 

stafrö f. unfruchtbare, urverwant 
mit bulg. sterica gelt, lat. sterilis 
unfruchtbar, gr. (rrstpa unfruchtbare 
kuh, 9rißi<po( unfruchtbar, alban. 
Ujept lamm, junge kuh, armen. 
sterdz unfruchtbar, ai. stari- unfrucht- 
bare, nicht trächtige kuh, stärke. 
Die sippe gehört wahrscheinlich zur 
idg. wz. *ster- starr sein (vgl. and- 
s t a ü r r a n). 

staks m. (?) mal, wundmal, mit 
secundärem ablaut zu afris. steka, 
as. stekan, ahd. stehhan stechen, 
deren e aus i hervorgegangen ist, 
vgl. ags. slician stechen, lat. instujare 



anspornen, gr. arl^u steche, crrty/iet 
stich, mal, avest. tiyra- scharf, ai. 
tejate ist scharf, tejayati schärft, sta- 
chelt an, tigmd- spitzig, scharf, tejas 
schärfe, glänz, kraft. Vgl. hleij)ra- 
s take ins , stiks. 

st ul du Ii. 8. andstald. 

stamms stammelnd, an. stamr, 
stammr, ahd. stam, vgl. gib. ags. 
stamor und ahd. slamal, wozu sta- 
malon stammeln, auch as. ahd. stum 
stumm. Urspr. war stamms 'in der 
rede gehindert, stockend', denn das 
verwante ahd. stemmen, Siemen be- 
deutet 'einhält tun, stehen machen'. 

standaii stehen, an. standa, ags. 
standan, afris. stonda, as. standan, 
ahd. stantan, Weiterbildung der idg. 
wz. *si(u)ü-, *sl(A)e- in schw. stä, 
dän. staae, afris. stän, as. ahd. sten, 
stän stehen, lit. sloti sich stellen, 
askl. statt sich stellen, stojati stehen, 
air. tau, tS bin (*stägo), sessam stehen 
(subst.), lat. släre stehen, sistere stel- 
len, gr. i<TT»(u, dor. 7<rröifi,i stelle, 
for*v stellte mich, stand, avest. 
Aislaili, ai. liMhali steht. Vgl. af- 
stass, anastüdjan, gasto|)a- 
nan, staj>s stätte, staJ>B ufer, 
stöjan, stöma. 

stajra m. stätte, ort, gegend, stelle, 
an. sladr, ags. Hede, afris. sied, as. 
stad, ahd. Hat beruht auf *st<tdi- 
aus vorgerm. *sl9ti-, vgl. lat. stati-o 
Standort, posten, gr. vtüvh, ai. sthüi- 
stehen (subst.), zur wz. *st(A)ä- (s. 
standan). Nach Busbeck bedeutet 
krimgot. statz nicht 'statte', sondern 
'terra'. 

staps m. (oder stob n.) gestade, 
ufer, ags. sUed, as. statt, ahd. stad, 



140 



slado, zu st and an. Krimgot. stalz 
terra ('land' im gegensatz zum 
meere?) kann hierher gehören. 

staua f. gericht, urteil, s. 8 1 o j a n. 

staua m. richter, s. stöjan. 

Htauastölfl m. richterstuhl, s. 
staua und stöls. 

starirknan, s. gastaürknan. 

Htaürran, s. andstaürran. 

stautan stossen, schlagen, an. 
stauta, as. stötan, ahd. stojan stos- 
sen, urverwant mit alban. slüti stosse, 
vgl. ohne * an. pot ungestüm, lat. 
tundo, ai. ludatni stosse. Vgl. noch 
Ehrismann (Beitr. 18, 216). S. auch 
|)uthaürn. 

steigall steigen, an. stiga, ags. 
stigan, afris. stiga, as. ahd. sligan, 
urverwant mit air. ttagaim gehe, 
schreite, lit. staiga adv. eilend, plötz- 
lich, lett. staigäl wandeln, aksl. 
stigny komme, erreiche, gr. rrt/gM 
gehe, steige, ai. stighnoti steigt. Vgl. 
staiga. 

stibna f. stimme, ags. stemn, 
stefn, afris. stemme, as. stemna, slemma, 
ahd. Himma, mit urspr. m (vgl. 
ibns), urverwant mit cymr. safn 
mund, bret. staffn gaumen, gr. artfiet 
mund, avest. staman- maul. Vgl. 
m u n |> s. 

stigqan stossen, an. stfkkva sprin- 
gen, Btürzen, ags. stincan aufwirbeln, 
vielleicht identisch mit ags. stincan 
duften, übel riechen, ahd. stincan 
einen geruch von sich geben, wird 
mit lit. slengiüs strenge mich an, 
widerstrebe, cymr. sangu treten, lat. 
stingno lösche aus, distinguo trenne, 
unterscheide verglichen. Die bedeu- 
tu ngen machen Schwierigkeit. 



st i k 1s m. becher, kelch, wird 
meist mit an. stikell, ags. sticcl, ahd. 
■■stich il stachel, spitze identifiziert, 
indem man annimmt, dass das wort 
erst nur die spitze des trinkhornes 
bezeichnet hätte. Dagegen ist aber 
zu bemerken, dass stikls vielmehr 
ein wort für die Substanz 'glas' ge- 
wesen zu sein scheint, denn das 
jedenfalls damit identische aksl. 
sliklo hat nur diese bedeutung, wes- 
halb es bedenklich ist stikls mit der 
unter staks besprochenen wz. zu 
verbinden. Ist stikls aus aksl. sUklo 
entlehnt? Vgl. Beitr. 22, 191. 

stiks m. (?) stich, punkt, ags. 
stice, mhd. stich, zu germ. *stekan, 
*stikan, s. staks. 

stilan stehlen, an. stela, ags. ste- 
lan, afris. stela, as. ahd. stelan, vgl. 
gr. VTipivKu, trrtpiu beraube, tripo/tai 
bin beraubt. Osthoff (Beitr. 13, 460 
f.) erklärt das / in stehlen durch 
anlehnung an hehlen, (s. huljan). 
Wie ist dann aber das l in air. lela, 
teola dieb zu beurteilen ? Kern (brief- 
liche mitteilung) stellt dieses kel- 
tische wort zu germ. stelan. 

stiur m. stierkalb, ags. steor, 
anfr. stier, ahd. stior stier, woneben 
ohne anl. * an. pjörr, nl. limburg. 
deur, wird von Schulze (Kuhns Zs. 
29, 271) auf *siiwuraz, idg. *slhe- 
w9ro-s zurückgeführt und mit ai. 
sthävira- dick, derb, vollwüchsig, alt 
(mit tiefstufe der wz. sthürd-, sthüld- 
dick) gleichgesetzt, wobei sich aller- 
dings das fehlen des nominativ-J 



recenuuer 



her s k 



teirs, swers wie in 



baür, wair durch die kürze des 
dem r vorangehenden vocales (hier 



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141 



also u) erklärt. Es ist aber bedenk- 
lich das wort von den stiernamen in 
andern sprachen zu trennen, welche 
jedoch lautliche Schwierigkeiten dar- 
bieten. Einerseits weist gall. tarvos, 
air. iarbh, cymr. tarw, com. tarow, 
bret. tarv, tarf auf eine idg. grund- 
form *tarwo-s t andererseits muss man 
für die formen in den übrigen spra- 
chen ein ursprachliches *(s)t(h)auro- 
ansetzen, vgl. apr. tauris wisent, lit. 
tauras, tauris auer, aksl. turä, lat. 
tau ms t gr. retüpos (das nicht aus 
*txpro$ entstanden sein kann) stier, 
avest. stooro-, mp. stör zugstier, np. 
»utör, ustör rosa, osset. sturthä vieh. 
Nicht gut beglaubigt ist skr. sthüra- 
stier. Dagegen darf zigeun. shturno 
stier als ein indischer beleg dieser 
sippe angeführt werden, welche wir 
selbst über den grenzen des idg. 
Sprachgebietes widerfinden , denn 
aram. tör y hebr. Sör, ureem. *iauru 
stier lässt sich kaum von stiur, 
avest. staora- u. s. w. trennen. Nach 
Schmidt (Die urheimath der Indo- 
germanen 7, vgl. Lewy, Die semit. 
fremdwörter im griechischen 4) ist 
es denkbar, dass die idg. Wörter 
zum teile aus dem semitischen ent- 
lehnt und vom einen volke zum 
andern gewandert seien. Es wäre 
aber auffällig, dass die Indogermanen 
grade ein wort für 'stier' entlehnt 
hätten, während ihre terminologie 
der Viehzucht sonst so ausgebildet 
ist: vgl. aihwatundi, aühsa, 
awej)i, faihu, gaits, hairda, 
hairdeis, swein, wrifjus, wul- 
la und insbesondere noch an. kyr, 
ags. cu, ahd. cAuo, lett. güws, aksl. 



gov- (govgdo), air. b6 t lat. öös, gr. 
ßoüi, armen, kov, avest. gäu-I, ai. 
gdu-s. 

stiurjan feststellen, bestimmt be- 
haupten, vgl. ahd. xtiuri, stüri stark, 
stattlich und vielleicht an. styra, 
ags. styran steuern, ahd. stiur en len- 
ken, leiten, stützen, wie auch an. 
staurr pfähl. Man denkt an Zusam- 
menhang mit lat. rSstauräre wider 
aufrichten, gr. aTaupot pfähl mit 
suffixalem r zu arv« richte auf, 
gtvXo; säule. Was den vocalismus 
anbetrifft, verhielte stiurjan sich zu 
vrctvpfa wie stiur zu Tocvpot. 

stlwiti n. (?) erdulden, geduld, 
idg. *stewedyo-, woneben * study o- in 
lat. Studium streben, eifer (Johansson, 
Beitr. 15, 237). 

8töjan richten, mit staua m. 
und staua f. zu idg. *stäu- (Weiter- 
bildung von *stä-, s. standan) in 
lit. stoväi stehen, aksl. stavii stand, 
staviti stellen. 

Stöls m. stuhl, thron, an. stSU, 
ags. st6l y afris. as. stöl, ahd. stuol, 
urverwant mit lit. stülys baumstumpf, 
stdlas tisch, aksl. ttolü sessel, apr. 
sUdlit stehen, vgl. aksl. steljq breite 
aus, gr. vrixxu stelle fertig, ai. 
sthdla-, sthali- erhebung, anhöhe, 
trockenes land, festland. Als krim- 
gotisch ist stul sessel überliefert. 
Vgl. andstald. 

Stoma m. grundlage, formell iden- 
tisch mit lit. stomn statur, lat. ste- 
inen, gr. ffT^fuiv aufzug am Webstuhl, 
ai. sthäman- Standort, kraft, zu der 
unter standan besprochenen wz. 
Vgl. noch cymr. se/yll, com. bret. 
sevelt stehen mit * aus st. Anders, 



142 



aber kaum richtig wird stöma von I 
Schröder (Za. f. d. al tertum 42, 68) 
beurteilt. 

8 trau j an streuen, an. strd, ags. 
strigan, streowian, afris. strewa, as. 
ströian, ahd. straujan^ strewen, urver- 
want mit abret. strömt, lat. strävi 
habe hingebreitet, struo häufe auf, 
baue. Die wz. *strä%- ist weiterge- 
bildet aus *ster-, vgl. akel. sttrq, 
air. -sernatm^ lat. stemo, gr. ö-rdp- 
vuA"> ffTopivpüfiiy ai. strnSmi, strndmi 
breite aus. 

striks m. strich, ahd. strih zu 
ags. strtcan, ahd. strihhan streichen, 
urverwant mit aksl. strigq schere 
(inf. strtiti), lat. *tfr%o streife, *tfr*?a 
strich, strigilis kämm. Neben *streig~ 
steht *streug- in an. strjüka streichen, 
aksl. strügati scheren, strugü Werk- 
zeug zum schaben, strugaü schaben, 
gr. trrpiüyofiai schmachte hin, reibe 
mich auf. 

stubjns m. staub, ahd. stuppi, 
mit ahd. sioup zu nl. stuiven, ahd. 
stiohan stieben, das unerklärt ist 
(vgl. Martin, Deutsche Litteratur- 
zeitung 1893, N° 45). 

SUgil n. (sonne) = ags. sygel aus 
germ. *suml<-, idg. *sutcel- (avest. 
hvar», ai. mar). Weiteres unter 
sa u il. 

sulja (?) f. sohle, ahd. *ola. Ent- 
lehnung aus lat. solea schwelle (*sola 
sohle) ist nicht sicher. Vgl. gasul- 
j a n , s a u 1 s. 

su ms irgend einer, an. sumr, ags. 
as. ahd. sum, gr. «aw-, ai. sama-, 
vgl. sama. 

sundrö abgesondert, beiseite, an. 
sundr, ags. sundor entzwei, afris. I 



I sunder, as. sundar, ahd. suntar ab- 
gesondert, vgl. gr. arep ohne, ai. 
sanutdr weit hinweg und ferner air. 
sain verschieden, besonders, lat. sine 
ohne, avesi. Aanar» in der ferne, 
fern von. 

snnja f. Wahrheit, sunji-s wahr, 
ap. hafiya-, avest. Aaipya-, ai. satyd- 
wirklich, wahr, mit an. sannr, ags. 
sött, as. söd wahr zur wz. *e%- sein, 
s. im. 

sunjis, s. sunja. 
sunna m., sunnö f. sonne, krim- 
got. sune, ags. afris. sunne, as. ahd. 
suntio, sunna, zunächst auf *swen-, 
*sun~ beruhend, vgl. air. fursunnud 
erleuchten, avest. gen. %v?ng (neben 
hürö zu hvar9) sonne. Dieses *swen- 
ist aber aus *sü- weitergebildet, 8. 
sauil. 

snns sogleich, alsbald, plötzlich, 
vgl. ags. s6na, as. ahd. »an. 

Sanas m. söhn, an. sonr, ags. 
afris. as. ahd. sunu, lit. süniu, aksl. 
synü, ai. sünu-, mit air. sutk geburt, 
frucht, ai. sutdr söhn und gr. ufrff, 
v\v<; söhn zu ai. shte gebiert. 

supön würzen, vgl. ahd. soffön, 
unerklärt. 

8üte angenehm, behaglich, ruhig, 
mit ablau t zu an. sftr, ags. swete, 
as. swöti, ahd. suoji, lat. suävis, gr. 
v?5^-*, dor. ö£ü?, ai. svädu- süss. Vgl. 
lat. suadere überreden, gr. ijioftat 
freue mich, ^ovif lust, x^xvx ge- 
falle, np. %västan wünschen, wollen, 
ai. svädate ist erfreut, geniesst (neben 
svddati macht schmackhaft, würzt). 

sn]ijan, sujijmi kitzel empfinden, 
nach Johansson (Beitr. 15, 237) zu 
I der unter saups besprochenen wz. 



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143 



sufm n. magen (oder aufm* tu.), 
vielleicht verwant mit sauf)8, su|>- 
jan (s. Johansson, Beitr. 15, 237). 

swa so, an. svd, ags. med, vgl. 
ahd. »ö und s w e. 

swaggwjan, s. afswaggwjan. 

swaihra m. Schwiegervater, moaihrö 
f. schwiegermatter, ags. meeor, ahd. 
swehur, fem. an. svxra, ags. meger, 
ahd. siüigar, allgem. idg. : lit. tze- 
szvra«, aksl. svekrü, fem. svekry (mit 
idg. X*), corn. hungeren, fem. hweger, 
lat. *o<w, fem. soeru*, gr. ixupds, 
fem. hnupx, alban. ü/Vp, vjehtp, fem. 
vje'hepe (mit idg. £), armen, fem. 
skemir, avest. #t>tf#i«*a-, np. %%sur, 
fem. xutrü, ai. cvdfura-, fem. cvaqrit-, 

swalrbaa, s. afswairban. 

swalaujis so gross, so viel, s. 
swa und laudi. 

swaleiks so beschaffen, an. #ft*r, 
ags. *toylc, 8. swa and leikf Vgl. 
as. sulil; ahd. sulih. 

s walle ins, e. uf s wall ein s. 

swa nun s m. (oder swamn n.) 
schwamm, an. svyppr, ags. mcotnm, 
ahd. *twimp, nicht genügend erklärt 
(man beachte gr. vofiQi* schwam- 
mig, locker, porös). 

swa ran schwören, an. wer/'a, ags. 
merian, afris. tfcara, as. ahd. stoerian, 
urspr. auch 'antworten' (an. »vara, 
ags. andmearian), vgl. die sippe von 
ai. rafrati tönt, erschallt, lässt er- 
schallen. 

sware vergeblich, umsonst, un- 
erklärt. 

swartfc (oder moartizl) u. schwärze, 
tinte, zu swarts. 

swart» schwarz, an. svartr^ ags. [ 
meart, afris. as. »wart, ahd. marz 



schwarz , dunkelfarbig , ablautend 
mit an. iorta schwarze färbe, »orte 
schwarze wölke. Man vergleicht lat. 
sordes schmutz, sordidu* schmutzig. 

swe wie, zu swa. 

Hwegnilm f. freude, frohlocken, 
moegnjan frohlocken, verwant mit 
g a s w ö g j a n. 

sweiban aufhören, ablassen, vgl. 
ahd. meiftön stille sein, nicht genü- 
gend erklärt (s. Persson, Bezz. Beitr. 
19, 263 f. f., dergr. vtaxxo» schweige 
vergleicht). 

swe in n. schwein, an. «Wir, ags. 
sie in, afris. as. ahd. mein, zunächst 
vergleichbar mit aksl. svinü vom 
schwein, mnnija schwein, lat. svinus 
vom schwein. Idg. *mvino- ist von 
**ü- abgeleitet, vgl. an. syr, ags. mt, 
ahd. m, cymr. hvcc, corn. hock, lat. 
*üs, gr. <rüc, avest. hü-, ai. fükard- 
schwein. Neben mein, stand im got. 
*bargiu verschnittenes schwein (= an. 
borgr, ags. bearg, ahd. baruh), woraus 
bask. bargo junges schwein, ferkel 
entlehnt ist (vielleicht ist auch aksl. 
brartt ein lehnwort aus dem germa- 
nischen : nach Hirt wäre es auf got. 
Harws zurückzuführen). Andere Wör- 
ter für 'schwein, eber, ferkel' sind 
ahd. ebur, lett. veprs, aksl. veprl, 
lat. aper eber; ags./WÄ, ahd. farah, 
lit. pdrszas, aksl. pra»^ air. orc, lat. 
porcus, gr. iropKOs schwein, ferkel. 

sweipains, s. midjasweipains. 

sweran ehren, verherrlichen, ahd. 
»wären drücken, zu swers. 

swerei f. ehre, ahd. mcäri schwere, 
gewicht, kummer, zu swers. 

swerijm f. ehre, ahd. meärida 
schwere, zu swers. 



144 



swers (schwer), geehrt, an. scdrr, 
ags. .str:ir, as. and. stoär schwer, 
urverwant mit lit. tverti wägen, 
suariti schwer, svdras, svora* gewicht. 

swes eigen, an. svdss traut, lieb, 
ags. stcsu eigen, afris. swes verwant, 
as. ahd. swäs eigen, Weiterbildung 
von idg. *swo-, *sctco-, vgl. apr. 
swais, lit. gen. sdvo sein, aksl. svoji, 
alat. novo», lat. svus, gr. Ms, ai. 
svd- eigen (s. auch seine). 

swibls m. Schwefel, schw. swa/vel, 
ags. swe/el, ahd. swebal, unerklärt 
(vgl. jedoch Much, Zs. f. d. alter- 
tum 42, 165 f., der auf grund von 
westf. swäggel eine ältere form 
*sweqh- aus *swelqlo- ansetzt und 
lat. sidpur vergleicht). Aksl. zupelti, 
zuplü entstammt dem germ. 

swiglja m. flötenbläser, zu Bwig- 
lön. 

8wiglön die flöte blasen, pfeifen, 
ahd. sweglön zu sw'egala flöte, viel- 
leicht zu gaswögjan, swegni|>a, 
kaum dagegen zu gr. <rl%a> zische, 
natürlich nicht za lat. sibiläre zischen. 

swikns rein, unschuldig, keusch, 
an. *ykn schuldlos, straffrei, vgl. ags. 

'clearance from criminal charge', 
unerklärt (wol mit unrecht fasst man 
das wort als sw-ikm auf, indem man 
gr. atyf«,ett scheue, avest. yaz-, ai. 
yaj- verehren heranzieht). 

swikun{>8 (ttwe.kunpa) offenbar, be- 
kannt, zu idg. *9ice~, **wo- (s. swes) 
und k u n f) s. 

HWiltan hinsterben, an. svelta, ags. 
as. swelian, ahd. twelzan, unerklärt. 
Dazu swultawairpja und krim- 
got. schwalth tod. 

Nwinjiei f. stärke, kraft, mhd. »winde 



I schnelle, heftigkeit, zu swinps. 

swinJhN stark, gesund, an. tvinnr 
S klug, verständig, ags. swid kräftig, 
\ geschickt, as. »with, »withi, mhd. 
»winde kräftig, heftig, tapfer, urver- 
> want mit air. fe'taim, seiaim ich kann 
< (vgl. noch Johansson, Beitr. 15, 238). 
swistar f. Schwester, krimgot. 
Schwester, an. syster, ags. sweoster, 
afris. swesier, as. ahd. swestar, apr. 
swestro, lit. se*u, aksl. *e*lra, air. 
siur, fiur, cymr. ckwaer, lat. sorot 
Schwester, gr. Up • %yarnp, ave^ifa, 
armen, khoir, avest. fceaw^ar-, ai. 
svdsar- Schwester. 

swögatjan seufzen, s. gaswög- 
jan. 

swogjan, s. gaswögjan. 

8wultawair|>ja m. der sich zum 
tode neigt, s. swiltan und wair- 
}>an. 

swiraM (swunul) n. teich, zu an. 
symja, svinma, ags. as. ahd. swimman 
schwimmen (got. *sumjan, *swimman). 
Vgl. cymr. chwyf bewegung. 

synagogafajw m. Vorsteher einer 
synagoge, s. synagöge und brüj>- 
faps. 

synagöge f. synagoge, aus gr. 
X. 

tagl n. haar, an. lagl pferde- 
schwanz, ags. üegl, ahd. zagel schwänz, 
vielleicht urverwant mit ai. dacu 
die am ende eines gewebes hervor- 
ragenden zettelfäden, fransen, Ver- 
brämung eines gewandes, lampen- 
docht. Air. dual locke, schnür, fran&e 
muss wegen cymr. dull aus dem 



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f - 

I 



14 

spiele bleiben (a. Zupitza, Die germ. 
gutturale 192). 

tagr n. zähre, an. ktr y ags. tear, 
afris. tär, abd. zahar weist mit sei- 
nem gramm. Wechsel auf eine grund- 
form mit teuuis im wurzelauslaut 
und isf urverwant mit air. der, 
cymr. dacr, alat. dacruma, Ist. /acrw- 
ma, gr. J*xpy. Vgl. ohne anl. d lit. 
<«rara, kurd. <wr, np. an, ai. «fr«, 
ofra- (s. ähnliches unter arbaips). 
Bei weiterer forschung ist auch 
Meillet (Idg. forschungen 5, 331) 
zu berücksichtigen. 

talijan reissen, zerren, vgl. gr. 
lixvu, ai. ddgämi beisse, deren u 
aber auf idg. n zurückgeht: man 
beachte ai. d/h/ts^ra-, avest. difstra- 
spitzzahn, fangzahn, ahd. zangar beis- 
send, an. long, ags. tonge, ahd. zanga 
zange. 

taihswa recht (gegensatz von 
'link'), ahd. z'eso, urverwant mit lit. 
deszine' rechte hand, aksl. detinii, air. 
des», lat. dexter, gr. Itt-iic, avest. 
dmina-y ai. ddknna- recht. 

taihnn zehn, krimgot. Ihiine (für 
11, 12, 13 tkiin-ita, thiinc iua, thiine 
iria), an. ttu, ags. tjjn, afris. tian, 
as. tehan, ahd. zehan, lit. deszimt, 
deszimlis, aksl. desett (mit -Ii- suffix), 
air. deich-n-, lat. decem, gr. lixx, 
armen. tarn, avest. dasa, ai. </«ftf. 
Vgl. hund und tigus. 

tafhanda der zehnte, an. Hunde, 
ags. le'oda, afris. tegotha, as. tihando, 
ahd. s&mfo, zu taihun. Vgl. lit. 
desztmlas, aksl. cfc*£>W, gr. Uxxroq. 

taflinntehnnd hundert, zu tai 
hun, vgl. an. Im tiger, ags. kund- 
leoniig, ie'ontig, ahd. zehan zug, zehan zo. 



5 . 

Vgl. Brugmann (Grundr. 2\ 502) 
und Schmidt (Die urheimath der 
Indogermanen 24 f. f.). 

taiknjan zeigen, bezeichnen, vgl. 
an. teikna, ags. Utcnian, ahd. zei/tnan, 
zu taikns. 

taikns f. zeichen, wunder, an. 
leikn, ags. tdcen, afris. teken, as. tekan, 
ahd. zeihhan beruht auf idg. *deiy-, 
*dmy-, neben form von *deix- in 
g a t e i h a n . Vgl. lat. dignu* würdig, 
wert. 

tainjö f. korb, ahd. zeinna, zu 
tain s. 

tftins m. zweig, an. ieinn, ags. 
tan, ahd. zein gerte, reis, unerklärt 
(Wood, Publications of the Modern 
Language Association of America, 
14, 334 vergleicht die sippe von 
gr. Zlsttxi eile, wirbel, Strudel, 
rundes gefass, %Uvi wirbel, Strudel, 
ai. diyali fliegt). 

tairan, s. di st air an. 

tai'trarkes m. vierfuret, aus gr. 

TerpxpxK. 

tnleijm fremdwort: täA/9 1 *. 

t als, s. u n t a 1 s. 

talzjan belehren, denominativum 
eines Btammes *taliz-, vielleicht ver- 
want mit -taU in untals. 

tamjan, s. gatamjan. 

tandjan anzünden, vgl. schw. 
tända, ags. tyndan, ahd. zunten an- 
zünden, zünden in brand sein, glühen. 
Nur das mhd. hat ein starkes vb. 
zinden brennen, glühen (got. *tindan) 
bewahrt. Vgl. tuudnan. 

tani, s. faüratani. 

tarhjaii, s. gatarhjan. 

tarmjan hervorbrechen lassen (?), 
vielleicht zu -tatran in distal ran; 

10 



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146 



oder müssen wir es mit Bugge (Idg. tewa f. Ordnung, gatetvjan ver- 
forschungen 5, 175) als ein lehn- ordnen, bestimmen, ags. tdteian 
wort aus dem armenischen betrach- (praet. tdwode) bereiten, zurichten, 



ten? Vgl. armen, patarem breche. 

tarnjuii, s. gatarnjan. 

tas8, s. ungatass. 

taui n. werk, tat (dat. toja), nl. 
tooi schmuck, zu taujan. 

tanjaii machen, tun, bewirken, 
an. tifja, tjija tun, machen, helfen, 



gerben, vgl. ahd. zawa tinctura, zu 
taujan. Vgl. tewi. 

tewi n. (?) schar von fünfzig mann, 
verwant mit töwa. 

tewjan, s. gatewjan, tewa. 

tigus m. decade, mit -iehund zu 
t a i h u n. Zunächst lassen sich gr. 



nützen, ahd. zouwen fertig machen, ' }*xa$, ai. da$ät- zehuzahl mit tigus 
bereiten. Osthoff (Idg. forechungen , vergleichen. Gegenüber iicai ligju* 
5, 282) verbindet taujan und das u. s. w. hat das krimgot. stega 20, 
dazu gehörige tewa mit md. zvwen i treithyen 30, furdexthxen 40. 
sich voran bewegen, wohin ziehen, til n. (?) gelegenheit, ahd. zil 
ahd. zawrn von statten gehen, ge- ziel, verwant mit andtilün, ga- 



lingen, avest. dura- weit, data- böte, 
ap. dnravj adv.. fern, ai. dura- fern, 
weit, comp, däviyan, superl. ddvitfha-, 
duvds-, duvazand- hinausstrebeud : 
die grundbedeutung von taujan wäre 
'vorwärts schaffen'. Lorentz (Idg. 
forschungen 5, 342 f.) stellt taujan 
dagegen zu gr. loühoc, lüXoc diener, 
sklave, das dann urepr. 'verfertiger, 
arbeiter' bedeutet hätte (anders über 
lovXos, lüKot Lewy, Idg. forschun- 
gen 2, 446 und Johansson, Idg. 
forschungen 3, 229 f. f.). Wiedemann 
(Das litauische praeteritum 38) ver- 
gleicht lit. d'ttna brot mit taujan. 
Auf ein zu taujan gehöriges *gataw* 
fertig weist das lehnwort aksl. gotovü, 
vgl. an. gotvar rüstungen, ags. gea- 
tewe, geatice rüstung. 
teihan, s. gateihan. 



tils und mit der an. ags. afris. 
praeposition til zu. Wahrscheinlich 
beruhen diese Wörter auf einer wz. 
*di- mit der bedeutung des festge- 
setzten und bestimmten, vgl. ags. 
t/d, as. Ud, ahd. zit zeit und gib. 
an. ttme, ags. Uma f wie auch ahd. 
zxla zeile, linie, reihe. Ausserhalb 
des germ. können air. dil angenehm, 
ai. d-diti- unbeschränkt in räum 
und zeit, zeitlos, unendlich hierher 
gehören. 

timan, s. gatiman. 

timrjam. Zimmermann, zu timr- 
jan. 

timrjan zimmern, erbauen, an. 
timöra, ags. iimbrian, as. timbrön, 
ahd. cimiarün, zimberen, zu an. tinlr, 
ags. iimber bauholz, afris. timier, 
as. timbar gebäude, ahd. zimbar bau- 



takan berühren, ablautend mit ' holz, holzbau, wohnung, zimmer. 



an. taka nehmen. Man vergleicht 
lat. digilus, gr. JäxtuAo? finger. An- 
ders Zupitza, Die germ. gutturale 
169. 



Man geht von der bedeutung 'holz- 
material zum bauen' aus und ver- 
gleicht gr. ^ißu baue, wozu aksl. 
dotnu haus, air. aur-dam vorhalle, 



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147 



lat. domus, gr. Ss'a:,-, 3£, Zx.ux, 
armen, i«« (gen. tan), avest. dmäna-, 
nmäna-, dqm (locat.), ai. ddma-, däm- 
hans. Aksl. dqbü bäum, eiche, holz, 
iqbraea wald, eichenwald gehören 
wahrscheinlich nicht hierher. 

tinhan ziehen, an. nur togenn 
gezogen, ags. tcon, as. tioAan, ahd. 
rioAö», urverwant mit alat. domo, 
lat. rfwo führe, gr. txi-WoseaSxt • 

trauan vertrauen, an. *r«a, ags. 
truunan, as. to/o», ahd. Mm, ver- 
want mit triggwa, triggwß. 

trau st i n. (?) bündnis, an. traust 
Zuversicht, ahd. tröst trost, Zuver- 
sicht, hilfe, schütz, mit an. traustr 
sicher, stark, fest zu einer *- erwei- 
terung der in trauan, triggws 
vorliegenden wz. 

triggwa f. vertrag, buud, ags. 
treow, afris. triuwe, as. ireuwa, ahd. 
triuwa treue, zu triggws. 

triggws treu, zuverlässig, an. 
tryggr, ags. treowe, trywe, afris. triuwe, 
as. ahd. triuuri treu, urverwant mit 
apr. drvutis glaube, lit. drittas fest, 
stark, cymr. drut, drüd stark, gr. 
Xpoöv ' ia%upcv (Hesych.). Vgl. trau- 
an, trausti, triggwa. 

trigö f. trauer, Widerwille, vgl. 
an. tre'ge sorge, tr'egr unwillig, unge- 
neigt, ags. irega, as. tr'e'go schmerz, 
zu an. tr'ega betrüben, as. tr'tgan 
leid sein (mit ablaut as. trägt ver- 
druss, wie auch ags. trag, ahd. trägt 
unwillig, verdrossen, träge), viel- 
leicht urverwant mit poln. wzdragac 
tif sich weigern (Zupitza, Die germ. 
gutturale 181). Im Dhätupatha fin- 
det sich eine wz. drägh- plagen, 



quälen. Ganz unsicheres bei Johans- 
son (Beitr. 15, 238). 

tri in nun. s> anatrimpan. 

trlu n. holz, bäum, an. Ire, ags. 
treo, as. trio, urverwant mit lit. derva 
kienholz (dasselbe ist an. tyrve), aksl. 
druva pl. holz, drevo bäum, holz, air. 
daur, cymr. derwen eiche, gr. 1pv$ 
bäum, eiche, lopu holz, balken, speer, 
alban. dru holz, bäum, Stange, avest. 
däuru, ai. ddru, dru- holz, zur idg. 
wz. *der- in distairan. 

triweins hölzern, vgl. aksl. drt- 
vfinn, drMnH, gr. Jpuive«, avest. 
drvaena-, zu triu. 

trudan treten, an. troda, gegen- 
über ags. tr'edan, afris. tr'eda, anfr. 
tr'edan, ahd. tretan. Aussergerm. be- 
ziehungen sind nicht gefunden. 

trnKgjan, s. intrusgjan. 

trusnjan, s. ufartrusnjan. 

tllggl n. gestirn, an. tungl, ags. 
tungol, as. tungal, ahd. zungal, nicht 
genügend erklärt. 

tuggö f. zunge, an. tunga, ags. 
afris. tunge, as. tunga, ahd. zunga, 
lat. lingua (aus *dingua), vgl. ohne 
anl. d apr. insuwit, aksl. jezykn und 
mit anlehnung an *leiyh- lecken (s. 
bilaigon) lit. lizuvis, air. ligur, 
armen, lezu. Avest. hizü-, mp. uzvän, 
zuvän, ai. jihva sind davon etymo- 
logisch verschieden. 

tulgus fest, standhaft, as. tulgo 
adv. sehr, urverwant mit lat. indul- 
geo bin langmütig, gr. ev-ÜfXtxfc 
fortdauernd, zu der unter laggs 
besprochenen wz. (*deleg/i-, *dlegh-). 

tundnan entzündet werden, zu 
tandjan. 

tun [ms m. zahn, an. tonn, ags. 



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148 



t6d, afris. tond, töth, anfr. Und, ahd. 
zand, beruhen auf idg. m dnt-, *dont-, 
vgl. lit. danth, air. dä, cymr. dant, 
lat. rf<?**, avest. dantan-, ai. «fcMrf-, 
ddnla-, woneben mit anl. vocale gr. 
<töovc, armen, atamn. Urspr. ist *Jo»^- 
ein participium zur wz. *ed- essen 
(s. itan): man beachte Schmidts 
bemerkungen (Kuhns Za. 32, 329). 

tuzwerjan schwergläubig sein , 
zweifeln, enthält ein simpler -wer/an, 
dem afris. toärja, ahd. wärjan (as. 
wärün) bewähren, als wahr dartun j 
entsprechen. Dieses -werjan beruht 
auf dem gemeingerm. adj. afris. wer, 
as. ahd. war (dazu ahd. wära, ags. 
wxr, an. pl. värar), das mit aksl. vera 
glaube, air. ftr, lat. venu wahr, 
avest. ap. t>ar-, osset. urnyn, umin 
glauben urverwant ist. Vgl. alawe- 
rei, un werjan. Was tuz- in tuz- 
werjan anbetrifft, dieses ist identisch 
mit an. ags. tor-, air. do~ {do-chln 
ruhmlos), gr. Jua- (üvaßevfa übelge- 
sinnt), armen, t- (t-get unwissend), 
avest. duz-, ai. du*- übel-. 

twai zwei, f. twö*, n. twa, krim- 
got. iua, an. tveir, tvier, tvau (dual 
wie ah tau), ags. twe'gen, twa, tu, 
afris. tirene, twa, as. twene, twö, twa, 
ahd. zwene, zwo, zwei, lit. du, dvt, 
aksl. dva, dve~, air. ddu, da, dt, lat. 
duo, gr. Iva, Ivo, avest. <ft?a-, ai. dcau, 
dvd, dve. Vgl. twalif, tweifls, 
tweihnai, twis. 

twalif zwölf, an. Ulf, ags. afris. 
twelf, as. twelif, ahd. s. twai 

und ainlif. 

twalihwintrns zwölfjährig, ags. 
twclfwintre, s. twalif und win- 
trus. 



tweifljan in zweifei versetzen, as. 
twißian, ahd. zwifaljan, zu tweifls. 

tweifls m. (?), as. twifal, ahd. 
zwifat neben an. tyja und ags. tweo, 
as. tot-fo, ahd. ziräio (und zwifo). 
Beziehung zum zahl wort twai ist 
wahrscheinlich (dazu auch lat. dubiiu 
zweifelhaft, gr. loty zweifei, osset. 
dawe, dau dasselbe). 

tweihnai doppelt, je zwei, zu 
twai. Vgl. insbesondere ahd. zweite 
und die damit identischen formen. 
Zu mij) tweihnaim marköm vgl. ags. 
betwe'onum, betweoh, betweox zwischen. 

twis entzwei (in twmtandan sich 
trennen, twisstass), vgl. an. tvu- 
rar, ahd. zwiror, lat. bis, gr. t(f, 
avest. bii, ai. dvU zweimal, zu twai. 

twisstass f. Zwiespalt, s. twis 
und standan. 

h 

l>ad (besser pap) dahin, nur in 
padei wohin, zu pa-, s. pata. 

pagkjau denken, überlegen, an. 
pekkja wahrnehmen, kennen, ags. 
pencan, afris. thenkja, as. thenkian, 
ahd. denchnn denken, mit gapagki, 
fiagks, }>ugkjan zu alat. tongere 
kennen, praenest. tongitio sententia. 

pagks m. (?) dank, an. pokk f., 
ags. punc, afris. thanc, thonc, as. 
thanc, ahd. danc, urspr. 'das den- 
ken', zu I>agkjan. 

pahan schweigen, vgl. an. pegja, 
as. thagian, Ihagön, ahd. dagen, ur- 
verwant mit lat. tacere schweigen. 

pähö f. thon, au. pd, ags. pö, 
ahd. düka, urgerm. *pan%ön-, mit 
ablaut zu peihan. 



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F 



149 



I>airh durch, vgl. ags. purh, afris. 
tkruch, as. thnrh, ahd. duruh, durh 
durch, derh durchlöchert und ags. 
pyrel loch, ahd. durchil durchlöchert, 
vielleicht mit idg. k -auffix zu gr. 
TtTfnifAt, rirpiu durchbohre (Hirt, 
Beitr. 23, 299). Anders Thumb, 
Kuhns Zs. 36, 198 f. f. Vgl. f)airkö. 

]iairko n. loch, öhr, vgl. gr. 
rpürXit loch (Osthoff, Morphol. Un- 
ters. 5, VI). Zusammenhang mit 
}>airh ist wahrscheinlich. 

I»afrsaii, s. gaf>airsan. 

[>an dann, wenn, as. t/um, vgl. 
ag"8. J>onne t ahd. danne dann, zu pa-, 
b. })ata. Vgl. hwan. 



avest. tat, ai. (od das. Vgl. j)ad, 
j)an, fianamais, |>anasei{)s, 
f>ande, J>ar, ]j a {> r ö , |)ö, {> e i. 

Jmjirö daher, zu pa-, s. |>ata. 
Vgl. aljajirö. 

|»au als, nicht genügend erklärt, 
vgl. |>auh. 

Jianh obgleich, an. po, ags. peak, 
as. thöh, vgl. ahd. rfo^. Man denkt 
an idg. *to% qe, *tu qe, vgl. avest. 
ai. tu doch, aber; für *qe s. uh. 
Vgl. |>au und an. peyge jedoch nicht. 

Jmürban bedürfen, an. purfa, ags. 
pur/an, afris. tAurva, as. tAurban, 
ahd. durfan, praeterito-praesens, wozu 
g a ]; a r b a n , gaf)aürbs, |)arba, 
panaiuais weiter, fürderhin, aus |>arbs, |)aürfts. Die sippe weist 
pana- zu pa- (s. J)ata) und mau, auf vorgerm. *terp-, *torp-, *trp-, 
adv. zu maiza. weshalb aksl. treba negotium, trebü 

{>anasei[>N weiter, fürderhin, noch, notwendig, trfbovali bedürfen nur 
aus pana- zu /<;/- (s. [)ata) und unter annähme einer wurzelvarietät 
-seipi seit, ahd. rid zu sei|>us. ! mit b im auelaut verglichen werden 
|>ande so lange als, weil, da, zu können. De Saussure (Mem. de la 
|)an. Vgl. zur bildung lat. quando. Soc. de Ling. 7, 83 f.) vergleicht 
{mnjan, s. uf{)anjan. | apr. enterpo es nützt, enlerpon nütz- 

|»ar dort, an. par, vgl. ahd. dara lieh, welche uns in die unter Jirafst- 
dorthin und mit ablaut ags. /u£r, Jan besprochene sippe hinüberführen, 
aß. tAär, ahd. dar, zu pa-, s. })ata. patirfta nötig, mhd. dürft und 
Dem germ. par entspricht genau paurfU f. bedürfnis, not, as. tAuruft, 
ai. tar- in tdrhi dann, damals. Vgl. ahd. duruft, dürft, zu paürban. 
h w a r. l»a ü nie i iis von dornen gemacht, 

[mrba f. mangel, dürftigkeit, an. ags. pymen, ahd. durnin, zu {)aür- 

nus. 

|>aürnus m. dorn, an. ags. pom, 



porf, ags. pearf, afris. Herne, as. 
tharf, ahd. darba, zu |)aürban. 



Jmrbs bedürftig, nötig, an. parfr afris. as. thorn, ahd. dorn, urverwant 



nützlich, tüchtig, zu f>aürban. 
Jiarihs (?), unerklärt. 



mit aksl. trilnü (urslav. *C1rnü) dorn, 
ai. tfna- grashalm, wozu mit ablaut 



Jiata das, an. pai, ags. futt, afris. air. trdimn kleiner grashalm. 

tAet, as. that, ahd. daj, gemein- {rnürp n. landgut, an. porp klei- 

idg., vgl. lit. tag der, tat das, aksl. neres gehöft, ags. porp (neben prep, 

1A der, to das, lat. is-tud, gr. to, prop), afris. as. t/iorp, ahd. dorf 



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150 



dorf, ein dunkele« wort. Auffällig 
ist nhd. Schweiz, dorf besuch, Zu- 
sammenkunft, das mit an. pgrpa 
drängen eine urspr. bedeutung 'schar' 
für Jtaurp wahrscheinlich macht: 
vgl. auch lat. turba schar, gr. rupßti 
Verwirrung, getümmel und für die 
bedeutungsentwickluug ai. grama- 



lit. tcnku reiche aus, habe genug, 
Uinkws dicht, air. co-tecim coagulo, 
tocqd, cymr. tgnged glück, armen. 
thandzr dicht (mit auffalligem dz), 
avest. ta%ma- kräftig, superl. lan- 
cikta-, np. tandBdan zusammenziehen, 
ai. taiic- zusammenziehen, gerinnen 
machen. Vgl. J> ä h ö , |) e i h s , 



schar, dorf. Andererseits fällt es fjeihwö. 

schwer paurp von lit. troba gebäude, peihs n. zeit, gelegenheit, vgl. 
air. treh wohusitz, cymr. tref dorf, an. ags. jung, afris. as. (hing, ahd. 
umbr. trebeit wohnt, hält sich auf, ding zur bestimmten zeit stattfin- 
tremnu tabernaculum, lat. trabt bal- dende Volksversammlung. Der ver- 
ken, gr. riptfxvcv. ripxfivov haus, gleich von lat. temptu zeit ist nicht 
zimmer (mit fiv aus /3v) zu trennen. 1 in einklang mit den bekannten laut- 
Ceber Vermutungen kommen wir i gesetzen. Vielleicht gehört pcih* zu 
nicht hinaus. : }>eihan. 

{mrirsjan dürsten, mit gaj»air- peihwö f. donner, urverwant mit 



sau, gaf>aürsnan, paürstei, 
f)aürsus zur idg. wz. *ters- troc- 
ken sein, vgl. air. iart durst, lat. 



aksl. tqca Sturzregen, russ. tum 
regenwolke, vielleicht eigl. 'dichte 
wölke' zu peihan. Oder verhält 



torrao röste, dörre, gr. Ttpao/xat werde es sich zu |>eihß wie franz. tetxpete 



trocken, armen, thapamim welke, ai. 
thyati dürstet. 

Jiatirstei f. durst, ags. pymt, as. 
thurst, ahd. durst, vgl. auch an. 
forste, zu |>aürsjan. Avest. tarhia-, 
ai. tfma durst sind von pauntei im 
suffix verschieden. 

I>aürstl8 dürr, an. Jnirr, ags. pyrre, 
as. thurri, ahd. durri dürr, ai. tr*u- 
gierig, lechzend, zu |)aürsjan. 

Jie dadurch, instrum. zu fiata. 

Jiei dass, damit, erstarrter locat. 
zu |>ata. 

|>eihan gedeihen, zunehmen, ags. 
gepeon, as. tfühan, ahd. dihan weist 
mit ags. gelungen, as. githungan 
stattlich, 'trefflich, an. pettr, mhd. 
dihtc dicht, as. -thengian vollenden 
auf idg. Henk-, *tonk-, *tuk-, vgl. 



zu tcmpsl Vgl. Solmsen, Kuhns Zs. 
35, 479 f. f. 

I>eins dein, an. /Ann, ags. /)»», 
as. Ali», ahd. dm, zu apr. tebbd, 
tien, aksl. teb£, t§, lat. tibi, te, vgl. 
[>u. Das got. peius verhält sich zu 
apr. twau, aksl. tvoji und lit. tdvtu, 
lat. tum, gr. Ttfa wie sein 8 zu 
apr. rnais, aksl. scoß u. s. w. 

jh'wisa n. pl. diener, knechte, mit 
ablaut zu |)ius. 

[rinsan, s. atfnnsan. 

t>inbi n. diebstahl, vgl. ahd. 
diubja, zu |)iubs. 

|>iubjö heimlich, verstohlen, zu 
|)iubs. 

Inubs m. dieb (besser piufs), an. 
pjofr, ags. pe'of y afris. thiaf, as. 
thiof, ahd. diob, vielleicht zu lit. 



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w 



151 



tüpti sich niederkauern, sich in die 
knie setzen, sich niedersetzen, tupHi 
hocken, kauern. Ganz unsicheres bei 
Bartholomae (Idg. forschungen 9, 
270). Wörter für 'stehlen' findet 
man unter hlifan (wozu das mit 
fiinbt gib. kliftua) und stilan. 

jriuda f. volk, an. pjöä, ngs.peod, 
afris. tkiade, as. thioda, ahd. diota 
volk, Ii t. tau (u, apr. taut« land, air. 
tuath volk, osk. touta gemeinde. 
Dazu })iudans, jnudiskö. 

[»iiiduiiirunl i f. königshaus, könig- 
reich, zu jnudans und gards. 

[lindans m. könig, an. fyodann, 
ags. peoden, as. thiodan, zu {»iuda. 
Dazu ftiudanön herrschen, Jnudinaa- 
sus m. königreich. 

I>iudiskö heidnisch, adv. zu *piu- 
diaka eigl. 'zum volke (fnuda) ge- 
hörig', identisch mit ags. peodiac, 
as. tkiudisc, ahd. diutuc, mhd. diutach, 
tiutach, nhd. deutach, 

{»iumugns m. diener, knecht, s. 
|)ius und magus. 

j)ius m. knecht, ags. />fW, ahd. 
deo, wahrscheinlich aus idg. *teqo-, 
urgerm. *f)egica-, wegen des ver- 
schiedenen gutturals kaum mit an. 
fjegn, ags. pegen, as. thügan, ahd. 
degan degen, held, gr. rixvov kind 
zu verbinden (wz. *lek- gebären in 
gr. t/xt«, It(kov). Persson (Kuhns 
Zs. 33, 291) stellt fiiua ansprechend 
zu lett. tekania aufwärter, bedienter 
(anders, aber kaum richtig Solmsen, 
Kuhns Zs. 34, 2). Wahrscheinlich 
haben fnus und tekania urspr. 'läu- 
fer' bedeutet und gehören sie zur 
wz. Heq- in lit. tetä, aksl. iekq laufe, 
air. techim fliehe, avest. tacaiti, ai. 



tdkti, tdkati läuft.- Vgl. für die be- 
deutung an. ]mUl leibeigner und 
ahd. drigil diener zu }>ragjan. S. 
auch |)ewisa, |)iwadw, |)iwi. 

I»in|» n. das gute, pl. guter, piu- 
fjeiga gut, vgl. an. Jjydr mild, freund- 
lich, pyda freundschaft. Man ver- 
gleicht air. tuath links, nördlich (Stra- 
chan, Idg. forschungen 2, 370), das 
urspr. 'gut' bedeutet hätte, und lat. 
tütus sicher (Johansson, Beitr. 15, 
238). Vgl. |)iu|)jan. 

{rinpiqiss f. segen, 8. jiiu p und 
qi|>an. 

|)iul>jan segnen, an. pyda freund- 
lich machen, zu ]>iuf). Hoffmann 
(Bezz. Beitr. 18, 289) zieht gr. 
ruavfi ' tKtTcuei (Hesych.) heran. 

piwadw n. knechtschaft, zu [>ius. 
Für das suffix vgl. frija|>wa. 

|)iwi f. dienerin, magd, an. Py, 
fiyr, ags. peoKnt, as. thiwi, ahd. diu, 
femininbildung zu |)ius. 

Idahsjail erschrecken (trans.), ga- 
' frfahanan (intrans.) beruhen nach 
| Osthoff (Beitr. 13, 412 f. f.) auf 
einer wz. •tiek- in lit. lekiu (inf. l&U) 
fliege, Was Aug, lett. lecu (inf. tUf) 
springe, hüpfe, lat. locuata heu- 
schrecke. Auch jiliuhan zieht er 
hierher, indem er Übergang (von der 
tiefstufe idg. *tß- aus) in die germ. 
u- reihe annimmt. 

{ilaihan, s. ga|)laihan. 

t>laqus zart, weich, unerklärt. Ahd. 
jlah flach, glatt scheint ß aus idg. 
pl zu haben. 

plaühH m. flucht, zu j»liuhan. 

jdiuhiin fliehen, an. jlyja, ags. 
ßeon, as. ahd. fliohan weist mit 
j>laühs auf eine sonst nicht belegte 



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152 



idg. wz. •lleuk-, •Oui-, Osthoff (Beitr. 
13, 412 f. f.) verbindet Jdiuhan aber 
mit jdahsjan. Noch andere Zu- 
pitza, Die germ. gutturale 131. 

|>rnfstjun trösten, ermutigen. Man 
denkt an idg. *terp-, woneben auch 
*trep-, *trop- stehen kann, vgl. lit. 
lärpti gedeihen, tarpa gedeihen, 
Wachstum, gr. ripiru erfreue, ripnc- 
(jloli freue mich, ai. tfpyati, trpndti, 
trmputi sättigt sich, wird befriedigt, 
iarpdyati sättigt, befriedigt. Vgl. 
\> a ü r b a n. 

)>nurjan laufen, dazu an. f>rmll 
knecht, unfreier und ahd. drigil die- 
ner, vielleicht auch ags. Jmtg ver- 
lauf, Zeitraum. Man vergleicht gall. 
ver-trago* windhund, air. traig fuss, 
tragud ebbe, lat. Iraho ziehe, was 
wegen an. prall (*J>rüAilan) sehr 
bedenklich ist. Eher dürfen wir mit 
Zupitza (Die germ. gutturale 140, 
Kuhns Zs. 36, 239) aksl. trilkä lauf, 
slov. trSati laufen, air. tricc rasch 
heranziehen. Gr. rpixu laufe, fut. 
V'sO/"*' beruht auf idg. *dhregh- 
(s. Beitr. 22, 191 f.). 

1> null iis. s. faihu|>raihns. 

Wamstet f. heuschrecke, zu as. 
thrimman springen, hüpfen, lit. trimu, 
lat. tremo, gr. rpi/tu zittere. 

l>nvsaball»ei f. Streitsucht, s. bal- 
|>aba. Was prasa- anbetrifft, denkt 
man an. idg. *tres-, *lert- in lit. 
truzu zittere, air. tarrach furchtsam, 
lat. terreo schrecke, gr. rpem zittere, 
fliehe, avest. Lmwiti, ap. Irmtiy 
fürchtet, ai. trdsati zittert. Aksl. 
trejsq schüttele ist eine contamination 
von *lrem- (s. |>ramstei) und *tre&-. 

I>reihan drängen, vgl. an. pryngva, 



ags. pringan, as. Ihringan, ahd. driu- 
gan dringen, drängen, drücken, dazu 
falhuf)raihns. Germ. *prin%- , 
*/>ring- ist aus idg. *trctik- entstan- 
den, das in lit. trenkti dröhnend 
stossen, trdnksma* gedröhne, getüm- 
mel vorliegt. Vgl. noch air. d*-tra\c 
wünscht (dringt im geist nach etwas 
hin), cymr. tncch, lat. innen* ge- 
brochen, verstümmelt. 

preihMl n. bedrängnis, zu Brei- 
ll an. 

l»reis drei, n. prija, krimgot. tria 
(vgl. treithyen dreissig), an. />riV, 
ags. f>ri, afris. ihre, as. ihrie, ahd. 
dri, lit. tri/*, aksl. Irlje, air. tri, lat. 
tri'*, gr. rp de, armen, erekh, avest. 
prayö, ai. trdycu. Vgl. J> ridj a. 

)>ridja der dritte, an. pride, ags. 
jtridda, as. thriddio, ahd. dritto, vgl. 
lit. trt'czias, aksl. irefl/i, cymr. try- 
dydd, com. trysse, lat. tertius, gr. 
rpiovis (dreifach , dagegen rp/ro« 
dritter), avest. pritya-, ai. trtiya-, 
zu ]> re is. Hierher noch pridjö zum 
dritten male. 

|)riskan dreschen, an. Jwetkja, 
priskja, prytkva, ags. perscan, ahd. 
dretkan. Die urspr. bedeutung von 
dreschen kann 'lärmend stampfen, 
treten' gewesen sein (ital. trescare 
trampeln, tanzen, lehnwort aus dem 
germ.), weshalb verwantschaft mit 
lit. IraszkHi rasseln, klappern, aksl. 
trhku krach angenommen werden 
darf. Oder ist priskan eine inchoa- 
tivbildung zu lit. trinit, aksl. firq, 
lat. Uro reibe, gr. relpu reibe auf? 
Vgl. noch Thumeysen, Kuhns Zs. 
30, 352. 

[»riu tan. s. us|>riutan. 



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153 



|)ro[>jan üben, vgl. aksl. traiili 
verbrauchen, ausgeben, (s. Hirt, 
Beitr. 23, 293). 

t>rütsflll n. aussatz, prütsfilU aus- 
sätzig, vgl. ags. prustfell aussatz, 
prutian aufgeblasen sein, &n.prutenn 
geschwollen. Das erste compositions- 
glied priiU- gehört wahrscheinlich 
nicht zu ]> riu tau, sondern zu lett. 
trüdi moder, lit. truntti faulen, mo- 
dern, gr. rpöu reibe auf (s. Persson, 
ßezz. Beitr. 19, 268). Ueber -fill s. 
filleins. 

pu du, krimgot. tzo (tz = p, vgl. 
goltz = gul|>), an. ags. pu, afris. 
as. Uli, ahd. du, lit. tu, aksl. ty, 
air. tu, lat. tü, gr. au, dor. tu, 
armen, du (mit unerklärtem d), avest. 
tum, ai. tväm. Vgl. |)eins. 

Jiugkjan dünken, scheinen, an. 
pykkja, ags. pyncan, afris. thinka, 
as. thunkian, ahd. dunchen, mit ablaut 
zu |>agkjan. Vgl. fnihtus und 
hauh|)üht8, niikil j)ühts. 

{lühtns m. meinung, dünken, zu 
j)ugkjan. Vgl. an. pötte, pdttr. 

[miau dulden, ertragen, an. pola, 
ags. polian, as. tholian, ahd. dolen, 
urspr. 'aufheben, tragen', urverwant 
mit aksl. tolili besänftigen, air. tailo 
miete, lohn, toi wille, teil schleu- 
derriemen, lat luli ich trug, tolle 
nehme weg, hebe auf, toleräre dul- 
den, gr. TxXctaaoti, rMjvai ertragen, 
aushalten, wagen, t&Xxvtov wage, 
Tfhxf/.xv tragriemen, ai. tulayati hebt 
auf, iuld wage. 

jmsuiMli f. tausend, an. püsund, 
ags. ptUend, afris. thüsend, as. thü- 
«und- in thüzundig, ahd. dimmt, apr. 
tmimtom, lit. tuhtanlvt, aksl. lysqfta, 



tyatfta bleibt auch nach Bugges aus- 
führungen (Beitr. 13, 326 f.) dunkel. 
Er hält püsundi für eine Zusammen- 
setzung aus JnU- (zu ai. tavds- kräf- 
tig, kraft, mut, tuvumanl- kräftig) 
und hund: demnach wäre pwsundi 
mit den baltosla vischen formen ur- 
verwant (idg. *tü9xomli, *lü8XJjiti). 
Hirt (Idg. forschungen 6, 344 f. f.) 
siebt in fiüsundi eine ableitung von 
*J)üs (vgl. kvlundi, nehtoundja) und 
betrachtet apr. lusimtons u. s. w. als 
leb n Wörter aus dem germanischen. 
Vgl. f) w a s ti {> a. Das krimgot. 
scheint das einheimische wort durch 
hazer aus np. hazar (avest. hazaiira-,, 
ai. saAarra-) ersetzt zu haben. 

l)üsundif'a{>s m. anfuhrer über 
tausend, s. [)üsundi und bru[>- 
faj)s. 

puthaürn n. trompete, zu an. 
pjöta, ags. peotan, ahd. diojan tönen, 
rauschen : man vermutet eine grund- 
bedeutung 'stossen' und Zusammen- 
hang mit s tau tan. Für das zweite 
glied s. haürn. 

pwahan waschen, an. pvd, ags. 
pwean, as. thwahan, ahd. dwahan 
unerklärt. Man vergleicht apr. ticax- 
tan badequast. 

pwahl n. bad, tauf, ags. ptoeaf, 
ahd. dvcahal, zu {iwahan. 

Iiwafrhs (quer), zornig, an. pverr 
quer, hinderlich, ags. ptceorh ver- 
kehrt, ahd. dwerah schräg, quer, 
vgl. ohne w die sippe von apr. tarkue 
bindriemen, aksl. trakä band, gurt, 
lat. forqueo drehe, gr. arpotwoc, Spin- 
del, ai. tarku- dasselbe. Ganz unsi- 
cheres bei Hoffmann, Bezz. Beitr. 
25, 106. 



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154 



hwastiba f. festigkeit, Sicherheit, 
vgl. etwa ai. tavtU- kräftig, kraft, 
mut, zu taoiti ist stark, hat macht, 
aksl. tyti fett werden u. 8. w. (Hirt, 
Beitr. 23, 306). Vgl. ga|>wastjan. 

byniiama m. rauchopfer, aus gr. 



n. 



u angehängtes fragewort, vgl. das 
verbindende und hervorhebende ai. 
u und gr. -u in xxvv. 

ubils übel, schlecht, böse, ags. 
yfel, as. ubü, ahd. ubil, eigl. 'über 
die schranken gehend', mit ufar 
zu uf (Johansson, Beitr. 15, 238 f.). 
Identisch mit ubil* ist air./W schlecht, 
denn beide beruhen auf einer idg. 
grundform *upelo- (Stokes, Kuhns 
Zs. 36, 274). Vgl. ferner an. 4fr 
unfreundlich, übermütig, ahd. uppi 
bösartig, bösewicht und air. uall 
Übermut. Als krimgot! ist uns statt 
ubiU ein dunkeles atochta malum 
überliefert (*halu 9 ata zu hatis? 
oder mit von Grienberger, Zs. f. d. 
phil. 30, 127, als *atugata aufzu- 
fassen und mit an. atall wild, schreck- 
lich, ags. atol hässlich, schrecklich, 
lat. ödi hasse, odium hass, armen. 
ateam hasse zu verbinden?) 

ubiltöjis übel tuend, s. ubils 
und taujan. 

ubilwatirds schmähsüchtig, s. 
ubils und waürd. 

ubizwa f. halle, vorhalle, ags. 
efet, yfes dachtraufe, ahd. obisa, 
obasa vorhalle, vgl. auch an. ups 
vorsprung am dach : die Wörter ge- 
hören zu uf (s. Johansson, Beitr. 



15, 239 und Ehrismann, Beitr. 18, 
227 f.). 

uf unter, auf (in dieser bedeutung 
nur in Zusammensetzungen), vgl. 
an. upp, ags. up, upp, as. up auf, 
aufwärts, ahd. oba über, oberhalb, 
auf und ausserhalb des germ. air. 
fo, lat. sub ijs-ub), gr. uro unter, 
avest. upa, ai. vpa hinzu, bei, auf 
(s. Johansson, Beitr. 15, 239 f. f.). 
Vgl. iumjo, iup, ubils, ubizwa, 
ufar, ufjo. 

ufaibeis unter eid stehend, ver- 
eidet, s. u f und ai [)s. 

ufar über, jenseit, an. yfer, ags. 
ofer, afris. ovir, as. ohar, ahd. «bar, 
ubir, vgl. air. for auf, lat. super 
(s-uper), gr. vxip, vvtip, avest. upairi, 
ai. updri über, Weiterbildung von 
uf. Vgl. ufara8sus, ufarö. 

ufarassus m. übertiuss, zu ufar. 

ufarfullei f. überfülle, ahd. ubar- 
fulli, zu ufarfulls. 

ufarfulls übervoll, s. ufar und 
fulls. 

ufnrgudja m. oberpriester, s. 
ufar und gudja. 

ufarhafnan sich überheben, zu 
ufarhafjan überheben, 8. ufar uud 
hafjan. 

ufarhauseins f. das überhören, 
s. ufar und hausjan. 

ufarhiniinakunds von überhimm- 
lischer abkunft, 8. ufar und himi- 
n a k u n d s. * 

ufarhleibr jan ein zeit bilden über 
jemandem, s. ufar und hleibra. 

ufarmandei f. Vergessenheit, s. 
ufar und maudj an. 

ufarmeleius f. Überschrift und gib. 
ufanueli n., s. ufar und meljan. 



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r 



155 



nfarniannön vergessen, zu mu- 
ri a n. Das nn ist aus nw entstanden, 
vgl. ai. mannte meint. 

nfarö über, darüber, comparativ- 
"bildung zu uf, vgl. lat. superus 
(«-uperu*) der höhere, avest. upara- 
der obere, ai. üpara- der untere, spä- 
tere, upamä- der höchste. Vgl. u f a r. 

ufarranneins f. besprengung, zu 
*u/arrannjan besprengen, s. ufar 
und -rannjan (urrannjan). 

ufarskadwjan überschatten, vgl. 
ags. sceadwian und ahd. seateicen, 
zu skadus. Vgl. gaskadweins. 

ufarskafts f. das zuerst geopferte, 
anfang, zu ufar und -skapjan (s. 
gaskapj an). 

ufarswara m. meineidiger, s. 
ufar und swaran. 

ufartrusnjan übersprengen, viel- 
leicht verwant mit gr. ipttroq tau, 
wie Johansson (Beitr. 15, 238) ver- 
mutet. Weiteres ist zu unsicher. 

ufbauljan aufschwellen machen, 
hochmütig machen, zur idg. wz. 
Hhewel- schwellen in ags. bgle, ahd. 
püüa, paula, air. bolach beule, lat. 
folium, gr. QuXXcv blatt (s. Johans- 
son, Beitr. 15, 225 f.). 

nfblesan aufblasen, an. LUUa, ahd. 
bläsan, s- erweiterung der idg. wz. 
*bhle-, *bhlä- in ags. Mäwan, ahd. 
bläen, lat. fläre (für den wurzelvocal 
vgl. ahd. blao : lat. ßäxnu und ähn- 
liche fälle), wozu gr. (pxtvxCpoq ge- 
schwätz, schwatzhaft, (p^viu bin 
schwatzhaft, (pky^otu schwatze und 
andere Wörter. Ursprüngliche iden- 
tität mit der unter blöma bespro- 
chenen wz. ist wahrscheinlich, 
ufblöteins f. gebet, bitte, *«/- 



blöljan demütig bitten, zu blutan. 
ufhanneins f. gehorsam, s. uf 

* 

und hausjan. 

ufhlöhjan, s. hl ah j an. 

uf hnaiweins f. Unterwerfung , 
ufhnaiwjan unter etwas beugen, un- 
terwerfen, s. uf und hnaiwjan. 

ufjö f. (?) überfluss, vgl. ahd. 
üppig überflüssig, unnütz, nichtig, 
leichtfertig, übermütig, uppi bösar- 
tig, zu uf. Vgl. iumjö. 

ufkuu{>i n. erkenntnis, ufkunnan 
erkennen, s. u f und k u n n a n. 

ufrakjan in die höhe recken, aus- 
strecken, ahd. recchen recken, mit 
rahtön, raihts zu lit. razyti rec- 
ken, air. rigim strecke aus, lat. regit 
richte, porrigo strecke, gr. ipiyu, 
dpiyvüfit recke, avest. räzayeiti ordnet, 
np. afräzam erhebe, ai. irajyäti rich- 
tet, rUjäti, fjyati streckt sich. Die 
wz. ist urspr. zweisilbig, wie aus 
gr. ipey-: ai. iraj- hervorgeht. x 

ufswalleins f. das aufgeschwollen- 
sein, hochmut, *8walljan schwellen 
machen, an. svello, ahd. »wellan, 
causativum zu an. svella, ags. as. 
ahd. swellan schwellen, unerklärt 
(Pokrowskij, Kuhns Zs. 35, 230 f., 
vergleicht lat. imolescere zunehmen, 
unmässig, übermütig werden, ituso- 
lern unmässig, übermütig). 

ufta oft, an. opt, ags. oft, as. oft, 
ofto, ahd. oßo, unerklärt. 

nftö, s. aüftö. 

ufpanjan ausdehnen, an. penja, 
ags. Jtenian, pennan, as. thenian, ahd. 
denen, dennen dehneu, zur idg. wz. 
*ten- in lat. tendo spanne, teneo halte, 
gr. rtha spanne, avest. tanaoUi, ai. 
lanoti spaunt und in au. punnr, ags. 



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15G 



pynne, ahd. dunni, aksl. ItnükU, air. 
tana, lat. te/ti«*, gr. tä*u-, np. /an«£, 
ai. tanu- dünn, fein. Eine erweite- 
rung dieser wz. ist unter at[)insan 
besprochen. 

ufwairs unter einem manne steh- 
end, verheiratet, s. uf und wair. 

ugkar uns beider, nicht belegt, 
doch aus dem gen. dual, ugkara, 
dat. acc. ugkiz, ugk zu entnehmen, 
an. okkarr, ags. uneer, as. ahd. unker, 
vgl. igqar. Die erklärung dieser 
formen gehört in die grammatik. 

uh, -// enclitische conjunction 'und'. 
Was -h anbetrifft, dieses ist identisch 
mit lat. que, gr. rt, avest. ai. ca 
(idg. *qe); -üh dagegen (denn das 
u wird lang gewesen sein) geht auf 
idg. *-/t-qe zurück (s. Liden, Ark. 
f. nord. fil. 4, 99 f. f., Persson, Idg. 
forschungen 2, 212 f.). 

ühteigH zeit zu etwas habend, 
ühteigö zu gelegener zeit, zu u h t w o. 

uhtwö f. frühe, morgendämme- 
rung, an. otta, ags. u/ite, as. ahd. 
uhta, aus *unxticön-, idg. *ijklw-, 
weshalb urverwantschaft mit lit. 
dnksü frühe, W dnksto von frühe 
an, apr. angstainai frühe, morgens, 
gr. *ktU strahl, ai. aktu- licht, strahl, 
dämmerung, dunkel als sicher gel- 
ten darf. Uralter Zusammenhang mit 
nahts ist wahrscheinlich (idg. *nok-, 
*onk-, *nk-). 

nlbandos m. kameel, ags. olfend, 
ahd. olbanla, wozu das aus dem 
germ. entlehnte, doch volksetymo- 
logisch umgestaltete aksl. vellbqdä, 
veltblqdii, russ. verbljud kameel, apr. 
weloblundu maultier (zunächst aus 
dem slavischen). Wahrscheinlich be- 



j ruht dieses wort mit ags. Mpetul, 
ylpend, ahd. elfant y Helfant elefant 
auf gr. i\i(p*t (gen. ikitpxvTog), lat. 
elephas, dessen Ursprung streitig ist. 
Nur dieses ist sicher, dass die Bö- 
rner das wort von den Griechen be- 
kommen haben. Weil faiQxt ur- 
sprünglich 'elfenbein' bedeutet hat, 
mag es zu einer wz. *elebh-, *dlbh- 
weiss, weiss sein gehören, vgl. x>.Z'~ 
I weisser deck auf der haut, lat. albus 
weiss, aksl. lebedl, *labqd1, an. elptr, 
dlpt, ags. ielfelu, ahd. albij, elbij 
schwan. Vielleicht ist auch gr. ike- 
Qnit weissfisch (?) hierher zu stel- 
i len. Andere halten faeQx; für ein 
| fremdwort aus dem Orient , indem 
| sie in ix- meist den semitischen 
artikel, arab. al, sehen. Teils denken 
sie an ai. ibha- elefant, das auch in 
hebr. Sen-habbim zahn der elefanteu, 
elfenbein zu stecken scheint, teils 
an aegypt. ab, äbu elefant, elfenbein. 
Die alte deutung von l\i<pas aus 
als/ hindi indisches rind ist mit be- 
stimmtheit abzuweisen. S. über dies 
alles Lewy (Die semit. fremdwörter 
im griechischen 5 f.), auf dessen 
ausführungen das obenstehende in 
hauptsache beruht. 

un un-, negierendes praefix, iden- 
tisch mit an. 6-, u-, ags. afris. as. ahd. 
un-, air. an-, lat. in-, gr. iv-, 
armen, an-, avest. ai. o-, an-, tief- 
stufe zu ni. Vgl. auch inu. 

unagands furchtlos, s. afagjan, 
agis, ögan. 

unagei f. furchtlosigkeit , wie 
unagands zu agis u. s. w. 

uiiairknN unheilig, unrein, s. 
ai rkn i f»a. 



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157 



unandäöks unbestreitbar, zu and- 
sakan bestreiten, s. sakan. 

unbarnahs kinderlos, -barnah* kin- 
der habend, zu barn. 

unbeistei f. das nicht gesäuert 
sein, *unbeüts nicht gesäuert, *6ei*t- 
}ön säuern m unOeiitjöps nicht ge- 
säuert, s. beist. 

unbiari (?) n. wildes tier, uner- 
klärt, 

and für, um, bis, so lange als, 
in Zusammensetzung auch unpa-, ags. 
o<f, afris. as. und, ablautend mit and. 

undar unter, an. age. afris. under, 
as. undar, ahd. untar, urverwant 
mit lat. in/rä unten, unter, inferus 
der untere, infmus der unterste, 
avest. adairi unten, comp, adara-, 
ai. adAds unten, comp, ddAara-, 
superl. adAamä-. 

undarists unterster, superl. zu 
undar. 

imdarleija m. unterster, gering- 
ster, substantiviertes adjectiv, von 
dunkeler bildung. Mit -leija vergleicht 
Bezzenberger (Bezz. Beitr. 3, 81) 
lett. leijS niedrig gelegen. 

undarö unter, zu undar. 

undaurnimats m. frühstück, aus 
undaürnx- und mats, vgl. ags. un- 
demmete. Dem ersten gliede entspre- 
chen an. undorn die mitte zwischen 
mittag und abend, ags. undern vor- 
mittag, ahd. unlorn mittag. Man 
geht von dem begriffe der mitte aus 
und stellt undaurni- zu lat. inür, 
avest. antar», ai. antdr zwischen oder 
betrachtet und- in undaurni- als tief- 
stufe zu midjis. 

nndiwanoi f. Unsterblichkeit, zu 
diw an 8. 



unfaürs ungesittet, s. gafaürs. 

unfanrweis unvorsätzlich, *faur- 
weis vorsätzlich, *faunmtan voraus 
wissen, s. witan. 

unfreideins f. nicht-schonung, s. 
frei dj an. 

ungastö[>s ohne feste statte, hei- 
matlos, zu st and an. Vgl. gasto- 
f>anan. 

ungatasH ungeregelt, unordentlich, 
vgl. mnl. getes sich fugend, passend, 
fugsam (auch als subst.), das Brill 
zuerst mit dem gotischen worte ver- 
bunden hat (s. Verdam, Tijdschr. v. 
Ned. taal- en letterk. 6, 300 f. f., 
Mnl. woordenboek 2, 1739 f. f.). 
Bugge (Idg. forschungen 5, 171 f.) 
meint aber, dass ungatass aus armen. 
undar entlehnt sei : wie beurteilt er 
dann mnl. getest 

ulliraten i [is ungeordnet, unordent- 
lich, *iewjan ordnen, zu tewa. 

unhaili n. krankheit, unhails 
krank, s. hails und vgl. an. vAeill 
nicht aufrichtig, Unglück, ags. unhdl 
krank, ahd. unheil ungesund, Unglück. 

unhrainei f. Unreinheit, gib. un- 
Arainijm f., ahd. unhreini, unhreinida, 
zu unhrains. 

unhraius unrein, an. uAreinn, as. 
unhrtni, ahd. unAreini, s. hrains. 

un hui m. unhold, teufel, nn- 
f-> ags. unholda, as. ahd. un- 
Aold m., ahd. unAolda f., zu hulf>s. 

unhonslags nicht opfernd, zu 
h u n 8 1. 

unhweilö (nicht zögernd), bestän- 
dig, unaufhörlich, zu hweila. 

unkarja m. unbesorgt, substanti- 
viertes adjectiv, zu kara. 

unkaüreins f. unbeschwerlichkeit, 



158 



zu kaurjan belasten, beschweren, 
abgeleitet von kaürus. 

nnkja m. (?) ein landmaass, aus 
lat. uncia. 

unleds arm (besser unlr/ts), ags. 
unlted elend, zu an. lad, ags. lud 
grundbesitz. Ferner sind zu verglei- 
chen aksl. Utt, Iftijq jettt licet, gr. 
-Xtfio- vermögen, reichtum in ixtiot; 

(8. Froehde, Bezz. Beitr. 20, 211 f.). 
Ganz anders, doch gewiss unrichtig 
wird unleds von Persson (Bezz. Beitr. 
19, 280) beurteilt, der lett. litt 
leicht, wolfeil, leichtsinnig, lit. Utas 
blöde, einfältig heranzieht. 

ii nl i u j 's nicht lieb, an. vljufr, ags. 
unleof, ahd. unliup, s. liufs. 

unlustus m. unlust, ahd. unlust, 
s. lustus. Ags. unlust bedeutet 
'lust zu schlechten dingen, wollust'. 

unmahteigs unmächtig, unmög- 
lich, an. vmdtiegr, ags. unmihtig, 
anfr. ummahtig, ummehtig, ahd. un- 
mahtig unmächtig, schwach, 8. mah- 
teigs. 

nnmahts f. unmacht, schwäche, 
an. unuUlr, ags. unmiht, ahd.unmaAl, 
s. mahts. 

unnianariggWK unmenschlich, grau- 1 
sam, nicht genügend erklärt. 

unmilds unmild, lieblos, an. nmildr, 
ags. unmilde, ahd. unmilli, s. mild 8. 

imiiuls unnütz, ags. unnytt, ahd. 
uunuzzi, vgl. an. unylja verschwen- j 
dung, vnyttamr unnütz, unytr das- 
selbe. Got. -nult, ags. nytt, ahd. nuzzi j 
nützlich gehört zu n i u t a n : vgl. 
lit. nauda nutzen. 

unqeni]>s unbeweibt, an. ukv&ndr, 
zu qens. 



niiqejis unaussprechlich, vgl. an. 
ukv&de verstummt, ukvedenn nicht 
recitiert, zu qi|>an. 

nnsahtaba unbestritten, *un*ahts, 
zu sakan. 

nnsar unser, ags. uter, ahd. unsar, 
zu uns, an. oss, ags. us, ahd. uns, 
idg. *w*-, *ntme-: gr. tßeJs, aeol. 
iftfMS wir, avest. ahmaibya dat., 
ahma{ abl., ap. amä%am gen., ai. 
asm an acc., atmdbhyam dat., amdd 
abl., amikam gen. Damit lauten ab 
ai. na* uns, lat. not wir. 

unsel» böse, schlecht, an. iUxll 
elend, ags. mittele, unttilig, ahd. vn- 
sälig unselig, 8. sei 8. 

unsibjis ungesetzlich, gottlos, ags. 
ungetibb, ahd. unttppi nicht verwant, 
s. sibja. 

unsüti n. (?) unruhe, aufruhr, vgl. 
ags. unswele, as. untwöti, ahd. w»- 
suoji unsüss, 8. süts. 

ii ii 1 als unfugsam, ungelehrig, vgl. 
talzjan. 

nnte so lange als, bis, da, dass, 
nicht genügend erklärt (-# =lat. dcl). 

untilamalsks unpassend (unttla-, 
s. t i 1 , g a t i 1 s) hochmütig (?). Mit 
-ntalskt, as. malte stolz, übermütig 
vergleicht man lett. mulkit, ai. mir- 
khd- dummkopf, mürechati gerät in 
geistesverwirrung, wird ohnmächtig, 
gerinnt, wird fest (was als die älteste 
bedeutung anzusehen ist). Die wz. 
ist *meU, wie aus ai. mürid- part. 
praet. intr. und mhrti- fester körper, 
materielle gestalt hervorgeht. S. über 
diese sippe Johansson (Idg. forschon- 
gen 2, 37 f. f.) 

unlriggwK untreu, an. niryggr. 
ahd. untrium, s. triggws. 



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159 



unl>a, s. und. 

niiwähs untadelhafl, ags. icoh, as. 
Kfd verkehrt. Die urspr. bedeutung 
von gerin. *wanxa- ist 'krumm, ge- 
bogen', vgl. ai. vdncati geht krumm 
oder schief, wankt, wackelt, vaknU 
gebogen, krumm, wozu lat. vaetllare 
wanken, cymr. gwaeth schlechter. 
Vgl. waggareis, waggs. 

unwairpaba unwürdig, *unwai'rjjs, 
an. dventr, ags. unieiente, ahd. un- 
werd, b. wair|>s wert, würdig. 

nnwamms unbefleckt, as. unwam, 
vgl. ags. umcemme, s. wamm. 

nnwadrstwö f. eine untätige, müs- 
sige, s. waürstw. 

anweis unwissend, unkundig, an. 
«p*u, ags. unms, as. ahd. unwis neben 
-weit, an. vUs, ags. as. ahd. «>w 
wissend, kundig, weise, zu witan. 
Eigentlich ist germ. *wi*a- aus 



senheit, Unverstand. 

unwuuands in angst befindlich, 
sich nicht freuend, *ieunan, an. una 
zufrieden sein. Mit winja und as. 
ahd. vmnnia erquickung, lust, wonne, 
wiese, weide, ags. wynn wonne, 
freude gehört *wunan zur idg. wz. 
*wen- begehren, streben, mühevoll 
arbeiten, leiden, siegen u. s. w. in 
winnan. Aus dem begriffe des be- 
gehrens hat sich nämlich auch der 
des liebens und der freude entwic- 
kelt, vgl. cymr. gwen risus, subri- 
sio, arrisio, lat. venu*, ai. vdnas lust, 
vanoli, vanuii, vdnati wünscht, liebt, 
erlangt, siegt, gewinnt. 

ur, s. us. 

urraisjan aufstehen machen, auf- 
richten enthält ein simplex -raisjan, 
an. reüa, causativum von -reisan (s. 
urreisau). Vgl. mit gramm. wech- 



*v>~ma- ein -to- particip, vgl. lat. sei ags. rara», arriran erheben, ahd. 

rtnu. Vgl. unwiss. rerjan fallen machen, herablaufen 

nnweniggs unverhofft, zu wens. machen, fallen lassen, verstreuen, 

Vgl. an. dvdnn. vergi essen. 

nnwerjan unwillig sein , unwe- urrannjan aufgehen lassen, an. 

rei (?) f. Unwille, *unwers unwillig, renna, as. rennian, ahd. renn an rin- 

an. vxrr freundlich, ruhig, angenehm, nen machen, causativum zu rin- 

mit auffallender bedeutungsentwick- nan. » 



lung zu *tcers wahr, s. tuzwerjan. 
Vgl. alawerei. 
unwiss ungewiss, an. ifoiss, ags. 



urreisati aufstehen, -rexsan, an. 
r/m, ags. rUan, drUan, as. ahd. rimn 
sich erheben, steigen (im ahd. und 



ungewiss, ahd. unioü, ungatris. Germ. ! mhd. bedeutet das wort auch 'fallen'). 
*tpt9*a- beruht auf idg. *witto- aus \ Ist idg. *reis- eine Weiterbildung 
*md-to- (neben *tcid-to-, 8. u n w e i s) , von *rei- in ai. rindti, rtnvati lässt 
-to- particip zu witan, vgl. air. fliessen, lässt laufen, riyate gerat 
ro-f<-*s scitum est, gr. a-FivTot un- j ins fliessen (vgl. rinn an)? Vgl. 
gesehen. Vgl. mipwissei. urraisjan, urrists. 



anwita in. unwissender, tor, an. 
dvile, ags. untoita, ahd. unwijjo, zu 
witan. So auch nnwiti n. unwis- 



urrists f. auferstehung, ags. drüi, 
ahd. urrist, zu urreisan. 

urrngks verworfen, ausgeschlos- 



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160 



sen (?), unerklärt («, aber Johansson, 
Beitr. 15, 236). 

nrrüninan sich erweitern, sich 
öffnen, zu rUms. 

urrnns m. ausgang, aufgang, ab- 
tritt, urrutu f. ausgang, ahd. urruns(t), 
zu urrinnan ausgehen, aufgehen, s. 
r i n n a n. 

118 aus, uz-, «r-, an. 6r % ur, ags. 



or- 



as. ur-, or-, ahd. 



uner- 



klärt. 

usagljan belästigen (?), zu agls, 
aglus. 

usaiwjan sich ausdauernd be- 
mühen (?), zu aiws. 

usal[»:ui altersschwach werden, zu 
a 1 1> e i s. 

UManan aushauchen (nur praet. 
uzön), -auati atmen, vgl. an. md 
atem, anda atmen, hauchen, andask 
aushauchen, sterben, urverwant mit 
air. anal atem, lat. auimtu geist, 
anima seele, gr. ivtpoe wind, ai. 
dnili atmet, dnila- wind, wozu auch 
aksl. vonja duft, qchati duften. 

usbal[)ei f. erdreistung, frechheit, 
s. bal|)aba. 

usbaugjan ausfegen, wahrschein- 
lich zu biugan (vgl. jedoch Ost- 
hoff, Idg. forschungen 5, 293 f. f.). 
Vgl. insbesondere avest. buj- able- 
gen, reinigen, befreien, retten, büj*m 
acc. reinigung, qzö-büj- aus not be- 
freiend, bu,%li- befreiung, rettung, 
bao%tar- befreier, piili pari-bhunjati 
reinigt (Kern, briefliche mitteilung). 

nsbeisns f. ausharren, geduld (auch 
wbeisnei f.), usbeis-neig» geduldig, 
zu usbeidan geduldig erwarten, aus- 
harren, ahd. irbitaHi s. beidan. 

nsbraidjan ausbreiten, an. breida, 



j ags. bntdan, as. brfdian, ahd. breiten, 
i zu braids. 

unbruknan abgebrochen werden, 
zu brikan. 

usdauds eifrig (besser usdauß*), 
unerklärt. 

usdrusts f. lücke , loch (?) , zu 
driusan. 

usfairina m. tadellos, substanti- 
viertes adjectiv, s. fairina. 

usfiir|m f. ausfahrt (das heraus- 
fallen, us skipa), zu faran. Vgl. an. 
ör/or. 

ustilh n. begräbnis, zu filhan. 
UHfllma m. erschrocken, entsetzt, 
substantiviertes adjectiv, wtßlmei f. 
schrecken, erstaunen, verwant mit 
m.falma tappen, tasten, sich schwan- 
kend bewegen, zittern, felmr, felmtr 
erschreckt, fHmta erschrocken sein, 
zittern, gr. xtkefil^u erschüttere, 
schwinge, med. erbebe, nixtfios 
(icrSxtßoti) krieg. Die wz. *p(t)elem- 
wird als eine Weiterbildung von 
j *pel- (aus *ptel~1) in gr. irxXku 
I schüttele, schwinge, lat. petto treibe 
betrachtet. 

usflangjan emporfliegen machen, 
umhertreiben, -flaugjan fliegen ma- 
chen, an. fleygja, ahd. flaugan, mhd. 
vlougen, causativum zu *fliugan flie- 
gen, an. fljuga, ags. fleogan, afris. 
fliaga, ahd. fliogan, urverwant mit 
lit. pltmkma feder, apr. plauxdine 
federbett, air. luatnain fliegend, lat. 
plüma feder. Die wz. ist *pleugh- 
oder *pleuk- (vgl. Zupitza, Die genn. 
gutturale 130 f.). Vgl. fugls. 

usfodeins f. hinlänglicher lebens- 
unterhalt, zu födjan. 

usfratwjan ausrüsten, herrichten 



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101 



(für voQlfriv), ags. fnetwan, as. fra- 
tahön schmücken, zu ags. frietwe, 
as. fratah schmuck. 

nsfulleins f. erfüllung, zu full- 
jan. 

«ssrais jaii erschrecken, von sinnen 
bringen, utgeitnan ausser sich gera- 
ten, erschreckt werden, von sinnen 
kommen, an. geua wüten, vgl. ags. 
gast, ahd. geitl geist, lit. ieidSiu ver- 
wunde, zaizda wunde, air. goite ver- 
wundet, avest. zöiSnu- hässlich, zöiz- 
difta- hässlichst, ai. hedali ärgert, 
kränkt, hedate ärgert sich (s. von 
Bradke, Kuhns Za. 28, 295 f.). 

usgeisnan, s. usgaisjan. 

usijriidju m. mutlos, träge, sub- 
stantiviertes adjectiv, unerklärt (mit 
unrecht vergleicht Hirt, Beitr. 22, 
230, ai. hrul feind, hru- von der 
graden richtung abbiegen oder ab- 
biegen machen, deren r auf idg. I 
zurückgeht: zu ai. hvdrati, hvdlali, 
hrunäli gehören u. a. lit. paiulnut 
schräg, aksl. ziUü böse). 

usgntnaii ausgegossen werden, zu 
giutan. 

ushaista m. mangel leidend, un- 
erklärt (ganz unsicheres bei Wood, 
Publications of the Modern Language 
Association of America 14, 338). 

nshauhnan erhöht werden, zu 
hauhs. 

ushlanpan aufspringen, -hlaupan 
laufen, springen, an. hlaupa, ags. 
hUapan, afris. hläpa, as. hlöpan, ahd. 
hlaufan, loufen. Man vergleicht lett. 
kluburt lahmer mensch, Jcluburät 
hinken und mit p im wurzelauslaut 
lit. klupoli in knieender Stellung 
verharren, klupti niederknieen, stol- 



pern. Zupitza (Die germ. gutturale 
118) stellt auch czech. Mutali, poln. 
klutac traben hierher (Hut- aus 
*klo upt-). 

ushulöii aushöhlen, an. hola, ags. 
holian, ahd. holön, denominativum 
von an. holr, ags. afris. ahd. hol 
hohl, zu der in huljan, hulundi 
u. s. w. steckenden wz. 

nsk^aiiH, s. kein an. 

uskan|>8 bekannt, offenbar, s. 
kun{)8. Vgl. ahd. urchundan bekun- 
den, bezeugen, as. urcundeo, ahd. 
urchundo zeuge. 

uslaubjan, s. galaubjan. 

uslauseins f. erlösung, zu utlaut- 
jan erlösen, ags. dlytan, ahd. urlötan, 
s. lausjan. Vgl. an. örlaütn. 

usli]»a m. gichtbrüchiger (ausser 
besitz der glieder), zu li|)us. 

usluks m. (?) Öffnung, zu uslükan 
öffnen, s. galükan. Vgl. ags. loc, 
loca verschluss, ahd. loh verschluss, 
gefangnis, höhle, loch. 

usluneins f. loskauf; erlösung, 
*uslunjan. loskaufen, ags. älynnan, 
zu lun. 

nsmernan durch Verkündigung 
verbreitet werden, utmerjan die künde 
von jemandem ausbreiten, s. mer- 
j a n. Vgl. ahd. urmäri hochberühmt, 
herrlich. 

iismet n. (utmilt m.?) aufenthalt, 
verhalten, wandel, zu utmitan sich 
aufhalten, s. mitan. 

usqis8 f. verbreitete rede, ruf, zu 
utgipan bekannt machen, s. qij>an. 

ussateius f. erschaffung, Ursprung, 
zu uttaljan setzen, gründen, erschaf- 
fen, s. satjan. 

ussiuilu (hervortretend), ausneh- 

li 



162 



mend, vorzüglich, sehr, zu sinps. I ardriojan, öidriojan beschweren, be- 
usskawjsiTi besonnen, klug ma- ' drücken, yerdriessen, dazu an. prot 
chen , zur besinnung bringen, deno- 1 mangel, praut mühsal. Die germ. 
minativum von usskaws, Tgl. ags. sippe ist zweifelsohne verwant mit 
»ceawian, as. »kauwön, ahd. scowcön | aksl. trudu mühe, anstrengung, müh- 



schauen. 

usskaws (usskaus) besonnen, vor- 
sichtig, verwant mit skuggwa und 
skauns. Dem got. -*kaw* entspricht 
gr. -vxoos in $uo<nt6ot; opferschauer. 
Für die bedeutung von Msiaws be- 
achte man ai. dküti-, äküia- absieht, 
vorhaben. 

usstass f. auferstehung, zu usstan- 
dan auferstehen, s. standan. Vgl. 
ahd. urstant. 

USStlggan ausstechen, an. ntinga, 
ags. Hingan stechen. Vielleicht be- 
ruhen Hingan und an. Hptg> anü - 
Hanga stange auf vorgerm. *Hink- 
mit übertritt in die ablautereihe von 
bindan. Dieses *Hink- könnte eine 
varietät der in staks, stiks vor- 
liegenden wz. sein. Anders, aber 
durchaus unsicher Johansson, Idg. 
forschungen 2, 4 f. 

usstiurei f. zügellosigkeit, usHiu- 
riba zügellos, ausschweifend, ahd. 
Hiuri stark , bedeutend , stattlich , 
herrlich, stiuri stattlichkeit, Herrlich- 
keit, vgl. stiurjan. 

ustaikneinN f. darstellung, erweis, 
beweis, ustaiknjan bezeichnen, erwei- 
sen, s. taiknjan. 

ustatihts f. Vollendung, Vollkom- 
menheit, zu ustiuhan vollenden, s. 
tiuhan. Mit -tauhts sind ags. tyht, 
and. tuAt, ahd. zukt zug, zucht iden- 
tisch, vgl. lat. duetio führung. 

uspriutan beschwerlich fallen, an. 
prjöta mangeln, ags. dpreotan, ahd. 



sal, truditi beschweren, quälen, viel- 
leicht auch mit air. Irott (*tru4no-) 
zank, streit (vgl. ags. Hrutian strei- 
ten, mhd. Hrüj streit, gefecht). Die 
ursprüngliche bedeutung der wz. 
*ireud- ist »drücken, stossen', welche 
in lat. trüdo stosse, dränge noch 
unverändert erhalten ist. 

usl>röt>ein8 f. Übung, zu pro J)j an. 

usjuilnins f. geduld, zu J)ulan. 

uswahst* f. aus wachsen, zu wahs- 
jan. Vgl. wahstus. 

uswakjan erwecken, -wakjan wec- 
ken, an. vekja, ags. loeccan, as. wek- 
kian, ahd. wecchan, causativum zu 
wakan. 

uswalteins f. Umwälzung, Zerstö- 
rung, zu uswaltjan umwälzen, um- 
stürzen, s. waltjan. 

UHwandeins f. Verführung, zu 
uswandjan (sich) abwenden, s. wand- 
jan. 

uswaurhts f. sittlich vollkomme- 
nes tun, gerech tigkeit, utwaurhU 
gerecht, zu* umaurkjan vollkommen 
handeln (?), s. waürkjan. 

U8wadrpa f. Verwerfung, auswurf, 
zu früh geborene leibesfrucht, zu 
imocrfrpan verwerfen, auswerfen, ahd. 
ancer/an, s. wairpan. Vgl. ahd. 
worfa in winttcorfa worfschaufel. 

usweihs unheilig, ahd. urmAi, 8. 
weihs. 

uswena m. hoffnungsloser, sub- 
stantiviertes adjectiv, ags. orwene, 
ahd. unoäni, zu wens. 



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163 



nswiss losgebunden, irre gehend, 
zu *uswidan losbinden, 8. gawidan. 

nt hinaus, heraus, an. ags. nt, 
as. nt-, ahd. üj, vgl. air. nd-, od- 
verbalpraefix und ai. ud- hinauf, hi- 
naus, avest. us-, uz-. Vgl. nta, 

uta na, utaj)rö. 

uta ausserhalb, draussen, an. ags. 
nie, afris. as. nta, ahd. üge, zu ü t. 

fitana ausserhalb, an. ags. utan, 
as. Ulan, ahd. üjana, zu Uta. Vgl. 
aftana u. dgl. 

üta|>rö von aussen her, zu ata. 
Vgl. alja|>rö u. dgl. 

uzeta m. woraus gegessen wird, 
krippe, zu itan. Ueber eine ähnliche 
bildung zu itan, doch mit ganz ande- 
rer bedeutung, s. Muller (Tijdschr. 
v. Ned. taal- en letterk. 13, 219 f. f.). 

uzön, s. usanan. 



wadüjiLs, s. baürgswaddjus. 

wadi n. pfand, handgeld, an. ved 
pfand, wette, ags. wed pfand, Unter- 
pfand, afris. wed vertrag, verspre- 
chen, bürgschaft, Sicherheit, ahd. 
toetti pfandvertrag, rechtsverbindlich- 
keit, pfand, wozu gawadjön. Wadi 
ist gewiss kein lehn wort, sondern 
urverwant mit lit. vaduti auslösen, 
lat. vas (gen. vadis) bürge, vadimo- 
nium bürgschaft, gr. xebxov, i$\ov 
(*eirt3\ov) kampfpreiß. 

wadjabökös f. pl. pfandbrief, 
Schuldschein, s. wadi und böka. 

waggareis m. (eher als waggari 
n.) wangenkissen, kopfkissen, ags. 
wongere, ahd. nangäri, mhd. wanger, 
zu ags. wouge, as. ahd. wanga wange, 



das man wol mit recht als 'gebo- 
gene, gewölbte gesichtsfläche' auf- 
fasst und mit ai. vdncati geht schief, 
geht krumm, wankt, wackelt, vakrd- 
gebogen, krumm verbindet (s. un- 
wähs). Neben got. *waggö scheint 
im germ. *wankja gestanden zu ha- 
ben, denn dieses wird durch das ent- 
lehnte ital. guancia vorausgesetzt. 
Germ. *wank- liegt vor in an. vakka, 
ahd. wanchön, wankön wanken, das 
mit lit. vtngis bogen, krümmung, 
ve'ngti etwas ungern tun (ausbeugen), 
alban. vank, vangu feige, radkranz, 
skr. vanjular calamus rotang (und 
andere pflanzen, urspr. 'das sich beu- 
gende, sich wiegende gewächs') auf 
eine wurzelvarietät mit ausl. media 
hinweist. Vgl. waggs. 

waggs m. (wiese), paradies, an. 
vangr, ags. wong, as. (ahd.) wang 
feld, aue, nicht genügend erklärt. 
Man vergleicht apr. wangus schlecht- 
bestandener eichwald, halb ausgero- 
dete waldfläche, das aber ein lehn- 
wort aus dem germ. sein kann. 
Vielleicht gehört waggs mit un- 
wähs, waggareis zusammen. 

wagjan bewegen, schütteln, ags. 
wecgan, ahd. weggen bewegen, schwin- 
gen, aksl. voziti fahren, fuhren, gr. 
Sxioftxi lasse mich tragen, fahre, 
causativum zu -wigan in gawigan. 

wähs, s. unwähs. 

wahsjan wachsen, an. vaxa, ags. 
weaxan, afris. waxa, as. ahd. wahsan, 
urverwant mit gr. ae%u vermehre, 
med. wachse, avest. u%iyeiti, va%8a\ti, 
ai. nkmti wächst (perf. vavdksa). 
Neben *aweks- steht *auks- in lit. 
dukszias hoch, air. 6s, nas über, lat. 



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164 



auxilium hilfe, gr. *u£«, ecul-äva 
vermehre, welche Wörter uns in die 
sippe von aukan hinüberführen. 
Die wz. *awek*-, *auis- ist nämlich 
aus *aweg-, *aug- (s. aukan) wei- 
tergebildet. Vgl. uswahsts, wah- 
stus, wakan, wokrs. 

wallst us m. wachs, an. v$xtr y ahd. 
wohnt, zu w a h s j a n. 

wahtwö (wahtwal) f. wache, as. 
ahd. wahta, zu wakan. 

wai wehe, an. vei, ags. wd, as. 
ahd. we, lett. im, air. fe, cymr. 
gwae, lat. vae, vgl. wajamerjan. 

waian wehen, ags. wdwan, afris. 
wäja, ahd. wajan, urverwant mit lit. 
vejas wind, aksl. vtjati wehen, vetrü 
wind, air. feth luft, do-in-fethim 
blase ein, gr. &*t<ri weht (*«f>»(ri), 
diim wind, ai. traft' weht, väü*- = 
avest. vä/a- wind, ai. vhyu- luft, 
wind = avest. wy«- luft. Vgl. dis- 
win])jan, winds, win|)i8kaürö. 

waibjan, s. biwaibjan. 

waideuja m. missetäter, s. wai 
und -dep* (in gadej>s). 

waifairhwjan wehklagen (wehe 
weit rufen), ahd. weverhen, s. wai 
und fairhwus. 

waifajö f. kämpf, zu weihan 
kämpfen. 

wafhsta m. winkel, ecke, vielleicht 
zu ir. feacaim biege (Zupitza, Kuhns 
Zs. 36, 236). 

wailistastains m. eckstein, s. 
w a i h s t a und s t a i n s. 

wafhtn f. sache, an. v«ttr wesen, 
wicht, daemon, ags. wiht wesen, ding, 
daemon, as. ahd. wiht geschöpf, we- 
sen, ding, identisch mit aksl. vestt 
sache, ding. Vgl. air. /echt (*weitä) 



gang, reise, mal, cymr. gwaith mal, 
welche zu -toigan (s. gawigauH 
wagjan) gestellt werden. Andere 
Prusik, Krok 4, 49. 11, 134. 

wafla wol, vgl. ags, as. ml, ahd. 
w'ela, wola, wie aksl. vole, rolje wolan, 
zu wiljan. Vgl. ai. prdti vdrarn 
nach wunsch. 

wafladeds f. woltat (besser waila- 
defut), ags. weldxd, ahd. wolaläi, s. 
waila und -dep« (in gadej)8). 

waüamers gut berufen, s. waila 
und mörj an. 

waflaqiss f. segen, s. waila und 
qif>an. 

waüawizns f. gute kost, schmaus, 
s. waila und wizön. 

wainags elend, unglücklich, ahd. 
wenag elend, unglücklich, gering, 
klein, urverwant mit lett. waina 
schuld, wainigt schuldvoll, schadhaft, 
air. fine sünden (Stokes, Bezz. Beitr. 
9, 89). Ob diese Wörter mit wai 
in Zusammenhang stehen, ist fraglich. 

wainei dass doch, eigl. 'wehe, 
dass nicht! schade, dass nicht!', 8. 
wai und nei (Luft, Kuhns Zs. 36, 
143 f.). 

waips m. kränz, an. veipr kopf- 
tuch, kopfbinde, ahd. wai/ binde, 
zu w e i p a n. 

wair m. mann, an. v'err, ags. as. 
ahd. wer, lit. vyra* , air. /er, lat. 
vir, aveat. vira-, ai. vird-, Idg. *w1ro- 
mann, held kann mit lat. vis kraft, 
gr. J<pi mit kraft und mit ai. vdyat 
kraft, gesundheit, jugendkraft, lebens- 
alter verwant sein. 

wai'raleikö männlich, *wa{rahik», 
8. wair und leik. 

wafrdus m. wirt, gastfreund, afrie. 



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165 



werda (in hmwerda), as. wird, ahd. 
wirt haußherr, eheherr, wirt, vgl. 
an. verdr mahl. Man vermutet Zu- 
sammenhang mit ward ja (Wood, 
Publications of the Modern Language 
Association of America 328). 

wairilö iwaxrilal) f. lippe, ags. 
weleras, weoleras Uppen, vgl. an. 
vyrr, afris. teere und ausserhalb des 
germanischen apr. warsus lippe, Un- 
terlippe. 

wairpan werfen, an. verpa, ags. 
weorpan, afris. w'erpa, as. werpan, 
ahd. werf an, vielleicht urverwant 
mit aksl. vrügq (inf. vrSfti) werfe, 
ai. vpidkti wendet ab (3 pl. vfhjdnti). 
Anders Noreen (Abriss der urgerm. 
lautlehre 121), der lat. verberor 
schlage heranzieht. 

wairs schlimmer (adv.), an. verr, 
ags. wyrif as. ahd. wir» wird zu as. 
ahd. werran verwirren gestellt, das 
mit lat. verro schleppe, schleife, fege, 
gr. M-rtpvt riss fort verwant sein 
soll. Kaum richtig. 

wafrsiza schlimmer, ärger, ahd. 
wirsiro, vgl. an. verre, ags. toyrsa, 
zu wairs. 

wafrju&n werden, an. v'e'rda, ags. 
weordan, afris. w'ertha, as. wer San, 
ahd. werdan, eigl. 'sich wenden', 
welche bedeutung noch klar hervor- 
tritt im suffix -wo/r/w in anawairf)s, 
andwair|>8, jaindwairj)8, w i- 
{)rawair|)s, an. -verdr, ags. -weard, 
ahd. -wert eine gewisse richtung 
habend, gerichtet, und in mhd. wir- 
tel spinn wirtel, spindelring (vgl. aksl. 
vreteno und skr. varinla) : man be- 
achte auch das aus dem germ. ent- 
lehnte aksl. *vrHegu, *vr£tfdzi (poln. 



wrzeciqdz, rzeciqdz u. s. w.) kette, 
das auf ahd. *wirting hinweisen 
könnte, doch vielleicht eher auf germ. 
*wraipinga- zu an. rida, ags. tcrutan , 
ahd. ridan winden, drehen beruht 
(dazu gehört ja ags. wrdsn kette, 
ahd. reuan nodus). Wairpan ist ur- 
verwant mit lit. vereziu (inf. verstt) 
wende, kehre, zwing«, vartifti fort- 
gesetzt wenden, hin und her wen- 
den, aksl. vrMSii wenden, drehen, 
bohren, vratü hals, vratiti drehen, 
air. adbartaigiur, adbartaigim adver- 
sor, foirsed eggen, fertaid keule, 
cymr. gwarthaf vertex , lat. verto 
wende, gr. ßpgtrdtvSLv * Topvvyv. 'H Arial 
(Hesych.), np. gättan wenden, drehen, 
ai. vdrtate wendet sich, dreht sich, 
befindet sich, benimmt sich, weilt, 
ist. Zu wa<rpan scheint krimgot. iel 
uburt sit sanum (Kail wairpai oder 
ähnliches) zu gehören. Vgl. fra- 
wardjan. 

wairjrida f. Würdigkeit, würde, 
ahd. wirdida, zu wair|>8 wert, 
würdig. 

wai r [>< in abschätzen , würdigen , 
ags. weordian, as. giwerthön, ahd. 
giwerdön, zu wair|>8 wert, würdig. 

wairjtä m. preis, wert, an. verd, 
ags. weord, afris. w'erth, werd, as. 
werd, ahd. werd, s. wairj)8 wert, 
würdig. 

wafr])S wert, würdig, an. v'erdr, 
ags. weord, afris. werth, wird, as. 
werd, ahd. werd, urverwant mit cymr. 
gwerth pretium, vielleicht auch mit 
lit. vertat wert, das aber eher aus 
dem germ. stammt. Aksl. vrSdü in 
nevrtdü sütvoriti <i*otoxipt*Zftv ist 
gewiss ein lehnwort aus dem ahd. Vgl. 



166 



wair|>ida, wairf>on, wair{)8 
preis, wert. 

wait, s. witau. 

wajaimlrjan lästern, s. wai und 
merj an. 

wakiin wachen, an. vaka, ags. 
wacian, afris. waka, as. wakön, ahd. 
wahktin, toachön beruht auf einer wz. 
*toey- kräftig sein, munter sein (vgl. 
mit idg. g wahejan und aukan), 
weiche auch ausserhalb des germ. 
vorliegt : air. feil wache, der heilige 
abend, lat. vegere munter sein, erre- 
gen, vigil wachsam, ai. väjdgati treibt 
an. S. auch uswakjan, wökains, 
w okrs. 

waldan walten, an. valda, ags. 
wealdan, afris. tcalda, as. toaldan, 
ahd. waltan scheint d aus idg. / zu 
haben (au. olla ich waltete mit II 
aus //>), weshalb man lit. valdyti 
walten, lenken, regieren, aksl. vladq 
herrsche als lehnwörter aus dem 
germ. betrachtet (ob mit recht, be- 
zweifle ich). Air. flaith herrschaft 
ist sicher mit waldan urverwant. 
Dagegen ist lat. valere stark sein, 
gesund sein, vermögen wahrschein- 
lich ferne zu halten, denn sein 0 
muss wegen lit. galHi können, im 
stände sein wol auf labiovelares g 
zurückgeführt werden. Vgl. wul- 

|) US. 

waldufni n. gewalt, herrschaft, 
zu waldan. 

walisa geliebt, treu befunden, zu 
waljan, wiljan. 

waljail wählen, an. velja, anfr. 
ahd. wellan, causativbildung zur idg. 
wz. *icel- in wiljan, vgl. akßl. vo- 
liti wollen (in den jungem sprachen 



auch 'wählen'), skr. varayati erwählt 
sich, erbittet, wirbt um. 

waltjan sich wälzen, an. velta, 
ahd. welzan wälzen, zu an. velta, 
ahd. toalzan walzen, wälzen, welche 
| auf einer idg. d- erweiterung der 
wz. *wel~ wälzen beruhen: vgl. af- 
walwjan, w'alus, wulan. 

whIuh m. stock, Btab, an. vylr, 
afris. walu (in walub'era stabträger, 
pilger), wahrscheinlich mit an. vaU, 
lit. ap-valm rund zu lit. ve'lii wal- 
ken, aksl. valiti wälzen, skr. vdlati 
wendet sich, dreht sich (s. afwalw- 
jan, waltjan). 

walwisön sich wälzen, s. af- 
walwjan. 

walwjan, s. afwalwjan. 

wamba f. bauch, leib, an. vpnb, 
ags. womb, afris. wamme, anfr. ahd. 
wamba , wahrscheinlich urverwant 
mit ai. gabhd- spalte, vulva (Peder- 
sen, Bezz. Beitr. 20, 238), vgl. fer- 
ner poln. g§ba, czech. huba maul, 
rus8. guba lippe, slov. göbec maul, 
ai. gabhirä-, gambhird- tief, gdmbhan- 
tiefe, grund, gambhdra- tiefe (Beitr. 
22, 192). Vgl. noch cymr. gumbe- 
laue uterus, bret. gwamm 'terme de 
niepris pour dire femme': lehnwort 
aus dem germanischen? 

warum n. (oder wamms m.?) fleck, 
an. vamm, ags. icom, afris. as. warn, 
vielleicht verwant mit an. vdma 's 
qualm, ailment', vdmr 'a loathsome 
person', dän. vsemme 'to loath', vgl. 
die idg. wz. *wetn- sich erbrechen 
in lit. vemiit, lat. vomo, gr. frfo 
osset. inf. vomun, mp. inf. vämUa*, 
ai. vdmimi. 

wan, s. wans. 



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167 



wanalns f. mangel, *wanan (praet. 
*wanaida) mangeln, vgl. an. vana, 
ags. wanian, ahd. warum vermindern, 
zu wans. 

wandjan wenden, an. venda, ags. 
wenden, as. wendian y abd. wenten, 
cansativurn zu -windan y s. biwin- 
dan. 

wand us m. rute, an. vyndr. Man 
denkt an Zusammenhang mit -rcindan, 
s. biwindan. Anders verf. (Beitr. 
22, 192) und Justi (Zs. d. D. Mor- 
genl. gesellschaft 50, 668), welche 
wandtts als 'das schlagende' erklären 
und es mit wunds, wundufni 
verbinden. 

wanina8SUS m. mangel, *waninön 
mangeln, zu wans. 

wans ermangelnd, fehlend, an. 
vanr, ags. won y afris. wart, won (in 
Zusammensetzungen), as. ahd. man, 
woneben wan n. mangel. Man ver- 
gleicht lat. vauus leer, eitel, gr. evw 
ermangelnd, armen, unain leer, avest. 
ai. ünar mangelnd (wz. *ewä-). 

war behutsam (so eher als war*, 
vgl. baür, wair), an. varr, ags. 
wser, as. ahd. war (giwar) aufmerk- 
sam, vorsichtig, urverwant mit gr. 
opxu sehe, &px sorge, Vorsorge, ovpoe 
Wächter. Vgl. ward ja. Aksl. varo- 
vati hüten, prSdü-variti antevertere 
sind germ. Ursprungs. 

wardja m. Wächter, ahd. warto 
und -ward* in daürawards, an. 
vardr, ags. weard, as. ward, ahd. 
vart, zur idg. wz. *wor- sehen, acht 
geben in war. Vgl. wairdus. 

wardjan, s. frawardjan. 

warei f. behutsamkeit, Verschla- 
genheit, ahd. (wert), zu war. 



wargi|m f. Verdammnis, mit ga- 
w a r g j a n zu ~tcargs in 1 a u n a- 
wargs, au. vargr, ags. wearg ge- 
ächteter Verbrecher, as. warag, ahd. 
warg wüterich, miasetäter, geächteter 
Verbrecher, urverwant mit lit. vdr- 
gas not, elend, apr. warg» schlecht, 
aksl. vragü feind, vraziti zaubern 
(anders über germ. *warga- Kauff- 
mann, Beitr. 18, 175). 

war ja ii wehren, an. verja wehren, 
schützen, ags. werian schützen, ver- 
teidigen, as. werian, ahd. werjan 
wehren, schützen, urverwant mit 
lit. vertu schliesse, öffne, varyti trei- 
ben , aksl. vtrq schliesse, otrworiti 
öffnen, lat. operiö bedecke, schliesse 
(*op-verio) , aperio enthülle, öffne 
(*ap-verio), gr. Iputrbxi schützen, 
hemmen, avest. var- hemmen, ver- 
hüllen, ai. vfiiSti bedeckt, umschliesst, 
hemmt,' wehrt, causat. värdyaii. 

warmjan wärmen, an. verma, ags. 
wyrman, as. wermien, ahd. werrnen, 
zu *warms warm, an. varmr, ags. 
wearm, afris. as. ahd. warm, das mit 
apr. gortne hitze, air. gönn, lat. for- 
«ikj, gr. beppfa, armen, dferrn, avest. 
gardtna-, ap. garma- warm, ai. g/tarma- 
hitze auf idg. *ghormo- y *ghermo- 
(mit labiovelarem gh) beruht. Dieses 
gehört zu einer wz. mit der bedeu- 
tung 'warm, warm sein, brennen' 
in aksl. gorSti brennen, grHi wärmen, 
air. gorim wärme, brenne, gor wärme, 
feuer, gr. Sipopxi, armen, dtepnum 
werde warm, ai. ghp\6mi leuchte 
(Dhätup.), ghrnd-, ghfrxir hitze, glut. 
Anders Bezzen berger (Bezz. Beitr. 
16, 257) und Zupitza (Die germ. 
gutturale 38). 



168 



wasjan kleiden, an. verja, ags. 
werlan, ahd. werjan, urverwant mit 
lat. vestio, gr. tvvu,u.t (*rfovü(it) kleide, 
tJfjLx, aeol. tptßx anzug, kleid, gr. 
Ixv:; kleid, alban. vei kleide an, 
hülle ein, armen, z-genum ziehe mich 
an, avest. vaste kleidet sich, vaslra- 
kleid, ai. veute kleidet sich, väsdyati 
bekleidet, vdstra-, vdsman-, vdsana- 
kleid. Vgl. wasti. 

waati f. kleid, zu wasjan, vgl. 
lat. vesti*, armen. z-gesl, gr. /«rSo*, 
ir&fc kleid. 

wato n. waaser, an. vatn, ags. 
tarier, afris. water, weter, aa. watar, 
ahd. wajar, wajjar, lit. vandä, apr. 
und*, wund an, akal. voda waBser, air. 
fand träne, os waaser (= ai. nUa- 
quelle), lat. unda welle, gr. Zlup 
(gen. vlxros), alban. ujt, phryg. ß&v, 
armen, get, ai. uddn-, udaka- wasser, 
zu ai. unudmi, undami benetze. Vgl. 
wintrus. 

wadrd n. wort, an. ord, ags. afris. 
as. ward, ahd. wort, urverwant mit 
apr. wird* wort, lit. vdrda* name, 
lat. verbum wort, zur wz. *werdh-, 
*wordh- sagen in air. for sagt (3 
pl. fordat). Eine kürzere wzform 
liegt vor in gr. slpa sage. 

waürdajiuka f. wortstreit, s. 
waürd und j iukan. 

waurkjan wirken, tun, machen, 
bewirken, an. yrkja, ags. wyrcean, 
ahd. wurchen neben aa. wirkian, ahd. 
mrkjan, urverwant mit air. do( f)airci 
wirkt, fairged machte, gr. tplu , 
pi%a tue, avest. vmzyeiii wirkt, 
wozu auch waüratw und an. verk, 
ags. weorc, as. werk, ahd. werc, gr. 
\pyov, armen, gorh werk, np. barz 



feldarbeit. Hierher noch lit. verga* 
sklave (Lorentz, Idg. Forschungen 5, 
343). Als krimgot. i8t unB tzo tcar- 
thata tu fecisti und ies warthata ille 
fecit überliefert (got. waurhta). 

wann ns m. wurm, schlänge, an. 
ormr, ags. wyrm, afria. worm, aa. 
ahd. wurm, urverwant mit lat. ver- 
mu wurm, gr. tfftos • 9KÜky£ h %ü\oi<;. 
Zubaty (Idg. forschungen 6, 155 f.) 
vergleicht noch aruss. vermie n. coli. 
dxplies, klrus8. vermjanyj rot, apr. 
urminan, wormyan, warmun rot, Da- 
gegen müssen lit. kirmu, aksl. crvvi 
(aua *clrvX), *crümt (davon cräminX 
rot), air. cruim, np. kirm, ai. krmi- 
ferne gehalten werden. 

watirstw n. werk, tat, aus *wur%- 
ttwa-, zu waürkjan. Dem got. 
worte entspricht genau avest. varilva- 
handlung. 

watirts f. wurzel, ags. wyrt, aa. 
wurt, ahd. würz kraut, pflanze (mhd. 
auch 'wurzel'), urverwant mit air. 
/rem, cymr. gwreiddyn, lat. rädix 
(*wräd-, vgl. an. röt) wurzel, gr. 
pföxfAvoc ranke, junger trieb. Ob gr. 
plfa wurzel hierher gehört, ist zwei- 
felhaft. Vgl. aürtigards. 

Wegs m. woge, an. vägr, ags. wag, 
afris. weg, aa. wäg, weg, ahd. wäg-, 
wahrscheinlich zu -wigan in ga- 
wigan. 

weiha m. priester, s. weiha. 

weihan kämpfen, vgl. ags. wtgan, 
ahd. wigan kämpfen und mit ablaut 
an. vega kämpfen, erschlagen, wozu 
waihjö, wigana und an. veig 
stärke, urverwant mit lit. ap-veikii 
bezwinge, vekä stärke, kraft, aksl. 
vSkü krafl, lebensalter, air. ßchim 



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169 



kämpfe, lat. vinco besiege. Vgl. 
weihe heilig. 

weihan weihen, heiligen, vgl. an. 
xrigja, afris. wia, wiga, as. wihian, 
ahd. wihan % denominativa zu weihs 
heilig. 

» cihi |ia f. weihe, heiligkeit, afris. 
toitha, as. wihetha, ahd. wihida, zu 
weihs heilig. 

weih* heilig, as. ahd. wih heilig, 
an. ve, ags. vrig, as. wih heiligtum, 
vielleicht zu derselben wz. wie weihan 
kämpfen: idg. *weik- verrichten, 
kämpfen in lit. veikiu mache, ver- 
richte, veikalas geschäft, veikiu schnell, 
flink, vikrus rührig, väikas knabe 
und den unter weih an kämpfen 
angeführten Wörtern (vgl. auch Zu- 
pitza, Die germ. gutturale 142 f.). 
Anders Osthoff (Idg. forschungen 6, 
39), der weihs als 'gesondert, ab- 
getrennt' auffasst und es mit lat. 
victima opfertier, opfer zu ai. vindkti, 
vioekti, vevekti sondert, siebt, sichtet, 
np. bextan sieben, afgh. vinjäl rei- 
nigen, säubern, waschen stellt. 

weihs n. flecken, dorf (gen. weihsü), 
vgl. mit auffälligem k, das vielleicht 
durch entlehnung aus dem lateini- 
schen erklärt werden darf, ags. wie, 
afris. wik, as. wie, ahd. wich. Weih« 
ist urverwant mit apr. wais- (in 
waispaltin acc. hausfrau), lit. v'esz- 
(in v'hzpals herr, vUszkelis landstrasse, 
vgl. veszMi zu gast sein), aksl. vl*i, 
air. /ich (das meist als lehnwort 
aus dem lat. betrachtet wird), lat. 
vicus dorf, gr. o/xo$ haus, alban. vise 
orte, plätze, avest. vis- dorf, vacsa-, 
vaesman- haus, ai. vfg- niederlassung, 
wohnsitz, gemeinde, geschlecht, veca- 



haus, hurenhaus (dies in der späte- 
ren spräche), veeman- haus; hof, 
wohnung, gemach. Die Wörter ge- 
hören zur idg. wz. *weix- eintreten, 
weilen in avest. visämi gehe ein, ai. 
vicami lasse mich nieder, trete ein, 
gehe in, kehre ein, gehe heim. 

wein n. wein, an. vtn, ags. win, 
afris. as. ahd. win ist wahrschein- 
lich zunächst aus lat. vinmi entlehnt, 
das mit gr. owos wein, olvti rebe, 
alban. vent (*woinä), armen, gini 
(*woinio-) wein urverwant ist und 
mit lat. vitis ranke, rebe zur idg. wz. 
*wei- winden gehört (vgl. baürgs- 
waddjus, biwindan):s. Schrä- 
der, Sprachvergl. und Urgeschichte 1 
468 f. Auch über den grenzen des 
idg. Sprachgebietes begegnet uns 
dasselbe wort, vgl. arab. aethiop. 
wain, hebr. jajin, assyr. »»«, denen 
ein ursemit. *wainu zu gründe ge- 
legt wird (Jensen, Zs. d. D. Mor- 
genl. gesellschaft 44, 705. 48, 464 
f.). Aksl. vino wein ist aus dem 
germ. entlehnt (vgl. weinagards) 
und lit. vf/nas beruht zunächst auf 
dem slavischen worte. 

weinabast n. Weinbeere, an. vtn- 
her, ags. wmberie, as. ahd. winberi: 
das zweite glied dieser Zusammen- 
setzung ist -basi, *bazi, an. ber, ags. 
berie, ahd. beri, nl. bes und scheint 
abgeleitet von einem alten worte, 
das in norw. bas, beute kleines ge- 
I büsch bewahrt geblieben ist (Bugge, 
Beitr. 21, 421). Nach einer älteren 
auffassung wäre -basi eigl. 'das ees- 
I bare' und mit ai. bdbhasti zermalmt, 
verzehrt, frisst zu verbinden. 

weinagards m. Weingarten, wein- 



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170 



1 



berg, kriragot. wingart, an. vmgardr, I 
ags. wtngeard, as. wingardo, ahd. 
wingart , wingarlo, s. wein und' 
gards. Aksl. vinogradü ist aus dem 
gerra. entlehnt (vgl. aürtigards). 

weinatains m. weinrebe, s. wein 
und tains. 

weiitatriu n. weinstock, an. vfatre, 
ags. wfnlre'ow, s. wein und triu. 

weiiidrugkja m. weinsäufer, s. 
wein und drigkan (auch af- 
drugkja), vgl. an. vtndrukkenn 
vom weine betrunken, vindrykkja 
weintrinken, ahd. wintrinco weintrin- 
ker, wintrunc/ial, wintrunchan vom 
weine betrunken. 

weinulN dem weine ergeben, trunk- 
süchtig, zu wein. 

weipan bekränzen, mhd. wtfen 
schwingen, winden, wozu waips 
und wipja, urverwant mit lat. 
vibrare schwingen. Eine synonyme 
wz. mit anlautendem # ist unter 
midjasweipains besprochen. Vgl. 
bi waibjan. 

weis wir, nord. run. ciR, aschw. 
vi(r), vgl. an. ver, ahd. wir, urver- 
want mit avest. vaem, ai. vaydm. 
Vgl. wit. 

weis, s. fullaweis, unweis. 

weisön, s. gaweisun. 

weitan, s. fraweitan. 

wcitjan, s. fairweitjan. 

weltwöds m. zeuge (besser weit- 
wöfys), eigl. 'der gesehen hat' (vgl. 
fiir die bedeutung skr. mkstn- Zu- 
schauer, zeuge), part. praet. act. zur 
wz. *weid- sehen (s. witan), also 
zunächst vergleichbar mit gr. 
u. s. w. Man beachte apr. waidewul 
oberpriester und air. ft'adu zeuge. 



wönjail erwarten, hoffen, an. vstnas 
ags. wenan, as. wanian, ahd. wamin 
wanen hoffen, erwarten, vermuten, 
meinen, zu w e n s. 

wöiih f. hoffhung, au. vdn erwar- 
tung, hoffnung, ags. wen erwartung, 
hoffnung, Vermutung, meinung, afris. 
wen meinung, as. wän erwartung, 
hoffnung, ahd. wän erwartung, hoff- 
nung, absieht, Vermutung, wahn, 
urverwant mit lat. rrnäri jagen zur 
wz. *wen- begehren in winuan: 
vgl. für die bedeutung russ. ochota 
lust, jagd und skr. tubdhaka- jäger, 
lubd/u'i- begierig (Meillet, Mein, de 
la Soc. de Ling. 9, 55 f. f.). 

wepn n. waffe, an. vdpn y ags. 
wdpen, afris. wepen, as. wapan, ahd- 
wafan, vgl. aschw. an. vdkn, isl. vokn 
(b. darüber Zupitza, Die germ. gut- 
turale 18 f. f.). Zusammenhang mit 
gr. oirXov gerät, pl. oirhx waffen ist 
wahrscheinlich (über das p in wepn 
vgl. Kauffmann, Beitr. 12, 526 f.). 

werjan, s. tuzwerjan. 

widan, s. gawidan. 

widiiwamia m. waise, zu wi- 
ll u w ö. 

widnwo f. wittwe, ags. widuwe t 
wuduwc, afris. widwe, as. widuwa, 
ahd. wiluwa, wilaira, apr. widdewü, 
aked. vtdwa, air. fedb, lat. vidua, 
np. beva, osset. idäj, ai. vidhdva, 
uralte femininbildung zu einer wz. 
'leer werden, ledig sein', vgl. gr. 
vjtSsoc ledig, unverheiratet. 

wigadeiilö (oder wigadeinal) f. 
distel, unerklärt. 

wigan, s. gawigan. 

wigana dat. sg. kämpf, krieg, 
zu weihan kämpfen. 



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wigs m. weg, an. vegr, ags. weg, 
afris. wei, aa. ahd. weg, zu -wigan 
in ga wigan. Vgl. lat. via weg, 
das hierher gehören kann (idg. 
*treyhyä). 

wlkö f. zeitweehsel, woche, an. 
ags. w*V», wucu, afris. infc, 
as. "•■•7-//, ahd. icehha woche, zu an. 
vikja, ykva, ags. wican, ahd. wihhan 
weichen, ai. vijdle zittert, fahrt los, 
eilt davon. Vgl. mit idg. tenuis lat. 
vice* Wechsel, gr. elxu weiche. In 
diese sippe gehören noch an. v-tsl, 
as. ahd. wektal Wechsel. 

wilja m. wille, an. vile, ags. willa, 
afris. willa, wille, as. willio, ahd. 
willjo, willo, ahstractum zu wiljan. 

wiljuliul|>H f. Zuneigung, gunst, 
vgl. an. hallr, ags. heald, ahd. Haid 
sich vorwärts senkend, geneigt, wel- 
che got. *haljis in derselben bedeu- 
tung voraussetzen, und ausserhalb 
des germanischen lit. at-si-kolti sich 
anlehnen, atkalta rückenlehne, skr. 
kdta- hüfte, kd{aka- bergabhang. 
Wilja-hal])ei ist also 'das sich neigen 
oder die Zuneigung des willens'. 
Vgl. hulps. 

wiljan wollen, an. vilja, ags. wil- 
Inn, afris. willa, as. willian, ahd. 
wellan, zur idg. wz. *wel- wählen, 
wollen, vgl. waila, walisa, wal- 
jan und ausserhalb des germ. lit. 
velyti wünschen, gönnen, vale wille, 
erlaubnis, macht, aksl. veljq (inf. 
velUi) befehle, volja wille, gall. velio- 
(in Veliocasses), cymr. com. bret. 
guell besser, lat. volo will (inf. velle), 
avest. var- wählen, wollen, ai. vpiile 
erwählt, vdra- wähl, wünsch. Ah- 
stractum zu wiljan ist wilja. 



171 



wilpeiH wild, an. villr, ags. afris. 
wilde, as. ahd. wildi, vgl. cymr. 
gwyllt wild, zu an. villa irre führen. 
Liden (Bezz. Beitr. 21, 106 f..) denkt 
an Zusammenhang mit russ. viljdtt 
hin und her laufen. 

wilwan rauben (wozu wilwa m. 
räuber), unsichern Ursprungs (vgl. 
de Saussure, Mem. de la Soc. de 
Ling. 6, 338). Vgl. wulwa. 

wimlaii, s. biwindan. 

winds m. wind, krimgot. winlch, 
an. vindr, ags. afris. as. wind, ahd. 
mnt, cymr. gwynl, bret. gueni, lat. 
ventus beruhen auf idg. *wetUo-, 
Weiterbildung des part. *wenl- zu 
waian. Vgl. diswin|)jan, win- 
fnskaurö. 

winja f. weide, futter, an. viu 
grasplatz, Weideplatz, ahd. winne 
weide, urspr. 'erquickung, lust', vgl. 
as. ahd. wunnia (s. unwunauds). 
Winja gehört sicher zur wz. *wen- 
begehreu in winnan. 

winna, winnü f. leiden, leiden- 
schaft, an. vinna arbeit, ahd. winna 
streit, zu winnan. 

winnan leiden, an. f inna arbeiten, 
erwerben, gewinnen, besiegen, über- 
winden, aushalten, leiden, ags. win- 
nan arbeiten, sich abmühen, strei- 
ten, leiden, afris. winna erlangen, 
gewinnen, as. winnan sich plagen, 
leiden, kämpfen, gewinnen, ahd. win- 
nan in heftiger aufregung sein, toben, 
streiten, sich abmühen (&pr.gewinna 
sie arbeiten ist wegen des vorge- 
fügten ge- als entlehnung aus dem 
germ. zu betrachten) beruht auf 
der idg. wz. *wen- begehren, stre- 
ben, welche eine sehr reiche bedeu- 



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172 



1 



tungsentfaltung zeigt. Aus dem germ. 
gehören hierher nnwunande, 
wens, winja, winna, wunns 
u. 8. w. (z. b. ags. wunian, ahd. teonen 
wohnen); aus andern Sprachgebieten 
sind zu vergleichen : ai. vanoti, vandti, 
vdnati wünscht, liebt, erlangt, siegt, 
avest. vanaiti siegt, mp. vänitan be- 
siegen, schlagen, lat. venu* = ai. 
vdnas lust, cymr. gwen risus. 

wintrus m. winter, jähr, an. v'etr, 
ags. afris. «finter, as. ahd. wintar, 
urspr. 'regenzeit, waaserzeit', mit 
ablaut und nasal zu watö, vgl. 
zunächst lat. unda, lit. vandä (Liden, 
Beitr. 15, 522). 

win|>takatirö f. worfschaufel, in 
seinem zweiten gliede identisch mit 
gutn. skurä, as. ahd. scora schaufel, 
vgl. mhd. schorn zusammenkehren, 
schürn antreiben, reizen, schären und 
ferner vielleicht an. skera, ags. ahd. 
sceran schneiden, lit. skiriu, air. 
scaraim trenne, scheide, lat. cemo 
scheide, gr. xelpu schere, vernichte. 
Für winfn- s. diswinf)jan. 

win]>jan, s. diswin])jan. 

wipja f. kränz, zu weipan. 

wis n. windstille, nach Cosijn 
(Taalk. bijdr. 1, 191 f. f.) mit der 
urspr. bedeutung 'heiteres wetter' 
zu idg. *wes- heiter sein (s. wizön 
und w i s a n). Anders, aber kaum 
richtig Osthoff (Morph. Unters. 4, 
188 note). 

wisan sein, verweilen, bleiben ist 
eigentlich mit tnsan sich vergnü- 
gen, schmausen (s. wizon) iden- 
tisch. Schon in der urzeit entwickelte 
sich bei der wz. *wes- sein, wohnen 
die nebenbedeutung 'sich wol befin- 



HeitrJ 



den, gedeihen, es gut haben, sie' 
zu gute tun' : einen ähnlichen ve 
lauf nehmen wir bei ai. bhütt- wa 
das erst nur 'das sein, die existensll 
dann aber 'kräftiges oder vollkoml 
menes dasein, tüchtigkeit, tauglich«] 
keit, gedeihen, heil, wolsein, wol 
fahrt' u. 8. w. bezeichnete (s. 
19, 524 f. f.). In den andern 
dialecten hat *we*an nur die urspr 
bedeutung 'sein, bleiben': an. vesa, 
vera, ags. as. ahd. wesan. Vgl. air. 
foss bleiben, ruhe, lat. Vesta, grJ 
ivrix herd, armen, gom bin, avest. 
vanhaiti, ai. vdsati wohnt, verweilt, 
übernachtet, vasati- verweilen, über- 
nachten, wohnung, aufenthalt, mtiu- 
sitz, ort, ding, gegenständ, sache, 
vdstu- stätte, hofetatt, haus, gemacb 
(vgl. gr. mtv, retvrv Stadt). Vgl. 
wists. 

wl88, s. unwiss, mi|)wissei. 

wiss, s. us wies. 

wiss, s. diswisß, gawiss. 

Wiste f. wesen, natur, an. trist, 
ags. as. ahd. wist: neben 'wesen' 
und 'aufenthalt* zeigt das wort auch 
bedeutungen wie 'speise, schmaus', 
welche sich bei wizön anschliessen. 
Wists ist ein verbalabstractum zu 
wisan, vgl. zunächst air. feUs blei- 
ben, rasten (subst.). 

wit wir beide, an. vit, ags. tri/., 
vgl. lit. vedu, zu weis. 

wita, s. fullawita, unwita. 

witan wissen, praet. praes. tcait 
weiss, an. vila, veit, ags. witan, trat, 
afris. wita, wei, as. witan, wet, ahd. 
**33<**, «'«J, vgl. apr. waidimai wir 
wissen, aksl. vHfi, air. ro-feiar ich 
weiss, ad-ftadaim verkünde, cymr. 



yuiz 



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f 



173 



gtpyddom wir wissen, gr. otix, armen. 
ffiiem, avest. vaeda, ai. veda ich 
weiss (neben vedmi). Der begriff 
'wissen' beruht auf »gesehen haben' 
(toait = oJix = veda, urspr. 'habe 
gesehen', vgl. lat. vidi) und witan 
gehört demnach zur idg. wz. *weid- 
s eh en in lit. veizditi (für *veidi'ti) 
sehen, veidas angesicht, aksl. vidSti 
sehen, vidü anblick, aussehen, lat. 
videre sehen, gr. tTXov ich sah, inf. 
IZav. Neben witan-wait steht ein 
echw. vb. witan-tcitaida, das die 
urspr. bedeutung der wz., nämlich 
'auf etwas sehen, beobachten' be- 
wahrt hat und dem ahd. wijjen (in 
giwijjen, irwijjen) entspricht (vgl. 
lit. veizdHi, aksl. vidäi, lat. videre). 
Vgl. fairweitjan, fraweitan, 
idweit, inweitan, weitwöds, 
witö{), witubni. 

witödafasteis m. bewahrer des 
gesetzes, gesetzkundiger, s. witö|> 
und fastan. 

witödalaisareis m. gesetzlehrer, 
s. witö{) und laisareis. 

witödalaus gesetzlos, s. witöb 
und laus. 

witöj) n. gesetz, an. vitad- (in 
vitadsgjafe), afris. witat, anfr. witat, 
ahd. wijjöd, zu witan. 

witubni n. kenntnis, zu witan. 

wibon schütteln, vgl. ai. vydthate 
schwankt, taumelt, geht fehl, vithura- 
wankend, taumelnd. 

wij»ra gegen, wider, an. vidr, ags. 
icider^ afris. wither, as. vridar, ahd. 
icidar, vgl. ai. vitardm weiter, weiter 
hin, zu W auseinander, hinweg. 

wibraw;ur|>s gegenüber liegend, 
ags. widerweard entgegengesetzt , 



feindlich, as. widerward feindselig, 
widerwärtig, ahd. widarwert, widar- 
wart entgegengesetzt, feindlich, wi- 
dersinnig, s. wibra und wairban. 

wipms m. lamm, an. vedr, ags. 
weder, as. wethar, ahd. widar widder, 
urspr. wol 'einjähriges tier, jähr- 
ling', vgl. air. /eis sau, schwein 
(*ve38t~ aus *veUi-), osset. ro##, ai. 
vaUdr kalb zu idg. *welos- jähr, ai. 
vatsard-, gr. troq (rhog) jähr, lat. 
vetus alt (wie lit. vetuszas, aksl. 
vetüchü). Hierher auch lat. vitulus, 
gr. haxfa kalb? Zweifelhaft wegen 
des i. Germ. Wörter für 'schaf fin- 
det man unter awebi. 

wizön schwelgen, wisan schmau- 
sen, Bich vergnügen, andawizns f. 
unterhalt, wattawizn* schmaus, ga- 
wizneigs sich mitfreuend erweisen 
mit wists (und wis?) eine wz. 
*wes- sich zu gute tun, es gut haben, 
heiter sein, schmausen, vgl. aksl. 
veselü froh (Cosijn, Taalk. bijdr. 1, 
191 f. f.), air. do-feotar sie assen, 
fei* essen, cymr. gwest schmaus, lat. 
vescor esse, avest. västra- futter, 
weide, ai. dnu vävase hat aufgezehrt 
(Geldner, Kuhns Zs. 27, 216 f. 260). 
Nach Baunack (Kuhns Zs. 27, 561 
f. f.) soll dieses *wes- auch im grie- 
chischen vorhanden gewesen sein. 
Ursprüngliche identität mit *wea- 
sein, bleiben, wohnen ist kaum zu 
bezweifeln: s. wis an und Beitr. 
19, 524 f f. Anders Wood, Publi- 
cations of the Modern Language 
Association of America 14, 314. 

wlaitön sich umsehen, spähen, 
an. leita suchen, ags. wldtian schauen, 
blicken, mit wlits (und anda- 



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174 



wleizn?) zu an. Uta, ags. tclUan 
blicken, schauen. Wood (Publications 
of the Modern Language Association 
of America 14, 332) vergleicht gr. 
i\\i%oi 'look awry, look askance, 
leer' {*mwlidgöt). 

wlite m. angesicht, an. litr aus- 
sehen, färbe, glänz, ags. wlite glänz, 
gestalt, afris. wlite angesicht, gestalt, 
as. wliti glänz, angesicht, gestalt, 
s. wlaiton. Lit. litis, lytis, lyte 
gestalt, aussehen, form, sexus ist 
nach Liden (Ein balt. slav. anlant- 
gesetz 15 f. f.) aus dem germ. ent- 
lehnt. 

wlizjan schlagen, kasteien, zu 
einem *wliza- rute, geissei, vgl. fer- 
ner aksl. Iha eine aus ruten gefloch- 
tene wand, hürde, slov. leska hasel- 
strauch, air. fletc rute, gerte, ai. 
vle*ka- schlinge (Liden, Ein balt. 
slav. anlautgesetz 25 f. f.). 

wöds wütend, besessen (besser 
wö/lf), an. 6dr, ags. wöd, ahd. wvot, 
vgl. an. ödr poesie, gesang, verstand, 
ags. w6d stimme, gesang und air. 
fdith, lat. vates seher, dichter, cymr. 
gwawd lied. Ueber ai. avest. vat- 
vgl. Hirt, Beitr. 23, 296 f. 

>vok;iins f. wachen, *wökan-*wö- 
kaida zu wakan. 

wökrs m. zunähme, gewinn, Wu- 
cher, an. Skr, ags. wöcor, afris. wöker, 
ahd. wuohhar, zu der unter wakan 
besprochenen wz. (vgl. w a h s j a n 
und aukan), vgl. insbesondere ap. 
vazarka- (vozrka-), mp. vazarg (vazrg), 
np. buzurg, bazarg gross, avest. vazra- 
keule, ai. vdjra- donnerkeil. Ai. vaja- 
kraft, beute hat dieselbe ablautsstufe 
wie wökrs. 



wöpjan Bchreien, rufen, 
an. fpa schreien, as. wöpian, 
tcuojfan wehklagen, jammern, if 
nen, zu an. 6p geschrei, ags. uutM 
as. wöp, ahd. wuof j am mergescbJH 
und ags. wepan (praet. tceup) wefir 
nen, as. wöpan (praet wiop), ahd. 
tcuofan (praet. wiaf) wehklagei 
Verf. (Beitr. 22, 193) und von Ro! 
wadowski (s. Anz. Idg. forschungeifl 
8, 138) vergleichen aksl. valiti herauf 
locken, herbeirufen. Andere Froehde 
(Bezz. Beitr. 17, 319). 

wö{>ei$ süss, lieblich, ags. 
aa. tcöthi. Hoffmann (Bezz. Beitr. 18, 
288) vergleicht gr. Qutm • rpovQikU, 
tfu (Hesych.): das w in wöpeis wäre 
aus labiovelarem gh entstanden. Zu- 
pitza (Die germ. gutturale 34) ver- 
wirft diese combination ohne genü- 
genden grund. 

wraiqs schräg, krumm, afris. wräk, 
gr. pxißis krumm, idg. *wraigo- (mit 
labiovelarem g). 

wraka f. Verfolgung, ags. wracu 
Verfolgung, strafe, räche, zu wri- 
kan. 

wrakja f. Verfolgung, zu w r i k a n. 

wrakjan verfolgen, an. rekja ver- 
folgen, nachspüren, zu wrikan. 

wrakx m. Verfolger, zu wrikan. 

wratodus m. reise, zu wratön. 

wratön reisen, wandern, an. rata, 
unerklärt. Man vermutet Zusammen- 
hang mit an. röta, ags. wrötan, ahd. 
ruojjan aufwühlen. Vgl. wratodus. 

wrekei f. verfolgt sein, vgl. afris. 
wreke, as. wräca, ahd. rächa, zu 
wrikan. 

wrikan verfolgen, peinigen, an. 
r'eka, ags. wrecan, afris. wr'eka drän- 



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175 



gen, treiben, rächen, as. wrecan, ahd. 
rehkan, r'echan strafen, rächen, nicht 
genügend erklärt. Man vergleicht 
lat. urgeo bedränge, gr. t Ipyo schliesse 
ein, air. fraig wand, ai. vrajd- zäun, 
umhegung, bürde, stall. Nach andern 
wäre wriJcan mit np. garäzidan schrei- 
ten, ai. vräjaii schreitet, geht, geht 
fort, pra-vräjayati lässt wandern, 
verbannt (vgl. an. rsekja vertreiben) 
zu verbinden. Man beachte noch ai. 
paru-vij- verstossener, auswürfling, 
das auffallend mit ags. wrecca, as. 
wrekkio, ahd. reccheo landflüchtiger 
verbannter in bedeutung überein- 
stimmt. Vgl. wraka, wrakja, 
wrakjan, wraks, wrekei. 

wrisqan, s. gawrisqan. 

writs m. strich (in der schrift), 
an. rit schreiben, schrift, engl. wrU 
schrift, ahd. rij strich, buchstabe, 
zu an. rtta, ags. writan, afris. wrila 
schreiben, as. writan, ahd. rijan reis- 
sen, ritzen, schreiben. Ausserhalb 
des germ. ist die sippe nicht wider- 



wrijius m. herde, wahrscheinlich 
verschrieben für *wref)us t vgl. dän. 
vraad, ags. wrxf) trupp, herde, ai. 
vrtila- Bchar (Kluge, Beitr. 9, 193) 
und ferner ags. werod schar, worn 
menge, trupp, schar, air. foirenn, 
foirinn abteilung, schar, cymr. gwe- 
rin menge. Ein anderes wort für 
'herde' ist h air da. 

wröhjan beschuldigen, anklagen, 
an. rfyja verleumden, ags. wregan, 
afris. wrögja, as. wrögian, ahd. mögen 
anklagen, beschuldigen, nicht genü- 
gend erklärt (vgl. jedoch Hirt, Beitr. 
23, 293). Vgl. wrühs. 



wröhs f. anklage, an. rög (rogr) 
Verleumdung, mhd. möge anklage, 
ß. wröhjan. 

wruggö f. schlinge, zu *wriggan, 
ags. wringan fest zusammendrehen, 
ahd. ringan pressen, ringen, verwant 
mit ahd. würgen zusammenpressen, 
würgen, an. virgell, as. wurgil strick, 
lit. verziu schnüre zusammen, enge 
ein, presse, aksl. vrilzq binde, fessele 
(anders Liden, Ein balt. slav. anlaut- 
gesetz 9). 

wulau sieden, ablautend mit an. 
vella kochen und ags. tceallan, as. 
ahd. wallan wallen, zur idg. wz. 
*wel- wälzen (s. afwalwjan, walt- 
jan, walus). Dazu u.a. ags. wielm, 
wyhn wallung, woge, ahd. walm hitze, 
glut, wella welle, lit. vilnh, aksl. 
vlitna dasselbe, alban. val'e wallung, 
welle, woge, avest. varsmi-, ai. ürmi- 
woge. 

Wulfs m. wolf, an. ml/r, ags. umlf, 
afris. wolf, as. wulf, ahd. wolf, lit. 
vühas, aksl. vlUkü, alban. uFJt, avest. 
vdhrka-, ai. vfka-, vgl. lat. Ivpus 
(mit Bab. p), gr. Kunos, deren anlauts- 
silbe auf idg. In aus wl zurückgeht 
(Hirt, Beitr. 22, 230* f.). Anders 
Zupitza (Die germ. gutturale 16 f.), 
der wulfs mit lit. vilpiszys wilde 
katze und lat. vulpes fuchs aus idg. 
*wlp~ erklären will. Vielmehr gehö- 
ren vulpes, vulpinus mit an. ylgr, 
ahd. wulpa, ai. vfkt- wölfin zusam- 
men (Hirt a. a. o.). 

wulla f. wolle, an. ull, ags. wulle, 
afris. wolle, ahd. wolla, urverwant 
mit lit. vtlna wollfaser, pl. vtlnos 
wolle, aksl. vlüna, air. olann, cymr. 
gulan, ai. uniä wolle, vgl. gr. euAoc 



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17G 



kraus. Gehört lat. lana hierher oder 
ist ea mit gr. Ai^nj identisch / 

wullareis m. wollenarbeiter, wal- 
ker, zu wulla. 

wulj>ags herrlich, glänzend, wun- 
derbar, zu w u 1 1> u 8. 

wuljirs m. (?) Wichtigkeit, wert, 
adj. wichtig, wertvoll, aga. wuldor 
herrlichkeit, zu wulf>ua. 

wnlpus m. herrlichkeit, vielleicht 
mit tiefstufe zu waldan. 

wulwa f. raub, zu wilwan. 

ii u nun, 8. unwunands. 

wunds wund, aga. aa. wund, ahd. 
umnt, .wozu wundufni und an. 
und, tage, wund, as. wunda, ahd. 
wunta wunde, nicht genügend erklärt. 



Man vorgleicht cymr. guant percas- 
ait, yipün punctio, gr. yotr&Xxt (d. i. 
tx-olKxi) • ouXxi (Hesych.) und ferner 
lit. votls gesehwür, lett. wate, gr. 
ureiXri wunde, ai. -väta- in aväla- 
ungeachädigt. Doch könnte man auch 
au Zusammenhang mit wandus 
denken und ai. vadh- schlagen, er- 
schlagen (aus *wndA-l) zur verglei- 
chung heranziehen (Beitr. 22, 192). 

wundufni f. wunde, plage, zu 
w u n d a. 

Wim ns f. leiden, zu winnan. 



zulöten fremdwort: ftrAvrfo 



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NACHTRAGE UND 



BERICHTIGUNGEN 



aba. Mit an. aß kraft ist gib. 
ags. afol, abal identisch. 

afmauil>s. Vor Hirt hat schon 
Bugge (Beitr. 13, 316 f.) diese sippe 
zu gr. xäftvu u. s. w. gestellt. 

aglaitei. Ganz unsicheres über 
die bilduog8weise von aglait- bei 
Bugge (Beitr. 24, 438). 

aigan. Anders Bugge (Beitr. 24, 
449 f.), der mich nicht überzeugt. 

afrj»a. Stokes (Bezz. Beitr. 25, 255) 
identifiziert atrpa mit air. -ert land. 

airns. Bugge (Beitr. 24, 430 f. f.) 
verbindet airus mit au. ags. dr rüder. 
Vgl. gr. uinipiTtjt; diener, gehilfe zu 
ipfow rüderer. Seine ausfuhrungen 
über das Verhältnis von airus zu 
ärundi überzeugen mich nicht. 

aiws. Neben ags. &(te) lebenszeit 
(so!) steht ein gleichlautendes wort 
mit der bedeutung 'gesetz, ehe' 
(= as. i?o, ahd. eica), das wol nicht 
hierher, sondern zu lat. aequw gehört. 

aljan n. eifer. Anders Johansson, 
Zs. f. d. phil. 81, 298. 

andwatirdjan. Füge hinzu : ags. 
andwyrdan. 

arbaif«. Vgl. noch Bugge (Beitr. 
24, 439), der das ai anders beurteilt. 

asneis. Vgl. insbesondere as. a*na 
lohn, abgäbe. 

aste. Auch as. ast. 



balgs. Auch as. balg. 

baljiaba. Die alte gleichung *bal[u 
= lit. bdlta* weiss hätte jedenfalls 
erwähnt werden sollen. Als grund- 
bedeutung wäre 'glänzend' anzuset- 
zen (vgl. mein Etym. wb. der aind. 
spräche 199 f. s. v. bhälam). fitselbe 
bedeutungsentwicklung finden wir 
bei ags. cd/ schnell, kühn, das ich 
mit lit. idiba* blitz, Bbu glänze, 
schimmere, leuchte, Sibinu leuchte, 
ühurys licht, fackel verbinde. 

banste. Skr. bhasa- in der bedeu- 
tung 'kuhstall' existiert nicht (s. 
Zachariae, Deutsche litteraturzeitung 
1900, N° 2). 

btenieiten. Vgl. Hirt, Der idg. 
ablaut 37. 

blei I»s. Hirt (Der idg. ablaut 122) 
stellt blei})» zu mili{). Die eigent- 
liche bedeutung wäre dann 'süss'. 

braids. Ganz unsicheres bei Bugge 
(Beitr. 24, 453 f.). 

brül>s. Anders Wood, Modern 
language notes 15, 95. 

dugan. Die meinung Bugges 
(Beitr. 13, 510 f. f.), dass das g aus 
to entstanden und dugan mit ai. 
tdvili zu vergleichen sei, ist unbe- 
gründet. 

faihufriks. Die folgenden Wörter 
hätten noch erwähnt werden sollen: 



178 



an. frfkn kühn, tapfer, ags. frecne 
gefährlich, schrecklich, verwegen, 
as. fröcni kühn. 

fafrra. L. armen, hepi. 

faürataui. Ißt -tani eigentlich 
'ramus sortilegus' und mit lit. dimis 
binse, gr. J4vä£, dor. 3&vo£ rohr, 
rute zu verbinden? So Bugge, Beitr. 
24, 447. Vgl. tains (Nachträge). 

flaks. Wood (Modern language 
notes 15, 95) erklärt das wort als 
'wassertier' und stellt es zu air. esc 



fotubatird. Vielleicht gehört -baurd 
zu lit. beriu streue (inf. berli): vgl. 
Bugge, Beitr. 24, 453 f. 

frainan. Bugge (Beitr. 24, 435 
f.) vermutet Zusammenhang mit 
ferj a. 

fraiw. Bugge (Beitr. 24, 457 f.) 
verteidigt die alte gleichung fraiw : 
lit. periu, lat. pario. Hirt (Der idg. 
ablaut 112) sucht fraiw mit gr. 
avtlpa zu vermitteln. 

gamai|>8. Anders Bugge (Beitr. 
24, 456 f.). 

gibla. Vgl. über yxßxxiv Hatzi- 
dakis, Idg. forschungen 11, 319. 

iril |>a. Eine andere ganz unsichere 
Vermutung findet man bei Persson, 
De origine ac vi primigenia gerundii 
et gerundivi latini (Upsala 1900), 31. 

hatis. Mhd. hader ist wol anders 
zu beurteilen. 

hlütrs. Vgl. noch lit. «zluju wische, 
fege, szluta besen (s. Hirt, Der idg. 
ablaut 103). 

hnasqus. Unsicheres bei Wood 
(Beitr. 24, 530). 

hraiwadfibö. Ueber etwaigen Zu- 
sammenhang von hraiwa- mit der 



idg - IM 



1 



sippe von xpixs handelt Bugge 
24, 427 f.). 

hröt. Anders Hirt, Der 
laut 77. 

hng8. Es sei noch erwähnt. <laat 
Bugge (Beitr. 13, 507 f. f.) das j 
aus w herleitet und ai. äkuvale v 
gleicht. 

kaisaragild. L. kaisar. 

lamb. Nach Hirt (Der idg. ablaut 
122) wäre lamb eigl. 'tierjunges' 
und eine ableitung von idg. *eltn- 
hirsch (lit. elnU, aksl. jelerii, gr. 

?AAo?, tX*(poq U. 8. W.). 

leiht«. Noch as. adv. Uhto. 

niaüistns. L. an. miga. 

mail. Eine unsichere Vermutung 
findet man bei Bugge (Beitr. 24, 
433 f.). 

maitan. Bugge (Beitr. 24, 437 f.) 
erklärt maiian aus *pmaitan und 
vergleicht lat. tondo schere {tond- 
aus *tomrd-) t gr. riptva schneide. 
Seine beurteilung der vocalverhält- 
nisse will mir nicht einleuchten. 

ma]>a. Unsicheres bei Hirt, Der 
idg. ablaut 95. 

maudjan. Wood (Modern language 
notes 15, 96) vergleicht noch gr. 
ßvbot; wort, (ttöeoftat rede. 

niil(li|»a. Anders über mild* Hirt 
(Der idg. ablaut 122). 

miluks. Am ende 1. : ai. w^cdti 
berührt. 

naü. Vgl. über vrfu; Brugmann, 
Idg. forschungen 11, 273 f. f. 

mit w, nehtoa. Oder mit suffixalem 
w zu an. nd erreichen, lat. nancitcor 
u.s.w. (s. binaühan), wie Wood 
(Beitr. 24, 530) vorschlägt. Noch 
anders Hirt (Der idg. ablaut 130 f.). 



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179 



reiks. Gegen Brugmanns hypo- 
these Hirt (Der idg. ablaut 143). 

saggws. L. *seiigk-, *songh-. 

s.tuls. Zeile 5 1. : Ständer. 

Reis. Anders Wood (Beitr. 24, 
531 f.), der die angeführten germ. 
Wörter mit ags. sM zeit, günstige 
zeit, gelegenheit, glücklicher um- 
stand, glück von der wz. *se- in 
Bai an ableitet. Die bedeutungsent- 
wicklung wäre: säen, säezeit, rechte 
zeit, günstige zeit, glück. 

sniwan. Hirt (Der idg. ablaut 
120) vergleicht ai. sanSti erlangt. 
Kaum richtig. 

snutrs. Hirt (Der idg. ablaut 
120) stellt snutrs mit gr. vovt ver- 
stand zu ahd. sin sinn. 

standan. Zeile 7 1.: aksl. 

Slipon. Vgl. noch Wood, Modern 
language notes 15, 96. 

tains. Zusammenhang mit lit. 
dunis binse, gr. 16vaZ t dor. tavoc!- 
rohr, rute ist auch trotz Bugge 
(Beitr. 24, 446 f.) nicht wahrschein- 
lich. 

tandjan. Zeile 2 1. ags. on-tendan. 



tekan. Hirts Vermutung (Der idg. 
ablaut 30) ist unwahrscheinlich. Vgl. 
noch Brugmann, Idg. Forschungen 
11, 284 f. f. 

|>eihs. Wenig ansprechend ist die 
Vermutung Sütterlins (Bezz. Beitr. 
17, 165 f.) dass pei/is-ping mit der 
grundbedeutuug Anordnung, Festset- 
zung' zu gr. räo-tru zu stellen sei. 
Doch mag sie noch erwähnt werden. 
Nach Stokes (Bezz. Beitr. 25, 258) 
wäre an. ags. ping, ahd. ding von 
peihs zu trennen und mit air. -tenc 
ding(?) gleichzusetzen. 

Imlan. Zeile 4 1. air. teile. Zeile 
6 1. tollo. 

ufbauljan. Osthoff (Vom supple- 
tivwe8en der indogermanischen spra- 
chen 66 f.) stellt die sippe von 
ufbauljan, hd. beule zur wz. ^Zu- 
wachsen = *bkeu- werden (vgl. 
bau an). 

wamba. Wood (Modern language 
notes 15, 98) stellt das wort zu ai. 
vapd eingeweidehaut, netzhaut, des- 
sen a auf idg. zurückgehen kann. 



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Buchdruckcrui voimal* E. J. Hrili,, Leiden. 



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AUL 2 7 1951 




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